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Ulf Hestermann | Ludwig Rongen

Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 1
Ulf Hestermann | Ludwig Rongen

Frick/Knöll
Baukonstruktions-
lehre1
Mit 853 Abbildungen und 138 Tabellen
35., vollständig überarbeitete
und aktualisierte Auflage

Unter Mitarbeit von


Mathias Brockhaus | Karl-Heinz Dahlem
Wolfgang Feist | Thomas Richter

PRAXIS
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
<http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

1. Auflage 1909
30. Auflage 1992
31. Auflage 1997
32. Auflage 2001
33. Auflage 2002
34. Auflage 2005
35., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage 2010

Alle Rechte vorbehalten


© Vieweg +Teubner | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2010
Lektorat: Karina Danulat | Sabine Koch
Vieweg +Teubner ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media.
www.viewegteubner.de
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Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher
von jedermann benutzt werden dürften.

Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg


Satz/Layout: deckermedia GbR, Vechelde
Druck und buchbinderische Verarbeitung: Těšínská Tiskárna, a. s., Tschechien
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier.
Printed in the Czech Republic

ISBN 978-3-8348-0837-0
V

Vorwort zur 35. Auflage

In diesem Jahr feiert der „Frick/Knöll“ – das Stan- die Entwicklung von Normen und technischen
dardwerk der Baukonstruktionslehre – seinen Vorschriften zu beobachten.
100. Geburtstag.
Passend zu diesem Anlass erscheint die stark Diese Entwicklungen wurden auch in der aktuel-
überarbeitete 35. Auflage zum Teil 1. len 35. Auflage nach Möglichkeit berücksichtigt.
Sämtliche Abschnitte wurden kritisch geprüft,
Im Jahr 1909, vor genau 100 Jahren, erschien aktualisiert und in wesentlichen Teilen neu be-
beim B. G. Teubner Verlag in Leipzig und Berlin arbeitet.
die erste Auflage der Baukonstruktionslehre von Baukonstruktive Konsequenzen, die sich aus der
Frick und Knöll, als Leitfaden und als „Hilfsmittel neuen Energieeinsparverordnung (EnEV 2009)
für den Vortragsunterricht und die Wiederholun- ergeben, wurden berücksichtigt.
gen“ im Baukonstruktionsunterricht der König-
lichen Preußischen Baugewerkschulen. Der Frick/Knöll geht schon heute auf Baukon-
Aus dem Leitfaden wurde im Laufe der Jahre struktionen ein, die in absehbarer Zukunft auch
ein aus zwei Teilen bestehendes, umfassendes europäischer Standard sein werden. So wurde
Standardwerk für Architekten und Ingenieure. der Teil 1 in dieser neuesten Auflage um einen
Bis heute ist der „Frick-Knöll“ die mit Abstand am völlig neuen Abschnitt 16 „Bauen im Passivhaus-
weitesten verbreitete Baukonstruktionslehre für standard“ ergänzt.
Studierende der Architektur und des Bauinge- Damit reagieren die Autoren in einer Zeit, in der
nieurwesens geblieben. die Themen „Klimaschutz und Energie“ das Bau-
geschehen besonders stark beeinflussen, bereits
Von einer zeitgemäßen Baukonstruktionslehre jetzt auf diese zukunftsorientierten Aufgabenbe-
wird erwartet, dass sie die wichtigsten und die reiche.
am weitesten verbreiteten Aufgabengebiete des
Bauens erfasst, die unterschiedlichen Konstruk- Abschnitt 2 wurde an die aktuellen DIN 18 202
tionsprinzipien in den Bereichen des Rohbaus, und 18 203 (Maßtoleranzen) angeglichen. Der
des Innenausbaus und teilweise auch des Tech- Abschnitt 4, „Gründungen“, wurde überarbeitet
nischen Ausbaus berücksichtigt und dabei auch und um das Aufgabenfeld von Gründungsmaß-
die sich ständig weiterentwickelnden Herstel- nahmen im Bereich bestehender Gebäude erwei-
lungsverfahren aufzeigt. tert.
Dabei müssen die wesentlichen Zusammenhän- An die aktuelle Normung wurde Abschnitt 5,
ge zwischen der Konstruktion und den vielen „Beton- und Stahlbetonbau“ angepasst und um
anderen Komplexen innerhalb des gesamten die Themen Leichtbeton und Oberflächenschutz-
Baugefüges, wie z. B. Standsicherheit, Material- systeme erweitert.
verhalten, Verarbeitung und auch der Gestalt Gründlich überarbeitet und an die neuen DIN
eines Bauwerks oder Bauteils verständlich ge- EN-Normen angepasst wurde der Abschnitt 6.2.2
macht werden. „Baustoffe“ im Hauptabschnitt 6 „Wände“. Mit
Ziel dieses Standardwerkes ist es außerdem, Blick auf heutige Anforderungen an die Energie-
Grundlagenwissen zu vermitteln und nicht re- effizienz ebenfalls stark überarbeitet wurde auch
zeptartig möglichst viele Konstruktionsmöglich- der Abschnitt 6.2.3.3. „Zweischaliges Mauerwerk
keiten aufzuzeigen. Darüber hinaus soll darin für Außenwände“.
auch ein breiter Überblick auf aktuelle Entwick- Der Abschnitt 6.8 über „Wände in Holzbauwei-
lungstendenzen wie z. B. neue Materialien oder sen“ wurde um neue moderne Holzbausysteme
Fertigungsprinzipien gegeben werden. ergänzt.
Der Abschnitt 7, „Skelettbau“, wurde weitgehend
In zunehmendem Maße dient die Frick/Knöll aktualisiert und um die Themen Flachdecken so-
Baukonstruktionslehre auch als bewährtes Nach- wie Brand- und Korrosionsschutz im Stahlbau er-
schlagewerk in der Baupraxis. Es ist daher not- weitert. Grundlegend überarbeitet wurden auch
wendig, das Werk nicht nur technisch auf dem Abschnitt 8, „Außenwandbekleidungen“ und um
neuesten Stand zu halten, sondern auch ständig die Bereiche Fassadenbekleidungen aus Glas und
Vorwort

mit Holzwerkstoffplatten erweitert sowie Ab- Herrn Dr. Thomas Richter für seine Aktualisie-
schnitt 9, „Fassaden aus Glas“, in dem vertieft auf rung des Abschnittes „Beton- und Stahlbeton-
die Themen Sonnen- und Blendschutzsysteme bau“ sowie Herr Dipl.-Ing. Mathias Brockhaus für
und Tageslichtnutzung eingegangen wird. die Überarbeitung der Abschnitte 14, „Leichte
Deckenbekleidungen und Unterdecken“ und 15,
Die neue Normungen zu Estrichen (DIN 18 560- „Trennwände und Schrankwandsysteme“.
1 bis 18 560-7 und DIN 13 318) und Dämmstof- Besonderer Dank gilt auch unseren Büropartnern
fen (DIN EN 13 162 bis DIN EN 13 171) machten Dipl.-Ing. Michael Rommel und Dipl.-Ing. Archi-
eine vollständige Überarbeitung des Abschnitts tekt Reiner Wirtz für ihre allgemeine Beratung
11 „Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge“ während der Bearbeitung dieses Werkes.
erforderlich.
Neben den erforderlichen Aktualisierungen der Vor allem verdienen unseren Dank für die zeich-
Abschnitte 10 und 12 bis 15 und dem neu hin- nerische und rechnergestützte Bearbeitung der
zugekommenen Abschnitt 16 „Passivhausbau- zahlreichen neuen Abbildungen und für Recher-
weisen“ wurde Abschnitt 17.4. „Abdichtungen“ chearbeiten
grundlegend überarbeitet und um den Bereich Herr Sebastian Rohse (Bachelor of Art),
Verbundabdichtungen erweitert. Abschnitt 17.5, Herr Sebastian Sehr (cand. Bachelor of Arts)
„Wärmeschutz“, wurde vollständig überarbeitet
und an die aktuellen gesetzliche Grundlagen und
neuen Ziele einer energieeffizienten Planung Alle Bearbeiter haben nach dem Ausscheiden
angepasst und in Abschnitt 17.7, „Brandschutz“ der ehemaligen Autoren Prof. Dipl.-Ing. Dietrich
finden die Bereiche Brandschutz bei haustechni- Neumann und Prof. Dipl.-Ing. Ulrich Weinbrenner
schen Anlagen und im Stahlbau sowie Verbund- wichtige Beiträge geliefert und eine wesentlich
konstruktionen besondere Berücksichtigung. inhaltliche Unterstützung geboten.
Mit der jetzigen 35. Auflage haben wir, die
In allen Kapiteln wurden die Hinweise auf die Autoren, alle Bearbeitungsteile der Herren Prof.
wichtigsten Normen und die Normenverzeich- Dipl.- Ing. Dietrich Neumann und Prof. Dipl.-Ing.
nisse sowie die Literaturverzeichnisse aktualisiert. Ulrich Weinbrenner übernommen, getragen von
großer Anerkennung von der Qualität und Kon-
Ein erheblicher Anteil der Abbildungen wurde sistenz der übernommenen Manuskriptteile und
auch graphisch überarbeitet. Bei der Auswahl der in Respekt vor der langjährigen, kontinuierlich
Bildbeispiele blieben die Bearbeiter bemüht, nur sachgerechten und sorgfältigen Bearbeitung un-
Konstruktionen zu erwähnen, die einen kritisch serer Vorgänger.
beobachteten Reifeprozess aufweisen können.
Ihr Geist und Impetus für das gesamte Werk trägt
auch uns als Nachfolger und ist Basis für unsere
Darüber hinaus wurden aus den Rezensionen der Zielstellung einer Fortführung diese traditions-
Leserschaft viele Anregungen und Hinweise be- reichen Werkes in gleichbleibender Qualität und
rücksichtigt, soweit diese im Sinne des Gesamt- inhaltlichen Tiefe .
werkes zielführend waren und den Rahmen nicht
sprengen. Hierfür gebührt den aufmerksamen
und auch kritischen Lesern herzlicher Dank. Verlag und Autoren hoffen, dass die weiterent-
wickelte Neugestaltung bei den Lesern Anklang
findet und sich auch diese Jubiläumsausgabe so-
Allen, die durch Bereitstellung von Informationen wohl beim Studium als auch in der Baupraxis als
oder ihre Mitarbeit wertvolle Hilfe geleistet ha- brauchbares und zuverlässiges Nachschlagewerk
ben, danken wir. erweist.
Unser besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Wolf-
gang Feist für die völlige Neubearbeitung des
Abschnitts 17.5 „Wärmeschutz“. Erfurt, im Herbst 2009
Herrn Dr.-Ing. Karl-Heinz Dahlem für die Bearbei-
tung des Abschnittes 17.6 „Schallschutz“, U. Hestermann, L. Rongen
VII

Verzeichnis der Autoren und Bearbeiter

Die Autoren: Weitere mitwirkende Bearbeiter:

Prof. Dipl.-Ing. Ulf Hestermann hat nach seinen Dipl.-Ing. Mathias Brockhaus erwarb durch ei-
Studien an der Fachhochschule Aachen und der ne Schreinerausbildung erste Erfahrungen in der
RWTH-Aachen 1980 ein bundesweit tätiges Ar- Denkmalpflege, anschließend studierte er an der
chitektur- und Ingenieurbüro gegründet (www. Akademie der Bildenden Künste Stuttgart Archi-
hks-architekten.de). Tätigkeitbereiche waren und tektur, Innenarchitektur und Möbeldesign. Nach
sind Projekte der technischen Infrastruktur, Ver- praktischer Tätigkeit als Architekt in der Denk-
kehrsbauten, Gewerbe- und Wohnungsbauten, malpflege war er 1996–2001 Assistent am Lehr-
Bauten für das Gesundheitwesen sowie Schul- stuhl für Ausbaukonstruktion im Fachbereich
und Hochschulbauten u. A. mit den Arbeits- Innenarchitektur an der Burg Giebichenstein
schwerpunkten Prozess- und Kostenoptimierung Hochschule für Kunst und Design, Halle, an der er
durch Teilvorfertigung und Systembauweisen weiterhin Lehraufträge erfüllt. Neben seiner frei-
in Holz und Beton sowie energieopimierte Ent- beruflichen Tätigkeit als Architekt in Halle an der
wurfskonzepte und Bauwerksplanungen. 1991 Saale arbeitet er unter anderem seit 2005 an den
folgte die Berufung zum Professor für Baukon- Neuauflagen der Neufert/Bauentwurfslehre mit.
struktion, Entwerfen und Gebäudeplanung an
die Fachhochschule Erfurt. Weiterhin ist Ulf Dr. Ing. Karl-Heinz Dahlem studierte Bauinge-
Hestermann leitend im eigenen Architekturbüro nieurwesen an der Universität Kaiserslautern und
für Projekte im In- und Ausland tätig. absolvierte 1992 das Diplom. Danach folgte eine
Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter im
Fachgebiet Bauphysik / Technische Gebäudeaus-
Prof. Dipl.-Ing. Ludwig Rongen studierte nach rüstung / Baulicher Brandschutz der Universität
seiner praktischen Ausbildung zum Technischen Kaiserslautern. 2000 Promotion mit einem bau-
Zeichner zuerst Städtebau an der Fachhoch- physikalischen Thema. Seit 1994 freiberufliche
schule Aachen und war danach mehrere Jahre als Tätigkeiten im eigenen Ingenieurbüro in den Be-
Projektleiter in der Stadt- und Regionalplanung reichen Bauphysik (Wärme, Feuchte, Schall) und
tätig. Sein zweites Studium der Architektur absol- Energieberatung. Bei den bearbeiteten Projekten
vierte er an der RWTH Aachen und gründete da- handelt es sich um unterschiedliche Gebäudeka-
nach sein eigenes Architekturbüro, das heute un- tegorien (Wohnen, Bürogebäude, Schulen, Sport-
ter dem Namen Rongen Architekten firmiert und stätten, …). Tätig auch als Referent in Weiterbil-
das er zusammen mit zwei Büropartnern leitet. dungen der Kammern und auf Fach-Kongressen.
Seit 1992 arbeitet Ludwig Rongen als Professor Seit 2001 Lehraufträge in den Fächern „Bauphy-
an der FH Erfurt (Baukonstruktionslehre, Entwer- sik“, „Raumakustik“, „Angewandte Bauphysik“.
fen). Er hat sich als Architekt insbesondere im Be- Weitere Information unter www.bauphysik-
reich des Hochenergieeffizienten Bauens interna- dahlem.de
tional einen Namen gemacht. Zu diesem Thema
hält er regelmäßig Vorträge auch auf internatio- Prof. Dr. Wolfgang Feist ist Gründer und Leiter
nalen Kongressen inner- und außerhalb Europas. des Passivhaus Institutes. Er ist Dipl.-Physiker und
Er ist darüber hinaus in verschiedenen nationa- promovierter Bauphysiker und seit 2008 Profes-
len und internationalen Ausschüssen, die sich sor an der Universität Innsbruck. Seit 30 Jahren
mit dem Thema „Energieeffizienz“ beschäftigen arbeitet er in Theorie und Praxis an den Determi-
(z. T. leitend) tätig. Das Büro Rongen Architekten nanten des Energiehaushaltes von Gebäuden. An
arbeitet zurzeit zusammen mit dem Passivhaus Hunderten von gebauten Beispielprojekten wur-
Institut im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung de unter seiner Leitung untersucht, welche Maß-
Umwelt an einem Forschungsprojekt „Passivhäu- nahmen für die Verbesserung der Behaglichkeit
ser für fünf verschiedene Klimazonen“. Seit 2004 entscheidend sind, die Energieeffizinez erhöhen
hat Ludwig Rongen eine Gastprofessur an der Si- und die Bauqualität verbessern. Er ist ein national
chuan Universität inne, 2005 folgte eine zweite und international vielfach ausgezeichneter Wis-
Gastprofessur an der South-West Jiaotong Uni- senschaftler.
versität, beide in Chengdu (V. R. China).
VIII Verzeichnis der Autoren und Bearbeiter

Dr.-Ing. Thomas Richter studierte Bauingenieur- tung und Marktförderung auf dem Gebiet des
wesen an der Technischen Hochschule Leipzig. Betonbaus. Dort ist er heute als Leiter Technik
Nach einer Bauleitungstätigkeit im Ausland be- tätig. Seine Tätigkeitsschwerpunkte liegen seit
schäftigte er sich an der Technischen Hochschule vielen Jahren auf dem Gebiet der Betontechnik –
Leipzig und der Technischen Universität Mün- vom Baustoff über die Planung und Konstruktion
chen mit Lehre und Forschung auf dem Gebiet von Betonbauwerken bis hin zur Bauausführung
der Baustoffe. Ab 1991 war er für die Baubera- und Betoninstandsetzung. Lehraufträge in sei-
tung Zement tätig, 2003 wechselte er zu Beton- nem Fachgebiet führten ihn an die Hochschule
Marketing Ost, einer Gesellschaft für Baubera- Magdeburg-Stendal (FH).
IX

Inhalt

1 Einführung und Grundbegriffe 5 Beton- und Stahlbetonbau


1.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
1.2 Lasten und Beanspruchungen. . . . . . 1 5.1.1 Allgemeine Eigenschaften
1.3 Grundbegriffe der Tragwerkslehre . 2 des Betons. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
1.4 Tragelemente. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 5.1.2 Klassifizierung des Betons . . . . . . . . . . 64
1.5 Tragwerksysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 5.1.3 Überwachungsklassen . . . . . . . . . . . . . 68
1.6 Standsicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 5.1.4 Festigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
1.7 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 5.1.5 Rohdichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
1.8 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 5.1.6 Besondere Betoneigenschaften . . . . 70
5.1.7 Leichtbeton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
2 Normen, Maße, Maßtoleranzen 5.2 Baustoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 5.2.1 Zement. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
2.2 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 5.2.2 Gesteinskörnungen (Betonzuschlag) 74
2.2.1 Deutsche Normung . . . . . . . . . . . . . . . 17 5.2.3 Zugabewasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
2.2.2 Europäische Normung . . . . . . . . . . . . . 18 5.2.4 Betonstahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
2.2.3 Internationale Normung . . . . . . . . . . . 19 5.2.5 Betonzusatzmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
2.2.4 Bauprodukte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 5.2.6 Betonzusatzstoffe. . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
2.3 Maßordnung nach DIN 4172 . . . . . . . 21 5.3 Allgemeine Bedingungen für die
2.4 Modulordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Herstellung von Beton . . . . . . . . . . . . . 80
2.5 Maßtoleranzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 5.3.1 Befördern und Fördern von Beton . . 80
2.6 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 5.3.2 Verarbeiten des Betons . . . . . . . . . . . . 81
2.7 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 5.3.3 Betonieren bei Frost . . . . . . . . . . . . . . . 82
5.3.4 Betonieren bei heißer Witterung . . . 83
3 Baugrund und Erdarbeiten 5.4 Schalungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
3.1 Baugrund. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 5.4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
3.2 Erdaushub . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 5.4.2 Schalung von Fundamenten und
3.3 Nicht verbaute Baugruben . . . . . . . . . 35 Wänden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
3.4 Verbaute Baugruben 5.4.3 Schalung von Stützen . . . . . . . . . . . . . . 91
und Gräben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 5.4.4 Schalung von Balken und Decken . . 92
3.5 Arbeitsraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 5.4.5 Ausrüsten und Ausschalen . . . . . . . . . 94
3.6 Wasserhaltung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 5.5 Bewehrungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
3.7 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 5.5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
3.8 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 5.5.2 Betondeckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
5.6 Wärmedämmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
4 Gründungen (Fundamente) 5.7 Arbeits- und Dehnfugen . . . . . . . . . . . 98
4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 5.8 Befestigungsvorrichtungen an
4.2 Flach- und Flächengründungen Betonbauteilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
(Fundamente) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 5.9 Oberflächengestaltung . . . . . . . . . . . . 101
4.2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 5.10 Oberflächenschutz. . . . . . . . . . . . . . . . . 103
4.2.2 Streifen- und Einzelfundamente . . . . 49 5.11 Betoninstandsetzung . . . . . . . . . . . . . . 105
4.2.3 Fundamentplatten 5.12 Änderung an Stahlbetonbauteilen. . 105
(Gründungsplatten). . . . . . . . . . . . . . . . 51 5.13 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106
4.3 Tiefgründungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 5.14 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
4.4 Ausschachtungen und Gründungen 5.15 Informationen im Internet. . . . . . . . . . 108
im Bereich bestehender Gebäude . . 54
4.5 Unterfangen von Fundamenten . . . . 56 6 Wände
4.6 Fundamenterder. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 6.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
4.7 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 6.2 Mauerwerk aus künstlichen
4.8 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Steinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
6.2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
X Inhalt

6.2.2 Baustoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 7 Skelettbau


6.2.3 Ausführung von gemauerten 7.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
Wänden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 7.2 Planung und Maßkoordination . . . . . 234
6.2.4 Maueröffnungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 7.3 Holzskelettbau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238
6.2.5 Oberflächenbehandlung von 7.3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238
Mauerwerk aus künstlichen Steinen 153 7.3.2 Baustoff Holz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
6.2.6 Trockenmauerwerk . . . . . . . . . . . . . . . . 155 7.3.3 Brandschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
6.2.7 Vorfertigung und Systembau 7.3.4 Bauteilanschlüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
im Mauerwerksbau . . . . . . . . . . . . . . . . 155 7.3.5 Konstruktionselemente . . . . . . . . . . . . 242
6.2.8 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 7.3.6 Konstruktionsbeispiele . . . . . . . . . . . . . 243
6.3 Wände aus natürlichen Steinen. . . . . 157 7.3.7 Holzschutz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244
6.3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 7.4 Stahlskelettbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244
6.3.2 Gewinnung und Bearbeitung der 7.4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244
natürlichen Bausteine . . . . . . . . . . . . . . 157 7.4.2 Baustoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245
6.3.3 Mauerwerksarten und Steinverbände 158 7.4.3 Korrosionsschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248
6.3.4 Ausführung von Werkstein- 7.4.4 Brandschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251
mauerwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 7.4.5 Verbindungstechnik . . . . . . . . . . . . . . . 252
6.3.5 Maueröffnungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 7.4.6 Konstruktionselemente . . . . . . . . . . . . 254
6.3.6 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 7.4.7 Ausführungsbeispiel . . . . . . . . . . . . . . . 259
6.4 Wände aus Beton . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 7.5 Stahlbetonskelettbau . . . . . . . . . . . . . . 260
6.4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 7.5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260
6.4.2 Einschalige Wände aus Beton . . . . . . 165 7.5.2 Brandschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260
6.4.3 Zweischalige Wände aus Beton. . . . . 166 7.5.3 Baustoff Beton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261
6.4.4 Mantelbauweisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 7.5.4 Bauteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261
6.4.5 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 7.5.5 Spezialverbindungen für Stahlbeton-
6.5 Wände aus Lehm . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 fertigteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263
6.6 Fachwerkwände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 7.5.6 Fugen, Maßtoleranzen . . . . . . . . . . . . . 264
6.6.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 7.5.7 Ausführungsbeispiel . . . . . . . . . . . . . . . 265
6.6.2 Bestandteile des Fachwerkes . . . . . . . 168 7.6 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266
6.6.3 Ausfachung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 7.7 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269
6.6.4 Wärmeschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176
6.6.5 Schallschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178 8 Außenwandbekleidungen
6.6.6 Oberflächenbehandlung . . . . . . . . . . . 179 8.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271
6.7 Wände im Montagebau . . . . . . . . . . . . 179 8.2 Baustoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273
6.7.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 8.3 Angemörtelte und angemauerte
6.7.2 Vorgefertige tragende Wand- Außenwandbekleidungen. . . . . . . . . . 274
elemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 8.3.1 Angemörtelte Außenwandbe-
6.7.3 Vorgefertigte nichttragende kleidungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274
Wandelemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 8.3.2 Angemauerte Außenwandbe-
6.8 Holzbausysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 kleidungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277
6.8.1 Bauen mit Holzmodulen . . . . . . . . . . . 193 8.4 Hinterlüftete Außenwand-
6.8.2 Systemoffene Bauteile . . . . . . . . . . . . . 194 bekleidungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277
6.8.3 Massivholzwände . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 8.4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277
6.8.4 Holztafelbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 8.4.2 Naturwerksteinbekleidungen . . . . . . 278
6.8.5 Holzständerbau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 8.4.3 Bekleidungen mit keramischen
6.8.6 Holzrahmenbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 Platten und Beton. . . . . . . . . . . . . . . . . . 284
6.9 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 8.4.4 Faserzementplatten-Bekleidungen . 286
6.10 Nichttragende innere Trennwände . 203 8.4.5 Metallbekleidungen. . . . . . . . . . . . . . . . 289
6.10.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 8.4.6 Glasbekleidungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 294
6.10.2 Einschalige nichttragende Trenn- 8.4.7 Holzbekleidungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 296
wände. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 8.5 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306
6.10.3 Mehrschalige nichttragende Trenn- 8.6 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308
wände – Trockenbau. . . . . . . . . . . . . . . 212
6.10.4 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 9 Fassaden aus Glas
6.11 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 9.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309
Inhalt XI

9.2 Unterscheidungskriterien für 11 Fußbodenkonstruktionen und


Glasfassaden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311 Bodenbeläge
9.3 Fassadenbekleidungen aus Glas . . . . 316 11.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389
9.4 Einschalige Fassaden aus Glas . . . . . . 316 11.2 Einteilung und Benennung:
9.4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390
9.4.2 Pfosten – Riegel – Fassaden (PRF). . . 316 11.3 Fußbodenkonstruktionen . . . . . . . . . . 391
9.4.3 Vorgangfassaden 11.3.1 Tragschicht und Ebenheits-
(Elementfassaden) . . . . . . . . . . . . . . . . . 316 toleranzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391
9.5 Mehrschalige Fassaden aus Glas 11.3.2 Feuchteschutz von Fußboden-
(Doppelfassaden) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 322 konstruktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 392
9.5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 322 11.3.3 Schallschutz von Massivdecken und
9.5.2 Geschlossene Systeme, Holzbalkendecken . . . . . . . . . . . . . . . . . 406
Pufferfassaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 324 11.3.4 Wärmeschutz und Energie-
9.5.3 Abluftfassaden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 324 Einsparung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418
9.5.4 Zweite – Haut – Fassaden . . . . . . . . . . 325 11.3.5 Dämmstoffe für die Wärmedämmung
9.5.5 Hybribe, „polyvalente“ Fassaden . . . 328 und Trittschalldämmung von
9.6 Sonnen- und Blendschutzsysteme. . 331 Fußbodenkonstruktionen . . . . . . . . . . 422
9.7 Tageslichtnutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . 334 11.3.6 Estricharten und Estrich-
9.8 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337 konstruktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426
9.9 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339 11.3.7 Fertigteilestriche – Trockenestriche
aus Plattenelementen. . . . . . . . . . . . . . 458
10 Geschossdecken und Balkone 11.4 Fußbodenbeläge . . . . . . . . . . . . . . . . . . 469
10.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341 11.4.1 Einteilung und Benennung:
10.1.1 Standsicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 469
10.1.2 Wärmeschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343 11.4.2 Allgemeine Anforderungen . . . . . . . . 470
10.1.3 Schallschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344 11.4.3 Bodenbeläge aus
10.1.4 Brandschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344 natürlichen Steinen:
10.2 Ebene Massivdecken . . . . . . . . . . . . . . . 344 Naturwerkstein-Fußbodenbeläge . . 471
10.2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344 11.4.4 Bodenbeläge aus kunstharz-
10.2.2 Plattendecken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 346 gebundenen Bestandteilen:
10.2.3 Balkendecken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350 Kunstharzwerkstein . . . . . . . . . . . . . . . . 476
10.2.4 Trapezstahldecken . . . . . . . . . . . . . . . . . 354 11.4.5 Bodenbeläge aus zementgebun-
10.3 Holzbalkendecken . . . . . . . . . . . . . . . . . 355 denen Bestandteilen: Betonwerkstein-
10.3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355 und Terrazzobeläge . . . . . . . . . . . . . . . . 477
10.3.2 Holzbalkenlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355 11.4.6 Bodenbeläge aus bitumengebun-
10.3.3 Konstruktive Einzelheiten . . . . . . . . . . 357 denen Bestandteilen:
10.4 Decken aus Brettstapel- oder Asphaltplattenbeläge . . . . . . . . . . . . . . 479
Dübelholz-Elementen . . . . . . . . . . . . . . 364 11.4.7 Bodenbeläge aus tongebundenen
10.5 Decken aus Holztafelelementen . . . . 365 Bestandteilen: Keramische Fliesen
10.6 Gewölbe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 366 und Platten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 480
10.6.1 Tonnengewölbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 366 11.4.8 Bodenbeläge aus Holz und Holzwerk-
10.6.2 Preußisches Kappengewölbe. . . . . . . 366 stoffen: Holzfußbodenbeläge . . . . . . 494
10.6.3 Klostergewölbe, Muldengewölbe, 11.4.9 Bodenbeläge aus Träger- und
Spiegelgewölbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367 Schichtstoffplatten: Laminatböden . 502
10.6.4 Kreuzgewölbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367 11.4.10 Bodenbeläge aus ein- oder mehr-
10.7 Balkone und Loggien . . . . . . . . . . . . . . 369 schichtiger Bahnen- oder Plattenware:
10.7.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369 Elastische Fußbodenbeläge . . . . . . . . 505
10.7.2 Tragende Bauteile . . . . . . . . . . . . . . . . . 370 11.4.11 Industrieböden aus Reaktions-
10.7.3 Abdichtung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372 harzen: Oberflächenschutzsysteme
10.7.4 Bodenbeläge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375 auf Kunststoffbasis . . . . . . . . . . . . . . . . . 518
10.7.5 Entwässerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379 11.4.12 Bodenbeläge aus natürlichen oder
10.7.6 Geländer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381 synthetischen Fasern:
10.7.7 Sonderlösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383 Textile Bodenbeläge . . . . . . . . . . . . . . . 521
10.8 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386 11.5 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 536
10.9 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387 11.6 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 545
XII Inhalt

12 Beheizbare Bodenkonstruktionen: 14.2.2 Schallschutz mit leichten


Fußbodenheizungen Unterdecken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 589
12.1 Einteilung und Benennung: 14.2.3 Brandschutz mit leichten
Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 550 Unterdecken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 594
12.2 Warmwasser- 14.2.4 Wärmeschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 598
Fußbodenheizungen. . . . . . . . . . . . . . . 553 14.2.5 Geometrische und maßliche
12.2.1 Aufbau und Herstellung beheizbarer Festlegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 599
Fußbodenkonstruktionen . . . . . . . . . . 553 14.2.6 Integration von Klima-, Lüftungs-,
12.2.2 Bodenbeläge auf beheizbaren Heizungs- und Beleuchtungstechnik
Fußbodenkonstruktionen . . . . . . . . . . 556 im Unterdeckenbereich . . . . . . . . . . . . 600
12.3 Elektrische Fußbodenheizungen . . . 558 14.3 Tragende Teile der leichten Decken-
12.4 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 560 bekleidungen und Unterdecken . . . . 609
12.5 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 564 14.3.1 Verankerung an den tragenden
Bauteilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 609
13 Systemböden: Installations- 14.3.2 Abhänger. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 612
systeme in der Bodenebene 14.3.3 Unterkonstruktionen. . . . . . . . . . . . . . . 613
13.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 565 14.3.4 Anschlüsse von Trennwänden an
13.2 Einteilung und Benennung: abgehängten Unterdecken. . . . . . . . . 615
Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 565 14.4 Decklagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 616
13.3 Unterflurkanalsysteme (estrich- 14.5 Leichte Deckenbekleidungen und
gebundene Kanalböden). . . . . . . . . . . 565 Unterdecken: Deckensysteme . . . . . . 616
13.3.1 Estrichbündiger Kanalboden 14.5.1 Einteilung und Benennung:
(offenes System) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 566 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 616
13.3.2 Estrichüberdeckter Kanalboden 14.5.2 Fugenlose Deckenbekleidungen und
(geschlossenes System) . . . . . . . . . . . . 567 Unterdecken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 616
13.3.3 Allgemeine Anforderungen und 14.5.3 Ebene Deckenbekleidungen und
technische Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 568 Unterdecken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 621
13.4 Hohlbodensysteme . . . . . . . . . . . . . . . . 568 14.5.4 Wabendecken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 634
13.4.1 Monolithischer Hohlboden 14.5.5 Lichthanddecken . . . . . . . . . . . . . . . . . . 636
(Foliensystem) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 568 14.6 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 637
13.4.2 Mehrschichtiger Hohlboden 14.7 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 642
(Stützfußsystem). . . . . . . . . . . . . . . . . . . 569
13.4.3 Trockenestrich-Hohlboden 15 Umsetzbare nicht tragende
(Plattensystem) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 570 Trennwände und vorgefertige
13.4.4 Allgemeine Anforderungen und Schrankwandsysteme
technische Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 571 15.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 643
13.5 Doppelbodensysteme 15.2 Einteilung und Benennung:
(Element-Hohlboden) . . . . . . . . . . . . . . 573 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 644
13.5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 15.3 Allgemeine Anforderungen . . . . . . . . 645
13.5.2 Systemkomponenten . . . . . . . . . . . . . . 574 15.3.1 Geometrische und maßliche
13.5.3 Doppelbodenplatten . . . . . . . . . . . . . . 574 Festlegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 646
13.5.4 Unterkonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . 577 15.3.2 Mechanische Anforderungen
13.5.5 Systemergänzende Zubehörteile . . . 578 (Standsicherheit). . . . . . . . . . . . . . . . . . . 647
13.5.6 Allgemeine Anforderungen und 15.3.3 Schallschutz von umsetzbaren
technische Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 579 Trennwänden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 648
13.6 Kabel-Doppelboden . . . . . . . . . . . . . . . 581 15.3.4 Brandschutz von umsetzbaren
13.7 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 582 Trennwänden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 656
13.8 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 585 15.3.5 Montagetechnische
Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 660
14 Leichte Deckenbekleidungen und 15.3.6 Elektro- und Sanitärinstallationen
Unterdecken in umsetzbaren Trennwänden. . . . . . 661
14.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 587 15.4 Konstruktionstechnische Merkmale
14.1.1 Einteilung und Benennung. . . . . . . . . 587 umsetzbarer Trennwände . . . . . . . . . . 661
14.2 Allgemeine Anforderungen . . . . . . . . 588 15.4.1 Konstruktionsbeispiele von umsetz-
14.2.1 Raumgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 589 baren Trennwänden . . . . . . . . . . . . . . . 663
Inhalt XIII

15.5 Vorgefertigte Schrankwandsysteme 663 17.5.4 Sommerlicher Wärmeschutz . . . . . . . 746


15.5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 663 17.5.5 Wärmedämmstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . 752
15.5.2 Einteilung und Benennung: 17.5.6 Wasserdampfdiffusion, Temperaturen
Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 663 an Bauteilen, Tauwasserbildung . . . . 756
15.5.3 Konstruktionstechnische Merkmale 17.5.7 Wärmebrücken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 766
vorgefertigter Schrankwände . . . . . . 663 17.5.8 Wärmeschutz ist berechenbar . . . . . . 773
15.6 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 669 17.5.9 Zur weiteren Entwicklung
15.7 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 670 der Energieeffizienz . . . . . . . . . . . . . . . . 797
17.6 Schallschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 800
17.6.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 800
16 Bauen im Passivhausstandard 17.6.2 Physikalische Erläuterungen. . . . . . . . 801
16.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 671 17.6.3 Regeln und Erfahrungen . . . . . . . . . . . 810
16.2 Kriterien und Funktionsweise eines 17.6.4 Erfüllung der gesetzlichen Anfor-
Passivhauses. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 672 derungen an den Schallschutz. . . . . . 813
16.3 Entwurfskriterien für Passivhäuser . . 674 17.6.5 Weiterentwicklung der Normung. . . 822
16.4 Passive Kühlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 679 17.7 Baulicher Brandschutz . . . . . . . . . . . . . 823
16.5 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 680 17.7.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 823
17.7.2 Begriffe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 824
17 Besondere bauliche 17.7.3 Bauliche Brandschutzmaßnahmen . 829
Schutzmaßnahmen 17.7.4 Brandschutzmaßnahmen für
17.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 683 Bauteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 835
17.2 Schutz gegen Niederschlagswasser. 684 17.8 Schutz vor gesundheitlichen
17.3 Dränung (Drainage). . . . . . . . . . . . . . . . 691 Gefahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 846
17.4 Abdichtungen gegen Bodenfeuch- 17.8.1 Gefährliche Stoffe. . . . . . . . . . . . . . . . . . 847
tigkeit, nicht drückendes und 17.8.2 Radioaktivität, Radon . . . . . . . . . . . . . . 848
drückendes Wasser . . . . . . . . . . . . . . . . 697 17.8.3 Elektromagnetische Felder . . . . . . . . . 848
17.4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 697 17.8.4 Wasserdampfdurchlässigkeit
17.4.2 Abdichtungsstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . 697 („Atmungsfähigkeit“) von Bauteilen 849
17.4.3 Verarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 701 17.9 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 850
17.4.4 Abdichtungen gegen Bodenfeuchte 17.9.1 Abdichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 850
und nicht stauendes Sickerwasser . . 704 17.9.4 Baulicher Brandschutz . . . . . . . . . . . . . 851
17.4.5 Abdichtung gegen nicht drückendes 17.9.6 Schallschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 854
Wasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 711 17.10 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 855
17.4.6 Abdichtung gegen von außen
drückendes Wasser und aufstauen-
des Sickerwasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 712 18 Anhang:
17.4.7 Durchdringungen, Übergänge, Gesetzliche Einheiten. . . . . . . . . . . . . 861
Anschlüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 727
17.5 Wärmeschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 728 Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 863
17.5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 728
17.5.2 Winterlicher Wärmeschutz . . . . . . . . . 730
17.5.3 Wärmedurchgangskoeffizient, Ausführliches Inhaltsverzeichnis
Wärmedurchgangswiderstand, aus Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 2,
wirksame Wärmekapazität . . . . . . . . . 739 33. Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 879
1

1 Einführung und Grundbegriffe


1

1.1 Allgemeines Der Tragwerksentwurf eines Gebäudes und die


darauf beruhenden räumlich-geometrischen
Bei der planerischen Lösung von Bauaufgaben Strukturen und Materialentscheidungen bildet
besteht zwischen gestalterischen, funktiona- die Voraussetzung für die meisten weiterführen-
len, konstruktiven, bauphysikalischen und bau- den Entscheidungen. Das Tragwerkskonzept stellt
stoffspezifischen Aspekten sowie ökonomischen somit die entscheidende Grundlage für sinnfällige
Rahmenbedingungen und ökologischen Zusam- und materialgerechte Festlegungen z. B. für Fas-
menhängen eine enge gegenseitige Abhängig- saden, Innenraumkonzepte und viele bautechni-
keit. Im Planungsprozess werden gleichzeitig sche und bauphysikalische Anforderungen dar.
komplexe Handlungsabläufe bei der Bauausfüh- Alle auftretenden vertikalen und horizontalen
rung vorherbestimmt. Lasten müssen über ein räumlich steifes und
Somit stellt jeder Planungsablauf eine Kette von tragfähiges System sicher bis in den Baugrund
Entscheidungen zwischen möglichen Alterna- abgeleitet werden. Die auftretenden Lasten und
tiven mit dem Ziel dar, eine optimierte Gesamt- Beanspruchungen sowie Tagwerkssysteme und
lösung zu erreichen. -elemente werden in der Folge behandelt.
Dabei ist der planende Architekt in der Regel auf
die Mitwirkung spezialisierter Fachingenieure an- 1.2 Lasten und
gewiesen. Beanspruchungen
Technische Ausstattungen wie Sanitär-, Hei-
zungs-, Elektro-, Lüftungs- und Klimaanlagen, In einem Bauwerk werden die Bauteile bean-
Fördereinrichtungen wie Aufzüge, Rolltreppen sprucht durch:
und insbesondere alle modernen Kommunika- tEigengewicht als ständige Lasten aus den Ei-
tionseinrichtungen werden von Sonderfach- gengewichten der Baustoffe und Bauteile (Tab.
leuten geplant und in das Gesamtkonzept des 1.1),
Architekten eingebracht. Zunehmende Bedeu-
tung kommen je nach Bauaufgabe Planungen tVerkehrslasten oder auch Nutzlasten (Tab. 1.2)
der thermischen Bauphysik, der Bau- und Raum- d. h. in der Regel ruhende Belastungen durch
akustik und der Fassadenplanung zu. Dem Archi- die Nutzung des Bauwerkes z. B. durch den Auf-
tekten obliegt die Aufgabe, die Einzelaspekte der enthalt von Menschen, von Möblierung, Ma-
beteiligten Fachplaner zu koordinieren und in schinengewicht, Lagergut usw. Die rechnerisch
das Planungs- und Entwurfskonzept zu integrie- anzunehmenden Verkehrslasten enthalten je
ren. nach Nutzungsart des Bauwerks bestimmte
Sicherheitszuschläge.
Alle Planungen werden zunehmend durch stän-
dige Weiterentwicklungen von Baustoffen oder Zeitlich veränderliche Lasteinwirkungen können
durch ganz neue Baustoffe und Konstruktions- sein:
möglichkeiten beeinflusst. Diese werden im Rah-
men dieses Werkes nach Möglichkeit erwähnt, tSchneelasten, Eislasten als überwiegend ver-
doch kann ihre Beurteilung nicht Gegenstand tikal wirkende Lasten mit Berücksichtigung der
einer Baukonstruktionslehre sein. Dachneigung (Tab. 1.3),
Der immer differenzierteren, auch in den bau- tWindlasten aus Winddruck und Windsog als
aufsichtlichen Bestimmungen vorausgesetzten vorwiegend horizontal wirkende Lasten,
Kenntnis bauphysikalischer Grundregeln muss und je nach Einzelfall:
ebenso Rechnung getragen werden wie dem tdynamische Belastungen (z. B. Erschütterun-
Verständnis der wichtigsten Begriffe der Trag- gen durch Maschinenbetrieb, Verkehr, stoßar-
werkslehre. Nur so sind die Voraussetzungen für tige Belastungen aus Betriebsabläufen, Bean-
eine qualifizierte Entwurfsentwicklung, die rich- spruchungen aus Anprall- und Bremskräften
tige konstruktive Bearbeitung des gesamten Ge- von Fahrzeugen, Kranbahnen, Schwingungs-
bäudes und seiner einzelnen Bauteile gegeben. übertragungen o. Ä. sowie Erdbebenstößen),
2 1 Einführung und Grundbegriffe

Tabelle 1.1 Eigenlasten von Baustoffen und Bauteilen Tabelle 1.3 Schnee- und Eislasten auf dem Boden und
(Auszug aus DIN 1055-1) Dach nach DIN 1055-5
1
Baustoff Rohdichte Wichte Schneelastzone SK-Werte in
in g/cm3 in kN/m3 auf dem Boden kN/m2
Schwerbeton > 28 1 0,65
Beton 24 2 0,85
Stahlbeton 25 3 1,10
Leichtbeton 1,0–2,0 10,5–21,5 Schneelastzone Formbeiwerte
Porenbeton 0,1–0,8 5–9 auf dem Dach je nach Neigung = α
Mauerwerk aus 0,4 6 0 ≤ α ≤ 30° 0,8
künstlichen Steinen 0,6 8 30° ≤ α ≤ 60° 0,8 × (60° – α)/30°
0,8 10 α ≥ 60° 0
1,2 14
1,4 16
1,6 16
1,8 18 tthermische Beanspruchung infolge von Tem-
.. ..
. . peraturschwankungen oder von ungleichmäßi-
2,4 24 ger Temperatureinwirkung (z. B. bei nur einsei-
Putze mit Mörtel tiger Erwärmung und im Brandfall) und
Gipsputz 20 tSetzungen. Durch falsch beurteilte Tragfähig-
Zementputz 27
Gipsbauplatten 9
keit des Baugrundes, durch ungleichmäßige
Belastungen u. a. können Spannungen inner-
Nadelholz 5
Laubholz 7–11
halb einzelner Bauteile oder des gesamten Bau-
werks entstehen (vgl. a. Abschn. 3, Bild 3.1).
Aluminium 27
Blei 114
Kupfer 89 Diese Beanspruchungen müssen anhand der Pla-
Stahl 78,5 nungsvorhaben und entsprechend den zugrunde
Zink 72–74 zu legenden Bestimmungen (z. B. DIN 1055, DIN
Dachsteine kN/m2 EN 1990 + DIN EN 1991-1) ermittelt werden und
Betondachsteine 0,5–0,65 bilden die Grundlage für den Standsicherheits-
Tondachsteine 0,6–0,95
nachweis (statische Berechnung), s. Abschn. 1.6.

Tabelle 1.2 Nutz- oder Verkehrslasten 1.3 Grundbegriffe


(Auszug aus DIN 1055-3)
der Tragwerkslehre
Kat. kN/m2
A Wohn- und Aufenthaltsräume 1,5–2,0 Bauteile können stehen unter der Krafteinwir-
kung von
B1 Büroflächen, Arbeitsflächen, Flure 2,0
tDruck. Gedrückte Bauteile sind Druckspan-
B2 Flure in Krankenhäusern, Hotels,
Altenheimen, Küchen usw. 3,0 nungen ausgesetzt, die eine Stauchung bewir-
ken. Diese ist von der einwirkenden Kraft, dem
C Versammlungsräume nach Bestuhlungs-
und Nutzungsart 3,0–5,0 Querschnitt, der Bauteillänge und einem mate-
rialspezifischen Elastizitätsmodul für Druck ab-
D Verkaufsräume nach Größe und
Nutzungsart 2,0–5,0 hängig (Bild 1.4a). Darüber hinaus führen große
Bauteillängen bei Druckbelastungen zu zusätz-
E Fabriken, Werkstätten, Ställe, Lager,
Bibliotheken, Tribünen usw. 5,0–7,5 lichen Stabilitätsproblemen (s. Knicken).
T Treppen und Treppenpodeste 3,0–7,5 tZug. Bauteile, die einer Zugbeanspruchung
ausgesetzt werden (z. B. Spannseile), erfahren
Z Zugänge, Balkone u. Ä. 4,0
eine Zugspannung, die eine Längenänderung
H nicht begehbare Dächer = 1,0 QK in kN bewirkt. Diese ist innerhalb gewisser Grenzen
Trennwandzuschläge, abhängig von der einwirkenden Zugkraft, dem
nicht tragende Innenwände 0,8–1,2 Querschnitt und der Länge des Bauteils sowie
Weitere Angaben zu Parkhäusern, Sondernutzungen, nicht von dem materialspezifischen Elastizitätsmodul
vorwiegend ruhende Lasten, horizontale Nutzlasten s. DIN für Zug (Verhältnis von Spannung : Dehnung;
1055-3 Bild 1.4b).
1.3 Grundbegriffe der Tragwerkslehre 3

1.4a 1.4b 1.4c 1.4d 1.4e

1.4 Bauteil unter Krafteinwirkung von


a) Druck
b) Zug
c) Scheren (eingespannte Konsole)
d) Schub (eingespannte Konsole)
e) Torsion (eingespannter Balken mit Kragarm zwischen Stützen)

tScheren. Scherspannungen entstehen inner-


halb eines belasteten Bauteils, wenn Last und
Gegendruck in derselben Querschnittsfläche
(vgl. Schere!) anliegen und zwei Bauteilschich-
ten senkrecht zum Bauteilquerschnitt verscho-
ben werden (Bild 1.4c).
tSchub. Schubspannungen entstehen innerhalb
eines Bauteils, wenn Last und Gegendruck in 1.5a
derselben Querschnittsfläche wirken und zwei
Bauteilschichten im Bereich der Bauteilachse
gegeneinander verschoben werden.
Im Gegensatz zum Abscheren entstehen Span-
nungen im Längsschnitt des Bauteiles, indem
Bauteilschichten in Längsrichtung gegeneinan-
der verschoben werden (Bild 1.4d).
tTorsion (Drillung, Verdrehung) entsteht, wenn
ein Bauteilquerschnitt auf Drehung bean- 1.5b
sprucht und dabei das Kippen durch Festhalten 1.5 Materialverhalten
der Bauteilendflächen verhindert wird. In den a) elastisch 1 unbelastet
benachbarten Querschnitten werden Schub- b) plastisch 2 belastet
spannungen erzeugt (Bild 1.4e). 3 nach Belastung

Baustoffe weisen unter Einfluss äußerer Kräfte den einwirkenden Temperaturen – dauernde
spezifische Verhaltensformen auf: Formveränderungen erfahren, die aus struktu-
tElastisches Verhalten. Durch Belastungen und rellen Veränderungen der beteiligten Baustof-
Krafteinwirkungen treten – innerhalb bestimm- fe resultieren. Werden Bauteile aus derartigen
ter Grenzen – keine dauernden Verformungen Baustoffen (z. B. aus gewissen Kunststoffen,
auf. Nach Entlastung „federt” das Bauteil in sei- auch aus Stahl) schockartig belastet, können sie
ne ursprüngliche Form zurück (Bild 1.5a). – insbesondere bei niedrigen Temperaturen –
tPlastisches Verhalten. Werden die Grenzwer- durch „Sprödbruch“ zerstört werden.
te für das elastische Verhalten überschritten,
jedoch Belastungen, die zur Zerstörung führen, Durch äußere Kräfte können Bauteile oder auch
noch nicht erreicht, treten bei allen Bauteilen ganze Bauwerke verformt und in ihrer Stand-
dauernde Verformungen auf (z. B. „Verbiegen“, sicherheit beeinflusst werden. Als Auswirkungen
Bild 1.5b). kommen in Frage:
tFließen (Kriechen). Unter Langzeitbeanspru- tKippen. Ein Bauteil bzw. ein Bauwerk kippt in-
chung können Bauteile – auch abhängig von folge einer Krafteinwirkung (z. B. Wind- oder
4 1 Einführung und Grundbegriffe

1
1.8
Biegen

1.6a 1.6b
1.6 Kippen
a) Standmoment 1.9
b) Kippmoment (vgl. Bild 1.25) Gleiten

Häufigste Schadensursache für Bauschäden ist


Materialversagen durch Überschreitung der zu-
lässigen Baustofffestigkeiten.

1.4 Tragelemente
Tragelemente bilden in den verschiedensten
1.7a 1.7b 1.7c Kombinationen die geometrische Stuktur und
das konstruktive Gefüge eines Bauwerkes.
1.7 Knicken
Einen Überblick über die wichtigsten Grundtypen
a) freistehend („Pendelstütze“)
b) einseitig eingespannt
von Tragelementen zeigt Bild 1.10. Sie kommen
c) beidseitig eingespannt innerhalb von Gesamtkonstruktionen in vielfa-
chen Kombinationen untereinander vor.
Einfeldträger als einfache Träger sind Tragele-
Erddruck), wenn das resultierende Kippmoment mente über jeweils eine Öffnung mit zwei Endauf-
größer ist als das Standmoment (das Standmo- lagern (Bild 1.10a). Die erforderlichen statischen
ment ist abhängig von Bauteil- bzw. Bauwerks- Abmessungen hierfür sind vergleichsweise groß.
gewicht und Bauteilbreite) (Bild 1.6).
Durchlaufträger sind Tragelemente über meh-
tKnicken und Beulen. Schlanke, stabförmige rere Öffnungen, die zu wesentlich günstigeren
Bauteile knicken aus, flächige Bauteile (z. B. statischen Abmessungen führen, indem sie die
Wände) beulen aus, wenn sie in Längsrichtung so genannte Durchlaufwirkung über mehrere Fel-
gedrückt werden. der bzw. Auflager hinweg nutzen (Bild 1.10b). Bei
Die Knicksicherheit wird beeinflusst von der solchen Mehrfeldträgern wechseln positive Biege-
Länge und kleinsten Breite des Bauteiles, von momente (Durchbiegungen nach unten) in den
der Art des konstruktiven Anschlusses (freiste- Feldern mit negativen Biegemomenten über den
hend, einseitig oder beidseitig eingespannt, s. Stützen (Biegungen nach oben). Je nach „Last-
Abschn. 1.6) und von der Art des Baustoffes. fall“, d. h. Belastung mit durchlaufenden Stre-
Kennzeichnende Größe ist die sog. Schlankheit ckenlasten (auch aus dem Eigengewicht) oder
bzw. der Schlankheitsgrad (Bild 1.7). Teilbelastung in einzelnen Feldern, können sich
tBiegen. Ein punktuell oder linear gestütztes bei Durchlaufträgern erhebliche Entlastungen
Bauteil biegt sich zwischen den Stützungspunk- für die benachbarten Felder ergeben. Konstruktiv
ten (Auflagern) durch, wenn es quer zur Längs- muss das Verformungsverhalten solcher Träger
achse durch Lasten beansprucht wird (Bild 1.8). berücksichtigt werden (vgl. hierzu auch Bilder
tGleiten. Ein Bauteil kann – insbesondere seit- 1.13 und 1.14).
lich – verschoben werden, wenn die Verbin- In ähnlicher Weise kann die Durchlaufwirkung
dung zu anschließenden Bauteilen oder auch auch bei Deckenplatten genutzt werden. Durch
zum Baugrund nicht durch Reibung oder be- mehrseitige Auflagerung ergeben sich weitere
sondere konstruktive Maßnahmen gesichert ist Möglichkeiten für günstigere statische Abmes-
(Bild 1.9). sungen (s. Abschn. 10.1.1).
1.4 Tragelemente 5

1.10h

1.10a
1

1.10b

1.10c

1.10i
1.10d

1.10e
1.10j

1.10k

1.10f

1.10l

1.10g 1.10m
1.10 Tragelemente
a) Träger als Einfeldträger h) Stütze, Pfosten
b) Mehrfeldträger/Durchlaufträger i) Bogen
c) unterspannter Träger j) Platte
d) Fachwerkträger k) Platte mit Unterzug (Rand- bzw. Feldunterzug)
e) Spannseil l) Platte mit Überzug
f) Fachwerk mit Diagonalverband m) Tragrost/Trägerrost
g) Scheibe
6 1 Einführung und Grundbegriffe

1.11a 1.11b

1.11c 1.11d

1.11 Rahmen
a) mit eingepannten Stützen, Ecken nicht biegesteif (gelenkig) c) Dreigelenkrahmen mit biegesteifen Ecken
b) mit biegesteifen Ecken, Stützen gelenkig gelagert d) geschlossener Rahmen mit biegesteifen Ecken
(Vollrahmen)

Rahmen. In erweitertem Sinne werden auch tragen (Bilder 1.12 bis 1.14). Daraus resultieren
Rahmen als Tragelemente betrachtet. Sie beste- neben dem hierfür erforderlichen erhöhten Ma-
hen aus stab- oder scheibenförmigen Bauteilen, terialeinsatz zu Herstellung biegesteifer Eckaus-
die mit oder ohne Gelenken zusammengefügt bildungen selbst bei einfachen Systemen kom-
sind. Im Baugrund bzw. in Fundamenten können plizierte Verformungen der Gesamtkonstruktion
Rahmenstützen – ebenso wie in angrenzenden (Bild 1.14). Dabei muss beachtet werden, dass
Bauwerksteilen – eingespannt oder gelenkig an- in den schematischen Abbildungen lediglich die
geschlossen sein (Bild 1.11). Verformungen in der Rahmenebene dargestellt
In Rahmen werden Verformungen durch Bean- sind. In der Regel müssen die Beeinflussungen
spruchungen einzelner Teile über biegesteife aber auch im räumlichen Zusammenhang be-
Ecken auf die benachbarten Rahmenteile über- trachtet werden.

1.12 Rahmen
Verformungen bei horizontaler Beanspruchung
1.5 Tragwerksysteme 7

1.13a 1.13b

1.13c 1.13d
1.13 Rahmen
Verformungen bei vertikaler Beanspruchung
a) Rahmen mit eingepannten Stützen c) Dreigelenkrahmen mit gelenkig gelagerten Stützen
b) Zweigelenkrahmen mit gelenkig gelagerten Stützen d) Umlaufender Rahmen, gelenkig gelagert (Vollrahmen)

1.14a 1.14b

1.14 Bauwerk mit gitterartigem Rahmentragwerk (Stockwerksrahmen)


a) Planungszustand
b) Verformung durch Beanspruchung einzelner Bauteile (schematisch)

Zur Berechnung von Rahmentragwerken sind 1.5 Tragwerksysteme


zwar komplizierte Berechnungsverfahren nötig,
doch können sich sehr wirtschaftliche bauliche Hinsichtlich der Ausführungsart kann für Bauwer-
Lösungen durch die Verbundwirkung der betei- ke kennzeichnend sein
ligten Konstruktionselemente ergeben. tdie überwiegende Verwendung bestimmter
Baumaterialien (z. B. Ziegel, Holz, Stahlbeton,
Stahl),
tdie Herstellungsmethode (z. B. überwiegend
handwerkliche Massivbauweise, Skelett- oder
8 1 Einführung und Grundbegriffe

Fachwerkbauweise in örtlicher Herstellung Nachstehend wird ein genereller Überblick über


1 oder aus vorgefertigten Bauteilen),
tsog. Fertigbauweisen als Zusammenbau vorge-
Grundformen gegeben, und es muss im Übrigen
auf weiterführende Literatur verwiesen werden.
fertigter Bauelemente, Wandbauten (Bild 1.15). Wandbausysteme be-
tindustrialisierte Bauweisen mit komplexen, stehen aus einem Gefüge von vertikalen Wand-
„geschlossenen“ Bausystemen. und horizontalen Deckenscheiben (s. Abschn.
1.6), die in Verbindung miteinander statisch wirk-
Das Tragwerksystem kennzeichnet Bauwerke in sam werden.
der Regel am besten. Skelettbauten (Bild 1.16). Das Traggerüst von
Es würde den Rahmen einer Baukonstruktions- Skelettbausystemen besteht überwiegend aus
lehre sprengen, eine vollständige Übersicht über Stäben (Stützen und Trägern), die durch Verbän-
alle Tragwerksysteme zu versuchen. de oder Scheiben (Decken- und Wandscheiben)
Bei Betrachtung der geometrischen Grundformen gegen Beanspruchungen aus Horizontallasten
und ihrer Einzelelemente sowie ihrer Verwen- ausgesteift sind oder aus Rahmen (vgl. Bild 1.35).
dung zur Lastabtragung in einem Tragwerk kön- Faltwerke (Bild 1.17). Bauwerke oder Bauwerk-
nen folgende Systeme unterschieden werden. steile (z. B. Überdachungen), bei denen ebene
tFlächenaktive Tragwerksysteme, in denen die Flächen so zueinander angeordnet werden, dass
flächige Geometrie von Bauteilen wie Decken der entstehende Bauteil zugleich scheiben- und
und Wände zur Lastabtragung herangezogen plattenartig beansprucht wird, werden als Falt-
werden (Scheiben, Platten, Faltwerke, Schalen), werke bezeichnet.
tVektoraktive Tragwerksysteme, in denen stab- Rosttragwerke (Bild 1.18). Werden ebene, verti-
artige Bauteile wie Stäbe, Streben und Seile kal stehende Träger rasterartig so zusammenge-
die Lasten bündeln und ableiten (Fachwerke, fasst, dass sie überwiegend scheibenartig bean-
Raumfachwerke) und sprucht werden, spricht man von Rosttragwerken
oder auch Tragrosten (vgl. Abschn. 1.2.4 in Teil 2
tFormaktive Tragwerksysteme, bei denen die dieses Werkes).
Bauteilgeometrie selbst durch den Kräftever-
lauf und die Lastabtragung bestimmt wird Raumtragwerke (Bild 1.19). Als Raumtragwerke
(Seil- und Zeltsysteme, pneumatische Systeme bezeichnet man Konstruktionen aus räumlichen,
und Bogentragwerke). meistens prismatischen Gittern, die aus miteinan-
der in den Knotenpunkten verbundenen Stäben
bestehen (vgl. Abschn. 1.2.4 in Teil 2 dieses Wer-
kes).

1.15 Wandbau 1.16 Skelettbau

1.17 Formen von Faltwerken


1.5 Tragwerksysteme 9

Schalentragwerke (Bild 1.20). Vergleichbar den Seilnetztragwerke sind gekennzeichnet durch


historischen Gewölbekonstruktionen (s. Abschn.
10.6) können Tragwerke in vielfältiger Form auch
zugbeanspruchte Tragseile, die – vielfach mit
Vorspannung – an Widerlagern oder Stützen ver-
1
aus dünnwandigen in sich gekrümmten Scha- ankert sind. Aus der großen Zahl ausgeführter
len gebildet werden. Stahlbetonkonstruktionen Beispiele ist in schematischer Darstellung in Bild
erlauben dabei eine Fülle der verschiedensten 1.21 die Überdachung der Eissporthalle im Olym-
Gestaltungsmöglichkeiten, die meistens von Ro- piapark München (Arch. K. Ackermann u. Partner)
tationsfiguren oder einfach- bzw. mehrfach ge- gezeigt.
krümmten Flächen ausgehen.

1.18 Rosttragwerke

1.19a 1.19b
1.19 Raumtragwerke (System MERO)
a) Untersicht einer Dachkonstruktion
b) typischer Knoten

1.20 Schalentragwerke 1.21 Seilnetztragwerke


10 1 Einführung und Grundbegriffe

1.22a 1.22b 1.22c

1.22 Pneumatische Tragwerke und textile Tragwerke


a) Traglufthalle
b) Dachmembran mit Überdruck
c) Dachmembran mit Unterdruck
d) Textile Überdachung einer Sportanlage
(Hestermann-König-Schmidt-Architekten, Erfurt) 1.22d

Membran-Tragwerke. Membranartige Hüllen Dimensionierung. Unter allen vorauszusehen-


aus hochreißfesten Folien oder Chemiefaserge- den Beanspruchungen dürfen die einzelnen Bau-
weben, die über rahmenartige Unterkonstrukti- teile und das Bauwerk als Ganzes Verformungen
onen gespannt werden, ermöglichen die Gestal- oder Bewegungen nur innerhalb sehr enger, ge-
tung leichter, weit gespannter Überdachungen nau definierter Grenzen aufweisen. Dazu müssen
für Ausstellungs-, Lager-, Sportbauten u. Ä. (s. a. alle auftretenden bzw. zu berücksichtigenden
„Textiles Bauen“). Beanspruchungen der einzelnen Bauteile erfasst
Interessante Konstruktionsmöglichkeiten erge- oder gemäß Vorschriften bzw. Normen berück-
ben sich mit pneumatischen Systemen: sichtigt werden.
Ständig zu erzeugender Luftüberdruck in einem Danach sind die erforderlichen Dimensionen für
geschlossenen Raum trägt die membranartige die einzelnen Tragelemente (s. Abschn. 1.4) zu er-
Raumhülle (so genannte „Traglufthallen“). Kissen- mitteln und der Standsicherheitsnachweis für das
artige Dachflächen werden aus Doppelmembra- gesamte Bauwerk zu führen.
nen durch Luftüber- oder -unterdruck gebildet Statische Wirksamkeit. Einen wesentlichen Ein-
und als Überspannung von Räumen in ringartige fluss auf die Standsicherheit eines Bauwerkes ha-
Konstruktionen gehängt. Größere Spannweiten ben die in der Regel vorhandenen platten- oder
lassen sich im Zusammenhang mit tragenden scheibenförmigen Bauteile der Wand-, Decken-
Unterkonstruktionen aus zugbeanspruchten oder Dachflächen. Man unterscheidet hinsicht-
Spannseilen erzielen (Bild 1.22). lich der statischen Wirksamkeit:
Derartige Tragwerke kommen nur für hallenar- tPlattenwirkung (durchbiegend beansprucht)
tige Bauwerke, Tribünen oder Überdachungen (Bild 1.23) und
in Frage, bei denen keine hohen Anforderungen
tScheibenwirkung (aussteifend wirksam) (Bild
hinsichtlich Wärme- und Brandschutz gestellt
1.24).
werden.
Freistehende Wände können horizontale und
größere vertikale Lasten aufnehmen, wenn sie
nicht zu schmal und nicht zu hoch sind und in
1.6 Standsicherheit diesem Fall als „Schwerkraftmauern“ wirksam
werden können (Bild 1.25).
Bauwerke müssen in statischer Hinsicht so er-
richtet und in ihren Einzelteilen dimensioniert Einspannung. Wände und Stützen mit großem
werden, dass alle Eigengewichte, Lasten und Be- Schlankheitsgrad können gegen Kippen durch
anspruchungen (s. Abschn. 1.2) sicher über die Einspannen in Fundamente oder andere benach-
Fundamente auf den Baugrund übertragen wer- barte Bauteile gesichert werden, wenn sie z. B. als
den (s. Abschn. 4). Es dürfen keine unzulässigen Stahlbetonkonstruktion in der Lage sind, Biege-
Bewegungen (Setzungen, seitliche Verschiebun- zugbeanspruchungen standzuhalten (Bild 1.26).
gen, Abgleiten auf geneigten Bodenschichten) Gegen Kippen, Knicken oder Ausbeulen können
entstehen. Wände auch durch zusätzliche in oder vor der
1.6 Standsicherheit 11

1.23 Plattenwirkung 1.24 Scheibenwirkung

1.25 Schwerkraftmauer
Kippsicherheit =
Standmoment 1.26 Eingespannte 1.27 Mauer zwischen
× ≥ 1,5 Stahlbetonwand eingespannten Stahlstützen
Kippmoment

Wandebene liegende Pfeilervorlagen, Stahlbe- tAbstand der aussteifenden Wände untereinan-


ton- oder Stahlstützen gesichert werden (Bild der,
1.27). tLänge der aussteifenden Wände,
Aussteifung. Für die Standsicherheit von Wän- tDicke bzw. Gewicht der aussteifenden Wände
den, insbesondere hinsichtlich von Knick-, Beul- (DIN 1053, s. a. Abschn. 6.2.1.1).
oder Kippbeanspruchung, ist in der Regel neben
der Dimensionierung die ausreichende Ausstei- Sind größere Abstände zwischen den aussteifen-
fung von Bedeutung. Dabei wird das statische den Wänden nötig, werden horizontale Decken-
Zusammenwirken senkrecht gegeneinander ge- scheiben zur Aussteifung herangezogen, wenn
setzter und fest miteinander verbundener Schei- sie konstruktiv dazu geeignet sind (z. B. Stahlbe-
ben oder Platten ausgenützt (Bild 1.28). tonplatten) und ausreichend mit den auszustei-
fenden Bauteilen verankert werden können (Bild
Voraussetzung für die Wirksamkeit der Ausstei- 1.30).
fung ist, dass auszusteifende und aussteifende
Wandscheiben miteinander ausreichend kons- Vielfach werden Wände in Grundrissen in bei-
truktiv (z. B. durch Mauerverband, Stahlbeweh- den oder mehreren Grundrissrichtungen oder
rung o. Ä.) verbunden sind (Bild 1.29). auch allseitig angeordnet und mittels der De-
ckenplatten miteinander verbunden. In mehrge-
Die Wirkung der Aussteifung ist im Übrigen ab- schossigen Bauwerken kann auf diese Weise ein
hängig von wabenartiges Gefüge aus sich gegenseitig aus-
tHöhe der auszusteifenden Wand, steifenden Umfassungs- und Zwischenwänden
tDicke der auszusteifenden Wand, sowie Deckenscheiben entstehen (Bild 1.31).
12 1 Einführung und Grundbegriffe

1.28a 1.28b 1.28c

1.28 Aussteifung durch Wandscheiben


a) Ecken der ausgesteiften Wand können ausweichen
b) Ecken der aussteifenden Wände können ausweichen
c) Eine aussteifende Wandscheibe ist ebenfalls ausgesteift

1.29 Verbund aussteifender Scheiben


a) nicht ausreichend verbundene
aussteifende Wand wird
verschoben (gleitet)
b) feste Verbindung zwischen
aussteifenden Scheiben 1.29a 1.29b

1.30a 1.30b 1.30c

1.30 Zusammenwirken aussteifender Scheiben


a) Aussteifung durch Querwand ausreichend
b) Aussteifung nicht ausreichend (Querwand fehlt)
c) Aussteifungsverbund mit Deckenplatte (Scheibenwirkung der Decke)

Als Grundrisstypen von Bauten mit tragenden tQuerwand- oder Schottenbauten (Bauwerke mit
Wänden („Wandbauten“) haben sich darüber hin- tragenden ausgesteiften Querwänden, Bild
aus entwickelt 1.32b).
tLängswandbauten (Bauwerke mit tragenden, Die Wahl eines derartigen statischen Wandbau-
ausgesteiften Längswänden, Bild 1.32a) systems ist von entscheidender Bedeutung für
1.6 Standsicherheit 13

die Grundrissaufteilung, die Belichtung und die


Gestaltung eines Bauwerkes.
Während nicht tragende Raumtrennwände oder
1
Fassadenteile bei späteren andersartigen Nut-
zungsanforderungen an das Gebäude nachträg-
lich mit relativ geringem Aufwand verändert oder
beseitigt werden können, lassen sich tragende
oder aussteifende Bauteile nicht oder nur unter
großen technischen Schwierigkeiten umdimen-
sionieren oder entfernen.
Ein Beispiel für die Gestaltungsmöglichkeiten mit
einzelnen freistehenden Wandscheiben, Trep-
penhauskern und Stützen, die in Zusammenhang
mit der Deckenplatte ausgesteift werden, zeigt
Bild 1.33.
Die Wahl und Anordnung der Bauteile zu Aus-
steifung gegen horizontale Beanspruchungen
hat immer mehrere Lastfälle (z. B. Winddruck und
1.31 Wabenartiges Baugefüge („verschachtelte“ Flächen
bilden ein widerstandsfähiges Raumgefüge)

7,00 7,00 7,00 7,00


1 9

10 10 10 10
5,75

8 5 7 2 6 6 6 6
3 7 10
4 4 4 4 4 4
11,50
5,75

8 8 8 8
6 10 6 6 6 6
2 8

1.32a 1 1.32b

1.32 Anordnung tragender Wände


(schematische Darstellungen und Grundrisse)
a) Längswandbau mit tragenden Längswänden, nicht tragenden Querwänden
b) Querwandbau mit tragenden Querwänden (Schotten), nicht tragenden Außenwänden
1 Umfassungswände, tragende Außenwände 6 Treppenhauswand, aussteifend und ggf. tragend
2 Brandwand 7 Wohnungstrennwand, aussteifend und ggf. tragend
3 tragende Längswand 8 leichte Trennwand (nicht tragend und nicht aussteifend)
4 tragende Querwand 9 nicht tragende Außenwand oder Fassade
5 aussteifende Querwand 10 Spannrichtung der Decken
14 1 Einführung und Grundbegriffe

1.33 Aussteifung bei freier Grundrissgestaltung 1.34 Ungünstige Anordnung von Aussteifungsscheiben
durch Wandscheiben

1.35a 1.35b

1.35 Aussteifung von Skelettkonstruktionen


a) Aussteifung durch Wandscheiben und durch Rahmen mit biegesteifen Ecken
b) Aussteifung durch Diagonalverbände und Rahmen mit biegesteifen Ecken

Windsog) zu berücksichtigen und muss in min- In Skelettbauten kann die Aussteifung in einer
destes zwei Richtungen erfolgen. Die Bauteile zur Richtung durch Rahmen oder Binder mit bie-
Aussteifung dürfen sich nicht kreuzen. gesteifen Eckverbindungen und ggf. Einspan-
Ebenso ist bei der Anordnung der aussteifenden nung (s. Bild 1.11) erreicht werden. Die Binder
Scheiben zu beachten, dass auch Momente („Ver- untereinander können in der anderen Richtung
drehungen“) um die Senkrechte aufgenommen durch Wand- und Deckenscheiben wie im Wand-
werden können. Bei einer Anordnung der aus- bau ausgesteift werden (Bild 1.35a). Meistens
steifenden Scheiben wie in Bild 1.34 ist die De- ist aber die Ausführung von Dreiecksverbän-
ckenplatte bei einer Beanspruchung in Drehrich- den durch zugbeanspruchte Stahlprofile oder
tung um die Senkrechte verschieblich gelagert. -seile wirtschaftlicher (Bild 1.35b und 1.10f).
1.7 Normen 15

1.7 Normen
Norm Ausgabedatum Titel
1
DIN 1055-1 06.2002 Einwirkungen auf Tragwerke; Wichten und Flächenlasten von Baustoffen,
Bauteilen und Lagerstoffen
DIN 1055-2 02.1976 Lastannahmen für Bauten; Bodenkenngrößen, Wichte, Reibungswinkel, Kohäsion,
Wand-Reibungswinkel
E DIN 1055-2 01.2007 Einwirkungen auf Tragwerke; Bodenkenngrößen
DIN 1055-3 03.2006 –; Eigen- und Nutzlasten für Hochbauten
DIN 1055-4 03.2005 –; Windlasten
DIN 1055-4, Ber. 1 03.2006 –; –; Berichtigungen zu DIN 1055-4: 2005-03
DIN 1055-5 07.2005 –; Schnee- und Eislasten
DIN 1055-100 03.2001 –; Grundlagen der Tragwerksplanung; Sicherheitskonzept und Bemessungsregeln
DIN EN 1990 10.2002 Eurocode: Grundlagen der Tragwerksplanung
DIN EN 1991-1-1 10.2002 Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke; Teil 1-1: Allgemeine Einwirkungen auf
Tragwerke; Wichten, Eigenlasten und Nutzlasten im Hochbau
DIN EN 1991-1-2 09.2003 –; –; Teil 1-2: Allgemeine Einwirkungen Brandeinwirkungen auf Tragwerke
DIN EN 1991-1-3 09.2004 –; –; Teil 1-3: Allgemeine Einwirkungen, Schneelasten
E DIN EN 1991-1-3/NA 1 04.2007 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 1, Einwirkungen
auf Tragwerke – Teil 1-3: Allgemeine Einwirkungen – Schneelasten
DIN EN 1991-1-4 07.2005 Eurocode 1: –; Teil 1-4: Allgemeine Einwirkungen, Windlasten
DIN EN 1991-1-5 07.2004 –; –; Teil 1-5: Allgemeine Einwirkungen; Temperatureinwirkungen
E DIN EN 1991-1-5/NA 12.2007 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 1, Einwirkungen
auf Tragwerke – Teil 1-5: Allgemeine Einwirkungen – Temperatureinwirkungen
DIN 4149 04.2005 Bauten in deutschen Erdbebengebieten; Lastannahmen, Bemessung und
Ausführung üblicher Hochbauten
DIN 4150-1 06.2001 Erschütterungen im Bauwesen; Vorermittlung von Schwingungsgrößen
DIN 4150-2 06.1999 –; Einwirkungen auf Menschen in Gebäuden
DIN 4150-3 02.1999 –; Einwirkungen auf bauliche Anlagen

1.8 Literatur
[1] Ackermann, K.: Tragwerke in der konstruktiven Architektur. Stuttgart 1988
[2] Egger, H., Beck, H., Mandl, P.: Tragwerkselemente. Stuttgart 2003
[3] Engel, H.: Tragsysteme. Ostfildern 2007
[4] Führer, W., Ingendaaij, S., Stein, F.: Der Entwurf von Tragwerken. Köln 1995
[5] Krauss, F., Führer, W., Neukäter, H. J., Willems, C. C.: Grundlagen der Tragwerkslehre 1 und 2. Köln 2007 und 2004
[6] Laske/Richter: Form-, vektor- und flächenaktive Tragsysteme, FHD 1996; www.fh-darmstadt.de
[7] Meistermann, A.: Tragsysteme. Basel 2007
[8] Meskovris, K., Hake, E.: Statik der Stabtragwerke. Berlin 2009
[9] Mann, W.: Tragwerkslehre in Anschauungsmodellen. Kassel 2007
[10] Leicher, G.: Tragwerkslehre in Beispielen und Zeichnungen. Neuwied 2006
[11] Pech, A., Kolbitsch, A., Zach, F.: Tragwerke. Wien 2007
[12] Rybicki, R., Priez, F.: Faustformeln und Faustwerte für Tragwerke im Hochbau. Düsseldorf 2007
[13] Schmidt, P.: Schalentragwerke aus Spannbeton. IRB 1998; www.irb.fhg.de
[14] Schneider, K.-J., Volz, H., Hess, R.: Entwurfshilfen für Architekten und Bauingenieure – Faustformeln für Trag-
konstruktionen. Berlin 2004
17

2 Normen, Maße, Maßtoleranzen

2
2.1 Allgemeines Der Träger der ständig entsprechend dem Stand
der Technik weiterentwickelten Normungsarbeit
Die gesetzliche Grundlage für das Bauen in in Deutschland ist als gemeinnütziger einge-
Deutschland sind die Landesbauordnungen der tragener Verein das DIN (Deutsches Institut für
einzelnen Bundesländer (LBO), die auf der Basis Normung e. V.). Es erarbeitet mit Beteiligung al-
der Musterbauordnung (MBO) des Bundes er- ler Betroffenen die deutschen DIN-Normen. Sie
lassen wurden. Sie gelten für bauliche Anlagen dienen (z. B. als Baustoffnormen) als Verständi-
insgesamt aber auch für Bauprodukte, Baustoffe gungsgrundlage und für den „Regelfall“ als Emp-
und Bauteile mit dem Ziel, auch die Bauprodukte fehlung für eine einwandfreie technische Ausfüh-
den Anforderungen der Bauordnungen zu unter- rung von Bauleistungen (Ausführungsnormen).
werfen. Wichtige Ausführungsnormen für das Bauwesen
Für die Ausführung moderner Bauwerke ist das sind zusammengefasst in der „Vergabe- und Ver-
Zusammenwirken einer oft großen Anzahl ver- tragsordnung für Bauleistungen“ (VOB), Teil C.
schiedener spezialisierter Unternehmen und Mit den DIN-Normen kann zum Zeitpunkt ihres
Lieferanten erforderlich. Die unterschiedlichsten Erscheinens der gebräuchliche, jedoch juristisch
Bauteile und Bauteilgruppen müssen kombinier- nicht definierte Begriff der „Anerkannten Regeln
bar sein. der Baukunst oder auch Bautechnik“ beschrieben
Mit dem Zusammenwachsen der Wirtschaftssys- werden.
teme ist über den nationalen Rahmen hinaus die
Festlegung von Qualitätsbegriffen und Ausfüh- Zustandekommen und Bezeichnungen von
rungskriterien unabdingbar. Maßsysteme und die Normen
Koordinierung von Maßen sowie produktions- E DIN Grundsätzlich darf jedermann einen
oder ausführungsbedingte unvermeidliche Maß- Normungsantrag stellen. Nach Prüfung
abweichungen werden daher zunehmend nicht durch spezielle Normungsausschüsse
nur innerhalb der einzelnen Staaten, sondern kann daraus ein Normentwurf erar-
auch innerhalb Europas und international defi- beitet werden, der als Entwurf („Gelb-
niert. In Europa werden die national gültigen Nor- druck“) der Öffentlichkeit zur Stellung-
men zunehmend durch EU-Normungen ersetzt. nahme vorgelegt wird (E DIN …).
Einen monatlich aktualisierten Stand der gelten- DIN Nach Klärung von Einsprüchen, der Ein-
den internationalen, europäischen und deut- arbeitung von Änderungsvorschlägen
schen Normen, Normentwürfe und darüber und schließlicher Übereinkunft der Be-
hinausgehender anderer technischen Regeln, troffenen kann eine neue Norm als DIN
Rechts- und Verwaltungsvorschriften einschl. der … in das allgemeine Normenwerk auf-
EG-Richtlinien stellt das deutsche Institut für Nor- genommen werden.
mung e. V. (DIN) mit der Datenbank PERINORM DIN-Bbl. DIN-Normen können durch „Beiblätter“
zur Verfügung. ergänzt werden, in denen Erläuterun-
gen, Beispiele, Anwendungshilfsmittel
usw. enthalten sind (DIN …, Bbl. …).
2.2 Normen DIN V Eine „Vornorm“ (DIN V…) ist in Ausnah-
mefällen das Ergebnis einer Normungs-
2.2.1 Deutsche Normung arbeit, die z. B. wegen bestimmter
Vorbehalte zum Inhalt vorerst nicht als
Wie auch auf anderen Wirtschaftsgebieten hat Norm herausgegeben werden kann. Sie
sich im Bauwesen in Übereinkunft der betroffe- gilt nicht als eingeführter Teil des Deut-
nen Hersteller, des Handels, der Verarbeiter, der schen Normenwerkes.
Verbraucher usw. seit mehr als 80 Jahren in de- DIN EN Europäische Norm, die in das Deutsche
mokratischer Selbstverwaltung die technische Normenwerk übernommen ist (s. Ab-
Normung entwickelt. schn. 2.2.2).
18 2 Normen, Maße, Maßtoleranzen

Zur Arbeitserleichterung gibt es ferner „Über- 2.2.2 Europäische Normung


sichtsnormen“, in denen unter einer eigenen DIN-
Nummer verschiedene einschlägige DIN-Normen Als gemeinsame europäische Normungsinstitu-
(ohne Änderungen oder Zusätze) zusammenge- tion wurde das Europäische Komitee für Normung
2 fasst sind. (CEN) mit Sitz in Brüssel gegründet. Seine Mitglie-
Normen sind keine rechtsverbindlich bindenden der sind die nationalen Normungsorganisationen
Bestimmungen, Gesetze oder Verordnungen, und der EU- und EFTA-Staaten. Die Normungsorgani-
ihre Anwendung ist grundsätzlich freigestellt. Sie sationen der diesen Verbänden noch nicht ange-
entstehen auch unter Mitwirkung von Branchen, gliederten mittel- und osteuropäischen Staaten
Unternehmungen und interessierten Kreisen, die werden vom CEN anerkannt und haben Beob-
jeweils ihre Standpunkte vertreten und eine ge- achterstatus. Deutsches Mitglied im CEN ist das
wisse Einflussnahme auf das Marktgeschehen an- DIN (Deutsches Institut für Normung e. V.).
streben. Bei Streitigkeiten werden DIN-Normen Aufgabe des CEN ist es, die bestehenden nationa-
jedoch weitgehend als Beurteilungsmaßstab her- len Normungen zu harmonisieren und langfristig
angezogen. Denjenigen, der eine Abweichung ein europäisches Normenwerk zu schaffen. Die
von einer Norm zu vertreten hat, trifft in solch bereits geschaffenen Europäischen Normen (EN)
einem Fall in besonderem Maße die Beweislast- sind das Ergebnis recht komplizierter Beratungs-
pflicht. und Beschlussvorgänge, auf die hier nicht beson-
ders eingegangen werden kann.
Allgemein anerkannte Regeln der Bautechnik:
Entsprechend den unterschiedlichen geogra-
Bestimmte Normen werden von den Behörden
phischen, klimatischen und lebensgewohnheit-
als Technische Baubestimmungen „bauaufsichtlich
lichen Bedingungen sowie unterschiedlichen
eingeführt“ (s. Musterlisten der technischen Bau-
Schutzniveaus in den einzelnen Mitgliederlän-
bestimmungen, Teil I bis III des DIBt – Dt. Institut
dern können europäische Normen verschiedene
für Bautechnik; dibt.de). In diesem Fall sind sie
Anforderungsstufen oder -klassen enthalten.
verbindlich und gelten als „Allgemein anerkannte
Regel der Bautechnik“. Diese sind basierend auf Bei der europäischen Normung wurden von der
mehreren Gerichtsurteilen folgendermaßen de- Europäischen Kommission verschiedene Katego-
finiert: rien festgelegt:
tRichtige Lösungen für die Planung und Ausfüh- A-Normen betreffen Entwurf, Bemessung und
rung einer bautechnischen Aufgabe, die dem Ausführung von Bauwerken oder Bauteilen (Last-
jeweiligen neuesten Entwicklungsstand der annahmen, Bemessungen, Berechnungs- und
Bautechnik entsprechen und allgemein als rich- Planungsvorschriften). Hierzu zählen die soge-
tig anerkannt sind. nannten „Eurocodes“ (s. u.).
tDie Lösungen müssen zudem theoretisch rich- B-Normen legen Produkteigenschaften fest.
tig, d. h. von der Bauwissenschaft überprüft Bh-Normen („horizontale Normen“) sind zwi-
und anerkannt sein und sich darüber hinaus in schen A- und B-Normen eingestuft. Sie gelten für
den Baupraxis bewährt haben. ganze Produktfamilien und regeln z. B. Messver-
fahren oder bestimmte Produkteigenschaften.
Das bedeutet, dass die bloße Anwendung von EN-Normen. Ähnlich wie bei den deutschen Nor-
bestimmten Ausführungsarten ohne gesicherte men wird bei der europäischen Normung nach
wissenschaftliche Begründung ebenso wenig dem Bearbeitungsstand unterschieden:
ausreicht wie die theoretisch-wissenschaftliche prEN Europäischer Norm-Entwurf
Anerkennung einer Lösung ohne Bewährung in EN Europäische Norm
der Praxis. hEN Harmonisierte europäische Norm
Beachtet werden muss andererseits, dass für die prENV Europäischer Vornorm-Entwurf
Ausführung einer Bauleistung oder eines Bau- ENV Europäische Vornorm
werkes die genaue Erfüllung bestimmter, für den
„Regelfall“ entwickelter Normen nicht allein ein
Europäische Normen (EN) müssen nach bestimm-
einwandfreies Ergebnis garantieren kann. So-
ten Fristen von den CEN-Mitgliedern in die natio-
wohl Planer als auch Bauausführende haben in
nale Normung übernommen werden. Sie werden
eigener Verantwortung zu überprüfen, ob im Ein-
nicht als solche veröffentlicht, sondern erschei-
zelfall sogar Abweichungen von Festsetzungen
nen im Deutschen Normenwerk unter DIN EN mit
der Normen geboten sein können.
derselben Zählnummer, die auch die Europäische
2.2 Normen 19

Norm hat (z. B. EN 196-4 = DIN EN 196-4). Sie er- eine „Zertifizierung“ (d. h. für den Nachweis eines
langen mit ihrer Veröffentlichung Verbindlichkeit Qualitätssicherungssystems) die folgenden QS-
auf nationaler Ebene. Nachweisstufen festgelegt:
Europäische Vornormen (ENV) können für ma- tDIN ISO 9001: 2008 Qualitätsmanagementsys-
ximal 3 Jahre probeweise angewendet werden, tem zur Sicherung von Qualitätsanforderungen 2
und parallel zu entgegenstehenden nationalen in allen Phasen,
Normen beibehalten werden. Eine als technische tDIN ISO 9004 : 2000 Leitfaden zur Leistungsver-
Baubestimmung eingeführte europäische Norm besserung (TQM – Total Quality Management)
gilt als „Allgemein anerkannte Regel der Technik“
Für die weltweite Vereinheitlichung auf dem Gebiet der
auf nationaler Ebene. Elektrotechnik arbeitet die Internationale Elektrotechni-
sche Kommission (IEC) mit Sitz in Genf.
Eurocodes (EC). Entsprechend der Kategorie der
A-Normen werden vom CEN zunächst neun Eu- Die Zertifizierung wird durch anerkannte, akkre-
rocodes mit jeweils mehreren Teilen erarbeitet: ditierte Stellen zuerkannt. Mit dem Zertifikat wird
Für die Definition allgemeiner Einwirkungen, den einem Unternehmen oder einem Teilbereich ei-
Entwurf, die Berechnung und die Bemessung von nes Unternehmens auf Grund einer vertraglichen
Bauwerken aus Regelung die „Qualitätsfähigkeit“ bestätigt.
tBeton, Stahl, Verbundbauweisen, Holz, Mauer- Mit der Zertifizierung wird allerdings nichts über
werk, Aluminium sowie für die tatsächliche Qualität eines Produktes ausge-
tGeotechnik, Gründungen und für Bauten in sagt, sondern lediglich bestätigt, dass eine Ver-
Erdbebengebieten. pflichtung zur Einhaltung bestimmter betriebsei-
gener Qualitätsansprüche besteht.1)
Für den Bereich Stahlbau ist z. B. der Eurocode 3
– Teil 1-1 erschienen: „Bemessung und Konstruk-
tion von Stahlbauten; Allgemeine Bemessungsre- 2.2.4 Bauprodukte
geln und Regeln für den Hochbau“; dieser ist als
DIN EN 1993-1-1 in das Deutsche Normenwerk Der nationalen Umsetzung der EU-Bauproduk-
übernommen worden. Für diesen Eurocode sind trichtlinie (1988) dient das Bauproduktengesetz
z. Z. noch weitere Teile sowie nationale Anhänge (BauPG v. 10.8.1992/27.4.1993) sowie die auf
über Feuerwiderstand sowie für spezielle Bauten Basis der Musterbauordnung (MBO 1993 bzw.
in Arbeit. 11/2002) seit 1994 novellierten Landesbauord-
nungen. Es regelt den freien Warenverkehr mit
Bauprodukten innerhalb der Europäischen Union
2.2.3 Internationale Normung durch Abbau von Handelshemmnissen infolge
unterschiedlicher technischer Vorschriften, Nor-
ISO-Normen. Mit Sitz in Genf wurde 1947 die men, Zulassungen usw.
Internationale Organisation für Standardisie- Produkte, die mit den „harmonisierten“ europä-
rung (ISO) gegründet mit dem Ziel, die Normung ischen Normen bzw. Zulassungen übereinstim-
weltweit zu fördern und um dadurch weltweit men und damit einem geregelten Mindestsicher-
die wirtschaftliche Zusammenarbeit und den heitsstandard entsprechen, werden durch das
Austausch von Waren und Dienstleistungen zu „Europäische Konformitätszeichen“ (CE) kennt-
erleichtern. In dieser Organisation arbeiten ca. lich gemacht. Das CE-Zeichen ist zwingend vor-
150 nationalen Normungsgremien bzw. Länder geschrieden wird auf längere Sicht teilweise noch
zusammen. Deutsches Mitglied in der ISO ist das gültige Gütekennzeichen wie das VDE- oder GS-
DIN (Deutsches Institut für Normung e. V.). Von Zeichen ersetzen.
der ISO wurden seither auf vielen Gebieten zahl-
reiche Normen und Normentwürfe erarbeitet. Nach § 4 des BauPG ist es (vorbehaltlich mögli-
Diese Internationalen Normen sind teilweise in cher Ausnahmen und Befreiungen) nur dann ge-
das Deutsche Normenwerk übernommen wor- stattet, ein Bauprodukt in den Verkehr zu bringen,
den (DIN ISO …). wenn es mit dem CE-Zeichen gekennzeichnet ist.
Qualitätssicherungssysteme. Mit dem Ziel einer
weltweiten internationalen Qualitätssicherung 1)
wurde die Reihe der teilweise nicht mehr gülti- Eine Zertifizierung ist bei Nachweis eines nach DIN EN
ISO 9001 ff. vorhandenen Qualitätsmanagement-Sys-
gen ISO-Normen 9000–9004 geschaffen. In den tems (QMS) auch für Architektur- und Ingenieurbüros
folgenden Normen werden als Voraussetzung für möglich.
20 2 Normen, Maße, Maßtoleranzen

Bauregellisten mungs- und ggf. Verwendbarkeitsnachweise, die


zur Erfüllung der bauaufsichtlichen Anforderun-
Nach den Landesbauordnungen dürfen Baupro- gen nötig sind (Technische Baubestimmungen).
dukte und Bauarten (Zusammenfügung von Bau-
produkten zu baulichen Anlagen) nur eingesetzt Übereinstimmungs- und Verwendbarkeitsnach-
2 werden, wenn sie den Anforderungen des Bau- weise können sein: Übereinstimmungserklärun-
produktengesetzes entsprechen. Die Landesbau- gen des Herstellers (ggf. nach vorheriger Prü-
ordnungen unterscheiden zwischen geregelten, fung des Bauproduktes durch eine anerkannte
nicht geregelten und sonstigen Bauprodukten, Prüfstelle), Übereinstimmungszertifikat einer
die in Bauregellisten Teil A, B und C aufgeführt anerkannten Prüfstelle, die allgemeine bauauf-
sind. Bauregellisten enthalten: sichtliche Zulassung oder ein bauaufsichtliches
Prüfzeugnis.
tBezeichnung des Bauproduktes bzw. der Bau-
art tGeregelte Produkte sind Bauprodukte, für die
tTechnischen Regeln für das Bauprodukt bzw. in einer Bauregelliste die technischen Regeln
die Bauart bekannt gemacht sind (z. B. DIN-Normen, VDE-
bzw. VDI-Regelungen u. A.) und die davon nicht
tErforderlichen Übereinstimmungsnachweis (Ü- wesentlich abweichen. Die veröffentlichten Re-
Zeichen) geln gelten dabei als „Allgemein anerkannte Re-
tNotwendigen Verwendbarkeits- bzw. Anwend- geln der Technik“. Für Bauprodukte, die diesen
barkeitsnachweis (z. B. allg. bauaufsichtliches Regeln entsprechen, gilt die Verwendbarkeit
Prüfzeugnis oder allg. bauaufsichtliche Zulas- als nachgewiesen.
sung)
In Teil 2 der Bauregelliste A werden nicht geregelte
tBei nicht geregelten Bauprodukten bzw. Bauar- Bauprodukte (für die Sicherheit baulicher Anla-
ten das anerkannte Prüfverfahren gen untergeordnete Bauprodukte) und in Teil 3
Die Bauregelliste A Teil 1 enthält für geregelte Pro- nicht geregelte Bauarten aufgeführt.
dukte in tabellarischen Aufstellungen die tech- tNicht geregelte Produkte sind Bauprodukte, für
nischen Regeln, die erforderlichen Übereinstim- die es keine allgemein anerkannten Regeln gibt

Tabelle 2.1 Übersicht: Bauprodukte, Verwendbarkeitsnachweis, Übereinstimmungsnachweis

Bauprodukte Verwendbarkeitsnachweis Übereinstimmungsnachweis


Geregelte Bauprodukte Ausführung nach DIN-Norm
= Bauprodukte, die den technischen Feststellung der Übereinstimmung Nachweis der Übereinstimmung durch
Regeln der Bauregelliste A, Teil 1 mit den technischen Regeln nach der Kennzeichnung mit dem Übereinstim-
entsprechen. Bauregelliste A, Teil 1 mungszeichen (Ü-Zeichen)
Nichtgeregelte Bauprodukte Verwendung von geprüften
Bauprodukten
= Bauprodukte, die von den techni- Feststellung der Übereinstimmung Nachweis der Übereinstimmung mit
schen Regeln der Bauregelliste A, mit t allgem. bauaufs. Zulassung
Teil 1 wesentlich abweichen oder t allgem. bauaufs. Zulassung t allgem. bauaufs. Prüfzeugnis
für die es allgemein anerkannte t allgem. bauaufs. Prüfzeugnis t Zustimmung im Einzelfall
Regeln der Technik nicht gibt. t Zustimmung im Einzelfall durch Kennzeichnung mit dem Über-
einstimmungszeichen (Ü-Zeichen)
Sonstige Bauprodukte Ausführung nach den allgemein
anerkannten Regeln der Technik
= Bauprodukte, für die es allgemein Kein Verwendbarkeitsnachweis Kein Übereinstimmungsnachweis
anerkannte Regeln der Technik zwar erforderlich erforderlich
gibt, die jedoch in die Bauregelliste A,
nicht aufgenommen sind.
Bauprodukte nach Liste C
= Bauprodukte, die für die Erfüllung Kein Verwendbarkeitsnachweis Kein Übereinstimmungsnachweis
öffentlich-rechtlicher Anforderungen erforderlich erforderlich
von untergeordneter Bedeutung sind.
2.3 Maßordnung nach DIN 4172 21

bzw. die von den bekanntgegebenen Regeln


der Bauregelliste erheblich abweichen. Für die- l
f2
se Produkte muss die Verwendbarkeit entspre-
chend den Bauordnungen der Länder nachge-
wiesen werden. Dies geschieht durch Prüfung
und allgemeine bauaufsichtliche Zulassung
f1
h
2
(Deutsches Institut für Bautechnik (DIBt), Ber- f2 s
lin) oder durch eine Zustimmung im Einzelfall
(Oberste Bauaufsichtsbehörde des jeweiligen b
Bundeslandes). 2.2 Maßverhältnisse beim Mauerziegel nach DIN 105 bzw.
DIN EN 771-1 und KS nach DIN EN 772-2
In die Bauregelliste B sollen geregelte Produkte f1 = horizontale Lagerfuge
aufgenommen werden, die weiteren Europäi- f2 = vertikale Stoßfuge
schen Richtlinien entsprechen. l = Länge
b = Breite
Die Bauregelliste C enthält Produkte, für die es h = Steinhöhe
weder technische Baubestimmungen noch allge- s = Schichthöhe (Steinhöhe einschl. einer Lagerfuge)
mein anerkannte Regeln der Technik gibt und die
bauaufsichtlich von untergeordneter Bedeutung
sind. Grundlage für Abmessungen vieler Bauelemente
Bei der Verwendung aller Bauprodukte trifft im und Ausbauteile (s. a. Abschn. 14.2.5).
Übrigen den Hersteller und ggf. auch den Teile- Die Maßverhältnisse von Ziegeln, Kalksandstei-
hersteller das Produkthaftungs-Gesetz. Kann der nen o. ä. künstlichen Bausteinen (s. Abschn. 6.2.2)
Hersteller nicht festgestellt werden, kann auch unter Berücksichtigung der erforderlichen Mör-
der Lieferant haftbar gemacht werden. telfugen zeigt Bild 2.2.
Darüber hinaus wurde seit Nov. 2003 herstellerseitig zu- Dementsprechend sind als Nennmaße (Bauteil-
sätzlich ein weiteres Klassifikationssystem für Baustoffe maße ohne Fugen) festgelegt:
(PAS 1026 = Publicly Available Specification) als Vorstufe tLänge bzw. Breite: 115, 175, 240, 300, 365, 490
zur DIN-Normung als Basis für den elektronischen Aus-
tausch von Produktinformationen eingeführt. Es stellt eine mm
freiwillige Übereinkunft unter den Verfassern dar, ohne den tHöhe: 52 mm (DF, „Dünnformat“), 71 mm (NF,
verbindlichen Status einer DIN zu haben. „Normalformat“), 113 mm (2 DF), 238 mm

Diese Maße sind wie folgt errechnet:


2.3 Maßordnung nach DIN 4172 Beispiel Baurichtmaß – Fuge = Nennmaß
Steinlänge 25 cm – 1 cm = 24 cm
Seit langer Zeit bildeten die Abmessungen von Steinbreite 25/2 cm – 1 cm = 11,5 cm
Ziegeln als einem der ältesten Baumaterialien die Steinhöhe (NF) 25/3 cm – 1,23 cm = 7,1 cm
Grundlage für die Vereinheitlichung von Bauma- (12 Schichten je m)
ßen. Steinhöhe (DF) 25/4 cm – 1,05 cm = 5,2 cm
(16 Schichten je m)
Das Breitenmaß von Ziegeln betrug überall ent-
sprechend dem Greifmaß der Hand regional un- Die gegenseitige Abhängigkeit der Höhenmaße
terschiedlich etwa 10 bis 15 cm. Somit ergaben zeigt Bild 2.3.
sich unter der Berücksichtigung der erforderli-
chen Mörtelfugen beim Vermauern ungeteilter Mauerdicken können ausgedrückt werden in
Steine bestimmte Maßsprünge für die Abmes- Steinlängen oder Achtelmeter (am) (Tab. 2.4 und
sungen von Wanddicken, Pfeilerbreiten, Mauer- 2.5).
öffnungen usw.
Nach Einführung des metrischen Systems fand
23,8

23,8

23,8

23,8

der Vorschlag, das „Achtelmeter“ (am) = 12,5 cm


15,5

17,5

11,3
7,1

zur Grundlage einheitlicher Steinmaße zu ma-


5,2

chen, rasche Verbreitung und führte zu einer der


frühesten Normen im Bauwesen, der „Maßord-
nung im Hochbau“, DIN 4172 von 1955. Sie wird 2.3 Gegenseitige Abhängigkeit der Ziegel-Höhenmaße.
bis heute vor allem bei gemauerten Bauwerken Auf 1 m Höhe gehen 16 Schichten DF oder 12 Schich-
angewendet und bildet auch derzeit noch die ten NF
22 2 Normen, Maße, Maßtoleranzen

Tabelle 2.4 Dickenmaße gemauerter Wände Tabelle 2.6 Maße in cm nach DIN 4172

cm Steinlänge Mauerstein NF Achtelmeter Bau- Bau- Raum-


(DIN 105, 106, 398) (am) gesamtmaße, vorsprünge, innenmaße,
Wanddicken, freie Mauer- Öffnungen
2 11,5
17,5
1/2 Stein dicke Wand


1
1 1/2
er Wand
er Wand
Pfeiler (A) enden (V) (Ö)

24 1 Stein dicke Wand 2 er Wand 11,5 12,5 13,5


30 – 2 1/2 er Wand 24 25 26
36,5 1 1/2 Stein dicke Wand 3 er Wand 36,5 37,5 38,5
49 50 51
61,5 62,5 63,5
74 75 76
86,5 87,5 88,5
Tabelle 2.5 Wanddicken 99 100 101
111,5 112,5 113,5
Wanddicken mit Verwendung des Mauerziegels DF nach 124 125 126
DIN EN 771 mit den Abmessungen 240 × 115 × 52 mm . . .
. . .
. . .
4 Schichten
24

A A

5,2 11,5 24 36,5

Wanddicken mit Verwendung des Mauerziegels NF nach


DIN EN 771 mit den Abmessungen 240 × 115 × 71 mm V Ö V V

V
A
3 Schichten
24

A Ö A

2.7 Bauwerksabmessungen nach DIN 4172


Außenmaß A = n · 12,5 – 1, Rohbaumaß in cm
24

(Wanddicken, Pfeiler, Außenmaße)


Öffnungsmaß Ö = n · 12,5 + 1, Rohbaumaß in cm
(Öffnungen, Wandnischen, Rauminnenmaße)
= Öffnungsmaße
7,1 11,5 24 36,5 Vorsprungmaß V = n · 12,5 , Rohbaumaß in cm
(Pfeilervorlagen, freie Mauerenden)
Vollmauerwerk 30 cm und 36,5 cm dick aus Mauersteinen
NF nach DIN EN 771
11,5 17,5 11,5 24

Beim Vermaßen von Bauwerken nach DIN 4172


muss bei den Einzelmaßen (Baurichtmaße = theo-
retische Maße von Bauteilen einschl. ihrer Fugen)
jeweils das Fugenmaß von 1 cm für die Stoßfu-
gen bzw. 1,2 cm für die Lagerfugen zwischen den
Steinen berücksichtigt werden.
Es ergeben sich dabei für Außen- bzw. Bauge-
samtmaße, Pfeiler und Wanddicken (A = Außen-
maß), für Bauvorsprünge und freie Mauerenden
(V = Vorsprungsmaß) und für Rauminnenmaße
und Öffnungen (Ö = Öffnungsmaß) die in Tabelle
17,5 11,5 24 11,5
2.6 aufgeführten typischen Maßreihen.
Ein schematisiertes Beispiel für Bauwerksabmes-
30 36,5
sungen zeigt Bild 2.7.
2.4 Modulordnung 23

2.4 Modulordnung
Für Bauwerke, bei denen die handwerkliche Bau-
ausführung, z. B. von Maurerarbeiten, eine unter-
geordnete Bedeutung hat, ist die international 2
üblichere Maßkoordination auf der Basis des
Dezimalsystems sinnvoll. Insbesondere bei Ver-
wendung vorgefertigter Bauteile sind eindeutig
definierte Maßordnungen und die Begrenzung
von Maßabweichungen unerlässlich.
Seit langem wird daher auch auf internationa-
len Ebenen eine entsprechende Normung an-
gestrebt. Zahlreiche Ansätze zur Klärung von
Grundbegriffen, Anwendungsgrundlagen, zeich-
nerischer Darstellung usw. wurden gemacht,
doch stehen verbindliche Festlegungen noch
aus, obwohl sie im Hinblick auf den europäischen
Gemeinsamen Markt sicher dringend erforderlich
wären.
Mit der bis Juni 2008 gültigen DIN 18 000 „Modul-
ordnung im Bauwesen“ werden als Hilfsmittel zur
Abstimmung von Maßen rechtwinklig im Raum
aufeinanderstehende Bezugsebenen als Koordi-
nationssysteme festgelegt (Bild 2.8).
Sie haben in der Regel untereinander Abstände
(„Koordinationsmaße“) von einem Vielfachen des
Grundmoduls
M = 100 mm.
Neben dem Grundmodul M gibt es als ausge- 2.8 Bezugsarten im Koordinationssystem
nach DIN 18 000 (gültig bis Juni 2008)
wählte Vielfache davon, die Multimoduln
3 M = 300 mm
6 M = 600 mm Koordinationsräume. In Weiterführung der in
12 M = 1200 mm Planungen vielfach üblichen Grundriss-Koordi-
Die Koordinationsmaße sollen aus den Modulen nationsraster werden durch die Regelungen der
bzw. Multimodulen in begrenzten Folgen als Vor- DIN 18 000 dreidimensionale Koordinationsräume
zugsmaße gebildet werden: gebildet.
1, 2, 3 bis 30x M Dabei können das ganze Bauwerk, Bauteile oder
1, 2, 3 bis 30x 3 M Räume maßlich in verschiedener Weise auf die
1, 2, 3 bis 30x 6 M Koordinationssysteme bezogen sein (vgl. Bild 2.8)
1, 2, 3 bis 30x12 M unterschieden werden:
tGrenzbezug. Koordinationsebenen bilden die
Vorzugsweise sollen hierbei die Möglichkeiten Begrenzung von Bauwerken oder Bauteilen
der Vorzugsmaße der Reihe 12 M (1,2 m, 2,4 m, zwischen zwei parallelen Ebenen (Bild 2.9).
3,6 m, 4,8 m usw.) verwendet werden. Sind diese
Maßsprünge zu groß, verwendet man die Maße tAchsbezug. Die Bauteile liegen mittig in einer
der Reihe 6 M (0,6 m, 1,2 m, 1,8 m, 2,4 m usw.) Koordinationsebene (Bild 2.10).
oder der Reihe 3 M (0,3 m, 0,6 m, 0,9 m, 1,2 m tRandlage. Eine Koordinationsebene bildet eine
usw.). Weiterhin können Dezimetermaße Anwen- Begrenzung (Bild 2.11).
dung finden. tMittellage. Eine Bauteil- oder Bauwerksachse
Als Ergänzungsmaße für notwendige Maße, die liegt in der Mitte zwischen zwei Koordinations-
kleiner sind als M, sind ferner festgelegt: 25, 50 ebenen (Bild 2.12).
und 75 mm. Damit soll jeweils auf volle M-Werte Dabei können sich Kombinationen verschiedener
ergänzt werden. Bezugsarten ergeben (Bild 2.13).
24 2 Normen, Maße, Maßtoleranzen

2.9 Grenzbezug 2.10 Achsbezug 2.11 Randlage

x
2.12 Mittellage 2.13 Achsenbezug und Randlage
2.14 Nichtmodularer Bereich (x)
– Bandraster

Wenn sich in Ausnahmefällen Abmessungen er- 2.5 Maßtoleranzen


geben, die nicht modularen Maßen entsprechen,
müssen nicht modulare Bereiche gebildet wer- Geringfügige Abweichungen von den bei der Pla-
den, an die mit Randbezug (s. Bild 2.9 und 2.11) nung festgelegten Längen-, Höhen- usw. sowie
angeschlossen wird (Bild 2.14). Sich regelmäßig von Winkelmaßen müssen ebenso wie kleinere
wiederholende, nicht modulare Bereiche wer- Unebenheiten nicht unbedingt Einschränkungen
den auch als Bandraster bezeichnet. Wenn in sol- für die Funktion oder Gestaltung von Bauteilen
chen Fällen allein wirtschaftliche Überlegungen oder ganzen Bauwerken bedeuten. Von Bauleis-
im Vordergrund stehen, sollte beachtet werden, tungen, die in handwerklicher Einzelleistung bei
dass vielfach nicht nur der durch Mindestab- unterschiedlichsten Witterungsbedingungen als
messungen gegebene Aufwand maßgeblich ist, Prototyp hergestellt werden, kann nicht dieselbe
sondern auch rationelle Fertigung und Montage. Exaktheit und Fehlerfreiheit erwartet werden, wie
Eine Stütze 26 cm/26 cm, die statisch ausreichen diese von industriell hergestellten Gebrauchsgü-
würde, kann sich als teurer erweisen als eine an tern erwartet wird.
sich unnötig dicke Stütze 3 M/3 M, die aber infol- Es wird zwischen hinzunehmenden Unregelmäßig-
ge ihrer Einordnung in das Maßsystem ein Maxi- keiten (z. B. maßliche Abweichungen innerhalb
mum an rationeller Produktion zuläßt. Auch spä- definierter Grenzen gem. DIN 18 202) und hin-
tere Austauschbarkeit kann wichtig sein. nehmbaren geringfügigen Mängeln (z. B. maßliche
Rohbau- und Ausbauraster. Vielfach ist es sinn- Abweichungen außerhalb definierter Grenzen)
voll, dass das Konstruktionsraster (Rohbauraster) unterschieden, deren Beseitigung unverhält-
und das Ausbauraster nicht zusammenfallen. Sie nismäßig aufwändig wäre und für die ggf. eine
können möglichst um ein modulares Maß gegen- (Preis-) Minderungsvereinbarung zu treffen ist.
einander versetzt angeordnet werden. Hierdurch Es wird weiterhin zwischen Abweichungen
kann erreicht werden, dass z. B. großformatige (Grenzabweichungen) absoluter Abmessungen
Stützenquerschnitte nicht innerhalb von Außen- (z. B. von Raumhöhen, Raum- und Bauteilabmes-
und Innenwänden angeordnet sind. sungen) und Abweichungen (Winkel- oder Eben-
2.5 Maßtoleranzen 25

heitstoleranzen) von Bauteilen aus der Horizon- ranzmaße für Bauwerke und Bauteile festgelegt.
talen und Vertikalen unterschieden. Diese Festlegungen lassen teilweise sehr großzü-
Bei den meisten heute üblichen Baumethoden gige Abweichungen zu, da das Ziel der DIN nicht
werden gewisse Maßabweichungen daher viel- die Beurteilung optischer Mängel, sondern die
fach in Kauf genommen, weil erhöhte Anforde- Sicherstellung der Passgenauigkeit (funktionsge-
rechtes Zusammenfügen von Bauteilen des Roh-
2
rungen an die Maßgenauigkeit in der Regel mit
erheblich höherem technischem Mehraufwand baus und des Ausbaus ohne Anpass- und Nach-
und damit auch höheren Herstellungskosten ver- arbeiten) von Bauteilen und Bauelementen ist.
bunden wären. Sollen höhere Anforderungen an So werden für flächenfertige Fußböden zur Ver-
die Maßhaltigkeit und Genauigkeit von Bauteilen besserung der optischen Wirkung häufig erhöhte
und Oberflächen gestellt werden, sind diese ge- Anforderungen an die Maßgenauigkeit (Reduzie-
sondert zu vereinbaren und zu vergüten. rung der Stichmasse) vereinbart.
In welchem Umfang derartige Abweichungen In den Normen wird jedoch festgehalten, dass
von den Sollmaßen akzeptiert werden können, die vorgesehenen Toleranzen für die im Rahmen
bedarf der vorherigen Definition. Es sind daher üblicher Sorgfalt zu erreichende Genauigkeit
in DIN 18 202 und 18 203 Grundsätze und Tole- gelten, wenn nichts anderes vereinbart wird. Ei-
ne Überprüfung von Maßen soll nur im Falle von
Streitigkeiten erfolgen, etwa um festzustellen, ob
Nennmass (Sollmass) für einen Folgeunternehmer die Vorleistungen
Massabweichung
Istmass

Messpunktabstand

Grenzabweichung
Mindestmass

Höchstmass Stichmass zur


Ermittlung der
Masstoleranz Istabweichung von der
Ebenheit

2.15 Maßtoleranzen, Begriffe 2.16 Stichmaß

Tabelle 2.17 Grenzabweichungen (n. DIN 18 202, Tab. 1)

Spalte 1 2 3 4 5 6
Grenzabmaße in mm bei Nennmaßen in m
Zeile Bezug bis 3 über 3 über 6 über 15 über 30
bis 6 bis 15 bis 30
1 Maße im Grundriss, z. B. Längen, Breiten, Achs- ±12 ±16 ±20 ±24 ±30
und Rastermaße
2 Maße im Aufriss, z. B. Geschosshöhen, Podest- ±16 ±16 ±20 ±30 ±30
höhen, Abstände von Aufstandsflächen und
Konsolen
3 Lichte Maße im Grundriss, z. B. Maße zwischen ±16 ±20 ±24 ±30 –
Stützen, Pfeilern usw.
4 Lichte Maße im Aufriss, z. B. unter Decken und ±20 ±20 ±30 – –
Unterzügen
5 Öffnungen, z. B. für Fenster, Türen, Einbau- ±12 ±16 – – –
elemente
6 Öffnungen wie vor, jedoch mit oberflächen- ±10 ±12 – – –
fertigen Leibungen

Durch Ausnutzen der Grenzweichungen der Tabelle 2.17 dürfen die Grenzwerte für Winkelabweichungen der Tabelle 2.18
nicht überschritten werden.
26 2 Normen, Maße, Maßtoleranzen

Tabelle 2.18 Grenzwerte für Winkelabweichungen (n. DIN 18 202, Tab. 2)

Spalte 1 2 3 4 5 6 7
Stichmaße als Grenzwerte in mm bei Nennmaßen in m
2 Zeile Bezug bis 1 von 1
bis 3
über 3
bis 6
über 6
bis 15
über 15
bis 30
über 30

1 Vertikale, horizontale und 6 8 12 16 20 30


geneigte Flächen

Durch Ausnutzen der Grenzwerte für Winkelabweichungen der Tabelle 2.18 dürfen die Grenzabweichungen der
Tabelle 2.17 nicht überschritten werden.
10
h:2
Raumhöhe h

Raumhöhe h
10
10
h:2
10

10

10

Rau 10
mbr
eite b:2 10
b
10
Rau b:2
mbr
eite
b

2.19 Prüfung einer Breite in einem rechtwinkligen Raum,


Lage der 6 Messpunkte und 3 Messstrecken

2.20 Prüfung einer Höhe, Lage der 6 Messpunkte und


3 Messstrecken

anderer am Bau Beteiligter ausreichend genau Winkelabweichungen (Winkeltoleranzen) als


sind. Abweichungen von der Horizontalen oder Verti-
Für durchzuführende Prüfungen sollen bereits vor kalen.
der Bauausführung erforderliche Bezugspunkte Ebenheitsabweichungen (Ebenheitstoleranzen)
festgelegt werden. Weil in der Normung zeit- und als Abweichungen innerhalb einer Bauteilober-
lastabhängige Verformungen von Bauteilen (z. B. fläche.
Durchbiegungen) nicht erfaßt sind, müssen Prü-
fungen so früh wie möglich erfolgen. Wenn er- Stichmaß ist ein Hilfsmaß zur Ermittlung der
forderlich, muss festgelegt werden, in welchem Ebenheit zwischen Messpunkten oder zur Ermitt-
Umfang etwa vorhandene Ungenauigkeiten bei lung von Winkelabweichungen (Bild 2.16). Mit
nachfolgenden Arbeiten auszugleichen sind. Die zunehmendem Abstand der Messpunkte erhö-
in der Normung verwendeten Begriffe für Maße hen sich die zulässigen Stichmaße (Tab. 2.21).
zeigt Bild 2.15. Toleranzen. Die zulässigen Toleranzen für Maß-
Grenzabweichungen werden gebildet aus der abweichungen sind in DIN 18 202 festgelegt und
Differenz zwischen Höchstmaß und Nennmaß können den Tabellen (Tab. 2.17, 2.18 und 2.21)
oder Mindestmaß und Nennmaß als Abweichun- entnommen werden. Sie gelten baustoffunab-
gen von den absoluten Abmessungen. hängig für die Ausführung von Bauwerken.
2.5 Maßtoleranzen 27

Tabelle 2.21 Grenzwerte für Ebenheitstoleranzen (n. DIN 18 202, Tab. 3)

Spalte 1 2 3 4 5 6
Stichmaße als Grenzmaße in mm bei Messpunktabständen
in m bis
Zeile Bezug 0,1 1 4 10 15
2
1 Nichtflächenfertige Oberseiten von Decken, 10 15 20 25 30
Unterbeton und Unterböden
2 Nichtflächenfertige Oberseiten von Decken, 5 8 12 15 20
Unterbeton und Unterböden mit erhöhten
Anforderungen, z. B. zur Aufnahme von
schwimmenden Estrichen, Industrieböden,
Fliesen- und Plattenbelägen, Verbundestrichen
Fertige Oberflächen für untergeordnete Zwecke,
z. B. in Lagerräumen, Kellern
3 Flächenfertige Böden, z. B. Estriche als Nutzestriche, 2 4 10 12 15
Estriche zur Aufnahme von Bodenbelägen
Bodenbeläge, Fliesenbeläge, gespachtelte und
geklebte Beläge
4 Flächenfertige Böden mit erhöhten Anforderun- 1 3 9 12 15
gen, z. B. mit selbstverlaufenden Spachtelmassen
5 Nichtflächenfertige Wände und Unterseiten von 5 10 15 25 30
Rohdecken
6 Flächenfertige Wände und Unterseiten von 3 5 10 20 25
Decken, z. B. geputzte Wände, Wandbeklei-
dungen, untergehängte Decken
7 Wie Zeile 6, jedoch mit erhöhten Anforderungen 2 3 8 15 20

Bei der Anwendung der Tabellen ist insbesonde- das Istmaß gegenüber dem Sollmaß von Stei-
re zu beachten: gung und Auftritt innerhalb fertiger Treppen-
tBauwerksmaße, d. h. Außen-, Raum- und Achs- läufe ebenso wie die Differenz von einer zur
maße werden an markanten Stellen genom- nächsten Stufe um nicht mehr als 5 mm, bei
men wie z. B. Gebäudeecken, Achsschnittpunk- Fertigteiltreppen in Ein- und Zweifamilienhäu-
ten, Deckenkanten, Unterzügen o. Ä. sern um max. 1,5 cm abweichen (s. a. Abschn. 4
tLichte Maße sind jeweils in 10 cm Abstand in Teil 2 dieses Werkes).
von Ecken und in Raummitte zu nehmen. Bei Toleranzen bei vorgefertigten Bauteilen aus
der Prüfung von Winkeln ist von den gleichen Beton, Stahlbeton, Stahl und Holz sind in DIN
Messpunkten auszugehen (Bild 2.19 und 2.20) 18 203-1 bis 3 geregelt.
Toleranzmaße von Treppen sind in DIN 18 065
geregelt. Wegen der erhöhten Unfallgefahr darf
28 2 Normen, Maße, Maßtoleranzen

2.6 Normen
Norm Ausgabedatum Titel

2 DIN 4172
DIN EN ISO 9001
07.1955
12.2008
Maßordnung im Hochbau
Qualitätsmanagementsysteme; Anforderungen
DIN EN ISO 9004 12.2000 –; Leitfaden zur Leistungsverbesserung
E DIN EN ISO 9004 08.2008 Leiten und Lenken für den nachhaltigen Erfolg einer Organisation –
Ein Qualitätsmanagementansatz
DIN 18 000 05.1984 Modulordnung im Bauwesen (zurückgezogen 06.2008)
DIN 18 065 01.2000 Gebäudetreppen; Definitionen, Messregeln, Hauptmaße
DIN 18 202 10.2005 Toleranzen im Hochbau; Bauwerke
DIN 18 203-1 04.1997 Toleranzen im Hochbau; Vorgefertigte Teile aus Beton, Stahlbeton und
Spannbeton
DIN 18 203-2 08.2006 –; Vorgefertigte Teile aus Stahl
DIN 18 203-3 08.2008 –; Bauteile aus Holz und Holzwerkstoffen
DIN EN ISO 55 350-11 05.2008 Begriffe zum Qualitätsmanagement; Ergänzung zu DIN EN 9000
PAS 1026-1 11.2003 (Publicly Availible Specification); Klassifikationssystem für Baustoffe (Materialien)
und Bauhilfsstoffe, Ausstattungs- und Einrichtungsprodukte; Teil 1 – Grundlagen
PAS 1026-2 08.2004 –; –; Teil 2 – Merkmalsdefinitionen

2.7 Literatur
[1] Arlt, J. u. Kiehl, P.: Bauplanung mit DIN-Normen. Stuttgart/Leipzig 1995
[2] DIN Deutsches Institut für Normung e. V.: Europäische Normung. Berlin 2008; www.din.de
[3] –: DIN- Baunormen-Katalog auf CD-ROM. Berlin
[4] –: DIN-HIST – Dokumentnachweis zurückgezogener DIN-Normen und anderer technischer Regeln; CD-ROM. Berlin
[5] –: Bauplanung : Normen; DIN Taschenbuch 38. Berlin 2008
[6] Mücke, E. (Hrsg.): Kennzeichnung von DIN-Normen und der korrespondierenden europäischen und internationalen
Normen. Berlin 2005
[7] Ertl, R.: Toleranzen im Hochbau. Kommentar zur DIN 18 202 – Zulässige Maßabweichungen im Roh- und Ausbau.
Köln 2008
[8] Ertl, R.: Toleranzen Kompakt. Bautabellen zur DIN 18 202. Köln 2009
[9] Hallermann/Wagner: Maßanlegen und Maßkontrolle am Bau. Schriftenreihe der Rationalisierungsgemeinschaft
„Bauwesen“ Nr. 21, 1982
[10] Oswald, R., Abel, R.: Hinzunehmende Unregelmäßigkeiten bei Gebäuden. Wiesbaden/Berlin 2005
[11] Schlapka, F. J. Tiltmann, K. O., Helm, M.: Maßtoleranzen im Hochbau – Kontrolle der Bauausführung. Augsburg 2006
[12] Schöwer, R., Leukefeld, D.: Das Baustellenhandbuch der Maßtoleranzen. Augsburg 2008
[13] Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e. V. (ZDB) Berlin: Merkblatt Toleranzen im Hochbau nach DIN 18 201
(nicht mehr gültig) und 18202. Köln 2000; www.zdb.de
29

3 Baugrund und Erdarbeiten

3.1 Baugrund Zum planungsvorbereitenden Erkundungsum-


fang insgesamt gehören i. d. R. die folgenden Fra-
gestellungen: 3
Teil der vorbereitenden Planungsarbeiten für ein
Bauwerk ist die genaue Erkundung aller für die
Aufwuchs
Bauausführung wichtigen Verhältnisse auf dem
Baugelände. Ziel ist es, das sog. „Baugrundrisiko“ In der Regel ist vorab zu klären, welcher Teil des
(Risiko des Bauherren bzw. des Grundstücksei- vorhandenen Aufwuchses, insbesondere Bäume,
gentümers für die Boden- und Wasserverhältnis- auf Grund der bestehenden Gesetze bzw. Vor-
se1)) einschätzen und minimieren zu können. In schriften zu erhalten und während der Baumaß-
aller Regel erfolgen diese Erkundungen durch ein nahmen zu schützen sind.
Baugrund- und Gründungsgutachten eines hier-
für qualifizierten beratenden Ingenieurs für In- Hindernisse
genieurgeologie und für Erd- und Grundbau auf
Grundlage u. A. der DIN EN 1997, DIN 1054 und Zur Ausführungsvorbereitung gehört die Erkun-
DIN 4020. dung von – oft verborgenen – Hindernissen aller
Eine Begutachtung des Baugrundes (Geotech- Art wie
nischer Bericht) soll vor dem Planungsbeginn tGrundwasserverhältnisse
vorgenommen werden, um die hieraus gewon- tGrundleitungen, Kabel u. Ä.
nenen Kenntnisse für die Fundamentierung tüberschüttete Reste früherer Bauwerke
(Gründungsvorschläge) des Bauwerkes (s. a. Ab- teventuell zu erwartende archäologische Befun-
schn. 4) frühzeitig in die Planung einfließen zu de usw.
lassen (DIN EN 1997-1, DIN 1054, Abs. 5, VOB, Teil
A § 9). Vielfach sind Erkenntnisse aus einem Bau- In weiterem Sinne können Rechte Dritter (z. B.
grund- und Gründungsgutachten grundlegend Geh- oder Wegerechte auf dem Baugrundstück),
mitentscheidend für den gesamten Gebäudeent- besondere Bedingungen für Zu- und Abfahrt (es
wurf. Dem Entwurfsverfasser obliegt diesbezüg- können z. B. Baustelleneinfahrten an stark befah-
lich eine Hinweispflicht an den Auftraggeber. renen Verkehrsstraßen nicht erlaubt sein) u. a. m.
zu den Hindernissen für die Bauausführung zäh-
Aufgaben und Ergebnisse einer Baugrundunter- len.
suchung sind die Erkundung von Mächtigkeiten
von Baugrundschichten, Beschreibung deren Benachbarte Bauwerke
maßgebender Eigenschaften und Kenngrößen
sowie Gewinnungsmöglichkeiten. Sind die Baumaßnahmen in unmittelbarer Nähe
Weiterhin sind die Grundwasserverhältnisse bestehender Bauwerke auszuführen, ist deren
wie Tiefenlage des Grundwasserspiegels, Was- Gründungsart und -tiefe zu ermitteln. Zum Aus-
serstände, Anzahl der Grundwasserstockwerke, schluss möglicher späterer Streitigkeiten ist vor
Wasserdurchlässigkeit des Baugrundes sowie die dem Beginn der eigenen Baumaßnahmen der
chemische Zusammensetzung zu prüfen. vorhandene bauliche Zustand ggf. auch mittels
eines gerichtlichen Beweissicherungsverfahrens
zu dokumentieren.
1) Der Begriff „Baugrundrisiko“ des Bauherren oder/und
Grundstückeigentümers umfasst sowohl das Risiko, dass
Altlasten
beim baulichen Eingriff in das Gefüge der Erdoberfläche Besteht der Verdacht, dass der Baugrund durch
die angetroffenen Boden- und Wasserverhältnisse nicht
mit den erkundeten übereinstimmen und auch die Ge- Altlasten kontaminiert ist, müssen Art und Um-
fahr, dass sich Mängel am Bauwerk einstellen, Kostenän- fang der Belastung festgestellt werden. Dabei
derungen und Bauzeitverlängerungen eintreten oder versteht man unter Altlasten ganz allgemein Ge-
das Bauvorhaben ggf. nicht aus- oder weitergeführt fährdungen, die infolge von Ablagerungen in der
werden kann. Von einer grundsätzlich möglichen Über-
tragung dieses Baugrundrisikos an Auftragnehmer ist in Vergangenheit eine Beeinträchtigung des Ge-
aller Regel abzuraten. meinwohls bedeuten können.
30 3 Baugrund und Erdarbeiten

Für Art und Umfang der Entsorgungspflicht beste- tEinschätzung von Risiken für benachbarte Bau-
hen noch keine einheitlichen Rechtsvorschriften. werke,
In jedem Fall muss mit den zuständigen Behör- tGrundwasserverhältnisse und Grundwasser-
den geklärt werden, ob und wie eine Reinigung qualität.
von belastetem Baugrund an Ort und Stelle zuge- Es dient als Entscheidungsgrundlage
lassen wird (z. B. Bodenwaschverfahren, thermi-
sche Behandlung, mikrobielle Behandlung), oder tbei schwierigen Baugrundverhältnissen für die
Grundrissgestaltung,
3 es ist die Zwischenlagerung und der Verbleib
oder ggf. die erforderliche, nachweislich zu do- tfür die Wahl der geeigneten Gründungen und
kumentierende Entsorgung von abzufahrendem ihrer Dimensionierung,
Aushubmaterial festzulegen. Mit Schadstoffen tfür nötige Sicherungsmaßnahmen beim Aus-
verunreinigter Aushub kann dabei als Abfall, be- hub der Baugrube
sonders überwachungsbedürftiger Abfall oder tsowie als Ausschreibungs- und Abrechnungs-
sogar als Sonderabfall gemäß Europäischem Ab- grundlage.
fallkatalog (EAK – 07.1999) eingestuft werden. Die Durchführung von Bodenuntersuchungen
Auch wenn Aushub mit Bauschutt vermengt ist, wird in DIN 4094 und DIN EN ISO 22 475-1 erläu-
kann u. U. auf der Grundlage von Landesvor- tert. Sie kann erfolgen durch:
schriften oder Kommunalsatzungen für den Um- Schürfung als Probenentnahme aus Schürfgru-
weltschutz eine besondere Entsorgung verlangt ben, geeignet nur für Untersuchungen bis etwa
werden, selbst wenn keine konkrete Gefahr im 3 m Tiefe,
Einzelfall nachzuweisen ist.
Sondierung durch Einrammen oder Einpressen
Zu den i. d. R. sehr spezifischen Erfordernissen zur genormter Sondierstangen, am häufigsten je-
Untersuchung von Altlasten und deren planeri- doch durch
scher Berücksichtigung muss auf weiterführende
Literatur hingewiesen werden. Bohrungen zur Entnahme von Bodenproben mit
Spiralbohrern oder durch Kernbohrungen
und ferner für sehr großflächige Bauvorhaben
Baugrunduntersuchung
durch geophysikalische Untersuchungen.
Nur in recht seltenen Fällen können bei be- Die Abstände und die Lage der einzelnen Unter-
kanntem gleichmäßigem Schichtenaufbau des suchungspunkte (Aufschlüsse) hängen von den
Bodens oder aus Erfahrungen auf unmittelbar gegebenen Baugrundverhältnissen und der be-
benachbarten Baustellen Rückschlüsse auf die absichtigten Bauwerksplanung ab.
gegebenen Baugrundverhältnisse gezogen wer- Die Untersuchungen richten sich auf die ange-
den. Insbesondere in früheren Stromtälern und troffenen Bodenarten mit Korngrößen, Wasser-
vergleichbaren Gebieten wechseln Bodenarten gehalt, Zusammenpressbarkeit, Scherfestigkeit
und Schichthöhen so sehr, dass auch für kleinere usw.
Bauvorhaben, besonders aber für Bauwerke mit
großen Bodenbelastungen oder großen Grün- Es werden nach DIN 1054 und DIN EN ISO 14 688
dungstiefen eine genaue Untersuchung der vor- und 14 689 zunächst unterschieden:
handenen Baugrundverhältnisse durch Sachver- Gewachsener Boden (Lockergestein, durch ei-
ständige geboten ist. nen abgeklungenen erdgeschichtlichen Vorgang
Da bei größeren Bauvorhaben die Eigenschaften entstanden),
des Baugrundes die gesamte Gestaltung der Bau- Fels (Festgestein, nach Lagerungszustand sowie
körper und ihrer Grundrisse erheblich beeinflus- Kornstruktur und -eigenschaften unterscheidbar)
sen können, sollte eine Baugrunduntersuchung und
am Anfang aller Planungen stehen.
geschütteter Boden (durch Aufschütten – ver-
Das Gutachten des Sachverständigen enthält in dichtet oder unverdichtet – oder durch Aufspü-
der Regel len entstanden).
tBeschreibungen der Bodenarten und des
Schichtenaufbaues im Baugrund, insbesondere Bei gewachsenem Boden werden 3 Hauptgrup-
auch in den Bereichen unterhalb der unmittel- pen unterschieden (DIN 1054 Abschn. 5):
baren Gründungsebenen, Nichtbindige Böden. Dazu gehören Sand, Kies,
tHinweise zur Belastbarkeit des Baugrundes, Steine und ihre Mischungen. Die einzelnen Kör-
tBeurteilung evtl. Grundbruchgefahr, ner sind hier nicht miteinander verkittet. Die Be-
3.1 Baugrund 31

lastbarkeit dieser Böden wächst mit der Korngrö-


ße, der Lagerungsdichte und mit der Tiefe, in der
die Schicht liegt. Ein Boden mit weniger als 5 bis
15 % Bestandteilen unter 0,06 mm wird im Sinne
der DIN 1054 als nichtbindiger Boden bezeich-
net.
Bindige Böden. Das sind Tone, Schluffe und
Lehme. Ihr Korngerüst ist durch Ton mehr oder
3.1 Grundbruch in einer Baugrube
3
weniger verkittet. Die Tragfähigkeit bindiger Bö-
den sinkt mit zunehmender Feuchtigkeit. Bindige
Böden sind, falls sie nicht tief genug liegen, be-
sonders frostgefährdet. Sind in einem Bodenge-
misch mehr als 15 % bis 40 % Bestandteile unter
0,06 mm Korngröße enthalten, liegt ein bindiger Aufwölbung Aufwölbung
Boden vor, weil ab etwa dieser Grenze angenom-
men werden muss, dass der Feinanteil nicht mehr
nur die Hohlräume der gröberen Körnung aus-
füllt, sondern sich bereits an der Lastübertragung Gle
beteiligt. Zu den bindigen Böden zählen im Sinne itflä che
che itflä
dieser Norm auch die gemischtkörnigen Böden. Gle

Organische Böden wie Torf und Mudden sowie 3.2 Grundbruch unter mittig belasteten Fundamenten [1]
ihre Abarten, z. B. tonige Mudde, schwach fein-
sandiger Torf o. Ä. (s. DIN EN ISO 14 688-1).
Über die Einordnung und Kennzeichnung der
Korngrößen gibt DIN EN ISO 14 688-1 Tab. 1
einen Überblick. Aufwölbung

Grundbruch
che
itflä
Zu den wichtigen Aussagen eines Bodengutach- Gle
tens gehört die Beurteilung des Baugrundes hin- 3.3 Geländebruch [1]
sichtlich der Gefahr von „Grundbruch“.
Die Belastung des Baugrundes durch den Druck
der Gründungskörper breitet sich im Allgemei- Ähnliche Gefahren können durch „Geländebruch“
nen unter einem Druckverteilungswinkel von entstehen, wenn Bauwerke (z. B. Stützmauern)
etwa 45° so im Baugrund aus, dass die Beanspru- zusammen mit Erdmassen ausweichen, die auf
chung in den tieferen Schichten abnimmt. Dabei Gleitflächen rutschen (Bild 3.3).
entstehen jedoch auch seitliche Druckbeanspru- In solchen Fällen müssen als Maßgabe des Bo-
chungen im Untergrund. Bei Messungen können dengutachtens geeignete Sicherungsmaßnah-
unter der Gründungsfläche etwa kreisförmig men getroffen werden. Am einfachsten kann
verlaufende Linien gleichen Druckes festgestellt u. U. ein abschnittweises Ausführen der Erdbe-
werden (s. a. Bild 4.3). wegungen sein. Meistens werden die benachbar-
Infolge dieser auch seitlichen Druckbeanspru- ten Bauwerke jedoch durch Absteifungen, durch
chung kann es – besonders bei plastischem, bin- Spund- oder Schlitzwände oder durch Unterfan-
digem Baugrund – zu einem Verdrängen und gungen zu sichern sein (s. Abschn. 3.4). Es kann
Ausweichen des der Gründungsfläche benach- auch eine Bodenverfestigung durch Injektion
barten Erdreiches führen. von Bindemitteln, Vermörtelung oder Chemika-
Wenn durch Baugrubenaushub eine erhebliche lien in Frage kommen.
Entlastung plastischer Bodenbereiche bewirkt Benachbarte Bauwerke sind in der Regel durch
wird, kann für benachbarte Bauwerke akute Ein- Absteifungen zu sichern (s. Abschn. 11.2 in Teil 2
sturzgefahr entstehen (Bild 3.1). des Werkes).
Durch einzeln stehende, hoch belastete Bauwerk- Zur Sicherung benachbarter Bauwerke kann bei
steile kann es auch innerhalb von Baugruben zu großen Bauvorhaben mit mehreren Unterge-
Grundbruch kommen (Bild 3.2). schossen die sogenannte Deckelbauweise an-
32 3 Baugrund und Erdarbeiten

gewendet werden. Dabei werden die zunächst 3.2 Erdaushub


hergestellten Decken und Wände der oberen
Untergeschosse als Aussteifungsscheiben aus- Im Allgemeinen werden vor Beginn der Erdar-
genutzt. Die weiteren Tiefgeschosse werden erst beiten die Begrenzungslinien jedes Bauprojektes
anschließend unterhalb dieses „Deckels“ nach anhand des in der Baugenehmigung enthaltenen
unten vorgetrieben. Lageplanes durch das zuständige Katasteramt
Im Übrigen muss in diesem Rahmen für das um- oder durch öffentlich bestellte Vermessungsin-
3 fangreiche Sondergebiet der Bodenuntersuchun- genieure „abgesteckt“. Zur Sicherung der Ab-
gen, Bodenmechanik, Bodenverfestigung usw. steckungspunkte wird vor Beginn der Arbeiten
auf weiterführende Literatur verwiesen werden ein Schnurgerüst aufgestellt. Dazu sind bei frei-
[3]. stehenden Bauten entsprechend der Anzahl der
Absteckungspunkte je drei Rundholzpfähle in
Grundwasser sicherem Abstand von der späteren Oberkan-
Bestandteil von Bodenuntersuchungen ist in der te der Baugrubenböschung einzugraben und
Regel auch die Feststellung von Grundwasser- durch genau waagrecht angenagelte Bohlen zu
stand und -qualität. verbinden (eingegraben müssen die Pfähle auf
Brett- oder Steinunterlagen ruhen). Die Oberkan-
Man unterscheidet te dieser Bohlen liegt nach Möglichkeit auf der
tfreies Grundwasser (nicht unter Druck stehend), 0,00-Meter-Marke der für das Bauwerk geltenden
tschwebendes Grundwasser (in Ansammlungen Planungshöhen (z. B. „OKFFB-EG“ = Oberkante
auf wasserundurchlässigen Bodenschichten), fertiger Fußboden Erdgeschoss) oder Oberkan-
tgespanntes (artesisches) Grundwasser (unter te Rohdecke Erdgeschoss („OKRD-EG“). Über das
Überdruck stehend, Bild 3.4 c). Schnurgerüst werden die Fluchtschnüre so aus-
Untersucht werden muss, ob Grundwasser, das gespannt, dass durch Lote die Absteckungspunk-
mit Bauwerksteilen in Berührung kommen kann, te durch Kerben o. Ä. auf das Schnurgerüst über-
betonschädigende Bestandteile hat, z. B. Kohlen- tragen werden können (Bild 3.5).
säure („aggressives Wasser“). Es müssen in die- Bei Baugruben an stark geneigten Hängen er-
sem Falle u. U. Spezialzemente verwendet und reichen die talseitigen Schnurgerüste unter Um-
die Betonüberdeckungen der Bewehrungsstähle ständen große Höhen. In diesen Fällen müssen
erhöht werden (s. Abschn. 5.5.2). die Schnurgerüste in verschiedenen Höhen ge-
Reichen Bauwerke oder Bauwerksteile (z. B. Fun- staffelt angeordnet werden.
damente) in den Grundwasserbereich, sind be- Innerhalb der Baustelle werden unter Einsatz von
sondere Vorkehrungen für die Gründung (s. Ab- Nivelliergeräten, Theodoliten oder Lasergeräten
schn. 4) und Abdichtungen gegen drückendes Festpunkte und Rasternetze mit geringsten Maß-
Wasser nötig (s. Abschn. 17.4.6). Bis zur Fertigstel- toleranzen (± 2,5 mm) vermessen, insbesondere
lung und vollen Wirksamkeit der Abdichtungen überall dort, wo maßgenaue Fertigteile verwen-
und zur Sicherung von abgedichteten Teilbau- det werden sollen.
werken gegen Auftrieb ist eine ständige Grund- Für die Abrechnung von Erdarbeiten ist die Bo-
wasserhaltung bzw. -absenkung erforderlich (s. den- bzw. Felsklassifizierung gemäß DIN 18 300
Abschn. 3.6). zu berücksichtigen.

S
S S

T T T

3.4a 3.4b 3.4c

3.4 Grundwasserarten [1]


a) freies Grundwasser S nicht bindiger Boden, z. B. Sand
b) schwebendes Grundwasser T bindiger Boden, z. B. Ton
c) artesisches Grundwasser U wasserundurchlässige Bodenschicht
3.2 Erdaushub 33

3.5
Schnitt durch Baugrube
mit Schnurgerüst
1 Mutterboden
2 Brett für genaues Messen
3 Schnurkerbe
4 Fluchtschnur
5 Lot
6 Baugrubensohle
7 Fundamentgraben

Boden- und Felsklassen nach DIN 18 300 ne von über 63 mm Korngröße bis zu 0,01 m3
Rauminhalt2) enthalten.
Klasse 1
Oberboden (Mutterboden). Oberboden ist die Klasse 5
oberste Schicht des Bodens, die neben anorgani- Schwer lösbare Bodenarten. Bodenarten nach
schen Stoffen, z. B. Kies-, Sand-, Schluff- und Ton- den Klassen 3 und 4, jedoch mit mehr als 30 Ge-
gemische, auch Humus und Bodenlebewesen wichts-% Steinen von über 63 mm Korngröße bis
enthält. Sie ist in aller Regel zu sichern und der zu 0,01 m3 Rauminhalt.
Wiederverwendung zuzuführen. Nichtbindige und bindige Bodenarten mit höchs-
Klasse 2 tens 30 Gewichts-% Steinen von über 0,01 m3 bis
0,1 m3 Rauminhalt2).
Fließende Bodenarten. Bodenarten, die von flüssi-
ger bis breiiger Beschaffenheit sind und die das Ausgeprägte plastische Tone, die je nach Wasser-
Wasser schwer abgeben. gehalt weich bis fest sind.

Klasse 3 Klasse 6
Leicht lösbare Bodenarten. Nichtbindige bis Leicht lösbarer Fels und vergleichbare Bodenarten.
schwachbindige Sande, Kiese und Sand-Kies-Ge- Felsarten, die einen inneren, mineralisch ge-
mische mit bis zu 15 Gewichts-% Beimengungen bundenen Zusammenhalt haben, jedoch stark
an Schluff und Ton (Korngröße kleiner als 0,06 klüftig, brüchig, bröckelig, schiefrig, weich oder
mm) und mit höchstens 30 Gewichts-% Steinen verwittert sind, sowie vergleichbare verfestigte
von über 63 mm Korngröße bis zu 0,01 m3 Raum- nichtbindige und bindige Bodenarten.
inhalt2). Nichtbindige und bindige Bodenarten mit mehr
Organische Bodenarten mit geringem Wasserge- als 30 Gewichts-% Steinen von über 0,01 m3 bis
halt (z. B. feste Torfe). 0,1 m3 Rauminhalt2).

Klasse 4 Klasse 7
Mittelschwer lösbare Bodenarten. Gemische von Schwer lösbarer Fels. Felsarten, die einen inneren,
Sand, Kies, Schluff und Ton mit einem Anteil von mineralisch gebundenen Zusammenhalt und
mehr als 15 Gewichts-% Korngröße kleiner als
0,06 mm. 2) 0,01 m3 Rauminhalt entspricht einer Kugel mit einem
Bindige Bodenarten von leichter bis mittlerer Durchmesser von etwa 0,30 m.
Plastizität, die je nach Wassergehalt weich bis 0,1 m3 Rauminhalt entspricht einer Kugel mit einem
fest sind und die höchstens 30 Gewichts-% Stei- Durchmesser von etwa 0,60 m.
34 3 Baugrund und Erdarbeiten

hohe Gefügefestigkeit haben und die nur wenig Vor Beginn der Arbeiten muss der Baustellen-
klüftig oder verwittert sind. Einrichtungsplan vorliegen, in dem insbesondere
Festgelagerter, unverwitterter Tonschiefer, Na- festzulegen ist:
gelfluhschichten, Schlackenhalden der Hütten- tZufahrt zur Baustelle (ggf. Berücksichtigung
werke und dergleichen. des fließenden Verkehrs u. U. durch Umleitung,
Steine von über 0,1 m3 Rauminhalt2). Signalregelung, auch Reinigungsplatz für Bau-
stellenfahrzeuge),
3 Vorbereitung und Durchführung
tLage der Baustellen-Versorgungsanschlüsse,
von Aushubmaßnahmen tLage von Unterkunfts-, Bauleitungs- und Lager-
gebäuden,
Auch als Grundlage für die spätere Abrechnung tLagerplätze für Baumaterial und Zwischenlage-
der Leistungen sind möglichst gemeinsam mit rung von Aushubmaterial,
dem Auftragnehmer vor Beginn der Arbeiten alle tAnordnung von Fördergeräten (z. B. Kranbah-
örtlichen Verhältnisse festzustellen wie: nen) und Förderwagen innerhalb der Baustelle,
tAufwuchs (insbesondere Bäume und Pflanz- tzu schützende vorhandene Bauwerke, Bäume,
flächen, die geschützt werden müssen), Pflanzflächen, Grund- und Oberleitungen u. Ä.,
tbenachbarte Bauwerke (Gründungshöhen, evtl. ggf. mit einzuhaltenden Frei- und Abstandsflä-
bereits vorhandene Bauschäden), chen.
tGeländehöhen, Wenn die Standsicherheit von Baugrubenbö-
tHöhen gemäß Bodenuntersuchung voraus- schungen oder -wänden durch vorhandene
sichtlich anzutreffender Bodenschichten. bauliche Anlagen oder Baustelleneinrichtungen

3.6a 3.6b

3.6c 3.6d 3.6e

3.6 Bagger und Ladefahrzeuge


a) Tieflöffel, b) Hochlöffel, c) Greifer, d) Dragline, e) Ladefahrzeuge und ihre Einsatzwege
3.3 Nicht verbaute Baugruben 35

beeinflusst wird, muss ein besonderer Stand- 3.3 Nicht verbaute Baugruben
sicherheitsnachweis geführt werden.
Vor Beginn der Bauarbeiten muss das Bauge- Die Baugrube kann nach DIN 4124 in gewach-
lände so weit erschlossen sein, dass Straßen für senen standfesten Böden bei Aushubtiefen bis
Bautransporte benutzt werden können. 1,25 m (bzw. 1,75 m) ohne Böschungen ausge-
Nach Entfernen des Aufwuchses wird zunächst führt werden, wenn die anschließende Gelän-
der wertvolle Mutterboden sorgfältig abgescho- deoberfläche bei nichtbindigen Böden4) nicht
ben und zur späteren Verwendung für Grünflä- mehr als 1 : 10 bzw. bei bindigen Böden nicht 3
chen in länglichen Haufen (Mieten) aufgesetzt, mehr als 1 : 2 geneigt ist. In mindestens steifen
die trapezförmige Querschnitte haben und 1,00 bindigen Böden5) sowie bei Fels darf bis 1,75 m
bis 1,20 m hoch sind. Diese Mieten sollen locker Tiefe ohne Abböschung ausgehoben werden,
und luftig aufgeschüttet sein und sind ggf. feucht wenn oberhalb von 1,25 m der Baugrubenrand
zu halten. Auf keinen Fall soll Mutterboden in unter 45° abgeböscht wird (Bild 3.7).
nassem Zustand oder bei starkem Regen geför- In der Regel werden Baugruben jedoch mit Bö-
dert werden.3) schungen ausgeführt. Die Böschungsneigung
Im Allgemeinen werden für den Baugrubenaus- richtet sich nach den Bodeneigenschaften und
hub je nach Baustellengröße und erforderlichen
Förderwegen Ladefahrzeuge wie z. B. Raupen
und LKW, oder Bagger unterschiedlicher Größen
und Reichweiten (Bild 3.6) eingesetzt.
Auf jeden Fall muss dabei vermieden werden,
dass die Baugrubensohle im Bereich der Grün-
dungsflächen durch Maschineneinsatz bei den
Aushubarbeiten, durch die nachfolgenden Ar-
beiten oder durch Ausspülen oder Auffrieren
aufgelockert wird. So sollen Baugruben in der
Regel nicht bis zur Gründungssohle maschinell 3.7 Baugrube ohne Verbau mit abgeböschten Kanten in
ausgehoben werden, sondern eine Schutzschicht standfestem gewachsenem Boden (DIN 4124)
von 10 bis 15 cm ist zu belassen. Diese wird von
Hand unmittelbar vor Beginn der Gründungsar-
beiten entfernt. Etwa aufgelockerter, nicht bin-
diger Boden kann durch sorgfältiges Einrütteln
evtl. wieder verdichtet werden. Aufgelockerter
bindiger Boden muss jedoch entfernt und durch
Magerbeton ersetzt werden. Jede Störung der
Gründungssohle führt, besonders bei Arbeiten
auf bindigem Boden, zu erheblichen späteren
Setzungsschäden.
Baugruben in bindigem Baugrund sollten mit
leichtem Gefälle angelegt und mit einer 10 bis
20 cm dicken Sand- oder Kiesschicht als Sauber-
keits- und Filterschicht versehen werden, um Auf- 3.8 Schnitt durch abgeböschte Baugrube und Fundament-
lockerungen durch Niederschlagwasser zu min- graben
dern.
Außerdem ist streng darauf zu achten, dass ferti- 4) Nichtbindiger Boden (DIN 1054): Gewichtsanteil der Be-
ge Gründungssohlen während der Arbeiten nicht standteile mit Korngrößen < 0,06 mm <15 %.
5)
als Laufwege benutzt werden. Bestimmung der Plastizität durch Knetversuch und der
Trockenfestigkeit gemäß DIN EN ISO 14 688-1:
t Böden ausgeprägter Plastizität: Die Bodenprobe lässt
sich zu dünnen Walzen ausrollen.
t Böden geringer Plastizität: Eine bindige Bodenprobe
3) Baugesetzbuch 2004, § 202: Mutterboden, der bei der kann nicht zu Walzen von 3 mm Durchmesser ausge-
Einrichtung und Änderung baulicher Anlagen sowie bei rollt werden.
wesentlichen anderen Veränderungen der Erdoberfläche t Feste Böden: Der getrocknete Boden zerfällt bei Fin-
ausgehoben wird, ist in nutzbarem Zustand zu halten gerdruck bzw. ist durch Fingerdruck nicht mehr zer-
und vor Vernichtung oder Vergeudung zu schützen. störbar.
36 3 Baugrund und Erdarbeiten

der Baugrubentiefe bzw. Böschungshöhe, nach Im Übrigen muss bei Böschungen regelmäßig
der Zeit, für die die Baugrube offenzuhalten ist überprüft werden, ob sich einzelne größere
(Witterungseinflüsse auf die Böschungsoberflä- Steine, Felsbrocken o. Ä. nicht nach starkem Re-
che!) sowie nach den Belastungen und Erschütte- gen, bei Tauwetter oder nach längeren Arbeits-
rungen innerhalb und in der Nähe der Baugrube unterbrechungen lösen können.
(Bild 3.8). Bei Böschungen von mehr als 5 m Höhe und im-
mer dann, wenn die sonstigen Voraussetzungen
3 Böschungswinkel. Im Allgemeinen kann oh-
ne rechnerischen Nachweis mit folgenden Bö-
nicht erfüllt sind, ist die Standsicherheit gebösch-
ter Wände nach DIN 4084 oder durch einen Sach-
schungswinkeln β gerechnet werden: verständigen nachzuweisen.
a) nichtbindiger oder
weicher bindiger Boden β höchstens 45°
b) steifer oder halbfester
bindiger Boden β höchstens 60° 3.4 Verbaute Baugruben
c) Fels β höchstens 80° und Gräben
Geringere Wandhöhen oder Böschungswinkel
von Baugruben müssen vorgesehen werden, Wenn wegen fehlender Standfestigkeit des Erd-
wenn besondere Verhältnisse wie z. B. Störungen reichs oder aus Platzmangel Abböschungen von
des Bodengefüges, Auftreten von Schichtenwas- Baugruben nicht möglich sind, muss mit Verbau
ser, Erschütterungen, Frost, starke Niederschläge gearbeitet werden. Bei der Auslegung des Ver-
u. Ä. die Standsicherheit gefährden. baus sind neben den Bodenverhältnissen auch
Insbesondere bei leichten, nichtbindiger Bö- mögliche Einflüsse aus Fahrverkehren und Ma-
den können nicht verbaute Böschungen auch schineneinsatz zu berücksichtigen.
bei richtig angelegten Böschungswinkeln durch Der obere Rand des Verbaus muss die Gelän-
die Einwirkungen von Oberflächenwasser, Frost deoberfläche um mindesten 5 cm überragen.
oder Austrocknung ihre Standfestigkeit verlieren. Teilweise verbaute Gräben. Bei bindigen, stei-
Durch das Anlegen von Wasserableitungen an fen Böden und bei Fels kann bis zu einer Höhe
den oberen Böschungsrändern und durch Ab- von 1,75 m senkrecht ausgehoben werden, wenn
deckungen mit Schutzfolien, durch das Aufbrin- der mehr als 1,25 m über der Sohle liegende Be-
gen von Zementmilch, dünnen Betonschichten reich der Wand abgestützt wird.
o. Ä. ist entsprechende Vorsorge zu treffen. Waagerechter Verbau. Mit dem Aushub fort-
Muss z. B. bei tiefen Baugruben mit dem Nach- schreitend, spätestens ab 1,25 m Tiefe, werden
rutschen einzelner Erdschollen, von Steinen o. Ä. Bohlen von > 5 cm Dicke eingebracht und mit
gerechnet werden, ist die Baugrubenböschung Verbauträgern, Brusthölzern und Steifen gesi-
staffelförmig mit „Berme“ auszuführen (Bild 3.9). chert (Bild 3.10).

3.9
Baugrubenböschung
mit Berme
3.4 Verbaute Baugruben und Gräben 37

3.10 Waagerechter Normverbau für Gräben (DIN 4124), ohne Darstellung der Befestigungsmittel
1 Bohlen min. 5 cm dick, Sortierklasse S10, parallel besäumt, vollkantig
2 Brusthölzer, min. 8 cm dick und 16 cm breit, min. 60 cm lang, oder Brustträger aus Stahl, U100/UPE 100
3 Strebe oder Rundholzsteife, D = 10–12 cm
4 Diese Brusthölzer dürfen bei Vollaushubszustand entfernt werden

≥2h 5 1 Rundholzpfähle, 1 Treiblade


Abstand 1,50–2,00 m
2 Waagerechte
5

Verschalung
3 Rückwärtige Veranke-
rung durch Erdanker
4 4 Rundstahl mit
3 Spannschloss

1
h ≤ 2,50

2
25

3.12 Schrägabsteifung mit Treiblade


12h

Für kleinere Baugruben kann ein waagerech-


ter Verbau mit Erdankern – unter Nachweis der
Standsicherheit – wie in Bild 3.11 ausgeführt wer-
den. Die frühere Ausführung mit „Treiblade“ und
Schrägabsteifung (Bild 3.12) ist aufwändig und
3.11 Verbau einer Baugrube; Abfangung durch erfordert einen erheblich breiteren Arbeitsraum
rückwärtig verankerte Pfähle (s. Abschn. 3.5).
38 3 Baugrund und Erdarbeiten

3.13 Senkrechter Normverbau mit Verbauteilen aus Holz (DIN 4124), ohne Darstellung der Befestigungsmittel
1 Bohlen min. 5 cm dick, Sortierklasse S10, parallel besäumt, vollkantig
2 Gurthölzer, 16 × 16, oder 20 × 20 cm, oder Gurtträger aus Stahl HEB
3 Strebe oder Rundholzsteife, d = 12–14 cm

Senkrechter Verbau. Steht der Boden nicht Für längere grabenartige Baugruben werden
mindestens auf Bohlenbreite und muss deshalb komplette Verbauelemente aus Stahltafeln und
sofort abgefangen werden, sind die Verbauboh- Spreizen eingesetzt.
len senkrecht einzutreiben. Auch für Baugruben Trägerbohlenwände. Wenn bei sehr tiefen oder
mit komplizierten oder gekrümmten Grundriss- stark beanspruchten Baugrubenwänden ein Ver-
formen kann ein Verbau mit senkrecht gestellten bau erforderlich ist, werden Bohlen, Kant- oder
Verbaubohlen zweckmäßiger sein (Bild 3.13). Rundhölzer zwischen eingerammte Stahlprofile
eingeschoben und verkeilt („Berliner Verbau“,
Bild 3.14).
Spundwände. Für besonders hohe Beanspru-
chungen, insbesondere auch im Zusammenhang
mit Wasserhaltungsmaßnahmen (Abschn. 3.6),
kommen für den Verbau Stahl-Spundwände
(DIN EN 12 063) in Frage. Sie bestehen aus ein-
gerammten Stahlprofilen, die auch eine teilweise
Abdichtung gegen in die Baugrube eindringende
Wässer bilden (Bild 3.15).
Massive Verbauarten. Als schwerer Baugru-
benverbau und oft gleichzeitig als späterer Bau-
werksbestandteil (z. B. als Teil der Gründung, vgl.

3.14 Trägerbohlenwand – „Berliner Verbau“


(durch Erdanker gesichert, vgl. Bild 3.16) 3.15 Stahl-Spundwand (Draufsicht)
3.4 Verbaute Baugruben und Gräben 39

3.16a 3.16b

3.16 Verbau mit Stahlbeton-Bohrpfählen


a) Tangentialsystem (bewehrte Stahlbetonpfähle)
b) Sekantensystem (Wechsel von vorgetriebenen bewehrten Stahlbetonpfählen mit unbewehrten Pfählen)

Abschn. 4.3) werden Stahlbeton-Bohrpfähle (DIN Fundamenten oder Wänden werden sie durch
EN 1536) von ca. 40 bis 100 cm Durchmesser in den spezifisch schwereren Beton verdrängt und
fortlaufenden Bohrpfahl-Wänden im „Tangen- fortlaufend abgesaugt. Gebrauchte Stützflüssig-
tial“- oder „Sekantensystem“ ausgeführt (Bild keit kann aufgearbeitet und wiederverwendet
3.16). werden.
Schlitzwände (DIN EN 1538) sind tief reichende
Wände im Untergrund, für die zunächst mit Spe- Standsicherheit
zialbaggern in Wandbreite Schlitze ausgehoben
werden. Sie werden durch Stützflüssigkeiten am Hochbeanspruchter Verbau in tiefen Baugru-
Einsturz gehindert. Stützflüssigkeiten sind gallert- ben wird gegen Abkippen infolge Erddruck
artige Suspensionen, die durch hydrostatischen bzw. Belastungen von benachbarten Bauwer-
Druck dem Erddruck und ggf. auch dem Grund- ken, Baustelleneinrichtungen, Verkehr usw.
wasserdruck entgegenwirken (auch „Bentonit“, s. durch rückwärtige Erdanker-Reihen (Rückwärtige
Abschn. 17.4.6.5). Sie können durch entsprechen- Verankerung ggf. in mehreren Reihen überein-
de Mischungen auf verschiedene Bodenverhält- ander) mit entsprechendem Standsicherheits-
nisse eingestellt werden. Beim Betonieren von nachweis gesichert (Bild 3.17).

3.17a 3.17b 3.17c 3.17d

3.17 Sicherung eines Baugrubenverbaus durch Erdanker (Verpressanker)


a) Herstellen der Bohrlöcher c) Verpressen mit Zementmörtel
b) Einführen der Spannstähle (Zugglied) d) Setzen der Ankerköpfe und Spannen der Anker
40 3 Baugrund und Erdarbeiten

Selbstverständlich ist die Ausführung rückwärti- Gerät zu verdichten. Dabei dürfen keine Schäden
ger Erdanker u. Ä. in benachbarten Grundstücken an den erstellten Bauwerken entstehen. Dazu ge-
nur im Einvernehmen mit deren Eigentümern hört, dass beim Verdichten keine unzulässigen Be-
möglich. anspruchungen ausgeübt werden und dass vor
Der Verbau von Baugruben und Gräben darf dem Verfüllen alle Fremdkörper entfernt werden,
erst ausgebaut werden, wenn das Bauwerk den die zur Beschädigung von Abdichtungen führen
entstehenden Erddruck aufnehmen kann. Dabei können oder die später zu Setzungen im Verfüll-
3 müssen Bodeneinstürze und Absackungen ver- raum führen müssen (Schutz von Abdichtungen
s. Abschn. 17.4).
mieden werden. Gleichzeitig mit dem abschnitt-
weisen Abbau des Verbaues ist die Baugrube zu
verfüllen und der Aushubraum zu verdichten.
Kann der Verbau nicht gefahrlos entfernt werden, 3.6 Wasserhaltung (DIN 18 305)
verbleibt er an der Einbaustelle. Massiver Verbau
verbleibt in der Regel an der Einbaustelle, Verbau Offene Wasserhaltung
aus Stahlprofilen wird i. d. R. „gezogen“ und wie-
der verwendet. Einsickerndes Wasser muss aus der Baugrube ab-
geleitet oder herausgepumpt werden. Zu diesem
Zweck wird nahe der tiefsten Stelle der Baugrube
ein Schacht (Pumpensumpf) angelegt, dessen Bo-
3.5 Arbeitsraum den etwa 1,00 m unter der tiefsten Fundament-
sohle liegen muss. Das Wasser ist dem Schacht
Zwischen Bauwerk und Baugrubenwand bzw. durch Drainleitungen oder offene Gräben zuzu-
-böschung ist für die Ausführung von z. B. Scha- führen, die jedoch die Bauarbeiten in der Baugru-
lungs-, Drän- und Abdichtungsarbeiten ein Ar- be nicht behindern dürfen. Es wird abgepumpt
beitsraum vorzusehen. Die Breite des Arbeits- und in Gräben oder Rohrleitungen nach tiefer
raumes muss an allen Stellen mindestens 50 cm gelegenen Wasserläufen („Vorfluter“) abgeleitet
betragen, gemessen zwischen dem Fuß der Bau- (Bild 3.19).
grubenböschung und der Außenflucht des Bau-
Bei stärkerem Wasserandrang, insbesondere in
werkes bzw. der Außenflucht von Einschalungen
Gefällelagen und in der Nähe von Gewässern,
von Stahlbetonkonstruktionen. Auch in Baugru-
ist außerdem die Baugrube durch Erdwälle aus
ben mit Verbau muss an allen Stellen eine lichte
fettem Lehm, Fangdämme oder Holz- bzw. Stahl-
Breite des Arbeitsraumes von mindestens 50 cm
spundwände zu umschließen.
gewährleistet sein (Bild 3.18).
Nach Abschluss der erforderlichen Arbeiten und
Grundwasserabsenkung
wenn die erstellten Bauwerke Erddruck aufneh-
(Geschlossene Wasserhaltung)
men können, ist der Arbeitsraum zu verfüllen. Ge-
eignetes Bodenmaterial ist in Schichten von etwa Liegt der höchste Grundwasserstand mehr als
50 cm aufzufüllen und sorgfältig mit geeignetem etwa 30 cm über der Baugrubensohle, ist in der

3.18a 3.18b 3.18c

3.18 Arbeitsraum
3.6 Wasserhaltung 41

1 Pumpensumpf
2 Dränage in Kiesbett
3 Arbeitsraum
4 Baugrubenböschung
5 Bauwerksrand

3.19 Offene Wasserhaltung (Profil und schematischer Grundriss einer Baugrube)

Regel eine Grundwasserabsenkung erforderlich. der Ansaugstellen durch Feinsand zu vermindern


Durch die bei Grundwasserabsenkungen meis- (Bild 3.21). Je nach Wasseranfall (kontrollierbar an
tens unvermeidliche Ausschwemmung von den durchsichtigen Saugleitungen) werden an
Feinsand aus dem Untergrund können an be- die Ringleitung entweder zusätzliche Sauglanzen
nachbarten Bauwerken besonders bei bindigen bzw. Saugbrunnen angeschlossen oder entbehr-
Böden u. U. erhebliche Setzungsschäden aus- liche Saugstellen durch Schieber stillgelegt.
gelöst werden. Vor der Ausführung muss daher In der geschilderten Weise sind Grundwasserab-
geprüft werden, ob zusätzliche Maßnahmen (z. B. senkungen bis etwa 4 m Tiefe möglich. Bei tiefe-
chemische Injektionen zur Bodenverfestigung) ren Baugruben müssen die Pumpen staffelförmig
nötig sind. Zu beachten ist auch, dass benachbar- höhenversetzt werden.
ter Aufwuchs nötigenfalls während der Arbeiten Die Grundwasserhaltung muss ununterbrochen
zu bewässern ist. in Betrieb bleiben, bis die erforderlichen Abdich-
In nichtbindigen Böden werden Saugrohre („Lan- tungen voll wirksam werden und die fertigge-
zen“) bis in die wasserführende Schicht einge- stellten Bauwerksteile nicht mehr durch Auftrieb
spült. Sie werden mit flexiblen durchsichtigen gefährdet werden können. Es müssen daher
Schlauchleitungen über eine Ringleitung an die automatisch zuschaltende Reservepumpen vor-
Pumpenanlage angeschlossen (Bild 3.20). gesehen werden. Weil die Pumpenanlage auch
Bei sehr starkem Wasserandrang können Saug- nachts in Betrieb bleiben muss, sind ggf. beson-
brunnen erforderlich werden. Dazu werden ders geräuscharme oder geräuschgeschützte An-
Bohrlöcher hergestellt und geschlitzte Filterroh- lagen erforderlich. Durch ständige Überwachung
re eingeführt. Nach dem Einbau der Saugrohre der Baustelle muss sofortige Abhilfe bei Betriebs-
wird mit Perlkies verfüllt, um das Zuschlämmen störungen gewährleistet sein.
42 3 Baugrund und Erdarbeiten

3.20 Grundwasserabsenkung 3.21 Rohrfilterbrunnen


(Profil und schematischer Grundriss einer Baugrube) (schematisch)
1 Pumpe mit Sandfang 1 Durchsichtiger Anschluss-
2 Reservepumpe schlauch (Sichtkontrolle)
3 Ringleitung mit Absperrschiebern 2 Ringleitung zu den
4 Saugrohre („Brunnen“) s. Bild 3.21 Pumpen
5 Durchsichtiger Anschlussschlauch (Sichtkontrolle!) 3 Schlitzrohr
6 Baugrubenverbau (Spundwand) 4 Saugrohr
7 Arbeitsraum 5 Kiesverfüllung
8 Bauwerksrand 6 Bohrloch
9 Absenkungskurve; schematisierter, ungefährer Verlauf 7 Saugkopf

Bei der Planung von größeren Projekten mit und das Aufschwimmen noch nicht voll belaste-
Grundwasserabsenkungen sollen Vorkehrungen ter Bauwerksteile, verbunden mit i. d. R. nicht re-
für den Ausfall der Absenkungsanlagen oder ge- parierbaren Verkantungen, meistens verhindert
gen ungewöhnliche Witterungsereignisse getrof- werden.
fen werden. Bei umfangreichen Grundwasserabsenkungen,
Wenn durch eingeplante Zuflussöffnungen eine besonders wenn sich diese über längere Zeit-
rasche Notüberflutung möglich ist, kann die Zer- räume erstrecken, muss mit Auswirkungen auf
störung noch nicht belastbarer Abdichtungen unmittelbar benachbarte Bauwerke und auf den
3.7 Normen 43

Aufwuchs in der Umgebung gerechnet werden. Grundwasserabsenkungen sowie die Einleitung


Vor Beginn sollte daher der vorhandene Zustand von anfallendem Wasser in die Kanalisation, in
genau dokumentiert werden und Einvernehmen ein offenes Gewässer oder in den Untergrund be-
mit allen Betroffenen und Behörden hergestellt dürfen einer behördlichen Genehmigung.
werden.

3.7 Normen
3
Norm Ausgabedatum Titel

DIN 1054 01.2005 Baugrund; Standsicherheitsnachweise im Erd- und Grundbau


DIN 1055-2 02.1976 Lastannahmen für Bauten; Bodenkenngrößen; Wichte, Reibungswinkel, Kohäsion,
Wandreibungswinkel
E DIN 1055-2 01.2007 Einwirkungen auf Tragwerke; Bodenkenngrößen
DIN EN 1536 06.1999 Ausführung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezialtiefbau);
Bohrpfähle
E DIN EN 1536 01.2009 –; Bohrpfähle
DIN EN 1537 01.2001 –; Verpressanker
DIN EN 1538 07.2000 –; Schlitzwände
E DIN EN 1538 02.2009 –; Schlitzwände
DIN EN 1993-5 07.2007 Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten; Pfähle und Spund-
wände
DIN EN 1993-5 NA 10.2008 Nationaler Anhang – National festgelegte Parameter – Eurocode 3: Bemessung
und Konstruktion von Stahlbauten; Pfähle und Spundwände
DIN EN 1997-1 10.2009 Eurocode 7: Entwurf, Berechnung und Bemessung in der Geotechnik; Allgemeine
Regeln
DIN EN 1997-2 10.2007 –; Erkundung und Untersuchung des Baugrunds
DIN 4017 03.2006 Baugrund; Berechung des Grundbruchwiderstands von Flachgründungen
DIN 4017 Bbl. 1 11.2006 –; –; Berechnungsbeispiele
DIN 4018 09.1974 –; Berechnung der Sohldruckverteilung von Flächengründungen
DIN 4018 Bbl. 1 05.1981 –; –; Erläuterungen und Berechnungsbeispiele
DIN 4019-1 04.1979 Baugrund; Setzungsberechnungen bei lotrechter, mittiger Belastung
DIN 4019-2 02.1981 –; Setzungsberechnungen bei schräg und bei außermittig wirkender Belastung
DIN 4020 09.2003 Geotechnische Untersuchungen für bautechnische Zwecke
DIN 4020 Bbl. 1 10.2003 –; - Anwendungshilfen, Erklärungen
DIN 4084 01.2009 Baugrund; Geländebruchberechnungen
DIN 4085 10.2007 –; Berechnung des Erddrucks
DIN 4094-1 06.2002 Baugrund; Felduntersuchungen; Drucksondierungen
DIN 4094-2 05.2003 –; –; Bohrlochrammsondierungen
DIN 4107 01.1978 Baugrund; Setzungsbeobachtungen an entstehenden und fertigen Bauwerken
E DIN 4107-1 07.2008 Geotechnische Messungen; Grundlagen
DIN 4123 09.2000 Ausschachtungen, Gründungen und Unterfangungen im Bereich bestehender
Gebäude
E DIN 4123 12.2008 Ausschachtungen, Gründungen und Unterfangungen im Bereich bestehender
Gebäude
DIN 4124 10.2002 Baugruben und Gräben; Böschungen, Verbau, Arbeitsraumbreiten
DIN 4126 08.1986 Ortbeton-Schlitzwände; Konstruktion und Ausführung
DIN EN ISO 14 688-1 01.2003 Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Benennung, Beschreibung und
Klassifizierung von Boden; Benennung und Beschreibung

Fortsetzung s. nächste Seite


44 3 Baugrund und Erdarbeiten

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN ISO 14 688-2 11.2004 –; –; Grundlagen für Bodenklassifizierungen


DIN EN ISO 14 689 04.2004 –; Benennung, Beschreibung und Klassifizierung von Fels; Benennung und
Beschreibung

3 DIN 18 126 11.1996 Baugrund; Untersuchung von Bodenproben, Bestimmung der Dichte nicht-
bindiger Böden bei lockerster und dichtester Lagerung
DIN 18 196 06.2006 Erd- und Grundbau; Bodenklassifikation für bautechnische Zwecke
DIN 18 300 10.2006 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen; Teil C: Allgemeine
Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Erdarbeiten
DIN 18 301 10.2006 –; Bohrarbeiten
DIN 18 303 12.2002 –; Verbauarbeiten
DIN 18 304 12.2000 VOB Verdingungsordnung für Bauleistungen; Ramm-, Rüttel- und Pressarbeiten
DIN 18 305 12.2000 –; Wasserhaltungsarbeiten
DIN 18 320 10.2006 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen; Landschaftsbauarbeiten
DIN EN ISO 22 475-1 01.2007 Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Probenentnahmeverfahren und
Grundwassermessungen – Technische Grundlagen der Ausführung

3.8 Literatur
[1] Breckner, F.: Grundwasserabsenkung im Grundbau. IRB 1993; www.irb.fhg.de
[2] Boley, C. (Hrsg.): Handbuch Geotechnik: Der Praxisleitfaden für Alle am Bau Beteiligten. Wiesbaden 2009
[3] Deutsche Ges. für Geotechnik e. V.: (EAB) Empfehlungen des Abeitskreises „Baugruben“ und „Pfähle“. Essen
2006/2007; www.dggt.de
[4] Dörken, W., Dehne, E.: Grundbau in Beispielen Teil 3 – Baugruben und Gräben, Spundwände und Verankerungen,
Böschungs- und Geländebruch. Düsseldorf 2006
[5] Dörken, W., Dehne, E.: Grundbau in Beispielen Teil 2 – Kippen, Gleiten, Grundbruch, Setzungen, Flächengründungen,
Stützkonstruktionen, Vergleich mit dem alten Sicherheitskonzept; Risse im Bauwerk. Köln 2007
[6] Fritsch, H.: Böschungs- u. Hangsicherung durch Verankerungen. IRB 1991; www.irb.fhg.de
[7] Fritsch, H.: Grabenverbau. IRB 1990/1993; www.irb.fhg.de
[8] Hoffmann, M., Kuhlmann, W.: Zahlentafeln für den Baubetrieb. Abschnitt Boden, Baugrube, Verbau. Wiesbaden, 2006
[9] Kinze, W., Franke, D.: Grundbau. Berlin 1990
[10] Kuntsche, K.: Geotechnik – Erkunden, Untersuchen, Berechnen, Messen. Wiesbaden 2000
[11] Maybaum, G., Mieth, P., Oltmanns, W., Vahland, R.: Verfahrenstechnik und Baubetrieb im Grund- und Spezialtiefbau,
Baugrund – Baugruben – Baugrundverbesserung – Pfahlgründungen – Grundwasserhaltung. Wiesbaden 2009
[12] Metzger, E.: Rechtsfragen der Beseitigung von Erdaushub und Bauschutt. DAB 4/95
[13] Möller, G.: Geotechnik kompakt, Bodenmechanik und Grundbau. Berlin 2009
[14] Pech, A., Würger, E.: Gründungen. Wien 2005
[15] Pietzsch, W., Rosenheinrich, G.: Erdbau. Düsseldorf 1998
[16] Schmidt, H.-H.: Grundlagen der Geotechnik. Wiesbaden 2006
[17] Schneider, K.-J., Goris, A. (Hrsg.): Bautabellen für Architekten. Düsseldorf 2008
[18] Schnell, W.: Verfahrenstechnik zur Sicherung von Baugruben. Stuttgart, 1995
[19] Schnell, W.: Verfahrenstechnik der Grundwasserhaltung. Stuttgart, 2002
[20] Schnell, W.: Verfahrenstechnik der Baugrundverbesserungen. Stuttgart, 1997
[21] Simmer, K.: Grundbau Teil 2 – Baugruben und Gründungen. Stuttgart 1999
[22] Smoltczyk, U. (Hrsg.): Grundbau-Taschenbuch Teil 1 bis 3. Berlin 2001
[23] Wohlfahrt, R.: Gelände- und Böschungsbruch Bd. 1 und Bd. 2. IRB 1992; www.irb.fhg.de
45

4 Gründungen (Fundamente)

4.1 Allgemeines Gleiten auf nicht horizontal gelagerten Boden-


schichten kann eine andere Gefährdung von
Die Standsicherheit von Bauwerken ist weitge- Gründungen bedeuten. Die Gefahr des Gleitens
hend abhängig von der sicheren Übertragung besteht insbesondere, wenn wasserführende mit
aller Lasten auf den Baugrund. In der Regel reicht
dessen Belastbarkeit nicht aus, um Gebäudelas-
bindigen Schichten wechseln.
4
ten direkt auf die Gründungsflächen zu über-
tragen. Insbesondere Wand- und Stützenlasten 4.2 Flach- und Flächen-
müssen über verbreiternde Fundamente so in
den Untergrund abgeleitet werden, dass die zu- gründungen (Fundamente)
lässigen Baugrundbeanspruchungen nicht über-
schritten werden. Andernfalls können Bauwerke 4.2.1 Allgemeines
durch unzulässig große Setzungen, durch Kip-
pen, Gleiten oder Grundbruch gefährdet werden Unter Flach- oder Flächengründung (DIN 1054,
(s. Abschn. 3 und vgl. DIN 1054). Abschn. 7) wird die flächenförmige Abtragung
der Bauwerkslasten auf die Bodenflächen durch
Setzungen treten praktisch immer auf, da fast je- Gründungskörper (Fundamente) in geringer Tie-
der Baugrund durch die Auflast des Bauwerkes fe („flach“) verstanden. Unterschieden werden
mehr oder weniger zusammengedrückt wird. tStreifenfundamente für aufgehende tragende
Die statische Berechnung und die daraufhin vor- Wandbauteile zur Aufnahme von linienartig
genommene Dimensionierung der Fundamente einwirkenden Lasten (Linienlasten) aus Mauern
müssen gewährleisten, dass diese Setzungen oder engen Pfeiler- oder Stützenreihen,
gleichmäßig und nur in solchen Größenordnun-
gen erfolgen, dass keine Schäden für das Bau- tEinzelfundamente für Stützen oder Pfeiler z. B.
werk (z. B. Rissbildung) entstehen. Die Gefahr von für schwere Einzellasten (Punktlasten) wie
ungleichmäßigen Setzungen besteht besonders Schornsteine, Maschinen u. Ä.. Stützen oder
bei unterschiedlichen Gründungstiefen inner- Pfeiler mit unregelmäßigem Querschnitt müs-
halb eines Gebäudes oder gegenüber benach- sen mit ihrer Schwerachse im Schwerpunkt der
barten Bauwerken, bei sehr unterschiedlichen Fundamentfläche stehen sowie
Bodenverhältnissen innerhalb des Gründungsbe- tFundamentplatten (Gründungsplatten) für voll-
reiches und bei stark schwankenden Grundwas- ständige Bauwerke und
serverhältnissen (Bild 4.1). tTrägerrostfundamente für gesamte Bauwerke
Ursache der meisten Gründungsschäden sind (Bild 4.2).
unzureichende oder versäumte Baugrundunter- Gründungsplatten können zudem bei Gebäu-
suchungen (s. Abschn. 3) oder auch Fehleinschät- deteilen, die dem Grundwasser ausgesetzt sind,
zungen des tatsächlichen Trag- und Setzungsver- auch Bestandteil druckwasserhaltender Bau-
haltens des Baugrundes. werksabdichtungen („Wannen“) sein (s. Abschn.
Bei ausgedehnten Bauwerken, insbesondere 17.4.6).
mit zusammengesetzten Grundrissformen, sehr Voraussetzung für die Ausführung von Flachgrün-
unterschiedlichen Gebäudelasten oder Grün- dungen ist, dass die Fundamentsohlen unter allen
dungstiefen sind Setzungsrisse allein durch aus- zu erwartenden Witterungsbedingungen frostfrei
reichende Gründung (steife Plattengründungen) bleiben. Die Mindesttiefe dafür darf nach DIN
nicht mit Sicherheit zu vermeiden. Derartige 1054 in Zonen mit relativ mildem Klima 0,80 m
Gebäude sind mit durch alle Bauteile durchlau- nicht unterschreiten. In besonders frostgefährde-
fenden senkrechten Fugen (Setzungsfugen) so ten Gegenden kann sie bis 1,50 m betragen.
zu unterteilen, dass voneinander unabhängige, Die frostfreie Tiefe muss an jeder Stelle der Fun-
schadensfreie Setzungen der einzelnen Gebäu- damente gewährleistet sein, z. B. auch bei Ab-
deteile möglich sind. treppungen in Hanglagen, bei Schächten, Keller-
außentreppen usw.
46 4 Fundamente

4.1a 4.1b

4.1c 4.1d

4.1e 4.1f

4.1g 4.1h

4.1 Ursachen für Setzungsrisse


a) Gebäude zu lang, Gründungsmängel
b) ungleichmäßige Gründungsverhältnisse
c) nachträgliche Belastung der Gründungssohle vorhandener Bauwerke durch Drucküberlagerung
d) ungleiche Gründungstiefen, sehr unterschiedliche Baugrundbelastungen, evtl. auch Setzungen in aufgefüllten
Bereichen (Arbeitsräume!)
e) Grundwasserabsenkung oder Austrocknen bindiger Bodenschichten
f) Belastung durch nachträgliche Auflasten (Aufschüttung, Anbauten)
g) Störungen im Baugrund
h) ungleiche Mächtigkeit setzungsempfindlicher Böden
4.2 Flach- und Flächengründungen (Fundamente) 47

4.2a 4.2b 4.2c 4.2d


4.2 Flach- und Flächengründungen
a) Einzelfundament für Stützen oder Pfeiler als Punktlasten
b) Streifenfundament unter Stützenreihen (Fundamentbalken)
c) Streifenfundament unter Wänden für Linienlasten
d) Gründungsplatten

Unfertige Bauten werden oft durch Frost stark Ist der Baugrund durch eine Baugrunduntersu-
geschädigt, weil die Kellerwände bis zum Fun- chung, jedoch spätestens beim Baugrubenaus-
dament freiliegen und die dann ungehindert hub und auf Grund örtlicher Erfahrungen nach
im bindigen Baugrund sich bildenden Eislinsen Bodenart, Lagerungsdichte, Schichtenaufbau
oder -bänder die Wandfundamente und Keller- und Belastbarkeit sowie der höchste anzuneh-
fußböden u. U. um mehrere Zentimeter empor- mende Grundwasserstand zuverlässig zu beurtei-
heben. Bei Wintereinbruch ist daher der Abstand len, können in einfachen Fällen („Regelfällen“) die
zwischen Baugrubenböschung und Kellerwand Werte für den aufnehmbaren Sohldruck (Boden-
(Arbeitsraum) zu verfüllen. Kellertür- und -fens-
teröffnungen und größere Öffnungen in der
Kellerdecke sind zu verschließen. Schmelz- und a b
Grundwasseransammlungen im und am Gebäu-
de sind zu verhindern.
Flachgründungen können nur auf Gründungs-
flächen mit ausreichender Belastbarkeit herge-
stellt werden. Sie sollten so bemessen werden,
dass zumindest innerhalb gleicher Gründungs-
ebenen etwa gleiche Bodenpressungen entste-
hen.
Die entstehenden Druckbeanspruchungen des
Baugrundes breiten sich unterhalb der Grün-
dungsflächen unter einem Druckverteilungswin-
kel aus, der abhängig von der Beschaffenheit des c
α
Baugrundes ist. Dabei nimmt die Bodenpressung
unter Gründungskörpern innerhalb des Baugrun-
4.3 Überschneiden der Druckausbreitung
des mit zunehmender Tiefe ab. Das kann mit Hilfe (Drucküberlagerung)
sogenannter „Druckzwiebeln“ bildlich annähernd a) vorhandenes Bauwerk
veranschaulicht werden (Bild 4.4). b) später errichtetes Bauwerk
Bei der Bemessung muss ggf. die Überlagerung c) Zone nachträglich erhöhter Bodenpressung; u. U.
muss bei c die Bodentragfähigkeit durch Verdich-
der Druckausbreitung verschiedener Fundamen- ten oder Verfestigen verbessert werden.
te berücksichtigt werden (Bild 4.3). α Druckverteilungswinkel
48 4 Fundamente

b Die Werte der Tabellen A1 bis A6 der DIN 1054 be-


ziehen sich auf Flächenverhältnisse, die mindes-
tens bis in eine Tiefe unter der Gründungssohle
annähernd gleichmäßig sind, die der zweifachen
Fundamentbreite entspricht.
Ferner darf das Fundament nicht überwiegend
oder regelmäßig dynamisch beansprucht wer-
den.
100 % Für nichtbindige Böden gelten die Tabellen A1
(Begrenzung der Setzungen für setzungsemp-
4 80 %
0%
findliche Bauwerke) und A2 (für setzungsunemp-
50 % findliche Bauwerke) der DIN 1054 (Tab. 4.5 und
~ 2b

2% 4.6).
20 %
Für bindige Böden gelten je nach der Kornzusam-
10 %
3% mensetzung die Tabellen A3 (Schluff), A4 (ge-
5% mischtkörniger Boden), A5 (toniger Schluff) und
A6 (Ton), wobei sich der aufnehmbare Sohldruck
(zulässige Bodenpressung) innerhalb der Tabel-
4.4 Abbau der Bodenpressung im Baugrund len entsprechend der vorhandenen Bodenkon-
(„Druckzwiebel“) sistenz staffelt.
Die Werte der Tabellen gelten nur für Fundamen-
te mit lotrechter Belastung. Herabsetzungen und
pressung) zur Dimensionierung der Fundamente Erhöhungen der Tabellenwerte sind unter be-
den Tabellen aus DIN 1054 entnommen werden. stimmten Voraussetzungen zulässig bzw. erfor-
Einfache Regelfälle liegen vor, wenn es sich um derlich (s. DIN 1054 Abschn. 7).
Streifen- und Einzelfundamente mit begrenzten Voraussetzung für die Anwendung der Tabellen
und häufig vorkommenden Abmessungen einer- ist, dass der Baugrund gegen Auswaschen oder
seits und um häufig vorkommende typische Bo- Verringerung seiner Lagerungsdichte durch strö-
denarten andererseits handelt. mendes Wasser gesichert ist. Bindige Böden sind

Tabelle 4.5 Nichtbindiger Baugrund und Tabelle 4.6 Nichtbindiger Baugrund und ohne
Begrenzung der Setzung Begrenzung der Setzung
nach DIN 1054 nach DIN 1054

Kleinste Aufnehmbarer Sohldruck Kleinste Aufnehmbarer Sohldruck


Einbindetiefe in kN/m2 bei Einbindetiefe in kN/m2 bei
des Streifenfundamenten mit Breiten des Streifenfundamenten mit Breiten
Fundaments b bzw. b’ von Fundaments b bzw. b’ von

in m 0,5 m 1m 1,5 m 2m 2,5 m 3m in m 0,5 m 1m 1,5 m 2m 2,5 m 3m

0,50 200 300 330 280 250 220 0,50 200 300 400 500 500 500

1,00 270 370 360 310 270 240 1,00 270 370 470 570 570 570

1,50 340 440 390 340 290 260 1,50 340 440 540 640 640 640

2,00 400 500 420 360 310 280 2,00 400 500 600 700 700 700

bei Bauwer- bei Bauwer-


ken mit ken mit
Einbinde- Einbinde-
tiefen tiefen
0,30 m und 150 0,30 m und 150
mit Funda- mit Funda-
ment- ment-
breiten b breiten b
≥ 0,30 m ≥ 0,30 m
4.2 Flach- und Flächengründungen (Fundamente) 49

außerdem während der Bauzeit gegen Aufwei- Kalk- oder Zementmörtel sorgfältig vermauert.
chen und Auffrieren zu schützen. Verhältnis Höhe zur einseitigen Ausladung 2 : 1,
Ähnliche Wirkungen wie strömendes Wasser ha- mind. 1,5 : 1.
ben stetige Änderungen des Grundwasserspiegels tFundamente aus frostbeständigen Mauerziegeln
Auch führt Verminderung des Porenwassers bin- oder Mauersteinen. Sie sind < 5 Schichten hoch
diger Böden unter dem Druck des Bauwerks u. U. und sorgfältig im Kreuzverband mit vollen Fu-
zu erheblichen, lang dauernden Setzungen. gen in hydraulischem Kalk- oder Zementmörtel
Außerdem muss der höchste Grundwasserspie- hergestellt. Die unterste Schicht ist in einem
gel in einer Tiefe unter der Gründungssohle lie- Mörtelbett verlegt.
gen, die bei nichtbindigem Baugrund mindes-
tens gleich der einfachen Fundamentbreite ist.
Heute üblich sind: 4
Bei bindigen Böden wird der Einfluss des Grund- tFundamente aus Kiesbeton (C8/10 bis C16/20),
wasserspiegels auf die zulässige Bodenpressung Druckfestigkeit 8/10 bzw. 16/20 N/mm2, Min-
nicht berücksichtigt (Bild 4.7). destzementgehalt 100 kg/m3 bei Verwendung
in frostfreier Tiefe.
Kann für die Dimensionierung der Fundamente
nicht von „Regelfällen“ ausgegangen werden, Unbewehrte Streifenfundamente können in
muss die zulässige Bodenpressung und die Trag- der Regel bei gut tragfähigem, gleichmäßigem
fähigkeit durch eine Bodenuntersuchung mit Baugrund und gleichmäßiger geringer Belastung
Gründungsgutachten festgelegt werden (s. Ab- ausgeführt werden. Bei unbewehrten Fundamen-
schn 3.1). ten kann der Druckverteilungswinkel α mit 50
bis 60° angenommen werden. Als erforderliche
Fundamenthöhe ergibt sich somit h = a x tan α
4.2.2 Streifen- und Einzelfundamente (Bild 4.8).

Je nach Belastung und Bodenverhältnissen kön-


nen Streifen- und Einzelfundamente als unbe- d a
wehrte oder bewehrte Stahlbetonfundamente
hergestellt werden.
In älteren Gebäuden sind noch anzutreffen:
h

tFundamente aus Feld- und Bruchsteinen. Das 4.8


b
sind möglichst große, lagerhafte Steine mit Fundamenthöhe bei
gut ausgezwickten Fugen in hydraulischem α Betonfundamenten

V V
4.7
Baugrundverhältnisse in „Regelfällen“ nach DIN 1054
Abschn. 7
a) nichtbindiger Baugrund (zu DIN 1054 Tab. A1 und A2)
b) bindiger Boden (zu DIN 1054 Tab. A3 bis A6)
h > 80

h > 80

A nichtbindiger, mindestens mitteldicht gelagerter


Baugrund
B bindiger Boden, fest oder geringer oder ausgeprägter
t

Plastizität1)
d>b

b b V lotrechte Lasten
HW höchster Grundwasserspiegel
g > 2b

g > 2b

HW
b Fundamentbreite
A B t Einbindetiefe
h Gründungstiefe in Abhängigkeit der Frosteinwirkung
d Abstand zwischen Gründungssohle und höchstem
Grundwasserspiegel
SI SI g Mindesthöhe des als gleichmäßig erkannten Bau-
grundes
4.7a 4.7b SI Schlick

1) Bestimmung der Plastizität durch Knetversuch und der Trockenfestigkeit gemäß DIN EN ISO 14 688-1:
tBöden ausgeprägter Plastizität: Die Bodenprobe lässt sich zu dünnen Walzen ausrollen.
tBöden geringer Plastizität: Eine bindige Bodenprobe kann nicht zu Walzen von 3 mm Durchmesser ausgerollt werden.
tFeste Böden: Der getrocknete Boden zerfällt bei Fingerdruck bzw. ist durch Fingerdruck nicht mehr zerstörbar.
50 4 Fundamente

Unbewehrte Fundamente haben eine begrenzte belasteter Pfeiler mit größeren Maueröffnungen)
Breite b und setzten eine entsprechende Funda- zur gleichmäßigen Lastverteilung unerlässlich.
menthöhe voraus, um tragfähig zu sein (Wirkung
gegen Durchbiegung). Dabei kann sich für hohe Exzentrisch belastete Fundamente. Wenn
Belastungen z. B. unter Stützen eine so große Wand- oder Stützenlasten (z. B. unmittelbar an
Fundamentbreite ergeben, dass zur Betoneinspa- Grundstücksgrenzen) nicht mittig auf die Fun-
rung eine Abtreppung der Fundamente möglich damente zentrisch abgetragen werden können,
ist (Bild 4.9). entsteht aus der Exzentrizität zwischen den Resul-
tierenden von Belastung und Bodenpressung ein
Moment. Eine damit einhergehende Verkantung
4 der Gründungen kann bei Stahlbetonkonstrukti-
onen durch biegesteifen Verbund zwischen Stüt-
ze bzw. Wand und Fundament ausgeschlossen
werden (Bild 4.11a). Gemauerte Wände müssen
in derartigen Fällen auf entsprechend bewehrten
4.9 biegesteifen Bodenplatten gegründet werden
Abgetrepptes (Bild 4.11b).
Fundament aus
Stampfbeton α Um eine korrekte Lage sowie die Betonüber-
deckung der erforderlichen Bewehrungen sicher-
zustellen, ist in der Regel eine Sauberkeitsschicht
Bewehrte Fundamente. Wegen des Schalungs- von mindestens 5 cm Dicke aus Beton C8/10
aufwandes ist in der Regel in solchen Fällen je- (Magerbeton) auf das Feinplanum der Funda-
doch die Ausführung von Stahlbetonfundamen- mentgräben bzw. -gruben einzubringen. Es wer-
ten als Einzel- oder auch als Streifenfundamente den auch Kunststoff-Noppenplatten als Sauber-
wirtschaftlicher (Bild 4.10). keitsschicht eingesetzt.
Sind die senkrechten Fundamentbegrenzungen
nicht ausreichend standfest, müssen Einschalun-
4.10 Stütze gen vorgesehen werden (s. Abschn. 5.4, Bild 5.22
Fundament aus und 5.23).
Stahlbeton als
Streifen- oder
Einzelfundament Abtreppungen. Bei Gründungen auf unter-
1 Sauberkeitsschicht schiedlichen Höhen (Gründungshorizonten) z. B.
aus Magerbeton 1 bei Teilunterkellerung oder bei Hanglagen ist
besonderes Augenmerk auf die Standsicherheit
Gegenüber Fundamenten ohne Bewehrung und die Frostsicherheit der höher gelegenen
können Stahlbetonfundamente in der Regel mit Gründungen zu legen. Um nachteilige gegensei-
geringerem Querschnitt (geringerer Höhe) aus-
geführt werden. Sie sind trotz des Stahlbedarfes
durch Einsparungen bei den Aushubarbeiten
und durch geringeren Betonverbrauch meistens
wirtschaftlicher.
Nach Möglichkeit werden Stahlbetonfundamen-
te so bemessen, dass sie nur mit einer unteren
Bewehrungslage gegen Durchbiegung ausge- Bodenplatte
führt werden können. Bei hohen Belastungen ist
jedoch eine mehrlagige Bewehrung mit Schub-
Grenze

Grenze

sicherungen sowie Durchstanzbewehrung nicht


zu vermeiden (vgl. Bild 4.10).
Bei großen Belastungen und bei schlechten oder 1 1
stark unterschiedlichen Baugrundverhältnissen 4.11a 4.11b
stellen Stahlbetonfundamente die Regelausfüh-
rung dar. 4.11 Fundamente mit exzentrischer Belastung
a) Stahlbetonwand oder -stütze (Winkelfundament)
Stahlbetonfundamente sind bei stark wechseln- b) Mauer auf biegesteifer Stahlbetonplatte
den Belastungen (z. B. Aufeinanderfolge hoch- 1 Sauberkeitsschicht
4.2 Flach- und Flächengründungen (Fundamente) 51

GOK GOK

1
1

4
< 30° < 30°

1 1
4.12a 4.12b

4.12 Unterschiedliche Gründungshöhen (Gründungshorizonte)


a) Höhenversatz
b) Abtreppung von Streifenfundamenten
1 Sauberkeitsschicht

tige Beeinflussungen benachbarter Fundamente schaftlicher als zahlreiche dicht nebeneinander


zu minimieren, sollte der lichte Abstand größer oder sogar in unterschiedlichen Höhenlagen her-
als das Dreifache der Fundamentbreite sein. Um zustellende einzelne Fundamente.
maßgebliche Belastungen aus höher liegenden Darüber hinaus kann bei schlechtem Baugrund
Fundamenten auf tiefer liegende zu vermeiden, durch eine biegesteife, lastverteilende Funda-
werden ggf. dem Höhenverlaufverlauf folgen- mentplatte die Gründungsfläche wesentlich
de Abtreppungen der Fundamente unter einem vergrößert und damit die Baugrundbelastung
Winkel von ≤ 30° angelegt (Bild 4.12). vermindert werden. Eine solche Platte kann au-
Für gleichartig beanspruchte Einzelfundamente ßerdem ungleichmäßige Setzungen verhindern.
und zur Einspannung (s. Abschn. 1.6) von Stützen Fundamentplatten stellen die neue Form der
werden Köcherfundamente aus Ortbeton oder als sog. Grundgewölbe dar, die man noch unter alten
Fertigteile eingesetzt (Bild 4.13). Gebäuden findet. (Sie sind nach unten gewölbt,
stützen sich gegen die unteren Teile der Keller-
mauern und übertragen so die Lasten auf die ge-
4.2.3 Fundamentplatten samte überbaute Bodenfläche.)
(Gründungsplatten) Dementsprechend ist die Bewehrung der Fun-
damentplatten zur Aufnahme des nach oben
Fundamentplatten oder auch Plattenfundamen- wirkenden Erddrucks teilweise oben, also umge-
te sind bei komplizierten Grundrissen bzw. bei kehrt wie eine Deckenbewehrung bzw. als Dop-
sehr unterschiedlichen Bauwerkslasten oft wirt- pelbewehrung anzuordnen, um sowohl positive

4.13a
Stütze

4.13b

4.13
Köcherfundamente
a) Ausführung in Ortbeton (Schnitt)
b) Fertigteil-Köcherfundament
52 4 Fundamente

Stütze

4
1 1
4.14 Fundamentplatte (Schnitt mit Lage der Hauptbewehrung)
1 Sauberkeitsschicht

als auch negative Biegemomente aufnehmen zu Tiefgründungen werden daher heute fast nur
können. noch mit Pfählen aus Stahlbeton hergestellt (s. a.
Bei sehr großflächigen Räumen mit großen Bild 3.16).
Spannweiten zwischen den Kellerwänden wer- Pfahlgründungen übertragen die Gebäudelas-
den Fundamentplatten durch Rippen verstärkt. ten durch ein Zusammenwirken von Spitzenwider-
Oft sind aber dickere Platten wirtschaftlicher. Un- stand an der Sohle (Pfahlwurzel) des Gründungs-
ter stark belasteten Stützen wird die Fundament- körpers und Mantelreibung an den Seitenflächen
platte wie eine umgekehrte Pilzdecke unterseitig des Pfahles (Pfahlschaft) auf den Untergrund (Bild
mit einer Aufdickung (Anvoutung) ausgebildet 4.15). Abhängig von den örtlichen Verhältnissen
(Bild 4.14). sind für den Einbau unterschiedliche Verfahren
Fundamentplatten sind in vielen Fällen Bestand- zur Einbringung der Pfähle entwickelt worden.
teil von „Wannen“ zur Abdichtung gegen drü-
ckendes Wasser, entweder als wasserundurchläs- Last
siges Bauteil („weiße Wanne“, s. Abschn. 17.4.6.2)
oder als ebene Abdichtungsbasis für geklebte
nicht tragfähige
Abdichtungen („schwarze Wannen“, s. Abschn. Schichten
17.4.6.3).
Fundamentplatten werden – wie Stahlbetonfun-
damente – nicht unmittelbar auf dem Baugrund
Mantelreibung
betoniert. Um Verschmutzungen des Stahlbetons
zu verhindern und um die auch an der Unterseite
erforderliche Betonüberdeckung sicherzustellen,
ist die Baugrund – Oberfläche zunächst mit einer
≥ 5 cm dicken Betonschicht (Sauberkeitsschicht)
tragfähige
abzudecken. Schichten

Spitzendruck
4.3 Tiefgründungen
Liegen tragfähige Bodenschichten in so großer 4.15 Tragwirkung von Pfahlgründungen
Tiefe, dass Bodenverbesserungen nicht sinnvoll 1)
sind oder steht ein hoher Grundwasserstand an, Alte Gebäude stehen seit Jahrhunderten noch heute auf
gerammten Holzpfahlgründungen (z. B. Venedig, Ams-
dass sie bei den vorgesehenen Gebäudetiefen terdam). Sie bestehen aus bis etwa 20 m langen Laub-
mit Flachgründungen nicht erreichbar sind, wird oder Nadelholzstämmen. Diese verfaulen nicht, wenn sie
die Gebäudelast mit Pfählen1) aus Beton, Stahl ständig unter Wasser stehen. Bei den in vielen Gebieten
oder früher auch Holz durch die nicht tragfähi- zu beobachtenden Veränderungen des Wasserspiegels
sind die Hölzer äußerst gefährdet, und die Standfestig-
gen Bereiche hindurch auf den Untergrund abge- keit der alten Gebäude muss durch aufwendige Maßnah-
tragen. men gesichert werden.
4.3 Tiefgründungen 53

Es werden unterschieden:
tRammpfähle (Verdrängungspfähle) nach DIN
EN 12 699 werden ohne Bohren oder Boden-
aushub eingebracht und heute meistens aus Q Stütze

Spannbeton hergestellt (DIN EN 12 794) als


quadratische Massivpfähle (ca. 30/30 cm, bis
etwa 25 m Länge) oder als gerammte Stahl-
oder Hohlpfähle mit bis zu 1,00 m Durchmes-
ser und mit Längen von über 50 m. Sie werden
wegen der unvermeidlichen Erschütterungen
beim Einrammen heute überwiegend zur Grün- 4
dung von Brückenpfeilern oder bei ähnlichen
Bauaufgaben eingesetzt.
tBohrpfähle aus Stahlbeton werden mit Durch-
messern von etwa 30 bis 100 cm nach verschie-
denen Verfahren hergestellt. Hierbei wird ein Pfähle
im Boden hergestellter Hohlraum mit Beton Q Q
2 2
verfüllt. Sie unterscheiden sich durch den je-
weils erzielbaren Anteil von Spitzendruck und
Mantelreibung. Die Lastenübertragung wird
verbessert durch Verbreiterungen des Pfahlfu-
4.16 Pfahlrost für zwei Pfähle
ßes (Spitzendruck) und durch möglichst rauhe
Flanken der Pfähle (Mantelreibung). Das wird
erreicht durch Einpressen des Betons (Press-
wirkung durch das Eigengewicht des Betons, Kombinierte Pfahl- und Plattengründungen.
durch Stampfen, Rütteln und auch durch Press- Die fertig gestellten Ramm- oder Bohrpfähle
luft). können in Reihen oder einzelnen Bündeln mit
dicken Stahlbetonüberzügen oder -platten zu
Herstellung, Belastbarkeit, Abstände, Einbindung Pfahlgruppen zusammengefasst werden. Hier-
in den Baugrund usw. werden für Bohrpfähle in durch können Schützenreihen gemeinsam
DIN 1536 festgelegt. gegründet und Einzelfundamente vermieden
Bei der Herstellung von Bohrpfählen, die in grö- werden. Der Schalungsaufwand und Setzungs-
ßere Tiefen reichen, muss die Standfestigkeit differenzen werden hierdurch geringer. Die Be-
der Bohrlochflanken durch Einpressen, Einboh- wehrungen der Pfähle und der verbindenden
ren oder seltener auch durch Einrammen von Unterzüge (Gründungsbalken) oder Stahlbeton-
Mantelrohren aus Stahl gesichert werden. Für platten (Gründungsplatten) werden dabei so mit-
schwere Bohrgeräte bilden auch sehr schwere einander verbunden, dass „Pfahlroste“ als Grün-
Bodenarten oder Felsbrocken kein Hindernis. dungsbasis entstehen (Bild 4.16 und 4.17d).
Fortlaufend wird dabei mit Spezialgreifern das Für hohe Gründungslasten können anstelle von
Erdreich innerhalb der Bohrlöcher ausgebaggert. Pfahlbündeln auch Großbohrpfähle mit Durch-
Nach Erreichen der Gründungsebene wird der messern bis etwa 2,50 m hergestellt werden, die
Pfahlfuß eingestampft oder eingepreßt und die mit den früheren „Brunnengründungen“ ver-
Bewehrung eingebracht. Daran anschließend gleichbar sind.
wird abschnittsweise betoniert. Gleichzeitig wird Bohrpfahlreihen von schwerem Baugrubenver-
das Mantelrohr, meistens unter Drehungen, her- bau können auch für Tiefgründungen herange-
ausgezogen. Dabei wird das anstehende Erdreich zogen werden (vgl. Abschn. 3.4).
aufgerauht, so dass der Beton eindringen kann
und eine zur Verbesserung der Mantelreibung
gewünschte unregelmäßige, rauhe Oberfläche
des Pfahles entsteht (Bild 4.17a–c).
Dringt Grundwasser in die Bohrlöcher ein, wird
mit Hilfe verdrängender Stützflüssigkeiten gear-
beitet (vgl. Abschn. 3.4).
54 4 Fundamente

4
nicht tragfähiger
Boden

tragfähiger
Boden

4.17a 4.17b 4.17c 4.17d


4.17 Herstellung von Bohrpfählen
a) Bohren bzw. Eintreiben der Mantelrohre, Ausbaggern
b) Einstampfen des Pfahlfußes
c) Einbringung der Bewehrung, Betonieren, Ziehen der Mantelrohre
d) durch Stahlbetonplatte oder -rost zusammengefasste Bohrpfähle (Pfahlrost)

4.4 Ausschachtungen und


Zustand im Einflussbereich bestehender Wän-
Gründungen im Bereich de und Fundamente, Lage von Ver- und Entsor-
bestehender Gebäude gungsleitungen). Veränderungen der Auflasten
durch Bodenaushub kann die Standsicherheit be-
Ausschachtungs- und Gründungsarbeiten in der stehender Gründungen (Grundbruch) gefährden.
Nähe bestehender Gebäude bedürfen immer Vor Beginn der Bauarbeiten sind ggf. Sicherungs-
einer besonderen Sorgfalt hinsichtlich Vorunter- maßnahmen an bestehenden Gebäuden erfor-
suchungen und Planung sowie Durchführung derlich (Instandsetzung von Mauerwerk oder
dieser Maßnahmen, um die Standsicherheit und Beton, Rückverankerung gefährdeter Bauteile,
Gebrauchstauglichkeit bestehender Bauwerke Versteifung von Wänden, Verbesserungen oder
nicht zu gefährden. Voraussetzung sind einge- Sicherung des Verbundes von Wänden zu Quer-
hende Erkenntnisse aus Erkundungen des Bau- wänden sowie Decken, Abstützungsmaßnahmen
grundes (s. Abschn. 3) und bestehender baulicher gefährdeter Bauteile, Aussteifungen gegen be-
Anlagen (Art und Abmessungen, Gründungstiefe, nachbarte Bauteile oder andere Widerlager usw.).
4.4 Ausschachtungen und Gründungen 55

DIN 4123 legt für die Durchführung von Aus-


schachtungs-, Gründungs- und Unterfangungsar-
beiten Voraussetzungen (u. A. Fundamentlasten
≤ 250 kN/m, Scheibenwirkung der zu unterfan- EG
genden Wand, Standsicherheit und Tragfähigkeit
1
des Baugrundes), sowie die Verfahrensweisen
und die erforderlichen Nachweise fest. Liegen
diese Voraussetzungen nicht vor, sind gesonder-
te Standsicherheitsnachweise und zusätzliche > 2,00 m
konstruktive Maßnahmen vorzusehen. 7

Neben einer detaillierten Darstellung der Maß- 4


nahmen in bautechnischern Unterlagen (Dar-
stellung bestehender und geplanter Gebäude, 2
Aushubgrenzen, Baugrubensicherung, Boden- KG

0,50
schichtungen, Grundwasserspiegel, Beschreibun- 3
gen der Maßnahmen, Sicherungsmaßnahmen, Erdblock

< 4,00
waagerechte Krafteinwirkungen usw.) ist sicher- 6 8 4
zustellen, dass die Ausschachtungs-, Gründungs-
und Unterfangungsarbeiten nur von Fachfirmen 5
bzw. deren fachkundiger Bauleitung bei ständi-
ger Präsenz durchgeführt, überwacht und doku- 4.18 Grenzen für den Bodenaushub nach DIN 4123
mentiert werden. 1 Vorhandene Geländeoberfläche
2 Berme
Ausschachtungen. Ausschachtungsmaßnahmen 3 Böschung, Neigung max. 1 : 2
setzen voraus, dass diese in mindestens mittel- 4 Aushubsohle
5 Grundwasserhorizont
dicht gelagerten, nicht bindigen oder mindestens 6 Vorh. Gründungssohle
steifen, bindigen Böden durchgeführt werden2). 7 Vorh. Kellermauerwerk
Es ist nachzuweisen, dass in dem Bauzustand bis 8 Vorh. Streifenfundament
zur vorgesehenen Bermenoberfläche (Bild. 4.18)
die zulässige Bodenpressung nicht überschritten
wird und die Grundbruchsicherheit nachgewie- mentes und darf nicht tiefer als der Kellerfuß-
sen ist. Zudem muss während der Bauausführung boden liegen.
der vorhandene Grundwasserspiegel mindestens tDie Breite der Berme muss mind. 2,00 m betra-
0,50 m unter der geplanten Aushubsohle liegen gen.
und ggf. durch Wasserhaltungs- oder Absen-
tDer Erdblock neben der Berme darf nicht steiler
kungsmaßnahmen gewährleistet werden.
als 1 : 2 geböscht sein.
Bodenaushubgrenzen. Die Freischachtung ei- tDer Höhenunterschied zwischen der vorhan-
nes Gebäudes bis zu seiner Fundamentunterkan- denen Gründungsebene und der Aushubsohle
te oder tiefer darf nicht ohne ausreichende Siche- darf nicht größer als 4,00 m sein.
rungsmaßnahmen (z. B. Erdblock gem. Bild 4.18) Wenn der Erdblock abgetragen werden muss,
vorgenommen werden. darf das Erdreich nur abschnittsweise in Stichgrä-
Folgende Aushubgrenzen sind zu beachten: ben oder Schächten mit einer Breite von ≤ 1,25 m
Breite (ggf. incl. Verbau) abgetragen werden. Der
tDie Bermenoberfläche muss mind. 0,50 m über
Abstand zwischen den Stichgräben bzw. Schäch-
der Gründungsebene des vorhandenen Funda-
ten muss das Dreifache der Breite der Stichgrä-
ben bzw. Schächte betragen (Bild 4.19). Während
2) Nach den DIN 1054 und DIN 1055-2 sind nicht bindige der Maßnahmen sind die Böden mit Abdeckun-
Blöden mindestens mitteldicht gelagert, wenn sie eine gen durch Planen, Anlage von Entwässerungen
Lagerungsdichte D ≥ 0,30, einen Verdichtungsgrad
Dpr ≥ 0,95 oder einen Spitzenwiderstand der Drucksohle
usw. vor Aufweichen, bei Frostgefahr durch wär-
von qs ≥ 7,5 MN/m2 aufweisen. Bindige Böden sind min- medämmende Abdeckungen zu schützen.
destens steif, wenn sie nach DIN 18 122-1 eine Zustands- Höhenmessungen an den bestehenden Gebäu-
zahl Ic ≥ 0,75 aufweisen oder nach DIN 4022-1 im Feld-
versuch sich zwar schwer kneten, aber in der Hand zu
den während und auch nach den Aushubarbei-
3 mm dicken Walzen ausrollen lassen, ohne zu reißen ten sind erforderlich, um Setzungen zu erkennen
oder zu zerbröckeln. und Gegenmaßnahmen einleiten zu können.
56 4 Fundamente

Gründungen. Zusätzlich zu den bei Ausschach- 4.5 Unterfangen


tungen geforderten Voraussetzungen sind bei
Gründungen im Bereich bestehender Gebäude von Fundamenten
folgende weitere Voraussetzungen zu beachten.
Es ist bei den Nachweisen zu berücksichtigen, Wenn unmittelbar neben einem vorhandenen
dass die zulässige Bodenpressung unter dem Bauwerk ein Neubau errichtet wird, dessen Fun-
Fundament des bestehenden Gebäudes nicht damentsohle tiefer liegt als die des bestehenden
überschritten wird und die Grundbruchsicherheit Gebäudes, muss das alte Fundament vertieft (un-
gewährleistet bleibt. Ebenso sind ggf. notwen- terfangen) werden, bevor der Neubau beginnt
dige Veränderungen an dem bestehenden Fun- (DIN 4123).
4 dament (z. B. Beseitigung von Überständen) zu Unterfangungsarbeiten müssen – ebenso wie
die Ausschachtungs- und Gründungsarbeiten
berücksichtigen.
Die Gründungstiefen der neuen Fundamente – sorgfältig vorbereitet werden, um den Neu-
müssen soweit wie die bestehenden Gründun- bau zu sichern und das vorhandene Nachbarge-
gen heruntergeführt werden. Liegen die neuen bäude nicht durch Setzungen oder Grundbruch
Fundamente tiefer, sind Unterfangungen vorzu- zu gefährden. Die Unfallverhütungsvorschriften
sehen (s. Abschn. 4.5). Liegt die Gründungsebene der Bauberufsgenossenschaften müssen genau
der neuen Fundamente höher als der Bestand, befolgt werden. Die örtlichen Verhältnisse (Art
muss nachgewiesen werden, dass die Lasten aus und Lage der Bodenschichten, Art und Tiefe der
den neuen Gründungen von dem bestehenden benachbarten Fundamente, Horizontalkräfte,
Gebäude aufgenommen werden können. Die Grundwasserstand) sind sorgfältig zu erkunden.
Herstellung von Stichgräben und Schächten er- Die Erkundungsergebnisse sowie die geplanten
folgt abschnittsweise wie vor beschrieben. Arbeiten und deren zeitlicher Ablauf werden
zeichnerisch festgelegt und dokumentiert. Aus
Unbewehrte Stahlbetonfundamente des neuen rechtlichen Gründen sollte vor Beginn der Ar-
Bauwerkes sind min. 50 cm hoch und breit auszu- beiten im Rahmen einer Beweissicherung unter
führen. Die Länge der Einzelabschnitte entspricht Mitwirkung aller Beteiligten der Zustand vorhan-
der Breite der Stichgräben. dener Gebäude festgestellt werden und eine Ein-
Bewehrte Stahlbetonfundamente erhalten, damit messung erfolgen.
diese durchgehend bewehrt und betoniert wer- Zusätzlich zu den genannten Voraussetzungen
den können, wegen der Grundbruchgefahr zu- für Ausschachtungen und Gründungen im Be-
nächst ein abschnittweise hergestelltes, untersei- reich bestehender Gebäude sind für Unterfan-
tiges, unbewehrtes Fundament mit mind. 50 cm gungen folgende Bedingungen zu beachten.
Höhe und Breite.
Bei auf Streifenfundamenten gegründeten Ge-
Setzungen. Die zusätzlichen Belastungen des bäuden dürfen unmittelbar über dem Keller-
Baugrundes durch das neue Bauwerk können zu fußboden keine Nutzlasten von p ≥ 3,5 kN/m2
Setzungen des neuen und auch des bestehen- einwirken. Ebenso dürfen keine gefährdenden
den Gebäudes führen. Da diese Setzungen i. d. R. Erschütterungen einwirken.
unterschiedlich verlaufen, sind zwischen den Ge- Unterfangungen eines bestehenden Gebäudes
bäuden alle Bauteile durchlaufende Setzungsfu- und auch das Einbringen von Verankerungen be-
gen anzuordnen. dürfen der Zustimmung des Eigentümers.
Zur Feststellung von Setzungen sind vor Beginn
der Arbeiten am bestehenden Gebäude Höhen- Grundbruch (s. a. Abschn. 3.1). Die Grundbruch-
bolzen zu setzen und einzumessen. Während sicherheit ist nachzuweisen
und nach den Baumaßnahen sind Setzungsmes- tbei nicht zuverlässigem bindigem Baugrund,
sungen durchzuführen. Zudem ist der bauliche twenn größere Horizontalkräfte zu berücksichti-
Zustand des Gebäudebestandes vor Beginn (Vor- gen sind,
schäden) und während der Arbeiten zu beobach- tbei einem Grundwasserstand von weniger als
ten. Die Ergebnisse sind zu dokumentieren. Ggf. 1,00 m unter der Gründungssohle,
sind Sicherungsmaßnahmen einzuleiten. tbei Belastungen von Streifenfundamenten mit
mehr als 200 kN/m und
twenn Grundwasserabsenkung erforderlich ist
(s. Abschn. 3.6).
4.5 Unterfangen von Fundamenten 57

Es ist zu berücksichtigen, dass nach Errichtung kes, Abschn. 11). Dabei ist der Strebendruck
eines Neubaus durch Überschneiden der Druck- der Abspreizungsstreben oder Verspreizun-
ausbreitung der Baugrund auch unter vorhan- gen auf aussteifende Querwände und die
denen Fundamenten zusammengedrückt wird massiven Decken des vorhandenen Gebäu-
(Bild 4.3). Eine beim Neubau etwa vorgenomme- des zu übertragen. Ein statischer Nachweis ist
ne Grundwasserabsenkung kann zu Setzungen ggf. erforderlich.
der vorhandenen Gebäudeteile führen (vgl. Bild 2. Unterfangungswände sind mindestens bis in
4.1e). die gleiche Tiefe wie das neue Gebäude zu
In den meisten Fällen dürften Unterfangungsar- führen.
beiten von benachbarten, also anderen Eigentü- 3. Die Unterhöhlung des vorhandenen Streifen-
mern gehörenden Grundstücken aus auszufüh- fundamentes oder der Stahlbetonplatte ist
4
ren sein. Es müssen dazu alle juristisch relevanten auf die Wanddicke der Unterfangung zu be-
Fragen bereits vor der Planung geklärt werden. grenzen. Hohlräume sind mit Magerbeton zu
Vor Beginn der Arbeiten ist vor allem die Rege- verfüllen.
lung möglicher Bauschäden vertraglich fest-
zulegen. Dazu sollten etwa schon vorhandene 4. Grundsätzlich darf ein vorhandenes Bauwerk
Bauschäden vor Beginn der Arbeiten in geeigne- nicht in ganzer Länge oder Breite bis zu einer
ter Form dokumentiert werden. Fundamentkante freigeschachtet werden.
Neue Fundamente unmittelbar neben einem
Die Unterfangung muss so bemessen sein, dass Nachbargebäude oder Fundamentunterfan-
sie auch auftretende Horizontalkräfte aus dem gungen sind abschnittweise herzustellen. Zur
unterfangenen Gebäude und dem Erdreich auf- Wahrung der Grundbruchsicherheit muss
nehmen kann. längs der vorhandenen Außenwand ein Erd-
In einfachen Fällen kann nach folgenden Richtli- körper (Berme) von > 2,00 m Breite stehen-
nien verfahren werden: bleiben, dessen OK nicht tiefer als OK-Keller-
1. Die Wände, die unterfangen werden sollen, fußboden liegen darf und dessen Höhe über
sind vorher abzustützen (s. Teil 2 dieses Wer- Fundamentsohle > 0,50 m betragen muss
(Bild 4.18 und 4.19).

6
1

EG
> 0,50

< 30°

1 3 2 4 1
> 0,45 > 2,00 m
b < 125 b < 125 b < 125

> 500
10
0,50 > 0,50

4 9
3
8

a b
4.19a b>a 4.19b

4.19 Unterfangen einer Brandwand


a) Schnitt, b) Ansicht mit Unterfangungsabschnitten und Reihenfolge
1 Bodenaushubgrenze vor Unterfangung 6 vorhandene Brandwand
2 vorh. Gründungsebene 7 Lage der neuen Wand
3 Bodenaushubgrenze nach Unterfangung 8 Grundwasserhorizont
4 neues Fundament 9 neue Gründungsebene
5 Unterfangungsmauerwerk (Einbau vgl. Bild 4.20) 10 Bodenaushubgrenze nach Fertigstellung der Unterfangung
58 4 Fundamente

9 10

4
6
> 1.75

5
1

2
6

3 4.20
Schacht für die Vorbereitung der Unterfangung (waage-
> 1.75

rechter Verbau)
1 Vorschacht (Erweiterung des Hauptschachtes zur
Erleichterung des Personen- und Baustofftransports)
4 2 Hauptschacht (Breite < 1,25, Länge l hängt von neuer
Fundamentbreite ab)
3 waagerechter Verbau (Bohlendicke 5 cm)
4 Brustholz 8/16; 1,00 m lang
5 Spindelspreizen
l 6 Arbeitspritsche, zugleich Schutzdach
7 Laufkatzenaufzug
8 vorhandene Brandwand
< 2.25
9 vorhandenes Fundament
10 vorhandene Bodenplatte

5. Die Länge von Unterfangungsabschnitten 7. Die seitlichen Erdwände der Stichgräben bzw.
darf 1,25 m nicht überschreiten. Der Achsab- Schächte müssen jeweils für die einzelnen
stand der Abschnitte soll höchstens 5,00 m Unterfangungsabschnitte erschütterungsfrei
(der lichte max. Abstand 3 Mal die Breite von verbaut (ausgesteift) werden, um jede Ein-
1,25 m) betragen. sturzgefahr zu vermeiden (Bild 4.20). Bei min-
6. Falls es besondere örtliche Verhältnisse er- destens steifen, bindigen Böden genügt es,
fordern, sind auch die rechtwinklig an die den
Brand- oder Giebelwand anschließenden 8. Verbau bis max. 2 m Höhe bis vor das zu
Außen- und Innenwände bis < 2,50 m Länge unterfangende Fundament zu führen. Bei
ggf. auch abgetreppt zu unterfangen oder in größeren Unterfangungshöhen sind die Un-
anderer Weise gegen nachträgliches Setzen terfangungsschritte der Höhe nach zu unter-
zu sichern. Wandöffnungen im Bereich der teilen. Stehen nicht bindige Böden an, muss
Gebäudeecken sind für die Dauer der Unter- ein gesonderter Standsicherheitsnachweis
fangungsarbeiten auszusteifen. geführt werden und ggf. eine Bodenverfesti-
gung vorgenommen werden.
4.5 Unterfangen von Fundamenten 59

9. Gemauerte Unterfangungen sind in hand-


werksgerechtem Mauerverband (Mz12 oder
KSV12) zu errichten. Um Setzungen soweit
wie möglich zu vermindern, sind dünne La-
gerfugen und schnellbindender Zementmör-
tel (MG III) zu verwenden. Die Fuge zwischen 1
alter Fundamentsohle und Unterfangung ist
mit großflächigen Stahl-Doppelkeilen zu ver-
keilen und mit Zementmörtel auszupressen. 2
3
Hohlräume zwischen Unterfangung und an-
stehendem Boden sind mit Magerbeton voll
4
5 4
auszustampfen. Der Einbau der Unterfan- 6
gungsabschnitte hat unverzüglich (noch am 7
selben Tage) nach Herstellung der Stichgrä-
bern und Schächte zu erfolgen. Kann diese 4.21a 4.21b
nicht gewährleistet werden, ist in jedem Fall
unterhalb des bestehenden Fundamentes 4.21 Vorbelastung der neu hergestellten Unterfangung
ein seitlicher Verbau incl. Stirnverbau einzu- a) Schnitt
b) Ansicht
bringen. 1 vorhandene Brandwand
10. Umfangreichere Unterfangungen werden 2 vorhandenes Fundament
besser und wirtschaftlicher aus Beton her- 3 Bleiplatte zur Druckverteilung
4 offene Restfuge (10 cm breit)
gestellt (schneller und raumsparender Ma- 5 Öldruckpresse
terialtransport durch Schüttrohre, guter 6 Unterfangung
Anschluss an das anstehende Erdreich). Die 7 vorläufig offengehaltene Nische für Öldruckpresse
Verwendung maschineller Rüttelgeräte ist
hier wegen der Gefahr der Schwingungsüber-
tragung nicht zulässig. grubensohle vor Wasser und Frost zu schüt-
zen (sturmsichere Abdeckung mit Planen,
Vor dem Schließen der Anschlussfuge wer- Ableitung des Wassers, Abdeckung).
den die neuen Fundamente mit Hilfe von hy-
draulischen Pressen vorbelastet. Nach Festle- 14. Die Absteifungen vorhandener Gebäude bzw.
gen der Druckkolben wird die Fuge mit Beton Bauwerksteile dürfen erst entfernt werden,
ausgepresst. Die Pressen werden nach Erhär- wenn die ausgeführten Unterfangungen ihre
ten des Fugenbetons ausgebaut (Bild 4.21). volle Tragfähigkeit haben.
Verkeilungen und auch Verpressungen, die Unterfangungsarbeiten sollten nur von dafür
auch wiederholt werden können, haben das spezialisierten erfahrenen Fachfirmen und bei
Ziel, Setzungen der Unterfangungswand be- guten Witterungsverhältnissen ausgeführt wer-
reits vorwegzunehmen. den. Sie bedürfen der besonders intensiven Über-
11. Das neue Fundament mit normaler Ringver- wachung und Dokumentation durch die örtliche
ankerung ist abschnittweise gleichzeitig mit Bauleitung.
dem Fundament der Unterfangung auszu-
führen. Die Unterkanten der Fundamente Spezialtiefbau. Weiterhin gibt es Unterfan-
müssen auf gleicher Höhe liegen. Die Enden gungsverfahren des Spezialtiefbaus wie Injektio-
von Ringankern der einzelnen Abschnit- nen, Vereisung, Kleinbohrpfahlgründungen und
te sind zunächst hochzubiegen. Die Über- Düsenstrahlverfahren, die in dieser Norm nicht
deckungslänge soll ca. 50 cm betragen. behandelt werden. Die Anforderungen der DIN
12. Ist eine Längsbewehrung des neuen Fun- 4123 gelten jedoch auch hier, soweit diese nicht
damentes erforderlich, so wird zunächst in durch Spezialverfahren auf andere Weise erfüllt
gleicher Höhe mit dem Fundament der Un- werden.
terfangung abschnittweise ein unbewehrtes Maßnahmen nach DIN 4123 schließen auch bei
Fundament hergestellt, nach Erhärten wird sorgfältiger Planung und Ausführung geringför-
darauf in ganzer Länge das Stahlbetonfunda- mige Verformungen an bestehenden Gebäude-
ment betoniert. teilen nicht vollständig aus. Als weitgehend un-
13. Bei Unterfangungsarbeiten im Winter sind vermeidbar gelten Haarrisse und Setzungen der
Mauerwerk und (bei bindigen Böden) Bau- unterfangenen Gebäudeteile bis 5 mm Breite.
60 4 Fundamente

4.6 Fundamenterder Wänden herauszuführen und flexibel dehnbar


und kontrollierbar zu verbinden. An den Funda-
Die in fast allen Gebäuden in großer Zahl vor- menterder werden über Anschlussplatten und
handenen metallischen Heizungs-, Sanitär- und über eine Potentialausgleichsschiene alle metal-
Elektroinstallationsleitungen können sich durch lisch leitenden Systeme angeschlossen, so dass
Verschleppen elektrischer Spannungen unter- ein Potentialausgleich erzielt wird.
einander beeinflussen. Um in derartigen Fällen Fundamenterder bestehen aus Bandstahl 30 ×
Schutz gegen gefährliche Berührungsspannun- 3,5 mm oder Rundstahl mit min. 10 mm Durch-
gen zu erzielen, wird in der Regel in betonierte messer und sind entweder verzinkt oder werden
Gebäudefundamente (Betonüberdeckung min. durch den umhüllenden Beton ohne zusätzliche
4 5 cm) ringförmig in Feldgrößen von max. 20 × Maßnahmen vor Rost geschützt (Bild 4.22a bis
20 m ein Fundamenterder nach VDE-Vorschrift c). Für Anschlussteile sind feuerverzinkte Bautei-
bzw. DIN 18 014 vorzugsweise hochkant einge- le mit Kunststoffummantelung oder Edelstahl zu
legt. Darüber hinaus sind Fundamenterder ge- verwenden. Im Erdreich liegende Fundamenter-
eignet, die notwendige Erdung für Blitzschutz- der (Ringerder) sind in Edelstahl auszuführen.
systeme zu erfüllen. Der Anordnung der Anschlussfahnen innerhalb
Der Fundamenterder darf über Bewegungs- und der Wandquerschnitte ist aus Gründen der Ver-
Setzungsfugen in Bauwerken nicht geführt wer- meidung von Durchdringungen von Wandab-
den. Hier sind die Erder aus den senkrechten dichtungen der Vorzug zu geben.

2 2 2
10
4

7 7 7

11

6 6

1 1

5 5

3 3

4.22a 4.22b 4.22c

4.22 Fundamenterder
a) Ausführung bei Mauerwerk auf Streifenfundament
b) Ausführung bei geklebter Abdichtung gegen drückendes Wasser (Schwarze Wanne)
c) Ausführung bei Abdichtung gegen drückendes Wasser mit wasserundurchlässigem Beton (Weiße Wanne)
1 Fundamenterder; feuerverzinkter Bandstahl 30/3,5 mm, hochkant auf Abstandhaltern
2 Anschluss-„Fahne“ mit Verbinderklemme, freies Ende > 1,00 m, oder angeschlossen an Potentialausgleichschiene
3 Abstandhalter 7 Außenwand
4 flexibles Überrohr bei Stahlbetonwänden 8 Verbindung mit Bewehrung
5 Sauberkeitsschicht 9 Schutzschicht aus Magerbeton
6 Streifenfundament bzw. Fundamentplatte 10 höchster Grundwasserstand
11 Fugendichtungsband
4.7 Normen 61

4.7 Normen1)
Norm Ausgabedatum Titel

DIN 1054 01.2005 Baugrund; Standsicherheitsnachweise im Erd- und Grundbau


DIN 1054/Ber. 2 04.2007 –; Berichtigungen zu DIN 1054: 2005-01
DIN 1054/Ber. 3 01.2008 –; Berichtigungen zu DIN 1054: 2005-01
DIN 1054/Ber. 4 10.2008 –; Berichtigungen zu DIN 1054: 2005-01
DIN 1055-2 02.1976 Lastannahmen für Bauten; Bodenkenngrößen, Wichte, Reibungswinkel, Kohäsion,

E DIN 1055-2 01.2007


Wandreibungswinkel
Einwirkungen auf Tragwerke; Bodenkenngrößen
4
DIN EN 1536 06.1999 Ausführung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezialtiefbau);
Bohrpfähle
E DIN 1536 01.2009 –; Bohrpfähle
DIN EN 1998-5 03.2006 Eurocode 8: Auslegung von Bauwerken gegen Erdbeben – Gründungen,
Stützbauwerke und geotechnische Aspekte
DIN 4017-1 03.2006 Baugrund - Berechnung des Grundbruchwiderstandes von Flachgründungen
DIN 4017-1 Bbl.1 11.2006 –; –; Berechnungsbeispiele
DIN 4018 09.1974 –; Berechnung der Sohldruckverteilung unter Flachgründungen
DIN 4107 01.1978 Baugrund; Setzungsbeobachtungen an entstehenden und fertigen Bauwerken
DIN 4123 09.2000 Ausschachtungen, Gründungen und Unterfangungen im Bereich bestehender
Gebäude
E DIN 4123 12.2008 Ausschachtungen, Gründungen und Unterfangungen im Bereich bestehender
Gebäude
DIN 4124 10.2002 Baugruben und Gräben; Böschungen, Verbau, Arbeitsraumbreiten
DIN 4126 08.1986 Ortbeton - Schlitzwände; Konstruktion und Ausführung
E DIN 4126 08.2004 Nachweis der Standsicherheit von Schlitzwänden
E DIN 4126 Bbl. 1 09.2004 –; Erläuterungen
DIN 4149 04.2005 Bauten in deutschen Erdbebengebieten – Lastannahmen, Bemessung und
Ausführung üblicher Hochbauten
DIN EN 12 699 05.2001 Ausführung spezieller geotechnischer Arbeiten (Spezialtiefbau); Verdrängungs-
pfähle
DIN EN 12 794 08.2007 Betonfertigteile – Gründungspfähle
DIN EN 12 794/Ber. 1 04.2009 –; –; Berichtigung zu DIN EN 12 794: 2007-08
DIN EN 14 199 05.2005 Ausführung von besonderen geotechnischen Arbeiten (Spezialtiefbau)
– Pfähle mit kleinen Durchmessern (Mikropfähle)
DIN EN ISO 14 688-1 01.2003 Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Benennung, Beschreibung und
Klassifizierung von Boden; Benennung und Beschreibung
DIN EN ISO 14 688-1 11.2004 –; –; Grundlagen für Bodenklassifizierungen
DIN EN ISO 14 689 04.2004 –; Benennung, Beschreibung und Klassifizierung von Fels; Benennung und
Beschreibung
DIN EN 14 991 07.2007 Betonfertigteile – Gründungselemente
DIN 18 014 09.2007 Fundamenterder; Allgemeine Planungsgrundlagen
DIN EN 50 164-2 03.2009 Blitzschutzbauteile – Anforderungen an Leitungen und Erder VDE 0185-202

1) s. a. Abschn. 3.7
62 4 Fundamente

4.8 Literatur
[1] Ahnert, R., Krause, K. H.: Typische Baukonstruktionen, Bd. 1 – Gründungen, Abdichtungen, tragende Wände, Gesimse,
Hausschornsteine, tragende Wände aus Holz, alte Maßeinheiten. Berlin 2009
[2] Dörken, W., Dehne, E.: Grundbau in Beispielen Teil 2; Kippen, Gleiten, Grundbruch, Setzungen, Flächengründungen,
Stützkonstruktionen, Vergleich mit dem alten Sicherheitskonzept, Risse in Bauwerken. Köln 2007
[3] Goldscheider, M., Eckert, H.: Baugrund und historische Gründungen – Untersuchen, Beurteilen, Instandsetzen;
Sonderforschungsbericht 315. Uni Karlsruhe 2003
[4] Grassnick, A., Holzapfel, W.: Der schadenfreie Hochbau. Köln–Braunsfeld 1994
[5] Hettler, A.: Gründung von Hochbauten. Berlin 2000
4 [6] Hilmer, K., Knappe M., Englert, K.: Gründungsschäden. Stuttgart 2004
[7] Pech, A., Würger, E.: Gründungen. Wien 2005
[8] Nodoushani, M.: Handbuch Gründungsschäden – Erkennen und Instandsetzen. Basel 2004
[9] Schmidt, H. H.: Grundlagen der Geotechnik. Stuttgart, Wiesbaden 2006
[10] Schmidt, P.: Gründungen bei Altbauten und Baudenkmälern. Stuttgart 1990
[11] Schmitt, H., Heene, A.: Hochbaukonstruktion. Wiesbaden 2001
[12] Schnell, W.: Verfahrenstechnik der Pfahlgründungen. Stuttgart 1996.
[13] Simmer, K.: Grundbau Teil 1: 20. Aufl. Stuttgart 2001. Teil 2: 18. Aufl. Stuttgart, Wiesbaden 1999
[14] Smoltczyk, U. (Hrsg.): Grundbau – Taschenbuch, Teil 3: Gründungen. Berlin 2001
63

5 Beton- und Stahlbetonbau

5.1 Allgemeines Im Stahlbeton (bewehrter Beton) werden die in


den Bauteilen auftretenden Druckspannungen
vom Beton, die Zug- und Schubspannungen von
5.1.1 Allgemeine Eigenschaften der Bewehrung aufgenommen. Die Lage der Be-
des Betons wehrung innerhalb des Betonkörpers und deren
Abmessungen wird durch statische Berechnung
Der Beton- und Stahlbetonbau ist ein ausgedehn- festgelegt. Das Zusammenwirken von Stahl und
tes Sachgebiet des Bauwesens. Es kann hier nur Beton zur Aufnahme der Schnittgrößen (s. DIN
in einem Rahmen behandelt werden, wie er der
Anwendung bei einfacheren Bauvorhaben des
1045-1) wird dadurch ermöglicht, dass die Wär-
medehnzahlen beider Stoffe fast gleich sind, der
5
Hochbaues entspricht. Beton fest am Stahl haftet und eine Rostbildung
Für die Bemessung, Herstellung und Bauausfüh- bei sachgemäßer Umhüllung des Stahls mit vor-
rung von Beton gelten DIN 1045 Teile 1–4 und schriftsmäßig gemischtem Beton nicht eintritt.
DIN EN 206-1.
Spannbeton ist durch eine künstliche Vorspan-
Beton ist ein künstlicher Stein, der aus Zement als nung der Bewehrungsstähle gekennzeichnet.
Bindemittel sowie natürlichen oder künstlichen, Grundgedanke ist es, den äußeren Beanspru-
dichten oder porigen mineralischen Stoffen (Ge- chungen einen definierten Druckspannungszu-
steinskörnungen), die ungebrochen oder gebro- stand im Inneren des Betons entgegen wirken
chen sein können und Wasser hergestellt wird. Er zu lassen. Die Bauteile erhalten unter Belastung
erhärtet an der Luft und auch unter Wasser. Be- im gesamten Querschnitt praktisch nur Druck-
ton kann hohe Druckfestigkeiten erreichen. Seine spannung. Beim Stahlbeton infolge der geringen
Biegezug-, Zug- und Schubfestigkeit, die wie bei Betonzugfestigkeiten auftretende Rissbildungen
allen natürlichen und künstlichen Steinen gering können reduziert oder ganz vermieden werden.
ist, kann durch eine Stahlbewehrung bedeutend Damit sind Querschnittsverringerungen möglich,
erhöht werden. es kann an Eigengewicht der Bauteile gespart
Aus dem Dreistoffsystem Beton (Zement, Ge- werden und die hohe Druckfestigkeit des Betons
steinskörnung, Wasser) wird zunehmend ein kann in vielen Fällen besser ausgenutzt werden.
Fünfstoffsystem aus Zement, Gesteinskörnung Die verschiedenen Arten der Vorspannung kön-
Wasser, Betonzusatzmittel und Betonzusatzstoff. nen grundsätzlich nach folgenden Merkmalen
Dabei können viele Eigenschaften des Frisch- unterschieden werden:
und des Festbetons mit Betonzusatzmitteln und tVerbund zwischen Spannstahl und Beton (Vor-
Betonzusatzstoffen gezielt beeinflusst werden. spannung mit/ohne Verbund)
Innovative Betone wie der Selbstverdichtende
Beton oder der Hochfeste Beton sind ohne Be- tFührung des Spannstahls innerhalb bzw. au-
tonzusatzmittel bzw. -stoffe nicht realisierbar. ßerhalb des Betonquerschnitts (interne/exter-
ne Vorspannung)
Stahlbeton ist wegen seiner großen Festigkeit, tZeitpunkt der Herstellung des Verbunds zwi-
seiner Widerstandsfähigkeit gegen Erschütterun- schen Beton und Spannstahl (Vorspannung mit
gen und seiner Feuerbeständigkeit besonders sofortigem/nachträglichem Verbund)
für die Ausführungen von tragenden Bauteilen tZeitpunkt des Spannens (Spannen im Spann-
wie Stützen, Unterzügen, Decken und Treppen bett/Spannen gegen den erhärteten Beton
und sowohl für einheitliche Konstruktionssyste-
me (Stahlbetonskelettbau) als auch für die Her- Beton ist heute der am häufigsten verwendete
stellung vorgefertigter oder auf der Baustelle Konstruktionsbaustoff im Bauwesen. Dies liegt in
betonierter Wände geeignet. Die leichte Form- einer Reihe von Vorzügen begründet:
barkeit gestattet die Ausführung nahezu belie-
big gestalteter Bauteile, sofern die erforderliche tnahezu unbegrenzte Formbarkeit
Einschalung wirtschaftlich herzustellen ist und tverhältnismäßig preisgünstige Ausgangsstoffe
konstruktiv ausreichende Abmessungen gewähr- tvielfältige Variationsmöglichkeiten der Frisch-
leistet werden können. und Festbetoneigenschaften entsprechend der
64 5 Beton- und Stahlbetonbau

vorgesehenen Verarbeitung und der Beanspru- Expositionsklassen


chung des Bauteils
Neben der Bemessung für äußere Lasten (Tragfä-
thohe Dauerhaftigkeit bei fachgerechter Her- higkeit) ist zusätzlich die Dauerhaftigkeit von Be-
stellung tonbauwerken bzw. Betonbauteilen sicherzustel-
tniedriger Unterhaltungsaufwand len. Hierzu müssen geeignete Annahmen für die
zu erwartenden Umwelteinwirkungen getroffen
werden. In DIN 1045 sind die Anforderungen an
den Beton in Abhängigkeit von den möglichen
5.1.2 Klassifizierung des Betons Einwirkungen durch Expositionsklassen festge-
legt. Mindestbetondruckfestigkeit, Grenzwerte
Betonentwurf der Betonzusammensetzung, Betondeckung der
Beim Betonentwurf wird je nach Verantwortlich- Bewehrung, rechnerische Rissbreiten des Betons
5 keit für die Zusammensetzung des verwendeten und Nachbehandlungsdauer werden den Exposi-
tionsklassen zugeordnet.
Betons unterschieden nach Standardbeton, Be-
ton nach Zusammensetzung und einem Beton Für die Festlegungen der Dauerhaftigkeit stehen
nach Eigenschaften. insgesamt acht Expositionsklassen zur Verfü-
gung, die jeweils in bis zu vier Stufen unterglie-
Standardbeton dert sind. Unterschieden werden Einwirkungen
auf die Bewehrung im Beton (Bewehrungskorro-
Für Standardbeton gelten gewisse Einschränkun- sion), auf den Beton selbst (Betonangriff) sowie
gen und Grenzwerte. Zur Erzielung der geforder- Feuchtigkeitsklassen zur Vermeidung schädigen-
ten Eigenschaften ist seine Zusammensetzung der Alkali-Kieselsäurereaktion AKR (einer Treib-
mit entsprechenden Sicherheiten ausgestattet. reaktion zwischen Kieselsäure in bestimmten
Seine Anwendung ist auf wenige Druckfestig- Gesteinskörnungen und Alkalien im Zement, sie-
keits- (bis C 16/20) und Expositionsklassen (X0, he Tabelle 5.1).
XC1, XC2) beschränkt. Standardbeton wird in In Abhängigkeit von der Lage bzw. Nutzung eines
Deutschland selten angewendet und ist mit Aus- Bauteiles können auch mehrere Expositionsklas-
nahme kleiner Betonagen i. d. R. unwirtschaftlich. sen angegeben werden. In solchen Fällen muss
der Hersteller die jeweils höchsten Anforderungen
Beton nach Zusammensetzung aus allen angegebenen Expositionsklassen be-
rücksichtigen. Eine Zuordnung von Expositions-
Beim Beton nach Zusammensetzung gibt der
klassen zu praxisüblichen Bauteilen enthält [3].
Planer die genaue Mischungszusammensetzung
vor. Er trägt damit auch die Verantwortung für Neben den Expositionsklassen kann der Planer
die Eigenschaften. Der Hersteller (Transportbe- auch andere Anforderungen festlegen ohne das
tonwerk, Fertigteilwerk) ist dann nur noch für Kriterium „Beton nach Eigenschaften“ zu verlas-
die genaue Einhaltung der vorgegebenen Men- sen. Diese sind:
gen beim Mischen verantwortlich. Beton nach tBesondere Anforderungen an die Gesteinkör-
Zusammensetzung findet vorrangig bei sehr nung
großen Betonbauwerken wie z. B. Wasserbauten tLuftporen (LP-Bildner)
oder für spezielle Beanspruchungen wie z. B. bei tFrischbetontemperatur
Kühltürmen Anwendung.
tFestigkeitsentwicklung
tWärmeentwicklung
Beton nach Eigenschaften
tVerzögertes Ansteifen
Beim Beton nach Eigenschaften bestimmt der tWassereindringwiderstand
Planer die Umgebungsbedingungen und damit
tAbriebwiderstand
die Eigenschaften, die der Beton haben muss.
Diese Umgebungsbedingungen sind in Exposi- tSpaltzugfestigkeit
tionsklassen eingeteilt. Der Hersteller des Betons
(Transportbetonwerk, Fertigteilwerk) trägt dann Klassifizierung nach der Trockenrohdichte
die Verantwortung, dass die Eigenschaften des
Betons eingehalten werden. Beton nach Eigen- tLeichtbeton 0,8 bis 2,0 kg/dm3
schaften ist die übliche Form des Betonentwurfs t(Normal)-Beton > 2,0 bis 2,6 kg/dm3
im Hoch- und Tiefbau. tSchwerbeton > 2,6 kg/dm3
5.1 Allgemeines 65

Tabelle 5.1 Expositionsklassen, bezogen auf die Umweltbedingungen (DIN 1045-2)

Klasse Umgebung Beispiele min fck


kein Korrosions- oder Angriffsrisiko1)
X0 alle Expositionsklassen Füllbeton; Sauberkeitsschichten; C8/10
außer XF, XA, XM Fundamente ohne Bewehrung und ohne Frost; C12/15
Innenbauteile ohne Bewehrung

Bewehrungskorrosion durch Karbonatisierung2)


XC1 trocken oder ständig nass Bauteile in Innenräumen mit üblicher Luftfeuchte (einschließlich C16/20
Küche, Bad und Waschküche in Wohngebäuden);
Beton, der ständig in Wasser getaucht ist
XC2 nass, selten trocken Teile von Wasserbehältern; Gründungsbauteile C16/20
XC3 mäßige Feuchte Bauteile, zu denen die Außenluft häufig oder ständig Zugang hat, C20/25 5
z. B. offene Hallen;
Innenräume mit hoher Luftfeuchtigkeit z. B. in gewerblichen
Küchen, Bädern, Wäschereien, in Feuchträumen von Hallenbädern
und in Viehställen
XC4 wechselnd nass und trocken Außenbauteile mit direkter Beregnung C25/30
1) Bauteile ohne Bewehrung oder eingebettetes Metall in nicht Beton angreifender Umgebung
2) Beton, der Bewehrung oder anderes eingebettetes Metall enthält und Luft sowie Feuchtigkeit ausgesetzt ist

Bewehrungskorrosion durch Chloride außer Meerwasser1)


XD1 mäßige Feuchte Bauteile im Sprühnebelbereich von Verkehrsflächen; Einzelgaragen C30/373)
XD2 nass, selten trocken Solebäder; C35/453)
Bauteile, die chloridhaltigen Industrieabwässern ausgesetzt sind
XD3 wechselnd nass und trocken Teile von Brücken mit häufiger Spritzwasserbeanspruchung; C35/453)
Fahrbahndecken; Parkdecks

Bewehrungskorrosion durch Chloride aus Meerwasser2)


XS1 salzhaltige Luft, aber kein un- Außenbauteile in Küstennähe C30/373)
mittelbarer Kontakt mit Meer-
wasser
XS2 unter Wasser Bauteile in Hafenanlagen, die ständig unter Wasser liegen C35/453)
XS3 Tidebereiche, Spritzwasser- Kaimauern in Hafenanlagen C35/453)
und Sprühnebelbereiche
1) Beton, der Bewehrung oder anderes eingebettetes Metall enthält und chloridhaltigem Wasser, einschließlich Taumittel,
ausgenommen Meerwasser ausgesetzt ist
2) Beton, der Bewehrung oder anderes eingebettetes Metall enthält, Chloriden aus Meerwasser oder salzhaltiger Seeluft
ausgesetzt ist
3) Bei LP-Beton, z. B. aufgrund gleichzeitiger Anforderung aus Expositionsklasse XF eine Festigkeitsklasse niedriger

Frostangriff mit oder ohne Taumittel1)


XF1 mäßige Wassersättigung, Außenbauteile C25/30
ohne Taumittel
XF2 mäßige Wassersättigung, Bauteile im Sprühnebel- oder Spritzwasserbereich von taumittel- C35/453)
mit Taumittel behandelten Verkehrsflächen, soweit nicht XF4;
Betonbauteile im Sprühnebelbereich von Meerwasser
XF3 hohe Wassersättigung, offene Wasserbehälter; C35/453)
ohne Taumittel Bauteile in der Wasserwechselzone von Süßwasser
XF4 hohe Wassersättigung, Verkehrsflächen, die mit Taumittel behandelt werden; C30/37
mit Taumittel überwiegend horizontale Bauteile im Spritzwasserbereich von tau-
mittelbehandelten Verkehrsflächen; Räumerlaufbahnen von Klär-
anlagen; Meerwasserbauteile in der Wasserwechselzone

(Fußnoten zu Frostangriff mit oder ohne Taumittel siehe nächste Seite)


66 5 Beton- und Stahlbetonbau

Tabelle 5.1 (Fortsetzung)

Klasse Umgebung Beispiele min fck


Betonangriff durch Verschleißbeanspruchung2)
XM1 mäßige Verschleiß- tragende oder aussteifende Industrieböden mit Beanspruchung C30/374)
beanspruchung durch luftbereifte Fahrzeuge
XM2 starke Verschleiß- tragende oder aussteifende Industrieböden mit Beanspruchung C35/454) 5)
beanspruchung durch luft- oder vollgummibereifte Gabelstapler
XM3 sehr starke Verschleiß- tragende oder aussteifende Industrieböden mit Beanspruchung C35/454) 6)
beanspruchung durch elastomer- oder stahlrollenbereifte Gabelstapler;
Oberflächen, die häufig mit Kettenfahrzeugen befahren werden;
Wasserbauwerke in geschiebebelasteten Gewässern, z. B. Tosbecken
1) Durchfeuchteter Beton, der in erheblichem Umfang Frost-Tau-Wechseln ausgesetzt ist
5 2)
3)
Beton, der einer erheblichen mechanischen Beanspruchung ausgesetzt ist
Bei LP-Beton zwei Festigkeitsklassen niedriger
4) Bei LP-Beton aufgrund gleichzeitiger Anforderung aus Expositionsklasse XF eine Festigkeitsklasse niedriger
5) Bei Oberflächenbehandlung des Betons eine Festigkeitsklasse niedriger
6) Hartstoffeinstreuung oder Hartstoffestrich erforderlich

Betonangriff durch aggressive chemische Umgebung1)

XA1 chemisch schwach angrei- Behälter von Kläranlagen; Güllebehälter C25/30


fende Umgebung nach
Tabelle unten
XA2 chemisch mäßig angreifende Betonbauteile, die mit Meerwasser in Berührung kommen; C35/452)
Umgebung nach Tabelle unten Bauteile in Beton angreifenden Böden
und Meeresbauwerke
XA3 chemisch stark angreifende Industrieabwasseranlagen mit chemisch angreifenden Abwässern; C35/452)
Umgebung nach Tabelle unten Futtertische der Landwirtschaft; Kühltürme mit Rauchgasableitung
1) Beton, der chemischen Angriffen durch natürliche Böden, Grund- oder Meerwasser gemäß nachfolgender Tabelle und
Abwasser ausgesetzt ist.
2) Bei LP-Beton aufgrund gleichzeitiger Anforderung aus Expositionsklasse XF eine Festigkeitsklasse niedriger

Grenzwerte für die Expositionsklassen bei chemischem Angriff durch Grundwasser1) 2)

chemisches Merkmal XA1 XA2 XA3


pH-Wert 6,5 … 5,5 < 5,5 … 4,5 < 4,5 und ≥ 4,0
Kalk lösende Kohlensäure 15 … 40 > 40 … 100 > 100
(CO2) [mg/l] bis zur Sättigung
Ammonium3) (NH4+) [mg/l] 15 … 30 > 30 … 60 > 60 … 100
Magnesium (Mg2+) [mg/l] 300 … 1000 > 1000 … 3000 > 3000
bis zur Sättigung
Sulfat (SO42–) [mg/l] 200 … 600 > 600 … 3000 > 3000 und ≤ 6000
1) Werte gültig für Wassertemperatur zwischen 5 °C und 25 °C sowie eine sehr geringe Fließgeschwindigkeit (näherungs-
weise wie für hydrostatische Bedingungen)
2) Der schärfste Wert für jedes einzelne Merkmal ist maßgebend. Liegen zwei oder mehrere angreifende Merkmale in der-
selben Klasse, davon mind. eines im oberen Viertel (bei pH im unteren Viertel), ist die Umgebung der nächsthöheren
Klasse zuzuordnen. Ausnahme: Nachweis über eine spezielle Studie, dass dies nicht erforderlich ist.
3) Gülle kann, unabhängig vom NH4+-Gehalt, in die Expositionsklasse XA1 eingeordnet werden.

Betonkorrosion infolge Alkali-Kieselsäure-Reaktion


WO trocken Innenbauteile; Bauteile, auf die Außenluft einwirkt, jedoch i. d. R.
rel. Luftfeuchte < 80 %
WF feucht Außenbauteile mit direkter Beregnung; Innenbauteile für Feuchträume
mit rel. Luftfeuchte von überwiegend > 80 %; massige Bauteile
(unabhängig von Feuchte); häufige Taupunktunterschreitung
WA feucht + Bauteile mit Meerwassereinwirkung; Güllebehälter, Bauteile nach
Alkalizufuhr von außen ZTV-ING; Betonfahrbahndecken (Bauklasse IV–VI)
WS WA + starke dyn. Beanspruchung Betonfahrbahndecken (Bauklasse SV, I–III)
5.1 Allgemeines 67

Klassifizierung nach dem Ort der Herstellung mitteln (Betonverflüssiger, Fließmittel) her-
gestellt. Fließbeton kann mit wesentlich ge-
tBaustellenbeton: Beton, dessen Bestandtei-
ringerem Verdichtungsaufwand als üblicher
le auf der Baustelle zugegeben und gemischt
Rüttelbeton eingebaut werden und eignet sich
werden. Als Baustellenbeton gilt auch solcher
für Bauteile mit komplizierter Geometrie und
Beton, der von bis zu 5 km entfernten Baustel-
hoher Bewehrung
len des gleichen Unternehmens herantranspor-
tiert wird. tSelbstverdichtender Beton (SVB) oder (SCC –
„Self Compacting Concrete“) entlüftet allein
tTransportbeton: Beton, dessen Bestandteile
unter dem Einfluss von Schwerkraft und fließt
außerhalb der Baustelle dosiert werden und
bis zum Niveauausgleich. Eine Verdichtung des
der in Fahrzeugen an der Baustelle in einbau-
Betons ist unnötig. Er eignet sich für Bauteile
fertigem Zustand übergeben wird. Im Regelfall
mit komplizierter Geometrie und hoher Beweh-
erfolgt das Dosieren und Mischen des Betons
rung. Herstellung, Verarbeitung und Überwa-
im Transportbetonwerk
chung erfordern hohen betontechnologischen 5
Sachverstand.
Klassifizierung nach dem Ort des Einbringens
tVakuumbeton setzt man zur Herstellung mo-
tOrtbeton: Beton, der als Frischbeton auf der nolithischer Betonböden und -decken ein,
Baustelle in seine endgültige Lage gebracht wenn hohe Beanspruchungen der Betonober-
wird und dort erhärtet. fläche zu erwarten sind. Dabei wird der in die
tBetonfertigteile, Betonwaren, Betonwerk- Schalung gebrachte Frischbeton verdichtet
stein: Beton, der vorgefertigt wird und erst und besonders höhengenau abgezogen. Mit
nach der Erhärtung in seine endgültige Lage Hilfe von speziellen Filtermatten wird durch
gebracht wird. Vakuumwirkung dem Beton Überschusswasser
entzogen. Dabei sinkt der Wasserzementwert
Klassifizierung nach dem Fördern, und der Beton wird im oberflächennahen Be-
Verarbeiten und Verdichten reich zusätzlich verdichtet. Dadurch entsteht
eine sehr verschleißfeste Oberfläche.
tRüttelbeton ist die am meisten verwendete
Betonart. Der Beton wird mittels Rutsche, Be- tSchleuderbeton: Beton, der durch Schleudern
tonkübel, Betonpumpe oder Förderband in die in rotierenden Hohlkörperformen verdichtet
Schalung gefördert und dort mit Innenrüttlern, wird, z. B. für Rohre, Masten, Pfähle, Stützen.
Oberflächenrüttlern oder Außenrüttlern ver- tStampfbeton wird erdfeucht oder steif einge-
dichtet. baut und mit Stampfern verdichtet. Er wird
tFließbeton oder leicht verdichtbarer Beton heute nur noch selten eingesetzt.
(Konsistenzklassen F5 bzw. F6 nach Tab. 5.2) tSpritzbeton wird zur Verstärkung vorhandener
wird unter Zusatz von flüssigen Betonzusatz- Konstruktionen z. B. beim Tunnelbau oder bei

Tabelle 5.2 Konsistenzklassen des Frischbetons

Konsistenzbezeichnung Klasse Ausbreitmaß [cm] Verdichtungsmaß [–]


sehr steif C0 – ≥ 1,46
steif C1 – 1,45 … 1,26
F1 ≤ 34 –
plastisch C2 – 1,25 … 1,11
F2 35 … 41 –
weich C3 – 1,10 … 1,04
F3 42 … 48 –
sehr weich F4 49 … 55 –
fließfähig F5 56 … 62 –
sehr fließfähig F6 ≥ 63 –

Regelkonsistenz Ortbeton: C3 und F3; Hochfester Beton: F3 und weicher; Zugabe FM vorgeschrieben: C3, F4 und weicher
Bei Ausbreitmaßen > 70 cm ist die DAfStb-Richtlinie „Selbstverdichtender Beton“ zu beachten
68 5 Beton- und Stahlbetonbau

der Betoninstandsetzung eingesetzt. Dabei Mehlkorngehalt


wird der Beton mit Druck auf die Bauteilober-
fläche gespritzt und steift dort in kurzer Zeit an. Um dem Beton ein geschlossenes Gefüge zu ge-
ben und ihn gut verarbeiten zu können, ist ein
ausreichender Mehlkorngehalt (Kornanteil bis
Klassifizierung nach der Konsistenz 0,125 mm) wichtig. Ein zu niedriger Mehlkornge-
Konsistenz ist ein Maß für die Verarbeitbarkeit halt kann ein Wasserabsondern des Betons, auch
und Verdichtbarkeit des Frischbetons. Sie muss „Bluten“ genannt, zur Folge haben. Andererseits
den Gegebenheiten angepasst sein. Eine Unter- kann ein zu hoher Mehlkorngehalt den Frischbe-
teilung des Betons nach der Konsistenz in sehr ton für die Verarbeitung zäh und klebrig machen,
steif, steif, plastisch, weich, sehr weich, fließfähig den Wasseranspruch erhöhen und die Festbeton-
und sehr fließfähig erfolgt durch die Definition eigenschaften verschlechtern. Der Mehlkornge-
von Konsistenzbereichen, siehe Tabelle 5.2. halt setzt sich zusammen aus dem Zement, dem
5 in der Gesteinskörnung enthaltenen Kornanteil 0
bis 0,125 mm und gegebenenfalls einem Beton-
Wasserzementwert zusatzstoff.
Als Wasserzementwert wird das Verhältnis des
Wassergehalts w zum Zementgehalt z im Beton
bezeichnet. Der Wasserzementwert ist besonders 5.1.3 Überwachungsklassen
wichtig für die Betondruckfestigkeit und die Ka-
pillarporosität es Betons. Davon wiederum hän- Bauunternehmungen müssen bei der Herstel-
gen ab der Wassereindringwiderstand, der Frost- lung von Betonbauwerken durch eine regelmä-
widerstand und auch der Widerstand gegenüber ßige Überwachung aller Tätigkeiten sicherstel-
chemischem Angriff. Er wird mit w/z oder ω be- len, dass ihre Leistung in Übereinstimmung mit
zeichnet. den geltenden Regelwerken und der Projektbe-

Tabelle 5.3 Überwachungsklassen für Beton (DIN 1045-3)

Gegenstand Überwachungsklasse 1 Überwachungsklasse 21) Überwachungsklasse 31)


Druckfestigkeitsklasse für ≤ C 25/302) ≥ C 30/37 und ≤ C 50/60 ≥ C 55/67
Normal- und Schwerbeton
Druckfestigkeitsklasse
für Leichtbeton der
Rohdichteklassen
D1,0 bis D1,4 nicht anwendbar ≤ LC 25/28 ≥ LC 30/33
D1,6 bis D2,0 ≤ LC 25/28 LC 30/33 und LC 35/38 ≥ LC 40/44
Expositionsklasse X0, XC, XF1 XS, XD, XA, XM3), XF2, XF3, XF4 –
Besondere – t Beton für wasserundurchlässige –
Betoneigenschaften Baukörper (z. B. Weiße Wannen)4)
t Unterwasserbeton
t Beton für hohe Gebrauchstempera-
turen T ≤ 250 °C
t Strahlenschutzbeton (außerhalb
des Kernkraftwerkbaus)
t Für besondere Anwendungsfälle
(z. B. Verzögerter Beton, Betonbau
beim Umgang mit wassergefährden-
den Stoffen) sind DAfStb-Richtlinien
anzuwenden.
1) Zusätzliche Anforderungen an die Eigenüberwachung sowie Überwachung durch eine dafür anerkannte
Überwachungsstelle (Fremdüberwachung).
2) Spannbeton der Festigkeitsklasse C25/30 ist stets Überwachungsklasse 2.
3) Gilt nicht für übliche Industrieböden.
4) Beton mit hohem Wassereindringwiderstand darf in die Überwachungsklasse 1 eingeordnet werden, wenn der
Baukörper nur zeitweilig aufstauendem Sickerwasser ausgesetzt ist und wenn in der Projektbeschreibung nichts anderes
festgelegt ist.
5.1 Allgemeines 69

schreibung erfolgt. Die verwendeten Baustoffe Druckfestigkeitsklassen für den Beton festgelegt
und Bauteile müssen auf der Baustelle auf Ihre (Tabelle 5.4).
Übereinstimmung mit diesen Anforderungen Beispiel: Bei Beton der Druckfestigkeitsklasse
überprüft werden. Je nach Betonbaumaßnah- C 25/30 steht „C“ für den englischen Begriff für
me wird zur Qualitätssicherung des Betons ein Beton „concrete“, „25“ für die Druckfestigkeit ge-
unterschiedlich hoher Überwachungsaufwand prüft nach 28 Tagen an einem Zylinder mit 300
gefordert. DIN 1045-3 formuliert mit den Über- mm Höhe und 150 mm Durchmesser und „30“ für
wachungsklassen 1, 2 und 3 ein mehrstufiges die Druckfestigkeit geprüft an einem Würfel mit
Überwachungssystem (Tab. 5.3). Die Anforde- der Kantenlänge 150 mm (ebenfalls nach 28 Ta-
rungen an die Überprüfung der maßgebenden gen) gemessen in MPa bzw. N/mm2. In Deutsch-
Frisch- und Festbetoneigenschaften nehmen mit land wird im Regelfall am Würfel geprüft. Die
aufsteigender Überwachungsklasse zu. Der Über- Norm-Lagerungsbedingungen sind nach euro-
wachungsaufwand und die Klasseneinteilung päischen Normen 28 Tage unter Wasser. Alterna-
richten sich nach der Betondruckfestigkeitsklasse, tiv wird in Deutschland mit einer kombinierten 5
den Expositionsklassen und ggf. den besonderen Nass-/Trockenlagerung gearbeitet. Bis zum 7. Tag
Betoneigenschaften. In der Überwachungsklasse erfolgt die Lagerung der Prüfkörper im Wasser,
1 ist der Bauleiter des Bauunternehmens für die danach bis zum 28. Tag an der Luft. In diesem Fall
Überwachung verantwortlich. In den Überwa- muss das Ergebnis der Druckfestigkeitsprüfung
chungsklassen 2 und 3 erfolgt die Eigenüberwa- mit dem Faktor 0,92 abgemindert werden.
chung durch eine so genannte ständige Beton- Die Festigkeitsklasse gilt dann als erreicht, wenn
prüfstelle. Zusätzlich ist eine Überwachung durch bei der Konformitätskontrolle des Betonherstel-
eine so genannte anerkannte Überwachungs- lers (statistische Produktionskontrolle) der Mit-
stelle erforderlich (Fremdüberwachung). telwert fcm aus drei Proben um 4 N/mm2 höher
ist als die charakteristische Druckfestigkeit fck (in
5.1.4 Festigkeit unserem Beispiel 30 N/mm2 + 4 N/mm2 bei Prü-
fung an Würfeln) und wenn der kleinste Einzel-
Entsprechend den unterschiedlichen statischen wert nicht mehr als 4 N/mm2 kleiner ist als die
Anforderungen und den Anforderungen aus den charakteristische Druckfestigkeit (in unserem Bei-
Umgebungsbedingungen (Expositionsklassen) spiel 30 N/mm2 – 4 N/mm2). Liegen schon mehr
an die aus Beton bzw. Stahlbeton hergestellten als 35 Prüfungen vor gilt für den Mittelwert fcm ≥
Bauteile werden durch den Tragwerksplaner fck + 1,48 σ (σ ist die Standardabweichung).

Tabelle 5.4 Druckfestigkeitsklassen für Normal- und Schwerbeton

Druckfestigkeitsklasse fck, cyl1) [N/mm2] fck, cube2) [N/mm2] Betonart

C8/10 8 10 Normal- und


C12/15 12 15 Schwerbeton
C16/20 16 20
C20/25 20 25
C25/30 25 30
C30/37 30 37
C35/45 35 45
C40/50 40 50
C45/55 45 55
C50/60 50 60

C55/67 55 67 Hochfester
C60/75 60 75 Beton
C70/85 70 85
C80/95 80 95
C90/1053) 90 105
C100/1153) 100 115
1) fck, cyl = charakteristische Festigkeit von Zylindern, Durchmesser 150 mm, Länge 300 mm, Alter 28 Tage, Lagerung
nach EN 12 390-2.
2) fck, cube = charakteristische Festigkeit von Würfeln, Kantenlänge 150 mm, Alter 28 Tage, Lagerung nach EN 12 390-2.
3) Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung oder Zustimmung im Einzelfall erforderlich.
70 5 Beton- und Stahlbetonbau

5.1.5 Rohdichte bis 40 cm Dicke müssen einen höchstzulässigen


Wasserzementwert von 0,60 einhalten, zusätzlich
Die Rohdichte ist u. a. abhängig von Art, Korngrö- gilt ein Mindestzementgehalt von 280 kg/m3 und
ße und Kornzusammensetzung der Gesteinskör- eine Mindestdruckfestigkeitsklasse von C25/30.
nungen, die in der Regel aus natürlichem oder Bauteile mit mehr als 40 cm Dicke müssen einen
künstlichem, dichtem oder porigem Gestein be- Wasserzementwert von 0,70 einhalten.
stehen (Tab. 5.5). Neben der DIN 1045/DIN EN 206-1 gilt für was-
Normalbeton und Schwerbeton haben ein ge- serundurchlässige Bauwerke aus Beton auch die
schlossenes, möglichst dichtes Gefüge. Gesteins- Richtlinie des Deutschen Ausschusses für Stahl-
körnungen sind in der Hauptsache Sand, Kies, beton „Wasserundurchlässige Bauwerke aus Be-
Schotter; für Schwerbeton (Anwendung z. B. ton“ (kurz wu-Richtlinie). In dieser Richtlinie sind
beim Strahlenschutz) auch Schwerspat, Magnetit, weitere Punkte für Beton mit hohem Wasserein-
Baryt oder Stahlschrott. Normalbeton weist mit dringwiderstand vorgegeben:
5 2,1 W/mK bis 2,8 W/mK ungünstige Wärmeleit- tKonsistenzklasse F3 oder weicher
zahlen auf. Für Bauteile, die für sich allein oder tunter Berücksichtigung von Witterung und
im Zusammenhang mit anderen Materialien An- Bauteildicke sind zu beachten: die Frischbeton-
forderungen an den Wärmeschutz genügen müs- temperatur, die Hydratationswärmeentwick-
sen, wird daher öfters Leichtbeton verwendet. lung des Betons und die Nachbehandlung
Leichtbeton hat ein poriges Gefüge durch Ge-
tbei Ausnutzung der Mindestwandstärke (Ta-
steinskörnungen aus Blähglas, Naturbims, Hüt-
belle in der wu-Richtlinie) und bei Beanspru-
tenbims, Lava- oder porigen Hochofenschlacken,
chungsklasse 1 (drückendes Wasser, zeitweise
Blähton, Blähschiefer, Vermiculit (Blähglimmer),
aufstauendes Sickerwasser, nichtdrückendes
u. a. Je nach Rohdichte beträgt die Wärmeleitfä-
Wasser) ist ein Beton mit einem (w/z)eq ≤ 0,55
higkeit 0,44 W/mK bis 1,6 W/mK.
und bei Wänden ein Größtkorn ≤ 16 mm zu ver-
wenden.
5.1.6 Besondere Betoneigenschaften tbei freien Fallhöhen von mehr als 1 m ist stets
eine Anschlussmischung zu verwenden.
Da die meisten Betoneigenschaften durch die Beton mit hohem Wassereindringwiderstand ist
Expositionsklassen abgedeckt sind, bleiben als in die Überwachungsklasse 2 einzustufen. Er darf
„Besondere Betoneigenschaften“ nur der Beton nur dann in die Überwachungsklasse 1 eingestuft
mit hohem Wassereindringwiderstand, Unter- werden, wenn kein drückendes Wasser ansteht
wasserbeton, Beton für hohe Gebrauchstem- und in der Projektbeschreibung nichts anderes
peraturen ≤ 250 °C, Strahlenschutzbeton sowie festgelegt ist.
flüssigkeitsdichte Betone bzw. flüssigkeitsdichte
Betone mit Erstprüfung (zur Anwendung beim
Umgang mit wassergefährdenden Stoffen). 5.1.7 Leichtbeton

Beton mit hohem Wassereindringwiderstand Leichtbeton ist ein Beton mit erheblich besse-
ren Wärmedämmeigenschaften als Normalbe-
Dieser Beton entspricht dem bisherigen wasser- ton. Hauptcharakteristik ist seine im Vergleich
undurchlässigen Beton (oder kurz wu-Beton). zum Normalbetongeringere Rohdichte infolge
Der entscheidende betontechnologische Para- von meist porigen, leichten Gesteinskörnungen
meter ist hierbei der Wasserzementwert. Bauteile sowie Lufteinschlüssen (Poren). Er wird beson-

Tabelle 5.5 Einteilung des Betons nach der Trockenrohdichte

Betonart Rohdichte [kg/dm3 bzw. t/m3] Gesteinskörnungen z. B.

Leichtbeton 0,8 … 2,0 Blähschiefer, Blähton, Hüttenbims, Naturbims, Blähglas

(Normal)-Beton1) > 2,0 … 2,6 Sand, Kies, Splitt, Hochofenschlacke

Schwerbeton > 2,6 Magnetit, Eisengranulat, Schwerspat, Hämatit


1) Wenn keine Verwechslungen mit Schwer- oder Leichtbeton möglich sind, wird Normalbeton als „Beton“ bezeichnet.
5.1 Allgemeines 71

Tabelle 5.6 Druckfestigkeitsklassen für Leichtbeton

charakteristische Mindest- charakteristische Mindest-


Betonart

Druckfestigkeitsklasse druckfestigkeit von Zylindern druckfestigkeit von Würfeln


fck, cyl fck, cube
N/mm2 N/mm2
LC 8/9 8 9
LC 12/13 12 13
LC 16/18 16 18
Leichtbeton

LC 20/22 20 22
LC 25/28 25 28
LC 30/33 30 33
LC 35/38 35 38
LC 40/44 40 44
LC 45/50 45 50
LC 50/55 50 55 5
Leichtbeton
hochfester

LC 55/60 55 60
LC 60/66 60 66
LC 70/771) 70 77
LC 80/881) 80 88
1) Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung oder Zustimmung im Einzelfall erforderlich.

ders dort eingesetzt, wo ein zusätzlicher Wärme- Tabelle 5.7 Wärmeleitfähigkeit von Leichtbeton
schutz technisch oder aus gestalterischen Grün- (nach DIN V 4108-4)1)
den schwierig angebracht werden kann (z. B. bei Rohdichte- Rohdichte- Bemessungswert
auskragenden Bauteilen im Zusammenhang mit klasse bereich der Wärmeleit-
Sichtbeton, Stützen in Außenwänden, durch- [W/mK] fähigkeit [kg/m3]
bindenden Unterzügen u. ä.). Die Gefahr, dass D 1.0 ≤ 900 0,44
Wärmebrücken entstehen, kann auf diese Weise ≤ 1000 0,49
abgemildert werden. Ein weiterer Einsatzbereich
D 1.2 ≤ 1100 0,55
ergibt sich durch das geringere Gewicht gegen- ≤ 1200 0,62
über Normalbeton.
D 1.4 ≤ 1300 0,70
Verglichen mit einem Normalbeton gibt es meh- ≤ 1400 0,79
rere Lösungen für Leichtbeton
D 1.6 ≤ 1500 0,89
tgefügedichter Leichtbeton mit porigen, leich- ≤ 1600 1,00
ten Gesteinskörnungen (auch Konstruktions-
leichtbeton genannt) D 1.8 ≤ 1800 1,30

tPorenleichtbeton mit aufgeschäumten Ze- D 2.0 ≤ 2000 1,60


mentsterin 1) Werte gelten nur für Gesteinskörnungen mit porigem
thaufwerksporiger Leichtbeton mit dichten oder Gefüge ohne Quarzsandzusatz.
porigen Gesteinskörnungen

Für tragende Bauteile wird im Allgemeinen ge- höhere Rohdichten erforderlich. Die Rohdichte D
fügedichter Leichtbeton eingesetzt. Tab. 5.6 ent- (engl. density) wird in Abstufungen von 0,2 kg/
hält die Druckfestigkeitsklassen für Leichtbeton. dm3 klassifiziert. Den Rohdichteklassen können
LC steht dabei für engl. lightweight concrete. Die Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit zuge-
Festlegung der Expositionsklassen für tragende ordnet werden, Tab. 5.7. Leichtbetone mit Roh-
Bauteile erfolgt analog der Vorgehensweise beim dichten unter 1000 kg/m3 können bei Dicken von
Normalbeton. Allerdings werden bei Leichtbeto- 50 cm und mehr die Forderungen der Energie-
nen keine Mindestdruckfestigkeitsklassen gefor- Einsparverordnung EnEV erfüllen und werden
dert, da die Druckfestigkeit im Gegensatz zum u. a. für Außenwände ohne zusätzliche Wärme-
Normalbeton nicht mit der Dauerhaftigkeit kor- dämmung eingesetzt.
reliert. Geringe Rohdichten führen auch zu gerin- Haufwerksporige Betone mit porigen Gesteins-
gen Druckfestigkeiten, für hohe Festigkeiten sind körnungen werden als großformatige Fertigteile
72 5 Beton- und Stahlbetonbau

und Mauersteine verwendet. Leichtbeton-Mau- je nach Anteil an Portlandzementklinker in die


ersteine erlauben Rohdichten ab 350 kg/m3. Zu- Gruppen A und B unterschieden (Tabelle 5.8).
sammen mit Dünnbettmörteln und optimierter CEM IV- und V-Zemente spielen in Deutschland
Steingestaltung werden Wärmeleitfähigkeiten keine Rolle.
von Holz (≥ 0,13 W/mK) erreicht und sogar mit Bei den Zementen wird in Abhängigkeit von der
≥ 0,07 W/mK unterboten. 28-Tage-Druckfestigkeit zwischen den Festig-
keitsklassen 32,5, 42,5 und 52,5 unterschieden.
Zusätzlich gibt es noch die Festigkeitsklasse 22,5,
5.2 Baustoffe aber nur für Sonderzemente nach DIN EN 14 216
mit sehr niedriger Hydratationswärme (siehe
5.2.1 Zement auch unten, Zemente mit besonderen Eigen-
schaften).
Zusammensetzung, Anforderungen und Eigen- Diese drei Festigkeitsklassen werden nach ihrer
5 schaften der Zemente sind in der Norm DIN EN Anfangsfestigkeit nochmals unterteilt in
197-1 oder in darauf bezogenen bauaufsichtli- tschnell härtende Zemente (Kennbuchstabe R =
chen Zulassungen geregelt. Für Zemente mit be- Rapid),
sonderen Eigenschaften gilt teilweise die (Rest-)
tnormal erhärtende Zemente (Kennbuchstabe
Norm DIN 1164.
N = Normal),
Die Normalzemente werden in fünf Haupt-Ze-
tlangsam erhärtende Zemente (Kennbuchstabe
mentarten unterteilt:
L = Low), aber nur für Hochofenzement nach
Portlandzement CEM I DIN EN 197-4
Portlandkompositzement CEM II
Hochofenzement CEM III Die DIN EN 197 enthält keine Regelungen zum
Puzzolanzement CEM IV Sackgewicht sowie zu den Kennfarben von Ze-
Kompositzement CEM V mentsäcken (Festigkeitsklassen) und zu der Farbe
des Sack-Aufdrucks (Entwicklung der Anfangsfes-
Den Hauptbestandteil der Portlandzemente bil- tigkeit). Es ist jedoch davon auszugehen, dass die
den Portlandzementklinker (K). Portlandkompo- deutsche Zementhersteller an den bewährten
sitzemente sind aus verschiedenen Bestandteilen Regelungen zum Sackgewicht (25 kg, auch aus
zusammengesetzt, die mit besonderen Kenn- Arbeitsschutzgründen) sowie an der farblichen
buchstaben verdeutlicht werden. Sie werden Unterscheidung der Verpackung festhalten.

Tabelle 5.9 Festigkeitsklassen und Kennfarben von Zement

Festig- Norm Druckfestigkeit [N/mm2] Kennfarbe Farbe des


keits- Aufdrucks
klasse Anfangsfestigkeit Normfestigkeit

2 Tage 7 Tage 28 Tage

22,5 DIN EN 14 216 – – ≥ 22,5 ≤ 42,5 – –

32,5 L DIN EN 197-4 – ≥ 12 – –

32.5 N DIN EN 197-1 – ≥ 16 ≥ 32,5 ≤ 52,5 hellbraun schwarz

32,5 R ≥ 10 – rot

42,5 L DIN EN 197-4 – ≥ 16 –

42,5 N DIN EN 197-1 ≥ 10 – ≥ 42,5 ≤ 62,5 grün schwarz

42,5 R ≥ 20 – rot

52,5 L DIN EN 197-4 ≥ 10 – –

52,5 N DIN EN 197-1 ≥ 20 – ≥ 52,5 – rot schwarz

52,5 R ≥ 30 – rot
Tabelle 5.8 Normalzemente und ihre Zusammensetzung nach DIN EN 197-1

Haupt- Benennung Kurz- Zusammensetzung: (Massenanteile in Prozent)1)


zement- bezeichnung
arten Hauptbestandteile
Portland- Hütten- Silica- Puzzolane Flugasche Ge- Kalkstein Neben-
5.2 Baustoffe

zement- sand staub natürlich natürlich kiesel- kalk- brannter bestand-


klinker getempert säurereich reich Schiefer teile2)
K S D P Q V W T L LL
CEM I Portlandzement CEM I 95–100 – – – – – – – – – 0–5
CEM II Portland- CEM II/A-S 80–94 6–20 – – – – – – – – 0–5
hüttenzement CEM II/B-S 65–79 21–35 – – – – – – – – 0–5
Portland-
silicastaubzement CEM II/A-D 90–94 – 6–10 – – – – – – – 0–5
Portlandpuzzolan- CEM II/A-P 80–94 – – 6–20 – – – – – – 0–5
zement CEM II/B-P 65–79 – – 21–35 – – – – – – 0–5
CEM II/A-Q 80–94 – – – 6–20 – – – – – 0–5
CEM II/B-Q 65–79 – – – 21–35 – – – – – 0–5
Portlandflugasche- CEM II/A-V 80–94 – – – – 6–20 – – – – 0–5
zement CEM II/B-V 65–79 – – – – 21–35 – – – – 0–5
CEM II/A-W 80–94 – – – – – 6–20 – – – 0–5
CEM II/B-W 65–79 – – – – – 21–35 – – – 0–5
Portlandschiefer- CEM II/A-T 80–94 – – – – – – 6–20 – – 0–5
zement CEM II/B-T 65–79 – – – – – – 21–35 – – 0–5
Portlandkalkstein- CEM II/A-L 80–94 – – – – – – – 6–20 – 0–5
zement CEM II/B-L 65–79 – – – – – – – 21–35 – 0–5
CEM II/A-LL 80–94 – – – – – – – – 6–20 0–5
CEM II/B-LL 65–79 – – – – – – – – 21–35 0–5
Portland- CEM II/A-M 4) 80–94 6–20 0–5
kompositzement3) CEM II/A-M4) 65–79 21–35 0–5
CEM III Hochofenzement CEM III/A 35–64 36–65 – – – – – – – – 0–5
CEM III/B 20–34 66–80 – – – – – – – – 0–5
CEM III/C 5–19 81–95 – – – – – – – – 0–5
CEM IV Puzzolanzement3) CEM IV/A 65–89 – 11–35 – – – 0–5
CEM IV/B 45–64 – 36–55 – – – 0–5
CEM V Kompositzement CEM V/A 40–64 18–30 – 18–30 – – – – 0–5
CEM V/B 20–38 31–50 – 31–50 – – – – 0–5
1) Die Werte in der Tafel beziehen sich auf die Summe der Haupt- und Nebenbestandteile (ohne Calciumsulfat und Zementzusätze)
2) Stoffe, die als Nebenbestandteile dem Zement zugegeben werden, dürfen nicht gleichzeitig im Zement als Hauptbestandteil vorhanden sein.
3) Der Anteil von Silicastaub ist auf 10 % begrenzt.
4) Neben dem Portlandzementklinker sind zwei weitere Hauptbestandteile enthalten, z. B. M (S-LL), M (S-V), M (V-LL).
73

5
74 5 Beton- und Stahlbetonbau

Ferner sind Zemente mit besonderen Eigenschaf- der Festigkeitsklasse 32,5 mit hoher Anfangsfes-
ten genormt, für die zusätzliche Kennbuchstaben tigkeit
festgelegt sind. Diese besonderen Eigenschaften Portlandkompositzement EN 197-1
waren bisher in der deutschen (Rest)-Norm DIN – CEM II/A-M (S-LL) 32,5 R
1164 geregelt. Mit fortschreitender europäischer
Normung sind diese besonderen Eigenschaften Der Zement ist in sauberen Transportbehältern
nun teilweise in den europäischen Normen ent- zu liefern, die Kennfarben tragen und ebenso wie
halten. die Lieferscheine mit Angaben über Zementart,
Der Zement mit niedriger Hydratationswärme Festigkeitsklasse, Zusatzbezeichnung, Lieferwerk,
(NW) erhält nun eine internationale Abkürzung Gewicht und Übereinstimmungszeichen verse-
und heißt LH-Zement (Low Heat of Hydratation). hen sind (Bild 5.10).
Folgende Zemente stehen zur Verfügung:
tZement mit niedriger
5 Hydratationswärme LH DIN EN 197-1
tZement mit sehr niedriger
Hydratationswärme VLH DIN EN 14216
tZement mit hohem
Sulfatwiderstand HS DIN 1164-10 5.10 EG-Konformitätszeichen (CE-Zeichen), Übereinstim-
tZement mit niedrigem mungszeichen (Ü-Zeichen) und Zeichen der Über-
wachungsgemeinschaft des Vereins Deutscher
wirksamem Alkaligehalt NA DIN 1164-10 Zementwerke
tZement mit frühem
Erstarren FE DIN 1164.11
tZement mit schnellem 5.2.2 Gesteinskörnungen
Erstarren SE DIN 1164.11
(Betonzuschlag)
tZement mit erhöhtem Anteil
organischer Bestandteile HO DIN 1164.12 Die Normen zu Gesteinskörnungen sind überwie-
gend durch europäische Normen abgelöst wor-
LH bzw. VLH-Zemente (mit niedriger Hydrata- den. DIN 4226 Teil 1 wurde ersetzt durch DIN EN
tionswärme) sind besonders für massige Bauteile 12 620 (Gesteinskörnungen für Beton), DIN 4226
geeignet. Teil 2 wurde ersetzt durch DIN EN 13 055 (Leichte
HS-Zemente (mit hohem Sulfatwiderstand) sind Gesteinskörnungen), DIN 4226 Teil 100 (rezyklier-
bei einem Sulfatangriff des Grundwassers über te Gesteinskörnungen) ist noch nicht durch eine
600 mg/l erforderlich. europäische Norm ersetzt worden.
NA-Zemente (mit niedrigem wirksamem Alkali- Im Zuge der europäischen Normung wird der Be-
gehalt) werden bei Verarbeitung von Gesteins- griff „Zuschlag“ durch den Begriff „Gesteinskör-
körnungen mit alkaliempfindlichen Bestandteilen nung“ ersetzt.
verwendet, die in einigen Bereichen Deutsch- Gesteinskörnungen für Normalbeton können aus
lands vorkommen können. Näheres regelt die natürlichem Material bestehen, industriell her-
Richtlinie „Alkalireaktion im Beton“ des DAfStb. gestellt oder rezykliert sein. Gesteinskörnungen
SE-Zement ist für die normale Betonherstellung sind meistens körnige, in der Regel mineralische
nicht geeignet, sondern findet nur bei Sonderver- Stoffe, die durch Zementleim (Zement-Wasser-
fahren wie z. B. Trockenspritzbeton Anwendung. Gemisch) zu dem künstlichen Konglomerat Be-
ton zusammengekittet werden, nachdem der
Für die normgerechte Kennzeichnung von Ze- Zementleim zu Zementstein erhärtet ist.
menten mit Hilfe der Kurzbezeichnungen werden Es werden unterschieden
zwei Beispiele genannt:
tFüller (Gesteinsmehl),
Portlandzement der Festigkeitsklasse 42,5 mit
tfeine Gesteinskörnungen (Sand, Brechsand),
hoher Anfangsfestigkeit nach EN 197-1
tgrobe Gesteinskörnungen, (Kies, Splitt, Schot-
Portlandzement EN 197-1 – CEM I 42,5 R
ter)
Portlandkompositzement mit einem Gesamtan- tKorngemische (Mischungen grober und feiner
teil an Hüttensand (S), und Kalkstein (L) mit ei- Gesteinskörnungen, Tabelle 5.11)
nem Massenanteil zwischen 6 % und 20 % und
5.2 Baustoffe 75

Tabelle 5.11 Bezeichnung der Gesteinskörnungen Chemische Anforderungen


Gesteinskörnung mit tBegrenzung des Chloridgehalts
Bezeichnung tBegrenzung der schwefelhaltigen Bestandteile
Kleinstkorn Größtkorn
[mm] [mm] tAnforderungen an Bestandteile, die das Erstar-
ren und Erhärten des Betons verändern
0 0,1251) Füller (Gesteinsmehl) tRaumbeständigkeit von Hochofenstückschla-
0 ≤4 feine Gesteinskörnung (Sand) cken
tAnforderungen an Bestandteile, die die Ober-
≥2 ≥4 grobe Gesteinskörnung fläche von Beton beeinflussen
0 ≥4 Korngemisch
Die Gesteinskörnungen werden in Korngruppen
1) überwiegend ≤ 0,063 mm
(Lieferkörnungen) eingeteilt. Die Korngruppen
werden durch Angabe von zwei Begrenzungssie- 5
ben (d/D) bezeichnet (d = Siebweite des unteren
Gesteinskörnungen für Normalbeton haben ein Begrenzungssiebes; D = Siebweite des oberen
dichtes Gefüge. Die Kornrohdichte liegt im Allge- Begrenzungssiebes).
meinen zwischen 2,6 und 2,9 kg/dm3. Die Begrenzungssiebe werden im Allgemeinen
Gesteinskörnungen müssen verschiedenen An- aus den folgenden Siebreihen gewählt:
forderungen genügen: Grundsiebreihe 1; 2; 4; 8; 16; 31,5; 63
(Siebweiten in mm)
Geometrische Anforderungen
Ergänzungssiebsatz 1 5,6; 11,2; 22,4; 45
tKornzusammensetzung (Siebweiten in mm)
tKornform
tBegrenzung der Feinanteile (≤ 0,063 mm) Die gebräuchlichsten Korngruppen/Lieferkör-
tFüller (Gesteinmehle) nungen sind
0/2; 0/4; 2/8; 5,6/11,2; 8/16; 11,2/22,4;
Physikalische Anforderungen 8/31,5 und 16/31,5
tKornfestigkeit
Kornzusammensetzung
tWiderstand gegen Zertrümmerung
tWiderstand gegen Polieren Zur Verringerung des Porenvolumens (Hauf-
tWiderstand gegen Abrieb werksporen) von Gesteinskörnungen werden
einzelne Korngruppen zu Korngemischen zu-
tFrost- und Frost-Tausalz-Widerstand sammengestellt. Die Zusammensetzung von
tRaumbeständigkeit – Schwinden infolge Aus- Korngemischen wird durch Sieblinien bestimmt.
trocknung Die Bilder 5.12 und 5.13 zeigen als Beispiel die
tBeständig gegen Alkali-Kieselsäure-Reaktion Sieblinien eines Korngemisches mit 16 mm bzw.

5.12
Sieblinie nach DIN 1045 für
Gesteinskörnungsgemische
mit 16 mm Größtkorn
76 5 Beton- und Stahlbetonbau

5.13
Sieblinie nach DIN 1045 für
Gesteinskörnungsgemische
mit 31,5 mm Größtkorn

32 Größtkorn. In DIN 1045-2 sind außerdem Sieb- baren Bereich (4). Als ungünstig gelten Kornge-
linien für 8 mm und 63 mm Größtkorn festgelegt. mische, deren Sieblinie unter A oder oberhalb C
Die Sieblinie gibt über jeder Lochweite den Mas- liegt, also die Bereiche (1) und (5). Die Linie U soll
senanteil des Gesamtgemisches an, der durch von Sieblinien unstetiger Korngemische – also
das betreffende Sieb hindurch fällt. Ausfallkörnungen – nicht unterschritten werden.
Unabhängig vom Größtkorn des Korngemisches Zur übersichtlichen Darstellung im Sandbereich
wird die untere dargestellte Sieblinie mit A, die ist ein logarithmischer Maßstab für die Lochwei-
mittlere mit B und die obere mit C bezeichnet. ten gewählt. Dadurch entstehen zeichnerisch
Das jeweilige Größtkorn ist als Beiwert aufge- gleiche Abstände zwischen den einzelnen Loch-
führt. Die Bezeichnung A 32 bedeutet ein Korn- weiten
gemisch mit einem Größtkorn von 32 mm nach In den Tabellen 5.14 a und b sind die Richtwerte
Sieblinie A. für die Obergrenzen des Mehlkorngehaltes ent-
Die Sieblinien A und B begrenzen den günstigen sprechend der neuen Normung enthalten.
Bereich (3), die Sieblinien B und C den brauch-

Tabelle 5.14a Richtwerte für die Obergrenzen des Mehl- Tabelle 5.14b Höchst zulässiger Mehlkorngehalt (MK) für
korngehaltes (neue Normung) für Beton ≥ C Beton ≤ C 50/60 und LC ≤ 50/55
55/67 und ≥ LC 55/60 (bei allen Expositions-
t alle Klassen (außer XF, XM) MK-Gehalt ≤ 550 kg/m3
klassen)
t Klasse XF1 – XF4 Frostangriff ohne/mit Taummittel
Zementgehalt1) Mehlkorn2) t Klasse XM1 – XM3 Verschleiß
[kg/m3] (≤ 0,125 mm)
[kg/m3] Zementgehalt1) Mehlkorn3)
[kg/m3] (≤ 0,125 mm)
≤ 400 500 [kg/m3]

450 550 ≤ 300 400

≥ 500 600 350 450

1) Für Zwischenwerte ist der Mehlkorngehalt geradlinig zu


1) Für Zwischenwerte ist der Mehlkorngehalt geradlinig zu
interpolieren. interpolieren.
2) Sie dürfen bei 8 mm Größtkorn zusätzlich um 50 kg/m3
2) Bei 8 mm Größtkorn dürfen die Tafelwerte zusätzlich um
50 kg/m3 erhöht werden. erhöht werden.
3) Die Werte dürfen insgesamt um max. 50 kg/m3 erhöht
werden, wenn
t der Zementgehalt 350 kg/m3 übersteigt, um den über
350 kg/m3 hinausgehenden Zementgehalt
t ein puzzolanischer Betonzusatzstoff Typ II (z. B. Flug-
asche, Silika) verwendet wird, um dessen Gehalt.
5.2 Baustoffe 77

5.2.3 Zugabewasser Beispiele für die Normbezeichnung


a) Bezeichnung von geripptem, hochduktilem Betonstab-
Als Zugabewasser ist das in der Natur vorkom- stahl der Sorte B St 500B mit einem Nenndurchmesser
von ds = 20 mm:
mende Wasser geeignet, soweit es nicht Bestand-
teile enthält, die das Erhärten oder andere Eigen- Betonstabstahl DIN 488 – BSt 500B – 20
schaften des Betons ungünstig beeinflussen oder b) Bezeichnung von glattem, normalduktilem Bewehrungs-
den Korrosionsschutz der Bewehrung beeinträch- draht der Sorte BSt 500 G mit einem Nenndurchmesser
von ds = 6 mm:
tigen, wie z. B. Verunreinigungen durch Industrie-
abwässer. Im Zweifelsfalle ist eine Untersuchung Bewehrungsdraht DIN 488 – B St 500A+G – 6
über die Eignung zur Betonherstellung nötig. Lei-
tungswasser ist immer geeignet. Bei jeder Lieferung von Betonstahl ist zu prüfen,
ob der Stahl das in DIN 488-1 festgelegte Kenn-
zeichen der Stahlgruppe und das Werkkennzei-
5.2.4 Betonstahl chen trägt (Bild 5.16). Ist das nicht der Fall, so darf 5
der Stahl nicht verwendet werden (DIN 1045 Ab-
Betonstabstahl schn. 7.5).
Betonstahl wird für die Bewehrung, d. h. für die
Stahleinlagen, benötigt, die in dem Verbundbau-
stoff Stahlbeton zusammen mit dem Beton die
Aufnahme der Schnittgrößen (DIN 1045-1 Ab-
schn. 15) bewirken.
Durchmesser, Form, Festigkeitseigenschaften
und Kennzeichnung von Betonstahl müssen
DIN 488-1 bis -7 und DIN 1045-1 entsprechen.
Die dort geforderten Eigenschaften sind in DIN
1045-1 zusammengefasst (Tabelle 5.15). Die
Betonstahlsorte BSt 420 S wird in Deutschland
nicht mehr angewendet.
Nach DIN 488 ist die Bezeichnung für Betonstahl
wie folgt zu bilden:
tBenennung (Betonstabstahl, Betonstahlmatte,
Bewehrungsdraht),
tDIN-Hauptnummer (DIN 488),
tBSt für Betonstahl und Angabe der Streckgren-
ze in N/mm2 (500)
tAngabe der Verformbarkeit unter Höchstlast
(Duktilität), A für normalduktil, B für hochduktil
tNenndurchmesser bei Betonstabstahl und Be- BSt 500B
wehrungsdraht bzw. kennzeichnende Nenn-
maße bei Betonstahlmatten. 5.16 Kennzeichnung von Betonstahl (Stabstahl) DIN 488

Tabelle 5.15 Betonstahlsorten (nach DIN 1045-1)

Benennung Einheit normalduktil hochduktil


BSt 500 A BSt 500 B
Streckgrenze fyk N/mm2 500 500
Streckgrenzenverhältnis (ft/fy)k ≥ 1,05 ≥ 1,08
Gesamtdehnung unter Höchstlast εuk ‰ 25 50
Lieferform Matten, Stabstahl, Matten,
Stahl in Ringen Stahl in Ringen
Durchmesser mm Stabstahl 6 … 40 (üblich ≤ 28)
Matten 6 … 14
78 5 Beton- und Stahlbetonbau

Betonstahlmatten
Die Verlegung von Betonstahl lässt sich durch die
Verwendung von Betonstahlmatten (DIN 488-4)
erheblich rationalisieren.1)
5.17
Geschweißte Betonstahlmatten bestehen aus ge-
Kennzeichnung von Betonstahlmatten
ripptem Betonstahl und haben quadratische („Q- BSt 500 A
Matten“) oder rechteckige („R-Matten“) Maschen
mit Maschenweiten von 50 bis 300 mm und
Stabdicken von 4 bis 14 mm. Die Stäbe sind an Matten dürfen als statische Bewehrung nur bei
allen Kreuzungsstellen durch Widerstandspunkt- Stahlbetonbauteilen mit vorwiegend ruhender
schweißung verbunden. Belastung verwendet werden (s. DIN 1055-3). Ge-
Die Längs- bzw. Querstäbe sind entweder Ein- kennzeichnet sind die Stäbe von Betonstahlmat-
5 fachstäbe oder Doppelstäbe, bestehend aus zwei ten BSt 500A durch sichelförmige Schrägrippen
(Bild 5.17).
dicht nebeneinander liegenden Stäben von glei-
chem Durchmesser. Betonstahlmatten dürfen
nur in einer Richtung Doppelstäbe haben. Faserbeton
Betonstahlmatten dürfen Zonen mit verringerten
Stahlquerschnitten (z. B. dünnere Stäbe, Einfach- Zunehmend wird auch im Hochbau werkge-
statt Doppelstäben) aufweisen. mischter Faserbeton verwendet. Es kommen
Stahl-, Glas-, Kunststoff- und Textilfasern zum
Unterschieden werden: Einsatz. Fasern verbessern das Riss- und Bruch-
– N: Nichtstatische Matten mit Stabdurchmesser verhalten des Betons. Am gebräuchlichsten ist
≤ 4,0 mm (glatte Stäbe ≥ 2,5 bis 3 mm) Stahlfaserbeton. Stahlfasern sind im Regelfall
– Q: Quadratische Matten 25 mm bis 60 mm lang und bis zu 1,2 mm dick.
– R: Rechteckige Matten Das Verbundverhalten wird durch Wellung, Ab-
kröpfung oder Verdickung der Enden verbes-
Geliefert werden: sert. Anwendungsgebiete für Stahlfaserbeton
1. Lagermatten mit vom Hersteller festgelegtem sind Industriefußböden, Tunnelschalen, sowie
standardisiertem Mattenaufbau für bestimmte konstruktiv bewehrte Kellersohlen und -wände.
bevorzugte Maße, die sofort ab Lager lieferbar Im Bereich tragender und aussteifender Bauteile
sind, ist derzeit für Stahlfaserbeton eine allgemeine
bauaufsichtliche Zulassung erforderlich, um die
2. Listenmatten mit einem Mattenaufbau, der Stahlfasern als tragende Bewehrung und zur Riss-
vom Besteller im Rahmen der DIN-Bezeichnun- breitenbegrenzung einsetzen zu können. Eine
gen festgelegt wird, Richtlinie des DAfStb ist in Vorbereitung. Sie wird
3. Zeichnungsmatten, die bei der Bestellung durch konstruktive und technologische Besonderheiten
Zeichnungen und normgerechte Bezeichnun- des Stahlfaserbetons regeln.
gen beschrieben werden. Glas- und Kunststofffasern sind dünner, kürzer
und leichter als Stahlfasern. Übliche Anwen-
Lagermatten werden bezeichnet mit dungsgebiete sind Fassadenelemente, kleinere
tQ oder R für quadratische oder rechteckige Fertigteile, verlorene Schalungen, Abflussrinnen
Stababstände, u. ä. Außerdem wird Faserbeton bei Beton-In-
tdem Bewehrungsquerschnitt in mm2/m Mat- standsetzungssystemen verwendet.
tenlänge
tA für die Duktilität (normalduktil).
5.2.5 Betonzusatzmittel
Das Lagermattenprogramm umfasst die Matten
Q 188A, Q 257A, Q 335A, Q 424A, Q 524A, Q 636A Betonzusatzmittel sind flüssige oder pulverförmi-
sowie R 188A, R 257A, R 335A, R 424A, R 524A. ge Stoffe, die dem Beton zugesetzt werden, um
durch chemische und/oder physikalische Wir-
kung Eigenschaften des Frisch- oder Festbetons
1) – wie z. B. Verarbeitbarkeit, Erstarren, Erhärten
Die vielfach gebrauchte Bezeichnung „Baustahlgewebe“
ist ein geschütztes Warenzeichen der Bau-Stahlgewebe oder Frostwiderstand – zu verändern. Voraus-
GmbH. setzung für die erfolgreiche Verwendung von
5.2 Baustoffe 79

Tabelle 5.18 Betonzusatzmittel

Mittel Kurzzeichen Farbkennzeichen

Betonverflüssiger BV gelb
Fließmittel FM grau
Luftporenbildner LP blau
Dichtungsmittel DM braun
Verzögerer 1) VZ rot
Beschleuniger BE grün
Einpresshilfen EH weiß
Stabilisierer ST violett
Erstarrungsbeschleuniger für Spritzbeton SBE grün
Chromatreduzierer CR rosa
Recyclinghilfen für Waschwasser RH schwarz
Schaumbildner 2) SB orange
Sedimentationsreduzierer SR gelb-grün 5
1) Bei einer um mind. 3 Std. verlängerten Verarbeitbarkeitszeit „Richtlinie für Beton mit verlängerter Verarbeitbarkeitszeit“
des DAfStb beachten.
2) nicht für Beton nach EN 206-1/DIN 104-2

Betonzusatzmitteln ist die Berücksichtigung der werden, die entweder einer in Tabelle 5.19 ge-
anerkannten Grundsätze über die Mischungs- nannten Norm entsprechen oder eine allgemeine
zusammensetzung sowie über die Verarbeitung bauaufsichtliche oder europäische technische
und Nachbehandlung des Betons. Zulassung besitzen.
Betonzusatzmittel werden i. d. R. in so geringen Zusatzstoffe lassen sich in verschiedene Gruppen
Mengen zugegeben, dass sie als Raumanteil des einteilen. Es kann jedoch bei der Wirkungsweise
Betons ohne Bedeutung sind. Die zulässigen Zu- Überschneidungen geben. Es werden unterschie-
gabemengen bei Einsatz eines Mittels sind bei den:
Beton und Stahlbeton nach DIN 1045 50 ml/kg tinaktive Zusatzstoffe
Zement, bei hochfestem Beton mit verflüssigen- tpuzzolanische Zusatzstoffe
den Zusatzmitteln 70 ml/kg Zement. Bei Spann-
beton und Beton mit alkaliempfindlichen Zu- tlatent hydraulische Zusatzstoffe
schlägen gelten geringere Werte. tfaserartige Zusatzstoffe
Übersteigt die Zusatzmittelmenge 3 l/m3 Frisch- torganische Zusatzstoffe
beton, so ist die darin enthaltene Wassermenge
bei der Berechnung des w/z-Wertes zu berück- DIN EN 206-1/DIN 1045-2 unterscheiden lediglich
sichtigen. 2 Arten von Zusatzstoffen
tTyp I : nahezu inaktive Zusatzstoffe
tTyp II: puzzolanische oder latent hydraulische
5.2.6 Betonzusatzstoffe Zusatzstoffe

Betonzusatzstoffe sind fein verteilte Stoffe, die Inaktive Zusatzstoffe, wie Quarz- oder Kalkstein-
bestimmte Eigenschaften des Betons beeinflus- mehl, reagieren nicht mit Zement und Wasser
sen. Dies sind vorrangig die Verarbeitbarkeit des und greifen somit nicht in die Hydratation ein.
Frisch- und die Festigkeit und Dichtigkeit des Sie dienen aufgrund ihrer Korngröße, -zusam-
Festbetons. Im Gegensatz zu Betonzusatzmitteln mensetzung und -form der Verbesserung des
ist die Zugabemenge im Allgemeinen so groß, Kornaufbaus im Mehlkornbereich. Sie werden zu-
dass sie bei der Stoffraumrechnung zu berück- gesetzt, um beispielsweise bei Betonen mit fein-
sichtigen ist. teilarmen Sanden einen für die Verarbeitbarkeit
Die Zusatzstoffe dürfen das Erhärten des Zemen- und ein geschlosseneres Gefüge ausreichenden
tes sowie die Festigkeit und Dauerhaftigkeit des Mehlkorngehalt zu erzielen.
Betons nicht beeinträchtigen und den Korrosi- Zu den inaktiven Zusatzstoffen zählen auch die
onsschutz der Bewehrung nicht gefährden. Des- Pigmente, die zum Einfärben eines Betons ge-
halb dürfen nur Betonzusatzstoffe verwendet braucht werden.
80 5 Beton- und Stahlbetonbau

Tabelle 5.19: Betonzusatzstoffe und Kennwerte

Zusatzstoffart Spez. Oberfläche Dichte Schüttdichte


[cm2/g] [kg/dm3] [kg/dm3]

Quarzmehl DIN EN 12 620 > 1.000 2,65 1,3 … 1,5


Kalksteinmehl DIN EN 12 620 > 3.500 2,6 … 2,7 1,0 … 1,3
Farbpigmente DIN EN 12 878 50.000 … 200.000 4…5 –
Flugasche (DIN EN 450) 2.000 … 8.000 2,2 … 2,4 0,9 … 1,1
Trass (DIN 51 043) > 5.000 2,4 … 2,6 0,7 … 1,0
Silicastaub (Zulassung) 180.000 … 220.000 ca. 2,2 0,3 … 0,6
Silicasuspension (Zulassung) – ca. 1,4

5
Puzzolanische Zusatzstoffe lassen sich in natür- Zusammenhänge zwischen Gesteinskörnung,
liche Puzzolane – wie Trass – und künstliche Zementgehalt und dem Wasserzementwert (w/z-
Puzzolane – wie Steinkohlenflugasche oder Si- Wert) sowie Zusatzmitteln und Zusatzstoffen be-
licastaub – einteilen. Sie reagieren mit dem bei stehen.
der Hydratation des Zementsteins entstehenden War bisher die Betondruckfestigkeit das maßge-
Calciumhydroxid und bilden dabei unlösliche, bende Kriterium für die Betonqualität, kommt
zementsteinähnliche Erhärtungsprodukte. Sol- mit der neuen Normengeneration gleichbedeu-
che Stoffe tragen zur Erhärtung bei und dienen tend die Dauerhaftigkeit dazu. Für die verschie-
aufgrund ihrer Korngröße, -zusammensetzung denen Umgebungsbedingungen werden in den
und -form der Verbesserung des Kornaufbaus im Expositionsklassen genaue Anforderungen an
Mehlkornbereich. die Betonzusammensetzung festgelegt (siehe
Latent hydraulische Stoffe, wie z. B. Hüttensand, Abschnitt 5.1.2).
reagieren nicht mit Calciumhydroxid. Sie benö-
tigen dieses oder Gips jedoch als Anreger, um
selbst hydraulische Eigenschaften zu entwickeln. 5.3.1 Befördern und Fördern von Beton
Sie werden im Regelfall schon bei der Zement- Unter Befördern versteht man den Vorgang des
herstellung zugemahlen. Transports und Bereitstehens auf der Baustelle
Faserartige Stoffe kommen insbesondere als im Zuge der Anlieferung des Frischbetons, zum
Stahlfasern, aber auch als Glasfasern oder Kunst- Beispiel von einem Transportbetonwerk. Der Be-
stofffasern zum Einsatz. Sie können die Frisch- ton ist während des Beförderns vor schädlichen
und Festbetoneigenschaften (Festigkeit, Dichtig- Witterungseinflüssen (Hitze, Kälte, Niederschlag,
keit, Arbeitsvermögen) verbessern. Wind) zu schützen.
Organische Zusatzstoffe (Kunstharzdispersionen) Frischbeton der Konsistenzklassen F2 (plastisch)
reagieren nicht mit den Zementbestandteilen, bis F6 (sehr fließfähig) darf nur in Fahrmischern
sondern entwickeln selbst eine Klebkraft. Sie mit Rührwerk transportiert werden. Betone mit
werden hauptsächlich zu Reparaturzwecken ein- steifer bis sehr steifer Konsistenz dürfen auch
gesetzt und sollen die Verarbeitbarkeit, Haftung, mit anderen Fahrzeugen (z. B. Muldenkippern)
Zugfestigkeit und Dichtigkeit verbessern. befördert werden. Das Material der Ladeflächen
darf dabei nicht mit dem Beton reagieren (keine
Aluminiummulden!). Der Schutz vor schädlichen
Witterungseinflüssen ist bei dieser Art des Trans-
5.3 Allgemeine Bedingungen ports besonders sorgfältig zu gewährleisten.
für die Herstellung von Beton Mischfahrzeuge sollten spätestens 90 Minuten,
Fahrzeuge ohne Mischvorrichtung spätestens
Im Rahmen dieses Werkes kann nur ein kurzer, 45 Minuten nach der ersten Wasserzugabe voll-
vereinfachender Überblick mit Hinweisen auf ständig entladen sein. Diese Zeiten sind entspre-
Grundsätze der Betontechnologie gegeben wer- chend zu vermindern bzw. zu verlängern, wenn
den. Es muss berücksichtigt werden, dass in Wirk- infolge von Witterungseinflüssen mit einem be-
lichkeit für die Zusammensetzung von Beton ei- schleunigten bzw. verzögerten Erstarren des Be-
ner bestimmten Festigkeitsklasse recht komplexe tons gerechnet werden muss.
5.3 Allgemeine Bedingungen für Beton 81

Unmittelbar vor dem Entladen muss der Beton Die Bewehrungsstäbe sind dicht mit Beton zu
nochmals kräftig durchgemischt werden. Die umhüllen. Bewehrungen, Schalungen usw. spä-
vereinbarte Konsistenz muss bei der Übergabe terer Betonierabschnitte dürfen nicht durch er-
des Betons vorhanden sein. Zur Überprüfung der härteten Beton verkrustet sein.
Konsistenz müssen die entsprechenden Prüfge-
räte (z. B. Ausbreittisch) auf der Baustelle vorhan- Verdichten. Nach dem Einfüllen in die Schalun-
den sein. gen ist der Beton (je nach Konsistenz) sorgfältig
durch Rütteln, Stochern, Stampfen, Klopfen an
Das Fördern des Frischbetons beginnt mit der der Schalung usw. zu verdichten. Besonders an
Übergabe des Transportbetons auf der Baustelle. den Ecken und längs der Schalung muss eine
Es endet an der Einbaustelle. Die Frischbeton- sorgfältige Verdichtung gewährleistet werden.
zusammensetzung und -eigenschaften müssen Beton der Konsistenz F2, F3 und F4 (siehe Tabelle
dem Förderverfahren angepasst sein, damit das 5.2) ist in der Regel durch Rütteln zu verdichten.
Fördern möglichst leichtgängig und fehlerfrei Dabei ist DIN 4235 zu beachten. Für das Eintau- 5
möglich ist. Der Frischbeton muss so zusammen- chen von Innenrüttlern müssen in den Beweh-
gesetzt sein, dass Entmischungen beim Fördern rungslagen Rüttellücken (DIN 1045-3 Abschn.
zuverlässig verhindert werden. Die Wahl des För- 6.4) eingeplant werden. Besonders bei dicht lie-
derverfahrens (Krankübel, Pumpe, Förderband) genden oberen Bewehrungen an Stützen oder
hängt von den baubetrieblichen Gegebenheiten, an Kreuzungen von Unterzügen kann es sonst zu
wie einzubringender Menge, Förderweite, För- erheblichen Schwierigkeiten kommen. Sehr wei-
derhöhe, Bauteilabmessungen sowie den verfüg- che und fließfähige Konsistenzen F5 und F6 bzw.
baren Geräten ab. selbstverdichtender Beton SVB erleichtern das
Wird Beton durch Pumpen gefördert, sind be- Einbringen und Verdichten des Betons bei filigra-
stimmte Anforderungen an die Betonzusammen- nen bzw. stark bewehrten Bauteilen.
setzung zu stellen. Pumpbeton muss gut zusam- Oberflächenrüttler sind so langsam fortzube-
menhaltend sein. Er soll kein Wasser absondern wegen, dass der Beton unter ihnen weich und
und in möglichst gleichmäßiger Konsistenz ange- die Betonoberfläche hinter ihnen geschlossen
liefert werden. Besonders wichtig im Kornaufbau ist. Unter kräftig wirkenden Oberflächenrüttlern
pumpfähiger Betons ist ein ausreichender Gehalt soll die Schicht nach dem Verdichten höchstens
an Mehlkorn. 20 cm dick sein. Bei Schalungsrüttlern ist die be-
schränkte Einwirkungstiefe zu beachten, die auch
von der Ausbildung der Schalung abhängt.
5.3.2 Verarbeiten des Betons Fließfähig eingebrachter Beton ist vor allem
durch Stochern zu entlüften.
Einbringen Beton des Konsistenzbereiches F1 kann durch
Stampfen in Lagen von ca. 15 cm Dicke verdich-
Grundsätzlich ist sicherzustellen, dass Personal, tet werden, bis der Beton weich wird und eine
Anzahl der Verdichtungsgeräte und die Men- geschlossene Oberfläche erhält. Die einzelnen
ge des angelieferten Betons aufeinander abge- Schichten sollen dabei möglichst rechtwinklig zu
stimmt sind. Schalungsaufbau und Bewehrung der im Bauwerk auftretenden Druckrichtung ver-
müssen so angeordnet sein, dass die Behinde- laufen und in Druckrichtung gestampft werden.
rung für das Einbringen und Verdichten des Be- Wo dies nicht möglich ist, muss die Konsistenz
tons möglichst gering ist. Vor dem Einbringen mindestens F2 entsprechen, damit gleichlaufend
des Betons sind die Schalungen von losen Ma- zur Druckrichtung keine Stampffugen entstehen.
terialien (Bindedrahtreste, Holzspäne, usw.) zu
reinigen und ggf. vorzunässen. Der Beton darf Das Nachverdichten des Betons ist eine zusätz-
sich beim Einbringen in die Schalung nicht ent- liche Maßnahme zur Steigerung bzw. Sicherung
mischen. Das gilt vor allem, wenn dichte waage- der geplanten Qualitätseigenschaften. Dabei
rechte Bewehrung vorhanden ist. Mit Fallrohren wird der Beton vor dem Erstarrungsbeginn im
oder Schläuchen kann der Beton bis kurz über die oberen Bereich von Wänden und Stützen noch
Einbaustelle geführt werden. einmal verdichtet. Durch dieses Nachverdichten
Bei Wänden und Stützen ist der Beton in Lagen werden Hohlräume, die sich unter waagerechter
von 30 cm bis 50 cm Höhe einzubauen und je- Bewehrung oder Aussparungen gebildet haben
weils zu verdichten und dabei auch mit der je- geschlossen. Wasser- und Lufteinschlüsse unter
weils unteren Lage durch Rütteln zu verbinden. groben Gesteinskörnern werden mobilisiert und
82 5 Beton- und Stahlbetonbau

ausgetrieben. So wird eine weitere Verdichtung 5.3.3 Betonieren bei Frost


des Betongefüges erreicht und die Bildung von
Fehlstellen sowie die Rissneigung werden verrin- Bei kühler Witterung und bei Frost ist der Beton
gert. wegen der Erhärtungsverzögerung und der Mög-
lichkeit der bleibenden Beeinträchtigung der
Nachbehandlung. Neben der Druckfestigkeit ist Betoneigenschaften mit einer bestimmten Min-
die Güte der Betonoberfläche entscheidend für desttemperatur einzubringen. Der eingebrachte
die Gesamtqualität von Betonkonstruktionen. Beton ist eine gewisse Zeit gegen Wärmeverlus-
Durch Nachbehandlung des Betons soll daher te, Durchfrieren und Austrocknen zu schützen:
ein dichtes Oberflächengefüge erreicht werden, tBei Lufttemperaturen zwischen +5 °C und –3 °C
das mit hohem Diffusionswiderstand gegen CO2 darf die Temperatur des Betons beim Einbrin-
und SO2 den Abbau der Alkalität im Bereich der gen +5 °C nicht unterschreiten. Sie darf +10 °C
Stahleinlagen möglichst lange verhindert (s. Ab- nicht unterschreiten, wenn der Zementgehalt
5 schn. 5.6.5). Auch das Schwinden des jungen Be- im Beton kleiner ist als 240 kg/m3 oder wenn
tons wird vermindert, wenn er ausreichend lange Zemente niedriger Hydratationswärme (LH-
feucht gehalten wird. Die Nachbehandlung kann Zemente) verwendet werden.
erfolgen durch tBei Lufttemperaturen unter –3 °C muss die Be-
tBelassen in der Schalung und Feuchthalten von tontemperatur beim Einbringen mind. +10 °C
Holzschalungen betragen und anschließend wenigstens 3 Tage
tAbdecken mit Folien auf mind. +10 °C gehalten werden. Andernfalls
ist der Beton so lange gegen Wärmeverluste,
tAufbringen wasserhaltender Abdeckungen Durchfrieren und Austrocknen zu schützen, bis
tAufbringen flüssiger Nachbehandlungsmittel eine ausreichende Festigkeit erreicht ist.
tkontinuierliches Besprühen mit Wasser. tWird auf Winterbaustellen der Beton mit er-
wärmtem Zugabewasser hergestellt, darf die
Die Dauer der Nachbehandlung ist abhängig Frischbetontemperatur +30 °C nicht über-
von den Umgebungsbedingungen (Tempera- schreiten. An gefrorene Betonteile darf nicht
tur) und der Festigkeitsentwicklung des Betons. anbetoniert werden.
Diese wird über einen Quotienten aus 2-Tage
Festigkeit und 28-Tage-Festigkeit eingeteilt. Die- Die im Einzelfall erforderlichen Schutzmaßnah-
ser Quotient hat die Bezeichnung r und ist auf men hängen in erster Linie von den Witterungs-
dem Lieferschein anzugeben. Alternativ kann die bedingungen, den Ausgangsstoffen und der
Festigkeitsentwicklung auch mit „schnell“, „mit- Zusammensetzung des Betons sowie von der
tel“, „langsam“ und „sehr langsam“ angegeben Art und den Abmessungen der Bauteile und der
werden. Schalung ab.

Tabelle 5.20 Mindestdauer der Nachbehandlung in Tagen nach DIN 1045-3 [3]
für alle Expositionsklassen außer XO, XC1 und XM

Oberflächentemperatur Mindestdauer der Nachbehandlung in Tagen


ϑ in °C2)
Festigkeitsentwicklung des Betons
r = fcm2 /fcm281)
r ≥ 0,50 r ≥ 0,30 r ≥ 0,15 r < 0,15

1 ϑ ≥ 25 1 2 2 3

2 25 > ϑ ≥ 15 1 2 4 5

3 15 > ϑ ≥ 10 2 4 7 10

4 10 > ϑ ≥ 5 3 6 10 15
1) Zwischenwerte dürfen eingeschaltet werden
2) Anstelle der Oberflächentemperatur des Betons darf die Lufttemperatur angesetzt werden.
5.4 Schalungen 83

5.3.4 Betonieren bei heißer Witterung 18 217 Begriffsbestimmungen gegeben. Man un-
terscheidet
Steigt bei heißer Witterung die Temperatur des
tBetonflächen ohne besondere Anforderungen.
Frischbetons auf Werte zwischen 25° und 30 °C
Hierbei bleibt die Art der Herstellung – auch
an, verringert sich die Konsistenz und der Beton
die Wahl der Schalungshaut – dem Auftragneh-
steift rascher an. Nach den Regelungen der Norm
mer überlassen. Ausbesserungen der fertigen
darf bei heißer Witterung die Frischbetontem-
Betonoberfläche sind zulässig.
peratur bei der Übergabe 30 °C nicht überschrei-
ten, sofern nicht durch geeignete Maßnahmen tBetonflächen mit Anforderungen an das Aus-
sichergestellt ist, dass keine nachteiligen Folgen sehen („Sichtbeton“). Bei dieser Ausführungs-
zu erwarten sind. Eine zu hohe Frischbetontem- art können die Oberflächen durch die Art der
peratur kann auch bestimmte Festbetoneigen- Schalung, die Betonrezeptur sowie durch Nach-
schaften beeinträchtigen und bei der späteren behandlung beeinflußt werden. Besondere
Abkühlung auf Grund der höheren Temperatur- Oberflächenstrukturen werden erreicht durch
eine entsprechende Schalungshaut (z. B. Scha-
5
differenz, sowie durch Zwangsspannungen zu
verstärkter Rissbildung führen. lungsbretter bestimmter Abmessungen oder
Oberflächenbeschaffenheit, in die Schalung
eingelegte Strukturmatrizen aus Kunststoffen,
5.4 Schalungen Rohrmatten o. ä. )
Saugende Schalungsoberflächen ergeben
5.4.1 Allgemeines rauhe, porenfreie und meistens dunkler er-
scheinenede Betonoberflächen. Glatte Scha-
Die Schalungstechnik ist wegen der immer stär- lungsflächen machen kleinere Lufteinschlüsse
ker werdenden Differenzierung der gestalteri- unvermeidlich und lassen die fertigen Beton-
schen Anforderungen an Stahlbetonbauteile und oberflächen bei gleicher Betonrzeptur heller
wegen der gleichzeitig notwendigen äußersten erscheinen. Eine farbige Gestaltung ist durch
Rationalisierung zu einem bautechnischen Spe- Einfärben mit Pigmenten oder durch Verwen-
zialgebiet geworden. Die Wahl des Schalungs- dung farbiger Ausgangsstoffe möglich.
systems (Schalhaut und Tragkonstruktion) hängt
von technischen und wirtschaftlichen Forderun- Die Betonoberflächen können außerdem
gen ab. Die optimale Leistung eines Schalsystems nachträglich durch Waschen, Spalten, Spitzen,
wird ermittelt, wenn außer Lebensdauer, Arbeits- Stocken, Scharrieren, Sandstrahlen, Absäuern,
aufwand einschließlich Wartung, Wiederver- Schleifen, Flammstrahlen u. a. m. zusätzlich
wendungsmöglichkeiten und Einsatzhäufigkeit bearbeitet werden. Ferner kann eine Behand-
innerhalb eines bestimmten Betriebes die Wir- lung durch Fluatieren, Polieren, Versiegeln und
kungen der Schalung auf die Qualität des Betons Beschichten erfolgen. (Die Betondeckung der
(z. B. Maßgenauigkeit, Oberflächenstruktur) mit Bewehrungen ist gegenüber den Mindestan-
beachtet werden. Schalungen müssen wie ein forderungen nach DIN 1045 insbesondere bei
Bauwerk von erfahrenen Fachleuten geplant und zusätzlich bearbeiteten Betonoberflächen zu
konstruiert werden. Im Rahmen dieses Abschnit- erhöhen, vgl. Abschn. 5.5.2.)
tes können daher nur die wichtigsten Grundsätze Im übrigen sind gegebenenfalls auch für Fu-
des Schalungsbaues behandelt werden (s. auch genanordnungen, erforderliche Schalungsstö-
DIN 1045 Abschn. 12 und DIN 4420). ße, Arbeitsabschnitte, Ankerstellen, Einbau von
Abstandshaltern usw. Festlegungen zu treffen,
Schalungen bestehen aus der
wenn besondere Anforderungen an das Ausse-
tTragkonstruktion (Schalungsgerüst) und der hen oder die technischen Anforderungen der
tSchalhaut, die die Form und Oberflächenbe- Betonoberflächen gestellt werden. Dazu ge-
schaffenheit des Betonteils bestimmt (Nadel- hören auch Angaben über die Ausführung der
holzbretter oder -tafeln, kunstharzbeschichtete Eckprofilierung von Bauteilen (Abrundungen,
Sperrholz- oder Vollholztafeln (s. DIN 18 215), Fasen), von erforderlichen Wasserrillen usw.
gehärtete Holzfaserplatten, Stahlbleche oder (Bild 5.21).
Kunststoffplatten). Wenn zur Ausführung von Abtropfrillen Leisten
oder Profile in die Schalung eingelegt werden
Schalhaut (Bild 5.21d und e), ist auf die verbleibende aus-
Für Betonflächen und damit in der Regel auch für reichende Betonüberdeckung der Bewehrun-
die Ausbildung der Schalungshaut sind in DIN gen besonders zu achten.
84 5 Beton- und Stahlbetonbau

5.21a 5.21b 5.21c 5.21d 5.21e


5.21 Eckprofilierungen
a) gefast, b) gerundet, c) scharfkantig (Schalungsfuge mit Silikondichtung),
d) Wasserrille geschalt mit Trapez-Holzleiste, e) Wasserrille mit Stahlprofil (Protektor)

5 tBetonflächen mit technischen Anforderungen. Baustoffe dürfen auf Schalungen nicht in unzu-
Wenn Betonflächen bestimmte technische lässiger Menge gestapelt werden.
Funktionen erfüllen müssen oder in besonde- Bei eingeschossigen Schalungsgerüsten gewöhnlicher
rer Weise Nachfolgebauwerken dienen, sind Hochbauten, bei denen sämtliche Lasten durch lotrechte
die Anforderungen in speziellen Leistungsbe- Stiele unmittelbar übertragen werden, braucht die Stand-
schreibungen festzulegen. sicherheit nicht besonders nachgewiesen zu werden, so-
lange die Gerüsthöhe nicht mehr als 5 m beträgt.
Schalungsgerüste Bei allen anderen Schalungs- und Lehrgerüsten ist eine
Festigkeitsberechnung aufzustellen.
Schalungen müssen dicht, maßgenau, frei von
Für die Bemessungen sind die jeweils gültigen amtlichen
Durchbiegungen, standsicher und vor allem für Vorschriften anzuwenden.
die Belastungen durch den Frischbeton ausrei-
Als lotrechte Kräfte für die Bemessungen der Schalungen
chend dimensioniert sein. und Rüstungen kommen in Betracht:
Die auftretenden Kräfte (Schüttgeschwindig- t das Eigengewicht der Schalung und Rüstung
keit, Art der Verdichtung) müssen sicher in den t das Gewicht des eingebrachten frischen Betons, wobei
Baugrund abgeleitet werden. Hierauf ist beson- die Anhäufung an einzelnen Stellen berücksichtigt wer-
ders zu achten, wenn sich die Rüstungen und den muss
Schalungen auf andere Bauteile stützen, z. B. auf t das Gewicht von Fördergerät
Zwischendecken oder bei Aufstockungen oder t der Einfluß von Stößen, z. B. beim Ausschütten des Be-
Umbauten. Die Stützenlasten sind sachgemäß auf tons, und
den Erdboden zu verteilen. Bei nicht tragfähigem t das Gewicht der Arbeiter.
oder gefrorenem Untergrund sind besondere Als waagerechte Kräfte sind außer der Windlast gegebe-
Maßnahmen zu treffen. Die Stützen müssen eine nenfalls auch Seilzug, Schub aus Schrägstützen und dgl.
zu beachten. Zur Berücksichtigung der Kräfte, die aus un-
sichere und unverrückbare Unterlage erhalten vermeidlichen Schrägstellungen der Stützen usw. entste-
(z. B. Kanthölzer oder Bohlen, nicht jedoch lose hen, sind entsprechende Versteifungen und Anschlüsse zu
Ziegel oder Steine). Schrägstützen sind gegen bemessen. Bei seitlichen Schalungen ist zu beachten, dass
Gleiten zu sichern. weicher und vor allem flüssiger Beton, im Übrigen aber
jeder Beton, der durch Innenrüttler verdichtet wird, bei
Verschiebungen in fertigen Einschalungen durch größerer Schütthöhe einen hohen seitlichen Druck ausübt.
grobe Erschütterungen, z. B. beim Absetzen von Nachweis der Standsicherheit s. DIN 1045 Abschn. 3.3, 12.1
Material mit Kran oder durch plötzliches Entlee- und DIN 4420 (Gerüste) sowie DIN 18 218 Frischbetondruck
auf lotrechte Schalungen.
ren von Betonbehältern beim Betonieren müssen
unbedingt vermieden werden.
Schalungen und Lehrgerüste müssen leicht, ge- Grundsätzlich ist zu beachten:
fahrlos und ohne Erschütterungen entfernt wer- tVersteifungen sind unter Berücksichtigung
den können. Dazu dienen Keile, Schraubspindeln der Biegefestigkeit der Schalhaut so zu bemes-
oder andere Ausrüstvorrichtungen. Vor dem Ein- sen, dass sie alle beim Betonieren auftretenden
bringen des Betons sind die Schalungen zu reini- Belastungen aufnehmen und auf die Abstüt-
gen und anzunässen. Hierzu sind Reinigungsöff- zungen und Verspannungen übertragen kön-
nungen bei Schalungen von Säulen und Wänden nen (Stützen, Gurte usw. in Form von Holzbau-
am Fuß anzuordnen. Vor und während des Beto- teilen oder heute meistens Konstruktionen aus
nierens sind die Schalungen und ihre Unterlagen Vollwand- oder Fachwerkträgern, ausziehbaren
sorgfältig nachzuprüfen. Schalungsträgern und -stützen).
5.4 Schalungen 85

tAbstützungen müssen die Standfestigkeit der 5.4.2 Schalung von Fundamenten


Schalelemente sichern und die auftretenden und Wänden
Kräfte in den Untergrund bzw. auf andere Bau-
teile ableiten (Spreizen, Schrägstützen, Streben, Nur bei kleinen Bauaufgaben kann die konventi-
Verschwertungen, Konsolen mit Spindeln usw., onelle Bretterschalung noch wirtschaftlich sein.
s. Bild 5.22). Dafür werden parallel besäumte, vollkantige
tVerspannungen haben den auftretenden Bretter gleicher oder verschiedener Breite von 24
Schalungs-Innendruck aufzunehmen. Schrau- bis 30 mm Dicke verwendet. Wirtschaftlich ist die
benartig profilierte Spannstähle mit Spann- Verwendung gleich breiter Bretter von 10,5 cm
muttern oder -schlössern sichern die Schal- Breite und 24 mm Dicke (Nordische Schalung),
wände. Aufgeschobene Kunststoffhülsen die als Schalbretter, Laschen, Knaggen, Gurt-, Bo-
dienen als Abstandhalter und ermöglichen gen-, Drängbretter, Schwerter usw. benutzt wer-
beim Ausschalen das Herausziehen der Spann- den können.
stähle (Bild 5.23). Für größere Bauten werden heute fast ausschließ- 5
Bei Sichtbeton dürfen Verspannungen die spä- lich vorgefertigte Schalungselemente verwen-
ter sichtbaren Oberflächen nicht durchdrin- det.
gen und müssen in der Regel außerhalb dieser
Schalungsflächen angeordnet werden. Fundamente werden insbesondere bei Strei-
Besondere Verspannungen sind für wasserun- fenfundamenten mit kleineren Abmessungen
durchlässige Bauteile erforderlich (s. Abschn. in der Regel gegen Erdreich betoniert. Bei nicht
16). standfesten Böden oder bei besonderen Aus-
führungsformen müssen Fundamentschalungen
Aussteifungen der Schalungs- und Lehrgerüste vorgesehen werden. Eine Standardlösung in zim-
sind in Längs- und Querrichtung im allgemeinen mermannsmäßiger Ausführung ist in Bild 5.22
durch Dreiecksverbände vorzunehmen. Die Scha- gezeigt.
lungsstützen sollen dabei möglichst wenig auf Da an die Qualität der Außenflächen von Funda-
Biegung beansprucht werden. Dreieckverbände menten in der Regel keine besonderen Ansprü-
können in Stützenfeldern entbehrt werden, die che gestellt werden, können auch vereinfachte
unverschieblich gegen benachbarte ausgesteifte Schalungen z. B. mit Hilfe verstärkter frei stehen-
Bauwerksteile festgelegt werden. der Kunststoffelemente ausgeführt werden (Bild
5.23). Wenn neben Fundamenten Dränagen ver-
Schalungsstützen. Es werden fast ausschließ- legt werden, sind Schalkörper mit Hohlprofilen
lich Stahl-Schalungsstützen mit Justier- und Ab- für die äußeren Schalflächen oft eine wirtschaft-
senkvorrichtungen verwendet. Wenn als Scha- liche Lösung (s. Abschn. 17.3).
lungsstützen Hölzer verwendet werden, sind bei
Rundholzstützen geringere Zopfdicken als 7 cm
unzulässig. Wenn nötig, sind die Knicklängen
durch doppelte Kreuzstreben nach zwei zuein-
1
ander senkrechten Richtungen oder durch waa- 2 3
gerechte Zangen zu vermindern. Bei mehrge-
4
schossigen Rüstungen sind die Schalungsstützen
5
so anzuordnen, dass die Last der oberen Stützen
unmittelbar auf die darunterstehenden übertra-
gen wird.
4
Aussparungen im Beton für Installation u. ä.
lassen sich bei kleineren Abmessungen leicht 6
herstellen, indem entsprechend geformte Hart-
schaumblöcke im Inneren der Schalung befes-
tigt und ihre Reste nach dem Ausschalen ausge- 5.22 Fundamentschalung in zimmermannsmäßiger
Ausführung
schnitten werden. Große Aussparungen werden
1 Bretterschalung oder Schaltafeln
ähnlich wie Deckenränder eingeschalt. 2 Gurtholz
3 Spannanler mit Abstandhalter (s. Bild 5.23)
4 Knagge
5 Strebe
86 5 Beton- und Stahlbetonbau

Wandschalungen werden in verschiedenen Aus- Wandschalungen werden heute jedoch fast


führungsarten erstellt (Bild 5.24). durchweg aus vorgefertigten, industriell herge-
Bei zimmermannsmäßiger Herstellung (Bild stellten Schalungselementen gebaut. Sie beste-
5.25) kann die Schalungshaut aus waagerechten hen aus großformatigen kunstharzbeschichteten
Schalbrettern oder aus Schaltafeln bestehen, die Schaltafeln mit dahinterliegenden Aussteifungs-
gegen senkrecht gestellte Kanthölzer (Schalter) konstruktionen aus Metall oder Holz. Die Syste-
genagelt werden. Die je nach Beanspruchung me sind fast immer so durchgebildet, dass damit
im Abstand von 40 bis 60 cm stehenden senk- auch schwierige Schalungsaufgaben wirtschaft-
rechten Kanthölzer werden dabei gegen auf lich bewältigt werden können.
den Betonboden geschlossene Drängbretter Bei derartigen Schalungssystemen werden die
oder einbetonierte Bau- oder Profilstahlwiderla- Innenecken mit Hilfe besonderer Formelemente
ger gesetzt. Die Gurthölzer werden in der Regel geschalt. Außenecken können durch Übereinan-
durch Spannanker (Bild 5.26) in Verbindung mit derschieben der Elemente gebildet werden. Für
5 Kunststoff-Abstandhaltern verspannt. An den notwendige Maßausgleiche werden besondere
Ecken muss die Wandschalung außen und innen Differenzstücke verwendet
besonders gesichert werden. Fast alle derartigen Systeme sind kombinierbar
mit den notwendigen Arbeits- oder Schutzgerüs-
ten.
Unterschieden werden
tRahmenschalungen (Bilder 5.27 bis 5.29)
tTrägerschalungen (Bilder 5.30 bis 5.32)

Als Beispiel aus der großen Zahl von Rahmen-


Schalungssystemen ist in Bild 5.27 der Aufbau
einer Wandschalung mit schmalen Standard-
Elementen gezeigt. Die Elemente werden durch
waagerechte Aussteifungsprofile gegen den Be-
toninnendruck gesichert. Eine Möglichkeit der
Eckausbildung und von Maßanpassungen zeigt
Bild 5.28. Rahmenelemente können auch bei re-
lativ großen Einzelabmessungen durch Spezial-
klammern untereinander verbunden und ausge-
5.23 Kunststoff-Fundamentschalung steift werden (Bild 5.29).
(pecafil)

5.24a 5.24b 5.24c

5.24 Schematische Darstellung von Wandschalungssystemen


a) zimmermannsmäßige Ausführung mit Bretterschalung oder Schaltafeln, senkrechten Kantholzträgern,
Kantholzriegeln, Schrägstützen
b) Ausführung mit Schaltafeln, senkrechten Gitter- oder Vollwandträgern und Spindelabstützung
c) Ausführung mit Rahmenelementen und Spindelabstützung
5.4 Schalungen 87

5.25a 5.25b

5.25
Wandschalung in zimmermannsmäßiger Ausführung mit Brettern oder Schalttafeln
a) Schnitt, b) Grundriss
1 Bretterschalung oder Schaltafeln 5 Strebe
2 senkrechte Kantholzträger 6 Abstandhalter
3 Kantholzriegel (1- oder 2-lagig) 7 Drängbrett
4 Spannanker (s. Bild 5.26)

grenzender Stahlbetonwände getroffen werden,


ist statt arbeitsaufwendiger besonderer Einschal-
arbeiten die Verwendung von zargenartigen An-
5.26 schlußprofilen zur Regel geworden. Sie werden
Spannanker System in praktisch allen in Frage kommenden Breiten
Dywidag
für die anzuschließenden Bauteile geliefert und
1 Spannstahl
2 Druckplatte in die durchlaufenden Bauteile mit einbetoniert.
3 Spannmutter Anschlussstähle entsprechend statischer Berech-
nung können abgebogen durchgesteckt und
später nach Entfernen der Schutzabdeckungen
Trägerschalungen werden meistens mit Voll- wieder zurückgebogen werden (Bild 5.33).
wand- oder Gitterträgern aus Holz in Verbin- Bei großen Durchmessern der Bewehrungsstäh-
dung mit einer Schalungshaut aus beschichteten le, z. B. für den Anschluß von durchlaufenden
Sperrholz- oder Laminatplatten ausgeführt (Bild Decken- oder Unterzugbewehrungen sind
5.30). Für wiederkehrende Schalungsaufgaben Schraubverbindungen möglich (Bild 5.34).
bei gleichartigen Wandteilen werden zur Verbes- Müssen gleichartige Schalungen für mehrere Ge-
serung der Wirtschaftlichkeit vormontierte Stan- schosse übereinander erstellt werden, können
dard-Elemente eingesetzt Bild 5.31). Mit Stän- kostensparende Schalungen eingesetzt werden,
derschalungssystemen sind auch Schalungen die horizontal verfahren oder auf Klettergerüs-
gekrümmter Wände mit Hilfe spezieller Spann- ten entsprechend dem Bautakt übereinander
klammern und in Verbindung mit flexiblen Schal- aufgebaut werden (Bild 5.35). Für Hochhäuser
tafeln relativ einfach ausführbar (Bild 5.32). und ähnliche Bauaufgaben gibt es für Innen- und
Müssen bei durchlaufend geschalten Stahlbe- Außenschalungen derartige Gerüste mit Selbst-
tonwänden Vorkehrungen für den Anschluss an- klettertechnik.
88 5 Beton- und Stahlbetonbau

5.28 Eckausbildung und Maßanpassung mit


Schalelementen
1 Innenecke mit Spezialteil
2 Elementstoß an Außenecke
3 Ausgleichselement

5.27 Wandschalungssystem (Hünnebeck)


1 Rahmenelement, bestehend aus beschichteter
Schalplatte, Rand- und Feldaussteifung aus
verzinkten Spezial-Blechprofilen
2 Spannanker (vgl. Bild 5.26)
3 justierbare Kippsicherung
4 Stoßverbindung der Schalelemente
5 zusätzliches Richt- bzw. Aussteifungsprofil
6 Auslegerkonsole für Arbeitsgerüst

5.29
Rahmenschalung (PERI-Domino)
für Schalungen bis ca. 2,50 m Höhe,
Elementbreiten 0,25–1,00 m
5.4 Schalungen 89

5.32 Rundschalung (DOKA H 20)

5.30 Trägerschalung (DOKA-Top 50)

5.33 Anschlussprofil (HALFEN)


1 gesicktes Stahlgehäuse-Profil
2 Nagellöcher
3 Rückbiege-Anschlussstahl, heruntergebogen
4 Profilabdeckung aus Holzfaserplatte

5.34 Schraubanschluss für Bewehrungsstab

5.31 Trägerschalung, vormontiertes Standardelement


mit Betoniergerüst und Richtstützen für Höhen bis
9,00 m (PERI Vario GT 24)
90 5 Beton- und Stahlbetonbau

5.35
Fahrschalung auf Klettergerüst (System PERI)
a) Wandschalung ohne Gerüst. Vorlaufanker für die
spätere Anhängung des Gerüstes werden im ersten
Wandabschnitt gleich mit eingebaut.
b) Kletterfahrgerüst angehängt. Wandschalungselement
auf dem Kletterfahrgerüst montiert. Schalungshöhe X
ist beliebig (in der Regel bis max. 6,50 m).
c) Klettergerüst mit angehängter Nacharbeitsbühne für
beliebige Höhe der Schalungsabschnitte.

5.35a 5.35b 5.35c


5.4 Schalungen 91

5.4.3 Schalung von Stützen Eine moderne Schalungskonstruktion zeigt


Bild 5.37. Sie besteht aus 75 cm breiten und zu
Die Schalungskästen für rechteckige Stahlbeton- verschiedenen Höhen kombinierbaren Scha-
stützen werden bei der in manchen Fällen noch lungselementen. Diese können mit speziellen
angewendeten zimmermannsmäßigen Ausfüh- Eckverschraubungen für die verschiedensten
rung aus senkrechten Brettertafeln oder aus Stützenquerschnitte zusammengefügt werden.
Schaltafeln zusammengesetzt. Der Zusammen- Sonder-Querschnittsformen werden mit Hilfe ent-
schluß der Platten kann durch Brettkränze be- sprechender Formteile hergestellt, die in Recht-
wirkt werden (Bild 5.36). An Stelle der Brettkränze eckschalungen eingelegt werden (Bild 5.38).
werden meistens jedoch heute verstellbare Stahl- Die Ecken des Stützenquerschnittes sollten durch
zwingen verwendet. Einfügen von Dreikantleisten in die Ecken der
Stützenschalungen werden heute in der Regel Stützenschalung gebrochen werden. Dadurch
mit entsprechenden Sonderteilen der verschie- werden Kantenrisse und Beschädigungen der
denen Wandschalungssysteme ausgeführt. Ecken beim Ausschalen verhindert. 5

6
5

5.37 Stützenschalung (doka)


2 1 Schalungsträgerelement
3 2 Schalhaut
3 Verschraubung
4 Klemmschiene
5 Spannanker
(nur bei flachen Querschnitten erforderlich)

5.36 Stützenschalung, zimmermannsmäßige Ausführung


1 Bretterschalung oder Schaltafeln
2 Kranzbrett
3 Lasche
4 Fußkranz
5 Kopflaschen 5.38 Einschalung für Stützenquerschnitte mit
6 Anschluss an Decke oder Balken Sonderformen
92 5 Beton- und Stahlbetonbau

abgewickelt und können im Allgemeinen nicht


wiederverwendet werden. Alternativ kommen
Reißleinen zum Einsatz (Reißverschlussprinzip).
Eckige Stützen, aber auch Kapitelle und Basen
können durch werksmäßig in die Schalungsroh-
re integrierte Schaumstoffprofilierungen ausge-
führt werden.
Auch handelsübliche Kunststoff-Abflußrohre
werden als Schalung für Rundstützen verwendet.
Am Fuß der Schalung von Stützen und Wänden,
am Ansatz von Auskragungen und an der Un-
terseite von tiefen Balkenschalungen sind Reini-
gungsöffnungen anzuordnen, die kurz vor dem
5 Betonieren zu schließen sind.
5.39 Rundstützenschalung (PERI SRS)

5.4.4 Schalung von Balken und Decken


Bei Rundstützen kann die Schalung bei zimmer-
mannsmäßiger Ausführung aus schmalen Bret- Die Schalungen für kleinere Stahlbetonbalken und
tern zusammengesetzt und durch Holzkränze Unterzüge werden vielfach noch dann zimmer-
(Normenbogen) in Form gehalten werden. Die mannsmäßig ausgeführt, wenn geringe Stück-
Sicherung gegen den Betondruck geschieht zahlen bzw. wechselnde Abmessungen den Ein-
durch Stahlbänder. satz von Schalungssystemen schwierig machen.
Viel wirtschaftlicher ist jedoch die Schalung von Ein Beispiel ist in Bild 5.40 gezeigt. Die ausziehba-
Rundstützen mit Hilfe von Spezialschalungen, die re Stahlrohr-Schalungsstützen werden meistens
für die verschiedensten Stützendurchmesser und zweireihig angeordnet, um ein leichteres Justie-
-höhen auf dem Markt sind (Bild 5.39). ren der Schalung auch in der Querrichtung zu
Ferner werden Schalungrohre aus kunstoffver- ermöglichen. Zur Diagonalaussteifung werden
güteter Pappe, Leichtmetallelementen oder aus einhängbare und ausziehbare Stahlrohrelemente
spiralenförmigen Stahlbändern verwendet, mit verwendet.
deren Hilfe das Einschalen von Rundstützen
verschiedener Durchmesser möglich ist. Die Deckenschalungen sind nur für kleinere Flächen
Schalungsspiralen werden beim Ausschalen oder über schwierigen Grundrissen in zimmer-

5.40
Unterzugschalung, zimmermanns-
mäßige Ausführung
1 ausziehbare Schalungsstütze
2 Kanzholzträger
3 Drängbrett
4 Schalter
5 Spannanker mit Abstandhalter
6 Gurtholz
7 Schalungsträger
8 Decken- und Unterzugschalung
(Schalbretter oder Schaltafeln)
5.4 Schalungen 93

5.41a

5.41b

5.41c

5.41
Modernes Deckenschalungssystem PERI (Skydeck)
a) Aufstellen der Stützen und Längsträger
b) Deckenschalung (Ausschnitt)
c) eingeschalte Decke (Schnittausschnitt)
d) eingeschalte Decke (Stützenkopf abgesenkt, Schalungs-
paneele und Längsträger können ausgeschalt werden).
1 Stahlbeton
2 Schalungspaneel
3 Längsträger
4 Stützenkopf
5 Stützenkopf abgesenkt 5.41d

mannsmäßiger Ausführung auf Kanthölzern oder gen in der Höhe justierbar. Bei dem in Bild 5.41
auf ausziehbaren Schalungsträgern (Bild 5.41) gezeigten System können die Träger mit Hilfe der
wirtschaftlich. Je nach Deckengewicht betragen gelenkartig anschließenden Stützen verlegt wer-
die Trägerabstände 50 bis 70 cm. Die Schalhaut den. Die Plattenauflager in den Stützenköpfen
besteht in der Regel aus Schalplatten (kunstharz- sind absenkbar, so dass bereits nach kurzer Zeit
beschichtete Spanplatten). Für Restflächen der die Paneele ausgeschalt und weiterverwendet
Deckenfelder werden übliche Schalungsbretter werden können, während die Längsträger und
verwendet. Stützen als Sparschalung solange verbleiben, bis
Deckenschalungen werden heute in der Regel der Beton die für das vollständige Ausschalen er-
mit industriell vorgefertigten Schalungselemen- forderliche Festigkeit erreicht hat (s. Tab. 5.45).
ten ausgeführt. Moderne Deckenschalungssys- Große Deckenflächen oder über Grundrissen,
teme bestehen aus weitgehend selbsttragenden bei denen sich Rechteckelemente nicht eigenen,
leichten Schalungspaneelen, die sich auf baukas- werden mit Trägerschalungen eingerüstet. Zur
tenmäßig kombinierbare Längsträger auflegen. Längenanpassung werden die Träger falls erfor-
Die Stützen sind leicht durch Ratschenarretierun- derlich gegeneinander verschoben (Bild 5.42).
94 5 Beton- und Stahlbetonbau

5.42 Deckenschalung mit Vollwand- und Gitterträgern 5.43 Schaltisch (schematisch)

5.44a

5.44
Plattendecke (Kaiser-OMNIA)
a) Schnitt, fertiger Zustand der Decke
b) Unterplatte Verlegung durch Kran 5.44b

Für größere oder am Bau sich öfter wiederholen- Sonder-Querschnittsformen werden mit Hilfe
de gleichartige Deckenflächen werden Schalun- entsprechender Formteile hergestellt, die in
gen z. B. zu großen, komplett umsetzbaren Ele- Rechteckschalungen eingelegt werden.
menten („Schaltische“) zusammengesetzt (Bild
5.43).
Der Aufwand für Schalungen kann auch durch 5.4.5 Ausrüsten und Ausschalen
Einsatz ganz oder teilweise vorgefertigter Bautei-
le gesenkt werden. Bauteile dürfen nur auf besondere Anweisung
Lediglich mit „Sparschalung“ (Einzelunterstüt- der Bauleitung und nur dann ausgerüstet oder
zungen durch Gurte oder Stützen) kann gear- ausgeschalt werden, wenn der Beton ausrei-
beitet werden, wenn dünne, vorgefertigte Stahl- chend erhärtet ist. Der Bauleiter darf das Aus-
betonplatten verwendet werden, die bereits die rüsten oder Ausschalen nur anordnen, wenn er
Zugbewehrung enthalten und lediglich einen sich von der ausreichenden Festigkeit des Betons
Aufbeton bis zur vollen Deckenstärke erfordern. überzeugt hat.
Diese so genannten Elementdecken ersetzen Als ausreichend erhärtet gilt Beton, wenn das
die Schalung und bilden damit in gewissem Sinn betonierte Bauteil die aufgebrachten Lasten auf-
eine „verlorene Schalung“ (Bild 5.44). nehmen kann, wenn ungewollte Verformungen
5.5 Bewehrungen 95

aus elastischen und plastischen Verformungen 5.5 Bewehrungen


gering sind und wenn beim Ausschalen Kanten
und Oberflächen nicht beschädigt werden.
5.5.1 Allgemeines
Eine Tabelle mit Ausschalfristen in Tagen enthält
[1]. Sofern keine ausreichenden Erfahrungswerte Nahezu ausschließlich wird Stahlbeton mit Be-
vorliegen, sind Erhärtungs- oder Reifegradprü- wehrungen aus geripptem Rundstahl nach DIN
fungen durchzuführen. 488 (s. Abschn. 5.2.4) hergestellt.
Besondere Vorsicht ist geboten bei Bauteilen, Betonstabstahl und Betonstahlmatten werden in
die schon nach dem Ausrüsten nahezu die volle der Regel in der normalen Walzqualität geliefert
rechnungsmäßige Last aufnehmen müssen. und eingebaut. Nur in Fällen, wo mit großer Kor-
Bei Verwendung von Gleit- oder Kletterschalun- rosionsgefährdung gerechnet werden muss, sind
gen kann in der Regel von kürzeren Fristen ausge- Bewehrungen mit Kunststoffbeschichtung, aus
gangen werden als in der Tab. 5.45 angegeben.
Stützen, Pfeiler und Wände sollen vor den von
Edelstahl oder aus glasfaserverstärktem Kunst-
stoff (GFK) einzusetzen.
5
ihnen gestützten Balken und Platten ausgeschalt Die Abmessungen der Bauteile und ihre Be-
werden. Rüstungen, Schalungsstützen und frei wehrung sind in der Regel vom Statiker durch
tragende Deckenschalungen (Schalungsträger) Zeichnungen eindeutig und übersichtlich in den
sind vorsichtig durch Lösen der Ausrüstvor- Schalungs- und Bewehrungsplänen darzustellen.
richtungen abzusenken. Es ist unzulässig, diese Die Zeichnungen müssen mit den Ergebnissen
ruckartig weg zuschlagen oder abzuzwängen. der statischen Berechnung über einstimmen und
Erschütterungen sind zu vermeiden. alle für die Ausführung der Bauteile und für die
Um die Durchbiegungen infolge von Kriechen Prüfung der Berechnung erforderlichen Maße
und Schwinden klein zu halten, sollen Hilfsstüt- enthalten.
zen möglichst lange stehen bleiben oder sofort Insbesondere sind anzugeben (s. DIN 1045 Ab-
nach dem Ausschalen gestellt werden. Die Hilfs- schn. 3.2):
stützen sollen in den einzelnen Stockwerken tFestigkeitsklasse des Betons,
übereinander stehen (bei Platten und Balken mit
tdie Stahlsorten (s. Tabelle 5.15),
Stützweiten von 3 bis ca. 8 m genügen Hilfsstüt-
zen in der Mitte der Stützweite). tZahl, Durchmesser, Form und Lage der Beweh-
rungsstäbe und Baustellenschweißungen,
Lässt sich eine Benutzung von Bauteilen, na-
mentlich von Decken, kurz nach dem Ausschalen tdie Betondeckung der Stahleinlagen (auch der
nicht vermeiden, so ist besondere Vorsicht gebo- Bügel) und die Unterstützungen der oberen Be-
ten. Keineswegs dürfen auf frisch hergestellten wehrung,
Decken Lasten abgeworfen, abgekippt oder in tdie Mindestdurchmesser der Biegerollen (s. DIN
unzulässiger Menge gestapelt werden. 1045-1 Abschn. 18, Bewehrungsrichtlinien).
Jedes tragende Stahlbetonbauteil (Position der
statischen Berechnung) wird in der Regel geson-
dert gezeichnet (M 1 : 20), so dass Schnittlänge,
Biegelänge, Stabform und alle Teillängen abgele-
Tabelle 5.45 Anhaltswerte für Ausschalfristen [1] sen werden können.
(für max. 70 % Lastausnutzung zum Zeit- Alle einzubauenden Stahleinlagen werden in der
punkt des Entschalens) Stahlliste zusammengefasst. Nach ihr werden die
Bauteiltemperatur Festigkeitsentwicklung des Betons Stähle abgelängt und gebogen. Ferner werden
in °C r = fcm2/fcm281) mit ihrer Hilfe Verschnitt und Gesamtgewicht,
schnell mittel langsam nach Güte und Durchmesser getrennt, für die Ab-
r ≥ 0,50 r ≥ 0,30 r ≥ 0,15 rechnung ermittelt.
≥ 15 4 8 14 Bewehrungen aus Formstahl – teilweise auch in
≥ 5 … < 15 6 12 20 Verbindung mit Rundstahl – können die Kosten
für die Verlegung der Bewehrung und evtl. auch
1) Die Festigkeitsentwicklung des Betons wird durch das der Schalungskosten senken (Bild 5.46).
Verhältnis der Druckfestigkeiten nach 2 und 28 Tagen bei
20 °C beschrieben. Der Wert r ist vom Betonhersteller an- In diesem Zusammenhang sind auch die Stahl-
zugeben und kann Sortenverzeichnis oder Lieferschein Beton-Verbundbauweisen wie Verbundstützen
entnommen werden. und Verbunddecken zu erwähnen (s. Abschn. 7.4).
96 5 Beton- und Stahlbetonbau

5.46a 5.46b
5.46
Formstahlbewehrter Stahlbeton
a) Bewehrung mit [-Stahl und Stabstahl
b) Bewehrung mit C-Profil und Stabstahl
c) Schalungsrationalisierung in Verbindung
5 5.46c mit Formstahlbewehrung

5.5.2 Betondeckung die Querbewehrung (Bügel) bzw. aus den erfor-


derlichen Betondeckungen für den Brandschutz
Eine Fülle von Betonschäden muss immer wieder (Bild 5.48).
auf nicht ausreichende Betondeckung zurückge- Eine Vergrößerung der Betondeckung kann in
führt werden. Der Verbund zwischen Bewehrung den folgenden Fällen notwendig werden:
und Beton ist daher durch eine ausreichend di-
cke, dichte Betondeckung zu sichern. Sie muss in tBrandschutzmaßnahmen nach DIN 4102 (s. Ab-
der Lage sein, den Stahl dauerhaft gegen Korro- schn. 17)
sion zu schützen. tBauteilen aus Leichtbeton (cmin = Größtkorn
Die Betondeckung jedes Bewehrungsstabes, also der leichten Gesteinskörnung + 0,5 mm, außer
auch der Bügel, muss nach allen Seiten entspre- bei XC1)
chend DIN 1045-1 die Werte der Tabelle 5.47 ha- tbei strukturierten Betonflächen (Erhöhung des
ben. Vorhaltemaßes um die Tiefe der Strukturie-
Das Nennmaß nom c ist auf den Bewehrungs- rung)
zeichnungen anzugeben, bei der Ermittlung der tbeim Betonieren gegen uneben Flächen
Maße der Biegeformen zu beachten und bei der
Auswahl der Abstandhalter zugrunde zu legen. Die Einhaltung der Mindestmaße für die Beton-
Es enthält ein „Vorhaltemaß“ Δc von – in der Re- überdeckung ist daher durch Abstandhalter, die
gel – 15 mm, um baustellenbedingte Toleranzen für nom c dimensioniert sein müssen, sicherzu-
der Betondeckung zu berücksichtigen. Das Min- stellen und an der Baustelle genau zu überwa-
destmaß min c (nom c = min c + Δc) gilt für die chen (Bild 5.49).
Überdeckung im fertigen Bauteil und stellt also Ist durch Fehler beim Einschalen oder Betonieren
ein Kriterium für nachträgliche Kontrollen dar. die erforderliche Betondeckung nicht erreicht,
Das Verlegemaß der Betondeckung cv als maß- müssen nachträgliche Schutzmaßnahmen ge-
geblicher Wert für die Verlegung der Bewehrung troffen werden, um die Korrosion der Bewehrun-
ergibt sich als größtes Maß aus den Nennmaßen gen und damit auch längerfristig schwere sons-
der Betondeckung cnom für die Längsstäbe und tige Schäden an den betroffenen Bauteilen zu

Tabelle 5.47 Maße der Betondeckung in Abhängigkeit von den Expositionsklassen cmin in Abhängigkeit von
der Expositionsklasse in mm

Karbonatisierungsbedingte Korrosion Chloridinduzierte Korrosion Korrosion durch Meerwasser


XC1 XC2 XC3 XC4 XD1 bis XD3 XS1 bis XS3
Betonstahl 10 20 20 25 40 40
Spannstahl 20 30 30 35 50 50
mindestens jedoch Durchmesser der Bewehrung
Vorhaltemaß Δc 10 15, abminderbar bei entsprechender Qualitätskontrolle der Mindestbetondeckung
5.5 Bewehrungen 97

5
5.48
Ermittlung des Verlegemaßes
der Betondeckung cv

5.49a 5.49b 5.49c 5.49d 5.49e

5.49f 5.49g

5.49 Abstandhalter
a) Kunststoff-Abstandhalter für untere Bewehrung von Platten
b) Kunststoff-Abstandhalter für zwei Bewehrungslagen
c) Kunststoff-Abstandhalter für Bewehrungen aller Art
d) Beton- oder Kunststoff-Abstandhalter mit Drahtbügeln
e) Aus Bewehrungsstahl gebogener Abstandhalter für hochliegende Eisen
f) Faserbetonabstandhalter mit Rödeldraht bzw. Stahlklemme
g) Stahlstab mit Kunststoffummantelung als Abstandhalter für Betonwände mit Doppelbewehrung,
ersetzt gleichzeitig S-Haken; drei wählbare Betondeckungen (20, 30, 40 mm)

verhindern. In Frage kommen spezielle Spachte-


lungen, die eine porenfreie Oberflächenversiege-
lung bewirken oder Beschichtungen mit flexiblen
Dichtungsschlämmen oder Spritzmörtel zur Ver-
minderung der umweltbedingten Betonschädi-
gungen s. Abschn. 5.19 und [5].
98 5 Beton- und Stahlbetonbau

5.6 Wärmedämmung glas-Platten verwendet werden („Perimeterdäm-


mung“).
Bei Außenbauteilen aus Stahlbeton und bei
Stahlbetonteilen, die in Außenflächen einbinden, Bei Stahlbetonbauteilen mit Außenflächen
ist wegen der schlechten Wärmedämmeigen- aus Sichtbeton muss eine mehrschichtige Kon-
schaften von Normalbeton (s. Abschn. 5.1.5) eine struktion mit innenliegender Wärmedämmung
zusätzliche Wärmedämmung erforderlich. Diese oder Kerndämmung gewählt werden. In diesen
dient dem Wärmeschutz des Bauwerkes, muss Fällen muss ggf. die Minderung der Wärmedäm-
Wärmebrücken verhindern und ist meistens auch mung infolge durchbindender Anker und ggf.
erforderlich, um temperaturbedingte Maßände- der mögliche Tauwasserausfall berücksichtigt
rungen von Stahlbetonbauteilen zu begrenzen. werden (s. Abschn. 17.1).
Stahlbetonbauteile, deren Sichtflächen Putz oder
Bekleidungen erhalten, werden meistens durch
5 anbetonierte Wärmedämmungen geschützt. Da-
bei werden Holzwolle-Leichtbauplatten, Mehr- 5.7 Arbeits- und Dehnfugen
schicht-Leichtbauplatten oder Hartschaumplat-
ten in die Schalung eingelegt und mit einbeto- Arbeitsfugen. Nicht immer können Bauwerk-
niert. Der Verbund der Platten mit dem Beton steile in einem Arbeitsgang durchlaufend be-
wird durch Kunststoffanker und auch durch die toniert werden. Dann müssen Arbeitsfugen im
Verbindung mit rauhen Oberflächen der Platten Einvernehmen mit dem Statiker in den Arbeits-
bewirkt. vorgang eingeplant werden. Sie sind so auszu-
bilden, dass alle auftretenden Beanspruchungen
Bei Stahlbetonbauteilen, die in andere Bauteile aufgenommen werden können. Arbeitsabschnit-
wie z. B. Mauerwerk einbinden, sind jedoch trotz te und damit die Lage der Arbeitsfugen sollten
anbetonierter Wärmedämmungen vielfach Pro- so geplant werden, dass der Schalungsauf- und
bleme in Bezug auf Wärmebrücken gegeben. -abbau und das Einbringen des Betons erleichtert
Diese lassen sich vermeiden, wenn auf Einzel- werden.
Wärmeschutz für außenliegende Bauteile aus
Stahlbeton verzichtet wird und das gesamt Bau- Die Schalung des jeweils folgenden Betonierab-
werk seinen Wärmeschutz durch eine umhüllen- schnittes soll an der Arbeitsfuge an den bereits
de „Thermohaut“ erhält (s. Abschn. 17). betonierten Betonteil mit möglichst knapper
Überdeckung und gut angepresst anschließen.
Bei erdberührten Bauteilen (z. B. Kelleraußen- Dann ist die Gefahr geringer, dass frischer Beton
wänden) müssen feuchtigkeitsbeständige ex- zwischen Anschlussschalung und vorhandenen
trudierte PS-Hartschaumplatten oder Schaum- Bauteil quillt (Bild 5.50).

