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Lungenkrebsscreening Stellungnahmen
Lungenkrebsscreening Stellungnahmen
GKV-Spitzenverband (GKV) 30
Ansprechpartner
E-Mail [email protected]
Einreichungsdatum 16.06.2021
Datenschutzhinweis
Die Stellungnahmen werden durch das BfS im Wortlaut unter Nennung der
stellungnehmenden Organisation auf der Internetseite des BfS veröffentlicht. Mit der
Übermittlung einer Stellungnahme stimmen Sie dieser Veröffentlichung zu.
siehe Anlage
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Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von
Menschen mit Behinderung und chronischer
Erkrankung und ihren Angehörigen e.V.
BAG SELBSTHILFE
Kirchfeldstr. 149
40215 Düsseldorf
Tel. 0211/31006-0
Fax. 0211/31006-48
Stellungnahme der
Bundesarbeitsgemeinschaft SELBSTHILFE
(BAG SELBSTHILFE)
Niedrigdosis-Computertomographie“
Zur wissenschaftlichen Bewertung des Bundesamtes für Strahlenschutz gemäß § 84
Absatz 3 Strahlenschutzgesetz nimmt die BAG SELBSTHILFE als Dachverband als
Dachverband von 120 Bundesorganisationen der Selbsthilfe chronisch kranker und
behinderter Menschen und von 12 Landesarbeitsgemeinschaften wie folgt Stellung:
(1) Einleitung
Klärungsbedürftig ist aus Sicht der BAG SELBSTHILFE, in welchem Umfang die
vorliegende Bewertung nicht nur eine Entscheidung zu den Grenzen der strah-
lenschutzrechtlichen Zulässigkeit einer Früherkennungsuntersuchung vorberei-
tet, sondern auch die Grundlage für eine Entscheidung zur Anwendung der Un-
tersuchung bildet. Unter dem Gesichtspunkt der Gefahrenabwehr führt die
vorgenommene Nutzen-Risiko-Abwehr aus Sicht der BAG SELBSTHILFE unter
Umständen auch zum Gebot der Anwendung zum Schutz von Leben und Ge-
sundheit von Risikopersonen.
Aus Sicht der BAG SELBSTHILFE wäre es sehr hilfreich, wenn auch im Bericht
die Zuständigkeit des BfS im Zusammenspiel von § 84 StrlSchG und §§ 25, 25a
SGB V geklärt würde.
Um eine klare Definition der Intervention zu erhalten, ist es aus Sicht der BAG
SELBSTHILFE geboten, genau festzulegen, mit welchen Geräten die Computer-
tomographie durchgeführt werden soll.
Auch wenn Rauchen der wichtigste Risikofaktor für das Auftreten von Lungen-
krebs darstellt und die Begrenzung der Fragestellung begründet wird, stellt
sich aus Sicht der BAG SELBSTHILFE dennoch die Frage, warum andere Risiko-
faktoren, wie Asbest und Radon, bei den Betrachtungen des Berichts ausge-
schlossen wurden.
Die Darstellung auf den Seiten 25f zu den systematischen Reviews ist sehr kurz
gehalten.
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Insbesondere die Schlussfolgerung, dass „viele“ Reviews die Evidenzlage als
unzureichend bewerten, sollte aus Sicht der BAG SELBSTHILFE anhand konkre-
ter Belege begründet werden. Dies würde auch die Beratungen beim Gemein-
samen Bundesausschuss erheblich erleichtern.
Auch dies bedarf aus Sicht der BAG SELBSTHILFE einer Begründung anhand von
Belegen.
Neben einer klaren Definition der Intervention bedarf es auch einer klaren De-
finition der Zielgruppe bei Festlegung einer Früherkennungsuntersuchung.
Im Bericht werden sehr konkrete Maßgaben für die Ausgestaltung des Versor-
gungsgeschehens bei Umsetzung der Lungenkrebsfrüherkennung gemacht.
Aus Sicht der BAG SELBSTHILFE ist es erforderlich, auch diese Aussagen bspw.
unter Hinweis auf die in anderen vergleichbaren Industrienationen bereits
existierenden Settings, die sich in einschlägigen Studien widerspiegeln, sowie
auf die Erkenntnisse aus der Versorgungsforschung zu begründen.
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Insgesamt ist aber aus Sicht der BAG SELBSTHILFE zu begrüßen, dass insbeson-
dere auf Seite 59 bereits ein konkret konturiertes Ablaufschema vorgestellt
wird.
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Stellungnahmeverfahren
zum BfS-Bericht
Lungenkrebsfrüherkennung mittels Niedrigdosis-
Computertomographie
Ansprechpartner
Einreichungsdatum 29.06.2021
Datenschutzhinweis
Die Stellungnahmen werden durch das BfS im Wortlaut unter Nennung der
stellungnehmenden Organisation auf der Internetseite des BfS veröffentlicht. Mit der
Übermittlung einer Stellungnahme stimmen Sie dieser Veröffentlichung zu.
593 - Uns fehlen nach wie vor im vorläufigen Bericht des BfS zur inhaltlich
597 "Lungenkrebsfrüherkennung mittels Niedrigdosis-
Computertomographie" die Nutzen-Risiko-Bewertung für die
Strahlenbelastung der in großer Zahl in den Zehnerjahren
durchgeführten und vom BfS bewerteten Studien.
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Zeilen sind beliebig zu ergänzen.
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Stellungnahmeverfahren
zum BfS-Bericht
Lungenkrebsfrüherkennung mittels Niedrigdosis-
Computertomographie
Angaben der Stellungnehmenden
Ansprechpartner
E-Mail l
Deutsche Röntgengesellschaft
Datenschutzhinweis
Die Stellungnahmen werden durch das BfS im Wortlaut unter Nennung der
stellungnehmenden Organisation auf der Internetseite des BfS veröffentlicht. Mit der
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Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, die Deutsche Gesellschaft für
Thoraxchirurgie und die Deutsche Röntgengesellschaft unterstützen vorbehaltlos die im
Wissenschaftlichen Bericht zur Lungenkrebsfrüherkennung mittels Niedrigdosis-
Computertomographie vorgenommene positive Bewertung zur Einrichtung eines
Früherkennungsprogramms unter Berücksichtigung strenger Bedingungen und Anforderungen. Es
gibt keine Änderungswünsche zum vorgelegten Text.
