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Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 1


(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und


Jugendlichen

Evidenz- und konsensbasierte Leitlinie (S3)


AWMF-Registernummer 028 - 043

Herausgebende AWMF-Fachgesellschaft:
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und
Psychotherapie (DGKJP)

Federführend beteiligte Organisationen:


Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in
Deutschland e. V. (BKJPP)
Bundesarbeitsgemeinschaft der Leitenden Klinikärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie e. V. (BAG)
Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK)

Weitere beteiligte Organisationen:


Arzneimittelkommision der deutschen Ärzteschaft (AKdÄ)
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ)
Berufsverband der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und Kinder- und
Jugendlichenpsychotherapeuten e.V. (bkj)
Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP)
Bundesarbeitsgemeinschaft Künstlerische Therapien (BAG KT)
Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker e.V. (BApK)
Bundesverband der Vertragspsychotherapeuten e.V. (BVVP)
Bundesvereinigung Verhaltenstherapie im Kindes- und Jugendalter e.V. (BVKJ)
Deutsche Fachgesellschaft für tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie e.V. (DFT)
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN)
Deutsche Gesellschaft für Psychologie e.V. (DGPs)
Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie e.V.
(DGPM)
Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin e.V. (DGSPJ)
Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF)
Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie e.V. (DGVT)
Deutsche PsychotherapeutenVereinigung (DPtV)
Deutsches Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM)
Vereinigung Analytischer Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten in Deutschland e.V.
(VAKJP)
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 2
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Koordination und Redaktion


Dipl.-Psych. Kathrin Dolle und Prof. Dr. med. Gerd Schulte-Körne,
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der
Universität München

Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Gerd Schulte-Körne
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
Klinikum der Universität München
Direktion
Nußbaumstr. 5a
80336 München
E-Mail: [email protected]

Finanziell unterstützt durch die gemeinnützige Erich-Benjamin-Stiftung (www.erich-benjamin-


stiftung.de) und die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP)
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 3
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Inhalt

Präambel ............................................................................................................................... 5
1. Geltungsbereich und Zweck ........................................................................................... 6
1.0. Begründung für die Auswahl des Leitlinienthemas ................................................ 6
1.1. Zielorientierung der Leitlinie................................................................................... 6
1.2. Patientenzielgruppe ............................................................................................... 6
1.3. Versorgungsbereich .............................................................................................. 7
1.4. Anwenderzielgruppe .............................................................................................. 7
2. Rahmenbedingungen der Behandlung ........................................................................... 9
3. Methode ......................................................................................................................... 9
4. Ergebnisse der Recherchen zum Forschungsstand .......................................................12
5. Empfehlungen zu klinischen Fragen ..............................................................................12
5.0. Synopse von Empfehlungen aus vorhandenen Leitlinien ......................................13
5.1. Prämisse: Diagnosestellung .................................................................................22
► Prämisse zur Diagnosestellung ........................................................................22
5.2. In welchen Fällen reicht eine Beobachtung (vorerst) aus? ....................................22
► Empfehlung 1: Aktiv abwartende Maßnahmen / Maßnahmen zur Förderung der
psychischen Gesundheit.......................................................................................23
Evidenz zu Entspannung und achtsamkeitsbasierter Stressreduktion ..................23
Evidenz zu sportlicher Aktivität .............................................................................24
Evidenz zu Biblio- und computergestützter Therapie ............................................24
5.3. Wann ist eine ambulante Behandlung notwendig? ...............................................25
► Empfehlung 2: Ambulante Behandlung ............................................................26
5.4. Wann ist eine teil- oder stationäre Behandlung notwendig?..................................26
► Empfehlung 3: Stationäre und teilstationäre Behandlung .................................26
5.5. Was ist jeweils Therapie der ersten Wahl bei verschiedenen Schweregraden und
bei Erstmanifestationen vs. rezidivierenden depressiven Störungen?...................27
Evidenz zu Psychotherapie ..................................................................................27
Evidenz zu Pharmakotherapie ..............................................................................34
Evidenz zum direkten Vergleich von Psycho- und Pharmakotherapie...................39
Evidenz zur Kombination aus Psycho- und Pharmakotherapie .............................40
► Empfehlung 4: Behandlung der ersten Wahl ....................................................42
► Empfehlung 5: Alternativen zur Behandlung der ersten Wahl ...........................43
5.6. Welche Behandlungsansätze sind überflüssig? ....................................................45
► Empfehlung 6: Trizyklische Antidepressiva ......................................................45
► Empfehlung 7: Paroxetin, Venlafaxin und Mirtazapin .......................................45
► Empfehlung 8: Moclobemid ..............................................................................46
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 4
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

5.7. Behandlungsansätze mit unzureichender Evidenz ...............................................46


Evidenz zu Künstlerischen Therapien und Ergotherapie .......................................46
Evidenz zu Maßnahmen der Jugendhilfe ..............................................................47
Evidenz zu Lichttherapie.......................................................................................47
Evidenz zu Omega-3-Fettsäuren ..........................................................................48
Evidenz zu transkranieller Magnetstimulation und Vagusnervstimulation .............48
Evidenz zu Schlafdeprivation/Wachtherapie .........................................................49
Evidenz zu Massage ............................................................................................49
Evidenz zu weiteren Pharmaka ............................................................................50
► Statements zu Behandlungsansätzen mit unzureichender Evidenz..................51
Evidenz zu Elektrokonvulsionstherapie.................................................................52
► Empfehlung 9: Elektrokonvulsionstherapie .......................................................52
5.8. Wann und wie wird der Therapieerfolg festgestellt?..............................................53
► Empfehlung 10: Überprüfung des Therapieerfolgs ...........................................53
5.9. Falls die Patientinnen und Patienten nicht ansprechen, welche Therapie folgt als
Nächstes? ............................................................................................................54
► Empfehlung 11: Vorgehen nach einem gescheiterten ersten
Behandlungsversuch ............................................................................................54
5.10. Wie lange wird die Behandlung fortgesetzt? .......................................................54
► Empfehlung 12: Fortsetzung der Behandlung ..................................................55
5.11. Wie wird sie beendet? ........................................................................................56
► Empfehlung 13: Abschluss der Behandlung .....................................................56
5.12. Wie können Rückfälle verhindert werden? .........................................................56
5.13. Wie kann das Wiederauftreten verhindert werden? ............................................56
► Empfehlung 14: Prävention von Rückfällen und Rezidiven...............................57
5.14. Forschungsbedarf ..............................................................................................57
6. Behandlungsalgorithmus ...............................................................................................59
7. Pilottestung und externe Begutachtung .........................................................................60
8. Implementierung ............................................................................................................60
9. Gültigkeitsdauer und Aktualisierung...............................................................................60
Zusammenfassung der Empfehlungen .................................................................................61
Glossar .................................................................................................................................66
Abkürzungsverzeichnis.........................................................................................................70
Tabellenverzeichnis ..............................................................................................................71
Literatur ................................................................................................................................72
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 5
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Präambel
Die Leitlinie „Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen“
beruht auf dem Grundsatz, dass die Kinder und Jugendlichen selbst gemeinsam mit ihren
Bezugspersonen Lösungen zur Bewältigung der depressiven Störungen erarbeiten können
und müssen. Alle Beteiligten sollen angemessen von den Behandelnden unterstützt werden.
Die Behandelnden sind in ihrer Arbeit hohen ethisch-rechtlichen Standards verpflichtet. Zu
berücksichtigen ist, dass die Kinder und Jugendlichen einerseits eigenständige Personen
sind, andererseits aber auch eine Abhängigkeit von ihren Eltern oder anderen
Bezugspersonen besteht. Die Planung und Gestaltung der Behandlung richtet sich daher
nach dem Alter, Entwicklungsstand, den individuellen Lebensumständen, Bedürfnissen und
Wünschen der Kinder und Jugendlichen unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und
Wünsche der Bezugspersonen.

Hinweis zur Information und Unterstützung von betroffenen Familien


Eine Patientenversion dieser Leitlinie, die sich direkt an die betroffenen Kinder und
Jugendlichen und ihre Bezugspersonen richtet, kann leider vorläufig nicht zur Verfügung
gestellt werden. Im Rahmen der intensiven Zusammenarbeit stehen die Behandelnden als
Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für alle aufkommenden Fragen bereit und
können zusätzliche Angebote zur Information, Beratung und Unterstützung vermitteln.
Weitere Informationen stellen die an der Leitlinienarbeit beteiligten Organisationen bereit,
insbesondere der Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker e.V. (BApK) und die
angeschlossenen Landesverbände.
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 6
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

1. Geltungsbereich und Zweck


1.0. Begründung für die Auswahl des Leitlinienthemas
Depressive Störungen zählen zu den häufigsten psychischen Störungen weltweit [1].
Sie können sehr früh beginnen, verlaufen häufig chronisch und führen zu einer erheblichen
Beeinträchtigung der psychosozialen Entwicklung. Zudem sind sie mit einem erhöhten Risiko
für weitere psychiatrische und organische Erkrankungen verbunden [2, 3]. Nicht alle
betroffenen Kinder und Jugendlichen erhalten bisher eine optimale Behandlung [4]. Evidenz
zur Wirksamkeit verschiedener Behandlungsansätze liegt vor allem aus internationalen
Studien vor und ist für Anwenderinnen und Anwender jedoch häufig nicht verfügbar oder
nicht überschaubar. Empfehlungen aus dem Erwachsenenbereich können nicht pauschal
übertragen werden, da sowohl die Symptomatik als auch die Angemessenheit und
Wirksamkeit der Behandlungsansätze von Alter und Entwicklungsstand abhängen.

1.1. Zielorientierung der Leitlinie


Die Leitlinie soll umfassend über den aktuellen Erkenntnisstand zur Wirksamkeit von
Behandlungsansätzen bei depressiven Störungen im Kindes- und Jugendalter informieren.
Sie soll als Hilfestellung die Auswahl und Planung einer wirksamen Behandlungsstrategie
erleichtern. Ihre Verbreitung und Umsetzung soll dazu führen, dass mehr betroffene Kinder
und Jugendliche die für sie optimale Behandlung erhalten. Diese Behandlung soll die
depressive Symptomatik, die Erkrankungsdauer und das Wiedererkrankungsrisiko und das
Risiko für weitere, damit verbundene Erkrankungen verringern und gleichzeitig möglichst
geringe unerwünschte Neben- und Folgewirkungen (z.B. Verstärkung von Suizidgedanken)
mit sich bringen.
Angesichts begrenzter Ressourcen kann die Leitlinie keine Informationen zur
Symptomatik, Epidemiologie, Diagnostik und Prävention depressiver Störungen im Kindes-
und Jugendalter bereitstellen, auch wenn eine Erweiterung der Leitlinie in diesen Bereichen
wünschenswert wäre. Zu diesen Themen sei auf aktuelle Übersichtsarbeiten verwiesen (z.B.
[5-8]) und bezüglich depressiver Störungen auf die S3-Leitlinie/Nationale
VersorgungsLeitlinie „Unipolare Depression“ für Erwachsene (abrufbar unter
http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/nvl-005.html).

1.2. Patientenzielgruppe
Die Leitlinie bezieht sich auf Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 18 Jahren mit
depressiven Störungen gemäß den ICD-10-Kriterien, d.h. mit
 depressiven Episoden (F32),
 rezidivierenden depressiven Störungen (F33),
 Dysthymia (F34.1),
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 7
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

 Störungen des Sozialverhaltens mit depressiver Störung (F92.0),


einschließlich Patientinnen und Patienten, bei denen darüber hinaus noch weitere
psychische oder somatische Erkrankungen (Komorbiditäten) vorliegen.
Sie bezieht sich ausdrücklich nicht auf
 subklinisch betroffene Kinder und Jugendliche, welche die diagnostischen Kriterien
für eine depressive Störung nicht erfüllen,
 Kinder und Jugendliche mit bipolaren Störungen,
 Kinder und Jugendliche mit anderen psychischen (z.B. F93, F43) oder somatischen
Erkrankungen, falls sie nicht auch die diagnostischen Kriterien für eine depressive
Störung erfüllen,
 Erwachsene.
Auch zu depressiven Störungen während einer Schwangerschaft oder nach einer Geburt
(postpartale Depression) sind keine Ergebnisse oder Empfehlungen enthalten, da dies ein
eigenes Themenfeld darstellt, das zwar auch im Jugendalter, aber vor allem im
Erwachsenenalter relevant ist.
Für das Erwachsenenalter liegt die S3-Leitlinie/Nationale VersorgungsLeitlinie
„Unipolare Depression“ vor (abrufbar unter http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/nvl-
005.html). Im Grenzbereich zwischen Jugend- und Erwachsenenalter und insbesondere bei
Jugendlichen mit rezidivierenden depressiven Störungen sollte diese Leitlinie ebenfalls oder
sogar vorrangig berücksichtigt werden, um eine kontinuierliche Behandlung zu ermöglichen.

1.3. Versorgungsbereich
Die Leitlinie soll für die Therapie im ambulanten, stationären und teilstationären
Rahmen gelten.

1.4. Anwenderzielgruppe
Anwenderinnen und Anwender der Leitlinie sollen
 Fachärztinnen und Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie,
 Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und –therapeuten,
 Fachärztinnen und Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie,
 Fachärztinnen und Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie,
 Psychologische Psychotherapeutinnen und -therapeuten sowie
 Fachärztinnen und Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin,
 Fachärztinnen und Fachärzte für Allgemeinmedizin
und weitere Personen sein, die professionell an der Behandlung von Kindern und
Jugendlichen mit depressiven Störungen beteiligt sind. Den Patientinnen und Patienten,
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 8
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

ihren Bezugspersonen und anderen interessierten Personen soll die Leitlinie zur Information
dienen.
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(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

2. Rahmenbedingungen der Behandlung


Eine Behandlung von Kindern und Jugendlichen findet immer in einem
Spannungsfeld zwischen den Kindern und Jugendlichen selbst, ihren Eltern oder
Betreuerinnen und Betreuern und den Behandelnden statt. Zwei Grundrechte müssen in
Einklang gebracht werden: Einerseits haben die Kinder und Jugendlichen ein Recht auf freie
Entfaltung ihrer Persönlichkeit, auf Leben und körperliche Unversehrtheit (Art. 2 GG).
Andererseits sind Pflege und Erziehung der Kinder und Jugendlichen das natürliche Recht
der Eltern (Art. 6 GG). Neben dieser grundsätzlichen Schwierigkeit sind weitere rechtliche
und ethische Rahmenbedingungen relevant, die an dieser Stelle nicht umfassend dargestellt
werden können (s. z.B. [9, 10]). Wichtige Bereiche sind dabei unter anderem:
 Achtung der Menschenwürde als Grundlage jeder Behandlung
 Pflicht zur Zusammenarbeit innerhalb und zwischen verschiedenen Berufsgruppen im
Gesundheitswesen
 Aufklärungspflicht und Einwilligung
 Schweigepflicht
 Dokumentationspflicht, Einsicht in die Dokumentation und Datensicherheit
 Pflichten bei mit Freiheitsentziehung verbundenen Maßnahmen
Zu diesen Bereichen sei auf die aktuellen rechtlichen und berufsständischen Regelungen
verwiesen (z.B. Berufsordnungen, Patientenrechtegesetz).

Das familiäre und soziale Umfeld hat wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung sowie
das Befinden der Kinder und Jugendlichen. In der Behandlung von Kindern oder
Jugendlichen mit depressiven Störungen sind daher die Berücksichtigung des Umfelds und
die regelhafte intensive Einbeziehung der Eltern oder anderen Bezugspersonen notwendig
und besonders sinnvoll. Informations- und Beratungsangebote stellen die an der
Leitlinienarbeit beteiligten Organisationen bereit, insbesondere der Bundesverband der
Angehörigen psychisch Kranker e.V. (BApK).

3. Methode
Die Erstellung dieser Leitlinie orientierte sich an den Anforderungen des Deutschen
Instruments zur methodischen Leitlinien-Bewertung (DELBI, [11]) und den Empfehlungen der
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen und Medizinischen Fachgesellschaften
(AWMF). Alle Schritte sind ausführlich im Leitlinienreport beschrieben, der als separates
Dokument über die Homepage der AWMF (http://www.awmf.org/leitlinien/) verfügbar ist.
Dieser Bericht enthält auch Informationen zur Zusammensetzung der Leitliniengruppe, zur
externen Begutachtung und Verabschiedung, zur redaktionellen Unabhängigkeit, zur
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 10
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Verbreitung und Implementierung sowie zur geplanten Aktualisierung der Leitlinie. Im


Folgenden seien nur die wichtigsten Schritte des Vorgehens aufgezählt:
 Zusammenfinden einer Leitliniengruppe, die alle Personengruppen repräsentieren
soll, die ein Interesse an der Leitlinie haben können,
 Erstellung und Abstimmung von Schlüsselfragen, welche die Leitlinie beantworten
soll (Recherchefragen und klinische Fragen),
 Durchführung von systematischen Recherchen zu jeder Recherchefrage in jeweils
vier elektronischen Datenbanken, in Registern klinischer Studien sowie als
Handsuche in ausgewählten Fachzeitschriften und Kongressberichten,
 Bewertung aller relevanten Studien mithilfe von Checklisten des Scottish
Intercollegiate Guidelines Network (SIGN) und Darstellung in fünf thematisch
geordneten Evidenztabellen,
 Erstellung und Abstimmung von Empfehlungen zur Beantwortung der klinischen
Fragen.
Dabei wurden alle Ergebnisse und alle Empfehlungen mit Evidenz- und Empfehlungsgraden
versehen gemäß dem in Tabelle 1 dargestellten Schema des Oxford Centre for Evidence-
Based Medicine (OCEBM) [12]. Nach diesem Schema werden zuerst systematische
Reviews von RCTs und dann einzelne RCTs gesucht und mit Evidenzgrad 1 bzw. 2
bewertet. Diese hohe Gewichtung von RCTs ist bei Studien zu Psychotherapie umstritten. Im
Methodenpapier des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie [13] sind andere Kriterien
für Psychotherapiestudien beschrieben, die zur Prüfung der wissenschaftlichen Anerkennung
von Psychotherapieverfahren und –methoden nach §11 PsychThG eingesetzt werden. Diese
Kriterien ermöglichen jedoch keine Vergabe von Evidenz- und Empfehlungsgraden und sind
nicht auf andere Behandlungsansätze anwendbar. Daher wurde das OCEBM-Schema
gewählt, das sowohl bei AWMF-Leitlinien als auch international verbreitet und anerkannt ist.
Wichtige Begriffe sind im Glossar definiert. Besonders relevant für die Beurteilung der
Wirksamkeit einer Intervention sind die folgenden Definitionen (nach [14-16]):
 Ansprechen (response): Bedeutsame Reduktion der depressiven Symptome für
mindestens eine Woche
 Remission (remission): Phase von mindestens zwei Wochen und weniger als zwei
Monaten ohne oder mit nur wenigen depressiven Symptomen
 Erholung (recovery): Abwesenheit bedeutsamer depressiver Symptome (z.B. nicht
mehr als 1-2 Symptome) für mindestens zwei Monate
 Rückfall (relapse): Erneutes Auftreten der depressiven Symptome während der
Remissionsphase
 Wiederauftreten (Rezidiv, recurrence): Erneutes Auftreten der depressiven
Symptome während der Erholungsphase.
Schritt 1 Schritt 2 Schritt 3 Schritt 4 Schritt 5
Frage
Evidenzgrad 1* Evidenzgrad 2* Evidenzgrad 3* Evidenzgrad 4* Evidenzgrad 5

Fallserien oder Fall-


Was passiert, wenn wir Systematischer Review Kontroll-Studien oder
Frühzeitig beginnende Kohortenstudie oder
keine Therapie anbieten/ von frühzeitig beginnenden prognostische ---
Kohortenstudien Kontrollarm einer RCT
hinzufügen? (Prognose) Kohortenstudien Kohortenstudien von
schlechter Qualität**
Empfehlungsgrade

Hilft diese Intervention? Systematischer Review Nichtrandomisiert


(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

(Nutzen einer von RCTs oder n-of-1- kontrollierte Kohorten-


Behandlung) Studien oder Follow-up-Studie

Systematischer Review
Fallserien oder Fall-
von RCTs oder genesteten RCT oder Kontroll-Studien oder
Was sind häufige Fall-Kontroll-Studien, Beobachtungsstudie Studien mit Beweisführung aufgrund
Nachteile der n-of-1-Studie mit Patient mit dramatischem Effekt Nichtrandomisiert
historischer von Mechanismen
Behandlung? aus Zielpopulation oder kontrollierte Kohorten- Kontrollgruppe**
Beobachtungsstudie mit oder Follow-up-Studie
dramatischem Effekt mit ausreichend großer
Stichprobe und
ausreichend langem
Follow-up
Was sind seltene Systematischer Review
Nachteile der von RCTs oder
Behandlung? n-of-1-Studie

0: Offene Empfehlung 
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen

B: Empfehlung 
Studien mit Evidenzgrad 5
A: Starke Empfehlung  Konsistente Studien mit Evidenzgrad 3 oder 4 oder
Empfehlungsgrad oder Extrapolationen***
Konsistente Studien mit Evidenzgrad 1 oder 2 Extrapolationen*** aus Studien mit Evidenzgrad 1
aus Studien mit
oder 2
Evidenzgrad 3 oder 4
Anmerkungen: OCEBM Table of Evidence Working Group: Jeremy Howick, Iain Chalmers (James Lind Library), Paul Glasziou, Trish Greenhalgh, Carl Heneghan,
Alessandro Liberati, Ivan Moschetti, Bob Phillips, Hazel Thornton, Olive Goddard und Mary Hodgkinson. RCT (randomised controlled trial): Studie mit mindestens einer
Interventions- und mindestens einer Kontrollgruppe, zu denen die Probanden zufällig zugewiesen wurden. *Evidenzgrad herabsetzen aufgrund der Studienqualität,
Ungenauigkeit, einem indirekten Bezug auf die PICO-Frage, sehr kleiner absoluter Effektstärke oder bei inkonsistenten Studien; Evidenzgrad heraufsetzen bei großer oder
sehr großer Effektstärke. **Systematische Reviews im Allgemeinen bevorzugen vor Einzelstudien. ***Gemeint ist die Übertragung von Ergebnissen auf Situationen, die
sich in klinisch bedeutsamer Weise von den Situationen unterscheiden können, in denen die Studien durchgeführt wurden.
Tabelle 1. Evidenzgrade des Oxford Centre for Evidence-Based Medicine [12] und zugeordnete
11
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 12
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

4. Ergebnisse der Recherchen zum Forschungsstand


Um den Forschungsstand zu verschiedenen Behandlungsansätzen von depressiven
Störungen umfassend und systematisch zu recherchieren und darzustellen, wurden 23
suchtaugliche Fragen zu wichtigen Bereichen festgelegt. Diese Fragen folgen wenn möglich
dem PICO-Schema (Patient/Population [P] – Intervention [I] –
Comparison/Vergleichsintervention [C] – Outcome/Zielgröße [O]) und sind im Detail im
Methodenreport der Leitlinie aufgelistet.
Zur Beantwortung dieser Fragen wurde zunächst die Evidenz aus existierenden
Leitlinien zusammengestellt [17-20] und anschließend durch neue Recherchen erweitert. Die
Studien sind in fünf Evidenztabellen detailliert dargestellt, die als separate Dokumente über
die Homepage der AWMF (http://www.awmf.org/leitlinien/) verfügbar sind. Die Tabellen
enthalten die Suchergebnisse zu folgenden Themen:
 Interventionssetting (ambulante vs. teilstationäre oder stationäre Behandlung)
 Psychotherapie
 Pharmakotherapie
 Psycho- und Pharmakotherapie im direkten Vergleich und in Kombination
 Weitere Behandlungsansätze

5. Empfehlungen zu klinischen Fragen


Die Suchergebnisse aus den Evidenztabellen wurden dazu verwendet, thematisch
übergreifende Empfehlungen für alltägliche klinische Entscheidungen abzuleiten. Als
Hilfestellung hierfür wurden klinische Fragen formuliert, die im Konsentierungsgremium
diskutiert und im Konsens beantwortet wurden. Die Empfehlungen wurden gemäß Tabelle 1
als „Starke Empfehlung“, „Empfehlung“ oder „Offene Empfehlung“ klassifiziert. Sie wurden
als „Klinischer Konsenspunkt“ (KKP) bezeichnet, wenn sie einen Standard der Behandlung
beschreiben, für den keine experimentellen wissenschaftlichen Studien durchgeführt werden
können oder sollen (z.B. weil eine randomisierte Zuteilung von Patientinnen und Patienten zu
verschiedenen Bedingungen ethisch unverantwortlich wäre). Eine Zustimmung von > 95%
kann als „starker Konsens“, von > 75-95% als „Konsens“, von > 50-75% als „mehrheitliche
Zustimmung“ und von ≤ 50% als „kein Konsens“ eingeschätzt werden. Eine
Zusammenfassung der Empfehlungen ist am Ende dieser Langfassung zu finden.
Diskussionsgrundlage waren neben der Evidenz auch die Empfehlungen
vorhandener Leitlinien zu diesen Fragen, die in der folgenden Synopse einander
gegenübergestellt werden.
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 13
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

5.0. Synopse von Empfehlungen aus vorhandenen Leitlinien


Definitionen der Empfehlungsgrade
NICE-Leitlinie [17] GLAD-PC-Leitlinie [18, 19] USPSTF-Leitlinie [20]
(Altersbereich 5-18 J.) (Altersbereich 10-21 J., Schwerpunkt primary care) (Altersbereich 7-18 J., Schwerpunkt Screening)
Empfehlungsgrade: Empfehlungsgrade: Empfehlungsgrade:
A: Mindestens ein RCT oder Metaanalyse von A: aufgrund von guten systematischen Reviews oder RCTs A: Maßnahme empfohlen. Hohe Sicherheit, dass der Nutzen
RCTs mit guter Qualität und konsistenten B: aufgrund von guten kontrollierten Studien oder insgesamt erheblich ist.
Ergebnissen hinsichtlich der Empfehlung Extrapolationen aus guten RCTs oder systematischen B: Maßnahme empfohlen. Hohe Sicherheit, dass der Nutzen
B: Gute klinische Studien, aber keine RCTs, Reviews insgesamt moderat ist oder moderate Sicherheit, dass Nutzen
oder Extrapolationen aus systematischen C: aufgrund von Fallserien oder Extrapolationen aus insgesamt moderat bis hoch ist.
Reviews oder RCTs Kohorten- oder Fall-Kontroll-Studien C: Maßnahme nicht für die Routine empfohlen. Maßnahme
C: Expertenmeinung oder klinische Erfahrung D: aufgrund von Expertenmeinung oder sehr könnte für Einzelne hilfreich sein. Moderate oder hohe
von respektierten Autoritäten oder Extrapolation widersprüchlichen Ergebnissen Sicherheit, dass der Nutzen insgesamt gering ist.
aus systematischen Reviews, RCTs oder D: Maßnahme nicht empfohlen. Moderate oder hohe
anderen kontrollierten Studien Sicherheit, dass kein Nutzen insgesamt vorliegt oder der
„Stärke der Empfehlung“
GPP: Good practice point, klinische Erfahrung Schaden den Nutzen überwiegt.
des Leitliniengremiums Sehr stark: > 90% Konsens
Stark: > 70% Konsens I Statement: Evidenz derzeit unzureichend, um das Verhältnis
Ausreichend: > 50% von Nutzen und Schaden bewerten zu können. Evidenz fehlt,
Schwach: < 50% ist von schlechter Qualität oder widersprüchlich.

