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2 Formel Q – konkret

1. Auflage – Februar 1993


2. Auflage, überarbeitete Auflage – Februar 1994
3. Auflage, überarbeitete Auflage – September 1998
4. Auflage, überarbeitete Auflage – September 2008
5. Auflage, überarbeitete Auflage – April 2015
6. Auflage, überarbeitete Auflage – Oktober 2021

Verbindlich ist die deutschsprachige Ausgabe der Formel Q konkret. Die mit der Volkswagen AG gemäß §§
15 ff. AktG verbundenen Unternehmen können für ihre Verträge mit den jeweiligen Lieferanten eine an-
dere Sprachfassung als verbindlich definieren.

Die Vervielfältigung, Verwendung und Weitergabe ist nur für Lieferanten innerhalb der Lieferkette der Ge-
sellschaften des Volkswagen Konzerns erlaubt.

Urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte bei der Volkswagen AG.

Herausgeber: Volkswagen AG
Konzern Qualität
Brieffach 1468/0, 38446 Wolfsburg

© Volkswagen AG 6. Auflage, Oktober 2021

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Formel Q – konkret 3

Vorwort

Sehr geehrte Damen und Herren,


mit dieser Unterlage erhalten Sie die überarbeitete Auflage der Formel Q konkret, welche die
grundsätzlichen Qualitätsanforderungen enthält, die wir an Sie als lieferndes Unternehmen stel-
len. Die Formel Q konkret und die mitgeltenden Unterlagen sind Bestandteil der Anfragen und
daher unbedingt von Ihnen bei der Angebotsabgabe zu beachten.
Neue Herausforderungen aus den Märkten, wie z. B. Digitalisierung, Datensicherheit und Nach-
haltigkeit, finden Berücksichtigung.
Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist es erforderlich, unter Einhaltung offener Kommunika-
tion, Qualitätsanforderungen, Kosten- und Termindisziplin, die in dieser Formel Q konkret be-
schriebenen Anforderungen innerhalb der Lieferkette verbindlich einzuhalten.

Wolfsburg, Oktober 2021

Martin Fries

Leiter Konzern Qualität Leiter Konzern Einkauf Supply Chain


Volkswagen AG Volkswagen AG

© Volkswagen AG 6. Auflage, Oktober 2021

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4 Formel Q – konkret

Inhalt
0 Allgemeine Regelungen ................................................................................................................................ 6
1 Anfrage, Angebotserstellung und allgemeine Anforderungen ........................................................... 8
1.1 Angebotsvoraussetzung ........................................................................................................................ 8
1.1.1 Dokumentation................................................................................................................................ 8
1.1.2 Korrespondenz und Ansprechpartner ........................................................................................ 8
1.1.3 IT-Systeme ......................................................................................................................................... 9
1.1.4. Einhaltung von Umwelt-, Material-, gesetzlichen und behördlichen Vorschriften ....... 9
1.1.5 Verwendung von Recyclingmaterial ........................................................................................... 9
1.1.6 Anforderungen für die Beachtung der ESD-Vorschriften bei Lieferanten .......................10
1.1.7 Cybersecurity Management .......................................................................................................10
1.2 Anfrageunterlagen................................................................................................................................10
1.2.1 Informations-Beschaffungspflicht des Lieferanten ..............................................................10
1.2.2 Prüfmittel und Lehren ..................................................................................................................10
1.3 Konzepterstellung des Lieferanten ...................................................................................................11
1.3.1 Auswahl von Unterlieferanten ...................................................................................................12
1.3.2 Logistik- und Verpackungskonzept ...........................................................................................12
1.4 Qualitätsrahmenvereinbarung ..........................................................................................................12
1.4.1 Verantwortung in der Lieferkette ..............................................................................................13
1.4.2 Transparenz in der Lieferkette ....................................................................................................14
1.4.3 Zugang zu Geschäfts- und Werksgebäuden von Unterlieferanten ...................................14
1.5 Externe Dienstleister ............................................................................................................................14
2 Qualitätskriterien zur Auftragsvergabe ..................................................................................................16
2.1 Elemente der Bewertungskriterien ..................................................................................................16
2.2 Absicherungsmaßnahmen zur Auftragsvergabe ..........................................................................17
2.3 Konzept-Verantwortungs-Vereinbarung .........................................................................................17
3 Zusammenarbeit mit Lieferanten im Produktentstehungsprozess .................................................18
3.1 Qualifizierungsprogramm Neuteile Integral ..................................................................................18
3.2 Qualitätsplanung ..................................................................................................................................18
3.3 Produktionsprozess- und Produktfreigabe (PPF) ..........................................................................19
3.3.1 Zertifikatspflichtige Produkte ....................................................................................................20
3.4 Software ..................................................................................................................................................21
4 Serienbegleitende Qualitätsmaßnahmen ..............................................................................................22

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Formel Q – konkret 5

4.1 Kontinuierliche Sicherstellung der Prozessfähigkeit ....................................................................22


4.1.1 Werkzeugmanagement ...............................................................................................................23
4.2 Produktsicherheit und Produkthaftung ..........................................................................................23
4.3 Produkte mit Dokumentationspflicht und besonderer Nachweisführung ............................24
4.3.1 Nachweisführung D/TLD .............................................................................................................24
4.3.2 Nachweisführung – Chemische Produkte ...............................................................................27
4.4 Problemerkennung und -management...........................................................................................28
4.4.1 Reklamationsabwicklung ............................................................................................................28
4.4.2 Frühwarnsystem............................................................................................................................31
4.4.3 Verpflichtung zur eigenen Feldbeobachtung .........................................................................32
4.5 Kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP) ...............................................................................32
4.6 Änderungsmanagement .....................................................................................................................32
4.7 Requalifikation.......................................................................................................................................33
4.8 Lessons Learned.....................................................................................................................................33
4.9 Abwicklung von Mängelhaftungs- und Sonderfällen ..................................................................34
4.10 Technische Revision Lieferanten .....................................................................................................34
4.11 Programm „Kritische Lieferanten“ .................................................................................................35
5 Begriffe und Abkürzungen..........................................................................................................................36

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6 Formel Q – konkret

0 Allgemeine Regelungen
Zur Vereinfachung wird im Nachfolgenden der Vertragspartner bzw. das abnehmende, verbau-
ende Werk sowie die zuständige Fachabteilung der Gesellschaften des Volkswagen Konzerns als
„Kunde“ bezeichnet.

Die Formel Q Schriftenreihe ist in der jeweils gültigen Fassung auf der ONE.KBP (ONE.Konzern
Business Plattform) unter www.vwgroupsupply.com im Verzeichnis „Informationen\Geschäfts-
bereiche\Qualitätssicherung\Formel Q“ hinterlegt.

Die Formel Q-Schriftenreihe ist eine


mitgeltende Unterlage zum Ver-
tragswerk, welches die Lieferanten
mit dem Volkswagen-Konzern und
seinen Gesellschaften jeweils ab-
schließen.

Es besteht aus der hier vorliegenden


Formel Q konkret als Querschnitts-
vereinbarung sowie den ergänzen-
den Schriften Formel Q Fähigkeit,
Formel Q Fähigkeit Software und der
Formel Q Neuteile Integral inklusive
der „Anlage markenspezifische Er-
gänzungen“. Die ergänzenden je-
weils mitgeltenden Schriften dienen
der Bewertung und der Unterstüt-
zung der Lieferanten zur Erreichung
und Aufrechterhaltung einer qualita-
tiv hochwertigen und nachhaltigen
Lieferfähigkeit.

Seitens des Volkswagen Konzerns ist sichergestellt, dass der Lieferant durch Freischaltung auf die
ONE.KBP Zugang zu den notwendigen Kundenanforderungen und -kriterien bekommt. Diese sind
in der Angebotskalkulation des Lieferanten zu berücksichtigen. Ist der Lieferant für die Konzern
Business Plattform freigeschaltet, hat er in der Lieferantendatenbank die DUNS-Nummern für
den Vertrags-, den Entwicklungs- (für Hard- und/oder Software), den Logistik- und den Produkti-
onsstandort einzutragen und aktuell zu halten.

Darüber hinaus gelten:


• gesetzliche und behördliche Vorschriften und Bestimmungen über den gesamten Liefer-
zeitraum,

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Formel Q – konkret 7

• die vereinbarten technischen Liefervorschriften und Normen (z. B. VW 99000 1) des Kun-
den,
• die VDA-Schriftenreihen „Qualitätsmanagement in der Automobilindustrie“ und „Das
gemeinsame Qualitätsmanagement in der Lieferkette“ (www.vda-qmc.de) in der jeweils
gültigen Version,
• ISO 9001,
• ISO 21434 für Cybersecurity-relevante Umfänge,
• IATF 16949 (alternativ VDA Band 6.1),
• TISAX (Trusted Information Security Assessment),
• KGAS – Konzern-Grundanforderungen Software in der aktuell gültigen Version,
• die in der „Anlage markenspezifische Ergänzungen“ aufgeführten Regelungen und Ver-
weise.

Der Lieferant muss sich die referenzierten Dokumente in eigener Verantwortung beschaffen.

Der Lieferant hat alle genannten Unterlagen bei der Erstellung seines Angebotes zu berücksich-
tigen und versichert mit Abgabe des Angebots, dass ihm diese bekannt sind, er sie anerkennt,
einhält und für die Umsetzung der Anforderungen in seiner Lieferkette, einschließlich vergebe-
ner Wertschöpfungen (z.B. Unterlieferanten, Setzteillieferanten, ausgelagerte Herstellprozesse,
Prozessschritte durch Outsourcing, Teilfertigungen an Zweit-Standorten, verlängerte Werk-
bänke, Lohnauftragsfertigung) verantwortlich ist.

Die Gewährleistungsregelungen gemäß Vertrag bzw. den Einkaufsbedingungen für Produktions-


material des jeweiligen Kunden sowie etwaiger bestehender gesondert abgeschlossener Ge-
währleistungsverträge bleiben unberührt und gehen bei Widersprüchen vor.

Es kann eine Weitergabe von Informationen an andere Gesellschaften des Volkswagen Konzerns
erfolgen, die im Rahmen der Geschäftsbeziehung entstehen.
Die Weitergabe von vertraulichen Informationen durch den Lieferanten an externe Dritte darf
nur mit schriftlicher Zustimmung des Kunden erfolgen. Die externen Dritten sind zur Geheim-
haltung zu verpflichten.

1
Hinweis: Die VW 99000 findet nicht bei allen Gesellschaften des Volkswagen-Konzerns Anwendung.

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8 Formel Q – konkret

1 Anfrage, Angebotserstellung und


allgemeine Anforderungen
1.1 Angebotsvoraussetzung
Vor Angebotserstellung sind für die produktions- und entwicklungsbezogenen Standorte grund-
sätzlich die vollständigen Lieferantenangaben über die ONE.KBP durch den Lieferanten einzutra-
gen und nachfolgend in der Lieferantendatenbank (LDB) mit ihrer DUNS Nummer zu registrie-
ren. Dazu gehören

• der Name des Produktkonformitätsbeauftragten,


• der Name des Q-Ansprechpartners,
• der Name des Security-Ansprechpartners sowie
• die Informationen über die erteilten Qualitätsmanagement-, Umwelt- und TISAX-Zerti-
fikate.

Diese Anforderungen sind vom Lieferanten auch in die Lieferkette zu übertragen. Alle Einträge
in der LDB sind aktuell zu halten. Bei unvollständigen Angaben wird eine Aufnahme in den Bie-
terkreis ausgesetzt.

1.1.1 Dokumentation
Der Kunde ist berechtigt, vom Lieferanten die Herausgabe von Kopien solcher Unterlagen zu ver-
langen, die zur Überprüfung oder zum Nachweis der qualitätssichernden Maßnahmen erforder-
lich sind (z.B. Teilelebenslauf, Prüfablaufplan, Prüfaufzeichnungen, Einzelteilzeichnungen, si-
cherheitschemisch relevante Rezepturen, Produktionslayout). Wenn gemäß einer Entscheidung
der Geschäftsführung des Lieferanten eine Herausgabe von Kopien aufgrund von Geheimhal-
tungsinteressen nicht möglich ist, können die Unterlagen zumindest eingesehen werden. Alle
Dokumente müssen in deutscher oder in der mit dem Kunden vereinbarten Sprache zur Verfü-
gung stehen. Auf Anforderung des Kunden muss im letztgenannten Fall eine Übersetzung in
Englisch mitgeliefert werden.

1.1.2 Korrespondenz und Ansprechpartner


Der Lieferant sorgt dafür, dass dem Kunden über Projektlaufzeit bis End of Service (EOS) ein ent-
scheidungsbefugter Ansprechpartner zur Verfügung steht.

Bei Bedarf ist in Abstimmung zwischen Lieferant und Kunde eine dauerhafte Vertretung durch
einen Residenten zu entscheiden.

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Sprachregelungen zu Ansprechpartnern und Residenten sind projektspezifisch für Projekt- und


Serienphase mit dem Kunden zu vereinbaren. Sollten keine spezifischen Vereinbarungen getrof-
fen worden sein, so ist die Sicherstellung eines deutschsprachigen Ansprechpartners und die Kor-
respondenz mit dem Kunden in Deutsch durchgängig bis EOS zu gewährleisten.