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Stellungnahmeverfahren
zum BfS-Bericht
Lungenkrebsfrüherkennung mittels Niedrigdosis-
Computertomographie
Ansprechpartner
Einreichungsdatum 29.06.2021
Datenschutzhinweis
Die Stellungnahmen werden durch das BfS im Wortlaut unter Nennung der
stellungnehmenden Organisation auf der Internetseite des BfS veröffentlicht. Mit der
Übermittlung einer Stellungnahme stimmen Sie dieser Veröffentlichung zu.
die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV) hat den vom Bundesamt für Strahlenschutz
(BfS) gemeinsam mit einer Gruppe von Sachverständigen erstellten wissenschaftlichen Bericht gemäß
§ 84 Absatz 3 Strahlenschutzgesetz (StrlSchG) in Verbindung mit der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift
zur wissenschaftlichen Bewertung von Früherkennungsuntersuchungen zur Ermittlung nicht übertragbarer
Krankheiten zur Lungenkrebsfrüherkennung mittels Niedrigdosis-Computertomographie bei Rauchenden
und Ex-Rauchenden zur Kenntnis erhalten.
Die DGUV bietet seit 2014, wie im vorliegenden Bericht ab Zeile 1795 ff. erwähnt, ein Erweitertes
Vorsorge-Angebot (EVA) zur Früherkennung von Lungenkrebs im Rahmen der arbeitsmedizinischen
Vorsorge oder für Versicherte mit anerkannter BK-Nr. 4103 (EVA-Lunge) an. Diese arbeitsmedizinische
Vorsorge beruht auf Vorschriften des allgemeinen Arbeitsschutzes und erfolgt im Sinne des
Strahlenschutzrechts als nichtmedizinische Anwendung ionisierender Strahlung nach § 83 Absatz 1
Nummer 2 StrlSchG. Die Untersuchungen werden auf Grundlage von § 5 Absatz 3 Satz 2 der Verordnung
zur Arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) oder § 26 Absatz 2 Nummer 1 Sozialgesetzbuch VII (SGB
VII) angeboten.
Darauf bezugnehmend möchte die DGUV hiermit zum wissenschaftlichen Bericht des BfS Stellung
nehmen.
Das Erweiterte Vorsorge-Angebot (EVA-Lunge) wurde ab 2012 von der DGUV auf Basis des aktuellen
medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnisstandes zur Früherkennung von Lungenkrebserkrankungen
(insbesondere dem US-amerikanischen National Lung Screening Trial [NLST] 2011) in einer
interdisziplinär besetzten Umsetzungsgruppe unter Beteiligung der österreichischen (AUVA) und der
schweizerischen Unfallversicherung (SUVA) entwickelt. Die berufliche Exposition gegenüber Asbest ist ein
wesentliches Kriterium für die Definition des spezifischen Risikokollektives für das Angebot der
gesetzlichen Unfallversicherung.
EVA-Lunge beinhaltet u.a. ein ärztliches Beratungsgespräch, eine LD-HRCT-Untersuchung auf Basis
eines speziellen Low-Dose-Protokolls ohne Kontrastmittel, eine Qualitätssicherung sowie die Steuerung
weiter abklärungsbedürftiger Befunde möglichst in zertifizierten Lungenkrebszentren. Die DGUV begrüßt
deshalb ausdrücklich die im BfS-Bericht dargestellten Bestrebungen, die der Sekundärprävention
chronischer Erkrankungen dienen.
Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrungen mit EVA-Lunge verfügt die DGUV über eine weitreichende und
interdisziplinäre Expertise in Organisation und Qualitätssicherung der Lungenkrebsfrüherkennung mittels
Niedrigdosis-CT. EVA-Lunge wird zudem wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Dieses Fachwissen,
organisatorischer wie wissenschaftlicher Natur, möchten wir gerne ergebnis- und versichertenorientiert in
die Konzeption und Umsetzung des geplanten Lungenkrebs-Früherkennungsprogramms einbringen.
Neben dem Potenzial dieser und möglicher weiterer zukünftiger Kooperationen weisen wir auch auf das
mögliche perspektivische Nebeneinander von EVA-Lunge und GKV-Angebot hin. Es erscheint wichtig,
dass die Lungenkrebs-Früherkennungs-Angebote der gesetzlichen Unfallversicherung und der GKV,
unabhängig von ihrer jeweiligen Rechtsgrundlage und der spezifischen Charakterisierung des
Risikokollektivs, im Bereich überschneidender medizinsicher Inhalte sowie in Bezug auf die
Qualitätskriterien im Interesse der Versicherten aus den Kollektiven der gesetzlichen Unfallversicherung
und der gesetzlichen Krankenversicherung möglichst weitestgehend harmonieren.
Für eine adäquate Umsetzung präferiert die DGUV daher einen frühzeitigen und kontinuierlichen
Austausch zwischen der DGUV und dem BfS bzw. der geplanten Steuerungsgruppe.
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Wir regen entsprechend an, die gesetzliche Unfallversicherung, ggf. mit Gaststatus, in die
Steuerungsgruppe zu berufen.
Wir danken Ihnen für die Möglichkeit zur Stellungnahme und verbleiben
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Stellungnahmeverfahren
zum BfS-Bericht
Lungenkrebsfrüherkennung mittels Niedrigdosis-
Computertomographie
Ansprechpartner
E-Mail [email protected]
Deutsche Krankenhausgesellschaft
Organisation Wegelystraße 3
10623 Berlin
Einreichungsdatum 30.06.2021
Datenschutzhinweis
Die Stellungnahmen werden durch das BfS im Wortlaut unter Nennung der
stellungnehmenden Organisation auf der Internetseite des BfS veröffentlicht. Mit der
Übermittlung einer Stellungnahme stimmen Sie dieser Veröffentlichung zu.
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Spezifische Kommentare, die konkrete Teile des Dokuments betreffen
3.2.1.3 1726 – Der Pneumologe des Erstkontakts soll der Ansprechpartner für inhaltlich
1737 die Teilnehmenden in allen Belangen sein. Ihm soll offenbar auch
die Rolle zukommen, die rechtfertigende Indikationsstellung
vorzunehmen. Wenn wir Ihre Ausführungen richtig verstanden
haben, kann diese Indikationsstellung wiederum nur von einer
eigens hierfür „zertifizierten“ Einrichtung gestellt werden. Dies
würde demnach bedeuten, dass der Pneumologe Teil dieser
„zertifizierten“ Einrichtung sein müsste. Aus welchen
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Erkenntnissen wird diese starke Einschränkung abgeleitet? Was
spräche dagegen, dass auch bestimmte Einrichtungen oder
Ärzte, die nicht Bestandteile solcher zertifizierten Einrichtungen
sind, solche Aufgaben wahrnehmen können?