1. In welchen Fällen reicht eine Beobachtung (vorerst) aus?


Empfehlungen der
Empfehlungen der NICE-Leitlinie [17] Empfehlungen der GLAD-PC-Leitlinie [18, 19]
USPSTF-Leitlinie [20]
Empfehlungsgrad C: Für Kinder und Jugendliche mit diagnostizierter leichter Empfehlungsgrad B, sehr starke Empfehlung: Bei ---
Depression, die keine Intervention möchten oder die sich nach Meinung der leichter Depression sollten die Behandelnden eine Phase
Berufstätigen im Gesundheitssystem ohne Intervention erholen könnten, sollte ein von aktiver Unterstützung und Beobachtung erwägen,
weiterer Termin anberaumt werden, normalerweise innerhalb von zwei Wochen bevor sie andere evidenzbasierte Behandlungen starten.
(„watchful waiting“). Ergänzend hierzu ohne weitere Angaben: 6 bis 8 Wochen
Empfehlungsgrad C: Berufstätige im Gesundheitssystem sollten Kontakt zu den mit wöchentlichen oder zweiwöchentlichen Terminen für
Kindern und Jugendlichen mit Depression herstellen, die zu Follow-up-Terminen nicht eine aktive Beobachtung
erscheinen.

2. Wann ist eine ambulante Behandlung notwendig?


Empfehlungen der GLAD- Empfehlungen der
Empfehlungen der NICE-Leitlinie [17]
PC-Leitlinie [18, 19] USPSTF-Leitlinie [20]
Empfehlungsgrad C: Die meisten Kinder und Jugendlichen mit Depression sollten ambulant oder in Einrichtungen Empfehlungsgrad C, ---
des Gemeinwesens behandelt werden. starke Empfehlung: Bei
GPP: Für Kinder und Jugendliche sollten die folgenden Faktoren von Berufstätigen im Gesundheitssystem als mittelgradiger oder schwerer
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 14
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Empfehlungen der GLAD- Empfehlungen der


Empfehlungen der NICE-Leitlinie [17]
PC-Leitlinie [18, 19] USPSTF-Leitlinie [20]
Indikatoren dafür verwendet werden, dass die Behandlung in primary care (z.B. Kinder- und Jugendmedizinern oder Depression oder
Allgemeinmedizinern, Sozialarbeitern, Lehrern, sozialen Dienstleistern) verbleiben kann: erschwerenden
- Erfahrung eines einzigen negativen Ereignisses unter Abwesenheit anderer Risikofaktoren für Depression Faktoren/Bedingungen wie
- Erfahrung eines negativen Ereignisses vor kurzer Zeit bei Vorliegen von zwei oder mehr Risikofaktoren, wenn keine Substanzmissbrauch und
Hinweise auf Depression und/oder Selbstverletzung vorliegen Psychose sollte die
- Erfahrung eines negativen Ereignisses vor kurzer Zeit und multiples Depressionsrisiko in der Vorgeschichte eines Konsultation einer
oder mehrerer Familienmitglieder (Eltern oder Kinder), wenn keine Hinweise auf Depression und/oder Spezialistin oder eines
Selbstverletzung bei Kind oder Jugendlichen selbst vorliegen Spezialisten für psychische
- leichte Depression ohne Komorbidität. Störungen erwogen werden.
GPP: Für Kinder und Jugendliche sollten die folgenden Faktoren von Berufstätigen im Gesundheitssystem als Empfehlungsgrad D, sehr
Indikatoren dafür verwendet werden, dass eine Überweisung zu psychiatrischem/therapeutischem Fachpersonal starke Empfehlung: Für
notwendig ist: Patientinnen und Patienten,
- Depression mit zwei oder mehr Risikofaktoren für Depression deren Zustand sich nach
- Depression, wenn ein oder mehrere Familienmitglieder (Eltern oder Kinder) ein multiples Depressionsrisiko in der Ausschöpfung der
Vorgeschichten haben Diagnostik und Behandlung
- leichte Depression ohne Verbesserung innerhalb von 2-3 Monaten durch Primary-Care-
- mittelgradige oder schwere Depression (einschließlich psychotische Depression) Behandelnde nur teilweise
- Anzeichen eines Rezidivs bei denjenigen, die sich von einer früheren mittelgradigen oder schweren Depression verbessert hat, sollte die
erholt hatten Konsultation einer
- unerklärte Selbst-Vernachlässigung für ≥ 1 Monat, die schädlich für die körperliche Gesundheit sein könnte Spezialistin oder eines
- aktive Suizidgedanken oder –pläne Spezialisten für psychische
- Patient/in oder Eltern/Betreuer bitten um eine Überweisung. Störungen erwogen werden.

3. Wann ist eine stationäre Behandlung notwendig?


Empfehlungen der GLAD- Empfehlungen der
Empfehlungen der NICE-Leitlinie [17]
PC-Leitlinie [18, 19] USPSTF-Leitlinie [20]
GPP: Für Kinder und Jugendliche sollten die folgenden Faktoren von Berufstätigen im Gesundheitssystem als s. 2., keine weiteren ---
Kriterien für eine Überweisung zu stationärer, teilstationärer oder hoch spezialisierter ambulanter Behandlung Empfehlungen
verwendet werden:
- hohes wiederkehrendes Risiko für selbstverletzende Handlungen oder Suizid
- bedeutsame, anhaltende Selbst-Vernachlässigung (wie schlechte persönliche Hygiene oder bedeutsame Reduktion
des Essverhaltens, die schädlich für die körperliche Gesundheit sein könnten)
- Bedarf einer intensiven Diagnostik/Behandlung und/oder einer Supervision, die ambulant nicht verfügbar ist.
Empfehlungsgrad C: Eine stationäre Behandlung sollte in Betracht gezogen werden für Kinder und Jugendliche, die
sich mit einem hohen Risiko für Suizid, für ernsthafte Selbstverletzung oder für Selbst-Vernachlässigung vorstellen
und/oder wenn die Intensität der benötigten Behandlung (oder Supervision) an anderer Stelle nicht verfügbar ist oder
wenn eine intensive diagnostische Einschätzung indiziert ist.
Empfehlungsgrad C: Wenn eine stationäre Aufnahme für ein Kind oder einen Jugendlichen mit Depression in
Betracht gezogen wird, müssen die Vorteile einer stationären Behandlung den möglichen schädlichen Effekten (z.B.
Trennung von der Familie und der sozialen Unterstützung) gegenübergestellt werden.
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 15
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Empfehlungen der GLAD- Empfehlungen der


Empfehlungen der NICE-Leitlinie [17]
PC-Leitlinie [18, 19] USPSTF-Leitlinie [20]
Empfehlungsgrad B: Wenn eine stationäre Behandlung indiziert ist, sollten die Berufstätigen in den psychiatrischen
Einrichtungen das Kind oder den Jugendlichen und seine Eltern/Betreuer in den Aufnahme- und Behandlungsprozess
einbeziehen, wann immer es möglich ist.
Empfehlungsgrad C: Stationäre Einrichtungen sollten eine Bandbreite von Interventionen anbieten, einschließlich
Medikation, individuelle und Gruppen-Psychotherapie und Unterstützung der Familie.
Empfehlungsgrad C: Stationäre Einrichtungen sollten altersangemessen und kulturell förderlich sein und
angemessene bildende Aktivitätenund Freizeit-Aktivitäten anbieten können.

4. Was ist jeweils Therapie der ersten Wahl bei verschiedenen Schweregraden und bei Erstmanifestationen vs. rezidivierenden depressiven
Störungen?
Empfehlungen der GLAD-PC- Empfehlungen der
Empfehlungen der NICE-Leitlinie [17]
Leitlinie [18, 19] USPSTF-Leitlinie [20]
Behandlung der ersten Wahl: Psychotherapie Empfehlungsgrad C, starke Empfehlungsgrad B
Empfehlungsgrad B: Kinder und Jugendliche, die sich mit mittelgradiger bis schwerer Depression Empfehlung: Bei mittelgradiger oder für Jugendliche (12-
vorstellen, sollten von psychiatrischem/ therapeutischem Fachpersonal überprüft werden. schwerer Depression oder 18 J.): Unter den
erschwerenden Faktoren/Bedingungen pharmakotherapeutisch
Empfehlungsgrad B: Kindern und Jugendlichen mit mittelgradiger bis schwerer Depression sollte als
wie Substanzmissbrauch und Psychose en Ansätzen hat sich
Behandlung der ersten Wahl eine spezifische Psychotherapie angeboten werden (individuelle kognitive VT, sollte die Konsultation einer Spezialistin Fluoxetin, ein SSRI, als
interpersonelle Therapie oder Kurzzeit-Familientherapie). Es wird vorgeschlagen, dass diese mindestens 3 oder eines Spezialisten für psychische wirksam gezeigt.
Monate dauern sollte. Störungen erwogen werden. Aufgrund des
Zu Pharmakotherapie Suizidrisikos sollten
Empfehlungsgrad B: Antidepressive Medikation sollte einem Kind oder Jugendlichen mit mittelgradiger SSRIs jedoch nur in
Empfehlungsgrad A, sehr starke
bis schwerer Depression nur in Kombination mit einer gleichzeitigen Psychotherapie angeboten werden. Erwägung gezogen
Empfehlung: Behandelnde sollten
Spezifische Absprachen für die sorgfältige Beobachtung von nachteiligen Reaktionen auf das Medikament werden, wenn eine
wissenschaftlich geprüfte und klinische Beobachtung
sowie für die Überprüfung des psychischen Zustands und des allgemeinen Fortschritts müssen getroffen bestätigte Behandlungen empfehlen (d.
werden, zum Beispiel wöchentlicher Kontakt mit dem Kind oder Jugendlichen und seinen Eltern/Betreuern möglich ist.
h. Psychotherapien wie kognitive VT Verschiedene Arten
in den ersten 4 Wochen der Behandlung. Die genaue Häufigkeit der Kontakte muss individuell entschieden oder IPT und/oder Behandlung mit
und schriftlich festgehalten werden. Falls eine Psychotherapie abgelehnt wird, kann die Medikation von Psychotherapie
Antidepressiva wie SSRIs), wann sowie
trotzdem gegeben werden. Da aber der Jugendliche während den Psychotherapiesitzungen nicht überprüft immer sie möglich und für das
wird, sollte. die verschreibende Ärztin oder der verschreibende Arzt den Fortschritt eng und regelmäßig Pharmakotherapie und
Erreichen der Behandlungsziele Psychotherapie haben
beobachten und sich besonders auf das Auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen achten, angemessen sind.
Empfehlungsgrad C: Wenn ein Antidepressivum verschrieben werden soll, sollte dies nur nach einer sich als wirksam
Ergänzend hierzu ohne weitere gezeigt.
Einschätzung und Diagnose eines Kinder- und Jugendpsychiaters erfolgen. Angaben: Der Behandlungsplan sollte I Statement für Kinder
Empfehlungsgrad A: Wenn ein Antidepressivum einem Kind oder Jugendlichen mit mittelgradiger bis aufgrund des Schweregrads, des (7-11 J.): Die Evidenz
schwerer Depression verschrieben wird, sollte es Fluoxetin sein, da dies das einzige Antidepressivum ist, Suizidrisikos und des Vorliegens zum Verhältnis aus
für das die Evidenz aus klinischen Studien zeigt, dass der Nutzen die Risiken überwiegt. komorbider Erkrankungen angepasst Nutzen und Schaden
GPP: Wenn ein Kind oder ein Jugendlicher mit einer antidepressive Medikation beginnt, sollten sie (und werden. Ansätze des gesunden durch die Behandlung
seine Eltern und Betreuer, wenn sinnvoll) über die Begründung für die medikamentöse Behandlung, den Menschenverstands wie die von jüngeren Kindern
verzögerten Beginn der Wirkung, den Zeitverlauf der Behandlung, die möglichen Nebenwirkungen und die Verschreibung körperlicher Aktivität und
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 16
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Empfehlungen der GLAD-PC- Empfehlungen der


Empfehlungen der NICE-Leitlinie [17]
Leitlinie [18, 19] USPSTF-Leitlinie [20]
Notwendigkeit, die Medikation wie verschrieben einzunehmen informiert werden. Die Diskussion dieser angemessener Ernährung sollten ist nicht ausreichend für
Inhalte sollte durch schriftliche Informationen ergänzt werden, die den Bedürfnissen des Kindes oder ebenso im Umgang mit depressiven eine Empfehlung.
Jugendlichen und dessen Eltern/Betreuern angemessen sind, die oben beschriebenen Punkte abdecken Patientinnen und Patienten verwendet
und die neusten Empfehlungen zur Patienteninformation der relevanten behördlichen Autorität umfassen. werden. Da RCTs zur Medikation im
GPP: Bei einem Kind oder Jugendlichen, dem ein Antidepressivum verschrieben wird, sollte durch die Allgemeinen nur Probanden mit Major
verschreibende Ärztin oder den Arzt und den Berufstätigen im Gesundheitssystem, der die Psychotherapie Depression einschlossen, treffen die
durchführt, eng beobachtet werden, ob suizidales Verhalten, Selbstverletzung oder Feindseligkeit auftreten, medikationsspezifischen Empfehlungen
besonders zu Beginn der Behandlung. Sofern es nicht so empfunden wird, dass die Medikation sofort nur für Patientinnen und Patienten mit
beginnen sollte, sollten Symptome, die als Folge vonNebenwirkungen interpretiert werden könnten, für 7 voll ausgebildeter Major Depression zu.
Tage vor der Verschreibung beobachtet werden. Sobald die Medikation begonnen wurde sollten der Empfehlungsgrad B, sehr starke
Patient und seine Eltern/Betreuer darüber informiert werden, dass sie dringend Kontakt zur Empfehlung: Behandelnde sollten das
verschreibenden Ärztin oder zum Arzt herstellen sollten, wenn irgendein Anzeichen neuer Symptome Auftreten unerwünschter Ereignisse
dieser Art auftritt. während der Behandlung mit
GPP: Wenn einem Kind oder Jugendlichen mit Depression Fluoxetin verschrieben wird, sollte die Antidepressiva beobachten.
Anfangsdosis 10 mg täglich sein. Dies kann erhöht werden auf 20 mg täglich nach 1 Woche, wenn klinisch Ergänzend Empfehlung der Food and
notwendig, obwohl niedrigere Dosierungen bei Kindern mit geringerem Körpergewicht in Erwägung Drug Administration (FDA), aber ohne
gezogen werden sollten. Es gibt wenig Evidenz bezüglich der Wirksamkeit von Dosierungen über 20 mg Evidenz: „Idealerweise würde eine
täglich. Jedoch könnten höhere Dosierungen bei älteren Kindern mit höherem Körpergewicht in Erwägung solche Beobachtung mindestens
gezogen werden und/oder wenn bei schwerer Erkrankung ein frühes klinisches Ansprechen als vorrangig wöchentliche persönliche Kontakte mit
angesehen wird. den Patientinnen und Patienten oder
GPP: Wie bei allen anderen Medikationen sollten mögliche Interaktionen in Betracht gezogen werden, ihren Familien oder Betreuern während
wenn eine Medikation für Depression bei Kindern und Jugendlichen verschrieben wird. Diese sollten der ersten vier Wochen umfassen,
mögliche Interaktionen mit komplementären und alternativen Behandlungsansätzen sowie mit Alkohol und danach zweiwöchentlich für die
anderen Drogen umfassen. nächsten vier Wochen, dann nach
insgesamt 12 Wochen und
Zu psychotischer Depression anschließend wie es klinisch indiziert
Empfehlungsgrad C: Für Kinder und Jugendliche mit psychotischer Depression sollte atypische ist. Zusätzliche telefonische Kontakte
Antipsychotika als Zusatz zum aktuellen Behandlungsplan in Erwägung gezogen werden, obwohl die können zwischen den persönlichen
optimale Dosis und Dauer der Behandlung unbekannt sind. Kontakten angemessen sein.“
Empfehlungsgrad C: Kinder und Jugendliche, denen eine atypische Antipsychotika verschrieben wurde, Empfehlungsgrad D, sehr starke
sollten sorgfältig im Hinblick auf Nebenwirkungen beobachtet werden. Empfehlung: Primary-Care-
Zu Selbsthilfe Behandelnde sollten depressive
GPP: Berufstätige im Gesundheitswesen sollten Selbsthilfematerialien oder –strategien Jugendliche, die von einer Spezialistin
oder einem Spezialisten für psychische
(Aufklärungsbroschüren, Notfall- oder Seelsorgenummern, Instrumente zur Selbst-Diagnose,
Störungen behandelt werden, aktiv
Selbsthilfegruppen, komplementäre Therapien oder religiöse und spirituelle Gruppen) nur als Teil eines
unterstützen, um eine angemessene
begleiteten und geplanten Behandlungspakets empfehlen.
Behandlung zu gewährleisten.
Empfehlungsgrad C: Einem Kind oder Jugendlichen mit Depression sollte Beratung angeboten werden
Empfehlungsgrad B, sehr starke
hinsichtlich der Vorteile von regelmäßiger körperlicher Aktivität und es oder er sollte ermutigt werden, das
Empfehlung: Behandelnde sollten
Verfolgen eines strukturierten und supervidierten Aktivitätsprogramms von typischerweise bis zu drei
auch erwägen, sich die Behandlung—
Terminen pro Woche mit mittelmäßiger Dauer (45-60 Min.) für 10-12 Wochen zu erwägen.
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 17
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Empfehlungen der GLAD-PC- Empfehlungen der


Empfehlungen der NICE-Leitlinie [17]
Leitlinie [18, 19] USPSTF-Leitlinie [20]
Empfehlungsgrad C: Einem Kind oder Jugendlichen mit Depression sollte Beratung über Schlafhygiene wenn möglich—mit einer Spezialistin
und den Umgang mit Angst angeboten werden. oder einem Spezialisten für psychische
Störungen aufzuteilen.
GPP: Einem Kind oder Jugendlichen mit Depression sollte Beratung über Nahrung und die Vorteile einer Empfehlungsgrad D, sehr starke
ausgewogenen Ernährung angeboten werden. Empfehlung: Angemessene Rollen
Zu komorbiden Störungen und die Verantwortung für die
Empfehlungsgrad B: Komorbide Diagnosen sowie Entwicklungs-, soziale und schulische Probleme sollten Versorgung sowie die Koordination der
erfasst und entweder in Folge oder parallel zu der Depressionsbehandlung behandelt werden. Behandlung sollten diskutiert und
vereinbart werden.

5. Welche Behandlungsansätze sind überflüssig?


Empfehlungen der GLAD- Empfehlungen der
Empfehlungen der NICE-Leitlinie [17]
PC-Leitlinie [18, 19] USPSTF-Leitlinie [20]
Empfehlungsgrad B: Antidepressive Medikation sollte nicht für die erste Behandlung von Kindern und Jugendlichen --- ---
mit leichter Depression verwendet werden.
Empfehlungsgrad A: Paroxetin und Venlafaxin sollten nicht für die Behandlung von Depression bei Kindern und
Jugendlichen verwendet werden.
Empfehlungsgrad C: Trizyklische Antidepressiva sollten nicht in der Behandlung von Depression bei Kindern und
Jugendlichen verwendet werden.
Empfehlungsgrad C: Obwohl es gewisse Evidenz gibt, dass Johanniskraut von gewissem Nutzen bei Erwachsenen
mit leichter bis mittelgradiger Depression sein könnte, kann dies nicht für Kinder oder Jugendliche angenommen
werden, für die es keine Studien gibt, aufgrund derer eine klinische Entscheidung getroffen werden könnte. Außerdem
hat es ein unbekanntes Nebenwirkungsprofil und interagiert bekanntermaßen mit einer Anzahl von anderen
Medikamenten, einschließlich Kontrazeptiva. Daher sollte Johanniskraut nicht zur Behandlung von Depression bei
Kindern und Jugendlichen verschrieben werden.
Empfehlungsgrad C: Ein Kind oder Jugendlicher mit Depression, das/der Johanniskraut als nicht-
verschreibungspflichtiges Medikament einnimmt, sollte über die Risiken informiert werden. Ihm sollte gerate werden,
die Behandlung abzubrechen, während es/er im Hinblick auf ein Wiederauftreten der Depression beobachtet und für
alternative Behandlungen in Übereinstimmung mit dieser Leitlinie eingeschätzt wird.
Empfehlungsgrad C: Elektrokonvulsive Therapie (EKT) ist zur Behandlung von Depression bei Kindern (5-11 J.)
nicht empfohlen.

6. Wann und wie wird der Therapieerfolg festgestellt?


Empfehlungen der
Empfehlungen der NICE-Leitlinie [17] Empfehlungen der GLAD-PC-Leitlinie [18, 19]
USPSTF-Leitlinie [20]
s. 7.: Durch ein multidisziplinäres Team Empfehlungsgrad D, sehr starke Empfehlung: Ziele und Ergebnisse der Behandlung sollten ---
Leichte Depression: systematisch und regelmäßig untersucht werden, einschließlich der Einschätzung der depressiven
Ansprechen nach bis zu 4 Wochen „watchful Symptomatik und des Funktionsniveaus in verschiedenen Schlüsselbereichen: zu Hause, in der
Schule und im Umgang mit Gleichaltrigen.
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 18
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Empfehlungen der
Empfehlungen der NICE-Leitlinie [17] Empfehlungen der GLAD-PC-Leitlinie [18, 19]
USPSTF-Leitlinie [20]
waiting“, Empfehlungsgrad B, sehr starke Empfehlung: Wenn sich nach 6 bis 8 Wochen Behandlung
ggf. bei anschließender Psychotherapie nach keine Verbesserung zeigt, sollten die ursprüngliche Diagnose und die ersten Interventionen
weiteren 2-3 Monaten überprüft werden.
Mittelgradige bis schwere Depression: Empfehlungsgrad D, sehr starke Empfehlung: Die Konsultation einer Spezialistin oder eines
Ansprechen nach 4-6 Spezialisten für psychische Störungen sollte erwogen werden.
Psychotherapiesitzungen,
ggf. bei anschließender Ergänzend hierzu ohne weitere Angaben: Anzeichen einer Verbesserung können eine Reduktion
Kombinationsbehandlung nach weiteren 6 der Anzahl depressiver Symptome, eine Verbesserung des Funktionsniveaus in sozialen oder
Psychotherapiesitzungen schulischen Bereichen oder eine spontan durch die Jugendlichen oder ihre Eltern/Betreuer
berichtete Verbesserung sein.

7. Falls die Patientinnen und Patienten nicht ansprechen, welche Therapie folgt als Nächstes?
Empfehlungen der GLAD- Empfehlungen der
Empfehlungen der NICE-Leitlinie [17]
PC-Leitlinie [18, 19] USPSTF-Leitlinie [20]
Bei leichter Depression Empfehlungsgrad B, sehr ---
Empfehlungsgrad B: Nach bis zu 4 Wochen beobachtendem Abwarten („watchful waiting“) sollte allen Kindern und starke Empfehlung: Wenn
Jugendlichen, die eine anhaltende leichte Depression ohne bedeutsame komorbide Probleme oder Anzeichen von sich nach 6 bis 8 Wochen
Suizidgedanken zeigen, eine individuelle non-direktive unterstützende Therapie, kognitive VT in der Gruppe oder Behandlung keine
angeleitete Selbsthilfe für eine begrenzte Zeit (ca. 2-3 Monate) angeboten werden. Diese sollte von angemessen Verbesserung zeigt, sollten
trainierten Berufstätigen aus primary care, Schulen, sozialen Einrichtungen oder Freiwilligendiensten oder in primary die ursprüngliche Diagnose
care mit psychiatrischem/therapeutischen Hintergrund angeboten werden. und die ersten Interventionen
GPP: Kinder und Jugendliche mit leichter Depression, die nach 2-3 Monaten auf non-direktive unterstützende überprüft werden.
Therapie, kognitive VT in der Gruppe oder angeleitete Selbsthilfe nicht angesprochen haben, sollten zur Klärung zu Empfehlungsgrad D, sehr
psychiatrischem/ therapeutischem Fachpersonal überwiesen werden. starke Empfehlung: Die
Konsultation einer
GPP: Die weitere Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit anhaltender leichter Depression sollte den
Spezialistin oder eines
Empfehlungen für mittelgradige bis schwere Depression folgen. Spezialisten für psychische
Bei mittelgradiger bis schwerer Depression Störungen sollte erwogen
GPP: Wenn eine mittelgradige bis schwere Depression bei einem Kind oder Jugendlichen nach 4-6 Sitzungen nicht werden.
anspricht, sollte eine multidisziplinäre Begutachtung erfolgen. Ergänzend hierzu ohne
weitere Angaben: Wenn eine
Empfehlungsgrad B: Wenn eine mittelgradige bis schwere Depression bei einem Jugendlichen (12-18 J.) auf 4-6
Patientin oder ein Patient auf
Sitzungen einer spezifischen Psychotherapie nicht anspricht nach dieser multidisziplinären Begutachtung, sollte
die maximale therapeutische
Fluoxetin angeboten werden.
Dosis eines
Empfehlungsgrad C: Wenn eine mittelgradige bis schwere Depression bei einem Kind (5-11 J.) auf 4-6 Sitzungen Antidepressivums nicht
einer spezifischen Psychotherapie nicht anspricht nach dieser multidisziplinären Begutachtung, sollte Fluoxetin mit anspricht, sollte der
Vorsicht in Erwägung gezogen werden, obwohl die Evidenz für dessen Wirksamkeit in dieser Altersgruppe nicht Behandelnde einen Wechsel
bewiesen ist. des Medikaments erwägen.
GPP: Wenn eine mittelgradige bis schwere Depression bei einem Kind oder Jugendlichen auf eine kombinierte Wenn die Patientin oder der
Behandlung aus einer spezifischen Psychotherapie und Fluoxetin nach weiteren 6 Sitzungen nicht anspricht oder die Patient keine Verbesserung
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 19
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Empfehlungen der GLAD- Empfehlungen der


Empfehlungen der NICE-Leitlinie [17]
PC-Leitlinie [18, 19] USPSTF-Leitlinie [20]
Patientin/der Patient und/oder seine Eltern/Betreuer das Angebot von Fluoxetin abgelehnt haben, sollte das bei Medikation oder
multidisziplinäre Team eine vollständige Einschätzung aller Bedürfnisse und Risiken vornehmen. Diese sollte Psychotherapie allein zeigt,
Folgendes beinhalten: die Überprüfung der Diagnose, der Möglichkeit von komorbiden Diagnosen, eine erneute sollte alternativ das
Einschätzung der möglichen individuellen, familiären und sozialen Auslöser der Depression, eine Einschätzung Hinzunehmen oder der
beinhalten, ob die Behandlung angemessen ausprobiert wurde und eine Einschätzung hinsichtlich weiterer Wechsel zur anderen
Psychotherapie für die Patientin/den Patienten und/oder zusätzlicher Hilfen für die Familie. Modalität erwogen werden.
Empfehlungsgrad C: Nach dieser multidisziplinären Einschätzung sollte Folgendes in Erwägung gezogen werden:
- eine alternative Psychotherapie, die noch nicht ausprobiert wurde (individuelle kognitive VT, interpersonelle
Therapie oder Kurzzeit-Familientherapie für mindestens 3 Monate) oder
- systemische Familientherapie (mindestens 15 zweiwöchentliche Sitzungen) oder
- individuelle [psychodynamische] Kinderpsychotherapie (ca. 30 wöchentliche Sitzungen).
Empfehlungsgrad C: Wenn die Behandlung mit Fluoxetin nicht erfolgreich ist oder wegen Nebenwirkungen nicht
vertragen wird, sollte die Verwendung eines anderen Antidepressivums in Erwägung gezogen werden. In diesem Fall
sind Sertralin oder Citalopram empfohlene Behandlungen der zweiten Wahl.
Empfehlungsgrad B: Sertralin oder Citalopram sollten nur verwendet werden, wenn die folgenden Kriterien erfüllt
sind:
- Das Kind oder der Jugendliche und seine Eltern/Betreuer sind voll in die Diskussionen über den wahrscheinlichen
Nutzen und die Risiken der neuen Behandlung einbezogen worden und wurden mit angemessenen schriftlichen
Informationen versorgt. Diese sollte die Begründung für die medikamentöse Behandlung, Informationen zu dem
verzögerten Beginn der Wirkung, dem Zeitverlauf der Behandlung, den möglichen Nebenwirkungen und der
Notwendigkeit, die Medikation wie verschrieben einzunehmen enthalten. Sie sollten außerdem die neusten
Empfehlungen zur Patienteninformation der relevanten behördlichen Autorität umfassen.
- Die Depression des Kindes oder Jugendlichen ist ausreichend schwer und/oder verursacht ausreichend ernsthafte
Symptome (wie Gewichtsverlust oder suizidales Verhalten), um einen Behandlungsversuch mit einem weiteren
Antidepressivum zu rechtfertigen.
- Es gibt klare Hinweise, dass es einen angemessenen Behandlungsversuch mit einer Kombination aus Fluoxetin und
einer Psychotherapie gab (in anderen Worten, dass alle Anstrengungen unternommen wurden, die Einhaltung des
empfohlenen Behandlungsregime sicherzustellen).
- Es gab eine erneute Einschätzung der wahrscheinlichen Ursachen der Depression und der Behandlungsresistenz
(z.B. andere Diagnosen wie bipolare Störung oder Substanzmissbrauch).
- Es gab eine Begutachtung durch einen erfahrenen Kinder- und Jugendpsychiater, gewöhnlich ein Facharzt..
- Das Kind oder der Jugendliche und eine sorgeberechtigte Person (oder der Jugendliche allein, wenn über 16 und
als kompetent eingeschätzt) hat/haben eine angemessene und gültige Einwilligungserklärung unterschrieben.
GPP: Wenn ein anderes Antidepressivum als Fluoxetin einem Kind oder Jugendlichen mit Depression verschrieben
wird, sollte die Anfangsdosis die Hälfte der täglichen Dosis für Erwachsene sein. Diese kann nach und nach erhöht
werden bis zur täglichen Dosis für Erwachsene über die nächsten 2-4 Wochen, wenn klinisch notwendig, obwohl
niedrigere Dosierungen bei Kindern mit geringerem Körpergewicht in Erwägung gezogen werden sollten. Es gibt
wenig Evidenz für Kinder und Jugendliche bezüglich der Wirksamkeit der höheren Tages-Dosierungen von
Erwachsenen, aber diese könnten bei älteren Kindern mit höherem Körpergewicht in Erwägung gezogen werden
und/oder wenn bei schwerer Erkrankung ein frühes klinisches Ansprechen als vorrangig angesehen wird.
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 20
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Empfehlungen der GLAD- Empfehlungen der


Empfehlungen der NICE-Leitlinie [17]
PC-Leitlinie [18, 19] USPSTF-Leitlinie [20]
Elektrokonvulsionstherapie (EKT)
Empfehlungsgrad C: EKT sollte nur für Jugendlichen mit sehr schwerer Depression und entweder
lebensbedrohlichen Symptomen (wie suizidalem Verhalten) oder unlösbaren und schweren Symptomen, die auf
andere Behandlungen nicht angesprochen haben, in Erwägung gezogen werden.
Empfehlungsgrad C: EKT sollte äußerst selten bei Jugendlichen angewendet werden, nur nach einer sorgfältigen
Untersuchung durch eine Anwenderin oder einen Anwender, der in der EKT-Anwendung erfahren ist, und nur in einer
spezialisierten Umgebung in Übereinstimmung mit den NICE-Empfehlungen.