#FUPOJFSBCTDIOJUU

5.50 Arbeitsfuge in einer Betonwand, Einschalung für 2. Betonierabschnitt


1 Abstellung (Ende des 2. Betonierabschnittes), Anschlusseisen durchgesteckt
2 Schalwand
3 Schalungskonstruktion
4 Fugenleiste für Anschluss des 3. Betonierabschnittes
5.7 Arbeits- und Dehnfugen 99

In den Arbeitsfugen muss für einen ausreichend regellose Risse im Bauwerk zu vermeiden, wer-
festen und dichten Zusammenschluss der Be- den unterteilende, durchgehende Fugen ange-
tonschichten gesorgt werden. Verunreinigun- ordnet. Bei ausgedehnten Bauwerken müssen
gen, Zementschlämme und nicht einwandfreier Betonierabschnitte eingeplant werden, die zeit-
Beton sind vor dem Weiterbetonieren zu entfer- lich überlappend so ausgeführt werden, dass
nen. Trockener älterer Beton ist vor dem Anbeto- Schwindvorgänge von bereits betonierten Tei-
nieren mehrere Tage lang feucht zu halten, um len zwischenzeitlich abgeklungen sind (vgl. Ab-
das Schwindgefälle zwischen jungen und altem schnitt 17.4.2). Der Abstand der Fugen ist von den
Beton gering zu halten und um weitgehend zu speziellen Verhältnissen am Bauwerk abhängig.
verhindern, dass dem jungen Beton Wasser ent-
zogen wird. Zum Zeitpunkt des Anbetonierens Bewegungsfugen. Wenn nicht schon durch not-
muss die Oberfläche des älteren Betons jedoch wendige Setzfugen (s. Abschn. 4.1 Bild 4.1) eine
etwas abgetrocknet sein, damit sich der Zement- ausreichende Unterteilung erfolgt, sollten groß-
leim des neu eingebrachten Betons mit dem älte- formatige Betonteile in Abständen von höchs- 5
ren Beton gut verbinden kann. tens 10 m durch Fugen unterteilt werden. Sind
Arbeitsfugen bleiben in den Betonflächen immer die Bauteile der Sonneneinstrahlung oder Frost
sichtbar, und an diesen Stellen treten meistens besonders ausgesetzt, sind die Fugenabstände
auch Schwindrisse auf. Es ist daher ratsam, die so zu verringern, dass Einzelflächen von 4 bis 6 m
Lage der Arbeitsfugen durch genau auf der entstehen. Die Abmessungen von Fugen und
Trennlinie in der Schalung angebrachte Profil- -dichtungen sind Tabelle 5.51 (DIN 18 540) zu
leisten als Scheinfugen zu markieren (Bild 5.52). entnehmen.
Dadurch werden später etwa erforderliche Nach-
arbeiten oder Nachdichtungen sehr erleichter. Konstruktionsfugen ergeben sich, wenn ver-
Arbeitsfugen in wasserundurchlässigen Bauteilen schiedene Bauteile aneinanderstoßen, z. B. Fer-
sind abzudichten (s. Abschn. 17.4.7). tigteile aus Stahlbeton, Wandbauteile und tra-
gendes Skelett, Stützen und Fassadenelemente.
Dehnfugen. Je großflächiger monolithische Derartige Fugen können gleichzeitig auch Dehn-
Wandbauteile aus Stahlbeton sind, um so mehr oder Setzfugen sein und sind wie diese konstruk-
machen sich Verformungen – im ungünstigsten tiv auszubilden und ggf. zu dichten.
Falle in Gestalt von Rissen – bemerkbar, und zwar
unter dem Einfluss von Temperaturänderungen, Fugenabschlüsse. Fugen in Betonbauteilen soll-
Kriechen und Schwinden sowie von Bewegun- ten möglichst immer so geplant werden, dass
gen, die in der Konstruktion bei Auftreten von keine zusätzlichen Dichtungsmaßnahmen nötig
veränderlichen statischen oder dynamischen sind. Es ist zu bedenken, dass alle Dichtungen –
Belastungen entstehen. Verformungen durch z. B. mit Fugendichtungsmassen – nicht nur sehr
Setzungen und Temperatureinflüsse, Kriechen kostenaufwendig sind, sondern auch mit größter
und Schwinden lassen sich voraussehen und in und an der Baustelle oft nicht überall erreichba-
ihrem Umfang abschätzen oder berechnen. Um rer Sorgfalt hergestellt werden müssen. Darüber

Tabelle 5.51 Abmessungen der Fugenabdichtung (DIN 18 540)

vorhandener Fugen- erforderliche Mindest- Dicke der Fugendichtungsmasse


abstand in m fugenbreite b in mm
t F 1) zul. Abweichung

bis 2,0 10 8 ±2

bis 3,5 15 10 ±2

bis 5,0 20 12 ±2

bis 6,5 25 15 ±3

bis 8,0 30 15 ±3
1) Die Werte gelten für den Endzustand, dabei ist auch der Volumenschwund der Fugendichtungsmasse
zu berücksichtigen.
100 5 Beton- und Stahlbetonbau

5.52 Scheinfuge 5.53 Offene Fuge bei 5.54 Fugendichtung 5.55 Fuge mit Kunststoff-
hinterlüfteten zwischen großforma- Klemmprofil
Fassadenelementen tigen Betonteilen k = Klebeflächen
(senkrechter Schnitt) 1 Fugendichtungs-
masse
2 Voranstrich
(„Primer“)
5 3 Hinterfüllung
(Schaumstoffband)
b Fugenbreite
t Fugentiefe
(vgl. Tab. 5.47)

hinaus müssen derartige Fugendichtungen einer 5.8 Befestigungsvorrichtungen


ständigen Kontrolle unterliegen und wegen der
meistens auf Dauer nicht zu beurteilenden Alte- an Betonbauteilen1)
rungsbeständigkeit u. U. öfter erneuert werden.
An Betonkonstruktionen können andere Bauteile
Fugen, an die keine besonderen Anforderungen (z. B. Installationen, Ausbauelemente wie abge-
gestellt werden, können offen bleiben. Durch hängte Decken, Fenster, Außenwandbekleidun-
entsprechende Profilierung ist ggf. für die Ablei- gen usw.) vielfach mit Hilfe von Dübelungen be-
tung von Schlagregen zu sorgen (Bild 5.53). festigt werden.
Ist eine Fugenabdichtung unvermeidbar, wer- Für weniger beanspruchte Verbindungen wer-
den die Fugen, besonders in Außenwandflä- den handelsübliche Kunststoffdübel ohne be-
chen, durch dauerplastische und dauerelastische sonderen statischen Nachweis verwendet.
Dichtungsmassen (Thiocol, Acrylharze, Silicon-
Kautschuk, Polyurethan) geschlossen. Die Aus- Für den Anschluss von gemauerten Zwischen-
führung von derartigen Fugen sollte nur durch wänden werden in die Stahlbetonbauteile am
erfahrene Spezialfirmen erfolgen. Dabei werden besten Ankerschienen einbetoniert.
in der Regel die Fugen zunächst durch Schaum- Für Befestigungen schwerer Bauteile kommen
stoffstreifen ausgestopft, die Fugenflanken mit Schwerlastdübel aus Metall in Frage, die je nach
einem Voranstrich (Primer) als Haftgrund behan- Belastungsfähigkeit in Dimensionen von M 6 bis
delt und mit der Ein- oder Zweikomponenten- M 20 als Spreizdübel in verschiedenen Bauarten
Fugenmasse ausgespritzt. Die Fugenoberfläche auf dem Markt sind. Es gibt sie als selbstbohren-
wird – abhängig von der verwendeten Fugen- de Dübel oder sie werden in präzise ausgeführte
masse – geglättet. Es sollte besonders darauf ge- Bohrungen in die Stahlbetonbauteile eingesetzt
achtet werden, dass die angrenzenden Bauteile (Bild 5.56). Die zu befestigenden Bauteile werden
nicht durch – meist zunächst nicht sichtbare – mit Drehmomentschlüsseln montiert.
Voranstrich- oder Dichtungsreste verschmutzt Schwerlastdübel für tragende Konstruktionen
werden (Bild 5.50). oder für Bereiche, in denen beim Versagen der
Innen können die Fugen durch Kunststoffklemm- Dübelung Gefahren für die Nutzer bzw. die All-
profile abgedeckt werden (Bild 5.55). Wenn grö- gemeinheit entstehen würden, müssen bauauf-
ßere Bewegungen in den Fugen zu erwarten sichtlich zugelassen sein.
sind, müssen derartige Klemmprofile zusätzlich Müssen schwere Lasten von Betonbauteilen auf-
eingeklebt werden. genommen werden oder sollen im Montagebau
Betonbauteile untereinander verbunden werden,
müssen entsprechende Befestigungsvorrichtun-
1) s. auch Abschn. 14.3.1
5.9 Oberflächengestaltung 101

5.56a 5.56b 5.56c

5.56 Schwerlastdübel (Fischer), gezeichnet im Zustand vor der Spreizung


a) Schwerlastdübel
b) Hochleistungsanker
c) Reaktionsanker
1 genaue Bohrung in < B 25
2 Spreizkörper
3 Konus
5
4 Gewindebolzen mit Mutter
5 Reaktionsmasse, in Bohrloch eingepresst; Dübelbolzen eingedreht und nach vorgegebener Reaktionszeit belastbar

gen geplant und ggf. bereits beim Betonieren mit ne das DBV/BDZ-Merkblatt Sichtbeton (Fassung
eingebaut werden. Für derartige Zwecke stellen August 2004) liefert sinnvolle Informationen [2].
Ankerschienen heute in den meisten Fällen die ra- Darin werden 4 Sichtbetonklassen mit verschie-
tionellste Lösung dar. Sie sind in vielfältigen Ab- denen Einzelkriterien wie Textur, Porigkeit, Farb-
messungen mit verschiedener Tragkraft auf dem tongleichmäßigkeit, Ebenheit, Schalhautklasse
Markt und werden in durchlaufenden Strängen u. a. vorgegeben (Tabelle 5.57).
oder in Abschnitten für einzelne Befestigungs- Man unterscheidet:
punkte verwendet. tGestaltung durch Schalhaut und Schalung,
Ankerschienen werden in der Regel auf der Scha- Einsatz von Rahmen- oder Trägerschalung,
lung der Betonteile fixiert und unterhalb der Wahl der Schalhaut nach Schalhautklasse,
Bewehrungseisen mit einbetoniert. Herauszieh- tGestaltung durch Schalungseinlagen und
bare Schaumstoff-Füllungen verhindern das Ein- Schalhauteinschnitte, Einsatz von Matrizen
dringen von Beton in die Schienen. Der Einbau und Leisten, bei Leisten muss die Betonüber-
schwerer Ankerschienenprofile muss im Zusam- deckung beachtet werden, durch Einfräsen
menhang mit der Lage der Bewehrungseisen be- bzw. Einschneiden ergeben sich Formen, die
sonders geplant werden. aus der Oberfläche hervortreten,
Montagen an Ankerschienen werden mit tFarbliche Gestaltung durch die Betonzusam-
„Hammerkopf“-Schrauben ausgeführt (Bild 5.58). mensetzung, sowohl für bearbeitete als auch
für unbearbeitete Flächen, durch Wahl der Ze-
mentart, farbige Gesteinskörnungen und Farb-
5.9 Oberflächengestaltung pigmente,
tBearbeitete Betonflächen, durch Auswaschen
Für die Herstellung und Beurteilung von Beton- (Feinmörtelschicht tiefer als 2 mm entfernt),
flächen mit Anforderungen an das Aussehen – im Feinwaschen (Feinmörtelschicht weniger als
Allgemeinen als „Sichtbeton“ bezeichnet – gibt 2 mm entfernt), Strahlen, Schleifen und Polie-
es derzeit keine Normen oder Richtlinien. Allei- ren sowie Bearbeitung mit Steinmetz-Techni-

Tabelle 5.57 Sichtbetonklassen (nach DBV/BDZ-Merkblatt Sichtbeton)

Sichtbetonklasse Beschreibung Anwendungsbeispiel


SB 1 Sichtbeton mit geringen gestalterischen Anforderungen Kellerwände
SB 2 Sichtbeton mit normalen gestalterischen Anforderungen Treppenhäuser, Stützwände
SB 3 Sichtbeton mit hohen gestalterischen Anforderungen Fassaden
SB 4 Sichtbeton mit besonders hoher gestalterischer Bedeutung repräsentative Bauteile
102 5 Beton- und Stahlbetonbau

ken (Stocken, Spitzen, Scharrieren, Bossieren einer geringen Schwankungsbreite von Δw/z =
vgl. Abschn. 6.3.2). ±0,02,
tausreichender Mehlkorngehalt, um Sedimenta-
Gestaltungsmerkmale von Sichtbeton sind tionsneigung und Wasserabsondern möglichst
tDie Sichtbetonklasse, gering zu halten,
tSchalungs- und Schalhautsystem, tausreichender hoher Mörtel- und Leimgehalt,
tOberflächentextur, tkein Einsatz von Restwasser und Restbeton,
tAusbildung von Schalungsstößen, tVerwendung von Gesteinskörnungen mit nicht
tLage, Ausbildung und Verschluss von Ankern saugendem Korn, und gleich bleibender Zu-
und Ankerlöchern, sammensetzung (gleicher Herkunftsort, ein-
tFlächengliederung durch Größe der Schalele- heitliche Lieferung),
mente, Fugenverlauf, Raster der Ankerlöcher tausreichende Mischzeiten, Vorkehrungen ge-
5 etc., gen Entmischung bei Verarbeitung,
tLage und Ausbildung von Fugen, tsorgfältige und gleichmäßige Verdichtung,
tAusbildung von Kanten und Ecken, tAusschalfristen, die für nachbearbeitete Flä-
tFarbtongebung, chen eine möglichst gleichmäßige Erhärtung
berücksichtigen,
Grundbedingung für die Ausführung einwand- tsorgfältige Nachbehandlung des frischen Be-
freier Sichtbetonflächen ist eine besonders sorg- tons (Schutz vor Wärme, Kälte, Regen, Schnee,
fältig hergestellte überall (z. B. an Schalungsstö- Wind und Verschmutzung); Fremdwasser, hohe
ßen, Ankern, Arbeitsfugen) dichte Schalung. Luftfeuchtigkeit, stark wechselnde Tempera-
Darüber hinaus müssen die folgenden Vorausset- turen begünstigen das Entstehen von Ausblü-
zungen gegeben sein: hungen,
tmöglichst genaue Einhaltung eines Wasserze- tVerwendung erprobter Trennmittel (z. B. Schal-
mentwertes von höchstens etwa w/z = 0,55 mit öle).

5.58a

5.58b 2 5.58c

5.58 Ankerschienen
a) verschiedene Querschnittsformen von Ankerschienen („HALFENEISEN“)
b) Ankerschienen mit angeschweißten Ankern
c) Verbindung von Fertigteilen (Ankerschienen und Winkel)
1 Nagelloch
2 Hammerkopfschraube
5.10 Oberflächenschutz 103

Vor der Ausführung sollten die gewünschten und fortschreitenden Schäden bis zu kritischen
Oberflächenstrukturen des Sichtbetons am bes- Einschränkungen der Tragfähigkeit konstruktiver
ten durch größere Erprobungsflächen geklärt Stahlbetonteile.
werden. Aus diesen Erprobungsflächen ist eine Betonoberflächen sollten daher in exponierten
Referenzfläche auszuwählen, die den Standard Lagen oder bei entsprechenden ästhetischen
der Sichtbetonfläche definiert. Anforderungen einen alkalibeständigen Oberflä-
chenschutz erhalten. Verwendet werden:
5.10 Oberflächenschutz tImprägnierungen. Sie schützen die Beton-
oberflächen durch Hydrophobierung (Wasser-
Einwandfrei hergestellter Beton ist witterungs- abweisung). Dünnflüssige Silikonharzlösungen
beständig. Planung und Ausführung von Beton- dringen dabei in die Oberfläche ein, ohne einen
bauteilen im Hochbau erfolgen heute für eine Film zu bilden und ohne die Wasserdampfdif-
fusion zu behindern. Die natürliche Betonfarbe
Nutzungsdauer von 50 Jahren. Erst danach wer-
den Instandsetzungsarbeiten an der Tragkons- bleibt erhalten. 5
truktion notwendig. Die betonschädigenden tUnpigmentierte Beschichtungen. Methyl-
bzw. auf Stahl korrosiv wirkenden Umgebungs- acrylatlösungen bewirken je nach Verdünnung
bedingungen werden durch die Festlegung von transparente, mattglänzende wasserabweisen-
Expositionsklassen berücksichtigt. Ungeschützte de Oberflächen.
Betonoberflächen werden aber durch Schmutz- tBetonlasuren. Wasserdampfdurchlässige,
ablagerungen meistens rasch unansehnlich. In jedoch wasserabweisende schwach pigmen-
feinen Rissen und auf rauen Stellen der Oberflä- tierte Beschichtungsstoffe (Silikatlasuren oder
che siedeln sich mit der Zeit auch Moose, Flech- Dispersionslasuren) bilden betonfarbene oder
ten o. ä. an. Bei starken chemischen Angriffen, je nach gestalterischen Absichten farbige Ober-
z. B. durch chemisch belastete Grundwässer oder flächen. Dadurch können auch Farbabweichun-
industrielle Prozesse können auch hochwertige gen oder Ausbesserungen in Sichtbetonflä-
Betone geschädigt werden. chen überdeckt werden.
Betonschädigend sind vor allem aber die durch tDeckende Farbbeschichtungen. Stark pig-
„Karbonatisierung“ ausgelösten Korrosionsvor- mentierte farbige Beschichtungen werden auf
gänge an den in der Nähe der Oberfläche liegen- der Basis verschiedener Bindemittel nach spe-
den Bewehrungen, d. h. nicht regelgerecht ver- ziellen Verarbeitungsrichtlinien der Hersteller
legter Bewehrung. ausgeführt.
Beim Abbinden des Zementes durch Hydrata- tSchutzüberzüge. Bei erdberührten Bautei-
tionsvorgänge ist frischer Beton zunächst stark len haben sich unter normalen Bedingungen
alkalisch mit pH-Werten von 12 bis 13. Dadurch Schutzüberzüge als entbehrlich erwiesen. Bei
ist der Betonstahl wirksam gegen Korrosion ge- starker chemischer Beanspruchung durch ag-
schützt, solange ein pH-Wert von 10 nicht unter- gressives, betonschädigendes Wasser gemäß
schritten wird. Aus der Umgebungsluft eindrin- DIN 4030 sind Anstriche oder Beschichtungen
gendes gasförmiges oder in Niederschlagwasser auf Bitumen- oder Reaktionsharzbasis vorzuse-
gelöstes Kohlendioxid (CO2) und Schwefeldioxid hen. Schutzüberzüge müssen durch geeignete
(SO2) gehen mit dem im Beton enthaltenen Cal- Bindemittelkombinationen und ggf. in Verbin-
ciumhydroxid Verbindungen ein, die die Alkalität dung mit Verstärkungen durch Mineral- oder
abbauen und schließlich neutralisieren. (Da diese Kunststoffvliese oder -gewebe in der Lage sein,
Umsetzungen hauptsächlich durch Kohlensäure unvermeidliche kleinere Verformungen oder
– Karbonat – bewirkt werden, hat man den Vor- feine Risse der Betonflächen ohne Schaden zu
gang als „Karbonatisierung“ bezeichnet.) überbrücken.
Dieser Prozess setzt sich mit der Zeit immer wei- Schutzüberzüge gegen starke Beanspruchun-
ter in das Betoninnere fort und kann schließlich gen werden auf die sauberen, trockenen und
auch den Bereich der Stahlbewehrungen errei- evtl. durch Sandstrahlen aufgerauten Betonflä-
chen – insbesondere, wenn die gewählten Stahl- chen in der Regel mehrlagig durch Streichen,
überdeckungen (s. Abschn. 5.5.2) zu gering sind Rollen, Spritzen oder Spachteln aufgetragen.
oder Ausführungsfehler vorliegen. Bei pH-Wer- Dabei müssen die behandelten Flächen bis
ten unter 9 kommt es zur Rostbildung an den Be- zum Abschluss der Arbeiten und bis zum Aus-
wehrungsstählen. Die damit verbundenen Volu- härten gegen Niederschläge, Kondenswasser,
menvergrößerungen führen zu Absprengungen Wind, Sonneneinstrahlung, Frost und Verun-
104 5 Beton- und Stahlbetonbau

(MFJUMÊOHF≧DN

5.59 Schutzüberzüge: Überbrückung von Fugen und 5.61 Schutzüberzüge: Abdichtung einer Baufuge
Rissen 1 Schutzüberzug
5 1 Schutzüberzug
2 Zwischenlage (z. B. Streifen aus PVC-
2 Fugenabmessungen vgl. Tab. 5.47
3 Fugendichtungsmasse
oder PE-Folie 4 Trennlage (z. B. PE-Folie)
5 Hinterfüllung (Schaumstoffband)

reinigungen geschützt werden. Die für die tWenig beanspruchte Fugen in den Betonflä-
verschiedenen Materialien von den Herstellern chen oder Risse können mit Hilfe von Zwi-
vorgeschriebenen Mindesttemperaturen für schenlagen überbrückt werden (Bild 5.58). Im
die Verarbeitung dürfen nicht unterschritten übrigen müssen Schutzüberzüge in Fugen so
werden. Die Schichtdicken betragen – abhän- weit hineingezogen werden, dass die später
gig von evtl. zu berücksichtigenden mechani- auszuführende Fugendichtung vollflächig an-
schen Beanspruchungen – 0,2 bis 3,0 mm. geschlossen werden kann (Bild 5.59). Obere

Tabelle 5.60 Klassifizierung von Oberflächenschutzsystemen


(DAfStb-Richtlinie Schutz und Instandsetzung von Betonbauteilen)

Klassen- Kurzbeschreibung Mindestschicht- Hauptbindemittel- Rissüber-


Bezeichnung dicke gruppen brückung
OS 1 Hydrophobierung – Silan, Siloxan nein
OS 2 Beschichtung für nicht begehbare 80 μm Mischpolymer, PUR nein
Flächen (vorbeugender Schutz)
OS 4 Beschichtung für nicht begehbare 80 μm Mischpolymer, PUR nein
Flächen (Instandsetzung)
OS 5 Beschichtung für nicht begehbare a) 300 μm Polymerdispersion gering
Flächen mit geringer Rissüberbrückung a) 2000 μm Polymer-Zement-Gemisch (Haarrisse)
OS 7 chemisch widerstandsfähige 1 mm EP nein
Beschichtung für mechanisch gering
beanspruchte Flächen
OS 8 starre Beschichtung für befahrbare, 2,5 mm EP nein
mechanisch stark belastete Flächen
OS 9 Beschichtung für nicht begehbare 1 mm PUR, PMMA, modifizierte mittel
Flächen mit erhöhter EP, Polymerdispersion
Rissüberbrückungsfähigkeit
OS 10 Beschichtung als Dichtungsschicht 2 mm PUR hoch
unter bituminösen Schutz- oder
Deckschichten mit hoher Rissüber-
brückungsfähigkeit für befahrbare
Flächen
OS 11 Beschichtung für frei bewitterte, 4,5 mm (zweischichtig) PUR, modifizierte EP, hoch
befahrbare Flächen mit erhöhter 4 mm (einschichtig) PMMA
dynamischer Rissüberbrückungsfähigkeit
OS 13 Beschichtung für frei überdachte, 2,5 mm (zweischichtig) PUR, modifizierte EP, hoch
befahrbare Flächen mit nicht PMMA
dynamischer Rissüberbrückungsfähigkeit
5.12 Änderungen an Stahlbetonbauteilen 105

Abschlüsse in senkrechten Flächen sollten, Werksangaben hergestellt aus Zement, Quarz


insbesondere bei größeren Schichtdicken, ei- und Kunststoffdispersionen oder spezielle fer-
ne Verwahrung erhalten mit einem Abschluss- tige Haftmittel). Dann werden die Schadstellen
profil, um ein Ablösen des Schutzüberzuges zu mit hydraulisch abbindendem sorgfältig nach
verhindern. Herstellerangaben gemischtem Reparaturmörtel
ausgespachtelt.
Nach ihrer Schichtdicke und ihrer Anwendung für
bestimmte Bauteile werden Oberflächenschutz- Die fertigen Flächen erhalten abschließend eine
systeme (OS) in Klassen mit vergleichbaren tech- kälteelastische und rissüberbrückende Oberflä-
nischen Kennwerten eingestuft (Tabelle 5.60). chenbeschichtung.

5.11 Betoninstandsetzung 5.12 Änderungen


Besonders bei Stahlbetonbauteilen, die der Witte- an Stahlbetonbauteilen
5
rung oder sonstigen besonderen Beanspruchun-
gen ausgesetzt sind, kann es bei Nichtbeachtung Nachträgliche Veränderungen an Bauteilen aus
der in den vorangegangenen Abschnitten be- Beton oder Stahlbeton sind mit konventionellen
schriebenen Herstellungsanforderungen wie z. B. Mitteln gar nicht oder nur sehr schwierig auszu-
genaue Einhaltung des w/z-Wertes (s. Abschn. führen.
5.1.3), ausreichende und gleichmäßige Verdich- Etwa erforderliche nachträgliche Aussparungen
tung (s. Abschn. 5.3.2), genügende Betonüber- an fertigen Bauteilen (z. B. für das Hindurchführen
deckung der Armierungen (Abschn. 5.5.2) vor von Installationen durch Unterzüge o. ä.) können
allem in Verbindung mit Karbonatisierungsvor- je nach statischen Verhältnissen mit Kernbohrun-
gängen (s. Abschn. 5.10) zu Rissbildungen, Korro- gen bei Durchmessern bis etwa 60 cm hergestellt
sion des Bewehrungsstahls und Rostaufbrüchen werden. Dabei ist selbstverständlich Vorsorge da-
mit Absprengungen von Oberflächenteilen kom- für zu treffen, dass keine wichtigen Bewehrungs-
men. einlagen durchtrennt werden.
Dadurch kann unter Umständen die Stand- Größere Öffnungen in Stahlbetondecken oder
sicherheit tragender Bauteile gefährdet werden. -wänden lassen sich durch nass ausgeführte
Erkennbare Schäden müssen daher so bald wie Trennschnitte mit Spezialsägen herstellen. An
möglich grundlegend saniert werden, und an den Eckpunkten werden dabei meistens zu-
noch nicht geschädigten Bauteilen sind vorbeu- nächst kleinere Kernbohrungen ausgeführt. Die
gende Oberflächenbehandlungen vorzunehmen herauszuschneidenden Teile müssen durch Auf-
(s. Abschn. 5.10). hängungen o. ä. gegen Herausfallen gesichert
Bei der Sanierung sind zunächst durch Abstem- werden, und es muss für das Auffangen und Ab-
men alle losen Betonteile zu entfernen, und die leiten des anfallenden Bohrschlammes gesorgt
korrodierten Betonstahlteile sind freizulegen. werden. Zu bedenken ist auch, dass während der
Durch Sandstrahlen, Wasserrstrahlen oder ande- Ausführung Bohrschlamm durch Hohlräume wie
re Verfahren ist der Stahl restlos (ggf. auch an den z. B. angeschnittene einbetonierte Rohrleitungen
Rückseiten!) zu entrosten. unkontrolliert abfließen kann.
Sofort anschließend wird voll deckend ein Korro- Massige Bauteile können durch thermische Be-
sionsschutz aufgetragen, der heute vorwiegend tonverflüssigung mit „Pulverlanzen“ oder mit
aus 2-Komponenten-Epoxidharzen besteht (Ver- Hochdruckwasserstrahlen durchstoßen werden.
arbeitung bei mindestens 10 °C Außentempera- Der Kostenaufwand ist in jedem Fall beträchtlich.
tur!). Dabei sind die angrenzenden Betonflächen Nachträgliche Verstärkungen von tragenden
abzudecken und möglichst nicht zu überstrei- Stahlbetonteilen z. B. wegen erhöhter Nutzlast-
chen. Ein zweiter Anstrich, möglichst in Kontrast- anforderungen können mit Klebearmierungen
färbung, ist nach guter Austrocknung innerhalb vorgenommen werden. Dabei werden je nach
24 Stunden aufzutragen. In die noch nicht abge- statischen Anforderungen Flachstahlbänder
bundene oberste Korrosionsschutzschicht kann (geprimter Flachstahl ST 37.2) auf die sorgfältig
zur besseren Haftung des späteren Sanierungs- durch Sandstrahlen oder mit Nadelhammer re-
aufbaues Quarzsand eingestreut werden. profilierten Betonflächen kraftschlüssig mit Re-
Auf die Ausbruchstellen wird anschließend eine aktionsharzen auf Epoxidharzen aufgeklebt. Für
Haftbrücke aufgetragen (Haftschlämme nach Verstärkungen kommen auch auf Grund beson-
106 5 Beton- und Stahlbetonbau

derer Zulassungen aufgeklebte Kohlefaserkunst- wehrungen, bei Sanierungen usw. angewendet


stoff-CFK-Lamellen in Frage. werden.
Klebearmierungen können auch für Auswechse- In jedem Fall ist die Ausführung nur durch Spe-
lungen beim nachträglichen Einschneiden von zialfirmen möglich.
Öffnungen, für Ergänzungen beschädigter Be-

5.13 Normen
Norm Ausgabedatum Titel

DIN 488-1 09.1984 Betonstahl; Sorten, Eigenschaften, Kennzeichen


DIN 488-2 06.1986 –; Betonstabstahl; Maße und Gewichte
5 DIN 488-3 06.1986 –; Betonstabstahl, Prüfungen
DIN 488-4 06.1986 –; Betonstahlmatten und Bewehrungsdraht; Aufbau, Maße und Gewichte
DIN 488-5 06.1986 –; Betonstahlmatten und Bewehrungsdraht; Prüfungen
DIN 488-6 06.1986 –; Überwachung (Güteüberwachung)
DIN 488-7 06.1986 –; Nachweis der Schweißeignung von Betonstabstahl;
Durchführung und Bewertung der Prüfungen
DIN 1045 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton;
DIN 1045-1 08.2008 –; Bemessung und Konstruktion
DIN 1045-2 08.2008 –; Beton – Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität.
Deutsche Anwendungsregeln zu DIN EN 206-1;
DIN 1045-3 08.2008 –; Bauausführung
DIN 1045-4 07.2001 –; Ergänzende Regeln für die Herstellung und Überwachung von Fertigteilen
DIN 1055-1 06.2002 Einwirkungen auf Tragwerke; Wichte und Flächenlasten von Baustoffen, Bauteilen
und Lagerstoffen
DIN 1055-3 10.2002 Einwirkungen auf Tragwerke; Eigen- und Nutzlasten für Hochbauten
(in Verb. m. DIN 1055-100 u. a.)
DIN 1055-4 03.2005 Einwirkungen auf Tragwerke; Windlasten
DIN 1055-8 01.2003 Einwirkungen auf Tragwerke; Einwirkungen während der Bauausführung
DIN 1164-10 08.2004 Zement mit besondern Eigenschaften Teil 10; Zusammensetzung, Anforderungen
und Übereinstimmungsnachweis von Normalzement mit besonderen Eigenschaf-
ten (zusätzliche Normung für Zement siehe DIN EN 197)
DIN 1164-11 11.2003 –; Teil 11: Zusammensetzung, Anforderungen und Übereinstimmungsnachweis
von Zement mit verkürztem Erstarren
DIN 1164-12 06.2005 –; Teil 12: Zusammensetzung, Anforderungen und Übereinstimmungsnachweis
von Zement mit einem erhöhten Anteil an organischen Bestandteilen
DIN 4030-1 08.2006 Beurteilung betonangreifender Wässer, Böden und Gase
–; Grundlagen und Grenzwerte
DIN 4226-100 02.2002 Gesteinskörnung für Beton und Mörtel; rezyklierte Gesteinskörnungen
DIN 4235 12.1978 Verdichten von Beton durch Rütteln
DIN V 18 197 10.2005 Abdichten von Fugen in Beton mit Fugenbändern
DIN 18 215 12.1973 Schalungsplatten aus Holz für Beton- und Stahlbetonbauten
DIN 18 216 12.1986 Schalungsanker für Betonschalungen; Anforderungen, Prüfung, Verwendung
DIN 18 217 12.1981 Betonflächen und Schalungshaut
DIN 18 218 09.1980 Frischbetondruck auf lotrechte Schalungen
DIN 18 331 10.2006 VOB Teil C; Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV)
– Betonarbeiten
DIN 18 333 12.2000 –; Betonwerksteinarbeiten
DIN 18 500 12.2006 –; Betonwerkstein; Anforderungen, Prüfung, Überwachung
DIN 18 540 12.2006 Abdichten von Außenwandfugen im Hochbau mit Fugendichtstoffen
DIN 18 541-1 09.2006 Fugenbänder aus thermoplastischen Kunststoffen zur Abdichtung von Fugen in
Beton; Begriffe, Formen, Maße
5.13 Normen 107

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 18 541-2 09.2006 –; Anforderungen, Prüfung, Überwachung


DIN 52 170-1 02.1980 Bestimmung der Zusammensetzung von erhärtetem Beton; Allgemeines, Begriffe,
Probenentnahme, Rohdichte
DIN EN 197-1 08.2004 Zement – Teil 1: Zusammensetzung, Anforderungen und Konformitätskriterien
von Normalzement
DIN EN 197-4 08.2004 Zement – Teil 4: Zusammensetzung, Anforderungen und Konformitätskriterien
von Hochofenzement mit niedriger Anfangsfestigkeit
DIN EN 206-1 07.2001 Beton; Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität
DIN EN 1008 10.2002 Zugabewasser für Beton – Festlegungen für die Probennahme, Prüfung und
Beurteilung der Eignung von Wasser, einschließlich bei der Betonherstellung
anfallendem Wasser, als Zugabewasser für Beton 5
DIN EN 1992-1-1 10.2005 Eurocode 2: Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontrag-
werken – Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau
DIN EN 1992-1-2 10.2006 –; Allgemeine Regeln; Tragwerksbemessung für den Brandfall
DIN EN 1992-3 11.2006 Eurocode 2: Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontrag-
werken – Teil 3: Silos und Behälterbauwerke aus Beton
DIN EN 12 350-1 08.2009 Prüfung von Frischbeton; Probenentnahme
DIN EN 12 350-2 08.2009 –; Setzmaß
DIN EN 12 350-3 08.2009 –; Vebe-Prüfung
DIN EN 12 350-4 08.2009 –; Verdichtungsmaß
DIN EN 12 350-5 08.2009 –; Ausbreitmaß
DIN EN 12 350-6 08.2009 –; Frischbetonrohdichte (ersetzt DIN 1048, 1048-3, 1048-1)
DIN EN 12 350-7 08.2009 –; Luftgehalte-Druckverfahren
DIN EN 12 390-1 02.2001 Prüfung von Festbeton; Form, Maße und andere Anforderungen für Probekörper
und Formen
DIN EN 12 390-2 08.2009 –; Herstellung und Lagerung von Probekörpern für Festigkeitsprüfungen
DIN EN 12 390-3 07.2009 –; Druckfestigkeit von Probekörpern
DIN EN 12 390-4 12.2000 –; Bestimmung der Druckfestigkeit; Anforderungen an Prüfmaschinen
DIN EN 12 390-5 07.2009 –; Biegezugfestigkeit von Probekörpern
DIN EN 12 390-6 02.2001 –; Spaltzugfestigkeit von Probekörpern
DIN EN 12 390-7 07.2009 –; Dichte und Festbeton
DIN EN 12 390-8 07.2009 –; Wassereindringtiefe unter Druck
DIN EN 12 620 07.2008 Gesteinskörnungen für Beton
DIN EN 13 055-1 08.2002 Leichte Gesteinskörnungen – Teil 1: Leichte Gesteinkörnungen für Beton, Mörtel
und Einpressmörtel
DIN EN 13 747 06.2009 Fertigteilplatten mit Ortbetonergänzung; Allgemeine Anforderungen
DIN EN 14 216 08.2004 Zement – Zusammensetzung, Anforderungen und Konformitätskriterien von
Sonderzement mit sehr niedriger Hydratationswärme
DAfStb-Richtlinie 10.2004 Betonbau beim Umgang mit wassergefährdenden Stoffen
DAfStb-Richtlinie 10.2001 Schutz und Instandsetzung von Betonbauteilen (Instandsetzungs-Richtlinie)
DAfStb-Richtlinie 11.2003 Selbstverdichtender Beton (SVB-Richtlinie)
DAfStb-Richtlinie 11.2003 Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton (WU-Richtlinie)
DAfStb-Richtlinie 02.2007 Vorbeugende Maßnahmen gegen schädigende Alkalireaktion im Beton
(Alkali-Richtlinie)
ZTV-ING 12.2007 Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Ingenieurbauten
108 5 Beton- und Stahlbetonbau

5.14 Literatur
[1] DBV-Merkblatt Betonschalungen und Ausschalfristen. Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein. Berlin 2006
[2] DBV/BDZ-Merkblatt Sichtbeton. Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein und Bundesverband der
DeutschenZementindustrie. Berlin und Köln 2004
[3] Kampen, R., Peck, M., Pickhardt, R., Richter, T.: Bauteilkatalog. Planungshilfe für dauerhafte Betonbauteile.
Düsseldorf 2009
[4] Müller, S., Reinhardt, H.-W.: Beton. Betonkalender 2009, S. 3–150. Berlin 2009
[5] Peck, M., Hersel, O., Kind-Barkauskas, F., Klose, N., Richter, T., Schäfer, W.: Sichtbetonoberflächen schützen, erhalten,
instandsetzen. Düsseldorf 2009
[6] Pickhardt, R., Bose, T., Schäfer, W.: Beton, Herstellung nach Norm. Düsseldorf 2009
[7] Springenschmid, R.: Betontechnologie für die Praxis. Berlin 2007
5 [8] Zement-Merkblätter. Sammlung auf CD. Verein Deutscher Zementwerke. Düsseldorf 2009,
Download auch unter www.beton.org, Fachinformationen, Zement-Merkblätter

5.15 Informationen im Internet


www.beton.org.de umfangreiche Informationen und Links zum Baustoff Beton sowie Zement-Merkblätter
zum kostenlosen Download
www.beuth.de Informationen zur Aktualität von Normen
www.dafstb.de Informationen zu Richtlinien zum Betonbau
www.betonverein.de Informationen zu Merkblättern des Deutscher Beton- und Bautechnikvereins
109

6 Wände

6.1 Allgemeines Bei der Auswahl der geeigneten Baustoffe oder


Baustoffkombination ist weiterhin zu berücksich-
Wände werden heute immer noch – ähnlich wie tigen:
seit Jahrtausenden – aus mehr oder weniger tOberflächengestaltung,
kleinformatigen vorgefertigten künstlichen Stei- tDampfdurchlässigkeit,
nen oder aus Natursteinen zu Mauern zusam-
mengefügt. Vergleichbar dem uralten Lehmbau tGewicht,
entstehen heute im Betonbau aus ungeformten tHerstellungs- bzw. Montagemöglichkeiten,
Rohstoffen fugenlose Wände. Außerdem werden tKosten.
Wände in Kombination verschiedener Materia-
lien hergestellt (Beton, künstliche Steine, Holz, Maß-, Winkel- und Ebenheitstoleranzen sind in 6
Metall, Glas, Kunststoffe usw., ggf. in Verbindung DIN 18 202 geregelt.
insbesondere mit Wärmedämmstoffen).
Die traditionelle Ausführung von Mauerwerk mit
Innerhalb eines Baugefüges (s. Abschn. 1) kön- Ziegeln und sonstigen Mauersteinen wird ständig
nen Wände tragend oder aussteifend für die ergänzt durch neu entwickelte Materialien, durch
Standfestigkeit eines Bauwerkes erforderlich neue und größere Steinformate, durch verbes-
sein, als nichttragende Trennwände lediglich der serte Qualitäten (z. B. Wärmedämm- und Schall-
Raumunterteilung dienen oder Ausfachungen dämmeigenschaften), durch die Optimierung
zwischen tragenden Elementen z. B. von Skelett- der Steinformen (z. B. Nut-Feder-Stoßfugen) und
bauten bilden. optimale Maßhaltigkeit (dadurch Möglichkeit für
die Ausführung von mörtelfreiem Mauerwerk),
Unterschieden werden daher in statischer Hin- durch neue Mörtel (Dünnbett- und Klebemörtel,
sicht: wärmedämmende Mörtel) sowie durch die Ent-
wicklung neuer Arbeitshilfsmittel (Transport- und
ttragende Wände (überwiegend auf Druck Versetzhilfen, Mörtelauftragsgeräte, Grifföffnun-
beanspruchte scheibenartige Bauteile zur Auf- gen u. Ä. bei den Steinen).
nahme vertikaler und horizontaler Lasten)
Herkömmliche Bauarten, insbesondere der Mau-
taussteifende Wände (scheibenartige Bauteile erwerksbau, erfüllten mehr oder weniger alle an
zur Aussteifung von Gebäuden oder zur Knick- eine Wand zu stellende Anforderungen problem-
aussteifung von tragenden Wänden. Sie gelten los. Nachdem spezielle Materialien für nahezu
stets auch als tragende Wände) jede Einzelanforderung verfügbar sind, ist bei
tnichttragende Wände (scheibenartige Bautei- der Kombination von Baustoffen oft unterschied-
le, die überwiegend durch Eigenlasten bean- lichster Eigenschaften die Kenntnis und kons-
sprucht werden und zur Sicherung der Stand- truktive Beherrschung der damit auftretenden
festigkeit eines Bauwerkes nicht herangezogen bauphysikalischen Probleme unabdingbar.
werden)

Darüber hinaus müssen Wände oft besondere 6.2 Mauerwerk aus


Anforderungen erfüllen wie: künstlichen Steinen
tWärmeschutz (Wärmedämmung und Wärme-
speicherung, s. Abschn. 6.2.1.2 und 17.5), 6.2.1 Allgemeines
tSchallschutz (s. Abschn. 6.2.1.3 und 17.6), 6.2.1.1 Standsicherheit
tBrandschutz (s. Abschn. 6.2.1.4 und 17.7),
Die Standsicherheit von Wänden ist je nach Bau-
tSchlagregenschutz (s. Abschn. 6.2.1.5), art und statischer Beanspruchung nachzuweisen.
tSchutz gegen drückendes und nichtdrückendes Neuere Forschungsergebnisse haben zu verfei-
Wasser, z. B. bei Kellerwänden (s. Abschn. 17.4). nerten Berechnungsverfahren für Mauerwerk
110 6 Wände

geführt. Dabei wird die gegenseitige Beeinflus- Tragende Wände dürfen bei entsprechendem
sung von Wänden und Decken hinsichtlich ihrer Nachweis selbst bei nur zweiseitiger Auflagerung
Verformung und des Zusammenwirkens bei der eine Mindestdicke von nur 11,5 cm haben, sofern
Standsicherheit stärker als bisher berücksichtigt. sie nicht durch Schlitze oder Aussparungen ge-
So wird jetzt z. B. davon ausgegangen, dass zwi- schwächt sind oder nicht zusätzliche Anforderun-
schen gemauerten tragenden Wänden und Stahl- gen z. B. für Schall- oder Brandschutz bestehen.
betondecken am Auflager praktisch eine biege- Das bedeutet, dass auch Trennwände weitge-
steife Eckverbindung entsteht. Auch sind für die hend als Tragwände herangezogen werden kön-
Standsicherheitsnachweise hinsichtlich Knicken, nen. Dadurch werden die Deckenspannweiten
Schub und Zug/Biegzug bei Mauerwerk differen- reduziert und die Bedingungen für die Gebäude-
ziertere Erkenntnisse berücksichtigt. aussteifung verbessert.
In Verbindung mit hochfesten Baustoffen (s. Ab-
schn. 6.2.2) und der Verwendung von Mauer- Tragende Wände. Alle Wände, die mehr als ihre
mörtel der Mörtelgruppe III (s. Abschn. 6.2.2.3) er- Eigenlast aus einem Geschoss zu tragen haben,
geben sich dabei auch bei geringen Mauerdicken gelten als Tragwände. Nur wenn die gewählte
konstruktive Möglichkeiten, wie sie früher nur Wanddicke offensichtlich ausreichend ist, darf
6 dem Bauen mit Stahlbeton vorbehalten blieben. auf einen Nachweis der erforderlichen Wanddi-
Unterschieden wird in DIN 1053 cke verzichtet werden.
tRezeptmauerwerk (RM) Tragende Wände sind auf lastabtragenden Bau-
tMauerwerk nach Eignungsprüfung (EM) teilen (Fundamente, Sohlen, Geschossdecken) zu
„gründen“.
DIN 1053-1 enthält vereinfachte Verfahren für den
Standsicherheitsnachweis. Innerhalb eines Geschosses sollen nur einheitli-
che Stein- und Mörtelarten verwendet werden.
Sie dürfen angewendet werden für Bauwerke Kelleraußenwände dürfen ohne Nachweis hin-
tmit Höhen bis 20 m über Gelände, sichtlich des Erddrucks errichtet werden, wenn
tmit Deckenstützweiten bis 6 m, die folgenden Bedingungen erfüllt sind (Bild 6.3):
tmit Verkehrslasten bis 5 kN/m2 und
tlichte Höhe des Kellers höchstens 2,60 m,
twenn die Bedingungen der Tabelle 6.1 (DIN
1053, Tab. 1) eingehalten sind. tWanddicke der Kelleraußenwand mindestens
24 cm,
tim Einflussbereich des Erddruckes dürfen keine
Verkehrslasten von mehr als 5 kN/m2 vorhan-
Tabelle 6.1 Voraussetzungen für die Anwendung des
vereinfachten Verfahrens für den Standsicher- den sein,
heitsnachweis (DIN 1053-1, Tab. 1) tdie Geländeoberfläche darf nicht ansteigen,
Bauteil Voraussetzungen tdie Anschütthöhe he ist nicht höher als hs (vgl.
Wand- lichte Nutz-
Tab. 6.2),
dicke d Geschoss- last p tdie Auflast N0 der Kelleraußenwand liegt inner-
höhe hs halb folgender Grenzen:
in mm in kN/m2
max N0 ≥ N0 ≥ min N0 mit max N0 = 45 · d · σ0
≧115 bzw. innerhalb der Werte von Tab. 6.2.
≦ 2,75 m
Innenwände  240

≧ 240 –
≦5
≧ 175 1) 1) Bei eingeschossigen Garagen und vergleichbaren Bau-
≦ 2,75 m
einschalige  240 werken, die nicht zum dauernden Aufenthalt von Men-
Außenwände schen vorgesehen sind, auch d ≧ 115 mm zulässig.
≧ 240 ≦ 12 · d 2) Geschossanzahl maximal zwei Vollgeschosse zuzüglich
ausgebautes Dachgeschoss; aussteifende Querwände
Tragschale ≧ 115 2) ≦ 3 3) im Abstand ≦ 4,50 m bzw. Randabstand von einer Öff-
zweischaliger  175 2) nung ≦ 2,0 m.
Außenwände ≦ 2,75 m
und zwei- ≧ 175 ≦5
3) Einschließlich Zuschlag für nichttragende innere Trenn-
schalige Haus-  240 wände.
trennwände
≧ 240 ≦ 12 · d Als Gebäudehöhe darf bei geneigten Dächern das Mittel
von First- und Traufhöhe gelten.
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 111

Tabelle 6.2 min N0 für Kelleräußenwände ohne rechne-


rischen Nachweis (DIN 1053-1, Tab. 8)

Wand min N0 bei einer Höhe der Anschüttung he


dicke
d 1,0 m 1,5 m 2,0 m 2,5 m
in kN/m in kN/m in kN/m in kN/m
6.4a

240 6 20 45 75

300 3 15 30 50

365 0 10 25 40
6.4b

490 0 5 15 30 6.4 Aussteifung

Zwischenwerte sind geradlinig zu interpolieren.


a) Aussteifung einer Wand durch Querwände
b) Aussteifung durch Querwände und Deckenscheibe
6

Tragende Pfeiler müssen eine Mindestabmes- Wenn die Geschossdecken als steife Scheiben
sung von 11,6 x 36,5 cm bzw. 17,5 x 24 cm haben. ausgebildet sind oder statisch berechnete Ring-
balken vorhanden sind, bzw. wenn ein Bauwerk
Aussteifende Wände. Von größter Bedeutung „offensichtlich genügend lange aussteifende
sind die Aufgaben, die Wände für die Standfes- Wände in ausreichender Zahl aufweist, die ohne
tigkeit im gesamten Baugefüge zu übernehmen größere Schwächungen oder Versprünge bis auf
haben. Sie müssen ebenso wie alle vertikalen die Fundamente geführt sind“ (DIN 1053-1, Ab-
Lasten (Eigengewichte, Verkehrs- und Nutzlasten, schn. 6.4), darf auf einen besonderen Nachweis
Schneelast usw.) auch alle horizontalen Bean- der räumlichen Steifigkeit verzichtet werden.
spruchungen auf das Bauwerk (z. B. Windlasten, Was als „offensichtlich ausreichend“ anzusehen
Lasten aus Schrägstellungen usw.) sicher auf den ist, wird nicht näher definiert, so dass der Planer
Baugrund übertragen. und Ingenieur in eigener Verantwortung ent-
Das wird erreicht durch das Zusammenwirken scheiden müssen.
unverschieblich gehaltener Wand- und Decken- Im übrigen muss ein statischer Nachweis ent-
scheiben (Bild 6.4) oder auch durch Ringbalken weder nach dem vereinfachten Verfahren von
oder Rahmen (vgl. Abschn. 1.6). DIN 1053-1 Abschn. 6 oder – in schwierigeren
Fällen bzw. zur bestmöglichen Ausnutzung des
Mauerwerkes – nach dem genaueren Verfahren
NO
für Mauerwerk nach Eignungsprüfung nach DIN
1053-2 Abschn. 7 geführt werden.
p · 5 KN/m2
Aussteifende Wände müssen mindestens eine
wirksame Länge von 1/5 der lichten Geschosshö-
he hs und eine Dicke von 1/3 der Dicke der aus-
zusteifenden Wand, mindestens jedoch 11,5 cm
haben (Bild 6.5).
hs

Sie müssen unverschieblich und rechtwinklig zur


ausgesteiften Wand gehalten sein. Bei einseitig
he

angeordneten Aussteifungswänden müssen die-


d se gleichzeitig mit der auszusteifenden Wand
im Verband hochgeführt werden, oder es muss
durch andere Maßnahmen (z. B. Maueranker, An-
schlussprofile u. Ä.) eine zug- und druckfeste Ver-
bindung gesichert sein.
Als statisch gleichwertige Maßnahme ist bei
6.3 Krafteinwirkung des Erddrucks auf die Kellerwand Kalksandsteinmauerwerk die „Stumpfstoßtech-
112 6 Wände

es ist ggf. außerdem auf ausreichende zusätzliche


Schall- und Wärmeschutzmaßnahmen zu achten
(Bild 6.6).

6 6.5 Mindestlänge der aussteifenden Wand

nik“ zugelassen, wenn die Wände als zweiseitig


gehalten nachgewiesen sind. Eine Verzahnung
kann also entfallen, doch sind Stumpfstöße aus
wärme- und schallschutztechnischen Gründen
zu vermörteln. Es wird jedoch empfohlen, die An-
schlüsse mit Flachstahlankern auszuführen.
Je nach Anzahl der rechtwinklig zur Wandebe-
ne gehaltenen Ränder werden zwei-, drei- und
vierseitig gehaltene oder frei stehende Wände 6.6a
unterschieden. Für drei- und vierseitig gehaltene
Wände können abgeminderte Knicklängen in
Rechnung gestellt werden, wenn Horizontallas-
ten nur durch Wind bestehen. Für freistehende
Wände muss immer ein Standsicherheitsnach-
weis geführt werden.
Umfassungswände müssen mit den Decken zug-
fest verbunden werden. Wenn Massivdecken
mindestens bis zur halben Wanddicke aufliegen,
müssen keine besonderen Maßnahmen zur Ver-
bindung getroffen werden. Holzbalkendecken
müssen durch Anker mit Splinten (s. Abschn.
10.3) im Abstand von 2 m (ausnahmsweise = 4 m)
verbunden werden. Giebelwände müssen an den
Dachstühlen verankert werden, wenn sie nicht
durch Querwände, Pfeilervorlagen o. Ä. genü-
gend ausgesteift sind.

Aussteifungspfeiler. Wenn bei langen tragen-


den Wänden keine aussteifenden Querwände
möglich sind, können Aussteifungspfeiler aus
Stahlbeton oder Stahlprofilen vorgesehen wer-
den. Dabei ist in der Regel ein statischer Nachweis
erforderlich. Darüber hinaus ist die Problematik
zu beachten, die sich aus dem Neben- einander
der verschiedenen Baustoffe ergeben kann, und 6.6b
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 113

6.7b 6.7c
6.6c

6.6 Aussteifung durch Pfeiler


a) Stahlbetonpfeiler
b) Stahlprofil
c) Aussteifungsstütze, betoniert mit Hilfe von Kalk-
sandstein-Schalen (KS U) in Sichtmauerwerk
6

Ringanker und Ringbalken. In alle Außenwände


und in die Querwände, die als vertikale Scheiben 6.7d 6.7e
der Abtragung horizontaler Lasten (z. B. Wind)
dienen, sind unmittelbar unterhalb der Geschoss-
decken Ringanker zu legen bei Bauten Wenn Decken ohne Scheibenwirkung verwen-
tmit mehr als 2 Vollgeschossen oder > 18,00 m det werden (z. B. Holzbalkendecken) oder wenn
Länge, Stahlbetondecken mit Gleitlagern auf den tra-
tbei Wänden, in denen die Summe der Öff- genden Wänden aufliegen (s. Abschn. 10.1.2),
nungsbreiten 60 % der Mauerlänge übersteigt muss die Aussteifung durch Ringbalken sicherge-
(bzw. 40 %, wenn die Fensterbreiten größer stellt werden (Bild 6.7f).
sind als 2/3 der Geschosshöhe).

Die Ringanker können mit Massivdecken (s. Ab-


6.7f
schn. 10.2) oder Fensterstürzen aus Stahlbeton
vereinigt werden. Sie sollen < 15 cm hoch und
oben und unten mit mindestens 2 durchlaufen-
den Rundstählen bewehrt sein, die eine Zugkraft
von < 30 kN aufnehmen.
Sie wirken wie ein Zugband für einen gedachten
Druckbogen in der Deckenplatte und müssen alle
Außenwände und durchgehenden Querwände
zusammenhalten (Bild 6.7a). Einige Ausführungs-
möglichkeiten für Ringanker zeigt Bild 6.7b bis e.

6.7 Ringanker und Ringbalken


a) Ringankerprinzip, dargestellt für die Bauwerksseite
6.7a A–A
b) Ringanker in Verbindung mit dem Fenstersturz
unter der Decke
c) Ringanker zwischen Decke und Fenstersturz.
Bewehrtes Ziegelmauerwerk, die Bewehrung –
mind. 2 durchlaufende Rundstäbe – muss eine
Zugkraft von ≧ 30 kN aufnehmen)
d) Ringanker in Deckenhöhe
e) Parallel zu Ringankern liegende durchlaufende Be-
wehrungen dürfen in einem Streifen von ≦ 50 cm
als Ringanker-Bewehrung angerechnet werden.
f) Ringbalken
114 6 Wände

Ringanker oder -balken in Außenwänden wer- keiten für Mauerwerk erheblich ausgeweitet.
den – ebenso wie Deckenränder – vielfach immer Bewehrungen aus Rundstahl oder aus vorgefer-
noch mit einem Wärmeschutz aus anbetonierten tigten gitterartigen Bewehrungen werden bei
Holzwolleleichtbauplatten ausgeführt. (Für den horizontalen Biegebeanspruchungen von Platten
erforderlichen Außenputz müssen diese Flächen oder über Maueröffnungen in die Lagerfugen des
mit Putzträgern überspannt werden.) Mauerwerkes eingelegt.
Eine derartige Ausführung ist jedoch problema-
tisch. Die hinter dem Außenputz liegenden Wär-
medämmungen bewirken meistens einen Wär-
mestau bei Sonneneinstrahlung. Dadurch und
durch unvermeidliche Verformungen der Decken
an den Auflagerrändern (s. Abschn. 10.1) sind
Rissbildungen fast immer die Folge. Es sollten
daher entweder Ausführungen wie in Bild 6.7b
bis e vorgezogen werden oder eine sogenannte
„Dämmschalung“ als verlorene Schalung zur Aus-
6 führung kommen. Diese Dämmschalungen be-
stehen meistens aus Polystyrol-Hartschaum und
werden häufig auch als „verlorene Deckenrand-
schalung“ verwendet (s. Abschnitt 10.1.2). Auf
diese Dämmschalung wird dann – ebenso wie
auf Mauerwerk – der Putzträger aufgebracht.

Bewehrtes Mauerwerk
6.8 Fensterbrüstung mit Lagerfugenbewehrung
Mauerwerk nimmt hohe Druck-, aber nur geringe 1 Lagerfugenbewehrung
Zugkräfte auf.
Die Bewehrung von Mauerwerk erhöht nicht nur Die Bewehrung darf nur in Normalmörtel der
die Tragfähigkeit, sondern verbessert auch in er- Mörtelgruppe III und IIIa eingebettet sein. Bei ver-
heblichem Maß die Risssicherheit. So können z. B. tikalen Beanspruchungen ist die Ausführung von
beim Anschluss nichttragender Fensterbrüstun- bewehrtem Mauerwerk mit Hilfe von speziellen
gen an angrenzendes Pfeilermauerwerk die auf- Hohlkammersteinen möglich.
tretenden Zugspannungen durch Bewehrungen
aufgenommen werden. (Bild 6.8)
Bei nichttragenden gemauerten Innenwänden
können durch Bewehrungen in den unteren La-
gerfugen Horizontalrisse infolge von Decken-
verformungen („Stützgewölbeeffekt“) verhindert
werden. Auch aufwendige Ringankerausführun-
gen lassen sich in vielen Fällen durch bewehrtes
Mauerwerk ersetzen.
Für vertikale Bewehrungen können grossforma-
tige Füllziegel mit großen Aussparungen verar-
beitet werden, wenn ihre Druckfestigkeit ohne
Verfüllung der Aussparungen ermittelt wurde.
(Bild 6.9)
In der Altbausanierung werden hauptsächlich
nichttragende Trennwände eingebaut. Meistens
6.9 Bewehrtes Mauerwerk aus Füllziegeln
können die Decken die zusätzliche Belastung
1 Bewehrung
nicht aufnehmen. Durch eine Bewehrung der La- 2 Füllziegel
gerfugen werden diese Wände selbsttragend. Sie
setzen sich dann nicht auf den Decken ab. In die Hohlkammern werden vorgefertigte Be-
Durch die Vergrößerung der Zugfestigkeit wer- wehrungskörbe eingestellt und mit Beton ver-
den darüber hinaus die Anwendungsmöglich- gossen. Zum Verfüllen ist mindestens Beton der
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 115

Festigkeitsklasse C20/25 nach DIN EN 206-1/DIN Schlitze und Aussparungen. In tragenden oder
1045-2 zu verwenden. Das Größtkorn darf dabei aussteifenden Wänden sind Schlitze und Ausspa-
8 mm nicht überschreiten. Der Korrosionsschutz rungen für Installationen nur dann zulässig, wenn
der Bewehrung ist zu gewährleisten, z. B. durch dadurch die Standfestigkeit nicht beeinträchtigt
ausreichende Betonüberdeckung oder durch wird. Schlitze und Aussparungen müssen ent-
korrosionsgeschützte Bewehrung. Nicht gegen weder im Verband gemauert oder nachträglich
Korrosion geschützte Bewehrung darf nur in gefräst werden. Das nachträgliche Stemmen ist
Mauermörtel eingelegt werden, wenn für die nicht zulässig!
Wand ein dauernd trockenes Raumklima sicher- Ohne besonderen Standsicherheitsnachweis für
gestellt ist (Innenwände). die Wände dürfen Schlitze und Aussparungen
Windlasten beanspruchen nichttragende Au- gemäß Tab. 6.11 (DIN 1053, Tab. 10) ausgeführt
ßenwände von Skelett- und Hallenbauten auf werden.
Biegung. Daher kommt bei Mauerwerks-Ausfa- Ohne statischen Nachweis sind danach nur Schlit-
chungsflächen häufig (z. B. bei Hallenbauten) ze bis höchstens 4 cm Tiefe zugelassen, die nur
horizontale Bewehrung zur Ausführung. Dadurch für Kabel oder Rohre von geringem Querschnitt
können bei ge- in Betracht kommen.
ringen zulässigen Das bedeutet, dass sämtliche größere Schlitze und 6
1
Abmessungen Aussparungen von vornherein bei der Planung
der Wandstärken festgelegt und bei der statischen Berechnung be-
häufig Zwischen- rücksichtigt werden müssen!
riegel entfallen, Schlitze und Aussparungen schwächen Wän-
wodurch die de jedoch nicht nur in ihrem Tragverhalten. Sie
Kosten deutlich sind immer auch Schwachstellen hinsichtlich des
gesenkt werden. Schall- und Wärmeschutzes. Es sollten daher auch
(Bild 6.10) aus diesen Gründen möglichst „Vorwand-Instal-
lationen“ bevorzugt werden. Alle Rohrleitungen
6.10 Bewehrtes Mauerwerk usw. werden dabei – ggf. vormontiert oder in
in einer Ausfachungs- kompletten Einbauelementen – vor den Wänden
fläche oder in Installationsschächten eingebaut. Beim
1 Mauerwerks- Innenausbau werden die Installationen ausge-
bewehrung

Tabelle 6.11 Ohne Nachweis zulässige Schlitze und Aussparungen in tragenden Wänden (DIN 1053-1, Tab. 10).

Wand- horizontale und vertikale Schlitze und vertikale Schlitze und Aussparungen
dicke schräge Schlitze 1) Aussparungen nachträglich in gemauertem Verband
nachträglich hergestellt hergestellt
Schlitzlänge Einzel- Abstand der Breite 5) Rest- Mindestabstand
unbe- ≤ 1,25 m schlitz- Schlitze und wand- der Schlitze
schränkt lang 2) breite 5) Aussparun- dicke und Aussparungen
gen von von Öff- unter-
Tiefe 3) Tiefe Tiefe 4) nungen einander

≥ 115 – – ≤ 10 ≤ 100 – – ≥ 2fache


≥ 175 0 ≤ 25 ≤ 30 ≤ 100 ≤ 260 ≥ 115 Schlitz-
≥ Schlitz-
≥ 240 ≤ 15 ≤ 25 ≤ 30 ≤ 150 ≥ 115 ≤ 385 ≥ 115 breite
breite
≥ 300 ≤ 20 ≤ 30 ≤ 30 ≤ 200 ≤ 385 ≥ 175 bzw.
≥ 365 ≤ 20 ≤ 30 ≤ 30 ≤ 200 ≤ 385 ≥ 240 ≥ 365
1) Horizontale und schräge Schlitze sind nur zulässig in einem Bereich ≤ 0,4 m ober- oder unterhalb der Rohdecke sowie jeweils
an einer Wandseite. Sie sind nicht zulässig bei Langlochziegeln.
2) Mindestabstand in Längsrichtung von Öffnungen ≥ 490 mm, vom nächsten Horizontalschlitz zweifache Schlitzlänge.
3) Die Tiefe darf um 10 mm erhöht werden, wenn Werkzeuge verwendet werden, mit denen die Tiefe genau eingehalten
werden kann. Bei Verwendung solcher Werkzeuge dürfen auch in Wänden ≥ 240 mm gegenüberliegende Schlitze mit
jeweils 10 mm Tiefe ausgeführt werden.
4) Schlitze, die bis maximal 1 m über den Fußboden reichen, dürfen bei Wanddicken ≥ 240 mm bis 80 mm Tiefe und 120 mm
Breite ausgeführt werden.
5) Die Gesamtbreite von Schlitzen nach Spalte 5 und Spalte 7 darf je 2 m Wandlänge die Maße in Spalte 7 nicht überschreiten.
Bei geringeren Wandlängen als 2 m sind die Werte in Spalte 7 proportional zur Wandlänge zu verringern.
116 6 Wände

mauert, erhalten eine Vormauerung oder Aus- In Außenwänden sind nach DIN 1986 Schlitze nur
mauerung, oder sie werden verkleidet (Bild 6.12). dann zulässig, wenn mindestens 24 cm Wand-
dicke verbleiben und außerdem der Wärme-
schutz gewährleistet bleibt. Im übrigen müssen
Installationsleitungen und somit etwa erforderli-
che Schlitze jeweils an den Außenseiten der Wän-
de von Aufenthaltsräumen ausgeführt werden
(DIN 4109).

Nichttragende Wände. Nichttragende innere


Trennwände, die der Raumaufteilung dienen und
die keinen statischen Beanspruchungen inner-
halb des konstruktiven Baugefüges unterliegen,
sind nach DIN 4103 auszuführen (s. Abschn. 6.10
und Abschn. 15).
In Ausfachungen von Fachwerk-, Skelett- und
6 Schottenbauweisen müssen nichttragende Wän-
de die auf ihre Fläche wirkenden Lasten (insbes.
Eigengewicht, Windlasten) auf tragende Bauteile
abtragen.
Nichttragende Wände, die durch Anker, Versatz,
Verzahnung o. Ä. gehalten sind, in Normalmörtel
MG IIa (s. Abschn. 6.2.2.3) ausgeführt sind und
den Bedingungen der Tabelle 6.13 entsprechen,
dürfen ohne statischen Nachweis ausgeführt
werden.

6.12 WC-Vorwandinstallation mit KOMBIFIX-Montage-


rahmen zur nachträglichen Ausmauerung oder
Vormauerung (Geberit)

Tabelle 6.13 Größte zulässige Werte der Ausfachungsfläche von nichttragenden Außenwänden
ohne rechnerischen Nachweis (DIN 1053-1, Tab. 9)
(ε kennzeichnet das Verhältnis der größeren zur kleineren Seite der Ausfachungsfläche)

Wand- Größte zulässige Werte1) der Ausfachungsfläche


dicke bei einer Höhe über Gelände von
d
0 bis 8 m 8 bis 20 m 20 bis 100 m

ε = 1,0 ε ≧ 2,0 ε = 1,0 ε ≧ 2,0 ε = 1,0 ε ≧ 2,0


in m 2 in m 2 in m 2 in m 2 in m 2 in m 2

115 2) 12 8 8 5 6 4

175 20 14 13 9 9 6

240 36 25 23 16 16 12

≅ 300 50 33 35 23 25 17
1) Bei Seitenverhältnissen 1,0 < ε < 2,0 dürfen die größten zulässigen Werte der Ausfachungsflächen geradlinig interpoliert
werden.
2) Bei Verwendung von Steinen der Festigkeitsklassen ≧ 12 dürfen die Werte dieser Zeile um 1/3 vergrößert werden.
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 117

6.2.1.2 Wärmeschutz
Neben Decken und Dachflächen bilden die Au-
ßenwände einen wesentlichen Bestandteil der
gesamten Umfassungsflächen von Räumen. Sie
müssen daher auch den in DIN 4108 und den
Wärmeschutzverordnungen festgelegten sehr
weitgehenden Forderungen an den winterlichen
und sommerlichen Wärmeschutz genügen (An-
forderungen und Berechnungsverfahren s. Ab- 6.14a 6.14b
schn. 17.5).
Auf den Heizenergieverbrauch eines Gebäudes
hat der Wärmeschutz der Außenwände einen er-
heblichen Einfluss. Durch geeignete Anwendung
von Dämmstoffen können die Wärmeverluste er-
heblich reduziert werden.
Ab 1. Oktober 2009 gilt die neue Energieeinspar- 6
verordnung (EnEV 2009). Das bedeutet 30 Pro-
zent mehr Energieeffizienz gegenüber der EnEV
2007. 6.14c 6.14d
Wärmeschutzmaßnahmen richten sich auf den
Wärmedurchgang (Wärmeverluste im Winter, 6.14 Außenwandkonstruktionen (Außenseite links)
Aufheizung im Sommer) und die Wärmespeiche- a) Zweischaliges Mauerwerk mit Luftschicht und
Wärmedämmung, Schalenabstand nach DIN 1053
rung (Ausgleich von Temperaturschwankungen max. 15 cm
infolge der unterschiedlichen Tag- und Nacht- b) Zweischaliges Mauerwerk mit Kerndämmung,
temperaturen beim Heizungsbetrieb im Winter Schalenabstand nach DIN 1053 max. 15 cm
und von Tag- und Nacht-Außentemperaturen im c) Einschalige Wand mit außenliegender Wärme-
dämmung, beidseitig verputzt
Sommer). d) Mauerwerk mit Wärmedämmung und hinterlüfte-
Weitere Ziele sind die Vermeidung von Feuch- ter Vorhangfassade
tigkeitsschäden und eine ingesamt deutliche
Verbesserung der Behaglichkeit des Raumklimas. peraturen einstellen. An Wärmebrücken besteht
Bild 6.14 zeigt mehrschichtige Konstruktionen, immer die Gefahr von Tauwasserbildung.
bei denen sich unter Verwendung moderner Tauwasserbildung setzt überall dort ein, wo die
Wärmedämmstoffe bei entsprechenden Dämm- örtliche Oberflächentemperatur die Taupunkt-
stoffdicken Wärmedurchgangskoeffiziente (U- temperatur des jeweiligen Wasserdampfdruckes
Werte, früher „k-Werte“) zwischen 0,15 und 0,30 unterschreitet. Tauwasserschäden treten des-
W/m2 · K mühelos erreichen lassen. Eine innenlie- halb zuerst im Bereich von Wärmebrücken auf.
gende Wärmedämmung kommt bei Neubauten Je nach Oberflächenmaterial kann bei relativen
nur in Ausnahmefällen zur Ausführung (Tauwas- Luftfeuchtigkeiten über etwa 80 %, bezogen auf
sergefahr). die dazugehörige Oberflächentemperatur, auf
Das Bestreben nach immer größerer Energieein- dem Wege der Kapillarkondensation Feuchte
sparung bedingt ständig erhöhten Anforde- aufgenommen werden und bei entsprechender
rungen an die Wärmedämmung von Bauteilen Dauer zur Schimmelpilzbildung führen. Schim-
immer grössere Bedeutung bekommt neben melpilzbildung kann bereits bei Luftfeuchten
der Wärmedämmung die Ausnutzung der ein- erfolgen, die noch keine Tauwasserbildung zur
gestrahlten Sonnenenergie. Diese konnte bisher Folge haben. Das Beiblatt 2 zur DIN 4108 enthält
nur über Fensterflächen nutzbar gemacht wer- Planungs- und Ausführungsbeispiele zur Vermin-
den. Bei hochgedämmten Fassaden lassen sich derung von Wärmebrückenwirkungen. Das Bei-
selbst bei starker Sonneneinstrahlung jedoch kei- blatt stellt Wärmebrückendetails aus dem Hoch-
ne Wärmegewinne erzielen. bau dar, jedoch keine Konstruktionsbeispiele für
Es sollten möglichst gleichmässige innere Ober- Gebäude mit einer Innentemperatur unter 19 °C.
flächentemperaturen erzielt werden. Wärmebrü- Die Entscheidung, welche Wandbauart anzuwen-
cken sind dabei die Schwachstellen, da sich an den ist, hängt von konstruktiven Anforderungen
ihnen die tiefsten raumseitigen Oberflächentem- (z. B. notwendige Belastbarkeit), gestalterischen
118 6 Wände

Absichten (z. B. Wahl von Verblend- oder Sicht- Eine zusätzliche Wärmedämmung außen (Bild
mauerwerk oder Innen- und Außenputz) insbe- 6.16a) ist nur in Verbindung mit zweischaligem
sondere aber vielfach von der Überlegung ab, wie Mauerwerk oder bei zusätzlichen Fassadenbe-
mit möglichst geringem Aufwand optimaler Wär- kleidungen anwendbar. Bei einschaligem Mau-
meschutz erreicht werden kann (niedrige Mate- erwerk kann eine Verbesserung erreicht werden,
rial- und Herstellungskosten, geringer Unterhal- wenn in den Eckbereichen Steine aus dem glei-
tungsaufwand, nicht zu große Wanddicken, die chen Material wie im angrenzenden Mauerwerk
eine Verringerung der Nutzflächen bedeuten). jedoch mit höheren Wärmedämmeigenschaften
tVerwendung von Mauersteinen mit unter- verwendet werden (Bild 6.16b).
schiedlichen Wärmedämmeigenschaften („Misch-
mauerwerk“),
teinbindende oder durchlaufende Bauteile wie
z. B. Deckenauflager, Kragplatten, Stürze o. Ä.
ohne ausreichenden zusätzlichen Wärme-
schutz,
6 tBeeinträchtigung des Wärmeschutzes durch
Wandaussparungen, Schlitze o. Ä.,
tBefestigung der Wärmedämmschichten
6.16a 6.16b
tformbedingte („geometrische“) Wärmebrücken
6.16 Wärmedämmung an Außenecken
Geometrische Wärmebrücken entstehen, wenn in a) Zusätzliche Wärmedämmung der Ecke in Verbin-
den Außenecken der Außenwände kleinen er- dung mit Fassadenbekleidungen
wärmten Flächen auf der Innenseite größere äu- b) Wärmedämmung durch Mauerwerk mit höheren
Wärmedämmeigenschaften
ßere Abkühlungsflächen gegenüberstehen. Durch
den damit gegebenen „Kühlrippeneffekt“ können
bei einschaligen, nicht zusätzlich wärmegedämm- Wärmebrücken ergeben sich auch am Fußpunkt
ten Wänden die Innenecken derart abkühlen, dass hochgedämmter Außenwände. Sie können durch
es bei ungünstigen Belüftungsverhältnissen (z. B. den Einbau von Dämmelementen oder hochbe-
auch durch dicht anschließende Möblierungen) lastbaren Dämmstoffstreifen (z. B. aus Schaum-
zur Kondensatbildung mit allen Folgeerscheinun- glas) vermieden werden (Bild 6.17).
gen (z. B. Feuchtigkeitsschäden mit Schimmelpilz-
bildung) kommen kann (Bild 6.15).

6.17a 6.17b
6.17 Wärmedämmung am Mauerfuß
a) Wärmedämmelement Schöck Isomur®
b) Streifen aus Foamglas® Perinsul
6.15a 6.15b

6.15 Geometrische Wärmebrücke an Außenwandecke Der Wärmedämmschutz der Außenbauteile ist


a) Wärmeströmung nicht nur von den Wärmedurchlasswiderständen
b) Verstärkte Wärmeströmung (Kühlrippeneffekt) (R) bzw. von den Wärmedurchgangskoeffizienten
durch Wandvorsprung (U) der einzelnen Außenbauteile abhängig, son-
dern er hängt auch stark von der Ausbildung der
Zur Reduzierung geometrischer Wärmebrücken Anschlussbereiche zwischen den einzelnen Bau-
sollten stark gegliederte Baukörper möglichst teilen ab. Dieses Phänomen wird mit zunehmen-
vermieden werden. der Verbesserung des Wärmeschutzes bedeutsa-
Bei Mauerwerk war bisher eine Dämmung von mer. Aus energetischer Sicht sind Wärmebrücken
Außenecken allenfalls bei besonders hohen An- zu beachten, da ihr Anteil am Transmissionswär-
forderungen oder Beanspruchungen üblich. meverlust eines Gebäudes erheblich ist.
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 119

Es werden daher immer häufiger auch Versuche Mit transparenten Wärmedämmungen sind eine
mit transparenten Wärmedämmungen gemacht. Reihe von Demonstrationsobjekten ausgeführt.
Dabei werden luftgefüllte Waben- bzw. Kapillar- Inzwischen sind auch schon Leichthochlochzie-
platten aus lichtdurchlässigen Kunststoffen (PC gel mit werkseitig aufgebrachter, transparenter
und PMMA) in Dicken von 5 bis 12 cm und Schüt- Wärmedämmung in der Entwicklung. Die wei-
tungen aus Aerogelen auf der Basis von Was- tere Entwicklung auf diesem hochinteressanten
serglas verwendet. Bei unverschatteten Flächen Gebiet muss noch abgewartet werden.
lassen sich damit in Versuchsanordnungen Wär- Transparente Wärmedämmungen benötigen ei-
megewinne von 70 bis 120 kWh/m2 (100 kWh/ nen transparenten, außenliegenden Witterungs-
m2 entsprechen 10 l Heizöl) erzielen. schutz (z. B. Glasscheibe). Alle zur Verfügung
Bei der Anwendung von transparenter Wärme- stehenden Kunststoffe absorbieren nämlich
dämmung wird die Sonneneinstrahlung über Feuchtigkeit, die dann am kältesten Punkt, näm-
durchscheinende Platten aus Kunststoffröhrchen lich außen, bei Erwärmung ausgetrieben wird.
hinter Glas auf eine dunkel gestrichene Wand Somit entstehen ästhetische Beeinträchtigungen
geleitet und schliesslich, zeitverzögert um 4–6 (z. B. Wassernasen), die zwar funktional ohne Ein-
Stunden, nach innen abgeführt. Die Wärme wird fluss sind, aber nach den bisherigen Erfahrungen
dann ähnlich wie bei einer Fussbodenheizung immer wieder zu Reklamationen geführt haben. 6
von den Wänden als Strahlungswärme an den Nicht nur die hohen Kosten sondern auch die
Raum abgegeben (Bild 6.18). noch immer existierenden technischen Prob-
leme mit dieser Technologie haben bisher eine
2 weite Verbreitung von TWD (transparente Wär-
medämmung) verhindert.

3 Einschalige Wände (s. Abschn. 6.2.3.2) aus her-


Solar- kömmlichen Baustoffen wie Ziegel oder Kalk
strahlung 4 sandstein erfordern bei Außenwänden ohne zu-
sätzliche Wärmedämmschichten im Hinblick auf
Wärme- die hohen Anforderungen der DIN 4108 bzw. der
gewinne
EnEV 2009 (s. Abschn. 17.5) unvertretbar große
Wanddicken, die zwar bauphysikalisch problem-
1 los, aber in der Regel zu teuer in der Herstellung
+ 20 °C
sind. Ausserdem ist der Grundflächenbedarf der-
artiger Wandkonstruktionen sehr hoch. Folge
solcher Wandkonstruktionen ist ein grösserer
– 10 °C
Brutto-Rauminhalt (umb. Raum) und dadurch be-
dingt auch höhere Baukosten.
6.18 Außenwand mit transparenter Wärmedämmung Einschalige Wände werden daher fast nur noch
(Vertikalschnitt)
aus Steinen mit sehr guten Wärmedämm-Eigen-
1 Kapillarplatten (aus Kunststoffröhrchen)
2 Glasscheibe zum Schutz der Kapillarplatten schaften hergestellt (z. B. porosierte Leichtziegel,
3 Massive Innenwand Porenbeton, Leichtbeton-Hohlblocksteinen, oder
4 Dunkel gestrichene Fläche (Absorptionsfläche) aus Hohlblocksteinen mit integrierter Wärme-
dämmung.
Die Wärmedämmung sollte zweilagig und mög- Mit Blick auf Niedrigenergiehäuser, die inzwi-
lichst stoßversetzt überlappend eingebaut wer- schen Standard sind, hat die Baustoffindustrie
den. Dadurch wird die Gefahr der geometrischen hochwärmedämmendes Mauerwerk entwickelt.
Wärmebrücken reduziert und verhindert auch, Es werden Wärmeleitfähigkeiten zwischen λ 0,11
dass Feuchte über die Stösse bis zum Hintermau- und 0,14 W/mK erreicht.
erwerk vordringen kann. Für Passivhäuser (Heizwärmebedarf ≤ 15 kWh/
Transparente Wärmedämmungen können nur m2/a (im Vergleich zum Niedrigenergiehaus ≤ 75
in Verbindung mit Verschattungseinrichtungen kWh/m2/a) wurden inzwischen spezielle, hoch-
oder Hinterlüftungen eingebaut werden, damit wärmedämmende Steine entwickelt.
außerhalb der Heizperioden die Überhitzung der Sie müssen unter Verwendung von Wärme-
dahinter liegenden Räume verhindert werden dämm-Mörtel hergestellt werden, da sonst die
kann. Fugen Wärmebrücken darstellen, die sich nicht
120 6 Wände

nur ungünstig auf den Gesamt-Wärmedurchlass- zwischen den Schalen eingebaut. Sie besteht
widerstand der Wand auswirken, sondern sich aus einer losen Hyperlite-Schüttung, Hart-
auch später durch Verfärbungen in den Wandflä- schaumplatten oder speziellen, wasserabwei-
chen abzeichnen. senden („hydrophobierten“) Mineralwolleplat-
Mauerwerk aus Steinen mit hoher Wärmedäm- ten. Derartige Wandkonstruktionen kommen
mung wird deshalb am besten mit Klebemörtel auch in Frage, wenn Außenwände beidseitig als
hergestellt. Sichtmauerwerk ausgeführt werden sollen (Bild
6.14b).
Einschalige Wände mit zusätzlicher Wärme- Jede Art von Hydrophobierung lässt im Laufe
dämmung, die aus Steinen mit relativ schlechten der Zeit nach. Die wasserabweisende Eigen-
Wärmedämm-Eigenschaften lediglich nach sta- schaft ist kein Freibrief für die Sorglosigkeit bei
tisch-konstruktiven Anforderungen geplant wer- der Verarbeitung. Die Außenschale muss in je-
den und eine zusätzlich außen aufgebrachte Wär- dem Fall so sorgfältig ausgeführt werden, dass
medämmung (Hartschaum oder Mineralwolle mit ein Eindringen von Schlagregen weitestmög-
zement- oder kunstharzgebundenen Dünn-Put- lich vermieden wird. Eine Hydrophobierung ist
zen, sog. Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) nicht mit feuchtigkeitsbeständig oder dauerhaft
6 erhalten, stellen nach vergleichenden Untersu- feuchtigkeitsbelastbar gleichzusetzen.
chungen eine sehr kostengünstige Lösung dar. Bessere Voraussetzungen für den Schlagregen-
Dabei wirkt sich auch die relativ geringe Gesamt- schutz und die Ableitung von diffundierendem
Wanddicke (etwa 30 cm) im Hinblick auf den Wasserdampf bietet zweischaliges Mauerwerk
insgesamt umbauten Raum vorteilhaft aus (Bild mit Luftschicht, das in den regenreichen nord-
6.14c). Die Ausführung des Außenputzes hierbei westeuropäischen Gebieten die traditionelle
erfordert große Erfahrung, damit einerseits eine Wandbauweise bildete (Bild 6.14a).
auf Dauer rissefrei bleibende schlagregensichere Daraus abgeleitet wurde das zweischalige Mau-
Außenfläche erreicht wird, die jedoch anderer- erwerk mit Luftschicht und Wärmedämmung. Auf
seits nicht die Wasserdampfdiffusion in gefähr- die innenliegende tragende Wand wird außen
lichem Maß behindern darf. Bei den auf dem die aus Hartschaum- oder Mineralwolleplatten
Markt befindlichen „geschlossenen Systemen“ bestehende Wärmedämmung aufgebracht. Zwi-
sind alle Materialien unter genauer Definition der schen dieser und der äußeren Schale verbleibt
Gewährleistung aufeinander abgestimmt sind (s. ein etwa 4 bis 6 cm breiter hinterlüfteter Ab-
Teil 2 dieses Werkes). stand. In dieser Luftschicht kann diffundierender
Zu beachten ist, dass diese Bauart recht empfind- Wasserdampf ebenso wie etwa an der Rückseite
lich hinsichtlich mechanischer Beschädigungen der Wetterschutzschale austretendes Nieder-
ist. Außerdem können zusätzlich aufgebrachte schlagwasser ohne Durchnässung der Wärme-
weiche Schalen die Schallschutz eigenschaften dämmung abgeleitet werden. Die Außenschalen
des Mauerwerks ungünstig beeinflussen. werden bei zweischaligem Mauerwerk mit Luft-
Von innen aufgebrachte Wärmedämmungen stel- schicht in der Regel aus Sichtmauerwerk her-
len eine nur für besondere Fälle empfehlenswer- gestellt. Bei dieser Wandkonstruktion sind die
te Lösung dar wie z. B. für Versammlungsräume Aufgaben der einzelnen Bauteilschichten unter
(Wärmespeicherwirkung der Wände meistens optimalen bauphysikalischen Voraussetzungen
nicht erforderlich) oder für nachträgliche Ver- klar abgesetzt. Dem steht als Nachteil gegenüber
besserungen des Wärmeschutzes, wenn das Auf- der relativ hohe Herstellungsaufwand und die
bringen einer zusätzlichen Wärmedämmung von erforderliche Gesamtdicke der Wand von 45 bis
außen nicht möglich ist (s. Abschn. 8 in Teil 2 d. 49 cm (Bild 6.14a). Diese Wandkonstruktion ver-
Werkes). In diesem Fall sollte jedoch unbedingt langt große Sorgfalt bei der Ausführung. Mauer-
die Problematik der Wasserdampfdiffusion be- mörtel darf nicht in die Luftschicht der äußeren
achtet werden (s. Abschn. 17.5.6) Schale gelangen. Es dürfen sich keine sogenann-
ten Mörtelbrücken bilden, da sie die Funktionen
Zweischaliges Mauerwerk (s. Abschn. 6.2.3.3) der einzelnen Schichten stark beeinträchtigen.
besteht aus der innen liegenden tragenden Nach dem gleichen Bauprinzip kann die äuße-
Wand und der äußeren nicht belasteten Schale, re Wetterschutzschale auch durch vorgehäng-
die in erster Linie als Wetterschutz dient. te Leichtkonstruktionen (z. B. aus Metall- oder
Bei Außenwänden, die nicht allzu stark dem Faserzementplatten, vgl. Kapitel 8) gebildet wer-
Schlagregen ausgesetzt sind, wird die Wärme- den (Bild 6.14d).
dämmung ohne Luftschicht als „Kerndämmung“
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 121

Kellerwände Dabei sind zu unterscheiden:


Innendämmungen sind problematisch, weil dann tAußenwände
einerseits die Wärmespeicherfähigkeit der meist ttrennende Außenwände (Haustrennwände)
massiven Außenwände nicht mehr wirksam wird ttrennende Innenwände (Wohnungstrennwän-
und andererseits dabei erhöhte Gefahr von Tau- de, Treppenhauswände, Wände von Aufzugs-
wasser- und damit Schimmelpilzbildung besteht. schächten u. Ä.)
Die Nutzung von Kellerräumen hat sich in den
vergangenen Jahren grundsätzlich verändert. Im- Hinsichtlich der Konstruktion unterscheidet man:
mer mehr werden Kellerräume zu Wohnzwecken teinschalig biegesteife Trennwände,
benutzt. Dies erfordert eine Beheizung und damit
verbunden auch dauerhaft eine funktionsfähige tzweischalige Trennwände aus zwei biegestei-
Wärmedämmung dieser Räume. fen Schalen mit durchgehender Gebäudefuge,
Kellerwände, gegen die das Erdreich ansteht, tzweischalige Trennwände mit einer biegestei-
werden mit außenliegender „Perimeterdämmung“ fen und einer biegeweichen Schale,
gedämmt. Perimeter-Dämmstoffplatten bestehen tdreischalige Wände mit einer biegesteifen und
aus expandiertem (EPS) oder extrudiertem (XPS) zwei beidseitig angeordneten biegeweichen
Schalen (Bild 6.22).
6
Polystyrol bzw. aus Schaumglas. Sie zeichnen sich
dadurch aus, dass sie je nach Qualität nur sehr
wenig oder überhaupt kein Wasser aufnehmen. Die bei einschaligen Wänden erreichbare Däm-
Somit wird die Wärmedämmfähigkeit von Peri- mung gegen Luftschall ist in erster Linie abhän-
meterdämmung durch Kontakt mit Wasser nicht gig von ihrer flächenbezogenen Masse bzw.
beeinträchtigt. Immer häufiger kommen heute – ihrem Flächengewicht (kg/m2) sowie von den
insbesondere auch bei Passivhäusern (Abschn. 16) Eigenschaften der flankierenden Bauteile. Vor-
– Wärmedämmungen unterhalb der Bodenplatte aussetzung ist dabei, dass Undichtigkeiten ausge-
zur Ausführung. Für diese Fälle sollte Schaumglas schlossen (vollfugiges Mauern, Putz, Wandmate-
oder Hartschaum mit ausreichender Druckfestig- rial mit offenen Poren, unvollständig vermörtelte
keit als Dämmstoff bevorzugt werden. Schaum- Fugen bei Sichtmauerwerk, Trocknungsrisse an
glas ist ein anorganischer Baustoff ohne Bindemit- den Flanken, undichte Stumpfstösse von Wän-
telzusätze, es besteht aus reinem Glas und besitzt den) und Schwachstellen (z. B. Wandschlitze,
keine Kapillarität. Um Wärmebrücken zu vermei- Nischen) vermieden werden (s. DIN 4109, Bbl. 1,
den, sollten bevorzugt Wärmedämmplatten mit Tab. 1). Rohrleitungen dürfen nicht in oder an
Stufenfalz zur Ausführung kommen. Wohnungstrennwänden montiert werden.
Die gestiegenen Anforderungen an die Wärme-
dämmung haben zur Entwicklung von immer
6.2.1.3 Schallschutz
leichteren, poröseren Baustoffen geringer Roh-
Schallschutzmaßnahmen müssen getroffen wer- dichte geführt. Je geringer die flächenbezogene
den gegen die Übertragung von Außenlärm, von Masse einer Wand ist, desto schlechter sind aller-
Geräuschen aus eigenen und fremden Wohn- und dings auch die Schalldämmeigenschaften dieser
Arbeitsbereichen sowie gegen die Schallübertra- Wand. Auch Lochungen in den Steinen können
gung aus Treppenhäusern, von Aufzugsanlagen zu Schwingungen im Stein selbst und dadurch zu
oder von besonderen Schallquellen wie Gewerbe- Schalldämmeinbrüchen führen.
betrieben, Diskotheken usw. Die Schalldämmeigenschaft einer Wand ist da-
Anforderungen und notwendige Nachweise sind rüber hinaus von ihrer Steifigkeit abhängig. Als
in Einzelerlassen der Bauaufsichtsbehörden und in „steife“ Wände gelten z. B. Vollziegel- oder Kalk-
DIN 4109 enthalten. sandsteinwände, als „biegeweich“ sind Wand-
Besondere Bestimmungen gelten dabei für den konstruktionen aus dünnen Schalen (z. B. Gips-
Schallschutz von Geschosshäusern mit Wohn- und karton) auf Rahmen oder Ständern zu betrachten.
Arbeitsräumen, für Einfamilien-, Doppel- und Rei- Zweischalige Wände können bei gleichem Flä-
henhäuser, für Schulen u. Ä., für Krankenhäuser, chengewicht die Schalldämmung erheblich
Sanatorien, Beherbergungsstätten, ferner für Ge- verbessern unter der Voraussetzung, dass der
werbebetriebe, Gaststätten sowie für Technische Abstand der Schalen ausreichend groß ist, im
Räume. Schallschutzmaßnahmen im Hinblick auf Hohlraum Schallschluckmaterialien vorgesehen
Wände richten sich in erster Linie auf die Däm- werden und feste Verbindungen zwischen den
mung von Luftschall. Schalen vermieden sind. Trennfugen (z. B. zwi-
122 6 Wände

schen Haustrennwänden) müssen unbedingt Trotz des hohen Aufwandes wird vielfach der
vollständig durchgehen. Durchlaufende Decken geplante Schallschutz von Haustrennwänden be-
verschlechtern die Schalldämmung erheblich! dingt durch Ausführungsfehler nicht erreicht.
Häufige Schadensursachen sind:
Haustrennwände werden in der Regel mit ne- tDer Abstand zwischen den Trennwänden ist zu
beneinanderstehenden einschaligen biegestei- gering (Luftschallübertragung ist auch ohne
fen Trennwänden mit durchgehender Fuge aus- Berührung zwischen den Trennwänden mög-
geführt (Bild 6.19a und d). Sind die Außenwände lich!),
zweischalig ausgeführt, muss die Trennfuge auch
durch die Außenschale hindurch geführt werden tSchallbrücken durch Ausführungsfehler (über-
(Bild 6.19b und c). quellender Mörtel, fehlerhaft verlegte, zu steife
oder zu dünne Trennplatten, Bild 6.20b, Punkt A),
Die Fugenbreite bei Haustrennwänden ist abhän-
gig von der flächenbezogenen Masse der Trenn- tDeckenränder können durch zu steife Trenn-
schalen. schichten oder durch Betonierfehler Schallbrü-
cken bilden (Bild 6.20b, Punkt B).
tBei einer flächenbezogenen Masse von min-
destens 100 kg/m2 (ggf. einschl. Putz) muss die
6 Fugenbreite mindestens 5 cm betragen,
Trennwände. Beim Schallschutz von Trennwän-
den muss beachtet werden, dass die Schallüber-
tbei einer flächenbezogenen Masse von min- tragung nicht nur direkt durch die Wandflächen
destens 150 kg/m2 (ggf. einschl. Putz) muss die möglich ist, sondern auch indirekt durch „Flan-
Fugenbreite mindestens 3 cm, besser jedoch kenübertragung“ (Bild 6.21, s. Abschn. 17.6.3.3).
5 cm betragen. Bei der Planung und Ausführung sind daher auch
die flankierenden Bauteile zu berücksichtigen.
Der Fugenhohlraum ist mit dicht gestoßenen,
vollflächig verlegten speziellen Trennwandplat- Als Maßnahme gegen Flankenübertragung kom-
ten auszufüllen. men in Betracht:
Bei Ortbetonbauweisen müssen die Dämmplat- teinschalige, schwere und biegesteife flankie-
ten so eingebaut werden, dass keine Schallbrü- rende Wände,
cken (s. Bild 6.20b) entstehen können. In jedem tzweischalige flankierende Wände (eine biege-
Fall sollten nicht brennbare Dämmplatten ver- steife und eine biegeweiche Schale, Bild 6.22),
wendet werden. tMassivdecken mit biegeweichen Schalen (ab-
Nur bei einer flächenbezogenen Masse von min- gehängte Decken), s. Abschn. 10 und 14, sowie
destens 200 kg/m2 darf auf eingelegte Dämm- mit schwimmendem Estrich.
schichten verzichtet werden. Der Hohlraum muss
in diesem Fall zur Verhinderung von Schallbrü- Verkleidungen biegesteifer Wände mit steifen
cken aber mit Hilfe von Füllkörpern hergestellt Schalen – insbesondere, wenn diese beidseitig
werden, die nachträglich wieder ausgebaut wer- aufgebracht werden – verschlechtern die Schall-
den müssen. dämmung durch Resonanzwirkungen.

6.19
Fugen in Haustrennwänden
a) einschalige Wände, offene Fuge
b) zweischalige Außenwände,
Außenschalen stumpf gestoßen
c) zweischalige Außenwände,
6.19a 6.19b Außenschalen elastisch ange-
schlossen, Stoßfugen jeweils
mit elastischer Fugendichtung
d) einschalige Außenwände,
Trennwände > 150 kg/m2,
Fuge > 3 cm breit, außen mit
Dämmstreifen und Fugen-
profil geschlossen.

6.19c 6.19d
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 123

Flankenüber-
tragung über
Decke

Direkte
Übertragung

6.20a 6.20b

6.20 Schnitte durch Gebäudetrennfuge (Trennschicht nicht eingezeichnet) 6.21 Schallübertragung


a) Schnitt – einwandfreie Ausführung – (schallschutz-technisch ist (Flankenübertragung nicht nur
auch ein durchlaufendes Fundament unter den Gebäudetrenn- über die Decke, sondern auch
wänden möglich) seitlich über durchlaufende
b) Schnitt durch Gebäudetrennfuge mit Schallbrücken flankierende Wände möglich)
A Schallbrücke durch Verbindung der Wände in der Fuge
B Schallbrücke durch Verbindungen der Deckenränder
3–5

3–5
≧ 50
50

≧6 ≧2 ≧6 ≧2 ≧5 3–5 ≧ 40

6.22a 6.22b 6.22c 6.22d

6.22 Biegesteife schwere Wände mit biegeweichen Vorsatzschalen (Beispiel aus Beibl. 1 DIN 4109, Tab. 7)
a) Vorsatzschale aus Holzwolle-Leichtbauplatten (DIN 1101) d > 25 mm auf Holzstielen mit Abstand > 20 mm vor
schwerer Schale freistehend
b) Vorsatzschale aus Gipskartonplatten (12,5 oder 15 mm dick, nach DIN 18180) oder Spanplatten (10 bis 16 mm
dick, DIN 68 763) mit Hohlraumausfüllung aus Faserdämmatten oder -platten
c) Vorsatzschale aus Holzwolle-Leichtbauplatten (50 mm dick, DIN 1101) verputzt, freistehend mit Abstand von
30 bis 50 mm vor schwerer Schale
d) Vorsatzschale aus Gipskartonplatten nach DIN 18180, Dicke 12,5 mm oder 15 mm, und Faser dämmplatten
(DIN 18 165-1), Ausführung nach DIN 18 181, an schwerer Schale streifen- oder punktförmig angesetzt
124 6 Wände

Vor allem aber sollten bereits in der Grundriss- auf Grundstücksgrenzen errichtet werden, eben-
gestaltung günstige Bedingungen für den so zwischen Räumen oder Bauwerken mit beson-
Schallschutz geschaffen werden. Dazu zählt ins- derer Brandgefährdung.
besondere die geeignete Anordnung geräusch Brandwände müssen der Feuerwiderstandsklasse
erzeugender Einrichtungen oder Räume wie z. B. F 90 entsprechen. Sie dürfen keine Öffnungen –
Sanitärräume in Wohnungen, Aufzüge o. Ä. inner- ausnahmsweise nur mit Türen der Feuerwider-
halb des Grundrisses, insbesondere dann, wenn standsklasse T 90 – enthalten, müssen mindes-
„erhöhte Anforderungen an den Schallschutz tens 30 cm über die Dachflächen hochgeführt
innerhalb eigener Wohn- und Arbeitsbereiche“ werden und dürfen keine brennbaren Bauteile
(DIN 4109, Bbl. 2) zu berücksichtigen sind. enthalten oder sich auf solchen abstützen. Brenn-
Grundsätzlich kann gesagt werden, dass schwere bare Bauteile dürfen nicht in Brandwände ein-
Trennwände in Verbindung mit ausreichendem binden oder sie durchstoßen (z. B. Dachpfetten,
Schutz gegen Flankenübertragung immer die Dachlatten).
besseren Voraussetzungen für ausreichenden
Schallschutz bieten als mehrschalige Leichtkon- 6.2.1.5 Schlagregenschutz
struktionen.
6 Durch Kapillarwirkung und infolge des Wind-
Staudrucks kann bei Regen Feuchtigkeit in Au-
6.2.1.4 Brandschutz1) ßenwände eindringen.
Wände müssen fast immer auch Anforderungen Insbesondere Außenwände von Gebäuden, die
des Brandschutzes genügen. In den Bauordnun- dem dauernden Aufenthalt von Menschen die-
gen der Länder sind Bestimmungen enthalten nen, müssen ausreichend gegen Schlagregen
insbesondere für gesichert sein.
tTrennwände zwischen Häusern bzw. Bauwer- Außenwände aus nicht frostwiderstandsfä-
ken und zwischen Wohnungen, higen Steinen müssen einen Außenputz erhal-
ten und mindestens 24 cm dick sein, sofern sich
tTrenn- und Umfassungswände von Heizräu- nicht ohnehin wegen des erforderlichen Wärme-
men, Treppenhäusern, Aufzügen und andere schutzes größere Wanddicken ergeben.
mehr,
tWände im Bereich von Ein- und Ausgängen und Sichtmauerwerk muss mindestens 31 cm dick
von Rettungswegen. sein. Eine 2 cm dicke „Regenbremse“ (s. Bild 6.44),
bestehend aus einer senkrechten, versetzt durch-
Diese Wände sind im Allgemeinen in feuerbestän- laufenden hohlraumfreien Mörtelfuge, kann nur
diger Ausführung (entsprechend DIN 4102 Feuer- bei völlig einwandfreier Ausführung, die aber in
widerstandsklasse F 60 oder F 90) herzustellen. der Praxis nur schwer erreicht wird, Schlagregen-
Die Anforderungen an Wände aus der Sicht des schutz bewirken.
Brandschutzes sind in DIN 4102 festgelegt. Es Die Außenfugen sind mit Fugenglattstrich auszu-
werden in DIN 4102-4 unterschieden: führen oder 15 mm tief sauber auszukratzen und
t nichttragende Wände, anschließend handwerksgerecht zu verfugen
t tragende und aussteifende Wände, (DIN 1053, Abschn. 8.42)).
tnicht raumabschließende Wände, Im Übrigen sind in DIN 4108-3, Abschn. 41) für
traumabschließende Wände. den Schlagregenschutz die Beanspruchungs-
gruppen I bis III festgelegt mit Mindestanforde-
Für diese Wandarten sind Feuerwiderstandsklas- rungen an die Ausführung von Außenwänden.3)
sen festgelegt. Entsprechende Ausführungsarten
mit Mindestdicken und ggf. -breiten können den
Aufstellungen in DIN 4102-4 entnommen wer-
den.
Davon abweichende Ausführungen müssen
durch besondere Prüfungen zugelassen werden. 1) s. auch Abschn. 17.7
Besondere Anforderungen werden an Brandwän- 2) Im allgemeinen Gebiete mit Jahresniederschlagsmengen
de gestellt. Sie müssen ausgedehnte bauliche unter 600 mm sowie besonders windgeschützte Lagen
Anlagen in Brandabschnitte von höchstens 40 m auch in Gebieten mit größeren Niederschlagsmengen.
unterteilen. Als Brandwände müssen alle Wände 3) Putze s. Kapitel 8 in Teil 2 dieses Werkes
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 125

tBeanspruchungsgruppe I (geringe Beanspru- Wände mit komplizierten Grundrissformen in


chung) 1) Frage. Auch wenn Bauteile aus gestalterischen
Außenputz ohne besondere Anforderungen Gründen unverputzt oder ohne Wandbeklei-
an Schlagregenschutz oder einschaliges Sicht- dungen als „Sichtmauerwerk“ (s. Abschn. 6.2.5.1)
mauerwerk ≥ 31 cm dick. hergestellt werden, sind kleinformatige Steine oft
bevorzugt. Grossformatige Mauersteine sind in
tBeanspruchungsgruppe II (mittlere Beanspru- erster Linie zur Rationalisierung der Arbeitsabläu-
chung) 2) fe gedacht und für einfache, großflächige Innen-
wasserhemmender Außenputz oder einschali- und Außenwände besonders wirtschaftlich:
ges Sichtmauerwerk ≥ 37,5 cm dick oder ange- Die Hersteller haben sich bei der Entwicklung der
mörtelte Bekleidungen nach DIN 18 515. grossformatigen Steine an dem bewehrten Okta-
tBeanspruchungsgruppe III (starke Beanspru- metersystem orientiert.
chung) 3) Die Lagerfugen werden bei grossformatigen
wasserabweisender Putz oder zweischaliges Mauersteinen mit Dünnbettmörtel ausgeführt.
Verblendmauerwerk mit Luftschicht oder zwei- Die Stoßfugen werden bei den meisten Steinen
schaliges Verblendmauerwerk ohne Luftschicht durch Verzahnung gebildet und bleiben mörtel-
mit Vormauersteinen oder angemauerte oder frei.
6
angemörtelte Bekleidung mit Unterputz und Bei grossformatigen Steinen ist häufig ein Hö-
wasserabweisendem Fugenmörtel oder gefü- henausgleich erforderlich. Die Verwendung klein-
gedichte Beton-Außenschalen. formatiger Steine kann selbst bei gleichartigem
Material die Wandeigenschaften ungünstig be-
Fugen müssen durch konstruktive Maßnahmen einflussen. Aber auch aus Rationalisierungsgrün-
(z. B. Hinterschneidung) oder Fugendichtungs- den werden bei der Herstellung von Wänden mit
massen gegen Schlagregen abgedichtet sein. grossformatigen Steinen möglichst keine anders-
formatigen Steine eingesetzt.
Es sollte daher eine erste (untere) „Kimmschicht“
6.2.2 Baustoffe eingeplant werden. Diese muss mit großer Sorg-
falt ausgeführt werden.
Für gemauerte Wände stehen klein-, mittel- und
Ungenauigkeiten können beim Mauerwerk mit
großformatige Mauersteine in vielfältigen For-
Dünnbettmörtel nämlich nur aufwendig korri-
men und Abmessungen zur Verfügung.
giert werden. Es empfiehlt sich daher, die Kimm-
Die bisher handelsüblichen Ziegel und Mauerstei- schicht tags zuvor von einem spezialisierten Mau-
ne sind genormt. Es werden jedoch ständig neue rer „in Serie“ anlegen zu lassen.
Produkte entwickelt, für die teilweise keine Nor-
Die Abmessungen der Bausteine ergeben sich auf
mung besteht bzw. möglich ist. Derartige Mauer-
Grund der Oktameter-Teilung1) (Achtelmeter) der
steine müssen dann jedoch eine bauaufsichtliche
Maßordnung DIN 4172 (s. Abschn. 2.3).
Zulassung haben, die in der Regel Festlegungen
für die Verarbeitung enthalten. Steinformate werden gekennzeichnet mit einem
Vielfachen von
Je nachdem, ob Außen- oder Innenwände her-
gestellt werden sollen, erfolgt die Auswahl der
Steinarten und -qualitäten zunächst nach den 1) Im allgemeinen Gebiete mit Jahresniederschlagsmengen
Kriterien von Belastung (Druckfestigkeit) unter 600 mm sowie besonders windgeschützte Lagen
auch in Gebieten mit größeren Niederschlagsmengen.
tWärmeschutz 2) Im allgemeinen Gebiete mit Jahresniederschlagsmengen
tSchallschutz von 600 bis 800 mm sowie windgeschützte Lagen auch
tBrandschutz in Gebieten mit größeren Niederschlagsmengen. Hoch-
häuser und Häuser in exponierter Lage in Gebieten, die
tSchlagregenschutz auf Grund der regionalen Regen- und Windverhältnisse
einer geringen Schlagregenbeanspruchung zuzuordnen
tFrostbeständigkeit wären.
3) Im allgemeinen Gebiete mit Jahresniederschlagsmengen
Die Wahl der Steinformate wird durch gestalteri- über 800 mm sowie windreiche Gebiete auch mit gerin-
sche, arbeitstechnische und wirtschaftliche Über- geren Niederschlagsmengen (z. B. Küstengebiete, Mittel-
und Hochgebirgslagen, Alpenvorland). Hochhäuser und
legungen bestimmt. Kleinformatige Mauersteine Häuser in exponierter Lage in Gebieten, die auf Grund
kommen insbesondere für schwierig herzustel- der regionalen Regen- und Windverhältnisse einer mitt-
lende Bauteile wie Pfeiler, Stürze, Bögen und für leren Schlagregenbeanspruchung zuzuordnen wären.
126 6 Wände

DF (Dünnformat) 52 mm Steinhöhe; 4 Stein- Ihre Verwendung lässt zahlreiche Wand- und


schichten einschl. Lagerfugen ergeben 250 Bauformen zu. Geringe Verformungen können
mm oder sich über zahllose Fugen gleichmäßig verteilen
NF (Normalformat) 71 mm Steinhöhe; 3 Stein- und wirken daher in der Regel nicht als Risse, die
schichten einschl. Lagerfugen ergeben 250 die Festigkeit und Dauerhaftigkeit des Mauer-
mm. (Gegenseitige Abhängigkeit der Höhen- werks gefährden.
maße s. Bild 2.3) Ziegel werden aus Lehm, Ton oder tonigen Mas-
sen geformt und gebrannt. Ihre Abmessungen,
Die Nennmasse von Mauersteinen betragen da- Eigenschaften und die an sie gestellten Anforde-
nach z. B.: rungen sind in DIN EN 771-1 festgelegt.
tLänge bzw. Breite: 115, 145, 175, 240, 300, Ziegel müssen weitestgehend frei sein von
365, 490 mm schädlichen, insbesondere treibenden Einschlüs-
tHöhe: 52, 71, 113, 238 mm sen (z. B. Kalk) und Salzen (z. B. Natrium-, Kalium-,
Magnesiumsulfat), die zu Ausblühungen und
Beispiele für die Kennzeichnung und Steinforma- langfristig auch zur Zerstörung von Putzen oder
te gibt Bild 6.23. der Ziegel selbst führen können. Der maximal
6 zulässige Gehalt an aktiven löslichen Salzen ist je
nach Verwendungszweck in DIN 771-1 geregelt.
6.2.2.1 Gebrannte Mauersteine (Mauerziegel)
Allgemeines. Ziegel gehören zu den ältesten, Mauerziegel (DIN EN 771-1)
vorgefertigten Wandbauelementen. Sie sind Mauerziegel (Mz) sind Mauersteine, die aus Ton
handlich, haben hohe Druckfestigkeiten und ha- oder anderen tonhaltigen Stoffen mit oder ohne
ben sehr vorteilhafte Eigenschaften hinsichtlich Sand oder andere Zusätze bei einer ausreichend
Wasserdampfdiffusion bzw. Feuchtigkeitsaufnah- hohen Temperatur gebrannt werden, um einen
me und -abgabe. keramischen Verbund zu erzielen.

Format- Maße
Kurz-
zeichen l b h

1 DF 240 115 52
(Dünn-
format)

NF 240 115 71
(Normal-
format)

2 DF 240 115 113

3 DF 240 175 113

4 DF 240 240 113

5 DF 240 300 113

6 DF 240 365 113

8 DF 240 240 238

10 DF 240 300 238

12 DF 240 365 238

15 DF 365 300 238

18 DF 365 365 238

16 DF 490 240 238

20 DF 490 300 238


6.23 Steinformate und Kurzbezeichnungen
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 127

Dabei unterscheidet die europäische Norm zwei Hochlochziegel sind Mauerziegel mit einem
Gruppen von Mauersteinen aus gebranntem Ton oder mehreren Löchern, die den Mauerstein
(Mauerziegel): LD-Ziegel, das sind Mauerziegel rechtwinklig zur Lagerfläche durchdringen.
mit einer Brutto-Trockenrohdichte von ≤ 1000 kg/
m3 zur Verwendung in geschütztem Mauerwerk Langlochziegel sind Mauerziegel mit einem
und HD-Ziegel, das sind alle Mauerziegel zur oder mehreren Löchern, die den Mauerstein pa-
Verwendung in ungeschütztem Mauerwerk und rallel zur Lagerfläche durchdringen.
Mauerziegel mit einer Brutto-Trockenrohdichte Füllziegel sind Mauerziegel mit besonderer Lo-
> 1000 kg/m3 zur Verwendung in geschütztem chung, die zur Verfüllung mit Beton oder Mörtel
Mauerwerk. „Geschütztes Mauerwerk“ ist gegen geeignet sind.
eindringendes Wasser geschützt, z. B. Mauerwerk
in Außenwänden, dass durch eine geeignete Mauertafelziegel sind Mauerziegel zur Herstel-
Putzschicht oder eine Verkleidung geschützt ist lung von bewehrtem Mauerwerk oder geschoss-
oder eine innere Wandschale einer zweischaligen hohen Tafeln aus Mauerwerk mit senkrechten Ka-
Mauer oder eine Innenwand. nälen zur Verfüllung mit Mörtel oder Beton.
Mauerziegel kommen vielfältig zur Anwendung.
Oft sind die Anwendungsregeln (Normen, tra- 6
ditionelle Regeln) für eine gute Ausführung auf 6.2.2.2 Ungebrannte Mauersteine
die örtlichen Gegebenheiten bezogen, z. B. auf Kalksandsteine (DIN EN 771-2) werden aus Kalk
das Klima, auf traditionelle Bauweisen, auf örtlich und Quarzsand hergestellt und unter Dampf-
vorhandene Baustoffe, auf traditionelle Gewohn- druck gehärtet. Sie zeichnen sich gegenüber
heiten in Bezug auf Instandhaltung usw. Die Leis- gebrannten Steinen durch besonders gute Maß-
tungsvorgaben liegen dabei jeweils in der Ver- haltigkeit aus und sind daher für Sichtmauerwerk
antwortung des zuständigen Planers. (s. Abschn. 6.2.6.1) gut geeignet.
Der Hersteller oder sein im europäischen Wirt-
schaftsraum (EWR) ansässiger Bevollmächtigter Steinbezeichnungen
ist verantwortlich für das Anbringen der CE-Kenn- tNormalmauerstein
zeichnung. Das CE-Zeichen muss der Richtlinie Mauerstein mit einer allseitig von Rechtecken
93/68/EWG entsprechend und ist auf dem Mau- begrenzten Form.
erziegel selbst oder auf einem an dem Produkt
befestigten Etikett oder auf dessen Verpackung tFormstein
oder auf den Begleitdokumenten, z. B. dem Lie- Mauerstein mit einer nicht nur von Rechtecken
ferschein, anzubringen. Die CE-Kennzeichnung begrenzten Form.
ist gem. DIN EN 771-1, Anhang, Abschnitt ZA.3, tErgänzungsstein
vorzunehmen. Mauerstein in einer für einen bestimmten
Zweck gestalteten Form, z. B. um die Form des
LD-Ziegel sind Mauerziegel mit niedriger Brut- Mauerwerkes zu vervollständigen, Ergänzungs-
to-Trockenrohdichte für die Verwendung in ge- steine können durch Schneiden größerer Stei-
schütztem Mauerwerk. ne hergestellt werden.
Bild 6.24a bis 6.24i zeigt verschiedene LD-Ziegel.
Kalksandstein-Planelemente bzw. Planblockstei-
HD-Ziegel sind Mauerziegel für ungeschütztes ne dürfen auch mit Dünnbettmörtel vermauert
Mauerwerk sowie Mauerziegel mit hoher Brutto- werden.
Trockenrohdichte für die Verwendung in ge- Insbesondere für die Ausführung von Sichtmau-
schütztem Mauerwerk. erwerk stehen außerdem zahlreiche Formsteine
Bild 6.25a bis 6.25c zeigt verschiedene Formen für Stürze, Ringbalken, Deckenauflager, Schlitze
und Ausbildungen von HD-Ziegeln. usw. und auch Elektroinstallationssteine zur Ver-
Sperrschicht-Ziegel sind Mauerziegel, die im fügung.
Verband in zwei Schichten mit wasserabweisen-
dem Mörtel vermauert aufsteigende Feuchtigkeit Mauersteine aus Beton (DIN EN 771-3) eignen
im Mauerwerk verhindern. sich für alle Arten von Mauerwerk, so auch für
einschaliges Mauerwerk, Außenmauerwerk von
Planziegel sind Mauerziegel mit besonderer Schornsteinen, zweischaliges Mauerwerk, Trenn-
Maßhaltigkeit insbesondere in Bezug auf die Zie- wände, Stützmauern und Untergeschosse. Sie
gelhöhe. dienen dem Brand-, Wärme-, Schallschutz sowie
128 6 Wände

6.24a 6.24b 6.24c

6.24d 6.24e 6.24f

6.24g 6.24h 6.24i


6.24 LD-Ziegel
a) Hochlochziegel f) Langlochziegel mit Putzrillen
b) Hochlochziegel mit Mörteltasche g) Langlochziegel mit Mörteltasche
c) Hochlochziegel mit Grifföffnung h) Füllziegel
d) Hochlochziegel mit Nut- und Feder-System i) Mauertafelziegel
e) Langlochziegel (für Trennwände)

6.25a 6.25b 6.25c

6.25 HD-Ziegel
a) Vollziegel; b) Mauerziegel mit Mulde; c) Hochlochziegel
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 129

KS-Quadro KS-Planelement
(KS-PE)

0
50
498

5
37

(498)
623
0
1/1 25 00
10
3/4
6.26b
5
12
1/2
KS-Planelemente (KS-PE)
498

(werkseitig konfektionierte Wandbausätze)


0 Festig- Roh- Ab-
25
Steinart keits- dichte- Format messungen
1/4
25
0 klasse klasse (mm)
6
23

1/4
flach L B H
1/8
0 KS-PE 20 2,0 1000 623/
25 498
Kimmsteine Sonder- 398
6.26a höhen 248
Wanddicken 100/115/150/175/200/214/240/300/365
KS-Quadro-Bausystem
Festig- Roh- Ab- KS-Rasterelemente
Steinart keits- dichte- Format messungen (KS-RE)
klasse klasse (mm)
0
L B H 50
KS-
623

5
Quadro 20 2,0 1/1 500 498 37
3/4 375 498
1/2 250 498 0
25
1/4 125 498
1/4 flach 250 250 1/1
1/8 250 123
500 123 3/4
100
75 1/2
50
Wanddicken 115/150/175/200/240/300/365
Kimmsteine: 36,5 cm = 2 x 17,5 cm Ausgleichssteine/
373

Kimmsteine
KS-Rasterelemente (KS-RE)
Festig- Roh- Ab-
248

Steinart keits- dichte- Format messungen


klasse klasse (mm)
100
123

0
50
75

L B H 50
KS-RE 20 2,0 1/1 500 623 6.26c
3/4 375 623
1/2 250 623 6.26 KS XL Elemente zum mechanischen Versetzen in
500 373* Dünnbettmörtel
Sonder- 248 a) KS-Quadro
höhen/* 123 b) KS-Planelemente
Kimm- 100 c) KS-Rasterelemente
steine 75
50 Die hier gezeigten Lochanordnungen, Griffhilfen
und Daumenlöcher können bei den einzelnen Lie-
Wanddicken 100*/115/150/175/200*/214*/240/300/365 ferwerken unterschiedlich sein. Bei Steinen mit Nut-
Kimmsteine in unterschiedlichen Längen in Abhängigkeit der und Federsystem sind die Steinlängen als Achsmaße
Wanddicken lieferbar. angegeben. Die effektiven Maße sind um 2 mm
* auf Anfrage geringer (z. B. 250-2 = 248 mm).
130 6 Wände

der Schallabsorption. Die DIN EN 771-3 gilt nicht tNormalmauerstein


für Steine mit einem Wärmedämmstoff, der auf Mauerstein mit einer allseitig von Rechtecken
die Seiten des Steins, die Feuer ausgesetzt sein begrenzten Form.
können, aufgebracht ist. Mauersteine aus Beton tFormstein
werden aus Zement, Zuschlag und Wasser herge- Mauerstein mit einer nicht nur von Rechtecken
stellt. Sie dürfen Zusatzmittel und Farbpigmente begrenzten Form.
enthalten. Es dürfen auch andere Stoffe während tErgänzungsstein
der Herstellung beigegeben oder nachträglich Mauerstein in einer für einen bestimmten
auf das Produkt aufgebracht werden. Zweck gestalteten Form.
tMauerstein tVerbindungsstein
Vorgeformtes Element zur Herstellung von Geformte, zusammenpassende Vor- und Rück-
Mauerwerk. sprünge an Mauersteinen, z. B. Nut- und Feder-
tÜblicher Mauerstein systeme.
Mauerstein, dessen Flächen nach dem Mauern
üblicherweise nicht sichtbar sind. In Bild 6.27a bis 6.27i sind beispielhaft Mauerstei-
6 tVormauerstein
Mauerstein, von dem nach dem Mauern eine
ne aus Beton dargestellt.
Nicht genormte, jedoch bauaufsichtlich zugelas-
oder mehrere Sichtflächen sichtbar bleiben sene Mauersteine aus Leicht- oder Normalbeton
und der geschützt oder ungeschützt verwen- werden hergestellt als Formsteine verschiedener
det wird. Art (z. B. T-Steine, Anschlagsteine, Installations-
tVerblender steine) sowie als Hohlblocksteine aus Leichtbe-
Vormauerstein ohne Putz oder vergleichbaren ton mit Zwischenschichten oder Einlagen aus
Schutz, der äußeren klimatischen Bedingungen Schaumstoff.
ausgesetzt ist.

6.27a 6.27b 6.27c

6.27d 6.27e 6.27f

6.27g 6.27h 6.27i


6.27 Mauersteine aus Beton
a–d übliche Mauersteine
e–h Vormauersteine und Verblender
i Ergänzungsstein (Sturz)
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 131

Mauersteine aus Leichtbeton (Tab. 6.27A) sind platte ist mit der Rohdichteklase und einem
Steine aus porigen, mineralischen Zuschlägen Herstellerkennzeichen zu versehen.
und hydraulischen Bindemitteln. Als porige
Zuschläge werden u. a. dabei verwendet: Na- Wandbauplatten aus Leichtbeton Wpl (DIN
turbims, Hüttenbims (geschäumte Hochofen- 18 162): Grossformatige Platten ohne Lochung
schlacke), Ziegelsplitt, Tuff, Blähton. Beträgt der tRohdichteklassen 0,8 bis 1,4 kg/dm3,
Anteil eines bestimmten Zuschlages > 75 % oder
tBezeichnungsbeispiel: z. B. Wandbauplatte aus
bei Naturbims 100 %, können die Steine nach
Leichtbeton (Wpl) mit 0,80 kg/dm3 Plattenroh-
den betreffenden Zuschlägen benannt werden,
dichte (0,8), Formatkurzzeichen 6 und Länge l =
z. B. Ziegelsplitt-Vollsteine usw.
990 mm:
Auf dem Markt sind:
tWandbauplatte DIN 18 162 – Wpl – 0,8-6-990
Hohlwandplatten aus Leichtbeton Hpl (DIN
Porenbetonsteine sind Mauersteine, die aus hy-
18 148): Fünfseitig geschlossener Mauerstein
draulischen Bindemitteln wie Zement und/oder
mit Kammern senkrecht zur Lagerfläche.
Kalk und feinen, kieselsäurehaltigen Stoffen, po-
tRohdichteklassen 0,6 bis 1,4 kg/dm3,
tDruckfestigkeit i. M. min. 2,5 N/mm2, Einzelwert
renbildenden Zusätzen und Wasser, hergestellt
werden. Sie dürfen mit Vertiefungen, Nut- und
6
min. 2,0 N/mm2, Federsystemen und anderen Verbindungssyste-
tBezeichnungsbeispiel: z. B. Hohlwandplatte aus men hergestellt werden.
Leichtbeton (Hpl) mit 0,80 kg/dm3 Plattenroh- Die Maße für Porenbetonsteine für Länge, Breite
dichte (0,80) und Formatkurzzeichen 11,5. und Höhe sind in dieser Reihenfolge in mm an-
zugeben.
Hohlwandplatte aus Leichtbeton Die Größtmaße von Porenbetonsteinen sind
(DIN 18 148) – Hpl 0,8 – 11,5 1500 mm für die Länge, 600 mm für die Breite
tKennzeichnung: Jede Liefereinheit (z. B. Plat- und 1000 mm für die Höhe. Die Grenzabmaße für
tenpaket) oder mindestens jede 50. Hohlwand- Normalmauersteine sind in Abhängigkeit vom

Tabelle 6.27A Betonsteine

Steinart Kurz- Druck Roh- Format- Steinart Kurz- Druck Roh- Format-
be- festig- dichte- kurzbe- be- festig- dichte- kurzbe-
zeich- keits- klassen zeichnung zeich- keits- klassen zeichnung
nung klasse nung klasse
Leichtbeton- V 0,5 2 DF Mauersteine 8 DF
Vollsteine 2 0,6 3 DF aus Beton- 10 DF
4 0,7 4 DF (Normal- 12 DF
6 0,8 5 DF beton-) 15 DF
Hbn 2 bis 12
8 0,9 6 DF Hohlblöcke 16 DF
12 1,0 8 DF (als 1- bis 18 DF
1,2 10 DF 6-Kammer- 20 DF
0,9
1,4 blöcke)
1,0
Leichtbeton- VbI- 2 0,5 12 DF 1,2
Vollblöcke SW 4 0,6 16 DF Vollblöcke Vbn 4 bis 28 1,4
DIN 18 152 6 0,7 20 DF 1,6 Vorzugs-
0,8 1,8 maße
Vollsteine Vn 4 bis 28 2,0 nach
Leichtbeton- Hbl 2 0,5 8 DF 2,2 DIN
Hohlblöcke 4 0,6 10 DF 18 153,
DIN 18 151 6 0,7 12 DF Vormauer- und ört-
Vm 6 bis 48
(als 1- bis Hbl 8 0,8 15 DF steine liche Son-
6-Kammer- 0,9 16 DF dermaße
blöcke) 1,0 18 DF Vormauer-
1,2 20 DF Vmb 6 bis 48
blöcke
1,4

Bezeichnungsbeispiel: z. B. Hohlblockstein mit 3-Kammer-Reihen, Steinrohdichte 0,8 kg/dm, Nennfestigkeit 2 N/mm,


Länge 495 mm x Breite 300 mm x Höhe 238 mm, DIN 18 151: Hohlblock DIN 18 151–3K Hbl 2–0,8–20 DF–300
132 6 Wände

verwendeten Mörtel nach DIN 998-2 in Tab. 2 gleichheiten der Steine und Unebenheiten der
der DIN EN 771-4 angegeben. Grenzabmaße für Steinlagerflächen auszugleichen und damit eine
Normsteine sind in DIN EN 771-4 nicht festge- gleichmäßige Druckübertragung zu ermöglichen.
legt. Es wird unterschieden:
tNormalmörtel (NM)
Betonwerksteine sind Vormauersteine mit min-
destens einer Sichtfläche mit geschlossenem tLeichtmörtel (LM) und
Gefüge, die aus einer oder zwei homogenen Mi- tDünnbettmörtel (DM).
schungen von zwei Gesteinskörnungen, Zement
Darüber hinaus wird zwischen Baustellenmör-
und anderen Stoffen geformt und unter Druck
tel und Werkmörtel unterschieden. Werkmörtel
und/oder Vibration mit oder ohne weitere Be-
gibt es in den Lieferformen Werk-Trockenmörtel,
handlung hergestellt werden und dazu bestimmt
Werk-Vormörtel, Werk-Frischmörtel sowie Mehr-
sind, Naturstein zu ähneln und als Alternative da-
kammer-Silomörtel.
zu verwendet zu werden. Dabei sind „zweiteilige
Mauersteine“ Betonwerksteine mit unterschied- Normalmörtel sind baustellengefertigt oder
lichen Mischungen für Vorsatz- und Kernbeton. Werkmörtel und werden in die Mörtelgruppen I,
6 Nach DIN EN 771 hat der Hersteller die Sollmaße
für Betonwerksteine in Millimeter für Länge, Brei-
II, IIa, III und IIIa eingeteilt. Die Zusammensetzung
ergibt sich für die Mörtelgruppen I bis III ohne be-
te und Höhe in dieser Reihenfolge und die Ab- sonderen Nachweis nach Tabelle 6.28.
maßklasse (D1, D2 oder D3) anzugeben. Keines
der Maße darf 650 mm überschreiten. Für die Mörtelgruppe IIIa und bei Abweichungen
von der vorgegebenen Zusammensetzung ist
Die Sichtflächen von Betonwerksteinen müssen eine Eignungsprüfung erforderlich. Sie ist auch
entsprechend der Angabe des Herstellers eben, dann durchzuführen, wenn auf der Baustelle Zu-
profiliert oder strukturiert sein. satzmittel (z. B. sog. „Mischöle“) zugegeben wer-
Hüttensteine (DIN 398) sind Mauersteine aus den.
granulierter Hochofenschlacke mit Kalk, Schla- Für die Anwendung von Normalmörtel gelten
ckenmehl, Zement o. Ä. als Bindemittel. Die ge- Einschränkungen:
formten Steine werden an der Luft oder unter tMörtelgruppe I:
Dampf oder in kohlensäurehaltigen Abgasen ge-
Nicht zugelassen für Gewölbe und Kellermau-
härtet. Unterschieden werden:
erwerk, bei mehr als 2 Vollgeschossen, bei
tHüttenvollsteine (HSV), ohne Lochung oder Wanddicken unter 24 cm, bei Vermauerung in
Querschnitt durch oben gedeckte Lochung Außenschalen von 2schaligem Mauerwerk.
senkrecht zur Lagerfläche bis 25 % gemindert,
mit Rohdichten von 2,60 bis 1,80 kg/dm3 und tMörtelgruppe II und IIa:
mit Nennfestigkeiten von 6 bis 28 N/mm2, Nicht zugelassen für Gewölbe
tHüttenlochsteine (HSL), in der Regel fünfsei- tMörtelgruppe III und IIIa:
tig geschlossene Mauersteine mit Lochungen Nicht zugelassen für Außenschalen von 2schali-
senkrecht zur Lagerfläche, mit Rohdichten von gem Mauerwerk (ausgenommen für nachträgli-
1,60 und 1,40 kg/dm3 und mit Nennfestigkei- ches Verfugen).
ten von 6 und 12 N/mm2.
Die Zusammensetzung und Konsistenz des
Die großen Formate (3 DF oder 21/4 NF) müssen Mörtels muss vollfugiges Vermauern möglich ma-
Grifföffnungen haben. chen. Bei Nässe und niedrigen Temperaturen ist
Hüttensteine mit den Nennfestigkeiten 12 und Mörtel mindestens der Gruppe II zu verwenden.
20 N/mm2 müssen frostbeständig sein, wenn sie An der Baustelle muss sichergestellt sein, dass
als Vormauersteine (VHSV) verwendet werden unterschiedliche Mörtelarten nicht verwechselt
sollen. werden können.
Als Zusatzstoffe kommen Baukalk (DIN 1060-1),
Gesteinsmehl (DIN 4226-1), Trass (DIN 51 043),
6.2.2.3 Mauermörtel
geeignete Pigmente (z. B. nach DIN 53 237) so-
Mauermörtel ist ein Gemisch aus Sand, Bindemit- wie Betonzusatzstoffe mit Prüfzeichen in Frage.
tel und Wasser, ggf. auch mit Zusatzstoffen und Geprüfte Zusatzmittel dienen der Beeinflus-
Zusatzmitteln. Er hat die Aufgabe, die Mauer- sung der Mörteleigenschaften (z. B. Verflüssiger,
steine miteinander zu verbinden, dabei Maßun- Dichtungsmittel, Erstarrungsbeschleuniger oder
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 133

Tabelle 6.28 Mörtelzusammensetzung, Mischungsverhältnis für Normalmörtel in Raumteilen DIN 1053, Tab. A.1)

Mörtel- Luftkalk und Wasserkalk hydrau- hochhydrau- Zement Sand 1) aus


gruppe lischer lischer Kalk, natürlichem
Kalkteig Kalkhydrat Kalk Putz- und Gestein
Mauerbinder

1 1 – – – – 4
2 – 1 – – – 3
I
3 – – 1 – – 3
4 – – – 1 – 4,5

5 1,5 – – – 1 8
6 – 2 – – 1 8
II
7 – – 2 – 1 8
8 – – – 1 – 3

9 – 1 – – 1 6
II a
10 – – – 2 1 8

11 III – – – – 1 4 6
12 III a 2) – – – – 1 4

1) Die Werte des Sandanteils beziehen sich auf den lagerfeuchten Zustand.
2) mit Eignungsprüfung (s. DIN 1053 Abschn. A.3.1)

Tabelle 6.29 Anforderungen an Normalmörtel (DIN 1053, Tab. A.2)

Mörtelgruppe Mindestdruckfestigkeit 1) im Alter von 28 Tagen Mindesthaftscherfestigkeit


im Alter von 28 Tagen 4)
Mittelwert Mittelwert

bei Eignungsprüfung 2)3) Bei Güteprüfung bei Eignungsprüfung


in N/mm 2 in N/mm 2 N/mm 2

I – – –

II 3,5 2,5 0,10

II a 7 5 0,20

III 14 10 0,25

III a 25 20 0,30
1) Mittelwert der Druckfestigkeit von sechs Proben (aus drei Prismen). Die Einzelwerte dürfen nicht mehr als 10 % vom arith-
metischen Mittel abweichen.
2) Zusätzlich ist die Druckfestigkeit des Mörtels in der Fuge zu prüfen. Diese Prüfung wird z. Z. nach der „Vorläufigen Richtlinie
zur Erfänzung der Eignungsprüfung von Mauermörtel; Druckfestigkeit in der Lagerfuge; Anforderungen, Prüfung“ durch-
geführt. Die dort festgelegten Anforderungen sind zu erfüllen.
3) Richtwert bei Werkmörtel.

-verzögerer, Luftporenbildner usw.). Die Verwen- tel darstellt. Bei der Eignungsprüfung wird die
dung von Zusatzmitteln stellt in jedem Falle ei- Druckfestigkeit des Mauermörtels auch zwischen
ne Abweichung von Tabelle 6.28 dar und macht den Steinen geprüft.
somit die Durchführung einer Eignungsprüfung
erforderlich. Leichtmörtel. Je nach verwendetem Steinfor-
Anforderungen an Normalmörtel enthält Tabel- mat beträgt der Fugenanteil von Mauerwerk
le 6.29. Neben der Druckfestigkeit wird auch die flächenmäßig 7 bis 15 %. Die Verwendung von
Haftscherfestigkeit aufgeführt, die ein Maß für Leichtmörtel kann daher je nach Materialkom-
das Verbundverhalten zwischen Stein und Mör- bination zu einer erheblichen Verbesserung der
134 6 Wände

Gesamt-Wärmedämmung von Mauerwerk füh- tLuftkalke (vorwiegend Calciumoxid (CaO) und


ren. -hydroxid (Ca(OH)2)), die unter der Einwirkung
Leichtmörtel nach DIN 1053 wird in 2 Gruppen von atmosphärischem Kohlenstoffdioxid lang-
eingeteilt: sam an der Luft erhärten,
tLM 21 (Rechenwert der Wärmeleitfähigkeit 0,21 tungelöschte Kalke (vorwiegend Calcium- und
W/(m · K) Magnesiumoxid) sind durch Brennen herge-
stellt. Sie reagieren bei Berührung mit Wasser
tLM 36 (Rechenwert der Wärmeleitfähigkeit 0,36 exotherm. Lieferung als Stückkalk und in ver-
W/(m · K) schiedenen Körnungen gemahlen.
Für diese Mörtelgruppen enthält DIN 1053 An- tBranntkalke (ungelöschte Kalke, vorwiegend
gaben über die Zusammensetzung und die An- aus Calciumoxid),
forderungen. Für abweichende Mörtelgruppen tDolomitkalke (ungelöschte Kalke, vorwiegend
ist eine bauaufsichtliche Zulassung erforderlich. aus Calciumoxid und Magnesiumoxid),
Leichtmörtel ist stets als Werkmörtel herzustel- tgelöschte Kalke (vorwiegend Calcium- und auch
len. Magnesiumoxid, entstanden durch gesteuertes
6 Leichtmörtel ist nicht zugelassen für Gewölbe Löschen von Branntkalk) als Pulver oder Teig,
und der Witterung ausgesetztes Sichtmauer- tKalkhydrate (gelöschte Kalke, vorwiegend aus
werk. Calciumhydroxid (Ca(OH)2),
Dünnbettmörtel dient zum Vermauern spezi- tDolomitkalke und halb bzw. vollständig gelöschte
eller, besonders maßhaltiger Steine (z. B. Poren- Dolomitkalke (vorwiegend Calciumhydroxid,
beton-Planblöcke Ppl) für Fugendicken von Magnesiumhydroxid und Magnesiumoxid), fer-
1 bis 3 mm. Dünnbettmörtel – meistens nach ner
Mörtelgruppe III – sind ausschließlich als Werk- tMuschelkalke, Carbidkalke und Kalkteige.
Trockenmörtel herzustellen. Anforderungen und
Angaben zur Zusammensetzung sind in DIN 1053 Hydraulische Kalke erstarren und erhärten unter
enthalten. Wasser. Ihre Festigkeitsanforderungen und sons-
Dünnbettmörtel ist nicht zugelassen für Gewölbe tigen physikalischen Eigenschaften sind in DIN
und für Steine mit Maßabweichungen von mehr 1060 Abschn. 4.5 festgelegt.
als 1 mm. Die verschiedenen Baukalkarten werden nach
ihrem CaO- + MgO-Anteil oder bei hydraulischen
Bindemittel. Es dürfen nur Bindemittel nach DIN Kalken nach ihrer Druckfestigkeit klassifiziert (Ta-
1060-1 (Baukalk), DIN 1164-1 (Zement) sowie DIN belle 6.30).
4211 (Putz- und Mauerbinder) verwendet wer-
den. Andere Bindemittel dürfen nur verwendet Baukalke sind bei der Lieferung mit der Benennung der
Baukalkart, der DIN-Hauptnummer und dem Kurzzeichen
werden, wenn sie zur Herstellung von Mauermör- der Baukalkart zu kennzeichnen.
tel bauaufsichtlich zugelassen sind. Beispiel Hydraulischer Kalk 5 (HL 5)
Alle Bindemittel müssen vor Feuchtigkeit ge- Hydraulischer Kalk DIN 1060 – HL 5
schützt gelagert werden. Da die Bindefähigkeit
auch in geschlossenen Räumen nachlassen kann, Die hydraulischen Kalke kommen fast nur pulver-
sollten Lagerbestände in 4 bis 6 Wochen aufge- förmig, gelöscht oder ungelöscht, in Säcken auf
arbeitet werden. Länger gelagerte Bindemittel die Baustelle. Sie unterscheiden sich durch ihre
sollten vor der Verwendung auf ihre Festigkeits-
eigenschaft geprüft werden.
Tabelle 6.30 Baukalkarten nach DIN 1060
Kalk. Kalk (allgemeiner Begriff für verschiedene
Benennung Kurzzeichen
Formen von Calcium- und Magnesiumoxid bzw.
-hydroxid) wird nach DIN 10601) unterschieden in 1 Weißkalk 90 CL 90
tBaukalk (Bindemittel mit Hauptbestandteilen 2 Weißkalk 80 CL 80
3 Weißkalk 70 CL 70
von Calciumoxid (CaO) und -hydroxid (Ca(OH)2) 4 Dolomitkalk 85 DL 85
und geringen Anteilen von Magnesium-, Sili- 5 Dolomitkalk 80 DL 80
cium-, Aluminium- und Eisenverbindungen). 6 Hydraulischer Kalk 2 HL 2
7 Hydraulischer Kalk 3,5 HL 3,5
1)
8 Hydraulischer Kalk 5 HL 5
Europäische Norm DIN EN 459
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 135

Normenmindestfestigkeiten, die bei Mörtelprüf- sind bei Abweichungen von Zusammensetzun-


körpern nach DIN 1060 betragen: gen nach Tabelle 6.28, bei Verwendung von Zu-
tfür Wasserkalk nach 28 Tagen satzmitteln und für die Mörtelgruppe IIIa stets
tfür hydraulischen Kalk nach 28 Tagen Eignungsprüfungen durchzuführen.
tfür hochhydraulischen Kalk und Romankalk Während der Bauausführung ist bei allen Mör-
nach 28 Tagen teln der Gruppe IIIa an jeweils 3 Prismen aus 3
verschiedenen Mischungen je Geschoss (mindes-
Kalkmörtel wird entweder von Hand oder maschi- tens aber je 10 m3 Mörtel) die Mörteldruckfestig-
nell gemischt. Er muss frisch verwendet werden. keit nach DIN 18 555-3 nachzuweisen. Sie muss
Im Übrigen sind die Verarbeitungsvorschriften dabei die Anforderungen der Tabelle 6.28, Spalte
des Lieferwerks (z. B. über Einsumpfdauer oder 3, erfüllen.
Mörtelliegezeit; DIN 1060) zu beachten. Bei Gebäuden mit mehr als 6 gemauerten Vollge-
schossen ist die geschossweise Prüfung (mindes-
Zemente der verschiedenen Festigkeitsklassen tens aber je 20 m3 Mörtel) auch bei Normalmörtel
(s. Abschn. 5.2.1, Festigkeitsklassen der Normen- der Gruppen II, IIa und III sowie bei Leicht- und
zemente s. Tab. 5.9) sind nach DIN EN 197-1 ge- Dünnbettmörtel durchzuführen. Bei den obers-
normt unter den Bezeichnungen: ten 3 Geschossen darf darauf verzichtet werden.
6
tPortlandzement (CEM I)
tPortlandkompositzement (CEM II)
tHochofenzement (CEM III) 6.2.3 Ausführung von
gemauerten Wänden
Ferner wird besonders für Altbausanierungen
Trasszement verwendet. Mörtel mit Trass zement 6.2.3.1 Allgemeines
ist besonders geschmeidig bei der Verarbeitung Arbeitsvorgänge. Mauerwerk aus künstlichen
und hat eine höhere Elastizität als Zementmörtel. Steinen ist lot-, flucht- und waagerecht herzustel-
len. Die Ecken werden genau nach dem Lot an-
Sand für die Herstellung von Mauermörtel nach gelegt und die Schichten nach einer dazwischen
DIN 1053-1 soll gemischtkörnig sein und darf gespannten Schnur ausgeführt. Damit gleiche
keine Bestandteile enthalten, die zu Schäden Schichtenhöhen erzielt werden, sind Hochmaß-
an Mörtel oder Mauerwerk führen. Als schädlich latten zu verwenden.
gelten größere Mengen abschlämmbarer Be-
standteile, sofern es sich dabei um Ton oder Besonders zeitraubende Arbeiten sind das Auf-
Stoffe organischen Ursprungs (z. B. pflanzliche, mauern der Mauerecken und das der Fenster-
humusartige oder Kohlen-, insbesondere Braun- und Türanschläge infolge der damit verbunde-
kohleanteile) handelt. nen erheblichen Lotarbeit. Durch Anwendung
von Ecklehren und Fensterlehren können diese Ar-
Sand, der DIN 4226-1 entspricht, erfüllt diese An- beiten vereinfacht werden. Zunehmend werden,
forderungen stets. wie in den Nachbarländern bereits lange üblich,
Besondere Anforderungen gelten für Leichtzu- zur Rationalisierung auch der Maurerarbeiten
schlag, dessen Verwendung jedoch ohnehin auf Fenster und Türzargen bereits im Rohbau mit
Werkmörtel beschränkt ist. eingebaut.
Das Mauerwerk ist überall möglichst gleichzeitig
Güteprüfung. Heute wird Mauermörtel fast aus- hochzuführen, damit ungleiches Setzen vermie-
schließlich als Werkmörtel hergestellt. Werkmör- den wird. Die Steine sollen möglichst ebenflä-
tel unterliegt der Überwachung nach DIN 18 557, chig und maßgenau sein, damit die Lagerfugen
und dies muss aus dem Lieferschein hervorge- gleichmäßig dünn (10 bis 12 mm) gehalten und
hen. die Steine über die ganze Fläche gleichmäßig
Nicht überwachte Werkmörtel dürfen gemäß belastet werden können. Dicke Fugen steigern
DIN 1053-1 nicht verwendet werden. Die Über- infolge der Querdehnung des Mörtels, die grö-
wachung schließt die Eignungsprüfung vor der ßer ist als die des Mauersteines, die Spannungen,
Mörtelherstellung, die Eigenüberwachung wäh- die bei Belastung quer zur Kraftrichtung – durch
rend der Mörtelherstellung und die regelmäßige Stauchung – im Mauerwerk auftreten. Die Mau-
Fremdüberwachung durch unabhängige, staat- ersteine werden bei Überbeanspruchung nicht
lich anerkannte Stellen ein. Baustellenmörtel un- durch die Druckkräfte zermalmt, sondern unter
terliegt keiner geregelten Überwachung, jedoch der Wirkung der Zugspannungen bei der Stau-
136 6 Wände

chung aufgerissen. Im bis zum Bruch belasteten durch Folien oder Bitumenbahnen gegen Durch-
Mauerwerk treten die Risse immer über den Stoß- nässung zu schützen. Bei Frost ist ab –3° Celsi-
fugen auf. Daher ist die Stoßfugenbreite auf 1 cm us das Mauern einzustellen. Die unvollendeten
zu beschränken. Mauern sind mit Folien o. Ä. und Ziegelsteinen
Vermörtelte Stoßfugen können durch Herandrü- abzudecken und die äußeren Maueröffnungen
cken des einzelnen Steines an die Nachbarsteine durch Verbretterung zu schließen. Werden die
oder durch Anstreichen von Mörtel an den zu Mauerarbeiten wieder fortgesetzt, so sind frost-
vermauernden Stein gefüllt werden. geschädigte Schichten zu entfernen.
Bei Lochsteinen ist durch richtige Wahl der Mör- Oft lässt sich das Bauen im Winter nicht vermei-
telsteife zu bewirken, dass der Mörtel nicht tief in den. Es muss, angefangen bei der Wahl der Bau-
die Löcher der Mauersteine eindringt. Bei langen, stoffe und Bauweisen bis zur Baustelleneinrich-
geraden Mauerabschnitten, insbesondere wenn tung, schon beim Entwurf auf das sorgfältigste
Steine mit unvermörtelten Nut-Feder-Stoßfugen vorbereitet werden, damit die durch Beheizen der
verwendet werden, kann das Auftragen des Mör- Baustelle, Anwärmen der Baustoffe usw. entste-
tels mit Hilfe von Mörtelschlitten rationalisiert henden Kosten auf ein Mindestmaß beschränkt
werden. bleiben und Bauschäden vermieden werden.
6 Beim Vermauern müssen die Mauersteine sauber Folgende Maßnahmen werden empfohlen:
sein und besonders bei heißem Wetter gut ange- 1. bei kühlem Tageswetter (+5° bis 0 °C) und
nässt werden, da sie sonst die Mörtelfeuchtigkeit leichtem Nachtfrost (bis –3 °C):
aufsaugen und dem Mörtel das zum Abbinden Vor Wind, Regen und Schnee geschützte Lage-
erforderliche Wasser entziehen würden. Bei hoch- rung der Baustoffe,
belastetem Mauerwerk schlanker Pfeiler und von 2. bei vorübergehendem, leichtem Tagesfrost
Wänden ≤ 11,5 cm ist es sicherer, wenig saugfähi- (bis –3 °C) zusätzlich zu 1.:
ge Mauersteine zu verwenden, um zu vermeiden, Schutz des frischen Ziegelmauerwerks bei
dass durch ungleichmäßigen Mörtelwasserent- Nacht durch Abdecken mit Planen, Säcken
zug in den Außenzonen und den „Wackeleffekt“ oder ähnlichem, Erwärmen des Anmachwas-
beim Aufmauern (Bild 6.31) die Fugen abgewälzt sers für den Mörtel,
und die Tragfähigkeit des Mauerwerks schon bei 3. bei anhaltendem Frost (bis –10 °C) zusätzlich
zentrischer und noch mehr bei exzentrischer Be- zu 2.:
lastung herabgesetzt wird. Erwärmen des Sandes und der Ziegel,
Für Außenwände aus Leichtziegeln oder anderen 4. bei anhaltend strengem Frost zusätzlich zu 3.:
besonders gut wärmedämmenden Mauerstei- Abschirmen des Bauwerks oder -teils gegen
nen sind möglichst Leichtmauermörtel zu ver- die Außentemperatur durch Schutzbauten
wenden. Sie bestehen aus genormten Bindemit- und Beheizen des Arbeitsraumes.
teln und Blähton-Zuschlägen und ermöglichen
Druckfestigkeiten bis zu den Anforderungen für Maße und Formate. Die Abmessungen der
die Mörtelgruppe IIa. Mauersteine bzw. -ziegel und die sich daraus er-
gebenden Wanddicken sowie Raum-, Öffnungs-,
Witterungseinflüsse. Nicht fertiggestellte Mau- Pfeilermaße usw. sind in der „Maßordnung“ DIN
erabschnitte sind bei Arbeitsunterbrechungen 4172 festgelegt (s. Abschn. 2.3).

Steinformate (s. auch Abschn. 6.2.2). Bei der Her-


stellung von Mauern werden verwendet:
kleinformatige Mauersteine
L B H in cm nach DIN
24 x 11,5 x 5,2 105, 106 (DF-Dünnformat)
24 x 11,5 x 7,1 105, 106, 398 (NF-Normalformat)
24 x 11,5 x 11,3 105, 106 (1 1/2 NF oder 2 DF)
6.31 24 x 11,5 x 11,5 18 152
Verminderung der Standsicherheit von dünnen Wänden
aus stark saugenden Steinen mittelformatige Mauersteine
1 durch Wasserverlust bei Berührung mit stark saugenden (Einhandsteine mit Griffschlitz)
Steinen (Spaltbildung)
2 Verlust an Plastizität, bei Wackelbewegungen während 24 x 17,5 x 11,3 105, 106 (3 DF)
des Aufmauerns wird die Mörtelfuge abgewälzt 11,5 x 24 x 17,5 18 152
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 137

grossformatige Mauersteine (Vollsteine, geschlitz- dung zweier verschiedener Formate nebeneinan-


te Vollblöcke, Hohlblocksteine, Hochlochsteine) der (24 x 11,5 x 11,3 und 24 x 17,5 x 11,3) trotz der
tfür Wanddicken oben angedeuteten Nachteile üblich.
von 17,5, 24, 30 In Außenwänden dürfen verschiedene Steinmate-
und 36,5 cm 105, 106, 4165 rialien („Mischmauerwerk“) nicht verwendet wer-
tin verschiedenen den. Die unterschiedlichen Wärmedämmeigen-
Höhen, meistens schaften der Steine führen zu unterschiedlicher
von 23,8 cm 18 151, 18 152, 18 153 Feuchtigkeitsaufnahme des Mauerwerks, damit
zu Putzverfärbung und langfristig zu Bauschä-
Die Anwendung der Kleinformate (Bild 6.32) den.
ermöglicht eine große Variabilität der Längen-
maße. Der hohe Fugenanteil des Mauerwerks er- Mauerverbände. Unter Mauerverband versteht
leichtert Maßkorrekturen, vermindert jedoch die man die Art, wie die Steine schichtweise im
Wärmedämmfähigkeit der Wand. Die Verwen- Mauerwerk zusammengefügt und miteinander
dung der Mittelformate (Hochlochziegel, Gitter- verzahnt werden, damit die auf dem Mauerwerk
ziegel) vermindert den Arbeitsaufwand, erfordert aufruhenden Lasten gleichmäßig auf die ganze
jedoch starke Bindung der Längenmaße an die Grundfläche der Mauer verteilt werden und der 6
Maßordnung. In noch höherem Grade gilt das für Mauerkörper rissefrei bleibt, d. h. seine Stand-
Großformate; ungeschickte Maßabweichungen sicherheit, Tragfähigkeit und sein Widerstand
oder -korrekturen verringern hier die Güte des gegen die Witterung den Vorschriften genügen.
Mauerwerks. Die mit den Großformaten verbun- Nach der Art, Mauerziegel in einer Schicht an-
denen Vorteile der Arbeitsrationalisierung wer- einanderzureihen, werden Läuferschicht, Binder-
den aufgehoben, wenn an den Steinen Trenn- schicht sowie Grenadierschicht unterschieden.
schnitte vorgenommen werden müssen. Die Rollschicht kann als Sonderform einer Bin-
Die Verwendung von mehreren verschiedenen derschicht betrachtet werden (Bild 6.33). Läufer-
Steinformaten in derselben Wand oder von vor- schicht ist die Schicht, in der die Mauerziegel mit
gefertigten Eck- oder Anschlagsteinen bedeutet der Langseite in der Mauerflucht liegen; in der
immer eine Erschwerung des Arbeitsablaufs (ge- Binderschicht sind von der Mauerflucht her die
trenntes Anliefern, Vorrathalten, Stapeln usw.). Köpfe der Binder zu sehen, die in die Wand ein-
Bei Wänden aus Klein- oder Mittelformaten kann binden.
auf besondere Eck- und Anschlagsteine verzich- Die Schichten ein und derselben Wand sind in der
tet werden. Ab 30 cm Wanddicke ist die Verwen- Regel gleich hoch. Schließen Wände aus Steinen

6.32a der gebräuchlichste klein-


formatige Stein einschließ-
lich Stoß- und Lagerfuge
25,0 x 12,5 x 12,5 cm oder
2 x 1 x 1 am

6.32b der gebräuchlichste mit- 6.33a 6.33b


telformatige Stein (mit
Griffschlitz) einschließlich
Stoß- und Lagerfuge 25,0
x 18,75 x 12,5 oder 2 x 1 1/2
x 1 am

6.33c 6.33d

6.33 Benennung der Schichten


a) Läuferschicht
6.32c der Mauerziegel NF und seine Teilstücke b) Binderschicht
c) Rollschicht
6.32 Kleinformatige Steine d) Grenadierschicht
138 6 Wände

6.34 Mauerstöße von Wänden mit verschiedenen Steinformaten und Schichthöhen


(1 am = 1 Achtelmeter; ü = Überbindemaß)
Schichthöhen
1 am 1/2 am 1 am ½ am 1 am 2 am 1 am 1 ½ am
Steinhöhen
11,3 cm 5,2 cm 11,3 cm 7,1 cm 11,3 cm 23,8 cm 11,3 cm 17,5 cm
Tiefe der Verzahnung
ü1 = ½ am ü1 = ½ am ü2 = 1 am ü2 = 1 am

verschiedener genormter Steinhöhen aneinander


an, so lassen sich die Wände miteinander auf viel-
fältige Art verzahnen (Bild 6.34). Daher brauchen 6.35
Verbandsregeln sich nur auf Wände gleicher Läuferverband
Schichthöhe zu beziehen.
Man unterscheidet:
tZwischenverbände (Verbände in Mauermitte),
tEndverbände (Verbände an rechtwinklig be-
grenzten Mauerenden aller Art),
tPfeilerverbände

Übliche Mauerverbände sind


tLäuferverband (auch mittiger Verband genannt) 6.36
für Wände bis 17,5 cm Dicke, Vormauerschalen Blockverband
oder Wände aus großformatigen Steinen (Bild
6.35),
tBlockverband (Bild 6.36).
tKreuzverband (Bild 6.37).

Bei gebogenen Wänden wird der Binderverband


angewendet, in dem jede Schicht Binderschicht
ist.
Zierverbände. Sichtmauerwerk wird vielfach wie- 6.37
der in mittelalterlichen Zierverbänden hergestellt Kreuzverband
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 139

6.38a 6.38b

6.38c 6.38d

6.38 Zierverbände
a) Märkischer Verband, b) Flämischer Verband, c) Gotischer Verband, d) „Wilder“ Verband
6

6.39b
6.39a

6.39 Überbindemaß
a) bezogen auf die Steinhöhe h
b) Grundrisse von Ecken, einbin-
dender und durchbindender
Wand, 1. Schicht
c) 2. Schicht 6.39c

(Beispiele in Bild 6.38a bis c), ferner im „Wilden Von einer Innenecke darf in jeder Schicht nur
Verband“ (Bild 6.38d). In 36,5 cm dickem Mauer- eine Stoßfuge ausgehen. Ihre Richtung wech-
werk können sich bei diesen Verbänden auf den selt in jeder Schicht.
Innenseiten übereinander liegende Stoßfugen 3. Es dürfen sich keine übereinanderliegenden
ergeben. Fugen ergeben, die im Wandinneren parallel
zur Wand verlaufen. Sie sind gefährlich, weil
Für alle Verbände gelten folgende Grundregeln: bei Belastung die Stauchung quer zu Wand er-
1. Jede Schicht muss genau waagerecht liegen folgt (Aufreißen in Schalen); zudem sind diese
und soll waagerecht durch sämtliche Mauern Fugen nach Lage, Anzahl und Zustand am fer-
eines Gebäudes durchgehen. tigen Mauerwerk nicht zu erkennen.
2. Die Stoßfugen unmittelbar aufeinanderfolgen- 4. Es sind möglichst viele ganze Steine zu ver-
der Schichten dürfen sich nicht decken. Das wenden. Dadurch wird der Fugenanteil (Wär-
Überbindemaß ü wird nach DIN 1053-1 auf die mebrücken) vermindert, das Überbindemaß
Steinhöhe bezogen und beträgt mindestens (Verzahnung) meist vergrößert und so die
4,5 cm. Es gibt an, wie weit die Stoßfuge einer Mauerwerksfestigkeit erhöht.
einbindenden oder durchbindenden Wand
von der Innenecke (bei Ecke, Kreuzung, Stoß) Mauerverzahnungen und Mauerschlitze (s. Abschn.
entfernt liegt, und legt so den Verband fest 6.2.1.1) müssen für anzuschließende Wände bzw.
(Bild 6.39). für Rohrleitungen im Verband berücksichtigt
140 6 Wände

werden oder als durchgehende genau senkrechte 6.2.3.2 Einschaliges Mauerwerk


Schlitze ausgespart werden. In Schlitzen anschlie-
ßende Wände müssen sich bei Setzungen bewe- Einschaliges Mauerwerk aus klein- und mittelfor-
gen können. matigen Steinen kommt in Frage für tragende
und dem Schall- oder Brandschutz dienende In-
Lochverzahnungen sind ¼ Stein tiefe Aussparun- nenwände, insbesondere für solche mit kompli-
gen in jeder zweiten Schicht. Sie sind so breit, wie zierten Grundrissen, sowie für Pfeilermauerwerk.
das anschließende Mauerwerk dick ist. Für Außenwände ist wegen der meistens erfor-
Heute ist auch die „Stumpfstoßtechnik“ von derlichen größeren Wanddicken einschaliges
gegeneinanderstoßenden Wänden eine häufig Mauerwerk – auch in Verbindung mit zusätzli-
angewandte Methode. Zum einen spart dies Ar- chen Wärmedämmungen in der Regel aus groß-
beitszeit, zum anderen ermöglicht die Stumpf- formatigen Steinen vorherrschend.
stoßtechnik die Kombination unterschiedlicher Wände aus großformatigen Steinen gehören zu
Steinarten und Steinformate. So kann z. B. eine den wirtschaftlichsten Wandbauarten. Großfor-
Außenwand mit einer geringen Rohdichte (ho- mat und geringes Gewicht (Zweihandsteine) ver-
he Wärmedämmung) mit einer schweren Innen- ringern den Arbeitszeitaufwand, wenn schnelles,
6 wand (hoher Schallschutz) in Stumpfstoßtechnik bequemes Umrüsten für die Arbeitsgerüste ge-
ohne Rissgefahr verbunden werden. währleistet ist.
Bei der Stumpfstoßtechnik treten in Verbindung Großformatige Steine werden mit Normalmörtel
mit wärmegedämmten Außenwänden keine (NM) oder Leichtmörtel (LM), Planblöcke (beson-
Wärmebrücken auf. ders maßhaltige großformatige Steine) mit Dünn-
Ausserdem ergibt sich die Möglichkeit, zweischa- bettmörtel (DM) vermauert (vgl. Abschn. 6.2.2.3).
lige Wohnungstrennwände mit einem größeren Die Stoßfugen können voll vermörtelt (Bild 6.41a)
Schalenabstand zu erstellen, wodurch der Schall- oder mit verfüllten Stoßfugentaschen (Bild 6.41b)
schutz erheblich verbessert werden kann. Der ausgeführt werden.
größere Schalenabstand zeichnet sich bei der Da eine wirklich einwandfreie Verfüllung der
Stumpfstoßtechnik in der Außenwand nicht ab, Stoßfugen bzw. der Stoßfugentaschen an der
so dass hier eine normal große Fuge ausgebildet Baustelle schwer zu gewährleisten ist, haben
werden kann (Bild 6.40). fast alle Hohlblocksteintypen an den Stirnseiten
Nut-Feder-Profile, so dass ohne Zwischenvermör-
telung gearbeitet werden kann (Bild 6.41c bis f).
Die Wärmedämmung wird durch verfeinerte Ge-
staltung der Hohlräume ständig verbessert.
Den ständig steigenden Ansprüchen an die
1 Verbesserung der Wärmedämmung gerecht
2 werdend hat die Industrie immer höherwertige
Steine entwickelt. So sind z. B. Steine aus hoch-
wertigem Blähton mit integrierter Wärmedäm-
3 mung (Polystyrol oder Naturkork) entwickelt
worden. Durch das relativ hohe Wandgewicht
4 des Blähtons werden gute Schallschutzwerte er-
5 reicht. Die innenliegende Wärmedämmschicht
sorgt für eine hohe Wärmespeicherfähigkeit. Auf-
grund der Wärmedämmschicht, die im Stein liegt,
entsteht raumseitig ein Speicherkern, der einen
sogenannten „Kachelofeneffekt“ bewirkt. Diese
6.40 Anschluss Gebäudetrennwände an Außenwand in Steine können in einem Arbeitsgang verarbeitet
Stumpfstoßtechnik (System GISOTON) werden. Ihre Wärmedämmwerte sind so gut, dass
1 Planblock aus Blähton-Leichtbeton mit werk- sie bereits mit einer Wandstärke von 25 cm NEH-
seitig eingebauter (Polystyrol) Wärmedämmung
2 Dehnfugenprofil Standard (Niedrigenergiehaus-Standard) und mit
3 Flachstahl-Maueranker aus nichtrostendem Stahl 37,5 cm Wandstärke Passivhaus-Standard errei-
4 Schalungssteinwände aus Blähton, chen können (Bild 6.42).
bei 2 x 12,5 cm: Schallschutzmass = 68 dB
bei 2 x 15,0 cm: Schallschutzmass = 70 dB Die Hersteller der Steine mit werkseitig eingear-
5 Mineralfaserdämmmatten Typ T, 2 x 2 cm beiteten Wärmedämmungen bieten für ihre Sys-
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 141

6.41a 6.41b 6.41c

6.41d 6.41e 6.41f

6.41 Großformatige Steine


a) Hohlblocksteine aus Leichtbeton (2-Kammerstein, vermörtelte Stoßfuge)
b) Hohlblocksteine aus Leichtbeton (3-Kammersteine, verfüllte Mörteltasche)
c) Hohlblocksteine aus Leichtbeton (HLB) mit Nut-Feder-Stoßfuge
d) Kalksandstein Planblock mit Nut-Feder-Stoßfuge
e) Leichthochlochziegel mit Stoßfugenverzahnung
6
f) Leichtbetonstein mit integrierter Polystyrol-Wärmedämmung

teme auch spezielle „Anlegemörtel“ mit beson-


ders guten Wärmedämmeigenschaften (analog
Leichtmörtelsystemen) an. Diese Anlegemörtel
werden für die erste Schicht verwendet und ver-
2 1 meiden weitestgehend Wärmebrücken und da-
mit Abzeichnungen der Fugen im Außenputz.
2 1
Bei Mauerwerk aus großformatigen Steinen stel-
len die Fugen innerhalb des Wandgefüges im-
mer wärmetechnische Schwachstellen dar. Die
Außenwände sollten daher mit Leichtmörtel (LM)
6.42a 6.42b oder bei Planblocksteinen mit Dünnbettmörtel
6.42 Stein aus Blähton mit werkseitig eingebauter (DM) oder neuerdings sogar trocken aufgemau-
Polystyrol-Dämmung ert werden.
a) Horizontalschnitt Für die großformatigen Steine gelten Verbandsre-
b) Vertikalschnitt
geln, die von denen für kleine und mittelforma-
1 Blähton
2 Werkseitig eingebaute Polystyrol- tige Mauersteine abweichen. Die DIN 18 151 un-
Wärmedämmung

6.44 Schlagregensicherung bei


6.43a 6.43b einschaligem Mauerwerk
1 Verblendmauerwerk,
6.43 Mauerverband bei großformatigen Steinen frostbeständig
a) mittiger Verband, Steinlänge 49 cm 2 Schalenfuge 2 cm
b) schleppender Verband, Steinlänge 36,5 cm („Regenbremse“)
142 6 Wände

terscheidet mittigen und schleppenden Verband. 6.2.3.3 Zweischaliges Mauerwerk


Beim mittigen Verband sind die Stoßfugen um für Außenwände
1/2 Steinlänge (Bild 6.43a), beim schleppenden Allgemeines
Verband sind sie um 1/3 Steinlänge gegeneinan-
der versetzt (Bild 6.43b). Zweischaliges Mauerwerk für Außenwände be-
steht aus der inneren tragenden Wand und einer
Anschlagsteine lassen sich einsparen, wenn die äußeren mindestens 9 cm dicken Wand (bei der
Fenster- und Türrahmen statt in einen gemau- Ausführung aus Mauerwerk) als „Wetterschirm“
erten Anschlag in die beigeputzte Nut der an- gegen Schlagregen (s. Abschn. 6.2.1.5).
schlaglosen Maueröffnungen gesetzt werden.
Nach DIN 1053-1 wird bei Außenmauerwerk un-
Alle Leichtbeton-Steine, die aus porigen Stoffen terschieden zweischaliges Mauerwerk
hergestellt werden, müssen vor dem Vermauern
gut getrocknet sein und werden vor dem Ver- tmit Putzschicht
mauern nicht angenässt. Bei Arbeitsunterbre- tmit Kerndämmung
chungen sind die nicht fertiggestellten Mauern tmit Luftschicht
sorgfältig abzudecken, denn in den Poren ein- tmit Luftschicht und Wärmedämmung.
geschlossenes Wasser verdunstet sehr langsam
6 und vermindert die Wärmedämmfähigkeit der Für die Außenschale sind ausblühungsfreie,
Steine ganz beträchtlich. Bei Frost besteht für frostfeste Vormauersteine als Vollsteine zu ver-
ungenügend getrocknete Steine die Gefahr der wenden. Lochsteine sind wegen der möglichen
Zerstörung. stärkeren Durchfeuchtung – insbesondere bei
Einschalige Außenwände aus nicht frostwider- Ausführungsfehlern bei der Verfugung von Sicht-
standsfähigen Steinen müssen einen Außenputz mauerwerk – weniger geeignet.
oder einen anderen Witterungsschutz erhalten Die werkgerechte Ausführung von zweischa-
(Bild 6.44). ligem Mauerwerk ist aufwändig und erfordert
sorgfältige handwerkliche Arbeit. Sie stellt aber
Sichtmauerwerk als einschaliges Außenmau- besonders bei starker Witterungsbeanspruchung
erwerk besteht aus einer äußeren Schale aus (Schlagregen) eine sehr gute Lösung besonders
frostbeständigen – meistens kleinformatigen – für Sichtmauerwerk dar.
Vormauersteinen oder Klinkern mit einer Hinter- Die Mauerschalen sind durch Drahtanker aus
mauerung aus anderem Steinmaterial. nichtrostendem Stahl nach DIN 17 440 (Bild 6.45)
Beide Schalen müssen im Verband hochge- miteinander zu verbinden. Dabei darf der vertika-
mauert werden. Die Verblendung gehört zum le Abstand der Anker höchstens 50 cm und der
tragenden Querschnitt. Für die zulässige Bean- horizontale Abstand höchstens 75 cm betragen.
spruchung ist die jeweils kleinste Steinfestigkeits- Die Mindestanzahl der Anker ist Tabelle 6.46 zu
klasse maßgebend. entnehmen. An allen freien Mauerrändern (an
Mit einschaligem Sichtmauerwerk lassen sich Gebäudeecken, Öffnungen, entlang von Fugen
die heutigen Anforderungen an Außenwände an den oberen Abschlüssen usw.) sind zusätzlich
im Hinblick auf den Wärmeschutz nicht mehr 3 Anker je m Randlänge anzuordnen.
erfüllen. Sichtmauerwerk wird daher heute fast Eine Verankerungsmöglichkeit bei Innenschalen
ausschließlich als zweischaliges Mauerwerk aus- aus Stahlbeton mit Hilfe von rostsicheren Stahl-
geführt (s. Abschn. 6.2.3.3). ankern in Verbindung mit senkrecht einbetonier-
ten Ankerschienen zeigt Bild 6.47.

6.45
6.45a Drahtanker für zweischaliges
Mauerwerk für Außenwände
a) Stahldrahtanker mit
Kunststoff-Tropfscheibe
b) mit zusätzlicher Klemmplatte
für Wärmedämmung
6.45b 6.45c c) Abmessungen
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 143

Tabelle 6.46 Mindestanzahl und Durchmesser von Drahtankern je m2 Wandfläche

Drahtanker
Mindestanzahl Durchmesser

mindestens, sofern nicht Zeilen 2 und 3 maßgebend 5 3

Wandbereich höher als 12 m über Gelände oder Abstand der 5 4


Mauerwerksschalen über 70 bis 120 mm

Abstand der Mauerwerksschalen über 120 bis 150 mm 7 oder 5 4 5

Die Außenflächen sind mit wasserabweisendem,


nicht ausblutendem Mörtel zu vermauern (Zuga-
be von Trass oder wasserabweisenden Zusätzen).
Häufig werden Außenschalen mit wasserabwei-
senden Imprägnierungen (Hydrophobierungen)
6.47
Verankerung mit Anschluss-
versehen. Dabei ist aber zu bedenken, dass sich 6
ankern in Ankerschiene
die Hydrophobierung im Laufe der Zeit durch
Verwitterung „abnutzt“. Stellen, die dann noch
ausreichend hydrophobiert sind, weisen das Was-
Außenschalen von weniger als 11,5 cm Dicke ser ab. Flächen, deren Hydrophobierung bereits
dürfen nicht höher als 20 m über Gelände geführt stark „abgenutzt“ ist, nehmen mehr Wasser auf.
werden und müssen in Höhenabständen von Dies führt zwangsläufig zu Schäden (insbesondere
etwa 6 m abgefangen werden. Giebeldreiecke Frostschäden) im Mauerwerk. Wenn in besonde-
bis zu 4 m Höhe dürfen bei Gebäuden mit bis zu ren Fällen Mauerwerk hydrophobiert wird, muss
2 Vollgeschossen ohne zusätzliche Abfangung die Hydrophobierung regelmässig erneuert wer-
ausgeführt werden. den. Eine schadhaft gewordene Hydrophobierung
Die Außenschalen sind durch vertikale Dehn- lässt sich nur äusserst schwierig nachbessern.
fugen (Abstand bei Ziegeln 10 m, bei Kalksand- Sichtmauerwerk ist am besten sofort beim Auf-
stein 8 m) zu unterteilen. Der Abstand richtet sich mauern „frisch in frisch“ zu verfugen (vgl. Abschn.
nach der Beanspruchung (z. B. Erwärmung durch 6.2.5.2).
Sonneneinstrahlung, auch abhängig von der Ma-
terialfarbe). Die freie Beweglichkeit der gebildeten
Wandabschnitte muss in vertikaler Richtung und Zweischalige Außenwände
in horizontaler Richtung insbesondere auch an mit Kerndämmung
den Bauwerksecken sowie an Öffnungen möglich Zweischaliges Mauerwerk mit Kerndämmung
sein (vgl. Bild 6.51). Die thermisch stärker belas- wird mit mindestens 11,5 cm dicken Außenscha-
tete Vormauerschale soll sich dabei frei über an- len aus frostbeständigen Steinen mit einem lich-
grenzende Schalen bzw. andere Bauteile hinweg ten Abstand von i. d. R. höchstens 15 cm vor der
ausdehnen können (Die im Grundriss senkrecht tragenden Innenschale ausgeführt (Bild 6.48).
dargestellte Außenschale = Südseite des Bauwer- Die DIN 1053.-1 lässt einen Schalenabstand zwi-
kes). Die Fugen sind am besten durch Compribän- schen der Innen- und der Außenschale bis 15 cm
der o.ä. zu verschließen. Dauerelastische Fugen zu. Bei den ständig steigenden Anforderungen
haben nur begrenzte Haltbarkeit. An Berührungs- an die Wärmedämmung sind jedoch selbst 15
punkten wie z. B. Fensterlaibungen sind die Scha- cm starke Wärmedämmungen kaum noch ausrei-
len durch eine wasserundurchlässige Sperrschicht chend.
zu trennen. Alukaschierte Dämmplatten erreichen zwar bei
Außenschalen aus 11,5 cm dickem Mauerwerk 15 cm Dicke sehr hohe Dämmwerte. Wegen
sollen in Höhenabständen von 12 m abgefan- der Gefahr der Tauwasserbildung innerhalb der
gen werden. Während die Außenschale an ihrer Wandkonstruktion sind alukaschierte Dämmplat-
Unterseite in der Regel in ihrer ganzen Länge auf ten für Außenwände nicht zugelassen. Sie wür-
Sockelvorsprüngen aufliegt, sind für Zwischen- den nämlich die Diffusionsfähigkeit der Wand
abfangungen Konsolanker üblich, die am besten verhindern. Bei sehr hohen Anforderungen an
mit Ankerschienen an den Deckenrändern befes- die Wärmedämmung (z. B. bei Häusern in Passiv-
tigt werden (Bild 6.52 und 6.53). hausstandard) mit Wärmedämmung von mehr
144 6 Wände

1 9

2
3
6.48
Zweischalige Außenwand mit Kerndämmung
1 1 Verblendschale
2 Drahtanker mit Krallenplatte
3 Kerndämmung wasserabweisend
2
4 offene Stoßfugen als Notentwässerung
5 Abdichtung mind. 30 cm über OK-Gelände
(Spritzwasserschutz und Ableitung von Kondensat
und eingedrungenem Schlagregenwasser)
4 6 Wärmedämmung
5 7 OK-Gelände
6 7 6
10 8 Außenwandabdichtung bzw. Gleitfolie
9 tragendes Mauerwerk
11 9 10 waagerechte Abdichtung
11 Kiesrigole
13 12 Stahlbeton-Randstein
12 13 Mörtelkehle
8

als 15 cm Dicke wird bei zweischaligem Mauer- 5 3


1 12 24
werk eine aufwendige Abfangkonstruktion für
das Verblendmauerwerk erforderlich, die unter
wirtschaftlichen Gesichtspunkten kaum zu ver-
treten ist.
Der Zwischenraum wird voll mit Wärmedämm-
stoffen ausgefüllt, die gegen vorübergehende
Durchfeuchtung durch Schlagregen oder Kon-
densatbildung unempfindlich sein müssen und
rasch wieder austrocknen. Die Materialien müs-
sen für den speziellen Verwendungszweck ge-
normt bzw. bauaufsichtlich zugelassen sein. Ver- 6.49 Zweischalige Außenwand mit Kerndämmung,
wendet werden Platten, Matten, Granulate und Kerndämmung aus Schaumstoffplatten mit
Ortschäume wie z. B.: vertikalen und horizontalen Lüftungsschlitzen
(Schnitt durch senkr. Lüftungskanal)
tPolystyrol- bzw. Polyurethan-Hartschaum,
schwer entflammbar,
tMineralwolle, schwer entflammbar, wasserab- Zweischalige Außenwände mit Luftschicht
weisend,
Zweischalige Außenwände mit Luftschicht kom-
tBlähperlite-Schüttungen. men heute – wenn überhaupt – nur noch für
ungedämmte Wandkonstruktionen in Frage. Der
Eine verbesserte Austrocknung der Außenschale Raum zwischen der tragenden Innen- und der
kann erreicht werden durch Kerndämmplatten nichttragenden Außenschale wird bei wärmege-
mit zusätzlichen Luftschichten oder mit zusätzli- dämmten Wandkonstruktionen sinnvoller für die
chen Luftschichtplatten, mit denen eine begrenz- Wärmedämmung (Kerndämmung) genutzt. Als
te Hinterlüftung erreicht wird (Bild 6.49). Argument für ein zweischaliges Mauerwerk mit
Im Fußpunktbereich müssen je 20 m2 Fassaden- Luftschicht galt, dass bei dieser Wandkonstruk-
fläche Entwässerungsöffnungen mit mindestens tion etwa eingedrungenes Regen- oder Kondens-
5000 mm2 Querschnitt vorgesehen werden (Bild wasser problemlos abfließen oder abtrocknen
6.48). kann.
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 145

6.50 Zweischalige Außenwand Sie ist daher meist nur noch als traditionelle
mit Luftschicht Mauerwerksform in den regen- und windreichen
1 Verblendschale 11,5 cm nordwesteuropäischen Gebieten anzutreffen.
2 Luftschicht
3 tragendes Mauerwerk Die Luftschicht muss mindestens 6 cm und darf
höchstens 11,5 cm dick und nicht durch Mörtel-
brücken unterbrochen sein (Bild 6.50).
Die Luftschicht muss an allen oberen Abschlüs-
sen (d. h. auch den Oberkanten von Fensterbrüs-
tungen u. Ä.) und an den unteren Auflagerun-
gen – auch an den Zwischenauflagerungen bei
Abfangungen – Ent- bzw. Belüftungsöffnungen
2 – am besten durch offene Stoßfugen – von insge-
samt mindestens 7500 mm2 je 20 m2 Fassaden-
1
fläche erhalten.
3 Die unteren Öffnungen dienen gleichzeitig der
4
5
Abführung von etwa eingedrungenem Schlag-
regenwasser und Kondensat. An Sockeln müssen
6
Öffnungen mindestens 10 cm über dem Gelän-
4
deanschnitt liegen.
10

Energetische Nachbesserung von


zweischaligen Außenwänden
mit Luftschicht und Wärmedämmung
Zweischaliges Außenwände mit Luftschicht und
Wärmedämmung genügen den heutigen Wärme-
schutzanforderungen an neue Wandkonstruktio-
nen i. d. R. nicht mehr.

5
2

4 4

8
1 2
6.51a 6.51b
6.51 Zweischalige Außenwand
a) Vertikalschnitt mit nachträglich eingeblasener Zellulosedämmung
b) Horizontalschnitt (Fensteranschluss)
1 Verblendschale 7 Abdichtung bzw. „Gleitschicht“
2 Drahtanker (VA) mit Tropf- und Klemmscheibe 8 senkrechte Abdichtung DIN 18 195
3 Zellulosedämmung eingeblasen 9 vormontiertes Fugendichtungsband
4 Wärmedämmung 10 HWL (Holzwolleleichtbau)-Platte
5 offene Stoßfugen (7500 m2/20 m2 Wandfläche)
6 an Blendrahmen vormontiertes Klebeband, luftdicht eingeputzt
146 6 Wände

Der lichte Abstand zwischen den Mauerwerks-


schalen durfte früher höchstens 15 cm sein.
Zwischen Wärmedämmung und Außenschale
musste an allen Stellen eine mindestens 4 cm
dicke Luftschicht vorhanden sein, damit ver-
blieb für die Wärmedämmung nur noch ein Zwi-
schenraum von max. 11 cm Dicke, was heutigem
Standard bei weitem nicht mehr entspricht. Die
immer höheren Anforderungen an Wärmedäm-
mungen auch von Außenwänden haben dazu
geführt, dass der zwischen zwei Wandschalen x
x = Setzfuge
verbleibende Zwischenraum grösstenteils mit y = Dehnfuge
y
der notwendigen Wärmedämmung ausgefüllt
werden muss. Der nach DIN geforderte Luftzwi- 6.52 Konsolanker (Typ Halfeneisen) an Ankerschienen
schenraum von mind. 4 cm war auf der Baustelle
ohnehin nur schwer einzuhalten.
6 Zweischalige Außenwände mit Wärmedämmung
und Luftschicht werden heute oft energetisch
nachgebessert, indem in die Luftschicht nach-
träglich wärmedämmende Materialien (Zellu-
lose) eingeblasen werden. Dabei ist darauf zu
achten, dass der Luftzwischenraum zwischen
tragender Innenschale und nicht tragender Au-
ßenschale lückenlos mit Wärmedämm-Material
ausgefüllt wird und Wärmebrücken weitestge-
hend vermieden werden. Durch eine Thermogra-
phie-Aufnahme sollte sichergestellt werden, dass
die Luftschicht lückenlos mit Wärmedämmung
ausgefüllt worden ist. Das einzublasende Wärme-
dämm-Material muss den Anforderungen an eine
Kerndämmung genügen, also auch wasserab-
weisend sein. Eventuell durch die Verblendscha-
le eingedrungener Schlagregen kann durch die x
offenen Stoßfugen wieder austreten. Bild 6.51a
zeigt eine nachträglich energetisch verbesserte 6.53 Abfangung mit einer Grenadier- bzw. Rollschicht,
zweischalige Außenwand. aufgehängt mit Konsolanker

Für Neubauten ist heute kein zweischaliges Mau-


erwerk mit Luftschicht mehr zu empfehlen. Bes-
ser sollte stattdessen Mauerwerk mit Kerndäm-
mung, die gleichzeitig wasserabweisend ist -und
zwar ohne Luftschicht- ausgeschrieben werden
(vgl. Bild 6.48). Wärmedämmplatten sind dicht
gestoßen zu verlegen und in geeigneter Weise
zu befestigen (z. B. durch Klemmplatten auf den
Drahtankern, s. Bild 6.45b, durch Tellerdübel o. Ä.). x
Dämmplatten sind dicht gestoßen, im Verband
und so zu verlegen, dass keine Hohlräume zwi-
schen Untergrund und Dämmschicht entstehen.
Es dürfen nur Dämmplatten verwendet werden,
die nicht nachträglich aufquellen.
Abfangungen und Öffnungen 6.54
Abfangung mit
Wie bereits einleitend ausgeführt, müssen die eingemörtelten
Außenschalen von zweischaligem Mauerwerk bei Konsolen und
Höhen über 12 m abgefangen werden. L-Profil
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 147

Die Ausführung mit Hilfe spezieller Konsolen Stahlbetonfertigteilen, Profilstahlträgern oder


zeigt Bild 6.52. Um die durch die Konsolen ent- aus gemauerten Bögen bestehen können.
stehenden Wärmebrücken zu minimieren (z. B. Bei der Dimensionierung von Stürzen unter Wän-
bei Passivhäusern), werden diese durch hoch- den muss nach DIN 1053-1, Abschn. 8.5.3 nur das
wärmedämmende Distanzstücke aus Fiberglas Gewicht desjenigen Wandteiles berücksichtigt
oder Neopren von der Tragkonstruktion „ther- werden, der durch ein gleichseitiges Dreieck über
misch getrennt“. Wegen der unvermeidlichen dem Sturz umschlossen wird, weil die darüber lie-
Wärmebrückenprobleme gehören auskragende genden Wandteile sich gewölbeartig abstützen
Stahlbeton-Deckenränder als Auflager für die (Bild 6.55).
Außenschalen der Vergangenheit an.
Gleichmäßig verteilte Deckenlasten oberhalb
Ähnlich wie Abfangungen werden auch Öffnun- des Belastungsdreiecks bleiben bei der Bemes-
gen über Fenstern o. Ä. ausgeführt. Bei kleineren sung der Träger unberücksichtigt. Deckenlasten,
Öffnungen werden Konsolanker in Verbindung die innerhalb des Belastungsdreiecks als gleich-
mit Fertigteilstürzen verwendet (Bild 6.54). Für mäßig verteilte Last auf das Mauerwerk wirken
größere Öffnungen kommen Sturzausbildungen (z. B. bei Deckenplatten und Balkendecken mit
mit Hilfe von Profilstahlauflagen in Verbindung
mit eingemörtelten Konsolen in Frage (Bild 6.53).
Balkenabständen ≤ 1,25 m), sind nur auf der
Strecke, in der sie innerhalb des Dreiecks liegen,
6
Im übrigen können in Sichtmauerwerk Stürze mit einzusetzen. Die Dimensionierung kann – insbe-
Schalungssteinen, in Form von scheitrechten oder sondere bei kleineren Öffnungen – überschlägig
Rundbögen, mit Stahlbetonfertigteilen usw. oder ermittelt werden. Meistens werden Stürze jedoch
als bewehrtes Mauerwerk ausgeführt werden. zusätzlich durch Deckenauflager, oft auch durch
Sturz- bzw. Unterzugauflager zusätzlich belastet,
und ihre Dimensionierung ist durch Berechnung
6.2.4 Maueröffnungen nachzuweisen.
Öffnungsmaße von Fenstern sind unter Berück-
6.2.4.1 Allgemeines sichtigung von DIN 4172 zu planen. Wandöff-
Maueröffnungen für Fenster, Türen und größere nungen für Türen sind genormt nach DIN 18 100
Wandaussparungen z. B. für Lüftungskanäle wer- (Tab. 6.56), die Maße sind dabei entsprechend
den durch Stürze überdeckt, die aus Stahlbeton, DIN 4172 vorgegeben.

6.56
Wandöffnungen für
Türen (auf der Grund-
lage von DIN 4172)
Dick umrandet:
Vorzugsgrößen

6.55 Wandlast über Wandöffnungen


(Gewölbewirkung, DIN 1053-1,
Abschn. 8.5.3)

6.56 Für die mit einer Ziffer gekennzeichneten Größen werden in DIN 18 101 genaue Maße für Zargen und Türblätter
angegeben; die Zahl ist gleich der Zeilennummer in Tabelle 1 der DIN 18 101.
In DIN 18 111-1 sind für diese Größen Stahlzargen genormt, allerdings nur für gefälzte Türblätter.
* Wandöffnungen dieser Vorzugsgrößen sind im Regelfall zwei flügelig.

Sind in Ausnahmefällen andere Größen erforderlich, so sollen deren Baurichtmaße ganzzahlige Vielfache von
125 mm sein, siehe DIN 4172.
148 6 Wände

6.2.4.2 Stürze aus Stahlbeton bzw. Schichthöhen entsprechende Schalenstei-


Für kleinere Öffnungen in nichttragenden Zwi- ne, aus denen Stürze vorgefertigt werden können
schenwänden werden in der jeweiligen Mau- oder die für örtlich betonierte Stahlbetonstürze
erbreite hergestellte vorgefertigte Stahlbeton- als verlorene Schalung verwendet werden (Bilder
stürze verwendet. Einen besseren Putzgrund 6.58 bis 6.60).
bieten vorgefertigte Ziegelstürze. Sie bestehen Für Sichtmauerwerk kommen ferner vorgefertig-
aus profilierten Sonderziegeln, die aneinander- te oder örtlich hergestellte Stürze aus bewehr-
gereiht zusammen mit dem Vergussbeton und tem Mauerwerk (Bild 6.61) oder aus Stahlprofilen
der Bewehrung den biegesteifen Zuggurt des in Frage (Bild 6.62).
Sturzes bilden. Er erlangt im Zusammenwirken Wird bei Sichtmauerwerk aus formalen Grün-
mit der Übermauerung aus Ziegeln bzw. mit dem den als Sturz eine Grenadierschicht (s. Bild 6.33)
Beton des Deckenauflagers oder Ringbalkens als gewünscht, werden vorgefertigte Sturzbalken
„Druckzone“ die volle Tragfähigkeit. Fertigteil- verwendet, oder die Steine werden mit Hilfe von
stürze können eine schlaffe oder vorgespannte Winkelkonsolen und durchgesteckten Halteeisen
Bewehrung haben. Sie sind als Einfeldträger für gesichert. Eine tragende Funktion haben derarti-
Stützweiten bis 3,00 m zugelassen (Bild 6.57). ge Stürze jedoch nicht (Bild 6.63).
6 Für Sichtmauerwerk aus Ziegeln und Kalksand- In Verbindung mit Stahlbetondecken oder bei
steinen gibt es den jeweiligen Steinformaten besonderer statischer Beanspruchung bilden

6.57 Vorgefertigter Ziegelsturz 6.58 Türsturz mit 6.59 Leichtziegel- 6.60 Fenstersturz mit
mit schlaffer Bewehrung. KS-U-Schalen U-Schalen KS-U-Schalen
Mauerwerk über dem
Zuggurt bildet die Druck-
zone des Sturzes

6.61 Bewehrte Mauerziegelstürze 6.62 Verblendmauerwerk auf Stahlwinkel


6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 149

1
2

6.63 Fenstersturz, Abfangung einer Grenadierschicht


1 Sicherheitsdübel
2 Winkelkonsole (HARDO) 6
3 V4A-Anker 6 mm
4 Trageisen (V4A-Stange ≥ 10 mm)
5 durchgehende Bohrung oder Griffloch

Ausführung aus verschiedenen Ursachen trotz


Überspannung der Leichtbauplatten mit Putzträ-
gern zu Rissbildungen im Außenputz (Wärmestau
vor der Dämmung, unterschiedliche Materialei-
genschaften, zu rasches Abbinden des frischen
Außenputzes). Auf Dauer kommt es außerdem
fast immer zu farblichen Markierungen.

6.2.4.3 Gemauerte Stürze und Bögen


Bei Altbausanierungen werden in Verbindung
mit Sichtmauerwerk auch gemauerte Bögen als
Stürze für nicht zu große Spannweiten ausge-
führt. Die Bilder 6.65–6.67 zeigen schematische
Darstellungen von Mauerbögen.
Mauerbögen wirken als Ganzes oder in ihren Tei-
6.64 Bedenkliche Ausführung:
Stahlbetonsturz mit anbetonierter Wärmedämmung len wie Keile, die die darauf ruhenden Lasten auf
(nur bedingt geeignet) die jede Maueröffnung seitlich begrenzenden
Pfeiler oder Mauern übertragen. Zwischen der
Oberkante von Mauerbögen und dem Decken-
auflager sind zur besseren Lastverteilung einige
Stahlbetonstürze die Regelausführung. Falls sie durchlaufende Mauerschichten nötig. Bei Stahl-
nicht aus Fertigteilen bestehen, sind sie in ihren betondecken kann der tragende Sturz über ge-
Höhenlagen von den Mauerwerksschichten un- mauerten Maueröffnungen u. U. durch Verstär-
abhängig. kung der Bewehrung am Plattenrand gebildet
Die in Bild 6.64 in Verbindung mit einer geputz- werden.
ten Fassade gezeigte Ausführung ist immer noch
häufig anzutreffen, stellt jedoch eine bedenkliche Bezeichnungen
Lösung dar. Hier ist der in das Mauerwerk einbin-
dende Stahlbetonsturz zur Wärmedämmung mit Widerlager (Widerlagermauern) sind die Mauer-
Holzwolleleichtbauplatten o. Ä. ummantelt. Ab- stücke, zwischen die sich der Bogen spannt.
gesehen von der Verringerung des statisch wirk- Kämpferpunkte sind die Punkte, in denen der Bo-
samen Sturzquerschnittes kommt es bei dieser gen am Widerlager beginnt.
150 6 Wände

6.65 Rundbögen 6.66 Segmentbogen 6.67 scheitrechter Bogen


rechts: mit ausgekragtem Widerlager über s Spannweite, z Stich- Stichhöhe z = 1/50 s
schmalem Pfeiler (richtig) höhe (1/20 bis 1/15 s), (bei s % ca. 1,25
links: keilartig wirkende Auflast über dem M Bogenmittelpunkt = 1 bis 2 cm)
Pfeiler verschiebt u. U. die Auflager (falsch)

6
6.68 Benennung der Bogenteile
s Spannweite W Widerlager
m–m’ Achse L Leibung
a–a’ Kämpferlinie R Rücken
b–b’ Scheitellinie H Stirn oder Haupt
m–b Stich- oder Pfeilhöhe S Schlussstein
d Bogendicke

Kämpferlinie nennt man die Verbindungslinie der Hintermauerung nennt man das Mauerwerk über
zu demselben Widerlager gehörenden Kämpfer- dem Bogen bis zur Rückenhöhe.
punkte. Als Breite und Höhe einer Öffnung gelten immer
Spannweite ist die lichte waagerechte Entfernung die Lichtmaße der Maueröffnung (Bild 6.68).
der Widerlager voneinander.
Scheitel heißt der höchste Punkt des Bogens.
Rundbögen
Stich- oder Pfeilhöhe nennt man den Höhenunter-
schied zwischen Kämpfer- und Scheitelpunkt. Bögen werden meistens aus gewöhnlichen Mau-
Leibung ist die untere Fläche des Bogens bzw. die erziegeln mit keilförmigen Lagerfugen ausge-
innere Wandung der Maueröffnung. führt. Dabei darf die Fugendicke an der Leibung
nicht kleiner als 1/2 cm, am Rücken nicht grö-
Rücken heißt die obere Fläche des Bogens.
ßer als 2 cm werden (Bild 6.69 rechts). Für stark
Stirn oder Haupt nennt man die Ansichtsfläche gekrümmte Bögen sind spezielle Keilsteine er-
des Bogens. forderlich (Bild 6.69 links). Bei Normalsteinen
Gewände heißen die seitlichen Begrenzungen werden die Lagerfugen an der Rückseite umso
der ganzen Maueröffnung. breiter, je dicker der Bogen ist. Man wölbt daher
Dicke des Bogens ist der Abstand zwischen Lei- dicke Bögen auch in einzelnen, übereinanderlie-
bung und Rücken. genden Ringen ein (Bild 6.69 rechts), im Bildbei-
Achse des Bogens ist die Verbindung der Mittel- spiel ist für diese Wölbart der Bogendurchmesser
punkte der äußeren Bogenlinien. zu klein, die Fugen klaffen zu weit auseinander).
Tiefe des Bogens ist die Abmessung in Richtung Mauerbögen erhalten stets eine ungerade An-
der Achse; sie entspricht im Allgemeinen der be- zahl von Bogensteinen, so dass im Scheitel keine
treffenden Mauerdicke. Fuge, sondern ein Schlussstein liegt. Die Lager-
fugen müssen senkrecht zur Bogenleibung und
Schlussstein heißt der Wölbstein im Scheitel. durch die ganze Tiefe des Bogens verlaufen. Die
Lagerfugen sind die Fugen zwischen den Wölb- Fugenlinien sind an der Stirn des Bogens nach
schichten; sie laufen nach der Tiefe des Bogens. dem Bogenmittelpunkt gerichtet. Die Stoßfugen
Stoßfugen heißen die Fugen zwischen den Stei- zweier nebeneinanderliegender Schichten dür-
nen derselben Schicht. fen nicht zusammenfallen.
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 151

6.69
Halbkreisbogen mit Einrüstung
Linke Seite mit Keilsteinen, rechte mit vonein-
ander unabhängigen Binderschichten einge-
wölbt; hier sind die Keilfugen zu dick!

Der Verband der Mauerbögen ist im Allgemeinen


nach den Regeln für den Pfeilerverband zu bil-
6
den.
Die Bogendicke großer, stark belasteter Überwöl-
bungen von Maueröffnungen ist durch statische
Untersuchung zu bestimmen. Für geringere Be-
lastungen können Erfahrungswerte benutzt wer-
den.
Die Widerlager für Rundbögen liegen i. Allg. waa-
gerecht in Kämpferhöhe.

Scheitrechte Bögen (Flachbögen)


6.70a Scheitrechter Bogen
Scheitrechte Bögen und Flachbögen (Segment- Einrüstung, Widerlager
bögen) erhalten schräge Widerlager, die nach
dem Bogenmittelpunkt gerichtet sind (Bild 6.66
und 6.70a). Nach diesem Punkt laufen auch die
Lagerfugen. Als Stützweiten für scheitrechte Bö-
gen können für 24 cm dicke Wände ≤ 80 cm, für
36,5 cm dicke Wände ≤ 120 cm als Anhalt ange-
nommen werden.
Der Bogenrücken sollte immer in einer Lagerfuge
enden, um dünne Ausgleichsschichten über den
scheitrechten Bögen oder unschöne Zwickel
über dem Widerlager zu vermeiden.
Die Einwölbung der Mauerbögen erfolgt auf einer 6.70b Scheitrechter Bogen vor tragendem
Einrüstung mit Lehr- bzw. Wölbscheiben, meis- Stahlbetonsturz
tens mit einer Überhöhung („Stich“) von 1/50 der
Öffnungsbreite (Bild 6.70a).
6.2.4.4 Stürze bei Rolladeneinbau
Können gemauerte scheitrechte Bögen oder
Rundbögen die ermittelten Auflasten nicht auf- Im Zusammenhang mit Stürzen über Fenstern
nehmen, werden sie als bewehrtes Mauerwerk oder Fenstertüren muss vielfach der Einbau von
ausgeführt, oder es werden Stahlbeton-Entlas- Rolläden oder Rollgittern (s. Kapitel 5 in Teil 2 die-
tungsstürze vorgesehen, die hinter dem Sicht- ses Werkes) berücksichtigt werden.
mauerwerk liegen (Bild 6.70b). Die Rolladen oder Rollgitter erfordern Einbaukäs-
Wegen des hohen Arbeitsaufwandes werden ge- ten, die früher meistens in Verbindung mit den
mauerte Stürze heute in vielen Fällen als Fertig- tragenden Stahlbetonstürzen in den Außenwän-
teile hergestellt und komplett auf die vorbereite- den vorgesehen wurden. An der Außenseite ist
ten Widerlager gesetzt. bei örtlich hergestellten Rolladenkästen eine
152 6 Wände

„Rolladenschürze“ erforderlich. Sie kann mit Hil- Bei breiten Öffnungen und den somit aus stati-
fe vorgefertigter Sturzelemente gebildet werden schen Gründen erforderlichen größeren Sturz-
(Bilder 6.71 und 6.63). höhen ergibt sich bei Fenstertüren mit Öff-
Je nach Höhe der Öffnungen und abhängig von nungshöhen von 2,135 oder 2,26 m bei üblichen
der Profilart der Rolladen bzw. der Gitterart sind Geschosshöhen von etwa 2,75 m nur eine verfüg-
dabei mindestens 20 cm Ballendurchmesser zu bare Sturzhöhe von etwa 25 cm.
berücksichtigen. In solchen Fällen werden Stahlbetonstürze durch
Je nach Zugänglichkeit müssen innen oder au- Profilstahlträger ersetzt, oder die Fensterstürze
ßen Montageöffnungen von mindestens 8 cm werden – wenn möglich – als Überzug ausgebil-
Breite über die ganze Länge des Rolladens vor- det (Bild 6.72). Es können auch tragende Rolla-
gesehen werden. An der Wandinnenseite können denkästen eingeplant werden (Bild 6.73).
die erforderlichen Rolladenkästen daher nur bei Örtlich hergestellte Rolladenaussparungen sind
Außenwanddicken ab 30 cm flächenbündig ein- immer Schwachstellen im Wandgefüge (unter-
gebaut werden. In jedem Fall ist mit dem Einbau schiedliche Materialeigenschaften, Rissgefahr
von Rolladen eine erhebliche Schwächung des an den Anschlussstellen), besonders jedoch für
6 Wandquerschnittes und auch eine Verschlechte- den Wärmeschutz von Außenwänden. Dieser
muss nach DIN 4108-2 an allen Stellen, ausdrück-
rung der Wärmedämmung verbunden.
lich auch an Rolladenkästen (bei diesen auch an
Montageklappen o. Ä.), gewährleistet sein. Ins-
besondere in Verbindung mit den noch weiter-
gehenden Anforderungen der Wärmeschutz-
verordnung ist das bei örtlich hergestellten
Rolladenkästen in Wandaussparungen nur schwer
zu erreichen. Es werden daher besser wärmege-
dämmte Fertigteile für die Aufnahme der Rolla-
den verwendet. Auch bei diesen bilden innen-

6.71 Ausführung der Rolladenschürze im Zusammen-


hang mit zweischaliger Außenwand mit Kern-
dämmung (KS-U-Schale)

6.73 Tragender Rolladenkasten (STUROKA)


1 Betondecke mit Wärmedämmung am Rand
2 Wärmedämmung mit Putzträger
3 Wärmedämmung innen, Styropor – hart,
schwer entflammbar
4 Putz
5 tragender Stahlmantel, verzinkt
6 Gurtleiter
7 Montageklappe
8 Fensteranschlagprofil mit Dichtung
6.72 Ausführung Rolladenschürze als Betonfertigteil 9 Kunststoffrolladen
in Verbindung mit Stahlbetonüberzug 10 Putzabzugleiste
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 153

liegende Montageöffnungen Schwachstellen für


den Wärmeschutz, besonders jedoch hinsichtlich
des Schallschutzes gegen Außenlärm.
Nach DIN 4109 Abschn. 5.4 müssen auch bei Rol-
ladenkästen die Anforderungen an Außenwände
bzw. an Fenster erfüllt werden (Bild 6.74).

6.75 Außenliegender Rolladenkasten (rondo®)


in Sturzaussparung

6
6.74
Vorgefertigter Rolladen-
kasten mit Montage-
öffnung innen

Wenn Wartungsarbeiten von außen ohne Schwie-


rigkeiten ausführbar sind, sollten daher Rolladen-
kästen mit außenliegenden Montageöffnungen
vorgezogen werden.
Wenn die gestalterischen Konsequenzen be-
rücksichtigt werden können, lassen sich die ge-
schilderten technischen und bauphysikalischen
Schwierigkeiten am besten mit Rolladen vermei- 6.76 Außenliegender Rolladenkasten,
den, die vor der Fensterebene eingebaut werden oberer Fensterrahmen verlängert
(Bild 6.75).
Bei nachträglichem Einbau können bei dem in
Bild 6.76 gezeigten Rolladentyp der Rolladen-
kasten auch außen oberhalb des Sturzes und 6.2.5 Oberflächenbehandlung von
die Führungsschienen außen seitlich neben der Mauerwerk aus künstlichen
Fensteröffnung montiert werden, wenn die ver- Steinen1)
fügbare Blendrahmenbreite des Fensters zu ge-
ring ist. Mauerwerk in Normalausführung wird in der Re-
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass der Ein- gel außen und innen verputzt (Putz s. Kapitel 8
bau von Rolläden -auf welche Art und Weise sie in Teil 2 dieses Werkes). Besondere Gestaltungs-
auch immer eingebaut werden- meistens zu un- möglichkeiten ergeben sich für gemauerte Wän-
befriedigenden Ergebnissen führen. Einerseits de mit der Ausführung als Sichtmauerwerk.
entstehen erhebliche Probleme, dem Schall- und
insbesondere dem Wärmeschutz zu genügen. 6.2.5.1 Sichtmauerwerk
Andererseits sind außen auf der Fassade aufge- Sichtmauerwerk setzt eine sorgfältige Planung
brachte Rolladenkästen gestalterisch sehr prob- bereits bei der Grundrissgestaltung unter kon-
lematisch. sequenter Anwendung der Maßordnung (s. Ab-
Auch der Einbruch- oder Sichtschutz sind heu- schn. 2.3) voraus. Aber auch bei der Festlegung
te keine ernst zu nehmenden Argumente mehr, aller Höhenmaße eines Bauwerkes müssen die
sich für den Einbau von Rolläden zu entscheiden.
Deutlich bessere Alternativen sind z. B. Klapp-
oder Schiebeläden. 1) Außenwandbekleidungen s. Kapitel 8
154 6 Wände

Steinformate mit den dazugehörigen Lagerfugen zeitigem Andrücken lediglich glattgestrichen


berücksichtigt werden. („Fugenglattstrich“). Dabei erfolgt keine Binde-
Besonders, wenn durch die Anwendung der typi- mittelanreicherung an der Mörteloberfläche, die
schen handwerklichen Techniken für die Ausfüh- später zur Rissbildung des Fugenmörtels führen
rung von Stürzen und Zwischenschichten (Bild kann und außerdem die Wasserdampfdurchläs-
6.33, und Abschn. 6.2.3.1), von Zierverbänden sigkeit der Fuge verringert (Bild 6.77).
(s. Bild 6.38) und von Formsteinen die gestalte- Auf keinen Fall sollten vor- oder zurückspringen-
rischen Möglichkeiten bei Sichtmauerwerk aus- de Verfugungen (Bild 6.77d und e) ausgeführt
genützt werden sollen, sind für alle wichtigen werden, weil sie Anlass zu erhöhter Durchfeuch-
Bauwerksteile genaue Wandabwicklungen zu tung der Fassade sind.
zeichnen. Soll ausnahmsweise erst nachträglich verfugt
werden, müssen die Fugen beim Hochmauern
6.2.5.2 Verfugung etwa 1,5 cm tief mit einem Holzspan ausgekratzt
Selbst nicht wärmegedämmtes, einschaliges werden. Vor dem Verfugen sind die Mauerflächen
Mauerwerk bedarf, wie die ehemaligen Ziegel- trocken mit der Bürste zu reinigen. Beim Mauern
müssen Verschmutzungen der Sichtflächen sorg-
6 rohbauten z. B. der norddeutschen Tiefebene
zeigen, keiner besonderen Schutzschicht gegen fältig vermieden und frische Mörtelspritzer vor
die Witterung, wenn die Außenwände mind. 36,5 dem Erhärten mit Wasser abgewaschen werden.
cm dick sind und frostbeständige, vollfugig ver- Nur so lässt sich das Absäuern, dass eine häufig
mauerte Vormauersteine verwendet wurden. Sie angewandte, für das Mauerwerk aber untaug-
sind für Ziegelsichtmauerwerk besser geeignet liche Methode ist, es von Verschmutzung mit
als Klinker, die infolge ihrer dichten Struktur die Mörtelspritzern zu reinigen, vermeiden. Absäu-
Wärmedämmfähigkeit der Wand einschränken ern von Mauerwerk bringt immer die Gefahr von
und die Dampfdiffusion behindern. Ausblühungen mit sich. Ausserdem werden da-
Ebenso ist Sichtmauerwerk aus frostbeständigen durch schädigende Salze in das Mauerwerk trans-
Kalksandsteinen weit verbreitet. portiert.
Einschaliges Außenmauerwerk als Sichtmau- Der Fugenmörtel soll möglichst dieselbe Zusam-
erwerk wird einwandfrei schlagregendicht erst mensetzung wie der verwendete Mauermörtel
durch Ausführung einer „Regenbremse“. Bei ein- haben. Für das Ausfugen der üblichen Vormau-
schaligem Sichtmauerwerk, das mindestens 30, erziegel eignet sich im Übrigen ein Mörtel der
am besten 37,5 cm dick auszuführen ist, werden Gruppe II mit einem Anteil von 20 bis 25 % Fein-
die parallel zur Wand laufenden Stoßfugen 2 cm korn ≤ 0,2 mm. Guter Fugenmörtel besteht aus
dick angelegt und schichtenweise sorgfältig mit 1 Raumteil Kalkhydrat (oder Portlandzement),
flüssigem Mörtel (evtl. mit Dichtungszusatz) ver- 1 Raumteil Trass und 5 Raumteilen Sand 0 bis
füllt (Bild 6.44). 2 mm.
Am besten ist es, wenn das Mauerwerk sofort Trass quillt im Mörtel bei Zutritt von Feuchtigkeit
beim Hochmauern vollfugig mit dem Mauer- und sperrt dadurch die Kapillaren, d. h. „dichtet“
mörtel verfugt wird. Beim Mauern ausquellender den Fugenmörtel. Reiner Zementmörtel würde
Mörtel wird dabei kurz nach dem Anziehen mit hier in höherem Maße schwinden und ausbrö-
einem Holzspan, einem Stück Wasserschlauch, ckeln.
noch besser mit einem Fugeisen, über das ein In Zementmörtel vermauertes Klinkermauerwerk
Stück Wasserschlauch gezogen ist, bei gleich- wird mit Mörtel der Mörtelgruppe III (Zement-

6.77a 6.77b 6.77c 6.77d 6.77e

6.77 Beispiele für Fugenausführung


a) und b) richtig, c) möglich, d) und e) falsch
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 155

mörtel 1 : 2) ausgefugt. Verwendet werden soll 6.2.6 Trockenmauerwerk


hier Sand der Körnung 0 bis 3 mm mit einem An-
teil von 70 Gew.-% der Korngruppe 0 bis 1 mm. Die Herstellung künstlicher Steine hat einen so
hohen Qualitätsstandard erreicht, dass für Mau-
erwerk mit Dünnbettmörtel Höhentoleranzen
6.2.5.3 Anstriche und Imprägnierungen von 1 mm einhaltbar sind. Diese Toleranz ist auch
für Trockenmauerwerk ausreichend. Zur weiteren
Neben ihrer ästhetischen Wirkung können An- Rationalisierung des Mauerwerkbaues konnten
striche und Imprägnierungen von Mauerwerk die daher vom Institut für Bautechnik, Berlin, Zulas-
Feuchtigkeitsaufnahme durch Schlagregen und sungen herausgegeben bzw. verlängert werden.
stärkere Verschmutzung mildern. Das Mauer- Danach sind Gebäude aus Trockenmauerwerk mit
werk muss zum Anstrich frei von Ausblühungen, bis zu 3 Geschossen (bzw. bis 10 m über Gelände)
trocken und rissefrei sein und ggf. bei Pilz- und mit lichten Geschosshöhen bis 2,75 m zugelas-
Algenbefall entsprechend vorbehandelt werden. sen, wenn die Wände durch Deckenscheiben be-
Neben hoher Haftfestigkeit, Alterungs- und UV- lastet und gehalten sind. Es sind jedoch besonde-
Beständigkeit sowie Alkali-Beständigkeit müssen re Statische Nachweise hinsichtlich Knicklängen,
Anstriche aller Art zwar eine möglichst geringe
Wasserdurchlässigkeit aufweisen, dürfen jedoch
Verbänden usw. erforderlich. Die Winddichtigkeit
ist durch beidseitigen Putz (vorerst nur bewehr-
6
die Wasserdampfdiffusion nicht behindern. ter Putz empfohlen) sicherzustellen.
Für farblose Imprägnierungen kommen Silikon- Die Entwicklung auf diesem Gebiet ist noch nicht
harz-Imprägnierungen (z. Z. noch nicht genormt) abgeschlossen.
sowie Kieselsäure-Imprägnierungen in Frage. Im-
prägnierungen von Sichtmauerwerk sollten nur
in begründeten Ausnahmefällen zur Ausführung 6.2.7 Vorfertigung und Systembau
kommen. Auf die Problematik wurde bereits in
im Mauerwerksbau
Abschnitt 6.2.1.2 hingewiesen.
Für deckende Anstriche werden Silikatfarben, Durch Verwendung von industriell vorgefertigten
Dispersionsfarben, Polymerisatfarben und Far- Mauerwerksteilen wird eine Rationalisierung des
ben auf Silikonbasis verwendet. Heute kommen lohnintensiven Mauerwerksbaus angestrebt. Die
vielfach auch Anstriche mit einem sogen. „Lotus- Vorfertigung von Wandtafeln erfordert allerdings
effekt“ zur Anwendung. Auf entsprechend be- eine gründliche Entwurfs- und Ausführungspla-
handelten Oberflächen haftet Schmutz nicht so nung.
stark. Die ersten Langzeiterfahrungen haben z. T. Die Bauweisen hierzu sind: Mauertafeln, Verguss-
allerdings gezeigt, dass eine Nachbehandlung, und Verbundtafeln.
ein eventueller Neuanstrich nach Jahren u. U. Mauertafeln werden geschosshoch wie konven-
problematisch sein kann, weil der Neuanstrich tionelles Mauerwerk, z. T. mit Mauermaschinen
auf so behandelten Oberflächen oftmals nicht oder auch durch Mauerwerksroboter hergestellt.
ordnungsgemäß haftet.
Vergusstafeln werden in liegenden Formkästen
Das jeweilige Anstrichsystem ist auf das entspre- zu meist raumbreiten Elementen vorgefertigt.
chende Mauerwerk sorgfältig abzustimmen. Sie bestehen aus speziell geformten Ziegeln nach
Dispersionsfarben sind mit großer Vorsicht zu DIN EN 771. Durch seitliche Aussparungen in die-
geniessen. Schon geringste mechanische Beschä- sen Ziegeln ergeben sich im Wandelement hori-
digungen führen zur sogen. „Filmbildung“. Dabei zontal und vertikal durchlaufende Rippen, die mit
dringt Wasser zwischen Farbschicht und Unter- Beton vergossen werden.
grund und führt so zu mehr oder weniger gross- Verbundtafeln werden liegend aus Hohlziegeln,
flächigen Farbabplatzungen. verbunden durch senkrecht verlaufende Beton-
Die Ausführung sollte nur durch erfahrene Fach- rippen und -scheiben hergestellt. Durch eine
firmen erfolgen. Bei allen Anstrichsystemen sol- profilierte Außenwandung der Hohlziegel wird
len nur Mittel desselben Herstellers verwendet der Verbund mit dem umschliessenden Beton
werden. In jedem Fall ist zu bedenken, dass Män- gewährleistet.
gel und Ausführungsfehler von Sichtmauerwerk Durch die witterungsunabhängige Produktion
durch eine nachträgliche Oberflächenbehand- ist eine exakte Zeitplanung mit Termingenauig-
lung kaum überdeckt werden können. keit für die Erstellung des Rohbaus möglich. Die
Rohbauzeiten auf der Baustelle verkürzen sich.
156 6 Wände

Außerdem ist durch die Verwendung von Wand- Auch eine gut durchdachte Logistik auf der Bau-
elementen auf der Baustelle weniger Lagerplatz stelle ist hierbei dringend erforderlich. Die Ver-
für Baumaterialien erforderlich, weil die Wand- wendung von geschosshohen Fertigbauteilen
elmente i. d. R. direkt vom Transportfahrzeug erfordert den Einsatz von schwerem Hebezeug,
aus montiert werden können. Durch den hohen z. B. Autokrane. Die genaue Reihenfolge der Ele-
Vorfertigungsgrad der Elemente unter Einschluss menteanlieferung ist deshalb vorzubestimmen.
von Ausbauteilen werden auch die Bauzeiten Unnötige Umstellhübe und Stillstandzeiten ver-
und Kosten für die nachfolgenden Gewerke (z. B. ursachen unnötige Kosten. Beim Arbeiten mit
Putzarbeiten, Installationsarbeiten etc.) erheblich vorgefertigten Wandbauteilen ist der Einsatz ei-
reduziert. Ein schnellerer Baufortschritt reduziert nes erfahrenen Montageteams empfehlenswert.
ausserdem die Kosten für die Zwischenfinanzie-
rung deutlich.

6.2.8 Normen
6 Norm Ausgabedatum Titel

DIN 398 06.1976 Hüttensteine; Voll- und Lochsteine


DIN 1053-1 11.1996 Mauerwerk; Berechnung und Ausführung
DIN 1053-2 11.1996 –; Mauerwerkfestigkeitsklassen aufgrund von Eignungsprüfungen
DIN 1053-3 02.1990 –; Bewehrtes Mauerwerk; Berechnung und Ausführung
DIN 1053-4 02.2004 Mauerwerk – Teil 4: Fertigbauteile
DIN 1164 11.2000 Zement mit besonderen Eigenschaften; Zusammensetzung
Anforderungen, Übereinstimmungsnachweis
DIN 4165 06.2003 Porenbeton-Blocksteine und Porenbeton-Plansteine
DIN 4166 10.1997 Porenbeton-Bauplatten und Porenbeton-Planbauplatten
E DIN 4166/A2 10.1997 –; Änderungen
DIN 4172 07.1955 Maßordnung im Hochbau
DIN 4208 04.1997 Anhydritbinder
DIN 18 100 10.1983 Türen; Wandöffnungen für Türen, Maße entsprechend DIN 4172
DIN 18 148 10.2000 Hohlwandplatten aus Leichtbeton
DIN 18 153-100 10.2005 Mauersteine aus Beton (Normalbeton) – Teil 100: Mauersteine mit
besonderen Eigenschaften
DIN 18 157-1 07.1979 Ausführung keramischer Bekleidungen im Dünnbettverfahren;
Hydraulisch erhärtende Dünnbettmörtel
DIN 18 162 10.2000 Wandbauplatten aus Leichtbeton, unbewehrt
DIN 18 216 12.1986 Schalungsanker für Betonschalungen; Anforderungen, Prüfung, Verwendung
DIN 18 330 10.2006 Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C – Allgemeine Technische
Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) – Mauerarbeiten
DIN 18 515-1 08.1998 Außenwandbekleidungen; Angemörtelte Fliesen oder Platten;
Grundsätze für Planung und Ausführung
DIN 18 515-2 04.1993 –; Anmauerung auf Aufstandsflächen; Grundsätze für Planung und Ausführung
DIN 18 516-1 12.1999 Außenwandbekleidungen, hinterlüftet; Anforderungen; Prüfgrundsätze
DIN 18 516-3 12.1999 –; Naturwerkstein; Anforderungen, Bemessung
DIN 18 557 11.1997 Werkmörtel; Herstellung, Überwachung und Lieferung
DIN 51 043 08.1979 Trass, Anforderungen, Prüfung 1
DIN EN 459-3 02.2002 Baukalk – Teil 3: Konformitätsbewertung, Deutsche Fassung EN 459-3: 2001
DIN EN 771-1 05.2005 Festlegungen für Mauersteine – Teil 1: Mauerziegel;
Deutsche Fassung EN 771-1: 2003 + A1: 2005
DIN EN 771-2 05.2005 –; Kalksandsteine; Deutsche Fassung EN 771-2: 2003 + A1: 2005
DIN EN 771-3 05.2005 –; Mauersteine aus Beton (mit dichten und porigen Zuschlägen);
Deutsche Fassung EN 771-3: 2003 + A1: 2005
DIN V 105-1 10.2002 Mauerziegel – Teil 100: Mauerziegel mit besonderen Eigenschaften
6.2 Wände aus natürlichen Steinen 157

6.3 Wände aus natürlichen Abnutzbarkeit und Polierfähigkeit. Nur Steine


von dichtem, gleichmäßigem Gefüge und großer
Steinen Härte können poliert werden, z. B. Granit, Basalt,
Porphyr, Kalkstein, Marmor.
6.3.1 Allgemeines Nicht polierbar sind: Sandsteine, Trachyt, Tuffe.
Mauerwerk aus natürlichen Steinen ergibt bei Die Feuerbeständigkeit wird erhöht durch einen
richtiger Auswahl und werkgerechter Behand- großen Gehalt an Quarz, Ton und Glimmer, ver-
lung Mauerflächen von großer Beständigkeit und ringert durch das Vorhandensein von kohlensau-
Schönheit. Die richtige Auswahl wird erleichtert, rem Kalk und Feldspat. Günstiges Brandverhalten
wenn an älteren, ausgeführten Bauten festge- zeigen nur tonige Sandsteine, Trachyte und Glim-
stellt werden kann, wie sich die Steine hinsicht- merschiefer.
lich ihrer Wetter- und Farbbeständigkeit bewährt Natursteine haben im Allgemeinen infolge ihrer
haben. Dabei sind nicht nur Steinart und Her- Dichte eine geringe Wärmedämmfähigkeit. Wie
kunftsort, sondern auch die Lage im Steinbruch jede andere Art von Mauerwerk ist auch Natur-
mit in Betracht zu ziehen (s. a. DIN 52 100). steinmauerwerk gegen aufsteigende und von
oben eindringende Feuchtigkeit zu schützen.
Gesteinsgruppen aus Naturstein sind Gegen in der Luft und im Wasser enthaltene Säu-
6
tMagmatite. Durch Abkühlung und Erstarrung ren sowie gegen Moose und Flechten helfen ver-
des Magmas entstandenes Gestein, z. B. Granit, schiedene Steinschutzmittel (farblose Dichtungs-
Basalt, Diorit, Porphyr. und Härtungsanstriche). Die Anstrichstoffe sind
entweder Lösungen bzw. Emulsionen von Wachs,
tSedimentite. Durch Ablagerung (im Allgemei-
Ceresin, Paraffin und anderen wachsartigen
nen im Wasser) organischer oder anorgani-
Stoffen oder Fluate (wasserlösliche Kieselfluor-
scher Partikel entstandenes Gestein, z. B. Kalk-
Metallsalze), die gleichzeitig Oberflächenhärtung
stein, Sandstein, Travertin.
bewirken.
tMetamorphite. Gestein, ,das durch Einwirkung
Natursteinmauerwerk ist vor ständiger Durch-
von Wärme und/oder Druck auf das Ausgangs-
feuchtung zu schützen. Wo Steine und Steinfugen
material umgewandelt wurde, z. B. Schiefer,
den Niederschlägen besonders ausgesetzt sind,
Gneis, Quarzit, Marmor.
muss das Wasser auf kürzestem Wege abgeleitet
Die Maße eines Mauersteins aus Naturstein für werden. Weiche, porige Steine werden mit Zink-
Länge, Breite und Höhe sind in dieser Reihenfol- oder Edelstahlblech abgedeckt. Wichtig ist auch
ge (durch den Hersteller oder Lieferanten) in mm die Wahl des Fugenmörtels, der grundsätzlich so
anzugeben. dicht sein soll wie das jeweils verwendete Stein-
material. Feinkörnige Sande (Korngröße 1 mm)
Die Anforderungen an Mauersteine aus Natur-
mit Quarzmehlzusatz ergeben dichte raumbe-
stein (Bezeichnung, Maße und Grenzabmaße,
ständige Mörtel. Kalkauswaschungen werden
Oberflächenbeschaffenheit, Rohdichte, Druck-
durch Dichtungsmittel (Fluate) vermieden.
fertigkeit, Biegefestigkeit, Haftscherfestigkeit,
Biegezugfestigkeit, offene Porosität, kapillare Auch Mauersteine aus Naturstein müssen mit ei-
Wasseraufnahme, Dauerhaftigkeit, wärmeschutz- ner CE-Kennzeichnung gekennzeichnet sein. Die
technische Eigenschaften, Brandverhalten, Was- CE-Kennzeichnung für Natursteine ist in DIN EN
serdampfdurchlässigkeit) und deren Eigenschaf- 771-6 geregelt.
ten sind in DIN EN 771-6 angegeben und durch
die in dieser DIN angegebenen Prüfverfahren 6.3.2 Gewinnung und Bearbeitung
und andere Verfahren nachzuweisen. der natürlichen Bausteine
Die Rohdichte der natürlichen Bausteine liegt zwi-
schen 2 und 3 kg/dm3. Die Druckfestigkeit hängt Mit Brechstange und Keilen oder auch durch
von den Mineralien und dem Gefüge sowie dem Sprengung stehengebliebener Pfeiler werden
Bindemittel ab. Wegen der geringen Zugfestigkeit die Steine im Bruch gelöst. Die Stücke werden
ist Beanspruchung auf Biegung unzulässig (Ent- entweder maschinell (Steinsäge, Pressluftge-
lastungsbögen!). Das Gefüge kann kristallin, kör- rät) oder durch Spaltkeile und Bossierhammer
nig, dicht, porphyrisch schiefrig, porös sein. Auch (bei weichen oder mittelharten Steinen) oder
Härte und Wetterbeständigkeit hängen von den mit dem Zweispitz (bei härteren Steinen) in eine
Mineralien und dem Gefüge sowie dem Binde- rechteckig-prismatische Form gebracht, wobei in
mittel ab. Die Härte bedingt die Bearbeitbarkeit, jeder Richtung ein „Bruchzoll“ von etwa 5 cm zu-
158 6 Wände

gegeben wird, der bei weiterer Bearbeitung ab- Harte Steine werden entweder bossiert (Ober-
fällt. Da die meisten Gesteine in bruchfeuchtem fläche bleibt roh stehen), gespritzt (stark aufge-
Zustand weicher sind als nach längerer Einwir- rauht) oder mit Stockhammer gestockt (gleich-
kung der Luftkohlensäure (insbesondere die Süß- mäßig grobkörnige Oberfläche).
wassertuffe), werden sie in der Regel sofort im Weiche Steine werden nach dem Spritzen gekrö-
Steinbruch nach einem genauen Schichtenplan nelt (mit dem Kröneleisen behandelt, regelmäßig
bearbeitet, dem eine Werkzeichnung im Maßstab körnige Fläche) oder scharriert (feine parallele,
1 : 20 zugrunde liegt. Alle Steine werden nach der senkrecht oder waagerecht verlaufende Riffe-
Bearbeitung in Übereinstimmung mit der Zeich- lung). Eine wirkungsvolle Oberfläche ergibt sich
nung benummert. auch, wenn die Fläche mit einem Zahnhammer
Der rohe Steinblock wird „aufgebänkt“ (wobei aufgeschlagen wird. Ganz glatte Steinoberflä-
zum Schutz der Kanten Stroh- oder Hanf seile un- chen entstehen durch Schleifen. Dazu wird ein
terlegt werden), danach wird mit einem Schlag- Schleifpulver (Sandsteinpulver, Schmirgel) unter
eisen ein Randschlag (Bild 6.78) von 2 bis 3 cm stetiger Wasserzuführung mittels filz- oder leder-
Breite hergestellt. benagelter Holzscheiben auf dem Stein verrie-
Dann folgt der dazu parallele Randschlag, wo- ben. Harte Steine, wie Granit, Marmor u. a., kön-
6 bei durch „Versehen“ über zwei Richtscheite nen poliert werden.
der zweite Randschlag in die Ebene des ersten Außer von Hand werden die Steine auch mit
gebracht wird. Der dritte und vierte Randschlag Steinsägen, Hobel-, Schleif- und Poliermaschinen
wird in derselben Weise hergestellt. Der zwischen bearbeitet. Durch Sägen werden insbesondere
den Randschlägen verbleibende rauhe Teil wird die dünnen Platten für Wandbekleidungen her-
„Bossen“ genannt, der entweder als solcher ste- gestellt.
henbleibt oder bis zur gleichen Ebene mit den Farb- und Strukturschwankungen durch das na-
Randschlägen weggeschlagen und geebnet wird. turgegebene Vorkommen innerhalb des gleichen
Auf diese Weise werden alle übrigen Steinflächen Farbtons und der gleichen Gesteinsstruktur sind
hergestellt, wobei mit einem Stahlwinkel geprüft zulässig.
wird, ob die zusammenstoßenden Flächen recht- Nach DIN EN 771-6 ist ein „Bruchstein“ ein qua-
winklig zueinander stehen. derförmiger oder anders geformter Stein mit un-
Die Oberflächenbehandlung des „Hauptes“ (sicht- terschiedlichen Maßen, dessen Sichtfläche unbe-
bar bleibende Steinfläche) hängt von den gestal- arbeitet oder bearbeitet ist. Ein „quaderförmiger
terischen Absichten und von der Härte des Ge- Bruchstein“ ist ein quaderförmig bearbeiteter
steins ab. Je härter der Stein, desto rauher kann Bruchstein mit Maßen, die vom Hersteller festge-
seine Oberfläche bleiben. legt wurden.

Es gibt folgende Bearbeitungsarten:


t spaltrauh, t aufgeschlagen, 6.3.3 Mauerwerksarten
t bossiert, t gesägt, und Steinverbände
t gespitzt, t abgerieben,
t gekrönelt, t gesandet, Allgemeines. Richtlinien für die handwerksge-
t geflächt, t geschurt, rechte Verarbeitung natürlicher Steine und für
t gestockt, t beflammt, die Herstellung von Mauerwerk aus natürlichen
t gebeilt, t gefräst, Steinen enthalten DIN 1053 und DIN 18 332.
t gezahnt, t geschliffen, Die lagerhaften Steine sind im Mauerwerk auf
t geriffelt, t poliert, ihr natürliches Lager (Lagerfugen rechtwinklig
t scharriert, zum Kraftangriff) zu verlegen. Das Verhältnis

6.78
„Versehen“ des aufgebänkten Steins, d. h. Feststellung der Lage des zweiten Randschlags
6.3 Wände aus natürlichen Steinen 159

der Steinhöhe zur Steinlänge darf 1/1 bis 1/5 Zementmörtel ist im Allgemeinen ungeeignet.
betragen. Im ganzen Querschnitt ist auf hand- Sichtflächen sind nachträglich zu verfugen; sind
werksgerechten Verband zu achten. Stoßfugen Flächen der Witterung ausgesetzt, muss die
dürfen nicht durch mehr als 2 Schichten ge- Verfugung voll und wasserdicht sein. Die Aus-
hen. In den Ansichts- und Rückflächen dürfen fugungstiefe ist gleich der Fugendicke (s. auch
nirgends mehr als 3 Fugen zusammenstoßen. Abschnitt 6.2.6.2).
Entweder müssen Läufer- und Binderschichten
regelmäßig miteinander abwechseln, oder es Trockenmauerwerk. Beim Trockenmauerwerk
muss in jeder Schicht auf 2 Läufer mindestens sind Bruchsteine ohne Mörtel unter geringer
1 Binder kommen. Jeder Binder muss etwa um Bearbeitung in richtigem Verband so aneinan-
das 11/2fache der Schichthöhe, mindestens derzufügen, dass möglichst enge Fugen und
aber 30 cm tief einbinden. Die Tiefe (Dicke) der keine Hohlräume verbleiben. In die Hohlräume
Läufer muss mindestens gleich der Schichthöhe müssen kleinere Steine so eingekeilt werden,
sein. Stoßfugen müssen sich bei Schichtenmau- dass Spannung zwischen den Mauersteinen
erwerk um mindestens 10 cm, bei Quadermau- entsteht.
erwerk um mindestens 15 cm überdecken. Trockenmauern dürfen nur als Schwergewichts-
Lassen sich Zwischenräume im Inneren des mauern (z. B. als niedrige Stützmauern) verwen-
6
Mauerwerks nicht vermeiden, so sind sie mit det werden. Als Raumgewicht ist im Standsi-
geeigneten, allseits von Mörtel umhüllten Stein- cherheitsnachweis die Hälfte der Rohdichte des
stücken so auszuzwickeln, dass keine Mörtel- verwendeten Steines anzunehmen. (DIN 1053-1)
nester entstehen. Für Mauerwerk unter der Erde
sind hydraulischer Kalkmörtel oder Kalkzement- Findlingsmauerwerk. Für Findlingsmauerwerk
mörtel, über Gelände Kalkzementmörtel zu ver- werden unbearbeitete Feldsteine verwendet.
wenden. Die rundliche Form der Steine ergibt sehr unre-

6.79a 6.79b 6.79c

6.79d 6.79e 6.79f

6.79 Natursteinmauerwerk
a) Findlingsmauerwerk d) unregelmäßiges Schichtenmauerwerk
b) Bruchsteinmauerwerk e) regelmäßiges Schichtenmauerwerk
c) hammerrechtes Schichtenmauerwerk f) Quadermauerwerk
160 6 Wände

gelmäßige Fugen, die sorgfältig zu füllen und mit 1,50 m rechtwinklig zur Kraftrichtung auszuglei-
Steinstücken auszuwickeln sind. Altes Feldstein- chen (Bild 6.79d).
mauerwerk ist häufig verputzt. Um den Mauer- In Bild 6.80 sind richtige und falsche Fugenbilder
werksverband zu sichern, führt man die Ecken gegenübergestellt.
aus regelmäßiger geformten Steinen aus und
gleicht die durch Binder zusammengehaltenen Regelmäßiges Schichtenmauerwerk. Die Stei-
Schichten in Absätzen von etwa 1,00 m waage- ne sind wie bei unregelmäßigem Schichtenmau-
recht ab (Bild 6.79a). erwerk zu bearbeiten. Innerhalb der Schicht darf
aber die Steinhöhe nicht wechseln; jede Schicht
Bruchsteinmauerwerk. Die in den Steinbrüchen ist rechtwinklig zur Kraftrichtung auszugleichen
gewonnenen 15 bis 30 cm hohen Bruchsteine (Bild 6.79e). Lagerfuge 10 bis 15 mm, Stoßfuge 8
werden nur wenig oder gar nicht in den Lagerflä- bis 12 mm.
chen bearbeitet. Es werden Steine verschiedener
Größe in lagerhaften Schichten zusammenge- Quadermauerwerk. Die Steine sind genau nach
setzt. Die unregelmäßigen Fugen sind sorgfältig den angegebenen Maßen zu bearbeiten. Die Fu-
mit Mörtel auszufüllen und, falls erforderlich, genweite soll 3 cm nicht überschreiten. Lager-
6 mit kleinen Steinstückchen auszuwickeln. Bruch- und Stoßfugen müssen in ganzer Tiefe bearbeitet
steinmauerwerk ist in seiner ganzen Dicke und werden. Bei engen Fugen der Sichtfläche sind
in Absätzen von höchstens 1,50 m Entfernung die Steine so zu verlegen, dass die Fugen später
rechtwinklig zur Kraftrichtung auszugleichen sicher und voll mit Mörtel ausgegossen werden
(Bild 6.79b). Mindestwanddicke ca. 50 cm. können; unmittelbare Berührung der Quader ist
unzulässig. Versetzen der Quader ohne Mörtel
Hammerrechtes Schichtenmauerwerk. Die
verlangt ebengeschliffene Lagerflächen (Bild
Steine der Sichtfläche erhalten auf mindestens
6.79f).
12 cm Tiefe bearbeitete Lager- und Stoßfugen,
die ungefähr rechtwinklig zueinander stehen. Die
Mischmauerwerk. Es besteht aus der mittra-
Schichthöhe darf innerhalb einer Schicht und in
genden Natursteinverblendung in Form von re-
den verschiedenen Schichten wechseln; jedoch
gelmäßigem Schichten- oder Quadermauerwerk
ist auch hier das Mauerwerk in seiner ganzen
und der Hintermauerung aus Beton oder Ziegel-
Dicke alle 1,50 m rechtwinklig zur Kraft richtung
mauerwerk. Verblendung und Hintermauerung
auszugleichen (Bild 6.79c).
sind durch einbindende Verblendung (< 30 %
Unregelmäßiges Schichtenmauerwerk. Die Bindersteine) zu verbinden. Die Verblendung
Steine der Sichtfläche erhalten auf mindestens kann bei verblendeten Betonwänden, wie beim
15 cm Tiefe bearbeitete Lager- und Stoßfugen, vollen Quadermauerwerk, aus Läufer- und Bin-
die zueinander und zur Oberfläche senkrecht derschichten oder mit abwechselnden Läufern
stehen. Die Fugen der Sichtflächen dürfen nicht und Bindern in jeder Schicht gebildet werden.
breiter als 3 cm sein. Die Schichthöhe darf in- Bei Hintermauerung aus künstlichen Steinen
nerhalb einer Schicht und in den verschiedenen muss mindestens jede dritte Schicht eine Bin-
Schichten in mäßigen Grenzen wechseln; jedoch derschicht sein. Die Binder müssen mindestens
ist das Mauerwerk in seiner ganzen Dicke alle 24 cm tief (dick) sein und mindestens 10 cm tief

falsch richtig unschön richtig


Kreuzfuge ist unzulässig die Stoßfugen Stoßfugen über neben einen hohen
müssen versetzt sein 3 Schichten wirken Stein können 2 flache
als Trennung Steine gesetzt werden
6.80 Fugenbildung
6.3 Wände aus natürlichen Steinen 161

Zu unterscheiden sind Naturwerksteinarbeiten


im Außenbereich und im Innenbereich.
Empfohlene Mörtelzusammensetzungen enthält
die Tabelle 6.82.
Es sollen möglichst weiche, langsam erhärtende
trasshaltige Kalk- oder Trass-Zement-Kalk-Mörtel
verwendet werden, die weniger fest sind als die
6.81 Werksteine.
Schnitt durch Mischmauer- Besonders zu beachten ist, dass vor allem eine
werk (Verblendung aus
regelmäßigem Schichten- Reihe von Marmorarten besonders empfindlich
mauerwerk). gegen Verfärbungen durch Kalk ist. Dem Mörtel
Die Verblendung trägt mit, darf daher in keinem Fall Kalk zu gefügt werden.
daher ist jede dritte Schicht Für Innenarbeiten gibt es für derartige Fälle spe-
Binderschicht. Ziegelhinter-
mauerung ≧ 24 cm. zielle Trass- und Schnellzemente.
Verfugungen sollten sofort mit dem Mauermörtel
ausgeführt werden. Bei Restaurierungen müssen
Fugen tief ausgeräumt und gesäubert werden.
6
in die Hintermauerung eingreifen (Bild 6.81).
Mittragende Verblendplatten müssen mindes- Nach gutem Anfeuchten sind Fugenmörtel mit
tens 11,5 cm dick sein (Höhe kleiner als dreifache erhöhtem Wasserrückhaltevermögen (z. B. Trass-
Dicke). Zement-Kalkhydrat-Kombinationen oder speziel-
le Werkmörtel) einzubringen.
Pfeiler. Pfeiler und Säulen (kleinste Dicke größer Für Ankermörtel ist Portlandzement CEM I 52,5 R
als 1/10 der Höhe) müssen als Quader mauerwerk oder CEM I 42,5 R bzw. Werkmörtel mit besonde-
ausgebildet werden. – Ist ihre kleinste Dicke klei- rer Zulassung zu verwenden.
ner als 1/14 der Höhe, dann sind sie ohne Stoßfu- Schnellzemente dürfen nur verwendet werden,
gen zu errichten. wenn sie nicht korrosionsfördernd und für diesen
Zweck ausdrücklich zugelassen sind.
Der Mörtel ist bis zur Erhärtung sorgfältig gegen
6.3.4 Ausführung von Werksteinmauer- Wasserentzug aber auch gegen Fremdwasser zu
werk (DIN 18 332) schützen (Abhängen mit Folien, die aber nicht in
Kontakt zu den Werksteinen stehen dürfen).
6.3.4.1 Mörtel
Mörtel für Natursteinmauerwerk, für das Verset-
zen von Werkstücken, für Verankerungen usw. 6.3.4.2 Verbindungsteile
ist grundsätzlich nach den Bestimmungen von
DIN 1053 zu verwenden. Wegen der Material- Die Quaderverbindung nach Bild 6.83 bedarf au-
eigenschaften der verschiedenen Natursteine ßer den Mörtelfugen keiner weiteren Verbindung
sind jedoch besondere Richtlinien zu beachten untereinander und mit der Hintermauerung. In
[8]. besonderen Fällen können die Steine gegen Ver-
Grundsätzlich können Werkfrisch- oder -trocken- schieben durch folgende Hilfsmittel gesichert
mörtel verwendet werden. Insbesondere aber, werden:
wenn sie Zusatzmittel enthalten, sind wegen der tKlammern zum Verbinden nebeneinanderlie-
möglichen Einflüsse auf Naturwerksteine (z. B. gender Steine bestehen aus nichtrostendem 5
Verfärbungen, Ausblühungen usw.) die Verar- bis 7 mm dickem Flachstahl. Die abgebogenen
beitungshinweise der Hersteller genauestens zu und aufgehauenen Enden der etwa 20 cm langen
beachten. Die Baustoffindustrie liefert auch spe- Klammer greifen in schwalbenschwanzförmige
zielle – meistens Trasszusätze enthaltende – Spe- Dübellöcher ein. Die Klammer muss bündig mit
zialmörtel für Natursteinarbeiten. der oberen Steinfläche liegen (Bild 6.83).
Trass ist fein gemahlenes Gestein vulkanischen Ursprunges, tDübel zum Verbinden übereinanderliegender
das gemeinsam mit Kalk oder Zement erhärtet und dabei Steine größerer Höhe und geringer Standfläche,
in starkem Maß Kalk bindet. Das Mörtelgefüge wird dichter, z. B. Fenstergewändesteine, sind etwa 8 cm
und die Gefahr von Kalkausblühungen und -aussinterun-
gen und von Verfärbungen wird gemindert. Trass – nicht
lang und bestehen aus 20 bis 25 mm dickem
zu verwechseln mit Trasszement – ist ein Mörtelzusatzstoff Quadratstahl, dessen Kanten widerhakenartig
und kein selbständiges Bindemittel! aufgehauen sind (Bild 6.84).
162 6 Wände

Tabelle 6.82

a) Mörtel für Naturwerksteinarbeiten im Außenbereich


Anwendungsbereiche und Mischungsverhältnisse in Raumteilen für auf der Baustelle gemischte Mörtel

Anwendungsfall Mörtel- Bindemittel Kalkhydrat Trass-Kalk, Zuschlag


gruppe Trasszement hydr. Kalk in mm

Versetzen von Werkstücken, II 1 2 8 (0/4)


Mauerwerk 1 3

Versetzen von Werkstücken, II a 1 1 6 (0/4)


Mauerwerk, 1 2 8
Ausfugen 1 2,5*)

Mauerwerk im Sonderfall III 1 4 (0/4)

sehr breite Fugen 1 4 bis 5


im Sonderfall (0/8)
6 Bodenbeläge, III 1 kein Kalk! 3 (0/4)
Treppenbeläge

Anmörteln 1 kein Kalk! 4 bis 5


Wandbeläge (0/4)

Spritzbewurf vor Anmörteln 1 kein Kalk! 2 bis 3


(0/4)

Unterputz vor Anmörteln 1 kein Kalk! 3 bis 4


(0/4)

Haufwerkporiger Mörtel 1 kein Kalk! 1 (0/1)


für Hinterfüllung + 3 (4/8)
und Drainagen

Fugmörtel für Beläge 1 kein Kalk! 2 bis 3


(0/2)

Ankermörtel 1 Portlandzement 3 (0/4)

b) Mörtel für Natursteinarbeiten im Innenbereich


Anwendungsbereiche und Mischungsverhältnisse in Raumteilen für auf der Baustelle gemischte Mörtel zur Verlegung im
normalen Mörtelbett Naturwerksteinarbeiten innen.

Anwendungsfall Mörtel- Bindemittel Kalkhydrat Trass-Kalk, Zuschlag


gruppe Trasszement hydr. Kalk in mm

Bodenbeläge, III 1 kein Kalk! 4


Treppenbeläge (0/4)
normale Beanspruchung

Bodenbeläge, III 1 kein Kalk! 3


Treppenbeläge (0/4)
verstärkte Beanspruchung,
z. B. öffentlicher Bereich

Fugmörtel für Beläge 1 kein Kalk! 2 bis 3


(0/2)

*) Eignungsprüfung erforderlich
6.3 Wände aus natürlichen Steinen 163

6.83 6.84
Quaderverbindung durch Stahldübel 6.85 Gabelanker
nichtrostende Stahlklammern

tGabelanker zur Verbindung dicker Platten mit Zum traditionellen Befestigen an der Aufzugsket-
der Hintermauerung werden aus 5 bis 7 mm te bzw. dem Drahtseil dienten folgende Geräte:
dickem Flachstahl gefertigt (Bild 6.85), am Ende tDas Kranztau wird kreuzweise um kleinere
aufgebogen oder mit besonderem, durchge- und stark gegliederte Steine gelegt und oben
stecktem Splint versehen. verknotet. Vorher sind die Kanten und vorsprin- 6
genden Teile mit Strohbauschen zu umwickeln.
Ferner können Verankerungsbauteile in Frage tDer Wolf (Bild 6.86) ist ein dreiteiliger, durch
kommen, wie sie für Natursteinbekleidungen einen Vorsteckbolzen zusammengehaltener
verwendet werden (vgl. Abschn. 8.4.2). Stahlkern mit übergeschobenem Bügel, der in
Die Stahlteile werden in den Steinen durch Ver- ein trapezförmiges, in die Oberseite des Steines
gießen der Dübellöcher mit Zementmörtel oder eingearbeitetes Dübelloch eingreift. Er ist nur
hydraulischem Kalkmörtel befestigt. In sehr altem bei genügend hartem Steinmaterial verwend-
Mauerwerk findet man auch Bleiverguss. bar, bei dem ein Ausbrechen nicht zu befürch-
Grundsätzlich ist ein Kippen auskragender Werk- ten ist. Das Dübelloch muss über dem Schwer-
stücke allein dadurch zu verhindern, dass ihr punkt des Steines liegen.
Schwerpunkt weit genug innerhalb der Auflager- tDie Greifschere (Bild 6.87) fasst den Stein von
fläche liegt. beiden Seiten an vertieften Stellen.
Vor dem Niederlassen des Steines werden auf die
6.3.4.3 Hebezeug Ecken, etwa 2 cm von den Außenkanten entfernt,
kleine Plättchen aus Hartgummi, Blei oder Schie-
Versetzt werden die Steine nach Schichtplänen, fer (Pläner) in Fugendicke (4 bis 5 mm) aufgelegt.
die von den Steinmetzen ausgearbeitet und vom Der Stein wird langsam gesenkt, mit der Was-
Architekten und Statiker überprüft werden. Die serwaage probeweise in seine richtige Lage ge-
Pläne zeigen Steinschnitt, Verankerung, Entlas- bracht und nochmals hochgehoben. Dann wird
tung, Vermörtelung, Verfugung, Maße und Ver- das angenässte Lager mit einem feinsandigen
setznummern. Die Steine müssen vorsichtig hydraulischen Kalkmörtel überzogen und der
befördert und versetzt werden, damit die Stein- Stein endgültig in das volle Mörtelbett gesetzt.
kanten nicht beschädigt werden; u. U. sind Stroh- Die Stoßfugen, die sich nach hinten meist etwas
seile, Schaumstoff oder Brettstücke zum Schutz erweitern, werden außen zugestrichen und von
vorzusehen. oben mit dünnflüssigem hydraulischem Kalkmör-
tel vergossen.

6.86 Wolf 6.87 Greifschere


164 6 Wände

6.3.5 Maueröffnungen1) leicht abgedrückt werden. Deshalb erhalten die


Wölbsteine Fünfecksform, die auch am besten
Überwölbungen von Öffnungen mit Werkstei- den Anschluss der Werksteinschichten an den
nen bei nicht tragendem Natursteinmauerwerk Gewölberücken ermöglicht. Dabei müssen die
werden insbesondere in der Denkmalpflege noch Maßverhältnisse zwischen Mauerwerksschichten
angewandt. Sie bestehen aus einzelnen, keilför- und Wölbsteinen richtig ausgewogen werden.
mig bearbeiteten Bogensteinen (Bild 6.88). Die Der kleinste Wölbstein darf nicht kleiner als einer
Wölbung wird durch einen Schlussstein im Schei- der verwendeten Quadersteine, der größte nicht
tel geschlossen. Spitzwinklige Ecken können zu massiv im Verhältnis zum gesamten Gewölbe
sein.

Gewände. Fenster- und Türöffnungen im Mau-


erwerk werden mit einem einfachen Werkstein-
sturz abgedeckt, der durch einen Entlastungsbo-
gen über einer Hohlfuge entlastet werden muss
(Bild 6.89). Unter Werksteinsohlbänken oder
6 Türschwellen muss unterhalb der Fenster- oder
Türöffnung die Fuge ebenfalls offengehalten
werden, damit der Werkstein beim Setzen des
Mauerwerks durch den Mauerdruck nicht abge-
schert wird (Bild 6.89).
Naturstein-Fenstergewände in geputztem Mau-
erwerk sollten nicht mit durchlaufender Fuge so
an der gemauerten Leibung anschließen, dass
diese Fuge gleichzeitig auch Putzanschlussfuge
ist. Die Gewände sollten eine Putzanschlussfase
erhalten, damit der Außenputz – am besten mit
6.88 Werksteinbogen mit abgetrepptem Gewölberücken Hilfe von Putzanschlussprofilen – über die Fuge
in Werksteinmauer hinweggezogen werden kann (Bild 6.90).

6.89
Fensteröffnung mit Werkstein-
umrahmung (Gewände). Die
Fenstersohlbank liegt unter der
Fensteröffnung hohl. Die Wasser-
nase ist nicht verkröpft. Der
Zwischenraum zwischen Werkstein-
sturz und Entlastungsbogen ist erst
nach Fertigstellung des Rohbaues
auszumauern.
1 Dübelloch
2 Anschlag für Fensterrahmen
3 Hohlfuge
4 dauerplastische Dichtung

1) s. auch Abschn. 6.2.4.3


6.3 Wände aus natürlichen Steinen 165

6.90
Putzanschluss bei Naturstein-
gewänden
1 Natursteingewände
(waagerechter Schnitt
2 Außenputz
3 Putzanschlussprofil

6.3.6 Normen
Norm Ausgabedatum Titel

DIN 1053-1 11.1996 Mauerwerk; Berechnung und Ausführung


DIN 18 332 12.2000 VOB Teil C: Allg. Techn. Vertragsbedingungen für Bauleistungen;
Naturwerksteinarbeiten
DIN 18 333 12.2000 VOB, Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV),
Betonwerksteinarbeiten
DIN 18 516-3 12.1999 Außenwandbekleidungen, hinterlüftet; Naturwerkstein;
Anforderungen, Bemessung
6
DIN 51 043 08.1979 Trass; Anforderung, Prüfung

6.4 Wände aus Beton sie aus wasserundurchlässigem Beton (s. Abschn.
(Betonbau s. Kapitel 5) 17.4.6.2) ausgeführt.

6.4.1 Allgemeines 6.4.2 Einschalige Wände aus Beton


Wände werden aus Stahlbeton ausgeführt, wenn Stahlbeton-Außenwände aus Normalbeton
hohe Belastungen oder andere statische Bean- können nur mit zusätzlichem Wärmeschutz aus-
spruchungen es erforderlich machen (z. B. aus- geführt werden. Die herstellungstechnisch ein-
steifende Wandscheiben, Wandscheiben über fachste Ausführungsart dafür stellt das Anbeto-
großen Öffnungen, Wände, die besonders dem nieren von Holzwolle-Leichtbauplatten (mit und
Erd- oder Wasserdruck ausgesetzt sind usw.). ohne Schaumstoffkern) dar. Die Wärmedämm-
Wirtschaftlich sind Wände aus örtlich hergestell- platten werden dicht gestoßen in die Schalung
tem Stahlbeton, wenn moderne Schalungssys- eingestellt und verbinden sich mit dem einge-
teme verwendet werden (s. Abschn. 5.4.2). Alle brachten Beton allein durch Materialhaftung,
Nacharbeiten an Betonmauern (z. B. Stemmar- bei größeren Flächen zusätzlich durch einge-
beiten) sind durch sorgfältige Planung auszu- steckte Kunststoff- oder verzinkte Blech- bzw.
schließen. Öffnungen und Aussparungen für Ins- Drahtanker. Wärmedämmplatten aus Schaum-
tallationen o.ä. sind durch besondere Schalungen stoff können auch nachträglich auf die Betonflä-
oder an der entsprechenden Stelle einbetonierte chen aufgeklebt und zusätzlich mit gedübelten
Schaumstoffblöcke zu berücksichtigen. Klemmplatten mechanisch befestigt werden.
Werden Wände aus Stahlbeton innerhalb eines Die Oberflächen wärmegedämmter Stahlbeton-
Bauwerkes im Zusammenhang mit gemauerten wände erhalten Außenwandbekleidungen (s.
Wänden ausgeführt, berücksichtigt man mög- Abschn. 8) oder werden mit Putzträgergeweben
lichst die vom Mauerwerk vorgegebenen Wand- überspannt und verputzt (s. Teil 2 dieses Werkes,
dicken (z. B. 24, 30, 36,5 cm). Im übrigen werden Abschn. 8). Werden Wärmedämmungen aus-
Stahlbetonwände entsprechend den statischen nahmsweise innen angebracht, muss der relativ
Anforderungen nach DIN 1045 dimensioniert. hohe Wasserdampfdiffusionswiderstand von Be-
ton beachtet werden, d. h. es kann eine Dampf-
Ohne zusätzliche Bekleidungen oder ohne Wär-
sperre auf der warmen Wandseite erforderlich
medämmung kommen Wände aus Normalbeton
werden. In jedem Fall ist bei Innendämmung eine
(s. Abschn. 5.1.5) im Hochbau nur als tragende
Taupunktberechnung durchzuführen.
oder aussteifende Innenwände in Frage, als Kel-
leraußenwände für Räume, die keinen Wärme- Leichtbetonwände und -pfeiler. Als einschalige
schutz erfordern. Im Zusammenhang mit Ab- Außenwände können Wände aus Leichtbeton
dichtungen gegen drückendes Wasser werden mit ausreichenden Wärmedämm-Eigenschaften
166 6 Wände

nur mit unwirtschaftlich großen Wanddicken her- 6.4.3 Zweischalige Wände aus Beton
gestellt werden (s. Abschn. 5.1.7). Die Ausführung
komplizierter Bauteilformen in Stahlleichtbeton Insbesondere bei großformatigen Fertigteilen
ist jedoch möglich, um Wärmebrücken einzu- für Außenwände verwendet man Verbundplat-
schränken, die sich bei Normalbeton als Sicht- ten, bestehend aus einer 8 bis 12 cm dicken
beton nicht vermeiden ließen. Außenschale, einer Kerndämmung aus Schaum-
stoffplatten und der tragenden Innenschale
Mindestwanddicken sind 25 cm für Außenwän- („Sandwich“-Element, s. Abschn. 6.7.2.2). Auch
de, 20 cm für tragende Innenwände bzw. 15 cm an der Baustelle können derartige Wände herge-
für ausgesteifte, tragende Innenwände aus LB 10 stellt werden. Die nicht tragende Außenschale,
bei Geschosshöhen ≤ 3,50 m und 12 cm für aus- kombiniert mit der bereits anbetonierten Wär-
steifende, nichttragende Innenwände (s. a. DIN medämmung bildet als Fertigteil eine „verlorene
4232). Schalung“, gegen die die tragenden Innenwände
In tragenden Leichtbetonwänden, die ≤ 15 cm betoniert (ggf. auch gemauert) werden.
dick sind, sind Schlitze jeder Art unzulässig. Stahlbetonwände mit zusätzlicher Wärmedäm-
Bei mehr als 15 cm Dicke sind Querschnitt- mung können im Übrigen als tragende Innen-
schwächungen durch waagerechte oder schräge
6 Schlitze beim Standsicherheitsnachweis zu be-
schale auch Bestandteil von zweischaligen Wän-
den mit Luftschicht und Wärmedämmung sein
rücksichtigen. (s. Abschn. 6.2.3.3). Die äußere Schale besteht aus
Tür- und Fensterstürze in Leichtbetonwänden Mauerwerk, einer Wandbekleidung oder einer
dürfen in Gebäuden mit Deckenlasten bis zu Vorhangwand. Für die Verankerung der Außen-
2,75 kN/m2 und bis zu einer Lichtweite von ≤ 1,50 schale und ggf. der Wärmedämmungen sind da-
m aus Leichtbeton mit porigem Gefüge gebildet bei Ankerschienen in die Innenschalen mit einzu-
werden. Sie werden konstruktiv mit Rippenstahl betonieren.
2 x ≥ 14 mm bewehrt und gleichzeitig mit der
anschließenden Wand betoniert. Bei Belastung
durch eine Decke müssen sie mindestens 40 cm, 6.4.4 Mantelbauweisen
sonst mindestens 30 cm hoch sein. Besteht zwi-
Mehrschalige Betonwände können auch in
schen Sturz und Massivdecke ein vollkommener
Mantelbauweise hergestellt werden. Bei dieser
Verbund (z. B. durch Bügel), so wird die Sturzhö-
zunächst für kleinere Bauwerke entwickelten
he bis Oberkante Decke gemessen, Stürze über
Bauart werden Schalungselemente aus Stahl-
Öffnungen mit Lichtweiten von mehr als 1,50 m
beton (s. Abschn. 6.7.2.2), Holzspanbeton oder
oder mit Einzellast belastete Stürze dürfen nicht
Schaumstoff, die in ähnlichen Abmessungen wie
aus Leichtbeton hergestellt werden.
andere großformatige Bausteine und mit allen
Um Setzungsschäden zu verhindern, sollen un- nötigen Formteilen hergestellt werden, lose –
mittelbar unterhalb von Fensteröffnungen 2 ohne vermörtelte Lagerfugen – meist mit Nut-
Stahlstäbe ≥ 10 mm als Bewehrung eingelegt Feder-Anschlüssen aufgebaut und abschnittswei-
werden, wobei je ein Stab 0,50 m und 1,00 m seit- se mit Beton verfüllt (Bild 6.91a bis c).
lich über die Fensteröffnung hinausragt.
Auch für großformatige Bauteile wie geschoss-
hohe Wände bis 8,50 m Länge sowie für Decken,
Kelleraußenwände aus Stahlbeton können im
Treppenläufe usw. sind zur Rationalisierung der
Bereich der Erdanschüttung eine außen liegende
Einschalarbeiten und zur gleichzeitigen Verbes-
Wärmedämmung aus extrudierten Polystyrol-
serung der Wärmedämmeigenschaften Mantel-
Hartschaumplatten (z. B. Roofmate, Styrodur) er-
bauweisen entwickelt worden (z. B. Duo-Massiv).
halten, die vollflächig dicht gestoßen aufgeklebt
Durch Abstandhalter bzw. Halteanker verbun-
werden.
dene polymergebundene Holzwerkstoffplatten
Derartige Schaumstoffplatten müssen nicht ge- bilden dabei verlorene Schalungen. Die inneren
gen Erdfeuchtigkeit zusätzlich geschützt werden Oberflächen sind anstrichfertig. Erforderliche
(sog. „Perimeterdämmung“). Im Sockelbereich Bewehrungen werden werkseitig eingebaut. Der-
können fest aufgeklebte bzw. angedübelte Däm- artige Bauteile weisen gute Schalldämmaße auf
mungen mit Trägermaterial überspannt und ver- und erreichen die Feuerwiderstandsklasse F 90.
putzt werden. Auch die Verlegung von kerami- Bei Verwendung zementgebundener Schalungs-
schem Material in Dünnbettmörtel ist möglich. platten und somit nicht brennbaren Oberflächen
können Feuerwiderstandsklassen bis zu F 180 er-
reicht werden (s. Abschn. 17.7).
6.4 Wände aus Beton 167

6
6.91a 6.91b

6.91c

6.91 Mantelbauweisen
a) Betonwand mit Schalungssteinen aus Holzspanbeton; Wandgefüge (Schema), Stoßfuge (unvermörtelt) und
Riegelstein (Schema)
b) Schalungselemente aus Hartschaumstoff
c) Schalungsstein aus Leichtbeton mit „integrierter“ Wärmedämmung (GISOTON)

6.4.5 Normen (s. auch Abschn. 5.7)


Norm Ausgabedatum Titel

DIN 1045-1 08.2008 Tragwerke aus Beton; Stahlbeton und Spannbeton;


–; Bemessung und Konstruktion
DIN 1045-21) 07.2001 –; Beton; Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität
DIN 1045-32) 08.2008 –; Teil 3: Bauausführung
DIN 1045-4 07.2001 –; Ergänzende Regeln für die Herstellung und Konformität
DIN 1048-1, -2, -4, -5 06.1991 Prüfverfahren für Beton
DIN EN 206-1 07.2001 Beton – Teil 1: Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität
Dt. Fassung EN 2000
DIN EN 990 01.2003 Prüfverfahren zur Überprüfung des Korrosionsschutzes der Bewehrung in
dampfgehärtetem Porenbeton und in haufwerksporigem Leichtbeton
DIN 18 331 12.2000 VOB Teil C, Beton- und Stahlbetonarbeiten

1) Berichtigung (E 06.2002)
2) Berichtigung (E 06.2002)
168 6 Wände

6.5 Wände aus Lehm schen Lehm und Kalk ist keine chemische Ver-
bindung möglich. Daher müssen die Flächen gut
Der Lehmbau zählt zu den ältesten Bauarten. In aufgerauht werden, oder es muss durch Lochun-
den letzten Jahren wurden Lehmbautechniken gen eine mechanisch wirksame Verbindung zur
nicht nur für Restaurierungen wiederbelebt. Putzfläche geschaffen werden.
Lehm ist als Baustoff in weitem Umfang überall
verfügbar und auch wiederverwendbar. Lehm-
wände haben sehr gute Schallschutzeigenschaf- 6.6 Fachwerkwände
ten und ein ähnliches Wärmespeichervermögen
wie Vollziegelwände. Sie nehmen schnell und 6.6.1 Allgemeines
erheblich mehr Feuchtigkeit auf und geben sie
relativ schnell wieder ab, so dass gleichmäßige Fachwerkbauten genießen als hervorragende
Luftfeuchtigkeitsverhältnisse in Lehmbauten Beispiele handwerklicher Baukunst hohe Wert-
herrschen. Als Nachteil steht demgegenüber, schätzung. Viele Fachwerkgebäude, die früher
dass Lehm je nach Verarbeitungsweise beim als Scheunen, Speicher oder sonstige Zweckbau-
6 Austrocknen bis zu 12 % schwindet und sehr
nässe- und frostempfindlich ist.
ten dienten, werden immer häufiger umgebaut
und als Wohn- und Geschäftshäuser genutzt.
Man unterscheidet: Die Kenntnis von Grundbegriffen des Fachwerk-
tLehmziegelbau (ungebrannte Lehmziegel, sog. baues erscheint daher angesichts der zahlrei-
„Grünlinge“), chen Restaurierungs- und Sanierungsaufgaben
wieder sehr wichtig.
tStampflehmbau (in Schalung eingebrachter
aufgearbeiteter Lehm), Fachwerkkonstruktionen liegen in der Regel auf
gemauerten Fundamentsockeln oder auf massi-
tLehmstrangbauweise (in Strangpressen auf der
ven Untergeschossen auf, deren sorgfältige Aus-
Baustelle geformte Stränge, die zu Innenwän-
führung und ggf. Sanierung Sicherung gegen
den geschichtet werden).
aufsteigende Feuchtigkeit bieten muss.
Herkömmlicher Strohlehm ist wegen seines Die Konstruktionshölzer einfacher Fachwerk-
Schwundverhaltens beim Austrocknen schwie- bauten bestehen meistens aus Nadelholz. Für
rig zu verarbeiten. Es werden daher neuerdings aufwendige und repräsentative Gebäude wurde
insbesondere für Sanierungsmaßnahmen von Eichenholz verwendet.
Fachwerkbauten in noch kleinen Mengen Die Bauhölzer wurden je nach Anforderungen
Strohlehm-Leichtelemente mit verbessertem sehr sorgfältig ausgesucht und vor dem Einbau
Schwundverhalten (Rohdichten von 650 kg/m3 u. U. mehrere Jahre abgelagert. Gegen Bewit-
und 850 kg/m3) nach genauen Dosierungen terung und Schlagregen wurde es nach Mög-
industriell hergestellt (Formate 16/24/30 und lichkeit konstruktiv geschützt, z. B. durch weite
12/24/30 cm). Dachüberstände. Nadelholz, das bei geringem
Massivwände lassen sich aus Holzlehm herstel- Nährstoffgehalt im Winter gefällt wird, und bei
len. Dabei werden Holzspäne oder Holzschnitzel dem durch Flößen ein weiterer Entzug von Nähr-
gemischt (ca. 1/3 Lehm und 2/3 Holzfasern) und stoffen bewirkt wird, bot recht guten Schutz ge-
ähnlich Beton in Schalungen eingebracht und gen tierische Schädlinge.
verdichtet. Bei Reparaturen ist immer die gleiche Holzart
Weil alle traditionellen Lehmbauweisen sehr wie im bisherigen Bestand zu wählen. Es sollte
empfindlich gegen Nässe und hohe Luftfeuch- möglichst Holz aus abgetragenen alten Gebäu-
tigkeit sind, wurden wasserfeste und damit auch den verwendet werden. Für neue Hölzer (ausge-
quell- und frostfeste Lehmbauelemente entwi- nommen Eichenholz) ist meistens chemischer
ckelt („Teranig“). Holzschutz unentbehrlich (s. Teil 2 des Werkes,
Kapitel 1).
Lehmbauteile werden mit Lehm- oder Kalkmör-
tel vermauert. Zur Verarbeitung in Mörtelmaschi-
nen sind spezielle feine Lehmpulver entwickelt
worden. 6.6.2 Bestandteile des Fachwerks
Lehmwandflächen können außen und innen Die Bezeichnungen für die wichtigsten Bestand-
durch einen Kalkputz geschützt werden. Zwi- teile einer Fachwerkwand zeigt Bild 6.92.
6.6 Fachwerkwände 169

Schwelle. Die Schwelle bildet die untere Begren- Bei Erneuerungen im Schwellenbereich ist meis-
zung der Fachwerkwand (a in Bild 6.92). Sie liegt tens auch eine vorherige Sanierung des darunter
auf der Kernseite und wird meistens in der gan- liegenden Auflagers und das Einbringen einer
zen Länge durch Mauerwerk unterstützt. Abdichtung gegen aufsteigende Feuchtigkeit
Gelegentlich kommen in alten Bauten auch erforderlich. Dazu ist die Mauerschicht unterhalb
Schwellen mit „Aufklotzung“ vor, d. h. die Schwel- der Schwellen zu entfernen, abschnittsweise ei-
le liegt auf Abstandsklötzen, so dass zur Sicherung ne Abdichtung gegen aufsteigende Feuchtigkeit
gegen aufsteigende oder stauende Feuchtigkeit einzubauen und neu zu untermauern (vgl. Ab-
eine Luftschicht zum tragenden Mauerwerk ent- schn. 16.4).
steht.

6.92 Fachwerkwand, Bezeichnungen


a Schwelle j Fußband
b Eckständer (-pfosten) k Fußwinkelholz (auch bogenförmig)
c Fensterständer l Riegel (Fachriegel)
d Ständer (Stiel) m Sturzriegel
e Türständer n Brüstungsriegel
f Kopfband o Andreaskreuz
g Kopfwinkelholz (auch bogenförmig) p Klappstiel
h Strebe q Rähm
i Gegenstrebe
170 6 Wände

6.93a 6.93b 6.94a 6.94b

6.93 Blatt 6.94 Hakenblatt


a) gerades Blatt a) schräges Hakenblatt
b) schräges Blatt b) schräges Hakenblatt mit Keil

An der fast unvermeidlichen Fuge zwischen Ab- tdas schräge Hakenblatt mit Keil (Bild 6.94b). Es
dichtung und Schwelle kann sich leicht fäulnis- ist eine brauchbare Verbindung der Verlänge-
bildende Feuchtigkeit anreichern. Günstiger ist rung waagerecht liegender Hölzer. Durch das
es deshalb, wenn die Abdichtungsbahn so ein- Antreiben der Keile wird die Verbindung bei
6 gebaut werden kann, dass zwischen neuer Ab- trockenem Holz vollkommen fest.
dichtung und Schwellen noch eine Mauerschicht
folgt und dann die Übergangsfuge zum Fachwerk Insbesondere für Reparaturverbindungen kom-
sorgfältig mit Mörtel ausgestopft wird. men weiter in Frage [12]
Falls längere Schwellhölzer aus mehreren Teilen tstehendes gerades Blatt (Bild 6.95),
zusammengesetzt werden müssen, verwendet teingeschnittener Stoß mit Einsatzstück (Bild
man folgende Holzverbindungen: 6.96a),
tdas gerade Blatt (Bild 6.93a); teingeschnittener Stoß mit Hakenplatte und
tdas schräge Blatt (Bild 6.93b); Keilen (Bild 6.96b).
tdas schräge Hakenblatt (Bild 6.94a) kann auch Notwendige Stoßverbindungen sollten mög-
ohne Nägel oder Verbolzen Zugspannungen lichst ohne Stahlverwendung mit den früher übli-
aufnehmen, wenn es Auflast trägt und unter- chen Holznägeln gesichert werden.
stützt ist;

6.96a 6.96b

6.95 Stehendes gerades Blatt, 6.96 Reparaturstoß


in zwei Richtungen schräg a) mit verlängertem Einsatzstück
angeschnitten b) gerader eingeschnittener Stoß
mit eingesetztem doppeltem Haken und Keilen
6.6 Fachwerkwände 171

6.97a 6.97b 6.97c

6.97 Überblattung
a) Einfache Überblattung
b) Hakenförmige Überblattung
c) Schwalbenschwanzförmige Überblattung

Die Schwellhölzer der verschiedenen Wände ei- Stiele oder Ständer. Die Stiele oder Ständer
nes Fachwerkgebäudes liegen in der gleichen
Höhe und werden an den Ecken oder Wandan-
stehen auf der Schwelle in Abständen von 0,60 bis
1,00 m. Bei der Aufteilung ist Rücksicht auf Fens-
6
schlüssen durch Überblattungen verbunden. Da- ter- und Türöffnungen, die seitlich durch Stiele
bei sind folgende Fälle möglich: begrenzt werden müssen, zu nehmen. An den
Stößt ein Schwellholz gegen ein durchgehendes Stellen, wo Zwischenwände an die Außen- oder
anderes Schwellholz, wird entweder eine einfa- Mittelwände treffen, sind Bundstiele (d in Bild
che Überblattung (Bild 6.97a) oder besser eine 6.92) anzuordnen. Ergäbe ein solcher Bundstiel
hakenförmige (Bild 6.97b) oder eine schwalben- eine unregelmäßige Teilung in der Außenwand,
schwanzförmige Überblattung (Bild 6.97c) ange- so wird ein Klappstiel (p in Bild 6.92) verwendet.
wandt. Die beiden letztgenannten Verbindungen Bei stark belasteten mehrgeschossigen Wänden
machen auch ohne Nägel oder Bolzen ein Ver- (z. B. Speichern) werden die Binder- und Eck-
schieben der Hölzer in waagerechter Richtung ständer häufig als Doppelstiele (verdübelt und
unmöglich. verbolzt) angeordnet und mit versetzten Stößen
Bilden beide Schwellhölzer eine Ecke, dann durch die ganze Höhe des Gebäudes geführt.
werden sie entweder durch Ecküberblattung Zwischenstiele (Fensterstiele, c in Bild 6.92) wer-
mit schrägem Schnitt (Bild 6.98a) oder haken- den mit der Schwelle und mit dem Rähm durch
und schwalbenschwanzförmige Ecküberblattung den einfachen Zapfen (Bild 6.99) verbunden. Die
(Bild 6.98b) verbunden. Breite des Zapfens ist gleich der Holzbreite, die

6.98a 6.98b

6.98 Ecküberblattung
a) mit schrägem Schnitt
b) Haken- und schwalbenschwanzförmige Ecküberblattung
172 6 Wände

Dicke ist gleich 1/3 der Holzdicke, die Höhe 6 bis Kopfwinkelhölzer sind oft durch Schnitzereien
7 cm. Die Zapfenverbindung wird durch einen besonders dekorativ gestaltet.
Holznagel gesichert.
Eckstiele und Türstiele (b und e in Bild 6.92), die Fußbänder und Fußwinkelhölzer. Fußbänder
am Ende des Schwell- und Rähmholzes stehen, (j in Bild 6.92) und Fußwinkelhölzer (k in Bild 6.92)
erhalten den geächselten Zapfen (Bild 6.100). Sei- wirken ähnlich wie Kopfbänder und Kopfwin-
ne Breite beträgt nur 2/3 der Holzbreite. Dadurch kelhölzer. Auch Fußwinkelhölzer werden oft als
ergeben sich auch an den Enden von Schwelle Schmuckelement eingesetzt.
und Rähm verdeckte Zapfenlöcher.
Müssen bei Reparaturen neue Stiele eingefügt Riegel. Die Riegel teilen die Felder zwischen den
werden, wird an einem Ende ein „Falscher Zap- Stielen und Streben in kleinere „Fache“ und ver-
fen“ vorgesehen (Bild 6.101). mindern die Knicklänge der Stiele.
Streben. Die Streben (h in Bild 6.92) steifen die Die Zwischenriegel (l in Bild 6.92) werden mit den
Wand in der Längsrichtung aus. Man ordnet sie Stielen durch den einfachen Zapfen verbunden.
entweder zwischen Schwelle und Rähm oder Treffen zwei Riegel in derselben Höhe an den
6 besser zwischen Schwelle und Stiel an (h in Bild Stiel, so soll zwischen den Zapfenlöchern noch 3
6.92). Die Verbindung der Streben mit Schwelle bis 4 cm Holz stehenbleiben.
und Rähm erfolgt durch den schrägen Zapfen mit Zur Verbindung der Riegel mit den Streben dient
Versatz (Bild 6.102). Der Versatz ist 2 bis 3 cm tief der schräge Zapfen (Bild 6.102). Tür- und Fenster-
und hat den Zweck, auch Horizontalkräfte in die riegel (m, n in Bild 6.92) bilden den oberen Ab-
Schwelle abzutragen. schluss der Tür- und Fensteröffnungen; sie wer-
den mit den Stielen durch geraden Zapfen mit
Kopfbänder, Kopfwinkelhölzer. Kopfbänder einfachem Versatz verbunden (Bild 6.103). Beim
(f in Bild 6.92) und Kopfwinkelhölzer (g in Bild Brüstungsriegel (n in Bild 6.92), dem unteren Ab-
6.92) wirken bei der Horizontalaussteifung des schluss der Fensteröffnung, wird der Versatz nach
Wandverbandes mit. Kopfbänder verkürzen bei oben angeordnet, damit keine fallende Fuge in
breiten Gefachen auch die Stützweite des Rähms. der unteren Fensterecke entsteht (Bild 6.104).

6.99 Der einfache Zapfen 6.100 Der geächselte Zapfen

6.101 Der falsche Zapfen [14]

6.102a 6.102b
6.102 Schräger Zapfen mit Versatz
a) Schwellenanschluss
b) Riegelanschlüsse
6.6 Fachwerkwände 173

6.103 Sturzriegel 6.104 Brüstungsriegel

6.105a 6.105b

6.105 a) Schleifzapfen [14]


b) gerades Blatt über Zapfenloch [14]

Bei Sanierungen oder Umbauten werden neue Rohbauausführung der Fache (Wanddicke 12 cm)
Riegel auf einer Seite mit „Schleifzapfen“ (Bild tStiele, Streben und Riegel 12/16 bis 12/18 cm
6.105a) oder mit geradem Blatt über das aufge- tSchwellen und Rähme 12/18 bis 14/20 cm
stemmte Zapfenloch eingesetzt (Bild 6.105).
geputzten Fachen (Wanddicke 14 cm)
Rähm. Das Rähm (q in Bild 6.92) bildet die obere
tStiele, Streben und Riegel 14/16 bis 14/18 cm
Begrenzung der Wand und trägt die Balkenlage.
Zusammenstoßende oder eine Ecke bildende tSchwellen und Rähme 14/19 bis 14/20 cm
Rähme werden wie die Schwellhölzer verbunden. Die dickeren Eckstiele müssen ausgewinkelt (aus-
gekehlt) werden.
Holzdicken
Balkenlagen.1) Die Balkenlagen für Fachwerkge-
Innere Wände (Wanddicke 12 cm) bäude können auf zwei Arten angeordnet wer-
tStiele, Rähm 12/12 bis 12/14 cm den:
tRiegel, Schwelle 12/16 cm Nur zwei gegenüberliegende Seiten des Gebäu-
tStreben 12/14 bis 12/16 cm des sollen Balkenköpfe zeigen (Bild 6.106). Die
balkentragenden Wände werden oben durch
Äußere Wände. Gute Maßverhältnisse in den An- Rähme abgeschlossen. Darauf sind die Balken ver-
sichtsflächen der Fachwerkwände werden durch kämmt. Der letzte Balken liegt in der Seitenwand
möglichst breite Hölzer erreicht. Brauchbare und bildet dort das Rähm für die neue Wand und
Holzquerschnitte sind bei: die Schwelle des nächsten Geschosses.

1) Holzbalkendecken s. auch Abschn. 10.3, Teil 2 dieses


Werkes
174 6 Wände

tDie Verkämmungen ergeben eine 2 cm tiefe ken mit dem Hauptbalken geschieht durch
Überschneidung der Hölzer. Für den Punkt A den Brustzapfen oder durch das schwalben-
in Bild 6.106 kommen in Betracht: Der einfache schwanzförmige Blatt mit Brüstung (Bild 6.112).
Kamm (Bild 6.107), der doppelte Kamm (Bild
6.108) oder die schwalbenschwanzfömrige Ver- Bei mehrgeschossigen Fachwerkgebäuden kön-
kämmung (Bild 6.109). In Punkt B in Bild 6.106 nen die oberen Wände gegen die unteren mehr
wird die Eckverkämmung (Bild 6.110) angeord- oder weniger weit vorgekragt werden. Die Zwi-
net. schenräume zwischen Rähm und Saumschwelle
tAlle Seiten des Gebäudes sollen Balkenköpfe können durch Bretter oder durch Füllhölzer aus-
zeigen (Bild 6.111). Alle Seiten des Gebäudes gefüllt werden.
müssen hierzu Rähme und Saumschwellen ha- Die Ausmauerung wird in den Fachen durch Mör-
ben. Nach den Giebelseiten sind Stichgebälke tel gehalten, der einerseits am Mauerstein haftet,
auszuführen. Auf die Ecke kommt ein Diago- andererseits in eine seitliche Nut des Stiels ein-
nal-Stichbalken. Die Verbindung der Stichbal- greift (Bild 6.113c).

6.106 Balkenlage für Fachwerkwände

6.107 Einfache Verkämmung 6.108 Doppelte Verkämmung

6.109 Schwalbenschwanzförmige Verkämmung 6.110 Eckverkämmung


6.6 Fachwerkwände 175

Wegen der besseren Wetterbeständigkeit wur- 6


den die Gefache auch mit verfugtem Ziegelmau-
erwerk ausgemauert. Werden bei äußeren Fach-
werkwänden die ausgemauerten Fache verputzt,
so liegt der Putz stets bündig mit der Außenflä-
che des Fachwerks, und die Ausmauerung ist ent-
sprechend zurückgesetzt (Bild 6.113a und c). Blei-
ben die Fache unverputzt, so wird außen bündig
mit den Holzflächen ausgemauert (Bild 6.113b).
Als Halt für die Ausmauerung können Dreikant-
leisten mit Schraubnägeln in die Gefache gena-
gelt werden (Bild 6.113c).
6.111 Balkenlage für Fachwerkwände
Die Ausmauerung wird in den Fachen durch Mör-
tel gehalten, der einerseits am Mauerstein haftet,
andererseits in eine seitliche Nut des Stiels ein-
greift (Bild 6.115 a und b).
Bei der Wiederherstellung von gemauerten Aus-
fachungen sollten möglichst kleinformatige, gut
wärmedämmende Steine mit Mörtel der Mörtel-
gruppe 2 verwendet werden. Porenbetonsteine
sind nur bei völlig trockenem Einbau für Aus-
fachungen geeignet, weil sie aufgenommenes
6.112 Schwalbenschwanzförmiges Wasser nur sehr langsam wieder abgeben.
Blatt mit Brüstung
Sowohl das Fachwerk als auch die Ausfachung
schwinden und dehnen sich bei Wärme und
Feuchtigkeit unterschiedlich, so dass Risse in
6.6.3 Ausfachung den Anschlussfugen unvermeidlich sind. Fach-
werkaußenwände können daher im Sinne von
Zwischen den tragenden Hölzern des Fachwer- DIN 4108 nicht als schlagregendicht gelten.
kes liegen die Ausfachungen („Gefache“). Sie Dennoch ergeben sich bei Fachwerkbauten mit
bestanden ursprünglich aus Flechtwerk („Ge- gepflegtem Bauzustand nur selten Feuchtigkeits-
wundenes“ – daraus das Wort Wand) oder aus schäden, weil eingedrungene Feuchtigkeit insbe-
Wickelstakung (vgl. Bild 10.60, Abschn. 10.3.3.6) sondere von Lehmausfachungen vor übergehend
mit dickem Lehmbewurf, der mit Häcksel oder aufgenommen wird und bei Sonneneinstrahlung
Kälberhaaren (magern und verankern), Tierblut wieder abtrocknet. Voraussetzung ist jedoch,
oder Schmiedezunder (Volumenvergrößerung dass diffusionsoffene und kapillar transportfähige
infolge Oxidation) aufbereitet, so gut wie rissefrei Baustoffe (z. B. Kalkputze und -anstrich) verwen-
blieb und der Ziegelwand in bezug auf Wärme- det werden. Wasserdichte Putze oder Anstriche
und Schalldämmung nicht nachstand. dürfen also keinesfalls verwendet werden.
176 6 Wände

Nur in Ausnahmefällen kann ein Wärmeschutz-


nachweis unter Berücksichtigung der gesamten
Hüllflächen zu ausreichenden Ergebnissen füh-
ren, d. h. nur wenn der Wärmeschutz von Decken,
Fußböden und Fenstern optimal ist.
Bei der denkmalpflegerischen Instandsetzung
von Fachwerkbauten, – insbesondere, wenn nur
Ausfachungen erneuert werden, – sind durch
ministerielle Erlasse (Hessen und Nordrhein-
Westfalen) ausdrücklich Ausnahmen zugelassen.
Den Anforderungen an den Wärmeschutz der
demnächst gültigen Energieeinsparverordnung
können übliche Fachwerk-Außenwände nicht
mehr genügen. Fachwerk-Außenwände sind
6.113a 6.113b danach bei (notwendigen) Veränderungen ent-
weder außenseitig zu dämmen und zu verput-
6 zen oder mit einer Innendämmung zu versehen.
Bei einer nachträglichen Innendämmung ist in
6.113c jedem Fall eine Taupunktberechnung durchzu-
führen, damit sichergestellt wird, dass es nicht zu
Tauwasseranfall innerhalb der Außenwandkonst-
ruktion kommt.
6.113d Eine Alternative zu den bisher angewendeten
Innendämmungen mit all ihren bekannten bau-
6.113 Ausmauerung der Fachwerkwände physikalischen Schwächen stellt die kapillaraktive
(Darstellung ohne Wärmeschutz) Innendämmung mit Kalziumsilikatplatten dar.
a) Ausfachung geputzt Kalziumsilikatplatten werden in Dicken ab 25 mm
b) Ausfachung als Sichtenmauerwerk
c) seitlicher Anschluss mit Dreikantleisten
angeboten. Sie halten die Außenwand diffusions-
d) seitlicher Anschluss mit Nut offen und erlauben selbst das Austrocknen von
Kondensat bei möglicher Umkehr des Dampf-
stromes in der warmen Jahreszeit. Auf Grund der
Sehr starken klimatischen Beanspruchungen hohen Alkalität (pH-Wert 7–10) bietet Kalziumsi-
können Fachwerkaußenwände auch bei hand- likat auch in feuchtem Zustand keinen Nährbo-
werklich einwandfreier Ausführung auf Dauer den für Schimmel. Kalziumsilikatplatten haben
nicht standhalten. Deshalb weisen alte Fachwerk- sich in Langzeit-Praxisversuchen als Innendäm-
konstruktionen an exponierten Wandteilen oder mung bewährt.
bei insgesamt ungünstigen Umgebungsverhält- Für die Dimensionierung der Wärmedämmung
nissen einen Wetterschutz durch Verschieferung, von Lehmausfachungen sind keine einschlägigen
Verschindelung oder vollflächigen Verputz auf. Bestimmungen vorhanden. Es können jedoch et-
In vielen Fällen kann es daher kritisch sein, Fach- wa folgende Werte zugrunde gelegt werden:
werk aus gestalterischen Gründen durch Ent-
fernen eines derartigen Fassadenschutzes frei- Rohdichte: Wärmeleit-
zulegen (Putz auf Fachwerkwänden s. Teil 2 des fähigkeit λR
Werkes). tLeichtlehm (ca. 800 kg/m3) 0,23 W/mK
tStrohlehm (ca. 1200 kg/m3) 0,47 W/mK
tMassivlehm (ca. 1800 kg/m3) 0,93 W/mK
6.6.4 Wärmeschutz
Grundsätzlich ist bei der Dimensionierung des
Der Wärmeschutz üblicher Fachwerk-Außenwän- Wärmeschutzes zu beachten, dass nicht allein
de reicht im Hinblick auf die Forderungen der zur die Wärmedämmwerte zu betrachten sind, son-
Zeit gültigen Energieeinsparverordnung EnEV dern gleichzeitig die Taupunktgrenze und die
2007 (vgl. Abschn. 17.5) nicht mehr aus und erst anfallende Tauwassermengen zu ermitteln sind.
recht nicht nach Inkrafttreten der EnEV 2009 am (Diese darf auf keinen Fall Werte über 1 kg Tau-
1. Oktober 2009. wasser/m2 ergeben.)
6.6 Fachwerkwände 177

6.114
Fachwerkwand mit Regenbremse und Hintermauerung (Schema)
1 Fachwerkriegel (Fachwerkfläche innen mit Papier überspannt)
2 Ausmauerung
3 Kalkputz
4 Deckenbalken
5 Auflagerriegel
6 Hintermauerung
7 Regenbremse

Sind Ausfachungen aus Lehm mit Stakung vor- Wenn die Verringerung der Raum-Grundflächen
handen und ihre Erhaltung möglich, wird in der in Kauf genommen werden kann, wird eine In-
Fachliteratur [12] in der Regel folgendes Vorge- nenschale aus Lehmsteinen, Blähtonsteinen oder
hen empfohlen: Leichtziegeln auf Lastverteilungsbalken oder
tAbtragen der Lehmausfachung außen um etwa dem Sockel mit 2 cm Abstand ausgeführt. Da-
25 mm, bei dürfen auf keinen Fall eine offene Fuge oder 6
Hohlräume zwischen Fachwerk und neu aufge-
tÜberspannen der Gefache mit Putzträgern (z. B.
führten Wänden verbleiben. Als vorteilhaft wird
Rippenstreckmetall), die jedoch nur an den
die Ausführung einer Regenbremse wie bei zwei-
Stakhölzern, nicht am Fachwerk, befestigt wer-
schaligem Mauerwerk mit Putzschicht empfoh-
den dürfen,
len. Um die Übertragung von Bewegungen zwi-
tSpritzwurf und Putzauftrag, mit zweilagigem schen Fachwerk und Innenschale zu verhindern,
mineralischem Putz (z. B. aus Kalk-Trassmörtel). wird das Fachwerk mit einer Trennlage (Papier,
Es können auch Wärmedämmputze verwendet Ölpapier, nicht aber aus Folien oder ähnlichem
werden. dampfsperrendem Material!) überspannt und die
tAnschlussfugen zum Fachwerk sind durch Kel- Fuge lagenweise beim Aufmauern mit flüssigem
lenschnitt von 10 mm Tiefe zu bilden. Eine Fu- Trassmörtel ausgegossen (Bild 6.114).
genabdichtung zwischen den Putzflächen in Kann die vorhandene historische Ausfachung
den Gefachen und dem Balkenwerk mit dauer- nicht erhalten oder ausgebessert werden, müs-
elastischen Dichtungsmassen ist nicht nur we- sen die Gefache neu mit Lehmsteinen, poro-
nig haltbar, sondern auch in ihrer Auswirkung sierten Leichtziegeln, Blähtonsteinen o. Ä. neu
äußerst nachteilig für das Austrocknen einge- ausgemauert werden.
drungener Feuchtigkeit.
Auf der Innenseite wird eine zusätzliche Wärme-
In vielen Fällen ist im Zusammenhang mit der Sa- dämmung aufgebracht. Dafür gibt es verschiedene
nierung von Fachwerkbauten eine Verbesserung Möglichkeiten. In jedem Fall sollten dabei nicht nur
der Wärmedämmung unumgänglich. Dafür gibt der Wärmeschutz, sondern auch die Tauwasserver-
es verschiedene Möglichkeiten. hältnisse bauphysikalisch nachgewiesen werden.

6.115a 6.115b

6.115 Fachwerkausfachung mit zusätzlicher Wärmedämmung


a) Ausführung mit Leichtlehm-Innendämmung [12]
b) Ausführung mit Dämmputz innen [12]
1 Kalkputz 3 Mineralischer Dämmputz
2 porosierte Leichtziegel 4 Mineralischer Leichtlehm
178 6 Wände

Bei der in Bild 6.115b dargestellten Möglichkeit


wird der zusätzliche Wärmeschutz durch minera-
lischen Dämmputz erreicht [12].
Eine Ausführungsmöglichkeit für eine zusätzliche
Innendämmung mit einem Spezialmaterial aus
Kork, Kieselgur, Stroh usw. (CELLCO®) ist in Bild
6.116 gezeigt. Das in plastischem, knetbarem Zu-
stand oder in Plattenform gelieferte Material äh-
nelt den historischen Lehmbaustoffen und kann
6.116a 6.116b
in Dicken von 3 bis 10 cm eingebaut werden
(Wärmeleitfähigkeit λR) = 0,080 W/(mK).
6.116 Fachwerksanierung mit Spezial-Baustoff (CELLCO®) Zur Neu-Ausfachung sind spezielle wärmedäm-
a) Fachwerk innen verdeckt mende Spritzputzsysteme auf dem Markt. Sie
b) Fachwerk innen sichtbar erfüllen bei entsprechender Verarbeitung die
1 Fachwerkriegel Anforderungen von DIN 4102 Baustoffklasse A
2 Sichtmauerwerk, vollfugig gemauert
1 (nicht brennbar), und die Gesamtkonstruktion
6 3 CELLCO-Wärmeschutz
4 Lattung hat gute Schalldämmeigenschaften (Bild 6.117).
5 Putzträger In Bädern oder ähnlichen Feuchträumen sind
6 Kalk-Trass Innenputz
raumseitig Dampfsperren einzubauen und eine
ausreichende Lüftung zu gewährleisten.

6.6.5 Schallschutz
Bei bestehenden Fachwerkbauten ist die Ge-
währleistung des erforderlichen Luft- und Tritt-
schallschutzes meistens recht problematisch.
Trittschallschutz mit schwimmenden Estrichen
auf Zement- oder Anhydritbasis ist auf den in der
Regel vorhandenen Holzbalkendecken meistens
aus Gewichtsgründen und wegen der oft sehr be-
grenzten Geschosshöhen nicht möglich. Wegen
seiner geringeren Einbauhöhe und auch wegen
6.117 Ausfachung mit wärmedämmendem Mörtel [12]
seiner Elastizität kann schwimmender Asphalt-
1 Wärmedämmender Gefachmörtel mit
Außenputz estrich in Frage kommen. In vielen Fällen dürfte
2 Rauhspundschalung jedoch eine Trockenbauweise mit schwimmend,
3 Holzfaserplatte (Pavatex) ggf. auf einer Ausgleichsschüttung verlegten
4 Dämmung Spanplatten, Gipsfaserplatten o. Ä. die beste Lö-
5 Dampfsperre
6 Holzspanplatte sung sein (vgl. Abschn. 11).
7 Gipskartonplatte
Der Luftschallschutz der Außen- und Woh-
nungstrennwände kann nur durch biegeweiche
Schalen vor den Wänden verbessert werden. Um
dabei Schallnebenwege (Flankenübertragung) zu
vermeiden, sind in der Regel auch biegeweiche
Schalen unter den Geschossdecken erforderlich,
Besonders in Verbindung mit evtl. teilweise er- allein schon wegen der meistens aber ohnehin
haltenen Ausfachungen in traditioneller Lehm- kaum ausreichenden Geschosshöhen problema-
technik kann der zusätzliche Wärmeschutz durch tisch (vgl. Abschn. 17.6).
eine entsprechend dimensionierte Schicht von Es müssen bei historischen Fachwerkbauten
mineralischem Leichtlehm erreicht werden. Die- daher beim Schallschutz – ebenso wie beim
ser wird zwischen Gefachen aus aufgeschraubten Brandschutz – Kompromisse in Kauf genommen
Kanthölzern eingebracht und mit einem Kalkputz werden, die jeweils im Einzelfall mit Nutzern, Bau-
(ggf. in Verbindung mit einem Putzträger) abge- aufsichtsbehörden und ausführenden Firmen ab-
deckt (Bild 6.115a). zustimmen sind.
6.7 Wände im Montagebau 179

6.6.6 Oberflächenbehandlung Auf diese Weise lassen sich Verluste an Zeit, Ar-
beitskraft und Baustoffen auf das geringstmög-
Wenn Fachwerkhölzer farbig behandelt werden lichste Maß beschränken. Andererseits muss oft
sollen, dürfen keinesfalls dampfsperrende bzw. ein hoher Transportaufwand in Kauf genommen
dampfdichte Lacke oder Anstriche verwendet werden.
werden. Für die Gefache haben sich dampfdurch-
Die Baukosten der Montagebauten konnten ge-
lässige Mineralfarbstoffe gut bewährt.
genüber örtlich hergestellten Bauten gesenkt
Von erheblicher Bedeutung ist die Erhaltung werden, doch wurden auch dort durch Teilvorfer-
eines mittleren Feuchtigkeitszustandes in den tigung, verbesserte Schaltechniken, Rationalisie-
Innenräumen. Er muss insbesondere durch aus- rung von Mauerarbeiten usw. erhebliche Kosten-
reichende Lüftung sichergestellt werden. Der reduzierungen erreicht.
Einbau dicht schließender moderner Fenster in
Großformatige massive Wandelemente für den
Fachwerkbauten ist immer problematisch. Am
Montagebau spielten eine große Rolle im Ge-
besten erfüllen Doppel- bzw. Kastenfenster die
schosswohnungsbau besonders bei völlig neu
Anforderungen des Wärme- und Schallschutzes
angelegten Wohngebieten. Technische Mängel
(s. Kapitel 5 in Teil 2 dieses Werkes).
in der Ausführung, oft große Defizite in der ar-
chitektonischen Gestaltung, insbesondere aber
6
neue soziologische und städtebauliche Konzepte
6.7 Wände im Montagebau haben zu einer weitgehenden Abkehr vom Woh-
nungsbau mit großformatigen Bauteilen geführt.
6.7.1 Allgemeines Nach wie vor behalten vorgefertigte großforma-
tige Wandbauteile aber überall dort ihre Bedeu-
Ziel des Montagebaues ist es, transportable Bau- tung, wo z. B. kurze Ausführungsfristen an der
elemente unter Beachtung der Maßnormen und Baustelle oder beengte Baustellenverhältnisse im
bestimmter Rastermaße (Module) in Werkstätten Vordergrund stehen.
oder Fabriken bis in die Einzelheiten vorzuferti-
gen und sie auf der Baustelle innerhalb kurzer Die im Montagebau herstellbaren Wände lassen
Zeit zusammen zu setzen. Damit soll erreicht sich grob gliedern in:
werden, dass die Hauptarbeit nicht auf den von tWände aus selbsttragenden Scheiben (Plat-
der Witterung oder sonstigen hinderlichen Um- ten und Tafeln aus Holz, Stahlbeton usw.) (Bild
ständen abhängigen Baustellen, sondern in ge- 6.118),
deckten, zweckmäßig eingerichteten Arbeitsräu- tWände, die im Zusammenhang mit Skelett-
men und in genau aufeinander abgestimmten, konstruktionen (s. Kapitel 7) eingebaut werden
mechanischen Arbeitsgängen durchgeführt wird. (Bild 6.119).

6.118a 6.118b 6.118c

6.118 Anwendung und statische Beanspruchung von Montagewänden


a) Wände aus stehenden Wandelementen, geschosshoch, 50 bis 100 cm breit, 20 bis 30 cm dick, Ringanker in
Deckenhöhe. Durch Fugenverguss und Ringanker werden die Elemente zu geschosshohen und -breiten Platten
zusammengeschlossen, die – untereinander ausgesteift – zusammen mit den Deckenschalen Vertikal- und
Horizontalkräfte aufnehmen
b) geschosshohe Wände aus gerahmten Tafeln, Wandelementen geschosshoch, 0,80 bis 1,25 m breit. Verwendung
innen und außen, für Balken- und Rippendecken geeignet; die Deckenlasten ruhen auf den vertikalen Tafel-
stößen. Die durch die Füllung ausgesteiften Tafeln der Außen- und Innenwände nehmen die Querkräfte auf
c) Raumgroße, deckentragende Platten aus Stahlbeton, mehrschichtig. Höhe 2,60 bis 4,00 m, Breite 6,00 bis 7,00 m,
Gewicht 6,0 bis 7,0 t. Verwendung innen und außen, statische Beanspruchung wie a)
180 6 Wände

Werden vorgefertigte Wände und andere Bautei- tFestigkeit


le nicht nur verwendet, um bestimmte konstruk- tSicherheit gegen Nässe, Schall und Wärmever-
tive Einzelaufgaben innerhalb eines Projektes zu luste
lösen, sondern im Rahmen kompletter, in der Re- tDauerhaftigkeit
gel vorgefertigter, Bausysteme verwendet, ist der
Begriff „Elementiertes Bauen“ gebräuchlich. Mon- tkurze Bauzeit (Montage)
tagebauweisen und elementiertes Bauen lassen tgeringe oder gar keine Baufeuchtigkeit
sich jedoch nicht eindeutig voneinander abgren- tgeringe Baustoffmasse (Raum-, Stoff- und
zen, so dass sich die Ausführungen des Abschn. Transportersparnis)
6.7 und auch 10 (Vorgefertigte Geschossdecken) tMaßgenauigkeit
mit dem Inhalt des Kapitel 7 berühren. tAussehen usw.
Die großformatigen, vorgefertigten selbsttra-
genden Wandbauteile gliedern sich in geschoss- Einige der geforderten Eigenschaften wirken ei-
hohe selbsttragende schmale Tafeln (Bild 6.118a nander entgegen, z. B. Schalldämmfähigkeit und
und b) und geschosshohe selbsttragende raum- geringe Masse, wasserdichte Außenhaut und
breite Platten (Bild 6.118c). Möglichkeit der Dampfdiffusion u. Ä.
6 Nichttragende vorgefertigte Wände werden als Au- Nur sehr sorgfältige Planung und genaue Arbeits-
ßenwandelemente bei wabenartigen Tragwerks- durchführung ermöglichen es, das beste Gesamt-
strukturen („Schottenbauweise“) oder im Zusam- ergebnis zu erreichen.
menhang mit Skelettkonstruktionen eingesetzt Tafeln, die den hohen Ansprüchen genügen sol-
(Bild 6.119). len, die z. B. im Wohnungsbau gestellt werden,
Baustellenuntersuchungen haben zwar für Wän- müssen alle Eigenschaften einer guten Massiv-
de aus liegenden und stehenden Tafeln im Ver- wand haben, aber außerdem transportabel und
gleich zu anderen, wärmetechnisch gleichwer- montierbar sein. Sie dürfen bei hinreichender
tigen Wandkonstruktionen besonders günstige Luftschall- und Wärmedämmung nicht zu schwer
Werte bezüglich des Gesamtarbeitsaufwandes sein und müssen vor und nach dem Einbau, trotz
ergeben, der geringe Arbeitsaufwand allein ist ihrer Größe, maßgenau und an allen Stößen voll-
jedoch kein Maßstab für die Vorteile, die eine kommen dicht sein. Obwohl möglichst bis in die
Wandkonstruktion bietet, da die Wandbaukosten Einzelheiten des inneren Ausbaus vorgefertigt,
nur einen Teil der Gesamtbaukosten ausmachen sollen sie nicht nur transportsicher, sondern auch
und außerdem der optimale Wert einer Wand ne- nicht zu transportempfindlich sein.
ben den Herstellungskosten von vielerlei Eigen-
schaften bestimmt wird, wie:

6.119a 6.119b

6.119 Nichttragende vorgefertigte Wände


a) Zellenwerk aus tragenden Querwänden (Schotten) mit eingesetzten, nicht deckentragenden Außenwand-
elementen. Tragende Querwandelemente geschosshoch, meist raumtief, Längsaussteifung durch
Deckenscheiben, Treppenhauswände und längsgerichtete Trennwände
b) Stahl- oder Stahlbetongerippe mit außen vorgehängten Wandelementen. Wandelemente geschosshoch,
Breite 1,00 bis 3,00 m. Horizontalkräfte werden durch Rahmen und Deckenscheiben aufgenommen
6.7 Wände im Montagebau 181

Tafelabmessungen werden vom Baustoff (Ge- Fugendichtungen erfordern besondere Sorgfalt.


wicht und Festigkeit) sowie vom Entwurfsraster- Anzustreben sind konstruktive Lösungen wie z. B.
maß (Bild 6.120) bestimmt. Die Tafelhöhe ist Nut- und Federverbindungen. Für die Dichtung
gleichzeitig Geschosshöhe. von Fugen, in denen auch Dehn- und Schwind-
Die Beschränkung auf wenige, aber abwand- bewegungen ausgeglichen werden sollen, sind
lungsfähige Tafeltypen und -größen (große Seri- Fugenprofile, vorkomprimierte Dichtungsbänder
en, gleichartige Montage, einfache Lagerhaltung) oder Dichtungsmassen zu verwenden, die hinrei-
bei großem Spielraum für die architektonische chend fest an den Fugenflanken haften und bei
Gestaltung sind ebenso erforderlich wie eine für Dehnung nicht reißen (s. Abschn. 5.7.2, Bilder
die gesamte Planung konsequente Anwendung 5.54 bis 5.55).
der Maß- bzw. Modulordnung (vgl. Abschn. 2). Die für Transport und Montage erforderliche Kan-
tenfestigkeit sowie die Knickfestigkeit können
Tafelverbindungen werden auf zahllose Arten durch Einfassen der Tafeln mit Holz- oder Me-
durch Fugenverguss, Dübel, Schrauben, Ha- tallrahmen verbessert werden. Tafelrahmen aus
ken, Klammern, Nutfedern usw. hergestellt. Die Metall oder Schwerbeton liegen im Innern der
Wahl der Verbindung hängt vom Tafelbaustoff Fuge, oder sie müssen durch Falzungen und wär-
(Festigkeit, Maßgenauigkeit, Wärmedämmung, medämmende Kunststoffpolster unterbrochen 6
Schwindmaß) sowie vom Wandaufbau ab (ein- werden, damit sie keine Wärmebrücken bilden.
schalig, mehrschalig, hohl, gerahmt usw.).
Tafelauflager werden in der Regel von Funda-
Außenwandtafeln sind meistens mehrschalig mentplatten aus Beton oder den Rohdecken ge-
oder -schichtig (außen Wetterschutz, im Inne- bildet. Die Tafeln werden bei den meisten Syste-
ren Wärmedämmung, an der Innenfläche oft men in U-förmige Metallschienen eingeschoben,
fertiger Untergrund für Anstrich oder Tapete). die auf den Deckenrändern verankert werden.
Durch Dampfsperren ist zu vermeiden, dass Was- Die Dichtung der Lagerfuge muss der Stoßfugen-
serdampf im Wandinneren kondensiert und zu dichtung den einzelnen Tafeln entsprechen.
Bauschäden und Wärmeverlusten führt. Bei der Verbindung zwischen Wand- und Decken-
tafeln aus Beton wird wie in Bild 6.123 und 6.129
Innenwandflächen sollen nagelbar sein und
gezeigt verfahren.
Dübel, Schrauben usw. für das Anbringen von
Raumausstattungsgegenständen sowie Installa-
tionsleitungen aufnehmen können. Gefordert
werden weiterhin dichte Fugen (nicht nur gegen 6.7.2 Vorgefertigte tragende
Schmutz und Ungeziefer sondern immer mehr Wandelemente
auch wegen der Forderungen nach luftdichten
Gebäudehüllen, die in Folge der immer höhe- Flachbauten werden seit langer Zeit aus etwa
ren Wärmedämmforderungen allmählich zum meterbreiten, geschosshohen Tafeln zusammen-
Standard werden), und Luftschalldämmfähigkeit. gesetzt, die wärmedämmend und so fest sind,
Die Schalldämmung kann durch doppelschalige dass sie ohne Aussteifung durch Stützen leichte
Wände aus Tafeln verschiedener Biegesteifigkeit Decken- oder Dachlasten aufnehmen können.
erreicht werden. Balken- oder Rippendecken können dabei auf

6.120a 6.120b 6.120c

6.120 Einfluss der Tafelstöße und -kreuzungen auf die Einordnung in Rastersysteme (vgl. Bild 2.9 bis 2.13)
a) Raster neben Elementachse, weil Eckglied bei mehrschaligen Wandelementen besonders groß bemessen ist
b) Rasterachse deckt sich mit Wandelementachse bei einschaligen Tafeln (κ = kleine Füllglieder mit hoher
Wärmedämmfähigkeit)
c) ähnlich b mit rechtwinklig gebrochenen Stoßfugen
182 6 Wände

die steifen Vertikalkantenstöße der Tafeln aufge- Die Anfertigung erfolgt in hochmechanisierten
lagert werden (Bild 6.117c). Aus Tafeln (Schalen, Werken, wo mit größter Genauigkeit und Spar-
Flächen) zusammengefügte Wände bieten allge- samkeit sorgfältig ausgewählte Baustoffe von
mein die Vorteile der Serienherstellung, der An- gleichbleibender Güte verarbeitet werden. Durch
passungsfähigkeit an vielerlei Grundrissformen große Serien und die damit verbundene straffe
und der trockenen, schnellen Montage der bis Rationalisierung bei Fertigung und Montage kön-
zum Ausbau vorgefertigten Wandelemente. nen Kosten gesenkt werden. Voraussetzungen
für das Erreichen dieses Zieles sind frühzeitige
6.7.2.1 Porenbetonelemente Planung, Zusammenarbeit erfahrener Fachleute
Porenbetonelemente werden als raumhohe Ta- auf dem Gebiet des Entwurfs, der Fertigung und
feln von 62,5 cm Breite oder in Raumbreite (bis des Baustellenbetriebes und günstige Transport-
etwa 6,00 m) – auch mit eingearbeiteten Fenster- bedingungen (Entfernung 50 bis 100 km).
und Türöffnungen – hergestellt. Die Maßtoleranzen wie Grenzabmasse und Win-
In Verbindung mit entsprechenden Porenbeton- keltoleranzen für vorgefertigte Bauteile wie u. a.
Dach- und Deckenelementen ergeben sie kom- Wandtafeln aus Beton sind in DIN 18 203-1 gere-
gelt.
6 plette Montagesysteme für Gebäude mit bis zu
3 Vollgeschossen. Die Tafeln haben entweder Durch die Abkehr vom vielgeschossigen Massen-
nur eine leichte Transportbewehrung oder auch wohnungsbau und durch den Trend zu immer
Zugbewehrungen nach statischer Berechnung, stärker differenzierter architektonischer Gestal-
so dass Horizontalkräfte (Winddruck, Erddruck) tung der Fassaden ist trotz der vorhandenen
aufgenommen werden können. technischen Möglichkeiten auf diesem Gebiet
Die Tafeln werden auf Fundamenten oder De- der Einsatz großformatiger tragender Außenwan-
ckenrändern in ein Mörtelbett (MG III) gesetzt delemente heute in erster Linie dort gegeben,
und im Übrigen an den Stößen stumpf oder mit wo lediglich rasche Montage an der Baustelle
Nut-Feder-Rändern durch Klebe- oder Dünnbett- wichtig ist. Dazu gehören Außen- und Innenwän-
mörtel verbunden. de, wenn der Einsatz der erforderlichen schweren
Hebezeuge dafür wirtschaftlich bleibt.
Gebäudeecken werden mit Stahlankern gesi-
chert. An den Deckenrändern werden Ringan- Außenwandplatten werden zweischalig mit da-
ker nach statischer Berechnung ausgeführt (Bild zwischenliegender Dämmschicht („Sandwich-
6.121). platten“) hergestellt. Die äußere Betonschale
bildet den Wetterschutz, die innere trägt die
Die Außenflächen können in herkömmlicher
Deckenlast. Die Maßgenauigkeit wird durch die
Weise geputzt werden oder Dünnbettputze bzw.
Fertigung in Metallformen erreicht und durch
Anstriche erhalten, die jedoch nicht die Wasser-
Dampfhärtung (Verhindern des Schwindens nach
dampfdiffusion behindern dürfen.
Einbau) (Bild 6.123).
6.7.2.2 Stahlbetonelemente1) Äußere und innere Schale müssen miteinander
verankert werden. Die Verankerung muss einer-
Stahlbeton-Fertigelemente kommen in einfacher seits eine sichere Verbindung der Schalen ge-
Form für den Bau von Kellerwänden in Frage. währleisten, andererseits aber auch thermische
Schmale, raumhohe Elemente sind wegen ihres Bewegungen der Außenschale sowie Schwind-
hohen Gewichtes und der damit verbundenen bewegungen zulassen. Daher werden in Tafel-
Transportprobleme meistens gegenüber örtlich mitte starre Zentralanker und an den Rändern fle-
mit modernen Schaltungstechniken hergestell- xible, korrosionsfeste Stahldrahtanker („Nadeln“)
ten Betonwänden unwirtschaftlich. Dagegen eingebaut (Bild 6.124).
können – auch mit leichtem Hebezeug versetz-
bare – zweischalige Wandelemente vorteilhaft Die Außenschale ist mindestens 7 cm dick und
sein. Sie werden nach dem Einbau mit Beton ver- kann an der Oberfläche durch Schalungsmatrizen,
füllt und sind eigentlich als „verlorene Schalung“ Nachbehandlungen oder mit Waschbeton- o. Ä.
zu betrachten (Bild 6.122). Vorsätzen gestaltet werden (vgl. Abschn. 5.9).
Die Plattenaufteilung ist in erster Linie von den
Geschosshohe, raumbreite Stahlbeton-Wand- gestalterischen Absichten abhängig. Die Ele-
elemente werden als tragende Platten aus Nor- mentbreite sollte aber möglichst auf etwa 4 m
mal- oder Leichtbeton hergestellt. Sie werden vor begrenzt werden.
der Montage oft bis in alle Einzelheiten (Fenster,
Türen, Installation, Putz, Verglasung) vorgefertigt. 1) s. auch Abschn. 6.7.3.5
6.7 Wände im Montagebau 183

1 stehende Porenbeton-
Wandelemente, tragende
2 Porenbeton-Dachplatten
3 Bewehrung in den Plattenfugen
4 Porenbeton-Verblendplatten
als Wärmedämmung
5 Ortbeton-Ringanker bzw.
tragender Fenstersturz
6 Stahlbetondecke
7 Porenbeton-Deckenplatte
8 Ortbeton-Fundamente

6.121 Tragende Porenbeton-Wandelemente (YTONG)


184 6 Wände

6 6.122
Zweischalige Schwerbetonwandelemente (BHN)

6.123 Geschosshohes Stahl- 6.124 Verankerungen in Sandwichplatten


beton-Außenwandelement 1 Zentralanker
(Sandwich-Fassadenplatten) 2 Randanker („Nadeln“)
1 tragende Scheibe 3 Zentrieranker
2 Wärmedämmung 4 Zusatznadelreihe bei Höhen über 2,50 m
(Dampfsperre nur in
Sonderfällen)
3 Vorsatzschale
4 Vergussbeton
5 Auflagerscheibe
PVC
6 Unterstopfmörtel
6.7 Wände im Montagebau 185

6.125
Stöße der Wärmedämmung von
Sandwich-Elementen
a) Stufenfalz
6.125a 6.125b b) Stöße versetzt

6.126 Außenwandecken ohne Stütze 6.127 Außenwandecken mit Stütze


1 Vorsatzschale 4 Stütze des Stahlbetonskeletts
2 Wärmedämmung 5 Fugenabdichtung
3 innere Schale 6 Fugenhinterfüllung

Die Wärmedämmung besteht im Allgemeinen Die Horizontalfuge kann auch durch eine min-
aus schwer entflammbaren oder nicht brennba- destens 6 cm hohe „Schwelle“ geschützt werden,
ren Schaumstoffen bzw. Mineralwolleplatten. deren Höhe sich aus dem Staudruck des Windes
Wärmebrücken müssen durch Stufenfalze der herleitet. Die Windsperre bilden der Ortbetonver-
Wärmedämmplatten oder durch mehrschichtige guss oder Dichtungsbänder (Bild 6.130). Die Ver-
Anordnung mit versetzten Stössen verhindert tikalfuge erhält hier eine Regensperre aus einem
werden (Bild 6.125). Kunststoffprofil, hinter dem der vertikale Druck-
Ecken werden meistens mit Hilfe von Sonder- ausgleichsraum liegt, aus dem etwa eingedrun-
formteilen ausgebildet (Bild 6.126 und 6.127). genes Wasser in der Horizontalfuge nach außen
abfließen kann (Bild 6.128a und b).
Fugen. Entscheidend für die Güte der gesamten Fugen, die ausschließlich mit Dichtstoffen gesi-
Wand, insbesondere der Außenschale, ist die chert werden, sind besonders schadensanfällig,
Ausbildung der Horizontal- und Vertikalfugen. Sie weil Verarbeitungsfehler zunächst schwer erkenn-
werden mit eingelegten Dichtungsbändern (Bild bar sind. Dies gilt insbesondere, wenn versucht
6.128a), Profilsystemen (Bild 6.128b) oder als ab- wird, mit der Fugendichtung Montagefehler (un-
gedichtete Fugen (Bild 6.128c) ausgeführt. gleiche Fugenbreiten) oder Herstellungsfehler an
Durchfeuchtungsschäden und Wärmeverluste den Wandelementen auszugleichen. Besonders
an den Plattenfugen können vermieden werden, in den neuen Bundesländern sind umfangreiche
wenn den physikalischen Grundsätzen auf einfa- Instandsetzungsarbeiten an den Fugen von Plat-
che Weise durch die Fugenform Rechnung getra- tenbauten erforderlich geworden. Hierfür muss
gen wird. Um eine sichere Ableitung von Schlag- auf Spezialliteratur verwiesen werden.
regenwasser auch an den Fugenkreuzungen zu Beim Beton-Großplattenbau ist es keine ideale
gewährleisten, werden z. B. die senkrechten Fu- Lösung, wenn bei der Montage Ortbeton verwen-
genebenen in diesen Bereichen gegeneinander det werden muss. Besser ist der statisch wirksame
versetzt (Bild 6.129). Verbund der trocken versetzten Platten durch
186 6 Wände

6.128a 6.128b 6.128c

6.128 Fugenausbildung
a) Dichtungsband in Stahlbetonnut
b) Fugenprofile mit Dichtungsband
c) dauerelastische Abdichtung (s. auch Bild 5.50)

6.129 Hinterlüftete Horizontalfuge 6.130 Prinzip der druckausgleichenden Vertikalfuge bei mehrschichtigen
einer Sandwich-Wand Beton-Außenwandplatten1)
1 seitliche Fugenzunge (Schnitt und Grundriss)
2 Fugendichtungsprofil 1 Außenschale 7 Stahlbetondecke
3 Vergussbeton 2 Schwellenhöhe 8 Wärmedämmung (zweilagig)
4 Unterstopfmörtel h ≧ 6 cm 9 verdickte Außenschale
3 den Kreuzungspunkt über- 10 Regensperre (Polychloropren)
deckendes Kunststoffprofil 11 Vertikalfugenprofil aus PVC
4 Steckbefestigung des Kunst- 12 vor dem Ortbetonverguss
stoffprofils einzubringende Wärme-
5 einbetoniertes PVC-Profil dämmung
6 Windsperre (Mörtel) im Wand- 13 Dichtungsmasse
innern durch Dichtungsband 14 Ortbeton
angeschlossen 15 Druckausgleichsraum
1) nach Unterlagen der Eurofit GmbH, Berlin

Spannkeile (mögliche Demontage, bessere Wär- 6.7.3 Vorgefertigte nichttragende


medämmung, geringeres Transportgewicht). Wandelemente
Raumgroße lasttragende Innenwandplatten wer-
den aus einschaligem Normal- oder Stahlleicht- 6.7.3.1 Allgemeines
beton hergestellt. Sie enthalten meistens Kanäle Nichttragende Außenwandtafeln, die in zahl-
für Versorgungsleitungen aller Art. reichen Variationen verwendet werden, und
Schornsteine und Müllschächte werden ebenfalls zwar aus Holz-, Stahl- oder Aluminiumrahmen,
in geschosshohen Elementen hergestellt (s. Ab- mit Blech, Faserzement, kunststoffbeschichteten
schn. 3 in Teil 2 dieses Werkes). Sperrholz-, Spanholz- oder Faserholzplatten o. Ä.
6.7 Wände im Montagebau 187

beplankt und innen mit Wärmedämmstoffen ge- Wärmebrücken in der Fassade und die Abdich-
füllt bzw. ausgeschäumt, lassen sich mit höchster tung zwischen den Aus fachungselementen und
Maßgenauigkeit in Serie herstellen und miteinan- dem Skelett. Es ist deshalb meistens einfacher,
der oder auch mit den Tragsystemen verbinden. vorgefertigte Wandelemente komplett vor die
Die Fertigung umfasst oft auch Fenster oder Tü- Tragkonstruktion zu hängen (Bild 6.131).
ren als Teil des Wandelements. Spezialtransport-
gerät kann Transportschäden vermeiden helfen. 6.7.3.2 Leichtelemente
Außenwände von Gebäuden mit Stahl- oder Leichte hallenartige Gebäude ohne Wärmeschutz
Stahlbetongerippen (s. Bild 6.118) oder tragen- können einfache Montagewände aus Faserze-
den Querwänden (Zellenwerk, „Schotten“) wer- ment- (Bild 6.132), Stahl- oder Aluminium-Profil-
den durch leichte, vorgefertigte Wandelemente platten erhalten, die mit Hilfe von Riegeln oder
gebildet, die entweder als Ausfachung zwischen freistehend vor den Skelettkonstruktionen mon-
die Tragkonstruktion (Bild 6.131a und b) gesetzt tiert werden (Bild 6.133).
oder davor aufgehängt werden (Bild 6.131c
und d). 6.7.3.3 Metallelemente mit Wärmedämmung
Ausfachungen werden zwischen Deckenplatten Für Hallen- und für Lagerbauten mit Skelettkon-
6
oder Stützen so montiert, dass das Skelett des struktionen, bei denen keine Wärmespeicherung
Bauwerkes ganz oder teilweise sichtbar bleibt der Wände erforderlich ist, stellen Metallprofil-
(Bild 6.131a bis c). Problematisch ist dabei die platten mit Wärmedämmung sehr wirtschaftliche
Einhaltung enger Maßtoleranzen bei der Ausfüh- Lösungen dar.
rung des tragenden Skeletts, das Verhindern von

6.131a 6.131b

6.131c 6.131d

6.131 Anordnung vorgefertigter Außenwandelemente (Prinzipskizzen)


a) Außenwandelemente E zwischen Deckenplatten und Stützen gehängt oder auf Deckenplatte aufgesetzt
b) Außenwandelement E vor Deckenplatten, hinter Stützenvorderfläche (Elemente sind an der Decke beliebig oft
aufgehängt oder auf ihr abgestützt)
c) Außenwandelement E vor Stützen, hinter Deckenstirnflächen (Elemente sind auf die Deckenplatten aufgesetzt)
d) Außenwandelemente E vor Stützen, und vor Deckenplatten (Elemente sind an den Decken- und Stützenstirnflä-
chen befestigt)
188 6 Wände

6.134a

6.132
6 Wand aus Well-
Faserzement-Platten

6.134b

6.134 Stahlblech-Trapezprofilwände (HOESCH)


a) zweischalig mit Wärmedämmung
b) zweischalig, Feuerwiderstandsklasse W90
1 Trapezprofil 4 Z-Profil
2 Unterkonstruktion 5 Silikatstreifen
3 Wärmedämmschicht 10 x 100 mm
3a Wärmedämmschicht
6.133 Wand aus Stahlblech-Trapezprofilen (nicht brennbar)

Wenn an die Innenflächen keine Anforderungen Wenn an den Innenseiten glatte Wandflächen
– auch hinsichtlich mechanischer Beschädigun- ohne Riegel erforderlich sind, stellen Stahlkas-
gen – gestellt werden müssen, können steife settenwände eine gute Lösung dar. Während die
Wärmedämmplatten (z. B. extrudierte PS-Hart- Außenschale bei ihnen vertikal gespannte Tra-
schaumplatten) zwischen den Riegeln montiert pezprofile aufweist, wird die Innenschale aus Kas-
werden (Bild 6.134a). Werden nichtbrennbare settenprofilen gebildet, die horizontal von Stütze
Dämmplatten verwendet, die zwischen zwei zu Stütze gespannt werden. Mit entsprechender
Blechschalen angeordnet sind, können derartige Kassettentiefe kann jede erforderliche Wärme-
leichte Außenwände Feuerwiderstandsklassen dämmschicht eingebaut werden. Werden die in-
bis zu W 90 erreichen (Bild 6.134b). nenliegenden Kassetten aus Lochblechen gebil-
Insbesondere im Industriebau werden für derar- det, lassen sich erhebliche Schallschluckwerte in
tige Wandkonstruktionen vorgefertigte Elemente Verbindung mit geeigneten Wärmedämmstoffen
aus beschichteten Stahl- oder Aluminiumprofilen erreichen (Bild 6.136).
mit Schaumstoffkern verwendet. Sie sind beson- Berücksichtigt werden muss, dass Metallkons-
ders im Hinblick auf den Montageaufwand sehr truktionen gegen mechanische Beschädigun-
wirtschaftlich und können bei baulichen Verän- gen empfindlich sind, und nur mit recht hohem
derungen leicht abgenommen und wiederver- Aufwand können sie Anforderungen hinsichtlich
wendet werden (Bild 6.135). Schallschutz erfüllen.
6.7 Wände im Montagebau 189

Durch konstruktive Maßnahmen und Wahl ge- Dem steht der höhere Montageaufwand, die er-
eigneter Baustoffe muss sichergestellt sein, dass forderliche laufende Unterhaltung durch Anstri-
schädigende Einwirkungen z. B. verschiedener che, die eingeschränkte Wiederverwendbarkeit
Baustoffe untereinander – auch ohne direkte bei baulichen Änderungen gegenüber. Das hö-
Berührung, insbesondere in Fliessrichtung des here Eigengewicht der Elemente erfordert ent-
Wassers – ausgeschlossen sind. Kontakt- und sprechend bemessene Unterkonstruktionen.
Spaltkorrosion ist z. B. durch elastische Zwischen- Für nichttragende Wände werden 62,5 cm breite,
oder Gleitschichten, Bitumendachbahnen und geschosshohe Porenbetonelemente vor den Rie-
Kunststoff-Folien zu vermeiden (DIN 18 516-1). geln von Skeletten stehend oder liegend einge-
baut. Bei liegendem Einbau sind Elementlängen
6.7.3.4 Poren- und Leichtbetonelemente bis zu 7,50 m Länge möglich. Die Verbindung mit
Porenbetonelemente bieten als nichttragende
Wände bei größeren Wanddicken gegenüber
Stahlprofilwänden folgende Vorteile:
tgute Wärmedämm- & -speichereigenschaften
tunproblematische Wasserdampfdiffusion 6
trelativ guter Schallschutz
tguter Brandschutz
tUnempfindlichkeit bzw. gute Reparaturmög-
lichkeit bei mechanischen Beschädigungen.

6.135a

6.135b

6.135c

6.135 Montagewände aus Stahlblech


a) wärmegedämmte Trapezprofilbleche
b) Sandwich-Platten (HOESCH-Isowand)
c) Sandwich-Element mit verdeckter Befestigung
(Fischer Isotherm plus N)
d) Schnitt
1 HOESCH-Isowand 6 Kunststoffdachbahn
2 Wandriegel 7 Haltewinkel
3 Fußriegel 8 Horizontalverwahrung
4 Trapezblech (Dachaufbau 9 Dichtungsband
s. Teil 2 dieses Werkes) 10 Verbundestrich
5 Attikakappe 11 Stahlbetonsockel 6.135d
190 6 Wände

dem Skelett erfolgt in der Regel mit Halteankern, 6.7.3.5 Stahlbeton-Fassadenelemente


die in Ankerschienen eingehängt oder an Stahl- Für Stahlbetonskelettbauten mit hohen Anfor-
skeletten angeschweißt werden (Bild 6.137b). derungen an Wärme- und Schallschutz kann
Die Stoßverbindungen und Oberflächenbehand- eine Kombination von Ausfachungswänden mit
lung usw. werden wie bei tragenden Porenbe- zusätzlichem Wärmeschutz und vorgehäng-
tonelementen ausgeführt (s. Abschn. 6.7.2.1). ten Stahlbeton-Außenwandelementen in Frage
kommen. Diese werden mit Schwerlastankern an
den Stahlbetonstützen oder -riegeln oder an den
Deckenrändern der Skelettkonstruktion aufge-
hängt und justiert (Bild 6.138). Je nach Abstand
zwischen Außenwandelement und Wärmedäm-
mung liegt damit eine zweischalige Außenwand
mit Kerndämmung oder eine hinterlüftete Au-
ßenwand vor (vgl. Abschn. 6.2.3.3).
Bei einer anderen Montageart werden die Stahl-
6 beton-Außenwandelemente mit bereits rück-
seitig aufgeklebter oder anbetonierter Wärme-
dämmung mit kurzen angeformten Nocken auf
die Deckenränder aufgesetzt. Mit Winkellaschen
werden die Konsolnocken auf einbetonierten An-
kerschienen verschraubt. Nur im oberen Bereich
werden sie mit Schwerlastankern gegen Abkip-
pen gesichert. Anschließend werden die Skelett-

6.136b

6.136 Stahlkassettenwände [9]


a) Schnitt
b) Grundriss, Ecke
1 Stahltrapezprofil (Dachaufbau s. Teil 2
dieses Werkes)
2 Stahlkassette
3 Wärmedämmung
4 Edelstahlschraube mit U-Scheibe und
Neoprene-Dichtung
5 Dichtungsband
6 Attika-Kappe
7 Eckprofil
8 Tropfprofil
9 Fußwinkel
6.136a 10 Verstärkungsriegel
6.7 Wände im Montagebau 191

felder von der Innenseite her ausgemauert, so Die Fugen der Elemente werden wie bei den
dass eine zweischalige Wand mit Kerndämmung tragenden Stahlbetonwänden ausgeführt (s. Bild
entsteht (Bild 6.139, vgl. Abschn. 6.2.3.3). 12.8).
Hinterlüftete Konstruktionen sind bei dieser Bau- Die außerordentlich verfeinerten Schalungstech-
weise auch möglich, wenn die Wärmedämmung niken erlauben auch die Herstellung von gestal-
mit Hilfe von wabenartigen Kunststoff-Abstand- terisch und formtechnisch aufwendigen Fassa-
haltern an die Fertigteile anbetoniert wird. denteilen.

6.137a 6.137 Stahlskelett mit Porenbetondielen


a) stehende Montage vor Stahlbetonriegel
b) liegende Montage
c) liegende Montage mit Eckelement

6.137b 6.137c 6

1
1 5
4

5 3
2 4

2 3
4

6.138 Fassadenplattenanker (deha) 6.139 Aufgesetzte Stahlbeton-Fassadenplatte


1 Fassadenplatte 1 Fassadenplatte
2 Stahlbetonskelett 2 Aufstandnocken mit seitlichem Sicherungs-
3 einbetonierte Ankerplatte winkel auf Ankerschiene
4 Fassadenplattenanker 3 Stahlbetonriegel (bzw. Sturz)
5 Justierstift 4 Wärmedämmung mit raumseitiger Dampfsperre
6 Abstandhalter 5 Hintermauerung
192 6 Wände

6.141a

6.141 Fassade mit Bimsbeton-


Fassadenelementen
(Bürogebäude in Fell-
bach, Arch.: Dollmann
+ Partner, Stuttgart)
a) Horizontalschnitt
Ecke: Fassade Bims
beton/Fassade Glas
b) Vertikalschnitt
Fassade Ost/West
Bimsbeton
1 Stufenverbundglas
2 Fassadenelemente
Bimsbeton mit Kern-
dämmung 240 mm
3 Stütze Stahlprofil
HEA 220, ausbetoniert
6.140 Fassade aus Stahlbeton-Fertigteilen 4 Hauptträger Stahl-
(Logistikzentrum in Lyon, Arch.: Tectoniques, Lyon) profil IPE 270
Fassadenschnitt 5 Elementstoß, dauer-
elastisch versiegelt
1 Dachaufbau: 6 Witterungs- und
Steinschüttung 60 mm, Dachdichtung mehrlagig, Blendschutzhaube
Dämmung 80 mm, Dampfsperre, Beton-Hohlraum- Stahlblech, feuer-
Deckenelement mit Stahlbeton-Verguss verzinkt
2 Querträger, Stahlbeton
3 Rundstütze, Stahlbeton 1 Lamellenfenster mit
4 Aluminium-Abdeckblech, lackiert Isolierverglasung
5 Fassadenelement Betonfertigteil d = 160 mm 2 Wasserdichter Mörtel
lasiert mit leichtem Grünton
6 Stahlwinkel verdübelt
7 Fassadenelement, Profilglas
8 Aufbau Metall-Fassadenelement:
Lochstahlblech lackiert auf U-Stahlprofilen
Polyester-Wellplatte transparent auf U-Stahl-
profilen, Dämmung Steinwolle, Gipsplatte 13 mm
als Brandschutz (h = 1 m) in Stahlblech lackiert
9 Silikonverfugung
10 Sockel Betonaufkantung 6.141b
6.7 Wände im Montagebau 193

6.8 Holzbausysteme Wände in Holzmodul-Bauweise müssen am


Wandfuss und am Wandkopf rechtwinklig zur
Wandebene horizontal gehalten sein, z. B. durch
6.8.1 Bauen mit Holzmodulen Decken, die über die gesamte Wanddicke und
Wandbreite aufliegen. Sie sind durch Beplan-
In den letzten Jahren ist das Bauen mit Holz im- kungen, Stiele und in anderer geeigneter Weise
mer beliebter geworden. Dies hat dazu geführt, gemäss den Vorgaben des Herstellers zu verstär-
dass die Industrie immer ausgereiftere Bausyste- ken.
me entwickelt. Die Holzmodul-Bauweisen erreichen auch hohe
Eine dieser Entwicklungen ist die sogenannte Schall- und Wärmeschutzwerte. So erreichen die
„Holzmodul-Bauweise“. Dabei werden durch Systembauteile bei 16 cm Gesamtwandstärke
loses Zusammenstecken von Systemteilen (Mo- mit Wärmedämmungen in den Kammern (Zellu-
dulen) tragende und aussteifende Wände von loseflocken, Perlite usw.) und einer zusätzlichen
Wohngebäuden bzw. von vergleichbar genutz- Außendämmung von 16 cm Dicke einen Wärme-
ten Gebäuden mit bis zu sechs Vollgeschossen durchgangskoeffizenten (U-Wert) von 0,14 W/
erstellt. m2K. Insbesondere gilt es aber gerade bei Holz-
Holzmodul-Bauweisen sind Baukastensysteme, bausystemen wie auch bei Wandkonstruktionen 6
die hohe Anforderungen an Stabilität, Dauerhaf- im Trockenbau (s. Abschn. 6.10.3), den verwen-
tigkeit, Komfort und Gestaltungsfreiheit erfül- deten Dämmstoffen besondere Aufmerksamkeit
len. Diese Bauweise reduziert im Verhältnis zum zu widmen, um Gesundheitsschäden für die Nut-
Montagebau bzw. zum elementierten Bauen den zer der Gebäude auszuschließen.
Planungsaufwand erheblich und vergrössert da- Mineralwolle-Dämmstoffe (Glaswolle, Steinwolle) wer-
durch den kreativen Spielraum. den im Wand- und Unterdeckenbereich (s. auch Abschn.
14) vorwiegend für Schall- und Brandschutzzwecke ein-
Mit diesen Holzbausystemen sollen die Vorteile gesetzt. Mineralwolle (auch Faserdämmstoff genannt) be-
vom Mauerwerksbau mit den positiven Eigen- steht aus künstlichen Mineralfasern (KMF), denen Kunsthar-
ze, Öle und weitere Zusätze (z. B. wasserabweisende Stoffe)
schaften des Rohstoffes Holz verbunden werden. zugegeben sind. Mineralwolle-Dämmstoffe sind schallab-
Die Module können sowohl die Dämmung als sorbierend, nichtbrennbar, verrottungs- und alterungsbe-
auch Installationsleitungen aufnehmen. ständig sowie sehr wasserdampfdurchlässig. Sie können je-
doch dünne, einatembare Fasern abgeben, deren mögliche
Das übliche kleinteilige Raster (16 cm horizontal, gesundheitlichen Auswirkungen bei der Verarbeitung
8 cm vertikal) ermöglicht große Planungs- und besondere Aufmerksamkeit zu schenken ist.
Herstellungsfreiheit. Grundsätzlich sind Fasern aller Art dann in der Lage, Krebs
zu erzeugen, wenn sie bestimmte Längen und Durchmes-
Auch unter ökologischen Gesichtspunkten sind ser sowie eine gewisse Beständigkeit im Körper aufweisen.
Holzmodul-Bauweisen eine durchaus ernst zu Anders als Asbestfasern, die aufspleissen (d. h. sich der Län-
nehmende Alternative zum konventionellen ge nach teilen und somit immer dünner und gefährlicher
Massivbau. Das Holz wird auf Grund der tech- werden), brechen Glas- und Steinwollefasern quer zur Fa-
ser und werden so immer kürzer (d. h. in der Wirkung dann
nischen Trocknung ohne jeglichen Holzschutz mit jedem anderen Staub vergleichbar). Außerdem ist die
eingesetzt. Es fällt nahezu kein Bauschutt an. Beständigkeit der Fasern von Bedeutung, weil die Fasern
Holzmodul-Wände können auch wieder zurück- eine bestimmte Zeit in der Lunge verbleiben müssen, um
gebaut und in einem anderen Grundriss oder an eine Krebserkrankung hervorrufen zu können. Sobald diese
aus der Lunge entfernt und aufgelöst sind, verlieren sie ihr
anderer Stelle wiederverwendet werden. krebserzeugendes Potential.
Bei der Anwendung der Holzmodulbauweisen ist Die Beurteilung der Fasern wird im Wesentlichen aufgrund
DIN 68 800-2 „Holzschutz; vorbeugende bauliche ihrer Beständigkeit bzw. Löslichkeit vorgenommen. In
Deutschland wird hierzu die chemische Zusammensetzung
Massnahmen im Hochbau“ zu beachten. und/oder die in Tierversuchen ermittelte Biobeständigkeit
Bei Außenwänden ist außen ein dauerhafter herangezogen.
Wetterschutz sicherzustellen. Die verschiebungs- Bei Produkten, die vor 1996 eingebaut worden sind, muss
von einem Krebsverdacht ausgegangen werden. Seit 1996
steife Verbindung der Module untereinander werden in Deutschland Mineralwolleprodukte hergestellt,
wird durch das Ineinandergreifen ihrer speziell die als unbedenklich gelten. Seit dem 1. Juni 2000 dürfen
geformten Ober- und Unterseite gesichert. Zum nur noch neue Produkte verarbeitet werden, die nach An-
Ausrichten der Module untereinander und zur hang V der Gefahrstoffverordnung als unbedenklich gelten.
Herstellung eines Verbundes in Längsrichtung Diese Entwicklungen machen es notwendig, in der Baupra-
xis von so genannten „alten“ und so genannten „neuen“
dienen Holzdübel in Steckverbindungen. Für den Produkten zu sprechen.
oberen und unteren Abschluss sind in der Regel t Beim Umgang mit „neuen“ Mineralwolle-Dämmstoffen
Schwellen und Einbinder zu verwenden. kann davon ausgegangen werden, dass die Produkte
194 6 Wände

„frei von Krebsverdacht“ sind. Es wird empfohlen, mit vor Schimmel, Schädlingsbefall und leichter Entflammbar-
dem RAL-Gütezeichen gekennzeichnete Produkte zu keit (Baustoffklasse B2, normalentflammbar) entsprechen-
verwenden. de Zusätze, meist Borsalze. Diese Borverbindungen sind
t Der Umgang mit „alten“ Mineralwolle-Dämmstoffen aus gesundheitlichen Gründen umstritten [4]. Bei der Be-
– die als „krebsverdächtig“ gelten – ist nur noch im Rah- und Verarbeitung natürlicher Dämmstoffe werden eben-
men von Demontage-, Abbruch-, Instandhaltungs- und falls Staub und Fasern freigesetzt, über deren gesundheit-
Instandsetzungsarbeiten möglich bzw. zulässig. Für sol- lichen Auswirkungen noch keine gesicherten Erkenntnisse
che Arbeiten gilt die TRGS 521. vorliegen. Entsprechende Arbeitsschutzmaßnahmen sind
vorsorglich einzuplanen; dabei ist die TRGS 521, Teil II, „Or-
Einzelheiten über den Umgang mit Mineralwolle-Dämm- ganische Faserstäube“, zu beachten.
stoffen sind der Handlungsanleitung [3] der Mineralfaser-
industrie und Bau-Berufsgenossenschaften zu entnehmen. Die Bilder 6.142 bis 6.145 zeigen stellvertretend
Weichschaumstoff auf Melaminharzbasis. Die anhal- für zahlreiche andere auf dem Markt befindli-
tende Diskussion über mögliche gesundheitliche Aus- chen Holzmodulbauweisen diverse Konstrukti-
wirkungen bei der Nutzung künstlicher Mineralfasern im onsbeispiele.
Bauwesen führte zur Entwicklung eines neuartigen Weich-
schaumstoffes auf Melaminharzbasis mit mineralischer
Imprägnierung. Dieser offenporige schallabsorbierende 6.8.2 Systemoffene Bauteile
Schaumstoff ist frei von Mineralfasern, Halogen und FCKW,
6 lieferbar in den Baustoffklassen B1 und A2 (nichtbrennbar)
nach DIN 4102 und weichelastisch eingestellt, so dass er
Es sind auch systemoffene Bauteile, die dem Pla-
ohne Rieselschutz passgenau in gelochte Deckenkassetten ner und Ausführenden mehr Gestaltungsfreiheit
eingelegt werden kann. Weichschaumstoffe auf Melamin- lassen, entwickelt worden. Dabei bestehen die
harzbasis werden vor allem für Schallabsorptionsaufgaben Ständer, Decken- und Dachträger aus Doppel-T-
eingesetzt, sie weisen aber auch gute Wärmedämmeigen- Trägern. Die Gurte dieser Doppel-T-Träger sind
schaften auf. Die noch nicht abgeschlossene Entwicklung
auf diesem Gebiet wird auch zukünftig mit besonderem aus Furnierschichtholz, die Stege dagegen aus
Interesse zu verfolgen sein. gepressten Holzlangspanplatten.
Dämmstoffe aus natürlichen Fasern. Verstärkt angebo- Die systemoffenen Bauteile beschränken sich im
ten, jedoch (noch) mit geringen Marktanteilen, werden Wesentlichen auf lastabtragende und ausstei-
auch sog. alternative Dämmstoffe aus nachwachsenden fende Bauteile und ihre Verbindungen in Dach,
Rohstoffen und tierischen Produkten. Dazu gehören bei-
spielsweise Dämmstoffe aus Holzfasern, Zellulosefasern, Wand und Decke. Sie bieten keine Lösungen für
Kokosfasern, Baumwolle, Schafwolle usw. Abhängig vom komplette Wand-, Decken oder Dachelemente.
jeweiligen Material erhalten diese Dämmstoffe zum Schutz Jedoch können alle üblichen Konstruktionen aus
dem Holzrahmen- oder -skelettbau darauf ange-
passt werden.

6.8.3 Massivholzwände
Bild 6.145 zeigt den Fassadenschnitt eines Wohn-
hauses aus sogen. „Massivholzwänden“. Die mas-
siven Holzmodulelemente werden vorgefertigt.
Ein Modul besteht dabei aus verleimten Mas-
sivholzelementen, die durch 15 mm dicke Holz-
langspanplatten verbunden werden.
6.142a 6.142b
Weitere Massivholzwandkonstruktionen zeigen
6.142 a) System-Bauteil Holzmodul für Außenwand die Bilder 6.146 bis 6.151.
(System STEKO)
1 Sichtqualität ohne Innenverkleidung bzw.
Gipskartonplatte direkt auf Holzmodul 6.8.4 Holztafelbau
2 Kerndämmung: Eingelassene Zelluloseflocken
bzw. Dämmstoff-Schüttung (z. B. Perlite) Wandelemente aus Holz werden für Außen- und
3 Aufbau außen auf Holzmodul: Winddichte
Schicht, Wärmedämmung, Außenbekleidung Innenwände als geschosshohe Tafeln von 1,00
bis 1,25 m Breite hergestellt (vgl. Bild 6.118b). Die
b) Vertikalschnitt durch Holzmodul (System STEKO) Tafeln bestehen aus Latten- oder Kantholzrah-
1 Einbinder, 8 cm men, die beidseitig Bekleidungen tragen. Dabei
2 Ausgleichsmodul, 24 cm werden für Innenflächen Spanplatten, Sperrholz
3 Buchendübel zur Sicherung
der Verbindung gegen Schub oder Gipskartonplatten verwendet und für die
4 Grundmodul, 32 cm Außenflächen Faserzementplatten, beschichtete
5 Schwelle, 8 cm Spanplatten oder Spanplatten mit Dünnschicht-
6.8 Holzbausysteme 195

1 6.145
2
3
4
5
6
7
8

6
10
4 8
5 11
8
7
6.143 Wandaufbau (System Steko)
9 6
1 Gipskartonplatte, 15 mm
12
2 STEKO-Modul, wärmegedämmt, 160 mm
3 Winddichte Schicht
4 Außendämmung, 100 mm
5 Außenputz, 20 mm
U-Wert = 0,20 W/m2K bei 295 mm Gesamtdicke

6.144 TJM-Element (TJM Europe, 13


Genval, Belgien) 14
1 Gurt aus Furnier- 15
schichtholz 16
2 Steg aus gepressten 19
Holzspanplatten 20 17
(z. B. OSB Performance
Plus)
18
21

6.145 Fassadenschnitt eines Wohnhauses


aus Massivholzwänden
1 Titanzink
2 Trennlage
3 Holzlangspanplatte, 22 mm
4 Konterlattung, 40/60 mm 13 Bodenbelag
5 DWD-Platte, 16 mm 14 Estrich, 60 mm
6 TJI-Träger, 240 mm 15 Dämmung, 2 × 100 mm, stoßfugenersetzt
7 Zellulosedämmung, 200 mm 16 Schweissbahn mit Aluminium verklebt
8 Holzlangspanplatte, 18 mm 17 Bodenplatte aus WU-Beton
9 Lattung, 24 mm 18 Nivellierebene (Mörtel)
10 GK-Platte, 12,5 mm 19 Heiss-Bitumenverguss
11 Massivholzkern 20 Anker
12 Lärchenholzschalung 21 Betonfertigteil
196 6 Wände

4 1 1

5 5
4
6
7 14
3
8 6
12
13
9 7 14
10 12 8

13
11 9
10
11
6.146 Sockeldetail mit Perimeterdämmung nach oben 6.147 Sockeldetail mit Schwelle
6 gezogen

4
3
2

1
3
16
4
13
5
15
6
7
8
6.148 Gebäudetrennwand 6.149 Wandstoß mit oberflächenbündiger
Stoßdeckungsleiste

1
4 1

3
8

7
1
5

6 4
3 5
6

7
8
6.150 Eckverbindung 6.151 Anschluss Innenwand/Außenwand

1 Massivholzwand 6 Konterlattung 11 Sockelputz (Sanierputz)


2 oberflächenbündige 7 Lattung 12 Horizontalabdichtung
Stoßdeckungsleiste 8 hinterlüftete Holzfassade 13 Stabdübel
3 luftdichte Abklebung mit Tropfkante 14 Schwelle
4 Mineralwolle 9 Vertikalabdichtung 15 Gebäudetrennfuge
5 diffusionsoffene Unterspannbahn 10 Perimeterdämmung 16 Stahlwinkel
6.8 Holzbausysteme 197

Kunstharzputzen. Außenputz wird hier mög- 6.8.4.1 Bauen mit Holzblocktafeln


lichst vermieden, um die Vorteile der trockenen
Montage uneingeschränkt wahrzunehmen. Holzblocktafeln sind industriell vorgefertigte
Die Rahmen können sichtbar bleiben, werden Bauelemente mit mehrschichtigem Wandauf-
aber meistens durch die Bekleidungen über- bau. Aus den massiven, geschosshohen Elemen-
deckt. Die Tafeln werden untereinander durch ten werden ganze Wandscheiben montiert. Die
Bolzenschlösser, Dollen oder Federn verbunden Holzblocktafeln ermöglichen durch ein relativ
und direkt auf den Decken bzw. Gebäudesockeln kleines Raster von 12,5 cm (z. B. Lignotrend
oder auf Fußschwellen verankert. Die Tafelstöße Holzbausystem), dass nicht bindend ist, nicht
werden durch Profilleisten abgedeckt oder – bei nur hohe Flexiblität sondern bieten ausserdem
nachträglich montierten Bekleidungen mit Hilfe die Möglichkeit, genormte Bauteile problemlos
von Dichtungsbändern verbunden. Die Hohlräu- einzuplanen.
me der Tafeln werden mit Wärmedämmstoffen Holzblocktafeln können praktisch allen Anfor-
ausgefüllt. Dabei unterscheidet man nicht hin- derungen an Wärme-, Schall-, Brandschutz und
terlüftete und hinterlüftete Wandkonstruktionen. Festigkeit erfüllen. Brandschutzwerte bis F 90 B
Bei hinterlüfteten Elementen können stehende sind erreichbar. Durch außenliegende Luftdich-
Luftschichten als zusätzliche Wärmedämmung tungen und Zusatzdämmungen kann jeder be- 6
wirksam werden. Hinterlüftete Wandelemente liebige U-Wert erreicht werden.
sind durch die Vorsatzschale auch vorteilhaft im Weitere Vorteile solcher Systeme sind die vor-
Hinblick auf sommerlichen Wärmeschutz. bildliche Installationsfreundlichkeit -bedingt
Bei entsprechender Dimensionierung kann die durch die Hohlräume in den Holztafelelementen-
Wärmedämmung von Wandbauelementen aus sowie die durch die industrielle Vorfertigung be-
Holz allen Anforderungen gerecht werden. dingte kurze Rohbauphase (Bild 6.152).
Nachteilig bleibt die schlechte Wärmespeiche-
rungsfähigkeit der Wandelemente.
Bei vielen Holztafelbauweisen bestehen auch 6.8.5 Holzständerbau
die Decken und Fußböden aus vorgefertigten
Tafeln. Die unter sich gleich großen Wandtafeln Der Holzständerbau (auch Holzrippenbau) wurde
sind ihrem Verwendungszweck entsprechend als in den Vereinigten Staaten und in Kanada ent-
geschlossene Wandtafeln, als Fenstertafeln oder wickelt. Er ist gekennzeichnet durch enggestellte
als Türtafeln ausgebildet. Leicht können in die- Stützenreihen mit Horizontalaussteifungen. Bei
sen Tafeln schon in der Werkstatt Leerrohre für den „Platform“-Konstruktionen liegen – ähnlich
Verkabelungen oder vorgefertigte Versorgungs- dem historischen Fachwerkbau – geschosshohe
leitungen untergebracht werden. Ständerreihen auf den Deckenelementen bzw.
Alle der Witterung oder der Feuchtigkeit aus- -balken auf (Bild 6.155a).
gesetzten Teile von Holz-Skelettkonstruktionen Bei der „Balloon“-Bauweise laufen die Ständer-
müssen Holzschutzanstriche nach DIN 68 800 reihen in der Regel über zwei Geschosse. Die
erhalten. Hinsichtlich des Brandschutzes sind al- Deckenbalken liegen auf Zwischenrahmen auf
le einschlägigen Bestimmungen von DIN 4102 (Bild 6.155b).
zu beachten. Als weitergehende konstruktive Bild 6.156 zeigt den Anschlussbereich Wand–
Maßnahmen kommen schaumbildende Anstri- Decke einer Holzständeraußenwand, wobei die
che oder Bekleidungen mit Brandschutzplatten Außenwand zum Einen verputzt und zum Ande-
in Frage. ren mit einer Vorhangfassade versehen ist.