3.5.1.2 2129 – Eine wissenschaftliche Begründung mit Nennung von konkreten inhaltlich
2134 Studienergebnissen für die in Kap. 3.5 geforderten persönlichen
3.5.2 Mindestfallzahlen der befundenden Radiologen ist nicht
2158 – angeführt. Eine Mindestfallzahl sollte jedoch unbedingt mit
2162 belastbarer Evidenz hinterlegt werden.
3.9.1.2 2634 – Die allgemeine Forderung nach einer Evaluation ist inhaltlich
2646 nachvollziehbar und begrüßenswert. Wir möchten aber anregen,
näher darzulegen, auf welcher Rechtsgrundlage eine solche
bundesweit einheitliche Daten-Vollerfassung angelegt sein soll.
3.9.1.3 Erfahrungen des G-BA im Bereich der Evaluation von
2648 – Früherkennungsuntersuchungen haben gezeigt, dass
2667 Vollerhebungen aus methodischer und rechtlicher Sicht
ambitionierte Vorhaben darstellen.
Anhang Aus den Ausführungen des Anhang A wird u. E. nicht hinreichend inhaltlich
A deutlich, welche Bedeutung diesem zukommt. Besitzen die
Umsetzungsempfehlungen einen eher unverbindlichen Empfeh
lungscharakter oder folgen diese einer eng gesteckten
strahlenschutzrechtlichen Zielsetzung? Für ein besseres Verstän
dnis sollte dies durch entsprechende Erläuterungen eingeordnet
werden.
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Stellungnahme der hauptamtlichen unparteiischen Mitglieder des
Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA)
vom 29.06.2021
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außerhalb des Kompetenzbereichs des BfS sowie des BMU, ohne dass dies ausreichend
kenntlich gemacht wurde.
Wenn das BMU die Zulässigkeit einer Früherkennungsuntersuchung festlegt, für die der G-BA
bislang keine Richtlinie erlassen hat, so prüft der G-BA gemäß § 25 Absatz 4a Satz 1 SGB V
daraufhin im Rahmen seiner Richtlinienkompetenz, ob die Früherkennungsuntersuchung zu
Lasten der Krankenkassen zu erbringen ist und regelt bei positiver Bewertung das Nähere über
Inhalt, Art und Umfang der zugelassenen Früherkennungsuntersuchung. Insoweit hat die
Rechtsverordnung des BMU gemäß § 84 StrlSchG (im Folgenden Rechtsverordnung) eine
Anstoßfunktion für ein ordentliches Methodenbewertungsverfahren gemäß § 25 i. V. m. § 135
Absatz 1 Satz 1 SGB V.
Die Vorgaben des StrlSchG sowie der Rechtsverordnung sind im Verhältnis zu den Richtlinien
des G-BA höherrangiges Recht und für den G-BA in Hinblick auf die strahlenschutzrechtliche
Zielsetzung bindend. Regelungen in der Rechtsverordnung konstituieren rechtlich verbindlich
die Grenzen der strahlenschutzrechtlichen Zulässigkeit einer Früherkennungsuntersuchung
mit ionisierender Strahlung. Insoweit schränken die strahlenschutzrechtlichen Vorgaben der
Rechtsverordnung die Regelungskompetenz des G-BA gemäß §§ 25, 25a SGB V ein.
Die Verordnungsermächtigung gemäß § 84 StrlSchG sieht vor, dass das BMU in seiner
Verordnung festlegt, welche Früherkennungsuntersuchung unter welchen Voraussetzungen
zur Ermittlung einer nicht übertragbaren Krankheit für eine besonders betroffene
Personengruppe zulässig ist. Geregelt werden sollen die Voraussetzungen, deren Beachtung
für ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis erfüllt sein müssen (vgl. § 84 Absatz 2 Satz 1 und
Absatz 3 StrlSchG). Die Regelungen müssen der Gefahrenabwehr zum Schutz vor der
schädlichen Wirkung ionisierender Strahlung dienen. Dem Gefahrenabwehrrecht ist
immanent, dass unter dieser Zielsetzung und mit Blick auf die Verhältnismäßigkeit lediglich
Mindestanforderungen geregelt werden dürfen, die zur Sicherstellung eines positiven Nutzen-
Risiko-Verhältnisses unerlässlich sind.
Die Normierung von Anforderungen, die über den strahlenschutzrechtlichen Zweck
hinausgehen, überschreitet die Regelungskompetenz des BMU und führt zur materiellen
Rechtswidrigkeit der Regelung, sie stellt eine Kompetenzüberschreitung dar.
Gemäß § 84 Absatz 3 Satz 1 StrlSchG werden Früherkennungsuntersuchungen zur Ermittlung
nicht übertragbarer Krankheiten durch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) unter
Beteiligung von Fachkreisen wissenschaftlich bewertet, wobei Risiko und Nutzen der
Früherkennungsuntersuchung gegeneinander abzuwägen sind.
Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Bewertung sind nach § 84 Absatz 2 Satz 3 StrlSchG bei
Erstellung der Rechtsverordnung durch das BMU zu berücksichtigen. Daraus folgt, dass es sich
bei dem Bericht des BfS um Empfehlungen handelt, die bei der Ausgestaltung der
Rechtsverordnung nicht abschließend und bindend sind, jedoch aufgrund der ausdrücklichen
gesetzlichen Normierung eine starke inhaltliche Bindungswirkung haben dürften. Soweit die
Bewertung des BfS Vorgaben als Voraussetzung für eine positive Bewertung des
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strahlenschutzrechtlichen Nutzen-Risiko-Verhältnisses enthält, dürfte ein Abweichen hiervon
nur in begründeten Ausnahmefällen möglich sein. Der Bericht des BfS hat insofern
normvorbereitenden Charakter für die Rechtsverordnung des BMU.