8. Wie lange wird die Behandlung fortgesetzt?


Empfehlungen der GLAD- Empfehlungen der
Empfehlungen der NICE-Leitlinie [17]
PC-Leitlinie [18, 19] USPSTF-Leitlinie [20]
Psychotherapie: mindestens 3 Monate (s. 4.) Expertenmeinung, keine ---
Pharmakotherapie explizite Empfehlung: Die
Empfehlungsgrad B: Wenn ein Kind oder Jugendlicher auf die Behandlung mit Fluoxetin anspricht, sollte die Medikation sollte für sechs
Medikation für mindestens 6 Monate nach der Remission (definiert als keine Symptome und volles Funktionsniveau bis 12 Monate
für mindestens 8 Wochen) fortgesetzt werden, in anderen Worten, für 6 Monate nach dieser achtwöchigen Periode. aufrechterhalten werden
nach der vollen Auflösung
Empfehlungsgrad B: Wenn ein Kind oder Jugendlicher auf die Behandlung mit Citalopram oder Sertralin anspricht,
der depressiven Symptome.
sollte die Medikation für mindestens 6 Monate nach der Remission fortgesetzt werden (definiert als keine Symptome
und volles Funktionsniveau für mindestens 8 Wochen).

9. Wie wird sie beendet?


Empfehlungen der GLAD- Empfehlungen der
Empfehlungen der NICE-Leitlinie [17]
PC-Leitlinie [18, 19] USPSTF-Leitlinie [20]
Empfehlungsgrad C: Wenn eine antidepressive Medikation beendet werden soll, sollte das Medikament über eine Expertenmeinung, keine ---
Zeit von 6-12 Wochen ausgeschlichen werden, wobei die exakte Dosierung im Hinblick auf die Ausprägung von explizite Empfehlung:
Abbruchs-/ Entzugssymptomen titriert werden sollte. Unabhängig von der Länge
Empfehlungsgrad C: Wenn sich ein Kinder oder Jugendlicher in Remission befindet (weniger als zwei Symptome der Behandlung sollten alle
und volles Funktionsniveau für mindestens 8 Wochen), sollte es/er regelmäßig für 12 Monate durch einen erfahrenen Patientinnen und Patienten
Berufstätigen aus einer kinder- und jugendpsychiatrischen Einheit überprüft werden. Die genaue Häufigkeit des monatlich für sechs bis 12
Kontakts sollte zwischen dem Berufstätigen und dem Kind oder Jugendlichen und/oder den Eltern/Betreuern Monate nach der vollen
vereinbart und schriftlich festgehalten werden. Am Ende dieser Zeit kann die Patientin oder der Patient, wenn die Auflösung der depressiven
Remission aufrechterhalten bleibt, in primary care entlassen werden. Symptome beobachtet
werden. Wenn die
Empfehlungsgrad C: Wenn sich ein Kinder oder Jugendlicher mit rezidivierender Depression in Remission befindet
depressive Episode ein
(weniger als zwei Symptome und volles Funktionsniveau für mindestens 8 Wochen), sollte es/er regelmäßig für 24 Rezidiv ist, sind
Monate durch einen erfahrenen Berufstätigen aus einer kinder- und jugendpsychiatrischen Einheit überprüft werden. Behandelnde ermuntert, die
Die genaue Häufigkeit des Kontakts sollte zwischen dem Berufstätigen und dem Kind oder Jugendlichen und/oder Patientinnen und Patienten
den Eltern/Betreuern vereinbart und schriftlich festgehalten werden. Am Ende dieser Zeit kann die Patientin oder der für bis zu zwei Jahre zu
Patient, wenn die Remission aufrechterhalten bleibt, in primary care entlassen werden. beobachten aufgrund der
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 21
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Empfehlungen der GLAD- Empfehlungen der


Empfehlungen der NICE-Leitlinie [17]
PC-Leitlinie [18, 19] USPSTF-Leitlinie [20]
hohen Rezidivraten.

10. Wie können Rückfälle (relapse) verhindert werden?


Empfehlungen der GLAD- Empfehlungen der
Empfehlungen der NICE-Leitlinie [17]
PC-Leitlinie [18, 19] USPSTF-Leitlinie [20]
Durch Fortsetzung der Behandlung (s. 8.) --- ---

11. Wie kann das Wiederauftreten (Rezidive, recurrence) verhindert werden?


Empfehlungen der GLAD- Empfehlungen der
Empfehlungen der NICE-Leitlinie [17]
PC-Leitlinie [18, 19] USPSTF-Leitlinie [20]
Empfehlungsgrad B: Eine spezifische Follow-up-Psychotherapie, um die Wahrscheinlichkeit von Rezidiven der --- ---
Depression zu verringern oder diese zumindest zu entdecken, sollte für Kinder und Jugendliche in Betracht gezogen
werden, die ein hohes Rückfallrisiko aufweisen (z.B. Personen, die schon zwei vorherige Episoden erlebt haben,
starke subsyndromale Symptome haben oder einer Umgebung mit multiplen Risikofaktoren ausgesetzt bleiben).

GPP: Spezialistinnen und Spezialisten aus kinder- und jugendpsychiatrischen Einheiten sollten Berufstätige in primary
care, Kinder und Jugendliche mit rezidivierender Depression und ihre Familien und Betreuer im Erkennen von
Krankheitsmerkmalen, frühen Warnzeichen und subklinischen Störungen unterrichten. Selbstmanagement-Techniken
könnten Einzelnen helfen, auslösende Faktoren zu vermeiden oder mit ihnen umzugehen.
Anmerkungen: IPT: Interpersonelle Psychotherapie. Primary care gemäß Definition der NICE-Leitlinie: “Primary care services include general practitioners, paediatricians, health
visitors, school nurses, social workers, teacher, juvenile justice workers, voluntary agencies and social services.” VT: Verhaltenstherapie.
Empfehlungen zu den folgenden Themen wurden in dieser Synopse nicht berücksichtigt:
− Früherkennung oder Diagnostik von depressiven Störungen (z.B. Auswahl von diagnostischen Instrumenten)
− Strukturierung des Versorgungssystems (z.B. Verfügbarkeit von ambulanten, teil-und stationären Behandlungsplätzen)
− Netzwerke und Absprachen zwischen verschiedenen Berufsgruppen (z.B. Ansprachen zwischen kinder- und jugendpsychiatrischen Einheitent und Primary-Care-
Personal)
− Allgemeine Aufklärung und Absprachen mit den Patientinnen/Patienten und ihren Familien
− Diagnostik und Behandlung der Eltern.
Die Evidenz, die den Empfehlungen der Leitlinien jeweils zugrunde liegt, ist in den Evidenztabellen aufgeführt.
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 22
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

5.1. Prämisse: Diagnosestellung


Die Diagnostik depressiver Störungen im Kindes- und Jugendalter wird in dieser
Leitlinie nicht thematisiert. Sie ist jedoch eine notwendige Voraussetzung dafür, dass die
Leitlinie überhaupt angewandt werden kann, da festgestellt werden muss, ob Kinder oder
Jugendliche die diagnostischen Kriterien einer depressiven Störung nach ICD-10 erfüllen
und damit zur Zielgruppe der Leitlinie gehören. Daher wurde folgende Festlegung getroffen:

► Prämisse zur Diagnosestellung


„Die Diagnose einer depressiven Störung bei Kindern oder Jugendlichen soll nur durch dafür
ausgebildetes Fachpersonal gestellt werden.

Dazu zählen insbesondere Fachärztinnen und Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie
und –psychotherapie, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und -therapeuten
sowie Ärztinnen, Ärzte, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten mit Fachkunde für
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie.

Weiterhin zählen dazu Fachärztinnen und Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie
sowie für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Es sind spezielle Kenntnisse über
die entwicklungspsychologisch und -psychopathologisch begründete Vielfalt der klinischen
Erscheinungsformen depressiver Syndrome im Kindes- und Jugendalter erforderlich.“

(Klinischer Konsenspunkt, 100% Zustimmung zur Gesamtempfehlung)

Der Grundgedanke, dass die Diagnose „nur“ von Fachpersonal gestellt werden soll,
impliziert, dass dieses Fachpersonal hinzugezogen werden soll, falls sich Kinder oder
Jugendliche mit depressiven Symptomen bzw. Verdacht auf depressive Störungen an
anderer Stelle (z.B. bei Fachärztinnen und Fachärzten für Kinder- und Jugendmedizin oder
für Allgemeinmedizin) vorstellen. In der Reihenfolge der als Fachpersonal bezeichneten
Personengruppen sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass Behandelnde, die eine
größere Expertise in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aufweisen, denjenigen, die
vorwiegend mit Erwachsenen arbeiten, vorgezogen werden sollen.

5.2. In welchen Fällen reicht eine Beobachtung (vorerst) aus?


In Anlehnung an die Empfehlungen der vorhandenen Leitlinien [17-19] ist zu
überlegen, ob eine Psycho- oder Pharmakotherapie bei allen Formen von depressiven
Störungen sofort nach der Diagnosestellung eingeleitet werden muss. Wie in der GLAD-PC-
Leitlinie angeführt wird [18, 19], sprach ein Teil der Patientinnen und Patienten in RCTs auch
auf unterstützende, unspezifische Maßnahmen in den Kontrollbedingungen an (z.B. [21-24]).
Die Bewertung dieser Beobachtung ist allerdings schwierig, da sich meist in den
Interventionsbedingungen—wie erwartet—größere Effekte zeigten und unklar ist, welche
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 23
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Auswirkungen allein die Teilnahme an einer Studie haben kann. Da dies empirisch nicht
überprüfbar erscheint, wird aufgrund klinischer Erfahrung Folgendes empfohlen:

► Empfehlung 1: Aktiv abwartende Maßnahmen / Maßnahmen zur Förderung der


psychischen Gesundheit
„Bei leichten depressiven Störungen ohne Komorbidität, ohne nennenswerte Risikofaktoren,
familiäre Vorbelastungen durch affektive Störungen oder Warnsignale für einen Rückfall
kann zunächst aktive Unterstützung, Beratung oder Psychoedukation über einen Zeitraum
von sechs bis acht Wochen ausreichend sein. Auch bei Kindern und Jugendlichen, die diese
aktiv abwartenden Maßnahmen ablehnen, sollte eine Nachkontrolle nach zwei Wochen
vereinbart werden.

Voraussetzung für dieses aktive Zuwarten ist eine vollständige, altersgerechte


Alltagsbewältigung.

In diesem Rahmen sollen Kindern und Jugendlichen mit leichten depressiven Störungen und
ihren Angehörigen unabhängig von anderen Interventionen altersgerechte Maßnahmen zur
Förderung der psychischen Gesundheit empfohlen werden.

Bei Fortbestehen der Symptomatik müssen weitere Interventionen geplant werden.“


(Klinischer Konsenspunkt, 83.3% Zustimmung zur Gesamtempfehlung)

Als komorbide Erkrankungen, die gegen die aktiv abwartenden Maßnahmen


sprechen würden, kommen andere psychische Störungen und körperliche Erkrankungen in
Betracht. Eine hinreichende Alltagsbewältigung wird vorausgesetzt, da bei einer
unzureichenden Alltagsbewältigung die aktiv abwartenden Maßnahmen nicht ausreichen
könnten, um Einschränkungen in der psychosozialen und schulischen Entwicklung zu
vermeiden.
Im Folgenden werden Befunde dargestellt, die eine Wirksamkeit von solchen
gesundheitsfördernden Maßnahmen bei Kindern und Jugendlichen mit depressiven
Störungen stützen. Alle eingeschlossenen Studien zu diesen Themen sind in der
Evidenztabelle „Weitere Behandlungsansätze“ detailliert beschrieben.

Evidenz zu Entspannung und achtsamkeitsbasierter Stressreduktion


Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen sind häufig Bestandteil einer
Psychotherapie. Im Folgenden werden nur Studien beschrieben, die solche Übungen als
einzelne Interventionen untersuchten.
Zur Wirksamkeit von Entspannungstrainings wurden zwei systematische Reviews
[25, 26], fünf RCTs [24, 27-30] und zwei kontrollierte Studien [31, 32] gefunden. In den RCTs
wurden die Entspannungstechniken (überwiegend progressive Muskelrelaxation) in 5-12
Sitzungen à 30-60 Min. über 5-10 Wochen ein- bis zweimal wöchentlich angeboten. Die
Stichproben waren sehr klein (9 ≤ N ≤ 68) und die Studien wurden vor 14-25 Jahren
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 24
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

veröffentlicht. Daraus ergab sich, dass Entspannungstrainings bei Kindern und Jugendlichen
ab 10 Jahren kurzfristig wirksamer gewesen sein könnten als Nicht-Behandlung oder
minimale Behandlung, aber kurz- und mittelfristig weniger wirksam als kognitive
Verhaltenstherapie zur Reduktion von Depressivität (Evidenzgrad 3, zum Teil inkonsistente
Ergebnisse aus einem systematischen Review über RCTs ohne Beschränkung auf das
Kindes- und Jugendalter [26] mit Follow-up-Zeiträumen von mehreren Monaten). Nachteilige
Ereignisse oder Nebenwirkungen können nicht beurteilt werden.
Ein achtwöchiges achtsamkeitsbasiertes Stressreduktionstraining mit
wöchentlichen Sitzungen à 120 Minuten als Zusatz zur ambulanten Standardbehandlung
könnte bei Jugendlichen (14-18 J.) wirksamer gewesen sein als Standardbehandlung allein
zur kurzfristigen Reduktion von Depressivität (Evidenzgrad 3, ein RCT [33] mit 3-Monats-
Follow-up). Nachteilige Ereignisse oder Nebenwirkungen und die Wirksamkeit bei Kindern
können nicht beurteilt werden.

Evidenz zu sportlicher Aktivität


Zur Wirksamkeit von sportlicher Aktivität („Exercise“) als Intervention bei Kindern und
Jugendlichen mit depressiven Störungen wurden zwei systematische Reviews [25, 34] und
ein zusätzlicher RCT gefunden [35]. In den ersten Review gingen drei RCTs mit Kindern und
Jugendlichen ein, die sich wegen verschiedener Störungen in psychiatrischer Behandlung
befanden ([36-38], N = 97). Jedoch wurden in keiner Studie ausschließlich Kinder oder
Jugendliche mit depressiven Störungen untersucht oder separate Ergebnisse für diese
Gruppe berichtet. Die Autoren folgerten, dass die Wirksamkeit von sportlicher Aktivität auf
Kinder und Jugendliche in Behandlung für Depression (und Angst) unbekannt ist, da die
Evidenz als Grundlage unzureichend ist [34]. Der zweite systematische Review enthält nur
drei Studien ohne Kontrollbedingung, die mit Evidenzgrad 4 bewertet wurden [25]. Im
zusätzlich identifizierten RCT [35] wurden 59 18- bis 20-jährige junge Frauen mit leichten bis
mittelgradigen depressiven Symptomen untersucht. Die Ergebnisse deuten auf eine höhere
Wirksamkeit der sportlichen Aktivität im Vergleich zur alltäglichen Bewegung hin. Allerdings
ist unklar, wie viele Teilnehmerinnen von einer depressiven Störung betroffen waren, und die
Studie weist erhebliche methodische Mängel auf. In den insgesamt vier RCTs wurden ein
Lauftraining [35], ein Lauf- und Aerobictraining [36], ein Aerobictraining [38] und ein
Krafttraining [37] untersucht, die jeweils in Trainingseinheiten von 50-60 Min. drei- bis
fünfmal wöchentlich über 8-9 Wochen ausgeübt wurden, entweder im Vergleich zum
gleichen Training mit geringerer Intensität oder zur alltäglichen Bewegung.

Evidenz zu Biblio- und computergestützter Therapie


Biblio- und computergestützte Therapie wurden häufig zur Prävention von
depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen, bei subklinischen Symptomen oder
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 25
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

auch bei anderen Störungsbildern wie Angststörungen eingesetzt. Drei RCTs [39-41] und
eine Fallserie [42] untersuchten Kinder und Jugendliche mit einer klinisch relevanten
depressiven Störung. Dabei beruhten die Interventionen jeweils auf einem kognitiv-
verhaltenstherapeutischen Ansatz. Die Kinder und Jugendlichen in diesen Studien waren
mindestens 11 Jahre alt und litten unter einer leichten bis mittelgradigen depressiven
Symptomatik; die Materialien waren englischsprachig. Es zeigten sich folgende Ergebnisse:
Eine vierwöchige Bibliotherapie mithilfe des Buchs „Feeling Good: the new mood
therapy“ könnte bei leicht bis mittelgradig betroffenen Jugendlichen kurzfristig wirksamer
gewesen sein als Nichtbehandlung zur Reduktion von Depressivität (Evidenzgrad 3, ein RCT
[39] mit 1-Monats-Follow-up). Unerwünschte Neben- und Folgewirkungen der Bibliotherapie
wurden nicht erfasst.
Computergestützte Therapie mithilfe des Programms „Think, Feel, Do“ mit sechs
Sitzungen à 30-45 Min. auf CD-ROM über ca. vier Wochen könnte bei leicht bis mittelgradig
betroffenen Kindern und Jugendlichen (ab 11 J.) kurzfristig wirksamer als Nichtbehandlung
gewesen sein (Evidenzgrad 4, ein RCT mit methodischen Schwächen und < 50%
depressiven Patientinnen und Patienten [41]).
Im Vergleich zu einer Standardbehandlung konnte für das Computerprogramm
SPARX („Smart, Positive, Active, Realistic, X-factor thoughts“) mit sieben Modulen à 20-40
Min. auf CD-ROM über ca. acht Wochen bei leicht bis mittelgradig betroffenen Jugendlichen
(ab 12 J.) bis drei Monate nach Ende der Intervention kein Unterschied nachgewiesen
werden. Bei den in dieser Gruppe am stärksten betroffenen Patientinnen und Patienten
allerdings war die computergestützte Therapie wirksamer als eine Standardbehandlung
(Evidenzgrad 2, ein RCT mit 3-Monats-Follow-up [40]). In dieser Studie wurden auch
während der Studie auftretende nachteilige Ereignisse („adverse events“) erfasst. Bei den
187 Teilnehmerinnen und Teilnehmern traten insgesamt 49 nachteilige Ereignisse auf, die in
den Gruppen SPARX und Standardbehandlung ähnlich verteilt waren. Kein Ereignis hing
„wahrscheinlich“ mit der Intervention zusammen [40].
In der Fallserie [42] wurde das computergestützte Programm „Stressbusters“ bei 23
Jugendlichen untersucht, das ebenfalls mithilfe einer CD-ROM in acht Sitzungen à 30-45
Min. über ca. 12 Wochen eingesetzt wurde. Während zu Beginn der Studie noch 95% der
Teilnehmer von einer depressiven Störung betroffen waren, waren es nach der Intervention
noch 27%, nach weiteren drei Monaten noch 23% (Evidenzgrad 4).

5.3. Wann ist eine ambulante Behandlung notwendig?


Zur Wirksamkeit der Therapie in verschiedenen Interventionssettings wurden zwei
systematische Reviews gefunden [43, 44] sowie zwei ökonomische Studien [45, 46] und 17
weitere Studien, von denen allerdings keine eine teilstationäre oder stationäre Therapie mit
einer ambulanten Therapie verglich (s. Evidenztabelle „Interventionssetting“). Es liegen also
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 26
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

keine vergleichenden Ergebnisse zur Wirksamkeit vor. Die ökonomischen Studien


bestätigen, dass eine stationäre Behandlung mit hohen Kosten verbunden ist. In den USA
lagen die Kosten in den Jahren 1997-2000 etwa vier- bis fünfmal höher als die einer
ambulanten Behandlung [45]. Aufgrund klinischer Erfahrung wird Folgendes empfohlen:

► Empfehlung 2: Ambulante Behandlung


„Kinder und Jugendliche mit depressiven Störungen können im Regelfall ambulant behandelt
werden. Voraussetzung ist ein für ein ambulantes Behandlungssetting angemessenes
allgemeines psychosoziales Funktionsniveau (gemäß Achse VI des MAS).“

(Klinischer Konsenspunkt, 95.8% Zustimmung zur Gesamtempfehlung)

Ambulante Behandlung sollte demnach zuerst in Erwägung gezogen werden. Dabei


ist Empfehlung 3 zu beachten: Wenn eine ernsthafte soziale Beeinträchtigung vorliegt oder
eines der anderen dort aufgeführten Kriterien, ist eine teilstationäre oder stationäre
Behandlung zu prüfen.

5.4. Wann ist eine teil- oder stationäre Behandlung notwendig?


Aus Fallstudien und Expertenmeinungen lassen sich folgende Indikatoren für eine
teilstationäre oder stationäre Therapie ableiten:
 Suizidalität, wenn keine ausreichende Unterstützung durch die Eltern oder Betreuer
möglich ist (Evidenzgrad 5, Extrapolation aus Beobachtungsstudien [29] und einer
Fallstudie [32])
 Schwere der Symptomatik anhand der Funktionseinschränkungen (wie kodiert auf
Achse VI des MAS [33], Evidenzgrad 5, Expertenmeinung [34])
 Mangelnde Ressourcen und aktuelle abnorme psychosoziale Belastungen (wie
kodiert auf Achse V des MAS [33], Evidenzgrad 5, Expertenmeinung [34])
Daraus wurde folgende Empfehlung formuliert:

► Empfehlung 3: Stationäre und teilstationäre Behandlung


„Kinder und Jugendliche mit allen Formen von depressiven Störungen sollten stationär
behandelt werden, wenn zumindest eines der folgenden Kriterien erfüllt ist:

- Suizidalität verbunden mit fehlender Absprachefähigkeit


- Erheblicher Mangel an Ressourcen oder erhebliche aktuelle abnorme psychosoziale
Belastungen gemäß Achse V des MAS
- Erhebliche Funktionseinschränkungen gemäß Achse VI des MAS, insbesondere bei
unzureichender Alltagsbelastbarkeit
Eine teilstationäre Behandlung ist unter Berücksichtigung des Schweregrades der Störung,
der Ressourcen des familiären und sozialen Umfeldes sowie der regionalen
Versorgungskapazitäten zu prüfen und gegebenenfalls zu empfehlen.“
(Klinischer Konsenspunkt, 100% Zustimmung zur Gesamtempfehlung)
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 27
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

5.5. Was ist jeweils Therapie der ersten Wahl bei verschiedenen Schweregraden
und bei Erstmanifestationen vs. rezidivierenden depressiven Störungen?