6.152 Tafelstöße (Grundrisse)


a) Stoß mit Abdeckprofil
6.152a 6.152b b) Stoß mit Dichtungsband
198 6 Wände

Holzstegträger haben gegenüber Vollholzstän-


dern und -riegeln den Vorteil der Wärmebrücken-
minimierung insbesondere im Stegbereich
6.153a (vergl. hierzu auch Bild 16.7). Verschiedene Holz-
ständerwandkonstruktionen mit Stegträgern als
Holzständer und z. T. auch -riegel sind in den Bil-
dern 6.156 bis 6.160 dargestellt.

6.153b

6.153 Holzblocktafel-Wandelement
(LIGNOTREND LUX 5)
a) ohne zusätzliche Dämmung
6 b) mit weicher Dämm-Füllung 6.155a „Platform“-Konstruktion 6.155b „Balloon“
1 Beplankung
2 Holzblocktafel
3 Weiche Dämm-Füllung
4 Beplankung 1
2
4
6

8
7

6.156 Holzständeraußenwand mit Putzsystem,


Anschluss Wand–Decke
1 Putzsystem gemäß Zulassung
2 Holzfaser-Dämmplatte
3 Mineralwolle
4 Wärmedämmung
5 Luftdichtheitsebene im Deckenbereich
6 OSB-Platte, gleichzeitig Luftdichtsheitsebene
7 Installationsebene
8 OSB- oder Gipskartonplatte
9 Deckenbalken
10 zusätzliche Hohlraumdämmung
6.154 Holzblocktafel-Wandelement 11 Hohlraumdämmung
(LIGNOTREND LUX 5) 12 Unterdecke
6.8 Holzbausysteme 199

1
2 6

3
4

1
7 6
9 10 11 12

8
7
8
9

10
6.157 Holzständeraußenwand mit Vorhangfassade,
11
Anschluss Wand–Decke
1 Vorhangfassade hinterlüftet 12
2 Unterkonstruktion
3 Überdämmung Holzständerkonstruktion
4 Wärmedämmung 1
5 Luftdichtheitsebene im Deckenbereich
6 OSB-Platte 2
7 Installationsebene
8 OSB- oder Gipskartonplatte
9 Deckenbalken
10 zusätzliche Hohlraumdämmung 13
11 Hohlraumdämmung
12 Unterdecke

6.158 Holzständerwand aus Stegträgern


1 Bohle 40 mm
2 Deckenbalken als Stegträger
3 Stiel als Stegträger
4 Schwelle 40 mm 4
5 Feuchtigkeitsschutz (Horizontalsperre)
6 Sparren als Stegträger
7 luftdichte Abklebung
8 Stiel als Stegträger
9 OSB- oder Gipskartonplatte
10 OSB-Platte, gleichzeitig Luftdichtheitsebene
11 Installationsebene, ausgedämmt 14
12 luftdichte Abklebung 5
13 Stegträger-Ausfachung 15
14 Schwelle mit Überhang 40 mm
15 Schwellenanker
200 6 Wände

8
7 10

5
4
3
2
11
1 7
6.159 Laibungsdetail einer Holzständerwand
1 Gipskarton- oder OSB-Platte 1 6
2 Installationsebene 8
3 luftdichte Abklebung 2
6 4 Stegträger, Stegträgerdämmung
5 OSB-Platte (Luftdichtheitsebene)
3 9

6 Überdämmung Blendrahmen (Mineralwolle) 4


7 Vorhangfassade 5
8 Mineralwolle
6.161 Anschluss Außenwand–Traufe
1 Holzverschalung hinterlüftet
2 Konterlattung
3 MDF-Platte
4 Stegträger
5 Mineralwolle
6 luftdichte Abklebung
7 Luftdichtheitsfolie (Dampfbremse)
1 2 8 Installationsebene
9 OSB- oder Gipskartonplatte
10 Unterspannbahn, diffusionsoffen
3 11 Insektengitter
4
5
6
8
7 6.8.6 Holzrahmenbau

9 Die Weiterentwicklung des Ständerbaues führte


zum Holzrahmenbau. Hierbei werden Bauwerke
aus teilweise oder komplett vorgefertigten ge-
schosshohen tragenden Wand- und Deckentafeln
zusammengefügt. Diese interessante Möglichkeit
des Wandbaues mit Holz wird zunehmend auch
bei uns angewendet.
6.160 Holzständerwand: Fensteranschluss
1 Luftdichtheitsfolie
Der Vorteil der Holzrahmenbauweise liegt in der
2 OSB-Platte Möglichkeit zur fast vollständigen Vorfertigung
3 Gipskarton- oder OSB-Platte großer, einfach montierbarer Elemente von rela-
4 Installationsebene, ausgedämmt tiv geringem Gewicht, deren Abmessungen nur
5 OSB-Platte durch die Transportmöglichkeit begrenzt werden
6 Stegträger, ausgedämmt
7 Mineralwolle (Bilder 6.162 und 6.163).
8 Überdämmung Stegträger
(wasserabweisende Dämmplatte)
9 hinterlüftete Vorhangfassade
6.8 Holzbausysteme 201

3
1
2 4 6 8 9
3
4 5 2
5
6
7 7
10
8 6
9

6.162 Vorgefertigtes Außenwandelement, 6.163 Vorgefertigtes Außenwandelement,


Vollholzrahmen Rahmen aus Stegträgern
1 luftdichte Abklebung 1 Putzträgerplatte
2 Vollholzrahmen 2 MDF-Platte (mitteldichte Faserplatte)
3 OSB-Platte 3 Stegträger
4 Gipskartonplatte 4 Steg überdämmt
5 Plattenstoß luftdicht abgeklebt 5 Mineralwolle
6 Stiel 60/240 mm 6 luftdichte Abklebung
7 Wärmedämmung 240 mm 7 Installationsebene
8 MDF-Platte 8 OSB- oder Gipskartonplatte
9 Hinterlüftete Fassade 9 OSB-Platte, gleichzeitig Luftdichtheitsebene
10 Außenputzschicht
202 6 Wände

6.9 Normen
Norm Ausgabedatum Titel
DIN 1053-1 11.1996 Mauerwerk; Berechnung und Ausführung
DIN 1053-2 11.1996 –; Mauerwerksfestigkeitsklassen aufgrund von Eignungsprüfungen
DIN 1053-4 02.2004 –; Bauten aus Ziegelfertigbauteilen
DIN 4102-1 05.1998 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Begriffe,
Anforderungen und Prüfungen
Berichtigung 1 zu vor 08.1998 Berichtigung 1 zu DIN 4102-1
DIN 4102-2 09.1977 –; Bauteile; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-3 09.1977 –; Brandwände und nichttragende Außenwände; Begriffe,
Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-4 03.1994 –; Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe,
Bauteile und Sonderbauteile
DIN 4102-4/A1 11.2004 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen – Teil 4: Zusammenstellung und
Anwendung klassifizierter Baustoffe, Bauteile und Sonderbauteile; Änderung A1
DIN EN 1634-1 03.2000 Feuerwiderstandsprüfungen für Tür- und Abschlusseinrichtungen,
6 Teil 1: Feuerschutzabschlüsse
DIN 4102-6 09.1977 –; Lüftungsleitungen; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-7 07.1998 –; Bedachungen; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4108-1 08.1981 Wärmeschutz und Energieeinsparung in Gebäuden
DIN 4108 Bbl. 2 08.1998 –, Wärmebrücken, Planungs- und Ausführungsbeispiele
DIN 4108-2 07.2003 –; Mindestanforderungen an den Wärmeschutz
DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen und Hinweise für
Planung und Ausführung
Berichtigung zu vor 04.2002 Berichtigung zu DIN 4108-3
DIN V 4108-4 06.2007 Wärmeschutz und Energie-Einsparung von Gebäuden – Teil 4: Wärme- und
feuchteschutztechnische Bemessungswerte
DIN EN ISO 10 077-1 12.2006 Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern, Türen und Abschlüssen –
Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten – Teil 1: Allgemeines
(ISO 10 077-1: 2006); Deutsche Fassung EN ISO 10 077-1: 2006
DIN EN ISO 6946 04.2008 Bauteile; Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient,
Berechnungsverfahren (ISO 6946: 2007); Deutsche Fassung EN ISO 6946: 2007
DIN V 4108-6 11.2000 Wärmeschutz im Hochbau – Teil 6: Berechnung des Jahresheizwärmebedarfs
von Gebäuden
DIN 4108-20 07.1995 Wärmeschutz im Hochbau – Teil 20: Thermisches Verhalten von Gebäuden;
Sommerliche Raumtemperaturen bei Gebäuden ohne Anlagentechnik;
Allgemeine Kriterien und Berechnungsalgorithmen
(Vorschlag für eine Europäische Norm)
DIN 4109/A1 01.2001 Schallschutz im Hochbau, Anforderungen, Nachweise, Änderung A1
DIN 4109 Bbl 1/A1 09.2003 Schallschutz im Hochbau; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren,
Änderung A1
DIN 4109 Bbl 2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten Schall-
schutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn- und Arbeitsbereich
DIN 4109 Bbl 3 06.1996 Schallschutz im Hochbau; Berechnung von R` (Index) w, R
für den Nachweis der Eignung nach DIN 4109 aus Werten des im
Labor ermittelten Schalldämm-Maßes R` (Index) w
DIN 18 202 10.2005 Toleranzen im Hochbau; Bauwerke
DIN 18 203-1 04.1997 Toleranzen im Hochbau; Vorgefertigte Teile aus Beton; Stahlbeton und
Spannbeton
DIN 18 203-2 05.1986 –; Vorgefertigte Teile aus Stahl
DIN V 18 500 12.2006 Betonwerkstein; Begriffe, Anforderungen, Prüfung, Überwachung
DIN 18 540 12.2006 Abdichten von Außenwandfugen im Hochbau mit Fugendichtungsmassen;
konstruktive Ausbildung der Fugen
DIN 18 545-1 02.1992 Abdichten von Verglasungen mit Dichtstoffen; Anforderungen an Glasfalze
DIN 18 545-2 02.2001 Teil 2: Dichtstoffe; Bezeichnung, Anforderungen und Prüfung1)
DIN 18 545-3 02.1992 –; Verglasungssysteme
DIN EN 12 114 04.2000 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden, Luftdurchlässigkeit von Bauteilen,
Laborprüfverfahren
1) z. Zt. in Neubearbeitung (E 10.2007)
6.10 Nichttragende innere Trennwände 203

6.10 Nichttragende innere die tragenden Bauteile abgeleitet werden können


(s. Kapitel 14). Vorerst sind die dafür notwendigen
Trennwände Konstruktionen dem Ermessen der Hersteller von
leichten Trennwänden überlassen, doch muss
6.10.1 Allgemeines der Nachweis geführt werden, dass die Anforde-
rungen der DIN 4103-1 erfüllt werden.
Nichttragende innere Trennwände sind nach DIN
Befestigungsmittel, Baustoffe und Bauteile müs-
4103 Bauteile, die im Inneren eines Bauwerkes
sen den gültigen Normen entsprechen, oder ihre
lediglich der Unterteilung von Räumen dienen
Eignung muss nachgewiesen werden.
und nicht bei der Lastabtragung und Aussteifung
des Gebäudes mitwirken. Für die Anforderungen an Trennwände sind in
DIN 4103-1 zwei Beanspruchungsbereiche fest-
Trennwände erhalten ihre Standsicherheit erst
gelegt:
durch die Verbindung mit angrenzenden tragen-
den Bauteilen. Man unterscheidet: tEinbaubereich 1. Bereiche mit geringen Men-
tFest eingebaute Trennwände schenansammlungen wie z. B. in Wohnungen,
Büro-, Hotel- und Krankenhausräumen u. Ä.
tumsetzbare Trennwände (s. Abschn. 15),
tbewegliche Trennwände (z. B. Schiebe- und
einschließlich der dazugehörigen Flure, 6
tEinbaubereich 2. Bereiche mit größeren
Faltwände, s. Abschn. 7 in Teil 2 dieses Werkes).
Menschenansammlungen wie z. B. in größe-
ren Versammlungsräumen, Schulen, Hörsälen,
Nichttragende Trennwände müssen außerdem
Ausstellungs- und Verkaufsräumen u. Ä. Zum
stoßartigen Belastungen widerstehen können,
Einbaubereich 2 zählen auch Trennwände zwi-
die beim Gebrauch üblicherweise auftreten kön-
schen Räumen mit Höhenunterschieden der
nen (z. B. Anprall von Menschen, Druck von Men-
Fußböden < 1,00 m.
schenmassen).
Ruhende Belastungen sind: Nach DIN 1055-3 ist es zulässig, leichte Trenn-
tEigengewicht einschl. Putz oder Wandbeklei- wände ohne Wandträger oder besondere Ver-
dungen, stärkungsstreifen auf die Geschossdecken zu
tleichte Konsollasten (0,4 kN/m, vertikale Wir- stellen, falls der Einfluss ihres Gewichtes bei der
kungslinie in ≤ 30 cm Wandabstand; ausge- Deckenberechnung in Form von Zuschlägen zur
nommen bei Glastrennwänden u. Ä.). Verkehrslast berücksichtigt wird (s. auch Abschn.
10.1). Der Zuschlag beträgt
Bei stoßartigen Belastungen wird nach DIN 4103- t0,75 kN je m2 bei Wandgewichten ≤ 100 kg/m2
1, Abschn. 4.3 unterschieden zwischen „weichem einschließlich Putz,
Stoß“ und „hartem Stoß“. Die Erfüllung der hierfür t1,25 kN je m2 bei Wandgewichten ≥ 100 ≤ 150
gegebenen Anforderungen sind durch genormte kg/m2 einschließlich Putz.
Versuchsverfahren für die jeweiligen Wandbau-
ten nachzuweisen. Bei Verkehrslasten von < 5,00 kN/m2 erübrigt sich
Die anzusetzenden Stoßenergien dienen der Si- ein Zuschlag.
cherheit von Personen. Dabei darf die Wand nicht Bei Trennwänden muss sichergestellt werden,
durchbohrt oder vom Gebäude losgetrennt wer- dass sie bei Bauwerksverformungen nicht unbe-
den. Dennoch herabfallende Bruchstücke dürfen absichtigt belastet werden, denn – abgesehen
Menschen nicht ernsthaft verletzen. Die mögli- von Schäden an den Trennwänden selbst – kön-
che Formänderung von angrenzenden Bautei- nen sonst erhebliche nachteilige Folgen für das
len (z. B. Durchbiegung von Decken, Längenän- gesamte statische Baugefüge durch derartige
derung massiver Flachdachplatten u. Ä.) muss dann „tragende“ Wände entstehen.
durch entsprechende konstruktive Ausbildung
der Trennwände berücksichtigt werden. So sind Die Ausführung von geeigneten elastischen
gemauerte Zwischenwände nicht gegen die da- Deckenanschlüssen zeigt Bild 6.164.
rüberliegenden Decken zu vermörteln, sondern Nichttragende Trennwände müssen – abhän-
z. B. durch Schaumstoffstreifen zu trennen. An gig von Materialart, Wanddicke, Wandhöhe und
abgehängte Decken und Deckenbekleidungen Wandlänge – ausgesteift werden.
können leichte Trennwände angeschlossen wer- Die Aussteifung kann – wie bei tragenden Wän-
den, wenn die aus der Beanspruchung der Trenn- den – durch einbindende Verzahnung oder
wände resultierenden Horizontalkräfte sicher in Ankerlaschenverbindung mit anderen Trennwän-
204 6 Wände

6.164a 6.164b 6.164c

6.164 Anschlüsse von nichttragenden Trennwänden an Decken


a) Anschluss mit Metallwinkeln
b) Anschluss mit Metall-U-Profil
c) Anschluss an abgehängte schalldämmende Decke
6

6.165a

6.165c

6.165b 6.165d

6.165 Nichttragende gemauerte Wände: Anschluss an tragende Wände


a) Stumpfstoß
b) Anschluss in Wandaussparung
c) Anschluss mit Ankerlaschen
d) Anschluss mit Ankerschiene/-anker

den, durch Ankerschienen oder durch Einbinden Durch ausreichende Dimensionierung der De-
in Wandaussparungen erfolgen (Bild 6.165). cken ist dafür zu sorgen, dass es nicht infolge
von Durchbiegungen zu Schäden an Zwischen-
Der Anschluss der Wände muss hier – ebenso wie wänden kommt. Bei größeren Verformungen der
beim Anschluss an tragende Wände – so ausge- Decken kann innerhalb der Zwischenwände ein
führt werden, dass keine Kraftübertragung und „Stützgewölbe-Effekt“ wirksam werden. Die Folge
keine Beeinflussung durch Formänderungen des sind Horizontalabrisse in den unteren Lagerfugen
Bauwerks möglich ist. Im Wohnungsbau ist es bei (Bild 6.166). Wenn derartige Verformungen nicht
den dort vorhandenen meistens kleineren Ab- ausgeschlossen werden können, sollten die unte-
messungen der Wände üblich, diese im Verband ren Schichten von gemauerten Zwischenwänden
auch mit den tragenden Wänden auszuführen. als bewehrtes Mauerwerk ausgeführt werden
(vgl. Abschn. 6.2.1.1, bewehrtes Mauerwerk).
6.10 Nichttragende innere Trennwände 205

6.166
Schadensbild an Zwischenwänden bei zu großen
Deckendurchbiegungen

6.167a 6.167d

6.167b 6.167e

6.167c 6.167f

6.167 Biegesteife Wände mit biegeweichen Vorsatzschalen. Die Konstruktionen a bis d verbessern das bewertete
Schalldämm-Maß um mindestens 15 dB, die Konstruktionen e und f um mindestens 10 dB.

a) Vorsatzschale aus Holzwolle-Leichtbauplatten > 25 mm, verputzt, Holzständer, freistehend


b) Vorsatzschale aus Gipskartonplatten 12,5 oder 15 mm dick oder aus Spanplatten 10 bis 16 mm dick,
Hohlraumfüllung zwischen den Holzständern oder C-Profilen aus Stahlblech, freistehend
c) Vorsatzschale aus Holzwolle-Leichtbauplatten
> 50 mm, verputzt, freistehend
d) Vorsatzschale aus Gipskartonplatten 12,5 oder
15 mm dick und Faserdämmplatten, streifen- oder punktförmig angesetzt
e) Vorsatzschale aus Holzwolle-Leichtbauplatten
> 25 mm, verputzt, Ständer an schwerer Schale befestigt
f) Vorsatzschale aus Gipskartonplatten, 12,5 oder
15 mm dick oder aus Spanplatten 10 bis 16 mm dick, mit Hohlraumfüllung aus Faserdämmstoffen,
Ständer an schwerer Schale befestigt
206 6 Wände

6.10.2 Einschalige nichttragende Brandschutz. Hinsichtlich des Brandschutzes


Trennwände können einschalige Trennwände auch in ein-
fachen Ausführungen die Anforderungen der
6.10.2.1 Allgemeines Feuerwiderstandsklasse F 30 (W 30) – „feuer-
hemmend“ – erfüllen. Gemauerte Trennwände
Einschalige nichttragende Trennwände können erreichen – insbesondere mit beidseitigem Putz –
in Wanddicken von 5 bis 24 cm aus verschiede- bereits ab 11,5 cm Wanddicke die Feuerwider-
nen Materialien im Verband aufgemauert wer- standsklasse F 90 (W 90) – „feuerbeständig“. Auch
den. Als Baustoffe kommen in Frage: mit mehrschaligen Trennwänden können sehr
tMauerziegel (DIN EN 771-1), hohe Brandschutzanforderungen gewährleistet
tKalksandsteine (DIN EN 771-2), werden (DIN 4102-4, Abschn. 4). Neben der Wand-
tMauersteine aus Beton (DIN EN 771-3), dicke, die für die einzelnen Bauarten tabellarisch
festgelegt ist, ist die Ausbildung von Fugen und
tPorenbeton (DIN EN 771-4), insbesondere von Anschlüssen an andere Bau-
tGipsplatten (DIN 18 163), teile dabei von ausschlaggebender Bedeutung
tGlasbausteine (DIN 4242, 4243, 18 175). (s. Abschn. 17.7).
6 Ausführungsbestimmungen für leichte Trennwän-
Schallschutz. Ausreichenden Schallschutz kön- de der verschiedenen Bauarten sind in DIN 4103,
nen einschalige Trennwände in der Regel nicht 4242 und 18 183 enthalten.
ohne zusätzliche Maßnahmen bieten. Im Beiblatt
1 zu DIN 4109 werden für einschalige biegestei- 6.10.2.2 Gemauerte nichttragende Wände
fe Wände verschiedene Konstruktionsvorschläge
für biegeweiche Vorsatzschalen gemacht (Bild Gemauerte Trennwände können für Wanddicken
6.167). Unterschieden werden Konstruktionen von 11,5 cm in herkömmlicher Art aus kleinfor-
ohne oder mit federnder Verbindung der Schalen matigen Ziegeln oder Kalksandsteinen aufge-
und Konstruktionen mit fest verbundenen Scha- mauert werden. Wesentlich rationeller ist jedoch
len. Die erreichbare Verbesserung hängt vom die Herstellung aus Bauplatten von 25 bis 50 cm
Flächengewicht der biegesteifen Wand und der Höhe, 50 bis 100 cm Länge für Wanddicken von
Ausbildung der flankierenden Bauteile ab (vgl. 5 bis 17,5 cm.
Abschn. 6.2.1.3 und 14.6). Rechenwerte sind in Zur Erleichterung der Bemessung ist von der
Tabelle 6.168 enthalten. Deutschen Gesellschaft für Mauerwerksbau e. V.
ein Merkblatt mit „Grenzabmessungen“ heraus-
gegeben.
Tabelle 6.168 Bewertetes Schalldämm-Maß R’w,R von ein-
schaligen, biegesteifen Wänden mit einer
Unterschieden werden Trennwände, die dreisei-
biegeweichen Vorsatzschale nach tig (ein freier, vertikaler Rand) oder vierseitig ge-
Bild 6.170 (Rechenwerte) halten sind (Tabellen 6.169 bis 6.171).
Spalte 1 2
Bei der Anwendung der Tabellen, die für Wän-
de ohne Auflast gelten, muss sichergestellt sein,
Zeile Flächenbezogene Masse R’w,R 1) 2) dass durch die Verformung angrenzender Bau-
der Massivwand in kg/m 2 in B teile, d. h. in der Regel der Decken, keine Belas-
1 100 49 tungen erfolgen. Für Tabelle 6.171 dürfen infolge
2 150 49 starrer Anschlüsse lediglich geringfügige Auflas-
3 200 50 ten entstehen.
4 250 52
Zur weiteren Rationalisierung können geschoss-
5 275 53
6 300 54 hohe Elemente aus Porenbeton eingesetzt wer-
7 350 55 den (Bild 6.172).
8 400 56
9 450 57 6.10.2.3 Leichte Trennwände aus
10 500 58 Gipsbauplatten
1) Gültig für flankierende Bauteile mit einer mittleren flä- Leichte Trennwände aus Gipsbauplatten sind ge-
chenbezogenen Masse m’L. Mittel von etwa 300 kg/m 2.
normt nach DIN 4103-2. Sie werden – beginnend
Weitere Bedingungen für die Gültigkeit der Tabelle 8
s. DIN 4109 Bbl. 1 Abschn. 3.1. auf einer Ausgleichs-Mörtelschicht – im Verband
2) Bei Wandausführungen nach Bild 6.167e und f sind diese aufgesetzt, mit Gipsmörtel verbunden und mit
Werte um 1 dB abzumindern. Fugengips gespachtelt. Danach kann unmittel-
6.10 Nichttragende innere Trennwände 207

Tabelle 6.169 Grenzabmessungen für dreiseitig Tabelle 6.170 Grenzabmessungen für vierseitig 1)
gehaltene Wände (oberer Rand ist gehaltene Wände ohne Auflast
frei) ohne Auflast bei Verwendung bei Verwendung von Ziegeln oder
von Ziegeln oder Leichtbetonsteinen 4) Leichtbetonsteinen 4)

d max. Wandlänge in m (Tabellenwert) d max. Wandlänge in m (Tabellenwert)


im Einbaubereich I (oben) und II (unten) im Einbaubereich I (oben) und II (unten)
bei einer Wandhöhe in m bei einer Wandhöhe in m
in cm 2,0 2,25 2,50 3,0 3,50 4,0 4,5 in cm 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5

3,0 3,5 4,0 5,0 6,0 – – 3,0 3,5 4,0 – –


5,0 5,0
1,5 2,0 2,5 – – – – 1,5 2,0 2,5 – –

5,0 5,5 6,0 7,0 8,0 9,0 – 4,0 4,5 5,0 5,5 –
6,0 6,0
2,5 2,5 3,0 3,5 4,0 – – 2,5 3,0 3,5 – –

7,0 7,5 8,0 9,0 10,0 10,0 10,0 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0
7,0 7,0
3,5 3,5 4,0 4,5 5,0 6,0 7,0 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0

9,0
8,0
4,0
8,0
4,0
9,0
5,0
10,0
6,0
10,0
7,0
12,0
8,0
12,0
9,0
9,0
6,0
3,5
6,5
4,0
7,0
4,5
7,5
5,0
8,0
5,5 6
10,0 10,0 10,0 12,0 12,0 12,0 12,0 7,0 7,5 8,0 8,5 9,0
10,0 10,0
5,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0 10,0 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0

8,0 9,0 10,0 10,0 12,0 12,0 12,0 10,0 10,0 10,0 10,0 10,0
11,5 11,5
6,0 6,0 7,0 8,0 9,.0 10,0 10,0 6,0 6,5 7,0 7,5 8,0

8,0 9,0 10,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0
12,0 12,0
6,0 6,0 7,0 8,0 9,0 10,0 10,0 6,0 6,5 7,0 7,5 8,0

keine Längenbegrenzung keine Längenbegrenzung


17,5 17,5
8,0 9,0 10,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0 12,0

Tabelle 6.171 Grenzabmessungen für vierseitig1)


gehaltene Wände ohne Auflast
bei Verwendung von Ziegeln oder
Leichtbetonsteinen 5) 1) Bei dreiseitiger Halterung (ein freier, vertikaler Rand) sind
d max. Wandlänge in m (Tabellenwert) die max. Wandlängen zu halbieren.
im Einbaubereich I (oben) und II (unten) 2) Bei Verwendung von Porenbeton-Blocksteinen und Kalk-
bei einer Wandhöhe in m sandsteinen mit Normalmörtel sind die max. Wandlängen
in cm 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 zu halbieren. Dies gilt nicht bei Verwendung von Dünn-
bettmörteln oder Mörteln der Gruppe III. Bei Verwendung
5,5 6,0 6,5 – – der Mörtelgruppe III sind die Steine vorzunässen.
5,0
2,5 3,0 3,5 – – 3) Bei Verwendung von Porenbeton-Blocksteinen mit Nor-
malmörtel und Wanddicken < 10 cm sind die max. Wand-
6,0 6,5 7,0 – –
6,0 längen zu halbieren. Dies gilt auch für 10 cm dicke Wände
4,0 4,5 5,0 – –
der genannten Steinarten und Normalmörtel im Einbau-
8,0 8,5 9,0 9,5 – bereich II. Die Einschränkungen sind nicht erforderlich
7,0 bei Verwendung von Dünnbettmörteln oder Mörteln der
5,5 6,0 6,5 7,0 7,5
Gruppe III. Bei Verwendung der Mörtelgruppe III sind die
12,0 12,0 12,0 12,0 12,0 Steine vorzunässen.
9,0
7,0 7,5 8,0 8,5 9,0 4) Bei Verwendung von Steinen aus Porenbeton und Kalk-
sandsteinen mit Normalmörteln sind die max. Wandlän-
12,0 12,0 12,0 12,0 12,0 gen wie folgt zu reduzieren:
10,0
8,0 8,5 9,0 9,5 10,0
a) bei 5, 6 und 7 cm dicken Wänden auf 40 %
keine Längenbegrenzung b) bei 9 und 10 cm dicken Wänden auf 50 %
11,5 c) bei 11,5 und 12 cm dicken Wänden im Einbaubereich II
12,0 12,0 12,0 12,0
auf 50 % (keine Abminderung im Einbaubereich I)
keine Längenbegrenzung Die Reduzierung der Wandlängen ist nicht erforderlich
12,0
12,0 12,0 bei Verwendung von Dünnbettmörteln oder Mörteln der
17,5 keine Längenbegrenzung Gruppe III. Bei Verwendung der Mörtelgruppe III sind die
Steine vorzunässen.
208 6 Wände

6.172
Trennwand aus geschosshohen Porenbeton-Elementen,
Anschluss an Stahlträger (HEBEL)
1 Porenbeton-Wandplatten
6 2 Stahlkonstruktion
3 Flachstahl, bauseits angeschweißt 30/6,5 mm
4 Stirnnut
5 Nagellasche mit Bohrungen, Ø 9 mm
6 Hinterfüllmaterial, z. B. Mineralwolle
7 Fugendichtungsmasse, plasto-elastisch

6.173a

6.173b

6.173 Anschlüsse von Trennwänden aus Gipsbauplatten


a) Vertikalschnitte mit starrem, elastischem oder gleitendem Decken- und mit Bodenanschluss
b) Horizontalschnitte mit Wandanschluss
1 Gipsbauplatte 5 U-Profil
2 Gipsmörtel 6 Wandputz
3 Fugengips 7 Kellenschnitt oder Putzanschlussprofil
4 Mineralwolle-, Bitumenfilz- oder Korkstreifen
6.10 Nichttragende innere Trennwände 209

bar die Endbehandlung z. B. durch Tapezieren Für Sanitärräume o. Ä. werden Gipsbauplatten mit
oder Anstrich erfolgen. Imprägnierungen gegen Feuchtigkeit verwendet.
Grundsätzlich sind Trennwände aus Gips mit Aussparungen für Installationen dürfen nur durch
elastischen Anschlüssen an benachbarte Bauteile Fräsen hergestellt werden.
anzuschließen. Durch lückenlos verlegte, wand- Nur bei vernachlässigbar geringen zu erwarten-
breite, elastische Bitumenfilz-, Presskork- oder den Zwängungskräften kann der Anschluss starr
Mineralwollestreifen wird die Übertragung von an benachbarte Bauteile ausgebildet werden.
Körperschall verhindert. Sind z. B. bei großen Alle Einbau- und Befestigungsteile müssen sorg-
Spannweiten größere Deckendurchbiegungen fältig gegen Korrosion geschützt sein.
zu erwarten, sind gleitende Anschlüsse mit An- Die zulässigen Wandlängen in Abhängigkeit von
schlussprofilen vorzusehen (Bild 6.173). Plattendicke und Wandhöhe sind den Tabellen
Die planebenen Oberflächen sorgfältig herge- 6.174 und 6.175 zu entnehmen.
stellter Wände aus Gipsbauplatten erfordern le- Das Gewicht einschaliger Gipswände kann durch
diglich eine Spachtelung. Danach können Anstri- Verwendung von Platten mit porigem Gefüge
che oder Tapezierarbeiten ausgeführt werden. verringert werden. Die Wärme- und Schalldämm-
6
Tabelle 6.174 Zulässige Wandhöhe h für Wände, die Tabelle 6.175 Zulässige Wandlänge l in Abhängigkeit von
mindestens oben und unten angeschlossen der Wandhöhe h bei Wänden, die keine
sind, eine beliebige Wandlänge l besitzen großen Öffnungen aufweisen und vierseitig
und große Öffnungen (z. B. Türöffnungen) angeschlossen sind
aufweisen dürfen
Einbau- Höhe Zulässige Wandlänge l [mm]
Einbau- Zulässige Wandhöhe h 1) [mm] bereich h 1) für bei Platten-
bereich für bei Plattendicken nach DIN in Plattenarten 2) dicken von
nach Plattenarten 2) von 4103-1 mm
DIN 4103-1 60 mm 80 mm 100 mm
60 mm 80 mm 100 mm
PW, GW, PW, GW, PW, GW,
und der Plattenart 2)
SW SW SW
nach DIN 18 163
1 3500 4500 700
PW, PW GW, PW,
2 nur mit 2750 5000 GW, SW GW,
Nachweis 3500 SW SW
möglich
3000
1) Für Wände über 5000 mm Höhe, an die Anforderungen
3500 Wandlänge beliebig
nach DIN 4102-4 gestellt werden, ist ein entsprechender
Nachweis zu führen – dieser Nachweis ist durch Prüfun- 4000 8000
gen am Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz,
Braunschweig, erbracht. 4500
2) Nach DIN 18 163 werden folgende Plattenarten unter-
schieden: 1 5000 12 500
Porengips-Wandbauplatte PW mit einer Rohdichte über
0,6 bis 0,7 kg/dm 3 5500 13 750
nur
Gips-Wandbauplatte GW mit einer Rohdichte über 0,7 bis 6000 mit
0,9 kg/dm 3 Nachweis
Gips-Wandbauplatte SW mit einer Rohdichte über 0,9 kg/ 6500 möglich
dm 3
7000

3000 4500 6000


Wandlänge
3500 7000 beliebig

2 4000 8000 10 000


nur
4500 mit
6.176 Mehrschalige Gips-Trennwandelemente Nachweis
(ATONA, Firma Grohmann) 5000 möglich
1 Gipsplatten 3 Hartschaum 5500 16 500
2 Mineralfaserkern 4 Kunststoff-Verbinder
210 6 Wände

Eigenschaften werden verbessert durch Mehr- frei von Belastungen und Zwängungen durch
schichtplatten (Bild 6.176). Bauteilverformungen oder temperaturbedingte
Längenänderungen sein. Es müssen daher insbe-
6.10.2.4 Glasbausteinwände sondere bei Glasbausteinen in Fassaden seitliche
Glasbausteine (DIN 18 175) sind Hohlglaskörper, und obere Dehnfugen und unten Gleitfugen vor-
die aus zwei gepressten Teilen verschmolzen wer- gesehen werden. Diese werden am besten mit
den. Der Zwischenraum ist luftdicht abgeschlos- Hilfe korrosionsgeschützter Stahl- oder Leicht-
sen. Die Sichtflächen können eben und durchsich- metall-Profile gebildet, in die Faserdämmplatten
tig, aber auch profiliert und ornamentiert sein. eingelegt werden (Bild 6.179).
Glasbausteine werden nach DIN 4242 für Licht- Glasbausteinflächen in Fassaden dürfen ohne
wände und Raumteiler, Lichtbänder usw. ver- besonderen statischen Nachweis ausgeführt wer-
wendet. Wände aus Glasbausteinen bieten ne- den, bei Aufmauerung
ben relativ guter Wärmedämmung (U = 2,9 bis tohne Verband (mit durchgehenden Fugen): Bei
3,2 W/m2K) und Schalldämmung (bewertetes Seitenlängen < 1,50 m, Wanddicke > 80 mm,
Schalldämmaß Rw ca. 40 dB) die Möglichkeit, Windlast < 0,8 kN/m2,
6 lichtdurchlässige Wände herzustellen, die gegen
mechanische Beanspruchungen weniger emp-
tim Verband: Wenn die kleinere Seite der Fläche
< 1,50 m, die größere Seite < 6,00 m ist.
findlich als übliche Verglasungen sind. Sie kön-
nen mit der Feuerwiderstandsklasse G 60 und als In allen anderen Fällen ist die Bemessung und
Doppelwand sogar mit G 120 ausgeführt werden Bewehrung nach DIN 4242 Abschn. 4 bzw. ab 1.
(vgl. Abschn. 16.7). Oktober 2009 nach ENEV 2009 durchzuführen.
Glasbausteinwände können mit Steinen 190 x Bei Wänden, die in der Regel ohne Knicksicher-
190 x 80 mm als durchschusshemmend nach DIN heitsnachweis erstellt werden können, ergibt
52 290-2 ausgeführt werden (Beanspruchungsart sich bei einem gegebenen seitlichen Abstand
bis zu C 3). der Auflager und einer Mindestwanddicke von
Einen Überblick über die verfügbaren wichtigsten 80 mm die maximale Höhe wie folgt:
Formate von Glasbausteinen gibt Tabelle 6.177.
Öffnungsmaße, Fugen- und erforderliche Rand- gegebene Breite (m)
breiten können nach Bild 6.178 ermittelt werden. 1,00 2,00 3,00 4,00 5,00 6,00
Glasbausteine dürfen außer ihrem Eigengewicht maximale Höhe (m)
keine lotrechten Lasten aufnehmen und müssen 8,00 7,00 6,00 5,00 4,00 3,00

Tabelle 6.177 Glasbausteine: Maße, Gewichte,


Druckfestigkeitsklassen

Länge Breite Höhe Ge- Druck-


l b h wicht festigkeiten

± 2 mm ± 2 mm ± 2 mm kg MN/m 2
min. Mittel- Einzel-
wert wert
min. min.

115 115 80 1,0 7,5 6,0

190 190 80 2,2 7,5 6,0

240 115 80 1,8 6,0 4,8

240 240 80 3,5 7,5 6,0 6.178 Ermittlung der erforderlichen Öffnungsmaße für
Flächen aus Glasbausteinen
a = Kantenlänge der Steine
300 300 100 6,7 7,5 6,0 b = Fugenbreite (12 bis 30 mm)
c = Randstreifen (min. 50 mm, max. 100 mm)
6.10 Nichttragende innere Trennwände 211

6.179a

6.179b
6

6.179c 6.179d 6.179e

6.179 Wände aus Glasbausteinen; Konstruktionsdetails (Grundrisse)


a) Wandanschluss, Trennfuge und Ecke mit LM-U-Profilen
b) Wandanschluss und Trennfugenausbildung ohne U-Profile, Ecken mit Formsteinen
c) Bodenanschluss mit U-Profilen
d) Bodenanschluss mit Fensterbank
e) Bodenanschluss ohne U-Profile

6.180
Aufbau von Glasbausteinen mit Spezial-Profilen (STECKfix)
a) räumliche Darstellung
b) Wandanschluss Schnitt
1 Mauerwerk
2 Putz
3 Glasstein
4 Armierungsstahl, verzinkt
5 eingeschweißter Bolzen M 8
6 Mutter- oder Gewindehülse, verzinkt
7 Hinterfüllmaterial
6.180a 6.180b 8 Versiegelung
212 6 Wände

6.181a 6.181b

6 6.181 Rahmenprofile für Glasbausteine (STECKfix®)


a) Normalprofil
b) Profil mit thermischer Trennung
1 Rahmenprofil 5 Glasstein
2 Ausgleichsprofil (20 bis 100 mm breit) 6 Versiegelung
3 Entwässerung und Belüftung (nach vorn oder unten) 7 Wämmedämmsteg
4 Combi-Clip

Glasbausteine werden mit feuchtem, fast trocke- muss, werden Wände bevorzugt in Trockenbau-
nem Zement- oder Leichtmörtel vermauert und Systemen ausgeführt.
anschließend verfugt. Die Fugenbreite beträgt in Die tragenden Gerüste bestehen aus Stielen bzw.
der Regel 12 mm, maximal 30 mm (z. B. bei star- Ständern oder aus fachwerkartigen Rahmenkon-
ken Stahleinlagen). struktionen. Sie werden bekleidet mit Spanplat-
Zur Rationalisierung sind neuerdings Trocken- ten, Profilbrettern, Paneelen, Gipskarton- oder
bauverfahren auf dem Markt. Die Steine werden -faserplatten, Faserzementplatten, Blechen usw.
dabei zwischen verzinkten Flacheisen versetzt, Derartige Wände können nur bedingt als umsetz-
die in die Lagerfugen eingelegt werden. Auf diese bar gelten, da nur bei besonderen Vorkehrun-
werden spezielle Kunststoff-Clips aufgeklemmt, gen die Bekleidungen nach einem Abbau ohne
die die Steine halten. Die nur 3 mm dicken Fugen Beschädigungen bleiben und wieder verwendet
werden mit einer Silikon-Spezialversiegelung werden können (Umsetzbare Trennwände s. Kapi-
kraftschlüssig gedichtet (Bild 6.180). Für Rah- tel 15). Sie gewinnen jedoch ständig zunehmende
menkonstruktionen gibt es Leichtmetallprofile Bedeutung im Rahmen der Bestrebungen, zur Ra-
mit Höhen- und Seitenausgleich und für Außen- tionalisierung des Bauablaufes alle Innenausbau-
wände mit thermischer Trennung (Bild 6.181). ten in Trockenbauweisen auszuführen. Mit ganz
oder teilweise vorgefertigten Trennwandelemen-
ten in Verbindung mit „Trockenputz“ (Wandbe-
6.10.3 Mehrschalige nichttragende kleidungen aus Gipskartonplatten) können z. B.
Trennwände – Trockenbau Putzarbeiten vermieden werden, die neben dem
erforderlichen Zeitaufwand und allen unvermeid-
6.10.3.1 Allgemeines baren Verschmutzungen auch einen erheblichen
Überall dort, wo einschalige nichttragende Nässeeintrag in die Baustelle bedeuten.
Trennwände aus Gewichtsgründen nicht in Frage
Gipskartonplatten (DIN 18 180)1) sind groß-
kommen, wo leichte Demontage möglich sein
flächige, im Wesentlichen aus einem Gipskern
soll oder bei nachträglichen Einbauten werden
bestehende Platten, deren Flächen und Längs-
mehrschalige Trennwandkonstruktionen bevor-
kanten mit einem fest haftenden, dem Verwen-
zugt.
Auch bei Baumaßnahmen, bei denen Wasser- 1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 14.6 zu ent-
eintrag in den Bau möglichst vermieden werden nehmen.
6.10 Nichttragende innere Trennwände 213

dungszweck entsprechenden Karton ummantelt t Gipskarton-Bauplatten – imprägniert – GKBI (Dicken:


sind. Ihre beachtliche Biegefestigkeit erhalten 12,5 – 15 – 18 mm) werden überall dort eingesetzt, wo
mit erhöhter Feuchtigkeitsbeanspruchung zu rechnen ist
sie durch diese Ummantelung. Die Fasern des (Küchen, Bäder, Untergrund für Verfliesungen). Gipskern
Kartons verlaufen überwiegend in Plattenlängs- und Karton sind wasserabweisend imprägniert (verzö-
richtung, so dass sich senkrecht zur Kartonfaser gerte Feuchtigkeitsaufnahme), der Karton ist außerdem
höhere Festigkeiten als parallel dazu ergeben. noch fungizid ausgerüstet (gegen Pilz- und Schimmelbe-
fall). Kennzeichnung: Karton grün eingefärbt, Rückseiten-
Dementsprechend bekommen die Platten auf stempel blau.
der Rückseite einen Stempel, der immer in Plat- t Gipskarton-Feuerschutzplatten – GKF (Dicken: 9,5
tenlängsrichtung – also in Richtung Faserver- – 12,5 – 15 – 18 mm) sind für Bauteile wie Wand- und
lauf – weist. Deckenbekleidungen, abgehängte Unterdecken und
Trennwände bestimmt, an die Anforderungen an die
Gipsfaserplatten (nicht genormt) bestehen aus Feuerwiderstandsdauer (von F30 bis F180) nach DIN
Gips und Papierfasern, die in einem Recycling- 4102 gestellt werden. Gipsbaustoffe eignen sich auf-
verfahren gewonnen werden. Die Papierfasern grund der spezifischen Eigenschaften des Gipses – sein
Kristallwasser bei höheren Temperaturen abzugeben
bewehren die Platten, so dass diese durch und und dadurch den Baustoff abzukühlen – in besonderem
durch faserverstärkt sind und sich daraus ihre Maße für Brandschutz-Konstruktionen. Der Gipskern der
hohe Biegefestigkeit ergibt. Üblicherweise sind Feuerschutzplatten ist zur Verbesserung des Gefüge-
sie in den Dicken 10 – 12,5 – 15 – 18 mm erhält- zusammenhaltes mit Glasfasern armiert (Baustoffklasse 6
A2 – nichtbrennbar – nach DIN 4102). Die Flächen und
lich. Ihre Kanten sind im Allgemeinen scharfkan- Längskanten besonders widerstandsfähiger Feuerschutz-
tig und nicht besonders profiliert ausgebildet. In platten sind mit Glasfaservlies ummantelt (Baustoffklasse
der Regel sind die Gipsfaserplatten für dieselben A1 – nichtbrennbar – nach DIN 4102). Kennzeichnung:
Anwendungsbereiche geeignet wie die Gipskar- Kartonfarbe gelbbräunlich, Rückseitenstempel rot.
tonplatten. t Gipskarton-Feuerschutzplatten – imprägniert – GKFI
(Dicken: 12,5 – 15 – 18 mm) erfüllen die gleichen Bedin-
Gipsbaustoffe tragen wesentlich zur Schaffung und Erhal- gungen wie die vorgenannten GKBI-Platten (verzögerte
tung eines behaglichen Raumklimas bei (feuchtigkeitsre- Feuchtigkeitsaufnahme). Aufgrund der zusätzlichen
gulierende Eigenschaft). Es gilt jedoch immer zu beachten, Glasfaserarmierung des Gipskernes können die Platten
dass Bauelemente aus Gips einem länger währenden Was- auch dort eingesetzt werden, wo außerdem noch An-
serangriff oder langzeitig einwirkender hoher Luftfeuchte forderungen an den Brandschutz auftreten. Kennzeich-
nicht ungeschützt ausgesetzt werden dürfen (Folge: Gefü- nung: Karton grün eingefärbt, Rückseitenstempel rot.
gezerstörung). Vorübergehend auftretende Feuchtigkeits- t Gipskarton-Putzträgerplatten – GKP (Dicken: 9,5 mm)
einwirkung – wie sie beispielsweise in Duschen, Bädern sind Gipsplatten mit runden kartonummantelten Längs-
und Küchen des Wohn- und Geschäftsbereiches vorkommt kanten, die überwiegend für Deckenbekleidungen und
– schadet den Gipsbauplatten nicht. Vgl. hierzu auch Ab- Unterdecken verwendet werden. Auf die als Putzträger
schnitt 9.3 in Teil 2 dieses Werkes. dienenden Platten wird nach der Montage auf einer Un-
terkonstruktion noch anschließend eine Putzschicht auf-
gebracht. Kennzeichnung: Karton grau, Rückseitenstem-
6.10.3.2 Decken aus Gipskartonplatten1) pel blau.
Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl weiterer Platten-
In DIN 18 180 (zukünftig DIN EN 520) sind die arten, deren Aufbau und Wirkungsweise der Speziallitera-
Plattenarten, Verwendung und Anforderungen tur [16] und den Herstellerunterlagen [17], [18] zu entneh-
an die Güte der Gipskartonplatten, in DIN 18 181 men sind.
die Grundlagen für ihre Verarbeitung und in DIN
Kantenausbildung und Verarbeitung. Tabelle
18 182-1 bis -4 die Zubehörteile näher erläutert
6.182 zeigt Beispiele für die Ausbildung von kar-
und festgelegt. Je nach Verwendungszweck ste-
tonummantelten Längskanten. Die Querkanten
hen folgende Plattenarten zur Verfügung:
der Platten sind nicht ummantelt, sondern scharf-
t Gipskarton-Bauplatten – GKB (Dicken: 9 – 12,5 – 15 kantig bzw. maschinenrau beschnitten. Aufgrund
– 18 – 25 mm). Regelbreite: 600 (625) und 1250 mm.
Regellänge: 2000 bis 4000 mm (in Stufen von 250). Sie der besseren Aussteifung ist der Querbefestigung
eignen sich zum Befestigen auf flächiger Unterlage, zum – vor allem bei Deckenkonstruktionen (s. Ab-
Ansetzen als Wandtrockenputz und zur Herstellung von schn. 14) – der Vorzug zu geben. Die zulässigen
Gipskarton-Verbundplatten nach DIN 18184. Ab einer Spannweiten der Gipskartonplatten sind DIN
Dicke von 12,5 mm auch als Decklage auf Unterkonst-
ruktion für Deckenbekleidungen und Unterdecken sowie 18 181 zu entnehmen. Sie richten sich vorwie-
für die Beplankung von Montagewänden (nicht tragende gend nach der Plattendicke, der Befestigungsart
innere Trennwände). Die Längskanten sind kartonum- und den Befestigungsmitteln.
mantelt (Bild 6.182), die Querkanten scharfkantig oder
maschinenrau geschnitten. Kennzeichnung: Kartonfarbe
Alle Platten sind im Verband zu verlegen, wobei
gelb-bräunlich, Rückseitenstempel blau. der Plattenstoß bei Querbefestigung immer auf
einem Metallprofil oder einer Holzlatte angeord-
1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 14.6 zu ent- net sein muss. Einzelheiten über die stets aus-
nehmen. reichend zu bemessende und genügend steife
214 6 Wände

Tabelle 6.182 Beispiele für die Ausbildung der kartonummantelten Längskanten von Gipskartonplatten

Schnitt Kurzzeichen Bezeichnung Anwendungsbereich

VK Vollkante Vorwiegend für Trockenmontage auf Abstand


ohne Verspachtelung (mit sichtbaren
Schattenfugen)

WK Winkelkante Vorwiegend für Decken- und Wand-


bekleidungen mit Sichtfugen
(Dekorplatten)

AK Abgeflachte Für fugenlose Decken- und Wandbeklei-


Kante dungen. Die Abflachung dient zur
Aufnahme der Fugenspachtelmasse

RK Runde Kante Vorwiegend für Gipskarton-Putzträgerdecken


mit 5 mm Längskantenabstand

6 HRK Halbrunde
Kante
Vorwiegend zum Verspachteln ohne
Bewehrungsstreifen

HRAK Halbrunde Für fugenlose Decken- und Wandbeklei-


abgeflachte dungen. Die Abflachung dient zur
Kante Aufnahme der Fugenspachtelmasse

SK Scharfkantig An den geschnittenen Kanten liegt der


geschnittene Gipskern frei
Kante

FK Scharfkantig SK = Schattenfugen
geschnittene FK = Sichtfugen
und gefaste
Kante

Unterkonstruktion s. Abschn. 14.3.3. Je nach An- Schallschutz. Für die Gewährleistung ausrei-
wendungsbereich bzw. Art der Unterkonstruk- chenden Schallschutzes sind nicht allein die Ei-
tion werden die Platten mit Selbstbauschrauben, genschaften der Wände maßgeblich. Es müssen
Spezialnägeln oder -klammern befestigt; eine vor allem Maßnahmen gegen Schall übertragung
zusätzliche Verklebung ist gestattet. über angrenzende Bauwerksteile (Flankenüber-
Das Verspachteln der Fugen darf erst erfolgen, tragung) getroffen werden (s. Abschn. 10).
wenn keine größeren Längenänderungen der Die Schalldämmung des oberen Anschlusses
Gipskartonplatten – infolge Feuchtigkeits- oder von leichten Trennwänden an Geschossdecken
Temperatureinwirkung – mehr zu erwarten sind. ist schwierig, wenn unter der Decke Installatio-
Dementsprechend sollen Nassputze, Mörtelestri- nen hängen oder keine ebenen, geschlossenen
che und Gussasphaltestriche möglichst vor der Deckenuntersichten (z. B. bei Stahlbetonrippen-
Montage der Gipsplatten eingebaut werden. Je decken, Stahlleichtdecken mit Trapezblechen)
nach Kantenausbildung sind folgende Spachtel- vorhanden sind. In derartigen Fällen muss ei-
techniken möglich: ne schalldämmende, abgehängte Unterdecke
tVerspachtelung mit Papier- oder Glasfaserbe- vorgesehen werden, die über die Trennwände
wehrungsstreifen hinwegläuft, wobei die Trennwandskelette nur
punktweise mit der Rohdecke verankert werden
tVerspachtelung mit selbstklebendem Fugen- (s. Abschn. 14.3).
bewehrungsgitter
Brandschutzanforderungen können mit mehr-
tVerspachtelung ohne Fugenbewehrung in ein schaligen Trennwandkonstruktionen bei Beach-
oder zwei Arbeitsgängen tung der in DIN 4102-4 Abschn. 4.9 festgelegten
tVerspachtelung – maschinell – mit automati- Anforderungen in vollem Umfang erfüllt werden,
schem Spachtelgerät. insbesondere, wenn statt Gipskartonplatten Feu-
erschutz-Spezialplatten verwendet werden (z. B.
Fireboard-Platten, Fa. Knauf).
6.2 Mauerwerk aus künstlichen Steinen 215

Die Auswirkungen der europäischen Normen las- von Einbaubereich und Wandhöhe in Tabelle
sen erwarten, dass künftig für den Trockenbau 6.183 (DIN 4103-4) vorgeschlagen.
das in den großen europäischen Nachbarländern Bei einer Ausführung nach Bild 6.184 können
schon lange praktizierte „Paket-Denken“ stark an leichte Trennwände in Holzbauart lediglich für
Bedeutung gewinnen wird. Bauteile sind dabei eine einfache Raumunterteilung dienen. Sie wer-
„im System“ herzustellen. Dies bedeutet, dass den bei Längen bis zu 5 m mit Holzschrauben
die Austauschbarkeit einzelner Komponenten < 6 mm an die benachbarten Bauteile angedü-
stark eingeschränkt, wenn nicht sogar unmög- belt. Leichte Konsollasten können – ausgenom-
lich sein wird. Es ist zu erwarten, dass Kataloge men bei Bretterschalungen – bei geeigneten Be-
mit Beschreibungen europäisch technisch zuge- festigungsmitteln an jeder Stelle angeschlossen
lassener Bauteile entstehen werden. Für den Be- werden.
reich der Bauteile mit vertraglich zu sichernden Ähnlich den in Abschnitt 6.10.3.4 behandelten
Eigenschaften wird das frei wählbare Zusammen- Trennwänden mit Unterkonstruktionen aus Me-
stellen der Komponentenplatte = Fabrikat „A“, tallprofilen können auch in Holzbauart Trenn-
Unterkonstruktion = Fabrikat „B“, Schrauben = wände hergestellt werden, die erhöhte Schall-
Fabrikat „C“, Dämmstoff = Fabrikat „D“, Fugen- dämm-Anforderungen erfüllen. Einige Beispiele
gips = „E“ usw. stark eingeschränkt, wenn nicht dafür zeigt Bild 6.185. Mit derartigen Konstrukti-
6
sogar unmöglich sein. onen können bewehrte Schalldämm-Maße R′w,R
von 38 bis 49 dB (vgl. Abschn. 17.6) erreicht wer-
6.10.3.3 Trennwände mit den.
Unterkonstruktionen in Holzbauart Die Ausführung der Bekleidungen in unterschied-
Unterkonstruktionen in Holzbauart können licher Dicke kann die Schalldämm-Eigenschaften
nach DIN 4103-4 ausgeführt werden. Die Unter- verbessern.
konstruktion besteht aus Vollholz, besser jedoch
aus verleimtem Holz oder aus Flachpressplatten 6.10.3.4 Trennwände mit Unter-
(DIN 68 763 bzw. 68 000-2, Emissionsklasse E der konstruktionen aus Metallprofilen
Formaldehyd-Richtlinien).
Die erforderlichen Mindestquerschnitte für die Trennwände mit Unterkonstruktionen aus Me-
Stiele – Abstand 62,5 cm – sind in Abhängigkeit tallprofilen werden im Innenausbau bevorzugt

Tabelle 6.183 Erforderliche Mindestquerschnitte b/h für Holzstiele oder -rippen bei einem Achsabstand a = 625 mm in
Abhängigkeit von Einbaubereich, Wandhöhe und Wandkonstruktion

Einbaubereich nach DIN 4103-1


1 2

Wandhöhe H 2600 3100 4100 2600 3100 4100

Wandkonstruktion Mindestquerschnitte b/h

Beliebige Bekleidung 1) 60/60 60/80 60/80

Beidseitige Beplankung aus Holz-


werkstoffe2) oder Gipsbauplatten 3), 40/40 40/60 40/80 40/60 40/60 40/80
mechanisch verbunden 4)

Beidseitige Beplankung aus Holz-


30/40 30/60 30/80 30/40 30/60 30/80
werkstoffen, geleimt 5)

Einseitige Beplankung aus Holz-


werkstoffe5) oder Gipsbauplatten, 40/60 60/50 60/60
mechanisch verbunden

1) Z. B. Bretterschalung
2) Genormte Holzwerkstoffe und mineralisch gebundene Flachpressplatten
3) Gipsbauplatten DIN 18 180 und Gipsfaserplatten
4) Nägel, Klammern, Schrauben; e > 80 d < 200 d
5) Wände mit einseitiger, aufgeleimter Beplankung aus Holzwerkstoffplatten können wegen der zu erwartenden, klimatisch
bedingten Formänderungen (Aufwölben der Wände) allgemein nicht empfohlen werden.
216 6 Wände

6.184a 6.184b 6.184c 6.184d

6.184 Trennwand mit Unterkonstruktion in Holzbauart


Grundrisse:
a) Element-Stoß 1 Flachpressplatten
b) Planenstoß 2 Vollholzprofil
c) Wandanschluss fest 3 Wandanschlussprofil, Vollholz
d) Wandanschluss gleitend

6.185a

6.185
Trennwand mit Unterkonstruktion in Holzbauart:
schalldämmende Ausführungen
a) einfache Unterkonstruktion mit doppellagiger Beplan-
kung aus Gipskartonplatten und Mineralwolle-Einlage
6.185b b) Doppelständer-Unterkonstruktion mit einfacher Be-
plankung aus Gipskartonplatten und doppelter Mineral-
wolle-Einlage
c) zweischalige Unterkonstruktion mit Beplankung aus
Gipskartonplatten. mit Wabenplatten, auf Leichtbau-
platten geklebt
1 Holzprofil
2 Gipskartonplatte, Gipsfaserplatte
3 Mineralwolle
4 Leichtbauplatte
6.185c 5 Distanzstreifen (z. B. selbstklebender Filzstreifen)

verwendet. Derartige Trennwände mit Beplan- wolle (Steinwolle, Glaswolle) eingebracht. Dabei
kungen aus Gipskartonplatten sind in DIN 18 183 gilt: Je höher der Füllgrad des Hohlraumes ist,
genormt. desto höher ist die Verbesserung der Schall-
Unterschieden werden Einfachständerwände, dämmung der „Ständerwand“ gegenüber einer
Doppelständerwände und Vorsatzschalen. ungedämpften Wand. Zur vollen Nutzung der
Die Unterkonstruktionen bestehen aus verzink- schallschutztechnischen Leistungsfähigkeit von
ten Stahlprofilen. Dabei sind die UW-Profile für Ständerwänden sollte eine 80–100 %-ige Hohl-
Decken- und Bodenanschlüsse, die CW-Profile für raumfüllung angestrebt werden.
die „Ständer“ vorgesehen. In die Wandhohlräume In der jüngsten Vergangenheit wurde durch fast
werden zur Schalldämmung Platten aus Mineral- alle Gipskartonplattenhersteller aus „logistischen
6.10 Nichttragende innere Trennwände 217

Gründen“ die flächenbezogene Masse von Gips-


kartonplatten reduziert. Die flächenbezogenen
Massen von üblichen 12,5 mm dicken Gipskar-
tonplatten, Typ GKB (Gipskarton-Bauplatten), 80
liegen heute zwischen 8,5 und 9,5 kg/m2 (Bild
6.185). Feuerschutzplatten (GKF) haben eine 70
flächenbezogene Masse von etwas mehr als 10 60

Schalldämmwert in [dB]
kg/m2. Die Gewichtsreduzierung der Gipskar-
tonplatten hat zu erheblichen Einbussen beim 50
Schallschutz von entsprechenden Trennwänden
40
geführt. Daraufhin hat die Entwicklung neuer
technischer Lösungen mit hohem Schallschutz- 30
standard eingesetzt.
20
Voraussetzung für gute Schalldämmwerte von
„Ständerwänden“ ist das „Feder-Masse-System“. 10
Dieses System entsteht durch die Kopplung von
zwei Schalen (Gipskarton-Platten) durch eine ver- 0
50 100 200 400 800 1600 3150
6
bindende „Feder“ (z. B. Metallständer). Je besser
Frequenz in [Hz]
die akustische Entkopplung der einzelnen Scha-
len einer Ständerwand ist, desto besser ist auch MW 100, 2 x 12,5 mm GK Piano, Rw, P = 60 dB
ihr Schallschutz. MW 100, 2 x 12,5 mm GKB, Rw, P = 56 dB
CW 100, 2 x 12,5 mm GKB, Rw, P = 50 dB
Die führenden Hersteller haben auf Grund der
durch die Gewichtsreduzierung von Gipskarton- 6.187 Messkurven – Einfluss von Ständern und Gips-
platten aufgetretenen Schalldämmprobleme so- kartonplatten auf die Schalldämmung einer
wohl die Standard-CW-Profile verändert als auch 150 mm dicken Ständerwand

6 5 2 10 3

7 9 3
8 6.186b

6.186 Montagewand (Metallständerwand),


System Richter®
a) Isometrie
b) Querschnitt mit Wandanschluss
1 Anschlussprofil UW
2 Ständerprofil CW
3 Gipskartonplatte GKB 12,5 mm
4 Sockelleiste
5 Dichtungsband, 1-seitig klebend
6 Befestigungselement
7 Trennstreifen
8 Fugenfüller
9 BLACK-STAR®-Typ 1 TN-25 mm
6.186a 10 Dämmstoff
218 6 Wände

die besonders federnden Spezialständer-Profile nanzfrequenz und damit auch das Schalldämm-
MW entwickelt. Die neuen CW-Profile sind stär- mass einer Ständerwand.
ker profiliert, wodurch die federnde Wirkung der Die verbesserten Systeme mit geänderten Stän-
Ständer und damit die Entkopplung der einzel- derprofilen verlangen nicht zuletzt natürlich auch
nen Schalen verstärkt werden. Die CW-Profile sind eine sorgfältige Verarbeitung wie z. B. Dichtheit
mit einer „Federzunge“ ausgestattet, wodurch ei- der Anschlüsse. Durch unsachgemässe oder nicht
ne Verbesserung der Schalldämmung von bis zu sorgfältige Verarbeitung gehen die möglichen
6 dB gegenüber MW-Profilen erreicht wird. Bild Verbesserungen der Schalldämmwerte schnell
6.187 zeigt das Schalldämmverhalten von 150 wieder verloren.
mm dicken, doppelt beplankten Metallständern Doppelständerwände bieten sehr gute Schall-
aus 100 mm CW-Profilen im Vergleich mit 100 dämmeigenschaften, wenn beide Schalen ein-
mm MW-Ständer-Profilen mit Federzunge. wandfrei voneinander getrennt sind. Dabei ist
Bauakustische Vergleichsmessungen haben eine versetzte Anordnung der Ständer ebenso
gezeigt, dass bei flächenbezogenen Masse der möglich wie die Trennung gegenüberstehen-
Gipskartonplatten in den Bereichen von 8,5 bis der Ständer durch federnde Zwischenlagerung
10 kg/m2 nur geringe Unterschiede in der Schall- (s. Bild 6.190). Eine weitere Verbesserung des
6 dämmung festzustellen sind. Je nach Wandkon- Schallschutzes ist möglich durch bis dreilagige
struktion wurden hier Unterschiede von 1 bis Beplankung mit Gipskartonplatten unterschied-
3 dB zu Gunsten der schweren Platten gemessen. licher Dicke.
Dagegen kommt der Gefügezusammensetzung Bewegungsfugen des Rohbaus müssen in die
der Gipskartonplatten eine grössere Bedeutung Konstruktion der Ständerwände übernommen
zu. Es sind inzwischen Gipskartonplatten auf dem werden. Bei durchlaufenden Wänden sind im Ab-
Markt, die allein auf Grund ihrer Gefügezusam- stand von ca. 15,00 m Bewegungsfugen erforder-
mensetzung bei gleicher flächenbezogener Mas- lich.
se bessere Schalldämmwerte erreichen, selbst In der Altbausanierung kommen häufig Metall-
bei Verwendung von Standard-CW-Profilen. Bei ständer-Vorsatzschalen zur Ausführung um die
Verwendung von Ständerprofilen mit Federzun- Wärme- und Schalldämmung insbesondere von
ge werden die Schalldämmwerte deutliche ver- Außen- und Wohnungstrennwänden zu erhöhen,
bessert (s. Tab. 6.188). s. Bild 6.191.
Auch der Abstand der einzelnen Gipskarton- Wenn an den Montagewänden grössere Konsol-
plattenschalen hat erheblichen Einfluss auf den lasten berücksichtigt werden müssen, kommen
Schallschutz der Ständerwände. Der Abstand der verstärkte Konstruktionen mit versetzt angeord-
einzelnen Schalen beeinflusst die Lage der Reso- neten oder verstärkten Ständern in Frage. Im üb-
nanzfrequenz, die möglichst unter 100 Hz liegen rigen dürfen an jeder Stelle von Ständerwänden
sollte. Je grösser der Abstand der Schalen unter- nach DIN 18 183 Konsollasten (z. B. aus Regalen
einander ist, um so niedriger ist auch die Reso- oder Wandschränken) angebracht werden, solan-

Tab. 6.188 Schalldämmwerte Rw,R von Knauf Einfach-Metallständerwänden im Überblick

GK-Platten > 8,5 kg/m2 Schallschutzplatte


auf Profil Knauf Piano
auf Profil

Wandtyp Profilabm. Wanddicke CW MW CW MW


mm mm

W 111/ 50 75 40 41
W 141 75 100 41 44 43 48
100 125 42 45 45 50

W 112/ 50 100 47 49
W 142 75 125 49 53 52 56
100 150 50 54 54 58

W 113/ 75 150 56 58
W 143 100 175 52 57 60
6.10 Nichttragende innere Trennwände 219

6.189a 6.189b
6

6.189c 6.189d 6.189f

6.189e

6.189 Metallständerwand, Doppelständerwerk zweilagig beplankt (System Knauf, W115)


a) Anschluss an Massivwand, b) Plattenstoß, c) T-Verbindung, d) Eckausbildung, e) Türausbildung
f) Vertikalschnitt
1 CW-Profil 9 Schnellbauschrauben TN
2 UW-Profil 10 Knauf Uniflott
3 Knauf Gipsplatten 11 Falls erforderlich: Knauf Eckschutzschiene bzw. Alux
4 Trennstreifen oder Trennfix Kantenschutz
5 Trennwandkitt 12 Dämmstreifen durchlaufend
6 Drehstiftdübel 13 Schnellbauschraube TB
7 Dämmschicht 14 UA-Profil 2 mm
8 Selbstklebendes Dämmstreifenstück 15 Türpfostensteckwinkel
220 6 Wände

6.190a

6.190b 6.190c

6.190d 6.190e 6.190g

6.190f

6.190 Schallschutzwand, Metall-Einfachständerwerk MW, 2-lagig beplankt, System Knauf W142


a) Isometrie, b) Anschluss an Massivwand, c) Plattenstoß, d) T-Verbindung,
e) Eckausbildung freistehendes Wandende, f) F30-Bewegungsfuge, g) Vertikalschnitt
1 MW-Profil 7 Dämmschicht
2 UW-Profil 8 CW-Profil
3 Knauf-Gipsplatte 9 Schnellbauschraube TN
4 Trennstreifen oder Trennfix 10 Knauf Uniflott
5 Trennwandkitt 11 Falls erforderlich: Knauf Eckschutzschiene oder Alux Kantenschutz
6 Drehstiftdübel 12 Horizontalstoß mit Papierfugendeckstreifen spachteln
6.10 Nichttragende innere Trennwände 221

6.191d

6.191a

6.191e

6.191b 6.191c

6.191 Metallständer-Vorsatzschale
a) Isometrie, b) Wandanschluss, c) 90º-Außenecke, d) Deckenanschluss, e) Bodenanschluss
1 Anschlussprofil UD 28/27 x 06 8 Drehstiftdübel
2 Profil CD 60 x 06 9 Dichtungsband, einseitig klebend, 30 mm
3 Gipsplatte GKB/GKF 12,5 mm 10 Blechschraube
4 Sockelleiste 11 BLACKSTAR®-Schraube Typ 1 TN-25 mm
5 Sockelclip 12 Trennstreifen bei geputzten Anschlussflächen
6 Eckleiste SYRECK® Typ 001, verz. 27/27 mm 13 Fugenfüller
7 Direktabhänger 14 Dämmstoff
222 6 Wände

6.192a
6

6.192b

6.192c 6.192d

6.192 Installationswand, Doppelständerwerk, zweilagig beplankt, System Knauf W116


a) Anschluss an Massivwand, b) Ständeraussteifung mit Plattenstreifen, c) Wandverjüngung (auf System W112)
d) Vertikalschnitt
1 CW-Profil 9 Schnellbauschraube TN
2 UW-Profil 10 Knauf Uniflott
3 Knauf-Gipsplatte 11 Gipsplattenstreifen > 12,5 mm dick, 300 mm hoch
4 Trennstreifen oder Trennfix 12 Knauf Gipsplatte, imprägniert
5 Trennwandkitt 13 Flächendicht (Feuchtigkeitssperre)
6 Drehstiftdübel 14 Flexkleber
7 Dämmschicht 15 Fliese
8 Flächendichtband
6.10 Nichttragende innere Trennwände 223

ge 0,4 kN/m Wandlänge nicht überschritten wer- sich damit eine Kostenersparnis von über 70 %
den bzw. 0,7 kN/m bei Beplankungen mit d > 18 gegenüber dem Abbruch und der Entsorgung
mm. Grössere Konsollasten, z. B. für Waschtische der alten Wand und der Herstellung der neu ge-
und für andere Sanitärobjekte oder für schwere setzten Wand mit neuem Material.
Bücherregale sind über besondere Traversen ein- Für flexible Raumnutzungen (z. B. Büroräume)
zuleiten, und Doppelständerwände sind in den haben sich auch umsetzbare Stahl-Elemente
Ständerreihen durch Laschen zugfest zu verbin- in Schalenbauweise etabliert. Sie bestehen aus
den. Stahlelementen in Schalenbauweise, einer ver-
In „Installationswänden“ stehen die Ständer so zinkten Metallunterkonstruktion und 1 mm di-
weit auseinander, dass Installationsleitungen und cken, allseitig umgekanteten Stahlblechschalen,
Tragsysteme (z. B. für Waschtische) problemlos in in die 9,5 mm dicke Gipsplatten eingeklebt sind.
den Wandzwischenräumen untergebracht wer- Die Oberfläche ist einbrennlackiert und zum
den können, s. Bild. 6.192. Schutz vor Beschädigungen bei Transport und
Montage mit einer Schutzfolie versehen. Die
Umsetzbare Trennwände Schutzfolie wird erst nach Beendigung der Ar-
mit Unterkonstruktionen aus Metall beiten entfernt. Die Stahlblechschalen werden
über Klemmständer miteinander verbunden. Der 6
Montagewände mit Unterkonstruktionen aus Wandhohlraum kann mit Dämmstoff ausgeklei-
Metall waren bisher bei Demontagen bedingt det und für Installationen genutzt werden. Auch
wiederverwendbar, wenn z. B. die Beplankung nachträgliche Installationen können ausgeführt
aus Holzspanplatten bestand; umsetzbare Trenn- werden, da die Stahlblechschalen jederzeit her-
wände s. Kapitel 15). ausgenommen werden können. Das Rastermass
Der Preis für Gipskartonplatten ist in den vergan- ist flexibel von 100–12 500 mm und kann damit
genen Jahren zwar kontinuierlich gesunken. Da- den jeweiligen Bauwerksbedürfnissen angepasst
gegen ist aber der Preis für die Schuttentsorgung werden. Individuelle Farbbeschichtungen nach
drastisch gestiegen. Dies führte zur Entwicklung RAL sind möglich.
einer komplett wiederverwendbaren Gipskarton- Die Verarbeitung von Zubehör-Profilen ist im
Ständerwand. Die Wand kann mehrere Male wie- Trockenbau mittlerweile die Regel. Durch ent-
der ab- und aufgebaut werden. sprechende Profile (Wandabschlussprofile, Bil-
Im Bereich der gefasten Gipskartonplatte wird derleisten, Schattenfugenprofile) werden nicht
eine „Reißschnur“ eingebracht und mit dem Fu- nur Arbeitszeiten (schnellere und exaktere Aus-
genband geschlossen und verspachtelt. Das En- führung der Spachtelarbeiten) eingespart son-
de des teilweise aufgerollten Fugenbandes und dern die Ausführung ist auch sauberer. Auch
des Rissfadens wird durch den Sockel abgedeckt. ist durch eingebaute Bilderleisten in Trockenbau-
Bei der Demontage wird der Sockel entfernt, die wände der Beschädigung der Wände durch stän-
Reißschnur aus der Fuge herausgerissen, so dass dig wechselnde Austellungen vorgebeugt. Bild
die Fuge wieder frei ist. Bei einem Umbau ergibt 6.193 zeigt eine umsetzbare Vorsatzschale.
224 6 Wände

6.193d

6.193a 6.193e

6.193b 6.193c 6.193f

6.193 Umsetzbare Vorsatzschale Systal®, Richter-System®


a) Vorsatzschalenaufbau, Isometrie, b) Deckenanschluss, c) Bodenanschluss, d) Wandanschluss
e) 90°-Innenecke, f) 90°-Außenecke
1 U-Profil für Deckenanschluss 9 90°-Ecke außen
2 U-Profil für Wandanschluss 10 Winkelprofil für 90°-Ecke innen
3 U-Profil für Bodenanschluss 11 Blechschraube LN-9 mm
4 Klemmständer 12 Befestigungselement (entsprechend Bauwerk-Anschluss)
5 Justierprofil 13 Stahlniet Ø 4 x 6 mm
6 Wandanschlusswinkel 14 Dichtungsband, 1 seit. kleb. 12 x 3,2 mm
7 Elementwandschale 15 Dichtungsstreifen, 1 seit. kleb. 15 x 3,2 x 100 mm
8 Wandanschlussleiste 16 Dämmstoff
6.10 Nichttragende innere Trennwände 225

6.10.4 Normen
Norm Ausgabedatum Titel

DIN 105-1 06.2002 Mauerziegel; Vollziegel und Hohllochziegel


DIN 105-2 06.2002 –; Leichthochlochziegel
DIN 105-3 05.1984 –; Hochfeste Ziegel und hochfeste Klinker
DIN 278 09.1978 Tonhohlplatten (Hourdis) und Hohlziegel; statisch beansprucht
DIN 1055-3 03.2006 Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 3: Eigen- und Nutzlasten für Hochbauten
DIN 1102 11.1989 Holzwolle-Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbauplatten nach DIN 1101 als
Dämmstoffe für das Bauwesen; Verwendung, Verarbeitung
DIN 4103-1 07.1984 Nichttragende innere Trennwände; Anforderungen, Nachweise
DIN 4103-2 12.1985 –; Trennwände aus Gips-Wandbauplatten
DIN 4103-4 11.1988 –; Unterkonstruktion in Holzbauart
DIN 41651) 06.2003 Porenbeton-Blocksteine und Porenbeton-Planbausteine
DIN 4166 10.1997 Porenbeton-Bauplatten und Porenbeton-Planbauplatten 6
DIN 4242 01.1979 Glasbaustein-Wände; Ausführung und Bemessung
DIN 18 148 10.2000 Hohlwandplatten aus Leichtbeton
DIN 18 1512) 09.1987 Hohlblöcke aus Leichtbeton
DIN 18 1524) 04.1987 Vollsteine und Vollblöcke aus Leichtbeton
DIN V 18 153 10.2003 Mauersteine aus Beton (Normalbeton) – Teil 100: Mauersteine mit besonderen
Eigenschaften
DIN 18 162 10.2000 Wandbauplatten aus Leichtbeton; unbewehrt
DIN EN 12 859 06.2008 Gips-Wandbauplatten – Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren,
Dt. Fassung EN 12 859: 2008
DIN V 18 165-1 07.1991 Faserdämmstoffe für das Bauwesen; Dämmstoffe für die Wärmedämmung
DIN 18 180 01.2007 Gipskartonplatten; Arten, Anforderungen, Prüfung
DIN 18 181 10.2008 Gipsplatten im Hochbau – Verarbeitung –; Grundlagen für die Verarbeitung
DIN 18 183-1 01.2008 Trennwände und Vorsatzschalen aus Gipsplatten mit Metallunterkonstruktionen –
Teil 1: Beplankung mit Gipsplatten
DIN 18 184 10.2008 Gipsplatten-Verbundelemente mit Polystyrol- oder Polyurethan-Hartschaum als
Dämmstoff
DIN 18 350 10.2006 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen
– Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) –
Putz- und Stückarbeiten
DIN EN 635-1 01.1995 Sperrholz; Klassifizierung nach dem Aussehen der Oberfläche, Teil 1: Allgemeines
DIN 68 705-4 12.1981 –; Bau-Stabsperrholz, Bau-Stäbchensperrholz
DIN EN 622-1 09.2003 Faserplattten-Anforderungen, Teil 1: Allgemeine Anforderungen,
Deutsche Fassung EN 622-1: 2003
DIN EN 312-5 06.1997 Spanplatten, Anforderungen, Teil 5: Anforderungen an Platten für tragende
Zwecke zur Verwendung im Feuchtbereich
DIN EN 197-1 08.2004 Zement; Zusammensetzung, Anforderungen und Konformitätskriterien;
Teil 1: Allgemein gebräuchlicher Zement
DIN EN 413-2 08.2005 Putz- und Mauerbinder – Teil 2: Prüfverfahren, Deutsche Fassung EN 413-2: 2005
DIN EN 459-11) 02.2002 Baukalk – Teil 1: Definitionen, Anforderungen und Konformitätskriterien
DIN EN 459-23) 02.2002 Baukalk – Teil 2: Prüfverfahren, Deutsche Fassung EN 459-2: 2001
DIN EN 459-3 02.2002 Baukalk – Teil 3: Konformitätsbewertung, Dt. Fassung EN 459-3: 2001

1) z. Zt. in Neubearbeitung: Vornorm DIN V 4165-100


2) z. Zt. in Neubearbeitung: Vornorm DIN V 18 151-100
3) z. Zt. in Neubearbeitung (E 08.2008)
4) z. Zt. in Neubearbeitung: Vornorm DIN 18 152-100
226 6 Wände

6.11 Literatur
[1] Belz, Gösele, Jenisch, Pohl, Reichert: Mauerwerk-Atlas, München 1984
[2] Brechner u. a.: Kalksandstein. Planung, Konstruktion, Ausführung. Hrsg. Kalksandstein Information GmbH, Hannover
1989
[3] Brandt, J., Moritz, M.: Bauphysik nach Maß. Düsseldorf 1995
[4] Bund Deutscher Zimmermeister: Holzrahmenbau mehrgeschossig. Karlsruhe 1996
[5] Bundesverband der Leichtbauplattenindustrie e.V.: Leichtbauplattenfibel. München 1985
[6] Compagno, A.: Intelligente Glasfassaden. Artemis 1995
[7] Dahms, K.: Große Tafeln – große Fugen – große Schäden. In: bausubstanz 4/1991
[8] Deutscher Naturwerkstein-Verband e.V.:
Bautechnische Information Naturstein, Würzburg 1996, www.dnv.naturstein-netz.de
[9] Deutscher Stahlbau-Verband:
Stahlbau-Arbeitshilfen für Architekten und Ingenieure, Merkblätter. Köln 1990–1996, www.deutscher stahlbau.de
[10] Deutsches Zentrum für Handwerk und Denkmalspflege: Katalog der Fachwerkausfachungen, Fulda 1996
[11] –: Reparaturverbindungen für Holzkonstruktionen. Fulda 1996
6 [12] Gerner, M.: Fachwerk; Entwicklung, Gefüge, Instandsetzung. Stuttgart 1994
[13] –: Farbiges Fachwerk. Stuttgart 1983
[14] Gerner, M.: Handwerkliche Holzverbindungen der Zimmerer. Stuttgart 1992
[15] Hebel Handbücher für den Wohnungsbau und Industriebau. Emmering–Fürstenfeldbruck 1985
[16] Hart, F.; Henn, W.; Sonntag, H.: Stahlbauatlas. München 1990
[17] Informationsdienst Holz:Holzbauhandbuch 1996, www.argeholz.de
[18] Kalksandstein-Informationsreihen. Hrsg. vom Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V. Hannover-Herrenhausen
[19] Klöckner, K.: Alte Fachwerkbauten. München 1990
[20] –: Der Blockbau. München 1982
[21] Krämer Dr., G.: Schallschutz mit Metallständerwänden in: Die neue quadriga 3/2001
[22] Kräntzer, K. R.: Betonfertigteile für den Mauerwerksbau. 2. Aufl. Köln 1980
[23] Kroner, W. M.: Intelligente Konstruktionen für anpassungsfähige Fassaden. In: AIT 4/95
[24] Luscher, A.: Energiegeladen. In: AIT 3/1996
[25] Mauerwerk Atlas, Bonn 1996
[26] Mauerwerk Kalender 1996, Berlin 1995
[27] Mehling, G.: Naturstein-Lexikon, München 1986
[28] Mitteilungen des Instituts für Bauforschung e.V. Hannover
[29] Minck, G.: Neue Lehmbautechniken. In: Arconis 1/96
[30] Pohl, Schneider, Wormuth, Ohler, Schubert: Mauerwerksbau. Düsseldorf 1990
[31] Reichel, W.: YTONG-Handbuch. Wiesbaden und Berlin 1987
[32] Reichert, H.: Konstruktiver Mauerwerksbau. Bildkommentar zur DIN 1053. Köln 1990
[33] Ruske, W.: Holzhäuser im Detail. Kissingen 1990
[34] Schild, E. u. a.: Bauschadenverhütung im Wohnungsbau – Schwachstellen – Bd. 2: Außenwände und Öffnungs-
anschlüsse. Wiesbaden und Berlin 1990
[35] Schmitt, H., Heene, A.: Hochbaukonstruktion. Düsseldorf 1996
[36] Schumacher, F.: Das Wesen des neuzeitlichen Backsteinbaues. München 1920/1985
[37] Schulze, J.: Normengerechte Fachwerksanierung? In: das bauzentrum 7/1995
[38] –: Fachwerkzerstörung durch Modernisierung? In: DAB 5/1991
[39] –: Regenschutz von historischen Fachwerkbauten. In: das bauzentrum 7/1994
[40] Schwab, A.: Neue Konzepte mehrschaliger Glasfassaden. In: DAB 3/1996
[41] Simon, C.: Intelligente Fassaden. In: Der Architekt 3/96
[42] Sobon, J., Schroeder, R.: Fachwerkkonstruktionen. Düsseldorf 1990
[43] Weber, H.: Porenbeton-Handbuch. Wiesbaden 1991
[44] Wendehorst: Bautechnische Zahlentafeln. 27. Aufl. Stuttgart 1996
[45] Wonner, M., Bubeck, S.: Energiewandler, Niedrigenergie-Bürogebäude in Karlsruhe. In: AIT 3/1996
[46] Zementmerkblätter. Hrsg. vom Fachverband Zemente e.V., Köln
[47] Ziegelbauberatung: Ziegel. Technische Informationsreihe. Hrsg. vom Bundesverband der deutschen Ziegelindustrie
e.V. Bonn
[48] Zimmermann, G.: Bauschäden-Sammlung. Stuttgart 1990
[49] Modernisierungs-Magazin 1–2/2009
227

7 Skelettbau

7.1 Allgemeines Räumen nicht für alle Ebenen oder Gebäudeteile


gestellt, sodass häufig Mischformen aus Skelett-
Beim Skelettbau werden Gebäudelasten über und Wandbaubereichen (Bild 7.1) zu empfehlen
stabartige, horizontale (Träger, Unterzüge) und sind. In den meisten Fällen werden auch keine
vertikale Tragelemente (Stützen) zusammenge- reinen Skelettbauten ausgeführt (Bild 7.2c), da
führt und an wenigen Stellen punktuell abgelei- Gebäudefunktionen wie Treppenhäuser bzw.
tet. Er stellt somit eine Alternative zum Wandbau Aufzugsschächte vielfach zu Erschließungsker-
(s. a. Abschn. 1.5) dar, bei dem die Lasten über die nen oder auch Nebenraumbereiche häufig zu
tragenden Wände flächig und linear abgeleitet tragenden und aussteifenden Wänden führen.
werden. Zudem erfordern Brandschutzanforderungen
Ob und in welchen Fällen Skelettbauweisen (Bildung von Brandabschnitten s. a. Abschn. 17.7)
für eine Bauaufgabe vorteilhaft werden, hängt sowie im Zusammenhang mit den sowieso not-
von den Nutzungsanforderungen, notwendigen wendigen Aussteifungsmaßnahmen erforder-
Raumgrößen und Belichtungserfordernissen ab. liche Wände, die zu vielfach wirtschaftlicheren 7
Vielfach werden Anforderungen nach z. B. großen Lösungen führen.

7.1a 7.1b 7.1c

7.1 Mischbauweisen aus Wand und Skelettbausystemen


a) Außenwände und Treppenraum tragend und aussteifend, Skelett nur im Inneren
b) Innere Längswände, Treppenraum tragend und aussteifend, Skelett an den Längsfassaden
c) Treppenraum und Kopfseiten tragend und aussteifend, Skelett im Inneren und an den Längsfassaden

7.2a 7.2b 7.2c

7.2 Skelettbausysteme
a) Skelettbau mit tragendem und aussteifendem Treppenhauskern und Kopfwänden
b) Skelettbau mit tragendem und aussteifendem Treppenhauskern zwischen verschiedenen Gebäudeteilen
c) Reiner Skelettbau mit externem Erschließungskern, Kopfwände tragend und aussteifend
228 7 Skelettbau

Im Gewerbe- und Industriebau sowie bei Verwal- Spätere Änderungen der Raumaufteilung sind –
tungs- und Geschäftsbauten sind in der Regel insbesondere, wenn bereits entsprechende Vor-
weiträumige Nutzflächen zu planen, die auch oh- kehrungen eingeplant wurden – leicht nachträg-
ne großen Aufwand den oft wechselnden funk- lich ausführbar.
tionellen Anforderungen leicht angepasst und
Hauptelemente von Skelettkonstruktionen
durch Erweiterungen ergänzt werden können.
sind Stützen und Träger (Hauptträger), auf de-
Tragende Wände innerhalb der Geschossflächen
nen die Dachflächen oder Geschossdecken auf-
und als Außenwände würden dieser Forderung
gelagert sind. In den Anschlussstellen und Ecken
entgegenstehen.
(Knoten) sind je nach Aussteifungskonzeption
Im Skelettbau entstehen offene Tragsysteme und gelenkige (bewegliche, biegeweiche Gelenkkno-
damit in der Ausgestaltung frei aufteilbare Grund- ten) oder biegesteife (starre, unverschiebliche
rissstrukturen mit hoher Nutzungsvariabilität und Rahmenknoten) Verbindungen zu schaffen.
Flexibilität auch bei sich ändernden Anforderun- Während beim Massivbau die raumabschließen-
gen an die Raumaufteilungen. Zudem werden den Scheiben der tragenden Wände gleichzei-
großflächig transparente Fassaden ermöglicht, tig das Tragwerk bilden, ist beim Skelettbau das
die zur qualifizierten Belichtung mit Tageslicht Tragwerk (das Skelett) konstruktiv und funktio-
insbesondere bei großflächigen Grundrissen er- nell klar von den raumbildenden Elementen der
forderlich sind. Die Ausführung eines Massivbau- Außenhülle und des Innenausbaues getrennt.
es als Wandbau mit Lochfassaden und tragenden
7 Innenwänden schließt diese Möglichkeiten aus.
Alle Lasten werden durch das Skelett abgetra-
gen, während die Wände lediglich nichttragende
Im Unterschied zu Wandbauten weisen Skelett- Raumabschlüsse sind.
bauten eine Reihe von unterschiedlichen Merk- Neben der Anordnung der Haupttragelemente
malen auf. überwiegend längs oder quer zur Gebäudelängs-
tRelativ geringeres Eigengewicht der Tragkon- achse (Längs- oder Querlage) werden Skelettbau-
struktion, bedeutend bei wenig tragfähigem ten auch hinsichtlich ihrer Geschossigkeit wie
Baugrund und hohen Geschosszahlen folgt unterschieden:
tAuflösung des Tragwerkes in filigrane Stäbe er- Hallenbauten sind überwiegend eingeschossi-
höht die Flexibilität und Variabilität auch wäh- ge Konstruktionen (z. B. Industrie- und Lagerhal-
rend der Nutzungszeit von Gebäuden len) aus Stützen und horizontal angeordneten
tKonstruktionen großflächiger und großvolu- Bindern, Schalen oder Faltwerken als Dachtrag-
miger Bauwerke unterschiedlichster geometri- werke, mit denen auch stützenfreie, großflächig
scher Baukörper- und Raumformen zusammenhängende Räume gebildet werden
tEinsatz hoch beanspruchter und hochwertiger können. Sie ermöglichen hohe Verkehrslasten
Bauteile und Bauelemente insbesondere hin- auf den Bodenflächen (z. B. Lagergüter, Maschi-
sichtlich der statischen Belastung und des Feu- nen) und hohe Einzellasten (z. B. Kranbahnen).
erwiderstandes Raumhöhen von mehr als 12 m werden selten
überschritten. Vorteilhaft sind neben den frei
tAusbildung der stabartigen Tragwerke zu ebe-
aufteilbaren Grundrissflächen die mögliche An-
nen orthogonalen und polygonalen sowie ge-
ordnung von Oberlichtern in den Dachflächen,
krümmten und auch räumlichen Tragwerken
die freien Konstruktions- und Gestaltungsmög-
mit einem wirtschaftlichen Verhältnis von Mas-
lichkeit von Außenwänden und Ausbauten sowie
se und Tragfähigkeit
die einfache Ausstattung mit technischer Gebäu-
tVorwiegender Einsatz industrieller Fertigungs- deausrüstung.
und Montagebauweisen von Bauelementen
Geschossbauten sind mehrgeschossige Kons-
tVielfach Reduzierung der Bauzeiten durch den truktionen (z. B. Gewerbe- und Verwaltungsbau-
Einsatz von Vorfertigungs- und Montagesyste- ten, Hochhäuser) aus geschosshohen oder auch
men über mehrere Geschosse durchlaufenden Stützen
Der entscheidende Vorteil von Skelettbauten sowie horizontalen Flachdecken oder Decken-
besteht neben wesentlich geringeren Eigenlas- platten mit Trägern und Unterzügen. Sie werden
ten darin, dass die Flächenaufteilung innerhalb je nach gewählten Materialien i. d. R. in Abmes-
der Geschossflächen bei eingeschossigen Bau- sungen bis zu 7 m × 10 m im Grundriss sowie Ge-
ten nahezu uneingeschränkt möglich ist und bei schosshöhen von ca. 3 m bis ca. 6 m ausgeführt.
mehrgeschossigen Gebäuden lediglich durch die Sonderkonstruktionen sind erforderlich für sehr
i. d. R. erforderlichen Stützen eingeschränkt wird. große Spannweiten in beiden Grundrissausdeh-
7.1 Allgemeines 229

nungen (Sport-, Schwimm-, Kongress-, Montage- tEinspannung (biegesteife Verankerung ver-


hallen, Hangare usw.) sowie für große Raumhö- gleichbar einem Fahnenmast) der Stützen in
hen (Hochregallager) und für Gebäude mit sehr häufig Einzelfundamenten (Bild. 7.3c)
großflächigen Fassadenöffnungen (Flughäfen,
Ausstellungshallen, Bahnhöfe). Weiterhin sind be- Aus der großen Zahl der in Frage kommenden
sondere Konstruktionen dann notwendig, wenn vielfältig variierbaren Möglichkeiten für die Aus-
nicht orthogonale Sonderformen in Grundriss steifung von Hallenbauten (hallenartiger, ein- bis
und Aufriss (z. B. Theater, Sportstätten usw.) zur zweigeschossiger Bauwerke) zeigt Bild 7.3 vier
Ausführung kommen oder sehr hohe Belastun- typische Beispiele.
gen (z. B. Erdbeben) zu berücksichtigen sind. Für einfache Hallenbauten über Rechteckgrund-
rissen haben sich Aussteifungssysteme aus quer
Aussteifung. Die Standfestigkeit des Skeletts gespannten, in Längsrichtung gereihten Rahmen
muss durch Horizontalaussteifungen gewähr- sowie in Längsrichtung zwischen mindestens
leistet werden. Räumliche Aussteifungen sind zwei Rahmen angeordneten Diagonalverbänden
statische Systeme, die horizontale Lasten – vor- (Bild 7.3b) bewährt. Vertikale Aussteifungsele-
wiegend aus Wind – in den Baugrund ableiten. mente werden am wirksamsten an den Außen-
Sie sind in mindestens drei zueinander senkrecht kanten eines Gebäudes angeordnet.
angeordneten Ebenen vorzusehen.
Als vertikale und horizontale Aussteifungsmög- Pendelstützen. Im Skelettbau werden vielfach
Konstruktionen mit Pendelstützen gewählt, die
lichkeiten kommen folgende Systeme zur An-
wendung: ausschließlich durch Diagonalverbände in den 7
Wandebenen und in der Dachebene ausgesteift
tWandscheiben in Längs- oder/und Querrich- sind (Bild 7.3d). Pendelstützen sind an Stützen-
tung (Bild. 7.3a) und Decken- oder Dachschei- kopf und Stützenfuß unverschieblich, d. h. „la-
ben gesicher“, jedoch gelenkig, d. h. drehbar und
tDiagonalverbände (Andreaskreuz) in Wand-, elastisch gelagert. Die Aussteifung mit Diagonal-
Decken- oder/und Dachebene (Bild. 7.3b und d) verbänden und gelenkiger Verbindungsart ist in
tRahmen mit biegesteifen Eckausbildungen, der Lage, die in einem Stab auftretenden Normal-
häufig in einer Gebäuderichtung angeordnet und Querkräfte in andere Stäbe zu übertragen, je-
(Bild. 7.3a und b) doch keine Momente – eine Voraussetzung dafür,

7.3a 7.3b
7.3
Aussteifung von
Skelettkonstruktionen
a) durch Wandscheiben
und durch Rahmen mit
biegesteifen Ecken
b) durch Diagonalverbän-
de und Rahmen mit
biegesteifen Ecken
c) durch Einspannung
der Stützen
d) ausschließlich durch
Diagonalverbände, alle
Stützen sind Pendel-
7.3c 7.3d stützen
230 7 Skelettbau

Stabquerschnitte möglichst schlank auszubilden. ersetzen und ermöglichen somit großflächige


Biegesteife Knotenausbildungen, die auch Mo- Grundrisse ohne ggf. störende Zwischenwände.
mente übertragen können, führen zu erhöhten Hauptträger und Stützen werden in Rahmentrag-
Materialeinsatz insbesondere in den Eckberei- werken (s. a. Abschn. 1.3) in den Ecken als biege-
chen und somit zu deutlich weniger schlanken steife Knoten miteinander verbunden. Die Stüt-
Dimensionen. zen werden dann als Stiele, die Träger als Riegel
In der Baupraxis können Gelenkknoten konstruk- bezeichnet. Durch die Einspannung (Behinderung
tiv jedoch meistens nicht vollständig beweglich der freien Drehbarkeit der Stabenden im Knoten)
(gelenkig) ausgebildet werden. Die Verbindun- können nicht nur Normal- und Querkräfte son-
gen im Holz- und Stahlskelettbau zwischen den dern auch Biegemomente innerhalb der Stab-
Bauteilen erfolgen i. d. R. durch Verschraubungen querschnitte von Stab zu Stab übertragen wer-
und im Stahlbetonskelettbau z. B. durch fugenlos den. Vertikale Belastungen aus den Riegeln und
betonierte Träger-Stützenanschlüsse mit einfa- horizontale Windlasten werden dabei gleichzei-
cher Bewehrung (ohne Knotenbewehrung). Die tig über die steife Knotenausbildung übertragen.
hierdurch bedingte, tatsächlich vorhandene, ge- Es können alle Rahmenecken biegesteif ausge-
ringfügige Biegesteifigkeit an derartigen Gelenk- bildet (Vollrahmen) oder – häufiger – mit Ge-
knoten führt zu zusätzlicher Sicherheit der Kon- lenkknoten kombiniert werden (s. a. Bild 1.11
struktion. Die dennoch übliche Annahme einer bis 1.14). Stellt man in Geschossbauten mehrere
vollständigen Gelenkigkeit an diesen Knoten hat Rahmen übereinander, spricht man auch von
7 eine wesentliche Vereinfachung der statischen Stockwerksrahmen.
Berechnungen zur Folge. Weiterhin ist die Ausführung von Quer- oder
Diagonalverbände zur Aussteifung können aus Längsrahmen bzw. auch von Quer- und Längs-
statischer Sicht die aussteifende Scheibenwir- rahmen in Abhängigkeit von den Notwendigkei-
kung von massiven Wand- oder Deckenscheiben ten der Windlastableitung und der Kombination
ersetzen. Der im Skelettbau vielfach verwendete mit weiteren aussteifenden Gebäudeteilen (Ker-
gekreuzte Diagonalverband zur Horizontalaus- ne, Wandscheiben) möglich. Bei der Anordnung
steifung besteht aus Zugstäben, die je nach Be- von Rahmen nur in einer Richtung sind zusätzlich
lastungsrichtung gespannt werden. Der jeweils Wandscheiben oder Diagonalverbände in der je-
nicht belastete Stab hängt schlaff durch. Die Stä- weils anderen Gebäuderichtung erforderlich. Die
be werden vielfach mit Spannschlössern vorge- Decken werden hierbei einachsig (in einer Rich-
spannt und können im Fall sichtbarer Verformun- tung) gespannt. Bei der Anordnung von Längs-
gen (schlaffes Durchhängen) auch nachgespannt und Querrahmen kann auf weitere Aussteifungs-
werden (Bild 7.4). elemente verzichtet werden (reiner Skelettbau).
Rahmen können die aussteifende Wirkung von Die Decken werden dann zweiachsig (in alle vier
Wandscheiben oder auch Diagonalverbänden Richtungen) gespannt.

Einspannung. Stützenfüße von mehrgeschossi-


gen Skelettbauten auf Gründungskörpern bildet
man im Allgemeinen gelenkig aus. Eingespannte
2 1 1 2 Stützen kommen i. d. R. nur bei niedrigen Hallen-
bauten vor.
Bei Geschossbauten bilden Stützen und Unter-
4 4 4 4 züge in der Regel im Zusammenwirken mit den
3 3 Decken und deren Scheibenwirkung ausgesteifte
Systeme.
Als wirtschaftlicher Stützenabstand ergibt sich
aus statischer Sicht ein Maß von etwa 7 m (s. Ab-
7.4 Statische Wirkung von Diagonalverbänden
(Andreaskreuz) schn. 7.2).
a) Lasteinwirkung von links Zur Optimierung der Nutzung können sich natür-
b) Lasteinwirkung von rechts lich andere Abstände als erforderlich erweisen.
1 zugbelasteter Stab Für die Nutzung ist vor allem die richtige Planung
2 unbelasteteter Stab (schlaff durchhängend) der Hauptrichtung von erforderlichen Unterzü-
3 unterer Stab (kann bei zwei fest gelagerten
Stützenfüßen entfallen) gen ausschlaggebend, insbesondere dann, wenn
4 Spannschlösser Flurzonen o. Ä. berücksichtigt werden müssen
(Bild 7.5b).
7.1 Allgemeines 231

7.5a 7.5b

7.5 Skelettsysteme (Geschossbauten)


a) Querunterzüge (Rahmen)
b) Längsunterzüge
c) aussteifender Gebäudekern, Decken außen auf Pendelstützen
d) Rahmen (Stockwerksrahmen) mit Pendelstützen

Die Räume zwischen den Unterzügen werden in Ihre Aussteifung erfolgt nach den in Bild 7.3 ge-
der Regel zur Unterbringung von Installationen zeigten Grundsätzen in der Regel unter Mitwir-
genützt (Be- und Entlüftungskanäle, Einbauleuch- kung der Scheibenwirkung der Decken. Dabei
ten usw.). Aussparungen in den Unterzügen sind werden biegesteife Verbindungen zwischen den
zwar möglich, doch wird man selbstverständlich einzelnen Bauelementen gebildet, und die Aus-
immer versuchen, die Hauptrichtung der Unter- steifung wird durch Wandscheiben oder Verbän-
züge (quer oder längs zur Gebäudehauptrich- de ergänzt. Die Aussteifung von Geschoss-Ske-
tung) in Abhängigkeit von den wichtigsten oder lettbauten wird häufig durch Gebäudekerne (z. B.
umfangreichsten Installationssträngen festzule- geschlossene Treppenhäuser, Aufzugsschächte
gen. o. Ä.) bewirkt. Die Decken können aus derartigen
Unterschieden werden Skelettsysteme mit Quer- Gebäudekernen auskragen und mit ihren Au-
unterzügen (Bild 7.5a) und Längsunterzügen ßenrändern auf meistens sehr wirtschaftlich zu
(Bild 7.5b) oder auch mit unterzugsfreien Flach- dimensionierenden Pendelstützen aufliegen (Bild
decken (Bild 7.6). 7.5c).
232 7 Skelettbau

7.5c 7.5d

7.5 Skelettsysteme (Fortsetzung)

Eine andere konstruktive Möglichkeit wird durch lichkeit der Aktivierung der erhöhten Speicher-
Geschossrahmen gegeben, die durch innen lie- massen zur Wärmespeicherung der in der Regel
gende Pendelstützen ergänzt sein können (Bild dickeren Flachdecken, wenn diese unverkleidet
7.5d). zur Regulierung der Raumtemperatur (Nachtaus-
Flachdecken. Zunehmend finden unterzugs- kühlung) mit herangezogen werden (Bild 7.6).
freie Flachdecken Eingang in die Praxis. Sie er- Üblich ist noch vielfach die weitgehende Ver-
möglichen trotz statisch unwirtschaftlicheren kleidung der Deckenuntersichten durch Unter-
Querschnitten (erhöhte Dicke zur Aufnahme decken („abgehängte Decken“) zur Verkleidung
der Durchstanzbewehrung) neben den den- von Installations- und Beleuchtungseinrichtun-
noch häufig wirtschaftlicheren Erstellungs- gen (s. Abschn. 14). Zur Aktivierung der Wärme-
kosten (Entfall von Unterzügen) eine in alle speicherkapazität der Massivdecken sollte der
Gebäuderichtungen frei wählbare horizontale In- Flächenanteil von Unterdecken jedoch auf das
stallationsführung innerhalb oder/und unterhalb unbedingt Notwendige beschränkt werden.
der Deckenfläche. Weitere Vorteile ergeben sich Die Knotenanschlüsse zwischen Decke und Stüt-
durch erzielbare geringere Geschosshöhen (Ent- zen können bei Stahlbetonkonstruktionen in-
fall der Unterzugshöhe) sowie durch die Mög- nerhalb dicker Deckenplatten von Flachdecken
7.1 Allgemeines 233

7.6a
7

7.6b

7.6 Unterzugfreie Decken (Flachdecken)


a) Unterzüge in Decke integriert
b) Pilzdecke mit Verstärkung am Stützenkopf

liegen. Im Stützenbereich sind zur Verhinderung


des sog. Durchstanzens besonders dichte Beweh- 7.7 Skelettrahmen mit Kragträgern
rungslagen, spezielle Stahlformteile (Bild 7.68)
oder aber Deckenverstärkungen erforderlich
(sog. „Pilzdecken“, s. Bild 7.6b). In solchen Fällen können Unterzüge oder auch
Vielfach sind Stützen im Fassadenbereich nicht Flachdecken zur Außenwand hin auskragen.
erwünscht, um z. B. eine von der Tragstruktur Durch die Auskragung wird eine Entlastung des
unabhängige Fassadengliederung oder überall Deckenfeldes bewirkt. Hierfür sind verstärkte
gleichartige Trennwandelemente anschließen zu Querschnitte erforderlich, um das Durchhängen
können oder wenn aus funktionalen und forma- der Unterzugenden bzw. Deckenränder und da-
len Gründen das Erdgeschoss ohne Stützen am mit verbundene Verformungen für den Fassa-
Gebäudeaußenrand ausgeführt werden soll. denanschluss auszuschließen (Bild 7.6 bis 7.8).
234 7 Skelettbau

hen Glasfassaden. Die Breite der einzelnen Fens-


teröffnungen bzw. Fassadenelemente ist dabei
abgestimmt auf die Nutzungs-Grundeinheiten.
Der Anschluss von Trennwänden soll danach an
jeder Fenster- bzw. Fassadenachse möglich sein.
Derartigen Anforderungen werden vorgefertigte
Fassadensysteme, insbesondere „Vorhangwän-
de“ oder auch die in regelmäßigen Rastern an-
geordneten Pfosten-Riegel-Fassaden am besten
gerecht (s. Abschn. 9.4 und Abschn. 6 in Teil 2
dieses Werkes).
Die inneren Trennwände werden vielfach als
versetzbare Trennwände (s. Abschn. 15), durch-
weg aber als nicht tragende, leichte Trennwände
(s. Abschn. 6.10) ausgeführt.
Bauarten. Unterscheidungen der Skelettbauar-
ten sind weiterhin nach dem überwiegend ver-
wendeten Material für die Tragkonstruktion (Be-
7 ton, Stahl, Holz) möglich.

7.2 Planung und


Maßkoordination
Skelettbauten werden zur besseren Koordination
von Bauelementen des Roh- und Ausbaus und
von Bauteilanschlüssen meistens nach maßlich
aufeinander abgestimmten Ordnungssystemen
für Tragwerk und Ausbau geplant. Ordnungs-
prinzipien im Skelettbau ermöglichen insbeson-
dere die Verwendung von vorgefertigten Bau-
elementen für Rohbau, Fassaden und Ausbau.
Hierdurch können der Baufortschritt sowie die
Ausführungsqualität wesentlich verbessert wer-
den.
Lage der Stützen. Entscheidend für das äußere
Erscheinungsbild und die Gliederungsstruktur
der Gebäudefassaden ist die Anordnung der Stüt-
zen im Grundriss. Stützen können innerhalb der
Fassadenebenen, hinter der Fassadenfläche im
Gebäudegrundriss oder außerhalb vor den Fassa-
denflächen positioniert werden (Bild 7.9). Die An-
7.8 Hängekonstruktion (Fassade und äußere ordnung der Stützen hat größten Einfluss auf die
Deckenfelder werden am Außenrand mit Nutzbarkeit der Innenräume, die Möglichkeiten
Zugbändern am oberen Kragträger aufgehängt) zur Integration von Sonnen- und Blendschutzan-
lagen sowie von Reinigungs- und Wartungsste-
Bei Hängekonstruktionen (Bild 7.8) können die gen und nicht zuletzt das Erscheinungsbild der
Lasten der Randfelder und die Eigengewichte der Fassaden. Fragen des Wärme-, Schall- und Feuch-
Fassaden über die oberste Decke (Dachdecke) teschutzes sind in Abhängigkeit von der Lage
auf den Gebäudekern übertragen werden. und dem gewählten Material unterschiedlich zu
Die Außenwände von variabel nutzbaren Ske- behandeln.
lettbauten sind meistens gekennzeichnet von Stützenraster. Stützenabstände werden durch
durchlaufenden Fensterbändern oder raumho- die Nutzung des Gebäudes (Modulraster der
7.2 Planung und Maßkoordination 235

jedoch im Quadrat zunehmenden Momenten der


Unterzüge und vergrößerten Deckenspannwei-
1
ten erreicht werden.
Als optimale Maßverhältnisse in Folge der Kos-
tenanteile für Stützen, Unterzüge und Decken
haben sich im Stahlbeton-Skelettbau ca. 5 m bis
6 m, im Stahlskelettbau ca. 5,5 bis 7,5 m und im
Holzbau ca. 3,5 bis 5 m erwiesen. Größere Stüt-
7.9a zenabstände sind wirtschaftlich dann zu vertre-
A
ten, wenn höhere Unterzüge möglich sind. Ver-
bundkonstruktionen (s. Abschn. 7.4.2) der Decken
(z. B. Holz-Beton Verbunddecken oder Stahl-Ver-
1 bunddecken) ermöglichen auch größere Spann-
weiten von 8 bis 10 m und mehr.
Für die Anordnung der Stützen innerhalb der Ge-
schossflächen ist neben statischen Überlegungen
vor allem die Planung der vorherbestimmbaren
Arbeitsabläufe, die Berücksichtigung erforderli-
7.9b cher Arbeitsplatzgrundeinheiten mit Varianten,
von Maschinenstellplätzen, Lagereinheiten usw.
7
A grundlegend (für Bürogebäude hat sich z. B.
Reinigungs- und
Wartungssteg ein Vielfaches von 1,20 bis 1,35 m als geeignete
1 Grundeinheit erwiesen).
Es wird untersucht, wie weit solche Grundein-
heiten untereinander addier- und kombinierbar
sind. Derartige Planungen führen in der Regel zu
einem Nutzungsraster (Sekundärraster). In Über-
einstimmung mit diesem wird das Konstruktions-
7.9c
raster (Primärraster) entwickelt, das zwar häufig
Quadrate oder Rechtecke bildet, aus formalen
7.9 Anordnung der Stützen und Lage der Fassaden Gründen aber auch anderen geometrischen Sys-
a) Stützen innerhalb des Grundrisses, temen (z. B. Dreiecke, Vielecke) folgen kann.
Decken auskragend
b) Stützen in der Fassadenebene Gleichzeitig sind selbstverständlich alle Aspekte
c) Stützen außerhalb liegend, Decken auskragend einer wirtschaftlichen Bauausführung zu beach-
ten. Bei vielfach geforderten allzu großen Stüt-
zenabständen müssen die gewonnenen Vortei-
Ausbauplanung, sinnvolle Raumtiefen und Flur- le für eine flexible Nutzung der Flächen durch
breiten, nutzungsbedingt große Spannweiten, zwangsläufig große Dimensionen von Flach-
ggf. Tiefgarage unter dem Gebäude) einerseits decken, oder Unterzügen und Trägern und da-
jedoch auch unter Beachtung wirtschaftlicher Er- mit unwirtschaftlicheren Geschosshöhen erkauft
fordernisse und der Eigenschaften der gewählten werden.
Materialien für das Tragwerk (Stahlbeton, Stahl, Gebäudetiefen hängen von den gewählten
Holz) bestimmt. Hierbei sind zunächst gleiche Stützenrastern in Gebäudequerrichtung und den
(Quadratraster) oder auch annähernd gleiche Erfordernissen der Grundrissaufteilung ab.
Stützenabstände in Längs- und Querrichtung Ein Innenflur (zweibündiger Grundriss) kann bei
die wirtschaftlichsten, da hierdurch kreuzweise einem dreireihigen Stützenraster mit 12 bis 13 m
gespannte, vierseitig gelagerte Decken möglich Gebäudetiefe durch Verschiebung der Mittel-
werden. achse um die halbe Flurbreite (Bild 7.10b) oder
Der erforderliche Querschnitt aller Stützen zur dadurch erreicht werden, dass zwei unterschied-
Lastabtragung eines Bauwerkes insgesamt kann lich breite Raumtiefen vorgesehen werden (Bild
durch viele, kleiner dimensionierte Stützen mit 7.10c). Vierreihige Stützenanordnungen mit Mit-
erhöhtem Arbeitsaufwand in der Herstellung telflurzone ergeben Gebäudetiefen von ca. 15 bis
oder durch weniger Stützen in größerem Abstand 17 m (Bild 7.10d). Bei größeren Gebäudetiefen bis
mit dann geringerem Aufwand bei den Stützen, 20 m und mehr ist die Erweiterung des Mittelfel-
236 7 Skelettbau

A B C A B C A B C A B C D A B C D

6.25 6.25 7.0 5.5 4.75 1.5 6.25 7.0 3 7.0 a b a

12.5 12.5 12.5 17.0

7.10a 7.10b 7.10c 7.10d 7.10e


7.10 Gebäudetiefen im Skelettbau
a) Symmetrisches Stützenraster mit 3 Stützenreihen (zweischiffig)
b) Verschiebung der Mittelachse, asymmetrisches Stützenraster mit Flurzone
c) Symmetrisches Stützenraster mit ungleichen Raumtiefen und Mittelflur
d) Symmetrisches Stützenraster mit 4 Stützenreihen (dreischiffig)
e) Vierreihige Stützenanordnung mit erweitertem Mittelfeld
7
des um 10 bis 15 % aus statischer Sicht sinnvoll notwendiger Bauteilgrößen verringert werden.
(Bild 7.10e). Die Planung auf Basis der im Massivbau immer
Geschosshöhen. In ähnlicher Weise wie bei der noch grundlegenden oktametrischen „Maßord-
horizontalen Maßkoordination für den Grundriss nung“ gemäß DIN 4172 von 1955 ist für Skelett-
wird bei der Planung der Geschosshöhen und bauten nicht geeignet. Die Planung basiert auf
aller Höhenabmessungen des Gebäudes vorge- der „Modulordnung“ gemäß DIN 18 000 (s. Ab-
gangen. Neben den funktionellen (erforderliche schn. 2, im Juni 2008 zurückgezogen), oder es
Raumhöhe, Belichtungsanforderungen mit Ta- werden statt dessen spezifische normenähnliche
geslicht gemäß DIN 5034), bauaufsichtlichen, Festlegungen für den Einzelfall getroffen.
sicherheitstechnischen usw. Anforderungen Die Vervielfachung der zugrunde gelegten Pla-
haben die notwendigen Installationseinrichtun- nungsgrundeinheiten („Module“) führt zu einem
gen, insbesondere Lüftungs- und Klimaanlagen Nutzungsraster. Dieser ist dann mit den konstruk-
mit ihren meistens recht großen Querschnitten tiven Elementen und deren Konstruktionsraster
den größten Einfluss. Diese Installationen wer- zu koordinieren.
den normalerweise unterhalb der tragenden Für ein Verwaltungsgebäude bedeutet das z. B.,
Flachdecken bzw. zwischen den vorhandenen dass alle Elemente des Ausbaues wie umsetzbare
Unterzügen vorgesehen und raumseitig – soweit Trennwände, abgehängte Decken- und Beleuch-
notwendig – durch Unterdecken (s. Abschn. 14) tungselemente, Installationen aller Art bis hin zu
abgeschlossen. Die insgesamt nötigen Quer- Belüftungs- und Klimaanlagen mit allen Einzel-
schnitte der hautechnischen Installationsleitun- heiten der Gebäudekonstruktion wie z. B. auch
gen – insbesondere wenn auch trotz sorgfältiger mit den erforderlichen Fassadenelementen auf-
Planung Kreuzungen über, bzw. untereinander einander abzustimmen sind.
liegender Leitungen nicht vermieden werden Die Wahl des Stützenrasters wird im Rahmen
können – bestimmen in der Hauptsache die er- der für eine wirtschaftliche Bauausführung zu
forderlichen Geschosshöhen (Richtung von Un- berücksichtigenden Abstände und Spannweiten
terzügen s. Abschn. 7.1). auf die ermittelten Planungsgrundeinheiten vor-
Planungsnormen. Für die Erstellung von kom- genommen.
plizierten, viele Halbfabrikate umfassenden Wenn sich Konstruktions- und Nutzungs- oder Aus-
komplexen Gebäuden, wie sie Skelettbauten dar- bauraster (Primär- und Sekundärraster) ganz oder
stellen, sind neben den Stoff-, Güte-, Prüf- und teilweise decken, sind für Zwischenwände und
Sicherheitsnormen auch besondere Planungs- andere Ausbauelemente besondere Anpassungs-
normen unentbehrlich. Dadurch können Bauele- teile an Stützen- und Fassadenanschlüssen erfor-
mente aufeinander abgestimmt und die Anzahl derlich (Bild 7.11a). Daher werden bei den meis-
7.2 Planung und Maßkoordination 237

N=K N N K N

7.11a 7.11b
7
N N=K N N K N
N

N=K K

7.11c

7.11 Koordination von Ausbau-(Nutzungs-)raster N und Konstruktionsraster K


a) Ausbau- und Konstruktionsraster decken sich teilweise.
Anpassungsteile im Ausbau erforderlich, z. B. für Trennwandelemente
b) Ausbau- und Konstruktionsraster gegeneinander versetzt. Keine Anpassungselemente bei Trennwandelementen
c) Bei deckungsgleichem Konstruktions- und Nutzungsraster haben an der Stütze vier Nutzungsrastereinheiten
eingeschränkte Flächenmaße. Sind Konstruktions- und Nutzungsraster gegeneinander versetzt, wird nur
eine Nutzungsrastereinheit durch die Stützenstellung beeinträchtigt

ten Planungen Konstruktions- und Ausbauraster bzw. zu den Koordinationsebenen (Bild 7.12a
gegeneinander verschoben (Bild 7.11b). Auf die- und b). Außerdem besteht konstruktiv ein Unter-
se Weise erübrigen sich kostenaufwändige An- schied zwischen Innenecken und Außenecken (Bild
schlussstücke für die Wandelemente. Außerdem 7.12c).
werden dabei weniger Nutzungseinheiten (bzw. Das Problem der Innen- und Außenecke wird bei
-rasterfelder) durch Stützen beeinträchtigt (Bild der schematischen Darstellung mehrschichtiger
7.11c). Außenwandelemente mit verschiedenen Schicht-
Gebäudeecken. Ein Bereich, der für jede Pla- dicken und Schichtbaustoffen in Bild 7.12d
nungsvariante eine besondere Lösung erfordert, deutlich. Bei der hier angedeuteten Fugenteilung
sind die Gebäudeecken. Von Bedeutung ist da- wird je ein Innen- und Außeneckelement be-
bei die Lage der Wandachse zum Planungsraster nötigt.
238 7 Skelettbau

a a

b b

7.12a 7.12b

7 a

7.12c 7.12d

7.12 Eckausbildungen
a) Wandachse und Planungsraster decken sich. Eckelemente bei Außenecke (a) und Innenecke (b) haben gleiche
Außenmaße. Wandelemente ungleich breit
b) Wandelemente liegen an Koordinationsebene (Randlage bzw. Grenzbezug, s. a. Abschn. 2.2). Zwei verschiedene
Eckelemente für Außen- und Innenecke erforderlich. Wandelemente gleich breit
c) Wandelemente liegen neben der Koordinationsebene (Randlage bzw. Grenzbezug). Gleich große Eckelemente
(a und c) möglich, ebenso gleich breite Wandelemente. Für Lösung b sind rechte und linke Wandelemente nötig
(transportempfindliche Ecke)
d) Wandecke bei verschiedenen Schichtdicken in den Elementen.

7.3 Holzskelettbau1) der Landesbauordnungen in Holz ausgeführt.


Die Vorteile des Baustoffes Holz (nachwach-
7.3.1 Allgemeines sender Rohstoff, geringes Gewicht, relativ gute
Wärmedämmeigenschaften, Integration hoher
Aus dem historisch tradierten Holzfachwerk- Dämmquerschnitte in die Grundkonstruktion,
bau (s. Abschn. 6.6) hat sich einhergehend mit schlanke Querschnittsflächen) spielen hierbei ei-
der Entwicklung neuer Verbindungsmittel der ne zunehmend wichtigere Rolle und überwiegen
Holzskelettbau entwickelt. Vielfach werden ein- vielfach die nachteiligen Eigenschaften hinsicht-
geschossige Hallenbauwerke und zunehmend lich Brand- und Schallschutz, die durch entspre-
auch Geschossbauten mit bis zu drei bis vier Ge- chende zusätzliche Maßnahmen ausgeglichen
schossen je nach den Brandschutzanforderungen werden müssen.
Beim Holzskelettbau gehen die Stiele oder Stüt-
1) Dachtragsysteme s. Teil 2 des Werkes zen bei mehrgeschossigen Gebäuden durch die
7.3 Holzskelettbau 239

Geschosse hindurch. Horizontale Trägerelemente Hinsichtlich des Brandschutzes sind alle einschlä-
werden durch Holz- oder Stahlverbindungsmittel gigen Bestimmungen der DIN 4102 zu beachten.
seitlich an die Stützen angeschlossen oder auf Als konstruktive Maßnahmen kommen in erster
der oberen Querschnittsfläche aufgelegt und in Linie auf die Brandschutzanforderungen abge-
ihrer Lage fixiert. Dadurch werden die Nachtei- stimmte Querschnittsdimensionierungen und
le vermieden, die sich durch das Schwinden des ggf. auch schaumbildende Anstriche oder Be-
Holzes beim Fachwerkbau alter Art in der Höhe kleidungen mit Brandschutzplatten in Frage (s.
der Balkenlagen ergeben (quer zur Faser schwin- Abschn. 17.7).
det Holz erheblich, in Längsrichtung kaum!). Offen eingebaute Holzquerschnitte (brennbarer
Im weiteren Sinne können Bauten mit weitge- Baustoff) verfügen je nach Abmessung über bes-
spannten Holzkonstruktionen zum Holzskelett- sere Brandschutzeigenschaften (längere Stand-
bau gezählt werden. Soweit eine Behandlung sicherheit) als vergleichbar verwendete Stahl-
den Rahmen dieses Werkes nicht sprengt, sind querschnitte (nicht brennbarer Baustoff).
dazu Ausführungen in Teil 2, Abschn. 1 des Wer-
kes enthalten.
7.3.4 Bauteilanschlüsse

7.3.2 Baustoff Holz Die Einspannung von Holzstützen in Fundamente


oder Sockel ist auch in Kombination mit Stahlpro-
Neben vollkantigem üblichem Bauholz werden filen insbesondere in Bezug auf den einwandfrei-
7
für Holzskelettbauten zunehmend und insbe- en dauerhaften Fäulnisschutz problematisch. Die
sondere für große Querschnitte zur Vermeidung Aussteifung von Holzskelettbauwerken wird da-
von Verformungen und Rissbildungen vor allem her in der Regel mit Diagonalverbänden (z. B. mit
Brettschichtträger (Baustoff Holz; Brettschichtträ- Flachstahlbändern oder Drahtseilverspannun-
ger und Holzschutz s. Abschn. 1.2.2 in Teil 2 die- gen), Dreiecksverbänden (z. B. durch Kopfbänder,
ses Werkes) oder auch Sondertragelemente aus vgl. Abschn. 1.2 in Teil 2 dieses Werkes) oder im
Holz und Holzwerkstoffen verwendet. Zusammenhang mit gemauerten, betonierten
oder auch aus Leichtbauwänden hergestellten
Wandscheiben (vgl. Bild 7.3) ausgeführt.
7.3.3 Brandschutz Die Knotenpunkte von Holzskelettkonstruktionen
(d. h. die Anschlüsse zwischen Stützen und Trä-
Wegen der einschränkenden Bestimmungen für gern) können auf verschiedene Weise gebildet
den baulichen Brandschutz können tragende werden.
Bauteile aus brennbaren Baustoffen und somit Man unterscheidet:
alle tragenden Holzkonstruktionen nur begrenzt
tTragelemente in mehreren Ebenen: Stützen mit
angewendet werden. Für höhere Gebäude wür-
Doppelträgern als „Zangen“ (Bild 7.13a) und
den insbesondere die Stützen wegen der in DIN
Träger mit Doppelstützen (Bild 7.13b), und
4102 (s. Abschn. 17.7) geforderten Mindestab-
messungen unwirtschaftlich. Mittlerweile lassen tTragelemente in einer Ebene (Bild 7.13c).
Bauordnungen verschiedener Bundesländer auf- Bei der Anordnung von Tragelementen in meh-
grund gelockerter Brandschutzbestimmungen reren Ebenen werden Deckenbalken statisch als
Holzbauwerke in bis zu viergeschossiger Bauwei- Durchlaufträger über zwei oder drei Felder aus-
se zu.

7.13
Knoten bei Holzskeletten
a) Stütze mit doppelter
Trägerlage an der
Stütze (Zange)
b) Doppelstütze
c) Aufliegende Träger
in einer Ebene 7.13a 7.13b 7.13c
240 7 Skelettbau

7.14 Haupt- und Nebenträger als Durchlaufbalken 7.15 Einfeldbalken (Haupt- und Nebenträger) mit
über 2 oder 3 Felder wechselnden Spannrichtungen

7 geführt und auf die Unterzüge bzw. Riegel in


zweiter Ebene aufgelegt (Bild 7.14). Bei der An-
verlegt werden, so dass die Riegelbelastungen je-
weils nur aus einem halben Feld wirksam werden
ordnung der Tragelemente in einer Ebene und (Bild 7.15, konstruktive Einzelheiten von Holzbal-
annähernd quadratischen Stützenstellungen kendecken s. Abschn. 10.3).
können die Auflagerträger (Riegel) sehr wirt- Im Holzskelettbau wird auf herkömmliche hand-
schaftlich dimensioniert werden, wenn die De- werksgerechte Holzverbindungen verzichtet,
ckenbalken mit wechselnden Spannrichtungen weil sie teilweise rechnerisch schwer zu erfassen

7.16a 7.16b
7.16 Anschluss von Tragelementen 7.17 Einpressdübel (Geka-Dübel, 7.18 Anschluss durch angeschraub-
mit Bolzen und Dübelplatte Karl Georg, Groß-Umstadt/ te Stahlwinkel mit einer einge-
a) isometrische Darstellung Hessen) schweißten Lasche
b) Schnitt

7.19 Stützenanschluss: Schlitz- und 7.20 Eckverbindung an Stütze: 7.21 Stützenanschluss: Lasche aus
Zapfenverbindung Sperrholz- oder Vollholzlasche Sperrholzplatte (ggf. zusätzl.
ein gelassen und genagelt Bolzen) eingeschlitzt und
genagelt
7.3 Holzskelettbau 241

sind, vor allem aber einen hohen Arbeitszeit-


aufwand erfordern. Die Hölzer werden stumpf
abgeschnitten und mit Bolzen – meistens in Ver-
bindung mit Dübelplatten – miteinander verbun-
den (Bild 7.16 und 7.17). Die Montage wird dabei
erleichtert, wenn Stahlwinkel oder -konsolen
verwendet werden, die allerdings häufig sichtbar
sind (Bild 7.18). 7.24
In einer Ebene anzuschließende Hölzer werden Gabelstütze
mit Schlitz-Zapfenverbindung (Bild 7.19), besser
aber mit weiterentwickelten häufig auch sichtba-
ren Zimmermanntechniken verbunden wie mit
Laschen aus Sperrholzplatten (Bild 7.20 + 7.21),
Knaggen (Bild 7.23), durchlaufend über Gabel-
stützen (Bild 7.24) oder mit verleimten Steckdü-
beln (Bild 7.25).
Gestalterisch und konstruktiv anspruchsvolle An-
schlüsse lassen sich mit Stabdübeln aus Stahl her-
stellen (Bild 7.22 und 7.26).
Besonders schnelle Montagen können – auch in
7
mehreren Ebenen – mit Hakenplatten ausgeführt
werden (Bild 7.27).

7.25
Anschluss mit Steckdübeln
(HSK-TEC)

7.22 Anschluss
durch Stabdübel
7.26 Anschuss mit Stabdübelsystem (BSB)

7.23 Stützenanschluss 7.27 Anschlüsse mit Hakenplatten


mit Knaggen (System Bulldog)
242 7 Skelettbau

7.28 Anschluss mit genagelten Stahlblechlaschen 7.29 Stützen- und Diagonalverband-


(Balkenschuh) Anschluss mit geschweißtem
Stahlblechformteil

Wo gestalterische Forderungen nicht im Vorder- 7.30). Unter der Hirnholzfläche des Stützenfußes
grund stehen, können die Anschlüsse sehr wirt- ist eine Feuchtigkeitssperre, wegen der hohen
7 schaftlich mit den vielen Formen handelsüblicher
Stahlblechverbinder sichtbar ausgeführt werden
Pressung aus Bleiblech, Kunststoff oder Hartgum-
mi vorzusehen. Im Außenbereich muss je nach
(Bild 7.28). Beanspruchung als Schutz gegen Fäulnis durch
Alle erforderlichen Anschluss-Formteile können aufsteigende Feuchtigkeit und Spritzwasser ein
auch entsprechend den statischen und gestal- ausreichender Abstand gegen die Bodenflächen
terischen Anforderungen auf individuelle Weise verbleiben (Bild 7.31).
entwickelt und hergestellt werden (Bild 7.29). Einige Beispiele für Stützenfußpunkt-Konstruk-
tionen zeigt Bild 7.32.

7.3.5 Konstruktionselemente Wände in Holzskelettkonstruktionen können


aus Mauerwerk, Lehm oder auch aus Leichtbau-
Stützen werden im Innenbereich stumpf auf wänden z. B. aus Holz bestehen. Im Innenbereich
Betonplatten oder Fundamente gestellt und sollte man die Wanddicken mit den Stützenab-
mit Laschen oder Winkeln angeschlossen (Bild messungen abstimmen. Gemauerte Außenwän-
de, die wegen des erforderlichen Wärme- und
Schallschutzes dicker sein müssen als die Ske-
lettkonstruktion, werden am besten unabhän-
gig von der Skelettkonstruktion ausgeführt und
können je nach gestalterischer Absicht sowohl
auf der Innen- wie auch der Außenseite der Au-

a) b)
7.30a 7.30b
7.30 Stützenfuß, Anschluss im Innenbereich 7.31 Stützenfuß: Anschluss im Außenbereich –
a) Anschluss mit eingeschlitzter Stahllasche Spritzwasserschutz durch Holzabstand > 15 cm
b) Anschluss mit aufgeschraubten Stahlwinkeln (Ausführungen s. Bild 7.32)
7.3 Holzskelettbau 243

7.32a 7.32b 7.32c 7.32d 7.32e

7.32 Stützenfuß im Außenbereich – Beispiele


a) Rund- oder Vierkantstahl mit eingeschweißter Fußplatte
b) seitlich angeschraubte Stahllaschen
c) eingeschlitztes Stabprofil mit angeschweißten Fußplatten
d) eingeschlitzter bzw. eingestemmter Profilstahl
e) eingeschlitztes Vierkant-Rohrprofil
7
ßenstützen angeordnet werden. Erforderliche 1 in Teil 2) ist unter diesen Aspekten in jedem Fall
Stützenanschlüsse werden mit dem Ziel einer vorteilhaft.
winddichten Ausführung am besten mit aufquel- Fugenanschlüsse mit einfacher oder doppelter
lenden Schaumstoff-Fugenbändern abgedichtet Überfälzung (Bild 7.33b und 7.33c) sind stump-
(„Kompriband“ o. Ä.). Starre Dichtungsbaustoffe fen Anschlüssen (Bild 7.33a) in jedem Fall vorzu-
wie Montageschäume o. Ä. sind hier untauglich. ziehen.
Bei mehrschaligen vorgefertigten Wandelemen-
ten (s. Abschn. 6.8) bestehen verschiedene An-
schlussmöglichkeiten wie in Bild 7.33 gezeigt. 7.3.6 Konstruktionsbeispiele
In jedem Fall müssen beim Anschluss von Wän-
den an die Stützen von Holzskelettkonstruktio- Holzskelettkonstruktionen werden in Folge der
nen neben üblichen Maßtoleranzen und Formän- Entwicklung neuer Verbindungsmittel für den
derungen infolge Belastung vor allem auch die Zusammenschluss von Stützen und Trägern und
durch Feuchtigkeitsschwankungen bedingten durch neuartige Leim- sowie Verbundbauweisen
Verformungen durch Schwinden und Quellen der sowie neue Erkenntnisse hinsichtlich des Brand-
Hölzer bei der Planung der Fugen und des elasti- verhaltens immer häufiger ausgeführt, und in
schen Fugenverschlusses berücksichtigt werden. umfangreicher Fachliteratur werden viele Bei-
Die Verwendung von Brettschichtholz (s. Abschn. spiele ausführlich dargestellt. Im Rahmen dieses

4 4 4
4

4 4 1 2 3 4 4 1 2 3
4 1 2 3
7.33a 7.33b 7.33c

7.33 Anschlüsse vorgefertigter Wandelemente an Stützen (schematisch)


a) Wandanschluss stumpf zwischen Stützen (Gefahr mangelnder Fugendichtigkeit an den Stützen)
b) Wandanschluss mit einfacher Überfälzung
c) Wandanschluss mit doppelter Überfälzung
1 Dampfsperre oder -bremse 2 Wärmedämmung 3 Außenschale 4 Dichtungen bzw. Deckprofile
244 7 Skelettbau

7.3.7 Holzschutz
Alle tragenden oder der Witterung oder der
Feuchtigkeit ausgesetzten Teile von Holz-Skelett-
konstruktionen müssen in der Regel je nach ver-
wendeter Holzqualität Holzschutzanstriche nach
DIN 68 800 erhalten (s. Abschn. 1.2 in Teil 2 dieses
Werkes).

7.4 Stahlskelettbau
7.4.1 Allgemeines

Vorteile. Stahlskelettkonstruktionen als überwie-


gend durchgeführte Montagebauweisen haben
insbesondere die folgenden Vorteile:
7.34 Holzskelettsystem mit einfachen Stützen und tAlle tragenden und weitgehend auch alle
7 doppelter Trägerlage als „Zange“ (Detail s. Bild 7.13a)
raumbildenden bzw. -abschließenden Bautei-
le können werkstattmäßig vorgefertigt und an
der Baustelle in kurzer Zeit montiert werden,
tdurch hohe Belastbarkeit bei relativ geringen
Eigengewichten und Querschnitten der tra-
genden Teile können große Spannweiten wirt-
schaftlich erreicht werden,
tgeringere Eigenlasten der Tragkonstruktion bei
mehrgeschossigen Stahlskettbauten können
zu vermindertem Aufwand bei den Gründungs-
maßnahmen führen,
tkleinere Querschnitte der tragenden Bauteile
(Träger) führen zu geringeren Geschosshöhen
und in der Folge Fassadenflächen sowie klei-
neren Stützen. Der Wegfall tragender Wände
ermöglicht reduzierte Konstruktionsflächen.
twegen der im Stahlbau sehr geringen Tole-
ranzen ist das Einpassen anderer maßgenauer
Bauteile möglich und damit eine weitgehend
7.35 Holzskelettsystem mit Doppelstützen und einfacher „trockene Bauweise“, d. h. keine oder nur sehr
Trägerlage (Detail s. Bild 7.13b) geringfügige Verwendung von Beton und Putz
(Nassbaustoffe),
tkonstruktive Teile können leicht verändert,
Werkes können aus der großen Zahl möglicher auch nachträglich verstärkt oder ggf. auch de-
Anwendungsformen nachfolgend nur zwei Sys- montiert werden.
tembeispiele gezeigt werden (Bilder 7.34 und Nachteile. Dem steht als Nachteil gegenüber,
7.35) [15], [17]. dass bei mehrgeschossigen Bauten erhebliche
Für Bauwerke mit bis zu 4 Vollgeschossen stellt Aufwendungen für den Brandschutz aller tragen-
die Holzrahmenbauweise eine interessante Al- den Bauteile vorgeschrieben sind. Freiliegende
ternative zum Skelettbau dar. In Anlehnung an Stahlstützen versagen im Brandfall bereits nach
Holzbauweisen in waldreichen Gegenden (Nord- 10–25 Minuten Hitzeeinwirkung. Hinzu kommen
amerika, Kanada, Nordeuropa) werden häufig vor- die Aufwendungen für einen dauernden Korro-
gefertigte Wand- und Deckentafeln als tragende sionsschutz. Diesen nachteiligen Materialeigen-
oder nichttragende Elemente baukastenartig zu- schaften muss durch Beschichtungen gegen
sammengefügt (s. Abschn. 6.8.6) [8], [9], [17]. Korrosion und auch gegen Brandeinwirkungen
7.4 Stahlskelettbau 245

(schaumbildende Beschichtungssysteme bis Verbundbauweisen


max. bis F90) oder feuerbeständige Ummante-
lungen begegnet werden. Geometrisch auftra- Ferner kommen Verbundträger, -stützen und
gende Ummantelungen aus brandschützenden -decken in Betracht. Dabei werden Stahlprofile
Werkstoffen widersprechen vielfach gerade der mit Betonbauteilen schubfest verbunden und
im Stahlbau erreichbaren schlanken und filigra- auf diese Weise die günstigen Eigenschaften
nen Optik. des Stahles hinsichtlich der Zugfestigkeit mit
der Druckfestigkeit des Betons kombiniert sowie
Diese Einschränkungen haben jedoch nicht ver- die Brandschutzeigenschaften wesentlich ver-
hindert, dass der überwiegende Teil der vielge- bessert.
schossigen Hochhausbauten aufgrund des relativ
geringen Eigengewichtes als Stahlskelettbauten Die Vorteile des Stahlbaus (hohe Tragfähigkeit
errichtet wurden und noch werden. bei geringem Gewicht, Flexibilität, Vorfertigung
im Werk, schnelle und „trockene“ Montage) wer-
Ebenso können Verbundbauweisen (Bild 7.37 den hierbei mit dem Vorteilen des Massivbaus
und 7.38), bei denen Stahlprofile ganz oder teil- (Einsatz preiswerten, druckbeanspruchbaren
weise einbetoniert werden, zur Sicherstellung Betons, Verbesserung insbesondere des Schall-,
der Brandschutzanforderungen eingesetzt wer- Brand- und Korrosionsschutzes) verbunden.
den. Bei eingeschossigen Hallenbauten mit ge- Das Zusammenwirken im Verbund führt zu sehr
ringen Brandlasten erübrigen sich vielfach Brand- leistungsfähigen Bauelementen und somit zu
schutzmaßnahmen. Hier werden dann lediglich
Korrosionsschutzmaßnahmen als Beschichtung
geringen Querschnittsabmessungen tragender 7
Bauteile (z. B. Verringerung von Bauhöhen durch
(Schutzanstriche) erforderlich. niedrige Deckenhöhen).
Stahlskelette bestehen i. d. R. aus senkrechten Entscheidend ist eine tragfähige, sichere und
Stützen- und waagerechten Trägerprofilen. Die zugleich wirtschaftlich herstellbare Verbindung
Knotenpunkte werden vergleichbar den für den zwischen Stahlprofil und Betonquerschnitten
Holzskelettbau gezeigten Grundsätzen ausge- mittels Verdübelung. Hierbei werden i. d. R. im
führt (vgl. Bilder 7.13, 7.18 und 7.45 ff.). Werk aufgeschweißte Kopfbolzendübel in festge-
Die horizontale Aussteifung erfolgt durch De- legten Abständen (EC 4 = DIN EN 1994 und DIN
ckenplatten oder liegende Fachwerkverbände. 18 800-5) aufgebracht und einbetoniert. Es las-
Vertikal kann das tragende Stahlgerippe durch sen sich je nach Profilabmessungen und Zulage-
biegesteife, unverschiebbare Eckverbindungen bewehrungen auch bei teilweise frei liegenden
(Rahmen), Dreieckverbände oder Wandscheiben Querschnittsflächen der Stahlprofile Feuerwider-
ausgesteift werden (vgl. Bild 7.3 und 7.4). standklassen bis zu F180 gemäß DIN 4102-4 bzw.
R180 (EC 4) erreichen.
Verbundstützen bestehen aus ummantelten
7.4.2 Baustoffe oder mit Beton gefüllten Profilen. Der Beton kann
eine schlaffe Bewehrung haben.
Profilstahl Betonummantelte Stützen mit 22 cm Quer-
Baustahl für Stahlbauten ist als Stabstahl, Form- schnittsgröße und mit einer Betondeckung von
stahl oder für Hohlprofile in den Qualitäten S 235 50 mm für das Stahlprofil und von 30 mm für die
usw. bis S 355 (DIN EN 10 027) oder hochfesten mitwirkende Bewehrung erfüllen die Anforde-
Stahlsorten genormt. Er ist nach seinen Fes- rungen für die Feuerwiderstandsklasse F90.
tigkeitseigenschaften für Druck, Zug, Biegung, Ausbetonierte Stützen (Bild 7.37c und d) sind
Scheren und Torsion der leistungsfähigste Bau- wesentlich tragfähiger als die entsprechenden
stoff. Hohlprofile und somit deutlich schlanker. Bei so
Baustahl wird in genormten, aufeinander abge- genannten kammergefüllten Profilen werden le-
stimmten Profilreihen als warmgewalzte Profile diglich die Profilkammern ausbetoniert, während
(Profil- oder Formstahl, Stabstahl und Hohlprofi- Flansche und Kanten sichtbar bleiben. Sie wer-
le, Sonderprofile) sowie Bleche mit unterschiedli- den insbesondere als Unterzüge und Deckenträ-
chen Materialdicken hergestellt. Für Stahlbauten ger verwendet (Bild 7.37b).
kommen in erster Linie -Profilstähle gemäß DIN Mit Verbundstützen kann je nach Querschnitt
1025, L-, U-, T-, Z- sowie Rohrprofile der verschie- der Stütze insgesamt, der Betonüberdeckung des
densten Lieferformen und Dimensionen in Frage Stahlprofils bei einbetonierten Stahlprofilen oder
(Überblick s. Tabelle 7.36). nach Abstand der zusätzlichen Bewehrung von
246 7 Skelettbau

Tabelle 7.36 Stahlprofile – Walzprofile (Auswahl)

Profile Kurz- Abmessungen


bezeichnungen min. bis max. Höhe

Warmgewalzte schmale I-Träger (I-Reihe), gemäß DIN 1025-1 I 80 bis 600

Warmgewalzte mittelbreite I-Träger (IPE-Reihe), gem. DIN 1025-5 IPE 80 bis 600

Warmgewalzte breite I-Träger HE-AA 100 bis 1000


(HEAA-, HEA-/IPBI, HEB-/IPB-Reihe) HE-A 100 bis 1000
IPB-Reihe, gemäß DIN 1025-2 HE-B 100 bis 1000
IPBl-Reihe, gemäß DIN 1025-3 IPB 100 bis 1000

Warmgewalzte breite I-Träger (HEM-/IPBV-Reihe) HE-M 100 bis 1000


verstärkte Ausführung gemäß DIN 1025-4

Warmgewalzte Breitflansch-Stützenprofile, nicht genormt HD 260 bis 400

Warmgewalzter, rundkantiger [-Stahl gemäß DIN 1026-1 U 30 bis 400


7
Warmgewalzter, gleichschenkliger, rundkantiger Winkel-Stahl L 20 bis 250
gemäß DIN EN 10 056

Warmgewalzter, ungleichschenkliger, rundkantiger Stahl L 30 x 20 bis 200 x 150


gemäß DIN EN 10 056

Warmgewalzter, gleichschenkliger, rundkantiger T-Stahl T 30 bis 140


gemäß DIN 10 055

Warmgewalzter, rundkantiger Z-Stahl gemäß DIN 1027 Z 30 bis 200

Nahtlose Stahlrohre gemäß DIN 10 210 D 21,3 bis 1219,0

Elliptische Hohlprofile gemäß DIN 10 210-2 120 x 60, 500 x 250

Quadratische Hohlprofile gemäß DIN 10 210 20 bis 400

Rechteckige Hohlprofile gemäß DIN 10 210 40 x 20 bis 400 x 300

ferner:
Vierkant-Stahl, Rundstahl, Flach-, Wulstflach- und
Breitflachstahl u. a.

ausbetonierten Stützen eine Feuerwiderstands- Verbundträgern kann je nach statischer Auslas-


dauer bis F180-A bzw. R 180 erreicht werden. tung, Querschnittsabmessungen und Lage der
Verbundträger bestehen aus Stahlprofilen, die zusätzlichen Längsbewehrungen eine Feuerwi-
durch Kopfbolzen schubfest mit den aufliegen- derstandsdauer von bis zu F180 bzw. R180 aus-
den Stahlbetondecken verbunden sind, so dass geführt werden.
die Deckenplatte als Druckplatte und der Träger Verbunddecken (s. auch Abschn. 10.2.4) beste-
überwiegend auf Zug beansprucht wird. Der so hen aus profilierten Blechen mit 0,75 bis 1,5 mm
entstandene Bauteil kann mit den „Plattenbal- Dicke, die gleichzeitig als verlorene Schalung die-
ken“ (s. Abschn. 10.2.3.2) des Stahlbetonbaues nen, sowie Aufbeton. Die Bleche können i. d. R.
verglichen werden (Bild 7.38). Mit ausbetonierten ohne Kran oder Maschineneinsatz von Hand
7.4 Stahlskelettbau 247

7.37a 7.37b 7.37c

7.37 Verbundstützen
a) einbetonierte Stahlprofile
b) Walz- oder Schweißprofile mit Kammerbeton
c) ausbetonierte Hohlprofile
d) ausbetonierte Hohlprofile mit Zusatzbewehrung
für den Brandfall 7.37d

7.38
Verbundträger 7.38a
a) Walzträger mit Kopfbolzen
b) geschweißter Träger mit Kopfbolzen
(Verbundanker s. Bild 7.59)
c) Stützenanschluss bei Verbundprofilen
1 Stütze
2 Steglaschenanschluss
3 Kopfbolzendübel für Trägerverbund
4 Deckenträger
5 Kopfbolzendübel für Profilverbund
6 Bügelbewehrung
7 Längsstabbewehrung
8 Kammerbeton 7.38b 7.38c

7.39
Verbunddecke
1 Unterzug oder Nebenträger mit
Kopfbolzendübeln
2 Holorib-Profilblech mit schwalben-
schwanzförmigen Sicken (geeignet
für Abhängungen)
3 bewehrter Aufbeton als Druckgurt
248 7 Skelettbau

schnell und damit wirtschaftlich verlegt werden. tungssysteme) nach DIN EN ISO 12 944 oder Feu-
Der Aufbeton wird durch aufgeschweißte Kopf- erverzinkung (metallischer Überzug) nach DIN EN
bolzen mit Unterzug- bzw. Trägerflanschen so- ISO 1461 gegen Korrosion geschützt werden. Je
wie durch die Formgebung der Bleche z. B. durch nach Beanspruchungsart sind die Schutzmaß-
Sicken oder Nocken schubfest verbunden. Dabei nahmen anzupassen. In beheizten Innenräumen
nehmen die Profilbleche die Zugbeanspruchun- ist i. d. R. keine Behandlung erforderlich. In In-
gen und der Aufbeton die Druckbeanspruchung nenräumen mit hohem Feuchtigkeitsanfall (z. B.
auf (Bild 7.39). Mit derartigen Verbunddecken Hallenbäder) und beim Einsatz im Freien ist ein
kann je nach bauaufsichtlicher Zulassung eine gründlicher Korrosionsschutz in jedem Falle vor-
Feuerwiderstandsdauer bis F120-A bzw. R120 er- zusehen.
reicht werden. Wesentlich für einen wirksamen Korrosions-
schutz ist die korrosionsschutzgerechte Gestal-
Stahlseile tung und Anordnung der einzelnen Bauteile
Als hochfeste Zugglieder kommen im Stahlske- (Bild 7.40). Grundsätzlich ist darauf zu achten,
lettbau auch Stahlseile mit werkseitig angeform- dass kleingliedrige, unzugängliche Bauteile ver-
ten Verbindungselementen aus Stahl oder Guss mieden werden. Die Gesamtkonstruktion sollte
in Frage. wenig Überlappungen, Kanten und Ecken auf-
weisen. Ebenere Schraub- und Nietverbindungen
sind Schweißverbindungen vorzuziehen. Es sollte
7 so konstruiert werden, dass Schweißverbindun-
7.4.3 Korrosionsschutz [10] gen bei der Montage gänzlich vermieden wer-
den, da der häufig vorher aufgebrachte Korrosi-
Bei Luftfeuchtigkeiten über 60 % tritt bei un-
onsschutz durch das Schweißen vor Ort zerstört
legierten Stahlsorten Rost auf. In den meisten
wird und nachträglich meist per Hand ergänzt
Klimazonen muss aufgrund der höheren Luft-
werden muss.
feuchtigkeiten und der teilweise auch aggressi-
ven Atmosphäre ein Korrosionsschutz erfolgen. Grundregeln für einen dauerhaften Korrosions-
Ebenso beeinflusst die Lage des Bauteils die schutz sind:
Korrosion. Schmutzablagerungen, Wasseran- tOberflächen von Stahlbauteilen im Freien soll-
sammlungen und nicht vermeidbare Konden- ten – wo möglich – geneigt oder abgeschrägt
sationsfeuchte können Korrosionsbelastungen sein, damit sich kein Wasser ansammeln kann
erheblich verstärken. und in Verbindung mit Schmutz und Salzen die
Für Stahlkonstruktionen, die der Witterung aus- Korrosionsbelastung verstärkt.
gesetzt sind, können wetterfeste, nicht rostende, tDie Konstruktionen sollen möglichst wenig
hochfeste Sonderstähle gemäß DIN EN 10 088 Zerklüftungen aufweisen und an allen Teilen
(WT-Stähle = wetterfeste Baustähle, Handelsna- gut zugänglich und erreichbar sein, damit Be-
me z. B. „COR-TEN“-Stahl1) sowie Chrom-Nickel- schichtungen ggf. einwandfrei aufgebracht,
stähle, Chrom-Nickel-Molybdän-Stähle, Handels- jedoch in jedem Fall überwacht und erneuert
name z. B. Nirosta, V2A, V4A) verwendet werden. werden können.
Wetterfeste, legierte Stähle sind jedoch in Folge
hochwertiger Legierungsanteile mehrfach teurer tProfilflächen sollen die je nach ihrer Höhe ge-
als unlegierte Baustähle und kommen i. d. R. des- mäß DIN 12 944-3 geforderte Mindestabstände
halb nur als Leichtbauprofile, Bleche und Verbin- untereinander (≥ 50–300 mm) oder gegenüber
dungsmittel zur Anwendung. Wandflächen (≥ 300 mm) einhalten.
Stahlbauteile, die aus üblichen, unlegierten Stahl- tSpalten und Zwischenräume an Anschlussstel-
sorten (DIN EN 10 027-1, und 2) hergestellt sind, len sollen verschlossen werden oder > 10 mm
müssen somit durch Beschichtungen (Beschich- breit sein.
tKanten sind abzurunden und bei hoher Bean-
1) Auf der Oberfläche von COR-TEN-Stahl bildet sich unter spruchung evtl. zusätzlich zu behandeln.
normalen Witterungsbedingungen eine rostähnliche
Schutzschicht aus, die den Stahl nach 3 bis 4 Jahren vor
tDurch Entwässerungsöffnungen ist im Freien
weiterer Korrosion schützt. Es ist zu beachten, dass diese dafür zu sorgen, dass sich keine Schmutz- und
Schutzschicht zunächst vom Regen abgewaschen wird Wasseransammlungen bilden.
und zur Verschmutzung angrenzender Bauteile führen tOffene Hohlräume und auch offene Hohlbau-
kann. COR-TEN-Stahl bekommt mit der Zeit eine dunkel-
braune Färbung und bedarf keiner weiteren Unterhal- teile, in denen Oberflächenfeuchte (z. B. Kon-
tung. densat) auftreten kann, müssen einen innen
7.4 Stahlskelettbau 249

a a a

1 1 1 2 2 3 4 4 4

2 2
5

7.40a

7
6

7.40b
7.40 Korrosionsschutzgerechte Anordnung von Stahlprofilen
a) ungünstige Lagen
b) günstige Lagen
1 nicht ausreichender Mindestabstand zwischen den Oberflächen je nach Profilhöhe
2 offener Spalt, enge Fugen und Schlitze, unterbrochene Schweißnähte, Überlappungen
3 verbleibende unkontrollierbare Hohlräume
4 Ansammlung und Ablagerung von Schmutz und Wasser
5 Schweißnaht ohne Aussparung
6 Schweißnaht unterbrochen mit Aussparung für Entwässerung (Radius ≥ 50 mm)

liegenden Korrosionsschutz erhalten und mit tScharfkantige Schnittkanten müssen gebro-


Entwässerungs- und Belüftungsöffnungen ver- chen werden, damit die Schutzbeschichtungen
sehen sein. um die Kanten verlaufen können.
tGeschlossene Hohlräume und verschlossene tAn Stützenfußanschlüssen im Freien ist durch
Hohlbauteile erhalten dann keinen Korrosions- allseitige Abschrägungen der Wasserablauf
schutz, wenn sichergestellt ist, dass sie luftdicht sicherzustellen.
und gegen eindringende Feuchtigkeit vollstän-
dig abgeschlossen werden können (umlaufen- Korrosionsschutzsysteme können bestehen aus:
de Schweißnähte, abgedichtete Durchdringun- tBeschichtungssystemen (Anstrichen), 1- bis 4fach
gen). aufgetragen,
tDurch entsprechende konstruktive Maßnah- tÜberzügen aus metallischen Schichten (im
men ist Tauwasserbildung an Stahlteilen mög- Stahlbau bevorzugt Feuerverzinkung),
lichst zu unterbinden. tDuplex-Systeme, die eine Kombination aus Be-
tBei Verbindungen von Metallen mit unter- schichtungssystemen und Überzügen bilden.
schiedlichem elektrischem Potential besteht Rostumwandler und Roststabilisatoren sind nicht
unter dem Einfluss von Feuchtigkeit die Gefahr zulässig.
von Kontaktkorrosion. Es müssen daher iso-
lierende Zwischenlagen vorgesehen werden. Oberflächenvorbereitung. Vor der Ausführung
Verbindungsteile wie Schrauben u. Ä. müssen sind die Stahlteile gründlich von Verschmutzun-
entsprechende Hülsen erhalten. gen (insbesondere Fett und Öl, Farbresten), Rost
250 7 Skelettbau

Tabelle 7.41 Korrosionsbelastung – Einteilung der Umgebungsbedingungen, Beschichtungssysteme und Schichtdicken


nach DIN EN ISO 12 944

Korrosivitäts- Beispiele typischer Umgebungen Schutz- Sollschicht-


kategorie dauer dicke
Freiluft Innenraum in Jahren in μm
C1 – ≤ 60 % rel. Luftfeuchtigkeit Korrosionsschutz aus techn.
unbedenklich Gründen nicht erforderlich
C2 Gering verunreinigte Ungedämmte Gebäude 2–5 80
gering Atmosphäre mit zeitweiser 5–15 120
trockenes Klima Kondensation ≥ 15 160
C3 Stadt-/Industrieatmosphäre Räume mit hoher relativer 2–5 120
mäßig mit mäßiger SO2- Belastung oder Luftfeuchtigkeit und etwas 5–15 160
gemäßigtes Küstenklima Verunreinigungen ≥ 15 200
C4 Industrieatmosphäre und Küste z. B. chem. Produktionshallen, 2–5 160
stark mit mäßiger Salzbelastung Schwimmbäder 5–15 200
≥ 15 240–280
C5 Industrieatmosphäre mit hoher Gebäude mit 2–5 200
sehr stark I relativer Luftfeuchtigkeit und nahezu ständiger 5–15 240–280
7 aggressiver Atmosphäre Kondensation ≥ 15 320
und starker
C5 Küsten- und Offshorebereich Verunreinigung
sehr stark M

und Walzzunder zu reinigen. Dabei sind die ge- Unterschieden werden:


eigneten Verfahren (mechanische Reinigung, Bei- tGrundbeschichtung, werkseitig aufgebracht zur
zen mit Säure, Trocken-, Nass- oder Flammstrah- Korrosionsverminderung, als Schutz bei Ferti-
len, chemisch-physikalische Verfahren) gemäß gung, Lagerung und Transport sowie als Haft-
DIN EN ISO 8504 bzw. DIN EN ISO 12 944-4 ab- grund für die Folgebeschichtungen,
hängig von der Stahlsorte, dem Rostgrad und der tZwischenbeschichtung als Barrierewirkung ge-
Art der beabsichtigten Beschichtung zu wählen. gen Korrosion und
tDeckbeschichtung als Schutz vor Feuchtigkeit,
Beschichtungssysteme Lichteinwirkung und Abnutzung und zur Her-
stellung der optische Eigenschaften – häufig
DIN EN ISO 12 944-8 definiert Planungsvorgaben
nach der Montage aufgetragen.
(Spezifikationen für Erstschutz und Instandset-
zung) für Oberflächenvorbereitungen, Aufbring- Bei geringen Korrosionsbelastungen gelten dann
art sowie Schichtenanzahl und Sollschichtdicken mögliche Einschicht-Beschichtungen auch als
in Abhängigkeit von der Schutzdauer und den Beschichtungssystem. Gestrahlte Stahloberflä-
Korrosionsbelastungen (Tab. 7.41). chen können auch in der Fertigung mit sog. Fer-
tigungsbeschichtungen gemäß DASt-Richtlinie
Die Schutzdauer bei Beschichtungssystemen in
006 [10] versehen werden, die das Schweißen
freier Bewitterung beträgt 20–25 Jahre, die von
zulassen.
metallischen Überzügen (Feuer- oder Spritzver-
zinkung) ca. 40 Jahre. DIN EN ISO 12 944-1 be- 1)
nennt drei Zeitspannen, kurz (K) = 2–5 Jahre, mit- Korrosionsschutzbeschichtungen bestehen aus Pig-
menten, Füllstoffen und Bindemitteln. Pigmente dienen
tel (M) = 5–15 Jahre und lang (L) = über 15 Jahre durch unterschiedliche Einfärbung der Kontrolle der
für die Sollschutzdauer mit dem Ziel, Instandset- Anzahl aufgebrachter Schichten, der Dickenkontrolle,
zungsintervalle festlegen zu können. dem Schutz gegen mechanische Beschädigungen, der
Passivierung und Neutralisation der Oberflächen u. A..
Korrosionsschutzbeschichtungen1) sind Anstri- Füllstoffe schützen insbesondere die Bindemittel vor
che, Lackierungen oder Kunststoffbeschichtun- Lichteinwirkung. Als Füllstoffe sind Aluminiumpulver,
gen und werden mit dem Pinsel, der Rolle oder Zinkstaub, Eisen, Titan und Zinkoxid u. A. gebräuchlich.
durch Spritzen i. d. R. in mehreren Schichten auf- Bleimennige und Zinkchromat sind als toxische Bestand-
teile nicht mehr zulässig. Als Bindemittel werden Leinöl,
getragen. Alkyd-, Silikon- und Epoxidharze, Chlorkautschuk, Poly-
urethan sowie bituminöse Stoffe verwendet.
7.4 Stahlskelettbau 251

Je nach vorzusehender Schutzdauer und Korro- der Systeme durch Synergieeffekte die Schutz-
sionsbelastung in Folge der Umgebungsbedin- dauer erheblich verbessert werden kann. Sie
gungen werden die Beschichtungsart (Binde- werden bei sehr hohen Korrosionsbelastungen
mittelbasis des Beschichtungssystems) und die eingesetzt und dort wo die Farbgebung eine Rol-
Sollschichtdicken festgelegt. le spielt.
Feuerverzinkung ist das gebräuchlichste und
langlebigste Korrosionsschutzverfahren und hin-
sichtlich der Schutzdauer im Freien den Beschich- 7.4.4 Brandschutz (s. auch Abschn. 17.7)
tungssystemen überlegen [21]. Neben der Feuer-
verzinkung bestehen weitere Aufbringverfahren Stahlbauteile brennen zwar nicht, verformen sich
(z. B. Spritzverzinkung, elektrolytische Verfahren) aber unter Brandeinwirkung und verlieren ab ei-
mit jedoch geringerer Schutzdauer. ner Erwärmung von ca. 500 Grad schließlich – oft
Verzinkung als Überzug in einer oder mehreren schlagartig – ihre Tragfähigkeit. Sie müssen da-
Schichten ist eine Korrosionsschutzmethode, die her entsprechend den verschiedenen Vorschrif-
angewendet werden kann, wenn kleinere und ten und Richtlinien der Landesbauordnungen
feingliederige Konstruktionen insgesamt oder je nach der Brandgefährdung der Gebäude (vgl.
Einzelteile geschützt werden sollen, die lediglich dazu DIN 18 230) Brandschutz nach DIN 4102 er-
durch Verschraubung oder Nietung zusammen- halten.
gefügt werden. Dabei werden die zu schützen- Brandschutzmaßnahmen erfordern immer einen 7
den Teile nach der Reinigung in „Zinkbädern“ bei erhöhten Aufwand und sind nach der Brand-
450° verzinkt. Maximale Bauteilgrößen sind in der gefährdung, hinsichtlich der Bauart und der
Planung auf die üblichen Kesselmaße abzustim- Nutzung zu bemessen. Im Stahlbau stehen ver-
men (Längen: 7 m bis 17,7 m, Breiten: 1,30 m bis schiedenen Möglichkeiten des Brandschutzes zur
2,00 m, Tiefen: 1,80 m bis 3,20 m). Aus techni- Verfügung, die vielfach gleichzeitig auch Aufga-
schen Gründen können die Werkstücke dabei nur ben des Schall-, Wärme- und Korrosionsschutzes
Längen bis etwa 15 m haben, oder es muss mög- erfüllen.
lich sein, sie mehrfach zu tauchen.
Die Schutzdauer hängt maßgeblich von den Stützen und Träger. Für höhere Anforderungen,
jährlichen Dickenverlusten der Verzinkung in Ab- insbesondere in mehrgeschossigen Gebäuden,
hängigkeit von dem SO2 Gehalt der Atmosphäre werden für frei liegende Stützen und Träger ge-
und von der Korrosionsbelastung (Befeuchtungs- normte oder geprüfte Brandschutzbekleidungen
dauer, Ablagerungen, Verunreinigungen) ab verwendet, die bestehen können aus:
und kann daher erheblich schwanken [35]. Die tBetonummantelungen aus Stahlbeton nach
Schichtdicke ist nach DIN EN ISO 1461 abhängig DIN 1045,
von der Materialdicke der zu schützenden Teile tAusbetonierten Hohlprofilen oder kammerge-
und beträgt 45 bis 85 μm. füllten Stahlprofilen für Träger und Stützen (s. a.
Es ist zu beachten, dass nicht alle Stahlsorten für Verbundbauweise),
Feuerverzinkung geeignet sind und dass durch tProfilfolgenden Spritzummantelungen bzw.
die Verzinkung in Folge der Erwärmung u. U. Ver- Putzen in verschiedenen Zusammensetzungen,
formungen möglich sind, wenn die Konstruktio- auch mit Zusätzen von Mineralfasern, Vermicu-
nen Verspannungen aufweisen. Nacharbeiten an lite (Tonmineralien) u. A.,
feuerverzinkten Teilen wie z. B. der nachträgliche tUmmantelungen mit Gipskarton-, Gipsfaser-
Schutzanstrich von Schweißnähten müssen ver- und speziellen Brandschutzplatten,
mieden werden. Wenn sie unumgänglich sind, tUmmantelungen mit Mineralfaserplatten und
müssen die beschädigten Stellen der Verzinkung ggf. Blechverkleidungen,
durch Spritzverzinkung oder Zinkanstriche sorg-
fältig ausgebessert werden. tDämmschicht bildenden Beschichtungen,
Verbindungsmittel sollten in feuerverzinkten tund als Sonderfall Ableitung der Wärme durch
Konstruktionen ebenfalls feuerverzinkt sein. zirkulierende Wasserfüllung von Hohlprofilstüt-
zen.
Duplexsysteme sind Kombinationen aus metalli- Die für den Brandschutz einsetzbaren Materialien
schen Überzügen (Feuer-, oder Spritzverzinkung) für Ummantelungen und Beschichtungen sind
und für Zinküberzüge geeigneten Beschichtun- genormt oder erfordern eine bauaufsichtliche
gen, mit denen durch das Zusammenwirken bei- Zulassung.
252 7 Skelettbau

Mindestdicken für häufig eingesetzte Brand-


schutzummantelungen aus Gips, Gipskarton-
oder Gipsfaserplatten, Mineralfasern, Vermiculi-
te- und Silikatplatten sind in DIN 4102-4 je nach
geforderter Feuerwiderstandsklasse (bis zu F120)
und Verhältnis des Profilumfanges und der Profil-
fläche (U/A) aufgeführt.
7.42 Nietverbindung
Spritzputzummantelungen sind wirtschaftlich
links: fertige Nietverbindung
herstellbar und für vollwandige Träger und rechts: Niet vor dem Stauchen
Stützen in nicht stoßgefährdeten Bereichen gut
geeignet. Je nach Korrosionsbeanspruchung
kann hierbei ggf. auf eine zusätzliche Korrosions- dungen (HV-Verbindungen) ermöglicht. Die Ver-
schutzbeschichtung verzichtet werden. bindungen von großen Werkstücken z. B. von
Wenn aus gestalterischen Gründen Stahlkons- Trägern und Stützen oder von ganzen Bauteil-
truktionen sichtbar bleiben sollen, kommen als gruppen erlauben eine rasche und problemlose
Beschichtung aufgetragene „Dämmschichtbild- Montage an der Baustelle ebenso wie spätere Än-
ner“ in Frage, die vielfache Farbgebungen er- derungen oder Demontagen.
möglichen und Bestandteil des Korrosionsschut- Bei den zu verwendenden Schrauben werden un-
7 zes sein können. Sie entfalten ihre Schutzwirkung
(F30 und F60) erst im Brandfall. Seit Ende 2001
terschieden:
tHochfeste Schrauben
lassen sich mit derartigen Beschichtungen Brand- HV-Schrauben (spezielle Materialqualität, un-
schutzanforderungen im Innerbereich auch bis bearbeitet, mit Lochspiel in den Bohrlöchern,
max. F90 AB erreichen (s. a. Abschn. 17.7.4). geeignet für Vorspannung)
Deckenplatten. Brandschutzanforderungen an tHochfeste Passschrauben
Stahlprofilblech-Deckenplatten als tragende und HV-Passschrauben (spezielle Materialqualität,
raumabschließende Bauteile können durch die nachbearbeitet, ohne oder mit sehr geringem
Gesamtkonstruktion z. B. mit Aufbeton (s. a. Lochspiel, geeignet für Vorspannung)
Verbunddecken) oder durch oberseitige Beklei-
dungen aus z. B. Silikatplatten (doppelt beplankt) Bei den Verbindungsarten werden unterschie-
bzw. unterseitige Bekleidungen aus z. B. Spritz- den:
putz oder ebenfalls doppelte Lagen von Silikat- Verbindungen mit Scher-/Lochleibungswir-
platten erfüllt werden. kung. Die Schrauben werden dabei senkrecht zu
Weit verbreitet sind weiterhin Unterdecken (s. a. ihrer Achse beansprucht (Bild 7.43).
Abschn. 14) aus vorgefertigten Platten (z. B. GK, tSL-Verbindung
verspachtelt mit unzugänglichem Deckenhohl- Bauteile mit vorwiegend ruhender Belastung
raum) oder Systemdecken (montiert mit sicht- (Standard-Verbindung im Hochbau)
baren Schienensystemen, Deckenhohlraum zu-
tSLP-Verbindung
gänglich). Näheres zu Plattenwerkstoffen, Dicken
Bauteile mit ruhender und teilweise nicht ru-
und Befestigungsart sind in DIN 4102-4 festge-
hender Belastung, nur mit Passschrauben her-
legt.
zustellen.

7.4.5 Verbindungstechnik
Nietverbindung. Kraftschlüssige Verbindungen
durch Nietung (Bild 7.42) sind heute nur noch in
Ausnahmefällen anzutreffen. Hoher Arbeitsauf-
wand macht sie unwirtschaftlich, und die unver-
meidliche große Lärmentwicklung bei der Aus-
führung kann kaum noch hingenommen werden.

Schraubverbindung. Äußerst maßgenaue Be-


arbeitungsverfahren haben im Stahlbau die 7.43 Schraubverbindung SL/SLP [3]
Verwendung hoch belastbarer Schraubverbin- (Scher-/Lochleibungsbeanspruchung)
7.4 Stahlskelettbau 253

Einige Konstruktionsbeispiele mit Verschraubun-


gen an typischen Knotenpunkten von Stahlske-
letten zeigen die Bilder 7.45 bis 7.50.

Schweißverbindung. Bauteilgruppen aus Stahl


werden werkstattmäßig in der Regel durch
Schweißverbindungen zusammengefügt. Da-
für kommen handgeführte oder automatisierte
Schweißungen in Frage, die als elektrische Licht-
bogenschweißung oder als Gasschmelz- („Au-
7.44 Schraubverbindung GV/GVP [3] togen“-) Schweißungen möglich sind und nur
(gleitfeste Verbindung)
durch ausgebildete Fachleute ausgeführt werden
1 vorbehandelte, aufgeraute Flächen
dürfen.
Gegenüber Verschraubungen sind Schweißver-
bindungen vor allem bei rohrförmigen Konstruk-
Gleitfeste Verbindungen. Bei diesen hochbe- tionsteilen vorteilhaft. Sie sparen Gewicht an den
lastbaren Verbindungen werden Kräfte senk- Verbindungsstellen, und sie erlauben ggf. eine
recht zur Schraubenachse und außerdem durch anspruchsvollere Gestaltung der Stahlkonstruk-
Reibung in den Kontaktflächen der miteinander tionen.
verbundenen Konstruktionsteile übertragen. Die
Bei feingliedrigen Bauteilen muss durch fachge-
7
Kontaktflächen müssen vor dem Zusammenbau
rechte Ausführung die Verformungsgefahr infol-
durch Sandstrahlen o. Ä. vorbehandelt werden
ge der starken Erhitzung an den Schweißstellen
(Bild 7.44).
– am besten durch Anwendung der Lichtbogen-
Unterschieden werden: schweißung – ausgeschlossen werden.
tGV-Verbindung Bei Schweißarbeiten an der Baustelle ist die nicht
Bauteile mit vorwiegend ruhender und unerhebliche Brandgefährdung zu beachten.
tGVP-Verbindung Schweißverbindungen werden abhängig vom
nicht vorwiegend ruhender Belastung (GVP- gewählten Schweißverfahren, Dicke und Mate-
Verbindungen nur mit Passschrauben) rialart der zu verbindenden Bauteile und den zu
Darüber hinaus werden Schraubverbindungen berücksichtigenden konstruktiven Beanspru-
mit Zugbeanspruchung in Schraubenachse mit chungen in verschiedenen Nahtformen ausge-
nicht planmäßiger Vorspannung der Schrauben führt [10].
(Z-Verbindung) und mit planmäßiger Vorspan- Als Beispiel für die zahlreichen Möglichkeiten von
nung der Schrauben (ZV-Verbindung) unter- Schweißverbindungen kann die in Bild 7.48 ge-
schieden. zeigte biegesteife Rahmenecke gelten.

7.45a 7.45b 7.45c

7.45 Trägeranschlüsse an Profilstahlstützen


a) Anschluss mit aufgeschweißter Kopfplatte für Querkräfte, mit Stirnplatte nur für Querkräfte
b) Anschluss mit angeschweißten Laschen für Querkräfte
c) Anschluss mit geschweißten oder angeschraubten Doppelwinkeln und Aufstandskonsole für Querkräfte
254 7 Skelettbau

7.48
Biegesteife Träger-
anschlüsse an Rahmen-
ecken geschweißter
Anschluss

7.46 Knotenausbildungen für aussteifende


Diagonalverbände

7
7.49 Stütze-/Träger-Anschluss: Träger durchlaufend
für Querkräfte und Momente

7.47 Geschraubte biegesteife Trägeranschlüsse 7.50 Stütze-/Träger-Anschluss: Stütze durchlaufend;


an Rahmenecken Doppelträger als „Zange“

Natürlich gibt es auch viele Kombinationen von schweißten Hohlprofilen (Tab. 7.36) oder werden
geschweißten mit verschraubten Verbindungen als Verbundstützen ausgebildet (Bild 7.37).
(s. Bilder 7.45a und b, 7.46, 7.47, 7.49). Freistehende Stützen, insbesondere mit kleine-
Klebeverbindungen finden ebenfalls Einzug in ren Querschnittsgrößen (Breiten bis. ca. 300 mm)
die Verbindungstechnik. werden vorwiegend aus quadratischen oder an-
nähernd quadratischen Profilquerschnitten vor-
gesehen, da sie in jede Richtung gegen Knicken
7.4.6 Konstruktionselemente (s. a. Abschn. 1.3) ausreichende Standsicherheit
gewährleisten müssen. In mehrgeschossigen Ge-
Stützen bestehen in der Regel aus I- und bäuden können die nach unten zunehmenden
IPE- Walzprofilen, Breitflanschträgern der HD, Lasten durch Änderungen der Wandstärken der
HE-(IPB)-Reihen, Quadrat-, Rechteck- oder Profile oder/und durch Wahl der Stahlqualität
Rundrohrprofilen sowie kastenförmig ver- (S235, früher St 37; S355, früher St 52) teilweise
7.4 Stahlskelettbau 255

gesichert) werden. Die Fugen werden vergossen.


Im Freien sollten im Anschluss an die Fußplatten
abgeschrägte Flächen vorgesehen werden, um
einen Wasserablauf sicherzustellen. Eingespannte
Stützen (vgl. Bild 7.3c) werden in den Fundamen-
ten in Verbindung mit Ankerschienen und einbe-
tonierten Stahlprofilen eingebaut (Bild 7.51).
Trägeranschlüsse werden an Profilstahlstützen in
der Regel mit Schraubverbindungen hergestellt
(Bild 7.45). Hierbei wird zwischen biegeweichen
Anschlüssen überwiegend nur für Querkräfte
und biegesteifen Anschlüssen für Querkräfte und
Momente unterschieden. Einen Anschluss von
Stahlbetonkonstruktionen aus Ortbeton oder
Fertigteilen mit Hilfe angeschweißter Konsolen
zeigt Bild 7.52.
In mehrgeschossigen Gebäuden können Stützen
jeweils durch die Trägerlasten unterbrochen und
mit Fuß- bzw. Kopfplatten kraftschlüssig ange-
schlossen werden (Bild 7.49), oder sie laufen zwi-
7
schen Doppelträgern (Zangen) hindurch (Bild 7.50).
7.51 Stützenfuß und Fundamentverbindung
für eingespannte Stahlstützen
Träger in Stahlskeletten bestehen aus schweren
Walzprofilen (Bild 7.53a), aus Wabenträgern (Bild
angepasst werden, ohne dabei den Querschnitt 7.53b; hohe, in der Mitte sägezahnartig aufge-
der Stützen zu verändern. trennte Profile, die dann wieder – horizontal ver-
Profilierte Stahlstützen erlauben ggf. auch die setzt angeordnet – mit wabenförmigen Ausspa-
vertikale Führung von Installationsleitungen. rungen maschinell verschweißt werden) oder aus
Kombinationen verschiedener Profile (Bild 7.53c).
Stützenstöße werden aus Transportgründen
Hohe Träger können zur Gewichtseinsparung
(Längen bis zu 15 m) oder auch bei Abstufungen
entsprechend statischem Nachweis Aussparun-
der Querschnitte sowie Änderungen der Mate-
gen erhalten.
rialqualität in der Werkstatt durch geschweißte
Kopf- bzw. Fußplatten vorgerichtet und als Mon- Aussparungen für unvermeidliche Installations-
tagestöße verschraubt (Bild 7.49). durchlässe können in Trägern mit großen Steg-
höhen bei kleineren Abmessungen im Bereich
Auf Fundamenten stehen Stützen zur Lastver-
der Mittellinie – bei entsprechendem statischem
teilung mit Fußplatten auf, die bei Pendelstützen
Nachweis – ohne besondere Vorkehrungen aus-
mit Anker- oder Dübelschrauben befestigt (lage-
geführt werden. Für größere Durchbrüche wer-
den besondere Verstärkungen eingeschweißt
(Bild 7.54).
Trägerkreuzungen haben Anschlüsse, die – in Ab-
hängigkeit von den statischen Erfordernissen –
mit den sonstigen planerischen Anforderungen
(z. B. Berücksichtigung von Installationsführung
quer zu Trägerlagen) abgestimmt werden. Sie
können mittig, an der Oberkante bündig oder
beidseitig bündig liegen (Bild 7.55).
Decken können ohne besondere Verbindung auf
die Skelettrahmen oder -träger aufgelegt wer-
den. Sie liegen direkt auf den Skelettrahmen (Bild
7.56a) oder auf einer weiteren Nebenträgerlage
(Bild 7.56b) auf. Die Träger verbleiben dann frei
7.52 Stahlstütze mit Auflagerung von liegend mit dem Nachteil, dass erhöhte Brand-
Stahlbetonrippendecke schutzanforderungen nicht oder nur durch ent-
256 7 Skelettbau

7.53a 7.53b 7.53c

7.53 Träger in Stahlskeletten


a) Walzprofile als Breitflanschprofile und I-Profile
b) Wabenprofil
c) zusammengesetzte Profile

7.54 Durchbrüche in Stahlträgern 7.55 Steganschluss von Trägern

7.56a 7.56b

7.56 Deckenauflagerung bei Stahlskeletten


a) Deckentragwerk mit einer Trägerlage (Hauptträger)
b) Deckentragwerk mit zwei Trägerlagen (Haupt- und Nebenträger)

sprechend ausgebildete aufwändige Verkleidun- Flachdecken als Verbundkonstruktion. Flä-


gen oder Unterdecken erreicht werden kann. chenbündig in Ortbetondecken oder Fertigteil-
Neben Ortbetonplatten werden vielfach Stahl- Deckensysteme eingebaute Stahlprofile als de-
beton-Fertigdecken eingebaut. Sie können als ckengleiche „Unterzüge“ ergeben Flachdecken
einfache (vorgespannte) Platten oder als Filigran- (s. a. Bild 7.6) mit den Vorteilen deutlich geringe-
Deckenelemente mit Aufbeton ausgebildet sein. rer Bauhöhen, geringeren Eigengewichtes, freier
7.4 Stahlskelettbau 257

5 5 2 5 1

1 4 3 6 3

7.57a 7.57b 7.57c

5 2 2 2

7 3 6 3 3 8 7
7.57d 7.57e 7.57f

7.57 Verbunddecken als Flachdecken


a) Stahl-Flachdecke mit üblicher Schalung für Ortbeton
b) Stahl-Flachdecke (IFB-Träger) mit Betonfertigteilplatten (Filigrandeckenelemente)
c) Stahl-Flachdecke (SFB-Träger) mit Stahl-Profilblechen (Querschnitt)
d) Stahl-Flachdecke mit Stahl-Profilblechen (Längsschnitt)
e) Stahlbeton oder Spannbeton-Hohlkörperdecke mit einbetoniertem Stahlträger (Querschnitt)
f) Hohlkörperdecke mit einbetoniertem Stahlträger (Längsschnitt)
1 I-Stahlprofil mit Kopfbolzen
2 ½ I-Stahlprofil mit Kopfbolzen
3 angeschweißter, unterer, breiterer Flansch
4 Betonfertigteilplatten (Filigran-) auch als Schalung
5 Ortbeton
6 Stahlprofilblech (z. B. Holorib) bis ca. 3 m Spannweite ohne Zwischenunterstützung
7 abgehängte Installationen
8 Stahlbetonhohldielen bis ca. 5 m Spannweite, vorgespannt bis ca. 10 m Spannweite

7.59a 7.59b

7.59
Verbundmittel für
schubfeste Deckenanschlüsse
a) Kopfbolzen
b) Verbundanker
7.58 Trapezblechdecke mit Installationssystem 7.59c c) Verbundbügel
258 7 Skelettbau

unterseitiger Installationsführung sowie insbe-


sondere Minimierung der dann noch notwendi-
gen Brandschutzmaßnahmen (schaumbildende
Anstriche an den offen liegenden Stahlgurten
oder Verkleidung mit Brandschutzplatten). Häu-
fig werden Fertigteile oder auch Halbfertigteile
mit Ortbetonverguss kombiniert (Bild 7.57). Kopf-
bolzenverdübelungen stellen den schubfesten
Verbund zwischen den Stahlprofilen und dem
Betonverguss her. Vorläufer dieser Bauweise ist
die sog. „Preußische Kappendecke“ als Kombina-
tion von Stahlprofilen mit ausgemauerten Kap-
pengewölben (s. Abschn. 10.6.6).
7.60 Doppelte Trägerlagen mit Installationen
Zur Auflagerung von Fertigteilelementen oder
auch Profilblechen wird der Untergurt verbreitert
ausgeführt (SFB-Profil = Slim-Floor-Beam, Bild Bei Konstruktionen mit Haupt- und Nebenträ-
7.57c, oder IFB-Profil = Intergrated-Floor-Beam, gern in zwei Ebenen ergeben sich Deckenhohl-
Bild 7.57b). räume in beide Richtungen, die insbesondere
7 Ferner können Trapezblechdecken ohne Auf-
beton oder mit Aufbeton als Verbunddecken
zusammen mit Wabenträgern gut zur Unterbrin-
gung von Installationen genutzt werden können
verwendet werden (Bild 7.58 und 7.59, s. auch (Bild 7.60).
Bild 7.39). Verbunddecken entstehen, wenn zwi-
schen Deckenplatte und Träger eine schubfeste Außenwände von Stahlskelettkonstruktionen
Verbindung hergestellt wird. Die Deckenplatte können bei einfachen, ungedämmten Bauten
ergänzt in diesem Falle den druckbeanspruchten aus einer Ausmauerung zwischen den Stahlquer-
Obergurt des Trägers ähnlich wie in einer Stahl- schnitten bestehen.
beton-Plattenbalkendecke (s. Abschn. 10). Auf
diese Weise lassen sich für das gesamte Tragwerk
günstigere Dimensionierungen erreichen. Als
Verbundmittel werden auf die Trägerobergurte
Kopfbolzen, Verbundanker oder Verbundbügel
aufgeschweißt (Bild 7.59).

7.61a 7.61b

7.61 Stahlskelett mit Porenbetondielen


a) liegende Montage vor Stahlskelett, b) Toröffnung mit Stahlrahmen
7.4 Stahlskelettbau 259

Wegen der Anforderungen an den Wärmeschutz 7.4.7 Ausführungsbeispiel


werden jedoch zunehmend Porenbeton-Wand-
elemente in Dicken von 15 bis 24 cm und Längen Um die wesentlichen Prinzipien des Stahlskelett-
bis zu 6 m liegend oder stehend vor dem Stahl- baues zu zeigen, wurden überwiegend Konstruk-
skelett montiert (Bild 7.61). tionen gezeigt, die auf herkömmlichen Kombi-
Sehr häufig kommen Trapezbleche mit oder nationen von Standardprofilen beruhen. Für die
ohne Wärmedämmung (Kassettenwände) und vielfältigen Möglichkeiten des Konstruierens mit
vorgefertigte Aluminium- oder Stahlblech-Wand- Stahl kann die in Bild 7.62 gezeigte Konstruktion
bauteile (Sandwich-Elemente) zum Einsatz (s. Ab- aus Rohrprofilen als Beispiel dienen [4].
schn. 6.7, Bilder 6.133 bis 6.136). Im Übrigen sind
– besonders für Geschossbauten – Vorhangfassa-
den die Regel (s. Abschn. 9.4).

7.62 Stahltragwerk aus zusammengesetzten Rohrprofilen – isometrische Darstellung –


(Sporthalle der Universität Bremen, Architekten: Planungsgemeinschaft medium, Hamburg) [3]
1 Gitterträger als Überzug aus Rohrprofilen 6 Randträger und Gesims
2 Gitterstütze aus Rohrprofilen 7 Profilstützen
3 Nebenüberzüge 8 liegende Verbände
4 räumliche Diagonalverbände 9 Diagonalverband
5 Oberlicht
260 7 Skelettbau

7.5 Stahlbetonskelettbau artiger und geometrisch einfacher Bauelemen-


te sind häufig erst bei größeren Bauvorhaben
7.5.1 Allgemeines konkurrenzfähig. Die Realisierung zeitlicher und
damit wirtschaftlicher Vorteile und die höhere
Ein großer Teil aller Skelettbauten mit gerin- Qualität der Bauteile setzten eine vorfertigungs-,
ger Geschosszahl aber auch Hochhausbauten transport- und montagegerechte Planung vo-
werden wirtschaftlich in Stahlbetonbauweise raus. Hierbei werden häufig größere Bauteildi-
ausgeführt, da vielfach hohe Brandschutzan- mensionen in Folge von Einfeldträgersystemen
forderungen für die Materialentscheidung aus- in Kauf genommen. Besondere Beachtung gilt
schlaggebend sind. Stahlbetonkonstruktionen den vielfältigen Bauteilfugen und den Knoten-
sind bei entsprechender Dimensionierung, Be- punkten.
tonüberdeckung und Bewehrung auch ohne Gewerbe-, Industrie-, auch Verwaltungs- und
weitere Maßnahmen (Ummantelungen) in sehr Schulbauten werden vielfach in vorgefertigten
hohen Feuerwiderstandsklassen herstellbar. Bausystemen ausgeführt, bei denen tragendes
Nachteilig wirken sich die verhältnismäßig grö- Skelett, Decken, Innen- und Außenwände bzw.
ßeren Dimensionierungen der Bauteile sowie die Fassaden so geplant sind, dass sie baukastenartig
relativ hohen Eigenlasten dieser Tragwerksart eingesetzt werden können. Diese Systeme beste-
aus. hen meistens aus Stützen mit Auflagerkonsolen,
auf die Unterzüge oder weit gespannt Decken-
7 Ortbetonbauweise. Moderne Schaltechniken elemente aufgelegt werden.
ermöglichen bei Einzelbauwerken auch eine Die Bauteile werden ohne biegesteife Knotenaus-
wirtschaftliche Herstellung in Ortbetonbauweise bildung gefügt und Stützen werden als Pendel-
in allen erforderlichen Abmessungen, auch von stützen ausgebildet, um wirtschaftliche Tragkon-
Sonderformen, selbst für kleinere Bauwerke (vgl. struktionen erreichen zu können. Die Aussteifung
Abschn. 5.1 und 1.4 in Teil 2 d. Werkes). vorgefertigter Stahlbetonskelett-Konstruktionen
Stahlbetonskelette aus Ortbeton bilden mono- erfolgt in vielen Fällen bei Gebäuden mit gerin-
lithische Konstruktionen mit in der Regel biege- gen Geschosszahlen (ein- bis zweigeschossige
steifen Knoten, über die verschiedene Bauteile Hallenbauten) auch durch Einspannung der Stüt-
(Decken mit Unterzügen, Unterzüge mit Stützen) zen in Köcherfundamenten (s. Bild 4.13), ferner
statisch zusammenwirken. Günstig auf die Di- durch massive Deckenscheiben oder durch – oft
mensionierung der Bauteile wirkt sich dabei die auch aus Stahlbeton vorgefertigte – Wandschei-
Durchlaufwirkung (s. a. Abschn. 1.4) von Stützen, ben und Kerne.
insbesondere aber von Trägern und Decken aus, Bei Berücksichtigung der nötigen Stahlüber-
die zu geringeren Dimensionierungen (Konstruk- deckung ist praktisch keine laufende Unterhal-
tionshöhen von Decken) der tragenden Bauteile tung erforderlich.
führt.
Nachteilig sind Ortbetonskelette wegen des
hohen Arbeitsaufwandes an der Baustelle und
wegen des durch die Ausschalfristen (s. Abschn. 7.5.2 Brandschutz
5.4.5) bedingten zusätzlichen Zeitbedarfes. Hin-
zu kommt, dass Stahlbetontragwerke in Ortbe- Bauteile aus Stahlbeton sind bei den aus sta-
tonausführung überhaupt nicht oder nur mit tischen Gründen ohnedies erforderlichen Ab-
hohem Aufwand nachträglich geändert, oder messungen i. d. R. bereits ausreichend feuerwi-
verstärkt werden können, wie vielfach im Gewer- derstandsfähig. Bei Betonüberdeckungen der
be- und Industriebau erforderlich. Vielfach sind Stahlbewehrungen von 25 mm wird z. B. bei
die vor Ort hergestellten Bauteile hinsichtlich Stahlbetonmassivdecken aus Normalbeton be-
Maßhaltigkeit und Qualitäten nicht optimierbar. reits in statisch ungünstigen Fällen (einachsig
Ebenso ist der Abbruch sehr aufwändig und die gespannte Platten) die Feuerwiderstandsklasse
Bauteile sind nicht wieder verwendbar. F60 erreicht, mit 35 mm Überdeckung F90. Bei
größerer Stahlüberdeckung sind selbst hochfeu-
Vielfach werden aus statischen, wirtschaftlichen
erbeständige Ausführungen (F180) ohne weite-
und qualitativen Gründen Ortbetonbauweisen
res möglich (im Übrigen s. Abschn. 17.7).
mit Fertigbauteilen kombiniert.
Detaillierte Informationen über Mindestquer-
Fertigteilbauweise. Reine Fertigteilbauweisen schnitte von Betonfertigteilen, die notwendige
als Montagebau mit großen Stückzahlen gleich- Betonüberdeckung, Fugenausbildung und die
7.5 Stahlbetonskelettbau 261

Ausbildung von Trenn- und Brandwänden sind Auflagerkonsolen für Unterzüge und Riegel
dem Merkblatt 7 (09/2008) der Fachvereinigung zeigt Bild 7.63. Der Anschluss von Bindern am
Deutscher Betonfertigteilbau (FDB) [11] zu ent- Stützenkopf zur Ausbildung von Rahmen ist in
nehmen. Bild 7.64 dargestellt. Um Konstruktionshöhe ein-
zusparen, sollten die Querschnitte der Konso-
lauflager in die Konstruktionshöhe geometrisch
7.5.3 Baustoff Beton eingegliedert werden. Fassaden- bzw. Brüstungs-
elemente werden wie in Bild 7.65 aufgelagert.
Die Zusammensetzung, Herstellung und Verar-
beitung des Baustoffes Beton sind ausführlich in Unterzüge, Träger und Balken. Unterzüge und
Abschn. 5 behandelt. Träger werden entweder im Zusammenhang
mit den Decken in Ortbeton ausgeführt oder es
werden Fertigteile mit standardisierten Quer-
7.5.4 Bauteile schnitten eingesetzt, die in Maßsprüngen je nach
statischen Erfordernissen und in Längen je nach
Es liegt nahe, vorgefertigte Bauteile für Stahlbe- Bedarf hergestellt werden (Bild 7.66). Umgekehrt
tonskelettbauten zur Kostensenkung zu stan- auf dem Kopf liegende Querschnitte (Bild 7.66b
dardisieren, denn viele Bauaufgaben lassen sich und 7.67) verbessern die Verbindung zwischen
wirtschaftlicher selbst dann durchführen, wenn den Deckenbauteilen und somit die Scheibenwir-
im Einzelfall auf Minimalabmessungen verzichtet kung der Decken und können zudem die Konso- 7
wird und andererseits auf ein baukastenartiges len am Stützenanschluss verdecken.
System von Bauteilen zurückgegriffen werden
kann. Einige wichtige Details, wie sie auch von
der Fachvereinigung Deutscher Betonfertigteil-
bau (FDB) vorgeschlagen werden, zeigen die
nachfolgenden Bilder.

Stützenfundamente als Köcherfundamente zur


Einspannung können konventionell hergestellt
oder als vorgefertigte Bauteile (Bild 4.13) mit dem
Kran auf die vorbereitete Sauberkeitsschicht auf-
gesetzt werden. Die Stützen werden eingesetzt,
justiert und mit Ortbeton vergossen. Gebäude-
höhen bis zu ca. 12 m können wirtschaftlich allein
über Einspannung von Stahlbetonstützen ausge-
steift werden, wenn auf Wandscheiben oder Ker-
ne als aussteifende Bauteile verzichtet werden
muss.

Stützen eignen sich vielfach weniger für eine


Standardisierung, weil – z. B. auch für verschie-
dene Geschosszahlen – und -höhen und für
Eck- und Endfeldlösungen – zu viele Typen zu
entwickeln wären. Sinnvoll ist es aber, die An-
schluss- und Auflagerpunkte z. B. in Form von
Konsolen zu standardisieren. Längen ungestoße-
ner Stützen können je nach Hebezeug und Trans-
portmittel bis zu 30 m erreichen. Stützenstöße er-
fordern durch Einjustierung, Lagesicherung und
Verbindung der Stöße erhöhten Aufwand. Durch
Verschweißung der Bewehrung oder Schraub-
oder Muffenstöße lassen sich biegesteife Knoten
herstellen. Gelenkige Anschlüsse benötigen le-
diglich einen Dorn zur Lagesicherung und Stell-
schrauben zur Zentrierung und Höhenjustierung. 7.63 Auflagerkonsolen für Unterzüge
262 7 Skelettbau

7.66a 7.66b 7.66c

7.64 Auflager von Bindern 7.66d 7.66e


7
7.66 Standardisierte Querschnitte von Stahlbetonfertig-
teilen
a) Unterzüge und Riegel (b = 200 bis 600 mm,
h = 400 bis 800 mm)
b) Unterzüge als T- oder L-Profile (b = 300 bis
600 mm, h = 500 bis 1000 mm)
c) Binder, T-Profil (h = 600 bis 1800 mm)
d) Binder, I-Profil (h (d0) = 900, 1200, 1500 mm)
e) Balken, Trapezprofil (h = 800 bis 1600 mm)

Der Anschluss an die Stützen mit Konsolen oder


in Aussparungen der Stützen ist aus den Bildern
7.63 und 7.64 ersichtlich.
Decken. In Ortbeton-Skelettbauten werden De-
cken im Zusammenhang mit den Unterzügen
als Stahlbeton-Massivplatten oder bei großen
7.65b
Spannweiten bzw. großen Belastungen als Plat-
tenbalken- oder Rippendecken ausgeführt (s.
Abschn. 10). Auch Verbunddecken in Verbindung
mit vorgefertigten Betonschalen oder Trapezble-
chen (Bild 7.39 und 7.58) sind möglich.
Für Decken mit großen Spannweiten werden
vielfach bei 2- bis 3-geschossigen Bauten aus
Stahlbetonfertigteilen die in Bild 7.67 gezeigten
7.65a TT-Platten eingesetzt. Sie können mit entspre-
chender statischer Dimensionierung in großen
7.65 Auflagerung von Fassadenelementen Längen vorgefertigt werden. Die Abmessungen
a) räumliche Darstellung sind vor allem abhängig von den gegebenen
b) Eckausbildungen, Grundrisse
Möglichkeiten beim Straßentransport und von
den an der Baustelle einsetzbaren Hebegeräten.
Das Aufeinanderlegen der TT-Platten auf geome-
trisch einfache Unterzüge verbessert die Mög-
lichkeit zur Installationsführung – jedoch erhöht
sich hierdurch die Konstruktionshöhe insgesamt
deutlich.
7.5 Stahlbetonskelettbau 263

7.67 Auflagerung von TT-Deckenplatten

Flachdecken. Werden mit Rücksicht auf um- nen jedoch wegen des zusätzlichen Schalungs-
fangreiche Installationen, z. B. bei Laborbauten aufwandes im Bereich der Stützenköpfe unwirt-
u. Ä. unterzugfreie Decken benötigt, kommen schaftlich in der Herstellung sein.
entsprechend dimensionierte Flachdecken auch Flachdecken werden daher immer mehr als un-
als Pilzdecken (Bild 7.6) in Frage. Pilzdecken kön- terseitig vollständig ebene Konstruktionen aus-
geführt. Bei diesen werden die im Stützenbereich
Abstand
als Sicherung gegen Durchstanzen nötigen, in 7
dünnen Decken konstruktiv aber nicht unterzu-
bringenden Schubbewehrungen durch Dübelleis-
ten ersetzt. Sie bestehen aus sternförmig an die
Stützen anschließenden Flachstahl-Grundleisten
mit aufgeschweißten Doppel-Kopfbolzendübeln
unterschiedlicher Anzahl (vgl. Bild 7.38) und wer-
den nach entsprechender statischer Berechnung
für die jeweilige Verwendungsart speziell an-
gefertigt (Bild 7.68). Deckendurchbrüche in der
Nähe von derartigen Bewehrungsverstärkungen
sind gesondert zu berücksichtigen.

7.5.5 Spezialverbindungen
für Stahlbetonfertigteile
1 2 3 4 5 Wie bereits ausgeführt, besteht ein wesentlicher
Nachteil von Stahlbetonkonstruktionen darin,
dass sie – selbst bei vorgefertigten Systemen
– praktisch nicht bzw. kaum zerstörungsfrei de-
montierbar sind. Eine Lösung dieses Problems
kann die Herstellung von lösbaren Verbindungen
in ähnlicher Form wie bei Stahlbauten ermögli-
chen. Bei derartigen „stahlbauähnlichen Verbin-
dungen“ werden in die miteinander zu verbin-
denden Stahlbetonfertigteile Stahllaschen o. Ä.
mit genau aufeinander abgestimmten Bolzen-
7.68 Anordnung von Durchstanzbewehrungen oder Dübellöchern einbetoniert. Zur Justierung
(Fa. Halfen) erhalten diese Löcher längliche Querschnitte als
a) Grundriss Langlochbohrungen. Anschlussbauteile aus Stahl
b) Schnitt im Bereich der Stütze
1 Stahlbetonstütze
können auch bei der Montage zusammenge-
2 Dübelleisten (mehrere Doppelkopfanker schweißt werden.
an Montageleisten) Auf diese Weise können z. B. Stützenanschlüsse
3 Bereiche mit statisch erforderlicher und zulässiger (Bild 7.69 und 7.70) oder Anschlüsse, die Quer-
Ankerzahl und -abstände, tangential und radial
4 Deckenbewehrung aus Baustahlmatten kräfte und bedingt auch Biegemomente aufneh-
5 Deckenaussparung men können, ausgebildet werden (Bild 7.71).
264 7 Skelettbau

7.69 Momentsteifer Stützenanschluss mit Fußplatte


1 Stützenbewehrung
2 Stegplatten, mit Stützenbewehrung und
Fußplatte verschweißt
3 Fußplatte
4 Ankerschrauben (Anschluss vgl. Bild 7.51)

7.71 Momentsteifer Knotenpunkt: Übertragung der


Kräfte über zusammengeschweißte Stahlplatten

7.5.6 Fugen, Maßtoleranzen

Je nach Bauteilgröße müssen wegen der unver-


Langloch meidlichen Maßabweichungen bei der Fertigung
und zur Erleichterung der Montage Fugen einge-
7.70 Balken-/Stützenverbindung mit verdübelten Stahl-
plant werden. Richtwerte für Fugenbreiten von
platten, justierbar mittels 2 Langlochbohrungen Außenwandfugen nach DIN 18 540 sind in Tabel-
(„Messerverbindung“) le 7.72 angegeben.

Tabelle 7.72 Richtwerte für die Fugenbreite nach DIN 18 540

Fugenabstand in m bis 2 über 2 bis 3,5 über 3,5 bis 5 über 5 bis 6,5 über 6,5 bis 8

Sollfugenbreite in mm 15 20 25 30 35
7.5 Stahlbetonskelettbau 265

7.5.7 Ausführungsbeispiel
rüber zu geben, würde den Rahmen dieses Wer-
Stahlbetonskelettkonstruktionen sind in den ver- kes sprengen, und es muss auf weiterführende
schiedensten technischen und gestalterischen Literatur verwiesen werden.
Formen ausführbar (s. z. B. Abschn. 1.4.3 in Teil Für vorgefertigte Stahlbeton-Skelettbausysteme
2 des Werkes). Der Versuch, einen Überblick da- ist in Bild 7.73 ein Beispiel gezeigt.

7.73 Stahlbetonskelettbau (System HOCHTIEF), Übersichtsskizze


266 7 Skelettbau

7.6 Normen1)
Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 335-1 10.2006 Dauerhaftigkeit von Holz- und Holzprodukten – Definition der Gefährdungs-
klassen für den biologischen Befall; Allgemeines
DIN EN 335-2 10.2006 –; Definition der Gefährdungsklassen für den biologischen Befall; Anwendung
bei Vollholz
DIN EN 335-3 09.1995 –;–; Anwendung bei Holzwerkstoffen
DIN EN 336 09.2003 Bauholz für tragende Zwecke – Maße, zulässige Abweichungen
DIN EN 338 09.2003 Bauholz für tragende Zwecke – Festigkeitsklassen
E DIN EN 338 07.2008 Bauholz für tragende Zwecke – Festigkeitsklassen
DIN EN 350-1 10.1994 Dauerhaftigkeit von Holz- und Holzprodukten – Natürliche Dauerhaftigkeit
von Vollholz; Grundsätze für die Prüfung und Klassifizierung der natürlichen
Dauerhaftigkeit von Vollholz
DIN EN 350-2 10.1994 –; Leitfaden für die natürliche Dauerhaftigkeit und Tränkbarkeit von ausgewählten
Holzarten von besonderer Bedeutung in Europa
DIN EN 384 05.2004 Bauholz für tragende Zwecke – Bestimmung charakteristischer Werte für
mechanische Eigenschaften und Rohdichte
7 E DIN EN 384 11.2008 –; Bestimmung charakteristischer Werte für mechanische Eigenschaften
und Rohdichte
DIN EN 385 11.2007 Keilzinkenverbindungen im Bauholz; Leistungsanforderungen- und Mindest-
anforderungen an die Herstellung;
DIN EN 386 04.2002 Brettschichtholz – Leistungsanforderungen und Mindestanforderungen an die
Herstellung
DIN EN 387 04.2002 Brettschichtholz – Universal-Keilzinkenverbindungen – Leistungsanforderungen
und Mindestanforderungen an die Herstellung
DIN EN 390 03.1995 Brettschichtholz – Maße – Grenzabmaße
DIN EN 460 10.1994 Dauerhaftigkeit von Holz- und Holzprodukten – Natürliche Dauerhaftigkeit von
Vollholz; Leitfaden für die Anforderungen an die Dauerhaftigkeit von Holz für die
Anwendung in den Gefährdungsklassen
DIN EN 634-2 05.2007 Zementgebundene Spanplatten, Anforderungen an Portlandzement (PZ) ge-
bundene Spanplatten zur Verwendung im Trocken-, Feucht- und Außenbereich
DIN EN 635-1 01.1995 Sperrholz, Klassifizierung nach dem Aussehen der Oberfläche; Allgemeines
DIN 1052 12.2008 Entwurf, Berechnung und Bemessung von Holzbauwerken – Allgemeine
Bemessungsregeln und Bemessungsregeln für der Hochbau
DIN EN 1090-2 12.2008 Ausführung von Stahltragwerken und Aluminiumtragwerken – Technische Regeln
für die Ausführung von Stahltragwerken
DIN EN ISO 1461 03.1999 Durch Feuerverzinken auf Stahl aufgebrachte Zinküberzüge (Stückverzinken);
Anforderungen und Prüfungen
DIN EN ISO 1461 Bbl. 1 03.1999 –; Hinweise zur Anwendung der Norm
E DIN EN ISO 1461 01.2008 –; Anforderungen und Prüfungen
DIN EN 1912 06.2008 Bauholz für tragende Zwecke – Festigkeitsklassen – Zuordnung von visuellen
Sortierklassen und Holzarten
DIN EN 1992-1-1 10.2005 Eurocode 2: Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontrag-
werken; Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hochbau
DIN EN 1992-1-2 10.2006 –; Allgemeine Regeln – Tragwerksbemessung für den Brandfall
DIN EN 1993-1-1 07.2005 Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten; Allgemeine
Bemessungsregeln; und Regeln für den Hochbau
DIN EN 1993-1-1 Ber. 1 05.2006 –;–; Berichtigungen zu DIN EN 1993-1-1: 2005-07
DASt 103 11.1993 Richtlinie zur Anwendung von DIN V ENV 1993-1-1 – Eurocode 3: Bemessung
und Konstruktion von Stahlbauten – Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln,
Bemessungsregeln für den Hochbau

1) Normen Stahlbetonbau s. Abschn. 5.13


7.6 Normen 267

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 1993-1-2 10.2006 –; Allgemeine Regeln – Tragwerksbemessung für den Brandfall


DIN EN 1994-1-1 07.2006 Eurocode 4: Bemessung und Konstruktion von Verbundtragwerken aus Stahl und
Beton; Allgemeine Bemessungsregeln, Bemessungsregeln für den Hochbau
DASt 104 02.1994 Richtlinie zur Anwendung von DIN V ENV 1994-1-1 – Eurocode 4: Bemessung
und Konstruktion von Verbundwerken aus Stahl und Beton – Teil 1-1: Allgemeine
Bemessungsregeln, Bemessungsregeln für den Hochbau
DIN EN 1994-1-2 11.2006 –; Allgemeine Regeln; Tragwerksbemessung für den Brandfall
DIN EN 1995-1-1 09.2008 Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion von Holzbauten; Allgemeines –
Allgemeine Regeln und Regeln für den Hochbau
DIN EN 1995-1-2 10.2006 –; Allgemeine Regeln – Tragwerksbemessung für den Brandfall
DIN 4172 07.1955 Maßordnung im Hochbau
DIN EN ISO 8504-1 01.2002 Vorbereitung von Stahloberflächen vor dem Auftragen von Beschichtungsstoffen
bis 3 – Verfahren für die Oberflächenvorbereitung

DIN EN ISO 12 944-1 07.1998


bis 8 bis 01.2008
Beschichtungsstoffe – Korrosionsschutz von Stahlbauteilen durch Beschichtungs-
systeme; Teil 1 bis 8 7
DIN EN 14 080 09.2005 Holzbauwerke – Brettschichtholz – Anforderungen
E DIN EN 14 080 02.2009 Holzbauwerke – Brettschichtholz und Balkenschichtholz – Anforderungen
DIN EN 14 509 02.2007 Selbsttragende, wärmedämmende Sandwich-Elemente mit beidseitigen Metall-
deckschichten – Werkmäßig hergestellte Produkte – Spezifikationen
DIN EN 14 509 Ber. 1 04.2009 –; –; Berichtigungen zu DIN EN 14 509: 2007-12
DIN EN ISO 14 731 05.1999 Schutz von Eisen- und Stahlkonstruktionen vor Korrosion – Zink- und Aluminium-
überzüge – Leitfäden
DIN 18 000 05.1984 Modulordnung im Bauwesen (06.2008 zurückgezogen)
DIN 18 202 10.2005 Toleranzen im Hochbau; Bauwerke
DIN 18 203-1 04.1997 Toleranzen im Hochbau; Vorgefertigte Teile aus Beton, Stahlbeton und
Spannbeton
DIN 18 203-2 08.2006 –; Vorgefertigte Teile aus Stahl
DIN 18 203-3 08.2008 –; Bauteile aus Holz und Holzwerkstoffen
DIN 18 330 10.2006 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen; Teil C: Allgemeine
Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Mauerarbeiten
DIN 18 331 10.2006 –; Betonarbeiten
DIN 18 332 12.2002 –; Naturwerksteinarbeiten
DIN 18 333 12.2000 –; Betonwerksteinarbeiten
DIN 18 334 10.2006 –; Zimmer- und Holzbauarbeiten
DIN 18 335 12.2002 –; Stahlbauarbeiten
DIN 18 364 10.2006 –; Korrosionsschutzarbeiten an Stahlbauten
DIN 18 540 12.2006 Abdichten von Außenwandfugen im Hochbau mit Fugendichtstoffen
DIN 18 800-1 bis -4 11.2008 Stahlbauten
DIN 18 800-5 03.2007 Stahlbauten; Verbundtragwerke aus Stahl und Beton; Bemessung und
Konstruktion
StahlbauAnpRL 10.1998 Anpassungsrichtlinie Stahlbau; Anpassungsrichtlinie zu DIN 18 800 Teil1 bis 4
StahlbauAnpRLBer 1999 Anpassungsrichtlinie Stahlbau; Berichtigung
StahlbauAnpRLErg 12.2001 Änderung und Ergänzung der Anpassungsrichtlinie Stahlbau; Ausgabe 2001-12
DIN 18 801 09.1983 Stahlhochbau, Bemessung, Konstruktion, Herstellung
DIN 18 807-1 06.1987 Trapezprofile im Hochbau; Stahltrapezprofile; Allgemeine Anforderungen,
Ermittlung der Tragfähigkeitswerte durch Berechnung

(Fortsetzung s. nächste Seite)


268 7 Skelettbau

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 18 807-1/A1 05.2001 –; –, Allgemeine Anforderungen, Ermittlung der Tragfähigkeitswerte durch


Berechnung; Änderung A1
DIN 18 807-2 06.1987 –; Stahltrapezprofile; Durchführung und Auswertung von Tragfähigkeitsversuchen
DIN 18 807-2/A1 05.2001 –; –; Durchführung und Auswertung von Tragfähigkeitsversuchen; Änderung A1
DIN 18 807-3 06.1987 –; Stahltrapezprofile; Festigkeitsnachweis und konstruktive Ausbildung
DIN 18 807-3/A1 05.2001 –; –; Festigkeitsnachweis und konstruktive Ausbildung; Änderung
DIN 18 807-6 09.1995 Trapezprofile im Hochbau; Aluminium-Trapezprofile und ihre Verbindungen;
Ermittlung der Tragfähigkeitswerte durch Berechnung
DIN 18 807-7 09.1995 –; Aluminium-Trapezprofile und ihre Verbindungen; Ermittlung der Tragfähigkeits-
werte durch Versuche
DIN 18 807-8 09.1995 –; –; Nachweise der Tragsicherheit und Gebrauchstauglichkeit
DIN 18 807-9 06.1998 –; –; Anwendung und Konstruktion
DIN 18 808 10.1984 Stahlbauten; Tragwerke aus Hohlprofilen unter vorwiegend ruhender
Beanspruchung
7 DIN 55 928-8 07.1994 Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungen und Überzüge;
Korrosionsschutz von tragenden dünnwandigen Bauteilen
DIN 68 140 10.1971 Keilzinkenverbindungen von Holz
DIN 68 140-1 02.1998 –; Keilzinkenverbindungen von Nadelholz für tragende Bauteile
DIN 68 365 12.2008 Bauholz für Zimmerarbeiten; Sortierung nach dem Aussehen – Nadelholz
DIN 68 705-2 10.2003 Sperrholz; Stab- und Stäbchensperrholz für allgemeine Zwecke
DIN 68 800-1 05.1974 Holzschutz im Hochbau; Allgemeines
DIN 68 800-2 05.1996 Holzschutz; Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau
DIN 68 800-3 04.1990 –; Vorbeugender chemischer Holzschutz
DIN 68 800-4 11.1992 –; Bekämpfungsmaßnahmen gegen holzzerstörende Pilze und Insekten
DIN 68 800-5 05.1978 Holzschutz im Hochbau; Vorbeugender chemischer Schutz von Holzwerkstoffen

Nationale Anwendungsdokumente (NAD)


NAD DIN V ENV 2000 Richtlinie zur Anwendung von DIN V ENV 1993-1-2: – Eurocode 3: Bemessung und
1993-1-2 Konstruktion von Stahlbauten – Teil 1-2: Allgemeine Regeln; Tragwerksbemessung
für den Brandfall
NAD DIN V ENV 2000 Richtlinie zur Anwendung von DIN V ENV 1994-1-2: – Eurocode 4: Bemessung und
1994-1-2 Konstruktion von Verbundtragwerken aus Stahl und Beton – Teil 1-2: Allgemeine
Regeln; Tragwerksbemessung für den Brandfall
NAD DIN V EN V 02.1995 Richtlinie zur Anwendung von DIN V ENV 1995-1-1 – Eurocode 5: Entwurf,
1995-1-1 Berechnung und Bemessung von Holzbauwerken – Teil 1-1: Allgemeine
Bemessungsregeln, Bemessungsregeln für den Hochbau
NAD DIN V ENV 2000 Richtlinie zur Anwendung von DIN V ENV 1995-1-2: – Eurocode 5: Bemessung und
1995-1-2 Konstruktion von Holzbauten – Teil 1-2: Allgemeine Regeln; Tragwerksbemessung
für den Brandfall
7.7 Literatur 269

7.7 Literatur
[1] Ackermann, K.: Geschoßbauten für Gewerbe- und Industrie. Stuttgart 1993
[2] –: Tragwerke in der konstruktiven Architektur. Stuttgart 1988
[3] Beratungsstellen für Stahlverwendung: Bauen mit Stahl e.V., www.bauen-mit-stahl.de und Stahl-Informations-
Zentrum, www.stahl-online.de
[4] Bindseil, P.: Stahlbetonfertigteile – Konstruktion, Berechnung, Ausführung. Köln 2007
[5] Bode, H.: Euro-Verbundbau. Düsseldorf 1998
[6] Bode, H., Heppes, O.: Flachdecken mit integrierten Stahlträgern. Düsseldorf 2000
[7] Brandt, J. u. A.: Betonfertigteile im Geschoss- und Hallenbau. Bonn 2009
[8] Bund Deutscher Zimmermeister: Holzrahmenbau. Karlsruhe 2007; Holzrahmenbau; Mehrgeschossig. 1996,
www.bdz-holzbau.de
[9] Cheret, P., Müller, A.: Holzbausysteme. Stuttgart 2000
[10] Deutscher Stahlbauverband (DSTV): Stahlbau-Arbeitshilfen und DASt 006, 007. Düsseldorf;
www.deutscherstahlbau.de
[11] Fachvereinigung Betonfertigteilbau e.V. Bonn; www.fdb-fertigteilbau.de
[12] Fritsch, R., Pasternat, H.: Stahlbau – Grundlagen und Tragwerke. Braunschweig 1999
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[14] Gerkan v., M.: Tragwerke – Gestalt durch Konstruktion. Köln 1989
[15] Herzog, T., Natterer, J., Schweizer, R., Volz, M., Winter, W.: Holzbauatlas. München 2003
[16] Holzbau – Handbuch. Stuttgart 2000; www.informationsdienst-holz.de
[17] Informationsdienst Holz: Berichte, Merk- und Informationsblätter. Düsseldorf; www.informationsdienst-holz.de
[18] Grimm, F.: Stahlbau im Detail, Bd. 1–3. Augsburg 1994–2001
[19] Grimm, F.: Weitgespannte Tragwerke aus Stahl. Berlin 2004
[20] Informationszentrum RAUM und BAU der Frauenhofer- Gesellschaft, Stuttgart; www.irb.fhg.de
[21] Institut für Feuerverzinken, Korrosionsschutz durch Feuerverzinkung und durch Duplex-Systeme. Düsseldorf;
www.feuerverzinken.org
[22] Kahlmeyer, E. u. A., Hebestreit, K., Vogt, W.: Stahlbau nach DIN 18 800. Köln 2008
[23] Kindmann, R., Krahwinkel, M.: Stahl- und Verbundkonstruktionen. Stuttgart 1999
[24] Kindmann, R., Krüger, U.: Stahlbau – Teil 3 Stahlhochbau und Industriebau. Berlin 2009
[25] Kindmann, R., Strake, M.: Verbindungen im Stahl- und Verbundbau. Berlin 2009
[26] Kolb, J.: Holzbau mit System – Tragkonstruktionen und Schichtenaufbau der Bauteile. Berlin 2008
[27] Krüger, U.: Stahlbau –Teil 1 – Grundlagen (4. Aufl.) und Teil 2 – Stabilitätslehre – Stahlhochbau und Industriebau
(3. Aufl.). Berlin 2008/2004
[28] Lohse W.: Stahlbau , Teil 1 (24. Aufl.) und Teil 2 (20. Aufl.), Stuttgart 2002/2005
[29] Maaß, G. u. A.: Stahltrapezprofile – Berechnung und Konstruktion nach DIN 18 800 und 18 807. Düsseldorf 2000
[30] Mönk, W., Rug, W.: Holzbau – Bemessung und Konstruktion. Berlin/München 2008
[31] Mund, H.: Die Ecke im Skelettbau. Berlin 1980
[32] Pracht, K.: Holzbausysteme. Köln 1984
[33] Reichel, A. u. A.: Bauen mit Stahl – Details, Grundlagen, Beispiele. München 2006.
[34] Ruske, W.: Holzskelettbau. Stuttgart 1981
[35] Schulitz, H. C., Sobek, W.: Stahlbauatlas. München 2001
[36] Steck, Dr. G.: Euro – Holzbau. Düsseldorf 1997
[37] Systemberatung für optimalen Korrosionsschutz durch Verzinkung. Düsseldorf; www.opticor.de
[38] Waagenknecht, G.: Stahlbaupraxis nach DIN 18 800 mit Berechnungsbeispielen, Band 1 und 2. Berlin 2009
[39] Walraven, J.: Verbindungen im Betonfertigteilbau unter Berücksichtigung „stahlbaumäßiger“ Ausführung. In: Beton-
werk + Fertigteil-Technik 20/88
[40] Werner, G., Zimmer, K.: Holzbau 1 Grundlagen DIN 1052 und Eurocode 5 und 2 (Dach- und Hallentragwerke). Berlin
2009/2005
271

8 Außenwandbekleidungen

8.1 Allgemeines wandmaterialien können dabei allseitig – ebenso


wie die Wärmedämmstoffe – zügig austrocknen.
Wandbekleidungen an Außenwänden aus den Die VHF trägt auch zur Verbesserung des som-
verschiedensten Materialien sind ein vielfältiges merlichen Wärmeschutzes durch Wärmeablei-
Gestaltungsmittel. Farbigkeit, Fugenraster und tung bei direkter Sonneneinstrahlung bei. Zudem
die optischen Eigenschaften der Werkstoffe und lassen sich separat vorgehängte Bekleidungen
deren Alterungsfähigkeit bestimmen hierbei die leichter austauschen, instand setzen und auch
Gestaltqualitäten wesentlich. In der Folge der recyceln als fest mit dem Bauwerk verbundene
notwendigen energetischen Verbesserungen Werkstoffe. Der zweischalige Wandaufbau bietet
von Fassaden bestehender Gebäude erhalten zudem die Möglichkeit, Blitzschutzanlagen sowie
insbesondere auch nachträglich aufgebrachte Dachentwässerungen nicht sichtbar, jedoch revi-
Wärmedämmungen und Außenwandbekleidun- sionierbar zu planen.
gen zunehmende Bedeutung. Die verschiedenen Vorteile hinterlüfteter Wand-
konstruktionen und die vielfach höhere Lebens-
Es werden folgende Wandbauarten von Außen-
dauer rechtfertigen den i. d. R. erhöhten Auf-
wänden und deren Bekleidungen unterschieden:
wand dieses Außenwandaufbaues.
tangemörtelte oder angemauerte Bekleidungen
ohne Luftschichten,
Die dauerhafte Funktionsfähigkeit der Luft- 8
schichten ist jedoch nur dann gegeben, wenn
tWärmedämmverbundsysteme (WDVS) mit am unteren und oberen Rand bzw. durch offene
Putzoberflächen und Fugen zwischen den Bekleidungselementen Öff-
thinterlüftete Bekleidungen aus Stein, Holz, Me- nungen vorgesehen werden, die dauerhaft einen
tall oder auch Beton, keramischen Platten, Glas Verbund der Luftschicht mit der Außenluft ge-
usw. währleisten. Durch thermischen Auftrieb insbe-
sondere durch Sonneneinstrahlung oder Antrieb
Nicht hinterlüftete Bekleidungen. Angemör- durch Wind kann die Luft in der Luftschicht mit
telte Bekleidungen (s. Abschn. 8.3) ohne Hin- der Außenluft ausgetauscht werden.
terlüftung stellen eine bauphysikalisch vielfach Für eine zuverlässige Hinterlüftung soll zwischen
problematische und deshalb nur noch selten aus- Bekleidung und dahinter liegender Bauteilschicht
geführte Variante dar. Weitere nicht hinterlüftete ein durchgehender Hohlraum von mindestens
Wandkonstruktionen aus an- bzw. vorgemauerten 2 cm (bei offenen Fugen besser von mindestens
Vorsatzschalen aus Mauersteinen mit Kerndäm- 4 cm bzw. 50 cm2/m Wandlänge) vorhanden sein.
mung werden in Abschn. 6.2.3.3, Wärmedämm- Er bleibt am unteren und oberen Rand am besten
verbundsysteme (WDVS) werden in Abschn. 9 in durchgehend offen und muss durch Lochgitter
Teil 2 dieses Werkes gesondert behandelt. gegen das Eindringen von Insekten und Vögeln
(Insektenschutzgitter) geschlossen werden (ver-
Hinterlüftete Bekleidungen (DIN 18 516). Au- bleibender Mindestquerschnitt der Öffnungen
ßenwandbekleidungen werden in zweischaligen, 2 ‰ bzw. 1/500 der Wandfläche gemäß DIN
i. d. R. hinterlüfteten Wandkonstruktionen einge- 68 800-2).
setzt (vorgehängte hinterlüftete Fassaden – VHF). Konstruktionsbedingt kann bei wärmegedämm-
Die Trennung der sehr verschiedenen Aufgaben ten hinterlüfteten Außenwänden raumseitige
einer Außenwand (z. B. Tragen, Dämmen, Witte- Tauwasserbildung selbst bei hoher relativer Luft-
rungsschutz) in Schichten mit unterschiedlichen feuchte sowie Tauwasserbildung im Bauteilinne-
Funktionen führt zu bauphysikalisch sichereren ren infolge Wasserdampfdiffusion ausgeschlos-
und besser auf die Anforderungen abstimmba- sen werden. Nachweise hierfür erübrigen sich.
ren Wandaufbauten. Insbesondere die Hinterlüf- Auch die Austrocknung von Baufeuchte ist durch
tungsschicht ermöglicht dabei einen dauerhaf- die hinterlüftete Konstruktion sehr günstig zu be-
ten Schutz gegen Bewitterung und Feuchtigkeit werten.
von außen sowie einen dampfdiffusionsoffenen Durch die Zweischaligkeit der Konstruktion wer-
Wandaufbau von innen nach außen. Die Außen- den die Anforderungen an den Schallschutz ge-
272 8 Außenwandbekleidungen

gen Außenlärm (DIN 4109) insbesondere in Ver- Durch die unterschiedlich dimensionierbaren
bindung mit tragenden Massivwänden erreicht. Grundlattungen aus Holz bzw. Grundprofile aus
Metall können verschiedene Dämmstoffdicken
Unterkonstruktionen. Im massiven Untergrund
berücksichtigt werden. Hierdurch können auch
werden für die Bekleidungen Unterkonstruktio-
erhöhte Anforderungen an Dämmstoffdicken,
nen (Uk) aus Holz oder häufiger aus korrosions-
wie bei Niedrigenergie- oder Passivhäusern not-
geschütztem Metall (i. d. R. Aluminium) mit Dü-
wendig, einlagig oder auch mehrlagig (dann mit
belgarnituren (Schrauben mit den dazugehörigen
doppelter Grundlattung) problemlos umgesetzt
Dübeln) verankert. Die Standsicherheit der Last
werden.
abtragenden Dübelverankerungen muss durch
Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (AbZ) Wärmebrücken, verursacht durch Unterkons-
sichergestellt sein. truktionen, lassen sich bei metallischen Veran-
Bei metallischen Unterkonstruktion werden die kerungen durch thermische Trennung der Pro-
Bekleidungen auf Tragprofilen befestigt, die file von der Wand (Hartkunststofflage zwischen
entweder direkt, oder über Grundprofile im Un- Wandhaltern und tragender Außenwand oder
tergrund verankert sind. Metall-Unterkonstruk- PUR-Kunststoffummantelung des Wandhalters)
tionen sind dreidimensional justierbar. Somit vermindern, bei hölzernen Unterkonstruktionen
lassen sich auch erhöhte Anforderungen nach ist die Ausführung einer zweilagig, kreuzweise
DIN 18 202 (Toleranzen im Hochbau) erfüllen. Mit angeordneten Grund- bzw. Traglattung und in
Metall-Unterkonstruktionen können durch Fest- der Folge doppellagig eingebrachten Wärme-
und Gleitpunkte (Langlochverbindungen) zwän- dämmung von großem Vorteil (s. a. Verbands-
gungsfreie Montagen ermöglicht werden. richtlinie: Bestimmung der wärmetechnischen
8 Hölzerne Unterkonstruktionen bestehen i. d. R. Einflüsse von Wärmebrücken bei vorgehängten
aus einer einlagigen oder zweilagigen, auf dem hinterlüfteten Fassaden, 1998 [9]).
Untergrund befestigten Grundlattung und einer
Traglattung (Lattenabstände ca. 60 bis 80 cm), an Bekleidungsarten. Die je nach Werkstoff sehr
der die Bekleidungselemente befestigt sind. unterschiedlichen Formate des Bekleidungsma-
terials und die Fugenaufteilung, die Anpassung
Wärmedämmstoffe. Im Allgemeinen befinden an die Baukörpergeometrie sowie die maßliche
sich auf den Außenseiten tragender Außenwän- Einpassung der Öffnungen in die durch das Plat-
de Dämmstoffschichten, hauptsächlich aus Mine- tenmaterial bestimmte Rasterstruktur sind plane-
ralfasern oder anderen Dämmstoffen gemäß DIN risch vorzugeben. Materialien für Bekleidungen
4108-10. Früher gelegentlich eingesetzte Dämm- sind je nach Gebäudeklasse und -art (s. Abschn.
stoffe aus Polystyrol- Partikelschaum (EPS) sind 17.7.2) hinsichtlich ihres Brandverhaltens zu
aus Gründen des Brandschutzes nicht mehr zuge- überprüfen und festzulegen.
lassen. Die formstabilen Dämmstoffplatten wer-
den lückenlos und im Verband sowie hohlraum- Unterschieden werden Bekleidungen mit offe-
frei am Untergrund z. B. mittels Dämmstoffhaltern nen oder geschlossenen Fugen oder sich überde-
(Bild 8.3) oder einfachen Dübeln aus Kunststoff ckenden Elementstößen als:
(i. d. R. 5 Stück/m2) befestigt. Gelegentlich werden tSchindeln (Holz, Schiefer) als kleinformatige
Dämmstoffplatten in Klebemörteln angesetzt. Bekleidungselemente
Wichtig ist die Maßhaltigkeit der Dicke der Dämm- tebene Bekleidungsplatten oder- tafeln mit Ab-
stoffe, da „aufgehende“ Dämmstoffe den notwen- messungen von ca. 30 × 60 cm,
digen Lüftungsquerschnitt der Fassadenbeklei- tPaneele als großformatige, schmale und lange
dungen einengen könnten. Es kommen Wasser (geschosshohe) Bekleidungen
abweisende (hydrophobe) Materialien, häufig tBretter und Lamellen als sehr schmale Elemen-
auch mit Vlieskaschierung in Anwendung. Ka- te
schierungen mit diffusionsoffenem Glasvlies die-
nen zum einen als zusätzlicher Witterungsschutz tProfilbänder als in einer Richtung geformte
während der Bauphase, zum anderen wird durch Trapez- oder Wellprofile
schwarze Vliese erreicht, dass bei Bekleidungen tKassetten als nur an den Rändern geformte
mit offenen Fugen der Dämmstoff optisch nicht Bekleidungselemente.
erkennbar ist. Dämmstoffschichten sind je nach Aus den optisch in der Wirkung sehr unterschied-
Gebäudeklasse bzw. -art gem. den Landesbau- lichen Bekleidungsmaterialien lassen sich die
ordnungen hinsichtlich ihres Brandverhaltens zu verschiedensten Gestaltungsmöglichkeiten um-
überprüfen und festzulegen. setzen.
8.2 Baustoffe 273

Hinterlüftete Außenwandbekleidungen sind zwischen Geschossen und auch horizontal zwi-


„zwängungsfrei“ zu montieren (DIN 18 516-1), schen Nutzungseinheiten bzw. Räumen verhin-
um ein örtliches Abreißen infolge Verformungen dert werden. In den Gebäudeklassen 1–3 können
sowie mögliche Geräuschentwicklungen durch teilweise auch normal entflammbare (B2) Baustof-
Wind- und Temperaturenbeanspruchungen zu fe eingesetzt werden ebenso wie in GK 4 und 5,
verhindern. Eine zwängungsfreie Montage wird wenn besondere Vorkehrungen gegen Brandaus-
bei metallischen Unterkonstruktionen durch da- breitung (Brandbarrieren) getroffen werden. Bei
für ausgebildete Fest- und Gleitpunkte sicherge- Sonderbauten kommen an Außenwänden i. d. R.
stellt. Plattenartige Bekleidungen verfügen über nur schwer entflammbare Werkstoffe (B1) und
einen Festpunkt zur Übertragung von Eigen- und bei Hochhäusern nur nicht brennbare (Baustoff-
Windlasten sowie Gleitpunkte, über die nur Wind- klasse A) zur Ausführung (s. a. Abschn. 17.7).
lasten übertragen werden können.
Bekleidungen dienen vor allem als dauerhafter Versetzpläne. Für Bekleidungsplatten > 0,1 m2
Schutz der Außenflächen gegen Witterungsein- müssen in jedem Fall Versetzpläne angefertigt
flüsse, insbesondere gegen Schlagregen. Die An- werden, aus denen hervorgehen
forderungen an den Schlagregenschutz sind in tUntergrund: (Verankerungsgrund), Art (z. B.
DIN 4108-3 festgelegt (s. Abschn. 6.2.1.5). Steinfestigkeit, Mörtelart, Betongüte) und Dicke,
Danach wird gefordert für die: tBekleidung: Stoffe und Abmessungen der Ein-
Beanspruchungsgruppe II zelteile,
(mittlere Beanspruchung) u. A. tBefestigungsmittel: Art, Anzahl und Anordnung,
tangemörtelte Bekleidung nach DIN 18 515-1,
Beanspruchungsgruppe III
tFugen: Art der Bauwerksfugen (Gebäudetrenn- 8
fugen, Dehnungsfugen in der Bekleidung,
(starke Beanspruchung) u. A. Setzfugen) und bei den Plattenfugen die Art
tangemörtelte Bekleidung mit wasserabweisen- der Fugenausbildung (Mörtelfugen, mit dauer-
dem Ansetzmörtel DIN 18 515-1 sowie Wände elastischen Dichtmassen oder kompressibelen
mit hinterlüfteten Außenwandbekleidungen Dichtstoffen (Kompriband) geschlossene Fu-
nach DIN 18 516. gen, hinterlegte, abgedeckte oder offene Fu-
gen).
Nicht hinterlüftete Bekleidungen erfüllen die
höchste Beanspruchungsgruppe III nur bei Ver-
Bei Frostgefahr (Temperaturen unter +5° Celsius)
wendung geeigneter Mörtel, hinterlüftete Kons-
dürfen Versetz- und Bekleidungsarbeiten mit
truktionen erfüllen die Anforderungen der Bean-
Mörtel nicht ausgeführt werden. Auch für daue-
spruchungsgruppe III ohne jeden Nachweis.
relastische und kompressibele Fugendichtungen
Bei kleinformatigen Bekleidungen erfolgt der sind die jeweiligen Verarbeitungsbedingungen
Witterungsschutz im Bereich der Fugen durch zu berücksichtigen.
eine ausreichende Überdeckung. Großformatige
Elemente können offene Fugen erhalten, wenn
die Fugenbreite nicht größer als 10 mm ist und
der Abstand der Außenbekleidung zur Wärme- 8.2 Baustoffe
dämmung mehr als 40 mm beträgt. Die lokal
begrenzten, temporären Durchfeuchtungen Für angemörtelte Außenwandbekleidungen
im Fugenbereich sind für Wasser abweisende (DIN 18 515-1) kommen als Baustoffe in Frage:
Dämmstoffe unschädlich, wenn kurzfristig eine tKeramische Wandfliesen (DIN EN 14 411),
Austrocknung durch die Hinterlüftungsschicht
tKeramische Spaltplatten (DIN EN 14 411),
sichergestellt ist.
tSpaltziegelplatten und Klinkerplatten,
Brandschutz. Außenseitige Bekleidungen ein- tNaturwerksteinplatten (DIN 18 516-3),
schließlich ihrer Unterkonstruktionen sind im tBetonwerksteinplatten (DIN 18 500),
Zusammenwirken mit den eingesetzten Wärme-
dämmmaterialien hinsichtlich der Brandschutz- ferner
anforderungen (Baustoff- bzw. Feuerwiderstands- tZement (DIN EN 197), vorzugsweise Trassze-
klassen) auf Grundlage der Gebäudeklassen der ment und Zuschläge mit dichtem Gefüge (DIN
MBO bzw. LBO’s zu überprüfen. Hierdurch sollen 4226 und DIN EN 12 620),
die Brandausbreitung sowie der Feuerüberschlag tMörtel (DIN 18 515-1, s. Tab. 8.2),
274 8 Außenwandbekleidungen

tHydraulisch erhärtende Dünnbettmörtel (DIN des Feuchtehaushaltes und der Wasserdampf-


EN 12 004), konzentration der Gesamtkonstruktion unter der
tBaustahlgitter und Traganker aus nichtrosten- Berücksichtigung der unterschiedlichen Material-
dem Stahl (DIN EN 10 088), dicken besonderer Aufmerksamkeit. Günstig auf
tWärmedämmstoffe in wasserabweisenden und das Diffusionsverhalten wirken sich kleinforma-
feuchtigkeitsbeständigen Lieferformen, tige keramische Wandbekleidungen durch ihren
hohen Fugenanteil aus. Bei Außenwänden von
tFugendichtstoffe (DIN 18 540). Feuchträumen oder sonstigen stark beheizten
Räumen mit hohem Dampfdruckeintrag von in-
Für hinterlüftete Außenwandkonstruktionen nen sollten jedoch Dampfsperren oder -bremsen
(DIN 18 516) kommen als Bekleidungsmaterialien vorgesehen werden.
in Frage:
In jedem Fall müssen bei der Ausführung, je nach
tNatursteinplatten, verwendeten Materialien, die bauphysikalischen
tkeramische kleinformatige Platten in Verbin- Grundregeln für den Aufbau mehrschichtiger Au-
dung mit Stahlbeton, ßenwände beachtet werden (s. Abschn. 6.2.3.3).
tkeramische großformatige Platten,
tMetallbleche, Vorbehandlung des Untergrundes. Zu unter-
tVerbundplatten aus Leichtmetall und Kunst- scheiden ist bei der Herstellung von Außenwand-
stoffen (z. B. „Alucobond“), bekleidungen:
tFaserzementplatten, tunmittelbares Ansetzen auf ausreichend festen,
in Material und Struktur gleichmäßigen Flächen
tHolz und Holzwerkstoffplatten,
8 tEinscheibensicherheitsglas,
wie Mauerwerk und Beton (z. B. auf Mauerwerk
DIN 1053-1 und -2, Steine der Festigkeitsklasse
tPhotovoltaikelemente. 12, MGII oder Stahlbeton) und
tHerstellen von Ansetzflächen auf nicht ausrei-
chend tragfesten Untergründen wie Misch-
8.3 Angemörtelte mauerwerk oder außen liegenden Wärmedäm-
mungen (Bild 8.1).
und angemauerte
Auf derartigen Flächen ist ein Unterputz mit Be-
Außenwandbekleidungen wehrung und Verankerung erforderlich.
Unterschieden werden angemörtelte (DIN 18 515- Angemörtelte Wandbekleidungen sind möglichst
1) und auf Aufstandsflächen angemauerte Außen- erst dann auszuführen, wenn sich der Untergrund
wandbekleidungen (DIN 18 515-2). hinreichend gesetzt hat und Schwindvorgänge
von Betonteilen abgeklungen sind. Die zu beklei-
denden Flächen müssen geschlossen und frei von
Rissen, offenen Fugen, Gerüstlöchern oder von
8.3.1 Angemörtelte ähnlichen Hohlräumen sein. Die Ansetzflächen
Außenwandbekleidungen müssen auch frei von Staub, Ausblühungen, Ver-
unreinigungen und von Schalungstrennmitteln
Für angemörtelte Bekleidungen gelten als Maß- sein. Wenn eine Instandsetzung nicht möglich ist,
begrenzung bei den verwendeten Platten: muss ein bewehrter, verankerter Unterputz auf-
tFläche < 0,12 m2, gebracht werden (s. u.).
tSeitenlänge < 0,40 m,
tDicke < 0,015 m (geriffelte Platten < 0,02 m). Spritzbewurf. Nach der Überprüfung der Eben-
heit von Winkeln und der Lotrechten erhalten
Keramische Wandfliesen und Spaltplatten kön- die Ansetzflächen einen Spritzbewurf aus reinem
nen farbige, glasierte oder unglasierte Sicht- Zementmörtel (1 RT (Raumteil) Zement + 2 bis
flächen haben. Keramisches Material hat einen 3 RT scharfer, gewaschener Sand) zur Verbesse-
wesentlich höheren Wasserdampfdiffusions- rung der Haftung.
Widerstandsfaktor (μ = 200 bis 300 einschl. Fu-
genanteil) als Mauerwerk (μ = 15 für Kalksand- Unterputz. Bei größeren Unebenheiten ist ein
stein) oder Beton (μ = 70 bis 150). Durch die an Unterputz von mindestens 10 mm und höchs-
der Außenseite der Wandkonstruktion liegende tens 25 mm Dicke, bei mehr als 25 mm Dicke mit
dampfdichtere Schicht bedarf die Bewertung Bewehrung aus reinem Zementmörtel (1 RT Ze-
8.3 Angemörtelte Außenwandbekleidungen 275

Tabelle 8.2 Mörtelzusammensetzung (DIN 18 151-1)


8 6 3 2 1
Mörtel für Mischungs- Körnung
verhältnis des Zu-
Zement : Sand schlag-
in Raumteilen stoffes

Spritzbewurf 1 : 2 bis 1 : 3 0 bis 4

Unterputz 1 : 3 bis 1 : 4 0 bis 4


bewehrt und
unbewehrt

Dickbett 1 : 4 bis 1 : 5 0 bis 4

7 4 5 Verfugen 1)2)3) 1 : 2 bis 1 : 3 0 bis 2 4)

8.1 Angemörtelte Spaltplattenbekleidungen mit 1) Es sollten Werktrockenmörtel, die vom Hersteller als
Verankerung geeignet ausgewiesen werden, verwendet werden
1 Mauerwerk 2) Der Mörtel muss Wasser abweisende Eigenschaften
2 Wärmedämmung nach DIN EN 998-1 haben
3 Spritzbewurf 3) Zuschlag mit dichtem Gefüge und erhöhtem Wider-
4 leichte Baustahlmatte (z. B. N 141) stand gegen Frost nach DIN EN 13 139
5 biegesteifer Anker aus nicht rostendem 4) Das Größtkorn des verwendeten Sandes darf ein Drittel
Stahl, in Mörtel eingesetzt der Fugenbreite nicht überschreiten. Zur Verbesserung
6 Unterputz des Mehlkorn- und Feinsandgehaltes 0 bis 0,25 mm
7 Ansetzmörtel (bzw. Dünnbett)
8 Spaltplatte
kann gegebenenfalls dem Sand ein Zusatz von Ge-
steinsmehl, z. B. Quarzmehl, Trass, zugegeben werden
8

ment + 3 bis 4 RT scharfer, gewaschener Sand) Ansetzen der Bekleidungen im Dickbett. Ar-
mit möglichst rauher Oberfläche aufzutragen. beitsvorgang: Die vorgespritzte Fläche ist örtlich
Bei Schlagregensicherung entsprechend der Be- anzunässen. Auf die vorgenässten und mit Binde-
anspruchungsgruppe III ist ein Unterputz von mittel eingeschlämmten Rückseiten der Platten
mindestens 20 mm Dicke vorzusehen. wird Trasszementmörtel bzw. hochhydraulischer
Kalkmörtel in plastischer Konsistenz im Mittel
Bewehrter Unterputz. Besteht der Untergrund 15 mm dick aufgegeben. Die Platten werden
aus verschiedenen, unterschiedlichen Baustof- schrägliegend herangeführt, angedrückt und
fen, aus Baustoffen geringer Festigkeit (z. B. Po- durch leichtes Richten in Flucht und Lot ange-
renbeton, Wärmedämmschichten o. Ä.), aus sehr setzt. Entstandene Mörtelhohlräume sind durch
glattem Material (z. B. Betonflächen) oder müs- schräges Abstreichen an den Plattenoberkanten
sen größere Unebenheiten und Maßabweichun- auszufüllen.
gen des Rohbaues mit Putzdicken von mehr als
25 mm ausgeglichen werden, muss ein Unterputz Ansetzen der Bekleidung im Dünnbett. Im
mit Bewehrung aus Betonstahlmatten 50/50/2 Dünnbettverfahren sind Bekleidungen in der
mm ausgeführt werden. Für die Verankerung ist Regel auf einem Unterputz aufzubringen. Die
ein statischer Nachweis zu erbringen. Wegen der Ausführung nach DIN 18 157 bzw. DIN EN 12 004
zunehmenden Gefährdung von Fassadenflächen unterscheidet drei Verlegeverfahren:
durch chemische Beanspruchungen ist für die Be- t„Floating-Verfahren“: Der Dünnbettmörtel wird
wehrung und für die Anker nichtrostender Stahl mit einem Kammspachtel oder der Zahnkelle
zu verwenden. auf die Wand in zwei Arbeitsgängen aufgetra-
Die Anker für bewehrten Putz dürfen am Aufla- gen,
gerpunkt eine Querkraft von nicht mehr als 1,0 kN t„Buttering-Verfahren“: Der Dünnbettmörtel
aufnehmen. Die Eigenlasten der Außenwand- wird auf die Rückseite des Bekleidungsmateri-
bekleidung müssen durch mindestens 3 Reihen als aufgetragen.
Traganker aufgenommen werden, die in Streifen
von ca. 1,50 m Höhe in der Mitte der Putzfelder Bei beiden Verfahren sind aber Hohlräume zwi-
liegen sollen. schen Ansetzfläche und Bekleidungsmaterial fast
unvermeidlich. In der Praxis bewährt ist die Kom-
bination beider Mörtelauftragsverfahren im
276 8 Außenwandbekleidungen

t„kombinierten Floating-Buttering“-Verfahren. müssen vor dem Putzauftrag mit einer kunst-


Die Schichtdicke des Dünnbettmörtels soll nach stoffvergüteten Zementschlämme vorbehandelt
dem Ansetzen mindestens 3 mm betragen. werden. Alle Wärmedämmungen müssen mit
Tellerdübeln gesichert sein (Bild 8.3).
Ansetzflächen auf Wärmedämmungen. Auf
außen liegenden Wärmedämmschichten ist in Fugen. Die Fugenbreiten des Bekleidungsmate-
jedem Fall ein bewehrter Unterputz (nichtros- rials sind formatabhängig (ATV DIN 18 352).
tende Stahlmatten 50/50/2 mm Maschenweite Als Richtwerte können angenommen werden:
mit Ankern) erforderlich. Die Wärmedämmun- tKeramische Fliesen 3 bis 8 mm
gen müssen Wasser abweisend und feuchtig- tKeramische Spaltplatten 4 bis 10 mm
keitsbeständig sein sowie dem Anwendungstyp
WD (druckbeanspruchbare Wärmedämmstoffe) tSpaltziegelplatten 10 bis 12 mm
nach DIN EN 826 entsprechen. Faserdämmstoffe Die Fugen werden am besten nach dem Ansetzen
des Materials und noch vor dem Aushärten des
Verlegemörtels ausgekratzt und durch Einschläm-
men oder mit dem Fugeisen mit Zementmörtel
verfugt. Bei starker Schlagregenbeanspruchung
ist wasserabweisender Mörtel zu verwenden.

Bewegungs- und Trennfugen. Infolge der un-


terschiedlichen Materialeigenschaften der Be-
läge und der Unterkonstruktion können durch
8 wechselnde Temperaturen und durch Feuch-
tigkeitsveränderungen bedingte Quell- und
Schwindvorgänge zu Spannungen und damit zu
8.3 Tellerdübel (Dämmplattenhalter) Rissbildungen und Absprengungen führen. Es

4
3
8
5
1
1
2
3 2
4
5
6
7 8.4c

4
3
5
2
1

8.4a 8.4b 8.4d

8.4 Fugen in keramischen Außenwandbekleidungen (Grundrisse)


a) Dehnungsfuge
b) Bauwerksfuge
c) Dehnungsfuge an Bauwerksecke
d) Anschlussfuge zwischen Beton und keramischer Bekleidung
1 Mauerwerk 5 Fugenfüllung
2 Spritzbewurf 6 Hinterfüllstoff
3 Ansetzmörtel (ggf. mit Betonstahlmatte) 7 elastische Dichtungsmasse
4 Spaltplatten 8 Bewehrung (nicht rostende Betonstahlmatte)
8.4 Hinterlüftete Außenwandbekleidungen 277

müssen daher zusätzlich zu den etwa im Bauwerk Aufstandsflächen können z. B. Wand- oder Fun-
bereits vorhandenen Trennfugen Dehnungsfugen damentvorsprünge, Stahlkonsolen oder vorsprin-
vorgesehen werden, die bis auf den Untergrund gende Deckenränder sein (thermisch getrennt
durchgehen (Bild 8.4a). Im Bauwerk vorhandene von den rückwärtigen Deckenteilen). Als Baustof-
Trenn- oder Setzfugen müssen selbstverständlich fe kommen keramische Werkstoffe mit Anforde-
durch die Außenwandbekleidung hindurch fort- rungen wie an Vormauerziegel oder Klinker (DIN
gesetzt sein (Bild 8.4b). Abstand und Anordnung V 105-100) oder Kalksandsteinverblender (DIN V
der Dehnfugen sind von örtlichen Verhältnissen 106), Betonwerkstein (DIN EN 771-3) oder Natur-
abhängig, jedoch sollte mindestens in Höhe je- werkstein (DIN 771-6) in Frage.
der Geschossdecke eine horizontale Dehnfuge Außenwandbekleidungen dürfen nur durch
und weitere Fugen im Bereich von Brüstungen, Eigen- und Windlasten beansprucht werden.
Außen- und Innendecken vorgesehen werden. (Abfangungen über Fenster- und Türöffnungen,
Fugen sollen 10 mm breit und in Abständen von Bewegungs- und Trennfugen und Abdichtun-
mindestens 3 m, höchstens 6 m angeordnet sein gen vgl. Abschn. 6.2.3.3). Je m2 sind mindestens
(Feldbegrenzungsfugen). Sie werden mit gut 5 Drahtanker, Durchmesser > 3 mm aus nichtros-
haftenden elastischen Dichtmassen geschlossen tendem Stahl erforderlich.
(vgl. Abschn. 5.7), die jedoch als Wartungsfugen Auf den sauberen Ansetzflächen sind ein Spritz-
eine regelmäßige Prüfung und ggf. Instandset- bewurf sowie ein 15 mm dicker nicht geglätteter
zung erfordern. Unterputz aufzubringen. Das Bekleidungsmateri-
Zur Verbesserung des Standvermögens der Fu- al ist vollfugig mit mindestens 15 mm und höchs-
genfüllung, ihres Haft- und Dehnungsverhaltens tens 25 mm Abstand vor dem Unterputz aufzu-
sowie zur Vermeidung der Verfärbung angren-
zender Baustoffe kann ein Voranstrich der seitli-
mauern und zu verfugen. Der verbleibende Spalt
(Schalenfuge) ist schichtweise dicht mit Mörtel zu
8
chen Fugenflanken erforderlich werden. verfüllen.
Der zu wählende Abstand von Dehnungsfugen ist Bewegungs- und Trennfugen sind so anzuord-
in besonderem Maß abhängig von den zu erwar- nen, dass keine schädlichen Spannungen auftre-
tenden Temperaturschwankungen an den Ober- ten können. Sie müssen frei von Mörtel sein.
flächen von Fassaden. Je nach Klimazone sind die
maximalen Außentemperaturen zwischen –10 °C
im Winter und +20 °C im Sommer anzunehmen,
doch können je nach Sonneneinfallwinkel, Ober- 8.4 Hinterlüftete
flächenstruktur, insbesondere aber auch Farbe
der Wandbekleidungen wesentlich höhere Ober- Außenwandbekleidungen
flächentemperaturen auftreten.
Sie können auf Südfassaden bei hellen Flächen
8.4.1 Allgemeines
bis zu 60 °C und auf dunklen Flächen bis zu 85 °C!
Eine unmittelbar auf die Außenwand aufgebrach-
betragen. Bei dunklen Fassadenfarben sollten da-
te, angemörtelte Bekleidung (einschalige Kons-
her besonders enge Fugenabstände gewählt wer-
truktion) ist immer sehr gewagt, weil die gebote-
den. An den Bauwerksecken ist die Lage der Fu-
ne Sorgfalt bei der Herstellung meist nicht ausrei-
gen so zu wählen, dass sich die temperaturmäßig
chend zu überwachen ist und auch die örtlichen
am stärksten belastete Fläche ohne Zwängung
Verhältnisse (Sonneneinstrahlung, Wind, Verän-
ausdehnen kann (Bild 8.4c). Fugen sind auch an
derung der Raumnutzung usw.), die Intensität
Übergängen zu anderen, nicht bekleideten Bau-
der Wärmedehnungen, der Dampfdiffusion, der
teilen, z. B. Fenstern vorzusehen (Bild 8.4d).
Setzungen, des Schwindens und Kriechens, des
Quellens und Schrumpfens oft nur unzulänglich
8.3.2 Angemauerte beurteilt werden können. Zudem führen i. d. R.
schwere, vielfach an bzw. vor Wärmedämmwerk-
Außenwandbekleidungen stoffen befestigte Bekleidungsmaterialen zu ri-
Für Außenwandbekleidungen, die mit Dicken sikobehafteten Befestigungsarten, vergleichbar
von 55 bis 90 mm auf Aufstandsflächen vor den Wärmedämmverbundsystemen.
Wandflächen aufgemauert werden, sind Ausfüh- Diese Risiken werden vermieden, wenn hinter-
rungsgrundsätze in DIN 18 515-2 festgelegt (für lüftete Konstruktionen gewählt werden. Dafür
dickere Aufmauerungen als Vormauerschalen stehen neben keramischen Materialien vor allem
aus Halbsteinwänden gilt DIN 1053-1 und -2). Natur- und Betonwerkstein, Metalle, Holz, eine
278 8 Außenwandbekleidungen

Reihe von Kunststoffen und Glas zur Verfügung tRandabstände von Befestigungen müssen min-
(s. Abschn. 8.2). Durch die Wahl des Bekleidungs- destens 10 mm betragen.
materials, seine Farbigkeit, die Oberflächenstruk- tAlle Teile, die nach Fertigstellung nicht für War-
tur und Verwendungsart eröffnen sich vielfältige tung oder Überwachung zugänglich sind, müs-
Gestaltungsmöglichkeiten und differenzierte Er- sen auf Dauer korrosionsgeschützt sein (DIN
scheinungsbilder von Bauwerken. 18 516-1, Abschn. 7).
Hinterlüftete Außenwandbekleidungen mit Dabei muss sichergestellt sein, dass schädigen-
bis zu 15 cm Schalenabstand (DIN 1053-1) sind de Einflüsse der verwendeten Baustoffe unter-
nach DIN 18 516 auszuführen. (Diese Norm be- einander, z. B. durch Kontakt- oder Spaltkorro-
zieht sich jedoch nicht auf Holz- und Metallbe- sion nicht möglich sind.
kleidungen in handwerklicher Ausführung und tFür hinterlüftete Außenwandbekleidungen
Bekleidungen mit Faserzementplatten nach DIN müssen geeignete Wartungseinrichtungen,
12 467). mindestens aber Verankerungseinrichtungen
Unterschieden werden Bekleidungen mit für später erforderliche Einrüstungen vorgese-
toffenen Fugen, hen werden.
tgeschlossenen Fugen oder tStandsicherheitsnachweise nach DIN 18 516-1
tsich überdeckenden Elementen bzw. Stößen. Abschn. 6 sind zu führen.

Es kommen Unterkonstruktionen aus Metall- oder


Holzprofilen oder Schalungen mit oder ohne 8.4.2 Naturwerksteinbekleidungen
Grundlattung zur Anwendung. Alle Befestigungs-
8 mittel sind unter Berücksichtigung des Korro- Für hinterlüftete Naturstein-Außenwandbeklei-
sionsschutzes, der Temperaturbeanspruchung, dungen werden gesägte Platten von etwa 30 bis
des Windes und damit im Zusammenhang mög- 100 cm Breite und 50 bis 150 cm Höhe (b : h bis
licher Geräuschentwicklungen vorzusehen. 1 : 2) verwendet. Ihre Dicke richtet sich nach der
Hinsichtlich des Wärme-, Schall-, Brand- und Größe und der Bruchfestigkeit und ist nach den
Feuchteschutzes ist der Gesamtaufbau der Au- Bemessungsverfahren des Deutschen Naturstein-
ßenwand im Zusammenwirken mit der Beklei- verbandes hinsichtlich Ankerdornbelastung, Bie-
dung zu berücksichtigen. ge- und Ausbruchfestigkeit am Ankerdornloch
zu bestimmen. Sie beträgt bei Plattenneigungen
Allgemein wird festgelegt: von α = 0° bis 60° ≥ 40 mm, bei α > 60° bis 90° ≥
tEs sind mindestens 20 mm tiefe Lüftungsspal- 30 mm [7].
te vorzusehen (örtlich darf die Spalttiefe bei
Wandunebenheiten und bedingt durch die Un- Anker. Die Bekleidungsplatten werden in der Re-
terkonstruktion bis auf 5 mm reduziert sein). gel durch 4 Anker gehalten. Trageanker leiten das
tDie Mindestquerschnitte der Be- und Entlüf- Eigengewicht der Bekleidung und Windlasten in
tungsöffnungen müssen 50 cm2 pro m Wand- den Untergrund. Halteanker sichern die Beklei-
länge betragen. dungsplatten gegen Abkippen und Winddruck
tDie Bekleidungsflächen sind konstruktiv in Flä- bzw. -sog.
chen von etwa 50 m2 zu unterteilen (ca. 2 Ge- Die Verbindung zu den Platten werden durch
schosse in der Höhe, ca. 8 m in der Breite). Ankerdorne, durch Verschraubung (Schrauban-
tUnterkonstruktionen müssen zur Vermeidung ker), Nutlagerung auf Profilstegen oder Hinter-
von Zwängungen in alle Richtungen verschieb- schnittdübel für bestimmte, feste Natursteinarten
und verdrehbar sein. hergestellt (Bild 8.5).
tIm Regelfall sind für Temperatureinflüsse als Anker mit Dornen. In vorgebohrte Ankerlöcher
Grenzfall –20° bzw. +80 °C anzunehmen. der Platten greifen Ankerdorne ein. Der Regelab-
tDie Möglichkeit von Geräuschentwicklung durch stand der Ankerlöcher von der Plattenecke be-
Wind- und Temperaturbeanspruchung ist bei trägt das 2,5-fache der Plattendicke. Bei Platten
der Planung zu beachten. von 30 mm sitzen die Ankerlöcher mittig, bei
tBeim Wärme-, Feuchte- und Brandschutz ist das dickeren Platten dürfen sie auch außermittig
mögliche Zusammenwirken von Außenwän- angeordnet werden. Die Dornlöcher haben in
den und Außenwandbekleidung zu berücksich- der Regel einen Durchmesser von 10 mm und
tigen. greifen mindestens 25 mm in die Platte ein. Zum
8.4 Hinterlüftete Außenwandbekleidungen 279

> 1,5 > 1,5


>5

>1,5 10 > 1,5


2 4
> 25

3 1 3 1
2 2
>2

6
>6

1
5
2
> 25

4 1,5 1,5
>
1 > 10 10 >10
<5

> 30
> 15
8 d >1/2d

8.5a 8.5b 8.5c 8.5d


8.5 Trageanker für hinterlüftete Plattenbekleidung mit offenen Fugen (je Platte > 2 Traganker) [7]
a) Ankerdorne Vertikalschnitt/Horizontalschnitt
1 Traganker 3 Werksteinplatte
2 Ankerdorn Ø 5 mm, Länge 60 mm 4 Gleithülse
b) Schraubanker, Trag- und Halteanker
1 Ankersteg
2 angeschweißte Mutter
4 Unterlegscheibe aus EPDM
5 Trichterscheibe aus EPDM 8
3 Unterlegscheibe aus nicht rostendem Stahl 6 Schraube aus nicht rostendem Stahl
c) Verankerung der Platten über Profilstege (Nutlagerung)
1 Profilsteg aus nicht rostendem Stahl 2 Profilband aus EPDM
d) Befestigung mit Hinterschnittdübeln
1 Dübel mit Aufspreizung 2 Schraubbefestigung an Unterkonstruktion

Ausgleich von Temperaturbewegungen sind in konischen Aufweitung des Bohrloches durch


die Ankerlöcher der einen Plattenkante Gleithül- das Andrehen der Schraube spreizt und somit
sen aus Polyacetal (POM) einzukleben. Zwischen eine auszugsfeste Verankerung ermöglicht. Die
Anker und Plattenrand muss ein Bewegungsspiel Schrauben werden über Agraffen (hakenartige
von 2 mm vorhanden sein (Bild 8.5a). Profilstücke, Bild 8.16) justierbar an Unterkon-
struktionen aus Aluminium eingehangen (Bild
Schraubanker. Anstelle von Dornen dürfen Na- 8.5d). Neuere Entwicklungen stellen formschlüs-
tursteinplatten auch mit allerdings sichtbaren sige Hinterschnittbefestigungen dar, die eine
Schrauben an entsprechenden Ankern befes- spreizdruckfreie Montage (z. B. System Fischer
tigt werden. Für Traganker sind Schrauben > M ACT) im Bohrloch ermöglichen und somit durch
10, für Halteanker Schrauben > M 8 aus Stählen Verbesserung der Haltekräfte geringere Platten-
nach DIN 267 oder DIN EN ISO 3506 oder DIN EN stärken (ab ca. 20 mm) bzw. größere Plattenfor-
10 088, Stahlgruppe A4, vorzusehen (Bild 8.5b). mate ermöglichen.
Nutlagerung. An der Unterseite genutete Plat- Alle Anker müssen aus nichtrostendem Stahl
ten können auf Profilstege aufgelagert werden. (nach DIN EN 10 088) bestehen. Druckvertei-
Die Nut muss 3 mm breiter als der Profilsteg lungsplatten müssen mit den Ankern unlöslich
sein, und es müssen beidseitig 10 mm Stein- verbunden (z. B. verschweißt) sein.
Restdicke verbleiben. Auflagelängen mit mehr Für alle Verankerungen ist ein statischer Nach-
als 50 mm Breite müssen mit einem Profilband weis nach DIN 18 516-3 Abschn. 5 zu führen.
aus EPDM Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk
überzogen sein (Bild 8.5c). Befestigung im Untergrund. Für die Befesti-
gung der Anker im Untergrund gibt es verschie-
Hinterschnittdübel. Die Befestigung mit Hinter- dene Möglichkeiten.
schnittdübeln an der Rückseite der Platten ist als
Sonderbefestigung bauaufsichtlich zugelassen. Mörtelanker stellen immer noch eine bewährte
Sie erfolgt mittels eines Dübels, der sich in einer traditionelle Bauweise zur Befestigung von Na-
280 8 Außenwandbekleidungen

bindtiefe ist nachzuweisen und beträgt mindes-


tens 80 mm bis 150 mm.
Die Aussparungen müssen mindestens 5 mm tie-
fer als die rechnerische Einbindtiefe sein und sind
8.6a 8.6d unterschnitten oder gewellt herzustellen. Der
Bohrlochdurchmesser für die Anker darf 50 mm
nicht überschreiten. Die Einbindtiefe muss min-
destens das 2-fache des Bohrlochdurchmessers
betragen.
Ankerabstände in Betonbauteilen > 120 mm
Dicke müssen > 320 mm voneinander entfernt
sein (s. DIN 18 516-3, Abschn.6.4.3.2).
8.6b 8.6e
Für die Befestigung ist Mörtel der Gruppe III nach
DIN 1053-1, mit Zement nach DIN EN 197 zu ver-
wenden.
Die Verwendung korrosionsfördernder, insbeson-
dere chloridhaltiger Zusätze ist unzulässig.
8.6c 8.6f Die Anker dürfen je nach Neigung der Bekleidung
frühestens 3 Tage, bei tiefen Temperaturen u. U.
8.6 Mörtelanker [7]
Verschiedene Ausführungen für Traganker und erst 14 Tage nach Einbau belastet werden.
für Halteanker
8 a) Trag- und Halteanker
Für hängende Bekleidungen sind konische „Über-
kopfbohrlöcher“ mit mindestens einseitiger Hin-
b) Schraubanker terschneidung und gesondertem Nachweis der
c) Nutlagerung
d) Traganker/Nutlagerung Auszugsfestigkeit herzustellen (s. DIN 18 516-3,
e) Trag- und Halteanker Abschn. 6.5.2).
f) Trag- und Halteanker, vertikal Beim Befestigen von Ankern an tragenden Bau-
teilen dürfen deren Querschnitte nicht unzulässig
geschwächt werden. Unbelastetes Mauerwerk,
tur- oder Betonwerkstein dar. Die Anker werden z. B. bei Brüstungen, ist vor Anbringung von Tra-
dabei mit ihren gewellten, gedrehten oder ge- geankern für Plattenbekleidungen gegen Kippen
schlitzten Enden im Untergrund einzementiert. zu sichern.
In Bild 8.6 sind verschiedene Ausführungsformen
für Trag- und Halteanker gezeigt. Der Querschnitt Anschraubanker. Mit Anschraubankern können
der Ankerstege war bisher meistens rechteckig, Werksteinplatten auf Beton, Stahlbeton oder
doch haben sich runde und rohrförmige Anker- Stahlkonstruktionen durch Schraubverbindun-
querschnitte bewährt, weil bei ihnen weniger gen montiert werden. Schraubverbindungen
Sonderformen nötig sind. Trageanker haben an können hergestellt werden mit Hilfe von Dübeln,
der Unterseite angeschweisste Druckverteilungs- Hammerkopfschrauben in Ankerschienen, Sechs-
platten. kant- oder Selbstbohrschrauben auf geeigneten
Die Anker sind in tragfähigen Untergründen in Unterkonstruktionen, Mörtelankern mit Gewinde
entsprechende Bohrlöcher einzumörteln. Die Ein- (Bild 8.7).

8.7
Anschraubanker [7]
a) direkte Befestigung auf
Untergrund
b) Einzelanker an Tragschiene
c) Doppelanker an Tragprofil 8.7a 8.7b 8.7c
8.4 Hinterlüftete Außenwandbekleidungen 281

8.8a 8.8b 8.8c

8.8 Anschweißanker/Ankerplatten [7]


a) Traganker für waagerechte Fuge
b) Ankerplatte zum Einbetonieren
c) Eckankerplatte zum Anschrauben

Anschweißanker. Auf einbetonierte oder an- Klammern aus nichtrostendem Stahl oder durch
geschraubte Ankerplatten können Trag- oder Knotenbleche gesichert (Bild 8.9a und b). Bei
Halteanker aufgeschweißt werden. Derartige Ver- geringen Überständen können die Eckplatten
bindungen eignen sich besonders für Eckausfüh- von der Rückseite her miteinander durch Win-
rungen oder sonstige komplizierte Bekleidungs- kelverschraubungen verbunden und gemeinsam
formen an Brüstungen, Unterzügen usw. sowie auf der Unterkonstruktion montiert werden (Bild
8
an dünnwandigen bzw. hochbelasteten Bautei- 8.9c).
len. Die Schweißarbeiten an den nichtrostenden
Stählen der Befestigungsteile dürfen nur von Montagesysteme. Die traditionelle Montage
zugelassenen Fachbetrieben ausgeführt werden von Natursteinbekleidungen mit einzeln einge-
(Bild 8.8). setzten Ankern ist sehr arbeitsaufwändig. Die
Montagezeiten lassen sich durch Verwendung
Verbindungsteile. Zur Verankerung von Werk- von Hängeschienensystemen verkürzen, die
steinplatten untereinander und für Sonderfälle punktweise an der tragenden Wand befestigt
sind die verschiedenartigsten Spezialanker und und ausgerichtet werden und an denen Trag-
Verbindungsteile verfügbar. und Halteanker verschraubt werden (Bild 8.10).
Eckplatten von Fassadenbekleidungen werden Als „integrierte Fassadensysteme“ können derar-
untereinander verdübelt und durch Scherdorn- tige Konstruktionen gleichzeitig auch auf Fens-

8.9a 8.9b 8.9c


8.9 Eckverbinder/Laibungswinkel (Fa. Halfen) [12]
a) Laibungstragwinkel
b) justierbarer Laibungswinkel
c) Laibungshaltewinkel
282 8 Außenwandbekleidungen

1
2

> 20
4
5

> 30
6
1 8 7
9
>5
2

3
8.11 Horizontalschnitt durch Anschlussfuge zwischen
hinterlüfteter Plattenbekleidung und einem
4 Türgewände
1 Außenwand
2 Druckverteilungsplatte
3 Wärmedämmung
8.10 Hängeschienensystem für Natursteinbekleidungen 4 Anker
(Fa. Halfen) [12] 5 Hinterlüftung
8 1 Fassadenanker zum Anschrauben 6 Ankerdorn
2 Abstandshalter zur Abstützung der Schiene 7 Natursteinbekleidung mit allseits offenen Fugen
3 Zahnschiene 8 Dichtung („Kompriband“)
4 Anker für horizontale Fuge 9 Naturstein-Türgewände

teranschlüsse und sonstige Fassadenelemente tragfähigen Auflagern versetzt und gegen etwai-
vorgerichtet werden. Dabei werden die Fenster gen Schub, Stoß, Druck und gegen Drehung ver-
usw. bereits mit allen Anschlussprofilen, Abdich- ankert werden.
tungen usw. vorab eingebaut und danach die
Fassadenplatten unter Einhaltung engster Maß- Wärmedämmungen. Die für das Bauwerk nöti-
toleranzen in die vorbereitete Unterkonstruktion gen Wärmedämmungen sind in der Regel bereits
eingehängt. vor der Ausführung von hinterlüfteten Fassaden-
Alle derartigen Verankerungen sind nur mit kor- bekleidungen angebracht. Mineralwolledäm-
rosionsgeschützten Bauteilen, entsprechend der mungen sind vor dem Bohren der erforderlichen
Zulassung für nichtrostende Stähle auszuführen. Aussparungen für die Befestigung der Anker
Sie müssen im Übrigen bauaufsichtlich zugelas- sorgfältig auf etwa 150 × 150 mm auszuschnei-
sen sein. den. Aussparungen in Schaumstoffen werden am
besten mit Kernbohrern hergestellt. Nach dem
Besondere Fassadenteile. Fenster, Türen, Be- Einbau der Anker sind die ausgeschnittenen Teile
leuchtungs- und Reklamekonstruktionen sowie der Wärmedämmung sorgfältig wieder einzupas-
Gerüste u. Ä. dürfen nicht an der Bekleidung ver- sen.
ankert werden. Solche Teile sind im Untergrund Im Sockelbereich sind bei hinterlüfteten Fassa-
zu befestigen und an etwaigen Berührungsstel- denbekleidungen die erforderlichen Wärme-
len von der Bekleidung durch mind. 5 mm breite, dämmungen bis mindestens 15 cm über Gelän-
ebenso tief mit Dichtmasse und bis zum Veranke- deoberkante mit Schaumkunststoffen nach DIN
rungsgrund mit elastischen Füllmassen gefüllte 13 165 (z. B. geschlossenporige extrudierte Po-
Anschlussfugen zu trennen. Fenster- und Türrah- lystyrolplatten – PUR) oder aus Schaumglas (DIN
men sind an den Untergrund wasser- und wind- 13 167) auszuführen. Die Unterkanten der Sockel-
dicht anzuschließen (Bild 8.11). platten werden auf übergreifende winkelförmige
Trage- bzw. Haltegürtel gesetzt.
Besondere Auflager. Werkstücke für Sohlbänke,
Fenstergewände, Gesimse, Sockel o. Ä. Teile müs- Fugen. Unter Berücksichtigung der Stegdicke der
sen unabhängig von der Fassadenbekleidung auf Anker und einer Bewegungstoleranz von 2 mm
8.4 Hinterlüftete Außenwandbekleidungen 283

1 7 2 3 4 5 6 he, geschlossene Fugen mit geeigneten Dicht-


stoffen (DIN 18 540) geschlossen werden.
Bei besonderer Schlagregenbeanspruchung und
der damit häufig verbundenen Ableitung von
Niederschlagwasser auch an der Rückseite der
Bekleidung sollte der Mindestabstand für die
Hinterlüftung vergrößert werden und die Aus-
führung des erforderlichen Hinterlüftungsraumes
muss besonders sorgfältig überwacht werden.
Dabei sind Rohbauungenauigkeiten, Dickentole-
ranzen, das eventuelle Aufquellen von Wärme-
>5 s

dämmungen und der Platzbedarf von Unterkon-


struktionen und damit mögliche Behinderungen
des Wasserablaufes zu berücksichtigen.
Anschlussfugen (DIN 18 516-3 Abschn. 7.4) sind
dort vorzusehen, wo die Bekleidung an andere
Baustoffe (z. B. Metallrahmen) anschließt oder
wo sie zwischen tragenden Bauteilen (Gesimsen,
> 30 >20 Decken) Druckspannungen ausgesetzt werden
könnte. Anschlussfugen sind mind. 10 mm breit.
8.12 Vertikalschnitt durch eine offene horizontale Fuge Sie können mit elastischen Dichtungen geschlos-
1 Naturstein-Bekleidung 5 Druckverteilungsplatte
2 Hinterlüftung 6 Anker
sen werden. 8
3 Wärmedämmung 7 Ankerdorn Ecken mit genau fluchtenden Plattenrändern
4 Außenwand (Bild 8.13a) sind schwierig herzustellen. Ebenso
s = Schwellenhöhe erfordert die Eckausbildung nach Bild 8.13b eine
sehr hohe Ausführungsgenauigkeit. Günstiger
sind Ausführungen wie in Bild 8.13c und d ge-
ergibt sich bei Naturwerksteinbekleidungen eine
zeigt.
Fugenbreite von 8 bis 10 mm.
Bei Fassaden mit Naturwerksteinbekleidungen Sockel- und Pfeilerbekleidungen (ausgenom-
muss der Schlagregenschutz gemäß DIN 4108-3 men Beton-Werksteinplatten) werden wegen
beachtet werden, d. h. dieser muss auch im Be- der Gefahr einer Beschädigung durch Stoß oder
reich der Fugen und Anschlüsse sichergestellt Schlag meist hintermörtelt. Der Hinterfüllmör-
sein. Es werden offene Fugen und mit Fugen- tel soll möglichst porös (z. B. als Einkorn-Mörtel)
dichtstoffen nach DIN 18 540 und DIN 18 542 ausgeführt werden, und zwar als Kalkzement-
geschlossene Fugen unterschieden. Konstruktive mörtel der Gruppe II nach DIN 1053-1 oder Trass-
Maßnahmen können neben der Schließung der zementmörtel im gleichen Mischungsverhältnis,
Fugen z. B. Hinterschneidungen (Bild 8.12) oder bei Jurakalkstein nur Kalkmörtel (Gruppe I) oder
die Verwendung feuchtigkeitsunempfindlichen Trasskalkmörtel.
Wärmedämmungen (z. B. mit Vlieskaschierung) Mit Mörtel zu verfüllende Fugen müssen min-
sein. Wenn starker Schlagregenbeanspruchung destens 4 mm breit sein. Die Plattenkanten sind
nach Beanspruchungsgruppe III zu begegnen ist, vorher von Staub zu befreien, damit der Fugen-
müssen offene Fugen mit 100 mm Schwellenhö- mörtel gut haftet.

8.13a 8.13b 8.13c 8.13d

8.13 Eckausbildung (Grundrisse)


a) fluchtende Platten, b) Platten mit Schrägschnitt, c) versetzter Plattenstoß, d) versetzter Plattenstoß mit Nut
284 8 Außenwandbekleidungen

Der Fugenmörtel soll geschmeidig und so verar- in Raster, die der Fugenteilung entsprechen, ein-
beitbar sein, daß damit ein guter Fugenschluss gelegt werden und einen rückseitigen Stahlbe-
erzielt wird. tonauftrag erhalten, so dass Platten als Fertigteile
Mischungsverhältnis: 1 RT Bindemittel +2 bis 5 RT Sand.; von mindestens 7 cm Dicke und von etwa maxi-
Bindemittel: Trasszement, Trasskalk, Portlandzement mit mal 4 m2 Fläche entstehen. Diese werden nach
Zusatz von Trass (1:1), Kalkhydrat mit Zusatz von Trass (1:1);
Sand: Möglichst gewaschener, rundkörniger Natursand, frei
ähnlichen Techniken wie Natursteinbekleidun-
von schädlichen Beimengungen, empfohlenes Größtkorn gen (s. Abschn. 8.4.2) an den Fassaden montiert
1/3 der Fugenbreite. (Bild 8.14).
Derartige Wandbekleidungen haben den Nachteil
Schieferbekleidungen. Regionale Bedeutung
des recht hohen Gewichtes. Ähnliche Elemente
haben verschiedentlich Bekleidungen aus Schie-
lassen sich in leichterer Ausführung herstellen,
fer (DIN EN 12 326) an Außenwänden [6]. Diese
wenn dünnwandiger Polymerbeton verwendet
werden vergleichbar zu Dachdeckungsarten (s.
wird (Bestandteile: gereinigter und getrockneter
Abschn. 1.6.4 in Teil 2 dieses Werkes) bei kleinfor-
Quarzsand, Korngröße 0 bis 8 mm, Acrylharz-Reak-
matigen Schieferplatten auf vollflächigen Scha-
tionsgemisch als Bindemittel). In die etwa 30 mm
lungen oder bei großformatigen Schieferplatten
dicken Polymerbetonplatten (max. 1,00 × 2,00 m)
auch auf Trag- und Grundlattungen (s. Abschn.
werden Gewindebuchsen eingegossen, die nicht-
8.4.7) mit verzinkten Nägeln befestigt.
rostende Stahlanker aufnehmen. Die keramischen
Platten werden werkseitig im Dünnbettverfahren
8.4.3 Bekleidungen mit keramischen auf die Polymerbetonplatten aufgebracht und
verfugt (Bild 8.15). Die Montage erfolgt am besten
Platten und Beton
8 Auch kleinformatige keramische Platten können
mit Hängeschienensystemen (Bild 8.10).

zu hinterlüfteten Fassadenbekleidungen aus vor-


gefertigten Fassadenelementen verwendet wer-
den [6]. Sie werden hergestellt, indem die Platten

8.15a
6
5

4 8.14a
7 4 4 1
5 2
6 3
3

4
2
1
7
8.14b 8.15b

8.14 Fassadenbekleidung aus hinterlüfteten, 8.15 Kleinformatige keramische Platten in Verbindung


vorgefertigten Wandelementen mit Spaltplatten mit Polymerbeton-Elementen
a) senkrechter Schnitt a) senkrechter Schnitt
b) waagerechter Schnitt b) waagerechter Schnitt
1 Wandelement, bewehrt, > 7 cm dick 1 tragende Wand
2 Luftschicht mit Belüftungsöffnungen in 2 Wärmedämmung
Höhe Kellerdecke, unterhalb Dachtraufe 3 Halteschiene für Aufhängung
3 Außenwand mit Wärmedämmung 4 Polymerbetonplatte
4 Traganker mit Druckverteilungsplatte und 5 Klebemörtel
Ankerdorn 6 feinkeramische Platten
5 Fuge mit Hinterfüllung (vgl. Bild 8.4) 7 Fugenverschluss, dauerelastisch
6 Halteanker in Vertikalfuge mit Hinterfüllung
8.4 Hinterlüftete Außenwandbekleidungen 285

1
7

2
6
3

6
4
5
3
4

5 2 1
8.16a 8.16b

8.16 Hinterlüftete Fassadenbekleidung mit großformatigen Keramikplatten (Buchtal Ker-Aion)


a) senkrechter Schnitt
b) waagerechter Schnitt
1 Platte 5 Rostfreie Verschraubung
2 verdeckte Befestigung (Agraffenbefestigung) 6 Wandwinkel mit thermischer Entkoppelung
3 Tragschiene
4 vertikales Tragprofil
7 Dübelbefestigung 8

1 2 4 6 3 5
8.17b

8.17a

8.17 Hinterlüftete Fassadenbekleidung mit Ziegelplatten (Fa. ArGeTon)


a) senkrechter Schnitt, b) waagerechter Schnitt
1 Langloch-Ziegelplatte 4 Alu-T-Profil
2 LM-Halter 5 Nieten
3 Wandwinkel mit thermischer Trennung 6 Alu-Fugenprofil
286 8 Außenwandbekleidungen

Großformatige hochfeste Keramikplatten können maten und Dicken mit glatter Oberfläche herge-
auf Leichtmetall-Unterkonstruktionen leichte, stellt,
hinterlüftete Fassadenbekleidungen bilden (Bild thellgrau (naturfarben, aus Herstellung mit grau-
8.16). em Zement),
Zunehmend werden hinterlüftete Fassadenbe- tdurchgefärbt,
kleidungen aus verhältnismäßig leichten, klein- tmit Oberflächen aus eingebrannten Silikatfar-
formatigen Ziegelplatten (Bild 8.17) eingesetzt. ben,
Auch vollständig vorgefertigte Außenwandele- tmit glasurähnlichen farbigen Oberflächen,
mente mit hinterlüfteten Außenschalen aus kera-
mischen Spaltplatten sind auf dem Markt. tweiß (aus Herstellung mit Weiß-Zement),
ferner mit granulierten und strukturierten, auch
Betonplatten – Bekleidungen. Neuere Entwick- gefärbten Oberflächen.
lungen der Bewehrungsverfahren ermöglichen
Fassadenbekleidungen aus hochwertigem, sich- Kleinformatige Faserzement-Fassadenplatten
tigem Beton in relativ geringen Querschnitts- (< 0,4 m2, z. B. 60 × 30 cm) sind werkseitig gelocht
dicken und reduziertem Eigengewicht mit der und werden auf aufgedübelter einfacher Lattung
Folge geringerer Aufwendungen für Befesti- – vor außenseitiger Wärmedämmung auch auf
gungsmittel und Last abtragende Bauteile. Kor- Lattung mit Konterlattung – in Vertikaldeckung
rosionsfreie Textil- oder Glasfaserbewehrungen (Bild 8.18b), oder waagerechter Deckung (Bild
bieten vergleichbare Festigkeiten. Materialdicken 8.18c) mit verzinkten Schieferstiften oder plat-
zur Betonüberdeckungen von Bewehrungsstahl tenfarbigen nicht rostenden Nägeln befestigt.
8 als Korrosionschutz können somit verringert
werden. Materialstärken ab ca. 25–30 mm sind
Eine Montagemöglichkeit der Platten mit Edel-
stahlklammern, die auch in den jeweiligen Plat-
je nach Plattengröße und einzubringenen Befes- tenfarben verfügbar sind, zeigt Bild 8.18d.
tigungselementen (z. B. Hinterschnittdübel und Als Stülpdeckung stehen auch längliche (bis zu
Agraffen) möglich. 3,60 m) Fassadenpaneele mit ca. 19 cm Breite zur
Verfügung (Bild 8.18a).
Bei Vertikaldeckung und Stülpdeckung werden
8.4.4 Faserzementplatten die offenen Stoßfugen bzw. die dahinter an-
– Bekleidungen1) geordnete Traglattung mit Fugenbändern aus

Für hinterlüftete Außenwandbekleidungen wer- 1) Früher: Asbestzement-Baustoffe; Zur Problematik von


den vorwiegend ebene Faserzementtafeln ver- Asbestzement-Baustoffen s. Abschn. 1.6.5 in Teil 2 des
wendet [6]. Sie werden in verschiedenen For- Werkes.

1 3 2
1

>3

Höhenüber-
deckung

4 0,5 5
< 3,60 < 60
8.18a 8.18b
8.4 Hinterlüftete Außenwandbekleidungen 287

1
5

Seitenüber-
deckung

< 60

8.18c 8.18d

8.18 Kleinformatige Faserzementplatten auf Lattung


a) Stülpdeckung mit Fassadenpaneele,
b) Vertikaldeckung,
c) waagerechte Deckung, 8
d) Deckung mit Edelstahl-Montageklammern
1 Traglattung mit Fugenband, vertikal, 2 × mit Spezialnägeln befestigt
2 Traglattung, horizontal mit Unterbrechungen zur Hinterlüftung
3 Grundlattung im Untergrund verschraubt, a = ca. 60 cm
4 Fassadenpaneele, 3,00 bis 3,60 m × 19 cm, 10 mm dick, verdeckt befestigt
5 kleinformatige Faserzementplatten

schwarz beschichtetem Aluminium oder EPDM Unterkonstruktionen aus Holz müssen vor der
hinterlegt, ein- und ausspringende Ecken sowie Montage mit Holzschutzmitteln nach DIN 68 800-
Anschlüsse an Fenster usw. werden mit sichtigen 3 behandelt sein. Konterlatten werden – häufig
Metall- oder Kunststoffprofilen (vgl. Bild 8.19 und in Stärke der Dämmungen – auf dem Mauerwerk
8.22) ausgebildet. nur mit amtlich zugelassenen Dübeln o. Ä. befes-

8.19a 8.19b 8.19c 8.19d

8.19 Unterkonstruktionen für hinterlüftete Wandbekleidungen mit Faserzementtafeln


a) sichtbare Befestigung mit Holzschrauben oder Edelstahl-Kegelelement auf Unterkonstruktion aus Holz mit
Edelstahl-Fugenband
b) sichtbare Befestigung mit Nieten auf angedübelter Unterkonstruktion aus Leichtmetall mit Justiermöglichkeit
c) unsichtbare Befestigung mit Hinterschnitt-Spezialdübeln (ETERNIT) (Bild 8.20) auf der Rückseite (Mindestdicke
der Tafeln 12 mm). Unterkonstruktion mit justierbarem Leichtmetall-Schienensystem
d) Verklebung mit Sika-Tack-Panel-System (ETERNIT) aus Aluminium-Hutprofil, gem. Brandschutzvorschriften und
statischem Nachweis
288 8 Außenwandbekleidungen

2
3
4

8.20 8.21 8.22


Unsichtbare Befestigung mit Hinterlüftete Wandbekleidung aus Faser Unterkonstruktion aus Leichtmetall
Hinterschnittdübel zementplatten, Montage auf angedü- (System Protektor Alu 002),
1 Faserzementplatte 12 mm belten Faserzementstreifen (Horizontal- Horizontalschnitt
2 Platten-Tragprofil schnitt durch Gebäudeecke) 1 Faserzement-Fassadenplatten
8 3 Hinterschnittdübel
4 Schraube
1 Faserzement-Fassadenplatte
2 Fassadenniet
2 Kunststoff-Stoßdichtung
3 Leichtmetall-Tragschiene
5 Scheibe 3 Aluminium-Tragprofil 4 justierbares Halteprofil,
6 Federring 4 Wandhalter mit thermischer verschraubt
Trennung 5 Haltewinkel, verzinkt
5 Aluminium-Winkel 6 Tragdübel

8.23b

8.23a

8.23
Außenwandbekleidung mit Faserzement-
Wellplatten (DIN EN 494) vor ausgemauertem
Stahlskelett
a) Brüstungsabdeckung mit Formteil
b) Element-Stoß
c) unterer Abschluss mit Formteil
d) Ecke mit Formteil (Grundriss) bei
großformatigen Elementen 8.23c 8.23d
8.4 Hinterlüftete Außenwandbekleidungen 289

tigt. Die Traglatten müssen auf den Konterlatten funktionierende Hinterlüftung jede Tauwasser-
an jedem Kreuzungspunkt mit 2 Schraubstiften bildung sowohl im Wandbereich als auch an der
oder Schrauben diagonal befestigt werden. Alle Unterkonstruktion vermieden werden.
Befestigungsmittel müssen rostfrei sein. Zur Her- Als Erfahrungsformel für den Querschnitt der Lüf-
stellung einer Hinterlüftung ohne Konterlattung tungsöffnungen gilt:
werden die horizontal verlaufenden Traglatten tZuluftöffnungen = 1/1000 der Wandfläche,
mit Unterbrechungen eingebracht (s. a. Abschn.
8.4.6). tAbluftöffnungen = 1/800 der Wandfläche (d. h.
die Abluftöffnungen sollen etwa 20 % größer
Großformatige Faserzement-Fassadentafeln sein als die Zuluftöffnungen).
(z. B. Weiß-Eternit, Plattengrößen bis 1250 × 3380 Dabei wird unbehinderter Luftwechsel voraus-
mm, -dicken 5 bis 20 mm) eignen sich für die Aus- gesetzt. Der Luftraum darf also nicht durch die
führung großflächiger hinterlüfteter Fassadenbe- Tragkonstruktion o. Ä. eingeengt sein. Bei funk-
kleidungen. tionsbedingten, überdurchschnittlichen Wasser-
Sie können mit von außen sichtbaren Schrau- dampfbeanspruchungen sollte auf eine raumsei-
ben oder Nieten auf Traglattungen aus Holz tige Dampfsperre nicht verzichtet werden.
(Bild 8.19a), zunehmend häufiger auf dreidimen- Für Unterkonstruktionen aus Holz müssen insbe-
sional justierbaren Leichtmetallunterkonstruktio- sondere die Brandschutzanforderungen bereits
nen (Bild 8.19b und c), mit auf der Rückseite auf- bei der Planung mit den Bauaufsichtsbehörden
geschraubten Leichtmetallschienen eingehängt abgestimmt werden.
(Bild 8.19c und 8.20) oder auch durch Verkleben
montiert werden (Bild 8.19d).
Vertikale Stoßfugen können offen bleiben oder
Handwerkliche Techniken für Außenwand-
bekleidungen aus Blechen werden in der Regel
8
werden mit Fugenbändern hinterlegt (Bild 8.22). als Unterkonstruktion mit Rauspund-Vollschalung
In horizontalen Fugen sollten die Platten nach (längsseitig besäumte, ungehobelte, vollflächige,
hinten so abgeschrägt werden, dass es durch einfache, Brettschalung) ausgeführt, seltener auf
ablaufendes Regenwasser zu Schmutzablagerun- Baufurniersperrholz oder mineralisch gebunde-
gen nur an der Rückseite kommt. nen Spanplatten (Holzspanplatten sind für Nage-
lungen und Schraubungen wenig geeignet). Alle
Anschlüsse an benachbarte Bauteile werden mit Holzteile müssen vor dem Einbau mit Holzschutz-
offenen Fugen oder mit Leichtmetallschienen mitteln nach DIN 68 800-1 vorbehandelt werden
hinterlegt ausgebildet. Vornehmlich im Indus- und ggf. außerdem mit schaumbildenden Brand-
triebau werden auch großformatige Faserze- schutzanstrichen.
mentplatten mit Wellprofil verwendet. Sie dienen Zwischen Metall und Schalung als Unterkons-
entweder als einfacher Wetterschutz vor leich- truktion wird im Allgemeinen eine Trennschicht –
ten Skelettbauten (Bild 6.131) oder werden als am besten aus einer Lage Glasvlies-Unterspann-
Außenwandbekleidung vor tragenden Wänden bahnen verlegt, die einerseits die Metallbleche
bzw. Skeletten auf Stahl-Unterkonstruktionen gegen Einflüsse der Holzschutzmittel schützen
montiert (Bild 8.23). soll, andererseits auch während der Bauzeit als
vorübergehender Wetterschutz der Unterkons-
truktion vorteilhaft ist.2) Eine direkte Berührung
8.4.5 Metallbekleidungen der Metallbahnen mit Beton, Mörtel und Steinen
sowie Bitumen ist auf jeden Fall zu verhindern.
Bei Außenwandbekleidungen aus Metall ist zu Außenwandbekleidungen aus Blechen werden
unterscheiden zwischen Konstruktionen, die aus- ähnlich wie Dachdeckungen in den traditionellen
geführt werden in Techniken (Doppel-, Winkelstehfalz oder Leis-
thandwerklichen Techniken auf Holzunterkons- tendeckungen) ausgeführt. Für größere Flächen
truktionen aus Kupfer-, Zink- oder Aluminium-
2) Neuere Untersuchungen und Erfahrungen im Ausland
Blechen, seltener auch aus Bleiblechen, und
haben ergeben, dass eine Trennlage aus den genannten
tFormteil-Außenwandbekleidungen aus Leicht- Gründen nicht unbedingt erforderlich ist. So sind z. B. in
metall oder Stahl, montiert auf Metall-Unter- Frankreich Trennlagen seit jeher nicht üblich. Lediglich
konstruktionen (Vorhangwände s. Abschn. 9). zum Schutz der Unterkonstruktion werden armierte Fo-
lien verlegt, die entsprechend dem Montagefortschritt
Da Metall-Außenwandbekleidungen praktisch der Metallbekleidungen wieder abgenommen werden
völlig dampfdicht sind, muss durch einwandfrei [18].
290 8 Außenwandbekleidungen

8.25 Doppelstehfalz, Herstellungsablauf bei Verlegung


mit RHEINZINK-PROFIMAT-FALZOMAT [18]

8.24 Doppelstehfalz, Herstellungsablauf bei Die Arbeitsgänge bei der Ausführung einer Dop-
handwerklicher Ausführung [18] pelstehfalz-Bekleidung sind in Bild 8.24 gezeigt.
Bild 8.25 zeigt den Herstellungsablauf, wenn vor-
gefertigte Schare verwendet werden, die maschi-
werden dabei vorgefertigte Blechbahnen, vorpro- nell verfalzt werden. Die Technik der Leistende-
filiert mit zwei seitlichen Aufkantungen („Scha- ckung ist in Bild 8.26 dargestellt.
re“), verwendet, die an Ort und Stelle maschinell Mit diesen Ausführungsarten lassen sich sehr
verfalzt werden (s. Abschn. 1.6.9 in Teil 2 dieses viele Gestaltungsabsichten für Außenwandbe-
Werkes). kleidungen – auch im Zusammenhang mit ent-

8.26a 8.26b 8.26c 8.26d

8.26 Leistendeckungen [18]


a) „Deutsche Ausführung“
b) Fixierung gegen Abrutschen der Scharen beim Deutschen Leistensystem
c) „Belgische Ausführung“
d) Fixierung gegen Abrutschen der Scharen beim Belgischen Leistensystem
8.4 Hinterlüftete Außenwandbekleidungen 291

8.28 Be- und Entlüftungsgaube




8.27
Hinterlüftete Außenwand-
Metallbekleidung 8.29 Blechprofile für Außenwandbekleidungen

sprechenden Dacheindeckungen – für Vor- und oder farbbeschichtetem Leichtmetall, aus email-
Rücksprünge konstruktiv einwandfrei lösen. Ein liertem Stahlblech oder aus Edelstahl hergestellt.
Beispiel zeigt Bild 8.27. Sie sind in großer Vielfalt in Grundprofilen ver-
Können Zu- und Abluftschlitze für die Hinter- fügbar oder werden mit den unterschiedlichsten
lüftung nicht nach dem in Bild 8.27 geeigneten Produktionsverfahren entsprechend den gestal-
Prinzip gelöst werden, sind kleine Entlüftungs- terischen Absichten individuell geformt (Bild
gauben (Bild 8.28) in die Schare einzuarbeiten 8.30).
bzw. aufzusetzen. Für die vielfältigen Möglichkeiten der Herstellung
Verwendet werden für Fassadenbekleidungen von Spezialteilen für Ecken oder Bauteilanschlüs-
außerdem großformatige Well- und Trapezbleche, se zeigt Bild 8.31 Beispiele.
die in bis zu 10 m langen, etwa 0,60 m breiten Eine Fassade, die aus ebenflächigen Elementen
verzinkten oder kunststoffbeschichteten Stahl- in Verbindung mit der dahinterliegenden Fens-
blechtafeln oder aus lackiertem oder kunststoff- terfront eines Gebäudes montiert wird, ist in Bild
beschichtetem Aluminium hergestellt werden. 8.32 im Schnitt dargestellt.
Derartige Wandbekleidungen werden durch Auf- Eine Fassadenbekleidung aus gepreßten ge-
klemmen auf Halteprofile mit Unterkonstruktio- schosshohen Elementen zeigt Bild 8.33.
nen montiert (Bild 8.29).
Die Montage an den Fassaden erfolgt auf Me-
Formteil-Außenwandbekleidungen werden mit tall-Unterkonstruktionen, die in jeder Richtung
kassettenähnlichen Elementen aus eloxiertem (dreidimensional) zum Ausgleich von Rohbauun-
292 8 Außenwandbekleidungen

8.30a 8.30b

8.30 Fassadenbekleidung aus Stahlblechprofilen


a) waagerechte offene Stoßfuge
b) waagerechte Stoßfuge mit Innenentwässerung
1 Aufhängung
2 Unterkonstruktion
3 Regenwasser-Fangrille

8.32 Fassadenbekleidung
8.31 Formteil-Außenwandbekleidungen mit Aluminium- oder
Beispiele für die Herstellungsmöglichkeiten Stahl-Formteilen
ebenflächiger Elementteile

8.33a
8.33 Fensterfassaden-Element 8.33b
a) räumliche Darstellung, b) Schnitt (Grundriss)
8.4 Hinterlüftete Außenwandbekleidungen 293

1 2 3

8.35a

1 2 3

8.35b

8.35 Aluminium-Verbundtafeln („Alucobond“)


1 Aluminium-Deckblech, 0,5 mm
2 Kunststoff- oder mineralischer Kern, 2–5 mm
3 Fräsungen für Abkantungen

8
Verbundbleche können in vielfachen Anwen-
dungsformen für hinterlüftete Fassadenbeklei-
dungen verwendet werden. Als Verbundbau-
stoff ist jedoch eine Trennung der Schichten aus
Metallen und Kunststoff zur Wiederverwendung
oder getrennten Entsorgung ausgeschlossen.
Die 3 bis 6 mm dicken Verbundbleche bestehen
z. B. aus einseitig einbrennlackierten oder eloxier-
ten 0,5 mm dicken Aluminiumtafeln mit einem
2–5 mm dicken Kern aus Kunststoff oder mine-
8.34 Montage von Bekleidungselementen auf ralischem Material. Die Verbundplatten werden
Sprossenunterkonstruktion (SCHÜCO) mit mit größter Oberflächenplanheit in Breiten ab
Langlochverbindungen in alle Richtungen für
dreidimensionale Justierung
1000 bis 1500 mm und in Längen bis 8000 mm
geliefert („Alucobond“). Je nach Ausführung ist
das Material nach DIN 4102 als „normalentflamm-
bar“ (B 2) oder „nicht brennbar“ (A 2) eingestuft
genauigkeiten justierbar sind (Langlochverbin- (s. Abschn. 17.7.2). Die Platten können werkseitig
dungen). Die einzelnen Elemente werden in die gebogen werden (r = 10 × d), rund gewalzt und
Sprossenraster so eingehängt, dass Windbelas- an Stößen durch Heißluftschweißung verbunden
tungen aufgenommen und temperaturbedingte werden. Abkantungen sind mit Hilfe rückseitiger
Längenänderungen problemlos möglich sind. Fräsungen möglich (Bild 8.35).
Durch kunststoffummantelte Befestigungsteile Ebene Verbundplatten werden in den festgeleg-
o. Ä. wird bewirkt, dass bei Bewegungen zwi- ten Zuschnittmaßen auf Unterkonstruktionen
schen den Elementen und in der Unterkonstruk- (vgl. Bild 8.34) geschraubt, genietet oder mit
tion keine Geräusche entstehen (Bild 8.34). Klemmverbindung durch Profilleisten befestigt
Für dekorative, auch gegen mechanische Beschä- (Bild 8.36).
digungen sehr widerstandsfähige Wandbeklei- Aus formgestanzten und abgekanteten Plat-
dungen kommen ferner Aluminium-Gussplatten ten können kassettenartige Fassadenelemente
mit verschiedenartigster Oberflächengestaltung in den vielfältigsten Formen hergestellt und in
in Frage. Sie werden mit Hilfe von Konstruktio- Sprossen-Unterkonstruktionen eingehängt wer-
nen, ähnlich wie in Bild 8.19b gezeigt, montiert. den (Bild 8.37).
294 8 Außenwandbekleidungen

8.36
Ebene Aluminium-Verbundtafeln,
auf Unterkonstruktion durch
Profilleisten befestigt
a) senkrechter Schnitt
8.36a 8.36b b) waagerechter Schnitt

8.37a 8.37b 8.37c

8.37 Kassetten aus Aluminium-Verbundtafeln („Alucobond“, „Alucore“)


a) Kassette und Stanzform (schematisches Beispiel)
b) Senkrechter Schnitt
c) Waagerechter Schnitt

8.4.6 Glasbekleidungen stoßgefährdeten Bereichen die Sicherheit der


Ausführung gewährleistet wird.
Allgemeines Hinterlüftete Außenwandbekleidungen aus Glas
sind in DIN 18 516-4 geregelt. Alle Gläser sind
Transparente, transluzente oder opake (undurch- als Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG) gem. DIN
sichtige) Glasbekleidungen auf Außenwänden EN 12 150 u. A. vorzusehen. Beschichtungen der
in farbiger, geätzter, sandgestrahlter oder auch Glasoberflächen zur Veränderung der techno-
bedruckter Ausführung werden zunehmend als logischen Eigenschaften sind zugelassen. Die
Gestaltungsmittel häufig auch in Verbindung Scheibendicken sind rechnerisch nachzuweisen,
mit sonstigen transparenten Fassaden aus Glas dürfen jedoch 6 mm nicht unterschreiten. Ab-
(s. a. Abschn. 9) hergestellt. Die hervorragenden messungen sind abhängig von der Scheiben-
Eigenschaften des Werkstoffes Glas hinsicht- dicke und der verwendeten Glasart. Die Schei-
lich Dauerhaftigkeit, Witterungsresistenz, Reini- benkanten müssen mindestens gesäumt sein
gungsfähigkeit (hydrophobe- oder hydrophile-, (Schnittkanten an beiden Rändern mit Schleif-
Nanobeschichtung), UV-Beständigkeit können werkzeug gebrochen). Alle Scheiben sind herstel-
voll zum Tragen kommen, wenn durch den Ein- lerseitig gesondert zu überprüfen. Die Scheiben
satz von Sicherheitsgläsern, den zwängungsfrei- dürfen erst nach einer speziellen Heißlagerprü-
en Einbau und entsprechende Maßnahmen in fung eingebaut werden.
8.4 Hinterlüftete Außenwandbekleidungen 295

6 7

3
11 11
3

1 2
4
1 5

8.38b

6 7

2 9 11
8
3

4 11
8

1 5

8.38c

6 7
5

6
10
7 11

11
12
4

1 5

8.38a 8.38d

8.38 Außenwandbekleidung aus Glas


a) Vertikalschnitt Glasbekleidung
b) Vertikalschnitt Glashalterung
c) Horizontalschnitt Gashalterung mit vertikaler Glasabdeckung
d) Horizontalschnitt Gashalterung mit Punkthalterung der Glasbekleidung
1 Glasbekleidung (ESG) 6 Wärmedämmung, vollflächig verklebt mit Voranstrich
2 Konsolbefestigung 7 Tragende Wandkonstruktion (Beton, Mauerwerk)
3 T-Profil für lineare Glaslagerung mit 8 Aluminium-U-Tragprofil
weicher Bettung (Weichgummi) 9 Vertikale Glashalterung (Druckverglasung)
4 Stützkern (Kunststoff) im Bereich der 10 Punktlagerung der Glasbekleidung mit offenen Fugen
Wärmedämmung 11 Anker gemäß statischem Nachweis
5 Kaschierung der Wärmedämmung als UV-Schutz 12 Sockelblech (z. B. Blechverwahrung)
und zur Farbgebung
296 8 Außenwandbekleidungen

Unterkonstruktionen einem Verhältnis der Seitenlängen der Halte-


und Scheibenbefestigung rungen von 1 : 2.5 anzuordnen.
Es werden Glashalterungen mit linien- oder tDie Tragfähigkeit kleinerer, glasüberdeckender
punktförmiger Scheibenlagerung unterschieden. Klemmflächen ist durch Versuche nach DIN
Die Scheiben müssen in ihrer gesamten Dicke 18 156-1 nachzuweisen.
von der Halterung umfasst werden. tLagerungen außerhalb der Ecken in der Schei-
Linienförmige Scheibenlagerungen stützen die benfläche sind mechanisch durch z. B. Bolzen in
Scheibenkanten auf der gesamten Länge entwe- Scheibenbohrungen zu sichern.
der zwei-, drei- oder allseitig mit durchlaufenden tDer Abstand des Bohrungsrandes von der
Halteprofilen (Bild 8.38 a, b und c). Scheibenkante muss min. dem 2-fachen der
Bei punktförmiger Lagerung werden die Scheiben Scheibendicke sowie min. dem Bohrdurchmes-
mit Klammern oder Schrauben und Klemmplat- ser entsprechen.
ten überwiegend an den Ecken gehalten und tBohrungen im Bereich der Scheibenecken er-
durch entsprechende Bohrungen hindurch mit fordern unterschiedliche Kantenabstände. Die
der Unterkonstruktion verschraubt (Bild 8.38d). Differenz muss ≥ 15 mm betragen.
Für alle Befestigungsarten gilt:
Zur Sicherheit sind alle ESG-Scheiben mit der
tDer Abstand zum Scheibenrand muss mindes- 3-fachen Sicherheit gegen Versagen zu bemes-
ten 5 mm betragen. sen. Bei waagerecht angeordneten und bis zu 85°
tEs darf kein Kontakt zwischen den Scheiben geneigten Scheiben ist ein Erhöhungsfaktor von
untereinander und zu anderen Baustoffen von 1,7 für die Eigenlast anzusetzen. Eine Überprü-
8 Befestigungen auch unter Temperatur- und fung der Anforderungen an ESG-Scheiben erfolgt
Lasteinwirkung entstehen. entweder durch Eigenüberwachung der Herstel-
tDie Lagerung der Scheiben muss dauerhaft ler oder es ist eine Prüfung einer amtlichen Mate-
witterungsbeständig und eine weiche Bettung rialprüfanstalt notwendig.
(Elastomere) auf Dauer sichergestellt sein. Verformungen aus Unterkonstruktionen auf die
tDie Scheiben müssen zwängungsarm einge- Scheiben sind rechnerisch oder durch Versu-
baut werden. che nachzuweisen. Unebenheiten der Scheiben
tBei Lagerung mit Versiegelungen auf Vorlege- selbst dürfen unberücksichtigt bleiben.
band muss das Dichtstoff-Vorlegeband min- Beispielhaft sind Einbau- und Befestigungsmög-
destens 4 mm dick sein. lichkeiten von Glasbekleidungen in Bild 8.38 dar-
gestellt.
Für alle linienförmigen Befestigungsarten gilt zu-
dem:
tBei allseitig linienförmig gelagerten Scheiben 8.4.7 Holzbekleidungen
muss der Scheibeneinstand min. 10 mm betra-
gen. Allgemeines
tBei zwei- oder dreiseitig linienförmig gelager-
Holzbekleidungen auf Außenwänden werden
ten Scheiben muss der Scheibeneinstand mind.
oft als Gestaltungsmittel oder teilweise auch im
der Glasdicke zzügl. 1/500 der Stützweite, min.
Zusammenhang mit nachträglich aufgebrachten
jedoch 15 mm betragen.
zusätzlichen Wärmedämmungen verwendet. Die
tEin Verrutschen der Scheiben muss durch Dis- Bekleidungen und deren Unterkonstruktionen
tanzklötze verhindert werden. aus Holz sind als brennbare Baustoffe der Bau-
tLagerungen mit freier Unterkante (frei hängen- stoffklasse B (EURO- Hauptklassen B, C, D, oder E,
de Scheibe) erfordern die beidseitige punktuel- s. a. Abschn. 17.7) nur begrenzt als Bekleidungs-
le Abstützung der ESG-Scheiben. material an Außenwänden einsetzbar. Einschrän-
kungen ergeben Anforderungen der LBO’s (s.
Für alle punktförmigen Befestigungsarten gilt: Abschn. 2.1 und 17.7) hinsichtlich der Geschoss-
tDie glasüberdeckende Klemmfläche muss min zahlen (in der Regel max. 3 Geschosse) und der
1000 mm2 groß sein, die Tiefe des Glaseinstan- erforderlichen Abstandsflächen (in der Regel
des muss ≥ 25 mm sein. min. 5 m).
tRechteckige Halterungen im unmittelbaren Als Bekleidungsmaterialien kommen Vollholz-
Eckbereich der Scheiben sind asymmetrisch in bretter oder Schindeln und großformatige Holz-
8.4 Hinterlüftete Außenwandbekleidungen 297

werkstoffplatten in Frage. Außenflächen mit Feuchtigkeitsverhältnisse an Vorder- bzw. Rück-


Holzbekleidungen sollten durch Dachüberstände seite verziehen.
möglichst gegen Regen geschützt sein. Die Rohbauaußenwände, insbesondere Außen-
In jedem Fall muss dafür gesorgt werden, dass wandkonstruktionen aus Holz, sind möglichst
Niederschlagwasser gut abgeleitet wird und luftdicht auszuführen. Das punktuelle Einströ-
insbesondere von den unteren Platten- oder men warmer, feuchter Innenraumluft in die
Bretträndern frei abtropft, ohne Gelegenheit zu Hohlräume (Wärmekonvektion) kann durch Kon-
finden, sich in Fugen hineinzuziehen. Bei hori- densatbildung zu Durchfeuchtungen im Wand-
zontalen Schalungen sind Nute daher selbst- querschnitt und damit zu Fäulnisschäden führen,
verständlich stets nach unten anzuordnen, bei die jedoch nichts mit Dampfdiffusionsvorgängen
senkrechten Schalungen von der Wetterseite in der sonstigen Fläche der gesamten Wandkons-
abgewendet. Gehobelte Bretter trocknen schnel- truktion zu tun haben.
ler ab als sägerauhe. Von senkrecht eingebauten Vor der Montage sind alle Teile der Unterkon-
Schalbrettern läuft Niederschlagwasser rascher struktion durch Tauchimprägnierung oder An-
ab als von waagerecht angeordneten Brettern. Es strich mit Holzschutzmitteln gegen tierische oder
ist jedoch zu bedenken, dass bei waagerecht an- pflanzliche Schädlinge zu schützen (DIN 68 800-
geordneten Bekleidungen die zuerst schadhaften 3). Die Bekleidungsbretter werden – vor der Mon-
Teilflächen im Sockelbereich problemlos ausge- tage auch von der Rückseite – am besten mit la-
wechselt werden können (Bild 8.44). sierenden, pigmentierten Holzschutzanstrichen
behandelt.
Hinterlüftung. Von ausschlaggebender Bedeu-
tung für die Funktionsfähigkeit und Dauerhaftig-
keit insbesondere von Holz-Außenbekleidungen
Unterkonstruktionen 8
ist eine ausreichende Hinterlüftung. Die Ausfüh- Für Unterkonstruktion werden überwiegend
rung erfolgt als hinterlüftete Fassaden nach DIN Kanthölzer bzw. Latten aus Nadelholz, Sortier-
18 516, wenngleich Holzbekleidungen in dieser klasse S10, mit einer Holzfeuchte von höchstens
Norm ausdrücklich nicht behandelt werden. Alle 20 % eingesetzt.
Holzverschalungen außen und auch innen müs- Waagerechte Schalungen werden auf senkrech-
sen hinterlüftet werden, weil sich die Schalbretter ter Traglattung verlegt, die auf dem Untergrund
bzw. Platten sonst wegen der unterschiedlichen aufgedübelt wird (Bild 8.39).

< 50

< 1.
00
< 50

8.39a 8.39b
8.39 Unterkonstruktion
a) für horizontale Brettbekleidungen
b) mit Konterlattung für vertikale Brettbekleidungen
298 8 Außenwandbekleidungen

Bei senkrechter Schalung ist eine Grundlattung verzinktem Stahlblech zu befestigen (Bild 8.42
nötig, bei der zunächst eine senkrechte Lattung und 8.44c). Hierdurch wird vermieden, dass die
auf dem Untergrund aufliegt und eine darüberlie- Dimensionen die Holzquerschnitte der Unterkon-
gende Querlattung (Traglattung) zur Befestigung struktion als „Grundlattung“ angemessen gering
der Schalung dient (Bild 8.39b). Werden gleich- bleiben können und die Wärmedämmschichten
zeitig Wärmedämmungen eingebaut, wählt man annähernd unterbrechungsfrei (wärmebrücken-
die senkrechten Grundlattungen entsprechend frei) eingebracht werden können.
der Dicke der Wärmedämmung. Mit zunehmend Wenn für eine derartige doppellagige Lattung
notwendigen, immer dickeren Wärmedämm- nicht genügend Platz vorhanden ist, dienen waa-
schichten ist es vielfach ratsam, die Grundlattung gerechte Lattenstücke als Schalungsauflager, die
anstelle von zwischen der Wärmedämmung an- seitlich so gegeneinander versetzt sind, dass in
geordneten Holzbalken mit Abstandsbügeln aus jeder Höhe je m Wandbreite ≥ 25 cm2 Lüftungs-

8
< 100

< 50
8.40 Einfache Unterkonstruktion aus versetzten 8.41 Unterkonstruktion mit ausgestemmten
Latten Lüftungsschlitzen

40 – 60
40 – 60

8.42 Montage von Unterkonstruktionen mit verzinkten 8.43 Ausrichten von Unterkonstruktionen mit Sperrholz-
Abstandsbügeln plättchen oder Keilen (ein Annageln oder -leimen
an die Lattung verhindert ein evtl. Loslösen der
Plättchen oder Keile)
8.4 Hinterlüftete Außenwandbekleidungen 299

öffnungen zwischen den Lattenstücken vor- Für verdeckte Befestigungen sind verschiedene
handen sind, d. h. bei 2 cm Lattendicke müssen Befestigungssysteme auf dem Markt. Montage-
die Auflagerlatten auf ≥ 12,5 cm Länge je Meter klammern für Brettschalungen sowie spezielle
Wandbreite unterbrochen werden (Bild 8.40). Winkel- und Einhängeprofile für großformatige
Statt einer Grundlattung, die auch für das Aus- Holzwerkstoffplatten ermöglichen verdeckt lie-
gleichen von Rohbautoleranzen sehr vorteilhaft gende Befestigungen.
ist, können auch horizontale Unterlattungen mit
Ausklinkungen zur Durchführung der Hinterlüf- Bekleidungsflächen aus Vollholz
tung verwendet werden (Bild 8.41). Geeignet sind Schalungen, bei denen sich die
Bei der Montage der Unterkonstruktion an den Bretter mit voller Holzdicke überdecken (Bild
Außenwandflächen sind insbesondere die Be- 8.44a und b), und Schalungen aus handelsübli-
stimmungen hinsichtlich Windlasten nach DIN chen Profilbrettern (Bild 8.43c). Häufig verwen-
1055-4 zu beachten. Im Übrigen sind die allge- dete Nadelholzarten sind Fichte, Lärche und auch
meinen Anforderungen an Unterkonstruktionen Kiefer. Unbehandelte Verbretterungen vergrauen
für Außenwandbekleidungen in DIN 18 516-1 zu- durch die Sonneneinstrahlung unter Zersetzung
sammengefasst. des holzeigenen Lignins und verlieren an der
Während die Befestigung auf den Wandflächen Oberfläche ihre Festigkeit. Der Einsatz pigmen-
im Allgemeinen durch Dübelung erfolgt, sind bei tierter oder deckender, wasserlöslicher Lasuran-
Grundlattungen die Latten untereinander mit striche verlangsamt diesen Prozess erheblich.
mindestens 2 korrosionsgeschützten Schrauben Eine tradierte Holzschutzfarbe ist das so genann-
oder Schraubnägeln diagonal versetzt an den te „Schweden-Rot“, bestehend aus Mehl, Leinöl
Kreuzungspunkten zu verbinden. und Mineral-Erdstoffen mit naturroter Färbung. 8
Abstandsbügel aus verzinktem Stahlblech kön- Alle Anstriche müssen in Zeitabständen zwischen
nen neben der Vermeidung zu großer balkenar- 8 und 15 Jahren in Abhängigkeit von der Bewitte-
tigen Unterkonstruktionshölzer als Folge großer rungsintensität erneuert werden.
Wärmedämmschichtdicken auch bei der Monta- Bei Leistenschalungen werden die in ihrer Breite
ge das Ausrichten der Konstruktion sehr erleich- verschieden wählbaren Bekleidungsbretter mit
tern (Bild 8.42). Häufig werden Unebenheiten Überdeckungen von 12 % der Brettbreite mit kor-
jedoch durch Hinterlegen mit Sperrholzplättchen rosionsgeschützten Schrauben oder Nägeln auf
(können herausfallen!) oder mit Keilen ausgegli- der Unterkonstruktion befestigt (Bild 8.45a).
chen (Bild 8.43). Profilbretter werden entweder in den Nuten ver-
deckt genagelt (Bild 8.45b) oder besser mit Hilfe
Befestigungen. Befestigungen müssen mit ge- von Montageklammern befestigt (Bild 8.45c und
normten oder Allgemein bauaufsichtlich zuge- d). Das herkömmliche Nageln wird dabei meis-
lassenen Verbindungsmitteln hergestellt wer- tens durch den Einsatz von Kompressornaglern
den, die für eine dauerhafte Zugbeanspruchung oder Tackern ersetzt.
geeignet sind. Glatte Nägel und Klammern sind Bei größeren Bekleidungsflächen sind Brettstöße
demnach nicht zulässig. Randabstände von min- unvermeidlich. Stumpfe, in der Fläche liegende
destens 10 mm und Mindestabstände unterein- Hirnholzstöße sollten – auch bei horizontalen
ander sind zu berücksichtigen. Brettanordnungen – vermieden werden. Bewährt
Sichtbare, offene liegende, der Witterung ausge- haben sich bewusst breit ausgebildete mit der
setzte Befestigungen mit verzinkten Nägeln oder gesamten Fassadengestaltung abgestimmte Fu-
Schrauben, aber auch mit Messingschrauben, gen, bei denen später auch eine einwandfreie
können (besonders bei bestimmten Holzarten Nachbehandlung der Hirnholzflächen möglich
wie z. B. Red Cedar) zu Verfärbungen führen. Ver- bleibt (Bild 8.46).
zinkungen von Nägeln und Schrauben werden Möglichkeiten für Eckausbildungen zeigt Bild
vielfach durch das Einschlagen bzw. Verschrau- 8.47.
ben beschädigt. Rostfahnen an der Holzober-
fläche sind die Folge. In solchen Fällen müssen Holzschindeln. Regional werden anstelle von
Edelstahlnägel oder -schrauben verwendet wer- Bretterschalungen zur Fassadengestaltung Holz-
den, wenn die Flächen nicht mit Farblasuren be- schindeln, vorwiegend aus einheimischen oder
handelt werden. Für Holzwerkstoffplatten sind amerikanischen Nadelhölzern, verwendet [6].
sichtbare Verbindungsmittel aus nicht rosten- Lieferformen sind: Keilförmig gespalten oder
dem Stahl vorgeschrieben. gesägt, gleichmäßig dick gespalten oder gesägt
300 8 Außenwandbekleidungen

8.42

5 5

e ~ 60 cm

e ~ 60 cm
5

12 3 4 12 3 4 12 3 4

5
8

7
> 30 cm
> 30 cm

6
9

7 8 7 8
6

8.44a 8.44b 8.44c

8.44 Außenwandbekleidungen aus Holz


a) waagerechte Stülpschalung b) senkrechte Leistenschalung c) waagerechte Profilbretter
1 Holzbekleidung (auch „Boden-Deckelschalung“) 1 Holzbekleidung
2 Hinterlüftung 1 Holzbekleidung 2 Hinterlüftung
3 Wärmedämmung 2 Hinterlüftung 3 Wärmedämmung
4 Mauerwerk (Dämmsteine) 3 Wärmedämmung 4 Mauerwerk (Dämmsteine)
5 Unterkonstruktion: 4 Mauerwerk (Dämmsteine) 5 Unterkonstruktion: Lattung im
Lattung im Abstand von 5 Unterkonstruktion: Abstand von 60 bis 70 cm
60 bis 70 cm Lattung im Abstand von 60 bis 70 cm Halterung aus verzinkten
6 Insektenschutzgitter 6 Blechverwahrung Abstandsbügeln (U-Profil)
7 Gitterrost über Kiesstreifen 7 Kiesrandstreifen 6 Insektengitter
8 Flachstahlprofil als Randeinfassung 7 Sockelputz als Sperrputz
8 Plattenbelag
9 Alternativ: Faserzement- oder
Natursteinplatte
8.4 Hinterlüftete Außenwandbekleidungen 301

richtig falsch
8.45a

8.45b

8.45d
8
8.45 Befestigung von Profilbrettern
a) Boden-Deckelschalung, geschraubt
b) Profilbretter, verdeckt genagelt
c) Profilbretter mit Montageklammern befestigt
8.45c d) Montageklammern

8.46a 8.46b

8.46 Stoßausbildungen (Prinzipskizze)


a) bei vertikaler Schalung (senkrechter Schnitt)
b) bei horizontaler Schalung (waagerechter Schnitt)
302 8 Außenwandbekleidungen

8.47c

8.47a 8.47b 8.47d

8.47 Eckausbildungen
8 a) bei senkrechter Bekleidung
b) bei horizontaler Bekleidung
c) bei HWP-Platten mit offener Fuge und stumpfem Stoß
d) Fuge mit Eckprofil aus Metall
30 – 40

15 – 30

> 20
50 – 90
10 – 20

> 30 1– 5

8.48 Außenwandbekleidung mit Holzschindeln (Beginn bei der Verlegung mit kürzeren Schindeln.
Bei gleichlangen Schindeln ist die Anhebung der Fußkante erforderlich, z. B. durch Einsetzen eines Keilbretts).
8.4 Hinterlüftete Außenwandbekleidungen 303

oder Zierformen mit verschiedenen Abrundun- bleiben oder mit Fugenbändern als Metall- oder
gen am Schindelfuß und verschiedenen Oberflä- Kunststoffstreifen hinterlegt werden. Alternativ
chenstrukturen. Die Vorzugslängen betragen für hierzu können aufliegende Deckleisten einge-
Außenwandbekleidungen 200 bis 400 mm, die setzt werden (vergl. Bild 8.46b).
Breite ist verschieden ab etwa 70 mm. Die Berücksichtigung herstellerbedingter Plat-
Die Schindeln werden in Doppeldeckung auf tenabmessungen bei der Formatsfestlegung ver-
Latten und Unterkonstruktionen mit verzink- meidet umfangreichen und damit aufwändigen
ten Nägeln oder Edelstahlnägeln (unbedingt zu Verschnitt.
empfehlen bei Schindeln aus ausländischen Na- Die Befestigung der HWP erfolgt in der Regel
delhölzern und aus Eiche wegen der sonst unver- sichtbar mit nicht rostenden Verschraubungen,
meidlichen Verfärbungen) befestigt (Bild 8.48). verschiedentlich sind auch Fassadenbefesti-
Eine dreilagige Deckung ist nur bei extremen gungssysteme für verdeckte, nicht sichtbare
Beanspruchungen erforderlich (vgl. hierzu auch Befestigungen auf den Markt. Befestigungen
Abschn. 1.6.6 in Teil 2 dieses Werkes) [14]. müssen Anforderungen aus dem Eigengewicht,
Für die Unterkonstruktionen gelten die gleichen aus Winddruck und -sog sowie wechselnde Be-
Anforderungen wie für Holzschalungen. Es wird anspruchung durch Formänderungen aus Quel-
jedoch empfohlen, den Mindestquerschnitt für len und Schwinden berücksichtigen.
die Hinterlüftung mit mindestens 150 cm2/m Die Auswahl geeigneter und zugelassener Ma-
Wandlänge zu wählen. terialien für den Einsatz von HWP an Fassaden-
Bauwerksecken sollten bei Wandbekleidungen flächen gestaltet sich zunehmend schwieriger,
mit Holzschindeln in Anlehnung an die in Bild da widersprüchliche Anforderungen aus einge-
8.47b gezeigten Beispiele ausgeführt werden, führten DIN- und Euronormen zu berücksichti- 8
keinesfalls aber mit Hilfe von Kunststoff- oder gen sind.
Metall-Eckprofilen (vgl. Bild 8.21) Plattenmaterialien müssen einerseits für die Ver-
wendung gemäß Nutzungsklasse 2 (DIN 1052
Bekleidungsflächen aus Holzwerkstoffplatten bzw. DIN EN 1995-1-1) geeignet sein. Darüber
(HWP) [14] hinaus legt DIN EN 13 986 „Technische Klassen“
Großformatige Holzwerkstoffplatten werden aus für Holzwerkstoffe fest. Für die einzelnen Holz-
Gründen zeitgemäßer Fassadengestaltungen al- werkstoffe gelten zudem DIN EN Produktnor-
ternativ zu Außenbekleidungen aus Vollholzbret- men. Weiterhin ist in Deutschland nach wie vor
tern zunehmend eingesetzt. Oberflächenquali- die Einteilung in Holzwerkstoffklassen gemäß
täten, Formatierung der Platten, Fugenbild und DIN 68 800-2 als eingeführte Norm zu berück-
-ausführung, Beschichtungssysteme (deckend, sichtigen, die als solche aber in den Euronormen
schwach pigmentiert, naturbelassen) sowie die nicht mehr genannt sind.
Farbgebung bestimmen hierbei das Erschei- Grundsätzlich kann angenommen werden, dass
nungsbild wesentlich. Um eine dauerhafte und Plattenmaterialien, die der Holzwerkstoffklasse
werthaltige Ausführung insbesondere bewit- 100 (Höchstwerte für Holzfeuchte = 18 %) sowie
terter Fassaden zu ermöglichen, sind hierfür die den Anforderungen der Produktnormen für den
Auswahl geeigneter Werkstoffe sowie notwendi- Einsatz um Außenbereich entsprechen, an Fassa-
ger Oberflächenbehandlungen entscheidend. den, die in die Nutzungsklasse 2 fallen, eingesetzt
Zudem sind eine gut funktionierende Hinterlüf- werden können.
tung, die schnelle, stauwasserfreie Wasserablei- Zur Vermeidung von Schüsselungen durch un-
tung, Schlagregenschutz durch überkragende gleichmäßige Feuchteverteilung im Querschnitt
Bauteile sowie dauerhafter Schutz der Schnitt- sind auch die Rückseiten der verleimten HWP
kanten Voraussetzungen für eine Verlängerung mindestens mit einer Grundbeschichtung zu
der Lebensdauer. versehen. Sehr wichtig ist die sorgfältige Behand-
Anordnung und Ausgestaltung der Fugen glie- lung der Schnittkanten.
dern die Fassaden unterschiedlich. Horizontale Feuchteeinwirkungen im eingebauten Zustand
Fugen sind konstruktiv aufwändiger. Sie müssen ergeben Größenänderungen infolge von Quellen
durch wartungsintensive Beschichtungen der und Schwinden insbesondere großformatiger
Kanten oder – besser – eingelegte Profilbleche Platten, die in den Anschlüssen und den Fugen
oder Hinterschneidungen (Bild 8.46a und 8.49) aufgenommen werden müssen. Die herstellungs-
geschützt werden. Vertikale Fugen sind weniger bedingten Holzfeuchten der HWP sind sehr ge-
aufwändig. Sie können entweder ganz offen ver- ring (6–12 %). Günstig erweist sich die Lagerung
304 8 Außenwandbekleidungen

der Platten mit geringen Holzfeuchten auf der A2, mit Allgemeiner bauaufsichtlicher Zulas-
Baustelle vor dem Einbau zur Erlangung der ört- sung, Oberflächen werkseitig grundiert (üb-
lichen Ausgleichsfeuchte. liche Dicken: 12 mm, Abmessungen: 1,25m ×
Geeignete Plattenmaterialien sind (s. a. Abschn. 2,60/3,10/3,35m) zur bauseitigen farblichen
1.2.2. in Teil 2 dieses Werkes): Endbehandlung mit geeigneten witterungs-
beständigen und haftfähigen Dispersions-
tDreischichtplatten aus Nadelholz, Baustoff-
farben auf Acrylbasis oder endbehandelt mit
klasse B2, (übliche Dicken: 19, 21 und 27 mm,
farbiger Acrylbeschichtung (übliche Dicken: 8
Längen: 2,5 m – 6,00 m), Phenol- und Melamin-
bis 20 mm). Zur zwängungsfreien Befestigung
harz verleimt, für den Einsatz an Fassaden mit
werden die Fassadenplatten mit größeren
Decklagen häufig aus Hölzern mit erhöhter
Lochdurchmessern vorgebohrt. Die Platten-
natürlicher Dauerhaftigkeit (Lärche/Douglasie)
kanten benötigen keine weitere Beschichtung.
oder anderen Hölzern. Oberflächen geschliffen
oder gebürstet, unbehandelt, grundiert oder Holzschutz. Hinterlüftete Holzwerkstoff-Fassa-
endbehandelt lieferbar. den einschl. ihrer Unterkonstruktionen erfordern
tFassadensperrholz, als Sperrholz gem. DIN EN keinen vorbeugenden chemischen Holzschutz,
315 oder Materialien mit Allgemeiner bauauf- da die zu erwartende Holzfeuchte (max. 18 %)
sichtlicher Zulassung, Baustoffklasse B2, (übli- keinen zerstörenden Befall zulässt und die Bin-
che Dicken: 12, 15 und 18 mm, Abmessungen: demittel der Plattenwerkstoffe (Kunstharze, mi-
1,25 m × 2,50 m). Es sind nur speziell geeignete neralische Bindemittel) keinen Befall durch Holz
und vom Hersteller ausdrücklich zum Einsatz zerstörende Insekten ermöglichen.
an Fassaden einsetzbare Platten zu verwenden
8 (Plattenaufbau mit wetterfester modifizierter Oberflächenbehandlung. Holzwerkstoffe erhal-
ten ihre Schutzwirkung durch Kunstharz- oder
Verleimung und speziell ausgewählten Deck-
und Innenfurnieren, z. B Okoumé, Southern Zementbindemittel im Material selbst sowie UV-
Pine, Douglas Fir, Khaya). Diese Platten werden beständige und lichtechte Oberflächenbeschich-
auch als „Garantiesperrholz“ bezeichnet mit tungen.
bis zu 15 Jahren Garantie auf die Verleimung. Die UV-Strahlung baut an unbehandelten Hol-
Sie sind auch in Außenbereichen in der Nut- zoberflächen das Lignin (Auflösung des wasserun-
zungsklasse 3 (DIN 1052 und DIN EN 1995-1-1) löslichen Lignins1) in wasserlösliche Bestandteile)
einsetzbar. Die Sperrholzoberflächen werden ab. Auswaschungen infolge freier Bewitterung
sägerau, gebürstet, sandgestrahlt oder auch haben rillenartige Vertiefungen zur Folge. Das
genutet und profiliert angeboten. Holz erhält zudem eine graue oder silbergraue
Färbung.
tFurnierschichtholz, Typ Q (mit frühesten ab
der dritten Lage quer zur Plattenrichtung ver- Dachüberstände haben grundsätzlich den
laufenden Furnierlagen), Baustoffklasse B2 Vorteil, dass die Häufigkeit der Feuchteein-
(Baustoffklasse B1 mit besonderer zugelassener wirkung durch normalen Regenfall verringert
Imprägnierung durch Flammschutzmittel mit wird. Bei Schlagregen sind Dachüberstände als
Allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung), farb- Schutzmaßnahme für Fassadenflächen jedoch
los, geeignet für Beschichtungssysteme, (üb- nur bedingt wirksam, da der Einfallwinkel von
liche Dicken: 21 bis 75 mm in 6 mm Schritten, Schlagregen mit circa 60° nur die oberen Fassa-
Längen: 12 bis 23 m, Breiten: 1,82 bis 2,50 m; denbereiche schützt und hierdurch eine gleich-
übliche Dicken von B1-Platten: 21, 27, 33 und mäßige Farbveränderung (Vergrauung) verhin-
39 mm, Abmessungen: 90 cm × 3,00 m), Verkle- dert wird. An Fassaden ohne Dachüberstände
bung mit Phenolharzen, Decklagen mit hellen hingegen finden Farbveränderung über die ge-
Melaminharzen, Oberflächen schälrau oder ge- samte Gebäudehöhe statt. Der Planer sollte hin-
schliffen, unbehandelt, mit Dünnschichtlasuren sichtlich dieser Folgen seiner Aufklärungspflicht
beschichtet oder kesseldruckimprägniert. Emp- immer in vollem Umfange nachkommen.
fohlen werden geschliffene Oberflächen zur 1)
gleichmäßigeren Aufnahme von Beschichtun- Lignin: (lat. lignum, Holz) ist ein Makromolekül aus ver-
schiedenen Monomerbausteinen und ein fester, farblo-
gen. Schälrisse sowie Äste und Astlöcher sind ser Stoff, der in die pflanzliche Zellwand eingelagert wird
unvermeidlich. und dadurch die Verholzung der Zelle bewirkt (Lignifizie-
rung). Die chemischen Bestandteile vernetzen sich mit-
tZementgebundene Flachpressplatten (mi- einander und bilden somit eine 3-dimensionale Struktur.
neralisch gebundene Holzspäne aus Fich- Lignin ist neben der Zellulose der häufigste organische
ten- und Tannenholz), Baustoffklasse B1 oder Stoff der Erde.
8.4 Hinterlüftete Außenwandbekleidungen 305

1 1 6 1 1
> 15° > 15° > 15° > 15°
6
5 5 6
6

2 3 4 2 3 4 2 3 4 2 3 4

8.49a 8.49b 8.49c 8.49d

8.49 Horizontale Fugen von Außenwandbekleidung mit Holzwerkstoffplatten (HWP)


a) Fuge geschlossen
b) Fuge offen
c) Fuge mit Überdeckung
d) kritische Fugenausbildung ohne Schutz der oberen horizontalen Kante
1 HWP-Bekleidung
2 Traglattung
3 Grundlattung
4 wärmegedämmte Wandkonstruktion/sonstige Unterkonstruktion zur Befestigung
8
5 Z-förmiges Abtropfprofil aus Metall
6 Insektenschutzgitter
7 Quellband für den Brandfall

Die Verwendung unbehandelter Oberflächen er- lassen jedoch die Struktur des Holzes gut sichtbar
fordert in jedem Fall höherwertige Sichtqualitä- und können auch fungizid ausgerüstet werden.
ten der Decklagen, was auch den Vorteil hat, dass Dickschichtlasuren sind besser geeignet, opti-
diese Platten in der Regel eine geringere Rissbil- sche Unregelmäßigkeiten an den Holzoberflä-
dung aufweisen. chen zu überdecken. Sie dringen weniger tief ein.
Behandelte Holzoberflächen, die der direkten Be- Lacke (lösungsmittel- oder wasserbasiert) bilden
witterung ausgesetzt sind, erfordern aufeinan- nach dem Aushärten eine deckende und schüt-
der abgestimmte Beschichtungssysteme (DIN zende Schicht auf dem Trägermaterial. Sie wer-
EN 927) für Grundierungen, Lasuren bzw. Lacke. den dampfdiffusionsoffen oder auch dampfdif-
Verarbeitungshinweise der Hersteller sind jeweils fusionshemmend als Dickschichtlacke eingesetzt.
zu beachten. Beschichtungssysteme bilden den Häufig sind die Lacke mit Konservierungsstoffen
erforderlichen Feuchteschutz sowie Schutz vor ausgestattet.
UV-Einstrahlung. Sie sind in Abhängigkeit von Wesentlich für die Auswahl des Beschichtungs-
der Beschichtungsart und der klimatischen Bean- systems ist die Maßhaltigkeit (nicht maßhaltig,
spruchung in Zeiträumen von ca. 5 bis 12 Jahren bedingt maßhaltig, maßhaltig) der zu behan-
instand zusetzen. delnden Oberflächen, da durch das Beschich-
Grundierungen (farblos oder pigmentiert) sorgen tungssystem die Feuchtigkeitseinwirkungen und
für eine ausreichende Haftfestigkeit. Sie können deren Häufigkeit insbesondere auf die außen
auch zum Schutz gegen Bläue und Schimmelpilz- liegenden Furnier- und Holzschichten reduziert
befall fungizid eingesetzt werden. wird, um ein Ablösen der Deckschichten zu ver-
Lasuren (lösungsmittel- oder wasserbasiert) wer- hindern.
den als Dünnschichtlasuren (Bindemittelanteil Je dunkler die Farbgebung der gestrichenen Flä-
≤ 30 %) oder als Dickschichtlasuren (Bindemittel- chen gewählt wird, desto stärker heizen sie sich
anteil 30 bis 60 %) unterschieden. Dünnschicht- bei Sonneneinstrahlung auf. Hierdurch wird das
lasuren, insbesondere gering pigmentierte oder Quellen- und Schwindverhalten sowie Harzaus-
farblose Lasuren, sind aufgrund fehlenden UV- tritte und Rissbildungen begünstigt. Rissbildun-
Schutzes weniger geeignet. Dünnschichtlasuren gen sind sowohl auf dunkel als auch auf sehr hell
306 8 Außenwandbekleidungen

behandelten Oberflächen deutlicher sichtbar. den, müssen diese Schnittflächen sehr sorgfältig
Harzaustritte sind nicht zu verhindern. nachbehandelt werden.
Wenn Beschichtungssysteme eingesetzt werden, Brandschutz. Erhöhte Brandschutzanforderun-
ist auch immer die Rückseite des Werkstoffes gen können durch zementgebundene Flach-
mindestens mit einer Grundierung oder einem pressplatten als B1 Baustoff oder speziell impräg-
einfachen Anstrich zu versehen, um die Neigung nierte kunstharzgebundene Holzwerkstoffplatten
zum „Schüsseln“ (Krümmung entgegengesetzt erfüllt werden. Einige zementgebundene Flach-
zu den Jahresringen) zu verringern. pressplatten erfüllen Anforderung als nicht
Schnittflächen, auch von an der Oberfläche un- brennbarer Baustoff der Baustoffklasse A. Un-
behandelten Platten sind immer zu schützen. mittelbar hinter den Holzbekleidungen angeord-
Untere horizontale Plattenkanten werden mit nete Dämmstoffe müssen die Baustoffklasse A2
einer Neigung ≥ 15° als Abtropfkante versehen erfüllen. Sind die Anforderungen an die Brenn-
(Bild 8.46a). Obere horizontale Plattenkanten barkeitsklassen mit den Holzbekleidungen und
können ebenfalls abgeschrägt und mit einer Be- Holzwerkstoffen nicht erfüllbar, können Abwei-
schichtung versehen werden (Bild 8.49d) – we- chungen von bestehenden Brandschutzanforde-
sentlich dauerhafter jedoch werden sie durch rungen durch besondere Maßnahmen im Rah-
Abdeckprofile oder Überdeckungen vor direkter men eines Brandschutzkonzeptes im Einzelfall
Bewitterung geschützt (Bild 8.49a bis c). Vertika- beantragt werden. Diese können z. B. sein:
le Fugen können durch Abdeckprofile aus Metall tUnterbrechung der Brandausbreitung im Hin-
oder auch resistente Hölzer und Beschichtungen terlüftungshohlraum durch Quellbänder in den
geschützt werden. Kanten müssen hier nicht ab- Geschossebenen (Bild 8.49b)
8 geschrägt werden. tnicht brennbare, auskragende Bauteile (z. B.
Zur Beschichtung vorgesehene Plattenkanten Balkone, Reinigungs- und Wartungsstege) zur
sind mit einem Radius von mindestens 2 mm Verhinderung des vertikalen Brandüberschlages
auszurunden um sicherzustellen, dass eine aus-
tSprinklerung der Fassade
reichende Mindestbeschichtungsdicke auch an
der Kante gewährleistet ist. Kritisch sind insbe- tBekleidungen aus A- bzw. B1 Baustoffen im ho-
sondere Schnittflächen, wenn Platten vor Ort rizontalen Brandüberschlagsbereich (2 × 50 cm
zugeschnitten werden. Ist dieses nicht zu vermei- Breite) an Gebäudetrennwänden.

8.5 Normen
Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 494 06.2007 Faserzement – Wellplatten und dazugehörige Formteile – Produktspezifikation


und Prüfverfahren
DIN EN 822 11.1994 Wärmedämmstoffe für das Bauwesen; Bestimmung der Länge und Breite
DIN EN 823 11.1994 –; Bestimmung der Dicke
DIN EN 826 05.1996 Bestimmung des Verhaltens bei Druckbeanspruchung
DIN EN 988 08.1996 Zink und Zinklegierungen; Anforderungen an gewalzte Flacherzeugnisse für
das Bauwesen
E DIN EN 1013 12.2007 Lichtdurchlässige profilierte Platten aus Kunststoff für Innen- und Außenan-
wendungen für einschalige Dacheindeckungen, Wand- und Deckenbekleidungen
– Anforderungen und Prüfverfahren
DIN 1052 08.2004 Entwurf, Berechnung und Bemessung von Holzbauwerken; Allgemeine
Bemessungsregeln und Bemessungsregeln für den Hochbau
DIN EN 1364-4 06.2007 Feuerwiderstandsprüfungen für nicht tragende Bauteile; Vorhangfassaden –
Teilausführung
DIN 4074-1 12.2008 Sortierung von Nadelholz nach der Tragfähigkeit; Nadelschnittholz
DIN 4108-3 07.2001 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden; Klimabedingter Feuchte-
schutz, Anforderungen, Berechnungsverfahren und Hinweise für Planung und
Ausführung
DIN 4108-10 06.2008 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Anwendungsbezogene An-
forderungen an Wärmedämmstoffe – Werkmäßig hergestellte Wärmedämmstoffe
8.5 Normen 307

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN ISO 6946 04.2008 Bauteile; Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient;


Berechnungsverfahren
DIN EN 10 088-2 09.2005 Nichtrostende Stähle; Technische Lieferbedingungen für Blech und Band für
allgemeine Verwendung
DIN EN 10 088-3 09.2005 –; Technische Lieferbedingungen für Halbzeug, Stäbe, Walzdraht und Profile für
allgemeine Verwendung
DIN EN 12 004 11.2007 Mörtel und Klebstoffe für Fliesen und Platten; Anforderungen, Konformitäts-
bewertung, Klassifizierung und Bezeichnung
DIN EN 12 086 08/1997 Wärmedämmstoffe für das Bauwesen; Bestimmung der Wasserdampfdurch-
lässigkeit
DIN EN 12 152 08.2002 Vorhangfassaden; Luftdurchlässigkeit, Leistungsanforderungen und Klassifizierung
DIN EN 12 154 06.2000 –; Schlagregendichtheit, Leistungsanforderungen und Klassifizierung
DIN EN 12 467 12.2006 Faserzement-Tafeln; Produktspezifikationen und Prüfverfahren
DIN EN 13 162 02.2009 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus Mineral-
wolle (MW) – Spezifikation
DIN EN 13 163 02.2009 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Polystyrol (EPS)
– Spezifikation
DIN EN 13 164 02.2009 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus extrudiertem Polystyrolschaum (XPS) –
Spezifikation
DIN EN 13 165 02.2009 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Polyurethan-Hartschaum (PUR) –

DIN EN 13 166 02.2009


Spezifikation
–; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Phenolharzhartschaum (PF)
8
– Spezifikation
DIN EN 13 859-2 01.2009 Abdichtungsbahnen; Definitionen und Eigenschaften von Unterdeck- und Unter-
spannbahnen; Unterdeck- und Unterspannbahnen für Wände
DIN EN 14 519 03.2006 Innen- und Außenbekleidungen aus massivem Nadelholz – Profilholz mit Nut und
Feder
DIN EN 14 783 12.2006 Vollflächig unterstützte Dachdeckungs- und Wandbekleidungselemente für
die Innen- und Außenanwendung aus Metallblech – Produktspezifikation und
Anforderungen
E DIN EN 15 651-1 07.2007 Fugendichtstoffe im Hochbau – Definitionen, Anforderungen und Bewertung der
Konformität; Fugendichtstoffe für Fassaden
DIN 18 156-3 07.1980 Stoffe für keramische Bekleidungen im Dünnbettverfahren; Dispersionsklebstoffe
DIN 18 157-1 07.1979 Ausführung keramischer Bekleidungen im Dünnbettverfahren;
Hydraulisch erhärtende Dünnbettmörtel
DIN 18 157-2 10.1982 –; Dispersionsklebstoffe
DIN 18 157-3 04.1986 –; Epoxydharzklebstoffe
DIN 18 159-1 12.1991 Schaumkunststoffe als Ortschäume im Bauwesen; Polyurethan – Ortschaum für die
Wärme -und Kältedämmung; Anwendung, Eigenschaften, Ausführung, Prüfung
DIN 18 333 12.2000 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen, Teil C: Allgemeine Techni-
sche Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV), Betonwerksteinarbeiten
DIN 18 334 10.2006 –; –; Zimmer- und Holzbauarbeiten
DIN 18 351 10.2006 –; –; Vorgehängte hinterlüftete Fassaden
DIN 18 352 10.2006 –; –; Fliesen- und Plattenarbeiten
DIN 18 360 12.2002 –; –; Metallbauarbeiten
DIN V 18 500 12.2006 Betonwerstein; Begriffe, Anforderungen, Prüfung, Überwachung
DIN 18 515-1 08.1998 Außenwandbekleidungen; Angemörtelte Fliesen oder Platten; Grundsätze für
Planung und Ausführung
DIN 18 515-2 04.1993 –; Anmauerung auf Aufstandsflächen; Grundsätze für Planung und Ausführung
DIN 18 516-1 12.1999 Außenwandbekleidungen, hinterlüftet; Anforderungen, Prüfgrundsätze
DIN 18 516-3 12.1999 –;–; Naturwerkstein; Anforderungen, Bemessung
DIN 18 516-4 02.1990 –;–; Einscheiben-Sicherheitsglas; Anforderungen, Bemessung, Prüfung
DIN 18 516-5 12.1999 –;–; Betonwerkstein; Anforderungen, Bemessung
DIN 18 540 12.2006 Abdichten von Außenwandfugen im Hochbau mit Fugendichtstoffen

Fortsetzung s. nächste Seite


308 8 Außenwandbekleidungen

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 18 542 01.1999 Abdichten von Außenwandfugen mit imprägnierten Dichtungsbändern aus
Schaumkunststoff ; Imprägnierte Dichtungsbänder; Anforderungen und Prüfung
E DIN 18 542 02.2008 –; –; Anforderungen und Prüfung
DIN 18 807-9 06.1998 Trapezprofile im Hochbau; Aluminium-Trapezprofile und ihre Verbindungen;
Anwendung und Konstruktion
DIN 68 119 09.1996 Holzschindeln
DIN 68 365 12.2008 Schnittholz für Zimmererarbeiten; Sortierung nach dem Aussehen – Nadelholz
DIN 68 800-1 05.1974 Holzschutz im Hochbau – Allgemeines
DIN 68 800-2 05.1996 Holzschutz; Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau
DIN 68 800-3 04.1990 –; Vorbeugender chemischer Holzschutz (teilweise ersetzt durch DIN EN 335-1
und -2, DIN EN 350 -1 und -2, DIN EN 460)
DIN 68 800-4 11.1992 –; Bekämpfungsmaßnahmen gegen holzzerstörenden Pilz- und Insekten
DIN 68 800-5 05.1978 Holzschutz im Hochbau; Vorbeugender chemischer Schutz von Holzwerkstoffen

8.6 Literatur
8 [1] Ambrozy, H. G.; Giertlová, Z.: Planungshandbuch Holzwerkstoffe – Technologie, Konstruktion, Anwendung, Wien 2005
[2] Baus, U., Siegele, K.: Holzfassaden – Konstruktion, Gestaltung, Beispiele. Stuttgart/München 2008
[3] Bundesverband Porenbetonindustrie: Bericht 16, Bewehrte Wandplatten – hinterlüftete Außenwandbekleidungen.
Wiesbaden 2003; www.porenbeton.de
[4] Cerliani, C., Baggenstos, T.: Holzplattenbau. Dietikon Schweiz 2000
[5] Christensen, S., Behning, F.: Fassaden mit Titanzink. In: DBZ 8/89
[6] Deutsches Dachdeckerhandwerk (ZVDH): Fachregeln für Außenwandbekleidungen mit:
Schiefer (09/1999),
Ebenen Faserzementplatten (06/2001),
Faserzement-Wellplatten (03/2002),
Holzschindeln (07/1987),
kleinformatigen Produkten aus Ton und Beton (03/2002) und
Hinweise für hinterlüftete Außenwandbekleidungen (2003) www.dachdecker.de
[7] Deutscher Naturwerksteinverband (DNV): Naturstein, Bautechnische Informationen; www.dnv.naturstein-netz.de
[8] Entwicklungsgemeinschaft Holzbau: Regeln für die Verwendung von Holzschindeln für Außenwandbekleidungen.
In: Bauten mit Holz 6/86; www.dgfh.de
[9] FVHF- und Fachverband Baustoffe und Bauteile für vorgehängte Fassaden e.V. Berlin – Richtlinien und Schriftenreihe;
www.fvhf.de
[10] Gehardy, L., Royar, J.: Wärmedämmung der hinterlüfteten, vorgehängten Fassade. In: DBZ 8/96
[11] Grimm, F., Richarz, C.: Hinterlüftete Fassaden – Konstruktion vorgehängter hinterlüfteter Fassaden aus Faserzement.
Stuttgart und Zürich 1994
[12] Halfen Natursteinanker. Wiernsheim; www.halfen.de
[13] Hullmann, H.: Stahl in anspruchsvollen Fassadensystemen. In: DBZ 11/93
[14] Informationsdienst Holz e.V.: Holzbau Handbuch, Reihe 1,Teil 10, Folge 1, 2 und 4. Düsseldorf 2001;
www.informationsdienst-holz.de
[15] Lubinski, F.: Bauschädensammlung, Schäden an Metallfassaden- und Dachdeckungen. Stuttgart 1997–2001
[16] Nowakowski, M.: Vorgehängte Fassaden aus Faserzement. In: DBZ 2/93
[17] Pech, A.; Pommer, G.; Zeininger, J.: Fachbuchreihe Baukonstruktionen – Fassaden, Wien 2009
[18] Rheinzink GmbH: Rheinzink®, Anwendung in der Architektur. Datteln 2002; www.rheinzink.de
[19] Watts, A.: Moderne Baukonstruktionen: Fassaden, Wien 2005
309

9 Fassaden aus Glas

9.1 Allgemeines Anforderungen an Energieeffizienz überhaupt


gerecht werden zu können.
In diesem Abschnitt werden in Abgrenzung zu Massive Außenwände mit guten Schallschutz-
Kapitel 5 (Fenster) in Teil 2 dieses Werkes inte- und Wärmespeicherfähigkeiten verfügen, – ver-
grierte, geschoss- bzw. gebäudehohe Fassaden- bunden mit durch Einzelfenster eingeschränkten
systeme behandelt, die sich durch ihren hohen Belichtungsmöglichkeiten –, nur über eine rela-
Glasflächenanteil und die Einbauart von einem tive Anpassungsfähigkeit (zeitlich verzögerte Re-
Einzelfenster innerhalb ansonsten geschlossener aktivität) an die unterschiedlichen Beanspruchun-
Wandflächen (Lochfassade) unterscheiden. gen im Sommer, Winter, bei Tag und Nacht. Weit-
Zunehmende Bedeutung erhalten in den letz- gehend verglaste Außenwandflächen erreichen
ten Jahren Fassaden aus Glas – insbesondere für vergleichbare Eigenschaften durch zusätzliche
Bauaufgaben mit repräsentativem Anspruch. Die konstruktive Maßnahmen, eine Differenzierung
Verwendung zeitgemäßer Baustoffe im Zusam- der Bauteilschichten und/oder haustechnische
menhang mit leichten und transparenten, tech- Anlagen zur Klimakonditionierung.
nisch geprägten Konstruktionen führt zu einer
Erweiterung der Gestaltungsmöglichkeiten der Anforderungen. Die Ansprüche an transparente,
Gebäudehülle. Energieoptimierte, ganzheitliche Fassaden aus Glas widersprechen sich vielfach:
Gebäudekonzepte unter Einbeziehung klimati- tder im Winter gewünschte Wärmeenergiege-
scher Bedingungen und deren Wechselwirkun-
gen werden zunehmend mit einer Ästhetik ver-
winn durch Sonneneinstrahlung muss im Som-
mer durch Schutzmaßnahmen gegen direkte
9
bunden, die diese Konzepte sichtbar macht. Einstrahlung verhindert oder durch sehr ener-
Glasfassaden schaffen neue Möglichkeiten der gieaufwändige Gebäudekühlung ausgeglichen
Transparenz, erweitern die natürliche Belichtung werden,
bis in größere Gebäudetiefen und vergrößern tdurch sommerliche Wärmeeinstrahlung – häu-
die Sichtkontaktflächen nach außen. Die Nutzung fig verbunden mit der Abwärme technischer
natürlichen Tageslichtes (Lichtqualität, Beleuch- Anlagen – tagsüber aufgeheizte Räume sollen
tungsstärke und Helligkeitsverteilung, Farbecht- nachts auskühlen, – im Winter dagegen sind
heit) durch Vergrößerung des Tageslichteintrages Wärmeverluste nicht erwünscht,
wird durch hohe Verglasungsanteile verbessert.
Die Verwendung besonders lichtdurchlässiger tBrandschutzanforderungen insbesondere in
Gläser gewinnt hinsichtlich des Energieverbrau- Brandüberschlagsbereichen zwischen Brandab-
ches für Beleuchtung bei der Gebäudenutzung schnitten, Geschossen und Nutzungseinheiten
und der visuellen Behaglichkeit (Reduktion des sind mit Glasfassaden gar nicht – oder nur mit
Kunstlichtbedarfes) insbesondere an Büroarbeits- hohen Aufwand zu erfüllen.
plätzen zunehmend an Bedeutung. tdie Anforderungen an den Schallschutz der
Im Gegensatz zu den genannten Vorteilen gläser- Fassade nach außen aber auch innerhalb der
ner Fassadenflächen stehen die unvermeidlich Gebäude stehen häufig im Widerspruch zu der
höheren Wärmeenergieverluste im Winter und funktional und ästhetisch gewünschten Filigra-
erhöhte, häufig nicht erwünschte Wärmeener- nität und Transparenz,
gieeinträge im Sommer. Der U-Wert auch von tdie Berücksichtigung der Himmelsrichtungen
sehr hochwertigen Wärmeschutzgläsern bzw. mit ihren unterschiedlichen klimatischen Ein-
Öffnungselementen liegt um ein Mehrfaches wirkungen lässt sich nur mit konstruktiv und
höher als der Wärmedurchgangskoeffizient gut optisch unterschiedlichen Fassadenarten opti-
gedämmter, opaker Wände. Tendenziell muss mieren.
der Glasflächenanteil bei Gebäuden mit zuneh- Die Anforderungen an Fassaden aus Glas stellen
mendem Wärmeschutz (z. B. Niedrigstener- komplexe Zusammenhänge aus Nutzerverhalten,
gie- oder Passivhaus) in Abhängigkeit von der Klimaverhältnissen (z. B. Himmelsrichtungsdispo-
Himmelsausrichtung planerisch berücksichtigt – sition, Schwankungsintervallen), Energieeintrag,
vielfach auch reduziert werden, um den erhöhten Energieverlusten, Belichtung (Tageslichtschwan-
310 9 Fassaden aus Glas

kungen) und Belüftung (mechanisch oder na- nach thermischem Behaglichkeitsempfinden in-
türlich), Schallschutz, Behaglichkeitsempfinden dividuell nicht regelbare, zentrale Anlagen zur
sowie wirtschaftlichen Aspekten dar. Planungs- Vollklimatisierung sind vielfach nicht gewünscht,
konzepte für Glasfassaden erfordern integrierte da auch gesundheitliche Schäden als Folge vor-
Lösungen hinsichtlich der bauphysikalischen konditionierter Luft nicht auszuschließen sind.
Funktionszusammenhänge, der Wirkungswei- In hoch energieeffizienten Gebäudeplanungen
sen im Zusammenhang mit den Innenbauteilen (z. B. Passivhaus) werden Fassaden z. Z. jedoch
(Speichervermögen, Kühldecken) und der techni- i. d. R. ohne Öffnungsmöglichkeiten geplant, da
schen Gebäudeausrüstung. den Gebäudenutzern ein bewusster Umgang mit
Voraussetzung für einen zunehmenden Glasflä- den negativen Einflüssen individueller Lüftungs-
chenanteil in der Gebäudehülle bei gleichzeitig möglichkeiten nicht zugetraut wird. Zur Sicher-
verstärkten Forderungen nach sparsamerem stellung des hygienisch notwendigen Luftwech-
Energieverbrauch sind innovative, glastechni- sels werden in diesen Gebäuden mechanische
sche Neuentwicklungen und Konstruktionstech- Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnungs-
niken mit verbesserten Wärme- und Sonnen- einrichtungen vorgesehen, um Wärmeverluste
schutzeigenschaften (hochwärmedämmende durch die notwendige mechanische Gebäudelüf-
Gläser, Aerogelverglasungen). Wärme-, licht- und tung zu vermeiden (s. a. Abschn. 16).
schallregulierende Gläser erweiterten zunehmend Zunehmende Kenntnisse über die Funktionswei-
die Möglichkeiten für Fassadenkonzepte aus se der Lüftung in energieeffizienten Gebäuden
Glas. Verbunden hiermit sind neue Begriffe wie eröffnen auch in derartigen Gebäuden die aus
„intelligente oder aktive Fassade“, „Klimafassade“, psychologischen Gründen wichtige Option zur
„Medienfassade“ usw. entstanden. Einfluss ha- natürlichen Lüftung durch öffenbare Fenster zu-
ben auch neue Materialentwicklungen wie trans- sätzlich zur mechanischen Lüftung.
parente Wärmedämmstoffe (TWD) oder Kollektor-
9 und Photovoltaikanlagen zur direkten solaren
Energiegewinnung an Außenwandflächen.
Fassadenreinigung. Glasflächen erfordern im-
mer Vorrichtungen für allseitige, gefahrenfreie
Neuere Entwicklungen experimentieren darüber Reinigungsmöglichkeiten durch Stege vor den
hinaus mit „polyvalenten“, aktiv auf sich verän- Fassaden bzw. im Fassadenzwischenraum bei
dernde Umgebungsbedingungen reagierenden Doppelfassaden oder Befahranlagen, die an der
Eigenschaften von Glas und können möglicher- vertikalen Verglasungsfläche oder von der Dach-
weise die Anwendungsbereiche für anpassungs- fläche herabhängend angeordnet werden kön-
fähige Fassadenkonstruktionen erweitern. Ziel nen.
neuartiger Ansätze sind hierbei flexibel reagie- Neueste Entwicklungen von nanobeschichteten
rende, aktiv und passiv steuerbare, membranar- Gläsern mit Schmutz abweisender und selbstrei-
tige Hüllen zwischen Innen- und Außenklima im nigender Wirkung können wesentlich zu einer
Gegensatz zu herkömmlichen statisch konzipier- Verringerung des regelmäßig wiederkehrenden,
ten Trennschichten von innen nach außen. hohen Reinigungsaufwandes von Glasflächen
Grundsätzlich unterschieden werden können Pla- beitragen.1)
nungen, die durch technische Anlagen zur auto-
matisierten Steuerung, Belüftung und Bewegung
von Fassadenteilen geprägt sind und einfache,
die natürlichen Klimabedingungen nutzende,
ganzheitlich entwickelte Konzepte mit möglichst 1) Durch Aufbringen von mikroskopisch dünnen, trans-
minimiertem Aufwand und Energiebedarf für parenten Beschichtungen aus mehreren chemischen
technische Anlagen (Low-Tech-Building). Schichten (Schichtdicke ≤ 50 Nanometer = 50-milli-
onstel Meter) können hydrophile (zur gleichmäßigen,
filmartigen Verteilung von Regen und Feuchtigkeit,
Lüftungsanlagen zur künstlichen Gebäude- keine Perlenbildung), hydrophobe (wasserabweisende
klimatisierung und Kühlung (Frischluftzufuhr, Beschichtungen zur Tröpfchenbildung, Lotuseffekt) und
photokatalytische (zur chemischen Reaktion (Oxydation)
Feuchteausgleich, Schadstoffaustrag, Geruchs- von UV-Strahlung mit Schmutzpartikeln und Ablage-
belästigung, Wärmelastenabtrag, interne Zuger- rungen) Merkmale erzeugt werden. Beide Eigenschaf-
scheinungen), insbesondere verbunden mit nicht ten zusammengenommen unterbinden die Haftung
öffenbaren Fenstern stoßen aus psychologischen von anorganischen und organischen Ablagerungen an
der Oberfläche und unterstützen das Abwaschen des
und wirtschaftlichen Gründen zunehmend auf Schmutzes beim „Herunterlaufen“ von Wasser von der
Ablehnung. Hochtechnisierte, vom Nutzer je Glasfläche (Selbstreinigungseffekt).
9.2 Unterscheidungskriterien für Glasfassaden 311

9.2 Unterscheidungskriterien Gläser zur direkten thermischen (Luft- oder Was-


serkollektoren) oder elektrischen Energiege-
für Glasfassaden winnung (Beschichtungen aus Silizium oder mit
Photozellen) ermöglichen in die Fassadenkons-
Fassaden aus Glas lassen sich nach unterschiedli- truktion integrierbare opake Teilflächen.
chen Anforderungen und Merkmalen betrachten.
Hierbei können z. B. Steuerungsmöglichkeiten der Glasbeschich-
tmaterialspezifische (Glasarten) tungen. Neben Entwicklungen zur Optimierung
tbefestigungstechnische, statische, oder auch der permanenten Glaseigenschaften (z. B.: hoch-
wärmedämmende Isoliergläser durch Vakuum-
tkonstruktive (Ein- oder Mehrschaligkeit, Vergla- bildung oder Gelfüllungen im Luftzwischenraum
sungsart), (LZR)) gibt es Entwicklungsversuche zu reversi-
tenergetische und bauphysikalische (z. B. Klima- blen Glasarten. Mit ihnen können die Licht- und
und Lüftungskonzept) Wärmestrahlungstransmissionen variabel aktiv
Kriterien maßgeblich sein. oder passiv gesteuert werden. Ziel ist die Anpas-
Zunehmend wird nach dem in Verbindung mit sung der solaren Wärmegewinne an das Strah-
dem Fassadentyp stehenden Klima- und Lüf- lungsangebot und die Regulierung des direkten
tungskonzept des gesamten Gebäudes, der und diffusen Tageslichteintrages insbesonde-
Bauteilschichtung der Fassade oder der Reak- re an die Arbeitsplatzerfordernisse der Nutzer.
tionsfähigkeit des Glases auf Licht- und Klima- Hierbei werden langfristig wirtschaftlich Vorteile
schwankungen unterschieden. gegenüber wartungsintensiven Steuerungssys-
temen und mechanischen Sonnen- und Blend-
Neben den nach Herstellungsverfahren oder schutzanlagen gesehen.
nach Wärme,- Schall,- und Brandschutz- sowie
Sicherheitsfunktionen unterscheidbaren Funk- Es werden folgende Steuerungsarten der Glasei-
tionsgläsern wie z. B. Wärmeschutz-, Schall- genschaften unterschieden:
tWitterungsabhängige, schaltende Steuerung
9
schutz-, Sonnenschutzgläsern (s. a. Abschn. 5.4 in
Teil 2 dieses Werkes) sind für Glasfassaden weite- über Temperatur (thermotrope-) oder Strah-
re Materialeigenschaften entscheidend: lung (phototrope Verglasungen), nicht farbig,
Sicherheitsanforderungen. In Fassaden ab 4 m rein streuend,
Einbauhöhe sind in gefährdeten Bereichen im- tNutzerabhängige, schaltbare Steuerung über
mer besonders geprüfte Sicherheitsgläser (ESG-H Spannung (elektrochrome-) oder Gaseinlei-
= heißgelagertes ESG) gemäß den technischen tung (gasochrome Verglasungen), farbig, nicht
Regeln für linienförmig gelagerte Verglasungen streuend.
(TRLV) vorzusehen.
Thermotrope Beschichtungen bestehen aus
Transparenzgrad des Glases. Gläser können un- einer Kunststoffmischung, die bei niedrigen Tem-
terschiedliche Eigenschaften hinsichtlich der op- peraturen homogen und transparent ist und sich
tischen Durchsichtigkeit von innen nach außen bei höheren Temperaturen (Wärmeeinwirkung
und umgekehrt annehmen. Durch Einfärbung der Außentemperaturen oder Sonneneinstrah-
oder Eintrübung des Materials, Farbbeschichtung lung) entmischt (Trennung der Polymere in sub-
durch Bedampfung, Bedruckung oder Kunststof- mikroskopischer Größe). Das Licht wird hierdurch
folien auf der Oberfläche lassen sich verschiedene stark gestreut und die Scheibe erscheint milchig
Grade der Durchsichtigkeit und des Blend- und weiß.
Sonnenschutzes erzielen. Es werden folgende
Eigenschaften unterschieden: Elektrochrome Beschichtungen können bei
freier Durchsicht verschiedene Grade der Wärme-
tTransparentes Glas, (die Durchsicht nicht oder und Lichtdurchlässigkeit (Transmissionsgrad)
nur geringfügig einschränkendes Glas), durch automatisch gesteuerte Spannungswech-
tTransluzentes Sichtschutzglas, (die Durchsicht sel einnehmen. Die Scheiben sind mit einer leit-
verhinderndes, bedingt lichtdurchlässiges, teil- fähigen Polymerfolie beschichtet, die durch das
weise bedrucktes, beschichtetes, eingefärbtes Anlegen einer Spannung (max. 5 Volt) ihre opti-
oder gesandstrahltes Glas), schen Eigenschaften verändern kann. Jede Schei-
tOpakes Glas (undurchsichtiges, lichtundurch- be ist mit einer elektrischen Zuleitung versehen
lässiges Glas, vorwiegend zur Abdeckung von und kann einzeln oder gruppenweise zentral ge-
dahinterliegenden Bauteilen). steuert werden.
312 9 Fassaden aus Glas

9.1a 9.1b 9.1c

9.1d 9.1e 9.1f

9.1 Glashalterungen
a) Kittverglasung an Holz- oder Metallprofilen (Nassverglasung)
b) Klemmleisten-Verglasung mit einer Klemmleiste je Scheibe
c) Pressleisten-Verglasung, Pressleiste für zwei Scheiben
d) Punktuelle Glashalterung mit Klemmprofilen (Teller, Flachstahl) an den Ecken
e) Punktuelle Glashalterung mit Bohrungen und gelenkig gelagerten Halteprofilen (nicht dargestellt)
f) Nicht sichtbare Befestigung durch Verklebung (structural glazing)

Gasochrome Füllungen lassen sich durch Wech- tLineare Lagerung als zwei- oder vierseitig am
sel der Gasfüllung im Scheibenzwischenraum Rand auf Unterkonstruktionen aus Holz- oder
manuell einfärben (blau) und wieder entfärben. Metallprofilen mit Halteprofilen (Klemm- oder
Darüber hinaus können durch Prismengläser, Pressprofile) gehaltene Scheiben vergleichbar
Mikroprismenraster (Streuung des Tageslichtein- der Einbauart in umlaufenden Fensterrahmen-
trages) oder holographisch-optische Beschich- profilen (Bild 9.1a–c).
tungen die Reaktionsfähigkeiten der Gläser auf tPunktuelle Lagerung von überwiegend rahmen-
Tageslichtschwankungen und eine Einflussnah- losen Scheiben mit an den Ecken eingeklemm-
me auf die Lichtreflexion und Lichtlenkung er- ten oder durchbohrten Halterungen an einer
reicht werden. Tragkonstruktion (Bild 9.1d und e).
Unterscheidung nach Glashalterung. Es wer- tLineare Lagerung und Befestigung durch Verkle-
den drei Prinzipien zur Befestigung von Glas- bung (structural glazing) an einer Tragkonstruk-
scheiben unterschieden. tion (Bild 9.1f).
9.2 Unterscheidungskriterien für Glasfassaden 313

1 1

2 2

9.2a 9.2b 9.2c


9.2 Hinterspannungen für punktgehaltene oder hängende Verglasungen
a) bei einseitiger Horizontallast, 1 Druckstab
b) Mit außen- und innenliegender Hinterspannung 2 Zugseil, vorgespannt
c) Mit innenliegender Hinterspannung
9
Die vertikale und horizontale Lastabtragung der
Glasscheiben erfolgt entweder linear durch Hal-
teprofile bzw. Halteleisten oder Verklebungen,
oder punktuell durch Verschraubungen oder
Klemmelemente an den Ecken. Innerhalb oder
außerhalb des Scheibenquerschnittes ange- 1 1 1

ordnete gelenkige Punkthalterungen der Gläser


3
ermöglichen spannungsfreie, hängende Befesti-
gungsmöglichkeiten. 2
Horizontale Windlasten werden häufig über fein-
gliedrige, horizontal oder vertikal gespannte Seil-
trägersysteme als Hinterspannungen (Bild 9.2)
oder über Glasschwerter in angrenzende tragen-
de Bauteile weitergeleitet.