1.1.3 IT-Systeme
Für die Zusammenarbeit zwischen dem Lieferanten und dem Kunden ist die (ggf. entgeltliche)
Nutzung von Applikationen (insbesondere LDB, KPM, KVS, LION, BeOn) im geschützten Bereich
der ONE.KBP erforderlich. Diese setzt eine entsprechende Registrierung des Lieferanten für den
geschützten Bereich (Login) und eine Akzeptanz der einzelnen Applikationen vor Vergabe voraus.
Die Nutzung der Systeme ist insbesondere für die Bauteilqualifizierung und –freigabe, den Feh-
lerabstellprozess sowie die digitale Messdatenübermittlung zwingende Voraussetzung.

1.1.4. Einhaltung von Umwelt-, Material-, gesetzlichen und behördlichen Vorschriften


Der Lieferant hat während der Vertragslaufzeit sicherzustellen, dass seine Produkte weltweit al-
len anwendbaren Gesetzen und Regularien sowie gerichtlichen oder behördlichen Entscheidun-
gen entsprechen. Auch nach Übergabe des Produktes an den Kunden wird der Lieferant die Ein-
haltung weiter überwachen und sicherstellen.
Der Lieferant stellt sicher, dass die vertragsgegenständlichen Produkte die in den VW Normen
VW 91100, VW 91101, VW 91102 sowie VW 50156 definierten Umwelt-, Material- und Stoffan-
forderungen in vollem Umfang erfüllen.

Der Lieferant hat für Produkte, Betriebsstoffe und Prozessmaterialien, die am oder im Fahrzeug
verbleiben oder für die Ersatzteilversorgung bestimmt sind, eine weltweite Einsatzfähigkeit un-
ter den jeweiligen gesetzlichen Vorgaben zu Stoffen und Materialien (z.B. zu Chemikalien,
Schwermetallen, persistenten organischen Schadstoffen und Bioziden) zu gewährleisten. Glei-
ches gilt für „off-board“ -Systeme, z. B. Ladeinfrastruktur, die in Verbindung mit dem Fahrzeug
genutzt werden. Dabei sind die vorgesehenen Verwendungen und gesetzlichen Fristen zu be-
rücksichtigen und einzuhalten.

Der Lieferant hat den Kunden gemäß der in den VW-Normen VW 91101 und VW 50156 angege-
benen Anforderungen und Fristen über die Materialzusammensetzung zu informieren. Ferner
hat der Lieferant den Kunden unverzüglich über jegliche Änderungen der Materialzusammenset-
zung, Anfragen staatlicher Stellen sowie Zweifel an der weltweiten Einsatzfähigkeit der vertrags-
gegenständlichen Produkte zu informieren und in Abstimmung mit dem Kunden Maßnahmen
einzuleiten.

1.1.5 Verwendung von Recyclingmaterial


Der Einsatz von Recyclingmaterial (incl. Regranulat) ist, sofern nicht in den technischen Unterla-
gen (Zeichnung oder Bauteil-Lastenheft) des Kunden verankert, nur mit schriftlicher Zustim-
mung von Entwicklung und Qualität des Kunden zulässig.

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10 Formel Q – konkret

1.1.6 Anforderungen für die Beachtung der ESD-Vorschriften bei Lieferanten


Die Anforderungen des Bauteil-Lastenheftes, der technischen Zeichnung, der DIN EN 61340 und
der Norm VW 80132 „ESD-Richtlinie für Automobilhersteller“ müssen bei der Montage, Verpa-
ckung und Logistik von ESD-relevanten Produkten, Baugruppen und Zukaufteilen eingehalten
werden. Alle betroffenen Mitarbeiter jeder Stellenebene müssen dementsprechend geschult
sein.

1.1.7 Cybersecurity Management


Der Lieferant ist verpflichtet nachzuweisen, dass sein Cybersecurity Management System neben
spezifischen Kundenanforderungen auch mit den Anforderungen aus der ISO 21434 konform ist.

Bei Cybersecurity-relevanter Software und Hardware, einschließlich Modulen, ist als Vorausset-
zung zu einem Vertrag zum jeweiligen Entwicklungsstandort neben den Anforderungen aus der
Formel Q zusätzlich der erfolgreiche Auditnachweis (A, B) nach VDA „Automotive Cybersecurity
– Managementsystem – Audit” nachzuweisen.

1.2 Anfrageunterlagen
Der Lieferant muss alle Anforderungen der Anfrageunterlagen auf Vollständigkeit, Wider-
spruchsfreiheit, Realisierbarkeit und Stand der Technik überprüfen und
dem Kunden Abweichungen schriftlich anzeigen.
Gegebenenfalls erforderliche Änderungen/Ergänzungen, wie zum Beispiel bei Software,
Lackqualität, Restschmutzwerte, Sicherheitsausstattung (z. B. Airbag) sind mit den zuständigen
Fachabteilungen des Kunden vor Angebotserstellung zu klären (zum Beispiel zu Produktentwick-
lungs-, Produktionsprozess- und Produktanforderungen) und schriftlich zu dokumentieren.

1.2.1 Informations-Beschaffungspflicht des Lieferanten


Der Lieferant muss sich die in den Anfrageunterlagen referenzierten Dokumente in eigener Ver-
antwortung beschaffen. Kundenspezifische Dokumente werden auf der ONE.KBP bereitgestellt.

1.2.2 Prüfmittel und Lehren


Ein geeignetes Lehren- und Prüfmittelkonzept muss Bestandteil des Angebotsumfangs sein.

Geeignete Prüfmittel für die Produktqualifizierung und die fertigungsbegleitende Prüfung am


Fertigungsstandort müssen sowohl für Einzelteile als auch für Zusammenbauteile (ZSB) vorhan-
den sein. Die Prüfmittel müssen so beschaffen sein, dass alle relevanten Merkmale geprüft wer-
den können. Ist eine Prüfung durch Messen nicht möglich, sind Konturlehren oder mit dem Kun-
den abgestimmte Referenzteile als Prüfmittel vorzusehen.

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Formel Q – konkret 11

Die Prüfmittelfähigkeit aller eingesetzten Prüfmittel ist durch Untersuchungen spätestens ab


Teilebereitstellungstermin zur VFF und bis EOS gemäß VDA Band 5, insbesondere „Fähigkeits-
nachweis von Mess-Systemen“ nachzuweisen. In Abstimmung mit dem Kunden kann der Nach-
weis auch nach AIAG Measurement Systems Analysis erfolgen.

Für Produktumfänge, die beim Lieferanten montiert werden (z.B. ZSB/Module), sind zur unab-
hängigen Beurteilung und Abstimmung zusätzlich entsprechende ZSB-Prüfeinrichtungen (z.B.
Teil-Meisterböcke, Ein- bzw. Anbau-Cuben) mit geeigneten Messanlagen zu erstellen.

Bei Änderungen an Produkten sind die betroffenen Prüfmittel und Lehren nach Abstimmung mit
dem Kunden unverzüglich anzupassen.

1.3 Konzepterstellung des Lieferanten


Entsprechend des jeweils übernommenen Entwicklungsumfangs hat der Lieferant nach Abstim-
mung mit dem Kunden ein Angebot zu erstellen, das mindestens die nachfolgenden Elemente
berücksichtigt:
• Erläuterung der konstruktiven Auslegung (zum Beispiel Geometrie, Werkstoffe, Funktio-
nen, Software).
• Bei Cybersecurity Relevanz, Darlegung des Cybersecurity Management Systems in der Lie-
ferkette.
• Geplante Projektorganisation mit den zuständigen Ansprechpartnern für den Entwick-
lungs- und Fertigungsstandort.
• Darlegung der geplanten Entwicklungs- und Fertigungsprozesse, Fabrik-Layout und Lie-
ferketten.
• Darlegung eines Terminplans zur Zielprognose für die Teilefreigabe.
• Detaillierung der Erprobungs- und Freigabeplanung (inklusive Herstellkette).
• Darlegung des Unterlieferanten- und Änderungsmanagements sowie des Requalifizie-
rungsprozesses.
• Erläuterung von Maßnahmen zur Erreichung der Qualitätsziele.
• Plausibilisierung und Vereinbarung von Zielvorgaben (0 km und Feld).
• Zusage zu Zielkosten, Terminen, Kapazitäten.
• Risikobewertung zu Terminen, Kosten und Qualität.
• Festlegung eines Kostenträgers für kostenpflichtige Sondermaßnahmen.
• Verbindliche Machbarkeitsaussage auf Basis des Lastenheftes.
• Logistik- und Verpackungskonzept.

Eine Plausibilisierung für projektkritische Umfänge erfolgt im Rahmen von Quality Technical Re-
quirement (QTR). Abweichungen zu den Anforderungen sind dem QTR-Ansprechpartner des Kun-
den schriftlich anzuzeigen und gegebenenfalls zu eskalieren.

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12 Formel Q – konkret

1.3.1 Auswahl von Unterlieferanten


Bei der Auswahl von Unterlieferanten können weitere zu beachtende Vorgaben des Kunden be-
stehen. Die Einhaltung der Anforderungen der Formel Q konkret (z.B. aus Kap. 1.1.4) ist auch in-
nerhalb der Lieferkette durch den Lieferanten sicherzustellen und die Unterlieferanten sind ent-
sprechend zu verpflichten. Als Unterlieferanten für Lackierung und Verchromung von Bauteilen
sowie für hochfeste Verbindungselemente und Dichtungen sind ausschließlich die vom Kunden
freigegebenen Unternehmen einzusetzen. Diese sind über den zuständigen Einkauf zu erhalten.
Sofern erforderlich, werden durch Einkauf und Qualitätssicherung des Kunden entsprechende
Schnittstellenvereinbarungen mit dem 1st-Tier-Lieferanten abgeschlossen.

1.3.2 Logistik- und Verpackungskonzept


Zur Vermeidung von Transportschäden hat der Lieferant die Waren in geeigneten, durch den Kun-
den freigegebenen Transportmitteln, unter Berücksichtigung abgestimmter Bedingungen (Zeit,
Temperatur, Licht, Schutzgas, ESD-Anforderungen etc.) zu lagern und zu liefern.
Die Verpackungsplanung obliegt, wenn nicht anders vereinbart, dem Lieferanten. Vom Lieferan-
ten ist der Nachweis der Eignung des Transportschutzkonzeptes und der Verpackung in den Vor-
serien (installiert zum TBT PV-Serie, nachgewiesen zum TBT 0-Serie) zu erbringen.
Der Lieferant ist für die Sauberkeit der Transportbehälter sowie die Einhaltung der Sauberkeits-
klassen bei der Belieferung (Gefahrenübergang) verantwortlich.

1.4 Qualitätsrahmenvereinbarung
Der Kunde fordert die Null-Fehler-Strategie. Neben den liefervertraglichen Regelungen zu Män-
gel- und sonstigen Haftungsansprüchen hat der Lieferant bei Auftreten von kundenrelevanten
Fehlern ein Qualitätsverbesserungsprogramm mit dem Kunden schriftlich zu vereinbaren. Sofern
keine schriftliche Vereinbarung vorliegt, ist der Lieferant zu einer jährlichen Fehlerhalbierung ver-
pflichtet.

Der Lieferant verpflichtet sich, im Rahmen seines Qualitätsmanagementsystems die Formel Q zu


berücksichtigen und die Anforderungen der IATF 16949, soweit projektspezifisch zutreffend, zu
erfüllen und die entsprechenden Anforderungen für die von ihm beauftragten externen Ressour-
cen (Dienstleistungen und Wertschöpfungen) sicherzustellen. Der erste Schritt der Nachweisfüh-
rung hierzu sind die internen Selbstbewertungen, die die Implementierung und Erfüllung der
Anforderungen der Formel Q-Schriftenreihe und der Automotive SPICE® (für Software-Realisie-
rungen oder der softwaretragenden Komponenten oder Systemen) und der Automotive SPICE®
für Cybersecurity (für Software-Realisierungen oder der softwaretragenden Komponenten oder
Systemen, die Cybersecurity-relevant sind), einschließlich genutzter entfernter Standorte (re-
mote functions) und extern beauftragter Ressourcen (Dienstleistungen und Wertschöpfungen),
darlegen.

Im Rahmen der Angebotsbewertung sind als Nachweise anerkannte gültige Zertifizierungen


nach IATF 16949 oder Konformitätsbestätigungen durch anerkannte Zertifizierungsgesellschaf-

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Formel Q – konkret 13

ten dem Kunden für die Lieferantenbewertung (siehe Kap. 2ff) und entsprechende Selbstbewer-
tungen nach Formel Q Fähigkeit bzw. wo zutreffend, nach Formel Q Fähigkeit Software auf Kun-
denanforderung bereitzustellen.

Der Lieferant ist gegenüber dem Kunden für die angelieferte Qualität des Produkts und dessen
Dokumentation verantwortlich. Er steuert und koordiniert die Unterlieferanten in der Herstel-
lungs- und Lieferkette. Er wird durch entsprechende vertragliche Regelungen sicherstellen, dass
die im Verhältnis zwischen dem Kunden und dem Lieferanten geltenden Unterlagen auch im Ver-
hältnis zu den Unterlieferanten in der Herstellungs- und Lieferkette berücksichtigt und eingehal-
ten werden.

Werden vom Kunden innerhalb der Herstellungs- und Lieferkette einem 1st Tier Lieferanten des
Produkts (Unter-) Lieferanten, also Setzteil-Lieferanten, vorgegeben, haben beide Lieferanten
eine Qualitätsrahmenvereinbarung miteinander abzuschließen. Der 1st Tier Lieferant ist in die-
ser Konstellation für die an den Kunden angelieferte Qualität voll verantwortlich.