Evidenz zu Psychotherapie
Zur Wirksamkeit von Psychotherapie liegen überwiegend Daten von Jugendlichen
vor. Häufig wurden, insbesondere in Studien mit Kindern, keine diagnostischen Kriterien
überprüft, sondern die Kinder und Jugendlichen wurden in die Studien eingeschlossen, wenn
sie erhöhte Werte in einem Depressionsfragebogen aufwiesen. Sehr wenige Studien
untersuchten deutschsprachige Programme; darunter ist kein RCT. Ebenfalls nur sehr
wenige Studien verglichen verschiedene psychotherapeutische Ansätze direkt miteinander.
Am häufigsten wurde in RCTs die kognitive Verhaltenstherapie (VT) untersucht. Die
eingeschlossenen Studien sind im Detail in der Evidenztabelle „Psychotherapie“ dargestellt;
Tabelle 2 enthält eine Übersicht über die untersuchten Interventionen.
Zusammenfassend zeigten sich folgende Befunde:
Psychotherapeutische Interventionen insgesamt waren bei Kindern und
Jugendlichen (6-18 J.) kurzfristig wirksamer als verschiedene inaktive und aktive
Vergleichsbedingungen zur Reduktion von Depressivität (Evidenzgrad 1, ein systematischer
Review über RCTs [47]). Dies zeigte sich sowohl bei leicht bis mittelgradig als auch bei
mittelgradig bis schwer Betroffenen, mit einem tendenziell höheren Effekt bei mittelgradig bis
schwer Betroffenen (Evidenzgrad 1, ein systematischer Review über RCTs [47]). In Follow-
up-Zeiträumen von bis zu 24 Monaten waren die Ergebnisse im Vergleich zu den
verschiedenen Vergleichsbedingungen inkonsistent (Evidenzgrad 1-2, drei systematische
Reviews über RCTs [47-49]). Hinsichtlich der Suizidalität konnten bei Jugendlichen keine
Unterschiede zwischen den psychotherapeutischen Interventionen und Nicht- oder
Kontrollbehandlung nachgewiesen werden, wobei sich allerdings tendenziell in den
Psychotherapiebedingungen eine größere Reduktion von Suizidalität als in den
Vergleichsbedingungen zeigte (Evidenzgrad 2, ein systematischer Review über RCTs mit
methodischen Schwächen [49]). Für Kinder liegt keine Evidenz vor.
Für das Vorschulalter wurden ein RCT [50] und eine Vorher-Nachher-Studie [51]
identifiziert, in denen dieselbe psychotherapeutische Intervention, die „Parent-Child
Interaction Therapy Emotion Development“ (PCIT-ED) untersucht wurde. Im RCT zeigten
sich inkonsistente Ergebnisse im Vergleich zu einer Psychoedukationsgruppe für die Eltern,
wobei zu beachten ist, dass nur eine kleine Stichprobe mit hoher Drop-out-Rate untersucht
wurde. Follow-up-Daten liegen nicht vor.
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 28
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Tabelle 2. Psychotherapeutische Interventionen aus RCTs


Evaluation in RCT-Studien
Name, Ursprungsland Format Alter Elemente/Themen Umfang
N Vergleichsbedingung(en)
Interventionen bei Jugendlichen
− Psychoedukation
59 Wartegruppe [55]
− Ziele setzen
− Stimmungsbeobachtung
„Adolescent Coping 123 Wartegruppe [56]
− Selbstbeobachtung
with Depression
− Angenehme Aktivitäten 12-16 Sitzungen 1
Course” 19 Wartegruppe [57]
Kognitive VT 13-18 − Kontrolle von irrationalen und negativen Gedanken à 120 Min. über
(CWD-A),
− Soziale Fertigkeiten 7-8 Wochen Standardbehandlung in klinischem
USA 88
− Kommunikationsfertigkeiten Setting in den USA[58]
− Problem- und Konfliktlösen
Deutsche Übersetzung Training in lebenspraktischen
− Entspannungsmethoden 93
vorhanden Fertigkeiten [59]
− Elternarbeit
[52-54]
12 Sitzungen à Pharmakotherapie mit Sertralin,
Individuelle Zusätzlich zu Elementen der Gruppentherapie:
12-18 50 Min. über 12 73 Kombinationsbehandlung aus CWD-A
kognitive VT − Planung von Lebenszielen
Wochen und Sertralin [60]
− Psychoedukation ≤ 15 Sitzungen
− Ziele setzen à 50-60 Min.
− Stimmungsbeobachtung über 12 Wochen
Fertigkeitenorientierte Pharmakotherapie mit Fluoxetin,
− Angenehme Aktivitäten + 2 Eltern-
kognitive Individuelle Placebo,
12-17 − Soziales Problemlösen sitzungen 439
Verhaltenstherapie, kognitive VT Kombinationsbehandlung aus CBT und
− Kognitive Umstrukturierung + zusätzliche
USA Fluoxetin [22]
− Elternarbeit Sitzungen über
− Soziale Kompetenzen (optional) weitere 24
− Entspannungsmethoden (optional) Wochen
„Structured Learning − Soziale Kompetenzen 6 Sitzungen
VT in Übungen in Kunst und bildlicher
Therapy” (SLT), 14-19 − Fertigkeiten zur Bewertung der eigenen Person à 60 Min. über 18
Gruppen Darstellung [61]
USA − Angemessener affektiver Ausdruck 12 Wochen
− Zusammenhang zwischen Stimmung, Gedanken und Vergleich von individueller kognitiver
Kognitive VT
Kognitive Verhalten Verhaltenstherapie, individueller
in Gruppen
Verhaltenstherapie, 12-18 − Zusammenhang zwischen Stimmung und 71 interpersoneller Therapie und
oder
Puerto Rico Interaktionen mit anderen Menschen Wartegruppe
individuell
− Elternarbeit [62]
12 Sitzungen
− Psychoedukation
à 120 Min. über
− Bewertung von interpersonellen Beziehungen Vergleich von KVT- und IPT-
IPT in 12 Wochen
Interpersonelle − Identifikation der wichtigsten Probleme Bedingungen, jeweils Gruppen- und
Gruppen
Therapie, 12-18 − Diskussion von Erwartungen bzgl. der Therapie 112 individuelles Format zusammengefasst,
oder
Puerto Rico − Arbeit am ausgewählten Problembereich Vergleich von Gruppen- und
individuell
− Abschluss und Rückschau individuellem Format, jeweils KVT und
− Elternarbeit IPT zusammengefasst [63]
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 29
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Evaluation in RCT-Studien
Name, Ursprungsland Format Alter Elemente/Themen Umfang
N Vergleichsbedingung(en)
Entwicklungsspezifische Anpassungen der vier Bereiche
interpersonelle Konflikte, Umgang mit Tod/Verlust, 13 Sitzungen Klinische Beobachtung in 1-2 Sitzungen
48
interpersonelle Sensitivität und Rollenübergang: über 12 Wochen pro Monat à 30 Min. [64]
− Trennung von den Eltern
„Interpersonal Therapy − Exploration der Autorität in der Beziehung mit den
for Adolescents” Individuelle Eltern 12 Sitzungen à
12-18 Standardbehandlung in schulischem
(IPT-A), IPT − Entwicklung von dyadischen interpersonellen 35 Min. über 12- 63
Setting in den USA [65]
USA Beziehungen 16 Wochen
− Erste Erfahrung mit dem Tod eines Angehörigen oder
Freundes 12 Sitzungen Standardbehandlung in schulischem
− Gruppenzwang 73
über 6 Wochen Setting in Taiwan [66]
− Probleme bei alleinerziehenden Eltern
− Psychoedukation
− Aktive Exploration von Autonomie und Vertrauen
Kognitive − Kognitive Verzerrungen und affektive Veränderungen
Verhaltenstherapie Individuelle während der Sitzungen
13-18 Vergleich von
nach Beck, kognitive VT − Problemlösen
12-16 Sitzungen kognitiver Verhaltenstherapie,
USA − Affektregulation
à 60 Min. systemisch behavioraler
− Soziale Fertigkeiten 107
über 12-16 Familientherapie und
− Elternarbeit
Wochen nicht-direktiver unterstützender
− Psychoedukation
Behandlung [67]
„Systemic behavior − Erziehungs- und Entwicklungsangelegenheiten
Systemische
family therapy” (SBFT), 13-18 − Kommunikation
Therapie
USA − Problemlösen
− Interaktionsmuster innerhalb der Familie
− Verschiebung des Fokus von der Behandlung des
Patienten auf eine Verbesserung der familiären
Wartegruppe über 6 Wochen
Beziehungen 32
[68]
− Exploration der familiären Konflikte aus Sicht des
„Attachment-based 3-12 Sitzungen
Systemische Patienten
family therapy” (ABFT), 12-17 à 60-90 Min.
Therapie − Exploration der Stressoren und negativen
USA über 12 Wochen
Bindungserfahrungen der Eltern
2 Erweiterte Standardbehandlung
− Konfrontation mit Konflikten, Konfliktlösung 35
[69]
− Autonomie des Patienten und außerfamiliäre
Beziehungen
Interventionen bei Vorschulkindern sowie bei Kindern und Jugendlichen
„Parent-Child Psycho- Stärkung der Eltern-Kind-Beziehung durch Lehren und in
Interaction Therapy, therapie in vivo Coaching von 14 Sitzungen 3 Psychoedukation in Gruppen aus 2-6
3-7 54
Emotion Development“ Mutter- oder − Positiven Spieltechniken über 12 Wochen Personen [50]
(PCIT-ED), Vater-Kind- − Erteilen von wirksamen Anweisungen
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 30
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Evaluation in RCT-Studien
Name, Ursprungsland Format Alter Elemente/Themen Umfang
N Vergleichsbedingung(en)
USA Dyaden − Methoden zum Umgang mit Trotzverhalten des
Kinders auf sichere, nicht bestrafende Weise
und Förderung der emotionalen Entwicklung
− Erkennen eigener und fremder Emotionen
− Emotionsregulationsstrategien
− Erkennen von Emotionen
− Zusammenhang zwischen Emotionen, Verhalten und ≤ 9 Sitzungen
Erhebung des psychischen Zustands
Gedanken über variablen
und der sozialen Aktivitäten ohne
Kognitive Verhaltens- 8-17 − Selbstverstärkung Zeitraum (bei 57
Interpretation oder Lösungsvorschläge
therapie − Soziales Problemlösen Evaluation 15
[71]
Individuelle − Kognitive Umstrukturierung Wochen)
Deutsche Übersetzung kognitive VT − Rückschau und Abschluss
vorhanden [70]
5-8 Sitzungen
Weiterentwicklung, zusätzlich Hilfen für Umgang mit
über variablen
9-17 depressiven Symptomen, z.B. 53 Entspannung [72]
Zeitraum (bei
− Maßnahmen der Schlafhygiene
Evaluation 8-9
− Planung von Aktivitäten
Wochen)
Elemente anderer kognitiv-verhaltenstherapeutischer
Programme (z.B. CWD-A, s. Tabelle 1, auch 15 Sitzungen
„Primary and Elternarbeit), ergänzt durch (oder optional
Secondary Control Individuelle
kognitive − Primäre Copingstrategien (Veränderung mehr) über
Standardbehandlung in klinischem
Enhancement Training” 8-15 veränderbarer äußerer Umstände gemäß der variablen 57
(PASCET), Verhaltens- Setting in den USA [73]
eigenen Wünsche) Zeitraum (bei
therapie
USA − Sekundäre Copingstrategien (Veränderung eigener Evaluation 25
Erwartungen und Interpretationen bei nicht Wochen)
veränderbaren äußeren Umständen)
Fokussierte individuelle
Individuelle
psychodynamische − Interpersonelle Beziehungen 16-30 Sitzungen
psycho-
Psychotherapie, − Belastende Lebensereignisse à 50 Min. über Vergleich von individueller
dynamische
Großbritannien/ − Dysfunktionale Bindungen 39 Wochen psychodynamischer Psychotherapie
Therapie
Griechenland/ Finnland 9-15 72 und
Systemintegrative systemischer Therapie
8-14 Sitzungen
Familientherapie, Systemische Familiäre Dysfunktion (ohne spezifische Ausrichtung auf [74]
à 90 Min. über
Großbritannien/ Therapie intra-psychische Konflikte und frühe Kindheit)
39 Wochen
Griechenland/ Finnland
Anmerkungen. Grau unterlegt: Programm, das auch deutschsprachig verfügbar ist. Alter: Alter der Patientinnen und Patienten in den Evaluationsstudien. N: Stichprobengröße.
1 2
IPT: Interpersonelle Therapie. VT: Verhaltenstherapie. Originalstudie nicht zugänglich, Informationen entnommen aus Sekundärliteratur [47, 75]. Patienten mit depressiven
1
Störungen aus einer Gesamtstichprobe von N = 66 suizidalen Jugendlichen. Intent-to-treat-Stichprobe, Behandlung tatsächlich abgeschlossen in 29 Fällen (70% der Interventions-
, 37% der Kontrollgruppe). Psychotherapeutische Interventionen, die ausschließlich in Kombination mit Psychopharmaka untersucht wurden, sind nicht in der Tabelle enthalten. Es
sind nur Studien eingeschlossen, in denen für die Teilnahme das Erfüllen der diagnostischen Kriterien für depressive Störungen vorausgesetzt und überprüft wurden.
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 31
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Verhaltenstherapie (VT) war kurzfristig wirksamer als verschiedene inaktive und


aktive Vergleichsbedingungen zur Reduktion von Depressivität, genauer zum Erreichen
eines Ansprechens auf die Behandlung oder einer Remission (Evidenzgrad 1, zwei
systematische Reviews über RCTs [47, 76]) und zur Reduktion der dimensional gemessenen
depressiven Symptomatik (Evidenzgrad 2, drei systematische Reviews über RCTs mit
methodischen Schwächen [77-79]). In Follow-up-Zeiträumen von bis zu 12 Monaten waren
die Ergebnisse im Vergleich zu Nichtbehandlung oder einer Kontrollbehandlung inkonsistent
(Evidenzgrad 1-2, drei systematische Reviews über RCTs [47, 77, 79]). Im direkten Vergleich
mit interpersoneller Psychotherapie bei Jugendlichen waren die Befunde inkonsistent
(Evidenzgrad 3, zwei RCTs mit methodischen Schwächen [63, 80]). Im Vergleich mit einer
systemischen Therapie war eine individuelle kognitive VT bei Jugendlichen kurzfristig
wirksamer als die systemische Therapie und als eine supportive Therapie, 24 Monate nach
Ende der Behandlung konnten aber keine Unterschiede mehr zwischen den drei
Bedingungen nachgewiesen werden (Evidenzgrad 2, ein RCT [21]). In Bezug auf Suizidalität
zeigten sich in derselben Studie ebenfalls keine Unterschiede zwischen den drei
Bedingungen. Suizidalität wurde nur noch in einem weiteren RCT mit Jugendlichen erfasst.
Dabei konnten keine Unterschiede im Vergleich zu einer Standardbehandlung nachgewiesen
werden (Evidenzgrad 2, ein RCT [81]).
Psychodynamische Psychotherapie (PP) könnte bei Kindern und Jugendlichen
wirksamer gewesen sein als Nichtbehandlung zur Reduktion von Depressivität (als
Kurzzeittherapie Evidenzgrad 3, eine nichtrandomisiert kontrollierte Studie [82], als
naturalistisch durchgeführte längere Therapie Evidenzgrad 4, eine nichtrandomisiert
kontrollierte Studie mit methodischen Schwächen [83]). Über einen Beobachtungszeitraum
von bis zu zwei Jahren könnte eine psychodynamische Kurzzeittherapie bei Kindern
wirksamer gewesen sein als Nicht- oder Alternativbehandlung zur Reduktion von
Depressivität (Evidenzgrad 4, eine nichtrandomisiert kontrollierte Studien mit nicht
ausschließlich depressiven Patientinnen und Patienten und methodischen Schwächen [84]).
Zwischen einer PP und einer systemischen Therapie zeigten sich bei Kindern und
Jugendlichen keine Unterschiede, weder direkt nach der Behandlung noch sechs Monate
später (Evidenzgrad 3, ein RCT mit methodischen Schwächen [85]). Suizidalität wurde in
den genannten Studien zur PP nicht erfasst.
Zur Wirksamkeit von Gesprächspsychotherapie wurden keine Studien gefunden.
Systemische Therapie (ST) in Form einer „bindungsbasierten Familientherapie“
könnte bei Jugendlichen zur Reduktion von Depressivität und von Suizidalität kurzfristig
wirksamer gewesen sein als Nichtbehandlung (Evidenzgrad 3, ein RCT mit methodischen
Schwächen [86]). Im Vergleich zu einer erweiterten Standardbehandlung konnten keine
Unterschiede nachgewiesen werden, nur direkt nach der Behandlung in Bezug auf
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 32
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Suizidalität, aber nicht mehr drei Monate später (Evidenzgrad 4, ein RCT mit methodischen
Schwächen und < 50% depressiven Patientinnen und Patienten [69]). ST in Form einer
„systemisch-behavioralen Familientherapie“ war bei Jugendlichen zur Reduktion von
Depressivität kurzfristig weniger wirksam als eine individuelle kognitive VT und ähnlich
wirksam wie eine supportive Therapie. 24 Monate nach Ende der Behandlung konnten aber
keine Unterschiede zwischen den drei Bedingungen mehr nachgewiesen werden, auch nicht
in Bezug auf Suizidalität (Evidenzgrad 2, ein RCT [21]). Im Vergleich zu einer individuellen
PP konnten bei Kindern und Jugendlichen ebenfalls keine Unterschiede nachgewiesen
werden (Evidenzgrad 3, ein RCT mit methodischen Schwächen [85]). Andere Ergebnisse
liegen für Kinder nicht vor.
Interpersonelle Therapie (IPT) war bei Jugendlichen kurzfristig wirksamer als
Nichtbehandlung zur Reduktion von Depressivität (Evidenzgrad 2, ein systematischer
Review über zwei RCTs mit methodischen Schwächen [47]). Hinsichtlich der Wirksamkeit
auf Suizidalität konnten im Vergleich zu Nichtbehandlung jedoch keine Unterschiede
nachgewiesen werden (Evidenzgrad 3, ein RCT mit methodischen Schwächen [87]). Im
Vergleich zu Standardbehandlung könnte IPT bei Jugendlichen kurzfristig wirksamer
gewesen sein zur Reduktion von Depressivität und Suizidalität (Evidenzgrad 3, zwei RCTs
mit methodischen Schwächen [66, 88]). Im Vergleich zu kognitiver VT waren die Befunde
inkonsistent (Evidenzgrad 3, zwei RCTs mit methodischen Schwächen [63, 80]). Bei Kindern
liegen keine Untersuchungen vor.
Unerwünschte Neben- und Folgewirkungen wurden in den RCTs zur Wirksamkeit
von Psychotherapie im Vergleich zu den verschiedenen Kontrollbedingungen nicht
berücksichtigt [47]. In der TADS-Studie [Treatment for Adolescents With Depression Study,
z.B. 22], welche die vier Behandlungsarme Fluoxetin, kognitive VT, Kombination aus
Fluoxetin und kognitiver VT sowie Placebo bei Jugendlichen verglich und daher an anderer
Stelle dargestellt wird (s. unten), wurden bei kognitiver VT allein nur sehr wenige nachteilige
Ereignisse spontan berichtet (Erbrechen und Angstsymptome in jeweils einem von 111
Fällen). Es wurden keine Unterschiede in der Häufigkeit nachteiliger Ereignisse zwischen
kognitiver VT und Placebo festgestellt [89]. Im zweiten RCT mit einem Psychotherapie-,
einem Pharmakotherapie- und einem Kombinationsarm wurden in der
Psychotherapiebedingung keine nachteiligen Ereignisse erfasst [60].
Obwohl der Einbezug der Eltern ein wichtiger Bestandteil der meisten
psychotherapeutischen Interventionen ist, wurde die Wirksamkeit von Interventionen für
Eltern zusätzlich zu Interventionen mit den Kindern oder Jugendlichen allein bislang nur in
vier Studien gezielt untersucht [55, 90-92]. Die Ergebnisse zur kurzfristigen Wirksamkeit
einer kognitiven Gruppen-VT mit Eltern als Zusatz zu einer kognitiven Gruppen-VT mit
Jugendlichen im Vergleich zu dieser Intervention bei Jugendlichen allein waren inkonsistent
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 33
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

(Evidenzgrad 2-3, zwei RCTs [55, 90], davon eine mit methodischen Schwächen [55]).
Sechs Monate nach Ende der Behandlung konnten keine Unterschiede nachgewiesen
werden (Evidenzgrad 3, ein RCT mit methodischen Schwächen [55]). Zwischen einer
Psychoedukation der Familie als Zusatz zur Standardbehandlung von Jugendlichen und
dieser Standardbehandlung allein konnten keine Unterschiede nachgewiesen werden
(Evidenzgrad 3, ein RCT mit methodischen Schwächen [92]). In der vierten Studie erhielten
Mütter, die wie ihre Kinder (6-18 J.) unter depressiven Störungen litten, IPT und ihre Kinder
eine Standardbehandlung [91]. Die depressive Symptomatik der Kinder verbesserte sich im
Fremdurteil, aber nicht statistisch signifikant im Selbsturteil, wobei die Stichprobe sehr klein
war und der Vergleich mit einer Kontrollbedingung fehlt (Evidenzgrad 4).
Zu möglichen Prozess- und Moderatorvariablen wurden drei systematische
Reviews [93-95] sowie zusätzliche Analysen zu einem systematischen Review [75] und zu
RCTs [96-100] gefunden. Ein systematischer Review [93] untersuchte, durch welche
Prozessvariablen der Behandlungserfolg bei kognitiver VT vermittelt wird. Bei depressiven
Störungen wurden kleine Effekte auf kognitive Prozesse und keine auf Verhaltens- und
Coping-Variablen festgestellt, während sich bei Angststörungen Effekte in allen drei
Bereichen zeigten. In einem weiteren systematischer Review [94] unterschieden sich die
Effektstärken bei professionellen Therapeutinnen und Therapeuten (mit einem einschlägigen
Abschluss) nicht von den Effektstärken bei Therapeutinnen und Therapeuten, die sich noch
in Ausbildung befanden. Allerdings erfolgten die Behandlungen durch Therapeutinnen und
Therapeuten in Ausbildung in den Studien meist manualisiert und unter einem erheblichen
Maß an Supervision. Im dritten Review über RCTs mit Kindern und Jugendlichen mit
ängstlichen oder depressiven Symptomen [95] wies eine vollständige kognitive VT nur einen
sehr kleinen, statistisch nicht signifikanten Vorteil gegenüber der Anwendung einzelner
Teilkomponenten auf. In Bezug auf Depression basierte dieser Befund jedoch nur auf einer
einzigen Studie, die eine kognitive Gruppen-VT mit und ohne Einbezug der Eltern
untersuchte ([55], s. oben). Nach einer zusätzlichen Analyse [75] zu einem systematischen
Review [49] über neun RCTs, in denen sich eine Effektstärke > 0.5 zeigte, scheinen
insbesondere folgende Elemente in der kognitiven VT und systemischen Therapie wirksam
zu sein:
 Fokussierung auf das Erreichen messbarer Ziele und Erhöhen der Fertigkeiten in
einem bestimmten, von den Jugendlichen selbst identifizierten Bereich,
 Psychoedukation,
 Selbstbeobachtung,
 soziale Beziehungs- und Kommunikationsfähigkeiten,
 kognitive Umstrukturierung und allgemeine Problemlösefähigkeit,
 Verhaltensaktivierung.
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 34
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

In den zusätzlichen Analysen zu den RCTs wurden folgende Prädiktoren für eine
Remission der depressiven Störungen ermittelt:
 Geringere Depressionsschwere zu Beginn der Intervention [96, 99],
 weniger Hoffnungslosigkeit [96],
 mehr rationale Gedanken [96, 99],
 mehr Genuss bei und größere Häufigkeit von angenehmen Aktivitäten [99],
 keine komorbide Angststörung zu Beginn der Intervention [96],
 weniger stark ausgeprägte Zustands-Angst zu Beginn der Intervention [99],
 höheres soziales Funktionsniveau zu Beginn der Intervention [97],
 jüngeres Alter der Teilnehmer (im Altersbereich 11-18 J.) [97],
 Zugang zur Studie aus eigener Initiative und nicht per Überweisung, teilweise
vermittelt über eine geringere Ausprägung des Merkmals Hoffnungslosigkeit [96].

Evidenz zu Pharmakotherapie
Zur Wirksamkeit von Pharmakotherapie liegen ebenfalls überwiegend Daten von
Jugendlichen vor. Am besten untersucht in fünf RCTs ist das Medikament Fluoxetin. Sehr
wenige Studien erhoben Follow-up-Daten, verglichen verschiedene Medikamente direkt
miteinander oder untersuchten Kombinationen von Medikamenten. Systematische Reviews
liegen in großer Zahl vor, kommen aber zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen, da sie
sich methodisch unterscheiden: Verschiedene Zielgrößen wurden berücksichtigt (z.B.
Responserate, dimensional gemessene depressive Symptomatik, Funktionsniveau) mit
unterschiedlichen Ergebnissen, methodische Schwächen der einzelnen RCTs oder
unveröffentlichte Studien wurden in einigen Arbeiten berücksichtigt, in anderen nicht,
verschiedene meta-analytische Methoden wurden angewandt und je nach Aktualität der
Arbeit konnten unterschiedliche RCTs einfließen. Die eingeschlossenen Studien sind der
Evidenztabelle „Pharmakotherapie“ zu entnehmen. Die Ergebnisse lassen sich wie folgt
zusammenfassen:
Pharmakotherapeutische Interventionen insgesamt waren bei Kindern und
Jugendlichen (6-18 J.) kurzfristig wirksamer als Placebo zur Reduktion von Depressivität
(Evidenzgrad 1, ein systematischer Review über RCTs [101]).
Die kurzfristige Wirksamkeit der Trizyklischen Antidepressiva (TZA) Amitriptylin,
Clomipramin, Desipramin, Imipramin und Nortriptylin insgesamt konnte bei Kindern und
Jugendlichen (6-20 J.) im Vergleich zu Placebo nicht nachgewiesen werden (Evidenzgrad 1,
drei systematische Reviews über RCTs ohne Clomipramin [101-103] bzw. Evidenzgrad 2,
ein systematischer Review über Studien mit verschiedenen Designs einschließlich
Clomipramin [104]). Werden Kinder und Jugendliche getrennt betrachtet, konnte die
Wirksamkeit bei Kindern im Vergleich zu Placebo nicht nachgewiesen werden (Evidenzgrad
1, zwei systematische Reviews über RCTs [101, 103]). Bei Jugendlichen waren die
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 35
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Ergebnisse im Vergleich zu Placebo inkonsistent; eine höhere Wirksamkeit zeigte sich nur in
der dimensional gemessenen depressiven Symptomatik, aber nicht in anderen Zielgrößen
(Evidenzgrad 1, ein systematischer Review über RCTs [103]). Bezüglich des Risikos für
suizidbezogene Ereignisse konnten bei Kindern und Jugendlichen kurzfristig zwischen den
TZA Desipramin, Imipramin und Nortriptylin und Placebo keine Unterschiede nachgewiesen
werden (Evidenzgrad 1, ein systematischer Review über RCTs [103]). Vergleichsstudien mit
SSRIs zeigten, dass Nortriptylin kurzfristig bei Kindern und Jugendlichen (7-16 J.) weniger
wirksam gewesen sein könnte als Fluoxetin (Evidenzgrad 3, ein RCT mit methodischen
Schwächen [105]). Zwischen Clomipramin und Paroxetin konnten bei Jugendlichen (12-20
J.) keine Unterschiede nachgewiesen werden, allerdings signifikant häufigere
Nebenwirkungen unter Clomipramin (Evidenzgrad 2, ein RCT [106], der methodisch gut
bewertet wurde [107]). In einer Studie, in der sowohl Imipramin als auch Paroxetin mit
Placebo verglichen wurden [108], fehlen Auswertungen zum direkten Vergleich, sodass die
relative Wirksamkeit nicht beurteilt werden kann. In allen diesen Studien konnten in den
direkten Vergleichen bezüglich des Risikos für suizidbezogene Ereignisse keine
Unterschiede nachgewiesen werden (jeweils Evidenzgrad 3, ein RCT mit methodischen
Schwächen [105, 106, 108]).
Die Ergebnisse zur kurzfristigen Wirksamkeit des TZA Nefazodon im Vergleich zu
Placebo bei Jugendlichen waren inkonsistent. Bei Kindern konnte kein Unterschied zu
Placebo nachgewiesen werden (Evidenzgrad 2, zwei systematische Reviews über RCTs mit
inkonsistenten Ergebnissen [101, 109]). In Bezug auf das Risiko für suizidbezogene
Ereignisse konnten zwischen Nefazodon und Placebo bei Kindern und Jugendlichen
kurzfristig keine Unterschiede nachgewiesen werden (Evidenzgrad 3, zwei RCTs, deren
methodische Qualität nicht bewertet werden kann, vgl. z.B. [110, 111]).
Zwischen dem Monoaminoxidasehemmer (MAOI) Moclobemid und Placebo
konnten keine Unterschiede in der Reduktion der Depressivität bei Kindern und Jugendlichen
nachgewiesen werden; ebenso wenig zeigten sich Unterschiede in der Häufigkeit
suizidbezogener Ereignisse (Evidenzgrad 3, ein RCT mit methodischen Schwächen [112]).
Die selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRIs) Citalopram,
Escitalopram, Fluoxetin, Paroxetin und Sertralin waren, gemeinsam ausgewertet mit
Mirtazapin und Venlafaxin, insgesamt kurzfristig wirksamer als Placebo zur Reduktion von
Depressivität bei Kindern und Jugendlichen (6-18 J.), genauer zum Erreichen eines
Ansprechens auf die Behandlung oder einer Remission, zur Reduktion der dimensional
gemessenen depressiven Symptomatik sowie zur Verbesserung des Funktionsniveaus
(Evidenzgrad 1, ein systematischer Review über RCTs [113]). Jedoch war bei einer
Einnahme der SSRIs, gemeinsam ausgewertet mit Mirtazapin und Venlafaxin, auch das
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 36
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Risiko für suizidbezogene Ergebnisse bei Kindern und Jugendlichen kurzfristig höher als
unter Placebo (Evidenzgrad 1, ein systematischer Review über RCTs [113]).
Bei getrennten Analysen für die einzelnen Medikamente konnte nur für Fluoxetin
eine höhere Wirksamkeit in drei Outcome-Maßen (Reduktion der dimensional gemessenen
Symptomatik, Response-/Remissionsrate und Verbesserung des Funktionsniveaus)
nachgewiesen werden, für Escitalopram in zwei Outcome-Maßen (Reduktion der
Symptomatik und Verbesserung des Funktionsniveaus), für Citalopram und Sertralin in
jeweils einem Outcome-Maß (Response-/Remissionsrate bzw. Reduktion der Symptomatik)
und für Paroxetin in keinem Outcome-Maß (Evidenzgrad 1, ein systematischer Review über
RCTs [113]). Bezüglich des Risikos für suizidbezogene Ergebnisse konnten jeweils keine
Unterschiede zwischen den einzelnen SSRIs und Placebo nachgewiesen werden
(Evidenzgrad 1, ein systematischer Review über RCTs [113]). Auch bezüglich dimensional
gemessener Suizidgedanken konnten jeweils keine Unterschiede zwischen Escitalopram
oder Fluoxetin und Placebo nachgewiesen werden (Evidenzgrad 1, ein systematischer
Review über RCTs [113]).
Fluoxetin könnte kurzfristig bei Kindern und Jugendlichen (7-16 J.) wirksamer
gewesen sein als Nortriptylin (Evidenzgrad 3, ein RCT mit methodischen Schwächen [105],
s. oben). Zwischen Paroxetin und Clomipramin konnten bei Jugendlichen (12-20 J.) keine
Unterschiede nachgewiesen werden (Evidenzgrad 2, ein RCT [106], s. oben). Zu Fluvoxamin
wurde nur ein RCT gefunden, der abgeschlossen ist, aber dessen Ergebnisse nicht
verfügbar sind [114]. Befunde zur Fortsetzung einer Medikation mit SSRIs nach Ansprechen
auf die Behandlung sind im Abschnitt zur Dauer der Behandlung zu finden (s. 5.10).
Zwischen dem selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer
(SSNRI) Duloxetin und Placebo konnten keine Unterschiede in der Reduktion der
Depressivität bei Kindern und Jugendlichen nachgewiesen werden (Evidenzgrad 3, zwei
RCT-Studien, deren methodische Qualität nicht vollständig eingeschätzt werden kann [115,
116]). Die Suizidalität wurde nicht untersucht. Zwischen dem SSNRI Venlafaxin und
Placebo konnten keine Unterschiede in der Reduktion der Depressivität bei Kindern und
Jugendlichen nachgewiesen werden (Evidenzgrad 1, ein systematischer Review über RCT-
Studien [113]). Allerdings war bei einer Einnahme von Venlafaxin das Risiko für
suizidbezogene Ergebnisse bei Kindern und Jugendlichen (7-17 J.) kurzfristig höher als unter
Placebo (Evidenzgrad 1, ein systematischer Review über RCTs [113]).
Zwischen dem noradrenergen und spezifisch serotonergen Antidepressivum
(NaSSA) Mirtazapin und Placebo konnten keine Unterschiede in der Reduktion der
Depressivität bei Kindern und Jugendlichen nachgewiesen werden (Evidenzgrad 1, ein
systematischer Review über RCTs [113]). Bezüglich des Risikos für suizidbezogene
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 37
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Ergebnisse konnten ebenfalls keine Unterschiede nachgewiesen werden (Evidenzgrad 1, ein


systematischer Review über RCTs [113]).
Zur Wirksamkeit folgender Medikamente wurden keine RCTs mit Kindern und
Jugendlichen mit depressiven Störungen gefunden oder aus durchgeführten RCTs sind
keine Ergebnisse verfügbar:
 Amoxapin, Dibenzepin, Doslepin, Dothiepin, Doxepin, Lofepramin, Maprotilin,
Mianserin, Protriptylin, Setiptilin und Trimipramin (TZA)
 Phenelzin und Tranylcypromin (MAOIs)
 Reboxetin (selektiver Noradrenalin Reuptake-Hemmer, SNRI)
 Milnacipran (SSNRI)
 Trazodon (Serotoninantagonisten/Reuptake-Hemmer, SARI)
 Bupropion (selektiver Noradrenalin-Dopamin-Reuptake-Hemmer, NDRI)
 Agomelatin (Melatoninrezeptoragonist und selektiven Serotoninrezeptorantagonist,
MT-Agonisten)
 Johanniskraut (Hypericum, Phytopharmakon)

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) der verschiedenen Medikamente in


RCTs sind in Tabelle 3 zusammengefasst (s. auch Erläuterung am Ende dieses Abschnitts).