Structural Glazing. Bei geklebten Befestigungen


kann die vertikale Lastabtragung ausschließlich
über die Verklebung an Tragprofilen selbst oder
über Profilkanten oder Konsolen erfolgen. Die
horizontalen Lasten aus Windsog werden in bei- 9.3a 9.3b 9.3c
den Fällen ebenfalls durch die Verklebung auf-
genommen. Neuere Entwicklungen kombinieren 9.3 Lastabtragung des Eigengewichtes
Verklebungsflächen mit Teilbohrungen bis in die a) Scheibenverklebung ohne zusätzliche Lastabtragung
Mitte des Glasquerschnittes zur Übernahme der b) zusätzliche Lastabtragung auf Profilkante oder
Vertikallasten (Bild 9.3). Auflagerkonsole
c) teilgebohrte Glashalterung
Möglich wurde diese Konstruktionstechnik durch 1 Klebeflächen
die Entwicklung spezieller Silikon-Klebemassen, 2 Konsolauflager
die nicht nur die Fassadenfugen abdichten, son- 3 Dorne in teilgebohrten Glasquerschnitt
314 9 Fassaden aus Glas

2
5 6
3

4 2
9.4a 3 5
4

1
1 6 2 1

1 9.5a 9.5b

9.5 Mechanische Scheibenhalterungen, gebohrt


a) Einscheibensicherheitsglas, Schnitt durch
9.4b Verschraubung (System Planar, Flachglas )
b) Isolierglas, Verschraubung in Bohrung gehalten
9.4 „structural glazing“ (schematisch)
a) zweiseitig 1 ESG Glas 4 Dichtungsring
b) vierseitig 2 Haltewinkel 5 Silikondichtungen
1 Klebeverbindung (auf Unterkonstruktion) 6 Distanzscheibe
9 2 Halteprofil (Klemmprofil) 3 Halteschraube

dern auch die auf die Scheiben einwirkenden Die Fachwelt, – insbesondere die Genehmi-
Druck- und Sogkräfte – auch unter schwierigsten gungsbehörden in Deutschland –, stehen diesen
klimatischen Bedingungen, insbesondere auch Konstruktionen skeptisch gegenüber und fordern
bei UV-Bestrahlung, – dauerhaft sicher aufneh- zusätzliche mechanische Halterungen als Siche-
men (daher auch die Bezeichnung „Silikon-Ver- rungen für die fassadenbildenden Scheiben. Das
glasung“). ist möglich mit Hilfe von Eckhalterungen (Bild
Bei „zweiseitigem structural glazing“ werden nur 9.1d) oder von Verschraubungen, bei denen die
die vertikalen oder horizontalen Glasränder durch Glasscheiben durchbohrt und durch spezielle,
die Verklebung gehalten, während die jeweils an- abgedichtete Passschrauben auf Unterkonstruk-
deren Kanten in konventionellen Profilen ruhen tionen befestigt werden. Verschraubungskonst-
(Bild 9.4a). Beim „vierseitigen structural glazing“ ruktionen gibt es sowohl für 1-Scheiben-Sicher-
werden die Scheiben allseitig durch die Verkle- heitsglas (ESG) als auch für Isolierverglasungen
bung gehalten (Bild 9.4b). (Bild 9.5a und b).
Im Ausland werden seit vielen Jahren Glasfas- Die gestalterische Forderung nach völlig ebenen
saden und Fassadenverkleidungen aus Glas ge- Glasfassadenflächen ohne sichtbare Befestigun-
baut, bei denen Einfachscheiben und auch Iso- gen kann auch mit Hilfe durchlaufender Halte-
lierglasscheiben ohne zusätzliche mechanische profile, die mit Anpressdichtungen kombiniert
Sicherung unmittelbar auf Unterkonstruktionen sind, erfüllt werden. Eine derartige bauaufsicht-
aufgeklebt werden. Wenn entsprechende bau- lich zugelassene Ganzglas-Fassadenkonstruktion
aufsichtliche Zulassungen vorliegen, können der- zeigt Bild 9.6.
artige Verglasungen auch in Deutschland nach Bei der in Bild 9.7 gezeigten Konstruktion sind
diesem Prinzip ausgeführt werden mit der Ein- die erforderlichen Halteprofile dadurch verdeckt,
schränkung, dass ab 8 m Höhe die Scheiben zu- dass Isoliergläser – insbesondere solche mit Spie-
sätzlich durch Klemmrosetten, Verschraubungen geleffekten – eine versetzte Kantenausbildung
o. Ä. mechanisch gegen Herausfallen gesichert erhalten. Die äußere Glasscheibe ist rundum
sein müssen. entsprechend größer als die innere (sog. „Stufen-
9.2 Unterscheidungskriterien für Glasfassaden 315

9.6
Scheibenhalterung mit Durchlaufprofilen
(System Fenster Werner)
a) Außenansicht Kaltfassade (Die Konstruk-
tion erlaubt auch die Montage von Mehr-
scheibenglas)
b) Schnitt
1 ESG Glas
2 Unterkonstruktion
3 Y-Halteprofil mit Silikon-Dichtungen
4 Silikonverklebung
9.6a 9.6b 5 Nortonband

glas“). Bei diesen sind die innen liegenden Rand- profilen und von innen einzubringender Glas-
profile so gestaltet, dass Halterungen eingreifen halteleiste,
können. tTrocken-Verglasung mit Pressleiste (o. a. Druck-
verglasung) durch lineares, spannungsfreies
Unterscheidung nach Fugenausführung (Ver- Anpressen der Scheibe mit Dichtungsprofil und
glasungsart). Die Fugenausbildung erfolgt ent-
weder mit Dichtstoffen oder Dichtprofilen (s. a.
von außen einzubringender Pressleiste.
9
Abschn. 5.4 in Teil 2 dieses Werkes) als Trocken-Verglasungen erfordern einen dicht-
tNass-Verglasung überwiegend bei Holzprofilen stofffreien, belüfteten Falzraum. Eintretendes
(früher Kittverglasung) mit elastischen Dicht- Wasser, Tauwasser und der Dampfdruckaus-
stoffen (verhindert Eintritt von Wasser) zwischen gleich müssen über eine Falzentwässerung so-
Rahmen bzw. Glashalteleiste und Verglasung, wohl aus dem horizontalen als auch dem vertika-
mit Silikonverklebung auf Tragprofilen (structu- len Falzraum über Bohrungen in den Pressleisten
ral glazing) oder auch zwischen den Fugen rah- nach außen möglich sein (s. a. Abschn. 5.4 und
menlos eingebaute Scheiben (Glasstöße), 6.5 in Teil 2 dieses Werkes).
tTrocken-Verglasung mit Glashalteleiste überwie-
gend bei Metallprofilen mit elastischen Dicht-

9.7
Glasfassade System SCHÜCO SG
mit Stufenglas
a) Außenansicht
9.7a 9.7b b) Schnitt
316 9 Fassaden aus Glas

9.3 Fassadenbekleidungen schutzanforderungen an Fassaden, insbesondere


bei höheren Gebäuden lassen sich teilweise in
aus Glas Kombination mit der Entwicklung eines Brand-
schutzkonzeptes durch festzulegende Kompen-
Fassadenbekleidungen aus Einscheiben-Sicher- sationsmaßnahmen erfüllen (s. a. Abschn. 17.7).
heitsglas werden nach DIN 18 516-4 mit Hinter-
lüftung in ähnlichen Techniken wie mit anderen
Materialien für hinterlüftete Fassadenbekleidun- 9.4.2 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF)
gen ausgeführt (s. Abschn. 8.4.6).
Aus Gläsern mit verschiedenen Oberflächen (z. B. Großflächige Belichtungsöffnungen oder auch
mit gesandstrahlten, bedruckten, verspiegelten ganze Fassadenflächen können mit Fassadensys-
Gläsern) können dabei besondere gestalterische temen aus tragenden, handwerklich gefertigten
Effekte erzielt werden. Einsatzmöglichkeiten be- Profilen aus Metall oder Holz hergestellt werden.
stehen für Fassadenflächen, die transluzent oder Vertikale Pfostenprofile (Hauptprofile) und ho-
opak bekleidet werden, z. B. zur Bekleidung von rizontale Riegelprofile ergeben eine skelettarti-
Wärmedämmstoffen oder auch als „Wärmefalle“ ge Tragstruktur zur Aufnahme linear, zwei- oder
vor massiven Wärmespeicherwänden (Trombe- vierseitig gelagerter Verglasungen (Trocken-
Wand). Verglasungen mit Pressleisten). Herkömmliche
Öffnungselemente wie Fenster und Türen sowie
wärmegedämmte Paneele aus Holz oder Metall
können in nicht transparenten Bereichen integ-
9.4 Einschalige Fassaden riert werden. Die Dimensionierung der Pfosten
aus Glas und Riegel erfolgt gemäß der statischen Bean-
spruchung durch Eigenlasten und horizontale
9.4.1 Allgemeines Windlasten.
9 Die Konstruktionen und Befestigungsarten von
Einschalige Glasfassaden können aus konstrukti- Pfosten-Riegel-Fassaden sind handwerklich ge-
ver Sicht unterschieden werden in: prägt und der Bauart üblicher Fenster ähnlich. Sie
tFassaden, geschosshoch zwischen den angren- werden weitergehend in Teil 2, Abschn. 6 dieses
zenden Decken gefasst (vergleichbar üblichen Werkes behandelt. Im Gegensatz hierzu werden
Fenstern eingebaut und befestigt) im Folgenden überwiegend industriell gefertigte
tFassadenelemente, vor der Tragkonstruktion Fassadensysteme behandelt.
unterbrechungslos als Vorhangfassaden („cur-
tain wall“) montiert.
9.4.3 Vorhangfassaden
Bei der Konstruktion von einschaligen Fassa- (Elementfassaden)
den aus Glas muss die leichte, transparente und
schlanke Glashaut allen Anforderungen u. A. an Industriell vorgefertigte Außenwände werden
den sommerlichen und winterlichen Wärme- überwiegend für Gebäude mit gerasterten Fas-
schutz sowie den Schall- und Brandschutz genü- sadenflächen als leichte „Vorhangwände“ („cur-
gen. Für den winterlichen Wärmeschutz stehen tain wall“) verwendet. Metall-Verbundelemente
zunehmend hochdämmende Gläser mit verbes- kombiniert mit Fenstern und Brüstungen bieten
serten Wärmedurchlasskoeffizienten (U-Werten insbesondere bei hohen Skelettbauten neben
bis 0,7 W/m2K) zu Verfügung. Der sommerliche der Möglichkeit rascher Montage und ggf. leich-
Wärmeschutz kann durch auf die Fassadenaus- ter Änderbarkeit auch eine Vergrößerung der
richtung abgestimmte, feststehende oder be- Nutzflächen durch schlanke Wandquerschnitte.
wegliche Verschattungsanlagen (s. a. Abschn. Außerdem wird durch die verhältnismäßig leich-
9.6), durch die Aktivierung von schweren, wär- te Bauweise der Fassaden eine erhebliche Ver-
mespeicherfähigen Gebäudeteilen zur Nachtaus- minderung der auf Stützen, Deckenränder und
kühlung bzw. durch Konditionierung der Luft mit Fundamente wirkenden Lasten (Eigenlasten) er-
Klima- und Lüftungsanlagen erreicht werden. reicht.
Hohe Anforderungen an den Schallschutz kön- Vorhangfassaden gemäß DIN EN 1364 werden an
nen nur bedingt durch die Auswahl schwerer, in Geschossdecken oder an den Stahl- oder Stahlbe-
der Glasdicke unterschiedlicher Gläser und dich- ton- Skelettstützen befestigt. Schon bei der Roh-
ter Fugenanschlüsse ermöglicht werden. Brand- bauplanung müssen justierbare, leicht zugängli-
9.4 Einschalige Fassaden aus Glas 317

9.8
Vorhangwände mit
sichtbaren Sprossen
a) vertikal gespannt
9.8a 9.8b b) horizontal gespannt

che, korrosionsgeschützte Winkel, Konsolen oder sadenelementen zur Sicherstellung der Deh-
Ankerschrauben vorgesehen werden. nungsmöglichkeiten der einzelnen Fassaden-
Bei der Planung muss festgelegt werden: elemente und der Fassade insgesamt.
tArt der Montage (z. B. aus Einzelbestandteilen
Die einzelnen Elemente sind an ihren Kanten mit-
oder aus vorgefertigten Rahmen bzw. Fassa-
einander verbunden und bilden beliebig große,
denelementen). Daraus ergeben sich Art und
ununterbrochene Wandflächen. Das dahinterlie-
Umfang der Arbeitsvorgänge in der Werkstatt
und am Bau sowie die Transportbedingungen.
gende tragende Skelett tritt nicht unmittelbar in 9
Erscheinung. Es kann aber durch die Anordnung
tSpannrichtung (vertikal oder horizontal). Hier- von Konstruktionsteilen der Vorhangwände
aus ergibt sich, wie die Befestigung am Skelett (Pfosten, Sprossen) in seiner Lage angedeutet
angeordnet und ausgebildet sein muss und wie werden. Verwendet werden für nicht transpa-
die Sprossen zu bemessen sind (Bild 9.8a und rente Teilflächen
b).
tTafeln mit Außenhaut aus gepressten Blechen
tFugenausbildung zwischen den Sprossen oder Kunststoffen
(Sprossenform), Sprossenrahmen sowie den
tmechanisch verbundene, mehrschichtige Ta-
Sprossen und Füllungen (einschließlich Fens-
feln mit oder ohne aussteifender Unterkons-
terrahmen).
truktion
tFestlegung der Maßtoleranzen, der dreidimen-
sionalen Justierbarkeit an der Tragkonstruktion Es werden Konstruktionen mit sichtbaren oder
und der Fugenausbildung zwischen den Fas- verdeckten Sprossen bzw. Tragkonstruktionen
unterschieden (Bilder 9.8 und 9.9).
Sie bestehen aus einem System senkrechter und
waagrechter Sprossen, die an den tragenden Tei-
len des Bauwerks (vor allem den Deckenplatten)
befestigt sind. Das Sprossenwerk trägt die flä-
chenbildenden Platten oder Tafeln einschließlich
der Fenster.
Die Fassadenelemente werden statisch nur durch
Eigengewicht und Windlasten beansprucht, sie
müssen jedoch auch dem Transport und der
Montage standhalten.
Bei hohen Gebäuden führt die Windlast zu be-
achtlichen Durchbiegungen der vorgehängten
9.9 Elemente. Dabei müssen unterschiedliche Durch-
Vorhangwand
Tragkonstruktion biegungen nebeneinander liegender Wandele-
verdeckt mente vermieden werden, damit keine Undich-
318 9 Fassaden aus Glas

9.11a 9.11b
9.11 Senkrechter Pfostenstoß
9.10 Verschiebliche Fuge in aufge- a) mit Passstück als Führung (der obere Pfostenteil
trenntem Pfosten einer Sprossen- hängt über dem unteren; Seitenansicht)
konstruktion (Querschnitt, FWB) b) Pfostenstoß mit Langlochverbindung
1 Dehnungsbereich (Lasche)
2 Langlochverbindung (Loselager)
3 Pfosten

tigkeiten an den einzelnen Fugen entstehen. gung und des Gesamtgefüges oder Undichtig-
Verminderte Durchbiegungen sind durch engere keiten möglich werden. Dies wird in der Regel
Stützweiten oder durch Verstärkung der Rah- durch ausreichend dimensionierte Schiebefugen
9 menkonstruktion erreichbar. erreicht, seltener auch durch federnde Verbin-
Außerordentlich wichtig bei der Planung ist die dungen.
Berücksichtigung temperaturbedingter Längen- Bild 9.10 zeigt schematisch den Querschnitt
änderungen und Verformungen der Fassaden- durch ein zusammengesetztes Leichtmetallpro-
teile. Sowohl die Fassadenelemente als auch die fil mit senkrecht zur Pfostenachse verschieblicher
Aufhängekonstruktionen müssen sich kontrol- Fuge.
liert in allen Richtungen dreidimensional dehnen Für Vertikalbewegungen werden in hohle Spros-
können, ohne dass Lockerungen in der Aufhän- sen- oder Pfostenstöße Passstücke als Führungs-

9.12a 9.12b 9.12c


9.12 Vorgehängte Fassade (Vorhangwand), Befestigung am Rohbau (Systemskizze)
a) Befestigung auf der Deckenoberkante
b) Befestigung unter einem Sturz oder Unterzug
c) Befestigung an der Vorderkante der Geschossdecke
9.4 Einschalige Fassaden aus Glas 319

9.13b

9.13a

9.13 In jeder Richtung justierbarer Pfostenanschluss an Deckenvorder- 9.14 Unterkonstruktion


kante durch Ankerschiene und Winkel mit Langlöchern zum Ausgleich von
a) Schema Verdrehungen
b) Schnitt durch Ankerschiene (Protektor Alu 005)

glieder eingesetzt (Bild 9.11a). Am Vertikalstoß den. Ein- oder zweischalige Konstruktionen sind
können Verbindungen durch Gleitschienen mit möglich. 9
Langlochverbindungen hergestellt werden (Bild Bei einschaligen Konstruktionen sind Witte-
9.11b). rungsschutz (Blech-, Glas-, Kunststoffplatten),
An allen Gleitstellen der Elemente und der Un- Wärmedämmschicht und innere Dampfsperre zu
terkonstruktion muss durch Kunststoff-Einlagen einer mehrschichtigen Tafel (Sandwich-Element)
o. Ä. dafür gesorgt werden, dass bei Bewegungen zusammengefasst und fugendicht in den Spros-
(z. B. Längenänderungen bei Sonneneinstrah- senrahmen eingesetzt bzw. – bei Tafelkonstruk-
lung) keine Geräusche entstehen können. tionen – fugendicht mit den übrigen Tafeln ver-
Bei stark beanspruchten Fassaden (z. B. bei Hoch- bunden (Bild 9.15d).
häusern) wird vielfach die Dimensionierung und Hinterlüftung auf der Außenseite liegender
Detaillierung der Fassaden vor der Ausführung dampfsperrender Schichten ist nicht erforderlich,
durch Beregnungs-, Windkanal- u. a. Versuche wenn die Wärmedämmung dampfundurchlässig
getestet. und mit diesen Schichten dicht verbunden ist
Am Rohbau werden die Fassadenelemente bzw. – z. B. aufgegossenes Schaumglas (Foamglas) –
die Unterkonstruktionen auf den Rohdecken, un- oder wenn die Wärmedämmung auf der warmen
ter Stürzen oder Unterzügen oder an den Stirn- Seite eine sichere Dampfsperre trägt (Bild 9.15c).
seiten der Decken befestigt (Bild 9.12). Andernfalls müssen dampfdichte Bekleidungen
Den unvermeidlichen horizontalen und vertika- (Glas, Metall, Keramikplatten, dichte Kunststoffe),
len Maßabweichungen des Rohbaues wird bei al- hinter denen sich Wasserdampf niederschlagen
len Befestigungssystemen durch entsprechende könnte, hinterlüftet werden. Sie werden mit Ab-
Justiermöglichkeiten Rechnung getragen (Bild stand vor die Wärmedämmschicht gelegt und
9.13). Zu beachten ist, dass durch Verdrehungen bilden mit dieser eine zweischalige Wand (Bild
bei der Montage infolge von Rohbautoleranzen 9.15a und b). Das in dem Luftraum zwischen Wet-
Torsionszwängungen der Konstruktionsteile ent- terschutz und Wärmeschutz anfallende Tauwas-
stehen können, die auf Dauer zu Schäden führen. ser muss nach außen abgeleitet werden.
Eine Befestigungskonstruktion, die auch Verdre- Bei Stahlbetonskeletten können Brüstungen auch
hungen ausgleicht, zeigt Bild 9.14. eine statische Funktion als Längsträger haben.
Innen liegende Brüstungen werden in diesen
Der Wärmeschutz von opaken Teilflächen Fällen meistens wärmedämmend ausgeführt, so
muss wie für Außenwände berücksichtigt wer- dass die vorgehängte Außenwand nur den Wet-
320 9 Fassaden aus Glas

9.15a 9.15b 9.15c 9.15d

9.15 Brüstungen hinter Vorhangwänden


a) gemauerte Brüstung mit außen liegender Wärmedämmung, hinterlüftete Außenhaut als Wetterschutz
b) Stahlbetonbrüstung mit außen liegender Wärmedämmung und hinterlüfteter Außenhaut als Wetterschutz
c) Wärmedämmung auf der Raumseite der Brüstung mit Dampfsperre
d) Brüstung als Brandschutz ohne Wärmedämmung. Wärmedämmschicht innerhalb der Vorhangfassade
(Sandwich-Element gem. DIN EN 14 509) als „Warmfassade“

9.16 Fassadensprosse für verglaste Felder oder Felder 9.17 Tragende Sprossen (Sonderform)
mit Paneelen („Modulfassade“ Systherm® 52)
1 thermische Trennung im Sprossenprofil

terschutz übernimmt. Dabei sind die gleichen An Sprossen müssen Wärmedämmung und
Regeln wie für mehrschichtige Außenwände hin- Dampfsperre ununterbrochen durchlaufen. Das
sichtlich Tauwasserbildung zu beachten: ist mit Hilfe thermisch getrennter Sprossenprofile
tBei einschichtigen Wänden muss Feuchtigkeit zu erreichen (Bild 9.16).
an der Außenseite abgeführt werden können, Die tragenden Sprossen können in vielfältigen
tbei mehrschichtigen Wänden sollen Baustoffe Formen z. B. als TT-, T-, L- oder Hohlraumprofil
mit hohem Wasserdampfdiffusionswiderstand ausgeführt werden. Bei dem in Bild 9.17 gezeig-
an der Raumseite liegen. Es muss raumseitig ten Beispiel ist der statisch erforderliche große
eine Dampfsperre vorgesehen oder für eine Querschnitt aus gestalterischen Gründen und zur
einwandfreie Hinterlüftung zwischen Brüs- Verbesserung des Lichteinfallswinkels zur Raum-
tungselementen und Vorhangfassade gesorgt seite hin verjüngt.
werden.
9.4 Einschalige Fassaden aus Glas 321

9.19a 9.19b

9.18 9.19 Schallbrücken zwischen Räumen


Schallbrücken a) Wandanschluss
zwischen Geschossen b) Stützenanschluss

Schallschutz. Mit ihrem relativ niedrigen Eigen- sen und innerhalb eines Geschosses zwischen
gewicht haben Vorhangfassaden eine wesentlich verschiedenen Räumen kann durch die Fuge
geringere Luftschalldämmung als konventionel- zwischen Geschoßdecke und Vorhangwand,
le, massive Außenwände. Um den Anforderun- zwischen Zwischenwand und Vorhangwand
gen von DIN 4109 Abschn. 5 und Beiblatt 2 sowie und zwischen massiver Brüstung und Vorhang-
DIN 18 005 (Schallschutz im Städtebau) zu genü- wand erfolgen. Es muss daher auf abdichtende
gen, ist – insbesondere für Leichtkonstruktionen Anschlüsse mit biegeweichen Materialien, die
– in der Regel der Nachweis des ausreichenden auch bei den unvermeidbaren Bewegungen
Schallschutzes durch spezielle Eignungsprüfun-
gen erforderlich.
der Vorhangwand auf Dauer wirksam bleiben,
geachtet werden (Bild 9.18 und 9.19).
9
Schallschutzmaßnahmen an vorgehängten Fas- tMaßnahmen gegen Geräuschquellen innerhalb
saden müssen sich auf folgende Bereiche erstre- der Vorhangwände.
cken: Durch geeignete Kunststoff- oder Gummizwi-
tSchalldämmung gegen Lärm von außen. schenlagen (Bild 9.20), auch durch Ausschäu-
tSchallübertragung auf Nebenwegen. Eine Schall- men von Hohlräumen (Bild 9.21), müssen
übertragung zwischen verschiedenen Geschos- Geräusche verhindert werden, die bei Tempe-
raturschwankungen und Winddruck in beweg-
lich miteinander verbundenen Teilen der Fassa-
denkonstruktion entstehen können (Knacken,
Quietschen, Klappern).

9.20 Sprossenprofil mit Dichtungsprofilen. 9.21 Ausgeschäumte Plattenelemente (WERTAL F85)


Verglasung (WICONA)
1 Sprosse
2 Glashalteleiste
3 Isolierglas (oder Brüstungselement)
in Dichtungsprofilen
4 Klemmprofil
5 Deckkappe
322 9 Fassaden aus Glas

Brandschutz. Die Brandschutzbestimmungen auf Teilaufgaben spezialisierten Bauteilschichten


für Außenwände (DIN 4102-13, DIN 1364-4, besser erfüllt werden.
Hochhaus- Richtlinien u. A.) erfordern i. d. R. im Von ausschlaggebender Bedeutung hierbei ist
Zusammenhang mit Vorhangfassaden mindes- die thermisch-klimatische Behaglichkeit in den
tens 90 cm hohe Brüstungen aus feuerbeständi- Innenräumen, die neben der Raumlufttempe-
gen Baustoffen und an den Fensterstürzen Feuer- ratur und Luftfeuchte auch durch die Oberflä-
schutzschürzen (s. Abschn. 17.7). chentemperatur der Glasflächen, die direkte
Bei Sprossenkonstruktionen muss beachtet Sonneneinstrahlung, die Luftdichtigkeit und
werden, dass Aluminium unter den in DIN 4102 Raumbelüftung bestimmt wird.
aufgestellten Bedingungen schmelzen würde.
Geschlossene Außenverglasungen mit mecha-
Plattenteile von Vorhangfassaden müssen daher
nischer Luftführung der Raumluft verbessern
direkt oder durch Stahlprofile mit dem tragenden
insbesondere die Schallschutzwirkung gegen
Skelett verbunden sein. Aluminiumprofile kön-
Außenlärm. Weniger aufwändige, dauerbelüfte-
nen dann nur der Fugenabdeckung und Dich-
te, nicht steuerbare Fassadenzwischenräume (FZR)
tung zwischen den einzelnen Elementen dienen.
haben die geringste Energiespar- und Schall-
Haben innenliegende Brüstungen lediglich sta- schutzwirkung, ermöglichen jedoch natürliche
tische oder Brandschutzaufgaben, muss die Vor- Fensterlüftung auch bei hohen, windexponier-
hangfassade als klimatrennende Hülle wärme- ten Gebäuden über einen großen Zeitraum des
dämmend nach den bereits erläuterten Regeln Jahres. Regulierbare Systeme zur Belüftung des
für mehrschichtige Bauteile konstruiert sein (Bild Fassadenzwischenraumes verbessern durch den
9.15d). mechanischen Aufwand (sensorgesteuerte, mo-
torisch bedarfsweise verschließbare Lüftungs-
öffnungen) zur Öffnung und Schließung der Lüf-
tungsöffnungen die Reaktionsfähigkeit auf sich
9 9.5 Mehrschalige Fassaden jahreszeitlich und täglich verändernde klimati-
aus Glas (Doppelfassaden) sche Bedingungen.
Doppelschalige Fassaden stellen neue Anforde-
9.5.1 Allgemeines rungen an ein integriertes Planungs- und Ener-
giekonzept eines Gebäudes. Strömungssimula-
Forderungen an zunehmende Transparenz der tionen zur Feststellung der aero- und thermody-
Gebäudehülle und Verbesserung der natürlichen namischen Verhältnisse am und im Baukörper
Belichtung verbunden mit erhöhten Anforderun- geben Aufschluss über lokale Klimabedingungen
gen an den Wärme-, Schall- und Sonnenschutz und zu erwartende Auswirkungen durch und auf
bei gleichzeitiger natürlicher Belüftung („sick- das Gebäude.
building-syndrom“) hat in den letzten Jahren zu Der erforderliche zusätzliche Aufwand für mehr-
Neuentwicklungen mehrschaliger Fassadenkon- schalige Fassaden aus Glas ist standortbezogen
struktionen geführt. Eine zusätzliche innen- oder und im Einzelfall auch unter Berücksichtigung
außenseitig vorgelagerte Glasebene soll hierbei von ggf. ersparten Aufwendungen für die Ge-
zur Verbesserung der bauphysikalischen – ins- bäudelüftung und -klimatisierung und die Heiz-
besondere energetischen Eigenschaften und der technik festzustellen. Geringere Investitions- und
raumklimatischen Bedingungen führen. Instandhaltungskosten für die durch die Zweite-
Raumhohe Verglasungen stellen mit zunehmen- Haut-Fassade geschützte innere Klimahülle soll-
dem Glasflächenanteil hinsichtlich der Energie- te dabei ebenfalls berücksichtigt werden. Die
bilanz erhöhte Anforderungen sowohl an den erhöhte Schallschutzwirkung gegen Außenlärm
winterlichen als auch an den sommerlichen Wär- und eine mögliche Verbesserung der Tages-
meschutz. lichtausbeute für die Innenräume – weniger die
Einschalige Glaskonstruktionen werden bei er- Energie-Einspareffekte im Winter – sind entschei-
höhten Beanspruchungen aus Wärme-, Schall-, dende Vorteile dieses Fassadentyps. Die kons-
und Sonnenschutz und bei hohen Gebäuden truktive Ausbildung in Verbindung mit integrier-
auch aus Windbelastung und Bewitterung häu- ten haustechnischen Anlagen lassen vielfältige
fig nicht allen Anforderungen gerecht. Die un- bedarfs- und nutzerorientierte Lösungen zu, de-
terschiedlichen bauphysikalischen Funktionen ren Entwicklungen insbesondere in Verbindung
überwiegend transparenter Gebäudehüllen kön- mit innovativen Glasarten in vollem Gange ist.
nen durch einen mehrschaligen Wandaufbau mit Allgemeingültige Begriffsdefinitionen und Be-
9.5 Mehrschalige Fassaden aus Glas 323

wertungskriterien für mehrschalige Fassaden für den dazwischen entstehenden Luft- oder Fas-
bestehen bisher nicht, so dass eine direkte Ver- sadenzwischenraum unterschieden werden.
gleichbarkeit der klimatischen Resultate und Die Lage der Verglasungsebenen hat maßgebli-
energetischen Bilanzen nicht möglich ist. chem Einfluss auf die funktionalen und gestalteri-
Die vielfach unzureichenden energetischen Bi- schen Eigenschaften der Fassaden (Bild 9.22).
lanzen bei der Gebäudenutzung (Betriebskosten) Die Lage kann folgendermaßen unterschieden
stellen auch in Anbetracht des erforderlichen werden:
zusätzlichen Aufwandes bei der Erstellung mehr- tInnerhalb der Wanddicke der Außenwandkons-
schaligen Fassadenkonstruktionen (Investitions- truktion (Kasten- oder Verbundfenster),
kosten) ein wesentliches Kriterium dar. Als Ant-
wort auf erweiterte Nutzeranforderungen und tInnen oder außen in Teilflächen angeordnet
zur Verbesserung des Wärmeschutzes finden seit (Wintergarten-, Loggiaverglasung),
ca. 15 Jahren vielfältige, kontrovers diskutierte tGanzflächig, außenseitig angeordnete Vergla-
Entwicklungen [17] statt. sung (Doppelfassade).
Ziele dieser Entwicklungen sind:
Die Anordnung innerhalb des Außenwandquer-
tReduktion der Transmissions- und Lüftungs- schnittes ist bereits aus historischen Bauarten des
wärmeverluste im Winter durch Verbesserung Kasten- und Verbundfensters oder auch des jah-
des U-Wertes (Wärmedurchlasskoeffizient) reszeitlich temporär eingebrachten „Vorfensters“
und Schaffung einer Zwischentemperaturzone als flächenbündigem, demontabelem, zweitem,
(„Wärmepuffer“), meist einfachverglastem Fensterrahmen geläu-
tAbführung sommerlicher, in den massiven Bau- fig. Die einfache Bauweise und Befestigungsart
teilen (Speichermassen) absorbierter Wärme entsprechen derjenigen eines üblichen Fensters
durch „Nachtauskühlung“ (natürliche Belüftung in einer Lochfassade (s. a. Abschn. 5 in Teil 2 die-
in der Nacht), ses Werkes und Bild 9.22a).
tVerbesserung des Schallschutzes insbesondere Eine Anordnung der zweiten Fassadenebene in
9
bei niedrigen Gebäuden, größerem Abstand vor oder hinter der Außenwand
tSchaffung von Öffnungsmöglichkeiten der (Klimahülle) ermöglicht einen temporär nutzba-
Fenster bei Wind (Verringerung der Windan- ren Zwischentemperaturbereich, wie er aus Win-
strömung) und schlechter Witterung auch bei tergärten, Erkern und verglasten Loggien oder
hohen Gebäuden (natürliche Belüftung), Balkonen bekannt ist. Die Außenwand als Gebäu-
tErhöhung der Gebäudesicherheit bei geöffne- dehülle bleibt aufgrund der nur in Teilflächen an-
ten Fenstern, geordneten zweiten Verglasungsebene hierbei
tVerringerung der Baugrößen und Betriebszei- i. d. R. erkennbar (Bild 9.22b).
ten energieintensiver Lüftungs- und Klimaan- Eine vollflächige zweite Verglasungsebene vor oder
lagen, seltener auch hinter der Außenfassade als Klima-
tIm Fassadenzwischenraum geschützte Un- hülle wird auch als „Doppelfassade“ bezeichnet
terbringungsmöglichkeiten für Sonnen- und (Bild 9.22c). Diese Fassadenart wird hier im Wei-
Blendschutzeinrichtungen sowie für Reini- teren betrachtet.
gungs- und Wartungsanlagen.
Doppelfassaden und Lüftungskonzept. Der
Brandschutzgefährdungen durch Rauchlängs- entstehende Fassadenzwischenraum einer Dop-
leitung, Wärmestrahlung und Flammenüber- pelfassade kann nach außen oder innen belüftet
schlag über den Fassadenzwischenraum muss oder auch unbelüftet hergestellt werden.
durch feuerwiderstandsfähige Unterteilungen Sowohl die innerhalb der Außenwandkonstruk-
(Segmentierungen, Abschottungen) der Fassa- tion (Lochfassade) als auch die vor oder hinter
denzwischenräume und automatische Sprinkler- der Außenwand liegenden zwei Verglasungsebe-
anlagen innerhalb der Räume – nicht im Fassa- nen verfügen i. d. R. über Lüftungsöffnungen zur
denzwischenraum – begegnet werden [29]. Die Be- und Entlüftung des Zwischenraumes und für
Fassadenunterteilungen verhindern darüber hin- den notwendigen Luftwechsel der Raumluft. Die
aus die Luftschall- und Geruchsübertragung. Lüftungsöffnungen können nur nach außen an-
geordnet sein oder aus dem Fassadenzwischen-
Anordnung der Verglasungsebenen. Vergla- raum selbst in Verbindung mit Klimaanlagen und
sungen können hinsichtlich ihrer Lage zur Au- mit der Innenraumluft (Abluftfenster) stehen.
ßenwand und aufgrund des Lüftungskonzeptes
324 9 Fassaden aus Glas

9.22a 9.22b 9.22c

9.22 Anordnung von Verglasungsebenen bei zweischaligen Fassaden (Systemskizze)


a) Beide Verglasungen innerhalb der Wandkonstruktion (Kasten/Verbundfenster)
b) Außerhalb der Wandkonstruktion innen oder außen angeordnete zweite Verglasungsebene (Loggia oder Winter-
9 garten)
c) Zweite vollflächig vorgelagerte Verglasungsebene (Doppelfassade)

Doppelfassaden als vollflächige, zweihäutige Schutz vor Straßenlärm (Lärmschutzfassade) und


Glasfassaden werden hinsichtlich ihrer Lüftungs- eine Verbesserung des Schutzes der Innenräume
möglichkeiten unterschieden in: und der Klimahülle vor den Außenbedingungen.
tPufferfassaden als geschlossene Systeme ohne Nachteilig ist die erhebliche Aufheizung des
Lüftungsöffnungen nach innen oder außen, Fassadenzwischenraumes und in der Folge der
tAbluftfassaden mit Abluftöffnungen aus dem Innenschale im Sommer. Pufferfassaden eignen
Fassadenzwischenraum und Zuluftzuführung sich deshalb vornehmlich für nordorientierte
aus dem Innenraum Fassadenflächen. Der Raumluftwechsel erfolgt
tZweite-Haut-Fassaden mit Lüftungsöffnungen entweder über separat in die Fassade eingebau-
nach innen und außen für natürliche Lüftung. te kastenartig durchgesteckte Fensteröffnungen
(natürliche Belüftung) oder über eine Vollklima-
tisierung der Innenräume verbunden mit dem
9.5.2 Geschlossene Systeme, Nachteilen für den hohen Energieaufwand und
Pufferfassaden das Behaglichkeitsempfinden der Nutzer (Bild
9.23a).
Pufferfassaden sind geschlossene Systeme und
verfügen über keine Lüftungsöffnungen (ausge-
nommen Dampfdruckausgleichsöffnungen). Die 9.5.3 Abluftfassaden
zweite, äußere Glasfassade bildet ähnlich wie
beim Kastenfester eine Zwischentemperaturzone Abluftfassaden werden aus einer außen liegen-
als „stehende Luftschicht“ zur Verbesserung des den Klimahülle mit Isolierverglasung ohne Fens-
winterlichen Wärmeschutzes aus (Erhöhung der teröffnungen und einer innen liegenden, i. d. R.
Oberflächentemperatur der Innenfassade und Einfachverglasung hergestellt. Diese ist nur zur
Verringerung der Lüftungswärmeverluste). Reinigung öffenbar. Der Fassadenzwischenraum
Vorteile sind die geschützte Unterbringungsmög- schützt Sonnenschutzanlagen vor direkter Bewit-
lichkeit von Sonnenschutzanlagen, ein erhöhter terung. Er wird mit warmer, vorkonditionierter
9.5 Mehrschalige Fassaden aus Glas 325

9.23a 9.23b 9.23c 9


9.23 Zweischalige Fassaden und ihr Lüftungskonzept
a) Pufferfassade mit zusätzlich möglichen Kastenfens- b) Abluftfassade (Schema),
tern zur natürlichen Raumbelüftung (Schema) c) Zweit-Haut-Fassade
1 Festverglasung 6 Sonnenschutz
2 Öffnungsflügel (Putzflügel) 7 Mögliche regulierbare Zuluftöffnung (Lamellenfenster)
3 Luftzwischenraum ohne Belüftung 8 Abgehängte Decke
4 Luftzwischenraum mit Zuluft- und Abluftöffnungen 9 Reinigungs- und Wartungssteg
5 Abluft – Absaugung

Raumluft auch zur Verhinderung von Tauwas- zwischenraum (FZR), aus dem über öffenbare
serbildung durchströmt, die zu einer Klimaanla- Fenster Frischluft zugeführt und Reinigungs- und
ge zurückgeführt wird. Der FZR ist hierdurch als Wartungsstege für die gesamte Fassade sowie
Bestandteil der klimatechnischen Anlagen zu be- Sonnenschutzanlagen witterungsgeschützt un-
trachten. Die Luftkonditionierung erfolgt ganz- tergebracht werden können. Die Breite des Fas-
jährig und ist entsprechend energieaufwändig. sadenzwischenraumes wird aus Gründen der
Von Vorteil sind verbesserte Schallschutzei- gewollten Thermik (Kaminwirkung) und beste-
genschaften und eine Komfortsteigerung in hender Strömungswiderstände an Luftein- und
Fassadennähe durch die erhöhte Oberflächen- auslässen nicht kleiner als 20 cm, für den Fall der
temperatur an der Fassadeninnenseite. Dieser Begehbarkeit (Reinigungs- und Wartungszwe-
Fassadentyp kommt vorwiegend bei hohen Be- cke) > 50 cm ausgeführt.
lastungen durch Wind und starken Schall- und Unterscheidungsmerkmale von Zweite-Haut-Fas-
Schadstoffemissionen zur Ausführung, und wenn saden können über die Verglasungsart (Einfach-
öffenbare Fenster ausgeschlossen werden müs- oder Isolierverglasung innen und/oder außen)
sen (Bild 9.23b). definiert werden. Die außen liegende Schale wird
überwiegend als Einscheiben-Sicherheitsvergla-
sung, – häufig mit punktgehaltener Befestigung
9.5.4 Zweite-Haut-Fassaden hergestellt und nur bei besonderen Anforderun-
Zweite, nicht tragende, vorgehängte, transparen- gen an den Wärmeschutz aus Isolierglas ausge-
te Verglasungsebenen bilden einen Fassaden- führt. Verglasungen von Atrien und Hallen mit
326 9 Fassaden aus Glas

größerem Abstand von der Außenwand (Klima- sich in Abhängigkeit von der Gesamtausdehnung
hülle) sowie das Gesamtgebäude überdeckende der Fassade bei mangelnder Durchlüftung ein
Glashüllen (Haus-im-Haus-Prinzip) zählen eben- erhebliches Temperaturgefälle zum Nachteil der
falls zu diesem Fassadentyp einer hinterlüfteten oberen Bereiche (Hitzestau) aufbauen.
Kaltfassade (Bild 9.23c). Zur Vermeidung der Nachteile nicht unterteilter
Zweite-Haut-Fassaden sind als regulierungsfähi- Doppelfassaden muss der Luftzwischenraum in
ge („hybride“) Systeme ausgebildet und können horizontale oder vertikale Segmente unterteilt
auch in windexponierten, emissionsbelasteten oder abgeschottet werden.
Bereichen über öffenbare Fenster verfügen. Auf
eine Vollklimatisierung kann vielfach verzichtet Korridorfassaden. Damit die Erwärmung der
werden. Vorteile sind individuell beeinflussba- Luft innerhalb des FZR und die damit verbunde-
re Wärmegewinne über geöffnete Fenster in ne Thermik (Kaminwirkung) nicht zu stark wer-
den Jahresübergangszeiten und die mögliche den, um Schall- und Geruchsübertragungen von
Nachtauskühlung der Massivbauteile im Som- Geschoss zu Geschoss einzuschränken, sowie aus
mer. Über an der Innenfassade geschützt liegen- Gründen des Brandschutzes (Feuerüberschlag-
de, öffenbare Fenster kann der Heizenergie- und wege s. Abschn. 17.7) werden Doppelfassaden
Belüftungsaufwand entscheidend verringert häufig mit begehbaren Stegen in geschosshohe
werden. Dabei ist auf die Qualität der durch die Abschnitte als Korridorfassaden unterteilt (Bild
offenen Fenster zugeführten Frischluft und auf 9.24a).
den Schutz vor übermäßigen Außenlärm sowie Die Hinterlüftung wird über permanent geöffnete
Geruchseinwirkungen insbesondere in innerstäd- oder regelbare Luftöffnungen gesteuert. Zur Ver-
tischen Bereichen besonders zu achten. meidung einer Durchmischung ausströmender
Die Abführung der sich im FZR erwärmenden Abluft und einströmender Zuluft (Überströmen)
Luft kann je Einzelfenster, geschossweise oder nahe beieinanderliegender Lüftungsöffnungen
9 über die gesamte Fassadenhöhe erfolgen. Misch-
formen sind möglich und hinsichtlich der unter-
können Einström- und Ausströmöffnungen zu-
einander seitlich versetzt oder mit ausreichen-
schiedlichen Anforderungen an den Brand- und dem vertikalem Abstand angeordnet werden.
Schallschutz sowie ausgeglichene Temperatur-
verhältnisse innerhalb des Zwischenraumes häu- Schachtfassaden nutzen den thermischen Auf-
fig sinnvoll. trieb (Kaminwirkung) des horizontal nicht unter-
Unterschieden werden: teilten FZR zur Verbesserung des Luftaustausches
(Absaugung der Raumluft durch Unterdruck) der
tFassaden ohne Unterteilung des Luftzwischen- angeschlossenen Innenräume. Durchgehende
raumes (auch Atrien, Hallen, „Haus-im-Haus“), Fassadenschächte können in Abhängigkeit von
tFassaden mit Unterteilung (Segmentierung) der Gebäudehöhe und -nutzung häufig die An-
des Luftzwischenraumes. forderungen des Brand- und Schallschutz nicht
Fassaden mit segmentiertem Luftzwischenraum erfüllen. Eine teilweise auch horizontale Segmen-
können weiterhin unterschieden werden als: tierung kann erforderlich sein (Bild 9.24b).
tKorridorfassaden mit horizontaler, geschosswei- Kombinierte Schacht- und Kastenfenster-Fas-
ser Segmentierung, sade. Mit einer auf Fensterachsen bezogenen
tSchachtfassaden mit vertikaler, fassadenhoher Kombination aus vertikalen Fassadenschächten
Segmentierung, im Wechsel mit horizontal abgeschotteten Fas-
tKastenfenster-Fassade mit horizontaler und ver- sadenachsen können die Anforderungen an den
tikaler Unterteilung je Fensterachse. Schall- und Brandschutz im FZR wesentlich leich-
ter erfüllt werden. Gleichzeitig wird die Ausbrei-
Fassaden ohne Unterteilung. Vorteile liegen in tung von Gerüchen und der Eintrag (Überströ-
der einfachen Steuerbarkeit aufgrund des ther- mung) verbrauchter Abluft von Raum zu Raum
mischen Auftriebes, der leichten Änderbarkeit verhindert.
der Querschnitte der Zu- und Abluftöffnungen Bei der Aufteilung in Fensterachsen können
und in den relativ geringen Herstellungskosten. raumweise im Wechsel angeordnete Fassaden-
In Fassadenzwischenräumen ohne Segmentie- schächte mit Kastenfensterelementen angeord-
rung können sich aber Rauch und Feuer ebenso net werden. Die Vorteile des Schachtprinzips
wie Schall und Gerüche ungehindert ausbreiten. mit der natürlichen Thermik und geschlossener
Zwischen niedrigstem und höchstem Punkt kann Innenverglasung und jeweils daneben liegen-
9.5 Mehrschalige Fassaden aus Glas 327

9.24a 9.24b 9.24c


9.24 Möglichkeiten der Segmentierung und Belüftung von Doppelfassaden
a) Korridorfassade mit geschossweiser, horizontaler Segmentierung
b) Schachtfassade und kombinierte Fassade mit vertikaler Segmentierung
9
c) „Kastenfenster“-Fassade mit fenster- oder raumweiser Segmentierung und versetzt angeordneten
Lüftungsöffnungen
1 Festverglasung
2 Öffnungsflügel
3 durchgehender vertikaler Schacht mit unterer Zuluft- und oberer Abluftöffnung
4 Kastenfenster- Element mit allseitiger Abschottung und Zuluftöffnungen
5 Reinigungs- und Wartungssteg, geschlossen
6 Reinigungs- und Wartungssteg, luftdurchlässig

den, von Innen öffenbaren Kastenfensterele- und Schallschutzes am ehesten. Geschossweise


menten zur natürlichen Belüftung werden somit horizontale als auch vertikale Unterteilungen bil-
kombiniert. Die Luftzufuhr von Außenluft erfolgt den je Fensterelement oder je Raum eine schall-
über untere Öffnungen an den Kastenfenster- und lufttechnisch abgeschlossene Einheit im FZR,
elementen. Die Abluft wird über in jedem Kas- die jeweils über eigene Zu- und Abluftöffnungen
tenfensterelement, in den Trennwänden zum verfügt. Eine diagonal versetzte Anordnung der
Fassadenschacht oben angeordnete Öffnungen Luftöffnungen vermindert das direkte Überströ-
(Überströmöffnungen) übergeleitet. Sie gelangt men der verbrauchten Raum-Abluft in die Zu-
unterstützt durch im Schacht mittels vorhan- luftöffnungen auf kurzem Weg (Rezirkulation).
dener Thermik bestehenden Unterdrucks oh- Die geringere Durchströmung des Fassadenz-
ne mechanische Lüftungsanlagen am oberen wischenraumes durch mangelnden Auftrieb der
Schachtrand nach außen. Eine temporäre Un- nur geschosshohen Elemente muss durch ausrei-
terstützung der Abluftführung mit Ventilatoren chend dimensionierte Lüftungsöffnungen ausge-
ist bei ungünstigen thermischen Verhältnissen glichen werden (Bild 9.24c).
am oberen Schachtabschluss zu empfehlen (Bild Ein Beispiel für die Ausführung einer Zweite-
9.24b). Haut-Fassade als Schachtfassade mit einfachver-
glaster Außenschale zeigt Bild 9.25.
Kastenfenster-Fassade. Das Prinzip der Kasten-
fenster-Fassade ist sehr aufwändig, erfüllt jedoch Hinterlüftung. Die Art der Hinterlüftung im FZR
die bauphysikalischen Anforderungen des Brand- (geschlossene Außenverglasung, Dauerhinter-
328 9 Fassaden aus Glas

9.25a 9.25b

9.25 Zweischalige Fassade


9 a) Details Fassadensteg (Telecom PTT Lausanne)
1 Glasscheibe 7 Aluminiumkassetten (Wärmedämmung nicht dargestellt)
2 Vertikaler T-Profil-Träger 8 Festverglasung
3 Flansch zur Scheibenhalterung 9 Installationsfußboden
4 Konsole 10 Konvektor mit Abdeckung
5 Gitterrost 11 Stahlbetondecke
6 Dreischeibenfassade mit Schiebetüren
b) Glashalterung für Außenschale
1 System Pilkinton Planar (Flachglas AG),
2 System Gartner, Gundelfingen

lüftung, regulierbare Hinterlüftung) kann unter- 9.5.5 Hybride, „polyvalente“ Fassaden


schiedlich vorgesehen werden. Der Fassadenzwi-
schenraum kann entweder kontinuierlich durch Allgemeines. Unter dem Druck der ständig zu-
permanente Öffnungen (passives System) oder nehmenden Bestrebungen zur Energieeinspa-
bedarfsweise durch manuell oder motorisch be- rung und zu möglichst umweltverträglichen Bau-
tätigte Klappen oder Fensterflügel durchlüftet weisen sind zwei völlig konträre Entwicklungen
werden (aktives System). in Gang gekommen:
Die Form, Größe und strömungstechnische Aus- Einerseits wird die Rückbesinnung auf fast archai-
führung der Öffnungen ist entscheidend für die sche Bautechniken wie z. B. Lehmbau propagiert.
Funktionstauglichkeit der Hinterlüftung des Fas- Andrerseits werden Baustoffe mit teilweise ver-
sadenraumes, die Belüftung der dahinter liegen- änderbaren bauphysikalischen Eigenschaften,
den Räume und auch für die Sicherung gegen technisch aufwändige, anpassungsfähige, selbst-
das Eindringen von Wasser, Schnee, Vögeln und steuernde Bausysteme für Fassaden und neue,
Insekten. Sie darf schließlich nicht zu besonderer ganzheitliche Gebäudekonzeptionen mit sehr
Verschmutzung der gesamten Fassade beitra- niedrigen Energiehaushalten (z. B. Passivhaus)
gen. Einige ausgeführte Beispiele zeigen die Bil- entwickelt.
der 9.26 bis 9.28 [41]. Den Fassadenflächen kommt bei der Planung
energieoptimierter Gebäude eine ganz beson-
dere Bedeutung zu. Die Außenwand ist bei die-
9.5 Mehrschalige Fassaden aus Glas 329

9
9.26 Zweischalige Fassade 9.27 Zweischalige Fassade mit 9.28 Zweischalige Fassade mit
mit großen, permanent kleinformatigen, permanent regelbaren Luftöffnungen
geöffneten Querschnit- geöffneten Querschnitten mit geringem Strömungs-
ten mit geringem Strö- mit großem Strömungs- widerstand [41]
mungswiderstand [41] widerstand [41]

sen Konzepten nicht mehr allein konstruktiver werden in vielen Fällen zunächst in Ausschnitten
Bestandteil des statischen Gefüges und hat nicht als Prototypen gebaut und in Klimakammern,
mehr nur Witterungsschutz zu gewährleisten, Windkanälen usw. vor der Gesamtausführung
sondern wird zu einem integrierten Bestandteil eingehend erprobt.
des Gebäudeentwurfes mit seiner Formgebung, Kennzeichnend für viele hybride Fassadenkons-
der vertikalen und horizontalen Organisation truktionen ist ein doppelschaliger, vollverglaster
des Grundrisses unter Berücksichtigung der Luft- Außenwandaufbau wie bei den Zweite-Haut-
durchströmung des Gebäudes und der aerody- Fassaden.
namischen Verhältnisse sowie der technischen Die Entwicklungen gehen vom reinen Wärme-
Gebäudeausrüstung. puffer hin zur reaktiven Hülle. Durch Verbesse-
Weil diese neuartigen Bauweisen nicht mehr per- rung der Wärmeschutzeigenschaften der Gläser
manent im einmal geplanten und ausgeführten (bis 0,7 W/m2K) tritt der winterliche Wärmeschutz
Zustand verharren, sondern ihre Eigenschaften in den Hintergrund gegenüber Anforderungen
durch Reagieren auf wechselnde Umweltbedin- an den sommerlichen Wärmeschutz. Verbunden
gungen selbsttätig ändern können, sind dafür damit werden die Abführung interner Wärmelas-
auch Bezeichnungen wie „Intelligente Fassade“ ten der technischen Anlagen und die witterungs-
bzw. „Intelligente Architektur“ gebräuchlich ge- geschützte, funktionssichere Anordnung eines
worden. „außen liegenden“ Sonnen- und Blendschutzes
Reaktionsfähige Fassaden können vom Architek- (s. Abschn. 9.6) erreicht.
ten nur in engem Zusammenwirken mit Fach- Für „Intelligente Gebäude“ gibt es ausgeführte
ingenieuren, insbesondere mit Spezialisten für Beispiele mit verschiedenartigsten Lösungsan-
Bauphysik, Heizungs-, Lüftungs- und Klimatech- sätzen.
nik und Fassadenplanung entwickelt werden. Sie
330 9 Fassaden aus Glas

Gebäudeplanungen werden dabei als komplexe


Aufgabe unter Berücksichtigung aller Energie-
ströme und Klimatisierungskonzepte betrach-
tet. Ziel der Entwicklungen ist die Minimierung
konventioneller haustechnischen Anlagen (In-
vestitions- und Betriebskosten) zugunsten des
Einsatzes selbststeuernder Bauelemente und
energiesparender, einfacher Technik auch unter
Teillast und Teilnutzung. Hierbei kommt der Op-
timierung der Nutzung der natürlichen Klimaein-
flüsse und der Vernetzung der Funktionen der
Fassadenlüftung mit der Haustechnik besondere
Bedeutung zu.
Unter Einbeziehung mehrschaliger Fassaden
werden je nach Tages- bzw. Jahreszeitanforde- 9.29a
rungen Luftströmungen durch massive Hohl-
decken und Schächte geleitet, die als Wärmepuf-
fer (Bauteilspeicherung) dienen (Bild 9.29). Auch
massive Wandteile werden zur Speicherung von
eingestrahlter Sonnenenergie ausgenutzt. Auf
diese Weise kann Energie gespeichert werden,
die auch zur Unterstützung der Luftumwälzung
nutzbar ist.
Im Sommer wird die Tageswärme in der Gebäu-
9 demasse zunächst gespeichert und über Nacht
wieder abgeführt (Nachtauskühlung). Die Dop-
pelfassade unterstützt und optimiert die natürli-
chen Lüftungsvorgänge.
Im Winter kann der Luftraum in Doppelfassaden
zusätzlichen Wärmeschutz bieten, wenn die Luft-
strömungen unterbunden werden.
Eine ggf. erforderliche Befeuchtung der zuge-
führten Frischluft lässt sich weitgehend durch 9.29b
künstliche Wasserflächen erreichen, die den An-
saugeinrichtungen vorgelagert werden.
In derartigen „Intelligenten Gebäuden“ kann
nicht nur auf besondere Kühl- bzw. Klimatisie-
rungsinstallationen verzichtet werden, sondern
es sind auch Energieeinsparungen möglich. Die
technischen Anlagen dienen in Verbindung mit
Gebäudeleittechnik nur noch als temporär unter-
stützende Systeme, die nur bei Bedarf und in Er-
gänzung zur reaktiven Gebäudehülle das Innen-
raumklima beeinflussen.
Gesicherte vergleichende Untersuchungen fer-
tiggestellter „intelligenter“ Gebäude über den
tatsächlichen Jahres-Energieverbrauch liegen
nur vereinzelt vor. Durch Simulationsberechnun-
gen unterstützte Planungen halten den durch 9.29c
Messungen nachgewiesenen Ergebnissen an
gebauten Beispielen vielfach nicht Stand. Insbe- 9.29 Niedrigenergie-Bürogebäude
Schematische Darstellung der Betriebszustände
sondere stehen die beabsichtigten Wärmeener-
a) Wintertag
gie-Einspareffekte im Winter häufig im Wider- b) Sommertag
spruch zu der gerade in Verwaltungsbauten c) Sommernacht
9.6 Sonnen- und Blendschutzsysteme 331

dominierenden Aufgabe der Abführung über- Hierbei sind:


schüssiger Wärmelasten im Sommer. Aw = Fensterfläche in m2
Zu einer weitergehenden Behandlung dieses (lichte Rohbauöffnung)
neuartigen, in der Entwicklung befindlichen As- gtotal = g · Fc = Gasamtenergiedurchlassgrad
pektes des Gestaltens und Konstruierens muss der Verglasung einschl. Sonnenschutz
auf weiterführende Literatur und Veröffentli- g = Gasamtenergiedurchlassgrad der
chungen ausgeführter Projekte verwiesen wer- Verglasung nach DIN EN 410
den.
Fc = Abminderungsfaktor für Sonnenschutz-
vorrichtung nach DIN EN 4108-2,
Tabelle 8
AG = Nettogrundfläche des Raumes oder
9.6 Sonnen- und Raumbereiches im m2
Blendschutzsysteme
Die Lage und Ausbildung hängt überwiegend
Zur Vermeidung unzumutbarer Temperaturbe- von der Himmelsausrichtung der einzelnen Fas-
dingungen und eines unerwünschten Lichtein- saden und der Raumnutzung ab (s. a. Abschn.
trages in Gebäuden ist der sommerliche Wärme- 17.5.4). Für Bürogebäude mit hohen inneren Wär-
schutz zu berücksichtigen, damit bereits durch melasten durch technische Einrichtungen steht
entwurfliche und bauliche Maßnahmen verhin- der Sonnenschutz häufig im Zusammenhang mit
dert wird, dass durch solare Energieeinträge zu einer energieintensiven und apparativ aufwändi-
hohe Innenraumtemperaturen sowie Beeinträch- gen Gebäudekühlung.
tigungen durch Blendwirkungen entstehen. Ein wirksamer sommerlicher Wärmeschutz ist nur
Hierbei sind regionale Unterschiede der sommer- mit außen liegenden Sonnenschutzanlagen mög-
lichen Klimaverhältnisse zu berücksichtigen. Für
die Bundesrepublik Deutschland werden gemäß
lich. Nur bei außenseitiger Lage der Verschat-
tungseinrichtungen kann entstehende Wärme
9
DIN 4108-2 drei Sommer-Klimaregionen unter- vor dem Eindringen durch die Klimahülle optimal
schieden, für die Grenzwerte für die höchstzuläs- abgeleitet werden.
sige Innenraumtemperatur1) zur Sicherstellung Alle Sonnenschutzeinrichtungen müssen in Ab-
der thermischen Behaglichkeit festgelegt sind. hängigkeit von den jahreszeitlich unterschiedli-
tsommerkühl (A), Grenzwert der Innenraum- chen Sonneneinfallswinkeln geplant werden. Die
temperatur 25 °C
tgemäßigt (B), Grenzwert der Innenraumtempe-
1)
ratur 26 °C Innenraumtemperatur, die an nicht mehr als 10 % der
Aufenthaltszeit (bei Wohngebäuden üblicherweise 24
tsommerheiß (C), Grenzwert der Innenraum- Stunden/Tag; bei Bürogebäuden üblicherweise 10 Stun-
temperatur 27 °C den/Tag) überschritten werden soll.
2) Die Ermittlung der Fensterfläche erfolgt hierbei bis zur
Bei einem i. d. R. notwendigen Fensterflächenan- „Rohbauöffnung“ (Anschlagskante des Blendrahmens)
teil2) von mehr als 10 % (Nord-West über Süd bis der Fensteröffnung ohne Berücksichtigung von Putzen
oder sonstigen Verkleidungen. Bei Dachflächenfenstern
Nord-Ost) bzw. 15 % (NNW über Nord bis NNO) geht das Ausmaß des Blendrahmens als lichtes Rohbau-
bezogen auf die Grundfläche eines Raumes ist mass. Beim vereinfachten Verfahren ist pauschal ein Rah-
der solare Wärmeeintrag für „kritische“ Räume menanteil von 30 % berücksichtigt worden.
3)
bzw. Raumbereiche an Außenfassaden nach- Für Räume, die in Verbindung mit baulichen Anlagen wie
zuweisen3) und ggf. durch die Anordnung von z. B. unbeheizten Glasvorbauten, Doppelfassaden oder
transparenten Wärmedämmungssystemen (TWD) ste-
Sonnenschutzvorrichtungen zu begrenzen (DIN hen, kann der vereinfachte Nachweis (Bestimmung des
4108-2). Sonneneintragkennwertes S) gemäß DIN 4108-2 nicht
geführt werden. Hierfür müssen gesonderte Nachweis-
verfahren unter Beachtung der besonderen Randbedin-
Sonneneintragskennwert. Hierzu ist im verein- gungen vorgenommen werden.
fachten Verfahren der Sonneneintragskennwert Bei Ein- und Zweifamilienhäusern, deren Fenster mit
S nach folgender Formel zu ermitteln und ein außen liegenden Sonnenschutzvorrichtungen (Abmin-
max. zulässiger Sonneneintrag festzulegen. derungsfaktor FC ≤ 0,3) versehen werden, kann ebenfalls
auf einen Nachweis verzichtet werden.
Σj (Aw, j · gtotal, j) Bei Neigungen der Fensterflächen gegenüber der Hori-
S = ____________ zontalen von 0° bis 60° beträgt der Grundflächen bezo-
AG gene Fensterflächenanteil maximal 7 %.
332 9 Fassaden aus Glas

Ermittlung der jahreszeitlich und regional unter- Blend- und Sichtschutz – weniger dem sommerli-
schiedlichen Sonneneinfallswinkel erfolgt mit chen Wärmeschutz.
Sonnenstandsdiagrammen.1) Häufig sind Sonnenschutzeinrichtungen in Ver-
Sonnenschutzanlagen können folgendermaßen bindung mit Vorrichtungen zur Fassadenreini-
unterschieden werden: gung und Wartung bei der Planung zu berück-
tnach ihrer Lage in Bezug zur Verglasung, sichtigen.
tnach der mechanischen Beweglichkeit und
Mechanische Beweglichkeit. An west- und ost-
tnach der Materialart.
orientierten Fassaden ist vertikal abdeckender,
häufig auch beweglicher Sonnenschutz aufgrund
Lage zur Verglasung. Sonnen- und Blendschutz-
der niedrigen Sonnenstände vorzuziehen. An
systeme können durch Abdeckung der Fenster-
südorientierten Verglasungen können horizontal
flächen außerhalb vor der Verglasung, innerhalb
angeordnete, auch starre Verschattungsanlagen
des Luftzwischenraumes (LZR) von Isolierglas-
bei hohen Sonnenständen gute Schutzeigen-
scheiben oder im Rauminneren angeordnet
schaften ergeben.
werden (geometrischer Sonnenschutz). Alternativ
kann die Strahlungsintensität durch Beschichtun- Bewegliche Sonnen- und Blendschutzanlagen
gen, Bedruckungen, Folien, oder auch Photovol- zwischen den Isolierglasscheiben (LZR) können
taikmodule gegen UV- und Infrarotstrahlung auf als schmale Lammellen oder Screens (kunststoff-
den Glasscheiben (s. Abschn. 5.4 in Teil 2 dieses beschichtete, reflektierende Gewebe) mit Elek-
Werkes) verringert werden (strahlungsvermin- tromotoren oder manuell mit Magneten bedient
dernder, selektiver Sonnenschutz). (gewendet oder gerafft) werden. An den Sonnen-
schutzanlagen absorbierte Wärmestrahlung heizt
tAußen liegender Sonnenschutz kann aus Texti-
das Glas auf und wird überwiegend nach außen
lien (Markisen) Glas-, Holz– oder Metalllamellen
abgegeben, wenn die innere Scheibe über Wär-
(horizontal oder vertikal angeordneten Lamel-
9 lenraffstores), Rollladen, Metallrosten oder Ble-
meschutzbeschichtungen verfügt. Nachteile sind
ein erforderlicher kompletter Austausch der Ver-
chen bestehen (s. a. Abschn. 5.8 in Teil 2 dieses
glasung bei defekten Anlagen und die versperrte
Werkes).
Durchsicht bei nicht raffbaren Anlagen. Vorteil ist
tVerglasungsintegrierte Verschattungssysteme in- die geschützte und verschmutzungsfreie Unter-
nerhalb des Luftzwischenraumes (LZR) be- bringung im LZR.
stehen aus hochziehbaren oder wendbaren
Leichtmetalllamellen, rollbaren Folien, tages-
lichtlenkenden Lamellenjalousien, Prismenglä- Feststehender und beweglicher
sern oder Liquidfüllungen. Sonnenschutz.
tInnen liegender Sonnen- eher Blendschutz (auch tFeststehender Sonnenschutz kann durch bauli-
Sichtschutz) wird aus textilen Vorhängen, Plis- che Maßnahmen (Balkone, Loggien, Dachüber-
see, horizontal oder vertikal angeordneten Ja- stände, zurückgesetzte Fenster, textile Überda-
lousien oder Lamellen hergestellt. chungen, Arkaden) oder mittels horizontaler,
seltener vertikaler oder geneigt auskragender
tBeschichtungen der Glasscheiben oder Einfär- Bauteile wie Roste, Lamellen oder Blechen vor-
bungen zur Licht- und Wärmereflexion sind Be- gesehen werden.
standteil der Verglasung.
tBewegliche Sonnenschutzvorrichtungen sind alle
Außen liegender Sonnenschutz ist innen Lie- Formen mechanisch, manuell oder elektrisch,
gendem zur Verringerung der Kühllasten vorzu- horizontal oder vertikal und diagonal verstell-
ziehen. Innen liegender Sonnenschutz ist kaum barer Anlagen (Markisen, Jalousien, Lamellen,
dazu geeignet, Wärmestrahlung abzuhalten und Schiebeläden). Bewegliche Sonnenschutzanla-
sollte, – wenn er überhaupt vorgesehen wird –, gen können zudem in verschiebliche und dreh-
über möglichst wärmestrahlungsreflektierende bare Systeme unterschieden werden.
Oberflächen verfügen und möglichst dicht an
der Verglasung angeordnet werden. Innenseitig
Feststehende Sonnenschutzanlagen werden
angeordnete Systeme dienen in erster Linie dem
als Trägerroste aus Stahl, Aluminium oder Edel-
stahl aus geraden, gekanteten oder Rechteck-
1) Einfallswinkel max.= ca. 62º am 21. Juni. und min. =
Hohlprofilen hergestellt. Sie können konsolartig
ca. 15º am 21. Dez. auf 51,5º nördl. Breite (Höhe Dort- auskragend, selbsttragend oder auch begehbar
mund–Halle) (Reinigungs- und Wartungsstege) vorgesehen
9.6 Sonnen- und Blendschutzsysteme 333

9.30a 9.30b 9.30c


9.30 Sonnenschutzanlagen
a) starre, feststehende Sonnenschutzanlage
b) beweglicher, horizontal drehbarer Sonnenschutz (nachführbare Großlamellen/shelfs)
c) beweglicher, vertikal drehbarer Sonnenschutz (nachführbare Großlamellen/shelfs)
9
werden. Rostsysteme sperren oder/und reflektie- – lassen aber diffuse Strahlung zur Raumbelich-
ren die direkte Einstrahlung in Abhängigkeit von tung durch. Nachteile sind die ggf. behinderte
der Rostgeometrie und dem Einstrahlungswinkel Durchsicht und der relativ hohe Aufwand für die
(Bild 9.30a). Feststehende Sonnenschutzanlagen Herstellung, Reinigung und Wartung (Bild 9.30b
als Roste oder Lamellen und die Fassadenflächen und c).
vollständig abdeckende Anlagen reduzieren den Öffenbare Lamellen verbunden mit lichtlenken-
Tageslichteinfall erheblich. den Beschichtungen an den Oberflächen (Light-
selfs) oder die Anordnung im oberen Drittel
Bewegliche Sonnenschutzanlagen für üblich der Verglasungsflächen verbessern die Tages-
große Fensteranlagen als Lamellenraffstores, lichtausbeute (s. Bild 9.33 und 9.34).
Markisen, Rollos, Screens und Fenster-, Roll- und Außen liegende und zudem bewegliche Son-
Schiebeläden werden in Teil 2, Abschn. 5.8 dieses nenschutzanlagen sind an Fassaden mit hoher
Werkes behandelt. Windbelastung (z. B. Hochhäuser) problematisch.
Großflächige Glasfassaden können auch durch Einen interessanten Lösungsversuch mit Hilfe ei-
vor der Verglasungsebene angeordnete, einach- ner senkrecht verfahrbaren, starren Lamellenkon-
sig horizontal oder vertikal drehbar gelagerte struktion zeigt Bild 9.31.
Großlamellen, – sog. „shelfs“ –, aus Aluminium,
Glas oder Holz verschattet werden. Die Anla- Sonnen- und Blendschutz in Doppelfassaden.
gen werden häufig dem Sonnenstand folgend Die Lage des Sonnenschutzes in einem Fassa-
automatisch mit elektromotorisch betriebenen denzwischenraum (FZR), insbesondere der Ab-
Schubstangen nachgeführt. Kombinationen mit stand zur Verglasung hat erheblichen Einfluss auf
Photovoltaikanlagen sind zur Energieversorgung das Innenklima. Ist der Abstand zu den Vergla-
durch die Verschattungsanlagen möglich. Glasla- sungsebenen zu gering, findet keine ausreichen-
mellen aus Sonnenschutzglas mit strahlungsbe- de Abkühlung durch mangelnde Umströmung
hindernden Bedruckungen oder Beschichtungen statt. Es entsteht ein heißes Luftposter, das so-
schränken die Durchsicht in geschlossenem Zu- gar zum Bruch der angrenzenden Glasscheiben
stand nur unwesentlich ein. Prismenlamellen aus führen kann. Ist der Abstand zu weit, ist die auf-
Acrylglas verhindern direkten Strahlungseintritt, triebsbedingte Geschwindigkeit des Luftstromes
334 9 Fassaden aus Glas

9.31a 9.31b 9.31c

9.31 Vorhangfassade mit senkrechten, verfahrbaren Sonnenschutzlamellen (Postscheckamt Essen)


a) Ansicht
b) Horizontalschnitt A–A durch den Pfosten mit justierbarer Befestigung, Brüstungselementen und den
davorliegenden Rahmen der Sonnenschutzanlage
c) Vertikalschnitt B–B durch den Riegel, davor der obere Rahmen der Sonnenschutzanlage
1 justierbare Aufhängung 5 Tragprofil außen mit Fahrschiene für
2 Tragprofil innen Fassadenreinigungskorb
3 Brüstungselement 6 Isolierverglasung
4 vertikal verfahrbare Sonnenschutzlamellen 7 waagerechte Sprosse

9
zwischen Sonnenschutz und Verglasung zu ge- 9.7 Tageslichtnutzung
ring. Die Folge sind Aufheizungserscheinungen
des Sonnenschutzes auf Grund mangelnden Bei der Betrachtung von Energieeffizienz bei
Wärmeabtransportes und in der Folge zuneh- gleichzeitig hoher Aufenthaltsqualität kommt
mender Erhitzung des FZR. der Tageslichtnutzung eine zunehmende Be-
deutung zu. Ein ausgewogenes Verhältnis von
Blendschutzanlagen. Vorrichtungen, die ledig- Lichttransparenz, Sichtkontakt von innen nach
lich dem Blendschutz bedienen, können auch außen und wirksamem Sonnen- sowie Blend-
innen liegend angeordnet werden. Verwendung schutz stellt erhöhte Planungsanforderungen an
finden Jalousien, Rollos, Behänge mit Vertikal- Gebäudefassaden dar. Ziel ist es, ein erhöhtes
lamellen und auch textile Behänge. Zur Vermei- Wohlbefinden1) (z. B.: Biorhythmus, Lichtbedarf,
dung der direkten Sonneneinstrahlung sind ermüdungsfreieres und sichereres Arbeiten)
lichtundurchlässige Materialien vorzuziehen. Zur durch eine dynamischere, attraktivere Tageslicht-
Sicherstellung der Tageslichtbeleuchtung und beleuchtung mit guten Sehbedingungen (u. A.
des Sichtkontaktes nach außen sollten die Blend- guter Tageslichtquotient, gute Helligkeitsver-
schutzvorrichtungen rückziehbar ausgeführt teilung, bessere Farb- und Kontrastwiedergabe)
werden. zu erreichen und gleichzeitig aus energetischen
Gründen Art und Umfang von Kunstlichtbeleuch-
Laubbäume und Bewuchs können als jahreszeit- tungen zu minimieren (Elektroenergie für die Be-
lich variierende Schattenspender die Besonnung leuchtungsanlagen, Reduktion von internen Wär-
von Innenräumen und Fassaden beeinflussen. melasten und Reduktion der haustechnischen
Umliegende Gebäude haben ggf. erheblichen Anlagen ggf. Vermeidung der Gebäudekühlung).
Einfluss auf die Besonnungssituation.
1) Mit der Reduzierung der Strahlungsintensität (Gesamt-
energiedurchlassgrad = g-Wert) durch den Sonnen-
schutz nimmt auch die Tageslichtintensität (Lichttrans-
missionsgrad = τ) ab. Natürliches Licht lässt sich in
quantitativer (Beleuchtungsstärke, Tageslichtquotient)
und qualitativer Hinsicht (Blendungserscheinungen, Hel-
ligkeitsverteilung, Leuchtdichtendifferenz) bewerten.
9.7 Tageslichtnutzung 335

Gemäß EU-Richtlinie 2002/91/EG zur Gesamt- fenster nicht wesentlich mehr als das Zweifache
energieeffizienz für Nicht-Wohngebäude ist der der Sturzhöhe über dem Fußboden betragen soll.
Energiebedarf für Beleuchtung auszuweisen. Lichtlenkende Tageslichtsysteme können diesen
Gemäß Arbeitsstättenverordnung ist eine aus- geometrischen Zusammenhang grundsätzlich
reichende Ausleuchtung von Arbeitsstätten mit nicht außer Kraft setzen.
Tageslicht gefordert. DIN V 18 599-4 fordert zu- Grundsätzlich gilt, dass insbesondere der obere
dem den Nachweis des Nutz- und Endenergie- Flächenanteil des Fensters zu einer optimalen
bedarfs von Beleuchtung. Somit ist die Nutzung Tageslichtausbeute auch in größeren Raumtiefen
von Tageslicht ein wesentlicher Faktor für die besonders beiträgt. Zu empfehlen ist eine bereits
nachzuweisende Primärenergie-Kennzahl und in der Rohbau- und Tragwerksplanung vorzuse-
die Gesamtbetrachtung der Energieeffizienz von hende sturzfreie Ausführung von Fassadenöff-
Gebäuden. nungen, die eine Maximierung des Tageslicht-
Eine effektive Tageslichtnutzung erfordert ab- bereiches ermöglicht. Zudem werden hiermit
gestimmte Gesamtlösungen bereits im Entwurf Aufhellungen der fensternahen Deckenflächen
(städtebaulicher Entwurf, Vorentwurf). Hierbei und damit verbundene aufhellende Lichtrefle-
besteht der größte Handlungsspielraum, der xionen erreicht. Ein gleicher Effekt wird durch
durch nachfolgende Planungsentscheidungen die bei Glasfassaden i. d. R. vorhandene direkte
(Entwurfs- und Ausführungsplanung) nur noch Ausleuchtung angrenzender Innenwandflächen
bedingt beeinflusst werden kann. erreicht.
Entscheidend für ein gutes Tageslichtangebot
sind folgende Faktoren: Oberlichter. Große Grundrissflächen (z. B. im
tMaximierung des Tageslichteinfalls im Winter, Industriebau) können durch Oberlichter effektiv
mit Tageslicht beleuchtet werden. Die Sichtver-
tOptimierung des Sonnen- und Blendschutzes bindungen nach außen sind jedoch durch Seiten-
im Sommer,
tGewinnung des diffusen Sonnenlichteintrages
fenster sicherzustellen. Ein wirksamer Sonnen-
schutz kombiniert mit Tageslichtsystemen ist in
9
insbesondere bei bedeckten Himmel, der Lage, die Anforderungen an eine qualifizierte
tBerücksichtigung wechselnder Himmelszu- Tageslichtbeleuchtung sicherzustellen. Im Som-
stände (tägliche und jährliche Sonnenwande- mer gut verschattete, südorientierte Oberlichter
rung, Änderungen der Bewölkung), als Sheddächer können in hochenergieeffizien-
tRaumproportionen/Raumtiefe,
tFassadenkonzepte mit Größe und Lage der Öff-
nungen,
tInnenausbau (Material- und Farbkonzepte),
tBeleuchtungskonzepte, 4
tFunktion und Kontrolle von Tages- und Kunst-
lichtsystemen. 3

Im Gebäudeentwurf ist zu prüfen, inwieweit Räu-


me einseitig oder insbesondere bei großflächi-
gen Räumen mehrseitig mit Seitenfenstern oder 2
Oberlichtern oder auch über angrenzende Ge-
bäudebereiche mit natürlichem Tageslicht ver-
sorgt werden können.
1

Seitenfenster. Bei der i. d. R. vorzusehenden Be-


lichtung durch Seitenfenster ist die Tiefe des Ta-
geslichtbereiches abhängig von der Fensterhöhe
bezogen auf die Oberkante der Arbeitsfläche. Ge- 9.32 Tageslichtbereich bei Seitenfenstern gemäß
mäß DIN V 18 599-4 beträgt die Tiefe des Tages- DIN V 18 599-4
lichtbereiches bei Seitenfenstern das 2,5fache der 1 Nutzebene
Sturzhöhe über der Nutzungsebene (Bild 9.32). 2 Tageslichtbereich
3 Sturzhöhe über Nutzebene
Als Faustformel gilt zudem, dass die Raumtiefe 4 Öffnung ohne Fenstersturz mit erweitertem
bei einer optimalen Ausleuchtung durch Seiten- Tageslichtbereich
336 9 Fassaden aus Glas

ten Gebäudekonzepten (z. B. Passivhaus) einen renzierung der Abschirmung der Lichteinstrah-
wesentlichen Beitrag zur passiven Gewinnung lung kontinuierliche und weitgehend blendfreie
von Wärmeenergie liefern. Belichtungsverhältnisse ermöglicht werden.
Feststehende Systeme mit relativ geringem
Tageslichtlenkung. Es werden vielfach hoch- Lichttransmissionsgrad für den Einsatz vorwie-
wertige Sonnenschutzgläser mit statischen Eigen- gend in Dachflächen sind kostengünstiger als
schaften hinsichtlich des Wärme- und Lichttrans- nachgeführte Systeme mit höherer Lichtdurch-
missionsgrades mit dem Nachteil eingesetzt, lässigkeit bei gleichzeitiger Sichtkontaktmöglich-
dass gewünschte solare Gewinne weitgehend keit nach Außen. Lamellensysteme mit Verspie-
verhindert werden. Die Markteinführung schalt- gelung können direktes Sonnenlicht abschirmen,
barer Gläser bzw. Beschichtungen zum Ausgleich bewegliche Spiegellamellen ermöglichen, den
dieser Nachteile ist bisher an technischen Hürden Gesamtenergie-Durchlassgrad zu variieren.
sowie den hohen Preisen gescheitert. Verspiegelte Oberflächen bewirken eine Umlen-
Übliche Markisen, Raffstors oder Lamellen sind kung des Direktanteiles des Sonnenlichtes. Die
konventionelle Sonnenschutzvorrichtungen, die Umlenkung senkt das Tageslichtniveau in Fas-
i. d. R. keine gesonderten lichtlenkenden Eigen- sadennähe bei gleichzeitiger Erhöhung in der
schaften aufweisen. Sie können jedoch auch Raumtiefe. Lichtlenkungssysteme in Form von
durch Verbesserung der Lichtverteilung mittels großformatigen Lightshelfs als Umlenkungs-
Optimierung der Lamellenprofile, separate Steu- lamellen in Kämpferhöhe von Fensteranlagen
erungsmöglichkeit von Außenjalousien im obe- tragen somit zu einem Ausgleich der Belich-
ren und unteren Teil sowie die Integration von
Sonnenschutzvorrichtungen in die Gebäudeleit-
technik zur automatischen Öffnung und Schlie-
ßung in Abhängigkeit vom Tageslicht insbeson-
9 dere bei bedecktem Himmel Bestandteil eines
Konzeptes zur Tageslichtnutzung sein.
Wesentlich bessere Tageslichtnutzung ist dann
möglich, wenn diffuses Licht eindringen kann,
direkte Sonneneinstrahlung jedoch abgeschirmt
wird. Hierzu stehen selektive Sonnenschutzsyste-
me zur Verfügung, mit denen durch eine Diffe-

4
1

3
2

9.33 Tageslichtlenkung mit „Lightshelfs“ 9.34 Zweischalige Fassade mit Tageslichtsteuerung


1 „Lightshelfs“ in Kämpferhöhe, steuerbar („intelligente Fassade“)
2 Tageslichtbereich, verschattbar 1 gesteuerte Lamellen
3 beweglicher Sonnenschutz 2 reflektierende Decke
4 hell reflektierende Decke 3 Leuchtkörper
9.8 Normen 337

tungsverhältnisse in Innenräumen bei (Bild 9.33). Planungen für Tageslichtnutzung können in ver-
Außen vor der Fassade angeordnet sind reflektie- einfachten Verfahren auf Grundlage statischer
rende Oberflächen besonders schmutzempfind- Himmels- und Gebäudemodelle ermittelt wer-
lich. Eine geschützte Anordnung im Zwischen- den. In vereinfachten Verfahren wird die Beson-
raum von Verglasungen oder innerhalb des FZR nungszeit auf die Fassaden (grafische oder com-
von Doppelfassaden ist günstiger. putergestützte Überlagerung der Sonnenbahn
Feststehende verspiegelte Lamellen im Zwi- mit der Verbauungsilhouette) zur Feststellung
schenraum von Verglasungen (LZR) wirken bei der Bebauungsbedingungen auf Grundstücken
optimierter Lamellenform ähnlich, jedoch nur festgestellt. Die Ermittlung des Energiebedarfs
eingeschränkt bei wenigen Sonnenständen, und für Beleuchtung kann aufgrund weniger Anga-
können den Ausblick von innen nach außen stark ben wie z. B. Verhältnis Fensterflächen zu Grund-
beschränken. fläche oder Fensterhöhe zu Raumtiefe grob fest-
Häufig erfolgt die automatisierte Regelungstech- gelegt werden.
nik von elektrischen Beleuchtungsanlagen prä- Darüber hinaus stehen Simulationsprogramme
senzabhängig (Einsatz von Präsenzdetektoren für komplexe Geometrien und veränderliche
zur Feststellung der Anwesenheit auch einzelner Zeiträume und Himmelszustände zur Verfügung,
Personen in Innenräumen) und tageslichtabhän- die i. d. R. spezielle fachplanerische Kenntnisse
gig (tageslichtabhängige Kunstlichtsteuerung). erfordern.
Erst elektronische, sorgfältig auf die Nutzungs- Die zur Selbststeuerung der Fassaden benötigte
anforderungen und die Nutzerwünsche abge- Energie kann über Photovoltaik-Anlagen gewon-
stimmte Kontrollsysteme stellen die gewünschte nen werden. Diese können Teil der gesteuerten
Beleuchtungsqualität sicher und sparen Energie. Sonnenschutzeinrichtungen sein.

9
9.8 Normen
Norm Ausgabedatum Titel

DIN 107 04.1974 Bezeichnung mit links oder rechts im Bauwesen


DIN EN 357 02.2005 Glas im Bauwesen – Brandschutzverglasungen aus durchsichtigen oder durch-
scheinenden Glasprodukten - Klassifizierung des Feuerwiderstandes
DIN EN 410 12.1998 Glas im Bauwesen; Bestimmung der lichttechnischen und strahlungs-
physikalischen Kenngrößen von Verglasungen
DIN EN 673 06.2003 –; Bestimmung des Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) Berechnungs-
verfahren
DIN EN 1096-1 01.1999 –; Beschichtetes Glas; Definition und Klasseneinteilung
DIN 1249-11 09.1986 Flachglas im Bauwesen; Glaskanten; Begriffe, Kantenformen und Ausführung
DIN 1259-1 09.2001 Glas; Begriffe für Glasarten und Glasgruppen
DIN 1259-2 09.2001 Glas; Begriffe für Glaserzeugnisse
DIN EN 1279-1 bis 6 2002–2009 Glas im Bauwesen – Mehrscheiben-Isolierglas
DIN EN 1364-3 12.2006 Feuerwiderstandsprüfungen für nicht tragende Bauteile; Vorhangfassaden
– Gesamtausführung
DIN EN 1364-3 Ber. 1 03.2007 –; –; Berichtigungen zu DIN EN 1364-3: 2006-12
DIN EN 1364-4 06.2007 –; –; Vorhangfassaden – Teilausführung
DIN 4102-13 05.1990 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Brandschutzverglasungen;
Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4108-1 08.1981 Wärmeschutz im Hochbau; Größen und Einheiten
DIN 4108-2 07.2003 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden; Mindestanforderungen
an den Wärmeschutz
DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen, Berechnungsverfahren und
Hinweise für Planung und Ausführung
DIN V 4108-6 06.2003 –; Berechnung des Jahresheizwärme- und des Jahresheizenergiebedarfes
DIN V 4108-6 Ber. 1 03.2004 Berichtigungen zu DIN V 4108-6
DIN 4108-7 08.2001 –; Luftdichtheit von Gebäuden, Anforderungen, Planungs- und Ausführungs-
empfehlungen sowie -beispiele
Fortsetzung s. nächste Seite
338 9 Fassaden aus Glas

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

E DIN 4108-7 01.2009 –; Luftdichtheit von Gebäuden, Anforderungen, Planungs- und Ausführungs-
empfehlungen sowie -beispiele
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau, Anforderungen, Nachweise
DIN 4109 Bbl 2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten Schall-
schutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn- und Arbeitsbereich
DIN 5034-1 10.1999 Tageslicht in Innenräumen; Allgemeine Anforderungen
DIN 5034-2 02.1985 –; Grundlagen
DIN 5034-3 02.2007 –; Berechnungen
DIN 5034-4 09.1994 –; Vereinfachte Bestimmung von Mindestfenstergrößen für Wohnräume
DIN EN 12 150-1 11.2000 Glas im Bauwesen; Thermisch vorgespanntes Kalknatron-Einscheibensicherheits-
glas; Definition und Beschreibung
DIN EN 12 152 08.2002 Vorhangfassaden – Luftdurchlässigkeit; Leistungsanforderungen und
Klassifizierung
DIN EN 12 153 09.2000 Vorhangfassaden; Luftdurchlässigkeit; Prüfverfahren
DIN EN 12 154 06.2000 Vorhangfassaden; Schlagregendichtheit, Leistungsanforderungen und
Klassifizierung
DIN EN 12 354-3 09.2000 Bauakustik – Berechnung der akustischen Eigenschaften von Gebäuden aus den
Bauteileigenschaften; Luftschalldämmung gegen Außenlärm
DIN EN 12 354-4 04.2001 –; Schallübertragung von Räumen ins Freie
DIN EN 12 464-1 03.2003 Licht und Beleuchtung – Beleuchtung von Arbeitsstätten; Arbeitsstätten in
Innenräumen
DIN EN 13 022-1 08.2006 Glas im Bauwesen; Geklebte Verglasungen; Glasprodukte für SSG-Systeme – Ein-
9 DIN EN 13 022-2 08.2006
fach- und Mehrfachverglasungen mit und ohne Abtragung des Eigengewichtes
–; Verglasungsvorschriften
DIN EN 13 116 11.2001 Vorhangfassaden – Widerstand gegen Windlast – Leistungsanforderungen
DIN EN 13 120 04.2009 Abschlüsse innen – Leistungs- und Sicherheitsanforderungen
DIN EN 13 363-1 09.2007 Sonnenschutzeinrichtungen in Kombination mit Verglasungen; Berechnung der
Solarstrahlung und des Lichttransmissionsgrades; Vereinfachtes Verfahren
DIN EN 13 363-2 06.2005 –; –; Detailliertes Verfahren
DIN EN 13 363-2 Ber. 1 04.2007 –; –; Berichtigungen zu DIN 13 363-2, 2005-06
DIN 13 561 01.2009 Markisen – Leistungs- und Sicherheitsanforderungen
DIN EN 13 659 01.2009 Abschlüsse außen – Leistungs- und Sicherheitsanforderungen
DIN EN ISO 13 791 02.2005 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Berechnung von sommerlichen
Raumtemperaturen bei Gebäuden ohne Anlagentechnik – Allgemeine Kriterien
und Validierungsverfahren
DIN EN ISO 13 792 06.2005 –; –; Vereinfachtes Berechnungsverfahren
DIN EN 13 830 11.2003 Vorhangfassaden – Produktnorm
DIN EN 13 947 07.2007 Wärmetechnisches Verhalten von Vorhangfassaden – Berechnung des Wärme-
durchgangskoeffizienten
DIN EN 14 019 09.2004 Vorhangfassaden – Stoßfestigkeit – Leistungsanforderungen
DIN EN 14 501 02.2006 Abschlüsse – Thermischer und visueller Komfort – Leistungsanforderungen und
Klassifizierung
DIN EN 14 509 02.2007 Selbsttragende Sandwich – Elemente mit beidseitigen Metalldeckschichten –
Werkmäßig hergestellte Produkte – Spezifikationen
DIN EN 14 509 Ber. 1 04.2009 Berichtigung zu DIN EN 14 509: 2007-02
E DIN EN 15 651-1 07.2007 Fugendichtstoffe im Hochbau – Definitionen, Anforderungen und Bewertung der
Konformität, Fugendichtstoffe für Fassaden
E DIN EN 15 651-2 08.2007 –; –; Dichtstoffe für Verglasungen
DIN 18 005-1 07.2002 Schallschutz im Städtebau; Grundlagen und Hinweise für die Planung
DIN 18 005-1 Bbl 1 05.1987 Schallschutz im Städtebau; Berechnungsverfahren; Schalltechnische
Orientierungswerten für die städtebauliche Planung
E DIN EN 18 008-1 03.2006 Glas im Bauwesen – Bemessungs- und Konstruktionsregeln; Begriffe und
allgemeine Grundlagen
E DIN EN 18 008-2 03.2006 –; Linienförmig gelagerte Verglasungen
9.9 Literatur 339

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN V 18 073 05.2008 Rollläden, Markisen, Rolltore und sonstige Abschlüsse im Bauwesen – Begriffe,
Anforderungen
DIN 18 202 10.2005 Toleranzen im Hochbau; Bauwerke
DIN 18 203-2 08.2006 –; Vorgefertigte Teile aus Stahl
DIN 18 351 10.2006 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen; Teil C: Allgemeine
technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV); Vorgehängte
hinterlüftete Fassaden
DIN 18 358 10.2006 –; Rolladenarbeiten
DIN 18 360 12.2002 –; Metallbauarbeiten
DIN 18 361 12.2002 –; Verglasungsarbeiten
DIN 18 516-4 02.1990 Außenwandbekleidungen, hinterlüftet; Einscheiben-Sicherheitsglas;
Anforderungen, Bemessung, Prüfung
DIN 18 540 12.2006 Abdichten von Außenwandfugen im Hochbau mit Fugendichtstoffen
DIN 18 542 01.1999 Abdichten von Außenwandfugen mit imprägnierten Dichtungsbändern aus
Schaumkunststoff; Imprägnierte Dichtungsbänder; Anforderungen, Prüfung
DIN 18 545-1 02.1992 Abdichten von Verglasungen mit Dichtstoffen; Anforderungen an Glasfalze
DIN 18 545-2 12.2008 –; Dichtstoffe; Bezeichnung, Anforderungen, Prüfung
DIN 18 545-3 02.1992 –; Verglasungssysteme
DIN V 18 599-4 02.2007 Energetische Bewertung von Gebäuden – Berechnung des Nutz-, End- und
Primärenergiebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser und
Beleuchtung; Nutz- und Endenergiebedarf für Beleuchtung
ETB Absturzsicherung 06.1985 ETB-Richtlinie „Bauteile, die gegen Absturz sichern“
GlaskonstrZulBek 12.1998 Bekanntmachung der Leitlinie für die europäische technische Zulassung für
geklebte Glaskonstruktionen 9
TRAV 01.2003 Technische Regeln für die Verwendung von absturzsichernden Verglasungen
(TRAV)
TRLV 08.2006 Technische Regeln für die Verwendung von linienförmig gelagerten Verglasungen
(TRLV)
TRPV 08.2006 Technische Regeln für die Bemessung und die Ausführung punktförmig
gelagerter Verglasungen (TRPV)
VDI 6011 08.2002 Blatt 1: Optimierung von Tageslichtnutzung und künstlicher Beleuchtung –
Grundlagen
VertikalverglasungTR 08.1997 Technische Regeln für die Verwendung von linienförmig gelagerten Vertikal-
verglasungen

9.9 Literatur
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Gestaltung und Konstruktion, Tageslichttechnik u. a. 1999/2000
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[3] Behling, S.: Sol Power; Die Evolution der solaren Architektur. München–New York 1996
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340 9 Fassaden aus Glas

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[16] Gall, D., Vandahl, C., Jordanowa, S.: Lichtschutzeinrichtungen an Büroarbeitsplätzen. In Licht Bd. 52/2000
[17] Gertis, K.: Sind neuere Fassadenentwicklungen bauphysikalisch sinnvoll? Teil 2: Glas-Doppelfassaden (GDF).
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[18] Haas-Arndt, D., Ranft, F.: Tageslichttechnik in Gebäuden. Heidelberg 2007
[19] Hauser, G.: Energetische Wirkungen einer durchströmten Glasfassade. In: TAB 19/1989
[20] Hausladen, G., Saldanha, M., Nowak, W., Liedl, P.: Einführung in die Bauklimatik – Klima und Energiekonzepte für
Gebäude. Berlin 2003
[21] Hausladen, G., Saldanha, M., Liedl, P., Sager, C.: ClimaDesign – Lösungen für Gebäude , die mit weniger Technik mehr
können. München 2005
[22] Hausladen, G., Saldanha, M., Liedl, P.: ClimaSkin – Konzepte für Gebäudehüllen, die mit weniger Energie mehr leisten.
München 2006
[23] Hegger, M.: Energie-Atlas: Nachhaltige Architektur. Basel 2008
[24] Informationsdienst Holz: Holzbauhandbuch, Reihe 1, Teil 10, Folge 3, 12/1999; Holz-Glas-Fassaden;
www.informationsdienst-holz.de
[25] Informationszentrum RAUM und BAU-(IRB)-Literaturdokumentationen 3650, 3651, 3652, 3653 : Glasfassaden,
Temporärer Wärmeschutz, Lichtumlenkung, Energiegewinnung durch Fenster, Tageslichttechnik, Hochhausfassaden,
Sonnenschutz von Büro- und Verwaltungsbauten u. a. Stuttgart; www.irb.fhg.de
[26] Intelligente Architektur; AIT Spezialausgaben seit 1996 und AIT-Scripte 1 bis 3
[27] Jakobiak, R. A.: Tageslichtnutzung in Gebäuden, BINE Informationsdienst Themeninfo 1/05. FIZ Karlsruhe 2005;
9 www.bine.info
[28] Kiwull, N.: Kombinierte Tages- und Kunstlichtsysteme – neue Konzepte und Nutzerakzeptanz. Berlin 2008
[29] Kunkelmann, J.: Brandschutz von Gebäuden mit Doppelfassaden. In: BBauBl. 47-7/1998
[30] Lang, W.: Zur Typologie mehrschaliger Gebäudehüllen aus Glas. In: DETAIL 7/1998
[31] Maas, A. (Hrsg.): Umweltbewusstes Bauen – Energieeffizienz, Behaglichkeit, Materialien. Stuttgart 2008
[32] Mösle, P.: Zwischen den Schalen. In: db 01/2001
[33] Müller, H. ,Nolte, C., Pasquay, T., Thiel ,D.: Bericht zu Meßvorhaben an drei Gebäuden mit Doppelfassaden.
In: AIT/Intelligente Architektur 15/1998
[34] Oesterle, E., Lieb, R. D ., Lutz, M., Heusler, W.: Doppelschalige Fassaden – ganzheitliche Planung. München 1999
[35] Otto, F., Hauser, G.: Planungsinstrument für das sommerliche Wärmeverhalten von Gebäuden, Stuttgart 1998
[36] Pottgiesser U.: Fassadenschichtungen, Glas – mehrschalige Glaskonstruktionen. Berlin 2004
[37] Rice, P., Dutton, H.: Transparente Architektur; Glasfassaden mit Structural Glazing. Basel 1995
[38] Russ. Ch. u. A..: Sonnenschutz – Schutz vor Überwärmung und Blendung. Stuttgart 2008
[39] Schuler, M.: Luft in Hülle und Fülle; Doppelfassaden an Hochhäusern sind oft umstritten. In: db 4/1997
[40] Schuler, M.: Glasfassaden und Sonnenschutz. In: VfA Profil 10/98
[41] Schwab, A.: Neue Konzepte mehrschaliger Fassaden. In: DAB 03/1996 und: Fassaden für natürlich belüftete Gebäude.
In: DAB 30/1998
[42] Schittich, C., Staib, G., Balkow, D., Schuler, M., Sobeck, W.: Glasbauatlas, Berlin 2006
[43] Schittich, C. (Hrsg.): Gebäudehüllen im Detail, 2006
[44] Stahl, M.: Doppelfassade, Solarwärme, Kühldecken, neuronale GLT(Gebäudeleittechnik). Götz-Neubau: Ist das
ein Intelligentes Gebäude? In: CCI 30/1996
[45] Technische Richtlinien des Institutes des Glaserhandwerks für Verglasungstechnik und Fensterbau (IGH);
Schrift 1, 2, 4, 13, 17, 19. Hadamar; www.glaserhandwerk.de
[46] Vögele, O.: Handbuch für Rollladen und Sonnenschutztechnik. Bochum 2000
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[48] Zimmermann, G. (Hrsg.), Küffner, P., Lummerzheim O.: Schäden an Glasfassaden und -dächern – Schadensfreies Bauen,
Band 21. Stuttgart 2000
[49] Zimmermann, G. (Hrsg.), Küffner, P., Lummerzheim O.: Bauschädensammlung, Band 13, Stuttgart 2001, Seiten 64 und
65 und Band 14, Seiten 62 und 63. Stuttgart 2003
341

10 Geschossdecken und Balkone

10.1 Allgemeines ser, in Frage oder für Decken in Verbindung mit


einem Dachstuhl aus Holz.
Die Aufgabe, gebaute Räume nach oben abzu- Die Gewölbe stellen die älteste Form steinerner
schließen und die Geschosse durch Decken zu Decken dar; sie bilden mit den Gebäudemauern
trennen, kann auf verschiedene Weise gelöst ein festes Gefüge.
werden. Zu unterscheiden sind nach den jeweili-
gen Hauptbaustoffen:
10.1.1 Standsicherheit
tDecken aus natürlichen oder künstlichen Stei-
nen, Ebene Decken werden durch ihr Eigengewicht
tDecken aus Beton oder Stahlbeton, und Nutz- bzw. Verkehrslasten statisch auf Bie-
tDecken aus Stahl, gung beansprucht. Die anzunehmenden Ver-
kehrslasten sind in DIN 1055-3 festgelegt. Sie
tDecken aus Holz. betragen 1,5 kN/m2 für Decken von Wohnräu-
men und bis zu 20 kN/m2 (nach Tab. 4 DIN 1055-
Man kann ferner unterscheiden: 3) für Decken von Fabriken und Lagern. Wird für
tebene Decken, überwiegend biegebeansprucht, Trockenbauwände zur Verkehrslast eine Last von
tgewölbte Decken, überwiegend druckbean- 0,75 kN/m2 hinzugerechnet, so sind Trockenbau-
sprucht. wände ohne weiteren statischen Nachweis auf
der Decke beliebig platzierbar. Die daraus resul-
Massivdecken werden an der Baustelle oder vor- tierende Konstruktionsart und die erforderliche
gefertigt hergestellt als Stahlbetonplatten oder Dimensionierung ist abhängig von der Spann-
-balkendecken, Stahlbetonrippendecken, Stahl-
betondecken mit Füllkörpern oder aus Stahl-
weite und -richtung der Decken. 10
Balken- und Rippendecken (s. Abschn. 10.2.3)
blechen mit Aufbeton. Sie stellen heute für den werden in der Regel so auf den tragenden Bautei-
weitaus größten Teil aller Bauvorhaben die übli- len (tragende Wände, Unterzüge, Riegel von Ske-
che Geschossdecke dar, weil damit relativ leicht lettbauten) aufgelagert, dass kurze Spannweiten
die notwendige Feuersicherheit und ausreichen- – möglichst unter Ausnutzung der Durchlaufwir-
der Schallschutz erreicht werden können. kung – und damit wirtschaftliche Abmessungen
Holzbalkendecken genügen nur bei sehr sorgfälti- erzielt werden.
ger Ausführung den Schallschutzanforderungen
und kommen allenfalls noch für kleinere Bauvor- Ebene Massivplatten können am wirtschaft-
haben mit zwei Geschossen, z. B. Einfamilienhäu- lichsten ausgeführt werden, wenn sie unter Aus-

10.1a 10.1b 10.1c


10.1 Stahlbetonplatte
a) zweiseitig aufgelagert
b) dreiseitig aufgelagert
c) allseitig aufgelagert
342 10 Geschossdecken und Balkone

10.4 Auflager auf Kragkonsole

10.2 Kantenpressung 10.3 Rissbildung


am Auflagerrand infolge Verdrehung
am Auflager 10.5 Tragdornverbindung (Schoeck Staifix®)

nutzung verschiedener Spannrichtungen drei- Eine wesentlich rationellere Ausführungsmög-


oder vierseitig aufgelagert werden (Bild 10.1). lichkeit bieten in solchen Fällen Konstruktionen
Bei zu geringer Auflagertiefe entsteht infolge mit hochbelastbaren Tragdornverbindungen
der Durchbiegung der Decke eine erhöhte Kan- (Bild 10.5).
tenpressung am Auflager. Dabei können die Auf- Leichte Trennwände dürfen ohne zusätzliche
lagerränder durch Überbeanspruchung abplatzen Träger oder Verstärkungsstreifen unmittelbar auf
(Bild 10.2). Durch Verdrehungen im Auflagerbe- Decken errichtet werden (vgl. Abschn. 6.10.1).
reich besteht besonders bei geputzten Außen- Dabei muss die Durchbiegung der Decken durch
wänden und bei Innenwänden, die auf einer entsprechende Dimensionierung in engen Gren-
Seite am Deckenauflager durchlaufen, die Gefahr zen gehalten werden, da sonst Rissbildungen in
der Bildung von Horzontalrissen (Bild 10.3). In den Wänden auftreten.
10 den oberen Raumecken sollte daher bei geputz- Nach DIN 1045-1 darf eine Stahlbetondecke
ten Flächen zwischen Decken- und Wandputz ein sich nur so stark durchbiegen, dass weder die
Kellenschnitt ausgeführt werden. ordnungsgemäße Funktion noch das Erschei-
Im Rahmen des gesamten Baugefüges tragen nungsbild der Decke oder angrenzender Bauteile
ebene Massivdecken als horizontale Scheiben (leichte Trennwände, Verglasungen usw.) beein-
wesentlich zur Aussteifung und Sicherung der trächtigt wird. Wenn die Durchbiegung 1/250 der
Standsicherheit bei (s. Abschn. 1.6, Bilder 1.27c Stützweite nicht überschreitet, kann davon aus-
und 1.28). gegangen werden, dass es nicht zu solchen Be-
In diesem Fall ist die Verbindung mit den ausge- einträchtigungen kommt. Um Durchbiegungen
steiften Wänden ohne zusätzliche Maßnahmen zu begrenzen, darf die Decke überhöht werden.
ausreichend, wenn die Auflagertiefe mindestens Die Schalungsüberhöhung sollte aber 1/250 der
der halben Wanddicke entspricht (vgl. Abschn. Stützweite der Decke nicht überschreiten.
6.2.1.1). Wenn aus statischen Gründen Decken-
auflager ohne Einspannung hergestellt werden
müssen oder wenn Fugen zwischen verschiede-
nen Deckenfeldern (z. B. sehr unterschiedliche
Nutzlasten, komplizierte Grundrissformen) erfor-
derlich sind, können besondere Auflager durch
Unterzüge oder durch Auskragungen gebildet
werden (Bild 10.4).

10.6 Punktauflager (zentriert) 10.7 Rissbildungen an Trennwänden


10.1 Allgemeines 343

Wenn die nach dem Einbau angrenzender Bau- 1


teile auftretende Durchbiegung einschließlich
der zeitabhängigen Verformungen größer als 2
1/500 der Stützweite ist, können Schäden an die-
sen Bauteilen auftreten.
Ein typisches Schadensbild an nichttragenden
Zwischenwänden infolge zu großer Durchbie- 10.8a
gung der Decke zeigt Bild 10.7.
1

10.1.2 Wärmeschutz1) 2
4
Je nach Lage innerhalb eines Bauwerkes müssen
Decken unterschiedlichen Anforderungen an
den Wärmeschutz genügen, die in DIN 4108-2 im 10.8b
Einzelnen definiert sind für
10.8 Wärmedämmung von Deckenrändern
tWohnungstrenndecken,
a) Wärmeschutz aus anbetoniertem Polystyrol-
tKellerdecken, Decken gegen abgeschlossene, Hartschaum, überputzt
unbeheizte Hausflure o. ä. (bedenkliche Ausführung!)
tDecken, die den unteren Abschluss nicht un- b) Wärmeschutz hinter Abmauerung
terkellerter Räume bilden (unmittelbar auf dem 1 Mauerwerk
2 Wärmedämmung
Erdreich aufliegend oder über nicht belüftetem 3 wärmedämmendes Schalungselement
Hohlraum), mit Bewehrung und Putzträger
tDecken unter nicht ausgebauten Dachräumen, 4 Abmauerung
tDecken, die Aufenthaltsräume gegen die Au-
ßenluft abgrenzen (z. B. bei offenen Durchfahr-
ten, Flachdächern, s. Abschn. 17). rung dienen vorgefertigte Schalungselemente 10
mit Wärmedämmstreifen (Bild 10.8c).
Die teilweise sehr hohen Anforderungen können Sollen Deckenränder aus gestalterischen Grün-
in der Regel von der Rohdecke allein nicht erfüllt den in den Fassadenflächen sichtbar bleiben, so
werden. Bildet eine Decke den oberen Abschluss werden sie am besten mit Hilfe von wärmege-
eines Bauwerkes, ist der erforderliche Wärme- dämmten Fertigteilen ausgeführt, die beim Beto-
schutz im Rahmen der gesamten Dach- bzw. nieren der Rohdecken mit einbetoniert werden.
Flachdachkonstruktion zu gewährleisten (s. Ab- Bei hochgedämmten Außenwänden können sich
schn. 2 Teil 2 dieses Werkes). über die Deckenränder, im Sockelbereich bzw.
Bei Kellerdecken und Decken über offenen Durch- über Kellern Wärmebrücken bilden. Dadurch sind
fahrten kommen unterseitig aufgebrachte (z. B. kritische niedrige Oberflächentemperaturen im
anbetonierte) Wärmedämmungen als zusätzliche Innenbereich des Mauerfußes möglich. Abhilfe
Maßnahmen in Frage. kann durch Einbau von tragenden Wärmedämm-
Zu beachten ist jedoch der ausreichende Wär- elementen geschaffen werden (Bild 10.9).
meschutz für die Außenkanten der Rohdecken,
da sonst Wärmebrücken entstehen würden. Bei
durchbindenden Decken muss mindestens eine
– am besten anbetonierte – Wärmedämmung
aus Holzwolle-Leichtbauplatten vorgesehen wer-
den (Bild 10.8a). Bei einer derartigen Ausführung
muss der Außenputz mit einem entsprechen-
den Textilgewebe zur Vermeidung von Rissen
bewehrt werden, weil die Deckenränder andere
bauphysikalische Eigenschaften aufweisen als
10.9
die angrenzenden Wandflächen. Besser ist eine Tragendes Wärmedämm-
Ausführung gemäß Bild 10.8b. Der Rationalisie- Element (Schöck isomur®)
344 10 Geschossdecken und Balkone

10.1.3 Schallschutz1) besonders der Dachdecken) verhindert werden.


Nachteile der Massivdecken sind ihre geringe
Die Anforderungen an Decken hinsichtlich des Wärmedämmfähigkeit, feuchter Einbau und ho-
Schallschutzes sind in DIN 4109 A1 festgelegt. hes Eigengewicht. Demgegenüber stehen die
Unterschieden wird zwischen Luftschallschutz Vorteile gute Temperaturspeicherfähigkeit und
und Trittschallschutz. Zwar geben schwere Mas- guter Schallschutz (große Masse).
sivdecken gute Voraussetzungen für ausreichen- Zur Einsparung von Bauzeit, Lohn, Konstruktions-
den Luftschallschutz, insgesamt jedoch ist bei al- höhe, Schalung und Stahl werden ständig neue
len Deckensystemen ausreichender Schallschutz Ausführungsarten für Massivdecken entwickelt.
– insbesondere der Trittschallschutz – nur in Ver- Ein großer Teil dieser Decken wird aus vorgefer-
bindung mit Deckenauflagen (s. Kapitel 11 und tigten Teilen hergestellt.
– bei höheren Anforderungen – durch Kombina-
tion mit Unterdecken (s. Kapitel 14) zu erreichen. Platten sind ebene Flächentragwerke (Bild
10.10.1), die quer zu ihrer Ebene belastet sind; sie
können linienförmig oder auch punktförmig ge-
10.1.4 Brandschutz1) lagert sein. Je nach ihrer statischen Wirkung wer-
den einachsig oder zweiachsig gespannte Platten
Massivdecken stellen in Geschossbauten einen unterschieden.
wesentlichen Schutz gegen Brandausbreitung Zu den Platten gehören die Stahlsteindecken (Bild
dar. In den Landesbauordnungen und sonstigen 10.10.2). Das sind Decken aus Deckenziegeln, Be-
bauaufsichtlichen Bestimmungen sind daher ton oder Zementmörtel und Betonstahl, für die
vielfältige, im Einzelnen unterschiedliche Brand- das Zusammenwirken der genannten Baustoffe
schutzanforderungen entsprechend ihrer Gebäu- zur Aufnahme der Schnittgrößen kennzeichnend
deklassen an Decken gestellt, Einzelheiten hierzu ist. Der Zementmörtel muss wie Beton verdichtet
s. Abschn. 17. werden. Stahlsteindecken dürfen nur einachsig
Die Einreihung in bestimmte Feuerwiderstands- hergestellt werden (Mindestdicke = 9 cm).
klassen gemäß DIN 4102-4 Tab. 9, ist bei Stahl- Die Festlegungen, die für Stahlbetonplatten gel-
10 betondecken abhängig von der Dicke und der ten, sind i. allg. auch auf den Glasstahlbeton (s.
Überdeckung der Stahlbewehrungen sowie dem Abschn. 10.2.2.5) anzuwenden, d. h. auf Platten
Aufbau (Estrich, Dämmung). aus Beton, Betongläsern und Betonstahl, bei
Bei anderen Deckenbauarten sind Bekleidungen denen ebenfalls das Zusammenwirken dieser
aus besonderen Brandschutzmaterialien oder Baustoffe zur Aufnahme der Schnittgrößen nö-
spezielle Unterdecken erforderlich (s. Kapitel 14). tig ist (Bild 10.10.3). Glasstahlbeton darf nur als
Abschluss gegen die Außenluft (Oberlicht, Ab-
deckung von Lichtschächten usw.) und i. Allg.
10.2 Ebene Massivdecken nur für überwiegend auf Biegung beanspruchte
Teile, nicht für Durchfahrten und nur bedingt für
befahrbare Decken verwendet werden.
10.2.1 Allgemeines
Die meisten Geschossdecken und Flachdächer Pilzdecken sind Platten (Bild 10.10.4), die unmit-
werden als ebene Massivdecken hergestellt. telbar auf Stützen mit oder ohne verstärkten Kopf
Sie sind feuerbeständig, unempfindlich gegen aufgelagert und mit den Stützen biegefest oder
Feuchtigkeit und Schädlinge und daher fast un- gelenkig verbunden sind. Die Platten müssen
begrenzt dauerhaft. Die Verbindung von Massiv- mindestens 15 cm dick sein.
decke und Wänden ergibt ein statisch günstig
wirkendes einheitliches Gefüge. Durch geeignete Balken sind überwiegend auf Biegung bean-
Maßnahmen (z. B. Gleitfugen) müssen Schäden spruchte stabförmige Träger beliebigen Quer-
durch Wärmedehnungen, Kriechen und Schwin- schnitts.
den des Stahlbetons (z. B. am Deckenauflager
Balkendecken sind Decken aus unmittelbar ne-
beneinander verlegten Stahlbetonfertigbalken
(Bild 10.10.5 und .6) oder aus Balken mit Zwi-
schenbauteilen, die in der Längsrichtung nicht
1) Begriffe und weitere Ausführungen s. Abschn. 17 mittragen (Bild 10.10.7).
10.2 Ebene Massivdecken 345

Zwischenbauteile sind mittragende oder nicht sind, DIN 4159 entsprechen. Bei jeder Lieferung
mittragende Beton- oder Stahlbetonfertigteile ist zu prüfen, ob sie die geforderten Abmessun-
oder Deckensteine aus Beton, Leichtbeton oder gen und Formen (Stoßfugenform) aufweisen.
gebranntem Ton, die zwischen die Balken oder
Rippen von Balken- oder Rippendecken einge- Plattenbalken sind stabförmige Tragwerke, bei
fügt oder auf ihnen gelagert werden (s. DIN 4158, denen kraftschlüssig miteinander verbundene
DIN 4159 und DIN 4160). Sie können über die vol- Platten und Balken (Rippen) bei der Aufnah-
le Höhe der Rohdecke oder nur einen Teil dieser me der Schnittgrößen zusammenwirken (Bild
Höhe reichen. 10.10.8). Die Plattenbalkendecke kann aus ein-
Zwischenbauteile für Stahlbetonrippendecken zelnen Trägern oder als geschlossene Platten-
müssen, falls sie aus Beton bestehen, DIN 4158 balkendecke ausgeführt werden. Sie ist leichter
und falls sie aufs gebranntem Ton hergestellt als die Stahlbetonplatte und damit bei größeren

Tabelle 10.10 Schematische Darstellung der Grundformen ebener Massivdecken


h

10.10.1 Stahlbetonplatte h ≧ 7 cm

10.10. 2 Stahlsteindecke h ≧ 9 cm

10.10. 3 Glas-Stahlbeton h ≧ 6 cm

10
h

10.10. 4 Pilzdecke h ≧ 15 cm mit oder ohne Stützenkopf

10.10. 5 Stahlbetonbalken mit Einschub und aussteifenden


Querrippen
h

10.10. 6 dicht verlegte Stahlbetonbalken (h ≈ 16 cm) mit


lastverteilendem Aufbeton (3 cm)

10.10.7 Stahlbetonbalken mit Ortbeton und statisch nicht


h

mitwirkenden Zwischenbauteilen (Z)


h

10.10. 8 Plattenbalkendecke h ≧ 7 cm
h

10.10. 9 Stahlbetonrippendecke mit statisch nicht


mitwirkenden Füllkörpern h ≧ 1/10 a ≧ 5 cm
346 10 Geschossdecken und Balkone

Stützweiten wirtschaftlicher. Anschluss der Bal- 10.2.2 Plattendecken


ken an die Platten durch Schrägen (Vouten) 1 : 3
spart Stahl, verteuert jedoch die Schalarbeit (Bild 10.2.2.1 Stahlbeton-Vollplatten
10.10.8).
Die Stahlbeton-Vollplatte als Ortbeton-Platte wird
Stahlbeton-Rippendecken sind Plattenbalken- aus Normal- oder Leichtbeton (s. Kapitel 5) auf
decken mit einem lichten Abstand der Rippen Holz- oder Stahltafelschalung hergestellt und
von 70 cm und beschränkter Verkehrslast (5,0 entweder in einer Richtung oder kreuzweise mit
kN/m2), bei denen kein statischer Nachweis für Rundstahl oder mit Betonstahlmatten bewehrt.
die Platten erforderlich ist. Zwischen den Rip- Die Deckendicke ergibt sich aus Belastung,
pen können unterhalb der Platte statisch nicht Spannweite, Art der Bewehrung und dem Eigen-
mitwirkende Zwischenbauteile liegen. An die gewicht (Bild 10.12).
Stelle der Platte können ganz oder teilweise Zwi- Die Mindestdeckendicke d beträgt
schenbauteile treten, die in Richtung der Rippen
mittragen (Bild 10.10.9). t7 cm im allgemeinen,
Bei den in Bild 10.10 schematisch dargestellten t10 cm bei befahrenen Platten (PKW),
Grundformen ist zu beachten, dass der lasttra- t12 cm bei befahrenen Platten (schwere Fahr-
gende Teil der Decke, die Rohdecke, noch zu er- zeuge),
gänzen ist durch die Deckenauflage (s. Kapitel t5 cm bei ausnahmsweise begangenen Platten
10 und 11), die aus dem Fußboden und seiner (z. B. Dachplatten).
meist trittschalldämmenden Unterkonstruktion
besteht, und ggf. durch die Unterdecke (s. Kapitel Obwohl heute Stahlbetonplattendecken in Ort-
14) (Bild 10.11). betonbauweise mit Hilfe moderner Schalungs-

10
10.11a
10.11 Beispiele für ein- und mehrschalige Geschossdecken
(schematisch)
a) einschalige Decke
1 Deckenauflage
(z. B. Verbundestrich mit Textilbelag)
2 Rohdecke
(z. B. Stahlbetonplatte)
10.11b 3 Putz
b) zweischalige Decke
1 Deckenauflage
(schwimmender Estrich, z. B. Zementestrich
auf Trittschall-Dämmplatten mit Gehbelag,
s. Abschn. 10.3)
2 Rohdecke
(z. B. Stahlbetonplatte)
3 Putz
c) mehrschalige Decke
10.11c 1 Deckenauflage
(schwimmender Estrich)
2 Rohdecke
(z. B. Stahlbeton-Rippendecke)
3 Unterdecke
(Deckenbekleidung, direkt an der Rohdecke
montiert oder als abgehängte Decke)
d) mehrschalige Decke
1 Doppelbodensystem
2 Rohdecke (Stahlbetonplatte)
10.11d 3 Unterdecke
10.2 Ebene Massivdecken 347

10.12 Stahlbetonplatte (Deckenauflager) 10.14b

10.14a 10.14 Plattendecke aus


Porenbetonplatten
a) Endauflager
b) Querschnitt
1 Porenbeton-
blendplatte
2 Ringanker
(Ortbeton)
3 Rolladenblende
4 Fertigteilsturz

10.13a 10.15a

10
10.15b

10.15 Vorgefertigte Plattendecke aus Leichtbetonplatten


a) Auflager auf I-Trägern
b) Querschnitt

Günstiger sind deshalb in vielen Fällen Decken-


10.13b systeme, die nur teilweise vorgefertigt sind. Sie
10.13 Stahlbeton-Plattendecke („Filigrandecke“)
bestehen aus vorgefertigten etwa 4 cm dicken
a) Deckenelement (Plattendicke 4–5 cm)
und etwa 0,36 bis 1,50 m breiten Betonplatten mit
b) Deckenelement mit Aufbau Längs- und Querarmierung und einem zunächst
1 Ortbeton, ca. 10 cm freiliegenden Stahl-Gitterwerk, das die dünnen
2 Dämmung, ca. 3 cm Platten für den Transport aussteift. Es bewirkt
3 Estrich, ca. 4,5 cm außerdem einen schubfesten Verbund, wenn an
4 Bodenbelag der Baustelle die Konstruktion durch Ortbeton auf
ihre endgültige Dicke gebracht wird. Derartige
Plattendecken können ohne Einschalung herge-
systeme sehr wirtschaftlich erstellt werden kön- stellt werden. Lediglich in der Feldmitte und am
nen, gibt es zahlreiche Versuche, die Herstellung Auflager der Platten ist eine Abstützung beim Be-
solcher Decken weiter zu rationalisieren. tonieren erforderlich (Bild 10.13).
Im Wohnungsbau können vollständig vorgefer- Als vorgefertigte Plattendecken können auch
tigte raumgroße Deckenplatten verwendet wer- Decken betrachtet werden, die aus Porenbeton
den. Derartige Platten sind allerdings in statischer oder Leichtbetonplatten zusammengefügt und
Hinsicht weniger wirtschaftlich, wenn sie als Ein- untereinander auf verschiedene Weise zu zusam-
feldplatten ohne Durchlaufwirkung ausgebildet menhängenden Platten verbunden werden (Bild
sind. Sie haben hohe Transportgewichte. 10.14 und 10.15, s. auch Abschn. 10.2.3.3).
348 10 Geschossdecken und Balkone

10.2.2.2 Spannbeton-Hohlplattendecken 10.2.2.3 Stahlsteindecken


Spannbeton-Hohlplattendecken sind zusam- Stahlsteindecken sind Plattendecken mit mittra-
mengesetzte Montagedecken aus Hohlplatten. genden Ziegelhohlkörpern. Die Hohlkörper ver-
Sie sind mit sofortigem Verbund vorgespannt. mindern das Deckengewicht. Sie wirken nach DIN
Die möglichen Spannweiten sind im Vergleich 4159 bei der Aufnahme der Druck- und Schub-
zu üblichen Ortbetondecken sehr groß. Diese spannungen voll mit. Die Bewehrung liegt in den
sind gem. DIN 1045-1 abhängig von der cha- durch die Ziegel gebildeten Rippen oder in den
rakteristischen Verkehrslast. Für die oberste Ge- Aussparungen (Bilder 10.18 und 10.19). Der Achs-
schossdecke, für die beispielsweise nur Schnee abstand der Bewehrung darf nicht größer sein
als Verkehrslast angesetzt werden muss, sind als 25 cm. Der Fugenbeton muss mindestens die
z. B. Spannweiten bis 16,79 m möglich, für La- Festigkeit C12/15 aufweisen. Eine Querbeweh-
gerräume mit einer angesetzten Verkehrslast rung ist im Normalfall (p % 3,50 kN/m2, DIN 1055-
von 12,50 kN/m2 immerhin noch 10,72 m. Die 3) nicht erforderlich.
große Spannweite von Spannbeton-Fertig- Die Deckenziegel sind mit durchgehenden Stoß-
decken wird ermöglicht durch vorgespannte fugen unvermauert auf Schalung zu verlegen. Sie
Litzen oder Drähte. Sie werden in die Decken- müssen vor dem Einbringen des Betons so durch-
elemente einbetoniert und verbinden sich kraft- feuchtet sein, dass sie nur wenig Wasser aus dem
schlüssig mit dem Beton. Die Vorspannung wird Beton oder Mörtel aufsaugen. Auf die volle Aus-
nach dem Erhärten des Betons gelöst. Der Beton füllung der Fugen und Rippen ist sorgfältig zu
wird in den Güteklassen C45/55 und C50/60 her- achten.
gestellt. Spannbeton-Fertigdecken werden i. d. R. Die Decken eignen sich für Stützweiten, bei denen
in Standardbreiten von 60 und 120 cm herge- Stahlbeton-Volldecken nicht mehr wirtschaftlich
stellt. sind. Formänderungen durch Wärmedehnung,
Kriechen und Schwinden, sind im Vergleich zur
Stahlbetonvollplatte gering.
Ziegeldecken werden heute meistens aus vorge-
10 fertigten, etwa 1 m breiten Elementen hergestellt
(Bild 10.20).

10.2.2.4 Pilzdecken
Pilzdecken werden hier nur noch wegen der
10.16a
Vollständigkeit in der Reihe der Plattendecken er-
Spannbeton-Hohlplatte, ungedämmt wähnt. Sie wurden früher über Räumen angewen-
(VERBIN A 200) det, die bei relativ niedrigen Konstruktionshöhen
frei von Unterzügen bleiben sollten. Als Sicher-
heit gegen „Durchstanzen“ der Deckenplatten
infolge hoher Verkehrs- und Nutzlasten wurden
bei ihnen die Stützenköpfe pilzförmig verstärkt
(vgl. Abschn. 7.1, Bild 7.3b). Wegen des hohen
Schalungsaufwandes sind sie durch Flachdecken
verdrängt. Das alte statische Prinzip erscheint da-
bei noch in Form von besonderen Bewehrungen
oder von Spezialbewehrungsele- menten über
den Stützen.

10.2.2.5 Glasstahlbetondecken
10.16b
Spannbeton-Hohlplatte, gedämmt Glasstahlbetondecken (Bild 10.21) ermöglichen
(VERBIN GD 200)
die Abdeckung und Belichtung von Hofkellern,
Lichtschächten u. Ä. Die Betongläser müssen un-
mittelbar in den Beton eingebettet sein, so dass
ein Verbund zwischen Glas und Beton gewähr-
leistet ist. Hohlgläser müssen über die ganze Plat-
tendicke reichen.
10.2 Ebene Massivdecken 349

10.17 Vorgefertigte Stahlbeton-Hohlplattendecke (System Klee-Reymann)

Sb Sb
a a Sb 2 2
So

St
St
b l l l

10.18a 10.18b 10.18c

10.18 Deckenziegel für Stahlsteindecken für vollvermörtelbare Stossfugen nach DIN 4159
a) Schnitt
b) Ansicht einseitige Stossfuge
c) Ansicht beidseitige Stossfuge
10

Sb Sb
a a Sb 2 2

St
St
So

b l l l

10.19a 10.19b 10.19c

10.19 Deckenziegel für Stahlsteindecken für teilvermörtelbare Stossfugen nach DIN 4159
a) Schnitt
b) Ansicht einseitige Stossfuge
c) Ansicht beidseitige Stossfuge

10.20 Vorgefertigte Ziegeldecke (JUWÖ)


350 10 Geschossdecken und Balkone

10.21
Glasstahlbeton
a) begehbare
Glasstahlbetondecke
b) befahrbare
Glasstahlbetondecke
10.21a

1 Betonglas
2 Tragrippe
3 Sprosse
4 Gleitfuge
5 Gleitfolie
6 Dehnfuge
7 Abdichtung
10.21b 8 Dampfsperre

Die Betonrippen müssen bei einachsig gespann- getragen werden. Diese Massivbalken können
ten Tragwerken ≥ 6 cm hoch, bei zweiachsig ge- u. a. die Form von Stahlbetonbalken, profilierten
spannten ≥ 8 cm hoch und in Höhe der Beweh- Stahlbetonträgern mit Steg und Flansch oder
rung ≥ 3 cm breit sein. Alle Trag- und Querrippen von Stahlbeton-Hohlbalken, von Ziegelhohlbalken
(Sprossen) müssen mindestens einen Beweh- oder von Stahlleichtträgern haben. Von Vorteil ist
rungsstab mit einem Durchmesser von ≥ 6 mm die meist hohe Tragfähigkeit dieser Decken und
10 erhalten. die geringe Baufeuchtigkeit, die bei ihrer Herstel-
Tragteile aus Glasstahlbeton müssen durch lung auftritt. Nicht zu unterschätzen sind jedoch
einen umlaufenden Stahlbeton-Ringbalken mit Transport- und Montagekosten bei dicht verleg-
geschlossener Ringbewehrung verbunden sein. ten massiven Stahlbetonfertigbalken (Bild 10.22).
Breite und Dicke des Balkens müssen mindestens
so groß wie die Dicke der Tragrippen sein, und
die Ringbewehrung muss der Bewehrung der
Hauptrippen entsprechen. Die Bewehrung aller
Rippen ist bis an die äußeren Ränder des umlau-
fenden Balkens zu führen.
Die max. Abmessungen sind 3,50 m × 1,50 m
(Länge × Breite), wobei die lichten Maße zwi-
schen den Stahlbeton-Ringbalken (b ≧ 10 cm)
dann 3,30 m × 1,30 m betragen. 10.22 Bimsbeton-Balkendecke (RAAB)
Tragteile aus Glasstahlbeton sind z. B. durch
nachgiebige Fugen vor Zwängkräften aus der Ge-
bäudekonstruktion zu schützen. Verbreitet sind Decken mit Fertigbalken, die aus
auf mannigfache Art geformten Spezialhohlzie-
geln und Zwischenbauteilen aus großformigen
Hohlziegeln bestehen (Bild 10.23).
10.2.3 Balkendecken
Die Ziegelbalken erhalten bei ihrer Herstellung
10.2.3.1 Massivbalkendecken die erforderliche, in Beton eingebettete Beweh-
rung. Die Zwischenbauteile können, wie hier ge-
Die Suche nach Massivdecken, die ohne Scha- zeigt, statisch mitwirken oder sie beteiligen sich
lung hergestellt werden können, hat zu Decken nicht an der Lastaufnahme (z. B. in DIN 4028, DIN
geführt, die von mehr oder weniger dicht neben- EN 990 bis DIN EN 992). Im letzteren Fall muss
einanderliegenden vorgefertigten Massivbalken die Druckschicht durch eine 5 cm dicke Ortbe-
10.2 Ebene Massivdecken 351

10.2.3.2 Plattenbalkendecke
Wirtschaftlicher als eine Vollplatte ist bei größe-
ren Stützweiten und Lasten die Plattenbalkende-
cke. Bei ihr wird der Beton der Zugzone auf das
notwendigste Maß vermindert und die erforder-
liche Zugbewehrung in Balken zusammengefasst
10.23 Massivbalkendecke mit bewehrten Hohlziegel- (Bild 10.25). Die Plattenbalkendecke besteht aus
balken (ESTO-Decke) Rechteckbalken und monolithisch mit ihnen ver-
1 vorgefertigter Hohlziegelbalken bundenen Platten, die als beiderseitig über die
2 Ortbeton Balken ragende Kragplatten oder als Durchlauf-
3 Druckzone des statisch mitwirkenden Zwischen- platten ausgebildet werden können.
bauteils
Möglich sind Balkenabstände von 2 bis 3 m. Bei
engeren Abständen ergeben sich dünnere Plat-
ten und Balken von geringerer Höhe. Werden die
tonplatte gebildet werden, um zu gewährleisten,
lichten Abstände zwischen den Balken kleiner
dass an den Fugen aus unterschiedlicher Belas-
als 70 cm, spricht man von Stahlbeton-Rippen-
tung der einzelnen Balken keine Durchbiegungs-
decken.
unterschiede entstehen. In dem in Bild 10.24
gezeigten Beispiel stellt der Ortbeton die Verbin- Möglich sind jedoch auch Plattenbalkendecken
dung zwischen Hohlziegelbalken und der beson- aus
ders ausgebildeten Druckzone des Zwischenbau- tOrtbetonplatten und vorgefertigten Balken mit
teils her. Schubanschlüssen z. B. durch Kopfbolzen (vgl.
Bild 10.38),
tvorgefertigten Balken und Ortbetonplatten
oder vorgefertigten Platten (Bild 10.26),
tvorgefertigten Balken und vorgefertigten nicht-
tragenden Füllkörpern und Oberbeton (Bild
10.27). 10

10.24
Massivbalkendecke mit Leichtziegel-Zwischenbauteilen
(Klimaton, Syst. Schätz)
1 Stahlleichtträger mit unterer Ziegelschale
2 Einhäng-Leichtziegel
3 Ortbeton

10.25 Plattenbalkendecke
(Stahlbewehrung nicht gezeichnet)
Bei nicht vorwiegend ruhenden Verkehrslasten a ≥ 19 cm d ≥ 7 cm
wirken die Zwischenbauteile statisch nicht mit. e = lichter Balkenabstand ≧ 70 cm
(in der Regel 2,0 bis 3,0 m)
Die Sicherung der Quersteifigkeit muss dann die
obere Ortbetonplatte übernehmen (Übergang
zur Rippendecke).
Das Balken- und damit das Deckengewicht kann
durch Verwendung von Stahlleichtträgern, die
in zahlreichen Formen auf dem Markt sind, wei-
ter vermindert werden. Es gibt u. a. Rundstahl-
Gitterträger, Stahlblech-Gitterträger und ent-
sprechende Kombinationen. Der Untergurt wird
meist durch eine Betonfußleiste bzw. durch eine
Stahlbetonleiste im Ziegelschuh (Tonschalen) ge- 10.26 Plattenbalkendecke (vorgefertigt), System Kaiser
bildet, die als Auflager für die statisch mitwirken- 1 vorgefertigter Stahlbetonbalken
den oder nicht mitwirkenden Zwischenbauteile 2 vorgefertigte Platte
dient. 3 Ortbeton
352 10 Geschossdecken und Balkone

5 cm breit sein müssen. Die Stahlbeton-Rippen-


decke besteht statisch aus T-Balken, die quersteif
untereinander verbunden sind (Bild 10.28). Her-
gestellt werden Stahlbetonrippendecken meis-
tens unter Verwendung vorgefertigter Trägerele-
mente (s. auch Bild 10.27). Die kassettenartigen
Aussparungen werden durch Stahl-Schalungs-
elemente bewirkt, die auf Sparschalungen auf-
10.27 Plattenbalkendecke (vorgefertigt) mit nichttragen- gesetzt werden und mehrfach wiederverwendet
dem Füllkörper, System Kaiser-OMNIA werden können. Entsprechend den statischen
1 vorgefertigter Balken mit Bewehrung
2 nichttragender Füllkörper aus Leichtbeton Anforderungen oder zum Maßausgleich werden
3 Ortbeton, ggf. mit zusätzlicher Bewehrung die Wandanschlüsse mit Massivstreifen gebildet
(Bild 10.28c).
Stahlbeton-Rippendecken können mit statisch
10.2.3.3 Stahlbeton-Rippendecken mitwirkenden Zwischenbauteilen (z. B. aus Zie-
geln nach DIN 4159) hergestellt werden, aber
Die Druckplatte der Stahlbeton-Rippendecke (d ≥ auch mit statisch nicht mitwirkenden Füllkör-
1/10 des lichten Rippenabstandes, jedoch ≥ 5 cm pern, die zwischen den Rippen und unter der
dick) erhält nur eine einfache Querbewehrung Platte nicht nur die Schalung ersetzen, sondern
zur Sicherung der Quersteifigkeit. Die Zugbeweh- eine ebene Deckenuntersicht bilden (Bild 10.29).
rung liegt in den Längsrippen, die mindestens Sie können der Schall- und Wärmedämmung die-

10
10.28 10.28a
Stahlbeton-Rippendecke
a) Deckenquerschnitt
b) Wandanschluss mit normalem Schalungs-
körper
c) Wandanschluss mit Massiv betonstreifen
oder Pass-Schalungskörper
1 Schalungskörper
2 Holzleiste
3 vorgefertigte Hauptbewehrung
4 Ortbeton
5 Ortbetonstreifen oder Pass-Schalkörper 10.28b 10.28c

10.29a 10.29b 10.29c

10.29 Stahlbeton-Rippendecken mit statisch nicht mitwirkenden Füllkörpern


a) Hohlziegel-Füllkörper 1 Querbewehrung
b) Leichtbeton-Füllkörper 2 Druckplatte
c) Schaumstoff-Füllkörper
10.2 Ebene Massivdecken 353

nen, müssen über ihre Schalungsfunktion hinaus Wenn die Füllkörper statisch nicht mitwirken,
jedoch keine Festigkeit aufweisen und sind infol- besteht die Möglichkeit, die Schalkörper auf wie-
ge ihres geringen Gewichts leicht und schnell zu derholte Verwendung hin anzufertigen. So gibt
verlegen. Sie bestehen meist aus Holzwerkstof- es Schalbleche für Ortbeton-Rippendecken ver-
fen, Schaumstoff o. Ä. schiedener Abmessungen, daneben zahlreiche

10.30
Stahlbeton-Rippendecke aus Fertigteilen
(Decke ist unmittelbar neben dem Balken-
auflager geschnitten)
1 Stahlbeton-Fertigbalken
2 vorgefertigte Druckplatte

10.31
Stahlbeton-Rippendecke aus Stahlbeton-
Fertigbalken mit Rippendecken-
Füllkörpern
Der Fugenmörtel der besonders ge-
formten Stoßfuge (bei a) gewährleistet
die Druckübertragung zwischen den
Füllkörpern. Querbewehrung in der
Druckzone
10

10.32a

10.32b

10.32 Vorgefertigte Stahlbetonrippendecken


a) U-Platten 1 Stütze mit Konsolen 3 Deckenelement
b) TT-Platten 2 Träger 4 Querverbindung
354 10 Geschossdecken und Balkone

andere Arten von wiederverwendbaren oder ver- nen Skelettbausystemen (s. Abschn. 7.5) für große
lorenen Schalkörpern. Spannweiten als Doppelstegplatten (TT-Platten)
Auswechslungen sollen möglichst vermieden oder als U-Platten verwendet (Bild 10.32).
werden. Sind Wechsel notwendig, so ist die In den Bildern 10.33 bis 10.35 sind verschiedene
Schubsicherung besonders nachzuweisen. Beispiele für die Ausbildung der zwischen den
Teilvorgefertigte Stahlbetonrippendecken zei- einzelnen Fertigteilplatten erforderlichen Quer-
gen die Bilder 10.30 und 10.31. verbindungen gezeigt. Die jeweils im Einzelfall
Vollständig vorgefertigte Stahlbetonrippendecken nötigen Maßnahmen sind in DIN 1045 Tabelle 27
(bzw. Plattenbalkendecken) werden in geschlosse- zusammengefasst.

10.34a 10.35a

10.34b 10.35b

10.33 10.34 10.35


Beispiel für Fugen zwischen Beispiele für die Anordnung Beispiele für die Anordnung
Fertigteilen einer Querbewehrung einer Querbewehrung
10 a) in ≧ 4 cm dickem Ortbeton a) bei stat. erforderlicher
b) bei Stößen im Fertigteil Bewehrung im Ortbeton
b) bei stat. erforderlicher Be-
wehrung nur im Fertigteil

10.2.4 Trapezstahldecken An der seitlichen Überlappung werden die Pro-


filbleche durch Niete, Schrauben oder Stanzung
Massive Geschossdecken können mit Hilfe von verbunden. Die Verbindung mit der Unterkonst-
Trapezblechen hergestellt werden, die aus band- ruktion (z. B. Profil-Stahlträgern) bilden Schrau-
verzinktem Stahlblech von 0,75 bis 2,00 mm ben, Setzbolzen oder Punktschweißung.
Dicke in Breiten von etwa 0,60 bis 1,00 m, in Län- Sie können als Tragwerk für die verschiedensten
gen bis 15,00 m und Höhen von etwa 50 mm bis Trockenkonstruktionen dienen (Bild 10.36a bis c).
160 mm kalt gefaltet werden. Trapezbleche werden als verlorene Schalung für
Trapezbleche können als Ein- oder Mehrfeldplat- tragende Stahlbetondecken eingesetzt und kön-
ten verlegt werden. nen ansprechende Deckenunterschichten bilden
(Bild 10.37).

10.36a 10.36b 10.36c

10.36 Trapezstahl-Decke, verschiedene Konstruktionsmöglichkeiten (a bis c)


1 Fertigbetonplatte als Filigrandecke 4 mehrschichtige Pressplatte
2 Trittschall- und Wärmedämmung 5 Hartstoffplatte
3 Estrich 6 Aufbeton
10.3 Holzbalkendecken 355

10.37
Stahlbetondecke mit verlorener
Trapezblechschalung
1 Stahlbeton
2 Trapezblech

10.38
Stahlblech-Verbunddecke
(HOESCH)
1 Bodenbelag
2 Ortbeton
3 Schwindbewehrung
4 Profilblech
5 Aufhängeschienen
6 abgehängte Decke
7 Installations- oder Klimakanal
8 Unterkonstruktion

10
In Stahlblech-Verbunddecken sind die Trapez- die schwierige Schalldämmung (s. Abschn. 16.6)
bleche mittragend. Bei einigen Systemen können sowie die wegen des erforderlichen Brandschut-
in die schwalbenschwanzförmige Profilierung zes begrenzte Anwendungsmöglichkeit auf Ge-
der Stahlbleche Aufhängeschienen oder Einzel- bäude mit nur 2 Vollgeschossen gegenüber.
aufhänger für Installationen oder Unterdecken Holzbalkendecken kommen daher nur noch für
eingeschoben werden. Bei dem in Bild 10.38 ge- einfache, kleinere Bauvorhaben und als Decken
zeigten Beispiel entsteht durch den schubfesten über dem obersten Geschoss, insbesondere für
Kopfbolzenanschluss auf den Profilstahlunterzü- Flachdächer und im Zusammenhang mit Holz-
gen ein Plattenbalken-Deckensystem (vgl. auch skelett-Fertigbauweisen vor.
Abschn. 7.4.6). Decken in Holzbauweise werden in traditioneller
Stahlblech-Deckenkonstruktionen können nach Weise aus Vollholzbalken jedoch auch aus Brett-
DIN 4102 den Feuerwiderstandsklassen F90 bis schichtträgern, Wellstegträgern, Gitterträgern
F120 zugeordnet werden (vgl. Abschn. 17). und in Stapelholzbauweise ausgeführt (s. Abschn.
10.3.3.5). Holzbalkendecken aus Vollhölzern wer-
den im Rahmen dieses Abschnittes besonders
10.3 Holzbalkendecken1) im Hinblick auf die neuerdings wieder wichtiger
werdenden Sanierungsaufgaben an Altbauten
10.3.1 Allgemeines behandelt.

Als Geschossdecken sind Holzbalkendecken –


auch im Wohnungsbau – nahezu völlig von Mas- 10.3.2 Holzbalkenlagen
sivdecken verdrängt worden. Ihren Vorteilen (ge-
ringes Gewicht, Vorfertigung mit trockenem Ein- Die Balkenlage ist der tragende Teil einer hölzer-
bau, gute Wärmedämmung) stehen als Nachteil nen Decke. Man unterscheidet:
tZwischen- oder Geschossbalkenlagen, die zwei
1) Baustoff Holz s. Teil 2 dieses Werkes Geschosse voneinander trennen,
356 10 Geschossdecken und Balkone

10.39
Dachbalkenlage für ein
eingeschossiges Doppel-
haus
a) Giebelbalken
b) Streichbalken
c) Wandbalken
d) Zwischenbalken
10 e) Stichbalken
f) Wechsel

tDachbalkenlagen über dem obersten Geschoss, Wandbalken auf jeder unter dem Gebälk aufhö-
tKehlbalkenlagen innerhalb des Dachgerüstes; renden massiven Zwischenwand von geringer
sie bilden den oberen Abschluss der Dachge- Dicke (10.39c). Reicht die Balkenbreite zum Be-
schossräume. festigen der Deckenschalung nicht aus, so ist der
Balken durch unten angenagelte Latten zu ver-
Die Balken dienen Fußböden als Auflager, an der breitern (Bild 10.43). Müssen dünne Leichtwände
Unterseite werden Putzdecken oder andere Un- zwischen Balken gestellt werden, so ist durch Füll-
terdeckenflächen befestigt. Darauf ist bei der Bal- hölzer und Schwellbrett ein Auflager zu schaffen
kenanordnung Rücksicht zu nehmen. (Bild 10.44).
Nach Lage und Zweck unterscheidet man folgen- Zwischenbalken (Bild 10.39d) sollen möglichst
de Balken (Bild 10.39): durch die ganze Tiefe des Gebäudes gehen; sie
Ort- oder Giebelbalken an den Giebeln. Erhält die heißen dann Ganzbalken oder Hauptbalken.
Giebelmauer im folgenden Geschoss eine gerin- Stichbalken (Bild 10.39e) liegen mit einem Ende
gere Dicke, so ist der Giebelbalken nicht auf den auf der Wand, mit dem anderen Ende in einem
Mauerabsatz zu legen (Bild 10.40 und 10.41). Balken; sie werden bei Balkenauswechslungen
Streichbalken an einer oder beiden Seiten der und bei Fachwerkbauten, die an den Giebelsei-
nach oben weitergeführten massiven Wände. ten Balkenköpfe zeigen sollen, verwendet.
Durchgehende Wände sollen auf beiden Seiten Wechsel sind mit beiden Enden in andere Balken
feste Berührung mit den Balken haben; daher verzapft (Bild 10.39f). Auswechslungen ergeben
werden auf die Streichbalken Latten aufgenagelt sich z. B. an den Schornsteinen und bei Treppen.
(Bild 10.42).
10.3 Holzbalkendecken 357

10.40 Ort- oder Giebelbalken 10.41 Ort- oder Giebelbalken neben Mauerabsatz
1 Deckenscheibe 1 Fugendichtung
2 Balken
3 U-Schalungsstein mit Ringanker-
bewehrung in B 25
4 Fugendichtung

10

10.42 Streichbalken neben 10.43 Wandbalken für Zwischen- 10.44 Auflager für Montagewand
Ziegelwand wand aus Gipsbauplatten o. Ä. 1 Montagewand
1 Fugendichtung 2 Füllholz mit Auflager-
schwelle
3 Balkenverstärkung für
Deckenanschluss

Beim Entwerfen einer Balkenlage werden zu- 10.3.3 Konstruktive Einzelheiten


nächst alle Giebel-, Streich- und Wandbalken
festgelegt. 10.3.3.1 Balkenauflager
Wirtschaftliche Balkenabmessungen ergeben
sich bei Achsabständen der Balken von ca. 0,60 Bei gemauerten Wänden sind die Balken auf ei-
bis 0,80 m. Am günstigsten werden für mög- ne volle, waagerecht abgeglichene Steinschicht
lichst viele Balkenfelder jedoch lichte Abstände bzw. auf die Ringanker aufzulegen. Die Länge des
gewählt, die den Maßen der vorgesehenen Ein- Balkenauflagers beträgt bei Balken bis 20 cm Hö-
schubmaterialien, z. B. Wärmedämmungen zwi- he 15 cm, bei höheren Balken 20 cm.
schen den Balken oder auch den Maßen der obe- Der gesamte Balken ist allseitig mit einem an-
ren Abdeckungen (Dielen oder Holzspanplatten) erkannten Holzschutzmittel zu behandeln und
entsprechen. Anpassungsarbeiten mit unver- trocken zu vermauern. Zum Schutz gegen Feuch-
meidlichem Verschnitt sind dann nur in wenigen tigkeit – insbesondere auch aus dem Mauerwerk-
„Restfeldern“ erforderlich. wird der Balkenkopf in diffusionsoffener Dach-
pappe „eingepackt“. Zwischen Balkenkopf und
358 10 Geschossdecken und Balkone

äußerem Mauerteil ist eine Wärmedämmplatte geschwächt sind und hier erhebliche Wärmever-
einzuschieben, die gemeinsam mit dem äuße- luste und Tauwasserbildung (s. Abschn. 16.5.6)
ren Mauerteil dem Wärmeschutz der jeweiligen auftreten können. Bei Außenwänden sind die
gesamten Mauerdicke entspricht (Bild 10.45). Ei- Balkenköpfe außen mit dem gleichen Material
ne gute Belüftung des Balkenkopfes wird durch wie beim übrigen Mauerwerk abzumauern (kein
eine Umhüllung mit Falzpappe erreicht. Aufla- „Mischmauerwerk“).
ger von Holzbalkendecken auf Hohlblockstein- Bei Umbauten oder Sanierungen werden sehr
Wänden müssen besonders sorgfältig ausgeführt oft Fäulnisschäden oder Schädlingsbefall an Bal-
werden, weil die Wände am Balkenauflager sehr kenauflagern angetroffen, die eine Reparatur er-
fordern. Dazu müssen zunächst die betroffenen
Deckenteile abgefangen werden (s. Abschn. 10
in Teil 2 des Werkes). Danach werden die befalle-
nen Balkenköpfe so weit abgeschnitten, dass nur
einwandfreies Balkenholz verbleibt. Vorsorglich
sollten die verbleibenden Holzteile soweit zu-
gänglich mit einem Holzschutzmittel behandelt
werden.
Für die Erneuerung kommen danach besonders
die folgenden Möglichkeiten in Frage:
tseitliches Anlaschen von Balkenverlängerun-
gen (Bild 10.46),
10.45 tErsatz des abgetrennten Balkenkopfes mit Hilfe
Einmauerung der Balkenköpfe von Reaktionsharz-Beton (Bild 10.47).
1 Dachbahn

10

10.46a 10.46b

10.46 Instandsetzung von Balkenköpfen


Reparatur durch Laschung
a) Ansicht
b) Draufsicht
1 Abgeschnittener Balken
2 neues Balkenende
3 Laschen (Verbolzung oder Nagelung nach statischer Berechnung)
4 Futterklotz
10.3 Holzbalkendecken 359

10.47 Neuer Balkenkopf aus Reaktionsharz-


Beton
1 Abgeschnittener Balken
2 Bohrlöcher für Bewehrungsstäbe
3 Polyester Bewehrungsstäbe nach
statischer Berechnung
4 Reaktionsharz-Beton

10.3.3.2 Anker schiene ist zu einer Öse umgeschmiedet, durch


die der Splint gesteckt wird. Der Splint muss von
Die Balkenlage muss eine wirksame Verankerung Innenkante Wand ≥ 24 cm entfernt sein. Statt des
mit gegenüberliegenden Außenwänden haben. Splintes werden auch quadratische oder kreisrun-
Zu diesem Zweck wird bei Geschossbalkenlagen de Scheiben verwendet, die auf der Außenfläche
etwa jeder vierte Balken an den Enden durch der Wand liegen; sie werden mit dem Ankereisen
Stahlanker mit dem Mauerwerk zugfest verbun- verschraubt. Die Splinte sind mit Zementmörtel
den. zu vermauern. 10
Wenn Ankerbalken gestoßen werden, müssen sie
am Stoß zugfest miteinander verbunden werden Giebelanker (Bild 10.49) dienen zur Verankerung
(Abschn. 10.3.3.3). freistehender Giebelwände mit dem Gebäude;
sie bestehen aus Ankerschienen aus Flachstahl
Balkenanker (Bild 10.48) bestehen aus der 60 50 x 10, die über drei Balken hinwegreichen müs-
bis 80 cm langen Ankerschiene (Flachstahl 40 × sen. Durch das gedrehte Ankerende ist der ca. 60
10 bis 50 x 10) und dem 50 bis 60 cm langen cm lange Splint gesteckt.
Splint (Flachstahl 50 x 15). Ein Ende der Anker-

10.48a 10.48b
10.48 Balkenanker
a) Schnitt/Seitenansicht
b) Grundriss
360 10 Geschossdecken und Balkone

10.49 Giebelanker

10

10.50 Anschluss an Ringbalken


1 Deckenscheibe 4 Ankerschiene + 2 x M 12
2 Balken 5 U-Schalungsstein mit Ringankerbewehrung
3 beidseitig Stahlwinkel, genagelt

Holzbalkendecken, die eine mit der Balkenlage (Bild 10.50 und 10.51). In Verbindung mit Holz-
nach DIN 1052 festverbundene Decken- oder balkendecken können Ringanker auch aus Holz-
Dachschalung aus Dielen oder Spanplatten ha- profilen bestehen, wenn sie eine Zugkraft von
ben, können als mitwirkende Scheiben zur Aus- > 30 kN aufnehmen können und fest mit den
steifung herangezogen werden. Wänden verankert sind (Bild 10.52).
Bei Gebäuden mit Ringankern bzw. Ringbalken
nach DIN 1053-1 sind die Balkenlagen in geeig-
neter Weise so anzuschließen, dass Zug-, Druck-
und Schubkräfte übertragen werden können
10.3 Holzbalkendecken 361

10.51 Seitlicher Deckenanschluss an Ringbalken


1 Deckenscheibe 4 Ankerschiene
2 Balkenlage 5 Ringanker
3 Bolzen in Ankerschiene 6 zusätzliche Nagelung je 6 Na 34 90

10

a) b)

10.52 Holzprofil als Ringbalken


1 Deckenscheibe 4 Stahlwinkel
2 Balkenlage, zugfest angeschlossen 5 Ankerschraube M 16,
3 Brettschichtholz (Ringanker) eingemauert oder -betoniert
362 10 Geschossdecken und Balkone

10.3.3.3 Balkenstöße
Über die ganze Gebäudetiefe durchlaufende
Balken (auf 3 oder mehr Auflagern) sind wegen
der statisch günstigeren Durchlaufwirkung vor-
zuziehen. Bei zu großen erforderlichen Längen
müssen die Balken jedoch gestoßen werden. Die
Ausführung von Balkenstößen ist in den Bildern
10.53 bis 10.56 dargestellt.
Für Zugbeanspruchungen müssen die Stöße
gegebenenfalls durch Laschen und Bolzen gesi-
chert werden (Bild 10.56). Sollen gestoßene Bal-
ken statisch als Durchlaufträger wirken, so müs- 10.55 Balkenstoß mit
sen sie durch seitliche Bohlenlaschen biegesteif schrägem Haken-
verbunden werden. blatt mit Keil

10

10.56 Zugfester
10.53 Gerader Balkenstoß 10.54 Möglicher Balkenstoß
mit Spitzklammer auf Balkenstoß mit Stahl-
36,5 cm dicker Mauer laschen

10.3.3.4 Wechsel Beide Hölzer werden außerdem durch eine Spitz-


klammer verbunden. Stahlblechkonsolen („Bal-
Schornsteine, Treppenöffnungen usw. zwingen kenschuhe“) vermindern den Arbeitsaufwand
oft dazu, Deckenbalken „auszuwechseln“ (s. Bild und die Schwächung des Holzquerschnitts (Bild
10.39e und f). Das geschieht bei Holzbalkende- 10.58).
cken in traditioneller Weise durch Einzapfen des
unterbrochenen Balkens (Stichbalken) in einen Die Balkenhölzer müssen ≥ 5 cm von Schorn-
Wechselbalken, der seinerseits in die benachbar- steinwangen entfernt bleiben. Der Zwischen-
ten durchlaufenden Balken eingezapft ist (Bild raum zwischen Schornsteinwange und Balken
10.57). kann durch Leichtbeton ausgefüllt werden (s. a.
Bild 10.39 f.).

x ≤ 1/3 hw
a) b)
x
h/2
y hs 10.58 Anschluss mit
h/2 10.57 Brustzapfen Balkenschuh
a) Wechselbalken Nagelung mit ver-
y = 1/3 hs b) Stichbalken zinkten Stahlstiften
10.3 Holzbalkendecken 363

10.3.3.5 Holzbalkenquerschnitte ger haben Ober- und Untergurte aus Vollholz-


querschnitten, in die wellenförmig gebogene
Der Balkenquerschnitt richtet sich nach der freien Sperrholzstege eingeleimt sind.
Länge, der Balkenentfernung, dem Deckenge-
wicht und der Verkehrslast. Zur wirtschaftlichen 10.3.3.6 Deckeneinschub
Verwendung des Bauholzes sind alle Balken
statisch zu berechnen. (Für Bauteile, die aus Er- Die Balkenzwischenräume von Holzbalkende-
fahrung beurteilt oder deren Maße aus anderen cken werden zum Wärme- und Schallschutz mit
Vorschriften entnommen werden können, ist „Einschüben“ ausgeführt. Die alte Technik des
kein rechnerischer Standsicherheitsnachweis Wickelbodens aus Strohlehmwickeln (Bild 10.60)
erforderlich.) Jeder Balken ist statisch voll auszu- bietet zwar recht gute Schall- und Wärmedäm-
nutzen. Das kann dadurch erreicht werden, dass mung, ist aber allein aus Lohnkostengründen
bei gleicher Balkenhöhe die jeweils statisch not- allenfalls im Bereich denkmalpflegerischer Maß-
wendigen Balkenbreiten verwendet oder die Bal- nahmen noch anwendbar. Wirtschaftlicher sind
kenabstände geändert werden. Das Eigengewicht Einschübe, die aus Auffüllungen mit Leichtbeton
der Decke kann bei leichten Zwischendecken mit (Bild 10.61), aus eingelegten Leichtbetonplatten
2,0 kN/m2 angenommen werden. Die Verkehrs- (Bild 10.62) oder Lochziegelkörpern (Bild 10.63)
last ist bei allen Wohngebäuden mit 2,0 kN/m2 bestehen. Bei den heutigen Anforderungen sind
anzusetzen. jedoch für alle diese Ausführungen zusätzliche
Die nach DIN 4070 genormten Balken haben die Maßnahmen insbesondere zum Trittschallschutz
Querschnittsverhältnisse von 1:2,5 (z. B. 8/20) bis notwendig (s. Kapitel 10).
5 : 6 (z. B. 20/24). Statisch am günstigsten sind
schmale hohe Querschnitte. Zu empfehlen sind
daher die Halbholzbalken (10/20, 10/22, 12/24,
12/26) mit Abständen von 60 bis 70 cm. Bei ge-
ringen Balkenabständen sind Deckenscheiben
weniger hinsichtlich Durchbiegung beansprucht.
Statt der Vollholzquerschnitte sind bei größeren
Spannweiten vorgefertigte Träger wirtschaftli- 10.60 Wickelboden
10
cher, weil sie entweder bei gleichen Abmessun- 1 Deckenbalken mit seitlichen Einkerbungen
gen wie Vollhölzer wesentlich höher belastbar 2 Lehmauffüllung
3 Strohlehmwickel
sind (z. B. Brettschichtträger, s. Abschn. 1.2.4.2 in 4 Deckenputz
Teil 2 des Werkes) oder ein wesentlich geringeres
Eigengewicht bei gleicher Tragfähigkeit haben
wie z. B. Wellstegträger (Bild 10.59). Wellstegträ-

10.61 Einschubdecke mit Auffüllung aus Leichtbeton


1 Leichtbeton
2 Einschubbretter oder entrindete Schwarten
3 PE-Folie
4 Latte

10.62 Einschub mit 11,5 cm dicken Leichtbauplatten


10.59 Wellstegträger o. Ä. und Auffüllung
364 10 Geschossdecken und Balkone

10.4 Decken aus Brettstapel-


oder Dübelholz-Elementen
Deckensysteme aus Brettstapel- oder Dübelholz-
10.63 Einschub aus Hohlziegelkörpern elementen bestehen aus flächenbildenden, tra-
genden Elementen. Die Deckenelemente werden
aus Brettern, Bohlen oder Kanthölzern herge-
stellt. Diese laufen entweder ungestoßen über
10.3.3.7 Deckenauflage
die ganze Elementlänge durch oder sind durch
Über Holzbalkendecken wird bei herkömmlichen Keilzinkung kraftschlüssig miteinander zu Lamel-
Konstruktionen direkt auf die Balken eine Nut- len verbunden.
Feder-Dielenschalung als Gehbelag verlegt. In Querrichtung erfolgt die Verbindung der La-
Statt dessen werden bei neueren Holzbalken- mellen mit mechanischen Verbindungsmitteln.
decken Holzspanplatten mit verleimten Nut- (Nägel, Holz-Stabdübel)
Feder-Stößen verwendet, oder es dienen verzink- Brettstapel- oder Dübelholzelemente sind mit an-
te Trapezbleche mit einem Gießestrich als Unter- deren Systemen bzw. Bauweisen kombinierbar.
konstruktion für die Gehbeläge (Bild 10.64).
Die Spannweiten der Deckenelemente sind für
Der für Geschossdecken erforderliche Schall-
Einfeldträger bis 6,00 m und für Durchlaufträger
schutz ist damit jedoch nicht zu erreichen. Die
bis 7,50 m wirtschaftlich.
notwendigen Maßnahmen sind in Abschn. 10.3
gesondert erläutert.

10.65a

10
10.64a
10.65b

10.65c

10.65d

10.64b

10.64 Deckenauflagen 10.65e


a) Dielung oder Spanplatten
auf Filzstreifen o. Ä. 10.65 Brettstapel- und Dübelholzelemente
b) Auflage aus Trapezblech (Querverbindungen)
mit Gießestrich a) Überfälzung
(Längs- und Querschnitt) b) Nut und Feder
1 Filzstreifen c) Baufurnier-Sperrholzfeder
2 Verzinktes Trapezblech d) Schrägnagelung
3 Gießestrich e) Stabdübel-Verbindung
10.5 Decken aus Holztafelelementen 365

Die Elementdicken (Lamellenbreiten) liegen zwi- satbildung innerhalb der Deckenkonstruktion ist
schen 60 und 240 mm (Bild 10.65 a–e). damit sehr hoch und kann Pilzwachstum inner-
Trotz der höheren Masse weisen „Lamellende- halb der Konstruktion hervorrufen.
cken“ gegenüber üblichen Holzbalkendecken Es sollte also bei Bodenaufbauten mit Anhydrit-
wegen ihrer höheren Steifigkeit kein besseres und Zementestrichen immer darauf geachtet
Trittschallschutzmaß auf. Die Schalllängsleitung werden, dass der Kondensatbildung vorgebeugt
der relativ biegesteifen Decken in die ähnlich wird, d. h. die Gesamtkonstruktion ist diffusions-
steifen Wände ist ebenso zu berücksichtigen wie offen auszubilden. Die diffusionsoffene Konstruk-
die Schallweiterleitung über die offenen Lamel- tion des Gesamtaufbaus einer Holzbalkendecke
lenfugen bei durchlaufenden, sichtbaren Decken ist insbesondere über Feuchträume zu beachten.
über die Wände hinweg. Die Raumakustik kann (Bild 10.67).
durch Profilierung der sichtbaren Unterseiten Zur Verbesserung des Schallschutzes werden die
verbessert werden. Hohlstellen der Deckenelemente mit Kalksplitt
Übliche Bauteile erreichen die Feuerwiderstands- gefüllt. Der Fußbodenaufbau sollte in einem Tro-
klasse F30-B. Die Feuerwiderstandsklassen F60-B ckenbausystem erfolgen. Ein Estrich könnte bei
und F90-B sind durch Vergrößerung der Bauteil- diesem System zu Durchfeuchtungen der Holz-
dicken oder mit Holz-Beton-Verbundelementen werkstoffe und damit zu Bauschäden führen.
erreichbar. Eine Beplankung auf der dem Feuer
abgewandten Seite verhindert ein Durchströmen
der Fugen und damit den schnellen Durchbrand.

10.5 Decken aus


Holztafelelementen
Das Bauen mit vorgefertigten Bauelementen hat
auch zur Weiterentwicklung des Holztafelbaus
für Geschossdecken beigetragen.
1 2 3 4 5
10
Mit solchen Deckensystemen sind mit geringem 10.66 Deckenelement LIGNOTREND Decke Q3
Aufwand hohe Schallschutzwerte zu erreichen, 1 Fussbodenbelag
die den gehobenen Anforderungen an Woh- 2 Trockenestrichelement
3 Trittschalldämmplatte
nungstrenndecken genügen. 4 Druckverteilungsplatte
Bild 10.66 zeigt als Beispiel das Lignotrend-De- 5 Schüttung (Deckenhohlräume für Installationen)
ckensystem. Bei diesem System kann die flächige
Untersicht wahlweise in „Trendqualität“ als Holz-
untersicht oder in Holzwerkstoffplatte als streich- WOHNRAUM
fähiger Untergrund ausgeführt werden. 8
7
Durch die geschlossene, 4 cm dicke Unterseite 5 6
der Deckenelemente werden die Anforderungen 4
an die Brandschutzklasse F30 B erfüllt.
Installationen bis zu 90 mm Durchmesser können GEFAHR!
HOHE LUFTFEUCHTE
GEFAHR!
PILZWACHSTUM MÖGLICH
innerhalb der Decke verlegt werden. Zur Verbes- 3
serung des Schallschutzes sind Anhydrit- und 2 1
Zementestriche auf Holzbalkendecken problema- FEUCHTRAUM
tisch. Der Vorteil von Anhydritestrichen gegen-
10.67 Diffusionsdichte Deckenkonstruktion
über Zementestrichen ist die ca. 5 mm geringere
1 Unterseitige Bekleidung
Dicke bei nur unwesentlich kleineren Auflasten. 2 Lattung
Bezüglich des Brandverhaltens ist er mit dem 3 Dämmung
Zementestrich vergleichbar. Ein großer Nachteil 4 Wasserfest verleimte Spanplatte
liegt allerdings darin, dass der Fließestrich eine 5 Dämmung
6 Dichte (meist verschweisste) Unterlage
dicht verschweißte Unterlage benötigt, damit 7 Anhydritfliessestrich
die Holzbalkenkonstruktion nicht durchfeuchtet 8 Bodenbelag
wird. Dadurch wird ein Diffusionsgefälle von un- Quelle: Unger, A: „Nie mehr Estrich auf Holzbalken-
ten nach oben erzeugt. Die Gefahr von Konden- decken“ in Arconis 3/98
366 10 Geschossdecken und Balkone

10.6 Gewölbe Den Übergang zu den sphärischen Gewölben bil-


den: Kreuzgewölbe mit Bogenstich und Busung,
Gewölbe können als bogenförmig oder sphärisch Stern-, Netz- und Fächergewölbe. Zu den sphäri-
gekrümmte gemauerte Massivdecken betrach- schen Gewölben gehören: Kuppelgewölbe, Hän-
tet werden, deren Steine sich gegeneinander so gekuppel, Zwischenkuppel, böhmische Kappe
abstützen, dass sie untereinander nur auf Druck (Bilder 10.71 bis 10.73).
beansprucht sind. An den Auflagern müssen ne-
ben vertikalen Belastungen jedoch – je nach Ge-
wölbekonstruktion – erhebliche Horizontalkräfte 10.6.1 Tonnengewölbe
aufgenommen werden.
Das Tonnengewölbe lässt nur eine beschränkte
Seit seinen Anfängen hat der Gewölbebau seine
Ausnutzung seiner Raumhöhe zu. Die Gewölbe-
vielfachen Ausformungen gewonnen durch das
fläche reicht an den Widerlagermauern tief herab
Streben nach größeren Spannweiten, nach grö-
und muss für die Anordnung von Fenstern und
ßeren Öffnungen in den Auflagerwänden, vor
Türen Durchbrechungen erhalten, die durch sog.
allem aber durch die immer weiter verfeinerten
Stichkappen in Zylinder- oder Kegelform mit waa-
Methoden zur Bewältigung der Horizontalkräfte
gerechter oder geneigter Achse geschlossen wer-
in den Auflagerpunkten.
den. Die Wölbfläche ist im Allgemeinen die eines
Die verschiedenen historischen Gewölbeformen halben geraden Kreiszylinders (Bild 10.68).
zur Überspannung von Räumen spielen heute
Größere und stark belastete Gewölbe sind mit Hil-
nur noch in der Denkmalpflege eine Rolle. Bei Ge-
fe des Stützlinienverfahrens statisch zu erfassen.
schossdecken sind sie durch Massivdecken bzw.
durch Stahlbetonkonstruktionen verdrängt.
Die Gewölbeteile werden ähnlich wie bei Mau- 10.6.2 Preußisches Kappengewölbe
erbögen benannt (vgl. Bild 6.71). Bei den Um-
fassungsmauern überwölbter Räume werden Der Form nach bildet das sogenannte preußische
Widerlagermauern, die das Gewölbe tragen, von Kappengewölbe einen Teil eines Tonnengewöl-
Stirnmauern oder Schildmauern, die nur zum
10 Raumabschluss dienen, unterschieden.
bes. Die Wölblinie ist ein Flachbogen mit einer
Stichhöhe von 1/5 bis 1/10 der Spannweite.
Alle Gewölbeformen lassen sich im Wesentlichen Wegen der geringen Stichhöhe ist das preußi-
auf zwei Grundformen zurückführen: sche Kappengewölbe nur für kleinere Spann-
tTonnengewölbe mit zylindrischer Wölbfläche weiten anwendbar. Größere Räume müssen in
und kleinere Felder aufgeteilt werden. In Bild 10.69 ist
tKuppelgewölbe mit kugelförmiger Wölbfläche. die Anordnung der Kappen zwischen I-Trägern
dargestellt.
Danach kann man die Gewölbe in zylindrische Bei Kappendecken treten in den Endfeldern be-
und kugelförmige (sphärische) einteilen. Zu den trächtliche Horizontalkräfte auf. Sie werden auf-
zylindrischen Gewölben gehören: Tonnengewöl- gehoben durch Zuganker, die den letzten Träger
be (auch die sogenannten „preußischen Kap- mit dem Randauflager koppeln.
pen“), Klostergewölbe, Muldengewölbe, Spiegel-
gewölbe, römisches Kreuzgewölbe (Bilder 10.68
bis 10.70).

10.68 Gerades 10.69 Preußisches Kappengewölbe


halbkreisförmiges
Tonnengewölbe
10.6 Gewölbe 367

10.70a 10.70b 10.70c 10.70d

10.70 Klostergewölbe
a) Querschnitt, b) über quadratischem Raum, c) Muldengewölbe, d) Spiegelgewölbe

10.6.3 Klostergewölbe, Muldengewölbe, 10.6.4 Kreuzgewölbe


Spiegelgewölbe
Das Kreuzgewölbe entsteht als Durchdringung
Das Klostergewölbe (Bild 10.70) entsteht aus von 2 Tonnen (Bild 10.71). Die Kappen können
der rechtwinkligen Kombination von zwei Ton- entweder zylindrisch oder gebust, d. h. allseitig
nengewölben zur Überspannung quadratischer (kugelartig) gekrümmt sein.
Grundrisse. Der Diagonalbogen (Kehlbogen) ist Schildbögen (Wandbögen) heißen die Linien, in
eine Ellipse; sämtliche Umfassungswände sind denen die Kappen an Umfassungswände an-
Widerlager. Das Klostergewölbe eignet sich im schließen; sie können Halbkreise, Spitzbögen oder
Allgemeinen nicht zur Überdeckung von niedri- elliptische Bögen sein. Grate heißen die Linien, in
gen Räumen, da die allseitig tief herabreichenden denen sich die Kappen durchdringen.
Wölbflächen die Anlage der Tür- und Fensteröff- Bei zylindrischen Gewölben (Bild 10.72) sind die
nungen erschweren. Gratbögen durch „Vergatterung“ aus den Wand-
Das Muldengewölbe ist ein Tonnengewölbe bögen zu bestimmen. 10
über Rechteckgrundriss, das auf beiden Seiten Bei „gebusten“ Wölbungsflächen können Wand-
durch halbe Klostergewölbe geschlossen wird und Gratbögen, wie z. B. in Kreuzgewölben, un-
(Bild 10.70c). abhängig voneinander angenommen werden
Spiegelgewölbe sind Kloster- und Muldengewöl- (Bild 10.74 und 10.75).
be, deren oberer Teil durch eine waagerechte Flä- Scheitellinien der zylindrischen Kappen sind gera-
che, den Spiegel, ersetzt wird. Die verbleibenden de oder – wegen des Setzens – mit geringer Stei-
Gewölbeteile nennt man Vouten (Bild 10.70d). gung („mit Stich“) nach dem Gewölbescheitel zu
angeordnet.
Die Scheitellinien der gebusten Kappen sind bo-
genförmig.
Das Kreuzgewölbe besitzt gegenüber anderen
Gewölbeformen den statischen Vorzug, dass es
die Gewölbelast über die Grate fast ganz auf die
Ecken des Raumes überträgt. Das Widerlager an

10.71
Kreuzgewölbe über quadratischem Raum
(römisches Kreuzgewölbe)
368 10 Geschossdecken und Balkone

10.72 Römisches Kreuzgewölbe (zylindrische Kappen- 10.73 Romanisches Kreuzgewölbe mit Bogenstich
flächen, gerade, waagerechte Scheitellinie)

10

10.75 Gotisches Kreuzgewölbe

10.74 Romanisches Kreuzgewölbe mit Busung und Stich 10.76 Gewölberippen


10.7 Balkone und Loggien 369

den Ecken wird durch Mauern, Pfeiler oder Säu- Eine Weiterentwicklung der Gewölbetechnik bil-
len gebildet. det in gewissem Sinne das Bauen mit sehr dünn-
Die Umfassungswände können durch Gurtbögen wandigen Stahlbetonschalen, die infolge der
ersetzt werden (offene Gewölbe). monolithischen Eigenschaften des Werkstoffs
Kreuzgewölbe ermöglichen eine günstige Be- (Aufnahme von Druck-, Zug- und Biegekräften)
leuchtung des zu überwölbenden Raumes, da größte Spannweiten zulassen.
man in den Schildmauern große Fensteröffnun-
gen anlegen kann. 10.7 Balkone und Loggien
Zur Überdeckung größerer Räume werden meh-
rere Gewölbe neben- oder hintereinander ge- 10.7.1 Allgemeines
reiht. Die einzelnen Felder nennt man Gewölbe- Balkone erhöhen, wenn sie ausreichend bemes-
joche; sie werden durch Gurtbögen voneinander sen sind und hinsichtlich Himmelsrichtung und
getrennt. Eine Jochreihe nennt man ein Schiff; Wetterschutz richtig geplant sind, den Wohnwert
ein Raum mit 2, 3 oder mehr nebeneinanderlie- von Geschosswohnungen beträchtlich. Sie kön-
genden Jochreihen heißt zwei-, drei- oder mehr- nen bei bestimmten Gebäudetypen (z. B. Lau-
schiffig. benganghäuser) Erschließungswege bilden. Bei
Der historischen Entwicklung nach unterscheidet ausgedehnten oder hohen Gebäuden dienen sie
man: vielfach als Fluchtweg sowie als Plattform für die
1. Das römische Kreuzgewölbe (Bild 10.71); es ist Reinigung und Instandhaltung der Gebäudeau-
die Durchdringung zweier Tonnengewölbe ßenflächen.
gleicher Spannweite. Die Decken von Balkonen und Loggien sind als
2. Das romanische Kreuzgewölbe; es ersetzt den Sonderfälle für die Ausführung von Decken zu
flachelliptischen, stark schiebenden Gratbo- betrachten.
gen des römischen Kreuzgewölbes durch Hinsichtlich der Grundrissgestaltung können Bal-
überhöhte Bogenformen bis hin zu einem kone ausgebildet werden als
Halbkreis (Bild 10.73 und 10.74). tfreie Balkone (Bild 10.77a)
3. Das gotische Kreuzgewölbe hat halbkreisförmi-
ge oder stumpfspitzbogenförmige Gratbögen
tEckbalkone (Bild 10.77b) 10
tteilweise eingezogene Balkone (Bild 10.77c)
(Bild 10.75). Die Schildbögen sind Spitzbögen,
die Kappenflächen gebust. teingezogene Balkone (Bild 10.77d)
In jedem Fall liegen die Balkonflächen vollständig
Kreuzgewölbe können auch mit selbständigen im Außenbereich.
Rippenbögen ausgeführt werden, gegen die sich
die Kappen seitlich stützen. Der größere Teil des Loggien entstehen, wenn übereinanderliegende
Rippenquerschnitts tritt nach unten vor und en- eingezogene Balkone untereinander ganz oder
det in einem Profil (Bild 10.76). In den Gewölbe- teilweise durch Wände oder Verglasungen ver-
scheitel wird ein Schlussstein gesetzt, gegen den bunden werden. Die Unterseiten der Loggien-
die Gratrippen anlaufen. Deckenflächen liegen im Innenbereich, können

10.77a 10.77b

10.77
Grundrissformen von Balkonen
a) Freibalkon
b) Eckbalkon
c) teilweise eingezogener Balkon
d) ganz eingezogener Balkon

10.77c 10.77d
370 10 Geschossdecken und Balkone

aber auch – z. B. im untersten Geschoss – mit der führung frei vor der Fassade stehender Balkone
Unterseite an den Außenbereich angrenzen. Bei bevorzugt (s. Bilder 10.84 und 10.85).
eingezogenen Loggien ist die Bodenfläche für tDurch entsprechende Abdichtungen muss das
darunterliegende Räume praktisch eine begeh- Eindringen von Feuchtigkeit in angrenzende
bare Flachdachfläche (s. Abschn. 2 in Teil 2 dieses Bauwerksteile verhindert werden.
Werkes). tBalkone müssen ausreichend hohe und sichere
Grundsätzlich muss beachtet werden: Geländer haben.
tStahlbeton-Balkonplatten sind in besonderem tGrößere Balkon- und Loggienflächen müssen
Maße Temperatureinwirkungen unterworfen, über gesonderte Grundleitungen entwässert
wenn sie allseitig der Außenluft ausgesetzt werden.
sind. Die daraus resultierenden Längenände- tBei Loggien ist ggf. für ausreichenden Wärme-
rungen dürfen sich nicht auf das übrige Bau- schutz darüber- oder darunterliegender Ge-
werk auswirken. bäudeteile zu sorgen.
tDie außenliegenden Konstruktionsteile von
Balkonen und Loggien dürfen keine „Wärme-
brücken“ zu innenliegenden Konstruktionstei- 10.7.2 Tragende Bauteile
len bilden. Es müssen ausreichende Vorkeh-
rungen gegen Wärmeübertragung getroffen Balkone werden auch heute noch häufig im Zu-
werden. sammenhang mit den Geschossdecken herge-
stellt. Insbesondere, wenn sie auch als Sicherung
tBalkonfußböden müssen trittsicher und witte- gegen Brandüberschlag zwischen den Geschos-
rungsbeständig (insbesondere frostbeständig) sen dienen (vgl. Abschn. 16.7), werden sie in
sein. Stahlbeton ausgeführt.
Die Ränder und Bauwerksanschlüsse von Balko- Kragplatten stellen die technisch einfachste
nen und Loggien müssen sehr unterschiedliche Form für die Ausführung von frei vor der Gebäu-
Beanspruchungen erfüllen. Deckenanschlüsse, deflucht stehenden Balkonen dar. Um bereits in
freie Ränder, Fassadenanschlüsse, Anschlüsse in der Rohbauphase das Eindringen von Nieder-
10 den Leibungen von Fenstertüren und Fenstertür- schlagswasser in die angrenzenden Gebäudeteile
anschlüsse erfordern eine genaue Detailplanung zu vermeiden und als zusätzliche Schutzmaßnah-
und eine sorgfältige Überwachung der einwand- me zur Abdichtung (s. Abschn. 10.7.3) sollten Bal-
freien Ausführung. Insbesondere um Wärmebrü- kon- und Loggien-Rohdecken immer mindestens
cken zu vermeiden wird immer mehr die Aus- 2 cm tiefer geplant werden als die anschließen-
den Geschoss-Rohdecken.

<2x
b
<5m

10.78a 10.78b

10.78
Dehnfugen in Kragplatten
a) Fugenabstände
b) Schnitt
c) Fugenprofil (MIGUA)
1 Kragplatte
2 Abdichtung mit Dehnungsschlaufe
3 Gehbelagaufbau, s. Bilder 10.86 ff.
4 Fugenprofil 10.78c
10.7 Balkone und Loggien 371

Dadurch wird in der Rohbauphase Regenwasser In der modernen Baukonstruktion gehören aus-
auf den Balkonplatten vom Gebäudeinneren fern- kragende, nicht „thermisch entkoppelte“ Stahl-
gehalten. Insbesondere kann es später bei Schä- betonkragplatten, die erhebliche Wärmebrücken
den oder Ausführungsfehlern an der Abdichtung (s. Abschn. 17) bedeuten, der Vergangenheit an.
(s. Abschn. 10.7.3) nicht so leicht zu folgenschwe- Die „thermische Entkoppelung“ kann konstruktiv
ren Durchnässungen der innen anschließenden erreicht werden durch
Fußbodenkonstruktionen kommen. tKragplatten mit thermischer Trennung durch wär-
Es ist ratsam, die Unterseite freistehender Bal- medämmende statisch wirksame Zwischen-
konplatten nach vorn ansteigen zu lassen, weil bauteile (Bild 10.79).
– auch bei richtig berücksichtigter Durchbiegung tBalkonplatten auf Kragträgern, die in die an-
der fertigen Kragplatten – in vielen Fällen der op- grenzenden Deckenplatten oder Wände ein-
tische Eindruck entsteht, dass die Platten nach binden. Die statische Spannrichtung ist parallel
vorn durchhängen. zur Fassadenfläche. Die Kragträger werden aus
Bei längeren Kragplatten (z. B. bei Laubengän- konstruktivem Leichtbeton hergestellt (s. Ab-
gen) ist die Längenänderung in Längsrichtung schn. 5), oder sie werden in ausreichender Tiefe
nur dann in vertretbaren Grenzen zu halten, innerhalb des Gebäudes gegen Wärmeüber-
wenn im Abstand von höchstens 5,00 m Unter- tragung (z. B. durch anbetonierte Holzwolle-
teilungen durch Dehnfugen vorgesehen werden Leichtbauplatten) geschützt (Bild 10.80).
(Bild 10.78). Wichtig ist dabei, dass diese Deh- tBalkonplatten aufgelagert auf Stützen oder
nungsfugen auch in fest verklebten Abdichtun- Wandscheiben vor der Fassade (Bild 10.81). Ins-
gen und in fest (z. B. in Mörtelbett) verlegten besondere für teilweise oder ganz eingezogene
Bodenplatten durchlaufen und einwandfrei ab- Balkone (Bild 10.77c und d) sollte diese Lösung
gedichtet werden. immer vorgezogen werden.

2 1
10
3

10.79a
10.80 Balkonplatte auf Kragträgern
2 5 4 1 1 Geschossdecke
2 Balkonplatte
3 Wärmedämmung
4 4 Kragträger
5
6

5
3

10.79b

10.79 Balkonplatte als Kragplatte mit „thermischer


Entkoppelung“ (SCHOECK-Isokorb)
a) Schnitt, b) Detail 10.81 Balkonplatte auf seitlichen Mauerscheiben
1 Geschossdecke 5 Edelstahl V4A 1 Geschossdecke
2 Balkonplatte 6 Stahlplatte St 37 2 Balkondecke
3 Wärmedämmung 7 Polystyrol WLG 032, 3 Wärmedämmung
4 Betonstahl 80 mm 4 seitliche Mauerscheiben
372 10 Geschossdecken und Balkone

10.82 Balkonplatte auf Konsolen zur Wärmebrückenmini- 10.83 Balkonplatte auf frei stehenden Stützen
mierung mit Neopren oder Fiberglas verankert und 1 Geschossdecke
freistehenden Stützen 2 Balkonplatte (hier: Stahlbeton auf Trapezblech in
1 Geschossdecke Rahmen aus [-Profil)
2 Balkonplatte 3 Wärmedämmung
3 Wärmedämmung 4 Stützen
4 Konsolen
5 Stützen

tBalkon aufgelagert auf Konsolen zur Wärmebrü- Materialstöße der Dichtungsbahnen sollen paral-
ckenminimierung mit Neopren oder Fiberglas lel zur Hauptfließrichtung liegen.
verankert und freistehenden Stützen (Bild 10.82). Dehnfugen (Abschn. 10.7.2) sind durch einge-
tBalkone auf Stützen frei vor der Fassade stehend klebte Fugenprofile zu überbrücken (Bild 10.77
(Bild 10.83). und 10.92).
Die Abdichtung kann mit mehrlagig voll aufge-
klebten Bitumen-Dichtungsbahnen oder ein-
10.7.3 Abdichtung lagig lose verlegten Kunststoffdichtungsbahnen
10 (hochpolymere Dichtungsbahnen) hergestellt
Werden Balkone mit Hilfe von Fertigteilen aus werden (s. Abschn. 17). Noch nicht in die Nor-
wasserundurchlässigem Beton (s. Abschn. 5) auf mung aufgenommen, in der Praxis aber sehr
Konsolen, Kragplatten oder Stützen unabhängig bewährt, sind „Alternative Abdichtungen“ (so-
von den Geschossdecken ausgebildet (Bilder genannte Flüssigfolien). Sie bestehen aus mehr-
10.80, 10.82 und 10.83), sind Abdichtungen auf lagig flüssig aufgetragenen Kunststoffen ggf. mit
den Konstruktionsflächen nicht unbedingt erfor- Einlage von Trägervlies. Sie eignen sich ganz be-
derlich. sonders bei komplizierten Grundrissformen und
In allen anderen Fällen sind die tragenden Platten für schwierige Anschlüsse an angrenzende oder
von Balkonen und Loggien durch eine Abdich- einbindende Bauteile.
tung nach DIN 18 195 zu schützen. Die Abdich- Der gesamte Aufbau von Balkonbelägen erfor-
tung soll Sickerwasser, das durch die Fugen der dert – insbesondere wegen des Gefälleestriches
Bodenbeläge eindringt, möglichst rasch zu Ent- – in der Regel mehr Höhe als der Fußbodenauf-
wässerungsabläufen oder Tropfkanten ableiten. bau innerhalb des Gebäudes. Die Oberkante der
Dies und die Oberflächenentwässerung wird am Konstruktionsflächen muss daher entsprechend
besten erreicht, wenn der gesamte Aufbau des tiefer geplant werden, was bei Kragplatten (Bild
Gehbelages und der Abdichtungen mit einem 10.78) oft auf konstruktive Schwierigkeiten stößt.
Gefälle von 1 bis 2 % (bei sehr rauhen Oberflä- Bei der Ausführung von Abdichtungsarbeiten
chen ggf. mehr!) ausgeführt wird. sind auch die „Flachdachrichtlinien“ [10] zu be-
Die Herstellung von Stahlbetonoberflächen mit achten. Danach sind Abdichtungen an angren-
Gefälle in Ortbeton ist meistens unwirtschaftlich. zenden aufgehenden Wänden mindestens 15 cm
Es wird daher besser ein Gefälleestrich als Ver- über die Fertighöhe der Plattenbeläge – auch an
bundestrich aufgebracht. den unteren Blendrahmenprofilen von Fenster-
Es muss darauf geachtet werden, dass an Materi- türen – hochzuführen und gegen mechanische
alübergängen, an Klebeflanschen von Entwässe- Beschädigungen zu schützen.
rungsabläufen, Einlaufblechen usw. keine Über- Davon kann nur abgesehen werden, wenn durch
höhungen auftreten. Entwässerungsvorrichtungen oder durch seitli-
10.7 Balkone und Loggien 373

4 2

10
1

10.84 Balkone als Stahlkonstruktion eines Stahlskeletts,


Wohntürme in Konstanz (Arch.: Bucher-Beholz)
1 T 200 mm, thermisch entkoppelt
2 Windaussteifung Rundstahl Ø 16 mm
3 Abhängung Handlauf Ø 30/2,6 mm
4 Handlauf Ø 30/2,6 mm
5 IPE 100
6 Windverband Stahlrohr Ø 88,9/10 mm

che Abflussmöglichkeit für Niederschlagwasser boden nicht zu vermeiden. Kann eine derartige
mit einer Staubildung – auch bei Schneematsch Zwischenstufe nicht in Kauf genommen werden
– vor den Fenstertüren nicht zu rechnen ist. (z. B. Berücksichtigung von Behinderten), ist es
Auch in diesen Fällen soll die Abdichtung zur Si- möglich, die Bodenbeläge durch einen etwa 10
cherung gegen Schnee und Eisbildung mindes- bis 15 cm breiten Abstand vom Türanschluss zu
tens 5 cm über die Oberkante der Gehbeläge trennen, der mit einem Gitterrost überdeckt wird
bzw. des Gitterrostes hochgezogen werden. (Bild 10.85). In Loggien können eingelegte Gitter-
Bei konsequenter Weiterführung der hochgezo- roste – auch aus imprägnierten Harthölzern oder
genen Abdichtung, auch im Bereich von Türen speziell gezüchteten Tropenhölzern (z. B. Bangki-
bzw. Fenstertüren, ist eine Höhendifferenz von rai) – den höhengleichen Übergang zwischen In-
15 bis 17 cm zwischen Innen- und Außenfuß- nen- und Außenflächen ermöglichen (Bild 10.86).
374 10 Geschossdecken und Balkone

10.85 5
Balkonübergang mit Drainrost (AquaDrain®) 4
1 Stahlbetonplatte
2 Gefällebeton 3
3 Abdichtung mit Gleitfolie 2
4 Stelzlager
5 Großformatige Werksteinplatte 1
6 Drainrost, höhenverstellbar

> 15
Holzrost 40 / 80

5
10.86 2,5% Gefälle
Holzgitterrost zur Höhen- 4
überdeckung 3
1 Stahlbetonplatte 2
2 Dampfsperre
10 3 Wärmedämmung
4 Abdichtung
1
5 Kiesschüttung 8/16
6 Lagerholz, punktförmig gelagert
7 Holzrost, z. B. Lärche unbehandelt
8 Fassadenbekleidung

Bei Ausführung der Balkonplatten nach Bild Wenn der Schutz der hochgezogenen Abdich-
10.80 und 10.81 wird die Fuge zwischen Balkon- tungen durch angemörtelte Sockelplatten herge-
platte und Bauwerk am besten durch einen Git- stellt werden soll, sind sorgfältige Putzanschlüsse
terrost überspannt (Bild 10.87). am besten mit Hilfe von Anschlussprofilen und
Für die Wandanschlüsse sollte in jedem Fall ein dauerelastisch abgedichteten Fugen erforderlich.
Rücksprung in den aufgehenden Wänden vorge- Die Fuge am Übergang zu den Bodenbelägen ist
sehen werden (Bild 10.88a bis c). mindestens mit sorgfältig eingebrachten dauer-
elastischen Dichtungsmassen, besser unter Ver-
wendung spezieller Anschlussprofile (Bild 10.88a)
oder mit speziellen Sockel-Formsteinen (Bild
10.88b) auszuführen.
Ferner kommen Spezial-Leichtmetallprofile (Bild
10.88c) in Frage, oder Wandbekleidungen wer-
den über die hochgezogene Abdichtung bis auf
die Gehbeläge hinuntergeführt (Bild 10.88d).
Besteht bei Balkonflächen, die stark Niederschlä-
gen ausgesetzt sind, die Gefahr der Durchnäs-
sung anschließender Wände durch Spritzwasser,
sollten Schutzmaßnahmen ähnlich denen im So-
ckelbereich eingeplant werden (vgl. Abschn. 17).
10.87 Balkonübergang mit Gitterrost
10.7 Balkone und Loggien 375

7 7
9
10
> 15

> 15
8

11
6 6
5 12 5 12
4 4
3 3
2 2
1 1

10.88a 10.88c

7
9
10 7
> 15

> 15
6
10
5 12
6
4
3 5 12
2
1 4
3
2
1 10
10.88b

10.88d
10.88 Wandanschluss von Balkonplatten
a) Wandanschluss mit Spezial-Eckprofil für Sockelplatten
b) Wandanschluss, abgedeckt mit keramischer Winkelplatte
c) Wandanschluss, abgedeckt mit Leichtmetallprofil
d) Abdichtungsanschluss hinter Wandbekleidung
1 Gefälleestrich auf Stahlbetonplatte 7 Abdichtung gegen aufsteigende Baufeuchtigkeit
2 Abdichtung DIN 18 195 8 LM-Wandanschlussprofil
3 Gleitfolie 9 Putzabschlussprofil
4 Dränschicht, z. B. Schlüter Troba-Matte (s. Abschn. 10.7.4) 10 dauerelastische Dichtung
5 Druckverteilungsplatte mit Bewehrung 11 Eckprofil (Schlüter)
6 keramische Platten in Dünnbett 12 thermische Trennung

10.7.4 Bodenbeläge Klein- und mittelformatige Platten können nur


bei kleinen Flächen und auf Unterkonstruktio-
Balkonplatten können sehr wirtschaftlich ledig- nen ohne Wärmedämmschichten und ohne Ab-
lich aus sauber geglättetem wasserundurchlässi- dichtung direkt auf der mit Gefälle hergestellten
gem Stahlbeton in Ortbetonbauweise oder aus Oberfläche oder auf dem Gefälleestrich in Mörtel
einem Fertigteil gebildet werden, dessen Ober- (Dickbett) oder in Dünnbett verlegt werden (Bild
fläche durch imprägnierende Behandlung oder 10.89).
Anstrich vergütet wird. Meistens werden jedoch Auf Balkonflächen mit Abdichtung ist die Verle-
die Gehflächen von Balkonen und Loggien mit gung nur in Verbindung mit einer Dränschicht
keramischen Platten, Naturwerkstein oder Beton- möglich. Sie kann bestehen aus profilierten
werkstein gestaltet. Kunststoffplatten (Bild 10.90a), aus Schaumstoff-
Dränagematten (Bild 10.90b) oder auch aus
376 10 Geschossdecken und Balkone

Durch die unterschiedlichen Materialeigenschaf-


ten und durch Temperatureinflüsse entstehen
in den Oberflächen Spannungen, die zu Rissen
in den Belägen führen. In Mörtel verlegte Beläge
sind daher durch Bewegungsfugen zu untertei-
len (Bild 10.91). Der Abstand richtet sich nach der
zu erwartenden Sonneneinstrahlung, nach dem
10.89a 10.89b Helligkeitsgrad der verlegten Platten und auch
nach der Grundrissgliederung der Flächen. Der
10.89 Verlegung von Bodenplatten auf Flächen Fugenabstand sollte zwischen 2 m und höchstens
ohne Abdichtung 5 m liegen, und es sollten sich Teilflächen von et-
a) Spaltplatten in Mörtelbett wa 4 bis 6 m2 Größe ergeben. An Bauwerks- oder
b) Bodenplatten in Klebemörtel (Dünnbett)
Bauteilanschlüssen ist durch Dehnfugen die Ein-
spannung der Beläge zu verhindern. Sind aus
konstruktiven Gründen Baufugen vorhanden (s.
Einkornleichtbeton (Bild 10.90c). Zwischen der
z. B. Bild 10.78), müssen sich die Feldunterteilun-
Dränschicht und der Abdichtung ist als Gleit-
gen mit diesen Fugen decken (Bild 10.92).
schicht eine Trennlage aus doppellagigen Kunst-
stoff-Folien anzuordnen.
Großformatige Natur- oder Betonwerkstein-
Auf die Dränschicht wird ein je nach Größe der
platten, die für größere Flächen in Frage kom-
Flächen mindestens 4 cm dicker Betonestrich
men, können in einem Mörtelbett eingebaut
nach DIN 18 560 mit Bewehrung (Betonstahl-
werden. Die lose Verlegung in einer 5 bis 6 cm
matten DIN 488, z. B. N 94 oder Betonstahlgitter
dicken Kiesschüttung (Körnung 6 bis 9 mm) ist
50/50/2, 75/75/3 oder 100/100/3, nicht rostender
jedoch günstiger (Bild 10.93). Diese Ausführung
Stahl) als Lastverteilungsschicht aufgebracht. Auf
ist insbesondere für Verlegung in Verbindung mit
diesem können die Platten im Dick- oder Dünn-
Wärmedämmungen nach dem Prinzip des „Um-
bett verlegt und anschließend verfugt werden.
kehrdaches“ (s. Kapitel 2 in Teil 2 diese Werkes)
Bei in Mörtel verlegten Bodenplatten dringt häu-
10 fig durch die Haarrisse der Fugen Wasser in die
sehr vorteilhaft (Bild 10.94).
darunter liegende Mörtelschicht ein. Dadurch Die lose Verlegung von Natur- und Betonwerk-
kommt es bei Balkonen immer wieder zu Frost- steinplatten in einer entsprechend dicken Kies-
schäden. Die Haarrisse in den Fugen der Boden- schüttung ist der Verlegung von Bodenplatten
platten lassen sich nicht vermeiden. Sie treten in Mörtelbett auch deshalb vorzuziehen, weil
auch bei Zusatz von entsprechenden Dichtungs- hierbei Frostschäden so gut wie ausgeschlossen
mitteln auf. werden können.

10.90a 10.90b 10.90c

10.90 Verlegung von Bodenplatten auf Flächen mit Abdichtung


a) Bodenfliesen in Dünnbett
b) Spaltplatten in Dünnbett
c) Spaltplatten in Mörtel (Dickbett)
1 Stahlbetonplatte
2 Gefälleestrich 7 Dränschicht aus Einkornbeton
3 Abdichtung DIN 18 195 8 Druckverteilung B 25 mit Bewehrung
4 Gleitfolie 9 keramische Platten in Dünnbett
5 Kunststoff-Dränplatte (SCHLÜTER-Troba) 10 Spaltplatten in Dünnbett
6 Schaumstoff-Dränplatte (Aquadrain) 11 Spaltplatten in Dickbett
10.7 Balkone und Loggien 377

10.91 Dehnfugen
a) Balkonplatte mit Abdichtung
b) Dehnfuge (Plattenbelag auf Ab-
dichtung mit Wärmedämmung)
1 Stahlbetonplatte mit
Gefälleestrich
2 Lochbahn als
Dampfdruckausgleichsschicht
3 Dampfsperre
4 Wärmedämmung
5 Abdichtung DIN 18 195
6 Gleitfolie
7 Dränplatte
8 Druckverteilung mit Bewehrung
9 Spaltplatten in Dünnbett
10 Dehnfuge mit dauerelastischer
10.91a 10.91b Abdichtung

10.92 Balkonplatte mit durchgehender Dehnungsfuge


1 Stahlbetonplatte
2 Gefälleestrich
3 Abdichtung DIN 18 195 mit Dehnungsschlaufe
4 Gleitfolie
5 Dränplatte
6 keramische Platten in bewehrtem Mörtel oder in
Dünnbett auf bewehrter Druckverteilungsplatte
7 Kunststoff-Steckprofil
10

5
4
3
2

10.94 Bodenbelag aus lose verlegten großformatigen


Werksteinplatten auf Wärmedämmung
(„Umkehrdachprinzip“)
10.93 Bodenbelag aus lose verlegten großformatigen 1 Stahlbetonplatte
Platten in Kiesbett auf Abdichtung, DIN 18 195 2 Trennlage
1 Stahlbetonplatte 3 Abdichtung DIN 18 195, lose verlegte
2 Gefälleestrich Kunststoffdichtungsbahn
3 Abdichtung DIN 18 195 4 Wärmedämmung (extr. PS-Hartschaum)
4 Dränplatte auf Trennlage 5 Filtervlies
5 Splitt 6 Splitt
6 großformatige Werkstein-Platten 7 großformatige Werksteinplatten
mit Fugenkreuzen mit Abstandhaltern
378 10 Geschossdecken und Balkone

Höhenverstellbares
Auflager

Abstandhalter

10.97 Stelzlager, Ausführung nach dem


„Umkehrdach“-Prinzip
1 Trennlage
2 Abdichtung DIN 18 195, z. B. lose verlegte
Kunststoffdichtungsbahn
3 Wärmedämmung (extr. PS-Hartschaum)
4 Filtervlies
5 Stelzlager (Alwitra)
6 großformatige Werksteinplatten

10.95 Bodenbelag aus großformatigen Platten


aus Stelzlagern
1 Abdichtung DIN 18 195 7
2 Stelzlager (ALWITRA) mit Abstandhaltern 6
für Plattenfugen und höhenverstellbaren
Auflagern 5

4
10
3

10.98 Holzdielen auf Unterkonstruktion


1 Stahlbetondecke
10.96 Stelzlager, Ausführung auf bituminöser Abdichtung 2 Trennlage
mit Wärmedämmung 3 Abdichtung DIN 18 195, z. B. lose verlegte
1 Dampfdruckausgleichsschicht und Dampfsperre Kunststoffdichtungsbahn
2 Wärmedämmung 4 Wärmedämmung (extr. PS-Hartschaum)
3 Abdichtung DIN 18 195 5 Dachpappe-Streifen unter den
4 Stelzlager (Alwitra) Unterkonstruktionshölzern
5 großformatige Werksteinplatten 6 Unterkonstruktionshölzer,
z. B. 6 cm x 8 cm (Bangkirai o. a.)
7 Holzdielen (z. B. Lärche unbehandelt)

Für größere Flächen kann auch die Verlegung Bei wärmegedämmten Unterkonstruktionen muss
von Werksteinplatten ab etwa 50 x 50 cm Grö- durch lastverteilende Unterlagen sichergestellt
ße auf höhenjustierbaren „Stelzlagern” in Frage werden, dass die Abdichtungen nicht allmählich
kommen (Bild 10.95). „durchgestanzt“ werden (Bild 10.96). Um eine
Die verbleibenden Hohlräume dienen der Wasse- solche „Durchstanzung“ zu vermeiden, werden
rableitung. Sie verschmutzen aber rasch und bie- häufig sogen. „Schleppstreifen“ unter den Stelzla-
ten einen idealen Unterschlupf für allerlei Klein- gern lose verlegt. Besser ist auch hier die Ausfüh-
lebewesen. Das Reinigen der Hohlräume muss rung nach dem Prinzip des „Umkehrdaches“ (Bild
durch Abnehmen einzelner Platten möglich sein. 10.97).
10.7 Balkone und Loggien 379

Immer häufiger kommen als Bodenbeläge für gen Feuchtigkeitsstau zu verhindern. Bei massi-
Balkone und Terrassen auch Holzdielen zur Aus- ven Brüstungen ist eine Ausführung wie in Bild
führung. Die Holzdielen werden mit 2–3 mm brei- 10.99d möglich. Ein U-Profil bildet den Übergang
ten Fugen auf Unterkonstruktionshölzern (Bal- zwischen Bodenbelag und Brüstung, das seitlich
ken aus feuchtigkeitsunempfindlichen Hölzern, als Wasserspeier herausgeführt ist. In jedem Fall
z. B. Bangkirai) verlegt. Es sollte darauf geachtet sollten Massivplattenränder an der Untersei-
werden, dass nur solche Hölzer zur Anwendung te umlaufende Abtropfrillen aufweisen, die mit
kommen, die speziell für die Verwendung im Holz- oder Kunststoffprofilen ausgeführt werden.
Bauwesen angebaut werden und nicht aus tropi- Sie werden in die Ortbetonschalung eingelegt,
schen Regenwäldern stammen. Geeignet ist auch oder durch einbetonierte Randprofile aus rost-
chemisch unbehandeltes Lärchenholz. Bei ausrei- freiem Stahl gebildet (Bild 10.99a bis c).
chender Belüftung verwittern die Oberflächen, Im übrigen müssen Balkon- und Loggienflächen
erhalten schliesslich eine silbergraue Farbe und über gesonderte Fallrohre entwässert werden
sind fast unbegrenzt lange haltbar. In die Ober- (DIN 1986). Bei geschlossenen Brüstungen müs-
flächen können Riefen eingearbeitet werden, um sen dabei zusätzliche Notüberläufe von mind.
die Rutschgefahr bei Nässe zu minimieren (Bild 40 mm lichter Weite vorgesehen werden.
10.98). Möglich ist eine Entwässerung von Balkon- oder
Loggienflächen über vorgehängte Rinnen (Bild
10.100, s. Abschn. 1.6 in Teil 2 dieses Werkes).
10.7.5 Entwässerung Durch eingeklebte Einlaufbleche muss sicher-
Nur kleinere Balkonflächen und nur, wenn sie gestellt werden, dass auch Sickerwasser, das
nicht in mehreren Geschossen übereinander oberhalb der Abdichtung anfällt, in die Rinnen
liegen, können ohne Anschluss an eine Ent- abgeleitet wird. Bei Kunststoffabdichtungen ver-
wässerungsleitung lediglich mit Abtropfkanten wendet man beschichtete Bleche, auf die die Ab-
ausgeführt werden. Die seitlichen Ränder erhal- dichtung aufgeschweißt wird.
ten dann einen Abschluss mit Aluminium- oder Wegen des erforderlichen sorgfältigen Verbun-
Messingprofilen oder aus Winkelformsteinen, des der verschiedenen Bauteile und -materiali-
die an der Stirnseite als Tropfkanten wirken (Bild en, wegen ihres unterschiedlichen bauphysika- 10
10.99a bis c). Winkelprofile, die bei in Mörtel lischen Verhaltens, wegen des meistens formal
verlegten Bodenbelägen den Randabschluss wenig zufriedenstellend zu lösenden Anschlus-
bilden, müssen gelocht sein, um einen rückseiti- ses an die Fallrohre und auch im Hinblick auf den

10.99 Ausführung von Balkonrändern


a) Balkonrand mit Winkelplatte
b) Balkonrand mit Drain-Abschluss-
profilen (AquaDrain®)
c) Balkonrand mit T-Profil und 10.99a 10.99b
Abtropfwinkel
d) Balkonrand mit Stahlbetonbrüstung
1 Stahlbetonplatte
2 Gefälleestrich
3 Abdichtung DIN 18 195
4 Dränplatte
6 keramische Platten in Dünnbett auf
bewehrter Druckverteilungsplatte
7 LM-Profil mit Ablauflöchern für
Sickerwasser
8 Wassernasen-Profil
9 Leichtmetall-U-Profil mit seitlichen
Wasserspeiern
10 Stahlbeton-Fertigteil 10.99c 10.99d
380 10 Geschossdecken und Balkone

8
6
5
7 4
3
2
1

10.100 Balkonentwässerung mit vorgehängter Rinne 10.101 Innenentwässerung von Balkon- und
1 Stahlbetonplatte Loggienflächen
2 Gefälleestrich 1 Stahlbeton
3 Abdichtung DIN 18 195 2 Gefälleestrich
4 Dränplatte 3 Abdichtung
5 Druckverteilung oder Verlegemörtel 4 Gleitfolien
mit Bewehrung 5 Dränschicht
6 Spaltplatten 6 Plattenbelag in Mörtelbett
7 LM-Randprofil (Schlüter) 7 seitlicher Ablauf
8 Haltepfosten mit Ankerplatte, aufgedübelt 8 Fallrohr in Wandschlitz

10.102 Balkonentwässerung durch Rinne mit Gitterrost


1 Stahlbetonplatte
10 2 Gefälleestrich
3 Abdichtung DIN 18 195
4 Anschlussbahn für eingeklebtes
Lochwinkelprofil
5 Dränplatte auf Gleitfolie
6 Druckverteilung mit Bewehrung
7 Spaltplatten in Mörtel (Dickbett)

10.103 Balkonentwässerung (LORO)


mit Fliesenbelag im Mörtelbett (linker Bildteil) oder
mit Fertigestrich (rechter Bildteil)
1 Fliesenbelag
2 Mörtellbett
3 Fertigestrich
4 Dichtungsbahn
5 Wärmedämmung
6 Dichtungsbahn + Dampfsperre
7 Dampfdruckausgleichsschicht auf Haftgrund
8 Ausgleichestrich mit Gefälle
9 Stahlbetonplatte
10 Sieb und Siebaufnahme,
mit Höhenverstellung sowie Entwässerungs-
ring (für Sickerwasserabführung)
11 Etageneinsatz mit Klemmanschlussfolie
(werkseitig vormontiert) und Dichteelement
(für Verbindung mit Einzelablauf)
12 Einzelablauf mit Klemmanschlussfolie
(werkseitig vormontiert) und Klemmring
13 Stahlabflussrohr mit Wärmedämmung
10.7 Balkone und Loggien 381

Anschluss der Geländer (s. Abschn. 10.7.6) stellen 10.7.6 Geländer


vorgehängte Rinnen an Balkonen und Loggien
eine anfällige und – richtig ausgeführt – auch auf- Sicherheitsanforderungen an Geländer und
wendige Lösung für die Entwässerung dar. Umwehrungen sind in den Landesbauordnun-
Balkon- und Loggienflächen sollten daher am gen festgelegt. Die Geländerhöhe muss mindes-
besten mit speziellen Ablaufgarnituren entwäs- tens 0,90 m, bei möglichen Absturzhöhen über
sert werden, die als Innenentwässerung in die 12 m mindestens 1,10 m und bei Hochhäusern
Bodenflächen einzubauen sind. (> 22 m über Gelände) mindestens 1,20 m betra-
gen. Geländer müssen so ausgeführt sein, dass
Durch Verwendung von Aufstockelementen Kindern das Hochklettern nicht erleichtert wird,
ist dabei die Entwässerung auch in der Ab- d. h. vorspringende horizontale Konstruktions-
dichtungsebene sicherzustellen. Abläufe sind teile auf der Rückseite sowie horizontale Gitter,
in mind. 50 cm Entfernung von Rändern oder Verbretterungen o. Ä. mit Zwischenräumen
Wandanschlüssen vorzusehen, um eine einwand- > 2 cm sind nicht erlaubt. Wenn die Geländer vor
freie Ausführung der Abdichtungsarbeiten zu den Plattenrändern angebracht sind, sollen keine
ermöglichen. Insbesondere, wenn die tragenden Öffnungen bestehen, bei denen die Gefahr des
Bauteile parallel zur Fassade gespannt sind (vgl. Hindurchtretens gegeben ist, d. h. hier dürfen
Bild 10.80 und 10.81), lässt sich der Anschluss Abstände von höchstens 4 cm vorhanden sein.
zwischen den Bewehrungsstählen verdeckt zu
seitlich angeordneten Fallrohren führen (Bild Die Abstände zwischen senkrechten Gitterstäben
10.101). oder zwischen Brüstungsfertigteilen dürfen nicht
weiter als 12 cm sein. Bei Balkonen, die nur der
Von Nachteil ist, dass bei Einzelentwässerungen Fassadenwartung oder als Fluchtweg dienen,
die Oberflächen wegen des nötigen Gefälles können die Geländer in einfacher Form ausge-
trichterförmig ausgebildet werden müssen, so führt werden und müssen im allgemeinen nur
dass Beläge aus mittel- und großformatigen Plat- den Anforderungen an Schutzgerüste genügen
ten schwierig bzw. nur mit unschönen Kehlen (s. Kapitel 10 in Teil 2 dieses Werkes).
auszuführen sind.
Umwehrungen für Balkone und Loggien können
Einfacher können die Oberflächen gestaltet wer-
den, wenn durchgehende Ablaufrinnen einge-
aus Mauerwerk oder Stahlbeton bestehen. Da-
bei müssen diese nicht auf die volle erforder-
10
baut werden (Bild 10.102). liche Höhe geführt werden, sondern können
Bei einem Abdichtungsaufbau mit Wärmedäm- durch Stahlkonstruktionen ergänzt werden (Bild
mung (z. B. bei Loggien) müssen kombinierte 10.104a und b). Die Montage auf der Mauer-
Entwässerungsabläufe mit Ablauftrichtern in der abdeckung führt in den meisten Fällen zu Schä-
Ebene der Dampfsperre und in der Ebene der Ab- den, weil langfristig Wasser eindringt und so-
dichtung eingebaut werden (Bild 10.103). mit Frostschäden entstehen. Insbesondere bei
längeren gemauerten Brüstungen besteht die
Gefahr von Rissbildungen infolge der unver-
meidlichen Durchbiegung der Balkonränder.

10.104a 10.104b 10.104c


10.104 Massive Umwehrungen (Brüstungen)
a) gemauerte Brüstung, Abdeckung mit Rollschicht
b) Brüstung aus Stahlbetonfertigteilen
c) vorgefertigtes Balkonelement auf seitlichen Kragarmen
382 10 Geschossdecken und Balkone

Stahlbetonbrüstungsplatten können als Tragele- kanteten Plattenrändern (z. B. von Fertigteilen)


ment mitwirken und die Dimensionierung der ist eine derartige Ausführung unproblematischer
Platten günstig beeinflussen (Bild 10.104b und c). (Bild 10.106b).
Massive Brüstungen sollten in Teilbereichen mit Hinsichtlich der Abdichtungsprobleme werden
Gitterkonstruktionen kombiniert werden, um eine Geländertragstäbe sinnvollerweise an der Plat-
bessere Durchlüftung zu ermöglichen, weil völlig tenunterseite bzw. an der Stirnseite angeschlos-
umschlossene Balkon- oder Loggienflächen sonst sen. Es muss dabei jedoch wegen des langen
durch oft anhaltende Feuchtigkeit zum Vermoo- Hebelarmes auf entsprechende Dimensionierung
sen neigen. Außerdem wird damit auch ein Not- der Tragstäbe geachtet werden (Bild 10.106d).
überlauf für den Fall verstopfter Abläufe geschaffen. Am günstigsten ist meistens der Anschluss von
Bei der Gestaltung der Füllelemente von Gelän- Geländerkonstruktionen an der Stirnseite der
dern muss dafür gesorgt werden, dass Zuger- Plattenränder, falls dort nicht vorgehängte Rinnen
scheinungen vorgebeugt wird. Im Allgemeinen zuviel Platz beanspruchen. Die Tragstäbe werden
ist es dabei günstiger, Geländerfüllungen vor die mit Laschen aufgedübelt (Bild 10.107a) oder auf
Plattenränder zu setzen (Bild 10.105). vorher einbetonierte Ankerplatten aufgeschweißt
Meistens werden Geländer mit Stahl- oder (Bild 10.107b). Dabei sollen die Verbindungen im-
Leichtmetallkonstruktionen ausgeführt, die mit mer mit Gefälle angeschlossen werden. Das nach-
Füll- oder Verblendteilen aus Holz, Glas, Kunst- trägliche Aufschweissen auf einbetonierte Anker-
stoffen, Aluminium usw. ergänzt werden, welche platten sollte möglichst vermieden werden, weil
selbsttragend oder in Rahmen auf der Tragkon- dadurch die Feuerverzinkung (Korrosionsschutz)
struktion angebracht werden. Die Konstruktion wieder beschädigt wird. Ein nachträgliches Kalt-
gitterartiger Geländer betrifft in erster Linie die verzinken bedeutet in jedem Fall eine Qualitäts-
Befestigung der Tragstäbe an den Plattenrän- minderung des Korrosionsschutzes. Deshalb
dern. sollten möglichst geschraubte Geländerkonstruk-
In die Bodenflächen eingebaute Tragstäbe be- tionen vorgezogen werden.
einträchtigen die Ausdehnungsmöglichkeit der Eine Anschlussmöglichkeit für Stäbe auf der Bal-
verschiedenen Belagschichten. Die einwandfreie konplatte zeigt Bild 10.107c. Solche Anschlüsse
10 Verbindung mit der Abdichtung, mit Einlaufble- auf der Balkonplatte sind immer problematisch,
chen und Bodenbelag erfordert sorgfältigste weil ein ordnungsgemäßer Anschluss an die Ab-
handwerkliche Arbeit (Bild 10.106a). Bei aufge- dichtung nur sehr schwer zu gewährleisten ist.

10.105 Windführung an geschlossenen Balkongeländern


a) ungünstig (Zugerscheinungen!)
b) günstig 10.105a 10.105b

10.106a 10.106b 10.106c 10.106d


10.106 Einbau von Geländerstäben
a) in Bodenfläche, b) in Aufkantung, c) an Stirnseite, d) an Unterseite
10.7 Balkone und Loggien 383

10.107a

10.107b 10.107c

10.107 Befestigung von Geländerstäben


a) Geländerstab seitlich auf Ankerplatte geschweißt, Ankerplatte an Stirnseite der Balkonplatte angedübelt
b) Ankerplatte an Stirnseite der Balkonplatte einbetoniert, Geländerstab später angeschweißt
c) Befestigung von unten mit angedübelten Verschraubungen (SKS), Halfenschiene oder Gewindehülsen

10
Die Gestaltungsmöglichkeiten für Geländer Für Gebäude mit nur einem Obergeschoss oder
sind so vielfach, dass in diesem Rahmen nur eini- überall dort, wo bei übereinander liegenden
ge Beispiele für konstruktive Grundsätze genannt kleinen Balkonen unvermeidliche gegenseitige
werden können. Belästigungen in Kauf genommen werden, kom-
Vor, hinter oder zwischen den Tragstäben aus men dabei auch gitterartige Gehflächen aus Holz
Stahl- oder Aluminiumprofilen oder aus Holz oder Stahl in Frage (Bild 10.108 und 10.109). Bei
können – ggf. auf horizontalen Unterkonstruk- gitterartigen Gehflächen kann Schmutz und dgl.
tionen – senkrechte oder horizontale Füllstäbe durch die Zwischenräume der Beläge auf den
oder -platten aus Holz oder Metall angebracht eventuell darunterliegenden Balkon rieseln. Un-
werden. ter gitterartigen Belägen sollte z. B. eine feuer-
Ebenso können Rahmen mit Füllungen aus Guss- verzinkte Blechwanne montiert werden, die den
glas, Kunststoffen, Drahtgittern usw. verwendet Schmutz auffängt.
werden. Konstruktiv werden derartige Balkone an einbe-
Für die verschiedenen Gestaltungs- bzw. Kons- tonierten Kragarmen montiert oder auf Konsolen
truktionsmöglichkeiten von Geländern sind im in Kombination mit Stützen aufgelagert.
übrigen Hinweise in Abschn. 4 in Teil 2 des Wer- Bei der in Bild 10.108 gezeigten Holzkonstruktion
kes enthalten. Sie können sinngemäß auch für sind Auflagerbohlen an der Fassade an einbeto-
Balkongeländer gelten. nierten Stahlkonsolen verschraubt. Außen lagern
diese auf Pendelstützen auf, die für mehrere Ge-
schosse durchlaufen können.
10.7.7 Sonderlösungen
Ähnlich ist ein kleiner Balkon aus speziell ange-
Insbesondere kleinere Balkone können – auch fertigten feuerverzinkten Stahl-Gitterrosten aus-
vorgefertigt – so vor Fassaden montiert werden, geführt. Hier sind die tragenden Winkelrahmen
dass die in den voranstehenden Abschnitten be- in Konsolhaken an der Fassade eingehängt und
handelten Probleme insbesondere der Abdich- gelenkig verschraubt (Bild 10.109).
tung und Entwässerung entfallen.
384 10 Geschossdecken und Balkone

10.108 Holzbalkon, auf auskragendem Stahlprofil in


Verbindung mit Stützen montiert (alternativ
möglich auch stützenfrei mit Montage an stat.
nachgewiesenen Kragkonsolen)
1 Ankerplatte, einbetoniert in
Stahlbeton-Unterzug
2 Kragarme (angeschweißte Stahlprofile)
3 Tragbalken (Brettschichtholz), geschlitzt,
an Konsole verschraubt
4 Doppelstütze (Brettschichtholz),
mit Abstandhaltern an Tragbalken verschraubt
5 Gehbelag aus Hartholzbohlen
6 Geländerfüllung je nach gestalt. Absicht
7 Abschlussprofil
8 Blech (Vermeidung der Belästigung von
Nachbarn)

Für derartige Bauweisen sind auch vorgefertigte


Balkone aus Aluminium auf dem Markt, die bei
vielfachen Gestaltungsmöglichkeiten für Neu-
bauten, besonders aber für Sanierungen geeig-
net sind. Als Beispiel können die in Bild 10.110
dargestellten Schnitte für das System der Firma
Schüco dienen.
10 In einigen Regionen werden für bis ca. 1,50 m
ausladende Balkone Holzkonstruktionen mit
auskragenden Trägern bevorzugt. Die meistens
mehrlagigen verdübelten Kragträger werden an
obenliegenden verzinkten Flacheisen verschraubt,
die in dahinterliegende Stahlbetondecken einbe-
toniert sind. Auch können die Kragträger in ein-
betonierte Balkenschuhe eingeschoben werden
(Bild 10.111).
Die Kragträger werden an den Oberseiten zur
Wasserableitung dachförmig abgeschrägt und
durch eine Blechabdeckung geschützt. Die Bal-
konflächen werden von aufgeschraubten geho-
belten Bohlen gebildet. Diese Konstruktion ist
problematisch, denn für das in den Stahlschuh
nicht belüftete, eingeschobene Holz droht Fäul-
nis. Es ist sinnvoller, die tragenden Teile solcher
Konstruktionen komplett in feuerverzinktem
Stahl auszuführen.
Wärmebrücken an den Verankerungsstellen
10.109 Vorgehängter Balkon in Stahlkonstruktion werden durch das in Bild 10.112 gezeigte Mon-
(Geländer nicht eingezeichnet) tagesystem für Holzbalkone vermieden. Bei ihm
1 Ankersteg mit Ankerplatte, Traghaken, wird ein Verankerungsteil mit druckfester Wär-
angeschweißt medämmung in die Massivdecke einbetoniert.
2 Tragrahmen Die Kragträger werden mit speziellen Anschluss-
3 Gitterrost in Auflagerrahmen
4 Stütze, gleichzeitig als Geländerpfosten teilen eingehängt.
(Geländer nicht eingezeichnet)
10.7 Balkone und Loggien 385

10.110a 10.110b

10.110 Vorgefertigtes Balkonsystem aus Aluminium (Schüco®)


a) Schnitt mit Fassadenanschluss
b) Querschnitt
10
1 Stütze 5 Betonwerksteinplatte
2 tragendes Randprofil 6 Handlauf
3 Wandverankerung 7 Glas- oder Trespa-Füllung
4 tragendes Bodenprofil mit Bodenblech

10.111
Einstecksystem für Träger von Holzbalkonen
(S. Piske, Vilshofen)
a) Längsschnitt
b) Detail (Querschnitt)
1 Kragträger, oben und unten
genau passend gehobelt
2 Stahlschuh 180/180, verzinkt, mit
seitlicher und rückwärtigen Betonankern
3 Hohlraum mit
10.111a 10.111b Montageschaum gefüllt

10.112
Montagesystem für Holzbalkone (Schoeck)
1 Verankerungselement mit
Wärmedämmung
2 Einhänge-Tragkonstruktion
3 Balkonträger
386 10 Geschossdecken und Balkone

10.8 Normen

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 1045-1 08.2008 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton; Bemessung und Konstruktion
DIN 1045-2 08.2008 –; Beton-Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität – Anwendungs-
regeln zu DIN EN 206-1
DIN 1045-3 08.2008 –; Bauausführung
DIN 1045-1 bis 4 07.2001 –; Ergänzende Regeln für die Herstellung und Konformität von Fertigteilen
DIN EN 206-1 07.2001 Beton – Teil 1: Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität,
Deutsche Fassung EN 206-1: 2000
DIN 1052-11) 04.1988 Holzbauwerke; Berechnung und Ausführung
DIN 1053-1 11.1996 Mauerwerk; Berechnung und Ausführung
DIN 1053-2 11.1996 –; Mauerwerksfestigkeitsklassen aufgrund von Eignungsprüfungen
DIN 1053-3 02.1990 –; Bewehrtes Mauerwerk; Berechnung und Ausführung
DIN 1053-4 02.2004 –; Fertigbauteile
DIN 1055-3 03.2006 Einwirkungen auf Tragwerke
–; Eigen- und Nutzlasten für Hochbauten
DIN 1101 06.2000 Holzwolle-Leichtbauplatten und Mehrschicht-Leichtbauplatten als Dämmstoffe
für das Bauwesen; Anforderungen, Prüfung
DIN 1102 11.1989 – nach DIN1101; Verwendung und Verarbeitung
DIN 4028 01.1982 Stahlbetondielen aus Leichtbeton mit haufwerksporigem Gefüge;
Anforderungen, Prüfung, Bemessung, Ausführung, Einbau
DIN 4070-1 01.1958 Nadelholz; Querschnittsmaße und statische Werte für Schnittholz,
Vorratskantholz und Dachlatten
10 DIN 4070-2 10.1963 –; Querschnittsmaße und statische Werte, Dimensions- und Listenware
DIN 4071-1 04.1977 Ungehobelte Bretter und Bohlen aus Nadelhölzern; Maße
DIN 4072 08.1977 Gespundete Bretter aus Nadelhölzern
DIN 4073-1 04.1977 Gehobelte Bretter und Bohlen aus Nadelhölzern;Maße
DIN 4074-1 06.2003 Sortierung von Nadelholz nach der Tragfähigkeit; Nadelschnittholz
DIN 4102-4 03.1994 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen: Zusammenstellung und
Anwendung klassifizierter Baustoffe, Bauteile und Sonderbauteile
DIN 4109/A1 01.2001 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise, Änderung A1
DIN 4158 05.1978 Zwischenbauteile aus Beton für Stahl- und Spannbetondecken
DIN 4159 10.1999 Ziegel für Decken und Wandtafeln, statisch mitwirkend
DIN 4160 04.2000 Ziegel für Decken; statisch nicht mitwirkend
Berichtigung 06.2000
DIN 18 334 10.2006 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine
Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV – Zimmer- und
Holzbauarbeiten)
DIN 68 365 11.1957 Bauholz für Zimmerarbeiten; Gütebedingungen
DIN 68 800-1 05.1974 Holzschutz im Hochbau; Allgemeines
DIN 68 800-2 05.1996 –; Vorbeugende bauliche Maßnahmen
DIN 68 800-3 04.1990 –; Vorbeugender chemischer Holzschutz
DIN 68 800-4 11.1992 –; Bekämpfungsmaßnahmen gegen Pilz- und Insektenbefall
DIN 68 800-52) 05.1978 –; Vorbeugender chemischer Schutz von Holzwerkstoffen
DIN EN 335-1 10.2006 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten; Definition der Gebrauchsklassen
– Teil 1: Allgemeines; Deutche Fassung EN 335-1: 2006
DIN EN 335-2 10.2006 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten; Definition der Gebrauchsklassen
– Teil 2: Anwendung bei Vollholz; Deutsche Fassung EN 335-2: 2006
10.9 Literatur 387

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 350-1 10.1994 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten – Natürliche Dauerhaftigkeit von
Vollholz – Teil 1: Grundsätze für die Prüfung und Klassifikation der natürlichen
Dauerhaftigkeit von Holz; Deutsche Fassung EN 350-1
DIN EN 350-2 10.1994 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten – Natürliche Dauerhaftigkeit von
Vollholz – Teil 2: Leitfaden für die natürliche Dauerhaftigkeit und Tränkbarkeit von
ausgewählten Holzarten von besonderer Bedeutung in Europa;
Deutsche Fassung EN 350-2
DIN EN 460 10.1994 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten – Natürliche Dauerhaftigkeit von
Vollholz – Leitfaden für die Anforderungen an die Dauerhaftigkeit von Holz für die
Anwendung in den Gefährdungsklassen; Deutsche Fassung EN 460: 1994
DIN EN 635-1 01.1995 Sperrholz – Klassifizierung nach dem Aussehen der Oberfläche –
Teil 1: Allgemeines; Deutsche Fassung EN 635-1

1) z. Zt. in Neubearbeitung (E 08.2004)

10.9 Literatur
[1] Fachverband des Deutschen Fliesengewerbes: Merkblatt Bodenbeläge aus Fliesen und Platten außerhalb von
Gebäuden. Bonn 1988
[2] Herzog, Th., Natterer, J., Volz, M., Schweitzer, R., Winter, W.: Holzbauatlas. München 2003
[3] Grunau, E.: Sichere Verlegung keramischer Platten auf Balkonen und Terrassen. In: Fliesen und Platten 4/89
[4] Gussglas-Gemeinschaftswerbung: Broschüre Gussglas – Konstruktionen aus Stahl, Aluminium, Holz. Bonn 1988
10
[5] Köneke, R.: Schäden an Balkonen, Loggien, Laubengängen. Köln 1988
[6] Marx, H. G.: Konstruktionen mit Fliesenbelägen (Boden- und Terrassenbeläge). In: Fliesen und Platten 11/87
[7] Natterer, J., Herzog, Th., Volz, M.: Holzbauatlas Zwei. München 2001
[8] Pracht, K.: Balkone, Terrassen und Freiräume. Stuttgart 1990
[9] Präkelt, W., Öttl-Präkelt, H.: Balkone und Terrassen. Köln 2001
[10] Regeln für Dächer und Abdichtungen: Mit Neufassung der Flachdachrichtlinie, Köln 2008
[11] Schild, E., Oswald, R., Rogier, D.: Schwachstellen Bd. 1: Flachdächer, Dachterrassen, Balkone. Wiesbaden 2002
[12] Schild, E., Oswald, R., Rogier, D.: Schwachstellen Bd. IV:Innenwände, Decken, Fußböden. Wiesbaden 1994
[13] Technische Richtlinien des Glaserhandwerkes: Umwehrungen. Schorndorf 1985
[14] Informationsdienst Holz; holzbauhandbuch Reihe 1 Teil 1 Folge 4, 12/00, www.argeholz.de
389

11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

11.1 Allgemeines Die Auswahl eines Bodenbelages und die damit


auf das Engste verbundene Festlegung des ge-
Die Beschaffenheit des Fußbodens hat auf das samten Fußbodenaufbaues müssen mit großer
Wohlbefinden des Menschen einen großen Ein- Umsicht vorgenommen und bei der Planung ei-
fluss (Wohnbehaglichkeit, Hygiene) und spielt bei nes Gebäudes rechtzeitig berücksichtigt werden.
der Beurteilung des Nutzwertes und der Qualität Da es weder einen Bodenbelag noch einen Fuß-
eines Gebäudes eine wesentliche Rolle (Feuchte-, bodenaufbau gibt, der jeweils allen Anforderun-
Schall-, Wärmeschutz). gen gleichermaßen gerecht wird, müssen die in
Fußböden müssen in den zum dauernden Auf- Frage kommenden Beläge und Fußbodenkonst-
enthalt von Menschen vorgesehenen Räumen ruktionen unter Beachtung
ausreichend verschleißfest, sicher und angenehm tbaukonstruktiver,
begehbar, möglichst fußwarm und trittschall- tbauphysikalischer,
dämmend ausgebildet sowie einfach zu reinigen twirtschaftlicher,
und zu pflegen sein. Außerdem sollen Bodenbelä-
ge gut aussehen, lichtecht, maßhaltig und relativ tökologischer,
preisgünstig sein. traumgestalterischer
Bei allen öffentlichen Gebäuden, Büro-, Indus- Gesichtspunkte miteinander verglichen und je
trie-, Freizeit- und Sportanlagen sowie bei Bau- nach Zweckbestimmung der einzelnen Raumzo-
ten für Behinderte und Betagte werden darüber nen eingestuft werden. Dabei sind immer auch
hinaus noch weitergehende, jeweils ganz spezifi- Art und Intensität der zu erwartenden Beanspru-
sche Anforderungen gestellt. chung sowie die dauerhaft wiederkehrenden Pfle-
ge- und Reinigungskosten richtig zu bewerten.

1 2 3 4 5 11 12 13 14 15 11
Bodenbelag
Deckenauflage Zwischenschichten
obere Abdeckung
Tragschicht Holzbalkendecke
Massivdecke Hohlraumdämmung

Unterkonstruktion
Deckenbekleidung Sichtdeckenplatten

6 7 8 9 10 16 17 18 19
11.1a 11.1b

11.1 Schematische Darstellung von Geschossdecken mit Benennung der wichtigsten Einzelschichten
a) Massivdecke b) Holzbalkendecke
1 Nutzschicht (keramischer Bodenbelag) 11 Nutzschicht (textiler Fußbodenbelag)
2 schwimmender Estrich (lastverteilende 12 Fertigteilestrich (lastverteilende Schicht)
Schicht) 13 Schall- und Wärmedämmschichten
3 Abdeckung (Bitumen- oder Folienbahn) 14 obere Abdeckung (z. B. Spanplatten)
4 Schall- und Wärmedämmschichten 15 Tragschicht (Holzbalkendecke)
5 Glätteschicht (Spachtelmasse) 16 Hohlraumdämmung (Mineralwolleeinlage)
6 Tragschicht (Massivdecke) 17 Grundlattung mit Dämmstreifen
7 schalldämmende Mineralwolleeinlage 18 Federbügel aus Metall
8 Grundlattung 19 Decklage (Sichtdeckenplatten)
9 Traglattung
10 Decklage (Sichtdeckenplatten)
390 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

11.2 Einteilung und Benennung: t Bauliche Wärmeschutzmaßnahmen sind notwendig,


um in beheizten Gebäuden ein für die Menschen behag-
Überblick liches Raumklima zu schaffen. Gleichzeitig soll dadurch
die Baukonstruktion vor Schäden durch Feuchteein-
wirkung geschützt (bauphysikalischer Aspekt) und der
Es gibt kein Bauteil, an das so verschiedenartige Verbrauch an Heizenergie in tragbaren Grenzen gehalten
Anforderungen gestellt werden wie an den Fuß- werden (energietechnische-ökologische Aspekte). Wär-
boden. Kaum ein anderes Bauteil setzt sich daher medämmschichten sind nach DIN 4108 und der jeweils
auch aus so vielen übereinandergelagerten, je- gültigen Energieeinsparverordnung (EnEV) zu bemessen.
weils ganz bestimmte Funktionen übernehmen- t Bauliche Schallschutzmaßnahmen dienen dem Ziel,
Menschen in Aufenthaltsräumen vor unzumutbaren
den Schichten zusammen. Viele Eigenschaften Belästigungen durch Schallübertragung (Luftschall-,
eines Fußbodens lassen sich deshalb nur unter Trittschall-, Flankenübertragung) zu schützen. Schall-
Einbeziehung des gesamten Fußbodenaufbau- dämmschichten sind nach DIN 4109 zu bemessen. Ihre
es – gegebenenfalls einschließlich tragender Anordnung sowie konstruktive Ausbildung innerhalb ei-
nes Fußbodenaufbaues richten sich nach den jeweiligen
Deckenkonstruktion und Unterdecke – beurtei- Anforderungen, die an eine Decken- bzw. Fußbodenkon-
len. Im Einzelnen sind zu nennen (Bild 11.1): struktion insgesamt gestellt werden. Ausführungsbei-
spiele von Bauteilen und deren Schalldämmwerte bein-
1. Tragschicht (Rohdecke) haltet Beiblatt 1 zu DIN 4109.
Bodenplatte gegen Grund (an das Erdreich grenzend) t Abdeckung. Dämmschichten und Randstreifen müs-
t nichttragender Betonboden sen vor dem Aufbringen des Estrichs mit geeigneten
Bitumenbahnen oder Polyethylenfolien abgedeckt wer-
t tragende Fundamentplatte mit Bewehrung u. a. den, um das Eindringen von Wasser bzw. Zementleim
Geschossdecke (freitragende Deckenkonstruktion) aus dem Mörtel in die darunter liegende Dämmschicht
t Massivdecke während des Estricheinbaues zu verhindern. Diese Ab-
t Holzbalkendecke u. a. deckung ist jedoch nicht als Abdichtungsmaßnahme im
Sinne der DIN 18 195 zu verstehen. Bei Fließestrichen
2. Deckenauflage (Unterbodenkonstruktion) und Gussasphaltestrichen sind besondere Maßnahmen
zu treffen.
Der gesamte Fußbodenaufbau oberhalb der Tragdecke
wird als Deckenauflage bezeichnet. Entsprechend den je- t Trennschicht. Trennschichten werden überall dort ver-
weiligen Forderungen, die an eine Fußbodenkonstruktion legt, wo unmittelbar übereinanderliegende Schichten
unter Umständen gestellt werden, können folgende Einzel- keine innige, kraftschlüssige Verbindung eingehen dür-
schichten (Hauptgruppen) erforderlich werden: fen (z. B. bei Estrich auf Trennschicht, Gleitschicht über
Abdichtung). Verwendet werden vor allem Bitumenbah-
t Glätte- und Ausgleichschichten. Unzulässige Höhen- nen oder Polyethylenfolien, in der Regel jeweils zweila-
differenzen sowie fertigungsbedingte Unebenheiten von gig verlegt. Auch diese haftverhindernde Trennlage ist
11 Rohdecken und Estrichen müssen vor dem Aufbringen
weiterer Fußbodenschichten ausgeglichen werden. Die zu
keine Abdichtung im Sinne der DIN 18 195.
beachtenden Ebenheitsabweichungen sind in DIN 18 202 t Lastverteilende Schicht. Um druckempfindliche Schich-
festgelegt. Raue Oberflächen werden bei Bedarf mit selbst- ten – wie beispielsweise Trittschall- und Wärmedämm-
verlaufender Feinspachtelmasse (0 bis 5 mm) geglättet, platten oder Abdichtungen – gegenüber größeren Last-
kleine Unebenheiten mit Ausgleichsmasse (0 bis 10 mm) einwirkungen von oben zu schützen, muss darüber eine
egalisiert. Zum Nivellieren von deutlichen Höhenunter- lastverteilende Schicht in Form eines Estrichs oder Fer-
schieden werden Füllmassen (bis 35 mm) eingesetzt. Gro- tigteilestrichs (Unterboden aus vorgefertigten Platten-
ße Höhendifferenzen bzw. Gefällelagen von Massivdecken elementen) aufgebracht werden. Diese schwimmende
werden in der Regel mit Leichtbeton, bei Holzbalken- Konstruktion ist auf ihrer Unterlage beweglich und weist
decken mit einer Trockenschüttung ausgeglichen. keine unmittelbare Verbindung mit den angrenzenden
Bauteilen auf.
t Gefälleschicht. Bei größerem Brauch- und Nutzwasser-
anfall in Nassräumen sind Gefälleschichten vorzusehen
(Gefälle üblicherweise 1,5 bis 2,0 %), die eine rasche 3. Nutzschicht (Bodenbelag)
Ableitung des Oberflächenwassers zum Bodeneinlauf
ermöglichen. Derartige Gefälleschichten werden in der Bei keinem Bauteil wird die obere Schicht derart stark und
Regel unterhalb der Dämmschichten im Verbund mit der vielseitig beansprucht wie beim Fußboden. Demzufolge
Rohdecke eingebracht (z. B. als Verbundestrich, meist zu- kann der Bodenbelag auch aus ganz verschiedenartigen
gleich als Ausgleichschicht). Materialien hergestellt werden. Eine verbindliche Eintei-
t Abdichtung gegen Feuchtigkeit. Abdichtungen nach lung der Fußbodenbeläge gibt es nicht. Im Wesentlichen
DIN 18 195 schützen Baustoffe und Bauteile vor dem unterscheidet man (Hauptgruppen):
Eindringen von Feuchtigkeit. Diese kann in tropfbar-
flüssiger Form oder als Wasserdampf anfallen (z. B. t Naturwerkstein-Fußbodenbeläge
Dampfdiffusionsvorgang oder Kondensation). Die Lage t Keramische Fußbodenbeläge
der Dichtungsschichten innerhalb eines Fußbodenauf- t Bodenbeläge aus zement- oder bitumengebundenen
baues hängt u. a. davon ab, ob Wasser bzw. Feuchtigkeit Bestandteilen
von oben, von unten, von der Seite oder gleichzeitig aus t Holzfußbodenbeläge
mehreren Richtungen zu erwarten ist. Besonders sorgfäl-
t Elastische Fußbodenbeläge
tig zu schützen sind beispielsweise die Dämmschichten,
aber auch feuchtigkeitsempfindliche Estriche und Fertig- t Bodenbeläge aus kunstharzgebundenen Bestandteilen
teilestriche aus Holzspanplatten oder Gipskartonplatten. t Textile Fußbodenbeläge
11.3 Fußbodenkonstruktionen 391

4. Deckenbekleidung und Unterdecke 11.3 Fußbodenkonstruktionen


Deckenbekleidungen und Unterdecken bilden den obe-
ren sichtbaren Abschluss eines Raumes. Sie bestehen aus
einer Unterkonstruktion und einer flächenbildenden Deck- 11.3.1 Tragschicht und
lage (Sichtdeckenplatten). Bei Deckenbekleidungen ist die Ebenheitstoleranzen
Unterkonstruktion unmittelbar am tragenden Bauteil ver-
ankert, bei Unterdecken wird die Unterkonstruktion abge-
hängt. Ihre konstruktive Ausbildung richtet sich nach den Tragschicht. Die Tragschicht dient zur Aufnah-
jeweiligen Anforderungen, die an eine Deckenkonstruktion me und Ableitung statischer und dynamischer
(Geschossdecke) insgesamt gestellt werden, und zwar vor Kräfte. Bei der Festlegung einer Deckenkonstruk-
allem in Bezug auf Schallschutz und Brandschutz. Dies gilt tion sind neben dem Zweck und der zu erwar-
auch für die Unterdecke als Funktions- und Installationsträ-
ger von Beleuchtung, Klima- und Heizungstechnik sowie tenden Beanspruchung vor allem wirtschaftliche
hinsichtlich der Anschlussmöglichkeit von nichttragenden und herstellungstechnisch bedingte Aspekte zu
(umsetzbaren) Trennwänden. beachten. Im Hinblick auf die darauf aufliegende
Fußbodenkonstruktion sollten Durchbiegungen
Klärung von Fachbegriffen
und Schwingungen der Tragdecke möglichst
Bis vor einigen Jahren wurde bei Maßnahmen des Wärme-, gering sein. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 10,
Feuchte- und Schallschutzes ganz allgemein von „Isolieren“
gesprochen. Das hat zu Verständigungsproblemen geführt. Geschossdecken.
Man hat sich deshalb auf folgende Benennung mit den je-
weils davon abzuleitenden Wortverbindungen geeinigt: Ebenheitstoleranzen. Unzulässige Höhendiffe-
t abgedichtet – werden Bauwerke, Bauteile und Baustoffe renzen sowie fertigungsbedingte Unebenheiten
gegen Wasser- und Feuchteeinwirkungen, von Rohbetondecken und Estrichen müssen vor
t gebremst oder gesperrt – wird die Wasserdampfdiffusi- dem Aufbringen weiterer Fußbodenschichten
on durch Bauteile und Baustoffe, oder vor dem unmittelbaren Verlegen eines Be-
t gedämmt – werden Bauteile und Bauelemente gegen lages ausgeglichen werden. Die zu beachtenden
Wärme- und Schalldurchgang,
t reflektiert, gedämpft oder absorbiert (geschluckt) –
zulässigen Ebenheitsabweichungen für die ent-
wird der Schall in einem Raum, sprechenden Flächen sind in DIN 18 202, Tab. 3,
t geschützt – werden Bauwerke, Bauteile, Bauelemente festgelegt. Abweichungen von den vorgeschrie-
und Baustoffe vor Brandeinwirkung, benen Maßen sind nur im Rahmen der von dieser
t isoliert – wird der elektrische Stromfluss. Norm bestimmten Grenzen zulässig.

Tabelle 11.2 Ebenheitstoleranzen für Flächen von Decken, Estrichen, Bodenbelägen und Wänden nach DIN 18 202
Spalte 1 2 3 4 5 6
11
Zeile Bezug Stichmaße als Grenzwerte in mm
bei Messpunktabständen in m bis
0,1 1 4 10 15

1 Nichtflächenfertige Oberseiten von Decken, Unterbeton 10 15 20 25 30


und Unterböden

2 Nichtflächenfertige Oberseiten von Decken, Unterbeton 5 8 12 15 20


und Unterböden mit erhöhten Anforderungen, z. B. zur
Aufnahme von schwimmenden Estrichen, Industrieböden,
Fliesen- und Plattenbelägen, Verbundestrichen
Fertige Oberflächen für untergeordnete Zwecke, z. B. in
Lagerräumen, Kellern

3 Flächenfertige Böden, z. B. Estriche als Nutzestriche, 2 4 10 12 15


Estriche zur Aufnahme von Bodenbelägen
Bodenbeläge, Fliesenbeläge, gespachtelte und geklebte Beläge

4 Flächenfertige Böden mit erhöhten Anforderungen, 1 3 9 12 15


z. B. mit selbstverlaufenden Spachtelmassen

5 Nichtflächenfertige Wände und Unterseiten von Rohdecken 5 10 15 25 30

6 Flächenfertige Wände und Unterseiten von Decken, z. B. 3 5 10 20 25


geputzte Wände, Wandbekleidungen, untergehängte Decken

7 Wie Zeile 6, jedoch mit erhöhten Anforderungen 2 3 8 15 20


392 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Wie Tabelle 11.2 zeigt, wird zwischen nichtflä- aus mehreren Richtungen z. B. bei gleichzeiti-
chenfertigen und flächenfertigen Verlegeunter- ger Wassereinwirkung von außen – aus dem Erd-
gründen unterschieden. Werden an die Ebenheit reich – und aus dem Gebäudeinneren.
von Flächen erhöhte Anforderungen gestellt – so Die Wasseraufnahme bzw. der Feuchtetransport
wie dies in den Zeilen 2, 4 und 7 der Fall ist –, erfolgt entweder in
dann müssen diese stets gesondert vereinbart tflüssiger Form (z. B. kapillar, bei saugfähigen
werden. Sie gelten als nicht vereinbart, wenn im Baustoffen) oder in Form von
Leistungsbeschrieb nur ganz allgemein „Toleran-
zen nach DIN 18 202“ gefordert sind. Die Eben- tWasserdampf (z. B. bei Wasserdampfdiffusion
heitsabweichungen können durch Einzelmessun- durch ein Bauteil oder durch Kondensation).
gen oder durch ein Rasternivellement überprüft
werden, sofern dies technisch erforderlich ist. Einteilung und Benennung: Überblick1)
Die Wahl der zweckmäßigsten Abdichtungsart
ist insbesondere abhängig von der Angriffsart
11.3.2 Feuchteschutz von des Wassers und der Nutzung des Bauwerks bzw.
Fußbodenkonstruktionen Bauteils; sie ist außerdem abhängig von den zu
erwartenden physikalischen – vor allem mecha-
nischen und thermischen – Beanspruchungen.
Allgemeines
Die Norm für Bauwerksabdichtungen DIN 18 195
Fußböden von Aufenthaltsräumen müssen ge- unterscheidet folgende Beanspruchungsarten:
gen Einwirkungen von Feuchte und Wasser ge-
schützt werden. Dies gilt vor allem für Fußboden- tDIN 18 195-4, Abdichtungen gegen Boden-
konstruktionen in nicht unterkellerten Räumen feuchte
(erdreichberührte Bodenplatte) und in Nassräu- tDIN 18 195-5, Abdichtungen gegen nichtdrü-
men aller Art. ckendes Wasser
Abdichtungen sind notwendig, um gegebenen- tDIN 18 195-6, Abdichtungen gegen von außen
falls feuchtigkeitsempfindliche Umfassungsbau- drückendes Wasser
teile, Unterbodenschichten oder Bodenbeläge tDIN 18 195-7, Abdichtungen gegen von innen
vor Feuchteeinwirkung zu schützen. drückendes Wasser
Die Lage der Dichtungsschicht(en) innerhalb tDIN 18 195-8, Abdichtungen über Bewegungs-
11 einer Bodenkonstruktion hängt immer davon ab, fugen
ob Feuchte bzw. Wasser zu erwarten sind: tDIN 18 195-9, Durchdringungen, Übergänge,
von oben z. B. in Form von An- und Abschlüsse
tBrauch- und Reinigungswasser, Spritz- und
Planschwasser in Nassräumen oder Wohnungs- Einzelheiten über Bauwerksabdichtungen im
bädern Allgemeinen sind Abschn. 17.4 zu entnehmen.
von unten z. B. in Form von 1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 11.5 zu ent-
tBodenfeuchte durch kapillare Wasseraufnahme, nehmen.
tnichtdrückendem oder drückendem Wasser
aus dem Erdreich,
therstellungsbedingter Bauteilfeuchte aus Be-
tondecken oder frischem Estrich,
11.3.2.1 Fußbodenkonstruktionen auf
tFeuchtetransport durch Dampfdiffusion (meist erdreichberührter Bodenplatte
von warm nach kalt),
tTauwasserbildung innerhalb der Konstruktion Bodenplatten können in Form von tragenden
oder an der Bauteiloberfläche bei mangelndem Fundamentplatten oder nichttragenden Beton-
Wärmeschutz oder ungünstigen raumklimati- böden ausgebildet sein. Während die Funda-
schen Verhältnissen. mentplatten zur Aufnahme von Lasten und ggf.
gegen Druckwasserbeanspruchung zu bewehren
von der Seite z. B. in Form von sind, dienen Betonböden (nichtdruckwasser-
tseitlich eindringender Feuchtigkeit bei unge- beanspruchbar) nur als unterer Raumabschluss
nügender Außenwandabdichtung bzw. fehlen- gegen das Erdreich; sie sind in einer Dicke von
der Drainage. mind. 10 cm auszuführen.
11.3 Fußbodenkonstruktionen 393

Vorratskeller Lagerraum Aufenthaltsraum


(bodenfeucht) (trocken) 12
6
5 2a
6 14
7
2b 2b
8 8
1 9 9
2a 10 10
3
11 11

4 4 4

11.3a 11.3b 11.3c

Nassraum 1,5 % Gefälle Aufenthaltsraum Aufenthaltsraum


13 (PVC Bodenbelag)
6
2b 12 17
8 6
7 2b 6 2a
2a 7
8 15
18 2b 2b
8 8
9 9 9
2a 2a 2a
11 16
10 11
4 4 4

11.3d 11.3e 11.3f


11.3 Schematische Darstellung von Fußbodenkonstruktionen mit Abdichtungen gegen Bodenfeuchtigkeit und
nichtdrückendes Wasser bei erdberührten Bodenplatten. Vgl. hierzu auch Abschn. 16.4.4.
a) Abdichtung gegen Feuchtigkeit von unten (Erdreich), durch eine kapillarbrechende, grobkörnige Schüttung.
Nur bei untergeordneter Raumnutzung.
b) Abdichtung gegen Feuchtigkeit von unten (Erdreich), mit Estrich auf Gleitschicht/Dampfbremse. Deckenauflage
ohne Anforderungen an Schall- und Wärmeschutz. Wegen der besonders im Sommer zu niedrigen Wand- und
11
Bodentemperaturen (fehlende Dämmung) wird häufig raumseitig die Taupunkttemperatur unterschritten, und es
kommt (besonders bei Lüftung mit warm-feuchter Außenluft) zu erheblichen Kondensationsniederschlägen am
Boden und im unteren Wandbereich.
c) Abdichtung gegen Feuchtigkeit von unten (Erdreich), mit schwimmendem Estrich. Die eingezeichnete Dampf-
sperre mit bremsender Wirkung [14] kann bei ausreichender Wärmedämmung (mind. 1/Λ = 1,8 m2K/W) und
Verwendung von dampfbemsenden Dämmmaterialien (z. B. Foamglas, extrudierter PS-Hartschaum, Rohdichte
30 kg/m3) entfallen.1)
d) Abdichtung gegen Feuchtigkeit von unten (Erdreich) und gegen Feuchtigkeit von oben (Nassraum).
e) Wärmedämmung/Perimeterdämmung (z. B. extrudierte PS-Hartschaumplatten) unterhalb der Bodenplatte.
Abdichtung und Trittschalldämmung oberhalb der Tragschicht.
f) Abdichtung gegen Feuchtigkeit von unten (Erdreich), mit schwimmendem Estrich und dampfdichtem Boden-
belag (PVC-Belag). In diesem Fall kann auf eine Dampfsperre innerhalb des Fußbodenaufbaues (vgl. hierzu c)
verzichtet werden.1)
1 Bodenplatte (bewehrt) 10 Sauberkeitsschicht aus B ≥ 5, d ≥ 5 cm
2a Abdeckung (nicht in jedem Fall erforderlich)
(z. B. PE-Folie, 0,1 mm, einlagig) 11 Grobkies oder Kies-/Sandbett
2b Gleitschicht/Dampfbremse 12 textiler Bodenbelag
(z. B. PE-Folie, 0,2 mm, zweilagig) 13 keramischer Bodenbelag
3 grobkörnige Schüttung, mind. 15 cm 14 Dampfsperrschicht mit bremsender Wirkung
4 Erdreich (z. B. PVC-Folie 1,0 mm)
5 Nutzschicht 15 Mineralwolleplatten (trittschalldämmend)
6 Zementestrich 16 Perimeterdämmung (bauaufsichtlich zugelassene
7 feuchtigkeitsunempfindliche Dämmschicht Dämmmaterialien, die so gut wie keine Feuchtig-
8 Abdichtung aus Bitumen-Dichtungs- keit aufnehmen (z. B. extrudierte PS-Hart-
bahnen (Kunststoff-Dichtungsbahnen) schaumplatten, Schaumglas)
9 Fundamentplatte (bewehrt) 17 PVC-Bodenbelag (dampfdicht)
18 Gefälleestrich
Fußnote 1) s. nächste Seite
394 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

1. Abdichtungen gegen Bodenfeuchte


(DIN 18 195-4)

Begriff. Unter Bodenfeuchte versteht man Was- 4 5


ser in nichttropfbarer flüssiger Form, das im Erd-
reich kapillar gebunden vorhanden ist (Saugwas-
ser, Haftwasser, Kapillarwasser). Aufgrund von
Kapillarkräften kann das Wasser auch entgegen
der Schwerkraft aufsteigen, so dass mit Boden-
feuchte immer zu rechnen ist.
Erdreichberührte Bodenplatten sind gemäß DIN
18 195-4 daher grundsätzlich gegen von außen
100 bis 150 mm
angreifende Feuchtigkeit abzudichten. Die Norm 1 2 3 Klebestoss 6 7 8
lässt jedoch Ausnahmen bei untergeordneten
Räumlichkeiten zu, die nicht zum ständigen Auf- 11.4 Konstruktionsbeispiel: Abdichtung einer erdberühr-
enthalt von Personen gedacht sind. ten Bodenplatte gegen Feuchte/nichtdrückendes
Wasser von außen mit einlagiger Bitumen-Dich-
Ausführung (Bild 11.3a). Werden geringe An- tungsbahn und Klebestoß unter gemauerter Wand
forderungen an die Trockenheit der Raumluft 1 erdberührte Bodenplatte
gestellt (z. B. unbeheizte Vorratskeller und Lager- 2 Auflageflächen aus Mauermörtel (DIN 1053-1)
räume), so kann die Abdichtung entfallen, wenn 3 Bitumen-Dachdichtungsbahn (DIN 52 130)
unter dem Betonboden eine kapillarbrechende, 4 Bitumen-Schweißbahn (Flächenabdichtung)
5 Gleitschicht/Dampfbremse je nach Bedarf
grobkörnige Schüttung in einer Dicke von mind. (z. B. PE-Folie 0,2 mm, zweilagig)
15 cm angeordnet wird. Um die kapillarbrechen- 6 Voranstrich
de Wirkung der Schüttung nicht zu beeinträchti- 7 Bitumenkleberschicht
gen, ist diese vor dem Betonieren der Bodenplat- 8 Bitumendeckaufstrich
te – bzw. Aufbringen einer Sauberkeitsschicht
– durch eine Folie (Trennlage) abzudecken, um so
ein Einlaufen des Betons zu verhindern.
Ausführung (Bild 11.3b bis f). Werden hohe 2. Abdichtungen gegen nichtdrückendes
Wasser (DIN 18 195-5)
11 Anforderungen an die Trockenheit gestellt (z. B.
Aufenthaltsräume), so ist auf die Betonplatte eine
mind. einlagige Abdichtung – meist aus Bitumen- Begriff. Unter nichtdrückendem Wasser wird ge-
oder Kunststoff-Dichtungsbahnen – vollflächig mäß der Abdichtungsnorm Wasser in tropfbarer
aufzubringen. flüssiger Form verstanden, das als Niederschlags-,
Sicker- oder Brauchwasser keinen – oder vor-
Wie Bild 11.4 zeigt, muss diese Flächenabdich-
übergehend nur einen geringen – hydrostati-
tung in ihrer gesamten Länge an die untere,
schen Druck ausübt.
waagerechte Abdichtung der gemauerten In-
nen- und Außenwände so herangeführt und mit DIN 18 195-5 gilt für die Abdichtung von
ihr verklebt werden, dass keine Feuchtigkeitsbrü- tGebäudeaußenflächen, wie horizontale und
cken – insbesondere im Bereich von Putzflächen geneigte Flächen im Freien und im Erdreich.
– entstehen können (10 bis 15 cm breiter Klebe- Einzelheiten hierzu s. Abschn. 17.4.5.
stoß). tGebäudeinnenflächen, wie Boden- und Wand-
Einzelheiten über Bauwerksabdichtungen im flächen in Nassräumen. Einzelheiten hierzu
Allgemeinen sind Abschn. 16.4 zu entnehmen. s. Abschn. 11.3.2.2.

Fußnote zu Bild 11.3


1) In jeder erdberührten Fußbodenkonstruktion findet immer auch eine Wasserdampfdiffusion – von unten nach oben oder
von oben nach unten – statt (Temperaturunterschiede bis zu 15 °C). Bei Dampfdiffusion von unten nach oben kann
es bei zu dampfdurchlässiger Abdichtung und nicht ausreichend bemessener Wärmedämmschicht zu Kondensat unter-
halb eines dampfdichten PVC-Belages kommen. Folge: Blasenbildung, Verseifung des Klebers. Für den Fall der Dampf-
diffusion von oben nach unten (z. B. bei erhöhter Luftfeuchtigkeit im Raum) ist bei einem dampfdichten Bodenbelag
dieses Kondensatproblem gelöst. Bei dampfdurchlässigem Bodenbelag (z. B. Teppichboden) muss jedoch eine wirksa-
me Dampfsperre oberhalb der Wärmedämmschicht angebracht sein, wenn diese nicht ausreichend bemessen oder zu
dampfdurchlässig ist (z. B. bei Mineralfaserplatten). Weitere Einzelheiten sind dem Abschnitt „Tauwasserbildung in Fuß-
boden- konstruktionen“ zu entnehmen.
11.3 Fußbodenkonstruktionen 395

Je nach Größe der auf die Abdichtung einwirken- geringe Mengen aufzunehmen. Werden diese
den Beanspruchungen durch Verkehr, Tempera- überschritten, fällt Wasser in flüssiger Form aus,
tur und Wasser werden mäßig und hoch bean- es kommt zur Tauwasserbildung (Wasserdampf-
spruchte Abdichtungen unterschieden. kondensation) in oder auf Bauteilen. Einzelheiten
Die Beanspruchung ist als mäßig anzusehen, hierzu s. Abschn. 16.5.6.
wenn Da das Wasser in der Raumluft als Dampf vor-
tdie Verkehrslasten vorwiegend ruhig nach DIN handen ist, macht es an Bauteiloberflächen nicht
1055-3 sind und die Abdichtung nicht unter be- halt, sondern dringt in die Bauteile ein und dif-
fahrenen Flächen liegt, fundiert durch sie hindurch. Es erfolgt eine Was-
tdie Wasserbeanspruchung gering und nicht serdampfwanderung in porösen Bauteilen infol-
ständig ist und ausreichend Gefälle vorhanden ge unterschiedlicher Wasserdampfpartialdrücke.
ist, um Wasserstau und Pfützenbildung zu ver- Der Wasserdampf verhält sich dabei ähnlich wie
hindern. die Wärme, er bewegt sich in der Regel in
tRichtung der niedrigeren Temperatur oder in
Wird eine oder werden gleich mehrere dieser
Annahmen überschritten, so gilt die Abdichtung tRichtung der niedrigeren absoluten Luftfeuch-
in der Regel als hoch beansprucht. Dieser Unter- te, im Winter also von innen nach aussen.
schied drückt sich dann unter anderem in der tIm Sommer kann es auch – vorübergehend – zu
Lagenzahl der Dichtungsbahnen aus. So sind umgekehrt verlaufenden Diffusionsvorgängen
nach der Norm beispielsweise mäßig bean- kommen.
spruchte Abdichtungen aus Bitumenbahnen
mit Gewebeeinlage aus mind. einer Lage, hoch Jede Baustoffschicht setzt dieser Diffusion jedoch
beanspruchte aus mind. zwei Lagen, Abdichtun- einen Widerstand entgegen, der von der jeweili-
gen aus nackten Bitumenbahnen sogar aus drei gen Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl μ
Lagen herzustellen. (mü) des Materials und von der Dicke der Schicht
d in (m) = sd-Wert abhängt. Je dichter das Gefüge
Ausführung (Bild 11.3). Die Abdichtung von erd- eines Stoffes ist, umso größer ist der Widerstand
berührten Bodenplatten gegen von außen (un- gegen die Wasserdampfdiffusion. S. hierzu auch
ten) nichtdrückendes Wasser werden im Prinzip Abschn. 16.5.6.
ähnlich ausgeführt, wie die Abdichtungen gegen In diesem Zusammenhang werden in der Baupra-
Bodenfeuchte. Auch hier muss die Flächenab- xis die Begriffe Dampfbremse und Dampfsperre 11
dichtung in ihrer gesamten Länge an die untere, verwendet.
waagerechte Abdichtung der Innen- und Außen-
wände herangeführt und mit ihr verklebt werden tDampfbremsen sind Materialien, welche die
(Klebestoß s. Bild 11.4). Für diese Abdichtun- Wasserdampfdiffusion einschränken, sie aber
gen werden in der Regel Dichtungsbahnen ver- nicht völlig verhindern.
wendet. Beispiel: PE-Folie 0,2 mm dick, sd = 20 m =
Die fertiggestellten Abdichtungen sind vor me- dampfbremsende Wirkung.
chanischen Beschädigungen unmittelbar zu
schützen (z. B. mittels Estrich auf Trenn- oder tDampfsperren sind Materialien, die in einem
Schutzlagen gemäß DIN 18 195-2). Anschlüsse an bestimmten Anwendungsfall die Wasser-
Rohrdurchführungen sind mit Los-/Festflansch- dampfdiffusion sicher unterbinden.
konstruktionen wasserdicht auszubilden. Beispiel: Bitumen-Dampfsperrschweißbahn,
sd ≥ 1500 m = dampfsperrende Wirkung.
Einzelheiten über Bauwerksabdichtungen im
Allgemeinen sind Abschn. 16.4 zu entnehmen. Beide müssen zur Wahrung ihrer Funktion immer
auf der Warmseite, d. h. auf der Raumseite des
Tauwasserbildung Bauteils angeordnet werden.
in Fußbodenkonstruktionen
In erdreichberührten Fußbodenkonstruktio-
Im Bauwesen spielt die Fähigkeit der Luft Wasser- nen (Bild 11.3) ist immer mit Dampfdiffusion
dampf aufnehmen bzw. Kondenswasser wieder zu rechnen und zwar in der Regel von unten
ausscheiden zu können eine wichtige Rolle. Je nach oben. Daher ist die Schicht mit der größ-
wärmer die Luft ist, um so mehr Wasserdampf ten dampfsperrenden Wirkung direkt auf der
kann sie aufnehmen; kühle Luft vermag nur Bodenplatte anzuordnen. Damit übernimmt die
396 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Abdichtung auf der Bodenplatte – vor allem bei 11.3.2.2 Fußbodenkonstruktionen


nahezu dampfdichter Nutzschicht (z. B. PVC- in Nassräumen
Bahnen) und feuchteempfindlichen Belägen
(z. B. versiegelte Holzfußböden) – nicht nur eine Begriff: Nach DIN 18 195-1 ist ein Nassraum ein
dichtende sondern gleichzeitig auch eine dampf- Innenraum, in dem nutzungsbedingt Wasser in
sperrende Funktion. Die weitere Schichtenfolge solcher Menge anfällt, dass zu seiner Ableitung
innerhalb der Fußbodenkonstruktion ist dann eine Fußbodenentwässerung erforderlich ist. Bä-
zum Raum hin zunehmend diffusionsoffener aus- der im Wohnungsbau ohne Bodenablauf zählen
zubilden, d. h. der sd-Wert der Abdichtung unter nicht zu den Nassräumen im Sinne der Norm.
dem Estrich muss in der Regel höher sein als der Damit ist klargestellt, dass beispielsweise Woh-
sd-Wert des Oberbelages. nungsbäder mit niveaugleichen Duschen selbst-
verständlich zu den Nassräumen zählen, wäh-
Restfeuchte aus Rohbetondecken (Geschoss- rend Wohnungsbäder mit Badewannen und
decken). Bild 11.5. Die Austrocknungszeit von normalen Duschwannen nur dann dazugehören,
Rohdecken bis zum Erreichen der Ausgleichs- wenn zusätzlich ein Bodenablauf eingebaut wird,
feuchte kann sich über Jahre hinziehen. So benö- der gegebenenfalls auch als Ausguss benutzt
tigt eine nur 15 cm dicke Stahlbetondecke rund werden kann.
zwei bis drei Jahre, eine 30 cm dicke Betondecke Einzelheiten hierzu s. Abschn. 11.3.2.3, Fußbo-
nahezu vier Jahre, bis die ungebundene Rest- denkonstruktionen in Wohnungsbädern.
feuchte entwichen ist. (Faustregel: Dicke mal
Dicke (in cm) mal 1,6 = nötige Austrocknungszeit Abdichtungen in Nassräumen
in Tagen). gemäß DIN 18 195-5
Bei Normalbedingungen entweicht die Feuchte
in der Regel über die Fußbodenkonstruktion in Wie bereits zuvor beschrieben, wird in dieser
den darüber liegenden Raum ohne Schaden an- Norm zwischen mäßig und hoch beanspruchten
zurichten; dies ist insbesondere der Fall, wenn die Flächen unterschieden.
Feuchte durch wasserdampfoffene Bodenbeläge Zu den mäßig beanspruchten Innenflächen zäh-
(z. B. Textilbeläge ohne dichte Rückenbeschich- len zum Beispiel
tungen, Nadelvliesbeläge u. Ä.) ungehindert von tunmittelbar Spritzwasser belastete Fußboden-
unten nach oben wandern kann. und Wandflächen in Nassräumen des Woh-
11 Sobald jedoch eine stark diffusionsbremsende nungsbaus (Wohnbäder mit Bodenablauf).
Nutzschicht (z. B. elastische Bodenbeläge oder
Zu den hoch beanspruchten Innenflächen zählen
versiegelte Parkettböden) aufgebracht wird,
unter anderem
staut sich der Feuchtestrom am Belag und die
darunterliegende Schicht (Estrich, Kleber) wird tdurch Brauch- und Reinigungswasser stark
angefeuchtet (Folge: Blasenbildung) oder der beanspruchte Fußboden- und Wandflächen
feuchteempfindliche Belag nimmt Schaden. in Nassräumen, wie Umgänge in Schwimmbä-
dern, öffentliche Duschen, gewerbliche Küchen
Eine fachgerecht eingebrachte Dampfbremse und andere gewerbliche Nutzungen.
(z. B. PVC-Folie 0,5 mm dick oder zwei Lagen,
jeweils 0,2 mm dick) zwischen Betondecke und Hinweis: Dieser letztgenannte Lastfall ist nicht zu ver-
wechseln mit Abdichtungen gegen von innen drücken-
schwimmendem Estrich bewirkt, dass die Rest- des Wasser, wie sie nach DIN 18 195-7 beispielsweise
feuchte an die darüber liegenden Fußboden- zum Abdichten von Schwimmbecken erforderlich sind.
schichten dosiert abgegeben wird, ohne dass
dies zu Schäden führt. Ausführung. Die Abdichtung in Nassräumen
Befinden sich unter der Geschossdecke jedoch ist nach DIN 18 195-5 im Regelfall mind. 15 cm
Heizrohre, Heizkeller, Sauna oder Schwimmbad über die Oberfläche des Bodenbelages an allen
und raumseitig stark diffusionsbremsende Nutz- aufgehenden Bauteilen hochzuführen und dort
schichten, so muss auf die Betondecke eine wirk- zu befestigen. Außerdem sind die Abdichtungen
same Dampfsperre aufgebracht werden. nach ihrer Fertigstellung möglichst unverzüglich
In Sonderfällen, bei denen Geschossdecken un- durch Schutzschichten (z. B. Estrich) zu schützen.
terseitig an Kalträume angrenzen (z. B. Tiefgara- Die Forderung der Norm, die Dichtungsbahn(en)
ge, offene Durchfahrten) ist immer eine Diffusi- in Nassräumen mind. 15 cm über OF-Bodenbelag
onsberechnung durchzuführen. Vgl. hierzu auch hochführen zu müssen, führt in der Baupraxis
Abschn. 17.5.6. oftmals zu erheblichen konstruktiven Schwierig-
11.3 Fußbodenkonstruktionen 397

Nassraum 1,5 % Gefälle Nassraum 1,5 % Gefälle Nassraum 1,5 % Gefälle


1
1 1 2
2 2 3b
3b 3b 4
4 4 5
5 9 3b
3a 11
6 10 6
7 7 7
8 8 8
Wohnraum Wohnraum Nassraum
(z. B: Schwimmbad)
11.5a 11.5b 11.5c

Nassraum 1,5 % Gefälle Nassraum 1,5 % Gefälle Wohnraum (PVC-Belag)


113 1 12
93a 2
2 3a
3b
10 4 5
3b 3b
4 6 11
7 7 7
8 8 8
Wohnraum Lagerraum Nassraum
(z. B: Schwimmbad)
11.5d 11.5e 11.5f

11.5 Schematische Darstellung von Fußbodenkonstruktionen mit Bahnenabdichtungen in Nassräumen über Geschoss-
decken. Weitere Beispiele s. Abschn. 16.4.5.
a) Abdichtung gegen Feuchtigkeit von oben, zwischen Dämmschicht und Zementestrich
b) Abdichtung gegen Feuchtigkeit von oben, zwischen Gefälleestrich und Zementestrich
c) Abdichtung gegen Feuchtigkeit von oben, mit Dampfsperre unterhalb der Dämmschicht gegen Dampfdiffusion
von unten (Nassraum)
d) Abdichtung gegen Feuchtigkeit von oben, mit Dichtungsbahnen unterhalb einer feuchtigkeitsunempfindlichen
Dämmschicht
e) Abdichtung gegen Feuchtigkeit von oben, unmittelbar auf dem Gefälleestrich. Deckenauflage ohne Anforde-
rungen an den Schall- und Wärmeschutz
11
f) Dampfsperre unmittelbar auf der Geschossdecke gegen Dampfdiffusion von unten (Nassraum), bei oberseitigem
Bodenbelag aus dampfdichtem Material (PVC-Bahnenbelag)
1 keramischer Bodenbelag 8 Deckenputz mit unterseitiger Beschichtung
2 Zementestrich (dampfbremsender Anstrich o. Ä.)
3a Abdeckung 9 Gefälleestrich mit Bewehrung
(z. B. PE-Folie 0,1 mm, einlagig) (Mindestestrichdicke beachten)
3b Gleitschicht/Dampfbremse 10 feuchtigkeitsunempfindliche Dämmschicht
(z. B. PE-Folie 0,2 mm, zweilagig) (trittschalldämmend)
4 Abdichtung aus Bitumen-Dichtungs- 11 Dampfsperrschicht (z. B. Bitumen-Dampfsperr-
bahnen (Kunststoff-Dichtungsbahnen) schweißbahn)
5 feuchtigkeitsunempfindliche Dämmschicht 12 PVC-Bodenbelag (dampfdicht)
6 Gefälleestrich (Verbundestrich) 13 keramische Bodenfliesen in Klebstoff
7 Geschossdecke (Dünnbettverfahren)

keiten, vor allem um die notwendige Stabilität für aufgebracht werden, andererseits die 15 cm
eine stoßbeanspruchbare Sockelzone zu erreichen. hochgezogene Bahnenabdichtung in der Dicke
stärker aufträgt als die Dünnbettkonstruktion,
Konstruktionsbeispiele. Die nachstehenden Bil- kann ein flächenbündiger, stoßbeanspruchbarer
der zeigen Konstruktionsbeispiele für mäßig be- Sockel nur erreicht werden, wenn bereits im Roh-
anspruchte Flächen, die jeweils ganz bestimmte bau ein Rücksprung im Wanduntergrund vorge-
Vor- und Nachteile aufweisen. sehen ist. Dies ist allerdings – vor allem bei dün-
nen Zwischenwänden – nur schwer realisierbar
Bild 11.6a). Da Wandfliesen üblicherweise im und insgesamt aufwendig. Weitere Einzelheiten
Dünnbett auf die meist verputzten Wandflächen sind der Fachliteratur [1] zu entnehmen.
398 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

1
1
2
4
3 3
5
4
5
6 6

15 cm über OFF

15 cm über OFF
In Nassräumen

In Nassräumen
2 2
9
7 7
8 9 5 10 11 8 9 5 10

18 17 16 15 7 14 13 12 11.6a 16 15 13 7 14 11.6b

11.6
19
11 5
Konstruktionsbeispiele: Bodenaufbau und Eckanschlüsse
in Nassräumen über Geschossdecken
1 a) Nassraum mit Wandrücksprung und liegendem Kehl-
sockel
b) Nassraum ohne Wandrücksprung mit stehendem
Kehlsockel
c) Nassraum mit Vorsatzschale aus feuchte-
2
15 cm über OFF

unempfindlichen PS-Platten
In Nassräumen

7 1 Mauerwerk
5 2 Metallbandbefestigung (z. B. Alu-Lochband)
20 3 Armierungsgewebe
4 Putzlage/Mörtelbett
8 6 5 10 5 Dünnbettmörtel/Klebstoff
6 Wandfliese/Sockelfliese
7 Bitumen-Dichtungsbahnen mit Quarzsand-
Einpressung, Gittergewebe o. Ä.
8 Bewegungsfuge (Fugenfüllprofil mit Dichtmasse)
9 Kehlsockel (liegend/stehend, Radius 60 mm)
10 Zementestrich
11 Bewehrung (verzinkte Betonstahlmatte)
12 Abdeckung (PE-Folie 0,1 mm, einlagig)
13 feuchtigkeitsunempfindliche Dämmschicht
14 Gleitschicht/Dampfbremse (PE-Folie 0,2 mm, zweilagig)
15 schwimmender Gefälleestrich (außerhalb der Norm)
Mindestestrichdicke beachten
16 Geschossdecke
17 Randdämmstreifen (ca. 5 mm dick)
18 Aufbetonstreifen (Wandrücksprung)
19 Tellerdübel zur Plattenbefestigung
20 extrudierte PS-Platten mit beidseitiger Gewebe- und
11.6c 16 17 13 12 15 7 14 Mörtelbeschichtung
11.3 Fußbodenkonstruktionen 399

Bild 11.6b) Damit an den senkrecht hochgezo- Abläufe werden entsprechend ihrer Belastbarkeit
genen Bitumen-Dichtungsbahnen der Verlege- nach DIN EN 1253 klassifiziert und in vier Klassen
mörtel/Kleber bei keramischen Belägen im Sockel- eingeteilt: H 1,5 - K 3 - L 15 - M 125. Die Wahl der
bereich besser haftet, wird der Deckaufstrich der geeigneten Klasse liegt in der Verantwortung des
heiß eingeklebten Bitumenbahnen mit scharfkör- Planers.
nigem Quarzsand bestreut und ein an der Wand- Die Anschlüsse am Bodeneinlauf sind derart aus-
fläche befestigtes Kunstfaser-Armierungsgewebe zubilden, dass sowohl die Ebene der Dichtungs-
in das Mörtelbett eingelegt. Feldbegrenzungsfu- bahnen als auch die Bodenbelagoberfläche (zwei
gen in der Bodenfläche müssen immer noch zu- Entwässerungsebenen) vollständig entwässert
sätzlich mit einem Dichtband gesichert werden. werden. Der notwendige Gefälleestrich kann aus-
Bild 11.6c) Wird vor eine unverputzte Wand- gebildet werden (Bild 11.6a bis c)
fläche eine Art „Vorsatzschale“ – beispielsweise tin Form eines Verbundestriches unmittelbar auf
aus feuchtigkeitsbeständigen, extrudierten PS- der Rohdecke aufgebracht (Regelausführung),
Platten mit beidseitiger Gewebe- und Mörtelbe- tin kleinen Räumen als Gefälleestrich auf einer
schichtung – aufgeklebt und mit Tellerdübeln Trittschalldämmung (außerhalb der Norm,
gegen Abrutschen noch zusätzlich gesichert, so Mindestestrichdicke beachten),
ergibt dies abdichtungstechnisch eine sichere,
jedoch auch relativ teure Konstruktion. Auch hier tüber einer vollflächigen Bodenabdichtung auf
kann die Bodenfuge mit einem Dichtband sowie erdberührter Bodenplatte (bei gleichzeitiger
die Wand- und/oder Bodenflächen mit einer Ver- Wassereinwirkung von außen und innen).
bundabdichtung noch zusätzlich abgedichtet Bodengefälle. Als sinnvolle Bodengefälle gelten 1 % bei
werden. geringem, 2 % bei normalem, 3 % bei starkem Wasseran-
fall. Die Ebene der Dichtungsbahnen ist möglichst mit dem
gleichen Gefälle wie die Belagoberfläche in Richtung Bo-
Bodenabläufe denablauf auszubilden.
Nassräume müssen einen Bodenablauf aufwei- Türanschlüsse. Abdichtungen in Nassräumen sind nach
sen. Um ihn fachgerecht an die Abdichtungsebe- DIN 18 195-5 mind. 15 cm über OK-Bodenbelag an allen
aufgehenden Bauteilen hochzuführen, wobei auch die Tür-
ne anschließen zu können, muss der gesamte schwellen – vor allem in hoch belasteten Nassbereichen –
Bodenaufbau bekannt sein, denn danach sind die in die Abdichtungsmaßnahmen einzubeziehen sind. Diese
geeigneten Materialien auszuwählen und die je- Dichtungsaufkantung wird im Türbereich üblicherweise
durch eine vorgesetzte Blockstufe aus Beton geschützt.
weiligen Anschlusstechniken festzulegen. Dabei
ist sicherzustellen, dass sich die vorgesehenen
Wird aufgrund einer möglichen Nutzungsbeeinträchtigung
(z. B. in gewerblichen Küchen) auf die 15 cm hohe Schwelle
11
Materialien auch vertragen1) und dauerhaft mit- verzichtet und stattdessen ein niveaugleicher oder nur ge-
einander verbinden lassen. ringfügig höhenversetzter Übergang verlangt (max. 2 cm
bei behindertengerechten Bauten), so ist im Nassbereich
Um Bodenabläufe an Dichtungsbahnen anschlie- unmittelbar vor dem Türelement eine Überlaufrinne ein-
ßen zu können, müssen diese mit einem geeig- zubauen sowie insgesamt ein stärkeres Oberflächengefälle
neten Anschlussflansch gemäß DIN EN 1253-1, (z. B. 2 bis 4 %) in Richtung Bodenablauf vorzusehen. Vgl.
hierzu auch Bild 11.9 und Bild 11.13.
Tabelle 2, versehen sein.
Dämmschichten in Nassräumen müssen aus feuchteun-
tPressdichtungsflansche (Los-/Festflanschkon- empfindlichen Materialien bestehen (z. B. extrudierte
struktionen) garantieren bei hohem Wasseran- PS-Hartschaumplatten, Formglas o. Ä.). Derartige Platten
fall den sichersten Anschluss am Bodenablauf. können unter Umständen auch oberhalb/unterhalb der
Abdichtungsebene – und damit im Feuchtebereich der
tKlebeflansch (bei Bitumen-Dichtungsbahnen) Bodenkonstruktion – angeordnet sein (Bild 11.5a bis f).
und Aus trittschalltechnischen Gründen sind auch in Nassräu-
men Randdämmstreifen vorzusehen und bei keramischen
tAnschweißflansch (bei Kunststoff-Dichtungs- Belägen die Boden-/Wandfuge möglichst dicht und daue-
bahnen) sind bei einlagigen Bahnenabdichtun- relastisch (elastoplastisch) auszufugen. Vgl. hierzu auch die
gen nach wie vor üblich. Bilder 11.6a bis c. Auf die weiterführende Fachliteratur [1],
[2], [6] wird verwiesen.
tDünnbett-Bodenabläufe werden bei Abdich-
tungen im Verbund mit keramischen Belägen
eingesetzt. Weitere Einzelheiten hierzu s. Ab- 11.3.2.3 Fußbodenkonstruktionen
schn. 11.3.2.3 mit den Bildern 11.10 und 11.11. in Wohnungsbädern

1)
Bei Wohnungsbädern ergeben sich mit Blick auf
Auf die Verträglichkeit der verwendeten Stoffe ist immer
zu achten. So dürfen beispielsweise für die Verlegung mit
die zu wählenden Abdichtungstechniken drei
heiß zu verarbeitender Klebermasse nur bitumenverträg- Schutzsituationen gegen Wasser- bzw. Feuchte-
liche Kunststoff-Dichtungsbahnen eingesetzt werden. beanspruchung:
400 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

tWohnungsbad mit Bodenablauf, als mäßig be- Für beide in der Norm angesprochenen Schutz-
anspruchter Nassraum situationen eignen sich alternative Abdichtun-
tWohnungsbad ohne Bodenablauf, mit feuchte- gen im Verbund mit keramischen Belägen.
empfindlichen Untergründen
tWohnungsbad ohne Bodenablauf, mit feuchte- Abdichtungen im Verbund
unempfindlichen Untergründen Abdichtungen nach DIN 18 195 erfordern in der
Regel relativ komplizierte Schichtenfolgen um sie
1. Wohnungsbad mit Bodenablauf (als mäßig normgerecht herzustellen und vor mechanischer
beanspruchter Nassraum) Einwirkung zu schützen. Weiterhin zeichnen sich
t Abdichtungen mit Dichtungsbahnen gemäß diese Abdichtungssysteme dadurch aus, dass das
DIN 18 195-5 Wasser in die Fußbodenkonstruktion relativ tief
eindringen kann, bis es auf die eigentlich wirksa-
Mäßig beanspruchte, unmittelbar spritzwasser-
me Dichtungsebene unterhalb der Estrichschicht
belastete Fußbodenflächen in Nassräumen des
trifft.
Wohnungsbaus (mit Bodenablauf) werden in der
Regel mit einer Lage Dichtungsbahn vollflächig Da wasserbelastete und feuchtigkeitsbean-
abgedichtet. Wie Bild 11.6a bis c verdeutlicht, spruchte Raumflächen in der Regel mit kerami-
ist diese Abdichtung mind. 15 cm über die Ober- schen Fliesen und Platten versehen werden, liegt
fläche der Nutzschicht an allen aufgehenden es nahe, Abdichtungen im direkten Verbund mit
Bauteilen hochzuführen. Auf die sich dabei im keramischen Belägen (Bodenbereich) oder Be-
Sockelbereich oftmals ergebenden konstruktiven kleidungen (Wandbereich) herzustellen. Da die
Probleme wurde bereits in Abschn. 13.3.2.2 hin- ausgemörtelten Fugen jedoch in jedem Fall was-
gewiesen. serdurchlässig sind (z. B. Haarrisse entlang der
Fugenkanten) muss eine vollflächig dichtende
Verlegeuntergründe. Geeignete Untergründe
im Bodenbereich von mäßig beanspruchten Nass-
räumen sind zum Beispiel Betonflächen, Zement-
estriche, extrudierte PS-Dämmplatten u. Ä. 2
Holzwerkstoffe (z. B. Spanplatten) und Calcium-
sulfatestriche (Anhydritestrich) sind als Verlege-
untergrund in Nassräumen mit Bodenabläufen
11 ungeeignet.
7
2. Wohnungsbad ohne Bodenablauf (mit 4 6 5 1
feuchteempfindlichen Untergründen)
t Abdichtungen im Verbund mit keramischen
Belägen außerhalb DIN 18 195
8
Aufgrund einer „Öffnungsklausel“ in der DIN
18 195-5 kann bei mäßig beanspruchten Flächen
in Nassräumen des Wohnungsbaus (mit Boden- 3 2
ablauf) ein hinreichender Schutz gegen eindrin-
gende Feuchtigkeit auch durch Maßnahmen
erreicht werden, die außerhalb der Norm liegen.
Ihre Eignung ist jedoch nachzuweisen. 11.7 Schematische Darstellung: Aufbau des Dicht- und
Klebesystems einer Verbundabdichtung mit kerami-
Des Weiteren ist nach dieser Norm bei häuslichen schen Fliesen und Platten [7].
Bädern (ohne Bodenablauf) jedoch mit feuch- 1 Grundierung (Voranstrich)
tigkeitsempfindlichen Umfassungsbauteilen (z. B. 2 flexibles Fugendichtband zum Abdichten aller
Holzbau, Trockenbau, Stahlbau) der Schutz ge- Anschluss- und Bewegungsfugen
3 Bodenablaufeindichtung im Verbund mit einer
gen Feuchtigkeit besonders zu beachten. Werden Manschette
demnach feuchtigkeitsempfindliche Baustoffe, 4 Abdichten der Rohrdurchführung im Verbund
wie zum Beispiel Gipskartonplatten, Gipsputze mit einer Manschette
u. Ä., im spritzwasserbelasteten Bereich einge- 5 Flächenabdichtung (zweischichtig)
6 Dünnbettmörtel/Klebstoff zur Fliesenverlegung
setzt, so sind diese grundsätzlich mit einer Ab- 7 wasserabweisende Verfugung
dichtung zu versehen. Gleiches gilt auch für Estri- 8 elastoplastische Dichtmasse zum Verschluss aller
che auf Calciumsulfatbasis (Anhydritestrich). Anschluss- und Bewegungsfugen
11.3 Fußbodenkonstruktionen 401

Ebene unterhalb der Fliesenlage geschaffen, alle t Feuchtigkeitsbeanspruchungsklasse II


Eckanschlüsse und Bewegungsfugen mit darin Beanspruchung: Längerfristig bis ständig mit Wasser-
eingebetteten Dichtbändern elastisch überbrückt beaufschlagung, jedoch nicht stauend
sowie Bodenabläufe und sonstige Rohrdurchfüh- Einsatzbereiche: Duschen ohne Duschtassen, Sanitär-
räume im öffentlichen und gewerbli-
rungen mit Dichtmanschetten zusätzlich verstärkt chen Bereich mit Bodenabläufen
und abgedichtet werden (Bild 11.7). Untergründe für
Fußbodenbeläge: Beton DIN 1045, Zement- und Guss-
asphaltestriche nach DIN 18 560, Ver-
Qualitätssicherungs-Maßnahmen. Die Ver- bundelemente aus extrudiertem Po-
bundabdichtungen werden vor Ort durch Be- lystyrol mit beidseitiger Mörtelbe-
schichten des zu schützenden Bauteils herge- schichtung
stellt. Da die Dicke der flexiblen Dichtungsschicht t Feuchtigkeitsbeanspruchungsgruppe III
durch die Auftragsmenge bestimmt wird – und Beanspruchung: Feuchtigkeitsbeanspruchte Bauteile
das Rissüberbrückungsvermögen mit der Dicke li- im Außenbereich
near zunimmt – kann die Abdichtung im Verbund Einsatzbereiche: Balkone, Terrassen ohne Dämm-
den jeweiligen Anforderungen stufenlos ange- schichten sowie angrenzende Gebäu-
desockel
passt werden. Damit hängt die Güte der Abdich-
Untergründe: Beton DIN 1045, Zementestriche nach
tung aber auch ganz wesentlich von der Sorgfalt DIN 18 560
bei der Verarbeitung vor Ort ab, so dass diese in
t Feuchtigkeitsbeanspruchungsgruppe IV
jedem Fall durch entsprechende Qualitätssiche-
Beanspruchung: Längerfristig bis ständig mit Wasser-
rungs-Maßnahmen überwacht werden muss. beaufschlagung, jedoch nicht stau-
Außerdem ist die Eignung des gewählten Ge- end, aggressive Flüssigkeiten und
Reinigungsmittel, hohe mechanische
samtsystems – d. h. Abdichtung einschließlich Belastung
Verlegemörtel und Keramikbelag – durch Nach- Einsatzbereiche: Gewerbliche Küchen, Spülräume, Nass-
weis eines Prüfzeugnisses auf der Basis des ZDB- therapien. Industrielle Bereiche wie
Merkblattes des Fliesengewerbes „Hinweise für Lebensmittelbetriebe, Brauereien, Mol-
die Ausführung von Abdichtungen im Verbund kereien, Schlachtereien usw.
mit Bekleidungen und Belägen aus Fliesen und Untergründe für
Fußbodenbeläge: Beton DIN 1045, Zement- und Guss-
Platten für den Innen- und Außenbereich“ [3] so- asphaltestriche nach DIN 18 560
wie [4] nachzuweisen.
Für diese Art der Abdichtung ist immer eine ver-
tragliche Regelung erforderlich, da sie außerhalb
Anforderungen an Untergründe. Folgende
Anforderungen müssen Untergründe erfüllen,
11
der DIN 18 195 liegt. auf denen eine Verbundabdichtung gemäß ZDB-
Merkblatt des Fliesengewerbes [3] aufgebracht
Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen. Da un- werden soll:
terschiedliche Belastungssituationen auftreten Die Oberfläche des Untergrundes muss ausrei-
können, wird in dem vorgenannten ZDB-Merk- chend ebenflächig (Ebenheitstoleranzen s. Tabel-
blatt des Fliesengewerbes [3] eine Einteilung in le 11.2), tragfähig, frei von durchgehenden Ris-
vier Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen vorge- sen und haftmindernden Stoffen sein sowie eine
nommen. Diese werden mit der Erfüllung be- ausreichende Festigkeit aufweisen. Schwind- und
stimmter Prüfkriterien für die einzusetzenden Kriechvorgänge müssen weitgehend abgeschlos-
Abdichtungsstoffe sowie der Eignung von Ver- sen sein.
legeuntergründen für Abdichtungen an Boden
Als Richtwert kann gelten, dass auf Untergründen
und/oder Wand verknüpft.
aus Beton und Mauerwerk aus mit Bindemittel
t Feuchtigkeitsbeanspruchungsklasse I
gebundenen Steinen nach DIN 1053 die Abdich-
Beanspruchung: Zeitweise, kurzzeitig als Spritzwasser
tungen erst ca. sechs Monate nach Herstellung
Einsatzbereiche: (Wohn-)Bäder ohne Bodenablauf mit
aufgebracht werden dürfen. Putze, Gipskarton-
Duschtasse und/oder Badewanne und Gipsfaserplatten müssen trocken und Ze-
Untergründe für mentestriche mind. 28 Tage alt sein.
Fußbodenbeläge: Beton DIN 1045, Zement- und Guss- Bei Estrichen im Innenbereich darf der Feuchte-
asphaltestriche nach DIN 18 560, Cal-
ciumsulfatestriche (Anhydritestrich),
gehalt (mit CM-Gerät gemessen) nicht mehr be-
Gipskartonplatten, Gipsfaserplatten, tragen als
Verbundelemente aus extrudiertem t0,3 % bei calciumgebundenen Estrichen,
Polystyrol mit beidseitiger Mörtelbe-
schichtung t2,0 % bei Zementestrichen.
402 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Abdichtungsstoffe. In der Baupraxis werden üb- tDichtmanschette für den wasserdichten Ein-
licherweise drei unterschiedliche Gruppen von bau von Bodenabläufen und sonstigen Rohr-
Abdichtungsstoffen eingesetzt: durchführungen,
tKunststoffdispersionen (verarbeitungsfertig). tDünnbettmörtel oder Klebstoff zum Verkle-
Je nach Rezeptur ist die jeweilige Kunststoff- ben der Fliesen und Platten (nach Erhärtung
dispersion gefüllt oder ungefüllt. Sie kann auch der zweiten Abdichtungsschicht),
in Kombination mit Bitumen vorliegen. Ver- tFugendichtmasse zum dauerelastischen (elas-
wendung nur im Innenbereich; die Erhärtung toplastischen) Verschluss aller Anschluss- und
erfolgt durch Trocknung. Feldbegrenzungsfugen.
tKunststoff-Zement-(Mörtel)-Kombinationen.
Typische Beispiele für diese Gruppe sind flexi- Ausführung (Bild 11.8). Zunächst muss der Un-
ble mineralische Dichtungsschlämmen. Innen tergrund von Verunreinigungen gesäubert und
und außen einsetzbar; die Erhärtung erfolgt mit einer Grundierung (Voranstrich) versehen
durch Hydratation. werden. Nach dem Trocknen der Grundierung
tReaktionsharze. Im Wesentlichen handelt es werden alle Eckfugen, Boden-/Wandanschluss-
sich hierbei um flüssige bzw. pastöse gefüllte fugen und Feldbegrenzungsfugen mit elasti-
und ungefüllte Kunststoffe, z. B. Epoxidharze
oder Polyurethanharze. Innen und außen ver-
wendbar sowie für chemisch belastete Berei-
che. Erhärtung durch chemische Reaktion. 1

Nach dem ZDB-Merkblatt des Fliesengewerbes 2


[3] müssen die gemäß der einzelnen Feuchtig- 3
keitsbeanspruchungsklassen einzusetzenden Ab- 4
dichtungsstoffe zahlreichen Anforderungen
5
genügen (z. B. Haftzugfestigkeit, Frost-, Tem-
peratur- und Alterungsbeständigkeit, Wasser- 6
undurchlässigkeit, Rissüberbrückung, Chemikali- 7 6 5 4 3
enbeständigkeit usw.).
11 Die Prüfung der Abdichtungsstoffe erfolgt ge-
mäß dem ZDB-Merkblattt [4], „Prüfung von Ab-
dichtungsstoffen und Abdichtungssystemen“. 100 mm
Die Eignung der Abdichtungsstoffe muss durch
ein Prüfzeugnis nachgewiesen werden. Weitere
Einzelheiten hierzu sind dem ZDB-Merkblatt [3]
zu entnehmen.

Abdichtungssystem. Das Abdichtungssystem


besteht in der Regel aus 12 11 10 9 8
tGrundierung (Voranstrich) zum Ausgleich von
unterschiedlich saugenden Untergründen und 11.8 Konstruktionsbeispiel: Bodenaufbau und Eckan-
schluss in Nassraum mit mäßig beanspruchter
zur Haftverbesserung, Abdichtung im Verbund mit keramischen Fliesen
tAbdichtungsstoff (flüssig oder pastös) zur und Platten (außerhalb DIN 18 195)
Herstellung der beiden Abdichtungsschichten 1 Mauerwerk
(nach Austrocknen der ersten Schicht wird die 2 Putzlage (Kalkzementputz)
3 Verbundabdichtung (zweischichtig)
zweite Schicht aufgetragen), 4 Dünnbettmörtel/Klebstoff (DIN 18 156)
tArmiervlies (Gewebeeinlage), nur erforderlich 5 Wandfliese/Bodenfliese
bei kritischen Untergründen, Rissgefährdung 6 Dichtbandeinlage mit Schlaufe
7 Bewegungsfuge (Fugenfüllprofil mit
und erhöhter Wasserbeanspruchung, Dichtmasse)
tFugendichtband zum Abdichten und zur elas- 8 Zementestrich
9 Abdeckung (PE-Folie 0,1 mm, einlagig)
tischen Überbrückung von Eckfugen, Boden-/ 10 feuchtigkeitsunempfindliche Dämmschicht
Wandanschlussfugen und Feldbegrenzungsfu- 11 Randdämmstreifen (ca. 5 mm dick)
gen, 12 Geschossdecke
11.3 Fußbodenkonstruktionen 403

schen, etwa 15 cm breiten Fugendichtbändern Abdichtungsschicht wird die zweite Schicht auf-
abgedichtet. Sind größere Bewegungen im Fu- gebracht. Abdichtungen im Verbund sind in je-
genbereich zu erwarten, so sind die Dichtbänder dem Fall in zwei getrennten Arbeitsgängen aus-
schlaufenförmig auszubilden. zuführen.
Die Dichtbänder werden in eine vorher aufge- Nach dem Erhärten der zweiten Schicht kann
tragene frische Abdichtungsschicht eingebettet der Fliesenbelag mit flexiblem Dünnbettmörtel
und anschließend nochmals mit dem Abdich- verlegt werden (Dünnbettverfahren nach DIN
tungsstoff überstrichen. Die Abdichtung von 18 157). Anschließend werden die Fugen des
Trennschienen im Türbereich (Bild 11.9) erfolgt keramischen Bodenbelages bzw. der Wand-
auf die gleiche Weise, ebenso wie der Einbau von bekleidung mit Fugenfüllmaterial (meist im
Dichtmanschetten an Bodenabläufen und sonsti- Schlämmverfahren) verfugt und alle Anschluss-
gen Rohrdurchführungen. und Feldbegrenzungsfugen mit dauerelastischer
Anschließend wird die erste Flächenabdichtung Dichtungsmasse – im Farbton an das Fugenfüll-
satt und porenfrei auf den Untergrund durch material angeglichen – verschlossen. Vgl. hierzu
Rollen, Streichen, Spachteln oder Spritzen aufge- auch Abschn. 11.3.6.5, Fugenmassen.
tragen. Nach ausreichender Festigkeit der ersten

Trockenbereich Nassbereich

Zarge Türblatt

Dichtband
100 mm

11 1 2 3 4 5
Dünnbett-Bodenabläufe
Abdichtungen im Verbund mit keramischen Be-
lägen (Dünnbettkonstruktionen) lassen sich an

≥ 40 mm
herkömmliche Bodenabläufe dauerhaft nicht
sicher anschließen. Vgl. hierzu Abschn. 11.3.2.2,
11
Bodenabläufe. Daher werden spezielle Dünnbett-
Abläufe angeboten. Man unterscheidet:
tAblauf mit Fest- und Losflanschverbindung
(Bild 11.10). Bei dieser Konstruktion wird eine
Dichtmanschette zwischen Festflansch und
Losflansch (Flanschring aus Edelstahl) einge-
presst und das überstehende Gewebe in die
10 9 8 7 6
Flächenabdichtung eingebettet.
11.9 Konstruktionsbeispiel: Abdichtungsmaßnahmen im
Türbereich eines mäßig beanspruchten Nassraumes tAblauf mit Polymerbetonkragen (Bild 11.11).
im Verbund mit keramischen Fliesen und Platten Dieser werkseitig vorgefertigte Bodenablauf
(außerhalb DIN 18 195). Vgl. hierzu Bild 11.13.
besteht aus einem Kunststoffgehäuse und
1 Edelstahlwinkel in Klebstoff eingebettet
2 Dichtbandeinlage mit Metallwinkel verklebt
einem damit dicht verbundenen Kragen aus
3 Bodenfliese Polymerbeton, in den eine überstehende
4 Dünnbettmörtel/Klebstoff Baustahlmatte eingegossen ist. Mit vier Jus-
5 Flächenabdichtung (aufgespachtelte Dicht- tierschrauben kann der Ablauf in der Höhe
schicht)
6 Zementestrich
millimetergenau ausgerichtet und oberflächen-
7 Abdeckung (PE-Folie 0,1 mm, einlagig) bündig in den Estrich eingebaut werden. Die
8 feuchtigkeitsunempfindliche Dämmschicht Flächenabdichtung wird auf dem Polymerkra-
9 Dämmstreifen im Türzargenbereich (Fugenprofil gen bis zur Ablaufkante des Gehäuses geführt
aus geschlossenzelligem PE-Schaum, drahtver-
stärkt, bruchfest, trittschalldämmend).
und eine auf dem Betonkragen angebrachte
10 Geschossdecke Glasgewebeeinlage in die Abdichtungsschicht
11 Randdämmung (Korkstreifen o. Ä.). eingebettet.
404 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

2 3 4 5 6 7

1
11.10 Konstruktionsbeispiel: Einbau eines Dünnbett-
Bodenablaufes mit Fest-/Losflansch und Dicht-
manschette [8]
1 Festflansch
2 Bodeneinlauf
3 Losflansch
4 Dichtmanschette (Glasseidegewebe)
5 Verbundabdichtung (zweischichtig)
6 Dünnbettmörtel/Klebstoff
7 Bodenfliese
8 Zementestrich
9 Abdeckung (PE-Folie 0,1 mm)
10 feuchtigkeitsunempfindliche Dämmschicht
11 10 9 8 11 Geschossdecke

1 2 3 4 5 6 7

11.11 Konstruktionsbeispiel: Einbau eines vorgefertigten,


höhenjustierbaren Dünnbett-Bodenablaufes mit
Polymerbetonkragen und Dichtmanschette [9].
1 Baustahlmatte (in Polymerbetonkragen
8 eingegossen)
2 Verbundabdichtung (zweischichtig)
9 3 Dichtmanschette (Glasseidegewebe)
4 Dünnbettmörtel/Klebstoff
11 5 Bodenfliese
6 Polymerbetonkragen
7 Bodeneinlauf
8 Justierschrauben (4 Stück)
9 Kunststoffgehäuse (Aufstockelement)
10 Zementestrich
11 Abdeckung (PE-Folie 0,1 mm)
12 feuchtigkeitsunempfindliche Dämmschicht
13 12 11 10 13 Geschossdecke

3. Wohnungsbad ohne Bodenablauf (mit


feuchteunempfindlichen Untergründen)
t Abdichtungen mit einlagiger Dichtungs-
bahn außerhalb DIN 18 195
Bei umsichtig genutzten häuslichen Bädern Da jedoch nie ausgeschlossen werden kann,
ohne Bodenablauf ist in der Regel mit kei- dass ein Badezimmer weniger pfleglich be-
ner oder nur einer sehr geringen, kurzzei- nutzt wird und Wasser beispielsweise hinter
tigen Feuchtebeanspruchung zu rechnen. die Badewanne oder Duschtasse gelangt, bie-
Die Verlegeuntergründe bestehen meist aus tet es sich an, in derartigen Räumen technisch
feuchteunempfindlichen Materialien, wie z. B. weniger aufwändige und somit auch kosten-
Kalk- zementputz auf Mauerwerk, Zemente- günstigere Konstruktionen vorzusehen.
strich usw. Für derartige Wohnbäder ist daher Neben den Abdichtungen im Verbund mit
weder nach der DIN-Norm noch nach dem keramischen Belägen bieten sich hierfür auch
ZDB-Merkblatt des Fliesengewerbes [3] eine Abdichtungen mit einlagiger Dichtungsbahn
Abdichtung zwingend erforderlich. an (beide außerhalb DIN 18 195).
11.3 Fußbodenkonstruktionen 405

Ausführung (Bild 11.12). Auf den Einbau eines Für diese Art der Abdichtung ist es immer ange-
Bodenablaufes und Gefälleestriches wird verzich- bracht, eine vertragliche Vereinbarung zu treffen,
tet, die Verlegeuntergründe an Boden und Wand da sie außerhalb der DIN 18 195 liegt.
bestehen aus feuchtigkeitsunempfindlichen Ma-
terialien. Die zwischen Estrich und Dämmschicht Hinweis: Bei feuchtigkeitsempfindlichen Umfas-
angeordnete, einlagige Dichtungsbahn wird an sungsbauteilen bzw. Verlegeuntergründen ist in
den aufgehenden Bauteilen nur etwa 4 cm über Wohnbädern ohne Bodenablauf eine spachtel-
OF-Nutzschicht hochgezogen und dort befestigt. bare Abdichtung im Verbund mit keramischen
Sie ist lose verlegt mit entsprechenden Stoßüber- Fliesen und Platten unverzichtbar.
lappungen, die dicht verklebt oder verschweißt Bei Bädern auf Holzbalkendecken muss im Bo-
sind. denbereich immer noch zusätzlich eine Bahnen-
An feuchtebeanspruchten Wandflächen kann abdichtung nach DIN 18 195-5 vorgesehen wer-
sich daran bei Bedarf eine Verbundabdichtung den. Auf die weiterführende Fachliteratur [5] wird
mit keramischen Fliesen anschließen. Im Türbe- verwiesen.
reich ist die Dichtungsbahn ebenfalls bis OF-Fer-
tigfußboden hochzuziehen und mit der Trenn-
schiene fest zu verbinden (Bild 11.13).

Trockenbereich Nassbereich
1
2 Zarge Türblatt
3
4
40 mm

1 2 3
5 4 3 6

11
≥ 40 mm

11 10 9 8 7 10 9 8 7 6 5 4
11.12 Konstruktionsbeispiel: Bodenaufbau und Eckan- 11.13 Konstruktionsbeispiel: Bodenaufbau und Türan-
schluss in einem Wohnungsbad mit mäßig bean- schluss in einem Wohnungsbad mit mäßig bean-
spruchter Abdichtung aus einlagiger Dichtungs- spruchter Abdichtung aus einlagiger Dichtungs-
bahn (außerhalb DIN 18 195) bahn (außerhalb DIN 18 195). Vgl. hierzu Bild 11.9.
1 Mauerwerk 1 Edelstahlwinkel in Klebstoff eingebettet
2 Putzlage (Kalkzementputz) 2 Bodenfliese
3 Dünnbettmörtel/Klebstoff 3 Dünnbettmörtel/Klebstoff
4 Wandfliese/Bodenfliese 4 Zementestrich
5 Bewegungsfuge (Fugenfüllprofil mit Dichtmasse) 5 Gleitschicht/Abdeckung (PE-Folie 0,2 mm)
6 Zementestrich 6 Dichtungsbahn (einlagig)
7 Gleitschicht/Abdeckung (PE-Folie 0,2 mm) 7 feuchtigkeitsunempfindliche Dämmschicht
8 Dichtungsbahn (einlagig) 8 Stahlwinkel (korrosionsgeschützt)
9 feuchtigkeitsunempfindliche Dämmschicht 9 Randdämmstreifen (ca. 5 mm dick)
10 Randdämmstreifen (ca. 5 mm dick) 10 Geschossdecke
11 Geschossdecke
406 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

11.3.3 Schallschutz von Massivdecken gen die Schallübertragung von einer Schallquelle
und Holzbalkendecken zum Hörer.
Befinden sich Schallquellen und Hörer in ver-
Allgemeines schiedenen Räumen, so erfolgt die Schallminde-
Der Schallschutz in Bauwerken hat große Bedeu- rung hauptsächlich durch Schalldämmung.
tung für die Gesundheit und das Wohlbefinden tSchalldämmung beinhaltet demnach die Min-
des Menschen. Bauliche Schallschutzmaßnah- derung der Schallübertragung zwischen be-
men dienen daher dem Ziel, Menschen in Auf- nachbarten Räumen.
enthaltsräumen vor unzumutbaren Belästigun-
gen durch Schallübertragung zu schützen. Sie Befinden sich Schallquelle und Hörer im gleichen
müssen während des Planungsprozesses immer Raum, geschieht die Schallminderung durch
rechtzeitig berücksichtigt werden, da ein unzu- Schallabsorption (auch Schallschluckung oder
reichend geplanter oder auch mangelhaft ausge- Schalldämpfung genannt).
führter Schallschutz nachträglich nur mit erhebli- tSchallabsorption bedeutet die Minderung des
chem Aufwand verbessert werden kann. Schalles bzw. der Schallausbreitung im Raum
selbst, dabei wird die Schallenergie in Wärme
Einteilung und Benennung: Überblick umgewandelt. Die auf die raumumschließen-
den Bauteile auftreffende Schallenergie wird zu
Lärmbelästigungen durch Schallübertragung einem Teil absorbiert und zum anderen in den-
können sowohl innerhalb als auch außerhalb ei- selben Raum reflektiert.
nes Gebäudes auftreten. Bauliche Schallschutz-
maßnahmen sollen Menschen demnach im We- Beide Phänomene unterscheiden sich und müs-
sentlichen gegen Geräusche aus einem fremden sen getrennt voneinander betrachtet werden.
Wohn- und Arbeitsbereich, vor Geräusche aus Einzelheiten hierzu s. Abschn. 17.6.2.
haustechnischen Anlagen und Betrieben sowie
gegen Außenlärm schützen. Luftschall/Trittschall. Abhängig von der Schall-
Die zu beachtenden Hinweise und Anforde- quelle und der Ausbreitungsart wird zwischen
rungen für einen ausreichenden bzw. erhöhten Luftschall- und Körperschallanregung unter-
Schallschutz im Hochbau – beispielsweise von schieden.
Decken- und Bodenkonstruktionen – sind aufge- tLuftschall ist der sich in der Luft ausbreitende
11 führt in: Schall.
t DIN 4109 tKörperschall ist der sich in festen Körpern aus-
– Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nach- breitende Schall. Der beim Begehen einer De-
weise cke entstehende Körperschall wird präzisiert als
t Beiblatt 1 zu DIN 4109
– Schallschutz im Hochbau; Ausführungsbeispiele und
tTrittschall bezeichnet, der teilweise wieder
Rechenverfahren als Luftschall in den darunter liegenden Raum
t Beiblatt 2 zu DIN 4109 (eventuell auch schräg darunter liegende Räu-
– Schallschutz im Hochbau; Hinweise für Planung und me) abgestrahlt wird.
Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten Schall-
schutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eige- Anforderungen an den Schallschutz
nen Wohn- oder Arbeitsbereich
von Geschossdecken
t DIN E 4109-10
– Schallschutz im Hochbau; Vorschläge für einen erhöh- Baurechtlich verpflichtende Anforderungen
ten Schallschutz von Wohnungen an die Luft- und Trittschalldämmung von Decken
Ergänzende Anforderungen zur DIN 4109: zum Schutz gegen Schallübertragung aus einem
t VDI-Richtlinie 4100 fremden Wohn- und Arbeitsbereich sind in Ta-
– Schallschutz von Wohnungen; Kriterien für Planung belle 11.14 festgelegt. Bei diesen Werten handelt
und Bewertung (bleibt hier unberücksichtigt). es sich um Mindest-Anforderungen gemäß DIN
4109, Tab. 3.
Einzelheiten über den Schallschutz im Allge- Die in der Tabelle für die Schalldämmung der
meinen sowie Rechenwerte s. Abschn. 17.6. trennenden Bauteile angegebenen Werte gelten
nicht für diese Bauteile allein, sondern für die re-
Schallschutz sultierende Dämmung unter Berücksichtigung
Unter Schallschutz versteht man Maßnahmen ge- der an der Schallübertragung beteiligten Bauteile
gen die Schallentstehung und Maßnahmen ge- und Nebenwege in eingebautem Zustand.
11.3 Fußbodenkonstruktionen 407

Tabelle 11.14 Anforderungen an die Luft- und Trittschalldämmung von Decken zum Schutz gegen Schallübertragung aus
einem fremden Wohn- oder Arbeitsbereich (Auszug aus DIN 4109 – Ausg. 11.89 – Tab. 3). Siehe hierzu auch
Tabelle 17.103

Spalte 1 2 3 4 5

Anforderungen

Bemerkungen
Zeile
Decken

Bauteile erf. R’w*) erf. L’n, w*)


(erf. TSM )

in dB in dB

1 Geschosshäuser mit Wohnungen und Arbeitsräumen


11 Decken unter allgemein nutzbaren Dachräumen, 53 53 (10) 1)
z. B. Trockenböden, Abstellräumen und ihren Zugängen
12 Wohnungstrenndecken (auch -treppen) und Decken 54 53 (10) 2)
zwischen fremden Arbeitsräumen bzw. vergleichbaren 3)
Nutzungseinheiten 4)

13 Decken über Kellern, Hausfluren, Treppenräumen 52 53 (10)


unter Aufenthaltsräumen
5)
14 Decken über Durchfahrten, Einfahrten von Sammel- 55 53 (10) 6)
garagen und ähnliches unter Aufenthaltsräumen
15 Decken unter/über Spiel- oder ähnlichen Gemein- 55 46 (17) 7)
schaftsräumen
16 Decken unter Terrassen und Loggien über Aufenthalts- – 53 (10) –
räumen
17 Decken unter Laubengängen – 53 (10) 5)

18 Decken und Treppen innerhalb von Wohnungen, – 53 (10) 1)


die sich über zwei Geschosse erstrecken 5)
19 Decken unter Bad und WC ohne/mit Boden- 54 53 (10) 6)
8)
11
entwässerung
10 Decken unter Hausfluren – 53 (10) 5)
6)

2 Einfamilien-Doppelhäuser und Einfamilien-Reihenhäuser


11 Decken – 48 (15) 5)

12 Treppenläufe und -podeste und Decken unter Fluren – 53 (10) 9)

3 Beherbergungsstätten
13 Decken 54 53 (10) –
14 Decken unter/über Schwimmbädern, Spiel- oder ähn- 55 46 (17) 7)
lichen Gemeinschaftsräumen zum Schutz gegenüber
Schlafräumen
15 Treppenläufe und -podeste – 58 (5) 10)

16 Decken unter Fluren – 53 (10) 5)

17 Decken unter Bad und WC ohne/mit Boden- 54 53 (10) 5)


entwässerung 11)

*) Kennzeichnende Größen für die Anforderungen an die Luft- und Trittschalldämmung von Decken sind:
t erf. R’w = bewertetes Schalldämm-Maß mit Schallübertragung über flankierende Bauteile (Luftschalldämmung)
t erf. L’n, w = bewerteter Norm-Trittschallpegel in dB (Trittschalldämmung)
Anzustreben sind:
Hohe Rw-Werte und niedrige Ln, w-Werte. (Fortsetzung Seite 408)
408 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Tabelle 11.14, Fortsetzung

Spalte 1 2 3 4 5

Anforderungen

Bemerkungen
Zeile
Decken

Bauteile erf. R’w*) erf. L’n, w*)


(erf. TSM )

in dB in dB

4 Krankenanstalten, Sanatorien
18 Decken 54 53 (10) –
19 Decken unter/über Schwimmbädern, Spiel- oder 55 46 (17) 7)
ähnlichen Gemeinschaftsräumen
20 Treppenläufe und -podeste – 58 (5) 10)

21 Decken unter Fluren – 53 (10) 5)

22 Decken unter Bad und WC ohne/mit Boden- 54 53 (10) 5)


entwässerung 11)

5 Schulen und vergleichbare Unterrichtsbauten


23 Decken zwischen Unterrichtsräumen oder ähnlichen 55 53 (10) –
Räumen
24 Decken unter Fluren – 53 (10) 5)

25 Decken zwischen Unterrichtsräumen oder ähnlichen 55 46 (17) 7)


Räumen und „besonders lauten“ Räumen (z. B. Sport-
hallen, Musikräume, Werkräume)

1) Bei Gebäuden mit nicht mehr als 2 Wohnungen betragen die Anforderungen erf. R ’ = 52 dB und erf. L’
w n, w = 63 dB (erf. TSM = 0 dB).

11 2) Wohnungstrenndecken sind Bauteile, die Wohnungen voneinander oder von fremden Arbeitsräumen trennen.
3) Bei Gebäuden mit nicht mehr als 2 Wohnungen beträgt die Anforderung erf. R ’ = 52 dB.
w
4) Weichfedernde Bodenbeläge dürfen bei dem Nachweis der Anforderungen an den Trittschallschutz nicht angerechnet werden; in Gebäuden
mit nicht mehr als 2 Wohnungen dürfen weichfedernde Bodenbeläge, z. B. nach Beiblatt 1 zu DIN 4109 (11.89), Tabelle 18, berücksichtigt
werden, wenn die Beläge auf dem Produkt oder auf der Verpackung mit dem entsprechenden Lw(VM) nach Beiblatt 1 zu DIN 4109 (11.89),
Tabelle 18, bzw. nach Eignungsprüfung gekennzeichnet sind und mit der Werksbescheinigung nach DIN 50 049 ausgeliefert werden.
5) Die Anforderung an die Trittschalldämmung gilt nur für die Trittschallübertragung in fremde Aufenthaltsräume, ganz gleich, ob sie in waage-
rechter, schräger oder senkrechter (nach oben) Richtung erfolgt.
6) Weichfedernde Bodenbeläge dürfen bei dem Nachweis der Anforderungen an den Trittschallschutz nicht angerechnet werden.
7) Wegen der verstärkten Übertragung tiefer Frequenzen können zusätzliche Maßnahmen zur Körperschalldämmung erforderlich sein.
8) Die Prüfung der Anforderungen an das Trittschallschutzmaß nach DIN 52 210-3 erfolgt bei einer gegebenenfalls vorhandenen Bodenentwäs-
serung nicht in einem Umkreis von r = 60 cm.
9) Bei einschaligen Haustrennwänden gilt: Wegen der möglichen Austauschbarkeit von weichfedernden Bodenbelägen nach Beiblatt 1 zu DIN
4109 (11.89), Tabelle 18, die sowohl dem Verschleiß als auch besonderen Wünschen der Bewohner unterliegen, dürfen diese bei dem Nach-
weis der Anforderungen an den Trittschallschutz nicht angerechnet werden.
10) Keine Anforderungen an Treppenläufe in Gebäuden mit Aufzug.
11) Die Prüfung der Anforderungen an den bewerteten Norm-Trittschallpegel nach DIN 52 210-3 erfolgt bei einer gegebenenfalls vorhandenen
Bodenentwässerung nicht in einem Umkreis von r = 60 cm.

*) Neue Bezeichnungen. In Angleichung an die internationale Normung wurden in der DIN 4109 (Ausg. 11.89) ersetzt:
t das Luftschallschutzmaß LSM durch das bewertete Schalldämm-Maß R’w
t das Trittschallschutzmaß TSM durch den bewerteten Norm-Trittschallpegel L’n, w
t das äquivalente Trittschallschutzmaß TSMeq von Rohdecken durch den äquivalenten bewerteten Norm-Trittschall-
pegel Ln, w, eq
t das Trittschallverbesserungsmaß VM durch das Trittschallverbesserungsmaß Lw.
Zur Berechnung gelten folgende Beziehungen:
TSM = 63 dB – L’n, w TSMeq = 63 dB – Ln, w, eq, VM = Lw.
11.3 Fußbodenkonstruktionen 409

Wird ein über DIN 4109 hinausgehender Schall- tLuftschalldämmung. Zur Kennzeichnung der Luft-
schutz gewünscht, ist dieser gesondert zwischen schalldämmung von Decken dient das bewertete (Luft-)
Schalldämm-Maß R’w = bewertetes Schalldämm-Maß in
Bauherr und Entwurfsverfasser vertraglich zu ver- dB einschließlich Schallübertragung über flankierende
einbaren. Dementsprechend enthält das Beiblatt Bauteile.
2 zu DIN 4109 Vorschläge für einen erhöhten Es ist ein Maß für den durch das trennende Bauteil her-
Schallschutz sowie Empfehlungen für den Schall- vorgerufenen Schallpegelunterschied – zwischen dem
schutz im eigenen Wohn- und Arbeitsbereich. lauten und dem leisen Raum. Dies setzt jedoch eine mitt-
lere flächenbezogene Masse der biegesteifen flankieren-
Vorschläge für einen erhöhten Schallschutz – den Bauteile von etwa 300 kg/m2 voraus; auch hier ist ein
speziell von Wohnungen im Mehrfamilienhäu- Vorhaltemaß von 2 dB zu berücksichtigen.
sern, Doppel- und Reihenhäusern – sind in der Entsprechende Ausführungsbeispiele und Rechenwerte
neuen DIN E 4109-10 unterbreitet und in drei für die Luftschalldämmung von Massiv- und Holzbalken-
Schallschutzstufen (SSt) näher definiert. decken s. Beiblatt 1 zu DIN 4109 sowie Abschn. 17.6.4.1.

tSchallschutzstufe I stimmt mit den Mindest-


Anforderungen der DIN 4109 überein. Für die
11.3.3.1 Schallschutz von Massivdecken
tSchallschutzstufen II und III sind jeweils Kenn-
werte angegeben, bei deren Einhaltung die Die Schallübertragung von einem Raum zum
Bewohner ein normales bis hohes Maß an Ruhe anderen erfolgt durch Schwingungen der raum-
finden. Für die Planung von Wohnungen der abschließenden Bauteile. Ausgehend von der
Schallschutzstufe III ist die Hinzuziehung eines neu zu planenden oder vorhandenen Rohdecke
Sachverständigen für Bauakustik erforderlich. (Altbau) und je nach Lage der Decke innerhalb ei-
nes Gebäudes, sind die Dämm-Maßnahmen so zu
Nachweis des geforderten Schallschutzes. Der Nach- wählen, dass sowohl die luft- und trittschalltech-
weis, dass die verwendeten Bauteile den in DIN 4109 ge- nischen – als auch gegebenenfalls wärmeschutz-
forderten Schallschutz besitzen, kann entweder durch
Verwendung von im Beiblatt 1 der DIN 4109 angegebenen technischen – Anforderungen erfüllt werden.
Rechenwerte erfolgen oder durch bauakustische Messun- Diese umfassen die gesamte Deckenkonstrukti-
gen (Eignungsprüfungen). on, nämlich
Wie Tabelle 11.14 verdeutlicht, sind je nach Gebäudeart
und Nutzung unterschiedlich hohe Anforderungen an die tRohdecke (z. B. Massivdecke),
Luft- und Trittschalldämmung von Decken festgelegt. tDeckenauflage (z. B. schwimmender Estrich),
Eine fertige Decke besteht – sofern es sich um eine Massiv-
tBodenbelag (z. B. weichfedernder Teppichbe-
deckenkonstruktion handelt – im bauakustischem Sinne
aus der Rohdecke und der Deckenauflage, gegebenenfalls lag), 11
mit einem bestimmten Bodenbelag und einer abgehäng-
ten Unterdecke bzw. Deckenbekleidung.
tUnterdecke bzw. Deckenbekleidung.
Holzbalkendecken nehmen wegen ihrer im Vergleich zu
Massivdecken andersartigen akustischen Eigenschaften Wie in Bild 11.15 dargestellt, wird akustisch zwi-
eine Sonderstellung ein. Vgl. hierzu Abschn. 11.3.3.3. schen einschaligen und mehrschaligen Decken-
tTrittschalldämmung. Für den anvisierten Trittschall- ausbildungen unterschieden.
schutz ist die Trittschalldämmung der fertigen Decke
maßgebend. Sie ergibt sich aus dem äquivalenten be- tEinschalige Bauteile bestehen aus einem ein-
werteten Norm-Trittschallpegel Ln,w,eq (Rohdecke ohne heitlichen Baustoff (z. B. Beton) oder aus meh-
Deckenauflage) und dem Trittschallverbesserungsmaß reren fest miteinander verbundenen Schichten
ΔLw (Schallpegelminderung durch die Deckenauflage).
(z. B. Betonplatte mit Putzschicht), die als Gan-
Um mögliche Unterschiede in den Schalldämmeigen-
schaften und Alterungsveränderungen der Decke zu
zes schwingen. Je höher das Flächengewicht
berücksichtigen, wird von der Norm noch ein Vorhalte- (flächenbezogene Masse) und die Biegesteifig-
maß von 2 dB gefordert. Wird auf einen schwimmenden keit des Bauteils ist, umso besser ist die Schall-
Estrich noch zusätzlich ein weichfedernder Bodenbelag dämmung.
aufgebracht, so ist bei der Berechnung nur das größere
der beiden Verbesserungsmaße zu berücksichtigen. tMehrschalige Bauteile bestehen aus zwei
Damit lässt sich die Trittschalldämmung der Fertigdecke oder mehreren Schalen, die nicht starr mitei-
mit folgender Formel ermitteln:
nander verbunden, sondern durch elastische
L’n, w = Ln, w, eq – Lw + 2 (dB). Dämmstoffe (z. B. bei schwimmendem Estrich)
Entsprechende Ausführungsbeispiele und Rechenwerte oder Luftschichten voneinander getrennt sind.
für den äquivalenten bewerteten Norm-Trittschallpegel Je weniger starr die Verbindung dieser Schalen
verschiedener Rohdecken (ohne trittschalldämmende
Auflage) und für Verbesserungsmasse unterschiedlicher
ist, und je biegeweicher und je schwerer jede
Deckenauflagen bzw. Bodenbeläge s. Beiblatt 1 zu DIN Einzelschale ist, umso besser ist in der Regel die
4109 sowie Abschn. 17.6.4. Schalldämmung.
410 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

≥ 500 mm

≥ 40
≤ 50 mm

11.15a 11.15b 11.15c

11.15 Schematische Darstellung von ein- und mehrschaligen Geschossdecken


a) einschalige Decke: Massivdecke mit Verbundestrich und Putzschicht (alle Schichten sind starr miteinander
verbunden)
b) zweischalige Decke: Massivdecke entweder mit biegeweicher Deckenbekleidung oder mit schwimmend
verlegtem Estrich
c) mehrschalige Decke: Massivdecke mit abgehängter, biegeweicher Unterdecke und schwimmend verlegtem
Estrich

Die für ein- und mehrschalige Bauteile eingesetz- tLuftschalldämmung einschaliger Decken
ten Schalen können in akustischer Hinsicht bie- (Bild 11.15a). Die Luftschalldämmung einschali-
gesteif (z. B. schwimmender Estrich, Betondecke) ger Decken ist umso besser, je schwerer sie sind.
und biegeweich (z. B. Unterdecke) ausgebildet Um die Mindestanforderungen nach DIN 4109
sein. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 17.6.3. zu erfüllen, ist eine flächenbezogene Masse von
≥ 450 kg/m2 erforderlich, um ein bewertetes
Flankenübertragung/Nebenwegübertragung. Luftschalldämm-Maß von ≥ 53 dB zu erreichen
Schall wird nicht nur über die Geschossdecke (sofern auf der Rohdecke kein schwimmender
selbst von Raum zu Raum übertragen, sondern Estrich aufgebracht wird). Derart schwere Bau-
auch über Nebenwege. Darunter versteht man teile sind aus statischen und kostenbezogenen
sowohl die Schallübertragung längs angrenzen- Gründen oft nicht realisierbar oder gewünscht,
der Bauteile (Wände, Stützen), die sog. Flanken- so dass meist zweischalige Konstruktionen
übertragung, als auch die Luftschallübertra- eingesetzt werden. Größere Hohlräume in den
gung durch Undichtigkeiten, Lüftungsanlagen, Decken, und Undichtigkeiten verschlechtern
11 Deckenhohlräume von Unterdecken und Ähnli- die Schalldämmung einschaliger Decken. Glei-
chem, insgesamt als Nebenwegübertragung be- ches gilt aufgrund von Resonanzerscheinungen
zeichnet. für unterseitig anbetonierte oder angeklebte
Die Flankenübertragung spielt bei der Luftschall- und verputzte Holzwolle-Leichtbauplatten
dämmung eine wesentliche, bei der Trittschall- oder Hartschaum-Dämmplatten verschlechtern
dämmung eine eher untergeordnete Rolle. die Schalldämmung verschlechtern die Schall-
Einzelheiten hierzu, insbesondere hinsichtlich dämmung einschaliger Decken.
biegesteifer Anschlüsse (Massivbauten) und ge- tLuftschalldämmung mehrschaliger Decken
lenkiger Anschlüsse (Skelettbauten) zwischen (Bild 11.15 b und c). Mit zwei- und mehrscha-
trennendem und flankierendem Bauteil s. Ab- ligen Decken kann – im Vergleich zu ein-
schnitt 17.6.3.3. schaligen Decken gleichen Gewichtes – eine
Verbesserung der Luftschalldämmung auch
1. Luftschalldämmung von Massivdecken mit geringerer flächenbezogenen Masse (z. B.
≥ 200 kg/m2) erreicht werden, wenn die Roh-
Die Luftschalldämmung von Massivdecken wird decke mit einem schwimmenden Estrich bzw.
überwiegend von der flächenbezogenen Masse anderen geeigneten schwimmenden Böden
der jeweiligen Rohdecke bestimmt. Bei Bedarf oder/und einer biegeweichen Unterdecke ver-
kann sie durch einen schwimmenden Estrich und sehen wird. Die bewerteten Luftschalldämm-
gegebenenfalls eine biegeweiche Unterdecke Maße R’w, R können so zum Teil erheblich über
verbessert werden. Von großer Bedeutung ist in denen von einschaligen Bauteilen liegen. Eine
diesem Zusammenhang die Ausbildung der flan- Begrenzung ist jedoch vorgegeben, weil die
kierenden Bauteile in Bezug auf deren flächen- Schallübertragung der flankierenden Wände in
bezogenen Masse und die schalldämmende Massivbauten immer vorhanden ist.
Wirkung einer gegebenenfalls notwendigen bie-
geweichen Vorsatzschale.
11.3 Fußbodenkonstruktionen 411

Entsprechende Ausführungsbeispiele und Re- dass durch eine Erhöhung der Deckendicke der
chenwerte für die Luftschalldämmung ein- und Trittschallpegel gesenkt werden kann. Da jedoch
mehrschaliger Massivdecken s. Beiblatt 1 zu DIN eine ausreichende Trittschalldämmung – im Ge-
4109 sowie Abschn. 17.6.4.1. gensatz zur Luftschalldämmung – nicht allein
Biegeweiche Unterdecke. Biegeweiche Unterdecken durch Erhöhung der flächenbezogenen Masse
verbessern vor allem die Luftschalldämmung von Mas- erreicht werden kann, ist immer eine Verbesse-
sivdecken, ähnlich wie biegeweiche Vorsatzschalen bei rung durch Deckenauflagen und gegebenenfalls
aufgehenden Wänden. Sie verbessern auch die Trittschall- biegeweiche Unterdecken notwendig. Dement-
dämmung aufgrund verringerter Schallabstrahlung in den
darunter liegenden Raum; wegen der verbleibenden Flan- sprechend sind in Beiblatt 1 zu DIN 4109 Rechen-
kenübertragung – vor allem in Massivbauten – jedoch nur werte angegeben von
in eingeschränktem Maße. tMassivdecken ohne/mit Deckenauflage,
Eine schallschutztechnisch wirksame Unterdecke muss
in jedem Fall bestimmte konstruktive Voraussetzungen tMassivdecken ohne/mit biegeweicher Unter-
erfüllen. So muss die Bekleidung möglichst dicht und bie- decke,
geweich, ihre flächenbezogene Masse und ihr Abstand zur
Rohdecke möglichst groß, die Berührungsfläche mit der tDeckenauflagen bzw. Bodenbeläge allein.
Rohdecke möglichst gering und die horizontale Dämm-
stoffauflage (Hohlraumdämpfung) vollflächig ausgebildet Damit wird ablesbar, mit welcher Deckenauflage,
sein. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 14.2.2, Schallschutz mit biegeweichen Unterdecke oder welchem Boden-
leichten Unterdecken.
belag Massivdecken versehen werden müssen,
Biegeweiche Vorsatzschale. Damit die schalldämmende damit die geforderte Schalldämmung erreicht
Wirkung der Unterdecke durch die oben angesprochene
Schall-Längsleitung entlang der flankierenden Bauteile
werden kann. Als Deckenauflagen zur Verbesse-
nicht zu stark beeinträchtigt wird, müssen die raumbegren- rung des Trittschallschutzes eignen sich beson-
zenden Wände entweder genügend schwer sein und eine ders schwimmende Estriche und weichfedernde
mittlere flächenbezogene Masse von ≥ 300 kg/m2 aufwei- Bodenbeläge.
sen oder in geeigneter Weise zweischalig ausgebildet wer-
den. Schwimmender Estrich. Die Trittschalldämmung einer
Biegeweiche Vorsatzschalen verbessern die Luftschalldäm- Decke wird am wirksamsten mit einem schwimmenden
mung von Massivwänden, ohne das Wandgewicht wesent- Estrich verbessert, weil er bereits das Eindringen des Kör-
lich zu erhöhen. Man unterscheidet (Bild 15.7) perschalls in die Deckenkonstruktion weitgehend verhin-
tVorsatzschalen mit Unterkonstruktion aus Holz- oder dert und zudem auch die Luftschalldämmung verbessert.
Metallständern (mit oder ohne feste Verbindung zur Ein schwimmender Estrich ist ein auf einer weichfedernden
Wandfläche) sowie Dämmschicht verlegter Estrich, der auf seiner Unterlage
tVorsatzschalen ohne Unterkonstruktion aus Gipskarton-
Verbundplatten (Gipskartonplatten mit Mineralwollplat-
beweglich ist und keine unmittelbare (starre) Verbindung
mit angrenzenden Bauteilen oder ihn durchdringende
11
ten direkt auf die Massivwand angesetzt). Rohrleitungen aufweist.
Die Dämmwirkung einer solchen Deckenauflage ist in der
Dämmstoffe mit höherer dynamischen Steifigkeit, wie Regel umso besser, je schwerer die Estrichplatte und je
beispielsweise PS-Hartschaumplatten, beeinflussen den weichfedernder die Dämmschicht ist. Je weicher jedoch
bestehenden Schallschutz negativ, und zwar sowohl beim die Dämmschicht gewählt wird, umso dicker muss auch
direkten (vertikalen) Schalldurchgang als auch in der die Estrichplatte sein, um entsprechende Lasten aufneh-
Schall-Längsleitung. men zu können. Die schallschutztechnische Wirkung eines
Bei Vorsatzschalen auf Außenwänden ist aus feuchtetech- schwimmenden Estrichs wird demnach weitgehend be-
nischen Gründen auf eine Dampfbremse (z. B. PE-Folie stimmt durch die
0,2 mm), gegebenenfalls sogar Dampfsperre (z. B. Alufolie), t dynamische Steifigkeit s’ der Dämmschicht,
zu achten. Nur bei relativ dampfdurchlässigen Außenscha-
len kann u. U. – nach Überprüfung des Tauwasseranfalls – t flächenbezogene Masse m’ der Estrichplatte (mind. 70
auf eine besondere Dampfbremse verzichtet werden. kg/m2).
Vgl. hierzu Abschn. 9.11.2, Innendämmung von Wänden, Weitere Einzelheiten hierzu s. Abschn. 11.3.5, Dämmstof-
im Teil 2 dieses Werkes. fe, Abschn. 11.3.6.4, Estrichkonstruktionen, Abschn. 13.2.2,
Schallschutz mit leichten Unterdecken sowie Abschn. 17.6.3.
Deckenauflage/Bodenbelag. Wie bereits erläutert, ver-
bessern ein schwimmender Estrich oder andere schwim- Weichfedernde Bodenbeläge. Durch sie kann die Tritt-
menden Böden zwar auch die Luftschalldämmung leich- schalldämmung von Massivdecken, nicht aber die Luft-
ter Massivdecken, durch derartige Deckenauflagen wird schalldämmung verbessert werden. Wegen des möglichen
jedoch vor allem der Trittschallschutz angehoben. Beach- Austausches und Verschleisses von weichfedernden Bo-
tenswert ist auch, dass die Luftschalldämmung einer Decke denbelägen (Teppiche, PVC-Verbundbeläge), dürfen diese
mit weichfedernden Bodenbelägen, gleich welcher Art, jedoch in Wohnungsbauten beim Nachweis des Mindest-
nicht verbessert werden kann. Trittschallschutzes nicht angerechnet werden. Eingesetzt
werden sie dagegen in Bauten mit aufgesetzten, umsetz-
2. Trittschalldämmung von Massivdecken baren Trennwänden (Objektbereich), wo ein von Raum
zu Raum durchgehender schwimmender Estrich wegen
Auch die Trittschalldämmung von Massivdecken der horizontalen Schall-Längsübertragung nicht in Frage
nimmt mit steigendem Flächengewicht zu, so kommt und statt dessen ein Verbundestrich eingebracht
412 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

wird. Vgl. hierzu Abschn. 15.3.3, Schallschutz von umsetz- tWeg 1: Schallübertragung über die Holzbalken
baren Trennwänden. Da der schwimmende Estrich häufig
auch eine wärmedämmende Funktion hat, kann ein weich- tWeg 2: Schallübertragung über den Regelquer-
federnder Bodenbelag diesen nur ersetzen, wenn nicht schnitt (Einschubdecke)
wärmeschutztechnische Forderungen der DIN 4108 dage- tWeg 3: Schallübertragung über flankierende
gen sprechen.
Bauteile.

11.3.3.2 Schallschutz von Holzbalkendecken Daraus kann abgeleitet werden, dass bei Holzbal-
kendecken eine gute Luft- und Trittschalldäm-
Holzbalkendecken werden wieder zunehmend mung nur erreicht werden kann, wenn die di-
bei der Neubauplanung, vor allem in Einfamilien- rekte Schallübertragung unterbunden wird und
häusern und Dachaufbauten sowie in Holzfertig- zwar durch
häusern eingesetzt. Allgemein steigen auch die tEntkoppelung der Deckenoberseite von der
Anforderungen an den Wohnkomfort und somit Rohdecke,
an die schallschutztechnischen Erfordernisse bei
Holzbalkendecken in Massiv- und Skelettbauten. tEntkoppelung der Deckenbekleidung von der
Balkenlage,
Auch im Zuge der Altbausanierung sind meist
umfangreiche schalltechnische Verbesserun- tHohlraumdämpfung durch entsprechende Ma-
gen zu erbringen, da die in der Regel einschalig terialien,
ausgebildeten Deckenkonstruktionen oftmals tausreichende Dämmung (Verminderung der
nur bewertete Luftschalldämm-Maße von 45 bis Flankenübertragung) der angrenzenden Wände.
50 dB und bewertete Norm-Trittschallpegel von
63 bis 73 dB aufweisen. Ähnlich wie Massivdecken können Holzbalken-
decken ein-, zwei- oder mehrschalig ausgebildet
Übertragungswege bei Holzbalkendecken. sein. Ein erhöhter Schallschutz wird in der Regel
Wie Bild 11.16 verdeutlicht, gibt es bei schall- nur erreicht, wenn sie konsequent mehrschalig
technisch unzureichend ausgebildeten Holzbal- aufgebaut sind.
kendecken vor allem drei Übertragungswege,
die die Luft- und Trittschalldämmung nachteilig tEinschalige Holzbalkendecken (Bild 11.17a)
beeinflussen. Einschalig ausgebildete Holzbalkendecken,
bei denen die oberseitige Abdeckung und un-
terseitige Verkleidung mit den Tragbalken fest
11 verbunden sind, weisen einen sehr geringen
Luftschall- und besonders Trittschallschutz
auf, da der Schall vor allem über die Balken
direkt nach unten übertragen wird. Derartige
Konstruktionen, mit oberseitig aufgenagelten
Fußbodendielen und unterseitig angenagelter
Schalung mit Putz auf Rohrmatten, trifft man
in älteren Gebäuden häufig an. Die Schalldäm-
mung dieser Decken versuchte man früher
1 A 2 1 weiter zu verbessern, indem man zwischen den
Balken eine sog. Einschubdecke (Zwischen-
3
boden aus Brettern mit Lehm-, Schlacke- oder
B Sandfüllung) einbrachte. Infolge der Erhöhung
des Flächengewichtes – allerdings nur zwi-
11.16 Prinzipielle Übertragungswege bei Luft- und Tritt- schen den Balken – wurde auch eine gewisse
schallanregung einer Holzbalkendecke mit angren- Verbesserung erreicht, die jedoch den heuti-
zendem Bauteil gen schalltechnischen Anforderungen keines-
a) Schallübertragungswege bei Trittschall- falls genügt.
Anregung:
Weg 1: direkt über die Holzbalken tZweischalige Holzbalkendecken (Bild 11.17b).
Weg 2: direkt über den Deckenhohlraum Zweischalig ausgebildete Holzbalkendecken,
Weg 3: über flankierende Wand bei denen die unterseitige Deckenbekleidung
b) Schallübertragungswege bei Luftschall- von der Balkenlage oder die oberseitige De-
Anregung:
Weg A: direkt über die Holzdecke ckenauflage von der Rohdecke entkoppelt
Weg B: über flankierende Wand sind, ergeben eine wesentliche Verbesserung
11.3 Fußbodenkonstruktionen 413

11.17a 11.17b 11.17c


11.17 Schematische Darstellung von ein- und mehrschaligen Holzbalkendecken
a) einschalige Holzdecke: Obere Beplankung und unterseitige Verkleidung mit den Tragbalken starr verbunden
b) zweischalige Holzdecke: Entkoppelung der oberseitigen Deckenauflage oder unterseitigen Deckenbekleidung
von der Rohdecke
c) mehrschalige Holzdecke: Entkoppelung sowohl der Deckenauflage als auch der Deckenbekleidung von der
Rohdecke

des Schallschutzes im Vergleich zu den ein- bei Dämmstoffdicken von ≥ 100 mm planeben
schaligen Decken. zwischen die Holzbalken in die Gefache press ein-
gefügt.
tMehrschalige Holzbalkendecken (Bild 11.17c).
Erhöhter Schallschutz, so wie er in Beiblatt Ein Ausbetonieren der Gefache und das Aufbrin-
2 zu DIN 4109 und in DIN E 4109-10 gefor- gen einer durchgehenden Estrichschicht unmit-
dert wird, kann jedoch nur mit mehrschaligen telbar auf die Rohdecke ist schalltechnisch falsch
Deckenkonstruktionen erzielt werden, bei de- und nahezu wirkungslos.
nen sowohl die Deckenbekleidung als auch die
Deckenauflage von der Rohdecke entkoppelt Flankierende Bauteile. Die Luftschallübertra-
sind. Weitere Verbesserungen können noch gung zwischen zwei Räumen erfolgt sowohl
mit oberseitigen Beschwerungen in Form von über das trennende Bauteil (z. B. Decke) als auch
Betonplatten oder Waben-Sandschüttungen über die flankierenden Bauteile (z. B. Wände). Die
erzielt werden, sofern die Tragfähigkeit der Schall-Längsübertragung hängt dabei sehr stark 11
Rohdecke dies zulässt (Bild 11.20b). von der Art des flankierenden Bauteiles und der
konstruktiven Anbindung der Trenndecke an die
Hohlraumdämpfung (Bild 11.18a, b). Bei hoch raumbegrenzenden Wände ab.
gedämmten Bauteilen dringt der Schall zum Dementsprechend wird in Beiblatt 1 zu DIN 4109
Teil durch die Deckenhohlräume und muss dort in schallschutztechnischer Hinsicht grundsätzlich
absorbiert werden. Hierfür eignen sich Mineral- unterschieden zwischen
wollematten nach DIN EN 13 162, die den An- tMassivbauart mit biegesteifer Anbindung
wendungsgebieten DI gemäß DIN V 4108-10 des trennenden Bauteils an die flankierenden
entsprechen. Gänzlich ungeeignet sind dagegen Bauteile (= direkte Schallübertragung bei Mas-
z. B. Polystyrol-Hartschaumplatten. sivbauten, daher ist eine spezielle Flankendäm-
Bei einer Mindest-Dämmstoffdicke von ≥ 50 mm mung erforderlich),
wird die Mineralwolle wannenförmig (U-förmig),

11.18
Schematische Darstellung der Hohl-
raumdämmung bei Holzbalkende- ≥ 50 mm ≥ 100 mm
cken
a) Mineralwollematten nach
DIN 18 165, ≥ 50 mm, U-förmige
Verlegung im Gefach
b) Mineralwollematten nach
DIN 18 165, ≥ 100 mm, press zwi-
schen die Holzbalken eingefügt 11.18a 11.18b
414 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

tSkelett- und Holzbauart mit gelenkiger menden Deckenauflagen oder weichfedernden


Anbindung des trennenden Bauteils an die Bodenbelägen versehen werden müssen,
flankierenden Bauteile (= vernachlässigbare tleichte Holzbalkendecken dagegen einen mög-
Schallübertragung aufgrund trennender Fu- lichst schweren Fußbodenaufbau benötigen,
gen, insbesondere bei Skelettbauten). bei gleichzeitiger Entkoppelung der Schalen
auf der Deckenober- und/oder Deckenunter-
In Massivbauten ist die Schall-Längsleitung umso seite.
größer, je leichter die Wände sind. Daher müs-
sen auch in Massivbauten mit Holzbalkendecken Daraus ergibt sich, dass auf Massivdecken ermit-
die flankierenden Wände eine möglichst große telte Trittschallminderungen und deren Rechen-
flächenbezogene Masse aufweisen oder durch werte nicht auf den Holzbau übertragbar sind.
eine biegeweiche Vorsatzschale (z. B. Gipskar-
ton-Verbundplatte) verkleidet werden. Es macht Rohdecke mit oberseitiger Deckenauflage
keinen Sinn, nur die Schalldämmung der Holzbal-
Während bei den Massivdecken seit langem be-
kendecke zu verbessern und die der flankieren-
kannt ist, wie groß die schalldämmende Wirkung
den Wände zu vernachlässigen.
einer Deckenauflage sein kann, ist dies bei Holz-
Dagegen ist bei reiner Skelett- und Holzbauweise balkendecken erst in den letzten Jahren durch
die Schall-Längsleitung des flankierenden Bau- Untersuchungen der Entwicklungsgemeinschaft
teils (z. B. biegeweiche Holzständerwand) relativ für Holzbau [7], [8], [9], deutlich geworden.
gering und kann weitgehend vernachlässigt wer-
Deckenauflagen (Bild 11.19a, b). Zur Verbesse-
den.
rung des Trittschallschutzes von Holzdecken wer-
den in der Baupraxis schwimmend verlegte De-
Trittschallschutz von Holzbalkendecken
ckenauflagen unterschiedlichster Art eingesetzt.
Da die Anforderungen an den Trittschallschutz tMörtelestrich. Die vorgenannten Untersu-
bei Holzdecken stets schwieriger zu erfüllen sind chungen haben ergeben, dass die Dämmwir-
als der geforderte Luftschallschutz, wird im fol- kung eines Zementestrichs auf Holzbalkende-
genden nur der Trittschallschutz besprochen. cken wesentlich geringer ist als die eines gleich
Ist dieser erreicht, ist automatisch auch ein aus- bemessenen Estrichs auf Massivdecken. Dort
reichender Luftschallschutz vorhanden, sofern beträgt das Trittschall-Verbesserungsmaß etwa
die angrenzenden Bauteile eine genügende
11 Flankendämmung aufweisen. Alle konstruktiven
30 dB, auf Holzbalkendecken aber lediglich et-
wa 15 bis 20 dB. Der Calciumsulfat-Fließestrich
Maßnahmen, die zu einer Verbesserung des Tritt- (Anhydritestrich) ist bei gleicher flächenbezo-
schallschutzes führen, bewirken immer auch eine gener Masse dem Zementestrich aus schall-
Verbesserung der Luftschalldämmung. technischer Sicht ebenbürtig. Problematisch
Vergleicht man die schalldämmenden Verbesse- ist, dass ein frisch eingebrachter Fließestrich
rungsmaßnahmen von Rohdecken im Massivbau wesentlich mehr ungebundenes Wasser ent-
mit denen im Holzbau, dann stellt man fest, dass hält als ein konventioneller Zementestrich.
tschwere Massivdecken (für ausreichenden tGussasphaltestrich. Bei Gussasphaltestrich
Trittschallschutz) mit relativ leichten schwim- geht die Dämmwirkung aufgrund der gerin-

11.19a 11.19b 11.19c

11.19 Gebräuchliche Deckenauflagen für Holzbalkendecken


a) Holzspanplatten (25 mm) im Verbund mit Mineralwolleplatten (28/25 mm) auf Beplankung (22 mm)
der Rohdecke
b) Gipsbauplatten (2 x 12,5 mm) im Verbund mit Mineralwolleplatten (28/25 mm)
c) Zementestrich (ZE 50 mm) schwimmend auf Mineralwolleplatten (28/25 mm)
11.3 Fußbodenkonstruktionen 415

geren flächenbezogenen Masse der Estrichplat- und darauf die Betonplatten mit einem Bitu-
te weiter zurück. Dieser Nachteil wird jedoch menkaltkleber auf Lücke aufgeklebt werden.
durch seine niedrige Körperschall-Leitfähigkeit Eine lose Verlegung ist aus akustischer Sicht
(hohe innere Materialdämpfung) in akustischer nicht ausreichend.
Hinsicht voll ausgeglichen; außerdem bringt er Keinesfalls dürfen jedoch auf eine Holzdecke
keine Feuchte in das Bauwerk. Mit Gussasphalt- dampfbremsende Schichten – wie beispiels-
estrichen können, je nach Steifigkeit der ein- weise PE-Folien – verlegt werden, da es infolge
gesetzten Dämmplatten, Trittschall-Verbesse- von Diffusion zu einer Feuchteanreicherung
rungsmaße bis zu 15 dB auf Holzdecken erzielt kommen könnte, die im Laufe der Zeit das da-
werden. runter liegende Holzwerk zerstören würde. Vgl.
tTrockenestrich. Wesentlich ungünstiger wird hierzu auch Abschn. 11.3.7.2, Fertigteilestriche.
das Ergebnis, wenn im Bestreben nach trocke-
nem Ausbau statt des Estrichs ein vollflächig tSandschüttung in Pappwaben (Bild 11.20b).
schwimmender Fertigteilestrich (Trockene- Sandschüttungen ergeben nach [9] bei gleicher
strich) beispielsweise aus Gipskarton- oder flächenbezogener Masse bessere Dämmwerte
Gipsfaserplatten, Holzspanplatten o. Ä. auf- als Plattenbeschwerungen, da durch sie eine
gebracht wird. Derartige Auflagen erbringen zusätzliche Bedämpfung der Schwingungen
auf Holzdecken nur ein Trittschall-Verbesse- erreicht wird. Die Schüttung muss trocken sein,
rungsmaß zwischen 7 und 10 dB. Daraus wird außerdem ist bei allen Konstruktionen ein ge-
ersichtlich, dass ein Trockenestrich ohne Zu- eigneter Rieselschutz vorzusehen.
satzmaßnahmen – beispielsweise in Form einer Um ein Wandern der Sandschüttung beim Be-
Rohdecken-Beschwerung oder federnd abge- gehen des Bodens zu verhindern, muss diese in
hängten Unterdecke – keinen befriedigenden geeigneter Form gefasst sein. Es bieten sich der
Schallschutz bieten kann. Einsatz von fertigen Sandmatten und die Sand-
schüttung in Pappwaben an.
Rohdecken-Beschwerungen. Biegeweiche Be- Bei der letztgenannten Fassung werden etwa
schwerungen mit möglichst hoher flächenbezo- 30 mm hohe Kartonwabenelemente – unter-
gener Masse erhöhen die Trittschalldämmung seitig mit einem Kraftpapier als Rieselschutz
leichter Holzdecken am eindeutigsten. In der kaschiert – vollflächig auf die Beplankung der
Baupraxis haben sich besonders bewährt: Rohdecke verlegt und anschließend trockener
tBetonplatten (Bild 11.20a), die je nach flächen- Sand in die Wabenauslassungen eingebracht. 11
bezogener Masse unterschiedliche Dämmwir- Pappwabenschüttungen sind nach dem Ver-
kung zeigen. Die Plattengröße liegt üblicher- füllen sofort belastbar und müssen nicht nach-
weise bei 30 x 30 cm, mit Plattendicken zwischen verdichtet werden. Aufgrund ihres relativ güns-
40 mm (100 kg/m2) und 60 mm (150 kg/m2). tigen Gewichtes (45 bis 75 kg/m2) – je nach
Eine derartige Beschwerung ist jedoch weit- Wabenhöhe und Schüttgutqualität auch we-
gehend wirkungslos, wenn die oberseitige Be- sentlich darüber – eignen sie sich auch für den
plankung der Rohdecke undicht ist, wie dies Einsatz in Altbauten, sofern das Traglastver-
bei Nut- und Federbrettern aufgrund der vielen mögen der Holzdecken dies zulässt.
offenen Fugen der Fall ist. Daher muss auf die
Weichfedernde Bodenbeläge. Weichfedernde Gehbe-
Rohdecke zunächst eine Abdeckung in Form läge verbessern die Trittschalldämmung auf Holzdecken
eines Kraftpapieres oder einer dampfdurchläs- weniger wirksam als auf Massivdecken. Sie werden in ihrer
sigen Glasvlies-Bitumendachbahn aufgebracht Wirkung auf Holzbalkendecken häufig überschätzt, da sie

11.20
Rohdecken-Beschwerungen mit Beton-
platten oder Pappwaben-Sandschüttung
a) Betonplatten (300 x 300 x 40 bis 60 mm)
mit Bitumen-Kaltkleber auf Lücke ver-
klebt (bei offenen Bretterfugen zusätzlich
noch mit Kraftpapier-Abdeckung o. Ä.)
b) Biegeweiche Sandschüttung in Papp-
waben (30 bis 40 mm dick) mit unter-
seitigem Rieselschutz (z. B. Kraftpapier)
auf Rohdecke lose aufgelegt 11.20a 11.20b
416 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

nur die hochfrequenten Geräuschanteile des Trittschalls Bessere Ergebnisse werden mit Aufdoppelungen
reduzieren. (z. B. 2 x 12,5 mm dicken Gipskartonplatten) er-
Wie Tabelle 11.14 verdeutlicht, dürfen weichfedernde zielt. Die beiden fugenversetzt anzubringenden
Bodenbeläge nach DIN 4109 zum Nachweis des baurecht-
lich vorgeschriebenen Mindest-Tritts challschutzes von Lagen dürfen jedoch nicht miteinander verklebt,
Wohnungstrenndecken nur in bestimmten Fällen heran- sondern nur punktweise verschraubt und damit
gezogen werden, da beispielsweise Teppichbeläge durch biegeweich miteinander verbunden werden.
nachfolgende Nutzer ausgewechselt werden könnten. So Auch verputzte Rohr- und Drahtgewebe sind als
ist bei Wohnungstrenndecken in Gebäuden mit mehr als
2 Wohnungen darauf zu achten, dass die Anforderungen noch ausreichend biegeweich zu bezeichnen.
an den normalen Trittschallschutz von der Decke ohne Be- Schalltechnisch wesentlich ungünstiger verhal-
rücksichtigung des Gehbelags eingehalten werden. ten sich – aufgrund der vielen offenen Fugen –
Bekleidungen mit Nut- und Feder-Brettern. Profil-
Rohdecke und unterseitige holz-Bekleidungen sollten daher immer auf einer
Deckenbekleidung Lage Holzspanplatten oder Gipskartonplatten
Die Schalldämmung einer Holzdecke ist umso montiert werden. Entsprechende Befestigungs-
besser, je weichfedernder die unterseitige De- techniken s. Abschn. 14.5.3.2.
ckenbekleidung an der Balkenlage befestigt und
je biegeweicher und dichter diese untere Schale Deckenkonstruktionen
ausgebildet ist. Die nachstehenden Bilder zeigen beispielhaft
tKonterlattung. Bereits das unterseitige An- Holzbalkendecken mit unterschiedlich ausgebil-
bringen einer Lattung quer zur Balkenlage und deten Deckenauflagen und federnd abgelösten
die damit verbundene Reduzierung der Verbin- Deckenbekleidungen, die jeweils ganz bestimm-
dungsfläche mindert die vertikale Schallüber- te Vor- und Nachteile aufweisen.
tragung wesentlich. In der Baupraxis sind neben der Schalldämmung
tFederbügel (Bild 11.21a). Noch bessere schall- häufig auch noch brandschutztechnische An-
technische Ergebnisse werden erzielt, wenn die forderungen, Tragfähigkeitsprobleme bei Altde-
Querlatten mit Federbügeln und zwischenge- cken sowie andere bauliche Besonderheiten zu
legten Mineralwollestreifen an den Balken be- berücksichtigen.
festigt werden. Es ist daher sinnvoll auf geprüfte Deckenkons-
tFederschiene (Bild 11.21b). Eine ähnlich gute truktionen zurückzugreifen. Sowohl schall- als
11 schallmäßige Entkoppelung wird mit Feder-
schienen erreicht. Sowohl Federbügel als auch
auch brandschutztechnisch erprobte Konstruk-
tionen sind der weiterführenden Fachliteratur [9],
Federschienen sind korrekt zu montieren, wo- [10] zu entnehmen.
bei die Befestigungsschrauben nicht fest an-
gezogen werden dürfen. Wichtig ist, dass die Bild 11.22a zeigt eine Regelkonstruktion mit
Federschienen nicht press, sondern mit einem schwimmend verlegtem Zementestrich und
Spiel von etwa 1 mm am Holzbalken befestigt zweilagiger GK-Deckenbekleidung unterseitig
sind. an Federschienen befestigt. Zu beachten ist,
dass auch hier Randdämmstreifen entlang al-
Als Bekleidungsmaterialien für die Deckenunter- ler angrenzenden Bauteile sowie Dämmschalen
seite kommen vor allem Gipskarton- und Gips- an Rohrdurchführungen u. Ä. einzubauen sind.
faserplatten in Frage. Untersuchungen haben Auch alle Zwischenräume – vor allem zwischen
ergeben, dass sich einlagige Bekleidungen aus Wand und Streichbalken – müssen mit Mineral-
≥ 20 mm dicken und damit relativ biegesteifen wolle satt ausgestopft und gegebenenfalls an
Platten schalltechnisch nicht bewährt haben. passender Stelle noch vorkomprimierte Schaum-

11.21
Entkoppelung der Deckenbekleidung
von der Rohdecke
a) Befestigung über Federbügel
1 mm 1 mm mit Holzlattung (24/48 mm) und
zwischengelegtem Dämmstreifen
b) Befestigung über Federschiene
mit Abstand von 1 mm zum
11.21a 11.21b Holzbalken
11.3 Fußbodenkonstruktionen 417

stoffbänder als zusätzliche Dichtung vorgesehen Bild 11.22c zeigt eine Konstruktion mit auf
werden. Die unterseitige Deckenbekleidung ist die Rohdecke aufgeklebten Betonsteinen und
mit versetzten Plattenfugen möglichst dicht aus- schwimmend verlegtem Fertigteilestrich. Derart
zubilden und elastoplastisch (dauerelastisch) an ausgebildete Deckenauflagen genügen hohen
die angrenzenden Bauteile anzuschließen. schallschutztechnischen Anforderungen, so dass
Decken mit unterseitig sichtbaren Holzbalken
Bild 11.22b weist auf der Deckenoberseite ei- möglich sind. Weiterentwicklungen sind in dieser
nen schwimmend verlegten Fertigteilestrich aus Richtung zu erwarten. Dabei gilt es jedoch zu be-
GK-Bauplatten mit einer zusätzlichen Beschwe- achten, dass in Altbauten damit häufig die Gren-
rung aus Pappwaben-Sandfüllung auf, da ein ze der statischen Belastbarkeit von Holzdecken
Trockenestrich allein – d. h. ohne Zusatzmaßnah- und oftmals auch die überhaupt mögliche Ein-
men – keinen befriedigenden Schallschutz bie- bauhöhe der Deckenauflage überschritten wird.
tet. Unterseitig ist die GK-Deckenbekleidung an Deshalb müssen bereits bei der Planung die vor-
Federbügeln befestigt. handenen und oftmals nicht zu ändernden Trep-
penan- und Treppenaustritte, lichten Türhöhen,
Brüstungshöhen u. Ä. berücksichtigt werden.

8 7 6 5 13 6 12 11 17 6 16 15

25 25
50 25 25
25 30 ≥ 40
22 22 28

≥ 200
≥ 200

≥ 200

11
27 25
25
2 x 12 5

1 2 3 4 10 9 4 14
11.22a 11.22b 11.22c
11.22 Konstruktionsbeispiele mehrschalig aufgebauter Holzbalkendecken mit erhöhtem Schallschutz
a) Zementestrich schwimmend verlegt, unterseitige Deckenbekleidung über Federschiene an der Holzdecke
befestigt
b) Fertigteileestrich aus GK-Bauplatten schwimmend verlegt auf Rohdecken-Beschwerung (Sandschüttung in
Pappwaben), Deckenbekleidung über Federbügel an der Holzdecke befestigt
c) Fertigteilestrich aus Holzspanplatten schwimmend verlegt auf Rohdecken-Beschwerung (Betonplatten) mit
unterseitig sichtbaren Holzbalken
1 Holzbalken (≥ 100 x 200 mm) 10 Federbügel mit Holzlattung und Dämmstoffstreifen
2 Federschiene 11 Rieselschutz (z. B. Kraftpapier)
3 Gipskartonplatten (2 x 12,5 mm) 12 Sandschüttung in Pappwaben (Rohdecken-
4 Hohlraumdämpfung (Mineralwollematten) Beschwerung)
5 Holzspanplatten mit Nut- und Feder 13 Fertigteilestrich aus GK-Bauplatten (2 x 12,5 mm)
(Rohdecken-Beplankung) 14 vorkomprimiertes Dichtstoffband (zusätzliche
6 Trittschalldämmplatten (z. B. Mineralwolleplat- Abdichtung der Randfuge)
ten 25/20 mm, Typ T oder TK) 15 Kaltbitumenkleber (bei offenen Bretterfugen
7 Abdeckung (z. B. PE-Folie 0,1 mm) zusätzlich noch mit Kraftpapier-Abdeckung o. Ä.)
8 Zementestrich (z. B. 50 mm) 16 Betonplatten mit offenen Fugen verklebt
9 Mineralwolle zwischen Wand und Streichbalken (Rohdecken-Beschwerung)
(Randfuge satt ausgestopft) 17 Fertigteilestrich aus OSB-Holzspan-Verlegeplatten
418 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

11.3.4 Wärmeschutz und In der Energieeinsparverordnung wurden die Wär-


Energie-Einsparung1) meschutzverordnung 1995 und die Heizanlagen-
verordnung 1998 zusammengefasst. Während
Allgemeines früher Anforderungen an den Jahres-Heizwärme-
bedarf gestellt wurden (WSVO ’95), wurde in der
Der Wärmeschutz und die Energie-Einsparung im Energieeinsparverordnung das Anforderungsni-
Hochbau umfassen alle Maßnahmen, die zur Ver- veau am Jahres-Primärenergiebedarf für Heizung,
ringerung der Wärmeübertragung durch die Um- Warmwasserbereitung und Lüftung ausgerichtet.
fassungsflächen eines Gebäudes und durch die Der Jahres-Primärenergiebedarf schließt dabei
Trennflächen von Räumen mit unterschiedlichen auch Aufwendungen für die Warmwasserberei-
Temperaturen führen. tung sowie die Wärmeverluste des Heizsystems
und der raumlufttechnischen Anlage mit ein.
DIN 4108 – Zudem wird der Energieverbrauch für den Kühl-
Mindestanforderungen an den Wärmeschutz bedarf von Gebäuden ebenfalls über den Jahres-
Primärenergiebedarf begrenzt.
Die DIN 4108-2 legt Mindestanforderungen an
die Wärmedämmung von Bauteilen und an Wär- Im Zuge der Novellierungen der Energieeinspar-
mebrücken in der Gebäudehülle fest. Bei Erfül- verordnung über die EnEV 2007 hin zur EnEV
lung dieser Mindestanforderungen – die bei kei- 2009 wurde das Verfahren zur Berechnung des
nem Bauteil unterschritten werden dürfen – soll Jahres-Energiebedarfs von der Systematik nach
den Bewohnern ein hygienisches und behagli- DIN V 4701-10 und DIN V 4108-6 zu einer Bilan-
ches Raumklima sowie ein dauerhafter Schutz zierung nach DIN V 18 599 fortentwickelt, welche
der Baukonstruktion vor klimabedingten Feuch- auch den Primärenergiebedarf der Gebäudebe-
teeinwirkungen gesichert werden (bauphysikali- leuchtung erfasst.
scher Aspekt). Eine erhöhte Einsparung von Heiz- Einzelheiten über Wärmeschutz und Energie-
energie wird dadurch nicht erreicht. einsparung im Allgemeinen sowie Rechenbei-
spiele mit den entsprechenden Rechenwerten
Begriffsbestimmung. Für die Anwendung und zum bes- sind Abschn. 17.5 zu entnehmen.
seren Verständnis der hier angesprochenen Normen und
Verordnungen gelten folgende Begriffe:
t Heizwärmebedarf eines Gebäudes. Darunter versteht
Ausführungsbeispiele wärmegedämmter
11 man rechnerisch ermittelte Wärmeeinträge über ein
Heizsystem, die zur Aufrechterhaltung einer bestimmten Böden und Decken
mittleren Raumtemperatur in einem Gebäude benötigt
werden. Bei der Dämmung von Böden und Decken muss
t Heizenergiebedarf eines Gebäudes. Hierbei handelt es grundsätzlich zwischen Wärme- und Schall-
sich um eine berechnete Energiemenge, die dem Heiz- schutz-Maßnahmen unterschieden werden. Ab-
system des Gebäudes zugeführt werden muss, um den
Heizwärmebedarf abdecken zu können. Das heißt, die
hängig von der jeweiligen Lage der Decke im
Verluste durch die technischen Anlagen (z. B. Heizung und Gebäude ergeben sich daraus unterschiedliche
Warmwasseraufbereitung) werden mit berücksichtigt. wärme- und/oder schallschutztechnische Anfor-
t Heizenergieverbrauch eines Gebäudes. Darunter ver- derungen (Bild 11.23).
steht man einen über eine bestimmte Zeitspanne ge-
messenen Wert an Heizenergie, der zur Aufrechterhal- Die wichtigsten bauteilbezogenen Ausfüh-
tung einer bestimmten Temperatur erforderlich ist. Er rungsbeispiele wärmegedämmter Böden und
entsteht bei der Beheizung des realen Gebäudes unter Decken werden nachstehend – unter Bezug
realen Randbedingungen und hängt somit sehr stark auf Tabelle 11.24 und Bild 11.25 – kurz erläu-
vom Nutzerverhalten und von den jährlich schwanken-
den Außentemperaturen ab. tert.

Unterer Abschluss nicht unterkellerter Aufenthaltsräume


(Zeile 1, Tabelle 11.24 sowie Bild 11.25a und b)
Energieeinsparverordnung (EnEV)
Unmittelbar an das Erdreich grenzende Bodenplatten von
Seit dem Jahr 2002 haben aufeinander folgen- Aufenthaltsräumen müssen gut gedämmt sein, um vor al-
de Energieeinsparverordnungen die vorange- lem Wärmeverluste nach unten zu verhindern und Tauwas-
gangene Reihe der Wärmeschutzverordnungen serbildung auf oder innerhalb des Fußbodenaufbaues zu
vermeiden. Trittschallschutzmaßnahmen sind wegen mög-
abgelöst. Damit konnte eine Senkung der CO2- licher Schallübertragung in andere Räume erforderlich.
Emissionen, des Primärenergiebedarfs und die Außerdem ist immer auch eine Abdichtung gemäß DIN
weitere Reduzierung des Heizwärmebedarfes 18 195 gegen von außen eindringende Feuchtigkeit vor-
von Gebäuden erreicht werden. zusehen. Wie die Bilder 11.25a und b zeigen, können die
11.3 Fußbodenkonstruktionen 419

11.23
Bauteilbenennung und Darstellung der Lage von
5 6 Böden und Decken im Gebäude an die wärme- und/oder
schallschutztechnische Anforderungen gestellt wurden.
Vgl. hierzu auch Tab. 11.24 und Bild 11.25.
1 Unterer Abschluss nicht unterkellerter Aufenthalts-
3 4 räume (unmittelbar an das Erdreich grenzend)
2 Kellerdecken (Decken gegen unbeheizte Räume)
3 Wohnungstrenndecken und Decken zwischen fremden
Arbeitsräumen
2 1 4 Decken, die Aufenthaltsräume nach unten gegen die
Außenluft abgrenzen
5 Decken unter nicht ausgebauten Dachräumen
6 Decken, die Aufenthaltsräume nach oben gegen die
Außenluft abgrenzen (z. B. Decken unter Terrassen)
bleiben hier unberücksichtigt

Tabelle 11.24 Mindestwerte für Wärmedurchlasswiderstände von Bauteilen. S. hierzu auch Bild 11.23 und Bild 11.25
Spalte 1 2
Wärmedurchlass-
Zeile Bauteile widerstand, R
m2 · K/W
Außenwände; Wände von Aufenthaltsräumen gegen Bodenräume, Durchfahrten,
1 1,2
offene Hausflure, Garagen, Erdreich
2 Wände zwischen fremdgenutzten Räumen; Wohnungstrennwände 0,07
zu Treppenräumen mit wesentlich niedri-
geren Innentemperaturen (z. B. indirekt
3 beheizte Treppenräume); Innentemperatur 0,25
θ ≤ 10 °C, aber Treppenraum mindestens
Treppenraumwände frostfrei
zu Treppenräumen mit Innentemperatu-
ren θi > 10 °C (z. B. Verwaltungsgebäuden,
4
Geschäftshäusern, Unterrichtsgebäuden,
Hotels, Gaststätten und Wohngebäude)
0,07
11
5 Wohnungstrenndecken, Decken allgemein 0,35
zwischen fremden Arbeitsräumen;
Decken unter Räumen zwischen ge-
6 dämmten Dachschrägen und Abseiten- in zentralbeheizten Bürogebäuden 0,17
wänden bei ausgebauten Dachräumen
unmittelbar an das Erdreich bis zu einer
7
Unterer Abschluss nicht unterkellerter Raumtiefe von 5 m
Aufenthaltsräume über einen nicht belüfteten Hohlraum an
8
das Erdreich grenzend 0,90
Decken unter nicht ausgebauten Dachräumen; Decken unter bekriechbaren oder noch
9 niedrigeren Räumen; Decken unter belüfteten Räumen zwischen Dachschrägen und
Abseitenwänden bei ausgebauten Dachräumen, wärmegedämmte Dachschrägen
10 Kellerdecken; Decke gegen abgeschlossene, unbeheizte Hausflure u. ä.
nach unten, gegen Garagen (auch be-
11 11.1 heizte), Durchfahrten (auch verschließbare) 1,75
und belüftete Kriechkeller1)
nach oben, z. B. Dächer nach DIN 18 530,
Decken (auch Dächer), die Aufenthalts- Dächer und Decken unter Terrassen; Um-
räume gegen die Außenluft abgrenzen kehrdächer nach 5.3.3. Für Umkehrdächer
11.2 ist der berechnete Wärmedurchgangs- 1,2
koeffizient U nach DIN EN ISO 6946 mit
den Korrekturwerten nach Tabelle 4 um
ΔU zu berechnen.
1) Erhöhter Wärmedurchlasswiderstand wegen Fußkälte.
420 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

1 1 1
2 2 2
3a 3a 3a
4a,b 9b 9a,b
3b 3b
5
5
6a 6b
6a
3a 10
3b 11.25c
7
11
8
7
11.25a
8

11.25b
1 1 1
2 2 2
3a 3a 3a
9b 9b 9b

6b 6b 6b
12 14 12
13 11.25e 15
11.25d 11.25f

1 1 1
2 18 19
3a 4a,b 9a,b
9b 3a 3a
6b 6b 6b
14 14
11.25h 11.25i
16
17
11 11.25g

11.25 Schematische Darstellung der wärme- und/oder schallschutztechnischen Maßnahmen, die je nach Lage des Bodens
oder der Decke im Gebäude erforderlich sind. Vgl. hierzu auch Bild 11.23 und Tabelle 11.24.
a) und b) Unterer Abschluss nicht unterkellerter Aufenthaltsräume (unmittelbar an das Erdreich grenzend)
c) und d) Kellerdecken (Decken gegen unbeheizte Räume)
e) Wohnungstrenndecken und Decken zwischen fremden Aufenthaltsräumen
f) und g) Decken, die Aufenthaltsräume nach unten gegen die Außenluft abgrenzen
h) und i) Decken unter nicht ausgebauten Dachräumen
1 Bodenbelag 11 Perimeterdämmung; bauaufsichtlich zugelassene
2 Mörtelestrich Dämmmaterialien, die so gut wie keine Feuchtigkeit
3a Abdeckung (z. B. PE-Folie 0,1 mm, einlagig) aufnehmen (z. B. extrudierte PS-Hartschaumplatten,
3b Gleitschicht/Dampfbremse Schaumglas)
(z. B. PE-Folie 0,2 mm, zweilagig) 12 Kleber
4a Wärmedämmung (z. B. PS-Hartschaumplatten). 13 Deckensichtplatten (unterseitige Wärmedämmung)
4b Trittschalldämmung (z. B. elastifizierte 14 Deckenputz (Innenputz)
PS-Hartschaumplatten) 15 Wärmedämm-Verbundsystem (PS-Hartschaumplatten
5 Abdichtung aus Bitumen-Dichtungsbahnen mit Armierungsgewebe und Außenputz)
(Kunststoff-Dichtungsbahnen) 16 Wärmedämmung (z. B. Mineralwollematten)
6a Bodenplatte (bewehrt) 17 abgehängte Unterdecke (z. B. GK-Bauplatten)
6b Geschossdecke 18 Trockenestrich (z. B. GK-Bauplatten im Verbund mit
7 Sauberkeitsschicht (z. B. Kies-/Sandbett) PS-Hartschaumplatten)
8 Erdreich 19 Trockenestrich (z. B. Holzspanplatten auf Lagerhölzern
9a Wärmedämmung (z. B. Mineralwolleplatten) mit Mineralwolle-Dämmstreifen).
9b Trittschalldämmung (z. B. Mineralwolleplatten)
10 Schutzbeton (Sauberkeitsschicht) Vgl. hierzu auch Tab. 17.107.
11.3 Fußbodenkonstruktionen 421

notwendigen Wärmedämmschichten sowohl oberhalb als Kellerdecken können auf der Oberseite und/oder Untersei-
auch unterhalb der Abdichtungsebene liegen. te gedämmt werden. Es ist von Fall zu Fall abzuwägen, ob
die Dämmschichten nur oberseitig in Form eines schwim-
t Dämmschichten oberhalb der Abdichtungsebene. menden Estrichs (= kombinierte, zweilagige Verlegung von
Bei der Dämmschichtanordnung oberhalb der Abdich- Trittschall- und Wärmedämmplatten) oder beidseitig der
tung ist neben der Wärmedämmung immer auch ein Kellerdecke (= oberseitig Trittschalldämmung, unterseitig
ausreichender Trittschallschutz einzuplanen, um eine Wärmedämmung) angebracht werden sollen.
Schall-Längsleitung über flankierende Bauteile zu mini-
mieren. Dies wird am wirksamsten mit einem schwim- Wärmedämmplatten auf der Unterseite der Kellerdecke
menden Estrich erreicht. Aufgrund der Anforderungen werden entweder vor dem Betonieren der Massivdecke
durch die Energieeinsparverordnung und der sich dar- auf die Schalung gelegt und anbetoniert oder nachträg-
aus ergebenden Dämmschichtdicke von mehr als 120 lich durch Kleben, Dübeln o. Ä. als Deckensichtplatten
mm, empfiehlt sich eine zweilagige Ausführung, d. h. angebracht. Dabei sind immer auch das Brandverhalten
die kombinierte Verlegung von Trittschall- und Wärme- der Dämmstoffe sowie die bauaufsichtlichen Vorschriften
dämmplatten. Dabei soll die weichere Trittschalldämm- bezüglich des vorbeugenden Brandschutzes zu beachten.
platte immer unten, auf der Bodenabdichtung, in einer
Nenndicke unter Belastung von etwa 20 mm (25/20 mm) Wohnungstrenndecken und Decken zwischen fremden
liegen. Darüber ist die Wärmedämmplatte in erforderli- Arbeitsräumen (Zeile 3, Tabelle 11.24 sowie Bild 11.25e)
cher Dicke anzuordnen. Besonders geeignet sind Dämm- Geschossdecken müssen vor allem einen ausreichenden
stoffe, die möglichst wenig Feuchte aufnehmen und ver- Luft- und Trittschallschutz aufweisen. Dies wird am wirk-
rottungsfest sind (z. B. PS-Hartschaumplatten). samsten mit einem schwimmenden Estrich auf geeigneten
Da bei erdberührten Fußbodenkonstruktionen – vor al- Trittschalldämmplatten erreicht, die gleichzeitig auch ei-
len in beheizten Untergeschossräumen – eine verstärk- ne ausreichende Wärmedämmung abgeben. Dabei sollte
te Wasserdampfdiffusion von unten nach oben oder bedacht werden, dass in Mehrfamilienhäusern einzelne
von oben nach unten stattfinden kann (Temperaturun- Wohneinheiten oftmals über einen längeren Zeitraum
terschiede bis zu 15 °C) sind stark dampfdurchlässige nicht bewohnt werden und damit weniger beheizte Räume
Dämmmaterialien (z. B. Mineralfaserplatten) nur in Ver- gut beheizten Bereichen Heizwärme entziehen. Dies kann
bindung mit einer stark dampfbremsenden Schicht ein- zu einer Verfälschung der Heizkostenabrechnung führen.
setzbar. Einzelheiten hierzu sind dem Abschnitt „Tauwas-
serbildung in Fußbodenkonstruktionen“ sowie Bild 11.3 Decken, die Aufenthaltsräume nach unten gegen die
mit Fußnote zu entnehmen. Außenluft abgrenzen
t Dämmschichten unterhalb der Abdichtungsebene. (Zeile 4, Tabelle 11.24 sowie Bild 11.25 f und g)
Bei erdberührten Bauteilen kann die erforderliche Wär- Decken über Durchfahrten, Garagen, auskragenden Ge-
medämmung auch außerhalb der Bauwerksabdichtung bäudeteilen u. Ä. müssen besonders sorgfältig gedämmt
angeordnet sein, wobei die notwendige Trittschalldäm- werden, da diesen exponierten Bauteilen am meisten Wär-
mung raumseitig durch einen schwimmenden Estrich me entzogen wird (Temperaturunterschiede von 35 K und
erreicht wird. Diese Art des Wärmeschutzes im Erdreich mehr). Auch an diese Decken werden gleichzeitig Anforde-
bezeichnet man als Perimeterdämmung. Die notwen-
dige Abdichtungsebene kann entweder unter – d. h. un-
rungen bezüglich des Trittschallschutzes gestellt (horizon-
tale und schräge Schall-Längsleitung), so dass sich ähnlich 11
mittelbar auf den Dämmplatten – oder über der Boden- wie bei den Kellerdecken eine doppelseitige Anordnung
platte angeordnet werden. der Dämmschichten anbietet. Üblicherweise wird auf der
Nach DIN 4108-2 dürfen bei der Berechnung des Wär- Deckenoberseite ein schwimmender Estrich aufgebracht,
medurchlasswiderstandes jedoch nur die Schichten der den normalen Wärme- und Trittschallanforderungen
herangezogen werden, die raumseitig (oberhalb) der genügt. Die noch zusätzlich erforderlichen Wärmedämm-
Bauwerksabdichtung liegen, da übliche Dämmstoffe ihre schichten ordnet man auf der Unterseite der Rohdecke an,
Wärmedämmfähigkeit unter Feuchteeinfluss größten- d. h. auf der „kalten Seite“ der Konstruktion, so dass die ge-
teils einbüssen. Für die Perimeterdämmung sind daher samte Geschossdecke ohne Absatz durchbetoniert werden
nur Dämmstoffe geeignet und zugelassen (allgemeine kann.
bauaufsichtliche Zulassung durch das Deutsche Institut Bei derart mehrschichtigen Außenbauteilen ist immer auch
für Bautechnik, Berlin), für die der Nachweis erbracht auf die bauphysikalisch richtige Anordnung der einzelnen
wurde, dass sich ihre Eigenschaften im eingebauten Schichten zu achten, da es sonst zu Feuchtekondensat in-
Zustand unter den vorgesehenen Bedingungen auch folge Dampfdiffusion kommen kann. So kann bei dem hier
über einen langen Zeitraum hinweg nicht nachteilig besprochenen Bauteil unter bestimmten Voraussetzungen
verändern. Es eignen sich vor allem extrudierte PS-Hart- (z. B. bei Räumen mit ständig hoher Raumfeuchte, stark
schaumplatten und Schaumglas, bei denen nahezu kei- dampfdurchlässigem Dämmmaterial) der Einbau einer
ne Feuchtigkeitsaufnahme zu verzeichnen ist. stark dampfbremsenden Schicht auf der Warmseite der in-
nenliegenden Dämmschichten notwendig werden.
Kellerdecken (Decken gegen unbeheizte Räume) Ein vollflächiges Anbetonieren oder vollflächiges Ankle-
(Zeile 2, Tabelle 11.24 sowie Bild 11.25c und d) ben von biegesteifen Wärmedämmplatten (z. B. Holzwol-
Die Raumtemperaturen in unbeheizten Kellerräumen le-Leichtbauplatten, steifen Hartschaumplatten) an der
liegen im Winter bei etwa 10 °C und im Sommer bei et- Deckenunterseite derartiger Bauteile sollte nach DIN 4109
wa 15 °C. Dadurch entsteht zwischen den Räumen des unterbleiben (Schall-Längsleitung, Verschlechterung der
Erd- und Kellergeschosses ein Wärmegefälle, so dass die Luftschalldämmung). Zu empfehlen ist dagegen ein nach-
Kellerdecke nach der Energieeinsparverordnung wie eine trägliches punktweises Verkleben der Platten an der Roh-
Gebäudehüllfläche eingestuft wird. Auch der bei einer Flä- deckenunterseite, die Anordnung auf einem schalltech-
chenheizung (Fußbodenheizung) gegenüber Kalträumen nisch abgekoppelten Lattenrost oder die Ausbildung als
vorgegebene Wärmedurchgangskoeffizient der Bauteil- abgehängte biegeweiche Unterdecke. Es ist jedoch darauf
schichten in Höhe von maximal 0,35 W/m2K ist einzuhalten. zu achten, dass bei derartigen Ausführungen die Decken-
422 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

sichtplatten möglichst dicht und dauerelastisch an die Als besonders fußwarm werden vor allem Tep-
angrenzenden Bauteile angeschlossen und nur schwerent- pichbeläge mit hoher Nutzschichtdicke (Pol-
flammbare Dämmmaterialien Verwendung finden.
dicke) – insbesondere verspannte Teppichware
Decken unter nicht ausgebauten Dachräumen mit Filzunterlage – aber auch elastische Boden-
(Zeile 5, Tabelle 11.24 sowie Bild 11.25 h und i) beläge mit Schaumstoff-, Kork- oder Filzunter-
Wird der Raum zwischen der letzten Geschossdecke und schicht (Verbundbeläge) sowie gewisse Holzfuß-
der eigentlichen Dachhaut belüftet, d. h. mit der Außen- böden gewertet.
luft direkt verbunden (Kaltdachprinzip), dann kommt es in Als nur bedingt ausreichend fußwarm gelten Ke-
diesem Zwischenraum im Winter zu einer starken Abküh-
lung bis minus 10 °C und darunter und im Sommer durch ramik-, Naturstein- und Betonwerksteinplatten,
Wärmestau zu Temperaturen bis zu plus 60 °C und mehr. Zementestrich u. Ä. für Räume mit derartigen Be-
Dachgeschoßdecken sind daher mit einer oberseitig aufge- lägen (z. B. im Wohnbereich) bietet sich der Ein-
brachten Wärmedämmung zu schützen. Die Wärmedäm- bau einer Fußboden-Flächenheizung an.
mung ist auf und nicht unterhalb der Decke anzuordnen,
weil die Ausführung kostengünstiger, die Verlegung der
Dämmplatten einfacher und oberseitig (außenseitig) die
bauphysikalisch richtige Anordnung gegeben ist.
Neben dem baulichen Wärmeschutz wird bei Dachge- 11.3.5 Dämmstoffe für die Wärmedäm-
schoßdecken immer auch ein ausreichender Luftschall- mung und Trittschalldämmung
schutz und – bei begehbaren Dachräumen – auch ein von Fußbodenkonstruktionen
entsprechender Trittschallschutz verlangt. Auf Decken
von nicht genutzten Dachräumen können die Dämmplat-
ten im Prinzip ohne Abdeckung verlegt werden, ggf. mit Allgemeines
aufgelegten Laufbohlen für den Schornsteinfeger. Bei ge-
nutzten Dachräumen (z. B. Geschosshäuser mit Abstellräu- Dämmschichten innerhalb eines Fußbodenauf-
men) kann der Trittschallschutz am wirksamsten mit einem baues bewirken – je nach Beschaffenheit der ge-
schwimmend verlegten Zementestrich oder Fertigteil- wählten Produktgruppe – eine Verbesserung der
estrich geschaffen werden.
Wärmedämmung und/oder Schalldämmung der
jeweiligen Deckenkonstruktion.
Fußwärme Im Bauwesen dürfen nur genormte Dämmstof-
(Wärmeableitung von Fußböden) fe verwendet werden, die in der Bauregelliste A
geführt sind und eine gültige allgemeine bauauf-
Mit dem Fußboden steht der Mensch – im Unter- sichtliche Zulassung des Deutschen Instituts für
11 schied zu den anderen raumbegrenzenden Bau-
teilen – nahezu ständig in direkter Berührung.
Bautechnik, Berlin, besitzen. Die entsprechenden
Normen wurden während der letzten Jahre euro-
Fußböden in Aufenthaltsräumen sollten daher päisch harmonisiert und ihr Aufbau im Wesent-
„fußwarm“ sein, d. h. die Fußbodenkonstruktion lichen aufeinander abgestimmt. Die Einhaltung
eine insgesamt ausreichende Wärmedämmung der darin festgelegten Anforderungen ist von
nach DIN 4108-2 und Energieeinsparverordnung jedem Herstellerwerk durch eine Güteüberwa-
haben und der Bodenbelag (Gehschicht) eine chung – bestehend aus werkseigener Produkti-
möglichst geringe Wärmeleitfähigkeit aufweisen. onskontrolle und Fremdüberwachung – sicher-
Unter der Wärmeableitung eines Fußbodens ver- zustellen.
steht man die auf eine bestimmte Fläche bezo-
gene Wärmemenge, die in einer Zeiteinheit von Einteilung und Benennung: Überblick1)
einem warmen Körper auf den Fußboden über-
geht. Bei einer schnellen Ableitung erscheint ein Dämmstoffe für Wärme- und Trittschalldämmzwecke
Bodenbelag physiologisch als „fußkalt“, bei einer t Faserdämmstoffe 1) DIN EN 13 162
langsamen Ableitung hingegen als „fußwarm“. t Schaumkunststoffe1) DIN EN 13 163–DIN EN 13 166
Während beim unbekleideten Fuß vor allem die t Schaumglas DIN EN 13 167
Wärmeableitung der obersten Gehschicht, die t Holzwolle DIN EN 13 168
Belagdicke und ggf. Schichtenfolge eine Rolle t Expandiertes Perlite DIN EN 13 179
spielen, ist beim bekleideten Fuß vornehmlich t Expandierter Kork DIN EN 13 170
die Fußbodentemperatur und Lufttemperatur in t Holzfaserdämmstoffe DIN EN 13 171
unmittelbarer Bodennähe von Bedeutung. Auch
die jeweilige Einwirkdauer und Beschaffenheit
des Schuhwerkes sind zu beachten. Die Oberflä- 1) Der aktuelle Stand der Normung von werkmäßig herge-
chentemperatur eines Fußbodens sollte nicht un- stellten Dämmstoffen (DIN EN 13162 bis DIN EN 13171)
ter 18 °C absinken. ist Abschn. 11.5 zu entnehmen.
11.3 Fußbodenkonstruktionen 423

Die nachstehenden Ausführungen beschränken Brandverhalten. Dämmstoffe sind hinsichtlich


sich aus Gründen der Übersichtlichkeit schwer- ihres Brandverhaltens besonders sorgfältig aus-
punktmäßig auf die Anforderungen, die an zuwählen.
Schaumkunststoffe und Faserdämmstoffe als Schaumstoffe und Faserdämmstoffe müssen
Dämmmaterial in Fußbodenkonstruktionen ge- mindestens der Baustoffklasse B2 nach DIN 4102-
stellt werden. 1 (normalentflammbar) entsprechen.
Einzelheiten über Herstellung und Energiever- Faserdämmstoffe der Baustoffklasse A nach DIN
brauch, Auswirkungen im Brandfall, Umweltver- 4102-1 (nichtbrennbar) mit brennbaren organi-
träglichkeit, Gesundheitsgefährdung, Wieder- schen Bestandteilen sowie Schaum- und Faser-
verwertung und Entsorgung von „klassischen“ dämmstoffe der Baustoffklasse B1 (schwerent-
Dämmstoffen (Schaumstoffe und Mineralwolle flammbar) unterliegen der Zulassungspflicht
– etwa 95 % Marktanteil) und „alternativen-nach- (Deutsches Institut für Bautechnik, Berlin).
wachsenden“ Dämmstoffen (etwa 5 % Marktan- Bei Faserdämmstoffen der Bauklasse A oh-
teil) sowie ihre ökologische und ökonomische ne brennbare organische Bestandteile sowie
Bewertung sind der Fachliteratur [12], [13] zu Schaum- und Faserdämmstoffe der Baustoff-
entnehmen. Die vielfältigen Entwicklungen auf klasse B2 nach DIN 4102-1 (normalentflammbar)
diesem Gebiet sind noch nicht abgeschlossen ist das Brandverhalten durch ein Übereinstim-
und bedürfen einer ständigen kritischen Beob- mungszertifikat einer hierfür anerkannten Über-
achtung. wachungsstelle nachzuweisen.
Angaben über Dämmstoffe im Allgemeinen
und ihre Rechenwerte s. Abschnitt 17.5.5. Dämmstoffe für die Trittschalldämmung1)
(DIN EN 13 162–13 163; DIN EN 13 169;
Dämmstoffe für die Wärmedämmung DIN EN 13 171)
(DIN EN 13 162–DIN EN 13 171)
Anwendungstypen. Auch alle Trittschalldämm-
Anwendungstypen. Alle Wärmedämmstoffe stoffe der vorgenannten Normen werden ent-
werden entsprechend ihrer Verwendung im Bau- sprechend ihrer Verwendung im Bauwerk be-
werk gemäß DIN 4108-10 bestimmten Anwen- stimmten Anwendungsgebieten zugeordnet. In
dungsgebieten zugeordnet und müssen je nach Tabelle 11.25 sind die sich daraus ergebenden
Einsatzbereich unterschiedliche Anforderungen Anwendungstypen mit den dazugehörigen Typ-
an bestimmte Eigenschaften der Dämmstoffe er- kurzzeichen genannt. 11
füllen. In Tabelle 11.25 sind die sich daraus erge-
benden Anwendungstypen mit den dazugehöri- Dynamische Steifigkeit. Trittschalldämmstoffe
gen Typkurzzeichen genannt. müssen ein ausreichendes Federungsvermögen
Wie diese Tabelle zeigt, dürfen unter Estrichen haben, das durch die dynamische Steifigkeit s’
– gleichmäßig verteilte, normale Verkehrslasten der Dämmschicht gekennzeichnet wird. Sie ist
vorausgesetzt – nur Wärmedämmstoffe der um so niedriger (besser), je elastischer und dicker
Eigenschaftstypen sg, sh oder sm, eingebaut der Trittschalldämmstoff ist.
werden. Um Verwechslungen mit Trittschall- Andererseits muss der Trittschalldämmstoff eine
dämmplatten auszuschließen, müssen die Mindestdruckfestigkeit aufweisen, da er sowohl
Wärmedämmstoffe auf ihrer Verpackung – ge- die Eigenlast der Estrichplatte als auch die Ver-
gebenenfalls auch auf dem Erzeugnis selbst – kehrslasten (z. B. Einrichtungen) dauerhaft tragen
normgerecht gekennzeichnet sein. muss. Somit ist die dynamische Steifigkeit des
Dämmstoffes zusammen mit der flächenbezoge-
Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit. Alle nen Masse des Estrichs (Lastverteilungsschicht)
Wärmedämmstoffe werden in Wärmeleitfähig- entscheidend für die mit einem schwimmenden
keit eingestuft. Die Werte liegen bei Schaum- Estrich erzielbare Dämmwirkung.
stoffen (DIN EN 13 163–13 166) zwischen 0,020
bis 0,050 W/ (m · K) und bei Faserdämmstoffen tSteifigkeitsgruppen. Trittschalldämmstoffe
(DIN EN 13 162) zwischen 0,030 und 0,050 W/ werden entsprechend ihres jeweiligen Fede-
(m · K). Die jeweils konkreten Bemessungswerte rungsvermögens in sog. Steifigkeitsgruppen
der Wärmeleitfähigkeit λR sind DIN V 4108-4 oder eingeteilt. Die Mittelwerte der dynamischen
Veröffentlichungen im Bundesanzeiger zu ent-
nehmen. S. hierzu auch Tab. 16.59. 1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 11.5 zu ent-
nehmen.
424 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Tabelle 11.25 Anwendungsgebiete und Differenzierungen der Produkteigenschaften3) der Wärmedämmstoffe nach
DIN V 4108-10
Dämmstoff1)
MW EPS XPS PUR PF CG EPB ICB WF WW
Anwendung2)
dg
dka wk dk
DAD + + + + + + dm
dh wf dh
ds
dm
dh
dm dh dh ds dh
DAA + + ds + +
dh ds ds M.S.D.b, c ds
dx
dx
dh
DUK – – ds – – – – – – –
dx
Dach, Decke DZ +a + – + + – + + + +
dk dk dk
DI + + + + + + +
dh dm dm
dm
dg
dh dh dh
DEO + + + + + dm +
ds ds ds
ds
dx
M.S.D.b, c
sh
sh sh sh
DES sm – – – – – –
sg M.S.D.b, c sg
sg
sg

11 1) genormte Wärmedämmstoffe

DIN EN 13 162 Mineralwolle MW


DIN EN 13 163 Polystyrol-Hartschaum EPS
DIN EN 13 164 Polystyrol-Extruderschaum XPS
DIN EN 13 165 Polyurethan-Hartschaum PUR
DIN EN 13 166 Phenolharz-Hartschaum PF
DIN EN 13 167 Schaumglas CG
DIN EN 13 168 Holzwolle WW
DIN EN 13 169 Expandiertes Perlite EPB
DIN EN 13 170 Expandiertes Kork ICB
DIN EN 13 171 Holzfaser WF
2) Kurzzeichen und Anwendungsbeispiele nach DIN V 4108-10

Kurzzeichen Anwendungsbeispiele
DAD Außendämmung von Dach oder Decke, vor Bewitterung geschützt, Dämmung unter Deckungen
DAA Außendämmung von Dach oder Decke, vor Bewitterung geschützt, Dämmung unter Abdichtungen
DUK Außendämmung des Daches, der Bewitterung ausgesetzt (Umkehrdach)
DZ Zwischensparrendämmung, zweischaliges Dach, nicht begehbare, aber zugängliche
oberste Geschossdecken
DI Innendämmung der Decke (unterseitig) oder des Daches, Dämmung unter den Sparren/
Tragkonstruktion, abgehängte Decke usw.
DEO Innendämmung der Decke oder Bodenplatte (oberseitig) unter Estrich ohne Schallschutzanforderungen
DES Innendämmung der Decke oder Bodenplatte (oberseitig) unter Estrich mit Schallschutzanforderungen
11.3 Fußbodenkonstruktionen 425

3) Produkteigenschaften und ihre Kurzzeichen nach DIN V 4108-10

Produkt- Kurz- Beschreibung Beispiele


eigenschaft zeichen
dk keine Druckbelastbarkeit Hohlraumdämmung, Zwischensparrendämmung
dg geringe Druckbelastbarkeit Wohn- und Bürobereich unter Estrich
Druckbelast- dm mittlere Druckbelastbarkeit nicht genutztes Dach mit Abdichtung
barkeit dh hohe Druckbelastbarkeit genutzte Dachflächen, Terrassen
ds sehr hohe Druckbelastbarkeit Industrieböden, Parkdeck
dx extrem hohe Druckbelastbarkeit hoch belastete Industrieböden, Parkdeck
wk keine Anforderungen an die Innendämmung im Wohn- und Bürobereich
Wasseraufnahme
Wasser- wf Wasseraufnahme durch flüssiges Außendämmung von Außenwänden und
aufnahme Wasser Dächern
wd Wasseraufnahme durch flüssiges Perimeterdämmung,
Wasser und/oder Diffusion Umkehrdach
sk keine Anforderung an schalltechnische alle Anwendungen ohne schalltechnische
Eigenschaften Anforderungen
Schall- sh Trittschalldämmung, erhöhte Schwimmender Estrich, Haustrennwände
technische Zusammendrückbarkeit
Eigenschaften sm mittlere Zusammendrückbarkeit
sg Trittschalldämmung, geringe
Zusammendrückbarkeit

Legende:
+: Anwendung möglich, keine weiteren Differenzierungen der Produkteigenschaften des Wärmedämmstoffes
–: keine genormte Anwendung
M.S.D.: Mehrschichtdämmung
a Für diese Anwendung muss der λD-Nennwert der Wärmeleitfähigkeit nach DIN EN 13 162 ≤ 0,040 W/(m · K) betragen.
b Bei Mehrschichtplatten müssen die einzelnen Schichten die Mindestanforderungen nach DIN V 4108-10 für die vorgesehene
Anwendung erfüllen. Sie müssen zusätzliche Mindestanforderungen an die Punktlast (für DAA), an die Grenzabmaße für die
Dicke (für DES), an die Zusammendrückbarkeit (für DES, WTH) und an die dynamische Steifigkeit (für DES, WTH) erfüllen. 11
Im Bezeichnungsschlüssel für Mehrschichtdämmungen sind die Bezeichnungsschlüssel für die einzelnen Schichten und für
die anwendungsbezogenen zusätzlichen Mindestanforderungen auszuweisen.
c Dämmplatten aus Schichten von Blähperlit und nach DIN EN 13 162.

Steifigkeit liegen bei Schaumstoffen zwischen Wärmedämmstoffe – entsprechend ihrer Wärme-


50 bis ≤ 7,0 MN/m3 und bei Faserdämmstoffen leitfähigkeit λ in
zwischen 50 bis ≤ 7,0 MN/m3. S. hierzu auch tWärmeleitfähigkeitsgruppen eingestuft. Für
Tabelle 17.107. wärmeschutztechnische Berechnungen ist die
tJe niedriger der Zahlenwert ist, desto besser ist Dicke unter Belastung (dB) einzusetzen. Die Re-
das Trittschallverbesserungsmaß. In der Regel chenwerte der Wärmeleitfähigkeit λR sind DIN
werden Trittschalldämmplatten mit einer dyna- 4108-4 oder Veröffentlichungen im Bundes-
mischen Steifigkeit von s’ ≤ 20 MN/m3 verwen- anzeiger zu entnehmen. Vgl. hierzu auch Tab.
det. 17.66.
Beispiel: Ein schwimmender Estrich mit einer flächen-
bezogenen Masse von ≤ 70 kg/m2 kann auf Dicken und Zusammendrückbarkeit. In der
Dämmschichten mit einer dynamischen Stei-
figkeit s’ von 30 MN/m3 ein Verbesserungsmaß DIN 18 560-2 werden als Nenndicke die Werte dL
ΔLw (VM) von 26 dB erbringen, mit s’ ≤ 10 MN/ (Lieferdicke) und dB (Dicke unter Belastung) an-
m3 ein VM von 30 dB. gegeben. Die Nenndicke – die in die Zeichnung
eingetragen wird – ergibt sich aus den Werten
Wärmeleitfähigkeit. Da Trittschalldämmplatten dL/dB.
gleichzeitig auch Wärmedämmeigenschaften Beispiel 20/15: Lieferdicke dL = 20 mm, Dicke unter Be-
besitzen, werden diese – wie die vorgenannten lastung dB = 15 mm/Nenndicke.
426 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Die Zusammendrückbarkeit einer Trittschall- 11.3.6 Estricharten und


dämmplatte ergibt sich aus der Differenz der Lie- Estrichkonstruktionen
ferdicke dL und der Dicke dB unter einer genorm-
ten Prüfbelastung. Diese Nenndickendifferenz ist Allgemeines
eine theoretische Größe, die für die Beurteilung
von Estrichen nach DIN 18 560-2 herangezogen Estrich ist ein auf einem tragenden Untergrund
wird. Sie wird gemäß DIN 4108-10 in die Kate- oder auf einer zwischenliegenden Trenn- oder
gorien sh (erhöhte Zusammendrückbarkeit); sm Dämmschicht hergestelltes Bauteil, das unmittel-
(mittlere Zusammendrückbarkeit) und sg (gerin- bar als Boden nutzfähig ist oder mit einem Belag
ge Zusammendrückbarkeit) – abhängig jeweils versehen werden kann.
von der dynamischen Steifigkeit – eingeteilt. Bei Estriche werden überall dort eingesetzt, wo ein
mehreren Lagen sind die Zusammendrückbarkei- tragender Untergrund nicht unmittelbar nutz-
ten der einzelnen Lagen zu addieren. fähig ist. So können beispielsweise Anforde-
In der Baupraxis wird häufig davon ausgegangen, rungen hinsichtlich Ebenheit, Gefälle, Ver-
dass sich die Dicke unter Belastung dB zwangs- schleißwiderstand, Begehbarkeit, Wärmeschutz,
läufig einstellt, wenn die Eigenlast des Estrichs Schallschutz oder Abdichtung den Einbau eines
und die jeweilige Verkehrslast auf die Trittschall- Estrichs notwendig machen. Zusätzlich kann ein
dämmplatten einwirken. Estrich noch weitere Aufgaben übernehmen, wie
Untersuchungen [14], [15] haben jedoch erge- dies an der Wirkungsweise des Heizestrichs deut-
ben, dass sich der Dämmstoff nach Aufbringen lich wird.
eines 50 mm dicken Estrichs (~ 100 kg/m2) nur
um etwa einen Millimeter und im Nutzungszu-
stand (Verkehrslast für Wohnbauten ~ 1,5 kN/m2) 11.3.6.1 Einteilung und Benennung:
zusätzlich um einen weiteren Millimeter zusam- Überblick1)
mendrückt. t DIN 18 560-1 Estriche im Bauwesen – Begriffe, allgemei-
ne Anforderungen, Prüfungen
Empfehlungen und Hinweise. Um den in DIN 4109 gefor- t DIN 18 560-2 Estriche im Bauwesen – Estriche und Heiz-
derten Mindest-Trittschallschutz von Decken zu erreichen, estriche auf Dämmschichten
müssen Trittschalldämmplatten in einer Dicke von mind. t DIN 18 560-3 Estriche im Bauwesen – Verbundestriche
20/15 mm eingesetzt werden (Annahme: Faserdämmstoffe t DIN 18 560-4 Estriche im Bauwesen – Estriche auf Trenn-
– dynamische Steifigkeit s’ ≤ 20 MN/m3, Stahlbetondecke
11 – 15 mm dick).
schicht
t DIN 18 560-7 Estriche im Bauwesen – Hochbeanspruch-
Damit eine Trittschallbelästigung jedoch sicher ausge- bare Estriche (Industrieestriche).
schlossen werden kann, wird auf die Vorschläge für einen
erhöhten Schallschutz im Beiblatt 2 zu DIN 4109 verwiesen t DIN EN 13 318 Estrichmörtel und Estriche – Begriffe
und Faserdämmstoffe in einer Dicke von 30/25 mm zum
Einbau empfohlen. Weitere Angaben und Rechenverfahren Benennung nach dem Bindemittel gem. DIN EN 13 813
s. Abschn. 17.6.4.1. t Zementestrich (CT)
Die Zusammendrückbarkeit der Trittschalldämmstoffe t Calciumsulfatestrich (CA)
unter Belastung sollte nicht mehr als 5 mm betragen. Bei t Gussasphaltestrich (AS)
einer Zusammendrückbarkeit über 5 mm ≤ 10 mm ist die
Estrichdicke nach DIN 18 560-2 um 5 mm zu erhöhen. Bei t Magnesiaestrich (MA)
Stein- und Keramikbelägen ist die Estrichdicke mindestens t Kunstharzestrich (SR)
≥ 45 mm anzunehmen. (bleibt hier unberücksichtigt)
Nach der Estrichnorm dürfen Trittschalldämmplatten maxi- t Zement-Fließestrich (CTF)
mal zweilagig angeordnet werden. t Calciumsulfat-Fließestrich (CAF)
Wenn aus Gründen des Wärmeschutzes eine größere t Schnellzementestrich
Dämmstoffdicke erforderlich wird, ist eine kombinierte
Verlegung von Trittschalldämmplatten mit druckbelastba- Benennung nach der Bauart (Verbindung zum tragenden
ren Wärmedämmplatten (Anwendungsbereich DEO n. DIN Untergrund)
V 4108-10) möglich. In diesem Fall soll die weichere Tritt-
schalldämmplatte immer unten, d. h. unmittelbar auf der t Verbundestrich
Rohdecke liegen. t Estrich auf Trennschicht
Wird dagegen bei Rohrleitungen auf Rohdecken ein Hö- t Estrich auf Dämmschicht
henausgleich mit Dämmstoffen notwendig, dann ist aus
schallschutztechnischen Gründen zwingend darauf zu ach-
ten, dass die untere Dämmplattenlage aus den steiferen
Wärmedämmplatten besteht, worauf die weichfedernden
1) Der aktuelle Stand der Normung von Estrichen im Bau-
Trittschalldämmplatten vollflächig verlegt werden. Einzel-
heiten hierzu s. Abschn. 11.3.6.6. wesen (DIN EN 13318, DIN EN 13813 mit DIN 18560) ist
Abschn. 11.5 zu entnehmen.
11.3 Fußbodenkonstruktionen 427

1 2 3 1 2 3
4

11.26a 11.26b

11.26
5 5 6 5 7 8 Schematische Darstellung unterschiedlicher Estrichver-
4 4 5 legearten und Estrichbauarten mit jeweiligem Randan-
schluss
a) Verbundestrich
b) Estrich auf Trennschicht
c) Estrich auf Dämmschicht
d) Heizestrich auf Dämmschicht
e) Estrich auf Hohlraumboden
11.26c 11.26d f) Fertigteilestrich auf Dämmschicht
1 Nutzschicht/Bodenbelag
2 Estrichschicht/Estrichplatte
3 Trennschicht
5 5 9 10 4 12 6 11 4 Randstreifen
11 5 Abdeckung
4
6 Dämmschicht(en)
7 Heizrohr
8 Gleitschicht
9 Tragschicht (GK-Bauplatten)
10 Stützfuß
11 Feuchtigkeitsschutz (z. B. PE-Folie)
11.26e 11.26f 12 Fertigteilestrich (GK-Bauplatten)

Benennung nach besonderen Anforderungen Bindemittel Zement. Zement ist ein feingemah-
t Heizestrich auf Dämmschicht lenes hydraulisches Bindemittel, das mit Wasser
t Estrich auf Hohlraumboden gemischt, Zementleim ergibt. Dieser erstarrt und
t Hochbeanspruchbarer Estrich (Industrieestrich) erhärtet durch Hydratation sowohl an der Luft als 11
auch unter Wasser und bleibt nach der Erhärtung
Benennung nach der Verlegetechnik auch unter Wasser fest.
t Kellenverlegbarer, in steif-plastischer Konsistenz einbau- Zement (Normalzement) ist in DIN EN 197-1, Ze-
fertiger Estrich (Verteilen-Abziehen-Verdichten-Glätten) ment mit besonderen Eigenschaften in DIN 1164
t Pumpfähiger, selbstnivellierender Fließestrich (durch Zu- genormt. Einzelheiten hierzu sind der Fachlitera-
gabe von Fließmittel)
tur [16] sowie Abschn. 5.2.1 zu entnehmen.
Benennung nach dem Herstellungsort Zur Herstellung von Zementestrich wird in der
t Baustellenestrich – der aus den Ausgangsstoffen auf der Regel Portlandzement der Festigkeitsklasse CEM
Baustelle hergestellt oder der einbaufertig in gemisch- I 32,5 oder CEM I 42,5 eingesetzt. Der Zementge-
tem Zustand angeliefert und dort eingebaut wird. halt ist auf das notwendige Maß zu beschränken,
t Fertigteilestrich (Trockenestrich) – der aus vorgefertig- um bauchemisch und bauphysikalisch bedingte
ten, kraftschlüssig miteinander verbundenen Plattenele-
menten besteht, die vor Ort trocken eingebaut und mit Schwindvorgänge in Zementestrichen möglichst
einem Belag oder einer Beschichtung versehen werden. gering zu halten. Je nach Festigkeitsklasse und
Einzelheiten hierzu s. Abschnitt 11.3.7. Größe der Zuschlagkörnung liegen die Zement-
mengenwerte zwischen 360 und 410 kg je m3
Estrich.
11.3.6.2 Estricharten Zuschläge für Zementestriche müssen DIN 4226-
1 (Zuschlag für Beton) entsprechen. Das güte-
1. Konventioneller Zementestrich überwachte Zuschlaggemisch soll ein möglichst
Die Ausgangsstoffe zur Herstellung von Zemen- dichtes Gefüge mit einem Minimum an Hohlräu-
testrich sind Normzemente, gemischtkörnig auf- men zwischen den Einzelkörnern aufweisen. Da-
gebauter Sand als Zuschlag, Wasser sowie gege- her ist stets ein gemischtkörniger, gut gewasche-
benenfalls Zusätze (Zusatzstoffe, Zusatzmittel). ner Sand bzw. Kiessand einzusetzen.
428 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

t Die Kornzusammensetzung/Sieblinie des Zuschlages Wie Tabelle 5.2 zeigt, unterscheidet man vier
sollte nach DIN 1045 in der oberen Hälfte des günstigen Konsistenzbereiche. Dabei ist zu beachten, dass
Bereiches zwischen den Sieblinien A und B (Bereich 3) lie-
gen. S. hierzu Abschn. 5.2.2. Mischungen in zu steifer Konsistenz sich nicht
t Bei Estrichdicken bis 40 mm soll ein Größtkorn von 8 mm ausreichend verdichten lassen, wogegen Mi-
verwendet werden und das Gemisch je zur Hälfte aus schungen in zu weicher Konsistenz zum Abson-
Sand 0/2 bzw. Kiessand 2/8 bestehen. dern von Zementschlämme an der Oberfläche
t Bei dickeren Estrichen soll das Größtkorn nicht größer als neigen.
16 mm sein und das Gemisch sich je zu einem Drittel aus
0/2 - 2/8 - 8/16 Zuschlag zusammensetzen. Mörtelzusätze. Es ist zwischen Zusatzmitteln und Zusatz-
t Nach Raumteilen gemessen beträgt das Mischungsver- stoffen zu unterscheiden.
hältnis etwa 1 RTL Zement zu 4 RTL Sand (ungefähre tZusatzmittel sind in DIN EN 13 318, Estrichmörtel und
Faustregel für Estriche im Wohnungsbau). Estriche, definiert: Ein Estrichzusatzmittel ist ein Stoff, der
beim Mischen in geringen Mengen zugegeben wird, um
Zugabewasser/Wasserzementwert. Das Zuga- die Eigenschaften des Estrichs im frischen oder erhärte-
bewasser darf keine Bestandteile enthalten, die ten Zustand zu verändern.
Im Gegensatz zu Betonzusatzmitteln – deren Eigenschaf-
das Erhärten des Estrichs ungünstig beeinflussen. ten und zu erbringende Anforderungen in DIN EN 934-2
Die Güte und damit auch die Festigkeit eines näher beschrieben sind und die nur mit gültigem Prüf-
konventionellen Zementestrichs werden weit- zeichen des Deutschen Instituts für Bautechnik, Berlin,
verarbeitet werden dürfen – unterliegen Estrichzusatz-
gehend vom sog. Wasserzementwert (w/z-Wert) mittel keiner Prüfzeichenpflicht. Da sich jedoch andere
bestimmt. Darunter versteht man das Verhältnis wichtige Eigenschaften durch ihre Zugabe ungünstig
des Wassergehaltes w zum Zementgehalt z in verändern können, ist eine Eignungsprüfung Vorausset-
einem frischen Estrichmörtel. Mit steigendem zung für ihren Einsatz. Durch Beimischen von Zusatzmit-
teln lassen sich beispielsweise – w/z-Wert, Fließfähigkeit,
w/z-Wert vergrößert sich das Schwindmaß beim Verarbeitbarkeit und Erhärtungsdauer des Mörtels sowie
fertigen, konventionellen Zementestrich. Um das Schwindneigung und Festigkeitseigenschaften des er-
Schwinden zu begrenzen, darf bei den jeweiligen härteten Estrichs – beeinflussen. Dabei handelt es sich
Festigkeitsklassen ein bestimmter w/z-Wert nicht um chemisch und/oder physikalisch wirksame Mittel, de-
ren Verwendung nur gestattet ist, sofern sie nachweisbar
überschritten werden (Beispiel: Festigkeitsklasse keinen schädigenden Einfluss auf den Estrich ausüben.
CT F 4 mit angenommenem w/z-Wert 0,53). Im Wesentlichen unterscheidet man:
Im Allgemeinen gilt: Je niedriger der w/z-Wert, t Plastifizierende Zusatzmittel (z. B. Verflüssiger (BV),
um so höher ist die Estrichqualität. Überschüs- Luftporenbildner (LP), Fließmittel (FM)
t Abbinderegulierende Zusatzmittel (z. B. Erstarrungs-
siges Wasser, das beim Erhärten von Zement verzögerer (VZ), Erstarrungsbeschleuniger (BE). Einzel-
11 (Hydratation) nicht gebunden wird, verdunstet heiten hierzu sind [16], [17] zu entnehmen.
später und hinterlässt feine, leere Kapillarporen,
die sich zusammenziehen. Dies führt zu niedriger tZusatzstoffe. Auch Zusatzstoffe – die in größeren Men-
gen beigegeben werden und die als Volumenanteil zu
Festigkeit, zu stärkerem Schwinden (Volumen- berücksichtigen sind – beeinflussen bestimmte Mörtelei-
verringerung) und bei unsachgemäßer Trock- genschaften.
nung zur Aufschüsselung bzw. Aufwölbung der t Kunststoffdispersionen (physikalische Trocknung)
Estrichplatte sowie zur Rissbildung. werden unter anderem zur Erhöhung der Biegezugfes-
tigkeit, Minderung der Gefahr von Rissbildung und zur
t Maßnahmen zur Verringerung der Schwindvorgän-
Verbesserung der Verarbeitbarkeit eingesetzt. Wegen
ge. Das Gesamtschwindmaß eines konventionellen
ihres Klebeeffektes bewirken sie beim Verbundestrich
Zementestrichs kann verringert werden durch: Normge-
auch eine verbesserte Haftung mit dem tragenden Un-
rechte Zuschlagskörnung, möglichst dichte Kornzusam-
tergrund (Rohdecke).
mensetzung, möglichst geringe Wasser- bzw. Zementzu-
gabe, Beigabe von Zusatzstoffen (z. B. Verkleinerung des t Kunstharzzusätze (chemische Umwandlung) können
w/z-Wertes durch Betonverflüssiger), intensive Verdich- gleichzeitig die Funktion eines Bindemittels über-
tung und fachgerechte Nachbehandlung des Frischmör- nehmen und führen zur Erhöhung der Biegezug- und
tels (z. B. Schutz vor zu frühzeitigem Verdunsten des An- Druckfestigkeit sowie zur Reduzierung der Schwind-
machwassers sowie vor Hitze, Frost und Zugluft). Weitere neigung. Sie eignen sich auch zur Herstellung dünn-
Einzelheiten sind der Fachliteratur [17] zu entnehmen. schichtiger Verbundestriche und zur Ausbesserung
schadhafter Estrichoberflächen.
Konsistenz des Estrichmörtels. Die Steifigkeit
des Estrichmörtels muss den jeweiligen Anfor- Festigkeitsklassen von Zementestrich. Be-
derungen und Gegebenheiten an der Baustelle stimmendes Merkmal für die Verwendung von
angepasst werden. Diese wird durch den w/z- Zementestrich im Bauwerk ist die Zuordnung je
Gehalt der Mischung, die Kornzusammensetzung nach Beanspruchung in Druckfestigkeitsklassen
des Zuschlags und gegebenenfalls durch plasti- „C“ (für Compression = Druck) und Biegezugfes-
fizierende Zusätze (z. B. Betonverflüssiger, Fließ- tigkeitsklassen „F“ (für Flexural = Biege-) nach DIN
mittel) beeinflusst. EN 13 813. Wie Tabelle 11.27 zeigt, wird Zemen-
11.3 Fußbodenkonstruktionen 429

Tabelle 11.27 Festigkeitsklassen von Zementestrichen Konventioneller Zementestrich wird – im Ver-


(Auszug aus DIN EN 15 813) gleich zu den anderen Estricharten – nach wie
Biegezugfestigkeitsklasse Biegezugfestigkeit vor am meisten eingesetzt und zwar zum über-
wiegenden Teil als Baustellenmischung. Er ist
Kurzzeichen in N/mm2 relativ kostengünstig herzustellen und nahezu al-
CT-F 40 4 len Beanspruchungen – im Innen- und Außenbe-
CT-F 50 5 reich – gewachsen. Zementestrich ist beständig
CT-F 10 10 gegen Feuchtigkeit, auch gegen dauernde Nass-
CT-F 20 20 beanspruchung durch chemisch nicht angrei-
CT-F 30 30 fende Stoffe. Zementestrich ist außerdem nicht
CT-F 40 40 brennbar (Baustoffklasse A1 nach DIN 4102).
CT-F 50 50 Der relativ hohe Wasserzusatz und die damit ver-
bundene längere Trockenzeit bis zur Belegreife
mit einem Bodenbelag sind als nachteilig anzu-
sehen. Seine Neigung zum Schwinden, zur Volu-
testrich in Festigkeitsklassen C 5 bis C 80 sowie men- und Formänderung (Aufschüsselung bzw.
F 1 bis F 50 eingeteilt, aus denen sich bestimmte Absenkung der Estrichränder) und die Gefahr
Anwendungsbereiche ableiten lassen. von Rissbildung kann durch die zuvor erläuterten
Maßnahmen zur Verringerung des Schwindvor-
Anwendungsbereiche (vereinfachte Zusammen- ganges und Anordnung von Bewegungsfugen
stellung) weitgehend aufgefangen werden.
CT C 20/F 3 Verbundestrich zum Ausgleich von Konventioneller Zementestrich sollte nicht vor
Unebenheiten und bei Nutzung mit Ablauf von 3 Tagen begangen und nicht vor Ab-
Belag lauf von 7 Tagen höher belastet werden. Die zu-
CT C 25/F 4 Verbundestrich bei Nutzung ohne lässigen Feuchtewerte für die Belegreife von Est-
Belag richen mit einem Bodenbelag sind Tabelle 11.32
CT F 4 bzw. Schwimmender Estrich bei Flächen- sowie Tabelle 12.9 zu entnehmen.
F5 lasten von max. 2 kN/m2 (Estrich-
nenndicke mind. 45 mm (F 4) bzw. Einzelheiten über Estrichkonstruktionen und
40 mm (F 5)) bis zu max. 5 kN/m2 Estrichherstellung siehe Abschn. 11.3.6.4 und
(Estrichnenndicke mind. 75 mm (F 4)
bzw. 65 mm (F 5)).
Abschn. 11.3.6.5.
11
CT F 9A bis in Stärken der Hartstoffschicht von 2. Zement-Fließestrich
F 11M mind. 8 mm bzw. 6 mm Mindest-
Nach jahrzehntelangen Bemühungen gelang es,
Festigkeitsklasse für hochbean-
Zement-Fließestrich zu entwickeln und in der
spruchte Estriche (Industrieestriche)
Baupraxis mit Erfolg einzusetzen. Zement-Fließ-
für Fußgängerverkehr (bis 100 Per-
estrich wird derzeit in zwei Lieferformen angebo-
sonen/Tag) und für die Montage
ten und zwar als
von Tischen.
CT F 9A bis in Stärken der Hartstoffschicht von tWerkfrischmörtel aus dem Fahrmischer,
F 11M mind. 10 mm bzw. 6 mm Industrie- tWerktrockenmörtel aus dem Silo.
estriche für Fußgängerverkehr von
100 bis 1000 Personen/Tag); Schlei- Aus diesen beiden Lieferformen lassen sich je-
fen und Kollern von Holz, Papierrol- weils unterschiedliche Systemwerte ableiten. Wie
len und Kunststoffen. Tabelle 11.28 zeigt, unterscheiden sich beide Sys-
teme deutlich voneinander bezüglich Schwind-
Industrieestriche in der Regel als hochbean- verhalten (Fugenabstand) und Verformungs-
spruchbare Hartstoffestriche nach DIN 18 560-7. tendenzen (Aufschüsselung) der Estrichplatte.
CT F 9A bis F 11M in Stärken der Hartstoffschicht Einzelheiten hierzu sind der Fachliteratur [18] zu
von mind. 15 mm bzw. 8 mm Indus- entnehmen.
trieestriche für Fußgängerverkehr tWerkfrischmörtel aus dem Fahrmischer. Das
mit mehr als 1000 Personen/Tag); System dieses Estrichmörtels entspricht im We-
Bearbeiten, Schleifen und Kollern sentlichen der klassischen Betontechnologie:
von Metallteilen etc. Einzelheiten Ausgehend von der jeweiligen Estrich-Festig-
hierzu s. Abschn. 11.3.6.7. keitsklasse sollte die Sieblinie des Zuschlags
430 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Tabelle 11.28 Zement-Fließestriche. Systemübersicht und vergleichende Gegenüberstellung von Werkfrischmörtel und
Werktrockenmörtel [30], [31].

Werkfrischmörtel (aus dem Fahrmischer) Werktrockenmörtel (aus dem Silo)

t optimale Sieblinie t angepasste Sieblinie


t Zementgehalt möglichst gering t Zementgehalt möglichst gering
t W/Z-Wert möglichst gering t W/Z-Wert relativ hoch
t Nachbehandlung erforderlich t Nachbehandlung erforderlich
t Endschwindmaß 0,6–0,8 mm/m t Endschwindmaß 0,3–0,4 mm/m
t Feldgrößen bis 30 m2 ohne Fugen t Feldgrößen bis 200 m2 ohne Fugen

nach DIN 1045 optimal abgestimmt sein, ein Zement-Fließestriche aus Werkfrischmörtel
bestimmter w/z-Wert nicht überschritten und oder Werktrockenmörtel sind Zementestriche
möglichst gering gehalten werden. In diesem die DIN 18 560 entsprechen. Im Gegensatz zum
Fall ist bei der Fugenplanung von Feldgrößen Calciumsulfat-Fließestrich – der aufgrund sei-
max. 30 Quadratmeter auszugehen, also ähn- ner Empfindlichkeit gegen länger einwirkende
lich dimensioniert wie beim konventionellen Feuchtigkeit nur einen begrenzten Einsatzbe-
Zementestrich. Das Fugenschneiden sollte so reich abdeckt – kann Zement-Fließestrich unein-
früh wie möglich erfolgen, sobald der Estrich geschränkt sowohl im Innen- wie Außenbereich
begehbar ist. eingesetzt werden.
Ein weiteres Kriterium bei Zementestrichen ist Im Vergleich zum steif-plastisch einzubringen-
ihre Volumen- und Formänderung (Aufschüs- den, konventionellen Zementestrich lassen sich
seln bzw. Absenken der Estrichränder). Diese Fließestriche wesentlich leichter verarbeiten und
sind bei Zement-Fließestrich aus dem Fahr- somit höhere Verlegeleistungen erzielen. Ze-
mischer (Werkfrischmörtel) relativ groß, da ment-Fließestriche sind jedoch hochkomplizierte
aufgrund der großen Oberflächendichte und Vielstoffgemische, die bezüglich ihrer Zusam-
des höheren Wassergehaltes diese Art des mensetzung und der örtlichen Verarbeitungs-
11 Fließestriches langsamer austrocknet. Dies ist bedingungen sehr empfindlich reagieren. Die
auch ein Grund, warum Zement-Fließestrich Verarbeitungsrichtlinien der Hersteller sind daher
grundsätzlich angeschliffen werden muss. genauestens einzuhalten.
tWerktrockenmörtel aus dem Silo. Zement- Einzelheiten über Estrichkonstruktionen und
Fließestrich aus Werktrockenmörtel weist eine Estrichherstellung siehe Abschn. 11.3.6.4 und
andere System-Charakteristik auf: Hier kann Abschn. 11.3.6.5.
nach [18] mit relativ hohen w/z-Werten ge-
arbeitet werden und dennoch ergibt sich ein 3. Schnellestriche auf Zement- oder
günstigeres Schwindverhalten als beim Werk- Calciumsulfatbasis
frischmörtel oder im Vergleich zum konventio- Immer kürzere Ausführungszeiten und damit
nellen Zementestrich. Die Schwindreduzierung zunehmender Termindruck auf der Baustelle for-
beruht auf sowohl einer physikalischen als dern immer kürzere Abbinde- und Trocknungs-
auch einer chemischen Komponente; außer- zeiten von Estrichen. Während konventionelle
dem ist der Werktrockenmörtel faserarmiert. Zement- und Calciumsulfatestriche frühestens
Daher kann bei der Fugenplanung – abhängig nach etwa 3 bis 4 Wochen soweit erhärtet und
von der jeweiligen Raumgeometrie – von Feld- getrocknet sind, dass darauf Bodenbelagarbei-
größen bis zu 200 m2 und einer maximalen Sei- ten durchgeführt werden können, ist eine ausrei-
tenlänge von 20 m ausgegangen werden. Die chende Belegreife bei den sog. Schnellestrichen
Austrocknungszeit ist nur unwesentlich länger bereits nach wenigen Tagen gegeben. Diesem
als beim konventionellen Estrich und kommt großen Zeitgewinn steht allerdings der hohe
der des Calciumsulfat-Fließestrichs sehr nahe. Preis dieser Produkte gegenüber.
Ein Anschleifen der Oberfläche ist bei allen Ze- Schnellestriche bestehen aus sehr unterschied-
ment-Fließestricharten erforderlich. lich zusammengesetzten Bindemittel-Mischun-
gen, die nach DIN 18560, Estriche im Bauwesen,
11.3 Fußbodenkonstruktionen 431

nicht genormt sind und keiner bauaufsichtlichen Estrichs genauestens eingehalten und die vorge-
Überwachung unterliegen. Die jeweilige Zusam- schriebenen klimatischen Bedingungen gegeben
mensetzung des Bindemittels und die Einbin- sind.
dung des Anmachwassers sind die entscheiden-
den Kriterien für die vielfältigen Eigenschaften Schnellestriche werden auf der Baustelle wie
dieser schnellabbindenden Estriche. Folgende konventionelle Zementestriche hergestellt. Zu
Hauptgruppen werden unterschieden: berücksichtigen ist jedoch, dass die Verarbei-
tungszeit des angemachten Estrichmörtels nur
Typ I: Bindemittelgemisch aus Tonerde- etwa 30 Minuten beträgt. In diesem Zeitrahmen
schmelzzement (TSZ)1) und Portlandze- muss auch die jeweilige Oberflächenbehandlung
ment (CEM I) ergibt Schnellestriche mit abgeschlossen sein.
hoher Frühfestigkeit, jedoch mit relativ Während konventioneller Zementestrich nicht
langsamer Feuchtigkeitsabgabe (Trock- vor Ablauf von 3 Tagen begangen und nicht vor
nung). Diese Estriche sind in der Regel für Ablauf von 7 Tagen höher belastet werden soll,
den Innen- und Außenbereich geeignet. ist Schnellestrich schon nach 3 Stunden begeh-
Typ II: Bindemittelgemisch aus Tonerde- bar und die Verlegereife für Bodenbeläge – je
schmelzzement (TSZ)1) und Calcium- nach Bindemittelmischung – oftmals schon nach
sulfat ergibt Schnellestriche mit hoher, 24 Stunden erreicht.
schneller Frühfestigkeit und deutlich Schnellestriche eignen sich zur Herstellung von
beschleunigter Feuchtigkeitsabgabe, so Verbundestrich, Estrich auf Trennschicht und
dass – je nach den klimatischen Verhält- Dämmschicht oder von Heizestrich sowie zur
nissen an der Baustelle – die Belegreife Reparatur und Sanierung schadhafter Estrichflä-
bereits nach 24 Stunden erreicht werden chen. Vor der Bodenbelagverlegung ist in jedem
kann. Diese Estriche sind jedoch aus- Fall eine CM-Messung zur Ermittlung der Rest-
schließlich für den Innenbereich und zwar feuchte vorzunehmen. Vgl. hierzu Tab. 11.32 und
nur für dauerhaft trockene Bodenkons- Tab. 12.9.
truktionen geeignet. Einzelheiten über Estrichkonstruktionen und
Estrichherstellung siehe Abschn. 11.3.6.4 und
Schnellestriche auf TSZ/Portlandzementbasis. Abschn. 11.3.6.5.
Bei diesen Estrichen muss ein Teil des Anmach-
wassers durch Verdunstung abgegeben werden,
woraus sich der langsamere Feuchtigkeitsabbau
4. Konventioneller Anhydritestrich 11
(Calciumsulfatestrich)2)
ergibt. Diese Austrocknung hängt jedoch sehr
stark von den jeweiligen klimatischen Bedin- Die Ausgangsstoffe zur Herstellung von konven-
gungen während der Erhärtungsphase ab. Je tionellem Anhyritestrich sind Anhydritbinder –
geringer die Luftfeuchte und je höher die Umge- bestehend aus Anhydrit und Anreger – gemischt-
bungstemperatur ist, um so mehr Wasser kann körnig aufgebauter Sand als Zuschlag, Wasser
die Luft aufnehmen. Daher muss eine regelmäßi- sowie gegebenenfalls Zusätze (Zusatzstoffe, Zu-
ge Raumlüftung erfolgen und im Winter geheizt satzmittel).
werden. Bindemittel. Anhydrit kommt in der Natur vor
oder fällt als synthetischer Anhydrit im Industrie-
Schnellestriche auf TSZ/Calciumsulfatbasis. bereich an. Als Bindemittel für den Estrich wird
Bei diesen Estrichen wird das zugegebene Was- Anhydritbinder der Festigkeitsklasse AB 20 nach
ser schnell und nahezu vollständig durch Hydra- DIN 4208 verwendet, dem bereits werkseitig der
tation chemisch gebunden, so dass ein Trocknen erforderliche Anreger (= Abbindebeschleuniger)
des Estrichs durch Verdunsten weitgehend ent- beigemischt wird. Der Bindemittelanteil sollte
fällt. Diese kristalline Wasserverbindung gelingt 450 kg je m3 Estrich nicht überschreiten.
allerdings nur, wenn die vom Hersteller angege- Anhydritbinder ist ein nichthydraulisches Binde-
benen produktbezogenen Verarbeitungsrichtli- mittel, d. h. es erhärtet nur an Luft aus (Luftmör-
nien (z. B. optimaler w/z-Wert) beim Einbau des tel), und zwar durch Kristallisation.
2) Anhydritestriche werden aus Anhydritbinder hergestellt.
1) Tonerdeschmelzzement (TSZ) ist ein nicht genormtes Da es jedoch auch Estriche auf der Basis entwässerter
Bindemittel, das die Eigenschaft aufweist, deutlich mehr Gipsbindemittel gibt, werden die Estriche dieser Gruppe
Wasser chemisch binden zu können als Portlandzement neuerdings zusammenfassend als Calciumsulfatestriche
(CEM I). bzw. Calciumsulfat-Fließestriche bezeichnet.
432 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Zuschläge für Anhydritestriche müssen DIN 4226-1 ent- Konventioneller Anhydritestrich. Als großer
sprechen und güteüberwacht sein. Bei Estrichdicken ≥ Vorteil des Anhydritestrichs gilt seine gute Form-
40 mm besteht der Zuschlag in der Regel aus gemischt-
körnigem Sand der Körnung 0/8. Die Kornzusammenset- beständigkeit. Da die Schwind- und Quellmaße
zung des Zuschlags sollte im Bereich 3 der Sieblinie nach sehr gering sind, können große zusammenhän-
DIN 1045 liegen. S. hierzu Abschn. 5.2.2. gende Flächen nahezu ohne Bewegungsfugen
Nach Raumteilen gemessen beträgt das Mischverhältnis 1 hergestellt werden. Aus stofflicher Sicht ist je-
RTL Anhydritbinder AB 20 zu 2,5 RTL Sand. doch Anhydritestrich nicht gleich Anhydrit-
Mörtelzusätze. Es ist zwischen Zusatzmitteln und Zusatz- estrich. Je nach Bindemittel- und Mörtelzu-
stoffen zu unterscheiden. sammensetzung können unterschiedliche Aus-
t Zusatzmittel sind in DIN EN 13 318, Estrichmörtel und dehnungskoeffizienten und Schwindverhalten
Estriche, näher definiert. Sie werden eingesetzt um die auf- treten, so dass unter Beachtung dieser Vor-
Verarbeitbarkeit, Festigkeitsentwicklung und Endfestig- gaben und der jeweiligen Raumgeometrie immer
keit zu verbessern. Es sollten nur solche Zusatzmittel und
Zusatzstoffe verwendet werden, die vom Bindemittel- ein Fugenplan erstellt werden sollte. Vgl. hierzu
hersteller empfohlen werden. Abschn. 11.3.6.4, Verlegung von Calciumsulfat-
Fließestrich auf Dämmschicht.
Festigkeitsklassen von Anhydritestrich. Be- Nachteilig wirkt sich seine Empfindlichkeit gegen
stimmendes Merkmal für die Verwendung von anhaltende Feuchtigkeit aus. Anhydritestriche
Anhydritestrich im Bauwerk ist die Zuordnung je dürfen daher nicht im Außenbereich und nicht
nach Beanspruchung in Festigkeitsklassen nach in Räumen verlegt werden, in denen ständige
DIN 18 560-1. Wie Tabelle 11.29 zeigt, wird Anhy- Feuchtigkeitsbeanspruchung auftreten kann.
dritestrich in Festigkeitsklassen CA F 4 bis CA F 7 Bodenflächen, in denen mit Feuchtigkeitseinwir-
eingeteilt, aus denen sich entsprechende Anwen- kung von unten zu rechnen ist, müssen durch
dungsbereiche ableiten lassen. eine Abdichtung und/oder Dampfsperre gemäß
Abschn. 11.3.2 geschützt werden. Ist mit mäßiger
Anwendungsbereiche Feuchtigkeitsbeanspruchung von oben – bei-
(vereinfachte Zusammenstellung) spielsweise in Wohnbädern mit Duschtasse und
CA Verbundestrich zum Ausgleich Badewanne (Feuchtigkeitsbeanspruchungsklas-
von Unebenheiten und bei Nut- se I) – zu rechnen so ist eine Abdichtung im Ver-
zung mit Belag bund mit keramischen Fliesen und Platten vorzu-
sehen.
CA F 4 bis F 7 Schwimmender Estrich im Woh-
11 nungsbau bei Flächenlasten bis 2 Konventioneller Anhydritestrich sollte nicht vor
kN/m2; als Verbundestrich bei un- Ablauf von 3 Tagen begangen und nicht vor Ab-
mittelbarer Nutzung (ohne Belag). lauf von 7 Tagen höher belastet werden. Bei Heiz-
estrichen kann mit dem Aufheizen bereits 7 Tage
CT F 4 bzw. F 5 Schwimmender Estrich bei Flä-
nach dem Estricheinbau begonnen werden. Die
chenlasten von max. 2 kN/m2 (Es-
zulässigen Feuchtewerte für die Belegreife von
trichnenndicke mind. 45 mm (F 4)
Estrichen mit einem Bodenbelag sind Tab. 11.32
bzw. 40 mm (F 5) bzw. 35 mm
sowie Tab. 12.9 zu entnehmen.
(F 7)) bis zu max. 5 kN/m2 (Estrich-
nenndicke mind. 75 mm (F 4) bzw. Einzelheiten über Estrichkonstruktionen und
65 mm (F 5) bzw. 60 mm (F 7)). Estrichherstellung s. Abschn. 11.3.6.4 und Ab-
schn. 11.3.6.5.

5. Calciumsulfat-Fließestrich1)

Tabelle 11.29 Festigkeitsklassen von Anhydritestrichen Die Ausgangsstoffe zur Herstellung von calcium-
(Auszug aus DIN 18 560-2) sulfatgebundenem Fließestrich sind Calciumsul-
fat-Binder, gemischtkörnig aufgebauter Sand als
Festigkeitsklasse Biegezugfestigkeit
Zuschlag und Wasser.
Kleinster Mittelwert Serie Calciumsulfat-Bindemittel. Als Rohstoffe wer-
Kurzzeichen Einzelwert (Serienfestigkeit)
in N/mm2 in N/mm2 den Naturanhydrit, synthetisches Anhydrit,
thermisches Anhydrit und Alpha-Halbhydrat
CA F 4 ≥ 2,0 ≥ 2,5 eingesetzt. Diese Bindemittel weisen jeweils un-
CA F 5 ≥ 2,5 ≥ 3,5
1) Siehe Fußnote 2) bei „Festigkeitsklassen von Anhydrit-
CA F 7 ≥ 3,5 ≥ 4,5
estrich“.
11.3 Fußbodenkonstruktionen 433

terschiedliche Materialeigenschaften auf. Dem- Calciumsulfatgebundener Fließestrich kann


gemäß unterscheiden sich auch die Fließestriche großflächig nahezu fugenlos verlegt werden.
– je nach Bindemittelart – bezüglich Erhärtungs- Aufgrund seines günstigen Quell- und Schwind-
zeit, Festigkeit, Ausdehnungskoeffizient und Ver- maßes ist er nach dem Abbinden weitgehend
formungsverhalten. raumstabil, so dass es an den Estrichrändern – im
Gegensatz zum Zementestrich – zu keinen Auf-
Calciumsulfat-Binder. Das Bindemittel Calcium- wölbungen (Aufschüsselungen) oder nachträgli-
sulfat bildet zusammen mit den Zusatzmitteln chen Absenkungen kommt.
und Zusatzstoffen den Calciumsulfat-Binder nach Da die Calciumsulfat-Bindemittel jedoch unter-
DIN EN 13 454-1. schiedliche Eigenschaften aufweisen und bei
Heizestrichen sowie großflächiger Sonnenein-
Mörtelzusätze. Es ist zwischen Zusatzmitteln und Zusatz-
stoffen zu unterscheiden. strahlung in Verbindung mit einer ungünstigen
Raumgeometrie Wärmedehnungen in der Es-
t Zusatzmittel werden eingesetzt (z. B. Anreger, Verzöge-
rer, Fließmittel), um Mörteleigenschaften wie beispiels- trichplatte auftreten können, sind in bestimmten
weise Konsistenz, Verarbeitungszeit usw. zu verbessern. Fällen Bewegungsfugen und ggf. Scheinfugen
t Zusatzstoffe sind Zusätze, die die chemischen und/oder vorzusehen. Vgl. hierzu Abschn. 11.3.6.4, Verle-
physikalischen Eigenschaften der Mörtelmischung be- gung von Calciumsulfat-Fließestrich auf Dämm-
einflussen. schicht.
Fließestrich auf Calciumsulfatbasis darf keiner
Zuschläge für Calciumsulfat-Fließestriche müs-
ständigen Feuchtigkeitsbeanspruchung aus-
sen DIN 4226-1 entsprechen und güteüberwacht
gesetzt werden. Bodenflächen, bei denen mit
sein (z. B. Quarzsande). Bewährt haben sich – je
Feuchtigkeitseinwirkung von unten zu rechnen
nach Einsatzbereich – stetige Sieblinien nach
ist – beispielsweise in Form von Bodenfeuchtig-
DIN 1045 mit den Korngrößen 0/2 - 0/4 - 0/8 mm.
keit auf erdberührten Bodenplatten, Restfeuchte
Einzelheiten sind der Fachliteratur [35] sowie Ab-
aus noch jungen Rohbetondecken oder Was-
schn. 5.2.2 zu entnehmen.
serdampfdiffusion durch Decken über Heizkel-
Festigkeitsklassen von Calciumsulfat-Werk- ler, Schwimmbäder o. Ä. – müssen durch eine
mörtel. Bestimmendes Merkmal für die Verwen- Abdichtung und/oder Dampfsperre gemäß Ab-
dung von Calciumsulfat-Fließestrich im Bauwerk schn. 11.3.2. geschützt werden. Ist mit mäßiger
ist die Zuordnung je nach Beanspruchung in Fes- Feuchtigkeitsbeanspruchung von oben – zum
tigkeitsklassen. Tabelle 11.30 zeigt Festigkeits- Beispiel in häuslichen Bädern mit Duschtasse
und Badewanne (Feuchtigkeitsbeanspruchungs-
11
klassen von Calciumsulfat-Werkmörtel nach DIN
EN 13 454-1. klasse I) – zu rechnen, so ist eine Abdichtung im
Verbund mit keramischen Fliesen und Platten
Calciumsulfat-Fließestrich. Der fertig vorge- vorzusehen.
mischte Werktrockenmörtel wird am Einsatzort Vom konventionellen Anhydritestrich unter-
nur noch mit Wasser aufbereitet und in fließfä- scheidet sich der Fließestrich deutlich durch
higer Konsistenz an die Verlegestelle gepumpt. seine Dichte. Diese höhere Dichte des calcium-
Dort entfällt das mühevolle Verteilen, Abziehen, sulfat-gebundenen Fließestrichs ergibt zwar
Verdichten und Glätten wie es bei konventionel- meist höhere Festigkeiten und damit geringere
len Estrichmassen üblich ist, da der Fließestrich Estrichnenndicken, aber auch längere Austrock-
nahezu planeben verläuft und sich selbst nivel- nungszeiten bis zur Belegreife mit einem Boden-
liert und verdichtet. belag.

Tabelle 11.30 Festigkeitsklassen von Calciumsulfat-Werkmörtel (Auszug aus DIN EN 13 454-1)

Festigkeitsklasse Biegezugfestigkeit Druckfestigkeit


N/mm2 N/mm2

geprüft nach
3 Tagen 28 Tagen 3 Tagen 28 Tagen

12 1,5 3,0 5,0 12,0


20 1,5 4,0 8,0 20,0
30 2,0 5,0 12,0 30,0
40 2,5 6,0 16,0 40,0
434 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Außerdem bedarf die Oberfläche des calciumsul- gesehenen Estrichdicke und den zu erwartenden
fatgebundenen Fließestrichs – sofern keine ver- Beanspruchungen.
bindlichen, anderslautenden Herstellervorschrif- Mineralstoffgemisch und Bindemittelgehalt wer-
ten vorliegen – in aller Regel einer mechanischen den so aufeinander abgestimmt, dass die verblie-
Nachbearbeitung (z. B. Anschleifen – Absaugen benen Hohlräume im fertigen Gussasphaltestrich
– Grundieren), bis sie als Verlegeuntergrund für mit Bitumen gefüllt sind und sich eine mechani-
Beläge und Beschichtungen geeignet ist. sche Verdichtung der im heißen Zustand plasti-
Calciumsulfat-Fließestrich kann bei günstigen schen Masse erübrigt.
Baustellenbedingungen und je nach Eigen- Je nach Mineralstoffzusammensetzung, Bitumen-
schaftscharakteristik des Estrichs bereits nach gehalt und Bitumenart kann er den unterschied-
1 Tag (2 Tagen) begangen und nach 2 Tagen lichsten klimatischen, chemischen und mechani-
(5 Tagen) belastet werden. Die zulässigen Feuch- schen Beanspruchungen angepasst werden.
tewerte für die Belegreife von Estrichen mit ei-
nem Bodenbelag sind Tab. 11.32 sowie Tab. 12.9 Härteklassen von Gussasphaltestrich. Gussas-
zu entnehmen. phaltestriche im Wohnungs- und Industriebau
werden wegen ihres thermoplastischen Verhal-
Einzelheiten über Estrichkonstruktionen und
tens nicht wie Mörtelestriche in Festigkeitsklas-
Estrichherstellung s. Abschn. 11.3.6.4 und Ab-
sen, sondern in Härteklassen unterteilt. Die Wahl
schn. 11.3.6.5.
der zweckmäßigsten Härteklasse richtet sich im
Wesentlichen nach der zu erwartenden Bean-
6. Gussasphaltestrich
spruchung aus Temperatur und Verkehrslast.
Die Ausgangsstoffe zur Herstellung von Gussas- Das entscheidende Maß bei der Güteprüfung ist
phaltestrich sind Bitumen als schmelzbares Bin- daher die Eindringtiefe eines genormten Stem-
demittel, ein Mineralstoffgemisch als Zuschlag pels bei Prüftemperaturen von 22 °C und/oder
sowie gegebenenfalls Zusätze. 40 °C und entsprechender Prüfdauer.
Bindemittel. Bitumen wird bei der Destillation Wie Tabelle 11.31 zeigt, wird Gussasphaltestrich
von Erdöl gewonnen. Für die Herstellung von nach DIN 18 560 in Härteklassen AS IC 10 bis AS
Gussasphalt werden Bitumen nach DIN 1995-1 IC 100 unterteilt, aus denen sich bestimmte An-
sowie Hartbitumen oder ein Gemisch aus diesen wendungsbereiche ableiten lassen.
11 eingesetzt. Anwendungsbereiche (vereinfachte Zusam-
Zuschläge. Der Zuschlag muss DIN 4226 ent- menstellung)
sprechen und güteüberwacht sein. Das Mineral- AS IC 10
stoffgemisch ist korngestuft und hohlraumarm Schwimmender Estrich bei gleichmäßig verteil-
zusammengesetzt und besteht in der Regel aus ten Verkehrslasten bis 2 kN/m2
Steinmehl, Sand, Splitt und Feinkies. Je nach Ein- tfür normal beheizte Räume. Verbundestrich
baudicke des Gussasphaltes ist ein Kornaufbau und Estrich auf Trennschicht
von 0/5 mm oder 0/8 mm zu verwenden. Die AS IC 10 oder IC 15
Wahl des Größtkorns richtet sich nach der vor- tfür normal beheizte Räume,

Tabelle 11.31 Härteklassen von Gussasphaltestrichen (Auszug aus DIN EN 13 813)

Härteklasse Eindringtiefe in mm
Stempelquerschnitt Stempelquerschnitt
100 mm2 500 mm2
bei (22 ± 1) °C bei (40 ± 1) °C bei (40 ± 1) °C
Kurzzeichen Prüfdauer 5 h Prüfdauer 2 h Prüfdauer 0,5 h

ICH1) 10 ≤ 1,0 ≤ 2,0 –


IC 10 ≤ 1,0 ≤ 4,0 –
IC 15 ≤ 1,5 ≤ 6,0 –
IC 40 – – > 1,5 bis 4,0
IC 100 – – > 4,0 bis 10,0

1) ICH = Heizestrich
11.3 Fußbodenkonstruktionen 435

AS IC 15 oder IC 40 Dämmschichten unter Belastung bei Gussasphal-


tfür unbeheizbare Räume und Estriche im testrich nicht mehr als 5 mm betragen darf. Vgl.
Freien, hierzu auch Tab. 11.34.
AS IC 40 oder IC 100 Gussasphaltestriche sind zwar relativ teuer (obe-
tfür Räume mit besonders niedrigen Tempera- re Preisklasse), in Anbetracht der vielen Vorteile
turen (z. B. Kühlräume). jedoch durchaus als wirtschaftlich zu bezeich-
nen. Einzelheiten sind der Fachliteratur [19] zu
Gussasphalt. Die Herstellung von Gussasphalt entnehmen. Es wird empfohlen, bereits im Pla-
erfolgt in güteüberwachten stationären Misch- nungsstadium eine Gussasphalt-Fachfirma zur
werken. Das fertige Mischgut wird in heißem Beratung heranzuziehen.
Zustand in beheizten Rührwerkkesseln an die
Einzelheiten über Estrichkonstruktionen und
Baustelle transportiert und mit einer Verarbei-
Estrichherstellung siehe Abschn. 11.3.6.4 und
tungstemperatur von etwa 240 °C eingebaut.
Abschn. 11.3.6.5.
Baustoffe und Bauteile, mit denen Gussasphalt
in Berührung kommt, müssen beständig gegen-
über dieser Einbautemperatur sein. Vorsicht ist 11.3.6.3 Trockenzeiten und zulässige
auch geboten bei hitzeempfindlichen Kunststoff- Feuchtegehalte (Belegreife)
Folien, nackten Bitumenbahnen, Dichtungsbah- von unbeheizten Estrichen
nen o. Ä. Angaben hierzu s. Abschn. 11.3.6.4, Ver-
Mineralisch gebundene Estriche (Mörtelestriche)
legung von Gussasphaltestrich auf Dämmschicht.
benötigen eine gewisse Trockenzeit, bis sie mit
Gussasphaltestrich. Da Gussasphalt heiß einge- einer bestimmten Bodenbelagart belegt werden
baut wird, bringt er keinerlei Feuchtigkeit in das dürfen. Der Trocknungsverlauf wird im Wesent-
Bauwerk. Unabhängig von Witterungseinflüssen lichen bestimmt von
kann er ohne Fugen großflächig verlegt und so- tmaterialspezifischen Eigenschaften: Bindemit-
fort nach dem Erkalten – in der Regel nach 2 bis 3 telart, Wasser-, Bindemittel-, Festanteile (Zu-
Stunden – begangen bzw. mit einem Belag oder sammensetzung und Konsistenz des Estrichs),
einer farbigen Kunststoffbeschichtung versehen tklimatischen Verhältnissen: Baustellenfeuch-
werden. Allerdings ist seine Verlegung mit einem tigkeit, Temperatur, Luftfeuchte und Luft-
hohen körperlichen Einsatz und zeitlichen Auf- austauschgeschwindigkeit (je nach Witterung
wand verbunden (Transport mit Jochen und Holz-
eimern), da das Mischgut nicht pumpfähig ist.
und Jahreszeit),
tkonstruktiven Voraussetzungen: Estrichdicke
11
Vorteilhaft sind des Weiteren seine Unempfind- und Verlegeart (Estrichkonstruktion).
lichkeit gegen Wasser, die geringe Einbaudicke
je nach Verwendungsart des Estrichs und sein ho- Je niedriger die relative Luftfeuchte und je höher
her spezifischer elektrischer Widerstand (Isolier- die Temperatur und Luftaustauschgeschwindig-
fähigkeit). Durch Zusatz von Graphitstaub o. Ä. keit sind, desto schneller erfolgt die Austrock-
kann er zur Ableitung elektrostatischer Aufladun- nung des Estrichs bis zur Belegreife.
gen jedoch auch leitfähig ausgebildet werden. In Anbetracht der immer kürzer werdenden Bau-
Außerdem ist er wasserdicht und dampfdicht so- abwicklungstermine, reicht oftmals das Lüften
wie schwerentflammbar (Baustoffklasse B1 nach und Heizen vor Ort nicht mehr aus, so dass Trock-
DIN 4102). Von besonderer Bedeutung für den nungsgeräte eingesetzt werden müssen (z. B. Ab-
Schallschutz ist auch seine niedrige Körperschall- sorptionstrockner, Kondenstrockner o. Ä.).
Leitfähigkeit, aufgrund hoher innerer Dämpfung
des Gussasphalts. Trockenzeiten von konventionellen Estrichen.
Gussasphaltestrich ist wiederverwertbar, frei von Mit zunehmender Estrichdicke verlängert sich die
Emissionen und enthält weder Teer noch Phe-
1) Bitumen wird häufig mit Teer verwechselt. Da Teer nach
nole; nachteilige Auswirkungen auf Gesundheit
DIN 55 946 (Steinkohlenteerpech) ein krebserzeugender
und Umwelt treten nach dem derzeitigen Kennt- und damit kennzeichnungspflichtiger Gefahrstoff ist,
nisstand nicht auf.1) wird fälschlich unterstellt, Gemische mit Bitumen könn-
Nachteilig können sich hohe Dauerlasten aus- ten für den Menschen ebenfalls ein gesundheitliches
Risiko darstellen.
wirken, wenn Last, Aufstandsfläche und die zu
Bitumen ist nach der Gefahrstoffverordnung jedoch kein
erwartenden Temperaturverhältnisse nicht sorg- krebserzeugender Gefahrstoff und kennzeichnungsfrei.
fältig aufeinander abgestimmt sind. Weiter ist zu Weitere Einzelheiten sind der Spezialliteratur [37] zu ent-
beachten, dass die Zusammendrückbarkeit der nehmen.
436 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Austrocknungszeit. Als Faustregel gilt, dass bei Calciumsulfatestrich) zur Erweichung der oberen Estrichzo-
günstigem Baustellenklima die Trockenzeit bei ei- ne führt. Um derartige Schäden weitgehend auszuschlie-
ßen, muss die verbleibende Restfeuchte grundsätzlich vor
nem dem Aufbringen eines Bodenbelages bzw. einer Beschich-
t40 mm dicken Estrich etwa 4 Wochen beträgt tung vom Bodenleger im Rahmen seiner Prüfpflicht gemes-
(pro Zentimeter 1 Woche). Bei jedem weiteren sen werden. Hierfür wird in der Regel ein sog. CM-Gerät
verwendet.
Zentimeter erhöht sich die Trockenzeit im Qua-
drat. Somit kommen bei einem Bei beheizbaren Fußbodenkonstruktionen
t60 mm dicken Estrich nochmals 4 Wochen wird der Feuchtegehalt durch Aufheizen der Es-
hinzu (pro Zentimeter 2 Wochen), so dass die trichschicht weiter reduziert und so vor dem Ver-
Gesamttrockenzeit bei dieser Estrichdicke un- legen der Nutzschicht die zulässige Belegreife für
gefähr 8 Wochen beträgt. den jeweiligen Bodenbelag erreicht. Trotz dieses
Aufheizungsvorganges ist jedoch nicht sicherge-
Belegreife von Estrichen. Eine Restmenge an stellt, dass der Estrich den erforderlichen Feuch-
Feuchtigkeit – Ausgleichsfeuchte, Estrichrest- tegehalt aufweist. Daher sind Feuchtigkeitsmes-
feuchte oder Gleichgewichtsfeuchte genannt sungen mit dem CM-Gerät auch beim Heizestrich
– verbleibt jedoch immer im unbeheizbaren Es- unerläßlich. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 12.2.3
trich und entweicht normalerweise nicht. Die Be- sowie Tabelle 12.9.
legreife eines Estrichs ist im Allgemeinen erreicht,
wenn er den für die Verlegung eines bestimmten
Bodenbelags zulässigen Grenzfeuchtigkeitsge- 11.3.6.4 Estrichkonstruktionen und
halt aufweist. Estrichherstellung
Grenzwerte für die zulässige Restfeuchte von
konventionellen Estrichen und Fließestrichen auf Einteilung und Benennung: Überblick
Zement- und Calciumsulfatbasis zeigt Tabelle Estrichkonstruktionen. Estriche können grund-
11.32. sätzlich nach zwei Konstruktionsprinzipien auf-
gebaut sein. Man unterscheidet (Bild 11.33):
Tabelle 11.32 Zulässige Feuchtewerte für die Belegreife tVerbundkonstruktion, die im kraftschlüssigen
von Estrichen Verbund mit dem tragenden Untergrund her-
gestellt wird.
Calciumsulfat-
11 Estrichart Zementestrich
estrich tSchwimmende Konstruktion, die durch eine
Trennschicht, Abdichtung oder Dämmschicht
Belag vom tragenden Untergrund getrennt ist und
t dampfbremsend ≤ 2,0 CM-./. ≤ 0,5 CM-./.1) auch keine unmittelbare Verbindung mit den
t als Heizestrich ≤ 1,8 CM-./. ≤ 0,3 CM ./.2)
angrenzenden Bauteilen aufweist.
Belag
t dampfdurchlässig ≤ 2,5 CM-./. ≤ 1,0 CM-./. Beide Konstruktionsarten unterscheiden sich we-
sentlich, so dass sich daraus Auswirkungen erge-
1) Alle Werte gelten für Messungen mit dem CM-Gerät ben beispielsweise hinsichtlich der Belastbarkeit,
2) Vgl. hierzu auch Tabelle 12.9 der Fugenanordnung sowie den zu erwartenden
Verformungstendenzen (Schubspannungen) in
der jeweiligen Bodenkonstruktion.
Die Gehschicht (Nutzschicht) wird bezüglich der Was-
serdampfdurchgängigkeit in dampfdurchlässige, dampf-
bremsende und (relativ) dampfdichte Bodenbelagarten 1. Verbundestriche
bzw. Bodenbeschichtungen eingeteilt. Zu den relativ
dampfdichten Belägen zählt man die elastischen Boden- Allgemeines. Verbundestriche sind mit dem tra-
beläge (PVC, Gummi, Linoleum), Stein- und Keramikbeläge genden Untergrund fest verbunden (Bild 11.26a
in Dünnbett sowie Bodenbeschichtungen aus Kunstharzen.
Textile Bodenbeläge können sowohl dampfbremsende als
und 11.33a bis c). Sie können unmittelbar, d. h.
auch dampfdurchlässige Rückenbeschichtungen aufwei- ohne Belag, genutzt oder mit einem Belag bzw.
sen. Zu den besonders feuchteempfindlichen Belägen zäh- einer Beschichtung versehen werden. Verbund-
len alle Holz- und Holzwerkstoffböden, Laminatböden u. Ä. estriche eignen sich insbesondere als
Schäden an Bodenbelägen treten häufig dadurch auf, tAusgleichestrich, wenn der tragende Unter-
dass sich die Feuchtigkeit aus dem Estrich, ggf. auch aus grund größere Unebenheiten aufweist,
dem tragenden Untergrund, unter relativ dampfdichten
Belägen anreichert und dort zur Verseifung des Klebers, zur tGefälleestrich, zur raschen Ableitung des Ober-
Blasenbildung und bei feuchteempfindlichem Estrich (z. B. flächenwassers zum Bodeneinlauf,
11.3 Fußbodenkonstruktionen 437

1 2 3 4 5 6 5 3 4 7 8a 9 10 8b 9 3 11a 12 11b 13

11.33a 11.33b 11.33c 11.33d 11.33e 11.33f


11.33 Schematische Darstellung unbeheizbarer Estrichkonstruktionen (Überblick)
Verbundkonstruktionen Schwimmende Konstruktionen
a) mit Dickbettmörtel d) auf Trennschicht
b) mit Verbundestrich und Dünnbettkleber e) auf Abdichtung mit Trennschicht (Gleitschicht)
c) mit Verbundestrich und Dickbettmörtel f) auf Dämmschichten (ein- oder zweilagig)
1 tragender Untergrund (Rohbetondecke) 8a Trennschicht (zweilagig)
2 Haftbrücke 8b Trennschicht/Gleitschicht (einlagig)
3 Dickbettmörtel 9 Estrich auf Trennschicht/Abdichtung
4 Fliesenbelag 10 Abdichtung gegen Feuchtigkeit
5 Verbundestrich 11a) Dämmschicht (einlagig)
6 Dünnbettkleber 11b) Dämmschicht (zweilagig)
7 planebener Untergrund 12 Abdeckung (z. B. PE-Folie 0,1 mm) einlagig
13 Estrich auf Dämmschicht(en)

tNutzboden in untergeordneten Räumen, ohne Die Unterteilung der Estrichflächen in Einzelfel-


Anforderungen an Schall- und Wärmeschutz, der durch Bewegungsfugen (Feldbegrenzungs-
tNutzestrich im Industriebau, wo hohe Belast- fugen) ist bei Verbundestrichen zu unterlassen;
barkeit und Verschleißfestigkeit gefordert sind. sie sind schädlich und stören den Verbund.
Randfugen sind an aufgehenden Bauteilen nur
Verbundestriche müssen unmittelbar und vollflä- anzulegen, wenn diese Teile nicht fest mit dem 11
chig kraftschlüssig mit dem jeweiligen tragenden tragenden Untergrund verbunden sind.
Untergrund (z. B. Betondecke) verbunden sein. Al-
le auftretenden Kräfte, die aus Verformungen des Anforderungen. Verbundestriche müssen den
Untergrundes, Schwindvorgängen des Estrichs, allgemeinen Anforderungen nach DIN 18 560-1
Temperatureinflüssen und aus Verkehrslasten re- und -3 entsprechen; für hochbeanspruchbare In-
sultieren, erzeugen in dieser Verbundkonstruktion dustrieestriche gilt Teil 7 der vorgenannten Norm.
Zwängungsspannungen, die von dem Gesamtsys- Die jeweiligen Festigkeitsklassen und Anwen-
tem (Untergrund, Haftbrücke, Estrich) aufgenom- dungsbereiche sind Abschn. 11.3.6.2, Estrichar-
men bzw. weitergegeben werden. ten, zu entnehmen.
Damit ein guter Haftverbund möglich wird, Einzelheiten über die Herstellung von Ver-
muss die Oberfläche des tragenden Untergrun- bundestrichen siehe VOB Teil C, DIN 18 353,
des in der Regel ausreichend trocken, fest, eben, Estricharbeiten, sowie DIN 18 354, Grußasphal-
oberflächenrau und frei von haftmindernden tarbeiten. Auf die weiterführende Fachliteratur
Verunreinigungen sein; außerdem darf der Un- [17], [21] wird verwiesen. Der aktuelle Stand der
tergrund keine Risse und lose Bestandteile auf- Normung ist Abschn. 11.5 zu entnehmen.
weisen. Eine mechanische Behandlung des Trag-
betons (Schleifen, Fräsen, Sandstrahlen) kann in Zementgebundener Verbundestrich
bestimmten Fällen notwendig werden. (Konventioneller Zementestrich)
Zementgebundener Verbundestrich wird im Wohnungs-
Fugen im Verbundbereich. Bauwerksfugen (Ge- bau vor allem in Kellern, Nebenräumen und Garagen als
bäudetrennfugen) sind an gleicher Stelle und in unmittelbar begehbarer Nutzestrich eingesetzt. In gewerb-
lich genutzten Räumen kommt er als Industrieestrich für
gleicher Breite im Verbundestrich zu überneh- hohe Beanspruchungen mit vergüteter Oberfläche zur An-
men und die Belagkanten durch spezielle Metall- wendung. Vgl. hierzu Abschn. 11.3.6.7, Zementgebundener
profile zu schützen (Bild 11.40a und 11.41). Hartstoffestrich.
11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Untergrund. Zementgebundener Verbundestrich kann Nachbehandlung. Der frisch eingebrachte, fertige Estrich
entweder auf einem frisch betonierten, noch nicht erhär- ist durch Feuchthalten, Abdecken vor Sonneneinstrahlung,
teten Betonuntergrund „frisch in frisch“ oder auf einen Zugluft und Frost ausreichend lang zu schützen. Diese
bereits erhärteten und trockenen Untergrund aufgebracht Nachbehandlung ist ganz entscheidend für die Rissanfällig-
werden. keit und Festigkeit der Estrichoberfläche.
Wird er auf einen bereits erhärteten Untergrund aufgetra-
gen, müssen die wesentlichen Verformungen des Beton-
untergrundes aus Kriechen und Schwinden bereits abge- Calciumsulfatgebundener Verbundestrich
klungen sein, da es sonst zu einer Überlagerung mit den (Calciumsulfat-Fließestrich)
Zugspannungen des Estrichs kommt. Es besteht dann die
Gefahr, dass Scherspannungen am Estrichrand entstehen, Calciumsulfat-Fließestriche sind pumpbar, verlaufen und
die bei ungenügendem Haftverbund zwischen Untergrund nivellieren sich weitgehend selbst und sind demzufolge
und Estrich zur Ablösung führen. Diese Spannungen sind rationell zu verarbeiten.
um so kritischer zu bewerten, je dicker und je großflächiger Auch calciumsulfatgebundene Verbundestriche müssen
der Estrich ist. vollflächig kraftschlüssig mit dem tragenden Untergrund
verbunden sein, damit alle auftretenden Kräfte, Spannun-
Haftbrücken. Um eine ausreichende Haftzugfestigkeit gen und Lasten vom Gesamt-Verbundsystem aufgenom-
zwischen Tragbeton und Estrich zu erreichen, muss in der men werden können.
Regel immer zuerst eine Haftbrücke auf den Untergrund
aufgetragen werden. Diese verbessert die Verbindung zwi- Untergrund. Fließestriche auf Calciumsulfatbasis werden
schen Estrich und Tragbeton und somit den Haftverbund. in der Regel auf Betonuntergrund verlegt. Da sie keiner
Man unterscheidet: ständig einwirkenden Feuchtebeanspruchung ausgesetzt
t Zementschlämmen (Grundierschlämmen) aus werkge- werden dürfen, muss dieser beim Einbau trocken sein und
mischtem Trockenmörtel (Mischungsverhältnis Zement: auch stets trocken bleiben. Um dies zu gewährleisten, ist
Feinsand 0/2 mm = 1 : 1), die am Einsatzort nur noch die Estrichschicht auf erdberührter Bodenplatte gegen auf-
mit Wasser angemacht werden. Vor dem Auftrag der steigende Feuchtigkeit, über noch junger Rohbetondecke
Haftbrücke muss der trockene Untergrund – der sehr gegen nachstoßende Restfeuchte und bei Decken über
saugfähig sein kann – sorgfältig vorgenässt werden, um Räumen mit feucht-warmer Luft gegen Wasserdampfdiffu-
Trockenrisse im Estrich zu vermeiden. Diese mineralische sion von unten gemäß Abschn. 11.3.2 zu schützen.
Haftbrücke ist feuchtigkeitsbeständig, so dass sie auch Haftbrücken. Die Tragschicht muss des Weiteren ausrei-
auf erdberührten, feuchten Betonuntergründen aufge- chend fest, sauber, offenporig und saugfähig sein. Darauf
bracht werden kann. ist eine Grundierschlämme oder auf dichtem Untergrund,
In der Regel ist jedoch vor der Ausführung eines Ver- eine Haftbrücke aus Epoxidharz mit Quarzsandabstreu-
bundestrichs sicherzustellen, dass aus dem darunter ung aufzutragen. Der schmale Wandstreifen, an den der
liegenden Bauteil keine Feuchtigkeit mehr nach oben Verbundestrich später anschließt, muss ebenfalls grundiert
wandern kann. werden, um eine Feuchtigkeitsabgabe an die Wand zu ver-
t Kunstharzdispersionen, die jedoch nicht im gleichen hindern.
Maße kraftschlüssig wirken, wie rein mineralische Haft- Bauwerksfugen (Gebäudetrennfugen) sind an gleicher Stel-
brücken. Sie sind außerdem meist nicht einsetzbar, wenn le und in gleicher Breite zu übernehmen; ansonsten kann
bei erdberührtem Untergrund mit aufsteigender Feuch- der Verbundestrich fugenlos ausgeführt werden.
tigkeit gerechnet werden muss.
Festigkeitsklassen/Nenndicke. Calciumsulfatgebundene
t Reaktionsharze (z. B. Epoxidharze) werden als Haftbrü- Verbundestriche müssen zur Aufnahme eines Belages die
cke häufig eingesetzt. Sie haften an Betonoberflächen Festigkeitsklasse C 20/F 3, bei Nutzung ohne Belag mindes-
sehr gut und sind weniger feuchtigkeitsempfindlich als tens die Festigkeitsklasse C 25/F 4 aufweisen (Tabelle 11.29
die Kunstharzdispersionen, ergeben jedoch in gewissen und 11.30).
Fällen eine dampfbremsende Schicht und sind relativ
teuer. Die Verarbeitungsvorschriften der Hersteller sind Die Nenndicke soll in der Regel ≥ 25 mm betragen; bei
immer zu beachten. einschichtiger Ausführung darf der Verbundestrich nicht
dicker als 50 mm und nicht dünner als 20 mm sein.
Festigkeitsklassen/Nenndicke. Zementgebundene Ver-
bundestriche müssen zur Aufnahme eines Belages die
Festigkeitsklasse CT F 4, bei Nutzung ohne Belag mind. die Bitumengebundener Verbundestrich
Festigkeitsklasse CT F 5 aufweisen (Tab. 11.27). Für Indus- (Gussasphaltestrich)
trieestrich ist mind. die Festigkeitsklasse C 35 bzw. F 5 nach
DIN 13 813 erforderlich. Gussasphaltestrich im Verbund wird vorwiegend im In-
dustriebau eingesetzt, er kann aber auch im Freien verlegt
Bei einschichtiger Ausführung sollten sie nicht dicker als werden.
50 mm und nicht dünner als 25 mm sein. Der Einbau noch Untergrund. Als tragender Untergrund eignet sich vor
dünnerer Verbundestriche aus kunststoffvergüteten Es- allem Asphalt. Der Gussasphaltestrich wird darauf direkt
trichmischungen bzw. reinen Reaktionsharzestrichen ist aufgebracht, so dass aufgrund der hohen Einbautempera-
möglich. turen eine vollflächige, dauerhafte Verbindung entsteht.
Die erforderliche Mindestestrichdicke bei Zement-Fließe- Betonflächen sind für die Verbundverlegung weniger ge-
strich im Verbund beträgt 30 mm; dünnere Schichten sind eignet.
ebenfalls möglich. Die Entwicklung auf diesem Gebiet ist Die Oberfläche des Gussasphaltestrichs muss in noch war-
noch nicht abgeschlossen. Einzelheiten hierzu sind den Ab- men Zustand mit Sand abgerieben oder mit Splitt abge-
schnitten „Estricharten“ und „Estrich auf Dämmschichten“ streut werden. Eine weitergehende Nachbehandlung ist
zu entnehmen. nicht erforderlich. S. hierzu auch Abschn. 11.3.6.4, Verle-
gung von Gussasphaltestrich auf Dämmschicht.
11.3 Fußbodenkonstruktionen 439

Härteklassen/Nenndicke. Die jeweilige Härteklasse des (Feldbegrenzungsfugen) je nach Estrichart sowie


Verbundestrichs muss auf die Art der Nutzung und der elastische Randfugen zwischen Estrichplatte und
Beanspruchung abgestimmt sein. Für beheizte Räume wer-
den AS IC 10 oder AS IC 15, für nicht beheizbare Räume AS allen aufgehenden Bauteilen, die die freie Beweg-
IC 15 oder AS IC 40 und im Freien ebenfalls AS IC 40 einge- lichkeit ermöglichen. Die Ebenheitstoleranzen
setzt (Tabelle 11.31). nach DIN 18 202 sind Tabelle 11.2 zu entnehmen.
Die Nenndicke liegt je nach Beanspruchungsgruppe zwi-
schen ≥ 25 und ≥ 30 mm; sie sollte bei einschichtiger Aus- Untergrund. Der tragende Untergrund darf kei-
führung 40 mm nicht überschreiten und nicht weniger als ne punktförmigen Erhebungen, Rohrleitungen
20 mm betragen. o. Ä. aufweisen. Falls Rohrleitungen auf dem Un-
tergrund verlegt sind, müssen sie befestigt sein.
2. Estriche auf Trennschicht Durch einen Ausgleich ist wieder ein tragender
Untergrund mit einer ebenen Oberfläche zur
Allgemeines. Beim Estrich auf Trennschicht liegt Aufnahme der Trennschicht herzustellen. Unge-
die Estrichplatte vollflächig auf dem tragenden bundene Schüttungen dürfen hierfür nicht ver-
Untergrund auf, ist von diesem jedoch durch eine wendet werden. Einzelheiten hierzu s. Abschn.
dünne Zwischenlage getrennt (Bild 11.26b und 11.3.6.6, Rohrleitungen auf Rohdecken.
11.33d bis e). Der Estrich kann unmittelbar, d. h.
ohne Belag, genutzt oder mit einem Belag bzw. Trennschicht. Die Trennschicht ist in der Re-
einer Beschichtung versehen werden. gel zweilagig, bei Gussasphalt- und Fließestrich
Estriche auf Trennschicht werden vor allem aus einlagig auszuführen und faltenfrei zu verlegen.
bautechnischen oder bauphysikalischen Grün- Abdichtungen und Dampfsperren dürfen als eine
den eingesetzt, wenn zum Beispiel Lage der Trennschicht gelten. Je nach Estrichart
eignen sich für die Trennschicht beispielsweise
tkeine Anforderungen an Wärme- und Tritt-
Polyethylenfolie (PE-Folie mind. 0,1 mm dick),
schallschutz bestehen,
Natronkraftpapier PE beschichtet (Schrenzlage)
tder Untergrund für einen direkten Haftverbund und Rohglasvlies.
nicht geeignet ist,
tein junger Betonuntergrund noch eigenen Fugenanordnung. Bauwerksfugen (Gebäude-
Formänderungen unterworfen ist, trennfugen) sind an gleicher Stelle und in glei-
cher Breite zu übernehmen und die Kanten durch
tmit hohen Temperatur-Wechselbeanspruchun-
Metallprofile zu schützen (Bild 11.40a und 11.41).
gen zu rechnen ist,
Bei der Festlegung von Fugenabständen und
tauf eine Abdichtungsebene und/oder Dampf- Estrichfeldgrößen ist die Estrichart, der vorgese- 11
sperre eine gleitfähige Schutzschicht aufzu- hene Belag und die Art der Beanspruchung (z. B.
bringen ist, thermische Einwirkung) zu berücksichtigen.
tmit starker Verkehrsbelastung und hoher Last-
einwirkung zu rechnen ist. Anforderungen. Estriche auf Trennschichten
müssen den allgemeinen Anforderungen nach
DIN 18 560-1 und -4 entsprechen; für hochbean-
Estrich auf Trennschicht. Da beim Estrich auf
spruchbare Industrieestriche gilt Teil 7 der vorge-
Trennschicht kein Haftverbund zwischen der Es-
nannten Norm.
trichplatte und dem tragenden Untergrund be-
steht, können sich beide Teile unabhängig von- Die jeweiligen Festigkeitsklassen und Anwen-
einander bewegen. Jedes Bauteil ist in seinem dungsbereiche sind Abschn. 11.3.6.2, Estrichar-
Verformungsverhalten eigenständig, Spannun- ten, zu entnehmen.
gen können weder übertragen noch abgeleitet Einzelheiten über die Herstellung von Es-
werden. trichen auf Trennschicht siehe VOB Teil C,
Volumenveränderungen ergeben sich bei der lo- DIN 18 353, Estricharbeiten, sowie DIN 18 354,
se aufliegenden, dünnen Estrichplatte vor allem Gussasphaltarbeiten. Der aktuelle Stand der Nor-
durch Schwinden und Quellen und thermisch be- mung ist Abschn. 11.5 zu entnehmen.
dingte Einflüsse. Dabei kann sich die Estrichplatte –
vorwiegend beim Zementestrich – auch in der Flä- Zementestrich auf Trennschicht
che verwölben und an den Rändern aufschüsseln. Zementestrich auf Trennschicht wird im Wohnungsbau auf-
Die wichtigsten Voraussetzungen für eine scha- grund des fehlenden Wärme- und Trittschallschutzes vor
allem in untergeordneten Räumen als unmittelbar be-
densfreie Estrichkonstruktion sind ein ebener gehbarer Nutzestrich eingesetzt. In gewerblich genutzten
Untergrund, eine darauf aufgebrachte zweila- Räumen kommt er häufig auf noch jungen Tragbeton, als
gige Trenn- und Gleitschicht, Bewegungsfugen Schutz- und Nutzschicht über Abdichtungen sowie bei
11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

hohen Temperatur-Wechselbeanspruchungen und starken Festigkeitsklasse/Nenndicke. Die Estrichdicke bei Cal-


Belastungen aller Art zum Einsatz. ciumsulfatestrich auf Trennschicht muss mind. 30 mm be-
tragen und mind. die Festigkeitsklasse CA F 4 aufweisen.
Estrichplatte. Bei zementgebundener Estrichplatte ist im-
mer mit ausgeprägten Volumen- bzw. Formveränderungen
beispielsweise durch Schwindvorgänge, bei hohen Tempe- Gussasphaltestrich auf Trennschicht
raturen und zu frühzeitigem Belegen mit nahezu dampf-
Gussasphaltestrich auf Trennschicht wird hauptsächlich
dichten Bodenbelägen zu rechnen. Dies führt häufig zu
im Industrie- und Freizeitbereich (z. B. Markthallen, Groß-
Verwölbungen der Estrichplatte, zum Aufschüsseln bzw.
küchen, Sportanlagen) als hochbeanspruchbarer Estrich
Absenken der Estrichränder und zu Rissen. Einzelheiten
eingesetzt [21], [22]. Er wird in der Regel auf Tragbeton
hierzu s. Abschn. 11.3.6.4, Zementestrich auf Dämmschicht.
verlegt, kann jedoch im Prinzip auf allen tragfähigen Unter-
Die Trennschicht wird meist zweilagig ausgebildet; ver- gründen aufgebracht werden, die fest, trocken, eben, sau-
wendet werden vor allem Polyethylenfolien, mind. 0,1 mm ber und frei von Rissen sind.
dick.
Die Trennschicht kann bei Gussasphaltestrich einlagig aus-
Fugenanordnung. Zwischen Estrichplatte und allen auf- geführt werden. Im Hinblick auf die hohe Einbautempera-
gehenden Bauteilen, Türzargen, Rohrleitungen usw. sind tur eignen sich als Trennlage vor allem Rohglasvlies und
mind. 8 mm dicke Randstreifen ringsumlaufend anzuord- Natronkraftpapier.
nen. Größere Estrichfelder sind durch Bewegungsfugen Fugenanordnung. Gussasphalt auf Trennschicht kann
(Feldbegrenzungsfugen) in 25 bis 40 m2 große Teilflächen ohne Fugen großflächig aufgebracht werden. Lediglich
gedrungener Form (abhängig von den jeweiligen bauphy- Bauwerksfugen (Gebäudetrennfugen) sind zu übernehmen
sikalischen und raumgeometrischen Gegebenheiten) zu und die Kanten mit Metallprofilen zu sichern (Bild 11.40a
unterteilen, wobei die Seitenlänge 8 m nicht überschreiten und 11.41).
soll. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 11.3.6.5, Anordnung und
Da sich der heiß eingebrachte Gussasphalt beim Erkalten
Ausbildung von Fugen in schwimmenden Estrichkonstruk-
zusammenzieht (Kontraktion), kann auf die Anordnung
tionen.
von Randstreifen im Allgemeinen verzichtet werden. Es
Festigkeitsklassen/Nenndicke. Zementestrich auf Trenn- genügt, wenn die Trennschicht an den Wänden und ande-
schicht muss mind. die Festigkeitsklasse CT F 4 aufweisen ren aufgehenden Bauteilen bis Oberfläche Fußbodenbelag
(Tab. 11.27). Bei einschichtiger Ausführung und bei kon- hochgezogen wird (Bild 11.39).
ventionellem Zementestrich auf Trennlage sollte die Es- Werden auf Gussasphaltestrich jedoch Stein- oder Kera-
trichdicke 35 mm nicht unterschreiten. Die erforderliche mikbeläge, Holzpflaster oder Parkett verlegt, so sind immer
Mindest-Estrichdicke bei Zement-Fließestrich auf Trenn- Randstreifen in einer Dicke von mind. 10 mm vorzusehen (un-
schicht beträgt 35 mm. terschiedliche Wärmeausdehnungskoeffizienten). S. hier-
zu Abschn. 11.3.6.4, Gussasphaltestrich auf Dämmschicht.

Calciumsulfatestrich auf Trennschicht Härteklasse, Nenndicke. Gussasphalt auf Trennschicht


soll für normal beheizte Räume die Härteklasse AS IC 10
Anstelle des konventionellen Anhydritestriches werden bzw. IC 15, für nicht beheizte Räume die Härteklasse AS IC
vermehrt Calciumsulfat-Fließestriche eingesetzt, die pump- 15 bzw. IC 40 aufweisen (Tab. 11.31). Die Estrichdicke sollte
bar und fließfähig und aufgrund ihrer flüssigen Konsistenz bei einschichtiger Ausführung 25 mm nicht unterschreiten.
rationell zu verarbeiten sind.
Untergrund. Calciumsulfatestriche dürfen keiner ständi-
gen Feuchtigkeitsbeanspruchung ausgesetzt sein. Daher 3. Estriche auf Dämmschichten
ist auf erdberührten Bodenplatten immer eine Abdich-
tung gegen aufsteigende Feuchtigkeit und bei Gefahr von Allgemeines. Estrich auf Dämmschicht (schwim-
Dampfdiffusion und nachstoßender Restfeuchte aus noch
junger Rohbetondecke eine Dampfsperre bzw. dampf- mender Estrich) ist ein auf einer Dämmschicht
bremsende Schicht gemäß Abschn. 11.3.2 anzuordnen. hergestellter Estrich, der auf seiner Unterlage be-
Die Trennschicht kann bei Fließestrich abweichend von der weglich ist und keine unmittelbare Verbindung
Norm einlagig ausgeführt werden. Über Abdichtungen und mit angrenzenden Bauteilen, wie beispielsweise
Dampfsperren ist jedoch immer noch eine weitere Trenn- Wänden oder Installationsrohren, aufweist. Eine
schichtlage einzuplanen. Die Bahnenüberdeckung an den
Stößen sollte 10 bis 20 cm betragen und verklebt oder ver- Sonderform dieser Estrichkonstruktion stellen
schweißt werden. Heizestriche dar (Bild 11.26c bis d).
Fugenanordnung. Im Gegensatz zum Zementestrich auf Estrich auf Dämmschicht wird vor allem aus
Trennschicht kann Calciumsulfat-Fließestrich in großen schall- und/oder wärmetechnischen Gründen
zusammenhängenden Flächen nahezu ohne Feldbegren- eingebaut. Die biegesteife, lastverteilende Es-
zungsfugen verlegt werden. Nur in bestimmten Fällen sind
Bewegungsfugen vorzusehen (Herstellerangaben beach- trichplatte bildet mit der federnden Dämm-
ten). S. hierzu auch Abschn. 11.3.6.4, Calciumsulfatestrich schicht auf der Rohdecke ein Schwingungssys-
auf Dämmschicht. tem (zweischalige Konstruktion), das das
An allen aufgehenden Bauteilen und Installationsrohren Eindringen von Körperschall (Trittschall) in die
müssen jedoch mind. 8 mm dicke Randstreifen angeordnet Deckenkonstruktion weitgehend verhindert, die
werden. Bauwerksfugen (Gebäudetrennfugen) sind an glei-
cher Stelle und in gleicher Breite zu übernehmen und die Luftschalldämmung verbessert und auch Anfor-
Kanten durch Metallprofile zu schützen (Bild 11.40a und derungen an den Wärmeschutz erfüllt.
11.41).
11.3 Fußbodenkonstruktionen 441

Tabelle 11.34 Nenndicken und Biegezugfestigkeit bzw. Härte unbeheizter Estriche auf Dämmschichten1)
für lotrechte Nutzlasten ≤ 2 kN/m2 (Auszug aus DIN 18 560-2)
Estrichart Biegezugfestig- Estrichnenndickea Bestätigungsprüfung
keitsklasse bzw. in mm bei einer
Härteklasse Zusammendrück- Biegezugfestigkeit Eindringtiefe
nach barkeit der Dämm- βBZ N/mm2 mm
DIN EN 13 813 schicht cd
≤ 5 mmb kleinster Mittelwert bei bei
Einzelwert (22 ± 1) °C (40 ± 1) °C
Calciumsulfat- F4 ≥ 35 ≥ 3,5 ≥ 4,0 – –
Fließestrich CAF F5 ≥ 30 ≥ 4,5 ≥ 5,0 – –
F7 ≥ 30 ≥ 6,5 ≥ 7,0 – –
Calciumsulfat- F4 ≥ 45 ≥ 2,0 ≥ 2,5 – –
estrich CA F5 ≥ 40 ≥ 2,5 ≥ 3,5 – –
F7 ≥ 35 ≥ 3,5 ≥ 4,5 – –
Gussasphaltestrich IC 10 ≥ 25 – – ≤ 1,0 ≤ 4,0
AS
Kunstharzestrich F7 ≥ 35 ≥ 4,5 ≥ 5,5 – –
SR F 10 ≥ 30 ≥ 6,5 ≥ 7,0 – –
Magnesiaestrich F 4c ≥ 45 ≥ 2,0 ≥ 2,5 – –
MA F5 ≥ 40 ≥ 2,5 ≥ 3,5 – –
F7 ≥ 35 ≥ 3,5 ≥ 4,5 – –
Zementestrich F4 ≥ 45 ≥ 2,0 ≥ 2,5 – –
CT F5 ≥ 40 ≥ 2,5 ≥ 3,5 – –
a Bei Dämmschichten ≤ 40 mm kann bei Calciumsulfat-, Kunstharz-, Magnesia- und Zementestrichen die Estrichnenndicke
um 5 mm reduziert werden. Die Nenndicke (außer Gussasphalt) darf 30 mm nicht unterschreiten.
b Bei Gussasphaltestrichen darf die Zusammendrückbarkeit der Dämmschichten nicht mehr als 3 mm betragen.
c Die Oberflächenhärte bei Steinholzestrichen muss mindestens SH 30 entsprechen.
d Bei höherer Zusammendrückbarkeit (≤ 10 mm) muss die Estrichnenndicke um 5 mm erhöht werden.

1) Die Dämmschicht kann aus einer oder mehreren Lagen aus den für die vorgesehene Art des Estrichs geeigneten
Dämmstoffen bestehen; die Zusammendrückbarkeiten werden addiert.
11
Estrichnenndicke/Verkehrslast. Die Dicke der entsprechend größere Estrichnenndicken einzu-
Estrichplatte ist im Wesentlichen von der Art des planen.
Estrichs, der Dicke und Zusammendrückbarkeit Die sich aus Tabelle 11.35 ergebenden Zusam-
des Dämmstoffes sowie von der anzunehmen- menhänge werden bei der Dimensionierung der
den Verkehrslast abhängig Estrichplatte häufig übersehen. Einzelheiten sind
In Tabelle 11.34 sind die jeweils erforderlichen der weiterführenden Fachliteratur [23] zu entneh-
Nenndicken und Festigkeit unbeheizbarer Estri- men.
che – unter Berücksichtigung der im Wohnungs- In der Baupraxis wird häufig versucht, eine zu ge-
bau üblichen Verkehrslasten angegeben. Ent- ringe Estrichnenndicke mit einer höheren Festig-
sprechende Nenndicken von Heizestrichen siehe keitsklasse – wie in den Tabellen 11.27 bis 11.31
Abschnitt 12.2. aufgezeigt – auszugleichen. Durch Anhebung
Anmerkung: Für Fließestriche sind auch ande- der Festigkeitsklasse kann die Estrichnenndicke
re als in der Tabelle angegebenen Festigkeiten jedoch nur wenig verkleinert werden. Demnach
möglich, wenn die geforderten Werte für die sind bei höheren Verkehrslasten in erster Linie
Biegezugfestigkeit in der Bestätigungsprüfung die Estrichnenndicken zu erhöhen.
nachgewiesen werden können. Anforderungen. Estriche auf Dämmschichten
Wie Tabelle 11.35 verdeutlicht, muss nach DIN müssen den allgemeinen Anforderungen nach
1055-3 in öffentlich zugänglichen Gebäuden je- DIN 18 560-1 und -2 entsprechen.
doch mit erheblich höheren Verkehrslasten als Die jeweiligen Festigkeitsklassen und Anwen-
im Wohnungsbau gerechnet werden. Um diese dungsbereiche sind Abschn. 11.3.6.2, Estrich-
Verkehrslasten aufnehmen zu können, sind auch arten, zu entnehmen.
442 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Tabelle 11.35 Gleichmäßig verteilte, lotrechte Verkehrslasten für Decken und Treppen nach DIN 1055-3
Spalte 1 2 3 4 5
qk Qk
Zeile Kategorie Nutzung Beispiele
kN/m2 kN
Für Wohnzwecke nicht geeigneter, aber zugänglicher
1 A A1 Spitzböden 1,0 1,0
Dachraum bis 1,80 m lichter Höhe.
Räume mit ausreichender Querverteilung der Lasten. Räume
Wohn- und
2 A2 und Flure in Wohngebäuden, Bettenräume in Krankenhäusern, 1,5 –
Aufenthaltsräume
Hotelzimmer einschl. zugehöriger Küchen und Bäder.
3 A3 wie A2, aber ohne ausreichende Querverteilung der Lasten 2,0c 1,0
Flure in Bürogebäuden, Büroflächen, Arztpraxen, Stations-
4 B B1 2,0 2,0
räume, Aufenthaltsräume einschl. der Flure, Kleinviehställe.
Büroflächen,
Arbeitsflächen, Flure in Krankenhäusern, Hotels, Altenheimen, Internaten
5 B2 Flure usw.; Küchen u. Behandlungsräume einschl. Operationsräume 3,0 3,0
ohne schweres Gerät.
6 B3 wie B2, jedoch mit schwerem Gerät 5,0 4,0
Flächen mit Tischen; z. B. Schulräume, Cafés, Restaurants,
7 C C1 3,0 4,0
Speisesäle, Lesesäle, Empfangsräume.
Räume, Versamm- Flächen mit fester Bestuhlung; z. B. Flächen in Kirchen,
8 C2 lungsräume und Theatern oder Kinos, Kongresssäle, Hörsäle, Versammlungs- 4,0 4,0
Flächen, die der räume, Wartesäle.
Ansammlung von Frei begehbare Flächen; z. B. Museumsflächen, Ausstellungs-
9 C3 Personen dienen flächen usw. und Eingangsbereiche in öffentlichen Gebäuden 5,0 4,0
können (mit Aus- und Hotels, nicht befahrbare Hofkellerdecken.
nahme von unter Sport- und Spielflächen; z. B. Tanzsäle, Sporthallen, Gymnastik-
10 C4 A, B, D und E festge- 5,0 7,0
und Kraftsporträume, Bühnen.
legten Kategorien).
Flächen für große Menschenansammlungen; z. B. in Gebäuden
11 C5 wie Konzertsäle, Terrassen und Eingangsbereiche sowie 5,0 4,0
Tribünen mit fester Bestuhlung.
Flächen von Verkaufsräumen bis 50 m2 Grundfläche in Wohn-,
12 D D1 2,0 2,0
Büro- und vergleichbaren Gebäuden.

11 13 D2 Verkaufsräume Flächen in Einzelhandelsgeschäften und Warenhäusern.


Flächen wie D2, jedoch mit erhöhten Einzellasten infolge
5,0 4,0

14 D3 5,0 7,0
hoher Lagerregale.

Fabriken und Flächen in Fabrikena und Werkstättena mit leichtem Betrieb


15 E E1 5,0 4,0
Werkstätten, und Flächen in Großviehställen
16 E2 Ställe, Lagerräume Lagerflächen, einschließlich Bibliotheken. 6,0b 7,0
und Zugänge, Flächen in Fabrikena und Werkstättena mit mittlerem oder
Flächen mit erheb- schwerem Betrieb, Flächen mit regelmäßiger Nutzung durch
17 E3 lichen Menschen- 7,5b 10,0
erhebliche Menschenansammlungen, Tribünen ohne feste
ansammlungen Bestuhlung.
Treppen und Treppenpodeste der Kategorien A und B1 ohne
18 Td T1 3,0 2,0
nennenswerten Publikumsverkehr.
Treppen und Treppenpodest der Kategorie B1 mit erheblichem
Treppen und
19 T2 Publikumsverkehr, B2 bis E sowie alle Treppen, die als Flucht- 5,0 2,0
Treppenpodeste
weg dienen.
Zugänge und Treppen von Tribünen ohne feste Sitzplätze,
20 T3 7,5 3,0
die als Fluchtweg dienen.
Zugänge, Balkone Dachterrassen, Laubengänge, Loggien usw., Balkone,
21 Zd 4,0 2,0
und Ähnliches Ausstiegspodeste.
a Nutzlasten in Fabriken und Werkstätten gelten als vorwiegend ruhend. Im Einzelfall sind sich häufig wiederholende
Lasten je nach Gegebenheit als nicht vorwiegend ruhende Lasten nach 6.4 einzuordnen.
b Bei diesen Werten handelt es sich um Mindestwerte. In Fällen, in denen höhere Lasten vorherrschen, sind die höheren
Lasten anzusetzen.
c Für die Weiterleitung der Lasten in Räumen mit Decken ohne ausreichende Querverteilung auf stützende Bauteile darf
der angegebene Wert um 0,5 kN/m2 abgemindert werden.
d Hinsichtlich der Einwirkungskombinationen nach DIN 1055-100 sind die Einwirkungen der Nutzungskategorie des
jeweiligen Gebäudes oder Gebäudeteils zuzuordnen.
11.3 Fußbodenkonstruktionen 443

Tabelle 11.36 Nenndicken und Biegezugfestigkeit bzw. Härte unbeheizter Estriche auf Dämmschichten1)
für lotrechte Nutzlasten (Einzellasten bis 4,0 kN2), Flächenlasten ≈ 5 kN/m2) (Auszug aus DIN 18 560-2)
Estrichart Biegezugfestig- Estrichnenndickea Bestätigungsprüfung
keitsklasse bzw. in mm bei einer
Härteklasse Zusammendrück- Biegezugfestigkeit Eindringtiefe
nach barkeit der Dämm- βBZ N/mm2 mm
DIN EN 13 813 schicht c
≤ 3 mm kleinster Mittelwert bei bei
Einzelwert (22 ± 1) °C (40 ± 1) °C
Calciumsulfat- F4 ≥ 65 ≥ 3,5 ≥ 4,0 – –
Fließestrich CAF F5 ≥ 55 ≥ 4,5 ≥ 5,0 – –
F7 ≥ 50 ≥ 6,5 ≥ 7,0 – –
Calciumsulfat- F4 ≥ 75 ≥ 2,0 ≥ 2,5 – –
estrich CA F5 ≥ 65 ≥ 2,5 ≥ 3,5 – –
F7 ≥ 60 ≥ 3,5 ≥ 4,5 – –
Gussasphaltestrich IC 10 ≥ 35 – – ≤ 1,0 ≤ 4,0
AS
Kunstharzestrich F7 ≥ 60 ≥ 4,5 ≥ 5,5 – –
SR F 10 ≥ 50 ≥ 6,5 ≥ 7,0 – –
Magnesiaestrich F 4b ≥ 75 ≥ 2,0 ≥ 2,5 – –
MA F5 ≥ 65 ≥ 2,5 ≥ 3,5 – –
F7 ≥ 60 ≥ 3,5 ≥ 4,5 – –
Zementestrich F4 ≥ 75 ≥ 2,0 ≥ 2,5 – –
CT F5 ≥ 65 ≥ 2,5 ≥ 3,5 – –
a Bei Dämmschichten ≤ 40 mm kann bei Calciumsulfat-, Kunstharz-, Magnesia- und Zementestrichen die Estrichnenndicke
um 5 mm reduziert werden.
b Die Oberflächenhärte bei Steinholzestrichen muss mindestens SH 30 nach DIN EN 13 813 entsprechen.
1) Die Dämmschicht kann aus einer oder mehreren Lagen aus den für die vorgesehene Art des Estrichs geeigneten
Dämmstoffen bestehen; die Zusammendrückbarkeiten werden addiert.
2) Bei Einzellasten sind für deren Aufstandsflächen im Allgemeinen zusätzliche Überlegungen erforderlich.
Dasselbe gilt für Fahrbeanspruchung.
11
Einzelheiten über die Herstellung von Es- die Estrichplatte dort nicht mehr auf, die Last
trichen auf Dämmschichten siehe VOB Teil C, konzentriert sich auf die Raummitte.
DIN 18 353, Estricharbeiten, sowie DIN 18 354, Wird der Zementestrich regelgerecht bis zur Be-
Gussasphaltarbeiten. Der aktuelle Stand der Nor- legreife gemäß Tabelle 11.32 getrocknet, geht
mung ist Abschn. 11.5 zu entnehmen. diese anfängliche Randaufwölbung im Laufe der
Zeit wieder weitgehend zurück und etwa 70 bis
Zementestrich auf Dämmschicht 80 % des Endschwindmaßes der Estrichplatte
Konventioneller Zementestrich/Verformungen. sind dann erreicht. Allerdings ist hierfür auch ein
Bei der Erhärtung und Austrocknung hydrau- Zeitraum von etwa 4 Wochen – bei einer Estrich-
lisch abbindender Zementestriche entweicht dicke von 40 mm – einzuplanen. Gegebenenfalls
das überschüssige Wasser aus den Kapillarporen, muss der Estrich künstlich getrocknet bzw. be-
es kommt zu einer Volumenverringerung des heizt werden.
Estrichs, dem sog. Schwinden. tImmer häufiger werden jedoch Bodenbelag-
Da der schwimmende Estrich unterseitig auf ei- arbeiten unter Zeitdruck zu früh ausgeführt
ner wasserundurchlässigen, diffusionsbremsen- und beispielsweise keramische Fliesen und
den Abdeckung (z. B. PE-Folie) aufliegt, trocknet Platten bereits zwei bis drei Wochen nach der
er an der Oberfläche schneller als auf der Unter- Verlegung des Zementestrichs – also vor dem
seite. Aufgrund dieses Feuchtigkeitsgefälles im Erreichen der Belegreife – auf die noch konkav
Estrich kommt es an der Oberseite zur Verkür- aufgewölbte Estrichplatte verlegt. Kurz dar-
zung der Estrichplatte und zur konkaven Auf- auf wird auch die Boden-Wand-Anschlussfuge
wölbung (Aufschüsselung) der Estrichränder. (Randfuge) mit elastoplastischer Fugendicht-
Durch diese Aufwölbung an den Rändern liegt masse verschlossen.
444 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Während des dabei weiter fortschreitenden 18 560 hingewiesen und empfohlen, in besonderen Fäl-
Aushärtungs- und Schwindvorganges nimmt len – zum Beispiel bei höheren Verkehrslasten (≥ 1,5 kN/
m2), ungünstigen Raumgrundrissen, bei besonders star-
die verwölbte Estrichplatte zunächst ihre pla- ker Sonneneinstrahlung hinter großflächigen Glasfas-
nebene Ausgangslage wieder ein. Bereits dabei saden – den Zementestrich dicker auszuführen und mit
kommt es zum Abriss der Randfuge, da sich die einer Bewehrung aus nicht statischen Baustahlmatten zu
ehemals erhöhten Ränder absenken. versehen.
t Im Merkblatt „Keramische Fliesen und Platten, Natur-
Die zu früh belegte Estrichplatte wird sich da- werkstein und Betonwerkstein auf beheizten zementge-
nach weiter verkürzen und dabei durch den bundenen Fußbodenkonstruktionen“ (Estrich mit Behei-
starren, kaum schwindenden Keramikbelag zung) [26] wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass
behindert (unterschiedliche Ausdehnungsko- eine Bewehrung – im Hinblick auf die großen Tempera-
turunterschiede – einzubauen ist.
effizienten). Außerdem weist der im Dünnbett
verlegte Belag eine dampfbremsende Wirkung
Der Einbau einer Bewehrung in Zementestrich
auf, so dass es zu einer Umkehrung des Feuch-
auf Dämmschicht ist demnach vor allem überall
tigkeitsgefälles im Estrich kommt. Die Folge ist
dort notwendig, wo in Estrichflächen unter Stein-
eine konvexe Verwölbung der gesamten Ver-
und Keramikbelägen mit größeren Temperatur-
bundkonstruktion mit weiterer zusätzlicher
Wechselunterschieden zu rechnen ist. Dies gilt
Randabsenkung. Nun hebt sich die Fläche in
vor allem bei Fußbodenheizungen, dicker be-
der Raummitte von der Dämmschicht ab, es
messenen Industrieböden, Bodenflächen hinter
kommt zu einer Hohllage und unter zu hoher
großflächigen Glasfassaden mit Sonneneinstrah-
Belastung kann es zu Rissen im Estrich bzw.
lung usw.
Fliesenbelag kommen.
Die Bewehrung hat im Wesentlichen zwei Funk-
Randverformungen sind bei schwimmend ver- tionen zu erfüllen, nämlich
legten, zementgebundenen Estrichkonstruktio- tBeschränkung der Rissbreiten,
nen systembedingt und auch bei fachgerechter tVerhinderung eines Höhenversatzes der Riss-
Ausführung nicht zu vermeiden. Bei Bodenflä- kanten.
chen im Wohnungsbau, die mit Stein- und Kera-
mikplatten belegt sind, können Randabsenkun- Eine Bewehrung wird in der Regel nur in schwim-
gen bis etwa 5 mm, bei anderen Belägen von mend verlegten Zementestrichen eingebaut; bei
etwa 3 mm auftreten. Elastoplastische Fugen- einschichtigen Verbundestrichen wirkt sich ihr
11 massen reißen bei diesen Bewegungen immer
ab und müssen in der Regel nach zwei Jahren
Einsatz nachteilig aus. Als Bewehrung eignen sich
Betonstahlmatten nach DIN 488-4 mit Maschen-
(2 Heizungsperioden) erneuert werden. Weite- weiten bis 150 x 150 mm. Vermehrt eingesetzt
re Einzelheiten hierzu sind der Fachliteratur [24] werden auch Stahlfasern, Glasfasern und Kunst-
sowie Abschn. 11.4.7.6, Verlegeverfahren bei stoff-Fasern.
Keramik- und Steinbelägen, zu entnehmen.
Verlegung von konventionellem
Konventioneller Zementestrich/Bewehrung. Über die
Notwendigkeit, in konventionellem Zementestrich eine Be-
Zementestrich auf Dämmschicht
wehrung einzubauen, wird seit geraumer Zeit kontrovers Die Herstellung eines schwimmenden Zementestrichs setzt
diskutiert. große Erfahrung und sorgfältiges Arbeiten auf Seiten der
Verlegefirma voraus, weshalb mit der Ausführung nur so-
t In DIN 18560-2, Estriche im Bauwesen, ist festgehalten,
lide Spezialfirmen beauftragt werden sollten. Bei der Her-
dass eine Bewehrung von Estrichen auf Dämmschicht
stellung schwimmender Zementestriche ist im Einzelnen
grundsätzlich nicht erforderlich ist. Es kann jedoch eine
folgendes zu beachten (Bild 11.37 und Bild 11.38).
Bewehrung – insbesondere bei Zementestrichen zur Auf-
nahme von Stein- und keramischen Belägen – zweckmä- t Innentemperatur. Die Innentemperaturen in Gebäuden
ßig sein, weil dadurch die Verbreiterung von eventuell sollen in der kalten Jahreszeit nicht unter 5 °C und nicht
auftretenden Rissen und der Höhenversatz der Risskan- über 15 °C liegen. Die Temperaturen sollen möglichst
ten vermieden werden. Es ist weiter angemerkt, dass das gleichmäßig sein, da ein zu schnelles und einseitiges
Entstehen von Rissen durch eine Estrichbewehrung nicht Antrocknen des Mörtels an der Oberfläche bei zu hohen
verhindert werden kann. Temperaturen zu Aufwölbungen, Festigkeitsminderun-
t Demgegenüber ist in VOB DIN 18 353, Estricharbeiten, gen und Rissen führt.
gefordert, dass Zementestriche auf Dämmschichten zur t Außenwandöffnungen müssen entweder verglast oder
Aufnahme von Stein- und keramischen Belägen mind. zumindest provisorisch mit Folien verschlossen sein, um
45 mm dick und außerdem bewehrt sein müssen. Zugluft sowie das Eindringen von Wasser durch Schlag-
t Im Merkblatt „Keramische Fliesen und Platten, Natur- regen zu verhindern.
werkstein und Betonwerkstein auf zementgebundenen t Innenausbau. Aufgehende Bauteile, für die ein Wand-
Fußbodenkonstruktionen mit Dämmschichten“ (Est- putz vorgesehen ist, müssen vor dem Verlegen der
rich ohne Beheizung) [25] wird auf die Aussage der DIN Dämmschichten konsequent bis Oberfläche Rohfußbo-
11.3 Fußbodenkonstruktionen 445

den verputzt sein, um eine sorgfältige Ausführung der ringsumlaufende Bewegungsfuge (Randfuge). Die im
Randdämmung vornehmen zu können und eine mög- Allgemeinen 5 bis 8 mm, bei Heizestrichen mindestens
lichst luftdichte Konstruktion des Gebäudes zu gewähr- 10 mm dicken Dämmsteifen müssen fugendicht ge-
leisten. Auch die Montage mit haustechnischen Instal- stoßen und vom tragenden Untergrund bis Oberkante
lationen, der Einbau von Türzargen mit Bodeneinstand Bodenbelag reichen. Auch alle durch Decke und Estrich
und Anschlagschienen sowie der Verputz von Rohrschlit- geführten Rohrleitungen, Konsolen usw. sind mit Dämm-
zen sind vorab fertig zu stellen. schalen zu ummanteln (Bild 11.38c).
t Tragender Untergrund. Der tragende Untergrund darf Die Randstreifen und die hochgezogene Abdeckung dür-
keine punktförmigen Erhebungen oder große Uneben- fen bei Naturstein-, Betonwerkstein- und Keramikböden
heiten aufweisen, die zu Schallbrücken oder unterschied- sowie bei Parkettböden erst nach Fertigstellung des Fuß-
lichen Estrichdicken führen können. Die zulässigen Eben- bodenbelages, bei textilen und elastischen Bodenbelä-
heitsabweichungen müssen DIN 18 202, Tabelle 3, Zeile gen erst nach Erhärtung der Spachtelmasse abgeschnit-
2 entsprechen. Einzelheiten hierzu sind der Tabelle 11.2 ten werden (Bild 11.40c). Dadurch wird ein Ausfüllen der
zu entnehmen. Randfugen mit Verlegemörtel, Fugenmaterial, Klebstoff
Deckendurchbrüche müssen sorgfältig geschlossen und o. Ä. verhindert und die Bildung von Schallbrücken ver-
Bauwerksfugen (Gebäudetrennfugen) in der Rohdecke mieden.
durch geeignete Spezialprofile im Estrich fortgeführt t Dämmschichten. Die Dämmplatten sind mit dichten
werden (Bild 11.41). Stößen im Verband (versetzte Stöße, keine Kreuzfugen)
Bodenplatten, die unmittelbar an das Erdreich grenzen zu verlegen. Wenn aus Gründen des Wärmeschutzes eine
oder Geschossdecken, bei denen die Gefahr von Diffusi- größere Dämmstoffdicke erforderlich wird, ist ein kom-
onsfeuchte besteht, sind mit Abdichtungen bzw. geeig- biniertes Verlegen von Trittschall- und Wärmedämm-
neten Dampfsperren gemäß Abschn. 11.3.2 zu schützen. platten möglich. In diesem Fall soll die weichere Tritt-
schalldämmplatte immer unten, d. h. unmittelbar auf der
t Rohrleitungen müssen auf der Rohdecke festgelegt sein
Rohdecke liegen.
(Rohrhalterungen). Durch einen entsprechenden Höhen-
ausgleich in Form von steifen Dämmstoffplatten, Schüt- Wird dagegen bei Rohrleitungen auf Rohdecken eine
tungen, Leichtmörtelestrich o. Ä. ist wieder eine ebene Höhenausgleich mit Dämmstoffen notwendig, dann
Oberfläche zur Aufnahme der notwendigen Trittschall- ist aus schallschutztechnischen Gründen zwingend da-
dämmschicht zu schaffen. Einzelheiten hierzu s. Abschn. rauf zu achten, dass die untere Dämmplattenlage aus
11.3.6.6 mit Bild 11.45 und 11.46. den steiferen Wärmedämmplatten besteht, worauf die
weichfedernden Trittschalldämmplatten vollflächig ver-
t Randstreifen, zwischen Estrich und Wand sowie ande- legt werden. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 11.3.6.6.
ren aufgehenden Bauteilen angeordnet, ergeben eine

12
7 7
2
13
11
8 9 8 11 14 15

1 2 3 4 5 6 11.37b 11.37c
11.37a
11.37 Konstruktionsbeispiele: Mörtelestrich auf Dämmschichten
a) Boden-Wandanschluss: Kunststoffsockelleiste mit elastischem Bodenbelag
b) Boden-Wandanschluss: Holzsockelleiste mit Parkett-Holzfußboden
c) Boden-Wandanschluss: Sockelfliese mit keramischem Bodenbelag
Anmerkung: Wandputz bis OFF – aus schallschutztechnischen Gründen nur bei dichter Betonwand möglich.
1 tragender Untergrund (Rohbetondecke) 9 elastischer Bodenbelag
2 Wandputz 10 Holzsockelleiste
3 Randstreifen 11 Parkett-Holzfußboden
4 Dämmschicht(en) 12 Betonwand
5 Abdeckung 13 Sockelfliese
6 Mörtelestrich 14 Fugenfüllprofil mit elastoplastischer Dichtungsmasse
7 Mauerwerk 15 keramischer Bodenbelag
8 Kunststoffsockelleiste
446 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

11.38a 11.38b 11.38c

11.38d 11.38e 11.38f

11.38g 11.38h 11.38i

11 11.38 Schematische Darstellung von Ausführungsfehlern bei der Verlegung von Estrich auf Dämmschicht
a) Punktuelle Unebenheiten auf der Rohbetondecke: Schwächung der Estrichplatte – Rissbildung bei Belastung
b) Einlagige Dämmschicht mit offener Stoßfuge: Minderung des Luft- und Trittschallschutzes der Gesamtdecke
c) Fehlende Dämmschale um das Installationsrohr: Minderung des Trittschallschutzes – Knackgeräusche am
Heizungsrohr-Putzabriss auf der Deckenunterseite
d) Höhenmäßig falsch bemessene Rohrausgleichschicht: Schallbrücke – Schwächung der Estrichplatte – Rissbil-
dung bei Belastung
e) Fehlende Rohrausgleich- und unterbrochene Trittschalldämmschicht: Schallbrücke – erhebliche Schallschutz-
minderung
f) Rohrkreuzung mit unterbrochener Trittschalldämmschicht: Schallbrücke – Minderung des Luft- und Trittschall-
schutzes
g) Schwächung des Estrichs im Randbereich: Bruchgefahr bei hoher Belastung durch schwere Möbel
h) Fehlende Randstreifenfolie und Faltenbildung in der Abdeckung: Schallbrücke – Schwächung der Estrichplatte –
mögliche Rissbildung von unten
i) Starrer Boden-Wand-Anschluss durch Mörtel und Bodenbelag im Randbereich: Schallbrücke – höhenmäßig
falsch abgeschnittener Randstreifen – fehlende elastoplastische Randfuge

t Abdeckung. Vor dem Einbringen des Estrichmörtels in die Dämmschicht während des Einbringens bzw. Er-
muss die Dämmschicht mit einer Polyethylenfolie (PE- härtungsvorganges verhindern.
Folie mind. 0,1 mm dick), Schrenzpapierlage o. Ä. ab- t Zementestrich. Der meist mit Druckluft in steif-plasti-
gedeckt werden. Die einzelnen Bahnen müssen an den scher Konsistenz an die Einbaustelle gepumpte Mörtel
Randstreifen hochgeführt werden und sich an den Stö- wird verteilt, mit der Latte – gegebenenfalls über vorher
ßen 10 bis 20 cm überdecken. Sie sind beim Einbau mög- exakt einnivellierte Lehren – abgezogen, verdichtet und
lichst faltenfrei zu verlegen (Estrichschwachstelle) und geglättet. Beim konventionellen Estrich ist eine gute Ver-
dürfen nicht beschädigt oder durchstoßen werden. dichtung zwar nötig, wegen der federnden Wirkung der
Die Abdeckung ersetzt weder Dampfsperren noch Ab- Dämmschicht jedoch meistens schwierig zu erbringen.
dichtungen im Sinne der DIN 18 195. Sie soll lediglich das t Nachbehandlung. Der frisch eingebrachte, konventio-
Eindringen von Wasser bzw. Zementleim aus dem Mörtel nelle Zementestrich ist mindestens 3 Tage vor zu ra-
11.3 Fußbodenkonstruktionen 447

schem Austrocknen und danach wenigstens 1 Woche mit Polyethylenfolie (mind. 0,1 mm dick) oder reißfester
vor schädlichen Einwirkungen, wie beispielsweise Wär- Schrenzpapierlage wannenförmig abgedeckt. Die ein-
me und Zugluft zu schützen. Dadurch soll das Schwin- zelnen Bahnen müssen sich an den Stößen 10 bis 20 cm
den und die Verformungen der Estrichplatte möglichst überlappen und es empfiehlt sich, diese zu verkleben
gering gehalten und Rissbildungen weitgehend vermie- oder zu verscheißen. Verwendet werden auch Rand-
den werden. streifen mit Stützfuß und Folie, die zusammen mit der
t Konventioneller Zementestrich soll nicht vor Ablauf Abdeckung einen sicheren und dichten Randanschluss
von 3 Tagen begangen und nicht vor Ablauf von 7 Tagen ergeben.
höher belastet werden. Nach Erreichen der Belegreife ist t Fließestrich. Unmittelbar nach dem Einbringen des
der Estrich baldmöglichst mit einem Belag oder einer Fließestrichs wird dieser mit einer sog. Schwabbelstan-
Beschichtung zu versehen, um schädliche Folgen durch ge oder einem Estrichbesen bearbeitet („durchgeschla-
mechanische Beanspruchung und ggf. nachträgliche gen“). Durch die dabei entstehende Wellenbewegung
Feuchteaufnahme zu vermeiden. werden kleine Unebenheiten an der Estrichoberfläche
t Angaben über Zement-Fließestrich sind Abschn. beseitigt (Selbstnivellierung) und der Mörtel entlüftet
11.3.6.2, Estricharten, Angaben über Fugen in schwim- bzw. homogenisiert. Eine Bewehrung in Form von Stahl-
menden Estrichkonstruktionen Abschn. 11.3.6.5 zu ent- matten ist in keinem Fall einzubauen.
nehmen. Den Stand der Normung s. Abschn. 11.5. t Oberflächenvorbereitung. Da calciumsulfatgebundene
Fließestriche unterschiedliche Eigenschaftscharakteris-
tika aufweisen, sind auch die erhärteten Estrichoberflä-
Verlegung von Calciumsulfat-Fließestrich und chen unterschiedlich beschaffen, so dass sie in der Regel
Zement-Fließestrich auf Dämmschicht nachträglich immer noch mechanisch bearbeitet werden
Zu unterscheiden ist zwischen konventionellem Anhydrit- müssen. Nach dem heutigen Stand der Technik muss die
estrich (Calciumsulfatestrich) und Calciumsulfat-Fließ- Oberfläche von Calciumsulfat-Fließestrichen mit einer
estrich. Da Fließestriche den Einbau erleichtern und ihr Schleifmaschine angeschliffen und mit einem Industrie-
Marktanteil ständig zunimmt, beziehen sich die nachste- staubsauger abgesaugt werden, falls nicht verbindliche,
henden Verlegehinweise auf diese Estrichart. Sie gelten in anderslautende Herstellervorschriften zur Vorbereitung
übertragenem Sinne auch für das Einbringen von Zement- der Oberfläche vorliegen.
Fließestrich. t Fugenanordnung. Unbeheizbare Estrichflächen werden
Calciumsulfatestrich wird den sog. Nass- bzw. Mörtel- in der Regel fugenfrei hergestellt. In bestimmten Fällen
estrichen zugeordnet. Die zuvor beim Zementestrich auf sind jedoch Bewegungsfugen anzuordnen und zwar
Dämmschicht gemachten Ausführungen – bezüglich der t über vorhandenen Bauwerksfugen (Gebäudetrennfu-
allgemeinen baulichen Erfordernisse für die Estrichverle- gen) an gleicher Stelle und in gleicher Breite,
gung – gelten daher sinngemäß auch für die Herstellung t als Randfuge an allen aufgehenden Bauteilen, Installa-
von calciumsulfat- und zementgebundener Fließestriche, tionsrohren usw. (Randstreifendicke ≥ 8 mm),
so dass sich eine nochmalige Beschreibung der dort er- t als Feldbegrenzungsfuge in Türdurchgängen zwi-
wähnten Voraussetzungen bzw. Arbeitsschritte an dieser schen fremden Wohn- und Arbeitsräumen,
t als Feldbegrenzungsfuge in der Regel bei einer Seiten-
Stelle erübrigt.
t Allgemeines. Die auf dem Markt angebotenen Calci-
länge ≥ 20 m bzw. nach den verbindlichen Vorgaben 11
der Estrichhersteller.
umsulfat-Fließestriche weisen – je nach verwendeter
Bindemittelart – unterschiedliche Eigenschaften, bei- Scheinfugen können hergestellt werden
spielsweise bezüglich Erhärtungszeiten, Ausdehungs- t als Feldbegrenzungsfugen bei größeren Erweiterun-
koeffizien- ten, Festigkeit und Verformungsverhalten gen oder Verengungen der Estrichfläche und in Tür-
auf. Dies führt zu einer gewissen Unübersichtlichkeit bei durchgängen (Grundrisslänge über 5 m) bei mehreren
dieser Estrichgruppe. Daher müssen die Verarbeitungs- hintereinander angeordneten Räumen innerhalb einer
richtlinien des jeweiligen Estrichlieferanten bzw. Estrich- Wohnung.
herstellers genauestens beachtet werden. Weitere Angaben sind der Fachliteratur [27] sowie Ab-
t Feuchtigkeitsbeanspruchung. Calciumsulfat-Fließes- schn. 11.3.6.5, Fugen in Estrichen über Dämmschichten,
trich darf keiner ständigen Feuchtigkeitsbeanspruchung zu entnehmen.
ausgesetzt sein. Bodenflächen, in denen mit Feuchtig- t Calciumsulfat-Fließestrich kann bei günstigen Baustel-
keitseinwirkung von unten zu rechnen ist, müssen durch lenbedingungen und je nach Eigenschaftscharakteristik
eine Abdichtung und/oder Dampfsperre gemäß Abschn. des Estrichs bereits nach 1 Tag (2 Tagen) begangen und
11.3.2 geschützt werden. Ist mit mäßiger Feuchtigkeits- nach 2 Tagen (5 Tagen) belastet werden. Die zulässigen
beanspruchung von oben – beispielsweise in Woh- Feuchtewerte für die Belegreife von Estrichen mit einem
nungsbädern mit Duschtasse und Badewanne (Feuch- Bodenbelag sind Tabelle 11.32 sowie Tabelle 12.9 zu
tigkeitsbeanspruchungsklasse I) – zu rechnen, so ist eine entnehmen.
Abdichtung im Verbund mit keramischen Fliesen und t Angaben über konventionellen Anhydritestrich (Cal-
Platten vorzusehen. ciumsulfatestrich) siehe Abschnitt 11.3.6.2, Estricharten.
Metallteile (z. B. Aluminium) sind abzukleben oder an-
derweitig zu schützen, da sie vom Fließestrichmörtel
stark angegriffen werden. Aspekte des Korrosionsschut-
Verlegung von Gussasphaltestrich
zes sind zu berücksichtigen. auf Dämmschicht
t Abdeckung. Die Abdeckung auf der Dämmschicht muss Die zuvor beim Zementestrich auf Dämmschicht gemach-
bei Fließestrich so ausgebildet sein, dass kein Estrich- ten Ausführungen – bezüglich der allgemeinen baulichen
mörtel oder Anmachwasser diese unterlaufen und in die Erfordernisse für die Estrichverlegung – gelten sinngemäß
Fugen der Dämmplatten eindringen kann (Schallbrü- auch für die Herstellung eines schwimmend verlegten
cke). Dämmschicht und Randstreifen werden entweder Gussasphaltestriches, so dass sich eine nochmalige Be-
448 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

1 1 1

2 2 2

3 12
3
4 5 6 10 5 6 13 5 6

100 mm

7a 7b 8 11 8 7 16 17 18 7 8 14 15

11.39a 11.39b 11.39c

11.39 Konstruktionsbeispiele: Gussasphaltestrich auf Dämmschichten


a) Gussasphalt schwimmend verlegt, mit Randstreifen (notwendig bei Stein- und Keramikbelag, Holzpflaster,
Parkett) und zweilagiger Dämmschicht (Geschossdecke mit erhöhter Trittschallanforderung)
b) Gussasphaltestrich mit Randverstärkung entlang der Randzone eines Raumes (zur Aufnahme von schweren
Lasten)
c) Gussasphaltestrich schwimmend verlegt, ohne Randstreifen (nur Abdeckung an den aufgehenden Bauteilen
hochgezogen) mit Abdichtung gegen Feuchtigkeit von unten
1 Mauerwerk 8 Massivdecke/Geschossdecke
2 Wandputz 9 Randstreifen
3 Holzsockelleiste 10 elastischer Bodenbelag
4 Holzparkett-Bodenbelag 11 Randverstärkung
11 5 Gussasphaltestrich
6 Abdeckung (Rohglasvlies)
12 Teppichsockelleiste
13 textiler Bodenbelag
7 Trittschall- und Wärmedämmschicht 14 Gleitschicht/Trennlage (PE-Folie, zweilagig)
7a Perlitdämmplatten 15 Abdichtung gegen Feuchtigkeit nach DIN 18 195
(hohe dynamische Steifigkeit) 16 waagerechte Außenwandabdichtung
7b Mineralfaserdämmplatten 17 Auflagefläche aus Mörtel (MG III)
(niedrige dynamische Steifigkeit) 18 Klebestoß (etwa 100 mm Überlappung)

schreibung der dort erwähnten Voraussetzungen bzw. t Mineralfaserdämmplatten t Perlitedämmplatten


Arbeitsschritte an dieser Stelle erübrigt. Im Einzelnen sind t Korkdämmplatten t Holzfaserdämmstoffe
folgende Besonderheiten bei der Verlegung von Guss- t Schaumglasdämmplatten t Schüttdämmstoffe
asphaltestrich auf Dämmschicht zu beachten (Bild 11.39):
t Zusammendrückbarkeit. Die Zusammendrückbar-
t Allgemeines. Gussasphalt wird in stationären Mischwer- keit der Dämmstoffe unter Belastung darf nach DIN
ken hergestellt, als fertiges Mischgut in heißem Zustand 18 560-2 bei Gussasphaltestrich nicht mehr als 5 mm
an die Baustelle transportiert und dort mit einer Verar- betragen (Tabelle 11.34). Bei einer zu weichen Unter-
beitungstemperatur von etwa 240 °C eingebaut. lage könnte es bei hohen Punktbelastungen zu Eindrü-
Baustoffe und Bauteile, mit denen der Gussasphalt- cken im Asphaltestrich kommen. Es ist daher ratsam,
estrich in Berührung kommt, müssen beständig gegen- bei Bauten mit erhöhten Trittschallanforderungen die
über dieser Einbautemperatur sein. Daher dürfen nur Dämmschicht zweilagig auszubilden. Wie Bild 11.39a
hitzeunempfindliche Dämmstoffe, Abdeckungen und zeigt, sollten dabei die weicheren Trittschalldämm-
Trennlagen unter Gussasphaltestrich eingesetzt werden. platten immer unten auf der Rohdecke liegen und die
t Dämmschichten. Die Dämmplatten müssen flächig auf druckfesten, hitzebeständigen Dämmplatten mit hö-
dem tragenden Untergrund aufliegen und mit dichten herer dynamischen Steifigkeit (z. B. Perlitedämmplat-
Stößen verlegt werden. Bei mehrlagigen Dämmschich- ten) darüber angeordnet sein.
ten sind die Stöße gegeneinander versetzt anzuordnen. t Randverstärkung. Die Gefahr, dass sich Gussas-
t Hitzebeständigkeit. Als Dämmstoffe für die Wärme- phaltestrich bei zu weichfedernden Dämmschichten
und Trittschalldämmung unter Gussasphalt eignen verformt, ist besonders entlang der Randzonen eines
sich: Raumes gegeben, wenn dort sehr schwere, punktför-
11.3 Fußbodenkonstruktionen 449

mig einwirkende Lasten (z. B. Bücherregale, Schränke) Um den Vorteil der Wasserfreiheit und damit soforti-
aufgestellt werden. Um diesem Nachteil zu begeg- gen Belegbarkeit des Gussasphaltestrichs nach dem
nen, baut man eine sog. Asphaltverstärkung ein, in Einbringen zu erhalten, empfehlen sich – vor allem
dem man die Dämmplatten etwa 10 cm vor der Wand auch für Heizestriche – gefüllte Ausgleichsmassen auf
enden lässt (Bild 11.39b). Die dabei entstehenden PU-Basis.
Schallbrücken werden bewusst in Kauf genommen.
t Nenndicken. Die Nenndicke schwimmender Gussas-
Aufgrund der niedrigen Körperschall-Leitfähigkeit des
phaltestriche soll nach DIN 18 560-2 mindestens 20 mm
Gussasphaltes (besonders hohe innere Dämpfung)
betragen (Tabelle 11.34). Je nach Verkehrslast und Art
wirken sie sich hinsichtlich einer Trittschallminderung
und Dicke der Dämmschichten sind 25 bis 30 mm zweck-
nicht nennenswert aus. Die Zonen vor den Türen sind
mäßig. Bei Gussasphalt-Heizestrichen beträgt die Nenn-
dabei natürlich auszunehmen. Weitere Einzelheiten
dicke mindestens 35 mm bei einer Rohrüberdeckung
hierzu s. [28].
von mind. 15 mm. Je nach Heizsystem wird der Gussas-
t Randstreifen. Da sich der heiß eingebrachte Gussas- phalt ein- oder zweilagig eingebaut.
phalt beim Erkalten zusammenzieht (Kontraktion), kann t Gussasphaltestrich kann in großen Flächen fugenlos
auf die Anordnung von Randstreifen bei Gussasphalte- verlegt werden. Neben den oben erwähnten Randfugen
strich im Prinzip verzichtet werden (Bild 11.39c). Nach sind lediglich Bauwerksfugen (Gebäudetrennfugen) an
DIN 18 560-2 genügt es, wenn bei bestimmten Belägen gleicher Stelle und in gleicher Breite zu übernehmen und
(z. B. Teppichböden, elastischen Bodenbelägen), ledig- die Kanten mit Metallprofilen zu schützen (Bild 11.41).
lich die Abdeckung an den Wänden und anderen aufge- Gussasphaltestrich kann bereits 2 bis 3 Stunden nach
henden Bauteilen hochgezogen wird. dem Erkalten begangen und mit einem Belag oder einer
Werden auf Gussasphaltestrich jedoch Holzpflaster, Par- Beschichtung versehen werden.
kett, Naturstein oder keramische Fliesen verlegt, muss
immer ein mind. 10 mm (besser 15 mm) dicker Randstrei- t Angaben über Gussasphalt siehe Abschnitt 11.3.6.2,
fen vorgesehen werden (unterschiedliche Wärmeaus- Estricharten. Der aktuelle Stand der Normung ist Ab-
dehnungskoeffizienten). Bild 11.39a. schn. 11.5 zu entnehmen.
Im Hinblick auf eine mögliche Nutzungsänderung der
Räume und dem oftmals damit verbundenen Bodenbe-
lagwechsel wird auch bei Gussasphaltestrich generell
der Einbau von Randstreifen empfohlen. 11.3.6.5 Anordnung und Ausbildung von
Fugen in Estrichen auf Dämm-
t Abdeckung. Zur Abdeckung der Dämmschichten und
als Trennlage unter Gussasphalt eignen sich hitzeun- schichten
empfindliche Bahnen aus Rohglasvlies und Natron-
kraftpapier. Vorsicht ist jedoch geboten bei hitzeemp- Allgemeines. Bauteile sind Bewegungen und
findlichen Kunststoff-Folien, nackten Bitumenbahnen, Formänderungen ausgesetzt, die hauptsächlich
Dichtungsbahnen o. Ä.
durch Austrocknung, Feuchtigkeitswechsel, Tem-
t Gussasphaltestrich. Gussasphalt wird heiß eingebaut peratureinwirkung oder Belastung hervorgeru-
und seine Oberfläche mit Quarzsand abgerieben.
fen werden. 11
t Absandung. Der Quarzsand dient als Haftbrücke zwi-
schen dem nicht saugfähigen Gussasphalt einerseits So trocknet das im frischen Estrichmörtel ent-
und Spachtelmasse bzw. Kleber andererseits. Diese haltene, überschüssige Anmachwasser im Laufe
Absandung muss sehr sorgfältig und vorschriftsmäßig der Zeit aus und führt zu einer Verkürzung der
durchgeführt werden, so dass keine größeren blanken
Flächen übrig bleiben.
Estrichplatte (Schwindvorgang). Zu Volumenver-
änderungen kommt es durch unterschiedliche
Wurde das Absanden und anschließende Absaugen
fachgerecht durchgeführt, kann die Belagverlegung Feuchte, hauptsächlich bei Holz und Holzwerk-
ohne Grundierung (Vorstrich) erfolgen. stoffen (Quellen und Schwinden).
t Spachtelung. Bitumengebundener Gussasphaltes- Bei Erwärmung von Bauteilen erfolgt eine Aus-
trich weist eine dichte, nicht saugfähige Oberfläche dehnung (Dilatation), bei Abkühlung eine Ver-
auf. Die üblicherweise etwa 2 mm dicke, vollflächig kürzung (Kontraktion) entsprechend den mate-
aufgebrachte Spachtelschicht hat daher mehrere
– zum Teil kontrovers diskutierte – Funktionen zu er- rialspezifischen Ausdehnungskoeffizienten. Auf-
füllen. Einmal wird damit ein ausreichend ebener, roll- lasten führen bei senkrechten Bauteilen zu einer
stuhlbeanspruchbarer Untergrund für dünne Bahnen- geringen Verkürzung (Kriechen), bei waagerech-
und Plattenbeläge geschaffen. Zum anderen liefert sie ten Bauteilen zur Durchbiegung. Die vorgenann-
den für wässrige Dispersionsklebstoffe notwendigen
saugfähigen Untergrund, in dem sich auch der Kleber ten Formänderungen können sich auch überla-
verkrallen kann. Des Weiteren bietet sie Schutz vor gern.
lösemittelhaltigen Klebstoffen, die die Oberfläche des Bei all diesen Vorgängen treten Spannungen auf.
Gussasphaltes ansonsten anlösen könnten. Da aller-
dings lösemittelhaltige Kunstharzklebstoffe nach der Diese Spannungen müssen in Estrichkonstruktio-
neuen Gefahrstoffverordnung nicht mehr – bzw. nur nen und Belagkonstruktionen (z. B. bei Keramik-
noch in Ausnahmefällen – eingesetzt werden dürfen, und Steinbelägen) durch Anordnung von Fugen
kann aus diesem Grund auf die teure Spachtelschicht in schadenfreie Größenordnungen abgemindert
verzichtet werden. Auch auf Spachtelungen, die auf
hydraulischen Bindemitteln aufbauen, kann und sollte werden. Nach ihrer jeweiligen Funktion unter-
im Regelfall verzichtet werden. scheidet man:
450 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

tBauwerksfugen (Gebäudetrennfugen) sind Bei der Festlegung von Fugenabständen und


statisch und konstruktiv erforderliche Fugen, Estrichfeldgrößen sind die Art des Bindemittels,
die Bauwerke bzw. größere Baukomplexe in der vorgesehene Belag und die zu erwartende
einzelne Bewegungsabschnitte teilen (Bild Beanspruchung, beispielsweise infolge Schwin-
11.40a). Sie gehen durch alle tragenden und dens, Temperatureinwirkung oder Belastung
nichttragenden Teile eines Gebäudes oder Bau- zu berücksichtigen. Die Größe der Estrichfelder
werkes hindurch und müssen in Estrich und soll 40 m2 nicht überschreiten und die Seiten-
Bodenbelag an der gleichen Stelle und in aus- länge der Felder maximal 8 m betragen. Weiter
reichender Breite übernommen werden. Bei ist darauf zu achten, dass möglichst gedrunge-
mechanischer Beanspruchung der Beläge – wie ne Felder entstehen, deren Länge höchstens
z. B. durch starkes Begehen, Befahren und Ab- das Doppelte der Breite betragen sollte (Seiten-
setzen von Gütern – sind zum Schutz der Kan- verhältnis 1 : 2).
ten spezielle nichtrostende Metallwinkel bzw. Diese Richtwerte gelten derzeit allgemein für
Fugenprofile mit elastischen Zwischenteilen unbeheizbare und beheizbare konventionelle
einzubauen (Bild 11.41). Zementestriche, aber auch für Anhydritestri-
tBewegungsfugen (Feldbegrenzungsfugen) che, wenn sie zur Aufnahme von Keramik- und
nehmen Verformungen und Bewegungen des Steinbelägen vorgesehen sind.
Estrichs auf und unterteilen die Bodenfläche Abweichende Herstellerrichtlinien – insbeson-
in Felder begrenzter Größe (Bild 11.40b). Sie dere bei den Calciumsulfatestrichen – sind zu
sind von der Oberfläche des Estrichs bzw. Ke- beachten [27]. Sonderregelungen gelten für
ramik- und Steinbelages bis auf den tragenden Gussasphaltestrich und bei Heizestrichen. Als
Untergrund oder bis auf die Abdeckung der Richtgröße für die Fugenbreite von Feldbe-
Dämmung bzw. Abdichtung durchzuführen. grenzungsfugen können 5 bis 10 mm ange-
Bewegungsfugen können hergestellt werden nommen werden (z. B. bei Keramik- und Stein-
durch Einstellen eines Dämmstreifens in den belägen).
frischen Estrichmörtel, durch nachträgliches Bei der Anordnung der Bewegungsfugen ist
Einschneiden mit der Fugenschneidemaschine, von raumgeometrischen Randbedingungen
sowie durch Einsetzen vorgefertigter Bewe- (grundrißlicher Zuschnitt) auszugehen, wie sie
gungsfugenprofile (Bild 11.42 und Bild 11.43). bei einspringenden Ecken an Wandpfeilern und
11
4 5 6 8 9 4 –10 mm 11 12

1/2

1 2 3 1 7 3 10
11.40a 11.40b 11.40c 11.40d

11.40 Schematische Darstellung von Fugen in schwimmenden Estrichkonstruktionen


a) Bauwerksfuge (Gebäudetrennfuge) c) Randfuge (vgl. hierzu auch Bild 11.37c)
b) Bewegungsfuge (Feldbegrenzungsfuge) d) Scheinfuge (mit Kunstharz geschlossen)
1 tragender Untergrund (Rohbetondecke) 7 Dämmstreifen
2 Bauwerksfuge mit Dämmplatte 8 Fugenfüllprofil
3 Dämmschicht 9 elastoplastische Dichtungsmasse
4 Abdeckung 10 Randstreifen
5 Bauwerksfugenprofil 11 Überstand zum Abschneiden
6 Plattenbelag auf schwimm. Estrich 12 Kellenschnitt (halbe Estrichdicke)
11.3 Fußbodenkonstruktionen 451

1 2 3 4 5 6 1 2a 2b 3a 4
35

7 8 9 10 11 5 6 7 8 3b
11.41 Gebäudetrennfugenprofil über Bauwerksfuge 11.42 Doppel-Bewegungsfugenprofil für
unmittelbar auf Rohbetondecke aufgesetzt (Schall- Fußbodenkonstruktionen mit Plattenbelägen
brücke), geeignet für hohe Lastaufnahme. Nach (Estrich-Fugenprofil mit einem deckungsgleich dar-
Abschluss der Bodenbelagarbeiten wird eine über angeordneten Belag-Fugenprofil). Die
provisorisch eingebaute Distanzeinlage gegen die seitlichen Schenkel aus Hartkunststoff sind mit
endgültige Profileinlage ausgetauscht (Baustellen- Bewegungszonen (Schleifen) aus Weichkunststoff
beschädigungen) und diese in das Alu-Trägerprofil verbunden. Für normale mechanische Beanspru-
eingedrückt. chung mit begrenztem Kantenschutz.
1 Teppichbelag 1 keramischer Bodenbelag
2 Zementestrich 2a/3a Profilschenkel aus Hartkunststoff
3 Abdeckung 2b/3b Bewegungszonen aus Weichkunststoff
4 Profileinlage (weitgehend witterungs-, 4 Zementestrich
temperatur-, öl-, säure-, bitumenbeständig) 5 Bewehrung (Betonstahlmatte)
5 elastische Fugenmasse mit Vorfüllprofil 6 Abdeckung
6 keramischer Plattenbelag 7 Dämmschicht
7 Dämmschicht 8 tragender Untergrund (Rohbetondecke)
8 Randstreifen
9 Aluminium-Trägerprofil (höhenverstellbar) Schlüter-System GmbH, Iserlohn 11
10 gelochter Befestigungswinkel
11 Mörtelband (etwa 10 cm breit)
Migua Fugensysteme GmbH, Wülfrath

1 2 3 4 5 1 6 7 4 5

11.43a 11.43b
11.43 Bewegungsfugenprofile (Belag-Fugenprofile) mit Kantenschutz für keramische Fliesenbeläge
a) Vorgefertigtes Bewegungsfugenprofil aus Metallstegen mit flexiblem Verbindungsprofil aus Synthetik-
Kautschuk-Kantenschutz für höhere mechanische Beanspruchung.
b) Belag-Bewegungsfugenprofil aus Metall für hohe mechanische Beanspruchung mit sicherem Kantenschutz
(Industriebereich)
1 keramischer Bodenbelag 5 Zementestrich
2 Metallprofil mit geloch. Befestigungswinkel 6 schräg abgewinkelte Metallschiene
3 flexibles Verbindungsstück (Synth. Kautschuk) 7 elastoplastische Fugenmasse mit Vorfüllprofil
4 Bewegungsfuge (Feldbegrenzungsfuge)
Schlüter-System GmbH, Iserlohn
452 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Kaminen oder sonstigen Verengungen bzw. telmasse abgeschnitten werden (Bild 11.37c).
Erweiterungen der Estrichfläche vorkommen. Als Richtwert für die Breite von Randfugen kön-
Bei Stein- und Keramikbelägen ist auch das vor- nen üblicherweise 5 bis 8 mm (10 mm) ange-
gegebene Plattenraster und spätere Aussehen nommen werden (Sonderregelungen bei Guss-
der Bodenfläche zu berücksichtigen. In Tür- asphaltestrich und Heizestrich).
durchgängen zwischen fremden Wohn- und tScheinfugen (eingeschnittene Fugen) sind kei-
Arbeitsbereichen und zu gemeinsamen Trep- ne Bewegungsfugen, sondern Sollbruchstellen
penhäusern sind zur Vermeidung von Längs- (Bild 11.40d). Sie werden vor allem im Zemen-
schallübertragung immer Bewegungsfugen testrich zur zusätzlichen Unterteilung in den
erforderlich. Innerhalb einer Wohnung können durch Bewegungsfugen aufgeteilten Estrich-
in Türdurchgängen – je nach Estrichart und An- feldern angeordnet. Scheinfugen sollen die
forderung – auch nur Scheinfugen eingeplant während der Erhärtungsphase einmalig auftre-
werden (Sonderregelung bei Heizestrich). Die tende, baustoffbedingte Schwindung aufneh-
Flächentrennung des Estrichs liegt dabei unter men und somit die unkontrollierte Rissbildung
dem Türblatt. Im Bereich von Bewegungsfugen verhindern. Die Fugen werden bis zur Hälfte
ist die gegebenenfalls vorhandene Bewehrung der Estrichdicke in den frisch verlegten Estrich-
zu unterbrechen. mörtel eingeschnitten (Kellenschnitt). Sie blei-
tRandfugen trennen Estrich und Bodenbelag ben zunächst offen und werden erst nach dem
von seitlich angrenzenden Wänden oder sie Austrocknen des Estrichs (Belegreife) dauerhaft
durchdringenden Bauteilen und festen Einbau- kraftschlüssig mit Kunstharz vergossen. Derart
ten (Bild 11.40c). Randfugen sind Bewegungs- geschlossene Fugen sind bei der Herstellung
fugen, die durch Einstellen von schalldäm- der Bodenbeläge (Stein- und Plattenbeläge)
menden Randstreifen bis auf den tragenden nicht zu berücksichtigen.
Untergrund entstehen. Der Randstreifen muss tAnschlussfugen (Belagfugen) können zwi-
gegen Verschieben beim Einbringen des Es- schen gleichartigen oder unterschiedlichen
trichs gesichert und so breit sein, dass er an Bodenbelägen sowie festen Einbauten (z. B.
der Belagoberfläche mind. 10 mm übersteht. Metallrahmen) erforderlich sein (Bild 11.44).
Randstreifen und hochgezogene Abdeckung Sie umfassen in der Regel die Dicke des Boden-
dürfen bei Stein- und Plattenbelägen sowie belages bis zur Verlegeoberfläche (z. B. Oberflä-
bei Parkettböden erst nach Fertigstellung des che Estrich).
11 Fußbodenbelages, bei textilen und elastischen
Bodenbelägen erst nach Erhärtung der Spach-

1 2a 3 4 3 2b 5 6 7 8

11.44a 11.44b 11.44c

11.44 Anschlussfugen zwischen gleichartigen oder unterschiedlichen Bodenbelägen


a) Anschluss zwischen im Mittelbett verlegtem Keramikbelag und verspanntem Teppichboden.
Vgl. hierzu auch Bild 11.91
b) Anschluss zwischen im Dünnbett verlegtem Keramikbelag und verklebtem Teppichboden
c) Anschluss zwischen zwei Fertigparkett-Elementen durch höhenverstellbares Übergangsprofil
1 verspannter Teppichbelag mit Nagelleiste 4 keramischer Bodenbelag
und Filzunterlage 5 Zementestrich
2a Metallwinkel (festgeschraubt) 6 schwimmend verlegtes Fertigparkett
2b Metallwinkel (in Kleber eingedrückt) 7 höhenverstellbares Übergangsprofil
3 Anschlussfuge mit Dichtmasse oder 8 Bewegungsfuge (Feldbegrenzungsfuge)
Fugenmörtel
11.3 Fußbodenkonstruktionen 453

Fugenprofile zum Schließen von Bewegungsfugen Bei der Planung von Rohrleitungen auf Rohdecken sind
müssen vor allem biegesteif sein, die zu erwartenden Be- u. a. folgende DIN-Normen und Rechtsvorschriften zu be-
wegungen und Kantenpressungen aufnehmen können achten:
und kraftschlüssig mit der Estrichschicht verbunden sein.
t DIN 1988, Technische Regeln für Trinkwasserinstallatio-
Um Schallbrücken zu vermeiden, sollen die Profile bei
nen
schwimmenden Estrichkonstruktionen nicht auf die Roh-
betondecke aufgesetzt werden, es sei denn, anderweitige t DIN EN 1264, Fußboden-Heizung (siehe auch DIN 4725)
Forderungen – wie beispielsweise hohe Lasteinwirkung – t DIN 4108-6, Wärmeschutz im Hochbau
stünden im Vordergrund. Vgl. hierzu Bild 11.40a mit Bild
11.41). t DIN EN ISO 12 241, Dämmung von Rohrleitungen
Vorgefertigte Fugenprofile eignen sich ganz besonders t Energieeinsparverordnung (EnEV)
zum Schließen von Bauwerksfugen (Gebäudetrennfugen), t DIN 4109, Schallschutz im Hochbau
die bei mechanisch stärker beanspruchten Bodenbelägen
t DIN EN 13 813 i. V. mit DIN 18 560-2,
zugleich auch den Kantenschutz übernehmen.
Estriche im Bauwesen
Feldbegrenzungsfugen (Bewegungsfugen) können mit Fu-
genprofilen geschlossen werden. Hierzu eignen sich aber Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 11.5 zu ent-
auch Fugenmassen. nehmen.

Fugenmassen müssen ein elastoplastisches Verhalten, Nach DIN 18 560-2 müssen Rohrleitungen, die
d. h. gutes Rückstellvermögen, aufweisen. Geeignete Mate-
rialien sind Thiokol-, Silikon- und Polyurethanprodukte. Die auf dem tragenden Untergrund verlegt sind,
Fugenflanken müssen fest, sauber, trocken und in der Re- festgelegt sein. Durch einen Ausgleich ist wieder
gel mit einem Primer vorbehandelt sein. Um den Dichtstoff eine ebene Oberfläche zur Aufnahme der Dämm-
abzustützen, muss die Fuge zunächst mit einem Vorfüll- schicht – mindestens jedoch der Trittschall-
profil (geschlossenzellige Polyethylenschnur) hinterfüttert
werden. dämmung – zu schaffen. Die dazu erforderliche
Mit Fugenmassen geschlossene Fugen sind nicht dauerhaft Konstruktionshöhe muss eingeplant sein. Un-
flüssigkeitsdicht und je nach Beanspruchung wartungs- gebundene Schüttungen aus Natur- oder Brech-
bedürftig; außerdem können sie durch Stöckelabsätze sand dürfen für den Ausgleich nicht verwendet
beschädigt werden. Wie Bild 11.37c verdeutlicht, wird die werden. Bei der Verlegung von Rohrleitungen auf
bei Keramikbelägen üblicherweise 5 mm breite Randfuge
zwischen Bodenbelag und Sockelfliese ebenfalls mit einem Rohdecken kann im Wesentlichen von folgenden
Vorfüllprofil und dauerelastischer (elastoplastischer) Fu- Hauptgruppen ausgegangen werden:
genmasse geschlossen. Auch diese Fugen sind nicht dauer- tRohrleitungen ohne Rohrdämmung (Kaltleitun-
haft wasserdicht und immer wartungsbedürftig.
gen)
Bauwerksfugen, Bewegungsfugen und Randfugen sind
von der Bauplanung festzulegen und bei der Ausschrei- tRohrleitungen mit Rohrdämmung (Warmlei-
bung von Bauleistungen zu berücksichtigen. Bei Bedarf ist
ein Fugenplan zu erstellen, aus dem Art und Anordnung
tungen) 11
der Fugen zu entnehmen sind. Die endgültige Lage der tVersorgungskanäle und Kabelleitungen.
Fugen muss vor der Ausführung in Abstimmung mit den
beteiligten Gewerken (Estrichleger, Heizungsbauer, Boden-
leger) vor Ort festgelegt werden. 1. Verlegung von ungedämmten Rohr-
leitungen (Kaltleitungen) auf Rohdecken
Angaben zur Fugenausbildung s. Abschn. 11.3.6.2, Es-
tricharten, Abschn. 11.3.6.4, Estrichkonstruktionen sowie Für die Herstellung der geforderten Rohr-Aus-
DIN 18 560-2, Estriche und Heizestriche auf Dämm- gleichsschicht in schwimmenden Estrichkonst-
schichten. Auf die weiterführende Fachliteratur [27], [29],
[30] wird verwiesen. Der aktuelle Stand der Normung ist
ruktionen bieten sich alternative Lösungen an,
Abschn. 11.5 zu entnehmen. denen jeweils bestimmte Vor- und Nachteile zu-
geordnet werden können (Bild 11.45 b bis e).
tRohr-Ausgleichsschicht aus Dämmplatten
11.3.6.6 Rohrleitungen auf Rohdecken in mit ein- oder zweilagiger Dämmplattenverle-
in schwimmenden gung
Estrichkonstruktionen
Die einlagige Verlegung (Bild 11.45b) erfüllt
Rohrleitungen und Versorgungskabel aller Art die von der Estrichnorm gestellte Forderung
werden häufig auf Rohdecken verlegt, ohne dass nicht, wonach auf einer Ausgleichsschicht im-
hierfür die notwendigen Ausgleichschichten mer eine durchgehende Trittschalldämmung
bzw. Konstruktionshöhen zur Verfügung stehen. vorzusehen ist. Diese Lösung ergibt zwar einen
In der Praxis führt dies dann zu Fußbodenkonst- relativ niedrigen Fußbodenaufbau und somit
ruktionen mit ungenügendem Wärme- und Tritt- günstige Herstellungskosten, stellt aber insge-
schallschutz sowie zu Rissbildungen über den samt eine risikoreiche Konstruktion dar, sowohl
Rohren in der Estrichplatte und im Bodenbelag. in konstruktiver als auch in wärme- und schall-
S. hierzu Bild 11.38 und Bild 11.45a. schutztechnischer Hinsicht (schadenanfällige
454 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Konstruktion im Bereich der Schüttung/Abde- Dämmplattenschicht muss mindestens so dick


ckung, Minderung der Wärme- und Trittschall- sein wie die Rohrleitung, einschließlich Um-
dämmung). Verbesserte Lösungsansätze in mantelung, Dämmung, Halterung, zuzüglich
Form von aufgelegten Wellpappe- oder Blech- 10 mm Dämmplattenüberstand. Hohlräume
streifen über den Rohrleitungen – wie sie in zwischen Rohren und Dämmplatten sind mit
der Fachliteratur angeführt sind – können die- gebundenem Schüttmaterial (rohrverträglicher
se Schwachstellen nicht wesentlich mindern. Bindemittelzusatz!) bis an die Plattenoberflä-
Überall dort, wo an die Fußbodenkonstruktion che auszugleichen. Die untere Dämmplattenla-
(Deckenauflage) Anforderungen an den Wär- ge besteht hier in der Regel aus den steiferen
me- und Schallschutz gestellt werden, ist diese Wärmedämmplatten, worauf die weichfedern-
Lösung nicht zu empfehlen. den Trittschalldämmplatten vollflächig und in
einheitlicher Dicke verlegt werden. Vgl. hierzu
Die zweilagige Verlegung (Bild 11.45c) erfüllt
Abschn. 11.3.5 und Abschn. 11.3.6.4, Zemen-
die vorgenannten Forderungen. Sie bedingt
testrich auf Dämmschicht. Dieser zweilagi-
allerdings eine geordnete Rohrführung auf der
gen Verlegung ist vor allem aus schallschutz-
Rohdecke, und zwar geradlinig (einfacherer
technischen Gründen der Vorzug zu geben.
Plattenzuschnitt) und parallel zur Wand in ei-
Die im Vergleich zur einlagigen Verlegung er-
nem Mindestabstand von etwa 50 cm. Die mit
forderliche größere Konstruktionshöhe ist be-
Rohrschellen festgelegten Rohre dürfen nur
reits bei der Gebäudeplanung zu berücksichti-
rechtwinkelig in die Wand einmünden, Rohr-
gen.
kreuzungen sind zu vermeiden. Die untere

4 5 6 7 11 4 12 11 11

11
-10 mm

1 2 3 8 2 9 10 13 14 15
11.45a 11.45b 11.45c 11.45d 11.45e

11.45 Schematische Darstellung: Rohrleitungen – ohne Rohrdämmung – auf Rohdecken in schwimmenden Estrich-
konstruktionen
a) Zu geringe Dämmschichtdicke führt unter Belastung zu Rissbildungen in der Estrichplatte und im Bodenbelag
sowie zu Schall- und Wärmedurchgang.
b) Rohr- Ausgleichsschicht aus Dämmplatten. Einlagige Verlegung, die nicht den Forderungen der DIN 18 560-2
entspricht.
c) Rohr-Ausgleichsschicht aus Dämmplatten mit darüber liegenden Trittschalldämmplatten (zweilagige Verlegung)
d) Rohr-Ausgleichsschicht aus gebundenem Schüttmaterial (Trockenschüttung) mit darüber liegenden Trittschall-
dämmplatten
e) Rohr-Ausgleichsschicht aus Leichtmörtelestrich mit darüber liegenden Trittschalldämmplatten.
1 Rohbetondecke 9 Rohr-Ausgleichsschicht (Dämmplatten)
2 Rohrleitung 10 Rohr-Überdeckung (etwa 10 mm)
3 Dämmplatten 11 Trittschalldämmplatten
4 Abdeckung (PE-Folie) 12 Estrich (Lastverteilungsschicht)
5 Rissbildung 13 Trockenschüttung (gebundenes Schüttmaterial)
6 Plattenbelag 14 Leichtmörtelestrich
7 Schall- und Wärmedurchgang 15 Feuchtigkeitssperre (PE-Folie, bei Bedarf)
8 Schüttmaterial mit Bindemittelzusatz
11.3 Fußbodenkonstruktionen 455

tRohr-Ausgleichsschicht aus Schüttungen Estrichkonstruktionen bieten sich mehrere alter-


(Bild 11.45d) native Lösungen an, denen jeweils bestimmte
Bei dieser Konstruktion werden die Rohre mit Vor- und Nachteile zugeordnet werden können
einem gebundenen Schüttmaterial ausgegli- (Bild 11.46a bis e).
chen und darauf eine Lage Trittschalldämm- tRundrohrdämmung mit Ausgleichdämm-
platten vollflächig verlegt. Die Trockenschüt- schicht und darüberliegender Trittschalldäm-
tung muss eine gut verdichtbare, homogene mung (Bild 11.46a). Bei Runddämmungen er-
und stabile Ausgleichsschicht ergeben, die mit geben sich generell Zwickel- und Hohlräume,
etwa 10 mm Rohrüberdeckung eingebracht die durch gebundene Schüttungen ausgegli-
wird. Vgl. hierzu auch Abschn. 11.3.7.4, Tro- chen werden müssen, um wieder eine ebene
ckenschüttung. Keinesfalls dürfen hierfür un- Oberfläche zu schaffen. Unter Baustellenbe-
gebundene Sandschüttungen o. Ä. verwendet dingungen besteht die Gefahr, dass dieses
werden. Bei diesem Ausgleichsmaterial ist eine Schüttmaterial nach unten, ggf. sogar unter die
ungebundene, freie Rohrführung möglich, wo- Ausgleichsdämmplatten wandert und dadurch
bei die Herstellerangaben in jedem Fall zu be- Hohlstellen entstehen. Die Rundrohrdämmung
achten sind. Schüttungen werden vorwiegend erfordert immer auch noch eine darüberliegen-
dort eingesetzt, wo größere Unebenheiten, Hö- de zusätzliche Trittschalldämmschicht, was ins-
hendifferenzen oder Gefällelagen in Trocken- gesamt zu einem relativ hohen und damit un-
bauweise ausgeglichen werden sollen. Diese wirtschaftlichen Fußbodenaufbau führt.
Lösung ist jedoch im Vergleich mit den zuvor
erläuterten Dämmplattenkonstruktionen lohn- tRohr-in-Rohr-System auf einer Dämmplatte
kostenintensiver und daher relativ teuer. mit darüberliegender Trittschalldämmschicht
(Bild 11.46b). Bei dieser Verlegevariante kann
tRohr-Ausgleichsschicht aus Leichtmörtel- die Dicke des unterlegten Dämmstreifens pro-
estrich (Bild 11.45e) blemlos den jeweiligen wärme- und schalltech-
Bei dieser Konstruktion besteht die Aus- nischen Anforderungen angepasst und das
gleichsschicht aus pumpbarem Leichtmörtel gebundene Schüttmaterial sicher eingebracht
mit Polystyrol-Zuschlag (Recyclingmaterial), werden. Ansonsten sind die bei der zweilagi-
worauf ebenfalls eine Lage Trittschalldämm- gen Dämmplattenverlegung (Bild 11.45c) ge-
platten vollflächig verlegt wird. Um eine mög- nannten Forderungen auch bei dieser relativ
liche spätere Durchfeuchtung (Restfeuchte) aufwändigen, lohnkostenintensiven Konstruk-
der Trittschalldämmplatten auszuschließen, tion zu beachten. 11
wird vorsorglich auf der Ausgleichsschicht eine
tRohr-in-Rohr-System auf einem Dämmblock
einfache Feuchtigkeitssperre (PE-Folie) verlegt.
mit darüberliegender Trittschalldämmschicht
Auch bei dieser Alternative ist eine ungeordne-
(Bild 11.46c). Durch die eckige und kantengera-
te Rohrführung möglich. Nachteilig wirkt sich
de Ausbildung des vorgefertigten Dämmblock-
bei diesem Aufbau die zusätzlich notwendige
profils können die Rohr-Ausgleichsdämm-
Trockenzeit der Ausgleichsschicht aus. Weitere
platten unmittelbar und dicht angeschlossen
Einzelheiten hierzu sind der Fachliteratur [27]
werden, so dass eine Unterwanderung durch
zu entnehmen.
Schüttmaterial ausgeschlossen ist. Die Rohr-
führung erfolgt parallel und geradlinig sowie
2. Verlegung von gedämmten Rohrleitungen rechtwinkelig zu den umgebenden Wänden.
(Wärmeleitungen) auf Rohdecken Dieses Dämmsystem ist relativ einfach zu verle-
Nach der Energieeinsparverordnung sind wärme- gen und daher kostengünstig.
abgebende und ggf. wärmeaufnehmende Rohr- tKompakt-Dämmhülsen in die Ausgleichs- und
leitungen der Heizungs- und Sanitärinstallation Trittschalldämmschicht integriert (Bild 11.46d).
zu dämmen (Heizkörperanschlussleitung, Verteil- In eingebautem Zustand verspreizen sich die
leitung, Trinkwasserleitung/warm usw.). Dies gilt gepolsterten und kantengeraden Kompakt-
vor allem, wenn sie auf Decken verlegt gegen un- Dämmhülsen seitlich gleichmäßig dicht mit
beheizte Räume, Erdreich oder Außenluft/Durch- den Dämmplatten. Aufgrund dieser dichten
fahrt grenzen oder wenn die Rohrleitungen zwi- Verlegung und der schallentkoppelten Befes-
schen beheizten Räumen von ihrem Nutzer nicht tigungsbügel ist es möglich, bei normalen An-
abgesperrt werden können. forderungen auf eine darüberliegende Tritt-
Für die Verlegung und Dämmung von wärme- schalldämmschicht zu verzichten (bei erhöhten
abgebenden Rohrleitungen in schwimmenden schallschutztechnischen Anforderungen kann
456 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

6 7 8 9 10 6 8 9 10

-10 mm

1 2 3 4 5 11 12 13 6 4 14 15 16 2 17
11.46a 11.46b 11.46c 11.46d
11.46 Schematische Darstellung: Rohrleitungen – mit Rohrdämmung – auf Rohdecken in schwimmenden Estrich-
konstruktionen
a) Rundrohrdämmung mit Ausgleichdämmschicht und darüberliegender Trittschalldämmschicht
b) Rohr-in-Rohr-System auf einer Dämmplatte mit darüberliegender Trittschalldämmschicht
c) Rohr-in-Rohr-System auf einem vorgefertigten Dämmblockprofil mit darüberliegender Trittschalldämmschicht
(Roth Werke GmbH, Buchenau)
d) Kompakt-Dämmhülsen in die Ausgleich-, Wärme- und Trittschalldämmschicht integriert (Missel-Dämmsysteme,
Stuttgart)

1 Rohbetondecke 10 Bodenbelag
2 Rohrleitung 11 Dämmplatte (Dämmung gegen unten)
3 Rundrohrdämmung 12 Rohr-in-Rohr-System (Basisrohrleitung mit
4 Rohr-Ausgleichschicht (Dämmplatten) Schutzrohr)
5 Rohr-Überdeckung (etwa 10 mm) 13 Rohrbefestigung (Doppeldübelhaken)
6 Schüttmaterial mit Bindemittelzusatz 14 vorgefertigtes Dämmblockprofil
7 Trittschalldämmplatten 15 gepolsterte Kompakt-Dämmhülse
8 Abdeckung (PE-Folie) mit 10 bis 20 cm 16 Dämmmaterial
11 Stoßüberlappung)
9 Estrich (Lastverteilungsschicht)
17 Ausgleich-, Wärme-, Trittschalldämmschicht

sie oberseitig aufgelegt werden). Die allseitig chemischen Einwirkungen können sie durch ru-
geschlossenen Dämmhülsen werden parallel hende Lasten sowie durch schleifende, rollende
und geradlinig sowie rechtwinkelig zu den um- und stoßend-schlagende Beanspruchungen oder
gebenden Wänden eingebaut. Dieses Dämm- durch eine Kombination dieser Arten gefordert
system beansprucht von allen Varianten in werden. Um diese hohen Beanspruchungen auf-
der Höhe (ohne oberseitige Trittschalldämm- nehmen zu können, werden bei Industrieböden
schicht) den geringsten Platz. Um allerdings häufig Estriche als oberste Schicht eingebaut,
eine Fugenbildung zwischen den einzelnen die im Vergleich zu anderen Nutzschichten (z. B.
Teilen zu vermeiden, muss die Rohdecke relativ Kunstharzbeschichtungen) oder Belägen (z. B.
planeben ausgebildet sein. Die Verlegearbeiten Keramische Fliesen und Platten, PVC-Beläge) kos-
insgesamt sind hierbei sehr sorgfältig auszu- tengünstiger herzustellen sind.
führen. Industrieestriche müssen den allgemeinen An-
forderungen nach DIN 18 560-1 entsprechen und
11.3.6.7 Hochbeanspruchbare Estriche gegen mechanische Beanspruchungen – wie sie
(Industrieestriche) in Tabelle 1 der DIN 18 560-7 angeführt sind –
widerstandsfähig sein. Diese Tabelle enthält drei
Fußböden in Industriebetrieben unterliegen ei- Beanspruchungsgruppen: I (schwer), II (mittel),
ner vielfältigen Nutzung. Sie sind in der Regel me- III (leicht), denen jeweils unterschiedliche Belas-
chanisch hoch beanspruchte Bauteile, die vor al- tungsarten durch Förderfahrzeuge, Bereifungs-
lem sehr unterschiedlichen Verschleißvorgängen art, Fußgängerverkehr usw. zugeordnet sind.
standhalten müssen. Neben thermischen oder
11.3 Fußbodenkonstruktionen 457

DIN 18 560-7 gilt für hochbeanspruchbare Guss- werden und wo normale Zementestriche der-
asphaltestriche, Magnesiaestriche und zem- art hohen Beanspruchungen nicht standhalten.
entgebundene Hartstoffestriche. Die meisten Hartstoffestriche sind Zementestriche mit Zu-
Industrieestriche werden als Verbundestriche schlag aus Hartstoffen, die ein- oder zweischich-
ausge- führt. Ein Estrich auf Trennschicht kommt tig hergestellt werden können. Als Verbunde-
immer dann zur Anwendung, wenn die Unter- strich wird er in der Regel einschichtig, als Estrich
grundbeschaffenheit einen Verbund nicht zulässt auf Trennschicht oder auf Dämmschicht zwei-
oder auf dem Tragbeton eine Abdichtung gegen schichtig ausgeführt. Die entsprechenden Fes-
Feuchtigkeit vorgesehen ist. Ein schwimmender tigkeitsklassen CT F 9A, CT F 11M, CT F 9KS sind
Estrich wird notwendig, sofern Anforderungen Tabelle 11.27 zu entnehmen.
an den Schallschutz und/oder Wärmeschutz ge- tEinschichtiger Hartstoffestrich wird direkt
stellt werden. als Verbundestrich auf einen Tragbeton (mind.
Festigkeitsklasse C 25/30 nach DIN EN 206-1)
Hochbeanspruchbarer Gussasphaltestrich aufgebracht, und zwar entweder unter Ver-
Hochbeanspruchbarer Gussasphaltestrich ist in wendung einer Haftbrücke (z. B. Kunstharzdis-
der Regel als Estrich auf Trennschicht (z. B. Roh- persionen) auf einen bereits erhärteten Beton-
glasvlies) einschichtig herzustellen, da ein ausrei- untergrund oder „frisch-in-frisch“ auf einen in
chender Verbund mit dem meist vorhandenen der Erstarrung befindlichen Untergrund. Die
Tragbeton nicht erreicht werden kann. Härteklas- Betonoberfläche soll eine raue, offenporige
se, Nenndicke und das Größtkorn des Zuschlags Struktur aufweisen und frei von losen Teilen so-
sind in Abhängigkeit von der Beanspruchungs- wie sonstigen Verunreinigungen sein. Je nach
gruppe und dem Einsatzbereich (beheizte Räu- Beschaffenheit des Untergrundes kann eine
me, nicht beheizte Räume, Kühlräume) nach mechanische, thermische oder hydraulische
Tabelle 2 der DIN 18 560-7 auszuwählen (Tabelle Vorbehandlung (Reinigungsverfahren) not-
11.47). Gussasphaltestriche mit Nenndicken über wendig werden. Einschichtiger Hartstoffestrich
40 mm sind zweischichtig herzustellen. Weitere besteht nur aus der hochbeanspruchbaren
Einzelheiten sind dem AGI-Arbeitsblatt A 12 Teil Hartstoffschicht. Wie Tabelle 11.48 zeigt, rich-
3, Gussasphaltestrich [31], sowie der weiterfüh- tet sich ihre Nenndicke nach der zu erwarten-
renden Fachliteratur [32] zu entnehmen. den Beanspruchung und der gewählten Hart-
stoffgruppe bzw. Festigkeitsklasse.
Zementgebundener Hartstoffestrich tZweischichtiger Hartstoffestrich besteht aus 11
Zementgebundener Hartstoffestrich wird über- einer Übergangsschicht (Unterschicht) – die die
all dort eingesetzt, wo hoher Widerstand gegen Verbindung zwischen Tragbeton und Hartstoff-
Verschleiß und besondere Festigkeit gefordert schicht herstellt – und der eigentlichen Hart-

Tabelle 11.47 Hochbeanspruchbarer Gussasphaltestrich, Nenndicken, Körnungen und Härteklassen (Auszug aus DIN 18 560-7)

Beanspruchungs- Nenndicke Größtkorn des Einsatzbereich


gruppe nach Tabelle 1 Zuschlags
beheizte nicht beheizte Kühlräume
Räume Räume und im
Freien
Brechpunkt des Bindemittels nach Fraaß1)
unter +25 °C unter 0 °C unter –10 °C
mm mm Härteklasse
I (schwer) ≥ 35 11
≥ 30 8
II (mittel) ≥ 30 8
IC 10 oder IC 15 IC 15 oder IC 40 IC 40 oder IC 100
≥ 25 5
III (leicht) ≥ 25 8
≥ 25 5
1) Prüfung nach DIN 52 012.
458 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Tabelle 11.48 Zementgebundener Hartstoffestrich, Nenndicke der Hartstoffschicht (Auszug aus DIN 18 560-7)

Beanspruchungsgruppe Nenndicke in mm bei Festigkeitsklasse


nach Tabelle 1 CT 9 A CT 11 M CT 9 KS

I (schwer) ≥ 15 ≥8 ≥6
II (mittel) ≥ 10 ≥6 ≥5
III (leicht) ≥ 8 ≥6 ≥4

stoffschicht (Oberschicht). Üblicherweise wird 11.3.7 Fertigteilestriche


zunächst die Übergangsschicht mittels einer
Trockenestriche aus
Haftbrücke auf einen gereinigten Tragbeton
verlegt. Diese Unterschicht muss mind. 25 mm Plattenelementen
dick sein und mind. der Festigkeitsklasse C 35 Allgemeines
bzw. F 5 entsprechen (Estriche der Festigkeits-
Ein Fertigteilestrich besteht aus industriell vor-
klasse C 20/F 3 und C 25/F 4 sind für Industrie-
gefertigten Werkstoffplatten als lastverteilende
estriche nicht geeignet). Wird die Übergangs-
Schicht, die in Form von ein- oder mehrlagigen
schicht dagegen auf eine Trennschicht oder
Verlegeelementen angeboten und vor Ort kraft-
Dämmschicht verlegt, muss sie eine Dicke von
schlüssig miteinander verbunden werden. Unter-
mind. 80 mm aufweisen und ggf. zusätzlich z. B.
seitig kann noch eine Trittschall- und/oder Wär-
mit einer Baustahlmatte bewehrt sein. Auf diese
medämmschicht aufkaschiert sein. Die Elemente
noch nicht erstarrte Übergangsschicht ist dann
können trocken und witterungsunabhängig in
die eigentliche Nutzschicht/Hartstoffschicht
einem Arbeitsgang eingebaut und bereits nach
im „frisch-auf-frisch“-Verfahren aufzubringen.
wenigen Stunden begangen und mit einem Be-
Sie soll möglichst über Lehren abgezogen und
lag versehen werden.
auf jeden Fall maschinell geglättet werden.
Die entsprechenden Nenndicken sind Tabelle Fertigteilestriche werden vor allem bei der Alt-
11.48 zu entnehmen. Dieser Hartstoffschicht bausanierung (Holzbalkendecken), aber auch in
werden, je nach Art und Höhe der Beanspru- Neubauten (Fertighausbau) eingesetzt. Durch
die Trockenbauweise wird keine zusätzliche
11 chung, Hartstoffe nach DIN 1100 beigegeben.
Die Hartstoffgruppen F 9A, F 11M und F 9KS Feuchtigkeit in den Bau eingebracht und so die
sind mit Großbuchstaben gekennzeichnet und Bauabwicklungszeit – im Vergleich zu den relativ
bedeuten: A = Allgemein (universell einsetzbar, langsam trocknenden Mörtelestrichen – deutlich
Natursteine besonderer Härte, dichte Schlacke verkürzt. Vorteilhaft kann sich auch ihr geringes
o. Ä.), M = Metall (für elektrisch leitende Belä- Flächengewicht und die systembedingt niedrige
ge), KS = Korund/Siliziumkarbid (extrem hoher Konstruktionshöhe in bestimmten Anwendungs-
Verschleißwiderstand). fällen auswirken; diese gehen jedoch häufig zu
Lasten eines ausreichenden Trittschallschutzes
Nachbehandlung. Zementgebundene Hartstoffestriche der Gesamtdecke, insbesondere bei Holzbalken-
müssen unbedingt nachbehandelt und vor Zugluft ge- decken.
schützt werden. Diese Nachbehandlung wirkt einem zu
schnellen Feuchtigkeitsentzug an der Oberfläche entge- Nachteilig wirkt sich bei einigen Plattentypen
gen und ist somit von entscheidender Bedeutung für die die Feuchteempfindlichkeit sowie ihr relativ un-
Verschleißfestigkeit des Estrichs. Hartstoffestriche sollen günstiges Trag- und Verformungsverhalten im
frühestens 3 Tage nach der Verlegung begangen, ansons- Gebrauchslastbereich aus.
ten aber noch keinesfalls genutzt werden. Die Freigabe für
leichten Verkehr kann frühestens nach 7 Tagen, die volle Mit der Einführung neu entwickelter, zement-
Nutzung nicht vor 21 Tagen erfolgen. Weitere Einzelheiten gebundener Platten auf rein mineralischer Basis
sind dem AGI-Arbeitsblatt A 12, Teil 1, Zementgebundener – die ganz hervorragende Trag-, Feuchte- und
Hartstoffestrich [33], sowie der weiterführenden Fachlitera-
tur [23] zu entnehmen.
Brandschutzeigenschaften aufweisen – hat der
Trockenestrichbau weiter an Bedeutung zuge-
nommen. Im Vergleich mit Fließestrichen ist die
Verlegung elementierter Fertigteilestriche je-
doch lohnintensiver und somit auch relativ teuer.
Fertigteilestrich-Systeme sind nicht genormt. Die
Anforderungen der DIN 18 560-2, Estriche und
11.3 Fußbodenkonstruktionen 459

Heizestriche auf Dämmschichten, müssen jedoch 11.3.7.2 Allgemeine Anforderungen


von diesen sinngemäß erfüllt werden. Außerdem
sind die Technischen Daten und Konstruktions- Feuchteschutz. Mit Ausnahme der rein mine-
vorschläge der Hersteller in jedem Fall zu beach- ralisch, zementgebundenen Platten sind alle
ten. Trockenestrich-Werkstoffplatten feuchteemp-
findlich und unterliegen – entsprechend der
11.3.7.1 Einteilung und Benennung: jeweiligen relativen Raumluftfeuchte – mehr
Überblick1) oder weniger großen Volumenänderungen
(Schwinden und Quellen), die sich jedoch bei
Einteilung nach dem Plattenwerkstoff fachgemäßer Verarbeitung der Platten in scha-
denfreier Größenordnung bewegen. Mögliche
Holzwerkstoffplatten
Durchfeuchtungen der Bodenkonstruktionen auf
t Kunstharzgebundene Spanplatten (Flachpressplatten) erdberührten Bodenplatten, Massivdecken oder
t OSB-Flachpressplatten (Oriented Strand Boards)
t Mineralisch gebundene Spanplatten (Flachpressplat- Holzbalkendecken sind daher in jedem Fall durch
ten) entsprechende Maßnahmen auszuschließen.
t Zementgebundene Flachpressplatten
t Gipsgebundene Flachpressplatten (bleiben hier unbe- Feuchte bei Fertigteilestrichen kann auftreten in Form von
rücksichtigt)
t Feuchtebelastung aus dem tragenden Untergrund (z. B.
Gipswerkstoffplatten Bodenfeuchte, Restfeuchte aus Rohbetondecke),
t Gipskartonplatten (Kartonummantelung) t Feuchtebelastung aus Brauch- und Reinigungswasser
(z. B. in Nassräumen oder Wohnungsbädern),
t Gipsfaserplatten (Zellulosearmierung)
t Feuchtebelastung durch Tauwasserbildung innerhalb
Zementwerkstoffplatten (rein mineralisch gebunden) der Bodenkonstruktion oder an der Bauteiloberfläche
(z. B. bei unterschiedlichen Raumklimabedingungen un-
t Faserarmierte Platten auf Zementbasis terhalb oder oberhalb einer Geschossdecke),
t Gewebeummantelte Platten auf Zementbasis
t Feuchtebelastung durch nicht ausreichend getrocknete
Hartschaumwerkstoffplatten (beidseitig gewebe- und Werkstoffplatten (z. B. zu hoher Feuchtegehalt von Holz-
mörtelbeschichtet) spanplatten beim Einbau unter dampfdichtem Bodenbe-
lag),
t PS-Hartschaumplatten (bleiben hier unberücksichtigt) t Feuchtebelastung durch herstellungsbedingt notwendi-
ge Hilfswerkstoffe (z. B. Dünnbettmörtel oder Klebstoff
Einteilung nach der Bauart (Verbindung zum tragenden für Fliesenverlegung).
Untergrund)
t Vollflächig schwimmende Verlegung auf Dämm- tFeuchteschutz bei Massivdecken. Da Fer-
11
schicht und/oder Schüttung
t Verlegung auf Lagerhölzern über Massivdecken oder tigteilestriche in der Regel keiner Feuchtebe-
Deckenbalken anspruchung ausgesetzt sein dürfen, ist auf
t Verlegung auf vorhandenen Altböden (Holzdielenbö- erdberührten Bodenplatten immer eine Ab-
den) dichtung gegen aufsteigende Feuchtigkeit
t Verlegung auf Fußbodenheizung
gemäß DIN 18 195 einzuplanen. Bei Gefahr
Einteilung nach der Verlegeart von unterseitiger Dampfdiffusion oder nach-
t Einzelplattenverlegung (eine oder mehrere Lagen vor stoßender Restfeuchte aus noch junger Roh-
Ort verklebt) betondecke muss eine Dampfbremse (z. B.
t Elementverlegung (mehrlagige Verlegeelemente werk- PVC-Folie 0,5 mm dick oder zwei Lagen, jeweils
seitig verklebt) und vor Ort verlegt 0,2 mm dick) aufgebracht werden. Die Stöße
Einteilung nach dem Plattenverbund (Plattenstoß) sind zu verschweißen oder mind. 30 mm zu
überlappen. An den Wänden und anderen die
t Verbindung mit Nut- und Federprofil
t Verbindung mit Stufenfalz Estrichschicht durchdringenden Bauteilen, ist
t Verbindung von zwei Plattenlagen, fugenversetzt über- die Folie bis Oberfläche-Fertigfußboden (OFF)
einander angeordnet hochzuziehen, so dass auch die Plattenränder
t jeweils verklebt und verschraubt oder geklammert geschützt sind. Bei ungefährdeten Geschoss-
Einteilung nach der Art der Elementeausbildung decken reicht es, wenn auf die Massivdecke ei-
ne 0,2 mm dicke PE-Folie verlegt wird.
t Trockenestrich-Elemente (ein- oder mehrlagig)
t Verbundelemente (mit unterseitig aufkaschierter Befinden sich unter einer Geschossdecke
Dämmschicht) jedoch Heizrohre, Heizkeller, Sauna oder
Schwimmbad und raumseitig stark diffusions-
1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 11.5 zu ent- bremsende Nutzschichten, so ist auf die Be-
nehmen. tondecke eine wirksame Dampfsperre gemäß
460 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Abschn. 11.3.2, Tauwasserbildung in Fußbo- sind in Abschnitt 11.3.3 ausführlich dargelegt, so


den- konstruktionen, aufzubringen. dass sich eine nochmalige Besprechung an dieser
tFeuchteschutz bei Holzbalkendecken. Be- Stelle erübrigt.
sondere Vorsicht ist bei Holzbalkendecken
Brandschutz. Bei raumabschließenden Ge-
geboten, die über Räumlichkeiten mit ständig
schossdecken kann die entsprechende Feuerwi-
hoher, relativer Luftfeuchte liegen (z. B. Bäder,
derstandsklasse bei Brandbeanspruchung von
Heizräume, Waschküchen). In diesen Fällen
oben durch geeignete, vorzugsweise nichtbrenn-
ergibt sich ein Dampfdiffusionsstrom (Was-
bare Fertigteilestriche relativ problemlos erreicht
serdampf-Wanderung) von unten nach oben
werden. Geprüfte Konstruktionen auf klassifizier-
durch das trennende Bauteil hindurch.
ten Rohdecken mit einer Feuerwiderstandsklasse
Wird dieser natürliche Dampfdruckausgleich bis zu F90 oder sogar F120 sind möglich. Verwen-
unterbunden, in dem auf Holzbalkendecken det werden vor allem Trockenestriche aus Gips-
oder Holzdielenböden stark dampfbremsende karton-, Gipsfaser- und Calciumsilikatplatten so-
Bodenbeläge (z. B. PVC-Bahnenware) aufge- wie aus rein mineralischen, zementgebundenen
bracht oder innerhalb der Holzdeckenkons- Plattenwerkstoffen. Die Prüfzeugnisse und Ver-
truktionen dampfsperrende Schichten (z. B. legehinweise der Hersteller sind genauestens zu
PE-Folie) eingebaut werden, kann es an den Be- beachten. Vgl. hierzu auch Abschn. 14.2.3, Brand-
lag- bzw. Folienunterseiten zu Kondensat mit schutz mit leichten Unterdecken.
hoher Feuchteanreicherung kommen. Diese
Feuchte würde zur Pilzbildung führen und das Wärmeschutz. Der Wärmeschutz und die Ener-
darunter liegende Holzwerk im Laufe der Zeit gie-Einsparung im Hochbau umfassen alle Maß-
zerstören. nahmen, die zur Verringerung der Wärmeüber-
Um Schäden dieser Art am Holzwerk zu vermei- tragung durch die Umfassungsflächen eines
den, sind möglichst diffusionsfähige Materia- Gebäudes und durch die Trennflächen von Räu-
lien einzubauen (z. B. Bitumenpapier oder men mit unterschiedlichen Temperaturen füh-
Kraftpapier als Rieselschutz, dampfdurchlässi- ren.
ger Bodenbelag); außerdem ist für eine ausrei- Bei der Dämmung von Böden und Decken muss
chende Hinterlüftung der Holzbalken-Decken- grundsätzlich zwischen Wärme- und Schall-
konstruktion zu sorgen. schutz-Maßnahmen unterschieden werden. Wie
11 Falls jedoch ungünstige Luftfeuchtigkeitsver-
hältnisse in den darunter liegenden Räumen
die Bilder 11.23 und 11.25 sowie Tabelle 11.24
verdeutlichen, ergeben sich daraus – abhängig
herrschen, sind die Holzbalkendecken auf ihrer von der jeweiligen Lage der Decke im Gebäude –
Unterseite vor eindiffundierender Feuchte zu unterschiedliche wärme- und/oder schallschutz-
schützen und alle Anschlüsse möglichst dicht technische Anforderungen.
auszubilden. Dies kann beispielsweise durch Die wichtigsten bauteilbezogenen Ausführungs-
dampfdichte Beschichtungen (Anstriche) der beispiele wärmegedämmter Böden und Decken
Deckenbekleidungsflächen sowie durch den – unter besonderer Berücksichtigung von Fertig-
Einbau diffusionsbremsender Folien oder alu- teilestrichen – sind in Abschn. 11.3.4 dargestellt
miniumkaschierter Deckenplatten im Unterde- und erläutert. Dämmstoffe für die Wärmedäm-
ckenbereich erfolgen. mung von Fußbodenkonstruktionen sind in Ab-
schn. 11.3.5 beschrieben.
Schallschutz. Anforderungen an die Luft- und
Trittschalldämmung von Decken sind je nach 11.3.7.3 Tragender Untergrund
Gebäudeart und Nutzung in Tabelle 11.14 auf-
gezeigt. Auch mit schwimmend verlegten Fertig- Für die Verlegung von Fertigteilestrichen muss
teilestrichen lassen sich schallschutztechnische der Untergrund tragfähig und ausreichend tro-
Verbesserungen auf Massivdecken und Holzbal- cken sein sowie eine ebene Oberfläche aufwei-
kendecken erzielen. Zu beachten ist jedoch, dass sen. Die zu beachtenden Ebenheitstoleranzen
sich schwimmende Trockenestriche auf Holzbal- sind in Tabelle 11.2 aufgezeigt.
kendecken schallschutzmäßig anders verhalten tMassivdecke. Geringfügige Unebenheiten
als auf massiven Betondecken. von Massivdecken-Oberflächen (0 bis 10 mm)
Einzelheiten über den Schallschutz von Massiv- werden in der Regel mit selbstnivellierendem
decken und Holzbalkendecken – unter beson- Fließspachtel egalisiert. Die Verarbeitungshin-
derer Berücksichtigung von Fertigteilestrichen – weise der Anbieter – insbesondere bezüglich
11.3 Fußbodenkonstruktionen 461

der einzuhaltenden Trockenzeiten – sind zu be- Für die Verdichtung ist eine Überhöhung von etwa 10 %
achten. Größere Höhendifferenzen, punktför- zu berücksichtigen. Rohrleitungen können in das Schütt-
gut eingebettet werden, ihre Mindest-Überdeckung
mige Erhebungen oder Rohrleitungen müssen muss 10 mm betragen. Vgl. hierzu auch Abschn. 11.3.6.6,
mit druckfesten Materialien (z. B. verdichtete Rohrleitungen auf Rohdecken.
Schüttungen oder Dämmstoffplatten des Typs Auf den derart vorbereiteten Verlegeuntergrund wird
WD) ausgeglichen werden, so dass darauf eine dann die lastverteilende Trockenestrichschicht – meist
Lage Trittschalldämmplatten vollflächig verlegt in Form von vorgefertigten Verbundelementen mit
rückseitig aufkaschierter Dämmschicht – aufgelegt. Die
werden kann. S. hierzu auch Abschn. 11.3.6.6, Plattenstöße werden – je nach Produkt – verklebt und
Rohrleitungen auf Rohdecken. verschraubt oder geklammert. Um Schallbrücken zu ver-
tHolzbalkendecke. Vor der Verlegung von Tro- meiden, sind vor der Elementverlegung an allen aufge-
henden Bauteilen Randdämmstreifen anzubringen.
ckenestrich-Elementen auf eine Holzbalkende-
cke muss diese auf ihren konstruktiven Zustand t Gebundene Schüttungen. Bei diesen Neuentwick-
lungen wird das Schüttgut mit Hilfe von aushärtenden
hin überprüft und gegebenenfalls ausgebes- Systemkomponenten (z. B. Blähglasgranulat mit Epoxid-
sert werden. In Altbauten muss diese Bestands- harz-Bindemittel) gebunden, so dass sich daraus ein
aufnahme die gesamte Deckenkonstruktion nach wenigen Stunden begehbarer, formstabiler Ver-
– Holzbalken, Einschub, Dielenboden, Putzträ- legeuntergrund ergibt. Das Material wird wie eine her-
kömmliche Trockenschüttung auf den tragenden Unter-
gerdecke – umfassen. Fertigteilestriche können grund aufgebracht, mit einer Lehre in der gewünschten
auf Holzbalkendecken vollflächig schwimmend Höhe abgezogen und anschließend leicht verdichtet. Die
(z. B. auf Schüttung mit unterlegter, diffusions- ausgehärtete Oberfläche ist bereits nach wenigen Stun-
offener Rieselschutzbahn) oder auf Lagerhöl- den begehbar und belegbar.
zern mit Dämmstoffstreifen verlegt werden. t In Form gefasste Schüttungen. Biegeweiche Beschwe-
rungen mit möglichst hoher flächenbezogener Masse
erhöhen die Trittschalldämmung leichter Holzdecken
11.3.7.4 Schüttungen wesentlich. In der Baupraxis haben sich neben Beton-
platten vor allem Sandschüttungen in Pappwaben und
Schüttungen eignen sich zum Ausgleich unter- abgefasste Sandmatten bewährt. Einzelheiten hierzu s.
schiedlicher Fußbodenhöhen und von Boden- Abschn. 11.3.3.2, Rohdecken mit oberseitiger Deckenauf-
unebenheiten; in gewissem Umfang verbessern lage sowie Bild 11.20.
sie auch die Wärme- und Trittschalldämmung so-
wie den Brandschutz (nichtbrennbares Material) 11.3.7.5 Lastverteilende Schicht
der Gesamtdecke.
Plattenwerkstoffe. Basis aller Trockenestrich-
Der Markt bietet eine Vielzahl von Schüttungen
mit den unterschiedlichsten Eigenschaften an. In platten sind die Grundwerkstoffe Holz, Gips und 11
der Regel sind die Ausgangsmaterialien minera- Zement sowie gegebenenfalls PS-Hartschaum.
lischen Ursprungs. Die aufbereiteten Rohstoffe Damit die Platten belastbar sind, werden sie mit
wie Ton, Vulkangestein (Perlit), Vermiculit oder Fasern armiert oder durch beidseitig aufgebrach-
andere Materialien werden z. T. über 1000 °C er- te Glasgittergewebe oder Kartonummantelung
hitzt, blähen sich dabei auf das Vielfache ihres verstärkt. Durch veränderte Kombinationen der
ursprünglichen Volumens auf und kommen dann Grundstoffe mit verschiedenartigen Armierun-
in Form von Granulat als Blähton-, Perlite-, Bläh- gen wurden in den letzten Jahren zahlreiche
schiefer-, Blähglas-Schüttungen in den Handel. Neuentwicklungen möglich. Alle Trockenestrich-
platten werden auch als Verbundelemente mit
Man unterscheidet lose Schüttungen, gebunde- unterseitig aufkaschierter Trittschall- und/oder
ne Schüttungen und in Form gefasste Schüttun- Wärmedämmschicht angeboten.
gen.
Neben ihren technischen Eigenschaften – auf die
t Lose Schüttungen. Bei losen, nicht gebundenen Schüt-
tungen ist das Granulat meist mit Bitumen, Naturharz
in den nachfolgenden Abschnitten im Einzelnen
oder Gips ummantelt. Dadurch lässt sich das Material zu eingegangen wird – unterscheiden sich die Plat-
einer homogenen, tragfähigen Schicht verdichten. ten vor allem im Preis. Den teuren Platten aus
Das auf dem tragenden Untergrund aufgebrachte Zement und Hartschaum stehen die preiswerten
Schüttgut wird zunächst über höhenjustierte Lehren Gipskarton- und Gipsfaserplatten gegenüber.
abgezogen, darauf werden 8 bis 10 mm dicke Abdeck-
platten (z. B. Holzfaserdämmplatten) aufgelegt. Durch tTragverhalten. Die Qualität eines Fertigteil-
anschließendes Begehen der Abdeckung verdichtet sich estriches wird weitgehend von der Festigkeit
die Schüttung und es kommt zu einer Kornverklebung,
bei manchen Schüttgutarten auch zu einer Kornverzah-
der lastverteilenden Schicht bestimmt. Diese
nung. wird durch Verkleben der Nut- und Federprofile
Ab einer Schütthöhe von ungefähr 60 mm muss in der oder Stufenfalzverbindungen oder durch voll-
Regel mechanisch verdichtet werden (Flächenrüttler). flächiges Verkleben zweilagig übereinander an-
462 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

geordneter Einzelplatten erreicht. Alle Verbin- 1. Kunstharzgebundene Spanplatten


dungen werden zusätzlich noch verschraubt (Flachpressplatten)
oder geklammert. Flachpressplatten werden durch Verpressen von
Besondere Aufmerksamkeit ist der Stoßausbil- relativ kleinen Holzspänen mit Klebstoffen (härt-
dung zu schenken, da unsauber profilierte und bare Kunstharze) hergestellt, wobei die Späne
fehlerhaft verklebte, gelenkig wirkende Plat- vorzugsweise parallel zur Plattenebene liegen. In
tenstösse (z. B. bei Holzwerkstoffplatten) auf der Regel sind sie mehrschichtig oder mit steti-
elastischen Trittschalldämmplatten nachgeben gem Übergang in der Struktur ausgebildet.
und die Hauptursache fehlerhafter Konstruktio-
nen sind. tHolzwerkstoffklassen. In Abhängigkeit von
der Feuchteresistenz des verwendeten Kleb-
tVerkehrslasten. Trockenunterbodenkonstruk-
stoffes werden die Spanplatten mit Bezug auf
tionen sind in der Regel für Verkehrslasten bis
die Anwendungsbereiche in drei Holzwerk-
1,5 kN/m2 (Wohnungsbau) geeignet. Dabei ist
stoffklassen – 20-100-100G – unterteilt. Es ist zu
zu unterscheiden zwischen Verkehrslasten in
beachten, dass sich die angenommene Feuch-
der Mitte eines Raumes und höheren Punkt-
teresistenz nur auf die Art der Verklebung,
lasten in den Randbereichen – verursacht durch
nicht aber auf die gesamte Platte bezieht. Dem-
Auflasten über Schrankfüße, Bücherregale usw.
nach darf selbst der Plattentyp 100G – dem ein
– die häufig Ursache von Reklamationen sind.
Holzschutzmittel gegen holzzerstörende Pilze
Zwischenzeitlich werden von den Systemher-
beigemischt ist – keiner übermäßigen Feuch-
stellern geprüfte Konstruktionen mit zulässigen
tebeanspruchung ausgesetzt werden, da die
Verkehrslasten bis zu 3,5 kN/m2 angeboten.
Platte durch zu große Formänderungen funkti-
In diesen Fällen müssen die dicker gewählten
onsuntüchtig werden kann. Anforderungen an
Lastverteilungsschichten mit hoher Druck- und
Spanplatten zur Verwendung im Feuchtbereich
Biegefestigkeit sowie die dynamische Steifig-
sind in DIN EN 312 festgelegt.
keit der höher verdichteten Trittschalldämm-
platten nach Vorgabe der Anbieter sorgfältig Zur Herstellung von Fertigteilestrichen werden
aufeinander abgestimmt sein. Leichte Trenn- in der Regel Flachpressplatten der Holzwerk-
wände werden in der Regel auf die Rohdecke stoffklasse 100 verwendet und nur in Sonderfäl-
aufgesetzt. len Platten des Typs 100G. Die Verlegeplatten
weisen an den Rändern ein ringsumlaufendes
11 11.3.7.6 Fertigteilestriche
Nut- und Federprofil auf. Diese passgenaue Ver-
bindung ergibt zusammen mit dem Verkleben
aus Holzwerkstoffplatten und Verschrauben die notwendige Stabilität der
Spanplatten sind plattenförmige Holzwerkstof- Estrichscheibe und zugleich oberflächenbündige
fe, die aus einem Gemisch aus Holzspänen und/ Plattenstösse. Die Klebungen müssen den in Ta-
oder anderen holzartigen Faserstoffen sowie Bin- belle 1 der DIN EN 204 beschriebenen Beanspru-
demitteln durch Verpressen unter Hitzeeinwir- chungsgruppen (Klebefestigkeit) entsprechen.
kung hergestellt werden. Hinsichtlich ihres Brandverhaltens werden kunst-
Nach der Lage der Späne unterscheidet man harzgebundene Spanplatten der Baustoffklasse
Flachpressplatten und Strangpressplatten; der B2 (normalentflammbar) zugeordnet; durch Zu-
Plattenaufbau kann ein- oder mehrschichtig sein. satz von Feuerschutzmitteln bei der Herstellung
Durch gezielte Anordnung der einzelnen Holzbe- – die boratfrei sein sollten – lassen sich auch Plat-
standteile ist die Belastbarkeit der Platten in einer ten der Baustoffklasse B1 (schwerentflammbar)
bestimmten Richtung beeinflussbar. nach DIN 4102 erzielen.
Als Bindemittel kommen härtbare Kunstharze un- Spanplatten müssen bei Auslieferung aus dem
terschiedlicher Art oder mineralische Stoffe, wie Herstellerwerk die allgemeinen Anforderungen
Zement oder Gips, zum Einsatz. Durch entspre- erfüllen, die in Tabelle 1 der DIN EN 312 aufge-
chende Zusätze kann das Feuchte- und Brandver- führt sind. Diese Anforderungen gelten für alle
halten sowie die Resistenz gegen Schädlinge be- Typen unbeschichteter Spanplatten.
einflusst werden. Von der Art dieser Bestandteile Regelabmessungen – Spanplatten (Flachpressplatten).
werden die jeweiligen Eigenschaften der Span- Standard-Plattenformate (mm): 925 x 2050 – 615 x 2050.
platten bestimmt. Demnach unterscheidet man Plattendicke: 10 – 13 – 16 – 19 – 22 – 25 – 28 – 38.
tkunstharzgebundene Spanplatten, Formaldehydkonzentration. Je nach Plattentyp werden
tmineralisch gebundene Spanplatten. Spanplatten mit Kunstharzen unterschiedlicher Art ver-
11.3 Fußbodenkonstruktionen 463

leimt. Ein Teil dieser Kunstharze enthält mehr oder weniger sie keine Asbestfasern, Holzschutzmittel und fun-
Formaldehyd, das überwiegend fest eingebunden ist, teil- giziden Zusätze.
weise aber auch noch jahrelang aus den Platten entweicht.
Da Formaldehyd im Verdacht steht, Krebs zu erzeugen, tZementgebundene Flachpressplatten beste-
wurden entsprechende Einschränkungen ausgesprochen. hen aus Holzspänen und Portlandzement. Ihre
Zur Begrenzung der Formaldehydkonzentration in der Eigenschaften lassen sich durch den jeweiligen
Raumluft von Aufenthaltsräumen wurde die „Richtlinie Bindemittel- bzw. Holzspananteil variieren,
über die Klassifizierung und Überwachung von Holzwerk-
stoffplatten bezüglich der Formaldehydabgabe“ – die so so dass sie je nach Zusammensetzung unter-
genannte DIBt-Richtlinie 100 – erlassen (Herausgegeben schiedliche Biegefestigkeit- und Brandschutz-
vom Deutschen Institut für Bautechnik, Berlin). eigenschaften aufweisen. Dementsprechend
Nach dieser Richtlinie dürfen nur noch Holzwerkstoffe der werden sie auch entweder der Baustoffklasse
Emissionsklasse E1 verwendet werden. Dies bedeutet, B1 (schwerentflammbar) oder Baustoffklasse
dass nur noch Platten in den Verkehr gebracht werden
dürfen, bei denen die durch den Holzwerkstoff verursachte A2 (nichtbrennbar) nach DIN 4102 zugeordnet.
Ausgleichkonzentration des Formaldehyds in der Luft eines Zementgebundene Spanplatten sind deutlich
vorgeschriebenen Prüfraumes 0,1 ml/m3 (ppm) nicht über- schwerer als kunstharzgebundene Flachpress-
schreitet. Nach [34] wird dieser Grenzwert bei den zur Zeit
verwendeten Holzwerkstoffen immer deutlich unterschrit-
platten, lassen sich aber wie diese verarbeiten
ten. (Bodenplatten mit Nut- und Federprofil). Au-
ßerdem sind sie frostbeständig und resistent
tOSB-Flachpressplatten (Oriented Strand gegen Pilz- und Schädlingsbefall. Die Platten
Boards) sind Spanplatten aus großflächigen können im Anwendungsbereich aller Holz-
meist parallel zur Plattenoberfläche liegenden werkstoffklassen – 20 – 100 – 100G – eingesetzt
Langspänen, sogenannten „Strands“ (im Mit- werden.
tel etwa 0,6 mm dick, 75 mm lang und 35 mm Bezüglich des Feuchteverhaltens ist grund-
breit). Bei dreischichtigem Aufbau verlaufen sätzlich zu beachten, dass es sich bei den mi-
die Späne der beiden Deckschichten längs und neralisch gebundenen Spanplatten um Holz-
die Mittelschichtspäne quer zur Fertigungs- werkstoffe handelt. Geringe feuchtebedingte
richtung. Dadurch ist die Biegefestigkeit in der Schwind- und Quellmaßänderungen müssen
Längsrichtung der Platten deutlich höher als in daher auch bei dieser Plattenart konstruktiv
der Querrichtung. berücksichtigt werden, – im Gegensatz zu den
Die OSB-Platten dürfen für alle Ausführungen rein mineralischen Zementwerkstoffplatten,
eingesetzt werden, bei denen die Verwendung die in Abschn. 11.3.7.8 näher erläutert sind.
von Holzwerkstoffen der Holzwerkstoffklassen Zementgebundene Spanplatten müssen bei 11
20 und 100 nach DIN 68 800-2 in den techni- der Auslieferung aus dem Herstellerwerk den
schen bauaufsichtlich eingeführten Baubestim- allgemeinen Anforderungen der DIN EN 634-1
mungen erlaubt ist. sowie den in DIN EN 634-2 aufgeführten Eigen-
Aufgrund des dekorativen Erscheinungsbildes schaften entsprechen. Weitere Angaben sind
der Plattenoberfläche werden sie – meist trans- der Fachliteratur [34] zu entnehmen.
parent beschichtet – im gesamten Möbel- und Regelabmessungen – Zementgebundene Spanplatten
Innenausbau, vor allem auch als direkt begeh- (Flachpressplatten). Standard-Plattenformate (mm): 3100
x 1250 – 2600 x 1250. Bodenverlegeplatte: 625 x 1250.
bare Fußbodenplatten, eingesetzt. Weitere Ein- Plattendicke: 10 – 12 – 15 – 18 – 22 – 25 – 28 – 32 – 36 – 40.
zelheiten sind der Fachliteratur [34] zu entneh-
men. Ausführungsbeispiele und Verlegehinweise
Regelabmessungen – OSB-Spanplatten (Flachpress-
platten). Standard-Plattenformate (mm): 5000 x 2500 – Allgemeines. Die jeweilige Bauart von Fertigteil-
5000/2500 x 1250. Plattendicke: 8 – 10 – 12 – 15 – 18 – 22 estrichen ist immer abhängig von situationsbe-
– 25 – 30. dingten Nutzungserwartungen, kontruktiven Ge-
gebenheiten, bauphysikalischen Anforderungen
2. Mineralisch gebundene Spanplatten und den zu erfüllenden Baubestimmungen.
(Flachpressplatten) Für Fertigteilestriche aus Spanplatten bieten sich
Bei der Herstellung von mineralisch gebunde- an:
nen Spanplatten werden Zement oder Gips als tVollflächig schwimmende Verlegung auf Dämm-
Bindemittel verwendet, die Holzspäne dienen als platten und/oder Trockenschüttung,
Armierung. Aufgrund dieser Zusammensetzung tVerlegung auf Lagerhölzern über Massivde-
ist bei diesen Holzwerkstoffen mit keiner Formal- cken oder Deckenbalken,
dehyd-Emission zu rechnen, außerdem enthalten tVerlegung auf vorhandenem Altboden.
464 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Der Feuchtegehalt von Spanplatten beträgt ab erzeugt. Nach dem Erhärten des Klebers sind die Keile wie-
Herstellerwerk in der Regel 9 % ± 4 %, bezogen der zu entfernen.
auf das Darrgewicht. Da alle Holzwerkstoffe ent- Die Mindestdicke der Spanplatten beträgt bei normaler
Belastung 22 mm. Bei höheren Verkehrs- und Punktlasten
sprechend der jeweiligen relativen Luftfeuchte ist die Estrichscheibe nach Herstellerangabe aufzudoppeln.
gewissen Formänderungen (Schwinden und Vom Handel werden auch verlegefertige Verbundelemen-
Quellen) unterliegen, ist es ratsam, die Spanplat- te – in Form von Spanplatten mit unterseitig aufgeklebten
ten einige Tage am Verlegeort zu lagern, damit Dämmplatten – angeboten und vorzugsweise eingebaut.
sie sich an das Umgebungsklima anpassen kön-
nen. In der Baupraxis treten immer wieder Schä- tVerlegung auf Lagerhölzern über Massiv-
den auf, weil Spanplatten in baufeuchten, im decken oder Deckenbalken
Winter oftmals nicht beheizten Rohbauten gela-
Der Achsabstand der Lagerhölzer richtet sich
gert und in diesem Zustand eingebaut werden.
nach der zu erwartenden Belastung (Verkehrs-
Bei allen Bauarten und Plattentypen ist auf einen last), Art und Größe der Verlegeplatten, der Plat-
ausreichenden Wandabstand von etwa 15 mm zu tendicke und zulässigen Durchbiegung sowie
achten. Dieser Abstand dient als Bewegungsfuge dem gewählten statischen System. Dabei unter-
und gewährleistet eine Hinterlüftung der Platten- scheidet man
unterseite. Die eingestellten mineralischen Rand-
tEinfeldplatten, nur auf 2 Lagerhölzern auflie-
streifen sind so porös, dass sie die Diffusions-
gend,
vorgänge nicht behindern. Dicht angeklebte
Kunststoffprofile sind daher als Sockelleisten un- tMehrfeldplatten, auf mind. 3 Lagerhölzern auf-
geeignet. liegend.
Nach dem Verlegen der Spanplatten muss der Die jeweils zulässigen, maximalen Stützweiten
jeweilige Bodenbelag möglichst umgehend (un- von Mitte bis Mitte Kantholzauflager sind DIN
verzüglich) darauf aufgebracht werden. Ist dies 68 771, Tabelle 1, zu entnehmen. Danach beträgt
nicht möglich, so muss der Verlegegrund be-
helfsmäßig abgedeckt (z. B. mit einer PE-Folie)
oder eine Grundierung vollflächig aufgebracht
werden, um eine einseitige Austrockung oder 1 2 3 4 5 6
Feuchteaufnahme der Plattenoberfläche zu ver-
hindern.
11 Fertigteilestriche aus Spanplatten sind als Verle-
geuntergrund für bestimmte Bodenbelagarten
(z. B. Keramik- und Steinbeläge) nicht unproble-
matisch und immer mit einem Risiko verbunden.
Einzelheiten hierzu sind der Fachliteratur [5] so-
wie Abschn. 11.4.7.6 zu entnehmen. -15 mm
9 8 7 7
tVollflächig schwimmende Verlegung auf
Dämmplatten und/oder Schüttung 11.49a 11.49b

Unter vollflächig schwimmender Verlegung ver- 11.49 Konstruktionsbeispiele: Fertigteilestrich aus Span-
steht man das lose Auflegen fugenverleimter Ver- platten (Flachpressplatten) vollflächig schwim-
mend verlegt
legeplatten (Flachpressplatten 100) auf weich-
a) Verbundelemente auf ebener Massivdecke
federnde Unterlage, ohne feste Verbindung mit b) Verbundelemente auf Schüttung und unebener
dem tragenden Untergrund, den aufgehenden Massivdecke
Bauteilen oder sonstigen Deckendurchdringun- 1 Mauerwerk mit Wandputz
gen. 2 Holzsockelleiste mit Lüftungsschlitzen
3 Bodenbelag
Bild 11.49. Nach dem Verlegen einer PE-Folie (Massivde- 4 Spanplatte (Holzwerkstoffklasse 100) mit
cke) oder diffusionsoffenen Rieselschutzbahn (Holzbal- Trittschalldämmstoff (z. B. Mineralfaserplatten
kendecke), der Randstreifen und Trittschall-Dämmplatten 22/20 oder 32/30 mm)
– gegebenenfalls in Verbindung mit einer Schüttung – wer- 5 Schüttung (z. B. Bituperl)
den darüber die mit Nut- und Federprofil versehenen Span- 6 Abdeckplatten (z. B. 8 mm dicke Holzfaser-
platten im Verband (versetzte Stösse, keine Kreuzfugen) platten)
angeordnet und zu einer kompakten Estrichscheibe ver- 7 PE-Folie (z. B. 0,2 mm)
klebt. Der erforderliche Pressdruck wird durch Verkeilen in 8 Rohbetondecken (eben – uneben)
der Randzone, zwischen Plattenkanten und Wandflächen, 9 Randstreifen (mind. 15 mm dick)
11.3 Fußbodenkonstruktionen 465

beispielsweise der Achsabstand der Lagerhölzer eingebautem Zustand mind. 10 mm dicke, lose aufgelegte
bei Mehrfeldplatten und einer angenommenen Mineralfaserdämmstreifen zu legen. Die Zwischenräume –
zwischen den Lagerhölzern – können zur Hohlraumdämp-
Verkehrslast im Wohnbereich von 2 kN/m2 fung mit Mineralwolle ausgefüllt werden.
tbei 19 mm Plattendicke = 62 cm, Die mit Nut- und Federprofil versehenen Spanplatten
tbei 22 mm Plattendicke = 68 cm, werden quer zu den Auflagern im Verband verlegt (Kreuz-
fugen vermeiden, Plattenstösse immer auf Lagerhölzern
tbei 25 mm Plattendicke = 78 cm. anordnen), in den Falzen verklebt und in Abständen von
etwa 30 cm mit den Lagerhölzern verschraubt. Um Schall-
In diesem Zusammenhang wird auch auf die brücken bei Holzbalkendecken zu vermeiden, ist darauf zu
E DIN EN 12 869-1 und -2, Tragende Unterböden achten, dass keinesfalls die Lagerhölzer durch den Dämm-
stoffstreifen hindurch mit den Deckenbalken verschraubt
auf Lagerhölzern mit Abdeckung aus Holzwerk- werden.
stoffen, verwiesen.
Bild 11.50. Bei ebener Massivdecke wird zunächst eine PE- tVerlegung auf vorhandenem
Folie vollflächig ausgelegt, an den aufgehenden Bauteilen
hochgezogen und zusammen mit den Randstreifen gegen Holzdielenboden (Altboden)
Abrutschen gesichert. Bei Holzbalkendecken ist bei Bedarf Im Zuge der Altbausanierung werden häufig Fer-
eine diffusionsoffene Rieselschutzbahn vorzusehen.
tigteilestriche aus Spanplatten auf unebene, aus-
Nach Beiblatt 1 zu DIN 4109, Tabelle 17, sind die Lager-
hölzer zur Verbesserung des Trittschallschutzes in ihrer getretene Holzdielenböden und auf Holzbalken-
gesamten Länge vollflächig auf mind. 100 mm breite, in decken, die sich ungleichmäßig gesenkt haben,
aufgebracht. Vor dem Verlegen neuer Plattenla-
gen auf Altböden ist immer zu prüfen
twie die statischen und verlegetechnischen Ge-
1 2 3 4 5 6 gebenheiten (z. B. Tragfähigkeit der Decken-
balken und Balkenköpfe, Zustand der alten
Holzdielen) einzuschätzen und ggf. zu verbes-
sern sind,
twie sich die Feuchtigkeitsverhältnisse (z. B.
Bodenfeuchtigkeit, Wasserdampfdiffusion) un-
ter den Altböden darstellen, evtl. vorhandene
Unzulänglichkeiten beheben lassen und wie
sich durch die Auflage weiterer, beispielsweise
dampfdichter Bodenbeläge, die bauphysika-
11
7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 lischen Vorgänge insgesamt zukünftig entwi-
ckeln werden,
11.50a 11.50b twie der vorhandene Schall-, Wärme- und
11.50 Konstruktionsbeispiele: Fertigteilestrich aus Brandschutz zu bewerten und im Hinblick auf
Spanplatten (Flachpressplatten) auf Lagerhölzern die gestiegenen Anforderungen verbessert
schwimmend verlegt werden kann.
a) Lagerhölzer auf einer Massivdecke
b) Lagerhölzer auf einer Holzbalkendecke Zunächst ist zu klären, wie sich die oben erwähn-
1 Mauerwerk mit Wandputz ten Feuchtigkeitsverhältnisse tatsächlich darstel-
2 Holzsockelleiste mit Lüftungsschlitzen
3 Spanplatte (Holzwerkstoffklasse 100) len. Handelt es sich beispielweise um Räume, die
4 Bodenbelag nicht unterkellert sind, so muss bei Altbauten in
5 Schraube, versenkt der Regel mit aufsteigender Feuchtigkeit aus Erd-
6 Lagerhölzer (z. B. 40 x 60 mm) reich, Kellergewölbe, ungenügend belüftetem
7 Randstreifen (mind. 15 mm dick)
8 Massivdecke, eben abgezogen Kriechkeller o. Ä. gerechnet werden. Auch bei Ge-
9 PE-Folie (z. B. 0,2 mm) schossdecken ist über Stallungen, Waschküchen,
10 Mineralfaser-Trittschall-Dämmstoffstreifen Heizkellern o. Ä. mit aufsteigender Luftfeuchtig-
(10 mm dick) keit bzw. Dampfdiffusion zu rechnen, sofern die
11 Mineralwolle-Hohlraumdämpfung
12 Mineralwolle – zwischen Wand und Streich- Deckenunterseite nicht entsprechend abgedich-
balken tet bzw. abgesperrt ist.
13 Holzdeckenbalken Werden nun derart gefährdete Holzböden mit
14 Einschub (auch Stakung genannt)
15 Rieselschutzbahn (z. B. Bitumenpapier,
neuen Unterbodenplatten und Bodenbelägen
dampfdurchlässig) belegt (z. B. dampfbremsende PE-Folien, dampf-
16 Füllung (je nach Bedarf) dichte Klebstoffe oder PVC-Beläge), so kann die
466 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Feuchte nicht mehr als vorher durch die Dielen- 11.3.7.7 Fertigteilestriche aus
fugen, Randzonen o. Ä. nach oben entweichen, Gipswerkstoffplatten
sondern verbleibt im Deckenhohlraum und
bringt Holzbalken und Dielenboden langsam Gipsplatten sind plattenförmige Werkstoffe, die
zum Faulen. Alte Holzböden dürfen deshalb nur aus Naturgips (Gipsstein) oder technischen Gip-
dann mit neuen (dampfdichten) Bodenbelägen sen (Nebenprodukte chemischer und industrieller
versehen werden, wenn gewährleistet ist, dass Prozesse) für verschiedene Verwendungszwecke
die Räume entweder unterkellert und/oder die in unterschiedlicher Ausführung industriell ge-
Decken gegen aufsteigende Feuchtigkeit bzw. fertigt werden. Damit die Platten belastbar sind,
Dampfdiffusion sorgfältig abgedichtet bzw. ab- wird der Gipskern entweder mit Karton umman-
gesperrt sind und eine funktionsfähige Luftzirku- telt oder mit Fasern armiert. Durch entsprechen-
lation unter den alten Holzdielen mit der Raum- de Zusätze kann das Feuchteverhalten (verzö-
luft (Hohlraumentlüftung) gegeben ist. gerte Wasser- bzw. Wasserdampfaufnahme) und
Brandverhalten (Glasfaserarmierung) beeinflusst
Bild 11.51. Will man über einem alten Dielenboden ledig- werden. Nach Material und Plattenaufbau unter-
lich einen neuen biegesteifen Fertigteilestrich einbringen
– ohne Verbesserung des vorgegebenen Schall- und Wär-
scheidet man:
meschutzes – so müssen der Zustand der Deckenbalken tGipskartonplatten (GK) bestehen aus einem
und die Qualität der Deckenfüllung überprüft, schadhafte Gipskern, der einschließlich der Längskanten
Dielen ausgewechselt bzw. lose fest verschraubt werden.
Darauf können unmittelbar die profilierten Spanplatten, im
mit einem festhaftenden Karton ummantelt
Regelfall 13 mm dick, aufgeschraubt werden. Bei höheren ist. Aus dem Verbund zwischen Gipskern und
Anforderungen an den Schall- und Wärmeschutz und zum Karton – der als Bewehrung der Zugzone wirkt
Höhenausgleich stark ausgetretener Dielenböden wird – ergibt sich die erforderliche Festigkeit und
– wie zuvor beschrieben – eine vollflächig schwimmende
Verlegung auf Trittschalldämmplatten mit Ausgleichschüt-
Biegesteifigkeit der Platten.
tung erforderlich. Vgl. hierzu auch Abschn. 11.3.6.6, Rohr- Gipskartonplatten unterliegen nur sehr geringen
leitungen auf Rohdecken. Formveränderungen (Schwinden und Quellen)
bei kurzzeitiger Feuchteeinwirkung. Sie dürfen
jedoch keiner länger anhaltenden oder dauernd
6 7 8 9 10 11 hohen Feuchtebeanspruchung ausgesetzt sein,
da dadurch die mechanische Eigenschaften der
1 2 3 4 5 Platten negativ beeinflusst oder gar ihre Gefüge
11 >15 mm zerstört wird. Imprägnierte Gipskartonplatten
(GKBI und GKFI) zögern zwar die Wasser- bzw.
Wasserdampfaufnahme hinaus, können sie aber
nicht verhindern. In diesem Zusammenhang
wird auf die in Abschn. 11.3.2.3 erläuterten Ab-
dichtungsmaßnahmen im Verbund mit kerami-
schen Fliesen und Platten hingewiesen.
11.51a 11.51b In DIN EN 520 sind die allgemeinen Anforde-
11.51 Konstruktionsbeispiele: Fertigteilestrich aus Span- rungen an Gipskartonplatten geregelt und die
platten (Flachpressplatten) auf vorhandenem Alt- unterschiedlichen Plattentypen im Einzelnen
boden verlegt erläutert. Eine zusammenfassende Beschrei-
a) Spanplatten auf altem Holzdielenboden bung der wichtigsten Plattenarten ist Abschn.
(ohne Verbesserung des Trittschallschutzes)
b) vollflächig schwimmende Verlegung auf Alt- 14.5.2.1 zu entnehmen, so dass sich eine noch-
boden, Schüttung und Trittschalldämmplatten malige Wiederholung an dieser Stelle erübrigt.
1 Mauerwerk mit Wandputz Gipskartonplatten sind der Baustoffklasse A2
2 Schraube versenkt
3 Spanplatte (Holzwerkstoffklasse 100) (nichtbrennbar) nach DIN 4102 zuzuordnen.
4 alter Holzdielenboden Regelabmessungen – Gipskartonplatten. Standard-
5 Holzdeckenbalken Plattenformate (mm): Breite 625 oder 1250, Länge 2000
6 Rieselschutzbahn (z. B. Bitumenpapier, – 4000, Plattendicke: 6 – 8 – 9,5 – 12,5 – 15 – 18 – 20 – 25.
dampfdurchlässig)
7 Schüttung (z. B. Bituperl) tGipsfaserplatten (GF) bestehen aus Gips und
8 Mineralfaser-Trittschalldämmplatten Papierfasern, die in einem Recyclingverfahren
9 Spanplatte (Holzwerkstoffklasse 100)
10 Bodenbelag gewonnen werden und als Armierung dienen.
11 Abdeckplatten (z. B. 8 mm dicke Holzfaser- Unter Zugabe von Wasser wird die Gipsmasse
platten) mit Fasern durchsetzt, die Platten gepresst, ge-
11.3 Fußbodenkonstruktionen 467

trocknet und anschließend zugeschnitten. Die 1 2 1 2 3 4


Faserarmierung verleiht diesem Werkstoff eine
in beiden Plattenrichtungen gleich hohe me-
chanische Stabilität und macht ihn besonders
stoßfest.
Gegenüber der Gipskartonplatte verfügt die
Gipsfaserplatte über eine deutlich höhere
Druckfestigkeit und größere Oberflächenhärte.
Andererseits sind die Zellulosefasern hygros-
kopisch (wasseranziehend), nehmen dadurch
Wasser auf und quellen bei Feuchteeinwir- 3 5 6 7 8
kung. Um dem entgegenzuwirken, erhalten die 11.52a 11.52b
Platten generell eine werkseitige Grundierung
11.52 Konstruktionsbeispiele: Fertigteilestrich aus Gips-
(Hydrophobierung), so dass sie gegebenenfalls platten (Einzelplattenverlegung vor Ort)
auch in Feuchträumen (Feuchtigkeitsbeanspru- a) Einzelplatten, zweilagig fugenversetzt zueinan-
chungsklasse I) eingesetzt werden können. Zu der verlegt, flächig verklebt und verschraubt
beachten ist jedoch, dass die Gipsfaserplatte b) Einzelplatten, vollflächig schwimmend auf
als hygroskopischer Werkstoff einer feuchte- ebener Massivdecke, Schüttung und Trittschall-
dämmplatten
bedingten Längenänderung (Schwinden und
1 Gipsplatten (1. Lage – 12,5 mm dick)
Quellen) in höherem Maße unterworfen ist, als 2 Gipsplatten (2. Lage – 12,5 mm dick)
Gipskartonplatten. Außerdem sind Gipsfaser- 3 Verschraubung der Platten (Abstand ≤ 300 mm)
platten teurer als Gipskartonplatten. 4 Kleberauftrag, vollflächig
Gipsfaserplatten sind nicht genormt, unterlie- 5 Mineralfaser-Trittschalldämmplatten
6 PE-Folie (z. B. 0,2 mm)
gen jedoch der Eigenüberwachung der Her- 7 Massivdecke, eben abgezogen
steller sowie einer Fremdüberwachung durch 8 Schüttung (z. B. Bituperl)
amtlich anerkannte Materialprüfanstalten.
Nach deren Prüfbescheid sind sie der Baustoff-
klasse A2 (nichtbrennbar) zuzuordnen, sofern Elementverlegung (Bild 11.53a). Bei dieser Ver-
sie nicht mehr als 15 % Faseranteil aufweisen. legeart werden zwei oder drei Gipsplatten bereits
Bei höherem Faseranteil gelten sie als schwer- werkseitig miteinander verklebt und als einbau-
entflammbar (Baustoffklasse B1) fertige Verlegeelemente angeboten. Die Ränder
sind mit Nut- und Federprofil oder Stufenfalz
11
Regelabmessungen – Gipsfaserplatten. Standard-Plat-
tenformate (mm): 1245 x 2000 – 1245 x 2500 – 1245 x versehen, so dass die Platten sich passgenau in-
2750 – 1245 x 3000. Plattendicke: 10 – 12,5 – 15 – 18. einanderschieben und verkleben lassen. Bei den
sog. Verbundelementen ist auf der Unterseite
Ausführungsbeispiele und Verlegehinweise eine 20 bis 30 mm dicke Polystyrol- oder Mineral-
faser-Dämmschicht aufkaschiert.
Fertigteilestriche aus Gipsplatten können nur
t Bild 11.53b, c. Nach der üblichen Untergrundvorberei-
vollflächig schwimmend verlegt werden. Hierfür tung, dem Auslegen der PE-Folie und der Randstreifen,
bieten sich grundsätzlich zwei Konstruktionsar- werden die einbaufertigen Verbundelemente mit einem
ten an: Fugenversatz von 250 bis 300 mm verlegt (Kreuzfugen
sind zu vermeiden). Die einzelnen Verlegeelemente be-
Einzelplattenverlegung (Bild 11.52a). Bei dieser stehen beispielsweise aus drei miteinander verklebten,
Bauart werden vor Ort zwei Lagen Gipsplatten, jeweils 8 mm dicken Gipskartonplatten, oder aus zwei
jeweils 12,5 mm dick, fugenversetzt zueinander jeweils 12,5 mm dicken Gipsfaserplatten mit 50 mm brei-
verlegt, vollflächig verklebt und verschraubt oder tem Stufenfalz. Die Höhe der Verbundelemente beträgt
üblicherweise 45 bzw. 55 mm.
geklammert. Das handliche Plattenformat (z. B.
Werden die Elemente im Türbereich stumpf gesto-
900 x 1250 mm) ermöglicht einen problemlosen ßen, so sind die Stösse mit einem etwa 100 mm breiten
Transport und raschen Einbau durch eine Person. Holz- oder Spanplattenstreifen zu unterlegen und alle
t Bild 11.52b. Nach der erforderlichen Untergrundvorbe- Teile miteinander zu verkleben und zu verschrauben. An-
reitung, dem Auslegen der PE-Folie und der Randstrei- schlüsse an Hartbeläge sind mit Metall-Winkelschienen
fen, wird die Dämmschicht bzw. Schüttung eingebracht zu unterfangen.
und die erste Plattenlage mit Kreuzfugen verlegt. Darauf Nach dem Aushärten des Klebers – etwa 4 Stunden nach
erfolgt der Einbau der zweiten Lage und zwar um eine Abschluss der Verlegearbeiten – ist der Fertigteilestrich
halbe Platte fugenversetzt zur unteren Lage. Anschlie- begehbar. Wird ein Verlegeelement zu früh belastet, d. h.
ßend werden die Platten durch Begehen in den zuvor bevor der Kleber vollständig ausgehärtet ist, reißt der
aufgebrachten Kleber fest eingedrückt, verklammert und Klebefilm in den Fälzen und die Stoßfugen zeichnen sich
die Plattenstösse verspachtelt. später unter Belastung an der Belagoberfläche ab.
468 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Weitere Einzelheiten über Fertigteilestriche aus Gipsplat-


ten und die Verlegung von Bodenbelägen darauf, sind den
jeweiligen Herstellerunterlagen [35], [36], [37] zu entneh-
8 men.
8 8
20 8 11.3.7.8 Fertigteilestriche
50 40 20 aus Zementwerkstoffplatten
Stufenfalz Nut und Feder
Zementgebundene Plattenwerkstoffe – auf
11.53a
rein mineralischer Basis – wurden vor geraumer
Zeit neu entwickelt und als Trockenestrich – Ele-
mente auf dem Markt erfolgreich eingeführt.
1
2 Zarge Türblatt
Im Gegensatz zu den zementgebundenen Span-
platten (Holzwerkstoffplatten) – bei denen im-
3 2 4 5 mer feuchtebedingte Schwind- und Quellmaßän-
derungen zu beachten sind – enthalten diese
rein mineralischen Platten keine organischen
Bestandteile, die zu Volumenänderungen führen
könnten. Dementsprechend sind diese Platten
gegen Feuchte- und Wassereinwirkung unemp-
findlich und bestens geeignet für den Einbau in
Nassräumen im Verbund mit keramischen Be-
6 7 8 9 10 100 mm lägen. Außerdem weisen sie eine hohe Oberflä-
11.53b 11.53c chenfestigkeit auf und sind der Baustoffklasse
A2 (nichtbrennbar) nach DIN 4102 zuzuordnen.
11.53 Konstruktionsbeispiele: Fertigteilestrich aus Alle zementgebundenen Platten werden auch
Gipsplatten (Elementverlegung) als Verbundelemente mit unterseitig aufkaschier-
a) Plattenstöße von einbaufertigen Verlege- ter Dämmschicht angeboten. Nach Material und
elementen
b) Verbundelemente, vollflächig schwimmend auf Plattenaufbau unterscheidet man:
ebener Massivdecke
tFaserarmierte Platten auf Zementbasis, die
11 c) Ausführungsbeispiel im Türbereich
1 Mauerwerk mit Wandputz einschichtig aufgebaut sind und die ihre Festig-
2 Wand- und Bodenfliesen keit durch Glasfasern erhalten, die der Rohmas-
3 Randfuge mit Fugenfüllprofil und se bei der Herstellung zugemischt werden.
elastoplastischer Dichtungsmasse
4 Fliesenkleber tGewebeummantelte Platten auf Zementba-
5 Fertigteilestrich (Verbundelemente) aus 3 werk- sis, die dreischichtig aufgebaut sind und aus
seitig miteinander verklebten Gipsplatten, einem Kern aus leichteren Zuschlagstoffen be-
jeweils 8 mm dick
6 Randstreifen (10 mm dick) stehen. Die hohe Tragfähigkeit wird durch ein
7 Massivdecke, eben abgezogen beidseitig eingelegtes Glasgittergewebe erzielt.
8 Feuchtigkeitsschutz (z. B. PE-Folie 0,2 mm)
9 Polystyrol-Hartschaumplatten
(üblicherweise 20 bis 30 mm dick) Ausführungsbeispiele und Verlegehinweise
10 Fugenverstärkung aus Spanplattenstreifen
(verklebt und verschraubt) Fertigteilestiche aus zementgebundenen Platten
können nur vollflächig schwimmend verlegt wer-
den. Hierfür bieten sich zwei Konstruktionsarten
Eine Grundierung des Trockenestrichs schützt die Plat- an:
ten vor Verunreinigungen durch nachfolgende Arbeiten,
bindet Staubreste, neutralisiert den Untergrund und Einlagige Verlegung. Bei dieser Bauart werden
sorgt für eine sichere Haftung der Bodenbelagverkle- die einschichtigen, faserarmierten Zementestrich
bung. Bei dünnen Bodenbelägen oder Rollstuhlbean-
spruchung ist auf die Verlegefläche ein 2 bis 5 mm dicker – Elemente über einen 250 mm breiten Stufenfalz
Fließspachtel aufzubringen. mit vorgestanzten Lochungen durch Verkleben
Ist die Verlegung von Gipsplattenelementen in Wohnbä- und Verschrauben zu einer hochbelastbaren Es-
dern ohne Bodenablauf mit Duschtasse und/oder Bade- trichscheibe zusammengefügt. Diese kann be-
wanne vorgesehen (Feuchtigkeitsbeanspruchungsklasse reits nach 12 Stunden voll belastet werden. Davs
I), so bietet sich hierfür die in Abschn. 11.3.2.3 näher er-
läuterte, alternative Abdichtung im Verbund mit kerami- Plattenformat beträgt 600 x 900 mm, die Platten-
schen Belägen an. dicke 22 mm.
11.4 Fußbodenbeläge 469

Zweilagige Verlegung. Hier besteht jedes 11.4 Fußbodenbeläge


Trockenestrich-Element aus zwei versetzt mit-
einander verbundenen, jeweils 12,5 mm dicken
Platten, so dass sich ein 50 mm breiter Stufenfalz Die weitgehende Ablösung der Holzbalkendecke
ergibt. Diese gewebeummantelten Platten wer- durch die Massivdecke, die Entwicklung völlig
den bereits werkseitig zu einbaufertigen Verle- neuartiger Werkstoffe, Herstellungs- und Verle-
geeinheiten verklebt und meist in Form von Ver- getechniken, die Stellung neuer Forderungen an
bundelementen mit vorgestanzten Lochungen die Nutzschicht durch Industrie und Gewerbe, die
angeboten. Steigerung des Komforts bei allmählicher Ände-
rung der Wohngewohnheiten sowie Einflüsse der
t Bild 11.54. Nach der üblichen Untergrundvorberei- Mode, des Geschmacks und vieles mehr haben
tung, dem Auslegen der PE-Folie und der Randstreifen,
werden die Elemente fugenversetzt verlegt und an den zu einer Vielfalt und damit Produktschwemme
Rändern verklebt und verschraubt. Die Plattenfugen auf dem Fußbodenmarkt geführt, die selbst von
und Schraubenköpfe sind zu verspachteln. Bei dünnen einem Fachmann kaum mehr überblickt werden
Bodenbelägen (z. B. PVC- oder Linoleumbahnen) ist die kann.
Verlegefläche vollflächig abzuspachteln. Spachtelmasse
und Kleber müssen für zementäre Untergründe geeignet
sein. Die jeweiligen Verlegerichtlinien der Bodenbelag-
hersteller sind in jedem Fall zu beachten. Weitere Einzel- 11.4.1 Einteilung und Benennung:
heiten sind den jeweiligen Herstellerunterlagen [38] zu Überblick1)
entnehmen.
Eine verbindliche Einteilung der Fußbodenbe-
läge gibt es nicht. In der Regel werden sie nach
1 2 3 4 5 6 7 8 den verwendeten Rohstoffen oder nach den je-
weiligen Herstellungsverfahren eingeteilt. Man
unterscheidet:

Bodenbeläge aus
tnatürlichen Steinen:
Naturwerkstein-Fußbodenbeläge
tkunstharzgebundenen Bestandteilen:
Kunstharzwerkstein 11
9 10 11 12 13 14 tzementgebundenen Bestandteilen:
Betonwerkstein- und Terrazzobeläge
11.54a 11.54b
tbitumengebundenen Bestandteilen:
11.54 Konstruktionsbeispiele: Fertigteilestrich aus rein Asphaltplattenbeläge
mineralischen Zementwerkstoffplatten (Element-
verlegung) ttongebundenen Bestandteilen:
a) Einlagige Zementestrich-Elemente mit Stufen- Keramische Fliesen und Platten
falz vollflächig schwimmend verlegt
b) Zweilagige Zementestrich-Elemente, werkseitig tHolz und Holzwerkstoffen:
verlegefertig hergestellt Holzfußbodenbeläge
1 Feuchteschutz (z. B. PE-Folie 0,2 mm)
2 Trittschalldämmplatte (Verbundelement) tTrägermaterial und Schichtstoffplatten:
3 zementgebundene, faserarmierte Trocken- Laminatböden
estrichplatte (22 mm dick)
4 Stufenfalz mit vorgestanzten Lochungen tein- oder mehrschichtiger Bahnen- oder
5 Schüttung (z. B. Bituperl) Plattenware: Elastische Fußbodenbeläge
6 Abdeckplatte (z. B. 8 mm dicke Holzfaserplatte)
7 zementgebundene Trockenestrich-Elemente tBodenbeschichtungen aus Kunstharzen
aus zwei versetzt miteinander verklebten, (Reaktionsharzen)
jeweils 12,5 mm dicken Platten
8 Bodenbelag tnatürlichen oder synthetischen Fasern:
9 Massivdecke, eben abgezogen Textile Bodenbeläge
10 Rieselschutzbahn (z. B. Bitumenpapier,
dampfdurchlässig) (Weitere Beläge bleiben unberücksichtigt).
11 alter Holzdielenboden
12 Holzdeckenbalken
13 Feuchteschutz (z. B. PE-Folie 0,2 mm) 1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 11.5 zu ent-
14 Rohrleitungen (Mindestüberdeckung ≥ 10 mm) nehmen.
470 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

11.4.2 Allgemeine Anforderungen t Art der Beanspruchung (z. B. schleifende Beanspru-


chung beim Fußgängerverkehr, vorwiegend rollende
Beanspruchung beim Fahrverkehr, Stoß- und Schlag-
An die Fußböden von Aufenthaltsräumen wer- beanspruchung beim Absetzen von Gütern sowie
den vielfältige Forderungen, zum Teil wider- ruhende und punktförmig wirkende Einzellasten)
sprüchlichster Art, gestellt. Diesen unterschied- t Zusatzeignungen (z. B. Stuhlrollen- und Treppeneig-
lichen Anforderungen muss insbesondere die nung, Eignung für Fußbodenheizung, Zigarettenglut-,
Mineralöl-, Fettbeständigkeit u. a. m.)
oberste Schicht, der Bodenbelag, gerecht wer-
den. Dabei sind vor allem konstruktive, physikali- t Schalldämmung/Schallschluckvermögen. Weichfedern-
de Bodenbeläge, wie zum Beispiel textile Bodenbeläge
sche, wirtschaftliche, ökologische, gestalterische und elastische Verbundbeläge, verbessern zwar die Tritt-
und nutzungsbedingte Kriterien zu berücksich- schalldämmung, nicht aber die Luftschalldämmung von
tigen. Da es jedoch keinen Belag gibt, der alle Decken. Eine nennenswerte Schallabsorption wird vor al-
Anforderungen gleichermaßen erfüllt, müssen lem durch Teppichbeläge erreicht, so dass sich damit der
Geräuschpegel in einem Raum wirkungsvoll senken lässt.
bei der Auswahl von Bodenbelägen oft Kompro- Einzelheiten s. Abschn. 11.3.3 und Abschn. 11.4.12.4.
misse eingegangen werden. Außerdem bilden
t Wärmedämmung/Fußwärme. Bei der Dämmung von
Nutzschicht (Bodenbelag) und Fußbodenaufbau Böden und Decken muss grundsätzlich zwischen Wär-
(Zwischenschichten) in mehrfacher Hinsicht eine me- und Schallschutz-Maßnahmen unterschieden wer-
Einheit. Diese wechselseitigen Abhängigkeiten den. Einzelheiten über Wärmeschutz und Energie-Ein-
gilt es bei allen vergleichenden Gegenüberstel- sparung sowie bauteilbezogene Ausführungsbeispiele
s. Abschn. 11.3.4.
lungen zu berücksichtigen.
Ein wichtiges Beurteilungskriterium für einen Bodenbe-
t Gleitsicherheit/Trittsicherheit. Alle Fußböden müssen lag ist auch seine Wärmeleitfähigkeit (Fußwärmeemp-
sicher und angenehm zu begehen sein. Diese Forderung findung). Als besonders fußwarm gelten Teppichbeläge
kann durch eine Reihe vorsorglicher, baulicher Maßnah- mit hoher Nutzschichtdicke (Poldicke) – insbesondere
men weitgehend erfüllt werden. verspannte Teppichware mit Filzunterlage – aber auch
Bodenbeläge in Wohnungen, öffentlich zugänglichen elastische Bodenbeläge (Verbundbeläge mit unterseitig
Gebäuden und Arbeitsstätten müssen je nach Verwen- aufkaschierter Dämmschicht) sowie gewisse Holzfußbö-
dungsbereich ausreichend rutschhemmend sein. Einzel- den.
heiten s. Abschn. 11.4.7.4. Höhendifferenzen zwischen t Brandverhalten. Für die brandschutztechnische Beur-
benachbarten Platten sind bei keramischen Belägen bis teilung von Bodenbelägen gibt es zur Zeit noch zahlrei-
1,0 mm, bei Betonwerksteinplatten bis 1,5 mm zulässig. che Prüfverfahren, die jeweils nur für bestimmte Belag-
Nicht vermeidbare Fußbodenabsätze (Stolperstufen) in- gruppen anwendbar sind. Mit der Vorlage des Entwurfes
nerhalb eines zusammenhängenden Gehbereiches müs- DIN EN 13 239, Prüfung des Brandverhaltens von Boden-
sen deutlich hervorgehoben und markiert werden. Alle belägen, ist ein einheitliches Prüfverfahren zur Beurtei-
11 Reinigungsverfahren und Reinigungsmittel sind auf den
jeweiligen Bodenbelag abzustimmen.
lung des Brandverhaltens für alle Arten von Bodenbelä-
gen gegeben.
t Barrierefreies Bauen. Für die meisten älteren und be- t Elektrostatisches Verhalten. Elektrostatische Aufladun-
hinderten Menschen ist es erstrebenswert, ihr Leben gen treten spürbar vorwiegend bei PVC-Belägen und
selbstständig – von fremder Hilfe weitgehend unabhän- Teppichbelägen auf. Einzelheiten über die Klassifikation
gig – gestalten zu können. Dieser Wunsch lässt sich häu- des elektrostatischen Verhaltens von Bodenbelägen so-
fig nicht realisieren, weil die baulichen Voraussetzungen wie über antistatische Ausrüstung und ableitfähige Ver-
für eine „barrierefreie Umgebung“ nicht gegeben sind legung s. Abschn. 11.4.10.7 und Abschn. 11.4.12.3.
bzw. bei der Planung in nicht ausreichendem Maße be- t Ökologische Bewertung. Das ökologische Bauen ist zu
rücksichtigt wurden. Einzelheiten hierzu sind DIN 18 024 einem zentralen Thema der Architektur geworden und
und DIN 18 025, Barrierefreies Bauen, sowie Abschn. 7.3, damit auch des Innenausbaues. Vermehrt wird danach
Planungshinweise, in Teil 2 dieses Werkes zu entnehmen. gefragt, wie ökologisch verträglich oder womöglich
t Verwendungsbereiche/Beanspruchungsgruppen. gesundheitsschädlich ein Baustoff ist, bevor man ihn
Bodenbeläge können je nach Einsatzbereich den unter- im Neubau oder bei der Altbausanierung einsetzt. Das
schiedlichsten mechanischen, thermischen, chemischen Wissen um ökologische Zusammenhänge verlangt ver-
u. a. Beanspruchungen ausgesetzt sein. Dementspre- tiefte Spezialkenntnisse, über die der Planer in der Regel
chend zahlreich sind auch die Prüfverfahren, die nicht für nicht verfügt. In seinem eigenen Interesse sollte er daher
alle Beläge einheitlich anwendbar sind. rechtzeitig mit einem kompetenten Baustoffberater zu-
sammenarbeiten.
In der Regel werden Bodenbeläge den
t Gefahrstoffverordnung/TRGS. Gesetzliche Grundlage
t Verwendungsbereichen Wohnen, Gewerbe, Industrie ist die Gefahrstoffverordnung (Gef Stoff V), die allgemein
zugeordnet. Hinsichtlich der jeweiligen (mechani- gehalten ist. Sie wird ergänzt durch die Technischen
schen) Beanspruchung unterscheidet man die Regeln für Gefahrstoffe (TRGS), die Vorgaben nach heu-
t Beanspruchungsgruppen gering (leicht), normal (mit- tigem Stand der Kenntnis enthalten und die aufzeigen,
telschwer), stark (schwer). Weiter sind beispielhaft zu wie mit Gefahrstoffen aus sicherheitstechnischer, ar-
beachten: beitsmedizinischer und hygienischer Sicht umzugehen
t Art des Verkehrs (z. B. Fußgänger- und/oder Fahrver- ist.
kehr) Welche Stoffe wie gefährlich sind, lässt sich an den
t Intensität des Verkehrs (z. B. Dichte und Häufigkeit des Grenzwerten für Stoffe ablesen, die in der TRGS 900 an-
Verkehrs, Achsdruck und Art der Bereifung) gegeben sind. Es wird unterschieden zwischen Stoffen,
11.4 Fußbodenbeläge 471

die als Gas, Dampf oder Schwebstoff in der Luft enthal- Es ist Aufgabe des Planers, genügend große und richtig
ten sind und die die Gesundheit beeinträchtigen (z. B. angeordnete Schmutzschleusen und Sauberlaufzonen
Luftgrenzwerte – Maximale Arbeitsplatzkonzentration/ vorzusehen, da gerade der sorgfältig geplante Eingangs-
MAK) und solchen Stoffen, die biologische Auswirkun- bereich den ersten Eindruck vom Gesamtobjekt vermit-
gen erzeugen und die über die Lunge bzw. andere Kör- telt. Richtig angeordnete Schmutzfangzonen senken den
perflächen vom Organismus aufgenommen werden (z. B. Verschmutzungsgrad der Bodenbeläge ganz erheblich,
Biologische-Arbeitsplatz-Toleranzwerte/ BAT). vergrößern die Reinigungsintervalle, verlängern die Le-
t Raumluftbelastungen. Die Raumluftqualität hängt ganz bensdauer der Beläge – ganz gleich ob Teppichboden,
wesentlich von der Summe der verwendeten Baustoffe, Holz-, Naturstein- oder Keramikbelag – und helfen Kos-
Raumausstattungen und Einrichtungsgegenständen ab, ten sparen. Diese Sauberlauffläche ist groß genug zu
die gas- und staubförmige Substanzen emittieren. bemessen, da der Eintretende im Objektbereich min-
Hierbei spielen vor allem sog. flüchtige organische Ver- destens vier Schritte darauf machen muss, damit sie
bindungen eine große Rolle (VOC = volatile organic voll wirksam wird. Bei kleineren, stark strapazierten Ein-
compounds). VOC werden u. a. von Baustoffen, Lacken, gangsbereichen – beispielsweise in Ladengeschäften,
Kleb- stoffen, Reinigungsmitteln, Raumtextilien, Einrich- Hotels, Restaurants – empfiehlt es sich, diese vollflächig
tungs- und Gebrauchsgegenständen abgegeben/emit- mit Sauberlaufbelag auszulegen.
tiert1). Bei der Auswahl der Bodenbeläge im Innenbereich spielt
t Bodenbeläge/Klebstoffe. Bodenbeläge – aber auch Vor- die optische Schmutzempfindlichkeit eine entscheiden-
striche und Klebstoffe – haben wesentlichen Einfluss auf de Rolle. Sie ist von der Farbe, der Musterung und von
die Qualität der Raumluft und können Ursache bedeut- der Konstruktion (z. B. bei Teppichböden) des jeweiligen
samer Emissionen sein. Von den Berufsgenossenschaften Belages abhängig. Einfarbige Beläge – vor allem extrem
der Bauwirtschaft wurde daher ein Gefahrstoff-Informa- helle oder dunkle – sind empfindlicher (je nach anfallen-
tionssystem (GISBAU) konzipiert. In einem sog. GISCODE der Schmutzart) als kontrastreich bemusterte Beläge. In-
sind alle Vorstriche und Klebstoffe in entsprechende nerhalb eines Geschosses (ggf. Gebäudes) ist sowohl aus
Produktgruppen eingeteilt und klassifiziert. Auf diese An- raumgestalterischen Gründen (Großzügigkeit) als auch
gaben im GISCODE beziehen sich die Hersteller und ver- pflegetechnischen Überlegungen heraus (gleichartige
merken sie auf ihren Gebinden, Sicherheitsdatenblättern Reinigungsverfahren) eine möglichst einheitliche Mate-
und Technischen Merkblättern. S. hierzu auch Abschn. rialwahl anzustreben.
11.4.10.7, Klebstoffe sowie Klassifizierung nach EMICODE. t Raumgestalterische Aspekte. Bei der Wahl eines Fuß-
Im Hinblick auf die Umweltbelastung sollten stark löse- bodenbelages sollten neben den zweckorientierten
mittelhaltige Klebstoffe nur noch dann verwendet wer- Überlegungen Fragen der Raumgestaltung niemals
den, wenn ihr Einsatz aus technischen Gründen unum- unberücksichtigt bleiben. Dabei müssen alle raumbe-
gänglich ist. An ihrer Stelle sind lösemittelarme Produkte grenzenden Flächen und Teile (z. B. Wand- und Decken-
auf Dispersionsbasis zu verwenden bzw. vom Planer im materialien) in die Überlegungen mit einbezogen und
Leistungsverzeichnis entsprechend auszuschreiben. zusammen mit dem milieubildenden Interieur (z. B. Mö-
blierung, Textilien, Farbgebung, Materialstrukturen und
Es kann nicht Aufgabe dieses Werkes sein, auf die vielfälti-
Texturen) aufeinander abgestimmt werden.
gen Aspekte dieses Themenbereiches näher einzugehen.
Es muss genügen, bei den einzelnen Bodenbelaggruppen
und Beschichtungen auf die wichtigsten umweltrelevan-
11
ten Fakten nur kurz hinzuweisen, ohne den Anspruch auf
Vollständigkeit zu erheben. 11.4.3 Bodenbeläge aus natürlichen
t Recycelfähigkeit/Wiederverwertung. Bodenbelagher- Steinen:
steller und Abfall-Verwertungsgesellschaften arbeiten Naturwerkstein-Fußbodenbeläge
seit Jahren intensiv an der Entwicklung ökologisch sinn-
voller Wiederverwertungsverfahren. Das Kreislaufwirt-
schafts- und Abfallgesetz verpflichtet sie, die Abfälle so Unter Naturstein versteht man natürlich entstan-
weit wie möglich zu verwerten und nicht nur auf Müll- dene Gesteine (Gegensatz: Kunstwerksteine). Sie
deponien zu beseitigen. sind Gemenge aus Mineralien, deren Zusammen-
Es ist zwischen chemischer, stofflicher und energetischer
Verwertung zu unterscheiden. In der Regel wird der stoff-
halt durch direkte Verwachsung oder durch eine
lichen Verwertung – dem sog. Recycling – der Vorrang Grundmasse bzw. ein Bindemittel gewährleistet
eingeräumt, da hierbei wertvolle Rohstoffe zurückge- wird. Die Gesteinsgruppen2) unterscheiden sich
wonnen und diese wieder neuen Herstellungsprozessen hinsichtlich
zugeführt werden können.
tihrer Entstehungsweise, die vor allem die
t Reinigung und Pflege. Bei der Auswahl eines Boden-
belages muss der zu erwartende Aufwand für die immer Struktur und das Gefüge bestimmt,
wiederkehrenden Reinigungs- und Pflegekosten mit tihres Mineralbestandes, der sich vorwiegend
bedacht werden, da diese in der Regel mindestens ge- auf die Farbe, Härte und Oberflächenbeschaf-
nauso hoch einzuschätzen sind, wie die einmaligen Ge-
stehungskosten. fenheit der Natursteine auswirkt.

2) Im Gegensatz zum Tier- und Pflanzenbereich spricht man


1) Als Emission bezeichnet man die Abgabe gasförmiger, bei Natursteinen nicht von Arten, sondern von Gesteins-
flüssiger oder staubförmiger Stoffe aus Anlagen oder gruppen, da Gesteine heterogene Gemenge aus Minera-
Materialien. Werden diese Emissionen in die Umwelt lien sind und jedes Vorkommen stets ein Unikat ist. In der
(Luft, Erde, Wasser) eingetragen, spricht man von Immis- Baupraxis wird jedoch üblicherweise von Gesteinsarten
sionen. gesprochen.
472 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Einteilung und Benennung: Überblick twissenschaftlicher Benennung der Gesteine


(Internationale Natursteinkartei). Diese petro-
Nach ihrer geologischen Entstehung werden graphischen Bezeichnungen sind international
die Natursteine in drei große Gesteinsgruppen gültig. Für jedes existierende Gestein bestehen
eingeteilt. Den aktuellen Stand der Normung s. exakte Definitionen nach Entstehung und Mi-
Abschn. 11.5. neralbestand.
1. Magmatische Gesteine (Erstarrungsge- tHandelsnamen. Sie beziehen sich meist auf den
steine). Sie entstehen durch Erstarren glutflüs- Bruchort (z. B. Obersteinbacher Sandstein) und
siger Gesteinsschmelze (Magma), die von unten sind für den Umgang mit Gesteinen in der Pra-
in die Erdkruste eindringt (intrudiert) bzw. aus ihr xis unentbehrlich.
hervorbricht (eruptiert). Nach dem Erstarrungsort tPhantasienamen sagen dagegen wenig über
werden sie als Tiefengesteine (Plutonite) oder Er- die jeweilige Steinbeschaffenheit aus, werden
gusssteine (Vulkanite) bezeichnet. zum Teil mehrfach verwendet und verwirren
tTiefengesteine: Granit, Syenit, Diorit, Gabbro mehr als sie nützen. Außerdem führen sie bei
u. a. Ausschreibungen oftmals zu Wettbewerbsver-
tErgussgesteine: Rhyolith, Trachyt, Basalt, Dia- zerrungen (Verschleierung der tatsächlichen
bas u. a. Herkunft und Güteeigenschaften). Der Auf-
traggeber sollte sich daher von der ausführen-
2. Sedimentgesteine (Ablagerungsgesteine). den Firma – vor allem bei weniger bekannten
Sie entstehen durch Verwitterung von bereits vor- Steinen – die exakte Herkunft, die tatsächliche
handenen Gesteinen aller Art. Die dabei entste- wissenschaftliche Bezeichnung und die spezi-
henden Partikelchen werden von Wasser, Wind elle Eignung für den jeweiligen Verwendungs-
usw. fortgeführt, an anderer Stelle zusammen mit zweck schriftlich bestätigen lassen.
gelösten Mineralien (z. B. Gips, Kalk, Ton als Bin-
demittel) abgelagert und unter hohem Druck ver- Gewinnung und Bearbeitung
festigt (Kompaktion). So entstehen anderenorts Die Abbauverfahren im Steinbruch richten sich
neue Gesteine, oft mit unterschiedlich geschich- nach der Art des Gesteins. Früher erfolgte die
tetem Gefüge (auch mit tierischen und pflanzli- Gewinnung manuell durch Spalten (Stahlkei-
chen Versteinerungen). Man unterscheidet: le, Federkeile) oder durch Sprengungen. Heute
tTrümmergesteine (Klastite): Tongesteine, Sand-
11 steine, Kalksandsteine, Grauwacke u. a.
werden die Blöcke durch hydraulische Steinspalt-
geräte, Seilsägen mit diamantbestückten Draht-
tAusfällungsgesteine (Ausscheidungsgesteine): seilen oder durch Schrämmmaschinen gewon-
Kalksteine (z. B. Travertin, Solnhofener Platten), nen. Neuere Verfahren ermöglichen es, Blöcke
Kalkstein-Marmor, Dolomit u. a. mittels Hochdruck-Wasserstrahlschneideverfah-
ren herauszutrennen.
3. Umwandlungsgesteine (Metamorphe Ge- Die so gewonnenen Rohblöcke sind das Aus-
steine): Bereits vorhandene magmatische Ge- gangsprodukt für die weitere Bearbeitung im
steine oder Sedimentgesteine werden in der Naturwerkstein-Fachbetrieb. Mit Diamantgatter,
Erdkruste in großer Tiefe durch Druck, Hitze oder Blockkreissägen und anderen Verfahren werden
tektonische Bewegungen nachträglich nochmals zunächst Rohtafeln (Halbfertigerzeugnisse) ent-
strukturell und/oder chemisch umgewandelt. sprechend dem späteren Verwendungszweck
Dabei verändern sich Mineralbestand, Gefüge hergestellt. Daran schließt sich die Oberflächen-
und viele andere Eigenschaften. Der ursprüng- und Kantenbearbeitung der Platten an.
liche Stoffbestand schmilzt und kristallisiert neu
Damit Natursteine als Bodenbelagplatten einge-
und wird teilweise in längliche, plattige Formen
setzt werden können, müssen die Plattenober-
gepresst. Weitere Einzelheiten hierzu s. [16], [39],
flächen je nach Gesteinsart, gewünschter Ober-
[40], [41].
flächenstruktur und späterem Einsatzbereich
tUmwandlungsgesteine: Gneis, Granulit, Schie- weiter bearbeitet werden. Zur Herstellung glatter
fer, Quarzit, Kristalliner Marmor (u. a. Carraro- Oberflächen eignen sich automatische Schleif-
Marmor). und Polieranlagen, von griffigen Oberflächen
stationäre Flammstrahl- oder Sandstrahlanlagen.
Bezeichnung Stockmaschinen sind in der Lage, traditionelle
Bei der Bezeichnung von Natursteinen ist grund- steinmetzmäßige Oberflächenbearbeitungen
sätzlich zu unterscheiden zwischen maschinell auszuführen (z. B. scharrieren, bos-
11.4 Fußbodenbeläge 473

sieren, stocken, zahnen u. a.m.). Von dieser Ober- (Abriebbeständigkeit) zu berücksichtigen. Mit
flächenbehandlung hängt auch weitgehend die Hilfe der in den Normen angegebenen Werte
Gleit- und Trittsicherheit beim Begehen sowie und Klassifizierungen lassen sich Natursteine
Reinigungsart und Pflegeaufwand des Belages ausreichend genau beurteilen. Der aktuelle
ab. Einzelheiten über Rutschhemmende Boden- Stand der Normung ist Abschn. 11.5 zu entneh-
beläge s. Abschn. 11.4.7.4. men.
Nach der Bearbeitung der Oberfläche wird die In der Baupraxis werden Natursteine – wenn auch etwas
Halbfertigware auf die entsprechenden Platten- unscharf – entsprechend den Härtegraden eingeteilt und
formate zugeschnitten (formatiert). Neben der zwar in Hartgesteine (z. B. Granit, Gabbro, Porphyr, Basalt,
Gneis u. a.) und Weichgesteine (z. B. Sandstein, Travertin,
üblichen Sägetechnik wird hierfür die computer- Marmor, Tuffstein). Für Bodenbeläge im Gebäudeinneren
gesteuerte Wasserstrahltechnik eingesetzt, mit werden an deutschen Naturwerksteinen vor allem Tra-
der auch ausgefallene Formen und Kantenprofi- vertin, Solnhofener Platten, Quarzit, Schiefer, Kalkstein-
lierungen realisiert werden können. Marmor eingesetzt, im Außenbereich vorwiegend Porphyr,
Sandstein, Granit, Basaltlava u. a.
Derart fertig bearbeitete Werkstücke aus Natur-
stein bezeichnet man dann als Naturwerkstein.
11.4.3.1 Naturwerkstein-Bodenplatten
Eigenschaften und Auswahl
Fußböden aus Naturwerksteinplatten können –
Für die praxisbezogene Beurteilung von Natur- je nach Plattenformat, Verlegeart und Fugenbrei-
steinen sind vor allem das Erscheinungsbild des te – verschiedenartig gegliedert sein (Bild 11.55).
Steines, seine technischen Eigenschaften, die Naturwerksteine sind an keine Normgrößen ge-
mengenmäßige Verfügbarkeit im Steinbruch, die bunden. Das Plattenformat hängt von raumge-
Gleichmäßigkeit des Materials und der Verlegeort stalterischen Kriterien, der vorgesehenen Bean-
(Außen/Innen) von Bedeutung. spruchung, von der Dicke der Platten und deren
tErscheinungsbild/Bemusterung. Aufgrund technisch-physikalischen Werte sowie von der
des naturgegebenen Vorkommens sind Farb-, gewählten Verlegetechnik ab.
Struktur- und Texturschwankungen innerhalb Bodenplatten werden jedoch auch in Standard-
einer Gesteinsgruppe bzw. desselben Bruchor- größen industriell gefertigt. Ausgangsformat für
tes üblich. Diese Gegebenheiten muss der Pla- die Beläge ist meist die quadratische (305 x 305
ner kennen und in seine raumgestalterischen – 400 x 400 – 600 x 600 mm) oder rechteckige
Überlegungen von Anfang an mit einbeziehen. Platte (305 x 610 mm) oder Platten mit festgeleg- 11
Nach DIN 18 332, Naturwerksteinarbeiten, sind ten Breitenabmessungen (300 – 400 – 600 mm)
derartige Schwankungen innerhalb eines Vor- und in freien Längen lieferbar. Überlängen und
kommens zulässig. Dies bedeutet, dass wenn Sonderformate sowie Polygonalplatten werden
keine Bemusterung durchgeführt wird, die je nach Bedarf hergestellt.
ganze Bandbreite des Gesteins eines Steinbru- Die Dicke der Platten richtet sich nach der Bean-
ches eingesetzt werden kann. Wird eine Be- spruchung, der Gesteinsfestigkeit, dem Platten-
musterung vorgenommen, so muss diese die format, der Verlegetechnik und dem Untergrund;
tatsächliche Wirkung (Charakter) des anvisier- sie variiert in der Regel zwischen 8 – 10 – 12 – 15
ten Belages aufzeigen. Der Nachweis kann in – 20 – 30 – 40 bis 80 mm.
Form von größeren Musterflächen oder durch
beispielhafte Referenzobjekte erfolgen; eine Verlegung
einzelne Musterplatte reicht hierfür nicht aus. Werden Naturwerksteinplatten in Räumen ver-
Abweichungen sind nur im Rahmen der Band- legt, die zum dauernden Aufenthalt von Men-
breite der Bemusterung zulässig. schen bestimmt sind, so muss in jedem Fall für
tTechnische Eigenschaften (Physikalische Ei- ausreichenden Schall-, Wärme- und Feuchte-
genschaften, chemische Einflüsse). Struktur schutz gesorgt sein. Die mangelnde Eigenelasti-
und Härte eines Steinmaterials hängen eng mit zität und das relativ ungünstige akustische Ver-
dem jeweiligen Entstehungsprozess und Mine- halten (schallreflektierender Bodenbelag) sowie
ralbestand zusammen. Je nach Verwendungs- die hohen Wärmeableitwerte von Steinbelägen
zweck sind bei der Auswahl vor allem Rohdich- sind bereits bei der Planung vorsorglich zu be-
te, Wasseraufnahmefähigkeit, Frostwiderstand, rücksichtigen. Vorteilhaft zeichnen sie sich durch
Druckfestigkeit, Biegefestigkeit, Witterungsbe- ihre hohe Abriebfestigkeit, Formstabilität, Brand-
ständigkeit und Widerstand gegen Verschleiß, sicherheit sowie Farb- und Texturvielfalt aus.
474 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

11.55a 11.55b 11.55c

11.55 Verlegebeispiele von Naturwerkstein-Bodenplatten


a) quadratisch mit Streifengliederung
b) unregelmäßiger Rechteckverband
c) polygonale Formate (maschinen- oder handbekantet)

Der vermehrte Einsatz von Natursteinfliesen – vor Natursteinfurnieren, die auf bestimmte Träger
allem auch auf beheizbaren Estrichen – und von aufgeklebt werden können.
überseeischen Natursteinarten mit ganz spezifi- tNatursteinfliesen werden je nach Gesteinsart
schen Eigenschaften sowie die Einführung neuar- und Plattenformat in Dicken ab 7 (8 bis 12) mm
tiger Klebeverfahren haben die Verlegetechniken angeboten, so dass sie mit anderen, ähnlich di-
stark beeinflusst und verändert. cken Bodenbelägen (Keramikfliesen, Teppich-
Die Verlegung erfolgt – meist nach einem Verle- ware, Fertigparkett, Laminatboden) kombiniert
geplan – entweder direkt auf der Rohdecke als bzw. ausgetauscht werden können. Die Ab-
Verbundbelag, auf Trennschicht oder auf einem messungen betragen beispielsweise 305 x 305
vollständig erhärteten, schwimmenden Estrich – 305 x 610 mm.
und zwar entweder im Dünnbett-, Mittelbett- Die Oberfläche der Steinfliesen kann geschlif-
11 oder Dickbettverfahren. Besonders hinzuweisen fen, poliert oder sandgestrahlt sein; andere
ist auf die in Bild 11.56c aufgezeigte Plattenver- Oberflächenbearbeitungen sind ebenfalls mög-
legung auf frischer Lastverteilungsschicht lich. Die Verlegung dieser genau auf Maß bear-
(frisch-in-frisch Methode), die nicht ganz unprob- beiteten, gleichmäßig dicken, sog. kalibrierten
lematisch ist. Sie ist immer mit einem Risiko ver- Natursteinfliesen, erfolgt auf ebenem Verlege-
bunden und sollte nur in Ausnahmefällen ange- grund in etwa 3 bis 5 mm dickem Dünnbett-
wandt werden. mörtel. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 11.4.7.6,
Einzelheiten über Verlegeverfahren von Na- Dünnbettverlegung.
turstein-Bodenplatten sind Abschn. 11.4.7.5
und 11.4.7.6 zu entnehmen. Auf die vom Deut- tNatursteinfurnier. Mit modernen Dünn-
schen Naturwerksteinverband herausgegebenen schnittverfahren lassen sich auch sog. Natur-
Merkblätter [40] sowie auf die weiterführende steinfurniere in Dicken ab 3 (4) mm herstellen.
Fachliteratur [41] wird verwiesen. Ähnlich wie bei der Holzfurniertechnik werden
die wenige Millimeter dicken Steinfurniere auf
Angaben über die Ausbildung von Bewegungsfugen sind
Abschn. 11.3.6.5, Angaben über die verfärbungsfreie Verle-
einen Träger aufgeklebt, meist auf Epoxidharz-
gung und Verfugung von Naturwerksteinplatten Abschn. basis. Wie Bild 11.57 zeigt, unterscheidet man
11.4.7.6 zu entnehmen. Verlegung, Aufmaß und Abrech- im Wesentlichen folgende Verbundkonstruk-
nung erfolgt nach VOB Teil C, DIN 18 332, Naturwerkstein- tionen:
arbeiten.
t Steinfurnier auf dünner Trägerschicht
t Steinfurnier auf homogener Trägerplatte
11.4.3.2 Dünnsteintechnik: Natursteinfliesen t Steinfurnier auf leichtem Trägerelement
und Natursteinfurniere
Diese dünnen Verbundkonstruktionen sind
Moderne Schneidetechniken ermöglichen die zwar relativ teuer, die Gewichteinsparung er-
Herstellung von dünnen Natursteinfliesen oder laubt jedoch einfachere Verankerungsmetho-
11.4 Fußbodenbeläge 475

1
1
2
3
2 12
4 5a 6a
3
4 5a 13 14 15
4 5b 6b
20
10
20 20
5
45 45 45

25 25 25

7 8 9 10 11 11.56b 11.56c
11.56a

11.56 Konstruktionsbeispiele: Naturwerkstein-Bodenplatten auf Zementestrich mit Dämmschicht


a) Naturwerksteinplatten auf erhärteten Estrich in Dickbettmörtel verlegt. Wandputz bis auf Rohdecke geführt
(Regelausführung).
b) Naturwerksteinfliesen auf erhärteten Estrich in Dünnbettmörtel verlegt. Wandputz auf Betonwand nur bis
OF-Fertigfußboden.
c) Naturwerksteinplatten unmittelbar auf frisch eingebrachten Estrich verlegt (sog. estrichgerechtes Mörtelbett).
Diese Verlegeart ergibt zwar eine relativ niedrig Konstruktionshöhe, ist jedoch ansonsten nicht unproble-
matisch (Gefahr von Aufwölbung, Rissebildung, Verfärbung an der Belagoberfläche) und sollte daher nur in
Ausnahmefällen und auf kleinen Flächen aufgebracht werden.
1 Mauerwerk/Betonwand mit Wandputz 8 Zementestrich, mind. 45 mm
2 Mörtel/Kleber 9 Abdeckung (z. B. PE-Folie 0,1 mm)
3 Sockelplatten 10 Dämmschicht, je nach Bedarf
4 Randfuge mit Fugenfüllprofil und 11 tragender Untergrund
elastoplastischer Dichtmasse 12 Sichtbetonwand
5a Naturwerksteinplatten 13 frisch eingebrachter Zementestrich
5b Naturwerksteinfliesen 14 Bewehrung (Betonstahlmatten, bei Bedarf)
6a Dickbettmörtel, 15 bis 20 mm 15 Bewegungsfuge (Feldbegrenzungsfuge) mit Fugenfüll-
6b Dünnbettmörtel, 4 bis 5 mm
7 Randstreifen, mind. 5 mm
profil und elastoplastischer Dichtmasse 11

den und leichtere Unterkonstruktionen (Innen- feln (Quadern) spalten lassen. Abriebfestigkeit,
und Außenbereich). Außerdem können große Druckfestigkeit, Frostwiderstand und Streusalz-
Plattenformate hergestellt (z. B. 1200 x 2400 beständigkeit sind die wichtigsten Voraussetzun-
– 1800 x 3500 – 600 x 1200 mm) und aus dem gen für ihre Verwendung im Außenbereich; die
gleichen Steinblock mehr Furniere mit einheit- entsprechenden Güteklassen sind zu beachten.
licher Textur und Farbgebung gewonnen wer- Pflastersteine haben den Vorteil, relativ einfach
den. Die meisten Verbundkonstruktionen sind aufgenommen und wieder verlegt werden zu
in die Baustoffklasse B1 (schwerentflammbar) können. Daher werden am Markt auch gebrauch-
einzuordnen, einige erfüllen die Bedingungen te Steine von alten Straßen und Plätzen angebo-
der Baustoffklasse A1 (nichtbrennbar) nach DIN ten. Pflasterungen mit Natursteinen sind jedoch
4102. lohnintensiv und daher relativ teuer. Die Verle-
gung kann ungeordnet, in Reihen, diagonal oder
im Bogen erfolgen. Gemäß DIN 18 502, Pflaster-
11.4.3.3 Natursteinpflaster steine (zukünftig DIN EN 1342), unterscheidet
Mit Natursteinpflaster lassen sich dekorative Bo- man:
denbeläge im Außen- und Innenbereich herstel- tGroßpflastersteine
len. Die Gesteinswahl muss entsprechend der 12/12 bis 12/18; 14/14 bis 14/20;
zu erwartenden Belastungen getroffen werden. 16/16 bis 16/22, Höhe 13 bis 16 cm
Geeignet sind vor allem harte Gesteinsarten wie tKleinpflastersteine
Granit, Basalt, Dionit, Grauwacke, Porphyr u. a., 8/8 bis 10/10; Höhe 8 bis 10 cm
die sich gut und ebenflächig zu kleinen Wür-
476 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Schnittverlauf
3b 7 3b 1
1
4
1 11.57b
2 1
5
3a
11.57c

4 4
6

11.57d

19 mm 6
11.57f
3 3 7
6 (4) (4) 6

11.57a 11.57e

11.57 Schematische Darstellung: Natursteinfurniere auf Träger (Verbundkonstruktionen)


a) Schnittverlauf und Aufbau einer Doppelplatte bei der Herstellung
b) Steinfurnier auf dünner Trägerschicht (z. B. rückseitig aufkaschierte Gewebearmierung, transparentes
Kunststofflaminat – für hinterleuchtete Konstruktion geeignet)
c) Steinfurnier auf homogener Trägerplatte (z. B. Hartschaumplatte, Gipsfaserplatte)
d) Steinfurnier auf Aluminium-Sandwichplatte (mit mineralischem Kern)
e) Steinfurnier auf Kunststoff- oder Aluminium-Wabenplatte oder Aluminium-Wellplatten wie bei a)
f) Darstellung einer Verbundkonstruktion mit Natursteinfurnier und Trägerelement

1 Steinfurnier, 3 oder 4 mm dick


2 Aluminium-Wellplatte (Sandwichplatte)
3a Decklagen aus Aluminium
3b Decklagen aus Glasfasermatten o. Ä.
11 4
5
aufkaschierte Gewebearmierung oder transparentes Kunststofflaminat
Hartschaumplatte mit Gewebearmierung (Sandwichplatte)
6 Gipsfaserplatte mit Gewebearmierung (Sandwichplatte)
7 Aluminium- oder Kunststoff-Wabenplatten mit Decklagen

tMosaikpflastersteine bei Kleinpflaster höchstens 3 bis 4 cm und bei Großpflas-


4/4 bis 6/6, Höhe 4 bis 6 cm ter höchstens 4 bis 6 cm betragen soll. Diese Bettung
muss formbar sein, um Maßabweichungen der Steine
Verlegung von Natursteinpflaster im Außenbereich. ausgleichen und einen möglichst ebenen, höhengenau-
Der konstruktive Aufbau eines Steinpflasters wird im We- en Belag verlegen zu können.
sentlichen von vier Schichten bestimmt, die in ihrem Trag- t Der Pflasterstein selbst muss frostbeständig sein. Nach
verhalten aufeinander abgestimmt sein müssen. dem Verlegen werden die Steinfugen mit Sand wei-
ter verfüllt, die um etwa 2 cm höher gesetzte Pflaster-
t Der Untergrund (gewachsenes Erdreich) ist nach Angabe steinfläche maschinell abgerüttelt, mit Wasser einge-
auszuheben, zu planieren und mit geeignetem Rüttel- schlämmt und nochmals mit Sand abgedeckt.
gerät zu verdichten. Angaben über Bodenklassen s. Ab-
schn. 3.2.
t Der darauf aufgebrachte Unterbau als Trag- und Filter-
schicht (Kies, Schotter, mit einer Korngröße von 0 bis 11.4.4 Bodenbeläge aus kunstharz-
35 mm) muss dem jeweiligen Untergrund und der zu
erwartenden Verkehrsbelastung angepasst werden. Die gebundenen Bestandteilen:
Schichtdicke des im allgemeinen frostsicheren Unter- Kunstharzwerkstein
baus beträgt im privaten Umfeld etwa 15 bis 20 cm, bei
stärker belasteten Verkehrsflächen etwa 20 bis 40 cm. Kunstharzgebundene Platten werden in unter-
Dieser tragende Untergrund wird bis zur Standfestigkeit
verdichtet, so dass ein späteres Absacken des Pflasters
schiedlichen Verfahren und Zusammensetzun-
nicht eintreten kann. gen hergestellt. In der Regel wird ein gemischt-
t Anschließend werden die Pflastersteine in ein planeben körnig aufgebautes Natursteingranulat – bei
abgezogenes Sandbett versetzt, das nach dem Abrütteln modischen Spezialprodukten noch mit Mosaik-
11.4 Fußbodenbeläge 477

steinchen angereichert – mit einem Kunstharz- hohen Luftschallwerte (schallreflektierender Bo-


bindemittel (Epoxidharz oder Polyesterharze) denbelag) angesehen.
und Zusatzstoffen vermengt (= Agglomerat), im
Vakuum-Vibrationsverfahren zu großen Rohblö-
cken verdichtet und nach der (thermischen) Aus- 11.4.5.1 Betonwerksteinplatten
härtung auf einem Sägegatter in gewünschter
Dicke zu Platten gesägt. Daran schließt sich die Betonwerkstein nach DIN 18 500 ist ein Kunst-
entsprechende Oberflächenbehandlung und der stein, der unter Verwendung eines Bindemittels
Zuschnitt der Platten auf Maß an. (Grauzement oder Weisszement), Zuschlägen,
Wasser und ggf. Zusatzstoffen (Pigmente) her-
Agglomarmor wurde die gebräuchliche Be- gestellt wird. Als Zuschläge werden zerkleinerte
zeichnung für diese Kunstwerkstein-Erzeugnisse. Natursteingranulate – ggf. in Verbindung mit
Neben Bodenplatten werden aus diesem Materi- größerem Gesteinsbruch – aus Weich- und Hart-
al auch Treppenstufen, Fensterbänke, Formteile gesteinen (meist Kalkstein und Marmor) ver-
für Waschtischabdeckungen sowie Arbeitsplat- wandt. Bestimmend für ihre Auswahl sind die
ten für den Küchenbereich gefertigt. Aufgrund technischen Eigenschaften wie Härte, Abrieb und
der geringen Dicke und des niedrigen Flächen- Frostbeständigkeit. Diese Zuschläge geben den
gewichtes lassen sich die großformatigen Platten Betonwerksteinplatten auch ihr typisches, vielfäl-
auch als raumhohes Wandbekleidungsmaterial tig variierendes Aussehen in Farbe und Textur der
im gesamten Innenausbau – teilweise auch im Oberfläche. Die Platten können ein- oder zwei-
Außenbereich – einsetzen. Übliche Plattenforma- schichtig hergestellt werden.
te sind 1200 x 3000 – 600 x 3000 – 600 x 600 – tEinschichtverfahren. Die genau dosierte Be-
300 x 300 mm, in Dicken von 4,5 – 6,5 – 10 bis 40 tonmischung wird in Vakuum-Presskammern
mm. Objektbezogene Sonderausführungen bis zu großen Rohblöcken gegossen und durch
zu einer Größe von 1800 x 3800 x 150 mm sind Vibration derart verdichtet, dass möglichst
möglich. wenig Hohlräume entstehen. Nach dem voll-
Agglomarmor-Bodenplatten zeichnen sich durch hohe ständigen Erhärten (max. Druckfestigkeit nach
Abriebfestigkeit und Oberflächendichte sowie Frost- und 28 Tagen) werden die Rohblöcke in Sägegat-
Tausalzbeständigkeit (nicht in jedem Fall gewährleistet!) tern zu Rohplatten jeder gewünschten Dicke
aus. Sie sind pflegeleicht, farbbeständig, schwerentflamm- – bis zu dünnen Fliesen – geschnitten. Die an-
bar (zigarettenglutbeständig) und nassraumgeeignet. Im
Vergleich mit den natürlich gewachsenen Natursteinplat-
ten sind die kunstharzgebundenen Steinplatten preis-
schließende Oberflächenbearbeitung erfolgt
auf Schleifstrassen bis zum Feinschliff. Andere
11
günstiger, einfacher zu verarbeiten, elastischer (geringere Oberflächenvarianten – wie beispielsweise po-
Bruchgefahr bei gleichzeitig dünnerer Herstellung) und liert, geflammt oder sandgestrahlt – sind eben-
jederzeit nachbestellbar bei gleichbleibender Qualität. Vor-
sicht ist allerdings bei ätzenden bzw. anlösenden Mitteln falls möglich. Die einschichtigen Platten sind
(Fleckentferner, Weichmacher, Aceton, Stempelfarbe) ge- in jedem beliebigen Format und jeder Dicke
boten. Die Aggloplatten können entweder auf einem pla- lieferbar. Sie zeichnen sich durch einen absolut
nebenen Untergrund vollflächig aufgeklebt (Dünnbettver- gleichmäßigen, homogenen Aufbau und eine
fahren) oder auch im Mittel- oder Dickbett verlegt werden.
sehr dichte Oberfläche aus.
Rekomarmor wurde die gebräuchliche Be-
zeichnung für diesen einschichtigen Beton-
11.4.5 Bodenbeläge aus zementge- werkstein besonderer Güte.
bundenen Bestandteilen: Beton-
tZweischichtverfahren. Bodenplatten aus Be-
werkstein- und Terrazzobeläge tonwerkstein werden nach wie vor auch zwei-
schichtig – bestehend aus einem Vorsatzbeton
Zementgebundene Böden gibt es in Form von und Kernbeton – konventionell in Plattenpres-
Estrich-, Platten- und Pflastersteinbelägen. Sie sen gefertigt. Gemäß DIN EN 13 748 muss die
zeichnen sich vor allem durch ihre hohe mecha- Dicke der schleiffähigen und abriebfesten
nische Beanspruchbarkeit, Schmutzunempfind- Vorsatzschicht mind. 4 mm, bei Bodenplatten
lichkeit, vielfältige Formen- und Oberflächen- – die nach dem Verlegen vor Ort nochmals ge-
variationen in Farbe, Textur und Struktur sowie schliffen werden – mindestens 8 mm betragen.
günstige Gestehungskosten aus. Als nachteilig Nach dem Erhärten erfolgt die weitere Sicht-
werden die relativ hohen Wärmeableitwerte (s. flächenbearbeitung der für den Innenbereich
Abschnitt „Fußwärme“), ihre geringe Eigenelas- bestimmten Platten wie zuvor bereits beschrie-
tizität sowie die beim Begehen entstehenden, ben.
478 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Betonwerkstein-Bodenplatten können sehr Angaben über die Ausbildung von Bewegungsfugen sind
genau auf Maß bearbeitet, d. h. kalibriert wer- Abschn. 11.3.6.5, Angaben über die Verlegung von Stein-
belägen Abschn. 11.4.7.6 zu entnehmen. Verlegung, Auf-
den, so dass sie auf ebenem Untergrund sowohl maß und Abrechnung erfolgt nach VOB Teil C, DIN 18 333,
im Dünnbett als auch konventionell im Dickbett Betonwerksteinarbeiten.
verlegbar sind. Höhendifferenzen zwischen zwei Regelabmessungen-Betonwerksteinplatten (nicht ge-
benachbarten Platten, sog. Überzähne, dürfen normt). Standard-Plattenformate – z. B.: 25 x 25 – 25 x 50
1,5 mm nicht überschreiten. In Einkaufszentren – 30 x 30 – 40 x 40 – 40 x 60 – 50 x 50 – 60 x 60 cm. Platten-
und anderen Großräumen sind Höhenversätze dicken-Innenbereich: 2 – 2,5 – 2,7 – 3,5 cm. Außenbereich:
4 – 5 cm. Sonderformate sind möglich.
von nur 1 mm tolerierbar. Wird eine nahezu pla- Vorzugsmaße von einschichtigen Bodenplatten (Rekomar-
nebene Bodenfläche gefordert, können Beton- mor): 60 x 33 x 2 – 33 x 33 x 2 cm.
werksteinbeläge auch noch nach der Verlegung
vor Ort vollflächig mit einer Fußbodenschleifma-
schine überschliffen werden. Dabei wird ein er- 11.4.5.2 Terrazzofußböden
neutes Spachteln und Feinschleifen notwendig.
Ob nach der Verlegung die Fugen betont oder Terrazzoboden ist ein meist zweischichtig aufge-
möglichst unsichtbar bleiben sollen, hängt von bauter fugenloser Bodenbelag, der am Verlege-
der Fugenbereite (je nach Plattenformat 3 bis ort hergestellt und oberflächenfertig bearbeitet
5 mm) und der gewählten Farbe des Fugenmör- wird. Er setzt sich aus einem etwa 30 mm dicken
tels ab. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 11.4.7.6. Unterbeton und einer kraftschlüssig darauf auf-
gebrachten, etwa 20 mm dicken Terrazzovorsatz-
tOberflächenbehandlungen von Betonwerk- schicht zusammen; außerdem unterteilen Trenn-
steinplatten sind zusätzliche Leistungen, die schienen die Bodenfläche. Die Vorsatzschicht
erst nach dem Verlegen der Platten im Innen- besteht aus gut schleifbaren farbigen Zuschlägen
bereich ausgeführt werden; sie sind bei diesem (Kalkstein, Marmorsplitt), weißem oder grauem
Hartbelag nicht in jedem Fall erforderlich. Portlandzement als Bindemittel, Wasser und ggf.
Eine zusätzliche Härtung (Verkieselung) der Farbpigmenten. Sie bestimmt das Aussehen der
Oberfläche wird mit sog. Fluaten erreicht. Da- Nutzfläche, d. h. die Farbwirkung und das Korn-
durch wird die Widerstandsfähigkeit der Ober- bild der später geschliffenen Oberfläche.
fläche erhöht, die Wiederanschmutzung erheb-
lich verzögert und die Pflege vereinfacht. In Terrazzoböden sind sehr strapazierfähig, nicht-
bestimmten Anwendungsfällen wird zur Vertie- brennbar, leicht zu pflegen, vielfältig gestaltbar,
11 fung der Plattenfarbe auch flüssiges oder festes aber auch lohnkonstenintensiv bei der Herstel-
Wachs (Polierwachs) aufgetragen. lung und damit relativ teuer. Während Beton-
Eine derartige Erstbehandlung darf jedoch werksteinplatten seriell, in immer gleichbleiben-
frühestens 3 Monate nach dem Verlegen bzw. der Zusammensetzung im Betonwerk gefertigt
Verfugen der Platten erfolgen, damit die – vor und an der Baustelle nur noch verlegt werden,
allem aus dem Dickbettmörtel – in die Platten wird der Terrazzoboden vor Ort hergestellt. Die
eingewanderte Restfeuchte vorher ausdiffun- sich daraus ergebenden relativ langen Herstel-
dieren kann. Eine zu frühe Behandlung würde lungs-, Nachbehandlungs- und Trockenzeiten
das Austrocknen verzögern und zur Fleckenbil- sowie die Gefahr der Entmischung des Terrazzo-
dung führen. Auf die entsprechende Fachlitera- betons an der Baustelle werden als Nachteil an-
tur [42] wird verwiesen. gesehen.
tWaschbetonplatten (Platten für den Außen- t Der Unterbeton kann direkt auf tragendem Untergrund
(Betonfestigkeit mind. C 25/30) in einer Mindestdicke
bereich) entstehen durch Auswaschen der von 30 mm aufgebracht werden. Um zwischen der meist
obersten Mörtelschicht in einer Tiefe von mehr trockenen Tragschicht und dem frischen Unterbeton
als 2 mm, wobei das Grobkorn zur Vermeidung einen unauflösbaren Haftverbund zu erreichen, muss
des Auswitterns nur bis zu einem Drittel sei- zuvor eine Haftbrücke aufgetragen werden. Der Unter-
beton kann jedoch auch auf Trennschichten oder auf
nes Durchmessers freigelegt werden darf. Die Dämmschichten in einer Mindestdicke von 50 mm ver-
Feinmörtelschicht wird entweder sofort nach legt werden. Da beim späteren Herstellungs- und Schleif-
der Fertigung in frischem Zustand – oder bei vorgang der Terrazzoschicht Wasser anfällt, muss die
vorherigem Auftragen von Kontaktverzögerer Abdeckung über der Dämmschicht wannenförmig und
dicht ausgebildet sein (verklebte Bahnenstöße).
auf die Schalung nach dem Erhärten des Be-
t Trennschienen sind im Terrazzoboden aus konstruk-
tons – durch Wasserstrahl entfernt. Zwischen tiven Gründen notwendig (Sollbruchstellen). Die aus
Herstellungs- und Verlegetermin sollten mind. Kunststoff oder Messing gefertigten Schienen haben in
4 Wochen liegen (Druckfestigkeit). der Regel eine Höhe von 30 mm und werden etwa zur
11.4 Fußbodenbeläge 479

Hälfte in den Unterbeton, zur anderen Hälfte in die Vor- sichtlich ihres Brandverhaltens werden sie in die
satzschicht eingesetzt. Sie unterteilen die Bodenfläche in Baustoffklasse B1 (schwerentflammbar) nach DIN
Abständen von 3 bis 5 Metern, je nach Beanspruchung,
grundrisslichem Zuschnitt und stofflicher Zusammen- 4102 eingestuft.
setzung der Schichten. Vorhandene Gebäudetrennfugen Die Eignung der Platten wird ganz wesentlich
sind an gleicher Stelle und in gleicher Breite zu überneh- von den thermoplastischen Eigenschaften des
men (Bild 11.41) und Randstreifen an allen aufgehenden
und die Terrazzofläche durchdringenden Bauteilen vor- Bindemittels bestimmt. Diese bewirken eine
zusehen. niedrige Körperschall-Leitfähigkeit (sog. innere
t Die Terrazzovorsatzschicht wird auf den noch nicht Dämpfung), so dass die Platten trittschall- und
erhärteten Unterbeton aufgezogen, um eine innige Ver- lärmdämpfend sind. Andererseits sind Asphalt-
bindung beider Schichten zu erreichen. Anschließend platten nur für Räume mit einer Raumtemperatur
wird die Vorsatzschicht gleichmäßig durch Walzen ver-
dichtet und die dabei freiwerdende Zementschlämme bis max. 50 °C geeignet. Wirken hohe Punktlas-
abgezogen. Durch Zugabe von Fließmitteln ist es auch ten auf die thermoplastischen Platten ein, so sind
möglich, die Vorsatzschicht pumpfähig zu machen. die Aufstandsflächen (z. B. von Lagerregalen) zu
Dieser sog. Fließterrazzo braucht nicht mehr gewalzt, vergrößern. Asphaltplatten sind außerdem nicht
sondern nur noch mit der Latte gleichmäßig abgezogen
werden. Damit der Terrazzoboden eine möglichst hohe einsetzbar, wenn Öle, Fette, Säuren und Laugen
Festigkeit erreicht, ist der Belag mehrere Tage feucht zu anfallen; beständig gegen mineralische Öle und
halten. Benzin ist nur eine ganz bestimmte, nachste-
t Die Oberflächenbearbeitung kann frühestens zwei hend ausgewiesene Plattenart. Asphaltplatten
Tage nach dem Einbau der Vorsatzschicht beginnen. In jeglicher Art sind auch nicht für Nassräume und
mehreren Schleifvorgängen wird der Boden geschliffen,
dazwischen mit Spachtelmasse gespachtelt und bis zum als Belag im Freien geeignet. Weitere Einzelhei-
Feinschliff weiter bearbeitet. Die Ausbildung der Boden- ten sind der Fachliteratur [44] sowie dem AGI-
Wandanschlüsse erfolgt mit farblich passenden, vorge- Arbeitsblatt A 60 [45] zu entnehmen.
fertigten Formstücken. Nach der abschliessenden Rei-
nigung darf der Boden keinesfalls sofort – sondern erst
nach etwa 8 bis 10 Wochen – mit Fluaten, Polierwachs Plattenarten.1) Die handelsüblichen Plattenar-
o. Ä. behandelt werden. Weitere Einzelheiten sind der ten werden folgendermaßen bezeichnet und nä-
Fachliteratur [43] zu entnehmen. her beschrieben:
Herstellung, Aufmaß und Abrechnung von Ter- 1. Naturasphaltplatten
razzoarbeiten nach VOB Teil C sind unter DIN t naturfarben,
18 353, Estricharbeiten, erfasst. schwarzgrau bis schwarzbraun
t rot aufgelegt,
rote Deckschicht (zweischichtig), Ober- 11
11.4.6 Bodenbeläge aus bitumen- schicht etwa 8 bis 10 mm dick und mit Eisen-
oxidrot eingefärbt
gebundenen Bestandteilen:
t naturfarben-weiß-marmorierte oder
Asphaltplattenbeläge t rot-weiß-marmorierte Deckschicht, mit hel-
ler Natursteinkörnung in der Oberschicht
Asphaltplatten bestehen aus einem Gemisch aus t hellgrau, grün, braun, hellbeige,
Naturasphaltrohmehl (bitumenhaltiger Kalkstein) enthalten als Bindemittel ein helles Spezial-
oder gemahlenem Naturgestein und Spezialbitu- bitumen (durchgefärbt)
men als Bindemittel, das unter hohem Druck zu
Fußbodenplatten gepresst wird. 2. Naturasphaltplatten
t elektrisch leitfähig durch Graphit-Zusatz, na-
Naturasphaltplatten sind vielseitig einsetzbar turfarben
und eignen sich insbesondere für Industrieböden 3. Naturasphaltplatten
(z. B. in Werkstätten, Messe- und Markthallen), t bedingt mineralölbeständig, naturfarben
aber auch als Bodenbelag in Kirchen, Versamm- (beschichtet).
lungsstätten, Kunsthallen u. Ä. Moderne Gestal-
tungsabsichten lassen sich mit den neuen – hel- Die Beläge werden mit lösemittelfreien Wachs-
len und farbigen – Platten verwirklichen. kehrspänen gereinigt und gepflegt. Bei erhöh-
Asphaltplatten sind maßhaltig, sehr strapazier- ten optischen Ansprüchen an den Plattenbelag
fähig, rutschsicher und vor allem fußwarm (Wär-
1) Die seitherigen Bezeichnungen Hochdruck-Asphalt-
meleitzahl 0,40 W/mK) und relativ leicht zu rei-
platten, Hochdruck-Asphaltplatten mineralölfest, sowie
nigen. Außerdem isolieren sie gegen elektrische Hochdruck-Asphaltplatten säurefest sind nicht mehr ge-
Ströme; soweit erforderlich, sind sie jedoch auch bräuchlich. Terrazzo Asphaltplatten werden nicht mehr
elektrisch leitfähig ausrüstbar und verlegbar. Hin- hergestellt.
480 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

können nach [44] lösungsmittelfreie farblose Im Hinblick auf die Raumgestaltung sind Farbge-
Wachsemulsionen verwendet werden. Durch ei- bung, Glanzgrad, Struktur und Textur der Belag-
ne farblose oder farbige Grundierung mit einem oberfläche sowie Plattenformat und die optische
Asphaltgrundiermittel wird Porenverschluss mit Wirkung des Fugennetzes zu beachten.
gleichzeitiger Oberflächenhärtung erreicht. Die Verwendungseigenschaften keramischer
Imprägnierungen und Versiegelungen mit Kunst- Produkte werden weitgehend von der Güte des
harz sind möglich. Scherbens bestimmt. Neben der jeweiligen Roh-
Angaben über die Ausbildung von Bewegungsfugen sind
stoffmischung kommt vor allem der Brenntempe-
Abschn. 11.3.6.5, Angaben über die Verlegung von Hartbe- ratur eine besondere Bedeutung zu. Wie die nach-
lägen Abschn. 11.4.7.6 zu entnehmen. stehenden Tabellen verdeutlichen, ist die Porosität
Regelabmessungen-Naturasphaltplatten. Plattenformate und damit auch die Wasseraufnahmefähigkeit des
von allen Plattenarten: 25 x 25 – 25 x 12,5 – 20 x 10 cm. Scherbens ein besonders wichtiges Kriterium für
Die Plattendicke wird von der Art der Beanspruchung be- die Einteilung keramischer Erzeugnisse.
stimmt: Fußgängerverkehr 2 cm, leichter Fahrverkehr 2,5
cm, mittelschwerer Fahrverkehr 3 cm, schwerer Fahrver- Vom Grad der Offenporigkeit hängen außerdem
kehr 4 cm. so wichtige Materialeigenschaften wie Festigkeit,
Verschleißverhalten, Rauigkeit und Fleckenemp-
findlichkeit sowie Frostbeständigkeit und Kleber-
11.4.7 Bodenbeläge aus tongebunde- haftung ab.
nen Bestandteilen: Keramische In der Baupraxis werden nach wie vor die porö-
Fliesen und Platten sen Produkte als Steingut (Irdengut), die dichte-
ren Erzeugnisse als Steinzeug (Sinterzeug) be-
Allgemeines zeichnet, obwohl diese Begriffe in den Normen
Die Qualität keramischer Bodenbeläge wird vor nicht (mehr) vorkommen (Tabelle 11.58). Beide
allem durch eine sorgfältige Auswahl der Roh- Gruppen sind noch einmal unterteilt in grob- und
stoffe, ein dem jeweiligen Produkt entsprechen- feinkeramische Produkte, wobei diese beiden Be-
des Herstellungsverfahren mit angemessener zeichnungen aufgrund herstellungstechnischer
Brenntemperatur sowie durch fachgerechte Ver- Weiterentwicklungen gegenüber früher an Infor-
legung vor Ort bestimmt. mationswert verloren haben.

11
Tabelle 11.58 Einteilung baukeramischer Erzeugnisse (außerhalb der Produktnormung)

Steingut/Irdengut Steinzeug/Sinterzeug
t hohe Wasseraufnahme t niedrige Wasseraufnahme
t Scherben porös und saugfähig t Scherben dicht, kaum saugend
t offene Poren t weitgehend geschlossene Poren
t nicht frostbeständig t frostbeständig
t unterhalb der Sintergrenze gebrannt t oberhalb der Sintergrenze gebrannt
(Brenntemperatur bei etwa 1000 °C) (Brenntemperatur bei etwa 1200 °C)

Feinkeramik Grobkeramik Feinkeramik Grobkeramik


t Scherben feinkörnig t Scherben grobkörnig t Scherben feinkörnig t Scherben grobkörnig
t trockengepresst t stranggepresst t trockengepresst t stranggepresst
t glasiert, dadurch t unglasiert t glasiert und t glasiert und
t wasserdicht t wasserdurchlässig t unglasiert t unglasiert
t nur für innen t für innen und außen t für innen und außen
z. B.: Steingutfliesen (STG) z. B.: Mauerziegel, z. B.: Unglasierte Stein- z. B.: Keramische
mit hellen Scherben Dränrohre zeugfliesen (STZ-UGL) Spaltplatten, Klinker,
Riemchen
z. B.: Irdengutfliesen (IG) z. B.: Töpferwaren, z. B.: Glasierte Stein- z. B.: Bodenklinker-
mit farbigen Scherben Blumentöpfe zeugfliesen (STZ-GL) platten (zum Teil
trockengepresst)
11.4 Fußbodenbeläge 481

Einteilung und Benennung: Überblick (Quarz, Feldspat, Schamotte) und Weichstoffe


(Ton, Kaolin) gemahlen, unter Zusatz von Wasser
In der Grundnorm DIN EN 87 (zukünftig DIN EN gemischt, gesiebt, entwässert und das nahezu
ISO 14 411)1) werden keramische Fliesen und trockene Granulat mit einem Wassergehalt von
Platten nach dem jeweiligen Herstellungsver- etwa 7 % unter hohem Druck in Stahlformen ge-
fahren und der Wasseraufnahme E (franz. Eau) presst (Formgebungsverfahren B).
in Gruppen eingeteilt (Tabelle 11.59). Daran Glasierte Fliesen können entweder im Zwei-
schließen sich Produktnormen, die die Anfor- brand- oder Einbrandverfahren hergestellt wer-
derungen (technischen Merkmale) jeder Pro- den. Beim Zweibrandverfahren wird nach einem
duktgruppe beschreiben und zahlreiche Prüfnor- ersten Brand im Tunnelofen auf die Sichtseite
men an. der Rohlinge eine Glasur aufgesprüht, die dann
Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 11.5 bei einem weiteren Brand mit der Oberfläche des
zu entnehmen. Scherbens verschmilzt. Beim Einbrandverfahren
erfolgt der Brand von Scherben und Glasur in ei-
nem Fertigungsgang.
11.4.7.1 Trockengepresste Fliesen und Durch diese Glasur erhält die Fliese ihr endgülti-
Platten: Steingutfliesen mit hoher ges Aussehen und ihre spezifische Oberflächen-
Wasseraufnahme E > 10 % eigenschaften. Sie verhindert das Eindringen von
Spritzwasser, ist weitgehend beständig gegen
Trockengepresste keramische Fliesen mit mitt- haushaltsübliche Reinigungsmittel, Seifen und
lerer Wasseraufnahme gehören nach der Klassi- schwache Säuren; außerdem gibt sie der Fliesen-
fizierung zu der Gruppe B II a bzw. B II b, Fliesen oberfläche die geforderte Ritzhärte, UV-Bestän-
mit hoher Wasseraufnahme zur Gruppe B III. digkeit und schmutzabweisende Eigenschaft.
Sie werden nach DIN EN 159 gefertigt (Tabelle Dekorfliesen werden im Siebdruckverfahren gla-
11.59).2) siert.
Diese Fliesen (Steingutfliesen) sind durch einen Aufgrund ihrer hohen Porosität lassen sich Stein-
feinkörnigen, kristallinen, porösen Scherben mit gutfliesen gut schneiden, bohren oder brechen,
hoher Wasseraufnahme gekennzeichnet. Zu ih- andererseits sind sie jedoch nur im Innenbereich
rer Herstellung werden anorganische Hartstoffe zu verwenden, da sie frostempfindlich sind. Hier
werden sie fast ausschließlich als Wandfliesen
1) Die zur Zeit noch geltenden DIN EN Normen werden zu-
im Wohnungs- und Objektbau eingesetzt. Eine 11
künftig teilweise durch DIN EN ISO Normen ersetzt. gewisse Ausnahme bilden Steingutfliesen mit
2) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 11.5 zu ent- besonders dickem Scherben. Diese können auch
nehmen. auf mäßig beanspruchten Bodenflächen – wie

Tabelle 11.59 Klassifizierung der keramischen Fliesen und Platten nach Herstellungsverfahren,
Wasseraufnahmevermögen (E) und zugehörigen Produktnormen (Auszug aus DIN EN 87)1)

Formgebungs- und Her- Niedrige Mittlere Wasseraufnahme Hohe


stellungsverfahren Wasseraufnahme Wasseraufnahme
Gruppe I Gruppe II a Gruppe II b Gruppe III
E≤3% 3%<E≤6% 6 % < E ≤ 10 % E > 10 %

Formgebung A Gruppe A I Gruppe A II a Gruppe A II b Gruppe A III


Stranggepresste Platten DIN EN 121 DIN EN 186 DIN EN 187 DIN EN 188

Formgebung B Gruppe B I Gruppe B II a Gruppe B II b Gruppe B III


Trockengepresste Fliesen DIN EN 176 DIN EN 177 DIN EN 178 DIN EN 159
und Platten

Formgebung C
Gegossene Fliesen und Für gegossene Fliesen und Platten gibt es z. Z. noch keine Produktnorm
Platten

Bodenklinkerplatten sind in DIN 18 158 genormt (keine EN-Normung)


482 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

beispielsweise im häuslichen Bad – verlegt wer- Glasierte Steinzeugfliesen


den, so dass Fußboden und Wandflächen aus ein Glasierte Steinzeugfliesen eignen sich für Bodenbeläge und
und demselben Material bestehen. Wandbekleidungen im Innen- und Außenbereich sowie für
Fassadenbekleidungen und Auskleidungen von Schwimm-
becken (Behälterbau). Außerdem sind sie beständig gegen
Fleckenbildner und Haushaltschemikalien. Beständigkeit
11.4.7.2 Trockengepresste Fliesen und gegen Säuren und Laugen muss jeweils gesondert verein-
Platten: Steinzeugfliesen mit bart werden.
niedriger Wasseraufnahme E < 3 % Jeder genutzte Bodenbelag unterliegt einem gewissen Ver-
schleiß. Dieser ist abhängig vom jeweiligen Anwendungs-
Trockengepresste keramische Fliesen mit niedri- bereich und der Häufigkeit der Begehung, von Art und
ger Wasseraufnahme gehören nach der Klassifi- Grad der Verschmutzung sowie Härte und Verschleißfestig-
zierung zu der Gruppe B I. Sie werden nach DIN keit des Belagmateriales.
EN 176 hergestellt (Tabelle 11.59).1) Während unglasierte Steinzeugbodenfliesen praktisch
keinen Anwendungsbeschränkungen unterliegen, lassen
Diese glasierten und unglasierten Fliesen (Stein- sich bei glasierten Fliesen Oberflächenverkratzungen nicht
zeugfliesen) sind durch einen feinkörnigen, kris- ganz vermeiden. Sie sind bei dunklen Farben stärker er-
tallinen, dichtgesinterten Scherben mit niedriger kennbar als bei hellen, qualitativ jedoch nicht von Bedeu-
tung. Da Quarz – Hauptbestandteil von Sand – schon bei
Wasseraufnahme gekennzeichnet. Zu ihrer Her- geringem Abrieb hochglänzende Glasuren stumpf und un-
stellung werden Ton, Kaolin, Quarzsand, Feldspat ansehnlich werden lässt, sollten derart glänzende und uni-
und Wasser nach den in der feinkeramischen In- farbene Bodenfliesen nur für wenig begangene Flächen,
dustrie üblichen Verfahren aufbereitet, unter ho- wie beispielsweise Badezimmerböden, eingesetzt werden.
hem Druck in Formen gepresst (Formgebungs- Um Schmutz vom glasierten Bodenbelag fernzuhalten,
sind genügend große und richtig angeordnete Sauberlauf-
verfahren B) und bei Temperaturen von etwa zonen im Eingangsbereich eines Objektes und für solche
1200 °C zur Sinterung gebrannt (= Beginn des Räume vorzusehen, die direkt von Außen zugänglich sind.
Schmelzprozesses, ohne Deformation der Form- Einzelheiten hierzu s. Abschn. 11.4.2, Reinigung und Pflege.
linge). Dabei entsteht ein Scherben mit sehr dich- Glasurabrieb/Beanspruchungsgruppen. Die Bestimmung
tem Gefüge und großer Härte. des Oberflächenverschleisses und der Beanspruchungs-
gruppen von glasierten Fliesen und Platten werden im sog.
Steinzeugfliesen sind feuchtigkeitsbeständig, PEI-Nasstest-Verfahren nach DIN EN 154 (zukünftig DIN EN
wasserabweisend, widerstandsfähig gegen me- ISO 10 545-7) ermittelt. Wie Tabelle 11.60 zeigt, unterschei-
chanische, chemische und thermische Beanspru- det man fünf Beanspruchungsgruppen.
chungen, leicht zu reinigen und zu desinfizieren.
Die geringe Wasseraufnahme ist Voraussetzung Unglasierte Steinzeugfliesen
11 für ihre Witterungs- und Frostbeständigkeit. Zur Unglasierte Steinzeugfliesen sind besonders strapazierfä-
Erhöhung der Trittsicherheit in gewerblichen hig und geeignet für alle Bodenbeläge und Wandbeklei-
dungen im Innen- und Außenbereich sowie zur Ausklei-
Bereichen und nassbelasteten Barfußbereichen dung von Becken und Behältern mit hoher mechanischer
können sie mit speziellen Oberflächen ausgestat- und chemischer Beanspruchung (Säureschutzbau).
tet sein. S. hierzu Abschn. 11.4.7.4, Rutschhem- Extrem beanspruchte Fußböden mit starkem Publikums-
mende Bodenbeläge. bzw. Fahrverkehr – wie beispielsweise in Supermärkten,

Tabelle 11.60 Beanspruchungsgruppen glasierter Fliesen und Platten mit Anwendungsbereichen

Beanspruchungs- Anzahl der Grad der Anwendungsbereiche


gruppe Umdrehungen Beanspruchung Beispiele

I 150 sehr leicht Schlaf- und Sanitärräume im privaten Wohnbereich

II 300 bis 600 leicht Privater Wohnbereich, außer Küchen, Dielen, Treppen,
Terrassen

III 750 bis 1500 mittel Gesamter Wohnbereich mit Bädern, Dielen, Fluren,
Balkonen; Hotelzimmer und -Bäder; Sanitär- und
Therapieräume in Krankenhäusern

IV > 1500 höher Eingänge, Verkaufs- und Wirtschaftsräume, Büros

V > 12 000 sehr hoch Läden, Restaurationsbetriebe, Theken- und


Schalterbereiche
11.4 Fußbodenbeläge 483

Hotels, Schulen, Verwaltungsgebäuden, Schalter- und gesintert nur noch eine minimale Porigkeit auf-
Bahnhofshallen, Krankenhäusern, Fußgängerpassagen weist (Wasseraufnahme 0 bis 0,5 %). Daraus
usw. – sollten immer unglasierten Steinzeugfliesen (Fein-
steinzeugfliesen) vorbehalten bleiben. ergeben sich prozellanähnliche Eigenschaften
Anders verhält es sich, wenn fleckenbildende Flüssigkeiten bezüglich Festigkeit, Ritzhärte, Verschleißwider-
wie Öle, Fette und farbige Flüssigkeiten anfallen. Sie drin- stand, Fleckenunempfindlichkeit, Frostbestän-
gen in die (wenigen) Poren tief ein und sind dann nur noch digkeit usw.
sehr schwer zu entfernen. Erhöhte Fleckenbeständigkeit
kann von unglasierten Steinzeugfliesen nur erwartet wer- Aufgrund dieser Eigenschaften wird Feinstein-
den, wenn diese nach dem Verlegen mit einer geeigneten zeugmaterial überall dort eingesetzt, wo Fußbo-
Imprägnierung behandelt wurden. denbeläge besonders stark frequentiert werden,
Regelabmessungen – Steingutfliesen/Steinzeugfliesen. wie zum Beispiel in Einkaufspassagen, Ladenge-
Plattenformate nach dem sog. Oktametersystem (1/8 m = schäften, Restaurants, Verwaltungsgebäuden so-
125 mm): 125 x 125 – 25 x 65 – 25 x 125 – 250 x 250 mm. wie in Industrie- und Gewerbebetrieben. Auch im
Plattenformate nach dem sog. Dezimetersystem (M = 1/10 privaten Bereich gewinnt die Feinsteinzeugfliese
m = 100 mm): 50 x 50 – 100 x 100 – 150 x 100 – 150 x 150 zunehmend an Bedeutung.
– 200 x 200 – 300 x 200 – 300 x 300 – 400 x 400 – 600 x 600
– 900 x 600 – 900 x 900 mm. Darüber hinaus gibt es noch Feinsteinzeug ist ein in der Masse homogen auf-
eine Vielzahl von Sonderformaten, Kombinationsbelägen bereitetes und aus verschieden eingefärbten
und kompletten Zubehörprogrammen. Granulaten (Graniti-Effekt) bestehendes Material.
Die Fliesen werden in den unterschiedlichsten
Farbnuancen und Oberflächenvarianten ange-
Steinzeug-Kleinformate (Mosaik) boten, wie beispielsweise naturbelassen (nicht
glasiert), schieferartig, leicht strukturiert, geschlif-
Mosaikflächen setzen sich aus einzelnen, kleinen
fen oder hochglanzpoliert sowie mit besonders
Plättchen – deren Fläche in der Regel kleiner als
rutschfesten Oberflächen. Vermehrt werden
90 Quadratzentimeter ist – zusammen. Um diese
Feinsteinzeugfliesen auch glasiert hergestellt. Ein
rationell und preisgünstig verlegen zu können,
Widerspruch in sich, da dieses durchgehend ho-
werden die Plättchen entweder mit ihrer Vor-
mogen aufgebaute, hochabriebfeste und dichte
derseite (Ansichtsfläche) oder mit ihrer Rückseite
Material keiner Glasur bedarf.
auf Papier- oder Kunststoffnetze aufgeklebt und
in Form von Verlegetafeln angeboten. Für stark
Beim Verlegen von Feinsteinzeugfliesen sind
nassbelastete Flächen (Nassräume, Schwimmbe-
einige Besonderheiten zu beachten, da auch die
cken) oder frostgefährdete Flächen (Fassaden,
Terrassen) werden die auf der Oberseite gekleb-
Fliesenrückseiten äußerst glatt sind und dieses 11
dichte Gefüge den üblichen zementgebunde-
ten Tafeln empfohlen (besserer Haftverbund mit
nen Dünnbettmörteln zu geringe Verzahnungs-
dem Verlegegrund).
möglichkeiten (Zementleimvernadelung) bietet.
Regelabmessungen-Kleinmosaik: 20 x 20 – 24 x 24 mm, Für eine sichere Verlegung von Feinsteinzeug-
Tafelgrösse 306 x 510 mm. Mittelmosaik: 33 x 33 – 48 x 48 material sind daher hydraulisch erhärtende
– 73 x 73 mm, Tafelgrösse 300 x 500 mm. Rundmosaik: 20 –
50 mm Durchmesser. Außerdem werden Sechseckmosaik, – speziell kunststoffvergütete Dünnbettmör-
Kombimosaik u. a. angeboten. tel – einzusetzen. Ausschlaggebend für die Ad-
häsion zwischen Feinsteinzeugrückseite und
Dünnbettmörtel ist somit die Verklebung über
Trockengepresste Fliesen und Platten: die Kunststoffanteile des kunststoffvergüteten
Feinsteinzeugfliesen mit besonders Dünnbettmörtels. Bei Bodenbelägen, bei denen
niedriger Wasseraufnahme E < 0,5 % mit chemischen Belastungen zu rechnen ist, sind
Reaktionsharzklebstoffe auf Polyurethan – oder
Feinsteinzeug (ital. Gres Porcellanato) ist aus Epoxydharzbasis einzusetzen. S. hierzu auch Ab-
extrem feingemahlenen Rohstoffen gefertigt. schn. 11.4.7.6, Verlegeverfahren bei Keramik- und
Die daraus in besonderen Verfahren aufbereite- Steinbelägen.
te Pressmasse (Sprühgranulate) wird nach dem
Entwässern in Stahlformen unter hohem Druck Regelabmessungen-Feinsteinzeugfliesen. Fliesenformate:
zu Platten verdichtet und im Einbrandverfahren 125 x 125 – 150 x 150 – 150 x 300 – 250 x 250 – 300 x 300
bei einer Temperatur von etwa 1220 °C gebrannt – 335 x 335 – 400 x 400 – 600 x 600 – 600 x 1200 mm so-
wie Rechteck-, Sechseck-, Achteck- und Sonderformate mit
(Tabelle 11.59). komplettem Zubehörprogramm. Plattendicken üblicher-
Die materialtechnische Besonderheit besteht weise 9 bis 12 mm.
darin, dass der Scherben beim Brand hoch-
gradig verglast und nahezu vollkommen dicht
484 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

11.4.7.3 Stranggepresste keramische Platten: Fette, Lebensmittel, Abfälle u. Ä. auf den Boden
Spaltplatten mit Wasseraufnahme gelangen und die Rutschgefahr erhöhen. In fol-
E < 3 % bis 6 % genden Anwendungsbereichen ist bei der Aus-
wahl von Bodenbelägen darauf zu achten:
Stranggepresste keramische Platten (Spaltplat- tGewerbebereich Bewertungsgruppen R9 bis
ten) mit niedriger Wasseraufnahme gehören R13, ohne oder mit Ver-
nach der Klassifizierung zu der Gruppe A I, mit drängungsraum V
mittlerer Wasseraufnahme in die Gruppe A IIa. Sie
werden nach DIN EN 121 oder nach DIN EN 186-1 tBarfußbereich Bewertungsgruppen A, B, C
hergestellt (Tabelle 11.59). tPrivatbereich Empfehlung – Bewertungs-
Spaltplatten gehören demnach ebenfalls in die gruppe R9
Gruppe der Steinzeugprodukte. Die Rohstoffe
sind Ton, Feldspat, Quarz, Schamotte und etwa Rutschhemmende Bodenbeläge für Arbeits-
15 % Wasser. Diese Ausgangsmischung wird in räume, Arbeitsbereiche und öffentlich ge-
knetbarem Zustand durch das Mundstück einer nutzte Verkehrswege. Während in Industrie-
Vakuum-Strangpresse in Form eines Doppel- und Gewerbeobjekten trittsichere Bodenbeläge
stranges gepresst (Formgebung A). Von diesem schon seit langem vorgeschrieben sind, werden
Strang werden Doppelplatten in vorbestimmter entsprechende Trittsicherungs-Anforderungen
Länge abgeschnitten, anschließend getrocknet, erst seit einigen Jahren auch für öffentlich zu-
gegebenenfalls glasiert, bei Temperaturen über gängliche Bereiche – wie beispielsweise Schal-
1200 °C gebrannt und zu Einzelplatten gespalten. terhallen in Geldinstituten, Hotel- und Empfangs-
hallen, Verkaufsbereiche, Kindergärten, Schulen
Platten mit einer schwalbenschwanzförmig
usw. – gefordert.
ausgebildeten Rückseite eignen sich zur Verle-
gung im Mörtelbett (Dickbettverfahren), dieje- Das Verfahren zur Prüfung der Rutschhemmung
nigen mit einer rillenförmigen Profilierung für von Bodenbelägen für Arbeitsräume, Arbeitsbe-
das Dünnbettverfahren. Auch Formstücke wie reiche und Verkehrswege ist in DIN 51 130 ge-
Treppenwinkel, Kehlsockel, Überlaufrinnen oder regelt. Die Prüfung erfolgt durch Begehen einer
Randplatten für Schwimmbäder können durch verstellbaren schiefen Ebene durch bestimmte
Strangpressen gefertigt werden. Prüfpersonen mit definierten Prüfschuhen und
unter Einsatz des Gleitmediums Öl. Der sich aus
Keramische Spaltplatten sind druck-, stoß- und ritz-
11 fest sowie säure- und laugenbeständig. Aufgrund
einer Messreihe ergebende, mittlere Neigungs-
winkel der schiefen Ebene – bei dem die Grenze
des dichten Scherbens und ihrer relativ niedrigen
des sicheren Gehens durch die Prüfperson noch
Wasseraufnahme weisen sie eine hohe Frostbe-
gegeben ist – ist für die Einordnung des zu prü-
ständigkeit auf, so dass sie für Bodenbeläge und
fenden Belages in eine der fünf Bewertungsgrup-
Wandbekleidungen im Innen- und Außenbereich
pen (R 9 bis R 13) maßgebend. Wie Tabelle 11.61
geeignet sind. Sie werden glasiert und unglasiert in
zeigt, bieten Bodenbeläge der Bewertungsgrup-
verschiedenen Formen, Farben und Abmessungen
pe R 9 den geringsten, Beläge der Bewertungs-
hergestellt. Weitere Einzelheiten sind der Fachlite-
gruppe R 13 den höchsten Rutschemmungsgrad.
ratur [46] zu entnehmen.
Für bestimmte Arbeitsbereiche, wie Großküchen
Regelabmessungen-Spaltplatten: 240 x 115 – 240 x 240 oder Schlachtereien, in denen besonders gleitför-
– 240 x 52 – 194 x 194 – 194 x 94 mm sowie Sechseck-,
Achteck- und Sonderformate mit komplettem Zubehör- dernde Stoffe – wie beispielsweise Fette, Fleisch-
programm. Plattendicken von 8 bis 25 (40) mm. Verlegung, reste, Abfälle – auf den Boden gelangen, muss
Aufmaß und Abrechnung nach VOB Teil C, DIN 18 352, Flie-
sen- und Plattenarbeiten.
Tabelle 11.61 Bewertungsgruppen der Rutschhemmung
(Prüfverfahren auf schiefer Ebene)
11.4.7.4 Anforderung an die Trittsicherheit:
Rutschhemmende Bodenbeläge Bewertungs- Neigungs- Haftreibwert
gruppe winkel
Nach der Arbeitsstättenverordnung und den
R 9 > 3° –10° geringer Haftreibwert
Unfallverhütungsvorschriften müssen Fußböden
R 10 > 10°–19° normaler Haftreibwert
eben, rutschhemmend und leicht zu reinigen
R 11 > 19°–27° erhöhter Haftreibwert
sein. Besondere Schutzmaßnahmen gegen Aus-
R 12 > 27°–35° großer Haftreibwert
gleiten sind überall dort erforderlich, wo gleit-
R 13 > 35° sehr großer Haftreibwert
fördernde Stoffe, wie zum Beispiel Wasser, Öle,
11.4 Fußbodenbeläge 485

unter der eigentlichen Gehebene noch zusätzlich Rutschhemmende Bodenbeläge für nassbe-
ein sog. Verdrängungsraum vorhanden sein, und lastete Barfußbereiche sind beispielsweise in
zwar in Form von Vertiefungen (Oberflächenpro- Bädern, Krankenhäusern, Umkleide-, Wasch- und
filierung je nach Anforderung). Derartige Arbeits- Duschräumen von Sport- und Arbeitsstätten
bereiche werden mit V-Kennzeichen klassifiziert, sowie im gesamten Schwimmbadbereich gefor-
wobei die Zahl das Volumen des Verdrängungs- dert. Das Ausgleiten in diesen Bereichen ist eine
raumes in cm3/dm2 angibt. (Tabelle 11.62) der häufigsten Unfallursachen.
Das Verfahren zur Prüfung der Rutschhemmung
Tabelle 11.62 Verdrängungsraum bei profiliertem
von Bodenbelägen für nassbelastete Barfußbe-
Bodenbelag reiche ist in DIN 51 097 geregelt. Als Bewertungs-
maß gilt die Neigung einer verstellbaren schiefen
Schematische Darstellung Bezeich- Verdrängungs- Ebene, auf der sich eine Prüfperson barfuß auf
nung raum (cm3/dm2) dem zu prüfenden Bodenbelag gerade noch be-
wegen kann, ohne abzurutschen.
Gehlinie V 4 4
Verdrängungsraum V 6 6 In dem Merkblatt GUV 26.17 „Bodenbeläge für
Entwässerungs- V 8 8
ebene nassbelastete Barfußbereiche“ [48] werden die
Keramische Fliese mit profilierter Oberfläche V 10 10
Bereiche entsprechend den unterschiedlichen
Rutschgefahren drei Bewertungsgruppen A, B
und C zugeordnet, wobei die Anforderungen an
Zur Erfüllung der sicherheitstechnischen An- die Rutschhemmung von A bis C zunehmen (Ta-
forderungen ist das Merkblatt „Fußböden in Ar- belle 11.63).
beitsräumen und Arbeitsbereichen mit erhöhter Die geprüften Bodenbeläge werden in regel-
Rutschgefahr ZH1/571“ zu beachten [47]. Im An- mäßigen Abständen in einer sog. Liste „NB“
hang zu diesem Merkblatt sind in einer detaillier- veröffentlicht. Diese Liste erfasst Beläge aus Ke-
ten Aufstellung die den Arbeitsbereichen (z. B. ramik, Naturwerkstein, Betonwerkstein, Glas, be-
Küche, Wäscherei, Werkstätten) zugeordneten schichtete Werkstoffe, Kunststoffe und Gummi,
Bewertungsgruppen (Kennzeichnung R) sowie Edelstahlbleche und -formteile sowie Holz.
gegebenenfalls erforderliche Verdrängungsräu-
Ausrutschunfälle lassen sich nicht nur durch
me (Kennzeichnung V) aufgelistet.
rutschhemmende Bodenbeläge verhindern. Zu-
Beispiele: t Bodenbeläge von Speiseräumen, Gasträu- sätzlich sind auch bauliche und organisatorische 11
men, Kantinen (einschließlich Bedienungs- Maßnahmen (z. B. Vermeidung von Absätzen/
gänge) werden der Bewertungsgruppe R 9 Stolperstufen, ausreichendes Bodengefälle in
zugeordnet.
t Bodenbeläge von Gaststättenküchen, Hotel-
Nassbereichen usw.) sowie insbesondere die Ver-
küchen (bis 100 Gedecke pro Tag) müssen wendung geeigneter Reinigungs-, Desinfektions-
die Bewertungsgruppe R 11 sowie einen Ver- und Pflegemittel zu beachten.
drängungsraum V 4 aufweisen.

Tabelle 11.63 Bewertungsgruppen von nassbelasteten Barfußbereichen

Bewertungsgruppe Anwendungsbereiche (Auszug) Neigungswinkel

A t Barfußgänge (weitgehend trocken)


t Umkleideräume > 12°
t Sauna- und Ruhebereiche

B t Duschräume und Beckenumgänge


t Planschbecken
t Beckenböden in Nichtschwimmerbereichen > 18°
t Treppen, die in das Wasser führen
t Sauna und Ruhebereiche (soweit nicht A zugeordnet)

C t Treppen, die in das Wasser führen (soweit nicht B zugeordnet)


t Durchschreitebecken > 24°
t Geneigte Beckenrandausbildung
486 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Privatbereich. Für den privaten Anwendungs- sind den Abschnitten 11.3.6.2, Estricharten, sowie
bereich mit Zuständigkeit diverser Versiche- 11.3.6.4, Estrichkonstruktionen, zu entnehmen.
rungsträger gibt es kein Regelwerk und auch kein
Prüfverfahren bezüglich Trittsicherungs-Anforde-
rungen an Bodenbeläge. Allgemein wird jedoch 1. Keramik- und Steinbeläge auf tragendem
empfohlen – zumindest in Küche, Diele und Bad Untergrund (Verbundkonstruktion)
– solche Beläge einzusetzen, die der untersten Verbundbeläge werden überall dort eingesetzt,
Bewertungsgruppe (R 9) des gewerblichen Berei- wo hohe mechanische Beanspruchungen, ther-
ches entsprechen. Weitere Einzelheiten sind der mische Belastungen o. Ä. zu erwarten sind (Ge-
Fachliteratur [46] zu entnehmen. werbe- und Industriebau) und die Belagkonst-
ruktion keine Anforderungen bezüglich Wärme-,
11.4.7.5 Bodenbelagkonstruktionen mit Schall- oder Feuchteschutz zu erfüllen hat (Bild
keramischen Fliesen und Platten, 11.33 und Bild 11.64).
Naturwerkstein und Betonwerkstein
Verbundkonstruktion. Das Prinzip der Ver-
Belagkonstruktionen. Keramik- und Steinbe- bundkonstruktion besteht darin, dass alle Schich-
läge können entweder ten – Bodenbelag, Dickbettmörtel oder Dünn-
bettkleber – eine kraftschlüssige, schubfeste
tmit Verbund zum tragenden Untergrund oder und vollflächige Verbindung untereinander und
tauf Trennschicht- und Dämmschichten verlegt mit dem tragenden Untergrund aufweisen. Von
werden. ausschlaggebender Bedeutung ist vor allem der
Verbund zwischen Verlegemörtel bzw. Verbun-
Demnach unterscheidet man Verbund-Bodenbe- destrich zum tragfähigen Untergrund.
läge und sog. schwimmend verlegte Bodenbelä- Wie in Abschn. 11.3.6.4 bereits erläutert, muss da-
ge. her auf den sorgfältig gesäuberten Untergrund
Die nachstehenden Ausführungen beziehen sich (Beton nach DIN 1045) immer zuerst eine Haft-
schwerpunktmäßig auf zementgebundenen Ver- brücke (Zementschlämme) zur Verbesserung der
legeuntergrund in Form von Estrich oder Mörtel- Haftung aufgetragen werden. Kunstharzdisper-
bett; materialbedingte Abweichungen beispiels- sionen oder Reaktionsharze erhöhen den Ver-
weise bei Calciumsulfat- und Gussasphaltestrich bund ebenfalls.
11
1 2 3a 4 5 6a 3b 7 8 9 6b 3b 10 11 12

11.64a 11.64b 11.64c


11.64 Schematische Darstellung von Bodenbelagkonstruktionen mit Keramik- und Steinbelägen. Vgl. hierzu auch Bild 11.33.
a) Belag mit Verbund zum tragenden Untergrund (Verbundbelag). Die Anordnung von Bewegungsfugen
(Feldbegrenzungsfugen) ist bei Verbundestrichen zu unterlassen.
b) Belag auf Estrich über Trennschicht oder Abdichtung mit Bewegungsfuge (Feldbegrenzungsfuge)
c) Belag auf Estrich über Dämmschicht mit Abdeckung und Bewegungsfuge (Feldbegrenzungsfuge)
1 Keramik- und Steinbeläge 6b Trennschicht über Abdichtung (PE-Folie, einlagig)
2 Dünnbettkleber 7 Abdichtung gegen Feuchtigkeit nach DIN 18 195
3a Verbundestrich oder Mörteldickbett 8 elastoplastische Fugenmasse mit Vorfüllprofil
3b Lastverteilungsschicht (schwimmender 9 Bewegungsfuge (Feldbegrenzungsfuge)
Zementestrich) 10 Abdeckung (PE-Folie 0,1 mm, einlagig)
4 Haftbrücke 11 Dämmschicht
5 tragender Untergrund (Rohbetondecke) 12 Bewehrung nach Bedarf (Betonstahlmatte)
6a Trennschicht/Gleitschicht (PE-Folie, zweilagig)
11.4 Fußbodenbeläge 487

Belagkonstruktion. Keramik- und Steinbeläge können Festigkeitsklassen/Nenndicken von Verbundestrichen


verlegt werden sind Abschn. 11.3.6.4, Estrichkonstruktionen und Estrich-
t auf erhärtetem Verbundestrich/Ausgleichschicht (DIN herstellung, zu entnehmen. Weitere Einzelheiten s. AGI-
18 560-3) in der Regel im Dünnbettverfahren nach DIN Arbeitsblatt A 70 [49].
18 157 oder im Dickbett,
t auf frisch eingebrachtem Mörtelbett im Dickbettverfah- 2. Keramik- und Steinbeläge auf Trennschicht
ren nach DIN 18 352 (VOB) mit vorher darauf aufgebrach-
ter Haftschlämme als Kontaktschicht. Bei bestimmten Belagkonstruktionen auf Trennschicht (Bild
Keramik- und Steinbelägen kann diese Verlegeart Ver- 11.64b) werden vor allem aus bautechnischen
färbungen und Ausblühungen verursachen; sie ist daher
nur für kleinere Belagflächen zu empfehlen.
oder bauphysikalischen Gründen eingesetzt. Ein-
t auf ausreichend ebener Rohbetondecke im Dünnbett-
zelheiten hierzu s. Abschn. 11.3.6.4.
verfahren nach DIN 18 157. Dies setzt jedoch einen Verle- Die Trennschicht hat die Aufgabe, die über ihr
geuntergrund voraus, der die erhöhten Ebenheitsanfor- liegende Konstruktion bei möglichst geringem
derungen nach DIN 18 202, Tabelle 3, Zeile 3, erfüllt. Vgl.
hierzu Tabelle 11.2.
Gleitwiderstand sicher vom tragenden Unter-
grund zu trennen. Da durch das Einfügen der
Schwindprozess. Mit dem Aufbringen von Ke- Trennschicht kein Haftverbund mit diesem be-
ramik- und Steinbelägen ist jedoch Vorsicht steht, können sich Deckenauflage und Tragdecke
geboten, so lange der Untergrund noch starke unabhängig voneinander bewegen.
Formänderungen infolge Schwindens anzeigt Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass ein ebener
(z. B. nicht abgeschlossener Schwindprozess ei- Untergrund, eine darauf aufgebrachte zweilagige
ner noch jungen Stahlbetondecke oder eines Trenn- und Gleitschicht sowie elastische Randfu-
frischen zementären Verbundestrichs). Da der gen zwischen der Bodenkonstruktion und allen
„harte“ Oberbelag den Verformungen des Unter- aufgehenden Bauteilen die freie Beweglichkeit
grundes nicht folgt, kann es zu Schubspannun- ermöglichen. Je nach Estrichart, Größe des Est-
gen kommen, die vom Verbund nicht mehr auf- richfeldes und der Raumgeometrie sind Feldbe-
genommen werden können. Es besteht dann die grenzungsfugen einzuplanen sowie Gebäude-
Gefahr von Ablösungen. trennfugen gemäß Abschn. 11.3.6.5 vorzusehen
Aus diesem Grund sind entsprechende Wartezei- und auszubilden.
ten einzuhalten, und zwar müssen Verlegeflächen Belagkonstruktion. Keramik- und Steinbeläge können
aus Beton zum Zeitpunkt der Belagverlegung ein verlegt werden
Mindestalter von 6 Monaten, zementgebundene t auf erhärtetem Estrich über Trennschicht (DIN 18 560-4)
Verbundestriche ein solches von 28 Tagen auf- in der Regel im Dünnbettverfahren nach DIN 18 157 oder
im Dickbett,
11
weisen. Die in den Tabellen 11.32 und 12.9 ange- t auf frisch eingebrachtem Mörtelbett über Trennschicht
gebene Restfeuchte ist ebenfalls einzuhalten. im Dickbettverfahren nach DIN 18 352 (VOB).
Falls diese in DIN 18 157 geforderten Mindest-
alter (Wartezeiten) nicht eingehalten werden Verlegen auf Estrich. Form- und Volumenände-
können, bietet sich je nach zu erwartender Be- rungen ergeben sich bei der lose aufliegenden,
anspruchung die Verlegung von Keramik- und dünnen zementären Estrichplatte (mind. 35 mm
Steinbelägen auf elastischen Zwischenschichten dick) vor allem durch Schwinden und Quellen
(kunststoffvergütete, besonders flexible Kleb- sowie thermisch bedingte Einflüsse. Dabei kann
stoffe), auf sog. Entkopplungsmatten (Bild 11.66) sich die Estrichplatte in der Fläche verwölben
oder als schwimmender Belag auf Trennschicht oder an den Rändern aufschüsseln.
nach DIN 18 560-3 an. Um diese Formänderungen von zementärem
Bei im Verbund verlegten Belägen sind Gebäu- Estrich auf Trennschicht auf eine unschädliche
detrennfugen an gleicher Stelle wie in der tra- Größenordnung zu begrenzen, ist eine möglichst
genden Konstruktion gemäß Abschn. 11.3.6.5 schwindarme Zusammensetzung des Estrich-
vorzusehen. Die Anordnung von Bewegungsfu- mörtels anzustreben. Einzelheiten hierzu s. Ab-
gen (Feldbegrenzungsfugen) ist bei Verbunde- schn. 11.3.6.2, Estricharten. Außerdem muss der
strichen zu unterlassen; sie sind schädlich und Zementestrich auf Trennschicht zum Zeitpunkt
stören den Verbund. Randfugen sind an den auf- der Belagverlegung ein Mindestalter von 28 Ta-
gehenden Bauteilen nur anzulegen, wenn diese gen nach DIN 18 157 sowie die in den Tabellen
Teile nicht fest mit dem tragenden Untergrund 11.32 und 12.9 angegebene maximale Rest-
verbunden sind. feuchte aufweisen.
Falls diese geforderten Wartezeiten nicht einge-
halten werden können, bietet sich je nach Bean-
488 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

spruchung die Verlegung eines Belages auf elas- die Anordnung der Bewegungsfugen, sind in den
tischen Zwischenschichten (besonders flexible Abschnitten 11.3.2 bis 11.3.6 im Einzelnen erläu-
Klebstoffe) oder auf sog. Entkopplungsmatten an tert, so dass sich eine nochmalige Wiederholung
(Bild 11.66). an dieser Stelle erübrigt.
Belagkonstruktion. Keramik- und Steinbeläge können
Verlegen auf Mörtelbett über Trennschicht. verlegt werden
Derartige Konstruktionen sind besonders scha- t auf erhärtetem Estrich über Dämmschicht (DIN 18 560-2)
densanfällig. Aufgrund der starken Verformungs- in der Regel im Dünnbettverfahren nach DIN 18 157 oder
tendenzen der frischen Mörtelschicht – die die im Dickbett,
Aufgabe einer Lastverteilungsschicht nach DIN t auf frisch eingebrachtem Mörtelbett über Dämmschicht
im Dickbettverfahren nach DIN 18 352 (VOB).
18 560 zu übernehmen hat – stellen sie ein nicht
zu kontrollierendes Risiko dar. Bei bestimmten
Stein- und Keramikbelägen kann diese Verlegeart Verlegen auf Estrich. Um konvexe Verwölbun-
nicht nur zu Rissbildungen sondern auch zu Ver- gen beim Schwindprozess des Verbundsystems
färbungen und Ausblühungen führen. Vgl. hierzu Belag/Zementestrich weitgehend zu vermeiden,
auch Bild 11.56c. muss auch bei dieser schwimmenden Konstruk-
tion eine möglichst schwindarme Lastvertei-
Festigkeitsklassen/Nenndicken von Estrichen auf Trenn-
schicht sind Abschn. 11.3.6.4, Estrichkonstruktionen und lungsschicht hergestellt werden und diese beim
Estrichherstellung, zu entnehmen. Aufbringen des Belages ein Mindestalter von 28
Tagen aufweisen. Die zulässigen Feuchtegehalte
(Belegreife) sind den Tabellen 11.32 und 12.9 zu
3. Keramik- und Steinbeläge auf Dämmschicht entnehmen.
Schwimmende Belagkonstruktionen (Bild 11.65) Falls diese geforderten Wartezeiten nicht einge-
werden vor allem aus Gründen des Wärme- und halten werden können, bietet sich je nach Bean-
Schallschutzes eingebaut. Der Gesamtaufbau spruchung die Verlegung eines Belages auf elas-
dieser Fußbodenkonstruktion sowie Art, Anord- tischen Zwischenschichten (besonders flexible
nung und Dicke der einzelnen Schichten, insbe- Klebstoffe) oder auf sog. Entkopplungsmatten
sondere der Dämmung und Abdichtung sowie an.

11
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
20 mm
4 mm

≥ 45
≥ 45

≥ 45

≥ 35

11.65a 11.65b 11.65c


11.65 Schematische Darstellung von Bodenbelagkonstruktionen mit Keramik- und Steinbelägen auf Dämmschicht.
Vgl. hierzu auch Bild 11.56.
a) Belag im Dünnbett auf erhärtetem Zementestrich
b) Belag im Dickbett auf erhärtetem Zementestrich
c) Belag im Dünnbett auf erhärtetem Zementestrich über Trennschicht oder Abdichtung
1 Keramik- und Steinbeläge 6 tragender Untergrund (Rohbetondecke)
2 Dünnbettkleber 7 Verlegemörtel (Dickbett 15 bis 20 mm)
3 erhärteter Zementestrich (Lastverteilungsschicht 8 Trennschicht (PE-Folie 0,1 mm, zweilagig)
mind. 45 mm) 9 Trennschicht über Abdichtung (PE-Folie, einlagig)
4 Abdeckung (PE-Folie 0,1 mm, einlagig) 10 Abdichtung gegen Feuchtigkeit nach DIN 18 195
5 Dämmschicht 11 Schutzschicht (mind. ≥ 35 mm)
11.4 Fußbodenbeläge 489

Bei zementgebundenen Estrichen mit Keramik- voraus. Dagegen sind Trockenbaukonstruktionen


und Steinbelägen kann eine Bewehrung aus Be- – deren Verlegeflächen in der Regel gegen kurz-
tonstahlmatten zweckmäßig sein, um dadurch zeitig einwirkende Feuchtebelastungen empfind-
bei eventuell auftretenden Rissen einen Höhen- lich sind – für eine Dickbettverlegung ungeeignet.
versatz der Risskanten zu begrenzen. Um eine möglichst innige Verbindung zwischen
Verlegefläche und Mörtelbett zu bekommen,
Verlegen auf Mörtelbett über Dämmschicht. ist zunächst eine Haftbrücke gemäß Abschn.
Diese Verlegeart ergibt zwar eine relativ niedrige 11.3.6.4 auf den sauberen und saugfähigen Un-
Konstruktionshöhe, ist jedoch ansonsten nicht tergrund aufzubringen. Darauf wird das 15 bis
unproblematisch (Gefahr von Aufwölbung, Risse- 20 mm dicke Mörtelbett aufgetragen, mit der
bildung, Verfärbung an der Belagoberfläche) und Setzlatte leicht verdichtet und eben abgezogen
sollte nur in Ausnahmefällen aufgebracht wer- (Mörtelgruppe II/III. Mischungsverhältnis Zement
den. Vgl. hierzu auch Bild 11.56c. CEM I 32,5 (seither Z 35): Sand 0 bis 4 mm, in RTL
Festigkeitsklassen/Nenndicken von Estrichen auf Dämm- 1 : 4 bis 1:5).
schichten sind Abschn. 11.3.6.4, Estrichkonstrukionen und Um auch zwischen dem Belag und dem frisch
Estrichherstellung, zu entnehmen.
Auf die vom Zentralverband des Deutschen Baugewerbes
aufgezogenen Mörtelbett einen möglichst guten
herausgebrachten Merkblätter [25], [30] wird besonders Haftverbund zu erzielen, wird dieses – je nach
hingewiesen. Verlegung, Aufmaß und Abrechnung nach Eignung des Steinbelages – mit einer dünnen
VOB Teil C, DIN 18 332 – Naturwerksteinarbeiten, DIN Kontaktschicht (Zementmörtelschlämme) über-
18 333 – Betonwerksteinarbeiten sowie DIN 18 352 – Flie-
sen- und Plattenarbeiten.
strichen, die Platten in die frische Schicht einge-
legt, ausgerichtet und angeklopft.
Um Verfärbungen bei Naturwerksteinen zu ver-
11.4.7.6 Verlegeverfahren bei keramischen meiden, sind Erkundigungen beim Steinliefe-
Fliesen und Platten, Naturwerkstein ranten über die besonderen Eigenschaften des
und Betonwerkstein Steinmaterials einzuholen; auch die nachstehen-
den Angaben über Verfärbungen bei Naturwerk-
Keramik- und Steinbeläge können im Dickbett- steinbelägen sind zu beachten.
oder Dünnbettverfahren verlegt werden. In der
Regel müssen die jeweiligen Verlegeuntergründe Verfärbungen bei Naturwerksteinbelägen. Das Ange-
das vorgeschriebene Mindestalter, die notwendi- bot der auf dem Markt befindlichen Natursteine ist sehr
ge Festigkeit und zulässigen Feuchtegehalte (Be- umfangreich und vielschichtig. Um eine fachgerechte Ver-
legung vornehmen zu können, sind Kenntnisse über deren
11
legreife) aufweisen sowie je nach Estrichart ent- Eigenschaften ebenso notwendig, wie die richtige Beurtei-
sprechende Bewegungsfugen eingeplant sein. lung und Vorbehandlung der verschiedenartigen Verlege-
Außerdem ist immer eine möglichst vollsatte Ver- untergründe sowie die Auswahl geeigneter Verlegemörtel
legung der Bodenbeläge anzustreben. Werden und Fugendichtstoffe.
Keramik- und Steinbeläge in Räumen verlegt, Verändert haben sich im Laufe der Zeit auch die Ver-
legetechniken. Während früher nur dickschichtige Natur-
die zum dauernden Aufenthalt von Menschen steinplatten im Dickbett verlegt wurden, werden die mit
bestimmt sind, so muss im allgemeinen auch modernen Schneid- und Gattertechniken hergestellten,
für ausreichenden Schall-, Wärme- und Feuchte- wesentlich dünneren Natursteinfliesen, heute zunehmend
schutz gesorgt sein. im Dünnbett und auf Fußbodenheizung verlegt.
Zusammengefasst bedeutet dies, dass bei der Naturstein-
verlegung wesentlich komplexere Zusammenhänge be-
1. Dickbettverfahren rücksichtigt werden müssen als beim Verlegen anderer
Belagarten.
Der konventionellen Verlegung im Dickbett wird
t Optische Beeinträchtigungen. Zu den häufigsten Be-
der Vorzug gegeben, wenn die vorhandene Ver- anstandungen bei Naturwerksteinbelägen zählen Ver-
legefläche unregelmäßig und nicht ganz eben färbungen und Ausblühungen (Aussinterungen) an der
abgezogen ist oder ungleich dicke Platten ver- Oberfläche und im Rand- bzw. Fugenbereich der Platten.
legt werden sollen. Die Dickbettverlegung eignet Im Einzelnen unterscheidet man Verfärbungen durch
sich auch zur Herstellung großflächiger, mecha- t Gesteinsinhaltsstoffe in Form von organischen (pflanz-
lichen) und anorganischen Substanzen (Salze, Minera-
nisch hochbelastbarer Belagkonstruktionen im lien, Metalloxide),
Rüttelverfahren (Industrieböden). t Substanzen aus dem Verlegeuntergrund, Mörtelbett
Dies setzt tragfähige Untergründe wie Beton oder Klebstoff,
t Einflüsse von oben (Schmutzpartikel, Tausalzeinwir-
(DIN 1045) oder erhärtete Zementestriche in kung, Pflegemaßnahmen),
Form von Verbundestrich oder schwimmendem t Einwanderungen seitlich über die Fugen in die Platten-
Estrich (Lastverteilungsplatte) nach DIN 18 560 kanten (Randzonenverfärbungen durch Überschuss-
490 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

wasser vom Fugenmörtel, Weichmacherwanderung muss der Verlegeuntergrund in seiner Ebenflä-


aus elastoplastischem Fugendichtstoff, Reinigungs- chigkeit der fertigen Nutzfläche weitgehend ent-
wasser).
sprechen. S. hierzu Tab. 11.2, Ebenheitstoleranzen.
t Verfärbungsmechanismen. Der Transport von ver-
färbungsaktiven Substanzen erfolgt über das Wasser Bei unzureichender Ebenheit der Verlegeflächen
(Feuchtewanderung). Die Kapillarität (Porosität) und das muss diese gegebenenfalls durch vorheriges Auf-
Saugvermögen (Wasseraufnahmefähigkeit) gelten bei bringen entsprechender Glätte- oder Ausgleichs-
allen Gesteinen als Maß für die Verfärbungsneigung und
als wesentliches Anzeichen dafür, in wie weit bei einem schichten (Fließspachtel) hergestellt werden.
Gestein mit Verfärbungen zu rechnen ist. Nach der Schichtdicke unterscheidet man
Dementsprechend ist zwischen verfärbungsempfind- t Feinspachtelmassen bis 3 mm,
lichen Naturwerksteinen (z. B. Marmor, Solnhofener Plat-
ten) und relativ unempfindlichen Steinen (z. B. Granit,
t Nivelliermassen ab 5 mm,
Porphyr, Alta-Quarzit) zu unterscheiden. t Ausgleichsmassen bis 10 mm.
Verfärbungen und Ausblühungen können zwar weitest-
gehend verhindert werden, ganz auszuschließen sind
Der Dünnbettmörtel oder Klebstoff wird in
sie aufgrund der vielfältigen Beschaffenheit und Struktur gleichbleibender Schichtdicke – zwischen 2 und
der Natursteine jedoch nie. 5 mm je nach Fliesen- oder Plattenformat – mit
t Verlegung von Naturwerksteinplatten. Großformati- einem Kammspachtel auf der Verlegefläche
ge, nicht kalibrierte Naturwerksteinplatten werden nach nach Angabe der Hersteller aufgebracht und die
wie vor im klassischen Dickbettverfahren verlegt. Diese Belagplatten darin vollflächig eingebettet. Das
Verlegung im Zementmörtelbett birgt jedoch die Gefahr,
dass überschüssiges, bei der Zementhydratation nicht
Dünnbettverfahren ist sowohl auf Trockenbau-
kristallin gebundenes Anmachwasser in den Naturwerk- konstruktionen (z. B. Fertigteilestriche) als auch
steinbelag diffundiert. Dabei können, wie zuvor aufge- auf massiven Untergründen einsetzbar. Weitere
zeigt, lösliche Substanzen aus dem Mörtelbett und aus Angaben hierzu s. Abschn. „Dünnbettmörtel und
dem Naturwerkstein, Verfärbungen und Ausblühungen
hervorrufen. Aber auch bei der Dünnbettverlegung müs-
Klebstoffe“.
sen Vorkehrungen getroffen werden, dass der Feuch- Verlegeflächen aus Beton müssen beim Aufbrin-
tetransport durch den Naturstein verhindert wird. Und gen des Belages ein Mindestalter von 6 Monaten
zwar im Wesentlichen durch:
aufweisen und Zementestriche mind. 28 Tage alt
t Notwendige Feuchteschutzmaßnahmen (Abdichtung,
Dampfsperre) im Bereich des tragenden Untergrundes.
sein sowie die in den Tabellen 11.32 und 12.9 an-
t Beachten der Belegreife (Restfeuchte) bei der Last- gegebene Restfeuchte aufweisen.
verteilungsschicht gemäß Tabelle 11.32 sowie Tabelle Falls diese geforderten Wartezeiten nicht einge-
12.9. halten werden können, bietet sich je nach Bean-
11 t Einsatz von Trasszement für Naturwerksteinverlegung,
durch den sich die Verfärbungsneigung wesentlich
spruchung die Verlegung eines Belages auf elas-
vermindern, aber nicht ganz verhindern lässt. tischen Zwischenschichten (besonders flexible
t Verwenden von schnell erhärtendem Dünnbettmörtel Klebstoffe) oder auf sog. Entkopplungsmatten an.
aus kalkarmen Schnellzement als sichere Alternative,
bei dem das Anmachwasser durch Hydratation nahezu Kritische Verlegeuntergründe
vollständig gebunden wird. Dem Verformungsverfahren der durch innere
t Beschichten der Plattenunterseite gegebenenfalls mit
Dichtschämme o. Ä., wodurch der Naturstein auf der
Spannungen gekennzeichneten Verlegeunter-
Rückseite wasserundurchlässig wird, jedoch dampf- gründe – meist verursacht durch unterschied-
durchlässig bleibt. liche Schwind- und Quellneigungen, Ausdeh-
t Verwendung weiß eingefärbter, schnell erhärtender nungskoeffizienten sowie Temperatureinflüsse
und flexibel eingestellter Dünnbettmörtel nach zu- – und den sich daraus für die Verlegung von Ke-
künftig DIN EN 12 004, für das Verlegen von weißen,
hellen oder durchscheinenden Naturwerksteinen. ramik- und Steinbelägen ergebenden Konse-
t Einsatz der Fließbettmörtel-Technologie beim Dünn- quenzen, ist große Beachtung zu schenken. Fol-
bettverfahren, die eine weitgehend hohlraumfreie Be- gende Besonderheiten sind zu berücksichtigen:
lageinbettung ergibt. t Zementgebundene Estriche. Einzelheiten über das
Weitere Einzelheiten sind der Fachliteratur [25], [26], [40], Verformungsverhalten von Zementestrichen im Ver-
[41] zu entnehmen. bund, auf Trennschicht oder auf Dämmschicht sind den
Abschnitten 11.3.6.4 und 11.3.6.5, Estrichkonstruktionen
und Estrichherstellung, zu entnehmen. Es wird insbe-
2. Dünnbettverfahren sondere auf den Abschnitt „Zementestrich auf Dämm-
schicht“ verwiesen, in dem die zu erwartenden Probleme
Beim Dünnbettverfahren nach DIN 18 157 werden bei zu frühzeitiger Belagverlegung auf noch jungem
gleichmäßig dicke, sog. kalibrierte Keramik- und Estrich angesprochen werden. Das ZDB-Merkblatt des
Fliesengewerbes „Keramische Fliesen und Platten, Natur-
Steinbeläge auf einen nahezu ebenen Verlegeun- werkstein und Betonwerkstein auf zementgebundenen
tergrund verlegt. Da ein Ausgleich von Uneben- Fußbodenkonstruktionen mit Dämmschichten“ [43] ist in
heiten bei diesem Verfahren kaum möglich ist, diesem Zusammenhang zu beachten.
11.4 Fußbodenbeläge 491

t Calciumsulfatgebundene Estriche. Zu unterschei- rend sich die Spanplatte bei Feuchtezunahme ausdehnt
den ist zwischen dem konventionellen Anhydritestrich bzw. bei Feuchteabnahme schwindet, verändern sich Ke-
(Bindemittel nach DIN 4208 „Anhydritbinder“) und dem ramik- und Steinbeläge dadurch nur unwesentlich. Des
vermehrt eingebauten Calsiumsulfat-Fließestrich. Ein- Weiteren kommt es bei einseitig einwirkender Feuchte
zelheiten hierzu sind dem Abschn. 11.3.6, Estricharten zu einer konvexen Verwölbung des Verlegeuntergrun-
und Estrichkonstruktionen, zu entnehmen. Den aktuel- des und in der Regel zu Rissen im Belag, insbesondere im
len Stand der Technik beschreibt das ZDB-Merkblatt des Bereich der Spanplattenstösse.
Fliesengewerbes „Keramische Fliesen und Platten, Natur- Das Verlegen von Keramik- und Steinbelägen auf Fertig-
werkstein und Betonwerkstein auf calciumsulfatgebun- teilestrichen aus Holzwerkstoffplatten mit Mörtel oder
denen Estrichen“ [50]. Klebstoffen ist daher nicht zu empfehlen und entspricht
Die Verlegung von Keramik- und Steinbelägen auf calci- nicht den allgemein anerkannten Regeln der Technik.
umsulfatgebundenen Estrichen erfolgt in der Regel im Falls dennoch das Aufbringen von Hartbelägen auf Holz-
Dünnbettverfahren nach DIN 18 157. Eine Verlegung im werkstoffen – beispielsweise im Bereich der Altbausanie-
Mittel- oder Dickbett ist aufgrund der – wenn auch nur rung – erforderlich wird, bietet sich ihre Verlegung im
kurzzeitigen – Feuchtigkeitsbelastung nicht üblich und Dünnbett auf sog. Entkopplungsmatten an, die gleich-
nur in Verbindung mit einer Reaktionsharz-Grundierung zeitig auch als Abdichtung gegen raumseitig einwirken-
zu empfehlen, die mit Quarzsand abzustreuen ist. de Feuchte dienen.
Zur Vorbereitung der Verlegearbeiten muss die Ober-
fläche von Calciumsulfat-Estrichen mit einer Schleif-
maschine angeschliffen und mit einem Industriestaub- Entkopplungsmatten oder elastischer
sauger abgesaugt werden, falls nicht verbindliche,
anderslautende Herstellervorschriften vorliegen. Die Belagverbund
Oberfläche ist anschließend mit einer geeigneten und
auf den Dünnbettmörtel abgestimmten Grundierung Belagkonstruktionen mit starrem Verbund zum
zu versehen, sofern von Seiten des Dünnbettmörtelher- Verlegeuntergrund sind von Vorteil, wenn mit
stellers keine anderslautende Angaben gemacht werden. dem Einwirken hoher mechanischer Belastungen
Daneben gibt es jedoch auch Systeme, die ohne Grun- (z. B. Punktlasten) gerechnet werden muss. Diese
dierung eingesetzt werden können.
kraftschlüssige Verbindung setzt jedoch voraus,
t Bitumengebundene Estriche. Einzelheiten über Guss- dass der Untergrund keinen starken Formände-
asphaltestriche sind dem Abschn. 11.3.6, Estricharten rungen infolge Schwindens o. Ä. mehr ausge-
und Estrichkonstruktionen, zu entnehmen. Wegen ih-
res thermoplastischen Verhaltens werden sie nicht wie setzt ist.
Mörtelestriche in Festigkeitsklassen sondern in Härte- Diese Voraussetzung ist bei instabilen, sich im
klassen unterteilt. Laufe der Zeit noch verändernden, kritischen
Besonders zu beachten sind mögliche Längenänderun- Untergründen – wie beispielsweise noch jungen
gen des Gussasphaltestriches, aufgrund seines hohen
Estrichen und Betonkonstruktionen, Mischunter-
Ausdehnungskoeffizienten. Dieser gibt an, um wieviel
sich ein Baustoff bei einer bestimmten Temperaturdiffe- gründen, Holzdielen- und Holzspanplattenböden 11
renz ausdehnt oder zusammenzieht. Dieser Wert beträgt – nicht gegeben, so dass eine starre Verlegung
für Gussasphaltestrich 0,035 mm/mK, für Keramikbeläge von Keramik- und Steinbelägen auf derartigen
etwa 0,006 mm/mK. Aus dieser Differenz der Längenän-
derung ergeben sich Spannungen innerhalb des Verle- Untergründen schadenanfällig und immer mit ei-
gemörtels, die von diesem aufgefangen werden müssen. nem Risiko verbunden ist.
Vorsicht ist vor allem geboten, wenn die Bodenkonstruk- Hinzu kommen immer kürzere Bauabwicklungs-
tion bei großen Glasflächen – mit direkter Sonnenein-
strahlung – hohen Temperaturen ausgesetzt ist. Damit zeiten und damit zunehmender Termindruck,
die sich daraus ergebenden Bewegungen des Gussas- so dass die in den Normen und Merkblättern
phaltestriches nicht zu Rissen im Fugenbereich oder Ab- geforderten Wartezeiten – beispielsweise 6 Mo-
lösungen der Platten führen, sind diese bei thermischer nate bei Beton, 28 Tage bei Zementestrichen
Beanspruchung mit besonders flexiblen, kunststoffver-
güteten Dünnbett-Fliesenklebern zu verlegen. sowie das Einhalten der Belegreife (Restfeuchte)
bei Mörtelestrichen – bis zum Aufbringen eines
t Holzwerkstoffplatten. Fertigteilestriche aus Holzwerk- Belages häufig gar nicht mehr eingehalten wer-
stoffplatten sind in Abschn. 11.3.7.6 näher erläutert. Als den können.
lastverteilende Schicht bieten sich kunstharzgebundene
Spanplatten oder mineralisch gebundene Spanplatten Als Verlegehilfen bei kritischen Untergründen
an (nicht zu verwechseln mit den rein mineralischen Ze- bieten sich zum einen sog. Entkopplungssyste-
mentwerkstoffplatten, wie sie in Abschn. 11.3.7.8 aufge- me, zum anderen der elastisch ausgebildete Be-
zeigt sind).
Die Verwendung von Holzspanplatten als Verlegeun-
tergrund für Keramik- und Steinbeläge ist nicht unpro- 1) Das ZDB-Merkblatt „Hinweise für das Ansetzen und
blematisch und immer mit einem Risiko1) verbunden. Verlegen von keramischen Fliesen und Platten auf Holz-
Bereits geringe Schwankungen der jeweiligen relativen spanplatten“ wurde zwischenzeitlich zurückgezogen.
Raumluftfeuchte führen zu erheblichen Formänderun- Auch bei sorgfältiger Beachtung aller Vorgaben dieses
gen des Plattenmaterials. Außerdem unterscheidet sich Merkblattes waren Schäden an der Konstruktion nicht
das Bewegungsverhalten von Spanplatten bei Feuchte- auszuschließen (Fachverband des Deutschen Fliesenge-
einwirkung wesentlich von dem eines Hartbelages. Wäh- werbes).
492 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

lagverbund an. In diesem Zusammenhang wird Matte entsprechend den geltenden Regelwerken mit
auch auf Abschn. 11.3.6.2, Schnellestriche, ver- Bewegungsfugen (Feldbegrenzungsfugen) zu untertei-
len; ihre Anordnung richtet sich nach dem jeweiligen
wiesen. Fugenraster des Belages.
tEntkopplungssystem. Das Prinzip der Entkopp- t Elastisch ausgebildeter Belagverbund. Als
lung beruht auf der Trennung von Belag und weitere Verlegehilfe bei kritischen Untergrün-
Untergrund. Durch den Einbau einer Entkopp- den bietet sich ein sog. elastischer Belagver-
lungsmatte werden Spannungen zwischen bund an. Statt des sonst üblichen, starren
Verlegeuntergrund und Hartbelag – die aus Mörtels zwischen Belag und Untergrund wird
unterschiedlichen Formänderungen resultieren hierbei eine – auch nach dem Einbau noch elas-
und meist in Form von Scherkräften auftreten tisch bleibende – Kleberschicht aufgebracht.
– abgebaut und neutralisiert. Ebenso werden
Spannungsrisse aus dem tragenden Untergrund Es eignen sich durch Kunststoffzusätze elas-
überbrückt und nicht in den Belag übertragen. tifizierte, hydraulische Dünnbettmörtel oder
Reaktionsharz-Klebstoffe nach DIN EN 12 004,
Bild 11.66 zeigt den Einbau einer druckstabilen Ent- die bei entsprechender Elastizität und Dicke der
kopplungsmatte aus Polyethylen mit quadratischen, Zwischenschicht (etwa 4 mm) Formänderun-
schwalbenschwanzförmig hinterschnittenen Vertiefun-
gen, auf die rückseitig ein Trägervlies aufkaschiert ist (Ge-
gen weitgehend spannungsfrei aufnehmen. Sie
samtdicke 3 mm). Diese Matte dient in Verbindung mit sind jedoch bei mechanisch hoch belasteten Be-
Keramik- und Steinbelägen nicht nur als Entkopplungs- lägen (Industrieböden) und sehr kritischen Ver-
schicht sondern auch als Abdichtung gegen nichtdrü- legeuntergründen nur bedingt zu empfehlen.
ckendes Wasser und Dampfdruckausgleichschicht bei
unterseitiger Feuchtigkeit.
S. hierzu auch nachstehenden Abschn. „Dünn-
So bald der Estrich begehbar ist, kann die Matte – ohne
bettmörtel und Klebstoffe“.
Einhaltung der sonst üblichen Wartezeiten – vollflächig
in einen darauf aufgebrachten Fliesenkleber eingebettet
und damit verklebt werden. Unmittelbar daran anschlie- Dünnbettmörtel und Klebstoffe
ßend werden die Fliesen und Platten im Dünnbettverfah-
ren verlegt, wobei sich der Fliesenkleber in den schwal- Die Wahl des richtigen Mörtels oder Klebstoffes
benschwanzförmigen Vertiefungen verkrallt.
ist abhängig von der Art des Verlegeuntergrun-
Bauwerksfugen (Gebäudetrennfugen) sind an gleicher
Stelle und in gleicher Breite zu übernehmen und die Be- des, der Art der Verlegeware, vom Einsatzzweck
lagkanten durch spezielle Metallprofile zu schützen (Bild und der zu erwartenden Beanspruchung.
11 11.41 und 11.42). Bei Großflächen ist der Belag über der
Normen. In der DIN EN 12 004 sind die Eigen-
schaften der Stoffe, in DIN 18 157-1 bis 3 die Aus-
1 2 3 4 2 5 führungen von Bekleidungen im Dünnbettver-
fahren näher beschrieben.
3 mm

Im Zuge der Neuabfassung der europäischen


Normen wurde DIN EN 1322 geschaffen, die die
wichtigsten Definitionen und Begriffsbestim-
mungen für Mörtel und Klebstoffe, Verlegever-
fahren usw. beinhaltet.

DIN EN 12 004 beschreibt die wesentlichen Pro-


dukteigenschaften (Mindestwerte) von Mörteln
11.66 Schematische Darstellung einer Entkopplungsmat- und Klebstoffen, ihre Bezeichnungen, Kennwerte
te auf kritischem Verlegeuntergrund mit Fliesen in und Klassifizierung. Sie ersetzt die DIN 18 156 in
Dünnbettverlegung [87]
ihren Teilen 1 bis 4.
1 Keramik- oder Steinbelag
2 Fliesenkleber (hydraulisch erhärtender Diese Norm gilt somit für alle Mörtel und Kleb-
Dünnbettmörtel nach DIN 18 156; zukünftig stoffe, die für die Verarbeitung keramischer Flie-
DIN EN 12 004)
3 druckstabile Entkopplungsmatte mit schwal-
sen und Platten im Dünnbettverfahren an Boden
benschwanzförmig ausgebildeten Vertiefungen und Wand sowie im Innen- und Außenbereich
(Verlegematte zum Abdichten, Tragen, bestimmt sind. Die darin beschriebenen Stoffe
Entkoppeln, Schützen und Sanieren) können auch für andere Materialarten – wie bei-
4 Vliesgewebe, rückseitig auf die Entkopplungs-
matte aufkaschiert
spielsweise Natur- und Betonwerksteine – ver-
5 kritischer Verlegeuntergrund (z. B. noch junger wendet werden, wenn sie keine negativen Wir-
Zementestrich) kungen auf diese haben.
11.4 Fußbodenbeläge 493

Ergänzt wird die DIN EN 12 004 durch zahlreiche passt werden. So sind Reaktionsharzkleber auf der Basis
weitere Normen (Prüfnormen), wie sie in Abschn. von
11.5 im Einzelnen angeführt sind. t Epoxidharzen frostbeständig und wasserfest sowie
mechanisch und chemisch hochbeständig (geeignet
für säurefeste Verklebung und Verfugung), aber auch
Mörtel und Klebstoffe. Die meisten Eigenschaften der relativ teuer und nur für starre Untergründe geeignet.
Mörtel und Klebstoffe werden von der Art des jeweiligen Vollflächig aufgetragene Epoxidharzklebstoffe sind
Bindemittels bestimmt. DIN EN 12 004 unterscheidet: nicht nur wasserdicht sondern auch wasserdampfun-
t Zementhaltige Mörtel (Typ C). Gemische aus hydrau- durchlässig (Vorsicht – Dampfsperre!). Mit Klebern auf
lisch abbindenden Bindemitteln, mineralischen Zuschlä- der Basis von
gen und organischen Additiven (Kunststoffzusätze). t Polyurethanharzen wird eine größere Flexibilität ge-
t Zementäre Dünnbettmörtel erhärten mit Wasser in genüber den starren Epoxidharzen erreicht, so dass
einer chemischen Reaktion (auch unter Luftabschluss). diese auch auf stärker verformenden Verlegeunter-
Die Trockengemische werden unmittelbar vor dem gründen aufgebracht werden können. Beide Kleber-
Verarbeiten mit Wasser angemacht. Sie entwickeln arten sind wesentlich teuerer als die vorgenannten
relativ hohe Endfestigkeiten und eignen sich daher Mörtel und Klebstoffe.
für starre Verbindungen auf verformungsarmen, mi-
neralischen Verlegeuntergründen wie Beton, Zemen- Klassifizierung. DIN EN 12 004 verlangt eine Klassifizie-
testriche usw. Außerdem sind sie wasserfest und frost- rung der Mörtel und Klebstoffe, so dass die Produkteigen-
beständig, so dass sie in Nassbereichen und auch im schaften auf der Packung (Gebinde) erkennbar sind. Es
Außenbereich eingesetzt werden können. wird grundsätzlich unterschieden zwischen verbindlichen
Kennwerten – die Mindestanforderungen vorgeben – und
t Elastifizierte Dünnbettmörtel enthalten als Bindemittel wählbaren Kennwerten, die erhöhte Anforderungen fest-
Zement und Kunstharzdispersionen. Der Zement er- legen. Letztere differenzieren sich noch in zusätzliche und
härtet durch Hydratation, die Kunstharzpartikel durch besondere Kennwerte. Weitere Einzelheiten sind den vor-
Trocknung. Je mehr Kunststoffteile der Mörtel enthält, genannten Normen zu entnehmen.
desto verformbarer (flexibler) bleibt die ausgehärtete
Mörtelschicht. Vgl. hierzu auch Abschn. „Entkopp-
lungsmatten oder elastischer Belagverbund“. Verlegeverfahren. Für das Aufbringen der Mör-
Der Kunststoffanteil verbessert außerdem die Haftfestig- tel und Klebstoffe eignen sich unterschiedliche
keit (Adhäsion), so dass damit auch Feinsteinzeugfliesen Verlegemethoden.
ausreichend sicher verlegt werden können. tBeim so genannten Floating-Verfahren wird
t Dispersionsklebstoffe (Typ D). Gebrauchsfertiges Ge- der Klebstoff mit einer Kammspachtel nur in
misch aus organischen Bindemitteln in Form wässriger einseitigem Auftrag auf die Verlegefläche auf-
Polymerdispersionen, organischen Zusätzen und mine- gezogen. Diese Verlegeart ist relativ kosten-
ralischen Füllstoffen.
günstig und für normal geforderte Bodenbelä-
t In Dispersionsklebstoffen sind Kunstharzpartikel sehr
fein verteilt, aber nicht gelöst. Sie erhärten durch ge ausreichend. 11
Trocknung, so dass entweder der Verlegeuntergrund tBeim so genannten Buttering-Floating-Verfah-
(Regelfall) oder ein saugender Scherbe (bei Steingut- ren wird der Klebstoff sowohl auf den Unter-
fliesen) das verdunstende Wasser aufnehmen muss.
Erst wenn alle Feuchtigkeit dem Klebstoff entzogen grund als auch auf die Plattenrückseite aufge-
ist, liegt eine erhärtete Kleberschicht (flexibler Klebe- bracht (kombiniertes Verfahren), um vor allem
film) vor. Dispersionsklebstoffe werden vor allem für bei großformatigen Fliesen und Platten eine
Wandbekleidungen und weniger für Bodenbeläge ver- möglichst vollflächige Einbettung zu erzielen.
wandt.
Diese Verlegemethode ist allerdings zeitauf-
t Moderne Dispersionsklebstoffe zeichnen sich durch
sehr unterschiedliche Formulierungsmöglichkeiten wändig und damit teuer.
(Qualitäten) aus. Die Kleberschichten sind in der Regel tWesentlich rationeller und wirtschaftlicher
nur beschränkt wasserfest und nicht frostbeständig, lassen sich Keramik- und Steinbeläge mit neu
so dass sie für wasserbelastete Flächen und Außenan-
wendungen nicht geeignet sind. entwickelten Fließbettmörteln verlegen. Diese
Andererseits gibt es jedoch auch Produkte, die in häus- werden in gießfähiger Konsistenz nur auf den
lichen Duschen und sogar im gewerblichen Bereich Untergrund aufgebracht und damit eine weit-
eingesetzt werden können. In jedem Fall dürfen Dis- gehend hohlraumfreie Verlegung erzielt.
persionsklebstoffe in Feuchträumen nur verarbeitet
werden, wenn dies vom Hersteller ausdrücklich ange-
geben ist. Verfugung
t Reaktionsharzklebstoffe (Typ R). Gemisch aus syn- Austrocknungszeiten. Nach dem Verlegen
thetischen Harzen, mineralischen Füllstoffen und orga- müssen die Keramik- und Steinbeläge noch ei-
nischen Zusätzen, bei dem die Aushärtung durch eine ne gewisse Zeit mit offenen Fugen austrocknen,
chemische Reaktion erfolgt. Sie sind sowohl einkompo- damit möglichst viel Mörtelfeuchtigkeit über das
nentig als auch mehrkomponentig (Bindemittel und Här-
ter) erhältlich. Fugennetz entweichen kann. Eine längere Aus-
Die Eigenschaften von Reaktionsharzklebstoffen können trocknungszeit ist vor allem bei der Dickbettverle-
durch die Auswahl entsprechender Bindemittel ange- gung – insbesondere bei verfärbungsgefährdeten
494 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Naturwerksteinbelägen – zwingend notwendig. – mit elastoplastischen Fugendichtstoffen zu


Je nach Temperatur und relativer Luftfeuchte vor schließen. Einzelheiten hierzu sind dem IVD-
Ort, kann diese zwischen 7 und 14 Tagen oder Merkblatt „Abdichtung von Bodenfugen mit elas-
darüber liegen. Bei Verlegung der Beläge in Dünn- tischen Dichtstoffen“ [51] zu entnehmen.
bettmörtel können die Verfugungsarbeiten in der Die anschließende Reinigung des Keramik- oder
Regel bereits nach 1 bis 3 Tagen ausgeführt wer- Steinbelages erfolgt mit Wasser. Ein unter Um-
den. ständen dann noch vorhandener Zementschleier
ist mit einem Spezialreinigungsmittel oder einer
Fugenbreite. Die Fugenbreite variiert bei Kera- verdünnten Essigsäure vorsichtig zu entfernen.
mik- und Steinbelägen je nach Art und Format
der Platten, Oberflächenrauhigkeit und Art der
Verfugung in der Regel zwischen 2 und 10 mm.
Die übliche Fugenbreite im Innenbereich beträgt 11.4.8 Bodenbeläge aus Holz und
2 bis 3 mm. Mit zunehmender Plattengröße stei- Holzwerkstoffen:
gen die zulässigen Toleranzen der Werkstücke, Holzfußbodenbeläge
so dass bei größeren Kantenlängen die Fugen-
breite 5 bis 10 mm betragen. Weitere Angaben Allgemeines
sind VOB DIN 18 332 – Naturwerksteinarbeiten,
DIN 18 333 – Betonwerksteinarbeiten sowie DIN Holzfußböden haben sich über Jahrhunderte
18 352 – Fliesen- und Plattenarbeiten zu entneh- bewährt und sind nach wie vor geschätzt. Die
men. weitgehende Ablösung der Holzbalkendecke
durch die Betondecke sowie immer rationellere
Flächenverfugung. Je nach Plattenart, Fugen- Verarbeitungs- und Verlegemethoden führten
breite und der zu erwartenden Beanspruchung zu erheblichen Wandlungen auf dem Gebiet des
bieten sich im Wesentlichen zwei Stoffgruppen Holzfußbodenbaues. Die Entwicklung des Holz-
als Verfugungsmaterial an: fußbodens zu einem modernen Ausbauelement
ermöglichten vor allem neue holztechnologische
tHydraulisch erhärtende, zementäre Fugenmör- Erkenntnisse, industrielle Fertigungsmethoden,
tel (Mischung vor Ort Zement: Sand in RTL 1 : 2 verbesserte Klebstoffe und Versiegelungsmittel,
bis 1 : 3), mit oder ohne Kunststoffmodifizie- das Aufkommen neuartiger Trockenunterboden-
rung, meist in Form von Fertigfugenmörteln.
11 tReaktionsharz-Fugenmörtel, vorwiegend auf
konstruktionen sowie der Einsatz exotischer Höl-
zer aufgrund ihrer hohen Abriebfestigkeit und
der Basis von Epoxidharzen, beständig gegen farbigen Schönheit. In Anbetracht der fortschrei-
Chemikalien, mit sehr guter Flankenhaftung tenden Zerstörung tropischer Regenwälder ist
und weitgehend flüssigkeitsdichtem Fugenver- beim letztgenannten Aspekt sicherlich ein Um-
schluss. denken vonnöten und der Einsatz dieser Materi-
alien als Bodenbelag nur bei Hölzern aus nach-
Verarbeitungsverfahren. Bei schmalen Fugen haltiger Forstproduktion vertretbar. Wesentliche
und bei Belägen mit dichter Oberfläche wird der Eigenschaften des Holzfußbodens lassen sich aus
Fugenmörtel – im sog. Schlämmverfahren – in dem Basismaterial Holz ableiten:
plastischer Konsistenz mit einer Hartgummi-
spachtel in die Fugen eingezogen. Bei Belägen Als Vorteile sind zu nennen:
mit rauen bzw. unglasierten Oberflächen und t geringe Wärmeableitung (fußwarmer Belag),
breiten Fugen werden die Fugenmassen mit ei- t günstige Trittschallverbesserungswerte (abhängig von
nem Fugeneisen oder durch Ausspritzen (Spritz- der gesamten Unterbodenkonstruktion),
verfahren) verfugt. t günstige Trittelastizität bei fachgerechter Verlegung
Erst danach dürfen bei Keramik- und Steinbelä- (kein vorzeitiges Ermüden der Fußmuskulatur),
gen die überstehenden Estrich-Randstreifen ab- t geringe elektrische Leitfähigkeit (Isolationswirkung) oh-
geschnitten werden. ne elektrostatische Aufladeerscheinungen,
t relativ hohe Abriebfestigkeit (abhängig von der Holzhär-
te und Qualität der Versiegelung),
Fugendichtstoffe. Feldbegrenzungs- und An-
t umweltfreundliche Verarbeitung durch lösungsmittel-
schlussfugen sowie die üblicherweise 5 mm brei- und formaldehydfreie Produkte (Dispersionsklebstoffe,
te Randfuge zwischen Bodenbelag und Sockel- Wasserlacke),
fliese sind – wie in Abschn. 11.3.6.5, Anordnung t eine Vielfalt von Holzarten, Farbtönungen, Verlegemus-
und Ausbildung von Fugen, näher beschrieben tern (interessantes Gestaltungselement).
11.4 Fußbodenbeläge 495

Nachteile können sich unter Umständen ergeben


t aus dem Schwinden und Quellen des Holzes (hygrosko-
pisches Verhalten),
t durch unsachgemäße Verlegung (z. B. ungenügender
Schutz vor Feuchtigkeitseinwirkung),
t bei zu schwerer, stoßartig oder punktförmig auftreten-
der Lasteinwirkung,
t bei zu intensiver mechanischer Beanspruchung (Ab-
schliff und Nachversiegelung bei „Laufstraßen“), 11.67 Hobeldiele mit Nut und angehobelter Feder
t durch überzogene Forderungen an den Oberflächen- (gespundetes Brett) nach DIN 4072
glanz des Versiegelungsfilmes („Speckschicht“). Deckmaß ist die Breite des Brettes ohne Feder.
Profilmaß ist die Breite des Brettes einschließlich
der Feder.
Einteilung und Benennung: Überblick1)
Dielen-Holzfußboden
Parkett-Holzfußboden Bretter). Bild 11.67. Sie können auf Massivdecken
und Holzbalkendecken verlegt werden. Zum Zeit-
Stabparkett (22 mm)
punkt des Einbaues müssen sie einen Feuchte-
t Parkettstäbe (DIN EN 13 226))
t Parkettriemen (DIN EN 13 226) gehalt von 12 ± 2 %, bezogen auf die Darrmas-
se, aufweisen. Die seit einiger Zeit vom Handel
Massivparkett (10 mm)
angebotenen, überbreiten sog. Landhausdielen
Mosaikparkett sind von ihrem mehrschichtigen Aufbau her den
t Mosaikparkett-Lamellen Fertigparkettelementen zuzuordnen, und wie in
t Hochkant-Lamellen (nicht genormt)
Abschn. 11.4.8.2 näher beschrieben, dementspre-
Fertigparkett chend zu verlegen.
t Fertigparkett-Elemente
Pflaster-Holzfußboden Hobeldielen über Massivdecken sind immer auf einer
Unterkonstruktion aus Lagerhölzern aufzubringen, die
t Holzpflaster GE (DIN 68 701) für gewerbliche Zwecke in einem Achsabstand von etwa 60 bis 80 cm parallel zu-
t Holzpflaster RE (DIN 68 702) für repräsentative Zwecke. einander und waagerecht ausgerichtet liegen. Der Achs-
abstand der Lagerhölzer hängt im Wesentlichen von der
Dielendicke, der zu erwartenden Belastung und der zulässi-
gen Durchbiegung ab. Wie in Abschn.11.3.7.1 im Einzelnen
dargestellt, müssen zur Sicherung des Feuchteschutzes 11
11.4.8.1 Dielen-Holzfußboden gemäß DIN 68 771 zuvor 0,2 mm dicke PE-Folien vollflächig
ausgelegt und die Lagerhölzer zur Verbesserung des Tritt-
Holzfußböden aus Holzdielen werden wieder ver- schallschutzes auf Mineralfaserdämmstreifen aufgebracht
mehrt gefordert und eingebaut (Dachgeschoss- werden (Bild 11.50a). Das vorherige Einbringen eines
schwimmenden Estrichs entfällt. Das Kleben der Hobeldie-
ausbau, Altbaurenovierung usw.). Verwendet len direkt auf den tragenden Untergrund ist nicht möglich.
werden vor allem Bretter aus Fichte, Tanne, Lär-
che, Kiefer und Douglasie, aber auch amerikani- Hobeldielen auf Holzbalkendecken. Bei Holzbalkende-
sche Red Pine, Pitch Pine und Oregon Pine sind cken ist darauf zu achten, dass die heute üblicherweise
verdeckt ausgeführte Nagelung auf keinen Fall durch die
gefragt. Besonders geeignet sind Bretter mit auf- unter den Lagerhölzern angeordneten Dämmstreifen hin-
rechtstehenden Jahresringen (größere Festigkeit, durchgeht (Schallbrücken!). Bild 11.50b. Zwischen Dielen-
gutes Stehvermögen). Seitenbretter sollten we- belag und Wand oder anderen feststehenden Bauteilen
gen der geringeren Splittergefahr mit der Kern- ist ein genügend großer Abstand von etwa 15 mm vor-
zusehen. Zur Abdeckung dieser Randfuge werden meist
seite nach unten – d. h. mit der linken Seite nach Holzsockelleisten verwendet. Oberflächenbehandlung von
oben – verlegt werden. Außerdem ist schmaleren Holzfußböden s. Abschn. 11.4.8.4. Weitere Angaben sind
Dielen der Vorzug zu geben, denn je breiter die der Fachliteratur [52] zu entnehmen.
Hobeldielen sind, desto größer ist die Gefahr des
Regelabmessungen – Hobeldielen (gespundete Bretter
Verziehens beim Trocknen im eingebauten Zu- nach DIN 4072): Brettbreiten (Profilmaß) 95 – 115 – 135 –
stand. Die nicht selten zimmerlangen Hobeldie- 155 – 175 mm. Brettdicken 15,5 – 19,5 – 25,5 – 35,5 mm.
len sind gemäß DIN 4072 passgenau gehobelt Brettlängen von 1500 bis 6000 mm. Die Qualitätskriterien
und mit Nut und Feder versehen (gespundete sind nach DIN 68 365, Bauholz für Zimmerarbeiten und
DIN 68 360-2, Holz für Tischlerarbeiten, Gütebedingun-
gen bei Innenanwendung, festgelegt. Aufmaß und Abrech-
nung erfolgt nach VOB Teil C, DIN 18 334, Zimmer- und
Holzbauarbeiten.
1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 11.5 zu ent-
nehmen.
496 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

11.4.8.2 Parkett-Holzfußboden müssen an der begehbaren Oberseite rissfrei,


die Kanten absolut parallel, rechtwinkelig und
Allgemeines scharfkantig bearbeitet sein. Der Feuchtegehalt
Die gebräuchlichsten Parkettarten – Stabpar- der fertigen Parkettstäbe hat zum Zeitpunkt der
kett, Mosaikparkett, Hochkantlamellenparkett, Lieferung 9 ± 2 %, bezogen auf die Darrmasse, zu
Fertigparkett – können auf jedem festen, trocke- betragen. Nach DIN 280 unterscheidet man drei
nen und ebenen Untergrund verlegt werden. Sortierungen (nicht zu verwechseln mit Güte-
Zu beachten sind dabei die entsprechenden klassen!) entsprechend den unterschiedlichen
Ebenheitstoleranzen (Tab. 11.2), der notwendige Wuchseigenschaften, Farben und Strukturen des
Feuchtigkeitsschutz von Fußbodenkonstruktio- natürlichen Rohstoffes Holz: Natur – Gestreift –
nen (Abschn. 11.3.2) sowie die in Abschn. 11.3.3 Rustikal.
und Abschn. 11.3.4 erläuterten schall- und wär- Stabparkett wird in der Regel vollflächig verklebt (z. B. auf
metechnischen Anforderungen. Der zulässige Estrich, Fertigteilestrich), bei entsprechenden Untergrün-
Feuchtegehalt (Belegreife) von Estrichen ist Tab. den (Blindböden) aber auch verdeckt genagelt. Bei der Ver-
klebung ist darauf zu achten, dass der einzelne Parkettstab
11.32 sowie Tab. 12.9 zu entnehmen. Die Verle- in den Kleber satt eingeschoben wird. Verwendet werden
getechniken bei Parketthölzern – untereinander hartplastische Parkettklebstoffe (schubfeste Verklebung),
und auf dem tragenden Untergrund – sind un- da dem Holz immer eine gewisse Bewegungsfreiheit
terschiedlich und richten sich nach der Parkettart (Schwinden und Quellen) eingeräumt werden muss. Die
Wahl des Klebstoffes ist abhängig von dem vorhandenen
und den jeweiligen baulichen Gegebenheiten. In Unterboden und dessen Zustand, der zu verlegenden
jedem Fall sind zwischen Parkett und allen an- Parkettart und gewünschten Holzart. Für das Kleben von
grenzenden oder die Bodenkonstruktion durch- Parkett auf beheizten Fußbodenkonstruktionen sind nur
dringenden Bauteilen ausreichend breite Rand- dauertemperaturbeständige Kleber einzusetzen. Nach
dem Abbinden des Klebstoffes wird der Holzfußboden am
fugen (üblicherweise 10 bis 15 mm) vorzusehen. Verlegeort geschliffen und unmittelbar anschließend die
Holzsockelleisten, die diese Fugen abdecken, entsprechende Oberflächenbehandlung vorgenommen.
werden an den Ecken auf Gehrung gestoßen und Einige Verlegemuster zeigt Bild 11.69.
mit Stahlstiften oder ggf. sichtbaren Schrauben Regelabmessungen – Parkettstäbe und Parkettriemen:
an der Wand befestigt. Weitere Einzelheiten sind Länge von 250 bis 600 mm und darüber hinaus, von 50 zu
der Fachliteratur [53] sowie dem Merkblatt [32] 50 gestuft, bis 1000 mm. Breite 45 bis 80 mm, jeweils um
5 mm gestuft. Dicke 22 mm. Verlegung, Aufmaß und Ab-
zu entnehmen. rechnung erfolgt für alle Parkettböden nach VOB Teil C,
DIN 18 356, Parkettarbeiten.
11 Stabparkett (22 mm)
Parkettstäbe (DIN 280-1) sind ringsum genutete Massivholzparkett (10 mm)
Parketthölzer, die beim Verlegen mit Hirnholz- Das äußere Erscheinungsbild des sog. Zehn-
federn (Querholzfedern) verbunden werden (Bild Millimeter-Massivparkettes entspricht weitge-
11.68a). hend dem des Stabparkettes. Seine Verbreitung
Parkettriemen (DIN 280-1) sind Parketthölzer, wurde vor allem begünstigt durch die Forde-
die an einer Kantenfläche (Längskante und Hirn- rung nach einem im Vergleich zum Stabparkett
holzkante) eine angehobelte Feder und an der (22 mm) dünneren Massivholzbelag, der auch
anderen eine Nut haben. Beide Hirnholzkanten- bei der Altbausanierung und niedrigen Raumhö-
flächen können auch genutet sein (Bild 11.68b). hen eingesetzt und mit anderen, ähnlich dünnen
Parkettstäbe und Parkettriemen – in der Regel Belägen (Keramikfliesen, Teppichware) kombi-
aus Eiche, Esche, Buche (gedämpft/ungedämpft) niert bzw. ausgetauscht werden kann. Das noch
sowie überseeischen Holzarten hergestellt – nicht genormte Massivparkett wird vor allem im

11.68
Stabparkett (22 mm)
a) Parkettstab nach DIN 280-1
11.68a 11.68b b) Parkettriemen nach DIN 280-1
11.4 Fußbodenbeläge 497

11.69a 11.69b 11.69c

11.69 Verlegemuster von Stabparkettböden


a) Fischgrätmuster
b) Würfelmuster
c) Schiffsbodenmuster

Wohnungsbau und in mäßig beanspruchten öf- Regelabmessungen – Einzellamellen: Längen von 120 bis
fentlichen Bauten verlegt. Die Kanten der Parkett- 165 mm. Breite 20 bis 25 mm. Dicke 8 mm. Verlegung, Auf-
maß und Abrechnung wie beim Stabparkett.
hölzer müssen absolut parallel, rechtwinkelig und
scharfkantig bearbeitet sein, der Feuchtegehalt in
Anlehnung an die DIN 280-1 muss zum Zeitpunkt Hochkant-Lamellenparkett
der Lieferung 9 ± 2 %, bezogen auf die Darrmas-
Hochkant-Lamellenparkett besteht aus hochkant
se, betragen. Die Einzelstäbe bzw. Verlegeein-
aneinandergereihten, jeweils 8 mm breiten Ein-
heiten – bei denen die Stäbe auf Gitterstoff oder
zellamellen, die, ähnlich wie zuvor beschrieben,
Klebepapier aufgezogen sind – werden ohne Nut
zu größeren, streifenförmigen Verlegeeinheiten
und Feder stumpf aneinandergestoßen und voll-
werkseitig zusammengesetzt werden. Es ist ein
flächig auf die üblichen Estriche verklebt.
robuster, unempfindlicher, vielseitig einsetzbarer
Regelabmessungen – 10 mm Massivparkett (nicht ge-
normt): Länge von 200 bis 300 mm, Breite zwischen 40 und
und zugleich preiswerter Parkettfußboden, der
vor allem in Werkstätten, Laboratorien, Schulen,
11
60 mm. Dicke 10 mm. Aufmaß und Abrechnung erfolgt
nach VOB Teil C, DIN 18 356, Parkettarbeiten. Gaststätten, aber auch im Wohnbereich verlegt
wird. Der Feuchtegehalt der Lamellen muss zum
Zeitpunkt der Lieferung 9 ± 2 %, bezogen auf die
Mosaikparkett Darrmasse, betragen. Die vollflächige Verklebung
Mosaikparkett besteht aus 8 mm dicken, neben- und Oberflächenbehandlung erfolgt wie beim
einanderliegenden Einzellamellen (DIN 280-2), Stabparkett.
die zu größeren Verlegeeinheiten mit unter- Regelabmessungen – Einzellamellen: Länge von 120 bis
schiedlichen Mustern (z. B. schachbrettartig, in 165 mm. Breite 8 mm. Dicke 18 bis 24 mm. Verlegung, Auf-
Quadraten mit jeweils fünf Lamellen) werkseitig maß und Abrechnung wie beim Stabparkett.
zusammengesetzt sind. Die einzelnen Lamellen
werden lose, nur durch ein unterseitig angekleb- Fertigparkett
tes Netzgewebe oder Lochpapier zusammenge-
halten. Im Gegensatz zu den übrigen Parkettar- Fertigparkett-Elemente (DIN 280-5) sind indus-
ten (Ausnahme: 10 mm Massivparkett), die alle triell hergestellte, mehrschichtig abgesperrte,
von Element zu Element durch Federn mitein- verlegefertige Fußbodenelemente, mit rund
ander verbunden sind, haftet das Mosaikparkett umlaufender Nut und Feder (Bild 11.70). Sie be-
nur durch den Kleber auf dem jeweiligen Unter- stehen in der Regel aus drei kreuzweise miteinan-
grund. Dieser muss entsprechend fest und eben der verleimten Schichten (Gehschicht aus mind.
ausgebildet sein. Der Feuchtegehalt der Lamel- 2 mm Parkettholz, Mittelschicht aus Nadelholz
len muss zum Zeitpunkt der Lieferung 9 ± 2 %, oder Spanplatte, Gegenlage aus massivem Holz),
bezogen auf die Darrmasse, betragen. Die Holz- wodurch eine hohe Dimensionsstabilität erreicht
sortierungen tragen die Bezeichnungen: Natur – wird. Da die Elemente im Herstellerwerk fertig
Gestreift – Rustikal. geschliffen und versiegelt werden und somit
498 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

)BSUIPM[o(FITDIJDIU

/BEFMIPM[o[XFJTDIJDIUJH
11.70 Schematische Darstellung eines mehrschichtig ab-
gesperrten und verleimten Fertigparkett-Elementes
nach DIN 280-5

am Verlegeort keiner Nachbehandlung mehr


bedürfen, entfällt auch die bei den anderen Par-
kettarten sonst übliche Staub- und Geruchsbe-
lästigung durch Abschliff und Versiegelung. Die
Verbundelemente werden in Form von quadra- 11.71a
tischen Tafeln oder rechteckigen Dielen mit den
unterschiedlichsten Abmessungen angeboten
[54]. Der Feuchtegehalt der Elemente muss zum
Zeitpunkt der Lieferung 8 ± 2 %, bezogen auf die
Darrmasse, betragen. Wie in Abschn. 12.2.3 erläu-
tert, eignet sich Fertigparkett auch zur Verlegung
auf beheizten Fußbodenkonstruktionen.

Verlegeverfahren: Fertigparkett-Elemente kön-


nen je nach Konstruktionsart (Mehrschichtpar-
kett) und der daraus resultierenden Formstabili-
tät verlegt werden:
tvollflächig schwimmend, auf einer lose auf-
gelegten Dämmunterlage, mit konventionell
verleimtem Nut-Feder-Profil oder mit leimfrei-
em Verlegesystem (sog. Klickprofile s. Abschn.
11 11.4.9, Laminatböden),
tverdeckt genagelt, auf schwimmend verleg- 11.71b
ten Lagerhölzern,
11.71 Verlegebeispiele von Fertigparkett-Elementen
tschubfest verklebt, auf einem bereits schwim-
a) flexible Verlegung: Fertigparkett vollflächig
mend verlegten, ebenen Unterboden. schwimmend verlegt in Trockenbauweise
b) freitragende Verlegung: Fertigparkett auf Lager-
Eine flexible Verlegung ist gegeben (z. B. auf Rohdecke, hölzern schwimmend verlegt
Estrich, Trockenestrich), wenn die Fertigparkett-Elemente
vollflächig schwimmend auf einer lose aufgelegten Däm- 1 Holzsockelleiste
munterlage (z. B. 2 bis 3 mm Rohfilzpappe, PE-Schaumstoff, 2 Lüftungsschlitz
Korkdämmatte) verlegt sind. Bild 11.71a. Die in der Regel 3a Fertigparkett fest miteinander verleimt
10 bis 15 mm dicken Elemente sind im Nut- und Federstoß 3b Fertigparkett verdeckt genagelt
fest miteinander verleimt oder leimlos über Klickprofile 4 Rohfilzpappe, Korkbahnen o. Ä.
miteinander verbunden. Ihre exakte Vorfertigung garan- 5 Nut- und Federstoß fest verleimt
tiert eine vollkommen ebene Fußbodenoberfläche, die 6 Randdämmstreifen
sofort nach dem Verlegen belastet und begangen wer- 7 Weichfaserdämmplatten, 25 mm dick oder
den kann. Zwischen Parkett und allen angrenzenden oder Fertigteilestrichplatten
die Bodenkonstruktion durchdringenden Bauteilen sind 8a Mineralfaser-Dämmstoffplatten, 10 mm dick
Randfugen in einer Breite von etwa 10 bis 15 mm vorzuse- 8b Mineralfaser-Dämmstoffstreifen, 10 mm dick
hen. 9 Feuchtigkeitsschutz (z. B. PE-Folie 0,2 mm)
Freitragende Fertigparkett-Elemente, im allgemeinen 10 Hohlraumdämmung
22 bis 26 mm dick, können ohne Zwischenauflage mindes- 11 Lagerhölzer
tens 30 bis 40 cm frei überbrücken und auf schwimmend
verlegte Lagerhölzer verdeckt aufgenagelt sein. Wie Bild
11.71b zeigt, müssen Dämmstreifen nicht nur unter den
Lagerhölzern, sondern immer auch zwischen Lagerholzen-
de und Wandfläche angeordnet werden. Die Hohlräume
zwischen den Lagerhölzern sind mit geeignetem Dämm-
11.4 Fußbodenbeläge 499

material so auszufüllen, dass ein Luftraum von etwa 10 mm 11.4.8.3 Pflaster-Holzfußboden1)


erhalten bleibt. Vgl. hierzu auch Bild 11.50.
Regelabmessungen – Quadratische Elemente: Seitenlän- Holzpflaster für Innenräume besteht aus scharf-
ge 200 bis 650 mm. Dicke 7 bis 26 mm. kantigen Holzklötzen (Einzelklötze oder vorgefer-
Regelabmessungen – Rechteckige Elemente: Länge 400 tigte Verlegeeinheiten), die so zu gepflasterten
bis 1200 mm und darüber. Breite 100 bis 400 mm. Dicke 7 Flächen verlegt werden, dass eine Hirnholzfläche
bis 26 mm. Verlegung, Aufmaß und Abrechnung wie beim als Gehschicht dient. An Holzarten kommen vor
Stabparkett. allem Kiefer, Lärche, Fichte und Eiche oder gleich-
wertige Hölzer in Betracht.
Parkettklebstoffe1) Holzpflasterböden sind fußwarm, trittelastisch
und lärmdämpfend, sie ergeben eine gute Wär-
Parkettklebstoffe nach DIN 281 sind Mischpo- me- und Trittschalldämmung, haben eine trittsi-
lymerisate, die erst durch Austrocknen ihren chere und rutschhemmende Oberfläche, güns-
endgültigen Zustand annehmen. Aufgrund tiges Brandverhalten, hohe Verschleißfestigkeit,
der Hauptbestandteile unterscheidet man im sowie eine geringe elektrische Leitfähigkeit. Die
Sinne dieser Norm Lösungsmittelklebstoffe besonderen Eigenschaften des natürlichen Roh-
(lösungsmittelhaltige Klebstoffe) sowie wässrige stoffes Holz, wie zum Beispiel seine Fähigkeit,
Dispersionsklebstoffe. Für die Verklebung von Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben
wasserempfindlichen Hölzern auf feuchtigkeits- zu können (Quellen und Schwinden = Fugenbil-
empfind- lichem Verlegeuntergrund bieten sich dung), gilt es gerade bei diesem Belag – nicht
außerdem lösungsmittel- und wasserfreie Reakti- zuletzt im Hinblick auf die Wahl der späteren
onsharzklebstoffe auf der Basis von Epoxidharzen Oberflächenbehandlung – zu beachten. Auch die
(EP) und Polyurethanharzen (PUR) an. Die Kle- verhältnismäßig großen Konstruktionshöhen des
bung erfolgt durch chemische Reaktion von Harz Gesamtfußbodenaufbaues müssen bereits bei
und Härter. Bei diesen Zweikomponentenkleb- der Planung berücksichtigt werden. Hinsichtlich
stoffen muss jedoch zumindest eine Komponen- der Innenraumgestaltung ist zu bedenken, dass
te als „Gefahrstoff“ eingestuft werden (Reizungen Holzpflasterböden immer einen ausgeprägten
bei Haut-, Augen- oder Schleimhautkontakten). rustikalen Charakter aufweisen. Einzelheiten sind
Vgl. hierzu Abschn. 11.4.10.7, Klebstoffe. der Fachliteratur [55] zu entnehmen.
Gefahrstoffverordnung. Die Gefahrstoffverordnung
(GefStoffV) ist seit 1986 in Kraft. Sie regelt rechtsverbindlich
den Umgang mit Gefahrstoffen von der Klassifizierung und
Holzpflaster GE (DIN 68 701) 11
Kennzeichnung bis zur Lagerung und Handhabung. Sie Holzpflaster GE – an das entsprechend der beab-
richtet sich nicht nur an die Hersteller „gefährlicher Stof-
fe“, sondern auch an den Bodenleger, den sie verpflichtet, sichtigten Verwendung im Industrie- und Gewer-
gefährliche Stoffe durch weniger gefährliche zu ersetzen bebereich besondere Anforderungen hinsichtlich
(Substitutionspflicht) und die Arbeitsplätze besonders zu Schub- und Zugbeanspruchung durch Fahrver-
überwachen (Überwachungspflicht). Als Gefahrstoffe bei kehr sowie Feuchtebeanspruchung gestellt wer-
Bodenbelag- und Parkettarbeiten kommen insbesondere
stark lösungsmittelhaltige Klebstoffe und Vorstriche in Be- den – wird zur Verzögerung der Feuchteauf-
tracht. S. hierzu auch Abschn. 11.4.2, Ökologische Bewer- nahme werkseitig mit geruchsschwachen, öligen
tung. und biozidfreien2) Imprägniermitteln behandelt
Lösungsmittelfreie Dispersionsklebstoffe. Da es sich bei (wasserabweisende Wirkung). Imprägniermittel,
den lösungsmittelhaltigen Klebstoffen vorwiegend um um- die Teeröle oder Bestandteile aus Teerölen ent-
welt- und gesundheitsschädliche Produkte handelt, sollten halten, dürfen im Innenraum nicht verwendet
im Interesse der Boden- und Parkettleger (leicht entzündli-
che, giftige Dämpfe), der Benutzer (Geruchsbeschwerden) werden. Der Feuchtegehalt der Klötze richtet sich
und der Umwelt (Kohlenwasserstoff-Emissionen) zukünftig nach den örtlichen Gegebenheiten (Raumklima)
nur noch lösungsmittelarme bzw. lösungsmittelfreie Dis- am Einbauort. Er darf höchstens 16 %, bezogen
persionsklebstoffe gemäß TRGS 610 (Technische Regel für auf die Darrmasse, betragen.
Gefahrstoffe) bzw. GISCODE- oder EMICODE-Klassifizierung
ausgeschrieben und verarbeitet werden. Klebstoffe mit ho- Verlegeuntergrund. Der tragende Untergrund – in der Re-
hem Lösungsmittelanteil sollten nur noch dort eingesetzt gel eine Rohbetondecke (C 25/30 nach DIN EN 206-1) mit
werden, wo deren Verwendung unumgänglich ist. Einzel- oder ohne Verbundestrich (C 20/F 3 nach DIN 18 650-3) –
heiten s. hierzu Abschn. 11.4.10.7 Klebstoffe. muss fest, tragfähig, eben und sauber sein. Ist mit aufstei-

2) Als biozidfrei wird ein Holzpflaster bezeichnet, wenn es


1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 11.5 zu ent- keine chemischen Schutzmittel gegen holzzerstörende
nehmen. Pilze und/oder Insekten enthält.
500 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

gender Feuchtigkeit zu rechnen, so ist eine entsprechen- Theater), Gemeinde- und Freizeitzentren und
de Abdichtung vorzusehen. Neben der im Industriebau im Wohnbereich.
(Schwerindustrie) üblichen „Lättchenverlegung“ (Einzelhei-
ten s. DIN 68 701) wird Holzpflaster GE heute überwiegend tHolzpflaster RE-W als Fußboden in Werk-
im sog. Pressverfahren verlegt. räumen und Werkstätten und für Räume mit
Wie Bild 11.72a zeigt, wird auf den Betonuntergrund zur gleichartiger Beanspruchung ohne große Kli-
Verbesserung der Haftverbindung zunächst ein Voranstrich maschwankungen und ohne Fahrzeugverkehr.
aufgebracht. Darauf ist eine Unterlagsbahn (z. B. nackte Im Gegensatz zum Holzpflaster GE (Industrie-
Bitumenbahn 500 g/m2 nach DIN 52 129) vollflächig auf-
zukleben. Die Klötze werden dann mit der Unterseite in pflaster) sind die Klötze nicht imprägniert.
heißflüssige Klebemasse (plastischer Klebstoff) getaucht,
Verlegeuntergrund. Als tragender Untergrund eignen
seitlich aneinander pressgestoßen und vollflächig mit dem
sich Beton (C 25/30 nach DIN EN 206-1), Verbundestrich
Untergrund verklebt. Danach ist der Belag mit Quarzsand
(C 20/F 3), Estrich auf Trennschicht sowie schwimmender
abzukehren.
Zement- und Gussasphaltestrich. Im Wohnungsbau ist ein
Regelabmessungen – Holzpflaster GE: Klotzhöhe 50 – 60 schwimmender Zementestrich (CT F 4) in einer Nenndicke
– 70 – 80 – 100 mm. Breite 80 mm. Länge 80 bis 160 mm. von mind. 45 mm, sonst in einer Dicke von mind. 60 mm
mit Bewehrung nach DIN 18 560 herzustellen. Er muss fest,
tragfähig, eben und gut ausgetrocknet sein. Die zulässige
Holzpflaster RE (DIN 68 702) Restfeuchte s. Tab. 11.32 sowie Tab. 12.9. Ist mit aufstei-
gender Feuchtigkeit zu rechnen, müssen entsprechende
Holzpflaster RE besteht aus kammergetrockne- Abdichtungsmaßnahmen gemäß Abschn. 11.3.2 getroffen
ten, vierseitig winkelgenau gehobelten, scharf- werden. In repräsentativen Anwendungsbereichen ist die
kantigen, nicht imprägnierten Holzklötzen, die sog. Pressverlegung nach DIN 69 702 vorgeschrieben.
einzeln oder in Form von netzverklebten Verlege- Pressverlegung. Wie Bild 11.72b zeigt, werden die Holz-
einheiten geliefert und zu gepflasterten Flächen klötze im Verband mit geradlinig durchgehenden Längs-
fugen parallel zu einer Wand in ein bereits aufgebrachtes
verlegt werden. Der mittlere Feuchtegehalt der Kleberbett verlegt. Für diese Pressverlegung ist ein hart-
Klötze ist bei Anlieferung im Bereich von 8 bis plastischer, schubfester, für die Holzpflasterverklebung aus-
12 % nach den örtlichen Verhältnissen festzu- drücklich geeigneter Spezialkunststoffkleber zu verwenden.
legen. Eine möglichst gleichbleibende, relative Auf der Unterseite der Klötze angefräste Randfasen und
Haftnuten wirken sich vorteilhaft auf den Klebeverbund aus.
Raum-Luftfeuchte zwischen 55 und 65 % ist an- Zwischen dem Holzpflaster und allen angrenzenden oder
zustreben. Holzpflaster RE wird nach DIN 68 702 die Verlegefläche durchdringenden Bauteilen sind ausrei-
unterteilt in: chend breite Randfugen (üblicherweise 15 mm) vorzuse-
hen. Größere Bodenflächen müssen mit Bewegungsfugen
tHolzpflaster RE-V als repräsentativer, rustika- (Feldbegrenzungsfugen) unterteilt werden. Mit neuent-
ler Fußboden in Verwaltungsgebäuden und
11 Versammlungsstätten (z. B. Kirchen, Schulen,
wickelten sog. Lamellenklötzen – die auf ihrer Unterseite
mehrfach bis 3/4 Klotzhöhe eingenutet sind – können bei

11.72a 11.72b

11.72 Verlegebeispiele von Holzpflasterbelägen (Pressverlegung)


a) Holzpflaster-GE (DIN 68 701) für Industrie- und Gewerbereich mit imprägnierten Klötzen
b) Holzpflaster-RE (DIN 68 702) für Freizeit- und Wohnbereich mit Oberflächenbehandlung
1 Holzpflaster-GE (imprägnierte Klötze) 6 Oberflächenschutz (z. B. Versiegelung)
2 heißflüssige Klebermasse 7 Holzpflaster-RE
3 Unterlagsbahn (nackte Bitumenbahn 500 g/m ) 2 8 Spezial-Kunststoffkleber (schubfest)
4 Voranstrich 9 Verbundestrich oder schwimmender Estrich
5 tragender Untergrund (Rohbetondecke)
11.4 Fußbodenbeläge 501

großen Flächen sog. „Knautschzonen“ eingerichtet werden, Beim Wachsen ist zwischen Kaltwachsen, Warmwach-
durch die sich die üblichen, mit Fugenmassen ausgegosse- sen (40 °C), Heißwachsen (80 °C) und Heißeinbrennen
nen, gestalterisch unbefriedigenden Feldbegrenzungsfu- (160 °C) zu unterscheiden. Für die Behandlung von Holz-
gen weitgehend vermeiden lassen. Auch werkseitig vorge- fußböden im Objektbereich haben vor allem die beiden
fertigte Treppenstufenelemente sind erhältlich. letztgenannten Verfahren eine gewisse Bedeutung.
Auf das Holzpflaster RE-V ist sofort nach dem Abschleifen
ein geeigneter Oberflächenschutz aufzubringen. In der Versiegelungen
Regel wird ein Öl-Kunstharz-Siegel oder eine andere Versie-
gelung aufgebracht, die ein gutes Eindringvermögen auf- Die Versiegelung bewirkt, dass die Poren des Hol-
weisen. Filmbildende Versiegelungsmittel sind wegen der zes gefüllt und die Holzoberfläche durch einen
möglichen Lackabrisse über den Fugen bei Feuchteschwan-
kungen im Holz nur bedingt einsetzbar (Herstellerangaben fest haftenden Film von hoher Abrieb- und Kratz-
beachten). Besonders stark frequentierte Holzpflaster- festigkeit gegen das Eindringen von Schmutz
böden (z. B. in öffentlichen Gebäuden, Schulen, Museen) und Feuchtigkeit geschützt wird. Außerdem lässt
sollten nicht versiegelt, sondern imprägniert werden. Ein sich der Boden dadurch leichter und rationel-
bewährter Oberflächenschutz wird auch durch Kalt- bzw.
Warmwachsen, Heißeinbrennen oder Ölen erreicht. ler pflegen. Bei der Wahl des jeweils anzuwen-
denden Versiegelungsmittels ist vor allem der
Regelabmessungen – Holzpflaster RE: Klotzhöhe 22 – 25
– 30 – 40 – 50 – 60 – 80 mm oder Sonderentwicklungen in Verwendungszweck des Raumes sowie die zu
allen Höhen von 20 bis 80 mm. Breite 40 bis 80 mm. Länge erwartende Beanspruchung des Bodens zu be-
40 bis 120 mm. Verlegung, Aufmaß und Abrechnung aller rücksichtigen. Die Versiegelungsmittel selbst
Holzpflasterböden nach VOB Teil C, DIN 18 367, Holzpflas- unterscheiden sich hinsichtlich ihrer chemischen
terarbeiten.
Zusammensetzung, ihrer Verarbeitbarkeit sowie
des optischen Effektes der versiegelten Ober-
11.4.8.4 Oberflächenbehandlung fläche. Ihr Glanzgrad kann matt, halbmatt oder
von Holzfußböden glänzend bestimmt werden. Auf die Rutschfes-
tigkeit und Trittsicherheit von Holzfußböden ist
Sinn einer Oberflächenbehandlung ist es im dabei zu achten. Im Hinblick auf die Umweltbe-
Wesentlichen, das Eindringen von Schmutz und lastung und gesundheitliche Belastung der Ver-
Feuchtigkeit zu vermeiden, eine möglichst hohe leger sollten – von einigen technischen Aus-
Verschleißfestigkeit zu bieten sowie den Reini- grenzungen abgesehen – möglichst nur noch
gungs- und Pflegeaufwand so niedrig wie mög- formaldehyd- und lösungsmittelfreie (lösungs-
lich zu halten. Für die Oberflächenbehandlung mittelarme) Lacksysteme ausgeschrieben und
von Holzfußböden bieten sich grundsätzlich zwei verarbeitet werden.
Möglichkeiten an, nämlich einmal das Ölen und 11
Wachsen mit natürlichen Überzugsmitteln, zum
anderen das Versiegeln mit Lacken. Beide Grup- Versiegelungsmittel
pen unterscheiden sich wesentlich voneinander, t Öl-Kunstharz-Siegel sind einfach zu verarbeiten, ge-
sowohl hinsichtlich der Applikationstechniken ruchsschwach und formaldehydfrei, der Lösungsmittel-
anteil ist jedoch relativ hoch. Sie werden vor allem dort
und erzielbaren Abriebfestigkeiten als auch be- eingesetzt, wo hohe Gleitsicherheit – wie beispielsweise
züglich der späteren Reinigung und Pflege. in Turnhallen – gefordert ist. Außerdem eignen sie sich
für Dielenböden (Weichhölzer), Holzpflaster und Parkett
auf Fußbodenheizung, d. h. überall dort, wo ein gutes
Natürliche Überzugsmittel Eindringvermögen sowie eine geringe kantenverleimen-
t Öle. Für die Oberflächenbehandlung von Holzfußböden de Wirkung zwischen den einzelnen Hölzern erwünscht
werden überwiegend Leinöl und Holzöl eingesetzt, die ist. Öl-Kunstharz-Siegel ergeben einen festen, hornarti-
durch Aufnahme von Sauerstoff physikalisch-chemisch gen, relativ wasserbeständigen und rutschhemmenden
trocknen (Luftoxidation). Da die Öle in das Holz eindrin- Film für normal bis stark beanspruchte Böden. Mittlere
gen, entsteht eine offenporige Imprägnierung und kein Preisklasse.
filmbildender Überzug. Von Lösungsmitteln, Laugen und t Säurehärtende Siegel trocknen rasch auf, zeichnen sich
Säuren werden die Öle angegriffen, bei Wassereinwir- durch eine gute Haftung aus, ergeben einen stark be-
kung quellen sie auf (Wasserränder). Die Oberflächen- anspruchbaren, duroplastischen Lackfilm, der nach der
festigkeit und Abriebfestigkeit sind nicht sehr hoch. Erhärtung wasser-, chemikalien- und zigarettenglutbe-
ständig ist. Da jedoch alle säurehärtenden Versiegelungs-
t Wachse. Bei den Wachsen unterscheidet man je nach
lacke Formaldehyd und einen Lösungsmittelanteil von
Herkunft zwischen natürlichen (tierische, pflanzliche,
50 % enthalten, sollten sie im Hinblick auf die Umwelt-
mineralische Wachse), halbsynthetischen und synthe-
belastung und gesundheitliche Gefährdung der Par-
tischen Wachsen. Für die Oberflächenbehandlung von
kettleger nicht mehr eingesetzt werden! Mittlere Preis-
Holzfußböden werden sie in harter, pastöser oder flüssi-
klasse.
ger Form angeboten. Wachse sind Thermoplaste, die von
Lösungsmitteln an- bzw. aufgelöst werden, bei Wasser- t Polyurethan-Siegel (DD-Siegel) haben ebenfalls ein gu-
einwirkung quellen sie auf. Ihre Abriebfestigkeit ist nicht tes Haftvermögen und ergeben je nach Einstellung einen
sehr hoch, die erzielte Oberfläche ist meist offenporig. zäh-elastischen bis sehr harten Film. Sie sind formalde-
502 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

hydfrei, weisen jedoch einen relativ hohen Lösungsmit- 11.4.9 Bodenbeläge aus Träger-
telanteil auf. Diese Lacksysteme werden überall dort ein-
gesetzt, wo höchste mechanische Beanspruchung – wie und Schichtstoffplatten:
beispielsweise in Gaststätten, Ladengeschäften, Kauf- Laminatböden
häusern – sowie Wasser- und Chemikalienbeständigkeit
gefordert sind. Obere Preisklasse.
Laminatböden haben sich als eigenständige
t Wasserlack ist schadstoffarm, geruchlos, nicht brenn-
bar, hat ein gutes Haftvermögen und ergibt einen zäh- Bodenbelaggruppe durchgesetzt. Von ihrem
elastischen Film für normale bis starke Beanspruchung. Aufbau her sind sie weder ein Holz- noch ein
Nur bedingt geeignet für Dielenböden, Holzpflaster und Holzfurnierboden, obwohl sie überwiegend –
Parkett auf Fußbodenheizung, da wegen der kanten- aufgrund täuschend echt dargestellter Holzdeko-
verleimenden Wirkung bei entsprechenden Holzfeuch-
teschwankungen Abrissfugen auftreten können. Diese re (Reproduktionen) – im verlegten Zustand wie
wasserbasierten/wasserverdünnbaren Versiegelungsla- Dielen- oder Parkettboden (Parkettimitationen)
cke sind formaldehydfrei, weisen einen Lösungsmittelan- aussehen. Auch ihre Nutzungseigenschaften
teil von unter 5 % auf und sind somit besonders umwelt- sind im Vergleich mit Massivholz- oder Fertigpar-
freundlich. Mittlere bis obere Preisklasse (bedingt durch
das aufwendige Herstellungsverfahren). kettböden wesentlich anders, insbesondere was
die höhere thermische und mechanische Bean-
Nach dem Abbinden des Parkettklebestoffes wird der Holz-
fußboden am Verlegeort geschliffen, die Fugen und Risse spruchbarkeit anbelangt. Die Belaggruppe ver-
gespachtelt, feingeschliffen und nach dem Absaugen des zeichnet seit einigen Jahren einen deutlichen
Schleifstaubes grundiert und lackiert. Je nach Produkt ist Marktzuwachs.
der Versiegelungsaufbau sehr unterschiedlich. In der Regel
werden neben einer Grundierung zwei Versiegelungsan- Laminatböden sind in DIN EN 13 329 genormt.
striche mit Pinsel, Roller oder Schwamm aufgetragen. Seit In dieser Norm sind unter anderem einheitliche
einigen Jahren wird auch die sog. Spachteltechnik ange- Prüf- und Bewertungskriterien sowie durch Pikto-
wandt. Bei der sog. Puriertechnik wird der Decklack auf gramme gekennzeichnete Beanspruchungsklas-
die Spachtelgrundierung gegossen und mit einem breiten
Schwammwischer gleichmäßig verteilt. sen und Verwendungsbereiche festgelegt.
Besonders stark frequentierte Holzböden (z. B. in Mehr-
zweckhallen, Schulen, Gaststätten) sollten nicht versiegelt, Aufbau eines Laminat-Elementes (Bild 11.73a).
sondern imprägniert werden. Bewährt haben sich verdünn- Die üblicherweise dreischichtig aufgebauten
te Öl-Kunstharz-Siegel und Polyurethansiegel, aber auch Verlegeelemente bestehen aus einer Deck-
Öle und Wachse (Kalt-/Warmwachsen, Heißeinbrennen). schicht (Nutzschicht), einem Trägermaterial (vor-
Auf die weiterführende Fachliteratur [56] wird verwiesen.
wiegend Holzwerkstoffplatten) und einem sog.
Die von den Herstellern angegebenen Trocknungs- und Gegenzug.
11 Aushärtungszeiten müssen unbedingt eingehalten wer-
den. Neuversiegelte Holzböden dürfen nicht vor dem tDeckschicht. Die Nutzschicht besteht aus einer
nächsten Tag begangen werden. Eine volle Beanspruchung oder mehreren dünnen Lagen eines faserhalti-
der versiegelten Fläche ist erst nach 8 bis 14 Tagen gege-
ben. Auf eine rechtzeitige Nachversiegelung stark bean- gen Materials (in der Regel Papier), imprägniert
spruchter Teilflächen ist hinzuweisen. Bei Exotenhölzern mit wärmehärtbaren Harzen (vorwiegend Me-
– die zur Vermeidung der Abholzung tropischer Regen- laminharz). Unter Hitze und Druck werden die-
wälder nur noch aus nachhaltigem Anbau stammend ein- se Lagen entweder zu HPL-Schichtstoffplatten
gesetzt werden sollten – sind besondere Vorschriften der
Hersteller zu beachten. (High Pressure Laminate) verpresst und auf ein
Trägermaterial verklebt oder im Falle von DPL
Fertigparkett-Elemente werden werkseitig mit flüssigem,
lösungsmittel- und formaldehydfreiem Acrylharz beschich- (Direct Pressure Laminate) direkt auf ein Träger-
tet, welches durch UV-Strahlung aushärtet und eine beson- material verpresst.
ders abrieb- und kratzfeste Oberflächenvergütung ergibt. Nach der Art der Nutzschicht unterscheidet
Derart ausgerüstetes Fertigparkett bedarf nach seiner Ver-
legung keiner Nachbehandlung mehr. Auf die Verwendung man demnach
geeigneter Pflegemittel im Hinblick auf die Rutsch- und t HPL-Laminatboden-Elemente mit Deck-
Gleitsicherheit von Holzfußböden wird hingewiesen. S. schicht aus Hochdruck-Schichtstoffplatten
hierzu Abschn. 11.4.7.4, Rutschhemmende Bodenbeläge.
gemäß DIN EN 438 (High Pressure Laminate),
t DPL-Laminatboden-Elemente mit Deck-
schicht aus imprägnierten Papieren wie zu-
vor, jedoch direkt auf ein Trägermaterial ver-
presst (Direct Pressure Laminate).
Wie Bild 11.73b) verdeutlicht, bestehen die
HPL-Schichtstoffplatten im Einzelnen aus einer
hochabriebfesten, glasklaren Melaminharz-
schicht (Overlay), einem darunter angeordneten
11.4 Fußbodenbeläge 503

1 Deckschicht
2 Trägermaterial (z. B. Feinspan-
platte oder hochverdichtete
Faserplatte)
3 Gegenzug
4 glasklare Melaminharzschicht
(Overlay)
5 Dekorpapier (z. B. Holzreproduk-
tionen, Trenddekors)
6 kunstharzgetränkte Zellulose-
papiere (Laminate)
11.73a 11.73b 7 Gegenzugschicht

11.73 Schematische Darstellung eines Laminatboden-Elementes mit Nut- und Federprofil


a) dreischichtig aufgebautes Element
b) Aufbau einer HPL-Schichtstoffplatte

Dekorpapier mit fototechnisch übertragenen tGegenzug. Auf die Unterseite des Trägermate-
Motiven (Holzreproduktionen, Trenddekors) rials wird ein sog. Gegenzug aus beispielsweise
und einem Kern aus mehreren kunstharzge- HPL-Laminat (Konterlaminat) aufgeleimt. Diese
tränkten Cellulosepapieren (Laminate). Deko- Schicht dient als Feuchtigkeitsschutz und zur
rative Schichtstoffplatten sind in vielen Dessins Stabilisierung des fertigen Elementes, um ein
und Farbvariationen mit verschiedenen Ober- Verziehen zu vermeiden (Symmetrischer Ele-
flächenstrukturen (glatt, matt, strukturiert) er- menteaufbau).
hältlich. In der Regel sind sie 0,7 oder 1,3 mm
dick. Sie werden aber auch in Dicken von 0,5 bis Allgemeine Anforderungen. Laminatböden
5,0 mm hergestellt. müssen die allgemeinen Anforderungen gemäß
DIN EN 13 329 erfüllen. Dazu zählen insbeson-
tTrägermaterial. Laminatboden-Elemente wei-
sen überwiegend Holzwerkstoffplatten mit ho-
dere Abriebbeständigkeit, Stoß-, Schlag- und 11
Druckfestigkeit, Beständigkeit gegenüber Stuhl-
her Druckfestigkeit als Trägermaterial auf. Die rollen und Zigarettenglut sowie Fleckunemp-
Kernschicht des fertigen Elementes besteht in findlichkeit und Eignung für Fußbodenheizung.
der Regel aus formstabilen Spanplatten (DIN Laminatböden werden als schwerentflammbar
EN 309) oder aus mitteldichten bzw. hochver- (Baustoffklasse B1 nach DIN 4102) eingestuft, ihre
dichteten Faserplatten (MDF oder HDF nach elektrostatische Aufladung und Rutschhemmung
DIN EN 316). durch Begehen bestimmter Prüfflächen ermittelt.
Das Trägermaterial beeinflusst Steifigkeit, Di- Vgl. hierzu Abschn. 11.4.7.4, Rutschhemmende
mensionsstabilität und Stoßfestigkeit der Fuß- Bodenbeläge.
bodenelemente; außerdem sollte es möglichst Laminatböden eignen sich für den Wohnbereich
feuchtigkeitsunempfindlich sein. Faserplatten und für gewerbliche Bereiche wie Büro- und Ge-
lassen sich im Allgemeinen exakter bearbeiten, schäftsräume, Hotelbauten, Kaufhäuser usw. Aus-
sind dichter und durch den erhöhten Materi- genommen sind Zonen, die regelmäßig Nässe
aleinsatz auch schwerer als Holzspanplatten. ausgesetzt sind. Die entsprechende Klassifizie-
Bei allen Holzwerkstoffplatten ist aufgrund ih- rung nach DIN EN 685 und zugehörigen Bean-
rer hygroskopischen Eigenschaften (Abgabe spruchungsklassen für Laminatböden sind DIN
und Aufnahme von Feuchte) jedoch immer mit EN 13 329 zu entnehmen.
materialspezifischer Schwind- und Quellnei-
t Feuchteeinwirkung. Nachteilig wirkt sich bei Laminatbö-
gung zu rechnen. den ihre Empfindlichkeit gegen Feuchtigkeit aus. Feuch-
Wie Bild 11.73 zeigt, sind je eine Längs- tebelastungen und extreme Raum-Klimaschwankungen
und eine Querseite der Elemente mit einer Nut führen zu Dimensionsänderungen der Bodenelemente
mit Fugenbildung sowie zu Aufschüsselungen (Wölbun-
bzw. einer angefrästen Feder versehen, wo- gen) im Fugenbereich. Daher sind Laminatböden für
durch eine bündig-stabile Verlegung erreicht Feucht- und Nassräume wie beispielsweise Badezimmer,
wird. Duschräume, Hauswirtschaftsräume oder Saunen nicht
504 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

geeignet. Auch eine fachgerechte Nut- und Federver- Besonders an die Ebenheit der Verlegeflä-
bindung stellt keinen absoluten Schutz gegen Feuchte- che sind erhöhte Anforderungen gemäß DIN
einwirkung dar, so dass auch die Oberfläche verlegter
Laminatböden nicht nassbehandelt werden darf. Eine 18 202, Tabelle 3, Zeile 4, zu stellen, um ein
Nass- reinigung üblicher Art ist zu vermeiden und die Flä- Federn der Laminat-Elemente beim Begehen
che nur „nebelfeucht“, d. h. möglichst trocken zu wischen. auszuschließen. S. hierzu Tab. 11.2, Ebenheits-
t Renovierung. Treten bei Laminatböden irreversible abweichungen.
Schäden auf (beispielsweise durch herunterfallende spit-
ze Gegenstände/Werkzeuge) so kann die Fläche nicht Der zulässige Feuchtegehalt (Restfeuchte) von
renoviert, sondern nur gegen einen neuen Belag ausge- Estrichen ist Tabelle 11.39 sowie Tabelle 12.9
tauscht werden. Demgegenüber lässt sich beschädigtes zu entnehmen. Als vorsorglicher Feuchteschutz
Massivholz- oder Fertigparkett mehrmals abschleifen muss auf alle Estrich- und Betonflächen immer
und wieder versiegeln.
eine 0,2 mm dicke PE-Folie verlegt, die Bahnen-
t Gehgeräusche. Der beim Begehen von Laminatböden
entstehende Luftschall (Gehschall) im Raum, wird vom stösse mind. 20 cm überlappt und die Folie an
Verbraucher überwiegend als störend empfunden und den Wandflächen bis Oberkante Belag hochge-
gilt als Schwachpunkt des Produktes. Die Trittgeräusche führt werden. Darauf wird üblicherweise eine
entstehen aufgrund der harten Oberfläche des Belages, 2 bis 3 mm dicke Dämmunterlage (PE-Schaum-
die auch den Schall in den Raum reflektiert (Trommelef-
fekt). Die Hersteller von Laminatböden arbeiten gezielt stoff, Korkdämmatte) verlegt.
daran, das Klangverhalten ihrer Produkte zu verbes- Zwischen allen angrenzenden und die Boden-
sern. Vgl. hierzu auch Abschn. 11.3.3, Schallschutz von fläche durchdringenden festen Bauteilen ist ei-
Geschossdecken, sowie Abschn. 11.4.12.4, Schallschutz-
technische Eigenschaften von Bodenbelägen. ne mind. 8 mm breite Randfuge vorzusehen.
t Ökologische Aspekte. Wie jedes Holzprodukt enthält Außerdem sind je nach Flächengröße und
auch der Laminatboden die Substanz Formaldehyd, die Raumgeometrie Bewegungsfugen mit entspre-
an die Luft abgegeben werden kann. Wie Untersuchun- chenden Profilen nach Herstellerangabe einzu-
gen belegen, ist der Formaldehydabgabewert bei dieser
Belagart sehr gering und liegt unter dem gesetzlichen planen. Vgl. hierzu auch Bild 11.44.
Grenzwert (Emmissionsklasse E1). Vgl. hierzu Abschn. Laminatboden-Elemente werden in PE-Folie
11.3.7.6, Formaldehydkonzentration in kunstharzgebun- eingeschweißt an den Verlegeort geliefert. Vor
denen Spanplatten.
der Verlegung sind die Elemente an die jewei-
Auch die Entsorgung von Laminatböden ist relativ un-
problematisch. Sie können nach Gebrauch – ohne Kleb- ligen raumklimatischen Bedingungen anzupas-
stoffanhaftung – auf kontrollierten Deponien abgelagert, sen, indem sie mindestens 48 Stunden in dem
in Industriefeuerungsanlagen verbrannt oder stofflich zu belegenden Raum gelagert werden.
(Recycleverfahren) verwertet werden. Vgl. hierzu Abschn.
11 11.4.2, Ökologische Bewertung von Bodenbelägen. Die Belagfläche erhält ihre Festigkeit durch
die kraftschlüssige Nut- und Federverleimung,
Verlegung. Laminatboden-Elemente können je die immer „vollsatt“ ausgeführt werden muss,
nach Herstellerangaben verlegt werden: damit die erforderliche Abdichtung der Fugen
tvollflächig schwimmend auf Dämmunterlage gegen von oben einwirkende Feuchtigkeit ge-
mit Nut-Feder-Verleimung, währleistet ist. Für die Verleimung ist ein vom
jeweiligen Hersteller für diesen Zweck emp-
tvollflächig schwimmend auf Dämmunterlage
fohlener Weißleim der Beanspruchungsklasse
mit leimloser Nut-Feder-Arretierung,
D3 nach DIN EN 204 zu verwenden. Die Befes-
tvollflächig verklebt auf planebenem Unter- tigung der Sockelleisten erfolgt an der Wand
grund mit Nut-Feder-Verleimung. und zwar derart, dass eine Hinterlüftung der
Belagkonstruktion über Luftschlitze in den Ab-
Laminatböden wurden für die schwimmende schlussleisten möglich ist.
Verlegung entwickelt. Ihre vollflächige Verkle- tLeimfreie Verlegesysteme setzen sich bei den
bung auf den Untergrund sollte sich nur auf Laminatböden, Fertigparkett- und Furnierbö-
Sonderfälle beschränken und nur vorgenommen den immer mehr durch. Im Vergleich mit den
werden, wenn diese Verlegeart vom Hersteller verleimten Nut- und Feder-Verbindungen las-
ausdrücklich empfohlen wird. sen sich die Elemente mit den sog. Klickprofilen
tSchwimmende Verlegung von Laminatbö- sehr viel einfacher, schneller und preiswerter
den. Die Beschaffenheit und richtige Vorbe- verlegen; außerdem ergeben sie zugfeste und
reitung des Verlegeuntergrundes – bezüglich im Stoßbereich relativ dichte Verbindungen.
Festigkeit, Ebenheit und Trockenheit – ist so- Wie Bild 11.74 verdeutlicht, weisen die Boden-
wohl bei der schwimmenden Verlegung als elemente an den Kanten Einrasterprofile auf,
auch beim vollflächigen Verkleben von Lami- die aus dem Trägermaterial herausgefräst und
natböden von ausschlaggebender Bedeutung. so ausgebildet sind, dass sie sich beim Verlegen
11.4 Fußbodenbeläge 505

t Flächenklebung von Laminatböden. Die vollflächige


Verklebung von Laminatboden-Elementen auf dem Un-
tergrund sollte sich nur auf Sonderfälle beschränken, bei-
spielsweise wenn erhöhte Anforderungen hinsichtlich
Gehgeräusche, Flächenbelastbarkeit oder – bei beheiz-
ten Fußbodenkonstruktionen – an den Wärmedurch-
gang gestellt werden.
Der Untergrund muss sauber, fest, rissefrei, eben und tro-
cken sein. An die Ebenheit werden erhöhte Anforderun-
gen gemäß DIN 18 202, Tabelle 3, Zeile 4, gestellt. Diese
Forderungen können beispielsweise mit geeigneten
Fliessspachtelmassen erfüllt werden.
Der zulässige Feuchtegehalt (Restfeuchte) von Estrichen
ist Tabelle 11.32 sowie Tabelle 12.9 zu entnehmen. Auf
eine ausreichende Trockenheit des Untergrundes muss
ganz besonders bei dieser Verlegeart geachtet werden.
Als Flächenklebstoff für Laminatböden eignen sich vor
allem lösungsmittel- und wasserfreie Polyurethan-Kleb-
stoffe. Für die Nut- und Federverleimung wird nach Her-
stellerangabe üblicherweise ein Weißleim der Beanspru-
chungsklasse D3 nach DIN EN 204 verwendet. Weitere
Einzelheiten sind der Fachliteratur [57] zu entnehmen.
Regelabmessungen – Laminatboden-Elemente (nicht
genormt): Rechteckige Formate 1285 x 190, 1200 x 400,
1200 x 190, 600 x 200 mm. Quadratische Formate: 200
x 200 mm. Dicke zwischen 6–4 und 11 mm, Regeldicke
8 mm. Aufmaß und Abrechnung nach VOB Teil C, DIN
18 365, Bodenbelagarbeiten.
11.74 Schematische Darstellung von leimfreien Verlege-
systemen (Klickprofile) für Laminat-, Fertigparkett-
und Furnierböden
11.4.10 Bodenbeläge aus
ein- oder mehrschichtiger
Bahnen- oder Plattenware:
ineinander verhaken, so dass sie nicht mehr Elastische Fußbodenbeläge
verleimt werden müssen. 11
Der Stoßfugenbereich ist und bleibt trotz aller Die Gruppe der elastischen Bodenbeläge umfasst
erreichten Verbesserungen die Problemzo- die verschiedenartigsten Belagmaterialien mit
ne beim Laminatboden. Um die erforderliche zum Teil höchst unterschiedlichen Eigenschaf-
Abdichtung der Fugen gegen von oben ein- ten. Sie werden vorzugsweise dort eingesetzt,
wirkende Feuchtigkeit (z. B. Wischwasser) zu wo Nutzflächen ohne erheblichen baulichen
erreichen, sind diese bei der verleimten Aus- und zeitlichen Aufwand mit einem preiswerten,
führung immer „vollsatt“ mit Leim zu füllen. Bei strapazierfähigen, verhältnismäßig problemlos
der leimlosen Verlegung werden die Wangen zu reinigenden Bodenbelag zu belegen sind. Da
der Klickprofile werkseitig mit einer sog. Kan- es keinen Bodenbelag gibt, der allen Anforde-
tenhydrophobierung (Kantenimprägnierung) rungen gleichermaßen gerecht wird, ist je nach
ausgestattet, um auf diese Weise ein Aufquel- Verwendungsbereich und Nutzungsintensität zu
len oder Aufwölben des Trägermaterials im prüfen, welche Belegart den jeweiligen Ansprü-
Fugenbereich zu verhindern. Weiterentwick- chen am ehesten entspricht.
lungen sind auf diesem Gebiet zu erwarten.
Besonders hohe Anforderungen und enge Einteilung und Benennung: Überblick1)
Toleranzen sind an die ausgefrästen Klickpro- PVC-Bodenbeläge
file zu stellen, da unsauber profilierte und da- t PVC-Beläge ohne Rücken (DIN EN 649)
mit gelenkig wirkende Einrastprofile auf der t PVC-Beläge mit Rücken (DIN EN 650 bis 652 sowie DIN EN
elastischen Dämmunterlage unter Belastung 655)
nachgeben und im Laufe der Zeit zu Fugenöff- t PVC-Beläge mit geschäumter Schicht (DIN EN 653)
nungen an den Längs- und Kopfstössen führen. t PVC-Flex-Platten (DIN EN 654), bleiben hier unberück-
sichtigt.
Damit wird auch verständlich, warum die Her-
steller so hohe Anforderungen an die Ebenheit 1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 11.5 zu ent-
des Verlegeuntergrundes stellen. nehmen.
506 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Polyolefin-Bodenbeläge Füllstoffe – gezielt beeinflusst werden. Auch von


Quarzvinyl-Bodenbeläge der Höhe des jeweiligen PVC-Anteiles hängt die
Linoleum-Bodenbeläge Qualität eines Belages ab. Reines PVC ist zwar
t Linoleum mit und ohne Muster (DIN EN 548) außerordentlich widerstandsfähig, jedoch auch
t Linoleum mit Schaumrücken (DIN EN 686) teuer und nicht maßbeständig. Daher müssen
t Linoleum mit Korkmentrücken (DIN EN 687) unter anderem Füllstoffe beigemischt werden,
t Korklinoleum (DIN EN 688) die die Maßstabilität und das Brandverhalten
verbessern. Hohe Füllstoffanteile beeinflussen je-
Kork-Bodenbeläge
doch das Abriebverhalten ungünstig und setzen
t Presskorkplatten (DIN EN 12 104)
neben dem Preis auch die Nutzungsdauer des
t Korkmentunterlagen (DIN EN 12 455)
Belages herab.
t Kork-Fertigparkett (nicht genormt)
Elastomer-Bodenbeläge (Gummibeläge) 1. PVC-Bodenbeläge ohne Rücken
t Homogene und heterogene ebene Elastomer-Bodenbe-
läge (DIN EN 1817) PVC-Bodenbeläge ohne Rücken werden nach
t Homogene und heterogene ebene Elastomer-Bodenbe- DIN EN 649 ein- oder mehrschichtig in homoge-
läge mit Schaumstoffbeschichtung (DIN EN 1816) nem oder heterogenem Aufbau hergestellt.
t Homogene und heterogene profilierte Elastomer-Boden- t Homogene PVC-Beläge weisen über die gesamte Dicke
beläge (DIN EN 12 199) eine durchgehend gleiche Materialzusammensetzung,
Färbung und Musterung auf. Sie eignen sich daher ins-
besondere für Objekte mit starkem Publikumsverkehr
Klassifizierungssystem für elastische (Kaufhäuser, Schulen, Krankenhäuser) und leichtem
Bodenbeläge nach DIN EN 685 Fahrverkehr gemäß Tab. 11.75. Außerdem gibt es diese
Beläge – deren Nähte thermisch verschweißt werden
Um Verbraucher und ausschreibende Stellen können – hinsichtlich ihres elektrostatischen Verhaltens
auch in ableitfähiger Ausführung für Räume mit elektro-
(Planer) in die Lage zu versetzen, bei der Aus- nischen Geräten, EDV-Anlagen o. Ä. S. hierzu auch Ab-
wahl von elastischen Bodenbelägen die jeweils schn. 11.4.10.7, Elektrostatisches Verhalten von Boden-
geeignete Klasse für einen vorgesehen Verwen- belägen.
dungsbereich festzulegen, weist DIN EN 685 ein t Heterogene PVC-Beläge sind immer mehrschichtig auf-
gebaut, wobei die einzelnen Schichten unterschiedliche
Klassifizierungssystem aus, das für alle Arten von Materialzusammensetzungen aufweisen. Während die
elastischen Bodenbelägen gilt; es ersetzt die frü- unteren Schichten stark mit Füllstoffen angereichert sind
here sog. K-Klassifizierung. und mit einer Stabilisierungseinlage verstärkt sein kön-
11 Tabelle 11.75 zeigt die Einstufungsmöglich- nen, enthält die dünnere Oberschicht hohe PVC-Anteile.
Die Nutzungsdauer dieser Beläge hängt demnach we-
keiten und beschreibt beispielhaft die Verwen- sentlich von der Dicke und Abriebfestigkeit der obersten
dungsbereiche. Damit ist eine Basis gegeben, alle Schicht ab. Diese Beläge sind billiger, weniger strapazier-
elastischen Bodenbelagarten direkt miteinander fähig und vorwiegend im Wohnbereich gemäß Tabelle
11.75 einsetzbar.
vergleichen zu können.
Produkttypische Eigenschaften. PVC-Boden-
11.4.10.1 PVC-Bodenbeläge beläge zeichnen sich durch eine geschlossene,
weitgehend porenfreie – daher relativ leicht zu
Das Ausgangsmaterial für diese Beläge ist Poly- reinigende – trittsichere Nutzschicht mit hoher
vinylchlorid (Bindemittel), kurz PVC genannt. Es Abrieb- und Verschleißfestigkeit aus. Die Beläge
wird mit Weichmacher, mineralischen Füllstof- sind gegen die meisten haushaltsüblichen Che-
fen, Pigmenten und Stabilisatoren vermischt mikalien beständig und mit thermischem Naht-
und zwar entweder zu einer teigähnlichen Masse verschluss auch für Computerräume, Nassräume
oder pastösen Mischung. und Hygienezonen (Krankenzimmer, Operations-
Aus der teigähnlichen, plastifizierten Masse wer- säle) geeignet. Dekorative Dessins sind in vielen
den im sog. Kalanderverfahren (beheizte Metall- Farbstellungen erhältlich und ergeben interes-
walzen) homogene und heterogene PVC-Beläge sante Gestaltungsmöglichkeiten im Wohn- und
ohne Rücken, aus der pastösen Mischung im sog. Objektbereich.
Streichverfahren (meist vielschichtiger Aufbau) PVC-Bodenbeläge sind jedoch gegen aggressive
PVC-Beläge mit Rücken sowie geschäumte PVC- Lösungsmittel, Bitumen, Teer und Fette sowie
Beläge hergestellt. gegen hohe Temperaturen (Reibungswärme,
Die Eigenschaften eines PVC-Belages können Zigarettenglut) empfindlich – und zwar je nach
durch unterschiedliche Rezepturen – wie Art Füllstoffanteil. Bestimmte Gummiarten hinterlas-
und Menge der zugegebenen Weichmacher und sen bei längerer Einwirkung Verfärbungen (z. B.
11.4 Fußbodenbeläge 507

Tabelle 11.75 Klassifizierung von elastischen Bodenbelägen nach DIN EN 685

Klasse Symbol Verwendungsbereich Beschreibung Beispiele

Wohnen Bereiche, die für die private Nutzung vorgesehen sind

Bereiche mit geringer oder Schlafzimmer


21 mäßig
21 zeitweiser Nutzung
Bereiche mit mittlerer Wohnräume, Eingangs-
22 normal
22 Nutzung bereiche
Bereiche mit intensiver Wohnräume, Eingangs-
23 stark
23
Nutzung bereiche

Gewerblich Bereiche, die für die öffentliche und gewerbliche Nutzung


vorgesehen sind

Bereiche mit geringer oder Hotelzimmer, Einzelbüros,


31 mäßig
31 zeitweiser Nutzung Konferenzräume
Bereiche mit mittlerem Klassenzimmer, Einzel-
32 normal
32 Verkehr büros, Hotels, Boutiquen
Korridore, Kaufhäuser, Schulen,
33 stark Bereiche mit starkem Verkehr
33
Mehrzweckhallen, Großraumbüros
Bereiche mit intensiver Flughäfen, Mehrzweckhallen,
34 sehr stark
34
Nutzung Schalterhallen, Kaufhäuser

Industriell Bereiche, die für die Nutzung durch die Leichtindustrie


vorgesehen sind

Bereiche, in denen die Arbeit Elektronikwerkstätten,


hauptsächlich sitzend durchge- Feinmechanikwerkstätten
41 mäßig führt wird und wo gelegentlich
41
leichte Fahrzeuge benutzt werden
11
Bereiche, in denen die Arbeit Lagerräume
hauptsächlich stehend aus-
42 normal
42
geführt wird und/oder mit
Fahrzeugverkehr

andere industrielle Bereiche Lagerhallen, Produktions-


43 stark
43 hallen

Möbelrollen, Gummifüsse), die nicht mehr ent- lung soll erreicht werden, dass die nach der Ver-
fernt werden können. Auch sog. Weichmacher- legung und Bauabschlussreinigung sonst übliche
wanderungen sind möglich, die zu irreversiblen und notwendige Einpflege entfallen kann, die
Farbveränderungen an der Belagoberfläche füh- tägliche Unterhaltsreinigung vereinfacht und die
ren. Verschleißfestigkeit und damit Nutzungsdauer
Bürorollstühle müssen für den Einsatz auf PVC- eines elastischen Belages erhöht wird.
Belägen mit Rollen gemäß DIN EN 12 529, Typ t Wiederverwertung von PVC-Bodenbelägen. PVC ist
W ausgestattet sein (Weiche Radlaufflächen für ein thermoplastischer Werkstoff und somit vollständig
wiederverwertbar. Entsprechende Initiativen der Arbeits-
stuhlrollengeeignete, elastisch-harte Bodenflä- gemeinschaft „PVC-Bodenbelag-Recycling“ (AgPR) – ein
chen). Vgl. hierzu auch Abschn. 11.4.12.3. Zusammenschluss namhafter PVC-Rohstoffhersteller und
Vermehrt werden PVC-Bodenbeläge auf dem PVC-Bodenbelagproduzenten – alle PVC-Altbeläge zu
sammeln, das Material rein mechanisch (ohne chemi-
Markt angeboten, die ein sog. Oberflächen-Finish sche oder thermische Einflüsse) wieder aufzuarbeiten
(Oberflächenschutzsystem) aufweisen. Mit dieser und das dabei gewonnene Recyclat erneuter Produktion
bereits werkseitig aufgebrachten PU-Versiege- zuzuführen, sind im Hinblick auf die Umweltentlastung
508 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

mit besonderer Aufmerksamkeit zu verfolgen und an der feuchteempfindlichen Rückenmaterials ist dieser Belag
Baustelle durch entsprechende Vorsortierung zu unter- für Nassräume nicht geeignet. Thermisches Verschwei-
stützen. Das in den Recycling-Anlagen gewonnene PVC- ßen ist nur bei entsprechender Herstellerempfehlung
Granulat kann bis zu achtmal ohne Qualitätseinbuße möglich.
wieder zur Fertigung von Bodenbelägen verwendet wer- t PVC-Beläge mit Polyestervlies. Im Gegensatz zum Ju-
den. Vgl. hierzu Abschn. 11.4.2, Ökologische Bewertung. tefilz ist der synthetische Vliesstoff in Feuchträumen ein-
t Brandverhalten. PVC-Bodenbeläge sind in der Regel der setzbar.
Baustoffklasse B1 (schwerentflammbar) nach DIN 4102 t PVC-Beläge mit Schaumstoffschicht. Da Oberschicht
zuzuordnen. Diese Klassifizierung bedeutet weder, dass und Rücken verrottungsfest sind, können derartige Ver-
die Beläge zigarettenglutbeständig, noch dass sie nicht bundbeläge in fugenverschweißter Ausführung in Nass-
brennbar sind. Normalerweise tragen PVC-Beläge jedoch räumen verlegt werden. Im Objektbereich sind die Nähte
nicht zur Ausbreitung von Bränden bei. immer thermisch zu verschweißen.
Beim Verbrennen von PVC werden giftige, bissig-ätzende
t PVC-Beläge mit Korkment. Diese Presskorkunterlage
Gase freigesetzt, wie zum Beispiel Chlorwasserstoff, der
dient zur Verbesserung der Trittelastizität und Trittschall-
in Verbindung mit Feuchtigkeit Salzsäure bildet und
dämmung als Verbundbelag. Im Objektbereich sind die
durch Korrosion Metallkonstruktionen zerstören kann.
Nähte immer thermisch zu verschweißen.
Vgl. hierzu auch Abschn. 11.4.2.
t Feuchteschutz. Auf erdberührten Bodenplatten ist im- Die jeweiligen produktspezifischen Anforderungen, Ver-
mer eine Abdichtung gegen aufsteigende Feuchtigkeit schleißgruppen- und Verwendungsbereich – Klassifizierun-
und bei Gefahr von Dampfdiffusion und nachstoßen- gen sind den in Abschn. 11.5 angegebenen Produktnor-
der Restfeuchte aus noch junger Rohbetondecke eine men zu entnehmen. Vgl. hierzu auch Tabelle 11.75.
Dampfsperre bzw. dampfbremsende Schicht gemäß Ab- Regelabmessungen – PVC-Bodenbeläge mit Rücken (als
schn. 11.3.2 anzuordnen. Platten- und Bahnenware lieferbar): Bahnenbreite zwi-
Da PVC-Bodenbeläge nahezu dampfdicht sind und als schen 100 und 400 cm, üblich 200 cm. Gesamtdicke ab 1,5
oberseitige Dampfsperre wirken, müssen die zulässigen mm, üblich 3,0 bis 5,0 mm, je nach Qualität und Verwen-
Feuchtewerte für die Belegreife von Estrichen gemäß dungsbereich.
Tab. 11.32 und Tab. 12.9 genauestens eingehalten wer-
den. Feuchteanreicherung unter dem Belag führt zur
Verseifung des Klebers, zur Blasenbildung und bei feuch-
3. PVC-Bodenbeläge mit strukturierter
teempfindlichem Estrich (z. B. Calciumsulfatestrich) zur Oberfläche (CV-Beläge)
Erweichung der oberen Estrichzone.
Die geschäumten PVC-Bodenbeläge (DIN EN 653)
Die jeweiligen produktspezifischen Anforderungen, Ver- – auch Cushioned Vinyls genannt – gehören auf-
schleißgruppen- und Verwendungsbereich-Klassifizierun-
gen sind den in Abschn. 11.5 angeführten Produktnormen grund ihrer konstruktiven Merkmale zu den PVC-
zu entnehmen. Vgl. hierzu auch Tabelle 11.75. Belägen mit Rücken, nehmen aber wegen ihres
Angaben über Verlegung, thermischen Nahtverschluss und abweichenden Aufbaues und ihrer reliefartig
elektrostatisches Verhalten von elastischen Bodenbelägen strukturierten Oberfläche eine Sonderstellung ein.
11 s. Abschn. 11.4.10.7.
PVC-Schaumbeläge werden im sog. Streichver-
Regelabmessungen – PVC-Bodenbeläge ohne Rücken
(als Platten- und Bahnenware lieferbar): Bahnenbreite zwi- fahren hergestellt und setzen sich aus 4 bis 5
schen 100 und 400 cm, üblich 200 cm. Quadratische Plat- untrennbar miteinander verbundenen Schichten
tenformate: 30 x 30 – 50 x 50 – 60 x 60 – 61 x 61 – 90 x 90 zusammen, so dass sie zu den heterogen aufge-
cm. Rechteckige Plattenformate: 50 x 60 – 60 x 90 – 60 x bauten PVC-Belägen zählen.
120 cm. Dicke 1,5 bis 3,0 mm (Faustregel: Im Wohnbereich
ab 1,5 mm, im Objektbereich ab 2,0 mm). Verlegung, Auf- Im Einzelnen bestehen sie aus einer transparen-
maß und Abrechnung nach VOB Teil C, DIN 18365, Boden- ten, hochabriebfesten Nutzschicht aus PVC, einer
belagarbeiten. darunter angeordneten, nach vorgegebenem
Muster reliefartig aufschäumbaren Schaum-
2. PVC-Bodenbeläge mit Rücken (Unterschicht) schicht mit oberseitig aufgedrucktem Dekor
PVC-Bodenbeläge mit Rücken (DIN EN 650 bis (Reproduktionen von Holz, Fliesen oder graphi-
652 sowie 655) – auch PVC-Verbundbeläge ge- schen Dessins) und einem Träger aus Glasvlies
nannt – bestehen aus einer PVC-Oberschicht zur Stabilisierung.1) Je nach Art des Belages kann
wie zuvor beschrieben und aus einem mit dieser die Ware rückseitig noch mit einer zusätzlichen
Schicht untrennbar verbundenen Rücken. Bei Schaumstoffschicht (Unterschicht) versehen sein.
dieser Verbundkonstruktion werden die Vorteile Geschäumte PVC-Beläge sind feuchtigkeitsbe-
der strapazierfähigen Oberschicht mit den Vor- ständig, angenehm begehbar, fußwarm, tritt-
zügen der jeweiligen Unterschicht – wie zum schalldämpfend, relativ pflegeleicht und recyc-
Beispiel verbesserte Trittelastizität, Schall- und lingfähig. Aufgrund dieser Eigenschaften eignen
Wärmedämmung (Fußwärme) – in sinnvoller sich diese Beläge insbesondere für den Wohn-
Weise miteinander verbunden. Im Einzelnen un- bereich; für den Objektbereich geeignete Beläge
terscheidet man: sind auf dem Markt ebenfalls erhältlich.
t PVC-Beläge mit Jutefilz. Jutefilz dient zur Verbesserung
des Trittschalls bei preiswerten Qualitäten. Aufgrund des 1) Fußnote siehe Seite 509.
11.4 Fußbodenbeläge 509

Die jeweiligen produktspezifischen Anforderun- haltschemikalien, so dass sie im gesamten Wohn-


gen, Verschleißgruppen- und Verwendungsbe- bereich und normal beanspruchten öffentlichen
reich-Klassifizierungen sind den in Abschn. 11.5 Bereich eingesetzt werden können; außerdem
angegebenen Produktnormen zu entnehmen. sind sie schwerentflammbar (Baustoffklasse B1)
Vgl. hierzu auch Tabelle 11.75. nach DIN 4102. Aufgrund ihrer geschlossenpo-
Regelabmessungen – Geschäumte PVC-Bodenbeläge (CV- rigen Oberfläche und thermischen Verschweiß-
Beläge): Bahnenware 200, 300, 400 cm. Gesamtdicke zwi- barkeit der Belagnähte sind sie feuchteun-
schen 1, 2 und 3,5 mm. Nutzschichtdicke 0,1 bis 0,3 mm, je empfindlich und in Nassräumen einsetzbar. Zu
nach Qualität und Einsatzbereich. Verlegung, Aufmaß und beachten ist jedoch, dass sich die auf dem Markt
Abrechnung nach VOB Teil C, DIN 18 365, Bodenbelagar-
beiten. angebotenen Polyolefinbeläge teilweise stark
voneinander unterscheiden (Herstellerangaben
beachten!)
11.4.10.2 Polyolefin-Bodenbeläge Insgesamt ist der Marktanteil von Polyolefinbelä-
(PO-Beläge) gen nicht sehr groß, vor allem auch deshalb, weil
diese Alternativprodukte im Vergleich mit hoch-
Die kontrovers geführte Diskussion bezüglich wertigen PVC-Belägen doch deutliche Qualitäts-
der Gesundheits- und Umweltverträglichkeit und Nutzungsunterschiede aufweisen. Dies gilt
von PVC-Produkten im Bauwesen hat die Bo- insbesondere hinsichtlich Verschleißfestigkeit
denbelagindustrie veranlasst, verstärkt nach al- und Kratzempfindlichkeit, Dimensionsänderun-
ternativen Belägen zu suchen. Neben anderen gen bei Temperaturwechsel (Wärmeeinwirkung)
Belaggruppen zählen auch die Polyolefin-Boden- und direkter Sonneneinstrahlung sowie Haf-
beläge zu den umweltfreundlichen Produkten. tungsproblemen bei der Verlegung.
PO-Beläge bestehen aus Polyolefinen mit EVA- Regelabmessungen – Polyolefin-Bodenbeläge (nicht
Copolymerisat als Bindemittel, mineralischen genormt): Bahnenbreite im allgemeinen 125 und 200 cm.
Füllstoffen und Farbpigmenten. Ihre Herstellung Quadratische Plattenformate 60 x 60 cm. Gesamtdicke für
ist vergleichbar mit der von PVC-Belägen: die den Wohnbereich ab 1,5 mm, im Objektbereich 2,0 mm.
Verlegung, Aufmaß und Abrechnung nach VOB Teil C, DIN
Rohstoffe werden gemischt, plastifiziert, über 18 365, Bodenbelagarbeiten.
Walzwerke ausgewalzt und zu homogenen Bah-
nen oder Platten konfektioniert.
Polyolefinbeläge sind chlor-, weichmacher- und 11.4.10.3 Quarzvinyl-Bodenbeläge
schwermetallfrei, so dass sie mit normalem Haus- Quarzvinylbeläge eignen sich für extrem starke 11
müll bzw. Bauschutt entsorgt, ohne nachteilige Beanspruchungen im Objektbereich. Sie beste-
Emissionen in Verbrennungsanlagen verbrannt hen überwiegend aus Quarzsand, mineralischen
oder zu neuen Bodenbelägen wiederverwertet Füllstoffen, Farbpigmenten und wenigen PVC-
werden können. Anteilen als Bindemittel. Aufgrund dieser um-
Die Beläge sind elastisch, strapazierfähig, tritt- weltschonenden Zusammensetzung dürfen sie
sicher und rutschhemmend, stuhlrollengeeignet mit normalem Haushaltsmüll bzw. Bauschutt ent-
und beständig gegen die gebräuchlichsten Haus- sorgt werden.
Die Herstellung der Quarzvinylfliesen ist ähnlich
1) Bis Mitte der 80er Jahre wurden CV-Beläge mit asbest- wie bei den PVC-Belägen. Nach dem Auswalzen
haltiger Rückenbeschichtung hergestellt. Da Asbest zwi-
schenzeitlich in der Gefahrstoff-Verordnung als krebser- des Mischgutes auf Kalandern (beheizte Metall-
zeugender Stoff eingestuft ist, besteht für dieses Material walzen) werden die Fliesen jedoch bei hoher
ein Herstellungs- und Verwendungsverbot. Man kann je- Temperatur und sehr hohem Druck noch mehr-
doch davon ausgehen, dass Beläge, die nach 1985 einge- mals nachgepresst. Durch diese Pressung werden
baut wurden, keinen Asbest mehr enthalten.
die Quarzkörner und Füllstoffe derart verdichtet,
Bei Renovierungsarbeiten anfallende Altbeläge wie
dass alle Lufteinschlüsse beseitigt und die ein-
t CV-Beläge,
t Flex-Platten,
zelnen Quarzkristalle zu einer festen Einheit ver-
t Vinyl-Asbest-Platten schmelzen.
dürfen nur von Spezialfirmen mit entsprechender Sach- Gepresste Quarz-Vinyl-Beläge zeichnen sich
kunde unter Beachtung strenger Sicherheitsmaßnahmen durch extrem hohe Verschleißfestigkeit, Roll-
entfernt bzw. entsorgt werden. Eigenmächtiges Entfer- stuhl- und sogar Gabelstaplereignung aus, so
nen und Entsorgen ist strafbar und stellt ein Vergehen
gegen die Umwelt dar. Asbesthaltige Stoffe dürfen auch
dass diese Beläge vor allem im Gewerbe- und In-
nicht in die Container für Bauschutt und Baustellenabfäl- dustriebereich sowie in öffentlich zugänglichen
le gegeben werden. Gebäuden wie beispielsweise Warenhäuser, La-
510 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

dengeschäfte, Schulen, Verwaltungsgebäude, Für gewerbliche und industrielle Objekte wie Werkstätten,
Gaststätten, Diskotheken u. a.m. verlegt werden. Fabrikations- und Lagerhallen werden besonders strapa-
zierfähige Linoleumqualitäten angeboten, die sogar mit
Sie eignen sich außerdem zum Verlegen auf Gabelstaplern befahrbar sind.
Fußbodenheizung und sind weitgehend bestän- Darüber hinaus ist Linoleum umweltfreundlich, da es aus
dig gegen gebräuchliche Säuren, Laugen und überwiegend natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen
Lösungsmittel; bezüglich ihres Brandverhaltens hergestellt wird. Im Brandfall entstehen keine schädlichen
werden sie der Baustoffklasse B1 (schwerent- Gase mit Folgeschäden. Altes, ausgebautes Linoleum kann
zwar nicht recycelt, jedoch kompostiert und damit kosten-
flammbar) nach DIN 4102 zugeordnet. günstig und umweltfreundlich entsorgt werden.
Nicht geeignet sind sie für Nassraumbereiche Verlegung/Nahtverschluss. Linoleum sollte jedoch nicht
und Räume mit elektron. Geräten, EDV-Anlagen. in Räumen verlegt werden, in denen mit länger einwirken-
der Feuchtigkeit, heißem Wasser, organischen Lösungsmit-
Regelabmessungen – Gepresste Quarzvinylfliesen (nicht teln, Säuren und Laugen zu rechnen ist; auch sind immer
genormt): Quadratisches Format: 30 x 30 cm. Rechteckige Abdichtungen gegen Feuchtigkeit von unten gemäß Ab-
Formate auf Bestellung: 30 x 5 – 30 x 10 – 30 x 15 – 30 x schn. 11.3.2 vorzusehen.
20 – 30 x 25 cm. Gesamtdicke 2 mm. Verlegung, Aufmaß
und Abrechnung nach VOB Teil C, DIN 18 365, Bodenbelag- Aus der Rohstoffzusammensetzung und dem Herstellungs-
arbeiten. verfahren ergeben sich Materialeigenschaften, die beim
Verlegen von Linoleum zu berücksichtigen sind (Umge-
bungsfeuchte, Klebstoffeinflüsse).
Der Nahtverschluss mit erhitztem Schmelzdraht – bei Lino-
11.4.10.4 Linoleum-Bodenbeläge leum „Verfugung“ genannt – ist vor allem im Objektbereich
und in Räumen, die nassgereinigt bzw. desinfiziert werden
Linoleum wurde vor beinahe 150 Jahren erfun- müssen (Krankenhaus, Pflegeheim), erforderlich. Vgl. hierzu
auch Abschn. 11.4.10.7.
den. Es war der erste Bahnenbelag, mit dem man
Böden großflächig ohne besonderen baulichen Reinigung und Pflege. Modernes Linoleum erfordert
keinen größeren Pflegeaufwand als andere vergleichbare
Aufwand belegen konnte. Neuere Belagarten wie Beläge, – das Bohnern mit Wachsen gehört längst der Ver-
PVC-Beläge und (Nadelvlies-) Teppichböden re- gangenheit an. Aus Gründen der leichteren Reinigung und
duzierten die Marktanteile von Linoleum deutlich, höheren Strapazierfähigkeit wird häufig werkseitig noch
ohne die grundsätzlichen Vorzüge dieses Belages eine dünne PU-Versiegelung auf die Belagoberfläche auf-
gebracht; Linoleum ist jedoch auch unbeschichtet erhält-
in Frage stellen zu können. Mit der wachsenden lich. Die nach der Verlegung und Bauabschlussreinigung
Bedeutung des umweltfreundlichen Bauens und notwendige Einpflege ist gemäß Herstellerempfehlung
Wohnens gewinnt der (nahezu) ganz aus natür- auszuführen. Ungeeignete Reinigungsmittel können zu
lichen Rohstoffen hergestellte Belag wieder ver- Verfärbungen des Belages führen.
11 stärkt an Interesse.
Linoleum (DIN EN 548) besteht im Wesentlichen Linoleum mit Rücken – auch Linoleum-Ver-
aus Leinöl, Naturharzen, Holz- und Korkmehl, bundbelag genannt – besteht aus einer Linole-
mineralischen Füllstoffen sowie Farbpigmen- um-Oberschicht mit Trägermaterial aus Jute und
ten. Diese Grundstoffe werden in verschiedenen einem unterseitig damit untrennbar verbunde-
Verfahren zur teigartigen Linoleum-Deckmasse nen Rücken. Bei dieser Verbundkonstruktion
vermengt bzw. geknetet und unter Hitze und werden die Vorteile der strapazierfähigen
Druck in Walzwerken (Kalandern) auf ein Jut- Oberschicht mit den Vorzügen der jeweiligen
egewebe (Trägermaterial) aufgewalzt. In großen Unterschicht – wie zum Beispiel verbesserte
Trockenkammern muss das Linoleum noch eini- Trittelastizität, Schall- und Wärmedämmung (Fuß-
ge Wochen ausreifen, um die erforderliche End- wärme) – in sinnvoller Weise miteinander ver-
festigkeit zu erreichen. Eine dünne transparente bunden. Im Einzelnen unterscheidet man:
Oberflächen-Versiegelung macht den Belag weit- tLinoleum mit Schaumrücken (DIN EN 686)
gehend unempfindlich gegen Schmutz und ver- tLinoleum mit Korkmentrücken (DIN EN 687).
einfacht die Reinigung.
Produktspezifische Eigenschaften. Linoleum ist ein bis
Korklinoleum (DIN EN 688) ist ein homogener Li-
zum Trägermaterial homogen zusammengesetzter und noleumbelag, dessen Oberschicht deutlich mehr
durchgefärbter elastischer Bodenbelag, in vielen Farben Korkgranulat enthält, um einen bestimmten Be-
und Musterungen erhältlich. Es ist angenehm begehbar, gehkomfort und eine Trittschallverbesserung zu
strapazierfähig, zigarettenglutbeständig, schwerentflamm-
bar (Baustoffklasse B1) nach DIN 4102 sowie permanent an-
erzielen.
tistatisch; in Varianten jedoch auch elektrisch leitfähig her- Korkmentunterlagen (DIN EN 12 455) werden
stellbar. Außerdem ist es beständig gegen Fette und Öle,
Farb- und Filzstifte sowie geeignet für Fußbodenheizung
in Verbindung mit anderen elastischen Boden-
und Stuhlrollenbeanspruchung (DIN EN 12 529 – Rollen- belägen oder als flächige Unterlage bei Hartbe-
typ W). lägen (Laminatboden, Fertigparkett) in Form von
11.4 Fußbodenbeläge 511

Rollen oder Platten für Trittschall- und Wärme- t vollflächig schwimmend mit leimloser Nut-Feder-Ar-
dämmzwecke eingesetzt. retierung (sog. Klickprofilen). Vgl. hierzu auch Abschn.
11.4.9, Laminatböden, mit Bild 11.74, sowie die aktuel-
Die jeweiligen produktspezifischen Anforderungen, Ver- le Normgebung in Abschn. 11.5.
schleißgruppen- und Verwendungsbereich-Klassifizierun-
gen sind den in Abschn. 11.5 angeführten Produktnormen
zu entnehmen. Vgl. hierzu auch Tab. 11.75. Angaben über Rohstoff und Herstellung. Kork wird aus der
Verlegung, Nahtverschluss, Reinigung und Pflege von elas- Rinde der nur sehr langsam – hauptsächlich im
tischen Bodenbelägen s. Abschn. 11.4.10.7. Mittelmeerraum – wachsenden Korkeiche ge-
Regelabmessungen – Linoleum: Bahnenbreite üblicher- wonnen. Aus den gekochten und in Streifen
weise 200 cm, bei Sonderanfertigung 300 cm. Platten- geschnittenen Rindenstücken werden zunächst
formate 50 x 50 – 60 x 60 cm. Belagdicke: 2,0 – 2,5 – 3,2 –
4,0 mm. Gesamtdicke-Verbundbelag: 4,0 – 4,5 – 5,0 mm. Flaschenkorken gestanzt und der Restkork in
Verlegung, Aufmaß und Abrechnung nach VOB Teil C, DIN Schrotmühlen granuliert.
18 365, Bodenbelagarbeiten. Dieses Granulat wird anschließend – entspre-
chend der jeweils gewünschten Optik des her-
zustellenden Belages – sortiert, mit Bindemitteln
11.4.10.5 Kork-Bodenbeläge vermengt und in Stahlformen zu großen Blöcken
und Kork-Fertigparkett verpresst. Davon werden Platten in gewünschter
Bodenbeläge aus Kork sind druckelastisch und Dicke abgeschält, geschliffen und auf Größe ge-
angenehm begehbar, fußwarm, wärme- und stanzt (Presskorkplatten nach DIN EN 12 104).
trittschalldämmend, antistatisch, im Baubereich Mit werkseitig aufgebrachten dekorativen und
verrottungsfrei sowie für Fußbodenheizung ge- ggf. farbig behandelten Kork- bzw. Holzfur-
eignet. Kork-Bodenbeläge werden im gesamten nierschichten lässt sich die Dessinvielfalt noch
Wohnbereich eingesetzt; Beläge mit PVC-Ver- wesentlich erweitern. Besonders exclusive Kork-
schleißschicht sind besonders strapazierfähig furniere entstehen, wenn im Querschnitt qua-
und daher auch im Objektbereich verwendbar. dratisch dimensionierte Rindenstücke in einer
Kork-Bodenbelag gilt außerdem als umwelt- Art Schachbrettmuster übereinandergestapelt,
freundlich, da er aus überwiegend natürlichen, verpresst und anschließend gemessert werden
nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird. (Korkparkett nicht genormt).
Folgende Korkbeläge sind zu unterscheiden: Das mit Bindemittel angereicherte Korkgranulat
kann aber auch auf Fließbänder geschüttet und
Kork-Bodenbeläge großflächigen Pressen zugeführt werden. Die
dabei entstehenden Bahnen dienen bei anderen
11
t Einschichtige Kork-Bodenbeläge aus homogener
Presskorkplatte (DIN EN 12 104), geschliffen, ansonsten Belägen als Unterlage für Wärme- und Trittschall-
unbehandelt. dämmzwecke (Korkmentunterlagen nach DIN EN
t Zweischichtige Kork-Bodenbeläge bestehend aus ei- 12 455). Weitere Einzelheiten sind der Fachlitera-
ner Presskorkplatte, beschichtet mit einer weiteren deko- tur [58] zu entnehmen.
rativen Presskorkplatte oder einem Korkfurnier, geschlif-
fen, ansonsten unbehandelt.
Oberflächenbehandelte Kork-Bodenbeläge (ein- Verlegung und Oberflächenbehandlung. Kork
schichtig, zweischichtig oder furniert), werkseitig vor- ist ein Naturprodukt und weist mehr oder weni-
versiegelt oder vorgewachst. ger große Maßtoleranzen auf. Während furnierte
t Mehrschichtige Kork-Bodenbeläge mit einer durch- Beläge weitgehend dickengleich sind, lassen sich
sichtigen PVC-Verschleißschicht, einem Presskorkträger bei den homogenen, naturbelassenen Presskork-
(Presskorkplatte mit oder ohne dekorativem Furnier aus
Kork oder Holz) und einem unterseitig aufkaschiertem platten kleine Dickendifferenzen (Kantenüber-
PVC-Gegenzugmaterial. stände) nicht vermeiden. Deshalb empfiehlt es
sich, derartige Kork-Bodenbeläge nach dem Ver-
Kork-Fertigparkett kleben zu überschleifen. Furnierte und werkseitig
t Mehrschichtig aufgebaute Verlegeelemente beste- vorbehandelte Korkbeläge dürfen maschinell je-
hend aus einem Trägermaterial (z. B. 6 mm HDF-Platte), doch nicht geschliffen werden. Einzelheiten über
beschichtet mit einer 3 bis 4 mm dicken, endversiegelten
Kork-Nutzschicht und einem unterseitig aufkaschiertem, das nicht ganz unproblematische Verlegen von
2 bis 3 mm dicken Presskork-Gegenzug zur Stabilisierung Kork-Bodenbelägen sind dem entsprechenden
und Trittschalldämmung. Merkblatt [59] zu entnehmen.
Kork-Fertigparkett ist für Feuchträume nicht geeignet;
eine Verlegung auf Fußbodenheizung nicht empfehlens-
Kork-Bodenbeläge bedürfen eines Oberflächen-
wert. Die Elemente sind verlegbar entweder schutzes, da roh belassene Korkfliesen bei der
t vollflächig schwimmend mit Nut-Feder-Verleimung Benutzung sofort verschmutzen würden und
oder Wischwasser in die Fugen eindringen könnte.
512 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Werkseitig unbehandelte Platten müssen daher ten Temperaturbereich. Daher sind Elastomerbe-
nach dem Verkleben vor Ort versiegelt oder ge- läge – im Gegensatz zu thermoplastischen Belä-
wachst werden. Vom Hersteller vorversiegelte/ gen (z. B. PVC-Beläge) – durch Wärmeeinwirkung
vorgewachste Ware muss am Verlegeort immer nicht mehr schmelzbar bzw. verformbar, aber
auch noch endversiegelt/endgewachst werden. auch nicht thermisch verschweißbar.
Korkbeläge mit einer PVC-Verschleißschicht be- Elastomer-Bodenbeläge sind PVC-, halogen- und
dürfen keiner weiteren Oberflächenbehandlung; weichmacherfrei, enthalten kein Asbest und
diese Beläge sind außerdem für Stuhlrollenbean- sind recyclingfähig. Produktionsabfälle und aus-
spruchung (DIN EN 12 529) geeignet. gebaute Altbeläge – frei von Estrich- und Kle-
Kork-Bodenbeläge lassen sich in Wohnungsbä- berrresten – können granuliert und bestimmten
dern ohne Bodenablauf nur einsetzen, wenn Produkten wieder beigemengt werden. Derzeit
eine Versiegelung ausreichend Feuchteschutz werden jedoch alte Beläge entweder auf kontrol-
gegen Wassereinwirkung von oben gewährleis- lierten Deponien entsorgt oder in Industriefeue-
tet. Gewachste Böden und Kork-Bodenbeläge mit rungsanlagen thermisch verwertet.
PVC-Verschleißschicht eignen sich hierfür nicht.
Korkbeläge sind auch nicht geeignet – sofern Der gummitypische Geruch kann sowohl bei Be-
von Seiten der Hersteller keine anderslautenden lägen aus natürlichem als auch synthetischem
Empfehlungen vorliegen – für den Einsatz in Kautschuk auftreten, insbesondere bei intensiver
Nassräumen wie beispielsweise Badezimmer mit Sonneneinstrahlung oder bei Fußbodenheizung.
Bodenablauf, Duschräumen usw. Es liegen jedoch keine Erkenntnisse vor, dass sich
im eingebauten Zustand Probleme durch Emissi-
Die jeweiligen produktspezifischen Anforderungen, Ver- onen aus dem Belag ergeben.
schleißgruppen- und Verwendungsbereich-Klassifizierun-
gen sind den in Abschn. 11.5 angeführten Produktnormen
zu entnehmen. Vgl. hierzu auch Tab. 11.75. Angaben über Ebene homogene und heterogene Elastomer-
Verlegung, Reinigung und Pflege von elastischen Boden- Bodenbeläge (DIN EN 1817) sowie
belägen s. Abschn. 11.4.10.7. Ebene homogene und heterogene Elastomer-
Regelabmessungen – Kork-Bodenbeläge: Rechteckige Bodenbeläge mit Schaumstoffbeschichtung
Formate 30 x 60 – 90 x 15 – 90 x 30 cm. Quadratische For- (DIN EN 1816)
mate 30 x 30 cm. Dicken 4 – 5 – 6 – 8 mm. Kork-Bodenbelag
mit PVC-Verschleißschicht, Gesamtdicke 3,2 mm. Kork- Ebene Elastomerbeläge können homogen oder
Fertigparkett 90 x 30 cm, Gesamtdicke 11 mm. Verlegung, heterogen aufgebaut sein und als Verbundbelag
Aufmaß und Abrechnung nach VOB Teil C, DIN 18 365, Bo-
11 denbelagarbeiten. noch zusätzlich eine trittschallmindernde bzw.
wärmedämmende Unterschicht aus Schaumstoff
aufweisen.
11.4.10.6 Elastomer-Bodenbeläge t Homogene Elastomer-Bodenbeläge weisen über die
(Kautschukbeläge) gesamte Dicke eine durchgehend gleiche Material-
zusammensetzung, Färbung und Musterung auf. Sie
Elastomer-Bodenbeläge werden auf der Basis eignen sich daher für Objekte mit starkem Publikumsver-
kehr und leichtem Fahrverkehr gemäß Tabelle 11.75.
von Synthesekautschuk und/oder Naturkaut-
t Heterogene Elastomer-Bodenbeläge sind immer
schuk unter Zugabe von Füllstoffen, Farbpig- mehrschichtig aufgebaut, wobei die einzelnen Schichten
menten, Vulkanisierungsmitteln und sonstigen unterschiedliche Materialzusammensetzungen aufwei-
Zuschlagstoffen bzw. chemischen Komponenten sen. Während die unteren Schichten stärker mit Füllstof-
hergestellt. Durch entsprechende Rezepturen fen und ggf. recyceltem Altmaterial angereichert sind
und mit einer Stabilisierungseinlage verstärkt sein kön-
können die Eigenschaften der Beläge gezielt be- nen, enthält die obere Nutzschicht hohe Kautschukan-
einflusst und für nahezu jeden Verwendungs- teile. Nutzungsdauer und Preis sind bei diesen Belägen
zweck ein geeigneter Belag hergestellt werden. entsprechend niedriger anzusetzen.
Die zunächst zähelastische Masse wird durch
Kneten und Walzenpressung auf Kalandern zu Produktspezifische Eigenschaften. Kautschuk-
Bahnen gezogen und unter Wärme und Druck Bodenbeläge sind außergewöhnlich strapazier-
durch Vulkanisation in ein dauerhaft elastisches fähig und verschleißfest, maßbeständig, stuhlrol-
Material umgewandelt (chemische Vernetzung lengeeignet, schwerentflammbar (Baustoffklasse
unter Zugabe von Schwefel). Durch das Vulkani- B1 nach DIN 4102) und zigarettenglutbeständig
sieren wird aus der plastomeren (thermoplasti- sowie weitgehend chemisch resistent gegen Säu-
schen) Kautschukmasse ein Elastomer. ren, Laugen, Öle, Fette und Lösungsmittel.
Produkte aus vulkanisiertem Kautschuk haben Sie zeichnen sich außerdem durch eine rutsch-
gleichbleibende Eigenschaften über einen wei- hemmende, sehr dichte und daher relativ wirt-
11.4 Fußbodenbeläge 513

schaftlich zu reinigende Oberfläche aus. Eine Des Weiteren werden noch Spezialbeläge bei-
zusätzliche PU-Oberflächenversiegelung (Ober- spielsweise in elektrostatisch leitfähiger bzw.
flächen-Finish) – wie sie bei den meisten elas- ableitfähiger Ausführung für Räume mit elektro-
tischen Bodenbelägen noch zusätzlich auf- nischen Geräten, UV-beständige Qualitäten für
gebracht wird – kann bei Elastomerbelägen verglaste, tageslichtdurchflutete Zonen sowie öl-
entfallen. und fettbeständige Beläge angeboten.
Gummibeläge sind permanent antistatisch, Son- Mit einem umfangreichen Zubehörprogramm
derqualitäten gibt es jedoch auch elektrisch lassen sich Anschlussprobleme in Randzonen, bei
leitfähig. Ein Nahtverschluss mit Fugenmasse ist Treppenstufen und im Sockelbereich lösen. Auf
möglich, in der Regel allerdings nicht erforder- die große Vielfalt von Farben und Dessins – abge-
lich. stimmt mit den Zubehörteilen – wird besonders
Aufgrund ihrer hohen Gleitsicherheit und Trit- hingewiesen.
telastizität werden sie in Gymnastik-, Sport- und Die Rückseite der Beläge kann entweder glatt
Mehrzweckhallen, aber auch in Pflegeheimen sein oder Zäpfchen aufweisen. Diese Zäpfchen
und Krankenhäusern eingesetzt. Je nach Anfor- ergeben eine hohlraumfreie Verklebung und bei
derungsprofil sind sie außerdem für stark fre- extremer Beanspruchung noch zusätzlich eine
quentierte Bereiche in öffentlichen Gebäuden so- mechanische Verankerung gegen Schub- und
wie Industrie- und Gewerbebetrieben besonders Scherkräfte (Gabelstaplerverkehr)
geeignet. Zum Verlegen im Außenbereich oder in ausge-
Elastomer-Bodenbeläge gibt es sowohl mit klas- sprochenen Nassbereichen sind Elastomer-Bo-
sischem als auch modernem Dessin in großer denbeläge nicht geeignet. Verlegehinweise bein-
Farben- und Mustervielfalt, sowohl als Bahnen- haltet das entsprechende Merkblatt [99].
wie Plattenware. Ein umfangreiches Zubehörpro- Die jeweiligen produktspezifischen Anforderungen, Ver-
gramm (Sockelleisten, Kantenprofile, Formteile schleißgruppen- und Verwendungsbereich-Klassifizierun-
für Treppenbelag) runden das Angebot ab. gen sind den in Abschn. 11.5 angeführten Normen zu
entnehmen. Vgl. hierzu auch Tab. 11.75. Angaben über
Die jeweiligen produktspezifischen Anforderungen, Ver- Verlegung, Reinigung und Pflege von elastischen Boden-
schleißgruppen- und Verwendungsbereich-Klassifizie- belägen s. Abschn. 11.4.10.7.
rungen sind den in Abschn. 11.5 angegebenen Produkt-
normen zu entnehmen. Vgl. hierzu auch Tabelle 11.75. Regelabmessungen – Profilierte Elastomer-Bodenbeläge:
Verlegung, Reinigung und Pflege s. Abschn. 11.4.10.7. Bahnenbreite 120 cm. Plattenformat: 50 x 50 – 60 x 60
cm. Gesamtdicke 2,0 – 2,5 – 3,0 – 3,5 – 4,0 – 4,5 – 5,0 mm.
Regelabmessungen – Ebene Elastomer-Bodenbeläge: Noppenhöhe in der Regel 0,5 mm (1,5 mm bei Extrembe- 11
Bahnenbreite 120 cm. Plattenformat 61 x 61 cm. Dicke 1,8 anspruchung). Verlegung, Aufmaß und Abrechnung nach
bis 3,5 mm. Elastomer-Bodenbeläge mit einer Unterschicht VOB Teil C, DIN 18 365, Bodenbelagarbeiten.
aus Schaumstoff sind nur als Bahnenware erhältlich: Nutz-
schichtdicke ab 1,0 mm, Unterschicht 1,5 bis 2,5 mm. Ge-
samtdicke 3,5 bis 4,5 mm.
11.4.10.7 Verlegung, Nahtverschluss und
Profilierte homogene und heterogene Pflege elastischer Bodenbeläge
Elastomer-Bodenbeläge (DIN EN 12 199) Vor Beginn der Bodenbelagarbeiten hat der Auf-
Elastomer-Bodenbeläge mit profilierter Ober- tragnehmer (Bodenleger) zu prüfen, ob und in-
fläche – auch Gummi-Noppenbeläge genannt – wieweit der Untergrund (Neu-/Altuntergrund) die
bieten zusätzliche Trittsicherheit beim Begehen Voraussetzungen zur Verlegung des vorgesehe-
und vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Die nen Bodenbelages erfüllt und ob dieser auch für
reliefartige Oberfläche besteht in der Regel aus die voraussichtliche Beanspruchung geeignet ist.
klassischen Rundnoppen oder einer Kombination Daraus ergeben sich Prüf- und Hinweispflichten.
von Rund- und Längsnoppen. Falls nach den fachlichen Regeln Bedenken vor-
Profilierte Gummibeläge eignen sich für normale, liegen, sind diese in schriftlicher Form an zustän-
starke und sehr starke Beanspruchungen. Dem- diger Stelle (Auftraggeber/Planer) unverzüglich
entsprechend können sie im Wohnbereich, vor geltend zu machen. Maßgebend sind die Bedin-
allem aber im Objektbereich sowohl in Bouti- gungen der VOB ATV DIN 18 299, Allgemeine
quen, Gaststätten und Arztpraxen, als auch in Regelungen für Bauarbeiten jeder Art sowie DIN
Flughäfen, Bahnhofs-, Messe-, Ausstellungs- und 18 365, Bodenbelagarbeiten.
Schalterhallen oder in U-Bahnen, Straßenbahnen Da verschiedenartige Unterböden unterschied-
und anderen Schienenfahrzeugen eingesetzt liche Vorarbeiten erfordern, sind von Seiten der
werden. Bauplanung entsprechende Angaben über den
514 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Gesamtaufbau der Fußbodenkonstruktion – ins- zu verwenden. Zum Nivellieren von deutlichen Höhen-
besondere über die Art des Estrichs (Bindemittel), unterschieden werden Füllmassen (bis 35 mm) eingesetzt.
Anordnung und Dicke der einzelnen Schichten Vor allem bei dünnen Belägen, die ohne Unterlagen ver-
legt werden und bei denen im Gegenlicht jede kleinste
(Dämmung, Abdichtung) sowie über die Funkti- Unebenheit sichtbar ist, sind selbstverlaufende Spachtel-
on der Bewegungsfugen – im Leistungsverzeich- massen notwendig.
nis anzugeben. Auch bei nicht oder nur gering saugenden Untergrün-
Die Prüf- und Hinweispflicht des Verlegers be- den muss in der Regel eine mind. 2 mm dicke Spach-
telschicht aufgebracht werden, die das überschüssige
zieht sich nur auf die Beschaffenheit des Verlege- Wasser aus Dispersions-Klebstoffen vorübergehend
untergrundes, nicht aber auf etwaige darunterlie- aufnimmt. Ansonsten würde bei direktem Klebstoffauf-
gende Schichten bzw. Schichtenfolgen. trag auf weitgehend dichtem Untergrund nicht nur das
Abbinden verzögert, sondern auch der Bodenbelag die
Feuchtigkeit des Klebers aufnehmen, sich dadurch aus-
Prüfung des Verlegeuntergrundes. Elastische dehnen, an den Rändern aufstellen und Blasen bilden.
Bodenbeläge können auf neuen Untergründen Vgl. hierzu auch Abschn. 11.3.6.4, Spachtelung von Guss-
(z. B. Estriche, Fertigteilestriche) oder auf geeig- asphaltestrich.
neten Altbelägen – sofern diese mit dem Unter- Überstehende Randdämmstreifen mit Abdeckung dür-
grund fest verbunden sind und keine wesent- fen erst nach dem Spachteln abgeschnitten werden,
damit die Randfugen nicht durch Spachtelmasse o. Ä.
lichen Verunreinigungen aufweisen – verlegt verfüllt und dadurch funktionslos werden. Vgl. hierzu Ab-
werden. In jedem Fall muss die Beschaffenheit schn. 11.3.6.4, Zementestrich auf Dämmschicht.
des Untergrundes vom Bodenleger sorgfältig ge-
prüft und die Oberfläche mit geeigneten Werk- Klebstoffe
stoffen und Verfahren so behandelt werden, dass
sie belegreif ist und den Anforderungen der DIN Die Wahl eines geeigneten Klebestoffes hängt
18 365, Bodenbelagarbeiten, entspricht. von der Belagart, der Beschaffenheit des Unter-
Besonders sorgfältig zu prüfen ist der zulässige grundes, der voraussichtlichen Beanspruchung
Feuchtegehalt entsprechend der Art des Unter- des Bodens und den örtlichen Verhältnissen ab.
grundes und des vorgesehenen Belages (Tabel- So dürfen auf beheizbaren Fußbodenkonstrukti-
len 11.32 sowie 12.9), die Festigkeit, Ebenheit onen nur solche Klebstoffarten verwendet wer-
(Tabelle 11.2) und sonstige Beschaffenheit der den, die von der Herstellerfirma als „für Fußbo-
Oberfläche, ihre Höhenlage zu anschließenden denheizung geeignet“ gekennzeichnet sind.
Bauteilen, der normgerechte Überstand des Elastische Bodenbeläge werden vollflächig ver-
11 Randdämmstreifens sowie die Markierung von klebt. Zuvor sind sie im jeweiligen Verlegeraum
Messstellen und das Aufheizprotokoll bei beheiz- ausreichend lang zu akklimatisieren, so dass sich
ten Fußbodenkonstruktionen. das Material an Temperatur und Luftfeuchte an-
passen kann. Die Klebstoffe müssen so beschaf-
Vorbereitung des Verlegeuntergrundes. Der Unter- fen sein, dass durch sie eine feste und dauerhafte
grund, auf dem elastische Bodenbeläge verlegt werden
sollen, muss eben, ausreichend fest und tragfähig, rissefrei,
Verbindung erreicht wird. Sie werden in der Re-
dauerhaft trocken, frei von Verunreinigungen wie Fetten, gel mit einem Zahnspachtel aufgetragen; dabei
Ölen, Farbresten und losen Teilen sowie Trenn- und Sinter- sind die Verarbeitungsvorschriften der Klebstoff-
schichten sein. Objektbezogene Besonderheiten sind vom hersteller genauestens einzuhalten.
Bodenleger zu prüfen und entsprechend zu berücksichti-
gen (z. B. Stuhlrollenbeanspruchung, Fußbodenheizung
usw.) Klassifizierung von Klebstoffen. Klebstoffe
t Grundieren. Die meisten Verlegeuntergründe werden
dürfen weder für den Bodenleger noch für den
zunächst mit einer Grundierung (sog. Vorstrich) vorbe- Benutzer gesundheitsschädigende bzw. raum-
handelt. Diese reduziert die Saugfähigkeit mineralischer luftbelastende Komponenten enthalten. Eine
Untergründe, bindet den Staub, schützt feuchtigkeits- der wichtigsten Voraussetzungen dafür ist, dass
empfindliche und quellfähige Verlegeflächen (z. B. An-
hydritestrich, Holzspanplatten) vor dem Wasser aus
die eingesetzten Klebstoffe keine Lösungsmittel,
Spachtelmassen und Klebstoffen und verbessert den vor allem aber auch keine sogenannten synthe-
Haftverbund bei sehr dichten und sehr glatten Unter- tischen Weichmacher (Hochsieder) enthalten,
grundflächen. die unter Umständen auf Wochen, Monate und
t Spachteln. Durch das anschließende Spachteln des Un- sogar Jahre hinaus schädliche oder geruchlich
tergrundes wird sichergestellt, dass die Verlegefläche unangenehme Komponenten an die Raumluft
eine optimale Saugfähigkeit, gute Festigkeit und ausrei-
chende Ebenheit aufweist.
emittieren.
Je nach Bedarf soll Feinspachtelmasse (bis 5 mm) die Po-
Es macht allerdings wenig Sinn, wenn nur der
ren füllen und kleinere Unebenheiten ausgleichen; bei Bodenleger emissionsarme Produkte einsetzt,
größeren Unebenheiten ist Ausgleichsmasse (bis 10 mm) andere Verarbeiter jedoch mit hoch lösungsmit-
11.4 Fußbodenbeläge 515

telhaltigen Grundierungen, Spachtelungen, Lack- t Lösungsmittelklebstoffe (GISCODE-Klassifizierung S1


farben usw. in den Innenräumen arbeiten. Daher bis S6). Sie sind aufgrund ihres Lösungsmittelgehaltes
feuergefährlich (Vorsicht: Explosionsgefahr!). Die ent-
müssen alle Produkte des Innenausbaues – ein- sprechenden Sicherheitsvorschriften sind genauestens
schließlich der Holzwerkstoffe und Einrichtungs- einzuhalten. Bei dieser Klebstoffart werden die Binde-
gegenstände – möglichst emissionsarm sein, um mittel (Kunstharz oder Naturharz) von den organischen
Lösungsmitteln an- bzw. aufgelöst. Die Bindung erfolgt
die angegebenen Richtwerte nicht zu überschrei- durch Verdunsten des Lösungsmittels.
ten. Vgl. hierzu auch Abschn. 11.4.2, Ökologische Lösungsmittelhaltige Kunstharzklebstoffe sollten im Hin-
Bewertung. blick auf die Umweltbelastung, Explosions- und Feuerge-
fahr nur noch dann verwendet werden, wenn ihr Einsatz
GISCODE/EMICODE. Diese Forderung führt zur aus technischen Gründen unumgänglich ist. Vgl. hierzu
auch Abschn. 11.4.8.2, Parkettklebstoffe.
Klassifizierung von Klebstoffen nach ihrem Löse-
mittelgehalt und Emissionsverhalten. So teilt die t Kontaktklebstoffe (Neoprenebasis). Sie gehören eben-
falls zu der Gruppe der lösungsmittelhaltigen Klebstoffe
in Abschn. 11.4.2 angesprochene TRGS 610 bzw. und werden deshalb nur noch in Ausnahmefällen, wie
GISCODE-Klassifizierung Klebstoffe, Spachtel- beispielsweise zum Ankleben von Profilen, Sockelleis-
massen und Vorstriche in ten, Treppenbelägen o. Ä. eingesetzt. Der Klebstoff wird
dabei beidseitig – auf Belagrückseite und Verlegeunter-
tstark lösemittelhaltige (über 10 %), grund – aufgetragen und der Belag nach dem Ablüften
tlösemittelhaltige (bis 10 %), dann passgenau eingelegt; eine nachträgliche Korrektur
ist nicht mehr möglich.
tlösemittelarme (bis 5 %), Zwischenzeitlich wurden jedoch auch Kontaktklebstoffe
tlösemittelfreie (ohne bzw. bis max. 5 %) Pro- auf Dispersionsbasis – lösemittelarm oder lösemittelfrei
dukte ein. – entwickelt, die aus Gesundheits- und Umweltgründen
bevorzugt zu verwenden sind.
In den letzten Jahren wurden Verlegewerkstoffe t Reaktionsklebstoffe. Sie können auf Polyurethanbasis
entwickelt, die fast vollständig ohne Lösungsmit- (GISCODE-Klassifizierung RU1 bis RU4) oder Epoxidharz-
basis ((GISCODE-Klassifizierung RE 1 bis RE 4) hergestellt
tel auskommen. Dies führte zu der Produkt-Klassi- sein. Diese meist 2-komponentigen Klebstoffe sind lö-
fizierung EC1 bis EC3 nach EMICODE. Somit kann sungsmittel- und wasserfrei. Die Klebung erfolgt durch
heute davon ausgegangen werden, dass nahezu chemische Reaktion (Harz/Härter).
alle Klebstoffhersteller lösemittelfreie bzw. sehr Reaktionsklebstoffe werden überall dort eingesetzt, wo
emissionsarme Alternativen für alle in Frage kom- der Belag hohen mechanischen und chemischen Bean-
spruchungen ausgesetzt ist, aber auch Feuchtigkeits-
menden Anwendungen anbieten. Die zunächst und Witterungsbeständigkeit gefordert sind (Vorsicht:
vorgetragenen Bedenken, Dispersionsklebstoffe
auf Wasserbasis böten nicht die gleiche Klebe-
Dampfsperre!). Sie sind auf nahezu allen Verlegeunter-
gründen einsetzbar (Außen- und Nassbereich) und auch 11
leistung wie lösemittelhaltige Klebstoffe, können für die Klebung von Parkett besonders geeignet.
zwischenzeitlich als überholt angesehen werden. Bei den 2-Komponenten-Klebern muss jedoch zumin-
dest eine Komponente als „Gefahrstoff“ eingestuft wer-
Für Klebungen von elastischen und textilen Bodenbelä- den (Reizungen, Ätzungen). Dementsprechend sind Ar-
gen werden folgende Klebstoffarten angeboten: beitsschutzmaßnahmen erforderlich und die Entsorgung
kann zum Teil nur als Sondermüll erfolgen. Näheres über
t Dispersionsklebstoffe (GISCODE-Klassifizierung D1 bis die „Technischen Regeln für Gefahrstoffe“ (TRGS 610 für
D7). Sie können sehr unterschiedlich aufgebaut sein, so Bodenbelagarbeiten) s. Abschn. 11.4.2 sowie Abschn.
dass für nahezu alle Anwendungsgebiete geeignete Kle- 11.4.8.2, Parkett-Klebstoffe.
ber zur Verfügung stehen. Das Bindemittel ist in Wasser
dispergiert; dieses verdunstet oder wird vom Untergrund Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird an dieser Stelle
aufgesaugt. Daher ist eine gewisse Vorsicht bei feuchtig- nicht näher auf die belagtypischen Verlegebedingungen
keitsempfindlichen Untergründen und Belägen (z. B. Par- eingegangen. Einzelheiten sind den branchenbekannten
kett) angebracht. Außerdem sind Dispersionsklebstoffe Merkblättern [59], [60], [61], „Kleben von Kork-Bodenbelä-
– auch wenn sie abgebunden haben – nicht wasserfest. gen“, „Kleben von Linoleum-Bodenbelägen“, „Kleben von
Deshalb sind elastische Bodenbeläge, die ständig nass Elastomer-Bodenbelägen“ zu entnehmen.
gereinigt werden oder starker Nässe ausgesetzt sind,
unbedingt zu verschweißen oder zu verfugen. S. hierzu
nachstehenden Abschnitt „Nahtverschluss bei elasti- Elektrostatisches Verhalten
schen Bodenbelägen“.
von Bodenbelägen
Dispersionsklebstoffe enthalten in der Regel keine oder
nur geringe Mengen an organischen Lösungsmitteln. Alle Stoffe enthalten positive und negative elek-
Aufgrund dessen sind sie nicht brennbar und umwelt-
freundlich, so dass sie die gesundheitlichen Risiken bei trische Ladungen, die normalerweise im Gleich-
der Verlegung und die Umweltbelastung wesentlich gewicht stehen, was dazu führt, dass die Materia-
verringern. Allerdings gibt es auf dem Markt auch Disper- lien sich somit elektrisch neutral verhalten.
sionsklebstoffe, die als „lösungsmittelfrei“ entsprechend
TRGS 610 gekennzeichnet sind, obwohl sie „hoch sie-
dende Lösungsmittel“ enthalten und somit die Raumluft Elektrostatische Aufladungen entstehen – ins-
über Jahre hinweg belasten können. besondere bei isolierenden Stoffen – beispiels-
516 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

weise durch Reibung zweier Oberflächen an- schen zwei Elektroden, die in einem bestimmten Ab-
einander (Oberbekleidung an Möbelpolstern) stand aufgesetzt werden.
oder bei innigem Kontakt und anschließender t Der Durchgangswiderstand (Volumenwiderstand RV)
gibt den elektrischen Widerstand in vertikaler Richtung
Trennung (Abheben der Schuhsohle vom Boden- an. Gemessen wird zwischen einer Elektrode auf der
belag). Infolge derartiger Reibungs- und Tren- Oberfläche des Bodenbelages und einer Elektrode auf
nungsvorgänge kann es dann zu einem mehr der unmittelbar gegenüberliegenden Unterseite eines
oder weniger unangenehmen Schlag beim Be- unverlegten Belages.
rühren geerdeter Metallteile kommen. t Der Erdableitwiderstand (Widerstand gegen Schutz-
erde RE) kennzeichnet den elektrischen Widerstand,
Auch Computer und andere elektronische Gerä- gemessen zwischen einer auf der Oberfläche eines ver-
te können durch elektrostatische Auf- und Ent- legten Bodenbelages angebrachten Elektrode und der
ladungen in ihrer Funktion gestört werden. Von Schutzerde (Erdpotential) des Hausstromsystems.
den EDV-Herstellern werden daher Anforderun-
Aufladungsmessungen
gen an die Höhe der durch Begehen hervorge-
rufenen Personenaufladung, an den Erdableitwi- t Die Personenaufladung (UP), die beim Begehen eines
Bodenbelages entsteht, wird nach der Begehtestmetho-
derstand sowie an die Mindestwerte der relativen de bestimmt (Maßeinheit kV-Kilovolt). Da das elektro-
Luftfeuchte gestellt. Vgl. hierzu auch Abschn. statische Verhalten eines Stoffes hauptsächlich von der
11.4.12.3, Elektrostatisches Verhalten textiler relativen Luftfeuchte abhängt, sind die Messungen unter
Bodenbeläge. geregelten Bedingungen (Klimakammer mit +23 °C und
12 – 25 – 50 % relativer Luftfeuchte) durchzuführen.
Gemessen wird die Spannung U einer Versuchsperson,
Elektrostatisches Verhalten. Für die Messung die einen Bodenbelag mit vorgeschriebenem Schuhwerk
und Bewertung der elektrostatischen Eigenschaf- begeht.
ten von Fußbodenbelägen gab und gibt es eine
Vielzahl produktspezifischer DIN-Normen. Im Zu- Klassifizierung von Fußböden
ge der Harmonisierung der europäischen und in-
Das elektrostatische Verhalten von Fußböden wird nach
ternationalen Normen erfolgt zur Zeit eine inhalt- DIN EN 61 340-4-1(IEC 61 340-4-1) in drei Klassen definiert:
liche Zusammenfassung, die jedoch noch nicht
t Elektrostatisch leitender Fußboden (ECF). Hierbei
abgeschlossen ist. handelt es sich um einen Fußboden, der einen ausrei-
In der internationalen Norm DIN EN 61 340-4-1 chend niedrigen Widerstand hat, um Ladungen schnell
abzuleiten, wenn er geerdet oder mit einem beliebig
(IEC 61 340-4-1), Elektrostatisches Verhalten von niedrigen Potential verbunden wird.
Bodenbelägen und verlegten Fußböden, sind
11 Prüfverfahren sowie Messungen des Widerstan-
Er ist durch einen Widerstand RX ≤ 106 Ohm gekenn-
zeichnet.
des und der Aufladefähigkeit festgelegt. Die in t Ableitfähiger Fußboden (DIF). Ein Fußboden, der eine
dieser Norm beschriebenen Verfahren sind für Ladungsableitung ermöglicht, wenn er geerdet oder mit
Prüfungen an allen Bodenbelägen und verlegten einem beliebig niedrigen Potential verbunden wird.
Fußböden geeignet. Sie gilt damit für elastische Er ist durch einen Widerstand RX 106 Ohm bis 109 Ohm
und textile Beläge genau so, wie für Laminat- und gekennzeichnet. Beispiele: EDV-Zentralen, Rechenzent-
ren, Steuerungszentralen.
Fertigparkettfußböden.
t Antistatischer (astatischer) Fußboden (ASF). Hierbei
Um das elektrostatische Verhalten von Fußbo- handelt es sich um einen Fußboden, der die Ladungser-
denelememten beurteilen zu können, ist es da- zeugung durch Kontakttrennung oder Reiben mit einem
nach notwendig, den Oberflächenwiderstand anderen Werkstoff (z. B. Schuhsohlen oder Räder) her-
(RS), den Durchgangswiderstand (RV) und die absetzt. Ein solcher Fußboden ist nicht unbedingt elek-
trisch leitend oder ableitfähig.
Personenaufladung (Up) im Begehversuch zu
Antistatische Fußböden werden für häusliche oder öf-
messen. Bei verlegten Fußböden tritt anstelle des fentliche Anwendungen verwendet; sie werden durch
Durchgangswiderstandes der Erdableitwider- die Spannung einer Person, die auf dem Fußboden geht,
stand (RE). gekennzeichnet. Ein zusätzliches Kriterium ist die jeweili-
ge, sog. Umgebungsbedingungsklasse (Temperatur und
relative Luftfeuchte).
Widerstandsmessungen Diese Körperspannung (Aufladungsspannung) Up darf
Der Widerstand eines Bodenbelages wird durch den 2 kV nicht überschreiten. Beispiele: Wohn-, Büro-, Ver-
Oberflächen- und den Durchgangswiderstand charakte- kaufs- und Ausstellungsräume mit elektronischen Ge-
risiert (Maßeinheit Ohm). Verfahren zur Bestimmung des räten.
elektrischen Widerstandes sind in DIN EN 1081 festge-
legt. Verlegemaßnahmen (Elastische Bodenbeläge).
t Der Oberflächenwiderstand (RS) gibt den elektrischen t Antistatische Bodenbeläge. Einige elastische Boden-
Widerstand in horizontaler Richtung an. Gemessen wird beläge, wie beispielsweise Gummibeläge (Elastomer-
an der Oberfläche eines verlegten Bodenbelages zwi- beläge) und Linoleum, sind bereits aufgrund ihrer ma-
11.4 Fußbodenbeläge 517

terialspezifischen Eigenschaften antistatisch. Andere t Thermisches Verschweißen. Dieses Verfahren wird


Belaggruppen, wie zum Beispiel PVC-Beläge, erhalten ih- beim Verschweißen der Nähte von homogenen PVC-
re Antistatik durch Beimischen von Kohlenstoff (Graphit, Belägen und PVC-Verbundbelägen mit Korkment oder
Rußzusatz) oder leitfähige Kohlenfasern in der jeweiligen Schaumstoffschicht sowie bei allen PVC-Belägen auf
Haupt- oder Zusatzfarbe. Werden derart ausgerüstete Fußbodenheizung und im Objektbereich angewandt,
Beläge mit ganz normalen, nicht leitfähigen Klebern ver- wo mit außergewöhnlichen Belastungen (z. B. Wasser-,
legt, so sind sie als antistatisch zu bezeichnen. In diesem Stuhlrollen-, Wärmeeinwirkung) zu rechnen ist.
Fall ist sichergestellt, dass die Personenaufladung unab- Der zu verschweißende Belag wird zunächst entlang der
hängig von der Art der Verlegung nicht größer als 2 kV Naht (Nahtschnitt) ausgefräst. Anschließend wird eine
ist. PVC-Schweißschnur unter Zufuhr heißer Luft (Heißluft-
t Ableitfähige Bodenbelagkonstruktionen. Um mögli- Schweißverfahren) in die ebenfalls erhitzte Nahtfuge ein-
che Störungen durch elektrostatische Auf- und Entladun- gepresst und bei hoher Temperatur mit dem Bodenbe-
gen in Räumen auszuschalten, in denen eine besonders lag zu einer homogenen Einheit zusammengeschweißt
hohe Sicherheit gefordert wird (z. B. in EDV-Räumen, (Bild 11.76 und 11.77). Nach dem Abkühlen wird die
explosionsgefährdeten und medizinisch genutzten Räu- überstehende Schweißschnur in zwei Arbeitsgängen flä-
men) sind ableitfähige Bodenbelagkonstruktionen ein- chenbündig mit der Belagoberseite abgestoßen. Belag
zuplanen. Je nach Art der vorgesehenen Raumnutzung und Schweißnaht können in Kontrastfarben oder Ton in
und den sich daraus ergebenden Anforderungen an Fuß- Ton gehalten sein.
böden unterscheidet man: t Fugenverschluss bei Linoleum. Das Schließen der Fu-
t Ableitfähige Verlegung mit leitfähigem Klebstoff gen erfolgt bei diesem Belag durch einen Schmelzdraht,
und leitfähiger Grundierung (Vorstrich). Zunächst der ähnlich wie zuvor beschrieben, bei hoher Tempera-
wird die Grundierung mit einer Rolle vollflächig auf tur schmilzt, in die ausgefräste Fuge einläuft und sich
den Untergrund aufgetragen und nach dem Trocknen mit dem Belagmaterial verbindet. Dabei findet allerdings
der leitfähige Belag mit leitfähigem Klebstoff verlegt. keine Verschweißung statt, sondern nur ein Ausfüllen
Dabei wird je 40 m2 Bodenfläche eine etwa 1 m lan- der Fuge und mechanisches Anhaften des schmelzbaren
ge Kupferbandfahne mit aufgeklebt; der spätere Materials an der Belagkante.
Anschluss dieser Kupferbahnen an den Potentialaus- Diese Art des Verfugens reicht im Regelfall völlig aus. Bei
gleich (Erdung) muss von einem Elektrofachmann ord- speziellen Anforderungen (z. B. im Labor- und Kranken-
nungsgemäß durchgeführt werden. Die Fugen elekt- hausbereich) erfolgt das Verfugen mit zweikomponen-
risch ableitfähig verlegter Bodenbeläge werden in der tigen Fugenmassen auf Polyurethanbasis. Der Fugen-
Regel verschweißt (Nahtverschluss). schluss ist bei Linoleum immer zu empfehlen.
t Ableitfähige Verlegung mit leitfähigem Klebstoff
auf durchlaufenden Kupferbändern. Diese Verlege-
art wird beispielsweise gewählt bei Plattenware und
bei Untergründen, auf denen eine leitfähige Grun-
dierung nicht geeignet ist (z. B. Holzuntergründe,
Magnesiaestriche) und bei Belagkonstruktionen, die
besonders ableitfähig ausgebildet sein müssen. Hier-
bei werden durchlaufende Kupferbänder (ggf. auch
11
Gitternetze aus Kupferbändern) auf den vorbereiteten
Untergrund mit leitfähigem Klebstoff aufgeklebt, so
dass jede Platte oder Bahn mindestens einmal Kon-
takt mit dem Kupferband hat. Die durchlaufenden
Kupferbänder sind an den Enden mit einem Querband
(Ringleitung) miteinander zu verbinden und je 40 m2
Bodenfläche mindestens einmal an den Potentialaus-
gleich anzuschließen.
Maßgebend für die Ausführung der ableitfähigen Ver-
legung und für die Verwendung geeigneter Hilfsmittel 11.76a 11.76b
und Klebstoffe sind die Richtlinien der Klebstoffher-
steller sowie die TKB-Merkblätter [57] bis [61] des In-
dustrieverbandes Klebstoffe.

Nahtverschluss bei elastischen Bodenbelägen


Die Nähte elastischer Bodenbeläge – einschließ-
lich der Anschlussfugen zu den Sockelprofilen
– können aus Gründen der Optik (auseinander-
klaffende Fuge), der Hygiene (Schmutzansamm-
lung in der Naht), der Haltbarkeit (Reinigungs-
wasser- bzw. Reinigungsmittel-Einwirkung) und
der Gestaltung (dekorative Kontrastfarben) ver- 11.76c 11.76d
schlossen werden. Anforderungen bezüglich der 11.76 Nahtverschluss bei homogenen PVC-Belägen und
Nahtfestigkeit (z. B. in OP-Räumen, Reinräumen) PVC-Verbundbelägen mit Rücken aus Korkment
sind in DIN EN 684 festgelegt. oder Schaumstoffschicht
518 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

t Erstpflege bzw. Einpflege. An die Bauschlussreinigung


1 schließt sich unmittelbar eine Erstpflege an und zwar be-
2 vor der Boden begangen oder benutzt wird. Diese Pflege-
3 mittelbeschichtung hat die Aufgabe, den Bodenbelag vor
mechanischen oder chemischen Einflüssen zu schützen
4 (Werkerhaltung), das Aussehen zu verbessern und die
nachfolgenden Reinigungsmaßnahmen (Unterhaltsreini-
5 gung) zu vereinfachen und zu erleichtern. Ohne diesen
Schutzfilm ist das spätere Entfernen von Verunreinigun-
gen schwieriger und wesentlich kostenaufwändiger.
6
Vermehrt werden elastische Bodenbeläge auf dem Markt
angeboten, die ein sog. Oberflächen-Finish (Oberflä-
chenschutzsystem) aufweisen. Mit dieser bereits werk-
seitig aufgebrachten PU-Versiegelung soll erreicht wer-
den, dass die sonst übliche und notwendige Einpflege
7 entfallen kann, die tägliche Unterhaltsreinigung verein-
8 9 10 11 facht und die Verschleißfestigkeit und damit Nutzungs-
dauer eines elastischen Bodenbelages erhöht wird.
t Unterhaltsreinigung. Hierunter versteht man die lau-
fende Behandlung des Bodenbelages über einen län-
geren Zeitraum. Je nach Art und Grad der Verschmut-
zung werden dem Wischwasser sog. Wischpflegemittel
(Selbstglanz-Emulsionen) zugegeben. Moderne Produk-
te ermöglichen Reinigung und Pflege in einem Arbeits-
gang.
11.77 Schematische Darstellung eines flächenbündigen
Boden- Wandüberganges mit elastischem Boden- t Grundreinigung. In größeren Zeitabständen ist eine
belag und Einputzsockelleiste Grundreinigung erforderlich, bei der sehr hartnäckige
Verschmutzungen und alte Pflegemittelschichten ent-
1 Mauerwerk fernt werden. Daran schließt sich in der Regel wieder ei-
2 Mörtelbett ne erneute Erstpflege an.
3 keramische Wandfliese
4 elastoplastische Fugenmasse
5 Einputzsockelleiste
Um zu gewährleisten, dass die Pflege des jewei-
6 PVC-Verbundbelag (Sockelstreifen) ligen elastischen Bodenbelages in geeigneter
7 Hohlkehlenprofil Form erfolgt, hat der Bodenleger gemäß DIN
8 Randdämmstreifen mit Abdeckung 18 365, Bodenbelagarbeiten, dem Auftraggeber
9 schwimmender Estrich
eine Reinigungs- und Pflegeanweisung – bereits
11 10 Nahtverschluss mit PVC-Schweißschnur
11 PVC-Verbundbelag (Bodenbelag) unmittelbar nach der Belagverlegung und nicht
erst mit der Schlussrechnung – zu übergeben.
Ungeeignete Pflegemittel können zu erheblichen
Reinigung und Pflege elastischer Bodenbeläge Bodenbelagschäden führen!
Wie in Abschn. 11.4.7.4 näher erläutert, ist auch
Bereits bei der Planung der Gebäude sollten als bei elastischen Bodenbelägen auf eine ausrei-
vorbeugende Maßnahme Schmutzschleusen in chende Rutsch- und Trittsicherheit zu achten. Auf
der gesamten Breite der Eingangsbereiche vor- die richtige Beschaffenheit der Rollen von Büro-
gesehen werden. rollstühlen gemäß DIN EN 12529 wird in Abschn.
Da sich die elastischen Bodenbeläge sowohl in 11.4.12.3 näher eingegangen.
ihrer materialspezifischen Zusammensetzung als
auch hinsichtlich ihres Fugenschlusses teilwei-
se deutlich voneinander unterscheiden, kann es 11.4.11 Industrieböden aus Reaktions-
für diese Belaggruppe auch keine allgemein ver- harzen: Oberflächenschutz-
bindliche Aussage über Reinigung und Pflege systeme auf Kunststoffbasis
geben. Gültige Reinigungs- und Pflegeanweisun-
gen sind daher immer den Unterlagen der jewei- Bei den als Oberflächenschutz von Fußböden
ligen Belaghersteller zu entnehmen. Im Wesentli- verarbeiteten Kunststoffen unterscheidet man
chen unterscheidet man folgende Verfahren: im Wesentlichen zwischen thermoplastischen
t Bauabschlussreinigung. Diese wird sofort nach Ab- Kunstharzen (Thermoplaste) und Reaktionshar-
schluss der Verlegearbeiten durchgeführt. Sie muss be- zen (Duromere).
sonders gründlich erfolgen, damit die Belagoberfläche
von allen Rückständen und Verschmutzungen restlos
Thermoplaste sind makromolekulare Verbindun-
befreit ist und die nachfolgenden Pflegemittel eine gute gen, die bei höheren Temperaturen erweichen.
Bodenhaftung eingehen können. Zur Oberflächenbehandlung von Fußböden wer-
11.4 Fußbodenbeläge 519

den sie entweder als wässrige Dispersion oder als Innerhalb jeder Stoffgruppe lassen sich durch
lösungsmittelhaltige Beschichtung (Kunstharz- unterschiedliche Ausgangskomponenten und
lösung) eingesetzt. Sie erhärten durch physika- Formulierungen Endprodukte mit zum Teil sehr
lische Trocknung (Verdunstung) – nicht durch unterschiedlichen Eigenschaften herstellen. Fer-
chemische Reaktion – und können deshalb nur ner werden die Eigenschaften durch Füllstoffe,
in dünnen Schichten aufgetragen werden. Da sie Zuschläge und Pigmente bestimmt. Zu den am
auch nur begrenzte Festigkeiten erreichen, wer- häufigsten verwendeten Reaktionsharzen zählen
den thermoplastische Kunstharze in der Indus- die Epoxidharze (gefolgt von den Polyurethan-
triefußbodentechnik nur bedingt eingesetzt und harzen) – trotz ihres relativ hohen Preises – da sie
an dieser Stelle nicht näher berücksichtigt. am vielseitigsten eingesetzt und unter bauprakti-
schen Gegebenheiten am einfachsten und risiko-
Reaktionsharze (Duromere) sind nach DIN losesten verarbeitet werden können.
16 945 flüssige oder verflüssigbare Kunstharze, Auf die produktspezifischen Unterschiede wird
die entweder für sich oder mit Reaktionsmitteln im Rahmen dieser Abhandlung aus Gründen
(Härter oder Beschleuniger) ohne Abspaltung der Übersichtlichkeit nicht näher eingegangen.
flüchtiger Komponenten durch Polyaddition Einzelheiten über die Herstellung, Verarbeitung
oder Polymerisation chemisch erhärten. Kurz vor und Eigenschaften der erwähnten Reaktionsharz-
der Verarbeitung werden die einzelnen Kompo- gruppen sind dem BEB-Arbeitsblatt KH-O/S zu
nenten in flüssigem Zustand auf der Baustelle entnehmen [62].
zur verarbeitungsfertigen Reaktionsharzmasse
vermischt und je nach Füllstoffzugabe in flüssiger Prüfung und Vorbereitung des Untergrundes. Die Halt-
oder spachtelgerechter Form auf den Verlegeun- barkeit und Widerstandsfähigkeit der Reaktionsharz-Nutz-
tergrund aufgetragen. schicht wird wesentlich von der Festigkeit und Güte des je-
weiligen Untergrundes bestimmt. Es eignen sich vor allem
Die Kunstharze können als transparente, pigmen- Beton (z. B. bewehrte Bodenplatten, Stahlbetondecken)
tierte oder mit Füllstoffen/Zuschlägen angerei- oder Zementestrich mit Mindestfestigkeiten bei leichten
cherte Produkte eingesetzt werden. Aufgrund Beanspruchungen ≥ C 25/30 bzw. C 20/F 3, bei höheren
Beanspruchungen ≥ C 35/40 bzw. C 25/F 4; die Abreiß-
ihrer hervorragenden Eigenschaften eignen sie festigkeit (Haftzugfestigkeit) des Untergrundes soll ohne
sich in besonderem Maße zur Herstellung von Fahrbeanspruchung ≥ 1,0 N/mm2, mit Fahrbeanspruchung
Industrieböden; seit einigen Jahren werden sie ≥ 1,5 N/mm2 betragen. Bei anderen Untergründen – wie
aber auch für dekorativ-farbige Bodenbeschich- beispielsweise Anhydrit- oder Gussasphaltestrich – sind be-
sondere Vorschriften der Hersteller zu beachten.
tungen angeboten.
Der Verlegeuntergrund muss tragfähig, fest, ferner frei von
11
Durch die Reaktionsharzschicht wird die Abnut- losen Bestandteilen und Verunreinigungen sowie staub-
zung der Oberfläche und damit die Staubbil- und ölfrei sein. Ungenügend feste Oberflächenzonen sind
dung auf ein Minimum reduziert, ein dauerhafter durch Fräsen, Strahlen, Schleifen oder Abstemmen abzu-
Schutz des Untergrundes vor mechanischen Be- tragen. Die zulässigen Ebenheitstoleranzen sind Tabelle
11.2 zu entnehmen.
anspruchungen, chemischen Angriffen und ther-
mischen Belastungen erreicht, die Reinigung und Bei feuchtigkeitsempfindlichem Reaktionsharz muss der
Untergrund eine Restfeuchte von unter 3 % aufweisen, bei
Pflege erleichtert sowie eine farblich ansprechen- feuchtigkeitsverträglichem Reaktionsharz so weit trocken
de Nutzfläche geschaffen. Reaktionsharzböden sein, dass die jeweilige Grundierung in die Oberflächen-
weisen normalerweise einen hohen elektrischen zone des Untergrundes eindringen kann. S. hierzu Tabelle
Leitwiderstand auf, sie können bei Bedarf jedoch 11.32 und 12.9.
auch leitfähig eingestellt werden. S. hierzu Ab- Da die meisten Reaktionsharze gegen rückseitige Durch-
schn. 11.4.10.7, Elektrostatisches Verhalten von feuchtung mehr oder weniger empfindlich und die Be-
schichtungen überwiegend auch nahezu dampfdicht sind,
Bodenbelägen. müssen die gefährdeten Untergründe in der Regel eine
Reaktionsharzprodukte eignen sich zur Herstel- Abdichtung gegen Feuchtigkeit gemäß DIN 18 195 bzw. ei-
lung, Vergütung oder Sanierung/Reparatur stark ne entsprechende Dampfsperre aufweisen. Vgl. hierzu Ab-
schn. 11.3.2. Bei Nichtbeachtung dieser Forderungen droht
beanspruchter (Industrie-)Böden. In der Praxis nicht nur die Erweichung und Zerstörung des Estrichs (z. B.
haben sich folgende Stoffgruppen (Bindemittel) bei feuchtigkeitsempfindlichem Anhydritestrich) sondern
bewährt: auch Blasenbildung an der Oberfläche und Ablösung der
Reaktionsharzschicht vom Untergrund.
tEpoxidharze (EP)
Einzelheiten über die Prüfung und Vorbereitung des Unter-
tMethacrylatharze (MMA) grundes für Reaktionsharze sind dem BEB-Arbeitsblatt KH-
tPolyurethanharze (PUR), ein- oder zweikompo- O/U zu entnehmen [63].
nentig
tUngesättigte Polyesterharze (UP).
520 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Industrieböden aus Reaktionsharzen farbiger oder farbloser (transparenter) Ausführung aufge-


bracht. Sie können aus lösungsmittelhaltigen oder lösungs-
Nach dem Prüfen, Vorbereiten und Reinigen des mittelfreien Reaktionsharzen bestehen. Vgl. hierzu auch
Untergrundes wird in der Regel zunächst eine Abschn. 11.4.8.4, Oberflächenbehandlung von Holzfußbö-
Grundierung aufgebracht, die die oberflächenna- den. Anwendung: Werkstätten, Unterrichtsräume, Fabrik-
räume mit leichter mechanischer Beanspruchung.
he Zone des Verlegegrundes verfestigen soll und
die zur Haftungsverbesserung zwischen Unter- Beschichtungen sind Überzüge aus lösungsmittelfreien
grund und Nutzschicht dient. Reaktionsharzen, die im Allgemeinen mit Füllstoffen ge-
füllt und mit Pigmenten eingefärbt sind. Sie ergeben eine
Ausgehend von der späteren Nutzung und der mechanisch stärker beanspruchbare Verschleißschicht mit
damit verbundenen Beanspruchung der Ver- guter Chemikalienbeständigkeit und pflegeleichter Ober-
schleißschicht sowie unter Beachtung des jewei- fläche. Beschichtungen aus selbstverlaufenden Beschich-
ligen Verlegeuntergrundes werden die einzelnen tungsmassen werden durch Streichen, Spachteln oder
Spritzen – meist in einem Arbeitsgang – aufgebracht. Bei
Vergütungsmaßnahmen nach den aufzubringen- besonders stark beanspruchten Böden ist die Einbettung
den Schichtdicken eingeteilt und wie folgt be- von Armierungsgewebe vorteilhaft. Durch Einstreuen von
nannt (Bild 11.78): trockenem Quarzkorn in die frische Beschichtung wird ei-
ne erhöhte Rutschfestigkeit erzielt. Anwendung: Boden-
tKunstharz-Imprägnierung < 0,1 mm flächen in Industrie-, Lager- und Ausstellungshallen, in
tKunstharz-Versiegelung 0,1 bis 0,3 mm Getränke- und Lebensmittelbetrieben, Supermärkten, Wer-
kräumen, Sanitär- und Hygieneräumen.
tKunstharz-Beschichtung 0,3 bis 2,0 mm
t Dekorativ-farbige Bodenbeschichtungen lassen sich
tKunstharz-Belag 2,0 bis 6,0 mm mit Reaktionsharzen in einem dreischichtigen Aufbau
tKunstharz-Estrich > 6,0 mm herstellen. Eine Grundschicht gibt dem Boden den ge-
wünschten Farbton und sorgt für einen guten Haftver-
Imprägnierungen sind porenfüllende Tränkungen saug- band mit dem Untergrund. In diese frisch aufgebrach-
fähiger Untergründe, ohne dass diese diffusionsdicht ver- te Schicht werden einfarbige Chips oder mehrfarbige
schlossen werden. Die Struktur der Oberfläche bleibt er- Chipsmischungen eingestreut, aufgetröpfelt oder mit
halten, die Poren sind nicht geschlossen. Imprägnierungen einer Stachelwalze aufgewalzt, so dass farbig-dekorative
werden vorgenommen, um die Bodenfläche zu verfestigen, Effekte in Form von Sprenkelungen, Marmorierungen
ihre Widerstandsfähigkeit zu erhöhen und Staubbildung o. Ä. in Kontrasttönen oder Ton-in-Ton-Abstufungen ent-
durch Abrieb zu vermindern. Durch Imprägnieren kann nur stehen. Den oberen Abschluss bildet eine transparente,
eine begrenzte Verbesserung der Oberfläche – und somit meist hochglänzende Versiegelung. Anwendung: Disco-
auch nur schwacher Schutz gegen mechanische Beanspru- theken, Boutiquen, Ausstellungsräume, Ateliers, Trep-
chungen bzw. chemische Angriffe – erreicht werden. An- pen- und Flurzonen.
wendung: Lagerhallen, Tiefgaragen. t Quarzkiesel-Beschichtungen (Quarzbodenbelag) be-
11 Versiegelungen verschließen die Poren des Untergrundes
stehen im Wesentlichen aus Natur- und Farbkiesel, ein-
gebettet in Kunstharzbindemitteln und versiegelt mit
und decken die Bodenoberfläche mit einem dünnen ge- transparenter Kunstharzmasse. Als erste Schicht wird ei-
schlossenen Schutzfilm ab. Sie verbessern die mechanische ne geeignete Haftgrundierung aufgebracht. Darauf folgt
Beanspruchung der Böden, ihre Reinigung und Pflege und der Auftrag der mit Bindemittel gemischten Quarzkiesel-
verhindern das Eindringen von Ölen, Fetten und anderen masse in möglichst gleichmäßiger Schichtdicke (Korn-
Verschmutzungen. Versiegelungen werden im Allgemei- größe 1 bis 2 mm oder 3 bis 4 mm). Nach der Erhärtung
nen in zwei Arbeitsgängen durch Streichen, Rollen o. Ä. in wird die transparente Versiegelungsmasse durch Fluten
oder Rollen aufgetragen. Die volle Belastbarkeit ist nach
6 bis 7 Tagen erreicht. Mit Quarzkiesel-Beschichtungen
lassen sich sehr strapazierbare und zugleich dekorative
Bodengestaltungen ausführen. Anwendung: Ausstel-
lungsräume, Empfangshallen, Ladengeschäfte, Bouti-
quen.
11.78a 11.78b Kunstharzbeläge sind Überzüge aus lösungsmittelfreien
Reaktionsharzmörteln, denen mehr oder weniger Füllstof-
fe und mineralische Zuschläge beigegeben sein können.
Dementsprechend unterscheidet man selbstverlaufend
eingestellte Mörtel, die in einer Schicht vergossen (Gießbe-
läge) oder spachtelfähige Mörtel, die in einer oder mehre-
ren Schichten aufgespachtelt werden. Die Beläge können
11.78c 11.78d mit Pigmenten eingefärbt oder aus transparenten Reak-
tionsharzen hergestellt sein. Sie sind mechanisch stärker
11.78 Schematische Darstellung von Fußboden-Oberflä- beanspruchbar als die vorgenannten Beschichtungen und
chenvergütungen mit Kunstharzen (Reaktionshar- schützen den Untergrund dauerhaft vor chemischen An-
zen) griffen. Die Beläge werden porenlos ausgeführt, damit sie
a) Kunstharz-Imprägnierung sich leicht reinigen lassen und den hohen hygienischen
b) Kunstharz-Versiegelung Anforderungen, vor allem in der Lebensmittelindustrie,
c) Kunstharz-Beschichtung bzw. -Belag genügen. Anwendung: Abfüllstationen, Schlachthöfe, War-
d) Kunstharz-Verbundestrich tungshallen, Werkstätten und Industriehallen aller Art.
11.4 Fußbodenbeläge 521

Kunstharzestriche enthalten neben lösungsmittelfreien t hohe Abrieb- und Verschleißfestigkeit, günstige Tritt-
Reaktionsharzen als Bindemittel noch Pigmente, Füllstoffe und Rutschsicherheit sowie Elastizität und gutes Wieder-
und Zuschläge (vor allem Quarzsande)1). Sie werden aus erholvermögen,
plastischen Mörteln in einer Schicht meist als Verbunde- t Unempfindlichkeit gegen Feuchtigkeit (bei vollsynthe-
strich – bei entsprechender Dicke und Zusammensetzung tischen Teppichböden) und somit geeignet für Feucht-
auch als Estrich auf Dämm- oder Trennschicht – herge- und Nassräume sowie als Kunstrasen- und Sportstätten-
stellt. Hierbei unterscheidet man kellenverlegte Estriche, belag (Outdoor-Belag),
bei denen die Zuschläge überwiegen und die über Lehren
t niedrige Konstruktionshöhe, relativ günstiges Brandver-
abgezogen und geglättet werden sowie fließende Estriche,
halten sowie einfache Verlege- und Wiederaufnahme-
bei denen die Bindemittelmenge die Verarbeitungseigen-
möglichkeit,
schaften bestimmt. Reaktionsharzestriche erreichen hohe
mechanische Widerstandsfähigkeit sowie gute chemische t relativ einfache und wirtschaftliche Pflege und Reini-
Beständigkeit, sofern sie mit flüssigkeitsdichtem Gefüge gung.
hergestellt sind. Anwendung: Reparaturhallen, Brauereien,
Teppichboden als Gestaltungselement. Als Gestaltungs-
Industriehallen u. a. m.
element liegen seine Vorzüge in der Vermittlung von
Einzelheiten über Eigenschaften, Verarbeitung und Stoff-
gruppen von Reaktionsharzen sind den BEB-Arbeitsblät- t Wohnlichkeit, Komfort und Behaglichkeit (angenehmes
tern KH-1 bis KH-5 zu entnehmen [64]. Wohn- und Arbeitsklima),
t elegantem und repräsentativem Aussehen,
Hinweis: Reaktionsharze und ihre Dämpfe können die
menschliche Gesundheit gefährden, leicht entzündbar, t beinahe unbegrenzten Möglichkeiten in der farblichen
feuergefährlich und in höheren Konzentrationen sogar und strukturellen Gestaltung der Teppichoberseite, pas-
explosiv sein. Für den Umgang mit diesen Stoffen gilt die send zu jedem Einrichtungsstil.
Gefahrstoffverordnung. S. hierzu Abschn. 11.4.2. Sie kön- Teppichboden und Schadstoffe. Gesundheitliche Beein-
nen jedoch gefahrlos verarbeitet werden, wenn die ein- trächtigungen durch textile Bodenbeläge können nach
schlägigen Vorschriften, die Hinweise auf den Produkt- dem heutigen Stand der Wissenschaft bei neueren Produk-
behältern und die Sicherheitsdatenblätter der Hersteller ten weitgehend ausgeschlossen werden. Teppichböden,
beachtet werden. Auf das BEB-Arbeitsblatt KH-6 wird in die mit dem Gütesiegel TEPPICHBODEN SCHADSTOFFGE
diesem Zusammenhang besonders hingewiesen [65]. PRÜFT der GUT (Gütegemeinschaft umweltfreundlicher
Teppichboden) gekennzeichnet sind, gehören zu den am
strengsten überprüften Materialien des Innenausbaues.
11.4.12 Bodenbeläge aus natürlichen Messungen und Kontrollen des Deutschen-Teppich-For-
schungsinstitutes (TFI) sowie weiterer europäischer For-
oder synthetischen Fasern: schungsanstalten gewährleisten, dass von den Teppich-
Textile Bodenbeläge bodenherstellern dieser Gemeinschaft – der mehr als zwei
Drittel der europäischen Teppichproduzenten angehören
Allgemeines – nur Rohstoffe eingesetzt werden, die keine gesundheits-
gefährdenden Schadstoffe enthalten (Bild 11.79).
Kein Bodenbelag hat die Verbrauchergewohnhei- 11
ten während der letzten Jahrzehnte – sowohl im
öffentlichen als auch im privaten Bereich – nach-
haltiger beeinflusst als die textilen Bodenbeläge.
CARPETS TESTED FOR A BETTER LIVING ENVIRONMENT
Diese Entwicklung wurde begünstigt durch den MOQUETTES TESTEES POUR LA QUALITE DE VOTRE ENVIRONNEMENT
GEMEINSCHAFT UMWELTFREUNDLICHER TEPPICHBODEN

CONTAMINENT - TESTED
Einsatz neuartiger Werkstoffe (synthetische Fa-
sern), die Einführung kostengünstiger Herstel-
TESTEE SUR LA PRESENGE DE SUBSTANCES NOCIVES

®
lungstechniken (Tufting-Verfahren), das Entste-
hen neuer Belagarten (Nadelvliesbeläge) sowie
TEPPICHBODEN SCHADSTOFFGEPR
FT

das Aufkommen der Teppichfliesen (Teppichele-


mente) zur Selbstverlegung oder in Kombination
mit Doppel- und Hohlraumböden (Systemböden).
So wurde aus dem einstigen Luxusartikel ein Ge-
brauchsgut, das für jedermann erschwinglich ist.
Teppichboden als Bauelement. Als Bauelement hat der
Teppichboden so günstige Eigenschaften aufzuweisen wie
t gute Trittschalldämmung und hohes Schallabsorptions-
vermögen, Schönebergstraße 2 D-52068 AACHEN
t gute Wärmedämmung bzw. Fußwärme, bei gleichzeitig www.gut-ev.de
ausreichend niedrigem Wärmedurchlasswiderstand zur GETEST OP SCHADELJKE STOFFEN
Verlegung auf Fußbodenbeheizung,
TAPIJT GETEST VOOR EEN BETER LEEFMILIEU

1) Estriche aus anderen Bindemitteln, die Reaktionsharze


lediglich zur Vergütung oder Modifizierung enthalten – 11.79 Gütesiegel TEPPICHBODEN SCHADSTOFFGEPRÜFT
zum Beispiel in Form wässriger Dispersionen – sind keine der GUT (Gemeinschaft umweltfreundlicher
Reaktionsharzestriche. Teppichboden)
522 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Auch die Emissionen geruchsbildender Komponenten un- Auch die Notwendigkeit, nur noch schadstoffgeprüfte
terliegen strengen Kontrollen. Entscheidend für die Qua- Teppichbeläge und emissionsfreie Klebstoffe einzusetzen,
lität der Innenraumluft ist jedoch nicht alleine das Emis- muss von allen planenden und ausführenden Stellen im
sionsverhalten der textilen Bodenbeläge, sondern auch Bauweisen verstärkt beachtet werden.
das Verhalten der eingesetzten Verlegewerkstoffe. In den
letzten Jahren wurde daher eine neue Klebstoffgeneration
etabliert. Diese Klebstoffe sind an der Kennzeichnung EC 1 11.4.12.1 Einteilung und Benennung:
(EMICODE) oder „sehr emissionsarm“ zu erkennen. Derart
gekennzeichnete Klebstoffe sind heute Stand der Technik. Überblick
Vgl. hierzu auch Abschn. 11.4.10.7, Klebstoffe.
Konstruktiver Aufbau
Teppichboden und Allergien. Milben gehören zu den
häufigsten Allergieauslösern im Innenraum. Dabei sind Nach ihrer Konstruktion lassen sich textile Boden-
nicht die Milben selbst, sondern ihre Ausscheidungspro- beläge in folgende Hauptgruppen einteilen (Bild
dukte allergen. Diese sehr kleinen Teilchen verbinden sich 11.80):
mit dem Hausstaub, werden beim Gehen oder Staubsau-
gen aufgewirbelt und eingeatmet (Feinststauballergie). tPolteppiche. Sie bestehen aus einer textilen
Milben bedürfen für ihre Vermehrung bestimmter Voraus- Nutzschicht (Polschicht) aus Garnen oder Fa-
setzungen. Neben der Nahrung – wie menschliche und tie- sern, die aus einer Grundschicht (Trägerschicht)
rische Hautschuppen sowie Schimmelpilze – sind Feuchtig- hervortreten. Eine Polschicht weisen beispiels-
keit und Temperatur die wichtigsten Faktoren. Besonders weise Webteppiche, Tuftingteppiche, Wirktep-
gut entwickeln können sie sich bei Temperaturen zwischen
20 und 30 °C und einer relativen Luftfeuchte ab 65 Prozent. piche, Klebepolteppiche, Flockteppiche sowie
Besonders gute Lebensbedingungen finden die Milben in genadelte Polvliesbeläge auf. Die Polschicht
Matratzen und textilen Polstermöbeln. Der Teppichboden kann schlingenartig oder geschnitten – als
bietet – anders als oft dargestellt – Hausstaubmilben so gut Schlingen- oder Schnittpol – ausgebildet sein
wie keine Lebensgrundlage, da diese zur Vermehrung ein (Bild 11.81a).
feuchtwarmes Klima benötigen – eine Voraussetzung, die
sie im Teppich fast nie vorfinden. tFlachteppiche. Sie bestehen aus einem auf
Für Allergiker werden seit geraumer Zeit spezielle Teppich- Webmaschinen hergestellten Kette- und
böden aus allergenkontrolliertem Material – mit TÜV-Prüf- Schuss-Fadensystem, das unmittelbar began-
zeichen – auf dem Markt angeboten. Einzelheiten über den gen wird und keine zusätzliche Polschicht auf-
Schutz vor Allergien (Hausstaubmilbenallergie) sind [66] zu
entnehmen.
weist. Für ihre Herstellung werden vor allem
Naturfasern wie Jute, Sisal und Kokos verwen-
Teppichboden und Wiederverwertung. Nach dem Kreis- det. Die sowohl mit als auch ohne Rücken-
laufwirtschafts- und Abfallgesetz ist der Erzeuger und Be-
sitzer von (Teppich-) Abfällen verpflichtet, diese stofflich zu
ausrüstung (Plan- oder Prägeschaum) liefer-
11 verwerten oder zur Energiegewinnung einzusetzen (z. B. baren Teppiche können vollflächig verklebt,
energetische Verwertung in der Zementindustrie), sofern verspannt oder lose verlegt werden. Sie sind
dies technisch möglich und wirtschaftlich zumutbar ist. sehr robust und pflegeleicht. Da der Marktan-
Somit entfällt das Beseitigen von Teppichbelägen auf Müll-
deponien.
teil dieser Gruppe relativ unbedeutend ist, blei-
Teppichböden beinhalten wertvolle Rohstoffe, die einer
ben sie im Rahmen dieser Abhandlung unbe-
Wiederverwertung zugeführt werden können. Dabei wer- rücksichtigt (Bild 11.81b).
den die gebrauchten Beläge in ihre Grundbausteine zer- tNadelvliesbeläge. Sie weisen – mit Ausnahme
legt und die bei diesem Prozess gewonnenen Kunststoffe
anschließend wieder als Rohstoff (z. B. Polyamid, Polyester)
der Polvliesbeläge – keine Garne als Polschicht
in der chemischen Industrie verarbeitet sowie Fasern von auf, sondern bestehen aus einem durch Verna-
Wollteppichen als Dämm- und Isolierstoffe eingesetzt. deln von Textilfasern und Imprägnierung ver-

Textile Bodenbeläge

Teppiche Nadelfilzbeläge Nadelvliesbeläge


(bleiben unberücksichtigt) (einschichtig – mehrschichtig)

Polteppiche Flachteppiche Polvliesbeläge


(mit Polschicht) (ohne Polschicht) (mit polartiger Nutzschicht)

11.80 Einteilung und Benennung textiler Fußbodenbeläge


11.4 Fußbodenbeläge 523

tTextile Bodenbeläge, Einstufung von Nadel-


vlies-Bodenbelägen (DIN EN 1470),
tTextile Bodenbeläge, Einstufung von Polvlies-
11.81a Bodenbelägen (DIN EN 13 297),
sind je nach Produktgruppe bestimmte Anforde-
rungen an Teppichböden festgelegt und deren
Gebrauchseinstufung unter Berücksichtigung
11.81b von beispielsweise Verschleiß, Aussehenserhalt
sowie Komfort im Einzelnen beschrieben. Damit
sind die notwendigen Voraussetzungen für eine
eindeutige Produktbeschreibung und bessere
Vergleichbarkeit der Beläge gegeben.
11.81c
Da der Normungsprozess der Teppichbeläge
11.81 Schematische Darstellung des konstruktiven
Aufbaues textiler Bodenbeläge noch in Fluss ist, kann auf einige neue normative
a) Polteppich Anforderungen nachstehend nur kurz hingewie-
Schlingenpol/Bouclé-Schnittpol/Velours sen werden:
b) Flachteppich tBeanspruchungsbereiche. Wie Tabelle 11.82
c) Nadelvliesbelag
verdeutlicht, werden textile Bodenbeläge in Ab-
hängigkeit von der jeweiligen Nutzungsintensi-
tät und weiterer produktspezifischer Anforde-
festigten Faservlies. Nadelvliesbeläge können rungskriterien zukünftig in vier unterschiedliche
ein- oder mehrschichtig, mit oder ohne Träger Beanspruchungsbereiche (Klasse 1 bis 4) einge-
bzw. Rückenbeschichtung hergestellt sein (Bild stuft. S. hierzu auch Abschn. 11.4.12.3.
11.81c).
tKategorien L, M und N. Polteppiche werden
Weitere Einzelheiten über den konstruktiven Auf- ferner nach dem Polschichtgewicht (g/m2)
bau textiler Bodenbeläge sind der Grundnorm und der Polschichtdicke (mm) unterschieden
DIN ISO 2424 zu entnehmen. Vgl. hierzu auch Ab- und bezüglich des Verschleißverhaltens in drei
schn. 11.4.12.2, Herstellungsverfahren. Kategorien L, M und N eingeteilt. Mit der Ka-
tegorie L werden schwere, dicke Teppiche be-
Normen, Anforderungen und Einstufungen zeichnet; die Kategorie M gilt für mittlere und 11
Kategorie N für alle anderen Teppiche. S. hierzu
In den derzeit vorliegenden, europäischen und auch Abschn. 11.4.12.2.
internationalen Normen tKomfortklassen LC1 bis LC5. Polteppiche
tTextile Bodenbeläge, Begriffe (DIN ISO 2424), werden des Weiteren in die Komfortklassen
tTextile Bodenbeläge, Einstufung von Polteppi- LC1 bis LC5 entsprechend dem Komfortfaktor
chen (DIN EN 1307), CF eingestuft. S. hierzu auch Abschn. 11.4.12.3.

Tabelle 11.82 Einteilung textiler Bodenbeläge in Beanspruchungsbereiche nach der Intensität der Nutzung (DIN EN 1307)

Klasse des Beanspruchungsbeispiele


Beanspruchungs- Nutzungsintensität
bereiches Wohnbereich Geschäftsbereich

1 leichte Beanspruchung leicht

2 normale Beanspruchung normal

3 starke Beanspruchung stark normal

4 extreme Beanspruchung stark

Anmerkung: Für den stark beanspruchenden Geschäftsbereich sollte Klasse 4 als Grundlage verwendet werden. Darüber
hinaus kann es in Einzelfällen erforderlich sein, zusätzlich Anforderungen zu stellen, um individuellen Bedürfnissen gerecht
zu werden.
524 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Weitere Einzelheiten hierzu sind den oben ange- Bedarf an trockene Raumluft wieder abgeben zu
führten Grund- und Produktnormen zu entneh- können, wirkt sie raumklimatisch ausgleichend.
men. Die Prüfnormen und der aktuelle Stand der Aufgrund dieser möglichen Feuchtespeicherung
Normung insgesamt sind in Abschn. 11.5 ange- lädt sich die Wolle elektrostatisch auch weniger
geben. auf, d. h. sie ist überwiegend antistatisch (ab ei-
ner relativen Luftfeuchte von etwa 50 Prozent).
Trotzdem kann es auch bei Teppichböden aus
11.4.12.2 Kennzeichnende Merkmale Wolle – sofern sie beispielsweise nicht durch
Metallfaserbeimischung antistatisch ausgerüstet
Textile Faserstoffe
wurden – in Extremfällen zu starken Aufladeer-
Die Nutzschicht textiler Bodenbeläge besteht aus scheinungen kommen (z. B. bei starkem Heizen
Fasern, deren Art und Qualität entscheidenden und Austrocknen der Faseroberfläche).
Einfluss auf die Eigenschaften der Teppichböden Als nachteilig wird ihre nur bedingt befriedigen-
haben. Von ihnen hängt im Wesentlichen das de Abriebfestigkeit und lästige Fusselbildung an
Aussehen, das Verschleißverhalten, der Begeh- der Teppichoberseite angesehen. Mit Fasermi-
komfort, die Lichtbeständigkeit, das Wiedererho- schungen (z. B. Wolle mit synthetischen Fasern)
lungsvermögen und elektrostatische Verhalten wird die Möglichkeit genutzt, die guten Eigen-
ab. Die Schmutzaufnahme und -wahrnehmung schaften beider Fasergruppen zu kombinieren.
sowie die Reinigungsmöglichkeiten werden Auch Feuchtraumeignung ist bei Wolle nicht ge-
ebenfalls von der Faserqualität bestimmt. Die Fa- geben, weil sie als Naturfaser nicht verrottungs-
ser beeinflusst natürlich auch den Teppichpreis. fest ist. Wollteppichböden müssen außerdem
Nach dem Textilkennzeichnungsgesetz muss bei gegen Schädlingsbefall imprägniert werden. Auf
allen textilen Erzeugnissen die Faserzusammen- die weiterführende Literatur [67] wird besonders
setzung angegeben werden. Bei Teppichböden hingewiesen.
betrifft dies die Nutzschicht (Polschicht).
Wie Bild 11.83 im Einzelnen verdeutlicht, werden Chemiefasern
entweder natürliche (tierische oder pflanzliche)
Wie Bild 11.83 zeigt, unterteilt man Chemiefasern
Fasern oder synthetisch hergestellte Fasern ver-
in zellulosische (bleiben hier unberücksichtigt)
wendet, die später zu Garnen aufbereitet werden.
und synthetische Fasern. Nur die letzteren haben
Der älteste und bekannteste Faserstoff natür-
sich als Fasermaterial für Teppichböden bewährt.
11 licher Herkunft für die Herstellung von Teppich-
Synthetische Fasern zeichnen sich vor allem durch
böden ist die Wolle. Bei den synthetisch herge-
stellten Faserstoffen ist Polyamid der weitaus hohe Abriebfestigkeit, Verrottungs- und Farbbe-
bedeutendste Rohstoff für Teppichgarne. ständigkeit, günstiges Anschmutzverhalten und
verhältnismäßig leichte Pflege aus. Ein Haupt-
Naturfasern unterschied zwischen Natur- und synthetischen
Fasern besteht darin, dass die Naturfasern Flüssig-
Wolle. Wolle ist ein allgemeiner Textilbegriff für keiten – und damit auch ausgeschüttete Frucht-
die Haare von Schafen. Im Einzelnen muss jedoch säfte mit ihren Farbstoffen – relativ rasch aufsau-
unterschieden werden zwischen gen und in den Kapillaren speichern, während
tSchurwolle (Wolle vom lebenden Schaf) und die synthetischen Fasern eine wesentlich flüssig-
tReißwolle (Wolle, die schon einmal verarbeitet, keitsdichtere Oberfläche aufweisen. Darauf beruht
d. h. aufgefasert und wieder neu versponnen auch ihre geringere Anschmutzneigung und weit-
wurde). gehende Chemikalienbeständigkeit.
Neuere synthetische Fasern weisen außerdem
Teppichböden, die mit dem Wollsiegel (Gütezei- verschiedenartige Faserquerschnitte (dreieckige,
chen des IWS, Internationales Woll-Sekretariat) viereckige, trilobale Querschnittsformen) auf, wo-
gekennzeichnet sind, müssen aus 100 Prozent durch die Polstabilität, das Wiedererholvermö-
reiner Schurwolle hergestellt sein. gen und die schmutzverbergenden Eigenschaf-
Die Vorzüge von Wolle sind ihr natürlicher Glanz, ten verbessert werden.
hohe Elastizität und gutes Wiedererholvermögen Gebrauchseigenschaften. Die Gebrauchseigenschaften
sowie ihr günstiges Anschmutz- und Brennver- der synthetischen Fasern sind aufgrund ihrer unterschied-
halten (schwerentflammbar). lichen chemischen Zusammensetzung sehr verschieden
und damit ihre Einsatzbereiche zum Teil auch begrenzt. Die
Durch ihre Fähigkeit, bis zu einem Drittel ihres vier wichtigsten Teppichfasern sind (in der Reihenfolge ih-
Eigengewichtes Feuchtigkeit aufnehmen und bei rer Bedeutung):
11.4 Fußbodenbeläge 525

Teppichfasern

Naturfasern Chemiefasern

Pflanzliche Fasern Tierische Fasern Zellulosische Fasern Synthetische Fasern Sonstige Fasern
t Baumwolle t Wolle t Viskose u. a. t Polyamid t Metall
t Jute t Haare t Polyacryl t Glas
t Sisal t Seide t Polyester
t Kokos t Polypropylen

11.83 Einteilung textiler Faserstoffe bezogen auf die Nutzschicht (Polschicht) von Teppichbelägen

t Polyamid (PA). Wichtigste synthetische Teppichboden- Polschichtdicke, Polschichtgewicht, Polrohdichte


faser mit sehr hoher Abriebfestigkeit, optimalem Wieder-
Das Polmaterial der Nutzschicht ist der teuerste Rohstoff
erholvermögen und günstiger Anschmutzneigung. Ge-
eines Teppichs. Daher wird der Preis eines textilen Boden-
ringe Feuchtigkeitsaufnahme. Dauerhafte antistatische
belages ganz wesentlich von der verwendeten Menge und
Ausrüstung durch einen Kern aus Kohlenstoff. Fasermar-
der Art dieses Materials bestimmt.
ken: Nylon, Perlon, Antron u. a.
t Polschichtdicke (DIN ISO 1766) in mm und Polschichtge-
t Polyester (PE). Nach Polyamid die wichtigste Faser mit
wicht (DIN ISO 8543) in g/m2 geben die tatsächlich nutz-
hoher Abriebfestigkeit, gutem Wiedererholvermögen
bare Fasermenge der Polschicht über dem Teppichgrund
und seidigem Glanz. Geringe Feuchtigkeitsaufnahme.
an. Je dicker bzw. je höher der Pol, desto höher ist auch
Überwiegend als Beimischung zu Polyamid eingesetzt,
das Polschichtgewicht. Dies bedeutet jedoch nicht, dass
speziell bei hochwertigen Velouren zur Verbesserung
eine dicke und schwere Teppichware unbedingt auch
des Teppichflairs. Fasermarken: Trevira, Diolen, Dacron
qualitativ günstiger sein muss als eine Ware mit weniger
u. a.
dicker oder weniger schwerer Polschicht. Erst das Ver-
t Polyacryl (PC). Wollähnliche synthetische Faser mit gu- hältnis von Polschichtdicke zu Polschichtgewicht gibt
ter Elastizität und hoher Bauschigkeit. Geringe Feuchtig- über Dichte (Noppendichte) des Pols eine Auskunft.
keitsaufnahme. Abriebfester als Wolle, jedoch deutlich
geringere Verschleißfestigkeit als Polyamid. Überwie-
t Diese Dichte wird mit dem Begriff Polrohdichte (DIN
ISO 8548) in g/cm3 gekennzeichnet: Dividiert man das
11
gend als Beimischung zur Wolle eingesetzt. Fasermar-
Polschichtgewicht durch die Polschichtdicke, so erhält
ken: Dralon, Orlon u. a.
man die Polrohdichte. Polrohdichte und Polschichtge-
t Polypropylen (PP). Feuchtigkeitsabstoßende und UV- wicht sind bei gleicher Faserqualität maßgebend für die
stabile Faser, mit besonders hoher Lichtbeständigkeit. Lebensdauer eines Belages. S. hierzu auch DIN EN 1307.
Daher für Nassräume und Outdoor-Beläge geeignet. Gu-
te Abriebfestigkeit, jedoch geringeres Wiedererholver-
mögen. Aufgrund der chemischen Zusammensetzung Strukturelle und farbliche Oberseitengestaltung
und entsprechend der Herstellungsverfahren billigste Die Gestaltungsmöglichkeiten der Teppichoberseite (Nutz-
synthetische Faser. Vorwiegend in Nadelvliesprodukten schicht) sind sehr vielfältig und können an dieser Stelle nur
eingesetzt. Fasermarken: Meraklon, Hostalen u. a. andeutungsweise erläutert werden.
Die Oberflächenstruktur kann beispielsweise ausgebildet
Texturierverfahren. Die jeweilige Spinnmasse (Granulat)
sein als (Bild 11.84):
wird bei etwa 250 °C geschmolzen, die Faserschmelze unter
hohem Druck durch feine Spinndüsen gepresst (Extruder) t Schlingenpol. Die Teppichoberseite besteht aus deutlich
und die dünnen Schmelzfäden anschließend auf das Mehr- ausgebildeten, geschlossenen Polschlingen, die sich von
fache ihrer ursprünglichen Länge gestreckt. Erst im sog. der Grundschicht abheben (auch Boucléware genannt).
Texturierverfahren erhält dann das zunächst glatte Garn t Schnittpol. Die Teppichoberseite zeigt oftmals einen
die notwendige Kräuselung bzw. Bauschigkeit, die für die samtartigen Charakter. Die den Pol bildenden Schlingen
Verarbeitung zu Teppichware erforderlich ist. sind aufgeschnitten und meist noch zusätzlich gescho-
ren (auch Veloursware genannt).
Fasermischungen. Aus anwendungs- und verarbeitungs- t Hoch-Tief-Musterung. Die Teppichware ist reliefartig
technischen Gründen werden häufig Fasermischungen ein- ausgebildet und besteht aus höher und tiefer liegenden
gesetzt (z. B. Synthetics/Synthetics oder Wolle/Synthetics). Teilflächen. Die Polschlingen können sowohl geschlos-
Durch Mischen lassen sich die Vorteile der einen Faser mit sen als auch aufgeschnitten sein, so dass Schnitt- und
denen einer anderen verbinden. So hat sich bei der letztge- Schlingenflor-Kombinationen in der Warenoberfläche
nannten Mischung (z. B. 80 % Wolle und 20 % Polyamid) die möglich sind.
Verbindung der guten Wolleigenschaften mit der strapa-
zierfähigeren synthetischen Faser besonders gut bewährt. Die Farbgebung und Musterung von Teppichböden sind
Auf die weiterführende Literatur [67] wird verwiesen. wesentliche Elemente der Innenraumgestaltung. Zunächst
526 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Rückenausrüstung
Polverankerung. Rückenausrüstungen beeinflussen den
Gebrauchswert eines Teppichbodens ganz wesentlich.
Während beim gewebten Teppich eine Rückenappretur
(dünne Kunstharz- oder Latexdispersion) zur Verbesserung
11.84a
der Stabilität und Schnittfestigkeit aufgebracht wird, ist die
Einbindung des Polmaterials bei getufteter Ware eine un-
erlässliche konstruktive Notwendigkeit: Das zunächst lose
in das Trägermaterial eingenadelte Polgarn wird erst durch
einen sog. Verfestigungsstrich absolut fest mit dem Träger
verbunden (Noppenverankerung).
Rückenbeschichtung. Auf den Vorstrich wird vielfach
11.84b
noch eine glatte oder geprägte Rückenbeschichtung auf-
gebracht. Die weichporöse, elastische Schaummasse ver-
bessert die Schnittfestigkeit, Trittelastizität sowie Schall-
und Wärmedämmeigenschaften von Teppichböden für
den Wohnbereich.
Im Einzelnen unterscheidet man Glattschaum und Präge-
schaum (Latexschaumrücken). Letzterer wird bei der Her-
11.84c stellung noch zusätzlich gepresst und gleichzeitig geprägt.
Diese Nachbehandlung soll eine einfachere spätere Wie-
11.84 Schematische und beispielhafte Darstellung einiger deraufnahme des verklebten Belages bewirken, so dass we-
Oberflächenstrukturen von Teppichböden niger Schaumreste auf dem Verlegegrund haften bleiben.
a) Schlingenpol (auch Boucléware genannt) Die Nachfrage nach Teppichböden mit Schaumrücken ist
b) Schnittpol (auch Veloursware genannt) jedoch stark rückläufig (nur noch Sonderangebote im un-
c) Hoch-Tief-Musterung (Hoch- und Niedrig- teren Preissegment), was nicht zuletzt auf ein verändertes
polflächen) Umweltbewusstsein der Endverbraucher zurückzuführen
ist (Nachteile: Latexgeruch, Schichtentrennung bei Wieder-
aufnahme der Altbeläge, unbefriedigendes Recycling).
war man auf Naturfarben angewiesen, die dem Pflanzen-, Für den Objektbereich eignen sich derartige Schaum-
Tier- und Mineralbereich entstammten. Moderne, künstli- rücken nicht. Hier werden entweder die vorgenannten
che Farbstoffe sind kompliziert aufgebaute Kohlenwasser- appretierten Beläge, Teppichware mit massiv-festem,
stoff-Verbindungen. stuhlrollengeeignetem Kompaktschaum, Teppichböden
Grundsätzlich können sowohl Fasern und Garne als auch mit textilem Zweitrücken oder mit textilem Vliesrücken
ganze Teppichböden gefärbt werden. Demnach unter- eingesetzt. Lose verlegbare Teppichfliesen sind im Hinblick
scheidet man unterschiedliche Färbverfahren wie bei- auf die Bodenhaftung mit einer sog. Schwerbeschichtung
11 spielsweise die Flocken-, Faser-, Garn- und Strangfärbung ausgerüstet. Sie sollten ein Flächengewicht von mind. 3,5
kg/m2 aufweisen. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 11.4.12.5.
(je nach Stand des Verarbeitungsprozesses), die Spinndü-
senfärbung (eingefärbte Spinnmasse / Granulat bei synthe-
tischen Fasern), die Stückfärbung (Färbung des zunächst Textiler Zweitrücken (Synthetischer Zweitrücken). Getuf-
aus rohweißem Garn gefertigten Teppichbodens in belie- tete Teppichware im Objektbereich – üblicherweise voll-
biger Farbe) sowie das Druckverfahren (Siebdruck-Rotati- flächig verklebt oder über Nagelleisten verspannt – ist
onsverfahren) und Militron-Spritzdruckverfahren (Teppich- heute allgemein auf ihrer Rückseite mit einem textilen
musterung über computergesteuerte, mit Mikrodüsen Zweitrücken (Doppelrücken) ausgerüstet. Dieser auf den
bestückte Farbspritzanlage). Verfestigungsstrich aufkaschierte zusätzliche Textilrücken
ist in der Regel aus synthetischem Gewebe oder Faservlies
An die Teppichfarben selbst werden hohe Echtheitsanfor- (Feuchtraumeignung).
derungen gestellt, wie beispielsweise Farbechtheit unter
Einwirkung von Licht (UV-Strahlen), Wasser, Reinigungs- Die vollflächige Verklebung von Teppichböden mit Zweit-
mittel usw. Einzelheiten hierzu sind DIN EN 1307 zu ent- rücken hat sich bewährt, da bei ihrer späteren Wieder-
nehmen. Auswahlkriterien bezüglich Farbgebung, Muste- aufnahme kaum Reste auf dem Verlegegrund zurückblei-
rung und Schmutzunempfindlichkeit von Teppichböden s. ben. Beim Verspannen von getufteter Teppichware ist der
Abschn. 11.4.12.5. Zweitrücken ebenfalls erforderlich, weil dadurch die hori-
zontale Stabilität des Teppichbelages erhöht und die Nägel
der Nagelleisten im Gewebe einen besseren Halt finden
Trägermaterial
und nicht ausreißen können. Webteppiche benötigen kei-
Im Gegensatz zum gewebten Teppichboden – bei dem ne aufkaschierten Zweitrücken.
Grundgewebe und Pol in einem Arbeitsgang hergestellt
werden – ist bei getufteten und anderen textilen Bodenbe- Textiler Vliesrücken. Tuftingteppiche mit aufkaschiertem
lagarten ein vorgefertigtes Trägermaterial nötig, in das die Zweitrücken aus Vliesstoffen haben in den letzten Jahren
Polgarne eingefügt und dann durch rückseitiges Beschich- immer größere Marktanteile gewonnen und zwar zu Lasten
ten fest eingebunden werden. Das Trägermaterial dient so- der Rückenbeschichtung mit Latexschäumen. Getuftete
mit zur Aufnahme und Verankerung des Polmaterials und Teppiche mit Vliesrücken werden vorzugsweise für den
beeinflusst Maßbeständigkeit, Festigkeit, Verlegeart und Wohnbereich angeboten.
Verarbeitbarkeit. Eingesetzt werden vorwiegend Gewebe Für den Einsatz im Objektbereich ist – wie beim herkömm-
oder Trägervliese aus synthetischem Material (Vorteil: Un- lichen synthetischen Zweitrücken auch – Stuhlrolleneig-
empfindlichkeit gegen Feuchtigkeit, verrottungsbeständig, nung nachzuweisen. Demnach unterscheidet man Vlies-
gute Schnittkantenfestigkeit). stoffe ohne Verstärkung (Wohnbereich) sowie Vliesstoffe
11.4 Fußbodenbeläge 527

mit Gewebeeinlage oder Fadenverstärkung (Objektbe- 12 8


reich). Die Dicke der Vliesrücken bewegt sich zwischen 2
und 3 mm.
Die Gründe für die große Akzeptanz der Vliesstoffe sind
geringe Umweltbelastung, keine Geruchsprobleme, Alte-
rungsbeständigkeit sowie die relativ leichte Wiederauf-
nehmbarkeit von genutzten Belägen. Sie weisen jedoch ein
ungünstigeres Brennverhalten auf. Für das Verlegen von
Teppichböden mit Vliesrücken eignen sich spezielle Haft-
mittel und auf das Vlies abgestimmte Fixierungen. S. hierzu 3 4 5 6 11.85a
auch Abschn. 11.4.12.5, Verlegung.

17 9
Herstellungsverfahren
Textile Fußbodenbeläge werden in sehr unter-
schiedlichen Verfahren produziert. Die jeweilige
Herstellungstechnik ist qualitätsbestimmend und
auch für das Aussehen der Teppichware von gro-
ßer Bedeutung. Man unterscheidet:
Webverfahren (Ruten-Webverfahren). Webtep-
piche bestehen aus einem Grundgewebe und 3 4 5 6 11.85b
einem Pol. Grundgewebe und Polschicht werden
in einem Arbeitsprozess hergestellt. Beim Web- 11.85 Schematische Darstellung des Herstellungs-
vorgang werden drei längslaufende Fadengrup- verfahrens eines gewebten Teppichbelages
(Ruten-Webverfahren)
pen – sogenannte „Ketten“ (Polkette, Bindekette,
a) Schlingenpolware (Bouclé)
Füllkette) sowie zwei querlaufende Fadengrup- b) Schnittpolware (Velours)
pen – sogenannte „Schüsse“ (Oberschuss, Unter- 1 Polkette (Polschicht-Nutzschicht, auch Flor
schuss) rechtwinkelig verkreuzt. genannt)
Die Garne der Polkette bilden die Nutzschicht, 2 Zugrute (Metallstab ohne Messer)
3 Oberschuss
die Bindeketten verbinden die querlaufenden 4 Unterschuss
mit den längslaufenden Fäden und die Füllkette 5 Füllkette
gibt dem Teppichgewebe das Fundament (Bild 6 Bindekette
11.85). Die Garne der Polschicht laufen über Ru- 7 Zugrute (Metallstab mit Messer)
8 Schlingenpol (Bouclé)
11
ten (Metallstäbe), durch deren Abmessungen die 9 Schnittpol (Velours)
Höhe des Pols (Kurz-, Mittel-, Langflor) und die
ANKER-Teppichboden Gebrüder Schoeller, Düren
Dichte der Schussfolge bestimmt wird. Befindet
sich am Ende der Rute ein Messer, wird die Pol-
kette beim Herausziehen der Rute aufgeschnit-
ten, es entsteht Schnittpol (Veloursware). Bei Ru- Tuftingmaschine das Polgarn nach dem Näh-
ten ohne Messer bleiben die Schlingen erhalten, maschinenprinzip kontinuierlich von oben in ein
es entsteht Schlingenpol (Boucléware). vorgefertigtes Trägermaterial (Gewebe oder Vlies)
Das Weben von Teppichböden mit mechani- eingenadelt und von Greifern auf der Unterseite
schen Webstühlen ist die älteste Art der Herstel- so lange festgehalten (die Nutzschicht entsteht
lung und sehr aufwändig. Diese zeitintensive auf der Unterseite), bis die Nadeln zum nächsten
Technik erfordert zudem einen hohen Materi- Stich ansetzen. Dadurch bilden sich Schlingen,
aleinsatz. Die Preise für gewebte Teppichböden es entsteht Schlingenpolware (Bouclé). Werden
sind daher vergleichsweise hoch. Auf der ande- die Schlingen durch ein Messer aufgeschnitten,
ren Seite ist die Mustervielfalt, in denen sie an- so entsteht Schnittpolware (Velours). Bild 11.86.
geboten werden, nahezu unbegrenzt und die Die Polgarne sind zunächst nur lose mit dem
Strapazierfähigkeit bzw. Langlebigkeit gewebter Trägermaterial verbunden und müssen durch
Teppichware sehr hoch. Weitere Einzelheiten einen zusätzlichen Rückenbeschichtungsprozess
sind der Fachliteratur [68] sowie DIN ISO 2424 zu (Verfestigungsstrich) fest mit dem Träger verbun-
entnehmen. den werden. Um getuftete Ware verspannen zu
können, muss der Belag mit einem textilen
Tuftingverfahren. Während bei der Herstellung Zweitrücken (synthetischem Zweitrücken) aus-
gewebter Teppiche Grundgewebe und Polschicht gestattet sein. Vgl. hierzu Abschn. 11.4.12.2, Rü-
in einem Arbeitsprozess entstehen, wird auf der ckenausrüstung. Tuftingmaschinen leisten etwa
528 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

das Zehn- bis Zwanzigfache eines Webstuhles,


1
ein Produktionsvorteil, der zu günstigen Preisen
führt, so dass derzeit etwa 70 Prozent der Tep-
pichböden getuftet werden. Weitere Einzelhei-
2 3 ten sind der Fachliteratur [67], [69] sowie DIN ISO
2424 zu entnehmen.

Nadelvliesverfahren. Meist mehrschichtig


übereinanderliegende, lockere Faservliesmat-
5 4 ten durchlaufen einen Nadelstuhl, der mit vielen
Spezialnadeln – die alle mit Widerhaken verse-
11.86a
hen sind – bestückt ist. Dabei heben und senken
sich die Nadelbarren mit großer Geschwindigkeit
(Millionen von Nadelstichen pro m2), durchste-
chen ein ggf. eingelegtes Trägermaterial, ziehen
1 die Fasern durch das Gewebe hindurch und ver-
kreuzen diese beidseitig untereinander. Bei der
Herstellung besonders strapazierfähiger Ware
2 3 durchläuft das Faservlies bis zu dreimal die Na-
delmaschine (Bild 11.87). Das auf diese Weise
mechanisch verdichtete Vlies kann zur weiteren
6 Verfestigung des Faserverbundes noch teil- oder
vollimprägniert und mit oder ohne Rückenbe-
7 5 schichtung ausgerüstet sein.
Man unterscheidet Einschichtbeläge (Homo-
genbelag) und Mehrschichtbeläge (Heterogen-
belag). Die letzteren bestehen dann aus Fasern
11.86b erster Wahl in der Nutzschicht, einem Trägerma-
terial und einer Grundschicht aus Sekundärfa-
11.86 Schematische Darstellung des Herstellungsverfah-
rens eines getufteten Teppichbelages sern. Je dünner die Nutzschicht aus Primärfasern
11 a) Schlingenpolware (Bouclé) ausgebildet ist, um so mindere Qualität dürfte zu
b) Schnittpolware (Velours) erwarten sein. Die Einstufung von Nadelvlies-Bo-
1 Nadel denbelägen erfolgt gemäß DIN EN 1470.
2 Garn (Unterseite des Teppichs) Mit Hilfe bestimmter Nadeltechniken ist es auch
3 Trägerschicht
4 Schlingenpol (Nutzschicht) möglich, Nadelvliesbeläge mit polartigem Auf-
5 Greifer bau zu fertigen. Diese sog. Polvlies-Bodenbeläge
6 Schnittpol (Nutzschicht) weisen einen deutlich ausgeprägteren Textilcha-
7 Messer rakter auf. Einstufung gemäß DIN EN 13 297.
Europäische Teppichgemeinschaft, Wuppertal
Die Herstellungsverfahren weiterer Teppichbelagarten
bleiben hier unberücksichtigt. Zu nennen wären noch ge-
wirkte, geklebte, geflockte, gepresste und anderweitig her-
gestellte Teppichböden.

1. Vernadelung
3. Vernadelung
Fasern

Trägerrost
Walzen
Fasermaterial 2. Vernadelung
11.87a 11.87b
11.87 Schematische Darstellung des Herstellungsverfahrens eines dreifach vernadelten, homogen aufgebauten
Nadelvlies-Bodenbelages
a) Verdichtung der Fasern, b) Nadel mit Widerhaken
Filzfabrik Fulda
11.4 Fußbodenbeläge 529

11.4.12.3 Funktionseigenschaften samt werden fünf Beanspruchungsklassen unterschieden:


gering, mittel, stark, intensiv, extrem. Die jeweils mit dem
Teppichbeläge werden gemäß den angeführten Stern gekennzeichneten und somit zertifizierten Werte
Normen zahlreichen Qualitäts- und Eignungsprü- sind den empfohlenen Einsatzbereichen fest zugeord-
fungen unterzogen. Die Prüfergebnisse werden net und nicht veränderbar. Beispiel: Für ein Schlafzimmer
reicht die Kategorie „mittel“, eine Empfangshalle braucht
dem Verbraucher jeweils unmittelbar am Produkt hingegen den Wert „extrem“ (Bild 11.88b).
in Form eines sog. Teppich-Siegels kenntlich
gemacht. Dieses Qualitätszertifikat der Europäi- Zusatzeignungen
schen Teppich-Gemeinschaft (ETG) gibt Auskunft Alle wichtigen zusätzlichen Eigenschaften sind durch
über wesentliche Qualitätskriterien eines Tep- einfache Symbole visualisiert: Stuhlrolle, Treppe, Fußbo-
pichbodens wie denheizung, Antistatik. S. hierzu auch Abschn. 12.0 , Fuß-
bodenheizungen. Die Zusatzeignungen „Stuhlrolle“ und
tEinsatzbereiche, „Treppe“ werden gegebenenfalls durch den Hinweis „woh-
tKomfortwert, nen“ auf den Wohnbereich eingeschränkt. Ist kein Hinweis
vorhanden, gilt automatisch die Eignung für Wohn- und
tBeanspruchung, Geschäftsräume (Bild 11.89).
tBeschaffenheit der Nutzschicht, Weitere Ausrüstungsverfahren wie Antisoil-Ausrüstung (re-
duziertes Anschmutzverhalten), antibakterielle Ausrüstung
tgesundheitliche Unbedenklichkeit. (Hygienebereich), flammhemmende Ausrüstung (Objekt-
Voraussetzung für die Vergabe ist die neutrale bereich) u. a. m. sind möglich, bleiben im Rahmen dieser
Abhandlung jedoch unberücksichtigt.
Qualitätsprüfung durch unabhängige Kontroll-
institute. Das Teppich-Siegel können grundsätz- Stuhlrolleneignung. Bereits bei der Planung sollte festste-
lich nur Teppichböden erhalten, die nach den hen, in wieweit der Bodenbelag bzw. Estrich durch Stuhl-
rollen beansprucht wird, wobei zu unterscheiden ist zwi-
Kriterien der Gemeinschaft umweltfreundlicher schen gelegentlicher (Wohnung) und ständiger Nutzung
Teppichboden (GUT) schadstoffgeprüft sind und (Büro).
die umwelttechnischen Standards der GUT ein- Bei erhöhten Anforderungen – vor allem auch bei dünnen
halten (Bild 11.79). Das gesamte Lizenzierungs- elastischen Bodenbelägen – sollte der Estrich eine Haftzug-
und Prüfverfahren wird vom TÜV überwacht. festigkeit von 1 N/mm2 aufweisen. Dies bedingt oftmals
die Wahl einer höheren Estrichfestigkeitsklasse. Vgl. hierzu
auch Abschn. 11.3.6.2, Estricharten.
Komfortwert und Beanspruchung
Bei textilen und elastischen Bodenbelägen ist immer auch
Angelehnt an die Klassifizierung von Hotels weisen maximal
auf die richtige Beschaffenheit der Lauffläche und Form der
5 Sterne den entsprechenden Komfortwert aus, der im We-
sentlichen durch die Dichte und Höhe der Polschicht sowie Rollen von Drehsesseln bzw. Möbelrollen zu achten. Die
die Noppenzahl bestimmt wird. Je mehr Sterne angezeigt
sind, desto mehr Polmaterial ist in den jeweiligen Teppich-
Industrie bietet – auf den jeweiligen Bodenbelag abge-
stimmt – unterschiedliche Rollentypen (Lenkrollen, Lenk-
11
boden eingearbeitet. Damit ist der Komfort ein entscheiden- doppelrollen, Kugellenkrollen) mit verschiedenartigen
der Anhaltspunkt für Qualität und Preis (Bild 11.88a). Laufflächen an. Diese Laufflächen der Rollen/Räder dürfen
Die Werte für die Beanspruchung stehen in direktem Zu- am Belag keine farblichen oder sonstigen Veränderungen
sammenhang mit dem jeweiligen Einsatzbereich. Insge- verursachen. Gemäß DIN EN 12 529 (vormals DIN 68 131)
unterscheidet man:

Komfort

Zusatzeignungen

11.88a
Fußboden-
Beanspruchung Stuhlrolle Treppe heizung Antistatik

11.89a 11.89b 11.89c 11.89d


gering mittel stark intensiv extrem
11.89 Zusatzeignung textiler Bodenbeläge (Teppich-
11.88b Siegel). Die Symbole zeigen an, welchen weiteren
spezifischen Anforderungen der Teppichboden
11.88 Kennzeichnung von Polteppichen und Nadelvlies- jeweils gerecht wird.
Bodenbelägen in Bezug auf Komfort und Beanspru- a) stuhlrollengeeignet
chung (Teppich-Siegel) b) treppengeeignet
a) Komfortwert c) fußbodenheizungsgeeignet
b) Beanspruchung d) antistatisch
530 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

t Typ W (mit weicher Rollenlauffläche) für stuhlrollenge- der Bodenfläche, unterschiedliche Empfindlich-
eignete harte Bodenbeläge wie beispielsweise Stein- keit der Benutzer u. a. m.
fußböden, Holzfußböden und elastische Bodenbeläge.
t Typ H (mit harter Rollenlauffläche) für stuhlrollengeeig- Elektrostatisches Verhalten. In der internatio-
nete weiche Bodenbeläge wie zum Beispiel Web- und
Tuftingteppiche sowie Nadelvlies-Bodenbeläge. nalen Norm DIN EN 61 340-4-1 (IEC 61 340-4-1),
Elektrostatisches Verhalten von Bodenbelägen
Die Stuhlrollenprüfung von textilen Bodenbelägen erfolgt
nach DIN EN 985. und verlegten Fußböden, sind Prüfverfahren
sowie Messungen des Widerstandes und der
Rollstuhleignung. Die Räder und Reifen von Kranken- und Ableitfähigkeit festgelegt. Die in dieser Norm
Behindertenrollstühlen sind nicht genormt, so dass es bis-
lang auch noch kein spezielles Zusatzsymbol „rollstuhlge- beschriebenen Verfahren sind für Prüfungen an
eignet“ gibt. allen Bodenbelägen und verlegten Fußböden ge-
Teppichböden für Rollstuhlfahrer sollten zum einen die eignet. Einzelheiten hierzu sind Abschn. 11.4.10.7
Beanspruchung „stark“ bis „extrem“ und das Symbol „Stuhl- zu entnehmen, so dass sich eine nochmalige Be-
rolle“ aufweisen und des Weiteren mit einem textilen schreibung der dort erwähnten Zusammenhän-
Zweitrücken (Tuftingware) ausgerüstet sein. Teppichböden ge an dieser Stelle erübrigt.
mit Schaumrücken sind für diese Nutzung nicht zu empfeh-
len. Aufgrund ihrer Konstruktion sind sie oft zu weich und
erhöhen dadurch den Rollwiderstand; außerdem halten sie Elektronische Geräte. Elektronische Geräte, wie
den auftretenden Scherkräften beim Drehen des Rollstuhls Computer o. Ä., können durch elektrostatische
oftmals nicht stand. Auf die weiterführende Literatur [70] Aufladungen gestört werden. Der Zentralverband
wird verwiesen.
der Elektrotechnischen Industrie (ZVEI) emp-
Treppeneignung. Teppichböden, die mit dem Symbol fiehlt daher seinen Mitgliedern, EDV-Geräte so
„Treppe“ gekennzeichnet sind, werden aufgrund der ent- zu konzipieren, dass nach deren Installation Per-
sprechend deklarierten Grundeinstufung geprüft und
eingeteilt. Demgemäss ist eine mit der Beanspruchung sonenaufladungen bis zu 5 kV keine Störungen
„stark“ bis „extrem“ eingestufte Ware für die Verlegung auf hervorrufen. Bei antistatisch wirksamen Teppich-
Treppen geeignet. Bei fachgerechter Verlegung ist darauf belägen wird demnach von folgenden Anforde-
zu achten, dass die Treppenkante nicht scharfkantig ausge- rungen ausgegangen:
bildet ist, sondern eine Kantenabrundung von etwa 10 mm
Radius aufweist. Die Treppeneignungsprüfung erfolgt nach tBegrenzung der durch Begehen von textilem
DIN EN 1963. Bodenbelag hervorgerufenen Personenaufla-
dung1) auf 2 kV.
tAnforderung an den Erdableitwiderstand1) im
11 Elektrostatisches Verhalten
von textilen Bodenbelägen
Bereich 1 x 109 Ohm bis 1 x 1010 Ohm.
tRelative Luftfeuchte normalerweise zwischen
Elektrostatische Aufladungen können beim Be- 40 bis 60 %.
gehen von (textilen) Bodenbelägen oder durch
Reiben zweier Oberflächen aneinander entste- Antistatische Teppichböden. Störungen durch
hen, insbesondere bei isolierenden Stoffen. Infol- elektrostatische Aufladungen, die vom Bege-
ge derartiger Trennungs- und Reibungsvorgänge hen eines Teppichbodens herrühren, lassen sich
kann es dann beim Berühren eines geerdeten durch den Einbau eines antistatischen Teppich-
Metallteiles zu einer für den Menschen ungefähr- bodens vermeiden.
lichen, jedoch unangenehmen elektrischen Ent- Dies bedeutet, dass auch in Räumen mit üblichen
ladung kommen. Bürocomputern das Verlegen textiler Bodenbe-
Diese Auf- und Entladungsvorgänge treten vor läge – die mit dem Symbol „Antistatik“ im ETG-
allem während der Heizperiode auf, denn mit ab- Teppich-Siegel gekennzeichnet sind – in der Re-
nehmender relativer Luftfeuchte nimmt die Nei- gel ausreicht.
gung isolierender Stoffe zu, sich elektrostatisch Bei derartigen Belägen ist sichergestellt, dass
aufzuladen. Die Grenze kann man bei textilen Bo- die Personenaufladung – unabhängig von der
denbelägen bei etwa 50 % relativer Luftfeuchte Art der Rückenausrüstung und der Verlegung –
und einer mittleren Raumtemperatur von 20 °C kleiner als 2 kV ist und somit Sicherheitsreserven
ansetzen. Oberhalb dieser Grenze ist praktisch zum Richtwert von 5 kV des ZVEI bestehen. Dies
mit keiner Schlagerscheinung mehr zu rechnen. bedeutet aber auch, dass leitfähiges Kleben zum
Es können jedoch noch weitere Einflussgrößen 1) Angaben über das elektrostatische Verhalten von Boden-
hinzukommen, wie beispielsweise stark isolieren- belägen und die sich daraus ergebenden Prüfverfahren
de Verlegeuntergründe, nicht leitfähiges Schuh- sowie Messungen des Widerstandes und der Aufladefä-
werk, Begehfrequenz, Fremdaufladungen, Größe higkeit sind Abschn. 11.4.10.7 zu entnehmen.
11.4 Fußbodenbeläge 531

Erreichen der oben geforderten Erdableitwider- zu beachten, dass ein leitfähiges Verlegen von
stände normalerweise nicht nötig ist, wenn der verspannten Teppichbelägen und Belägen mit
Bodenbelag selbst aufgrund seines niedrigen Schaumrücken nicht möglich ist.
Oberflächenwiderstandes1) über die notwendige Das leitfähige Kleben textiler Bodenbeläge ist
Flächenleitfähigkeit verfügt, die eine Verteilung auch dann empfehlenswert, wenn sich beispiels-
der Ladung zulässt. Einzelheiten hierzu s. auch weise in kleinen Räumen oder schmalen Fluren
DIN ISO 6356. die entstehende Aufladung nicht ausreichend
verteilen kann. Auch Beläge mit unzureichender
Ableitfähige Teppichböden. Grundsätzlich wird Querleitfähigkeit, aber guter vertikaler Leitfähig-
unterschieden zwischen antistatischen Teppich- keit – wie dies bei einigen Nadelvlies- und Web-
böden und solchen, die antistatisch und ableit- waren gegeben ist – können durch leitfähiges
fähig sind und somit auch ableitfähig verlegt Kleben verbessert werden bzw. werden durch
werden können. Das heißt mit anderen Worten, diese Maßnahme erst ableitfähig.
dass nicht jeder antistatische Teppichboden In allen Fällen sind die Verlegeempfehlungen der
auch ableitfähig verlegt werden kann. Eine Ab- Hersteller unbedingt zu beachten, um eine für
leitung elektrostatischer Aufladungen ist nur bei die jeweilige Nutzungsanforderung optimale
durchgehender Leitfähigkeit aller Schichten und Ableitfähigkeit zu erzielen. Dies gilt insbeson-
Werkstoffe gegeben. Einzelheiten hierzu s. auch dere auch für Teppichfliesen, die unterschied-
DIN ISO 10 965. liche hersteller- oder produktspezifische Maß-
t Leitfähiges Polmaterial. Die fehlende Leitfähigkeit des nahmen erfordern. Auf die Veröffentlichungen
Polmaterials kann bei der Garnherstellung durch Beimi- der Europäischen Teppichgemeinschaft [71] und
schen von Metallfasern bzw. Stahlfäden oder sog. modi-
fizierten Synthesefasern sichergestellt werden. Bei den weiterführende Fachliteratur [72] wird besonders
letzteren wird eine leitfähige Masse (Kohlestoffkern) in hingewiesen.
den Faserkörper eingesponnen, so dass auch bei starker
Beanspruchung der Nutzschicht die Leitfähigkeit nicht
verloren geht.
11.4.12.4 Bauphysikalische Eigenschaften
t Leitfähige Rückenausrüstung. Zusätzlich wird auch
noch die Rückenkonstruktion leitfähig ausgerüstet. Leit- Schalltechnische Eigenschaften1)
fähige Horizontalschichten, wie sie beispielsweise durch Das schalltechnische Verhalten von textilen Bodenbelägen
leitfähige Verfestigungsstriche gebildet werden, haben beruht auf drei verschiedenen Wirkungsweisen.
die Aufgabe, elektrostatische Ladungen über das leitfä-
hige Polmaterial in den Teppichgrund abzuführen, damit
sie sich dort auf einer wesentlich größeren Fläche vertei-
t Schallschluckende Wirkung (Schallabsorption). Der
auftretende Luftschall wird von der Teppichfläche nur 11
len bzw. abfließen können. noch zu einem Bruchteil reflektiert, d. h. ein überwiegen-
der Teil der auftreffenden Schallenergie wird absorbiert,
Diese horizontale Leitschichten sind als Ergänzung zur leit- die Nachhallzeit dadurch verkürzt (Verbesserung der
fähigen Nutzschicht notwendig und nur in Kombination Sprachverständlichkeit) und der Geräuschpegel im Raum
mit dieser wirksam. Ein derart mit leitfähiger Rückenkons- gemindert.
truktion ausgerüsteter Teppichboden kann somit hinsicht- t Gehschallmindernde Wirkung. Der beim Gehen auf
lich seiner elektrostatischen Merkmale weitgehend unab- harten Fußböden in der Regel entstehende Luftschall
hängig von der Art der Verlegung gemacht werden. tritt beim Begehen von textilen Bodenbelägen in kaum
mehr messbarer Lautstärke auf.
Verlegemaßnahmen (ableitfähige Verlegung). t Trittschalldämmende Wirkung. Der beim Gehen über
den Teppichboden entstehende Körperschall wird ge-
Beim Verlegen ableitfähiger Teppichböden muss dämmt und das in die darunterliegende Räume durch-
normalerweise weder der Verlegeuntergrund be- dringende Geräusch gemindert. Bei textilen Bodenbe-
lägen sind Trittschallverbesserungsmaße ΔLW, R (VMR)
sonders vorbereitet, noch müssen spezielle Kle- von 20 bis 30 (40) dB möglich, je nach Konstruktion, Ge-
ber verwendet werden. samtdicke und Verlegeart des Belages. Die Berechnung
erfolgt nach DIN ISO 717-2. Nähere Angaben hierzu s.
Bestehen jedoch aus bestimmten Gründen be- Abschn. 11.3.3 und Abschn. 16.6.3.2.
sonders hohe Anforderungen an die Ableitfähig-
keit, kann diese – bei hierfür geeigneten Belägen Wärmetechnische Eigenschaften1)
– durch den Einsatz leitfähiger Klebstoffe verbes- Hinsichtlich der wärmetechnischen Belange interessieren
sert werden. bei textilen Bodenbelägen die Wärmeableitung sowie der
Bei diesen Qualitäten ist dann eine ununter- Wärmedurchlasswiderstand (auch Wärmeleitwiderstand
genannt).
brochene Ableitung über das Polmaterial, die
leitfähige Rückenausrüstung, über die leitfähi-
ge Verlegung in die Erdableitung (Potentialaus- 1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 11.5 zu ent-
gleich) gegeben. In diesem Zusammenhang ist nehmen.
532 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

t Wärmeableitung. Die Wärmeableitung (WA) kennzeich- an (Wohnbereich, Objektbereich). Weiter sind die
net das Verhalten im Hinblick auf die Fußwärme. Einzel- Beschaffenheit des Untergrundes, die jeweilige
heiten hierzu s. Abschn. 11.3.4.
Teppichkonstruktion bzw. Art der zu verlegen-
t Wärmedurchlasswiderstand. Der Wärmedurchlasswi-
derstand (WDW) gibt an, wie viel Wärme (Energie) bei den Teppichware mit den anvisierten Zusatzeig-
einem bestimmten Temperaturgefälle zwischen Ober- nungen sowie die jeweiligen Preisvorstellungen
und Unterseite durch den Belag fließt. Nähere Angaben zu beachten.
hierzu s. Abschn. 12.2.3, Bodenbeläge auf beheizbaren
Fußbodenkonstruktionen. Teppichböden sollten immer erst nach Abschluss
aller anderen Innenausbauarbeiten verlegt wer-
Brandtechnische Eigenschaften1) den. Die Beschaffenheit des Untergrundes muss
Grundlage für die Klassifizierung des Brandverhaltens von vom Bodenleger vorher sorgfältig geprüft und
Baustoffen und Bauteilen und somit auch für textile Bo- die Oberfläche mit geeigneten Werkstoffen und
denbeläge ist zur Zeit noch DIN 4102-1 (in Verbindung mit Verfahren so vorbehandelt sein, dass sie beleg-
DIN EN 13 501-1). reif ist und den Anforderungen der DIN 18 365,
Normalentflammbare Bodenbeläge (Baustoffklasse B2). Bodenbelagarbeiten, entspricht. Einzelheiten
Aufgrund der Prüfergebnisse nach DIN 66 081 erfolgt eine
Einteilung in die Brennstoffklassen T-a, T-b, T-c (= ungüns- über die Vorbehandlung des Verlegeunter-
tigste Klasse). grundes sind in Abschn. 11.4.10.7 dargestellt, so
t Textile Bodenbeläge der Klasse T-c sind leichtentflamm- dass sich eine nochmalige Beschreibung der dort
bar im Sinne der DIN 4102, entsprechen damit der Bau- erwähnten Arbeitsschritte an dieser Stelle erüb-
stoffklasse B3 und dürfen als ganzflächig verlegter Bo- rigt.
denbelag nicht eingebaut werden.
t Textile Bodenbeläge der Klasse T-b entsprechen der Bau-
stoffklasse B2 normalentflammbar und dürfen überall 1. Konventionelle Verlegesysteme
dort eingebaut werden, wo keine besonderen Anforde-
rungen an das Brandverhalten von Fußbodenbelägen Vollflächiges Verkleben. Bei dieser Verlegeart
gestellt werden. wird mit Hilfe von Klebstoff eine feste und dauer-
t Textile Bodenbeläge der Klasse T-a liegen von den An- hafte Verbindung zwischen dem zu verlegenden
forderungen her höher, und zwar zwischen der Baustoff-
klasse B2 (T-b) und der Baustoffklasse B1 schwerent-
Teppichboden und dem jeweiligen Verlegeun-
flammbar. tergrund hergestellt (Bild 11.90).
Schwerentflammbare Bodenbeläge (Baustoffklasse B1).
Für begrenzte Einsatzbereiche (z. B. Hochhäuser, Hotels,
Fluchtwege) fordert das Baurecht schwerentflammbare
11 Baustoffe nach DIN 4102. Der Nachweis für die Baustoff-
klasse B1 wird in baurechtlichen Verfahren durch das Prüf-
zeichen des Deutschen Institutes für Bautechnik, Berlin, 1 1
geführt. Es kann aber auch eine Zulassung im Einzelfall auf
der Basis eines bauaufsichtlichen Prüfzeugnisses ausge-
sprochen werden. S. hierzu auch Abschn. 2.2.4, Bauregellis- 2 2
ten sowie Abschn. 16.7, Baulicher Brandschutz. 3 3

11.4.12.5 Verlegung, Pflege und Reinigung


Verlegung textiler Bodenbeläge
3 4 3 4
Die drei klassischen Verlegemethoden von texti-
len Bodenbelägen – vollflächiges Verkleben mit
Klebstoffen, Verspannen mit Nagelleisten und
loses Verlegen – wurden in den letzten Jahren
durch weitere, sog. Alternative Verlegesyste-
me ergänzt. Ihre wesentlichen Vorteile sind 11.90a 11.90b
verminderte Belastung der Raumluft durch
emissionsfreie Verlegung, zerstörungsfreie Wie- 11.90 Vollflächige Teppichboden-Verklebung
deraufnehmbarkeit und damit schneller bzw. a) Einputz-Sockelleiste
schmutzfreier Belagwechsel sowie weitgehende b) Aufputz-Sockelleiste
Wiederverwertung (Recycling) der Rohstoffe. 1 Wandputz
2 Sockelleisten (Aluminium)
Bei der Wahl der Verlegetechnik kommt es zu- 3 Schnittpolteppich vollflächig verklebt
nächst immer auf die Art der Raumnutzung und 4 schwimmender Estrich
die zu erwartende Beanspruchung des Belages ALU-PLAN-GMBH, München
11.4 Fußbodenbeläge 533

Der Untergrund muss ausreichend saugfähig, etwa 2/3 der Gesamtdicke des textilen Belages
sauber, dauerhaft trocken, eben, rissefrei sowie betragen.
zug- und druckfest sein. Die erforderlichen Eben- Die Teppichunterlage – ein hochwertiger Spann-
heitstoleranzen sind Tabelle 11.2 zu entnehmen, filz besonderer Art – muss druckfest, dauerelas-
der jeweils zulässige Feuchtegehalt von Estrichen tisch, mottenbeständig, reißfest und in der Regel
(Belegreife) den Tabellen 11.32 und 12.9. auch stuhlrollengeeignet sein. Sie entspricht der
Nach Abschluss der notwendigen Vorarbeiten Dicke der Nagelleiste (etwa 6 mm) und wird ent-
am Untergrund wird ein geeigneter Klebstoff mit lang der Wände und unterhalb der Teppichnähte
einer Zahnspachtel auf diesen gleichmäßig auf- auf den Untergrund aufgeklebt.
getragen, der zugeschnittene Belag in das nasse
Der zu verlegende Teppichboden setzt sich meist
Klebstoffbett eingelegt, angerieben und nach
aus mehreren Bahnen zusammen, so dass die
einer gewissen Zeit mit einer Walze nochmals fest-
Stöße auf der Teppichrückseite durch Konfek-
gewalzt. Die Verarbeitungshinweise der Klebstoff-
tionsbänder (Schmelzklebebänder) miteinan-
hersteller sind dabei genauestens einzuhalten.
der verbunden werden müssen. Da der Belag
Die Belagkleber müssen eine sichere und dauerhafte Ver- unter hoher Spannung in die Nagelleisten ein-
klebung gewährleisten und dürfen weder für den Verarbei- gehakt wird, muss er außerdem reißfest sein.
ter noch für den Benutzer gesundheitsschädigende bzw. Dies schränkt die Auswahl der spannbaren Tep-
raumluftbelastende Komponenten enthalten. Diese Forde-
rungen führten zur Klassifizierung von Klebstoffen nach ih- pichbodenarten ein: geeignet sind alle geweb-
rem Lösemittelgehalt und Emissionsverhalten. Einzelheiten ten Teppichböden und andere Teppichwaren
über die Produktklassifizierung nach GISCODE bzw. EMI- (z. B. getuftete) sofern diese mit einem textilen
CODE s. Abschn. 11.4.10.7, Klebstoffe. Zweitrücken ausgerüstet sind. S. hierzu Abschn.
Das vollflächige Verkleben von textilen Bodenbelägen ist 11.4.12.2, Rückenausrüstung.
eine relativ preiswerte Verlegemethode. Wegen der an-
zustrebenden, weitgehend rückstandsfreien Wiederauf- Nicht verspannbar sind Nadelvliesbeläge. Auch
nahme empfiehlt sich der Einsatz von Teppichböden mit auf Fußbodenheizungen ist das Verspannen auf-
textilem Zweitrücken. S. hierzu Abschn. 11.4.12.2, Rücken- grund wärmetechnisch kaum erfassbarer Luft-
ausrüstung.
einschlüsse problematisch. Einzelheiten hierzu s.
Vollflächig verlegter Altbelag – beispielsweise mit einem Abschn. 12.2.3.
Schaumrücken ausgerüstet – lässt sich jedoch kaum ohne
Beschädigung des Verlegegrundes bzw. der Teppichware
selbst wieder herausnehmen. Der zu entfernende Belag
muss daher in etwa einen Meter breite Streifen geschnit-
ten und mit einem sog. Stripper (Gerät mit einem schwin- 11
genden Messer) vom Untergrund abgeschält werden. An-
schließend ist der beschädigte Estrich meist auszubessern
und wieder vollflächig zu spachteln.
Will man diese kosten- und zeitaufwändigen Arbeitsgän-
ge umgehen, kann bei einem anstehenden Belagwechsel
gegebenenfalls auch der Altbelag (gereinigt) liegen gelas-
sen und bei Eignung als Unterlage darüber eine neue, ver-
spannte Teppichware aufgebracht werden. 1 2 3 4 5 6
In diesem Zusammenhang sind die nachstehend erläuter-
ten alternativen Verlegesysteme – als Alternativen zum
vollflächigen Verkleben – besonders zu beachten.

Verspannen mit Nagelleisten. Bei dieser Verle-


getechnik werden entlang der Wandflächen und
anderer aufgehender Bauteile sog. Nagelleisten
auf den Verlegeuntergrund geklebt bzw. gedü-
belt, anschließend die gesamte Bodenfläche mit ca. 2/3 ca. 30 mm
einer Filzunterlage belegt und darüber der kon- Teppichdicke
fektionierte Teppichbelag unter Spannung in die 11.91 Teppichboden-Verspannung mit Nagelleisten
Nagelleisten eingehängt (Bild 11.91). 1 Wandbekleidung
Die Nagelleisten bestehen aus einer flachen Holz- 2 Nagelleiste aus Holz
3 Befestigungsmittel
leiste (ggf. auch Metallschiene) mit zwei hinterei- 4 schräg stehende Nagelreihen
nander schräg zur Wand stehenden Nagelreihen. 5 Schnittpolteppich (Veloursware)
Der Abstand zwischen Leiste und Wand sollte 6 Teppichunterlage (Spannfilz)
534 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Verspannte Teppichböden weisen im Vergleich mit ver- ausgerüstet. Ein darin eingebundenes Glasfaser-
klebter Teppichware eine deutlich längere Gebrauchsdauer vlies gewährleistet Maßbeständigkeit und opti-
infolge reduzierter Scheuervorgänge auf (hohe Belagelasti-
zität). Durch den Einbau einer Filzunterlage ergeben sich males Liegeverhalten.
außerdem wesentlich bessere Schall- und Wärmedämm- Die kleberfreien, lose verlegten Fliesen liegen –
werte sowie Trittelastizität und höheren Gehkomfort. bedingt durch ihr Eigengewicht – flach auf dem
Verspannte Teppichware kann des Weiteren schnell und Verlegeuntergrund ohne sich zu wellen, zu wöl-
kostengünstig ausgewechselt werden, bei Wiederverwen-
dung der Nagelleisten, der Filzunterlage und ohne Beschä-
ben oder zu verziehen. Üblicherweise werden sie
digung des Untergrundes bzw. Teppichbelages. Das Span- im Objektbereich eingesetzt.
nen ist außerdem umweltfreundlich und emissionsfrei, da Die genannten Schwerbeschichtungen verursa-
das Entfernen von Klebstoffrückständen und neuerliches
Grundieren, Spachteln, Schleifen und Kleben entfallen.
chen jedoch hohe Herstellungs- und vor allem
auch erhebliche Entsorgungskosten (Sonder-
Das Verspannen mit Nagelleisten ist eine besonders tep-
pichgerechte, zugleich aber auch die handwerklich an- müll). Unter Verzicht auf umweltbelastende Ma-
spruchvollste und teuerste Verlegemethode, die sich terialien wie PVC oder Bitumen wurden daher in
jedoch im Laufe der Jahre – vor allem beim Einsatz hoch- den letzten Jahren neuartige Rückenkonstrukti-
wertiger Teppichware – in anspruchsvollen Wohn- und onen aus extra dickem und schwerem Spezialfilz
Objektbereichen (z. B. Hotelbauten) bezahlt macht. Auch in
diesem Zusammenhang sind die nachstehend erläuterten (Polyestervlies) entwickelt, deren Rohstoffe alle
alternativen Verlegesysteme – insbesondere das Verkletten insgesamt wiederverwertet (recycelt) werden
von Teppichware – vergleichend gegenüberzustellen. können.

Lose verlegte Teppichböden. Für die lose Ver- Selbsthaftende Teppichfliesen (SH-Fliesen)
legung eignen sich vor allem speziell ausgerüste- sind mit einem emissionsarmen Haftkleber
te Teppich-Fliesen und nur in eingeschränktem ausgerüstet, der bereits werkseitig auf die Flie-
Maße Teppich-Bahnenware. senrückseite aufgetragen wird. Eine leicht ab-
ziehbare Folie schützt den Kleber. Der Teppich-
tTeppichfliesen – auch Teppichelemente oder boden ist nach dem Verlegen sofort begehbar,
Teppichmodule genannt – können lose verlegt kann aber jederzeit leicht entfernt und an ande-
werden, wenn sie bestimmte Anforderungen rer Stelle wieder neu verlegt werden.
bezüglich Flächengewicht, Maßbeständigkeit, Da sich sowohl die lose verlegbaren als auch die selbsthaf-
Liegeverhalten und Schnittkantenfestigkeit auf- tenden Teppichfliesen relativ problemlos aufnehmen und
weisen. Diese Anforderungen sind in DIN EN wieder verlegen lassen, ermöglichen sie einen leichten
11 1307 für Polteppich-Fliesen im Einzelnen präzi- Zugang zu Installationen im Fußbodenhohlraum und zu
Flachkabeln unmittelbar unter dem Belag. Ein Vorteil, der
siert. Nach dieser Norm unterscheidet man: insbesondere in Büros mit Doppelboden – aber auch in
tLose auslegbare Fliesen, die ein Flächenge- Ausstellungs- und Verkaufsräumen – von großer Bedeu-
wicht von mind. 3,5 kg/m2 aufweisen sollten tung ist, da damit die Räume flexibel genutzt werden kön-
nen. Des Weiteren ergeben sich im Vergleich zur Bahnen-
und die von Hand wieder leicht entfernt wer- ware Anlieferungs- und Transportvorteile (z. B. in schwer
den können. Ihr Liegeverhalten kann gegebe- zugänglichen Gebäuden) sowie Vorteile hinsichtlich der
nenfalls mit einem Antigleitmittel (Fixiermit- späteren Austauschbarkeit von verschmutzten oder abge-
tel) verbessert werden. nutzten Elementen.
Doppelbodengeeignete Teppichfliesen müssen je nach
tKlebefliesen, die mit einem vom Hersteller Einsatzbereich und Belagart bestimmte Eignungskriterien –
empfohlenen Klebersystem ausgerüstet sind; sog. Doppelbodeneignung – erfüllen. Einzelheiten hierzu s.
sie können ebenfalls wieder aufgenommen Abschn. 13.5, Doppelbodensysteme.
und wieder verlegt werden. Die Verlegung von Teppichfliesen erfolgt immer von der
Raummitte aus (1. Fliese). Der Abstand zu den Hauptwän-
In der Baupraxis unterscheidet man den sollte immer ein Vielfaches einer Fliese betragen (Pa-
rallelverlegung). Soll ein gleichmäßiger Farbstrich bzw.
t selbstliegende Fliesen = SL-Fliesen, lose verlegt, Struktureffekt erzielt werden, so muss auf die Verlegemar-
t selbsthaftende Fliesen = SH-Fliesen, mit Haftkleber, kierung auf der Fliesenrückseite geachtet werden.
t selbstklebende Fliesen = SK-Fliesen, mit Kleber auf der
Fliesenunterseite. tTeppich-Bahnenware mit spezieller Rückenbe-
Die Abmessungen der Teppichelemente betragen in der schichtung (Kompaktschaum) kann nur in ein-
Regel 50 x 50 oder 50 x 100 cm. Einzelheiten sind der Tep- geschränktem Maße und nur im Wohnbereich
pichfliesen-Übersicht [73] zu entnehmen. bis max. 20 m2 Raumgröße lose verlegt werden.
Hierbei besteht allerdings die Gefahr, dass bei
Selbstliegende Teppichfliesen (SL-Fliesen) sind zu starker Beanspruchung und bei raumklimati-
auf ihrer Rückseite mit einer sog. Schwerbe- schen Wechselwirkungen die lose verlegte Tep-
schichtung auf PVC-, Latex- oder Bitumen-Basis pichware Beulen und Wellen bildet.
11.5 Normen 535

Eine Ausnahme bilden neu entwickelte Tep- gängigen Klettbänder nahezu dampfdicht sind.
pichböden mit umweltfreundlicher Rücken- Erhöhte Feuchte im Untergrund würde den
konstruktion aus extrem schwerem und dickem Kleber der Klettbänder erweichen und zu Ab-
Spezialfilz. Diese Teppichware kann sowohl in lösungen führen. Entsprechende Verlegehin-
Form von selbstliegenden Teppichfliesen als weise der Teppichbodenhersteller [74] sind zu
auch als hochwertige Bahnenware lose ver- beachten.
legt werden. Sie ist extrem strapazierfähig, Das Klettverlegesystem kann in allen Wohn- und Objekt-
trittschalldämmend und – trotz der losen Ver- bereichen eingesetzt werden; auch die Stuhlrolleneig-
legung – im Objektbereich für den Einsatz von nung ist ohne Einschränkung gegeben.
Drehrollstühlen geeignet. Bei der Erstverlegung entstehen zum Vergleich zu kon-
ventionellen Verfahren höhere Kosten. Wirtschaftliche
Es ist jedoch ratsam, diese Teppichböden an be- Vorteile ergeben sich erst bei der Zweitverlegung, da
sonders kritischen Stellen (z. B. Türdurchgänge, hier die notwendigen Untergrundvorbereitungen – ähn-
unterhalb von Bahnenstößen und entlang der lich wie beim Verspannen mit Nagelleisten – entfallen.
Insgesamt relativ teure Verlegemethode.
Wände) mit doppelseitigen Klebebändern zu
sichern. In Mietwohnungen ist dabei auf die Ma- t Spaltbares Faservlies. Bei der Verlegetechnik
terialverträglichkeit zu achten, da beispielswei- wird zunächst ein Faservlies vollflächig auf den
se Weichmacherwanderungen zwischen Klebe- üblich vorbereiteten Untergrund geklebt. Es
band und ggf. vorhandenem PVC-Nutzboden dient als verlegereife Unterlage für den Boden-
gravierende Schäden hinterlassen können. belag, der seinerseits darauf mit einem emissi-
onsarmen Klebstoff verklebt wird.
2. Alternative Verlegesysteme Bei einem Wechsel des Belages wird dieses ein-
fach abgezogen und zwar ohne Beschädigung
In den letzten Jahren wurde eine ganze Reihe
oder Verunreinigung des Untergrundes. Dabei
sog. Alternativer Verlegesysteme – alternativ zu
spaltet sich das Faservlies in der Mitte: Ein Teil
den konventionellen Verlegesystemen – entwi-
haftet am Belagrücken und wird mit diesem
ckelt. Es bleibt abzuwarten, in wie weit sich diese
abgezogen, der andere Teil verbleibt am Bo-
neuen Verlegetechniken auf dem Markt durch-
den und bildet den neuen verlegereifen Unter-
setzen können. Ihre wesentlichen Vorteile sind
grund. Auf diese Vlies-Restschicht wird dann
verminderte Belastung der Raumluft durch emis-
wiederum das spaltbare Faservlies aufgeklebt
sionsfreie Verlegung, zerstörungsfreie Wieder-
und der neue Bodenbelag wie bei der Erstver-
aufnehmbarkeit und damit trockener, schneller
legung aufgebracht. Die Zahl der Neubelegun- 11
und sauberer Belagwechsel sowie Wiederverwer-
gen ist allerdings begrenzt; bei textilen Boden-
tung (Recycling) der Rohstoffe. Aus Platzgründen
belägen sind vier Renovierungszyklen möglich.
wird an dieser Stelle nur auf zwei Verfahren näher
Entsprechende Verlegehinweise sind den Her-
eingegangen.
stellerunterlagen [75] zu entnehmen.
tVerkletten. Das Klettverlegesystem besteht im Dieses Verlegeverfahren ermöglicht einen relativ schnel-
Wesentlichen aus zwei Komponenten: Einem len und sauberen Bodenbelagwechsel – wie er vor allem
neu entwickelten Teppichbodenrücken (Klett- bei der Renovierung von Hotels und Verkaufsräumen
gefordert wird – weil aufwendige und schmutzintensive
wirkware) mit feinen Schlaufen, die sich mit Arbeiten wie das Entfernen von Belag-, Klebstoff- und
den Häkchen des am Boden befestigten Klett- Spachtelmassenresten entfallen.
bandes sicher und fest verhaken.
Für den Objektbereich wird das vollflächige Pflege und Reinigung
Verkletten des Teppichbodens empfohlen; Eine sachgemäße Pflege und Reinigung trägt viel dazu bei,
im privaten Wohnbereich reicht es, wenn die den Gebrauchswert und das gute Aussehen eines Teppich-
selbstklebenden Klettbänder umlaufend im bodens über einen langen Zeitraum zu erhalten. Bereits
Wandbereich, im Türbereich und unter den bei seiner Auswahl sind die wichtigsten Faktoren, die das
Schmutzverhalten von textilen Bodenbelägen beeinflus-
Bahnenstößen angebracht sind. Der konfek- sen, zu berücksichtigen:
tionierte Teppichboden kann dann ohne War- t Nutzungsbedingte Aspekte, wie beispielsweise
tezeit eingelegt bzw. verspannt werden. Schmutzart, Schmutzmenge, Begehfrequenz, Ort und
Die übliche Untergrundvorbereitung muss DIN Art der Verlegung.
18 365, Bodenbelagarbeiten, entsprechen. Beim t Farbwahl, Musterung, Oberflächenstruktur. Bereits
bei der Wahl des Teppichbodens ist daran zu denken,
vollflächigen Verkletten ist besonders darauf dass die sichtbare Verschmutzung bei hellen Farbtö-
zu achten, dass die zulässige Restfeuchte (Tab. nen größer ist als bei dunklen. Innerhalb eines Farbtons
11.32) genau eingehalten wird, da die markt- nimmt sie mit zunehmender Farbtiefe deutlich ab (hell-
536 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

grün-oliv-dunkelgrün). Melierte und gemusterte Beläge t Zwischenreinigung. Aufnahme des losen und ober-
verhalten sich diesbezüglich im Allgemeinen günstiger flächlich verklebten Schmutzes durch Reinigen mit
als einfarbige. Eine dichte und ebenmäßige Oberflächen- vorgefertigtem Schaum oder Reinigungspulver. Diese
struktur zeigt Verschmutzungen stärker als grobstruktu- Trockenreinigungsmethode ermöglicht die Säuberung
rierte Belagkonstruktionen. von Teilflächen – auch während der Nutzung – da keine
t Faserqualität. Genau so wichtig bezüglich des Schmutz- Trockenzeit eingehalten und der Belag unmittelbar nach
verhaltens eines Teppichbodens sind die schmutzab- dem Reinigungsvorgang begangen werden kann.
weisenden und schmutzverbergenden Eigenschaften t Grundreinigung. Sie wird dann notwendig, wenn der
einer Faser. Moderne Ausrüstungsverfahren und neu Teppichboden großflächig verschmutzt ist. Die Grund-
entwickelte Faserquerschnitte sorgen für reduziertes An- reinigung muss Tiefenwirkung haben, d. h. der Tep-
schmutzverhalten. pichgrund wird mitgereinigt. In der Regel werden damit
t Vorbeugende Maßnahmen. Im Hinblick auf später er- Spezialreinigungsfirmen beauftragt. Geeignete Nassrei-
forderlich werdende Reinigungsmaßnahmen ist immer nigungsverfahren sind die Shampoonierung und Sprüh-
eine fachgerechte, gegebenenfalls feuchtigkeitsunemp- extraktion. Einzelheiten sind der Fachliteratur [76] zu
findliche Verlegung notwendig. Außerdem empfiehlt es entnehmen.
sich, wirkungsvolle Schmutzfangzonen – bestehend aus t Fleckentfernung. Flecken sollen möglichst sofort ent-
Grobschmutzabstreifern und Sauberlaufzonen – in voller fernt werden, damit keine Veränderung an Farben und
Breite der Eingangsbereiche vorzusehen. Einzelheiten Fasern eintreten. Am schwierigsten zu entfernen sind
hierzu s. Abschn. 11.4.2., Allgemeine Anforderungen. Kaugummireste: Sie sind mit Kühlspray zu vereisen, an-
schließend mit einem kleinen Hammer o. Ä. zu zersplit-
Reinigungsverfahren. Bei der Wahl der Reinigungsverfah- tern, die Teilchen sofort abzusaugen und die Fleckstellen
ren und -geräte ist Rücksicht zu nehmen auf die Materialzu- mit Fleckentferner nachzubehandeln.
sammensetzung der Nutzschicht, Teppichbodenkonstruk- Einzelheiten über Pflege und Reinigung von Teppich-
tion, Verlegeart, Unterbodenbeschaffenheit sowie Art und boden sind dem von der Europäischen Teppichgemein-
Grad der Verschmutzung. Man unterscheidet: schaft herausgegebenem Merkblatt [77] zu entnehmen.
t Unterhaltsreinigung. Hierunter versteht man das Be-
handeln von Flecken und die tägliche, gründliche Entfer- Pflege- und Reinigungsanleitung. Zu den Beratungs-
nung des losen Schmutzes durch leistungsstarke Bürst- pflichten des Bodenlegers gehört es, dem Auftraggeber,
sauger. Durch die gleichzeitige Bürst- und Saugwirkung Wohnungseigentümer oder Mieter unmittelbar nach Fer-
wird loser Schmutz wirkungsvoll aus der Tiefe der Nutz- tigstellung der Bodenbelagarbeiten – nicht erst bei Rech-
schicht geholt und an den Fasern haftender Schmutz nungsstellung – die für den verlegten Bodenbelag gelten-
abgestreift. den Pflege- und Reinigungsanleitungen zu übergeben. Der
Empfang ist immer durch Unterschrift zu bestätigen.

11
11.5 Normen
Norm Ausgabedatum Titel

DIN 281 03.1994 Parkettklebstoffe; Anforderungen, Prüfung, Verarbeitungshinweise


DIN 488-4 06.1986 Betonstahl; Betonstahlmatten und Bewehrungsdraht; Aufbau, Maße und Gewichte
DIN 1045-1 08.2008 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton – Teil 1: Bemessung
und Konstruktion
DIN 1045-2 08.2008 –; Teil 2: Beton – Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität;
– Anwendungsregeln zu DIN EN 206-1
DIN 1055-3 03.2006 Einwirkungen auf Tragwerke – Eigen- und Nutzlasten für Hochbauten
DIN 1100 05.2004 Hartstoffe für zementgebundene Hartstoffestriche; Anforderungen und
Prüfverfahren
DIN 4102-1 05.1998 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen – Baustoffe; Begriffe, Anforderungen
und Prüfungen
DIN 4102-2 09.1977 –; Bauteile, Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-3 09.1977 –; Brandwände und nichttragende Außenwände, Begriffe, Anforderungen und
Prüfungen
Ersetzt durch DIN EN 1363-2 (1999-10)
DIN 4102-4 03.1994 –; Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe, Bauteile und
Sonderbauteile
DIN 4102-4/A1 11.2004 –; –; Änderung 1
DIN 4108 Bbl 1 04.1982 Wärmeschutz im Hochbau; Inhaltsverzeichnisse; Stichwortverzeichnis
11.5 Normen 537

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 4108 Bbl 2 01.2004 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Wärmebrücken – Planungs-
und Ausführungsbeispiele
DIN 4108-1 08.1981 –; Größen und Einheiten
DIN 4108-2 07.2003 –; Mindestanforderungen an den Wärmeschutz
DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen, Berechnungsverfahren und
Hinweise für Planung und Ausführung
DIN 4108-3 Ber 1 04.2002 –; Berichtigungen
DIN V 4108-4 06.2007 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden; Wärme- und feuchteschutz-
technische Bemessungswerte
DIN V 4108-6 06.2003 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Berechnung des Jahresheiz-
wärme- und des Jahresheizenergiebedarfs
DIN V 4108-6 Ber 1 03.2004 –; Berichtigungen
DIN 4108-7 08.2001 –; Luftdichtheit von Gebäuden, Anforderungen, Planungs-und Ausführungs-
empfehlungen sowie -beispiele
DIN 4108-10 06.2008 –; Anwendungsbezogene Anforderungen an Wärmedämmstoffe – Werkmäßig
hergestellte Wärmedämmstoffe
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Ber 1 08.1992 –; Berichtigungen
DIN 4109 Bbl 1 11.1989 –; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren
DIN 4109 Bbl 1/A1 09.2003 –; –; Änderung 1
DIN 4109 Bbl 2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten Schall-
schutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn- oder Arbeitsbereich
DIN 4109 Bbl 3 06.1996 –; Berechnung von R’w, R für den Nachweis der Eignung nach DIN 4109 aus
Werten des im Labor ermittelten Schalldämm-Maßes Rw
DIN 4109/A1 01.2001 –; Anforderungen und Nachweise; Änderung 1
E DIN 4109-10 06.2000 –; Vorschläge für einen erhöhten Schallschutz von Wohnungen 11
DIN 4109-11 09.2003 –; Nachweis des Schallschutzes; Güte- und Eignungsprüfung
DIN 4172 07.1955 Maßordnung im Hochbau
DIN 4208 04.1997 Anhydritbinder
DIN 4226-1 07.2001 Gesteinskörnungen für Beton und Mörtel; Normale und schwere Gesteinskörnungen
DIN 4226-2 02.2002 –; Leichte Gesteinskörnungen (Leichtzuschläge)
DIN 4725-200 03.2001 Warmwasser-Fußbodenheizungen, Systeme und Komponenten, Bestimmungen
der Wärmeleistung (Rohrüberdeckung > 0,065 m)
DIN 16 945 03.1989 Reaktionsharze, Reaktionsmittel und Reaktionsharzmassen; Prüfverfahren
DIN 18 024-1 01.1998 Barrierefreies Bauen, Straßen, Plätze, Wege, öffentliche Verkehrs- und Grünanlagen
sowie Spielplätze; Planungsgrundlagen
DIN 18 024-2 11.1996 –; Öffentlich zugängige Gebäude und Arbeitsstätten, Planungsgrundlagen
DIN 18 025-1 12.1992 Barrierefreie Wohnungen; Wohnungen für Rollstuhlbenutzer; Planungsgrundlagen
DIN 18 025-2 12.1992 –; Planungsgrundlagen
E DIN 18 030 11.2002 Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen
DIN 18 157-1 07.1979 Ausführung keramischer Bekleidungen im Dünnbettverfahren; Hydraulisch
erhärtende Dünnbettmörtel
DIN 18 157-2 10.1982 –; Dispersionsklebstoffe
DIN 18 157-3 04.1986 –; Epoxidharzklebstoffe
DIN 18 158 09.1986 Bodenklinkerplatten
DIN 18 180 01.2007 Gipskartonplatten im Hochbau; Grundlagen für die Verarbeitung
DIN 18 181 10.2008 Gipskartonplatten im Hochbau; Grundlagen für die Verarbeitung

Fortsetzung s. nächste Seite


538 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 18 195-1 08.2000 Bauwerksabdichtungen; Grundsätze, Definitionen, Zuordnung der


Abdichtungsarten
DIN 18 195-2 11.2008 –; Stoffe
DIN 18 195-3 08.2000 –; Anforderungen an den Untergrund und Verarbeitung der Stoffe
DIN 18 195-4 08.2000 –; Abdichtungen gegen Bodenfeuchte (Kapillarwasser, Haftwasser) und nicht-
stauendes Sickerwasser an Bodenplatten und Wänden, Bemessung
und Ausführung
DIN 18 195-5 08.2000 –; Abdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser auf
Deckenflächen und in Nassräumen; Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-6 08.2000 –; Abdichtungen gegen von außen drückendes Wasser und
aufstauendes Sickerwasser; Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-7 06.1989 Abdichtungen gegen von innen drückendes Wasser;
Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-8 03.2004 Bauwerksabdichtungen – Abdichtungen über Bewegungsfugen
DIN 18 195-9 03.2004 –; Durchdringungen, Übergänge, An- und Abschlüsse
DIN 18 195-10 03.2004 –; Schutzschichten und Schutzmaßnahmen
E DIN 18 195-100 06.2003 –; Bauwerksabdichtungen; Vorgesehene Änderungen zu den
Normen DIN 18 195 Teil 1 bis 6
DIN 18 202 10.2005 Toleranzen im Hochbau; Bauwerke
DIN 18 299 10.2006 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C:
Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV);
Allgemeine Regeln für Bauarbeiten jeder Art
DIN 18 332 12.2002 –; –; Naturwerksteinarbeiten
DIN 18 333 12.2000 –; –; Betonwerksteinarbeiten
DIN 18 336 12.2002 –; –; Abdichtungsarbeiten
DIN 18 352 10.2006 –; –; Fliesen- und Plattenarbeiten
11 DIN 18 353 10.2006 –; –; Estricharbeiten
DIN 18 354 10.2006 –; –; Gussasphaltarbeiten
DIN 18 356 10.2006 –; –; Parkettarbeiten
DIN 18 365 10.2006 –; –; Bodenbelagarbeiten
DIN 18 367 12.2002 –; –; Holzpflasterarbeiten
DIN 18 500 04.1991 Betonwerkstein; Begriffe, Anforderungen, Prüfung, Überwachung
DIN 18 560-1 04.2004 Estriche im Bauwesen - Allgemeine Anforderungen, Prüfung und Ausführung
E DIN 18 560-1/A1 07.2008 –;
DIN 18 560-2 04.2004 –; Estriche und Heizestriche auf Dämmschichten (schwimmende Estriche)
E DIN 18 560-2/A1 07.2008 –;
DIN 18 560-3 03.2006 –; Verbundestriche
DIN 18 560-4 04.2004 –; Estriche auf Trennschicht
DIN 18 560-7 04.2004 –; Hochbeanspruchbare Estriche (Industrieestriche)
DIN 51 094 09.1996 Keramische Fliesen und Platten – Prüfung der Lichtechtheit der Färbungen von
keramischen Fliesen und Platten für Wand- und Bodenbeläge
DIN 51 097 11.1992 Prüfung von Bodenbelägen; Bestimmung der rutschhemmenden Eigenschaft;
Naßbelastete Barfußbereiche; Begehungsverfahren; Schiefe Ebene
DIN 51 130 06.2004 –; –; Bestimmung der rutschhemmenden Eigenschaft – Arbeitsräume und
Arbeitsbereiche mit Rutschgefahr, Begehungsverfahren – Schiefe Ebene
DIN 52 129 11.1993 Nackte Bitumenbahnen; Begriff, Bezeichnung, Anforderungen
DIN 54 345-2 09.1991 Prüfung von Textilien; Elektrostatisches Verhalten; Bestimmung der
Personenaufladung beim Begehen von textilen Bodenbelägen
11.5 Normen 539

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 54 345-6 02.1992 –; –; Bestimmung elektrischer Widerstandsgrößen von textilen Bodenbelägen


DIN 68 702 04.2001 Holzpflaster
E DIN 68 702 10.2008 Holzpflaster
DIN 68 771 09.1973 Unterböden aus Holzspanplatten
DIN 68 800-1 05.1974 Holzschutz im Hochbau – Allgemeines
DIN 68 800-2 05.1996 Holzschutz ; Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau
DIN 68 800-3 04.1990 –; Vorbeugender chemischer Holzschutz
DIN EN 197-1 08.2004 Zement – Zusammensetzung, Anforderungen und Konformitätskriterien von
Normalzement
DIN EN 197-1 Ber. 1 11.2004 Berichtigungen zu DIN EN 197-1: 2004-08
E DIN EN 197-1/A2 10.2006 Zement – Zusammensetzung, Anforderungen und Konformitätskriterien von
Normalzement; Änderung A2 (Zement mit hohem Sulfatwiderstand)
DIN EN 197-1/A3 09.2007 –; Änderung A3
DIN EN 197-2 11.2000 –; Konformitätsbewertung
DIN EN 204 09.2001 Klassifizierung von thermoplastischen Holzklebstoffen für nichttragende
Anwendungen
DIN EN 206-1 07.2001 Beton – Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität
DIN EN 206-1/A1 10.2004 –; –; Änderung 1
E DIN EN 206-1/A2 01.2005 –; –; Änderung 2
DIN EN 300 09.2006 Platten aus langen, schlanken, ausgerichteten Spänen (OSB) – Definitionen,
Klassifizierung und Anforderungen
DIN EN 309 04.2005 Spanplatten – Definition und Klassifizierung
DIN EN 312 11.2003 Spanplatten – Anforderungen
DIN EN 316 12.1999 Holzfaserplatten – Definition, Klassifizierung und Kurzzeichen
E DIN EN 316 07.2008 –; 11
E DIN EN 438-1 04.2005 Dekorative Hochdruck-Schichtpressstoffplatten (HPL) – Platten auf Basis härtbarer
Harze (Schichtpressstoffe); Einleitung und allgemeine Informationen
DIN EN 438-2 04.2005 –; –; Bestimmung der Eigenschaften
DIN EN 438-3 04.2005 –; Klassifizierung und Spezifikationen für Schichtpressstoffe mit einer Dicke
kleiner als 2 mm, vorgesehen zum Verkleben auf ein Trägermaterial
DIN EN 438-5 06.2002 –; –; Klassifizierung und Spezifikationen für Schichtpressstoffe für Fußböden mit
einer Dicke kleiner 2 mm, vorgesehen zum Verkleben auf ein Trägermaterial
DIN EN 460 10.1994 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten; Natürliche Dauerhaftigkeit von
Vollholz Leitfaden für die Anforderungen an die Dauerhaftigkeit von Holz für
die Anwendung in den Gefährdungsklassen
DIN EN 520 03.2005 Gipsplatten – Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 548 11.2004 Elastische Bodenbeläge – Spezifikation für Linoleum mit und ohne Muster
DIN EN 634-1 04.1995 Zementgebundene Spanplatten – Anforderungen; Allgemeine Anforderungen
DIN EN 634-2 05.2007 –; –; Anforderungen an Portlandzement (PZ) gebundene Spanplatten zur
Verwendung im Trocken-, Feucht- und Außenbereich
DIN EN 649 01.2004 Elastische Bodenbeläge – Homogene und heterogene
Polyvinylchlorid-Bodenbeläge – Spezifikation
DIN EN 650 01.1997 –; Bodenbeläge aus Polyvinylchlorid mit einem Rücken aus Jute
oder Polyestervlies oder auf Polyestervlies mit einem Rücken aus Polyvinylchlorid
DIN EN 651 01.2004 –; Polyvinylchlorid-Bodenbeläge mit einer Schaumstoffschicht
DIN EN 652 01.1997 –; Polyvinylchlorid-Bodenbeläge mit einem Rücken auf Korkbasis
DIN EN 653 01.1997 –; Geschäumte Polyvinylchlorid-Bodenbeläge – Spezifikation

Fortsetzung s. nächste Seite


540 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 654 01.2004 –; Polyvinylchlorid-Flex-Platten


DIN EN 655 01.1997 –; Platten auf einem Rücken aus Preßkork mit einer Polyvinylchlorid – Nutzschicht
DIN EN 684 07.1996 –; Bestimmung der Nahtfestigkeit Verwendung
im Trocken-, Feucht- und Außenbereich
DIN EN 685 11.2007 Elastische, textile und Laminat-Bodenbeläge – Klassifizierung
DIN EN 686 09.1997 Elastische Bodenbeläge; Spezifikation für Linoleum mit und ohne
Muster mit Schaumrücken;
DIN EN 687 09.1997 –; Spezifikation für Linoleum mit und ohne Muster mit Korkmentrücken
DIN EN 688 09.1997 –; Spezifikation für Korklinoleum
DIN EN 822 11.1994 Wärmedämmstoffe für das Bauwesen – Bestimmung der Länge und Breite
DIN EN 823 11.1994 –; Bestimmung der Dicke
DIN EN 826 05.1996 –; Bestimmung des Verhaltens bei Druckbeanspruchung
DIN EN 832 06.2003 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Berechnung des
Heizenergiebedarfs – Wohngebäude
DIN EN 934-2 02.2002 Zusatzmittel für Beton, Mörtel und Einpressmörtel – Betonzusatzmittel;
Definitionen und Anforderungen, Konformität, Kennzeichnung und Beschriftung
DIN EN 934-3 03.2004 –; Zusatzmittel für Mauermörtel – Definitionen, Anforderungen, Konformität,
Kennzeichnung und Beschriftung
DIN EN 1001-2 10.2005 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten – Terminologie; – Vokabular
DIN EN 1081 04.1998 Elastische Bodenbeläge – Bestimmung des elektrischen Widerstandes
DIN EN 1195 06.1998 Holzbauwerke – Prüfverfahren – Tragverhalten tragender Fußbodenbeläge
DIN EN 1253-1 09.2003 Abläufe für Gebäude – Anforderungen
DIN EN 1253-2 03.2004 –; Prüfverfahren
DIN EN 1253-3 06.1999 –; Güteüberwachung
DIN EN 1253-4 02.2000 –; Abdeckungen
11 DIN EN 1253-5 03.2004 –; Abläufe mit Leichtflüssigkeitssperren
DIN EN 1264-1 11.1997 Fußboden-Heizung – Systeme und Komponenten – Definitionen und Symbole
DIN EN 1264-2 11.1997 –; –; Bestimmung der Wärmeleistung
DIN EN 1264-3 11.1997 –; –; Auslegung
E DIN EN 1264-3 11.2007 –; –;
DIN EN 1264-4 12.2001 –; –; Installation
E DIN EN 1264-4 11.2007 –; –;
DIN EN 1307 08.2008 Textile Bodenbeläge – Einstufung von Polteppichen
DIN EN 1308 11.2007 Mörtel und Klebstoffe für Fliesen und Platten – Bestimmung des Abrutschens
DIN EN 1323 11.2007 –; Betonplatten
DIN EN 1324 11.2007 –; Bestimmung der Haftfestigkeit von Dispersionsklebstoffen für innen
DIN EN 1342 04.2002 Pflastersteine aus Naturstein für Außenbereiche – Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 1346 11.2007 Mörtel und Klebstoffe für Fliesen und Platten – Bestimmung der offenen Zeit
DIN EN 1348 11.2007 –; Bestimmung der Haftfestigkeit zementhaltiger Mörtel für innen und außen
DIN EN 1363-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen, Allgemeine Anforderungen
DIN EN 1363-2 10.1999 –; Alternative und ergänzende Verfahren
DIN EN 1364-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen für nichttragende Bauteile, Wände
DIN EN 1364-2 10.1999 –; Unterdecken
DIN EN 1365-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen für tragende Bauteile, Wände
DIN EN 1365-2 02.2000 –; Decken und Dächer
DIN EN 1366-3 11.2004 Feuerwiderstandsprüfungen für Installationen; Abschottungen
11.5 Normen 541

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

E DIN EN 1366-3 10.2006 –; –;


DIN EN 1366-6 02.2005 –; Doppel- und Hohlböden
DIN EN 1470 09.2008 Textile Bodenbeläge – Einstufung von Nadelvlies-Bodenbelägen
ausgenommen Polvlies-Bodenbeläge
DIN EN 1533 10.2007 Parkett und andere Holzfußböden – Bestimmung der Biegeeigenschaften
– Prüfmethode
DIN EN 1534 04.2000 –; Bestimmung des Eindruckwiderstandes (Brinell) – Prüfmethode
DIN EN 1602 01.1997 Wärmedämmstoffe für das Bauwesen; Bestimmung der Rohdichte
DIN EN 1815 01.1998 Elastische und textile Bodenbeläge – Beurteilung des elektrostatischen Verhaltens
DIN EN 1816 05.1998 Elastische Bodenbeläge – Spezifikation für homogene und heterogene ebene
Elastomer-Bodenbeläge mit Schaumstoffbeschichtung
DIN EN 1817 05.1998 –; Spezifikation für homogene und heterogene ebene Elastomer-Bodenbeläge
DIN EN 1963 07.2007 Textile Bodenbeläge – Prüfung mit dem Tretradgerät System Lisson
DIN EN 12 002 07.2003 Mörtel und Klebstoffe für Fliesen und Platten – Bestimmung der Verformung
zementhaltiger Mörtel und Fugen
E DIN EN 12 002 03.2008 –; –;
DIN EN 12 004 11.2007 –; Definitionen und Spezifikationen
DIN EN 12 103 05.1999 Elastische Bodenbeläge – Preßkorkunterlagen – Spezifikation
DIN EN 12 104 10.2000 –; Presskorkplatten
DIN EN 12 199 05.1998 Elastische Bodenbeläge; Spezifikation für homogene und heterogene
profilierte Elastomer – Bodenbeläge
DIN EN 12 430 06.2007 Mörtel und Klebstoffe für Fliesen und Platten; Bestimmung des
Verhaltens unter Punktlast
DIN EN 12 431 06.2007 –; Bestimmung der Dicke von Dämmstoffen unter schwimmendem Estrich
DIN EN 12 455 12.1999 –; Spezifikation für Korkmentunterlagen
11
DIN EN 12 529 05.1999 Räder und Rollen – Möbelrollen – Rollen für Drehstühle – Anforderungen
DIN EN 12 529 Ber 1 06.2007 –; Berichtigungen zu DIN EN 12 529: 1995-05
DIN EN 13 162 10.2001 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte
Produkte aus Mineralwolle (MW) – Spezifikation;
DIN EN 13 162 Ber 1 06.2006 –; –; Berichtigungen zu DIN EN 13 162: 2001-10
E DIN EN 13 162 04.2008 –; –; Deutsche Fassung prEN 13 162: 2008
DIN EN 13 163 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Polystyrol (EPS) –
Spezifikation
DIN EN 13 163 Ber 1 06.2006 –; –; Berichtigungen zu DIN EN 13 163: 2001-10
E DIN EN 13 163 04.2008 –; –; Deutsche Fassung prEN 13 163: 2008
DIN EN 13 164 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus extrudiertem Polystyrolschaum (XPS) –
Spezifikation
DIN EN 13 164/A1 08.2004 –; –; Änderung 1
DIN EN 13 164 Ber 1 06.2006 –; –; Berichtigungen zu DIN EN 13 164: 2001-10
E DIN EN 13 164 04.2008 –; –; Deutsche Fassung prEN 13 164: 2008
DIN EN 13 165 02.2005 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Polyurethan-Hartschaum (PUR) –
Spezifikation
DIN EN 13 165 Ber 1 06.2006 –; –; Berichtigungen zu DIN EN 13 165: 2005-02
E DIN EN 13 165 04.2008 –; –; Deutsche Fassung prEN 13 165: 2008
DIN EN 13 166 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Phenolharzhartschaum (PF)
DIN EN 13 166/A1 08.2004 –; –; Änderung 1

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542 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 13 166 Ber 1 06.2006 –; –; Berichtigungen zu DIN EN 13 166: 2001-10


E DIN EN 13 166 04.2008 –; –; Deutsche Fassung prEN 13 166: 2008
DIN EN 13 167 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Schaumglas (CG) – Spezifikation
DIN EN 13 167/A1 08.2004 –; –; Änderung 1
DIN EN 13 167 Ber 1 06.2006 –; Berichtigungen zu DIN EN 13 167: 2001-10
E DIN EN 13 167 04.2008 –; Deutsche Fassung prEN 13 167: 2008
DIN EN 13 168 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzwolle (WW) – Spezifikation
DIN EN 13 168/A1 08.2004 –; –; Änderung 1
DIN EN 13 168 Ber 1 06.2006 –; –; Berichtigungen zu DIN EN 13 168: 2001-10
E DIN EN 13 168 05.2008 –; –; Deutsche Fassung prEN 13 168: 2008
DIN EN 13 169 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Blähperlit (EPB) – Spezifikation
DIN EN 13 169/A1 08.2004 –; –; Änderung 1
DIN EN 13 169 Ber 1 06.2006 –; –; Berichtigungen zu DIN EN 13 169: 2001-10
E DIN EN 13 169 05.2008 –; –; Deutsche Fassung prEN 13 169: 2008
DIN EN 13 170 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Kork (ICB) – Spezifikation
DIN EN 13 170 Ber 1 06.2006 –; –; Berichtigungen zu DIN EN 13 170: 2001-10
E DIN EN 13 170 05.2008 –; –; Deutsche Fassung prEN 13 170: 2008
DIN EN 13 171 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzfasern (WF) – Spezifikation
DIN EN 13171/A1 08.2004 –; Änderung 1
DIN EN 13 171 Ber 1 06.2006 –; –; Berichtigungen zu DIN EN 13 171: 2001-10
E DIN EN 13 171 03.2008 –; –; Deutsche Fassung prEN 13 171: 2008
DIN EN 13 226 05.2003 Holzfußböden – Massivholz-Parkettstäbe mit Nut und/oder Feder

11 DIN EN 13 227 06.2003 –; Massivholz-Lamparkettprodukte


DIN EN 13 227 Ber 1 09.2007 –; –; Berichtigungen zu DIN EN 13 227: 2003-06
DIN EN 13 228 06.2003 –; Massiv-Overlay-Parkettstäbe einschließlich Parkettblöcke
mit einem Verbindungssystem
DIN EN 13 228 09.2007 –; –; Berichtigungen zu DIN EN 13 228: 2003-06
DIN EN 13 297 12.2007 Textile Bodenbeläge – Einstufung von Polvlies-Bodenbelägen
DIN EN 13 318 12.2000 Estrichmörtel und Estriche – Begriffe
DIN EN 13 329 07.2006 Laminatböden – Elemente mit einer Deckschicht auf Basis aminoplastischer
wärmehärtbarer Harze – Spezifikationen, Anforderungen und Prüfverfahren
E DIN EN 13 329/A1 04.2008 –; –; –;
DIN EN 13 413 03.2002 Elastische Bodenbeläge – Polyvinylchlorid-Bodenbeläge mit einem
Rücken aus Fasermaterial
DIN EN 13 442 06.2003 Holzfußböden und Wand- und Deckenbekleidungen aus Holz –
Bestimmung der chemischen Widerstandsfähigkeit
DIN EN 13 454-1 01.2005 Calciumsulfat-Binder, Calciumsulfat-Compositbinder und
Calciumsulfat – Werkmörtel für Estriche – Begriffe und Anforderungen
DIN EN 13 454-2 11.2007 –; Prüfverfahren
DIN EN 13 488 05.2003 Holzfußböden – Mosaikparkettelemente
DIN EN 13 489 05.2003 –; Mehrschichtparkettelemente
DIN EN 13 501-1 07.2005 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten;
Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum
Brandverhalten von Bauprodukten
DIN EN 13 501-1/A1 11.2007 –; –;
11.5 Normen 543

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 13 501-2 01.2008 –; Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Feuerwiderstandsprüfungen,
mit Ausnahme von Lüftungsanlagen
DIN EN 13 553 07.2002 Elastische Bodenbeläge – Polyvinylchlorid-Bodenbeläge zur
Anwendung in besonderen Nassräumen
DIN EN 13 629 06.2003 Holzfußböden –, Massive Laubholzdielen
DIN EN 13 629 Ber 1 09.2007 –; –; Berichtigungen zu DIN EN 13 629: 2003-06
DIN EN 13 748-1 08.2005 Terrazzoplatten – Terrazzoplatten für die Verwendung im Innenbereich
DIN EN 13 748-2 03.2005 –; Terrazzoplatten für die Verwendung im Außenbereich
DIN EN 13 756 04.2003 Holzfußböden – Terminologie
DIN EN 13 813 01.2003 Estrichmörtel, Estrichmassen und Estriche – Estrichmörtel und
Estrichmassen – Eigenschaften und Anforderungen
DIN EN 13 845 10.2005 Elastische Bodenbeläge – Polyvinylchlorid-Bodenbeläge mit
erhöhtem Gleitwiderstand
DIN EN 13 888 12.2002 Fugenmörtel für Fliesen und Platten – Definitionen und Festlegungen
DIN EN 13 892-1 02.2003 Prüfverfahren für Estrichmörtel und Estrichmassen; Probenahme,
Herstellung und Lagerung der Prüfkörper
DIN EN 13 892-2 02.2003 –; Bestimmung der Biegezug und Druckfestigkeit
DIN EN 13 892-3 07.2004 –; Bestimmung des Verschleißwiderstandes nach Böhme
DIN EN 13 892-4 02.2003 –; Bestimmung des Verschleißwiderstandes nach BCA
DIN EN 13 892-5 09.2003 –; Bestimmung des Widerstandes gegen Rollbeanspruchung von
Estrichen für Nutzschichten
DIN EN 13 892-6 02.2003 –; Bestimmung der Oberflächenhärte
DIN EN 13 892-7 09.2003 –; Bestimmung des Widerstandes gegen Rollbeanspruchung von
Estrichen mit Bodenbelägen
DIN EN 13 892-8 02.2003 –; Bestimmung der Haftzugfestigkeit
DIN EN 14 016-1 04.2004 Bindemittel für Magnesiaestriche – Kaustische Magnesia und
Magnesiumchlorid – Begriffe und Anforderungen
11
DIN EN 14 016-2 04.2004 –; –; Prüfverfahren
DIN EN 14 063-1 11.2004 Wärmedämmstoffe für Gebäude – An der Verwendungsstelle hergestellte
Wärmedämmung aus Blähton – Leichtzuschlagstoffen (LWA) – Spezifikation für
die Schüttdämmstoffe vor dem Einbau
E DIN EN 14 064-2 09.2007 –; an der Verwendungsstelle hergestellte Wärmedämmung aus
Mineralwolle – Spezifikation für die eingebauten Produkte
DIN EN 14 190 11.2005 Gipsplatten – Produkte aus der Weiterverarbeitung – Begriffe,
Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 14 279 03.2005 Furnierschichtholz (LVL) – Definitionen, Klassifizierung und Spezifikationen
DIN EN 14 316-1 11.2004 Wärmedämmstoffe für Gebäude – An der Verwendungsstelle hergestellte
Wärmedämmung aus Produkten mit expandiertem Perlite (EP) –
Spezifikation für gebundene und Schüttdämmstoffe vor dem Einbau
DIN EN 14 316-2 04.2007 –; an der Verwendungsstelle hergestellte Wärmedämmung aus
Blähperlit (EP) – Spezifikation für die eingebauten Produkte
DIN EN 14 317-1 11.2004 –; an der Verwendungsstelle hergestellte Wärmedämmung mit Produkten aus
expandiertem Vermiculite (EV) – Spezifikation für gebundene und
Schüttdämmstoffe vor dem Einbau
DIN EN 14 317-2 04.2007 –; an der Verwendungsstelle hergestellte Wärmedämmung aus Vermiculit (EV) –
Spezifikation für die eingebauten Produkte
DIN EN 14 323 06.2004 Holzwerkstoffe – Melaminbeschichtete Platten zur Verwendung im
Innenbereich – Prüfverfahren
DIN EN 14 411 03.2007 Keramische Fliesen und Platten – Begriffe, Klassifizierung,
Gütemerkmale und Kennzeichnung

Fortsetzung s. nächste Seite


544 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 14 411 Ber 1 11.2007 –; –; Berichtigungen zu DIN EN 14 411: 2007-03


DIN EN 14 521 09.2004 Elastische Bodenbeläge – Spezifikation für ebene Elastomer-Bodenbeläge mit oder
ohne Schaumunterschicht mit einer dekorativen Schicht
DIN EN 14 565 09.2004 –; Bodenbeläge auf Basis synthetischer Thermoplaste
DIN EN 14 755 01.2006 Strangpressplatten – Anforderungen
DIN EN 14 891 11.2007 Flüssig zu verarbeitende wasserundurchlässige Produkte im Verbund
mit keramischen Fliesen- und Plattenbelägen – Anforderungen, Prüfverfahren,
Konformitätsbewertung, Klassifizierung und Bezeichnung
DIN EN 14 891 Ber 1 02.2008 –; –; Berichtigungen zu DIN EN 14 891: 2007-11
DIN EN 14 891 Ber 2 09.2008 –; –; Berichtigung zu DIN EN 14 891: 2007-11
DIN EN 14 978 09.2006 Laminatböden – Elemente mit einer elektronenstrahlgehärteten Deckschicht auf
Acryl-Basis – Spezifikationen, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 61 340-4-1 12.2004 Elektrostatik – Teil 4-1: Standard-Prüfverfahren für spezielle Anwendungen –
Elektrischer Widerstand von Bodenbelägen und verlegten Fußböden
DIN EN ISO 717-1 11.2006 Akustik – Bewertung der Schalldämmung in Gebäuden und von
Bauteilen – Luftschalldämmung
DIN EN ISO 717-2 11.2006 –; –; Trittschalldämmung
DIN EN ISO 1182 07.2002 Prüfungen zum Brandverhalten von Bauprodukten – Nichtbrennbarkeitsprüfung
DIN EN ISO 6356 03.2000 Textile Bodenbeläge; Bewertung des elektrostatischen Verhaltens – Begeh-Versuch
DIN EN ISO 7345 01.1996 Wärmeschutz – Physikalische Größen und Definitionen
DIN EN ISO 9239-1 06.2002 Prüfungen zum Brandverhalten von Bodenbelägen; Bestimmung des
Brandverhaltens bei Beanspruchung mit einem Wärmestrahler
DIN EN ISO 10 545-1 12.1997 Keramische Fliesen und Platten; Probenahme und Grundlagen für die Annahme
DIN EN ISO 10 545-2 12.1997 –; Bestimmung der Maße und der Oberflächenbeschaffenheit
DIN EN ISO 10 545-3 12.1997 –; Bestimmung von Wasseraufnahme, offener Porosität scheinbarer relativer
11 Dichte und Rohdichte
DIN EN ISO 10 545-4 12.1997 –; Bestimmung der Biegefestigkeit und der Bruchlast
DIN EN ISO 10 545-5 12.1997 –; Bestimmung der Schlagfestigkeit durch Messung des Rückprallkoeffizienten
DIN EN ISO 10 545-6 12.1997 –; Bestimmung des Widerstandes gegen Tiefenverschleiß –
Unglasierte Fliesen und Platten
DIN EN ISO 10 545-7 03.1999 –; Bestimmung des Widerstandes gegen Oberflächenverschleiß –
Glasierte Fliesen und Platten
DIN EN ISO 10 545-8 09.1996 –; Bestimmung der linearen thermischen Dehnung
DIN EN ISO 10 545-9 09.1996 –; Bestimmung der Temperaturwechselbeständigkeit
DIN EN ISO 10 545-10 12.1997 –; Bestimmung der Feuchtigkeitsdehnung
DIN EN ISO 10 545-11 09.1996 –; Bestimmung der Widerstandsfähigkeit gegen Glasurrisse –
Glasierte Fliesen und Platten
DIN EN ISO 10 545-12 12.1997 –; Bestimmung der Frostbeständigkeit
DIN EN ISO 10 545-13 12.1997 –; Bestimmung der chemischen Beständigkeit
DIN EN ISO 10 545-14 12.1997 –; Bestimmung der Beständigkeit gegen Fleckenbildner
DIN EN ISO 10 965 11.1998 Textile Bodenbeläge – Bestimmung des elektrischen Widerstandes
DIN EN ISO 11 925-2 07.2002 Prüfungen zum Brandverhalten von Bauprodukten;
Entzündbarkeit bei direkter Flammeneinwirkung
DIN EN ISO 13 788 11.2001 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Bauteilen und Bauelementen –
Raumseitige Oberflächentemperatur zur Vermeidung kritischer Oberflächenfeuchte
und Tauwasserbildung im Bauteilinneren – Berechnungsverfahren
DIN ISO 2424 01.1999 Textile Bodenbeläge; Begriffe

Weitere ergänzende Normen s. Abschn. 12.4 und 14.6


11.6 Literatur 545

11.6 Literatur
[1] Oswald, R.: Schwachstellen. Der Feuchteschutz in Wohnungsbadezimmern. In: Deutsche Bauzeitung (db) 1 (2001)
[2] Unger, A.: Fußbodenatlas. Donauwörth 2000
[3] Merkblatt: Hinweise für die Ausführung von Abdichtungen im Verbund mit Bekleidungen und Belägen aus Fliesen
und Platten für den Innen- und Außenbereich. Stand: August 2000. Hrsg.: Fachverband des Deutschen Fliesengewer-
bes im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V., Berlin
[4] Merkblatt: Prüfung von Abdichtungsstoffen und Abdichtungssystemen. Stand: September 1995. Hrsg.: Fachverband
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[7] Gösele, K.: Informationsdienst Holz. Holzbau Handbuch, Reihe 3, Teil 3, Folge 3: Schallschutz Holzbalkendecken. Hrsg.:
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[8] Schulze, H.: Informationsdienst Holz. Holzbau Handbuch, Reihe 3, Teil 3, Folge 1: Grundlagen des Schallschutzes. Hrsg.:
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[9] Holtz, F.: Informationsdienst Holz. Holzbau Handbuch, Reihe 3, Teil 3, Folge 3: Schalldämmende Holzbalken- und
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[10] Trockenbau Atlas. Grundlagen, Einsatzbereiche, Konstruktionen, Details. Rudolf Müller, Köln 1998
[11] Wendehorst, R., Wetzel, O. W.: Bautechnische Zahlentafeln. B.G. Teubner in Verbindung mit dem DIN Deutsches Institut
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[12] Sörensen, Ch.: Wärmedämmstoffe im Vergleich. Stand 1995. Hrsg.: Umweltinstitut München e.V., München
[13] Schulze, H.: Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. Informationsdienst Holz. Holzbau Handbuch, Reihe 4, Teil 5,
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[21] Informationen über Gußasphalt: Industrieestriche aus Gußasphalt. Hrsg.: Beratungsstelle für Gußasphaltanwendung
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[22] Informationen über Gußasphalt: Gußasphalt in Sporthallen. Hrsg.: Beratungsstelle für Gußasphaltanwendung e.V.,
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[25] Merkblatt: Keramische Fliesen und Platten, Naturwerkstein und Betonwerkstein auf zementgebundenen Fußboden-
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Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V., Berlin
[26] Merkblatt: Keramische Fliesen und Platten, Naturwerkstein und Betonwerkstein auf beheizten zementgebundenen
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546 11 Fußbodenkonstruktionen und Bodenbeläge

[28] Cremer, L.: Akustische Versuche an schwimmend verlegten Asphaltestrichen. Hrsg.: Beratungsstelle für Gussasphaltan-
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[29] Hinweise für Fugen in Estrichen und Heizestrichen auf Dämmschichten nach DIN 18560. Stand: März 1994. Bundesver-
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[30] Merkblatt: Bewegungsfugen in Bekleidungen und Belägen aus Fliesen und Platten. Stand: September 1955. Hrsg.:
Fachverband des Deutschen Fliesengewerbes im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V., Berlin
[31] AGI-Arbeitsblatt A12 – Teil 3. Industrieestriche. Gussasphaltestrich; Ergänzungen zu DIN 18560. Stand: 1991. Heraus-
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[32] Informationen über Industrieestriche aus Gussasphalt. In: Gussasphalt 21 (1991). Hrsg.: Beratungsstelle für Asphaltver-
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[33] AGI-Arbeitsblatt A12 – Teil 1. Industrieestriche. Zementgebundener Hartstoffestrich; Ergänzungen zu DIN 18560.
Stand: Juni 1997. Herausgeber s. [17].
[34] Informationsdienst Holz: Holzwerkstoffe. Holzbau Handbuch, Reihe 4, Teil 4, Folge 1. Arbeitsgemeinschaft Holz e.V.,
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[35] Technische Informationen über Knauf-Unterböden. Fa. Knauf, Westdeutsche Gipswerke, Iphofen
[36] Technische Informationen über Fertigteilestriche aus Fermacell-Gipsfaserplatten. Fels-Werke GmbH, Goslar
[37] Technische Informationen über Trockenestrich-Elemente. Fa. Rigips GmbH, Düsseldorf
[38] Technische Informationen über Trockenestrich auf Zementbasis. Deutsche Perlite GmbH, Dortmund
[39] Naturstein und Architektur. Hrsg.: Deutscher Naturwerkstein-Verband (DNV), Würzburg. 2. Aufl. 1994
[40] Merkblätter: Bautechnische Informationen (BTI). Deutscher Natuwerkstein-Verband, Würzburg
[41] Weber, R., Hill, D.: Naturstein für Anwender: Beurteilen - Verkaufen – Verlegen. 2. Aufl. Ulm 1999
[42] Betonwerkstein-Katalog. Stand: Februar 2001. Hrsg.: Informationsgemeinschaft Betonwerkstein e.V., Wiesbaden
[43] Terrazzofußböden (Technische Informationen): Fa. Dyckerhoff Weiss, Wiesbaden
[44] Asphaltplatten (Technische Informationen). Deutsche Naturasphalt GmbH (DASAG), Eschershausen/Holzminden
[45] AGI-Arbeitsblatt A 60. Industrieböden. Asphaltplattenbeläge. Stand: Februar 1999. Herausgeber und Bezug s. [17].
[46] Niemer, E.-U.: Praxis-Handbuch FLIESEN. Material, Planung, Konstruktion, Verarbeitung. Verlagsgesellschaft Rudolf
Müller, Köln
[47] Merkblatt: Fußböden in Arbeitsräumen und Arbeitsbereichen mit erhöhter Rutschgefahr (ZH1/571). Hrsg.: Hauptver-
11 band der gewerblichen Berufsgenossenschaften, St. Augustin
[48] Merkblatt: Bodenbeläge für maßbelastete Barfußbereiche (GUV 26.17). Stand 1999. Hrsg.: Bundesverband der Unfall-
kassen (BUK), München
[49] AGI-Arbeitsblatt A70. Industrieböden. Bodenbeläge aus Fliesen und Platten. Stand: Oktober 1994. Herausgeber und
Bezug s. [17]
[50] Merkblatt: Keramische Fliesen und Platten, Naturwerkstein und Betonwerkstein auf calciumsulfatgebundenen Estri-
chen. Stand: Januar 2000. Herausgeber s. [25]
[51] IVD-Merkblatt: Abdichtung von Bodenfugen mit elastischen Dichtstoffen. Stand: 2000. Hrsg. Industrieverband Dicht-
stoffe, Düsseldorf
[52] Informationsdienst Holz: Dielenböden
[53] Informationsdienst Holz: Parkett
[54] Informationsdienst Holz: Fertigparkett-Elemente
[55] Informationsdienst Holz: Holzpflaster
[56] Informationsdienst Holz: Versiegelung und Pflege von Parkettböden. Hrsg. [52] bis [56]: Arbeitsgemeinschaft Holz e.V.,
Düsseldorf
[57] Merkblatt: Kleben von Laminatböden. Stand: 1997. Technische Kommission Bauklebstoffe (TKB) des Industrieverban-
des Klebstoffe, Düsseldorf
[58] Merkblatt: Kork-Bodenbeläge. Verlegung, Oberflächenbehandlung, Reinigung und Pflege. Stand: 1998. Carl Ed. Meyer
GmbH, Delmenhorst
[59] Merkblatt: Kleben von Kork-Bodenbelägen. Stand: 1999
[60] Merkblatt: Kleben von Linoleum-Bodenbelägen. Stand 1998
[61] Merkblatt: Kleben von Elastomer-Bodenbelägen. Stand 1998. [59] bis [61] Technische Kommission Bauklebstoffe (TKB)
des Industrieverbandes Klebstoffe, Düsseldorf
[62] BEB-Arbeitsblatt KH-O/S: Industrieböden aus Reaktionsharz; Stoffe. Stand: Mai 1987
11.6 Literatur 547

[63] BEB-Arbeitsblatt KH-O/U: Industrieböden aus Reaktionsharz; Prüfung und Vorbereitung des Untergrundes. Stand: Mai
2001
[64] BEB-Arbeitsblätter KH-1 bis KH-5: Industrieböden aus Reaktionsharz; Imprägnierung – Versiegelung – Beschichtung –
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[65] BEB-Arbeitsblatt KH-6: Industrieböden aus Reaktionsharz; Schutz und Sicherheitsmaßnahmen. Stand: August 1989.
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[67] Janke, G.: Teppichboden-Lexikon. Sonderdruck aus der Fachzeitschrift Objekt 1995. Objekt Verlag, Düsseldorf
[68] Herstellungstechniken von Teppichböden. Hrsg.: ANKER-Teppichboden Gebr. Schoeller, Düren
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[70] Textiler Bodenbelag für Kranken- und Behindertenrollstühle. Stand 1999. Hrsg.: Europäische Teppichgemeinschaft
(ETG), Wuppertal, in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Teppich-Forschungsinstitut (TFI), Aachen
[71] Textiler Bodenbelag für Räume mit EDV. Stand: November 1999. Hrsg.: Europäische Teppichgemeinschaft (ETG),
Wuppertal, in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Teppich-Forschungsinstitut (TFI), Aachen
[72] Teppichboden-Lexikon. Stand: Januar 2001. ANKER-Teppichboden Gebr. Schoeller, Düren
[73] Teppichfliesen-Spezial (Teppichfliesen-Übersicht). Stand: 2002. Objekt Verlag, Düsseldorf
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[77] Pflege und Reinigung von Teppichboden. Stand: 1999. Europäische Teppichgemeinschaft (ETG), Wuppertal

11
549

12 Beheizbare Bodenkonstruktionen: Fußbodenheizungen

Allgemeines cken) sowie 1,25 m2 K/W über Räumen mit nicht


gleichwertiger Nutzung (z. B. Wohnräume über
Die Fußbodenheizung bietet bei richtiger Anwen- gewerblich genutzten Räumen).
dung eine thermische Behaglichkeit, wie sie von
kaum einem anderen Heizungssystem erreicht Wärmebedarfsberechnung1). Die Berechnung
wird. Sie ist um so höher, je einheitlicher die des notwendigen Wärmebedarfes von Gebäuden
Temperaturen aller Raumumschließungsflächen erfolgt nach den in DIN EN 12 831 aufgestellten
sind und je gleichmäßiger die Temperaturver- Regeln. Diese Wärmebedarfsberechnung ist die
teilung im Raum ist. Das thermische Umfeld wird Grundlage für die Bemessung der Heizflächen
außerdem von der jeweiligen Höhe der relativen einer Heizungsanlage (Heizflächenberechnung).
Luftfeuchtigkeit und durchschnittlichen Luftbe- Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Wärme-
wegung (Konvektion) beeinflusst. Im Vergleich durchlasswiderstand des Bodenbelages nicht
zu konventionellen Heizungssystemen zeichnen größer als 0,15 m2 K/W sein soll.
sich Fußbodenheizungen vor allem durch eine
relativ niedrige Oberflächentemperatur, gleich- Oberflächentemperatur. Die optimale Oberflä-
mäßige Wärmeabgabe, hohen Strahlungsanteil, chentemperatur beheizter Fußböden in ständig
kaum spürbare Luftbewegung und somit auch genutzten Wohn- und Arbeitsbereichen (Verweil-
geringe Staubverwirbelung aus. Derartige Nie- flächen) liegt bei 23 °C bis 24 °C. Als äußerster
dertemperaturheizungen erlauben auch den Ein- Grenzwert in Daueraufenthaltsbereichen gelten
satz von Wärmepumpen und somit die Nutzung maximal 29 °C, in Badezimmern und Schwimm-
regenerativer Energien; außerdem werden keine hallen etwa 33 °C und in wenig begangenen
Montageflächen für Heizkörper o. Ä. benötigt. Als Randzonen entlang von Fensterflächen o. Ä.
nachteilig sind die höheren Anlagekosten im Ver- 35 °C. Großflächige Verglasungen müssen im All-
gleich zu Radiatorenheizungen, die in der Regel gemeinen noch zusätzlich gegen Kaltluftabfall
größere Trägheit des Heizsystems (ungünstige bzw. „Kälteabstrahlung“ abgeschirmt und eine et-
Regelbarkeit) sowie die notwendigerweise auf- waige Differenz zum tatsächlichen Wärmebedarf
wendigeren Reparaturmaßnahmen anzusehen. eines Raumes durch eine zusätzliche Ausgleichs-
heizung (z. B. intensive Randzonenbeheizung,
Anforderungen Unterflurkonvektoren, Radiavektoren) gedeckt 12
Fußbodenheizungen werden entweder als Voll- werden. Die Notwendigkeit, unterschiedlichen
heizung für ein ganzes Gebäude oder nur als Zu- Heizsystemen getrennte Regelkreise zuzuweisen,
satzheizung für einzelne Räume bzw. Teilflächen bedingt jedoch erhöhte Investitionskosten.
eingesetzt. Ihre wirtschaftlichste Verwendung
wird als Vollheizung erreicht. Voraussetzung ist Schallschutz. Die Anforderungen an den Schall-
jedoch, dass die Wärmedämmung des zu be- schutz sind in DIN 4109 festgelegt. In Tabelle
heizenden Gebäudes insgesamt den Anforde- 3 dieser Norm sind die zum Schutz von Aufent-
rungen der DIN 4108 sowie der jeweils gültigen haltsräumen gegen Schallübertragung aus frem-
Energieeinsparverordnung (EnEV) entspricht1). den Wohn- und Arbeitsbereichen geforderten
Luft- und Trittschalldämmwerte von Bauteilen
Als Anforderungen an Geschosstrenndecken
enthalten, die auch beim Einbau einer Fußbo-
nennt DIN 4725-3, Warmwasser-Fußbodenhei-
denheizung erfüllt werden müssen. Einzelheiten
zungen, Mindestwerte für den Wärmedurch-
hierzu siehe Tabelle 11.8 sowie Abschnitt 16.6.4.
lasswiderstand der Dämmschicht unterhalb der
Heizebene, und zwar 0,75 m2 K/W über Räumen Gesetze/Verordnungen. Bei der Planung einer
mit gleichwertiger Nutzung (Wohnungstrennde- Fußbodenheizung sind des weiteren folgende
Regelwerke zu berücksichtigen: Energieein-
1) Die erste Energieeinsparverordnung (EnEV) ist am sparverordnung (EnEV), Heizkostenverordnung
01.02.2002 in Kraft getreten und bereits mehrfach novel- (HeizkostenV) sowie die einzelnen Verwaltungs-
liert worden. Sie löste die Wärmeschutzverordnung aus
dem Jahre 1995 ab. Der aktuelle Stand der Normung ist anweisungen der Länder. Der aktuelle Stand der
den Abschnitten 11.5 und 12.4 zu entnehmen. Normung ist Abschn. 12.4 zu entnehmen.
550 12 Beheizbare Bodenkonstruktionen

12.1 Einteilung und Benennung: Wärmeabgabe


Überblick Die Art der Wärmeabgabe ist ein weiteres Unter-
scheidungsmerkmal von Fußbodenheizungen.
Heizsysteme
Fußboden-Direktheizung. Bei der Fußboden-
Fußbodenheizsysteme werden nach der Art ih- Direktheizung wird die Wärme mit möglichst
rer Heizelemente und der Energiezufuhr in zwei geringer zeitlicher Verzögerung über die Ober-
Hauptgruppen eingeteilt. fläche des Fußbodens an den zu beheizenden
Raum abgegeben. Dies wird vor allem durch
Warmwasser-Fußbodenheizung. Eine Warm- eine möglichst oberflächennahe Verlegung der
wasser-Fußbodenheizung ist eine an Ort und Heizrohre bzw. Heizmatten und damit mög-
Stelle als Fußbodenkonstruktion hergestellte lichst dünne Lastverteilungsschicht erreicht (Bild
Heizeinrichtung mit Rohren oder anderen Hohl- 12.1). Eine derart gering gehaltene Speicherwir-
profilen (z. B. Flächenheizelemente) die von kung des Fußbodens ergibt auch ein insgesamt
Warmwasser als Heizmittel durchströmt werden. günstigeres Regelverhalten der Anlage. Bei der
Die Lage der Heizrohre in der Bodenkonstruktion Direktheizung sollte außerdem der Bodenbelag
ist systembedingt unterschiedlich. Wie Bild 12.5 die Wärme möglichst ungehindert durchlassen,
verdeutlicht, werden 3 Bauarten unterschieden. d. h. einen möglichst niedrigen Wärmedurchlass-
Für die Planung von Warmwasser-Fußbodenhei- widerstand aufweisen, so wie dies vor allem bei
zungen gilt DIN EN 1264 in Verbindung mit DIN Naturwerkstein-, Betonwerkstein- und Keramik-
18 560-2, Heizestriche auf Dämmschichten. belägen der Fall ist.

Elektrische Fußbodenheizung. Eine elektrische Fußboden-Speicherheizung. Bei der Fußbo-


Fußbodenheizung ist eine an Ort und Stelle als den-Speicherheizung wird die Wärme mit ei-
Fußbodenkonstruktion aufgebaute Heizeinrich- ner gewollten zeitlichen Verzögerung über die
tung, bei der die elektrische Energie durch Heiz- Oberfläche des Fußbodens an den zu beheizen-
elemente – die an das Stromnetz angeschlossen den Raum abgegeben (vorwiegend Elektrofuß-
sind – in Wärme umgewandelt wird. Für die Pla- bodenheizung), da die Heizenergie nur für eine
nung und Bemessung elektrischer Fußboden- begrenzte Zeit zur Verfügung steht. Die Aufla-
heizungen gilt DIN 44 576-1 bis -4 in Verbindung dung der elektrischen Speicherheizung findet
mit DIN 18 560-2, Heizestriche auf Dämmschich- i. d. R. während der Nachtstunden mit Niedertarif-
ten, sowie entsprechende VDE-Richtlinien und strom statt. Zusätzlich dazu muss am Tage noch
Rechtsvorschriften. mindestens zwei Stunden nachgeheizt werden
12

12.1a 12.1b 12.1c 12.1d 12.1e

12.1 Schematische Darstellung beheizbarer Fußbodenkonstruktionen (Warmwasser-Fußbodenheizungen)


a) Heizrohr in Heizestrich (Nassverlegesystem)
b) Heizrohr in Dämmplatte mit Mörtelestrich
c) Heizrohr in Dämmplatte mit Fertigteilestrich
d) Heizflächenelement mit Stahlblechtafeln
e) Fußboden- und Luftheizung (Hypokaustenheizung)
1 Heizestrich 6 profilierte Dämmplatten
2 Abdeckung 7 Fertigteilestrich
3 Heizrohr eingebettet 8 Stahlblechtafeln
4 Dämmschicht 9 Heizflächenelement
5 Heizrohr eingelegt 10 Fußbodenheizung mit Luftführung
12.1 Einteilung und Benennung: Überblick 551

können. Vor der Planung einer elektrischen Fuß- Nassverlegesystem. Bei der Nassverlegung sind
bodenheizung ist in jedem Fall rechtzeitig die Zu- die Heizrohre oberhalb der Wärme- und Tritt-
stimmung des jeweils zuständigen EVU (Energie- schalldämmung direkt und allseitig umschlos-
Versorgungsunternehmen) einzuholen. Infolge sen in den schwimmenden Estrich eingebettet,
der hohen Auslastung und energiepolitischen wodurch sich eine unmittelbare Wärmeüber-
Auflagen (berechtigte ökologische Bedenken) ist tragung ergibt (Bauart A1 bis A3 in Bild 12.5).
eine Genehmigung keinesfalls selbstverständlich Die Heizrohre werden entweder direkt auf die
(Bild 12.10a). Auch auf die systembedingte große Wärmedämmung mit oberseitiger Abdeckfolie
Trägheit und damit ungünstige Regelbarkeit wird aufgetackert, zwischen Noppen spezieller Basis-
besonders hingewiesen. platten eingespannt oder mittels Drehclipsen
Aufgrund der durch die EnEV verschärften Anfor- an Rohrträgermatten befestigt (Bild 12.2). Bei all
derungen an den Primärenergiebedarf von Hei- diesen Befestigungsvorrichtungen ist der Rohr-
zungen hat die Bedeutung solcher Heizsysteme verlauf beliebig wählbar und somit an räumliche
im Neubaubereich deutlich nachgelassen. Vorgaben anpassungsfähig. Nassverlegesysteme
sind technisch meist einfacher konzipiert und da-
Der Fußbodenbelag ist bei Speicherheizungen ein wichti- durch bei der Herstellung auch etwas billiger als
ger, konstruktiver Teil des Heizsystems. Zusammen mit der die anderen Systeme. Die Gefahr der Beschädi-
Speicherfähigkeit des Estrichs muss er gewährleisten, dass
der betreffende Raum während der Aufladung nicht über-
gung der Heizrohre beim Einbringen des Estrichs,
heizt und die Wärme während des ganzen Tages möglichst die relativ große Estrichdicke und die dadurch
gleichmäßig abgegeben wird. Der Bodenbelag dient bei bedingten längeren Trockenzeiten bei Mörteles-
diesem System somit als erwünschte Wärmebremse, der trichen sowie die konstruktionsbedingte Trägheit
aufgrund seines höheren Wärmedurchlasswiderstandes
eine Verzögerung der Wärmeabgabe bewirkt. Diese Forde-
des Systems werden als Nachteile angesehen. Ihr
rung erfüllen vor allem textile Fußbodenbeläge. Vorteilhaft Einbau empfiehlt sich vor allem in Neubauten.
ist ein Belag, dessen Wärmedurchlasswiderstand zwischen
0,10 m2 K/W und 0,15 m2 K/W liegt. Trockenverlegesystem. Bei der Trockenver-
legung liegen die Heizrohre in vorgefertigten
Verlegesysteme Hartschaumplatten unterhalb des Estrichs, so
dass die Heizelemente von der Estrichschicht
Entsprechend der höhenmäßigen Anordnung vollkommen getrennt sind (Bauart B in Bild 12.5).
der Heizelemente in einer Fußbodenkonstrukti- Die Rohre werden in profilierte, gleichzeitig der
on ergeben sich im Wesentlichen zwei Konstruk- Wärmedämmung nach unten dienenden Form-
tionsprinzipien. platten eingelegt und mit mehrlagiger Folie

12

12.2a 12.2b 12.2c

12.2 Schematische Darstellung von Rohrbefestigungen beim Nassverlegesystem (Warmwasser-Fußbodenheizungen)


a) Heizrohr auf Wärmedämmung mit oberseitiger Abdeckfolie aufgetackert (Bauart A1)
b) Heizrohr in Noppenplatte eingespannt (Bauart A2)
c) Heizrohr an Gitterträgermatte mit Drehclipsen befestigt (Bauart A3)
1 Tackernadeln (Haltenadeln) 7 versetzt angeordnete Noppen
2 Verbundfolie mit aufgedrucktem Verlegeraster 8 Rohrträgermatte, aus 3 mm dicken Drähten
3 Wärme- und Trittschalldämmung 9 Drehclip zur Aufnahme der Heizrohre
4 Heizrohr aus Kunststoff 10 Abdeckung, PE-Folie 0,2 mm dick
5 Heizestrich, Höhe je nach Bauart
6 Noppenplatte aus Hartschaum, zugleich Wärme-
und Trittschalldämmung Fa. REHAU, Erlangen
552 12 Beheizbare Bodenkonstruktionen

12.4a

12.4b

12.3 Schematische Darstellung einer Warmwasser-Fuß- 12.4 Schematische Darstellung von Warmwasser-Fußbo-
bodenheizung im Trockenverlegesystem (Bauart B) denheizungen im Trockenverlegesystem mit Fertig-
mit Mörtelestrich als Lastverteilungsschicht teilestrich als Lastverteilungsschicht
1 Wandputz mit Wandfliesen a) Warmwasser in Heizrohren
2 Vorfüllprofil mit elastoplastischer Fugenmasse b) Warmwasser in Hohlprofilmatten aus Kunststoff
3 keramischer Bodenbelag (Flächenheizelemente)
4 textiler Bodenbelag 1 keramischer Bodenbelag
5 elastischer Bodenbelag 2 textiler Bodenbelag
6 Heizestrich, mind. 45 mm dick 3 elastischer Bodenbelag
7 Abdeckung (mehrlagige Folie) 4 Gipsfaserplatten (Fertigteilestrich)
8 Alu-Folienkaschierung, vollflächig 5 Wärmeleit-Profilbleche aus Aluminium
9 Heizrohr aus Kupfer 6 Heizrohre aus Kupfer
10 waagerechte Außenwandabdichtung 7 profilierte PS-Hartschaumplatte
11 Randstreifen, 10 mm dick 8 Feuchteschutz (PE-Folie 0,2 mm dick)
12 Abdichtung (soweit erforderlich) 9 Bodenspachtelmasse (soweit erforderlich)
13 zusätzliche Wärme- bzw. Trittschschalldämmung 10 tragender Untergrund
14 profilierte PUR-Hartschaumplatten 11 Hohlprofilmatte aus Kunststoff
15 Feuchtigkeitsschutz (soweit erforderlich)
12 16 tragender Untergrund

JOHN-Technik, Achern Gebr. KNAUF, Iphofen

abgedeckt (Trenn- und Gleitschicht, ggf. auch (= Luftspalte) und die dadurch bedingt um 3 bis
Abdichtungsebene). Um eine möglichst gleich- 4 Grad höhere Heizwassertemperatur aus. Ein
mäßige Wärmeübertragung an den Estrich zu er- nahezu planebener Untergrund ist außerdem un-
zielen, weisen die Hartschaumplatten oberseitig abdingbare Voraussetzung für die schadenfreie
entweder eine vollflächige Alu-Folienkaschierung Verlegung, da Nachgiebigkeit der großformati-
auf oder die Rillen sind mit Profilblechen ausge- gen Estrichplatten zwangsläufig zur Rissbildung
legt und mit großflächigen Wärmeleitblechen bei Keramik- und Steinbelägen führt. Die Herstel-
nach oben abgedeckt (Bild 12.3 und 12.4a). Auf lungskosten sind bei Trockenverlegesystemen
die Trennschicht kann wahlweise ein Mörteles- relativ hoch.
trich oder ein Fertigteilestrich, beispielsweise aus
Gipsfaserplatten, aufgebracht werden. Die Vor- Flächenheizsystem. Eine leistungsstarke Weiter-
teile dieser Trockenverlegesysteme sind in der re- entwicklung der Warmwasser-Fußbodenheizung
lativ geringen Einbauhöhe und Deckenbelastung stellen die flächig durchflossenen Systeme dar
(Altbaumodernisierung) sowie in der trockenen (auch Klimaboden-Heizung genannt). Ziel der
und relativ unproblematischen Estrichverlegung Entwicklung war es, eine weitgehend homogene
zu sehen. Nachteilig wirken sich die schlechtere Heizfläche mit möglichst geringem Eigengewicht
Wärmeübertragung zwischen Rohr und Estrich und niedrigster Bauhöhe zu schaffen (Bild 12.4b).
12.2 Warmwasser-Fußbodenheizungen 553

Das Heizwasser fließt bei diesen Systemen nicht nach DIN EN 1264-1 folgende 3 Bauarten unter-
durch Rohrschlangen, sondern längs und quer schieden (Bild 12.5):
durch großflächige, 5 bis 10 mm dicke Hohlpro- Bauart A: Heizelemente im Estrich
filmatten aus Kunststoff. Die auf Wärme- bzw.
Trittschalldämmplatten verlegten Elemente sind Bauart B: Heizelemente unter dem Estrich in
durch Rohrleitungen miteinander verbunden. Die bzw. auf der Dämmschicht.
Lastverteilungsschicht über den Flächenelemen- Bauart C: Heizelemente in einem Ausgleich-
ten kann wahlweise aus zwei Lagen Stahlblech- estrich, auf den der Estrich mit einer
tafeln, Fertigteilestrich (z. B. Gipsfaserplatten) zweilagigen Trennschicht aufge-
oder Fließestrich bestehen. Vorteilhaft wirkt sich bracht wird.
bei den Flächenheizsystemen die kurze Aufheiz-
dauer und damit relativ gute Regelbarkeit aus.
Durch das geringe Flächengewicht und die nied- 12.2.1 Aufbau und Herstellung beheiz-
rige Aufbauhöhe ist dieses Heizsystem besonders barer Fußbodenkonstruktionen
für den nachträglichen Einbau in Altbauten ge-
eignet. Mit relativ hohen Investitionskosten ist zu Für die Herstellung einer beheizbaren Fußbodenkonstruk-
tion gelten im Wesentlichen die gleichen baulichen Erfor-
rechnen. dernisse und ähnlichen Ausführungsbedingungen, wie sie
bei den nicht beheizbaren Estrichen auf Dämmschicht in
Abschn. 11.3.6.4 bereits erläutert wurden. Im Folgenden
werden daher nur die Besonderheiten kurz angesprochen,
12.2 Warmwasser- die bei der Herstellung von Heizestrichen auf Dämm-
schichten zu beachten sind.
Fußbodenheizungen
t Vor dem Einbau der Fußbodenkonstruktion sollten die
Beheizbare Fußbodenkonstruktionen bestehen Fensteröffnungen verglast und die Montage von haus-
in der Regel aus mehreren übereinander liegen- technischen Installationen, der Einbau von Türzargen mit
Bodeneinstand sowie die Putzarbeiten abgeschlossen
den Schichten, und zwar (von unten nach oben) sein. Auch alle an den Fußboden angrenzenden Bauteile
dem tragfähigen Untergrund (ggf. mit einer sind vorher einzubringen.
Ausgleichsschicht und Abdichtung gegen Feuch- t Der tragende Untergrund muss ausreichend fest, eben
tigkeit), den Dämmschichten (Wärme- bzw. und trocken sein. Die Ebenheit der Oberfläche muss den
Trittschalldämmung), der Abdeckung, der Last- erhöhten Anforderungen gemäß DIN 18 202, Tabelle 3,
Zeile 2 entsprechen und eine vollflächige Auflage der
verteilungsschicht und dem Bodenbelag. Sys- Dämmschichten ermöglichen. S. hierzu Tabelle 11.2,
tembedingte Unterschiede gibt es hinsichtlich Ebenheitstoleranzen. Gefälleschichten sind auf der Roh-
der Art und höhenmäßigen Anordnung der Hei- decke anzuordnen. Falls Rohrleitungen auf dem tragen-
zelemente innerhalb dieser Bodenkonstruktion. den Untergrund verlegt sind, müssen sie befestigt sein.
Durch einen Ausgleich ist wieder eine ebene Oberfläche
zur Aufnahme der Dämmschicht zu schaffen. Angaben
12
Bauarten von Warmwasser- hierzu s. Abschn. 11.3.6.6. Muss mit aufsteigender Feuch-
Fußbodenheizungen tigkeit oder Dampfdiffusion gerechnet werden, so sind
gemäß Abschn. 11.3.2, Feuchtigkeitsschutz von Fußbo-
In Abhängigkeit von der Lage der Heizrohre in denkonstruktionen, entsprechende Abdichtungen bzw.
beheizbaren Fußbodenkonstruktionen werden Dampfsperren aufzubringen.

ü
h h
d
u 12.5
Bauarten und Nenndicken von Heiz-
a estrichen (z. B. CT-F4) auf Dämmschichten
d
für Verkehrslasten bis 2,0 kN/m2 nach
DIN EN 1264-1/DIN 18 560-2
1 Heizestrich
2 Heizelement
h > 45 + d h > 45 3 Abdeckung/Trennschicht
ü > 30 (z. B. PE-Folie ≥ 0,15 mm)
4 Dämmschicht
1 2 5 6 h > 45 7 5 profilierte Dämmplatten
a > 20 + d 6 Ausgleichestrich
A B C 7 tragender Untergrund
554 12 Beheizbare Bodenkonstruktionen

t Die Randstreifen sind vor dem Einbau der Dämmschicht t Die Dämmstoffe müssen der Normenreihe DIN EN 13 164
an allen angrenzenden und die Fußbodenkonstruktion – DIN EN 13 171 entsprechen. Bei Heizestrichen darf die
durchdringenden Bauteilen sowie an Rohren, Türzargen Zusammendrückbarkeit der Dämmschicht nicht mehr als
usw. anzubringen. Sie müssen eine Bewegung von mind. 5 mm betragen. Werden Trittschall- und Wärmedämm-
5 mm (besser 8 bis 10 mm) ermöglichen. Die überstehen- stoffe in einer Dämmschicht zusammen eingesetzt, soll
den Teile des Randstreifens und der hochgezogenen Ab- der Dämmstoff mit der geringeren Zusammendrückbar-
deckung dürfen bei Keramik- und Steinbelägen erst nach keit oben liegen. Bei Heizestrichen mit elektrischer Be-
Fertigstellung des Fußbodenbelages bzw. bei textilen heizung muss die oberste Lage der Dämmschicht kurz-
und elastischen Belägen erst nach Erhärtung der Spach- zeitig gegen eine Temperaturbeanspruchung von 90 °C
telmasse abgeschnitten werden. beständig sein (Überheizung).

12.6
Konstruktionsbeispiel eines beheizbaren Fußbodens
(Warmwasser-Fußbodenheizung der Bauart C) in einem
nicht unterkellerten Nassraum (Feuchtigkeit von oben und
unten). Vgl. hierzu auch Bild 11.6a bis c.
1 Mauerwerk
2 Putzlage
3 Wandfliesen
4 Metallbandbefestigung (z. B. Alu-Lochband)
5 Fuge
6 Bitumen-Dichtungsbahnen mit Quarzsand-Einpressung
7 Armierungsgewebe
8 Sockelfliesen mit Fase
9 Bewegungsfuge (Fugenfüllprofil mit elastoplastischer
Dichtmasse)
10 Keramikbelag
11 Dünnbettmörtel oder Klebstoff
12 Zementestrich
13 Bewehrung (verzinkte Betonstahlmatte)
14 Gleitschicht/Dampfbremse (PE-Folie 0,2 mm, zweilagig)
15 Ausgleichestrich
16 Wärmeleitbleche aus Aluminium (bei Bedarf)
17 feuchtigkeitsunempfindliche Wärmedämmschicht
18 Kellerbodenabdichtung aus Bitumenbahnen
19 tragender Untergrund
20 Heizrohre
12 21 Randstreifen, 10 mm dick
22 untere waagerechte Außenwandabdichtung

Tabelle 12.7 Nenndicken und Festigkeit bzw. Härte von Heizestrichen auf Dämmschichten für Verkehrslasten bis 2,0 kN/m2
(gemäß DIN 18 560-2)

Estrich- Überdeckungs- Bestätigungsprüfung


nenndicke höhe
Estrichart Bauart in mm 1) 2) in mm Biegezugfestigkeit βBZ in N/mm2
kleinster Einzelwert Mittelwert
min. min. min.

Calciumsulfat CA-F4 A 45 + d 45
Zement CT-F4 B, C 45 – 2,0 2,5

Calciumsulfat-
Fließestrich A 35 + d 40 3,5 4,0
CAF-F4 B, C 35 – Eindringtiefe (Härte) in mm
bei (22 ± 1) °C max. bei (40 ± 1) °C max.

Gussasphalt IC 10 A 35 15 1 4,0

1) d ist der äußere Durchmesser der Heizelemente.


2) Die Zusammendrückbarkeit der Dämmschicht darf höchstens 5 mm betragen.
12.2 Warmwasser-Fußbodenheizungen 555

t Als Abdeckung der Dämmschicht ist eine Polyethylenfo- Kunststoffe können mehr oder weniger gas-
lie – bei Heizestrichen mind. 0,2 mm dick – aufzubringen durchlässig sein. Dadurch kann Sauerstoff aus
und bis zur Oberkante des Randstreifens hochzuführen.
Die einzelnen Bahnen müssen sich an den Stößen mind. der Luft durch die Rohrwand in das Heizungswas-
20 cm überlappen. Bei Fließestrich ist die Abdeckung der ser gelangen (in der Praxis als Sauerstoffdiffusion
Dämmschicht so auszubilden, dass sie wasserundurch- bezeichnet), so dass es zur Korrosion von Metall-
lässig ist. teilen im Heizkreislauf kommen kann. Damit ver-
t Heizestriche. Die Dicke und die Festigkeits- bzw. Härte- bunden ist Rostschlammbildung in der Anlage.
klasse von Heizestrichen muss in Abhängigkeit von der
gewählten Bauart DIN 18 560-2 entsprechen. Einzel- Um dies zu verhindern, fordert DIN 4726 Werte
heiten sind der Tabelle 12.7 zu entnehmen. Die Estrich- für die Sauerstoffdurchlässigkeit von Kunststoff-
nenndicke ist bei Calciumsulfat- und Zement-Heizestri- rohren, die unter 0,1 g/m3d liegen. Diese weitge-
chen bei Bauart A zusätzlich um den Außendurchmesser hende Diffusionsdichtigkeit wird beispielsweise
des Heizrohres d zu erhöhen. Eine Begrenzung der Est-
richtemperatur ist bei Gussasphaltestrich auf 45 °C, bei durch eine Fünfschicht-Verbundfolie aus Spe-
Anhydritestrich auf 55 °C (kurzfristig 60 °C) und bei Ze- zialpolymer, eine Sperrschicht aus Aluminium
mentestrichen auf 60 °C vorzusehen. Die Angaben der oder durch andere Kunststoffummantelungen
Herstellerfirmen sind zu beachten. (Extrusionsverfahren) im vollflächigen Verbund
t Trockenestriche sind in der Estrichnorm DIN 18 560 mit dem Basisrohr erreicht. Werden jedoch nicht
nicht angeführt, obwohl sie sich in der Praxis durchaus
bewährt haben. Unabdingbare Voraussetzung für die diffusionsdichte Rohre im Sinne der vorgenann-
schadenfreie Verlegung ist ein nahezu planebener Un- ten Norm verwendet, sind anderweitige Schutz-
tergrund (erhöhte Anforderungen an die Ebenheit der maßnahmen vorzunehmen (Systemtrennung in
Verlegeflächen gemäß DIN 18 202). Jede Unebenheit der Primär- und Sekundärkreislauf oder Einsatz von
Rohdecke macht sich unmittelbar an den großformati-
gen Estrichplatten bemerkbar und führt zur Nachgiebig- Korrosionsinhibitoren).
keit der gesamten Konstruktion und damit zur Gefahr
von Rissbildung bei Keramik- und Steinbelägen. Kupferrohre nach DIN EN 1057 haben sich zur
t Estrichfugen. Um die thermischen Spannungen im Est- Verrohrung von Warmwasser-Fußbodenheizun-
rich zu begrenzen, soll die Fläche eines einzelnen Estrich- gen ebenfalls bewährt. Reine Kupferrohre werden
feldes 40 m2 und die größte Seitenlänge eines Feldes 8
m nicht überschreiten. Das Verhältnis der Seiten sollte vorwiegend im Trockenverlegesystem (Bauart
nicht größer als 2:1 sein. Über die Anordnung der Fugen B) eingesetzt, so dass die Rohre vor chemischen
ist ein Fugenplan vom Planer zu erstellen und als Be- Einflüssen und mechanischen Beschädigungen
standteil der Leistungsbeschreibung dem Ausführenden geschützt sind (Bild 12.3). Um bei der Nasseinbet-
vorzulegen. Weitere Angaben über Fugen in schwim-
menden Estrichkonstruktionen sind Abschn. 11.3.6.5 zu tung die unterschiedlichen thermischen Länge-
entnehmen. Auf das vom Zentralverband des Deutschen nänderungen von Kupferrohr und Zementestrich
Baugewerbes herausgegebene Merkblatt [1] wird beson- auffangen zu können, werden beim Nassverlege-
ders hingewiesen. system (Bauart A) beinahe ausschließlich kunst-

Anforderungen an Rohrleitungen von


stoffummantelte Verbundrohre verwendet. 12
Warmwasser-Fußbodenheizungen Angaben über die Verlegung und Dämmung
von Rohrleitungen auf Rohdecken sind Ab-
Für den Einsatz in der Fußbodenheizungstechnik
schnitt 11.3.6.6 zu entnehmen.
haben sich vor allem Rohre aus Kunststoff und
Kupfer bewährt. Rohre aus anderen Werkstoffen
können zu diesem Zweck nur unter besonderer Rohrführung in der waagerechten Ebene
Berücksichtigung ihrer spezifischen Eigenschaf- Um die Heizleistung einer Fußbodenheizung an den ört-
ten eingesetzt werden und bleiben hier unbe- lichen Wärmebedarf besser anpassen zu können, werden
rücksichtigt. die Rohre in unterschiedlichen Abständen, Anordnungen
und Regelkreisen verlegt (Bild 12.8).
Kunststoffrohre aus PB (Polybuten), PP (Poly- Schneckenförmige (bifilare) Verlegung: Vor- und Rück-
propylen) und PE (vernetztes Polyethylen) müs- lauf liegen bei der schneckenförmigen Rohrführung
abwechselnd nebeneinander. Daraus ergibt sich eine
sen den Anforderungen der DIN 4726 entspre- weitgehend gleichmäßige Temperaturverteilung an der
chen. Da Kunststoffrohre wesentlich voneinander Fußbodenoberfläche. Diese Rohrführung hat außerdem
abweichende Eigenschaften aufweisen können, den Vorteil, dass in der Regel nur 90°-Rohrbogen herzustel-
sollten nur Rohre aus den vorgenannten Grund- len sind.
werkstoffen eingesetzt und nur Rohre verlegt Mäanderförmige Verlegung: Bei dieser Rohrführung er-
werden, denen das Gütezeichen einer amtlich gibt sich aufgrund der kontinuierlich fallenden Heizwas-
sertemperatur zwischen Vor- und Rücklauf ein deutliches
anerkannten Prüfanstalt für Kunststoff erteilt Temperaturgefälle im Raum. Dieser Temperaturunterschied
wurde. Die Lebensdauer der Verrohrung (Rohre kann von Vorteil sein, wenn beispielsweise die spezifische
und Kupplungen) muss mind. 50 Jahre betragen. Wärmeabgabe im Außenwandbereich und vor Fenstern
556 12 Beheizbare Bodenkonstruktionen

12.8
Rohrführung in der waagerechten
Fläche
a) Schneckenförmige (bifilare)
Rohranordnung
b) Mäanderförmige Rohranordnung.
Weitere Verlegevarianten erge-
ben sich aus der Kombination
12.8a 12.8b dieser beiden Rohrführungsarten

höher sein soll als im Rauminnern. Bei dieser Rohrführung halt (Belegreife) für den jeweiligen Bodenbelag
sind allerdings 180°-Rohrbogen herzustellen, so dass der erreicht ist, kann die Heizung abgestellt werden.
jeweils zulässige Biegeradius beachtet werden muss, um
ein Knicken des Rohres zu vermeiden. Trotz dieses Aufheizvorganges ist jedoch noch
nicht sichergestellt, dass der Estrich die für die
Weitere Verlegevarianten ergeben sich aus der Kombina-
tion dieser beiden Rohrführungsarten. Dabei sollten die Belegreife erforderlichen Feuchte erreicht hat.
Heizkreise so geplant werden, dass Heizrohre und Bewe- Insbesondere bei Anhydrit-Fließestrichen ist auf
gungsfugen sich nicht kreuzen. Außerdem sind die Heiz- diesen Hinweis zu achten. Über das Aufheizen
kreise, die Feldbegrenzungsfugen sowie die Formate und ist von der Heizungsfirma ein Protokoll (Aufheiz-
Fugen der Fliesen oder Platten vom Planer aufeinander
abzustimmen. und Maßnahmeprotokoll) anzufertigen und den
nachfolgenden Fachfirmen auszuhändigen.
Dichtheitsprüfung: Die Heizkreise von Warmwasser-Fuß-
bodenheizungen müssen vor dem Einbringen des Estrichs Zur Messung des Feuchtegehaltes sind bei Bau-
durch eine Wasserdruckprobe auf Dichtheit geprüft wer- art A geeignete Stellen in der Heizfläche auszu-
den. Die Dichtheit muss hierbei unmittelbar vor und wäh- weisen. Es sollten dabei mind. 3 Messstellen je
rend der Estrichverlegung sichergestellt sein. Dichtheit und
Prüfdruck sind in einem Prüfprotokoll zu dokumentieren. 200 m2 bzw. je Wohnung ausgewiesen werden.
Die Festlegung und Markierung der Messpunk-
te ist Aufgabe des Bauleiters in Absprache mit
dem Heizungsbauer, die Einbettung der Mar-
12.2.2 Bodenbeläge auf beheizbaren kierungszeichen in den Estrich sollte durch den
Fußbodenkonstruktionen Estrichleger erfolgen. Um Beschädigungen der
Heizrohre zu vermeiden, darf die Messung des
Belegreife Feuchtegehaltes nur an den hierfür markierten
Stellen vorgenommen werden. Diese Feuchtig-
Mörtelestriche (Nassestriche) benötigen eine
keitsprüfung führt der Bodenleger mit dem CM-
12 gewisse Trockenzeit, bis sie mit einem Boden-
Gerät durch. Fehlt die Kennzeichnung, so hat der
belag belegt werden dürfen. Eine Restmenge an
Estrichleger seine Bedenken schriftlich geltend zu
Feuchtigkeit – Ausgleichsfeuchte oder Gleichge-
machen. Da in diesem Fall eine Feuchteprüfung
wichtsfeuchte genannt – verbleibt jedoch immer
im Estrich wegen der damit verbundenen Ge-
im unbeheizten Estrich und entweicht normaler-
fahr einer Beschädigung der Heizelemente nicht
weise nicht. Bei beheizbaren Fußbodenkonstruk-
zulässig ist, gilt das Aufheizprotokoll als – relativ
tionen muss der Feuchtegehalt durch Aufheizen
ungenauer – Nachweis der Belegreife.
der Estrichschicht noch weiter reduziert werden,
so dass vor dem Verlegen der Nutzschicht die zu- Bodenbeläge und Verlegehinweise
lässige Belegreife für den jeweiligen Bodenbelag
Nahezu alle handelsüblichen Bodenbeläge eignen sich
gemäß Tabelle 12.9 erreicht wird. Vgl. hierzu auch für die Verlegung auf beheizbaren Fußbodenkonstruktio-
Abschn. 11.3.6.3, Trockenzeiten von Estrichen. nen. Durch ihren jeweiligen Wärmedurchlasswiderstand
Das Aufheizen soll bei Zementestrichen frühes- beeinflussen sie jedoch die Vorlauftemperatur und das
Regelungsverhalten einer Fußbodenheizung. Außerdem
tens nach 21 Tagen, bei Schnellzementestrich bewirken Bodenbeläge mit einem zu hohen Wärmedurch-
nach 3 bis 4 Tagen und bei Anhydritestrichen lasswiderstand einen größeren Wärmestrom nach unten
nach Angaben des Herstellers – frühestens je- und damit notwendigerweise die Verstärkung der Dämm-
doch nach 7 Tagen – erfolgen. Dieses erstmalige schicht unterhalb der Heizelemente. Aus wirtschaftlichen
Gründen darf daher der Wärmedurchlasswiderstand der
Aufheizen beginnt mit einer Vorlauftemperatur Bodenbeläge 0,15 m2 K/W nicht überschreiten. Bei den ein-
von 35 °C. Diese Temperatur soll 3 Tage gehal- zelnen Bodenbelägen sind folgende Anforderungen und
ten werden, danach wird auf die maximale Vor- Verlegehinweise zu beachten:
lauftemperatur erhöht, die wiederum 4 Tage Keramik-, Naturwerkstein- und Betonwerksteinbeläge.
gehalten wird. Soweit der zulässige Feuchtege- Diese Hartbeläge leiten Wärme sehr gut und werden des-
12.2 Warmwasser-Fußbodenheizungen 557

Tabelle 12.9 Für die Belegreife maßgebende, maximal zulässige Feuchte bei beheizbaren Fußbodenkonstruktionen
(Feuchtegehalt des Estrichs in %, ermittelt mit dem CM-Gerät)

Bodenbeläge Zement- Calciumsulfat-


estrich estrich
CM-% CM-%

1 Elastische Beläge 1,8 0,3


Textile Beläge dampfdicht 1,8 0,3
dampfdurchlässig 3,0 1,0
2 Parkett 1,8 0,3
3 Laminatboden 1,8 0,3
4 Keramische Fliesen bzw. Dickbett 3,0 –
Natur-/Betonwerksteine Dünnbett 2,0 0,3

Auszug aus der „Schnittstellenkoordination bei beheizten Fußbodenkonstruktionen“. Bundesverband Flächenheizung e.V.,
Hagen.

halb bevorzugt auf beheizbaren Bodenkonstruktionen auf- sionsänderungen besser auffangen kann. Insgesamt ist die
gebracht. Ihr Wärmedurchlasswiderstand liegt in etwa zwi- Verlegung von (Massiv)Holzfußböden auf beheizbaren Fuß-
schen 0,01 bis 0,02 m2 K/W. Die üblichen Verlegearten sind bodenkonstruktionen nicht unproblematisch und immer
in Bild 11.65 dargestellt und in Abschn. 11.4.7.5, Fußbo- mit einem gewissen Risiko verbunden. Weitere Einzelheiten
denkonstruktionen mit Keramik- und Steinbelägen, näher sind dem Merkblatt der Arbeitsgemeinschaft Holz [3] sowie
beschrieben. Grundsätzlich unterscheiden sich die Verle- VOB Teil C, DIN 18 356, Parkettarbeiten, zu entnehmen.
gearten von Hartbelägen auf beheizbaren Fußbodenkon-
struktionen nicht wesentlich von denen auf unbeheizten Elastische Bodenbeläge wie beispielsweise PVC-Beläge
Bodenkonstruktionen. Keramik- und Steinbeläge können (Wärmedurchlasswiderstand etwa 0,025 m2 K/W), Lino-
im Dickbett- und Dünnbettverfahren verlegt werden. Ver- leumbeläge und Elastomerbeläge aus Kautschuk müssen
wendet werden hydraulisch erhärtende Dünnbettmörtel ebenso wie die verwendeten Klebstoffe durch den Herstel-
nach DIN 18 156 sowie die in Abschn. 11.4.7.6 beschrie- ler als „für Fußbodenheizung geeignet“ ausgewiesen sein.
benen elastifizierten Mörtel und Klebstoffe gemäß DIN EN Bei diesen Belägen ist weiter darauf zu achten, dass sie vor
12 004. Einzelheiten s. VOB Teil C, DIN 18 352, Fliesen- und dem Verlegen ausreichend lange (mind. 24 Stunden) klima-
Plattenarbeiten, DIN 18 332, Naturwerksteinarbeiten sowie tisiert, d. h. auf eine für den jeweiligen Belag angemessene
DIN 18 333, Betonwerksteinarbeiten. Auf die weiterführen- Verlegetemperatur ausgerichtet werden. Die Klebung von
de Fachliteratur [1], [2] wird verwiesen. elastischen Bodenbelägen soll ganzflächig erfolgen. Bei
PVC-Belägen sind die Fugen – sowohl der Bahnen- wie Plat-
Bodenbeläge aus Holz und Holzwerkstoffen. Für die Ver- tenware – zu verschweißen, da PVC unter Wärmeeinwir-
legung auf beheizbare Fußbodenkonstruktionen eignen kung schwindet. Die von den Herstellern speziell für Beläge
sich Stabparkett (DIN EN 13 226), Mosaikparkett (DIN EN
13 488) und Fertigparkett-Elemente (DIN EN 13 489). Der
auf Fußbodenheizung herausgegebenen Pflegehinweise
sind zu beachten. Weitere Einzelheiten s. VOB Teil C, DIN 12
Wärmedurchlasswiderstand beträgt bei Stabparkett (Eiche, 18 365, Bodenbelagarbeiten. Auf das vom Zentralverband
22 mm dick) 0,11 m2 K/W, bei Mosaikparkett (Eiche, 8 mm des Deutschen Baugewerbes herausgegebene Merkblatt
dick) 0,04 m2 K/W und bei Fertigparkett (10 bis 15 mm dick) [4] wird verwiesen.
0,07 bis 0,11 m2 K/W. Um die Schwindverformungen nach
dem Einbau möglichst gering zu halten, darf der normge- Textile Bodenbeläge. Um einen guten Wärmeübergang
rechte Mittelwert der Holzfeuchte des Parketts (Stab- und durch den textilen Fußbodenbelag an den zu beheizenden
Mosaikparkett 9 %, Fertigparkett-Elemente 8 %) bei der Raum zu erreichen, darf die Wärmedämmung dieses Bela-
Verlegung auf keinen Fall überschritten werden. Für das ges nicht zu hoch sein. Als zulässige Höchstgrenze gilt nach
vollflächige Verkleben von Holzparkett dürfen nur schub- DIN EN 1307, Textile Bodenbeläge, ein Wärmedurchlasswi-
feste Klebstoffe verwendet werden, die bis 50 °C dauertem- derstand von 0,17 m2 K/W. Zum Vergleich: Der Wärme-
peraturbeständig sind. Sie müssen vom Hersteller als „für durchlasswiderstand liegt bei dünnen (harten) textilen
Fußbodenheizung geeignet“ bezeichnet sein. Zwischen Bodenbelägen günstigstenfalls bei 0,06 m2 K/W, bei einem
Parkettboden und allen angrenzenden oder die Bodenkon- 8 mm dicken Belag bei etwa 0,10 m2 K/W und steigert sich
struktion durchdringenden Bauteilen ist eine mind. 15 mm bei voluminösen, hochwertigen Belägen auf 0,35 m2 K/W.
breite Randfuge (Bewegungsfuge) vorzusehen. Für die Ver- Textile Bodenbeläge sind für die Verwendung auf beheiz-
siegelung ist ein Produkt mit hoher Filmelastizität vorteil- baren Fußbodenkonstruktionen geeignet, sofern sie das
haft. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 11.4.8, Holzfußboden- Zusatzsymbol „Fußbodenheizung“ im Teppichsiegel auf-
beläge. Die Oberflächentemperatur des Holzfußbodens darf weisen (Bild 11.89). Textile Beläge mit thermoplastischen
höchstens 28 °C betragen. Aufgrund der technologischen Rückenbeschichtungen, wie etwa bei selbstliegenden
Eigenschaften des Naturproduktes Holz und der raumklima- Fliesen, sind als Belag auf Fußbodenheizungen nicht ge-
tischen Verhältnisse während der Heizperiode können Fu- eignet. Wegen der möglichen Austrocknung und der da-
gen nicht ausgeschlossen werden. Sie sind im Allgemeinen mit verbundenen stärkeren Neigung zu elektrostatischer
gleichmäßig verteilt, bilden keinen Qualitätsmangel und Aufladung sollte der textile Bodenbelag dauerhaft antista-
müssen toleriert werden, da sie unvermeidbar sind. Dem- tisch ausgerüstet sein. Vgl. hierzu auch Abschn. 11.4.12.3.
entsprechend sollen möglichst schmale und kurze Hölzer Textile Bodenbeläge werden mit dauertemperaturbestän-
eingesetzt werden, da ein engmaschiges Fugennetz Dimen- digem Kleber vollflächig verklebt. Das Spannen ist infolge
558 12 Beheizbare Bodenkonstruktionen

unkontrollierbarer und wärmetechnisch kaum erfassbarer telbar unter dem Bodenbelag verlegt werden. Der
Lufteinschlüsse, die den Wärmedurchlasswiderstand be- Wärmebedarf ist, wie bei anderen Heizsystemen
einflussen, problematisch. Von dieser Verlegeart ist abzu-
raten. Besteht die Absicht, auf den verklebten Textilbelag auch, nach DIN 4701 zu errechnen. Für die Planung,
noch zusätzliche Einzelteppiche zu verlegen, so muss dies Bemessung und Ausführung von elektrischen Fuß-
mit dem Heizungsbauer rechtzeitig abgesprochen werden. bodenheizungen gilt DIN 44576 in Verbindung
Weitere Einzelheiten sind dem Merkblatt des Deutschen mit DIN 18 560 sowie entsprechende VDE-Richt-
Teppich-Forschungsinstitutes [5] sowie VOB Teil C, DIN
18 365, Bodenbelagarbeiten, zu entnehmen. linien, DIN-Normen und Rechtsvorschriften. Vor
der Planung einer elektrischen Fußbodenheizung
ist in jedem Fall rechtzeitig die Zustimmung des
jeweils zuständigen EVU (Energie-Versorgungs-
12.3 Elektrische unternehmen) einzuholen. Infolge der hohen
Auslastung und energiepolitischen Auflagen
Fußbodenheizungen1) (berechtigte ökologische Bedenken) ist eine Ge-
nehmigung keinesfalls selbstverständlich [6].
Bei den elektrisch beheizbaren Fußbodenkons-
truktionen wird allgemein zwischen Speicherhei-
Elektrische Fußboden-Speicherheizung
zung und Direktheizung unterschieden. Die Heiz-
elemente – meist Heizmatten – können entweder Bei der elektrisch betriebenen Fußboden-Spei-
unter dem Heizestrich, im Heizestrich oder unmit- cherheizung wird der Estrich in den Nachtstun-
den mit Niedertarifstrom aufgeheizt, die Wärme
für Stunden gespeichert und zeitversetzt über
1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 12.4 zu ent- die Fußbodenoberfläche an den zu beheizenden
nehmen. Raum abgegeben. Je nach Witterung muss am

12

12.10a 12.10b 12.10c

12.10 Konstruktionsbeispiele von elektrischen Fußbodenheizungen


a) elektrische Fußboden-Speicherheizung mit Direktheizung für die Randzone
b) elektrische Fußboden-Direktheizung
c) elektrische Teilflächen-Direktheizung unmittelbar unter keramischen Fliesen eingebettet
1 Mauerwerk 9 Wärme- und Trittschalldämmung
2 Wandputz 10 Abdeckung, PE-Folie 0,2 mm dick
3 Holzsockelleiste 11 Heizmatte für Grundheizung
4 Heizmatte (Direktheizung) in der Randzone 12 Heizestrich, etwa 45 mm dick
5 Heizestrich, 80 bis 100 mm dick 13 elastischer Bodenbelag
6 keramische Fliesen im Dünnbett 14 Heizmatte (Teilflächen-Direktheizung), in Spachtelmasse
7 Randstreifen, 5 bis 8 mm dick unter Keramikbelag eingebettet, Aufbauhöhe etwa 8 mm
8 Abdichtung (falls erforderlich) 15 Feuchtigkeitsschutz (PE-Folie, falls erforderlich)
SIEMENS-Vertrieb, Kulmbach
12.3 Elektrische Fußbodenheizungen 559

Tag noch mindestens zwei Stunden nachgeheizt Elektrische Fußboden-Direktheizung


werden können. Als Speichermasse dient ein 80 Die elektrische Fußboden-Direktheizung unter-
bis 100 mm dicker Heizestrich (meist Zement- scheidet sich von der Speicherheizung vor allem
estrich). Bild 12.10a. durch ihre relativ kurze Aufheizzeit und schnelle-
Besondere Aufmerksamkeit ist der Temperaturbeständig- re Wärmeabgabe an den zu beheizenden Raum
keit der verwendeten Heizelemente und Baumaterialien (Bild 12.10b). Dies wird einmal erreicht durch eine
zu schenken. Während im normalen Betriebszustand die geringere Estrichdicke (üblicherweise 40 bis 50
Temperaturen in der Heizleiterebene etwa 60 °C betragen,
können nach einem Störfall durch Wärmestau Tempera-
mm), zum anderen durch Bodenbeläge mit nied-
turen bis 100 °C entstehen. Entsprechend muss die Tem- rigem Wärmedurchlasswiderstand, vorzugsweise
peraturbeständigkeit der Heizelemente 80 bis 150 °C, der Keramik- und Steinbeläge. Als Vollheizung ist das
Dämmstoffe 90 °C und der Spachtelmassen, Kleber und System allerdings nur dort einsetzbar, wo das
Bodenbeläge jeweils 50 °C betragen. Bei elektrischer Fuß-
bodenheizung muss insbesondere die obere Lage der
Energie-Versorgungsunternehmen Heizstrom für
Dämmschicht kurzzeitig gegen eine Temperaturbeanspru- mindestens 16 Stunden freigibt und zu einem
chung von 90 °C widerstandsfähig sein. Außerdem darf günstigen Tarif zur Verfügung stellt. Bei allen
die Zusammendrückbarkeit der Dämmschicht(en) nicht Nutzungsformen – ob als Vollheizung oder Er-
mehr als 5 mm betragen. Werden zwei Dämmschichten
mit unterschiedlicher Steifigkeit eingesetzt (Trittschall- und
gänzungsheizung – darf die maximale flächen-
Wärmedämmplatten), sollte die dynamisch steifere Schicht bezogene Aufnahmeleistung 160 Watt/m2 nicht
oben liegen. überschreiten. Da die Direktheizung jedoch auch
Bei den Heizmatten – geeignet für Speicher- und Direkt- elektrizitätswirtschaftlich sehr ungünstig ist
heizung – handelt es sich um verlegefertig angelieferte (gleichzeitiger hoher Strombedarf bei sinkender
Heizelemente. Sie bestehen in der Regel aus einzelnen Außentemperatur), wird sie als Vollheizung nur
Heizleitungen, die auf einem flachen Trägergewebe aus
Kunststoff fixiert sind. Dieses Gittergewebe verhindert das noch relativ selten eingeplant.
Verrutschen der Heizleitungen beim Verlegen und damit Elektrische Teilflächen-Direktheizung (Bild 12.10c). Die-
eine unerwünschte Veränderung der Heizleiterabstände. ses Heizsystem eignet sich als Zusatzheizung – neben einer
Je nach mechanischer Beanspruchung und erforderlicher bereits installierten Zentralheizung – vorrangig zum Tem-
elektrischer Sicherheit werden Heizleitungen unterschied- perieren von Fußböden mit keramischen Fliesen und Plat-
licher Bauart verwendet. Die Verlegung der Heizmatten ten (Badezimmer, Sauna- und Hobbyräume), zum Beheizen
erfolgt bei der Speicherheizung (Grundheizung) unter dem von Teilflächen im öffentlichen Bereich (unter Sitzgruppen,
Heizestrich, direkt auf der Abdeckung (Bild 12.10a). Heiz- Ladenkassenzonen) und zum nachträglichen Einbau bei
matten der Randzonen-Direktheizung werden etwa 20 bis der Altbaumodernisierung. Neben den Keramik- und Stein-
30 mm unter der Estrichoberfläche in den Heizestrich ein- belägen sind auch alle anderen Bodenbeläge mit nied-
gebettet. Der Wärmedurchlasswiderstand des Bodenbe- rigem Wärmedurchlasswiderstand geeignet. Der Vorteil
lages sollte bei Speicherheizungen zwischen 0,10 m2 K/W dieser Teilflächen-Direktheizung liegt in der geringen Auf-
und 0,15 m2 K/W liegen. bauhöhe von nur 6 bis 8 mm. Die Steuerung erfolgt über
elektronische Bodentemperaturregler; der zugehörige
Messfühler wird in der Heizebene montiert. Der Anschluss
an das 230-Volt-Netz muss von einem Elektrobetrieb vor-
12
genommen werden.
560 12 Beheizbare Bodenkonstruktionen

12.4 Normen
Norm Ausgabedatum Titel

DIN 281 03.1994 Parkettklebstoffe; Anforderungen, Prüfung, Verarbeitungshinweise


DIN 1988-1 12.1988 Technische Regeln für Trinkwasser-Installationen (TRWI);
Allgemeines; Technische Regel des DVGW
DIN 1988-7 12.2004 –; Vermeidung von Korrosionsschäden und Steinbildung;
Technische Regel des DVGW
DIN 4108 Bbl 1 04.1982 Wärmeschutz im Hochbau; Inhaltsverzeichnisse; Stichwortverzeichnis
DIN 4108 Bbl 2 03.2006 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Wärmebrücken
– Planungs- und Ausführungsbeispiele
DIN 4108-1 08.1981 Wärmeschutz im Hochbau; Größen und Einheiten
DIN 4108-2 07.2003 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden;
Mindestanforderungen an den Wärmeschutz
DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen und Hinweise für Planung und
Ausführung
DIN 4108-3 Ber. 1 04.2002 –; Berichtigungen
DIN V 4108-4 06.2007 –; Wärme- und feuchteschutztechnische Bemessungswerte
DIN V 4108-6 06.2003 –; Berechnung des Jahresheizwärme- und des Jahresheizenergiebedarfs
DIN V 4108-6 Ber. 1 03.2004 –; Berichtigungen
DIN 4108-7 08.2001 –; Luftdichtheit von Gebäuden, Anforderungen, Planungs-und Ausführungs-
empfehlungen sowie -beispiele
DIN V 4108-10 06.2008 –; Anwendungsbezogene Anforderungen an Wärmedämmstoffe, Werkmäßig
hergestellte Wärmedämmstoffe
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Ber 1 08.1992 –; Berichtigungen
DIN 4109 Bbl 1 11.1989 –; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren
DIN 4109 Bbl 1/A1 09.2003 –; Änderung 1
DIN 4109 Bbl 2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten Schall-
schutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn- und Arbeitsbereich
DIN 4109 Bbl 3 06.1996 –; Berechnung von R′w,R für den Nachweis der Eignung nach DIN 4109 aus Werten
des im Labor ermittelten Schalldämm-Maßes Rw
DIN 4109/A1 01.2001 –; Anforderungen und Nachweise; Änderung 1
DIN 4109-11 09.2003 –; Nachweis des Schallschutzes; Güte- und Eignungsprüfung
12 DIN V 4701-10 08.2003 Energetische Bewertung heiz- und raumlufttechnischer Anlagen – Heizung,
Trinkwassererwärmung, Lüftung
DIN V 4701-10/A1 12.2006 –; –;
DIN V 4701-10 Bbl 02.2007 –; –; Beiblatt1: Anlagenbeispiele
DIN V 4701-12 02.2004 Energetische Bewertung heiz- und raumlufttechnischer Anlagen im Bestand,
Wärmeerzeuger und Trinkwassererwärmung
DIN 4725-200 03.2001 Warmwasser-Fußbodenheizungen – Systeme und Komponenten, Bestimmungen
der Wärmeleistung (Rohrüberdeckung > 0,065 m)

DIN 4726 10.2008 Warmwasser-Flächenheizungen und Heizkörperanbindungen – Kunststoffrohr-


und Verbundrohrleitungssyteme
DIN 18 202 10.2005 Toleranzen im Hochbau; Bauwerke
DIN 18 332 12.2002 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C:
Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV);
Naturwerksteinarbeiten
DIN 18 333 12.2000 –; –; Betonwerksteinarbeiten
DIN 18 336 12.2002 –; –; Abdichtungsarbeiten
DIN 18 352 10.2006 –; –; Fliesen- und Plattenarbeiten
DIN 18 353 10.2006 –; –; Estricharbeiten
DIN 18 356 10.2006 –; –; Parkettarbeiten
DIN 18 365 10.2006 –; –; Bodenbelagarbeiten
DIN 18 500 04.1991 Betonwerkstein; Begriffe, Anforderungen, Prüfung, Überwachung
DIN V 18 500 12.2006 Betonwerkstein; Begriffe, Anforderungen, Prüfung, Überwachung
12.4 Normen 561

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 18 560-1 04.2004 Estriche im Bauwesen – Allgemeine Anforderungen, Prüfung und Ausführung
E DIN 18 560-1/A1 07.2008 –; –;
DIN 18 560-2 04.2004 –; Estriche und Heizestriche auf Dämmschichten (schwimmende Estriche)
E DIN 18 560-2/A1 07.2008 –; –;
DIN 18 560-3 03.2006 –; Verbundestriche
DIN 18 560-4 04.2004 –; Estriche auf Trennschicht
DIN 18 560-7 04.2004 –; Hochbeanspruchbare Estriche (Industrieestriche)
DIN 44 574-3 03.1985 Elektrische Raumheizung; Aufladesteuerung für Speicherheizung; Gebrauchs-
eigenschaften; Prüfungen von Aufladesteuerungen von Speicherheizungs-
einheiten mit elektronischem Aufladeregler
DIN 44 576-1 03.1987 Elektrische Raumheizung; Fußboden-Speicherheizung; Gebrauchseigenschaften;
Begriffe
DIN 44 576-2 03.1987 –; –; Prüfungen
DIN 44 576-3 03.1987 –; –; Anforderungen
DIN 44 576-4 03.1987 –; –; Bemessung für Räume
DIN 68 702 04.2001 Holzpflaster
E DIN 68 702 10.2008 –;
DIN EN 548 11.2004 Elastische Bodenbeläge – Spezifikation für Linoleum mit und ohne Muster
DIN EN 649 11.2004 –; Homogene und heterogene Polyvinylchlorid-Bodenbeläge – Spezifikation
DIN EN 649 Ber 1 11.2006 –; –; Berichtigungen
DIN EN 684 07.1996 –; Bestimmung der Nahtfestigkeit
E DIN EN 685 11.2007 Elastische, textile und Laminat-Bodenbeläge – Klassifizierung
DIN EN 686 09.1997 Elastische Bodenbeläge – Spezifikation für Linoleum mit und ohne Muster mit
Schaumrücken
DIN EN 688 09.1997 –; Spezifikation für Korklinoleum
DIN EN 823 11.1994 Wärmedämmstoffe für das Bauwesen; Bestimmung der Dicke
DIN EN 826 05.1996 –; Bestimmung des Verhaltens bei Druckbeanspruchung
DIN EN 1057 08.2006 Kupfer und Kupferlegierungen – Nahtlose Rundrohre aus Kupfer für Wasser- und
Gasleitungen für Sanitärinstallationen und Heizungsanlagen
DIN EN 1264-1 11.1997 Fußboden-Heizung – Systeme und Komponenten – Definitionen und Symbole
DIN EN 1264-2 11.1997 –; –; Bestimmung der Wärmeleistung
DIN EN 1264-3
E DIN EN 1264-3
11.1997
11.2007
–; –; Auslegung
Raumflächenintegrierte Heiz- und Kühlsysteme mit Wasserdurchströmung;
12
Auslegung
DIN EN 1264-4 12.2001 –; –; Installation
E DIN EN 1264-4 11.2007 Raumflächenintegrierte Heiz- und Kühlsysteme mit Wasserdurchströmung;
Installation
E DIN EN 1307 08.2008 Textile Bodenbeläge – Einstufung von Polteppichen
DIN EN 1366-3 11.2004 Feuerwiderstandsprüfungen für Installationen – Abschottungen
E DIN EN 1366-3 10.2006 –; –;
DIN EN 1366-6 02.2005 –; Doppel- und Hohlböden
DIN EN 1470 09.2008 Textile Bodenbeläge – Einstufung von Nadelvlies-Bodenbelägen, ausgenommen
Polvlies-Bodenbeläge
DIN EN 1533 04.2000 Parkett und andere Holzfußböden – Bestimmung der Biegeeigenschaften –
Prüfmethode
E DIN EN 1533 10.2008 –; –; –;
DIN EN 1534 04.2000 –; Bestimmung des Eindruckwiderstandes (Brinell) – Prüfmethode
DIN EN 1816 05.1998 Elastische Bodenbeläge – Spezifikation für homogene und heterogene ebene
Elastomer-Bodenbeläge mit Schaumstoffbeschichtung
DIN EN 12 004 11.2007 Mörtel und Klebstoffe für Fliesen und Platten – Anforderungen, Konformitäts-
bewertungen, Klassifizierung und Bezeichnung
DIN EN 12 697-11 12.2005 Asphalt – Prüfverfahren für Heißasphalt – Bestimmung der Affinität von Gesteins-
körnungen und Bitumen
DIN EN 12 697-20 03.2004 –; –; Eindringversuch an Würfeln oder Marshall-Probekörpern

Fortsetzung s. nächste Seite


562 12 Beheizbare Bodenkonstruktionen

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 12 697-21 12.2004 –; –; Eindringversuch an Platten


DIN EN 13 162 10.2001 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Mineralwolle (MW) – Spezifikation;
DIN EN 13 162 Ber 1 06.2006 –; –; Berichtigungen
E DIN EN 13 162 04.2008 –; –;
DIN EN 13 163 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Polystyrol (EPS) –
Spezifikation
DIN EN 13 163 Ber 1 06.2006 –; –; Berichtigungen
E DIN EN 13 163 04.2008 –; –;
DIN EN 13 164 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus extrudiertem Polystyrolschaum (XPS) –
Spezifikation
DIN EN 13 164/A1 08.2004 –; –; Änderung 1
DIN EN 13 164 Ber 1 06.2006 –; –; Berichtigungen
E DIN EN 13 164 04.2008 –; –;
DIN EN 13 165 02.2005 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Polyurethan-Hartschaum (PUR) –
Spezifikation
DIN EN 13 165 Ber 1 06.2006 –; –; Berichtigungen
E DIN EN 13 165 04.2008 –; –;
DIN EN 13 166 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Phenolharzhartschaum (PF)
DIN EN 13 166/A1 08.2004 –; –; Änderung 1
DIN EN 13 166 Ber 1 06.2006 –; –; Berichtigungen
E DIN EN 13 166 04.2008 –; –;
DIN EN 13 167 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Schaumglas (CG) – Spezifikation
DIN EN 13 167/A1 08.2004 –; –; Änderung 1
DIN EN 13 167 Ber 1 06.2006 –; Berichtigungen
E DIN EN 13 167 04.2008 –; –;
DIN EN 13 168 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzwolle (WW) – Spezifikation
DIN EN 13 168/A1 08.2004 –; –; Änderung 1
DIN EN 13 168 Ber 1 06.2006 –; –; Berichtigungen
E DIN EN 13 168 05.2008 –; –;
12 DIN EN 13 169
DIN EN 13 169/A1
10.2001
08.2004
–; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Blähperlit (EPB) – Spezifikation
–; –; Änderung 1
DIN EN 13 169 Ber 1 06.2006 –; –; Berichtigungen
E DIN EN 13 169 05.2008 –; –;
DIN EN 13 170 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Kork (ICB) – Spezifikation
DIN EN 13 170 Ber 1 06.2006 –; –; Berichtigungen
E DIN EN 13 170 05.2008 –; –;
DIN EN 13 171 10.2001 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzfasern (WF) – Spezifikation
DIN EN 13 171/A1 08.2004 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzfasern (WF) –; Änderung 1
DIN EN 13 171 Ber 1 06.2006 –; –; Berichtigungen
E DIN EN 13 171 03.2008 –; –;
DIN EN 13 226 05.2003 Holzfußböden – Massivholz-Parkettstäbe mit Nut und/oder Feder
E DIN EN 13 226 11.2008 –; –;
DIN EN 13 227 06.2003 –; Massivholz-Lamparkettprodukte
DIN EN 13 227 Ber 1 09.2007 –; –; Berichtigungen
DIN EN 13 318 12.2000 Estrichmörtel und Estriche – Begriffe
DIN EN 13 329 07.2006 Laminatböden – Elemente mit einer Deckschicht auf Basis aminoplastischer,
wärmehärtbarer Harze – Spezifikation, Anforderungen und Prüfverfahren
E DIN EN 13 329/A1 04.2008 –; –; –;
DIN EN 13 454-2 11.2007 Calciumsulfat-Binder, Calciumsulfat-Compositbinder und Calciumsulfat –
Werkmörtel für Estriche – Prüfverfahren
DIN EN 13 488 05.2003 Holzfußböden – Mosaikparkettelemente
12.4 Normen 563

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 13 489 05.2003 –; Mehrschichtparkettelemente


DIN EN 13 501-1 05.2007 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten;
Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum Brandverhalten von
Bauprodukten
E DIN EN 13 501-1/A1 11.2007 –; –;
DIN EN 13 501-2 01.2008 –; Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Feuerwiderstandsprüfungen, mit
Ausnahme von Lüftungsanlagen
DIN V ENV 13 696 07.2000 Parkett und andere Holzfußböden – Bestimmung der Elastizität und des
Abriebwiderstandes
DIN EN 13 813 01.2003 Estrichmörtel, Estrichmassen und Estriche – Estrichmörtel und Estrichmassen –
Eigenschaften und Anforderungen
DIN EN 13 892-1 02.2003 Prüfverfahren für Estrichmörtel und Estrichmassen – Probenahme, Herstellung
und Lagerung der Prüfkörper
DIN EN 13 892-2 02.2003 –; Bestimmung der Biegezug und Druckfestigkeit
DIN EN 13 892-3 07.2004 –; Bestimmung des Verschleißwiderstandes nach Böhme
DIN EN 13 892-4 02.2003 –; Bestimmung des Verschleißwiderstandes nach BCA
DIN EN 13 892-5 09.2003 –; Bestimmung des Widerstandes gegen Rollbeanspruchung von Estrichen für
Nutzschichten
DIN EN 13 892-6 02.2003 –; Bestimmung der Oberflächenhärte
DIN EN 13 892-7 09.2003 –; Bestimmung des Widerstandes gegen Rollbeanspruchung von Estrichen mit
Bodenbelägen
DIN EN 13 892-8 02.2003 –; Bestimmung der Haftzugfestigkeit
DIN EN 14 016-1 04.2004 Bindemittel für Magnesiaestriche – Kaustische Magnesia und Magnesiumchlorid –
Begriffe und Anforderungen
DIN EN 14 293 10.2006 Klebstoffe – Klebstoffe für das Kleben von Parkett auf einen Untergrund –
Prüfverfahren und Mindestanforderungen
DIN EN 14 337 02.2006 Heizungssysteme in Gebäuden – Planung und Einbau von elektrischen
Direktheizungen
DIN EN 14 342 09.2008 Parkett und Holzfußböden – Eigenschaften, Bewertung der Konformität und
Kennzeichnung
DIN EN 14 354 03.2005 Holzwerkstoffe – Furnierte Fußbodenbeläge
DIN EN 14 354 Ber 1 02.2007 –; –; Berichtigungen
DIN EN 14 761 09.2008 Holzfußböden; Massivholzparkett – Hochkantlamelle, Breitlamelle und
Modulklotz
12
DIN EN 50 350 12.2004 Aufladesteuerungen für elektrische Speicherheizungen für den Hausgebrauch –
Verfahren zur Messung der Gebrauchseigenschaften
DIN EN 60 335-2-106 02.2008 Sicherheit elektrischer Geräte für den Hausgebrauch und ähnliche Zwecke –
Besondere Anforderungen für beheizte Teppiche und für Heizsysteme zur Raum-
heizung unter abnehmbaren Fußbodenbelägen
DIN VDE 0100-753 06.2003 Errichten von Niederspannungsanlagen – Anforderungen für Betriebsstätten,
Räume und Anlagen besonderer Art; Hauptabschnitt 753: Fußboden- und
Decken-Flächenheizungen

Weitere ergänzende Normen s. Abschnitt 11.5


564 12 Beheizbare Bodenkonstruktionen

12.5 Literatur
[1] Merkblatt: Keramische Fliesen und Platten, Naturwerkstein und Betonwerkstein auf beheizten zementgebundenen
Fußbodenkonstruktionen. Stand 2005. Hrsg. Fachverband des Deutschen Fliesengewerbes im Zentralverband des
Deutschen Baugewerbes, Berlin. Bezug: Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, Köln
[2] Merkblätter: Bautechnische Informationen (BTI) – Naturwerkstein. Hrsg.: Deutscher Naturwerkstein-Verband,
Würzburg
[3] Merkblatt: Parkett auf Fußbodenheizung. Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft Holz e.V., Düsseldorf
[4] Merkblatt: Elastische Bodenbeläge, textile Bodenbeläge und Parkett auf beheizten Fußbodenkonstruktionen. Stand
1981. Hrsg.: Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, Bonn
[5] Merkblatt FH 4: Textile Bodenbeläge auf beheizten Böden. Stand 1991. Hrsg.: Deutsches Teppich-Forschungsinstitut,
Aachen
[6] RWE Energie Bau-Handbuch. Hrsg.: RWE Energie Aktiengesellschaft, Bereich Anwendungstechnik, Essen. 13. Ausgabe
2008
[7] Einsatz von Bodenbelägen auf Flächenheizungen und -kühlungen – Anforderungen und Hinweise. Stand 2007. Hrsg.
Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen e. V., Hagen

12
565

13 Systemböden
Installationssysteme in der Bodenebene

13.1 Allgemeines 13.2 Einteilung und Benennung:


Die ständig fortschreitende Erneuerung der Kom-
Überblick
munikationssysteme und zunehmende Techni- Unterflurkanalsysteme
sierung aller Arbeitsbereiche erfordern vermehrt
Neu- und Nachinstallationen in beispielsweise tEstrichbündiger Kanalboden (offenes System)
Büro- und Verwaltungsbauten, Forschungsin- tEstrichüberdeckter Kanalboden (geschlossenes
stituten, Rechenzentren, Industrie- und Werk- System)
räumen. Auch bei Nutzungsänderungen oder
Neuvermietungen wird zunehmend eine flexible Hohlbodensysteme
Versorgung aller Bereiche und Arbeitsplätze – an
jeder Stelle des Raumes – mit Energie- und Instal- tMonolithischer Hohlraumboden (Foliensystem)
lationsleitungen verlangt. mit Kunststoffschalung und CA-Fließestrich
Als Funktions- und Installationsträger bieten sich tMehrschichtiger Hohlraumboden (Stützfuss-
hierfür – mit unterschiedlicher Zweckmäßigkeit – system) mit Trägerplatten und CA-Fließestrich
grundsätzlich an: tTrockenestrich-Hohlraumboden (Plattensystem)
tWandflächen mit großformatigen, festmontierten Trägerplat-
ten (Flächen-Hohlboden)
tDeckenzwischenräume
tBrüstungskanäle Doppelbodensysteme
tBodenhohlräume
tElementierter Doppelboden (flexibles System)
Leichte nicht tragende Trennwände dienen der mit vorgefertigten, lose verlegten, an jeder
Raumtrennung. Sie übernehmen keine statische Stelle wieder aufnehmbaren Bodenplatten (Ele-
Funktion im Gebäude, so dass sie im Zuge einer ment-Hohlboden)
Grundrissneugestaltung ohne Gefährdung der
Sonstige Installationssysteme
Standsicherheit entfernt oder umgesetzt werden
können. Für die installationstechnische Versor- tKabel-Doppelboden (Herforder Doppelboden)
gung von großflächigen Nutzräumen eignen sie tAufboden-Installationskanal
sich daher im Allgemeinen nicht.
tBrüstungs-Installationskanal
Auch die abgehängte Unterdecke ist als Verkabe-
tRaum-Ständersäule-Elektroinstallationssystem 13
lungsebene weitgehend ungeeignet wegen ihrer
schlechten Erreichbarkeit, der Verschmutzungs- tFlachkabelboden (bleiben hier unberücksich-
und Beschädigungsgefahr bei mehrmaligem Öff- tigt).
nen sowie der umständlichen Leitungsführung
zu den Tischgeräten hin.
Für die relativ problemlose Versorgung von Ar-
beitsplätzen kommt somit vor allem ein durch-
13.3 Unterflurkanalsysteme
gehender, möglichst leicht zugänglicher Boden- (estrichgebundene
hohlraum in Frage. Dieser eignet sich außerdem Kanalböden)
für Belüftung, Kühlung und Beheizung des darü-
ber liegenden Nutzraumes. Die herkömmliche Art, Büroarbeitsplätze mit den
Wie der nachstehende Überblick zeigt, bieten notwendigen technischen Medien aus dem Fuß-
sich sehr unterschiedliche Arten von Installa- boden zu versorgen, stellen – neben den Wand-
tionssystemen in der Bodenebene an, denen je- und Brüstungskanälen – Installations-Bodenka-
weils bestimmte Vor- und Nachteile zugeordnet näle dar, die hier unberücksichtigt bleiben.
werden können.
566 13 Systemböden

4 5 in zu kleinen Rasterabstandsmaßen verlegt wird,


wodurch dann – bei dem ansonsten preisgünsti-
gen System – relativ hohe Investitionskosten ent-
stehen.

13.3.1 Estrichbündiger Kanalboden


(offenes System)

Systembeschreibung. Bei dieser Bauart sind


die Kanäle von oben – wie beim Doppelboden –
durchgehend in ihrer gesamten Länge zu öffnen.
Sie ermöglichen dadurch eine schnelle Verkabe-
lung und jederzeitige Nachinstallation sowie eine
3 2 1 gute Ausnutzung des Kanalinnenraumes.
13.1 Schematische Darstellung eines estrichüberdeckten Die Kanalabdeckung besteht üblicherweise aus 3
Kanalbodens (geschlossenes System) bis 4 mm dickem, verzinktem Stahlblech, auf das
1 Kabelkanal aus Stahlblech oder Kunststoff die jeweiligen Verkehrslasten direkt einwirken. Je
2 bodenebene Einbaueinheiten (Dosenkörper)
3 Befestigungsbügel nach Bedarf werden Steinbelag, Parkett oder tex-
4 bodenüberragende Einbaueinheiten (Elektranten) tiler Bodenbelag in bodenbündige Metallrahmen
5 bodenbündiger Geräteeinsatz mit selbsttätig zu- eingearbeitet.
fallendem Klappdeckel
Wie Bild 13.2 zeigt, sind bei einigen Systemen die
Kanäle in der Höhe stufenlos justierbar, so dass
Allgemeine Konstruktionsprinzipien (Bild 13.1). sie sich mit ihren flexiblen bzw. höhenverschieb-
Je nach Fußbodenaufbau und späterer Raum- baren Seitenwänden allen Unebenheiten der
nutzung (z. B. Mobiliaranordnung), werden Rohdecke bzw. dem einzubringenden Estrich-
flache Blech- oder Kunststoffkanäle im Bau- niveau anpassen lassen.
kastenprinzip in unterschiedlicher Weise auf
die Rohdecke montiert. 1 2
Verbunden werden alle Teile durch querlaufen-
de Verbindungskanäle und über Dosenkörper an
den Kreuzungspunkten. Diese Dosenkörper er-
möglichen den Zugang zu den Verlegetrassen, so
dass auch noch im Nachhinein weitere Leitungen
13 eingezogen werden können. Durch in die Kanäle
eingebaute Zwischenstege werden Starkstrom-
leitungen von den Datenleitungen getrennt (ein-,
4 3 3
zwei- oder dreizügiger Kanalquerschnitt).
Die Verlegung erfolgt in bestimmten Rasterab- 13.2 Konstruktionsbeispiel: Estrichbündiger Kanalboden
(offenes System) [1]
ständen, entweder parallel oder senkrecht zur
1 Bodenbelag
Fassade verlaufend. Bei den senkrecht zur Au- 2 Verbundestrich
ßenwand angeordneten Kanälen werden Stö- 3 Metallkanal, höhenjustierbar
rungen aus den Nachbarräumen – in Form hori- 4 Rohdecke
zontaler Schallübertragung unter umsetzbaren
Trennwänden – eher vermieden, als bei parallel Besondere Merkmale. Der estrichbündige Ka-
zur Fassade verlegten. Außerdem können tiefer nalboden zeichnet sich durch geringe Konstrukti-
im Rauminneren liegende Arbeitsplätze damit in- onshöhe aus (Mindestestrichhöhe ≥ 40 mm) und
stallationstechnisch besser versorgt werden. ist relativ preisgünstig.
Bei den Unterflursystemen ist man an die vorge- Als nachteilig wird das unterschiedliche Klang-
gebene Kanalführung gebunden (eingeschränkte verhalten beim Begehen (Stahlblech-Verbund-
Flexibilität). Außerdem lassen die Kanäle nur eine estrich) empfunden und das unter Umständen
begrenzte Installationsdichte zu. Dies hat in der sich streifenförmige Abzeichnen der Kanalab-
Baupraxis oftmals zur Folge, dass das Kanalnetz deckung bei textilen Bodenbelägen.
13.3 Unterflurkanalsysteme 567

Beim estrichbündigen System sind des Weite- 1 2a


ren nur fußbodenüberstehende Installationsge-
räte (Elektranten) verwendbar. Sie bilden Stolper-

40 mm
≥ 35 bis
fallen und dürfen nicht in Laufzonen angeordnet
werden.
Brandschutztechnische Anforderungen ergeben sich bei
estrichbündig angeordneten Kanälen nur für die obere Ab-
deckung der Kanäle in allgemein zugänglichen Fluren und
in Treppenräumen. Sie muss aus nichtbrennbaren Baustof-
fen bestehen und darf keine Öffnungen aufweisen. Ausge-
nommen sind Nachbelegungs- oder Revisionsöffnungen,
die dicht mit einem Verschluss aus nichtbrennbarem Mate-
rial versehen sind. 13.3a 3
Die Durchführung estrichbündig liegender Kanäle durch 1 2b 4
Wände, für die eine raumabschließende Feuerwiderstands-
klasse gefordert wird, muss so ausgebildet sein, dass eine
Übertragung von Feuer und Rauch nicht zu befürchten ist.

13.3.2 Estrichüberdeckter Kanalboden


(geschlossenes System)
Systembeschreibung. Die allseitig geschlosse-
nen Kanäle aus Stahlblech oder Kunststoff wer-
den auf die Rohdecke montiert und entweder in 6 3 5
Verbundestrich bzw. Estrich auf Trennlage ein-
13.3b
gebettet oder in Dämmschichthöhe unter einem 1 2b 4
schwimmenden Estrich verlegt (Bild 13.3a bis c).
In Verwaltungsbauten mit flexibler Raumauftei-
lung (Skelettbauten mit umsetzbaren Trennwän-
den) kommt der Einsatz eines schwimmenden
Estrichs allerdings weniger in Betracht, da dort
in der Regel Rohdecke mit Verbundestrich – ein-
schließlich fugendichter Unterdecke – einen aus-
reichenden Schallschutz (Trittschalldämmung
und Schall-Längsdämmung) abgeben. S. hierzu
auch Abschn. 15.3.3.1 und 15.3.3.2. 9 8 7 6

Estrichüberdeckung. Je nach Bodenaufbau


13.3c
13
13.3 Konstruktionsbeispiel: Estrichüberdeckte Kanalbö-
sind folgende Mindestestrichüberdeckungen den (geschlossenes System)
über Kanal einzuhalten, um die Tragfähigkeit der a) Metallkanal auf ebener Rohdecke montiert und
Estrichplatte zu gewährleisten und Rissbildungen vollflächig in Verbundestrich eingebettet
im Kanalbereich zu vermeiden: b) Metallkanal auf ebener Rohdecke montiert und
in Dämmschichthöhe (Dämmstoffplatten oder
tVerbundestrich und Fließestrich auf Trennlage Trockenschüttung) unter einem schwimmenden
35 mm Estrich verlegt [1]
c) Mehrzügiger Kunststoffkanal mit Dämmschale
tFließestrich auf Dämmlage 40 mm auf ebener Rohdecke montiert und in Dämm-
tkonventioneller Estrich auf Dämmlage 45 mm. schichthöhe unter einem schwimmenden Estrich
verlegt [2]
S. hierzu auch Abschn. 11.3.6.4, Estrichkons- 1 Bodenbelag
2a Verbundestrich
truktionen und Estrichherstellung. 2b schwimmender Estrich
3 Metallkanal
Besondere Merkmale. Der estrichüberdeckte 4 PE-Folie
Kanalboden zeichnet sich je nach Bauart durch 5 Trockenschüttung
relativ große Estrichhöhen und damit auch län- 6 Dämmstoffplatten
7 Kunststofffolie (Gleitschicht)
gere Trockenzeiten bis zur Belegreife aus. Vgl. 8 Kunststoffkanal (Polystyrol)
hierzu Tabelle 11.32. 9 Dämmschale (Hartschaum)
568 13 Systemböden

Auch das Nachrüsten der Trassen über die Öffnun- als Verkabelungsebene für Telekommunikation-,
gen der Unterflurdosen ist bei diesem geschlos- Daten- und elektrische Versorgungsleitungen so-
senen System umständlicher und die Nutzungs- wie zur klimatechnischen Nutzung (Lüftung, Küh-
kapazität der Kanäle systembedingt begrenzt. lung, Heizung) herangezogen werden kann.
Wird das Kanalnetz in zu kleinen Rasterabstands- Hohlraumböden werden in drei ganz unter-
maßen verlegt, stören viele Zugdosen und Blind- schiedlichen Bauarten angeboten, die jeweils
deckel das Bodenbild und verteuern zudem das bestimmte Vor- und Nachteile aufweisen. Nach
System. ihrem konstruktiven Aufbau unterscheidet man
tmonolithischen Hohlraumboden,
tmehrschichtigen Hohlraumboden,
13.3.3 Allgemeine Anforderungen tTrockenestrich-Hohlraumboden.
und technische Daten
Normen und Richtlinien. Alle Unterflur-Elektroinstalla- Die lichte Installationshöhe liegt bei den Hohl-
tionssysteme müssen gemäß DIN VDE 0634-1 ausgebildet raumböden in der Regel zwischen 40 und 200
und geprüft sein.
mm.
Einbauöffnungen für Geräteeinsätze werden entweder
vor der Estrichverlegung in Form von Styropor-Schalkörper
festgelegt oder nach dem Aushärten des Estrichs durch
Kernbohrungen hergestellt. Um dabei die Gefahr der Ka- 13.4.1 Monolithischer Hohlboden
nalverschmutzung durch Bohrmehl auszuschließen, dürfen (Foliensystem)
nur Bohrwerkzeuge mit Absaugvorrichtungen verwendet
werden.
Systembeschreibung (Bild 13.4). Bei dieser Bau-
Einbaueinheiten (Geräteeinbau). DIN VDE 0634-1 nennt
drei Arten von Einbaueinheiten und zwar
art besteht die Unterkonstruktion aus tiefgezoge-
t fußbodenebene,
nen, dünnwandigen PVC-Schalungselementen
t fußbodenüberragende, mit angeformten Tragfüßen. Diese bilden auf der
t höhenvariable. Unterseite eine gewölbeförmige Hohlraumstruk-
Bei Kanalböden mit Estrichhöhen unter 50 (55) mm sind tur, die sich zur Leitungsführung und klimatech-
nur fußbodenüberragende Installationsgeräte (Elektran- nischen Nutzung anbietet.
ten) einsetzbar. Die Stoßfugen der auf der Rohdecke verlegten
Erst ab 50 (55) mm Estrichhöhe ist ein fußbodenebener Ge- Kunststoffelemente (600 x 600 mm) werden am
räteeinbau möglich. Üblicherweise wird von einer Mindes-
testrichhöhe von 70 mm ausgegangen. Einsatzort mit Klebeband o. Ä. abgedichtet. Spe-
zielle Randprofile aus Schaumstoff verhindern
Geräteeinsätze und Fußbodenpflege. Nach DIN VDE
0634-1 müssen die jeweiligen Bodeneinsätze so gebaut die Schallübertragung entlang der Wandflächen
und bemessen sein, dass sie bei bestimmungsgemäßem und anderer aufgehender Bauteile. Darauf auf-
Gebrauch keine Gefahr für Personen und Sachen darstellen. kaschierte Folienstreifen dichten außerdem die
Dabei ist auch die Art der anstehenden Fußbodenpflege – Randfuge während der Estricharbeiten ab.
13 insbesondere bei der Auswahl fußbodenebener Geräteein-
sätze – mit zu berücksichtigen. Man unterscheidet Auf die so geschlossene Schalfläche wird an-
t trockengepflegte Fußböden, schließend der selbstnivellierende Anhydrit-
t nassgepflegte Fußböden.
Fußbodenebene Einbaueinheiten werden vor allem in tro-
ckenen Räumen mit trockengepflegten Fußböden einge- 1 2 3
setzt. Bodenebene Einbauten haben sich jedoch auch bei
nassgepflegten Fußböden bewährt, sofern die Geräteein-
sätze mit selbsttätig zufallendem Klappdeckel und entspre-
chend gesicherter Kabelauslassöffnung ausgerüstet sind.
Fußbodenüberragende Einbaueinheiten werden vorwie-
gend in nassgepflegten Räumen und bei zu niedrigen Bo-
denaufbauten installiert; auf die damit verbundene Stol-
pergefahr wird jedoch hingewiesen.

13.4 Hohlbodensysteme 13.4 Schematische Darstellung eines monolithischen


Hohlraumbodens (Foliensystem) mit Kunststoff-
schalung und Anhydrit-Fließestrich (Nassbauweise)
Moderne Büro- und Verwaltungsbauten werden
1 Bodenbelag
zunehmend mit großflächigen Installationsbö- 2 Anhydrit-Fließestrich
den ausgerüstet, deren Hohlraum je nach Bedarf 3 Kunststoffelemente (600 x 600 mm)
13.4 Hohlraumbodensysteme 569

1 2 1
2

≥200 mm ≥ 30

4 3

3 4 3 5

13.5 Konstruktionsbeispiel: Monolithisch aufgebauter 13.6 Schematische Darstellung eines mehrschichtig


Hohlraumboden mit Schalungselementen und aufgebauten Hohlraumbodens (Stützfußsystem)
Anhydrit-Fließestrich (Foliensystem) mit Trägerplatte und Anhydrit-Fließestrich
1 Bodenbelag (Nassbauweise)
2 Anhydrit-Fließestrich 1 Bodenbelag
3 PVC-Schalungselemente (Folienschalung) 2 Anhydrit-Fließestrich
4 Wärme-/Trittschalldämmung (ggf. mit oberseiti- 3 Trennlage
ger Abdeckung aus 1 mm dicken Stahlblechtafeln 4 Tragschicht
als Lastverteilungsschicht) 5 höhenverstellbare Stützfüße

Fließestrich eingebracht, so dass ein monolithi- seitig angeschraubt bzw. angeklebt werden (Me-
scher Bodenaufbau entsteht (Bild 13.5). tallstützen). Bild 13.7 und 13.8.
Beim Verlegevorgang passt sich die flexible Auf die Oberseite der Trägerplatten wird eine
Folienschalung dem Rohfußboden an. Gering- dichte Trennschicht (z. B. 0,2 mm PE-Folie) verlegt
fügige Unebenheiten des Rohbodens werden und darauf ein selbstnivellierender Fließestrich
mit variierender Estrichdicke ausgeglichen. Der aufgebracht. Entlang der Wandflächen und ande-
Ausgleich größerer Unebenheiten erfolgt durch
unterschiedlich hohe Schalelemente. Daraus er-
geben sich jedoch ungleiche Trockenzeiten bis 1 2 3 4
zur Belegreife innerhalb ein- und derselben Bo-
denfläche.
15 ≥30

Estrichnenndicke. Die Estrichnenndicke ist vom


jeweiligen Systemanbieter anzugeben; die erfor-
derliche Mindestestrichüberdeckung beträgt 30
mm.
13
25 -190 mm

13.4.2 Mehrschichtiger Hohlboden


(Stützfußsystem)
Systembeschreibung (Bild 13.6). Hohlraumbö-
den dieser Bauart bestehen aus mehreren, von
5b 6 5a
einander getrennten Schichten.
Als begehbare Trägerplatte werden meist 15 bzw. 13.7 Konstruktionsbeispiel: Mehrschichtiger Hohlraum-
18 mm dicke Gipsfaserplatten verwendet, die un- boden (Nassbauweise) mit höhenverstellbaren
Stützfüßen [8]
terseitig mit höhenverstellbaren Stützfüßen zum
1 Bodenbelag
Ausgleich von Rohbodenunebenheiten versehen 2 Anhydrit-Fließestrich
sind. 3 Trennlage (z. B. 0,2 mm PE-Folie)
Diese werkseitig vorgefertigten Stützfüße kön- 4 Tragschicht (Gipsfaserplatten)
5a höhenverstellbarer Stützfuß
nen entweder in Bohrungen der Trägerplatten 5b Stützfuß mit Fließestrich gefüllt
eingesetzt und mit Fließestrich vergossen (Hohl- 6 Trittschalldämmung (Dämmelement aus
raumstützen aus Kunststoff) oder einfach unter- z. B. Polyurethan-Kautschuk)
570 13 Systemböden

1 2 3 4 tMonolithischer Hohlraumboden. Wie zuvor be-


reits erläutert, können Unebenheiten bei die-
ser Bauart nur mit erhöhtem Aufwand ausge-
glichen werden. Des Weiteren ist bei diesem
System der frei verfügbare Installationsquer-

15 ≥30
schnitt aufgrund des engeren Stützfußrasters
deutlich begrenzt, so dass diese Art des Hohl-
raumbodens in Büro- und Verwaltungsbauten
25-190 mm
nicht mehr so häufig eingesetzt wird.

Insgesamt ist der estrichgebundene Hohlraum-


boden eine wirtschaftliche Alternative zum Ka-
nalboden (Unterflurkanalsystem). Zu beachten
ist jedoch, dass bei den beiden vorgenannten
Bauarten viel Feuchtigkeit mit dem Fließestrich in
7 6 5 das Bauwerk eingebracht wird und somit längere
Trocknungszeiten bis zur zulässigen Belegreife
13.8 Konstruktionsbeispiel: Mehrschichtiger Hohlraum- für den jeweiligen Bodenbelag in Kauf genom-
boden (Nassbauweise) mit höhenverstellbaren men werden müssen. S. hierzu Tabelle 11.32 und
Stützfüßen [8]
Tabelle 12.9.
1 Bodenbelag
2 Anhydrit-Fließestrich
3 Trennlage
4 Tragschicht (Gipsfaserplatten) 13.4.3 Trockenestrich-Hohlboden
5 Stützfüße aus Metall
6 Trittschalldämmung (Plattensystem)
7 Wärmedämmung
Flächen-Hohlboden
rer aufgehender Bauteile sind Randdämmstreifen Die relativ lange Trockenzeit der Tragschicht bei
mit selbstklebenden Folienstreifen vorzusehen. estrichgebundenen Systemböden führte zur Ent-
wicklung des Hohlraumbodens in Trockenbau-
Estrichnenndicke. Die erforderliche Mindest- weise, auf den unmittelbar nach seiner Montage
Estrichüberdeckung beträgt 30 mm. der Gehbelag aufgebracht werden kann.

Besondere Merkmale. Eine vergleichende Ge- Systembeschreibung (Bild 13.9). In der Regel
genüberstellung der beiden angeführten Bau- ist die Tragschicht bei dieser Bodenart aus Gips-
arten weist deutliche Vorzüge zugunsten des faserplatten; nur in besonderen Fällen werden
Holzwerkstoffplatten verwendet.
13 mehrschichtigen Hohlraumbodens auf.
tMehrschichtiger Hohlraumboden. Kennzeich-
nend sind sein relativ großer, freier Installa-
tionsquerschnitt, optimaler Brandschutz, sei- 1
ne günstigen Schallschutzwerte in horizontaler
und vertikaler Richtung sowie seine hohe Trag-
fähigkeit. Diese erlaubt es, Trennwände ohne
zusätzliche Maßnahmen darauf aufzustellen.
Die Trägerplatten sind bereits beim Verlege-
vorgang uneingeschränkt begehbar und es
besteht nicht die Gefahr des Einfließens von 2
Estrichmörtel in den Hohlraum wie beim Fo- 3
liensystem.
Der Ausgleich von Rohbodenunebenheiten 13.9 Schematische Darstellung eines Trockenestrich-
ergibt sich durch die höhenverstellbaren Stütz- Hohlraumbodens (Plattensystem) mit Tragschicht
aus Unterbodenelementen (Trockenbauweise)
füße. Dadurch ist bei dieser Bauart eine gleich-
1 Bodenbelag
mäßig dicke Estrichschicht und damit auch 2 Gipsfaserplatten (zwei- oder dreischichtig, je nach
eine gleichmäßige Austrocknung bis zur Beleg- System)
reife gewährleistet. 3 höhenverstellbare Stützfüße
13.4 Hohlraumbodensysteme 571

tTrockenestrich-Hohlraumboden aus Gipsfa- Des Weiteren zeichnen sie sich durch relativ
serplatten (Bild 13.10) besteht je nach System günstige Investitionskosten und einen bis zu
aus zwei- oder dreischichtig aufgebauten Un- 90 % frei verfügbaren Installationshohlraum aus,
terbodenelementen (Abmessungen 600 x 1200 der eine richtungsfreie Verlegung von Ver- und
mm), deren einzelne Lagen vollflächig im Ver- Entsorgungsleitungen zulässt.
band miteinander verklebt sind und die auf hö-
henverstellbaren Stahlstützen verlegt werden. tTrockenestrich-Hohlraumboden aus Holz-
werkstoffplatten. Aufgrund der materialbe-
Die Ränder der entweder aus gleich dicken dingten Eigenschaften der Holzspanplatten
(3 x 12,5 mm) oder unterschiedlich dicken Plat- (Schwinden und Quellen) ist die Maßbestän-
ten (25 + 15 mm) zusammengesetzten Boden- digkeit der Tragschicht bei dieser Bodenart we-
elementen sind mit Nut- und Federprofil oder niger gegeben als bei Unterbodenelementen
Stufenfalz versehen, so dass durch deren Stoß- aus Gipsbaustoffen.
verklebung eine homogene, planebene und
besonders tragfähige Nutzfläche entsteht. S. Die Verwendung von kunstharzgebundenen
hierzu auch die Bilder 11.52 und 11.53. Holzspanplatten als Verlegegrund von Kera-
mik- und Steinbelägen (Rissbildung) sowie bei
Bei dünnen und empfindlichen Bodenbelägen dünnen elastischen Bodenbelägen (Abzeich-
(z. B. PVC-Bahnenware) sind die Fugen zu ver- nen der Plattenfugen im Gehbelag) ist daher
spachteln und die Verlegefläche zu grundieren. nicht unproblematisch und immer mit einem
Wird Stuhlrolleneignung gefordert, ist zusätz- Risiko verbunden. Vgl. hierzu auch Abschn.
lich eine vollflächige Spachtelung (mind. 2 mm) 11.3.7.2 sowie Abschn. 11.4.7.6, Holzspanplat-
notwendig. Vgl. hierzu auch Abschn. 11.3.7, ten als Verlegegrund.
Fertigteilestrich.
Besondere Merkmale. In Trockenbauweise er-
stellte Hohlraumböden aus Gipsfaserplatten wei- 13.4.4 Allgemeine Anforderungen
sen im Vergleich mit estrichgebundenen System- und technische Daten1)
böden einige Vorteile auf.
Normen und Richtlinien. Als technisches Regelwerk gel-
Zu nennen sind vor allem die erheblich kürzeren ten das vom Bundesverband Systemböden herausgegebe-
Bauabwicklungszeiten, da keine Austrocknungs- ne „Technische Handbuch“ [3] und die „Anwendungsricht-
zeiten wie bei den Nassestrichen zu berücksich- linie zur DIN EN 13 213 Hohlböden“ [4].
tigen sind. Ebenheitstoleranzen. Der Rohbetonboden, auf dem die
Hohlraumkonstruktion aufgebracht wird, muss die nach
DIN 18 202, Tab. 3, Zeile 2, geforderten Ebenheitstoleran-
1 2 3
zen aufweisen. Für die Estrichoberfläche gelten die zulässi-
gen Ebenheitsabweichungen gemäß DIN 18 202, Tabelle 3,
Zeile 3. S. hierzu auch Tabelle 11.2.
15 13 13

25 13

Estrichqualität. Die Estrichqualität ist gemäß DIN 18 560-1


zu beurteilen. Selbstnivellierender Anhydrit-Fließestrich
13
(z. B. CAF-F5) eignet sich – aufgrund seiner guten Maßbe-
ständigkeit – in besonderer Weise zur Herstellung der Trag-
25 -190 mm

schicht bei Hohlraumböden. Einzelheiten hierzu sind den


Abschnitten 11.3.6.2 bis 11.3.6.4 zu entnehmen.
4 Trockenzeiten und zulässige Feuchtigkeitsgehalte (Be-
legreife) von unbeheizten Estrichen s. Tabelle 11.32. Die
Feuchte der Rohbetondecke darf im Mittel 3 Gew.- % nicht
überschreiten.
Einbauöffnungen für den Geräteeinbau sowie Geräteein-
sätze und Fußbodenpflege s. Abschn. 13.3.3.
5
Tragfähigkeit. Die Tragfähigkeit eines Hohlraumbodens
13.10 Konstruktionsbeispiel: Mehrschichtiger Trocken- wird im Wesentlichen von seinem konstruktiven Aufbau
estrich-Hohlraumboden mit Tragschicht aus und der Festigkeit der Tragschicht bestimmt.
Unterbodenelementen (Trockenbauweise) [8]
1 Bodenbelag 1) Der aktuelle Stand der Normung von Hohlböden (DIN EN
2 3-lagige Tragschicht aus Gipsfaserplatten 13 213) und von Estrichen im Bauwesen (DIN EN 13 813
3 2-lagige Tragschicht aus Gipsfaserplatten mit DIN 18 560) ist Abschn. 13.7 zu entnehmen. Die vom
4 höhenverstellbare Stützfüße Bundesverband Systemböden neu herausgegebene „An-
5 Trittschalldämmung (Dämmelement aus wendungsrichtlinie“ ersetzt die frühere „Sicherheitsricht-
z. B. Polyurethan-Kautschuk) linie für Hohlraumböden“.
572 13 Systemböden

Ausschlaggebend für die Sicherheit von Systemböden ist stoffklasse B2 nach DIN 4102 bestehen. Weitere Einzel-
in der Regel nicht ihre Flächenbelastbarkeit, sondern die heiten hierzu s. [6].
Tragfähigkeit hinsichtlich punktuell einwirkender Lasten
Trennwände, mit Ausnahme von Wänden zwischen Brand-
(Punktlasten).
abschnitten, dürfen auf die vorgenannten Hohlraumestriche
Die Zuordnung des Hohlraumbodens zu einer Tragfähig- gestellt werden, wenn diese Estriche fugenlos sind und aus
keitsklasse erfolgt aufgrund der zu erwartenden statischen nichtbrennbaren Baustoffen bestehen. In allen anderen Fäl-
Belastung. In der „Sicherheitsrichtlinie für Hohlraumböden“ len sind sie auf der Rohdecke aufzustellen, es sei denn, die
wird zum einen von der sog. Nennpunktlast ausgegangen Wände sind zusammen mit dem betreffenden Fußboden-
– der eigentlichen Lasthöhe, die während der Nutzung des aufbau hinsichtlich der Feuerwiderstandsdauer geprüft.
Systembodens auftreten darf – zum anderen von der sog.
Sicherheitspunktlast, die auf keinen Fall überschritten wer- Schallschutz. In der Richtlinie VDI 3762 werden die we-
den darf. sentlichen schallschutztechnischen Eigenschaften von
Wie Tab. 13.11 zeigt, unterscheiden sich Nennpunktlast Hohlraumböden beschrieben und entsprechende Anforde-
und Sicherheitspunktlast um den Sicherheitsfaktor 2,0. rungen und Messverfahren detailliert aufgeführt [9].
Weitere Einzelheiten sind der Anwendungsrichtlinie für Bei der Planung und Beurteilung muss grundsätzlich zwi-
Hohlböden [4] sowie DIN EN 13 213 zu entnehmen. schen vertikaler und horizontaler Schallübertragung unter-
Brandschutz. Die Musterbauordnung und die Musterson- schieden werden. Vgl. hierzu auch Abschn. 13.5.6, Schall-
derbauordnungen enthalten keine besonderen brand- schutz von Doppelböden.
schutztechnischen Anforderungen an Hohlraumböden t Die vertikale Trittschalldämmung von Hohlraumbo-
– und Doppelböden –, deren Hohlräume zur Aufnahme denkonstruktionen wird am wirkungsvollsten erreicht
von Leitungen dienen. Sie entziehen sich weitgehend ei- durch
ner sinnvollen Beurteilung des Brandverhaltens als Bauteil t möglichst günstiges Verbesserungsmaß des Boden-
nach DIN 4102, da die Brandlasten im Hohlraum aufgrund belages,
des geringen Raumvolumens in Verbindung mit den un- t möglichst große flächenbezogene Masse der Trag-
günstigen Ventilationsverhältnissen keinen Normalbrand schicht,
ermöglichen. t vollflächiges Auslegen von Trittschalldämmplatten auf
Gemäß der „Musterrichtlinie über brandschutztechnische der Rohdecke (je nach System ggf. mit oberseitiger Ab-
Anforderungen an Hohlraumböden“ [5] brauchen diese deckung aus 1 mm dicken Stahlblechtafeln),
keiner brandschutztechnischen Prüfung nach DIN 4102 t Alternativ: Aufkleben von ca. 5 mm dicken Polyure-
unterzogen zu werden; sie entsprechen den Grundanfor- than-Kautschukteller an der Auflagefläche des Stütz-
derungen der Musterbauordnung, wenn die fußes (Bild 13.8 und 13.10).
t lichte Installations-Hohlraumhöhe 200 mm nicht über- t Die horizontale Schall-Längsdämmung von Hohl-
schreitet, raumböden wird im Wesentlichen beeinflusst durch
t mineralische Estriche verwendet werden und t Verbesserungsmaß des Bodenbelages,
t wenn in allgemein zugänglichen Fluren und Treppen- t flächenbezogene Masse der Tragschicht,
räumen die Schalungselemente aus nichtbrennbaren t konstruktiven Aufbau des Hohlraumbodens (mono-
Baustoffen (Baustoffklasse A nach DIN 4102) bestehen. lithisch oder geschichtet),
Bei Hohlraumböden, die außerhalb dieser Bereiche ein- t Art und Anzahl der Trennfugen (z. B. Fugenschnitt bzw.
gebaut werden, bestehen brandschutztechnisch keine Fugenprofile im Estrich entlang der Trennwände),
Bedenken brennbare verlorene Schalungen zu verwen- t Hohlraumdämpfung in Form von Absorberschotts
den, sofern diese mindestens aus Baustoffen der Bau- o. Ä. unterhalb der Trennwände.

Tabelle 13.11 Zuordnung von Klassifizierungsklassen und Laststufen


13 Element-Klasse1) Bruchlast [N] Laststufe2) Beispielhafte Einsatzempfehlungen und Nutzungsarten
1 ≥ 4000 2000 N Büros ohne Publikumsverkehr und ohne schwere Geräte
2 ≥ 6000 3000 N Bürobereiche mit Publikumsverkehr
Räume mit erhöhten statischen Belastungen, Flächen mit fester
3 ≥ 8000 4000 N
Bestuhlung, Konstruktionsbüros
4 ≥ 9000 in Deutschland für die Laststufenklassifizierung nicht gebräuchlich
Ausstellungsflächen, Werkstätten mit leichtem Betrieb, Lagerräume,
5 ≥ 10000 5000 N
Bibliotheken
Wie Klasse 5, jedoch mit höheren Lastanforderungen, Industrie- und
6000 N
Werkstattböden, Tresorräume
6 ≥ 12000
7000 N Hochbelastete Böden, Fertigungsbereiche wie z. B. Reinräume
und höher3)
1) Belastungsklassifizierung gemäß DIN EN 13 213 Hohlböden.
2) Der Wert für die Klassifizierung der Laststufe ergibt sich aus der Bruchlast (Tabellenwert) dividiert mit dem Sicherheits-
beiwert g = 2,0. Die Angabe der Laststufe ist in Stufen von 1000 N vorgegeben und entspricht der Punktlast gemäß
Laststufe.
3) Für Hohlböden mit im Einzelfall spezifizierten hohen Anforderungen können weitere Laststufen erforderlich werden.
Diese sind dann in Stufen zu je 1000 N festzulegen.
13.5 Doppelbodensysteme 573

t Auf die Luftschalldämmung von Hohlraumböden ha- 13.5 Doppelbodensysteme


ben textile und elastische Bodenbeläge keinen Einfluss.
Lediglich die Schallabsorption im Raum selbst lässt sich (Element-Hohlboden)
durch textile Beläge erhöhen.
Wärmeschutz. Bei Deckenflächen (Rohdecken), die un- 13.5.1 Allgemeines
mittelbar an das Erdreich oder unterseitig an die Außenluft
grenzen, können Wärmedämmmaßnahmen notwendig Systembeschreibung. Unter dem Begriff Dop-
werden. Vgl. hierzu Tabelle 11.24.
pelboden versteht man ein auf Abstand zur
In derartigen Fällen wird der Hohlraumboden auf Wär-
medämmplatten (z. B. Styropor EPS 30) verlegt, die zuvor Tragdecke aufgeständertes Bodensystem, das im
oberseitig mit 1 mm dicken verzinkten Stahlblechtafeln Wesentlichen aus elementierten, industriell vor-
abgedeckt werden, um ein Eindrücken der Stützfüße in die gefertigten Bodenplatten und höhenjustierbaren
Dämmschicht zu verhindern (Bild 13.5). Stützen besteht. Alle Teile werden am Einsatzort
Je nach Anforderung, kann die Wärme- bzw. Trittschall- in Trockenbauweise zu einem Flächenverbund
dämmschicht auch in Form eines schwimmenden Estrichs
eingebracht werden (Bild 13.8). zusammengefügt, es entsteht das Doppelboden-
system.
Lüftung-Kühlung-Heizung. Neben der Unterbringung
von Ver- und Entsorgungsleitungen aller Art kann der Da die Einzelplatten an jeder beliebigen Stelle
Hohlraumboden auch zu Zwecken der Lüftung-Kühlung- wieder herausgenommen werden können, ist
Heizung des darüber liegenden Nutzraumes herangezogen überall ein direkter Zugang zu den im Hohlraum
werden. S. hierzu auch Abschn. 13.5.6, Lüftungssysteme
von Doppelböden. untergebrachten Installationen sowie Ver- und
Die Luftzuführung erfolgt über den unter Überdruck ste- Entsorgungsleitungen möglich. Arbeitsräume al-
henden, möglichst weitgehend abgedichteten Bodenhohl- ler Art sind damit so flexibel gestalt- und nutzbar,
raum, direkt zu Bodenauslässen mit mengenregulierbaren dass sie jederzeit neuen, funktionsgerechten An-
Drosselvorrichtungen. Der jeweilige Fugendurchlasskoeffi- forderungen angepasst werden können.
zient (a-Wert) der Hohlraumbodenkonstruktion ist gemäß
DIN EN 13 213 durch Prüfzeugnis zu belegen. Doppelböden werden dementsprechend in Bü-
Da dieser Druckraum der Luftzuführung dient, sind Ver- ro- und Verwaltungsbauten, EDV-Zentralen u. Ä.
schmutzungen jeglicher Art im Hohlraum auszuschließen. eingesetzt, vorwiegend aber auch überall dort,
Die Oberfläche des Rohbodens muss daher möglichst wo hohe Belastbarkeit gefordert ist, wie beispiels-
staubfrei gereinigt und mit einem geeigneten 2-Kompo-
nenten-Anstrich beschichtet sein. weise in Rechenzentren, Schalträumen, Labors
Gemäß VDI 3803, Bauliche und technische Anforderungen und Fertigungsbetrieben.
an RLT-Anlagen, sind Luftleitungen dieser Art so auszu- Ein weiterer Vorteil des Doppelbodens liegt darin,
bilden, dass sie reinigungs- und inspektionsfähig sind. Bei dass dieser auch klimatechnische Funktionen wie
luftführenden Hohlraumböden ist daher entweder im Flur-
bereich oder/und entlang der Außenfassade ein Doppelbo- Lüftung, Kühlung, Heizung übernehmen kann
denkanal für diese Zwecke vorzusehen. und zwar wesentlich effektiver und flexibler als
dies Hohlraumböden zulassen. Allerdings müs-
Kombination von Systemböden sen dafür auch relativ hohe Investitionskosten
veranschlagt werden.
Die kombinierte Verlegung von Doppel- und 13
Hohlraumböden ist angebracht, wenn sich die Besondere Merkmale. Doppelböden zeichnen
jeweiligen systembedingten Vorteile gegenseitig sich im Vergleich mit Estrichkanal- und Hohlraum-
sinnvoll ergänzen. bodensystemen vor allem durch hohe Flexibilität
Doppelböden werden üblicherweise dort ein- und Belastbarkeit aus. Da der Boden an jeder be-
gebaut, wo mit hoher Installationsdichte und liebigen Stelle geöffnet werden kann, wird er vor
häufigen Revisionen zu rechnen ist (Flur- und allem dort eingebaut, wo mit hoher Installations-
Technikzonen). In Bereichen mit geringer Ver- dichte und häufigen Revisionen sowie Nach- und
sorgungsdichte (Büroräume) und überall dort, Umrüstungen zu rechnen ist.
wo homogene Verlegeflächen erwünscht sind, Bei Bedarf kann der Installationshohlraum Hö-
empfiehlt sich der Einsatz des kostengünstigeren hen bis 1800 mm und darüber aufweisen, so dass
Hohlraumbodens. darin großvolumige Rohre und Kanäle für klima-
Der Einbau eines so genannten Doppelboden- technische Anlagen u. a. untergebracht werden
kanals – eines Kabelkanals, der in seiner ganzen können. Auch die schall- und brandschutztechni-
Länge von oben zu öffnen ist – erfolgt vorzugs- schen Eigenschaften sind als günstig zu bezeich-
weise entlang des Fassadenbereiches, um große nen.
Hohlraumbodenflächen von zwei Richtungen Die Montage der werkseitig vorgefertigten Ein-
(Gebäudekern und Fassade) installationstech- zelteile erfolgt in vollkommener Trockenbau-
nisch günstig erschließen zu können. weise; damit ist der Doppelboden nach seiner
574 13 Systemböden

Fertigstellung sofort begehbar und belastbar. Im


Gegensatz zu den estrichgebundenen Boden-
systemen fallen keine Baufeuchte und somit kei- 1
ne Wartezeiten an.
Nachteilig können sich systembedingte Mängel 2
wie das Knarren und der sog. Barackenboden-
effekt bei zu leichten Doppelbodenplatten be-
merkbar machen. Probleme können auch auftre-
3
ten bei der horizontalen Schall-Längsdämmung
unter umsetzbaren Trennwänden, so dass der
nachträgliche Einbau von Abschottungen im
Hohlraum notwendig werden kann. 4
Wesentlich höher als bei den estrichgebundenen 5
Systemböden sind allerdings die Investitions-
6
kosten. Da beim geöffneten Doppelboden je-
doch jede Stelle direkt erreichbar ist, fallen die 7
laufenden Unkosten für Reparatur, Wartung und
8
Umorganisation insgesamt niedriger aus.
9

13.5.2 Systemkomponenten
13.12 Schematische Darstellung der Hauptbestandteile
Doppelböden setzen sich im Wesentlichen aus und des konstruktiven Aufbaues eines Doppel-
bodens
folgenden Hauptbestandteilen zusammen (Bild
1 Doppelbodenplatten (Trägerplatten)
13.12): 2 Stützkopfauflage aus Kunststoff
tDoppelbodenplatten, hergestellt aus ver- 3 Rasterstäbe (Traverse), bei Bedarf
schiedenartigen Werkstoffen bzw. Werkstoff- 4 höhenverstellbare Doppelbodenstütze
5 Gewindesicherung
kombinationen, mit oder ohne Bodenbelag. 6 Rohbodenbeschichtung (Anstrich), bei Luftzu-
tUnterkonstruktion, bestehend aus führung im Hohlraum
Metallstützen, für Lastabtragung und Herstel- 7 Dübelbefestigung, bei Bedarf
8 Fußplatte der Stütze
lung unterschiedlicher Bodenhöhen, 9 Stützenkleber
Stützkopfauflagen, für Ableitung elektrostat.
Aufladungen, Trittschalldämmung und Platten-
fixierung, artigen Werkstoffen bzw. Werkstoffkombinatio-
Rasterstäbe, für tragende bzw. aussteifende nen hergestellt werden. Es kommen vorwiegend
und dichtende Funktionen. zum Einsatz:
13 tSystemergänzende Zubehörteile. tDoppelbodenplatten aus Holzwerkstoff
tDoppelbodenplatten aus faserverstärkten Mi-
neralstoffen
13.5.3 Doppelbodenplatten tDoppelbodenplatten aus Metallwanne mit An-
hydritfüllung
Die Eigenschaften der Doppelbodenplatten ste- tDoppelbodenplatten aus Stahl
hen in Zusammenhang mit den Eigenschaften
der verwendeten Werkstoffe. Diese haben den tDoppelbodenplatten aus Aluminium.
Anforderungen des Einsatzzweckes zu genügen Jeder Werkstoff hat seine spezifischen Vor- und
und zwar insbesondere bezüglich Nachteile, auf die nachstehend kurz eingegan-
tTragfähigkeit, gen wird. Welche Plattenart dann letztlich jeweils
tFeuchteeinwirkung, eingesetzt wird, muss immer objektbezogen be-
tTemperaturschwankungen, urteilt und in Beratungsgesprächen mit Planern,
Nutzern und Anbietern entschieden werden.
tSchallschutz,
Folgende Qualitäts- und Nutzungskriterien sind
tBrandschutz. dabei besonders zu beachten:
Wie die Bilder 13.13 bis 13.15 verdeutlichen, kön- tGewicht der Platten
nen Doppelbodenplatten aus ganz verschieden- tFormstabilität der Platten
13.5 Doppelbodensysteme 575

tPassgenauigkeit der Platten 1 2 3 4 5


tQuell-/Schwindneigung der Platten
tKorrosionsschutz aller gefährdeten Teile
tStandfestigkeit der Unterkonstruktion (auch bei
geöffnetem Doppelboden).

Doppelbodenplatten aus Holzwerkstoff (Bild 6 7 3


13.13a, b) sind aufgrund der zahlreichen Kon- 13.13a 13.13b
struktionsvarianten und ihrer relativ einfachen
Verarbeitung universell einsetzbar. 13.13 Doppelbodenplatten aus Holzwerkstoff
Die üblicherweise 38 mm dicken Spanplatten, mit a) mit Teppichbelag und diffusionshemmenden
dem Standardrastermaß 600 x 600 mm und Roh- Materialien als Feuchteschutz
dichten zwischen 680 und 780 kg/m3, müssen b) mit Keramikbelag, Kantenschutzprofil und Stahl-
blechtafel zur Traglasterhöhung
grundsätzlich den E1-Anforderungen bezüglich
1 textiler Belag
der Formaldehydemission entsprechen, um da- 2 Spanplatte (z. B. 38 mm)
mit die Bedingungen der Gefahrstoffverordnung 3 PVC-Kunststoffkante
zu erfüllen. 4 Keramik-/Naturwerksteinplatte
5 Spezial-Kantenschutzprofil
Spanplatten in Normalausführung werden in die 6 Aluminium-Feinblech (z. B. 0,05 bis 0,08 mm)
Baustoffklasse B2 normal entflammbar nach DIN 7 Stahlblechtafel (z. B. 0,5 bis 1,0 mm)
4102 eingestuft. Durch Beimischen entsprechen-
der Salze kann die Baustoffklasse B1 (schwer ent-
flammbar) erreicht werden, so dass die Gesamt-
res Herausnehmen zu ermöglichen – schützen
konstruktion derart ausgerüsteter Doppelböden
die Platten vor mechanischen Beschädigungen,
die Anforderungen der Feuerwiderstandsklasse
verhindern das seitliche Eindringen von Feuch-
F30 nach DIN 4102 erfüllt.
tigkeit und das ansonsten unvermeidliche Knar-
Damit stellen Doppelböden aus Holzwerkstoff- ren der Doppelbodenkonstruktion beim Begehen
platten eine zusätzliche Brandlast dar. Dies lässt („selbstschmierende“ Eigenschaft der Kantenpro-
sich nur durch den Einsatz von nichtbrennbaren file).
Plattenwerkstoffen umgehen, die allerdings auch
Die Tragfähigkeit der Spanplatten kann einmal
teurer sind.
durch die Erhöhung der Rohdichte, zum anderen
Spanplatten in Standardausführung sind elek- durch das Aufkleben von 0,5 (1,0) mm dicken,
trisch normal leitfähig. Höhere Ableitfähigkeit verzinkten Stahlblechtafeln auf der Plattenunter-
kann durch Beimischen leitfähiger Bestandteile seite (= Verbundkonstruktion) erreicht werden.
erreicht werden. Eine ableitfähige Doppelboden- Eine weitere wesentliche Traglasterhöhung ist
konstruktion erfordert insgesamt einen leitfähi-
gen Belag, leitfähig verklebt, kontaktiert mit leit-
durch den Einbau von Rasterstäben erzielbar. 13
Doppelbodenplatten können mit einer Vielzahl
fähiger Stützenauflage und Erdungsschellen; die
von technischen Einbauten (z. B. Lüftungsausläs-
Erdung erfolgt immer bauseits.
se, Elektranten) versehen werden. Diese Einbau-
Da Holzwerkstoffplatten eine deutlich stärkere ten haben jedoch Einfluss auf die technischen
Neigung zur Feuchteaufnahme und damit zum Eigenschaften des Bodens (z. B. Minderung der
Quellen und Schwinden (= Formänderung) auf- Tragfähigkeit und der Schalldämmung zwischen
weisen – als dies beispielsweise mineralische benachbarten Räumen).
Platten tun – ist eine allseitige Beschichtung der
Bei Holzwerkstoffplatten mit zu niedriger flächen-
Platten mit diffusionshemmenden Materialien
bezogener Masse (Rohdichte unter 700 kg/m3)
erforderlich. Aus diesem Grund wird jeweils auf
die Plattenunterseite eine 0,05 (0,08) mm dicke kann der sog. Barackenbodeneffekt auftreten: Je
Aluminium-Feinblechbeschichtung als Feuchte- nach Bodenbelag klingt dann der Doppelboden
schutz vollflächig aufkaschiert. Damit wird ein „hohl“.
Feuchteausgleich zwar zeitlich hinausgezögert,
bei länger anhaltender Einwirkung jedoch nicht Doppelbodenplatten aus faserverstärkten
verhindert. Mineralstoffen (Bild 13.14). Diese Trägerplatten
Umlaufende Kunststoffkanten – die in der Regel werden aus verschiedenartigen Bindemitteln
4° nach unten angeschrägt sind um ein einfache- hergestellt und weisen dementsprechend auch
576 13 Systemböden

1 2 3 – aufgrund des relativ hohen Flächengewichtes –


den erhöhten Anforderungen des Schallschutzes.
Dieser Plattentyp wird daher bevorzugt für Groß-
raumbüros und Schalterhallen eingesetzt.

Doppelbodenplatten aus Metallwanne mit


Anhydritfüllung (Bild 13.15a, b). Die patentier-
4 te Bodenplatte besteht aus einer tiefgezogenen,
13.14 Doppelbodenplatte aus faserverstärkten, nicht-
korrosionsgeschützten Metallwanne, die mit
brennbaren Mineralstoffen nichtbrennbarem synthetischen Anhydrit AB 20
1 textiler Bodenbelag nach DIN 4208 gefüllt ist.
2 faserverstärkte Gipsplatte (z. B. 36 mm) Diese mineralische Füllung weist eine hohe Fes-
3 PVC-Kunststoffkante gegen Stoß und Feuchte
4 Stahlblechtafel (z. B. 0,8 mm) zur Traglasterhö-
tigkeit, geringe Quell- und Schwindeigenschaf-
hung und als Feuchteschutz ten sowie hervorragende Brandschutzwerte auf
(Baustoffklasse A1 nach DIN 4102). Bei Hitzeein-
wirkung wird in Anhydrit gebundenes Wasser
unterschiedliche Werkstoffeigenschaften und (sog. Kristallwasser) freigesetzt und dadurch ei-
Rohdichten auf. ne Kühlwirkung erzielt. Vgl. hierzu auch Abschn.
tFaserverstärkte Gipsplatten bestehen aus 11.3.6.2, Anhydritestrich/Calciumsulfatestrich.
Gips und Zellulosefasern, die im Recyclingver- Aufgrund der Unbrennbarkeit des Plattenma-
fahren gewonnen werden und als Armierung terials und den sich aus dem hohen Flächen-
dienen. Gipsfaserplatten sind nicht genormt; gewicht ergebenden guten schalldämmenden
ihre Rohdichte liegt zwischen 1100 und 1400 Eigenschaften eignet sich diese Bodenkonstruk-
kg/m3. Da sie feuchteempfindlich sind, müssen tion insbesondere für repräsentative Bereiche,
sie – ähnlich wie die Holzwerkstoffplatten – all- wie beispielsweise Foyers, Casinos, Museen usw.,
seitig gegen Feuchte geschützt werden. die einen hohen Begehkomfort verlangen.
tCalciumsilikat-Platten bestehen aus Sand,
Kalkstein, weiteren Füllstoffen und Armierungs-
fasern. Sie sind hoch temperaturbeständig (bis 1 2 3a 4 2 3b
1200 °C) und – im Gegensatz zu den Gipsfa-
serplatten – dauerhaft feuchteunempfindlich
(wasserfest); ihre Rohdichte liegt zwischen 500
und 900 kg/m3. Derartige Platten sind jedoch
relativ teuer.
5 5
13 Alle Platten werden als nichtbrennbar in die Bau-
stoffklasse A2 nach DIN 4102 eingestuft, so dass 13.15a 13.15b
die Gesamtkonstruktion dieser Doppelböden die 13.15 Doppelbodenplatten aus Metallwanne mit
Anforderungen der Feuerwiderstandsklasse F30 Anhydritfüllung [11]
bis F60 nach DIN 4102 erfüllt. a) mit stabiler, stoßfester Stahlkante
b) mit werkseitig aufgebrachter Schutzkante
Doppelbodenplatten aus faserverstärkten Mine-
1 textiler Bodenbelag
ralstoffen erhalten – ähnlich wie die Holzwerk- 2 mineralische Anhydrit-Füllung
stoff-Doppelbodenplatten – einen umlaufenden 3a angeformte Stahlkante
Kantenschutz aus PVC-Profilen; auch ihre Trag- 3b Spezial-Schutzkante
fähigkeit wird durch das Aufkleben von 0,5 mm 4 elastischer Bodenbelag o. Ä.
5 korrosionsgeschützte Stahlwanne
dicken, verzinkten Stahlblechtafeln auf der Plat-
tenunterseite weiter erhöht (= Verbundkonstruk-
tion). Doppelbodenplatten aus Stahl (Bild 13.20 und
Im Vergleich mit Doppelbodenplatten aus Holz- 13.21) bestehen aus einem nach statischen Ge-
werkstoff entspricht die nichtbrennbare Trä- sichtspunkten bemessenen Stahlprofilrohrrah-
gerplatte aus faserverstärkten Mineralstoffen in men und einem Deckblech aus hochwertigem
besonderem Maße den Anforderungen des vor- Stahl. Alle Teile sind verschweißt.
beugenden Brandschutzes, des Feuchteschutzes Stahlplatten sind im Vergleich mit Aluminium-
(je nach Art des verwendeten Bindemittels) und platten schwerer, von höherer Festigkeit und
13.5 Doppelbodensysteme 577

Tragfähigkeit und müssen gegen Korrosion ge-


schützt sein (z. B. in Form einer Pulverbeschich-
tung).
Dieser Doppelbodentyp wird überall dort ein-
gesetzt, wo neben hoher Tragfähigkeit robuste
Materialeigenschaften gefordert sind, wie bei-
spielsweise in Fertigungsbereichen, Reinräumen,
Rechenzentren usw.

Doppelbodenplatten aus Aluminium. Alumi-


nium ist ein sehr hochwertiger und teurer
Werkstoff, der aufgrund seiner spezifischen Ei-
genschaften nur in ganz bestimmten Anwen-
dungsbereichen in Form von Druckgussplatten
eingesetzt wird.
Aluminiumplatten weisen im Vergleich mit Stahl-
platten ein geringeres Gewicht und Unemp-
13.16a 13.16b
findlichkeit gegen Feuchtigkeit sowie geringere
Maßtoleranzen auf. Aluminiumteile lassen sich 13.16 Höhenverstellbare Metallstützen mit Stützkopfauf-
daher mit hoher Präzision und Passgenauigkeit lagen
herstellen. a) Doppelbodenstütze aus verzinktem Stahl mit
PVC-Auflage
Obwohl Aluminium der Baustoffklasse A zuge- b) Doppelbodenstütze aus Aluminium-Druckguss
ordnet wird, verliert es im Brandfall wegen seines mit PVC-Auflage
niedrigen Schmelzpunktes (bei etwa 500 °C) die
Tragfähigkeit sehr schnell und verhält sich somit
ähnlich wie Stahl. Die Feuerwiderstandsklasse tStützen aus Aluminium-Druckguss eignen
F30 wird nicht erreicht. sich für die normalen Anforderungen.

Im Regelfall steht im vorgegebenen Raster – üb-


13.5.4 Unterkonstruktion licherweise alle 600 x 600 mm – eine Stütze. Bei
Jeder Doppelboden hat bei der Nutzung verti- höheren Traglastanforderungen können auch
kale und horizontale Kräfte aufzunehmen und kleinere Raster (z. B. 600 x 400, 500 x 500 mm)
abzuleiten. Die einzelnen Doppelbodenplatten oder Rastermaße nach Kundenwünschen einge-
liegen jeweils an den vier Eckpunkten auf Stüt- plant werden.
zen auf und werden von diesen zentriert und Bei der Montage werden die Fußplatten der Stüt-
zen standsicher auf trockener, staubfreier Roh-
arretiert. Stützen stellen somit die statisch stabile
Verbindung und Lastübertragung zwischen dem bodendecke verklebt oder bei unzureichendem
13
Baukörper (Rohdecke) und den Doppelboden- Klebeverbund noch zusätzlich verdübelt. Bei
platten her. Stützen > 500 mm Höhe ist eine Verdübelung im-
mer erforderlich.
Metallstützen (Bild 13.16a, b). Je nach Hohl-
raumhöhe und den zu erwartenden statischen Stützkopfauflage (Bild 13.16a, b). Die PVC-Auf-
sowie funktionellen Forderungen sind diese – lage erfüllt im Wesentlichen drei Anforderungen.
bezüglich Werkstoff und Konstruktion – unter- Sie dient zur
schiedlich ausgebildet. Immer sind sie jedoch hö- tAbleitung elektrostatischer Aufladung,
henverstellbar, exakt justierbar und meist selbst tTrittschalldämmung,
arretierend. tPlattenfixierung bzw. Plattenarretierung.
Doppelbodenstützen werden entweder aus Stahl
oder Aluminium hergestellt. Für die notwendige horizontale Schubsicherheit
tStützen aus verzinktem Stahl sind immer sorgen eine Reihe überstehender Nocken, die in
dann erforderlich, wenn die Doppelbodenkon- entsprechende Aussparungen auf der Unterseite
struktion insgesamt hohen Stabilitäts- oder/ der Doppelbodenplatten greifen. Ineinanderge-
und Brandschutzanforderungen gerecht wer- hakt bewirken sie die notwendige Selbstfixierung
den muss. bzw. Arretierung, so dass sich die Bodenplatten
578 13 Systemböden

Diese Abschottungen bestehen aus ein- oder mehrscha-


ligen Konstruktionen. Sie können aus Mineralwolle, Gips-
bauplatten, Gasbetonelementen u. a. hergestellt werden.
t Bewegungsfugenprofile dienen in der fertigen Boden-
fläche zum konstruktiven und dennoch unauffälligen
Ausgleich von Gebäudebewegungen.
t Kabeltrassen eignen sich zur Aufnahme und Verlegung
von Elektro- und sonstigen Versorgungsleitungen. Die
Kabelpritschen werden abgelöst vom Rohboden an den
Stützen befestigt, so dass die Leitungen beim möglichen
Auslösen der Sprinkleranlage nicht im Wasser liegen.
t Treppen und Rampen werden zum Überwinden der
Höhenunterschiede systemergänzend angeboten.
13.17 Schematische Darstellung von Rasterstäben
für tragende bzw. aussteifende und dichtende Doppelbodengeeignete Fußbodenbeläge. Be-
Funktionen läge beeinflussen ganz wesentlich die Funktions-
fähigkeit und das Aussehen eines Doppelbodens.
Mit gewissen Einschränkungen sind nahezu alle
gegenüber der Unterkonstruktion nicht unzuläs- Belagarten auf Doppelböden verlegbar, insbe-
sig verschieben können. sondere textile und elastische Beläge, Keramik-
Rasterstäbe (Bild 13.17). Mit dem Einbau von und Naturwerksteinplatten sowie Holzparkett
Rasterstäben in Form von gekanteten U-Profilen und Laminate. S. hierzu auch Abschn. 11.4, Fuß-
lassen sich die statischen Eigenschaften des bodenbeläge.
Doppelbodens – wie Tragfähigkeit und Horizon-
Eignungskriterien. Alle Beläge müssen eine
talaussteifung – deutlich verbessern. Zusätzlich
sog. „Doppelbodeneignung“ aufweisen. Je nach
kann damit bei Bedarf auch die Fugendichtigkeit
Einsatzbereich und Belagart sind bestimmte Eig-
erhöht werden.
nungskriterien zu erfüllen:
Im Einzelnen unterscheidet man tragende oder
tVerschleißwiderstand
nur versteifende Profile, die entweder einge-
hängt oder mit dem Stützenkopf verschraubt tDimensionsstabilität
werden (mit und ohne Dichtungsband). tStuhlrolleneignung
Stützenkopf und Profilstab sind so genau gefer- tLichtechtheit
tigt und so präzise aufeinander abgestimmt, dass telektrostatisches Verhalten
der Tragrost in der Regel vor Ort nur noch zusam- tbrand-/schalltechnisches Verhalten
mengesteckt wird. Nachfolgende Installations-
tKanten-/Schnittfestigkeit des Belages
arbeiten im Bodenhohlraum werden durch die
einzeln herausnehmbaren Stahlprofilstäbe nicht tEignung des Belagmusters
tEignung der Rückenausrüstung
13 behindert.
tSchälwiderstand nach Angabe.
13.5.5 Systemergänzende Zubehörteile Textile Bodenbeläge. Die Vielfalt der textilen
Bodenbeläge bezüglich Herstellungsverfahren,
Alle Systembodenhersteller bieten serienmäßig Materialwahl, Musterungsmöglichkeit, belagspe-
eine Vielzahl ergänzender Zubehörteile an. Diese zifischer Verlegemethoden und ihrer späteren
ermöglichen eine vielfältige Nutzung der Dop- Nutzung verlangt bestimmte Sicherheitsanfor-
pelböden und erhöhen damit deren Gebrauchs- derungen (Doppelbodeneignung). Im Einzelnen
wert ganz wesentlich. Zu nennen sind insbeson- sind zu beachten:
dere:
tTextile Beläge mit Schaumrücken sind nicht zu-
t Technotranten. Darunter versteht man Einsätze in den lässig.
Doppelbodenplatten mit Anschlüssen für Staubsaug-
und Feuerlöschdosen, Rauchmelder, Luftauslässe usw. tDie Dimensionsstabilität muss auch nach Reini-
t Elektranten ermöglichen Anschlüsse für Stromversor- gungsmaßnahmen gewährleistet sein.
gung und Informationssysteme. tDie in der Sicherheitsrichtlinie für Doppelbö-
t Abschottungen unterteilen den Doppelbodenhohlraum den [10] angegebenen Schälwerte > 0,8 N/
je nach Anforderung. Man unterscheidet: mm müssen gegeben sein, ohne dass sich die
t Lüftungsabschottungen
t Brandschutzabschottungen Rückenbeschichtung spaltet oder vom Belag-
t Schallschutzabschottungen. rücken löst.
13.5 Doppelbodensysteme 579

Keramik- und Naturwerksteinplatten. Doppel- 13.5.6 Allgemeine Anforderungen


bodenplatten mit Hartbelägen erhalten in der Re- und technische Daten1)
gel einen im Herstellerwerk angeformten, meist Normen und Richtlinien. Als technisches Regelwerk gilt
schwer entflammbaren Kantenschutz aus PU die vom Bundesverband Systemböden herausgegebene
oder PVC. Damit werden die Belagkanten gegen „Anwendungsrichtlinie zur DIN EN 12 825 Doppelböden“
Beschädigungen geschützt und eine passgenaue [10].
Fugenbildung erzielt. S. hierzu Bild 13.13b. Ebenheitstoleranzen. Die Höhennivellierung der Stützen
und damit der Doppelbodenplatten muss eine ausreichen-
Verlegearten. Die Beläge können im Hersteller- de Ebenheit der fertigen Fußbodenfläche ergeben. Diese
werk auf die Doppelbodenplatten appliziert, oder muss nach DIN 18 202, Toleranzen im Hochbau – Bauwer-
ke, mindestens den Regelforderungen (Zeile 3) oder den
am Einsatzort auf die fertig eingebaute Doppel- erhöhten Anforderungen (Zeile 4) der Tabelle 3 dieser
bodenanlage entweder vollflächig aufgebracht Norm entsprechen. S. hierzu Tabelle 11.2.
(z. B. textile Bahnenware) oder mit wiederaufnah- Tragfähigkeit. Für die Sicherheit eines Doppelbodens ist
mefähigen SL-Teppichfliesen belegt werden. die Tragfähigkeit von ausschlaggebender Bedeutung. Ähn-
lich wie beim Hohlraumboden ist hierfür in der Regel nicht
In diesem Zusammenhang gilt es zu beachten, die Flächenlast, sondern die Punktlast entscheidend. Wie
dass Doppelbodenanlagen in der Regel bereits Tabelle 13.11 zeigt, unterscheiden sich Nennpunktlast und
zu Beginn der Innenausbauarbeiten eingebaut Sicherheitspunktlast um den Sicherheitsfaktor 2,0.
werden, in dieser Bauphase jedoch erhöhte Ver- Brandschutz. Die Anforderungen an den baulichen Brand-
schmutzungsgefahr besteht. Dies bedingt, dass schutz von Doppelböden sind in der „Musterrichtlinie über
bereits im Herstellerwerk aufgebrachte Beläge brandschutztechnische Anforderungen an Hohlraumbö-
den und Doppelböden“ niedergelegt [5].
vor Ort kostspielig abgedeckt und geschützt wer- Diese unterscheidet zwischen
den müssen. t Doppelböden mit lichtem Hohlraum < 200 mm,
Aus diesem Grund werden Doppelbodenböden t Doppelböden mit lichtem Hohlraum > 200 mm
immer häufiger ohne Belag eingebracht und erst mit Besonderheiten bei
t Doppelböden mit lichtem Hohlraum zwischen 200 und
später vor Ort mit einem geeigneten Bodenbe- 400 mm.
lag (z. B. textile Bahnenware) beschichtet. Dies Für Doppelböden mit einer lichten Raumhöhe bis 200 mm
wiederum widerspricht jedoch der Funktion des gelten die gleichen Anforderungen wie sie im Abschnitt
Doppelbodens, dessen Hohlraum jederzeit zu- 13.4.4, Brandschutz bei Hohlraumböden, beschrieben sind.
gänglich sein sollte. Außerdem besteht hier die Die Stützen müssen aus nichtbrennbaren Baustoffen beste-
hen.
Gefahr, dass sich die Plattenfugen infolge unkon- Bei Doppelböden mit einer lichten Hohlraumhöhe über 200
trollierter Luftbewegungen und damit einherge- mm muss die Doppelbodenkonstruktion (Bodenplatten mit
hender Staubablagerungen im Plattenkantenbe- Stützen) bei Brandbeanspruchung von unten der Feuer-
reich abzeichnen. Wird diese Verlegeart gewählt, widerstandsklasse F30 nach DIN 4102 T2 entsprechen. Die
muss die Rohbodendecke möglichst staubfrei Doppelbodenplatten müssen in wesentlichen Teilen aus
nichtbrennbaren Baustoffen bestehen (F30 – AB).
gesäubert und mit einem 2-Komponenten-An- Bei Doppelböden mit einer lichten Hohlraumhöhe bis zu
strich beschichtet werden. 400 mm sind davon abweichend – außerhalb von Trep-
Teppichfliesen. Einen jederzeitigen Zugang zum
penräumen und allgemein zugänglichen Fluren – Boden-
platten zulässig, die vom Hohlraum aus betrachtet schwer-
13
Installationsraum gestatten wiederaufnahmefä- entflammbar (Baustoffklasse B1 nach DIN 4102) sind. Die
hige Teppichfliesen (SL-Fliesen). Stützen müssen aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehen.
Raumabschließende Wände, für die eine Feuerwider-
Wie in den Abschnitten 11.4.12.2 und 11.4.12.5 standsklasse vorgeschrieben ist – wie Treppenhauswände,
näher erläutert, bestehen die Fliesenrücken ent- Wände allgemein zugänglicher Flure, Wände zu anderen
weder aus Nutzungseinheiten und Brandwände – sind von der Roh-
decke aus hochzuführen.
tSchwerbeschichtung auf PVC-, Latex- oder Rauchmelder im Hohlraum. Werden Hohlräume auch
Bitumen-Basis mit darin eingebundenem Glas- zur Raumlüftung benutzt, muss sichergestellt sein, dass
faservlies oder mit Hilfe von darin untergebrachten oder im Bereich des
Luftaustritts angeordneten Rauchmeldern die Lüftungs-
textra dickem und schwerem, vollständig recy- anlage im Brandfall sofort abgeschaltet wird. Es ist mindes-
celbarem Spezialfilz (Polyestervlies). tens ein Rauchmelder je 70 m2 Grundfläche bei durchge-
hendem Hohlraum anzuordnen, sofern nicht aus Gründen
Erfahrungsgemäß müssen SL-Fliesen auf Doppel- der besonderen Nutzung des Raumes (z. B. Datenverarbei-
bodenplatten immer noch zusätzlich fixiert wer- tungsanlage) weitere Auflagen zu beachten sind.
den, um ein Verrutschen zu vermeiden. Diese Fi- 1) Der aktuelle Stand der Normung von Doppelböden (DIN
xierung dient lediglich als Rutschbremse und ist EN 12 825) ist Abschn. 13.7 zu entnehmen. Die vom Bun-
desverband Systemböden neu herausgegebene „An-
keine Verklebung. Die Fliesen können jederzeit wendungsrichtlinie“ ersetzt die frühere „Sicherheitsricht-
aufgenommen und auch ausgetauscht werden. linie für Doppelböden“.
580 13 Systemböden

Schallschutz. Doppelböden sind technisch anspruchsvol- tungs- und Klimatechnik im Unterdeckenbe-


le Konstruktionen, deren schallschutzmäßige Beurteilung reich.
und Prüfung fachspezifische Kenntnisse voraussetzt.
Doppelböden und Hohlraumböden verbessern sowohl die Für die Lufteinführung vom Hohlraum in den
Luft- als auch die Trittschalldämmung von Rohdecken. Von darüber liegenden Nutzraum bieten sich eben-
besonderer Bedeutung ist bei Systemböden jedoch die falls mehrere Möglichkeiten an:
Schall-Längsdämmung, da deren Hohlräume oftmals unter
aufgesetzten Trennwänden durchlaufen. tLufteinführung über Bodenauslässe (Bild
Bei der Planung und Beurteilung muss demnach grund- 13.18). Den in die Doppelbodenplatten einge-
sätzlich zwischen vertikaler und horizontaler Schallübertra- lassenen Auslässen kann die Zuluft über den
gung unterschieden werden. unter Überdruck stehenden Hohlraum (offenes
In der Richtlinie VDI 3762 werden die wesentlichen schall- System) oder über flexible Rohrleitungen (ge-
schutztechnischen Eigenschaften von Doppelböden be- schlossenes System) zugeführt werden. Sog.
schrieben und entsprechende Anforderungen und Mess-
verfahren detailliert aufgeführt [9]. Lüftungseinsätze sorgen für eine weitgehend
zugfreie Einführung. Diese Einsätze können
t Die vertikale Trittschalldämmung von Doppelboden- bei Bedarf noch mit Schmutzfangkörben und
konstruktionen wird am wirkungsvollsten erreicht durch
Drosselvorrichtungen zur Mengenregulierung
t möglichst günstiges Verbesserungsmaß des Bodenbe-
lages, ausgerüstet sein.
t möglichst große flächenbezogene Masse der Doppel-
bodenplatte, 2
t erhöhte Fugendichtigkeit zwischen den Doppelbo- 1
denplatten,
t dämpfende Wirkung der Stützkopfauflage.
t Die horizontale Schall-Längsdämmung von Doppel-
böden wird im Wesentlichen beeinflusst durch
t Verbesserungsmaß des jeweiligen Bodenbelages,
t flächenbezogene Masse der Doppelbodenplatte,
t Fugendichtigkeit zwischen den Doppelbodenplatten,
t Hohlraumdämpfung in Form von Absorberschotts
unterhalb der Trennwände. Vgl. hierzu auch Abschn.
15.3.3.1, Schall-Längsdämmung oberhalb und unter-
halb umsetzbarer Trennwände. 13.18 Doppelbodenplatte zur Lufteinführung über
t Auf die Luftschalldämmung von Doppelböden haben Bodenauslässe
textile und elastische Bodenbeläge keinen Einfluss. Le- 1 Doppelbodenplatte mit Bodenbelag
diglich die Schallabsorption im Raum selbst lässt sich 2 Bodenauslässe mit Lüftungseinsätzen
durch textile Beläge erhöhen.

Lüftung-Kühlung-Heizung tLufteinführung über Lochplatten (Bild


13.19). Bei diesem Prinzip strömt die Zuluft
Auch der Doppelbodenhohlraum kann für klima- infolge des Überdruckes im Hohlraum durch
13 technische Zwecke eingesetzt werden. Löcher oder Schlitze in den Doppelbodenplat-
Die Luftzuführung zu den Luftauslässen in der ten direkt in den Nutzraum. Je nach Anordnung
Bodenfläche kann auf zwei Arten erfolgen. Man und Dichte der Lochreihen pro Platte (= sog.
unterscheidet: freier Querschnitt) können gezielt klimatisierte
tOffenes Luftführungssystem. Die Luftzufüh-
2
rung erfolgt hier direkt über den als Druckbo- 1
den ausgebildeten Doppelbodenhohlraum zu
den Lüftungseinsätzen bzw. Lüftungsplatten
und damit in den zu belüftenden Raum. Diese
Luftführungstechnik arbeitet nach dem Ver-
drängungsprinzip. Der jeweilige Fugendurch-
lasskoeffizient (a-Wert) der Doppelboden-
konstruktion ist gemäß DIN EN 13 213 durch
Prüfzeugnis zu belegen.
tGeschlossenes Luftführungssystem. Die Luft
13.19 Doppelbodenplatte zur Lufteinführung über
wird hier über Rohrleitungen oder Klimakanäle Lochreihen
mit festem Anschluss zu den Bodenauslässen 1 Doppelbodenplatte mit Bodenbelag
geführt. Vgl. hierzu auch Abschn. 14.2.6.1, Lüf- 2 Anordnung der Lochreihen je nach Bedarf
13.6 Kabel-Doppelboden 581

Zonen geschaffen und ein gleichmäßiger Luft- beim sog. Quelllüftungs-Doppelboden, da bei
austausch erreicht werden. Eine Mengenregu- dieser Bauart Schlitzplatten oberseitig durch-
lierung durch Drosselvorrichtungen ist eben- gehend mit einem nicht perforierten jedoch
falls möglich. luftdurchlässigen textilen Bodenbelag be-
Diese Perforation der Lüftungsplatten schränkt schichtet werden. Geeignet sind hierfür insbe-
jedoch deren Tragfähigkeit ein. Ein statischer sondere Nadelfilzbeläge, aber auch spezielle
Ausgleich kann durch den Einbau von Raster- Velours- und Webteppiche. Auf die Eignung
stäben (= allseitige Traversenauflage der Dop- der Beläge ist besonders zu achten. S. hierzu
pelbodenplatten) erreicht werden. Oberseitig auch Abschn. 14.2.6, Kühldeckentechnik.
auf die Profile aufgeklebte Dichtungsbänder Um bei dieser Art der Lufteinführung ein Ab-
dichten zusätzlich die Stoßfugen der Doppel- zeichnen der Schlitzplatten an der Belagober-
bodenplatten ab. fläche – bedingt durch Staubablagerung in-
tLufteinführung über flächige Quelllüftung folge der Luftbewegungen – weitgehend zu
(Bild 13.20 und 13.21). Bei den beiden vorge- vermeiden, ist auf eine sorgfältige Wartung der
nannten Lufteinführungsarten sind im Boden- Lüftungs- bzw. Klimaanlage (Filter) zu achten.
belag immer Auslässe, Lochreihen o. Ä. erkenn- Außerdem ist die Rohdecke möglichst staubfrei
bar. Diese Oberflächenmarkierungen entfallen zu reinigen und mit einem 2 Komponenten-
Anstrich zu beschichten.

Heizung. Auch die Beheizung der Nutzräume


kann über den Doppelbodenhohlraum erfolgen.
Das System der Beheizung ist mit dem System
2 der Belüftungstechnik identisch. Zur Tempera-
turabsenkung werden die Lüftungseinsätze ge-
schlossen.
Elektrostatik. Beim Begehen von Doppelböden können
elektrostatische Ladungen entstehen. Diese müssen schnell
und gefahrlos zur Erde abgeleitet werden.
In den meisten Anwendungsfällen reicht in der Regel ein
Oberbelag aus, der die Aufladungsgrenze von 2 kV nicht
überschreitet. S. hierzu Abschn. 11.4.10, Klassifikation des
1 elektrostatischen Verhaltens von Bodenbelägen sowie Ab-
schn. 11.4.12, Elektrostatisches Verhalten von textilen Bo-
denbelägen.
13.20 Doppelbodenplatte zur Lufteinführung über Anforderungen an den Erdableitwiderstand der gesamten
flächige Quelllüftung Doppelbodenkonstruktion sind nicht sinnvoll, beziehungs-
1 Doppelbodenplatte mit gelochter Stahlblech- weise nur in Teilbereichen (z. B. Zentral-Rechenzentren)
notwendig. Die entsprechenden Richtlinien der Berufsge-
abdeckung
2 nicht perforierter, jedoch luftdurchlässiger nossenschaften, Hersteller elektronischer Geräte usw. sind 13
textiler Bodenbelag zu beachten. Weitere Einzelheiten sind [11], [12], [13], [14]
zu entnehmen.

1 2 13.6 Kabel-Doppelboden
Einen Doppelboden besonderer Bauart zeigt Bild
13.22. Aufgrund seiner geringen Bauhöhe eignet
er sich besonders für die Verlegung von Elektro-
und Kommunikationskabeln in Neubauten mit
normalen Raumhöhen (z. B. Arztpraxen, Büro-
3 räume) sowie zur nachträglichen Ausrüstung von
13.21 Großflächiger, hoch belastbarer Doppelboden Altbauten. Der hochbelastbare Boden ist an jeder
aus Stahlprofilrohrrahmen mit aufgeschweißter beliebigen Stelle von oben zu öffnen, so dass
Stahlschlitzplatte und luftdurchlässigem auch Nachinstallationen ohne großen Aufwand
(nicht perforierten) textilen Bodenbelag möglich sind.
1 textiler Bodenbelag
2 Schlitzplatte aus Stahlblech Die Basis dieses Kabelbodens bilden Noppen-
3 Tragrahmen matten. Diese bestehen aus nach oben gerich-
582 13 Systemböden

4 5 6 Diese werkseitig vorgefertigten Noppenmatten


werden am Einsatzort fest auf den Untergrund
geklebt. Unmittelbar darauf aufgelegt wird die

mm
Lastverteilungsschicht aus Stahlblechtafeln (500

30
175
x 500 x 1,3 mm), korrosionsgeschützt und selbst-
haftend mittels schalldämmendem Klebevlies.
Lose fixierte Teppichfliesen mit rückseitiger
Schwerbeschichtung bilden die Nutzschicht. Die
1 2 3 notwendigen Öffnungen für Bodenauslässe wer-
13.22 Schematische Darstellung eines Kabel-Doppel-
den nach Bedarf eingeschnitten.
bodens mit besonders geringer Bauhöhe (System Die Vorteile dieses Kabel-Doppelbodens sind
Herforder Doppelboden). Der Kabelboden ist an seine geringe Bauhöhe (Noppenhöhe 17,5 mm)
jeder Stelle von oben zu öffnen [14]
bei hoher Tragfähigkeit, sein relativ geringes Flä-
1 tragender Untergrund
2 fingerhutartig ausgebildete Noppen
chengewicht und die vollkommene Trockenbau-
3 Installationshohlraum weise [15].
4 Klebevlies, selbstklebend Hinsichtlich seiner schallschutztechnischen (ho-
5 Stahlblechplatten (1,3 mm dick)
6 SL-Teppichfliesen, wiederaufnahmefähig
rizontale Schall-Längsleitung unter umsetzbaren
Trennwänden) und brandschutztechnischen Ei-
genschaften (Baustoffklasse B1 nach DIN 4102)
teten, fingerhutartig ausgebildeten Kegeln aus sind gewisse Einschränkungen zu beachten. Un-
textilem Trevira-Gewirke, die rückseitig mit orga- abdingbare Voraussetzung für die schadenfreie
nischem Material (Spezialbeton) ausgefüllt sind. Verlegung ist ein nahezu planebener Untergrund.
Die verbleibenden Zwischenräume dienen der Erhöhte Anforderungen an die Ebenheit von Ver-
Aufnahme von Elektro- und Kommunikations- legeflächen gemäß DIN 18 202 sind Tabelle 11.2
kabeln mit bis zu 15 mm Durchmesser. zu entnehmen.

13.7 Normen
Norm Ausgabedatum Titel

DIN 1055-3 03.2006 Einwirkungen auf Tragwerke – Eigen- und Nutzlasten für Hochbauten
DIN 4102-1 05.1998 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Baustoffe;
Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
13 DIN 4102-1 Ber 1 08.1998 –; Berichtigung zu DIN 4102-1
DIN 4102-2 09.1977 –; Bauteile; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-3 09.1977 –; Brandwände und nichttragende Außenwände; Begriffe,
Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-4 03.1994 –; Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter
Baustoffe,Bauteile und Sonderbauteile
DIN 4102-4/A1 11.2004 –; –; Änderung A1
DIN 4103-1 07.1984 Nichttragende innere Trennwände; Anforderungen, Nachweise
DIN 4103-2 12.1985 –; Trennwände aus Gips-Wandbauplatten
DIN 4103-4 11.1988 –; Unterkonstruktion in Holzbauart
DIN 4108-1 08.1981 Wärmeschutz im Hochbau; Größen und Einheiten
DIN 4108 Bbl 1 04.1982 –; Inhaltsverzeichnisse; Stichwortverzeichnis
DIN 4108 Bbl 2 03.2006 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Wärmebrücken –
Planungs- und Ausführungsbeispiele
DIN 4108-2 07.2003 –; Mindestanforderungen an den Wärmeschutz
DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen,
Berechnungsverfahren und Hinweise für Planung und Ausführung
13.7 Normen 583

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 4108-3 Ber. 1 04.2002 –; Berichtigungen


DIN V 4108-4 06.2007 –; Wärme- und feuchteschutztechnische Bemessungswerte
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Ber 1 08.1992 –; Berichtigungen
DIN 4109/A1 01.2001 –; –; Änderung A1
DIN 4109 Bbl 1 11.1989 –; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren
DIN 4109 Bbl 1/A1 09.2003 –; –; Änderung 1
DIN 4109 Bbl 2/A2 02.2006 –; –; Änderung 2
DIN 4109 Bbl 2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen
erhöhten Schallschutz; Empfehlungen für den Schallschutz
im eigenen Wohn- und Arbeitsbereich
DIN 4109 Bbl 3 06.1996 –; Berechnung von R’w,R für den Nachweis der Eignung nach DIN 4109 aus Werten
des im Labor ermittelten Schalldämm-Maßes Rw
DIN 4109-11 09.2003 –; Nachweis des Schallschutzes; Güte- und Eignungsprüfung
DIN 18 181 10.2008 Gipsplatten im Hochbau – Verarbeitung
DIN 18 195-1 08.2000 Bauwerksabdichtungen; Grundsätze, Definitionen, Zuordnung
der Abdichtungsarten
DIN 18 195-2 11.2008 –; Stoffe
DIN 18 195-3 08.2000 –; Anforderungen an den Untergrund und Verarbeitung der Stoffe
DIN 18 195-4 08.2000 –; Abdichtungen gegen Bodenfeuchte (Kapillarwasser, Haftwasser) und nichtstau-
endes Sickerwasser an Bodenplatten und Wänden; Bemssung und Ausführung
DIN 18 202 10.2005 Toleranzen im Hochbau; Bauwerke
DIN 18 353 10.2006 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine
Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) – Estricharbeiten
DIN 18 365 10.2006 –; –; Bodenbelagarbeiten
DIN 18 560-1 04.2004 Estriche im Bauwesen – Allgemeine Anforderungen, Prüfung und Ausführung
E DIN 18 560-1/A1 07.2008 –;
DIN 18 560-2 04.2004 –; Estriche und Heizestriche auf Dämmschichten (schwimmende Estriche)
E DIN 18 560-2/A1 07.2008 –;
DIN 18 560-3
DIN 18 560-4
03.2006
04.2004
–; Verbundestriche
–; Estriche auf Trennschicht
13
DIN 18 560-7 04.2004 –; Hochbeanspruchbare Estriche (Industrieestriche)
DIN EN 309 04.2005 Spanplatten – Definition und Klassifizierung
DIN EN 312 11.2003 –; Anforderungen
DIN EN 634-1 04.1995 Zementgebundene Spanplatten – Anforderungen; Allgemeine Anforderungen
DIN EN 634-2 05.2007 –; –; Anforderungen an Portlandzement (PZ) gebundene Spanplatten zur
Verwendung im Trocken-, Feucht- und Außenbereich
DIN EN 649 01.2004 Elastische Bodenbeläge – Homogene und heterogene Polyvinylchlorid-Boden-
beläge – Spezifikation
DIN EN 685 11.2007 Elastische, textile und Laminat-Bodenbeläge – Klassifizierung
DIN EN 826 05.1996 Wärmedämmstoffe für das Bauwesen – Bestimmung des Verhaltens bei Druck-
beanspruchung
DIN EN 1081 04.1998 Elastische Bodenbeläge; Bestimmung des elektrischen Widerstandes
DIN EN 1307 08.2008 Textile Bodenbeläge – Einstufung von Polteppichen
DIN EN 1364-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen für nichttragende Bauteile; Wände
DIN EN 1366-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen für Installationen – Leitungen

Fortsetzung s. nächste Seite


584 13 Systemböden

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

E DIN EN 1366-1 09.2008 –; –;


DIN EN 1366-3 11.2004 -; Abschottungen
E DIN EN 1366-3 10.2006 –; –;
DIN EN 1366-5 12.2003 -; Installationskanäle und -schächte
E DIN EN 1366-5 11.2007 –; –;
DIN EN 1366-6 02.2005 -; Doppel- und Hohlböden
E DIN EN 1470 09.2008 Textile Bodenbeläge – Einstufung von Nadelvlies-Bodenbelägen ausgenommen
Polvlies-Bodenbeläge
DIN EN 1815 01.1998 Elastische und textile Bodenbeläge – Beurteilung des elektrostatischen Verhaltens
DIN EN 12 529 05.1999 Räder und Rollen – Möbelrollen – Rollen für Drehstühle – Anforderungen
DIN EN 12 529 Ber. 1 06.2007 –; –; –; –; Berichtigungen
DIN EN 12 825 04.2002 Doppelböden
DIN EN 13 213 12.2001 Hohlböden
DIN EN 13 297 12.2007 Textile Bodenbeläge – Einstufung von Polvlies-Bodenbelägen;
DIN EN 13 318 12.2000 Estrichmörtel und Estriche – Begriffe
DIN EN 13 454-1 01.2005 Calciumsulfat-Binder, Calciumsulfat-Compositbinder und Calciumsulfat-Werk-
mörtel für Estriche – Begriffe und Anforderungen
DIN EN 13 501-1 05.2007 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten;
Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum Brandverhalten von
Bauprodukten
E DIN 13 501-1/A1 11.2007 –; –;
DIN EN 13 501-2 01.2008 –; Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Feuerwiderstandsprüfungen, mit
Ausnahme von Lüftungsanlagen
DIN EN 13 813 01.2003 Estrichmörtel, Estrichmassen und Estriche – Estrichmörtel und Estrichmassen –
Eigenschaften und Anforderungen
DIN EN 14 279 03.2005 Furnierschichtholz (LVL) – Definitionen, Klassifizierung und Spezifikationen
E DIN EN 14 279/A1 10.2008 –; –;
DIN EN 14 755 01.2006 Spanplatten nach dem Strangpressverfahren (Strangpressplatten) –
Anforderungen
DIN EN 61 340-4-1 12.2004 Elektrostatik – Teil 4-1: Standard-Prüfverfahren für spezielle Anwendungen –
13 Elektrischer Widerstand von Bodenbelägen und verlegten Fußböden
DIN EN ISO 140-12 08.2000 Akustik – Messung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen –
Messung der Luft- und Trittschalldämmung durch einen Doppel- und
Hohlraumboden zwischen benachbarten Räumen im Prüfstand
VDI 3762 11.1998 Schalldämmung von Doppel- und Hohlraumböden
VDE 0634-1 09.1987 Unterflur-Elektroinstallation; Einbaueinheiten

Weitere ergänzende Normen s. Abschn. 11.5, 12.4 und 14.6


13.8 Literatur 585

13.8 Literatur
[1] ACKERMANN-Unterflur-Installationssysteme, Gummersbach
[2] HESS-Fußbodensysteme, Hamburg
[3] Hohlraumböden im Bauwesen. Technisches Handbuch des Bundesverband Systemböden e.V., Düsseldorf. Stand
Dezember 1995
[4] Anwendungsrichtlinie zur DIN EN 13 213 Hohlböden. Hrsg.: Bundesverband Systemböden e.V., Düsseldorf. Stand:
Juli 2004
[5] Musterrichtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an Systemböden. Fachkommission Bauaufsicht
der ARGEBAU. Stand: September 2005
[6] Schmid, L., Temme. H.-G., Wesche, J.: Brandschutz mit Systemböden. Der sichere Weg durchs Feuer. In: Trockenbau
Akustik 1/2 (1995)
[7] ELECTRAPLAN-Unterflur-Installationssysteme, Schenefeld
[8] LINDNER-Hohlraumböden. Technisches Handbuch. Lindner AG, Arnstorf
[9] Schalldämmung von Doppel- und Hohlraumböden. Richtlinie VDI 3762. Stand: November 1998. Verein Deutscher
Ingenieure.
[10] Anwendungsrichtlinie zur DIN EN 12 825 Doppelböden. Hrsg.: Bundesverband Systemböden e.V.,
Düsseldorf. Stand: Mai 2005
[11] LINDNER-Doppelböden. Technisches Handbuch. Lindner AG, Arnstorf
[12] MERO-Bodensysteme. Produktinformation-Raumausbau. Mero-Werke, Würzburg
[13] Trockenbau Atlas. Grundlagen, Einsatzbereiche, Konstruktionen, Details. Rudolf Müller, Köln 1998
[14] G + H MONTAGE: Produktinformation – Doppelbodensysteme. Ludwigshafen
[15] Herforder Teppichfabrik, Herford/Lemgo

13
587

14 Leichte Deckenbekleidungen und Unterdecken

14.1 Allgemeines Im Unterdeckenbereich werden heute vor-


wiegend leichte, industriell vorgefertigte, in
Decken sind bezogen auf die Raumwirkung eines Trockenbauweise montierbare Deckensysteme
der wesentlichen gestalterischen Elemente. Da verwendet, um unnötigen Feuchtigkeits- und
sie in ihrem Ausdruck am wenigsten durch die Schmutzeintrag im Ausbau zu vermeiden. Das
Nutzung gestört werden, eignen sie sich beson- Angebot reicht von der einfachsten, nur der De-
ders zur optischen Strukturierung von Räumen. koration dienenden Bekleidung bis zu Decken-
So wurden z. B. im Barock schiefwinklige Räume systemen, die gleichzeitig die unterschiedlichs-
durch rechtwinklige Stuckelemente optisch kor- ten bauphysikalischen, baukonstruktiven und
rigiert. bautechnischen Funktionen sowie besondere
gestalterische Aufgaben zu erfüllen haben. Die
Technische Installationen und dem Raum die- Vorteile des Trockenbaues im Unterdeckenbe-
nende Technik werden häufig im Deckenbereich reich zeichnen sich insbesondere aus durch:
angeordnet, da sie hier leicht zugänglich sind
tein geringes Gewicht der Ausbauelemente und
und nicht durch Einrichtungsgegenstände ver-
damit Entlastung der Tragkonstruktion,
stellt werden können.
tkurze Bauabwicklungszeiten infolge industriel-
Bei Instandsetzungen und Nutzungsänderungen ler Vorfertigung und trockener Montage,
bestehender Gebäude müssen Decken häufig für
den Brandschutz und den Schallschutz ertüchtigt tflexible Raumnutzung durch Funktionstren-
werden. nung von tragenden und nichttragenden Bau-
teilen,
Für diese Anforderungen bieten sich leichte
teinfache nachträgliche Anpassung der Installa-
Deckenbekleidungen und Unterdecken als
tionen an sich ändernde Anforderungen,
vom Rohbau getrennte, nachträglich ausführba-
re Konstruktionen an. Die DIN 18 168-1 definiert tErfüllung nahezu aller bauphysikalischer und
diese als ebene oder anders geformte Decken bautechnischer Anforderungen,
mit glatter oder gegliederter Fläche, die aus einer tproblemlose Integration von Beleuchtung und
Unterkonstruktion und einer flächenbildenden Klimatechnik im Deckenhohlraum,
Decklage bestehen. Leichte Deckenbekleidun- tleichte Zugänglichkeit bei anfallenden War-
gen und Unterdecken (max. Flächengewicht tungsarbeiten und Nachinstallationen,
50 kg/m2) bilden den oberen, sichtbaren Ab- tbesondere Eignung für die Modernisierung
schluss des Raumes. Sie besitzen keine wesentli- und Sanierung von Altbauten bei individueller
che Tragfähigkeit. Zusätzliche schwere Einzellas- Gestaltungsvielfalt der vorgefertigten Decken-
ten sind gesondert abzuhängen oder über eine elemente.
verstärkte Unterkonstruktion aufzunehmen. Ab- 14
gehängte leichte Unterdecken dürfen auch nicht Mit Trockenbaukonstruktionen lassen sich alle
unmittelbar betreten werden. Bei Bedarf sind be- Anforderungen an den Brand-, Schall-, Wärme-
sondere Laufstege vorzusehen. und Feuchteschutz erfüllen. Die Vorteile des Tro-
Bei Neubauten, bei denen die Rohdecke den ckenbaues und damit des Leichtbaues werden
Schall- und Brandschutz erfüllt, sollte nach Mög- vor allem im Objektbereich genutzt, während
lichkeit auf abgehängte Decken verzichtet bzw. im Wohnungsbau (noch) weitgehend die traditi-
diese möglichst reduziert eingesetzt werden, um onellen – massiven und nassen – Bautechniken
die thermische Trägheit der Decke zur Reduzie- das Baugeschehen bestimmen.
rung der sommerlichen Kühlleistung zu nutzen.
Technische Installationen werden möglichst im
Gangdecken- oder im Bodenbereich verlegt. Zur 14.1.1 Einteilung und Benennung
Steuerung der Schalldämpfung und zur Installati-
on von Beleuchtung können partiell abgehängte Deckenbekleidungen, die über die Unterkons-
Decken in Form von oben offenen Deckensegeln truktion unmittelbar am tragenden Bauteil ver-
verwendet werden. ankert sind (Bild 14.1d), werden vorwiegen aus
588 14 Leichte Unterdecken

a) Konstruktionsmaterial ist zugleich Oberflächenmaterial.


Sichtfläche z. B. aus:
 t Sichtbeton (behandelt/unbehandelt)

b) Deckenkonstruktion mit fest verbundener Vorsatz-


schicht.
Sichtfläche z. B. aus:
 t Putz, Putz mit Tapete
 t Keramikplatten u. a. m.

c) Hängende Drahtputzdecken nach DIN 4121


(vgl. Abschn. 9.7.6.6 in Teil 2 dieses Werkes)
Hinweis: Diese Decken werden von der Norm 18168
„Leichte Deckenbekleidungen und Unterdecken“ nicht
erfasst.

d) Leichte Deckenbekleidungen1)
nach DIN18 168:
Die Unterkonstruktion ist unmittelbar am tragenden
Bauteil (z. B. Massivdecke, Holzbalkendecke) verankert.
Decklage z. B. aus:
 t Holz und Holzwerkstoffen
 t Gipskartonplatten
 t Mineralfaserplatten u. a. m.

e) Leichte Unterdecken1)
nach DIN 18 168:
Die Unterkonstruktion ist vom tragenden Bauteil
abgehängt. Decklage ähnlich wie zuvor.
Vgl. hierzu auch Bild 14.28 in Abschn. 14.5.

f) Sonderformdecken (bleiben im Rahmen dieser Abhand-


lung unberücksichtigt)

14 14.1 Einteilung nach konstruktionstechnischen Merkmalen

gestalterischen Gründen bei Decken ohne auf- 14.2 Allgemeine


wändige technische Installationen ausgeführt.
Unterdecken weisen eine tragfähige Unterkon-
Anforderungen1)
struktion auf, die abgehängt am tragenden Bau- An leichte Deckenbekleidungen und Unterde-
teil befestigt ist (Bild 14.1e). Der Zwischenraum cken werden vielfältige Anforderungen gestellt.
bietet Raum für technische Installationen und Sie schließen sich teilweise gegenseitig aus, so
ermöglicht bei entsprechender Ausführung ein- dass je nach Aufgabenstellung abzuwägen ist,
fache Wartung oder Anpassung der Technik. welchen Forderungen im Einzelfall der Vorrang
zu geben ist. Auszugehen ist dabei meist von den
vorgegebenen konstruktiven und baulichen Vor-
1) Der aktuelle Stand der Normung (DIN EN 13 964 Unter- aussetzungen sowie von der späteren Nutzungs-
decken) ist Abschn. 14.6 zu entnehmen. art der jeweiligen Räumlichkeiten.
14.2 Allgemeine Anforderungen 589

Anforderungen an Unterdecken können gestellt tMaßstäblichkeit durch geeignete Wahl von


werden bezüglich: Rastermaß, Plattenformat, Fugenbreite sowie
tRaumgestaltung (innenräumliches Gesamtkon- Oberflächenstruktur und Textur der Materialien
zept), in Relation zur Raumgröße,
tSchallschutz (Schalldämmung und Raumakus- tBetonung oder Korrektur der Raumdimen-
tik), sionen bzw. Raumproportionen und damit des
tBrandschutz (Brandverhalten von Baustoffen Raumeindruckes durch entsprechende Mate-
und Bauteilen), rialwahl und/oder Farbgebung.
tWärme- und Feuchteschutz (bei angrenzenden
Außenbauteilen und internen Wärmequellen), Bei anspruchsvollen Innenausbauobjekten soll-
te immer ein Deckenplan (Deckenuntersicht)
tGeometrische und maßliche Abstimmung
erstellt werden, in dem die wichtigsten Funkti-
(Maßordnung, Modulordnung, Rastertypen),
onsträger wie Deckeneinbauleuchten, Luftdurch-
tIntegration von Klima-, Lüftungs-, Heizungs- lässe, Sprinklerköpfe usw. und alle raumhohen
und Beleuchtungstechnik, Einbauten wie Trennwände, Einbauschränke,
tAusbildung und Beschaffenheit der Unterkon- Wandbekleidungen sowie die raumbegrenzen-
struktion und tragenden Teile (Lastabtragung), den Bauteile und Deckendurchbrüche (z. B. Trep-
tAnschlussmöglichkeiten von leichten, umsetz- penöffnungen) festgehalten sind.
baren Trennwänden,
tDemontierbarkeit und Zugänglichkeit zum
Deckenhohlraum,
tGrad der industriellen Vorfertigung und Redu- 14.2.2 Schallschutz
zierung des Montageaufwandes, mit leichten Unterdecken
tMaterial- und Sichtflächenbeschaffenheit der
Decklage, Beim Schallschutz ist grundsätzlich zu unterschei-
den zwischen Maßnahmen der Schalldämmung
tUmweltverträglichkeit, Wiederverwertung (Re-
und der Schallabsorption.
cycling), Wirtschaftlichkeit u. a. m.
Schalldämmung beinhaltet die Minderung der
Schallübertragung zwischen benachbarten Räu-
men. Je nach Art der Schwingungsanregung der
14.2.1 Raumgestaltung Bauteile unterscheidet man zwischen Luftschall-
dämmung und Körperschalldämmung.
Bei der Festlegung einer Unterdecke sollten ne-
ben den zweckorientierten Überlegungen raum- Schallabsorption bedeutet Minderung des Schal-
gestalterische Aspekte niemals unberücksichtigt les (Schallausbreitung) im Raum selbst. Beide
bleiben. Im Hinblick auf die Deckengestaltung Maßnahmen müssen getrennt voneinander be-
sind im Einzelnen zu beachten: trachtet werden.
tInnenarchitektonisches Gesamtkonzept (Ab- Schallenergie, die von einer Schallquelle ausge-
strahlt wird, kann von der Begrenzungsfläche des
sicht, Aufwand, Aussage),
Raumes ungeschwächt reflektiert (bei harten und 14
tNutzungszweck (Repräsentations- oder Zweck- glatten Oberflächen) oder mehr oder weniger ab-
bau), sorbiert werden (bei weichen und porösen Ober-
tGröße, Form und Zuschnitt der Räumlichkeiten, flächen). Eine Verminderung bzw. Verhinderung
tLage, Anordnung und Dimension der Raumöff- der Reflexion (z. B. durch Schallschluckmaßnah-
nungen (Türen, Fenster, Oberlichter), men im Unterdeckenbereich) führt zwangsläufig
tEinfluss und Wirkung von Tageslicht und Kunst- auch zu einer Verringerung des Schallpegels. In-
licht, folgedessen beeinflussen leichte Deckenbeklei-
tWechselwirkung von Deckenform, Deckenma- dungen und Unterdecken je nach Ausführungs-
terial und Verarbeitungstechniken, art die
tAusbildung der Deckenanschlüsse an Wandflä- tRaumakustik (z. B. durch Schallabsorption, auch
chen, Stützen, Deckendurchbrüche, Schallschluckung genannt),
tAnordnung der Deckenauslässe (Beleuch- tSchalldämmung (z. B. durch Minderung der
tungskörper, Luftdurchlässe) bei Beachtung vertikalen Schallübertragung bei Geschoss-
der Deckengliederung, decken),
590 14 Leichte Unterdecken

tSchall-Längsdämmung (z. B. durch Minderung Weitere Angaben s. DIN 18 041, Hörsamkeit in


der horizontalen Schallübertragung entlang kleinen bis mittelgroßen Räumen sowie Abschn.
des Deckenhohlraumes). 17.6.2.
Das Schallabsorptionsvermögen einer abgehäng-
ten Unterdecke (Akustikdecke) wird im Wesent-
14.2.2.1 Schallabsorption lichen bestimmt von
Schallabsorbierende Unterdecken dienen je nach tder Beschaffenheit des Schallschluckmateriales
Zweckbestimmung des Raumes der Senkung des (Dicke, Rohdichte, Oberflächenstruktur, Strö-
Lärmpegels oder der Regulierung der Nachhall- mungswiderstand),
zeit. Daraus ergibt sich: tdem wirksamen freien Querschnitt der Decken-
schale (Perforationsgrad, Lochung, Fugenan-
Lärmpegelsenkung. Eine gleichmäßige Lärm- teil),
pegelsenkung ist insbesondere in Büroräumen, tder Abhängehöhe (Abstand der Unterdecke zur
Industriebetrieben, Kaufhäusern, Schalterhallen, Rohdecke),
Turnhallen usw. erwünscht. Um eine Lärmminde- tder Formgebung der Decke und der Decken-
rung zu erreichen, sind möglichst große Absorp- konstruktion.
tionsflächen mit möglichst hohem Schallabsorp-
tionsvermögen im Raum anzubringen.
Zur Vermeidung unerwünschter Reflexionen und
Optimale Nachhallzeit. Im Gegensatz dazu ste- zur Regulierung von Nachhallzeiten werden bei
hen die Forderungen bei Unterrichtsräumen, Vor- Akustikdecken zwei Arten von Schallabsorbern
tragssälen usw. Hier ist eine optimale Wahrneh- verwendet:
mung von Sprache und Musik an jeder Stelle des tPoröse Schallabsorber aus porösen oder fase-
Zuhörerraumes zu gewährleisten. Dabei kommt rigen Materialien.
es nicht darauf an, möglichst viel Schallabsorp- tResonanzabsorber aus plattenförmigen Be-
tionsmaterial im Raum unterzubringen, sondern kleidungen. Konstruktionen ohne Fugen be-
das richtige Material in der richtigen Menge an der zeichnet man als Plattenschwinger (Plattenre-
richtigen Stelle einzuplanen [1]. sonatoren), solche mit Fugen oder Löchern als

14.2b 14.2g
14.2c

14 14.2a 14.2d 14.2e 14.2f 14.2h 14.2i

14.2k 14.2l 14.2m

14.2 Schematische Darstellung von schallabsorbierenden Decklagenelementen zur Herstellung von Akustikdecken
(Beispiele)
Poröse Decklagenelemente Perforierte Decklagenelemente Auf Fuge angeordnete Decklagen-
a) vertikal angeordnete Mineral- f) vertikal angeordnete, gelochte elemente
faserplatten Trägerschale aus Metall k) geschlitzte Röhrenspanplatte
b) Mineralfaserplatte g) gelochte Metallkassette l) Akustik-Glattkantbretter
c) putzbeschichtete Mineral- h) Gipskarton-Lochplatte m) Akustikpaneele aus Holzwerk-
faserplatten i) putzbeschichtete Gipskarton- stoffen, jeweils mit Faservlies-
d) Holzwolle-Leichtbauplatte Lochplatte Kaschierung und hinterlegtem
e) porös beschichtete Leichtspan- Schallschluckmaterial
Akustikplatte
14.2 Allgemeine Anforderungen 591

Lochplattenschwinger (Helmholzresonatoren). tflächendicht und fugendicht ausgebildet sein


Vgl. hierzu Abschn. 9.10 in Teil 2 dieses Werkes. (möglichst dichte und elastische Randanschlüs-
se an allen angrenzenden Bauteilen),
Zur Herstellung von schallabsorbierenden De-
ckenbekleidungen und Unterdecken eignen sich tBefestigungsstellen in einem Mindestabstand
demnach folgende Arten von Decklagenelemen- von ≥ 500 mm aufweisen (Bild 11.15),
ten (Hauptgruppen nach Bild 14.2): tmöglichst geringe Berührungsflächen mit der
Rohdecke haben (punktförmig und federnd,
tPoröse Decklagenelemente aus offenporigen keine starre Verbindung zwischen tragendem
Materialien wie Mineralfaserplatten, Holzwolle- Bauteil und Deckenschale),
Leichtbauplatten, Leichtspan-Akustikplatten
usw. Die Oberflächen sind je nach Dessin ggf. tmöglichst großen Schalenabstand von der Roh-
genadelt, strukturiert oder porös beschichtet. decke aufweisen (mind. 50 mm, besser 200 mm
und mehr),
tPerforierte Decklagenelemente aus ge- teine horizontale schallabsorbierende Dämm-
lochten oder geschlitzten Trägerschalen wie stoffauflage im Deckenhohlraum – oberhalb
Gipskarton-Lochplatten, perforierten Metall-, der Decklage – bekommen (mind. 50 mm, bes-
Holz- oder Gipskassetten usw., meist mit rück- ser 100 mm je nach Anforderung).
seitiger Faservlies-Kaschierung oder hinterleg-
tem Schallschluckmaterial. Holzbalkendecken. Auch bei Holzbalkendecken
tAuf Fuge angeordnete Decklagenelemente kann der erforderliche Schallschutz durch einen
aus glatten oder perforierten Platten, Paneelen, entsprechenden Fußbodenaufbau (Deckenauf-
Lamellen usw. aus Metall, Holz oder Holzwerk- lage) und eine geeignete Bekleidung an der
stoffen, ebenfalls mit rückseitiger Faservlies-Ka- Deckenunterseite erreicht werden. Während die
schierung und vollflächig hinterlegtem Schall- schallschutztechnische Verbesserung auf der
schluckmaterial. Deckenoberseite vor allem auf einer Erhöhung
des Flächengewichtes der Deckenauflage beruht,
hängt sie im Bereich der Unterdeckenschale im
Wesentlichen von der Art der Befestigung der
14.2.2.2 Schalldämmung
Bekleidung (Unterkonstruktion) an der Balken-
Die luft- und trittschalltechnischen Anforderun- lage, von der Hohlraumdämpfung und der Art
gen einer Geschossdecke werden in der Regel der Ausbildung der Sichtdeckenplatten (Deckla-
von einem möglichst hohen Flächengewicht der ge) ab. Neben den in Abschn. 11.3.3.2 genann-
Rohdecke und der darauf aufgebrachten Decken- ten allgemeinen konstruktiven Maßnahmen zur
auflage (z. B. schwimmender Estrich mit Boden- Schalldämmung von Holzbalkendecken sind
belag) ausreichend erfüllt. Eine weitere Verbesse- schallschutztechnische Verbesserungen auf der
rung lässt sich – vor allem bei leichten Rohdecken Deckenunterseite zu erreichen durch
(mit geringer flächenbezog. Masse) oder bei Mas- tTrennung von Balken und Unterdecke durch fe-
sivdecken mit Verbundestrich (z. B. in Skelettbau- dernde Deckenabhängungen (mit Federbügel,
ten mit umsetzbaren Trennwänden) – erreichen, Federschienen oder elastischer Abhängung)
wenn auf ihrer Unterseite eine biegeweiche Schale Bild 11.21, 14
in Form einer Unterdecke angebracht wird. twannenförmige Auskleidung des Deckenhohl-
raumes zwischen den Balken mit mind. 50 mm,
Massivdecken. Bei Massivdecken wird der Schall- besser 100 mm dicken schallabsorbierenden
schutz mit abgehängten Unterdecken jedoch nur Dämmstoffmatten (Hohlraumdämpfung) Bild
verbessert, wenn die Unterdecke selbst bestimm- 11.18 und 11.22,
te konstruktive Voraussetzungen erfüllt. Neben
tErhöhung des Flächengewichtes der unteren
den in Abschn. 11.3.3 genannten allgemeinen
biegeweichen Deckenschale (Aufdoppelung ei-
Maßnahmen zur Schalldämmung von Massiv-
ner zweiten Gipskartonplatte 2 × 12,5 mm, Putz
decken müssen Unterdecken im Besonderen
auf Putzträgerplatte o. Ä.).
teine möglichst große flächenbezogene Masse
aufweisen (Flächengewicht der Deckenplatten Flankenübertragung. Häufig wird die schall-
mind. 5 kg/m2, besser 20 kg/m2), dämmende Wirksamkeit der Unterdecke –
taus biegeweichen Platten bestehen (beispiels- bei Massiv- und Holzbalkendecken – durch
weise aus zwei dünnen Gipskartonplatten 2 × Schallübertragung längs angrenzender Bau-
12,5 mm, anstelle einer dicken Decklage), teile (Flankenübertragung), als auch durch
592 14 Leichte Unterdecken

Luftschallübertragung über Undichtigkeiten im ße von Unterdecken) sind Beiblatt 1 zu DIN 4109


Unterdeckenbereich (Nebenwegübertragung) zu entnehmen.
beeinträchtigt. Dementsprechend müssen die Im Unterdeckenbereich erfolgt die Luftschall-
seitlichen Wände entweder genügend schwer übertragung hauptsächlich über den Decken-
sein oder in geeigneter Weise zweischalig ausge- hohlraum und die Unterdeckenplatten. Bei der
bildet werden, beispielsweise durch Anbringen Planung sind im Einzelnen zu berücksichtigen:
biegeweicher Vorsatzschalen aus Gipskartonplat- tAbhängehöhe (Hohlraumhöhe),
ten mit Mineralfaserauflage (MF-Verbundplat-
ten). Auf die Spezialliteratur [2] wird verwiesen. tHohlraumdämpfung (horizontale Dämmstoff-
auflage),
tschallleitende oder schalldämpfende Eigen-
14.2.2.3 Schall-Längsdämmung schaft der Unterdeckenplatten,
tDichtheit der Anschlussfugen
Unterdecken als flankierende Bauteile
über Trennwänden Unterdecken ohne Abschottung im Decken-
Die Probleme der Schall-Längsleitung oberhalb hohlraum. Die Schallschutznorm nennt Unter-
und unterhalb von umsetzbaren Trennwänden decken mit und ohne Hohlraumabschottung und
– im Decken- und Fußbodenbereich – sind in Ab- unterscheidet schallschutztechnisch zwischen
schnitt 15.3.3.1 im Gesamtzusammenhang auf- Decken mit geschlossenen und gegliederten
gezeigt. Decklagenflächen.
Unterdecken mit geschlossener Fläche werden
Konstruktionsbeispiele. An dieser Stelle soll auf vorwiegend mit Gipskarton-Bauplatten (DIN
die konstruktive Ausbildung der Anschlüsse von 18 180) bzw. Gipsfaserplatten hergestellt. Bild
abgehängten Unterdecken mit nicht tragenden 14.3a zeigt eine Unterdecke aus Gipskarton-
Trennwänden im Zusammenhang mit der Schall- platten, deren Decklage zwar insgesamt durch-
Längsdämmung im Deckenhohlraum näher ein- läuft, im Anschlussbereich der Trennwand je-
gegangen werden (Konstruktionsbeispiele aus doch durch eine Fuge getrennt ist. Durch diese
dem Skelettbau). Die jeweils dazugehörenden Trennfuge kann eine Verbesserung der Schall-
Rechenwerte (bewertete Schall-Längsdämm-Ma- Längsdämmung im Vergleich mit einer vollflä-

14

14.3a 14.3b

14.3 Konstruktionsbeispiele: Trennwandanschlüsse an Unterdecken


mit geschlossener Fläche und horizontaler Dämmstoffauflage
a) Decklage im Anschlussbereich der Trennwand durch eine Fuge getrennt
b) Decklage im Anschlussbereich der Trennwand in voller Breite unterbrochen
1 Trennwand mit Hohlraumdämmung und 5 Faserdämmstoff nach DIN 18 165
Gipskarton-Wandschalen 6 Unterkonstruktion aus Stahlblech-Profilen
2 elastische Anschlussdichtung 7 Abhänger
3 Fuge in der Decklage 8 Massivdecke
4 Gipskartonplatten
14.2 Allgemeine Anforderungen 593

14.4a 14.4b

14.4 Konstruktionsbeispiele: Trennwandanschlüsse an Unterdecken


mit gegliederter Fläche (Bandrasterprofile) und horizontaler Dämmstoffauflage
a) Unterdecke aus Mineralfaser-Deckenplatten in Einlegemontage
b) Unterdecke aus perforierten Metallkassetten in Einlegemontage
1 Trennwand mit Hohlraumdämmung und 5a horizontale Faserdämmstoffauflage
biegeweichen Wandschalen 5b abgepasste Dämmstoffauflage
2 elastische Anschlussdichtung 6 Schwereauflage aus Gipskartonplatten bei erhöhten
3 Bandrasterprofil schall- bzw. brandschutztechnischen Anforderungen
4a Mineralfaser-Deckenplatten 7 Abhänger
4b perforierte Metallkassetten 8 Massivdecke

14

14.5a 14.5b

14.5 Konstruktionsbeispiele: Unterdecken mit vertikaler Abschottung des Deckenhohlraumes


a) Plattenschott
b) Absorberschott
1 Trennwand mit Hohlraumdämmung und 5 horizontale Faserdämmstoffauflage zur
biegeweichen Wandschalen Hohlraumdämpfung
2 elastische Anschlussdichtung 6 Faserdämmstoff mind. 40 mm dick
3a Bandrasterprofil 7 Plattenschott aus Gipskartonplatten
3b Unterkonstruktion (Tragschiene) 8 Massivdecke
4a Mineralfaserplatten, Gipskartonplatten 9 Ahänger
4b Fuge in der Decklage 10 Absorberschott aus Faserdämmstoff
594 14 Leichte Unterdecken

chig durchlaufenden Deckenbeplankung erreicht Vorschriften (z. B. Musterbauordnung, Landes-


werden. Noch höhere Schall-Längsdämmwerte bauordnungen, Rechtsverordnungen und Richt-
ergeben sich, wenn die Decklage durch eine ein- linien) Verwendung finden. Diese Normen ent-
geschobene Trennwand in voller Breite unterbro- halten ferner die Bedingungen für die Einteilung
chen wird (Bild 14.3b). Auf eine sorgfältige, beid- der Baustoffe nach ihrem Brandverhalten und
seitige Randabdichtung ist dabei zu achten. deren Bezeichnung sowie die Prüfbedingungen
Bei Unterdecken mit gegliederter Fläche han- für Bauteile und deren Einstufung in Feuerwider-
delt es sich im Allgemeinen um sog. Bandras- standsklassen (Vergleich der Bauklassenbezeich-
terdecken, deren Decklage vorwiegend aus nungen nach Euroklassen bzw. DIN 4102 ist in
Mineralfaser-Deckenplatten, Leichtspan-Akustik- Tabelle 17.110 dargestellt). Baulicher Brand-
platten, Metall-Deckenplatten oder Ähnlichem schutz siehe auch Abschn. 17.7.
besteht. Bild 14.4a zeigt eine Unterdecke mit Unterdecken bzw. Deckenbekleidungen haben
Mineralfaser-Deckenplatten in Einlegemontage bezüglich des baulichen Brandschutzes vor allem
und dichtem Anschluss an das Bandraster-De- zwei Forderungen zu erfüllen:
ckenprofil. Besteht die Decklage aus perforierten tUnterdecken sollen so beschaffen sein, dass ein
Metall-Deckenplatten, so sind diese zum Zwecke entstandener Brand sich nicht unkontrolliert –
der Schallabsorption mit Dämmstoff zu hinterle- beispielsweise horizontal – auf dem Wege über
gen (Bild 14.4b). Zur Verbesserung der vertikalen den oberen Raumabschluss (Decklage bzw.
Schalldämmwerte und des Brandschutzes ist bei Deckenhohlraum) ausbreiten kann.
Bedarf zusätzlich noch eine schwere Abdeckung tUnterdecken sollen außerdem die jeweils da-
in Form von Gipskartonplatten o. Ä. aufzubrin- rüber liegende Tragdecke vor zu intensiver
gen. Vgl. hierzu Abschn. 14.5.3.3. Brandbeanspruchung von unten schützen, so
dass ein Übergreifen des Brandes in das dar-
Unterdecken mit Abschottung im Decken- über liegende Geschoss verhindert oder so lan-
hohlraum. Die horizontale Schallübertragung ge wie möglich verzögert wird. Diese Aufgabe
zwischen benachbarten Räumen kann auch übernimmt in der Regel die jeweilige Gesamt-
durch eine vertikale Abschottung des Decken- konstruktion, bestehend aus Tragdecke und Un-
hohlraumes über den Trennwänden weitgehend terdecke. Im Normalfall geht man dabei immer
unterbunden werden. von einer Brandbeanspruchung von unten aus.
Abschottung durch Plattenschott. Bei dem in Bild
14.5a gezeigten starren Plattenschott aus Gips- Generell können Tragdecken bzw. Unterdecken
kartonplatten ist vor allem auf eine dichte Aus- folgenden Arten der Brandbeanspruchung aus-
bildung der Anschlüsse an tragenden Bauteilen, gesetzt sein:
Rohrdurchführungen usw. zu achten. Durch Un- tBrandbeanspruchung von unten (untere Raum-
dichtigkeiten verringern sich die Dämmwerte er- seite),
heblich. Einzelheiten s. Abschn. 15.3.3.1.
tBrandbeanspruchung von oben aus dem dar-
Abschottung durch Absorberschott. Beim Absor- über liegenden Raum (obere Raumseite),
berschott wird der Deckenhohlraum über dem
tBrandbeanspruchung von oben aus dem
14 Trennwandanschluss bis zur Massivdecke mit
fertigen Kissen aus Faserdämmstoff dicht ausge- Zwischendeckenbereich,
stopft (Bild 14.5b). Mit zunehmender Breite des tBrandbeanspruchungskombinationen von oben
elastischen Schotts verbessern sich die Dämm- und unten. Die Brandbeanspruchung erfolgt im
werte. Einzelheiten s. Abschn. 15.3.3.1. Brandfalle nur von einer Seite – nie gleichzeitig.

Deckenkonstruktionen (Tragdecken),
14.2.3 Brandschutz die allein einer Feuerwiderstandsklasse
mit leichten Unterdecken angehören:
Brandschutz im Hochbau soll als vorbeugende Tragdecke selbständig. Derartige raumab-
Maßnahme die Entstehung und Ausbreitung von schließende Geschossdecken (Tragdecken) wei-
Schadensfeuern verhindern. Als technische Bau- sen schon selbst einen ausreichenden Feuerwi-
bestimmung konkretisierten die DIN 4102 und derstand auf. Sie bedürfen des Schutzes durch
die DIN EN 13 501-1 die einzelnen brandschutz- eine Unterdecke nicht (z. B. Stahlbeton- und
technischen Begriffe, die in den baurechtlichen Spannbetondecken), sofern sie bestimmte Min-
Tabelle 14.6 Decken der Bauart I bis III mit Unterdecken aus Gipskarton-Feuerschutzplatten (GKF) DIN 18 180 mit geschlossener Fläche (Maße in mm)

Zeile Konstruktions- Im Zwischen- Mindest- Max. Spannweite der Mindest-GKF-Plattendicke Feuerwider-


merkmale und deckenbereich decken- abstand Grund- und GKF- bei Verwendung von standsklasse
Bauart nach ist eine dicke (Abhänge- Traglattung Platten Grund- und Grund- und Benennung
14.2 Allgemeine Anforderungen

Abschn. 6.5.1, Dämmschicht höhe) bzw. Grund- Traglatten Tragprofilen


DIN 4102-4 und Tragprofile aus Holz aus Stahlblech
d a l1 l2 d1 d1

I
1 50 40 1000 500 15 F 30-AB
vorhanden
oder nicht
vorhanden

2 50 40 1000 500 15 F 30-A

3 II vorhanden Bemessung entsprechend den Angaben der Zeilen 1 und 2


4 50 40 1000 500 12,5 F 30-AB
nicht vorhanden
5 50 40 1000 500 12,5 F 30-A

6 III vorhanden Bemessung entsprechend den Angaben der Zeilen 1 und 2


7 50 40 1000 500 12,5 F 130-AB
8 50 40 1000 500 12,5 F 130-A
9 nicht vorhanden 50 80 1000 500 2 x 12,5 F 160-AB
10 50 80 1000 500 12,5 F 160-A
11 50 80 1000 500 15 F 190-A
12 50 80 1000 400 18 F 120-A
595

14
596 14 Leichte Unterdecken

destdimensionen, entsprechende Bewehrungen truktion – Tragdecke und Unterdecke – herange-


sowie ausreichende Betondeckung der Beweh- zogen werden. Während die Unterdecke die tra-
rungsstäbe aufweisen. Das Anbringen von Be- genden Teile der Geschossdecke vor raumseitiger
kleidungen an der Deckenunterseite und die Beanspruchung von unten schützt, schützt die
Anordnung von Fußbodenbelägen auf der De- oberseitige Abdeckung (z. B. Leichtbeton oder
ckenoberseite sind bei diesen in Teil 4 der DIN Normalbeton auf Strahlträgerdecken, Holzspan-
4102 klassifizierten Decken ohne weitere Nach- platten auf Holzbalkendecken) die tragenden
weise erlaubt. Teile vor Brandbeanspruchung von oben. Hierbei
ist zu beachten, dass das beanspruchte Bauteil
Deckenkonstruktionen (Tragdecken), den geforderten Brandschutz aus der geforder-
die eine Feuerwiderstandsklasse nur ten Richtung alleine erreichen muss (Tab. 14.6).
mit Hilfe einer Unterdecke erreichen
(Tabelle 14.6 und Bild 14.7):1) Unterdecken, die bei Brandbeanspruchung
von unten oder von oben (aus dem
Tragdecke mit Unterdecke. Geschossdecken, Zwischendeckenbereich) allein einer
die auf Grund ihrer Konstruktion den bauauf- Feuerwiderstandsklasse angehören
sichtlich geforderten Brandschutz nicht erfüllen (Bild 14.7 und Tabelle 14.8):1)
(z. B. Stahlträgerdecke, Trapezblechdecke, Holz-
balkendecke) bedürfen des Schutzes durch eine Unterdecke selbstständig. Die Forderung nach
Unterdecke. Der auf diese Weise erreichte Brand- einer bestimmten Feuerwiderstandsklasse be-
schutz muss durch ein allgemeines bauaufsicht- zieht sich im Allgemeinen auf die Gesamtkons-
liches Prüfzeugnis, eine allgemeine bauaufsicht- truktion von Tragdecke und Unterdecke. In der
liche Zulassung oder Zustimmung im Einzelfall Baupraxis kommt es jedoch häufig vor, dass die-
(Gutachten) nachgewiesen werden. se brandschutztechnischen Anforderungen von
Zur Beurteilung ihres Feuerwiderstandes muss, einer Unterdecke allein erfüllt werden müssen.
wie bereits erläutert, immer die Gesamtkons- Diese selbständigen Unterdecken erfüllen die
Anforderungen an raumabschließende Bauteile
sowohl bei Brandbeanspruchung von unten als
1) Europäische Normen. Zukünftig wird die Klassifizierung auch von oben (aus dem Zwischendeckenbe-
von Bauprodukten (Baustoffen) und Bauarten zu ihrem reich). Nach DIN 4102-4 verleihen klassifizierte
Brandverhalten gemäß DIN EN 13 501 erfolgen. Verfah- Unterdecken bei Brandbeanspruchung von un-
ren zur Bestimmung der Feuerwiderstandsdauer von ten auch allen Tragdecken, die oberhalb solcher
Unterdecken sind in DIN EN 1364-2 festgelegt. Der ak-
tuelle Stand der Normung ist Abschn. 14.6 und 17.7 zu Unterdecken liegen – unabhängig von ihrer Bau-
entnehmen. art – mindestens dieselbe Feuerwiderstandsklas-

14

14.7a 14.7b

14.7 Konstruktionsbeispiel: Abgehängte Unterdecke aus Promatect. Feuerwiderstandsklasse F90-A in Verbindung mit
Stahlträgerdecken (oberseitige Abdeckung aus ≥ 80 mm Stahlbetonplatten) sowie Stahlbetondecken und Spann-
betondecken nach DIN 1045.
a) Wandanschluss
b) integrierte Einbauleuchte
1 Promatect-H-Platten (d = 10 mm) 6 Einbauleuchte (≤ 625 × 1250 mm)
2 Promatect-H-Streifen (d = 10 mm) 7 Elektroleitung
3 Promatect-H-Streifen (d = 20 mm) 8 Schrauben (Abstand etwa 200 mm)
4 Tragprofil 9 Metallspreizdübel (Abstand 500 mm)
5 Profil über Querstoß 10 Abhänger
Promat GmbH, Ratingen
14.2 Allgemeine Anforderungen 597

se. Selbständige Unterdecken werden beispiels- tAnschlüsse von Unterdecken an nichttragen-


weise eingesetzt: de Trennwände. Die Eignung der Unterdecken
tZum Schutz des Deckenhohlraumes, um die und Anschlüsse sind durch allgemeine bauauf-
bei hochinstallierten Bauten im Zwischende- sichtliche Prüfzeugnisse oder eine allgemeine
ckenbereich befindlichen Installationen vor bauaufsichtliche Zulassung oder Zustimmung
Brandeinwirkung von unten zu schützen. im Einzelfall nachzuweisen.
tBei Brandgefahr im Deckenhohlraum, auf- tEinbauten in Unterdecken (Einbauleuchten,
grund größerer Mengen brennbarer Baustoffe klimatechnische Geräte), die bezüglich des
oder Kabelisolierungen im Zwischendecken- Brandschutzes nicht besonders konstruiert
bereich (Brandlast über 7 kWh/m2). Hierbei oder bekleidet sind und die die brandschutz-
kommt es darauf an, dass die selbständige Un- technische Wirkung einer Unterdecke aufhe-
terdecke die darunter liegenden Zonen (z. B. ben (Bild 14.6 und Tabelle 14.8).
Flucht- und Rettungswege) gegen Brandbean- tAnbringung zusätzlicher Bekleidungen
spruchung von oben schützt (Tabelle 14.8). (Schmuckdecken aus Holz, Metallbekleidungen)
tZum Schutz des Nachbarraumes, bei nichttra- unter einer brandschutztechnisch notwendigen
genden umsetzbaren Trennwänden, die nur bis Unterdecke, die die Feuerwiderstandsdauer ei-
zur Unterdecke reichen, während sich darüber ner solchen Unterdecke oder der Gesamtkonst-
ein durchgehender Deckenhohlraum befindet. ruktion vermindern können.
Werden an Trennwände Feuerschutzanforde- tAnstriche oder Beschichtungen sowie Beklei-
rungen gestellt, so muss die abhängte Unter- dungen (Tapeten) bis zu etwa 0,5 mm Dicke
decke das Übergreifen des Brandes horizontal beeinträchtigen die Wirkung einer Unterdecke
über den Deckenhohlraum in angrenzende aus der Sicht des Brandschutzes dagegen nicht.
Räume selbständig verhindern. tBrandlast im Deckenhohlraum, die durch
brennbare Kabelisolierungen oder freiliegende
Aus Gründen des Brandschutzes nennt DIN Baustoffe der Klasse B1 entstehen kann. Zuläs-
4102 Teil 4 noch weitere Konstruktionshin- sig ist eine Brandlast im Zwischendeckenbe-
weise, die bei der Ausbildung von Unterdecken reich bis zu 7 kWh/m2.
in jedem Fall zu berücksichtigen sind. Diese be-
ziehen sich im Einzelnen auf: tDämmschichten im Zwischendeckenbereich,
die das Brandverhalten von Unterdecken be-
tAnschlüsse von Unterdecken an Massivwän- einflussen. In DIN 4102-4 wird daher unterschie-
den aus Mauerwerk oder Beton, die immer den zwischen Decken ohne Dämmschicht und
dicht ausgebildet sein müssen.

Tabelle 14.8 Unterdecken aus Gipskarton-Feuerschutzplatten (GKF) DIN 18 180 mit geschlossener Fläche, die bei
Brandbeanspruchung von unten allein einer Feuerwiderstandsklasse angehören (Maße in mm)

14

Zeile Max. Spannweite der Mindest-GKF-Plattendicke Feuerwider-


Grund- und Trag- Gipskarton-Feuerschutz- bei Verwendung von standsklasse
profile bzw. der platten (GKF) Grund- und Grund- und Benennung
Grund- und DIN 18180 mit Traglattung Tragprofilen
Traglattung geschlossener Fläche aus Holz aus Stahlblech
l1 l2 d1 d2 d1 d2

1 1000 500 12,5 12,5 F 30-B


2 1000 500 12,5 12,5 F 30-A
3 1000 400 18 15 F 60-B
4 1000 400 18 15 F 60-A
598 14 Leichte Unterdecken

14.9 Konstruktionsbeispiel: Selbständiges Unterdeckensystem (Feuerwiderstandsklasse F 90-A) als Akustikdecke für


Brandbeanspruchung von oben und unten aus einbaufertigen, freigespannten Deckenelementen (Längen bis 2500
mm) ohne Abhängung
1 Massivwand oder leichte Trennwand 6 Akustik-Langfeldplatten (Mineralfaserplatten)
(Feuerwiderstandsklasse mind. F 90) 7 Traversen
2 Mineralwollestreifen 8 Mineralfaserplatten
3 Gipsfaser-Plattenstreifen 9 Gipsfaserplatten
4 C-Profil 10 Einbauleuchte
5 Wandprofil
OWA-Odenwald Faserplattenwerk, Amorbach

Decken mit Dämmschicht. Werden aus Grün- In beheizten Räumen kommen vorwiegend Nass-
den des Brandschutzes Dämmschichten gefor- anlagen, in unbeheizten und frostgefährdeten
dert, so müssen diese immer der Baustoffklasse Bereichen meist Trockenanlagen zum Einsatz.
A (nichtbrennbare Baustoffe) entsprechen. Die an der Unterdecke sichtbaren Sprinklerköpfe
dürfen auf keinen Fall abgedeckt oder in anderer
Selbsttätige Feuerlöschanlagen Form verkleidet werden. Die vom Verband der
Sachversicherer (VdS) herausgegebenen Richt-
Als eine weitere vorbeugende Maßnahme im linien sind bei der Planung von selbsttätigen
Rahmen des baulichen Brandschutzes kann der Löschanlagen unbedingt zu beachten.
Einbau einer selbsttätigen Feuerlöschanlage
nach DIN 14 489 bzw. DIN 1988-6 in besonders
gefährdeten Objekten gefordert werden (z. B. in
Warenhäusern, Fabrik- und Messehallen, Theater
14.2.4 Wärmeschutz
und Festsälen).
Die wärmedämmenden Eigenschaften von
Sprinkleranlagen sind selbsttätige, ständig be- leichten Deckenbekleidungen und Unterdecken
triebsbereite Löschanlagen, die das Wasser durch – verstärkt durch Dämmschichten im Zwischen-
14 ortsfest verlegte Rohrleitungen – die meist im deckenbereich – spielen im Innenausbau eine
Deckenbereich untergebracht sind – an die zu untergeordnete Rolle (Ausnahme Brandschutz).
schützenden Bereiche (Einzelobjekt, Einzelraum, Im Gegenteil, werden abgehängte Unterdecken
Brandabschnitt) heranführen. Bei sich entwi- unter einschaligen Flachdächern vorgesehen,
ckelnder Brandhitze (etwa 30 °C über der Umge- muss dafür gesorgt werden, dass durch Anord-
bungstemperatur) öffnen sich die an den Rohrlei- nung von Lüftungsschlitzen in der Unterdecke
tungen in regelmäßigen Abständen eingebauten ein Luftaustausch zwischen Deckenhohlraum und
Sprinkler (Glasfasssprinkler oder Schmelzlot- Nutzraum stattfinden kann. Eingeschlossene Luft-
sprinkler) selbsttätig und besprengen den Brand- schichten über abgehängten Unterdecken wirken
herd lokal mit Wasser. Sie werden durch zwei sonst als zusätzliche Wärmedämmung. Dieser
getrennte, voneinander unabhängige und stets Umstand kann noch verstärkt werden, wenn im
einsatzbereite Wasserzufuhren gespeist (z. B. unbelüfteten Deckenhohlraum Warmwasserlei-
öffentliche Wasserleitung, Vorrats- und Druck- tungen o. Ä. untergebracht und in die Unterdecke
luftwasserbehälter). Bereits beim Öffnen eines wärmeabstrahlende Deckenleuchten eingelassen
einzelnen Sprinklers ertönen Alarmglocken und sind. Auch ein nachträgliches Anbringen von bei-
werden elektrische Meldeanlagen betätigt. spielsweise Hartschaum-Deckensichtplatten an
14.2 Allgemeine Anforderungen 599

derartige Dachdecken ist zu unterlassen. Durch Das Abstandsmaß dieser Koordinationsebenen ist
solche Maßnahmen kann in der Gesamtkonstruk- das Koordinationsmaß; es ist in der Regel ein Viel-
tion die Taupunktgrenze (Taupunktlage) so verla- faches eines Moduls (Grundmodul M = 100 mm;
gert werden, dass es an der Unterseite der Dach- Multimodule 3M = 300 mm, 6M = 600 mm, 12M
schale zur Kondensatbildung kommt. Vgl. hierzu = 1200 mm). Diese Methode der maßlichen Ab-
auch Abschn. 17.5, Wärmeschutz. stimmung ist material-, herstellungs- und ausfüh-
rungsneutral. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 2.4,
Modulordnung.
14.2.5 Geometrische und Um die Lage und Größe von Bauteilen bzw. Bau-
maßliche Festlegung elementen – wie beispielsweise Unterdeckenele-
mente – gemäß der Modulordnung bestimmen
Vereinbarungen über Maßordnungen, Toleran- zu können, werden diese den Koordinationsebe-
zen und Fügungsprinzipien sind wichtige Vor- nen zugeordnet. Die Abstandsmaße dieser paral-
aussetzungen für die Planung und Ausführung lel verlaufenden Ebenen können entwurfsabhän-
von Bauwerken sowie für die Planung und Her- gig und nutzungsbedingt unterschiedlich groß sein.
stellung von Bauteilen, Bauelementen und Halb- Sie können auf einem Modul oder verschiedenen
zeugen. Sie bestimmen auch weitgehend den Modulen im Wechsel aufbauen, sie können aber
Grad der Zusammenfügbarkeit und Austausch- auch durch nicht modulare Zonen unterbrochen
barkeit industriell hergestellter Bauelemente werden.
sowie deren Verwendbarkeit in Bauwerken mit tSo ergeben beispielsweise mit einem Modul
unterschiedlicher Zweckbestimmung. Im Bau- bemessene Ebenen – in der Projektion auf dem
wesen wird derzeit mit zwei Ordnungssystemen Plan – rechtwinkelige Liniennetze, die üblicher-
gearbeitet: weise in der Praxis als Linienraster (auch Achs-
raster) bezeichnet werden (Bild 14.10a).
Maßordnung im Hochbau (DIN 4172). Die Maß-
ordnung fügt „maßgenormte“ Bauwerksteile und tModulare Raster, die im Wechsel auf verschie-
Bauteile (z. B. aus Ziegelsteinen) additiv anein- denen Modulen aufbauen bzw. durch nicht
ander: Vom Einzelteil zum Bauwerk. Diese Norm modulare Zonen unterbrochen sind, erge-
führte bereits 1955 zu einer wesentlichen Verein- ben die für den flexiblen Ausbau so wichtigen
heitlichung der Maße im Bauwesen. Einzelheiten Längsbandraster bzw. Kreuzbandraster (Bild
hierzu s. Abschn. 2.3, Maßordnung. 14.10b und c).

Modulordnung im Bauwesen (DIN 18 000). Mögliche Anschlussprobleme, die sich beim


Die Modulordnung beinhaltet in erster Linie An- Einbau und späterem Umsetzen von Trennwän-
gaben zu einer Entwurfs- und Konstruktionssys- den bei unterschiedlichen Rastersystemen im
tematik unter Zugrundelegung eines Koordina- Unterdeckenbereich ergeben können, verdeut-
tionssystems als Hilfsmittel für Planung und licht Bild 14.11:
Ausführung im Bauwesen. Mit diesem Koordina- tLinienraster (Bild 14.11a). Werden Trennwan-
tionssystem – das aus rechtwinkelig zueinander delemente beispielsweise linear in einer Rich-
angeordneten, im Raum sich kreuzenden, theo-
retischen Ebenen besteht – können Bauwerke,
tung im Linienraster (Achsbezug) angeordnet,
so ergeben sich einmal entlang einer solchen
14
Bauteile und Bauelemente koordiniert werden, Wand – jeweils um die Hälfte der Wanddicke
um ihre Lage und/oder Größe zu bestimmen. – schmalere Deckenfelder. Bei einem späteren

14.10
Schematische Darstellung
gebräuchlicher Rastertypen
a) Linienraster
b) Längsbandraster
14.10a 14.10b 14.10c c) Kreuzbandraster
600 14 Leichte Unterdecken

14.11a 14.11b 14.11c

14.11 Schematische Darstellung möglicher Anschlussprobleme, die sich beim Einbau und späteren Umsetzen von
Trennwänden bei unterschiedlichen Rastersystemen im Unterdeckenbereich ergeben können.
1 Standard-Deckenelement, 2 bis 3 Sonder-Deckenelemente

Versetzen der Wandelemente sind außerdem dass innerhalb der Bandrasterstreifen keine
aufwendige Anpassarbeiten im Unterdecken- Zu- und Abluftschlitze und auch möglichst kei-
bereich vorzunehmen. Werden achsbezogene ne Beleuchtungskörper o. Ä. installiert werden
Trennwände sogar über Eck oder in T-Form sollten.
angeordnet, ergeben sich sowohl bei den tDas Kreuzbandraster-System erfordert insge-
Trennwand- wie bei den Deckenelementen samt einen wesentlich größeren Aufwand und
Überschneidungen und somit zahlreiche Son- somit auch höhere Kosten, da die Knotenpunk-
derteile bzw. Sonderkonstruktionen. te auch dort vorgesehen werden müssen, wo
tLängsbandraster (Bild 14.11b). Mit der Ein- zunächst keine Anschlüsse zu erwarten sind.
führung des Bandrasters (Grenzbezug) wer- Um problemlose Anschlüsse im Bereich um-
den diese Nachteile eliminiert. Die Breite des setzbarer Trennwände (z. B. an Türelementen,
Bandes – je nach Planung modulare oder nicht Schrankwandkombinationen u. Ä.) sowie an der
modulare Zone – entspricht der jeweiligen Fassadenfront (z. B. bei Brüstungs- und Stützen-
Trennwanddicke einschließlich Fugenanteil verkleidungen) zu erzielen, sind auch dort ent-
und Toleranzen. Wie Bild 14.11b zeigt, ergeben sprechende Bandrasterblenden (Modulleisten)
sich beim Zusammenfügen von Wandelemen- bzw. Anschlussprofile einzuplanen. Vgl. hierzu
ten in Richtung des Längsbandrasters (auch auch Abschn. 15.3, Umsetzbare Trennwände
Parallelraster genannt) keine Anschlussproble- und vorgefertigte Schrankwandsysteme.
me und überall gleich große Deckenfelder. Ord-
14 net man die Trennwände jedoch über Eck oder
in T-Form an, reicht dieser einfach gerichtete 14.2.6 Integration von Klima-,
Bandraster nicht aus, so dass ähnlich wie zuvor Lüftungs-, Heizungs- und
beschrieben, zu viele Wand- und Deckenson- Beleuchtungstechnik
derteile entstehen. im Unterdeckenbereich
tKreuzbandraster (Bild 14.11c). Keine system-
bedingten Sonderelemente ergeben sich beim Die Unterdecke ist in der Regel die größte sicht-
Kreuzbandraster (auch Knotenraster genannt): bare Fläche eines Raumes und somit ein wichti-
gleich lange Wandelemente und gleich große ger Bereich für die Innenraumgestaltung. Gleich-
Deckenelemente gewährleisten eine optima- zeitig ist sie aber auch idealer Funktions- und
le Austauschbarkeit. Zu beachten ist jedoch, Installationsträger für gebäudetechnische Aus-
dass die Trennwände nicht beliebig, sondern rüstungen (Lüftung, Kühlung, Heizung, Beleuch-
nur in den Bandrasterstreifen versetzt und nur tung usw.) sowie für raumakustische Belange.
im Bereich der Knotenpunkte miteinander ver- In Anbetracht der Vielzahl von Einzelaspekten,
bunden und an Versorgungsleitungen ange- die bei der Integration von gebäudetechnischen
schlossen werden können. Daraus ergibt sich, Anlagen in ein Bauwerk zu berücksichtigen sind,
14.2 Allgemeine Anforderungen 601

muss es stets zu einer frühzeitigen Abstimmung nach oben. Im Wesentlichen unterscheidet man
aller am Planungsprozess Beteiligter kommen turbulenzreiche Mischströmungen und turbulenz-
(Architekt, Statiker, Fachingenieure des Tech- arme Schichtenströmungen.
nischen Ausbaues usw.) Dabei kann es heute tMischströmung (Induktionslüftung): Mit der
nicht mehr nur um eine möglichst optimale turbulenten Mischluftströmung soll eine mög-
technische Beherrschung des Innenraumklimas lichst intensive Durchmischung von Zuluft und
gehen, sondern verstärkt auch um Fragen des Raumluft erreicht werden. Sie entsteht durch
Umweltschutzes, der Energieeinsparung (Wär- den hohen Eintrittimpuls bei der Lufteinfüh-
merückgewinnung, Einbeziehung zweischaliger rung durch Deckendurchlässe (Dralldurchlässe,
Gebäudehüllen usw.) sowie um die Reduzierung Schlitzdurchlässe) in Verbindung mit konven-
der Investitions- und Betriebskosten. tionellen Klimaanlagen. Die Folge sind häufig
Zugerscheinungen und überhöhte Geräusch-
entwicklungen.
14.2.6.1 Anforderungen aus der
Lüftungs- und Klimatechnik tSchichtenströmung (Quelllüftung): Bei die-
sem Luftführungssystem wird die Zuluft mit
Die Lüftung eines Raumes bzw. Gebäudes kann geringer Strömungsgeschwindigkeit turbu-
entweder durch zu öffnende Fensterelemente lenzarm über Luftdurchlässe im Hohlraum-
(freie Lüftung) oder mechanische raumlufttech- oder Doppelboden in den Raum eingebracht.
nische Anlagen (so genannte RLT-Anlagen) erfol- Die Zulufttemperatur soll etwa 1 bis 3 °C käl-
gen. ter sein als die Raumluft, jedoch nicht unter
20 (18) °C liegen. Diese Luftführungstechnik
Raumlufttechnische Anlagen1) arbeitet nach dem Verdrängungsprinzip. Die
bereits erwärmte und verbrauchte Luft wird
RLT-Anlagen haben die Aufgabe, ein für den
durch Konvektion – verstärkt durch die Kühl-
Menschen behagliches Innenraumklima zu schaf-
fläche – nach oben verdrängt und im Decken-
fen. Sie bestehen im Wesentlichen aus drei funk-
bereich abgeführt. Dabei entstehen mehr oder
tionalen Bauteilbereichen, und zwar der Luftauf-
weniger ausgeprägte Luftschichten mit jeweils
bereitung, der Luftförderung bzw. Luftführung
unterschiedlichen thermischen und stofflichen
und der Luftverteilung im Raum.
Eigenschaften. Bei der Quellüftung wird somit
eine weitgehende Trennung von frischer und
Luftaufbereitung und Luftförderung. Haupt-
verbrauchter Luft erreicht, außerdem treten
aufgabe der RLT-Anlagen ist die Erneuerung der
keine Zugerscheinungen und nennenswerten
Raumluft. Weitere Aufbereitungsstufen wie bei-
Geräusche auf (stille Kühlung). Vgl. hierzu Ab-
spielsweise Reinigung, Erwärmung, Kühlung, Be-
schn. 13.5.6, Systemböden.
und Entfeuchtung der Luft können hinzukom-
men (DIN 1946). Demnach unterscheidet man tLüftungsdecken. Zuluft und Abluft können
(Hauptgruppen): im Deckenhohlraum entweder frei oder in Ka-
nälen getrennt geführt werden. Bei den so ge-
tLüftungsanlagen, mit keiner oder nur einer Luft-
nannten Lüftungsdecken dient der gesamte
behandlung (Heizen/Kühlen),
tTeilklimaanlagen, mit zwei oder drei Luftbe-
Deckenhohlraum als Luftkammer, die je nach
Luftführung entweder unter Überdruck oder
14
handlungen (z. B. Heizen, Kühlen), Unterdruck gesetzt wird.
tKlimaanlagen, mit vier Luftbehandlungen (Hei- tBei Überdruckdecken (Bild 14.12) dringt Zu-
zen, Kühlen, Be- und Entfeuchten). luft entweder durch offene Fugen zwischen
den Deckenplatten, durch deren Perforation
Luftführung und Luftverteilung. Die von RLT- bzw. Lochung oder durch spezielle Luftdurch-
Anlagen aufbereitete Luft wird über Kanäle und lässe in den Raum. Die Abluftführung erfolgt
Rohre aus Stahlblech gefördert und über Ausläs- über Luftauslässe im Decken-, Wand- oder Bo-
se in der Unterdecke, Fensterzone, Wand oder im denbereich.
Doppelboden dem Raum zugeführt bzw. an an-
tBei Unterdruckdecken (Bild 14.13a und b)
derer Stelle wieder abgesaugt. Dadurch entste-
strömt die Abluft durch Leuchtenkörper mit
hen – vereinfacht dargestellt – Luftströmungen
oberseitigen Abluftschlitzen hindurch und wird
sowohl von oben nach unten als auch von unten
im Deckenhohlraum zentral abgesaugt.
1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 14.6 zu ent- Bei beiden Systemen müssen alle Randan-
nehmen. schlüsse und Deckeneinbauten sorgfältig ab-
602 14 Leichte Unterdecken

14.12
Konstruktionsbeispiel einer Lüftungs-
decke (Überdruckdecke) mit Luftzufüh-
rung über Schlitzschienen. Ausgeführt
als Akustikdecke mit perforierten Metall-
kassetten, Schallschluckeinlage und ober-
seitiger Aluminium-Folienkaschierung
1 Befestigungselement
2 Gewindestange o. Noniusabhänger
3 Tragwinkel
4 Tragprofil
5 Randwinkel
6 Schlitzschiene (Luftdurchlass)
7 Metallkassette, perforiert
8 Schallschluckeinlage mit oberseitiger
Alu-Folienkaschierung (Abdichtung)
9 Druckfeder
Hartleif Metalldecken, Hockenheim

14.13a 14.13b

14

14.13c 14.13d

14.13 Schematische Darstellung von Leuchten mit kombinierten Zuluft- und Abluftführungen
a) Die Abluft (1) strömt durch die Abluftleuchte (2) ohne Abluftdom in den unter Unterdruck stehenden Zwischen-
deckenbereich (3). Zur Erzeugung des Unterdruckes ist ein leuchtenunabhängiger Abluftkanal (4) erforderlich.
b) Die Abluft (1) strömt durch die Abluftleuchte (2) in den unter Unterdruck stehenden Deckenhohlraum (3); ein
leuchtenunabhängiger Abluftkanal (4) sorgt für den notwendigen Unterdruck. Zuluft (5) wird durch Kanäle (6)
herangeführt und gelangt über Zuluftverteiler (7), die ein Teil der Leuchte sein können, in den Raum. Die Zuluft
soll sich an der Leuchte jedoch nicht aufheizen können.
c) Die Abluft (1) wird durch die Abluftleuchte (2) mit Abluftdom (3) abgesaugt und über Kanäle (4) abgeführt.
d) Abluft (1) wird durch die Abluftleuchte (2) mit Abluftdom (3) abgesaugt und über Kanäle (4) abgeführt. Zuluft (5)
wird durch Kanäle (6) herangeführt und gelangt über Zuluftverteiler (7) in den Raum.
Nach Vorlagen der Trilux-Lenze KG, Arnsberg
14.2 Allgemeine Anforderungen 603

gedichtet und auch die über perforierten De- lierung und zu hohe Geräuschpegel. Außerdem
ckenlagenelementen aufgelegten Dämmstoff- benötigen derartige Anlagen nicht nur sehr viel
platten oberseitig mit einer Alu-Folie beschich- Energie (Umweltschutz), sondern auch große
tet oder in PE-Folie eingeschweißt werden. Wie Flächen bzw. Kubaturen für die RLT-Zentralen
Bild 14.13c und d verdeutlicht, wird bei ge- und Lüftungsleitungen. Daraus ergibt sich, dass
schlossenen Einkanal- oder Zweikanal-Anlagen die Abfuhr hoher thermischer Lasten alleine
die Zu- und Abluft immer über Kanäle geför- durch das Medium Luft als unwirtschaftlich zu
dert. bezeichnen ist. Erst durch den Einsatz von Kühl-
tLuftdurchlässe für die Deckenmontage gibt es deckensystemen lässt sich der Luftvolumenstrom
in einer Vielzahl von Formen und Ausführun- konventioneller Klimaanlagen auf das hygienisch
gen. Verwendet werden vor allem Lochblech- notwendige Maß reduzieren, da hierbei die im
durchlässe, Dralldurchlässe oder Lamellen- Raum anfallende Wärmeenergie über gekühlte
durchlässe in runder und quadratischer Form. Bauteile abtransportiert werden kann; es kommt
Lineare Schlitzdurchlässe eignen sich zum zu einer Entkoppelung von Lüftungsaufgabe und
unauffälligen Einbau in die Fugen von Paneel- Kühlfunktion.
und Plattendecken.
tKlimaleuchten (Bild 14.13d). Luft kann einem Kühldecken
Raum im Unterdeckenbereich auch über Leuch- Die Abfuhr der Wärmeenergie (Kühllast) eines
ten (Leuchtengehäuse) zugeleitet bzw. daraus Raumes kann demnach generell durch die Zufuhr
abgeführt werden (sog. Verbundsystem). Bei gekühlter Luft oder durch Bauteilkühlung erfol-
der Luftrückführung über die Leuchte wird ei- gen. Wird die Raumdecke ganz oder teilweise auf
ne Zwangslüftung der Lampen erreicht, wobei Temperaturen unterhalb der Raumtemperatur
der größte Teil der Lampenwärme unmittelbar gekühlt – so dass diese die Wärme vom Raum
abgeleitet wird und erst gar nicht in den Raum aufnehmen kann – spricht man von Kühldecke.
gelangen kann. Dies führt zu Einsparungen bei Die Kühlung des Bauteils erfolgt durch einen
Anlage- und Betriebskosten der Klimaanlage. geschlossenen Kühlwasserkreislauf. Bei hohen
Außerdem werden dadurch günstige Bedin- thermischen Lasten bietet das Medium Was-
gungen für die Wärmerückgewinnung geschaf- ser Vorteile gegenüber Luft, da es eine viermal
fen sowie eine spürbare Erhöhung der Lichtaus- größere Wärmetransportkapazität (spezifische
beute bei Leuchtstofflampen und eine höhere Wärmekapazität) und über 800mal größere Dich-
Lebensdauer der Vorschaltgeräte erreicht. te aufweist. Daraus ergeben sich beim Träger-
medium Wasser kleinere Querschnitte bei den
Rohrleitungen sowie geringere Investitions- und
14.2.6.2 Anforderungen Förderkosten. Das Medium Luft sorgt demgegen-
aus der Kühldeckentechnik über für die erforderliche Außenluftrate bzw.
Luftqualität und regelt die Raumluftfeuchte.
Moderne Büro- und Verwaltungsgebäude, aber
auch Schalterhallen und Verkaufsräume, weisen Die Wärmeübertragung erfolgt bei Kühldecken
thermische Belastungen durch Personen, elek- sowohl durch Strahlung als auch durch Konvek-
trisch betriebene Geräte und Beleuchtung auf. tion. Je nach Bauform der Kühldecke und der
Luftbewegung im Raum können die Anteile
14
Hinzu kommen Wärmetransmission (Sonnen-
einstrahlung) über großflächige Glasfassaden Strahlung/Konvektion unterschiedlich hoch aus-
sowie im Zuge der Energieeinsparung hohe fallen. Grundsätzlich kann die Wärmeübertra-
Dämmwerte und Fugendichtigkeit der Gebäude- gung durch Leitung (kann bei Kühldecken unbe-
hülle. Wie zuvor erläutert, sorgen Klimaanlagen rücksichtigt bleiben), Konvektion und Strahlung
(RLT-Anlagen) durch Luftaustausch und Luft- erfolgen.
aufbereitungsmaßnahmen für ein behagliches tLeitung. Die Wärme wird innerhalb eines Stof-
Raumklima und somit auch für die Abfuhr über- fes, unmittelbar von Molekül zu Molekül oder
schüssiger Wärmeenergie. Dies bedingt jedoch, zwischen Körpern, die miteinander in Berüh-
dass bei herkömmlichen RLT-Anlagen große rung stehen, weitergegeben. Man unterschei-
Luftvolumenströme energieaufwendig umge- det gute Wärmeleiter (z. B. Metall, insbeson-
wälzt werden müssen. Dadurch kommt es von dere Kupfer) und schlechte Wärmeleiter (z. B.
der Benutzerseite häufig zu Beschwerden über Holz, Dämmstoffe).
Zugerscheinungen durch zu hohe Luftgeschwin- tKonvektion. Für diese Art der Wärmeübertra-
digkeit im Raum, ungenügende Temperaturregu- gung ist ein Trägermedium (z. B. Wasser oder
604 14 Leichte Unterdecken

Luft) erforderlich. Das Medium nimmt die Wär- decken nachgerüstet werden. Strahlungsdecken
me auf und gibt sie woanders wieder ab. Im erbringen eine spezifische Kühlleistung von
Einzelnen unterscheidet man freie Konvektion etwa 60 bis 80 W/m2, was den heute üblichen
(z. B. Erwärmung der Luft an Heizkörpern), er- Kühllasten in Büro- und Versammlungsräumen
zwungene Konvektion (z. B. mechanische Lüf- entspricht. Daraus ergibt sich jedoch, dass beim
tung) sowie Mischkonvektionen. Einsatz von Strahlungsdecken der größte Teil der
tStrahlung. Bei der Wärmestrahlung wird die Unterdeckenfläche mit aktiven Kühlelementen
Wärme durch langwellige elektromagnetische ausgerüstet werden muss.
Strahlung (die sich mit Lichtgeschwindigkeit
durch den Raum bewegt) ausgesandt. Die Konvektionsdecken mit offenen Deckensicht-
Strahlungsenergie wird von den Oberflächen, flächen (Bild 14.14d bis f). Bei diesen Decken
auf die sie auftrifft, in der Regel absorbiert und überwiegt der konvektive Anteil beim Wärme-
in Wärmeenergie umgewandelt. Die Wärme austausch. Die Öffnungen in der Deckenfläche
entsteht also erst, wenn die Strahlung von ei- bewirken die erforderliche Luftzirkulation und
ner Oberfläche aufgenommen wird. damit die Erhöhung der Kühlleistung. Da diese
je nach Kühldeckensystem zwischen 90 und 130
Kühldecken lassen sich nach ihrer Wirkungswei- (150) W/m2 liegen kann, brauchen zur Abfuhr der
se in zwei Hauptgruppen einteilen (Bild 14.14): Wärmeenergie (Kühllast) nicht mehr als 50 bis
Strahlungsdecken mit geschlossenen Decken- 70 % der Deckenfläche mit aktiven Kühlelemen-
sichtflächen (Bild 14.14a bis c). Der Wärmeaus- ten belegt zu werden. Damit bleibt zwischen den
tausch erfolgt vorwiegend durch Strahlung (etwa Kühlelementen ausreichend Platz, um andere
60 % Strahlungsanteil, 40 % Konvektion). Sie kön- Installationen wie beispielsweise Beleuchtung,
nen als Putzdecken auf massivem Untergrund, Sprinklerköpfe, Lautsprecher usw. im Deckenbe-
als Deckenbekleidung und in Form von elemen- reich integrieren zu können. Bei dieser Deckenart
tierten Unterdecken (handelsübliche Montage- sind jedoch insgesamt größere Konstruktions-
decken) ausgeführt werden. Ihr Platzbedarf ist in höhen erforderlich. Konvektive Kühlelemente
der Regel nicht größer als der für die Konstruktion können auch mit offenen Deckenelementen (z. B.
einer Normaldecke ohne Kühlung. Damit können Rasterdecken) kombiniert werden, so dass eine
auch bestehende Gebäude mit derartigen Kühl- freie Gestaltung der Deckenfläche möglich ist.

14
a) b) c) d) e) f)

14.14 Einteilung und Benennung von Kühldecken (Schematische Darstellung)


Strahlungskühldecken (geschlossene Deckensichtflächen)
a) Deckenbeschichtung mit Kühlung (z. B. Putzdecke)
b) Deckenbekleidung mit Kühlung (z. B. Gipskartondecke)
c) abgehängte Unterdecke mit Kühlung (z. B. Metalldecke)
Konvektionskühldecken (offene Deckensichtflächen)
d) offene ebene Unterdecke mit Kühlung (z. B. Metalldecke mit Fugen)
e) offene Lamellendecke mit Kühlung (z. B. vertikale Hohlkörper-Lamellendecke)
f) offene Rasterdecke mit darüberliegendem selbständigem Kühlelement
14.2 Allgemeine Anforderungen 605

Kühldecken und Lüftung. Da Kühldecken nur Einsatzbereiche von Kühldecken. Kühldecken


die Aufgabe der Raumkühlung übernehmen und eignen sich vor allem für solche Anwendungs-
somit keinen Beitrag zur Lufterneuerung leis- bereiche, bei denen hohe Komfortansprüche
ten, sollten sie immer in Verbindung mit einer bestehen und die Energielasten im Verhältnis zu
Lüftungs- oder Klimaanlage betrieben werden. den Stofflasten sehr groß sind. Bei zu niedrigen
Damit ist gewährleistet, dass die notwendige Vorlauftemperaturen oder bei zu hoher Raum-
Außenluftzufuhr und Schadstoffabfuhr sowie die luftfeuchte besteht jedoch die Gefahr, dass sich
Regelung der Raumluftfeuchte erreicht werden. Schwitzwasser an den Kühldeckenflächen bildet.
Bei sinnvoller Kombination entlastet die Kühlflä- Daher muss die Zuluft durch die RLT-Anlage so
che das Lüftungssystem, d. h. der Luftstrom wird weit entfeuchtet werden, dass die Taupunkttem-
von der Energielast entkoppelt. Dadurch redu- peratur der Raumluft unterhalb der Kühlwasser-
ziert sich der Luftvolumenstrom gegenüber her- vorlauftemperatur von etwa 16 bis 18 °C bleibt.
kömmlichen RLT-Anlagen deutlich, was zu einer Um sicherzustellen, dass es zu keiner Konden-
Verkleinerung der Querschnitte der Lüftungska- satbildung kommt, sind grundsätzlich alle Kühl-
näle, der Deckenhohlräume und damit auch der deckensysteme mit einer Temperaturüberwa-
Geschosshöhe führt. chung auszurüsten.
Kühldecken können mit jeder Art von Lüftungs-
anlage bzw. Luftführungssystem kombiniert wer- Bauformen und Konstruktionsbeispiele
den. von Kühldeckensystemen
Durch die vielfältigen Bauformen sind Kühl-
Kühldecken und Heizung. Grundsätzlich sind decken sowohl für Neubauten als auch für die
Kühldecken, die nach dem Strahlungsprinzip Modernisierung von Altbauten geeignet. Es kann
wirken, auch für Heizzwecke geeignet. Wie in Ab- allerdings nicht Aufgabe dieses Werkes sein, ei-
schn. 14.2.6.3 näher ausgeführt, werden Decken- nen vollständigen Überblick über die auf dem
strahlungsheizungen in Theaterfoyers, Sport- Markt befindlichen Kühldeckensysteme zu ge-
und Fabrikhallen u. Ä. mit Erfolg eingesetzt. Bei ben; zu vielfältig sind die Ausführungsmöglich-
Räumen mit niedrigen Decken darf keine allzu keiten, sowohl in technischer als auch in formaler
große Strahlungsasymmetrie auftreten, da dies Hinsicht. In Bild 14.16 sind einige Bauformen von
als unangenehm empfunden wird. Dieser Zu- wassergekühlten Strahlungs- und Konvektions-
stand kann allerdings im Winter eintreten, bei- decken sowie von Decken mit integrierter Luft-
spielsweise bei hoher Wärmestrahlung durch die und Wasserkühlung schematisch dargestellt. Sie
Heizdecke und gleichzeitiger Kälteeinwirkung sollen lediglich als Orientierungshilfe dienen;
(Kaltluftabfall) an schlecht gedämmten Fenster- Einzelheiten sind den jeweiligen Herstellerunter-
zonen ohne Heizkörper. lagen zu entnehmen. Bild 14.15 zeigt ein Kons-

14
14.15
Konstruktionsbeispiel einer Kühldecke mit
abklappbaren Metallkassetten, die ober-
seitig mit Wasser führenden Kapillarrohr-
matten aus Kunststoff und Dämmaterial
belegt sind.
1 Metallkassette
2 Dämmaterial
3 Kapillarrohrmatte aus Kunststoff
4 abgeklappte Deckenplatte
5 gelochte oder ungelochte
Metallkassette
6 flexibler Kunststoffschlauch
(Wasserkabel)
7 Bandrasterprofil
8 Grundprofil
9 Noniusabhänger
Sukow + Fischer, Biebesheim am Rhein
606 14 Leichte Unterdecken

A. Wassergekühlte Strahlungsdecken (geschlossene Deckensichtflächen)

Putzdecken
z. B. Kupferröhrchen mit Abstandhalter
z. B. Kapillarrohrmatten aus Kunststoff
t auf Rohdecke in Putz eingebettet

Gipskartondecken
z. B. Kupferrohrregister auf Kupferblech aufgelötet und
auf Gipskartonplatte
t unterseitig eingeputzt (Akustikputz)

z. B. Kapillarrohrmatten aus Kunststoff (Polypropylen)


auf Gipskartonplatte
t oberseitig aufgeklebt und gedämmt

Metalldecken
z. B. flachgedrücktes Kupferrohr auf Lochblech
aufgelötet
z. B. Kapillarrohrmatten aus Kunststoff
t in gelochte/ungelochte Metalldeckenplatte
eingelegt und oberseitig gedämmt

z. B. Aluminium-Wärmeleitschiene mit C-Profil und


Kupferrohr
t auf gelochte/ungelochte Metalldeckenplatte
oberseitig aufgeklebt und gedämmt
14

z. B. Aluminium-Wärmeleitschiene mit eingepresstem


Kupferrohr
t und aufklipsbarem Deckenpaneel

14.16 Schematische Darstellung unterschiedlicher Bauformen von Kühldeckensystemen (Hauptgruppen).


Einteilung nach konstruktionstechnischen Merkmalen.
14.2 Allgemeine Anforderungen 607

Bild 14.16, Fortsetzung

B. Wassergekühlte Konvektionsdecken (offene Deckensichtflächen)

Paneeldecke
z. B. Aluminium-Wärmeleitprofil mit eingepressten
Kupfer- oder Kunststoffrohren
t in Metallpaneele eingelegt

Lamellendecke
z. B. Aluminium-Wärmeleitprofil mit eingepressten
Kupfer- oder Kunststoffrohren
t in Metall-Lamellen eingearbeitet

Statisches Kühldeckenssystem
z. B. Selbständiges Kühlelement aus Kupferrohren und
aufgesteckten Aluminiumlamellen
t mit oder ohne offene Unterdecke

14
C. Kühldecke mit integrierter Luft- und Wasserkühlung

Kühldeckenpaneel
z. B. Unterseitig geripptes, wassergekühltes Decken-
paneel mit gedämmtem Zuluftkanal und schmalem
Schlitzdurchlass (Zulufteinführung)
t mit beidseitig angrenzender Akustikdecke
608 14 Leichte Unterdecken

truktionsbeispiel von einer Kühldecke mit ab- metallischen Kontakt zwischen Rohrregister und
klappbaren Metallkassetten, die oberseitig mit Deckenkassetten. Die über den Heizrohren ange-
Wasser führenden Kapillarmatten aus Kunststoff ordneten Dämmatten bewirken, dass die Wärme-
sowie mit Dämmaterial belegt sind. strahlung vor allem in den zu beheizenden Raum
Auf die vom Fachinstitut Gebäude-Klima e.V. gelenkt und so ein unnötiges Aufheizen des De-
herausgegebene Grundlagenliteratur über Kühl- ckenhohlraumes weitgehend vermieden wird.
decken [4] wird besonders hingewiesen. Aufgrund des geringen Wasserinhaltes in den
Rohrregistern lässt sich die Decke relativ schnell
regulieren. Der schwankende Wärmebedarf wird
14.2.6.3 Anforderungen aus durch die Regelung der Heizwassertemperatur
der Heizdeckentechnik ausgeglichen.
Die Heizung eines Raumes kann auch über die
Unterdeckenfläche erfolgen. Bei der Deckenstrah- 14.2.6.4 Anforderungen aus
lungsheizung wird allerdings keine warme Luft der Beleuchtungstechnik1)
erzeugt, sondern die Wärmeübertragung erfolgt
(hauptsächlich) durch langwellige elektromagne- Innenraumbeleuchtung
tische Strahlung, die sich mit Lichtgeschwindig- Nach DIN 5035 bzw. DIN EN 12 464 soll die In-
keit durch den Raum bewegt. Der von den Strah- nenraumbeleuchtung mit künstlichem Licht gu-
len durchdrungene Luftraum erwärmt sich dabei te Sehbedingungen schaffen und eine Umwelt
nicht. Die Strahlungsenergie wird von den Ober- vermitteln, die zum physischen und psychischen
flächen, auf die sie auftrifft (Wände, Fußboden Wohlbefinden des Menschen beiträgt; außerdem
sowie Personen und Gegenstände), absorbiert soll sie helfen, Unfälle zu vermeiden.
und in Wärmeenergie umgewandelt. Diese ange-
strahlten Flächen geben dann die Wärme durch Lichttechnische Gütemerkmale. Die Qualität
Strahlung und Konvektion an die Umgebung ab; einer Innenraumbeleuchtung mit künstlichem
erst dadurch wird auch die sie umgebende Luft Licht lässt sich im Wesentlichen nach folgenden
erwärmt. Hauptkriterien beurteilen:
tBeleuchtungsniveau (Beleuchtungsstärke und
Deckenstrahlungsheizungen eignen sich vor Leuchtdichte),
allem für große, hohe Räume (bis 30 Meter Höhe),
wie zum Beispiel Industrie-, Lager-, Sport- und tHarmonische Helligkeitsverteilung im Raum,
Ausstellungsräume, aber auch für Theaterfoyers tBegrenzung der Blendung (Direkt- und Reflex-
und überall dort, wo sichtbare Heizkörper funk- blendung),
tionell stören würden. Bei geringen Raumhöhen tLichtrichtung und Schatteneinwirkung,
kann es allerdings auch zu Unverträglichkeiten tLichtfarbe und Farbwiedergabeeigenschaft.
durch die auf den Kopf einwirkende Wärmestrah-
lung kommen. Bild 14.17 zeigt eine Deckenstrah- 1) Der aktuelle Stand der Normung (DIN 5035 teilweise er-
lungsheizung in Form einer abgehängten Me- setzt durch DIN EN 12 464 „Arbeitsstättenbeleuchtung“)
14 talldecke. Die Wärmeübertragung erfolgt durch ist Abschn. 14.6 zu entnehmen.

14.17
Konstruktionsbeispiel einer Deckenstrahlungs-
heizung in Form einer abgehängten Metall-
decke
1 Aluminium-Kassetten (gelocht/ungelocht)
2 Wandanschlussprofil
3 Mineralfasermatte (Dämmaterial)
4 Rohrregister ½″ für Heizwasser
5 Registeraussteifung
6 Lochbandabhänger
7 Gewindestift mit Konter- und Tragmuttern
8 Tragdecke
Zent-Frenger, Bensheim/Bergstraße
14.3 Tragende Teile 609

Im Zusammenhang mit der Beleuchtungstechnik rät nicht bestimmend für die gesamte Tätigkeit
im Unterdeckenbereich sind insbesondere zu be- sind. Hier überwiegt die herkömmliche Bürotä-
achten: tigkeit, der Bildschirm dient zur unterstützen-
den Information. In Bezug auf die lichttechni-
Reflexionsverhalten. Besondere Bedeutung schen Anforderungen ist die hier überwiegende
kommt dem Reflexionsverhalten beleuchteter Bürotätigkeit stärker zu berücksichtigen.
Decken-, Wand- und Fußbodenflächen sowie den
Reflexionsgraden der Oberflächen der sich im je-
weiligen Raum befindlichen Gegenstände zu. Der
Reflexionsgrad besagt, wie viel Prozent des auf 14.3 Tragende Teile der leichten
eine Fläche auftreffenden Lichtstroms reflektiert Deckenbekleidungen und
wird. Dunklere Raumflächen erfordern höhere,
hellere dagegen geringere Beleuchtungsstärken, Unterdecken
um den gleichen Helligkeitseindruck zu erzeugen.
Angaben über Reflexionsgrade der wichtigsten Die tragenden Teile – Verankerung, Abhänger,
Innenausbaumaterialien sind der Spezialliteratur Unterkonstruktion sowie deren Verbindungs-
[3], [5], [6] zu entnehmen. elemente – müssen die Lasten der Deckenbeklei-
Begrenzung der Blendung. Jede Form der Blen- dungen und Unterdecken sicher auf die tragen-
dung beeinträchtigt die Sehleistung. Nach ihrer den Bauteile (z. B. Massivdecke, Holzbalkendecke)
Entstehung unterscheidet man Direktblendung übertragen (Bild 14.18). Nach DIN 18 168 sind:
und Reflexblendung. tVerankerungselemente die Teile, die die Ab-
tDirektblendung entsteht durch ungeeignete hänger oder Deckenbekleidungen direkt mit
oder ungeeignet angebrachte Leuchten sowie dem tragenden Bauteil verbinden.
durch zu hohe Leuchtdichten. Der kritische tAbhänger die Teile, die die Verankerungsele-
Ausstrahlungswinkel der Leuchten in Bezug auf mente mit der Unterkonstruktion verbinden.
die Blendungsbegrenzung beginnt bei etwa tUnterkonstruktionen die Teile, die die Deckla-
45° (DIN EN 12 464-1/2). gen tragen.
tReflexblendung entsteht durch Spiegelung tDecklagen die Teile, die den raumseitigen Ab-
bzw. störende Reflexe auf glänzenden Oberflä- schluss bilden.
chen (z. B. Kunstdruckpapier) nach dem Gesetz tVerbindungselemente die Teile, die die Ver-
„Einfallwinkel = Ausfallwinkel“. Sie lässt sich ankerungselemente, Abhänger, Unterkonstruk-
durch Festlegung einer geeigneten Lichtein- tionen und Decklagen miteinander oder unter-
fallsrichtung umgehen. Besondere Beachtung einander verbinden.
gilt der Vermeidung von Reflexblendung bei
der Planung von Bildschirmarbeitsplätzen. Leichte Deckenbekleidungen und Unterdecken
sind so auszubilden, dass das Versagen oder der
Bildschirmgerechte Beleuchtung2) Ausfall eines tragenden Teiles nicht zu einem
Die Vielfalt verschiedener Tätigkeiten an Bild- fortlaufenden Einsturz der Decken führen kann.
schirmarbeitsplätzen führte gemäß DIN EN
5035-7 zu folgender Klassifizierung:
Bild 14.18a bis d zeigt den konstruktiven Aufbau 14
von Deckenbekleidungen, Bild 14.18e den einer
tBildschirmarbeitsplatz. Arbeitsplatz mit Bild- Unterdecke. Bei Deckenbekleidungen ist die Un-
schirmgerät, bei dem Arbeitsaufgabe mit und terkonstruktion unmittelbar an dem tragenden
Arbeitszeit am Bildschirmgerät bestimmend für Bauteil verankert; bei Unterdecken wird die Un-
die gesamte Tätigkeit sind. Derartige Arbeits- terkonstruktion abgehängt.
plätze unterliegen in beleuchtungstechnischer
Hinsicht besonders hohen Anforderungen. Ent-
sprechende Empfehlungen für die Beleuchtung 14.3.1 Verankerung an
von Räumen mit Bildschirmarbeitsplätzen sind den tragenden Bauteilen
in DIN 5035-7 formuliert.
tArbeitsplatz mit Bildschirmunterstützung. Ar- Baurechtliche Grundlagen. Gesetzliche Grund-
beitsplatz mit Bildschirmgerät, bei dem Arbeits- lage für das Bauen in Deutschland sind die Bau-
aufgaben mit und Arbeitszeit am Bildschirmge- ordnungen der einzelnen Bundesländer bzw. die
Musterbauordnung (MBO), die den Landesbau-
2) S. Bildschirmarbeitsplatzverordnung ISO 9241-6 ordnungen (LBO) zugrunde liegt. In dieser Mus-
610 14 Leichte Unterdecken

14.18a 14.18b

14.18e

14.18c 14.18d

14.18 Schematische Darstellung von Deckenbekleidungen und Unterdecken: Begriffsbestimmung


Deckenbekleidungen (Unterkonstruktion aus Holz)
a) mit Traglattung (Massivdecke)
b) mit Trag- und Grundlattung (Massivdecke)
c) mit Traglattung (Holzbalkendecke)
d) mit Trag- und Grundlattung (Holzbalkendecke)
Abgehängte Unterdecke (Unterkonstruktion aus Metall)
e) mit Abhänger sowie Trag- und Grundprofil
1 Traglattung aus Holz oder Tragprofil aus Metall A Rohdecke
2 Grundlattung aus Holz oder Grundprofil aus Metall B Verankerung
3 Distanzklötze (bei Bedarf) C Abhänger
4 Decklage D Unterkonstruktion
5 Federbügel aus Metall E Decklage
6 Verankerungselemente
7 Verbindungselemente

terbauordnung wird gemäß der Bauprodukten- Verankerung an tragenden Bauteilen. Die Ver-
richtlinie zwischen geregelten, nicht geregelten ankerung von Abhängern und Unterkonstrukti-
und sonstigen Bauprodukten unterschieden. onen an den tragenden Bauteilen muss fest und
Einzelheiten hierzu s. Abschn. 2.2.4, Bauproduk- sicher sein. Auch über längere Zeiträume hinweg
14 te. dürfen sie sich weder lösen noch lockern. Nach
DIN 18 168-1 ist die Anzahl der Verankerungsstel-
Befestigungssysteme – wie beispielsweise len so zu bemessen, dass die zulässige Tragkraft
Ankerschienen, Dübel und Setzbolzen – sind der Verankerungselemente sowie die zulässige
Bauprodukte, die in den Geltungsbereich der Verformung der Unterkonstruktion nicht über-
Bauproduktenrichtlinie fallen, soweit an sie we- schritten wird. Es ist jedoch mindestens eine Ver-
sentliche sicherheitstechnische Anforderungen ankerung je 1,5 m2 Deckenfläche anzuordnen.
gestellt werden (z. B. mechanische Festigkeit, Grundsätzlich bieten sich folgende Befestigungs-
Standsicherheit, Brandschutz). Da es für solche arten an:
Verankerungselemente keine Normen im Sinne tVerankerungen, die rechtzeitig vorgeplant
der „allgemein anerkannten Regeln der Technik“ und in der Betonkonstruktion mit einbetoniert
gibt, werden sie als nicht geregelte Bauprodukte werden.
eingestuft. Der geforderte Verwendbarkeitsnach- tVerankerungen, die nachträglich an den tra-
weis wird in der Baupraxis überwiegend durch genden Bauteilen angebracht werden.
allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen er-
bracht [7].
14.3 Tragende Teile 611

14.19
Ankerschienen zum oberflächenbündi-
gen Einbetonieren in Stahlbeton- und
Spannbetondecken (Beispiele: Warmge-
walzte Profile für Hakenkopfschrauben)
Halfen GmbH, Langenfeld

14.3.1.1 Ankerschienen 14.3.1.2 Dübeltechnik


(Einbetonierte Verankerungen)
Dübel ermöglichen eine nachträgliche Veranke-
In allen Neubauten, bei denen mit der Befestigung rung von Bauteilen, Bauelementen, Unterkon-
schwerer Lasten in bestimmten Deckenberei- struktionen, Plattenbaustoffen und sonstigen
chen zu rechnen ist, sollten zweckmäßigerweise Gegenständen am tragenden Untergrund. Nach
bereits bei der Herstellung der Stahlbeton- bzw. den Landesbauordnungen ist zwischen tragen-
Spannbetondecken korrosionsgeschützte und den und nichttragenden Konstruktionen zu unter-
bauaufsichtlich zugelassene Ankerschienen ein- scheiden. Eine tragende Konstruktion liegt vor,
betoniert werden (Bild 14.19). wenn deren Versagen die öffentliche Sicherheit
Die Ankerschienen bestehen aus kalt- oder gefährdet (sicherheitstechnischer Aspekt). Bei der
warmgewalzten Π-förmigen Stahlprofilen mit Dübelauswahl gilt es im Einzelnen zu beachten:
mindestens zwei auf den Profilrücken ange- tArt und Beschaffenheit des Ankergrundes,
schweißten Verankerungselementen (Ι-förmige tBohrverfahren (dem Baustoff entsprechend),
Anker). Die vorgefertigten, gegen das Eindrin- tMontagearten (Vorsteck-, Durchsteck-, Ab-
gen von Frischbeton ausgeschäumten Schienen standsmontage),
sind oberflächenbündig einzubetonieren. Nach
dem Ausschalen und Entfernen der Schaumfül- tKorrosionsschutz (Verzinkung, nicht rostender
lung können spezielle Hammer- bzw. Haken- Edelstahl),
kopfschrauben an jeder beliebigen Stelle in den tHöhe und Art der Belastung (Zug, Querzug,
Schienenschlitz eingeführt und daran entspre- Schrägzug, Druck),
chende Konstruktionsteile (z. B. Abhänger, Lüf- tTragmechanismus und Wirkungsweise (Reib-
tungskanäle, Kabelpritschen) befestigt werden. schluss durch Spreizung. Formschluss durch
Einzelheiten sind der Spezialliteratur [8] zu ent- Anpassung, Stoffschluss durch Verbund), 14
nehmen. tZulassungen und Vorschriften.

14.20a 14.20b 14.20c

14.20 Schematische Darstellung von Spreizdübeln aus Kunststoff und Stahl


a) Spreizdübel aus Kunststoff: Wegkontrollierte Spreizung durch Eindrehen einer Schraube
b) Spreizdübel aus Stahl: Kraftkontrollierte Spreizung durch Anziehen einer Ankerschraube
c) Spreizdübel aus Stahl: Wegkontrollierte Spreizung durch Einschlagen eines Konus in eine Hülse
612 14 Leichte Unterdecken

14.21a 14.21b 14.21c

14.21 Schematische Darstellung von spreizdruckfreien Hinterschnittdübeln und Injektions-Netzanker


a) Hinterschnittdübel aus Stahl: Formschlüssige Verbindung durch Einschlagen einer Spreizhülse über den Konus-
bolzen (wegkontrollierter Hinterschnittdübel)
b) Hinterschnittdübel aus Stahl: Formschlüssige Verbindung durch Anziehen eines Gewindebolzens und Öffnen
von Klemmsegmenten in der Hinterschneidung (kraftkontrollierter Hinterschnittdübel)
c) Injektions-Netzanker: Form- und stoffschlüssige Verbindung zwischen Befestigungselement, erhärteter
Injektionsmasse und Ankergrund

14.22a 14.22b

14.22 Schematische Darstellung von spreizdruckfreiem Verbundanker und Injektionsanker für Mauerwerk
a) Verbundanker aus
Stahl: Stoffschlüssige Verbindung durch Reaktionsharz zwischen Gewindestange und Ankergrund
b) Injektionsanker für Ankergrund mit porösem Gefüge:
Form- und stoffschlüssige Verbindung zwischen Befestigungselement, erhärteter Injektionsmasse und
Ankergrund

Dübelkonstruktionen. Nach dem derzeitigen Zustimmung im Einzelfall (Gutachten) nachzu-


Stand der Technik unterscheidet man im Wesent- weisen.
lichen drei Dübel-Konstruktionsarten:
tSpreizdübel aus Kunststoff oder Stahl (Bild Abhänger aus Metall. In der Regel werden Me-
14.20), tallabhänger aus Federstahl, Gewindestäben,
tHinterschnittdübel mit direktem oder indirek- Stahlblech und in Sonderfällen aus Leichtmetall
tem Formschluss (Bild 14.21), (Aluminiumblech) verwendet. Einzelheiten über
Materialkennwerte und Mindestabmessungen
tHaftdübel mit Verbund auf Reaktionsharz- oder von Abhängern sind DIN 18 168-1, Tab. 1 zu ent-
14 Zementmörtelbasis (Bild 14.22). nehmen. Entsprechend ihrer zulässigen Tragkraft
Weitere Einzelheiten sind der Spezialliteratur [7], werden sie in drei Tragfähigkeitsklassen nach DIN
[9], [10] zu entnehmen. 18 168-2 eingestuft. Alle Metallteile müssen au-
ßerdem einen ausreichenden Korrosionsschutz
entsprechend dieser Normen aufweisen. An hö-
14.3.2 Abhänger henverstellbaren Metallabhängern werden vor-
wiegend eingesetzt (Bild 14.23a bis d):
Abhänger müssen die auftretenden Lasten sicher tSchlitzbandabhänger sind verhältnismäßig
aufnehmen und eine genaue Höhenjustierung teuer und bei der Montage etwas umständlich
ermöglichen. Die eingestellte Abhängehöhe zu handhaben. Sie können jedoch eine geringe
muss außerdem dauerhaft fixiert werden können, Druckbelastung von unten aufnehmen.
ohne dass die Gefahr des Nachrutschens besteht. tSchnellspannabhänger mit Federn gestatten
Abhängungen können aus Metall oder Holz her- eine stufenlose Höhenjustierung. Sie dürfen je-
gestellt werden. Ihre zulässige Tragkraft ist durch doch keinesfalls bei Druckbelastung von unten
allgemeine bauaufsichtliche Prüfzeugnisse oder eingesetzt werden.
eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung oder
14.3 Tragende Teile 613

14.23a 14.23b 14.23c 14.23d

14.23 Schematische Darstellung von Abhängern aus Metall [15]


a) Abhängung mit Draht, b) Schlitzbandabhänger, c) Schnellspannabhänger, d) Noniusabhänger

tNoniusabhänger werden – neben den Spann- Ausbildung und Bemessung der Unterkonstrukti-
abhängern – am meisten verwendet, obwohl on richten sich weitgehend nach Art und Größe
sie etwas teurer sind. Sie sind jedoch einfach des Bekleidungsmateriales (Decklage). Je nach-
zu montieren, in jedem Fall sicher und können dem, ob Unterdeckensysteme mit Achsraster,
auch Druck von unten aufnehmen (z. B. bei Längsbandraster, Kreuzbandraster oder fugen-
Trennwänden, die nach oben abgestützt wer- lose Unterdecken eingesetzt werden, müssen
den müssen). auch die Grund- und Tragprofile entsprechend
angeordnet und ausgebildet sein. Die konkreten
Abhänger aus Holz. Abhängungen aus Holz systembezogenen Achsabstände sind gemäß
oder Holzwerkstoffen werden nur noch bei be- Bild 14.24 den jeweiligen Herstellerunterlagen zu
stimmten Anwendungsfällen (Holzbauten, Son- entnehmen. Einzelheiten über Materialkennwer-
derausführungen) angefertigt. Sie müssen nach te und Mindestabmessungen von Unterkonstruk-
DIN 18 168 gewisse Mindestquerschnitte bzw. tionen s. DIN 18 168-1 und -2 (und DIN EN 13 964,
Mindestdicken aufweisen. Berechnung und Aus- Unterdecken).
führung sind nach DIN 1052-1 und -2 vorzuneh-
men. Für den vorbeugenden Holzschutz gilt DIN
68 800. Siehe hierzu auch DIN EN 335, Definition
der Gebrauchsklassen. 14

14.3.3 Unterkonstruktionen
Die Unterkonstruktion dient der Befestigung der
Decklage. Sie darf sich unter der Last des Beklei-
dungsmateriales weder durchbiegen noch ver-
formen. Außerdem muss sie so beschaffen sein,
dass eine sichere Auflage (Einlegemontage) oder
Befestigung der Decklage möglich ist. Die tragen-
den Teile der Unterkonstruktion sind nach DIN 14.24
Schematische Darstellung der wichtigsten Achsabstände
18 168 so zu bemessen, dass die Durchbiegung (Begriffsbestimmung)
höchstens 1/500 der Stützweite (z. B. des Abhän- a) Abstand der Abhänger bzw. Verankerungselemente
gerabstandes), jedoch nicht mehr als 4 mm be- b) Abstand der Grundprofile bzw. Grundlattung
trägt. c) Abstand der Tragprofile bzw. Traglattung
614 14 Leichte Unterdecken

14.3.3.1 Unterkonstruktionen aus Metall möglicher Holzunterkonstruktionen ist im Prinzip


den zuvor beschriebenen Metallkonstruktionen
Von ihrem Aufbau her unterscheidet man grund- sehr ähnlich.
sätzlich höhengleich (einlagig) sowie höhenver-
setzt (zweilagig) ausgebildete Kreuzroste.
tHöhengleicher Kreuzrost. Bild 14.25a zeigt Deckenbekleidungen mit
einen in der Ebene einlagig angeordneten, von Unterkonstruktionen aus Holz.
unten sichtbaren Kreuzrost (Kreuzbandraster- tHöhengleiche Traglattung. Die in Bild 14.26a
Unterdecke). Die an den Kreuz- bzw. Knoten- dargestellte einlagige Traglattung, mit einem
punkten eingefügten Verbindungselemente Querschnitt von mind. 48 × 24 mm, wird direkt
sorgen für die erforderliche Aussteifung der an der Tragdecke befestigt. Diese Konstruk-
Unterkonstruktion. tionsart bietet sich bei ebenen Massivdecken,
tHöhenversetzter Kreuzrost. Der in Bild 14.25b bei Holzbalkendecken oder bei geringen
dargestellte höhenversetzt ausgebildete Kreuz- Raumhöhen an. Vgl. hierzu Bild 14.18.
rost besteht aus zwei Lagen Stahlblechprofilen: tHöhenversetzte Trag- und Grundlattung.
einer oberen Lage aus Grundprofilen – meist in Die in Bild 14.26b gezeigte Grundlattung wird
größeren Abständen verlegt – und einer unte- zunächst am Untergrund befestigt, quer dazu
ren aus Tragprofilen, deren Anordnung sich sys- die Traglattung, die auch die Decklage trägt.
tembedingt vor allem nach Art und Größe (Ab- Eine exakte Höhenjustierung kann durch das
messungen) des Decklagenmateriales richtet. Einschieben von Distanzklötzen erreicht wer-
Vgl. hierzu auch Bild 14.24. den. Die Latten sind an jedem Kreuzungspunkt
miteinander zu verschrauben.

14.3.3.2 Unterkonstruktionen aus Holz Abgehängte Unterdecken mit


Holz als Konstruktionsmaterial wird vorzugswei- Unterkonstruktionen aus Holz.
se bei Deckenbekleidungen (Direktmontage an tHöhenversetzte Trag- und Grundlattung
der Tragdecke) eingesetzt. Möglich sind auch (Bild 14.26c). Der Querschnitt der hochkant an-
abgehängte Unterkonstruktionen aus Holzwerk- geordneten Grundlattung muss mind. 40 × 60
stoffen (Holzspanplatten, Furniersperrholz, Stab- mm (besser 60 × 90 mm), der der Traglattung
sperrholz). Diese werden jedoch mehr und mehr mind. 48 × 24 mm betragen. Beide Lattungen
von Metallkonstruktionen verdrängt, da Metall- können auch 50 × 30 mm sein. Vgl. hierzu Bild
profile gegenüber den Holzlatten erhebliche 14.18.
Montagevorteile aufweisen. Das Grundschema

14

14.25a 14.25b

14.25 Schematische Darstellung von Unterkonstruktionen aus Metall (Beispiele)


a) höhengleicher Kreuzrost (einlagig) aus Bandrasterprofilen: von unten sichtbares Kreuzbandraster
b) höhenversetzter Kreuzrost (zweilagig) aus Stahlblechprofilen: von unten unsichtbare Konstruktion
1 Bandrasterprofil 4b Stahlblechprofile (Tragprofile)
2 Decklage 5 Schnellspannabhänger
3 Noniusabhänger 6 Profilverbinder (Winkelanker)
4a Stahlblechprofile (Grundprofile)
14.3 Tragende Teile 615

14.26a 14.26b 14.26c

14.26 Schematische Darstellung von Unterkonstruktionen aus Holz. Vgl. hierzu auch Bild 14.18
a) einlagige gerichtete Traglattung bei Deckenbekleidungen
b) höhenversetzte Trag- und Grundlattung (flach) bei Deckenbekleidungen
c) höhenversetzte Trag- und Grundlattung (hochkant) bei abgehängten Unterdecken
1 Decklage 4 Grundlattung – hochkant (mind. 60 × 90 mm)
2 Traglattung (mind. 48 x 24 oder 50 × 30 mm) 5 Abhänger
3 Grundlattung – flach (mind. 60 × 40 mm)

14.3.4 Anschlüsse von Trennwänden Unterdecken auf Festpunkte abgeleitet werden.


an abgehängten Unterdecken Werden hinsichtlich Stoßbeanspruchung (z. B. in
Turnhallen) besondere Anforderungen gestellt,
Werden nichttragende innere Trennwände (DIN so ist die Aufnahme dieser Beanspruchung nach-
4103) an leichten Deckenbekleidungen und zuweisen. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 15.3.2
Unterdecken befestigt, so müssen die aus den und 15.3.5.
Trennwänden resultierenden Kräfte durch ge- Unterdecken und Trennwand sollten immer von
eignete Konstruktionen aufgenommen oder un- einem Hersteller geliefert werden, vor allem dann,
mittelbar durch die Deckenbekleidungen oder wenn hohe Anforderungen bezüglich der Schall-

14

14.27a 14.27b

14.27 Konstruktionsbeispiele
a) Kreuzbandrasterdecke mit drucksteifer Abhängung
b) Längsbandrasterdecke mit drucksteifer Abhängung und diagonaler Queraussteifung
1 Noniusabhänger 7 Trennwand mit Hohlraumdämmung und
2 horizontale Faserdämmstoffauflage biegeweichen Wandschalen
3 abgepasste Dämmstoffeinlage 8 Mineralfaser-Deckenplatten
4 perforierte Metallkassetten 9 Bandrasterprofil für Einlegemontage
5 Bandrasterprofil mit Dichtungsband 10 diagonale Queraussteifung
6 elastische Anschlussdichtung 11 Massivdecke
616 14 Leichte Unterdecken

Längsdämmwerte, Schallabsorptionsgrade und teinfache, trockene Montage und Demontage


des Feuerwiderstandes gefordert werden. Meist vorgefertigter Elemente,
erfüllen zwar Unterdecken und Trennwände je- tAustauschbarkeit und freie Kombinationsmög-
weils für sich allein die geforderten Werte, im lichkeit verschiedenartig ausgerüsteter De-
Verbund weisen die Anschlüsse jedoch – wenn ckenteile,
die Ausbauteile nicht sorgfältig aufeinander ab- tIntegration technischer Funktionsträger und
gestimmt sind – oft gravierende Schwachstellen leichter Trennwände,
auf.
tgeringen Unterhaltsaufwand,
Druck- und Scherkräfte. Bei der in Bild 14.27a tallgemeine raumgestalterische Aspekte,
dargestellten Kreuzbandrasterdecke können die tUmweltverträglichkeit, Wiederverwertung (Re-
zuvor erwähnten Kräfte problemlos aufgenom- cycling), Wirtschaftlichkeit in Relation zu den
men und leichte Trennwände in jeder Richtung Qualitätsanforderungen.
unter die Bandrasterprofile gestellt werden. Die
Bandrasterprofile selbst müssen allerdings über An das Material einer Decklage können bestimm-
die Knotenpunkte unbedingt drucksteif abge- te Anforderungen wie beispielsweise Feuchtig-
hängt sein. Noniusabhänger sind hierfür am keitsbeständigkeit, Korrosionsbeständigkeit, Feu-
besten geeignet. Werden die Bandrasterprofi- erwiderstandsfähigkeit, Stoßunempfindlichkeit,
le jedoch nur in einer Richtung – in Form eines Lichtechtheit u. Ä. gestellt werden. Die Deckla-
Längsbandrasters – angeordnet, so sind die Ab- genelemente werden überwiegend oberflächen-
hängungen oftmals noch zusätzlich diagnonal fertig geliefert, so zum Beispiel anstrich-, kunst-
auszusteifen, damit ein seitliches Ausweichen der stoff-, folien-, metallbeschichtet oder mit einer
Profile verhindert wird (Bild 14.27b). Holzfurnier-, Textil- oder Schichtpressstoffauflage
versehen. Auch der Glanzgrad – matt, seiden-
Ballwurfsicherheit. Als ballwurfsicher gemäß matt, glänzend – und die Sichtflächenstruktur
DIN 18 032 gelten Bauelemente von Sporthallen können sehr unterschiedlich ausgebildet sein:
– wie beispielsweise Wand- und Unterdeckenbe- glatt, strukturiert, perforiert, reliefartig gestaltet
kleidungen, Leuchten, Lüftungsgitter – die bei oder räumlich gegliedert.
mechanischer Beanspruchung durch Bälle ohne
wesentliche Veränderungen der Oberflächen-
eigenschaften und der Unterkonstruktion dauer-
haft bleiben. Eine ballwurfsichere Metallpaneel- 14.5 Leichte Deckenbekleidungen
decke zeigt Bild 14.51. und Unterdecken:
Elastische Anschlüsse. Der Anschluss zwischen Deckensysteme
Bandraster- und Trennwandprofil ist elastisch
auszubilden. Je nach Anforderung (Trennwand 14.5.1 Einteilung und Benennung:
umsetzbar oder fest eingebaut) werden ein- bzw. Überblick
zweiseitig selbstklebende Schaumstoffbänder,
Filzstreifen oder Mineralfaserstreifen, ggf. mit Die auf dem Markt befindlichen Deckensysteme
14 elastoplastischer Dichtungsmasse, verwendet. können eingeteilt und benannt werden nach
(Hauptgruppen):
tEinsatzbereichen (z. B. Hygiene-, Sport-, Verwal-
tungs-, Wohnbereich),
14.4 Decklagen
tFunktionsanforderungen (z. B. Licht-, Akustik-,
Als Decklage kommen genormte und nicht ge- Lüftungs-, Kühldecken),
normte Halbzeuge und vorgefertigte Bauele- tSchutzanforderungen (z. B. Brandschutz-, Schall-
mente in Betracht, soweit sie für den jeweiligen schutzdecken),
Verwendungszweck geeignet sind. Die Auswahl tKonstruktionsmerkmalen (z. B. abgehängte –,
einer Decklage wird im Wesentlichen bestimmt sichtbare –, verdeckte Montage),
durch (Hauptfaktoren) tDeckengeometrie (z. B. Achsraster-, Längsband-
tden jeweiligen Einsatzbereich der Decke, raster-, Kreuzbandrasterdecken),
tdie daraus resultierenden Anforderungen, tDecklagenmaterialien (z. B. Gipskarton-, Mine-
tdas gewählte Rastersystem (modular, nicht mo- ralfaser-, Holz-, Metall-, Textilien- oder Folien-
dular), decken),
14.5 Deckensysteme 617

tGestaltungskriterien und Deckenbild (z. B. Plat- gende Drahtputzdecken in Teil 2 dieses Werkes)
ten-, Kassetten-, Paneel-, Rasterdecken). und den Spanndecken – aus plattenförmigen
Halbzeugen, die auf der Baustelle an Unterkons-
Die in Bild 14.28 dargestellte Einteilung der De- truktionen aus Metall oder Holz, direkt oder ab-
ckensysteme ist als Orientierungshilfe gedacht gehängt, in Trockenmontage befestigt werden.
und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Fugen der Platten sind so zu verspachteln,
Die Übergänge von einer Deckengruppe zur dass eine ebene, fugenlose Unterschicht entsteht
anderen vollziehen sich fließend, eine exakte (geschlossener Deckenspiegel). Zur Herstellung
Abgrenzung ist nicht möglich. Im Wesentlichen fugenloser Decken eignen sich vor allem unter-
lassen sich die Decken nach ihrer sichtbaren Er- schiedlich vergütete Gipskartonplatten, Gips-
scheinung, nach der Art des konstruktiven Auf- faserplatten und Gipskarton-Putzträgerplatten.
baues und nach ihrer Funktion klassifizieren. Die Je nach Anwendungsbereich können derartige
in den nachfolgenden Abschnitten erläuterten Deckenbekleidungen und Unterdecken folgende
Deckenbeispiele wurden – gemäß ihrer ganzheit- Anforderungen erfüllen:
lichen optischen Wirkung (Unterdeckenansicht) – in tVerkleidung der Rohdecke, einschließlich der
vier Hauptgruppen zusammengefasst: Ver- und Entsorgungsleitungen, Unterzüge
tFugenlose Deckenbekleidungen und Unter- u. Ä.,
decken 14.5.2, tErhöhung des Brandschutzes von Geschoss-
tEbene oder anders geformte Deckenbekleidun- decken,
gen und Unterdecken 14.5.3, tVerbesserung der Schalldämmung von Ge-
tWabendecken 14.5.4, schossdecken,
tLichtkanaldecken 14.5.5, tVerbesserung der Raumakustik mit verputzten
tSonderformdecken bleiben im Rahmen dieser Gipskarton-Lochplatten (Fortsetzung s. nächste
Abhandlung unberücksichtigt. Seiten),
tIntegration von Klima-, Lüftungs-, Kühl- und Be-
Da in der Praxis häufig ein bestimmtes Material
leuchtungstechnik,
den Ausgangspunkt für eine Deckenwahl abgibt,
wurden die in Bild 14.28 gezeigten Deckensyste- tVariable Trennwandanschlüsse,
me nochmals gegliedert und ihnen jeweils die in tUntergrund für Beschichtungen aller Art (An-
Frage kommenden Materialien zugeordnet. Dar- striche, Tapeten).
aus lassen sich im Wesentlichen fünf materialbe-
zogene Deckengruppen ableiten:
tGips- und Gipskartondecken, 14.5.2.1 Decken aus Gipskartonplatten1)
tMineralfaserdecken, Fugenlose Decken aus Gipskartonplatten kön-
tHolz- und Holzwerkstoffdecken, nen wie leichte Trennwände hergestellt werden
tMetalldecken, (Konstruktionshinweise siehe Abschn. 6.10.3 und
Bild 14.30). DIN 18 181 regelt die für Decken zu-
tKunststoffdecken.
lässigen Spannweiten (Tabelle 14.29). Bei Brand-
Es kann nicht Aufgabe dieses Werkes sein, einen schutzanforderungen sind die Angaben der DIN 14
vollständigen Überblick über alle auf dem Markt 4102-4 zu beachten (Tabelle 14.6 und 14.8).
befindlichen Deckensysteme zu geben. Zu viel-
fältig sind die Ausführungsmöglichkeiten – so- Akustikdecken aus Gipskarton-Lochplatten.
wohl in technischer als auch formaler Hinsicht. Die jeweils gewünschte akustische und gestal-
Vielmehr werden in diesem Abschnitt nur die terische Raumwirkung lässt sich bei Lochplatten-
wichtigsten Deckentypen erläutert und auf die Akustikdecken durch die entsprechende Wahl
jeweiligen Einsatzgebiete sowie Konstruktions- der sichtbar belassenen Lochbilder erzielen. Die
bedingungen hingewiesen. Platten gibt es mit gerader, versetzter oder Streu-
lochung, mit rückseitiger Faservlies-Kaschierung
oder hinterlegtem Schallschluckmaterial. Sind
14.5.2 Fugenlose Deckenbekleidungen aus gestalterischen Gründen fugenlose Decken-
flächen mit Putzbekleidung erwünscht, haben
und Unterdecken
Fugenlose Decken bestehen – abgesehen von 1) Der aktuelle Stand der Normung ist Abschn. 14.6 zu ent-
den altbewährten Draht-Putzdecken (s. Hän- nehmen.
618 14 Leichte Unterdecken

A. Fugenlose Deckenbekleidungen und Unterdecken

1. Fugenlose Decken mit geschlossenem Deckenspiegel,


z. B. aus
t Gipskarton-Bauplatten
t Gipskarton-Putzträgerplatten
t Mineralfaser-Putzträgerplatten

2. Spanndecke (mit geschlossenem Deckenspiegel)


z. B. aus
t Kunststofffolien
t Textilbahnen

B. Ebene Deckenbekleidungen und Unterdecken

1. Plattendecken (meist geschlossene Systeme),


z. B. aus
t Mineralfaserplatten
t Holz-Spanplatten
t Holz-Furnierplatten
t Holz-Faserplatten
t Holzwolle-Leichtbauplatten
t Gipskarton-Bauplatten
t Gipskarton-Kassetten
t Metall-Deckenplatten
(gelocht/ungelocht) u. a. m.

2. Paneeldecken (offene und geschlossene Systeme),


z. B. aus
t Metall-Profilen
t Massivholz-Profilen
t Spanplatten-Paneelen
t Hart-PVC-Profilen (gelocht/ungelocht)
14 u. a. m.

3. Lamellendecken (meist offene Systeme),


z. B. aus
t Massivholz-Lamellen
t Spanplatten-Lamellen
t Mineralfaser-Lamellen
t Leichtmetall-Lamellen
t Stahlblech-Lamellen
t Hohlkörper-Lamellen aus Metall oder Holz
(gelocht/ungelocht) u. a. m.

14.28 Einteilung und Benennung leichter Deckensysteme


14.5 Deckensysteme 619

Bild 14.28 Fortsetzung

4. Rasterdecken (meist offene Systeme),


z. B. aus
t Pressholz-Elementen
t Metall-Elementen
t Kunststoff-Elementen u. a. m.

C. Wabendecken

1. Wabendecken (offene und geschlossene Systeme),


z. B. aus
t Mineralfaserplatten
t Holzwerkstoffplatten
t Hohlkörperprofile aus Metall (gelocht/ungelocht)
u. a. m.

D. Lichtkanaldecken

1. Lichtkanaldecke mit integrierter Akustik,


Beleuchtung, Klimatisierung (geschlossene Systeme),
z. B. aus
t Holzwerkstoffplatten
t Textile Spannrahmenelemente
t Metall-Deckenplatten (gelocht/ungelocht)
t Mineralfaserplatten

E. Sonderformdecken bleiben im Rahmen dieser Abhandlung unberücksichtigt

Tabelle 14.29 Zulässige Spannweiten von Gipskartonplatten bei Deckenbekleidungen und Unterdecken

Befestigungsarten Plattendicke in mm Zulässige Spannweiten von


14
Gipskartonplatten an Decken
(Achsabstände der Tragprofile) in mm

12,5 500
15 550
18 625
20 625
25 625
Querbefestigung

12,5
15
18 420
20
Längsbefestigung 25

Plattenlängsrichtung (↔) Rückseitenstempel


620 14 Leichte Unterdecken

14.30
Konstruktionsbeispiel: Unterdecke
aus Gipskarton-Bauplatten (Gipskar-
tondecke) mit Unterkonstruktion aus
C-förmigen Metallprofilen. Vgl. hier zu
auch Tab. 14.6 und Tab. 14.8
1 Gipskarton-Bauplatten
2 Tragprofil
3 Grundprofil
4 Schnellbauschraube
5 Schnellspannabhänger
6 Ankerwinkel
7 Wandwinkel

sich putzbeschichtete Lochplatten-Akustikdecken Montage ist zwischen den abgerundeten Längs-


mit hinterlegtem Schallschluckmaterial bewährt kanten der Putzträgerplatten ein Abstand von
(Bild 14.31). Einzelheiten hierzu s. Abschn. 9.10 etwa 5 mm einzuhalten. Diese Fugen werden vor
sowie Bild 9.27 in Teil 2 dieses Werkes. dem Verputzen mit Gips so ausgedrückt, dass
sich auf der Plattenrückseite ein kantenumfas-
Gipskarton-Putzträgerdecke. Die in Bild 14.32 sender Wulst bildet. Vgl. hierzu Abschn. 9.7.6.6,
dargestellte fugenlose Decke besteht aus unge- Hängende Drahtputzdecken in Teil 2 dieses Wer-
lochten Gipskarton-Putzträgerplatten (GKP) mit kes sowie Bild 14.36, Mineralfaser-Putzträger-
nachträglich aufgebrachter Putzschicht. Bei der decke.

14
14.31 Konstruktionsbeispiel: Unterdecke aus putzbe- 14.32 Konstruktionsbeispiel: Unterdecke aus putzbe-
schichteten Gipskarton-Lochplatten und hinterleg- schichteten Gipskartonplatten (fugenlose Gips-
tem Schallschluckmaterial (fugenlose Lochplatten- karton-Putzträgerdecke). Vgl. hierzu Bild 9.22 und
Akustikdecke) 9.27 in Teil 2 dieses Werkes.
1 Noniusabhänger 1 Schnellspannabhänger mit Feder
2 Grundprofil 60 × 27 2 Grundprofil 60 × 27
3 Kreuzverbinder 3 Kreuzverbinder
4 Tragprofil 60 × 27 4 Tragprofil 60 × 27
5 Aluminiumfolie 5 GK-Putzträgerplatten 9,5 mm
6 GK-Plattenstreifen (Montagesteg 60 × 18) 6 offene Längsfuge (etwa 5 mm) mit kantenum-
7 Faserdämmstoff 20 mm fassendem Wulst auf der Plattenrückseite
8 GK-Lochplatte 12,5 mm 7 Maschinenputz 10 mm
9 Lochbild 12 / 20 / 46
10 Glasvliesbahn (schalldurchlässig) Gebr. Knauf, Westdeutsche Gipswerke, Iphofen
11 Dekorputz 3 mm
Sto AG, Stühlingen – Gebr. Knauf, Iphofen
14.5 Deckensysteme 621

14.5.2.2 Spanndecken 14.5.3 Ebene Deckenbekleidungen


Eine auf den Raum oder das Deckenelement und Unterdecken
maßgeschneiderte Textil- oder Kunststoffbahn
wird unter die bestehende Decke in Randleisten Allgemeines
eingespannt. Kunststoffdecken werden bei ca. Während die fugenlosen Decken aus plattenför-
45 °C in die Randprofile eingehängt und spannen migen Halbzeugen an der Baustelle hergestellt
sich beim Erkalten selbst. Der Restdurchhang ist werden und erst dort ihr endgültiges Aussehen
in der Regel nicht wahrnehmbar. Öffnungen für erhalten, bestehen die ebenen Deckensysteme1)
Einbauleuchten, Lüftungs- oder Sprinklerelemen- aus werkmäßig vorgefertigten Einzelelementen
te sind ausführbar, sie müssen jedoch im Werk in mit fix und fertiger Oberfläche, die nur noch vor
die Folie eingearbeitet werden, nachträgliche Än- Ort montiert werden müssen (auch Element-
derungen sind sehr aufwändig. Die Oberfläche ist oder Montagedecken genannt). Von daher lassen
glänzend oder matt, die Folien lassen sich bedru- sich auch die unterschiedlichen Fugenausbildun-
cken und eignen sich besonders zur Hinterleuch- gen ableiten: Während bei den erstgenannten
tung. Sie können in der Brandschutzklasse B, s1 Decken Fugen aus den verschiedensten Gründen
d0 gefertigt werden. Im Gegensatz zu Glaslicht- (z. B. Hygiene- und Brandschutzanforderungen)
decken sind keine Fugen sichtbar und es können nicht gebraucht werden können, sind die Fugen
dreidimensional verformte Decken ausgebildet der ebenen Decken als gestalterisches, d. h. flä-
werden. Mikrolochungen und dahinter ange- chengliederndes und maßstabbildendes Element
brachte Schalldämmplatten können die Schall- erwünscht, bei anderen Deckenarten wiederum
absorption verbessern. Der Vorteil dieser Decken aus raumakustischen, herstellungs-, beleuch-
liegt in der schnellen Montage und der geringen tungs- und lüftungstechnischen Gründen sogar
Aufbauhöhe (minimal ca. 2 cm, bei hinterleuch- funktionsbedingt erforderlich. Demnach unter-
teten Decken ca. 20–40 cm) und der Möglichkeit, scheidet man (Bild 14.28):
leichte Unterdecken nur an der Wand zu befesti- tGeschlossene Deckensysteme, bei denen
gen (bis 60–80 m2 Raumgröße und ohne weitere die Decklagenelemente dicht aneinander und
Deckeneinbauten). Nachteilig ist der Aufwand dicht an die raumbegrenzenden Bauteile ange-
bei Wartungsarbeiten der im Deckenraum lie- schlossen sind.
genden Installationen. Der Raum muss wie bei
der Montage auf 40–50 °C erwärmt und die ge- tOffene Deckensysteme, bei denen die einzel-
samte Folie abgenommen werden (Bild 14.33). nen Decklagenelemente auf Fuge zueinander
angebracht oder die Decklagenkörper selbst
licht-, luft- oder schalldurchlässig ausgebildet
sind.

In die meisten ebenen Deckenbekleidungen


und Unterdecken lassen sich die jeweils erfor-
derlichen beleuchtungs-, schall- und klimatech-
nischen Funktionen problemlos integrieren. Der
Übergang von der einfachen Deckenbekleidung 14
hin zum hochinstallierten, integrierten Decken-
system vollzieht sich fließend. Eine scharfe Ab-
grenzung der unterschiedlichen Deckensysteme
ist nicht möglich. Ebene Deckensysteme sind
überwiegend als schallabsorbierende Decken
1
ausgebildet; vielfach werden diese Decken des-
2
halb als ebene Akustikdecken bezeichnet. Wird
3 die Beleuchtung oberhalb der lichtdurchlässigen

1) Die Bezeichnung „ebene Decke“ soll verdeutlichen, dass


es sich hierbei um Decken handelt, deren Oberflächen
14.33 Schematische Darstellung einer Spanndecke durchaus reliefartig ausgebildet sein können, deren Un-
1 Wandprofil terseite jedoch insgesamt keine größeren räumlichen
2 Klemmleiste Versätze – wie sie beispielsweise bei den Waben- oder
3 Spannfolie Pyramidendecken zu verzeichnen sind – aufweisen.
622 14 Leichte Unterdecken

Decklage angeordnet oder die perforierte Deck- Mineralfaserakustikdecken. Die Oberflächen-


lage für lüftungstechnische Zwecke genutzt, ausbildung der Mineralfaserplatten hat einen
so spricht man von sog. Lichtdecken bzw. Lüf- entscheidenden Einfluss auf die akustische Wirk-
tungsdecken. Derartige Bezeichnungen müssen samkeit des gesamten Deckensystems. Das ho-
jedoch immer unscharf bleiben, da sie nur einen he Schallabsorptionsvermögen der Platten wird
Teil der tatsächlich von der jeweiligen Decke er- durch die strukturierte poröse Oberfläche und
brachten Funktionen beschreiben. durch eine zusätzliche Nadelung (Perforation) er-
reicht, so dass die Schallwellen tief in das Platten-
innere eindringen können. In der Regel werden
14.5.3.1 Decken aus Mineralfaserplatten die Decklagenelemente werkseitig oberflächen-
(Faserverbundplatten) fertig in vielen Struktur- und Farbvarianten an-
geboten. Ohne Beeinträchtigung der akustischen
Mineralfaserdecken – auch kurz MF-Decken Wirkung können sie auch später durch einen
genannt – bestehen aus porösen Mineralfaser- weiteren Farbauftrag renoviert werden; die ent-
platten als Decklage und passenden Unterkons- sprechenden Herstellerhinweise sind dabei zu
truktionen, meist aus Metall. Aufgrund eines breit beachten.
gefächerten Angebotes verschiedenartiger Plat- Mineralfaserplatten gibt es wahlweise in den
tenmaterialien und Oberflächenausbildungen Baustoffklassen B1 (schwer entflammbar) und
sind sie universell in nahezu allen Baubereichen A2 (nichtbrennbar) nach DIN 4102. Je nach Plat-
einsetzbar. Insbesondere dort, wo es ankommt tenmaterial, Montagesystem und vorhandener
auf: Tragdecke können damit Feuerwiderstandsklas-
tRaumakustik, sen von F 30 bis F120 gemäß DIN 4102 erreicht
tBrandschutz, werden. Einzelheiten hierzu sind den jeweiligen
tSchallschutz, Herstellerunterlagen und allgemeinen bauauf-
tgeringes Flächengewicht, sichtlichen Prüfzeugnissen oder Zulassungen zu
entnehmen.
teinfache Montage und Demontage,
tIntegration von Beleuchtung, Lüftung usw., Regelabmessungen – Mineralfaserplatten (Fa-
tvielfältige Gestaltungsmöglichkeiten, serverbundplatten): 600 × 600 (625 × 625) – 1200
× 600 (1250 × 625) mm. Langfeldplatten: 2000
tPreis und Wirtschaftlichkeit. (2500) × 300 mm. Übliche Plattendicken: 15 – 20
– 25 mm. Sonderformate auf Anfrage.
Die Plattentypen der verschiedenen Hersteller
unterscheiden sich deutlich hinsichtlich ihrer je-
weiligen stofflichen Zusammensetzung und der
Mineralfaser-Plattendecken lassen sich ein-
sich daraus ergebenden technischen Eigenschaf-
fach, schnell und trocken montieren. Die Platten
ten. Die klassischen Mineralfaserplatten bestehen
können unmittelbar an einer ebenen Tragdecke
aus verdichteter und gebundener Mineralwolle,
oder an Unterkonstruktionen aus Metall oder
hergestellt aus künstlichen Stein- oder Glasfa-
Holz – direkt oder abgehängt – angebracht wer-
sern. Alternative Faserverbundplatten setzen sich
14 aus natürlichen Rohstoffen bzw. Bindemitteln
den. Von den Herstellern werden entsprechende
Unterkonstruktionen meist als komplette Systeme
wie Perlit, Vermiculit, Tonmehl und Stärke sowie
mit genauer Montagevorschrift angeboten. Die
organischen Armierungsfasern (Zellulosefasern
Kantenausbildung richtet sich nach dem gewähl-
aus wiederverwertetem Papier) zusammen; sie
ten Montagesystem und nach den jeweiligen
sind voll recycelbar und enthalten keine künstli-
technischen und gestalterischen Anforderungen
chen Mineralfasern. Übliche Mineralfaserplatten
(Bild 14.34 und Bild 14.35). Je nach Konstruk-
weisen nur eine geringe mechanische Festigkeit
tionsart sind die Deckenplatten entweder fest
auf, dürfen nicht nass werden und sind auch ge-
eingebaut oder nach oben bzw. nach unten he-
gen hohe Luftfeuchte nicht unempfindlich. Vor
rausnehmbar, so dass der Deckenhohlraum je-
der Unterdeckenmontage müssen daher alle
derzeit zugänglich bleibt. Auf die weiterführende
Nass- und Installationsarbeiten (Putz-, Estrich-
Spezialliteratur [14] wird hingewiesen. Folgende
arbeiten usw.) abgeschlossen sein. Auch beim
Montagemöglichkeiten bieten sich bei Metallun-
Einbau und bei der späteren Nutzung sollte die
terkonstruktionen an:
relative Luftfeuchte von 70 % nicht überschritten
werden. Sonderkonstruktionen für Feuchträume, tVerdeckte Montage. Die Tragprofile werden
Schwimmbäder usw. sind jedoch lieferbar. von den Mineralfaserplatten verdeckt.
14.5 Deckensysteme 623

14.34a 14.34b 14.34c 14.34d

14.34e 14.34f

14.34g

14.34 Schematische Darstellung möglicher Montagesysteme und Kantenformen von Mineralfaser-Deckenplatten


(Beispiele)
a) verdeckte Montage, Platten nicht herausnehmbar
b) verdeckte Montage, Platten nicht herausnehmbar
c) verdeckte Montage, Platten herausnehmbar
d) sichtbare Montage, Platten herausnehmbar
e) sichtbare Montage, Platten herausnehmbar
f) sichtbare Montage, Platten herausnehmbar (Bandrasterdecke)
g) vertikale Montage von Mineralfaserplatten (Wabendecke)
OWA Odenwald Faserplattenwerk, Amorbach

14

14.36 Konstruktionsbeispiel:
Unterdecke aus putzbeschich-
teten Mineralfaserplatten
(fugenlose Mineralfaser-
14.35 Konstruktionsbeispiel: Unterdecke aus Mineralfaserplatten mit Putzträgerdecke)
sichtbaren Tragschienen (Einlegemontage) 1 Dekorputz und Glasvlies
1 Tragschiene 2 Mineralfaser-Putzträgerplatte
2 Querschiene 3 Tragprofil
3 Wandwinkel 4 Grundprofil
4 Schnellspannabhänger 5 T-Profil
5 Schlitzbandabhänger 6 Wandanschlussprofil
6 Noniusabhänger 7 Noniusabhänger
7 Mineralfaserplatte
OWA Odenwald
DONN Products GmbH, Viersen Faserplattenwerk, Amorbach
624 14 Leichte Unterdecken

tHalbverdeckte Montage. Keine sichtbaren chenfertigen Decklagenelementen. Im Einzelnen


Querprofile zwischen den Längsbandrasterpro- unterscheidet man (Bild 14.28):
filen. tHolzplattendecken und Holzkassettendecken,
tSichtbare Montage. Im Achsraster-, Längs- tProfilholzdecken und Holzpaneeldecken,
bandraster-, Kreuzbandrastersystem. tHolzlamellendecken,
tVertikale Montage. In Form von Lamellen-, tHolzrasterdecken,
Raster- und Wabendecken.
tSonderformdecken (bleiben hier unberücksich-
Mineralfaser-Putzträgerdecke (Bild 14.36). Die- tigt).
se Unterdecke besteht aus einem für die verdeck-
te Montage geeignetem Profilsystem, auf das
allseits genutete und scharfkantig geschnittene Holzplattendecken u. Holzkassettendecken
Mineralfaserplatten aufgebracht werden. Darauf Plattendecken bestehen in der Regel aus qua-
wird quer zu den Plattenlängsstößen ein Glasvlies dratischen, rechteckigen oder anders geform-
aufgezogen und anschließend mit einem Dekor- ten Decklagenelementen. Dabei handelt es sich
putz beschichtet. Diese Putzträgerdecke zeichnet meist um geschlossene Deckensysteme.
sich durch ein geringes Flächengewicht, hohe
Schallabsorption und Schall-Längsdämmung aus; Fertigplattendecken (dekorative Deckenplat-
außerdem ergeben sich je nach Abhängehöhe ten) bieten sich als einfachste Ausführung zur
und Art der Rohdecke Feuerwiderstandsklassen Bekleidung von Rohdecken an. Diese dünnen,
von F 30 bis F120 nach DIN 4102. Vgl. hierzu auch montagefertigen Tafeln aus Furniersperrholz
Bild 14.32, Gipskarton-Putzträgerdecke. oder Spanplatten werden vom Holzfachhandel
in Form von Einzelelementen oder als komplette
Systeme (Fertigtäfelungen für Decke und Wand),
14.5.3.2 Decken aus Holz einschließlich Befestigungsmittel und Unterkons-
und Holzwerkstoffen truktion geliefert. Die Oberflächen können fur-
Holzdecken sind nach wie vor sehr gefragt. Ne- niert, lackiert, mit Kunststoff-, Metallfolie oder
ben ihrem guten Aussehen – bedingt durch eine anderen Materialien beschichtet sein. Durch Pro-
Vielzahl interessanter Holzarten und farbig be- file und Schattenfugen lassen sich gegliederte
handelter Oberflächen – sind als weitere Vorzüge Flächen erzielen (Bild 14.37).
ihre relativ problemlose, trockene Montage, die
minimale Nachpflege (keine wiederkehrenden Kassettendecken nennt man Deckenbekleidun-
Tapezier- und Malerarbeiten) sowie ihre hohe gen und Unterdecken aus meist quadratischen
Lebensdauer bei relativ günstigen Preisen zu Elementen. Derartige Decken wurden früher aus
nennen. Zu beachten sind jedoch immer auch Rahmen und Füllungen, mit vertieft angeordne-
die materialbedingten Eigenschaften, die sich aus ten Feldern (Kassetten) nach handwerklichen Re-
dem Naturwerkstoff Holz mit all seinen Vor- und geln hergestellt. Industriell gefertigte Kassetten
Nachteilen ergeben (z. B. fortwährende Maß- und bestehen üblicherweise aus oberflächenveredel-
14 Formänderungen durch Schwinden und Quel- ten Holzwerkstoffen, deren Kanten für Einsteck-
len). Einzelheiten hierzu sind der Spezialliteratur federn genutet oder anderweitig profiliert sein
[11] zu entnehmen. können.
Holzdecken1) können aus Massivholz oder Holz- Akustikdecken aus schallabsorbierenden Holz-
werkstoffen – wie zum Beispiel Stabsperrholz werkstoffplatten. Zur Herstellung von Akustikde-
und Furniersperrholz gemäß DIN EN 636, Holz- cken bieten sich poröse, perforierte und auf Fuge
spanplatten nach DIN EN 312, Faserplatten nach angeordnete Decklagenelemente an. Vgl. Bild
DIN 622 sowie Schichtholzformteilen – entweder 14.2 sowie Abschn. 14.2.2.1.
nach handwerklichen Regeln in Einzelfertigung Eine schallabsorbierende Plattendecke aus
oder unter Verwendung von einbaufertigen Seri- Holzwerkstoffen zeigt Bild 14.38. Die an einem
enprodukten hergestellt werden. Auch hier geht höhenversetzten Tragrost aus Metallprofilen be-
der Trend zu industriell hergestellten, oberflä- festigten Leichtspan-Akustikplatten (DIN EN
622) sind in den Baustoffklassen B1 (schwerent-
flammbar) und A2 (nichtbrennbar) nach DIN 4102
1) Der aktuelle Stand der Normung von Massivholz und erhältlich. Die Oberfläche dieser Platten kann je
Holzwerkstoffen ist Abschn. 14.6 zu entnehmen. nach Bedarf schallabsorbierend oder schallre-
14.5 Deckensysteme 625

14.37 Schematische Darstellung 14.38 Konstruktionsbeispiel: Akustikdecke aus schallabsorbierenden


einer Holzplattendecke aus Holzwerkstoffplatten und höhenversetztem Tragrost (zugleich
montagefertigen, dekora- ballwurfsichere Unterdecke)
tiven Deckenplatten. Dicke 1 Leichtspan-Akustikplatten 4 Grundprofil
der Platten 6, 8, 10 mm. 2 Hutprofil, mit darüberliegendem 5 Kreuzverbinder
1 Grundlattung Tragprofil verschraubt 6 Noniusabhänger
2 Nagellaschen 3 Tragprofil
3 Fertigtäfelung
Wilhelmi Werke, Lahnau

flektierend ausgebildet sein, ohne dass sich das passgenauen Profilhölzer sind mit Nut und Fe-
Aussehen verändert. Bei der schallabsorbierenden der versehen, so dass im verlegten Zustand eine
Ausführung ist die Plattensichtseite entweder mit sichtbare Fuge entsteht. Die Querschnitte eini-
einer offenporigen Feinspandeckschicht oder ei- ger Profilhölzer zeigt Bild 14.39. Zum besseren
nem mikroporösen Akustikvlies beschichtet, auf Verständnis sind in Bild 14.40 die notwendigen
die wahlweise ein offenporiger Akustiklack, Akus- Fachbegriffe erläutert:
tikfeinputz oder andere Absorptionsbeschich- tProfilhölzer sind Bretter aus Massivholz mit
tungen aufgebracht werden können. Nut und angehobelter Feder.
tProfilmaß ist die Breite des Brettes einschließ-
lich der Feder. Nach diesem Maß wird der Preis
Profilholzdecken und Holzpaneeldecken berechnet (Berechnungsbreite).
Profilhölzer aus Massivholz – auch Profilbretter
oder gespundete Bretter genannt – werden in Deckbreite ist die Breite des Brettes ohne Feder.
Hobelwerken gefertigt und sind über den Holz- Da bei Profilhölzern Nute und Feder ineinander
fachhandel zu beziehen. Die Längsseiten der greifen, muss bei der Ermittlung der für eine 14

14.39a 14.39b

14.39c 14.39d

14.39 Schematische Darstellung von Profilhölzern 14.40 Fachbegriffe beispielhaft an einem


a) Fasebretter aus Nadelholz (DIN 68 122) Profilholz-Querschnitt dargestellt
b) Profilbretter mit Schattennut (DIN 68 126)
c) Profilbretter mit Schattennut (nicht genormt)
d) Profilbretter mit gewölbter Sichtfläche (nicht genormt)
626 14 Leichte Unterdecken

Fläche tatsächlich benötigten Menge von der überall dort, wo mit hoher relativer Luftfeuchte
Deckbreite ausgegangen werden. Die Differenz (Feuchtigkeitsschwankungen) zu rechnen ist. Für
zwischen Profilmaß und Deckbreite entspricht Decken in Feuchträumen gelten besondere Fest-
der jeweiligen Federbreite; diese beträgt je nach legungen. Einzelheiten hierzu s. [12].
Brettbreite 6 mm, 8 mm oder 10 mm. Bei Unterdecken werden die Profilhölzer und Pa-
neele vorwiegend an Metallunterkonstruktionen
Regelabmessungen. Profilhölzer sind in Längen angebracht. Zu ihrer unsichtbaren Befestigung
von 0,60 (1,50) bis 6,10 m erhältlich. Die gängigen eignen sich handelsübliche Spezialkrallen (Bild
Profilbreiten liegen zwischen 69 und 146 (196) 14.42 und Bild 8.45). Ihre Größe richtet sich nach
mm, gebräuchliche Brettdicken zwischen 11,0 der jeweiligen Nutwangendicke der Profilhölzer
und 19,5 mm. Von den Hobelwerken werden da- bzw. Paneele. In Verbindung mit entsprechenden
rüber hinaus noch eine Vielzahl nicht genormter Unterkonstruktionen können derart befestigte
Profilarten angeboten (Sonderprofile). Die ge- Decken auch ballwurfsicher ausgeführt werden.
bräuchlichsten Holzarten, aus denen Profilhölzer
hergestellt werden, sind Fichte, Kiefer, Lärche, Profilhölzer aus Massivholz dürfen nur in gut
Red Pine, Oregon Pine, Western Red Cedar, Hem- getrocknetem Zustand eingebaut werden, da
lock. Weitere Einzelheiten sind der Speziallitera- sich Holz auf den Feuchtegehalt der umgeben-
tur [11], [12], [13] zu entnehmen oder beim Holz- den Luft einstellt (Gleichgewichts-Holzfeuchte).
fachhandel zu erfragen. In beheizten Räumen soll die Holzfeuchte bei
etwa 8 % (bezogen auf das Darrgewicht) liegen.
Paneele aus Holzwerkstoffen bestehen aus Außerdem sollten die Profilhölzer vor der Monta-
einer Trägerplatte (Spanplatte oder MDF-Faser- ge durch mehrtägige Lagerung im temperierten
platte), einer Ummantelung aus Furnier oder Raum dem jeweiligen Raumklima angepasst wer-
Kunststofffolie auf der Sichtseite und einem sog. den.
Gegenzugmaterial auf der Rückseite (Bild 14.41).
Die Paneele sind in der Regel ringsum mit einer Oberflächen. Profilhölzer werden üblicherwei-
Nut (Einsteckfeder) versehen. Da sie aus Holz- se gehobelt und geschliffen angeboten, sie sind
werkstoffen gefertigt werden, unterliegen sie im aber auch mit sägerauer und sandgestrahlter
Prinzip keiner material- bzw. konstruktionsbe- Oberfläche erhältlich. Eine farbige Behandlung
dingten Breitenbegrenzung. der Hölzer ist ebenfalls möglich. Werden gespun-
dete Profilhölzer oder Akustikbretter mit Ein-
Decken aus Profilhölzern und Paneelen. Aus- steckfedern (Federn aus Sperrholz) verwendet, so
bildung und Bemessung der Unterkonstruktion ist darauf zu achten, dass alle sichtbaren Holzteile
richten sich weitgehend nach der Art und Größe vor der Montage mindestens einmal mit dem je-
des Bekleidungsmateriales (Decklage). Die zuläs- weiligen Beschichtungsmittel (z. B. Farblasuren)
sigen Stützweiten und Abstände der Trag- und vorbehandelt sind, damit bei späteren, holzwerk-
Grundprofile sind den jeweiligen Herstellerun- stoffbedingten Formänderungen die ursprüngli-
terlagen bzw. amtlichen Prüfzeugnissen zu ent- che Holzfarbe an den Nut- und Federstößen nicht
nehmen. Angaben über Unterkonstruktionen s. unangenehm streifig in Erscheinung tritt.
14 Abschn. 14.3.3.
Bei Deckenbekleidungen, an die keine beson- Akustikdecken aus Profilhölzern und Pa-
deren Anforderungen hinsichtlich ihrer Hinter- neelen. Zur Herstellung von schallabsorbie-
lüftung gestellt werden, genügt eine einfache, renden Deckenbekleidungen und Unterdecken
höhengleiche Traglattung als Unterkonstruktion eignen sich auf Fuge angeordnete Akustik-
(Bild 14.26). Das Anbringen einer höhenver- Glattkantbretter und Akustik-Profilbretter gemäß
setzten Trag- und Grundlattung empfiehlt sich Bild 14.2. Sie werden vor allem in Sportstätten,

14.41
Schematische Darstellung eines Paneels aus Holzwerkstoff
1 Trägerplatte (Spanplatte, MDF-Faserplatte)
2 Ummantelung (Furnier, Kunststofffolie)
3 Gegenzugmaterial (Formstabilität)
14.5 Deckensysteme 627

14.42b

14.42a 14.42c

14.42 Konstruktionsbeispiel: Abgehängte Akustikdecke mit Profilhölzern oder Holzpaneelen und Metallunterkonstruk-
tion. Schallabsorbierende Dämmstoffauflage bei Bedarf.
a) Gesamtaufbau
b) bis c) Ausschnitte
1 Tragschiene 4 Noniusabhänger (Unterteil)
2 Spezialkralle (Drehklipp) 5 Einschubfeder (Dämmfeder)
3 Profilhölzer, Paneele 6 Wandwinkel
Früh, Neckartenzlingen

14.43
Akustik-Schwinghänger für schallschutz-
technisch wirksame Decken- und Wand-
bekleidungen
1 Akustik-Schwinghänger
2 Traglatte
3 Spezialkralle
4 Schraube
5 Profilholz, Paneel
6 Dämmaterial
Früh, Neckartenzlingen

14
Schwimmhallen, Kirchen usw. eingesetzt, und Holzlamellendecken
zwar mit offenen oder geschlossenen Fugen Lamellendecken (Bild 14.44) bestehen aus einzel-
(Dämmfedern), jeweils mit hinterlegtem Riesel- nen, senkrecht angeordneten, meist in gleichen
vliesstoff bzw. Schallschluckmaterial (Bild 14.42). Abständen parallel zueinander in einer Richtung
Auch die Fugenbreiten können wahlweise 10, 15, verlaufenden Platten. Sie sind licht-, luft- und
20 oder 25 mm betragen, so dass sich bei gleicher schalldurchlässig (offenes Deckensystem). Sie
Profilausbildung unterschiedliche Schallabsorpti- ergeben je nach Blickrichtung, Lamellenhöhe
onsgrade erzielen lassen. Nähere Angaben hierzu und Plattenabstand einen mehr oder weniger
sind der Spezialliteratur [12] zu entnehmen. guten Sichtschutz. Durch Auflegen von Schall-
Werden erhöhte schallschutztechnische Anfor- schluckmaterial können störende Installationen
derungen an Deckenbekleidungen gestellt, so o. Ä. verdeckt und gleichzeitig ein hoher Schall-
bieten sich die in Bild 14.43 dargestellten Akustik- absorptionsgrad erzielt werden. Vgl. hierzu auch
Schwinghänger (Metallbügel mit Dämmstoffein- Abschn. 14.5.3.1, Decken aus Mineralfaserplatten.
lage) an. An Materialien werden vorzugsweise Massivholz
sowie Holzwerkstoffe, wie beispielsweise Leicht-
628 14 Leichte Unterdecken

14.44
Schematische Darstellung einer
abgehängten Lamellendecke
1 Tragprofil, beidseitig geschlitzt
2 Lamellen
3 Abhänger
4 Lamellenhalter mit
Einhängehaken

span-Akustikplatten, eingesetzt. Durch eine ent- Offene Rasterdecken mit einem freien Quer-
sprechend farbige Oberflächenbehandlung und schnitt von bis zu 70 bis 80 Prozent dienen oft-
schachbrettartige Anordnung der Lamellenfelder mals nur zur optischen Korrektur der Raumhöhe,
lassen sich interessante Deckenuntersichten er- wobei das Luftvolumen des Raumes voll erhalten
reichen. bleibt. Aufgrund ihrer Durchlässigkeit eignet sich
die Rasterdecke besonders für die Lüftung und
Klimatisierung von Räumen. Ausführungen als
Holzrasterdecken Kühldecke gemäß Bild 14.14, wie auch zur Her-
stellung von Akustikdecken mit oberseitig auf-
Rasterdecken sind offene Deckensysteme mit gelegtem Schallschluckmaterial sind möglich.
meist gleichmäßig gerasteter Untersicht. Sie set- Oftmals werden Rasterdecken auch als Lichtras-
zen sich aus handlichen Einzelelementen zusam- terdecken bezeichnet, da sie viele Möglichkeiten
men, die sich zu fugen- und richtungslos durch- der individuellen Lichtgestaltung zulassen.
laufenden Unterdeckenflächen zusammenfügen
lassen. Die in quadratischer, rechteckiger oder Formgepresste Rasterelemente. Die in Bild
polygonaler Form lieferbaren Elemente bieten 14.45 dargestellten Rasterelemente werden aus
vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Sie können einem Spanholzgemisch mit duroplastischen
aus Massivholz, Holzwerkstoffen oder auch ande- Kunstharzen formgepresst (Baustoffklasse B1
ren Materialien hergestellt sein. Vgl. hierzu auch und B2 nach DIN 4102). Als tragende Unterkons-
Abschn. 14.5.3.3, Metall- und Kunststoffraster- truktion dienen parallel verlaufende, abgehängte
decken. Steckrohre, an denen die Einzelelemente ein-

14

14.45a 14.45b

14.45 Schematische Darstellung von offenen Rasterdecken mit Rasterelementen aus formgepresstem Holzwerkstoff
a) formgepresste Rasterelemente, b) Montage der Rasterelemente
1 Steckrohr (Tragrohr) 3 Drahtklammer
2 Aufhängehaken 4 formgepresstes Rasterelement
Pagolux Interieur GmbH, Xanten
14.5 Deckensysteme 629

gehängt werden. Um Höhenversätze und offe- gehend nach der Art und Größe des aufzubrin-
ne Fugen zwischen den einzelnen Elementen genden Bekleidungsmateriales (Decklage). Die
auszuschließen, werden sie untereinander noch zulässigen Stützweiten und Abstände der Trag-
mit Drahtklammern verbunden. Rasterdecken profile sind den jeweiligen Herstellerunterlagen
aus Spanholz sind immer freischwebend – ohne und allg. bauaufsichtlichen Prüfzeugnissen bzw.
festen Wandanschluss – zu verlegen (material- Zulassungen zu entnehmen.
bedingtes Schwinden und Quellen durch wech-
selnde Feuchteeinflüsse). Der Wandabstand soll
mind. 4 mm je Meter Deckenfläche betragen. Metallkassettendecken
Dieser Abstand ist umlaufend auch an Pfeilern, Metallkassettendecken bestehen aus quadrati-
Stützen und sonstigen Einbauten vorzusehen. schen, rechteckigen oder anders geformten,
wannenförmig ausgebildeten Deckenplatten
(geschlossenes Deckensystem). Je nach Fugen-
14.5.3.3 Decken aus Metall ausbildung kann die Deckenuntersicht flächig
oder stark gegliedert wirken. Dementsprechend
Metalldecken bewähren sich seit vielen Jahren gibt es Metallkassettendecken mit verdeckter
im modernen Innenausbau. Sie zeichnen sich Unterkonstruktion (Haarfugen), sichtbarer Unter-
insbesondere durch geringes Eigengewicht, Un- konstruktion (betonte Schattenfugen), Bandras-
empfindlichkeit des Materiales gegen äußere terprofilen (Längs- oder Kreuzbandraster) sowie
Einflüsse, problemlose Integration von Beleuch- Lichtkanalprofilen.
tungs- und Klimatechnik, einfache trockene
Montage und Demontage, geringen Unterhalts- Die Unterkonstruktion der Metallkassettendecke
aufwand sowie Materialien-, Farben- und For- besteht aus einem fest verriegelten Verband aus
menvielfalt aus. Außerdem eignen sie sich für Metallprofilen, der flucht- und waagerecht und
den Einsatz als Kühldecke gemäß Bild 14.16, als ggf. drucksteif (Bandrasterdecken) von der Roh-
Licht- und Lüftungsdecke sowie als Akustikdecke decke abgehängt wird. Vgl. hierzu Abschn. 14.3.2
mit hohem Schallabsorptionsvermögen. Ebene und 14.3.3, Unterkonstruktionen. In diesen Trag-
Metalldecken gibt es in Form von (Bild 14.28): rost werden die meist seitlich gekanteten Kasset-
ten entweder (Bild 14.46):
tKassettendecken
teingelegt (Einlegemontage),
tPaneeldecken
teingehängt (Einhängemontage),
tLamellendecken
teingeklemmt (Klemmmontage).
tRasterdecken
tSonderformdecken. Deckenhohlräume, in denen wartungsintensive
Installationen verlegt sind, müssen gut zugäng-
Die Decklagenelemente bestehen üblicherwei- lich sein. Daher wurden Metalldecken mit Klapp-
se aus Stahlblech (korrosionsgeschützt). Als Be- kassetten entwickelt, die sich nach unten aufklap-
schichtungsverfahren kommen Nasslackierung, pen und bei manchen Deckensystemen sogar
Pulverbeschichtung oder Bandbeschichtung noch seitlich verschieben lassen (Bild 14.16). Bei
Revisionsarbeiten entfällt die Zwischenlagerung
(kontinuierliches Verfahren) zum Einsatz. Decken
der Kassetten, Beschädigungen sind ausge-
14
aus Aluminiumblech zeichnen sich vor allem we-
gen ihrer Beständigkeit gegen hohe Luftfeuchte schlossen.
und chemische Dämpfe, ihres geringen Gewich- Akustikdecken aus perforierten Metallkasset-
tes und eleganten Aussehens (obere Preisklas- ten. Metallkassetten gibt es in ungelochter und
se) aus; es gibt sie mit Oberflächen in Alunatur, gelochter Ausführung. Entsprechend den jewei-
eloxiert, einbrennlackiert oder folienbeschichtet. ligen gestalterischen und akustischen Anforde-
Außerdem ist Aluminium wiederverwertbar. Alle rungen können die Decklagenelemente ganz
Decklagenelemente erhalten vor ihrer Ausliefe- unterschiedlich perforiert (Lochanteil zwischen
rung einen transparenten Folienüberzug, der sie 10 und 40 Prozent) und mit rieselsicherem Schall-
während des Transportes, des Auspackens und schluckmaterial hinterlegt sein (Bild 14.48a und
der Montage vor Verschmutzung und Beschädi- b). S. auch Abschn. 14.2.2, Schallschutz mit leich-
gung schützen soll. ten Unterdecken.
Die Decklagenelemente werden in der Regel an Die normalerweise sichtbaren Löcher der Metall-
Unterkonstruktionen aus Metall angebracht. Ihre kassetten können jedoch auch mit einem Akus-
Ausbildung und Bemessung richten sich weit- tikvlies kaschiert und anschließend mit einem
630 14 Leichte Unterdecken

14.46a 14.46b 14.46c

14.46 Schematische Darstellung verschiedener Montagesysteme bei Metallkassettendecken


a) Einlegemontage: Die Kassetten werden von oben in ⊥-förmige Tragprofile eingelegt; es entsteht eine
umlaufende Schattenfuge (Bild 14.47)
b) Einhängemontage: Die abgekanteten Kassetten werden in Tragprofile eingehängt, mit ringsumlaufenden
Dichtungsstreifen
c) Klemmontage: Eingestanzte Nocken und Aussparungen in den Kassettenkanten garantieren ein planebenes
Deckenniveau.
Lindner AG, Arnstorf

14.47
Konstruktionsbeispiel einer abgehängten
Metallkassettendecke mit sichtbarer Un-
terkonstruktion (betonte Schattenfugen)
1 Noniusabhänger
2 Tragprofil
3 Wandwinkel
4 Druckfeder
5 Randstreifen, ungelocht
6 eingestanzte Nocke
7 Metallkassette, gelocht
8 Schallschluckeinlage

Akustiklack beschichtet werden (Bild 14.49). Es keilförmig einpressbare Dämmplatten direkt auf
entsteht dabei eine monolithische und glatte, die Decklagenelemente aufkleben.
aber trotzdem schallabsorbierende Oberfläche.
Bei derart ausgerüsteten Metall-Akustikdecken Brandschutz bei perforierten Metallkassetten.
kann die üblicherweise notwendige Schall- Um auch mit perforierten Metallkassetten einen
14 schluckeinlage entfallen, so dass der Zugang zum ausreichenden Brandschutz zu erzielen, müssen
Deckenhohlraum wesentlich vereinfacht wird. noch zusätzliche Gipskarton-Feuerschutzplatten
oberseitig auf die Schallschluckeinlage einge-
Schall-Längsdämmung bei perforierten Me- baut werden (Sandwich-Bauweise, Gesamtdicke
tallkassetten. Übernehmen Akustikdecken beim etwa 65 mm, Feuerwiderstandsklasse F30 nach
Einbau von umsetzbaren Trennwänden auch DIN 4102), Bild 14.48d.
noch die Funktion der horizontalen Schall-Längs- Regelabmessungen – Metallkassetten. Quad-
dämmung, so muss jede einzelne Kassette eine ratische Kassetten 600 × 600 und 625 × 625 mm.
Dämmstoffeinlage erhalten – und bei erhöhten Großfeld-Kassetten 1200 × 1200 mm. Rechteck-
schallschutztechnischen Anforderungen – dar- Kassetten bis 500 mm Breite und 4000 mm Län-
über außerdem noch eine durchlaufende hori- ge. Dreieck-Kassetten je nach Bauraster.
zontale Abschottung aus Dämmstoffmatten auf-
gebracht werden (Bild. 14.48c). Vgl. hierzu auch Metall-Langfeldkassetten zeichnen sich durch
Abschn. 15.3.3.1. Der Zugang zum Deckenhohl- eine erhöhte Eigenstabilität aus. Es ist daher
raum wird dadurch jedoch erschwert, so dass möglich, Deckenflächen bis etwa 4 Meter Breite
einige Deckenhersteller auf Maß zugeschnittene, frei zu überspannen und die rechteckigen Kas-
14.5 Deckensysteme 631

14.48
Schematische Darstellung perforierter Me-
14.48a 14.48b tallkassetten. Aufbau je nach akustischen,
schall- oder brandschutztechnischen
Anforderungen.
1 Metallkassette, perforiert
2 Schallschluckeinlage
3 Dichtungsstreifen
4 Mineralfaserplatte, 13 mm
5 Gipskarton-Bauplatte 9,5 mm
6 vollflächige Dämmstoffauflage
7 Gipskarton-Feuerschutzplatte
14.48c 14.48d 8 Gipskarton-Randstreifen

14.49
Schematische Darstellung einer perforierten Akustik-
Metallkassette, Sichtseite mit Akustikvlies und Akustiklack
beschichtet. Eine zusätzliche Dämmstoffeinlage ist nur
bei erhöhten schallschutztechnischen Anforderungen
notwendig.
1 Metallkassette, perforiert
2 Lochung nach Bedarf
3 Akustikvlies
4 Akustiklack
Wilhelmi Werke, Lahnau

setten lediglich in Wandanschlussprofile ein- celbar. Interessante Formen- und Farbenange-


zulegen. Derartige Platten eignen sich beson- bote bieten viele Variationsmöglichkeiten für die
ders zum Überdecken von Fluren, Gängen und Deckengestaltung. Einzelheiten über mögliche
schmalen Räumen. Mit Langfeldkassetten kön- Oberflächenbeschichtungen s. Abschn. 14.5.3.3,
nen jedoch auch Unterdecken erstellt werden, Decklagenelemente.
die sich durch besonders große Abstände der
Bandrasterprofile auszeichnen, wie sie vor allem Paneeltypen. Wie Bild 14.50 beispielhaft zeigt,
in großflächigen Bürogebäuden, Schulzentren, stehen zahlreiche Paneeltypen zur Wahl: In ebe-
Foyers, Kantinen usw. vorkommen. Vgl. hierzu ner, konkav oder konvex geknickter Form, rund
auch Abschn. 14.5.3.6, Lichtkanaldecken. oder scharfkantig umbördelt, mit und ohne
Perforierung sowie Sonderprofile aller Art. Un-
terschiedliche Paneelbreiten und variable Fu-
14
Metallpaneeldecken genabstände – untereinander frei kombinierbar –
machen Paneeldecken als offenes Deckensystem
Paneeldecken bestehen aus einzelnen, horizon- anpassungsfähig an jeden Grundriss und vorge-
tal angeordneten und parallel auf Abstand ver- gebene Rastereinteilung.
legten, paneelförmigen Decklagenprofilen. Sie
ergeben eine insgesamt flächig wirkende, durch Befestigung. Metallpaneele werden in der Re-
die Fugen zwischen den Paneelen jedoch rich- gel an Unterkonstruktionen aus Metall – direkt
tungsbetonte Deckenuntersicht. Metallpaneel- oder abgehängt – angebracht. Ihre Arretierung
decken zeichnen sich u. a. aus durch ihr geringes erfolgt an meist schwarz lackierten Tragschie-
Eigengewicht, einfache und schnelle Montage nen, die entweder angestanzte Zapfen (Trage-
sowie hohes Schallabsorptionsvermögen bei der rippen) oder ausgestanzte Laschen aufweisen
Ausbildung als Akustikdecke mit hinterlegtem (Bild 14.50b und c). In jedem Fall müssen die
Schallschluckmaterial. Die Paneele bestehen üb- Halterungen so ausgebildet sein, dass sie den
licherweise aus Stahlblech (korrosionsgeschützt) Paneelen zwar einen festen Sitz gewähren, bei
oder Aluminiumblech und sind vollständig recy- Temperaturschwankungen spannungsfreie Län-
632 14 Leichte Unterdecken

14.50b

14.50a 14.50c

14.50 Schematische Darstellung von Metallpaneelen und ihrer Befestigung an Tragschienen


a) Paneeltypen (Beispiele)
b) Befestigung an Tragschienen mit angestanzten Tragerippen
c) Befestigung an Tragschienen mit ausgestanzten Laschen

genänderungen jedoch zulassen. Jedes Paneel forierten und auf Fuge angeordneten Paneelen
ist nachträglich wieder abnehmbar, so dass der erzielen. Paneeldecken lassen sich auch als Lüf-
Deckenhohlraum für Wartungs- und Reparaturar- tungsdecken ausbilden (Abschn. 14.2.6). Für Un-
beiten zugänglich bleibt. terdecken in Gymnastik-, Turn- und Sporthallen
Regelabmessungen – Metallpaneele. Paneel- eignen sich die ballwurfsicheren Metallpaneelde-
breiten 34 – 84 – 134 – 184 – 284 mm. Fugenbrei- cken aus Stahlprofilen. Diese müssen – ähnlich
te 10 – 16 – 20 – 30 mm. Paneellänge bis max. wie die sturmsicheren Außendecken – den in DIN
6000 mm. 18 032-3 genannten Anforderungen entspre-
chen. Wie Bild 14.51 verdeutlicht, besitzen die
Metallpaneeldecken haben sich besonders als Tragprofile derartiger Unterdecken sog. Sperr-
Akustikdecken bewährt (Abschn. 14.2.2). Hohe zungen, die nach dem Einklemmen der Profile
Absorptionsgrade lassen sich vor allem mit per- nach unten gebogen werden und so das Her-

14

14.51
Konstruktionsbeispiel einer ballwurfsicheren
Metallpaneeldecke
1 Noniusabhänger mit zwei Sicherungsstiften
und drucksteifer Abhängung
2 Tragprofil mit angestanzten Tragerippen
3 Wandwinkel mit angestanzten Tragerippen
4 Sportdeckenpaneel aus 0,8 mm dickem
Stahlblech
5 Sperrzunge, die als Sicherung nach unten
gebogen wird.
Richter, Griesheim
14.5 Deckensysteme 633

ausfallen bei mechanischer Beanspruchung bzw. Metallrasterdecken


bei Druck- und Sogbelastung zuverlässig verhin- und Kunststoffrasterdecken
dern.
Rasterdecken setzen sich aus einzelnen, in der
Fläche vorwiegend gitterartig wirkenden Raster-
Metall-Lamellendecken elementen zusammen, die oftmals nur der op-
tischen Korrektur einer Raumhöhe dienen. Die
Lamellendecken bestehen aus einzelnen, vertikal Rasterelemente selbst sind zwar licht-, luft- und
angeordneten und parallel auf Abstand verleg- schalldurchlässig (offenes Deckensystem), die
ten Sichtblenden. Sie ergeben in der Regel eine Höhe der Stege und die jeweils günstigste geo-
richtungsbetonte Deckenuntersicht. Derartige metrische Form der Wabe verhindern jedoch
Decken finden vor allem dort Verwendung, wo einen schrägen Einblick in den Deckenzwischen-
Installationen, Versorgungsleitungen, Unterzü- raum (Sicht- und Blendschutz). Die angebotene
ge und Lichtleisten verdeckt (Sicht- und Blend- Typenvielfalt bietet für jedes Einsatzgebiet den
schutz) sowie die Höhe eines Raumes optisch richtigen Raster. Dieser kann rund, zylindrisch,
verringert werden soll – ohne jedoch das Ge- rechteckig, dreieckig, quadratisch usw. ausgebil-
samtluftvolumen dabei zu schmälern (offenes det sein. An Materialien kommen vor allem Stahl-
Deckensystem). Lamellendecken sollten immer blech (korrosionsgeschützt), Aluminiumblech
so eingebaut werden, dass die Blenden quer zur und Kunststoff in Frage.
Hauptblick- und Hauptverkehrsrichtung hängen
(z. B. in Fluren, Bahnhöfen, Ausstellungs- und Ver- Raster aus Stahl- und Aluminiumblech wer-
kaufsräumen). Sie haben sich vor allem als Licht- den überall dort eingesetzt, wo die Forderung
und Akustikdecken bewährt. nach nichtbrennbaren Werkstoffen erhoben wird.
Die Lamellen selbst bestehen in der Regel entwe- Aluminiumraster zeichnen sich wegen ihrer
der aus mehrfach geknickten Metallsichtblenden Beständigkeit (z. B. Unempfindlichkeit gegen
(Bild 14.52) oder U-förmig abgekanteten und per- Feuchtigkeit, chemische Dämpfe), ihres geringen
forierten Metallschalen mit Schallschluckeinlage Gewichtes und eleganten Aussehens aus. Sie sind
(Bild 14.53). Die Dimensionierung der Metallscha- in Alu-natur, eloxiert, folien- und farbbeschichtet
len richtet sich vorwiegend nach den jeweiligen erhältlich. Im Wesentlichen unterscheidet man
akustischen Anforderungen. Vgl. hierzu Abschn. Dünnstegraster (Bild 14.54) und Breitstegraster
14.2.2.1, Schallabsorption. (U-förmig abgekantete Schalen).
Regelabmessungen – Metallrasterelemente.
600 × 600 – 625 × 625 – 1200 × 600 – 1200 × 1200
– 1250 x 1250 mm.
Rasterhöhe: 15 – 20 – 25 – 30 – 40 – 55 – 80 mm.

14

14.52 Schematische Darstellung einer Lamellendecke. Die 14.53 Schematische Darstellung einer Lamellendecke aus
Sichtblenden werden in entsprechende Ausstan- U-förmig abgekanteten und perforierten Metall-
zungen der Tragschienen lotrecht eingeklemmt. schalen mit Schallschluckeinlage.
1 Schnellspannabhänger 1 Noniusabhänger
2 Tragprofil 2 Tragprofil
3 Metall-Lamelle 3 perforierte Metallschale
4 Schallschluckeinlage
Richter System GmbH, Griesheim
634 14 Leichte Unterdecken

14.54
Schematische Darstellung einer Rasterdecke aus
Leichtmetall (Dünnstegraster)
1 Abhänger
2 Tragrohr
3 Aluminiumraster
4 Aufhängehaken
5 Verbindungskamm

Raster aus Kunststoff werden im Spritzgussver- truktion aus Steckrohren, ⊥-förmigen oder U-för-
fahren aus lichtbeständigem, thermoplastischem migen Tragprofilen wird meist mit Schnellspann-
Kunststoff (z. B. Polystyrol) hergestellt und an- abhängern waagerecht und fluchtrecht von der
schließend antistatisch behandelt. Die Kunst- Rohdecke abgehängt. Je nach Montageart kön-
stoffraster sind UV-stabil und gilben auch nach nen die Tragschienen sichtbar, halbverdeckt oder
langer Benutzungsdauer nicht ein. Die Raster verdeckt angeordnet sein (Bild 14.54).
werden außerdem mit aufgedampfter Verspiege-
lung (metallisiert) in Gold-, Silber- und Kupferef-
fekt angeboten. Zur Ausstattung von Boutiquen, 14.5.4 Wabendecken
exklusiven Foyers o. Ä. stehen darüber hinaus
zahlreiche sog. Dekorative Rasterdecken zur Ver- Wabendecken bestehen aus senkrecht ange-
fügung (Blatt-Dekor-Raster, Parabol-Raster usw.). ordneten, schallabsorbierenden Einzellamellen,
Kunststoffraster sind in der Regel normalent- die nach den jeweiligen akustischen, lichttech-
flammbar einzustufen (Baustoffklasse B2 nach nischen und gestalterischen Anforderungen zu
DIN 4102). großformatigen Rasterfeldern zusammengefügt
Regelabmessungen – Kunststoffrasterelemen- werden. Die meist quadratischen, rechteckigen
te. 1212 × 604 – 1248 × 624 mm. oder polygonal ausgebildeten Wabendecken
Rasterhöhe: 13 – 15 – 20 – 30 – 35 – 50 mm. werden vor allem dort eingesetzt, wo eine hohe
Schallabsorption verlangt wird (Produktions-, La-
Rasterdecken haben sich vor allem als Akus- ger-, Verkaufshallen, Foyers usw.). Durch die senk-
tikdecken (Abschn. 14.2.2), Lüftungsdecken (Ab- rechte Anordnung der Lamellen erreicht man im
schn. 14.2.6) und Lichtdecken (Lichtquellen im Vergleich mit ebenen Akustikdecken eine we-
Deckenzwischenraum) bewährt. Die Unterkons- sentliche Vergrößerung der Absorptionsfläche.
14

14.55
Konstruktionsbeispiel einer Wabendecke aus U-förmig
abgekanteten und perforierten Metallschalen (Träger-
schalen) mit Schallschluckeinlage sowie oberseitig
eingelegten perforierten Metallkassetten.
1 Abhänger
2 perforierte Metallschale (Trägerschale)
3 Schallschluckeinlage
4 perforierte Metallkassette (ggf. mit Dämmstoffauflage)
Lindner AG, Arnstorf
14.5 Deckensysteme 635

14.56a 14.56b

14.56 Schematische Darstellung von Wabendecken aus porösen Mineralfaserplatten


a) für Quadrat- oder Rechteckwaben
b) für Dreieck-, Sechseck- oder Achteckwaben
1 Abhänger 5 waagerecht aufgelegte Mineralfaserplatte
2 Längsprofil 6 Knotenblech je nach Rasterbild
3 Querprofil 7 Knotenprofil aus Aluminium
4 unterseitig genutete Wabenplatte 8 unterseitig und stirnseitig genutete Wabenplatte
OWA-Odenwald Faserplattenwerk, Amorbach

Eine weitere Steigerung ist möglich, indem ober- Wabendecken aus Mineralfaserplatten
seitig auf die Wabenraster noch zusätzliche Akus-
tikelemente aufgelegt werden. Der konstruktive Aufbau dieser Decken richtet
sich einmal nach dem gewählten Rasterbild, zum
Wabendecken können direkt von der Rohdecke anderen danach, ob diese Wabendecken direkt
abgehängt oder auch unterhalb einer ebenen von der Rohdecke abgehängt oder unterhalb
Akustikdecke bzw. Brandschutzdecke installiert einer ebenen Akustikdecke installiert werden.
werden (sog. Kombinationsdecken). Hergestellt Die Einzellamellen bestehen aus porösen Mine-
werden sie üblicherweise aus ralfaserplatten, wie sie in Abschn. 14.5.3.1 näher
tperforierten Metallschalen mit Schallschluck- beschrieben sind.
einlage (Bild 14.55), Bei der Montage von Quadrat- oder Rechteck-
tporösen Wabenelementen mit Mineralfaser- waben werden die Querprofile der Tragschienen
platten (Bild 14.56). entsprechend dem Raster in seitliche Ausstan-
zungen der durchlaufenden Längsprofile einge-
rastet (Bild 14.56a).
Wabendecken aus Metall Werden dagegen Dreieck-, Sechseck- oder Acht-
Die Einzellamellen dieser Unterdecken bestehen eckwaben gewünscht, müssen an den Kreuzungs-
aus U-förmig abgekanteten, perforierten Metall- punkten passende Knotenbleche mit aufgesetz- 14
schalen mit eingelegten schallabsorbierenden ten Alu-Knotenprofilen eingebaut werden (Bild
Matten (Bild 14.55). Verwendet werden vor allem 14.56b). Für die notwendige Aussteifung sorgen
Aluminiumblech oder verzinktes und einbrenn- die zwischen den Knotenblechen montierten
lackiertes Stahlblech. Da an der Oberkante der Tragprofile. Die Abhängung (Schnellspannab-
selbsttragenden Schalen ein Tragprofil eingear- hänger) erfolgt immer an den Knotenpunkten.
beitet ist, können sie daran direkt über Abhänger In diese gitterartigen Tragroste werden die un-
an der Rohdecke befestigt werden. Durch ober- terseitig genuteten und sich gegenseitig aus-
seitiges Auflegen perforierter Metallkassetten – steifenden schallschluckenden Faserplatten
ggf. mit Dämmstoffeinlage – ergibt sich eine wei- senkrecht eingesetzt. Durch Auflegen weiterer
tere Verbesserung des Schallabsorptionsgrades Schallschluckplatten lassen sich die Waben auch
(geschlossenes Deckensystem). noch nach oben hin abdecken (geschlossenes
Deckensystem).
636 14 Leichte Unterdecken

14.5.5 Lichtkanaldecken tdie unsichtbare Abluftführung durch Schlitze


oberhalb der Lichtleisten,
Die Konstruktionsprinzipien der meisten auf dem tdie Wärmeabfuhr der Beleuchtungsabwärme
Markt befindlichen Lichtkanaldecken sind an- direkt am Ort der Entstehung,
nähernd gleich: kanalartige Tragprofile (so ge- tdie unauffällige Integration von seitlich ange-
nannte Lichtkanäle) werden parallel zueinander ordneten Zuluftauslässen,
oder kreuzweise in vorgegebenem Raster über
teine freie Deckengestaltung durch variable
drucksteife Abhänger an der Rohdecke befestigt
Lichtkanalbreiten und Rastermaße.
und zu einem stabilen Tragrost zusammenge-
fügt. Die Kanäle geben der Unterdecke die stati-
In diesen Tragrost lassen sich vorgefertigte, meist
sche Festigkeit und ermöglichen
schallabsorbierend ausgebildete Decklagenele-
tden Einbau von Leuchten in Längs- und Quer- mente passgenau einfügen, an deren Kanten bei
richtung, Bedarf noch Zuluftschienen eingearbeitet sein
tden Deckenanschluss für umsetzbare Trenn- können. Durch Aushängen bleibt der Decken-
wände,

14.57a 14.57b

14.57 Schematische Darstellung des konstruktiven Aufbaues von Integrierten Unterdeckensystemen


a) Lichtkanaldecke
b) Lüftungsrasterdecke (Kombinationsdecke)

14

14.58 Konstruktionsbeispiel einer Lichtkanaldecke aus vorgefertigten und einhängbaren Rahmenelementen,


die mit Textilglasgewebe bespannt sind.
1 Lichtkanal 6 Spannrahmen mit Spannläufer
2 Abluftöffnungen 7 Zuluftauslass mit Drosselklappe
3 Leuchte mit Lamellengitter 8 Zuluftkanal
4 Schallschluckauflage 9 Abhänger mit Tragprofil
5 Textilglasgewebe
Grünzweig + Hartmann Montage, Ludwigshafen
14.6 Normen 637

hohlraum großflächig zugänglich. Die Deckla- Bild 14.58 zeigt eine Unterdecke, die aus Π-
genelemente bestehen vorwiegend aus förmigen Lichtkanälen und einbaufertigen, glas-
tperforierten Metallkassetten (Langfeldkasset- gewebebespannten Rahmenelementen besteht.
ten) mit Schallschluckeinlage, Dieses Textilglasgewebe ist lichtecht, antista-
tporösen und genadelten Mineralfaserdecken- tisch, nichtbrennbar (Baustoffklasse A1 nach
platten, DIN 4102) und kann weiß oder farbig geliefert
werden. Die Dämmstoffauflage liegt auf Abstand
tLeichtspanakustikplatten mit aufkaschiertem über dem Glasgewebe. Über Schlitzdurchlässe
Akustikvlies bzw. Akustiklack, wird die Zuluft in den Raum eingeleitet, Abluft
tvorgefertigten, glasgewebebespannten Rah- über Öffnungen im Lichtkanal in den Decken-
menelementen mit Dämmstoffauflage. hohlraum abgeführt. Die Kanäle dienen nicht nur
zur Aufnahme der Leuchten, sondern auch zur
Befestigung von Trennwänden und vertikalen
Abschottungen im Deckenhohlraum.

14.6 Normen
Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 309 04.2005 Spanplatten – Definition und Klassifizierung


DIN EN 312 11.2003 Spanplatten – Anforderungen
DIN EN 335-1 11.2004 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten – Definition der Gebrauchsklassen –
Allgemeines
DIN EN 382-2 02.1994 Faserplatten; Bestimmung der Oberflächenabsorption; Prüfmethode für harte
Platten
DIN EN 438-1 04.2005 Dekorative Hochdruck-Schichtpressstoffplatten (HPL) – Platten auf Basis härtbarer
Harze (Schichtpressstoffe) – Einleitung und allgemeine Informationen
DIN EN 438-7 04.2005 Dekorative Hochdruck-Schichtpressstoffplatten (HPL) – Platten auf Basis härtbarer
Harze (Schichtpressstoffe) – Kompaktplatten und HPL-Mehrschicht-Verbund-
platten für Wand- und Deckenbekleidungen für Innen- und Außenanwendung
DIN EN 520 03.2005 Gipsplatten – Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 622-1 09.2003 Faserplatten – Anforderungen – Allgemeine Anforderungen
DIN EN 622-2 07.2004 –; Anforderungen an harte Platten
DIN EN 622-3 07.2004 –; Anforderungen an mittelharte Platten
DIN EN 622-4 08.1997 –; Anforderungen an poröse Platten
DIN EN 622-5 09.2006 –; Anforderungen an Platten nach dem Trockenverfahren (MDF)
DIN EN 635-1 01.1995 Sperrholz – Klassifizierung nach dem Aussehen der Oberfläche – Allgemeines 14
DIN EN ISO 717-1/A1 11.2006 Akustik – Bewertung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen – Luft-
schalldämmung – Änderung 1: Rundungsregeln für Einzahlbewertungen und
Einzahlangaben
DIN EN ISO 717-2 11.2006 Akustik – Bewertung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen;
Trittschalldämmung
DIN EN 822 11.1994 Wärmedämmstoffe für das Bauwesen – Bestimmung der Länge und Breite
DIN EN 823 11.1994 –; Bestimmung der Dicke
ISO 834-9 02.2003 Feuerwiderstandsprüfungen – Bauteile – Anforderungen an nichttragende
Technical Corrigendum 1 Unterdecken
ISO 834-1 02.2009 –; Korrektur 1
DIN 1052 08.2004 Entwurf, Berechnung und Bemessung von Holzbauwerken – Allgemeine
Bemessungsregeln und Bemessungsregeln für den Hochbau
DIN EN 1072 08.1995 Sperrholz; Beschreibung der Biegeeigenschaften von Bau-Sperrholz
DIN EN 1087-1 04.1995 Spanplatten – Bestimmung der Feuchtebeständigkeit – Kochprüfung

Fortsetzung s. nächste Seite


638 14 Leichte Unterdecken

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN V CEN/TS 1099 10.2007 Sperrholz – Biologische Dauerhaftigkeit – Leitfaden zur Beurteilung von Sperrholz
zur Verwendung in verschiedenen Gebrauchsklassen
DIN EN ISO 1182 07.2002 Prüfungen zum Brandverhalten von Bauprodukten – Nichtbrennbarkeitsprüfung
DIN EN 1363-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen; Allgemeine Anforderungen
DIN EN 1363-2 10.1999 –; Alternative und ergänzende Verfahren
DIN EN 1364-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen für nichttragende Bauteile; Wände
DIN EN 1364-2 10.1999 –; Unterdecken
DIN EN 1366-2 10.1999 –; Brandschutzklappen
DIN EN 1366-3 11.2004 –; Abschottungen
DIN V EN 1366-3 10.2006 –; Abschottungen
DIN EN 1366-5 12.2003 Feuerwiderstandsprüfungen für Installationen; Installationskanäle und -schächte
DIN V EN 1366-5 11.2007 Feuerwiderstandsprüfungen für Installationen; Installationskanäle und -schächte
DIN 1421 07.1978 Hängende Drahtputzdecken; Putzdecken mit Metallputzträgern, Rabitzdecken,
Anforderungen für die Ausführung
DIN EN 1602 01.1997 Wärmedämmstoffe für das Bauwesen; Bestimmung der Rohdichte
DIN EN 1604 06.2007 –; Bestimmung der Dimensionsstabilität bei definierten Temperatur- und Feuchte-
bedingungen
DIN EN ISO 1716 07.2002 –; Bestimmung der Verbrennungswärme
ISO 1716 02.2002 –; Bestimmung der Verbrennungswärme
DIN EN 1912 12.2008 Bauholz für tragende Zwecke – Festigkeitsklassen – Zuordnung von visuellen
Sortierklassen und Holzarten
DIN1946-6 12.2006 Raumlufttechnik; Lüftung von Wohnungen; Anforderungen, Ausführung,
Abnahme (VDI-Lüftungsregeln)
DIN1988-6 05.2002 Technische Regeln für Trinkwasser-Installationen (TRWI) – Feuerlösch- und
Brandschutzanlagen; Technische Regel des DVGW
VDI 3801 06.2000 Betreiben von Raumlufttechnischen Anlagen
DIN 4072 08.1977 Gespundete Bretter aus Nadelholz
DIN 4074-1 12.2008 Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit – Nadelschnittholz
DIN 4074-5 12.2008 Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit; Laubschnittholz
DIN 4102-1 05.1998 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Baustoffe, Begriffe, Anforderungen
und Prüfungen
DIN 4102-1 Ber 1 08.1998 –; Berichtigung
14 DIN 4102-2 09.1977 –; Bauteile; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-3 09.1977 –; Brandwände und nichttragende Außenwände, Begriffe, Anforderungen und
Prüfungen
DIN 4102-4 03.1994 –; Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe, Bauteile und
Sonderbauteile
DIN 4102-4/A1 11.2004 –; Änderung 1
DIN 4102-6 09.1977 –; Lüftungsleitungen; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-9 05.1990 –; Kabelabschottungen; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4103-1 07.1984 Nichttragende innere Trennwände; Anforderungen, Nachweise
DIN 4103-2 12.1985 –; Trennwände aus Gips-Wandbauplatten
DIN 4108 Bbl 1 04.1982 Wärmeschutz im Hochbau; Inhaltsverzeichnisse; Stichwortverzeichnis
DIN 4108-2 07.2003 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Mindestanforderungen an
den Wärmeschutz
DIN 4108-3 07.2001 –; Klimabedingter Feuchteschutz; Anforderungen und Hinweise für Planung und
Ausführung
14.6 Normen 639

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 4108-3 Ber. 1 04.2002 –; Berichtigungen


E DIN 4108-7 01.2009 –; Luftdichtheit von Gebäuden, Anforderungen, Planungs-und Ausführungs-
empfehlungen sowie -Beispiele
DIN V4108-10 06.2008 –; Anwendungsbezogene Anforderungen an Wärmedämmstoffe – Werkmäßig
hergestellte Wärmedämmstoffe
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Ber 1 08.1992 –; Berichtigungen
DIN 4109 Bbl 1 11.1989 –; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren
DIN 4109 Bbl 1/A1 09.2003 –; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren, Änderung A1
DIN 4109 Bbl 1/A2 02.2006 –; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren, Änderung A2
DIN 4109 Bbl 2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten Schall-
schutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn- und Arbeitsbereich
DIN 4109 Bbl 3 06.1996 Schallschutz im Hochbau – Berechnung von R’w,R für den Nachweis der Eignung
nach DIN 4109 aus Werten des im Labor ermittelten Schalldämm-Maßes Rw
DIN 4109/A1 01.2001 –; Anforderungen und Nachweise; Änderung A1
E DIN 4109-1 10.2006 –; Teil 1 Anforderungen
DIN 4109-11 09.2003 –; Nachweis des Schallschutzes; Güte- und Eignungsprüfung
DIN 4172 07.1955 Maßordnung im Hochbau
DIN 5034-1 10.1999 Tageslicht in Innenräumen; Allgemeine Anforderungen
DIN 5035-6 11.2006 –; Messung und Bewertung
DIN 5035-7 08.2004 –; Beleuchtung von Räumen mit Bildschirmarbeitsplätzen
DIN 5035-8 07.2007 –; Spezielle Anforderungen zur Einzelplatzbeleuchtung in Büroräumen und
büroähnlichen Räumen
DIN EN ISO 9241-1 02.2002 Ergonomische Anforderungen für Bürotätigkeiten mit Bildschirmgeräten,
Allgemeine Einführung
DIN EN ISO 9241-6 03.2001 –; Leitsätze für die Arbeitsumgebung
DIN EN ISO 9241-7 12.1998 –; Anforderungen an visuelle Anzeigen bezüglich Reflexionen
DIN EN 12 464-1 03.2003 Licht und Beleuchtung – Beleuchtung von Arbeitsstätten, Arbeitsstätten in Innen-
räumen
DIN EN 13 162 04.2008 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus Mineral-
wolle (MW)
DIN EN 13 163 04.2008 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Polystyrol (EPS)
DIN EN 13 164 04.2008 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus extrudiertem Polystyrolschaum (XPS)
DIN EN 13 165 04.2008 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Polyurethan-Hartschaum (PUR)
14
DIN EN 13 166 04.2008 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus Phenolharzhartschaum (PF)
DIN EN 13 501-1 05.2007 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten;
Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum Brandverhalten von
Bauprodukten
DIN V EN 13 501-1/A1 11.2007 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten;
Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum Brandverhalten von
Bauprodukten
DIN EN 13 501-2 01.2008 –; Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Feuerwiderstandsprüfungen, mit
Ausnahme von Lüftungsanlagen
DIN EN 13 501-2/A1 11.2007 –; Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Feuerwiderstandsprüfungen, mit
Ausnahme von Lüftungsanlagen
E DIN EN 13 501-3 03.2006 –; Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Feuerwiderstandsprüfungen an
Bauteilen von haustechnischen Anlagen: Feuerwiderstandsfähige Leitungen und
Brandschutzklappen

Fortsetzung s. nächste Seite


640 14 Leichte Unterdecken

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

E DIN EN 13 501-3/A1 12.2007 –; Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Feuerwiderstandsprüfungen an
Bauteilen von haustechnischen Anlagen: Feuerwiderstandsfähige Leitungen und
Brandschutzklappen
E DIN EN 13 501-4 04.2007 –; Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Feuerwiderstandsprüfungen von
Anlagen zur Rauchfreihaltung
E DIN EN 13 501-4/A1 11.2007 –; Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Feuerwiderstandsprüfungen von
Anlagen zur Rauchfreihaltung
DIN EN 13 964 02.2007 Unterdecken – Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 13 986 03.2005 Holzwerkstoffe zur Verwendung im Bauwesen – Eigenschaften, Bewertung der
Konformität und Kennzeichnung
DIN EN 14 195 05.2005 Metallprofile für Unterkonstruktionen von Gipsplattensystemen – Begriffe,
Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 14 195 Ber 1 11.2006 Metallprofile für Unterkonstruktionen von Gipsplattensystemen – Begriffe,
Anforderungen und Prüfverfahren, Berichtigung 1
DIN EN 14 240 04.2004 Lüftung von Gebäuden – Kühldecken – Prüfung und Bewertung
E DIN EN 14 246 09.2006 Gipselemente für Unterdecken (abgehängte Decken) – Definitionen, Anforderun-
gen und Prüfverfahren
DIN EN 14 246 Ber 1 11.2007 Gipselemente für Unterdecken (abgehängte Decken) – Definitionen, Anforderun-
gen und Prüfverfahren; Berichtigung 1
DIN 14 489 05.1985 Sprinkleranlagen; Allgemeine Grundlagen
E DIN EN 14 519 03.2006 Innen- und Außenbekleidungen aus massivem Nadelholz – Profilholz mit Nut und
Feder
E DIN EN 14 566 04.2008 Mechanische Befestigungselemente für Gipsplattensysteme – Begriffe,
Anforderungen und Prüfverfahren
E DIN EN 14 566/A1 03.2009 Mechanische Befestigungselemente für Gipsplattensysteme – Begriffe,
Anforderungen und Prüfverfahren
DIN 14 675 11.2003 Brandmeldeanlagen – Aufbau und Betrieb
E DIN 14 675/A1 12.2006 –; –; Änderung 1
E DIN 14 675/A2 06.2008 –; –; Änderung 2
DIN 14 675 11.2003 Brandmeldeanlagen – Aufbau und Betrieb
E DIN 14 675/A1 12.2006 –; –; Änderung 1
DIN EN 14 716 03.2005 Spanndecken – Anforderungen und Prüfverfahren
E DIN EN 14 915 11.2006 Wand- und Deckenbekleidungen aus Massivholz – Eigenschaften, Bewertung der
Konformität und Kennzeichnung
14 DIN 18 032-3 04.1997 Sporthallen; Prüfung der Ballwurfsicherheit
DIN 18 041 05.2004 Hörsamkeit in kleinen bis mittelgroßen Räumen
DIN 18 168-1 04.2007 Gipsplatten-Deckenbekleidungen und Unterdecken – Teil 1: Anforderungen an die
Ausführung
DIN 18 168-2 05.2008 –; – Teil 2: Nachweis der Tragfähigkeit von Unterkonstruktionen und Abhängern
aus Metall
DIN 18 180 01.2007 Gipsplatten - Arten und Anforderungen
E DIN 18 181 10.2008 Gipsplatten im Hochbau – Verarbeitung
E DIN 18 182-1 12.2007 Zubehör für die Verarbeitung von Gipsplatten – Profile aus Stahlblech
DIN 18 182-1 2 01.1987 –; Schnellbauschrauben
E DIN 18 182-2 06.2008 –; Schnellbauschrauben, Klammern und Nägel
DIN 18 182-4 01.1987 –; Nägel
DIN 18 183-1 05.2009 Trennwände und Vorsatzschalen aus Gipsplatten mit Metallunterkonstruktionen
– Teil 1: Beplankung mit Gipsplatten
14.6 Normen 641

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 18 184 10.2008 Gipskarton-Verbundplatten mit Polystyrol- oder Polyurethan-Hartschaum als


Dämmstoff
DIN 18 201 04.1997 Toleranzen im Bauwesen; Begriffe, Anwendung, Prüfung
DIN 18 202 10.2005 Toleranzen im Hochbau; Bauwerke
DIN 18 203-3 08.2008 –; Bauteile aus Holz und Holzwerkstoffen
DIN 18 232-1 02.2002 Rauch- und Wärmefreihaltung – Begriffe, Aufgabenstellung
DIN 18 340 10.2006 VOB – Teil C: (ATV) – Trockenbauarbeiten
DIN V 18 550 04.2005 Putz und Putzsysteme – Ausführung
DIN 18 558 01.1985 Kunstharzputze; Begriffe, Anforderungen, Ausführung
DIN V 20 000-1 05.2005 Anwendung von Bauprodukten in Bauwerken – Holzwerkstoffe
DIN 68 126-1 07.1983 Profilbretter mit Schattennut; Maße
DIN 68 127 08.1970 Akustikbretter
DIN 68 364 05.2003 Kennwerte von Holzarten – Rohdichte, Elastizitätsmodul und Festigkeiten
DIN 68 705-2 10.2003 Sperrholz, Stab- und Stäbchensperrholz für allgemeine Zwecke
DIN 68 705-4 12.1981 –; Bau-Stabsperrholz, Bau-Stäbchensperrholz
DIN 68 740-1 10.1999 Paneele - Definitionen, Bezeichnungen
DIN 68 740-2 10.1999 –; Furnier-Decklagen auf Holzwerkstoffen
DIN 68 762 03.1982 Spanplatten für Sonderzwecke im Bauwesen; Begriffe Anforderungen, Prüfung
DIN 68 800-1 05.1974 Holzschutz im Hochbau; Allgemeines
DIN 68 800-2 05.1996 –; Vorbeugende bauliche Maßnahmen
DIN 68 800-3 04.1990 –; Vorbeugender chemischer Holzschutz im Hochbau;
DIN 68 800-4 11.1992 –; Bekämpfungsmaßnahmen gegen holzzerstörende Pilze und Insekten
DIN 68 800-5 05.1978 –; Vorbeugender chemischer Schutz von Holzwerkstoffen

Weitere ergänzende Normen s. Abschn. 11.5, 13.7 und 15.6

14
642 14 Leichte Unterdecken

14.7 Literatur
[1] Jungewelter, N.: Schall- und Brandschutz von Unterdecken. In: Das Bauzentrum 5 (1990)
[2] Gösele, K., Schüle, W.: Schall – Wärme – Feuchte. 10. Aufl., Wiesbaden 1996
[3] Hrsg.: RWE Energie Aktiengesellschaft, RWE-Bau-Handbuch. 11. Ausgabe, Bereich Anwendungstechnik, Essen 2009
[4] Kühldecken. Eine Informationsschrift des Fachinstitutes Gebäude-Klima e.V., Bietigheim-Bissingen
[5] Informationen zur Lichtanwendung. Heft 1 bis 13. Hrsg.: Fördergemeinschaft Gutes Licht, Frankfurt/M.
[6] Kreft, W.: Ladenplanung. Verlagsanstalt Alexander Koch, Stuttgart 2002
[7] Bauaufsichtlich zugelassener Dübel und Setzbolzen. Stand 2002. Hrsg.: Studiengemeinschaft für Fertigbau e.V.,
Wiesbaden
[8] Smeets, W.: Ankerschienen für justierbare Befestigungen an Betonkonstruktionen. In: Befestigungstechnik
[9] Tschositsch, J.: Befestigen mit Dübeln. In: Befestigungstechnik. Hrsg.: [8] bis [9]: Institut für das Bauen mit Kunststoffen
(JBK), Darmstadt 1994
[10] Hauptkatalog (Dübeltechnik). Fischerwerke A. Fischer, Waldachtal
[11] Nutsch, W.: Holztechnik Fachkunde. 21. Auflage Haan-Gruiten 2007
[12] Informationsdienst Holz: Holzbauhandbuch Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft Holz e.V.
[13] Thunack, F.: Holztabellen. 6. Aufl., Braunschweig 1994
[14] Becker, K., Pfau, J., Tichelmann, K.: Trockenbau Atlas. 3. Aufl. Köln 2003

14
643

15 Umsetzbare nicht tragende Trennwände


und vorgefertigte Schrankwandsysteme

15.1 Allgemeines werkseitig vorgefertigte, umsetzbare Trennwän-


de mit integrierbaren Schrankwandsystemen.
Organisationsformen und Arbeitsabläufe in mo- Die Möglichkeit der nachträglichen Grund-
dernen Büro- und Verwaltungsbauten, Hochschu- rissveränderung mit derartigen Systemwänden
len und Forschungsstätten, Industriebauten usw. wird vermehrt auch in modernisierten bzw. sa-
verändern sich ständig und zwar in immer kürze- nierten Altbauobjekten und bei Neuvermietun-
ren Zeitspannen. Daraus ergibt sich für den In- gen verlangt.
nenausbau derartiger Objekte – die überwiegend Umsetzbare Trennwände ordnen sich zwischen
in Skelett- und Fertigbauweise erstellt sind – die den fest eingebauten nichttragenden Innenwän-
Forderung nach flexibler Raumaufteilung durch den (Abschn. 6.10) und den horizontal verschieb-

Fest eingebaute, nichttragende Trennwände


nach DIN 4103 beispielsweise aus
t Künstlichen Steinen,
t Gips-Wandbauplatten,
t Porenbeton-Wandelementen,
t Glasbausteinen,
t Holz und Holzwerkstoffen.
Gemauerte Steinwand Gips-Wandbauplatten Nähere Angaben hierzu s. Abschn. 6.2.

Fest eingebaute, nichttragende Gipsplatten-


Ständerwände nach DIN 4103, DIN 18 183 mit
t Unterkonstruktionen aus Holzprofilen,
t Unterkonstruktionen aus Metallprofilen,
t jeweils als Vorsatzschale oder Vollwand.
Derartige Plattenwände werden vorwiegend auf der Bau-
stelle hergestellt, meist mit verputzter oder gespachtelter
und tapezierter Oberfläche. Nähere Angaben hierzu s. Ab-
Vorsatzschale Gipsplatten-Ständerwand schn. 6.10.3.3.

Umsetzbare, nichttragende Trennwände


nach DIN 4103.
Diese Wände sind industriell gefertigt und lassen sich am
Einsatzort ohne Nacharbeiten montieren und bei Bedarf
auch wieder umsetzen.
Sie werden gemäß ihrer Bauweise und Montageart einge-

Umsetzbare nichttragende Trennwand


teilt und bezeichnet als
t Schalenwand: Montage vorgefertigter Einzelteile am
15
Einsatzort.
t Monoblockwand: Werkseitig zusammengefügtes, ein-
baufertiges Innenwandelement.

Schalenwand Monoblockwand

Bewegliche Trennwände, wie z. B. Schiebe- und Faltwän-


de, die sich waagerecht und/oder senkrecht bewegen las-
sen, werden von der Norm 4103 nicht erfasst.
Einzelheiten hierzu s. Abschn. 8, Teil 2 dieses Werkes.
Bewegliche Trennwände

15.1 Einteilung nach konstruktionstechnischen Merkmalen


644 15 Umsetzbare Trennwand-/Schrankwandsysteme

baren Tür- und Wandelementen (Kapitel 8 in Teil werden. Beide Wandarten sind in DIN 4103-1 ge-
2 dieses Werkes) ein (Bild 15.1). Die Abgrenzun- normt.1)
gen zu diesen sind fließend. Einige Systeme für
Fest eingebaute, nichttragende Trennwände
Gipsplatten-Ständerwände können inzwischen in
(Bild 15.1) werden vorwiegend auf der Baustelle
großen Teilen wieder verwendet werden, bei der
hergestellt und sind nicht dazu bestimmt, um-
Demontage und dem Wiederaufbau fällt kaum
gesetzt zu werden. Die Demontage der Wände
noch Abfall, aber immer noch Staub und Schmutz
ist zwar möglich, eine Wiederverwendung des
an. Verschiebbare Trennwände und Schiebetüren
Materials jedoch weitgehend ausgeschlossen. Bei
können durch Nutzer oder den Hausservice ohne
den fest eingebauten Trennwänden handelt es
großen Aufwand in kürzester Zeit umgebaut wer-
sich im Allgemeinen um gemauerte Steinwände,
den, für umsetzbare Trennwände werden hierfür
Wände aus Gipsbauplatten oder Gipskarton-Me-
in der Regel Fachpersonal bzw. Fremdfirmen be-
tallständerwände mit vorwiegend gespachtelter
nötigt.
oder vollflächig verputzter, ggf. tapezierter und
Die Investitionskosten für umsetzbare Trennwän- gestrichener Oberfläche. Nähere Einzelheiten
de liegen deutlich über denen fest eingebauter hierzu s. Abschn. 6.10.
Gipsplatten-Ständerwände. Zudem steigen die
Kosten auch mit der Anzahl an Anforderungen Umsetzbare, nichttragende Trennwände (Bild
(nur Sichtschutz, Schallschutz oder zusätzlich 15.1) sind dagegen industriell gefertigt und so
Wärme- und Brandschutz), der Einfachheit der konstruiert, dass sich die oberflächenfertigen Ein-
Bedienung beim Umsetzen und dem Anpas- zelteile am Einsatzort ohne wesentliche Nachar-
sungsaufwand von Elektrik und Klimatisierung an. beiten montieren lassen. Derartige Trennwände
Daher sollen die planungsrelevanten Randbedin- können bei Bedarf – unter Wiederverwendung
gungen möglichst früh abgeklärt werden (Krite- aller Einzelteile – umgesetzt, verändert oder er-
rien s. u.), um das geeignete System auswählen zu gänzt werden.
können und die notwendigen Randbedingungen Moderne Systemwände zeichnen sich außerdem
für Wandanschlüsse und haustechnische Belange durch große gestalterische Vielfalt aus (indivi-
im Roh- und Ausbau zu gewähren. Bei einer sorg- duelle Formgebung, verschiedenartige Oberflä-
fältigen Anpassung können diese Systeme über chenmaterialien, integrierte Anhängesysteme für
die Nutzungsdauer hinweg die höheren Investi- Regale, Vitrinen usw.). Bei Bedarf lassen sich auch
tionskosten ausgleichen und gleichzeitig verbes- unterschiedliche bauphysikalische Anforderun-
sern sie die Nachhaltigkeit des Gebäudes. gen bezüglich Schall- und Brandschutz mit na-
Vorgefertigte Schrankwände (Bild 15.21) be- hezu gleich bleibendem konstruktiven Aufbau –
stehen ebenfalls aus serienmäßig hergestellten wie gleiche Wanddicke, Detailausbildungen und
Teilen, die mit relativ geringem Aufwand montiert Anschlüsse – erfüllen.
und jederzeit wieder umgesetzt werden können. Umsetzbare Trennwände sind gemäß ihrer Bau-
Sie dienen nicht nur als Stauraum, sondern über- weise und der damit zusammenhängenden Mon-
nehmen auch Raumteiler-, Brand- und Schall- tageart unterteilbar in (Bild 15.2):
schutzfunktionen. Ihr äußeres Erscheinungsbild tSchalenwände, deren werkseitig vorgefertig-
ist jeweils systembedingt auf die meist mitange- ten Einzelteile erst an der Verwendungsstelle
botenen, umsetzbaren Trennwandsysteme abge- zur fertigen Wand montiert werden.
stimmt. tMonoblockwände, die bereits im Hersteller-
15 werk zu raumhohen Innenwandelementen
zusammengefügt, fix und fertig zur Baustelle
15.2 Einteilung und Benennung: geliefert und dort einbaut werden.
Überblick
Kriterienliste für die Beurteilung umsetzbarer
Nichttragende Trennwände (Bild 15.1) können Trennwände:
fest eingebaut oder umsetzbar ausgebildet tBaustatik. Geringes Wandgewicht durch
sein. Sie dienen nur der Raumtrennung und dür- Leichtbauweise und damit Entlastung der tra-
fen nicht zur Gebäudeaussteifung herangezogen genden Bauteile. Einsparungen bei der Dimen-
sionierung der Tragkonstruktionen in Neu- und
1) DIN 4103 gilt nicht für bewegliche Trennwände, die sich Altbauten.
waagerecht und/oder senkrecht bewegen lassen (z. B.
Schiebe- und Faltwände). Nähere Angaben hierzu s. Ab- tMaßkoordination. Vereinbarungen über
schn. 8 in Teil 2 dieses Werkes. Maßordnungen, Toleranzen und Fügungs-
15.3 Allgemeine Anforderungen 645

wänden im Objektbereich ist die Erfüllung der


jeweiligen schall- und brandschutztechnischen
Forderungen. Die weitere Verschärfung der
Energieeinsparverordnung (EnEV 2009) kann
auch bei Innenwänden zwischen beheizten
und temperierten Zonen zu Anforderungen an
Wärme- und Feuchteschutz führen.
tOberflächenbeschaffenheit. Hohe mechani-
sche Festigkeit und Chemikalienbeständigkeit,
dadurch geringe Instandhaltungs- und Repa-
raturkosten. Nahezu wartungsfreie Oberfläche.
15.2a 15.2b tGestaltungsvielfalt. Großes Angebot an ge-
stalterischen Möglichkeiten durch individuelle
15.2 Schematische Darstellung des prinzipiellen Aufbau- Formgebung, verschiedenartige Oberflächen-
es und der daraus resultierenden Montageart von
umsetzbaren, nichttragenden Trennwänden materialien, Farbgestaltung. Systembedingte
a) Schalenwand Einbindung von Tür-, Glas- und Schrankwan-
b) Monoblockwand delementen.
tAnpassungsfähigkeit. Variable Grundrissge-
prinzipien: Wichtige Voraussetzungen für die staltung und somit Anpassungsfähigkeit an
industrielle Vorfertigung von Trennwand- und sich ändernde Bedürfnisse durch Umsetzen,
Schrankwandteilen und ihrer problemlosen Zu- Wiederverwenden, Austauschen und Nachlie-
sammenfügbarkeit bzw. Austauschbarkeit am fern von Teilelementen. Ökologischer Aspekt
Einsatzort. durch Mehrfachnutzung von Bauelementen.
tModulares Koordinationssystem. Klare Tren- tWirtschaftlichkeit. Relativ hohe Erstinvesti-
nung bei Skelettbauten zwischen tragenden tionskosten bei verhältnismäßig geringen Fol-
und ausfachenden Bauteilen bzw. Bauelemen- gekosten.
ten (in der Praxis „Rasterversatz“ genannt); da-
durch weitgehende Vermeidung von Sonde- Als nachteilig können die relativ hohen Erstinves-
relementen und Anpassarbeiten. Bauarten in titionskosten angesehen werden. Diese ent-
Achsraster- und Bandrasterbezug. stehen häufig dadurch, dass die baulichen
tTrockenbauweise/Bauzeitverkürzung. Ver- Gegebenheiten des Einsatzortes vorab nicht ge-
kürzte Bauzeiten durch rationelle Montage- nügend sorgfältig erfasst und die an die jeweili-
und Trockenbauweise. Keine ausbaubedingte ge Trennwand gestellten Anforderungen nicht
Feuchtigkeit, keine zusätzliche Trockenzeit, nur rechtzeitig bekannt sind oder sich während der
geringer Schmutzanfall. Bauzeit ändern. Außerdem spielt die Umsetzbar-
keit derartiger Wände in der Praxis keineswegs
tBewährte Systemkonstruktionen mit funk-
die entscheidende Rolle, wie dies häufig ange-
tionsgerechten Anschlüssen an Unterdecke,
nommen wird. Vielmehr sind andere, in der Kri-
Installationsboden, Fassade, Schrankwand usw.
terienliste erwähnte Vorteile – wie beispielsweise
tStandsicherheit auch bei Baukörperbewegun- gute Oberflächenbeschaffenheit, gleitend ausge-
gen durch höhenbewegliche, teleskopartig- bildete und damit rissefreie Deckenanschlüsse,
gleitende Ausbildung der Deckenanschlüsse; relativ problemlose Nachinstallierbarkeit usw. 15
dadurch keine Rissebildung. – mindestens genauso hoch, wenn nicht sogar
tMaßgenauigkeit und gute Maßhaltigkeit der noch höher einzuschätzen.
Elemente aufgrund kontrollierter Serienferti-
gung. Toleranzausgleich im Boden-, Wand- und
Deckenbereich.
15.3 Allgemeine Anforderungen
tInstallationen. Unbehinderte Installationsfüh-
rung, Aufnahme von Elektro- und Kommuni- An umsetzbare Trennwände werden eine ganze
kationsleitungen sowie Sanitärinstallationen. Reihe von Anforderungen gestellt, die je nach
Leichte Zugänglichkeit für Wartungsarbeiten Bauaufgabe und Situation von unterschiedlicher
und Nachinstallationen. Wichtigkeit sein können. Ausgehend von den
tBauphysikalische Anforderungen. Vorausset- jeweiligen funktionellen und nutzugsbedingten
zung für den Einsatz von umsetzbaren Trenn- Ansprüchen sind die entsprechenden Prioritä-
646 15 Umsetzbare Trennwand-/Schrankwandsysteme

ten immer wieder neu zu setzen, um so unnötige Vielfaches eines Moduls (Grundmodul M = 100
Forderungen auszuschließen und die Baukosten mm; Multimodule 3 M = 300 mm, 6 M = 600 mm,
niedrig zu halten. Auf folgenden Gebieten kön- 12 M = 1200 mm). Diese Methode der maßlichen
nen Anforderungen an umsetzbare Trennwände Abstimmung ist material-, herstellungs- und aus-
gestellt werden: führungsneutral. Einzelheiten hierzu s. Abschn.
tGeometrische und maßliche Festlegungen, 2.4, Modulordnung.
tMechanische Anforderungen, Um die Lage und Größe von Bauteilen bzw. Bau-
tBauphysikalische Anforderungen, elementen gemäß der Modulordnung bestim-
men zu können, werden diese den Koordina-
tMontagetechnische Anforderungen, tionsebenen zugeordnet. Die Abstandsmaße
tElektro- und Sanitärinstallationen in umsetzba- dieser parallel verlaufenden Ebenen können ent-
ren Trennwänden, wurfsabhängig und nutzungsbedingt unter-
tAnforderungen an Trennwandtüren und Glas- schiedlich groß sein. Sie können auf einem Modul
elemente, oder verschiedenen Modulen im Wechsel auf-
tAnforderungen an Anbauteile und integrierte bauen, sie können aber auch durch nicht modu-
Schrankwandsysteme. lare Zonen unterbrochen werden.
Um Bauteile bzw. Bauelemente – wie beispiels-
weise Trennwände – den Koordinationsebenen
15.3.1 Geometrische und maßliche eindeutig zuordnen zu können, bedarf es außer-
dem der Festlegung einheitlicher Bezugsarten.
Festlegungen Dazu dienen im Regelfall der Achsbezug und der
Vereinbarungen über Maßordnungen, Toleranzen Grenzbezug. Weitere Bezugsarten s. Bild 2.9 bis
und Fügungsprinzipien im Bauwesen sind wichti- 2.14.
ge Voraussetzungen für die Planung und Ausfüh- tZuordnung im Achsbezug. Beim Achsbezug
rung von Bauwerken sowie für die Planung und wird das Bauteil einer Koordinationsebene so
Herstellung von Bauteilen und Bauhalbzeugen. zugeordnet, dass seine Mittelachse mit der Ko-
Sie bestimmen auch weitgehend den Grad der Zu- ordinationsebene zur Deckung kommt. Achsbe-
sammenfügbarkeit und Austauschbarkeit indus- zogene Trennwände (Bild 15.3a) – in der Praxis
triell hergestellter Bauelemente sowie deren Ver- „Achsrasterwände“ genannt – haben den Vorteil,
wendbarkeit in Bauwerken mit unterschiedlicher dass sie durchgehend angeordnet und relativ
Zweckbestimmung. Im Bauwesen wird derzeit mit einfach versetzt werden können, insgesamt wirt-
zwei Ordnungssystemen gearbeitet: schaftlicher sind und sich platzsparende Kombi-
nationsmöglichkeiten mit Schränken ergeben.
Maßordnung im Hochbau (DIN 4172) Nachteilig ist, dass pro Trennwandsystem min-
Die Maßordnung fügt „maßgenormte“ Bauwerks- destens 3 Sonderteile benötigt werden.
teile und Bauteile (z. B. Ziegelsteine) additiv anei- tZuordnung im Grenzbezug. Beim Grenzbezug
nander: Vom Einzelteil zum Bauwerk. Diese Norm wird das Bauteil zwischen zwei parallelen Koor-
führte bereits 1955 zu einer wesentlichen Verein- dinationsebenen so angeordnet, dass es das Ko-
heitlichung der Maße im Bauwesen. Einzelheiten ordinationsmaß einschließlich Fugenanteil und
hierzu s. Abschn. 2.3, Maßordnung. Toleranzen ausfüllt. Grenzbezogene Trennwän-
de (Bild 15.3b) – in der Praxis „Bandrasterwände“
15 Modulordnung im Bauwesen (DIN 18 000) genannt – ergeben eine bessere Austauschbar-
Die Modulordnung beinhaltet in erster Linie An- keit untereinander, eine vorteilhafte Bündelung
gaben zu einer Entwurfs- und Konstruktionssys- der Installationen im „Knotenpunkt“ und immer
tematik unter Zugrundelegung eines Koordina- nur eine Elementgröße. Als nachteilig können
tionssystems als Hilfsmittel für Planung und die insgesamt höheren Kosten sowie der Platz-
Ausführung im Bauwesen. Mit diesem Koordina- verlust durch Bandrasterblenden (Modulleisten)
tionssystem – das aus rechtwinkelig zueinander bei der endlosen Schrankwandkombination an-
angeordneten, im Raum sich kreuzenden, theo- gesehen werden. S. hierzu auch Abschn. 14.2.5
retischen Ebenen besteht – können Bauwerke, mit Bild 14.10 und 14.11.
Bauteile und Bauelemente koordiniert werden,
um ihre Lage und/oder Größe zu bestimmen. Umsetzbare Trennwände werden heute vor-
Das Abstandsmaß dieser Koordinationsebenen zugsweise auf der Basis der DIN 18 000 geplant.
in das Koordinationsmaß; es ist in der Regel ein Für die Dimensionierung der Wand- und Türele-
15.3 Allgemeine Anforderungen 647

C B B

B B B
A A C B B B B B B

C B C

A B A

15.3a 15.3b 15.3c


15.3 Schematische Darstellung
a) Trennwände im Achsbezug (Achsraster)
b) Trennwände im Grenzbezug (Bandraster)
c) Trennwände im Achs- und Grenzbezug

mente in der Breite hat sich im Schul- und Ver-


waltungsbau das Koordinationsmaß von 1200
3
mm (12 M) als günstig erwiesen. Im Klinikbau
(Lichtes Durchgangsmaß ≥ 1200 mm) werden 6
diese Standardelemente bei Bedarf durch ein Zu-
satzelement ergänzt. Die Wanddicke beträgt bei-
nahe durchweg 100 mm, lediglich im Klinikbau 6
sind dickere Wände üblich.
Voraussetzung für jede Flexibilität im Skelettbau
ist der Verzicht auf tragende Wände sowie die 7
Entflechtung von Tragkonstruktion (Stützen) und 5
Ausbau (Bild 2.12). Die Überlagerung verschiede-
ner Koordinationssysteme (= Gliederung in Teil-
systeme mit modularem Maß von beispielswei- 4
se 6 M) – in der Praxis auch „Rasterversatz“ oder
Trennung von „Konstruktions- und Ausbauraster“ 7
genannt – ergibt den Vorteil, dass alle Trenn-
wand- und Fassadenelemente dieselbe Größe
haben und es keiner Sonderelemente für den
Anschluss an die Stützen bedarf. Außerdem wird
durch diese Überlagerung ein verhältnismäßig
maßgenauer Ausbau erreicht. Weitere Einzelhei-
ten hierzu s. Abschn. 2.4). 2 15
1 4
15.3.2 Mechanische Anforderungen 2
(Standsicherheit) 15.4 Umsetzbare Trennwand (Schalenwand) mit
integriertem Regalsystem
Nichttragende Trennwände sollen Beanspru- 1 Dichtungsband
chungen, wie sie vor allem durch menschliches 2 U-förmiges Sockelprofil aus gelochtem Stahlblech
Fehlverhalten verursacht werden, widerstehen 3 Mineralfaserdämmstoff, 50 mm / 50 kg / m3
können. Die Anforderungen zum Nachweis der 4 Wandschalen aus Holzspanplatten
Standsicherheit von fest eingebauten und um- 5 Unterkonstruktion (Regalständer)
6 Halteleisten
setzbar ausgebildeten Trennwänden sind in DIN 7 Fachböden aus Holzspanplatten mit seitlichen
4103-1 geregelt. In beiden Fällen erhalten die Tragkonsolen aus Stahlblech
Trennwände ihre Standsicherheit erst durch Ver- FECO-Innenausbausysteme, Karlsruhe
648 15 Umsetzbare Trennwand-/Schrankwandsysteme

bindung mit den an sie angrenzenden Bauteilen. Schallabsorption bedeutet Minderung des
S. hierzu auch Abschn. 15.3.5. In der vorgenann- Schalles (Schallausbreitung) im Raum selbst. S.
ten Norm wird von zwei denkbaren Belastungs- hierzu beispielsweise Abschn. 14.2.2, Schallabsor-
fällen ausgegangen. bierende Unterdecken.
Einbaubereich 1:
Räume und Flure mit geringer Menschenan- Schalldämmung beinhaltet die Minderung der
sammlung, wie z. B. in Wohnungen, Hotel-, Büro- Schallübertragung zwischen benachbarten Räu-
und Krankenräumen. Hier wird eine Gebrauchs- men. Je nach Art der Schwingungsanregung
last von 0,50 kN/m zugrunde gelegt. der Bauteile unterscheidet man zwischen Luft-
schalldämmung und Körperschalldämmung.
Einbaubereich 2: Beide Maßnahmen müssen getrennt voneinan-
Trennwände für Bereiche mit großer Menschen- der betrachtet werden.
ansammlung, wie z. B. in größeren Schul-, Ver-
sammlungs-, Ausstellungs- und Verkaufsräumen. Schallschutztechnisches Verhalten. Alle Bau-
Hierzu zählen auch stets Trennwände zwischen teile bzw. Bauelemente sind aus schalltechni-
Räumen mit einem Höhenunterschied der Fuß- scher Sicht in zwei Gruppen zu unterteilen:
böden von mehr als 1,00 m. Die hier zugrunde
liegende Gebrauchslast beträgt 1,00 kN/m. tEinschalige Bauteile. Sie bestehen aus ei-
nem einheitlichen Baustoff (z. B. Beton) oder
tStatische Belastung. Nichttragende Trenn-
aus mehreren, fest miteinander verbundenen
wände müssen demnach – außer ihrer Eigen-
Schichten (z. B. Betonplatte mit Putzschicht) die
last – alle auf ihre Flächen wirkenden statischen
als Ganzes schwingen. Je höher das Flächenge-
Lasten (vorwiegend ruhende) sowie stoßartige
wicht (flächenbezogene Masse) des Bauteiles
Lasten aufnehmen und an die angrenzenden
ist, um so besser ist die Schalldämmung.
Bauteile abgeben können.
tMehrschalige Bauteile. Sie bestehen aus zwei
tStoßartige Belastung. Bei den stoßartigen Be-
oder mehreren Schalen, die nicht starr mitein-
lastungen wird einmal vom weichen Stoß (z. B.
ander verbunden sind, sondern durch elasti-
Körperaufprall auf die Wand) und vom harten
sche Dämmstoffe oder Luftschichten vonein-
Stoß (z. B. Auftreffen harter Gegenstände auf die
ander getrennt sind. Je schwerer diese Schalen
Wand) ausgegangen. Dabei darf die Wand we-
sind, je größer der Abstand und je weniger starr
der durchstoßen, noch aus ihren Befestigungen
die Verbindung dieser Schalen ist, um so besser
herausgerissen werden und auch keine Gefähr-
ist die Schalldämmung.
dung durch herabfallende Wandteile erfolgen.
tKonsollasten. Nichttragende Trennwände
müssen auch so ausgebildet sein, dass leichte 15.3.3.1 Schalldämmung
Konsollasten von 0,40 kN/m bei einer Lastausla-
dung von 30 cm (z. B. in Form von Buchregalen, Umsetzbare Trennwände sind in der Regel nach
kleinen Hängeschränken o. Ä.) an jeder Stelle dem Prinzip der Mehrschaligkeit aufgebaut, wo-
der Wand in geeigneter Weise angebracht wer- durch eine wesentlich bessere Schalldämmung
den können. erreicht werden kann, als mit einschaligen Wän-
den gleichen Flächengewichtes. Diese hängt im
Bild 15.4 zeigt eine umsetzbare Trennwand mit Wesentlichen ab von:
integriertem Anhängesystem, bei dem ein be-
15 sonders entwickelter Regalständer das Aufhän-
tFlächengewicht der Wandschalen,
tBiegeweichheit der Wandschalen,
gen von Ober- und Unterschränken, Vitrinen und
Regalen aller Art ermöglicht. Die einzelnen Teile tArt der Verbindung der Schalen mit der Unter-
können ohne Beschädigung der Wandoberfläche konstruktion,
wieder abgenommen werden. S. hierzu auch Ab- tAbstand der Schalen zueinander,
schn. 15.5, Vorgefertigte Schrankwandsysteme. tHohlraumdämpfung mit absorbierendem Ma-
terial,
15.3.3 Schallschutz von tDichtheit der Fugen.
umsetzbaren Trennwänden
Allgemein geht man von der Forderung aus, dass
Beim Schallschutz ist grundsätzlich zu unter- das normal gesprochene Wort auf der benach-
scheiden zwischen Maßnahmen der Schallab- barten Raumseite nicht mehr verstanden wer-
sorption und der Schalldämmung. den darf, d. h., die Silbenverständlichkeitsgrenze
15.3 Allgemeine Anforderungen 649

muss gewahrt bleiben. Diese ist bei einem Schall- 1 2 3 4 5 6 3


dämmwert von R’w ≥ 40 dB gegeben.

19
Zum Vergleich: Bei 35 dB wird das normal ge-
sprochene Wort noch verstanden. Bei 40 dB wird

100 mm

88 mm
es zwar noch gehört, aber nicht mehr verstanden;
erst bei etwa 45 dB ist das normal gesprochene
Wort in der Regel nicht mehr zu hören.
Empfehlungen für normalen und erhöhten
Schallschutz von Trennwänden in Büro- und Ver-
waltungsbauten sind Tab. 15.5 zu entnehmen. 15.6a 15.6b
Weitere Angaben beinhalten Beiblatt 2 zu DIN
4109 für Beherbergungs- und Krankenhausbau- 15.6 Beispielhafte Darstellung von schalldämmenden,
ten. umsetzbaren Trennwänden mit unterschiedlichen
Wanddicken aus verschiedenartigen Beplankungs-
Beispiele von umsetzbaren Trennwänden mit materialien. Vgl. hierzu auch Bild 15.14.
unterschiedlichen Schalldämmwerten und Wand- a) Beplankung beidseitig mit Spanplatten, Wand-
dicke 100 mm, Schalldämmwert Rw.P = 42 dB
dicken sowie verschiedenartigen Beplankungs- b) Beplankung beidseitig mit Metallwandschalen
materialien und Wandschalen-Verbundkonstruk- und eingeklebten Gipskarton- bzw. Gipsfaserplat-
tionen (innenseitige Aufdoppelungen) zeigt Bild ten (Verbundkonstruktion), Wanddicke 88 mm,
15.6a, b. Schalldämmwert Rw.P = 51 dB
1 Holzspanplatte, 19 mm
Schallübertragungswege. Die Schalldämmung 2 Mineralwolle
von mehrschaligen Trennwänden kann am Bau 3 Einhängesystem für Regale
4 Wandschale aus Metall
nicht beliebig hoch ausgeführt werden, da der 5 Gipskartonplatte, eingeklebt
Luftschall nicht nur über die Trennwand selbst 6 Gipsfaserplatte, aufgeklebt
von Raum zu Raum übertragen wird, sondern LINDNER AG, Arnstorf
auch über Nebenwege. Unter

Tabelle 15.5 Empfehlungen für normalen und erhöhten Schallschatz von Trennwänden in Büro- und Verwaltungsbauten
(Auszug aus Tab. 3, Beiblatt 2 zu DIN 4109).

Spalte 1 2 3 4 5 6

Empfehlungen Empfehlungen
für normalen für erhöhten
Schallschutz Schallschutz

Zeile Bauteile erf. erf. erf. erf. Bemerkungen


R′w L′n, w R′w L′n, w
(erf. (erf.
TSM) TSM)
dB dB dB dB

6 Wände zwischen Räumen mit üblicher 37 – ≥ 42 – Es ist darauf zu achten, dass diese
Bürotätigkeit Werte nicht durch Nebenwegüber-
tragung über Flur und Türen ver-
15
7 Wände zwischen Fluren und Räumen 37 – ≥ 42 – schlechtert werden.
nach Zeile 6

8 Wände von Räumen für konzentrierte 45 – ≥ 52 –


geistige Tätigkeit oder zur Behandlung
vertraulicher Angelegenheiten, z. B.
zwischen Direktions- und Vorzimmer.

9 Wände zwischen Fluren und Räumen 45 – ≥ 52 –


nach Zeile 8

10 Türen in Wänden nach Zeile 6 und 7 27 – ≥ 32 – Bei Türen gelten die Werte für die
Schalldämmung bei alleiniger Über-
11 Türen in Wänden nach Zeile 8 und 9 37 – – – tragung durch die Tür.
650 15 Umsetzbare Trennwand-/Schrankwandsysteme

tNebenwegübertragung versteht man sowohl Beiblatt 1 zu DIN 4109 zu entnehmen. Vgl. hierzu
die Schallübertragung längs angrenzender auch Abschn. 11.3.3, Abschn. 14.2.2 sowie Ab-
Bauteile, die so genannte Flankenübertragung, schn. 17.6.3.
als auch die Luftschallübertragung über Rohr-
leitungen, Kanäle von Lüftungsanlagen, Un-
dichtigkeiten bei Anschlüssen u. a. m. 15.3.3.2 Schall-Längsdämmung
tFlankenübertragung. Die Schallübertragung Mit der Forderung nach flexibler Raumaufteilung
über die flankierenden Bauteile (z. B. Längs- und dem damit verbundenen Einbau von um-
wände) kann vermindert werden, in dem die setzbaren Trennwänden in beispielsweise Büro-,
angrenzenden (massiven und biegesteifen) Verwaltungs-, Schul- und Krankenhausbauten
Bauteile entweder genügend schwer (Flächen- taucht das Problem der Schall-Längsleitung zwi-
gewicht ≥ 300 kg/m2) oder in geeigneter Weise schen benachbarten Räumen verstärkt auf.
zweischalig ausgebildet werden.
Damit die spätere Umsetzbarkeit derartiger
Biegeweiche Vorsatzschalen. Wie Bild 15.7 Trennwände nicht beeinträchtigt wird, geht man
zeigt, bieten sich dafür zum einen durchgehende von folgenden Annahmen aus:
biegeweiche Vorsatzschalen aus Gipskartonplat- tDie versetzbaren Trennwände werden nur bis
ten mit Mineralfaserauflage (streifen- oder punkt- zur abgehängten Unterdecke geführt, während
förmig an Massivwand angesetzt) zum anderen der darüber liegende Deckenhohlraum über
freistehende (durch Trennwandanschluss unter- mehrere Räume hinweg durchlaufen kann. So-
brochene) Vorsatzschalen nach DIN 18 183 an. mit muss die Unterdecke schalldämmende Auf-
Weitere Konstruktionsbeispiele von Vorsatzscha- gaben mit übernehmen.
len mit den entsprechenden Rechenwerten sind tDie umsetzbaren Trennwände werden auf den
fertigen Fußboden aufgesetzt, ohne dass der

5
4
3
6

Vertikale Schallausbreitung
1 2 3
2 1a 2 1b

4 5
15.7a 15.7b

15.7 Schematische Darstellung biegeweicher Vorsatz-


15 schalen auf biegesteifer Massivwand
a) angesetzte durchgehende Vorsatzschale
b) freistehende Vorsatzschale, durch Trennwandan-
schluss unterbrochen
1a Trennwand mit Hohlraumdämmung an biege- Horizontale Schallausbreitung
weicher Schale dicht angeschlossen
1b Trennwand an Massivwand dicht ange-
schlossen
2 Anschlussdichtung 15.8 Schematische Darstellung möglicher Schallneben-
3 Vorsatzschale aus Gipskartonplatten mit ver- wege (horizontale Schall-Längsleitung) oberhalb
spachtelten Fugen und Faserdämmstoff nach und unterhalb umsetzbarer Trennwände.
DIN 18 165 (Gipskarton-Verbundplatte) Weg 1: undichte Randfugen
4 Kleber streifenförmig aufgetragen Weg 2: schallleitende Unterdeckenplatten
5 Massivwand (biegesteifes Bauteil) Weg 3: ungedämmte Deckenhohlräume
6 Metallständer mit Mineralwolle und Gipskarton- Weg 4: textile Fußbodenbeläge
platten (biegeweiche Vorsatzschale) Weg 5: schwimmende Estriche
15.3 Allgemeine Anforderungen 651

jeweilige Standort der Trennwände konstruktiv Weg über die Trennwandfläche als nennenswer-
besonders ausgebildet wird. te Fehlerquelle weitgehend außer Betracht blei-
ben kann; gegebenenfalls ist im Türbereich, bei
Schall-Längsleitung. Die Schall-Längsleitung Verglasungen und zusätzlichen Installationen in-
über die flankierenden Bauteile ist in Skelettbau- nerhalb der Trennwand mit gewissen Einschrän-
ten mit leichtem Ausbau meist wesentlich größer kungen zu rechnen.
als in Bauten mit massiven Wänden. Sie wird be-
sonders beeinflusst von Fassadenanschlüsse. Besondere Aufmerksam-
keit ist den Trennwand-Fassaden-Anschlüssen zu
tder Art der flankierenden Bauteile, schenken, die in Form von sog. Fassadenschwer-
tder konstruktiven Ausbildung der Anschlüsse tern ausgeführt werden. Aufgrund ihrer geringen
zwischen flankierendem Bauteil und Trenn- Dicke von etwa 60 mm stellen diese schalltechni-
wand, sche Schwachpunkte dar. Die mehrschalig aufge-
tder Schallübertragung über Undichtigkeiten. bauten Passstücke müssen daher ein besonders
hohes Flächengewicht aufweisen (z. B. Schalen-
Rechnerischer Nachweis. Ein vereinfachter konstruktion aus Gipskartonplatten oder 1,5 mm
rechnerischer Nachweis mit den entsprechenden dickem Stahlblech, mit jeweils 1 mm dickem Blei-
Rechenwerten ist in Beiblatt 1 zu DIN 4109 aufge- blech innenseitig beklebt und Hohlraumdämp-
zeigt. Die in den Tabellen der DIN 4109 angeführ- fung aus Mineralwolle). Die Anschlussdetails
ten kennzeichnenden Größen haben folgende müssen so ausgebildet sein, dass die Fugen dicht
Bedeutung: sind und trotzdem die Fassadenbewegungen
a) Für das trennende Bauteil (ohne Längsleitung aufnehmen können. Bei der angrenzenden Fas-
über flankierende Bauteile) gilt das bewertete sadenkonstruktion ist außerdem insgesamt auf
Schalldämm-Maß R′w. eine ausreichend gute Schall-Längsdämmung zu
b) Für flankierende Bauteile gilt das bewertete achten.
Schall-Längsdämm-Maß R′L,w.

Die Werte der Schall-Längsdämmung der flankie- 1. Unterdeckenbereich


renden Bauteile und das Schalldämm-Maß des Schall-Längsdämmung oberhalb
trennenden Bauteils sollten um wenigstens +5 umsetzbarer Trennwände
dB höher liegen als die angestrebte resultieren-
de Gesamtschalldämmung zwischen zwei Räu- Als Faustregel gilt, dass die Schall-Längsdäm-
men. Diese Anforderungen sind berechtigt, da mung der abgehängten Unterdecke um mindes-
normalerweise das Schall-Längsdämm-Maß eines tens 5 dB höher gewählt werden sollte, als das
Bauteils höher liegt als sein Schalldämm-Maß. gewünschte Schalldämm-Maß der raumteilen-
Einzelheiten hierzu s. Abschn. 17.6.2.3. den Trennwand. Normal konstruierte Trennwän-
de weisen ein bewertetes Schalldämm-Maß R′w
Schallnebenwege. Das Problem der horizon- von etwa 40 dB auf. Bei sehr guten Ausführun-
talen Schall-Längsleitung tritt bei umsetzbaren gen werden Werte um 50 dB erzielt. Die dann
Trennwänden – im Unterdeckenbereich und Fuß- notwendigen hohen Schall-Längsdämmwerte
bodenbereich – gemäß Bild 15.8 vor allem auf können mit einer einfachen abgehängten Un-
entlang terdecke (z. B. Mineralfaserdecke) nicht erreicht
tundichter Randfugen, werden. Bei höheren schallschutztechnischen 15
tschallleitender Unterdeckenplatten, Anforderungen sind deshalb immer zusätzliche
tungedämmter Deckenhohlräume, Maßnahmen erforderlich. Folgende Ausfüh-
ttextiler Fußbodenbeläge, rungsalternativen bieten sich – unter Berücksich-
tigung der jeweiligen Vor- und Nachteile – an
tschwimmender Estriche. (Bild 15.9a bis d):
Weitere Schallnebenwege können entlang der Horizontale Dämmung im Deckenhohlraum
flankierenden Fassade, der flankierenden Flur-
wand bzw. Schrank-Wand-Kombination und bei tHorizontale Abschottung (Bild 15.9a). Die
durchlaufenden Installationen auftreten. Dem horizontale Dämmstoffauflage auf der Ober-
gegenüber hat sich die schallschutztechnische seite der Unterdeckenschale ist eine der wirk-
Qualität der meisten Trennwandsysteme im Lau- samsten Maßnahmen zur Verbesserung der
fe der letzten Jahre derart verbessert, dass der Schall-Längsdämmung von abgehängten Un-
652 15 Umsetzbare Trennwand-/Schrankwandsysteme

terdecken. Die Wirkung ist dabei abhängig platten ist (mind. 50 mm, besser 100 mm).
von der Dicke, Dichte und dem Strömungswi- Faustregel: Eine Erhöhung der Absorberaufla-
derstand des Faserdämmstoffes sowie von der ge um 10 mm ergibt eine Verbesserung der
Abhängehöhe und der Formgebung der De- Schall-Längsdämmung um etwa 2 dB.
ckenschale. Der Nachteil dieser vollflächigen
Belegung ist , dass die Zugänglichkeit zu den Konstruktionsbeispiele von Unterdecken mit
Installationen im Deckenhohlraum beeinträch- zusätzlicher horizontaler Faserdämmstoffauf-
tigt wird. Untersuchungen haben ergeben [1], lage s. Abschn. 14.2.2.3.
dass bei dieser Ausführungsalternative vor al-
lem drei Einflussgrößen im Decklagenbereich tHalbhohe vertikale Absorberplatten (Bild
zu beachten sind: 15.9b). Die Anordnung von halbhohen vertika-
len Absorberplatten oberhalb der Trennwände
tDas Flächengewicht der Decklagenplatten wird vorzugsweise bei Bandrasterdecken an-
sollte mind. 5 kg/m2, besser 10 bis 20 kg/m2 gewandt und führt je nach Dicke, Höhe und
betragen. Abstand der Lamellen zu ähnlich guten Schall-
tDie Unterdecken müssen fugendicht und Längsdämmwerten wie bei der horizontalen
flächendicht ausgebildet sein. Häufig ist die Dämmstoffauflage. Voraussetzung ist aller-
Dichtheit durch eine zusätzliche rückseitige dings, dass die Unterdeckenschale selbst eine
Beschichtung in Form einer Alukaschierung, nicht zu geringe Schall-Längsdämmung (R′L,w
eines Rückseitenanstriches o. Ä. zu erhöhen. > 35 dB) aufweist. (Zum Vergleich: Dämmwerte
Auch die seitlichen Anschlüsse an den flan- von Mineralfaserdecken ohne Zusatzmaßnah-
kierenden Bauteilen müssen dicht und elas- men liegen zwischen 30 und 40 dB). Je nach Be-
tisch ausgeführt sein. darf werden 80 bis 100 mm dicke Mineralfaser-
tDie Schall-Längsdämmung im Deckenhohl- platten in Längs- und Querrichtung hochkant
raum ist um so besser, je dicker die zusätz- in die Stege der Bandrasterprofile geklemmt.
liche Dämmstoffauflage auf den Decken- Diese Anordnung erleichtert das Öffnen und
Deckenanschlüsse

15.9a 15.9b 15.9c 15.9d


Bodenanschlüsse

15.9e 15.9f 15.9g 15.9h

15
15.9 Schematische Darstellung von Maßnahmen zur Minderung der horizontalen Schall-Längsleitung bei leichten Trenn-
wänden mit erhöhten Schallschutzanforderungen
Deckenanschlüsse mit Schall-Längsdämmung oberhalb umsetzbarer Trennwände:
a) horizontale Abschottung
b) halbhohe vertikale Absorberplatten
c) vertikale, starre Abschottung (Plattenschott)
d) vertikale, elastische Abschottung (Absorberschott)
Bodenanschlüsse mit Schall-Längsdämmung unterhalb umsetzbarer Trennwände:
e) schwimmender Estrich
f) schwimmender Estrich mit Trennfuge
g) schwimmender Estrich konstruktiv getrennt
h) Verbundestrich auf Massivdecke
Konstruktionsbeispiele von Unterdecken mit horizontalen und vertikalen Abschottungen s. Bild 14.3 bis 14.5.
15.3 Allgemeine Anforderungen 653

Schließen der Unterdecken und damit auch Konstruktionsbeispiele von Platten- und Ab-
die Zugänglichkeit für Wartungsarbeiten und sorberschott s. Abschnitt 14.2.2.3.
Nachinstallationen ganz wesentlich. Außer-
dem kann eine Materialersparnis in gewissem 2. Fußbodenbereich
Umfang erzielt werden. Da die Absorberplat-
ten nicht bis zur Rohdecke zu gehen brauchen, Schall-Längsdämmung unterhalb
können Versorgungsleitungen noch darüber umsetzbarer Trennwände
angeordnet sein.
Schwimmende Estriche werden überall dort auf
Vertikale Abschottungen im Deckenhohlraum Massivdecken aufgebracht, wo ein ausreichen-
der Luft- und Trittschallschutz gegenüber da-
tAbschottung durch Plattenschott (Bild 15.9c). runter liegenden Räumen erreicht werden soll
Durch vertikale Abschottung des Decken- (vertikale Schallbegrenzung). Untersuchungen
hohlraumes oberhalb der Trennwand sind die haben jedoch ergeben, dass schwimmende Es-
höchsten Schall-Längsdämmwerte zu erzielen. triche – die unter Trennwänden von einem Raum
Starre Abschottungen haben sich in der Pra- zum anderen hindurchlaufen – auch eine starke
xis allerdings nur bedingt bewährt, da alle im Schall-Längsleitung in horizontaler Richtung
Deckenhohlraum verlaufenden Kabel-, Hei- bewirken (Bild 15.8). Deshalb sind auch die Bo-
zungs- und Lüftungskanäle jeweils abge- denanschlüsse unter umsetzbaren Trennwänden
dichtet durch die Abschottung aus Gipskar- so auszubilden, dass das Schall-Längsdämm-Maß
tonplatten o. Ä. geführt werden müssen. der Fußbodenkonstruktion um mind. 5 dB höher
Undichtigkeiten verschlechtern die Dämmwir- liegt, als die angestrebte Gesamtschalldämmung
kung eines Plattenschotts erheblich, so dass zwischen zwei Räumen. Folgende Ausführungs-
der Aufwand für notwendige Anpassarbeiten alternativen bieten sich – unter Berücksichtigung
ganz beträchtlich sein kann. Starre Abschot- der jeweiligen Vor- und Nachteile – an (Bild 15.9e
tungen sind deshalb nur dort sinnvoll, wo im bis h):
Deckenhohlraum so gut wie keine Installationen
vorhanden sind. Außerdem lässt sich die Forde- tSchwimmender Estrich (Bild 15.9e). Estrich
rung nach flexibler Raumaufteilung bei vertika- auf Dämmschicht eignet sich zwar grundsätz-
len Abschottungen nur begrenzt erfüllen. lich zum Aufstellen von umsetzbaren Trenn-
tAbschottung durch Absorberschott (Bild wänden, beispielsweise zwischen Räumen mit
15.9d). Der Deckenhohlraum über dem Trenn- üblicher Bürotätigkeit und einem bewerteten
wandanschluss bis zur Rohdecke kann auch Schall-Längsdämm-Maß bis etwa 40 dB. Auf-
mit einem sog. Absorberschott verfüllt werden. grund seiner hohen Schall-Längsleitung ist die-
Dieser besteht aus komprimierten, mehrlagig ser Fußbodenaufbau jedoch unter Trennwän-
übereinander gestapelten Mineralwolle-Pake- den mit höheren Schallschutzanforderungen
ten, die mit Banderolen zusammengehalten nicht geeignet.
sind. Nach dem Entfernen der Papierbänder tSchwimmender Estrich mit Trennfuge (Bild
geht der Schott auf und das elastische Material 15.9f). Durch das Auftrennen des schwimmen-
passt sich dabei weitgehend selbst den Kontu- den Estrichs – in Form einer Trennfuge unter
ren der Installationen an. Der entscheidende der Trennwand – wird die horizontale Schall-
Vorteil des Absorberschotts gegenüber dem Längsleitung deutlich gemindert und ein be-
Plattenschott liegt in seiner schallabsorbieren-
den Wirksamkeit, so dass kleinere verbleibende
wertetes Schall-Längsdämm-Maß von etwa
55 dB erreicht. Die Forderung nach flexibler
15
Undichtigkeiten akustisch aufgefangen werden Raumaufteilung ohne sichtbare Markierung
können. Mit zunehmender Breite des Schotts des Trennwandstandortes am Fußboden lässt
verbessern sich die Dämmwerte. Vorteilhaft sich damit allerdings nur bedingt erfüllen.
wirkt sich bei dieser Ausführung auch die ins- tSchwimmender Estrich konstruktiv getrennt
gesamt leichtere Zugänglichkeit zu den Instal- (Bild 15.9g). Wird ein Estrich konstruktiv ge-
lationen im Deckenhohlraum aus, da die übli- trennt und eine Trennwand unmittelbar auf
che horizontale Dämmstoffauflage als Ganzes eine Massivdecke aufgesetzt, kann zwar ein
entfallen kann. Bei hochinstallierten Decken- bewertetes Schall-Längsdämm-Maß von et-
hohlräumen sind allerdings die vorgenannten wa 70 dB erzielt werden, die Möglichkeit einer
Abdichtungsprobleme trotz der Anpassungsfä- flexiblen Raumaufteilung wird dadurch jedoch
higkeit des elastischen Materials nicht zu unter- ausgeschlossen.
schätzen.
654 15 Umsetzbare Trennwand-/Schrankwandsysteme

Wie die vorgenannten Beispiele zeigen, sollten 6 7


schwimmende Estriche aufgrund ihrer schall-
8
schutztechnisch ungünstigen Eigenschaften in
Bauten mit flexibler Raumaufteilung und höhe- 5 4 3 2 1
ren Anforderungen an die horizontale Schall-
Längsdämmung nicht eingebaut werden. Eine
wesentliche Verbesserung wird erreicht durch
tMassivdecke mit Verbundestrich (Bild 15.9h).
Die mit der Massivdecke fest verbundene Es-
trichschicht bildet in schallschutztechnischer
Hinsicht eine Einheit: Bedingt durch das im Ver-
gleich zum schwimmenden Estrich insgesamt
wesentlich größere Flächengewicht findet eine
Schall-Längsleitung in der Horizontalrichtung
kaum mehr statt.
tUntersuchungen in Skelettbauten haben in die-
sem Zusammenhang ergeben [2], dass ein aus-
reichender Schallschutz in vertikaler Richtung 9
(vorwiegend Trittschalldämmung) auch ohne 15
schwimmenden Estrich erreicht werden kann,
wenn die Deckenunterseite mit einer abge-
hängten, fugendichten Unterdecke einschließ-
10
lich horizontaler Dämmstoffauflage bekleidet
wird. Auf der Deckenoberseite ist dann anstelle
des schwimmenden Estrichs ein Verbunde-
strich mit weichfederndem Gehbelag (z. B. tex-
tiler Fußbodenbelag) aufzubringen. 12 11
14 13
Aufgrund der ständig fortschreitenden Erneu-
erung der Kommunikationssysteme und zu- 7
nehmenden Vernetzung aller Arbeitsbereiche
untereinander, werden moderne Büro- und Ver-
15.10 Konstruktionsbeispiel: Optimale Abstimmung
waltungsbauten seit einigen Jahren mit System- schalldämmender Maßnahmen (Deckenober- und
böden ausgerüstet. Diese eignen sich nicht nur Deckenunterseite) zur Minderung der horizontalen
zur Aufnahme von Elektro- und Datenleitungen und vertikalen Schallausbreitung (Schall-Längs-
sondern auch für klimatechnische Zwecke (Lüf- dämmung sowie Luft- und Trittschalldämmung)
bei umsetzbaren Trennwänden mit erhöhten
tung, Kühlung, Heizung). Schallschutzanforderungen
tHohlraum- und Doppelbodensysteme. An 1 Massivdecke
Stelle des schalltechnisch bevorzugten Ver- 2 Verbundestrich
bundestriches werden in öffentlich zugängli- 3 textiler Fußbodenbelag
4 Metallprofil, auf der Unterseite perforiert
chen Gebäuden vermehrt Installationsböden (Schalldämpfer)
15 eingebaut, für die hinsichtlich der horizontalen
Schall-Längsdämmung besondere Richtlinien
5 Schallschluckeinlage
6 Mineralfaserdämmstoff
gelten. Einzelheiten hierzu s. Abschn. 13.4.4, 7 Wandschalen
8 Teppichsockelleiste
Hohlraumböden, und Abschn. 13.5.6, Doppel- 9 Noniusabhänger
böden. 10 horizontale Abschottung
11 Decklage (eingelegte Deckenplatte)
12 Bandrasterprofil
13 Metallprofil
Textile Fußbodenbeläge unter umsetzbaren 14 elastische Anschlussdichtung
Trennwänden 15 Installation im Deckenhohlraum

Ein über mehrere Räume durchgezogener textiler


Fußbodenbelag stellt unter umsetzbaren Trenn- Hochziehen textiler Beläge an der Trennwand in
wänden in akustischer Hinsicht weitgehend eine Bauten mit flexibler Raumteilung kaum in Frage
offene Fuge dar [2]. Da ein Auftrennen oder kommt, kann dieser Mangel nur gemindert wer-
15.3 Allgemeine Anforderungen 655

den, in dem die U-förmige Bodenanschlussschie- dingungen von Türen sowie Angaben über mög-
ne auf der Unterseite perforiert oder geschlitzt – liche Einflüsse auf das schalltechnische Verhalten
d. h. schalldurchlässig gemacht wird – und so der betriebsfertig eingebauter Türelemente sind in
gedämmte Hohlraum der Trennwand akustisch Abschn. 7.4.1, im Teil 2 dieses Werkes, ausführ-
an die Fuge anschließt. Dadurch wird ein „Schall- lich beschrieben, so dass sich ein nochmaliges
dämpfer“ herstellt, der die Schallübertragungen Aufzeigen dieser Zusammenhänge im Rahmen
über die Fuge reduziert. S. hierzu Bild 15.4 und dieser Abhandlung erübrigt. Außerdem sind in
Bild 15.10. Tab. 7.9, Teil 2 dieses Werkes, die nach DIN 4109
Bild 15.10 zeigt eine Kombination von Maßnah- geforderten Schalldämmwerte von Türen unter-
men auf der Deckenoberseite und Decken- schiedlicher Einsatzbereiche zusammenfassend
unterseite zur Minderung der horizontalen und dargestellt.
vertikalen Schallausbreitung als optimale Vor-
aussetzung für den Einsatz umsetzbarer Trenn- Schalldämmung von Trennwandtüren. Die
wände in Bauten mit flexibler Raumaufteilung Schalldämmung von Türen in leichten Innen-
[3]. Vgl. hierzu auch Abschn. 11.3.3, Schallschutz wänden hängt einmal von der konstruktiven
von Massivdecken und Holzbalkendecken sowie Ausbildung des Türblattes bzw. Türelementes
Abschn. 14.2.2, Schallschutz mit leichten Unter- insgesamt, zum anderen von der Dichtung der
decken. Falze und insbesondere von der unteren Türfuge
(Bodendichtung) ab.
tTürblattkonstruktionen. Während die Schall-
15.3.3.3 Schallschutztechnische dämmung einschalig ausgebildeter Türblätter
Anforderungen an Trennwandtüren sich vor allem durch die Erhöhung des Flä-
Bei den meisten auf dem Markt befindlichen chengewichtes in Form von mehrschichtigen,
Trennwandprogrammen ist das Türelement in schweren Platteneinlagen verbessern lässt,
formaler Hinsicht ein integrierter Bestandteil. spielen bei mehrschichtig aufgebauten Tür-
Passend zum jeweiligen Wandsystem gibt es blattkonstruktionen vor allem Abstand und
eine Vielzahl von Ausführungsvarianten mit Gewicht der beiden äußeren Schalen (z. B.
unterschiedlichen Oberflächenbeschichtungen. Stahlblech oder mehrfach verleimte Furnier-
In schall- und brandschutztechnischer Hinsicht holzplatten, ggf. mit Bleiblechbeschwerung)
stellen Türen und Glaselemente jedoch Schwach- und die Hohlraumfüllung mit möglichst bie-
stellen innerhalb des Gesamtsystems dar. geweichen Einlagen (z. B. Weichfaserplatten,
Mineralwolleplatten o. Ä.) eine große Rolle.
Schalldämmung von Türen. Bei der Beurteilung Türblattdicken von mehr als 60 (65) mm sind
der Luftschalldämmung von Türen wird vielfach allerdings für den Einbau in umsetzbare Trenn-
von falschen Annahmen ausgegangen. Entspre- wände – mit einer Gesamtdicke von ungefähr
chende Grundsätze über die Prüf- und Einbaube- 100 mm – nicht geeignet. Daher versucht man

1 2 3 4 2 5 6
1 Vollwand, Wandschale aus
Holzwerkstoff
2 Abdeck- und 15
Fugendichtungsprofil
3 Unterkonstruktion
(Ständerprofil)
4 Bandrasterblende, abnehmbar
5 Stahlzarge, Materialdicke 2 mm
6 Falzdichtung (Kammerprofil)
7 Holztürblatt, 40 mm dick
8 Mineralwolle
(Hohlraumdämpfung)
9 Lichtschalter o. Ä., in Band-
rasterblende eingelassen 9 8 8 7

15.11 Konstruktionsbeispiel: Umsetzbare Trennwand mit Bandrasterblende, Stahlzarge und stumpf einschlagendem
Holztürblatt. Schalldämmung Rw.P = 27 bis 37 dB, je nach Ausführung. Vgl. hierzu auch Bild 15.15.
FECO-Innenausbausysteme, Karlsruhe
656 15 Umsetzbare Trennwand-/Schrankwandsysteme

durch Herabsetzen der Türblattsteifigkeit zu Schiene – und nicht nur in einen Teppichbelag
möglichst günstigen Ergebnissen zu kommen. (= offene Fuge) andrückt. Bei hohen schall-
Einzelheiten hierzu s. Abschn. 7.4.1.2, im Teil 2 technischen Anforderungen an ein Türelement
dieses Werkes. ist außerdem die akustische Trennung des
tZargenrahmen. Türblätter in umsetzbaren schwimmenden Estrichs in Form einer Trenn-
Trennwänden sind in der Regel an Stahlzargen fuge oder vorgefertigten Estrich-Trennschiene
befestigt, die zusammen mit den Wandele- unabdingbar. Einzelheiten hierzu s. Abschn.
menten auf den fertigen Fußbodenbelag auf- 7.5.4, Abschn. 7.8.3 sowie Bild 7.68, im Teil 2
gesetzt werden (Bild 15.11). Zur Anwendung dieses Werkes.
gelangen sog. Trockenbauzargen, in Form von
einteiligen oder dreiteiligen Stahlzargen (auch
Schnellbauzarge genannt). Stahlzargen für nor- 15.3.4 Brandschutz von umsetzbaren
male Beanspruchungen werden üblicherwei- Trennwänden1)
se aus 1,5 mm dickem Stahlblech, bei hohen
Brandschutz im Hochbau und Innenausbau soll
Schallschutzanforderungen aus 2,0 mm dickem
als vorbeugende Maßnahme die Entstehung und
Material hergestellt und der Profilhohlraum mit
Ausbreitung von Schadensfeuern verhindern.
Mineralwolle satt verfüllt. Einzelheiten hierzu s.
Abschn. 7.7.1, im Teil 2 dieses Werkes. DIN 4102. Als technische Baubestimmung kon-
tTürdichtungen. Schalldämmend ausgebildete kretisiert DIN 4102 die einzelnen brandschutz-
Türelemente sind in der Regel mit einer drei- technischen Begriffe, die in den baurechtlichen
seitig umlaufenden Falzdichtung – in Form Vorschriften (z. B. Musterbauordnung, Landes-
einer Türfalz- oder Zargenfalzdichtung – und bauordnungen, Rechtsverordnungen und Richt-
einer Dichtung im Bereich der unteren Türfuge linien) Verwendung finden.
(Bodendichtung) ausgestattet. Die Anforde- Diese Norm enthält ferner die Bedingungen für
rungen an die Türdichtungen steigen mit den die Einteilung der Baustoffe nach ihrem Brand-
Anforderungen an die Schalldämmung der verhalten und deren Bezeichnung sowie die Prüf-
Trennwand. bedingungen für Bauteile und deren Einstufung
tFalzdichtungen sind erst dann wirksam, wenn in Feuerwiderstandsklassen. Einzelheiten hierzu
sie die zulässigen Verformungen des Türblat- s. Abschn. 17.7, Baulicher Brandschutz.
tes ausgleichen und bei geschlossener Tür in Baustoffe werden gemäß DIN 4102-1 nach ih-
ihrer gesamten Länge an der Türzarge bzw. rem Brandverhalten in Baustoffklassen einge-
Türblattoberfläche dicht anliegen. Außerdem teilt: Baustoffklasse A (A1/A2 nichtbrennbar),
müssen die Profile ringsum in derselben Ebene Baustoffklasse B (brennbar) mit weiteren Unter-
liegen, und zwar so, dass sich diese Ebene auch gliederungen (B1 schwerentflammbar, B2 nor-
mit dem Verlauf der Bodendichtung deckt. Die malentflammbar, B3 leichtentflammbar). Die
Einfederungstiefe (Wirkungsbereich) der Falz- Baustoffklasse B3 ist in der Regel bauaufsichtlich
dichtung sollte mind. 3 mm – besser 5 mm – nicht zugelassen. Welche Baustoffe in welchen
betragen, die erforderliche Bedienungskraft speziellen Fällen eingesetzt werden dürfen, wird
(Drehmoment) zur Bedienung eines Türdrü- durch die Landesbauordnungen geregelt. Diese
ckers etwa 20 Nm (Klasse 3, gemäß DIN EN orientieren sich wiederum an der (neuen) Mus-
12 217-2). Einzelheiten hierzu s. Abschn. 7.4.1.2, terbauordnung des Bundes.
15 Abschn. 7.8.3 sowie Abschn. 7.5.4, im Teil 2 die- tEuropäisches Klassifizierungssystem für Bau-
ses Werkes. stoffe. Das neue Klassifizierungssystem der EU
tBodendichtungen gibt es in sehr unterschied- sieht insgesamt sieben Euroklassen vor und
lichen Ausführungen und Wirkungsweisen. Im zwar A1, A2, B, C, D, E und F. Geprüft wird zu-
Zusammenhang mit umsetzbaren Trennwän- künftig auch die Rauchentwicklung und das
den kommen vor allem Auflaufdichtungen oder Abtropfverhalten eines Baustoffes. Neu ein-
automatische Absenkdichtungen, die in die geführt werden daher Unterklassen für Rauch
Türblattunterkante eingelassen sind, zur An- (Smoke) S1, S2, S3 und brennendes Abtropfen
wendung. Bei der letztgenannten Art ist zwin- (Droplets) D0, D1, D2.1)
gend darauf zu achten, dass sich das absenkba-
re Dichtungsprofil an der Anpressstelle immer 1) Der aktuelle Stand der Normung (Klassifizierung von
gegen eine stabile Druckplatte – beispielsweise Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten –
in Form einer unterseitig abgedichteten Alu- DIN EN 13 501) ist Abschn. 15.6 zu entnehmen.
15.3 Allgemeine Anforderungen 657

Bauteile werden in DIN 4102-2 entsprechend ih- Raumabschließende Wände. Aus der Sicht des
rer Feuerwiderstandsdauer in Feuerwiderstands- Brandschutzes wird zwischen nichttragenden
klassen eingestuft (F30 bis F180). Vorangestellte und tragenden sowie zwischen raumabschlie-
Buchstaben kennzeichnen die Bauteilart (z. B. F ßenden und nichtraumabschließenden Wänden
für Wände, Decken usw.), nachgestellte Buch- unterschieden. Raumabschließende Wände kön-
staben weisen auf die Brennbarkeit der für das nen tragende und nichttragende Wände sein.
jeweilige Bauteil bzw. Bauelement verwendeten Raumabschließende Bauteile bzw. Bauelemen-
Baustoffe hin: A-AB-B. te müssen bei entsprechenden Anforderungen
durch die Bauordnungen so beschaffen sein,
Klassifizierte Bauteile.1) Gebräuchliche Bautei- dass sie die Ausbreitung eines Feuers für eine be-
le und Konstruktionen – deren Brandverhalten stimmte Zeit verhindern, um so den im Gebäude
durch Normbrandprüfungen nachgewiesen und befindlichen Personen die Flucht zu ermöglichen.
bekannt ist und die daher ohne besonderen Die zu fordernde Sicherheit richtet sich nach
Nachweis unter den angegebenen Voraussetzun-
tder Art des Gebäudes (z. B. Gebäudetyp),
gen eingesetzt werden dürfen – sind in DIN 4102
Teil 4 zusammengestellt und klassifiziert (= ge- tseiner Nutzung (z. B. Anzahl der gefährdeten
regelte Bauprodukte gemäß Bauregelliste A, Teil Personen) und
1). Ihre Anwendung ist im Rahmen bestimmter tweiteren begleitenden Sicherheitsmaßnahmen
bauaufsichtlicher Anforderungen ohne weitere (z. B. Einbau einer Sprinkleranlage o. Ä.).
Prüfung des Brandverhaltens möglich.
Verfahren zur Bestimmung der Feuerwiderstands-
tNichttragende Gipsplatten-Ständerwände dauer von nichttragenden Innenwänden – mit
(DIN 4103-1) mit wichtigen Anschlüssen und oder ohne Verglasung – sind in DIN EN 1364-1
Detailausbildungen sind in DIN 4102-4 um- festgelegt.
fassend dargestellt und klassifiziert.
tUmsetzbare Trennwände (DIN 4103-1) wer- Rettungswege. Nach den Grundsatzanforde-
den dagegen von DIN 4102-4 nicht erfasst, rungen der Musterbauordnung (MBO) und den
so dass hierfür besondere Nachweise – in der jeweiligen Landesbauordnungen (LBO) werden
Regel in Form von allgemeinen bauaufsichtli- Rettungswege unterteilt in horizontale notwen-
chen Prüfzeugnissen bzw. Zulassungen – erfor- dige, allgemein zugängliche Flure und Gänge so-
derlich sind. S. hierzu auch Abschn. 2.2.4, Bau- wie in vertikale Treppenräume.
regellisten.

Feuer
F 60
F 30

Feuer Feuer Feuer Feuer Fluchttunnel Feuer


15
F 30 F 30

15.12a 15.12b 15.12c 15.12d

15.12 Einbaumöglichkeiten von nichttragenden Trennwänden bei Brandbeanspruchung. Trennwandanschluss an


a) tragender Rohdecke und Fußboden,
b) abgehängter Unterdecke und Fußboden,
c) abgehängter Unterdecke und Systemboden,
d) tragender Rohdecke und Fußboden: Fluchttunnelkonstruktion mit allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung.
Die Trennwände und die Unterdecke über dem Rettungsweg sind für Brandbeanspruchung von drei Seiten
ausgelegt.
658 15 Umsetzbare Trennwand-/Schrankwandsysteme

tIn Gebäuden geringer Höhe sind Flurwände bis zur Unterdecke geführt werden, wenn diese
der Feuerwiderstandsklasse F30-B aus normal- Teile die gleiche Feuerwiderstandsdauer wie die
entflammbaren Baustoffen zulässig. Trennwand haben. Für diese sog. Fluchttunnel-
tIn Gebäuden mittlerer Höhe sind die Wände in konstruktion ist nach DIN 4102-2 ein besonderes
der Feuerwiderstandsklasse F30-AB herzustel- Prüfverfahren, und zwar eine allgemeine bauauf-
len. sichtliche Zulassung durch das Deutsche Institut
tIn Hochhäusern (oberstes Nutzungsgeschoss für Bautechnik, Berlin, erforderlich.
22 m über Grund) müssen die Flurwände und
Unterdecken (Fluchttunnel) der Feuerwider- Zusammenwirken der Systeme. Auf der Basis
standsklasse F90-A entsprechen und die Raum- derart geprüfter Konstruktionen ist es möglich,
türen nach DIN 4102-5 die Feuerwiderstands- umsetzbare Trennwände ohne die üblichen Ein-
klasse T30 aufweisen. schränkungen – beispielsweise in Form von fest
fixierten, starren Abschottungen im Decken- und
In der Regel werden brandbeanspruchte Trenn- Fußbodenbereich – in ein flexibles Raumkonzept
wände – beispielsweise Gipsplatten-Ständerwän- mit einzubeziehen.
de und nichttragende Innenwände anderer Bau- Derartige brandschutztechnische Maßnahmen
arten – auf den Rohboden aufgesetzt und bis zur müssen jedoch immer aufeinander abgestimmt
Rohdecke hochgeführt (Bild 15.12). sein. Es reicht nicht aus, die einzelnen Bauteile –
jedes für sich – zu prüfen; vielmehr kommt es auf
Brandbeanspruchte umsetzbare Trennwände. das Gesamtverhalten aller Teile im Brandfalle an.
In modernen Büro- und Verwaltungsbauten so- Dementsprechend wird die Feuerwiderstands-
wie in Bauten der Industrie und des Handels wer- dauer der Trennwand, der Unterdecke sowie die
den jedoch neben den fest eingebauten Innen- der Anschlüsse zwischen Trennwand und Unter-
wänden vermehrt umsetzbare Trennwände zur decke bzw. Systemboden usw. ermittelt und erst
Herstellung notwendiger Flucht- und Rettungs- diese Gesamtkonstruktion einer entsprechenden
wege eingebaut. Wie Bild 15.13 zeigt, können sie Feuerwiderstandsklasse zugeordnet.
auf einen Systemboden aufgesetzt und auch nur

1 2 3 5 4 5 6 3 2
19

F 60
100 mm

88 mm

F 30

Unterdecke F 30 Brandschutz-
verglasung

15.14a 15.14b
F 30 F 30
15.14
umsetzbare umsetzbare Beispielhafte Darstellung von umsetzbaren Trennwänden
15 Trennwand
Systemboden
Schrankwand mit unterschiedlichen Feuerwiderstands-Klassifizierungen
und Wanddicken sowie aus verschiedenartigen Beplan-
Doppelboden kungsmaterialien. Vgl. hierzu auch Bild 15.6
a) Beplankung beidseitig mit Spanplatten, Wanddicke
100 mm, Feuerwiderstandsklasse F30
b) Beplankung beidseitig mit Metallwandschalen und
eingeklebten Gipskarton- bzw. Gipsfaserplatten
(Verbundkonstruktion), Wanddicke 88 mm,
Feuerwiderstandsklasse F90
1 Holzspanplatte, 19 mm
2 Mineralwolle
15.13 Fluchttunnelkonstruktion (alle Teile F30) bestehend 3 Einhängesystem für Regale
aus umsetzbaren Trenn- und Schrankwänden, ein- 4 Wandschale aus Metall
gefügt zwischen Systemboden und Unterdecke. 5 Gipskartonplatte, eingeklebt
Geeignet zur Herstellung von Rettungswegen, mit 6 Gipsfaserplatten o. Ä., T-förmig verklebt
der Möglichkeit für nachträgliche grundrissliche
Änderungen (flexible Raumgestaltung) [4]. LINDNER AG, Arnstorf
15.3 Allgemeine Anforderungen 659

Beispiele von umsetzbaren Trennwänden mit währen oder die Sichtverhältnisse im Interesse
unterschiedlichen Feuerwiderstands-Klassifizie- der Verkehrssicherheit zu verbessern. Es wer-
rungen (F30 und F90) und Wanddicken so- den F- und G-Verglasungen unterschieden.
wie verschiedenartigen Beplankungsmaterialien
zeigt Bild 15.14a, b. tF-Verglasungen dürfen nach Maßgabe der
bauaufsichtlichen Zulassungen grundsätzlich
Sonderbauteile. Wie schon zuvor ausgeführt, in allen raumabschließenden Bauteilen einge-
sind in DIN 4102-4 gebräuchliche Bauteile und setzt werden, an die Brandschutzanforderun-
Konstruktionen zusammengestellt und klassifi- gen gestellt werden. Sie werden nach der Prüf-
ziert. Türen und Verglasungen in Verbindung mit norm DIN 4102-2 brandschutztechnisch wie
brandschutztechnisch geforderten Trennwänden Wände klassifiziert, überwiegend in den Klas-
zählen jedoch zu den Sonderbauteilen. Für sie sen F30 bis F90. F-Verglasungen sind im allge-
ist eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung meinen aus Spezialverbundglas mit speziellen
durch das Deutsche Institut für Bautechnik, Ber- Zwischenschichten, die im Brandfall Wärme-
lin, notwendig. In Ausnahmefällen ist auch eine energie absorbieren (= Bildung eines Hitze-
Zustimmung im Einzelfall – durch die jeweils schildes) und durch thermische Reaktionen
zuständige oberste Bauaufsichtsbehörde des be- strahlungsundurchlässig sowie undurchsichtig
troffenen Bundeslandes – möglich. werden. Brandschutztechnisch geforderte Tü-
ren dürfen nach DIN 4102-5 grundsätzlich nur
tFeuerschutztüren sind selbstschließende mit F-Verglasungen ausgerüstet sein. S. hierzu
Feuerschutzabschlüsse, die gemäß DIN 4102-5 auch Abschn. 7.8.1, im Teil 2 dieses Werkes.
dazu bestimmt sind, im eingebauten Zustand
den Durchtritt eines Feuers durch notwendige tG-Verglasungen verhindern zwar entspre-
Öffnungen in raumabschließenden Wänden chend ihrer Feuerwiderstandsdauer (G30 bis
zu verhindern. Sie werden üblicherweise in die G 120) die Ausbreitung von Feuer und Rauch,
Feuerwiderstandsklasse T30 bis T90 eingestuft. jedoch nicht den Durchtritt von Wärmestrah-
Einzelheiten hierzu s. Abschn. 7.8.1, im Teil 2 lung, so dass auf der dem Feuer abgekehrten
dieses Werkes. Seite hohe Temperaturen auftreten können.
Bild 15.15 zeigt beispielhaft ein T30 Türelement Sie bleiben im Brandfall durchsichtig. In Ret-
mit anhydritgefüllter Stahlzarge in einer nach tungswegen dürfen sie nur eingebaut werden,
DIN 4102-5 geprüften, feuerbeständig ausge- wenn sie mit ihrer Unterkante mindestens 1,80
bildeten, umsetzbaren Trennwand (F90). m über dem Fußboden angeordnet sind, da
man davon ausgeht, dass sich oberhalb die-
tBrandschutzverglasungen. Verglasungen in ser Höhe keine Menschen mehr bewegen und
Wänden und Türen haben die Aufgabe, an- aufhalten. Über den Einsatz von G-Gläsern ent-
grenzende Gebäudeteile (Flure und Treppen- scheidet die zuständige örtliche Bauaufsichts-
häuser) zu belichten, einen Durchblick zu ge- behörde in jedem Einzelfall.

1 2 3 4 5 6

15
1 Wandschale, Baustoffklasse A
2 Mineralwolle
3 Brandschutzeinlage, Baustoffklasse A
4 Unterkonstruktion (Ständerprofil)
5 Stahlzarge, Materialdicke 2 mm
6 Anhydritfüllung
7 Holztürblatt, mehrschichtig
aufgebaut, mit dreiseitig umlaufender,
7 unter Hitzeeinwirkung aufschäumender
(Palusol-)Brandschutzleiste.

15.15 Konstruktionsbeispiel: Umsetzbare Trennwand mit Stahlzarge und stumpf einschlagender Brandschutztür.
Vgl. hierzu auch Bild 15.11.
Feuerwiderstandsklasse der Trennwand F90
Feuerwiderstandsklasse der Brandschutztür T30
660 15 Umsetzbare Trennwand-/Schrankwandsysteme

9
1
2 8

3
7
4
6
5

5 4
6

7
3

8
9

15.16 Konstruktionsbeispiel: Vertikalschnitte durch eine umsetzbare Trennwand (F30) mit schalldämmend ausgebildeter
Oberlichtverglasung (Rw.P = 46 dB)
1 Dichtungsband
2 U-förmiges Deckenanschlussprofil aus gelochtem Stahlblech
3 Mineralfaserdämmstoff, (Mineralwolle) 50 mm / 50 kg / m3
4 Wandschalen aus Holzspanplatten, 19 mm dick
5 Unterkonstruktion (Ständerprofil)
6 Fugenprofil
7 Glasrahmenprofil mit Alu-Abdeckrahmen
8 gelochtes Stahlblech mit Schallschluckeinlage
9 verschiedene Glasarten, 7 bzw. 5 mm dick, G30-Oberlichtverglasung
FECO-Innenausbausysteme, Karlsruhe

Konstruktionsbeispiele von Feuerschutztüren Baukörperanschlüsse. Bauwerksteile können


sowie weitere Angaben über Brandschutzvergla- erheblichen Verformungen unterliegen. So sind
sungen s. Abschn. 7.8.1, im Teil 2 dieses Werkes. beispielsweise Durchbiegungen bei weit ge-
Bild 15.16 zeigt Vertikalschnitte durch eine um- spannten Geschossdecken möglich, auch Fassa-
setzbare Trennwand (F30) mit einer Oberlichtver- denbewegungen durch Erwärmung und Abküh-
glasung der Feuerwiderstandsklasse G-30. Diese lung sowie bei Winddruck- und Sogkräften.
Konstruktion erbringt auch in schallschutztechni- Leichte Trennwände müssen deshalb so beschaf-
fen sein, dass sie derartige Baukörperbewegun-
15 scher Hinsicht sehr gute Werte.
gen ohne Rissbildungen und sonstige bleibende
Schäden – bei Erhalt der Standsicherheit – auf-
15.3.5 Montagetechnische nehmen können.
Anforderungen Dies wird erreicht, indem bei Bedarf die Unterkon-
struktionen (Tragprofile) der Trennwände selbst
Auf leichte Trennwände dürfen keine direkten höhenbeweglich ausgebildet werden. Außerdem
Lasten von angrenzenden Bauwerksteilen ein- können die unmittelbar angrenzenden Boden-,
wirken. Sie müssen jedoch so konstruiert sein, Decken- und Wandanschlüsse teleskopartig ge-
dass sie Beanspruchungen – die vor allem durch staltet sein, so dass diese je Anschluss einen To-
menschliches Fehlverhalten verursacht werden leranzausgleich von bis zu ± 20 mm ermöglichen.
– widerstehen können. In jedem Fall erhalten sie
ihre Standsicherheit erst durch Verbindung mit Unterdeckenanschlüsse. Schließen leichte, um-
den angrenzenden Bauteilen. setzbare Trennwände an leichte, abgehängte
15.4 Konstruktionstechnische Merkmale 661

Unterdecken an, so werden diese in der Regel waschbecken, Boiler o. Ä. an den Trennwänden
spannungsfrei an ein Deckenprofil herangeführt unsichtbar befestigen zu können, müssen schon
und mit diesem verschraubt. Um auch die aus vorab – in entsprechender Höhe – tragende
den Trennwänden – beispielsweise durch stoß- Querprofile bzw. Traversen in die Unterkonstruk-
artige Belastungen – resultierenden Querkräfte tion eingefügt werden. Weitere Angaben hierzu
bewegungsfrei aufnehmen zu können, muss die s. Abschn. 6.10.3, Nichttragende Trennwände.
Unterdecke selbst horizontal stabilisiert, d. h. aus-
gesteift sein und größere Erschütterungen durch
geeignete Konstruktionen unmittelbar auf Fest-
punkte ableiten. Vgl. hierzu Abschn. 14.3.4 mit 15.4 Konstruktionstechnische
Bild 14.27.
Ungeachtet dieser Auflagen müssen versetzbare
Merkmale umsetzbarer
Trennwände des gehobenen Innenausbaues so Trennwände
beschaffen sein, dass sie ohne Schwierigkeiten
und nennenswerte Nacharbeiten, unter Verwen- Die auf dem Markt angebotenen Trennwandsys-
dung aller Einzelteile, umgesetzt und an anderer teme unterscheiden sich einmal durch ihren kon-
Stelle wieder aufgebaut werden können. Außer- struktiven Aufbau und die daraus resultierende
dem sollte immer ein Elementaustausch ohne Montageart am Einsatzort, zum anderen durch
Reihendemontage möglich sein. die verwendeten Beplankungsmaterialien mit
werkseitig aufgebrachten Oberflächenbeschich-
tungen. Entsprechend ihrer jeweiligen Bauweise
15.3.6 Elektro- und Sanitärinstallationen werden sie entweder als Schalenwand oder Mo-
in umsetzbaren Trennwänden noblockwand angeboten.

Elektroinstallationen können im Trennwand- tSchalenwände (früher auch Skelettwände ge-


hohlraum untergebracht werden, ohne dadurch nannt). Bild 15.17. Diese umsetzbaren Innen-
die Standsicherheit zu mindern. Die Einspei- wände bestehen aus werkseitig vorgefertigten
sung der Leitungen erfolgt entweder von oben Einzelteilen, die erst an der Verwendungsstelle
(abgehängte Unterdecke) oder von unten (Sys- zur fertigen Wand montiert werden.
temboden) oder von der Seite (Flur- bzw. Fas- Der Aufbau erfolgt nach dem Prinzip des End-
sadenbereich). Meist sind die tragenden Profile lossystems bei immer gleich bleibender Kons-
der Unterkonstruktion im oberen und unteren truktionssystematik. Dabei werden zuerst hö-
30 cm-Bereich der Installationsführung sowieso henverstellbare, vertikale Stahl-Ständerprofile
ausgestanzt, so dass durch diese Öffnungen die druckfrei zwischen Decken- und Bodenschiene
Leitungen problemlos horizontal verlegt werden montiert (Traggerüst aus Metall- oder Holzstän-
können. der mit Längsschlitzungen), anschließend ent-
Die Umsetzbarkeit der Trennwände ist jedoch sprechend den jeweiligen bauphysikalischen
nur dann gewährleistet, wenn Schalter, Steckdo- Anforderungen (Schall- und/oder Brandschutz)
sen und andere Anschlüsse bei Veränderungen die Dämmmaterialien eingesetzt und die ober-
wieder schadlos entfernt (Deckenkappen) und flächenfertigen Wandschalen in die Ständer-
Verdrahtungen auf einfache Weise gelöst wer- profile eingehängt bzw. eingeklipst.
den können. Nachinstallationen von Elektro- und Die Wandschalen sind in der Regel aus Holz-
Kommunikationsleitungen müssen ohne Beschä- werkstoff-, Gipskarton- oder Gipsfaserplatten 15
digung der Wandteile möglich sein. sowie aus abgekanteten Stahlblechtafeln. Ihre
Bei brandschutztechnisch beanspruchten Trenn- Oberflächen können wahlweise mit DD-Lack,
wänden sind systembedingte Einschränkun- Schichtstoffplatten, Edelholzfurnier, PVC-Foli-
gen zu beachten. So dürfen beispielsweise en, Textilgewebe u. a. m. beschichtet sein.
Steck-, Schalter- und Verteilerdosen bei raum- Die Vorteile dieser am häufigsten eingesetz-
abschließenden Wänden nicht unmittelbar ge- ten Wandbauart sind: Einfacher Transport
genüberliegend eingebaut werden. aufgrund relativ geringer Gewichte der Ein-
zelteile, weitgehend unbehinderte Installa-
Sanitärinstallationen. Die Unterbringung von tionsführung, problemlose Austauschbarkeit
Sanitärinstallationen in umsetzbaren Trennwän- einzelner Wandpaneele, leichte Zugänglichkeit
den ist zwar bedingt möglich, engt deren Verän- bei Wartungsarbeiten und Nachinstallation von
derbarkeit aber erheblich ein. Um kleinere Hand- Elektro- und Kommunikationsleitungen.
662 15 Umsetzbare Trennwand-/Schrankwandsysteme

Nachteilig wirken sich beim Aufbau die vielen


1 Einzelteile aus, die – je nach System – unter-
schiedlich lange Montagezeiten verursachen.

tMonoblockwände (früher auch Element-


wände genannt). Bild 15.18. Diese ebenfalls
umsetzbaren und jederzeit austauschbaren
raumhohen Wandelemente bestehen aus einer
tragenden Unterkonstruktion (Stahlprofilrah-
2 men) mit beidseitiger Beplankung (Stahlblech-
paneele) und Hohlraumfüllung (Mineralwolle).
Sie werden im Herstellerwerk fix und fertig zu-
5 sammengebaut, oberflächenfertig zur Verwen-
dungsstelle gebracht und mit höhenverstellba-
4
ren Decken- und Bodenschienen montiert. Die
Verriegelung der einzelnen Elemente miteinan-
der erfolgt über einfache Steckverbindungen
3
(Nocken, Klammern, Schienen).
5
Da der Zusammenbau dieser selbsttragenden
Wandelemente nicht am Einsatzort, sondern
im Herstellerwerk erfolgt, zeichnen sich diese
Wände durch eine besonders hohe Qualität
1 und große Maßgenauigkeit aus. Als weiterer
Vorteil ist ihre relativ leichte und schnelle Mon-
tage, Demontage und Remontage am Verwen-
15.17 Schematische Darstellung der wichtigsten Einzel- dungsort zu nennen.
teile einer Schalenwand in Bandrasterbauweise
Nachteilig wirken sich das meist hohe Trans-
1 Boden- und Deckenschienen
2 Unterkonstruktion (Metallständerprofile) portgewicht, der geringe Spielraum für nach-
3 Befestigungs- und Höhenausgleichsschuhe trägliche Installationen von Elektro- und Kom-
4 Wandschalen aus Plattenmaterialien oder Stahl- munikationsleitungen sowie die relativ starre
blechpaneelen Bindung an vorgegebene Rastermaße aus. Bei
5 Bandrasterblende (Modulleiste)
Beschädigung muss in der Regel das gesamte
Wandelement ausgetauscht werden; bei be-
stimmten Wandkonstruktionen sind jedoch
auch einzelne Stahlblechpaneele auswechsel-
bar.

Die Vor- und Nachteile beider Systeme sind vor


allem material- und bauartspezifisch bedingt.
Um aus dem großen Marktangebot eine sinnvol-
le Auswahl treffen zu können, müssen die an die
15 jeweilige Trennwand gestellten Anforderungen
rechtzeitig und vollständig bekannt sowie die
baulichen Gegebenheiten des Einsatzortes sorg-
fältig erfasst sein.
In diesem Zusammenhang wird daher noch ein-
mal auf die in Abschn. 15.2 angeführte Kriterien-
liste (Beurteilung umsetzbarer Trennwände) hin-
gewiesen.

15.18 Darstellung des Montagevorganges einer


Monoblockwand am Einsatzort
15.4 Konstruktionstechnische Merkmale 663

15.4.1 Konstruktionsbeispiele von 15.5.2 Einteilung und Benennung:


umsetzbaren Trennwänden Überblick

Es kann nicht Aufgabe dieses Werkes sein, einen Vorgefertigte Schrankwände werden immer
vollständigen Überblick über die auf dem Markt häufiger sowohl in privat genutzten als auch
befindlichen Trennwandsysteme zu geben. Mit öffentlich zugänglichen Gebäuden eingebaut
den Bildern 15.19 und 15.20 werden nur einige (z. B. Wohn-, Schul-, Büro-, Verwaltungs-, Hotel-,
typische Wandkonstruktionen für den Objekt- Krankenhausbauten). Wie Bild 15.21 verdeutlicht,
bereich vorgestellt; darüber hinaus wird auf die unterscheidet man entsprechend ihrer grundriss-
Spezialliteratur verwiesen [4] – [7]. lichen und funktionalen Zuordnung bestimmte
Grundtypen.

15.5 Vorgefertigte 15.5.3 Konstruktionstechnische


Schrankwandsysteme Merkmale vorgefertigter
Schrankwände
15.5.1 Allgemeines Die auf dem Markt angebotenen Schrankwand-
systeme unterscheiden sich einmal durch ihren
Schrankwände aus Holz und Holzwerkstoffen konstruktiven Aufbau und die daraus resultieren-
werden entweder in Einzel- oder Serienfertigung de Montageart am Einsatzort, zum anderen durch
hergestellt. Ähnlich wie bei den Trennwänden die verwendeten Plattenmaterialien mit werksei-
wird zwischen fest eingebauten und umsetzba- tig aufgebrachten Oberflächenbeschichtungen.
ren Schränken unterschieden.
Ausgehend vom jeweiligen Konstruktionsprinzip
Individuell geplante Einbauschränke sind in werden sie entweder in herkömmlicher Element-
das jeweilige räumliche Umfeld integriert und bauweise oder Alu-Skelettbauweise angeboten.
mit dem Bauwerk fest verbunden (bleiben hier
tKonventionelle Elementbauweise (Bild 15.22).
unberücksichtigt). Sie werden meist nach hand-
Diese versetzbaren Schrankwände bestehen
werklichen Grundsätzen gefertigt und ent-
aus einzelnen raumhohen Schrankseiten und
sprechen funktionalen sowie ästhetischen An-
waagerechten Konstruktionsböden aus Holz-
forderungen unsrer Zeit genauso, wie die auf
werkstoffplatten, die durch Excenterbeschläge
modernsten Anlagen industriell hergestellten
in Endlosbauweise zu einem Korpus verbun-
Schrankwandsysteme.
den werden. In alle sichtbaren Plattenkanten
sind Weichlippendichtungen eingelassen, so
Vorgefertigte Schrankwände bestehen aus se-
dass beispielsweise beim freistehenden Raum-
rienmäßig hergestellten Teilen, die mit relativ ge-
teiler ein wechselseitiges Austauschen von
ringem Aufwand montiert und jederzeit wieder
Sichtrückwänden und Schranktüren jederzeit
umgesetzt werden können. Sie dienen nicht nur
möglich ist. Die Druckverteilung des Schrank-
als Stauraum, sondern übernehmen auch Raum-
gewichtes im Sockelbereich erfolgt über teles-
teiler-, Schall- und Brandschutzfunktionen.
kopartig ausgebildete Bodenanschlussprofile,
Ihr äußeres Erscheinungsbild ist jeweils system- die einen Toleranzausgleich und eine nachträg- 15
bedingt auf die meist mitangebotenen, umsetz- liche Höhenjustierung ermöglichen; ähnlich
baren Trennwänden abgestimmt und wird in ausgebildet sind auch die Decken- und Wand-
vielfachen Variationen angeboten. anschlüsse.
Auch ihre Inneneinrichtung (z. B. Organisations- Alle raumhohen Schrankinnenseiten sind im
züge für Hängemappen, Möbeltresore, Kühl- Tür- bzw. Rückwandbereich mit einer Lochrei-
schränke, Miniküchen, Waschbecken usw.) und henbohrung versehen (Bohrabstand 25 oder
das Angebot an Oberflächenmaterialien ist so 32 mm), die zur Aufnahme aller Konstruktions-
vielseitig und ausbaufähig, dass sie für jeden und Funktionsbeschläge sowie der variablen
Zweck eingesetzt und allen Wünschen angepasst Einrichtungsteile dienen. Die Holzwerkstoff-
werden können. platten (Holzspanplatten gemäß DIN EN 312
und DIN EN 13 986) müssen der Emissions-
schutzklasse E1 und Baustoffklasse B2 nach
664 15 Umsetzbare Trennwand-/Schrankwandsysteme

1 2 3 4
STRÄHLE System-Trennwand, Waiblingen (Schalenwand)

1 6

8 12 16

13

14

15
17
18
9 10 11 10
15 STEELCASE Actuno Systemtrennwand (Pfosten-Riegelsystem)
auch für freistehende Raum-im-Raumsysteme geeignet
15.19a 15.19b 15.19c
15.19 Konstruktionsbeispiele umsetzbare Trennwände
a) Wandanschlüsse, b) T- und Eckanschlüsse, c) Fußboden- und Deckenanschlüsse
1 Anschlussprofil 10 Zwischenständer
2 Ständerprofil 11 3-teiliges Glasleistenprofil
3 Mineralwolle (Dämmstoff) 12 Elektropfosten
4 Wandschale aus Spanplatte 13 Lippendichtung
5 Bandrasterprofil (Unterdecke) 14 Paneel
6 Universalpfosten 15 3-Wege- oder Linearpfosten
7 Glas an Glas Verklebung 16 Horizontalträger
8 2-Wegepfosten 17 Höhenjustierung
9 Teleskopanschluss 18 Teleskopsockel
15.5 Vorgefertigte Schrankwandsysteme 665

5
6

1 2a 3 4a
RICHTER SYSTEM, Griesheim-Darmstadt (Schalenwand)

4c

15
6 2b 3 4c
15.20a 15.20b 15.20c

15.20 Konstruktionsbeispiele: Umsetzbare Trennwände


a) Wandanschlüsse, b) T-Anschlüsse (Bandrasteranschluss), c) Fußboden-, Decken- und Eckanschlüsse
1 Anschlussprofil 4c Wandschale aus abgekantetem Stahlblech mit
2a Doppel-Ständerprofil Mineralwollefüllung
2b Ständerprofil / Knotenpunkt 5 Sockelprofil/Bodenschiene
3 Mineralwolle (Dämmstoff) 6 Passstück/Toleranzausgleich
4a Wandschale aus abgekantetem Stahlblech mit 7 Doppelverglasung mit Schallschluckkammer am Rand
eingeklebten Gipsplatten 8 Höhenjustierung/Toleranzausgleich
4b Wandschale aus Gipskartonplatte mit
Vinylbeschichtung
666 15 Umsetzbare Trennwand-/Schrankwandsysteme

Vorwandschrank: Schrank vor einer Wand


t Stauraumfunktion
Der Vorwandschrank wird vor eine bauseitig errichtete
Massivwand oder leichte, nichttragende Trennwand ge-
Schrank in einer Wandnische stellt. Er besteht aus montagefertigen Einzelteilen und
weist in der Regel nur eine einfache Rückwand auf, die
meist eingehängt – nicht eingenutet – wird. Anforderun-
gen an Brand- und Schallschutz bestehen nicht.

Schrank in einer Raumecke

Schrank vor einer bauseitig errichteten Wand

Raumteiler: Raumteilende Schrankwand


t Stauraumfunktion
t Raumteilerfunktion
Raumteiler ersetzen nichttragende Trennwände und er-
möglichen aufgrund ihrer Versetzbarkeit eine flexible Auf-
Raumteiler zwischen Wandflächen mit Sichtrückwand teilung der Geschossflächen. Die Nutzung der Schrankwän-
de kann ein- oder doppelseitig sowie wechselseitig – auch
bei unterschiedlichen Schranktiefen – sein.
In Raumteiler können auch Durchreiche- und Durchgangs-
türen integriert werden, sie können aber auch transparente
Teile (z. B. Oberlichtverglasungen) aufweisen. Die Möglich-
keit, gegebenenfalls Fronten gegen Sichtrückwände aus-
zutauschen, muss mit einfachen Mitteln möglich sein; eine
Raumteiler wechselseitig nutzbar Demontage der Schrankwand darf dadurch nicht erforder-
lich werden.

Raumteiler freistehend und doppelseitig nutzbar

t Schallschutzfunktion t Brandschutzfunktion
Schallschutztechnische und brandschutztechnische Anfor-
derungen sind bei Bedarf zu erfüllen, meist in Kombinati-
on mit einer rückseitig aufgestellten Trennwand oder am
Schrankkorpus angebrachten Trennwand-Halbschale.
15 Schrankwand in Achsrasterbauweise
t Achsrasterbauweise t Bandrasterweise
mit rückseitiger Trennwand-Halbschale
Die raumteilende Schrankwand kann entweder in Achsras-
ter- oder Bandrasterbauweise oder in Kombination beider
Bauarten ausgeführt sein.
t Achsrasterbauweise: Endloses Anbausystem mit jeweils
einer Schrankwandseite.
t Bandrasterbauweise: Selbständige, am Einsatzort aus
Einzelteilen zusammengesetzte Schrankkorpusse mit je-
Schrankwand in Bandrasterbauweise weils zwei Schrankseiten und dazwischen angebrachten
mit Trennwandanschlüssen Bandrasterblenden (Modulleisten) zum Anschluss von
umsetzbaren Trennwänden. Einzelheiten hierzu s. Abschn.
15.3.1.

15.21 Schematische Darstellung von vorgefertigten Schrankwänden nach ihrer grundrisslichen und funktionalen Zuordnung
15.5 Vorgefertigte Schrankwandsysteme 667

DIN 4102 zugeordnet sein; alle Korpusteile, den (Spannbolzen) sowie Dichtungsfunktionen
Schranktüren und Sichtrückwände sind übli- (Weichlippendichtungen), während die mit den
cherweise 19 mm, die Konstruktionsböden 22 Profilen fest verleimten Spanplatten lediglich
mm dick und melaminharzbeschichtet. der Ausfachung dienen. Die an den beiden
Längskanten der Schrankseiten angebrachten
tAluminium-Skelettbauweise (Bild 15.23). Aluminiumprofile sind jeweils mit zwei parallel
Kennzeichnend für diese ebenfalls versetzba- verlaufenden Lochraster- oder Schlitzraster-
ren Schrankwände ist eine Leichtmetall-Skelett- reihen versehen (Abstand 16, 25 oder 32 mm).
konstruktion. Stranggepresste Aluminiumprofi- Sie dienen zur Aufnahme der Türbänder, Halte-
le übernehmen bei dieser Bauart die vertikale beschläge für Rückwände und zur Befestigung
Lastabtragung und kraftschlüssige Verbindung der Inneneinrichtung.
der Schrankseiten mit den Konstruktionsbö-

9b 9a 8 5b
1 3
4
5a

8
7
7 10
2
6
8
5
3

4
5a
3
8
1a
2

1
7 7
15.22a 15.22b 15.22c

15.22 Darstellung konstruktionstechnischer Merkmale vorgefertigter Schrankwandsysteme


in konventioneller Elementbauweise
a) Vertikalschnitt: Raumteiler, ein- oder zweiseitig nutzbar 15
b) Konstruktionsdetail: Front- und Rückwandausbildung
c) Konstruktionsdetail: Höhenverstellbarer Bodenanschluss
1 Baukörperanschlüsse
1a Stahl-Teleskopsockel mit druckverteilendem Bodenanschlussprofil
2 Konstruktionsböden über Excenterbeschläge mit den Schrankseiten fest verbunden
3 Schrankseiten aus Holzspanplatten
4 Lochreihenbohrung zur Aufnahme aller Funktionsbeschläge und variabler Einrichtungsteile
5a Metalltürbänder
5b Einhängebeschlag zur Befestigung der Rückwände
6 Fachboden, höhenverstellbar
7 Schranktür
8 Weichlippendichtung
9a Sichtrückwand
9b Einbaurückwand
10 Drehstangenschloss
668 15 Umsetzbare Trennwand-/Schrankwandsysteme

Die Profile garantieren größtmögliche Stabi- Decken- und Wandanschlüsse. In die Alu-
lität, ausreißsichere Befestigung und flexible Profile eingedrückte Weichlippendichtungen
Aufnahme der Organisationsmittel sowie be- schützen den Schrankinhalt vor Verstauben,
schädigungsfreien Austausch von Sichtrück- dämpfen Schließgeräusche und verbessern die
wand und Schranktür bei der raumteilenden schallschutztechnischen Werte einer raumtei-
Schrankwand. Die Höhenjustierung erfolgt lenden Schrankwand.
über Stellschrauben, die jeweils am oberen und Es kann nicht Aufgabe dieses Werkes sein, einen
unteren Ende axial im Alu-Standprofil geführt vollständigen Überblick über die auf dem Markt
werden. Die Druckverteilung des Schrankge- befindlichen, vorgefertigten Schrankwandsyste-
wichtes im Sockelbereich wird über ein teles- me zu geben. Mit den Bildern 15.22 und 15.23
kopartig ausgebildetes Bodenanschlussprofil werden nur die wichtigsten Bauarten und ihre
erreicht; ähnlich ausgebildet sind auch die konstruktionstechnischen Merkmale vorgestellt.

5b 9a 8 9b
1

7
8 4
4 10
7
2
6
8
5 3
5a
4

2 1a 11

1
7 7
15.23a 15.23b 15.23c

15.23 Darstellung konstruktionstechnischer Merkmale vorgefertigter Schrankwandsysteme in Aluminium-Skelettbauweise

15 a) Vertikalschnitt: Raumteiler, einseitig nutzbar


b) Konstruktionsdetail: Front- und Rückwandausbildung
c) Konstruktionsdetail: Höhenverstellbarer Bodenanschluss
1 Baukörperanschlüsse
1a Stahl-Teleskopsockel mit Schrankwandhöhersteller und druckverteilendem Bodenanschlussprofil
2 Konstruktionsböden über Doppelbolzen in den Alu-Querprofilen mit den Schrankseiten kraftschlüssig verspannt
3 Schrankseite aus Holzspanplatten mit den Alu-Profilen fest verleimt
4 Aluminium-Standprofil mit zwei Lochraster- bzw. Schlitzrasterreihen
5a Metalltürbänder am Alu-Standprofil befestigt
5b Einhängebeschlag zur Befestigung der Sichtrückwand
6 Fachboden, höhenverstellbar
7 Schranktür
8 Weichlippendichtung
9a Sichtrückwand
9b Einbaurückwand
10 Drehstangenschloss
11 Stellschraube zur Höhenjustierung
15.6 Normen 669

15.6 Normen
Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 300 09.2006 Platten aus langen, schlanken, ausgerichteten Spänen (OSB) – Definitionen,
Klassifizierung und Anforderungen
DIN EN 309 04.2005 Spanplatten – Definition und Klassifizierung
DIN EN 312 11.2003 –; Anforderungen
DIN EN 316 07.2008 Holzfaserplatten – Definition, Klassifizierung und Kurzzeichen
DIN EN 438-1 04.2005 Dekorative Hochdruck-Schichtpressstoffplatten (HPL) – Platten auf Basis härtbarer
Harze (Schichtpressstoffe); Einleitung und allgemeine Informationen
DIN EN 438-2 04.2005 –; –; Bestimmung der Eigenschaften
DIN EN 438-3 04.2005 –; Platten auf Basis härtbarer Harze (Schichtpressstoffe) Klassifizierung und
Spezifikationen für Platten mit einer Dicke kleiner als 2 mm, vorgesehen zum
Verkleben auf ein Trägermaterial
DIN EN 438-7 04.2005 –; –; Kompaktplatten und HPL-Mehrschicht-Verbundplatten für Wand- und
Deckenbekleidungen für Innen- und Außenanwendung
DIN EN 520 03.2005 Gipsplatten – Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 622-1 09.2003 Faserplatten – Anforderungen – Allgemeine Anforderungen
DIN EN 622-2 07.2004 –; –; Anforderungen an harte Platten
DIN EN 622-3 07.2004 –; –; Anforderungen an mittelharte Platten
DIN EN 622-4 07.2008 –; –; Anforderungen an poröse Platten
DIN EN 622-5 07.2008 –; –; Anforderungen an Platten nach dem Trockenverfahren (MDF)
DIN EN 634-1 04.1995 Zementgebundene Spanplatten – Anforderungen; Allgemeine Anforderungen
DIN EN 634-2 05.2007 –; –; Anforderungen an Portlandzement (PZ) gebundene Spanplatten zur
Verwendung im Trocken-, Feucht- und Außenbereich
DIN 4102-1 05.1998 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Baustoffe; Begriffe, Anforderungen
und Prüfungen
DIN 4102-1 Ber 1 08.1998 –; Berichtigung
DIN 4102-2 09.1977 –; Bauteile; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-3 09.1977 –; Brandwände und nichttragende Außenwände; Begriffe,
Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-4 03.1994 –; Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe,
Bauteile und Sonderbauteile
DIN 4102-4/A1 11.2004 –; –; Änderung 1
DIN 4102-13 05.1990 –; Brandschutzverglasungen; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4103-1 07.1984 Nichttragende innere Trennwände; Anforderungen, Nachweise
DIN 4103-2 12.1985 –; Trennwände aus Gips-Wandbauplatten
DIN 4108-10 07.2007 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Anwendungsbezogene
Anforderungen an Wärmedämmstoffe – Teil 10: Werkmäßig hergestellte
Wärmedämmstoffe
DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise
DIN 4109 Ber 1 08.1992 –; Berichtigungen
DIN 4109 Bbl 1 11.1989 –; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren
DIN 4109 Bbl 1/A1 09.2003 –; –; Änderung 1 15
DIN 4109 Bbl 1/A2 02.2006 –; –; Änderung 2
DIN 4109 Bbl 2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten Schall-
schutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn- oder Arbeitsbereich
DIN 4109/A1 01.2001 –; Anforderungen und Nachweise; Änderung 1
DIN 4109-11 09.2003 –; Nachweis des Schallschutzes; Güte- und Eignungsprüfung
DIN 4109-11 Bbl A1 09.2006 –; –; Änderung 1
DIN 4172 07.1955 Maßordnung im Hochbau
DIN EN 12 217 05.2004 Türen – Bedienungskräfte – Anforderungen und Klassifizierung
DIN EN 13 162 02.2009 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
Mineralwolle (MW)
DIN EN 13 163 02.2009 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Produkte aus
expandiertem Polystyrol (EPS)
670 15 Umsetzbare Trennwand-/Schrankwandsysteme

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 13 164 02.2009 –; Werkmäßig hergestellte Produkte aus extrudiertem Polystyrolschaum (XPS)
DIN EN 13 318 12.2000 Estrichmörtel und Estriche – Begriffe
DIN EN 13 501-1 06.2002 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten;
Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum Brandverhalten von
Bauprodukten
DIN EN 13 501-1/A1 11.2007 –; Änderung 1
DIN EN 13 501-2 12.2003 –; Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Feuerwiderstandsprüfungen, mit
Ausnahme von Lüftungsanlagen
DIN EN 13 501-2/A1 11.2007 –; –; Änderung 1
DIN EN 13 813 01.2003 Estrichmörtel, Estrichmassen und Estriche – Estrichmörtel und Estrichmassen –
Eigenschaften und Anforderungen
DIN EN 13 986 03.2005 Holzwerkstoffe zur Verwendung im Bauwesen – Eigenschaften, Bewertung der
Konformität und Kennzeichnung
DIN EN 14 064-2 09.2007 Wärmedämmstoffe für Gebäude; an der Verwendungsstelle hergestellte Wärme-
dämmung aus Mineralwolle – Spezifikation für die eingebauten Produkte
DIN EN 14 190 11.2005 Gipsplatten – Produkte aus der Weiterverarbeitung – Begriffe, Anforderungen
und Prüfverfahren
DIN EN 14 195 05.2005 Metallprofile für Unterkonstruktionen von Gipsplattensystemen – Begriffe,
Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 14 279 03.2005 Furnierschichtholz (LVL) – Definitionen, Klassifizierung und Spezifikationen
DIN EN 14 322 06.2004 Holzwerkstoffe – Melaminbeschichtete Platten zur Verwendung im Innenbereich
– Definition, Anforderungen und Klassifizierung
DIN EN 14 566 04.2008 Mechanische Befestigungselemente für Gipsplattensysteme – Begriffe,
Anforderungen und Prüfverfahren
DIN EN 14 566/A1 03.2009 –; Änderung 1
DIN EN 14 755 01.2006 Strangpressplatten – Anforderungen
E DIN EN 15 080-14 07.2008 Erweiterter Anwendungsbereich der Ergebnisse aus Feuerwiderstandsprüfungen
– Abschottungen
DIN 18 000 05.1984 Modulordnung im Bauwesen
DIN 18 181 10.2008 Gipsplatten im Hochbau – Verarbeitung
DIN 18 202 10.2005 Toleranzen im Hochbau; Bauwerke
DIN 18 560-1 04.2004 Estriche im Bauwesen – Allgemeine Anforderungen, Prüfung und Ausführung
DIN 18 560-1/A1 07.2008 –; Änderung 1
DIN 18 560-2 04.2004 –; Estriche und Heizestriche auf Dämmschichten (schwimmende Estriche)
DIN 18 560-2/A1 07.2008 –; Änderung 1
DIN 18 560-3 03.2006 –; Verbundestriche
DIN 18 560-4 04.2004 –; Estriche auf Trennschicht

Weitere ergänzende Normen s. Abschn. 11.5 und 14.6

15
15.7 Literatur
[1] Gösele, K., Kühn, B., Stumm, F.: Schall-Längsdämmung von untergehängten Deckenverkleidungen. In: Bundesblatt 1976,
Heft 3
[2] Gösele, K., Schüle, W.: Schall-Wärme-Feuchte. 10. Aufl., Wiesbaden 1996
[3] Zeeb, J.: Die umsetzbare Trennwand. Stuttgart 1978
[4] LINDNER Aktiengesellschaft. Technische Produktunterlagen. Arnstorf
[5] FECO Innenausbausysteme: Trennwand-Detailbroschüre. Karlsruhe
[6] CLESTRA HAUSERMAN GMBH. Umsetzbare Trennwandsysteme. Dreieich
[7] STRÄHLE Raumsysteme. Umsetzbare Trennwände – Technische Produktunterlagen. Waiblingen
671

16 Bauen im Passivhausstandard

16.1 Allgemeines len, Kindergärten, usw.) im Passivhaus-Standard.


Weder in der Nutzung noch in der Architektur-
Nicht nur Klimaexperten, auch die eigenen Erfah- sprache sind dem Passivhaus Grenzen gesteckt.
rungen haben uns längst davon überzeugt, dass Bei Architekturwettbewerben wird zunehmend
der CO2-Ausstoß in die Erdatmosphäre drastisch Passivhaus-Standard gefordert.
– und zwar weltweit – reduziert werden muss. Es ist das erklärte Ziel der EU, den Passivhaus-
Genauso zwingen uns die endlichen und immer Standard ab 2015 europaweit als Mindeststan-
knapper werdenden Energieressourcen, endlich dard für Neubauten gesetzlich vorzuschreiben.
sparsamer mit dem Verbrauch von Energie um- So hieß es schon im Action Plan for Energy Ef-
zugehen. ficiency der EU-Kommission vom Oktober 2006:
Ca. 50 % des gesamten Weltenergieverbrauchs „For new buildings, the Commission will also by
wird für die Beheizung von Gebäuden benötigt. the end of 2008 develop a strategy for very low
energy or passive houses in dialogue with Mem-
Um eine wirksame Reduzierung des CO2-Eintrags ber States (MS) and key stakeholders towards
in die Atmosphäre, insbesondere durch Energie- more widespread deployment of these houses by
einsparung im Gebäudebereich zu erreichen, ist 2015.“
es zwingend erforderlich, weltweit den durch
Gebäudebeheizung und auch durch Gebäude- Um in Deutschland die politischen Ziele in Bezug
kühlung verursachten Energieverbrauch dras- auf Klimaschutz umzusetzen, hat die Bundesre-
tisch zu senken. gierung die EnEV (Energieeinsparverordnung)
2009 beschlossen, die am 1. Oktober 2009 in Kraft
Das Bauen im Passivhausstandard kann hierzu tritt! Die EnEV 2009 bringt eine bis zu 30-pro-
einen wesentlichen Beitrag leisten. In Mitteleu- zentige Verschärfung des Anforderungsniveaus
ropa lassen sich mit Passivhäusern erwiesener- im Vergleich zur EnEV 2007 mit sich. Eine weite-
maßen ca. 80 % Heizwärme gegenüber konven- re Verschärfung der Energieeinsparverordnung
tionellen Neubauten einsparen. soll mit der EnEV 2012 erfolgen. Danach sollen
Das „Passivhaus“ ist nichts anderes als die kon- die Anforderungen der EnEV 2009 um nochmals
sequente Weiterentwicklung des „Niedrigener- 30 % erhöht werden.
giehauses“, das seit Februar 2002 für Neubauten Neben einem äußerst geringen Heiz- oder auch
dem in Deutschland gesetzlich vorgeschriebe- Kühlbedarf bietet das Passivhaus seinen Nutzern
nen Mindeststandard entspricht. zusätzliche Vorteile gegenüber konventionellen
Bei einem Passivhaus werden die Wärmeverluste Baustandards:
(vgl. Abschn. 17.5) so stark reduziert, dass kaum tEine weitaus höhere Behaglichkeit; denn die
noch geheizt werden muss, um das Haus auch Innenoberflächentemperaturen der Gebäu-
im Winter auf einem komfortablen Temperatur- dehüllflächen (Wände, Fenster) sind nahezu
niveau zu halten. Wenn die erforderliche Heizlast gleichmäßig warm. Temperaturschwankungen
weniger als 10 W je m2 beheizte Fläche beträgt und damit verbundene Zuglufterscheinungen
(s. u.), kann die äußerst geringe erforderliche gehören in Passivhäusern der Vergangenheit
Wärmezufuhr allein über die Zuluft zugeführt an.
werden. Wenn eine solche „Zuluftheizung“ als al-
leinige Wärmequelle ausreicht und auf ein soge- tDie „Komfortlüftung“ sorgt ununterbrochen 16
nanntes „aktives Heizsystem“ verzichtet werden für angenehm frische, hygienisch einwandfreie
kann, dann spricht man von einem „Passivhaus“. Raumluft.
Heute ist der „Passivhaus-Standard“ der in Europa Waren die investiven Mehrkosten für ein Passiv-
am weitesten verbreitete Baustandard mit sehr haus im Vergleich zu einem Standardhaus im Jahr
hoher Energieeffizienz. Inzwischen sind in Europa 1991, als in Deutschland das erste Passivhaus ge-
mehr als 12.500 Wohneinheiten im Passivhaus- baut worden ist, noch relativ hoch, so liegen die
Standard gebaut worden. Daneben existieren investiven Mehrkosten in Deutschland heute i. M.
auch schon zahlreiche Nichtwohngebäude (Bü- bei nur noch ca. 5 % (Quelle: Passivhaus Institut
rogebäude, Gewerbebauten, Sporthallen, Schu- Darmstadt) für kleine Gebäude (z. B. Einfamilien-
672 16 Bauen im Passivhausstandard

häuser). Je größer ein Passivhaus ist, desto gerin- haus den Wert 0,6/h nicht überschreiten. Über-
ger sind die relativen investiven Mehrkosten. prüft wird die Luftdichtheit durch den „Blower
In Europa werden nicht nur Neubauten als Pas- Door-Test“. Dabei wird über eine Messeinrich-
sivhäuser realisiert. Zunehmend werden auch Be- tung mit Ventilator, die dabei in ein Fenster oder
standsgebäude zu Passivhäusern umgebaut bzw. in eine Außentür eingebaut wird, eine Luftdruck-
unter Verwendung von Passivhauskomponenten differenz von 50 Pascal (entspricht Windstärke
energetisch saniert. 4 bis 5 nach Beaufort, oder anders ausgedrückt
einer Windgeschwindigkeit zwischen 20 km/h
und 38 km/h) zwischen dem Gebäudeinneren
und der Außenluft aufgebaut. Beim Blower Door-
Test werden alle anderen Fenster und Außen-
16.2 Kriterien und Funktions- türen geschlossen, alle Innentüren im Bereich
weise eines Passivhauses des Messabschnitts bleiben geöffnet. Dann wird
gemessen, welche Luftmenge bei einem Un-
Die wesentlichen Kriterien eines Passivhauses ter- bzw. Überdruck von 50 Pascal Druckdiffe-
sind: renz durch Undichtigkeiten in der Gebäudehülle
tHeizwärmebedarf ≤ 15 kWh/m2a, nachströmt.
tHeizlast < 10 kW/m2, Zum Vergleich: Für Häuser ohne Lüftungsanlage
tLuftdichtheit ≤ 0,6/h, liegt der n50-Wert nach EnEV (Energieeinsparver-
ordnung) bei 3,0/h und für Häuser mit Lüftungs-
tPrimärenergiebedarf ≤ 120 kWh/m2a.
anlage bei 1,5/h (vgl. Abschn. 17).
Während der Jahresheizwärmebedarf eines Um eine ausreichende Luftdichtheit zu erreichen,
Niedrigenergiehauses auf 70 Kwh/m2 begrenzt müssen dazu schon in der frühen Planungspha-
ist, hat das Passivhaus dagegen nur noch einen se entsprechende Details sorgfältig entwickelt
Jahresheizwärmebedarf von maximal 15 kwh/m2. werden. Die erfolgreiche Realisierung setzt eine
Das entspricht umgerechnet der Heizenergie von genauso sorgfältige und handwerklich saubere
1,5 Liter Heizöl. Ausführung voraus.
Durch Undichtigkeiten beispielsweise in der Der Primärenergiebedarf eines Passivhauses
Fassade, in der Gebäudesohle, in der Decke ge- ist auf 120 kwh/m2a begrenzt (s. o.). Der Primär-
gen unbeheizte Kellerräume oder auch im Dach energiebedarf ist der Energiebedarf an einen
kommt es bei Standardbauten zu unkontrollier- Energieträger plus der Energiemenge, die durch
tem Luftaustausch zwischen dem Gebäude und vorgelagerte Prozessketten bei der Gewinnung,
der Außenluft. Dadurch strömt im Winter unnöti- Umwandlung und Verteilung des Energieträgers
gerweise warme Luft nach draußen, was zu uner- benötigt werden.
wünschten Energieverlusten führt. Bild 16.1 zeigt die Funktionsweise eines Passiv-
Neben der sehr guten Wärmedämmung reduziert hauses.
die Luftdichtheit die Transmissionswärmeverlus-
Passivhäuser sind äußerst gut wärmegedämmt.
te. Deshalb sollten Passivhäuser nahezu luftdicht
Die U-Werte (vgl. Abschn. 17.5.3) der Gebäude-
sein. Die Luftdichtheit mindert außerdem die An-
hüllflächen (Wände, Dächer, Sohle bzw. Decke
fälligkeit für bauphysikalisch bedingte Bauschä-
gegen unbeheizten Keller) sollten 0,15 W/m2K
den. Leckagen in der Luftdichtheitsebene, die
nicht überschreiten.
eine Durchströmung der Gebäudehüllfläche er-
möglichen, können zu Tauwasserbildung in der Ein Passivhaus ist kein kompliziertes „High-Tech-
Dämmebene führen. Erhöhte Luftdichtheit sorgt Haus“. Die gute Luftdichtheit (n50-Wert ≤ 0,6/h,
16 außerdem für einen besseren Schallschutz und s. o.) ist eine zentrale Forderung für das Passiv-
verhindert das Einströmen verunreinigter, unge- haus, denn nicht nur die Transmissionswärme-
filterter Außenluft. Für ausreichende und dauer- verluste (Wärmeverluste durch Bauteile wie Wän-
hafte Frischluft sorgt im Passivhaus die kontrol- de, Fenster, Dächer usw. hindurch) sollen so weit
lierte Lüftungsanlage. wie möglich reduziert werden sondern auch die
Der „n50-Wert“ ist die Bemessungsgröße für die Lüftungswärmeverluste.
Luftdichtheit der Gebäudehülle. Das ist der Luft- Damit das relativ luftdichte Passivhaus mit aus-
volumenstrom bei einer Druckdifferenz von 50 reichend Frischluft versorgt wird, ist es mit einer
Pascal (Pa), bezogen auf das Nettovolumen des sogenannten „kontrollierten Lüftungsanlage“,
Gebäudes. Der n50-Wert sollte in einem Passiv- i. d. R. mit „Wärmerückgewinnung“ ausgestattet.
16.2 Kriterien und Funktionsweise 673

6
7

Arbeiten/Schlafen Bad/WC

10 6
7 1
9 2

Wohnen Küche Windfang

11

5
4

Keller (unbeheitzt)

3
16.1 Schemaschnitt Passivhaus
1 Außenluft 7 Abluft
2 Außenluftfilter 8 Fortluft
3 Erdwärmetauscher 9 Passivhaustaugliche Fenster
4 Zuluft Heizregister 10 Interne Wärmequellen
5 Luft/Luft Wärmetauscher 11 Kellerzugang
6 Zuluft 16
Um zu verhindern, dass schlechte, z. B. mit Koh- wird danach durch eine sogenannte „Filterbox“
lenmonoxid (CO, enthalten in Autoabgasen) geführt und durch das Hindurchströmen durch
verunreinigte Luft, die sich, weil sie schwerer als mehrere Filter (Grobfilter, Feinfilter) von Ver-
Frischluft ist, in Bodennähe absetzt, mit der ange- schmutzungen jedweder Art „gereinigt“. Neben
saugten „Frischluft“ ins Gebäudeinnere gelangt, anderen Faktoren wie ständiger Luftaustausch
wird die Frischluft bei einem Passivhaus über sorgen die Filter für eine besonders hohe Raum-
eine Zuluftöffnung, die i. d. R. 2 m bis 3 m über luftqualität. Zusätzlich können noch Pollen- und
Straßenniveau liegt, angesaugt. Die Frischluft Allergikerfilter eingebaut werden.
674 16 Bauen im Passivhausstandard

Die durch den Erdwärmetauscher und die


1 3 Wärmerückgewinnung vorgewärmte Frischluft
strömt mit einer sehr geringen Einströmge-
schwindigkeit in die Räume ein, so dass es i. d. R.
nicht zu unangenehmen Strömungserscheinun-
4 2
gen und unerwünschten Geräuschen kommt. Au-
ßerdem sind die Lüftungsleitungen heute i. d. R.
16.2 Prinzipskizze Wärmetauscher mit Schalldämpfern ausgestattet.
1 vorgewärmte Außenluft, ca. + 5 °C In der Heizperiode kann es wegen des geringen
2 Zuluft, ca. + 17 °C Feuchtegehaltes der kühleren Außenluft zu einer
3 Abluft, ca. + 21 °C niedrigen relativen Feuchte im Gebäudeinneren
4 abgekühlte Fortluft
kommen. Wenn die relative Feuchte dann dau-
erhaft unter 30 % absinkt, kann dies das Behag-
lichkeitsempfinden der Bewohner stören. Die
Nachdem die Frischluft die Filterbox passiert hat, Raumluft wird dann schnell als zu trocken emp-
wird sie häufig noch über eine längere Strecke funden. Daher sollte die Luftwechselrate der Lüf-
durch einen sogenannten „Erdwärmetauscher“ tungsanlage nicht zu hoch eingestellt, im Winter
(ein in etwa 1,50 m bis 2,00 m Tiefe verlegtes vielleicht sogar etwas abgesenkt werden. Um
Rohrnetz) geführt, um auf diesem Weg Wärme diesem Problem vorzubeugen, sind inzwischen
aus dem Erdreich „aufzunehmen“, also durch Lüftungsgeräte mit Feuchterückgewinnung auf
die Erdwärme vorgewärmt zu werden, bevor die dem Markt.
Frischluft in den Wärmetauscher mit Wärmerück-
gewinnung (Bild 16.2) einströmt.
Auch die verbrauchte Luft, die aus den Sanitär-
räumen (Bad, WC, Küche) abgesaugt wird, strömt 16.3 Entwurfskriterien
in den Wärmetauscher ein. Hier wird der Abluft für Passivhäuser
(der „verbrauchten“ Luft“) je nach Wirkungsgrad
des Wärmetauschers bis über 90 % ihrer Wärme Ein besonders wichtiges Entwurfskriterium für
entzogen und der Frischluft zugeführt (= „Wär- Passivhäuser ist die Südausrichtung, eine Vor-
merückgewinnung“), ohne dass die verbrauchte aussetzung für ausreichend hohe solare (passive)
und die frische Luft sich miteinander vermischen. Energiegewinne im Winter.
Es liegt auf der Hand, dass danach nur noch ein Das A/V-Verhältnis ist die Bemessungsgröße für
minimaler Rest-Energiebedarf erforderlich ist, um die Kompaktheit eines Passivhauses.
die Räume auf einem komfortablen Temperatur- Kompakte Gebäude verlieren über Ihre Hüllflä-
niveau zu halten. che (Wände, Dächer, Fenster, Gebäudesohle bzw.

m
5
5m

16

16.3a 16.3b 16.3c

16.3 A/V Verhältnisse im Vergleich, V jeweils 1000 m3


a) A = 600 m2 → A/V = 0,60
b) A = 850 m2 → A/V = 0,85
c) A = 1200 m2 → A/V = 1,20
16.3 Entwurfskriterien für Passivhäuser 675

16.4a 16.4b 16.4c

16.4 Anzustrebende A/V-Verhältnisse


a) Einfamilienhaus A/V < 0,8
b) Geschosswohnungsbau A/V < 0,4
c) Bürogebäude/Hochhäuser A/V < 0,2

Fläche gegen unbeheizten Keller) während der


Heizperioden weniger Wärme als weniger kom-
pakte Gebäude („Transmissionswärmeverluste“).
Je kleiner die Hüllfläche im Verhältnis zu dem von
ihr umgebenen Volumen, „das A/V-Verhältnis“,
ist, umso geringer ist der volumenspezifische
Wärmebedarf. Demnach sollten Passivhäuser
möglichst kompakt sein. Die kompakteste Ge-
bäudeform wäre die Kugel, da ihr Volumen im
Verhältnis zu allen anderen geometrischen Kör-
pern mit der kleinsten Fläche zu umhüllen ist,
danach käme der Würfel. Das heißt aber nicht,
dass jedes Passivhaus als Kugel oder Würfel ge-
baut werden muss. Die Gestaltungsfreiheit der
Architekten ist auch bei Passivhäusern nicht ein-
geschränkt.
Bild 16.3a–c zeigt, wie sich die Hüllfläche und da-
mit das A/V-Verhältnis ändert, wenn ein und das-
selbe Volumen einmal als Würfel in einer einzigen
„Großform“, einmal in einer Reihe von 8 Würfeln
und einmal als 8 kleinere Einzelwürfel hergestellt
würde. In diesem Beispiel ist die Kantenlänge der
kleineren Einzelwürfel mit 5 m angenommen. 16
Je nach Gebäudegröße sollten A/V-Verhältnisse 16.5 Einschalige Außenwand in Passivhausstandard
angestrebt werden (Bild 16.4). (nicht unterkellert) – Wand- und Bodenaufbau
Passivhäuser sind supergedämmt (s. o.). Die U- 6 Außenputz, 10 mm
Werte der opaken (Wände, Dach, Sohle) sollten 7 Mineraldämmung MD, 200 mm
8 Porenbeton, 240 mm
möglichst den Wert 0,15 W/m2K nicht überschrei- 9 Innenputz, 10 mm
ten. 10 Bodenbelag, 15 mm
Bild 16.5 zeigt einen Außenwandaufbau eines 11 Estrich, 40 mm
12 Trittschalldämmung, 45 mm
Passivhauses in Massivbauweise. Bei dieser Kon- 13 Stahlbetonsohle, 250 mm
struktion ist die Bauwerkssohle unterhalb der 14 Polystyrol Hartschaum, 300 mm
676 16 Bauen im Passivhausstandard

a 16.6
Schnitt durch ein Passivhaus

b c

d 52
2624 8 14 24 1

1
2 4
3
4
5 5
6 1
7 6
8 2 7
9
10 8
3

16.6a Satteldach 16.6b Außenwand mit Wärmedämmverbundsystem


1 Dachstein 1 Holzschalung (z. B. Lärche unbehandelt),
2 Traglattung 30/50 mm hinterlüftet
3 Konterlattung 40/60 mm 2 Konterlattung 24/8 mm
4 besandete Bitumendachbahn, diffusionsoffen 3 diffusionsoffene, UV-beständige
5 Schalung 24 mm Unterspannbahn
6 Aufdachdämmung 120 mm, 4 Porenbeton 240 mm
Sparren 60/120 mm 5 Gipsputz 10 mm
7 Zwischensparrendämmung 220 mm, 6 Konstruktions-Vollholz 80/40 mm
Sparren 60/220 mm 7 Mineralwolle 80 mm
8 Luftdichtheitsfolie/Dampfsperre 8 Mineralwolle 140 mm
9 Installationsebene 80 mm
10 Gipskarton-Platte 12,5 mm

Bodenplatte wärmegedämmt. Dadurch können einem besonders hohen Wärmedurchgangswi-


Wärmebrücken im Übergangsbereich Bauwerks- derstand hergestellt werden.
16 sohle/Außenwand vermieden werden. Die dabei Bei unterkellerten Passivhäusern sollte die Er-
verwendete Wärmedämmung muss als „lastab- schließung des unbeheizten Kellers (Keller außer-
tragende Wärmedämmung“ zugelassen sein. halb des „thermisch geregelten Volumens“) über
In Bild 16.6 ist die Wärmedämmung der Gebäu- einen Zugang außerhalb des „thermisch gere-
desohle oberhalb der Bodenplatte angeordnet. gelten Volumens“, z. B. über einen unbeheizten
Wird die Bauwerkssohle eines nicht unterkel- Windfang oder über eine Kelleraußentreppe er-
lerten Passivhauses oberhalb der Bodenplatte folgen. Dadurch können komplizierte Durchdrin-
gedämmt, dann muss zur Vermeidung von Wär- gungen der „Passivhaushülle“ vermieden wer-
mebrücken die erste Lage des Außenwandmau- den. Andernfalls würde zudem eine zusätzliche
erwerks aus sogenannten „Kimmsteinen“ mit passivhaustaugliche Außentür erforderlich.
16.3 Entwurfskriterien für Passivhäuser 677

8
9
1 1
5
6 6

3
12

10
4
12

11
5 2

12
20

6 3

7 4
5

5
6
7

16.6c Bodenplatte 16.6d Bauwerkssohle, oberhalb der Bodenplatte gedämmt


1 Anhydritestrich 65 mm 1 Porenbeton 240 mm
2 PE-Folie 2 Wärmedämmung, 2 x 120 mm, stoßfugenversetzt
3 Wärmedämmung, Polystyrol 60 mm 3 Horizontalabdichtung
4 Wärmedämmung, Polystyrol 240 mm, 2-lagig, 4 Stahlbetonsohle
stoßfugenversetzt 5 Sauberkeitsschicht (Magerbeton)
5 horizontale Abdichtung 6 PE-Folie 0,5 mm mit Stoßüberlappung
6 Stahlbeton-Bodenplatte 200 mm 7 Kies 16/32 mm, als kapillarbrechende Schicht,
7 Sauberkeitsschicht 50 mm 200 mm
8 Kies 16/32 mm als kapillarbrechende Schicht, 8 Außenputzschicht 5 mm
200 mm 9 Wäredämmverbundsystem WLG 022
10 Sockelputz
11 Perimeterdämmung
12 Kimmstein

16.7 Wärmebrückenminimierung durch Verwendung


von Stegträgern
1 Vollholz
2 Stegträger

Die Bilder 16.6a bis 16.6d zeigen beispielhafte 16


Hüllflächenaufbauten mit entsprechend guten
U-Werten. 1

Sämtliche Konstruktionen sind darüber hinaus 2


möglichst wärmebrückenfrei auszuführen (vgl.
Abschn. 16.5.3).
1
So werden zur Wärmebrückenminimierung bei 16.8 Leichtbetonstein mit integrierter Wärmedämmung
Holzständerkonstruktionen Stegträger häufig (GISOTON)
Vollholzstielen gegenüber bevorzugt eingesetzt 1 Leichtbeton auf Blähton-Basis
(Bild 16.7). 2 Neopor
678 16 Bauen im Passivhausstandard

Innen 1 Außen
2
4 3

Energiegewinn g-Wert 55 %

Energie-
verlust
16.10 Einbausituation eines Passivhausfensters
Ug-Wert (Pazen Fenstertechnik)
0,5 W/m2 K
1 Dreifachverglasung
2 Edelgasfüllung (i. d. R. Argon)
3 wärmegedämmter Fensterrahmen
4 luftdichter Anschluss des Fensterrahmens
16.9 Prinzipskizze Passivhausfenster (in den Innenputz eingeputzt)

In den letzten Jahren hat die Baustoffindustrie kommt heute fast nur noch Argon zur Anwen-
zahlreiche innovative Produkte – insbesondere dung, denn das noch besser wärmedämmende
bezogen auf das hochenergieeffiziente Bauen- Edelgas Krypton steht nicht mehr in ausreichen-
entwickelt. So sind heute schon einschalige Wän- der Menge zur Verfügung.
de in einer Stärke von 37,5 cm mit U-Werten von Eine zweite für Passivhausfenster wichtige Kenn-
0,13 W/m2K herstellbar (Bild 16.8). größe ist der „g-Wert“. Während der U-Wert des
Fensters möglichst klein sein sollte, werden für
Fenster im Passivhaus sind besonders hoch- Passivhäuser Fenster mit möglichst hohen g-
wertig ausgestattet. Passivhaustaugliche Fenster Werten gefordert. Der g-Wert ist das Maß für den
haben thermisch getrennte Fensterrahmen und Energiedurchlass einer Verglasung zwischen 0 %
i. d. R. eine Drei-Scheiben-Verglasung mit einer für eine geschlossene Wand und 100 % für ein
Edelgasfüllung im Scheibenzwischenraum (Bild geöffnetes Fenster. Der g-Wert für ein Passiv-
16.9). Sie erreichen damit U-Werte von unter 0,85 hausfenster sollte > 0,5 sein.
W/m2K und besser. Als Edelgas für Passivhäuser

1
1

16

16.11a Passivhaus-Außenwand einer Holzkonstruktion 16.11b Passivhaus-Außenwand eines Massivbaus


1 Luftdichtheitsfolie (Dampfbremse) 1 Innenputz = Luftdichtheitsebene
16.4 Passive Kühlung 679

Bild 16.10 zeigt die Einbausituation eines Passiv- re Außenluft in das Gebäudeinnere transportiert
hausfensters. Dem luftdichten Einbau des Passiv- werden kann, muss nämlich die Wärmerückge-
hausfensters ist besondere Aufmerksamkeit zu winnung umgangen werden, ansonsten würde
widmen. die Luft über die Wärmerückgewinnung wieder
Die Wärmedämmung der Fensterrahmen (ther- „vorgeheizt“ (Bild 16.12).
mische Trennung) führte anfangs zu Fenstern mit Die Leistung der „freien“ oder auch „Nachtküh-
relativ breiten Fensterrahmen, was aus gestalteri- lung“ ist gegenüber einer „wassergeführten Küh-
scher Sicht eher ein Nachteil war. Inzwischen sind lung“ allerdings relativ gering, einerseits, weil
Passivhausfenster mit sehr schlanken Rahmen die Luftmengen und damit die Massenströme
auf dem Markt. geringer sind und andererseits, weil Luft als Wär-
Zusammenfassend kann festgehalten werden: metransportmedium nicht so leistungsfähig wie
Eine möglichst kompakte Baukörperform, d. h. beispielsweise Wasser ist.
ein günstiges A/V-Verhältnis (Hüllfläche/Volu- Die Speichermassen des Gebäudes (z. B. Bauteile
men), eine sehr gute Wärmedämmung der Ge- mit einem hohen Gewicht wie Betondecken und
bäudehüllflächen (Wände, Dach, Sohle, Decke massive Wände) kühlen sich dabei ab und geben
gegen unbeheizten Keller, Fenster, Außentüren), die gespeicherten kühleren Oberflächentempe-
eine möglichst wärmebrückenfreie Ausführung raturen zeitverzögert wieder an die Räume ab (s.
(vgl. Abschn. 17) und eine durchgehende Luft- Abschn. 7.1). Die thermische Speichermasse kann
dichtheitsebene sind zwingende Voraussetzun- in Form von PCM (Phase Changing Materials) in
gen für ein gut funktionierendes Passivhaus. Wänden und Decken zusätzlich erhöht werden.
Bei Holzkonstruktionen übernimmt die Dampf- Werden darüber hinaus die Fenster während der
bremse, die sorgfältig mit speziellen Klebebän- kältesten 12 Stunden am Tag geöffnet, kommt
dern an anschließende Bauteile anzukleben ist, es zu einem erhöhten Luftaustausch und damit
i. d. R. die Funktion der Luftdichtheitsebene (Bild zu einer „passiven“ Absenkung der Innentem-
16.11a). Bei Massivbauten bildet der Innenputz peraturen; dabei ist kein Wind erforderlich, um
die Luftdichtheitsebene. Dabei ist darauf zu ach- den über die kontrollierte Lüftungsanlage hinaus
ten, dass der Innenputz sorgfältig bis Oberkante erzielten zusätzlichen Luftaustausch zu ermögli-
Rohdecke herunter zu führen ist (Bild 16.11b). chen. In beiden Fällen sinkt die Innentemperatur
nicht unter einem nutzerdefinierten Minimum
(z. B. 22 °C) ab.
16.4 Passive Kühlung Darüber hinaus können Passivhäuser zusätzlich
auch durch die sogenannte „adiabate Kühlung“
So, wie es möglich ist, ein Haus „passiv“ zu be- gekühlt werden. Dabei wird Wasser in das Lüf-
heizen, genauso kann ein Gebäude auch „passiv“ tungssystem aus hygienischen Gründen in die
gekühlt werden. Dies ist am effektivsten möglich, Abluftleitung vor der Wärmerückgewinnung
wenn Maßnahmen wie Sonnenschutz, Erdwär- eingespritzt. Dadurch entsteht „Verdunstungs-
metauscher, „Nacht-“ bzw. „freie Kühlung“ mit kälte“, die die Abluft abkühlt, bevor sie in den
Außenluft, solare Kühlung und Kühlung mittels
Wärmepumpe (Klima-Wärmepumpe oder Wär-
mepumpe in Kombination z. B. mit einer Erdson-
de) miteinander kombiniert werden.
Bei der „Nacht-“ bzw. „freien Kühlung“ ergibt 4 3
sich der Kühleffekt durch die niedrigere Außen-
zur Raumtemperatur. Immer dann, wenn die
Außentemperatur unter dem Sollwert der Zu- 16
luft- bzw. Raumtemperatur liegt, was im Sommer 1 2
i. d. R nachts der Fall ist, kann über die „kontrol-
lierte Lüftungsanlage“ die Raumlufttemperatur
abgesenkt werden. Dies kann nicht nur in Som-
mernächten sondern auch in den Übergangszei-
16.12 Prinzipskizze „Freie Kühlung“
ten nützlich sein. Das setzt allerdings voraus, dass
1 Außenluft
direkt betriebene Erdwärmetauscher mit soge- 2 Zuluft
nannten „Bypassklappen“ und zweiter Außen- 3 Abluft
luftansaugung ausgerüstet sind. Damit die kühle- 4 Fortluft
680 16 Bauen im Passivhausstandard

Wärmetauscher einströmt. Die dann über die 16.5 Ausblick


„Wärmerückgewinnung“ abgekühlte Frischluft
strömt schließlich über die Zuluftöffnungen in Die allein in Europa hohe Nachfrage an Passiv-
die Räume ein und kühlt dieser weiter ab. häusern hat inzwischen einen großen Schub bei
Der dann noch verbleibende Rest-Kühlenergie- der Entwicklung entsprechender Bauteilkompo-
bedarf kann leicht durch eine kleine Kältemaschi- nenten ausgelöst. Das führte nicht nur zu einer
ne, die z. B. allein über eine Fotovoltaikanlage Steigerung der Qualität sondern auch zu niedri-
(„grüner Strom“) elektrisch angetrieben werden geren Preisen. Und für die weitere Entwicklung
könnte, bereit gestellt werden. innovativer Bauteilkomponenten – speziell für
Wenn das Passivhaus neben der kontrollierten Passivhäuser – ist noch lange kein Ende abzuse-
Lüftungsanlage über ein Flächenheizsystem ver- hen.
fügt, wie z. B. Fußbodenheizung, Unterwandheiz-
körper, Deckenstrahlflächen, Bauteilaktivierung Fenster. Zu den beachtlichsten Innovationen
o. a., kann über diese Flächen ohne großen Zu- gehören Vakuumverglasungen, die schon als
satzaufwand auch gekühlt werden. Dabei muss zweifach verglaste Fenster Wärmedurchgangs-
allerdings auf den Taupunkt geachtet werden koeffizienten von 0,8 W/m2K für das gesamte
(vgl. Abschn. 17). Fenster und 0,5 W/m2K für den Scheibenbereich
Mittlerweile sind Wärmetauscher auf dem Markt, erreichen. Die Gesamtscheibendicke solcher
bei denen etwa 1/3 der einströmenden Außen- Fenster liegt bei nur noch 10 Millimetern und
luft unmittelbar als „Prozessluft“ wieder zurück- ist damit nicht nur deutlich schlanker sondern
geführt wird. In den „Prozessluftstrom“ wird dann insbesondere auch wesentlich leichter als her-
Wasser eingespritzt, das die „Prozessluft“ durch kömmliche Zweifachverglasungen. Es ist davon
Verdunstung innerhalb des Wärmetauschers auszugehen, dass auch die Vakuumverglasung
deutlich abkühlt (Bild 16.13). Wie nach dem schon in naher Zukunft zum Massenprodukt und
Funktionsprinzip der Wärmerückgewinnung im damit auch eine wirtschaftliche Alternative für
Winter kann somit im Sommer die zugeführte Passivhäuser werden wird. Bild 16.14 zeigt das
Frischluft stark herunter gekühlt werden. Prinzip einer Vakuumverglasung.
Es sind inzwischen Lüftungsanlagen auf dem Wärmedämmung. Die hohe Wärmedämmung
Markt, mit denen die Zuluft um bis zu 10 Kelvin der Gebäudehüllflächen von Passivhäusern ist
heruntergekühlt werden kann. Dabei ist aller- auf einem gestalterisch ansprechenden Niveau
dings zu bedenken, dass der Wirkungsgrad dieser zu bewältigen. Eine Reihe innovativer Produkte
Anlagen bei warmer und gleichzeitig sehr feuch- wie Hochleistungsdämmstoffe aus FCKW- und
ter Luft stark nachlässt, weil schon sehr feuchte
Luft natürlich kaum noch zusätzliche Feuchtig-
keit im Prozessluftstrom aufnehmen kann.

1 1

4 3
2
5 5

16 1 2
3

4 6

16.14 Prinzipskizze Vakuum-Verglasung, Ug ≤ 0,5 W/m2K


16.13 Prinzipskizze „Adiabate Kühlung“ 1 Wärmestrom
1 Außenluft 2 Stütze
2 Zuluft 3 evakuierter Scheibenzwischenraum ca. 0,7 mm
3 Abluft 4 Vakuumdichter Randverbund
4 Fortluft 5 Funktionsschicht
5 Prozessluft 6 Glas, 4 mm
16.5 Ausblick 681

H-FCKW-freiem Resol-Hartschaum mit einem Der lichtdurchlässige Hochleistungsdämmstoff


Wärmeleitwert von 0,22 W/m2K erleichtern diese Nanogel mit einem Wärmeleitwert von 0,0018 W/
Aufgabe. mK wird ebenfalls zunehmend eingesetzt. Nano-
Während sich bei Neubauten die starken Dämm- gel ist ein Aerogel auf der Basis von Kieselsäure
stoffdicken vergleichsweise gut planen lassen, ist und mit 60 g/m3 bis 80 g/m3 äußerst leicht, es
die Situation bei Altbauten eine andere. Hier sind besteht zu 97 % aus Luft. Trotz des geringen Ge-
dicke Dämmstoffpakete oft nicht möglich, häufig wichtes sind auch die Schalldämmeigenschaften
auch nicht zu empfehlen. Vakuumisolationspa- von Nanogel sehr gut. Aerogele zählen zu den
neele (VIP) mit durchschnittlichen Rechenwerten leichtesten und effektivsten derzeit verfügbaren
von 0,004 W/mK, die bei gleichen Dämmeigen- Isoliermaterialien, sie sind hydrophob und damit
schaften wie herkömmliche Dämmstoffe da- auch feuchtebeständig und schimmelpilzresis-
durch wesentlich geringere Materialstärken be- tent.
nötigen, eröffnen hier neue Möglichkeiten, auch
wenn sie zurzeit noch relativ teuer sind.

16
683

17 Bauliche Schutzmaßnahmen

17.1 Allgemeines
Die Innenräume alter Gebäude mit breiten, mas- Wärmeschutz (s. Abschn. 17.5). Winterlicher – in
siven Wänden und schweren Decken haben, falls zunehmendem Maße auch sommerlicher Wär-
sie gut belichtet und belüftet sind, zumeist drei meschutz stellen das entscheidende Qualitäts-
schätzenswerte Eigenschaften: Sie sind trocken, merkmal hinsichtlich der Energieeffizienz von
sie sind im Winter warm, im Sommer kühl, und Gebäuden dar. Die gestiegenen Anforderungen
sie sind lärmdicht. Neuzeitliche Gebäude zeich- an den winterlichen Wärmeschutz und die be-
nen sich infolge der genaueren Bemessungs- reits erreichten maßgeblichen Qualitätsverbesse-
verfahren einer hochentwickelten Baustatik und rungen haben eine zunehmende Bedeutung des
Baustoffkunde durch erheblich geringere Massen sommerlichen Wärmeschutzes auch in gemäßig-
von Baustoffen für tragende Bauteile, wie Wände ten Klimazonen Mitteleuropas zur Folge. Erst die
und Decken aus. Dafür müssen jedoch erhöhte energetische Gesamtbetrachtung der Wärmever-
Aufwendungen für Maßnahmen zum Schutz vor luste sowie externer und interner Wärmegewin-
Feuchtigkeit, vor Wärmeverlusten, für sommerli- ne und deren Auswirkungen auf den Verbrauch
chen Wärmeschutz, gegen Brandgefahr und ge- von Wärme-, Kühl- und elektrischer Energie für
gen Lärm gemacht werden, wenn der Nutzwert Beleuchtung und Gebäudebetrieb führt zu Ge-
nicht herabgemindert werden soll. bäudekonzepten, die maßgeblich durch die
Räume zum dauernden Aufenthalt von Men- neuen Anforderungen an Energieeffizienz („Kli-
schen und Haustieren müssen trocken und an- madesign“) geprägt sind. Das Werk widmet sich
gemessen warm sein und darüber hinaus den dem Thema der hochenergieeffizienten Planung
zunehmenden Anforderungen an das allgemeine (Passivhaus) u. A. speziell im Kapitel 16.
Behaglichkeitsempfinden entsprechen.
Schallschutz (s. Abschn. 17.6). Die Erreichung
Feuchteschutz (s. Abschn. 17.2–17.9). Feuchtig- der den jeweiligen Gebäudenutzungen ange-
keit schadet auch den meisten Baustoffen und messenen Ziele für den Schutz gegen Außenlärm
der Gebäudeeinrichtung: Steine werden beim und den Schallschutz im Gebäudeinneren sowie
Gefrieren des in die Poren eingedrungenen Was- eine qualitätvolle Bau- und Raumakustik stellt
sers zersprengt, wasserlösliche Bestandteile von eine weitere maßgebliche bauliche Schutzmaß-
Mörteln werden ausgewaschen, Stahl rostet bei nahme dar – insbesondere vor dem Hintergrund
Feuchtigkeit, nasses Holz wird von Fäulnis oder zunehmender Belastungen aus der Umwelt
von Pilzen befallen. Es ist daher ein wichtiges Ziel (z. B. Verkehr) sowie den Arbeits- und Wohnge-
der Baukonstruktion, die Räume und Bauteile ei- räuschen. Lärm wird als störende Umweltbelas-
nes Gebäudes vor jeder Art von Feuchtigkeit zu tung empfunden, deren Bekämpfung durch bau-
schützen. liche Schallschutzmaßnahmen erfolgen muss.

Feuchtigkeit beansprucht Bauwerke durch: Brandschutz (s. Abschn. 17.7). Vorbeugender


tNiederschläge baulicher Brandschutz dient in erster Linie dazu,
(s. Abschn. 17.2 und 17.3) die Entstehung von Bränden und deren Ausbrei-
tBodenfeuchtigkeit tung zu verhindern und im Brandfall die Rettung
(s. Abschn. 17.4.4, DIN 18 195-4) von Menschen und Tieren sowie Löscharbeiten
zu ermöglichen. Vor allen Dingen sind die tragen-
tnicht drückendes Wasser
(s. Abschn. 17.4.5, DIN 18 195-5) den Bauteile vor Versagen durch Brandeinwir- 17
kungen zu schützen sowie Rettungsmöglichkei-
tdrückendes Wasser ten und -wege sicherzustellen. Die zunehmende
(s. Abschn. 17.4.6, DIN 18 195-6) Vielfalt von Baustoffen erfordern jeweils eine de-
tTauwasser taillierte Betrachtung und Bewertung von Bautei-
(s. Abschn. 17.5.6) len und Bauelementen hinsichtlich ihrer Schutz-
funktion im Brandfall.
684 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Schutz vor gesundheitlichen Gefahren (s. Ab- unmittelbar ausgesetzt sind, so geformt sein,
schn. 17.8). Ständig erweiterte naturwissen- dass das Wasser schnell und restlos von ihnen
schaftliche Erkenntnisse erfordern ferner Auf- abläuft (Gefälle, keine muldenförmigen Vertie-
merksamkeit gegenüber baustoff- und umwelt- fungen, keine nach oben offenen Fugen). Au-
bedingten gesundheitsgefährdenden Einflüssen ßerdem müssen sie aus Baustoffen bestehen, bei
(z. B. stoffliche und chemische Gefahrenpoten- denen – allgemein ausgedrückt – die Eindringge-
tiale und Radioaktivität von Baustoffen, geopa- schwindigkeit des Wassers geringer ist als dessen
thogene Einflüsse, Strahlungen, elektrische Fel- Verdunstungsgeschwindigkeit (wenig saugfähig,
der u. a. m.). Planer und Bauausführende sollten dicht oder wasserabweisend). Werden Bauteile
im Rahmen ihrer Aufklärungspflicht vorsorglich verwendet, die diesen Bedingungen nicht ent-
Auftraggeber bzw. Nutzer auf die aktuellen Er- sprechen, so müssen sie durch Überdachungen,
kenntnisse hinweisen und daraus eventuell für Abdeckungen, Verkleidungen, Anstriche o. Ä. ge-
das Projekt abzuleitende Maßnahmen definieren schützt werden.
und abgrenzen.
Abdeckung von Bauteilen
Bei der Planung kommt es oft zu Widersprüchen
zwischen gestalterischen Absichten und konst-
17.2 Schutz gegen ruktiven Erfordernissen. Als Beispiel dafür kann
Niederschlagswasser der Schutz vor Niederschlagswasser bei freiste-
henden Wänden dienen:
Es gibt an Bauwerken unserer Klimazone kaum Formal wird meistens eine klare Wandscheibe
Konstruktionsteile, die in Form und Gefüge nicht angestrebt ohne Vorsprünge von Abdeckungen.
mitbestimmt werden von dem Bestreben, das Bei Wänden aus Stahlbeton kann bei Ausführung
Bauwerk vor Niederschlagswasser zu schützen. mit wasserundurchlässigem Beton eventuell auf
An dieser Stelle sollen einige Schutzmaßnahmen eine Abdeckung verzichtet werden, nicht aber
betrachtet werden, an denen sich das Grundsätz- bei Mauerwerkswänden.
liche besonders deutlich erkennen lässt. Mauerabdeckungen durch Rollschichten (Bild
Die Schutzmaßnahmen für ein Bauwerk gegen 6.33c) sind bei Sichtmauerwerk oft formal eine
Niederschlagswasser beginnen bereits bei der gute Lösung, auf Dauer jedoch selbst bei einer
Planung in bezug auf die umgebenden Gelän- Behandlung mit wasserabweisenden Imprägnie-
deoberflächen. Sie sollten nach Möglichkeit rungsmitteln nicht haltbar. Wenn dennoch eine
immer so modelliert werden, dass Oberflächen- solche Ausführung gewählt wird, müssen auf je-
wasser mit ausreichendem Gefälle vom Bauwerk den Fall frostbeständige Vollsteine (d. h. auch oh-
weggeleitet wird (Bild 17.1). ne produktionsbedingte Lochungen!) verwendet
Außer Dächern (s. Teil 2 dieses Werkes) müssen werden. Sonst besteht besondere Durchfeuch-
auch alle anderen Bauteile, die Niederschlägen tungsgefahr.

2
3
17 3
17.1a 17.1b
17.1 Ableitung von Oberflächenwasser durch Geländemodellierung (schematisch)
a) Schnitt
b) Grundriss
1 vorhandenes Oberflächengefälle
2 Gegengefälle
3 Kehle mit Ableitung
17.2 Schutz gegen Niederschlagswasser 685

17.2 Beton- oder Natursteinabdeckplatte für geputzte 17.3 Mauerabdeckung aus Aluminiumprofil
Mauer. Zu beachten: reichlicher Überstand, (ALWITRA)
scharfkantige Tropfnase, dichte Stoßfuge

Unvermeidlich bleiben aber bei derartigen Aus- bzw. -ziegel sind sehr stoßempfindlich und daher
führungen auf lange Sicht Verschmutzungen nur bedingt als Abdeckplatten geeignet.
durch ablaufendes Regenwasser. Diese können Abdeckungen aus Zink- oder Kupfer-Blechen sind
nach neuer Rechtsprechung u. U. als Planungs- für breite Mauern weniger geeignet, weil sie un-
fehler geltend gemacht werden, selbst wenn ter Temperatureinwirkung leicht zum Verbeulen
sonstige Bauschäden nicht eintreten! neigen. Bewährt – allerdings auch teuer – sind
Eine konstruktiv richtige Ausführung mit einer Mauerabdeckprofile aus Leichtmetall (Bild 17.3).
Werksteinabdeckung zeigt Bild 17.2. Dabei müs- Längere Metallabdeckungen müssen mit Gleit-
sen die Werksteine aus dichtem Material beste- stößen ausgeführt werden.
hen, und die Stoßfugen sind sorgfältig voll mit Ähnliches gilt für Vorsprünge von Bauwerksteilen
Mörtel zu verfüllen. wie z. B. größere Gesimse oder für Kragplatten
Der Plattenüberstand muss so groß sein, dass von Vordächern. Werksteine oder selbst Stahl-
Tropfwasser den Putz oder die Oberflächen nicht beton sind unter andauernden Temperatur- und
durchnässt. Überstände unter 5 cm sind dafür Witterungswechseln in Verbindung mit Luftver-
wirkungslos. Einseitig geneigte Platten haben unreinigungen nicht ohne schützende Metallab-
Gefälle nach der Wetterseite, jedoch muss auch deckung oder zumindest mit wasserdichtenden
das obere Ende einen genügend großen Über- Beschichtungen oder Anstrichen auszuführen.
stand und eine Tropfkante haben. Dachsteine Hierbei sind die Anschlüsse zwischen den zu

17.4a 17.4b 17
17.4 Anschluss von Metallabdeckungen
a) Anschluss mit Hinterschneidung
b) Anschluss mit eingedichtetem Anschlussprofil
1 Gesims o. Ä. 4 z. B. Sichtmauerwerk
2 Metall-Abdeckung auf Trennlage oder 5 durchlaufende Bewehrung mit thermischer
wasserdichtende Beschichtung Trennung (z. B. Schoeck-Isokorb o. Ä.)
3 Abdeckprofil, angedübelt 6 Wandanschlussprofil mit dauerelastischer Abdichtung
686 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

schützenden und den anschließenden Bauteilen falls fast zwangsläufig zu Ansatzpunkten für die
vom Planer genau vorzugeben. In jedem Fall sind Durchfeuchtung der anschließenden Mauer-
dabei „konstruktive“ Lösungen (z. B. hinterschnit- bzw. Putzflächen und für Verschmutzung wer-
tener Anschluss, Bild 17.4a) solchen vorzuziehen, den.
bei denen man sich auf dauerelastisches, war- Sind direkte Anschlüsse nicht zu vermeiden,
tungsnotwendiges Material und sehr sorgfältige sollte an den Übergängen – selbst bei kleinflä-
handwerkliche Ausführung verlassen muss (Bild chigen Bauteilen – durch Gefälle (≥ 5%) das Nie-
17.4b). derschlagwasser abgeleitet werden (Bild 17.6).
Formal sind bei solchen Ausführungen Kompro- Ist bei größeren Bauteilen aus formalen Grün-
misse unvermeidlich, und es muss im Einzelfall den eine Abschrägung zur Gefällebildung un-
im Einvernehmen mit dem Auftraggeber ent- erwünscht, sind an den Übergängen Höhenver-
schieden werden, welche Prioritäten in solchen sprünge vorzusehen, damit Niederschlagswasser
und ähnlichen Fällen zu setzen sind. nicht in die Bauteilfugen eindringt (Bild 17.7).
Auch hier sollte man sich nicht in erster Linie auf
Bauteilanschlüsse einen dauernden Schutz durch wartungs- und
Besondere Aufmerksamkeit muss der Planung al- instandetzungsnotwendige Fugenabdichtungs-
ler Anschlüsse zwischen verschiedenen Bauteilen massen verlassen!
gelten. Besonders gefährdet durch ständige Feuchtig-
Klare Trennungen sollten hier bereits beim Ent- keitseinwirkung sind Putzflächen, die an Bauteil-
wurf den Vorzug vor komplizierten Abdichtun- fugen anschließen. Falsch sind Putzaufstandsflä-
gen haben. Beispielsweise sollten im Außen- chen auf vorspringenden Gesimsen, Sockeln o. Ä.
bereich Treppenläufe von parallel liegenden (Bild 17.8a). Zumindest sollten vorspringende
Wänden abgerückt werden (Bild 17.5). Die vielen Kanten mit Gefälle ausgebildet werden (Bild
Ecken zwischen Tritt- und Setzstufen bzw. den 17.8b). Aber auch hier besteht die Gefahr, dass
begleitenden Sockelplatten dürften andern- an der Fassade ablaufender Schlagregen die

17.5
Freitreppe auf Stahlbetonwange parallel zur
Gebäudewand
1 Fuge zwischen Stufen und Gebäudewand
2 Tropfnase als Abtropfkante an der Unterseite

17

17.6a 17.6b
17.6 Anschluss einer Stahlstütze an einen Bauteil aus Stahlbeton
a) Schnitt
b) isometrische Darstellung
17.2 Schutz gegen Niederschlagswasser 687

17.7 Höhenversprung zwischen anschließenden Bauteilen


1 aufliegender Bauteil (z. B. Platte)
2 auskragender Bauteil (z. B. Unterzug)

17.8a 17.8b 17.8c 17.8d 17.8e

17.8 Putzanschlüsse
a) falscher Anschluss an Sockel oder Gesims d) Anschluss mit Höhenversprung und Putzabschlussprofil
b) bedenklicher Anschluss e) Anschluss bei bündigen Flächen mit Putzabschlussprofil
c) Anschluss mit Höhenversprung

Fuge immer wieder durchnässt, Feuchtigkeit in Das sicherste Mittel, teilweise eingemauerte
das Bauwerk eindringt und auch der Putz an der Metallteile vor Rost zu schützen, ist neben ein-
Übergangsstelle auf Dauer geschädigt wird. Bes- wandfreier Rostschutz-Oberflächenbehandlung
ser ist ein Anschluss mit einer Profilierung des (Beschichtung mit Rostschutzfarben, Verzinkung
anschließenden Werksteines wie in Bild 17.8c. s. Abschn. 7.4.3) ein Einbau, bei dem durch ent-
Als optimale, wenn auch aufwändigste Lösung ist sprechendes Gefälle und Abdeckprofile eine gute
der Einbau von Putzabschlussprofilen zu betrach- Wasserableitung von den Übergangsstellen der
ten (Bild 17.8d). Ein derartiger Übergang ist auch Bauteile gewährleistet wird (vgl. Bild 17.6 und
an flächenbündigen Sockelübergängen vorzuzie- 17.9).
hen (Bild 17.8e). Gegen den Angriff der gewöhnlichen Luftfeuch-
tigkeit können Stahlteile durch Einbetten in dich-
Korrosion von einbindenden Stahlteilen ten Beton geschützt werden. Voraussetzung ist
Häufig entstehen Schäden dadurch, dass einge- jedoch eine ausreichende dicke Überdeckung
baute Stahlteile durch Niederschläge oder Luft- (≥ 5 cm) bzw. die Gewährleistung ausreichender
feuchtigkeit zum Rosten gebracht werden (Kor- Haftung durch Verwendung geeigneter Umhül-
rosion). Dabei vergrößert sich das Volumen der lung der Stahlteile mit korrosionsgeschützten
Stahlteile, und das wasserdurchlässige Mauer- Trägermaterialien (z. B. Streckmetall, Drahtge-
17
werk (bzw. Beton oder Putz) wird zersprengt. Im webe usw.). Den Niederschlägen ausgesetzte
Gegensatz zu manchen anderen Metallen schützt Ummantelungen, deren Wasserdichtheit nicht
bei Stahl die Korrosionsschicht nicht vor weite- gesichert ist (z. B. bei Trägern aus Walzstahl), sind
rem Rosten, sondern dieses setzt sich bei unge- nutzlos und sogar besonders gefährlich, weil sie
hindertem Feuchtigkeitszutritt bis zur völligen eine Beobachtung der umhüllten Stahlteile ver-
Zerstörung des Bauteils fort. hindern.
688 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

17.9
Stahlstütze, Stützenfuß auf Fundament
oder Stahlbeton-Bauteil
1 Zwischenlage
(Compriband, Bitutene o. Ä.)

Müssen Stützen mit ihren Fußplatten auf Funda- vollständig vom Wasser bedeckt bleiben (z. B.
mente oder andere Bauteile gestellt werden, ist Pfahlroste unter alten Fundamenten) oder nach
durch entsprechende Profilierung (Abschrägung) Niederschlägen sofort wieder völlig austrock-
bzw. Überhöhung an der Aufstandsfläche das nen können (z. B. Holzbekleidungen). Bei Wahl
Eindringen von Feuchtigkeit und damit der hier besonders widerstandsfähiger Holzarten und
besonders gegebenen Korrosionsgefahr zu be- Anwendung von Holzschutzmitteln lässt sich die
gegnen (Bild 17.9). Lebensdauer hölzerner Bauteile weiter verlän-
gern (s. auch DIN 52 175 und DIN 68 800). Ganz
Bauteile aus Holz leisten der Fäulnis lange besonders wichtig ist es jedoch, Bauteile so zu
Zeit Widerstand, wenn sie entweder dauernd formen und zusammenzufügen, dass die Nässe

17.10
Holzverbindungen im Außenbereich
(Beispiel Doppelzangen mit Stützen-
anschluss)

17

17.11
Holzstütze, Stützenfuß im Außenbereich
(vgl. Bilder 7.30 bis 7.32)
17.2 Schutz gegen Niederschlagswasser 689

nicht in Fugen und Löcher eindringen kann, in gen möglich, ist ggf. in Verbindung mit ohnehin
denen sie nicht zügig wieder austrocknen kann erforderlichen Lichtschächten eine Lösung nach
(„Konstruktiver Holzschutz“). Bild 17.12c oder auch Bild 8.44a möglich.
Müssen der Witterung ausgesetzte Holzbauteile Übliche Außenputzflächen sollen sowohl beim
zusammengefügt werden (z. B. Balkon- oder Ter- Bauwerksanschluss an das umgebende Gelände
rassenbeläge), sind nach Möglichkeit Abstand- wie auch im Bereich von Terrassen- oder Balkon-
halter vorzusehen, die eine ständige Hinterlüf- flächen nicht dauerndem Spritzwassereinfluss
tung an der Verbindungsstelle ermöglichen. Der ausgesetzt werden. Innerhalb eines Mindest-
Abstand sollte dabei so groß sein, dass Erhal- abstandes von 30 cm über OK-Gelände ist ein
tungsanstriche auch in den Fugen möglich blei- wasserdichter, zweilagiger Sperrputz als Abdich-
ben (Bild 17.10). tungsmaßnahme direkt auf den tragfähigen Un-
Sämtliche Holzteile sind mit Holzschutzmitteln tergrund aufzubringen (Bild 17.12a). Das unmit-
mindestens zu streichen, besser zu tränken, die telbare Verputzen auf Dichtungsbahnen ist selbst
Stahlverbindungsteile durch Verzinkung vor Rost bei Verwendung von Armierungsschichten und
zu schützen. Maßnahmen zur Verbesserung der Haftung nicht
Hirnholzflächen saugen Feuchtigkeit besonders zu empfehlen.
stark auf. Sie sollen daher nicht unmittelbar auf Fassadenputz und Sockelputz lassen sich in ihrer
andere Bauteile gesetzt werden. Leichte Stützen Oberfläche und Farbgebung gleichartig herstel-
für Vordächer, Pergolen o. Ä. stellt man auf Stahl- len, so dass eine nahezu durchgehende, optisch
stelzen, wobei darauf zu achten ist, dass der höl- „sockelfreie“ Spritzwasser-Schutzzone ausgebil-
zerne Stützenfuß allseitig gut belüftet bleibt (Bild det werden kann (Bild 17.13b). Es ist jedoch in
17.11, 7.31 und 7.32). jedem Fall damit zu rechnen, dass Putzflächen
Holzteile, die unmittelbar auf Betonflächen oder in der Spritzwasserzone häufiger instand gesetzt
Mauerwerk aufliegen müssen, erhalten eine Zwi- oder auch ersetzt werden müssen („Opferputz“)
schenlage aus Bitumenbahnen. Diese schützt die als die sonstigen Putzoberflächen.
Hölzer vor Feuchtigkeit, die in den angrenzenden Es ist nicht unkritisch, sich bei der Abdichtung
Bauteilen enthalten sein kann, verhindert aber der Spritzwasserzone lediglich auf die langfris-
auch das unmittelbare Eindringen der meistens tige Funktionstüchtigkeit eines Sperrputzes als
zu Kontrollzwecken stark gefärbten Holzschutz- einzige Maßnahme zu verlassen. Wesentlich
mittel in andere Rohbauteile. sicherer ist bei Mauerwerk ohne Zusatzdäm-
mung das Hochführen der Abdichtung in eine
Spritzwasserschutz Schalenfuge im Mauerwerk. Bei Wandaufbauten
Insbesondere im Sockelbereich von Bauwerken, mit Wärmedämmverbundsystem (WDVS) kann
d. h. im Anschlussbereich zwischen Außenwän- die Vertikalabdichtung bis zur Oberkante der
den und Geländeoberfläche bzw. sonstigen Flä- Spritzwasserzone geführt werden (Bild 17.13).
chen wie Terrassen, Gehwegen u. Ä. entsteht bei Zusätzlich schützt die oberhalb der Spritzwas-
Niederschlägen Spritzwasser. Es beansprucht die serzone angeordnete Horizontalsperre das auf-
senkrechten Bauteile bis etwa 30 cm Höhe (Bild stehende Mauerwerk. Beide Maßnahmen zusam-
17.12a). Mindestens bis in diese Höhe sind Ab- mengenommen begrenzen das Eindringen von
dichtungsmaßnahmen zu führen. Abdichtungs- Feuchtigkeit selbst bei schadhaftem Sperrputz
bahnen aus Bitumen oder Kunststoff müssen (Bild 17.12d und 17.20).
gegen mechanische Beschädigungen und UV- Sicherer und langlebiger sind feuchtigkeitsresis-
Einstrahlung geschützt sowie auch optisch ver- tente Materialien als Bekleidungen der Sockel-
borgen werden. zone (z. B. Blechverwahrungen, hinterlüftete Na-
Je wasserundurchlässiger die angrenzenden Bo- tur- oder Werksteinflächen, Faserzementplatten
denflächen (befestigte Flächen) sind, desto mehr u. Ä.), wenn diese gestalterisch in die Fassaden-
ist darauf zu achten, dass diese Oberflächen ein
vom Gebäude wegweisendes Gefälle (≥ 2 %) er-
planung integriert werden können (Bild 17.13a
und 8.44b). Die Verringerung der Spritzwasser-
17
halten, um die Bildung von Pfützen zu vermeiden. belastung am Bauwerksanschluss durch Dach-
Ansonsten sollten möglichst versickerungsfähige überstände oder sonstige Schutzdächer und
Oberflächen eingesetzt werden. Ein so genannter -maßnahmen vor den Fassaden ist ebenfalls ein
„Traufstreifen“ aus grobem Kies bildet einen ver- maßgeblicher Betrag zur Verbesserung der be-
besserten Spritzwasserschutz (Bild 17.12b und sonderen Beanspruchungen der Gebäudesockel-
8.44b). Wenn unter den gegebenen Bedingun- zone.
690 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

17.12a 17.12b 17.12c

1
9
8
2
4

17.12d

17.12 Fassadenanschluss, unterer Abschluss bei verputzten Gebäuden


a) Spritzwasser-Schutzabstand (Abstand Fassadenputz-Sockelputz)
b) Abschluss mit Traufstreifen
c) Geländeanschluss mit Abtrennung durch Gitterrost über Schacht
d) Hochführung der Vertikalabdichtung in eine Schalenfuge
1 Fassadenputz, unterer Abschluss mit Abschlussprofil
2 Sockelputz (Sperrputz) auf Dichtungsschlämme
3 Abdichtung auf Egalisierungsputz mit Schutzschicht
17 4 OK-Gelände
5 Flachstahlprofil oder Kantenstein in Banket
6 Kiesschüttung (Körnung 16/32)
7 Gitterrost in Winkelrahmen, auf Lichtschacht aufliegend
8 Schalenfuge im Mauerwerk mit hochgeführter Abdichtung
9 Horizontalsperre gegen aufsteigende Feuchtigkeit (empfohlen)
17.3 Dränung (Drainage) 691

3 3
1 1
4 4
> 30

> 30
10
9

>2%

2 2
5 5
6
1 8 1
7
17.13a 17.13b

17.13 Fassadenanschluss bei WDVS


a) Spritzwasser-Schutzabstand mit Bekleidung
b) Spritzwasser-Schutzabstand mit Sockelputz, flächenbündig
1 Mauerwerk oder Betonwand 7 ggf. zusätzliche Dränplatten mit Filtervlies
2 Kellerdecke mit schwimmendem Estrich 8 Perimeterdämmung, druckfest, verklebt, ggf. mit
3 Wärmedämmplatten aus Polystyrol Sickerkanälen und Filtervlies zur Drainung
oder Mineralwolle 9 Sockelbekleidung zum Schutz der Dämmung vor
4 Fassadenputz mit unterem Abschlussprofil Beschädigungen und UV-Einstrahlung sowie als
5 Abdichtung gemäß DIN 18 195-4 optischer Abschluss
6 Perimeterdämmung, druckfest, verklebt 10 Sockelputz (Sperrputz), flächenbündig mit Fassadenputz

Aber nicht nur die ständig wiederkehrende lende Wasser z. B. in Hanglagen wird dabei in
Durchfeuchtung der Sockelflächen sollte be- Vorfluter (z. B. benachbarte offene Wasserläufe)
grenzt werden. Es ist auch zu bedenken, dass oder in wasseraufnahmefähige Bodenschichten
– insbesondere während der Bauzeit, wenn Ge- (Rigolen) durch Sickerschächte abgeleitet. Die
genmaßnahmen noch nicht wirksam sind, einge- Einleitung in öffentliche Entsorgungsleitungen
drungene Feuchtigkeit durch Kapillarwirkung in ist in der Regel nicht erlaubt. Drainagen können
den Wänden aufsteigen kann. Auch hierfür sind somit nur zur Ableitung vorübergehend auftre-
je nach Witterungslage ggf. die zusätzlichen Ho- tenden, drückenden Stau- oder Schichtenwas-
rizontalabdichtungen in 30 cm Höhe über dem sers (z. B. bei schwach durchlässigen, bindigen
Gebäudeanschluss zu empfehlen (Ausführung s. Bodenschichten, Schichtenwasser in Hanglagen)
Abschn. 17.4.4). dienen mit dem Ziel, den erhöhten Aufwand für
druckwasserhaltende Abdichtungsmaßnahmen
zu vermeiden. Abdichtungen können in Ver-
bindung mit einer funktionsfähigen Drainage
17.3 Dränung (Drainage) grundsätzlich nach DIN 18 195-4 (Abdichtung
nach DIN 4095 gegen Bodenfeuchte) ausgeführt werden. Hier-
bei besteht jedoch das Risiko, dass bei Ausfall der
Durch Dränung sollen Bodenschichten so ent- Drainage Wasser anstaut und dann die Abdich- 17
wässert werden, dass erdberührte Bauwerksteile tungsmaßnahmen nicht mehr ausreichend sind.
nicht durch drückendes Wasser – insbesondere Dauerhaft einwirkendes, drückendes Wasser
zeitweise aufstauendes Sickerwasser – bean- (Grundwasser) kann durch Drainagen nicht abge-
sprucht werden. Das als Sickerwasser aus den leitet werden (s. a. Abschn. 3.6).
angrenzenden Geländeoberflächen oder was- Der Eingriff in den natürlichen Grundwasser-
serführenden Bodenschichten temporär anfal- haushalt durch Drainungsmaßnahmen ist immer
692 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Tabelle 17.15 Dränung im Regelfall nach DIN 4095

Richtwerte vor Wänden


Gelände eben bis
leicht geneigt

Durchlässigkeit schwach
des Bodens durchlässig

Einbautiefe bis 3 m

Gebäudehöhe bis 15 m

Länge der Dränleitung


zwischen Hoch- und Tiefpunkt bis 60 m

Richtwerte auf Decken

Gesamtauflast bis 10 kN/m2

Deckenteilfläche bis 150 m2

Deckengefälle ab 3 %

Länge der Dränleitung


zwischen Hochpunkt und
Dacheinlauf/Traufkante bis 15 m

Angrenzende Gebäudehöhe bis 15 m

Richtwerte unter Bodenplatten


17.14 Stauwasserbildung in bindigen Böden Durchlässigkeit des schwach
1 waagerechte Abdichtungen Bodens durchlässig
2 Zementputz
3 senkrechte Abdichtung Bebaute Fläche bis 200 m2
4 Arbeitsraum-Verfüllung
5 Traufstreifen
6 Oberboden
7 nichtbindiger Boden
8 Wasser führende Bodenschicht
9 bindiger Boden
10 Stauwasser

kritisch zu bewerten und nur dann nicht zu ver- den Dränungen führen) sowie die Ermittlung des
meiden, wenn die Bodenverhältnisse dieses un- voraussehbaren Wasseranfalles. Dabei sind der
umgänglich machen oder die Bauwerksabdich- ungünstigste Grundwasserstand und eine mög-
tung nicht durch druckwasserhaltende Wannen liche Beeinträchtigung des Grundwasserstandes
(s. Abschn. 17.4.6) sichergestellt werden kann. durch die beabsichtigten Dränungsmaßnahmen
Zudem sind für Drainagen regelmäßige Überprü- festzustellen. Die in der Baugrube vorgefunde-
fungen der Funktionstauglichkeit (Spülungen) nen Verhältnisse geben nicht ohne weiteres Auf-
erforderlich, die auch dafür sprechen nur zu drai- schluss, weil u. a. jahreszeitliche Schwankungen
nieren, wenn dies zwingend erforderlich ist. berücksichtigt werden müssen.
Alle beabsichtigten Dränungen sind genehmi-
gungspflichtig und deshalb Bestandteil des Bau- Dränmaßnahmen sind
antrages im Zusammenhang mit der Haus- und tnicht erforderlich bei stark durchlässigem Unter-
17 Grundstücksentwässerung. grund
Zur Planung einer Dränung gehört neben genau- terforderlich, wenn in schwach durchlässigem
en Höhenfestlegungen für Dränleitungen und Untergrund oder bei umgebenden bindigen
Fundamentsohlen die Erkundung der vorhan- Bodenschichten Stau- oder Schichtenwasser
denen Bodenverhältnisse (vgl. Abschn. 3.1), die vor Bauwerksteilen aufgestaut werden kann
Feststellung der Wasserbeschaffenheit (z. B. kann (Bild 17.14) und als „zeitweise aufstauendes
betonaggressives Wasser zu Kalkablagerungen in Sickerwasser“ wirkt,
17.3 Dränung (Drainage) 693

DN 300 0,5 % DN 300


DN 100
DN 100
0,5 %

0,5 %
DN 100

DN 100
DN 300 0,5 % DN 1000

17.16 Ringdränung (DIN 4095)

17.18 Ringdränung mit Kontroll- und Spülschacht


(opti-control, Fränkische Rohrwerke)
0,5 % DN 300
DN 100 1 Kontrollschacht mit Aufsatzstück und Anschluss-
stutzen
2 waagerechte Abdichtungen
DN 100

3 senkrechte Abdichtung DIN 18 195


4 Sickerplatte
5 Filtervlies
6 Sickerpackung
7 Dränleitung, ≥ 20 cm unter OK Rohbodenplatte
8 Fundamentdurchlass
0,5 %
e
e

DN 100
0,5 % DN 1000

17.17 Flächendränung

tnicht auszuführen, wenn die Bauwerkssohle


bzw. Bauwerksteile im Grundwasserbereich
liegen und eine Ableitung des anstehenden 17.19 Flächendränung in Verbindung mit Ringdränung
(Schnitt)
Wassers über eine Dränung daher nicht mög-
lich ist (Ausführung von Abdichtungen gegen 1 waagerechte Abdichtungen 17
2 senkrechte Abdichtung
drückendes Wasser DIN 18 195-6 erforderlich, 3 Sickerplatte
s. Abschn. 17.6.4). 4 Filtervlies
5 Sickerpackung
6 Dränleitung, ≥ 20 cm über OK-Rohbodenplatte
Dränungen sind im Regelfall auszuführen, wenn 7 Fundamentdurchführung
die in der Tabelle 17.15 (DIN 4095 Abschn. 4.2) 8 Sickerschicht mit Flächendrainage
aufgeführten Verhältnisse vorliegen. Besondere 9 Stahlbetonplatte auf Trennfolie
694 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Nachweise sind dann nicht erforderlich. Weichen DN 100. Ferner sind Dränrohre als gelochte
die örtlichen Verhältnisse von diesen Regelfällen oder geschlitzte Beton- oder Faserzementrohre,
ab, sind besondere Untersuchungen zu führen Tonrohre, geschlitzte Kunststoffrohre mit Fil-
(s. DIN 4095 Abschn. 4.3). tervliesummantelung u. a. auf dem Markt. Die
Man unterscheidet: Wassereintrittsfläche soll mindestens 20 cm2/m
tRingdränungen vor Wänden, die das zu schüt- betragen.
zende Bauwerk zur Wasserableitung ringförmig Die Dränrohre werden auf einem Kiesbett (Beton-
umgeben (Bild 17.16) und kies mit Sieblinie B 32 DIN 1045 bzw. DIN EN 206)
tFlächendränungen (Bild 17.17) mit Dränlei- mit mindestens 0,5 % Gefälle verlegt und gegen
tungen zum Schutz von Bodenflächen oder Verschieben gesichert. Danach werden die Drän-
erdüberschütteten Bauwerken bei Flächen rohre in Kies eingebettet. Das Kiesbett soll die
über 200 m2. Der Abstand der einzelnen Drän- Rohre überall mindestens 15 cm umgeben.
leitungen untereinander ist nachzuweisen. An Stößen, an Einmündungen usw. sind Form-
teile zu verwenden. In Abständen von höchstens
Dränleitungen bestehen heute meistens aus 50 m und bei erforderlichen größeren Richtungs-
geschlitzten flexiblen Kunststoff-Rippenrohren änderungen sind die Dränleitungen in senkrech-

17.20 Sickerschicht aus grobkörnigen Styroporplatten 17.21 Sickerschicht aus Beton-Hohlkörpern (PORWAND)
17 (EPS-Platten) 1 waagerechte Abdichtungen
1 waagerechte Abdichtungen 2 Stahlbetonplatte auf Trennfolie
2 Stahlbetonplatte auf Trennfolie 3 senkrechte Abdichtung
3 senkrechte Abdichtung 4 Sickerkörper (PORWAND),
4 Sickerplatte mit Filtervlies abgedeckt mit Filtervlies
5 Sickerpackung 5 Rinnen-Formstein auf Fundamentvorsprung,
6 Dränleitung angeschlossen an Dränleitung
7 Baugrubenverfüllung 6 Abdeckplatten mit Ablaufschlitzen
8 Traufstreifen (s. Bild 17.12b) 7 Baugrubenverfüllung
17.3 Dränung (Drainage) 695

te Kontroll- und Spülrohre mit einem Mindest- In den Drän- bzw. Sickerschichten wird das an-
durchmesser von DN 300 zu führen (Bild 17.18). fallende Wasser gesammelt. Diese bestehen für
Die Rohrsohlen von Dränleitungen neben Gebäu- horizontale Dränungen in der Regel aus einer
den müssen mit ihrem Hochpunkt mindestens wasserführenden Kiesschicht Körnung 0/32 ein-
20 cm unter der Oberfläche der Rohbodenplatte gebunden in ein Filtervlies, das das Ausschläm-
liegen, jedoch nicht tiefer als die benachbarten men von erodierenden Bodenteilchen in die Si-
Fundamentsohlen. Falls das erforderliche Gefälle ckerschicht verhindern soll. Senkrechte Drain- und
eine tiefere Lage nötig macht, müssen die Fun- Sickerschichten werden meistens aus grobkörni-
damente entsprechend abgetreppt werden, um gen Polystyrolplatten (EPS-Dränplatten) oder aus
eine Unterspülung mit Sicherheit zu verhindern. Kunststoff-Noppenbahnen o. Ä. gebildet, die mit

17.22a 17.22b

17.22
Verschiedene Ausführungsmöglichkeiten von Dränungen
a) senkrechte Sickerschicht aus Noppenbahnen
b) senkrechte Sickerschicht mit Sickermatte
c) Kunststoff-Profilrohr als Dränleitung und Fundament-
schalung 17
1 senkrechte Abdichtung
2 waagerechte Abdichtung
3 Dränleitung in Sickerpackung
4 Filtervlies
5 Noppenbahn(auch mit Filtervlies)
6 Sickermatte mit Filterabdeckung
7 Sickerplatte
17.22c 8 FSD-Dränsystem (gleichzeitig Fundamentschalung)
696 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

17.23a 17.23b

17.23c 17.23d

17.23e 17.23f

17.23g 17.23h

17.23 Arbeitsablauf Dränung – Abdichtung


a) Aushub der Streifenfundamente zwischen ausgelegten verkeilten Bohlen als Lehren
b) Einbau des Fundamenterders (vgl. Bild 4.22)
c) Einbau der Abwasserleitungen, einer kapillarbrechenden Schicht oder ggf. Einbau der Flächendränung
(Bild 17.19) mit Fundament-Durchlässen, Abdeckung mit PE-Folie
d) Betonieren der Bodenplatte
17 e) Ausschalen, Einbau der waagerechten Abdichtung, Aushub und Auslegen des Dränraumes mit Filtervlies
f) Wände aufmauern, ggf. Einbau einer zweiten waagerechten Abdichtung gegen aufsteigende Baunässe, Einbau
der senkrechten Abdichtung, Einbringen einer 15 cm dicken Sickerschicht, Einbau der Dränrohre
(Gefälle-Hochpunkt max. 20 cm unter OK Bodenplatte, Tiefpunkt max. UK Fundament)
g) Anheften der Filterplatten (EPS) im Verband, Auffüllen der Sickerschicht, Abdecken mit Filtervlies
h) lagenweises Verfüllen der Baugrube, Verdichten
17.4 Abdichtungen gegen Bodenfeuchtigkeit 697

Filterschichten aus Kunststoffvliesen abgedeckt auch Moor- und Meerwasser, vor allem aber auch
werden (Bilder 17.20 und 17.22). viele Industrieabwässer schädigend auf Bauteile,
Für besonders stark beanspruchte vertikale insbesondere auf ungeschützten Stahlbeton, ein-
Sickerschichten z. B. zur Abfangung von Schich- wirken.
ten- und Sickerwasser bei Hanglagen (vgl. Bild Alle erdberührten Bauwerke bzw. Bauwerksteile
17.1) reichen grobkörnige EPS-Platten oder Nop- müssen daher gegen Feuchtigkeit und Wasser
penbahnen nicht aus. Die Sickerschicht kann geschützt werden.
dann z. B. aus im Verband versetzten Hohlkam- Grundsätzlich wird unterschieden zwischen:
mer-Dränsteinen aus Leichtbeton bestehen. Das tAbdichtungs-Baustoffen, die zusätzlich auf
aufgefangene Wasser wird über passende Rin- die zu schützenden Bauteile aufgebracht wer-
nensteine abgeleitet (Bild 17.21). den und
Eine Kombination aus Sickerschicht und Dränlei- twasserundurchlässigen Bauteilen, wie z. B.
tung stellt das in Bild 17.22c gezeigte Schal-Drän- Bauteile aus Beton mit hohem Wassereindring-
System dar, bei dem geschlitzte Kunststoffprofile widerstand (WU-Beton), s. Abschn. 5.1.6 und
gleichzeitig als seitliche Schalung von Streifen- 17.4.6.
fundamenten oder Bodenplatten dienen können.
Den Arbeitsablauf bei der Herstellung von Strei- Für die erforderlichen Schutzmaßnahmen ge-
fenfundamenten, Sickerschichten, Dränleitungen gen von innen drückendes Wasser werden in DIN
und Abdichtungen zeigt Bild 17.23. 18 195, Teil 7 Hinweise gegeben.
Planer und Bauausführende können aus DIN
18 195 nur wenig verbindliche Lösungsvorschlä-
17.4 Abdichtungen gegen ge entnehmen und müssen daher in besonde-
rem Maße auf die in der Fachliteratur niederge-
Bodenfeuchtigkeit, nicht legten Praxiserfahrungen hingewiesen werden.
drückendes und drückendes Insbesondere Abdichtungsmaßnahmen bei der
Wasser (DIN 18 195) Bauwerkssanierung mit hohem Feuchtigkeitsge-
halt der Bauteile und in der Luft werden in der
DIN 18 195 nicht berücksichtigt. Hier sind häufig
17.4.1 Allgemeines nicht genormte Abdichtungsverfahren anzuwen-
den.
Versickerndes Niederschlagswasser und als ka-
pillar aufsteigendes Saugwasser aus dem Grund- Eine einigermaßen vollständige zeichnerische
wasser aufsteigende Feuchtigkeit beanspruchen Darstellung der vielfältigen Abdichtungsmög-
die erdberührten Teile von Bauwerken als Boden- lichkeiten ist im Rahmen dieses Werkes nicht
feuchtigkeit (DIN 18 195-4) oder als nicht drücken- möglich. Es können hier nur die wichtigsten und
des Wasser (DIN 18 195-5). grundsätzlichen Probleme und Lösungsmöglich-
keiten behandelt werden.
Wenn sich – besonders bei Hanglagen – zwi-
schen bindigen oder sonst wasserundurchlässi-
gen Bodenschichten Schichtenwasser sammelt,
kann es als Sickerwasser Bauteile auch unter 17.4.2 Abdichtungsstoffe
Druckeinwirkung als vorübergehend stauendes
Sickerwasser beanspruchen, wenn nicht durch Als Baustoffe für Abdichtungen werden nach DIN
Filterschichten und Dränagen für Ableitung ge- 18 195 verwendet:
sorgt werden kann. Bitumenstoffe und Bitumenabdichtungsbah-
Durch drückendes Wasser (DIN 18 195-6) wird ein nen (DIN EN 13 969)
Bauwerk beansprucht, wenn sich Stauwasser bei tBitumen-Voranstrichmittel (Bitumen-Lösung
bindigem Untergrund rund um ein Gebäude in
der später zu verfüllenden Baugrube ohne Ab-
oder Bitumen-Emulsion), 17
flussmöglichkeit sammeln kann oder wenn ein tBitumen-Klebemassen und -Deckaufstrich-
Bauwerk bis in den Grundwasserbereich hinab- mittel, heiß zu verarbeiten,
reicht. tAsphaltmastix und Gussasphalt
Darüber hinaus können in Wasser gelöste Boden- tNackte Bitumenbahnen (R 500 N, DIN 52 129),
bestandteile, Beimischungen des Grundwassers tBitumendachbahnen mit Rohfilzeinlage
(z. B. freie organische Säuren, Kohlensäure), aber (R 500, DIN 52 128),
698 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

tGlasvlies-Bitumen-Dachbahnen Flächen muss der obere Bahnenrand mit einer


(V 13, DIN 52 143), Klemmschiene gesichert und an Ecken und Kan-
tBitumendichtungsbahnen ten zusätzlich zu verstärkt werden.
(Cu 0,1 D, DIN 18 190-4), Beim bisherigen Stand der Technik werden die
tBitumen- Dachdichtungsbahnen (J 200 DD 1- bis 3 mm dicken Kunststoffdichtungsbahnen
und J 300 DD, DIN 52 130), nur einlagig eingesetzt. Die damit gegebene Ge-
tBitumen-Schweißbahnen (J 300 S5, G 200 S4, fährdung gegen mechanische Beschädigungen
G 200 S5, V 60 S4, DIN 52 131), erklärt die bisherige Zurückhaltung bei der An-
wendung im Tiefbaubereich, obwohl Kunststoff-
tPolymerbitumen-Dachdichtungsbahnen, dichtungsbahnen relativ unempfindlich gegen
Bahnentyp PYE (DIN 52 132), Beanspruchungen durch Schwindrisse o. Ä. in
tPolymerbitumen-Schweißbahnen, Bahnentyp den geschützten Bauteilen sind.
PYE (DIN 52 133),
Kalottengeriffelte Metallbänder aus Kupfer
tBitumen-Schweißbahnen mit 0,1 mm dicker
gem. DIN EN 1652 (CU-DHP) oder Edelstahl gem.
Kupferbandeinlage (DIN 52 131),
DIN EN 10 088-2 (X5CrNiMo 17-12-2) werden zur
tPolymerbitumen-Schweißbahnen mit Träger- Verstärkung und an hochbeanspruchten Abdich-
einlage aus Polyestervlies, tungen verwendet.
tEdelstahlkaschierte Bitumen-Schweißbahn,
tKunststoffmodifizierte ein- oder zweikompo- Zementgebundene Dichtungsschlämmen
nentige Bitumendickbeschichtungen (KMB, oder -putze und flexible Dichtungs-
E DIN 15 812 bis 15 820) schlämmen
Bituminöse Abdichtungen werden in der Regel Dichtungsschlämmen bestehen aus Normze-
mehrlagig aufgebracht. Damit wird sowohl Ver- menten, Quarzsanden und anorganischen chemi-
arbeitungsfehlern entgegengewirkt als auch eine schen Zusätzen. Sie bilden einen abdichtenden
größere Sicherheit gegen mechanische Beschädi- Oberflächenschutz und bewirken z. B. auf Be-
gungen erreicht. tonflächen eine nachträgliche, die Abdichtungs-
Die Anzahl der erforderlichen Schichten richtet wirkung (Rissüberbrückung) unterstützende Ma-
sich nach der Beanspruchung der Abdichtungen terialvergütung (Oberflächenschutzsystem). Sie
(s. Abschn. 17.4.6.3). sind in der DIN 18 195 nicht behandelt. Richtli-
nien vom Fachverband Deutscher Ausschuss für
Kunststoff- und Elastomerabdichtungs- Stahlbeton [7] geben Hinweise zur Anwendung
bahnen (DIN EN 13 967) und Verarbeitung. Schlämmen werden in Stärken
von 3 bis 10 mm, i. d. R. mehrlagig aufgebracht.
tPIB-Bahnen, bitumenverträglich, Sie setzten einen standfesten, rissefreien, nicht
tPVC-weich-Bahnen, bitumenverträglich, absandenden und flächigen Untergrund voraus.
tPVC-weich-Bahnen, nicht bitumenverträglich, Es werden ff. Oberflächenschutzsysteme (OS) als
tECB-Bahnen, kaschiert oder unkaschiert, Beschichtungssysteme mit Abdichtungsfunktion
tEPDM-Bahnen, bitumenverträglich, auch unterschieden, die die Fähigkeit zur Rissüberbrü-
selbstklebend (DIN 7864-1) ckung haben:
tEVA-Elastomerbahnen, bitumenverträglich tOS 9 Beschichtungen mit erhöhter Rissüber-
tselbstklebende Kunststofffolien, brückungsfähigkeit für nicht begeh-
und befahrbare Flächen
Kaltselbstklebende Dichtungsbahnen (KSK). t OS10 Beschichtung als Dichtungsschicht mit
Seit kurzem werden auf weniger bis mäßig be- hoher Rissüberbrückung unter Schutz-
anspruchten Flächen auch selbstklebende Dich- und Deckschichten für begeh- und be-
fahrbare Flächen
17 tungsbahn auf Elastomer- oder Bitumenbasis
gem. DIN 18 195-2 auf haftungsfördernem Vor- tOS11 Beschichtung mit erhöhter dynamischer
anstrich eingesetzt. Diese Bahnenart eignet sich Rissüberbrückungsfähigkeit für begeh-
besonders zur Beseitigung von Beschädigungen und befahrbare Flächen
geringeren Umfangs an vorhandenen Abdich- Sie werden überwiegend in Verkehrs-
tungen. Die Bahnen werden vollflächig mit fal- bauwerken (Parkhäuser, Rampen, Geh-
ten- und blasenfrei verklebt und mit Gummirol- und Fahrwege) und für Industrieböden
lern fest zusammengedrückt. An senkrechten verwendet.
17.4 Abdichtungen gegen Bodenfeuchtigkeit 699

Zementgebundene Dichtungsschlämmen oder sichtlich nicht geregelten Bereich) Beanspru-


-putze sind als starre Abdichtungsschicht emp- chungsklassen unterschieden (Tab. 17.24) [23].
findlich gegen Rissbildungen im Untergrund, Die Ausführung erfolgt mehrschichtig. Auf einer
wenn sie nicht durch zusätzlich aufgebrachte Grundierung wird die erste Abdichtungsschicht
plastische Spachtelmassen dagegen geschützt aufgebracht. Nach Einlegung von Dichtungs-
werden. Dichtungsschlämmen und -putze kön- bändern in den Eckbereichen und an Durch-
nen andererseits auch auf Innenseiten von Bau- dringungspunkten z. B. von Leitungsanschlüs-
werken gegen drückendes Wasser eingesetzt sen wird die zweite Abdichtungsschicht flüssig
werden und eignen sich vielfach dort besonders, aufgetragen. Farbunterschiede der Schichten
wo in älteren Bauwerken Schwind- und Setzvor- gewährleisten die Überprüfung des Auftrages
gänge bereits abgeklungen sind. beider Schichten. Danach erfolgt das Aufbringen
Es werden auch nicht genormte, flexible Dich- des Fliesenklebers und der Fliesen (Bild. 17.25).
tungsschlämmen angeboten, die nach Angaben Wichtig ist ein möglichst spätes Einbringen der
der Hersteller Rissüberbrückungen bis zu 0,2 mm Verbundabdichtungen (z. B. bei Estrich frühes-
ermöglichen sollen. tens nach 28 Tagen) auf bestenfalls trockenen
Untergründen, bei denen die Verformungen
Verbundabdichtungen (s. a. Abschn. 11.3.2.3) (Schüsselungen, Schwind- und Kriechprozesse)
weitgehend abgeklungen sind. Nicht geeignet
Diese Abdichtungen (auch als Flüssigfolien be-
sind Untergründe aus Holz oder Holzwerkstoffen
zeichnet) kommen als hohlraumfreie Verbundab-
sowie Kalkputze und Calziumsulfatestriche.
dichtung (System aus Abdichtung und Dünnbett-
mörtel) unter keramischen Belägen z. B. in Nass- Dispersion-Zement-Beschichtungen können auch
räumen in Frage sowie für kleinere Bauteile bzw. als Querschnittsabdichtung im Mauerwerksbau
für komplizierte Flächen (s. Abschn. 11.3.2.2). Sie (Horizontalsperre) und in Arbeitsfugen im Beton-
sind seit 1999 bauaufsichtlich zugelassen und bau eingesetzt werden. Von Vorteil ist, dass hier-
können aus folgenden Materialarten bestehen: bei der Kräfteverlauf nicht unterbrochen wird,
wie das bei allen sonstigen eingelegten Dich-
tDispersionsbeschichtungen als einkomponen-
tungsschichten der Fall ist.
tige, zementfreie Beschichtung für mäßige
Wasserbelastung und geringe thermische Vorteile von flüssigen Verbundabdichtungen
und mechanische Belastung, z. B. in privaten sind die Möglichkeit des Aufbringens auf we-
Feuchträumen. niger ebenen Untergründen sowie geringere
Rundungs- und Kantenausbildungen an Ecken.
tDispersions-Zement-Beschichtungen für mittlere
Günstig ist weiterhin, dass die Schutzschicht
Wasser-, Temperatur- und mechanische Belas-
(z. B. Fliesen im Dünnbettmörtel) direkt von der
tung, z. B. an erdberührten Wandflächen, auf
Dichtungsschicht getragen bzw. auf dieser fi-
Balkonbodenflächen, Nassräumen in privater
xiert wird. Hierdurch kann auf einen zusätzlichen
Nutzung, Schwimmbecken usw.
Untergrund (Vormauerung oder Putz auf Streck-
tReaktionsharzbeschichtungen für hohe chemi- metall) als Trägerschicht z. B. für Verfliesungen
sche oder auch mechanischer Beanspruchung, verzichtet werden. Ein weiterer Vorteil aus hy-
z. B. in Betrieben der chemischen und der Nah- gienischer Sicht ist die holraumfreie Verbindung
rungsmittelindustrie sowie auf befahrbaren zwischen Untergrund, Dichtschicht und Schutz-
Flächen (Tausalz). schicht aus zum Beispiel Fliesenbelag – wichtig
zum Beispiel im Schwimmbadbau, in Kranken-
Sie werden aus einer im Haftverbund mit dem häusern, Metzgereien usw.
Untergrund hergestellten Streich- oder Spachtel-
abdichtung sowie einer ebenfalls im Haftverbund
eingebrachten Schutzschicht aus z. B. Fliesenbe- Nachträgliche Abdichtungen
lag im Dünnbettmörtel hergestellt. Von Vorteil gegen aufsteigende Feuchtigkeit
ist der Entfall von nach DIN 18 195 notwendigen,
zusätzlich auftragenden Schutzschichten (z. B Zur nachträglichen Herstellung einer Horizontal- 17
Estrich) sowie die Vermeidung einer Durchfeuch- isolierung gegen kapillar aufsteigende Feuchtig-
tung dieser Schutzschichten – wichtig insbeson- keit werden drei nicht genormte Verfahren unter-
dere in Bereichen mit hygienisch oder chemisch schieden:
belasteten Wässern (z. B. in Küchen). tTränkung, Nieder- oder Hochdruckinjektions-
Es wird zwischen hohen (im bauaufsichtlich verfahren mit hydraulisch abbindenden oder
geregelten Bereich), und mäßigen (im bauauf- chemischen Substanzen,
700 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Tabelle 17.24 Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen für Verbundabdichtungen für hohe und mäßige Beanspruchungen [23]

Beanspru- hohe Beanspruchung im bauauf- Anwendungsbeispiel Abdichtungsstoff


chungs- sichtlich geregeltem Bereich
klasse
A1 Wandflächen, die durch Brauch- Wände in öffentlichen tPolymerdispersionen
und Reinigungswasser hoch bean- Dushen tKunststoff-Mörtel-Kombinationen
sprucht sind tReaktionsharze
A2 Bodenflächen, die durch Brauch- Böden in öffentlichen tKunststoff-Mörtel-Kombinationen
und Reinigungswasser hoch bean- Duschen Schwimmbecken- tReaktionsharze
sprucht sind umgänge
B Wand- und Bodenflächen in Wand- und Bodenflächen in tKunststoff-Mörtel-Kombinationen
Schwimmbecken im Innen- und Schwimmbecken tReaktionsharze
Außenbereich (mit von innen
drückendem Wasser)
C Wand- und Bodenflächen bei Wand- und Bodenflächen tReaktionsharze
hoher Wasserbeanspruchung und in Räumen bei begrenzter
in Verbindung mit chemischer chemischer Beanspruchung
Beanspruchung
Beanspru- mäßige Beanspruchung im bauauf- Anwendungsbeispiel Abdichtungsstoff
chungs- sichtlich nicht geregelten Bereich
klasse
0* Wand- und Bodenflächen, die Wände und Böden, in Bädern tPolymerdispersionen
nur zeitweise und kurzfristig mit mit haushaltsüblicher Nut- tKunststoff-Mörtel-Kombinationen
Spritzwasser geringfügig bean- zung ohne Bodenablauf mit t(Reaktionsharze)
sprucht sind Bade- bzw. Duschwanne
A01 Wandflächen, die nur zeitweise und Wände, spritzwasserbelastet tPolymerdispersionen
kurzfristig mit Spritzwasser mäßig in Bädern mit haushalts- tKunststoff-Mörtel-Kombinationen
beansprucht sind üblicher Nutzung mit t(Reaktionsharze)
Bodenablauf
A02 Bodenflächen, die nur zeitweise und Böden, spritzwasserbelastet in tPolymerdispersionen
kurzfristig mit Spritzwasser mäßig Bädern mit haushaltsüblicher tKunststoff-Mörtel-Kombinationen
beansprucht sind Nutzung mit Bodenablauf t(Reaktionsharze)
BO Bauteile, im Außenbereich mit nicht- Balkone und Terrassen (nicht tKunststoff-Mörtel-Kombinationen
drückender Wasserbeanspruchung über genutzten Räumen) t(Reaktionsharze)
* Abdichtung nicht zwingend erforderlich

tMechanische Horizontalsperren aus korrosions- mentleime und -suspensionen für größere Hohl-
freien Metallblechen (V2A oder Molybdänstahl) räume und Poren zur Verfügung. Die Dichtungs-
oder Kunststofffolien, materialien werden durch im Raster angeordnete
tEntfeuchtung durch Elektroosmose Bohrlöcher drucklos (Chemikalien) im Tränkver-
fahren oder unter Druck (Zementemulsionen)
Im Rahmen der Bauwerkssanierung und -er- eingebracht. Die Anzahl und die Anordnung der
haltung werden überwiegend nicht genormte im Gefälle anzuordnenden Bohrlöcher ist von der
Querschittsabdichtungen gegen kapillare Feuch- Mauerdicke und der Art des einzubringenden
tigkeit durch Injektionsverfahren hergestellt. Das Materials abhängig.
17 Kapillarporensystem wird hierbei durch Chemi-
kalien oder/und Zemente mechanisch versperrt.
Aufwändig, aber sehr sicher ist die abschnitts-
weise Auftrennung der Bauteile durch (Mauer)-
Hierbei ist insbesondere der Feuchtigkeitsgehalt Sägeverfahren (Schwertsägeverfahren, Trenn-
und in der Folge die Aufnahmefähigkeit der ab- scheibenverfahren, Seilsägeverfahren) oder auch
zudichtenden Bauteile erfolgsbestimmend. Als Aufstemmen, und das Einbringen von Metall-
Injektionsmaterialien stehen hydrophobierende blechen als Sperrschichten. Wesentlich hierbei ist
Lösungen auf Silikatbasis (Wasserglas), Paraffine die statisch-konstruktive Verträglichkeit solcher
und Harze für kleinporige Materialien und Ze- Eingriffe. Die Beachtung möglicher Erschütterun-
17.4 Abdichtungen gegen Bodenfeuchtigkeit 701

3
6

17.25
1 2 4 5 3 Verbundabdichtungen am Übergang
vom Fussboden zur Wand
1 Fliesenbelag o. Ä.
2 2. Flüssigabdichtung
3 Abdichtungsband zur Überbrückung von Fugen
4 1. Flüssigabdichtung auf Grundierung als Haftgrund
5 Schwimmender Estrich, tragfähig, rissefrei, eben
und sauber
6 GK-Trockenbauwand

gen sowie die Wiederherstellung des kraftschlüs- 17.4.3 Verarbeitung


sigen Verbundes innerhalb des horizontalen
Spaltraumes zur Verhinderung von Setzungen Die Verarbeitung von Abdichtungsstoffen sowie
sind zu beachten. Mauerwerk mit geringer Fes- die Anforderungen an den Untergrund sind in
tigkeit muss ggf. vorher durch Injektagen ver- DIN 18 195-3 sowie in DIN 18 336 geregelt.
festigt werden, um ein Einbrechen von Quer- Der Untergrund für Abdichtungen muss fest,
schnittsteilen und ein Verklemmen und Verkeilen weitgehend eben, frostfrei und frei von Verunrei-
des Trenngerätes zu verhindern. Metallbleche nigungen – bei geklebten Abdichtungen zudem
können auch durch horizontales Einschlagen von oberflächentrocken sein. Offene Fugen, Ausbrü-
sich überlappenden Blechen in durchlaufenden che oder Vertiefungen ≥ 5 mm sind zu schlie-
Lagerfugen eingebracht werden. ßen. Mauerwerksoberflächen (Profilierungen,
Durch die Auftrennung entsteht eine durchge- Putzrillen) sowie Oberflächen aus hauwerkspo-
hende Fuge, für die durch statischen Nachweis rigen Baustoffen müssen je nach verwendetem
sicherzustellen ist, dass ggf. auftretende Hori- Abdichtungsbaustoff entweder verputzt, oder
zontalkkräfte (Erddruck) nicht zu einem Gleiten durch Dichtungsschlämmen, Kratzspachtelun-
durch Schubspannungen führen können. gen o. Ä verschlossen und egalisiert werden.
Elektroosmoseverfahren beruhen auf der Annah- Bei Kunststoff modifizierten Bitumen-Dickbe-
me, dass durch Umkehrung einer im Bereich von schichtungen (KMB) kann die Kratzspachtelung
kapillaren Flüssigkeitsbewegungen auftretenden aus dem Abdichtungsmaterial selbst bestehen,
Potentialdifferenz durch Anlegen eines elekt- jedoch ohne dass diese Vorbehandlung des Un-
rischen Feldes sich auch die Fließrichtung des tergrundes als Teil der erforderlichen Dicke der
Wassers umkehrt und das vertikale Ansteigen der Abdichtung angerechnet werden kann.
kapillar gebundenen Feuchte unterbunden wird.
Diese nicht unumstrittenen Verfahren werden in Bitumenbahnen und Metallbänder sind voll-
unterschiedlichen Ausführungen angewendet. flächig, gegeneinander versetzt und in der Regel
Als flankierende Maßnahmen zu allen Horizon- mit 100 mm Stoßüberdeckung zu verkleben. Die
Verklebung kann erfolgen durch:
talabdichtungen sind i. d. R. Vertikalabdichtun-
gen der Außenflächen als Bitumen-Dickbe- tBürstenstreichverfahren. Auf waagerechten oder
17
schichtungen oder Dichtungsschlämmen und schwach geneigten Flächen mit einem vollflä-
innenseitig ggf. „Sanierputze“ zur Aufnahme der chigen Klebemassenaufstrich, auf senkrechten
durch den kapillaren Feuchtetransport angerei- oder stark geneigten Flächen zusätzlich mit
cherten Salze erforderlich. vollflächigem Klebemassenaufstrich auf der
Unterseite der Bahnen. Die Bahnen sind ins-
besondere an den Rändern anzubügeln. Der
702 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Klebeaufstrich muss mindestens 1,5 kg/m2 Kle- tHeizelementschweißung. Hierbei erfolgt die
bemasse aufweisen (DIN 18 195-6) und richtet Plastifizierung durch elektrisch erwärmte Heiz-
sich im Übrigen nach der Beanspruchung der keile.
Abdichtung.
Die Stoßüberdeckung bei den genannten Verfah-
tGießverfahren und Gieß- und Einwalzverfahren. ren beträgt im Allgemeinen 50 mm. (Bei Verkle-
Die Bitumenbahnen werden in ausgegossene bung mit Bitumen muss die Nahtüberdeckung
Klebemasse eingerollt. Beim Einrollverfahren mindestens 80 mm betragen.)
müssen die Bahnen auf einem festen Kern auf-
An der Baustelle ausgeführte Naht- und Stoßver-
gerollt sein und werden beim Ausrollen fest in
bindungen sind nach DIN 18 195-3, Abschn. 7.4.6,
die Klebemasse eingewalzt. Es müssen mindes-
auf Dichtigkeit zu prüfen. Diese Prüfung muss
tens 2,5 kg/m² Klebemasse beim Gieß- und Ein-
in einer Kombination verschiedener Verfahren
walzverfahren verbraucht werden bzw. bei Ab-
ausgeführt werden und ist nur durch besonders
dichtungen gegen drückendes Wasser gemäß
spezialisierte Fachfirmen unter Baustellenbedin-
DIN 18 195-6, Tab. 4.
gungen einwandfrei ausführbar. Nur wenn diese
tFlämmverfahren. Die auf dem Untergrund be- Voraussetzungen gegeben sind, ist der Einsatz
reits vorhandene Klebemasse wird durch Fläm- von Kunststoff-Dichtungsbahnen in Loseverle-
men mit dem Gasbrenner angeschmolzen, und gung ohne rechtliches Risiko. DIN-Normen wer-
die fest aufgewickelten Bitumen-Bahnen wer- den in Streitfällen in der Regel zur Definition des
den darin ausgerollt. „Standes der Technik“ bzw. der „allgemein aner-
tSchweißverfahren. Der Untergrund und die Un- kannten Regeln der Baukunst“ herangezogen,
terseite von aufgewickelten Schweißbahnen selbst wenn sie gelegentlich wenig praxisgerech-
werden durch Gasbrenner aufgeschmolzen, te oder ungenaue Vorschriften enthalten.
und die Bahnen werden so ausgerollt und an-
gedrückt, dass ein Bitumenwulst in ganzer Brei-
Schutzschichten
te verläuft und an den Rändern austritt.
Die Abdichtungen sind durch Schutzschichten
Kunststoff-Dichtungsbahnen, die bitumenver- (DIN 18 195-10) gegen mechanische Beschädi-
träglich sind, können ähnlich wie bituminöse gungen zu schützen.
Dichtungsbahnen vollflächig auf die zu schützen- Senkrechte Abdichtungsflächen werden durch
den Bauteile mit Bitumen-Klebemasse aufgeklebt Well- oder Noppenbahnen, Wärmedämm- oder
werden. Dränplatten geschützt (vgl. Bild 17.19 bis 17.21).
Im Übrigen werden Kunststoff-Dichtungsbahnen Waagerechte oder geneigte Abdichtungsflächen
in der Regel lose verlegt. Sie werden für waage- erhalten einen mindestens 5 cm dicken Schutz-
rechte oder wenig geneigte Abdichtungen mit estrich aus Beton oder werden durch Gummi-
einer Schutzbahn aus PVC-halbhart, min. 1 mm granulatmatten (6 bis 8 mm), Kunststoffdich-
dick, Bautenschutzmatten aus Gummi- oder Po- tungsbahnen durch ein oder zweilagige syntheti-
lyethylengranulat, min. 6 mm dick oder Vliesen sche Vliesbahnen (min. 300 g/m2) geschützt.
bzw. Geotextilien, min. 2 mm dick abgedeckt und Neben der Hauptfunktion des mechanischen
mit dauernd wirksamen Auflasten versehen (z. B. Schutzes der sehr dünnen und empfindlichen
Schutzbeton, Erdlast von Überschüttungen). In al- Abdichtungen können die Schutzschichten auch
len anderen Fällen sind Kunststoffabdichtungen, noch Funktionen der sowieso häufig erforderli-
insbesondere die meistens verwendeten werksei- chen Maßnahmen zum Wärmeschutz, der Drai-
tig vorgefertigten Planen, mechanisch durch kor- nung oder des Wurzelschutzes übernehmen.
rosionsfeste Flachbänder, Halteteller, Halteprofile Schutzschichten können als Kombination ver-
u. Ä. mechanisch mit dem Untergrund zu verbin- schiedener Schichten oder auch als einziges Bau-
den. Wenn Naht- oder Stoßverbindungen auf der produkt hergestellt werden.
Baustelle ausgeführt werden müssen, kommen
17 die folgenden Verfahren in Frage
Wichtig ist, dass Schutzschichten in die Abdich-
tungen keine Scherkräfte (Herunterziehen) ein-
tQuellschweißung. Die Verbindungsflächen wer- leiten dürfen, und ohne Hohlräume vollflächig
den mit einem Lösungsmittel angelöst und un- aufgebracht werden. Bewegungen aus Bau-
ter Druck zusammengefügt. werksfugen müssen in Schutzschichten aufge-
tWarmgasschweißung. Die Verbindungsflächen nommen werden können. Bewegungsfugen im
werden durch Heißluft plastifiziert und unter Baukörper sollen an gleicher Stelle liegen, wie
Druck zusammengefügt. Fugen in Schutzschichten.
17.4 Abdichtungen gegen Bodenfeuchtigkeit 703

Es werden Schutzschichten und Schutzmaßnah- Bereich drückenden Wassers sind Schaumglas-


men unterschieden. Schutzschichten erfüllen platten vollflächig und in den Fugen mit Bitu-
eine langfristige Funktion zur Sicherung des men zu kleben. Es kann in zugelassenen Dicken
Gebrauchszustandes des Bauwerks. Schutzmaß- von 40 bis 120 mm eingesetzt werden.
nahmen sind temporäre Maßnahmen während
der Bauphase. Sinnvoll ist es, die konstruktive Beim Einsatz in Bereichen stauenden oder drü-
Ausbildung und Planung so vorzusehen, dass ckenden Wassers können eintauchende Dämm-
ggf. erforderliche kurzzeitige Schutzmaßnahmen stoffplatten Auftriebskräften unterliegen, denen
auch als langfristig gebrauchsfähige Schutz- – soweit zulässig – durch Reibung oder durch
schichten dienen können bzw. mitverwendet Verankerung zu begegnen ist.
werden können. Zur unterseitigen Wärmedämmung von Boden-
Waagerechte oder schwach geneigte Abdich- platten finden zunehmend auch Schaumglas-
tungsflächen sind an angrenzenden senkrechten Granulate2) Anwendung, die aus Altglas recycelt
Bauteilen über die Oberkante der Überschüttung werden. Die schüttbaren Granulate können auch
bzw. Schutzschicht in der Regel 15 cm hochzu- als Bodenaustauschmaterial zur Stabilisierung
ziehen und an ihrer Oberkante zu sichern. Bei der des Baugrundes eingesetzt werden. Die mög-
Abdichtung von Decken überschütteter Bauwer- lichen hohen Schichtdicken und deren Tragfä-
ke sind die waagerechten Abdichtungen mindes- higkeit sind statisch nachzuweisen. Ggf. kann
tens 20 cm über die Fuge zwischen Decke und auf den sonst üblichen Schichtenaufbau unter
Wand herunterzuziehen und möglichst mit der Bodenplatten bestehend aus Sauberkeitsschicht,
Wandabdichtung zu verbinden. kapillarbrechender Schicht, übliche plattenförmi-
ge Dämmstoffschichten oder auch Frostschürzen
Schutzschichten und Wärmedämmung bei nicht unterkellerten Gebäuden ganz oder teil-
Vielfach werden Schutzschichten der Bau- weise verzichtet werden.
werksabdichtungen gleichzeitig zur Wärme-
dämmung von unterirdischen Geschossen oder Schutzschichten und Drainage
auch zur wärmebrückenfreien Ausbildung von Sofern eine Drainung erdberührter Wandober-
Sockelzonen unterkellerter und auch nicht unter- flächen unvermeidlich ist (s. Abschnitt 17.3) müs-
kellerter Gebäude eingesetzt. sen diese Drainschichten auf der dem Erdreich
Hierzu stehen wasser- und druckbeständige Pe- zugewanderten Seite vor der Abdichtung einge-
rimeterdämmungen1) in drei unterschiedlichen baut werden. Drainschichten bestehen aus einer
Materialienarten zur Verfügung: Sickerschicht, in der Wasser abgeführt wird und
tXPS – extrudierte Polystyrol-Hartschaumplatten einer Filterschicht, die das Eindringen von ausge-
als geschlossenzelliger, hydrophober Schaum- schämmten Bodenmaterialien in die Porenräu-
stoff, bei dem der kapillare Wassertransport me der Sickerschicht verhindert. Sickerschichten
nicht möglich ist. Sie sind stark durchfeuch- können aus Kunststoff-Noppenbahnen, grobpo-
tungshemmend, eingeschränkt belast- und rigen Platten – häufig aus Polystyrol oder Sicker-
verformbar und i. d. R. einlagig in zulässigen kanälen bestehen (Bild 17.26).
Dicken von 40 bzw. 50 bis 120 mm einzubauen. Perimeter-Wärmedämmplatten, die gleichzeitig
tEPS – expandiertes Polystyrol bestehend aus Dränfunktionen erfüllen, verfügen über vertikal
verschweißten Polystyrol-Schaumstoffkugeln. gefräste, erdseitig anzuordnende Rillen, die mit
Dieser sehr preiswerte Dämmstoff ist weniger einem Filtervlies abgedeckt werden. Wenn Drain-
durchfeuchtungshemmend und nicht so form-
stabil wie extrudierter Polystyrol-Hartschaum. 1) Perimeterdämmung (Perimeter = Umfassungsflächen
Er darf nur im Bereich von Bodenfeuchte und einer ebenen geometrischen Figur) ist die außenseitige
nicht drückendem Wasser in zulässigen Dicken Dämmung an erdberührten Bauteilen, vertikal an Keller-
von 50 bis 120 mm eingesetzt werden. wänden, horizontal unter der Kellersohle, jeweils außer-
tSchaumglas (eng. foam glass) als aufgeschäum- 2)
halb der Bauwerksabdichtung. 17
Zur Herstellung von Schaumglasgranulaten wird Alt-
tes geschlossenzelliges, gegen flüssiges und glas vermahlen und unter Zugabe eines Blähmaterials
diffundierendes Wasser sehr dichtes Material bis ca. 900 °C erhitzt. Durch Abkühlung und Erstarrung
mit hoher Durchfeuchtungssicherheit. Es ist bricht das Material. Die entstandene lose Körnung hat
verhältnismäßig druckbelastbar und formsta- eine geschlossene Zellenstruktur und feste Konsistenz.
Die hohe Menge eingeschlossener Luft sorgt für gute
bil sowie beständig gegen Nagetiere und Un- Dämmeigenschaft und eine geringe Dichte von 130 bis
geziefer und nicht brennbar. Beim Einsatz im 170 kg/m3.
704 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

1
2
4
3
6

1
2
4
5
5

1
2
6 3
2
5 1

17.26 Schutzschichten als Sickerschichten zur Drainung


1 Untergrund
2 Abdichtung gemäß DIN 18 195 17.27 Abdichtungsarten und deren Anordnung
3 Kunststoff-Noppenbahn 1 Horizontalabdichtung nach DIN 18 195-4 unter
4 Grobkörnige Sickerplatte als Wanddränplatte Querschnittsflächen aller Wände
aus Styropor oder Keramik 2 empfohlene 2. Querschnittsabdichtung gegen
5 Filtervlies oder Geotextilien aufsteigende Feuchtigkeit
6 Perimeterdämmung mit Sickerkanälen 3 Horizontalabdichtung der Bodenplatte
4 gegebenenfalls weitere Horizontalabdichtung
gegen aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Erd-
geschoss bzw. der Spritzwasser-Schutzzone
5 Vertikale Abdichtung der erdberührten
schichten vorgesehen werden, sind diese immer Wandflächen
sorgfältig an revisionsfähige Dränleitungen anzu- 6 Fortführung der Vertikalabdichtung in z. B.
schließen. Schalenfuge im Spritzwasserbereich

tQuerschnittsabdichtungen (Horizontalsperre)
17.4.4 Abdichtungen gegen Boden- unter und innerhalb der Wand
feuchte und nicht stauendes
tHorizontale Abdichtung von Bodenplatten
Sickerwasser (DIN 18 195-4)
tVertikalabdichtung an erdberührten Wänden
Alle erdberührten senkrechten und unterschnit- tSockelbereich als Spritzwasser-Schutzzone
tenen Flächen von Bauwerken, i. d. R. auch die (s. a. Abschn. 17.2)
Bodenflächen, müssen gegen Bodenfeuchtigkeit
abgedichtet werden. Diese entsteht durch auf- Abdichtungen gegen Bodenfeuchte nach DIN
steigende kapillare Feuchtigkeit und durch das 18 195-4 dürfen für Bauwerke nur in nicht bin-
in nicht bindigen Böden (s. Abschn. 3.1) oder Ver- digen Böden ausgeführt werden. Bei bindigen
füllmaterialien versickernde Niederschlagwasser. Böden (s. Abschn. 3.1) oder bei Hanglagen muss
Mit dieser Feuchtigkeit muss in jedem Fall ge- zumindest vorübergehend mit drückendem Was-
17 rechnet werden. Die Abdichtungen müssen die ser gerechnet werden. Abdichtungen müssen in
Bauteile also gegen die allgemeine Bodenfeuch- diesen Fällen daher gemäß Abschn. 17.4.5 oder
tigkeit und gegen nicht stauendes Sickerwasser 17.4.6 ausgeführt werden.
schützen. Um das Entstehen von kurzzeitig stauendem und
Bei der Planung von Abdichtungsmaßnahmen damit drückendem Wasser zu verhindern – z. B.
werden folgende Arten und Anordnungen von infolge starker Niederschläge – ist der Einbau von
Abdichtungen unterschieden (Bild 17.27): Dränagen in Betracht zu ziehen (s. Abschn. 17.3).
17.4 Abdichtungen gegen Bodenfeuchtigkeit 705

Waagerechte Abdichtungen 20 cm überdecken, können aber auch verklebt


(Horizontalsperren) in oder unter Wänden werden. Die Bahnen selbst dürfen weder aufge-
klebt noch vollflächig miteinander verklebt wer-
Abdichtungen gegen aufsteigende Feuchtigkeit den. Die Überstände der untersten Sperrschicht
liegen in den Lagerfugen des Mauerwerkes: Sie sind durch Abdeckungen (z. B. mit Holzbohlen)
sind mindestens einlagig auszuführen. Alle Au- gegen Beschädigungen während der Bauzeit zu
ßen- und Innenwände sind durch mindestens eine schützen.
waagerechte Abdichtung (Querschnittsabdich-
tung) gegen aufsteigende Feuchtigkeit zu schüt- Bei Kellerwänden aus Beton ist die waagerechte
zen. Die Anordnung ist dem Planer freigestellt. Abdichtung zwischen Wand- und Fundament-
körper aus wasserundurchlässigem Beton ggf.
tSie wird am Besten unter der Aufstandsfläche unter Verwendung von Arbeitsfugenbändern
des Mauerwerkes angeordnet und muss bis herzustellen (s. Abschn. 17.4.6.2).
zum Fundamentabsatz reichen und innensei-
tig min. 15 cm überstehen. Sie kann somit mit
der senkrechten Abdichtung verbunden (Ver- Abdichtung von Bodenflächen1)
hinderung von Feuchtigkeitsbrücken) und an Abdichtungen für Fußböden auf Betonflächen
eine ggf. erforderliche weitere Abdichtung der werden mit Bitumenbahnen, Kunststoff- und
Bauwerkssohle angeschlossen werden. Vorteil- Elastomer-Dichtungsbahnen, Bitumen-Dickbe-
haft ist, wenn die Höhenlage der Querschnitt- schichtungen oder Asphaltmastix ausgeführt.
sabdichtung einen versatzfreien Anschluss an Dichtungen mit Bahnen sind lose, punktweise
die häufig anzuschließende Abdichtung der oder vollflächig verklebt auf den Untergrund
Bodenplatte ermöglicht. aufzubringen. Nackte Bitumenbahnen dürfen
tRatsam ist die Anordnung einer weiteren waa- nur vollflächig heiß verklebt werden und müs-
gerechten Abdichtung in der ersten Lagerfuge sen einen Deckaufstrich erhalten. Die Stoßüber-
über dem Fußboden, damit bei vorübergehend deckung beträgt bei Bitumenbahnen und bei
– insbesondere während der Bauzeit – nas- Bitumenverklebungen 10 cm, bei Kunststoff-
sem Kellerfußboden keine Feuchtigkeit in den Dichtungsbahnen in der Regel 5 cm. Alle Kanten
Wänden aufsteigt. Sie ist dicht an die Vertikal- und Kehlen sollen ausgerundet werden. Kunst-
abdichtung heranzuführen. Eine Verbindung stoffmodifizierte Bitumen-Dickbeschichtungen
ist nicht erforderlich. Putzbrücken sind jedoch (KMB) sind in zwei Arbeitsgängen, auch „frisch in
zu vermeiden. Diese zweite Querschnittsab- frisch“, als auf dem Untergrund haftende, zusam-
dichtung wird von der DIN 18 195-4 nicht mehr menhängende Schicht von mindestens 3 mm
zwingend gefordert. Trockenschichtdicke aufzubringen. Die fertig ge-
tZu empfehlen ist ggf. eine weitere obere Quer- stellten Abdichtungen sind vor Beschädigungen
schnittsabdichtung ≥ 30 cm über Gelände, um durch Schutzschichten nach DIN 18 195-10 zu
zu verhindern, dass Spritzwasser das Mauer- schützen.
werk der Außenwände und Kellerdecken – ins- Auf eine Abdichtung kann nur dann verzichtet
besondere während der Bauausführung vor werden, wenn geringe Feuchtigkeit im Keller
Herstellung der Vertikalabdichtung – durch- unbedenklich bzw. erwünscht ist (Weinkeller). In
feuchtet (vgl. Abschn. 17.2) oder auch als zu- diesen Fällen ist in jedem Falle eine circa 15 cm
sätzliche Sicherungsmaßnahme der besonders dicke Kies- oder Splitschüttung gegenaufstei-
stark beanspruchten Spritzwasser-Schutzzone. gende Feuchtigkeit vorzusehen.
Für waagerechte Abdichtungen sind einlagige
Bitumen-Dachbahnen nach DIN 52 128, Bitumen- Senkrechte Abdichtungen von Wandflächen
Dachdichtungsbahnen nach DIN 52 130 oder
Kunststoff-Dichtungsbahnen nach DIN 18 195-2, Wandabdichtungen gegen Erdfeuchtigkeit un-
Tab. 5 zu verwenden. Nicht bitumenverträgliche terhalb des Geländes wurden früher aus heiß
Kunststoffdichtungsbahnen dürfen nur verwen- oder kalt aufgetragenen Bitumenanstrichen her- 17
det werden, wenn sie nicht mit Bitumenwerkstof- gestellt, die jedoch nicht ausreichend elastisch
fen in Berührung kommen. waren. Heute werden Bitumen- oder Polymerbi-
tumenbahnen (DIN 18 195-2, Tab. 4), Kunststoff-
Die Abdichtungen sind auf einer ebenen, waage- und Elastomer-Dichtungsbahn (DIN 18 195-2,
rechten, aus Mörtel der Mörtelgruppe II oder III
hergestellten Auflagefläche lose zu verlegen. Die
Stöße der Bahnen müssen sich um mindestens 1) Einzelheiten s. auch Abschn. 11.3.2
706 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

10 10

4 13
5

3 3
4
1 7 7
11
2 12
6 13

8 17.28b 8

17.28a
14
17.28
Querschnittsabdichtungen (Horizontalsperren) 13
a) Dichtung mit Bitumenbahnen
b) Dichtung auf Zementbasis
c) Dichtung mit Sperrmörtel bei Stahlbetonwänden
1 Querschnittsabdichtung nach DIN 18 195-4
2 Mörtelglattstrich, MG II oder III
3 2. Querschnittsabdichtung, empfohlen
4 Vertikalabdichtung
5 Egalisierungsabspachtelung oder -putz
6 Hohlkehle aus Mörtel 15
7 Horizontalabdichtung der Bodenplatte 13 16
8 Bodenplatte
9 ggf. Streifenfundament
10 Kellermauerwerk
11 Querschnittsabdichtung auf Zementbasis
12 zusätzliche Querschnittsabdichtung nach DIN 18 195-4
13 KMB Beschichtung, ≥ 3 mm
14 Stahlbetonaußenwand als Fertigteil
15 Sperrschicht als Sperrmörtel
16 Bodenplatte aus WU Beton 17.28c

Tab. 5), oder kaltselbstklebende Bitumen-Dich- bestehen aus lösungsmittelfreien, kalt zu verar-
tungsbahnen (KSK), - überwiegend jedoch Kunst- beitenden ein- oder zweikomponentigen Bitu-
stoffmodifizierte Bitumen-Dickbeschichtungen menspachtelmassen, die in zwei Arbeitsgängen
17 (KMB) verwendet. Nicht verwendet werden dür- mit 3 bis 4 mm Trockenschichtdicke aufgebracht
fen Nackte Bitumenbahnen R500 N (DIN 52 129) werden.
und Bitumendachbahnen mit Rohfilzeinlage R Je nach Fabrikat werden sie nach einem Voran-
500 (DIN 52 128). strich auf vollfugig hergestelltes Mauerwerk mit
Kunststoffmodifizierte Bitumen-Dickbeschichtun- etwa 4 bis 8 mm Dicke aufgetragen.
gen (KMB) als Abdichtung gegen nichtdrü- Bitumen-Dickbeschichtungen erfüllen durch ihre
ckendes und sogar gegen drückendes Wasser hohe langfristig erhaltene Flexibilität die For-
17.4 Abdichtungen gegen Bodenfeuchtigkeit 707

derungen von DIN 18 195-5 hinsichtlich Riss- abzureiben, der vor dem Herstellen der Aufstri-
überbrückung. Auch im Bereich der Bauwerks- che bzw. Bahnen ausreichend erhärtet und tro-
sanierung werden Dickbeschichtungen vielfach cken sein muss. Für feuchten Untergrund sind
eingesetzt. geeignete Aufstrichmittel, Beschichtungen bzw.
KMB-Abdichtungen haben aufgrund ihrer einfa- Bahnen zu verwenden. Vollfugig gemauerte Flä-
cheren Verarbeitung mittlerweile weitgehende chen aus glatten Steinen mit glatt gestrichenen
Verbreitung gefunden. Sie bestehen aus Bitu- Fugen sind als Untergrund u. U. sicherer als ein
menemulsionen, Kunststoffen und Füllstoffen nicht sehr sorgfältig und zu dünn ausgeführter
und lassen sich in pastöser Konsistenz im Spach- Putz, der sich zusammen mit der Abdichtung un-
tel- oder Spritzverfahren in Schichtdicken bis zu bemerkt ablösen kann.
6 mm als Ein- oder Zweikomponenten-Dickbe- Bituminöse Deckaufstrichmittel sollten bei un-
schichtungen auftragen. Bitumenemulsionen terkellerten Gebäuden nicht mehr verwendet
ermöglichen einen vollflächigen Haftverbund zu werden. Sie bestehen aus einem kaltflüssigen
mineralischen Untergründen. Voranstrich und mindestens 2 heißflüssig aufge-
Die Schichtdicke muss in ausgetrocknetem Zu- brachten Abdichtungsanstrichen. Die Aufstriche
stand min. 3 mm betragen. Sie sollte möglichst müssen zusammenhängend und deckend in
gleichmäßig – auch im Bereich der Hohlkehle einer Schichtdicke vom 2,5 mm, mindestens je-
– aufgetragen werden. Hierbei sind die jeweili- doch 1,5 mm dick aufgetragen werden.
gen Verarbeitungsrichtlinien der Hersteller zu Bitumenbahnen werden vollflächig auf die vorbe-
beachten. Sie wird in zwei Arbeitsgängen „frisch reiteten – z. B. geputzten – und vorgestrichenen
in frisch“ aufgetragen und die Nasschichtdicke ist Wandflächen mit 10 cm Stoßüberdeckung min-
mit min. 20 Messungen je Projekt bzw. 20 Mes- destens einlagig aufgeklebt. Sehr gut bewährt
sungen je 100 m2 zu überprüfen. Der Trocknungs- haben sich auch die selbstklebenden Bitumen-
grad muss mit Referenzproben auf gleichartigem bahnen (KSK). Bitumenverträgliche Kunststoff-
Material wie der beschichtete Untergrund und Dichtungsbahnen werden mit min. 5 cm Stoß-
am gleichen Ort in der Baugrube geprüft werden. überdeckung vollflächig mit Bitumenklebemasse
Die nachträgliche Messung der Trockenschicht- aufgeklebt.
dicke gefolgt gemäß E DIN 18 195-100 in einem Stahlbetonflächen aus Beton mit hohem Was-
hierin festgelegten Keilschnittverfahren. sereindringwiderstand (s. a. Abschn. 17.4.6 und
Vielfach verweisen die Hersteller auf die Unver- 5.1.6) sind als Mindestausführung mit einer po-
träglichkeit von KMB mit üblichen bituminö- renschließenden Zementschlämme zu streichen
sen Bahnenabdichtungen und empfehlen, die oder erhalten kalt oder heiß aufgebrachte Schutz-
Querschnittsabdichtungen in den Wänden auf anstriche wie geputzte erdberührte Außenwand-
Zementbasis herzustellen. Dieses steht im Wider- flächen. Bewährt haben sich auch Abdichtungen
spruch zu den Forderungen nach DIN 18 195-4, mit zementgebundenen Dichtungsschlämmen
nach denen Querschnittsabdichtungen bitumi- oder -putzen (Oberflächenschutzsysteme (OS) [7],
nös oder als Kunststoffdichtungsbahnen her- s. Abschn. 17.4.2 und 5.10).
zustellen sind. Querschnittsabdichtung auf Ze- Alle waagerechten Abdichtungen müssen an die
mentbasis sind bauaufsichtlich nicht geprüft senkrechten Abdichtungen so herangeführt wer-
und eingeführt. Dennoch wird empfohlen, diese den, dass keine Feuchtigkeitsbrücken (Putzbrü-
Ausführung zu wählen, da sie im Vergleich zu Bi- cken) entstehen können.
tumendichtungsbahnen wesentlich widerstands- Abgedichtete Außenwandflächen dürfen erst
fähiger gegen mechanische Beschädigungen hinterfüllt werden, wenn die Abdichtungen völ-
sind. Zu empfehlen ist weiterhin, den Hersteller lig trocken sind. Dabei muss genauestens darauf
diesbezüglich in die Gewährleistung einzube- geachtet werden, dass die Abdichtungen nicht
ziehen und darüber hinaus sicherzustellen, dass beschädigt werden. Auf keinen Fall darf das Hin-
der Hersteller der Querschnittsabdichtung auch
gleichzeitig der KMB-Hersteller ist.
terfüllungsmaterial scharfkantige Bestandteile
wie z. B. Bauschutt oder Schotter enthalten. Er-
17
Der Untergrund von senkrechten Abdichtun- forderlich sind Schutzschichten gegen mechani-
gen muss eben, fest, gereinigt und in der Regel sche Beschädigungen, die aus Noppenbahnen,
trocken sein. Betonflächen müssen eine ebene Filterplatten (s. a. Abschn. 17.3), geschlossenen
und geschlossene Oberfläche aufweisen. Wand- oder porigen Platten bestehen können, welche
flächen aus porigen Baustoffen sind mit einem entweder durch den Erddruck gehalten oder auf-
Mörtel der Mörtelgruppe II oder III zu ebnen und geklebt werden (Bild 17.26).
708 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Wichtig ist ferner, dass in den Hinterfüllungen Eine derartige Lösung ist besonders bei nicht zu
keine Hohlräume verbleiben, in denen sich Nie- großen Deckenspannweiten wirtschaftlich, und
derschlagwasser ansammeln und als Stauwasser wenn ein Zwischenraum erforderlich ist, der als
die Abdichtungen unvorhergesehen beanspru- bekriechbarer Installationsraum dienen soll. Eine
chen kann. waagerechte Abdichtung der Deckenfläche ist in
diesem Fall nicht erforderlich, ausgenommen bei
sehr feuchtigkeitsempfindlichen Fußbodenbelä-
Abdichtung nicht unterkellerter Gebäude gen wie z. B. Parkett. Bei feuchtem Untergrund
Für nicht unterkellerte Gebäude kann es ggf. kann eine lose auf dem Erdreich verlegte PE-Bau-
wirtschaftlich sein, die unterste Geschossfläche folie den Luftraum sehr wirkungsvoll vor zu star-
(Bodenplatte) mit freitragenden, nicht auf dem ker Durchfeuchtung schützen.
Boden aufliegenden Decken (z. B. aus Fertigtei- In Gebäuden mit geringen Anforderungen kön-
len) herzustellen (Bild 17.29). Der kalte Zwischen- nen Bodenplatten lediglich als Stahlbetonplatten
raum zum Erdreich muss in diesem Fall eine aus- auf einer kapillarbrechenden Schicht aus grobkör-
reichende Querlüftung mit Gitterformsteinen nigem Material ausgeführt werden, das vor dem
o. Ä. in den Außenwänden und entsprechenden Betonieren mit einer PE-Folie abgedeckt wird
Aussparungen in etwa vorhandenen inneren (Bild 17.30).
Tragwänden erhalten. Die Fußbodenflächen sind In allen anderen Fällen ist eine durchgehende
den Anforderungen entsprechend dann obersei- Abdichtung ober- oder unterhalb der Bodenplat-
tig zu dämmen. te anzuordnen, die an die waagerechte Wandab-

2 4
1
4 5
2 1 6
≥ 30 cm
≥ 30 cm

5 3 7
3 8
7 6 OK Gelände
Luftraum

17.29 Abdichtung eines nicht unterkellerten Bauwerkes 17.30 Abdichtung eines nicht unterkellerten Bauwerkes
mit freitragender unterster Decke bei geringen Anforderungen; Bodenplatte ohne
1 waagerechte Abdichtung Abdichtung auf dem Untergrund aufliegend
2 senkrechte Abdichtung 1 waagerechte Abdichtung
3 frostbeständiges Sockelmauerwerk 2 Außenputz mit Putzabschlussprofil
4 Deckenauflage (z. B. schwimmender Estrich) 3 Sockelputz als Sperrputz o. Sichtbeton
17 5 tragende Decke (in der Regel Fertigteildecke) 4 Deckenauflage (z. B. schwimmender Estrich)
6 Luftraum mit Querlüftung 5 Stahlbeton-Bodenplatte (auf Sauberkeitsschicht
7 Öffnungen zur Querlüftung mit PE-Folie betoniert; PE-Folie gilt nicht als Ab-
dichtung!)
6 Magerbeton als Sauberkeitsschicht, d > 5 cm
7 Grobkiesschüttung, d > 15 cm als kapillar-
brechende Schicht mit PE- Folie (Folie gilt nicht
als Abdichtung!)
8 verdichteter Untergrund
17.4 Abdichtungen gegen Bodenfeuchtigkeit 709

3 4

≥ 30 cm
1 5
OK Gelände 6
17.31 7
Abdichtung eines nicht unterkellerten Bauwerkes bei 8
erhöhten Anforderungen, Bodenplatte abgedichtet
1 waagerechte Abdichtung (Querschnittsabdichtung), 9
Bitumenpappe besandet
2 Außenputz mit Putzabschlussprofil
3 Sockelputz als Sperrputz auf senkrechter Abdichtung
4 Deckenauflage (z. B. schwimmender Estrich)
5 waagerechte Abdichtung der Bodenplatte (Schweiß-
bahn), an die waagerechte Abdichtung des Mauerwerks
anschließend
6 Stahlbetonplatte
7 Sauberkeitsschicht aus Magerbeton ca. 5 cm
(auf PE-Folie betoniert; PE-Folie gilt nicht als
Abdichtung!)
8 Grobkiesschüttung, d > 15 cm als kapillarbrechende
7
Schicht
9 verdichteter Untergrund

dichtung (Querschnittsabdichtung) heranreicht hinter die Bekleidungen hochgeführt werden


und mit dieser mind. 15 cm überlappend ausge- können.
führt werden soll (Bild 17.31). Eine Sockelverblendung mit frostbeständigen
Verblendsteinen oder Klinkern stellt eine sehr
Außenputz in der Spritzwasserschutzzone. beständige Lösung dar (Ausführung nach DIN
Über Gelände sind bituminöse senkrechte Ab- 18 515-2, s. Abschn. 8.3.2). Dabei ist es ebenfalls
dichtungen an der Außenseite der Wandflächen erforderlich, hinter der Verblendung eine senk-
nur möglich, wenn für Sockelputz besondere rechte Abdichtung hochzuführen (Bild 17.29,
Putz- bzw. Mörtelträger vorgesehen werden (Bild vgl. auch Abschn. 17.2, Spritzwasserschutz). Die
17.31). In der Regel wird der Spritzwasserschutz Auswirkungen auf die Tragfähigkeit (senkrecht
aus mindestens 20 mm dickem zweilagigem durchlaufende Längsfuge als Schalenfuge!) müs-
Sperrputz (MG III) gebildet, der eine Oberflächen- sen im Standsicherheitsnachweis berücksichtigt
behandlung aus Kunstharzputzen oder Anstri- werden.
chen wie in den sonstigen Fassadenbreichen
erhalten kann (s. Abschn. 8 in Teil 2 dieses Wer-
kes). Auch bei der Verwendung von Putz- und Abdichtung unterkellerter Gebäude
Mörtelträgern ist das Herstellen von Sockelputz
in direktem Kontakt mit bituminösen Abdich- Bestehen im Ausnahmefall für die Nutzung von
tungsbaustoffen auf Grund der mangelhaften Kellerräumen keine oder nur geringe Anforde-
Haftungsmöglichkeiten sehr kritisch zu sehen. rungen hinsichtlich des Feuchtigkeitsschutzes,
Um bei verputzten Gebäuden eine optisch annä- können die Bodenflächen ohne Abdichtung di-
hernd „sockelfreie“ Spritzwasserzone zu ermög- rekt auf die Baugrubensohle (ggf. auf einer Sau-
lichen, ist es wesentlich günstiger, die Vertika- berkeitsschicht) betoniert werden.
labdichtung in den Querschnitt der Außenwand Insbesondere auf bindigen Böden ist die Aus-
einzuführen (Bild 17.29) um sicherzustellen, dass führung auf einer mindestens 15 cm dicken 17
dann für den Sockelputz ein dichtungsbaustoff- Kies- oder Schotterschicht als kapillarbrechende
freier, guter Haftgrund gewährleistet ist. Schicht, abgedeckt mit einer Trennlage aus PE-
Eine Alternative stellen sichtbar ausgebildete Folie, vielfach üblich (Bild 17.32).
Sockelzonen dar, die durch angemauerte oder Die gegenüber dem Erdreich in der Regel als
hinterlüftete Bekleidungen ausgebildet werden Trennlage zu verlegende Kunststoff-Folie ist zwar
(s. Abschn. 8), bei denen die Abdichtungsbahnen nicht als Abdichtung zu betrachten, wirkt den-
710 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

noch aber als gewisser Schutz gegen kapillare derlich. In solchen Fällen muss das konstruktive
Feuchtigkeit. Gefüge des Kellergeschosses allein durch aus-
In der Regel sind genutzte Kellerräume, insbe- steifende Zwischenwände und ohne Heranzie-
sondere wenn sie als Hobby-, Partyräume, Tiefga- hung der Bodenplatte alle horizontalen Kräfte
ragen o. Ä. ausgebaut werden und zudem einen aufnehmen können, so dass Anschlussbeweh-
wärmegedämmten Fußbodenaufbau erhalten ge- rungen zwischen Bodenplatte und Wänden
gen Bodenfeuchtigkeit abzudichten (Bild 17.33). entfallen können. Der Einbau der waagerechten
Die Ausführung erfolgt entsprechend den An- Sperrschicht ist dann vor dem Betonieren wie bei
forderungen an Abdichtungen gegen nichtdrü- Außenwänden aus Mauerwerk möglich. Übli-
ckendes Wasser bei „mäßiger Beanspruchung“ cher ist für diesen Fall die Ausführung der Ge-
(s. Abschn. 17.4.5). bäudesohle ebenfalls aus Beton mit hohem
Kelleraußenwände aus Stahlbeton können aus Wassereindringwiderstand und die Ausbildung
Beton mit hohem Wassereindringwiderstand einer Arbeitsfuge mit Fugenbändern (s. Abschn.
so ausgeführt werden, dass eine zusätzliche Ab- 17.4.6.2).
dichtung nicht notwendig ist. Müssen jedoch Wenn Abdichtungen nicht sofort nach Herstellung
die Bodenflächen (gegen nichtdrückendes Was- durch andere Bauteile überdeckt werden (z. B.
ser) abgedichtet werden, ist zum Anschluss der schwimmende Estriche o. Ä.), müssen sie durch
Flächenabdichtung eine Sperrschicht zwischen Schutzschichten (z. B. mind. 5 cm dicker Schutz-
den Außenwänden und der Bodenplatte erfor- estrich) geschützt werden (DIN 18 195-10).

8
6 6
≥ 30 cm
≥ 30 cm

7 7
OK OK
Gelände Gelände

3 3
2 2 1 8
1
4 4

5 5
60°

17.32 Abdichtung bei geringen Anforderungen gegen 17.33 Abdichtung bei erhöhten Anforderungen gegen
Bodenfeuchtigkeit oder nicht drückendes Wasser Bodenfeuchtigkeit oder nicht drückendes Wasser
1 waagerechte Abdichtung nach DIN 18 195 1 waagerechte Abdichtung nach DIN 18 195-4
(Querschnittsabdichtung) 2 empfohlene zweite waagerechte Querschnitts-
17 2 empfohlene zweite waagerechte Querschnitts- abdichtung gegen aufsteigende Baunässe
abdichtung gegen aufsteigende Baunässe 3 senkrechte Abdichtung ggf. auf Glättputz
3 senkrechte Abdichtung gfl. auf Glättputz 4 Stahlbeton-Bodenplatte auf Sauberkeitsschicht
4 Stahlbeton-Bodenplatte auf Sauberkeitsschicht und Trennfolie (PE-Folie)
und Trennfolie (PE-Folie) 5 Kapillarbrechende Schicht
5 Kapillarbrechende Schicht 6 Außenputz mit Putzabschlussprofil
6 Außenputz mit Putzabschlussprofil 7 Sperrputz im Spritzwasser-Sockelbereich auf
7 Sperrputz im Spritzwasser-Sockelbereich auf senkrechter Abdichtung
senkrechter Abdichtung 8 Schutzestrich, Fußbodenaufbau
17.4 Abdichtungen gegen Bodenfeuchtigkeit 711

17.4.5 Abdichtung gegen nicht Die Bauwerksflächen, auf die die Abdichtungen
drückendes Wasser (DIN 18 195-5) aufzubringen sind, müssen eben, frei von offenen
Mörtelfugen o. Ä., Nestern und Graten sein und
Wenn nicht nur die immer vorhandene Boden- müssen an Kehlen und Graten gut ausgerundet
feuchtigkeit, sondern Wasser in „tropfbar-flüssi- werden. Vorhandene Risse (z. B. Schwindrisse)
ger Form“ (Niederschlags-, Sicker-, und Brauch- dürfen nicht breiter als 0,5 mm sein, und es muss
wasser) auf die erdberührten Bauwerke oder sichergestellt sein, dass sie sich später nicht wei-
Bauteile einwirkt, ist nach DIN 18 195-5 eine Ab- ter als bis zu 2 mm öffnen. Selbstverständlich
dichtung gegen nicht drückendes Wasser erfor- sind im Übrigen alle erforderlichen Maßnahmen
derlich. Das ist insbesondere immer dann voraus- zu treffen, dass die Abdichtung auch durch Set-
zusetzen, wenn das Bauwerk ganz oder teilweise zungen, Schwingungen und Temperaturände-
in bindigem Boden steht. rungen nicht ihre Wirksamkeit verlieren kann.
Bei Baugruben in bindigen Böden (s. a. Abschn. Die Ausführung der Abdichtungen erfolgt wahl-
3.1) besteht die Gefahr, dass sich in den später weise je nach baulichen Erfordernissen für
mit nicht bindigem Material hinterfüllten Arbeits-
räumen Sickerwasser so stark ansammelt, dass mäßige Beanspruchung durch mindestens ein-
auf die Abdichtungen eine kurzzeitige Beanspru- lagige Abdichtung:
chung ähnlich wie durch drückendes Wasser aus- t1 Lage Bitumen- oder Polymerbitumenbahn,
geübt wird (Bild 17.14). Wenn die Ansammlung mit 10 cm Stoßüberdeckung und Deckaufstrich
von Stauwasser nicht durch Dränage (s. Abschn. bei Bitumen-Dachdichtungsbahnen mit Gewe-
17.3) zuverlässig verhindert werden kann, sind beeinlage oder
die Abdichtungen wie gegen drückendes Wasser
auszuführen (s. Abschn. 17.4.6) t1 Lage Bitumen-KSK-Bahn als kaltverarbeitba-
rer, selbstklebender Bahn auf Trägerfolie oder
Bei Hanglagen ist auf der Bergseite durch ent-
sprechende Oberflächengestaltung dafür zu sor- t1 Lage Kunststoff-Dichtungsbahn (PIB, ECB,
gen, dass das Niederschlagswasser vom Bauwerk EVA, PVC-P, bitumenverträglich), vollflächig
weggeleitet wird. Im Übrigen ist durch Dränung mit 5 cm Stoßüberdeckung verklebt oder lose
für eine Ableitung des anfallenden Schichten- verlegt mit Trennlage aus z. B. lose verlegter
wassers zu sorgen. PE-Folie (waagerechte Flächen) oder Trenn-
und Schutzlage aus nackter Bitumenbahn
Die Lage der Abdichtungsschichten entspricht
mit Deckaufstrich oder Schutzlagen nach DIN
der Abdichtung gegen Bodenfeuchtigkeit, doch
18 195-2, 5.3 oder
müssen für die senkrechten und waagerechten
Abdichtungen in der Regel Dichtungsbahnen t1 Lage Elastomer-Bahn, lose verlegt oder voll-
verwendet werden. Außerdem sind alle Bestim- flächig verklebt mit einer Schutzlage aus z. B.
mungen zu beachten über den Anschluss von synthetischem, schwerem Vlies oder
Durchdringungen, Bewegungsfugen, von Über- tzweilagiger Asphaltmastix (i. M. 15 mm) z. B.
gängen und Abschlüssen (DIN 18 195-8 und -9). mit Schutzschicht aus Gussasphalt (25 mm)
Unterschieden wird oder
tmäßige Beanspruchung: Verkehrslasten ruhend, teiner Bitumendickbeschichtung (KMB) in zwei
Flächen nicht befahrbar, Wasserbeanspru- Arbeitsgängen mit min. 3 mm Trocken-
chung gering und nicht ständig sowie ausrei- Schichtdicke (s. a. Abschn. 17.4.6.4)
chendes Gefälle (z. B.: Balkone, Loggien, Böden
in Nassräumen im Wohnungsbau) hohe Beanspruchung durch
thohe Beanspruchung: Bei allen waagerechten t3 Lagen nackte Bitumenbahnen mit Deck-
und geneigten Flächen und wenn eine oder aufstrich oder
mehrere der obengenannten Beanspruchun- t2 Lagen Bitumen- oder Polymerbitumenbah-
gen überschritten werden. (z. B. Dachterrassen, nen, mit 10 cm Stoßüberdeckung und Deck-
intensiv begrünte Dächer1), Parkdecks, erdüber- aufstrich bei Bitumen-Dachabdichtungsbah- 17
schüttete Decken, hoch beanspruchte Nassräu- nen oder
me usw.) t1 Lage Kunststoff-Dichtungsbahn (PIB, ECB,
EVA, PVC-P oder Elastomere, bitumenverträg-
lich, mind. 1,5 mm dick, ECB mind. 2 mm dick)
1) Für extensiv begrünte Dachflächen gilt DIN 18 531 bezie- zwischen 2 Schutzlagen aus z. B. nackter Bitu-
hungsweise die Flachdachrichtlinie. menbahn mit Deckaufstrich oder
712 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

t1 Lage kalottengeriffelte Metallbänder mit Insbesondere bei größeren Eintauchtiefen in das
10 cm Stoßüberdeckung im Gieß- und Ein- Grundwasser sind für alle Bauteile bei der stati-
walzverfahren eingebaut, mit Schutzlage aus schen Berechnung der Wasserdruck und der Auf-
25 mm Gussasphalt oder Glasvlies-Bitumen- trieb zu berücksichtigen.
bahnen oder nackter Bitumenbahn oder Alle Abdichtungsmaßnahmen sind nach DIN
t1 Lage Bitumen-Schweißbahn mit einer Schicht 18 195 bei nicht bindigen Böden (s. Abschn. 3.1)
aus Gussasphalt (25 mm) oder bis mindestens 30 cm über den höchsten beob-
t1 Lage Asphaltmastix (i. M. 10 mm) mit einer achteten Grundwasserstand (HGW) auszuführen.
Schutzschicht aus Gussasphalt (25 mm). Da der Grundwasserstand stark schwanken kann,
die Beobachtung daher meistens nicht genau ist
Die Abdichtungen sind durch Schutzschichten und weil die Mehrkosten im Vergleich zu einem
(DIN 18 195-10) gegen mechanische Beschädi- möglichen Schadensfall meistens in keinem ver-
gungen zu schützen (s. Abschn. 17.4.3). nünftigen Verhältnis stehen, sollten die Abdich-
tungsmaßnahmen besser wesentlich über das
Maß von 30 cm hinaus nach oben geführt wer-
17.4.6 Abdichtung gegen von außen den.
drückendes Wasser und aufstau- Bei bindigen Böden sind die Abdichtungsmaß-
endes Sickerwasser (DIN 18 195-6) nahmen 30 cm über die Oberkante des geplan-
ten Geländeanschlusses zu führen.
17.4.6.1 Allgemeines Die Abdichtungen gegen drückendes Wasser
sind nach oben an die Abdichtungen gegen Bo-
Zwingen besondere Umstände dazu, Gebäude- denfeuchtigkeit bzw. nicht drückendes Wasser
teile in unmittelbarer Nähe oder unterhalb des anzuschließen (s. Abschn. 17.4.4, 17.4.5, Bilder
Grundwasserspiegels anzulegen, oder wenn 17.45, 17.47 und 17.48).
durch zeitweise anstehendes Stauwasser, Über-
schwemmungen usw. die Gefahr der Einwirkung Während der Dichtungsarbeiten wird das Grund-
von drückendem Wasser besteht, müssen die wasser aus der Baugrube entweder durch offene
betroffenen Bauteile entweder wannenartig aus Wasserhaltung oder durch Absenken des Grund-
Beton mit hohem Wassereindringwiderstand wasserspiegels entfernt (s. Abschn. 3.6). Die Was-
(WU-Beton = „wasserundurchlässiger“ Beton) serhaltung muss fortgesetzt werden, bis die Ab-
hergestellt werden oder eine Wasserdruck hal- dichtungen ihre volle Funktionsfähigkeit erlangt
tende Abdichtung erhalten. haben und das Bauwerk gegen Aufschwimmen
gesichert ist.
Wasserdruck haltende Abdichtungen müssen
Bauwerke gegen hydrostatischen Wasserdruck
schützen und gegen natürliche oder durch Lö- Beanspruchungsarten. Es werden aufgrund un-
sung aus Beton und Mörtel entstandene ag- terschiedlicher Beanspruchungsintensität unter-
gressive Wässer unempfindlich sein. Sie dürfen schieden:
ihre Wirksamkeit auch nicht bei üblichen For- tAbdichtungen gegen drückendes Wasser als Ab-
mänderungen der geschützten Bauteile infolge dichtungsmaßnahmen gegen Grundwasser und
Schwinden, Temperatureinwirkungen und Set- Schichtenwasser für Gebäude, die ganz oder
zen verlieren, und sie müssen Spannungsrisse teilweise in das Grundwasser eintauchen.
in bestimmten Grenzen elastisch überbrücken tAbdichtungen gegen zeitweise aufstauendes
können. Durch konstruktive Maßnahmen (z. B. Sickerwasser als Abdichtungsmaßnahmen für
besonders abgedichtete Bauwerksfugen) muss erdberührte Außenflächen bei Gründungstie-
sichergestellt werden, dass Setzungen oder Län- fen bis 3,0 m unter GOK und wenig durchläs-
genänderungen des Bauwerkes die Abdichtun- sigen Böden ohne Dränung. Die Kellersohle
gen nicht zerstören. muss dabei mindestens 30 cm über dem Be-
17 Bei der Planung des Gebäudes soll auf möglichst messungswasserstand liegen.
einfache äußere Umrisse geachtet werden, da er-
fahrungsgemäß bei der Abdichtung komplizier- Ausführungsarten
ter Vor- und Rücksprünge die meisten Ausfüh-
rungsfehler vorkommen. Unvermeidliche Ecken Grundsätzlich wird bei Abdichtungen gegen
sind sorgfältig auszurunden und mit zusätzli- drückendes Wasser unterschieden zwischen:
chen, passenden Materialzwickeln zu verstärken.
17.4 Abdichtungen gegen Bodenfeuchtigkeit 713

t„Weißer Wanne“ als Ausführung wasser- mentfarbenen Oberfläche und als Gegensatz zur
undurchlässiger Bauteile (Herstellung der zu „Schwarzen Wanne“ aus vielfach bituminösen äu-
schützenden Bauwerksteile aus Beton mit ho- ßeren Abdichtungsmaterialien werden sie auch
hem Wassereindringwiderstand) und als „Weiße Wannen“ bezeichnet.
t„Schwarzer Wanne“ als Ausführung mit Hilfe Die Bauweise aus Beton mit hohem Wasser-
wasserundurchlässiger Baustoffe (Wasserun- eindringwiderstand („wasserundurchlässiger“
durchlässige Schichten auf Bitumenbasis oder Beton = WU-Beton) hat sich in den letzten Jahr-
aus Kunststoffen auf den zu schützenden Bau- zehnten bei der Bauwerksabdichtung vielfach
werksteilen). Ferner können die Abdichtun- durchgesetzt. Neben der Kostengünstigkeit und
gen mit Hilfe von Bentonit ausgeführt werden Einfachheit der Ausführung sind die weitgehen-
(„Braune Wannen“, s. Abschn. 17.4.6.5). de Unabhängigkeit von der Witterung und die
Zeitersparnis wichtige Entscheidungskriterien.
Die Wahl der Ausführungsart von Abdichtungen Hinzu kommen der Vorteil einer monolitischen,
gegen drückendes Wasser und aufstauendes einschichtigen Konstruktion mit weitgehender
Sickerwasser ist u. a. abhängig von: Unempfindlichkeit gegen mechanische Beschä-
tZugänglichkeit der Abdichtungsflächen, digungen.
tPlatzverhältnissen im Arbeitsraum, Wasserundurchlässige Konstruktionen aus Beton
tBauwerksform, sind in Bereichen, in denen an vorhandene Bau-
tWitterungsverhältnissen während der Bauzeit werke anbetoniert wird (Lückenbebauung) die
(z. B. sind Klebearbeiten bei Außentempera- einzige Möglichkeit, eine Druckwasser haltende
turen unter + 4 °C nicht zulässig, bei feuchter Abdichtung herzustellen.
Witterung problematisch), Ein besonderer Vorteil besteht darin, eventuelle
tArt und möglicher Dauer der Wasserhaltung, Undichtigkeiten unmittelbar an der Wasserein-
trittsstelle lokalisieren und nachträgliche Ab-
tBeanspruchung der Abdichtung. dichtungsmaßnahmen durch Kunstharzinjekti-
Insbesondere muss die zu erwartende Beanspru- onen (z. B. durch Hochdruckverpressung) an der
chung der abgedichteten Bautenteile z. B. durch Wasseraustrittstelle relativ einfach, zuverlässig,
Schwindvorgänge, Setzungen, Erschütterungen, schnell und kostengünstig durchführen zu kön-
Temperatureinwirkungen usw. bei der Planung nen.
berücksichtigt werden. Grundlage für diese Konstruktionsart ist die Richt-
linie des deutschen Ausschusses für Stahlbeton
(DafStb, WU-Richtlinie) [7] im Deutschen Institut
17.4.6.2 Abdichtung aus Beton mit hohem für Normung e. V. (DIN) als Ergänzung zum Nach-
Wassereindringwiderstand weis der Gebrauchstauglichkeit nach DIN 1045-
(WU-Beton) (s. a. Abschn. 5.1.6) 1. In der Beton-Norm DIN 1045 und DIN EN 206
werden lediglich der Beton und die notwendige
Allgemeines Bewehrung festgelegt. DIN 18 195 beinhaltet
Als wasserundurchlässige Konstruktionen be- diese Ausführungsart nicht. Im Übrigen wird auf
zeichnet man Bauwerke aus Beton mit hohem weiterführende Literatur [12] und [13] verwiesen.
Wassereindringwiderstand, die ohne zusätzliche Zur fachgerechten Planung und Herstellung von
äußere Abdichtung erstellt werden und allein wasserundurchlässigen Bauwerken aus Beton
aufgrund der Baustoffeigenschaften und beson- sind verschiedene Planungsparameter zu berück-
derer konstruktiver Maßnahmen zur Fugenaus- sichtigen und zu entscheiden.
bildung und Rissbreitenbegrenzung dicht gegen
flüssiges Wasser sind1). Aufgrund ihrer hellen, ze- Beanspruchungsklassen
Das anstehende Wasser wird in zwei Klassen un-
1) Feuchtetransporte können kapillar auf der wasserzuge- terschieden: 17
wandten Seite bis zu ca. 7–8 cm in den Beton eindrin-
gen – dem gegenüber trocknet das Bauteil auf der luft-
tBeanspruchungsklasse 1:
zugewandtem Raumseite durch Diffusion kontinuierlich Drückendes Wasser, zeitweise aufstauendes
aus. Im Mittelbereich verbleibt eine Kernzone, in der Wasser, nichtdrückendes Wasser
sich der Kapillarbereich und der Diffusionsbereich nicht
überschneiden und damit ein auch gasförmiger Feuchte-
tBeanspruchungsklasse 2:
transport nicht mehr nachweisbar ist. Hierdurch bedingt Bodenfeuchtigkeit, nicht stauendes
sind Bauteiledicken ≥ 20 cm erforderlich. Sickerwasser
714 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Nach DIN 18 195-1 ist der Bemessungswasser- Oberflächenbeschichtungen. Unabhängig von


stand „der höchste, nach Möglichkeit aus lang- der gewählten Bauweise werden als zusätzlicher
jähriger Beobachtung ermittelt Grundwasser- Oberflächenschutz gegen Risse sowie als Schutz
stand/Hochwasserstand“. Eine oberflächliche gegen betonschädigendes Wasser im Boden auf
Beurteilung beim Bodenaushub ist eine Moment- die fertigen Betonaußenflächen häufig Schutz-
aufnahme und reicht hierfür nicht aus [18]. Zu- überzüge als Beschichtungen auf Bitumen- oder
sätzlich muss ein möglicher chemischer Angriffs- Reaktionsharzbasis oder aus Abdichtungsbahnen
grad des Grundwassers bzw. Bodens ermittelt aufgebracht (s. Abschn. 5.10, Bilder 5.59 und 5.61).
werden, der dann in den Expositionsklassen XA1
bis XA3 (chemischer Angriff) berücksichtigt wird. Nutzungsklassen

Bauweisen für Bauwerke aus WU-Beton Vom Planer ist in Abhängigkeit von der Funktion
und der angestrebten Nutzung der Innenräu-
Wasserundurchlässige Bauwerke können hin- me in Abstimmung mit dem Auftraggeber eine
sichtlich der Entstehung von unvermeidlichen Nutzungsklasse A oder B festzulegen und in den
Trennrissen (Schwindrissen in Folge von Trock- Bauverträgen mit den ausführenden Firmen zu
nung, Hydratationswärme, Temperaturände- vereinbaren.
rung) in drei Qualitäten mit unterschiedlichen
tNutzungsklasse A (im Wohnungsbau sowie bei
Anforderungen und in der Reihenfolge deutlich
hochwertigen Lagernutzungen): Wasserdurch-
abnehmendem Aufwand hergestellt werden.
tritt in flüssiger Form ist nicht zulässig, Feucht-
tBauweise ohne unkontrollierte Trennrisse stellen auf der Bauteiloberfläche als Folge von
tBauweise mit Trennrissen beschränkter Riss- Wasserdurchtritt sind auszuschließen, Tauwas-
breite serbildung ist möglich, und nur durch zusätz-
tBauweise mit zugelassenen Trennrissen liche, hinweispflichtige Maßnahmen (außen
liegende Wärmedämmung, Belüftung, Behei-
Die Bauweise ohne unkontrollierte Trennrisse ist zung) zu vermeiden.
gekennzeichnet durch ein Zusammenspiel von
tNutzungsklasse B (bei Garagenbauwerken,
konstruktiven (Lagerungsbedingungen mit ge-
Versorgungskanälen und -schächten, Lagerbe-
ringer Verformungsbehinderung, Fugenabstän-
reichen mit geringen Anforderungen): Feucht-
de), betontechnologischen und ausführungs-
stellen (feuchtebedingte Dunkelfärbungen
technischen (Betonierabschnitte, Nachbehand-
oder Bildung von Wasserperlen) im Bereich von
lung) Maßnahmen. Ziel ist es dabei, das
Trennrissen, Sollrissquerschnitten und Fugen
Entstehen von Trennrissen durch die Vermei-
sind zulässig, Tauwasserbildung möglich.
dung von Zwangsspannungen zu verhindern.
Bei der Bauweise mit Trennrissen beschränkter Unter Berücksichtigung von Beanspruchungs-
Rissbreite werden die Zugspannungen aus Last klasse und Nutzungsklasse ergeben sich ggf.
und Zwang durch eng liegende, Riss verteilende weitere Vorgaben für die Mindestbauteilstärke,
Bewehrung aufgenommen. Entstehende Risse die Fugenabdichtung oder weitergehende Nach-
müssen in ihrer Breite so gering gehalten wer- weise.
den, dass sowohl die festgelegte Form der Was-
serundurchlässigkeit (vgl. Nutzungsklassen) als Beton
auch die Dauerhaftigkeit des Bauwerks nicht be-
einträchtigt sind. In der neuen DIN 1045 wird der ehemals „wasser-
Bei der Bauweise mit zugelassenen Trennrissen undurchlässige Beton“ als Beton mit hohem Was-
kann auf umfangreiche Risse verteilende Be- sereindringwiderstand bezeichnet.
wehrung und enge Fugenabstände verzichtet Für wasserundurchlässige Bauteile sind neben
werde. Risse werden in Kauf genommen. Ihre Ab- den Anforderungen an die Expositionsklassen
17 dichtung ist Bestandteil der Baumaßnahme und
muss von der Planung bereits im Entwurf festge-
(s. Abschn. 5.1.2) Betone mit hohem Wasserein-
dringwiderstand zu verwenden. DIN EN 206-1/
legt werden. Diese Bauweise kann sinnvoll sein, DIN 1045-2 verlangen für Bauteildicken bis 40 cm
wenn das Bauwerk noch im Rohbauzustand dem die Einhaltung des Mindestbetondruckfestigkeit
höchsten Wasserdruck ausgesetzt wird, die au- C25/30, einen Mindestzementgehalt von 280 kg/
ßen liegenden Betonflächen für eine nachträgli- m3 sowie einen maximalen Wasserzementwert
che Abdichtung zugänglich sind und der Bauherr von 0,60. Die Planung sollte dabei berücksichti-
dieser Bauweise zustimmt. gen, dass die Betondruckfestigkeitsklasse nicht
17.4 Abdichtungen gegen Bodenfeuchtigkeit 715

höher als statisch bzw. aus Gründen der Dauer- vertikalen Fugen konstruktiv miteinander ver-
haftigkeit notwendig festgelegt wird. bunden sein.
Darüber hinaus sind Nachweise zur Begrenzung Gemäß WU-Richtlinie werden geregelte und
der Rissbreiten bzw. eine Rissvermeidung zu füh- nicht geregelte Fugenabdichtungen unterschie-
ren und die hierzu erforderlichen Bewehrungen den.
festzulegen. tgeregelte Fugenabdichtungen durch Fugen-
bänder (DIN 18 541 und DIN V 18 197) oder
Mindestbauteildicken aus Ortbeton oder Ele-
unbeschichtete Fugenbleche gemäß DIN EN
mentwänden sollten bei drückenden Wasser ca.
10 051 oder DIN EN 10 088-2 als geschlossenes
25 cm, bei Bodenfeuchte und Sickerwasser 20 cm
System sofern sie die Anforderungen der WU-
nicht unterschreiten – auch schon, um eine ord-
Richtlinie erfüllen, mittig angeordnet innerhalb
nungsgemäße Bewehrungsanordnung sowie ei-
der Wandquerschnitte bzw. Bauwerkssohle
nen fachgerechten Betoneinbau zu erlauben. Bei
oder Fugenbänder, außen auf der Wasser zuge-
der Verwendung von Fertigteilen als Vollplatten
wandten Seite.
können diese Dicken auf 20 cm bei drückenden
Wasser und 10 cm bei Bodenfeuchtigkeit und tnicht geregelte Fugenabdichtungen durch mit-
Sickerwasser reduziert werden. tig innerhalb der Querschnitte angeordnete
Injektions-/Verpressschläuche Quellprofile,
Die Dicke von Bodenplatten sollte nicht weniger Dichtrohre, beschichtete Fugenbleche oder
als 25 cm betragen. außenseitig angeordnete streifenförmige Dich-
Bei der Herstellung von Beton mit hohem Was- tungen (KMB) oder Bentonit-Folien sowie Kom-
sereindringwiderstand sind im Allgemeinen Ze- binationen aus verschiedenen Maßnahmen.
mente mit üblicher Anfangsfestigkeit (32,5 N),
Zemente mit niedriger Hydratationswärme (LH Fugenbänder dürfen entsprechend den exis-
Zement) und Betone mit geringem Schwindmaß tierenden Normen verwendet werden. Fugen-
vorteilhaft. Das Schwindmaß wird beeinflusst bleche aus fettfreien unbeschichteten Blechen
von der Wassermenge (< 165 kg/m3) und den müssen mindestens 1,5 mm dick sein. In Abhän-
Lagerungsbedingungen. Eine sehr gute Nachbe- gigkeit von der Beanspruchungsklasse und der
handlung ist also notwendig. Niedrige Frischbe- Nutzungsklasse gibt es Vorgaben für die Blech-
tontemperaturen können Zwangsbeanspruchun- breite, den Einsatzzweck (Fugenart) und die Aus-
gen infolge Temperaturunterschieden deutlich führung der Blechverbindung.
verringern. Zur Verhinderung einer Entmischung Alle ungeregelten Fugenabdichtungen müssen
darf die Fallhöhe des Frischbeton beim Betonie- ihre Verwendbarkeit durch ein Allgemeines Bau-
ren 1 m nicht überschreiten und die Höhen der aufsichtliches Prüfzeugnis (ABP) nachweisen1).
einzelnen Schüttlagen sind auf 30 cm bis max.
50 cm zu begrenzen.
Arbeitsfugen
Bei der Verwendung von auszubetonierenden
Elementwänden (Filigranwänden) sind die In- Bei der Konstruktion von „Wannen“ aus Beton mit
nenseiten vorzunässen und es ist wichtig, dass hohem Wassereindringwiderstand übernehmen
die untere Anschlussfläche zwischen Decke und die Betonteile in der Regel sowohl abdichten-
Wand sauber ist. Die Wände sind min. 3 cm auf- de als auch tragende Funktion. Die Bodenplatte
zuständern, damit der Frischbeton im Bereich der wird daher in der Regel als Plattenfundament
Arbeitsfuge vollflächig anschließen kann. ausgebildet, das zunächst auf einer Sauberkeits-
schicht betoniert wird. Die aufgehenden Wän-
de müssen in weiteren Arbeitsgängen errichtet
Fugen werden. Die am Anschluss zwischen Bodenplatte
Besondere Aufmerksamkeit erfordert die Ausfüh- und Wänden unvermeidliche Arbeitsfuge muss –
ebenso wie bei ausgedehnten Bauwerken etwa
rung und Anordnung von Fugen (Arbeitsfugen
an Betonierabschnitten, geplante Scheinfugen, erforderliche weitere Arbeitsfugen in der Boden- 17
Stoß- und Bewegungsfugen zwischen Gebäude-
abschnitten) sowie die Auswahl von Fugenab- 1) Eine Auflistung der allgemein bauaufsichtlich geprüften,
dichtungen. Die Auswahl und Festlegung des jedoch bislang noch nicht durch Verwendungsnachwei-
Abdichtungssystems der Fugen ist auf den Was- se allgemein bauaufsichtlich zugelassenen sogenannten
ungeregelten Fugenabdichtungssysteme ist unter fol-
serdruck abzustimmen und muss insbesondere gende Adresse aufzufinden: www.abp-fugenabdichtun-
an den Stoßpunkten zwischen horizontalen und gen.de/abp
716 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

platte oder den Wänden – besonders abgedich- Fugenbänder


tet werden.
Fugenbänder dürfen entsprechend den existie-
Die Ausführung von Arbeitsfugen ist auf ver- renden Normen verwendet werden. Unterschie-
schiedene Weise möglich und muss in jedem Fall den werden Ausführungen mit
genau geplant werden.
taußen liegenden Fugenbändern (Bild 17.34d
Die früher übliche Ausführung mit Aufkantungen und Bild 17.35b und d ) und mit
der Bodenplatte (Bild 17.34a) erfordert erhöhten
Arbeitsaufwand. Außerdem ist die Gefahr von tinnen liegenden Fugenbändern (Bild 17.34b und
Undichtigkeiten durch vor dem Betonieren in der Bild 17.34a und c).
Schalung verbliebene Verunreinigungen gege-
ben. Außen liegende Fugenbänder werden auf die
Sauberkeitsschicht bzw. Außenseite der Wand-
In der Regel werden daher Arbeitsfugen mit Hilfe schalung aufgelegt und durch Randklammern in
von Fugenbändern hergestellt (Bild 17.35). der geplanten Lage fixiert. Übergänge zwischen

6
6
7
4
2 1 2 1
3

17.34a 17.34b

3 3

6 6
2 1 2 1
5

17.34c 17.34d

17.34 Bauwerke aus wasserundurchlässigem Stahlbeton (WU-Beton)


a) Arbeitsfugenanschluss mit Aufkantung der Bodenplatte mit Fugenband oder Fugenblech
b) Arbeitsfuge ohne Aufkantung der Platte mit innen liegendem Fugenband oder Fugenblech
17 c) Arbeitsfuge mit Injektionsschlauch oder Quellmaterialstreifen
d) Arbeitsfuge mit außen liegendem Fugenband
1 Sauberkeitsschicht 6 Stahlbetonwand d > 30 cm aus wasser-
2 Stahlbetonplatte (Plattenfundament) undurchlässigem Beton > C 25/30
aus Beton mit hohem Wassereindring- 7 Schutzüberzug (falls erforderlich)
widerstand > C 25/30 8 Injektionsschlauch oder Quellmaterialstreifen
3 Arbeitsfuge 9 Schutzanstrich auf Bitumenbasis oder
4 innen liegendes Fugenband (Bild 17.35a) zementgebundene Dichtungsschlämme
5 außen liegendes Fugenband (Bild 17.35b)
17.4 Abdichtungen gegen Bodenfeuchtigkeit 717

verschiedenen Fugen werden am besten mit Für senkrechte Fugen ist dies bei ordnungsgemä-
werkseitig hergestellten Formteilen gebildet, die ßer Ausführung meistens gut zu erreichen (Bild
an der Baustelle stumpf mit den Anschlussbän- 17.37).
dern heiß verschweißt werden. Dabei müssen die Bei horizontalen Fugen am Übergang zwischen
Profil-Lippen auf jeden Fall korrekt durchlaufen Fundamentplatten und Wänden besteht bei in-
(Bild 17.36). Neben dem einfachen Einbau liegt nen liegenden Fugenbändern aber immer die
ein Vorteil außen liegender Fugenbänder auch Gefahr, dass die Fugenbänder beim Betonieren
darin, dass bei Wänden nach dem Ausschalen et- der Wände durch den herabfallenden Beton um-
waige Ausführungsfehler sofort zu erkennen sind geknickt werden. Dadurch entstehen gefährliche
und beseitigt werden können. Hohlräume an der Anschlussstelle, die nach Ab-
schluss der Arbeiten nicht erkennbar sind. Die Fu-
Innen liegende Fugenbänder bieten wegen des genbänder müssen daher durch Verspannen mit
längeren „Überschlagsweges“ für etwa eindrin- der Bewehrung fixiert, beim Betonieren sorgfäl-
gendes Wasser theoretisch besseren Schutz als tig abschnittsweise mit Beton verfüllt und dabei
außen liegende Bänder, vorausgesetzt allerdings, in ihrer korrekten Lage kontrolliert werden. Er-
dass der Einbau korrekt erfolgt, und sind gegen leichtert wird der Einbau durch die Verwendung
mechanische Beschädigungen (Ausschalen, Bau- von speziellen Fugenbandtypen mit integrierten
stellenbetrieb) besser geschützt. Stahlstäben, die das Umknicken weitgehend ver-

17.35a 17.35b 17.35c 17.35d

17.35 Fugenbänder (Beispiele)


a) innen liegendes Arbeitsfugenband c) innen liegendes Dehnfugenband
b) außen liegendes Arbeitsfugenband d) außen liegendes Dehnfugenband

17
17.36a 17.36b

17.36 Fugenbandstöße (Beispiel: außen liegende Fugenbänder)


a) fertiger Zustand (von außen)
b) T-Stoß, Innenseite
718 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

17.37 Arbeitsfuge in Außenwand mit innen liegendem


Fugenband; Schalungs- und Bewehrungsausbildung
2

17.39a

3
17.39a

17.39 Sollrissfugen an Wänden als Sollrissstelle zum


Abbau von Zwangsspannungen
a) Korb aus Rippenstreckmetall zum späteren
17.38 Quellendes Fugenband (TPH)
Ausbetonieren
a) Einbau (schematisch; Anschlussbewehrungen b) Dichtungsrohr mit Dichtungsstehgen und
nicht eingezeichnet) Schweißlaschen
b) Dichtungsprofil, Einbauzustand
1 Korb aus Rippenstreckmetall
c) Dichtungsprofil, aufgequollen
2 Spülrohr auf der Sohle
3 Dichtungsrohr aus PVC mit Schweißlaschen

hindern können. Besseren Schutz gegen die Ge- eingebaut werden können und auch besonders
fahr des Umknickens bieten korrosionsgeschütz- für den Zusammenbau vorgefertigter Stahlbe-
te, starre Fugenbleche. tonteile geeignet sind (Bild 17.34c und 17.38).
Wegen der am Übergang zwischen Fundament- Besondere Sorgfalt ist auf den fachgerechten Ein-
platte und Wänden meistens gegebenen Kon- bau zu legen. Als quellfähiges Material kommen
zentration von Bewehrungsstählen ist die Aus- Bentonit, Acrylate, Polyurethan (PUR), Kautschuk
führung gemäß Bild 17.34b oft schwierig. Besser oder Kombinationen zum Einsatz.
ist es in diesen Fällen, die Bodenplatte mit einer
Aufkantung zu betonieren, die das innen liegen- Injektionsschläuche. Verpressbare Injektions-
de Fugenband aufnimmt und auch das spätere schläuche sind alternativ zu Fugenbändern oder
Einschalen der Wände erleichtert (Bild 17.34c). -blechen insbesondere für Arbeitsfugen im Be-
reich Sohle/Wand gem. Merkblatt des Dt. Beton-
Fugenbleche aus fettfreien, unbeschichteten und Bautechnik-Vereins einsetzbar. Grundsätz-
Blechen müssen mindestens 1,5 mm dick sein. lich sind Injektionsdichtungen als gleichwertige
Maßnahme zu werten. Empfehlenswert sind je-
17 In Abhängigkeit von der Beanspruchungsklasse
und der Nutzungsklasse gibt es Vorgaben für die doch weitere Fugenabdichtungsmaßnahmen
Blechbreite, den Einsatzzweck (Fugenart) und die insbesondere in Bereichen mit Nutzungsklasse A
Ausführung der Blechverbindungen. und Beanspruchungsklasse 1.
Zur fachgerechten Fugenabdichtung von WU-
Quelldichtungen. Als Alternative zu den her- Bauteilen muss im Übrigen auf weiterführende
kömmlichen Arbeitsfugenbändern sind aufquel- Spezialliteratur hingewiesen werden [13].
lende Dichtungsprofile auf dem Markt, die leicht
17.4 Abdichtungen gegen Bodenfeuchtigkeit 719

Bewegungsfugen und Trennfugen zwischen sind Spezial-Verspannungen, die aus mehrteili-


verschiedenen Bauwerksteilen werden mit spezi- gen Ankerstäben, kombiniert mit Schraubwas-
ellen Fugenbändern ausgeführt, die durch Hohl- sersperren und aufschraubbaren Dichtkonen
profilstränge dafür geeignet sind, Dehnungen bestehen (Bild 17.41a) oder bei denen spezielle
und Zerrungen auszugleichen (Bild 17.35c und Hülsenrohre mit Quellmörtel verfüllt und mit
d). eingeklebten Betonkegeln oder Kunststoffkonen
verschlossen werden (Bild 17.41b und c).
Schwind- oder Arbeitsfugen. Arbeitsfugen aus
Betonierabschnitten zwischen Bauteilen oder Schalungsanker
Sollrissfugen zum Abbau von Zwängungen in-
Schalungsanker und Abstandhalter1) in den Wän-
nerhalb eines Bauteils sind insbesondere bei was-
den müssen druckwasserdicht ausgeführt wer-
serundurchlässigen Bauteilen mit großer Sorgfalt
den. Man unterscheidet zwei Arten der Ausfüh-
zu planen und auszuführen (Bild 17.39a und b).
rung
Ggf. ist der Rissbildung durch Schwindvorgänge
tSchalungsanker, die im Beton einbetoniert wer-
des Betons bei ausgedehnten Bauwerken durch
den und dort verbleiben
ausreichende Unterteilung in Betonierabschnitte
zu begegnen, die mit den statischen Anforde- tSchalungsanker, die in einem Hüllrohr geführt
rungen selbstverständlich koordiniert werden und wiedergewonnen werden
müssen. Dabei werden die einzelnen Abschnitte
zeitlich überlappend so ausgeführt, dass die un- An die Schalungsanker, die im Beton einbetoniert
vermeidlichen Schwindvorgänge in den bereits werden, wird dann ein Schwarzblech als Dicht-
betonierten Abschnitten schon weitgehend ab- kranz aufgeschweißt. So ergibt sich eine sehr
geklungen sind. Je nach Witterungsverhältnissen sichere Ausführung.
ist ein zeitlicher Abstand von etwa 6 bis 8 Arbeits- Werden Schalungsanker in einem Hüllrohr ge-
tagen meistens dafür ausreichend. In besonders führt, können Sie wieder verwendet werden.
dicken Bauteilen werden an derartigen Fugen Dann muss das Hüllrohr nur an der Außenhülle
durch Rippenstreckmetall-Körbe zunächst Hohl- und Innen zuverlässig dicht ausgeführt werde.
räume gebildet, die das Abfließen der Abbinde- Bei hohen Anforderungen kann an die Außen-
wärme erleichtern. Sie werden später mit Beton hülle eine Dichtscheibe ebenfalls aus Faserbeton
sorgfältig verfüllt (Bild 17.40). angeklebt werden. Bei einfachen Anforderungen
sind auch nur die Hüllrohre ohne Dichtscheibe
Schalung verwendbar. Verschlossen werden die Hüllrohre
mit jeweils zwei in Kunstharzkleber getauchte
Ein besonderes Problem bei der Abdichtung ge- Faserbetonstöpsel, innen und außen.
gen drückendes Wasser durch Wände aus Beton
Hüllrohre aus Kunststoff sind weniger geeig-
mit hohem Wassereindringwiderstand stellen die
net, da der deutlich höhere Temperaturausdeh-
unvermeidlichen Schalungsverspannungen dar
nungskoeffizient zu einer Störung des Verbundes
(vgl. Abschn. 5.4.2). Die üblichen Spannanker dür-
zwischen Kunststoffhüllrohr und Beton führt.
fen hier nicht eingesetzt werden. Auf dem Markt

Nachbehandlung
Die Stahlbetonflächen sind nach dem Ausscha-
len durch Feuchthalten über mindestens 7 Tage
sorgfältig nachzubehandeln. Bauwerksteile aus
WU-Beton mit Anforderungen an die Abdichtung
sind besonders sorgfältig nachzubehandeln.
Durch fachgerechte Nachbehandlung kann die
Rissgefahr und die Kapillarporosität niedrig ge-
halten werden – eine wesentliche Voraussetzung 17
für die Funktionstüchtigkeit dieses Abdichtungs-
17.40 Arbeits-, Schwindfugenausbildung in dicker verfahrens.
Fundamentplatte o. Ä.
1 Aussparungskorb aus Rippenstreckmetall
2 Hohlraum, später mit Beton verfüllt 1) Geeignete Abstandhalter sind z. B. im Merkblatt „Ab-
3 außen liegendes Fugenband standhalter“ des DBV – Deutscher Beton- und Bautech-
4 Sauberkeitsschicht nikverein e.V. aufgeführt.
720 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

2 1 5 4 dratationswärme1) möglichst gering zu halten –


insbesondere bei dickeren Bauteilen ist darauf zu
achten, dass die Temperaturdifferenz zwischen
Kernbereich und Randzonen zum Zeitpunkt des
3 2
Ausschalens nicht zu groß sind. Gegebenenfalls
17.41a ist mit wärmenden Einhausungen (z. B. Luftpol-
sterfolien) der Auskühlungsprozess zu steuern.
Abschließend erhalten die fertigen erdberührten
Flächen einen Schutzanstrich auf Bitumenbasis
oder aus zementgebundenen Dichtungsschläm-
men (vgl. Abschn. 17.4.2), wenn nicht Schutzüber-
züge (s. auch Abschn. 5.10) in Frage kommen.
Es ist jedoch festzuhalten, dass auch für Bau-
1 2 3 werksteile aus Beton mit hohem Wassereindring-
17.41b widerstand bei der Abdichtung gegen drücken-
des Wasser die in Abschn. 17.4.6.1 gemachte
grundsätzliche Feststellung gilt, dass möglichst
einfach gestaltete Baukörperformen anzustreben
sind. So sollten Fensteröffnungen o. Ä. mit den
dafür erforderlichen Lichtschächten möglichst
oberhalb des Abdichtungsbereiches gegen drü-
ckendes Wasser geplant werden. Wenn das nicht
erreichbar ist, sollten statt einzelner auskragen-
1 4 2 3
der Lichtschächte aus Beton mit hohem Wasse-
17.41c reindringwiderstand besser Stützwände – am
17.41 Spannanker für Wände aus wasserundurchlässigem besten zusammenfassend für mehrere Öffnun-
Stahlbeton gen – bis auf die Bodenplatte heruntergezogen
a) mehrteiliger Ankerstab mit Schraubwassersperre werden. Auch Wanddurchbrüche für Ver- und
1 Schraubwassersperre Entsorgungsleitungen sind im Grundwasserbe-
2 Spannkonus reich möglichst zu vermeiden, oder es müssen
3 Innenanker (verbleibt im Beton) spezielle – natürlich kostenaufwändige – Abdich-
4 Außenanker (wird nach dem Ausschalen
entfernt) tungselemente eingebaut werden (s. Abschn.
5 Schalung und Schalungsträger 17.4.7).
b) Spannankerhüllrohr aus Faserbeton für einfache
Anforderungen
1 Hülsenrohr mit Abstandshalter 17.4.6.3 Abdichtungen gegen von außen
2 Jeweils zwei Stöpsel aus Faserbeton mit drückendes Wasser mit Dichtungs-
Zweikomponentenkleber eingeklebt bahnen (DIN 18 195-6)
3 Dichtkappe zur Vermeidung des Eindringens
von Zementschlämme
Allgemeines
c) Spannankerhüllrohr aus Faserbeton mit
Dichtscheibe für hohen Anforderungen Bauwerke, bei denen mit Rissbildungen wegen
1 Hülsenrohr als Abstandshalter besonderer Beanspruchungen z. B. durch Er-
2 Jeweils zwei Stöpsel aus Faserbeton mit schütterungen (Verkehrsbauten, Maschinenbe-
Zweikomponentenkleber eingeklebt
3 Dichtkappe zur Vermeidung des Eindringens
von Zementschlämme 1)
4 Dichtscheibe aus Faserbeton, eingeklebt Hydratationswärme ist eine Folge des chemischen Vor-
ganges der Bindung von Wasser durch Zement. Hierbei
wird ein Teil des Wassers physikalisch und ein anderer
17 Nachbehandlungsmaßnahmen müssen den Be- Teil chemisch gebunden. Diese Bindung von Wasser wird
als Hydratation bezeichnet, bei der Wärme freigesetzt
ton vor zu schnellem Austrocknen sowie Erwär- wird, durch die sich das Bauteil erwärmt und ausdehnt
mung durch Sonneneinstrahlung und zu un- (max. Temperatur ca. 1 bis 1,5 Tage nach Betoniervor-
gleichmäßiger Auskühlung schützen. Sie müssen gang). Durch die folgende Auskühlung verkürzen sich
immer, unabhängig von den Witterungsbedin- die Bauteile und werden durch Zugbelastungen bean-
sprucht mit der Folge von Rissbildungen, die teilweise
gungen, durchgeführt werden. Ziel hierbei ist es, durch zusätzliche Rissbewehrung begrenzt, aber nicht
Eigen- und Zwangsspannungen infolge der Hy- vollständig unterbunden werden können.
17.4 Abdichtungen gegen Bodenfeuchtigkeit 721

trieb o. Ä.) oder durch Setzungen gerechnet wer- Für andere Materialien bzw. Materialkombina-
den muss oder bei denen aus anderen Gründen tionen sind die Angaben den entsprechenden
eine Ausführung mit Beton mit hohem Wasser- Tabellen in DIN 18 195-6 zu entnehmen.
eindringwiderstand (WU-Beton) nicht in Frage Die Abdichtungen müssen auf trockenen, ebe-
kommt, werden durch Dichtungsbahnen oder nen und hohlraumfreien Untergründen so ein-
Beschichtungen gegen drückendes Wasser ge- gebaut werden, dass sie vollflächig eingepresst
schützt („schwarze Wannen“). Diese werden in werden. Es dürfen keine Zugbeanspruchungen
der Regel auf der dem Wasser zugewandten Seite durch Auftrieb und seitlichen Wasserdruck auf
aufgebracht. die Abdichtungen einwirken. Kehlen und Kanten
müssen mit einem Halbmesser von mindestens
Abdichtungsmaterial 40 mm gerundet sein. Risse dürfen beim Einbau
Für die Ausführung der Abdichtungen gegen nicht breiter als 0,5 mm sein, und es muss sicher-
drückendes Wasser kommen je nach baulichen gestellt sein, dass sie sich später auf nicht mehr
Verhältnissen wahlweise in Frage: als 5 mm verbreitern können. Risskanten dürfen
dabei einen Versatz von höchstens 2 mm aufwei-
tnackte Bitumenbahnen R500 N, mehrlagig, mit
sen.
Deckaufstrich, auch in Verbindung mit jeweils 1
Lage Kupferband (0,1 mm) oder Edelstahlband Es ist zu beachten, dass Abdichtungen keine
(0,05 mm), Kräfte in ihrer Ebene aufnehmen können und die
Übertragungsmöglichkeiten von Druckspannun-
tBitumen-Bahnen und/oder Polymerbitumen-
gen senkrecht zur Abdichtungsfläche abhängig
Dachdichtungsbahnen, ein- oder mehrlagig,
ist von der Art der Abdichtung.
tBitumen-Schweißbahnen, ein- oder mehrlagig,
Für Bauteile, bei denen Abdichtungen mit Gefälle
tKunststoff- und Elastomer-Dichtungsbahnen, eingebaut werden müssen, ist der Gleitgefahr in
bitumenverträglich, eingebettet in 2 Lagen der Abdichtungsfuge durch stufenartige Ausbil-
nackter Bitumenbahnen mit Deckaufstrich dung der Wasserdruck haltenden Wanne zu be-
(EVA, PIB, PVC-P, bitumenverträglich, ECB und gegnen (Bild 17.44).
EPDM).
In jedem Fall müssen die abgedichteten Bau-
Abdichtungen gegen drückendes Wasser mit werksteile und die Schutzschichten so ausgebil-
Dichtungsbahnen werden grundsätzlich mehrla- det und ggf. verankert sein, dass die Abdichtung
gig, bzw. einlagig zwischen Schutzlagen mit 10 durch gleichmäßige Übertragung des Erd- oder
cm breiten versetzten Stoßüberdeckungen aus- Wasserdruckes vollflächig eingepresst wird. Nur
geführt. Die Anzahl der erforderlichen Lagen ist dann sind Abdichtungen hinreichend gegen
abhängig von der Eintauchtiefe, der Materialart Zugbeanspruchung durch Auftrieb oder Seiten-
und der damit gegebenen Druckbelastung. druck des Wassers geschützt (Bild 17.45).
Als Beispiele sind in den Tabellen 17.42 und Geklebte senkrechte Abdichtungen sind gegen
17.43 die Anforderungen für nackte Bitumenbah- mechanische Beschädigungen (z. B. beim Ver-
nen und für Schweißbahnen aufgeführt. füllen der Baugrube) durch Schutzschichten (DIN

Tabelle 17.42 Anzahl der Lagen bei Abdichtungen mit Tabelle 17.43 Anzahl der Lagen und Art der Einlagen
nackten Bitumenbahnen (DIN 18 195-6, bei Abdichtungen mit Bitumen-Schweiß-
Tab. 1) bahnen (DIN 18 195-6, Tab. 3)

1 2 3 4 1 2

Eintauch- zul. Bürsten- Gieß- Ein- Anzahl der Lagen


tiefe Druck- streich- und tauch- und Art der Einlage
belas- oder Gieß- Einwalz- tiefe in m
tung verfahren verfahren
in
MN/m2 Lagenanzahl,
bis 4 2 – Gewebe- oder Polyestervlieseinlage
17
3 – Gewebe- oder Polyestervlieseinlage
in m max. mindestens über 4
bis 9 1 – Gewebe- oder Polyestervlieseinlage +
bis 4 3 3
1 – Kupferbandeinlage
über 4 bis 9 0,6 4 3
2 – Gewebe- oder Polyestervlieseinlagen +
über 9 5 4 über 9 1 – Kupferbandeinlage
722 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Dichtungsverstärkung Dehnfuge nicht übermäßig erwärmt werden können. Die


Dehnfuge Temperatur der Abdichtungen muss mindestens
30 K unter dem Erweichungspunkt der Klebemas-
α
sen und Deckenaufstrichmittel bleiben.
α 2 -3 %
α α 2- 3 %
α = 30°
≥ 40 2,00 - 2,50 2,00 - 2,50 ≥ 40 Von innen geklebte Abdichtungen
Von innen geklebte Abdichtungen gegen drü-
17.44 Abdichtung einer Rampe ckendes Wasser werden vor allem dort ausge-
führt, wo die abzudichtenden Flächen von außen
nicht zugänglich sind. Das kann der Fall sein bei
18 195-10), in der Regel durch 11,5 cm dickes sehr beengten Baustellenverhältnissen, vor allem
Mauerwerk zu schützen. Auf waagerechte Ab- bei Grenzbebauungen und in Baulücken (Bild
dichtungen ist sofort nach der Fertigstellung ein 17.45).
Schutzestrich absolut hohlraumfrei aufzubringen. Zunächst wird, ggf. zusammen mit den Fun-
Die senkrechten Schutzschichten (Mauer- oder damenten, eine etwa 10 cm dicke Sauberkeits-
Betonwände) werden durch senkrechte Fugen schicht auf das verdichtete und abgeglichene
in Einzelflächen geteilt, die unabhängig vonein- Erdreich betoniert – bei aggressivem Grundwas-
ander durch den jeweils auftretenden Erd- oder ser ggf. unter Verwendung von Spezialzement.
Wasserdruck gegen Dichtung und Bauwerk ge- Auf dieser Sauberkeitsschicht, die an den Rän-
presst werden. Enthält das Grundwasser Stoffe, dern fundamentartig verstärkt wird, werden die
die Beton schädigen können, so sind Schutz- äußeren, in der Regel 11,5 cm dicken Schutzwän-
schichten aus Ziegeln mit Zementmörtel oder de errichtet, glatt gefugt oder geputzt und mit
bei hoher Angriffsgefahr aus Klinkermauerwerk einer Hohlkehle an die Sauberkeitsschicht ange-
mit Spezialmörtel bzw. aus Beton mit besonderer schlossen. Dann wird die Sohlenabdichtung auf
Widerstandsfähigkeit gegen chemische Angriffe die Sauberkeitsschicht (bei bituminösen Abdich-
(s. Abschn. 5.1) auszuführen. tungen mehrlagig) geklebt und in gleichzeitigen
Nötigenfalls ist durch geeignete Wärmedäm- Arbeitsgängen mit Stoßüberdeckungen an den
mungen sicherzustellen, dass Abdichtungen senkrechten Schutzwänden hochgeführt (Bild

17.45a

17.45
Von innen geklebte Abdichtung
gegen drückendes Wasser
a) Schnitt
b) Detail
1 Sauberkeitsschicht, bewehrt
2 Schutzmauer
3 Putz MGIII, unten Kehle, r > 10 cm 17.45b
4 mehrlagige Abdichtung: Übergang
zwischen senkrechten und waagerechten
Abdichtungsbahnen s. Detail!
5 Schutzestrich
17 6 Schutzplatte, z. B. Faserzement, aufgeklebt
7 Stahlbetonplatte bzw. Plattenfundament
8 tragende Außenwand
9 waagerechte Abdichtung gegen
aufsteigende Baunässe
10 Hinterfüllung, d > 8 cm
11 Abdichtung gegen nicht drückendes
Wasser
12 Übergang mit Schweißbahn
17.4 Abdichtungen gegen Bodenfeuchtigkeit 723

17.45b). Bitumenklebemassen werden dabei


am besten im Gieß- und Einrollverfahren aufge-
bracht. Wenngleich damit ein höherer Material-
und Arbeitsaufwand verbunden ist, erreicht man
eine wesentlich bessere hohlraumfreie Verbin-
dung der einzelnen Abdichtungsschichten als bei
Bürstenauftrag der Klebemasse.

Wasserdruck
Die horizontalen Abdichtungen werden – ggf.
abschnittsweise – sofort nach Fertigstellung
durch einen Schutzestrich gegen mechanische
Beschädigungen geschützt.
Anschließend an die Abdichtungsarbeiten wird
zunächst die Bodenplatte des Bauwerkes aus-
geführt, die meistens als Plattenfundament aus-
gebildet ist. Bei der Errichtung der Bauwerksau-
ßenwände müssen die fertigen Abdichtungen
mit größter Sorgfalt gegen Beschädigungen ge-
schützt werden. 1 2 3 4
Die Außenwände des Bauwerkes werden in 17.46 Zerstörung einer wasserdruckhaltenden Abdich-
der Regel gemauert. Dabei ist ein Abstand von tung durch Wasserdruck gegen einen Hohlraum
≥ 8 cm gegenüber der Abdichtung zu halten. Der 1 Schutzwand mit Putz
entstehende Zwischenraum ist fortlaufend mit 2 Abdichtung (schematisch)
dem Hochmauern in Lagen von etwa 30 cm sorg- 3 fehlerhafte Hinterfüllung mit Hohlraum
fältig mit Feinbeton voll auszufüllen und durch 4 tragende Außenwand des Bauwerkes
Stampfen oder vorsichtiges Rütteln hohlraumfrei
zu verdichten.
Jeder verbleibende auch kleine Hohlraum würde unmöglich. Die Schadensstelle ist kaum lokali-
bei dieser Art der Abdichtungsausführung unter sierbar. Beim Aufstemmen der tragenden Wände
der Einwirkung des Wasserdruckes sehr rasch zur von innen her ist eine zusätzliche Beschädigung
Zerstörung der Abdichtung führen (Bild 17.46). der Abdichtung fast unvermeidlich. Ein Abtragen
Gleichzeitig muss der verbliebene Baugruben- der äußeren Schutzwand ist unmöglich, weil sie
raum bzw. Arbeitsraum hinter der Schutzmauer ja mit der Abdichtung fest verbunden ist. Meis-
verfüllt und abschnittsweise verdichtet werden. tens ist eine Totalsanierung von innen die einzig
Es besteht sonst die Gefahr, dass beim Hinter- verbleibende Möglichkeit (s. Abschn. 17.4.6.4).
füllen der Abdichtung die Schutzmauer von der
Außenmauer abgedrückt und sogar zum Einsturz Von außen geklebte Abdichtungen
gebracht werden kann. können ausgeführt werden, wenn ein Arbeits-
Am oberen Abschluss sind die Abdichtungs- raum rund um die Außenwandflächen des ge-
bahnen am besten nach außen um die Schutz- samten Bauwerkes geschaffen werden kann, der
mauer herumzukleben. Die Hinterfüllung erhält jedoch zur Ausführung des Überganges zwischen
eine Ausrundung, an der die Abdichtung gegen horizontaler und vertikaler Abdichtung (mit
nichtdrückendes Wasser angeschlossen wird. „rückläufigem Stoß“) an der Sohle entsprechend
An dieser Stelle besteht immer die Gefahr der breit sein muss. Die dadurch und durch die kom-
Rissbildung zwischen der Gebäudewand und plizierte Stoßausführung entstehenden Mehrkos-
der Schutzmauer mit der Abdichtung. Die Über- ten können beträchtlich sein (Bild 17.47).
gangsstelle ist daher mit einer reißfesten Bitu- Bei von außen geklebten Abdichtungen sind
men-Schweißbahn oder Kunststoff-Abdichtungs-
bahn sorgfältig zu überkleben (vgl. Bild 17.48b).
bei sorgfältiger Ausführung die Schadensursa-
chen durch Hohlraumbildung vermeidbar. Die
17
Ausführungen, wie in Bild 17.48a gezeigt, sind fertiggestellten Abdichtungen können leichter
zwar in der Fachliteratur empfohlen, bei von überprüft und sofort danach durch gemauerte
innen geklebten Abdichtungen aber nur sehr Schutzwände oder sonstige Schutzschichten ge-
schwierig einwandfrei auszuführen. gen mechanische Beschädigungen bei nachfol-
Eine nachträgliche Reparatur von Undichtig- genden Bauarbeiten gesichert werden. Etwaige
keiten ist bei dieser Art der Abdichtung nahezu Schadenstellen lassen sich von außen leichter
724 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

reparieren als bei Abdichtungen, die von innen vorläufigen Schutzbeton versehen. Es folgt die
geklebt wurden. Ausführung der Gebäude-Bodenplatte bzw. der
Bei der Ausführung wird zunächst eine Sauber- Fundamentplatte sowie der Bauwerksaußen-
keitsschicht hergestellt, die an den Außenrändern wände. Dann wird die vorläufige Abdeckung
unter 20° ansteigt. Auf die Sauberkeitsschicht von den überstehenden Teilen der horizontalen
wird die horizontale Abdichtung aufgeklebt und Abdichtungen entfernt, die vertikale Abdichtung
mit einem Schutzestrich abgesichert. Die Ab- auf die Außenwände aufgebracht, mit der Hori-
dichtungsränder werden gesondert mit einem zontalabdichtung abschnittsweise verklebt und
zusätzlich durch Kupferbandkappen gesichert.
Die Stoßüberdeckungen erhalten abschließend
einen keilförmigen Schutzbetonstreifen, auf dem
schließlich die äußere Schutzwand errichtet wird.
Der obere Abschluss kann wie in Bild 17.48a und
b ausgeführt werden [14].

17.48a

17.47 Von außen geklebte Abdichtung gegen drückendes


Wasser mit „rückläufigem Stoß“ 17.48b 17.48c
1 Sauberkeitsschicht mit Bewehrung
17.48 Oberer Abschluss von Abdichtungen gegen
2 Abdichtung mehrlagig
drückendes Wasser mit Anschluss an die Wand-
3 Schutzbeton
abdichtung gegen Bodenfeuchtigkeit bzw.
4 Stahlbeton-Plattenfundament mit tragender
nicht drückendes Wasser
Außenwand
5 Betonkeil a) beste Art der Ausführung
17 6 rückläufiger Abdichtungsstoß b) anwendbare Lösung
c) falsche Ausführung (Abrissgefahr an der
(Zwickel mit Klebemasse ausgegossen)
7 Kupferband-Kappe Übergangsstelle)
8 Schutzmauer 1 Abdichtung gegen drückendes Wasser
9 Abdichtung gegen Sickerwasser und 2 Abdichtung gegen nichtdrückendes Wasser bzw.
nicht drückendes Wasser mit eingeklebter gegen Bodenfeuchtigkeit
Verstärkungsbahn 3 Übergangsstreifen
10 waagerechte Abdichtung gegen aufsteigende 4 Beton-Werkstein oder Ortbeton
Baunässe 5 Ortbeton
17.4 Abdichtungen gegen Bodenfeuchtigkeit 725

Durch ein Zurückführen der Abdichtungsbahnen drückendem Wasser bis 3 m Eintauchtiefe, nicht
in einen Längsschlitz ist ein konstruktiv einwand- drückendem Wasser mit hoher Belastung sowie
freier Übergang zur Abdichtung gegen nichtdrü- drückenden Wasser auf erdberührten Deckenflä-
ckendes Wasser möglich (Bild 17.48a). Bei einer chen herausgegeben. Hierin werden darüber hin-
Ausführung nach Bild 17.48c besteht die Gefahr aus weitere Regelungen hinsichtlich Anschlüssen
von Abrissen an der Übergangsstelle der Abdich- und Untergründen sowie weitere zahlreiche Hin-
tungen infolge Setzung der Schutzmauer. Aus weise gegeben.
statischen Gründen sind Längsschlitze wegen KMB sind gem. DIN 18 195-3, Abschn. 5.3 in zwei
der erhöhten Knickgefahr für tragende Wände Arbeitsgängen im Lastfall aufstauendes Sicker-
jedoch kritisch. Wenn die Übergangsstelle sorg- wasser mit einer Mindest-Trockenschichtdicke
fältig mit einer elastischen Kunststoff-Abdich- von 4 mm i. d. R. auf einem Voranstrich kalt auf-
tung oder auch einer Schweißbahn überbrückt zubringen. Nach dem ersten Arbeitsgang ist
wird, dürfte die Ausführung nach Bild 17.48b der eine Gewebeeinlage zur Verstärkung einzubrin-
beste Kompromiss sein. gen. Im Bereich Boden-Wandanschluss ist die
Beschichtung aus dem Wandbereich über die
Abdichtungsanschlüsse mit Klemmschienen Bodenplatte bis 10 cm auf die Stirnfläche der Bo-
sind in DIN 18 195-9 beschrieben. Sie kommen denplatte herunterzuführen. Die Abdichtung von
vor allem dort in Frage, wo an bereits bestehende Fugen erfolgt mit bitumenverträglichen Streifen
Abdichtungen (z. B. bei Anbauten) angeschlos- aus Kunststoff-Dichtungsbahnen mit Vlies- oder
sen werden muss. Gewebekaschierung. Die Gesamtschicht muss
Bei von außen geklebten Abdichtungen gegen vollflächig auf dem Untergrund haften. Die Ab-
drückendes Wasser ist bis fast zum Schluss der dichtungen sind nach Austrocknung grundsätz-
Arbeiten eine Kontrolle hinsichtlich etwaiger lich mit einer Schutzschicht vorzugsweise aus
Schäden möglich. Im Übrigen sind auch Scha- Perimeterdämmplatten oder Dränplatten mit ab-
densstellen von innen her leichter zu lokalisie- dichtungsseitiger Gleitfolie zu versehen.
ren, und es können notfalls nach Abtragen der
Schutzmauer Reparaturen ausgeführt werden.
17.4.6.5 Abdichtungen gegen
drückendes Wasser mit Bentonit
17.4.6.4 Abdichtungen gegen von außen („Braune Wannen“)
drückendes und aufstauendes
Sickerwasser mit Dickbeschichtun- Zunehmend wird insbesondere zur Abdichtung
gen (KMB) (DIN 18 195-6) rissgefährdeter, ausgedehnter Bauwerke Ben-
tonit eingesetzt. Bentonit-Abdichtungen sind
Allgemeines derzeit keine geregelte Konstruktion. Volclay-
Abdichtungen gegen zeitweise aufstauendes Bentonit ist ein in den USA vorkommendes hoch-
Sickerwasser können u. a. mit Dichtungsbahnen quellfähiges, Wasser bindendes Mineral, das bei
(Abschn. 17.4.6.3) oder mit kunststoffmodifizier- freier Quellung sein Volumen um das 15-fache
ten Bitumen-Dickbeschichtungen (KMB) ausge- vergrößern kann. Wird das Material eingepresst,
führt werden. Bitumen-Dickbeschichtungen (s. a. entsteht durch den Quelldruck eine äußerst wir-
Abschn. 17.4.4) haben aufgrund ihrer leichteren kungsvolle Abdichtung. In der gelförmigen Ab-
Verarbeitbarkeit insbesondere an senkrechten dichtungshaut werden kleinere Beschädigungen
Flächen und komplizierten Detailpunkten (Ecken, durch den ständig wirkenden Quelldruck wieder
Kehlen, Versprüngen, Rohrdurchführungen) zu- von selbst geschlossen, sofern das Material am
nehmende Bedeutung erhalten und sind in der Austrocknen gehindert wird. Durch diesen Effekt
neuen DIN 18 195-6 erstmalig behandelt. ist auch eine Hinterwanderung der Abdichtung
nicht möglich. Fugenbänder können weitgehend
Kunststoffmodifizierte Bitumen-Dickbeschichtun-
entfallen bzw. werden durch Bentonit-Quellbän-
gen (KMB) sind in DIN 18 195 für die Lastfälle
Bodenfeuchtigkeit, nicht drückendes Wasser mit
der oder Injektionsschläuche ersetzt (vgl. Bild 17
17.38).
mäßiger Beanspruchung sowie zeitweise auf-
stauendes Sickerwasser bei Gründungstiefen bis
3 m und einem Abstand von min. 30 cm bis zum 1) Richtlinien für die Planung und Ausführung von Ab-
Bemessungswasserstand geregelt. Verschiedene dichtungen mit kunststoffmodifizierten Bitumendickbe-
Fachverbände haben darüber hinaus ein eigenes schichtungen (KMB) – Erdberührte Bauteile. Deutsche
Regelwerk1) für erweiterte Lastfälle von außen Bauchemie e.V. und weitere, November 2001.
726 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Das Material wird in plattenförmigen auf Träger-


materialien aus Wellkartons („Volclay-Panels“),
Kunststofffolien oder Geotextilien geliefert. Für
die Abdichtung von Bodenplatten werden die
Paneels auf PE-Folien auf dem Untergrund aus-
gelegt und durch eine Magerbetonschicht ge-
schützt. Die Fundament- oder Bodenplatte wird
danach betoniert.
Zur senkrechten Abdichtung werden die Paneels
auf die fertiggestellten Außenwände geheftet
und am oberen Abschluss durch Klemmprofile
fixiert.
Diese Abdichtungsart kann als Alternative zu WU-
Betonkonstruktionen eingesetzt werden, da in-
folge der quellenden Materialeigenschaften Risse 17.49 Nachträglich von innen ausgeführte Abdichtung
(schematisch)
im Beton in Breiten von 3 bis max. 4 mm ohne 1 vorhandene schadhafte oder unzureichende
weiteres überbrückbar sind und hierdurch die Abdichtung gegen drückendes Wasser
hohen Aufwendungen für die Bewehrung zur Be- 2 neu ausgeführte Sanierungsabdichtung an
schränkung von Rissbreiten vollkommen entfal- den Wänden, verbunden mit der ebenfalls neu
len können. Bentonit-Abdichtungen lassen sich ausgeführten Abdichtung der Bodenflächen
gut mit anderen Abdichtungsarten kombinieren
und z. B. auch an bestehende Abdichtungen vor-
handener Gebäuden anschließen. sehr einfache Grundrissformen vorliegen. Die
notwendige Einpressung der Abdichtungen ist
nur mit zusätzlich eingebauten, gegen Auftrieb
17.4.6.6 Nachträglich von innen ausgeführte gesicherten Stahlbetontrögen möglich. Allein
Abdichtungen gegen drückendes der dafür erforderliche Flächen- und Höhenbe-
Wasser darf dürfte derartige Lösungen in der Regel aus-
In manchen Fällen müssen Abdichtungen gegen schließen.
drückendes Wasser erst nach der Fertigstellung Nachträgliche Abdichtungen werden daher meis-
von Bauwerken von innen ausgeführt werden. tens mit Spezialschlämmen oder -putzen aus-
Anlässe dafür können sein: geführt, die mehrlagig auf die zu schützenden
tAusführungsfehler bei den Abdichtungsarbei- Flächen aufgetragen werden. Dabei ist nicht un-
ten, die von außen nicht beseitigt werden kön- bedingt eine Grundwasserabsenkung nötig. Frei-
nen, gestemmte Wasser führende Fugen oder Risse
tnicht vorhergesehene oder nachträgliche Än- werden zunächst mit schnellbindendem Wasser-
derungen der Grundwasserverhältnisse oder stoßmörtel vorgedichtet. Bei sehr starkem Wasse-
der Anforderungen an die zu schützenden Bau- randrang werden kleinere Flächen zunächst nicht
werksteile. abgedichtet, und das dort dann besonders stark
anfallende drückende Wasser wird provisorisch
Immer sind derartige nachträgliche Arbeiten au- abgeleitet. Wenn die neu eingebauten Abdich-
ßerordentlich schwierig auszuführen, weil die tungsflächen dem Wasserdruck standhalten kön-
Abdichtungsflächen jetzt nicht mehr nur die nen, werden die verbliebenen Flächen mit sehr
erdberührten, sondern sämtliche unterhalb des schnell bindenden Spezial-Mörteln geschlossen.
Grundwasserbereiches liegenden Bodenflächen Es lässt sich Wasserundurchlässigkeit bis zu ei-
und Wandflächen erfassen müssen (Bild 17.49). nem Druck von 3 bar erreichen.
Das bedeutet, dass z. B. Türzargen ausgebaut Für kleinere bzw. gut lokalisierbare Schadens-
17 werden müssen und alle sonst in die abzudich- stellen kann besonders bei Betonbauteilen ein
tenden Wände einbindende Bauwerksteile ent- Verpressen mit quellfähigen Reaktionsharzen in
weder entfernt oder gesondert eingedichtet wer- Frage kommen („Rissinjektion“).
den müssen! Im Übrigen muss für dieses sehr komplizierte Ge-
Geklebte Abdichtungen kommen für nachträglich biet der Sanierung von Abdichtungen auf Spe-
von innen ausgeführte Maßnahmen nur bei sehr zialliteratur verwiesen werden.
hohen Anforderungen in Frage und nur, wenn
17.4 Abdichtungen gegen Bodenfeuchtigkeit 727

17.4.6.7 Abdichtungen gegen von innen vorhandenen Abdichtungen und neu auszufüh-
drückendes Wasser renden Abschnitten (z. B. bei Anbauten) erforder-
lichen Telleranker und Klemmschienen werden
Abdichtungen gegen von innen drückendes genaue Hinweise gegeben.
Wasser werden in DIN 18 195-7 behandelt. Sie
sind im allgemeinen Hochbau allenfalls im Be- Aus der großen Zahl möglicher Konstruktionen
reich des Schwimmbadbaues anzuwenden. Die- können nachfolgend nur einige typische Lö-
ses Spezialgebiet kann im Rahmen dieses Werkes sungsmöglichkeiten gezeigt werden.
nicht behandelt werden. An besonders beanspruchten Abschnitten der
Dichtung, z. B. auch an Schwindfugen, kann die
mechanische Widerstandsfähigkeit durch Ein-
17.4.7 Durchdringungen, Übergänge, lagen von Kupfer-Riffelbändern erhöht werden
Anschlüsse (Bild 17.50a). Bauwerksfugen, an denen mit grö-
ßeren Bewegungen gerechnet werden muss,
Bei der Ausführung von Abdichtungen gegen werden mit Dehnungswellen ausgeführt. Sie kön-
drückendes Wasser sind Unterbrechungen der nen aus eingespannten Kupferblechen bestehen,
Dichtungen durch Rohrleitungen u. Ä. oder oder es werden Schaumstoffwülste zwischen die
durch Baufugen immer Schwachstellen und Dichtungslagen geklebt (Bild 17.50b und c).
bedürfen besonderer Sorgfalt bei Planung und Rohrdurchführungen müssen mit besonderen
Ausführung. Dichtungseinsätzen ausgeführt werden, bei de-
In DIN 18 195-9 sind für derartige Problempunkte nen die Rohre mit von innen nachziehbaren elas-
nur allgemeine Hinweise ohne konkrete Einbau- tischen Stopfbuchsen abgedichtet werden (Bild
beispiele gegeben. Nur für die zwischen bereits 17.51).

17.50
Abdichtung von Fugen
a) Verstärkung von Dichtungsbahnen an
Schwindfugen, Arbeitsfugen o. Ä.
b) Dehnungswelle in geklebten
Abdichtungen
c) Dehnungswelle mit eingespanntem
Kupferband (mit Revisionseinrichtung)
1 Deckstreifen
2 Alu- oder Kupfer-Riffelband
3 Abdichtung
4 Kupferband
5 einbetonierte Einspannplatte mit
Stehbolzen
6 aufgeschraubtes Einspannprofil
7 Revisionsdeckel, abnehmbar
8 Schaumstoffschnur
17.50a 17.50b 17.50c 9 Fugenhinterfüllung

17
17.51a 17.51b

17.51 Rohrdurchführungen (System DESKA)


a) Rohrdurchführung für Anschluss an geklebte Abdichtungen
b) Rohrdurchführung für wasserundurchlässigen Beton
1 Dichtungsbahn 4 Quetschdichtungsringe
2 Rohrleitung 5 Festflansch
3 Losflansch 6 Spezialfaserzement – Futterrohr
728 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

17.5 Wärmeschutz lichkeit im Raum ermöglichten. Diese Entwick-


lung wurde in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts
durch das scheinbar im Übermaß und billig ver-
17.5.1 Allgemeines fügbare Öl unterbrochen. Für eine begrenzte Zeit
Wärmeschutz bei Gebäuden soll schien es, dass auch beliebig ungünstig realisier-
te Gebäude durch die Installation von entspre-
tGebäude vor Schäden durch zu niedrige (Tau-
chend aufwendiger aktiver Technik in Richtung
wasserschutz), zu hohe (Materialermüdung)
auf ein akzeptables Innenklima angepasst wer-
und zu schnell wechselnde Temperaturen
den können. Eine Folge davon war der extreme
schützen;
Anstieg des Energieverbrauchs im Zeitraum zwi-
tden wohnenden und arbeitenden Menschen in schen 1950 bis 1980. Dies hat die Betriebskos-
Gebäuden eine behagliches Innenklima garan- ten, die Umweltbelastung und die Abhängigkeit
tieren (ISO 7730) Europas von Energierohstoffen stark ansteigen
tdie zum Beheizen/Kühlen der Gebäude ein- lassen. Gut 40 % der in Europa eingesetzten Ener-
gesetzte Energie gering halten und dadurch gie wird für die Herstellung von Behaglichkeit
Betriebskosten und Umweltbelastungen redu- in Gebäuden verbraucht. Glücklicherweise muss
zieren. dies nicht so bleiben: Die Entwicklung der Kennt-
nisse zum Energiehaushalt von Gebäuden und
Sowohl von der Aufgabenstellung als auch von von Komponenten zu seiner positiven Beeinflus-
den Maßnahmen werden unterscheiden sung hat in den letzten Jahrzehnten große Fort-
tder winterliche Wärmeschutz und der schritte gemacht. Wir wissen heute, mit welchen
tsommerliche Wärmeschutz. Mitteln Behaglichkeit im Gebäude ohne großen
technischen Aufwand, kostengünstig und mit
Eine Grundfunktion jedes Gebäudes ist der nur geringem Energiebedarf zu garantieren ist:
Schutz vor den Launen des Außenklimas: Tat- Hierbei stehen Konstruktion und Entwurf im Mit-
sächlich ist dies sogar der wesentliche Grund, telpunkt – es ist die ohnehin unverzichtbare, in
aus dem Menschen überwiegend in Gebäuden ihrer bauphysikalischen Qualität bedeutend ver-
und nicht im Freien leben. Diese Schutzfunktion besserbare Gebäudehülle, die hierzu den Schlüs-
bedarf einer den Aufenthaltsbereich umfassen- sel liefert.
den Gebäudehülle, die aus physikalischer Sicht Auch der Gesetzgeber hat diese Notwendigkeit
die Systemgrenze darstellt. Es ist praktisch und und Chancen bereits erkannt und mit den Wär-
üblich, hierfür die Außenoberfläche der beheiz- meschutzverordnungen und der Energieeinspar-
ten Zonen des Gebäudes zu wählen. Dies ist die verordnung einen Beitrag zur Verminderung des
Bilanzgrenze – indirekt beheizte Räume werden CO2-Ausstoßes geleistet. Naturgemäß hinken die
dabei zweckmäßigerweise einbezogen. Im Win- gesetzlichen Regelungen der technischen Ent-
ter z. B. fließt über die Gebäudehülle Wärme nach wicklung nach, zumal das Energieeinspargesetz
außen. eine Rechtsgrundlage allein für einzelwirtschaft-
lich unter allen Umständen rentable Maßnahmen
Gebäudehülle. Eine solche Hülle, die einen ge- darstellt. Erkenntnisse der Bauphysik und Erfah-
wissen Mindestwärmeschutz (Feuchteschutz an rungen in Demonstrationsbauten zeigen, dass
den Innenoberflächen) aufweisen und hinrei- es schon heute ratsam ist, eine erheblich besse-
chend luftdicht sowie regenschützend aufgebaut re energietechnische Qualität insbesondere der
sein muss, wird in winterkalten Klimaregionen Gebäudehülle bei jedem Neubau und bei jeder
allein zur Sicherstellung der Gesundheit immer Komponentensanierung anzustreben, die über
benötigt. Diese Hülle leistet zur Behaglichkeit die derzeitigen gesetzlichen Anforderungen hin-
im Aufenthaltsraum einen passiven Beitrag. In aus geht.
der Regel reicht dieser passive Beitrag allerdings
nicht aus, um alle Behaglichkeitsanforderungen Vorab einige Begriffeserklärungen:
17 (z. B. eine ausreichend hohe Raumtemperatur) zu tUnter einem Bedarf wird in der neueren Nor-
erfüllen. Aktive Systeme wie z. B. Heiz- und Kühl- mung immer eine rechnerisch ermittelte Größe
anlagen müssen dann die noch fehlenden Beiträ- verstanden (z. B. ein Heizölbedarf) – im Gegen-
ge leisten. satz zu einem Verbrauch der durch Messungen
Traditionell gab es eine fortschreitende Entwick- (z. B. Heizöl-Durchflussmessgerät) bestimmt
lung zu immer intelligenteren Lösungen für die wird. Die Berechung ist für eine Projektierung
Gebäudehüllen, die eine immer bessere Behag- eines Neubaus oder bei einer Sanierung unver-
17.5 Wärmeschutz 729

zichtbar. Hierfür gibt es gut bewährte internati- tEine gute Luftdichtheit der Gebäudehülle ist
onal eingeführte Verfahren (ISO 13790). eine Voraussetzung für schadensfreies Bauen
tDer Heizwärmebedarf ist die rechnerisch er- (Vermeidung von konvektiven Feuchteströ-
mittelte Wärmemenge, die zur Aufrechterhal- men). Eine sorgfältige Planung erlaubt es auf
tung eines behaglichen Innenklimas erforder- der Basis der heute verfügbaren Baustoffe und
lich ist. Komponenten ausgezeichnet luftdichte Hüll-
flächen zu realisieren – und zwar bei Altbau
tHeizenergiebedarf ist die berechnete Ener-
und Neubau (s. Abschn. 17.5.3). Auf der Gebäu-
giemenge, die das Heizsystem bereit stellen
deebene kann dies durch eine Luftdichtheits-
muss, um den Heizwärmebedarf zu erzeugen.
messung (auch: Blower-Door-Test genannt)
Der Heizenergieverbrauch ist demgegen-
überprüft werden; das Ergebnis ist der Luft-
über die im gleichen Zeitraum gemessene
dichtheitskennwert n50. Dieser Wert charakte-
tatsächlich dem Heizsystem zugeführte Ener-
risiert die Restundichtheit, er sollte so gering
gieträgermenge. Bei validierten Rechenverfah-
wie möglich sein (gute Werte liegen zwischen
ren, Verwendung der tatsächlich gemessenen
0,3 und 0,6 h–1, leider sind aber auch heute
Randbedingungen, sorgfältiger Bestimmung
noch Werte über 3 h–1 selbst bei Neubauten
der Gebäudedaten und korrektem Rechengang
anzutreffen). Eine gute Luftdichtheit ist niemals
sollten beide Werte allerdings relativ gut über-
schädlich – allerdings ist der folgende Punkt zu
einstimmen.
beachten.
tDer Wärmedurchgangskoeffizient U (auch tBei den heute i. a. sehr luftdichten Neubauten
„U-Wert“, früher auch k) charakterisiert die und den ebenfalls beim Einbau neuer Fenster
Wärmeverluste eines Quadratmeters einer Ge- luftdicht werdenden Altbauten ist die gesi-
bäudehüllfläche nach außen, bezogen auf die cherte Wohnungslüftung eine hygienische
Temperaturdifferenz. Andere Einflüsse sind ge- Notwendigkeit. Am besten erfolgt dies durch
genüber dem U-Wert gering (s. Abschn. 17.5.3). eine Lüftungsanlage, welche dann auch eine
U-Wert mal Fläche mal Temperaturdifferenz Wärmerückgewinnung erlaubt. Fensterlüftung
mal Zeit ergibt den Transmissionswärmeverlust erfordert hohe Disziplin der Bewohner (min-
Qtr des betreffenden Bauteils der Gebäudehülle destens alle 4 Stunden).
(s. Abschn. 17.5.8.6). Bei Altbauten sind diese
Wärmeverluste bestimmend für die gesamte tWärmebrückenverluste können einen hohen
Bilanz. Anteil an den Gesamtwärmeverlusten bekom-
men. Durch kluge Details lassen sich bedeu-
tDie Wärmespeicherung in Gebäuden ist für tende Wärmebrücken jedoch weitgehend ver-
den winterlichen Heizenergieverbrauch nicht meiden; das hat Einfluss auf die Konstruktion
entscheidend, sie kann je nach Nutzungsbedin- (s. Abschn. 17.5.7).
gungen sich sowohl geringfügig verbrauchs-
senkend oder -erhöhend auswirken. Jedoch Bei neu zu errichtenden Gebäuden und bei Sanie-
erleichtert eine hohe innere Gebäudewärme- rungen steht heute gute Behaglichkeit und ein
kapazität die Einhaltung von Temperatursta- niedriger Energieverbrauch für die Bauherrschaft
bilität im Sommer und damit ein behagliches vielfach im Vordergrund. Dies wird sich in der
sommerliches Innenklima (allerdings gibt es Zukunft noch verstärken, zumal die Kostenbelas-
auch im Sommer bedeutendere Einflüsse wie tung durch die weltweit steigende Energienach-
die Höhe der inneren Wärmequellen, die Ver- frage, die Rohstoffverknappung (‚peak oil‘) und
schattung und die Durchlüftung der Gebäude; durch den Klimaschutz ansteigt. Anderseits sind
s. Abschn. 17.5.4) . gerade Gebäude, insbesondere deren Hüllen,
tDie Lüftungswärmeverluste Qve sind die Wär- sehr langlebige Wirtschaftsgüter – sie stellen den
meströme, die durch den Austausch von (war- wesentlichen Kapitalstock unserer Wirtschaft.
mer) Raumluft mit (kalter) Außenluft entstehen. Die Verbesserung der Gebäudehüllen liegt des-
Lüftungswärmeverluste werden vom Laien
meist stark überschätzt, sie sind bei Altbauten
halb nicht nur im Eigeninteresse der Bauherren,
sondern auch im Gemeininteresse. Wegen der
17
regelmäßig klein gegenüber den Transmis- Langlebigkeit, die erstrebenswert ist und eine
sionswärmeverlusten. Bei Gebäuden mit besse- Besonderheit bzgl. Nachhaltigkeit gerade im Bau-
rem Wärmeschutzniveau bekommen sie einen wesen darstellt, ist eine sorgfältige Planung der
höheren prozentualen Anteil an den gesamten wärmetechnischen Qualität für die kommenden
Wärmeverlusten, dies kann jedoch durch Wär- Jahrzehnte eine der zentralen Aufgaben von Ar-
merückgewinnung aufgefangen werden. chitekten und Planern.
730 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

17.5.2 Winterlicher Wärmeschutz gleichsweise sehr schlechtem Wärmeschutz der


Gebäudehüllen, bei denen z. B. der Windeinfluss
Der Heizwärmeverbrauch eines Gebäudes wird größer ist als bei heutigen Baustandards; aber
von vielen Größen beeinflusst: Dem Klima, der selbst für diese Fällen sind die weit verbreiteten
Umgebung des Gebäudes, der Art der Nutzung Vorurteile auf methodische Fehler bei den alten
und den Ansprüchen des Nutzers – sowie von Publikationen zurück zu führen. Höhere Windge-
den konstruktiven, technischen Eigenschaften schwindigkeiten erhöhen nämlich den Transmis-
des Gebäudes, insbesondere der Gebäudehülle. sionswärmeverlust nicht, wie häufig unterstellt,
Während Architekt und Planer auf die Größen vor sondern sie verringern in sogar, wenn auch nur
dem Gedankenstrich nur wenig Einfluss haben, so geringfügig, dass dieser Einfluss vernachläs-
bestimmen sie doch maßgeblich Form, Konstruk- sigbar gering ist (die Ursache liegt in der Wärme-
tion und Technik des Gebäudes. Zugleich stellt abstrahlung an den Himmel begründet, der an
sich heraus, dass diese auch den weitaus größten Außenoberflächen bedeutender ist als der Wär-
Einfluss auf den Verbrauch hat, weit größer sogar meübergang an Luft) [0_0].
als die sicher nicht geringen Auswirkungen nutz- Wirklich bedeutend sind demgegenüber die
erbedingt unterschiedlicher Innentemperaturen. wärmetechnische Qualität der Außenhüllflächen
eines Gebäudes; durch deren Verbesserung las-
Zumal die exakten Parameter des Verhaltens von
sen sich erhebliche Energieeinsparungen er-
Nutzern bei der Planung kaum bekannt sind und
reichen, wobei gleichzeitig auch Behaglichkeit
diese sich auch mit der Zeit verändern können
und Bautenschutz positiv beeinflusst werden.
– kaum ein Gebäude wird auf Dauer nur von ei-
Im Folgenden wird auf die wichtigsten Einflüsse
nem Nutzer bewohnt und auch dieser verändert
zunächst qualitativ eingegangen – oft lassen sich
seine Gewohnheiten mit fortschreitendem Le-
die Ergebnisse sogar quantitativ berechnen, dazu
bensalter – ist es sinnvoll, bei der Planung von
wird jeweils auf Folgeabschnitte verwiesen. Die
durchschnittlich akzeptierten Bedingungen für
Darstellung folgt der Wichtigkeit der jeweiligen
das Innenklima aus zu gehen. Diese sind nach
Einflüsse. Diese ergeben sich aus systematischen
Untersuchungen von Fanger et. al. weltweit,
Untersuchungen in enger Wechselbeziehung von
kulturübergreifend und auch in der Geschichte
Theorie und Praxis: Die grundlegenden Verfahren
ziemlich konstant – wenngleich sie eine gewisse
der Bauphysik wurden in Detailmessungen und
Streuung auf Grund individueller Unterschie-
durch umfassende statistische Untersuchungen
de (z. B. beim Stoffwechsel oder infolge Anpas-
in realisierten Siedlungsprojekten in den vergan-
sungsleistungen) zeigen [0]. Inzwischen sind
genen Jahrzehnten überprüft. Diese bestätigen
diese Bedingungen für gute thermische Behag-
die Validität der physikalisch begründeten Ver-
lichkeit in einer international eingeführten Norm
fahren. Durch die gute Übereinstimmung der
(ISO 7730) niedergelegt. In diesem Zusammen-
Physik mit der Praxis ist es u. a. gelungen, Gebäu-
hang ist hier vor allem entscheidend, dass behag-
dekonzepte zu entwickeln, die den Heizenergie-
lich empfundene (sog. operative) Temperaturen
verbrauch gegenüber dem noch bestehenden
für normale Innenräume in einem Bereich von 20
Durchschnitt von über 16 Liter Heizöläquivalent
bis 22 °C liegen. Diese Werte können, bis auf ge-
je Quadratmeter Wohnfläche auf weniger als ein
sondert ausgewiesene Fälle, allgemein zugrunde
Zehntel dieses Wertes senken („Passivhäuser“).
gelegt werden.
Die Konstruktionsdetails dieser sehr energieeffi-
Das Außenklima stellt eine weitere kaum beein- zienten Neubauten erwiesen sich als zuverlässig
flussbare Randbedingung dar. Monatswerte für reproduzierbar – einschließlich der in jeder Hin-
Außentemperaturen und Solarstrahlungsdaten sicht in der Praxis überzeugenden Ergebnisse.
finden sich z. B. in (DIN 4108 Teil 6). Diese beruhen auf den im folgenden dargelegten
Vielfach überschätzt werden die Einflussmög- Grundsätzen Wärmedämmung, Wärmebrücken-
lichkeiten des Planers auf die Wahl des Bauplat- freiheit, Energiegewinnfenster, Luftdichtheit und
Wärmerückgewinnung – die erfolgreiche Praxis
17 zes und die damit bedingten Veränderungen im
sogenannten Lokalklima. Diesbezüglich bevor- ist zugleich der augenscheinlichste Beweis für die
zugte Bauplätze sind im dicht besiedelten Mittel- Validität dieser Prinzipien.
europa knapp – meist schon bebaut oder durch
andere Nutzungen belegt. Zum Glück sind diese Wärmedämmung der Gebäudehülle
Einflüsse bei weitem nicht so groß, wie vielfach
angenommen wird: Die dazu vorliegenden Pu- Der Transmissionswärmeverlust durch Wärme-
blikationen beziehen sich auf Gebäude mit ver- leitung durch an sich luftdichte Bauteile der Ge-
17.5 Wärmeschutz 731

bäudehülle ist die in jeder Hinsicht dominante tVorteil I: Das gut gedämmte Bauteil verliert we-
Größe bei allen Gebäuden, die von Menschen niger Wärme und spart damit Heizkosten und
genutzt werden. Dieser wird bestimmt durch die umweltschädliche Emissionen ein.
Größe der Hüllfläche (A abgekürzt) und durch die tVorteil II: Gut gedämmte Bauteile haben we-
wärmetechnische Qualität der Bauteile, vor allem gen des geringeren Wärmestroms automatisch
bestimmt durch deren Wärmedurchgangskoef- eine innere Oberflächentemperatur, die näher
fizienten U. Für energieeffizientes Bauen kommt an der Raumtemperatur liegt – die Differenz
es darauf an, bei gegebener Nutzfläche AEBF die zwischen der inneren Oberflächentemperatur
thermische Hüllfläche und die U-Werte mög- und der Raumtemperatur ist proportional zum
lichst klein zu machen. Die Qualitäten üblicher Wärmeverlust, sie sollte nicht größer als 4,2 K
Neubauhüllflächen sind hier in den vergangenen werden. Bauteile der hier empfohlenen Qualität
Jahrzehnten um etwa einen Faktor 10 verbessert führen sogar zu Oberflächentemperaturen, die
worden (Altbau-U-Werte um 1,4 W/(m2K), heuti- sich kaum noch von der behaglich eingestell-
ge U-Werte energiesparender Gebäude um 0,14 ten Raumtemperatur unterscheiden (im Winter
W/(m2K)). Hier gibt es daher ein beträchtliches wie auch im Sommer weniger als 1 K). Das führt
Potential für eine gute Planung. auch ohne Flächenheizung zu einem angeneh-
i. Zunächst gilt es, die Gebäudehülle klar zu meren Wärmestrahlungsklima, sehr geringer
identifizieren. und nicht mehr wahrnehmbarer Luftbewegung
und vernachlässigbarer Wärmeschichtung im
ii. Es lohnt sich immer, über Möglichkeiten der Raum, mithin zu erheblich verbesserter Be-
Einsparung von thermischen Hüllflächen haglichkeit. Bei schlechter Dämmung können
nachzudenken (Vermeidung von unnötigen Oberflächentemperaturen an Außenbauteilen
Vor- und Rücksprüngen, Anbau oder Dach- dagegen so stark absinken, dass eine unange-
ausbau statt separatem Gebäude). Dies spart nehme Strahlungstemperaturasymmetrie ent-
Aufwand und gleich mehrfach Kosten. steht – und dass kalte Luft sich in einem Kalt-
iii. Die Bauteile der identifizierten Hülle sollten luftsee am Boden sammelt.
einen optimalen Wärmeschutz erhalten - für tVorteil III: Aus dem gleichen Grund (höhere
opake (nichtlichtdurchlässige) Flächen ist das Oberflächentemperatur) sinken die Wasserak-
eine ausreichend gute (d. h. dicke) Wärme- tivitäten an der Bauteiloberfläche – dadurch
dämmung, für transparente Flächen (z. B. Ver- ist bei diesen Qualitäten das Entstehen und
glasungen) eine Dreischeiben-Wärmeschutz- Wachstum von Schimmel an den Wänden
oder eine Vakuumverglasung, gedämmte selbst in den Ecken und hinter Schränken aus-
Fensterrahmen sind ebenso unverzichtbar geschlossen (wenn keine spezifischen Feuch-
wie thermische Trennungen bei auskragen- tequellen wie Rohrbruch o. ä. vorliegen).
den Bauteilen. Als grobe Anfangsorientierung Schimmelpilzvermeidung an Bauteilen ist aus
kann für opake Bauteile ein Wärmedämm- hygienischer Sicht unbedingt erforderlich: Da-
niveau um 0,14 W/(m2K), bei transparenten zu müssen bei durchschnittlichen Innenraum-
Bauteilen um 0,8 W/(m2K) angestrebt werden. bedingungen die Oberflächentemperaturen
Diese Werte werden heute von einer großen überall 12,6 °C überschreiten (vgl. 17.5.7.3,
Vielzahl unterschiedlicher Konstruktionen 20 °C 50 % r. F. innen und –5 °C außen). Bei den
erreicht. Auch noch bessere (kleinere) Werte hier generell empfohlenen Wärmeschutzqua-
sind vertretbar und in manchen Fällen erfor- litäten (inkl. der Wärmebrückenfreiheit, vgl.
derlich. Größere U-Werte sollten nur dann nächster Punkt) wird dies automatisch erfüllt.
geplant werden, wenn aus wichtige Gründen
Beschränkungen vorliegen (z. B. nicht über- Wärmebrückenfreies Konstruieren
baubares Grundstück des Nachbarn) oder die
Energiesparziele auf sicherem Weg anders Der oben empfohlene Wärmeschutz sollte das
Gebäude in einer ununterbrochenen durchge-
erreicht werden (das kann z.B. durch die Ener-
giebilanz, vgl. 17.5.8, nachgewiesen werden). henden Dämmhülle umschließen. Diese Hülle
17
darf nicht von Materialien mit bedeutend höhe-
Der hier empfohlene erheblich verbesserte Wär- ren Wärmeleitfähigkeiten durchstoßen werden.
meschutz der Gebäudehülle hat einen günstigen Solche Fehlstellen heißen Wärmebrücken. Aus-
Einfluss auf eine ganze Reihe von weitere Anfor- wirkungen von Wärmebrücken lassen sich heute
derungen an die Baukonstruktion, die hier kurz mit numerischen Programmen auch für individu-
qualitativ behandelt werden: elle Planungen berechnen; besser ist es jedoch,
732 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

≥ 22
6
1

a
2
b
3

c
4
5

17.52a 17.52b 17.52c


17.52 Einbindende Stahlbetonteile in Außenwänden (Wärmebrücken) von schlecht gedämmten Altbauten
a) Stahlbetonstütze ohne zusätzliche Wärmedämmung (falsche Anordnung): Die Stahlbetonstütze wirkt als
Wärmebrücke. Ihr Wärmedurchlasswiderstand ist mit 0,17 m2K/W viel zu gering.
b) Stahlbetonstütze mit zusätzlicher Wärmedämmschicht (Leichtbauplatte, besser extrudierter PS-Hartschaum).
Der Wärmedurchlasswiderstand der Schichten a und c muss dem der Wand entsprechen. Durch einen seitlichen
Überstand (b) müsste dies auch für den diagonalen Wärmedurchgang berücksichtigt werden.
1 Außenputz, 2 Leichtbauplatte oder PS-Hartschaum, 3 Mauerwerk, 4 Stahlbeton
c) Durch ein bei der nächsten Erhaltungsmaßnahme gekoppelt angebrachtes Wärmedämmverbundsystem
verschwindet die Wärmebrücke.

die Wärmebrücken von vorn herein zu vermei- Optimierung der Qualität sowie der Lage und
den – dieses Prinzip heißt „wärmebrückenfreies Größe transparenter Bauteile
Konstruieren“. Hierfür ist ein einzelnes Grund-
prinzip zielführend: Die gesamte Dämmhülle Fenster dienen in erster Hinsicht nicht der Ener-
sollte innerhalb der maßgeblichen Dämmschicht gieeffizienz, sondern der Lebensqualität im Ge-
ohne abzusetzen mit einem Stift der im Plan- bäude: u. a. durch Blickkontakte nach außen,
maßstab verkleinerten Mindestbreite 200 mm Tageslicht und Kommunikationsmöglichkeiten.
durchfahren werden können. Wird diese Regel Diese Aufgaben sind es auch, welche in der Re-
eingehalten, so halten sich die sonst bei Wärme- gel maßgeblich sind für Größe und Position von
brücken auch auftretenden Temperaturabsen- Fenstern – wenngleich beides natürlich auch
kungen im Rahmen – Bauschäden durch thermi- großen Einfluss auf die Energiebilanz des Gebäu-
sche Schwachstellen werden so sicher vermieden des hat (siehe unten). Größer ist allerdings die
(s. Abschn. 17.5.7). In Altbauten gibt es dagegen Auswirkung der wärmetechnischen Qualität von
zahlreiche gefährdete Stellen dieser Art (Ringver- transparenten Bauteilen auf den Heizenergiever-
ankerungen in Außenwänden, Betonstürze über brauch. Dieser lässt sich qualitativ wie folgt zu-
Fenstern, Stahl- und Stahlbetonstützen im Innern sammenfassen:
von Leichtbauwänden (Bild 17.52a und b) bzw. i. Die in jeder Hinsicht, für alle Himmelsrichtun-
in Platten- oder Tafelwänden aus Fertigteilen, gen und Gebäudearten energieökonomisch
Betonkragplatten, Geschossdeckenauflager, lns- optimale Verglasungsqualität in Mitteleuropa
tallationsschlitze (Bild 17.53). Die meisten dieser ist die Dreischeibenwärmeschutzverglasung
Stellen lassen sich bei sachgerechter Planung (oder eine vergleichbare Qualität wie z. B.
im Zuge von Sanierungen zumindest abmildern hochwertiges Zweischeiben-Vakuumglas).
(Bild 17.52c). Solche Verglasungen weisen Ug-Werte unter
0,80 W/(m2K) auf und sind bis herunter zu 0,51
W/(m2K) erhältlich. Verglasungen dieser Quali-

17 17.53
Wärmedämmung von Rohrschlitzen in Außenmauern
1 Außenputz 2 cm 6 Innenputz, 1,5 cm
2 Ziegelmauerwerk 36,5 cm 7 korrosionsgeschützter
3 Wärmedämmplatte Drahtnetzstreifen über
4 Rohrschellenanker Anschlussfuge
5 Halteschiene für verstell- 8 Dämmstoff-Ausschäumung
bare Rohrschellen (Schema)
17.5 Wärmeschutz 733

tät stellen die Erfüllung aller diesbezüglichen tDie Kompaktheit des Baukörpers ist letzt-
Anforderungen sicher: Sie reduzieren den endlich wichtiger als die Orientierung: wenn
Wärmeverlust auf ein vertretbares Maß, sie z. B. durch Anordnung eines Nordfensters
garantieren ausreichend hohe innere Ober- eine größere Gebäudetiefe erreicht werden
flächentemperaturen im Winter (sehr gute kann, so wirkt sich dies positiv aus, auch
thermischen Behaglichkeit) und sie weisen wenn die Nordverglasung für sich gesehen
bei Verwendung thermisch getrennter Ab- nicht optimal ist.
standhalter kein Tauwasser mehr an Innen- tDie Orientierung ist nur für wenig verschat-
oberflächen aus. Nach wie vor ist der Ug-Wert tete Fenster wirklich relevant. Passiv solare
(EN 673) die bedeutendste Größe für die wär- Gewinne gibt es immer nur dann, wenn
meschutztechnische Bewertung einer Vergla- diese auch zugelassen werden: Bleiben Roll-
sung; geringere Ug-Werte sind besser. läden oder Jalousien im Winter geschlossen
ii. Verglasungen verlieren nicht nur Wärme oder werden Verglasungen durch Einbauten
nach außen, sie lassen auch direkte und indi- oder Einfärbung ganz oder teilweise lichtun-
rekte Sonnenstrahlung in das Gebäude. Die- durchlässig gemacht, so nützt auch ein ho-
se Eigenschaft wird gekennzeichnet durch her g-Wert nichts.
den Gesamtenergiedurchlassgrad g (auch tUnkritisch für den Sommer ist nur die Nord-
g-Wert genannt); er gibt an, welcher Anteil orientierung. Nicht allzu große Fenster auf
eines außen senkrecht auftreffenden Solarge- der Südseite führen allerdings im Sommer
winnstroms durch die Verglasung hindurch im zu bedeutend geringeren Problemen als
Inneren wirksam wird. Nicht nur die direkte Ost- oder West-Fenster. Bei letzteren ist al-
Transmission, auch die indirekte Erwärmung so besondere Vorsicht geboten: Sie sollten
bei Absorption von Strahlung in den Scheiben nicht ohne Not zu groß werden und sie be-
wird im g-Wert berücksichtigt. Der g-Wert ist dürfen fast regelmäßig einer Möglichkeit zur
kennzeichnend für die Möglichkeit, Solarener- temporären Verschattung.
gie passiv zu nutzen. Er verliert natürlich an iv. Oft werden das Vorliegen von nichttranspa-
Relevanz, wenn das Fenster verschattet wird renten Anteilen (Fensterrahmen), Verschmut-
(z. B. durch Vorbauten, Balkonbrüstungen, zung und Verschattung (Fensterlaibung,
die Bebauung selbst, andere Bauwerke etc.) Dachüberstand, Nachbarhaus, Vegetation)
oder z. B. ein Rollladen geschlossen bleibt. unterschätzt. Dadurch ergeben sich idealisier-
Gute g-Werte sind möglichst hoch; hochwer- te Vorstellungen von „Solar-Gewinn-Häusern“,
tige Dreischeibenwärmeschutzverglasungen die in der Praxis zu Enttäuschungen führen.
haben heute g-Werte um und über 54 %. Eine
ganz grobe Abwägung zwischen niedrigerem Luftdichtes Konstruieren
U-Wert und höherem g-Wert ist durch die For-
mel (Index gb für Glas-Bilanz) Laien verwechseln oft Wärmedämmung mit
Luftdichtheit. Wärmedämmstoffe sind jedoch
Ugb = Ug – 1,6 W/(m2K) g häufig nicht luftdicht (Beispiele: Mineralwolle
möglich. Grundsätzlich sollten heute nur noch oder Zellulosefasern) und luftdichte Bauteil-
solche Verglasungen eingesetzt werden, für schichten selten wärmedämmend (schon ein
welche Ugb negativ wird (Energiegewinn-Ver- dünnes Stahlblech ist absolut luftdicht, ebenso
glasungen). Warnung: Ugb ist keine Rechen- eine Glasscheibe oder eine Ortbetondecke). Luft-
größe für Energiebilanzen sondern nur ein dichtheit ist allerdings ein wichtiges Ziel für eine
Orientierungswert zum Vergleich zwischen baukonstruktiv einwandfreie Konstruktion. Der
Verglasungen. Grund hierfür ist leicht zu verstehen: Im Inneren
eines Gebäudes wird zusätzlicher Wasserdampf
iii. Für hohe passiv solare Einträge in Gebäude im freigesetzt (Menschen, Trocknen, Baden, Spülen,
Winter ist eine Südorientierung von Vergla-
sungen besonderes vorteilhaft: Hier ergeben
Waschen, Pflanzen etc.). Dadurch ist der abso-
lute Wasserdampfgehalt der Luft im Gebäude
17
sich fast doppelt so hohe Gewinne wie bei ei- höhere als der in Außenluft. Tritt solche absolut
ner Ost- oder Westverglasung und etwa drei- feuchtere Luft durch eine Undichtheit hindurch
mal so Hohe im Vergleich zu Nord-Richtung. nach außen, so wird sie im Außenbereich der Un-
Hinweise: dichtheit soweit abgekühlt, dass flüssiges Wasser
tAbweichungen um ± 30° sind auch für die ausfällt – die hier transportierten Feuchtemen-
Energiebilanz nicht entscheidend. gen sind oft sehr groß. Luftdichtheit ist daher
734 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

eine bedeutende Zielsetzung für ein schadens- gerecht ausgeführte Verfugung, nicht zu stark
freies Bauteil. Fugen in der wärmeübertragenden aufgegangenes Kompriband).
Umfassungsfläche von Gebäuden, insbesondere iv. Schließlich müssen Verletzungen der so ge-
auch Fugen zwischen Fertigteilen oder zwischen schaffenen Gesamtluftdichtheitsebene des
Ausfachungen und Tragwerk müssen daher dau- Gebäudes vermieden werden: Sowohl solche,
erhaft luftundurchlässig abgedichtet werden (s. die evtl. durch Nachlässigkeit entstehen (z. B.
DIN 18 540). Maßstab für gute Bauteildichtheit ist Aufschlitzen des Putzes durch den Elektriker)
der sog. q50-Wert, welcher den bei 50 Pa Druck- als auch solche, die für bestimmte Funktionen
differenz pro m2 Bauteilfläche ausgetauschten unerlässlich sind (z. B. Durchführung eines
Luftvolumenstrom angibt. Angestrebt werden Antennenkabels, eines Abwasser- oder eines
müssen heute Werte um und unter q50 ≤ 0,5 m3/ Lüftungsrohres). Für diese Aufgaben gibt es
h/m2. Diese Werte sind heute bei allen Bauwei- heute bewährte Verfahren und praxistaugli-
sen zuverlässig erreichbar. Auch q50 lässt sich che Produkte.
mit dem sog. Blower-Door-Test bestimmen. Das
Erreichen einer guten Luftdichtheit ist wieder vor Das Blower-Door-Verfahren („Differenzdruck-
allem eine Aufgabe für eine gewissenhafte Pla- Verfahren“) hat sich als Standard-Verfahren zur
nung. Im Folgenden wird der Ablauf und werden Messung der Luftdichtheit von Gebäuden und
die wichtigsten Prinzipien skizziert: Gebäudeteilen durchgesetzt (EN 13 829). Bei ihm
wird durch Ventilatoren ein Druckunterschied
i. Zunächst gilt es, die Luftdichtheitsebene in-
zwischen der Innen- und Außenluft hergestellt
nerhalb der Gebäudehülle klar zu identifizie-
und die dadurch ab- oder zuströmende Luftmen-
ren.
ge gemessen.
ii. Sodann wird für jedes Regelbauteil die Lage Zur praktischen Durchführung wird eine Außen-
und Art der luftdichten Ebene bestimmt: Das tür oder ein Fenster des zu prüfenden Gebäudes
kann z. B. der Innenputz eines Außenwand- durch eine luftdicht eingepassten „Gebläse-Tür“
mauerwerkes sein, die ohnehin zur Ausstei- (daher englisch „Blower-Door“) ersetzt. Mit dem
fung herangezogene Holzwerkstoffplatte bei Gebläse wird Luft aus dem Gebäude gefördert.
einem Leichtbauteil (z. B. Dach), eine Beton- Nach kurzer Zeit (wenige Sekunden) stellt sich
platte oder eine Luftdichtungsbahn (z. B. eine ein Fließgleichgewicht ein, bei welchem exakt
Folie oder ein reißfest faserverstärktes Papier). der geförderte und gemessenen Luftmassen-
Zu jedem Regelbauteile muss es genau eine strom über die noch vorhandenen Undichthei-
eindeutig vom Planer festgelegte Luftdicht- ten der zu prüfenden Gebäudehülle nachströmt.
heitsebene geben. Liegt diese im warmen Das erfolgt bei einem Unterdruck, welcher mit
Bereich der Konstruktion, so kann sie zugleich einer ebenfalls in der Blower-door angebrachten
auch die Funktion einer Dampfbremse oder Differenzdruck-Messeinrichtung bestimmt wird
-sperre übernehmen. Liegt sie eher im kalten (Unterdruckmessung). Als kennzeichnend wird
Bereich, so darf sie nach Möglichkeit nicht dif- der Wert zur Referenzdruckdifferenz von 50 Pa
fusionsdicht ausgeführt werden. Ist das doch (Pascal) verwendet. Zur Erhöhung der Genauig-
der Fall (wasserdichte Flachdachdichtbahn), keit werden jedoch mehrere Werte unter- und
so müssen weitere Maßnahmen zum Feuchte- oberhalb von 50 Pa eingestellt (z. B. 20, 30, 40, 50
schutz bzgl. Dampfdiffusion ergriffen werden und 60 Pa) und damit eine Ausgleichskurve zur
(vgl. Abschn. 17.5.6). Bestimmung des gefragten Wertes erstellt. Das
iii. Nun gilt es, alle (linienförmigen) Anschlüsse Verfahren wird anschließend bei umgekehrter
zwischen Bauteilen zu identifizieren. An die- Förderrichtung wiederholt (Überdruckmessung),
sen Anschlüssen müssen die zuvor geplanten da manche Luftundichtheiten Ventileigenschaf-
luftdichtenden Ebenen aneinander luftdicht ten aufweisen können.
angeschlossen werden: Dabei ist vor allem auf Um auf die eigentlich aussagekräftigeren Kenn-
17 die Dauerhaftigkeit des Anschlusses und seine
Toleranz gegenüber evtl. auftretenden Be-
werte n50 oder q50 zu kommen, müssen die ge-
messenen absoluten Förderströme des Gebläses
wegungen zu achten. Z. B. reißen Putzfugen noch durch die Bezugswerte, nämlich das einge-
zwischen nicht kraftschlüssig verbundenen schlossene Luftvolumen des Gebäudes Vair (das
Bauteilen regelmäßig auf: Hier bedarf es da- liefert n50) bzw. durch die Gebäudehüllfläche
her einer luftdichten Verbindung, die tolerant (das liefert q50) geteilt werden. