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Sigrid Born/Nicole Würth


Erben, vererben und vermachen
Sigrid Born/Nicole Würth

Erben, vererben und


vermachen
Erbfolge – Testament – Pflichtteil –
Schenkung – Erbengemeinschaften –
Steuern – Die besten Tipps
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die Rechte
der Verbreitung, der Vervielfältigung, der Übersetzung, des Nachdrucks und
der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege, durch Fotokopie,
Mikrofilm oder andere elektronische Verfahren sowie der Speicherung in
Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung,
dem Verlag vorbehalten.

ISBN 978-3-7093-0486-0

Es wird darauf verwiesen, dass alle Angaben in diesem Buch trotz sorgfältiger
Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung der Autorinnen oder des
Verlags ausgeschlossen ist.

Umschlag: stern und buero8


Satz: Hannes Strobl, Satz·Grafik·Design, 2620 Neunkirchen
© LINDE VERLAG WIEN Ges.m.b.H., Wien 2012
1210 Wien, Scheydgasse 24, Tel.: +43/1/24 630
www.lindeverlag.de
www.lindeverlag.at

Druck: Hans Jentzsch & Co. GmbH., 1210 Wien, Scheydgasse 31


4
Inhalt

Vorwort .............................................................................................. 9

Einleitung ........................................................................................... 11

Kapitel 1: Die gesetzliche Erbfolge ................................................ 13


Wenn der Verstorbene Kinder hinterlässt ........................ 14
Was erbt der Ehegatte?.................................................... 18
Pflegende Angehörige ..................................................... 22

Kapitel 2: Das Testament................................................................. 25


Für wen ist ein Testament sinnvoll?................................. 25
Das eigenhändig geschriebene Testament ....................... 26
Das notarielle Testament ................................................. 28
Zentrales Testamentsregister............................................ 31
Retter in der Not – Nottestamente................................... 32
Wem kann ich etwas hinterlassen?.................................. 32
Das Ehegattentestament................................................... 38
Das Testament ändern...................................................... 45
Vermächtnisse.................................................................. 47
Erben mit Auflagen.......................................................... 48
Erben unter Bedingungen................................................ 49
Vorerbe – Nacherbe: Wann ist das sinnvoll?.................... 51
Wie kann der Erblasser Streit vorbeugen?....................... 55

Kapitel 3: Der Erbvertrag ............................................................... 56


Der Unterschied zum Testament ..................................... 56
Formvorschriften beim Erbvertrag.................................. 58
Aus dem Erbvertrag aussteigen....................................... 58

5
Erben, vererben und vermachen

Kapitel 4: Enterbung und Pflichtteilsansprüche ............................ 61


Wer bekommt immer einen Pflichtteil?.......................... 61
Wer gilt als erbunwürdig?............................................... 63
Wie hoch ist der Pflichtteil?........................................... 65
Stundung des Pflichtteils................................................ 66
Pflichtteilergänzungsansprüche...................................... 67

Kapitel 5: Die Testamentsvollstreckung ......................................... 71


Wer soll Testamentsvollstrecker werden?....................... 72
Welche Pflichten hat der Testamentsvollstrecker?.......... 74
Was kostet der Testamentsvollstrecker?.......................... 77
Annehmen oder ablehnen?............................................. 80

Kapitel 6: Die Erbschafts- und Schenkungssteuer......................... 82


In welcher Steuerklasse bin ich?..................................... 82
Die Freibeträge............................................................... 83
Die Höhe der Erbschaft und Erbschaftssteuersätze........ 84
Besteuerung von Grundbesitz ........................................ 86
Das Berliner Testament aus steuerlicher Sicht ............... 87
Vorerbe – Nacherbe: Welcher Steuersatz gilt?................ 90
Zu Lebzeiten Vermögen übertragen............................... 91

Kapitel 7: Nichteheliche Lebensgemeinschaften........................... 94


Erbvertrag oder Testament?............................................ 95
Wenn Kinder miterben sollen......................................... 97
Steuerliche Probleme...................................................... 99

Kapitel 8: Erbengemeinschaften – Vorsicht, explosiv!.................. 101


Wie entsteht eine Erbengemeinschaft?........................... 101
Konsens gefragt: gemeinsame Verwaltung
des Vermögens................................................................ 102

6
Inhalt

Welcher Erbe handelt fur die Gemeinschaft?................. 105


Wie wird das Erbe aufgeteilt? ........................................ 106
Aus der Erbengemeinschaft ausscheiden....................... 112
Vermittlung – immer einen Versuch wert ...................... 115
Die Zwangsversteigerung – oft der letzter Ausweg ....... 117

Kapitel 9: Der Erbfall ist eingetreten ............................................. 118


Die Checkliste für Erben – Was muss ich im
Todesfall tun?................................................................. 118
Brauche ich als Erbe einen Erbschein? ......................... 121
Kosten des Erbfalls ........................................................ 122

Kapitel 10: Die Erbschaft annehmen – oder besser ausschlagen?.. 124


Muss ich auch für die Schulden des Erblassers
geradestehen?................................................................. 124
Wie schlage ich das Erbe aus?........................................ 125
Was passiert, wenn ich das Erbe ausgeschlagen habe?.... 128
Besonderheiten bei Eheleuten........................................ 128
Die Annahme oder Ausschlagung der Erbschaft
rückgängig machen......................................................... 130
Im Zweifel: Nachlassverwaltung beantragen!................ 132

Kapitel 11: Mein Geld soll in eine Stiftung .................................... 139


Was ist eine Stiftung?..................................................... 139
Wie errichtet man eine Stiftung?.................................... 142

Kapitel 12: Wie kann ich noch vorsorgen? .................................... 144


Die Checkliste ............................................................... 145

7
Vorwort
Erbrecht und Erbschaftssteuerrecht werden in Deutschland regelmäßig
verändert. Der erfolgreiche stern-Ratgeber „Erben, vererben und verma-
chen“ liegt deshalb nun in der überarbeiteten und aktualisierten 4. Auflage
vor.
Gewohnt zuverlässig und anschaulich führt Sie der Ratgeber Schritt für
Schritt durch die komplizierten neuen Regelungen. Anhand vieler Beispie-
le zeigt er Ihnen, wie das Gesetz zu verstehen ist, was sich geändert hat und
was Sie als Vererbender oder auch als Erbe tun sollten – und was besser
nicht.
Der wichtigste Tipp auch nach dem neuen Erbrecht: Bleiben Sie am Leben,
bis Sie Ihr Erbe geregelt haben! Dadurch wird es für Ihre Lieben billi-
ger, indem Sie zum Beispiel klug schenken. Wie das geht, beschreibt die-
ser Ratgeber. Vor allem aber wird es friedlicher, denn ein nicht geregelter
Nachlass kann das Leben für die Nachkommen zur Hölle machen. Auch
hier hilft der stern-Ratgeber mit präzisen Tipps, wie man ein Testament
schreibt und was drinstehen muss.
Das Thema ist heikel, wer beschäftigt sich schon gern mit seinem Tod.
Aber wenn Sie dieses Buch gelesen haben, werden Sie wissen, wie beruhi-
gend es ist, wenn man seinen Nachlass sortiert hat.

Frank Thomsen
Chefredakteur stern.de

9
Einleitung
„Nach mir die Sintflut“ – das ist immer noch eine weit ver-
breitete Ansicht, wenn es darum geht, was aus dem müh-
sam Angesparten werden soll, wenn man mal stirbt. Für
die meisten Menschen ist der eigene Tod ein Tabuthema.
Doch ist es nicht ein gutes Gefühl, zu wissen, dass alles Klare
geregelt ist? Dass man keine Ratlosigkeit hinterlässt, son- Anweisungen
dern klare Anweisungen?
Die erbittertsten Auseinandersetzungen innerhalb der Fa-
milie gibt es oft dann, wenn der Nachlass des Verstorbe-
nen verteilt werden muss und nicht klar geregelt ist, wer
was erhalten soll. Da kommen alte Eifersüchteleien hoch,
längst vergessene Konkurrenzkämpfe und die Angst, im-
mer zu kurz zu kommen.
Das Gewitter unter den Erben lässt sich aber vermeiden,
wenn der Verstorbene ein Testament zurücklässt, an das
sich alle halten können und das keinen Raum für verquere
Interpretationen lässt. Somit hat auch der Erblasser selbst Nicht jeder
die innere Gewissheit, dass sein Nachlass wirklich demje- hat ein
nigen zukommt, den er nach seinem Tod berücksichtigen Testament
will.
Doch warum machen dann so wenige Menschen ein Testa-
ment? Bei vielen ist es die Befürchtung, etwas falsch zu
machen und sich in den komplizierten Gesetzen, die es in
Deutschland gibt, nicht zurechtzufinden.
Dieser Ratgeber soll dem Leser helfen, seine Erbschafts-
angelegenheiten zu regeln. Er erklärt, wie man am be-
sten ein Testament errichtet, und gibt einen strukturierten
Überblick über das deutsche Erbrecht.
Alternativen zum Testament und Enterben sind dabei ge-
nauso ein Thema wie das Verschenken von Vermögen zu
Lebzeiten oder das Erbrecht bei nichtehelichen Lebensge-

11
Erben, vererben und vermachen

Hilfe für meinschaften. Auch das Erbschaftssteuerrecht ist berück-


Erben sichtigt. Wie viel Steuern müssen die Erben bezahlen? Wie
werden Immobilien beim Erbe bewertet? Eine Checkliste
hilft zudem, die Unterlagen für die Nachfahren zu ordnen.
Berücksichtigt sind darüber hinaus die Neuerungen zum
Zentralen Testamentsregister ab 2012. Dieses enthält
sämtliche Angaben zur Verwahrung aller erbfolgerele-
vanten Urkunden, die vom Notar errichtet werden oder in
die gerichtliche Verwahrung gelangen. Dadurch wird der
letzte Wille des Erblassers besser gesichert und die Erben
kommen schneller an den Nachlass.
Die Erben selbst finden hier ebenfalls alle Informationen,
die sie brauchen, wenn der Ernstfall eingetreten ist. Ist ein
Angehöriger gestorben, gibt das Buch einen Überblick
über das, was zu tun ist und was auf die Erben zukommen
wird. Auch hier leistet eine Checkliste erste Hilfe in der
traurigen Zeit kurz nach dem Tod des Angehörigen.

Februar 2012 Sigrid Born/Nicole Würth

12
KAPITEL 1

Die gesetzliche Erbfolge


Wer erbt eigentlich, wenn der Erblasser weder Testament
noch Erbvertrag hinterlassen hat? Diese Frage ist wichtig,
denn nur knapp 30 Prozent aller Deutschen legen zu Leb-
zeiten fest, was nach dem Tod mit dem eigenen Vermögen Ohne Testament
passieren soll. Bei all denjenigen, die das nicht tun, tritt gilt gesetzliche
automatisch die gesetzliche Erbfolge ein. Für sie regelt der Erbfolge
Staat, was nach dem Tod mit dem Nachlass geschieht.
Ob das dem künftigen Erblasser recht ist, kann er aber erst
beurteilen, wenn er weiß, wer nach der gesetzlichen Erb-

g u t z u wissen

Erben nach Ordnungen


Erben erster Ordnung sind immer die direkten Abkömmlinge des Verstorbenen,
das heißt seine Kinder, die Enkel und die Urenkel. Dazu gehören auch die
nichtehelichen Kinder.
Erben zweiter Ordnung: Dazu gehören zum einen die Eltern des Verstorbenen,
aber auch deren Abkömmlinge. Das sind dann die Geschwister des Toten, seine
Neffen und Nichten so wie auch deren Kinder.
Erben dritter Ordnung: Darunter fallen die Großeltern des Verstorbenen sowie
deren Abkömmlinge, also Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen sowie deren
Kinder.
Erben vierter Ordnung sind entferntere Voreltern des Verstorbenen wie Urgroß-
eltern sowie deren Abkömmlinge.
Erben fünfter und weiterer Ordnung sind entferntere Voreltern des Verstorbenen
sowie dessen Abkömmlinge.
Faustregel: So lange ein Verwandter aus der vorrangigen Ordnung beim Tod
des Erblassers noch lebt, gehen alle Verwandten der niedrigeren Ordnung leer
aus. Ehepartner spielen dabei eine gesonderte Rolle.

13
Erben, vererben und vermachen

folge überhaupt erben würde. Erst dann kann er nämlich


einschätzen, ob ein Testament in seinem Fall sinnvoll ist
oder nicht.
Die ver- Wenn es um die Frage geht, wer von den Verwandten erbt,
schiedenen teilt der Gesetzgeber die Erben in verschiedene Ordnun-
Ordnungen gen ein: Hat der Erblasser Verwandte erster Ordnung wie
etwa Kinder, dann gehen die Erben der nachrangigen Ord-
nung leer aus. Gibt es dagegen keine Erben der ersten Ord-
nung, kommen die Erben der zweiten Ordnung, also Eltern
und Geschwister, zum Zuge. Gibt es auch keine Erben der
zweiten Ordnung, dann erben die Erben dritter Ordnung
und so weiter.

Wenn der Verstorbene Kinder hinterlässt


Kinder erben Hinterlässt der Verstorbene Kinder, dann sind diese immer
immer! seine gesetzlichen Erben. Denn sie sind Erben erster Ord-
nung und schließen damit die Erben der anderen Ordnun-
gen von der gesetzlichen Erbfolge aus. Hat der Verstorbe-
ne mehrere Kinder hinterlassen, erben diese zu gleichen
Teilen. So bekommt bei zwei Kindern jedes die Hälfte des
hinterlassenen Vermögens, bei drei Kindern jedes ein Drit-
tel, bei vier Kindern jedes ein Viertel und so weiter.
Ist eines der Kinder des Verstorbenen bereits tot, bekom-
men die anderen seinen Anteil zu gleichen Teilen.
Doch Vorsicht: Nicht immer können sich die Geschwister
in diesen Fällen über ein größeres Erbe freuen. Hat näm-
lich das verstorbene Kind des Erblassers selbst Kinder hin-
terlassen, treten diese Enkelkinder des Erblassers an seine
Stelle und bekommen dann den Anteil des verstorbenen
Kindes.

14
Die gesetzliche Erbfolge

B eispiel

Fall 1: Der Erblasser hinterlässt drei Kinder. Emma, Susanne und Ralf. Eigent-
lich würde jeder ein Drittel des Erbes bekommen. Ist Ralf zum Zeitpunkt des
Erbfalles auch schon tot, bekommen Emma und Susanne je die Hälfte.
Fall 2: Der Sohn Ralf ist zwar verstorben, hinterlässt aber selbst zwei Kinder.
In diesem Fall erben Emma und Susanne je ein Drittel. Das eigentlich Ralf zuste-
hende Drittel teilen sich seine zwei Kinder. Die beiden Kinder bekommen also
je ein Sechstel.

Lebt ein Erbe, so schließt er seine eigenen Abkömmlin- Enkel treten in


ge von der Erbfolge aus. Enkel sind so zwar Erben erster die Fußstapfen
Ordnung – genauso wie die Kinder des Erblassers. Sie be- der Kinder
kommen aber nichts, wenn die Großeltern sterben und die
Eltern (und damit die Kinder der Verstorbenen) noch am
Leben sind.

B eispiel

Die Erbfolge
Toni hinterlässt zwei Kinder namens Emma und Ralf. Emma und Ralf haben
selbst Kinder, nämlich Markus und Hanna. Stirbt Toni, erben Emma und Ralf.
Die Enkelkinder Markus und Hanna erben von Toni nichts.

Gibt es mehrere Erben, werden diese zu einer Erbenge-


meinschaft. Mehr dazu lesen Sie im Kapitel „Erbenge-
meinschaften – Vorsicht, explosiv!“.

Nichteheliche Kinder
Hat der Verstorbene neben seinen ehelichen Kindern auch
nichteheliche, so sind diese in gleicher Weise erbberech- Unklare
tigt, denn sie gehören genauso zur Erbengemeinschaft. Vaterschaft

15
Erben, vererben und vermachen

Das gilt unabhängig davon, ob die nichtehelichen Kinder


von ihrer Mutter oder ihrem Vater erben. Erben sie von
ihrem Vater, so muss die Vaterschaft des Erblassers aller-
dings feststehen. Das ist dann der Fall, wenn der Verstor-
bene die Vaterschaft zu Lebzeiten anerkannt hat. Die Va-
terschaft kann aber auch im Nachhinein, also im Erbfall
festgestellt werden. Das geht aber nur, wenn derjenige, der
behauptet, ein nichteheliches Kind zu sein, keinen anderen
„Vater“ hat. Wenn das Kind also aus einer intakten Ehe
stammt, dann muss es erst die Vaterschaft des bis dahin
legitimen Vaters anfechten.
Dass nichteheliche Kinder von ihrem Vater gleichberech-
Nichteheliche tigt erben wie eheliche war übrigens nicht immer so. Diese
und eheliche Regelung gilt vielmehr erst seit dem 1. April 1998. Davor
Kinder sind hatten nichteheliche Kinder nur einen so genannten Erb-
gleichgestellt ersatzanspruch gegen die Erben. In Höhe des normalen
gesetzlichen Erbanspruchs hatten sie demnach zwar einen
finanziellen Anspruch gegenüber den Erben. Sie konnten
aber nicht mitreden, wenn es etwa um die Verteilung von
Immobilien ging, und sie waren auch nicht Mitglied der
Erbengemeinschaft.
Die Neuregelung, die besagt, dass nichteheliche Kinder
Stichtag von ihrem Vater genauso erben wie eheliche Kinder, gilt
im Übrigen nur für Kinder, die nach dem 1. Juli 1949 ge-
boren sind. Die vor diesem Tag geborenen Kinder gehen
beim Tod des nichtehelichen Vaters leer aus.

Adoptierte Kinder
Mit der Adoption wird das Verwandtschaftsverhältnis des
Kindes zu seiner leiblichen Familie aufgelöst. Stattdessen
wird es in seine neue Familie vollständig eingegliedert.
Das hat zur Folge, dass es gegenüber seinen Adoptiveltern
dieselbe erbrechtliche Stellung hat wie die leiblichen Kin-

16
Die gesetzliche Erbfolge

der. Es wird also so getan, als ob das Kind schon seit seiner
Geburt ein leibliches Kind der annehmenden Eltern wäre.
Demnach erbt es auch genauso.
Ist das Kind jedoch erst als Volljähriger adoptiert worden, Ausnahme
gibt es Besonderheiten: Das Kind ist mit weiteren Ange-
hörigen der annehmenden Eltern nicht automatisch ver-
wandt. Es erbt auch nicht ohne Weiteres von ihnen.

B eispiel

Fall 1: Toni und Inge adoptieren den 20jährigen Peter. Bei einem Autounfall
kommen die Adoptiveltern ums Leben. Peter erbt von seinen Adoptiveltern wie
ein leibliches Kind. Drei Jahre später stirbt auch Inges Mutter Maria. Peter erbt
nichts von Inges Mutter.
Fall 2: Peter wurde schon mit 16 Jahren adoptiert. Er würde im gleichen Fall
zunächst von seinen Adoptiveltern erben und drei Jahre später auch noch von
Maria.

Ausnahmsweise kann das Vormundschaftsgericht bei einer Adoption von


Erwachsenenadoption aber eine so genannte Volladoption Erwachsenen
aussprechen. Das ist etwa dann der Fall, wenn gleichzei-
tig weitere minderjährige Geschwister adoptiert werden
sollen bzw. schon wurden oder wenn der Erwachsene, der
adoptiert werden soll, schon als Minderjähriger in der Fa-
milie aufgewachsen ist. Gleiches gilt auch, wenn der An-
nehmende sein eigenes nichteheliches Kind oder das sei-
nes Ehegatten adoptieren möchte.

Stiefkinder
Stiefkinder erben nur von ihren leiblichen Eltern. Von ih-
rem nichtleiblichen Vater oder ihrer nichtleiblichen Mutter
erben sie nichts. Stiefeltern, die das anders regeln wollen,

17
Erben, vererben und vermachen

können ihre Stiefkinder natürlich in einem Testament als


Erben einsetzen. Möglich ist unter Umständen auch, dass
der nichtleibliche Elternteil das Stiefkind adoptiert. Dann
erbt das Kind genau wie ein eigenes leibliches Kind.

Was erbt der Ehegatte?


Der Ehegatte In vielen Fällen stirbt der Erblasser und hinterlässt einen
hat Sonder- Ehepartner und zudem Kinder. Liegt kein Testament vor,
stellung vermuten die meisten Menschen, dass der Ehepartner au-
tomatisch alles erbt. Doch das ist nicht so.
Der Erbteil des Ehegatten berechnet sich vielmehr danach,
welche Erben welcher Ordnung sonst noch vorhanden
sind.
Faustregel Faustregel: Je entfernter die Verwandten sind, die noch
miterben, desto mehr bekommt der Ehepartner.
Die Kinder des Verstorbenen sind Erben erster Ordnung
und erben daher immer. Hinterlässt der Verstorbene Ehe-
partner und Kinder, ist der Ehepartner erst einmal zu ei-
Pauschaler nem Viertel erbberechtigt. Hat er mit dem Erblasser im
Zugewinn- Güterstand der Zugewinngemeinschaft gelebt, was in den
ausgleich allermeisten Ehen der Fall ist, dann bekommt er noch mal
ein Viertel hinzu. Dieses Viertel dient dazu, den Ehepart-
ner an dem während der Ehe gemeinsam angehäuften Ver-
mögen teilhaben zu lassen. Es ist sozusagen ein pauschaler
Zugewinnausgleich. Im Ergebnis heißt das: Der Ehepart-
ner bekommt in der Regel die Hälfte, die Kinder teilen
sich die andere Hälfte.

18
Die gesetzliche Erbfolge

B eispiel

So viel erben der Ehepartner und die Kinder


Karl und Erna Meier sind verheiratet und haben zwei Kinder, Dirk und Philipp.
Wenn Karl stirbt, bekommt seine Frau die Hälfte seines Vermögens. Ein Viertel
davon bekommt sie aus gesetzlichem Erbrecht, das andere Viertel als eine Art
Zugewinnausgleich. Die Kinder Dirk und Philipp teilen sich die andere Hälfte
des Nachlasses. Sie bekommen vom Vater je ein Viertel des Erbes.

Wenn das Vermögen, das die Eheleute während der Ehe Ausschlagen
angehäuft haben, besonders groß ist, kann es für den Ehe- ist manchmal
gatten aber auch ratsam sein, das Erbe erst einmal aus- günstiger
zuschlagen. Anschließend lässt er sich den konkreten Zu-
gewinnausgleich auszahlen. Diese Lösung bietet sich vor
allem dann an, wenn die Quote des Zugewinnausgleichs-
anspruchs am Nachlass höher ist als 85,71 Prozent. Mehr
dazu können Sie im Kapitel „Die Erbschaft annehmen –
oder besser ausschlagen?“ nachlesen.
Hinterlässt der Verstorbene keine Kinder oder sonstige Er- Kinderlose
ben erster Ordnung, gibt es dafür aber Erben zweiter Ord- Ehe
nung wie Eltern oder Geschwister, bekommt der Ehepart-
ner neben ihnen die Hälfte des Erbes, in der Regel wieder
erhöht um ein Viertel als pauschaler Zugewinnausgleich.

B eispiel

Kinderlose Ehe
Peter und Rita sind verheiratet und haben keine Kinder. Peters Eltern leben noch.
Stirbt Peter, erbt Rita die Hälfte seines Nachlasses plus ein Viertel aus der Zuge-
winngemeinschaft. Die Ehefrau erbt insgesamt also drei Viertel des Nachlasses.
Das restliche Viertel erben die Eltern von Peter.

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Erben, vererben und vermachen

Nur wenn weder Erben der ersten noch der zweiten Ord-
nung existieren, bekommt der Ehepartner alles.

Erben bei Eheverträgen


Wie gesagt, leben die meisten Eheleute im Güterstand
der Zugewinngemeinschaft. Doch durch einen Ehevertrag
können Eheleute auch einen anderen Güterstand vereinba-
ren, etwa den der Gütertrennung oder der Gütergemein-
schaft.
Güter- Haben die Eheleute vor einem Notar Gütertrennung ver-
trennung einbart, dann erbt der Ehepartner regelmäßig weniger als
derjenige, der in einer Zugewinngemeinschaft gelebt hat.
Bei der Gütertrennung gelten folgende Grundsätze: Neben
ein oder zwei Kindern des Verstorbenen erbt der Ehepart-
ner immer gleich viel wie die Kinder. Hinterlässt der Erb-
lasser also ein Kind, erbt das Kind die Hälfte und der Ehe-
partner die andere Hälfte. Lässt der Erblasser etwa zwei
Kinder und die Ehefrau zurück, erben alle ein Drittel. Sind
mehr Kinder vorhanden, bekommt der Ehepartner immer
ein Viertel des Nachlasses.
Gibt es nur noch Verwandte der zweiten Ordnung, so be-
kommt der Ehepartner die Hälfte des Vermögens. Bei
Verwandten der dritten Ordnung sind dann nur noch die
Großeltern, nicht aber deren Abkömmlinge neben dem
Ehepartner zur Hälfte erbberechtigt.
Güter- Haben die Eheleute Gütergemeinschaft vereinbart, gehört
gemeinschaft dem einen Ehepartner ohnehin die Hälfte des Vermögens.
Das ist vor dem Tod seines Ehepartners schon so, und daran
ändert sich auch nichts. Von der anderen Hälfte bekommt
der überlebende Ehegatte ein Viertel, den Rest die Kinder.
Gibt es keine Kinder oder Enkel, sondern nur Verwandte
zweiter Ordnung, dann erbt der Ehepartner die Hälfte.

20
Die gesetzliche Erbfolge

A c h t u ng

Abgesichert
Hier sieht man, dass es unter Umständen nicht ratsam ist, ohne Testament aus
dem Leben zu scheiden, wenn man den Ehepartner abgesichert wissen will. Ins-
besondere dann, wenn der Erblasser eine Immobilie hinterlässt und der verwit-
wete Ehepartner die Kinder ausbezahlen soll, gerät dieser leicht finanziell ins
Schwanken. Für Eheleute bietet sich in diesen Fällen ein so genanntes Berliner
Testament an. Lesen Sie dazu den Abschnitt zum Berliner Testament auf Seite 39.

Der Voraus des Ehegatten


Für Haushaltsgegenstände und Hochzeitsgeschenke hat
das Gesetz eine Sonderregelung getroffen. Sie stehen dem Haushalts-
überlebenden Ehegatten im Rahmen der gesetzlichen Erb- gegenstände
folge neben den Erben der zweiten Ordnung sowie den bleiben
Großeltern automatisch als so genannter Voraus zu. Sie außen vor
spielen damit bei der Erbquote keine Rolle. Im Verhältnis
zu den Erben erster Ordnung hat der Ehegatte einen An-
spruch auf diese Gegenstände, „soweit er sie zur Führung
eines angemessenen Haushalts benötigt“. Das gilt unab-
hängig vom Güterstand. Damit soll sichergestellt wer-
den, dass der überlebende Ehegatte sein Leben – soweit
das möglich ist – in gewohnter Art und Weise weiterleben
kann. Er kann also etwa Teppiche und Möbel ebenso von
vornherein behalten wie Bücher oder CDs. Erbt der über-
lebende Ehegatte aufgrund eines Testaments oder Erbver-
trages, besteht der Anspruch auf den Voraus nur, wenn das
im letzten Willen des Erblassers steht.

Geschiedene Ehepartner
Wer im Zeitpunkt des Todes seines Expartners bereits von
diesem geschieden ist, erbt nichts. Das Gleiche gilt unter

21
Erben, vererben und vermachen

Keine Umständen auch dann schon, wenn bei Gericht ein Schei-
Erbschaft bei dungsantrag gestellt wurde. Ist das allerdings noch nicht
Scheidungs- geschehen, oder hat der andere dem Antrag nicht zuge-
antrag stimmt, wird der überlebende Ehegatte Erbe.
Hatte der geschiedene Ehegatte einen rechtskräftigen
Unterhaltsanspruch gegenüber dem Erblasser, kann er
Ansprüche gegen die Erben geltend machen. Das gilt je-
doch nur maximal bis zu der Höhe des Pflichtteils, den der
Überlebende gegenüber seinem Expartner hätte geltend
machen können.

Pflegende Angehörige
Die Anzahl pflegebedürftiger Personen steigt zunehmend.
Zwei Drittel der auf Pflege angewiesenen Menschen wer-
den im eigenen Zuhause von fürsorglichen Angehörigen
versorgt. Doch kaum einer spricht über die finanzielle
Seite. Die Angehörigen leisten enorm viel, und das über
Jahre hinweg. Bis zum 31.12.2009 galt: Ist der Pflegebe-
dürftige gestorben, ohne ein Testa­ment zu hinterlassen,
das einen Ausgleich für die Pflege vorsah, ging der Ange-
hörige meist leer aus. Denn erbrechtliche Ausgleichsan-
sprüche gab es bislang nur für Kinder, Enkel und Urenkel,
die unter Verzicht auf ein eigenes berufliches Ein­kommen
den Erblasser über längere Zeit gepflegt haben. Wer also
Ausgleich nicht ausdrücklich für die Pflege seinen Job aufgegeben
für Pflege- hatte, bekam keinen gesonderten Ausgleich für sein Enga-
leistungen gement. Benachteiligt waren insbesondere viele Hausfrau-
en, die sich über Jahre hinweg um die Eltern gekümmert
hatten. Gleiches traf aber auch auf die zunehmende Zahl
der Rentner zu, die ebenfalls ihre eigenen Eltern gepflegt
hatten. Und auch derjenige, der neben der Pflege berufs-
tätig blieb, erhielt vom Erbe genauso viel wie seine Ge-
schwister, die sich gar nicht gekümmert hatten.

22
Die gesetzliche Erbfolge

Seit dem 1. Januar 2010 hat sich das geändert. Wer pflegt,
soll mehr erben. Kinder, Enkelkinder oder Urenkel erhal-
ten nun für Pflegeleistungen eine gesonderte Vergütung,
unabhängig davon, ob sie für die Pflegeleistungen auf ein
eigenes be­ rufliches Einkommen verzichten oder nicht.
Über welchen Zeitraum die Pflege stattfinden muss, ist im
Gesetz nicht geregelt. Wer etwa seine Mutter oder seinen
Vater drei Wochen pflegt, wird sicherlich keinen finanziel-
len Ausgleich dafür bekommen. Ab einigen Monaten wird
eine intensive Pflege aber berücksichtigt werden.
Wie hoch genau die Pflege zu veranschlagen ist, steht
ebenfalls nicht im Gesetz. Die Bewertung der Leistungen
wird sich wohl an der gesetzlichen Pflegeversiche­rung
orientieren.

B eispiel

Marianne B. ist verwitwet. Sie wird von ihrer berufstätigen Tochter Heike ge-
pflegt. Ihr Sohn Axel kümmert sich nicht um sie. Marianne B. stirbt, sie hat kein
Testament gemacht, hinterlässt aber 100.000 Euro. Bislang hätten Heike und
Axel jeweils 50.000 Euro geerbt. Seit dem 1. Januar 2010 ist die Pflegeleistung
der Tochter – trotz Berufstätigkeit – zu vergüten. Gehen wir einmal davon aus,
dass die Pflegeleistung mit 20.000 Euro bewertet wird. Vom Nachlass wird die-
ser Ausgleichsbetrag dann erst einmal abgezogen, so dass Heike 20.000 Euro
bekommt. Von den verbleibenden 80.000 Euro erhalten beide Geschwister
die Hälfte. Im Ergebnis erhält die Schwester demnach 60.000 Euro vom Erbe,
der Bruder nur 40.000 Euro. Heikes Pflege der Mutter wird also finanziell
belohnt.

Wichtig: Wer fürchtet, dass es unter den Erben zum Streit


über die Vergütung der Pflegeleistung kommt, sollte vor-
sorgen. Denn meist kann im Nachhinein keiner der Be-
teiligten beweisen, in welchem Umfang er tatsächlich die
Eltern gepflegt hat. Deshalb sollte der Angehörige, der

23
Erben, vererben und vermachen

pflegt, die erbrachten Aufwendungen möglichst dokumen-


tieren. Am besten führt man eine Art Tagebuch, in dem
man die Pflegeleistungen sowie das Datum und die Uhr-
zeit festhält. Wenn der zu pflegende Mensch noch kann,
sollte er die Aufzeichnungen abzeichnen. Dieses Vorgehen
ist natürlich sehr bürokratisch. Allerdings lässt sich da-
durch ein vorprogrammierter Streit vermeiden.

24
KAPITEL 2

Das Testament
Ein „running gag“ unter vielen Rechtsanwälten und Nota-
ren ist die Frage: „Seid ihr noch gut miteinander oder habt
ihr schon geerbt?“ Denn nichts kann so nervenaufreibend
sein wie der Streit ums Erbe. Dabei lässt sich mit einem
gut durchdachten Testament viel Ärger ersparen.

Für wen ist ein Testament sinnvoll?