Tabelle 3. Übersicht über unerwünschte Arzneimittelwirkungen von Psychopharmaka in RCTs


Medikament Nebenwirkungen, die in Andere berichtete Nebenwirkungen
RCTs häufiger als unter
Placebo auftraten
Tri- und tetrazyklische Antidepressiva (TZA)
Amitriptylin Schwindel,
orthostatische Müdigkeit, Schlafprobleme, Kopfschmerzen, Herzklopfen, Schwitzen,
Desipramin
Hypotonie, Zittern, Verstopfung, Miktionsprobleme [103]
Imipramin trockener Mund [103]
Nefazodon Keine angegeben, siehe [117]
Monoaminoxidasehemmer (MAOIs)
Moclobemid Appetitlosigkeit, Gastrointestinale Symptome, Kopfschmerzen,
Müdigkeit, Schlafprobleme, Schwindel, Trockener Mund, Übelkeit [151]
Selektive Serotonin-Reuptake-Hemmer (SSRI)
Citalopram Schnupfen, Übelkeit, Abdominaler Schmerz [120], Atemwegsprobleme [113], Diarrhoe [113,
abdominaler Schmerz, 120], Fatigue [120], Grippeartige Symptome [120], Kopfschmerzen
grippeartige Symptome [113, 119], Rückenschmerzen [120], Schlaflosigkeit [113, 119],
[118], Fatigue Schnupfen [120], Schwindel [113], Übelkeit [113, 119, 120]
[118, 119] , Diarrhoe,
Rückenschmerzen [118]
Escitalopram Abdominaler Schmerz, Abdominaler Schmerz [113, 121], Atemwegsbeschwerden [113, 122],
Erbrechen [113, 121], Diarrhoe [113, 121, 122], Erbrechen [121], Fatigue [121], Infektionen
grippeartige Symptome der oberen Atemwege [121], Kopfschmerzen [113, 121, 122],
[121] Menstruelle Krämpfe [121], Pharyngitis, Rhinitis [113, 121],
Schlaflosigkeit [113, 121, 122], Schwindel [113, 122], Übelkeit [113,
122] [121], Zufällige Verletzungen [121]
Fluoxetin Kopfschmerzen, Abdominaler Schmerz [22, 105, 115, 116, 120, 123, 124], Abnormales
Diarrhoe, Somnolenz, Denken, Absichtliche Verletzung [124], Appetitminderung [115, 116],
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 38
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Medikament Nebenwirkungen, die in Andere berichtete Nebenwirkungen


RCTs häufiger als unter
Placebo auftraten
Schlaflosigkeit, Bronchitis [123, 124], Diarrhoe [22, 105, 115, 116, 120, 123, 124],
emotionale Labilität, Disinhibition [105], Einnahme einer inkorrekten Dosis [115, 116], Eitrige
Manie, Hypomanie [113] Mandelentzündung [124], Ekchymose [123], Erbrechen [22, 115, 116,
120, 123-125], Erhöhter Speichelfluss [124], Euphorie [124], Fatigue
[115], Feindseligkeit [124], Fieber [123, 124], Gewichtszunahme [123],
Grippe [22, 115, 116, 120, 123], Hautausschlag [124], Husten [123,
124], Hypersomnie [105], Infektionen [123, 124], Infektionen der oberen
Atemwege [115, 116], Juckreiz [124], Kontaktdermatitis [124],
Kopfschmerzen [105, 115, 116, 120, 123, 125], Lymphadenopathie
[124], Magen-Darm-Entzündung [115, 116], Muskelschmerzen [123],
Nackensteifigkeit [124], Nasopharyngitis [115, 116],
Nebenhöhlenentzündung [22, 115, 116, 120, 123, 124], Nervosität
[105, 123, 124], Obstipation [105], Ohrenschmerz [124],
Rachenentzündung [123, 124], Rückenschmerz [124], Schlaflosigkeit
[22, 105, 115, 116, 120, 124, 125], Schläfrigkeit [105, 115, 116, 124],
Schmerzen [123, 124], Schnupfen [123, 124], Schwindel [105, 115,
123, 124], Sedierung [22, 120], Sehschwäche, Sinusbradykardie,
Sprechstörungen [124], Tremor [120, 125], Trockener Mund [124],
Übelkeit [115, 116], Zufällige Verletzung [123, 124]
Paroxetin Somnolenz [120] Emotionale Labilität [113], Dysmenorrhoe [126], Grippe [126],
Kopfschmerzen [108, 113, 120, 126], Nasopharyngitis [126], Schwindel
[108, 113, 120], Schläfrigkeit [108, 113, 120], Schlaflosigkeit [113],
Übelkeit [108, 113, 120], Trockener Mund [108, 120]
Sertralin Abnormale Bewegungen [127], Agitation [120, 128], Ängstlichkeit [127],
Appetitlosigkeit [120, 128], Appetitsteigerung/ -verminderung,
Benommenheit [127], Diarrhoe [113, 120, 127, 128], Erbrechen [120,
127, 128], Fatigue, Gewichtsverlust, Gewichtszunahme,
Hautausschlag, Husten, Hypersomnie, Innere Anspannung, Irritabilität,
Kopfschmerzen, Laufende Nase [127], Schlaflosigkeit [113],
Schläfrigkeit [127], Übelkeit [113] [127], Schwindel, Schwitzen,
Sexuelle Dysfunktion, Tremor, Trockener Mund [127]
Selektive Serotonin-Noradrenalin-Reuptake-Hemmer (SSNRI)
Duloxetin Abdominaler Schmerz, Appetitminderung, Diarrhoe, Einnahme einer
inkorrekten Dosis, Erbrechen, Fatigue, Grippe, Infektionen der oberen
Atemwege, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Entzündung,
Nasopharyngitis, Schwindel, Nebenhöhlenentzündung, Schlaflosigkeit,
Schläfrigkeit, Übelkeit [115, 116]
Noradrenerge und spezifisch serotonerge Antidepressiva (NaSSA)
Mirtazapin Metabolische
Nebenwirkungen
(Gewichtszunahme,
Appetitsteigerung,
Hypertriglyceridämie)
[113]
Anmerkungen: Weitere Informationen bieten die Fach- und Gebrauchsinformationen der einzelnen Medikamente
(abrufbar unter http://www.pharmnet-bund.de/dynamic/de/am-info-system/index.html).

Es wurden keine RCTs gefunden, die eine Kombination der genannten


Psychopharmaka mit einer Kontrollbedingung verglichen. Fünf Studien untersuchten den
Zusatz der organischen Säure Creatin [129], des atypischen Neuroleptikums Quetiapin [130-
132] sowie des Antiepileptikums Valproinsäure [133] zu verschiedenen SSRIs bzw. zu dem
NaSSA Mirtazapin. Aus den Studien zu Creatin und Quetiapin ergaben sich in klinischen
Stichproben mit komorbiden Störungen erste positive Hinweise (Evidenzgrad 4), während die
Kombinationsbehandlung aus Valproinsäure und Paroxetin und auch eine Monotherapie mit
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 39
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Paroxetin eine so schlechte Verträglichkeit und geringe Wirksamkeit aufwiesen, dass die
Studie abgebrochen wurde.
In einer vergleichenden Aktenanalyse [134] wurde eine Kombinationsbehandlung aus
dem SARI Trazodon und dem SSRI Fluoxetin den Monotherapien mit beiden Medikamenten
gegenübergestellt, allerdings bezüglich ihrer Wirksamkeit zur Behandlung von Insomnie bei
Jugendlichen mit depressiven Störungen und nicht bezüglich der gesamten depressiven
Symptomatik. Die mittlere Zeit bis zum Abklingen der Insomnie war bei einer Monotherapie
mit Trazodon statistisch signifikant kürzer als bei einer Monotherapie mit Fluoxetin
(Evidenzgrad 4). Jedoch verschwand die Insomnie in allen Gruppen nach spätestens 11
Tagen, sodass die Autoren die praktische Bedeutsamkeit dieses Ergebnisses infrage
stellten. Methodisch war zudem unklar, nach welchen Kriterien die Fälle ausgewählt wurden.

Evidenz zum direkten Vergleich von Psycho- und Pharmakotherapie


Nur zwei RCTs [22, 60, 135] und ein NRCT [136] verglichen eine
psychotherapeutische Intervention—in allen drei Studien kognitive Verhaltenstherapie—
direkt mit einer pharmakotherapeutischen Intervention bei Jugendlichen. Studien mit Kindern
unter 12 Jahren, Studien mit anderen psychotherapeutischen Interventionen und Studien mit
einer Gruppentherapie wurden nicht gefunden. Diese drei Studien sowie Studien zur
Kombinationsbehandlung sind in der Evidenztabelle „Psycho- und Pharmakotherapie im
Vergleich und in Kombination“ enthalten. Die kognitiv-verhaltenstherapeutischen Programme
aus diesen RCTs sind in Tabelle 2 aufgeführt. Folgende Ergebnisse zeigten sich zum
direkten Vergleich:
Die Gabe von Fluoxetin war bei Jugendlichen nach 12 Wochen wirksamer als eine
kognitiv-verhaltenstherapeutische Intervention zur Reduktion der Depressivität. Nach 36
Wochen konnten keine Unterschiede zwischen diesen Interventionen nachgewiesen werden
(Evidenzgrad 2, ein RCT, TADS-Studie [22, 135]). Zur Reduktion der Suizidalität und des
Risikos für suizidbezogene Ereignisse war eine kognitiv-verhaltenstherapeutische
Intervention nach 36 Wochen wirksamer als die Gabe von Fluoxetin (Evidenzgrad 2 [135]).
Die Ergebnisse zum Vergleich einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Intervention
mit der Gabe von Sertralin bei Jugendlichen zur Reduktion der Depressivität waren nach 12
Wochen inkonsistent. Nach 36 Wochen konnten keine Unterschiede zwischen diesen
Interventionen nachgewiesen werden (Evidenzgrad 3, ein RCT mit methodischen
Schwächen; Melvin et al. [60]). Bezüglich der Wirksamkeit auf Suizidalität konnten ebenfalls
keine Unterschiede nachgewiesen werden (Evidenzgrad 3, ein RCT mit methodischen
Schwächen [60]).
Der NRCT („Treatment of Adolescent Suicide Attempters Study“, TASA [136])
untersuchte Jugendliche mit depressiven Störungen, die in den 90 Tagen vor Studienbeginn
einen Suizidversuch begangen hatten. Während der Rekrutierung musste die randomisierte
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 40
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Zuteilung zu den drei Gruppen kognitive VT, Medikation (gemäß Texas Medication Algorithm
Project, zuerst mit einem SSRI) oder Kombination aus beidem aufgegeben werden. Eine
große Mehrheit der Stichprobe wählte die Kombination aus, insbesondere stärker betroffene
Patientinnen und Patienten, was die Aussagekraft der Studie für den Vergleich der
Monotherapien deutlich einschränkt. In allen drei Gruppen zeigte sich ein Rückgang der
depressiven Symptomatik ohne statistisch signifikante Unterschiede. Insgesamt traten bei
den 124 Jugendlichen 23 suizidbezogene Ereignisse auf, davon etwa ein Drittel während der
ersten vier Wochen und etwa vier Fünftel während der ersten 12 Wochen der Behandlung.
Die dimensional gemessene Suizidalität korrelierte mit der depressiven Symptomatik und
verringerte sich über die Zeit.

Evidenz zur Kombination aus Psycho- und Pharmakotherapie


Zur Wirksamkeit einer Kombination aus Psycho- und Pharmakotherapie liegt ein
systematischer Reviews über RCTs vor [137], der über Daten aus insgesamt fünf RCTs
berichtet. Zwei dieser RCTs verglichen die Kombination mit beiden Monotherapien einzeln
[22, 60], die weiteren drei verglichen eine Kombination aus kognitiver VT und einer
Medikation mit verschiedenen „neuen“ Antidepressiva mit einer Medikation allein [138-141].
Darüber hinaus untersuchten drei weitere RCTs die Wirksamkeit einer Kombination bei
Jugendlichen mit depressiven Störungen und komorbidem Substanzmissbrauch [142-145].
Wiederum fehlen Studien mit Kindern unter 11 Jahren, Studien mit anderen
psychotherapeutischen Interventionen als kognitiver Verhaltenstherapie und Studien mit
einer Gruppentherapie. Ergebnisse zur Kombinationsbehandlung als Intervention bei
„behandlungsresistenter“ Depression oder als Rückfallprophylaxe werden in den Abschnitten
5.9 bzw. 5.12 dargestellt. Zusammenfassend zeigten die Studien zur
Kombinationsbehandlung:
Im Vergleich zu Pharmakotherapie allein waren die Ergebnisse zur Wirksamkeit
einer Kombinationsbehandlung aus Psycho- und Pharmakotherapie bei Jugendlichen nach
12 Wochen Behandlung inkonsistent. Nach bis zu 36 Wochen konnten keine Unterschiede
zwischen der Kombinationsbehandlung und Pharmakotherapie allein nachgewiesen werden
(Evidenzgrad 2, ein systematischer Review über RCTs mit inkonsistenten Ergebnissen
[137]).
Im Vergleich zu einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Intervention allein
war eine Kombination aus kognitiver Verhaltenstherapie und Fluoxetin bei Jugendlichen
nach 12 Wochen wirksamer zur Reduktion der Depressivität. Nach 36 Wochen konnten
keine Unterschiede zwischen diesen Interventionen nachgewiesen werden (Evidenzgrad 2,
ein RCT [22, 135]).
Zwischen einer Kombinationsbehandlung aus kognitiver Verhaltenstherapie und
Sertralin und einer kognitiven Verhaltenstherapie allein konnten bei Jugendlichen nach 12
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 41
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

und nach 36 Wochen keine Unterschiede nachgewiesen werden (Evidenzgrad 3, ein RCT
mit methodischen Schwächen [60]).
In drei der RCTs wurde auch die Kosten-Wirksamkeit in ökonomischen Analysen
untersucht: In der TADS-Studie war eine Kombinationsbehandlung nach 12 Wochen weniger
kostenwirksam als eine Behandlung mit Fluoxetin allein [146]. Nach 36 Wochen jedoch
waren die Kosten für Behandlungen außerhalb der Studie, z.B. durch Krankenhausaufenthalt
in einer psychiatrischen Klinik oder Krisenintervention) für mit Fluoxetin behandelte
Patientinnen und Patienten höher als für diejenigen, die allein mit kognitiver VT oder mit der
Kombination behandelt wurden. Es ergab sich für diesen Zeitraum insgesamt eine höhere
Kostenwirksamkeit der Kombination im Vergleich zu Fluoxetin [147]. In der TORDIA-Studie
(„Treatment of SSRI-resistant Depression in Adolescents“) verringerte die
Kombinationsbehandlung die Zahl der Tage mit Depression bei den Jugendlichen mit
behandlungsresistenter Depression, war aber gleichzeitig mit höheren Kosten verbunden als
eine ausschließliche Medikamenteneinnahme ohne Psychotherapie. Die Kostenwirksamkeit
war also abhängig von der Bereitschaft der Kostenträger, die zusätzlichen Kosten zu
übernehmen [148]. In der ADAPT-Studie („Adolescent Depression Antidepressant and
Psychotherapy Trial“) entstanden durch die zusätzlichen Sitzungen in der
Kombinationsgruppe höhere Kosten, ohne dass die Wirksamkeit höher war, sodass keine
wirtschaftliche Rechtfertigung für eine Kombination im Vergleich zu einer Medikation allein
festgestellt wurde [140, 149].
Bei Jugendlichen, die komorbid Substanzmissbrauch oder Substanzabhängigkeit
aufwiesen, waren die Ergebnisse zum Vergleich einer Kombinationsbehandlung aus
Fluoxetin und Psychotherapie mit einer Kombinationsbehandlung aus Placebo und
Psychotherapie inkonsistent (Evidenzgrad 2-3, drei RCTs [142-145], davon zwei mit
methodischen Schwächen [142, 143, 145]). Nur in einem der drei RCTs, der methodisch
besser bewertet wurde, fand sich in einem Maß ein statistisch signifikanter Unterschied in
der depressiven Symptomatik zugunsten der Verum-Kombinationsbehandlung [144].
Hinsichtlich unerwünschter Neben- und Folgewirkungen der
Kombinationsbehandlung zeigten sich zwischen Kombination und Medikation allein keine
statistisch signifikanten Unterschiede in der Häufigkeit nachteiliger Ereignisse [137, 143,
144]. Auch der Vergleich der Häufigkeit suizidaler Ereignisse und eine Metaanalyse zur
dimensional gemessenen Suizidalität ergaben keine statistisch signifikanten Unterschiede
[137]. Allerdings liegen, vergleichbar zu der Studienlage zur Wirksamkeit, nur sehr wenige
RCTs vor, die zudem zu kleine Stichproben untersuchen, um Unterschiede in den Raten
seltener Ereignisse als statistisch signifikant nachweisen zu können. In vier einzelnen RCTs
wurden die in Tabelle 4 aufgelisteten nachteiligen Ereignisse für die
Kombinationsbehandlung bei Jugendlichen berichtet. In den weiteren RCTs wurden
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 42
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

entweder gar keine nachteiligen Ereignisse erfasst [141] oder nicht ausreichend berichtet
[60, 136, 144, 145].

Tabelle 4. Nachteilige Ereignisse bei Kombinationsbehandlungen aus Psycho- und Pharmakotherapie

Stichprobe Medikament Psychotherapie Nachteilige Ereignisse bei Kombinationsbehandlung


TADS-Studie [89]:
107 Jugendliche Fluoxetin Kognitive VT Kopfschmerzen (bei > 5% und ähnlich häufig wie unter
(12-17 J.) Placebo); Sedierung, Schlaflosigkeit, Erbrechen und
Schmerzen im oberen Bauchraum (2-5% und mindestens
doppelt so häufig wie unter Placebo)

ADAPT-Studie [140]:
105 Jugendliche SSRI, Kognitive VT Müdigkeit (13.1%), Kopfschmerzen (10.9%), verringerter
(11-17 J.) vorrangig Appetit (9.7%), Übelkeit (8.6%), trockener Mund (7.4%),
Fluoxetin Unruhe (5.1%), weitere Ereignisse mit einer Häufigkeit <
5%
TORDIA-Studie [138]:
166 Jugendliche SSRI oder Kognitive VT Grippeähnliche Symptome (15.7%), Schmerzen (14.5%),
mit behandlungs- Venlafaxin Beschwerden am Bewegungsapparat (6.6%),
resistenter Schlafstörungen (6.0%), Irritabilität (6.0%), Verletzung
Depression durch einen Unfall (5.4%), Magen-Darm-Beschwerden
(12-18 J.) (5.4%), Hautprobleme (5.4%, häufiger in Venlafaxin- als
in SSRI-Bedingungen), weitere Ereignisse mit einer
Häufigkeit < 5%; erhöhte Häufigkeit von Bluthochdruck
und beschleunigter Herzfrequenz bei Venlafaxin (mit und
ohne Psychotherapie) im Vergleich zu SSRIs
Findling 2009 [143]:
18 Jugendliche mit Fluoxetin Kognitive VT Kopfschmerzen (56%), verstopfte Nase (39%),
komorbiden Schläfrigkeit (33%), Übelkeit/Erbrechen (28%),
substanzbezogenen Bauchschmerzen (11%), Durchfall (11%), Synkope/
Störungen Schwindel (11%), trockener Mund (6%), Schlaflosigkeit
(12-17 J.) (6%)
Anmerkungen: VT: Verhaltenstherapie.

Aus der Gesamtübersicht über die Evidenz zu Psychotherapie und Pharmakotherapie


sowie über die Wirksamkeit weiterer Behandlungsansätze (s. 5.2 und 5.7) wurden folgende
Empfehlungen für die Behandlung der ersten Wahl formuliert:

► Empfehlung 4: Behandlung der ersten Wahl


„Für Kinder unter acht Jahren kann aufgrund mangelnder empirischer Evidenz keine
Empfehlung gegeben werden.

Ältere Kinder und Jugendliche mit depressiven Störungen sollen eine kognitiv-
verhaltenstherapeutische oder eine interpersonelle Psychotherapie oder das Medikament
Fluoxetin oder eine Kombination aus kognitiv-verhaltenstherapeutischer Psychotherapie und
Fluoxetin erhalten. (Starke Empfehlung, Empfehlungsgrad A)

Einer Psychotherapie ist Vorrang zu geben, da eine Pharmakotherapie zu einer Verstärkung


von Suizidgedanken und weiteren unerwünschten Nebenwirkungen führen könnte. (Starke
Empfehlung, Empfehlungsgrad A)
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 43
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Einer Psychotherapie ist bei leichter bis mittelgradiger Depression zunächst Vorrang zu
geben. Bei einer schweren Depression sollte eine Kombinationstherapie in Erwägung
gezogen werden. (Klinischer Konsenspunkt)

Bei Pharmakotherapie sollten das Auftreten unerwünschter Arzneimittelwirkungen gut


beobachtet und die empfohlenen Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden.“
(Klinischer Konsenspunkt, 65.2% Zustimmung zur Gesamtempfehlung)

[Sondervotum
„Für Kinder bis zu 13 Jahren kann keine auf empirische Evidenz gestützte Empfehlung
gegeben werden.

Kinder bis zu 13 Jahren sollte eine Psychotherapie angeboten werden. (Klinischer


Konsenspunkt)

Jugendliche mit depressiven Störungen sollen eine Psychotherapie erhalten. (Starke


Empfehlung, Empfehlungsgrad A)

Eine Pharmakotherapie steht als Mittel zweiter Wahl bei Depressionen von Jugendlichen zur
Verfügung, da die Verordnung zu einer Verstärkung von Suizidgedanken und weiteren
unerwünschten Nebenwirkungen führen kann. (Starke Empfehlung, Empfehlungsgrad A)

Bei einer schweren Depression sollte eine Kombinationstherapie in Erwägung gezogen


werden. (Klinischer Konsenspunkt)

Bei Pharmakotherapie sollten das Auftreten unerwünschter Arzneimittelwirkungen gut


beobachtet und die empfohlenen Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden.“ (Klinischer
Konsenspunkt)]

► Empfehlung 5: Alternativen zur Behandlung der ersten Wahl


„Für Kinder unter acht Jahren kann aufgrund mangelnder empirischer Evidenz keine
Empfehlung gegeben werden.

Wenn bei älteren Kindern oder Jugendlichen mit depressiven Störungen eine kognitiv-
verhaltenstherapeutische oder eine interpersonelle Psychotherapie nicht möglich oder nicht
gewünscht ist, sollten eine psychodynamische oder eine systemische Psychotherapie
empfohlen werden. (Empfehlung, Empfehlungsgrad B)

Wenn die Gabe des Medikaments Fluoxetin nicht möglich oder nicht gewünscht ist, sollten
die Medikamente Escitalopram, Citalopram oder Sertralin empfohlen werden.“ (Empfehlung,
Empfehlungsgrad B, 78.3% Zustimmung zur Gesamtempfehlung)

[Sondervotum des
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 44
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

„Für Kinder bis zu 13 Jahren kann keine auf empirische Evidenz gestützte Empfehlung
gegeben werden.