Diese Funktion kann der Bericht des BfS jedoch nur dann erfüllen, wenn verdeutlicht wird, bei
welcher der einzelnen genannten Voraussetzungen es sich nach Bewertung des BfS um
Mindestanforderungen des Strahlenschutzes handelt, deren Erfüllung aus Gründen der
Gefahrenabwehr unverzichtbar ist. Der generalklauselartige Hinweis zu Beginn (Zeilen 377-
383), neben Aspekten des Strahlenschutzes würden auch weitere organisatorische und
medizinische Aspekte aufgeführt, die gegebenenfalls nicht alle durch die Rechtsverordnung
nach § 84 Absatz 2 StrlSchG normiert werden, da sie nicht von der Ermächtigungsgrundlage
gedeckt wären, ist nicht ausreichend.
Zwar wird im Bericht regelmäßig zum Ausdruck gebracht, dass bestimmte Vorschläge „aus
fachlicher Sicht“ empfehlenswert seien. Diese Bezeichnung wird jedoch sowohl für Vorgaben
des Strahlenschutzes herangezogen (vgl. hierzu Zeilen 1781-1788) als auch für
darüberhinausgehende Aspekte (so beispielsweise Zeilen 1586-1592 und 1593-1596 sowie
1648-1651 und 1668-1669).
Auch der Aufbau des Berichtes ist für die Unterscheidung nicht hilfreich. Die naheliegende
Annahme, dass in Kapitel 3 „Bedingungen und Anforderungen an die
Lungenkrebsfrüherkennung“ solche des Strahlenschutzes enthalten sind, während die
Empfehlungen in Anhang A „Empfehlung des BfS und der Sachverständigengruppe zu einer
möglichen Umsetzung in Deutschland“ darüberhinausgehende Empfehlungen enthalten,
erweist sich als irreführend. Bereits Kapitel 3 des Berichts nennt zahlreiche Anforderungen
und Bedingungen, die über die strahlenschutzrechtliche Zielsetzung hinausgehen, ohne als
solche benannt zu sein.
Nur bei einer klaren Kenntlichmachung der unterschiedlichen Inhaltskategorien
(strahlenschutzrechtlich begründete Mindestanforderungen im Unterschied zu
darüberhinausgehenden Empfehlungen) kann der Bericht dem BMU bei der Erstellung der
Rechtsverordnung als Richtschnur dienen. Und nur dann kann auch der G-BA bei der späteren
Ausgestaltung des Lungenkrebsscreenings als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung
den Bericht als Abwägungshilfe heranziehen. Ohne eine ausdrückliche Kennzeichnung und
Begründung erfüllt der BfS-Bericht aus Sicht der Unparteiischen Mitglieder des G-BA diesen
Zweck nicht. Denn ohne diese Kennzeichnung wird es für das BMU für den Erlass der
Rechtsverordnung als auch für den G-BA im darauffolgenden Methodenbewertungsverfahren
nicht möglich sein abzuleiten, welche Vorgaben strahlenschutzrechtliche
Mindestanforderungen darstellen.
Aus diesem Grund bitten die Unparteiischen Mitglieder des G-BA das BfS darum, durch Wahl
eines entsprechenden Aufbaus, eines konsistenten Vokabulars sowie durch Klarstellung bei
jeder einzelnen Qualitätsvorgabe deutlich zu machen, welche Anforderungen es als für den
Strahlenschutz unverzichtbar erachtet. Denn es ist gerade die Kernkompetenz des BfS, diese
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Abwägungsfragen eindeutig und zweifelsfrei zu beantworten und zu begründen. Für die
Verwertbarkeit des Berichtes als Grundlage der Normgebung und der Verwendung in der
Versorgung ist die Einordnung unabdingbar, welche Vorgaben zum Strahlenschutz zwingend
erforderlich sind und welche Begründung dieser Einschätzung zugrunde liegt.
Im Folgenden sollen lediglich exemplarisch einige der aus Sicht der Unparteiischen Mitglieder
des G-BA besonders relevanten Anforderungen, die das BfS in seinem Bericht benennt, in
Hinblick auf Reichweite und Grenzen der Regelungskompetenz des BMU beleuchtet werden.
III. Einzelbemerkungen
Zu Abschnitt 3 (Einführung)
Inhalt:
Es wird dargelegt, dass aufgrund der Vorgaben in Nummer 3.2.2 StrlSchGVwV-Früherkennung
Bedingungen und Anforderungen an den Früherkennungsprozess festzulegen seien, die
sicherstellen, dass dasselbe Qualitätsniveau wie in den analysierten Studien erreicht werde.
Bewertung:
Dieser Rechtsauffassung wird entschieden widersprochen. Aufgrund des Regelungszwecks
des Strahlenschutzrechtes als Gefahrenabwehrrecht geht es bei der Darlegung von
Bedingungen und Anforderungen, die an die Früherkennungsuntersuchung zu stellen sind,
damit der Nutzen gegenüber den unerwünschten Wirkungen und dem Strahlenrisiko
überwiegt (Nummer 3.2.2 StrlSchGVwV-Früherkennung), um die Formulierung von
Mindestanforderungen. Die Konkretisierung der strukturellen und qualitativen
Anforderungen an die Früherkennungsuntersuchung zur Erfüllung des sozialrechtlichen
Qualitätsgebotes nach § 2 Absatz 1 Satz 3 SGB V, wonach Qualität und Wirksamkeit der
Leistungen dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse zu entsprechen
haben, obliegt allein dem G-BA als Normgeber der gemeinsamen Selbstverwaltung im
Gesundheitswesen im Rahmen seiner Richtlinienkompetenz.
Änderungsvorschlag:
Wir bitten um Klarstellung zur Abgrenzung der verschiedenen Regelungsziele des
Strahlenschutzrechts einerseits und des Rechts der gesetzlichen Krankenversicherung
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andererseits sowie im Folgenden um genaue Festlegung und Begründung, welche
Anforderungen als Mindestanforderungen im Sinne des Strahlenschutzes unerlässlich sind.
Es werden konkrete und detaillierte strukturelle und prozessuale Vorgaben gemacht, deren
Einhaltung „aus fachlicher Sicht“ für erforderlich gehalten wird (vgl. Zeilen 1586, 1591, 1594,
1648). Gefordert wird unter anderem ein interdisziplinäres Netzwerk ambulanter und
stationärer Partner aus den Bereichen Radiologie und Pneumologie, die Durchführung der
Leistung in spezialisierten und zertifizierten Zentren, die Auswahl und Aufklärung der
Teilnehmenden, Verlaufskontrollen sowie konkrete Vorgaben zum Vorgehen bei auffälliger
Befundung. Gefordert wird zudem die Etablierung einer bundeseinheitlichen Datenerhebung
und -auswertung zur Überwachung und Evaluation der Früherkennung.
