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Himalaja - Süd Tibet:


ein typisches Kontinent-Kontinent Kollisionsorogen
Bei der Subduktion einer ozeanischen Platte unter eine kontinentale Platte entsteht am Rande des
Kontinents eine Gebirgskette des Anden-Typs. Enthält die subduzierende Platte auch etwas
kontinentale Lithosphäre, bringt die Plattenkonvergenz möglicherweise beide Kontinente
nebeneinander. Die ozeanische Lithosphäre ist relativ dicht und sinkt in die Asthenosphäre,
wohingegen der grössere sialische Anteil der kontinentalen Lithosphäre ihr einen positiven Auftrieb
innerhalb der Asthenosphäre verleiht und sie daran hindert, über grössere Distanzen subduziert zu
werden. Demzufolge führt die Ankunft einer kontinentalen Lithosphäre an einen Trog zur Kollision
mit dem überfahrenden Kontinent. Die schnelle, relative Konvergenz wird unterbrochen und es bildet
sich ein Kollisions-Gebirgszug durch Krustenverkürzung. Die Ebene, die den Ort der Kollision
markiert, ist eine Sutur. Diese enthält gewöhnlich Späne ozeanischer Lithosphäre, welche zuvor die
Kontinente trennte, und als Ophiolite bekannt sind.
Die Kollision zwischen dem indischen Subkontinent und dem heutigen Tibet begann im Eozän. Die
Kollision beinhaltete und beinhaltet noch immer eine Nord-Süd Konvergenz in ganz Süd Tibet und
einem Grossteil des Himalajas. Da die Kollision noch aktiv ist, ist das sehr junge Gebirge das
Referenzsystem, um kontinentale Kollisionsprozesse zu studieren.

Der Himalaja
Ort
Die Himalaja Gebirgskette erstreckt sich über fast 3000 km Länge und 250-300 km Breite zwischen
Indien im Süden und dem immensen Tibetischen Plateau auf einer durchschnittlichen Höhe von 5000
m, im Norden.

Der Himalaja hat eine verhältnismässig einfache, gebogene und zylindrische Geometrie entlang eines
Grossteils seiner Länge, und endet an nahezu transversalen Syntaxen (syntaxes), d.h. an Gebieten,

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an denen orogene Strukturen scharf um eine vertikale Achse gebogen sind. Beide Syntaxen sind nach
ihren Hauptgipfeln benannt: Der Namche Barwa (7756 m) im Osten und der Nanga Parbat (8138 m)
im Westen, in Pakistan

Geologischer Rahmen
Der höchste Berg der Welt befindet sich im Himalaja, sowie 13 weitere Gipfel, die über 8000 m hoch
sind und viele, die sich über 7500 m erheben. Diese grosse Erhebung wird dem isostatischen
Ausgleich einer verdickten und wenig dichten Kruste zugeschrieben. Der Himalaja erfährt eine
schnelle Hebung mit Raten zwischen 0.5 und 4 mm/Jahr. An beiden Enden ist die Gebirgskette durch
Gürtel von Blattverschiebungen begrenzt: Das Quetta-Chaman Störungssystem im Westen, in
Pakistan und Afghanistan, und im Osten die Sittang-Zone in Burma.

Der Himalaja und das tibetische Plateau sind merkwürdige Merkmale der geologischen Geschichte
Asiens, für die seit Ende des Mesozoikums die Konvergenz mit Indien entscheidend war, einem
kleinen Block kontinentaler Lithosphäre, der sich von Gondwana abgespaltet hatte. Die relative
Bewegung ist durch ozeanisch-magnetische Anomalien und Paläomagnetismus gut belegt.

Von der Riftbildung zur Ozeanboden-Spreizung


Lithologische, paläontologische, geochemische und geochronologische Nachweise vom
Grundgebirge und der sedimentären Bedeckung deuten an, dass Indien ein Teil von Gondwana war.
Die Grabenbildung entlang des nördlichen Randes von Gondwana begann im späten Paläozoikum.
Eine linkssinnige, dehnende Blattverschiebung trennte den nördlichen Teil (Laurasia) und den
südlichen Teil (Gondwana) Pangäas und erzeugte den mesozoischen Tethys Ozean vom Perm bis zur
Kreidezeit. Im mittleren bis späten Jura und in der frühen Kreide zerbrach der Superkontinent
Gondwana in zwei Landmassen - Westgondwana (Afrika und Südamerika) und Ostgondwana
(Australien, Antarktika, Indien und Madagaskar). Diese zwei Landmassen zerbrachen noch während

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der Kreide in ihre jeweiligen Bestandteile. Dann löste sich Indien in der Früh-Kreide (ca. 130-135
Ma) von Antarktika und Australien und von Madagaskar in der Spät-Kreide (85-90 Ma).

Chronologie der Konvergenz


Die nach Norden gerichtete Bewegung vom kratonischen Indien relativ zum kratonischen Asien
begann vor 100-90 Ma. Die Schliessung des mesozoischen Tethys Ozeans ergab die Kollision
zwischen Indien und Asien.
Marine magnetische Anomalien der atlantischen und indischen ozeanischen Böden und
paläomagnetische Messungen in Süd Tibet und in Indien bieten einen externen Zeitrahmen für die
Konvergenzgeschichte. Die plattentektonischen Rekonstruktionen prophezeien einen Betrag von ca.
7500 und 8700 km an den westlichen und östlichen Enden des Himalajas. Diese Bewegung gibt eine
Vorstellung von der Grösse der verschluckten ozeanischen Tethys und kontinentalen Nord-Indien
Lithosphären.

Paläomagnetische Daten in Süd Tibet verglichen mit scheinbaren Polwanderkurven der Indischen
Platte zeigen, dass die intra-ozeanische Subduktion und die Kollision zwischen Indien und Asien in
äquatorialen Breiten stattfanden, mit fortschreitender Ausbildung einer Sutur vom Paläozän im
nordwestlichen Himalaja (um 67-60 Ma) bis ins frühe Eozän (ca. 55 Ma) im östlichen Himalaja. Dies
deutet auf die Rotation Indiens gegen den Uhrzeigersinn während seiner Norddrift hin.

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- Vor und bis Anomalie 22 (50 Ma) betrug die sehr schnelle Bewegungsrate von Indien 15-
25 cm/Jahr. Die Indien-Eurasien Konvergenz begann sich vor 52 Ma zu verlangsamen.
- Zwischen den Anomalien 22 und 21 (ein Zeitraum von 2-3 Ma) werden kurzlebige
Verschiebungen in der Bewegungsrichtung auf den Beginn der kontinentalen Subduktion und der
Indien-Eurasien-Kollision zurückgeführt. Diese Geschwindigkeits- und Richtungsänderungen
können ein schwankendes Gleichgewicht von Zug- und Auftriebskräften während der Subduktion
des unregelmässigen nördlichen Kontinentalrandes Indiens widerspiegeln.
- Von Anomalie 22 bis Anomalie 18 (Alter = 42 Ma) verringerte sich die Bewegungsrate
exponentiell bis auf 4-5 cm/Jahr und blieb nahezu konstant, bis sich eine kleinere Verlangsamung um
20 Ma ergab.
- Die heutzutage quer über den Himalaja auftretende Konvergenz wird auf ca. 1.5 cm/Jahr
geschätzt, was ein bisschen weniger als die Hälfte der geschätzten Konvergenz zwischen Indien und
Eurasien ausmacht.

Die drei Episoden der relativen Plattenbewegung werden aus einem allgemeinen geodynamischen
Gesichtspunkt wie folgt interpretiert:
- 1. Subduktion der ozeanischen Lithosphäre der Tethys, mit einer zunehmend langen
Subduktionsplatte, die an Indien zieht, und dadurch die rasche Fortbewegung vorantreibt.
- 2. Subduktion der indischen kontinentalen Lithosphäre, nachdem sie in Kontakt mit Eurasien kam;
die Verlangsamung der relativen Konvergenz wird auf den Auftrieb der kontinentalen Lithosphäre
zurückgeführt, die sich zunehmend der Subduktion widersetzt, während das Volumen des
subduzierten Kontinents zunimmt.
- 3. Intrakontinentale Verkürzung; die konstante durchschnittliche Konvergenzrate wird durch die
Verformbarkeit der beiden kollidierenden kontinentalen Lithosphären und potenzielle Zugkräfte des
subduzierenden kontinentalen Indiens gesteuert.

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Alter der Kollision
Angesichts der paläomagnetischen Information wird angenommen, dass die frühe Kollision zwischen
den Kontinenten Indien und Asien im Eozän (um 60-55 Ma) stattfand, als sich Indiens Bewegung
nach Norden deutlich verlangsamte, von >15 cm/Jahr auf 4-5 cm/Jahr. Dieses Alter stimmt mit dem
minimalen Alter der Kollision, abgeleitet vom Alter der Coesit-Eklogite (metamorpher Druck > 3
GPa bei 55-45 Ma) in Ladakh, überein. Andere Möglichkeiten, um die Kollision zu datieren, wären
(1) das jüngste Alter der subduktionsverbundenen Granitoide (um 50 Ma), aber es könnte irgendeine
Verzögerung zwischen dem Ende der Subduktion und den Intrusionen geben oder (2) das Alter der
jüngsten marinen Sedimente entlang der Suturzone (auch ungefähr 50 Ma). Die Kollision von Indien
gegen Eurasien machte sich rund um die Welt bemerkbar. Im Pazifik ist eine bedeutende
Plattenreorganisierung vor 43 Ma durch die plötzliche Biegung in der Hawaii-Emperor Seamount
Kette dokumentiert, und viele der vulkanischen Inselbögen (Tonga, Mariana, Aleuten) fingen vor
ungefähr 50 Ma an sich zu bilden. Im Nordatlantik sprang ungefähr zur gleichen Zeit der Rücken
vom Labrador-Meer zum Reykjanes-Rücken östlich von Grönland. Doch ein einziges Alter entlang
der gesamten Suturzone könnte schwer zu fassen sein.

Langlebige Kollision
Marine Sedimente, die im Süd Tibet vor rund 55 Ma abgelagert wurden, zeigen, dass dieser nördliche
Teil von Indien stabil war, während Indien immer noch mit einer Geschwindigkeit von > 10 cm/Jahr
nach Norden abdriftete. Die langsamere Bewegung widerspiegelt, dass die frühe Kollision um 45 Ma
begonnen hatte. Ein dünner Kontinentalrand vor dem kratonischen Indien könnte über mehrere
Millionen Jahre bis zum Ende des Eozäns (ca. 35 Ma) subduziert worden sein ohne ein grosses
tektonisches und sedimentäres Signal ausgelöst zu haben. So setzt sich beispielsweise die marine
Sedimentation im Persischen Golf auch nach der Kollision zwischen Arabien und Eurasien fort. Um
ca. 35 Ma kam das dicke, d.h. schwimmfähigere indische Kraton in Berührung mit Asien. Die erhöhte
Kompressionsspannung führte zur Verkürzungsdeformation der indischen und tibetischen Krusten
und die zweite mögliche Verminderung der Konvergenzrate vor 20-10 Ma. Dieses Modell beinhaltet
einen mehrere hundert Kilometer breiten und dünnen Kontinentalrand entlang von Nordindien.