Wenn die Gabe des Medikaments Fluoxetin nicht möglich oder nicht gewünscht ist,
sollten die Medikamente Escitalopram, Citalopram oder Sertralin empfohlen werden.“]

Kinder im Alter von drei bis sieben Jahren wurden nur sehr vereinzelt in RCTs zu
Psycho- oder Pharmakotherapie untersucht. Ab einem Alter von acht Jahren liegen deutlich
mehr Daten vor, wie aus Tabelle 2 und Tabelle 5 hervorgeht. Daher wurde diese Grenze für
die Gültigkeit der Empfehlungen 4 und 5 gewählt. Diese Altersbeschränkung sollte jedoch
keineswegs dazu führen, dass bei Kindern unter acht Jahren keine Behandlungsangebote
gemacht werden. Im Gegenteil könnten sehr frühe Interventionen äußerst wünschenswert
sein. Weitere Studien in diesem Altersbereich werden dringend benötigt.
Die Empfehlung für die interpersonelle Therapie erfolgte auf Grund ihrer in
internationalen Studien gut belegten störungsspezifischen Wirksamkeit. Sie ist jedoch noch
nicht als anerkanntes Verfahren etabliert und steht in der Versorgungspraxis nicht regelhaft
zur Verfügung. Es gibt in Deutschland auch noch keine anerkannten Standards, wie die
Qualifikation zu ihrer qualitätsgesicherten Anwendung erworben wird. Die Empfehlung
verweist demnach auf entsprechenden Entwicklungsbedarf in der Zukunft.
Von den genannten Medikamenten ist allein Fluoxetin derzeit in Deutschland für die
Behandlung von Kindern ab acht Jahren und Jugendlichen zugelassen. Zu den
Dosierungen für die empfohlenen Medikamente wird in der NICE-Leitlinie empfohlen, eine
Behandlung mit Fluoxetin mit 10 mg/Tag zu beginnen und die Dosis, wenn klinisch
notwendig, nach einer Woche auf 20 mg/Tag zu erhöhen. Bei anderen Antidepressiva wird
als Anfangsdosis die Hälfte der täglichen Dosis für Erwachsene empfohlen, die nach und
nach über die nächsten zwei bis vier Wochen bis zur täglichen Dosis für Erwachsene erhöht
werden kann. Bei jüngeren Kindern mit geringerem Körpergewicht können niedrigere
Dosierungen in Erwägung gezogen werden, bei älteren Kindern mit höherem Körpergewicht
und/oder wenn bei schwerer Erkrankung ein schnelles Ansprechen als vorrangig angesehen
wird, eventuell höhere Dosierungen [17]. Diese Vorschläge entsprechen in etwa den
Dosierungen, die in den RCTs untersucht wurden und in Tabelle 5 zusammengestellt sind.

Tabelle 5. Dosierungen der empfohlenen Medikamente in RCTs


Standarddosis
Medikament
Alter Anfangsdosis Maximale Dosis Mittlere Dosis Erwachsene
- Studie
nach [150]
Fluoxetin
- Almeida-Montes
8-14 J. 20 mg/Tag 20 mg/Tag 20 mg/Tag
2005 [151]
- Emslie 1997
7-17 J. 20 mg/Tag 20 mg/Tag 20 mg/Tag 20-40 mg/Tag
[152]
- Emslie 2002
8-17 J. 10 mg/Tag in Woche 1 20 mg/Tag 20 mg/Tag
[153]
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 45
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

- Simeon 1990 20 mg/Tag in Woche 1,


13-18 J. 60 mg/Tag unbekannt
[125] 40 mg/Tag in Woche 2
- TADS 2004 10 mg/Tag Start, 1
12-18 J. 40 mg/Tag 33.3 mg/Tag
[22] 20 mg/Tag in Woche 1
Escitalopram
- Emslie 2009
12-17 J. 10 mg/Tag in Woche 1-3 20 mg/Tag 13.2 mg/Tag
[121]
10-20 mg/Tag
- Wagner 2006
6-17 J. 10 mg/Tag in Woche 1-4 20 mg/Tag 11.9 mg/Tag
[122]
Citalopram
- Von Knorring
13-18 J. 10 mg/Tag 40 mg/Tag 26 mg/Tag
2006 [119]
20-40 mg/Tag
- Wagner 2004
7-17 J. 20 mg/Tag in Woche 1-4 40 mg/Tag 24 mg/Tag
[118]
Sertralin
- Wagner 2003 25 mg/Tag Start,
6-17 J. 200 mg/Tag 131 mg/Tag 50-200 mg/Tag
[128] 50 mg/Tag in Woche 1-2
Anmerkungen: 1Mittlere höchste Dosis

Mögliche unerwünschte Arzneimittelwirkungen aus den RCTs sind in Tabelle 3


enthalten. Mögliche Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Substanzen sind
häufig nicht als primäre Endpunkte im Studiendesign von Wirksamkeitsstudien definiert
[154]. Deshalb sollten bei der Nutzen-Risiko-Abwägung von pharmakologischen
Interventionen auch andere Informationen z.B. aus den entsprechenden Fachinformationen
und Stellungnahmen der Fachverbände berücksichtigt werden.

5.6. Welche Behandlungsansätze sind überflüssig?


Aus den im Abschnitt Evidenz zu Pharmakotherapie dargestellten Ergebnissen geht hervor,
dass für einige Medikamente keine höhere Wirksamkeit als für Placebo nachgewiesen
wurde, gleichzeitig jedoch mögliche unerwünschte Arzneimittelwirkungen mit der Einnahme
verbunden sein könnten. Zu diesen Medikamenten wird Folgendes empfohlen:

► Empfehlung 6: Trizyklische Antidepressiva


„Trizyklische Antidepressiva (TZA) sollen bei Kindern und Jugendlichen mit depressiven
Störungen nicht eingesetzt werden.“
(Starke Empfehlung, Empfehlungsgrad A, 100% Zustimmung zur Gesamtempfehlung)

► Empfehlung 7: Paroxetin, Venlafaxin und Mirtazapin


„Paroxetin, Venlafaxin und Mirtazapin sollen bei Kindern und Jugendlichen mit depressiven
Störungen nicht eingesetzt werden.“
(Starke Empfehlung, Empfehlungsgrad A, 100% Zustimmung zur Gesamtempfehlung)
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 46
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

► Empfehlung 8: Moclobemid
„Moclobemid (ein Monoaminoxidasehemmer, MAOI) sollte bei Kindern und Jugendlichen mit
depressiven Störungen nicht eingesetzt werden.“
(Empfehlung, Empfehlungsgrad B, 95.5% Zustimmung zur Gesamtempfehlung)

5.7. Behandlungsansätze mit unzureichender Evidenz


Neben den beschriebenen psychotherapeutischen Interventionen und Medikamenten
gibt es weitere Interventionen bei Kindern und Jugendliche mit depressiven Störungen, zu
denen jeweils keine oder nur sehr wenige Studien vorliegen, sodass ihre Wirksamkeit
bislang nicht zufriedenstellend empirisch nachgewiesen werden konnte. Im Folgenden wird
die Evidenz zu diesen Behandlungsansätzen zusammengefasst. Die eingeschlossenen
Studien sind in der Evidenztabelle „Weitere Behandlungsansätze“ zu finden, zu den
Pharmaka in der Evidenztabelle „Pharmakotherapie“. Dabei ist zu beachten, dass wiederum
nur Studien gesucht und berücksichtigt wurden, deren Stichproben mehrheitlich aus Kindern
und Jugendlichen mit depressiven Störungen bestanden. Es handelt sich darum nicht um
eine generelle Einschätzung der Wirksamkeit dieser Interventionen, sondern um eine
spezifische Betrachtung für die Behandlung von depressiven Störungen, worauf einige
Behandlungsansätze gar nicht ausgerichtet sind (wie z.B. Maßnahmen der Jugendhilfe).

Evidenz zu Künstlerischen Therapien und Ergotherapie


Zur Wirksamkeit von Kunsttherapie wurde eine kontrollierte Studie [155] identifiziert,
in der suizidale Jugendliche in stationärer Behandlung in einer einmaligen Sitzung über drei
Stunden Karikaturen von sich selbst in der Zukunft zeichneten. Diese Intervention war nicht
wirksamer als ein Aufmerksamkeitsplacebo in einer historischen Kontrollgruppe zur
Reduktion von depressiven Symptomen ([155], Evidenzgrad 4). Allerdings wird nicht
berichtet, wie viele der Patientinnen und Patienten die Diagnosekriterien einer depressiven
Störung erfüllten, sodass die Relevanz der Studie für die Zielgruppe der Leitlinie unklar ist.
Es liegen keine Angaben zu Nebenwirkungen oder nachteiligen Ereignissen vor.
Zur Wirksamkeit von Musiktherapie wurden zwei systematische Reviews [156, 157]
und drei RCTs [158-160] gefunden. Zwei dieser RCTs untersuchten den Einfluss einer
einmaligen Intervention auf die Stimmung (Popmusik im Vergleich zu Sitzen und Entspannen
und Rock- im Vergleich zu Heavy Metal Musik). In beiden Fällen war das Ziel nicht die
Behandlung der depressiven Störungen, sondern die Untersuchung der unmittelbaren
Stimmungsveränderung; es wurde jeweils kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen
den Gruppen festgestellt [158, 159]. Im dritten RCT [160] wurde eine musikalische
Intervention als Zusatz zu individueller Psychotherapie bei insgesamt 19 Jugendlichen mit
depressiven Symptomen in einem schulischen Setting angeboten. Es wurden verschiedene
musikalische Übungen in acht Sitzungen à 60 Min. in der Gruppe wöchentlich über
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 47
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

insgesamt 12 Wochen durchgeführt. Zu den Inhalten der Sitzungen gehörten beispielweise


von den Jugendlichen ausgewählte Titel anhören und reflektieren, aber auch Improvisation
mit Klavier und Gitarre. Es zeigte sich eine größere Reduktion der selbstberichteten
depressiven Symptomatik als in der Vergleichsgruppe, die im gleichen Umfang an einer
psychotherapeutischen Intervention mit einem Fokus auf das Selbstkonzept teilnahm,
ebenfalls zusätzlich zu individueller Psychotherapie (Evidenzgrad 3). Unklar ist jedoch, wie
viele der Jugendlichen die Kriterien für eine depressive Störung erfüllten, außerdem weist die
Studie erhebliche methodische Schwächen auf. Auch die beiden systematischen Reviews
kommen zu dem Schluss, dass keine Schlussfolgerungen zur Wirksamkeit von
Musiktherapie bei depressiven Störungen gezogen werden können [156, 157].
Zu Ergotherapie wurden keine Ergebnisse für Kinder und Jugendliche mit
depressiven Störungen gefunden.

Evidenz zu Maßnahmen der Jugendhilfe


Zur Wirksamkeit von Maßnahmen der Jugendhilfe wurde nur eine prospektive
Längsschnittstudie gefunden [161], in der Verlauf und Ergebnisse von erzieherischen Hilfen
bei 233 Kindern (5-13 J.) beobachtet wurden, ohne dass das Vorliegen einer depressiven
Störung bei diesen Kindern erfasst oder für die Studienteilnahme vorausgesetzt wurde.
Folgende Maßnahmen wurden im Mittel für 55 bis 116 Wochen durchgeführt und untersucht
[161]:
 Hilfen durch Erziehungsberatungsstellen gemäß § 28 SGB VIII
 Hilfen durch Erziehungsbeistandschaften im Sinne des § 30 SGB VIII
 Sozialpädagogische Familienhilfen gemäß § 31 SGB VIII
 Hilfen durch Erziehung in Tagesgruppen gemäß § 32 SGB VIII
 Hilfen durch Heimerziehung gemäß § 34 SGB VIII
Es zeigte sich eine Verringerung der internalisierenden Symptomatik der Kinder in
Erziehungsberatung, Tagesgruppen und in Heimerziehung, jedoch nicht oder nur sehr gering
in Erziehungsbeistandschaften sowie bei sozialpädagogischer Familienhilfe, wo allerdings
auch keine erhöhte internalisierende Symptomatik vor der Intervention vorgelegen hatte.

Evidenz zu Lichttherapie
Zur Wirksamkeit von Lichttherapie konnten ein systematischer Review [25], vier RCTs
[29, 162-164], eine Fallserie [165] sowie drei Fallstudien [166-168] identifiziert werden.
Lichttherapie wurde in 30-minütigen bis vierstündigen Anwendungen ein- bis zweimal täglich
über 5-7 Tage, in den Fallstudien über mehrere Monate durchgeführt mit einer Intensität von
100 Lux (Sonnenaufgangssimulation) bis 10.000 Lux. Zu beachten ist, dass sehr kleine
Stichproben untersucht wurden und die Untersuchungszeiträume zum Teil deutlich kürzer
waren als bei anderen Therapieansätzen.
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 48
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Lichttherapie könnte bei Kindern und Jugendlichen mit rezidivierender Depression mit
saisonalem Muster („Winterdepression“) kurzfristig wirksamer gewesen sein als eine
Placebobehandlung mit weniger intensivem Licht (Evidenzgrad 3, ein RCT mit inkonsistenten
Ergebnissen [40]). Bei Jugendlichen mit nicht-saisonaler Depression konnte kein
Unterschied zwischen Lichttherapie und Placebo nachgewiesen werden (nur tendenziell,
Evidenzgrad 3, zwei RCTs mit methodischen Schwächen [41, 42]). Daten aus einem sehr
kleinen RCT [29] deuten darauf hin, dass Lichttherapie bei Kindern und Jugendlichen mit
saisonaler Depression kurzfristig wirksamer gewesen sein könnte als ein
Entspannungstraining, bei nicht-saisonaler Depression jedoch weniger wirksam als das
Entspannungstraining (Evidenzgrad 4, ein RCT [29], aber kein direkter Vergleich der
Gruppen möglich). In Fallstudien zu rezidivierender saisonaler Depression wurden bei
Abbruch einer längeren Behandlung während des Winters Verschlechterungen der
depressiven Symptomatik beobachtet und bei Wiederaufnahme erneute Verbesserungen,
was in Einzelfällen für eine längere Fortsetzung der Behandlung sprechen könnte
(Evidenzgrad 5, drei Fallstudien [166-168]).

Evidenz zu Omega-3-Fettsäuren
Zur Wirksamkeit von Omega-3-Fettsäuren wurden vier systematische Reviews
gefunden [169-171], die zur Behandlung von Depression im Kindes- und Jugendalter mit
Omega-3-Fettsäuren jeweils denselben RCT einschließen [172]. In dieser Studie wurde zehn
Kindern (6-12 J.) über 16 Wochen einmal täglich eine 1000-mg-Tablette mit 400 mg
Eicosapentaensäure (EPA) und 200 mg Docosahexaensäure (DHA) oder zwei 500-mg
Tabletten mit je 190 mg EPA und 90 mg DHA verabreicht. Die zehn Kinder der
Placebogruppe erhielten Distel- oder Olivenöl. Die Studie ergab, dass die Gabe der
mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren bei Kindern kurzfristig wirksamer gewesen sein
könnte als Placebo zur Reduktion von Depressivität (Evidenzgrad 3, ein RCT [172]). Es
wurden keine klinisch relevanten Nebenwirkungen der Omega-3-Fettsäuren berichtet
(Evidenzgrad 4, Beobachtung in einem RCT [172]). RCTs mit Jugendlichen werden aktuell
durchgeführt.

Evidenz zu transkranieller Magnetstimulation und Vagusnervstimulation


Zur Wirksamkeit von transkranieller Magnetstimulation (TMS) wurden zwei Vorher-
Nachher-Studien [173, 174], zwei Fallserien [175, 176] und eine Fallstudie [177] identifiziert.
Insgesamt wurden 20 Jugendliche und zwei Kinder im Alter von zehn Jahren untersucht,
davon ein gesundes zehnjähriges Mädchen. Bei den Kindern wurde eine „single pulse“
Stimulation eingesetzt, bei allen Jugendlichen eine repetitive transkranielle
Magnetstimulation (rTMS) am präfrontalen Cortex, in 14-36 Anwendungen einmal täglich an
fünf bis sechs Tagen pro Woche für bis zu neun Wochen. Die Ergebnisse der Studien deuten
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 49
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

auf eine mögliche Wirksamkeit von rTMS als Zusatz zu einer fortlaufenden
Pharmakotherapie oder Kombinationsbehandlung aus Psycho- und Pharmakotherapie bei
Jugendlichen hin, deren depressive Symptomatik auf einen oder mehrere
Behandlungsversuche mit Psychopharmaka oder Psychotherapie nicht angesprochen hat
(Evidenzgrad 4). Eine Fallstudie [177] berichtet über einen durch rTMS induzierten
Krampfanfall und Hypomanie in der darauffolgenden Nacht bei einer 15-Jährigen ohne
neurologische Erkrankung in der Vorgeschichte. Als häufige Nebenwirkungen gaben
Jugendliche leichte Kopfschmerzen oder einen leichten Schmerz auf der Kopfhaut während
der rTMS an [173, 174], die bei einer 17-Jährigen zum Abbruch der Behandlung führten
[175]. Hinsichtlich suizidaler Symptome wurden Verbesserungen oder keine Veränderungen
beobachtet [173, 174, 176]. Neuropsychologische Parameter wie Aufmerksamkeit und
Konzentration, frontale Exekutivfunktionen, Gedächtnis und psychomotorische
Geschwindigkeit veränderten sich nicht bedeutsam [173, 176]. Beide untersuchten Kinder
berichteten bei einer „single pulse“ Stimulation unerträgliche Schmerzen auf der Kopfhaut,
woraufhin die Behandlung abgebrochen wurde [175], sodass keine Ergebnisse zur
Wirksamkeit von TMS bei Kindern vorliegen. Es könnte ein publication bias vorliegen.
Zu Vagusnervstimulation wurden keine Ergebnisse für Kinder und Jugendliche mit
depressiven Störungen gefunden.

Evidenz zu Schlafdeprivation/Wachtherapie
Zur Wirksamkeit von Schlafentzug wurde ein systematischer Review identifiziert [25],
der drei Studien mit mit sehr geringer Evidenz (Evidenzgrad 4-5) enthält, die vor 19-25
Jahren veröffentlicht wurden: Eine Vorher-Nachher-Studie mit acht Jugendlichen [156] mit
einer einmaligen totalen Schlafdeprivation für 36 Stunden, eine Fallserie mit vier
Jugendlichen [178] sowie eine Fallstudie mit einem 11-jährigen Kind [179] mit einer
wiederholten partiellen Schlafdeprivation (Aufwecken nach 4.5 Stunden Schlaf) als Zusatz zu
einer Pharmakotherapie mit Lithium. Weitere Studien wurden nicht gefunden.

Evidenz zu Massage
Zur Wirksamkeit von Massage wurden ein systematischer Review [25] und zwei
RCTs identifiziert [27, 180]. Im ersten RCT [180] wurden fünf Massageanwendungen à 30
Min. an fünf aufeinanderfolgenden Tagen mit dem Ansehen entspannender Videos über
dieselbe Zeit bei 72 Kindern und Jugendlichen verglichen, von denen genau 50% an einer
depressiven Störung litten. Im zweiten RCT [27] wurden zehn Sitzungen Massage à 30 Min.
an jeweils zwei aufeinanderfolgenden Tagen pro Woche über fünf Wochen mit einem
Entspannungstraining bei 32 jugendlichen Müttern mit Dysthymie verglichen. In beiden
Studien wurde die depressive Stimmung vor und 30 Min. nach den einzelnen Sitzungen
erfasst, es erfolgte aber keine Post-Messung mit einem größeren zeitlichen Abstand zur
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 50
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

letzten Sitzung. In der ersten Studie zeigte sich eine Reduktion der depressiven Stimmung
über die fünf Tage hinweg und nach der ersten Sitzung, aber nicht nach der letzten Sitzung.
Demgegenüber verringerte sich die depressive Stimmung in der zweiten Studie jeweils im
Vergleich vor vs. nach der Sitzung, aber nicht über die fünf Wochen hinweg im Vergleich vor
der ersten Sitzung vs. vor der letzten Sitzung [27, 180]. Die Autoren des systematischen
Reviews zogen aus den Ergebnissen den Schluss, dass Massage eine sofortige Wirkung auf
den emotionalen Zustand hat, eine anhaltende Wirkung auf Depression aber nicht
nachgewiesen ist (Evidenzgrad 3).

Evidenz zu weiteren Pharmaka


Zur Wirksamkeit des Phytopharmakons Johanniskraut (Hypericum) wurden keine
Ergebnisse aus RCTs oder anderen Studien mit einer Kontrollbedingung gefunden. Studien
ohne Kontrollbedingung deuten darauf hin, dass Johanniskraut in einer Dosierung von 300-
1800 mg/Tag über 4-8 Wochen bei Kindern und Jugendlichen (1-17 J.) wirksam sein und gut
vertragen werden könnte (Evidenzgrad 4, drei Studien ohne Vergleichsbedingung [181-185],
s. auch [25]). Die Studien machen unterschiedliche Angaben zu Nebenwirkungen: In einer
Studie wurden bei 101 Kindern (1-12 J.) bei einer Dosierung von 300-1800 mg/Tag über 4-6
Wochen keinerlei nachteilige Ereignisse verzeichnet [182-184]. Die zweite Studie [181]
untersuchte 33 Kinder und Jugendliche bei einer Dosierung von 450-900 mg/Tag über acht
Wochen. Dabei wurden als Nebenwirkungen, die möglicherweise mit dem Medikament
zusammenhingen, bei jeweils Patienten Schwindel, gesteigerter Appetit und loser Stuhl
beobachtet, bei jeweils zwei Verstopfung, Kopfschmerzen, Kälteschauer und
Bauchschmerzen oder –krämpfe sowie bei jeweils einem Hautausschlag,
Lichtempfindlichkeit, Sedierung, Übelkeit, Blähungen und Einnässen. Bei den 26
Jugendlichen in der dritten Studie zeigten sich bei einer Dosierung von 300 mg/Tag über
acht Wochen bei jeweils zehn Patienten Unruhe, trockener Mund und Alpträume, bei jeweils
neun Patienten Verwirrung und Aufmerksamkeitsprobleme, bei acht Patienten Übelkeit sowie
bei vier Patienten Müdigkeit und Erschöpfung. Die Aussagekraft dieser Ergebnisse ist
fraglich, da der Vergleich mit einer Kontrollbedingung fehlt (siehe Erläuterungen zu
unerwünschten Arzneimittelwirkungen im Abschnitt 5.5).
Zur Wirksamkeit von nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten außer
Johanniskraut wurden keine eigenen Literaturrecherchen durchgeführt, aber in einem
systematischen Review [25] sind Studien zu diesen Medikamenten eingeschlossen. Zu allen
drei genannten Medikamenten liegen ausschließlich Studien mit sehr niedrigem Evidenzgrad
vor, die keine Einschätzung der Wirksamkeit erlauben: zwei Fallserien zu Glutamin ([186,
187], Evidenzgrad 4), eine Fallserie zu S-Adenosylmethionin (SAM [188], Evidenzgrad 4)
sowie eine Fallstudie zu Vitamin C ([189], Evidenzgrad 5).
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 51
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Zur Wirksamkeit von Lithium wurden keine RCTs gefunden. Eine Fallserie [190] und
eine Fallstudie [191] deuten darauf hin, dass eine intermittierende Gabe von 600-800
mg/Tag Lithium bzw. eine durchgängige Gabe von 600 mg/Tag Lithiumcarbonat für ca. neun
Monate bei weiblichen Jugendlichen eine periodisch auftretende depressive Symptomatik
verhindern oder verringern könnte (Evidenzgrad 5). In zwei weiteren Fallserien [192, 193]
und einer Studie mit historischer Kontrollgruppe [194] wurde Lithium (500-1250 mg/Tag) als
Zusatz zu TZA oder zu Venlafaxin bei Jugendlichen untersucht, deren depressive Symptome
auf eine Behandlung mit den TZA bzw. Venlafaxin und Psychotherapie nicht angesprochen
hatten. Es zeigten sich Verbesserungen der Symptomatik bei der Kombinationsbehandlung
(Evidenzgrad 4). Insgesamt stammen die Daten von 44 Jugendlichen und wurden vor 14-24
Jahren erhoben.
Zur Wirksamkeit von Carbamazepin und Agomelatin bei Kindern oder Jugendlichen
mit depressiven Störungen wurden keine Studien identifiziert.

Aufgrund dieser Ergebnisse der Recherchen wurden folgende Aussagen getroffen:

► Statements zu Behandlungsansätzen mit unzureichender Evidenz


Statement 1: „Da derzeit keine aussagekräftigen Untersuchungen bei Kindern und
Jugendlichen mit depressiven Störungen vorliegen, kann keine Empfehlung für oder gegen
diese Ansätze ausgesprochen werden: Gesprächspsychotherapie, Künstlerische Therapien,
Ergotherapie, Maßnahmen der Jugendhilfe, repetitive transkranielle Magnetstimulation
(rTMS), Vagusnervstimulation, Schlafdeprivation/Wachtherapie und Massage.