Bewertung:
Ein derart detailliert ausgestaltetes Konzept ist nach Auffassung der unparteiischen Mitglieder
des G-BA von der Ermächtigungsbefugnis gemäß § 84 Absatz 2 Satz 1 StrlSchG zur Regelung,
„unter welchen Voraussetzungen“ eine Früherkennungsuntersuchung zulässig ist, nicht
umfasst. Weiterhin dürfen in der Rechtsverordnung nur Anforderungen gestellt werden, die
zur Erreichung des Zwecks der Verwirklichung des Strahlenschutzes für ein positives Nutzen-
Risiko-Verhältnis unerlässlich sind. Die im Bericht vorgegebene Regelungsfülle und -dichte
geht über diese Mindestanforderungen weit hinaus.
Grundsätzlich steht dem G-BA ein Ermessensspielraum bei der Entscheidung zu, ob er eine
Früherkennungsmaßnahme als „einfache“ Früherkennungsuntersuchung gemäß § 25
Absatz 4 SGB V oder auf Grundlage des § 25a SGB V als organisiertes
Krebsfrüherkennungsprogramm einführt. Ihm wurde vom Gesetzgeber die Aufgabe
übertragen, das Nähere über Inhalt, Art und Umfang der Untersuchungen zur Früherkennung
von Krebserkrankungen zu bestimmen (§ 25 Absatz 4 Satz 2 i. V. m. Absatz 2 SGB V). Dieser
Aufgabe kann er nur nachkommen, wenn ihm neben den strahlenschutzrechtlichen und somit
zwingend zu berücksichtigenden Vorgaben ein Regelungs- und Ermessensspielraum verbleibt.
Detailvorgaben, wie sie im Bericht des BfS angelegt sind, würden die Entscheidung des
Gesetzgebers, dem G-BA einen Ermessenspielraum bei der Ausgestaltung der
Früherkennungsuntersuchungen einzuräumen, unterminieren.
Im Übrigen können strahlenschutzrechtliche Vorgaben in der Rechtsverordnung den G-BA
auch nicht davon entbinden, in seinen Richtlinien alles Erforderliche zu regeln. Insbesondere
müsste er auch bei genauen strahlenschutzrechtlichen Vorgaben zur Organisationsstruktur
(insbesondere zu zertifizierten Zentren) den Regelungsauftrag erfüllen, gemäß § 25 Absatz 4
Satz 2 i. V. m. Absatz 3 Satz 2 Nr. 3 zu prüfen, ob genügend Ärzte und Einrichtungen vorhanden
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sind. Vorgaben, die in der deutschen Versorgungsrealität nicht erfüllbar wären, würden die
Einführung eines Screenings unmöglich machen.
Faktisch würde der G-BA bei sehr engen Vorgaben in der Rechtsverordnung über den
strahlenschutzrechtlichen Rahmen hinaus in seiner Entscheidungsfreiheit wesentlich
eingeschränkt werden.
Änderungsvorschlag:
Wir bitten um genaue Festlegung, welche der einzelnen genannten Anforderungen aus Sicht
des BfS Mindestanforderungen im Sinne des Strahlenschutzes darstellen sowie um eine
genaue Begründung für diese Festlegung.
Inhalt:
Im Entwurf des BfS-Berichtes werden detaillierte Anforderungen an strahlenschutzrelevante
Strukturen der Lungenkrebsfrüherkennung genannt. Als zentrale Struktur werden zertifizierte
Zentren gefordert, die Fallkonferenzen implementieren sollen. Hierzu wird als Begründung
angeführt, dass diese Anforderungen zur Sicherstellung der notwendigen Qualität
strahlenschutzrelevant seien und damit Mindestanforderungen darstellten (vgl. Zeilen 1658
ff).
Bewertung:
Auch angesichts der Detailtiefe der als erforderlich dargestellten Strukturen ist fraglich, ob die
genannten Anforderungen sich noch im Rahmen von strahlenschutzrechtlichen
Mindestanforderungen bewegen. Zwar sieht die StrlSchGVwV-Früherkennung vor, dass zur
Sicherstellung einer hohen Qualität der Früherkennungsuntersuchung Bedingungen und
Anforderungen an den Früherkennungsprozess dargestellt werden sollen. Dabei sind
organisatorische, medizinische und technische Aspekte zu beschreiben (Nummer 3.2.2.4
StrlSchGVwV-Früherkennung). Maßgeblich muss jedoch auch hier sein, dass unter dem Aspekt
des Strahlenschutzes lediglich Mindestanforderungen an erforderliche Strukturen gestellt
werden. Die dargestellte Detailtiefe dürfte weit über dieses Mindestmaß hinausgehen.
Insbesondere lässt der Berichtsentwurf des BfS auch hier eine differenzierte Begründung
vermissen, welche Voraussetzungen aus welchen genauen Gründen unter dem Gesichtspunkt
des Strahlenschutzes unerlässlich sind.
Änderungsvorschlag:
Die Unparteiischen Mitglieder des G-BA regen an, den Bericht auf strahlenschutzrelevante
Aspekte zu beschränken. Mindestens sollte aber eine differenzierte Festlegung und
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Begründung sein, welche Voraussetzungen aus welchen genauen Gründen unter dem
Gesichtspunkt des Strahlenschutzes unerlässlich sind. Mindestanforderungen des
Strahlenschutzes sollten als Rahmen vorgegeben werden, ohne detaillierte
Ausgestaltungsvorgaben zu machen. Diese sollten lediglich als Expertenempfehlung
exemplarisch aufgezeigt werden.
Inhalt:
Im Entwurf des BfS-Berichtes werden im Rahmen der Beschreibung von Qualitätsvorgaben
hohe spezifische Anforderungen an Qualitätssicherungsmaßnahmen mit starkem
Eingriffscharakter genannt. Im Rahmen der Qualitätssicherung erhobene Qualitätsindikatoren
sollen bundesweit vergleichend ausgewertet werden und in Form eines Qualitätsberichtes
jährlich veröffentlicht werden. Die aus allen beteiligten Einrichtungen zusammengeführten
Daten sollen auch der Evaluation des Früherkennungsprogrammes dienen.