Diachronische, nach Osten wandernde Kollision


Eine kontinentale Fauna weist im Westhimalaja eine kontinentale Verbindung vor 67 Ma zwischen
Indien und Asien nach. Dementsprechend schlugen einige Autoren vor, dass die Kollision im Westen
früher begonnen hat und sich entlang des gesamten Himalajas nach Osten fortgepflanzt hat. Das ist
konsistent mit der leicht schnelleren Konvergenzrate an der Ost-Ecke als an der West-Ecke Indiens.

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Mehrere Kollisionen
Paläomagnetische und tomographische Informationen deuten darauf hin, dass Nordindien
möglicherweise im frühen Paläozän mit einem intra-ozeanischen Inselbogen kollidiert ist, der sich in
nah-äquatorialen Breiten befand. Diese Situation führte zu einer zweistufigen Kollision, vor 60-55
und 25-20 Ma.
Nach der Kollision stoppte Indien nicht, sondern bewegte sich relativ zu Asien über 1900 ± 850 km
nordwärts mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 mm/Jahr.

Greater India
Eine wichtige Frage ist jedoch die Grösse von Indien vor der Kollision. Nicht zuletzt weil sie darauf
abzielt, wie und wo die Kollision begonnen hatte und wie die darauffolgende Konvergenz und daraus
resultierende Verkürzung zwischen Indien und Asien untergebracht wurde. Das Ausmass des
nördlichen Teils des indischen Kontinents vor der Kollision, das sogenannte Grossindien (Greater
India), ist aufgrund von den weitgehenden Unsicherheiten bezüglich der lithosphärischen
Verformung und entsprechenden "Zerstörung" schwierig einzugrenzen.
Die seismischen Daten zeigen, dass die Himalaja – Süd Tibet Kollisionszone eine etwa 65 km dicke
Kruste hat, während die Kruste Indiens, südlich des Himalajas, nur 35-45 km dick ist. Die
Anwendung einer einfachen, geometrischen Überlagerung zur Erklärung der fast doppelten
Krustenmächtigkeit (asiatische Kruste über Indien) des tibetischen Plateaus deutet daraufhin, dass
Grossindien zumindest so breit war wie Tibet. Tektonische Rekonstruktionen, wo die mögliche
nördliche Grenze von Grossindien mit dem Rand von Australien zusammenpasst, schlagen ungefähr
800 km vor. Doch die schnelle Geschwindigkeit und der Betrag der Konvergenz nach der 60-55 Ma
Kollision verlangen danach, dass Grossindien einen 1500 bis 2500 km (von Westen nach Osten)
breiten Kontinentalrand, heutzutage im Norden des Himalaja, hatte. Paläomagnetische Messungen in
Sedimenten lassen auf einer Breite > 1300 km schliessen. Jede dieser Figuren ist ein Hinweis für
einen sehr breiten, stark erweiterten (verdünnten) Kontinentalrand Indiens bis zur Kollision.

Tektonische und lithologische Hauptzonen


Die nach Süden gerichtete und sich ausbreitende Überschiebung hat Süd Tibet und den Himalaja aus
vier tektonischen und lithologischen Haupteinheiten zusammengesetzt.

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Diese Haupteinheiten erstrecken sich bemerkenswert gleichmässig über die ganze Länge des
Gebirgsgürtels und sind von N nach S, d.h. vom strukturellen oben bis unten:
- Der ehemalige aktive Kontinentalrand Eurasiens, der sogenannte Transhimalaja oder
Gangdese Batholith in Süd Tibet, der in den Karakoram Batholith im westlichen Himalaja übergeht.
- Die Tsangpo-Suturzone, die tatsächlich den Ort der Plattengrenze markiert. Entlang dieser
Grenze wurde die ozeanische Lithosphäre der Tethys, die India und Eurasia trennte, unter Tibet
subduziert wurde.
- Der Tethys Himalaja mit Sedimenten, die sich am nordindischen Passivrand und seinem
kontinentalen Aufstieg abgelagert wurden, und die von Eozän und jüngere Granitoide in den Nord-
Himalaja Domen intrudiert wurden.
- Der indische Kontinent, der den Hoher Himalaja und die darunter liegenden Decken des
Niederen Himalaja über dem indischen Vorland umfasst.

Wir wollen uns zuerst auf einen detaillierten Querschnitt durch die tibetische Seite des Himalajas
konzentrieren, um die lithologischen und strukturellen Merkmale der geodynamischen und orogenen
Entwicklung zu beschreiben.

Der eurasische aktive Kontinentalrand


Der Lhasa Terran, nach der Hauptstadt von Tibet benannt, bildete während der nordeintauchenden
Tethys-Subduktion den aktiven Kontinentalrand Eurasiens. Er wird in einen kontinentalen Teil im
Norden und einen magmatischen Bogen im Süden unterteilt.

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Lhasa-Terran
Der kontinentale Lhasa-Terran besteht aus präkambrischem Grundgebirge, aus Gneisen und
Graniten, überlagert von Flachwassersedimenten vom Paläozoikum bis zur oberen Kreide. Die
mesozoischen Sedimente enthalten eine Flora von Cathaysia. Cathaysia war ein Mikrokontinent, der
sich im späten Paläozoikum von Gondwana loslöste und durch den Tethys Ozean trieb. Im späten
Jura stiess dieser mit dem Qiangtang-Terran von Südasien zusammen. Infolge dieser Kollision
entstand die Banggong-Nujiang-Sutur, wahrscheinlich durch eine nach Süden-eintauchende
Subduktion unter den Lhasa-Terran. Kretazische, klastische Abfolgen mit Plagioklas-reichen,
vulkano-klastischen Sandsteinen, wurden in einem Becken abgelagert, welches eine nach und nach
zunehmende Subsidenzrate aufwies. Diese Sedimente und die Subsidenzgeschichte werden der
Entwicklung eines retroarc Vorlandbeckens vor einem nordwärts-propagierenden
Überschiebungssystem zwischen 105 und 53 Ma zugeschrieben. Eine Hauptänderung in der
Ablagerungsumgebung produzierte Flachwasser- und subaerische Sedimente zusammen mit einer
kretazisch-paläozänen (70-65 Ma) ignimbritischen Serie. Diese Ignimbrite liegen diskordant über
erodierten Falten der oberen Kreide und älteren Gesteinen. Der Südrand des marinen frühen
mesozoischen Beckens könnte auf einer undatierten ozeanischen Kruste abgelagert sein.

Magmatischer Bogen: der Transhimalaja Magmatische Gürtel


Magmatische Gesteine
Der Transhimalaja ist eine lange, lineare Gebirgskette, die nördlich und parallel zum Yalu Tsangpo
(Brahmaputra in Indien) liegt. Der Transhimalaja Gürtel (chinesischer Name: Gangdese) stellt den
magmatischen Bogen dar, der von der Kreide bis ins Früh-Tertiär auf dem südlichen Teil des Lhasa-
Terrans (der aktive Kontinentalrand Asiens dieser Zeit) über der subduzierenden Tethys gebildet
wurde. Die magmatischen Strukturen stellen ineinander gesteckte Plutone dar, die einen

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kalkalkalischen Batholith mit radiometrischen Alter zwischen 175 und 30 Ma bilden. Dieser Batholith
enthält zwei Gürtel mit unterschiedlichen Magmaquellen:
(1) Der nördliche Gürtel besteht im Wesentlichen aus kretazischen und peraluminischen S-Typ
Graniten. Zirkone mit negativem εHf(t) weisen das Wiederaufschmelzen einer älteren Kruste
hin. Bei den Sedimenten handelt es sich um Karbonate und vulkaniklastische Gesteine mit
Perm-Karbon bis spät-jurassischen-früh-kretazischen Altern.
(2) Der südliche Gürtel wird von spät-kretazischen-oligozänen Granitoiden mit meist I-Typ
(hauptsächlich gabbroiden und granodioritischen) Zusammensetzungen dominiert. Zirkonen
mit positivem εHf(t) deuten auf eine juvenile Quelle aufgrund des teilweisen Schmelzens
basaltischer Ozeankruste und weniger Sedimenten (wahrscheinlich der Tethys-Platte) hin. Die
Sedimente dieses Gürtels sind hauptsächlich jurassisch-kretazische Ablagerungen, die durch
vulkanische Gesteine gleichen Alters (70-43 Ma) und gleicher Zusammensetzung überlagert
sind. Der Vulkanismus ist anscheinend mit der Zeit nach Süden gewandert.
Die wachsende Zahl von geochronologischen Messungen zeigen zwei Hauptphasen, welche durch
eine Zeit relativer Ruhe getrennt werden. Die Bedeutung dieser Dualität wird immer noch diskutiert.
(1) Die wichtigste magmatische Phase findet in der Spät Kreide (ca. 113-80 Ma) statt und endete mit
adakitischen Intrusionen und
(2) Die zweite Phase ist Früh-Paläozän (ca. 65-46 Ma) mit einer Kulmination um 50 Ma. Es wird
spekuliert, dass die magmatische Krise vor ca. 50 Ma einen Breakoff des Slabs darstellt.
Geochemische Daten zeigen an, dass die jüngeren (nach ca. 35 Ma) Gesteine enthalten ultra-
kaliumhaltigen, adakitischen und shoshonitischen Vulkanismus und N-S orientierte Gänge (ca. 23-8
Ma). Diese jungen Gesteine stehen angesichts der zeitlichen Verhältnisse mit post-Kollision und E-
W Extension in Zusammenhang. Geochemische Betrachtungen schlagen auch vor, dass diese späten
Magmen aus der Mischung zwischen dem geschmolzenen Mantel und der felsischen unteren Kruste
abstammen könnten, möglicherweise der indischen Kruste, welche im Miozän unter den Lhasa-
Terran subduziert wurde.
Metamorphismus
Die metamorphen Gesteine, die von den Transhimalaja Plutonen intrudiert wurden, sind uneinheitlich
verteilt. Der regionale Metamorphosegrad ist gewöhnlich sehr niedrig - bis grünschieferfaziell.
Hochtemperatur-Niedrigdruck Granulit-Fazies-Vergesellschaftungen (Andalusit - Cordierit - Granat
- Spinell) sind am Kontakt zwischen Metapeliten und Gabbro-Intrusionen dokumentiert.
Strukturen
Mehrphasige Deformation beherrscht den südlichen Teil des Lhasa-Terrans. Insbesondere :
- Isoklinale F1 Falten zeigen eine schwache Achsenebenenschieferung (S1) mit einer Nord-
Süd verlaufenden Streckungslineation. Die Intensität des F1 Gefüges und der Metamorphose nimmt
in Richtung der Tsangpo-Sutur zu. Dieser Gradient des F1 Gefüges steht im Zusammenhang mit der
nach Norden-tauchenden Subduktion der ozeanischen Tethys Lithosphäre. Der kalkalkalische
Magmatismus des Transhimalaja-Gürtels findet möglicherweise an einer Kontinent-Ozean-Grenze
statt. Dabei verbleiben Reste kontinentaler präkambrischer Kruste im Norden, und vermutlich
triassischer ozeanischer Kruste im Süden. Das F1 Ereignis hat unterkretazische Sedimente verformt.
- Aufrechte F2 Faltung mit fächerartiger S2 Schieferung ist überall vorhanden, und örtlich
stärker ausgeprägt als die älteren Gefüge. Die F2 Faltung verkörpert eine Phase anhaltender
Verkürzung, teilweise verbunden mit Transhimalaja Plutonen. Verknüpfte Faltung+Intrusion
könnten in einem Anden-Typ Gebirge entstanden sein, das einen retroarc Überschiebungsgürtel und
ein Vorlandbecken besass und welches der Kollision vorausging.
- Das Auftauchen und die damit verbundene Erosion in der spätesten Kreide schnitt die F1
und F2 Strukturen ab.