Gegen den Einsatz von Johanniskraut und Agomelatin sprechen mögliche unerwünschte
Arzneimittelwirkungen.“

Statement 2: „Im (teil-)stationären Setting sowie als ergänzende Behandlung im ambulanten


Setting spricht die klinische Erfahrung für die Wirksamkeit komplementärer therapeutischer
Angebote.“
(95.8% Zustimmung zur gesamten Formulierung der Statements)

Insbesondere bei den Künstlerischen Therapien, Ergotherapie und Maßnahmen der


Jugendhilfe stehen der bisher unzureichenden Evidenz positive Erfahrungen aus der
klinischen Praxis gegenüber. Obwohl derzeit keine evidenzbasierte Empfehlung für diese
Interventionen als spezifische Maßnahmen bei depressiven Störungen ausgesprochen
werden kann, soll dies keineswegs dazu führen, dass sie nicht mehr angeboten werden. Im
Gegenteil muss die Forschung in diesem Bereich ausgeweitet und unterstützt werden, um
bei der Aktualisierung dieser Leitlinie in Zukunft handlungsleitende Empfehlungen geben zu
können. Depressive Störungen können die Voraussetzungen für Hilfen nach § 35a SGB VIII
oder für Hilfen zur Erziehung (§ 27 SGB VIII) erfüllen.
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 52
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Evidenz zu Elektrokonvulsionstherapie
Zu Elektrokonvulsionstherapie wurden keine Studien gefunden, welche die
Wirksamkeit von EKT mit der Wirksamkeit einer anderen Intervention verglichen. Die Studien
ohne Kontrollbedingung untersuchten Kinder und Jugendliche, die auf Pharmakotherapie
nicht angesprochen hatten und häufig noch weitere Komplikationen oder Komorbiditäten
aufwiesen (schwer ausgeprägte Symptomatik, katatonische oder psychotische Merkmale,
Cotard-Syndrom, starker Gewichtsverlust oder Down-Syndrom). Jugendliche wurden in
Vorher-Nachher-Studien, Fallserien und Fallstudien untersucht. Aus den Reviews wird
jedoch nicht deutlich, ob auch Kinder in Fallserien untersucht wurden; einzelne Fallstudien
liegen für Kinder ab sechs Jahren vor. Die EKT wurde in zwei bis 12 Anwendungen
vorwiegend bilateral zwei- bis dreimal wöchentlich über bis zu sechs Wochen appliziert, in
einer Fallserie [195] gefolgt von einer Fortsetzungs-EKT (≤ 6 Monate) oder einer Nachsorge-
EKT (> 6 Monate). Die Ergebnisse deuten auf eine Reduktion der Depressivität kurz nach
der Behandlung sowie in Follow-up-Zeiträumen bis zu mehreren Jahren hin; überwiegend
wurde kein Wiederauftreten der Symptomatik beobachtet (Evidenzgrad 4-5). Allerdings ist zu
beachten, dass ein publication bias vorliegen könnte. Folgende unerwünschte
Nebenwirkungen von EKT wurden berichtet (Einteilung nach [196]):
 Kognitive Nebenwirkungen: Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen, die wieder
verschwinden [196-199]
 Komplikationen der Anästhesie während und nach der EKT: Lippenbisse, dentale
Bewegung, unruhiges Erwachen, länger anhaltende epileptische Anfälle [196, 198]
 Häufige frühe Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Kraftlosigkeit, Übelkeit,
Muskelschmerzen und gedankliche Verwirrung [196, 198]
 Seltenere Komplikationen: spontane konvulsive Anfälle und kurze Enthemmung [196-
198]
In einer retrospektiven Studie [200] erreichten zehn Jugendliche, die EKT erhalten hatten,
nach im Mittel 3.5 Jahren ähnliche kognitive Testergebnisse wie die nach Geschlecht, Alter
und Diagnose parallelisierte Kontrollgruppe ohne EKT. Sechs Patienten berichteten
retrospektiv einen subjektiven Gedächtnisverlust direkt nach der Behandlung und ein Patient
gab einen dauerhaften Gedächtnisverlust im Follow-up an. In einer Fallserie konnten bei
sechs Jugendlichen keinerlei kognitive Defizite festgestellt werden [195].
Aufgrund dieser Ergebnisse wird folgende Empfehlung gegeben:

► Empfehlung 9: Elektrokonvulsionstherapie
„Da derzeit keine aussagekräftigen Untersuchungen bei Kindern und Jugendlichen mit
depressiven Störungen vorliegen, ist unklar, welche Wirksamkeit und welche unerwünschten
Auswirkungen Elektrokonvulsionstherapie (EKT) auf Kinder und Jugendliche haben kann,
insbesondere auf Kinder. Daher kann EKT bei Kindern nicht empfohlen werden; bei
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 53
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Jugendlichen kann eine Anwendung bei Fällen mit sehr schweren Formen der Depression,
bei denen die in dieser Leitlinie empfohlenen Ansätze keine Wirkung gezeigt haben, in
Erwägung gezogen werden.“
(Offene Empfehlung, Empfehlungsgrad 0, 100% Zustimmung zur Gesamtempfehlung)

5.8. Wann und wie wird der Therapieerfolg festgestellt?


Um zu entscheiden, ob eine Intervention den Zustand der Kinder oder Jugendlichen
verbessert oder ob ein Wechsel zu einer anderen Intervention notwendig ist, muss ein
„Erfolg“ der Therapie definiert und überprüft werden. In einer ergänzenden Analyse zu einem
RCT, in dem Fluoxetin mit Placebo verglichen wurde [201], konnte eine Unterscheidung
zwischen Patienten, die nach 12 Wochen auf die Behandlung angesprochen hatten, und
denjenigen, die nicht angesprochen hatten, rückblickend schon nach vier Wochen getroffen
werden: Ein Ansprechen nach 12 Wochen war dann wahrscheinlicher, wenn sich die
depressive Symptomatik gemäß Children’s Depression Rating Scale—Revised (CDRS-R
[202]) bereits nach vier Wochen um mindestens 57.9% reduziert hatte [203]. Bislang wurden
diese Ergebnisse jedoch nicht repliziert und für andere Medikamente oder für
psychotherapeutische Interventionen liegen keine vergleichbaren Studien vor. Eine
empirische Überprüfung würde sich bei Psychotherapie noch schwieriger gestalten als bei
Pharmakotherapie, da keine objektiven Parameter wie beispielsweise Plasmaspiegel
bestimmt werden können und auch eine vorübergehende Verstärkung der Symptomatik im
Verlauf der Therapie vorkommen und ggf. sogar therapeutisch genutzt werden kann. Für
einen eventuellen Wechsel der Intervention muss dennoch ein Zeitpunkt festgelegt werden.
Daher wurde der folgende klinische Konsenspunkt formuliert:

► Empfehlung 10: Überprüfung des Therapieerfolgs


„Zu Beginn der therapeutischen Maßnahme sollen mit den Patientinnen, Patienten und ihren
Bezugspersonen Zielkriterien der Therapie festgelegt werden.
Es sollte eine regelmäßige Überprüfung des Therapieerfolges stattfinden.
Der Therapieerfolg kann frühestens nach vier Wochen durch die Patientinnen und Patienten
selbst, ihre Bezugspersonen und die Behandelnden eingeschätzt werden.
Wenn sich nach 12 Wochen keine klinisch bedeutsame Verbesserung eingestellt hat bzw.
wenn bei Pharmakotherapie nach vier Wochen keine Response vorliegt, kann eine
Veränderung der Behandlungsmodalitäten vorgenommen werden.“
(Klinischer Konsenspunkt, 100% Zustimmung zur Gesamtempfehlung)

Für die Überprüfung des Therapieerfolgs ist es wichtig, Informationen aus


verschiedenen Perspektiven (d.h. aus Sicht der Patientinnen und Patienten selbst, ihrer
Bezugspersonen und der Behandelnden) zusammenzutragen, um ein möglichst
umfassendes Bild der Veränderungen zu erhalten.
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 54
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

5.9. Falls die Patientinnen und Patienten nicht ansprechen, welche Therapie folgt
als Nächstes?
Zur Wirksamkeit von Interventionen nach einem gescheiterten Behandlungsversuch
wurde ein systematischer Reviews über drei RCTs mit Jugendlichen gefunden [204]. Zwei
RCTs [TORDIA-Studie, 138, ADAPT-Studie, 140, 205] fanden sowohl in den einzelnen
Befunden als auch in einer Metaanalyse keinen signifikanten Vorteil einer Kombination aus
kognitiver VT und Medikation im Vergleich zu Medikation allein. Die dritte Studie ergab
keinen Vorteil des TZA Amitriptylin gegenüber Placebo bei stationär—auch psychosozial—
behandelten Patientinnen und Patienten [206]. Wie die Autoren des Reviews selbst
hervorheben, ist die Evidenz in diesem Bereich unzureichend und weitere Forschung wird
dringend benötigt. Daher wurde der Evidenzgrad trotz der hohen methodischen Qualität des
Reviews (Evidenzgrad 2) Herabgesetzt. In einem weiteren RCT mit Kindern und
Jugendlichen (9-17 J.) konnten nach einem unvollständigen Ansprechen auf eine
Behandlung mit 10-20 mg/Tag Fluoxetin über acht Wochen (≤ 30% Reduktion in der CDRS-
R) keine Unterschiede zwischen einer Fortsetzung dieser Behandlung und einer
Aufdosierung auf 40-60 mg/Tag nachgewiesen werden (Evidenzgrad 3, ein RCT mit
methodischen Schwächen [124]). In Ermangelung aussagekräftiger Studien wird vorerst
folgende offene Empfehlung gegeben:

► Empfehlung 11: Vorgehen nach einem gescheiterten ersten Behandlungsversuch


„Kinder und Jugendliche mit depressiven Störungen, die nach einem ersten
Behandlungsversuch gemäß den Empfehlungen dieser Leitlinie keine Verbesserung zeigen,
können eine bisher nicht verwendete Form der Psychotherapie oder ein bisher nicht
verwendetes Medikament (Fluoxetin, Escitalopram, Citalopram oder Sertralin) oder eine
bisher nicht eingesetzte Kombination aus kognitiv-verhaltenstherapeutischer Psychotherapie
und einem der genannten Medikamente erhalten.

Auch kann ein Wechsel des Behandlungssettings gemäß den Empfehlungen dieser Leitlinie
erwogen werden.“
(Offene Empfehlung, Empfehlungsgrad 0, 100% Zustimmung zur Gesamtempfehlung)

Mit einem Wechsel des Behandlungssettings ist ein Wechsel aus einer ambulanten in
eine teilstationäre oder stationäre Behandlung gemeint gemäß Empfehlung 3 (s. Abschnitt
5.4). Hinweise zur Dosierung der Medikamente sind bei den Empfehlungen 4 und 5 im
Abschnitt 5.5 zu finden.

5.10. Wie lange wird die Behandlung fortgesetzt?


Zur Fortführung einer Pharmakotherapie wurden vier RCTs gefunden [121, 123, 127,
201], zur Fortführung von kognitiver VT ein RCT [90] und eine nichtrandomisierte
kontrollierte Studie [207] mit folgenden Ergebnissen: Nach dem Ansprechen auf eine
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 55
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Behandlung mit Fluoxetin über 12-19 Wochen könnte eine Fortsetzung dieser Behandlung
über 24-32 Wochen bei Kindern und Jugendlichen (7-18 J.) zur Prävention und Verzögerung
von Rückfällen als Placebo wirksamer gewesen sein (Evidenzgrad 3, zwei RCTs mit
methodischen Schwächen [123, 201]). Die Ergebnisse im Vergleich von Escitalopram und
Placebo bei Jugendlichen (12-17 J.) über 24 Wochen waren inkonsistent (Evidenzgrad 3, ein
RCT mit methodischen Schwächen [121, Forest Laboratories 2010, zitiert nach 208]). Bei
Jugendlichen, die auf eine Behandlung mit Sertralin über 36 Wochen angesprochen hatten,
konnten in einer weiteren Behandlung über 52 Wochen keine Unterschiede zwischen
Sertralin und Placebo nachgewiesen werden (Evidenzgrad 3, ein RCT mit methodischen
Schwächen [127]). Nach einer kognitiver Gruppen-VT über acht Wochen zeigten sich
inkonsistente Befunde zur Wirksamkeit von Booster-Sitzungen im Vergleich zu wiederholten
diagnostischen Beurteilungen über zwei Jahre (Evidenzgrad 3, ein RCT mit methodischen
Schwächen [90]). Bei einer Fortsetzungsbehandlung mit kognitiver VT über sechs Monate
nach einer Akutbehandlung von zehn Wochen wurde ein geringeres kumulatives
Rückfallrisiko festgestellt als in einer Kontrollgruppe, die im Rahmen einer anderen Studie
beobachtet wurde (Evidenzgrad 4, eine Studie mit historischer Kontrollgruppe [207]).
Aufgrund dieser Evidenz wurde die folgende Empfehlung mit klinischen Konsenspunkten
formuliert:

► Empfehlung 12: Fortsetzung der Behandlung


„Nach einer Erholung (d.h. einer Zeit von mindestens zwei Monaten ohne klinisch relevante
Symptome) sollte eine medikamentöse Behandlung für mindestens sechs weitere Monate
fortgesetzt werden. (Empfehlung, Empfehlungsgrad B)

Nach einer Erholung von mindestens sechs Monaten Dauer kann bei einer Erstmanifestation
einer depressiven Störung das Absetzen der Pharmakotherapie erwogen werden.
(Klinischer Konsenspunkt)

Bei medikamentösen Behandlungen sollte eine regelmäßige kinder- und


jugendpsychiatrische Überprüfung des Therapieerfolges stattfinden. (Klinischer
Konsenspunkt)

Bei älteren Jugendlichen mit einer rezidivierenden depressiven Störung sollte die nationale
Versorgungsleitlinie für Erwachsene mit unipolarer Depression angewendet werden.
(Klinischer Konsenspunkt, 100% Zustimmung zur Gesamtempfehlung)

Bei einer Pharmakotherapie sollte demnach darauf geachtet werden, die Behandlung
mindestens sechs Monate fortzusetzen, aber auch zu prüfen, wann die Behandlung beendet
werden kann. Auf die Festlegung eines Zeitraums für die Fortsetzung einer Psychotherapie
wurde verzichtet, da sich die optimale Dauer zwischen verschiedenen
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 56
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

psychotherapeutischen Ansätzen sehr stark unterscheiden könnte und hierzu zu wenige


Befunde vorliegen.

5.11. Wie wird sie beendet?


Zu dieser Frage wurde keine Evidenz gefunden. Die folgende offene Empfehlung beruht auf
den Expertenmeinungen, die den Empfehlungen der NICE-Leitlinie [17] und der GLAD-PC-
Leitlinie [18, 19] zugrunde liegen:

► Empfehlung 13: Abschluss der Behandlung


„Wenn sich Kinder oder Jugendliche in der Phase der Erholung befinden (d.h. in einer Zeit
von mindestens zwei Monaten ohne klinisch relevante Symptome) sollten ihre Behandelnden
ihnen für mindestens 12 Monate regelmäßige Wiedervorstellungen anbieten.

Wenn die Kinder oder Jugendlichen bereits zwei oder mehr Episoden einer depressiven
Störung erlebt haben und sich in Erholung befinden, oder wenn aufgrund von
fortbestehenden Belastungsfaktoren ein erhöhtes Risiko für ein Rezidiv besteht, sollten ihre
Behandelnden ihnen für mindestens 24 Monate regelmäßige Wiedervorstellungen anbieten.“

(Offene Empfehlung, Empfehlungsgrad 0, 100% Zustimmung zur Gesamtempfehlung)

5.12. Wie können Rückfälle verhindert werden?


Da sich die Definition von Rückfällen und Rezidiven zwischen den einzelnen Studien
häufig unterscheidet oder die Begriffe gar nicht voneinander abgegrenzt und getrennt
untersucht werden, kann auch in dieser Leitlinie die in den Schlüsselfragen aufgestellte
Unterscheidung nicht aufrechterhalten werden. Evidenz und eine Empfehlung, die sich
sowohl auf Rückfälle als auch auf Rezidive beziehen, sind im folgenden Abschnitt
dargestellt.

5.13. Wie kann das Wiederauftreten verhindert werden?


Die Fortsetzung der Behandlung soll dazu dienen, Rückfälle und Rezidive zu
verhindern oder hinauszuzögern. Evidenz hierzu ist in Abschnitt 5.10 enthalten. Darüber
hinaus untersuchte ein RCT die Wirksamkeit einer Kombinationsbehandlung zur Prävention
von Rückfällen bei 46 Jugendlichen, deren depressive Symptome auf eine 12-wöchige
Behandlung mit Fluoxetin angesprochen hatten. Bei der Kombination mit einer kognitiven VT
in 8-11 Sitzungen à 60-90 Min. über 36 Wochen war das Rückfallrisiko signifikant niedriger
als bei einer Fortsetzung der Fluoxetinbehandlung ohne kognitive VT. Hinsichtlich des
globalen Funktionsniveaus wurden dagegen in der kleinen Stichprobe keine statistisch
signifikanten Unterschiede festgestellt (Evidenzgrad 3, ein RCT mit methodischen
Schwächen [209]). Diese Evidenz erscheint noch unzureichend, um eine Empfehlung zu
stützen, die über Empfehlung 12 hinausgeht. Daher wird im folgenden klinischen
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 57
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Konsenspunkt die „gute klinische Praxis“ beschrieben, die zur Prävention von Rückfällen und
Rezidiven angewandt werden soll:

► Empfehlung 14: Prävention von Rückfällen und Rezidiven


„Die Behandelnden sollen mit Kindern und Jugendlichen mit depressiven Störungen und
ihren Bezugspersonen Lösungsstrategien entwickeln, um Rückfälle und Rezidive zu
verhindern.

Die Behandelnden sollen Kinder und Jugendliche mit depressiven Störungen und ihre
Bezugspersonen über das Rückfall- und Rezidivrisiko aufklären und ihnen vermitteln, welche
Krankheitsmerkmale und frühe Warnzeichen erkennbar sein können. Sie sollen mit den
Betroffenen Strategien entwickeln, wie sie sich bei Auftreten dieser Merkmale verhalten
können.

Dies sollte den Primärärztinnen und –ärzten (Fachärztinnen und Fachärzte für Kinder- und
Jugendmedizin, Fachärztinnen und Fachärzte für Allgemeinmedizin), die aufgrund der
niederschwelligen Erreichbarkeit die Kinder und Jugendlichen häufiger in der Remissions-
oder Erholungsphase sehen, zur Kenntnis gebracht werden, sofern die Patientinnen und
Patienten dem zugestimmt haben. Ziel ist, dass die Primärärztinnen und -ärzte die Kinder
und Jugendlichen im Sinne der vereinbarten Strategien unterstützen können.

Die Bezugspersonen sollten über mögliche Hilfen informiert werden.“


(Klinischer Konsenspunkt, 100% Zustimmung zur Gesamtempfehlung)

5.14. Forschungsbedarf
Wie aus den Hintergrundtexten zu den Empfehlungen hervorgeht, fehlen in fast allen
Bereichen aussagekräftige Studien, um die verschiedenen Behandlungsansätze bei
depressiven Störungen im Kindes- und Jugendalter beurteilen und auch miteinander
vergleichen zu können. Aus der Auflistung laufender Studien in den Evidenztabellen geht
hervor, dass wichtige neue Ergebnisse bald zur Verfügung stehen könnten. Auch unter
Berücksichtigung dieser Projekte besteht allerdings besonders im deutschsprachigen Raum
und besonders für das Kindesalter noch großer Forschungsbedarf. Bei allen Empfehlungen
dieser Leitlinie ist daher zu beachten, dass sie bei einer Aktualisierung der Leitlinie ggf.
grundlegend überarbeitet werden müssen.
Zukünftige Studien könnten davon profitieren, sich bei der Berichterstattung nach den
aktuellsten international anerkannten Standards zu richten, auch wenn die Einhaltung dieser
Standards bisher nur vereinzelt für die Veröffentlichung in Fachzeitschriften gefordert
werden. Für systematische Reviews steht beispielsweise das PRISMA-Statement („Preferred
Reporting Items for Systematic Reviews and Meta-Analyses“, s. http://www.prisma-
statement.org/) zur Verfügung, für klinische Studien das CONSORT-Statement
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 58
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

(„CONsolidated Standards Of Reporting Trials“, s. http://www.consort-statement.org/) und für


Kohorten-, Fall-Kontroll- und Querschnittsstudien das STROBE-Statement („STrengthening
the Reporting of OBservational studies in Epidemiology“, s. http://www.strobe-
statement.org/). Die Bewertungssysteme, die bei der Leitlinienerstellung verwendet werden,
können Aufschluss darüber geben, welche Kriterien für eine hohe interne und externe
Validität einer Studie erfüllt sein sollten. Hierzu können beispielsweise die Checklisten des
Scottish Intercollegiate Guidelines Network (SIGN, s.
http://www.sign.ac.uk/methodology/checklists.html) dienen, die für diese Leitlinie verwendet
wurden, oder das GRADE System („Grading of Recommendations Assessment,
Development and Evaluation“, s. http://www.gradeworkinggroup.org/), das verschiedene
Bewertungssysteme integriert.
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 59
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

6. Behandlungsalgorithmus
In Abbildung 1 sind die Empfehlungen der Leitlinie vereinfacht schematisch dargestellt.

Abbildung 1. Behandlungsalgorithmus
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 60
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

7. Pilottestung und externe Begutachtung


Die Kurzversion der Leitlinie soll im Deutschen Ärzteblatt nach einem Peer-Review-
Verfahren veröffentlicht werden. Eine Befragung zur Anwendbarkeit der Leitlinie und ein
Anwendungstest in der Praxis können aufgrund der begrenzten Ressourcen nicht mehr vor
der Veröffentlichung der Leitlinie durchgeführt werden.

8. Implementierung
Nach der Verabschiedung der Leitlinie wurden PDF-Dateien dieser Langfassung, des
Methodenreports und der fünf Evidenztabellen auf der Homepage der AWMF
(http://www.awmf.org/leitlinien/aktuelle-leitlinien.html) zum Download zur Verfügung gestellt.
Deine überarbeitete Kurzfassung wird im Deutschen Ärzteblatt publiziert werden. Alle
beteiligten Organisationen werden gebeten, ihre Mitglieder auf die Leitlinie aufmerksam zu
machen und sie in Fortbildungsveranstaltungen einzubinden. Die Leitlinie wurde zudem auf
dem XXXIII. DGKJP-Kongress in Rostock (März 2013) vorgestellt und soll auf weiteren
Kongressen und Tagungen der möglichen Anwenderinnen und Anwender präsentiert
werden, soweit dies personell möglich ist. Außerdem wurde ein Konzept für die
Durchführung einer Implementierungsstudie für die vorliegende Leitlinie entwickelt, bei der
eine didaktisch aufgewertete Online-Lernumgebung für die Implementierung erstellt und
evaluiert werden soll. Bislang stehen jedoch noch keine finanziellen Mittel zur Durchführung
dieses Projekts zur Verfügung.
Nähere Informationen sowie eine Diskussion organisatorischer Barrieren und
möglicher finanzieller Auswirkungen der Leitlinienanwendung sind im Methodenreport der
Leitlinie enthalten.

9. Gültigkeitsdauer und Aktualisierung


Die Leitlinie wurde von der DGKJP verabschiedet am 28.01.2013, von den anderen
beteiligten Organisationen im Zeitraum vom 19.12.2012 bis 14.05.2013.
Die letzte Überarbeitung erfolgte am 01.07.2013. Gültig bis 30.06.2018.
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 61
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Zusammenfassung der Empfehlungen


► Prämisse zur Diagnosestellung
„Die Diagnose einer depressiven Störung bei Kindern oder Jugendlichen soll nur durch dafür
ausgebildetes Fachpersonal gestellt werden.
Dazu zählen insbesondere Fachärztinnen und Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie
und –psychotherapie, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und -therapeuten
sowie Ärztinnen, Ärzte, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten mit Fachkunde für
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. Weiterhin zählen dazu Fachärztinnen und
Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie.
Es sind spezielle Kenntnisse über die entwicklungspsychologisch und -psychopathologisch
begründete Vielfalt der klinischen Erscheinungsformen depressiver Syndrome im Kindes-
und Jugendalter erforderlich.“ (Klinischer Konsenspunkt)

► Empfehlung 1: Aktiv abwartende Maßnahmen / Maßnahmen zur Förderung der


psychischen Gesundheit
„Bei leichten depressiven Störungen ohne Komorbidität, ohne nennenswerte Risikofaktoren,
familiäre Vorbelastungen durch affektive Störungen oder Warnsignale für einen Rückfall
kann zunächst aktive Unterstützung, Beratung oder Psychoedukation über einen Zeitraum
von sechs bis acht Wochen ausreichend sein. Auch bei Kindern und Jugendlichen, die diese
aktiv abwartenden Maßnahmen ablehnen, sollte eine Nachkontrolle nach zwei Wochen
vereinbart werden.
Voraussetzung für dieses aktive Zuwarten ist eine vollständige, altersgerechte
Alltagsbewältigung.
In diesem Rahmen sollen Kindern und Jugendlichen mit leichten depressiven Störungen und
ihren Angehörigen unabhängig von anderen Interventionen altersgerechte Maßnahmen zur
Förderung der psychischen Gesundheit empfohlen werden.
Bei Fortbestehen der Symptomatik müssen weitere Interventionen geplant werden.“
(Klinischer Konsenspunkt)

► Empfehlung 2: Ambulante Behandlung


„Kinder und Jugendliche mit depressiven Störungen können im Regelfall ambulant behandelt
werden. Voraussetzung ist ein für ein ambulantes Behandlungssetting angemessenes
allgemeines psychosoziales Funktionsniveau (gemäß Achse VI des MAS).“ (Klinischer
Konsenspunkt)

► Empfehlung 3: Stationäre und teilstationäre Behandlung


„Kinder und Jugendliche mit allen Formen von depressiven Störungen sollten stationär
behandelt werden, wenn zumindest eines der folgenden Kriterien erfüllt ist:
- Suizidalität verbunden mit fehlender Absprachefähigkeit
- Erheblicher Mangel an Ressourcen oder erhebliche aktuelle abnorme psychosoziale
Belastungen gemäß Achse V des MAS
- Erhebliche Funktionseinschränkungen gemäß Achse VI des MAS, insbesondere bei
unzureichender Alltagsbelastbarkeit
Eine teilstationäre Behandlung ist unter Berücksichtigung des Schweregrades der Störung,
der Ressourcen des familiären und sozialen Umfeldes sowie der regionalen
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 62
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Versorgungskapazitäten zu prüfen und gegebenenfalls zu empfehlen.“ (Klinischer


Konsenspunkt)

► Empfehlung 4: Behandlung der ersten Wahl


„Für Kinder unter acht Jahren kann aufgrund mangelnder empirischer Evidenz keine
Empfehlung gegeben werden.
Ältere Kinder und Jugendliche mit depressiven Störungen sollen eine kognitiv-
verhaltenstherapeutische oder eine interpersonelle Psychotherapie oder das Medikament
Fluoxetin oder eine Kombination aus kognitiv-verhaltenstherapeutischer Psychotherapie und
Fluoxetin erhalten. (Empfehlungsgrad A)
Einer Psychotherapie ist Vorrang zu geben, da eine Pharmakotherapie zu einer Verstärkung
von Suizidgedanken und weiteren unerwünschten Nebenwirkungen führen könnte.
(Empfehlungsgrad A)
Einer Psychotherapie ist bei leichter bis mittelgradiger Depression zunächst Vorrang zu
geben. Bei einer schweren Depression sollte eine Kombinationstherapie in Erwägung
gezogen werden. (Klinischer Konsenspunkt)
Bei Pharmakotherapie sollten das Auftreten unerwünschter Arzneimittelwirkungen gut
beobachtet und die empfohlenen Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden.“ (Klinischer
Konsenspunkt)

[Sondervotum des bvvp, bkj, DGSF, BDP, BApK und BAG KT:
„Für Kinder bis zu 13 Jahren kann keine auf empirische Evidenz gestützte Empfehlung
gegeben werden.
Kinder bis zu 13 Jahren sollte eine Psychotherapie angeboten werden. (Klinischer
Konsenspunkt)
Jugendliche mit depressiven Störungen sollen eine Psychotherapie erhalten. (Starke
Empfehlung, Empfehlungsgrad A)
Eine Pharmakotherapie steht als Mittel zweiter Wahl bei Depressionen von Jugendlichen zur
Verfügung, da die Verordnung zu einer Verstärkung von Suizidgedanken und weiteren
unerwünschten Nebenwirkungen führen kann. (Starke Empfehlung, Empfehlungsgrad A)
Bei einer schweren Depression sollte eine Kombinationstherapie in Erwägung gezogen
werden. (Klinischer Konsenspunkt)
Bei Pharmakotherapie sollten das Auftreten unerwünschter Arzneimittelwirkungen gut
beobachtet und die empfohlenen Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden.“ (Klinischer
Konsenspunkt)]

► Empfehlung 5: Alternativen zur Behandlung der ersten Wahl


„Für Kinder unter acht Jahren kann aufgrund mangelnder empirischer Evidenz keine
Empfehlung gegeben werden.
Wenn bei älteren Kindern oder Jugendlichen mit depressiven Störungen eine kognitiv-
verhaltenstherapeutische oder eine interpersonelle Psychotherapie nicht möglich oder nicht
gewünscht ist, sollten eine psychodynamische oder eine systemische Psychotherapie
empfohlen werden. (Empfehlung, Empfehlungsgrad B)
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 63
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Wenn die Gabe des Medikaments Fluoxetin nicht möglich oder nicht gewünscht ist, sollten
die Medikamente Escitalopram, Citalopram oder Sertralin empfohlen werden.“ (Empfehlung,
Empfehlungsgrad B)

[Sondervotum des bvvp, BDP, BApK und DGSPJ:

„Für Kinder bis zu 13 Jahren kann keine auf empirische Evidenz gestützte Empfehlung
gegeben werden.
Wenn die Gabe des Medikaments Fluoxetin nicht möglich oder nicht gewünscht ist, sollten
die Medikamente Escitalopram, Citalopram oder Sertralin empfohlen werden.“]

► Empfehlung 6: Trizyklische Antidepressiva


„Trizyklische Antidepressiva (TZA) sollen bei Kindern und Jugendlichen mit depressiven
Störungen nicht eingesetzt werden.“ (Starke Empfehlung, Empfehlungsgrad A)

► Empfehlung 7: Paroxetin, Venlafaxin und Mirtazapin


„Paroxetin, Venlafaxin und Mirtazapin sollen bei Kindern und Jugendlichen mit depressiven
Störungen nicht eingesetzt werden.“ (Starke Empfehlung, Empfehlungsgrad A)

► Empfehlung 8: Moclobemid
„Moclobemid (ein Monoaminoxidasehemmer, MAOI) sollte bei Kindern und Jugendlichen mit
depressiven Störungen nicht eingesetzt werden.“ (Empfehlung, Empfehlungsgrad B)

► Statements zu Behandlungsansätzen mit unzureichender Evidenz


Statement 1: „Da derzeit keine aussagekräftigen Untersuchungen bei Kindern und
Jugendlichen mit depressiven Störungen vorliegen, kann keine Empfehlung für oder gegen
diese Ansätze ausgesprochen werden: Gesprächspsychotherapie, künstlerische Therapien,
Ergotherapie, Maßnahmen der Jugendhilfe, repetitive transkranielle Magnetstimulation
(rTMS), Vagusnervstimulation, Schlafdeprivation/Wachtherapie und Massage.
Gegen den Einsatz von Johanniskraut und Agomelatin sprechen mögliche unerwünschte
Arzneimittelwirkungen.“
Statement 2: „Im (teil-)stationären Setting sowie als ergänzende Behandlung im ambulanten
Setting spricht die klinische Erfahrung für die Wirksamkeit komplementärer therapeutischer
Angebote.“

► Empfehlung 9: Elektrokonvulsionstherapie
„Da derzeit keine aussagekräftigen Untersuchungen bei Kindern und Jugendlichen mit
depressiven Störungen vorliegen, ist unklar, welche Wirksamkeit und welche unerwünschten
Auswirkungen Elektrokonvulsionstherapie (EKT) auf Kinder und Jugendliche haben kann,
insbesondere auf Kinder. Daher kann EKT bei Kindern nicht empfohlen werden; bei
Jugendlichen kann eine Anwendung bei Fällen mit sehr schweren Formen der Depression,
bei denen die in dieser Leitlinie empfohlenen Ansätze keine Wirkung gezeigt haben, in
Erwägung gezogen werden.“ (Offene Empfehlung, Empfehlungsgrad 0)

► Empfehlung 10: Überprüfung des Therapieerfolgs


„Zu Beginn der therapeutischen Maßnahme sollen mit den Patientinnen, Patienten und ihren
Bezugspersonen Zielkriterien der Therapie festgelegt werden.
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 64
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Es sollte eine regelmäßige Überprüfung des Therapieerfolges stattfinden.