1.4.1 Verantwortung in der Lieferkette


Der Lieferant (z. B. ZSB-Lieferant mit Montagetätigkeiten sowie mit Verantwortung für Einzel-
teile/ZSB) ist für die Einhaltung der Qualitätsanforderungen bei seinen Unterlieferanten (auch
Setzteillieferanten, Dienstleister, etc.) verantwortlich. Das schließt u.a. folgende Punkte ein:
• Die Produktionsprozess- und Produktfreigabe (PPF) erfolgt durch den ZSB-/ System-/ Mo-
dul-Lieferanten. Abweichungen und Ausnahmen sind in Abstimmung zwischen Lieferant
und Kunden vertraglich (z. B. mit einer Schnittstellenvereinbarung) zu vereinbaren.
• Sicherstellung und Nachweis der Qualitätsfähigkeit und -leistung in der Lieferkette.
• Festlegen von Qualitätssicherungsvereinbarungen. Dabei sind die Anforderungen des
Kunden entsprechend zu berücksichtigen.
• Sicherstellung sämtlicher produktspezifischer Anforderungen.
• Berücksichtigung und Sicherstellung der Funktionen, besonderen Merkmalen von Pro-
dukten und Produktionsprozessen, einschließlich der Anwendung und Nachweis gefor-
derter präventiver Methoden (z. B. Risikoanalysen, FMEA).
• Sicherstellung des Informationsflusses zwischen den Vertragspartnern.
• Vorgaben zum Umgang mit D/TLD-Teilen und sonstigen gesetzlichen oder behördlichen
Anforderungen (z.B. CCC, CoP) sowie der notwendigen Dokumentation (z. B. IMDS oder
CDX).
• Für Lieferanten chemischer Produkte oder Lieferanten, in deren Lieferumfängen chemi-
sche Produkte enthalten und die kundendienstrelevant sind, ist ein Nachweis der Konfor-
mitätsfähigkeit des Lieferanten gemäß Norm VW 50156 erforderlich.
• Vorgaben zur Gewährleistung und Rückverfolgbarkeit von Produkten.
• Erfolgreiche Abarbeitung des Qualifizierungsprogramms Neuteile Integral (QPNI) nach
der Formel Q Neuteile Integral.
• Sicherstellung Änderungsmanagement in der Lieferkette.
• Sicherstellung Cybersecurity Management in der Lieferkette.

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14 Formel Q – konkret

• Der Auftragnehmer muss dem Auftraggeber Informationen über alle in der gelieferten
Software verwendeten Softwareelemente (FOSS, 3rd Party, Eigenentwicklung) zur Verfü-
gung stellen.
• Sind nach Risikoabschätzung des Kunden Absicherungsmaßnahmen am Lieferumfang
erforderlich, die außerhalb der Wertschöpfung des Lieferanten oder seiner direkten Un-
terlieferanten liegen, hat der Lieferant die Anforderung auf nachfolgende Lieferstufen zu
übertragen und unterstützt entsprechende Gespräche aller beteiligten Partner.
• Sicherstellung der qualitativen und quantitativen Produktversorgung über den gesam-
ten Produktlebenslauf.

1.4.2 Transparenz in der Lieferkette


PPF-Unterlagen (PPF-Bericht, Prozessfreigaben), QM-Pläne, Produktionslenkungspläne, Prüf-
pläne und Arbeitsanweisungen sowie Ergebnisse aus Bewertungen seiner Unterlieferanten sind
dem Kunden bei berechtigtem Interesse und auf Wunsch auszuhändigen bzw. zur Einsicht durch
den Lieferanten bereitzustellen.

Zur Darstellung der Lieferkette sind auf Anforderung entsprechende Formulare des Kunden zu
verwenden.

1.4.3 Zugang zu Geschäfts- und Werksgebäuden von Unterlieferanten


Der Lieferant sorgt dafür, dass der Zugang für den Kunden zu den Geschäftsräumen der Unter-
lieferanten in geeigneter Weise gewährleistet ist. Der erforderliche gemeinsame Zugang ist im
Vorfeld zwischen dem Kunden und dem Lieferanten abzustimmen.

1.5 Externe Dienstleister


Externe Dienstleister im Auftrag des Lieferanten dürfen nur nach Rücksprache mit dem Kunden
eingesetzt werden.

Hinsichtlich des Einsatzes externer Dienstleister sind folgende Regelungen zu beachten:

• Kauft der Lieferant externe Ressourcen in Form von Prozessen, Produkten und Dienstleis-
tungen ein, sind die Vorgaben des Kunden und der IATF 16949 umzusetzen und sicherzu-
stellen. Die Regelungen der ISO/IEC 17025 hinsichtlich der Akkreditierung von Laboren
sind anzuwenden oder diese Dienstleister müssen vom Kunden entsprechend freigege-
ben sein. Für die Dokumentation gegenüber dem Kunden ist der Lieferant verantwort-
lich.
• Ist auf Grund gesetzlicher Anforderungen bzgl. Prüfungen die Durchführung durch spe-
ziell akkreditierte Labore oder externe Dienstleister vorgeschrieben, so muss der Auftrag-
nehmer diese Prüfungen in den akkreditierten Laboren oder bei externen Dienstleistern
durchführen lassen.
• Werden vom Lieferanten eigenes Personal oder extern beauftragte Dienstleister im Rah-
men der Bearbeitung von Beanstandungen (z. B. für Hallenstörfall oder Feldschadensfall)

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Formel Q – konkret 15

beim Kunden eingesetzt, ist dies vom Kunden zu genehmigen. Bei solchen Aktivitäten hat
der Lieferant insbesondere Sorge zu tragen,
o dass durch notwendige Nacharbeits- und Sortieraktionen vor Ort im Betrieb des Kun-
den keine Gefährdung des Nacharbeits- bzw. Sortierpersonals auftritt,
o die gültigen Unfallverhütungs- und Sicherheitsvorschriften sowie die bereichsspezifi-
schen Sicherheitsbestimmungen beachtet,
o die Fertigungsabläufe nicht zusätzlich gestört und
o die im Betrieb erforderlichen Informations- und Kommunikationswege eingehalten
werden.
• Der Kunde behält sich vor, externe Dienstleister zu seiner Unterstützung einzusetzen. Der
Lieferant ist zu einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit unter Wahrung seiner berech-
tigten Interessen verpflichtet (z.B. bei Produktionsprozess- und Produktfreigabe, Rekla-
mationsabwicklung).

Die Kontaktaufnahme des Kunden zu Dienstleistern des Lieferanten erfolgt ausschließlich über
die jeweiligen Ansprechpartner des Lieferanten. Die Lieferanten stellen sicher, dass der Kontakt
zum Dienstleister und der Zutritt des Kunden zu dessen Geschäftsräumen in geeigneter Weise
gewährleistet ist.

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16 Formel Q – konkret

2 Qualitätskriterien zur Auftragsvergabe


Im Vorfeld des Vergabeprozesses erfolgt eine Lieferantenbewertung, die sich aus der präventiven
Beurteilung der Qualitätsfähigkeit und der nachgewiesenen Qualitätsleistung ergibt. Liegt keine
Qualitätseinstufung vor, ist vor Vergabe eine Prozessbeurteilung der entsprechenden Ferti-
gungs-/Entwicklungsstätte erforderlich. Darüber hinaus behält sich der Kunde eine technische
Plausibilisierung des Angebots (QTR) vor, die zu einer projektspezifischen Ablehnung führen
kann.
Bei einer C-Bewertung in einer der Bewertungskriterien (Q-Fähigkeit, Q-Leistung, QTR) ist eine
Vergabe nicht möglich.
Hersteller kundenrelevanter Oberflächen werden nach einem markenspezifischen Verfahren be-
wertet (siehe Formel Q Fähigkeit) und für Vergabeentscheidungen freigegeben.

Falls nach Vergabe ein nominierter Fertigungsstandort auf ein „new business on hold“ (C-Ein-
stufung Q-Leistung/Q-Fähigkeit) gesetzt wird, ist der Fertigungsstandort durch die Geschäfts-
führung/Zentrale des Lieferanten unverzüglich zu qualifizieren, bei Bedarf auch mit externer Un-
terstützung.

2.1 Elemente der Bewertungskriterien


Die Ergebnisse fließen in die Gesamtbewertung des Lieferanten ein. Abweichungen von Quali-
tätsanforderungen im Projekt, in der Serienproduktion und im After Sales können zur Aufnahme
in das Programm „Kritische Lieferanten“ bis hin zur C-Einstufung führen.

• Qualitätsfähigkeit:
Ist die Beurteilung der Prozesseignung nach Formel Q-Fähigkeit und Formel Q-Fähigkeit
Software.
• Qualitätsleistung:
Ist die Beurteilung der Leistung des Lieferanten in der Projektphase und Serienproduk-
tion, gemessen an Kriterien wie Anlieferungsqualität, Produktionsprozess- und Produkt-
freigabe, Termintreue sowie Feld- und 0 km-Beanstandungen. Die Beurteilung der Leis-
tung des Lieferanten erfolgt auch für die Ersatzteilversorgung (After Sales).
• Quality Technical Requirement:
Ist die projektspezifische, technische Plausibilisierung des Angebots vor Vergabe. Die
Bewertung durch den Kunden erfolgt bei Bedarf in einem gemeinsamen Gespräch mit
dem Lieferanten und dem Kunden (siehe Formel Q Neuteile Integral). Sollten nach ein-
maliger Aufforderung keine QTR Unterlagen übermittelt werden, führt dies ebenso zu
einer C-Einstufung und somit zum Ausschluss von der Vergabe.

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Formel Q – konkret 17

2.2 Absicherungsmaßnahmen zur Auftragsvergabe


Bei Vergaben mit einer zeitlichen Einsatzstaffelung und/oder an verschiedene Fertigungsstan-
dorte hat der Lieferant zum Zeitpunkt der Vergabe einen entsprechender Maßnahmenplan/ein
entsprechendes Einsatzkonzept (zum Beispiel Absicherung bei Green-/ Brownfield) vorzulegen.

2.3 Konzept-Verantwortungs-Vereinbarung
Die Konzept-Verantwortungs-Vereinbarung (KVV) wird im Rahmen des Vergabeprozesses zwi-
schen dem Kunden und seinen Lieferanten vereinbart und ist Voraussetzung für die Nominie-
rung. Sie dient der frühzeitigen verbindlichen Abgrenzung der Verantwortlichkeiten bei der Ent-
wicklung von Produkten und Leistungen (u. a. Software) zwischen dem Kunden und dem Liefe-
ranten.
Dem Lieferanten wird im Rahmen der Anfrage eine bauteilbezogene KV-Quote des Kunden vor-
gegeben. Die vereinbarte KV-Quote findet im Rahmen der Abwicklung mangelhafter Lieferungen
des Lieferanten Anwendung, wenn und soweit die Analyse von mangelhaften Produkten und
Leistungen einen konzept- oder entwicklungsbedingten Mangel ergibt.
Die KV-Quoten-Vereinbarung findet keine Anwendung, wenn bei der Analyse von mangelhaften
Produkten und Dienstleistungen kein Verursacher ermittelt werden kann. In diesem Fall („kein
Fehler festgestellt“ kFf/NTF) werden die Kosten 50/50 zwischen Lieferant und Kunde bis zur end-
gültigen Klärung der Ursache geteilt.
Weitere Informationen sind auf der ONE.KBP im Verzeichnis „Informationen\Geschäftsberei-
che\Qualitätssicherung\Grundanforderungen\Regularien (QS)“ und im KVV-Rahmenvertrag
hinterlegt.

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18 Formel Q – konkret

3 Zusammenarbeit mit Lieferanten im


Produktentstehungsprozess
3.1 Qualifizierungsprogramm Neuteile Integral
Das Qualifizierungsprogramm Neuteile Integral (QPN-Integral) umfasst die Reifegradabsiche-
rung für Neuteile (nach VDA RGA), das QTR, das PPF-Verfahren (VDA Band 2) und den Serienfä-
higkeitsnachweis (SFN, bisher mehrstufige 2-Tagesproduktion).
QPN-Integral orientiert sich an den Meilensteinen des Volkswagen Konzern-Produktentste-
hungsprozesses (PEP) und wird beim Kunden eingesetzt.
Die Reifegradabsicherung von Lieferumfängen als Steuerungsmethode im Projektmanagement
basiert auf einer Reifegrad-Meilenstein-Philosophie, deren Fälligkeit die zuständige Qualitätssi-
cherung des Kunden plant und mit dem Lieferanten nach der Vergabe bedarfsorientiert ab-
stimmt. Dadurch werden sowohl die Lieferanten (ggf. Unterlieferanten) von kritischen Lieferum-
fängen als auch der Kunde frühzeitig gemeinsam im Produktentstehungsprozess eingebunden
(siehe Formel Q Neuteile Integral und VDA RGA).
Die Anwendung der Reifegradabsicherung und der weiteren Bausteine ist für alle Lieferanten
verbindlich.

3.2 Qualitätsplanung
Der Lieferant muss die fristgerechte Erreichung der in der Formel Q Neuteile Integral festgeleg-
ten Reifegrade sicherstellen. Er muss den Qualitätsrahmenterminplan so vervollständigen und
aktuell halten, dass alle Produkt- und Q-relevanten Ecktermine sowie die vom Kunden vorgege-
benen Projekttermine abgedeckt sind.

Der Lieferant ist zuständig für die Durchführung und Vorstellung geeigneter Analysen, Machbar-
keitsstudien, Konstruktions- und Prozess-FMEA mit daraus abgeleiteten Qualitätssicherungs-
und Messkonzepten (z.B. statistische Toleranzkettenanalyse inkl. der Einflüsse der Anbauteile
und der Montagevariabilität), Prozessflussdiagramme sowie die Betriebsmittel- und Instandhal-
tungsplanung.

Der Lieferant sorgt auf jeden Fall dafür, dass der aktuelle Stand der Technik zur Anwendung
kommt.

Der Lieferant muss Prüfpläne erstellen und hat diese auf Anforderung mit dem Kunden abzu-
stimmen. Die Prüfpläne müssen alle zuvor festgelegten Prüfmerkmale (insbesondere bei D/TLD-
Umfängen) berücksichtigen (zu Prüfmitteln siehe auch 1.2.2).

Der Lieferant muss für die CoP-relevanten Umfänge (gültige Gesetzgebungen für Conformity of
Production) eigenständig eine CoP-Prüfplanung erarbeiten und diese auf Anforderung dem Kun-
den zur Verfügung stellen. Die zur Durchführung der CoP-Prüfungen notwendigen Bauteile und

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Formel Q – konkret 19

Karossen bzw. Teilkarossen sowie ihre Beschaffung stimmt der Lieferant vor Vertragsabschluss
mit dem Kunden ab.

Der Lieferant hat mit dem Kunden abzustimmen, für welche Merkmale eine 100% End-of-line
Prüfung erforderlich ist.

Die Funktionsfähigkeit der gelieferten Umfänge ist zu 100% mitarbeiterunabhängig durch ge-
eignete Prüfeinrichtungen sicherzustellen. Etwaige Abweichungen sind mit dem Kunden schrift-
lich abzustimmen.

Bei Produkten, bei denen ein MHD (Mindesthaltbarkeitsdatum) zu beachten ist, muss mit dem
Kunden vor Vergabe eine Festlegung über deren späteste Verwendbarkeit erfolgen.

Der Lieferant wird auf Anforderung des Kunden die Herstellbarkeit aller nominierten Produkte
detailliert vorstellen. Der Lieferant sorgt für die persönliche Teilnahme befugter und qualifizier-
ter Vertreter seines Unternehmens, seiner Unterlieferanten und Dienstleister.

Bis zum Nachweis der Prozessfähigkeit sind die Produkte zu 100% bezüglich relevanter Merk-
male zu prüfen. Die Prüfmerkmale sind im Rahmen der Qualitätsplanung mit dem Kunden ab-
zustimmen. Die Messwerte sind statistisch zu erfassen und auszuwerten. Im Bedarfsfall können
durch den Kunden Einzelnachweise angefordert werden.

Bei der Qualitätsplanung ist auch der Schadteilanalyseprozess von Feldschadensteilen (nach
VDA Band „Schadteilanalyse Feld“) zu berücksichtigen und alle erforderlichen Voraussetzungen
hierfür sind vor SOP umzusetzen. Auslösekriterien für den NTF-Prozess (No Trouble Found) sind
mit dem Kunden zu vereinbaren. Des Weiteren sind alle für die Produktsicherheit erforderlichen
Anforderungen und Prüfungen in die Qualitätsplanung aufzunehmen.

Ist bei sicherheitsrelevanten Umfängen (z.B. Airbagmodul, Sitze) die sicherheitstechnische Funk-
tion noch nicht gegeben (z.B. bei Musterlieferungen), so ist diese Eigenschaft eindeutig und dau-
erhaft zu kennzeichnen. Die Kennzeichnungen (auch elektronische Kennzeichnungen) müssen
im eingebauten Zustand erkennbar bzw. auslesbar sein und sind zuvor mit dem Kunden abzu-
stimmen.

3.3 Produktionsprozess- und Produktfreigabe (PPF)


Das PPF-Verfahren gilt bis End-of-Service (EOS) und erfolgt grundsätzlich auf Basis VDA Band 2
oder anderen, mit dem Kunden vereinbarten Abnahmeverfahren. Bereits ab der ersten Teilefer-
tigung und Lieferung bis zur PPF des ersteinsetzenden Werkes ist der Lieferant verpflichtet, allen
Lieferumfängen die Dokumentation in BeOn bereitzustellen. Weiterführende, detaillierte Anfor-
derungen des Kunden zum PPF-Verfahren sind der Formel Q Neuteile Integral zu entnehmen.

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20 Formel Q – konkret

Auf Anforderung des Kunden müssen auch Halbzeuge/Einzelteile des Produkts bzw. des jewei-
ligen Lieferumfangs zur Produktionsprozess- und Produktfreigabe bereitgestellt werden (gilt für
die gesamte Produktlebensdauer).

Der jeweils gültige Stand eines Referenzmusters (PPF-Muster) sowie die Prüfberichte müssen
vom Lieferanten nach den gesetzlichen und behördlichen Anforderungen, mindestens jedoch für
einen Zeitraum von fünf (5) Jahren nach Beendigung des Vertrages aufbewahrt werden (auch im
After Sales), wenn keine weitergehenden Vereinbarungen mit dem Kunden getroffen wurden.

Für softwarebasierte Systeme muss der Lieferant bis zu 15 Jahre nach End of Production (EOP -
Produkt) in der Lage sein, alle vom Kunden für erforderlich erachteten Fehlerkorrekturen in der
Software umzusetzen. Der Lieferant muss sicherstellen, dass die gelieferte Software vorgehalten
wird und alle notwendigen Voraussetzungen zur Bearbeitung und Lieferung der Software unter
Beachtung der Anforderungen der KGAS gegeben sind.

Für den Umgang mit Setzteilen zur PPF-Nachweisführung gelten folgende Regelungen:

• Die Verantwortung für die Durchführung des PPF-Verfahrens von Setzteilen in überge-
ordneten Baugruppen liegt beim 1st Tier Lieferanten. Weiterhin sind dem Kunden alle
Ergebnisse zu selbstbeschafften Produkten und Setzteilen vorzustellen.
• Details sind im Rahmen der PPF-Abstimmungsgespräche zwischen Kunden und Lieferan-
ten festzulegen. Dies gilt insbesondere für erforderliche Variantenbemusterungen bei
Baugruppen mit vielfältigen Kundenwahlmöglichkeiten (zum Beispiel Sitze, Türverklei-
dungen).
• Bei mehreren Empfängerwerken sind Vereinbarungen mit dem ersteinsetzenden Werk,
in der Regel ist dies auch das Typführerwerk, oder projektspezifisch zu treffen.
• Baugruppen wie Frontend, Cockpit, Achsen, Sitze, Kraftstoffbehälter, Dachmodule, kom-
plexe Schweißgruppen, o.ä. können auch Setzteile enthalten, die aus technischen Grün-
den als Einzelteil direkt dem Kunden der abnehmenden Gesellschaft im Volkswagen Kon-
zern zur PPF-Freigabe anzuliefern sind. Die in diesen Fällen zu erbringenden Leistungs-
und Verantwortungsumfänge werden zwischen dem Kunden und dem 1st Tier Lieferan-
ten in einer Schnittstellenvereinbarung geregelt.

3.3.1 Zertifikatspflichtige Produkte


Zertifikate von Produkten und Komponenten sind eine zwingende Voraussetzung für die Homo-
logation und Zulassung der Produkte des Kunden. Länderspezifische Freigaben sind so rechtzei-
tig durchzuführen, dass die Ergebnisse zu dem vereinbarten Termin vorliegen.

Sofern eine Zertifikatspflicht besteht oder der Kunde eine freiwillige Zertifizierung fordert, sind
die damit verbundenen, gültigen Zertifikate (z.B. Bauteilzertifikate und Factory Inspection Re-
port) als Anlage in die Kundensysteme hochzuladen (z. B. LiOn auf der ONE.KBP).

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Formel Q – konkret 21

Der Lieferant hat sicherzustellen, dass alle benötigten Zertifikate – sowohl in der Projekt- als
auch in der Serienphase und der Ersatzteilbelieferung – jederzeit gültig und verfügbar sind. Die
Zertifikate (z.B. CCC, Funkzertifikate und Factory Inspection Reports) müssen zum Zeitpunkt der
Einstellung der Produktionsprozess- und Produktfreigabe noch mindestens 2 Monate gültig
sein.

Der Lieferant veranlasst selbständig und rechtzeitig die Neubeantragung und / oder Verlänge-
rung von Zertifikaten, wenn sich gesetzliche Anforderungen ändern oder die Gültigkeit von Zer-
tifikaten abläuft.

Änderungen von Zertifikaten sind im Vorfeld mit dem Kunden abzustimmen. Der Verlust von
Zertifikaten ist unverzüglich schriftlich anzuzeigen, um die Homologation und Zulassung der
Produkte des Kunden nicht zu gefährden.

3.4 Software
Der mit der Erstellung von Software beauftragte Lieferant muss für dieses Produkt eine vollstän-
dige Funktions- und Freigabedokumentation gemäß VDA Band 2 und Automotive-SPICE® Pro-
zessreferenzmodell erstellen und inkl. der Software an den Kunden ausliefern.

Die Software muss nach Stand der Technik entwickelt werden. Der beauftragte Lieferant hat da-
bei mindestens die folgenden Anforderungen zu erfüllen:
• Umsetzung der Formel Q Fähigkeit Software,
• Anwendung der aktuellen Konzern-Grundanforderungen Software (KGAS),
• Umsetzung der Cybersecurity Grundanforderungen (CSGA),
• die Entwicklung von softwarebasierten Systemen mindestens gemäß Automotive
SPICE® Capability Level 2,
• die Einrichtung und der Nachweis eines Cybersecurity Management System nach VDA-
Band „Automotive Cybersecurity Managementsystem – Audit“ (ACSMS).

Automotive SPICE® Assessments und Cybersecurity Management Audits sind als Bestandteil der
Auditplanung des Software-Entwicklungslieferanten mit aufzunehmen.

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22 Formel Q – konkret

4 Serienbegleitende Qualitätsmaßnahmen
Alle nachfolgenden Regelungen gelten für die gesamte Zeit der Lieferbeziehungen bis EOS.

4.1 Kontinuierliche Sicherstellung der Prozessfähigkeit


Der Lieferant hat serienbegleitende Prüfungen zur Absicherung seines Herstellprozesses vorzu-
sehen. Art und Umfang serienbegleitender Prüfungen sind mit dem Kunden abzustimmen, z.B.
im Rahmen der Konzept- und Prüfplanung. Die vereinbarten serienbegleitenden Prüfungen sind
gemäß abgestimmter Prüfplanung durchzuführen und auf Anfrage nachzuweisen. Wenn sich
die zu produzierenden Kapazitäten wesentlich ändern, sind Prüfhäufigkeiten grundsätzlich neu
zu bewerten und mit den verantwortlichen Stellen des Kunden abzustimmen.
Für die festgelegten Produkt-/Prozessmerkmale sind die Prozessfähigkeiten zu ermitteln und
kontinuierlich über die gesamte Produktionszeit nachzuweisen.

Der Lieferant hat kritische attributive Merkmale zu erfassen (zum Beispiel aus der Prozess-FMEA,
der Produkt-FMEA oder Cybersecurity-Risikoanalyse) und zu dokumentieren. Für diese Merkmale
sowie für die vom Kunden festgelegten besonderen Merkmale und funktionsrelevanten Merk-
male (z.B. Funktionsmaße), ist ein Absicherungskonzept vorzustellen und mit dem Kunden ab-
zustimmen.
Die Ermittlung und Sicherstellung der laufenden Prozessfähigkeit (mittels PFU, siehe IATF 16949)
ist nach VDA Band 4.1 und VDA Band 5 durchzuführen. Gültige Normen des Kunden sind zu be-
achten.
Der Mindestumfang der besonderen messbaren Merkmale zur Ermittlung von Cp- und Cpk-Wer-
ten ist in der FMEA für Produkt und Prozess festzulegen. Diese Unterlagen können jederzeit
durch den Kunden eingesehen werden.
Der Kunde richtet seine Prozesse nach einer Prozessfähigkeit Cpk von 1,33 aus. Kann der Lieferant
seine Prozessfähigkeit Cpk >= 1,33 nicht einhalten oder ist der Einsatz von SPC nicht anwendbar,
ist eine mitarbeiterunabhängige 100% Prüfung für die festgelegten Produkt-/ Prozessmerkmale
des Lieferumfangs durchzuführen.

Der Lieferant hat die Pflicht, alle festgelegten und zu berichtenden Funktionsmaße, die im Prüf-
merkmalsplan festzulegen sind, zu überwachen und zu steuern. Die Regelung der Funktions-
maße ist ein wichtiger Bestandteil zur Sicherstellung der Prozessfähigkeit. Messdaten des Liefe-
ranten zu festgelegten Funktionsmaßen sind dem Kunden auf Anforderung zur Verfügung zu
stellen.

Für alle eingesetzten Prüfmittel ist die regelmäßige Kalibrierung nachzuweisen. Dies gilt auch
für die prozessintegrierten Prüfmittel an Anlagen, die für die Prozessregelung genutzt werden.

Bei Anlagenstörungen sind die in der Anlage befindlichen Teile von der Weiterverwendung aus-
zuschließen. Dies ist durch technische Maßnahmen umzusetzen.

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Formel Q – konkret 23

4.1.1 Werkzeugmanagement
Der Lieferant ist verpflichtet ein System des Werkzeugmanagements und einer geplanten sowie
vorausschauenden Instandhaltung/Wartung für Einrichtungen und Werkzeuge nachzuweisen.
Werkzeugwartungen und -änderungen sind zu dokumentieren. Ein etwaiger Werkzeugverlust
oder eine Beschädigung ist umgehend dem Kunden zu melden.

4.2 Produktsicherheit und Produkthaftung


Der Kunde trägt bei der Verwendung von Produkten die Endherstellverantwortung und die Ge-
samtverantwortung für das Endprodukt.
Die primäre Verantwortung für die in das Endprodukt eingebauten Produkte liegt beim
Lieferanten. Der Lieferant hat daher alles organisatorisch und technisch Mögliche zu tun, um die
Produktsicherheit seiner Teile und die seiner Unterlieferanten zu gewährleisten und die Risiken
der Produkthaftung zu minimieren.
Darüber hinaus muss der Lieferant über dokumentierte Prozesse für das Management von pro-
duktsicherheitsrelevanten Produkten und Produktionsprozessen verfügen, die auch seine vorge-
lagerte Lieferkette umfassen.

Der Lieferant muss im Schadensfall oder auf Verlangen des Kunden in der Lage sein, nachweisen
zu können, dass er seiner unternehmerischen Sorgfaltspflicht Genüge getan hat, um Fehler am
Produkt auszuschließen.

Der Lieferant stellt sicher und verpflichtet seine Organisation und Mitarbeiter sowie seine Un-
terlieferanten dazu, dass:

• im gesamten Unternehmen ein ausgeprägtes Qualitätsbewusstsein vorhanden ist,


• bei der Entwicklung von Komponenten die erforderliche Produktsicherheit gewährleistet
wird,
• dass das Produkt auch die erforderliche funktionale Sicherheit und Cybersecurity ab-
deckt,
• ein Produktkonformitätsbeauftragter gemäß VDA Band Produktintegrität beim Lieferan-
ten sowie für die jeweils nächste Stufe der Lieferkette benannt ist und dem Produktkon-
formitätsbeauftragten des jeweiligen Vertragspartners bekannt ist,
• der Produktkonformitätsbeauftragte (und ein qualifizierter Vertreter) des 1st Tier Liefe-
ranten in der Lieferantendatenbank (LDB) eingetragen sind und aktuell gehalten werden,
• die Qualitätsfähigkeit der Fertigungsprozesse sichergestellt und nachgewiesen wird,
• durch angemessene serienbegleitende Qualitätssicherungsmaßnahmen die Wahr-
scheinlichkeit des Auftretens fehlerhafter Produkte minimiert wird,
• die rechtzeitige Entdeckung fehlerhafter Produkte im Produktionsablauf durch entspre-
chende Maßnahmen frühestmöglich (Minimierung der Kosten/Verschwendung von
Wertschöpfung) sichergestellt ist,
• Qualitätsdaten sowie gesetzlich und behördlich geforderte Nachweisprüfungen ausführ-

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24 Formel Q – konkret

lich und transparent dokumentiert werden, um nachweisen zu können, dass die Herstel-
lung der Produkte in Übereinstimmung mit Gesetzen und Sicherheitsstandards erfolgt
ist,
• ein Materialrückverfolgungssystem zum Einsatz gelangt, um im Bedarfsfall die Auswir-
kungen eingetretener Fehler eingrenzen zu können,
• eine ausführliche Information und Schulung der verantwortlichen Mitarbeiter zum
Thema Produktsicherheit (u. a. funktionale Sicherheit und Cybersecurity) und Produkt-
haftung erfolgt,
• vergleichbare Systeme mit den Anforderungen des Kunden analog der Formel Q-Doku-
mente bei allen Unterlieferanten zur Anwendung gelangen,
• Produkte mit einer begrenzten Haltbarkeit die spezifischen Kennzeichnungsanforderun-
gen erfüllen, insbesondere gemäß Handbuch für Original Teile Lieferanten.

4.3 Produkte mit Dokumentationspflicht und besonderer Nachweisführung


Der Lieferant hat für die Conformity of Production (CoP-)relevanten Umfänge entsprechende
Prüfungen und Nachweise in dem Produktionslenkungsplan zu regeln.

Der Lieferant erbringt entsprechend seiner CoP-Prüfplanung fortlaufend Nachweise und stellt
diese auf Anforderung dem Kunden zur Verfügung.

4.3.1 Nachweisführung D/TLD


Neben den generellen Anforderungen zum QM-System sind produktspezifische Qualitätsnach-
weise für dokumentationspflichtige Produkte durch den Lieferanten zu führen und mindestens
15 Jahre nach letzter Produktion (siehe VDA Band 1) zu archivieren. Hierzu gehören mit “D“,
“TLD“ oder „A“ gekennzeichnete technische Unterlagen wie Zeichnungen, Tabellen, Fertigungs-
freigaben, technische Lieferbedingungen, Prüfvorschriften, Musterberichte und andere Quali-
tätsaufzeichnungen, die im Nachweisfall verlangt werden und entlastend sein können. Des Wei-
teren gehören auch Nachweise zu planerischen Aktivitäten, Auswahl und Qualifizierung von Per-
sonal, Eignung von Prüfeinrichtungen, sowie Prozessfähigkeitsuntersuchungen und Schriftver-
kehr dazu.

Die Lieferanten sind verpflichtet, die Systematik auf jedes zu liefernde dokumentationspflichtige
Produkt anzuwenden. Die systematische und konsequente Vorgehensweise bei der Nachweis-
führung wird beim Lieferanten durch ein D/TLD-Selbstaudit und vom Kunden im Rahmen von
Prozessaudits, Technischen Revisionen oder anderen Lieferantenbesuchen stichprobenartig
überprüft und bewertet.

Auf Anfrage sind die Nachweise dem Kunden zur Verfügung zu stellen.

4.3.1.1 Kennzeichnung der technischen Unterlagen

Beim Kunden existieren drei gleichrangige Kennzeichnungsvarianten (das ältere “D“, das “TLD“
und das „A“).

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Formel Q – konkret 25

Verwendet der Lieferant eine andere als die o. g. Kennzeichnungen für seine Dokumente und
Aufzeichnungen, muss er eine Korrelationsdarstellung für die o. g. Kennzeichnungspflicht (z. B.
Übersichtsmatrix mit den Kennzeichnungen für sämtliche Kunden und der internen Kennzeich-
nung) als gelenkte Vorgabendokumentation führen.

4.3.1.2 Selbstaudit – Dokumentationspflichtige Produkte (D/TLD-Selbstaudit)

Zur Überprüfung der Umsetzung der Anforderungen an dokumentationspflichtigen Produkten


hat der Lieferant gemäß dem aktuellen Forderungskatalog nachweispflichtiger Produkte (Form-
blatt – TLD-Qualitätsaudit; siehe ONE.KBP) alle 12 Monate (mit einer Gültigkeitsdauer von ma-
ximal 12 Monaten) standortbezogen ein D/TLD-Selbstaudit in Eigenverantwortung durchzufüh-
ren und zu dokumentieren. Der Lieferant ist verpflichtet, diese Vorgehensweise analog für seine
Lieferkette, Zukaufteile und verlagerte Prozessschritte anzuwenden. Das Datum des letzten be-
standenen D/TLD-Selbstaudits ist zum Zeitpunkt des PPF-Verfahrens im IT-System BeOn zu do-
kumentieren. Die Verpflichtung zum D/TLD-Selbstaudit beginnt mit dem erstmaligen PPF-Ver-
fahren des beauftragten Produkts.

Werden bei der Überprüfung Abweichungen erkannt, wird erwartet, dass der Lieferant die erfor-
derlichen Verbesserungsmaßnahmen unverzüglich eigenständig umsetzt. Die Umsetzung der
Verbesserungsmaßnahmen und ihre Wirksamkeit prüft der Lieferant anhand eines erneuten,
selbstständig durchgeführten D/TLD-Selbstaudits. Eine entsprechende Dokumentation darüber
ist nachzuhalten.

Die Ergebnisse von D/TLD-Selbstaudits sind mindestens 15 Jahre zu archivieren und für eine Ve-
rifizierung durch den Kunden jederzeit verfügbar zu halten. Der Nachweis der Aktivitäten des
Lieferanten zur Sicherstellung und Einhaltung der Qualitätsanforderung muss jederzeit gewähr-
leistet sein. Bei der Nachweisführung sind alle Festlegungen nach VDA Band 1 und 6 Teil 1 bzw.
IATF 16949, sowie die kundenspezifischen Anforderungen zu berücksichtigen.

Auf Anfrage sind die Ergebnisse der D/TLD-Selbstaudits dem Kunden zur Verfügung zu stellen.

4.3.1.3 Produktgruppenfestlegung / Produktauswahl

Der Lieferant muss sicherstellen, dass alle dokumentationspflichtigen Produkte bzw. alle spezi-
fizierten, nachweispflichtigen Merkmale als wichtige Teile/Merkmale berücksichtigt werden.

Bei der Auditierung sind zu jedem dokumentationspflichtigen Merkmal aller zu liefernden


D/TLD-Umfänge exemplarisch Produkte auszuwählen, zu denen die Einhaltung festgelegter An-
forderungen durch Prozess- und Produktaudit nachgewiesen werden muss. Die Auswahl der Re-
ferenzprodukte erfolgt aus einer durch den Lieferanten ständig aktuell zu haltenden Lieferliste
„Nachweispflichtige Produkte an den Kunden“.

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26 Formel Q – konkret

Die Stichprobengröße bei dem Produktaudit ist dem Produkt und dem zu prüfenden Merkmal
angemessen festzulegen, d.h. dass exemplarisch aus der Lieferliste eine Produktauswahl getrof-
fen wird, bei der alle nachweispflichtigen Merkmale berücksichtigt sind.

Darüber hinaus ist der Lieferant als ausgewiesener Spezialist für sein Produkt und den Herstell-
prozess aufgefordert, Merkmale zu benennen, die über die bereits vom Kunden benannten hin-
aus von ihm als funktions- und sicherheitsrelevant eingestuft werden.

4.3.1.4 Bewertung einzelner Fragen / Auditergebnisse

Jede zutreffende Frage wird auf konsequente Erfüllung, auch in der Prozessabsicherung wie folgt
bewertet:

Gegebenheiten Bewertung

Anforderungen voll erfüllt ja

Anforderungen nicht oder nicht vollständig erfüllt nein

Tabelle: Bewertungen

Alle zutreffenden Fragen müssen erfüllt werden, Abweichungen sind mit einem Verbesserungs-
programm durch den Lieferanten zu beheben. Werden vom Lieferanten Abweichungen festge-
stellt, die die Produktqualität direkt beeinflussen können (z. B. fehlendes Prüfgerät), müssen
Maßnahmen durch den Lieferanten (z. B. externe Prüfung) festgelegt werden, die eine sofortige
Absicherung des Produktes gewährleisten. Sollten diese Abweichungen im Rahmen eines PPF-
Verfahrens ermittelt werden, so sind sie in der Risikobewertung des Lieferanten mit zu berück-
sichtigen. Ist der Lieferant weiterhin nicht in der Lage, die Anforderungen zu erfüllen, muss er die
abnehmenden Werke und seinen Ansprechpartner im Einkauf des Kunden unverzüglich infor-
mieren.

4.3.1.5 Auditbericht / Maßnahmenplan

Der D/TLD-Selbstaudit-Bericht umfasst folgende Dokumente und Nachweise:

• Deckblatt „Qualitätsaudit Nachweisführung D/TLD Teile“ mit Angabe der Teile-Auswahl,


der D/TLD-Merkmale, der Ergebnisse aus dem Produktaudit (innerhalb eines Gültigkeits-
zeitraumes von maximal 12 Monaten) und Erfüllung nachweispflichtiger Merkmale;
Festlegung zu Sofortmaßnahmen, die erforderlich werden, wenn die Kundenanforderun-
gen nicht erfüllt sind; Terminfestlegung eines ggf. erforderlichen Verbesserungspro-
gramms (Endtermin aller zu realisierenden Maßnahmen).
• „Forderungskatalog nachweispflichtige Produkte“ mit Bewertung.

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Formel Q – konkret 27

• Maßnahmenplan bei festgestellten Abweichungen zu den Fragen des Forderungskata-


logs (mit Benennung der Schwachstellen/Maßnahmen, des Abstelltermins und der Ver-
antwortlichkeit).
• Ergebnisübersicht(en) Produktaudit mit den Prüfergebnissen für die getroffene Pro-
duktauswahl einschließlich aller D/TLD-Merkmale, die speziell gekennzeichnet sein müs-
sen.

Für Produkte in der Vorserien-Phase muss der Lieferant sicherstellen, dass alle Fragen bis zum
Abschluss des PPF-Verfahrens mit „Ja“ beantwortet sind.

Für Produkte in der Serie muss der Lieferant bei festgestellten Abweichungen unverzüglich So-
fortmaßnahmen definieren und die Qualitätssicherung aller abnehmenden Werkes schriftlich
informieren.

Die aufgezeigten Schwachstellen sind bis zum genannten Endtermin abzustellen. Bei nicht-Ein-
haltung der oben genannten Punkte erfolgt die Abstufung der Qualitätsfähigkeit in „C“ (new
business on hold) und ggf. Aufnahme in das Programm „Kritische Lieferanten“.

4.3.2 Nachweisführung – Chemische Produkte


Für die Einsatzfähigkeit von chemischen Produkten im Fahrzeugbau, Fahrzeugbetrieb oder im
After Sales, ist vom Lieferanten sicherzustellen, dass alle bindenden Verpflichtungen, insbeson-
dere nationale und internationale Gesetze und behördliche Anforderungen, sowie die Anforde-
rungen des Kunden erfüllt werden (z. B. VW 50156). Für Lieferanten chemischer Produkte ist ein
Nachweis der Konformitätsfähigkeit des Lieferanten gemäß Norm VW 50156 erforderlich. Die
Bewertung erfolgt auf Basis des Chemical Compliance Assessment (CCA).

4.3.2.1 Chemical Compliance Assessment (CCA)

Die Durchführung eines CCA erfolgt anhand einer jährlichen (alle 12 Monate) „CCA-Selbstbewer-
tung“ durch den Lieferanten. Die CCA Selbstbewertung muss nach Durchführung unaufgefordert
an den Kunden übermittelt werden. Darüber hinaus entscheidet der Kunde, ob aufgrund des Er-
gebnisses der „CCA-Selbstbewertung“ ein „CCA vor Ort“ erforderlich ist. Grundsätzlich werden
auch aus „i. O. CCA-Selbstbewertungen“ stichprobenartig Lieferanten für ein „CCA vor Ort“ aus-
gewählt. Für Lieferanten-Bewerber erfolgt grundsätzlich im Anschluss an die „CCA-Selbstbewer-
tung“ ein „CCA vor Ort“ auf Basis des CCA-Fragenkatalogs. Die „CCA-Selbstbewertung“ und/oder
„CCA vor Ort“ werden im Hauptsitz des Lieferanten durchgeführt.

Bei Konformitätsabweichungen kann die zuständige Abteilung des Kunden den Lieferanten in
das Programm „Kritische Lieferanten“ aufnehmen.

Das „CCA vor Ort“ wird von dafür ausgebildeten Mitarbeitern des Volkswagen Konzerns durch-
geführt. Die Einstufung erfolgt nach „konform“ oder „nicht konform“ in der Einzelbewertung der
Fragen sowie in der Gesamtbewertung.

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28 Formel Q – konkret

Die Unterlagen zum CCA sind auf der ONE.KBP verfügbar.

4.4 Problemerkennung und -management

4.4.1 Reklamationsabwicklung
Aus der Reklamationsabwicklung gewinnen der Kunde und seine Lieferanten wichtige Frühwarn-
informationen zu neuen und unbekannten Produktproblemen.
Der Lieferant hat auftretende oder vom Kunden angezeigte Mängel umgehend systematisch im
Rahmen bestehender Regelungen abzustellen und dem Kunden die Nachhaltigkeit seiner Maß-
nahmen aufzuzeigen.
Produkte vom Lieferanten, bei denen Nichtkonformitäten oder Fehlerverdacht am Produkt
und/oder im Produktionsprozess bestehen, sind vom Lieferanten mit Selbstanzeige unverzüglich
und zeitgleich dem Kunden 2, den entsprechenden Logistikzentren der Gesellschaften des Volks-
wagen Konzerns, die denselben Lieferumfang beziehen, und gegebenenfalls anderen Partnern in
den Lieferketten zu melden.
Erfolgt aus zeitlichen Gründen zunächst nur eine mündliche Meldung durch den Lieferanten, so
ist eine schriftliche Bestätigung innerhalb von 24 Stunden bzw. zum nächsten regulären Arbeits-
tag nachzureichen.

Auf Anforderung des Kunden sind diese Abweichungen vom Lieferanten mit Sofortmaßnahmen
abzuarbeiten. Dazu gehören:

• Sofortige Sortierung/Nacharbeit der Bestände vor Ort bei den abnehmenden Werken,
• Einsatz eines 100% Warenfilters zur Vermeidung eines weiteren Fehlerschlupfes,
• Entsendung eines entscheidungsbefugten Vertreters zur Qualitätssicherung des Kunden
zur Koordinierung der Fehlerabstellung vor Ort.
Ist dies durch eigenes Personal nicht umsetzbar, muss der Lieferant in Abstimmung mit dem
Kunden einen vom Kunden freigegebenen Dienstleister mit der Abwicklung beauftragen.
Zur Bearbeitung, beziehungsweise Abwicklung von Reklamationen, hat der Lieferant die bereit-
gestellten Systeme des Kunden verbindlich zu nutzen.

Prüfberichte, Bewertungen zur Anlieferqualität sowie beanstandete Produkte werden dem Lie-
feranten zur umgehenden Fehleransprache und Verkürzung des Analyseprozesses entsprechend
den vertraglichen Vereinbarungen zur Verfügung gestellt und sind durch diesen umgehend zu
analysieren. Für alle Fehlerursachen müssen Abstellmaßnahmen definiert, terminiert und um-
gesetzt sowie ihre Wirksamkeit nachgewiesen werden. Dies schließt auch die notwendigen Maß-
nahmen bei Unterlieferanten bis hin zur Vorortbewertung / Auditierung durch den Lieferanten
und bei Bedarf durch den Kunden mit ein. Bei allen Abweichungen von den Spezifikationen ist
vom Lieferanten eine qualifizierte Risikobewertung vorzunehmen und diese den betreffenden

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Die Kontaktdaten sind dem Reklamationsvorgang zu entnehmen.

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Formel Q – konkret 29

Stellen des Kunden mitzuteilen. Die Versorgung des Kunden mit vom Kunden freigegebenen i.
O.-Produkten ist sicherzustellen.
Der Kunde behält sich vor, bei wiederholt auftretenden Qualitätsproblemen zusätzliche Prüfun-
gen (z.B. weitere Wareneingangsprüfungen) durchzuführen bzw. einzufordern.

Unabhängig von vereinbarten ppm-Raten für die Anlieferqualität sind bei wiederholt auftreten-
den Fehlerbildern Abstellmaßnahmen und Verbesserungsprogramme auszuarbeiten, dem Kun-
den vorzustellen und nachhaltig umzusetzen.

In Zielvereinbarungen festgelegte Kennzahlen, z. B. ppm-Raten, A/B-Fehler und Fahrzeug-Audit-


zielwerte, sind verbindlich und werden zur Lieferantenbewertung herangezogen. Werden für be-
stehende Serienlieferungen die vereinbarten Zielwerte nicht erreicht, wird der Lieferant ggf. in
das Programm „Kritische Lieferanten" aufgenommen.

Bei Wiederholfehlern, Liegenbleibern sowie Beanstandungen an sicherheitsrelevanten Liefer-


umfängen, die bis zum Kunden gelangen, sind vom Lieferanten eigenständig geeignete Metho-
den nach Formel Q Fähigkeit zur Risikoanalyse und –minimierung durchzuführen und dem Kun-
den auf Verlangen vorzulegen. Zur Vermeidung von Wiederholungsfehlern ist grundsätzlich bei
jeder Beanstandung die Überprüfung der Prozess-FMEA beim Lieferanten sicherzustellen und
dem Kunden auf Anforderung vorzustellen.
In der Nutzungsphase des Produktes (bis EOS) beteiligt sich der Lieferant aktiv am Fehlerabstell-
prozess des Kunden. Die Produktanalyse beim Lieferanten muss auch nach der vertraglich ver-
einbarten Gewährleistungszeit sichergestellt sein. Dies betrifft insbesondere Produkte, für die
aus marktspezifischen und gesetzlich relevanten Gründen (z.B. Defect Reporting) oder zum
Nachweis der Erfüllung der Lastenheftanforderungen Analysen angefordert werden.

4.4.1.1 0-km-Beanstandungen

Der Kunde behält sich vor, die Qualität von Produkten, die nicht bei Anlieferung beurteilt werden
können (insbesondere Rohteile und Vormaterial), erst im Folgeprozess zu ermitteln und zu be-
werten (z.B. ppm-Raten, Wertschöpfungsverluste pro Teil). Im Rahmen der kontinuierlichen Qua-
litätsverbesserung hat der Lieferant neben der Ausschussrate den Nacharbeitsanteil zu reduzie-
ren.

Sobald dem Lieferanten das Auftreten von Beanstandungen mitgeteilt wurde bzw. nach Erhalt
des schadhaften Produkts – sofern dies für die Analyse unerlässlich ist –, ist der Kunde spätestens
am nächsten regulären Arbeitstag schriftlich per 8D-Report über die ergriffenen Maßnahmen in
Kenntnis zu setzen. Erste Analyseergebnisse sind dem Kunden innerhalb von drei (3) Arbeitsta-
gen vorzustellen sowie ein Verwendungsentscheid des Lieferanten zu den beim Kunden gesperr-
ten Teilen mitzuteilen. Liegt innerhalb dieses Zeitfensters kein Verwendungsentscheid des Liefe-
ranten vor, können die gesperrten Teile zu Lasten des Lieferanten verschrottet werden. Der 8D-
Report ist innerhalb des vom Kunden vorgegebenen Zeitfensters (maximal jedoch 10 Arbeits-
tage) mit den langfristigen Maßnahmen zu aktualisieren. Kann dieser Zeitrahmen nicht einge-
halten werden, ist in dieser Zeit vom Lieferanten ein Zwischenbericht einzureichen.

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30 Formel Q – konkret

Bei Anzeige der Beanstandung hat der Lieferant umgehend die von ihm benötigte Analysezeit
(Termin) mit dem Kunden abzustimmen, falls er die vorgegebenen Termine nicht einhalten kann.
Ergeben sich bei der Abarbeitung von Beanstandungen an Kaufteilen (8D-Report) Terminüber-
schreitungen, die vorab nicht mit dem Kunden abgestimmt sind, so wird die Beanstandung nach
vier (4) Wochen, unabhängig von der Verursacherfrage, zu Lasten des Lieferanten abgeschlossen.
Der Lieferant bleibt dabei in der Pflicht, den 8D-Report vollständig zu übermitteln.

Sofern nicht anders vom Kunden gefordert, ist der 8D-Report spätestens nach 20 Arbeitstagen
abzuschließen. Auf Verlangen sind Nachweise zu gelieferten Generationsständen und dazuge-
hörigen Lieferscheinen vorzulegen.

4.4.1.2 Nacharbeits- und Sortieraktionen


Der Kunde fertigt im 3-Schichtbetrieb bis zu sieben (7) Tage pro Woche, und damit regelmäßig
auch außerhalb üblicher Geschäftszeiten. Soweit kein Vor-Ort-Service bzw. kein permanenter
Ansprechpartner durch den Lieferanten gewährleistet werden kann, bedeutet das für den Kun-
den, dass kurzfristig keine Abstimmung mit dem Lieferanten herbeigeführt werden kann.

Bei Beanstandungen außerhalb der üblichen Geschäftszeiten ist der Kunde deshalb berechtigt,
die den geringsten Schaden verursachenden Maßnahmen zu veranlassen und die Kosten dafür
weiterzureichen, wenn mit Beginn der ordentlichen Geschäftszeiten der Lieferant informiert
wird.
Diese Regelung gilt auch, wenn der Lieferant seiner Verpflichtung zur Schadensbehebung nicht
im erforderlichen Umfang nachkommt.

Der Lieferant muss sicherstellen, dass das bei Sortier- und Nacharbeitsaktionen zum Einsatz
kommende Personal für die vorgesehenen Arbeitsumfänge ausreichend qualifiziert ist, sowie die
eingesetzte Arbeitsplatzausstattung, Infrastruktur und die persönliche Ausstattung des von ihm
eingesetzten oder beauftragten Personals dem Stand der Technik entsprechen. Die erforderliche
Dokumentation zur qualifizierten Durchführung der Arbeiten wird vollständig vom Lieferanten
erstellt. Der Lieferant weist die Wirksamkeit der Nacharbeit nach.

Nacharbeit und Abweichungen bei wichtigen Merkmalen müssen mit dem Kunden abgestimmt
werden.

4.4.1.3 Feldbeanstandungen
In der Nutzungsphase des Produkts (bis EOS) beteiligt sich der Lieferant aktiv am Fehlerabstell-
prozess des Kunden.

Beanstandete Produkte aus dem Feld, die in den entsprechenden Systemen erfasst sind, hat der
Lieferant innerhalb von maximal 20 Arbeitstagen nach Eingang der Beanstandung bzw. Rücklie-
ferung des schadhaften Produkts, zu bearbeiten.

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Formel Q – konkret 31

Die notwendigen nachhaltigen Maßnahmen sind einzuleiten und deren Wirksamkeit zu über-
prüfen. Dies schließt auch die notwendigen Maßnahmen bei Unterlieferanten ein. Der Ansprech-
partner beim Kunden ist schriftlich per 8D-Report über die ergriffenen Maßnahmen in Kenntnis
zu setzen.
Abweichend von der o.g. Rückmeldefrist gelten für priorisierte schadhafte Produkte (z.B. Liegen-
bleiber, Qualitäts- und Security-Schwerpunkte des Kunden) verkürzte Bearbeitungsdauern. In-
nerhalb von drei (3) Arbeitstagen nach Eingang der Beanstandung bzw. des schadhaften Pro-
dukts sind mittels 8D-Report die vorliegenden Analyseergebnisse und geplanten Abstellmaß-
nahmen mitzuteilen. Der 8D-Report ist in diesen Fällen innerhalb von 10 Arbeitstagen abzu-
schließen.

Können die vorgegebenen Zeitrahmen nicht eingehalten werden, hat der Lieferant umgehend
die von ihm benötigte Analysezeit (Termin) mit dem Kunden abzustimmen. Ergeben sich bei der
Abarbeitung von Beanstandungen an Produkten Terminüberschreitungen, die vorab nicht mit
dem Kunden abgestimmt sind, kann die Beanstandung unabhängig von der Verursacherfrage zu
Lasten des Lieferanten abgeschlossen werden. Der Lieferant bleibt dabei in der Pflicht, den 8D-
Report vollständig zu übermitteln.
Bis zum Nachweis der Wirksamkeit der Korrekturmaßnahmen durch den Lieferanten kann der
Kunde Sondermaßnahmen verlangen (z. B. Warenausgangskontrollen beim Lieferanten, zusätz-
liche Produktprüfungen). Zur Vermeidung von Wiederholungsfehlern ist grundsätzlich bei jeder
Beanstandung die Überprüfung der Prozess-FMEA beim Lieferanten sicherzustellen und dem
Kunden auf Anforderung vorzulegen.

4.4.1.4 Analyse bei Produkten mit Ausfuhr- oder Transportbeschränkungen


Der Lieferant muss auch eine Analyse von Produkten sicherstellen, die in einem Markt mit Aus-
fuhrbeschränkungen für Analyseteile ausfallen, sofern es nicht anders mit dem Kunden verein-
bart ist. Dazu ist im jeweiligen Markt ein Ansprechpartner und eine Anlieferadresse vom Liefe-
ranten zu benennen. Für die Analyse werden die Produkte seitens des Kunden im jeweiligen
Markt zur Verfügung gestellt.
Liegen Transportbeschränkungen für Lieferumfänge vor (z.B. Gefahrgut), kann der o.g. Ablauf im
Sinne der Wirtschaftlichkeit auch für einzelne Märkte vereinbart werden.

4.4.2 Frühwarnsystem
Zur Früherkennung von Feldschäden hat sich der Lieferant (z. B. mit Residenten vor Ort) in die
entsprechenden Fehlerfrüherkennungssysteme (Hotline, Task Force im Handel, Product Security
Incident Response Team (PSIRT) etc.) einzubringen. Bei Neuanläufen und 100% Meldepflicht von
schadhaften Produkten aus dem Beobachtungsmarkt ist der Lieferant verpflichtet, den Fehler-
abstellprozess vor Ort zu begleiten.
Für die im Feld beanstandeten Produkte sind dem Kunden zeitnah Analyseergebnisse und Kor-
rekturmaßnahmen in den entsprechenden IT-Systemen des Kunden mitzuteilen. Inhaltlich und

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32 Formel Q – konkret

prozessual müssen die Analysen mindestens den Anforderungen des VDA Bandes „Schadteilana-
lyse Feld“ entsprechen. Davon abweichend können alternative oder zusätzliche Analysen durch
den Kunden festgelegt werden.

4.4.3 Verpflichtung zur eigenen Feldbeobachtung


Der Lieferant ist im Rahmen seiner Produktbeobachtungspflicht verantwortlich, eigenständig
eine Marktbeobachtung für seine vermarkteten Produkte vorzunehmen und übertragbare Er-
kenntnisse hieraus dem Kunden mitzuteilen. Bei weltweiten Auffälligkeiten zu Lieferabrufen
(zum Beispiel erhöhter Ersatz-/Produktbedarf, Kaufteilschreibungsliste) ist der Lieferant ver-
pflichtet, dies dem Kunden unverzüglich mitzuteilen.
Der Lieferant ist dazu verpflichtet, bezüglich möglicher Gefährdungspotentiale ein Überwa-
chungssystem sowie ein wirksames Cybersecurity Incident Management zu etablieren.

Um seiner Verpflichtung zur eigenen Feldbeobachtung nachzukommen, muss der Lieferant ge-
eignete Prozesse und Ressourcen vorhalten.

4.5 Kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP)


Der Lieferant ist verpflichtet, einen dokumentierten Prozess zur kontinuierlichen Verbesserung
(KVP) zu unterhalten und nachzuweisen. Der Lieferant hat durch geeignete Maßnahmen seine
internen und kundenrelevanten Ausschuss- und Nacharbeitsquoten zu reduzieren. Auf Anfrage
sind dem Kunden die Nachweise zum Prozess vorzulegen.

4.6 Änderungsmanagement
Änderungen am Produktionsstandort, Produktionsprozess, Produkt einschließlich Software-
Ständen oder der Lieferkette können zum Verlust der Marktzulassung von den Fahrzeugen
und/oder Produkten führen und sind daher zeitlich so rechtzeitig mitzuteilen, dass das gemein-
same Ziel einer statusgerechten Entwicklungs-/Qualitätsfreigabe (Standortfreigabe, Produkti-
onsprozess- und Produktfreigabe) erzielt werden kann.
Der Lieferant ist verpflichtet, sämtliche Änderungen in seiner Prozesskette (Standort, Produkt,
Prozess, Lieferkette) dem Kunden rechtzeitig vor Umsetzung anzuzeigen und seine schriftliche
Freigabe einzuholen. Auch die Änderung seiner DUNS-Nr., z. B. aufgrund einer Umfirmierung,
Änderungen der Eigentumsverhältnisse des Produktionsstandortes (Fusionen, Verkäufe, etc.), Er-
weiterungen von Liefermengen und Änderungen bei den Zielwerken sind dem Kunden im Vor-
feld unverzüglich mitzuteilen und die Lieferfähigkeit sicherzustellen.

Weitere Zustimmungs- und Informationspflichten bei Änderungen regelt die Auslösematrix des
VDA Band 2 „Produktionsprozess- und Produktfreigabe“.

Für Verlagerungen (auch Verlagerungen innerhalb eines Standortes) sind vor der Umsetzung ein
Projektplan und ein Absicherungskonzept aufzustellen und mit dem Kunden abzustimmen.

Bei Verlagerungen des Fertigungsstandortes an eine andere Postadresse hat der Lieferant zu-
sätzlich zu den o. g. Anforderungen für diesen Standort sicherzustellen, dass dieser Produktions-
standort in der Lieferantendatenbank (LDB) mit einer eigenen DUNS-Nummer angelegt ist, eine

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Formel Q – konkret 33

positive Bewertung der Qualitätsfähigkeit durch den Kunden nach Formel Q Fähigkeit nachge-
wiesen wird und alle erforderlichen Genehmigungen / Zertifikate vorliegen.

Materialänderungen von Produkten, Betriebsstoffen und Prozessmaterial sowie der Ablauf oder
Verlust von Zulassungen müssen vom Lieferanten aktiv dem Kunden unverzüglich schriftlich an-
gezeigt werden und erfordern zwingend die Übersendung eines aktualisierten Materialdaten-
blattes über IMDS bzw. CDX.

Vom Lieferanten ist in Abstimmung mit dem Kunden ein erneutes PPF-Verfahren durchzuführen.
Vor Belieferung aus dem neuen Produktionsstandort ist die Freigabe des Kunden erforderlich.
Eine Nichtbeachtung führt zu einer C-Einstufung (new business on hold).

4.7 Requalifikation
Der Lieferant hat zur Absicherung der Qualität eine regelmäßige Requalifikation seines Liefer-
umfanges nach IATF 16949 und nach VDA Band „Robuste Produktionsprozesse“ durchzuführen.
Der Kunde fordert eine vollständige Requalifikation mindestens alle drei Jahre. Der Start des Re-
qualifikationszyklus beginnt mit Abschluss des PPF-Verfahrens. Requalifikationszyklen können
durch weitere gesetzliche, behördliche und produktspezifische Forderungen (zum Beispiel aus
Lastenheften) definiert sein und sind umzusetzen.

Sofern mit dem Kunden nicht anders vereinbart, entspricht der zu dokumentierende Umfang ei-
ner Requalifikation der PPF-Produktionsprozess- und Produktfreigabe. Die Ergebnisse sind intern
zu dokumentieren, sicher aufzubewahren und dem Kunden auf Verlangen vorzustellen.

Eine Requalifikation der Produkte hat auch im letzten Jahr der Belieferung zu erfolgen.

Produkte mit spezifischen und/oder zulassungsrelevanten Merkmalen (z. B. D/TLD-Kennzeich-


nungen) sind alle 12 Monate einer Requalifikation zu unterziehen.
Der Umfang der Prüfungen (u.a. Maßhaltigkeit, Laborprüfungen, Dauerläufe) der jährlichen Pro-
duktaudits im Rahmen der Requalifikation ist mit den qualitätsverantwortlichen Stellen des
Kunden während der Projektphase abzustimmen und bei Veränderungen / Reklamationen ent-
sprechend anzupassen.

4.8 Lessons Learned


Der Erfahrungsrückfluss aus vorausgegangenen sowie laufenden Projekten (z. B. aus Feldausfäl-
len, Hallenstörfällen, Projektabwicklung, Produktsicherheit, Funktionssicherheit und Cyber-
security) ist vom Lieferanten als Lessons Learned für Neuprojekte/-entwicklungen aber auch im
laufenden Serienprozess bei sich und in der Lieferkette zu nutzen. Eine messbare Verbesserung
anhand der vorangegangenen Indikatoren ist in den Neuanläufen nachzuweisen.

Die Ergebnisse der Lessons Learned, die Bezug auf das Produkt bzw. den Prozess haben, sind mit
der FMEA zu bewerten und ggf. mit aufzunehmen. Sie sind auf Anfrage dem Kunden vorzulegen.

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34 Formel Q – konkret

4.9 Abwicklung von Mängelhaftungs- und Sonderfällen


Es gelten die vertraglichen kundenspezifischen Regelungen der Gesellschaften zur Weiterbelas-
tung von lieferantenverursachten Mehraufwendungen (z.B. bei Feld-, 0km- und CKD-Beanstan-
dungen).

Die Lieferantenverantwortung an den Feldausfällen im Zeitraum der Mängelhaftung wird mit-


tels einer Stichprobe in Anlehnung an den VDA Band „Schadteilanalyse Feld“ nach dem Prinzip
von Technischen Faktoren (TF) oder Anerkennungsquoten (AQ) festgelegt.
Die Lieferantenverantwortung an den Feldausfällen im Zeitraum der Mängelhaftung kann an-
derweitig festgestellt werden, wenn die Behebung der Mängel ohne Produkttausch (z. B. auch
bei Softwareführenden Produkten) erfolgt.
Die technische und kaufmännische Abwicklung mangelhafter Lieferungen erfolgt grundsätzlich
eigenständig über die Kunden, die das Produkt einsetzen, unabhängig davon, durch welchen
Kunden die Beauftragung erfolgt ist.

Der Kunde behält sich vor, eigenständig über Qualitätsmaßnahmen zu entscheiden (Sonder-
fälle). Als Sonderfälle werden beispielsweise Rückruf-, Service- beziehungsweise Werkstattaktio-
nen bezeichnet.
Lieferanten haben sich an den Aufwendungen des Kunden entsprechend ihrer Verantwortung zu
beteiligen. Der Verantwortungsanteil wird verursachergerecht ermittelt. Dieser legt fest, in wel-
cher Höhe der Lieferant an den entstandenen Gesamtaufwendungen beteiligt wird.
Der Volkswagen-Konzern koordiniert die Abwicklung von Sonderfällen, wenn mehrere Kunden
betroffen sind.
Ab einem NTF-Anteil von 30 % ist der Lieferant verpflichtet, einen NTF-Prozess (no trouble found)
nach VDA Band „Schadteilanalyse Feld“ auszulösen. Die Anzahl der zugrundeliegenden Scha-
densteile / Jahr kann der folgenden Tabelle entnommen werden.

Marke Anzahl Teile zur Bestimmung NTF

Audi AG, Porsche AG, Bentley, Skoda, SEAT 10

VW PKW, VW Nutzfahrzeuge 20

TRATON, Lamborghini Kundenspezifisch abzustimmen

Tabelle: Schadensteile / Jahr für NTF Prozess

4.10 Technische Revision Lieferanten


Die Technische Revision Lieferanten (TRL) ist kein Ersatz für Prozess- oder Produktaudits, sondern
ein Instrument zur Absicherung der Produktqualität. Weitere Details sind der Formel Q Fähigkeit
zu entnehmen.

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Formel Q – konkret 35

4.11 Programm „Kritische Lieferanten“


Bei Abweichungen von Qualitätsanforderungen in Projekt und Serie (z. B. Anlieferqualität, Pro-
duktionsprozess- und Produktfreigabe, Abweichungen im Projekt, fehlerhafte Eingaben in dem
IMDS-Eintrag oder CDX-Materialdatenblatt, Reklamationen aus dem Feld, nichtkonformes CCA
und roter TRL-Bewertung) kann der Kunde den Lieferanten in das Programm „Kritische Lieferan-
ten“ aufnehmen. Das Programm umfasst vier definierte Level zur Eskalation:

Level 0 Lieferant hat Probleme.

Level 1 Lieferant ist nicht erfolgreich im Lösen dieser Probleme.

Level 2 Lieferant benötigt Unterstützung durch interne /externe Experten.

Level 3 Lieferant ist für VW Konzern nicht geeignet (new business on hold).

Die Einstufungen in Level 0-2 liegen in der Verantwortung der Qualitätssicherung des Kunden.
Eine Level 3 Einstufung (C-Rating mit new business on hold) kann nur in einem Top-Q Gespräch
durch den Konzern Einkauf Lieferantenmanagement ausgesprochen werden.
Für die Vorbereitung auf das Top-Q Gespräch sind vom Lieferanten im Problemlösungsprozess
mindestens die Qualitätstools Paretoanalyse und Ishikawa-Methodik anzuwenden. Die hieraus
resultierenden Maßnahmen und Termine sind in Form eines Stufendiagramms darzustellen.
Hierbei ist es zwingend erforderlich, dass geeignete Messgrößen (KPIs) verwendet werden. Ent-
sprechende Leitfäden werden mit der Einladung versendet.
In begründeten Einzelfällen behält sich der Konzern Einkauf Lieferantenmanagement vor, eine
direkte Einstufung in Level 3 durchzuführen.
Die C-Einstufung kann nur durch den Konzern Einkauf Lieferantenmanagement und nach einem
angemessenen Zeitraum aufgehoben werden. Als Grundlage hierfür dienen die als wirksam
nachgewiesenen Verbesserungsmaßnahmen sowie Messgrößen und Vereinbarungen aus dem
Top-Q Gespräch.
Eine Einstufung in das Programm „Kritische Lieferanten“ („Besonderer Status“ des Kunden) muss
der Zertifizierungsgesellschaft durch den Lieferanten eigenverantwortlich angezeigt werden.
Über die weitere Vorgehensweise zwischen der Zertifizierungsgesellschaft und dem Lieferanten
ist der Kunde zu informieren.

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36 Formel Q – konkret

5 Begriffe und Abkürzungen


Fehler, die bei der Anlieferung oder Einbau der Teile an der Montagelinie
0 km-Fehler
im verbauenden Werk des Kunden auftreten.
1st Tier Lieferant Direktlieferant des Kunden.
Für die Klassifizierung von Fehlern hinsichtlich ihrer Schwere gelten
folgende Klassen:
A1 Sicherheitsrisiko, Liegenbleiber.
A Nicht annehmbar, führt mit Sicherheit zur Beanstandung.
B1 Starke Beeinträchtigung, Behinderung, deutlich außerhalb vorgegebener
A, B, C Fehler Standards.
B Unangenehm, störend, Beanstandungen werden erwartet, Störung im
Betriebsablauf der Kunden sind zu erwarten.
C1 Auffällige Beanstandung.
C Verbesserungsbedürftig, Beanstandungen und Störungen im Betriebs-
ablauf des Kunden bei Fehlerhäufung sind möglich.
Automotive Industry Action Group – weltweite Organisation von Unternehmen
AIAG aus aller Welt zum Austausch von Informationen zur Förderung der Automobil-
industrie.
Attributive Merkmale sind Merkmale, bei denen nur die Anzahl von Fehlern
ermittelt wird:
Attributive Merkmale • Anteil fehlerhafter Einheiten (zum Beispiel 1,8% fehlerhafte Schrauben).
• Mittlere Anzahl von Fehlern pro Einheit (zum Beispiel 3 Lackfehler pro Fahr-
zeug).
Baumustergenehmi- Wird durch die zuständige Entwicklungsabteilung des Kunden erteilt. Siehe
gung (BMG) Norm VW 99000.
Das System Bemusterung Online unterstützt die papierlose Abwicklung des
PPF-Verfahrens (vormals: der Erstbemusterung) von Produkten (Kauf- und Her-
BeOn stellteilen, Sofware). Hinweise für die Freischaltung und Nutzung der Anwen-
dung BeOn siehe ONE.KBP unter Informationen\Geschäftsbereiche\Qualitätssi-
cherung.
Kritische und funktionsrelevante Produkt-, Prozess- und Testmerkmale sind mit-
tels „System FMEA Produkt“ und in bereichsübergreifenden Teams festzulegen.
Weitere besondere Merkmale können sich zum Beispiel aus der anschließenden
Besondere Merkmale
„System FMEA Prozess“ ergeben. Sie können neben gesetzlichen, sicherheitsre-
levanten, konstruktiven und prozessorientierten auch wesentliche kundenorien-
tierte Aspekte beinhalten.
Brownfield Nicht vorhandener auditierbarer Prozess in einer existierenden Fertigungs-
stätte.
CCA Chemical Compliant Assessment.
CCC China Compulsory Certification. In China gültiges Zertifizierungssystem.
Compliance Data Exchange. Analog der Materialdatenerfassung im System
CDX IMDS gibt es für nicht fahrzeugspezifische Produkte das System CDX (www.
Cdxsystem.com). Die Informationen von CDX werden ebenfalls via Download in
das System MISS übertragen und geprüft.

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Formel Q – konkret 37

Conformity of Production. Umfasst die Nachweisführungen zur Sicherstellung,


CoP dass das gefertigte Fahrzeug aus der Serienproduktion weiterhin mit dem ge-
nehmigten Typ übereinstimmt.
Cp Process Capability Index - der Prozessfähigkeitsindex ist Indikator für die Streu-
ung eines Fertigungsprozesses.
Process Capability) - Prozessfähigkeitsindex berücksichtigt neben der Streuung
Cpk des Fertigungsprozesses zusätzlich die Lage des Mittelwertes der Häufigkeits-
verteilung zu den Spezifikationsgrenzen.
Einzelne oder eine Reihe unerwünschter oder unerwarteter Cybersecurity-Er-
Cybersecurity Incident eignisse, die die Ausnutzung einer Schwachstelle belegen und einen signifikan-
ten Einfluss auf die Sicherheit eines Produkts haben könnten (z. B. eine Schädi-
gung des Assets hervorrufen).
Prozess und Zuständigkeiten für den Umgang mit Cybersecurity Schwachstel-
Cybersecurity Incident len (Weaknesses), Cybersecurity Vulnerabilitäten oder Cybersecurity Vorfällen
(Response) Manage- (Incidents), für die Ermittlung der Ursache (und betroffener Produkte) und die
ment
Behebung mit geeigneten Mitteln sowie die Kommunikation zum Auftragge-
ber.
Dokumentationspflichtige/Technische Leitlinie Dokumentation – Es besteht Do-
kumentationspflicht für alle Objekte und Produkte, die Sicherheitsgesetzen un-
D-TLD terliegen und/oder nach Volkswageninternen Festlegungen bei Versagen das Le-
ben der Nutzer der Produkte gefährden können. Alle dokumentationspflichtigen
Objekte / Produkte sind in der "Technischen Leitlinie Dokumentation, TLD" zu-
sammengefasst.
EOS End of Service. Ab dem Zeitpunkt werden keine Ersatzteile mehr zur Verfügung
gestellt.
Electro Static Discharge – elektrostatische Entladung zwischen zwei aufgelade-
ESD nen Körpern. Ein ungeschütztes Berühren elektrostatischer Bauteile kann zu de-
ren Zerstörung führen.
FMEA Failure Mode and Effect Analysis (Fehler-Möglichkeits- und Einfluss-Analyse) -
Analyse potenzieller Ausfalleffekte und deren Folgen.
Formel Q Neuteile In- Die Broschüre Formel Q Neuteile Integral beschreibt die modulare und fachbe-
tegral (QPNI) reichsübergreifende Methode zur Produktqualifizierung.
Free and Open Source Software ist jegliche Software, die unter Nutzungs- und
Lizenzbestimmungen vertrieben wird, zu deren wesentlicher Verpflichtung ty-
FOSS
pischerweise die Weitergabe oder Offenlegung des Quellcodes der Software bei
deren Verbreitung gehört.
Greenfield Nicht existente und damit nicht auditierbare Fertigungsstätte.
IATF International Automotiv Task Force
International Material Data System. IMDS ist die Internationale Materialdaten-
bank für die Automobilindustrie, in die alle Automobilzulieferer die Materialda-
IMDS ten ihrer Bauteile einstellen (www.mdsystem.com). Alle Materialdaten des
IMDS werden via Download in das interne Volkswagen-System MISS übertragen
und geprüft.

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38 Formel Q – konkret

kFf kein Fehler festgestellt - beanstandete Teile, bei denen die Ursache/n der Bean-
standung noch nicht geklärt ist/sind (siehe auch NTF).
KPI Key Performance Indicator – Messgröße.
Die Konzept-Verantwortungs-Vereinbarung besteht aus der Rahmenvereinba-
KVV rung zur Konzeptverantwortung, welche einmalig mit dem Lieferanten bei einer
Neuvergabe abgeschlossen wird und der KV-Quote.
Die Konzept Verantwortungs-Quote grenzt die Verantwortlichkeiten bei der Ent-
KV-Quote wicklung von Produkten (Bauteilen/Modulen/Systemen) für die Parteien früh-
zeitig verbindlich ab.
Lieferkette (engl. supply chain) bezeichnet ein Netzwerk von Lieferanten, die
über vor- und nachgelagerte Verbindungen an den verschiedenen Prozessen und
Lieferkette Tätigkeiten der Wertschöpfung in Form von Produkten und Dienstleistungen für
den Kunden beteiligt sind. Verantwortlich für die Lieferkette ist der First-Tier-Lie-
ferant.
Ein Lieferumfang wird vertraglich zwischen Kunde und Lieferanten vereinbart.
Lieferumfang Er umfasst alle Produkte und Dienstleistungen, die für die vertraglich verein-
barte Lieferung notwendig sind.
Eine Lieferantenfertigungsstätte ist für weitere Aufträge bei einer C-Einstufung
New business on hold
gesperrt.
No Trouble Found - beanstandete Teile, bei denen die Ursache/n der Beanstan-
NTF
dung noch nicht geklärt ist/sind (siehe auch kFf).
ONE.KBP ONE.Konzern Business Plattform unter www.vwgroupsupply.com
PEP ProduktEntstehungsProzess.
PFU ProzessFähigkeitsUntersuchung
PMP PrüfMerkmalsPlan.
Poka Yoke Systematik zur Vermeidung unbeabsichtigter Fehlhandlungen.
Produktionsprozeß- und Produktfreigabe; Vorgabe des VDA (Band 2) zu einer ge-
PPF
stuften Freigabe von Produkten über die Lieferkette.
ppm parts per million
Eskalationsprozess für Lieferanten mit ungenügender Lieferleistung in der Halle
Programm „Kritische (0km) oder Feld. Der Prozess kann bis zur temporären Sperrung von Lieferanten
Lieferanten“ für Neuvergaben führen (Business on hold).
Product Security Incident Response Team, auch: CSIRT (Cybersecurity Incident
PSIRT Response Team) – Team, das die das Cybersecurity Incident Response Manage-
ment durchführt und eine Schnittstelle zum Kunden bildet.

QPNI Qualifizierungsprogramm Neuteile Integral.


Quality Technical Requirement - technische Plausibilisierung des Angebots eines
QTR Lieferanten nach Angebotsabgabe.
Der Serienfähigkeitsnachweis ist das Instrument des Volkswagen-Konzerns zur
Vermeidung von Qualitäts- und Kapazitätsproblemen bei Neuteilen. Ein Serien-
Serienfähigkeitsnach- fähigkeitsnachweis, vormals: eine 2-Tages-Produktion (2TP), ist durch den Liefe-
weis ranten eigenverantwortlich durchzuführen, zu dokumentieren und das Ergebnis
auf Verlagen dem Kunden vorzulegen. Der Kunde behält sich vor, nach Abstim-
mung bei der Durchführung vor Ort anwesend zu sein

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Formel Q – konkret 39

Fertigt eine Organisation Baugruppen und hat dazu Teile zu verwenden, bei de-
Setzteile nen der Kunde vorschreibt, bei welchen Lieferanten diese zu beziehen sind,
spricht man von Setzteilen (siehe VDA Band 2).
SOP Start of Production.
Qualitätsgespräch auf Geschäftsführerebene des Lieferanten mit dem Ergebnis
Top-Q-Gespräch
der Entscheidung über einen eventuellen Vergabestopp (Level 3).
Die Typführung bezieht sich grundsätzlich auf ein Fahrzeugmodell und wird von
einem fahrzeugbauenden Werk, dem Typführerwerk wahrgenommen. Das
Typführerwerk unterstützt die Produktentstehung sowie die produktbezogene
Typführerwerk
Vorbereitung des Anlauf- / Hochlaufprozesses.
Darüber hinaus begleitet das Typführerwerk „sein“ Fahrzeugmodell in allen pro-
duktspezifischen Belangen bis zum Ende der Produktionszeit.
Quellenmonitoring – Vorgehensweise (inkl. Zuständigkeiten) bei der Recherche
Überwachungssystem für Cybersecurity Sicherheitslücken / Vulnerabilitäten, bei Vorfällen (Cyber-
security Incidents) und bei Meldung zu einer Schwachstelle / Vulnerabilität.
Änderung des Status eines nominierten Lieferanten, z. B aufgrund der Änderung
der Gesellschaftsform (aus einer GmbH zu einer AG), der Änderung der Eigen-
tumsverhältnisse (neue Geschäftsführung), Verlagerung eines Standorts. Vom
Umfirmierung
Lieferanten ist immer zu prüfen, welche Auswirkungen diese Änderungen auf
das Vertragsverhältnis mit der Volkswagen AG haben und beim zuständigen Ein-
kauf anzuzeigen.
VDA Verband der Automobilindustrie e.V.
Technische Standards des Kunden (zum Beispiel VW 10540 Hersteller-Code für
VW-Norm
Fahrzeugteile).
Warenfilter Qualitätsprozess zur Sicherstellung der Lieferung von i.O.-Teilen.
Produktions-, aber auch lagernder Standort (After Sales) des Kunden, an den die
Werk
Produkte des Lieferanten geliefert werden.

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