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Das diskordante Paläozän erfuhr eine geringe Verkürzung von ca. 10% mit Schwankungen geringer
Amplitude und mit einer Wellenlänge von mehreren Kilometern. Flache Aufschiebungen mit nur
wenigen Kilometern Versatz verformen 10 Ma alte Laven. Dies deutet darauf hin, dass bedeutende
Krustenverkürzung (nahezu 50%) bereits stattgefunden hatte, bevor das Paläozän abgelagert wurde.
Das heisst also vor der Kollision mit Indien.
Geologische Geschichte des aktiven Kontinentalrandes
Die geologische Geschichte des Lhasa Blocks kann wie folgt zusammenfasst werden:
Rekonstruktionen der Paläoelevation mit Sauerstoff-Isotopen von mehreren Sedimentformationen
deuten darauf hin, dass der magmatische Bogen im Paläozän-Eozän eine Höhe von ca. 4500 m
erreicht hatte. Diese tektonische Geschichte deutet an, dass der Kontinentalrand Asiens krustale
Verdickung, Hebung und Erosion vor der Indien-Asien Kollision erfuhr. Der Bogen-Magmatismus
endete im Eozän. Dieser Zeitpunkt stellt vermutlich den Beginn der Kollision und das Ende der
Subduktion ozeanischer Lithosphäre dar.

Grosse Rücküberschiebung
Konglomerate, mit Einschaltungen von roten Tonen, Sandsteinen und lokalen basaltischen Lavalagen
und Ignimbriten, lagern diskordant auf dem Süd-Transhimalaja. Nach Süden fliessenden Delta-,
Stromverflechtungs- und Schwemmfächersystemen haben die schmalen und diskontinuierlichen
Aufschlüsse der spät-oligozänen/früh-miozänen (ca. 26 - ca. 15 Ma) Abfolge (auch Kailas und Indus
Molasse genannt) abgelagert. Nach Norden und nach Westen gerichtete Entwässerungssysteme
wurden zwischen ca. 19 und ca. 15 Ma entwickelt. Ostwärts fliessende Flüsse wurden vor ca. 15 Ma
aufgebaut und haben vielleicht im frühen Pliozän (ca. 5 Ma) Konglomerate hinterlegt. Der moderne
Yalu Tsangpo könnte aus diesem System stammen. Diese Ablagerungen sind vergleichbar mit der
Indus-Molasse in Ladakh und am Kailas. Falten mit Nordvergenz und steil einfallender Schieferung
sind parallel zur Sutur. Diese Falten könnten in Verbindung gebracht werden mit der nahezu
vertikalen oder nach Süden einfallenden Störung, die entlang des südlichen Randes des Lhasa
Blockes verläuft. Harnischstriemungen auf der Störungsfläche und die mit der Verwerfung
zusammenhängenden Brüche deuten auf eine dextrale Blattverschiebung hin, bevor diese sich zu
einer nordgerichteten Rücküberschiebung entwickelte. Die Rücküberschiebung fand im mittleren
Miozän statt. Diese Hauptstörungszone hat die vermutlich südvergenten, primären Strukturen der
Sutur überprägt, wo die Einheiten Indiens in direktem Kontakt mit den Lithologien des
Transhimalajas sind.

Yalu-Tsangpo-Sutur: Der ozeanische Bereich


Die schmale (normalerweise < 15 km) Yalu-Tsangpo-Sutur, welche die indische und eurasische
Platte in Süd Tibet trennt, wird üblicherweise entlang von Ophiolit-Decken verfolgt. Drei

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Gesteinseinheiten werden der hangenden Platte der Suturzone zugesprochen. Diese sind von Norden
nach Süden:
(1) kretazische Turbidite des äusseren Beckens, die sogenannte Xigaze-Serie nach der
zweitgrössten Stadt Tibets benannt,
(2) Ophiolite und
(3) die damit verbundenen Tiefseesedimente.

Turbidite des äusseren Beckens


Der nördliche Teil der Xigaze-Serie setzt sich aus einer >5 km mächtigen, nicht metamorphen und
vulkanisch-plutonischen Turbiditsequenz zusammen, die von der frühen Kreide bis ins Maastricht
(115-65 Ma) abgelagert wurde. Paläontologische Altersbestimmungen in zwischengeschichteten
Kalken geben ein Alter von spät-Apt bis Alb. Spätkretazische Konglomerate mit Geröllen
kalkalkalischer Plutonite und Vulkanite des Transhimalaja Batholits weisen auf das topographischen
Wachstum und die tiefe Erosion der präkollisionär verdickten Kruste des noch andinen
Kontinentalrandes auf dem Lhasa Terran hin. Paläozäne und untere eozäne Flachwasser-Kalke,
vulkanoklastische Sedimente und vulkanische Tuffe lagern stratigraphisch auf den kretazischen
Turbiditen. Die marine Sedimentation endete vor ca. 50 Ma; darauf folgen kontinentale,
molasseähnliche Sedimente, die in einer engen oligozänen bis miozänen Depression abgelagert
wurden. Chrom-reicher detritischer Spinel mit einer Ophiolitaffinität (TiO2 im Allgemeinen < 0.1
wt%) tritt während des Paläozäns (65 - 55 Ma) auf.

Die Xigaze Sedimente stellen ein nach oben schwärmendes äusseres Becken dar, das im Norden auf
dem Plutongürtel und im Süden auf den Ophioliten liegt. Sedimentation begann mit den pelagischen
tuffsteinartigen Hornstein und kieselhaltigen Schlammgesteinen mit Radiolariten des Alb bis
Cenoman (ca. 130- 115 Ma), die die Sedimentbedeckung von Kissenbasalten des angrenzenden
Ophioliten bilden, und ging mit Hang-, Shelf- und schliesslich Delta- und Flussablagerungen ab der
Spätkreide (nach ca. 75 Ma) weiter.
Diese mehrere Kilometer dicke Serie erscheint in einem grossen Ost-West verlaufenden
Synklinorium. Dieses wurde nach dem frühen Känozoikum um 40 bis 65 % verkürzt mit
hauptsächlich südvergenten, engen bis offenen Falten, einer steil einfallenden Schieferung und keiner
Metamorphose. Diese relativ einfache und allgemeine Struktur wurde vielleicht durch die hohe
Festigkeit der darunter liegenden Ophiolite verursacht. Ein zusätzlicher, undefinierter
Verkürzungsbetrag war in den Überschiebungen und Rückschiebungen über und unter dem Lhasa-
Terran und den Ophioliten beteiligt.

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Das Becken ist zwischen Rücküberschiebungen entlang seiner Grenzen sowohl im Norden als auch
im Süden eingeklemmt. Lokale Strukturen stehen im Zusammenhang mit post-oligozänen bis
miozänen Rücküberschiebungen auf beiden Seiten des Synklinoriums.

In Ladakh finden sich ähnliche Abfolgen desselben Alters in der Dras-Formation. Dort liegen
kalkalkalische Laven auf ozeanischen Basalten.

Ophiolite
Dünne Decken von Ophioliten und Tiefseesedimenten (Radiolariten) treten immer wieder über
beinahe 2500 km entlang der Tsangpo-Sutur auf. Sie zeigen insgesamt eine normale Polarität. Wo sie
nicht vorhanden sind, sieht man nur Rücküberschiebungen und Blattverschiebungen, örtlich markiert
durch die Aufreihung von Geysiren.
Zwei ophiolitische Sequenzen mit unterschiedlichen Altern, petrographischen und geochemischen
Affinitäten werden beschrieben. Die ältere stellt einen vulkanischen Inselbogen dar, die jüngere stellt
den Ozeanboden der hangenden Platte des Subduktionssystems dar. Die Ophiolite wurden nach
Süden über mehr als 80 km von der Sutur über die Tethys Sedimente überschoben. Klippenfragmente
vertreten teilweise kretazische (ca. 125 Ma) Tiefseeberge, die im Tethys-Ozean existierten. Der
verbundene Vulkanismus kann Beweis für die thermische Erosion der ozeanischen Lithosphäre im
Hangenden der Subduktion sein.
Inselbogen
Inselbogen magmatische Gesteine (boninitische Kissenlaven, Basalt, Andesit, basaltisch-andesitische
Brekzien und Gänge, Dacit, Rhyolit, Diorit und Leukogranit) und vulkanoklastische Sedimente
werden zwischen ca. 160 und ca. 150 Ma datiert. Sie bilden eine zersplitterte und umgekehrte
Abfolge, die verschuppt mit dem Aussenbecken und den tholeiitischen Ophioliten ist. Der Inselbogen
(genannt Zedong-Terran) war vom mittleren Jura bis in die frühe Kreide aktiv.
Tholeiitische Ophiolite
Die tholeiitischen Ophiolite besitzen ein Alter von ca. 130 bis ca. 120 Ma. Dies stimmt mit
biostratigraphischen Daten an Radiolarien überein, die aus der sedimentären Abdeckung der

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Kissenbasalte stammen. Sie stellen eine tektonisch zerbrochene, ozeanische Lithosphäre dar. Die
ultramafischen Gesteine stammen aus einem MORB-typ Mantel. Sie sind meist chromithaltige
Harzburgite und Lherzolite; Dunite sind selten. Die Petrologie und Geochemie weisen auf eine
Herkunft eines spreizenden Rückens in einem äusseren Becken hin, mit anschliessender
(boninitischer) Änderung im „Supra-Subduktions“-Mantel. Die damit verknüpften mafischen
Gesteine (Laven, Doleritgänge und kumulierte Gabbros) haben auch diese zweistufige Entwicklung
aufgezeichnet. Diese Argumente deuten darauf hin, dass die tholeiitischen Ophiolite wurden im
Aussenbbecken des magmatischen Transhimalajas gebildet. Die Spreizung des Aussenbeckens
könnte ein Rückrollen des Slabs anzeigen.

Metamorphe Sohle und ophiolitische Mélange


Eine nicht durchgehende Serpentinit-„mélange“, im unteren Teil der ophiolitischen
Überschiebungsschuppen, enthält Granat-Amphibolite (metamorphe Höchstbedingungen: 1.3-1.5
GPa, 750 - >900°C), welche als Elemente einer zerstückelten intra-ozeanischen Überschiebungssohle
interpretiert werden. Die U-Pb-Daten auf Zirkon datieren die Protolithe bei 124-125 Ma. Ar-Ar Alter
von Amphibolen reichen von 70 bis 130 Ma. Die 120-130 Ma Abkühlungsalter sind geringfügig
jünger oder überschneiden sich mit dem Alter des Magmas und der Sedimente des darüberliegenden
Ophiolits. Diese Altersübereinstimmung und die hohen metamorphen Temperaturen stützten ein
Modell, in dem die subduzierte ozeanische Kruste im Entstehen begriffen war, während der
überschiebende lithosphärische Mantel noch heiss war. Kurz gesagt, eine neue Subduktionszone der
Beginn nahe der ozeanischen Spreizungsachse erfolgte, wo die Ophiolite gebildet wurden.
Hauptsächlich aber bilden nieder-Temperatur Mylonite und Serpentinite den unteren Bereich der
Ophiolite. Unterhalb diesen ophiolitischen Überschiebungsschuppen befindet sich eine ophiolitische
Mélange. Diese besteht aus Blöcken von Sandsteinen, Hornsteinen, silikathaltigen Schiefern,
Kalksteinen, Basalten, mafischen Schiefern und ultramafischen Gesteinen. Diese Mélange, die sich
innerhalb einer stark deformierten Matrix aus Serpentiniten, Sandsteinen und siliziumhaltigen
Schiefern befindet, wurde als Fragment eines Akkretionskeiles und der Rinne interpretiert. Ar-Ar
Abkühlalter von Amphibolen aus mafischen Schiefern erzielten ein Alter von 65-60 Ma.
Streckungslineationen sind N-S gerichtet. Kleine nach Süden vergente Falten und asymmetrische
Boudinage Strukturen zeigen einen Schersinn Top (Oberseite) nach Süden an.

jpb–Himalaja-S-Tibet Tektonik –2020


280
Tiefseesedimente
Turbidite, Radiolarite und lokal Basalte stammen aus der späten Trias bis zum Senon und bilden eine
Schuppenzone. Nach Süden gerichtete Falten verformen die frühe, sich in Nord-Süd
Streckungslineation, die mit Zungenfalten assoziiert ist. Diese Strukturen weisen auf den Transport
von Norden nach Süden während der grünschieferfaziellen Metamorphose hin. Diese
Tiefseesedimente stellen das Material dar, das von der abtauchenden Platte abgerieben und während
der späten Frühkreide in den Subduktionskomplex miteinbezogen wurde.

Der indische Kontinentalrand


Drei strukturelle und lithologische Hauptzonen stellen unterschiedliche proximale bis distale Teile
des alten passiven Kontinentalrands Nordindiens dar. Von Norden nach Süden sind dies:
- der Tethys Himalaja,
- der hohe Himalaja,
- der niedere Himalaja und der indische Kontinent.

Tethys Himalaja
Gewöhnlich bilden nicht und niedrig-gradig metamorphe Sedimente, die sich heute direkt südlich der
Tsangpo-Sutur befinden, das ehemalige äussere Ende der indischen Platte. Verschiedene sedimentäre
Einheiten werden unterschieden.
Schuttfächer
Der Ophiolit und die Radiolarite sind auf eine allochthone Turbidit-Abfolge überschoben, die spät-
triassische bis liassische oder vielleicht sogar kretazische (?) marine Fossilien enthält.
Liegende, sub-isoklinale F1 Grossfalten haben vielerorts die stratigraphische Abfolge umgekehrt.
Südwest-vergente, mesoskopische und nicht-zylindrische F1 Falten streichen von N030° bis N180°
und enthalten eine S1 Schieferung. Diese entstand bei schwacher Metamorphose. Quarzfasern und
die Längsachsen von Druckschatten sind parallel zur N340° bis N030° streichenden
Streckungslineation, was mit der Transportrichtung gleichgesetzt werden kann. Meterdicke
Zertrümmerungszonen, die sich unter nicht-metamorph oder mit nur sehr schwacher Metamorphose
entstanden wurden, grenzen die Überschiebungen an der Basis dieser Turbidite, der Ophiolite, und
ihrer metamorphen Sohle ab. Sie schneiden die F1 Strukturen ab

Sowohl die Überschiebungsflächen, als auch die F1 Falten sind um die F2 Strukturen auf mehrere
Arten gefaltet. Die aufrechten Chevron-Falten entstehen gemeinsam mit subisoklinalen Falten, die
runde Scharniere haben, und nach Süden überkippt sind. Die F2 Achsen sind parallel zur N060°-120°
jpb–Himalaja-S-Tibet Tektonik – 2020
281
streichenden Krenulationslineation. Die F2 Faltung nimmt nach Norden zu. Lokale N060° bis N120°
streichende Knickbänder mit unterschiedlichem Achsenebenen-Streichen können mit einem F3
Ereignis in Zusammenhang gebracht werden. Dies könnte gleichzeitig mit der post F2 Bewegung an
den Basis-Überschiebungen stattgefunden haben.
Die spättriassischen bis spätmesozoischen Turbidite werden dem Kontinentalrand-Schuttfächer
Indiens zugeschrieben, der während südgerichteter Scherung und Transport im unteren Paläozän stark
verformt wurde. Die Studie von klastischen Zirkonen schlägt vor, dass einige Abfolgen der oberen
Trias aus dem Lhasa-Terran stammen könnten, und demzufolge eher den nördlichen Rand des Tethys
Ozeans darstellen.
Olistostrom
Ein Olistostrom Flysch mit einer schwarzen tonigen Matrix liegt zum Teil transgressiv auf den
Turbiditen mit liegenden Falten. Die ältesten exotischen Blöcke sind spätpermische Kalke, die vom
Indischen Kontinentalrand oder von ozeanischen Plateaus kommen. Die jüngsten Blöcke, welche
offenbar vor ihrer Wiederablagerung gefaltet wurden, sind Globotruncana-Kalke des Maastricht bis
Unterpaläozän. Die jüngsten Fossilien, die man sowohl in den Blöcken als auch in der zum Teil
geschichteten Matrix findet, sind aus dem Spätpaläozän. Das wird auch als das Alter dieses
Olistostroms angenommen. Die unterschiedlichen Lithologien in den Blöcken deuten auf ganz
bestimmte paläogeographische Milieus hin, wie den distalen Kontinentalrand Indiens, pelagische
Horste und ozeanische unterseeische Berge (entsprechen diese vielleicht denen des Omans?).
Diese Formation ist zusammen mit den Turbiditen verfaltet und bildet Ost-West-streichende,
aufrechte bis süd-vergente Falten mit einem nicht-metamorphen Schieferungsfächer parallel zur
Gesamtachsenebene. Die Faltung kann mit den F2 Falten mit der Krenulationsschieferung
(Runzelschieferung in den Schuttfächer-Turbiditen korreliert werden.
Tethys-Himalaja
Die fossilienführende kambrische bis eozäne sedimentäre Abfolge, die ein Kontinental-Schelf-Milieu
auf dem Indischen Kontinentalrand (klastische Gesteinsschichten, Karbonate und Tone) anzeigt, ging
nach Norden in eine Tiefwasser-Fazies (distale Schelf- und Kontinentalhang-Pelite und Turbidite)
über. Die sich nach Süden fortpflanzende Überschiebungen und Faltung haben begonnen, als der
indische Kontinent anfing, sich nordwärts unter die eurasische Platte zu subduzieren. Eine grosse
Überschiebung trennt die nördliche und südliche Tethys-Abfolge und teilt sie so in zwei
Untereinheiten.
Nord-Tethys Sedimente
Die Nord-Tethys Sedimente zeigen einen nach unten zunehmenden Metamorphose-Grad von
regional sehr geringer Metamorphose bis zu Staurolith-Disthen-Schiefern an einigen Stellen. In der
strukturellen Abfolge liegen ordovizische Ortho-Gneise zuunterst, darüber Metamorphite und
rekristallisierte Kalke permischen Alters. Über diesen folgen mesozoische Gesteine, eine dicke
monotone Kalkturbidit-Serie von bis zu maastrichtianischen Alter, die eine mehrphasige Deformation
erfuhr. Die spät-kretazische, pelagische Sedimentation scheint von Osten nach Westen zu
verschwinden. Undatierte basische Gänge und Sills (Lagergänge) legen ein kontinentales Rifting
nahe.
Das erste grössere tektonische Ereignis führte zu grossen, nach Südwesten überkippten Falten und
einer gut entwickelten F1 Schieferung mit einer 350° bis 040° streichenden Streckungslineation. Die
Gesamtverformung nimmt nach Norden in Richtung Yalu-Tsangpo-Sutur und nach oben bis unter
die Ophiolitischen Decken zu. Wildflysch mit exotischen Blöcken liegt diskordant über dieser
Verformung. Wenn die Maastricht bis Paläozän Datierung des Wildflyschs korrekt ist, haben die
Hauptüberschiebungen also von der Oberkreide bis ins Paläozän stattgefunden.
Die strukturell tieferen metamorphen Gesteine zeigen vergleichbare mehrphasige Deformation mit
einer unerwarteten Zunahme der Gefügeintensität nach unten, gleichzeitig mit einer mittel-Druck
Metamorphose. Ein Problem entsteht durch die radiometrische Datierung von Glimmern auf ein Alter
von 13 Ma mit der Argon/Argon Methode, was nicht übereinstimmt mit dem Alter der F1 Strukturen,

jpb–Himalaja-S-Tibet Tektonik –2020


282
wie oben beschrieben. Sowohl die Deformation als auch die Metamorphose können auf eine duktile
Überschiebungszone bezogen werden, deren Deformationsfront den oberen Teil des Stapels nicht
erreicht und so nur zu einer Überschiebung führt, und an manchen Stellen im Süden zu einer
Schuppenzone zwischen den südlichen und nördlichen Tethys-Sedimenten. Die Überlagerung zweier
Abfolgen mit vergleichbarem Gefüge, aber unterschiedlichem Alter, ist eines der auffälligsten
Merkmale der nördlichen Untereinheit. Dies ist eine Folge der Heterogenität der Scherverformung
während der Überschiebung, welche nur Gebiete in der Nähe der Überschiebungsfläche betrifft, die
Abfolge in grösserer Entfernung aber erhält.
Nord-Himalaja Dome
Eine lange Antiform befindet sich 50 km südlich und parallel zur Sutur. Entlang dieser Antiform
erstreckt sich ein Band von Domen mit proterozoischen (ca. 1800 Ma) Gneisen und wenigen 46-30
Ma alten Granitoiden und spät-miozänen (19-7 Ma) Zweiglimmer-Graniten (gemeinsam Nord-
Himalaja-Gürtel genannt).

Die Gneise und Granitoide haben Anzeichen für zunehmenden metamorphen Druck und Temperatur
(bis zu 0.7-0.8 GPa für ca 650° C) vor 45-35 Ma und ein hinausgezögertes Schmelzen der indischen
mittleren Kruste bis zur Intrusion der späten miozänen (ca. 15 Ma) Zweiglimmer-Granite. Diese
Dome schliessen mittel-krustale Gesteine auf. Sie wurden während der Himalaja Orogenese
deformiert, metamorphisiert und aufgeschmolzen. Die Entstehung dieser Gesteine ist auf
Überschiebung und nachfolgende Extension oder Diapirismus oder eine Kombination all dieser
Mechanismen zurückzuführen.
Süd-Tethys Sedimente
Die Süd-Tethys Sedimente sind kambrischen bis mitteleozänen Alters ohne bedeutende
Diskordanzen und entsprechen den 10 km dicken Plattformsedimenten weiter westlich in Ladakh.
Die Sedimente bestehen bis zum frühen Perm aus gemischten Klastika und hauptsächlich aus
Schelfkarbonaten ab dem späten Perm bis ins frühe Eozän. Sie sind das Ergebnis nahezu
durchgehender Flachwasser-Sedimentation auf dem stabilen Indischen Schelf. Detaillierter betrachtet
ist der Schelf eine Zusammensetzung von zwei überlagerten Rift-zu-Passivrand Abfolgen: die erste
Abfolge besteht aus früh-paläozoischen bis karbonischen Ablagerungen, die im Paläotethys Ozean
bis zum Auseinanderbrechen von Pangäa angesammelt wurden und die zweite besteht aus permisch
bis kretazischen Ablagerungen des südlichen passiven Randes des Tethys Ozeans.
Im Gegensatz zu den Nord-Tethys Tiefseesedimenten sind die Süd-Tethys Sedimente nicht
metamorph und haben nur eine Faltungsphase erlebt mit Ost-West streichenden Koffer- und Chevron-

jpb–Himalaja-S-Tibet Tektonik – 2020


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Falten, die über mehrere Zehner Kilometer entlang ihrer Achsenebenen-Spur weiterverfolgt werden
können. Die Intensität der Verkürzung nimmt nach Süden ab und eine Verwerfung trennt die Süd-
Tethys Sedimente von den metamorphen Schiefern des Hohen Himalajas.

Beachten Sie, dass es keine prä-alpine tektonische Episode gab und die jüngsten (Priabonium, 38-34
Ma) marinen Sedimente ca. 10 Ma jünger als die Kollision sind, wenn die Kollision im frühen Eozän
stattgefunden hat.

Der indische Kontinent


Die Konvergenz zwischen Indien und Eurasien dauert nach ihrem ersten Kontakt bis heute an (mit
ungefähr 5 cm/a). Einige hundert Kilometer Verkürzung, vielleicht bis zu 1500 km, fand seit dem
Paläozän zwischen dem Tethys-Himalaja und dem indischen Kraton statt. Grossräumige geschuppte
Überschiebungsstapel, mit einer Fortpflanzung der Verkürzung zum Vorland hin, haben einen
Grossteil dieser intrakontinentalen Verkürzung aufgenommen. Der daraus resultierende Himalaja ist
der Falten- und Überschiebungsgürtel innerhalb des indischen Kontinents. Er besteht aus drei, durch
Überschiebungen begrenzte, litho-tektonischen Einheiten, die sich alle entlang des gesamten Gürtels
erstrecken. Von oben nach unten sind dies:
- Der hohe Himalaja, ist ein nach Süden verdrängter Keil bestehend aus hochgradig
metamorphen Gneisen, die von unterschiedlich stark deformierten miozänen Leukograniten
intrudiert sind. Der hohe Himalaja wird durch eine Abschiebung entlang der Oberseite und
der grössten Überschiebung des Himalajas innerhalb der indischen Platte an der Unterseite
begrenzt (die Main Central Thrust = MCT). Die MCT hat bis zu 250 km an
Überschiebungsbewegung aufgenommen.
- Der niedere Himalaja besteht grösstenteils aus präkambrischen bis mesozoischen
niedriggradigen Metasedimenten. Seine untere Grenze ist eine andere wichtige, nach Norden
einfallende Überschiebung innerhalb der Platte, die noch immer aktiv ist: Die Main Boundary
Thrust (MBT).
- Das indische Vorland (der sogennante Sub-Himalaja) und das angrenzende Ganges-Vorland.
Seismische Studien und die Rate, mit der das Vorlandbecken nach Süden fortschreitet, zeigen an,
dass aktuell 10 bis 25 mm/a Verkürzung innerhalb des Himalajas aufgenommen wird. Die
topographische Himalajafront, d.h. die Zone, in der sich die durchschnittliche Höhe verhältnismässig
stark von ungefähr 2000 auf ca. 5000 m ändert, definiert einen Kleinkreis auf einer Kugel und stimmt
nahezu mit der MCT überein. Dieses Auftreten schlägt eine genetische Beziehung zwischen dem

jpb–Himalaja-S-Tibet Tektonik –2020


284
Kreis, der Verschiebung des indischen Subkontinents unter die Himalajablöcke und der Entwicklung
des hohen Himalajas nördlich der MCT vor.

Hoher Himalaja
Der Himalaja besteht aus einem nach Norden einfallenden Überschiebungsstapel tektono-
stratigraphischer Einheiten, deren isotopische Daten sich als spätproterozoische bis früh-paläozoische
Gneise, Migmatiten und Schiefer der oberen kontinentalen Kruste Indiens qualifizieren. Tethysche
Mesozoische marine Sedimente, die alle ursprünglich dem nördlichen Rand Indiens angehörten,
liegen auf den Gneisen und Schiefern. der im Norden von
Abschiebungen parallel zum Orogen
Die Verwerfung, die die wenig bis nicht metamorphen Tethys-Sedimente des Hangenden von den
metamorphen Schiefern, Gneisen und den miozänen Leukograniten des Liegenden Hohen Himalajas
trennt, ist eine nordwärts einfallende Abschiebungszone: das so genannte South-Tibet Detachment
(STD). Diese Abschiebung ist verantwortlich für die Scherung der Leukogranite nach Norden und
die Auflagerung von nicht-metamorphen Sedimenten auf Staurolith-Granat-Schiefer. Gegen Osten
trennen steile, spröde Abschiebungen jurassische Schiefer von Gneisen, was auf eine vertikale
Bewegung des Nordens um mehrere km nach unten hindeutet. Die duktile Abschiebung wird
zwischen 24 und 11 Ma datiert, Die Abschiebungsdeformation ist Miozänen bis möglicherweise
Pliozänen Alters. Abschiebungsdeformation fand gleichzeitig, zumindest für einen Teil ihrer
Geschichte, mit der strukturell tieferen südwärts gerichteten Überschiebung auf die MCT statt.
Gneise und invertierte Metamorphose
Gesteine des indischen Kratons und seiner präpaläozoischen Sedimentbedeckung wurden von
hochgradiger regionaler Metamorphose und leukogranitischen Intrusionen, während der Bildung der
2 bis 10 km dicken Gneisdecke, überprägt. Gneise und Migmatite weisen Spuren mehrfacher
Verformung und Rekristallisation auf, die auf die südwärts gerichtete Scherung des Himalajas
zurückzuführen sind.

Die vorherrschenden Gefüge werden durch Amphibolit-Fazies-Zusammensetzungen bestimmt. Die


Streckungs- und Minerallineationen verlaufen ungefähr senkrecht zur Überschiebungsspur, entlang
des gesamten Gürtels und parallel zur Scherungsrichtung, die durch zahlreiche und verschiedene
kinematische Indikatoren definiert ist. Dieses Gefüge beweist die Transportrichtung der
Überschiebungsdecke. Das radiale Muster deutet hingegen darauf hin, dass die lokale Bewegung
nicht mit der durchschnittlichen Plattenkonvergenz übereinstimmt.

jpb–Himalaja-S-Tibet Tektonik – 2020


285

Diese 2 bis 10 km dicke Überschiebungsdecke kommt aus einem tiefen Krustenabschnitt. Ihr unterer
Teil besteht aus Biotit-Granat-Kyanit-Glimmerschiefern, während sich der mittlere und obere Teil
aus Sillimanit/Kyanit, K-Feldspat Gesteinen und Sillimanit-Cordierit-Granat-Metapeliten
zusammensetzt. Die mehrphasige, metamorphe Geschichte deutet auf drei Stadien hin:
1) Der älteste Beleg für Metamorphose stammt aus Lu/Hf Granatzeitaltern (ca. 55 Ma) und ca.
45 Ma altern von Zirkonen. Das Alter der Zirkone in stark umgewandelte Eklogite (670°C; >
1.5 GPa) im oberen Bereich des Gneisstapels sind bei 23-16 Ma datiert, was seltsam erscheint
im Zusammenhang mit dem Alter des umgebenden Gneises, der unter Barrow-Bedingungen
(550-680°C bei 0.8-1.4 GPa vor ca. 45-35 Ma, wird aber nach Osten jünger) umkristallisiert
wurde. Diese metamorphe Phase fand während der Erdverlegung der indischen Kruste nach
der Kontinentalkollision statt.
2) Frühe Exhumation fand bei höherer Temperatur (650-800°C) und Niedererdruck (0.4-0.7
GPa) während des Miozäns (30-18 Ma) statt. Dies ist das dominierende metamorphe Ereignis,
welches die meisten Beweise der früheren Hochdruck-Ereignisse auslöschte.
3) Weitere Exhumation ereignete sich später im Miozän (20-15 Ma Alter von Sillimanit-
Gneisen) bei niedrigerer Temperatur (500-700°C) und niedrigerem Druck (0.2-0.4 GPa).

jpb–Himalaja-S-Tibet Tektonik –2020


286

Die metamorphe Struktur ist für das Konzept wichtig. Der Gneisstapel über der MCT zeigt
metamorphe Temperaturen von ca. 550°C in der Nähe der MCT bis zu 700°C 5 km drüber, in den
darüberliegenden Migmatiten. Die entsprechenden Druckbedingungen nach oben hin abnehmen. Das
Liegende des Gneisstapels hingegen zeigt eine kontinuierliche Abnahme des metamorphen Grades
und der Temperatur nach unten: Die Sillimanit- Migmatite und Gneise treten oberhalb einer engen
Zone von Kyanit-Schiefern auf, die wiederum sukzessive über Staurolith, Granat, Biotit und niedriger
metamorphen Zonen liegen.