Der Therapieerfolg kann frühestens nach vier Wochen durch die Patientinnen und Patienten
selbst, ihre Bezugspersonen und die Behandelnden eingeschätzt werden.
Wenn sich nach 12 Wochen keine klinisch bedeutsame Verbesserung eingestellt hat bzw.
wenn bei Pharmakotherapie nach vier Wochen keine Response vorliegt, kann eine
Veränderung der Behandlungsmodalitäten vorgenommen werden.“ (Klinischer
Konsenspunkt)

► Empfehlung 11: Vorgehen nach einem gescheiterten ersten Behandlungsversuch


„Kinder und Jugendliche mit depressiven Störungen, die nach einem ersten
Behandlungsversuch gemäß den Empfehlungen dieser Leitlinie keine Verbesserung zeigen,
können eine bisher nicht verwendete Form der Psychotherapie oder ein bisher nicht
verwendetes Medikament (Fluoxetin, Escitalopram, Citalopram oder Sertralin) oder eine
bisher nicht eingesetzte Kombination aus kognitiv-verhaltenstherapeutischer Psychotherapie
und einem der genannten Medikamente erhalten.
Auch kann ein Wechsel des Behandlungssettings gemäß den Empfehlungen dieser Leitlinie
erwogen werden.“ (Offene Empfehlung, Empfehlungsgrad 0)

► Empfehlung 12: Fortsetzung der Behandlung


„Nach einer Erholung (d.h. einer Zeit von mindestens zwei Monaten ohne klinisch relevante
Symptome) sollte eine medikamentöse Behandlung für mindestens sechs weitere Monate
fortgesetzt werden. (Empfehlung, Empfehlungsgrad B)
Nach einer Erholung von mindestens sechs Monaten Dauer kann bei einer Erstmanifestation
einer depressiven Störung das Absetzen der Pharmakotherapie erwogen werden. (Klinischer
Konsenspunkt)
Es sollte eine regelmäßige kinder- und jugendpsychiatrische Überprüfung des
Therapieerfolges stattfinden. (Klinischer Konsenspunkt)
Bei älteren Jugendlichen mit einer rezidivierenden depressiven Störung sollte die nationale
Versorgungsleitlinie für Erwachsene mit unipolarer Depression angewendet werden.
(Klinischer Konsenspunkt)

► Empfehlung 13: Abschluss der Behandlung


„Wenn sich Kinder oder Jugendliche in Erholung befinden (d.h. in einer Zeit von mindestens
zwei Monaten ohne klinisch relevante Symptome) sollten ihre Behandelnden ihnen für
mindestens 12 Monate regelmäßige Wiedervorstellungen anbieten.
Wenn die Kinder oder Jugendlichen bereits zwei oder mehr Episoden einer depressiven
Störung erlebt haben und sich in Erholung befinden, oder wenn aufgrund von
fortbestehenden Belastungsfaktoren ein erhöhtes Risiko für ein Rezidiv besteht, sollten ihre
Behandelnden ihnen für mindestens 24 Monate regelmäßige Wiedervorstellungen anbieten.“
(Offene Empfehlung, Empfehlungsgrad 0)

► Empfehlung 14: Prävention von Rückfällen und Rezidiven


„Die Behandelnden sollen mit Kindern und Jugendlichen mit depressiven Störungen und
ihren Bezugspersonen Lösungsstrategien entwickeln, um Rückfälle und Rezidive zu
verhindern.
Die Behandelnden sollen Kinder und Jugendliche mit depressiven Störungen und ihre
Bezugspersonen über das Rückfall- und Rezidivrisiko aufklären und ihnen vermitteln, welche
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 65
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Krankheitsmerkmale und frühe Warnzeichen erkennbar sein können. Sie sollen mit den
Betroffenen Strategien entwickeln, wie sie sich bei Auftreten dieser Merkmale verhalten
können.
Dies sollte den Primärärztinnen und –ärzten (Fachärztinnen und Fachärzte für Kinder- und
Jugendmedizin, Fachärztinnen und Fachärzte für Allgemeinmedizin), die aufgrund der
niederschwelligen Erreichbarkeit die Kinder und Jugendlichen häufiger in der Remissions-
oder Erholungsphase sehen, zur Kenntnis gebracht werden, sofern die Patientinnen und
Patienten dem zugestimmt haben. Ziel ist, dass die Primärärztinnen und -ärzte die Kinder
und Jugendlichen im Sinne der vereinbarten Strategien unterstützen können.
Die Bezugspersonen sollten über mögliche Hilfen informiert werden.“ (Klinischer
Konsenspunkt)
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 66
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Glossar
Ansprechen (response)
Bedeutsame Reduktion der depressiven Symptome für mindestens eine Woche

Antidepressiva
Definition und Einteilung nach [210]:
„Antidepressiva sind […] eine strukturell und pharmakologisch heterogene Gruppe von Medikamenten, die
nosologieübergreifend Störungen der Stimmung, des Antriebs und des Verhaltens verbessern können.“ (S. 593)
Einteilung der Substanzklassen (S. 593 ff.):
 Tri- und tetrazyklische Antidepressiva (TZA; Amitriptylin, Amoxapin, Clomipramin, Desipramin,
Dibenzepin, Doslepin, Dothiepin, Doxepin, Imipramin, Lofepramin, Maprotilin, Mianserin, Nefazodon,
Nortriptylin, Protriptylin, Setiptilin, Trimipramin)
 Monoaminoxidasehemmer (MAOI; Phenelzin, Tranylcypromin, Moclobemid)
 Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRIs; Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin,
Paroxetin, Sertralin)
 Selektive Noradrenalinwiederaufnahmehemmer (SNRI; Reboxetin)
 Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI; Duloxetin, Milnacipran, Venlafaxin)
 Noradrenerge und spezifisch serotonerge Antidepressiva (NaSSA; Mirtazapin)
 Serotoninantagonisten/Serotoninwiederaufnahmehemmer (SARI; Trazodon)
 Selektive Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (NDRI; Bupropion)
 Melatoninrezeptoragonisten und selektive Serotoninrezeptorantagonisten (MT-Agonisten; Agomelatin)
 Phytopharmaka (Standardisierte Johanniskrautextrakte [Hypericum])
In der Leitlinie häufig allgemeiner umschrieben mit dem Oberbegriff „Psychopharmaka“

Cluster-randomisierte Studie (cluster randomized trial)


Experimentelle Studie, bei der bereits bestehende Cluster (Gruppen von Personen) den Bedingungen zugeordnet
werden.

Cochrane-Review
Systematischer Review über randomisiert kontrollierte Studien mit meta-analytischer Auswertung, der von der
Cochrane Collaboration veröffentlicht wurde und sehr hohe methodische Standards erfüllt

Drop-out-Rate
Prozentualer Anteil der Personen, die eine Studie vor Abschluss verlassen, an alle Personen, die sich zur
Studienteilnahme bereiterklärt haben

Effektivität (effectiveness)
Wirksamkeit einer Intervention bei einer bestimmten Erkrankung unter den üblichen Bedingungen der klinischen
Versorgung für eine bestimmte Gruppe

Effizienz (Wirtschaftlichkeit, efficiency)


Wirksamkeit eine Intervention bei einer bestimmten Erkrankung unter Berücksichtigung des Verhältnisses aus
Ressourceneinsatz und Ergebnis (z.B. Kosten und Nutzen) für eine bestimmte Gruppe

Eingebettete Fall-Kontroll-Studie (nested case-control study)


Vergleichende Beobachtungsstudie, bei der aus einer laufenden Kohortenstudie Fälle und Kontrollen (zufällig)
gezogen werden

Erholung (recovery)
Abwesenheit klinisch relevanter Symptome für mindestens zwei Monate

Experimentelle Studie (experimental study)


Vergleichende Studie, bei der verschiedene Bedingungen (z.B. zwei alternative Behandlungen) und die
Zuordnung von Personen zu den Bedingungen unter der direkten Kontrolle eines Forschers stehen

Fallserie (case series)


Nicht vergleichende Beobachtungsstudie, bei der die Merkmale mehrerer Personen über einen bestimmten
Zeitraum hinweg erfasst werden

Fall-Kontroll-Studie (case-control study)


Epidemiologische, vergleichende Beobachtungsstudie, die ausgehend von Fällen (Erkrankten) und Kontrollen
(Nicht-Erkrankten) die Häufigkeit untersucht, mit der diese einem Risikofaktor ausgesetzt sind oder waren

Fallstudie (case study)


Nicht vergleichende Beobachtungsstudie, bei der die Merkmale einer Person über einen bestimmten Zeitraum
hinweg erfasst werden
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 67
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Follow-up Studie (follow-up study)


Prospektive oder retrospektive Längsschnittstudie, bei der der Zustand der Personen einer Gruppe nach einer
Behandlung oder Exposition erfasst wird

Kohortenstudie (cohort study)


Vergleichende prospektive oder retrospektive Längsschnittstudie, bei der eine Stichprobe exponierter Personen
mit einer Stichprobe nicht exponierter Personen hinsichtlich ihres Risikos einer Merkmalsausprägung (z.B.
Erkrankung) verglichen wird

Künstlerische Therapien
Kurzbeschreibung der Bundesarbeitsgemeinschaft Künstlerische Therapien (BAG KT):
Die Verfahren der Künstlerischen Therapien (Kunst-, Musik-, Tanztherapie u.a.) basieren auf dem
theoriegeleiteten, therapeutischen Einsatz von Medien und Prozessen der Künste sowie entsprechender
Wahrnehmungs-, Kommunikations- und Handlungsvorgängen innerhalb des therapeutischen
Beziehungsgeschehens.
Künstlerische Therapien wirken entsprechend unmittelbar auf die expressiven, regulatorischen und auch
funktionalen Aspekte der Handlung, der Kommunikation und des Beziehungsverhaltens ein.
Die Besonderheit der Künstlerischen Therapien liegt in der therapeutischen Nutzung der präverbalen,
nonverbalen und prozeduralen Kommunikation sowie der erlebensorientierten Verbalisierung.
Die künstlerisch-therapeutische Behandlung geht personenzentriert und zielgerichtet auf akut bzw. spontan
auftretende Ereignisse innerhalb der Beziehungs- und Gestaltungsprozesse ein.

Längsschnittstudie
Studie, bei der die Merkmale einer oder mehrerer Stichproben zu mehreren Messzeitpunkten oder über eine
Zeitdauer hinweg erfasst werden
 prospektiv (vorausblickend): Wiederholte Erfassung von Merkmalen zeitlich nach der ersten Erhebung
 retrospektiv (zurückblickend): Erfassung von Merkmalen zeitlich vor der ersten Erhebung

Metaanalyse
Systematische, mathematische Synthese der Ergebnisse einzelner Studien im Rahmen eines systematischen
Reviews

Nichtrandomisiert kontrollierte Studie (non-randomized controlled trial, NRCT)


Experimentelle Studie, bei der die Personen nicht zufällig einer Bedingung zugeordnet werden

Nicht vergleichende Studie (non-comparative study)


Studie, in der die Auswirkungen einer Intervention oder einer Exposition bei Personen ohne Vergleich mit einer
Kontrollbedingung erfasst werden

n-of-1-Studien (n-of-1 trial)


Experimentelle Studie, in der eine Folge von alternativen Behandlungen zufällig bei einer Person durchgeführt
wird (Variation einer randomisiert kontrollierten Studie mit einer Person)

Placebo
Medikament, das keinen pharmakologischen Wirkstoff enthält und daher vermutlich unwirksam sein müsste, von
lateinisch „ich werde gefallen“; auch im übertragenen Sinne auf andere Interventionen angewendet, die
vermutlich unwirksam sein müssten

Psychopharmaka
Oberbegriff für Medikamente, die auf die Psyche wirken. Im Rahmen der Leitlinie häufig synonym verwendet zu
Antidepressiva

Psychotherapie und –verfahren


Definitionen des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie nach § 11 PsychThG [211]:
 Psychotherapie
„Psychotherapie ist die Behandlung von Individuen auf der Basis einer Einwirkung mit überwiegend
psychischen Mitteln. Die Definition wissenschaftlicher Psychotherapie fordert eine Reihe von weiteren
Bedingungen, z.B. das Anstreben der positiven Beeinflussung von Störungs- und Leidenszuständen in
Richtung auf ein nach Möglichkeit gemeinsam erarbeitetes Ziel (z.B. Symptomminimalisierung und/oder
Strukturveränderungen der Persönlichkeit) sowie einen geplanten und kontrollierten Behandlungsprozess,
der über lehrbare Techniken beschrieben werden kann und sich auf eine Theorie normalen und
pathologischen Verhaltens bezieht. Wissenschaftliche Psychotherapie sollte als Heilbehandlung im Rahmen
des jeweiligen Gesundheitssystems zu bestimmen sein.“ (Aus: Glossar)
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 68
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

 Psychotherapeutisches Verfahren
„Ein zur Krankenbehandlung geeignetes Psychotherapie-Verfahren ist gekennzeichnet durch eine
umfassende Theorie der Entstehung und Aufrechterhaltung von Krankheiten und ihrer Behandlung
beziehungsweise verschiedene Theorien der Entstehung und Aufrechterhaltung von Krankheiten und ihrer
Behandlung auf der Basis gemeinsamer theoretischer Grundannahmen, und eine darauf bezogene
psychotherapeutische Behandlungsstrategie für ein breites Spektrum von Anwendungsbereichen oder
mehrere darauf bezogene psychotherapeutische Behandlungsmethoden für ein breites Spektrum von
Anwendungsbereichen, und darauf bezogene Konzepte zur Indikationsstellung, zur individuellen
Behandlungsplanung und zur Gestaltung der therapeutischen Beziehung.“ (Aus: Glossar)
 Verhaltenstherapie (VT)
„Die Verhaltenstherapie (VT) basiert auf der empirischen Psychologie. Sie umfasst störungsspezifische und -
unspezifische Therapieverfahren, die aufgrund von Störungs- und Veränderungswissen eine systematische
Besserung der zu behandelnden Problematik anstreben. Die aus einer Störungsdiagnostik und individuellen
Problemanalyse abgeleiteten therapeutischen Maßnahmen setzen an den prädisponierenden, auslösenden
und/oder aufrechterhaltenden Problembedingungen an. Sie verfolgen konkrete und operationalisierte Ziele
auf den verschiedenen Ebenen des Verhaltens und Erlebens (unter anderem Modifikation von
beobachtbarem Verhalten, psychophysiologischen und kognitiv-emotionalen Prozessen sowie Erreichen
eines höheren Grades von Anpassung, erlebter Selbstkontrolle und Problemlösekompetenz). Zu den
Grundprinzipien der Verhaltenstherapie gehören Problemorientierung, Zielorientierung,
Handlungsorientierung, Transparenz, Hilfe zur Selbsthilfe, Überschreiten des therapeutischen Settings sowie
das Bemühen um empirisch fundierte Weiterentwicklung.“ (Aus: Stellungnahme zur Verhaltenstherapie)
 Psychodynamische Psychotherapie (PP)
„Die Psychodynamische Psychotherapie (PP) gründet auf der Psychoanalyse und ihren
Weiterentwicklungen. Die Behandlungsprinzipien der PP bestehen in einer Bearbeitung lebensgeschichtlich
begründeter unbewusster Konflikte und krankheitswertiger psychischer Störungen in einer therapeutischen
Beziehung unter besonderer Berücksichtigung von Übertragung, Gegenübertragung und Widerstand. Dabei
wird je nach Verfahren stärker im Hier und Jetzt oder im Dort und Damals gearbeitet, die Stundeninhalte sind
je nach Verfahren strukturierter (Technik: Fokussierung) oder unstrukturierter (Technik: freie Assoziation) und
der Therapeut greift jeweils auf eine stärker aktive oder eher zurückhaltendere Interventionstechnik zurück.“
(Aus: Stellungnahme zur Psychodynamischen Psychotherapie bei Erwachsenen)
 Gesprächspsychotherapie (GT)
„Die Gesprächspsychotherapie geht zurück auf die Arbeiten von Carl R. Rogers, der ein allgemeines
psychotherapeutisches Konzept im Sinne einer Anleitung zur besonderen Gestaltung der
psychotherapeutischen Beziehung oder des psychotherapeutischen Gesprächs entwickelte. Im Laufe der
Jahre ist dieses therapeutische Konzept weiterentwickelt und differenziert worden. Neben dem klassischen
Vorgehen entstanden Ansätze, bei denen der Therapeut stärker den therapeutischen Prozeß steuert, um
spezifische Therapieziele zu fördern bzw. um den Besonderheiten einzelner Störungen oder einzelner
Patienten gerecht zu werden. Dazu werden zum Teil auch zusätzliche therapeutische Methoden zur
Erweiterung der „Selbstexploration" oder der Erlebnisfähigkeit des Patienten eingesetzt, die zum Teil aus
einer Weiterentwicklung der Gesprächspsychotherapie resultieren (z.B. „experiencing") zum Teil aus anderen
Therapierichtungen, vor allem der Gestalttherapie, übernommen wurden. Die Gesprächspsychotherapie ist
demnach heute zwar im Wesentlichen ein einheitlicher therapeutischer Ansatz, aber mit unterschiedlichen
Ausprägungsformen. […] Gesprächspsychotherapie wird vorwiegend in Form von Einzeltherapie, aber auch
in Form von Gruppentherapie durchgeführt.“ (Aus: Gutachten zur Gesprächspsychotherapie als
wissenschaftliches Psychotherapieverfahren)
 Systemische Therapie (ST, einschließlich „Familientherapie“)
„[…] die systemische Therapie [ist] ein psychotherapeutisches Verfahren […], dessen Fokus auf dem
sozialen Kontext psychischer Störungen liegt. Dabei werden zusätzlich zu einem oder mehreren Patienten
(„Indexpatienten“) weitere Mitglieder des für Patienten bedeutsamen sozialen Systems einbezogen. Die
Therapie fokussiert auf die Interaktionen zwischen Mitgliedern der Familie oder des Systems und deren
weitere soziale Umwelt. Die Systemische Therapie betrachtet wechselseitige intrapsychische (kognitiv-
emotive) und biologisch-somatische Prozesse sowie interpersonelle Zusammenhänge von Individuen und
Gruppen als wesentliche Aspekte von Systemen. Die Elemente der jeweiligen Systeme und ihre
wechselseitigen Beziehungen sind die Grundlage für die Diagnostik und Therapie von psychischen
Erkrankungen“ (Aus: Gutachten zur wissenschaftlichen Anerkennung der Systemischen Therapie).
Anmerkung: Der Begriff „Familientherapie“, der auch als Synonym für systemische Therapie gebräuchlich ist,
wird vermieden, da „unter Familientherapie in erster Linie ein psychotherapeutisches Setting verstanden
wird, welches auch im Rahmen anderer psychotherapeutischer Verfahren und Methoden realisiert wird.“
(Aus: Gutachten zur wissenschaftlichen Anerkennung der Systemischen Therapie)
 Interpersonelle Psychotherapie (IPT)
„Die Interpersonelle Psychotherapie ist eine Kurzzeittherapie, die ursprünglich für die Akutbehandlung der
unipolaren Majoren Depression entwickelt wurde. Die Therapie fokussiert primär auf interpersonelle und im
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 69
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

psychosozialen Kontext aktuell bedeutsame Themen der Patienten. Das Verfahren wird keinem anderen
Psychotherapieverfahren zugeordnet und setzt vor allem interpersonell relevante Techniken ein, wozu z. B.
Rollenspiele, Klärung von Kommunikationsverhalten, Gefühlsaktualisierung in Interaktionen und
klärungsorientierte Explorationen gehören. Als spezifisch für die Interpersonelle Psychotherapie wird
erachtet, dass diese Strategien insbesondere für die psychotherapeutische Bearbeitung der als bedeutsam
diagnostizierten Foki der Patienten eingesetzt werden.“ (Aus: Gutachten zur wissenschaftlichen Anerkennung
der Interpersonellen Psychotherapie)

Publication bias
Systematische Verzerrung in der Veröffentlichung von Studienergebnissen, in Bezug auf Interventionsstudien in
der Regel zugunsten von Studien mit statistisch signifikanten Unterschieden zwischen den untersuchten
Bedingungen

Querschnittsstudie (cross-sectional study)


Beobachtungsstudie, bei der die Eigenschaften einer möglichst repräsentativen Zufallsstichprobe zu einem
bestimmten einmaligen Zeitpunkt erhoben werden

Randomisiert kontrollierte Studie (randomized controlled trial, RCT)


Experimentelle Studie, bei der die Personen zufällig einer Bedingung zugeordnet werden

Remission (remission)
Mindestens zwei Wochen und weniger als zwei Monate ohne oder mit nur wenigen klinisch relevanten
Symptomen (höchstens zwei)

Response
s. Ansprechen

Rezidiv (Wiederauftreten, recurrence)


Erneutes Auftreten klinisch relevanter Symptome (neue Episode einer Major Depression)
während einer Erholungsphase (s. Erholung)

Rückfall (relapse)
Erneutes Auftreten klinisch relevanter Symptome (Episode einer Major Depression) während einer
Remissionsphase (s. Remission)

Systematischer Review (systematische Übersicht, systematic review)


Zusammenfassung möglichst aller Studien zu einer Frage mit folgenden Merkmalen (nach [212]): Klare
Zielsetzung mit festgelegten Auswahlkriterien für relevante Studien, klare, wiederholbare Methodik, systematische
Suche mit dem Ziel, alle relevanten Studien zu identifizieren, Beurteilung der eingeschlossenen Studien
hinsichtlich der Validität der Ergebnisse sowie systematische Präsentation und Synthese der Studienmerkmale
und -ergebnisse

Vergleichende Beobachtungsstudie (comparative observational study)


Beobachtungsstudie, bei der die Auswirkungen einer Intervention oder Exposition bei Personen beobachtet
werden, die nicht unter der Kontrolle eines Forschers steht, im Vergleich zu ähnlichen Personen ohne diese
Intervention oder Exposition

Verum
Medikament, das einen pharmakologischen Wirkstoff enthält und daher vermutlich wirksam sein müsste, von
lateinisch „das Wahre“ im Gegensatz zum vermutlich unwirksamen Placebo

Vorher-Nachher-Studie (before-after study)


Beobachtungsstudie, in der Merkmale von Personen vor Beginn und nach dem Ende eines Ereignisses oder
einer Intervention untersucht werden (ohne Vergleich mit einer anderen Gruppe von Personen)

Wiederauftreten
s. Rezidiv

Wirksamkeit
Oberbegriff für Wirksamkeit unter idealen Bedingungen (efficacy), Effektivität (effectiveness) und Effizienz
(efficiency)

Wirksamkeit unter idealen Bedingungen (efficacy)


Wirksamkeit einer Intervention bei einer bestimmten Erkrankung unter idealen Bedingungen für eine bestimmte
Gruppe
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 70
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

Abkürzungsverzeichnis
ADAPT Adolescent Depression Antidepressant and Psychotherapy Trial, eine randomisiert kontrollierte
Studie
AWMF Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
CDRS-R Children’s Depression Rating Scale—Revised, halbstrukturiertes Interview
CGI-I Clinical Global Impression Scale—Improvement, Maß zur klinischen Einschätzung der
Verbesserung einer Patientin oder eines Patienten
CGI-S Clinical Global Impression Scale—Severity, Maß zur klinischen Einschätzung des Zustands
einer Patientin oder eines Patienten
CRD Centre for Reviews and Dissemination, Teil des britischen National Institute for Health
Research (NIHR), Abteilung der University of York, Anbieter von Datenbanken und
Informationen zur evidenzbasierten Medizin
DSM Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Klassifikationssystem der American
Psychiatric Association
EBM Evidenzbasierte Medizin
EG Evidenzgrad
EKT Elektrokonvulsionstherapie
GG Grundgesetz
GT Gesprächspsychotherapie
ICD International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems,
Klassifikationssystem der WHO
IPT Interpersonelle Psychotherapie
KJHG Kinder- und Jugendhilfegesetz
KKP Klinischer Konsenspunkt
MA Metaanalyse
MAOI(s) Monoaminoxidasehemmer
MAS Multiaxiales Klassifikationsschema für psychische Störungen des Kindes- und Jugendalters
nach ICD-10 der WHO
MT-Agonisten Melatoninrezeptoragonisten und selektive Serotoninrezeptorantagonisten
NaSSA Noradrenerge und spezifisch serotonerge Antidepressiva
NDRI(s) Selektive Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer
NRCT Non-randomized controlled trial, nicht randomisiert kontrollierte Studie
OCEBM Oxford Centre for Evidence-Based Medicine
PICO Population (oder patient problem), Intervention, Comparison, Outcomes: Elemente einer
strukturierten Fragestellung für die systematische Suche nach Interventionsstudien
PP Psychodynamische Psychotherapie
PsychThG Gesetz über die Berufe des Psychologischen Psychotherapeuten und des Kinder- und
Jugendlichenpsychotherapeuten
RCT Randomized controlled trial, randomisiert kontrollierte Studie
RDC Research Diagnostic Criteria, Forschungskriterien des DSM
SAM S-Adenosylmethionin
SARI(s) Serotoninantagonisten/Serotoninwiederaufnahmehemmer
SGB VIII Sozialgesetzbuch, Achtes Buch, Kinder- und Jugendhilfe
SIGN Scottish Intercollegiate Guidelines Network
SNRI(s) Selektive Noradrenalinwiederaufnahmehemmer
SR Systematischer Review
SSNRI(s) Selektive(r) Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer
SSRI(s) Selektive(r) Serotoninwiederaufnahmehemmer
ST Systemische Therapie
TASA Treatment of Adolescent Suicide Attempters Study, eine nicht randomisiert kontrollierte Studie
TADS Treatment for Adolescents with Depression Study, eine randomisiert kontrollierte Studie
TAU Treatment as usual, Standardbehandlung
(r)TMS (Repetitive) Transkranielle Magnetstimulation
TORDIA Treatment of SSRI-resistant Depression in Adolescents, eine randomisiert kontrollierte Studie
TZA Tri- und tetrazyklische Antidepressiva
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 71
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

UAW Unerwünschte Arzneimittelwirkungen


VT Verhaltenstherapie
WHO World Health Organization, Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen

Tabellenverzeichnis
Tabelle 1. Evidenzgrade des Oxford Centre for Evidence-Based Medicine [12] und zugeordnete
Empfehlungsgrade ................................................................................................................................................ 11
Tabelle 2. Psychotherapeutische Interventionen aus RCTs .................................................................................. 28
Tabelle 3. Übersicht über unerwünschte Arzneimittelwirkungen von Psychopharmaka in RCTs .......................... 37
Tabelle 4. Nachteilige Ereignisse bei Kombinationsbehandlungen aus Psycho- und Pharmakotherapie.............. 42
Tabelle 5. Dosierungen der empfohlenen Medikamente in RCTs ......................................................................... 44
Leitlinie Behandlung von depressiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen 72
(Langfassung, Stand: 01.07.2013)

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