Bewertung:
Die Forderung nach einer systematischen und bundesweit einheitlichen Datenerfassung
dürfte die strahlenschutzrechtlichen Verordnungskompetenzen des BMU deutlich
überschreiten. Selbst die StrlSchGVwV-Früherkennung sieht in Nr. 3.2.2.4 zur
Qualitätssicherung eine Darlegung der Anforderungen an Art und Umfang der Dokumentation
zur Sicherstellung einer hohen Qualität der Früherkennungsuntersuchung vor. Die Forderung
nach einer bundesweit einheitlichen Regelung geht über die Qualitätssicherung der
Einzelleistungen zur Sicherung des positiven Nutzen-Risiko-Verhältnisses im Einzelfall weit
hinaus.
Ob solche Anforderungen nach dem SGB V im Rahmen der Qualitätssicherung eines
Früherkennungsprogrammes überhaupt eine Regelungsgrundlage finden würden, käme auf
die konkrete Ausgestaltung an. Gemäß § 299 Absatz 1 Satz 5 Nr. 1 SGB V werden an eine
Vollerhebung hohe Anforderungen an die fachlich-medizinischen oder methodischen Gründe
gestellt.
Die allgemein gehaltene Vorgabe einer Evaluationsverpflichtung oder einer engmaschigen
Kontrolle wäre auch aus strahlenschutzrechtlichen Gründen zulässig und aufgrund des hohen
Stellenwertes dieser Regelungsvorgaben zu begrüßen. Problematisch ist hingegen der hohe
Detailgrad der im BfS-Bericht festgelegten Vorgaben, der bei der Umsetzung durch den G-BA
zu unlösbaren rechtlichen Schwierigkeiten führen könnte. Denn dem G-BA muss zumindest in
einer Weise ein Regelungsspielraum verbleiben, dass er seinen umfassenden Abwägungs- und
Begründungspflichten im Rahmen der datenschutzrechtlichen Anforderungen bei der
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Normierung im Einzelfall nachkommen kann. Anderenfalls könnte die Umsetzung der
Vorgaben der Rechtsverordnung in der gesetzlichen Krankenversicherung aus rechtlichen
Gründen scheitern.
Änderungsvorschlag:
Die Detailtiefe der Vorgaben zur Qualitätssicherung und Evaluation sollte stark reduziert
werden. Gleichzeitig sollte auch in diesem Punkt eine Konzentration auf das zum Zwecke des
Strahlenschutzes unabdingbare Mindestmaß und eine Streichung der darüber hinaus
gehenden Aspekte erfolgen.
Inhalt:
Zur Qualitätssicherung wird eine Zertifizierung der involvierten Zentren sowie der assoziierten
radiologischen und pneumologischen Einrichtungen durch eine akkreditierte
Bewertungsstelle gefordert, die in regelmäßigen Abständen von 3 Jahren erneuert werden
solle.
Bewertung:
Diese Festlegung als Zulässigkeitsvoraussetzung geht über die Regelungskompetenz des BMU
hinaus und ist zum Zweck des Strahlenschutzes nicht erforderlich. Eine Zertifizierung ist
begrifflich nicht im StrlSchG vorgesehen und auch nicht als Voraussetzung für die Erteilung
einer Genehmigung nach § 14 Absatz 3 StrlSchG normiert. Die Forderung nach der
Zertifizierung durch eine akkreditierte Bewertungsstelle bedürfte einer gesetzlichen
Grundlage. Auf welche Rechtsgrundlage hier zurückgegriffen werden soll, bleibt unklar. Auch
die Regelungsmöglichkeiten des SGB V sehen eine solche Zertifizierung von Zentren nicht vor.
Aus diesem Grund ist auch fraglich, ob der G-BA eine entsprechende Vorgabe in seine
Richtlinie aufnehmen könnte.
Änderungsvorschlag:
Der Vorschlag sollte gestrichen oder hilfsweise als lediglich unverbindliche Empfehlung
gekennzeichnet werden.
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Zu Kapitel 3.11 Anforderungen an die bundeseinheitliche Umsetzung und Überwachung
Inhalt:
Im Entwurf des BfS-Berichts wird vorgeschlagen, neben den Regelungen in der
Rechtsverordnung auch eine durch Expertinnen und Experten erarbeitete, durch das BfS auf
Konformität mit den Bedingungen und Anforderungen der Zulassungsverordnung geprüfte
und anschließend im Bundesanzeiger veröffentlichte Umsetzungsempfehlung zu geben.
Bewertung:
Eine solche Rechtsnormkategorie ist im StrlSchG nicht vorgesehen. Obwohl die Art der
Veröffentlichung und die vorherige Prüfung einer Bundesbehörde auf Vereinbarkeit mit
geltendem Recht den Schluss zuließen, von der Umsetzungsempfehlung ginge eine bindende
Wirkung aus, hätten solche Empfehlungen keine normative Kraft.
Änderungsvorschlag:
Von der Veröffentlichung einer solchen Umsetzungsempfehlung in der aufgezeigten Art und
Weise sollte abgesehen werden.
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Stellungnahmeverfahren
zum BfS-Bericht
Lungenkrebsfrüherkennung mittels Niedrigdosis-
Computertomographie
Ansprechpartner
Organisation GKV-Spitzenverband
Einreichungsdatum 22.06.2021
Datenschutzhinweis
Die Stellungnahmen werden durch das BfS im Wortlaut unter Nennung der
stellungnehmenden Organisation auf der Internetseite des BfS veröffentlicht. Mit der
Übermittlung einer Stellungnahme stimmen Sie dieser Veröffentlichung zu.
Mit dem vorliegenden Bericht wird in vielerlei Hinsicht Neuland betreten. Das Bundesamt für
Strahlenschutz (BfS) hat erstmalig unter Beteiligung einer Sachverständigengruppe eine wissenschaftliche
Bewertung sowie Abwägung von Nutzen und Risiko einer Früherkennungsuntersuchung gemäß § 84 Abs 3
des Strahlenschutzgesetzes vorgelegt. Die Lungenkrebsfrüherkennung mittels LDCT ist eine neue
Früherkennungsmaßnahme, zu der in den letzten Jahren mehrere randomisiert kontrollierte Studien
durchgeführt wurden. Nach unseren Recherchen wird diese Früherkennung aber bis jetzt in keinem Land
flächendeckend in der Routineversorgung angeboten. Auch seitens der Europäischen Kommission gibt es
derzeit weder eine Empfehlung noch eine Leitlinie für die Lungenkrebsfrüherkennung. Beratungen hierzu
sind im Europe’s Beating Cancer Plan von 2021 angekündigt.
Die Methodik der wissenschaftlichen Bewertung ist grundsätzlich nachvollziehbar. In dem Bericht werden
neben der Nutzenbewertung auch umfangreiche Bedingungen und Anforderungen an die
Lungenkrebsfrüherkennung aufgeführt. Problematisch aus Sicht des GKV-Spitzenverbandes ist dabei
jedoch, dass im Bericht zwar regelmäßig ausgedrückt wird, dass bestimmte Vorschläge „aus fachlicher
Sicht“ empfehlenswert seien. Es geht jedoch aus dem Bericht nicht in hinreichend konkreter Weise
hervor, ob diese fachliche Sicht die Perspektive des Strahlenschutzes oder eine darüberhinausgehende
Betrachtungsweise abbildet.
Wir bitten deshalb darum, dass das BfS seinen Bericht ausschließlich auf den Regelungsbereich des
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gemäß § 84 StrlSG
beschränkt. Wenn es explizit auf darüberhinausgehende Anforderungen in seinem Bericht nicht
verzichten möchte, kommt dem BfS unseres Erachtens eine Abgrenzungs- und Begründungspflicht zu. Für
die Verwertbarkeit des Berichtes als Grundlage der Normgebung und der Verwendung in der Versorgung
ist eine klare Einordnung der Anforderungen unabdingbar. Aus dem Bericht muss eindeutig hervorgehen,
welche Vorgaben zum Strahlenschutz zwingend erforderlich sind und welche Begründung dieser
Einschätzung zugrunde liegt.
Sofern, wie in dem Bericht dargestellt, die Bedingungen und Anforderungen der Zulassungsverordnung
durch Umsetzungsempfehlungen ergänzt werden, sollten diese den Charakter von evidenzbasierten
Leitlinien haben (z. B. graduierte Empfehlungen, Repräsentativität der Expertengruppe).
Der Bericht verweist darauf, dass gemäß Allgemeiner Verwaltungsvorschrift zur wissenschaftlichen
Bewertung von Früherkennungsuntersuchungen (StrlSchGVwV-Früherkennung) spätestens nach fünf
Jahren zu prüfen ist, ob die Erkenntnisse aus der bundesweiten Evaluation eine Weiterführung der
Früherkennungsmaßnahme rechtfertigen. Grundsätzlich sollten Früherkennungsmaßnahmen nur
implementiert werden, wenn der Nutzen zuverlässig belegt ist und es ausreichende Evidenz für eine
effektive Durchführung in der Routineversorgung gibt. Wie die Evaluation des Mammographie-Screenings
zeigt, kann z. B. die Senkung der Mortalität nach einer flächendeckend eingeführten Früherkennung erst
nach weit mehr als fünf Jahren und nur mit erheblichen methodischen Einschränkungen bewertet
2
werden. Ebenso dürfte es schwierig sein, z. B. eine Minimierung der Belastungen durch Überdiagnosen
bei den Teilnehmern nach fünf Jahren zu erfassen. Es sollte daher näher erläutert werden, wie der
Hinweis auf die StrlSchGVwV zu verstehen ist und welche Erkenntnisse nach fünf Jahren vorliegen
müssen, damit eine Weiterführung der Früherkennung gerechtfertigt werden kann.
2.2.2.2 636 Es wird darauf hingewiesen, dass viele systematische Reviews inhaltlich
die Evidenzlage als unzureichend bewerten oder ein Screening
nur unter Vorbehalt empfehlen. Hier wäre eine kritische
Diskussion im Zusammenhang mit den Ergebnissen der
vorliegenden Nutzenbewertung wünschenswert.
3.2.1.1 1668 - Unter 3.2.1.1 wird dargestellt, dass nach fachlicher Ansicht inhaltlich
1703 zertifizierte Zentren (Qualitätsniveau „Organkrebszentrum“
gemäß dem Nationalen Krebsplan) die zentrale Struktur der
Lungenkrebsfrüherkennung bilden sollen. Nur so könnte davon
ausgegangen werden, dass das Qualitätsziel des § 14 Abs. 3
Nr. 2 StrlSchG erreicht wird.
3.2.1.3 1726 – Als weitere strukturelle Voraussetzung wird gefordert, dass nur inhaltlich
1742 pneumologische Einrichtungen als Zugang zur Früherkennung
und als Kontakt für die Teilnehmenden an der
Lungenkrebsfrüherkennung fungieren sollen. Vor Einschluss in
die Lungenkrebsfrüherkennung hat ein persönliches
2001-
3.4.1.1 Beratungsgespräch durch eine*n dazu qualifizierte*n
2003
Pneumolog*in einer für die Früherkennung zertifizierten
Einrichtung zu erfolgen.
3
möglich sein soll. Es ist davon auszugehen, dass auch andere
Arztgruppen die Erfüllung bzw. Nichterfüllung von
Einschlusskriterien prüfen und ein Beratungsgespräch führen
können.
3.2.2 1768 - Der GKV-Spitzenverband unterstützt die Forderung, nach einer inhaltlich
1774 Organisationsstruktur, die ein reibungsloses Zusammenspiel der
Beteiligten an der Lungenkrebsfrüherkennung gewährleistet.
4
3.10 2723 – Mittels Zertifizierung und Rezertifizierung soll eine hohe inhaltlich
2729 Qualität der Strukturen und Abläufe bei der
Lungenkrebsfrüherkennung sichergestellt werden.
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Stellungnahmeverfahren
zum BfS-Bericht
Lungenkrebsfrüherkennung mittels Niedrigdosis-
Computertomographie
Ansprechpartner
Einreichungsdatum 04.05.2021
Datenschutzhinweis
Die Stellungnahmen werden durch das BfS im Wortlaut unter Nennung der
stellungnehmenden Organisation auf der Internetseite des BfS veröffentlicht. Mit der
Übermittlung einer Stellungnahme stimmen Sie dieser Veröffentlichung zu.
Das IQWiG hat sich bereits an der Arbeit der gemeinsamen Bewertungsgruppe beteiligt. Zur nun
vorliegenden wissenschaftliche Bewertung ergibt sich daher kein weiterer Bedarf einer Stellungnahme.
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Stellungnahmeverfahren
zum BfS-Bericht
Lungenkrebsfrüherkennung mittels Niedrigdosis-
Computertomographie
Ansprechpartner
Einreichungsdatum 24.06.2021
Datenschutzhinweis
Die Stellungnahmen werden durch das BfS im Wortlaut unter Nennung der
stellungnehmenden Organisation auf der Internetseite des BfS veröffentlicht. Mit der
Übermittlung einer Stellungnahme stimmen Sie dieser Veröffentlichung zu.
Vorab möchten wir uns beim BfS für den ausführlichen Bericht zur Lungenkrebsfrüherkennung mittels
Niedrigdosis-Computertomographie bedanken. Die KBV stimmt dem Tenor der Nutzenbewertung, dass die
Lungenkrebsfrüherkennung mittels Niedrigdosis-Computertomographie bei einer bestimmten Population
unter bestimmten Voraussetzungen ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis aufweisen kann, zu.
Nach dem Rechtsverständnis der KBV hat der Bericht einen normvorbereitenden Charakter und ist bei
Erlass der Rechtsverordnung durch das BMU zu berücksichtigen.
Hierbei sollen die Voraussetzungen geregelt werden, deren Beachtung für ein positives Risiko-Nutzen-
Verhältnis erfüllt sein müssen (§ 84 Absatz 2 Satz 1 und Absatz 3 StrSchG). Die Festlegungen dienen
primär der Gefahrenabwehr, um Menschen vor der schädlichen Wirkung ionisierender Strahlung zu
schützen. Dies bedeutet, dass unter dem Aspekt der Verhältnismäßigkeit lediglich Mindestanforderungen
geregelt werden dürfen, die zur Sicherstellung eines positiven Risiko-Nutzen-Verhältnisses
strahlenschutzrechtlich unabdingbar sind. Mit der Festlegung von Anforderungen, die über diesen
strahlenschutzrechtlichen Zweck hinausgehen, würde das BMU seine Regelungskompetenz überschreiten.
Um die Rechtverordnung des BMU mit der dargelegten Zielrichtung vorzubereiten, sollte sich auch der
BfS-Bericht auf strahlenschutzrechtliche Aspekte fokussieren. In diesem Zusammenhang irritiert die
Eingangsklausel des Berichts: „Zur Gewährleistung der erforderlichen Ergebnisqualität umfassen diese
Bedingungen und Anforderungen neben Aspekten des Strahlenschutzes auch weitere organisatorische
und medizinische Aspekte, die gegebenenfalls nicht alle durch die Rechtsverordnung nach § 84 Absatz 2
StrlSchG normiert werden können, da sie nicht von der Ermächtigungsgrundlage gedeckt wären.“
Aus Sicht der KBV ist es zwingend erforderlich, im Bericht eine eindeutige Abgrenzung vorzunehmen,
welche Anforderungen insbesondere im Kapitel 3 strahlenschutzrechtliche Mindestanforderungen
darstellen und welche Aspekte eine darüberhinausgehende Empfehlung des BfS bzw. der hinzugezogenen
Sachverständigen darstellen. Aus dem aktuellen Entwurf wird nicht ersichtlich, ob und inwieweit die
gesetzten Anforderungen unter dem Aspekt des Strahlenschutzes hinsichtlich der Sicherstellung eines
positiven Nutzen-Risiko-Verhältnisses als unabdingbar anzusehen sind. Da nach Auffassung der KBV nur
derartige Anforderungen Eingang in die Rechtsverordnung des BMU finden dürfen, ist der Bericht
dahingehend zu schärfen.
Darüber hinaus ist anzumerken, dass der hohe Detailgrad der Empfehlungen die Umsetzung eines
Lungenkrebsscreenings deutlich erschwert. Die Selbstverwaltung benötigt hier für die Umsetzung in der
Versorgung einen gewissen Spielraum. Der vorliegende Bericht macht allerdings bezüglich der Struktur-
und Prozessqualität weit über die strahlenschutzrechtlichen Mindestanforderungen hinausgehende
Vorgaben, die in der Versorgungsrealität kaum oder nur mit immensem Aufwand abbildbar sind. Begründet
werden diese Vorgaben meist mit dem Hinweis, sie seien „aus fachlicher Sicht erforderlich“. Dies ist aus
Sicht der KBV nicht ausreichend. Auch die Umsetzungsempfehlungen müssen zwingend wissenschaftlich
begründet sein, die konkreten Maßnahmen müssen aus den der Nutzenbewertung zugrundeliegenden
Studien ableitbar sein. Soweit in diesem Zusammenhang nicht dargelegt werden kann, dass die
Anforderungen für die Realisierung des Nutzens relevant sind, gehen sie über den gesetzlichen Auftrag
hinaus und schränken die Regelungskompetenz der Selbstverwaltung im entsprechenden Umfang ein.
Offen bleibt auch die Rechtsgrundlage für ein Einladungswesen oder die umfangreichen Vorgaben zur
Datenerfassung und –verarbeitung, da nach Auffassung der KBV hier der § 25a SGB V nicht einschlägig
ist. Dies wäre zumindest in der Rechtsverordnung zu konkretisieren.
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Spezifische Kommentare, die konkrete Teile des Dokuments betreffen
3.1 Einführung und Auf Struktur- und Prozessanforderungen für eine inhaltlich
Überblick Früherkennung mittels LDCT, die sich nicht als integraler
Bestandteil der ausgewerteten Studien mit positivem
Nutzennachweis ableiten lassen, sollte verzichtet
werden. Dies betrifft u. E. insbesondere folgende
Anforderungen:
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3.5 Anforderungen an Dass die Vorprüfung/Zuweisung/Untersuchung nur durch inhaltlich
die Qualifikation des einen Pneumologen oder eine Pneumologin erfolgen
Personals kann, ist nicht hinreichend begründet. Aus Sicht der KBV
sind die Hausärzte primäre Anlaufstelle für den
Einschluss ins Früherkennungsprogramm. Dies auch vor
dem Hintergrund, dass nicht ausreichend
Pneumologinnen und Pneumologen vorhanden sind, die
als primäre Anlaufstelle für die Teilnehmer fungieren.
3.9 Qualitätssicherung Eine Evaluation nach fünf Jahren erscheint schwierig inhaltlich
und Evaluation und als Konsequenz ein etwaiger Abbruch des
Screenings problematisch (Effekte wären erst nach
deutlich mehr als fünf Jahren nachweisbar).