Viele Menschen sind mit der Erbfolge, so wie sie sich der
Gesetzgeber ausgedacht hat, ganz zufrieden. Die Rege-
lungen passen in ihre Lebenssituation und es gibt keine
Besonderheiten, die beachtet werden müssten. Diese Men-
schen brauchen nicht unbedingt ein Testament.
Bei anderen wäre ein Testament besonders wichtig, sie
wollen sich aber in jungen Jahren nicht darum kümmern
oder sie trauen sich nicht heran, weil sie denken, die ganze
Prozedur sei teuer und kompliziert.
Ein Testament ist jedoch immer dann sinnvoll und wich- Im Testament
tig, wenn man möchte, dass nach dem eigenen Tod jemand können auch
erbt, der nach der gesetzlichen Erbfolge entweder gar nicht Nicht-
oder weniger erben würde, als man sich wünscht. Es kann verwandte
aber auch umgekehrt sein: Jemand würde erben, den man bedacht
absolut nicht – oder noch nicht – als Erben haben will. werden

Wer beispielsweise unverheiratet und alleinstehend ist,


vererbt sein Vermögen nach der gesetzlichen Erbfolge
seinen Eltern, und wenn die nicht mehr leben, seinen Ge-
schwistern. Doch häufig hätten es gerade ledige, aber li-

25
Erben, vererben und vermachen

Nichteheliche ierte Menschen gerne, dass der Lebensgefährte oder die


Lebens- Lebensgefährtin erben und nicht etwa die Geschwister,
gemeinschaft mit denen sie vielleicht schon seit Jahren zerstritten sind.
Wer aber möchte, dass sein Partner erbt, der muss zwin-
gend ein Testament machen. Sonst geht der nichteheliche
Lebenspartner nach dem Tod leer aus.
Eheleute mit Auch Eheleute, die Kinder haben, sollten sich darüber im
Kindern Klaren sein, dass sie im Todesfall nicht alles voneinander
erben, sondern mit den Kindern teilen müssen. Möchte
man eine andere Lösung, sollte man mit einem Testament
vorsorgen. Mehr dazu im Abschnitt „Das Ehegattentesta-
ment“.
Viele Menschen wollen auch, dass mit ihrem Vermögen in
einer ganz bestimmten Art und Weise umgegangen wird.
Vielleicht soll sich jemand um den Hund kümmern und dafür
einen Obolus erhalten; oder derjenige soll das Haus bekom-
men, der auch die Firma übernimmt oder das Grab pflegt.

g u t z u wissen

Testament geht vor


Das Testament geht der gesetzlichen Erbfolge vor. Die Regelungen des Gesetz-
gebers gelten dann nicht, wenn der Erblasser ein Testament gemacht hat.

Das eigenhändig geschriebene Testament


Bei unkomplizierten Familienverhältnissen kann jeder ein-
fach selbst ein handschriftliches Testament errichten. Es
gelten dafür aber einige Grundsätze:
• Das eigenhändige Testament müssen Sie von Anfang
bis Ende handschriftlich verfassen und es danach unter-
schreiben. Wichtig ist, dass Sie es selbst schreiben und

26
Das Testament

niemand anderes das für Sie tut. Ist das für Sie nicht
möglich, können Sie es nur beim Notar errichten lassen.
• Falls Ihnen später noch etwas einfällt, was Sie dem Tes- Wichtige
tament unter Ihrer Unterschrift hinzufügen wollen, müs- Formvor-
sen Sie unter diesem Zusatz noch einmal unterschreiben, schriften
sonst ist er ungültig.
• Nummerieren Sie das Testament durch, wenn es mehrere
Seiten lang ist, und unterschreiben Sie jede Seite einzeln.
Das ist besonders dann sinnvoll, wenn Sie Bedenken ha-
ben, dass Ihre Verwandten missliebige Seiten verschwin-
den lassen könnten.
• In das Testament gehören auch Ort und Zeit der Nieder-
schrift. Schließlich kann es sein, dass Sie später ein an-
deres Testament verfassen wollen. Das hebt dann das alte
auf. Deshalb ist es wichtig zu wissen, welches Testament
das jüngere ist.
• Formulieren Sie die Anweisungen im Testament klar
und deutlich und am besten schnörkellos. Schreiben
Sie nicht: „Mein jüngerer Bruder soll alles erben“ oder
„Meine Nachbarin ist Erbin“, sondern benennen Sie die
Erben am besten mit Vor und Zunamen sowie Geburtsda-
tum. Dann kann es keine Verwechslungen oder Missver-
ständnisse geben. Künftige Erblasser müssen außerdem
mindestens 18 Jahre alt sein, wenn sie ein Testament er-
richten. Jüngere Personen können ab dem 16. Lebensjahr
beim Notar ein Testament errichten lassen.
Ganz wichtig: Lassen Sie den Computer in der Ecke ste- Unbedingt
hen, denn: Ein Testament, das mit der Schreibmaschine mit der Hand
oder dem Computer verfasst wurde, ist unwirksam. Das schreiben!
Gesetz kennt da kein Pardon. Sie müssen das Testament
wirklich mit der Hand schreiben.

27
Erben, vererben und vermachen

B eispiel

Testament
Hiermit setze ich, Herta Wagner, geboren am 1. August 1930, wohnhaft in
Freiburg, Bergstraße 3, meine Nichte Konstanze Wagner, geboren am 24. Sep-
tember 1955, wohnhaft in Münster, Brucknerstraße 6, zur Erbin meines gesam-
ten Nachlasses ein.
Freiburg, 21. Januar 2012 Herta Wagner

Wie bewahre ich das Testament sicher auf?


Hinterlegung Bei einem handschriftlichen Testament ist es wichtig, dass
beim Sie es an einem sicheren Ort aufbewahren. Der Ort sollte
Nachlass- aber nicht so gewählt sein, dass es völlig unwahrschein-
gericht lich ist, dass irgendjemand das Testament nach Ihrem Tod
findet. Ein beschrifteter Ordner ist ideal. Teilen Sie einer
Person Ihres Vertrauens mit, wo Sie Ihr Testament aufbe-
wahren, dann kann im Todesfall nichts schief gehen.
Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sein Testament
auch beim Nachlassgericht gegen eine geringe Gebühr
hinterlegen. Das Gericht öffnet das Testament dann nach
Ihrem Tode und benachrichtigt die Erben. Diese Lösung
bietet sich immer dann an, wenn man Sorge hat, dass das
Testament nicht gefunden wird oder möglicherweise auch
nicht bedachte Verwandte das Papier verschwinden lassen.

Das notarielle Testament


Obwohl ein privatschriftliches Testament in vielen Fällen
einfach zu erstellen ist, gehen manche Menschen doch
lieber zum Notar. Die Gründe dafür sind vielfältig. Oft

28
Das Testament

sind die Familienverhältnisse kompliziert, und aus Angst,


etwas falsch zu machen, traut man sich nicht, das Testa-
ment allein zu verfassen. Beim Notar hat man den großen Der Notar
Vorteil, dass er beraten und Lösungsvorschläge auch für hilft!
die ausgefallensten Wünsche anbieten kann. Zudem kann
man sicher sein, dass das, was man sich als letzten Willen
vorstellt, rechtlich auch wirklich möglich und zulässig ist.
Der Besuch beim Notar hat aber noch einen Vorteil: Das Öffentliches
öffentliche Testament ersetzt den Erbschein. Dieses Pa- Testament
pier brauchen die Erben, um sich gegenüber Banken oder ersetzt
Grundbuchämtern als Erbe ausweisen zu können. Erbschein
Bei einem handschriftlichen Testament müssen die Erben
den Erbschein beim Nachlassgericht gebührenpflichtig
und zeitraubend beantragen.

Was kostet ein notarielles Testament?


Die Erstellung beim Notar kostet Geld. Das ist auch ver-
ständlich, denn immerhin bekommt man beim Notar eine
Beratung und ein wasserdichtes und anschließend gut ver- Gebühren sind
wahrtes Testament. Die Höhe der Gebühren ist gestaffelt abhängig
und richtet sich nach dem Wert des zu hinterlassenden Ver- vom Wert der
mögens. Entscheiden Sie sich für ein Ehegattentestament Erbschaft
oder einen Erbvertrag, dann verdoppeln sich die Gebüh-
ren, weil es sich hierbei ja im Prinzip um zwei Testamente
handelt.
Außerdem verrechnet der Notar eine einmalige Verwah-
rungsgebühr für die Aufbewahrung des Testaments.

29
Erben, vererben und vermachen

Nachlasswert Gebühr Gebühr für Ehe- Einmalige


gattentestament oder Verwahrungsgebühr
Erbvertrag
20.000 72,00 144,00 18,00
50.000 132,00 264,00 33,00
100.000 207,00 414,00 51,75
200.000 357,00 714,00 89,25
300.000 507,00 1.014,00 126,75
500.000 807,00 1.614,00 201,75
700.000 1.107,00 2.214,00 276,75
900.000 1.407,00 2.814,00 351,75

V o r si c h t

Gebühren klären
In Ländern, in denen ein Notar auch Rechtsanwalt sein kann, wie etwa in Nord-
rhein-Westfalen oder Hessen, darf der Notar die Gebühren auch nach der
häufig teureren Rechtsanwaltsgebührenordnung abrechnen. Klären Sie vor der
Testamentserrichtung unbedingt ab, nach welcher Gebührenordnung er sein Ho-
norar berechnet. Dann erleben Sie hinterher keine böse Überraschung, wenn
es teurer wird.

Notargebühren Wenn Sie sich für ein notarielles Testament entscheiden,


sind oft gut dann erklären Sie dem Notar genau, was Sie wollen. Er
angelegtes erläutert Ihnen dann die Möglichkeiten, die Sie haben, und
Geld die Vor und Nachteile, die sie mit sich bringen. Sind Sie
sich über den Inhalt einig, verfasst der Notar ein Testa-
ment, das Sie dann unterschreiben.
In vielen Fällen sind die relativ niedrigen Gebühren gut
angelegtes Geld, wenn vorauszusehen ist, dass es ansons-
ten im Erbfall zu Streitigkeiten kommen könnte.

30
Das Testament

Zentrales Testamentsregister
Seit dem 1. Januar 2012 gibt es in Deutschland das zen-
trale Testamentsregister, das von der Bundesnotarkammer
in Berlin geführt wird. Die Datenbank soll das Auffinden
von Testamenten einfacher und sicherer machen.
Jeder Bürger, der sein selbst geschriebenes Testament
beim Gericht zur Aufbewahrung hinterlegt oder der es
gleich beim Notar errichten lässt, hat die Sicherheit, dass
sein Wille zentral an dieser Stelle registriert wird. Das pas-
siert ganz automatisch.
Was im Testament steht, wird dort allerdings nicht regis-
triert. Kein Bürger braucht also Bedenken zu haben, dass
sein letzter Wille nicht geheim bleibt. Nur der Name des
Erblassers und vor allem der Ort, an dem sein Testament
liegt, sind dort registriert.
Im Todesfall funktioniert das Ganze dann so: Das Stan-
desamt, das den Tod des Bürgers beurkundet, informiert
umgehend das zentrale Testamentsregister und das gleicht
direkt ab, ob der Verstorbene irgendwo ein Testament hin-
terlegt hat. Das Gericht, das für die Abwicklung des Erbes
zuständig ist, also das Nachlassgericht, wird dann vom Re-
gister automatisch informiert, genauso wie die Stelle, an
dem das Testament verwahrt wird. Das alles passiert in der
Regel innerhalb eines Tages. Neben Testamenten werden
dort übrigens auch noch andere erbrechtsrelevante Unter-
lagen registriert, etwa Erbverträge, bei denen genauso vor-
gegangen wird.
Für die Registrierung erhebt die Bundesnotarkammer eine
einmalige Gebühr von 15 Euro, die in der Regel vom Notar
oder dem Gericht, bei dem das Testament hinterlegt wird,
gleich miterhoben wird. Sie müssen also keine separate
Rechnung bezahlen.

31
Erben, vererben und vermachen

Testamente, die schon in der Vergangenheit hinterlegt oder


beim Notar errichtet wurden, werden nach und nach dort
ebenfalls registriert. Aufgrund der Vielzahl der Fälle kann
dies aber noch einige Jahre dauern.
Achtung: Wer sein Testament allein, also ohne Notar, nur
privat errichtet und es nicht beim Gericht hinterlegt, kann
seinen letzten Willen nicht zentral registrieren lassen und
damit auch nicht die Vorteile des Registers nutzen.

Retter in der Not – Nottestamente


Manchmal ist es dem Erblasser nicht mehr möglich, ein ei-
genhändiges oder ein notarielles Testament zu errichten –
etwa weil er im Krankenhaus liegt und zu schwach ist, selbst
etwas aufzuschreiben oder einen Notar zu besuchen.
Der Gesetzgeber sieht hier die Möglichkeit des Nottesta-
ments vor, das so genannte Bürgermeistertestament. Der
Sterbende kann dann vor dem Bürgermeister und zwei
weiteren Zeugen seinen letzten Willen erklären.
Zeugen Ist der Bürgermeister nicht erreichbar – wovon man oft
dürfen nicht ausgehen muss –, ist es auch möglich, seinen letzten Wil-
erben len vor drei hinzugezogenen Zeugen zu erklären. Diese
Zeugen dürfen allerdings nicht Erben oder Vermächtnis-
nehmer des Sterbenden sein.
Diese Nottestamente sind aber tatsächlich nur für den Not-
fall gedacht. Stirbt der Erblasser anschließend doch nicht,
verliert das Testament nach drei Monaten seine Gültigkeit.

Wem kann ich etwas hinterlassen?


Sie können in Ihrem Testament als Erben einsetzen, wen
Sie wollen.

32
Das Testament

Sie können aber auch bestimmen, dass jemand nicht erben


soll, der laut Gesetz eigentlich berechtigt wäre. Allerdings
müssen Sie in diesem Fall damit rechnen, dass derjenige
trotzdem einen so genannten Pflichtteil bekommt. Das ist
zwar nicht so viel wie das eigentliche Erbe wäre, aber ganz
leer geht derjenige dennoch nicht aus. (Dazu mehr im Ka-
pitel „Enterbung und Pflichtteilsansprüche“).
Erbberechtigt ist im Übrigen jeder Mensch. Er muss auch Minderjährige
nicht volljährig sein. Demnach können natürlich auch klei- Kinder
ne Kinder erben. Wenn minderjährige Kinder erben, wird
in der Regel auch das Familiengericht eingeschaltet und
unter Umständen ein Pfleger bestellt. Gerade wenn eine
Erbengemeinschaft besteht, kümmert sich der Pfleger
mit darum, wie das Erbe auseinander gesetzt wird. Sind
Grundstücke im Spiel, muss das Vormundschaftsgericht
gegebenenfalls Regelungen genehmigen. Sinnvoll ist es
in jedem Fall, einen Testamentsvollstrecker im Testament Die Belange
zu benennen, der sich um die Belange des minderjährigen des Kindes
Kindes kümmert. Auf keinen Fall sollte man aber verges- gut vertreten
sen, eine zeitliche Begrenzung der Testamentsvollstre- lassen!
ckung mit aufzunehmen. Und ganz wichtig: Vor der tes-
tamentarischen Benennung sollte man auf jeden Fall mit
diesem sprechen.

B eispiel

Testamentsvollstrecker
Als Testamentsvollstrecker ernenne ich meine Freundin Carmen Müller, geboren
am 24. September 1967, wohnhaft Bergerstraße 3, in Münster. Sie hat die
Aufgabe, den Erbanspruch meiner Tochter Laura durchzusetzen und ihr Erbe bis
zur Vollendung ihres 21. Lebensjahres zu verwalten.

33
Erben, vererben und vermachen

Ungeborene Kinder
Erbe schon Laut Gesetz ist sogar ein Ungeborenes erbfähig, wenn es
vor der beim Tod des Erblassers schon gezeugt war. Auch wenn
Geburt das Kind noch im Mutterleib ist, gilt es für den Gesetzge-
ber schon als geboren.
Probleme kann es in diesem Zusammenhang bei einer künst-
lichen Befruchtung geben. Da scheiden sich die Geister, ob
ein sich noch in einem Reagenzglas befindlicher Embryo
bereits gezeugt ist, oder ob das Kind erst dann gezeugt ist,
wenn es in den Mutterleib eingepflanzt wurde.

B eispiel

Ungeborenes Kind
Martha und Sven leben ohne Trauschein zusammen und freuen sich auf die be-
vorstehende Geburt ihres ersten Kindes. Doch leider kommt Sven bei einem tra-
gischen Autounfall noch vor der Geburt ums Leben. Svens Eltern gehen davon
aus, dass sie Alleinerben seines nicht unbeträchtlichen Vermögens sind, weil
Sven nicht verheiratet war, keine Kinder hatte und auch kein Testament verfasst
hat. Kurz nach Svens Tod beantragen sie schon den Erbschein.
Doch Martha wehrt sich. Ihr Kind ist zwar noch nicht auf der Welt, aber nach
dem Gesetz gilt es als vor dem Erbfall geboren, weil es bei Svens Tod schon
gezeugt war. Sie kann jetzt beim Nachlassgericht vortragen, dass sie von Sven
schwanger ist. Das ungeborene Kind ist nach der Geburt Alleinerbe von Svens
gesamtem Vermögen. Allerdings bekommt das Kind bis zur Geburt nur einen
Teilerbschein, weil ja nicht sicher ist, ob es die Geburt überleben wird. Bis zur
Geburt, also bis es sein Erbe antreten kann, kann das Nachlassgericht einen
Nachlasspfleger einsetzen, der sich so lange um das Erbe kümmert.

Beamte, Heimmitarbeiter und andere nahe


stehende Personen
Es gibt verschiedene Personen, die der Erblasser in sei-
nem Testament nicht zum Erben einsetzen darf. Diese

34
Das Testament

Menschen werden vom Gesetzgeber als „erbunwürdig“


bezeichnet.
Dazu gehören etwa:
• der Notar, bei dem der Erblasser sein Testament errichtet Erbunwürdige
hat; Personen

• Heim, Heimträger oder Mitarbeiter des Heims. Damit


soll verhindert werden, dass Erblasser, die zuletzt im
Heim gepflegt wurden, wegen des Abhängigkeitsverhält-
nisses den Pflegern versprechen, ihnen etwas zu verer-
ben. Auch die Kinder oder die Ehefrau eines Heimmit-
arbeiters dürfen nicht bedacht werden, um die Vorschrift
nicht zu unterlaufen;
• Zivildienstleistende, die sich um den Erblasser im Rah-
men ihrer Tätigkeit kümmern;
• Personen, die zur Verständigung mit behinderten Betei-
ligten hinzugezogen werden, wie etwa ein Gebärdendol-
metscher;
• der Zeuge, der bei der Errichtung des Nottestaments an-
wesend war, wie beispielsweise der Bürgermeister.

Was wird aus meinem Tier?


In einschlägigen Boulevardblättern ist häufig zu lesen:
„Frau hinterlässt ihrem Dackel eine Million Euro“. Das Tiere können
gibt’s doch gar nicht, wird sich mancher Leser denken, und und dürfen
Recht hat er. Laut Gesetz dürfen nur Menschen erben, Tie- nicht erben
re sind nicht erbfähig. Doch viele Menschen sind im Alter
allein, und das Haustier ist oft das einzige Wesen, zu dem
noch inniger Kontakt besteht. Da ist es gut nachvollzieh-
bar, dass das Tier auch nach dem Tod des Erblassers gut
versorgt sein soll. Doch wie kann man das sicherstellen?
Und wie kann es doch noch von dem Vermögen profitie-
ren?

35
Erben, vererben und vermachen

Testamentsvollstreckung
Das Tier gut Eine Möglichkeit ist, dass der Erblasser im Testament ei-
versorgt nen Testamentsvollstrecker bestimmt. Dem kann er dann
wissen auch bestimmte Aufgaben übertragen, etwa, die Versor-
gung des Tieres zu überwachen.
B eispiel

Dackel Rudi
Herta Wagner ist schwer krank. Sie möchte, dass Dackel Rudi auch nach ihrem
Tod gut versorgt ist. Also bestimmt sie, dass ihre Nichte Konstanze den Hund
bekommen soll. Als Testamentsvollstrecker ernennt sie ihren Nachbarn Eckard,
einen pensionierten Richter. Er soll überwachen, dass Rudi von Konstanze gut
versorgt wird. Jeden Monat gibt es 400 Euro als Aufwandsentschädigung und
für Futter. Tierarztbesuche werden extra gezahlt. Konstanze muss Rudi regel-
mäßig impfen und entwurmen lassen und darf ihn im Urlaub nicht ins Tierheim
geben.

Der Mit einer solchen Regelung ist gewährleistet, dass die


Testaments- Nichte sich auch wirklich um das Tier kümmert. Ist das
vollstrecker nicht der Fall, kann der Testamentsvollstrecker eingreifen
greift ein und ihr das Tier wegnehmen. Das Geld fließt auch nur so
lange, wie das Tier lebt. Ist es tot, hört der Geldsegen auf.
Damit ist sichergestellt, dass Konstanze an einem langen
Leben des Tiers interessiert ist.
Im Testament sollte bestimmt sein, was mit dem Erbe nach
dem Tod des Tiers passieren soll. So kann der Erblasser
sein Geld anschließend etwa dem Tierheim spenden.
Bedenken Sie, dass ein Testamentsvollstrecker Geld kos-
tet. Je nach Aufwand nimmt er in der Regel zwischen zwei
und fünf Prozent des Nachlasses als Honorar. Das Geld
wird aber erst fällig, wenn der Erbfall eingetreten ist.
Zur Testamentsvollstreckung lesen Sie auch das Kapitel
„Die Testamentsvollstreckung“.

36
Das Testament

Auflage
Eine weitere Möglichkeit: Der Erblasser vermacht das Tier
zusammen mit einem Geldbetrag einem Menschen seines
Vertrauens, unter der Auflage, sich gut um den Vierbeiner
zu kümmern. Auch hier kann es sinnvoll sein, einen Testa-
mentsvollstrecker einzusetzen, der sich um die Einhaltung
der Auflagen kümmert.
Eins ist jedoch wichtig: Wenn Sie ein Tier „vererben“ wol- Pflege schon
len, dann sollten Sie nicht nur im Testament festlegen, wer zu Lebzeiten
es unter welchen Bedingungen bekommen und pflegen klären!
soll. Sprechen Sie auch mit den Menschen darüber, die
Ihrer Meinung nach dafür infrage kommen! Ein Tier ist
eine große Verantwortung, und man kann es niemandem
übel nehmen, diese abzulehnen. Fragen Sie die Person, ob
sie bereit ist, Ihr Tier nach Ihrem Tod zu sich zu nehmen,
auch wenn Sie vorhaben, einen Testamentsvollstrecker zu
benennen.
B eispiel

Ein Testament mit Auflage

Testament
Hiermit setze ich, Herta Wagner, geboren am 1. August 1930, wohnhaft in
Freiburg, Bergstraße 3, meine Nichte Konstanze Wagner, geboren am 24. Sep.
tember 1955, wohnhaft in Münster, Brucknerstraße 6, zur Erbin meines gesam-
ten Vermögens ein. Als Erbin hat sie folgende Auflagen zu erfüllen:

Sie muss meinen Dackel Rudi bis zu seinem Tod liebevoll pflegen. Er darf wäh-
rend ihres Urlaubs nicht im Tierheim abgegeben werden, muss regelmäßig ent-
wurmt und geimpft und auch ansonsten regelmäßig tierärztlich versorgt werden.

Freiburg, 21. Januar 2012

Herta Wagner

37
Erben, vererben und vermachen

B eispiel

Ein eigenhändiges Testament mit Testamentsvollstrecker

Testament
Hiermit ernenne ich, Herta Wagner, geboren am 1. August 1930, wohnhaft in
Freiburg, Bergstraße 3, meinen Nachbarn Eckard Richter, wohnhaft in Freiburg,
Bergstraße 5, zum Testamentsvollstrecker. Er soll meiner Nichte Konstanze Wag-
ner, geboren am 24. September 1955, wohnhaft in Münster, Brucknerstraße 6,
jeden Monat für die Pflege meines Dackels Rudi einen Betrag von 400 Euro
zukommen lassen. Konstanze soll sich dafür liebevoll um Rudi kümmern und
ihm Futter kaufen. Tierärztliche Behandlungen werden extra aus dem Nachlass
gezahlt. Konstanze soll Rudi regelmäßig entwurmen, impfen und tierärztlich
versorgen lassen. Außerdem darf Konstanze ihn während ihres Urlaubs nicht im
Tierheim abgeben. Erkennt Eckard Richter, dass Konstanze sich nicht liebevoll
um Rudi kümmert, darf er eine andere kompetente Pflegeperson für ihn aussu-
chen. Nach Rudis Tod soll mein gesamter Nachlass an das Tierheim Freiburg
gehen.

Freiburg, 21. Januar 2012

Herta Wagner

Das Ehegattentestament
Gerade Eheleute sollten schon in ganz jungen Jahren über
ein Ehegattentestament nachdenken. Denn ohne Testament
greift die gesetzliche Regelung, das heißt: Stirbt ein Ehe-
partner, erbt der andere die Hälfte des Vermögens, die an-
dere Hälfte wird zu gleichen Teilen an die Kinder vererbt.
Die gesetzliche Regelung passt aber in den wenigsten
Fällen in die Lebensplanung und Altersabsicherung von
Eheleuten. Man muss sich nur vorstellen, was passiert,
wenn die Eheleute gerade ein Haus gebaut und etwas Geld

38
Das Testament

gespart haben, das beiden zur Absicherung des Alters die-


nen soll. Die Frau hat vielleicht zur Versorgung der Kinder
ihren Beruf aufgegeben und kein eigenes Vermögen mehr Eheleute mit
gebildet. Stirbt dann der Ehemann, müsste die Mutter des- Kindern sollten
sen Nachlass mit den Kindern teilen – und das kann sie sich absichern!
in schwere finanzielle Nöte bringen. Ein Teil des Hauses
geht dann an die Kinder, genauso wie Erspartes, das die
Mutter dann dringend brauchen würde. Sie müsste unter
Umständen die Kinder ausbezahlen – mit Geld, das in vie-
len Fällen nicht flüssig vorhanden ist.

Das Berliner Testament


Viele Eheleute errichten daher ein so genanntes Berliner
Testament. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Ehe-
leute sich darin gegenseitig zu Erben einsetzen und gleich-
zeitig bestimmen, dass erst nach dem Tod des zuletzt Ver-
sterbenden das Erbe auf die Kinder übergehen soll. Die
Kinder sind mit dem Erben also erst an der Reihe, wenn
beide Eltern tot sind. Die Eheleute sollen dadurch finanzi-
ell abgesichert werden.
Um ein solches Testament zu errichten, müssen Sie nicht Ein Berliner
unbedingt zum Notar gehen. Die Formulierung in Stan- Testament
dardfällen ist recht einfach, und oft kann man das Testa- kann jeder
ment deshalb selbst aufsetzen – zumindest dann, wenn leicht selbst
nicht noch andere komplizierte Punkte mit geregelt wer- errichten
den sollen. Beabsichtigen Sie jedoch Sonderbestimmun-
gen, sollten Sie sich die Zeit für einen Notarbesuch neh-
men. Sie können sich damit im Falle eines Falles viel Är-
ger ersparen.
Wichtig zu wissen ist, dass ein Ehegattentestament nur
Eheleute abschließen können. Unverheiratete Paare kön-
nen nur getrennt ein normales Testament errichten oder
gemeinsam einen Erbvertrag abschließen.

39
Erben, vererben und vermachen

B eispiel

Formulierungsbeispiel für ein Berliner Testament

Gemeinschaftliches Testament
Wir, die Eheleute Anja und Klaus Bernhard, setzen uns gegenseitig zu Vollerben
unseres gesamten Nachlasses ein. Erben des Letztversterbenden sollen unsere
gemeinsamen Kinder Oskar und Paul zu gleichen Teilen sein.

Stuttgart, den 2.1.2012 Anja Bernhard/Klaus Bernhard

Das Testament ohne Notar


Wollen Sie Ihr Testament ohne Notar errichten, dann soll-
te ein Ehepartner das Testament handschriftlich aufsetzen
und unterschreiben – zur Sicherheit auf jeder Seite. Lassen
Sie anschließend den anderen Ehegatten das Testament un-
terzeichnen.
Achtung: Geben Sie in dem Testament jeweils an, zu welcher Zeit
Wichtige (Tag, Monat, Jahr) und an welchem Ort Sie das Testament
Formvorschrift geschrieben haben.

v o r si c h t

Handschriftlich
Ein mit der Schreibmaschine oder dem Computer errichtetes Testament ist
ungültig!

Und wenn einer nicht mehr will?


Ein gemeinschaftliches Testament lässt sich nicht beliebig
rückgängig machen oder verändern. Das würde ja auch
dem Wesen eines Ehegattentestaments widersprechen. Die

40
Das Testament

Eheleute vereinbaren ja praktisch: „Ich dir, du mir und ge- Widerruf


meinsam unseren Kindern.“ Das soll den Eheleuten und beim Notar
den Kindern schließlich eine gewisse Sicherheit geben. Zu
Lebzeiten kann das Testament deshalb grundsätzlich nur
von beiden gemeinsam geändert werden. Will nur einer
von beiden aussteigen, so muss er den Widerruf bei ei-
nem Notar beurkunden lassen. Diese Erklärung muss dem
anderen Ehegatten dann amtlich zugestellt werden. Ist ein
Ehegatte bereits verstorben, bleibt der andere an das Tes-
tament gebunden. Er kann also nicht einfach eine weitere
Person außer den Kindern zu Erben einsetzen, es sei denn,
er schlägt das gesamte Erbe aus. In diesem Fall erhält er
auch die Verfügungsgewalt über seinen eigenen Nachlass
wieder zurück.
Sind die Eheleute geschieden, ist das gemeinschaftliche Unwirksamkeit
Testament in aller Regel unwirksam. Ist die Ehe zwar bei Scheidung –
noch nicht aufgelöst, das Scheidungsverfahren aber be- trotzdem
reits eingeleitet, wird vermutet, dass das Testament nicht besser
mehr gültig ist. Um ganz sicher zu gehen, sollte man das widerrufen!
gemeinschaftliche Testament aber wegen Einleitung des
Scheidungsverfahrens sofort widerrufen.

Darf der Ehegatte mit dem Erbe machen,


was er will?
Beim gemeinschaftlichen Testament haben Sie gewis-
se Gestaltungsmöglichkeiten. Je nachdem, wie Sie Ihren
Partner im Testament bezeichnen, darf er mehr oder weni-
ger frei über den Nachlass bestimmen.
Benennen Sie den länger Lebenden im Testament als Vor- Vorerbe
erbe, so kann dieser über den Nachlass nur beschränkt
verfügen. Er darf zum Beispiel das verbliebene Haus nicht
einfach verkaufen und es auch nicht mit einer Grund-

41
Erben, vererben und vermachen

schuld belasten, wenn er von den Beschränkungen der


Vorerbschaft nicht befreit ist.
Wollen Sie, dass Ihr Ehegatte nach Ihrem Tod beliebig
Vollerbe über das Erbe bestimmen darf, so sollten Sie ihn als Voll-
erbe bezeichnen. Das hat den Vorteil, dass die Kinder den
Überlebenden nicht zu etwas überreden können.
Eine dritte Variante macht den Überlebenden zum befrei-
Befreiter ten Vorerben. Dann darf er das Haus zwar verkaufen und
Vorerbe es auch belasten, aber nichts aus dem Nachlass verschen-
ken.
Beachten Sie: Haben Sie in dem Berliner Testament ein-
fach nur das Wort Erbe verwendet, so geht man davon aus,
dass der Ehegatte Vollerbe sein soll, falls sich aus dem Tes-
tament nicht ein anderer Wille des Erblassers ergibt.
Überlegen Sie sich schon zu Lebzeiten, welche Befugnisse
Sie Ihrem Ehegatten einräumen wollen. Entscheiden Sie
sich dann für die Wortwahl Vollerbe, Vorerbe oder befrei-
ter Vorerbe. Lassen Sie sich lieber fachmännisch beraten,
wenn Sie sich nicht sicher sind, welche Möglichkeit in Ih-
rem persönlichen Fall am besten ist.

Wenn die Kinder ihren Pflichtteil verlangen


Genau genommen werden die Kinder bei einem Berliner
Testament im Todesfall erst einmal übergangen. Denn sie
sollen beim Tod des zuerst versterbenden Elternteil zu-
nächst ja gar nichts bekommen.
Pflichtteil für Deswegen lässt es sich manchmal nicht vermeiden, dass
Kinder kann die Kinder beim Tod des Erstversterbenden zumindest
Planung zu- ihren Pflichtteil verlangen. Der Überlebende muss ihnen
nichte machen dann schon nach dem Tod des Erstversterbenden die Hälf-
te des gesetzlichen Erbteils den Pflichtteil ausbezahlen.

42
Das Testament

Um zu vermeiden, dass Ihre Kinder Ihnen einen Strich


durch die finanzielle Planung machen, sollte das Berli- Pflichtteils-
ner Testament in jedem Fall eine Strafklausel, die so ge- klausel
nannte Pflichtteilsklausel, enthalten. In den meisten Fällen zähmt die
schreckt dies die Kinder ab, den Pflichtteil zu verlangen, Kinder
da sie ansonsten beim Tod des zweiten Elternteils viel we-
niger erhalten, als ihnen eigentlich zustehen würde.
Die Pflichtteilsklausel lautet:
„Wer nach dem Tod des Erstversterbenden den Pflichtteil
verlangt, erhält auch nach dem Tod des zuletzt Versterben-
den nur den Pflichtteil.“

B eispiel

Zum Verständnis der Pflichtteilsklausel


Der Vater hinterlässt einen Vermögenswert von 500.000 Euro. Nach der Erbfol-
ge, so wie sie das Gesetz vorschreibt, würde die in Zugewinngemeinschaft le-
bende Ehefrau eigentlich die Hälfte erben, also 250.000 Euro. Die andere Hälf-
te würde unter den Kindern aufgeteilt werden. Gehen wir davon aus, dass das
Ehepaar zwei Kinder hat. Dann bekäme jedes Kind eigentlich 125.000 Euro.
Hat das Ehepaar ein Berliner Testament gemacht, sollen die Kinder aber erst
nach dem Tod beider Eltern erben. Trotzdem könnten die Kinder schon nach
dem Tod des zuerst Versterbenden ihren Pflichtteil verlangen. Das wäre die
Hälfte von dem „normalen“ gesetzlichen Erbteil. Demnach wäre der Pflicht-
teil 62.500 Euro (125.000 : 2). Mit einer Pflichtteilsklausel kann man aber
vorbeugen. Zwar kann man das Kind nicht daran hindern, seinen Pflichtteil
zu verlangen. Allerdings bekommt das Kind, welches seinen Pflichtteil geltend
macht, auch beim Tod der Mutter nur den Pflichtteil. Hinterlässt auch sie etwa
noch mal 500.000 Euro, bekäme jedes Kind dann eigentlich 250.000 Euro.
Das Kind, das aber schon beim Tod des Vaters seinen Pflichtteil verlangt hat,
bekommt aufgrund der Klausel nun auch nur die Hälfte, also 125.000 Euro
(250.000 : 2). Es hat insgesamt also 62.000 Euro plus 125.000 Euro =
187.500 Euro verloren. Durch diesen hohen Geldverlust lassen sich die meisten
Kinder davon abhalten, schon nach dem Tod des Erstversterbenden etwas zu
verlangen.

43
Erben, vererben und vermachen

Wenn der Überlebende wieder heiratet


Weil der Wille der Ehegatten vorwiegend auf die Erhal-
tung des Vermögens für die gemeinsamen Kinder gerichtet
ist, sollte man sich auch immer überlegen, was passieren
soll, wenn der überlebende Ehegatte wieder heiratet. Denn
auch die neue Ehefrau ist ja erbberechtigt und würde von
dem Geld des verstorbenen Elternteils profitieren, obwohl
das eigentlich den Kindern zukommen sollte. Streitigkei-
ten zwischen den Kindern aus erster Ehe und dem neuen
Ehegatten sind häufig vorprogrammiert, denn auch der
neue Partner will zusammen mit etwaigen Kindern aus
zweiter Ehe hinreichend versorgt sein.
Wieder- Dabei kann eine so genannte Wiederverheiratungsklausel
verheiratungs- helfen.
klausel Mit dieser Klausel können die Eheleute in ihrem gemein-
samen Testament bestimmen, dass der überlebende Ehe-
gatte den Kindern bei einer erneuten Heirat ihr Erbe aus-
zahlen soll, oder dass die Kinder in diesem Falle ein Ver-
mächtnis in Höhe des gesetzlichen Erbteils bekommen. So
können die Eltern sicherstellen, dass das Vermögen „in der
Familie bleibt“.
Eine solche Klausel kann so aussehen:
„Für den Fall der Wiederverheiratung steht unseren Kindern
ein Vermächtnisanspruch in Höhe des Wertes ihres gesetzli-
chen Erbteils am Nachlass des Erstversterbenden zu.“

Das Ehegattentestament – ein steuerlicher


Missgriff?
So beliebt das Berliner Testament auch ist, aus steuerlicher
Sicht kann es manchmal eher nachteilig sein. Da es immer
zwei Erbfälle gibt, hält auch der Fiskus bei der Erbschafts-

44
Das Testament

steuer zweimal die Hand auf: einmal beim Übergang des Steuerfrei-
Vermögens auf den länger lebenden Ehegatten und später beträge
noch mal beim Übergang des Vermögens auf die Kinder, geschickt
wenn auch der zweite Elternteil stirbt. Die Kinder können nutzen!
ihren Steuerfreibetrag nur einmal nutzen, nämlich dann,
wenn der zweite Elternteil gestorben ist. Würden sie gleich
beim ersten Todesfall erben, könnten sie ein weiteres Mal
ihren Freibetrag ausschöpfen.

wi c h tig

Fachmännischer Rat
Gerade dann, wenn Sie über ein etwas größeres Vermögen verfügen, sollten
Sie unbedingt den Rat eines Fachmanns einholen. Ein Steuerberater beispiels-
weise kann Sie beraten, wie Sie Ihr Ehegattentestament steuerlich günstiger
ausgestalten können. Das lohnt sich immer dann, wenn die zu erwartende Erb-
schaft die Freibeträge Ihres Ehegatten überschreitet.
Lesen Sie dazu auch das Kapitel „Die Erbschafts- und Schenkungssteuer“.

Das Testament ändern


Sie haben mit einem Testament zwar eine gültige Regelung
darüber getroffen, was mit Ihrem Vermögen im Todesfall
passieren soll. Trotzdem können Sie Ihr altes Testament
jederzeit ändern. Sie können es entweder ganz vernichten
oder durch ein neues ersetzen.
Haben Sie ein privatschriftliches Testament verfasst,
dann sollten Sie aus Sicherheitsgründen das alte Testament
zerreißen und wegwerfen, damit es keine Wirkung mehr
entfaltet. Ihnen bleibt es dann unbenommen, ein neues
Testament zu erstellen, oder es aber einfach bei der gesetz-
lichen Erbfolge zu belassen.

45
Erben, vererben und vermachen

Das alte Wenn Sie Ihr eigenhändiges Testament beim Nachlass-


Testament gericht aufbewahren lassen, dann müssen Sie es aus der
aus Sicher- Verwahrung herausnehmen und vernichten oder durch ein
heitsgründen neues Testament ersetzen. Das Testament bleibt nämlich
vernichten! trotz Rücknahme aus der gerichtlichen Verwahrung wirk-
sam, wenn Sie es nicht vernichten oder ein neues Testa-
ment schreiben. Allein die Rücknahme aus der Verwah-
rung macht das Testament also nicht unwirksam.
Wenn Sie dagegen ein notarielles Testament gemacht ha-
ben, müssen Sie es zwar ebenfalls aus der amtlichen Ver-
wahrung zurücknehmen lassen. Die Rücknahme gilt aber
bei einem notariellen Testament als Widerruf. Das Testa-
ment ist dann nicht mehr gültig. Danach sollten Sie aber
ein neues Testament erstellen, wenn Sie nicht wollen, dass
die gesetzliche Erbfolge greift.
Bei einem Ehegattentestament gelten Besonderheiten.
Lesen Sie dazu im Abschnitt „Das Ehegattentestament“
nach.
Werden nach dem Tod eines Menschen zwei verschiedene
Testamente aufgefunden, gilt das zeitlich früher errichte-
te Testament als unwirksam. Das zuletzt verfasste Testa-
ment entfaltet daher seine Wirkung, es hebt das frühere
auf. Trotzdem sollte man es nicht darauf ankommen las-
sen. Alte, nicht mehr gewünschte Testamente sollten aus
Sicherheitsgründen deshalb immer vernichtet werden.
Ausnahmen gelten auch hier beim Ehegattentestament und
bei Erbverträgen, denn diese können im Einzelfall nicht
durch eine zeitlich spätere Verfügung aufgehoben werden.
Aktualisieren Im Übrigen sollten Sie immer mal wieder prüfen, ob das
Sie Ihr von Ihnen errichtete Testament noch Ihrem letzten Willen
Testament entspricht. Denn im Laufe der Zeit ändern sich häufig die
alle paar Lebensumstände, und nicht immer will man dem Menschen
Jahre! etwas vererben, den man Jahre zuvor bedenken wollte.

46
Das Testament

Vermächtnisse
Es gibt auch die Möglichkeit, in seinem Testament jeman-
dem etwas zu vermachen und nicht zu vererben. Das klingt
für den Laien zwar gleich, ist aber tatsächlich ein bedeu-
tender Unterschied. So kann man etwa der Nachbarin
die Gartenzwerge vermachen, die ihr immer so gefallen
haben, der Kinderfrau 1.000 Euro, weil man sie so gerne Unterschied
mag, oder dem Freund die Uhr, weil er ein Uhrenliebhaber zwischen
ist. Der Unterschied zwischen einem Vermächtnisnehmer Erbe und
(das ist derjenige, dem etwas vermacht wird) und einem Vermächtnis-
Erben ist ganz entscheidend. Der Vermächtnisnehmer nehmer
wird nämlich nicht Erbe und damit auch nicht Mitglied der
Erbengemeinschaft. Das ist wichtig, denn die Rechtsstel-
lung des Erben ist wesentlich stärker. Wer Erbe wird, kann
bei der Verwaltung und der Auseinandersetzung des ge-
samten Erbes mitreden. Es ist daher sicher sinnvoll, wenn
die Nachbarin, die Kinderfrau oder der Freund nicht zu ei-
ner Erbengemeinschaft mit den eigenen Kindern gehören.
Man sollte deshalb Menschen, von denen man nicht will,
dass sie zur Erbengemeinschaft zählen, nur mit einem Ver-
mächtnis bedenken. Diese haben dann gegen die Erbenge-
meinschaft einen Anspruch auf die ihnen vermachten Sa-
chen – mehr aber auch nicht. Die Gartenzwerge, das Geld
oder die Uhr dürften sie sich übrigens auch nicht einfach
nehmen, selbst wenn sie wüssten, wo der Erblasser den
vermachten Gegenstand aufbewahrt hat. Rücken die Er-
ben mit dem Vermächtnis nicht heraus, dann muss der Ver-
mächtnisnehmer sie notfalls verklagen, also die Gerichte
um Hilfe bitten.

47
Erben, vererben und vermachen

Erben mit Auflagen


B eispiel

Auflage
Meine Tochter soll mein Haus erben. Ich mache ihr aber zur Auflage, dass sie
es vor Ablauf von zehn Jahren nicht verkaufen darf.

So kann eine Auflage aussehen. Man vererbt etwas, gibt


aber dem Begünstigten gleich noch mit, was man von ihm
dafür erwartet.
Auflagen gibt es in allen möglichen Varianten: Der Be-
günstigte muss ein bestimmtes Bild an der Wand hängen
lassen, ein Grabmal errichten, sich bis ans Ende seines Le-
bens um die Grabpflege kümmern, den Hund versorgen,
dem Tierheim jeden Monat 50 Euro zukommen lassen, die
Putzfrau weiter beschäftigen oder das Geschäft des Erblas-
sers weiterführen.
Ist in der Auflage aber bestimmt, dass ein anderer Mensch
etwas bekommen soll, so hat dieser für sich dennoch kein
Recht darauf, die Sache auch wirklich zu erhalten. Erbt
also beispielsweise die Tochter das Haus mit der Auflage,
die Putzfrau weiter zu beschäftigen, dann hat die Putzfrau
keinen Anspruch darauf, tatsächlich weiter in dem Haus zu
arbeiten. Die Putzfrau kann sich also nicht wehren, wenn
die Tochter diese Auflage nicht erfüllt.
Kontrolle Und das ist auch das Problem der Auflage. Wer kontrol-
der Auflage liert, ob sie erfüllt wird oder nicht? Was passiert, wenn
sie nicht erfüllt wird? Bekommen die Miterben mit, dass
die Tochter das Haus schon vor Ablauf der Zehnjahresfrist
verkaufen will oder das Grab nicht pflegt, dann können
sie das natürlich verlangen und sie gegebenenfalls ver-
klagen.

48
Das Testament

Wer sichergehen will, dass seine Auflagen auch nach sei- Testaments-
nem Tod beachtet werden, der sollte einen Testamentsvoll- vollstrecker
strecker einsetzen, der die Erben oder Vermächtnisneh-
mer kontrolliert und die Leistungen gegebenenfalls sogar
selbst durchführt – das darf er nämlich. Mehr dazu im Ka-
pitel „Die Testamentsvollstreckung“.

Erben unter Bedingungen


Von der Auflage unterscheidet sich die Bedingung. Sie
können in Ihrem Testament nämlich auch Vermögen nur
unter bestimmten Bedingungen vererben oder vermachen.
Zweck solcher Bedingungen ist für die meisten Erblasser,
dass sie auch nach ihrem Tod die Dinge noch etwas steu-
ern wollen.
Es gibt sowohl aufschiebende als auch auflösende Bedin-
gungen.
Bei der aufschiebenden Bedingung wird der Begünstigte Aufschiebende
erst dann Erbe (oder Vermächtnisnehmer), wenn eine be- und auflösende
stimmte Bedingung erfüllt ist: Der Sohn soll beispielswei- Bedingungen
se erst dann das Raumausstattergeschäft erben, wenn er
die Meisterprüfung bestanden hat.
Bei der auflösenden Bedingung verliert der Erbe (oder
Vermächtnisnehmer) seine Stellung als Begünstigter,
wenn eine Bedingung eintritt. Sollte etwa die Ehefrau und
Witwe des Verstorbenen noch einmal heiraten, dann soll
sie ihre Erbenstellung verlieren.
Doch Vorsicht: Nicht jede Bedingung ist auch zulässig. Sittenwidrige
Wenn Sie sich mit dem Gedanken tragen, Ihr Vermögen Bedingungen
nur unter bestimmten Bedingungen zu vererben, dann sind unwirksam
müssen Sie wissen, dass Sie nicht wahllos Bedingungen
aufstellen können. So verlockend es ist, die Fäden auch

49
Erben, vererben und vermachen

nach seinem Tode noch in seiner Hand zu wissen – man-


ches ist einfach sittenwidrig und damit unwirksam. Nicht
selten wird dann darüber gestritten, ob der Sohn auch ohne
die sittenwidrige Bedingung Erbe des Vermögens werden
kann.

B eispiel

Sittenwidrig
Wenn Sie eine Bedingung in Erwägung ziehen, unter der Sie Ihr Vermögen
vererben wollen, dann sollten Sie zur Sicherheit zum Rechtsanwalt oder Notar
gehen und sich dort beraten lassen. Er sollte Sie darüber informieren, ob die
konkrete Bedingung sittenwidrig sein könnte. Sonst riskieren Sie, dass es nach
Ihrem Tod zu gerichtlichen Streitigkeiten kommt, oder dass das, was Sie eigent-
lich wollten, nicht umgesetzt wird.

Sittenwidrig sind beispielsweise folgende Bedingungen:


Beispiele • Die Tochter soll nur dann erben, wenn sie einen ganz
bestimmten Mann heiratet.
• Die Enkelin erbt dann das Haus, wenn sie vom buddhisti-
schen zum katholischen Glauben zurückkehrt.
• Die Schwester erbt nur dann, wenn sie bis zur Hochzeit
auf Geschlechtsverkehr verzichtet.
Schmaler Diese Bedingungen greifen zu sehr in die Intimsphäre des
Grat Begünstigten ein und sind daher unzulässig. In solchen
Fällen sollte man sich besser überlegen, diesen Personen
das Vermögen ohne Bedingung zu vererben oder ihnen gar
nichts zukommen lassen.
Der Grat zwischen sittenwidrigen und zulässigen Bedin-
gungen ist jedoch schmal. So ist es unzulässig, seinem
Sohn nur dann alles zu vererben, wenn er sich von sei-
ner Frau scheiden lässt. Die Bedingung kann aber zuläs-

50
Das Testament

sig sein, wenn der Sohn schon seit Jahren von ihr getrennt
lebt, beide eigene Wege gehen und sowieso nur noch auf
dem Papier verheiratet sind. In einem solchen Fall kann
die Bedingung durchaus nachvollziehbar sein, weil die
Schwiegertochter dann ja – falls der Sohn, nachdem er ge-
erbt hat, auch stirbt – das Vermögen als dessen Ehefrau
erben würde.
Zulässig sind folgende Bedingungen:
• Der Bruder erbt das Haus unter der Bedingung, es nicht Zulässige
abzureißen, sondern zu renovieren. Bedingungen
• Die Tochter erbt nur, wenn sie die Tante pflegt.
• Die Enkelin erbt nur, wenn sie den Hund versorgt. Gibt
sie ihn ins Tierheim, verliert sie ihre Erbenstellung.

Vorerbe – Nacherbe: Wann ist das


sinnvoll?
Manchmal passt es nicht, dass alle Erben gleichzeitig das
Vermögen erhalten. Wie im Beispiel zum Ehegattentesta-
ment dargestellt, würde es die Ehefrau in finanzielle Nöte
bringen, müsste sie das Erbe mit den Kindern teilen. Die
Lösung ist hier, dass zunächst die Frau alles erbt. Sie wird
zur so genannten Vorerbin. Erst nach ihrem Tod fließt
der gesamte Nachlass den Kindern zu. Sie sind die Nach-
erben.
Als Erblasser können Sie auch einen anderen Zeitpunkt als
den Tod des Vorerben wählen, an dem die Nacherben zum Erbe erst zu
Zug kommen sollen. Wollen Sie Ihren Kindern den Start einem
in die Eigenständigkeit erleichtern, kann die Volljährigkeit bestimmten
eines der Nachkommen die Nacherbschaft auslösen. Auch Zeitpunkt
wenn der Vorerbe wieder heiratet, kann das ein Grund sein,
den Nacherben das Erbe zukommen zu lassen.

51
Erben, vererben und vermachen

Will der Erblasser verhindern, dass das Kind seines Ehe-


gatten aus erster Ehe etwas von seinem Vermögen erhält,
kann er auch das im Wege der Vor- und Nacherbschaft re-
geln. Das Testament lautet dann beispielsweise: „Ich set-
ze meine Frau zur Vorerbin ein. Meine Tochter Anna soll
Nacherbin meines Vermögens sein.“

tipp

Konsequenzen
Wollen Sie als Erblasser Ihre Nachkommen stufenweise zu Erben machen, soll-
ten Sie sich dies in jedem Fall mit Rücksicht auf die Konsequenzen gut überle-
gen. Leicht kann diese Regelung zu Streit unter den Erben führen. Die Nacher-
ben wollen, dass das Vermögen möglichst erhalten bleibt, bis sie es bekommen.
Der Vorerbe will mit seinem Vermögen tun können, was er will.

Was darf der Vorerbe mit dem Nachlass tun –


und was nicht?
Der Vorerbe wird im Erbfall zunächst Eigentümer aller
Nachlassgegenstände. Er ist aber stark eingeschränkt da-
Vorerben rin, was er mit dem Vermögen anfangen darf. Damit soll
sind verhindert werden, dass die Nacherben leer ausgehen, weil
eingeschränkt der Vorerbe das Vermögen verbraucht hat. Ein Vorerbe darf
daher eine geerbte Immobilie nutzen, darin wohnen oder
von den Erträgen wie Mieten oder Zinsen leben. Er darf
das Haus oder die Wohnung aber nicht verkaufen oder mit
einer Hypothek belasten. Wenn er das tun möchte, braucht
er dazu immer die Zustimmung der Nacherben. Außer-
Zustimmung dem darf der Vorerbe in der Regel nichts aus dem Nachlass
des verschenken. Es sei denn, es handelt sich um kleinere Ge-
Nacherben schenke im angemessenen Rahmen etwa aus Anlass eines
Geburtstags. Geht es um andere Gegenstände, und nicht
um Immobilien, ist er etwas freier. So darf er beispielswei-

52
Das Testament

se das geerbte Auto oder den Wohnzimmertisch verkau-


fen, der Erlös fließt dann in den Nachlass.
Die Beschränkungen für den Vorerben ergeben sich übri-
gens schon aus dem Gesetz. Sie müssen nicht extra ins
Testament aufgenommen werden.
Der Vorerbe hat eine verantwortungsvolle Position. Er
muss den Nachlass so verwalten, dass er nicht beschädigt
wird. Hat er beispielsweise ein Haus geerbt, so muss er es Der Vorerbe
in Stand halten und darf es nicht verkommen lassen. Dazu muss den
gehört auch, dass er notwendige Renovierungen und Aus- Nachlass
besserungen vornimmt. Die erforderlichen Versicherun- verwalten
gen für das Haus muss er ebenfalls abschließen. Bezahlt
wird dies aus den Erträgen des Nachlasses. Sind größere
Maßnahmen erforderlich, die mehr kosten, wie etwa der
Einbau einer neuen Heizungsanlage oder ein neues Dach,
kann das Geld dafür aus dem Nachlassvermögen genom-
men werden.
Geld, das der Nachlass abwirft, wie beispielsweise Miet-
einnahmen, muss der Vorerbe sofort und verzinslich anle- Zinsen
gen.
Stirbt der Vorerbe oder tritt eine andere Bedingung für die
Nacherbschaft ein, fällt das Vermögen automatisch an den
Nacherben.

Wenn der Vorerbe sich nicht an seine Pflichten hält


Verkauft der Vorerbe ein Grundstück, obwohl er es nicht
darf, ist der Kaufvertrag zwischen Vorerbe und Käufer un-
wirksam. Der Nacherbe kann vom Käufer das Grundstück Kaufverträge
wieder zurückverlangen. unwirksam
Der Vorerbe kann sich auch schadensersatzpflichtig ma-
chen, wenn er seinen Pflichten nicht nachkommt. Verwal-
tet er etwa das Haus nicht richtig oder nimmt es Schaden,

53
Erben, vererben und vermachen

weil beispielsweise Wasser durch ein undichtes Dach ein-


dringt und so der Wert des Hauses reduziert wird, muss der
Vorerbe dem Nacherben den Schaden ersetzen.
Der Nacherbe kann den Vorerben kontrollieren. Hat er die
Befürchtung, dass der Vorerbe so unachtsam ist, dass er
den Bestand des Nachlasses gefährdet, muss er ihm ein
Entziehung Verzeichnis über die Gegenstände anfertigen, die sich im
der Nachlass befinden. Stellt sich heraus, dass der Vorerbe sei-
Verwaltung nen Pflichten nicht nachkommt, kann ihm die Verwaltung
entzogen werden.

Vorerbe mit mehr Rechten – befreiter Vorerbe


Sie können als Erblasser auch bestimmen, dass der Vorer-
be weniger in seinen Befugnissen beschränkt ist.
Sie setzen ihn dann zum so genannten befreiten Vorerben
Auch befreite ein. Ein befreiter Vorerbe darf ein Grundstück ohne Zu-
Vorerben stimmung der Nacherben verkaufen. Aber auch der befrei-
müssen te Vorerbe muss den Nachlass für die Nacherben insoweit
Nachlass erhalten, als er nichts verschenken darf.
erhalten Zum Schadenersatz ist der befreite Vorerbe dem Nacher-
ben nur dann verpflichtet, wenn er mutwillig das Vermö-
gen schädigt oder verschleudert.

Alternativen zur Vor und Nacherbschaft


Wenn Sie als Erblasser Ihren Ehegatten absichern und
sicherstellen wollen, dass er nach Ihrem Tod im gemein-
samen Haus leben kann, können Sie ihm auch ein um-
Nießbrauch fangreiches Nutzungsrecht (Nießbrauch) am Nachlass
hat zusprechen. Ihm wird dann gestattet, sein Leben lang in
Steuervorteile dem Haus zu wohnen und alle Gegenstände zu nutzen.
Ihre Kinder können Sie zu unmittelbaren Erben einsetzen.

54
Das Testament

Dies hat auch steuerliche Vorteile: Sie müssen nur einmal


Erbschaftssteuer zahlen, denn im Gegensatz zur Vor- und Beispiel
Nacherbschaft gibt es ja nur einen Erbfall und nicht zwei.
Im Testament kann dies folgendermaßen lauten: „Meine
Kinder Maria und Hans setze ich zu meinen Erben ein.
Meiner Ehefrau Hanna steht bis zu ihrem Tod der Nieß-
brauch an meinem Nachlass zu.“

tipp

Freibeträge beachten
Aus steuerlichen Gründen kann es sinnvoll sein, eine Vor und Nacherbschaft zu
vermeiden, wenn Sie die Freibeträge überschreiten.

Wie kann der Erblasser Streit vorbeugen?


Leider kommt es immer wieder zum Streit unter den Er-
ben. Oft auch, weil der Erblasser sich zu Lebzeiten nicht
genug Gedanken gemacht hat. Er hat zwar im Testament
festgelegt, wer erben soll, aber nicht, wie das Erbe später Genaue
genau verteilt werden soll. Weil aber kaum jemand möch- Verteilung
te, dass sich die Verwandtschaft nach dem eigenen Tod bis
aufs Messer bekriegt, sollte man beim Schreiben des Tes-
taments oder beim Gang zum Notar auch darüber nach-
denken, wer was bekommen soll. So wäre es möglich, dem
Sohn die Eigentumswohnung in Hamburg, der Tochter die
in Berlin plus 20.000 Euro in bar zu vererben.
Wie immer Sie in Ihrem Fall den Nachlass regeln wollen, Formulieren
eins ist wichtig: Sie sollten auf eine eindeutige Formulie- Sie eindeutig!
rung achten.

55
KAPITEL 3

Der Erbvertrag
Ein Testament kennt jeder. Aber was ist eigentlich ein Erb-
vertrag und wofür braucht man ihn? Viele Menschen wis-
sen gar nicht, dass es so etwas überhaupt gibt. Dabei kann
ein Erbvertrag in manchen Fallen ganz sinnvoll sein.

Der Unterschied zum Testament


Um ihn zu verstehen, muss man den Erbvertrag zunächst
vom Testament unterscheiden. Ein Testament ist eine ein-
seitige Angelegenheit. Die Juristen bezeichnen es auch als
einseitige, nicht empfangsbedürftige Willenserklärung.
Der Erblasser überlegt sich, wer sein Vermögen nach sei-
nem Tod bekommen soll, und wenn er es sich nach ein
paar Jahren wieder anders überlegt, dann kann er es auch
wieder ändern, ohne dass jemand ihn daran hindern kann.
Der Erbvertrag dagegen ist eine zweiseitige Angelegen-
heit, das wird schon durch das Wort „Vertrag“ deutlich.
Testament mit Bei einem Vertrag wird eine Leistung erbracht, für die man
Gegenleistung im Gegenzug auch etwas bekommt. Aus einem Erbvertrag
kann man daher auch nicht so einfach aussteigen, wie es
beim Testament möglich ist, denn der Vertrag bindet beide
Vertragsparteien. Wer die Bindungswirkung anstrebt, der
ist mit einem Erbvertrag gut beraten, ansonsten ist es bes-
ser, sich die Freiheiten zu erhalten.
Keiner der Beteiligten in den drei folgenden Beispielen
hätte jemals ein derartiges Testament verfasst. Für alle sind
die im Vertrag getroffenen Regelungen wichtig; ohne die

56
Der Erbvertrag

B eispiel

Fall 1: Der Vater stirbt und hinterlässt sein Vermögen zu 50 Prozent seiner Ehe-
frau und zu 50 Prozent seiner Geliebten. Seinen einzigen Sohn hat er enterbt,
weil dieser immer gegen die Geliebte war und zu seiner Mutter gehalten hat.
Doch laut Gesetz haben Kinder in diesem Fall immer einen Anspruch auf den
Pflichtteil. Den könnte er jetzt sowohl von der Mutter als auch von der Geliebten
verlangen. Er schließt mit Mutter und Geliebter des Vaters einen Erbvertrag. Er
verpflichtet sich, den Pflichtteil nicht zu verlangen. Dafür setzen Geliebte und
Mutter ihn zum Alleinerben ein. Auf diese Weise profitiert jeder: Mutter und Ge-
liebte können das Geld erst einmal behalten und müssen nichts flüssig machen.
Und der Sohn erbt am Ende alles von den beiden Frauen.
Fall 2: Eine Witwe hat eine Tochter und eine Nichte. Mit der Tochter hat sie
immer Streit, mit der Nichte versteht sie sich dagegen sehr gut. Als sie eines
Tages pflegebedürftig wird, schließen die Witwe, ihre Nichte und die Tochter
einen Erbvertrag. Die Nichte wird Erbin des gesamten Vermögens, die Tochter
verzichtet auf den Pflichtteil. Dafür muss die Nichte die Tante bis ans Lebens-
ende pflegen und darf sie nicht ins Heim bringen, die Tochter wird dadurch all
ihrer Verpflichtungen enthoben.
Fall 3: Die Eltern haben ein Unternehmen, eine Tochter und einen Sohn. Der
Sohn ist Künstler, die Tochter hat den geschäftlichen Sinn der Eltern geerbt und
besitzt eine eigene Firma. Die Eltern bitten sie, in das elterliche Unternehmen
einzusteigen und die eigene Firma aufzulösen. Sie schließen deshalb einen
Erbvertrag: Die Tochter erklärt sich bereit, im Unternehmen mitzuarbeiten. Dafür
verpflichten sich die Eltern, ihr das Unternehmen zu vererben. Dadurch wird das
Risiko für die Tochter, ihre eigene Firma aufzugeben, minimiert.

Gegenleistung würden sie ihre eigenen Leistungen nicht


erbringen wollen. Ein Erbvertrag kommt auch dann in Be-
tracht, wenn die Kinder auf ihren Pflichtteil verzichten,
wozu sie in der Regel nur gegen entsprechende Gegen-
leistung bereit sind. Mit einem einfachen Testament ist es
nämlich nicht möglich, die eigenen Kinder komplett leer
ausgehen zu lassen – das hat der Gesetzgeber verboten!

57
Erben, vererben und vermachen

Formvorschriften beim Erbvertrag


Der Erbvertrag wird immer zwischen dem Erblasser und
dem oder den künftigen Erben abgeschlossen. Es sind
also stets zwei Personen daran beteiligt. Das sagt ja auch
schon das Wort „Vertrag“ aus. Ganz so einfach wie beim
normalen Testament ist es aber nicht. Ein Erbvertrag muss
Achtung: zwingend von einem Notar abgeschlossen werden. Alle
Zwingende Vertragsparteien müssen dafür anwesend sein. Wird die
Form- Form nicht gewahrt, dann ist der Vertrag unwirksam. Man
vorschrift! muss den Vertrag zwar nicht unbedingt amtlich verwahren
lassen, sollte es aber besser tun.

Aus dem Erbvertrag aussteigen


Vorsicht: Der Vorteil des Erbvertrags ist seine Bindungswirkung.
Ein Erbvertrag Man bekommt für das, was man im Vertrag vereinbart hat,
bindet vom anderen auch etwas, also etwa Erbschaft für Pflege
oder Erbschaft gegen Verzicht auf finanzielle Forderun-
gen.
Doch diese Vorteile sind gleichzeitig auch die Nachteile
des Erbvertrags: Man ist eben gebunden. Sagt einem die
vertragliche Regelung irgendwann einmal nicht mehr zu,
dann hat man sich aber verbindlich verpflichtet. Ein Tes-
tament könnte man einfach ändern, bei einem Erbvertrag
geht das nicht. Deshalb sollte sich jeder gut überlegen, ob
er wirklich einen Erbvertrag abschließen möchte. Häufig
kann man nicht voraussehen, wie sich die Dinge im Lau-
fe des Lebens ändern. Wenn man dann aus einem Vertrag
nicht mehr herauskommt, kann das sehr lästig sein.
Ein Rücktrittsrecht vom Vertrag ist nämlich nur in engen
Grenzen möglich. Es ist allerdings immer dann gegeben,

58
Der Erbvertrag

wenn ein Vertragspartner seine Gegenleistungen nicht er-


füllt. Nehmen wir noch einmal das Beispiel 2, in dem die Rücktritt
Tante mit ihrer Nichte einen Erbvertrag mit dem Inhalt ab- wegen
geschlossen hat, dass diese sie bis ans Lebensende pflegt. Vertrags-
Lässt die Pflege zu wünschen übrig oder kümmert sich die verletzung
Nichte gar nicht um ihre Tante, dann kann diese vom Ver-
trag zurücktreten.
Ebenso ist es, wenn derjenige, der zum Erben eingesetzt
worden ist, gegen den Erblasser eine schwere Verfehlung
begeht, also wenn er ihn misshandelt oder gar versucht hat,
ihn zu töten. Der Erblasser kann dann natürlich vom Ver-
trag zurücktreten. Unter diesen Umständen ist es nieman-
dem zuzumuten, am Erbvertrag festzuhalten.
Zurücktreten kann man natürlich auch vom Erbvertrag, Vereinbartes
wenn darin ein Rücktrittsrecht vereinbart war. Rücktrittsrecht
Es gibt auch die Möglichkeit, den Vertrag anzufechten.
Das kommt immer dann in Betracht, wenn einer der beiden
Vertragspartner beim Abschluss des Vertrags ganz falsche
Vorstellungen hatte. Wenn sich beispielsweise herausstellt, Anfechtung
dass die Tochter, die in Beispiel 3 das Unternehmen über- wegen
nehmen soll, gar keine wirtschaftliche Ausbildung oder Irrtums
Erfolge hatte, sondern alles nur vorgegaukelt war, dann
können die Eltern den Vertrag wegen Irrtums anfechten.
Beachten Sie aber: Man muss wirklich handfeste Gründe
ins Feld führen, um einen Erbvertrag anfechten zu können.
Es ist ein sehr kompliziertes Unterfangen, das oft einen
langen Prozess nach sich zieht, und vielfach nicht von Er-
folg gekrönt ist. Mit einem vertraglich vereinbarten Rück-
trittsrecht sorgen Sie sicher vor.
Eine letzte Möglichkeit, aus dem Erbvertrag auszusteigen,
ist das beiderseitige Einverständnis. Wenn beide Vertrags-
partner den Erbvertrag nicht mehr wollen, dann können sie
ihn auflösen.

59
Erben, vererben und vermachen

wi c h tig

Mündlich reicht nicht


Sämtliche Erklärungen wie Rücktritt, Anfechtung oder Vertragsauflösung müssen
beim Notar abgegeben werden. Es reicht nicht aus, wenn die Vertragspartner
sich mündlich versichern, der Vertrag sei aufgelöst. Denn der gültige notarielle
Vertrag existiert ja noch, und der ist im Zweifel gültig. Eine Ausnahme gilt für
Ehepaare. Sie können ihren notariellen Erbvertrag durch ein handschriftliches
gemeinschaftliches Ehegattentestament aufheben.