Drei Klassen von Modellen werden in Betracht gezogen um diese umgekehrte metamorphe
Zonierung zu erklären:
- Post-metamorphe Inversion der Isograden: Späte Überschiebung oder liegende Falten, die die
älteren Isograden verformten und eine offensichtliche thermische Umkehrung produzierten.
- Syn-metamorphe Inversion der Isograden: Diese umgekehrte Zonierung steht im
Zusammenhang mit grossen, zum Vorland hin gerichteten Überschiebungen, die einen

jpb–Himalaja-S-Tibet Tektonik – 2020


287
heissen Stapel metamorpher Einheiten (Gesteine, die Temperaturen > 650°C unterlagen) auf
niedrig-metamorphe Sedimente brachten, die selbst nie solche Temperaturen erreichten.
- Syn-metamorphe Inversion der Isothermen: MCT-verbundene viskose Erwärmung, die eine
umgekehrte thermische Struktur produzierte.
Die letzten zwei Prozesse lassen vermuten, dass die nach unten geleitete Aufheizung des darunter
liegenden niederen Himalajas mit der Abkühlung des Hangenden des hohen Himalajas verbunden ist.
In diesem Fall entwickelten sich, während der Bewegung auf der MCT umgekehrte Geothermen (der
sog. “Bügeleisen-Effekt”). Datierungen der metamorphen Geschichte, die einem klassischen Druck-
Temperatur-Zeit Pfad im Uhrzeigersinn folgt, zeigen, dass die Überschiebungen die Abfolge schnell
genug exhumierte, um den umgekehrten metamorphen Gradienten zu bewahren. Synmetamorphe
Scherung erfolgte vor 20-25 Ma. Die Versenkung des Liegendenden hörte vor ca. 10 Ma auf, obwohl
spätere Reaktivierungen bis ins späte Miozän (5-8 Ma) andauerten.
Leukogranite
Das Schmelzen der kontinentalen Kruste generierte einen 25 bis 12 Ma alten Plutonismus, der
Turmalin-Muskovit-Granat Leukogranite produzierte. Diese Leukogranite gehören einem Gürtel von
kleinen Plutonen, Intrusivmassen und Gängen in den obersten Lagen des Hohen Himalajas an. Ihr
Schergefüge liefert Beweise für Abschiebungen im oberen Rand des Hohen Himalajas. Rest-
und/oder peritektische Andalusit-, sowie Sillimanit- und Biotit-Einschlüsse in Cordierit zeigen, dass
Schmelzen der kontinentalen Kruste durch Dehydratisierungsschmelzen von Biotit bei T = 660-
700°C unter Niederdruck-Bedingungen (P < etwa 0.4 GPa) entstanden. Mineralalter von 18 Ma bis
15 Ma lassen auf eine Hebung und Freilegung von 0.7 bis 0.8 mm / Jahr schliessen.
Main Central Thrust
Der amphibolitfazielle Gneis des Hohen Himalaja wurde auf eine Abfolge von schwächer-
metamorphen (Grünschiefer) metasedimentären, metavulkanischen und metagranitoiden Gesteinen
mit miozänen Metasedimenten entlang der MCT überschoben. Diese nach Norden einfallende
krustale Überschiebung ist eine mächtige, duktile Überschiebungszone. Sie war mit Unterbrechungen
zwischen 22 und 5 Ma aktiv und akkumulierte einen Überschiebungsbetrag von mindestens 140 km,
möglicherweise sogar bis zu 300-600 km. Trotz der grossen Ungewissheit, ist das eigentliche
Himalaja-Orogen durch intraplatten, kontinentale Subduktion von Süd-Indien entlang dieses
Kontakts charakterisiert.

Ein Exhumationsproblem
Die Gleichzeitigkeit der STD und der MCT hatte die südwärts gerichtete Bewegung der
dazwischenliegenden Gneise zur Folge. Verschiedene kinematische und mechanische Modelle haben
versucht diesen gebirgsbildenden Prozess zu erklären.

Schwerkraft-getriebene Extrusion
Frühe Modelle zeigten eine keilförmige Gneissequenz des Hohen Himalajas mit einer Verbindung
der STD und der MCT in der Tiefe. Zwei Interpretationen stellem die zum Vorland gerichtete
Extrusion dieses Gneiskeils dar.
- Analoge Modellierungen kontinentaler Subduktion legen eine Schwerkraft-getriebene, aufwärts
gerichtete Extrusion eines kontinentalen Keils nahe, der in Tiefen subduziert wurde, wo sein Auftrieb
die Festigkeit der Kruste übersteigt. Dies resultiert in einer nach oben (zum Vorland hin) gerichteten
Bewegung des Keils an einer neuen, krustenmassstäblichen Überschiebung (MCT), während der
obere Rand des Keils Abschiebungsbewegungen (STD) erfährt.
- Mechanische Modellierungen schreiben die Extrusion dem gravitativen Kollaps zu, als Reaktion
auf den extremen topographischen Gradienten entlang des Himalaja-Südrands im Miozän. Diese
Extension würde nur die obere Kruste beeinflussen.

jpb–Himalaja-S-Tibet Tektonik –2020


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Kanalströmung in der mittleren Kruste


Einige mechanische Modelle schlagen eine lateral durchgehende, gering-viskose Schicht aus
teilweise geschmolzenen Gneisen der mittleren Kruste vor. Diese floss zwischen den subparallelen
STD und MCT südwärts, unterhalb des tibetanischen Plateaus eventuell bis an die Front des
Himalajas wo sie extrudierte. In diesen Modellen der "Kanalströmung" (channel flow) ist der
horizontale Gradient des lithostatischen Drucks, zwischen dem tibetanischen Plateau und der Front
des Himalajas, die treibende Kraft. Wirksame und konzentrierte Erosion (Denudation) auf den
südlichen Steigungen des Himalajas, entlang des hohen Reliefs zwischen dem Plateau und der
Gebirgsfront, wurde Exhumation des Gneises aus Tiefen der mittleren Kruste an die Oberfläche
verursachen.

jpb–Himalaja-S-Tibet Tektonik – 2020


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Niederer Himalaja
Der niedere (oder lower, lesser) Himalaja ist im Norden durch die MCT und im Süden durch die
MBT (Main Boundary Thrust) begrenzt. Die immer noch aktive MBT wurde im späten Miozän
initiiert, als sich die Überschiebungsfront nach Süden in die Vorlandregion fortpflanzte.
Herdflächenlösungen grenzen eine einfache, planare Zone in ungefähr 10 bis 20 km Tiefe mit einem
scheinbaren Einfallen von 15°N ein.
Der niedere Himalaja besteht aus einem niedrig-metamorphen, 20 km dicken verschuppten
Überschiebungsstapel aus mittel-proterozoischen bis känozoischen Sedimenten, die ursprünglich auf
der indischen kontinentalen Kruste abgelagert worden waren. Es handelt sich um früh-paläozoische
Abfolgen mit kambrischen, stromatolitischen Dolomiten, die die epikontinentale marine
Transgression auf alte Gneise (1.5 - 2.2 Ga) und Granitoide (500 Ma, jetzt Orthogneise) aufzeigen.
Die Metasedimente sind noch weniger metamorph und die Lithologie ist dem Hohen Himalaja
ähnlich, jedoch ohne känozoische magmatische Aktivität. Ein Grossteil der phanerozoischen
Schelfabfolgen (Ton-, Sand- und Kalkstein) ist vom Gondwana-Typus, der aber nicht mit den
Sedimenten des Tethys-Himalajas korreliert. Thermochronologische Studien deuten darauf hin, dass
vor 13 Ma der Grossteil des Niederen Himalajas entweder von einem Paläo-Vorlandbecken oder von
Decken, die mit der MCT im Zusammenhang stehen, bedeckt war. Spät-oligozäne bis früh-miozäne
fluviale Formationen zeichnen das Auftauchen des Himalaja Gebirges auf. Die meisten
Überschiebungen entwickelten sich während der letzten 15-10 Ma.

Indisches Vorland
Die tektonische Belastung des Nordrandes des indischen Subkontinentes erzeugte während des
Wachstums des Himalajas das grosse Indo-Ganges Flexur-Becken, das sich entlang der gesamten
südlichen Seite des Gebirges erstreckt. In den ~10 km-mächtigen, meistens nicht-marinen fluviatilen
und klastischen Sedimenten dieses Beckens sind die Abtragungssaufzeichnungen der vertrauten
jpb–Himalaja-S-Tibet Tektonik –2020
290
Wechselwirkung zwischen Tektonik und Erosion der Indien-Asien Kollision und der folgenden
Entwicklung des Himalajas konserviert.

Die Entwicklung des Vorlandbeckens fängt mit dem Beginn der Kontinent-Kontinent Kollision vor
55 Ma an. Die ältesten Schichten sind transgressive, marine, spät-paläogene bis mitteleozäne
Sandsteine. Sie bereiten überwiegend eine ophiolitische und vulkanisch-sedimentäre Quelle auf, und
enthalten ca. 50 Ma alte klastische Zirkone. Zeitlich unterschiedliches Vorkommen von
ophiolitischem bis niedriggradig metamorphem Detritus in den Vorlandsedimenten von Pakistan bis
Bangladesh ist konsistent mit einem progressiven Schliessen der Neotethys entlang der Sutur,
beginnend im Spät-Paläozän im Westen bis Eozän oder sogar noch später im Osten.
Im Oligozän/Miozän verringerte sich der Eintrag aus Suturgesteinen drastisch, während sich der
metamorphe Grad der detritischen Körner von sehr niedrig auf niedrig erhöhte. Im spätesten Oligozän
trennte der gerade entstehende Überschiebungsgürtel teilweise die Suturzone vom Vorlandbecken ab.
jpb–Himalaja-S-Tibet Tektonik – 2020
291
Detritus aus dem Himalaja tritt irgendwann zwischen 35 und 40 Ma im Osten wie im Westen des
Beckens auf. Das Auftreten der metamorphen Körner stimmt mit dem Timing der Bewegung entlang
der Main Central Thrust überein. Während Konvergenz und die folgende tektonische Hauptaktivität
weitergingen, wanderte das resultierende Biegebecken schrittweise nach Süden weiter und wurde
durch eine 5 bis 8 km mächtige kontinentale und terrigene Sequenz gefüllt, die aus dem wachsenden
Himalaja erodiert wurde und meistens als Miozän datiert ist.
Molassekonglomerate, Siltsteine und Tonsteine (oft Siwalik oder Sub-Himalaja Sedimente genannt)
liegen diskordant in riesigen verzahnten Alluvialfächern auf dem indischen Kontinent. Genauer
betrachtet, beinhaltet die diskontinuierliche Serie nahezu das vollständige Känozoikum, obwohl ein
generelles Fehlen der Sedimentation im späten Eozän und nahezu im kompletten Oligozän
festzustellen ist. Diese 15-20 Ma dauernde sedimentäre Lücke sollte eine wichtige Änderung in den
orogenen Prozessen reflektieren. Eine Interpretation ist, dass ein flexural forebulge nach Süden hin
durch Indien migriert ist.
Die Deformation variiert in Raum und Zeit von eng gefalteten und gestörten Serien hin zu nahezu
unverformten Serien. Die meisten Falten und Überschiebungen sind zur topographischen Front des
Himalaja-Gebirges, die mit der MFT (Main Frontal Thrust) übereinstimmt, parallel. Die
Deformationsstärke nimmt nach Süden ab, weg von der MFT. Die MFT ist die jüngste und aktive
Überschiebung, die die Molasse-Sedimente auf die Sedimente des Indus-Ganges Flexurbeckens
versetzt. Dieses Becken stellt die heutige Vortiefe auf dem Grundgebirge der indischen Halbinsel dar.
Wechsel in der Sedimentationsrate der Molasse zeigen, dass die MBT erstmals vor 11 Ma aktiv war.
Dies ist das gleiche Alter wie im Westhimalaja (siehe Skript über Kohistan), was indiziert, dass die
Aktivierung der MBT entlang der gesamten Länge des Himalajas fast gleichzeitig war. Diese
Deutung wird dadurch unterstützt, dass die Erosion des Niederen Himalajas vor 10-8 Ma, nach dessen
Anhebung, ausgelöst durch Überschiebungstektonik entlang der MBT, beginnt. Die MFT wurde im
Pliozän aktiv und schneidet quartäre Konglomerate.

Geophysikalische Strukturen
Die Kenntnis der tiefen Strukturen ist wesentlich, um zu verstehen, warum der hohe Himalaja und
die Suturzone ihre eindrucksvolle Höhe erreicht haben.

Herdlösungen
Der Himalaja ist seismisch sehr aktiv. Während des letzten Jahrhunderts sind vier Erdbeben mit einer
Magnitude > 8 entlang des Himalajas, und viele kleine und mittlere Ereignisse, aufgetreten. Die gut
lokalisierten Epizentren definieren eine verhältnismässig einfache, planare Zone, die ein scheinbares
Einfallen von ungefähr 15° nach Norden hat. Herdlösungen zeigen an, dass es eine
Hauptüberschiebung ist, die die liegende indische kontinentale Kruste von den hangenden Himalaja-
Krustenblöcken trennt. Die leicht einfallenden Störungsflächen weisen eine Bewegungsrichtung in
einer subhorizontalen Richtung senkrecht zum Hohen Himalaja auf.

jpb–Himalaja-S-Tibet Tektonik –2020


292

Seismische Aktivität in 80-110 km Tiefe unterhalb von Süd Tibet zeigt an, dass der obere Mantel kalt
genug ist, um sich spröde zu deformieren.

Seismische Reflexion
Geophysikalische Abbildungen erlauben es heute die geologischen Oberflächenstrukturen in die
Tiefe zu verfolgen.
Krustenstruktur
Seismische Reflexionsprofile zeigen ein Band von mit 12° nach Norden einfallenden Reflexionen,
die dem Abscherhorizont entsprechen, unter welchem die Indische Lithosphäre den Himalaja
unterschiebt.
Die MFT (Main Frontal Thrust), MBT und MCT werden als Zweigstörungen beschrieben, die in
einen gemeinsamen <10°C nach Norden einfallenden, flachen Abscherhorizont übergehen. Dieser
kann mindestens bis zu 225 km nördlich der Himalaja Deformationsfront bis in eine Tiefe von 50 km
und bis ungefähr unterhalb des nördlichen Himalajagürtels (bestehend aus granitischen Domen) in
Süd Tibet verfolgt werden. Die Scherzone scheint von Norden in der Nähe der Oberseite der oberen
Kruste nach unten in die mittel-krustale Übergangszone zu schneiden. Diese Geometrie weist darauf
hin, dass die indische obere Kruste entlang der Scherzone von der tieferen Kruste abgetrennt ist. Die
obere Kruste Indiens wird in den Himalaja miteingebunden, während die untere Kruste mit ihrem
Mantel kontinuierlich unter Tibet subduziert wird.
Dennoch ist die Geometrie der subduzierten indischen Platte nördlich der Sutur ungenau bestimmt.

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Markante Reflexionen mit ungewöhnlich grossen Amplituden (helle Punkte) und entsprechenden,
negativen Polaritäten erscheinen in Tiefen von 15-18 km, nahe bei der Stelle, an der der Reflektor
des MCT-Abscherhorizontes scheinbar endet. Wenige Reflexionen erscheinen innerhalb der Kruste
(unter dem Horizont von hellen Punkten) die sich nach Norden, unterhalb der Sutur, in den Lhasa
Block erstrecken. Die am meisten übereinstimmende Erklärung für die seismischen und
magnetotellurischen Daten lässt sich in einer Kombination von freien wässrigen Fluiden finden, die
sich über einer Schicht aus granitischem Magma befinden. Die südliche Grenze dieser Schicht
befindet sich 50-100 km südlich der Sutur in einer Tiefe von 20-30 km. Das würde darauf hindeuten,
dass partiell geschmolzene Lagen unbekannter Dicke unter Süd Tibet existieren.

Ältere Reflexionen und Weitwinkel-Reflexionsdaten deuteten auf eine Entkopplungszone innerhalb


der Kruste hin, wobei die Oberkruste unabhängig von der Unterkruste gleitet und/oder verfaltet wird.
Die Hauptüberschiebungseinheiten (MCT, MBT und die Nord-Tethys Sedimente) entsprechen den
prismenförmigen seismischen Oberkrusten-Strukturen. Die Übereinanderstapelung findet in nach
Norden einfallende Schuppenzonen. Umgekehrt, fallen die Überschiebungen der Unterkruste nach
Süden ein, und können auch Gesteine des oberen Mantels miteinbeziehen. Krustenverkürzung und -
verdickung des Nordindischen Kontinentalrandes wird durch gleichzeitige Entkopplung und
Überschiebung verursacht, wodurch untere und obere Krustenlagen, mit entgegengesetzter Vergenz,
getrennt werden. Die Basis der komplizierten Duplexstruktur läge dann nahe der Krustenbasis oder
in der subkrustalen Lithosphäre.
Moho
Die Struktur der S-Wellengeschwindigkeit für Indien ist typisch für Schildregionen, mit einer dicken,
schnellen Lithosphäre über der Asthenosphäre. Die Moho befindet sich in einer Tiefe von ca. 45 km
unter dem indischen Schild in einer fast horizontalen Lage. Sie ist über eine Strecke von 120 km
unterhalb des Himalajas leicht nach unten versetzt und liegt im südlichen Tibet in einer Tiefe von ca.
75 km. Dies bestätigt, dass Unterschiebung der indischen Platte für die doppelte Krustenmächtigkeit
in Süd Tibet verantwortlich ist. Das widerspricht ein wenig früheren Interpretationen von einer
gestuften Moho in einer geschuppten Kruste.

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Lithosphäre
Seismische Reflexionen scheinen anzuzeigen, dass die indische kontinentale Lithosphäre unter Tibet
bis zur Bangong-Nujiang Sutur unterschoben ist. Dies wird aus einer Schicht mit hoher P-Wellen
Geschwindigkeit in einer Tiefe von 60-75 km unter dem Transhimalajagürtel ersichtlich. Allerdings
kann diese Schicht auch das Unterlagern von mafischem Magma, während der Bildung des
magmatischen Bogens, anzeigen.
Die Lithosphäre unter Tibet scheint aber dünner zu sein als die unter Indien. Dies deutet darauf hin,
dass sich die Indische Platte zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht unter das Tibetische Plateau schiebt,
und dass Tibet keine typische Schild-Region ist.
Seismische Tomographie
Bilder der seismischen Tomographie zeigen Anomalien mit hoher Geschwindigkeit im Mantel,
unterhalb von Indien und Tibet. Die tiefste und isolierte Anomalie, etwa 1000 km unter der heutigen
Südspitze Indiens, wird interpretiert als ozeanische Lithosphäre der Tethys abgerissen von der
indischen Platte ungefähr zum Zeitpunkt der Kollision. Diese Anomalie befindet sich im Süden, weil
die indische Platte seit dem Abriss nach Norden gedriftet ist, und oberhalb dieser Referenz in die
Asthenosphäre sinkt. Eine zweite, rund 500 km tiefe Anomalie unter Indien wird als einer anderen
Tethys Slab interpretiert, der vor etwa 20 Millionen Jahren von der Platte getrennt wurde. Der Mantel
unterhalb Tibet, bis zu 500 km entfernt von der Front des Himalajas, hat auch eine hohe
Geschwindigkeit. Das wurde als die indische kontinentale Lithosphäre interpretiert, welche nach dem
letzten Plattenabriss unter Asien verschoben wurde.

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Global Positioning System Messungen
Die Konvergenzrate entlang der Himalajafront schwankt. Die Rate, die durch GPS Daten angezeigt
wird (ungefähr 35 mm/a) ist niedriger als die langfristig durchschnittliche Nord-Nordost
Konvergenzrate zwischen dem stabilen Eurasien und Indien (fast 50 mm/a).

Tektonische Entwicklung der Tsangpo-Suturzone in Tibet


Öffnung des Tethys-Ozeans
Der Ursprung basischer Gänge im Perm und der unteren Trias wird einer Riftbildungsphase
zugeschrieben, die im Zusammenhang mit dem Frühstadium der Tethysöffnung steht. Die pelagische
Sedimentation begann wahrscheinlich nördlich des indischen Kontinentes, in der späten Trias.
Demnach existierte ein indischer Kontinentalrand in der oberen Trias, obwohl keine triassische
Ozeankruste in der Tsangpo-Suturzone nachgewiesen werden kann. Danach bildete die Plattform-
Sedimentation die Tethys Abfolgen auf dem indischen Kontinentalrand.

Subduktion
Eine nordwärts gerichtete Subduktion der ozeanischen Lithosphäre der Tethys führte zur Bildung
grosser Mengen an Magma. Dieser Förderprozess erstreckte sich über die gesamte Oberkreide und
bildete ein Gebirge des Anden-Typs am aktiven Kontinentalrand des Lhasa Terrans. Subduktion
könnte schon während der frühen Kreide begonnen haben, als Indien - in Bezug auf Eurasien - seine
Drift nach Norden begann. Der magmatische Bogen, mit geothermischem Gradient höher als der
durchschnittliche Geotherm, wurde verdickt und bereits vor der Kollision erodiert. Der Magmatismus
endete im Eozän. Zu dieser Zeit war die überschobene Platte wesentlich geringer verformt als die
verschluckte Platte, ausgenommen entlang des südlichen Randes. Während der Kreide dauerte die
Sedimentation auf dem Indischen Vorland und dem äusseren Becken an. Marine
Flachwassersedimentation erfolgte auf der Indischen Plattform bis ins Eozän.

Der Abstand im Trans-Himalaja Magmatismus und der plötzliche Anstieg in der Konvergenzrate
zwischen ca. 70 und 60 Ma können dem Rückrollen (roll-back) der subduzierenden Tethys Platte
entsprechen. Dies würde die Gravitationszugkraft der Platte, die auch die allgemeine Abwesenheit
einer paläozänen Verkürzung entlang des Transhimalaja Pluton-Gürtels und im Lhasa Terran
erklären. Das Zurückrollen könnte von einer nach Süden wandernden asthenosphärischen
Konvektion unter Tibet begleitet worden sein, was den asthenosphärischen „corner flow“ erheblich
erhöht haben muss und die thermische Struktur des Mantelkeils geändert haben sollte. So wurde die
abschliessende Phase des Trans-Himalaja Bogen-Magmatismus durch einen dominierenden
asthenospherischen Mantelherdbestandteil gekennzeichnet.

Obduktion
Die Obduktion der Sutur-Gesteine nach Süden fand statt, als der Olistostrom (im Maastricht-
Paläozän?) abgelagert wurde. Die Gesamtverformung aus dieser Zeit nahm in der Suturzone nach
oben hin zu, mit der Entwicklung einer sub-horizontalen Schieferung und einer ungefähr Nord-Süd
verlaufenden Lineation.

Kollision
Die Kollision begann im Paläozän mit der Ankunft der Schuttfächer-Turbidite und des Olistostroms
in der Subduktionszone. Die exotischen Blöcke dieses Olistostroms zeugen von Seebergen,
pelagischen Horsten und den distalen Teilen des indischen Kontinentalrandes. Die tektonische
Einlagerung und die liegende Faltung des Schuttfächers und der Nord-Tethys Abfolgen zusammen
mit der Scherverformung des nördlichen indischen Randes stellen eine frühe
Überschiebungsdeformation dar, die wahrscheinlich den unteren Teil des Olistostroms beinhaltete.
Dieser ganze Aufbau liegt über oberkretazischen Sedimenten.

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Der Beginn der “harten Kollision” zwischen Indien und Asien vor ca. 45 Ma suggeriert das Aufhören
der Zugkräfte auf Grund des Auseinanderbrechens (break-off) des ozeanischen Slabs der Tethys.
Dieser break-off würde den Transhimalaja-Bogen-Magmatismus unterbrechen und eine
topographische Anhebung ausgelöst haben, ähnlich dem was für das moderne Mittelamerika
vorgeschlagen wurde. So könnte eine hohe aber verhältnismässig schmale Gebirgskette, wie die
Altiplano-Puna Hochebene der zentralen Anden, in Süd Tibet seit der Mittelkreide bestanden haben.

Die anhaltende kontinentale Konvergenz führte zur dramatischen Verkürzung der Kruste (beinahe
550 km in der Suturzone und >400 km im Himalaja) durch die Entwicklung des schuppenartigen,
flachen Überschiebungssystems, das mit Mitteldruck-Metamorphose, Intrusionen von Zweiglimmer-
Graniten, der weitverbreiteten aufrechten Faltung und der Versteilung der Sutur einhergingen. Der
endgültige Transport der Überschiebungsdecken, bestehend aus Ophioliten und Radiolariten, fand in
diesem Stadium statt. Die Verkürzung der subduzierenden indischen Platte pflanzte sich nach Süden
fort zu mehr und mehr externen Gebieten mit einer Streckungslineation, die mit den relativen
Bewegungen der konvergierenden Krustensedimente zusammenfällt. Die Überschiebungsbedingte
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heterogene Verformung hat zur gesamten Verdickung des Orogens beigetragen. Die wichtigsten
Überschiebungszonen fallen, wie die ursprüngliche Subduktionszone, in die obere Kruste ein.
Überschiebungszonen mit nach oben abnehmender Verformung erzeugten Überschiebungsgürtel
verschiedenen Alters, aber mit dem gleichen Gefügebild, da dieses durch anhaltende Nord-Süd
Kompression entstand.
Die Bewegungen nach der Kollision verliefen nordwärts und führten zur Reaktivierung der
eigentlichen Sutur und zur Überschiebung der Turbiditen des Aussenbeckens auf die autochthone
Molasse (eozäne Konglomerate des südlichen Randes des Lhasa Terrans). Die Beziehung zwischen
gleichzeitiger Rücküberschiebung in der Sutur und Kollaps-Abschiebungen oberhalb des Hohen
Himalajas ist unklar.
Die allgemeine Überschiebungsgeometrie der Tsangpo-Suturzone in Tibet resultiert aus drei Perioden
von Überschiebung und markanter Krusten-Verdickung. Die Reihenfolge der Ereignisse ist (1)
Deckenbewegungen und Versenkung der Indischen Abfolgen, (2) Verkürzung und isoklinale Faltung
und (3) Rückfaltung. Diese Reihenfolge stimmt gut mit der Abfolge der orogenen Ereignisse überein,
die in anderen Teilen des Himalajas beobachtet werden, sowie in vielen rezenten Orogenen, wie den
Alpen oder dem Oman Gebirge.

Mechanismen der kontinentalen Kollision aus dem Himalaja gesehen


Die Himalajas-Süd Tibet Suturzone ist ein junges Analog für alte Kontinent-Kontinent-Kollisionen.
Diese Suturzone ist aus verschiedenen Überschiebungsdecken mit ganz bestimmter Stratigraphie,
Deformationsstatus und Metamorphosegrad besteht. Insbesondere liefert sie den Beweis für die
vorherige Existenz einer ozeanischen Lithosphäre (die Ophiolite), eines passiven und eines aktiven
Kontinentalrandes.

Prä-Kollisions-Ereignisse
Die Subduktion-Obduktions-Fallrichtung kann abgeleitet werden von:
- Der Fallrichtung der Ophiolite und der benachbarten Decken
- Dem Fallen der Achsenebenen, Schieferungen und der Faltenvergenz
- Der Ansiedlung von kalkalkalischem Magmatismus auf dem aktiven Kontinentalrand.

Syn-Kollisions-Ereignisse
Der ankommende, starke und kalte Kontinent (Indien) wird hinter seiner führenden ozeanischen
Platte subduziert, bis die Auftriebskräfte die Festigkeit der kontinentalen Lithosphäre übersteigen.
Die folgenden intrakontinentalen Überschiebungen bilden:
- nach oben abnehmende Verformung;
- Migration der Deformation im Wesentlichen zum Vorland hin (in Sequenz Überschiebung).
- komplexe, tiefe Strukturen.
- Deformationsgürtel unterschiedlichen Alters haben die gleichen regionalen strukturellen
Orientierungen, weil sie aus einer anhaltenden Konvergenzrichtung resultieren. Veränderungen in der
Deformationsrichtung sollten ersichtlich sein wenn sich die gesamte Geodynamik ändert.
- Eine Diskordanz, wie z.B. des Olistostroms, stellt nicht unbedingt eine orogene Pause dar.
Z.B. kann sich gleichzeitige Überschiebung und damit verbundene Abscherung in den unteren Teilen
der Kruste und weiter im Vorland entwickeln.
- Die Rheologie der zwei neu zusammengeschweissten Platten steuert die Deformation, die
im neuen Kontinent verteilt wird.
- Es gibt keine Anzeichen, dass eine Phase isobarer Erwärmung zwischen der Anordnung
eines Überschiebungssystems und dem Beginn der Erosion besteht.

Post-Kollisions-Ereignisse
- Nach einer tieferen Erosion von wenigen Kilometern werden die Ophiolit-Klippen
verschwinden. Erosion wird kaum Spuren früheren ozeanischen Materials hinterlassen. Tief erodierte

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Suturzonen alter Kollisionsgebirgsgürtel können schlicht als Grenzen zwischen Terranen auftreten.
Sie werden als kryptische Suturen (cryptic sutures) bezeichnet.
- Hochmetamorphe Gesteine an der Oberfläche beruhen ebenso auf Kippung und Bewegung
entlang der grossen Überschiebungen, wie auch auf Hebung und Erosion nach tektonischer
Versenkung.
- Eine verdickte Kruste kollabiert, was mit der Erosion zusammen zur Freilegung von tieferem
Gestein führt.
- In der Subduktionsphase entstanden kalkalkalische magmatische Gesteine. Leukogranite
hingegen, wurden während der Aufstapelung der Überschiebungsdecken gebildet. Leukogranite sind
ein Kennzeichen post-kollisionaler Krustenverkürzung, und sollten in allen Himalaja-artigen
Kollisionsorogenen zu erkennen sein.

Schlussfolgerung
Der ehemals riesige Tethys-Ozean wurde vor der nordwärts wanderden indischen Platte unter den
Südrand der eurasischen Platte subduziert. Durch die känozoische Kollision von Indien mit Eurasien
entstand die Himalaja-Süd Tibet-Suturzone, die weiterhin entwickelt. Die bedeutendsten
Überschiebungen sind synthetisch, das heisst parallel zur ursprünglichen Subduktionszone, unter der
Annahme, dass die grundlegende Polarität einer durch Überschiebungen und Kollision getriebenen
Verkürzung durch die vorher existierende Subduktionszone bestimmt ist. Kontinuierliche
Konvergenz führte zur Deformation des Indischen Kontinents mit fortschreitender Ausbildung der
MCT und MBT. Die Berge des Himalajas bildeten sich ungefähr während der letzten 20 Ma im Süden
der Suturzone, völlig innerhalb des indischen Subkontinents.

Die Schliessung des Tethys-Ozeans beinhaltete zwei Kollisionen: die erste Kollision / Subduktion
von intra-ozeanischen Inselbögen mit dem eurasischen Rand fand vor 70-50 Ma statt und die
Kollision von Grossindien mit Eurasien vor ca. 45 Ma. Plattenzug ist nur aktiv während der beteiligte
Ozean schrumpft und verschwindet, sobald der Ozean vollkommen geschlossen wurde. Ein weiterer
Verursacher der kontinuierlichen Bewegung Indiens nach Norden scheint der Rückendruck zu sein,
der am Südrand der Indischen Platte ansetzt.

Das Zusammenschweissen von zwei Kontinenten (suturing) ist ein langlebiger und diachronischer
Prozess. Man kann ähnliche Strukturen wie im Himalaya-Süd Tibet-Gebiet an vielen Stellen entlang
der Sutur zwischen Eurasien und Kontinenten und Mikroblöcken von Gondwanaland erwarten. Zum
Beispiel in den Alpen, wo die wichtigen Überschiebungszonen zum inneren Teil des Gebirges hin zu
einer einzigen Scherzone verbinden. Der Ursprung der verbundenen Scherzonen möglicherweise mit
der Subduktionszone selbst zusammenhängt. Die Entwicklung des Überschiebungssystems führt zu
einer Verteilung der inneren Überschiebungsflächen (und der Sutur) durch die Zunahme der darunter
liegenden äusseren Kristallindecke. Die vertikalen inneren Überschiebungen und die Sutur werden
als Blattverschiebungen reaktiviert, wie dies in Süd Tibet beobachtet werden kann. Dieser strukturelle
Aufbau legt nahe, dass tiefe Teile der Kruste sich anders verhalten als höher gelegene. Diese
Beobachtungen sollten bei der Interpretation von Tiefenstrukturen alter und stark erodierter Orogene
berücksichtigt werden.

Fragen
Welche Kräfte sind an der Kontinentalkollision beteiligt? Welche
Mechanismen können die schnelle Verlangsamung des nach Norden
wandernden Indiens erklären?

Was sind Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den Kollisionsorogenen


der Alpen und Süd-Tibet?

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