Ein weiteres Problem ist der schleichende Ausstieg aus


dem Vertrag. Denn oft kommt es vor, dass der zukünftige
Erblasser sein Vermögen schon zu Lebzeiten verprasst oder
sonst wie zur Seite schafft. Das darf er auch, solange er es
nicht mit der Absicht tut, den Vertragspartner zu schädigen.
Denn er ist weiterhin verfügungsberechtigt über sein Ver-
mögen und darf somit zu Lebezeiten damit machen, was er
will. So kann er etwa seine Immobilien, Möbel oder sein
Auto verkaufen oder sie einfach verrotten lassen.
Verschenkte Verschenkt er aber Vermögen in der Absicht, den zukünf-
Erbstücke tigen Erben zu benachteiligen, darf dieser sich vom Be-
zurückholen! schenkten wieder alles zurückholen, und zwar drei Jahre
lang. Das Problem ist allerdings, dass man dem Erblasser
dann seine Benachteiligungsabsicht nachweisen muss –
und das kann sehr schwierig sein.

g u t z u wissen

Klausel
So sichern Sie sich ab: Wenn Sie Sorge haben, dass aus dem Erbe am Ende
„mangels Masse“ nichts mehr werden könnte, dann sollten Sie eine Klausel
in den Erbvertrag aufnehmen, in der sich der Erblasser verpflichtet, über we-
sentliche Vermögensgegenstände nicht mehr zu verfügen. So kann er erklären,
dass er sein Haus nicht mehr verschenken oder verkaufen wird oder bestimmte
Aktienpakete nicht mehr aus der Hand gibt.

60
KAPITEL 4

Enterbung und Pflichtteilsansprüche


„Du bist enterbt!“ In vielen Spielfilmen wird uns sugge-
riert, dass Eltern ihre Kinder gänzlich enterben können.
In anderen Ländern mag das durchaus so sein. Doch in
Deutschland ist es nur in ganz seltenen Ausnahmefällen
möglich. Zwar kann der Erblasser sein Kind enterben, es
bekommt aber in der Regel immer noch den Pflichtteil.
Sicher gibt es immer wieder Situationen, in denen man Enterbung
sich wünscht, man könnte bestimmte Angehörige kom- ist in
plett enterben. Wenn die Kinder etwa nicht so wollen wie Deutschland
die Eltern oder wenn ein richtiger Familienkrach schwelt. kaum möglich
Dennoch hat der Gesetzgeber festgelegt, dass bestimmte
Familienmitglieder immer einen Mindestanteil am Erbe
bekommen sollen: den Pflichtteil. Niemand aus diesem
Personenkreis soll völlig leer ausgehen, nur weil ein emo-
tionales Gewitter über die Familie hinweggezogen ist.
Denn die Folgen wären zu weit reichend.

Wer bekommt immer einen Pflichtteil?


Selbst wenn nahe Angehörige im Testament nicht erwähnt
werden oder gar ausdrücklich enterbt werden, bekommen
sie unter Umständen noch ihren Pflichtteil und nicht gar
nichts. Das Gleiche gilt, wenn sie nur ein Vermächtnis
erhalten. Doch dieses Privileg kommt nur bestimmten
Menschen zugute. Zum Personenkreis der Pflichtteilsbe-
rechtigten gehören nur Familienmitglieder – und auch nur
solche, die dem Erblasser sehr nahe stehen, wie

61
Erben, vererben und vermachen

Pflichtteils- • Ehegatte
berechtigte
• Kinder (Sind die Kinder des Erblassers schon tot, haben
Personen
sie aber ihrerseits Kinder hinterlassen, dann treten diese
Enkel an die Stelle der pflichtteilsberechtigten Kinder
und sind selbst pflichtteilsberechtigt.)
• Eltern (Die Eltern des Erblassers bekommen nur dann
einen Pflichtteil, wenn der Erblasser keine Kinder hat.
Das bedeutet in der Praxis: Ein kinderloser überlebender
Ehepartner muss das Erbe des Ehegatten immer mit des-
sen Eltern teilen.)

B eispiel

Pflichtteil für die Enkel


Witwer Hans stirbt und hinterlässt seine Kinder Peter und Klaus, das dritte Kind,
Egon, ist bereits vor einem Jahr gestorben. Egon hatte ebenfalls zwei Kinder,
Gitte und Maria. Die beiden Enkel wären eigentlich nicht pflichtteilsberechtigt.
Sie treten aber an die Stelle von Egon. Allerdings bekommen sie beide zusam-
men nur den Pflichtteil, den Egon bekommen hätte, und nicht jeder einzeln.

Nichteheliche Beachten Sie: Geschwister und andere Verwandte, die bei


Kinder der entsprechenden Konstellation Erben werden können,
sind keine Pflichtteilsberechtigten. Demgegenüber zählen
nichteheliche Kinder ebenso zu den Pflichtteilsberechtig-
ten wie die Eltern eines nichtehelichen Kindes.
Wer die in den Beispielen beschriebenen Konstellatio-
nen nicht eintreten lassen will, kann versuchen, mit dem
Verzicht auf Pflichtteilsberechtigten einen Erbvertrag abzuschließen.
Erbansprüche Gerade dann, wenn sich nahe Angehörige schon Jahre aus
den Augen verloren haben, ist es manchmal beiden Teilen
nicht unrecht, wenn sie gegenseitig auf künftige Ansprü-
che verzichten.

62
Enterbung und Pflichtteilsansprüche

B eispiel

Fall 1: Franz ist verheiratet: Er hat eine Frau und eine Tochter namens Maria.
Zudem hat er noch einen nichtehelichen Sohn, Peter. Zu Peter hat er keinerlei
Kontakt mehr. Deshalb hat er ihn im Testament enterbt. Stirbt Franz, würde nor-
malerweise seine Ehefrau die Hälfte des Vermögens erben, die andere Hälfte
müsste sich Maria mit Peter teilen, so dass jeder ein Viertel bekäme. Da Peter
enterbt ist, bekommt er aber nur die Hälfte des gesetzlichen Erbteils. Peter be-
kommt demnach ein Achtel des Nachlasses, auch wenn er enterbt wurde.
Fall 2: Annette ist unverheiratet und hat keine Kinder. Ihre Eltern leben noch.
Ihren Vater sieht sie schon lange nicht mehr, sie hat ihm nie verziehen, dass
er die Mutter verlassen hat. Zu ihrer Mutter hat Annette aber nach wie vor ein
inniges Verhältnis. Annette sorgt vor und schreibt ein Testament, in dem sie ihren
Vater enterbt. Als Annette bei einem Autounfall ums Leben kommt, fordert ihr
Vater seinen Pflichtteil ein. Normalerweise würde er die Hälfte des Nachlasses
bekommen. Weil er aber enterbt wurde, steht ihm nur noch ein Viertel zu. Das
kann er von der Mutter als Erbin herausverlangen.

Wer gilt als erbunwürdig?


Es gibt aber auch Situationen, in denen die pflichtteilsbe-
rechtigten Personen nicht einmal den Pflichtteil bekom-
men. Das ist immer dann der Fall, wenn sie sich als erbun-
würdig erweisen.
Erbunwürdig ist jemand,
• der den Erblasser, seinen Ehegatten, seine Kinder oder Erbunwürdige
eine dem Erblasser nahestehende Person, wie etwa Le- Personen
bensgefährten, Stief- oder Pflegekinder, getötet hat oder erben nichts
es wollte. Wenn also der Sohn versucht, seine Eltern zu
ermorden, dann bekommt er später vom Erbe gar nichts
– auch nicht den Pflichtteil;
• der sich eines sonstigen Verbrechens oder schweren vor-
sätzlichen Vergehens gegenüber diesen Personen schul-

63
Erben, vererben und vermachen

dig macht. Das können etwa Urkundenfälschungen sein,


unter Umständen sogar schwere Beleidigungen, durch
die der Erblasser stark ge­kränkt wird, ein Einbruch beim
Erblasser oder eine Un­terschlagung;
• der seine bestehende Unterhaltsverpflichtung gegenüber
dem Erblasser böswillig verletzt. Wenn also der Sohn
trotz hohen Einkommens dem bedürftigen Vater keinen
Unterhalt zahlt, ist er erbunwürdig. Praktisch kommt
dieser Fall aber selten vor. Denn ein bedürftiger Eltern­
teil wird in der Regel kein so großes Vermögen hinter-
lassen, dass sich eine Enterbung lohnen würde. Es sei
denn, der bedürftige Vater würde einen Lottogewinn oder
selbst eine Erbschaft machen, nachdem der Sohn seine
Unterhaltsverpflichtung verletzt hat;
• der wegen einer vorsätzlichen Straftat zu einer Frei-
heitsstrafe von mindestens einem Jahr ohne Bewährung
rechtskräftig verurteilt ist, so dass die Teilnahme am
Nachlass für den Erblasser unzumutbar ist. Gleiches gilt,
wenn der Erbe wegen einer ähnlich schwerwiegenden
vorsätzlichen Tat auf rechtskräftige Anordnung in einem
psychiatrischen Krankenhaus oder in einer Erziehungs-
anstalt untergebracht wird.
Anfechtungs- Ob jemand erbunwürdig ist oder nicht, entscheidet sich im
berechtigte Regelfall erst nach dem Tod des Erblassers. Die Miterben
müssen eine Klage erheben mit dem Inhalt, den gewalt-
tätigen Erben für erbunwürdig und damit auch für nicht
pflichtteilsberechtigt erklären zu lassen. Wer eine solche
Klage bei Gericht einreichen darf, steht im Gesetz. Da-
nach ist jeder anfechtungsberechtigt, dem der Wegfall des
Erbunwürdigen in irgendeiner Form zustatten kommt. Das
sind also in der Regel die Miterben. Die teilen sich dann
auch das jetzt zur Verfügung stehende zusätzliche Erbe un-
ter sich auf.

64
Enterbung und Pflichtteilsansprüche

Wie hoch ist der Pflichtteil?


Der Pflichtteilsberechtigte kann nicht irgendwelche Ge- Faustregel:
genstände von den Erben herausverlangen, er hat vielmehr Der Pflichtteil
nur einen Zahlungsanspruch gegen die Erben in Höhe des beträgt immer
errechneten Wertes seines Pflichtteils. Wie hoch dieser die Hälfte des
Teil ist, bestimmt sich immer nach dem gesetzlichen Erb- gesetzlichen
teil (das könnten Sie genau nachlesen in Kapitel 1 „Die Erbteils
gesetzliche Erbfolge“). Der gesetzliche Erbteil ist das,
was die Erben bekommen würden, wenn kein Testament
existiert. Der Pflichtteil beträgt die Hälfte des gesetzlichen
Erbteils.
Wer nur seinen Pflichtteil bekommt, der muss ihn bei den
Erben einfordern. Denn automatisch ausgezahlt wird er
nicht. Und dafür gibt es eine Frist. Innerhalb von drei Jah-
ren, nachdem man vom Erbfall erfahren hat, muss man
seine Ansprüche geltend machen. Danach sind sie verjährt.
Das kann manchmal zu Problemen führen, wenn nicht klar Vorsicht,
ist, wie hoch das hinterlassene Vermögen eigentlich ist. Frist!
Wenn zum Beispiel ein Handwerksbetrieb vererbt wird,
eine Arztpraxis oder Gesellschafteranteile, wenn der Erblas-
ser noch Kredite vergeben hat oder Lebensversicherungen
besitzt, dann muss der Wert oft erst umständlich berechnet
werden. Und das ist meistens gar nicht so einfach. Die ent-
erbten Pflichtteilsberechtigten haben daher das Recht, von Anspruch auf
den Erben Auskunft über die Höhe des Vermögens zu be- Auskunft über
kommen. Mit Hilfe eines Notars kann diese auch mit einer den Wert des
eidesstattlichen Versicherung durchgesetzt werden. Sie ha- Nachlasses
ben sogar das Recht, bei der Inventarisierung dabei zu sein
oder einen Notar hinzuzuziehen. Die Kosten für die Bewer-
tung des Vermögens sind aus dem Nachlass zu bestreiten.
Sie schmälern somit auch den Wert des Pflichtteils.

65
Erben, vererben und vermachen

B eispiel

Pflichtteil
Der Ehemann stirbt und hinterlässt ein Vermögen von einer Million Euro, zwei
Kinder und seine Ehefrau. In seinem Testament hat er verfügt, dass seine Gelieb-
te alles erben soll. Frau und Kinder hat er enterbt. Die Familie ist entsetzt und
fordert ihren Pflichtteil ein. Und der berechnet sich so:
Hätte der Vater kein Testament gemacht, dann bekäme die Ehefrau die Hälfte
des Vermögens (500.000 Euro), die Kinder die andere Hälfte, also je ein Viertel
(je 250.000 Euro).
Die Ehefrau hätte also einen Pflichtteilsanspruch in Höhe der Hälfte des gesetz-
lichen Erbteils, also 250.000 Euro. Die Kinder hätten einen Anspruch von je
125.000 Euro. Insgesamt bekommen die Witwe und die beiden Kinder zusam-
men 500.000 Euro vom Erbe, also die Hälfte. Der Geliebten bleibt also nur die
Hälfte ihrer erhofften Erbschaft. Sie muss jetzt als Erbin des Verstorbenen der
Familie den zustehenden Pflichtteil auszahlen – ob sie will oder nicht.

Die Herabsetzung auf den Pflichtteil wird in der Pra-


xis auch gerne als Druckmittel eingesetzt. Die Pflicht-
teilsklausel in Ehegattentestamenten soll Kinder daran
hindern, beim Tode des ersten Elternteils von dem anderen
seinen Pflichtteil herauszuverlangen. Lesen Sie dazu im
Kapitel 1 den Abschnitt „Das Berliner Testament“.

Stundung des Pflichtteils


Die Auszahlung des Pflichtteils kann den Erben natürlich
ganz schön in Zahlungsschwierigkeiten bringen. Gerade
wenn der Nachlass hauptsächlich aus einer Immobilie be-
steht, ist die Auszahlung ohne die Zerschlagung des Erbes
häufig gar nicht möglich.
Der Erbe kann in solchen Fällen deshalb die Stundung des
Pflichtteils verlangen, wenn die sofortige Erfüllung des

66
Enterbung und Pflichtteilsansprüche

gesamten Anspruchs für ihn eine unbillige Härte darstel-


len würde. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn ihn
die Auszahlung zur Aufgabe des Familienheims zwingen
würde, das für den Erben und seine Familie die wirtschaft-
liche Lebensgrundlage bildet. Wie lange die Zahlung auf-
geschoben werden kann, muss im Einzelfall der Richter
entscheiden.

Pflichtteilergänzungsansprüche
Die Pflichtteilergänzungsansprüche hat der Gesetzgeber
erfunden, um enterbten Familienangehörigen den Pflicht-
teil vor allzu gerissenen Erblassern zu sichern. Denn es
gibt scheinbar einen Trick, wie man die Kinder oder den
Ehegatten doch noch fast enterben kann. Nämlich indem
man sie „austrocknet“. So kann der Erblasser, in Erwar-
tung seines baldigen Todes, sein Vermögen ja auch schon
zu Lebzeiten an seine beliebtere Verwandtschaft oder sei-
ne Freunde verschenken oder übertragen. Dann bleibt im
Fall des Todes einfach nichts mehr übrig, was noch vererbt
werden kann, oder zumindest nicht mehr so viel wie vorher.
Der Pflichtteilsanspruch ist dann erheblich geschrumpft.
Aber so einfach geht es nicht. In solchen Fällen steht dem Verschenken
Pflichtteilsberechtigten ein so genannter Pflichtteiler- lohnt sich
gänzungsanspruch zu. Schenkungen, die der Erblasser nicht!
vorgenommen hat, um den Pflichtteilsberechtigten zu
benachteiligen, werden so behandelt, als wären sie nie
vorgenommen worden. Das hat zur Folge, dass sich der
Wert des hinterlassenen Vermögens wieder auf den Urzu-
stand vor den Schenkungen erhöht. Bis zum 31.12.2009
galt aber Folgendes: Nur Schenkungen, die innerhalb der
letzten zehn Jahre gemacht wurden, mussten wieder in den
Nachlass gerechnet werden. Das konnten Grundstücke

67
Erben, vererben und vermachen

sein, wertvoller Schmuck, Geldbeträge, Unternehmensbe­


teiligungen, Aktienpakete oder einzelne Gegenstände wie
Antiquitäten oder ein Auto. Nicht hinzu zählten allerdings
Anstandsgeschenke, wie etwa die zum Geburtstag.
Seit dem 1.1.2010 gibt es diesbezüglich eine Änderung:
Die Schenkung findet für die Be­rechnung des Ergänzungs-
anspruchs graduell immer we­niger Berücksichtigung, je
länger sie zurückliegt: Eine Schenkung im ersten Jahr vor
dem Erbfall wird dem­nach voll in die Berechnung einbe-
zogen, im zweiten Jahr jedoch nur noch zu 9⁄10, im dritten
Jahr zu 8⁄10 usw. Damit wird sowohl dem Erben als auch
dem Beschenkten mehr Planungssicherheit eingeräumt.

B eispiel

Unentgeltliche Schenkung
Hat der Erblasser seiner Nachbarin ein Kette im Wert von 4.000 Euro geschenkt,
weil sie ihm ein Jahr lang selbstständig und hingebungsvoll den Garten gepflegt
hat, dann ist die Schenkung nicht unentgeltlich, sondern eine Gegenleistung für
erbrachte Dienste. Die Schenkung darf daher nicht zum Erbe dazugerechnet wer-
den und hat somit auch keinen Einfluss auf den Pflichtteilergänzungsanspruch.
Hat er der Nachbarin dagegen die Kette nur geschenkt, weil er sie so nett
findet und das Schmuckstück seinen Kindern sowieso nicht gönnt, dann ist die
Schenkung unentgeltlich und der Wert der Kette muss in diesem Fall wieder zur
Erbschaft hinzugerechnet werden.

Bei wem muss man den Anspruch geltend


machen?
Wohin müssen sich die „ausgetrockneten“ Angehörigen
also wenden, wenn sie glauben, einen Pflichtteilergän-
zungsanspruch zu haben? An die Erben? Oder an die Be-
schenkten?

68
Enterbung und Pflichtteilsansprüche

Das ist nicht so leicht zu beantworten.


Hat der Erblasser zum Beispiel zwei Töchter und zu Leb- Die
zeiten alles an seine eine Tochter Nina verschenkt und sie Erbin muss
zur Alleinerbin eingesetzt, dann muss die andere Tochter zahlen
Ines ihren Pflichtteilergänzungsanspruch bei der Schwes-
ter einfordern. Die ist ja in dem Fall Erbin und Beschenkte
zugleich.
Hat der Erblasser zu Lebzeiten aber den Großteil seines Die
Vermögens an seine Freundin verschenkt, dann sieht die Beschenkte
Situation anders aus. Dann müsste Tochter Nina als Er- muss zahlen
bin an ihre Schwester Ines möglicherweise mehr an Aus-
gleich zahlen, als ihr selbst zukommt. In solchen Fällen
hat Ines einen Pflichtteilergänzungsanspruch direkt gegen
die Freundin des Vaters.
Doch woher weiß ein Pflichtteilsberechtigter überhaupt, Auskunfts-
was er verlangen darf ? anspruch
Das Gesetz gibt ihm das Recht, vom Erben Auskunft dar-
über zu verlangen, welche Schenkungen der Erblasser an
wen und in welcher Höhe vorgenommen hat. Der Erbe
muss also Kontoauszüge oder sonstige Informationen be-
schaffen, die dem Pflichtteilsberechtigten helfen, seine
Ansprüche zu berechnen.
Kommt der Erbe an diese Informationen nicht heran, dann
kann der Berechtigte die Informationen auch vom Be-
schenkten verlangen.
Ist aber nicht bekannt, an wen der Erblasser sein Vermö-
gen verschenkt hat, etwa weil es sich dabei um Barbeträge
handelte, dann steht der Pflichtteilsberechtigte ziemlich
hilflos da. Er wird dann wohl wenig Möglichkeiten haben,
irgendwie an seinen Pflichtteilergänzungsanspruch heran-
zukommen.
Probleme gibt es derzeit immer wieder, wenn das Vermö-
gen des Erblassers im Wesentlichen aus einem Eigenheim

69
Erben, vererben und vermachen

Eigenheim und oder einem Unternehmen besteht. Die Erben müssen die
Unternehmen Firma oder das Häuschen oft nach dem Tod des Erblas-
sers verkaufen, einfach, weil nicht genug Bares vorhan-
den ist, um den Pflichtteil auszubezahlen. Lösung bietet
hier die bereits geltende Stundungsregelung, die jedoch
derzeit sehr eng ausgestaltet und nur dem pflichtteils-
berechtigten Erben (insbesondere den Kindern und dem
Ehegatten) eröffnet ist. Mit der Reform ist die Stundung
unter erleichterten Voraussetzungen und für jeden Erben
durchsetzbar. Diese Regelung schützt somit Familien-
eigenheime oder Unternehmen besser vor der Gefahr des
Verkaufs oder der Zerschlagung.

B eispiel

In Zukunft kann auch die Nichte, die ein Unternehmen geerbt hat, eine Stun-
dung gegenüber den pflichtteilsberechtigten Kindern geltend machen, sofern
die Erfüllung des Pflichtteils eine „unbillige Härte“ darstellen würde.

70
KAPITEL 5

Die Testamentsvollstreckung
Viele kennen den Begriff Testamentsvollstrecker, aber
kaum jemand weiß, was so jemand überhaupt macht. Wer
setzt ihn ein, was darf er bestimmen, wozu braucht man
ihn und was kostet er? Ein Testamentsvollstrecker soll,
vereinfacht gesagt, Ärger vermeiden und dafür sorgen,
dass der letzte Wille des Erblassers auch beachtet wird.
Es ist immer ratsam, vorzusorgen. Und wer ein Testament ge-
macht hat, hat schon viel getan. Es gibt aber Situationen, in
denen selbst das nicht ausreicht. Denn häufig ist abzusehen,
dass es trotzdem zum Streit über das Erbe kommen kann.
Auch wenn das Testament sehr kompliziert ist, Vermächt-
nisse und Auflagen existieren, oder Vor und Nacherben Der verlängerte
eingesetzt sind, ist es gut zu wissen, dass es jemanden Arm des
gibt, der die Wünsche des Erblassers ausführt, das Ver- Erblassers
mögen verteilt, die Vermächtnisse herausgibt, Auflagen
überwacht, Schulden eintreibt oder Gegenstände verkauft.
All das kann ein Testamentsvollstrecker. Er ist eine Art
Treuhänder, der so lange eingesetzt wird, bis alle Punkte
des Testaments abgearbeitet sind und das Erbe verteilt ist.
Zwischen den streitbaren Erben kann er dann als eine Art
Puffer tätig sein und vermitteln, oder einfach nur die un-
beliebte Tätigkeit des Verteilens übernehmen – mit allen
ihren bürokratischen Begleiterscheinungen.
Der Testamentsvollstrecker kann aber auch dauerhaft ein-
gesetzt werden, etwa weil über längere Zeit Auflagen zu
erfüllen sind, oder der Erbe erst minderjährig ist und das
Vermögen so lange vom Testamentsvollstrecker auf eine
bestimmte Art und Weise verwaltet werden soll.

71
Erben, vererben und vermachen

Über- Ein Testamentsvollstrecker ist auch dann von Vorteil, wenn


schuldeter nicht klar ist, ob das Erbe vielleicht sogar mehr Schulden
Nachlass als Vermögen ausmacht. Die Erben können dann überle-
gen, ob sie es ausschlagen oder nicht, und so lange sortiert
der Testamentsvollstrecker die Vermögenslage.

Wer soll Testamentsvollstrecker werden?


Im Prinzip kann man in seinem Testament jede Person
seines Vertrauens zum Testamentsvollstrecker bestimmen.
Natürlich können das auch Familienmitglieder sein. Nur
volljährig muss die Person sein.

v o r si c h t

Risiko
Familienmitglieder streiten bekanntlich gerne und ausgiebig ums Erbe. Wer
dann etwa eines der zerstrittenen Kinder zum Testamentsvollstrecker einsetzt,
geht zwei Risiken ein.
Erstens könnte er den Bock zum Gärtner machen. Möglicherweise trifft der Voll-
strecker Entscheidungen, die eher zu seinen eigenen Gunsten ausfallen.
Zweitens könnte man das eigene Kind auch in eine schreckliche Situation brin-
gen. Die übrigen Miterben fühlen sich häufig benachteiligt und misstrauen dem
bevorzugten Erben. Man setzt das als Testamentsvollstrecker bestimmte Kind nur
unnötigen Anfeindungen der Geschwister oder sonstigen Familienmitgliedern
aus, die es gefühlsmäßig überfordern können.

Besser Am besten ist es in den meisten Fällen, eine Person zu


niemanden aus benennen, die weder erbt noch sonst irgendwie im Testa-
der Familie ment bedacht wird – und die außerhalb der Familie steht.
nehmen! Es kann beispielsweise ein guter Freund sein, zu dem man
das Vertrauen hat, er werde auf die Einhaltung des Testa-
ments achten. Sinnvoll ist es auch, einen Anwalt, Notar

72
Die Testamentsvollstreckung

oder Wirtschaftsprüfer einzusetzen, weil diese Personen


mit derartigen Vorgängen in der Regel vertraut sind. Wer
ganz sichergehen möchte, kann auch eine so genannte ju-
ristische Person, beispielsweise eine Bank oder Sparkasse,
mit dem Amt betrauen. Denn sie kann den Nachlass kom-
petent und umfassend und vor allem ohne Verzögerungen
betreuen, das Erbe sicher im Sinne des Erblassers verwal-
ten und es an die Erben verteilen.
Hinterlassen Sie ein größeres Vermögen, dann kann es rat-
sam sein, mehrere Personen zum Testamentsvollstrecker
zu benennen.

wi c h tig

Vorher besprechen
Bevor Sie sich für einen Testamentsvollstrecker entscheiden, sollten Sie Ihr Vorha-
ben mit diesem unbedingt besprechen. Teilen Sie ihm Ihre Absicht mit, dass er
sich nach Ihrem Tod um die Abwicklung des Erbes kümmern soll. So können Sie
sicher sein, dass diesen Posten auch wirklich eine Person Ihres Vertrauens über-
nimmt – und nicht nach Ihrem Tod völlig überrascht von Ihrem Ansinnen absagt.
Man kann nämlich niemanden dazu zwingen, diese Aufgabe anzunehmen.
Ernennen Sie auch unbedingt eine Ersatzperson – man weiß nie!

Den Testamentsvollstrecker können Sie ganz einfach und Kein Vertrag


unbürokratisch in Ihrem Testament benennen. Bei einem notwendig
handschriftlichen Testament müssen Sie das ebenfalls
handschriftlich tun – es gelten dieselben Formvorschrif-
ten. Das Einsetzen eines Vollstreckers ist also ziemlich
einfach. Ein besonderer Vertrag mit der ausgewählten Per-
son ist nicht nötig.
So können Sie Ihren Wunsch nach einem Testamentsvoll-
strecker im Testament formulieren:

73
Erben, vererben und vermachen

B eispiel

Fall 1: Zum Testamentsvollstrecker benenne ich meinen alten Freund Frank


Schäfer, wohnhaft in Wiesbaden, Breite Straße 3. Er soll nach meinem Tode
mein Vermögen unter meinen vier Kindern aufteilen. Frank Schäfer erhält da-
für eine Vergütung aus dem Nachlass von 5.000 Euro. Sollte Frank Schäfer
sterben, sein Amt niederlegen oder ausschlagen, bestelle ich meinen Anwalt
Dr. Helmut Trautmann, Maiglöckchenweg 8, in Aachen als Testamentsvollstre-
cker. Er soll die gleiche Vergütung bekommen.
Fall 2: Zum Testamentsvollstrecker benenne ich den Notar Dr. Fabian Stein,
Reginastraße 8, in Münster. Er hat die Aufgabe, den Erbanspruch meiner Enke-
lin Anne durchzusetzen und ihr Erbe bis zur Vollendung ihres 18. Lebensjahrs
zu verwalten.

Es ist auch möglich, den Vollstrecker nicht im Testament


Einsetzung direkt zu benennen, sondern eine dritte Person mit der
durch Dritte Einsetzung zu beauftragen. Wenn Sie im Testament nur
regeln, dass Sie nach Ihrem Tod eine Testamentsvollstre-
ckung wünschen, dann setzt das Nachlassgericht eine ge-
eignete Person ein. Das Nachlassgericht wird in der Regel
vor der Ernennung sämtliche Beteiligte dazu anhören.

Welche Pflichten hat der Testamentsvoll-


strecker?
Wer als Testamentsvollstrecker benannt worden ist, muss
die Annahme dieses Amtes erst einmal vor dem Nach-
lassgericht erklären. Das Nachlassgericht erteilt ihm dann
ein so genanntes Vollstreckerzeugnis. Das braucht er, um
sich gegenüber Institutionen wie Banken, Behörden oder
den andere Erben als Testamentsvollstrecker ausweisen zu
können.

74
Die Testamentsvollstreckung

Die erste Amtshandlung des Testamentsvollstreckers wird Inventar-


es immer sein, ein Inventarverzeichnis zu erstellen. Dazu verzeichnis
ist er verpflichtet. Darin listet er das Vermögen des Erblas-
sers auf sowie auch dessen Verbindlichkeiten. Also wel-
che Wertgegenstände vorhanden sind, welche Immobilien,
Autos, Aktien, Bargeld, Konten, Lebensversicherungen,
Schulden und offene Rechnungen. Damit verschafft er
sich und den Erben erst einmal einen Überblick über den
Nachlass.
Dann muss er dafür sorgen, dass der letzte Wille ausge-
führt wird. Er muss also das Erbe verteilen. In der Regel Aufteilung der
wird er die Erben dazu anhören. Jeder Erbe kann dann sei- Erbschaft
ne Wünsche äußern. Möglicherweise hat eines der Kinder
schon jahrelang im Geschäft des Erblassers mitgearbeitet
und möchte es auf jeden Fall weiterführen. Dann kann der
Testamentsvollstrecker einen Teilungsplan erstellen, in
dem festgelegt wird, was die anderen bekommen werden,
wenn dieses Kind das Geschäft übernimmt. Sind mehrere
Kinder zu gleichen Teilen erbberechtigt, muss er darauf
achten, dass jedes auch gleich viel bekommt.
Wollte der Erblasser, dass das Haus verkauft und der Erlös Nur der
unter den Kindern aufgeteilt wird, dann muss der Testa- Testaments-
mentsvollstrecker diese Aufgabe übernehmen. Und zwar vollstrecker
nur er – denn die Erben sind im Falle einer Testaments- darf jetzt
vollstreckung nicht mehr berechtigt, über das Erbe zu ver- noch
fügen. Sie dürfen sich auch nicht einfach Möbel aus dem verfügen
Haus holen oder Schmuck und Geld unter sich aufteilen.
Das darf nur der Testamentsvollstrecker. Hat der Testa-
mentsvollstrecker Vermögensgegenstände aber erst einmal
an die Erben verteilt, dann ist es mit seiner Entscheidungs-
befugnis vorbei – verteilt ist verteilt!
Der Testamentvollstrecker ist außerdem berechtigt, Pro-
zesse betreffend den Nachlass zu führen, falls dies ir-
gendwie erforderlich sein sollte. Das kann etwa dann sein,

75
Erben, vererben und vermachen

Haftung bei wenn ein Kunde des Erblassers meint, nach dessen Tod
Fehlern seine Rechnung nicht mehr bezahlen zu müssen. Außer-
dem darf der Vollstrecker im Rahmen der Verwaltung des
Nachlasses auch Rechtsgeschäfte abschließen, also bei-
spielsweise einen Aktienfonds auflösen, dessen Kurs zu
fallen droht, oder eine neue Heizung in das vererbte Haus
einbauen lassen. Allerdings sollte er sich dabei besser mit
den Erben absprechen und deren Einwilligung einholen.
Bei verschuldeten Fehlern, durch die der Nachlass und die
Erben geschädigt werden, können die Erben den Testa-
mentsvollstrecker auf Schadensersatz in Anspruch neh-
men. Investiert der Testamentsvollstrecker beispielsweise
in spekulative Aktiengeschäfte, dann muss er für den ent-
stehenden Schaden aufkommen. Denn eine solch riskante
Vermögensverwaltung verbietet der Gesetzgeber. Sind die
Erben der Meinung, dass der Testamentsvollstrecker un-
ehrlich oder unfähig ist, also seine Pflichten grob verletzt
hat, dann können sie beim Nachlassgericht den Antrag
stellen, den Testamentsvollstrecker seines Amtes zu ent-
heben. Hat er also grobe Fehlern begangen, kann ihn das
Nachlassgericht entlassen.

wi c h tig

Geschützt
An die Gläubiger der Erben darf der Testamentsvollstrecker nichts auszahlen.
Wenn also der Gerichtsvollzieher in Erwartung der Erbschaft gerne schon mal
die lange säumigen Steuerschulden eines der Erben bezahlt bekommen hätte,
dann darf der Testamentvollstrecker dem Gerichtsvollzieher nichts auszahlen.
Denn der Nachlass ist im Falle der Testamentsvollstreckung vor dem Zugriff der
Gläubiger erst einmal geschützt.

Der Testamentsvollstrecker darf nichts verschenken. So


genannte unentgeltliche Verfügungen darf er nur tätigen,

76
Die Testamentsvollstreckung

wenn sie wirklich notwendig sind. Also etwa wenn der


Erblasser dem Altersheim, in dem seine Schwester lebt,
jedes Jahr mehrere Präsentkörbe geschickt hat, dann darf
das der Testamentsvollstrecker weiterhin tun.

Was kostet der Testamentsvollstrecker?


Leider gibt es keine gesetzliche Regelung, die bestimmt,
was ein Testamentsvollstrecker für seine Tätigkeit bekom-
men soll, wie etwa bei Rechtsanwälten, Steuerberatern
oder Notaren. Deshalb gibt es immer wieder Streit zwi- Honorar aus
schen Erben und Vollstrecker, was er an Honorar erhalten dem Nachlass
soll. Der Erblasser sollte deshalb im Testament bestimmen,
was der zukünftige Testamentsvollstrecker für sein Amt
bekommen soll. Denn seine Arbeit ist eine anspruchsvolle
und intensive Aufgabe, die niemand umsonst übernehmen
wird. Der Testamentsvollstrecker wird vom Nachlass be-
zahlt. Das bedeutet, dass sein Honorar das Erbe schmä-
lert. Der Erblasser kann eine Vergütung zwar auch ganz
ausschließen, allerdings muss er das ausdrücklich im Tes-
tament erwähnen. Bei Banken und Sparkassen, Steuerbe-
ratern, Notaren oder Rechtsanwälten läuft man aber sicher
Gefahr, dass diese das Amt ablehnen, wenn eine Vergütung
generell ausgeschlossen ist.
Hat der Erblasser nichts im Testament bestimmt, so sieht Angemessene
das Gesetz vor, dass der Testamentsvollstrecker eine „an- Vergütung
gemessene“ Vergütung aus dem Nachlass bekommt. Was
angemessen ist, ist aber leider nirgendwo ausdrücklich ge-
regelt. Allerdings gibt es mehrere verschiedene Tabellen,
die nicht verbindlich sind, aber doch zeigen, was Ange-
messenheit bedeutet. Alle Tabellen gehen davon aus, dass
der Testamentsvollstrecker einen prozentualen Anteil am
Nachlass bekommen soll, der sich zwischen einem und bis

77
Erben, vererben und vermachen

zu zehn Prozent bewegt. Der Anteil wird prozentual immer


kleiner, je höher das Vermögen ist.
Die Tabellen haben so klangvolle Namen wie: Rheinische
Tabelle, Möhring’sche Tabelle, Eckelskemper’sche Tabel-
le, Tschischgale Tabelle, Berliner Praxis und Vergütungs-
tabelle des Deutschen Notarvereins. Jede Tabelle hat ihre
Vor- und Nachteile, manche sind für die Erben, manche
für den Testamentsvollstrecker günstiger.
Die Sätze, nach denen man sich richten kann, sehen so aus:
Nachlass bis etwa ... (in Euro) Honorar (in Prozent)
Rheinische Tabelle
10.000 4
50.000 3
500.000 2
Orientierungs-
darüber 1
hilfen
Möhring‘sche Tabelle
12.500 7,5
25.000 7
50.000 6
100.000 5
200.000 4,5
500.000 4
1.000.000 3
darüber 1
Eckelskemper‘sche
Tabelle
50.000 4
250.000 3
1.250.000 2,5
2.500.000 2
darüber 1

78
Die Testamentsvollstreckung

Nachlass bis etwa ... (in Euro) Honorar (in Prozent)


Tschischgale Tabelle
Regelfall Schwierige Fälle
10.000 5 6
50.000 3,75 4
500.000 2,5 3
darüber 1,25 1,5
Berliner Praxis
2.500 10
10.000 6
25.000 4
50.000 3
500.000 2,4
1.000.000 1,2
darüber 1
Vergütungsempfehlung des Deutschen Notarvereins
250.000 4
500.000 3
2.500.000 2,5
5.000.000 2
darüber 1,5
mindestens aber der höchste Betrag der
Vorstufe. Beispiel: Muss sich der Testaments-
vollstrecker um einen Nachlass im Wert von
260.000 Euro kümmern, beträgt der Grund-
betrag nicht 7.800 Euro (= 3 Prozent aus
260.000 Euro), sondern 10.000 Euro
(= 4 Prozent aus 250.000 Euro)

Wer sich also überlegt, einen Testamentsvollstrecker ein-


zusetzen, der findet hier Anhaltspunkte dafür, wie hoch
dessen Vergütung sein kann.

79
Erben, vererben und vermachen

Annehmen oder ablehnen?


Sind Sie möglicherweise gerade selbst zum Testaments-
vollstrecker ernannt worden? Oder hat Sie jemand gefragt,
ob Sie das Amt irgendwann einmal übernehmen können?
Finanziell kann das ja ein durchaus reizvoller Job sein.
Dennoch sollte man sich gut überlegen, ob man diese Auf-
gabe wirklich übernehmen will. Denn in der Regel wird
man alle Tätigkeiten neben der normalen Arbeitszeit und
der Zeit für die Familie erledigen müssen.
Diese Fragen Bevor man sich entscheidet, das Amt zu übernehmen, soll-
sollten Sie te man sich Folgendes überlegen:
sich stellen! • Sind meine Kenntnisse ausreichend? Bin ich der Aufga-
be gewachsen?
• Habe ich neben Beruf und Familie genügend Zeit?
• Sind Rechnungslegungen, Abrechnungen der gesamten
Amtstätigkeit am Ende des Amtes, Aufbewahrung der
Unterlagen, Auseinandersetzungen mit den Erben so be-
lastend, dass ich das Amt lieber ablehnen sollte?
• Ist die Vergütungsfrage geregelt?
Ablehnung Wer das Amt ablehnen will, muss dies gegenüber dem
dem Nach- Nachlassgericht erklären. Das ist das Amtsgericht, in des-
lassgericht sen Bezirk der Erblasser seinen Wohnsitz hatte.
mitteilen
Die Ablehnung erfolgt ohne besondere Form, zum Bei-
spiel durch einen Brief an das Nachlassgericht. Dabei
kann der Ernannte das Amt selbst dann ablehnen, wenn er
sich zuvor mündlich bereit erklärt hatte, es anzunehmen.
Der Ernannte macht sich durch die Ablehnung auch nicht
schadensersatzpflichtig. Anders wäre es nur, wenn er sich
zuvor durch einen Vertrag gegenüber dem Erblasser oder
den Erben zur Annahme des Amtes verpflichtet hatte.

80
Die Testamentsvollstreckung

Nimmt der Auserkorene das Amt an, stellt das Nachlassge- Testaments-
richt ein so genanntes „Testamentsvollstrecker-Zeugnis“ vollstrecker-
aus, womit er sich als Testamentsvollstrecker ausweisen zeugnis
kann.

81
KAPITEL 6

Die Erbschafts- und


Schenkungssteuer
Wer erbt, muss sich häufig auch mit dem Finanzamt ausei-
nander setzen. Denn auf Erbschaften können Steuern an-
fallen. Daran hat auch die Erbschaftssteuerreform nichts
geändert. Erben dürfen also auch künftig nicht unbedingt
damit rechnen, dass sie all das, was sie geerbt haben, auch
komplett behalten dürfen. Für den Staat ist die Erbschafts-
steuer eine beliebte und lukrative Einnahmequelle – die er
sehr genau kontrolliert.
Drei Faktoren Ob und wie viel Steuer der Erbe zahlen muss, hängt von
bestimmen einigen Faktoren ab:
die Höhe der
• vom Verwandtschaftsverhältnis zum Erblasser,
Steuern
• von der Höhe der Erbschaft;
• außerdem wird die Erbschaftssteuer erst fällig, wenn ge-
wisse Freibeträge überschritten sind.

In welcher Steuerklasse bin ich?


Die Steuerklasse der Erbschaftssteuer hat nichts mit der
Lohnsteuerklasse zu tun. Wer zu welcher Steuerklasse ge-
hört, hängt vom Verwandtschaftsgrad ab, den der Erbe zum
Erblasser hatte. Nähere Verwandte sind in einer besseren,
also günstigeren Steuerklasse als entfernte Verwandte oder
auch Freunde.
Steuerklasse I: Zur Steuerklasse I, die prozentual am we-
nigsten Erbschaftssteuer zu zahlen hat, gehören der Ehe-

82
Die Erbschafts- und Schenkungssteuer

gatte des Erblassers, seine Kinder und Stiefkinder, Enkel


und Urenkel, sowie seine Eltern und Voreltern (Großeltern
usw.).
Steuerklasse II: Zur Erbschaftssteuerklasse II gehören Die Steuer-
die Geschwister des Erblassers, seine Neffen und Nichten, klasse wird
Stiefeltern, Schwiegerkinder, Schwiegereltern sowie ge- vom Ver-
schiedene Ehegatten. Handelt es sich nicht um einen Erb- wandtschafts-
fall, sondern um eine Schenkung, gehören die Eltern und grad
die Großeltern ebenfalls zu dieser Steuerklasse. bestimmt

Steuerklasse III: Zur Steuerklasse III, die am meisten


Steuern zahlen muss, gehören alle weiteren Erben, die
nicht in die anderen Steuerklassen fallen. Das ist beispiels-
weise der eingetragene Lebenspartner sowie der nichtehe-
liche Lebenspartner. Wer also seinem Freund oder seiner
Freundin etwas vererben will, sollte wissen, dass dieser
möglicherweise einen erheblichen Anteil an Steuern zah-
len muss.

Die Freibeträge
Erbschaftssteuer müssen die Erben allerdings nur dann Jeder Erbe hat
bezahlen, wenn der Nachlass höher ist als der persönliche Freibeträge,
Freibetrag. Von der Erbschaft können die Erben also zu- für die er keine
nächst einmal die Freibeträge abziehen. Erbschaftssteuer Steuern zahlen
müssen sie dann nur für den Betrag zahlen, der über diese muss
Summe hinausgeht. Wie hoch die Freibeträge im Einzel-
fall sind, hängt davon ab, in welchem Verwandtschaftsver-
hältnis Erbe und Erblasser zueinander stehen.

83
Erben, vererben und vermachen

g u t z u wissen

Das Verwandtschaftsverhältnis bestimmt den Freibetrag


Ehegatte: Dieser hat einen Freibetrag von 500.000 Euro.
Kinder und Stiefkinder des Erblassers: je 400.000 Euro
Enkel: 200.000 Euro
Eltern und Großeltern: 100.000 Euro bei Erbschaft, 20.000 Euro bei
Schenkungen
Erben der Steuerklasse II haben einen Freibetrag von 20.000 Euro.
Erben der Steuerklasse III haben ebenfalls nur 20.000 Euro Freibetrag. Ausnah-
me: der eigetragene Lebenspartner hat einen Freibetrag von 500.000 Euro.

Die Höhe der Erbschaft und Erbschafts-


steuersätze
Die Erbschaftssteuer bestimmt sich schließlich danach,
wie hoch die Erbschaft ist. In der folgenden Tabelle kann
man nachlesen, wie viel Steuer anfällt. Die Steuern werden
prozentual berechnet und sind gestaffelt. Das bedeutet, je
höher die Erbschaft, desto höher ist auch der prozentuale
Anteil der Erbschaftssteuer.
Wichtig: Nach massiver öffentlicher Kritik werden die
Angehörigen der Steuerklasse II seit 2010 entlastet. Sie
müssen einen geringeren Erbschaftssteuersatz zahlen als
bislang. Bei allen anderen Erben haben sich die Steuersät-
ze nicht geändert.
Um die Tabelle richtig zu lesen, müssen Sie wissen, zu
welcher Steuerklasse Sie gehören.

84
Die Erbschafts- und Schenkungssteuer

Erbschaftssteuersätze (in Prozent)


Zu versteu- Steuerklasse I Steuerklasse II Steuerklasse III
ernder Nach-
lass (in Euro)
bis 75.000 7 15 30
300.000 11 20 30
600.000 15 25 30
6 Mio 19 30 30
13 Mio 23 35 50
26 Mio 27 40 50
über 26 Mio 30 43 50

B eispiel

Fall 1: Gerda Frey hinterlässt ihrer Enkelin Susanne Frey 250.000 Euro in bar.
Um herauszufinden, wie viel Erbschaftssteuer sie bezahlen muss, schaut Susan-
ne erst einmal nach, zu welcher Steuerklasse sie gehört. Als Enkeltochter gehört
sie der günstigen Steuerklasse I an.
Danach sieht sie nach, welche Freibeträge ihr zustehen. Sie hat einen Freibe-
trag von 200.000 Euro. Sie muss also nur für den über den Freibetrag hinaus-
gehenden Betrag Steuern bezahlen.
250.000 Euro – 200.000 Euro (Freibetrag) = 50.000 Euro (zu versteuernde
Summe)

Susanne muss für 50.000 Euro Erbschaftssteuer bezahlen. Wie viel das ist, kann
sie in der Tabelle nachlesen: Für 50.000 Euro muss sie in der Steuerklasse I
7 Prozent Erbschaftssteuer zahlen. Das macht 3.500 Euro Erbschaftssteuer.

85
Erben, vererben und vermachen

B eispiel

Fall 2: Die Großmutter aus dem Beispiel 1 hinterlässt ihrer Nachbarin Erna
ebenfalls stattliche 250.000 Euro.
Als Nichtverwandte gehört Erna zur Steuerklasse III. Ihr Freibetrag beträgt nur
20.000 Euro.
250.000 Euro – 20.000 Euro (Freibetrag) = 230.000 Euro (zu versteuernde
Summe)

Erna muss also 230.000 Euro versteuern. Laut Tabelle fällt für diesen Betrag in
der Steuerklasse III ein Steuersatz von 30 Prozent an. Das ergibt 69.000 Euro
Erbschaftssteuer.
Dieses Beispiel verdeutlicht, wie die Faktoren Steuerklasse, Freibeträge und
Höhe der Erbschaft die Höhe der Erbschaftssteuern beeinflussen.

Besteuerung von Immobilien


Bei der Besteuerung von Eigenheimen kommt es nach der
Erbschaftssteuerreform auf die Erben an. Die Immobilie
ist steuerfrei, und zwar unabhängig vom Wert und der Grö-
ße, wenn der Ehepartner oder der eingetragene Lebens-
partner darin leben. Aber: Der Partner muss ganze zehn
Jahre darin wohnen bleiben. Verkauft oder vermietet er die
Immobilie innerhalb dieser Zeit, muss er doch noch Steu-
ern an den Fiskus berappen. Ihn schützen dann nur noch
die üblichen Freibeträge.
Auch Kinder können eine Immobilie steuerfrei erben,
wenn sie dort einziehen, und zwar ebenfalls mindestens
zehn Jahre lang. Allerdings gibt es da Einschränkungen:
Die Wohnfläche darf nicht mehr als 200 qm betragen. Ist
die Immobilie größer, sind nur 200 qm steuerfrei. Die Flä-
che, die darüber hinausgeht, wird besteuert.

86
Die Erbschafts- und Schenkungssteuer

B eispiel

Flächenberechnung
Ein 250 qm großes Haus ist eine Million Euro wert. Das Finanzamt setzt somit
für 50 qm 200.000 Euro an. Dem Kind stehen jedoch 400.000 Euro Freibe-
trag zu. In diesem Fall muss es keine Steuern zahlen, auch wenn die Immobilie
250 qm umfasst.
Erben nicht der Ehegatte oder die Kinder, sondern andere Verwandte, wie etwa
Geschwister, Eltern, Nichten und Neffen, wird das Eigenheim zu seinem Ver-
kaufswert unter Berücksichtigung der Freibeträge besteuert. Gleiches gilt natür-
lich auch, wenn Freunde oder Bekannte erben.
Vermietete Immobilien hingegen werden mit einem Abschlag von 90 Prozent
ihres Marktwerts besteuert. Der Fiskus zieht somit 10 Prozent des tatsächlichen
Werts ab, und zwar unabhängig davon, wer erbt.
Das Finanzamt legt mittels der Grundvermögensbewertungsverordnung fest, wie
hoch der tatsächliche Marktpreis einer Immobilie ist. Erben, die sich benachteiligt
fühlen, können ein Gutachten anfertigen lassen, das die Finanzamtsrechnung
womöglich widerlegt. Die Kosten dafür belaufen sich auf etwa 1.500 Euro.

Das Berliner Testament aus steuerlicher Sicht


Viele Eheleute machen ein Berliner Testament. Das bedeu-
tet, dass die Eheleute sich gegenseitig zu Alleinerben ein-
setzen und die Kinder erst dann erben, wenn beide Eltern-
teile verstorben sind. Das hat den Zweck, dass der Ehegatte
sein Erbe nicht gleich mit seinen Kindern teilen muss, wenn
der Partner stirbt. Denn das könnte ihn schnell in arge fi-
nanzielle Bedrängnis stürzen und die auf ein gemeinsames
Altwerden ausgerichtete Altersversorgung zum Einstürzen Ein Berliner
bringen. Im Grunde genommen ist ein solches Testament Testament ist
die einzige legale Möglichkeit, die eigentlich pflichtteilsbe- steuerlich oft
rechtigten Kinder zunächst von der Erbfolge auszuschlie- ungünstig
ßen. Lesen Sie dazu auch im Kapitel „Das Testament“ den
Abschnitt „Das Berliner Testament“.

87
Erben, vererben und vermachen

So beliebt das Berliner Testament auch sein mag – aus


steuerlicher Sicht kann es ganz schön ungünstig werden.
Das Problem ist nämlich, dass es zwei Erbfälle gibt: den
ersten beim Übergang des Vermögens auf den überleben-
den Ehegatten, den zweiten, wenn die Kinder von dem
Zuletztversterbenden erben. Beide Male bekommt das Fi-
nanzamt etwas ab, wenn die Steuerfreibeträge überschrit-
ten werden.

tipp

Den Kindern Steuern sparen


Bei größeren Vermögen kann es sich lohnen, wenn man die Kinder nach dem
Tod des Erstversterbenden sofort zu Erben macht. Denn die Kinder können dann
bereits beim ersten Todesfall ihre Freibeträge ausnutzen und beim Tod des an-
deren Elternteils noch einmal.
Die meisten Eheleute scheuen diese Möglichkeit, weil das eigene Erbe ja dann
um den Anteil der Kinder geschmälert wird. Wenn man die Sache aber richtig
angeht, kann man den Kindern eine Menge Steuern sparen und trotzdem ab-
gesichert sein.

Jedenfalls dann, wenn die Freibeträge überschritten wer-


den, sollten Sie sich überlegen, ob Sie nicht eine ande-
re Variante wählen sollen, um Ihren Nachlass zu regeln.
Dazu haben Sie folgende Möglichkeiten:
Die Kinder 1. Sie können Ihre Kinder testamentarisch sofort zu Erben
sofort zu einsetzen. Dann können sowohl die Kinder als auch der
Erben Ehepartner ihre Freibeträge ausnutzen. Der überlebende
machen! Ehegatte sollte aber unbedingt abgesichert werden. Sie
können ihm zum Beispiel ein lebenslanges Wohnrecht
am gemeinsamen Haus einräumen. Das Wohnrecht
wird ins Grundbuch eingetragen, gilt lebenslänglich
und auch dann noch, wenn die Kinder das Haus einmal
verkaufen sollten.

88
Die Erbschafts- und Schenkungssteuer

2. Eine andere Form könnte ein Vermächtnis zugunsten


Ihres Ehegatten und damit eine Geldforderung gegen
den oder die Erben sein. Ihr Kind als Erbe muss dann
eine einmalige Auszahlung oder eine Ratenzahlung an
den überlebenden Ehegatten leisten, um dessen Versor- Verschenken
gung zu gewährleisten. Das hat außerdem den Vorteil, zu Lebzeiten
dass der Nachlasswert um die Höhe des Vermächtnisses
gemindert und so der Betrag der Erbschaftssteuer ge-
schmälert wird.
3. Sie haben aber auch die Möglichkeit, Ihr Vermögen schon
zu Lebzeiten an Ihre Kinder zu verschenken. Zwar wird
hier die Schenkungssteuer fällig, bei der Steuersätze
und Freibeträge gleich hoch sind wie bei der Erbschafts-
steuer. Allerdings können die Freibeträge alle zehn
Jahre neu genutzt werden. In Höhe von 400.000 Euro
können Sie so Ihrem Kind alle zehn Jahre Vermögens-
werte schenken – und zwar schenkungssteuerfrei. Sind
zwischen der letzten Schenkung und Ihrem Tod zehn
Jahre vergangen, kann Ihr Kind noch mal denselben Be-
trag in Anspruch nehmen.

tipp

Fachmännischer Rat
Weil das Berliner Testament aus steuerlichen Gesichtspunkten für größere Ver-
mögen nicht immer uneingeschränkt ratsam ist, sollten Sie zumindest bei kom-
plexeren Erbangelegenheiten den Rat eines Anwalts, Notars oder Steuerbera-
ters einholen.

89
Erben, vererben und vermachen

Vorerbe – Nacherbe: Welcher Steuersatz


gilt?
Viele Erblasser wollen, dass das Erbe auch nach dem Tod
des Erben einen ganz bestimmten Weg nimmt. So setzen
viele Ehepaare, die zum zweiten Mal verheiratet sind, ih-
ren Ehepartner als Vorerben und die leiblichen Kinder als
Nacherben ein. Damit soll das Geld in der Familie bleiben
und nicht in die Familie des Erben verstreut werden.
Erbrecht und Hier stellt sich die Frage: Wie wird der Nacherbe steuer-
Steuerrecht rechtlich behandelt?
behandeln
Im Erbrecht gilt der Nacherbe als Erbe des ursprünglichen
Nacherben
Erblassers. Das ist derjenige, von dem das Geld ursprüng-
unter-
lich stammt und der im Testament die Vor- und Nacherb-
schiedlich
schaft angeordnet hat.

B eispiel

Freibetrag
Sven Petersen hinterlässt seiner Lebensgefährtin 120.000 Euro als Vorerbin. Als
Nacherben setzt er seinen Sohn Knut ein, weil er möchte, dass sein Geld in der
Familie bleibt und die Kinder seiner Lebensgefährtin davon nichts bekommen.
Beim Tod der Lebensgefährtin sind davon noch 100.000 Euro übrig, die Knut
jetzt bekommen soll. Erbschaftssteuerrechtlich ist er Erbe der Lebensgefährtin
seines Vaters und wird daher so behandelt wie eine fremde Person. Er gehört
damit zur höchsten Steuerklasse III, hat nur einen Freibetrag von 20.000 Euro
und muss für den Restbetrag von 80.000 Euro 30 Prozent, also 24.000 Euro
Steuern zahlen. Und das, obwohl das Geld ja ursprünglich von seinem Vater
war.
Knut kann jetzt beantragen, steuerrechtlich im Verhältnis zum ursprünglichen
Erblasser veranlagt zu werden. Und das kann sich lohnen! Als Erbe seines
Vaters hat er nämlich einen Freibetrag von immerhin 400.000 Euro und muss
dann gar keine Steuern mehr zahlen.

90
Die Erbschafts- und Schenkungssteuer

Im Steuerrecht sieht die Sache aber anders aus. Da ist der


Nacherbe Erbe des Vorerben. In vielen Fällen steht der
Nacherbe aber familiär wesentlich enger zum Erblasser als
zum Vorerben. Und das macht sich in der Höhe der Steu-
er bemerkbar. In manchen Fällen können die Nacherben
aber beantragen, im Verhältnis zum Erblasser besteuert zu
werden.

Zu Lebzeiten Vermögen übertragen


Wer weiß, dass seine Erben mit hohen Erbschaftssteuern Mit
rechnen müssen, macht sich oft Gedanken darüber, wie Geschenken
sich das vermeiden lässt. Schließlich soll das Geld auf je- Steuern sparen
den Fall in der Familie bleiben und nicht dem Finanzamt
„geschenkt“ werden. Es gibt durchaus legale und legitime
Möglichkeiten, Erbschaftssteuern zu sparen. Weil bei grö-
ßeren Erbschaftsvermögen die Freibeträge oftmals weit
überschritten sind, können Geschenke zu Lebzeiten hilfreich
sein, später den Fiskus nicht oder zumindest nur im gerin-
geren Maße mitverdienen zu lassen. Denn wer beispiels-
weise seinen Kindern etwas schenkt, reduziert den Wert der
späteren Erbschaft und erspart ihnen die Zahlung von Erb-
schaftssteuern. Zwar hält der Fiskus auch bei Schenkungen
die Hand auf und es gelten dieselben Grundsätze wie bei
der Erbschaftssteuer. Entscheidend ist aber, dass bei Schen-
kungen die Steuerfreibeträge jeweils nach Ablauf von zehn
Jahren erneut in Anspruch genommen werden können. Wer
also ausreichend früh Teile seines Vermögens überträgt,
hilft den Nachkommen im Erbfall Steuern zu sparen. Denn
im Prinzip kann man alle zehn Jahre Vermögen in Höhe der Freibeträge
Freibeträge verschenken, ohne dass auch nur ein Euro Steu- alle zehn
ern fließt. Nach Ablauf von zehn Jahren gibt es auch für den Jahre nutzen!
Todesfall noch einmal dieselben Freibeträge.

91
Erben, vererben und vermachen

Gibt es mehrere Erben, kann der künftige Erblasser die


Zuwendungen zu Lebzeiten auch schon auf mehrere Fa-
milienmitglieder übertragen. So kann der Ehemann bei-
spielsweise seinem Sohn innerhalb von zehn Jahren Ver-
mögenswerte in Höhe 400.000 Euro steuerfrei übertragen.
Gleichzeitig kann er auch noch seiner Tochter steuerfrei
Zuwendungen im Wert von 400.000 Euro zukommen
lassen.

B eispiel

Fall 1: Ein Vater möchte seiner Tochter 700.000 Euro hinterlassen. Die Tochter
hat aber nur einen Freibetrag von 400.000 Euro. Würde der Vater ihr das Geld
auf einen Schlag schenken oder vererben, müsste die Tochter für die restlichen
300.000 Euro Schenkungs- bzw. Erbschaftssteuer zahlen. Schenkt der Vater
ihr aber nur 400.000 Euro auf einen Schlag, muss sie zunächst keine Schen-
kungssteuer zahlen, da die Summer nicht über ihren Freibetrag hinausgeht.
Zehn Jahre später kann er ihr erneut 300.000 Euro schenken, ohne dass auch
nur ein Cent an Schenkungssteuer anfällt. Gleiches würde auch gelten, wenn
der Vater nach Ablauf von zehn Jahren ihr das weitere Geld nicht schenken,
sondern vererben würde. Auch hier müsste die Tochter keine Erbschaftssteuer
zahlen.
Fall 2: Der Ehemann ist sehr vermögend und auch als alleiniger Eigentümer
des Wohnhauses im Grundbuch eingetragen. Er schenkt seiner Ehefrau das
Haus und lässt sie als Eigentümerin eintragen. Der für die Schenkungssteuer
berechnete Wert des Hauses liegt bei 495.000 Euro. Da die Ehefrau einen
Freibetrag von 500.000 Euro hat, fallen keine Schenkungssteuern an. Stirbt der
Mann elf Jahre später, wird der Wert des Hauses nicht mehr hinzugezogen. Es
gehört nicht zur Erbmasse.

Vorsicht vor schnellen Geschenken


Nicht zu viel Bei aller Euphorie für das Einsparen von Steuern soll-
verschenken! ten Sie aber auf keinen Fall vorschnell handeln. Sie soll-
ten immer bedenken, dass Sie Geschenke in der Regel

92
Die Erbschafts- und Schenkungssteuer

nicht mehr zurückfordern können. Nur zu oft kommt es Rückforde-


im Laufe der Zeit zwischen Schenker und Beschenktem rungsrecht
zu Konflikten. Der eine empfindet Undank, und der an- vereinbaren
dere fühlt sich unter Umständen gemaßregelt, wie er mit
dem vorweggenommenen Erbe umzugehen hat. Wenn
Sie Ihren Kindern nicht mehr als die Hälfte des Vermö-
gens übertragen, können Sie derartigen Konflikten unter
Umständen vorbeugen. Eine weitere Möglichkeit besteht
darin, dass sich der Schenker Rückforderungsrechte vor-
behält.
Wollen Sie als Erbe Ihren Einfluss auf eine Immobilie, ein
Depot oder auch ein Unternehmen nicht verlieren, kön-
nen Sie dies mit dem Beschenkten vereinbaren. Bei einer
Immobilie können Sie sich beispielsweise ein Wohnrecht
sichern. Dass Ihnen weiterhin die Erträge aus dem Vermö-
gen zufließen, erreichen Sie, indem Sie einen so genann-
ten Nießbrauch vereinbaren.
Bevor man Vermögen voreilig verschenkt, sollte man auch
bedenken, dass unter Umständen die Rechnung am Ende
nicht aufgeht: Stirbt der Beschenkte vor dem Schenker,
fällt das Vermögen wieder an diesen zurück und muss ver-
steuert werden.

tipp

Steuerrechtliche Beratung
In der Regel lohnen sich Verfügungen zu Lebzeiten bei großen Vermögenswer-
ten. In jedem Fall sollten Sie sich vor einer Schenkung von einem Fachmann
steuerrechtlich beraten lassen. Er kann Ihnen auch sagen, wie Sie sich vor einer
Schenkung richtig absichern.

93
KAPITEL 7

Nichteheliche Lebensgemein-
schaften
Viele Menschen leben jahrelang wie Ehepaare zusam-
men und sind dennoch nicht verheiratet. Die Begründung,
Ohne durch den Trauschein ändere sich ja doch nichts, mag zwar
Testament erbt für die Beziehung an sich gelten. Doch durch den Trau-
der Partner schein ändert sich eine Sache ganz gewaltig: Der Ehepart-
nichts! ner wird dadurch zum gesetzlichen Erben. Stirbt einer von
beiden, erbt der andere automatisch – und das auch ohne
Testament. Nichtverheiratete Partner gehen dagegen voll-
kommen leer aus, wenn sie testamentarisch nicht bedacht
werden.
Auch wenn man jahrelang zusammen war, Kinder bekom-
men hat, ein gemeinsames Haus gebaut oder zusammen
Vermögenswerte angeschafft hat: Wenn einer stirbt, wird
der andere vom Gesetzgeber so behandelt, als ob er ein
Fremder wäre. Das heißt, dass der Überlebende nichts
erbt. Im Ernstfall bedeutet das: Die Haushälfte des verstor-
benen Partners gehört nach seinem Tod dessen Kindern,
Eltern oder seinem Bruder – je nachdem, wer gesetzlicher
Erbe geworden ist. Man teilt sich dann also das Haus, in
dem man jahrelang mit dem Partner gewohnt hat, plötzlich
mit ganz anderen Menschen.
Unverheiratete Paare sollten daher unbedingt vorsorgen,
wenn sie den anderen absichern möchten. So können die
Partner dem anderen etwa die Haushälfte vermachen oder
ein lebenslanges Wohnrecht im Haus einräumen. Bei ei-
nem Vermächtnis wird der Partner nicht Erbe, tritt also
nicht in die Fußstapfen des Erblassers und wird auch nicht

94
Nichteheliche Lebensgemeinschaften

Mitglied der Erbengemeinschaft. Der Partner hat dann ei-


nen Anspruch auf Herausgabe des vermachten Gegenstan-
des gegen die Erben. Das bietet sich immer dann an, wenn Vermächtnis
Beziehungen noch sehr frisch sind und der zukünftige
Erblasser weiterhin will, dass seine Eltern oder die Kinder
Erben sind. Wer dann der Freundin oder dem Freund sein
Pferd oder sein Motorrad hinterlassen will, der sollte das
besser in Form eines Vermächtnisses machen.

v o r si c h t

Erbvertrag
Laut Gesetz können unverheiratete Paare kein gemeinschaftliches Testament ma-
chen. Diese Möglichkeit ist allein Eheleuten vorbehalten. Deshalb sollte jeder
unverheiratete Partner ein eigenes Testament aufsetzen, in dem er den anderen
in dem Umfang zum Erben einsetzt, wie er es für sinnvoll hält. Wer Regelungen
treffen möchte, die beide Partner berechtigt und auch verpflichtet, sollte über
einen Erbvertrag nachdenken.

Erbvertrag oder Testament?


Ob Sie als unverheiratetes Paar zwei Testamente oder lie-
ber einen Erbvertrag machen, hängt ganz von Ihren per-
sönlichen Lebensumständen ab. Der Vorteil des Erbver-
trags ist, dass er wie ein gemeinschaftliches Testament bei-
de bindet und der andere ihn nicht aus einer Laune heraus
rückgängig machen kann. Das Testament kann dagegen je-
derzeit vernichtet werden und verliert damit seine Gültig-
keit. Wenn dann ein Lebenspartner in einer Midlife-Crisis
steckt und wegen einer jüngeren Geliebten das Testament
zerreißt, dann steht eventuell die jahrelange Freundin und
Mutter seiner Kinder mit komplett leeren Händen da.

95
Erben, vererben und vermachen

Die Bindungswirkung eines Erbvertrags kann für viele


Paare deshalb wichtig sein, weil sie ohne Sicherheit eine
zu schwache Position hätten.

B eispiel

Erbvertrag
Claudia und Stefan leben ohne Trauschein zusammen. Als Claudia schwanger
wird, entschließt sie sich, ihren Job erst einmal aufzugeben, um sich in Zukunft
der Kindererziehung zu widmen. Stefan arbeitet weiter und kommt finanziell für
die Familie auf. Als die Wohnung dann nach der Geburt des zweiten Kindes
langsam zu klein wird, beschließen sie, ein Haus zu kaufen.
Wegen der familiären Situation macht sich Claudia allerdings Sorgen. Würde
Stefan sterben, dann würden die Kinder alles erben. Sie stünde ohne Vermögen
da. Sie möchte abgesichert sein, weil sie ja schließlich durch die Kindererzie-
hung ebenfalls einen Beitrag zum Vermögen ihres Mannes geleistet hat. Sie
schließen deshalb einen Erbvertrag. Claudia verpflichtet sich, auch weiterhin
die Versorgung der Kinder zu gewährleisten. Stefan setzt Claudia im Falle sei-
nes Todes zur Miterbin seines gesamten Vermögens neben seinen Kindern ein.

Der Das Problem des Erbvertrags ist aber, dass die Bindungs-
Erbvertrag wirkung in manchen Fällen gar nicht so wünschenswert
bindet! ist. Wenn beide die Auflösung des Vertrags wollen, weil
jeder einen neuen Partner hat, dann ist die Sache noch un-
problematisch: einfach zum Notar gehen und den Vertrag
in gegenseitigem Einverständnis auflösen. Doch was ist,
wenn sich die Situation so verändert, dass der eine nur
noch Nachteile aus dem Vertrag hat, der andere ihn aber
wegen der offensichtlichen Vorteile nicht auflösen will?
Bei nicht verheirateten Paaren erlischt der Vertrag nämlich
nicht automatisch mit der Trennung. Die Bindungswir-
kung bleibt auch anschließend bestehen. Sinnvoll ist es da-
her, sich bei einem Vertrag Rücktrittsrechte einzuräumen.

96
Nichteheliche Lebensgemeinschaften

B eispiel

Rücktrittsrecht
Claudia lernt einen anderen Mann kennen. Sie hat sich hoffnungslos verliebt
und zieht mit den gemeinsamen Kindern bei Stefan aus und mit dem neuen
Mann zusammen. Schließlich heiraten sie auch noch. Claudia erfüllt weiterhin
ihren Teil des Erbvertrags – sie kümmert sich um die gemeinsamen Kinder. Aber
Stefan hat auch schon wieder eine neue Freundin und will auf keinen Fall, dass
Claudia etwas erbt. In diesem Fall wäre es sinnvoll gewesen, wenn Stefan im
Vertrag ein Rücktrittsrecht vereinbart hätte für den Fall, dass Claudia die Bezie-
hung beendet und sich anderweitig orientiert.

Wegen der starken Bindungswirkung ist es notwendig, den Erbvertrag


Erbvertrag von einem Notar errichten zu lassen. Erbver- nur vor Notar
träge, die nicht vom Notar errichtet werden, sind ungültig. gültig!
Näheres zum Thema Erbvertrag lesen Sie bitte im Kapitel
„Der Erbvertrag“.

Wenn Kinder miterben sollen


Bei nichtehelichen Lebensgemeinschaften wird es immer
dann kompliziert, wenn einer oder beide Partner noch Kin-
der aus vorangegangenen Beziehungen haben. Im Übrigen
ist das bei verheirateten Partnern oft auch nicht anders.
Wer sich durch Erbvertrag oder zwei Testamente gegen- Eigene Kinder
seitig zu Erben einsetzt, benachteiligt möglicherweise die werden
Kinder aus der ersten Beziehung gegenüber denen des benach-
Partners. teiligt!

Wenn man im Erbvertrag also einfach nur vereinbart, dass


man sich gegenseitig zu Erben einsetzt, dann werden im-
mer die Kinder des zuerst Versterbenden benachteiligt

97
Erben, vererben und vermachen

tipp

Kein Pflichtteilsanspruch
Elke und Andy leben ohne Trauschein zusammen. Beide haben jeweils eine
Tochter aus früheren Beziehungen. Per Erbvertrag haben Elke und Andy sich
gegenseitig zu Alleinerben eingesetzt. Elke stirbt und hinterlässt ein Vermögen
von 200.000 Euro. Wegen des Erbvertrages ist Andy Alleinerbe. Laut Gesetz
hat Elkes Tochter aber einen Anspruch auf den Pflichtteil. Der beträgt bei dieser
Familienkonstellation die Hälfte des Erbes, also 100.000 Euro. Stirbt jetzt Andy,
dann ist seine Tochter Alleinerbin. Das bedeutet, dass sie auch die restlichen
100.000 Euro erbt, die Elke an Andy vererbt hatte. Elkes Tochter sieht davon
allerdings nichts. Sie ist nämlich nicht mit Andy verwandt. Deshalb hat sie auch
keinen eigenen Pflichtteilsanspruch.

sein. Das kann aber für die Kinder von entscheidender fi-
nanzieller Bedeutung sein.
Wenn Sie nicht wollen, dass Ihre eigenen Kinder gegen-
über denen des Partners benachteiligt werden, können Sie
im Testament eine zusätzliche Regelung treffen.

tipp

Vorerben uund Nacherben


Damit Ihr Kind auf alle Fälle auch nach dem Tode des Partners Ihr Geld erbt,
sollten Sie Ihren Partner zum Vorerben und Ihr Kind zum Nacherben einsetzen.
Damit ist gewährleistet, dass das Kind Ihres Partners von Ihrem Geld nichts erbt,
wenn Sie das nicht wollen. Gleichzeitig können Sie mit dieser Konstruktion si-
cherstellen, dass sowohl Ihr Partner als auch Ihr Kind Ihr Vermögen erben. Lesen
Sie dazu auch im Kapitel 2 „Das Testament“ den Abschnitt „Vorerbe – Nacher-
be: Wann ist das sinnvoll?“

98
KOLUMNE RE

Wer will, dass das Kind des Partners auch etwas bekommt, Soll das Kind
muss das in diesem Fall ausdrücklich ins Testament oder des Partners
den Erbvertrag schreiben. Das Kind kann dann erben oder auch erben?
ein Vermächtnis bekommen. Ein Vermächtnis hat den
Vorteil, dass das Kind nicht zur Erbengemeinschaft mit
dem eigenen Kind gehört und so auch nicht bei allen Erb-
schaftsangelegenheiten mitreden darf.

Steuerliche Probleme
Wer als nicht verheiratetes Paar zusammenlebt, sollte auch Nicht-
beachten, dass der Überlebende im Todesfall eventuell verheiratete
hohe Erbschaftssteuer zu zahlen hat. Das kommt daher, haben
dass der nichteheliche Lebenspartner sowohl erb- als auch steuerliche
steuerrechtlich als „Fremder“ behandelt wird. Nachteile

Die Folge:
• Geringerer Freibetrag als Eheleute! Während Eheleute Geringere
einen Freibetrag von 500.000 Euro geltend machen kön- Freibeträge
nen, steht Fremden, also auch nichtehelichen Lebens-
partnern, nur ein Freibetrag von 20.000 Euro zu. Alles,
was über 20.000 Euro liegt, muss versteuert werden.
• Höhere Steuersätze als Eheleute! Während Eheleute Höhere
in Steuerklasse I je nach Umfang des Erbes nur zwi- Steuersätze
schen sieben und 30 Prozent Erbschaftssteuer zahlen,
müssen nicht-eheliche Lebenspartner in Steuerklasse III
zwischen 30 und 50 Prozent Erbschaftssteuer berappen.
(Siehe dazu die Steuertabelle auf Seite 85.)

99
Erben, vererben und vermachen

B eispiel

Rechenbeispiel: Andy und Elke sind nicht verheiratet. Im Testament setzt Andy
Elke zur Alleinerbin ein. Als er stirbt, hinterlässt er ein Vermögen von 600.000 Euro.
Von dem Geld kann Elke einen Freibetrag von 20.000 Euro abziehen. Bleiben
580.000 Euro übrig. Die muss sie in der schlechten Steuerklasse III mit 30 Prozent
versteuern. Das ergibt eine Erbschaftssteuer von stolzen 174.000 Euro.
Gegenbeispiel: Elke und Andy sind verheiratet, und sie ist seine Alleinerbin.
Er hinterlässt 600.000 Euro. Davon kann sie als Ehefrau 500.000 Euro als
Freibetrag abziehen. 100.000 Euro muss sie also versteuern. In der günstigen
Steuerklasse I muss sie dafür nur 11 Prozent Erbschaftssteuer zahlen. Das sind
11.000 Euro.

Heirat kann Aus erbrechtlichen und aus finanziellen Gründen kann es


sich steuerlich sich also durchaus lohnen, zu heiraten. Manche tun das
lohnen sogar auf dem Sterbebett, um dem Partner Steuern zu er-
sparen. Ob dieser Grund ausreichend ist, um (auch schon
früher) sein Jawort zu geben, muss natürlich jeder für sich
entscheiden.

100
KAPITEL 8

Erbengemeinschaften – Vorsicht,
explosiv!
Erbengemeinschaften bieten Stoff für Fernsehdramen:
Kaum hat der Erblasser sein Hab und Gut hinterlassen,
fängt der Streit oft auch schon an. Die einen wollen das
geerbte Haus modernisieren, um mehr Miete zu erwirt-
schaften, die anderen scheuen große Investitionen, die
dritten wollen selbst darin wohnen und wieder andere sind
am Verkauf interessiert.

Wie entsteht eine Erbengemeinschaft?


In den allermeisten Fällen hinterlässt der Verstorbene nicht Eine Erben-
nur einen einzigen Erben, sondern gleich mehrere, wie gemeinschaft
etwa seine Ehefrau und seine Kinder. Alle zusammen ge- entsteht
hören dann automatisch zu einer Erbengemeinschaft. Nur automatisch
wer das Erbe ausschlägt, ist kein Mitglied der Erbenge-
meinschaft. Zu den Möglichkeiten, das Erbe auszuschla-
gen, lesen Sie mehr im Kapitel 10.

A c h t u ng

Keine Erbengemeinschaft
Es liegt keine Erbengemeinschaft vor, wenn jemand alleiniger Erbe geworden
ist und der Erblasser weiteren Personen einzelne Vermögensgegenstände zuge-
sprochen hat, so genannte Vermächtnisse. Vermächtnisnehmer können nie einer
Erbengemeinschaft angehören.

101
Erben, vererben und vermachen

Die Erben- Die Erbengemeinschaft muss den Nachlass nach dem Tod
gemeinschaft des Erblassers verwalten und dann auseinander setzen –
tritt in die und das auch noch gemeinschaftlich. Sie muss Schulden
Fußstapfen von anderen eintreiben, offene Rechnungen des Erblassers
des begleichen, sich um seine Kredite kümmern, darum, die
Erblassers Nebenkostenabrechnung seiner Wohnung zu machen, sei-
ne Versicherungen zu kündigen – schlicht um alles. Am
Ende soll sich die Gesellschaft dann möglichst auflösen
und jeder seinen Teil erhalten. Doch tatsächlich bestehen
Erbengemeinschaften oft über Jahre, weil sie sich nicht ei-
nigen können, wie das Erbe auseinander gesetzt werden
soll. Mit dran schuld sind häufig aber auch die Verstorbe-
nen, die keine klaren Anweisungen gegeben haben. Aber
auch dann, wenn größere Wohnanlagen, Gewerbeimmo-
bilien oder Firmen geerbt werden, bleiben Erbengemein-
schaften oft dauerhaft bestehen. Hier geht es häufig dar-
um, das Objekt zu erhalten und die Einnahmen daraus zu
erlangen.

Konsens gefragt: gemeinsame


Verwaltung des Vermögens
Alle Entschei- Weil der Nachlass allen Miterben zusammen gehört, müs-
dungen sen diese auch alle Entscheidungen gemeinschaftlich tref-
müssen fen. Nur wenn eine Notsituation eintritt, kann auch ein
gemeinsam Erbe allein handeln. Dringt etwa plötzlich Hochwasser
getroffen in den Keller eines geerbten Hauses ein, kann der ein-
werden zelne Erbe nicht erst abwarten, bis alle Miterben zustim-
men, dass jemand mit dem Abpumpen beauftragt wird. In
solchen Fällen darf er auch allein für Abhilfe sorgen. Er
muss dies sogar, sobald er von der Notsituation erfährt.
Sonst können die anderen Erben Schadensersatz von ihm
fordern.

102
Erbengemeinschaften – Vorsicht, explosiv!

Können sich die Erben bei einer Frage nicht einigen, die Mehrheits-
die regelmäßige Verwaltung betrifft, reicht es, wenn die beschluss
Mehrheit der Erben eine Maßnahme beschließt. Auch hier
stellt sich aber wieder die Frage, was unter regelmäßiger
Verwaltung überhaupt zu verstehen ist. In der Regel kann
man sagen, dass dies Maßnahmen sind, die bei laufender
Verwaltung des Nachlasses diesen nicht wesentlich min-
dern. Gehört zum Nachlass etwa auch ein Fahrradver-
leih, können zwei von drei Erben die Fahrräder täglich
vermieten.
Sollen dagegen Entscheidungen von größerer Tragweite
getroffen werden, müssen alle Mitglieder der Erbenge-
meinschaft zustimmen. Eine solche besondere Verwal- Einstimmigkeit
tungsmaßnahme, die Einstimmigkeit erfordert, liegt bei besonderen
dann vor, wenn sie eine wesentliche Veränderung des Entscheidungen
Nachlassgegenstands zur Folge hat. Das ist zum Beispiel
dann der Fall, wenn eine umfassende Modernisierung
eines Mietobjekts ansteht. Verweigert ein Miterbe seine
Mitwirkung, können die anderen diese notfalls auf dem
Klageweg erzwingen.

tipp

Vollmacht
Sie ersparen sich viel Aufwand, wenn Sie die laufende Verwaltung einem Er-
ben übertragen. In einer Vollmacht sollte der Aufgabenkreis möglichst genau
festgehalten werden. Es sollte insbesondere geregelt sein, dass Überweisungen
für die Erbengemeinschaft von deren Konto getätigt werden können. Ansonsten
müssten alle Erben jeden Überweisungsträger unterschreiben. Sind Sie als Mit-
erbe mit dem Verwalter nicht mehr einverstanden, können Sie jederzeit verlan-
gen, dass er abberufen wird.

103
Erben, vererben und vermachen

Jeder Erbe hat so viel Stimmengewicht, wie seinem Anteil


am Erbe entspricht.

B eispiel

Nicht jede Stimme zählt gleich viel


Brittas Mann ist vor kurzem gestorben. Er hat ihr die Hälfte seines Vermögens
hinterlassen. Die beiden Kinder teilen sich die andere Hälfte, jedes bekommt
also ein Viertel. In diesem Fall ist es nicht so, dass jede Stimme gleich viel zählt.
Die Kinder können also die Mutter nicht einfach 2:1 überstimmen. Vielmehr hat
Brittas Stimme doppelt so viel Gewicht (½) wie die Stimme eines Kindes (¼),
weil sie auch doppelt so viel geerbt hat.

Bei Zweifel Wollen Sie als Erblasser nicht, dass Ihre Nachkommen
besser die Verwaltung übernehmen, können Sie dies in Ihrem
Testaments- Testament so festlegen. Sie müssen dann die Testaments-
vollstrecker vollstreckung anordnen. Ein von Ihnen oder dem Gericht
eingesetzter Testamentsvollstrecker wird dann diese Auf-
gaben übernehmen.
Die Verwaltung des Nachlasses kostet natürlich auch Geld.
So können Erhaltungsmaßnahmen oder Anschaffungen für
ein Haus notwendig werden, genauso müssen Büromaterial,
Porto oder Fahrtkosten bezahlt werden. Derjenige, der die
Ausgaben hat, kann sich das Geld von der Erbengemein-
schaft zurückzahlen lassen. Das Geld dafür wird aus dem
Nachlass genommen. Aber es haftet auch jeder Miterbe
mit seinem eigenen Vermögen. Mehr zu der Haftung der
Erben lesen Sie im Kapitel „Die Erbschaft annehmen –
oder besser ausschlagen?“

104
Erbengemeinschaften – Vorsicht, explosiv!

Welcher Erbe handelt für die


Gemeinschaft?
Die Miterben müssen immer gemeinsam handeln, also
etwa auch Forderungen gemeinschaftlich eintreiben. Das
bedeutet aber nicht, dass alle Miterben zur gleichen Zeit Einer darf für
am gleichen Ort zusammenkommen müssen. Das wäre alle handeln
ja in vielen Fällen auch schwer machbar. Man nehme nur
einmal an, ein Sohn des Verstorbenen lebt in Hamburg, der
andere in München und die Schwester auf Teneriffa. Um
das Ganze nicht allzu kompliziert zu machen, kann jeder
Erbe einen Gläubiger zur Zahlung auffordern, aber eben
nur zur Zahlung an alle Erben. Die Miterben können aber Nachträgliche
natürlich vorher zustimmen, dass ein Erbe eine oder alle Genehmigung
Forderungen des Verstorbenen eintreibt. Hat ein Miterbe
ohne die vorherige Genehmigung der anderen Erben Geld
von einem Dritten eingenommen, können die übrigen Er-
ben dies auch nachträglich noch genehmigen.
Die Erbengemeinschaft kann aber nicht jegliche Hand-
lung nachträglich genehmigen. Maßnahmen, die von der
Gemeinschaft einseitig vorgenommen werden – dies ist Nachträgliche
zum Beispiel bei Kündigungen der Fall –, können nicht Genehmigung
im Nachhinein genehmigt werden, wenn nur ein Miterbe nicht immer
sie ausgesprochen hat. Die Kündigung müsste dann noch möglich
einmal ausgesprochen werden. Wer umgekehrt in einer
Mietwohnung wohnt, die einer Erbengemeinschaft gehört,
muss die Kündigung allen Erben gegenüber erklären.
Wenn keine Kündigung erfolgt, muss wiederum der Mie-
ter wissen, an wen er künftig nun zahlen soll. Grundsätz-
lich muss die Miete jetzt nämlich an alle Mitglieder der
Erbengemeinschaft überwiesen werden. Der Mieter kann
das Geld nicht einfach auf das Konto eines einzelnen Er-
ben einzahlen. Es muss vielmehr auf ein Konto der Ge-
meinschaft überwiesen werden.

105
Erben, vererben und vermachen

Wie wird das Erbe aufgeteilt?


Ziel und zugleich Ende der Erbengemeinschaft ist, dass
jeder seinen Anteil vom Erbe erhält. Dies nennt man die
Auseinandersetzung des Erbes.
Erst müssen Jeder Erbe kann jederzeit die Auseinandersetzung des
die Schulden Erbes verlangen. Bevor das Vermögen aufgeteilt werden
bezahlt kann, müssen aber zuerst alle Verbindlichkeiten des Ver-
werden storbenen beglichen werden. Erst wenn alle Außenstände
beglichen sind, kann das, was übrig bleibt, unter den Erben
verteilt werden.
Hat der Erblasser in sein Testament geschrieben, dass sein
Nachlass nicht aufgeteilt werden soll, muss dies beachtet
werden. Das kann etwa dann der Fall sein, wenn er woll-
te, dass sein Mietshaus den Kindern weiterhin gemeinsam
gehören soll und jeder von den Mieteinnahmen profitiert.
Die Erben- Einigen sich aber alle Erben, Nacherben und der Testa-
gemeinschaft mentsvollstrecker darauf, dass das Erbe trotzdem aufgeteilt
kann auch werden soll, ist das entgegen der Anordnung des Verstorbe-
anders nen möglich. Ein Erblasser kann die Aufteilung durch sein
entscheiden Testament übrigens längstens für 30 Jahre aufschieben. Da-
als der nach kann jeder Erbe die Auseinandersetzung fordern.
Erblasser
Manchmal hat der Verstorbene in seinem letzten Willen
auch genau festgelegt, wer was erhalten soll. Daran müs-
sen sich die Erben dann auch halten. Sind sich aber alle ei-
nig darüber, dass der Nachlass doch anders verteilt werden
soll, können sie auch von der Regelung abweichen.

Der Testamentsvollstrecker kann das Erbe teilen


Ist im Testament bestimmt, dass es einen Testamentsvoll-
strecker geben soll, so übernimmt dieser die Verteilung

106
Erbengemeinschaften – Vorsicht, explosiv!

des Nachlasses. Der Testamentsvollstrecker bestimmt den Verteilung


Ablauf der Auseinandersetzung, er verwaltet den Nachlass des Erbes durch
und kann Prozesse führen. Er muss sich darum kümmern, Testamentsvoll-
dass die Nachlassverbindlichkeiten beglichen werden und strecker
verteilt am Ende den Nachlass. Der Umfang seiner Aufga-
ben richtet sich grundsätzlich danach, was der Erblasser in
seinem letzten Willen bestimmt hat. Lesen Sie dazu auch
Kapitel 5 „Die Testamentsvollstreckung“.
Möglich ist auch, dass nur für einen einzigen Miterben ein Testaments-
Testamentsvollstrecker eingesetzt wird. Der Testaments- vollstrecker
vollstrecker handelt dann für diesen Erben so, wie der Erb- nur für einen
lasser es bestimmt hat. Wer als Erblasser etwa nicht will, Miterben
dass der jüngste Sohn ein umfassendes Mitspracherecht
hat, wenn es um den Verbleib des Betriebs geht, kann ei-
nen Testamentsvollstrecker einsetzen, der in diesem Sinne
verhandelt.

Den Umfang des Nachlasses feststellen


Bevor der Nachlass aufgeteilt werden kann, muss fest- Auskunftsrecht
gestellt werden, was an Vermögen überhaupt da ist. Den der Erben-
Erben stehen dafür eine Reihe von Auskunftsrechten zu. gemeinschaft
Derjenige, der Gegenstände aus dem Nachlass besitzt,
ist den Erben gegenüber verpflichtet, darüber Auskunft
zu erteilen. Lebte zum Beispiel der verstorbene Vater mit
seiner Lebensgefährtin zusammen, haben die Erben einen
Anspruch gegen sie, zu erfahren, was sich alles an Nach-
lassgegenständen im Haushalt befindet. Verweigert sie die
Auskunft, können die Erben sie darauf verklagen.
Auch bei Banken können Informationen eingeholt wer- Banken
den. Als Erbe ist man berechtigt, von den Finanzhäusern müssen
vollständige Informationen über den Stand von Konten informieren
und Wertpapierdepots zu erhalten. Das ist deshalb wichtig,

107
Erben, vererben und vermachen

damit sich die Erben einen Überblick über das Vermögen


verschaffen können.
Grundbuch Gehört ein Grundstück zum Nachlass, muss unter Um-
umschreiben ständen die Erbengemeinschaft in das Grundbuch ein-
lassen! getragen werden. Das Grundbuch wird dann berichtigt,
und zwar auf Antrag der Erben. Hierfür müssen die Er-
ben einen Erbschein vorlegen oder ein notarielles Testa-
ment und das Protokoll des Nachlassgerichts über die
Testamentseröffnung.

tipp

Frist
Wenn Sie den Antrag auf Grundbuchberichtigung innerhalb von zwei Jahren
nach dem Erbfall stellen, entstehen Ihnen keine Gebühren beim Grundbuchamt.

Wenn der Erblasser schon zu Lebzeiten


Zuwendungen gemacht hat
In vielen Fällen kommt es vor, dass der Verstorbene schon
Manche zu Lebzeiten dem einen oder anderen Erben etwas zu-
Zuwendungen kommen hat lassen. Ein Bauplatz oder ein paar tausend
werden auf das Euro Startkapital für die Eigentumswohnung sind keine
Erbe angerechnet Seltenheit. In solchen Fällen stellt sich schnell die Frage,
ob das beim späteren Erbe wieder ausgeglichen werden
muss.
Das ist sicher immer dann der Fall, wenn der Verstorbene
ein Testament gemacht und dies ausdrücklich darin be-
stimmt hat. Gibt es dagegen kein Testament, dann sollen
Zuwendungen an die Kinder und die Enkelkinder auf das
Erbe angerechnet werden.
Angerechnet werden müssen Ausstattungen, die dem
Kind anlässlich der Heirat oder zur Gründung des eigenen

108
Erbengemeinschaften – Vorsicht, explosiv!

Hausstands gemacht wurden. Mit dazu zählen etwa auch


die Kosten zum Aufbau einer eigenen Praxis oder einer
Werkstatt.
Zuschüsse müssen angerechnet werden, wenn sie zur Un-
terstützung des Einkommens oder der Berufsausbildung
erbracht werden. Sie sind aber nur auszugleichen, wenn sie
über das übliche Maß hinausgehen. Der Kauf eines teuren
Autos wird meistens nicht darunter fallen, wohl aber die
Finanzierung des ganzen Studiums.
Die Erben sind übrigens verpflichtet, untereinander darü- Auskunfts-
ber Auskunft zu geben, was sie vom Verstorbenen früher pflicht
erhalten haben.

Wenn ich den Erblasser zu Lebzeiten


gepflegt habe
Streitigkeiten kann es auch dann geben, wenn einer der
Nachkommen den Erblasser bis zu seinem Tod gepflegt
hat und für diese Pflege nach dem Tod einen Ausgleich Wer den Erb-
von den Miterben bezahlt haben möchte. Ist im Testament lasser gepflegt
geregelt, wie hoch der Ausgleich sein soll, ist die Rechts- hat, kann mehr
lage meist klar. Wenn kein Testament vorliegt, können erben
Kinder, Enkel oder Urenkel dennoch einen Anspruch auf
einen finanziellen Ausgleich haben.
Wer für die Pflege des Erblassers im Erbfall einen Aus-
gleichsanspruch gerichtlich geltend machen will, sollte
sich aber darüber im Klaren sein, dass derartige Prozesse
besonders unangenehm sind, insbesondere dann, wenn die
Pflege schon länger zurück liegt und nur schwer aufzu-
klären ist, in welchem Umfang der Pflegende tatsächlich
tätig war. Um Streitigkeiten vorzubeugen, ist es also von
Vorteil, wenn der Umfang der Pflegeleistung genau doku-
mentiert wird.

109
Erben, vererben und vermachen

tipp

Testament
Pflegen Sie jemanden, ohne sein Kind oder Enkelkind zu sein, können Sie von
den Erben einen Ausgleich für diese Tätigkeit nur dann verlangen, wenn der
Erblasser dies in seinem Testament angeordnet hat.

Achtung: Durch die Erbrechtsreform zum 1.1.2010 hat


sich diesbezüglich einiges verbessert. Lesen Sie dazu den
Abschnitt „Pflegende Angehörige“ in Kapitel 1.

Wem gehört was?


Der Nachlass gehört zunächst allen Miterben zusammen.
Jedem gehört Erben etwa drei Schwestern von ihrem Vater ein Haus, so
erstmal steht jeder ein Drittel des Hauses zu. Auch alles andere ge-
anteilig alles hört jeder Erbin zu einem Drittel: das Auto, die Möbel, die
Firma, die Aktien des Vaters. Solange der Nachlass nicht
aufgeteilt ist, darf sich somit auch keine der Schwestern
allein ihren Anteil einfach nehmen, weder die Aktien noch
das Haus oder die Möbel – selbst dann nicht, wenn der
Wert des Gegenstands dem Anteil ihres Erbes entsprechen
würde.

B eispiel

Keine Alleingänge
Klara, Michaela und Susanne erben ein Mietshaus und ein Sparguthaben von
30.000 Euro. Klara darf nicht allein ihr Drittel, also 10.000 Euro, von dem
Konto abheben.

110
Erbengemeinschaften – Vorsicht, explosiv!

Gehören unteilbare Gegenstände zum Nachlass, wie etwa


Immobilien oder gar ein Unternehmen, ist eine reale Tei-
lung nicht möglich. Das Gesetz sieht in diesen Fällen den
Verkauf vor. Der Erlös soll dann aufgeteilt werden.
Doch genau hier beginnen viele Probleme: Ein Verkauf Keine Einigung
ist wirtschaftlich nicht immer sinnvoll oder möglich. Oft
wollen auch nicht alle Erben einen Verkauf. So kann es
vorkommen, dass ein Erbe in dem Haus wohnen will, der
andere es aber weitervermieten und ein Dritter es verkau-
fen möchte.

tipp

Streit vermeiden
Wenn der Erblasser im Testament genau bestimmt, wer welchen Gegenstand
erhalten soll, lässt sich Streit oft vermeiden. So kann der Erblasser zum Beispiel
seinem Sohn den Betrieb und seiner Tochter das Haus übertragen. Sinnvoll ist
es auch, schon zu Lebzeiten mit den künftigen Erben zu sprechen, um die ein-
zelnen Interessen berücksichtigen zu können.

Gehen die Vorstellungen über die Verteilung des Nach-


lasses auseinander, sollte man dennoch versuchen, sich
irgendwie zu einigen. Gerichtliche Auseinandersetzungen
kosten Zeit und Nerven – und zwar alle Beteiligten.

Auseinandersetzungsvereinbarung der Erben


Können sich die Erben über die Verteilung des Nachlas-
ses einigen, sollte man das schriftlich in einem Auseinan-
dersetzungsvertrag festhalten. Zum Notar muss man für Bei Grundstü-
eine solche Vereinbarung nicht, es sei denn, es gehören cken immer
Grundstücke zum Nachlass, oder wenn Anteile an einer zum Notar!
Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) übertra-

111
Erben, vererben und vermachen

gen werden sollen. Der Notar kostet zwar Gebühren, er


erklärt Ihnen aber auch die Reichweite und die Folgen des
Vertrags.

B eispiel

Herbert Schmidt hinterlässt seiner Frau Gitte die Hälfte des Nachlasses. Seine
Kinder Klara und Hans bekommen je ein Viertel. Zum Zweck der endgültigen
Auseinandersetzung wird folgende Vereinbarung geschlossen:

Auseinandersetzungsvertrag
1. Auflistung des Nachlasses abzüglich der Verbindlichkeiten: ...
2. Auseinandersetzungsvereinbarung:
a. Der von Gitte Schmidt zu beanspruchende Anteil am Nachlassvermögen
beträgt 100.000 Euro, die Anteile von Klara und Klaus betragen jeweils
50.000 Euro.
b. Gitte Schmidt erhält aus der Auflösung des Bankguthabens und der
Lebensversicherungssumme 100.000 Euro.
c. Klara erhält in Erfüllung des Wunsches des Erblassers das Wertpapier-
depot im Wert von 50.000 Euro.
d. Klaus erhält den Schmuck des Erblassers sowie seinen Pkw zum alleini-
gen Eigentum. Daneben erhält er einen zusätzlichen Geldbetrag in Höhe
von 30.000 Euro.

Aus der Erbengemeinschaft ausscheiden


Die Eine Möglichkeit, sich der Erbengemeinschaft zu entzie-
Erbschaft hen, ist natürlich, die Erbschaft auszuschlagen. Dann hat
ausschlagen man mit der Erbengemeinschaft nichts mehr zu tun, erbt
aber auch nichts. Wer eine Erbschaft ausschlagen möchte,
hat dafür sechs Wochen Zeit. Tut er das nicht, gilt die Erb-
schaft als angenommen. Die sechswöchige Frist beginnt
nicht etwa mit dem Tod des Erblassers, sondern erst dann,
wenn der Erbe von seiner Erbschaft erfahren hat. Die Erb-

112
Erbengemeinschaften – Vorsicht, explosiv!

schaft wird durch Erklärung gegenüber dem Nachlassge- Frist sechs


richt ausgeschlagen. Das ist das Amtsgericht, in dessen Wochen
örtlichem Einzugsbereich der Erblasser seinen Wohnsitz
hatte. Die Erklärung kann entweder auf der Geschäftsstelle
abgegeben werden oder in öffentlicher beglaubigter Form,
also durch notarielle Erklärung, die man innerhalb der Ausschlagen
genannten Frist dem Nachlassgericht zukommen lassen beim
muss. Doch wie schon gesagt, wer das Erbe ausschlägt, Nachlass-
bekommt auch nichts. Und auf den Nachlass wollen die gericht
meisten dann doch nicht verzichten.
Manchmal kommt es aber auch vor, dass ein Erbe bei der
Verteilung des Nachlasses gar nicht mitreden will – ihm
das Ganze sogar eher lästig ist –, er aber trotzdem vom
Erbe etwas abbekommen möchte. Gerade wenn man die Auszahlen
Miterben nicht einmal kennt oder nicht sonderlich gut mit lassen
ihnen zurecht kommt, kann es sinnvoll sein, sich von den
anderen Miterben auszahlen zu lassen. Häufig ist das auch
den anderen gar nicht so unrecht, weil sie ähnlich denken.
Die Erben müssten dann eine Vereinbarung untereinander
treffen, dass dieser Erbe gegen eine Abfindung aus der Er-
bengemeinschaft ausscheidet.

tipp

Ohne Notar
Sie können mit einem Miterben vereinbaren, dass er gegen Abfindung ausschei-
det, ohne dass Sie dafür zum Notar gehen müssen. Selbst wenn ein Grundstück
zum Nachlass gehört, können Sie die Vereinbarung alleine schriftlich aufsetzen.

Es können umgekehrt auch alle anderen Miterben von Auseinander-


einem Erben ausbezahlt werden. Will beispielsweise ein setzungs-
Miterbe das Haus behalten und sind alle anderen nur an vertrag

113
Erben, vererben und vermachen

Vorsicht: dem Wert interessiert, kann dies in einem Auseinander-


notarielle setzungsvertrag geregelt werden. Die Erben können in
Beurkundung einem Vertrag dann festlegen, wer das Haus bekommen
soll und dass die anderen Erben ausbezahlt werden sollen.
Der Wert des Hauses wird auf die Erben zu gleichen Teilen
umgelegt. Der Erbe, der das Haus selbst beziehen möchte,
muss den anderen Miterben ihren Anteil in Geld ausbe-
zahlen. Ein solcher Vertrag muss aber notariell beurkundet
werden.
Anteil Wem alles zu lange dauert, der kann seinen gesamten An-
an Außen- teil verkaufen und so komplett aus der Erbengemeinschaft
stehende aussteigen. Käufer können ein Miterbe, alle Miterben oder
verkaufen auch ein außenstehender Dritter sein. Der Käufer tritt an
die Stelle des Erben in der Erbengemeinschaft. Er über-
nimmt damit aber auch anteilig eine etwaige Grundschuld

wi c h tig

Vorkaufsrecht
Den Miterben steht ein Vorkaufsrecht zum gleichen Preis zu. Sie können so-
mit die Übertragung an einen Außenstehenden verhindern, indem sie dieses
Recht selbst geltend machen. Dadurch wird sogar ein bereits geschlossener
Kaufvertrag mit dem Außenstehenden unwirksam. Die Miterben können das
Vorkaufsrecht innerhalb von zwei Monaten ausüben. Die Frist zur Ausübung
des Rechts beginnt zu laufen, sobald die Miterben von demjenigen, der seinen
Erbteil verkaufen möchte, über den Inhalt des abgeschlossenen Vertrags infor-
miert wurden. Der Erbe, der seinen Erbteil verkaufen will, ist zu dieser Mitteilung
gesetzlich verpflichtet. Benachrichtigt er die anderen über den Verkauf nicht,
bleibt das Vorkaufsrecht bestehen. Der mit dem Außenstehenden abgeschlosse-
ne Vertrag kann damit auch über den Fristablauf hinaus noch zu Fall gebracht
werden. Üben die oder der Miterbe sein Vorkaufsrecht gegenüber dem Käufer
aus, ist dieser verpflichtet, den erworbenen Miterbenanteil auf die Miterben
wieder zurück zu übertragen. Hat er den Kaufpreis bereits bezahlt, müssen
ihm die Miterben den Kaufpreis einschließlich der Kosten der Rückübertragung
erstatten.

114
Erbengemeinschaften – Vorsicht, explosiv!

an dem Grundstück oder eventuelle Schulden des Erblas-


sers. Der Verkauf des Erbanteils muss notariell beurkundet
werden.

Vermittlung – immer einen Versuch wert


Wenn sich die Erben gar nicht einigen können, bleibt die
Möglichkeit, ein so genanntes Vermittlungsverfahren zu
beantragen. Dafür kann jeder Erbe das Nachlassgericht
einschalten. Im Wege des Verfahrens wird dann versucht,
die Interessen der einzelnen Erben irgendwie zu verein- Auseinander-
baren. So wird Hilfestellung gegeben, wenn es um rich- setzungsplan
tige Schätzung des Wertes des Grundstücks geht, und es vom Gericht
wird ein so genannter Auseinandersetzungsplan erarbeitet.
Wenn alle Erben am Ende des Verfahrens dem Vorschlag
des Gerichts folgen, wird der Auseinandersetzungsplan
rechtskräftig. Er hat die gleiche Wirkung wie ein Urteil,
aus ihm kann also auch die Zwangsvollstreckung betrie-
ben werden.
Die Kosten des Verfahrens muss die Erbengemeinschaft Kosten
tragen. Kommt auch hier keine Einigung zustande, muss
der Antragsteller die Kosten des Verfahrens allein tragen.
Zu bedenken ist, dass das Nachlassgericht nur vermitteln Keine Ent-
darf, nicht entscheiden. Es kann nur Auseinandersetzungs- scheidung des
vorschläge machen. Der Widerspruch eines Erben lässt Gerichts – nur
das Vermittlungsverfahren scheitern. Bleibt einer der Mit- Vermittlung
erben dem gerichtlichen Termin einfach fern, so folgt das
Gericht dem Vorschlag der Erschienenen. Dem Säumigen
wird deren Auseinandersetzungsplan dann sozusagen auf-
gezwungen, wenn er nicht fristgerecht einen neuen Termin
beantragt hat und dort auch erscheint.

115
Erben, vererben und vermachen

g u t z u wissen

Alternativen
Es gibt jedoch Alternativen zum Gang zu Gericht: In einigen Bundesländern
(Hessen, Bayern und Niedersachsen) kann auch ein Notar zur Vermittlung ein-
geschaltet werden. Mit Hilfe des Notars wird ein Teilungsplan verfasst. Der No-
tar kann, wenn die Miterben ihn dazu auffordern, einen eigenen Teilungsplan
vorschlagen.
Auch der Notar verlangt natürlich Gebühren. Sie orientieren sich ebenfalls am
Wert des Nachlasses. Je höher dessen Wert ist, umso mehr müssen Sie an Ge-
bühren zahlen. Günstiger als die Vermittlung bei Gericht ist der Notar nicht. Die
Kosten sind genauso hoch.

Wenn nichts mehr geht: Auseinandersetzung


durch Gerichtsurteil
Klage auf Bringt auch die Vermittlung nichts, bleibt nur noch die
Zustimmung Klage auf die Zustimmung des oder der anderen Erben
zum Teilungs- zu einem bestimmten Teilungsplan. Dafür muss man zu-
plan nächst einen Plan entwerfen. Die Klage ist erst dann mög-
lich, wenn der Nachlass „teilungsreif“ ist. Das bedeutet,
dass der gesamte Umfang des Vermögens feststeht und
alle Verbindlichkeiten inklusive der Schulden bekannt
sind. In dem Plan müssen die Erben auch berücksichtigen,
wie alle Gläubiger an ihr Geld kommen sollen.
Ab 5.000 Die Klage muss man bei dem Landgericht einreichen, in
Euro ist das dessen Bezirk der Verstorbene zuletzt wohnte, wenn der
Landesgericht Erbanteil des klagenden Miterben mehr als 5.000 Euro
zuständig wert ist. Die Amtsgerichte sind bei geringeren Streitwer-
ten zuständig. Vor dem Landgericht braucht man einen
Rechtsanwalt, der den Rechtsstreit führt, beim Amtsge-
richt ist das dagegen nicht notwendig.

116
Erbengemeinschaften – Vorsicht, explosiv!

Hat die Klage Erfolg, muss der Nachlass so verteilt wer-


den, wie es der Auseinandersetzungsplan des Gerichtsur-
teils bestimmt.

Die Zwangsversteigerung – oft der letzte


Ausweg
Jedem Miterben bleibt es auch unbenommen, beim Ge-
richt die Versteigerung des Nachlasses zu beantragen. Um
das Verfahren einzuleiten, genügt ein Antrag beim Amts- Oft die
gericht. Der gesamte Nachlass wird dann verkauft, Immo- schlechteste
bilien werden zwangsversteigert. Vor der Versteigerung Lösung
einer Immobilie beauftragt das Gericht auf Kosten der
Erbengemeinschaft einen Sachverständigen. Dieser begut-
achtet das Grundstück sowie die Immobilie und setzt einen
Preis für die Versteigerung fest. Dann kommt die Immo-
bilie unter den Hammer. Jeder kann das Haus ersteigern,
auch die Erben selbst.

wi c h tig

Letzter Ausweg
Eine Versteigerung sollte immer der letzte Weg sein, denn in der Regel wer-
den die Immobilien hierbei unter Wert verkauft. Die Erbengemeinschaft wird
durch eine Zwangsversteigerung also in der Regel finanzielle Verluste erleiden.
Herrscht erbitterter Streit unter den Erben, kann schon die Androhung einer Ver-
steigerung helfen, den einen oder anderen zum Einlenken zu bewegen.
Auch wenn die Zwangsversteigerung schon eingeleitet ist, gibt es noch ein
Zurück. Jeder Miterbe kann bei Gericht beantragen, dass das Verfahren für die
Dauer von sechs Monaten eingestellt wird – Zeit, um sich vielleicht doch noch
zu einigen.

117
KAPITEL 9

Der Erbfall ist eingetreten


Irgendwann bleibt es nicht mehr bei der Theorie. Dann
tritt der Tag X wirklich ein: Der Angehörige stirbt. Plötz-
lich muss man als Erbe all die Dinge realisieren, über die
bisher nur gesprochen wurde. Für viele beginnt jetzt auch
eine bürokratische Phase, verbunden mit Behördengän-
gen und etlichen Stunden am Schreibtisch. Doch wer jetzt
Schritt für Schritt vorgeht, kann später beruhigt sein, alles
gut geregelt zu haben.

Die Checkliste für Erben – Was muss ich


im Todesfall tun?
Wenn ein naher Angehöriger stirbt, muss die Familie erst
Viele einmal den Schock und die Trauer bewältigen. Doch lei-
Formalitäten der kommt fast niemand um Formalitäten herum, die dann
ebenfalls zu erledigen sind: Die Beerdigung muss orga-
nisiert sein, Todesanzeigen müssen geschaltet und Freun-
de benachrichtigt werden. Und oft müssen die Erben sich
auch gleich um ihre Pflichten und auch Rechte kümmern.
Vielen Trauernden hilft es, wenn sie in dieser Zeit eine
Checkliste haben, die sie abarbeiten können.
Eine Checkliste Auch wenn man sich nach dem Tod eines lieben Menschen
gibt Orientierung am liebsten erst einmal zurückziehen würde – manche
Dinge müssen einfach erledigt werden. Und oft hilft diese
Beschäftigung den meisten, mit der Trauer wenigstens am
Anfang besser zurecht zu kommen. Es lenkt ab, wenn man
organisieren muss. Viele Angehörige sagen hinterher, dass
das Bewältigen der Formalitäten ihnen ein wenig dabei ge-
holfen hat, den Tod zu verarbeiten.

118
Der Erbfall ist eingetreten

Doch was muss man eigentlich alles erledigen, wenn ein


Angehöriger gestorben ist?
• Ist Ihr Angehöriger zuhause gestorben, dann sollten Sie
zuallererst einen Arzt verständigen. Er stellt den Toten-
schein aus. Den Totenschein brauchen Sie später, um Totenschein
beim Standesamt eine Sterbeurkunde beantragen zu
können. Die Sterbeurkunde benötigen Sie für manche
Behördengänge. Ist Ihr Angehöriger im Krankenhaus ge-
storben, dann erledigen die Ärzte das dort automatisch.
• Sie sollten sich so schnell wie möglich Gedanken über
die Bestattung machen. Der Bestattungsunternehmer Beerdigung
kümmert sich um alles. Er hilft Ihnen beim Aussuchen
des Sarges, bei der Planung der Beerdigung, Blumen-
schmuck, Musik oder dem Verfassen und Aufgeben von
Todesanzeigen.
• Benachrichtigen Sie Freunde und Verwandte, Pfar- Benachrich-
rer, Arbeitgeber, Vermieter und Vereine vom Tod des tigungen
Angehörigen.
• Der nächste Schritt ist das Erbe des Verstorbenen. Hat
er ein Testament gemacht? Wenn ja, dann suchen Sie es Testament
aus den Unterlagen heraus und geben Sie es beim Nach-
lassgericht ab. Das ist das Amtsgericht des Ortes, in dem
der Tote seinen letzten Wohnsitz hatte. Ist das Testament
bei Gericht oder einem Notar hinterlegt, müssen Sie sich
darum nicht kümmern. Das Nachlassgericht schreibt die
Erben dann automatisch an.
• Hatte der Tote eine Lebens- oder Unfallversicherung? Versicherungen
Viele Versicherungsunternehmen verlangen, dass der
Tod des Versicherten ihnen innerhalb von 48 Stunden
angezeigt wird. Sonst kann es Probleme mit der Auszah-
lung der Versicherungssumme geben.

119
Erben, vererben und vermachen

Erbschein • Beantragen Sie beim Nachlassgericht einen Erbschein,


wenn Sie Erbe geworden sind. Der ist gebührenpflichtig,
wenn das Testament nur handschriftlich verfasst war. Der
Erbschein ist ganz besonders wichtig. Er legitimiert Sie
als rechtmäßigen Erben des Toten, etwa bei der Bank,
wenn Sie Zugang zu den Konten haben möchten.
• Kündigen Sie die Versicherungen des Toten, wie etwa
Krankenversicherung (auch an die Krankenzusatzver-
sicherungen denken), Haftpflicht, Hausrat, oder Kfz-
Versicherung.
Kündigungen • Auch andere laufende Verpflichtungen sollten Sie kün-
digen, wenn sie nicht mehr benötigt werden, etwa Te-
lefonanschluss und Handy-Vertrag, Tageszeitungen
und sonstige Abos, Mitgliedschaften in Vereinen oder
Organisationen.
Rente • Haben Sie Anspruch auf Hinterbliebenenrente oder die
Betriebsrechte des Verstorbenen (etwa als Ehegatte)?
Kümmern Sie sich bald darum. Wegen der betrieblichen
Altersversorgung müssen Sie sich mit dem Arbeitgeber
in Verbindung setzen. Ansonsten sind Bundes und Lan-
desversicherungsanstalt oder die Gemeindeverwaltung
zuständig.
Finanzamt Innerhalb von drei Monaten nach dem Tod des Erblassers
müssen Sie Ihre Erbschaft dem Finanzamt anzeigen. Je
nachdem, wie hoch die Erbschaft ist und welche Freibe-
träge Ihnen zustehen, fällt vielleicht auch Erbschaftssteuer
an. Seien Sie dem Finanzamt gegenüber ehrlich und ver-
schweigen Sie kein geerbtes Geld. Denn die Behörde kann
noch Jahre später hinterzogene Erbschaftssteuer von Ihnen
einfordern und unter Umständen sogar ein Strafverfahren
gegen Sie in Gang setzen.

120
Der Erbfall ist eingetreten

Brauche ich als Erbe einen Erbschein?


Mit dem Erbschein können Sie sich als (Mit)Erbe auswei- Der Erbschein
sen. Zwar ist der Schein grundsätzlich kein Muss, in der beweist die
Praxis stellt er aber ein sicheres Beweismittel dar. Sie be- Erbschaft
nötigen einen Erbschein, um bestimmte Geschäfte mit Drit-
ten über das ererbte Vermögen abwickeln zu können. Eine
Bank wird eine Verfügung über das Konto des Erblassers
nur zulassen, wenn sie sicher sein kann, dass der als Erbe
Auftretende auch tatsächlich der Erbe ist. Haben Sie als
Erbe eine Bankvollmacht für den Todesfall des Erblassers,
brauchen Sie dort keinen Erbschein mehr vorzulegen.
Den Erbschein braucht man auf jeden Fall aber dann, wenn
man sich beim Grundbuchamt nach den Eigentumsver-
hältnissen erkundigen will. Auch bei Verhandlungen mit
Versicherungen wird in der Regel ein Erbschein verlangt.
Vor allem wenn der Erblasser kein Testament hinterlassen
hat, benötigen Sie als Erbe den Erbschein, um beweisen
zu können, dass Sie Erbe sind. Der Erbschein gibt auch
Auskunft darüber, ob die Erben in ihrer Verfügung be-
schränkt sind, zum Beispiel durch die Anordnung einer
Nacherbfolge.
Der Schein wird bei dem Nachlassgericht (am Amtsge-
richt) beantragt, wo der Verstorbene zuletzt wohnte. Bei Beim Nach-
Ihrem Antrag müssen Sie einige Angaben machen und lassgericht
diese mit Papieren belegen können. Sie müssen angeben, beantragen
wann der Erblasser verstorben ist, ob Sie kraft Gesetz oder
durch ein Testament erben, ob weitere Personen vorhanden
sind, die den Antragsteller in seinem Erbrecht einschrän-
ken können, und ob ein Rechtsstreit über das Erbrecht an-
hängig ist. Gibt es mehrere Erben, kann jeder beantragen,
dass ein gemeinsamer Erbschein ausgestellt wird. Im An-
trag müssen Sie dann alle Erben und ihre Erbteile angeben.

121
Erben, vererben und vermachen

Beschwerde Wird Ihr Antrag auf Erteilung eines Erbscheins abgelehnt,


beim Land- können Sie beim zuständigen Landgericht dagegen Be-
gericht schwerde einlegen. Stellt sich im Nachhinein heraus, dass
der Erbschein falsch ist, weil beispielsweise ein wirksa-
mes Testament mit anderem Inhalt aufgetaucht ist, zieht
das Gericht den Erbschein wieder ein.

Kosten des Erbfalls


Auch daran sollten Sie denken: Wenn der Erbfall eintritt,
fallen nach und nach auch Kosten an: Die Erben müssen
Mit dem Tod Ansprüche von Pflichtteilsberechtigten und von Personen,
fallen hohe die Vermächtnisse zugesprochen bekommen haben, ausbe-
Kosten an zahlen oder verteilen. Zudem kommen weitere Zahlungen
wie Erbschaftssteuer, Gebühren eines Nachlasspflegers
und Testamentsvollstreckers auf die Erbengemeinschaft
zu.
Daneben müssen die Erben die Kosten für eine standes-
gemäße Bestattung tragen. Hat der Verstorbene nicht be-
stimmt, wie er beerdigt werden will, können die Erben die
Form der Bestattung festlegen. Was eine standesgemäße
Beerdigung im Einzelfall ist, richtet sich nach dem sozia-
len Status und Lebensstandard des Verstorbenen, aber auch
nach dem Umfang des Nachlasses. Die Grabpflege gehört
Grabpflege nicht zu den Bestattungskosten. Der Erblasser kann schon
zu Lebzeiten einen Grabpflegevertrag über die gesamte
Ruhezeit abschließen und verfügen, dass die Erben diesen
nicht kündigen dürfen. Die Erben müssen dann als Nach-
folger des Verstorbenen den Vertrag erfüllen und in der
Regel eine Vorauszahlung für die Grabpflege erbringen.

122
Der Erbfall ist eingetreten

wi c h tig

Schriftlich festlegen
Wenn Sie als Erblasser auf eine ganz bestimmte Art und Weise bestattet werden
wollen, dann sollten Sie das im Testament schriftlich festlegen. In vielen Fällen
reicht es nicht aus, wenn Sie es einem der Erben mündlich mitteilen. Im Falle des
Todes kann nämlich auch die Bestattung Gegenstand aufreibender Streitereien
sein. Wenn sich die Erbengemeinschaft in diesem Punkt nicht einigen kann,
zählt nicht etwa der Wille der Mehrheit. Der Tote wird dann auf ortsübliche
Weise bestattet. Wenn Sie also etwas Außergewöhnliches wollen, etwa die Be-
stattung an einem anderen Ort als dem, in dem Sie zuletzt gelebt haben, oder
eine Feuerbestattung, dann sollten Sie das vorher schriftlich festlegen.

Unterhalt der Angehörigen


Bedürftige Familienangehörige des Verstorbenen können
von den Erben den so genannten „Dreißigsten“ verlangen. Der
Diejenigen, die zu Lebzeiten des Erblassers von ihm im Dreißigste
gemeinsamen Haushalt mit versorgt wurden, haben einen
Anspruch auf Unterhalt. Für einen Zeitraum von 30 Tagen
steht diesen Personen neben Unterhalt auch das Recht zu,
die Wohnung und die Haushaltsgegenstände zu nutzen.
Der Anspruch wird hauptsächlich dadurch realisiert, dass
Wohnung und Essen zur Verfügung gestellt werden. Nur,
wenn die Wohnung vor Ablauf der 30 Tage geräumt wer-
den muss, erhalten die Angehörigen Geld.

123
KAPITEL 10

Die Erbschaft annehmen – oder


besser ausschlagen?
Wenn uns jemand erzählt: „Ich habe geerbt“, dann denken
wir oft, dass derjenige in den Genuss größerer Mengen
Bargeld, eines Hauses oder eines stattlichen Aktienpakets
gekommen ist – dass er also auf alle Falle vermögender ist
als vorher.
Doch nicht immer ist die Vermögensbilanz nach dem Tod
positiv. Das Darlehen für den Hausbau, Investitionen für
die Firma oder zahlreiche Ratenkredite können das Ver-
mögen eines Erblassers schnell ins Minus rutschen lassen.
Im Klartext: Das Erbe kann schlussendlich auch nur aus
Schulden bestehen.

Muss ich auch für die Schulden des


Erblassers geradestehen?
Grundsätzlich geht beim Tod des Erblassers sein gan-
Man kann zes Vermögen auf die Erben über. Vermögen heißt dabei
auch Schulden aber nicht, dass die Erben nur das Geld bekommen und
erben die Schulden erlöschen. Das wäre eine Katastrophe für
die Gläubiger des Erblassers. Die Folge wäre wohl, dass
niemand mehr einen Kredit bekäme, weil die Banken mit
leeren Händen dastehen würden, wenn ein Kreditnehmer
stirbt.
Der Erbe tritt praktisch in die Fußstapfen des Erblassers.
Er muss also auch seine Schulden übernehmen, sogar eine

124
Die Erbschaft annehmen – oder besser ausschlagen?

vom Erblasser eingegangene Bürgschaft. Das bedeutet Der Erbe haftet


aber nicht, dass der Erbe die Schulden vom Vermögen des mit seinem
Erblassers bezahlt und wenn vom Erbe nichts mehr da ist, Vermögen
gehen die restlichen Gläubiger leer aus. Wer erbt, haftet
für die Schulden des Erblassers auch mit seinem eigenen
Vermögen.

A c h t u ng

Schulden erben
Wenn man also das Erbe angenommen hat, erbt man auch die Schulden und
muss die zur Not auch aus seinem eigenen Vermögen bezahlen. Und dann
kann es sein, dass man mit seinem Privatvermögen bis ans Ende seines Le-
bens einen Kredit des Erblassers abzahlen muss, wenn nicht genug Erbmasse
dagegensteht.

Wie schlage ich das Erbe aus?


Nach dem Tod des Erblassers sollten Sie sich unbedingt so Verschaffen
schnell wie möglich einen genauen Überblick über dessen Sie sich einen
Vermögensverhältnisse verschaffen, also die Konten über- Überblick!
prüfen, bei den Banken Erkundigungen einholen, die Pa-
piere des Erblassers durchforsten. Wenn sich abzeichnet,
dass der Verstorbene mehr Schulden als Vermögen hinter-
lassen hat, ist es besser, die Erbschaft auszuschlagen.
Wichtig für zukünftige Erblasser: Wer gerade dabei ist,
seine eigenen Angelegenheiten für den Todesfall vorzube- Kein Chaos
reiten, merkt schon, wie wichtig es ist, seinen Erben kein hinterlassen
Papierchaos zu hinterlassen. In unserer Checkliste für Erb-
lasser auf Seite 145 haben Sie eine praktische Anleitung
dafür, wie Sie Ihren zukünftigen Erben zu Ihren Lebzeiten
schon eine Vermögensübersicht erstellen.

125
Erben, vererben und vermachen

v o r si c h t

Frist
Um eine Erbschaft auszuschlagen, hat man sechs Wochen Zeit. Die Frist von
sechs Wochen beginnt aber nicht unbedingt mit dem Tod des Erblassers zu
laufen. Sie beginnt vielmehr dann, wenn der Erbe von der Erbschaft erfährt.
Das bedeutet, wenn es ein Testament gibt, beginnt die Frist mit der Testaments-
verkündung. Auch wenn die Erben zunächst gar nicht gefunden werden können
oder im Ausland leben, beginnt die Frist erst dann zu laufen, wenn sie von der
Erbschaft erfahren. Selbst wenn der Erbe erst nach mehreren Monaten aufge-
spürt werden kann, hat er danach immer noch sechs Wochen Zeit, das Erbe
auszuschlagen.

Der Gesetzgeber nimmt an, dass die Erben in mindestens


sechs Wochen genügend Zeit haben, den Stand des Erbes
zu beurteilen. Die Testamentsverkündung findet ja auch
nicht unmittelbar nach dem Tod des Erblassers statt, so
dass ihnen in der Praxis dadurch sogar noch etwas mehr
Zeit bleibt.
Erbschein- Hat der Erbe aber vor Ablauf der Frist bereits angenom-
antrag gilt men, kann er hinterher nicht mehr ausschlagen. Eine sol-
als Annahme che Annahme kann etwa schon vorliegen, wenn der Erbe
einen Erbschein beantragt hat. Ganz ausnahmsweise kann
man die Annahme zwar anfechten, das ist aber äußerst
schwierig und nur sehr schwer durchsetzbar. Besser ist es
deshalb, sich gut zu überlegen, ob man die Erbschaft an-
nehmen möchte.
Übrigens ist das Recht, die Erbschaft auszuschlagen, eben-
falls vererblich. Klingt kompliziert, ist aber eigentlich eine
einfache und auch wichtige Regel.

126
Die Erbschaft annehmen – oder besser ausschlagen?

B eispiel

Ausschlagungsfrist
Karl ist Egons bester Freund. Weil Egon keine Kinder oder sonstigen Verwand-
ten hat, setzt er Karl in seinem Testament als Alleinerben ein. Nach Egons Tod
verschafft sich Karl einen Überblick über die Erbschaft und stellt fest, dass sein
Freund heillos überschuldet war. Er will auf keinen Fall die Erbschaft annehmen.
Auf dem Weg zum Nachlassgericht, wo er das Erbe ausschlagen will, verun-
glückt er tödlich mit dem Auto. Sein Sohn Max erbt als einziger Sohn jetzt Karls
Vermögen. Max muss jetzt an Karls Stelle das Erbe von Egon ausschlagen.
Denn das Recht, das Erbe auszuschlagen, hat er ebenfalls vererbt bekommen.
Allerdings endet für ihn die Frist nicht vor dem Zeitpunkt, an dem seine eigene
Ausschlagungsfrist enden würde.

Wer das Erbe ausschlägt, muss sich an bestimmte zwin-


gende Formvorschriften halten. Es reicht nicht aus, den
Geschwistern zu sagen, dass man nichts haben will, oder
sich einfach nicht zu rühren.

wi c h tig

Notarielle Erklärung
Wenn Sie das Erbe nicht haben möchten, dann müssen Sie es beim Nachlass-
gericht ausschlagen. Das funktioniert so, dass Sie entweder persönlich zum
Nachlassgericht gehen und die Ausschlagung dort zur Niederschrift erklären.
Wenn Sie nicht am Wohnort des Erblassers leben, kann das mit erheblichem
Aufwand verbunden sein. Sie können dann auch zu einem Notar gehen, der
eine notarielle Erklärung für Sie anfertigt. Die muss dann innerhalb der sechs-
wöchigen Frist beim Nachlassgericht eintreffen.

127
Erben, vererben und vermachen

Was passiert, wenn ich das Erbe


ausgeschlagen habe?
Wenn der Erbe seinen Erbteil ausschlägt, verliert er sämt-
liche Ansprüche auf die Erbschaft. Er ist dann auch nicht
mehr berechtigt, seinen Pflichtteil einzufordern.
Schlägt er aus, erbt automatisch der so genannte Nächstbe-
rufene. Wer das ist, findet man dadurch heraus, dass man
annimmt, der Ausschlagende hätte nie existiert. Wenn also
außer dem ausschlagenden Erben noch andere Miterben
da sind, so bekommen die seinen Anteil. Wollen diese das
Erbe auch nicht, dann müssen sie ebenfalls ausschlagen.
Möglicherweise rutscht das Erbe auch nach unten, das
Vorsicht: heißt, dass dann die Kinder des Ausschlagenden erben.
nach dem Auch sie sollten sofort an eine Ausschlagung denken,
Ausschlagen wenn das Erbe überschuldet ist. Wer also ausschlägt, soll-
andere vor te seinen erbenden Angehörigen unbedingt mitteilen, dass
Schulden das Erbe verschuldet ist. Andernfalls bringt man sie in eine
warnen! finanziell hoffnungslose Situation.

Besonderheiten bei Eheleuten


Ausschlagen Ehegatten können die Erbschaft ausschlagen, ohne ih-
bei hohem ren Anspruch auf den Pflichtteil zu verlieren. In Betracht
Zugewinn kommt diese Vorgehensweise immer dann, wenn der ver-
storbene Ehegatte einen besonders hohen Zugewinn er-
wirtschaftet hat. Für den überlebenden Ehegatten ist es
dann manchmal günstiger, die Erbschaft auszuschlagen
und Ausgleich des Zugewinns zu verlangen. Zusätzlich
bekommt er vom restlichen Erbe noch seinen Pflichtteil.

128
Die Erbschaft annehmen – oder besser ausschlagen?

B eispiel

Zugewinnausgleich
Anja und Klaus sind verheiratet. Am Anfang der Ehe hatten beide kein Vermö-
gen. Dann stirbt Klaus. Bei seinem Tod hat Anja wegen der Kindererziehung
immer noch kein eigenes Vermögen, Klaus hat ein Vermögen von einer Million
Euro hinterlassen.
Im Normalfall würde Anja die Hälfte seines Vermögens erben, und zwar ein
Viertel aus gesetzlicher Erbfolge und ein Viertel als pauschalierten Zugewinn-
ausgleich. Macht 500.000 Euro. Die andere Hälfte bekämen die Kinder.
Anja kann aber auch die Erbschaft ausschlagen und Ausgleich des Zugewinns
und ihren Pflichtteil verlangen. Finanziell steht sie dann folgendermaßen da:
Weil Klaus eine Million Euro dazu gewonnen hat und sie nichts, erhält sie die
Hälfte davon als Zugewinnausgleich. Das sind 500.000 Euro. Dieser Zuge-
winnausgleich bewirkt, dass das Erbe damit nur noch die restlichen 500.000
Euro wert ist, denn es ist ja durch Anjas Zugewinnausgleich geschmälert. Von
diesen übrig gebliebenen 500.000 Euro bekommt sie ihren Pflichtteil. Der be-
trägt ein Achtel von 500.000 Euro, also 62.500 Euro.
Am Ende hat sie mit dieser Lösung also 62.500 Euro mehr auf der Hand, als
wenn sie das Erbe angenommen hätte.
Vorteil: Anja steht am Ende finanziell besser da. Außerdem ist sie nicht Erbin
geworden. Sie ist also nicht Mitglied in einer Erbengemeinschaft, mit der sie
das Erbe auseinander dividieren müsste. Leidiger Papierkram kann ihr unter
Umständen erspart bleiben.
Nachteil: Anja ist Nachlassgläubigerin. Das bedeutet, dass sie sich das Geld
von den Erben auszahlen lassen muss. Unter Umständen kann es auch hier Är-
ger geben und sie müsste dann im schlimmsten Fall vielleicht sogar gegen ihre
eigenen Kinder klagen.

Ob Sie ausschlagen oder nicht, sollten Sie in jedem Fall Vor Aus-
nicht aus dem Bauch heraus entscheiden. Am besten las- schlagung vom
sen Sie sich ausführlich von einem Anwalt, Notar oder Fachmann be-
Steuerberater beraten. Er kann genau ausrechnen, welche raten lassen
Möglichkeit für Sie finanziell und auch in Ihrer persönli-
chen familiären Situation am besten ist.

129
Erben, vererben und vermachen

Sie haben immerhin sechs Wochen Zeit!


Ist überhaupt niemand mehr da, der das Erbe haben will,
bekommt es der Staat. Und der muss es dann nehmen, ob
er will oder nicht – inklusive der Schulden.

Die Annahme oder Ausschlagung der


Erbschaft rückgängig machen
Irrtum Bisweilen kann es vorkommen, dass man die Erbschaft
ausgeschlagen hat und sich im Nachhinein dann doch he-
rausstellt, dass das Erbe nicht überschuldet war. Pech ge-
habt? Auch wenn man meint, jetzt sei alles zu spät, gibt
es noch die allerletzte Möglichkeit, sowohl die Annahme
der Erbschaft als auch die Ausschlagung anzufechten. Im
Gesetz ist das ganz pragmatisch formuliert:
„Die Anfechtung der Annahme gilt als Ausschlagung, die
Anfechtung der Ausschlagung gilt als Annahme.“
Eine Anfechtung ist allerdings nur möglich, wenn auch ein
Anfechtungsgrund vorliegt. Wer es sich nämlich einfach
nur anders überlegt und die Erbschaft jetzt doch lieber will
oder auch nicht, muss in den sauren Apfel beißen. Eine
wankelmütige Natur ist kein Anfechtungsgrund. Es gibt
zwar genügend Gründe, seine Entscheidung zu bereuen,
der Gesetzgeber lässt aber nur einige zu, die dann auch die
Das Gesetz Entscheidung wirklich verändern können.
lässt nur
Ein Anfechtungsgrund liegt immer dann vor, wenn
manche
Anfechtungs- 1. sich der Erbe in irgendeiner Form geirrt hat, entweder
gründe zu über die Ausschlagung an sich oder wegen einer Eigen-
schaft der Erbschaft.

130
Die Erbschaft annehmen – oder besser ausschlagen?

B eispiel

Anfechtung
Der Erbe hat die Ausschlagung beim falschen Nachlassgericht abgegeben oder
er wusste nicht, dass der Erblasser ihm zahlreiche Auflagen aufgebürdet hat,
die er nicht erfüllen kann. Eine Anfechtung ist auch möglich, wenn er die Exis-
tenz von Miterben nicht kannte oder nicht wusste, dass der Nachlass gar nicht
überschuldet war.

2. der Erbe durch Täuschung oder Drohung die Erbschaft


angenommen oder ausgeschlagen hat.

B eispiel

Gefälschte Unterlagen
Der Erbe bekommt von seinem Miterben gefälschte Unterlagen vorgelegt, die
den Eindruck erwecken, dass das Erbe überschuldet sei (was es aber in Wirk-
lichkeit nicht ist). Wenn der ausschlagende Erbe hinterher erfährt, dass er ge-
täuscht wurde, kann er die Ausschlagung anfechten. Das Gleiche gilt, wenn der
Erbe durch einen anderen gezwungen wird, die Erbschaft auszuschlagen, weil
er ihm sonst seine Schlägerfreunde schicken würde.

In der Praxis kommt es am häufigsten vor, dass sich die


Erben dahingehend irren, welchen Wert die Erbschaft tat-
sächlich hatte – oder eben auch nicht.
Weil die Gerichte die Anfechtungsgründe sehr genau prü-
fen, ist es in jedem Fall ratsam, sich von einem Fachmann
beraten zu lassen. Denn manchmal sind es nur Nuancen,
die einen richtigen Anfechtungsgrund von einem unbe-
achtlichen unterscheiden. Ihr Anwalt wird diese Nuancen
im Zweifel kennen.

131
Erben, vererben und vermachen

v o r si c h t

Frist
Auch für die Anfechtung gibt es Fristen. Sechs Wochen haben Sie Zeit, die lei-
dige Erklärung aus dem Weg zu schaffen. Die Frist beginnt dann, wenn Sie von
dem Anfechtungsgrund erfahren haben. Sind Sie bedroht worden, so endet die
Frist, wenn die Zwangslage endet.

Im Zweifel: Nachlassverwaltung
beantragen!
Doch was soll man tun, wenn man auch nach intensiver
Durchsicht der Unterlagen einfach nicht beurteilen kann,
was da mit dem Erbe auf einen zukommt? Wenn die Papie-
re nicht geordnet sind und man einfach nicht alles überbli-
cken kann? Oder wenn der Erblasser Steuern hinterzogen
hat und man damit rechnen muss, eine größere Summe,
die den Wert des Erbes übersteigt, an das Finanzamt nach-
zahlen zu müssen? Da kann selbst die sechswöchige Frist,
die der Gesetzgeber den Erben zum Ausschlagen gewährt,
viel zu kurz sein.
Doch auch hier gibt es einen Ausweg, der die Erben in
jedem Fall auf die sichere Seite bringt: Sie können eine
Nachlassverwaltung beantragen. Die Nachlassverwaltung
hat für den Erben zur Folge, dass er die Erbschaft nicht
ausschlagen muss. Er überträgt stattdessen die Verwaltung
des Nachlasses auf einen Nachlassverwalter, das heißt, er
darf über das Vermögen oder auch einzelne Gegenstände
nicht mehr bestimmen. Das ist dann Sache des Verwalters.
Schutz des Dafür muss er aber auch nicht für die Schulden des Erblas-
privaten sers mit seinem privaten Vermögen geradestehen. Eventu-
Vermögens elle Gläubiger des Erblassers können die Rückzahlung der

132
Die Erbschaft annehmen – oder besser ausschlagen?

Schulden dann nur aus der Erbmasse vom Nachlassver-


walter verlangen. Der Erbe mit seinem Privatgeld bleibt
unbehelligt.
Die Nachlassverwaltung muss der Erbe beim Nachlass- Beim Nach-
gericht beantragen. Das ist in der Regel das Amtsgericht lassgericht
des Ortes, an dem der Erblasser zuletzt gelebt hat. Gibt es beantragen
mehrere Erben, so müssen diese den Antrag gemeinsam
beim Gericht beantragen. Das geht nur so lange, wie die
Miterben die Erbschaft noch nicht untereinander aufgeteilt
haben.
In Ausnahmefällen dürfen auch Nachlassgläubiger diesen Nachlass-
Antrag stellen. Das sind Personen, bei denen der Erblas- gläubiger
ser vor seinem Tod noch Schulden hatte oder die ein Ver-
mächtnis bekommen haben. Sie dürfen dann einen Antrag
auf Nachlassverwaltung stellen, wenn sie befürchten, dass
aufgrund der schlechten Vermögenslage des Erben oder
wegen seines Verhaltens von der Erbschaft bald nichts
mehr da sein wird. Wenn also absehbar ist, dass der Erbe
das Geld lieber verschleudert, als davon die Verpflich-
tungen des Erblassers zu erfüllen, dann können auch die
Gläubiger beantragen, dass das Erbe besser von einem
Nachlassverwalter verwahrt wird.
Das Gericht bestimmt dann eine geeignete Person zum Das Gericht
Nachlassverwalter. In der Praxis kann das auch der Testa- ernennt einen
mentsvollstrecker sein. Die Aufgabe kann durchaus eine Verwalter
der Familie nahe stehende Person übernehmen, die auf das
Gericht den Eindruck macht, die Aufgaben erledigen zu
können. In keinem Fall darf der Erbe selbst als Nachlass-
verwalter eingesetzt werden.
Hat das Gericht eine Person zum Nachlassverwalter er-
nannt, so wird sie wie ein Vormund verpflichtet. Das Ge-
richt macht die Ernennung dann in einem Amtsblatt oder
der Tageszeitung öffentlich.

133
Erben, vererben und vermachen

Hat der Erblasser letztlich dann doch mehr Schulden als


Vermögen hinterlassen, dann kann das Gericht es man-
gels Masse auch ablehnen, einen Nachlassverwalter
einzusetzen.

Nachlassverwaltung und Nachlassinsolvenz –


Achtung: Schadensersatzrisiko!
Bei der Nachlassverwaltung wird ein Verwalter damit
beauftragt, die Verbindlichkeiten des Erblassers zu be-
gleichen. Reicht das Vermögen aus, sind die Gläubiger
zufrieden und das persönliche Vermögen der Erben bleibt
verschont.
Nachlass- Reicht der Nachlass nicht aus, um alle Ansprüche zu be-
insolvenz gleichen, muss der Nachlassverwalter auch das Insolvenz-
verfahren einleiten. Stellen Sie als Miterbe selbst fest, dass
der Erblasser überschuldet war und sein Vermögen nicht
ausreicht, die Ansprüche der Gläubiger zu bezahlen, müs-
Schadens- sen Sie die Eröffnung des Nachlassinsolvenzverfahrens
ersatz beantragen. Stellen Sie den Antrag nicht oder viel später,
machen Sie sich sogar schadensersatzpflichtig. Gläubiger,
die weniger bekommen, als sie bei rechtzeitigem Insol-
venzverfahren erhalten hätten, können Ersatz von Ihnen
fordern. Darauf, dass Sie von der Überschuldung nichts
gewusst haben, können Sie sich nicht berufen. Sie sind
verpflichtet, sich über den Bestand des Nachlasses zu
informieren.
Den Antrag müssen Sie beim Insolvenzgericht stellen. Es
befindet sich beim Amtsgericht. Zuständig ist das Gericht,
in dessen Bezirk der Verstorbene zuletzt wohnte.

134
Die Erbschaft annehmen – oder besser ausschlagen?

tipp

Antrag
Den Antrag auf Eröffnung der Nachlassinsolvenz können Sie auch schon bean-
tragen, wenn Sie erkennen, dass die Zahlungsunfähigkeit droht.

In dem Nachlassinsolvenzverfahren werden die Forde-


rungen der Gläubiger beglichen, soweit Nachlassvermö-
gen vorhanden ist. Das Privatvermögen der Erben bleibt
verschont.
Der Insolvenzantrag muss in jedem Fall innerhalb von
zwei Jahren gestellt werden, sonst wird er als unzulässig
verworfen.

Kein Verfahren mangels Masse


Das Gericht wird die Nachlassverwaltung oder das Insol-
venzverfahren ablehnen, wenn das Vermögen des Erblas-
sers so gering ist, dass es nicht einmal ausreicht, um davon
das Verfahren einer Nachlassverwaltung und der Insolvenz
zu bezahlen. Das Verfahren wird dann „mangels Masse“ Dürftigkeits-
abgelehnt. Gläubigern gegenüber können Sie als Erbe in einrede
diesem Fall die Dürftigkeitseinrede (korrekt: Unzuläng-
lichkeitseinrede) erheben. Auch dann bezieht sich die Haf-
tung nur noch auf den Nachlass. Sie können die Zahlung
also verweigern. Diejenigen, die Ansprüche gegen den
Verstorbenen haben, können die Zwangsvollstreckung in
den Nachlass betreiben. Es wird dann alles versilbert, was
noch vorhanden ist.

135
Erben, vererben und vermachen

tipp

Viele Formalitäten
Wer die Unzulänglichkeitseinrede einlegen will, muss viele Formalitäten beach-
ten. Nehmen Sie unbedingt anwaltliche Hilfe in Anspruch, wenn Sie diesen
Weg gehen wollen.

Den Umfang der Verbindlichkeiten feststellen


Aufgebots- Zu den Schulden des Erblassers gehören insbesondere
verfahren: Steuerschulden, Miete oder auch Bürgschaften und Ähn-
Suche nach liches. Um sich einen Überblick zu verschaffen, wer noch
Gläubigern Geld zu bekommen hat, können die Erben ein so genanntes
Aufgebotsverfahren durchführen. Ihre Haftung begrenzen
sie damit nicht. Das Gericht wird alle Gläubiger ermitteln,
indem es durch öffentliche Bekanntmachung dazu auf-
fordert, sämtliche Forderungen gegen den Verstorbenen
innerhalb einer bestimmten Frist beim Nachlassgericht
anzumelden.
Als Erbe sollten Sie mit Ihrem Aufgebotsantrag eine Lis-
te mit Namen und Anschrift aller Nachlassgläubiger, die
Ihnen bekannt sind, bei Gericht einreichen. Solange das
Verfahren nicht beendet ist, können Sie sich weigern, an
Gläubiger zu zahlen.
Sobald die Frist verstrichen ist, erlässt das Gericht auf
Ihren Antrag hin ein Ausschlussurteil. Ein Gläubiger, der
jetzt noch Forderungen erhebt, wird erst ganz zum Schluss
bedient. Ist dann nichts mehr vorhanden, können Sie ihm
entgegenhalten, dass der Nachlass aufgebraucht ist („Dürf-
tigkeitseinrede“, siehe Seite 135).

136
KOLUMNE RE

Inventarliste
Auch Gläubiger können bei Gericht beantragen, dass den Erben eine Frist ge-
setzt wird, in der sie eine Liste über die Vermögenswerte und Verbindlichkeiten
des Nachlasses (Inventarliste) erstellen müssen. Wer die Frist versäumt, haftet
unbeschränkt für die Verbindlichkeiten des Nachlasses.

Sie sollten als Erbe deshalb gleich nach dem Erbfall eine Inventarliste erstellen
und freiwillig beim Nachlassgericht einreichen. So kommen Sie den Gläubigern
zuvor und haben gute Chancen, Ihre Haftung zu begrenzen.

Was kostet ein Nachlassverwalter – und was


muss er leisten?
Ein Nachlassverwalter arbeitet natürlich nicht umsonst.
Genauso wie ein Testamentsvollstrecker muss auch er be-
zahlt werden. Doch wie viel kann er verlangen?
Im Gesetz steht zur Bezahlung des Verwalters nur, dass Angemessene
er eine „angemessene“ Vergütung verlangen kann. Was Vergütung
angemessen ist, kann man leider keiner Tabelle entneh-
men. Ähnlich wie bei der Vergütung des Testamentsvoll-
streckers gibt es keine verbindlichen Sätze. Vielmehr ist
die Bezahlung sozusagen ortsüblich und nach Aufwand zu
leisten. Es kommt also, wie so oft bei den Juristen, „dar-
auf an“. Hat der Nachlassverwalter ein besonders umfang-
reiches Erbe zu verwalten, muss er viel Arbeit investieren
oder Anträge stellen. Ist die Verwaltung von langer Dauer,
darf er mehr verlangen, als bei kurzer, einfacher Arbeit.
Umgekehrt darf die Vergütung des Verwalters auch ge-
kürzt werden, wenn er schlampig gearbeitet hat oder un-
nötig anwaltliche Beratung in Anspruch genommen hat.
Neben seiner Vergütung kann der Verwalter aber auch
noch den Ersatz seiner Aufwendungen verlangen. Wenn er

137
Erben, vererben und vermachen

also beispielsweise Fahrtkosten hatte oder Geld für Porto


oder Briefpapier zahlen musste, dann darf er das zusätz-
lich zu seiner Vergütung verrechnen.
Die Vergütung des Verwalters wird durch das Nachlassge-
richt festgesetzt. Der Verwalter darf sich sein Geld dann
auch direkt vom Nachlass entnehmen, und zwar vorab.
Das heißt, die anderen Gläubiger kommen unter Umstän-
den erst an ihr Geld, wenn sich der Nachlassverwalter be-
dient hat. Das kann insbesondere dann von entscheidender
Bedeutung sein, wenn der Nachlass überschuldet war.

138
KAPITEL 11

Mein Geld soll in eine Stiftung


„Nach meinem Tod geht mein ganzes Geld in eine Stif-
tung.“ Diese Feststellung hört sich an wie eine Drohung. Schon ab
Sie klingt nach Enterbung und nach richtig viel Geld. Doch 50.000 Euro
von einer Stiftung kann auch die Familie profitieren –
und superreich muss der Stifter auch nicht sein. Bereits ab
50.000 Euro lohnt es sich.
Stiftungen gibt es viele: von der Stiftung Organtransplan-
tation über die Stiftung Lesen bis zur Willy-Brandt-Stif-
tung. Sie alle verfolgen einen bestimmten Zweck und fi-
nanzieren sich aus einem Stiftungsvermögen beziehungs-
weise den daraus anfallenden Erträgen.
Um eine Stiftung zu gründen, muss man weder berühmt
noch eine große Organisation sein. Die Gründe dafür
sind vielfältig. Mal will der Stifter einen gemeinnützigen
Zweck verfolgen, mal soll die Familie vernünftig versorgt
werden. Eine Stiftung ist auch eine echte Alternative, wenn
man aus den unterschiedlichsten Gründen nicht möchte,
dass die Familie einfach so alles erbt oder wenn man viel-
leicht auch gar keine Familie hat.

Was ist eine Stiftung?


Vom Prinzip her ist die Stiftung eine Vermögensmasse, Die Stiftung
die einem bestimmten Zweck dient. Sie hat in der Regel verfolgt einen
eine eigene Rechtsform, nämlich die der Stiftung des bür- Zweck
gerlichen Rechts. Normalerweise liegt ihr eine Satzung
zugrunde, in der genau festgelegt ist, wie und wofür das

139
Erben, vererben und vermachen

Geld verwendet werden soll. Was in der Satzung steht,


das bestimmt der Stifter. Er kann dabei regelrecht eigene
Gesetze aufstellen. Was er sagt, gilt – so lange, wie die
Stiftung existiert. Und das kann unter Umständen sogar
mehrere hundert Jahre sein. Je nachdem, wie der Stifter
das bestimmt hat.
Gründe für Es gibt gemeinnützige Stiftungen und Familien-
gemein- stiftungen.
nützige
Stiftung
Eine gemeinnützige Stiftung wird zum Beispiel aus fol-
genden Gründen errichtet:
• Der Stifter will ein bestimmtes Projekt zielgerichtet un-
terstützen. Beispiel: Die Björn-Steiger-Stiftung setzt sich
seit 1969 für die Optimierung von Rettungseinsätzen
ein. Als der kleine Björn 1969 überfahren wurde, haben
seine Eltern diese Stiftung gegründet und seitdem zahl-
reiche Notrufsäulen errichtet und das Rettungswesen in
Deutschland entscheidend reformiert.
• Der Stifter hat keine Familie und will nicht, dass der
Staat erbt.
• Der Stifter will sich eine Art Denkmal setzen. Durch sei-
ne Stiftung kann er auch nach seinem Tod anderen helfen.
• Der Stifter kann Steuervorteile nutzen, wenn er ohnehin
mit einem Teil seines Vermögens karitativ tätig ist. Denn
eine Stiftung bringt in der Regel für das Vermögen auch
Steuervorteile mit sich.
Gründe für Eine Familienstiftung verfolgt meistens keinen wirklich
Familien- gemeinnützigen Zweck. In der Regel soll das Geld für die
stiftung Familie erhalten werden. Sie wird meist aus folgenden
Gründen errichtet:
• Das Familienvermögen kann zusammengehalten werden.
Die Erben bekommen dann nur die Erträge ausbezahlt.

140
Mein Geld soll in eine Stiftung

Gerade wenn man Angst hat, die Erben könnten das Geld
verjubeln oder mit zu viel Geld an Charakter verlieren,
kann es sinnvoll sein, das Vermögen in einer Stiftung
professionell verwalten zu lassen und den Erben einen
monatlichen Betrag auszuzahlen.
v o r si c h t

Pflichtteilsanspruch
Die pflichtteilsberechtigten Erben haben auch bei der Übertragung des Ver-
mögens an eine Stiftung ihren Pflichtteilsanspruch. Denn faktisch gehen sie im
Erbfall ja erst mal leer aus. Sie können daher ihren Pflichtteil in Höhe der Hälfte
des gesetzlichen Erbteils geltend machen.

• Meist sind die Steuersätze geringer, wenn das Vermögen


einer Stiftung vererbt wird. Gerade bei größeren Vermö-
gen kann sich das ganz massiv lohnen.
• Wenn ein Unternehmen vererbt wird, kann der Stifter
sicher sein, dass es weiterhin erhalten bleibt, und nicht
durch mehrere Erben, die sich vielleicht noch zerstreiten,
zerschlagen wird.
Oft sind Stiftungen auch eine Kombination aus beidem. Ein
Teil der Erträge oder des Vermögens wird für wohltätige
Zwecke eingesetzt, ein anderer Teil kommt den Erben zugute.

B eispiel

Nicht nur wohltätig


Ein Unternehmer hinterlässt ein großes Vermögen, zu dem auch ein Hotel ge-
hört. Er vererbt alles an eine von ihm gegründete Stiftung. Er bestimmt, dass das
Hotel ein Rehabilitationszentrum wird, in dem krebskranke Kinder gesund ge-
pflegt werden. Das Hotel steht somit den Erben nicht zur Verfügung. Allerdings
sollen die Erben jeden Monat 3.000 Euro ausgezahlt bekommen, die aus den
anderen Vermögensanlagen erwirtschaftet werden.

141
Erben, vererben und vermachen

In Deutschland gibt es zurzeit etwa 7.500 Stiftungen. Je-


des Jahr kommen etwa 200 neue dazu. Die meisten davon
verfolgen gemeinnützige Zwecke, nur etwa fünf Prozent
sind Familienstiftungen.

Wie errichtet man eine Stiftung?


Eines vorab: Wenn Sie eine Stiftung errichten wollen, dann
sollten Sie sich auf alle Fälle fachlichen Rat einholen. Jede
Stiftung ist so individuell, dass man sie nicht über einen
Kamm scheren kann. Profis wissen genau, wie eine Sat-
zung aussehen muss, wer am besten wie das Vermögen
verwaltet und welche steuersparenden Kniffe es gibt.
Überlegen Sie zunächst:
Zweck • Welchen Zweck soll die Stiftung haben? Soll es eine Fa-
milienstiftung werden oder eine gemeinnützige?
Sitz • Wo soll die Stiftung ihren Sitz haben? Möglicherweise
gibt es steuerlich günstige Alternativen zu Deutschland,
wie etwa Liechtenstein oder die Kanalinseln Guernsey
oder Jersey.
Name • Wie soll die Stiftung heißen? Soll sie Ihren Namen tra-
gen, also etwa die „Helga-Müller-Stiftung“? Oder bes-
ser den Zweck der Stiftung als Namen führen, also etwa
„Stiftung Tiere in Not“? Die Entscheidung hängt von der
persönlichen Einstellung des Stifters ab.
Vermögen • Wie viel Vermögen aus dem Nachlass soll in die Stif-
tung fließen? Soll mein ganzer Nachlass einfließen oder
nur ein Teil? Sollen vielleicht meine Kinder doch ganz
normal erben und nur ein Betrag von 50.000 Euro einer
Stiftung zugute kommen?

142
Mein Geld soll in eine Stiftung

• Wie soll sich die Stiftung finanzieren? Werden immer Finanzierung


nur die Erträge, also praktisch die Zinsen verwertet, oder
darf das Vermögen insgesamt angetastet werden?
• Wie soll die Stiftung verwaltet werden? In der Re- Verwaltung
gel haben die meisten Stiftungen einen Stiftungsrat als
Aufsichtsorgan und einen Vorstand. Nicht rechtsfähige
Stiftungen haben oft noch einen Treuhänder. Manchmal
macht auch eine externe Vermögensverwaltung mit. Auf
alle Fälle sollten Sie sich über die Personen, die die Stif-
tung verwalten sollen, schon früh Gedanken machen und
möglicherweise auch mit ihnen sprechen. Achten Sie da-
rauf, dass der Vorstand und die Mitglieder des Aufsichts-
rats nicht schon zu Beginn der Stiftung sehr alt sind.
• Wie soll die Satzung aussehen? Die Satzung ist sozusa- Satzung
gen das Gesetzbuch der Stiftung. Hier ist genau geregelt,
welchen Zweck die Stiftung hat, wie sie sich finanziert,
wer personell daran mitwirkt, was mit den Erträgen pas-
siert und noch vieles mehr. Die Satzung manifestiert die
Stiftung bis zum Schluss.
Soll die Stiftung rechtsfähig sein, so braucht sie dazu eine Staatliche
staatliche Genehmigung. Die Genehmigungsbehörden Genehmigung
sind unterschiedliche Landesbehörden. In den meisten
Bundesländern führen die Regierungspräsidenten zudem
noch die Aufsicht aus.

Noch zu Lebzeiten
Wenn Sie vorhaben, Ihr Vermögen einer eigenen Stiftung zu vererben, dann
sollten Sie diese – wenn möglich – noch zu Lebzeiten errichten. Denn dann
haben Sie die Möglichkeit, in der Anfangszeit noch aktiv mitzuarbeiten und zu
gestalten.

143
KAPITEL 12

Wie kann ich noch vorsorgen?


Wer ein Testament gemacht hat, hat oft schon einmal eine
gute Vorsorge für die Zeit nach dem Tod getroffen. Doch
haben Sie sich schon einmal vorgestellt, was die Erben
nach Ihrem Tod erwartet? Sie müssen sich erst einmal
durch Ihre Unterlagen wühlen und herausfinden, was an
Vermögen überhaupt da ist. Wo sind die entsprechenden
Papiere dazu? Ist Ihr privater Aktenschrank so sortiert und
beschriftet, dass jeder sich sofort darin zurechtfindet? Das
dürfte bei den wenigsten Menschen der Fall sein.
Es ist für die späteren Erben sehr hilfreich, wenn sie die
Unterlagen des Erblassers geordnet und ordentlich abge-
Ordnung heftet vorfinden. Schnell übersehen sie sonst eine Lebens-
schaffen für versicherung oder wissen nicht, bei wem sie den Mietver-
die Erben trag für die Wohnung kündigen müssen. Stellen Sie den
Erben deshalb am besten eine Checkliste zur Verfügung.
Darin können Sie festhalten, was für die Erben wichtig
ist und was wo zu finden ist: Lebensversicherungen, Bau-
sparverträge, Konten und vieles mehr. Die Erben haben
dann alles auf einen Blick vor sich.
Eine Checkliste Diese Checkliste erleichtert übrigens nicht nur Ihren Er-
hilft ben vieles – auch Sie selbst finden sich in Ihren Unter-
lagen besser zurecht. Die Checkliste können Sie deshalb
auch nutzen, um endlich einmal Ordnung in Ihr Aktencha-
os zu bringen.

144
Wie kann ich noch vorsorgen?

Die Checkliste

Testament oder Erbvertrag


Meinen letzten Willen habe ich handschriftlich geschrie-
ben und hinterlegt
bei/im
Ich habe ein notarielles Testament/Erbvertrag beim Notar
gemacht.
Es ist hinterlegt bei
Meine Personalausweisnummer:

Konten
Ich besitze folgende Girokonten bzw. Sparkonten (Bank,
BLZ, Kontonummer):

Sparbücher
Ich besitze Sparbücher bei folgenden Banken:

145
Erben, vererben und vermachen

Ich bewahre die Sparbücher auf:

Banksafe
Ich besitze einen Banksafe mit der Nummer bei:
Im Banksafe befinden sich folgende Wertgegenstände:

Geld
Ich besitze weitere Geldanlagen (Aktiendepots, Aktien-
fonds, Sonstiges):

146
Wie kann ich noch vorsorgen?

Ich habe folgende Bausparverträge:


bei:
Vertragsnummer:
bei:
Vertragsnummer:
bei:
Vertragsnummer:
bei:
Vertragsnummer:

Versicherungen
(Erbe: Versicherung schnell vom Tode des Erblassers in-
formieren bzw. Versicherungen evtl. kündigen.)
Ich besitze folgende Lebensversicherungen: (bitte immer
die Versicherungssumme, Versicherungsgesellschaft und
Versicherungsscheinnummer angeben)
Vers.Nr.: bei Höhe
Vers.Nr.: bei Höhe
Vers.Nr.: bei Höhe
Vers.Nr.: bei Höhe
Ich besitze Krankenversicherungen sowie Kranken-
zusatzversicherungen:
bei: Versicherungsnummer
bei: Versicherungsnummer

147
Erben, vererben und vermachen

Ich habe eine Haftpflichtversicherung bei:


mit der Versicherungsnummer
Ich habe eine Hausratversicherung bei:
mit der Versicherungsnummer
Ich habe eine Unfallversicherung bei:
mit der Versicherungsnummer
Meine Rentenversicherung bei der Bundesversiche-
rungsanstalt/Landesversicherungsanstalt lautet:
Ich habe folgende Kfz-Versicherungen:
bei: Versicherungsnummer
bei: Versicherungsnummer
bei: Versicherungsnummer

Ich besitze noch folgende Versicherungen:

Immobilien
Ich besitze folgende Immobilien:
(Adresse und evtl. Wohnungsnummer oder Stockwerk
angeben)
1.
2.
3.
4.
5.

148
Wie kann ich noch vorsorgen?

Ich habe folgende Wohnungen/Häuser vermietet an:


1.
2.
3.
4.
5.

Kreditverträge
Folgende Kreditverträge bestehen noch (hierzu gehören
auch Ratenzahlungsverträge und Leasingverträge):
bei/für: Höhe und monatl. Zahlung
bei/für: Höhe und monatl. Zahlung
bei/für: Höhe und monatl. Zahlung

Mitgliedschaften
(Erbe: kündigen)
Ich bin Mitglied in folgenden Vereinen, Gewerkschaften,
Förderkreisen, Fitnessclubs, Vereinigungen etc.:

149
Erben, vererben und vermachen

Ich habe folgende Zeitschriften/Tageszeitungen abonniert


(Erbe: kündigen):

Benachrichtigungen und Bestattung


Folgende Personen sollten im Falle meines Todes durch
eine Todesanzeige benachrichtigt werden (evtl. Text-
wunsch anheften):

Es soll eine Anzeige in folgenden Tageszeitungen erschei-


nen (evtl. Textwunsch anheften):

150
Wie kann ich noch vorsorgen?

Ich möchte folgende Bestattung:


Erdbestattung
Feuerbestattung
anonyme Bestattung
auf folgendem Friedhof (evtl. Grabnummer):

151
Weitere Titel

• Ulrich Goetze/Michael Röcken


Der Verein
Gründung – Recht – Finanzen – PR – Sponsoring. Alles,
was Sie wissen müssen
ISBN 978-3-7093-0474-7
2012, 192 Seiten
EUR 9,90 (D/A)

• Andrea Westhoff/Justin Westhoff


Pflege daheim oder Pflegeheim?
Was Sie bei Pflegebedürftigkeit von Angehörigen tun kön-
nen und wo Sie Unterstützung bekommen
ISBN 978-3-7093-0364-1
2012, 168 Seiten
EUR 9,90 (D/A)

• Bernhard F. Klinger (Hrsg.)/Armin Abele/Klaus


Becker/Thomas Maulbetsch/Wolfgang Roth
Der Vorsorgeplaner
Wie Sie durch Vollmachten, Verfügungen und Testamente
für den Krankheits-, Pflege- und Erbfall vorsorgen
ISBN 978-3-7093-0356-6
2011, 192 Seiten
EUR 9,90 (D/A)

• Andreas Lutz/Monika Schuch


Existenzgründung
Was Sie wirklich wissen müssen. Die 50 wichtigsten Fra-
gen und Antworten
ISBN 978-3-7093-0351-1
2011, 208 Seiten
EUR 14,90 (D/A)

152
• Stephan Konrad/Franz Kopinski
Wohnungseigentum – Ihre Rechte und Pflichten.
Erwerb – Verwaltung – Vermietung
ISBN 978-3-7093-0355-9
2011, 168 Seiten
EUR 9,90 (D/A)

• Ludger Bornewasser/Bernhard F. Klinger


Der Streit ums Erbe
Wie Sie Ihre Interessen wahren und Konflikte vermei-
den. Spannende Fälle aus der Praxis zeigen, worauf es
ankommt.
ISBN 978-3-7093-0328-3
2011, 160 Seiten
EUR 9,90 (D/A)

• Bernhard F. Klinger (Hrsg.)/Florian Enzensberger/


Thomas Maulbetsch/Joachim Müller/Wolfgang Roth
Betreuung von Angehörigen
Bestellung – Aufgaben, Rechte und Pflichten – Kosten
– Haftung. Antworten auf alle wesentlichen Fragen zum
Betreuungsrecht
ISBN 978-3-7093-0338-2
2011, 160 Seiten
EUR 9,90 (D/A)

• Stefanie Kubosch/Julia Kleine/Annette Eicker


Gekündigt – was tun?
Von Abfindung bis Zeugnis: Ihre Rechte – Ihre Chancen.
Wie Sie wieder Mut fassen und beruflich neu durchstarten.
ISBN 978-3-7093-0337-5
2011, 152 Seiten
EUR 9,90 (D/A)

153
• Rudolf Stumberger
Hartz IV
Das aktuelle Gesetz mit den neuen Regelungen. Mit ver-
ständlichen Erklärungen zum Ausfüllen des Antrages.
ISBN 978-3-7093-0331-3
5. Auflage 2011, 152 Seiten
EUR 9,90 (D/A)

• Astrid Congiu-Wehle/Agnes Fischl


Der Ehevertrag
Wie Sie Vorsorge für Ehe, Trennung und Scheidung treffen
ISBN 978-3-7093-0304-7
2010, 160 Seiten
EUR 9,90 (D)/EUR 10,20 (A)

• Joachim Mohr/Frank Lechner


Alleinerziehend – das sind Ihre Rechte
ISBN 978-3-7093-0259-0
2010, 160 Seiten
EUR 9,90 (D)/EUR 10,20 (A)

• Gordian Philipps/Susanne Lebek


Erfolgreich durchs Assessment-Center
ISBN 978-3-7093-0321-4
2010, 184 Seiten
EUR 14,90 (D)/EUR 15,40 (A)

• Andrea Westhoff/Justin Westhoff


Ihre Rechte als Kassenpatient
Wie Sie auch als gesetzlich Versicherter von Ärzten und
Kassen bekommen, was Ihnen zusteht
ISBN 978-3-7093-0295-8
2010, 160 Seiten
EUR 9,90 (D)/EUR 10,20 (A)

154
• Roland Stimpel
In 10 Schritten zum Eigenheim
Planen, kaufen, bauen: Von der Suche bis zur Finanzie-
rung – Ihr Wegweiser zum eigenen Haus
ISBN 978-3-7093-0288-0
2010, 160 Seiten
EUR 9,90 (D)/EUR 10,20 (A)

• Bernhard F. Klinger (Hrsg.)/Sven Klinger/Joachim


Mohr/Wolfgang Roth/Johannes Schulte
Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht
Was Ärzte und Bevollmächtigte für Sie in einem Notfall
tun sollten. Was die Neuregelung für Sie konkret bedeutet.
ISBN 978-3-7093-0289-7
2. Auflage 2009, 144 Seiten
EUR 9,90 (D)/EUR 10,20 (A)

• Bernhard F. Klinger
Das Testament
Konkrete Anleitungen für alle Lebensmodelle – vom Sin-
gle bis zur Patchwork-Familie. Wie Sie Streit vermeiden
und Steuern sparen.
ISBN 978-3-70930264-4
2009, 168 Seiten
EUR 9,90 (D)/EUR 10,20 (A)

• Michael Schröder
Scheidung – aber fair
Sorgerecht – Unterhalt – Umgangsrecht. Es geht auch
friedlich, wenn die Vernunft siegt.
ISBN 978-3-7093-0272-9
2. Auflage 2009, 176 Seiten
EUR 9,90 (D)/EUR 10,20 (A)

155
• Andreas Heiber
Die neue Pflegeversicherung
Der Antrag – die Pflegestufen – die Leistungen: Ihre neuen
Möglichkeiten und Chancen
ISBN 978-3-7093-0237-8
2008, 192 Seiten
EUR 9,90 (D)/EUR 10,20 (A)

• Eva Schmitz-Gümbel/Karin Wistuba


Erfolgreich zum Traumjob
Coaching zur Berufswahl für Eltern und Schüler
ISBN 978-3-7093-0213-2
2008, 168 Seiten
EUR 9,90 (D)/EUR 10,20 (A)

• Astrid Congiu-Wehle/Joachim Mohr


Das neue Unterhaltsrecht
Wie viel bekomme ich? Wie viel muss ich zahlen?
ISBN 978-3-7093-0229-3
2008, 168 Seiten
EUR 9,90 (D)/EUR 10,20 (A)

• Karin Spitra/Ulf Weigelt


Ihr Recht als Arbeitnehmer
Vom Vorstellungsgespräch bis zur Kündigung – was darf der Chef?
ISBN 978-3-7093-0218-7
2008, 192 Seiten
EUR 9,90 (D)/EUR 10,20 (A)

• Wolfgang Jüngst/Matthias Nick


Arbeiten und Leben im Ausland
Auswandern oder Überwintern: alle wichtigen Informationen.
Mit 10 Länderkapiteln von Schweiz bis USA.
ISBN 978-3-7093-0214-9
EUR 9,90 (D)/EUR 10,20 (A)

156
• Tibet Neusel/Sigrid Beyer/Kathrin Arrocha
Immobilienkauf
Haus oder Wohnung – Alles über Finanzierung, Recht und
Steuern
ISBN 978-3-7093-0195-1
2008, 190 Seiten
EUR 9,90 (D)/EUR 10,20 (A)

• Andrea Erdmann/Andreas Kobschätzky


Erfolgreich bewerben
Von der systematischen Vorbereitung zum souveränen Be-
werbungsgespräch und fairen Arbeitsvertrag
ISBN 978-3-7093-0187-6
2008, 176 Seiten
EUR 9,90 (D)/EUR 10,20 (A)

• Wolfgang Jüngst/Matthias Nick


Wenn der Nachbar nervt
Rechte und Pflichten in der Nachbarschaft
ISBN 978-3-7093-0174-6
2007, 160 Seiten
EUR 9,90 (D)/EUR 10,20 (A)

• Inken Wanzek/Christine Rosenboom


Arbeitsplatz in Gefahr – Das sind Ihre Rechte
Kündigung – Beschäftigungsgesellschaft – Aufhebungs-
vertrag – Mobbing – Trennungsgespräche
ISBN 978-3-7093-0152-4
2007, 240 Seiten
EUR 14,90 (D)/EUR 15,40 (A)

157

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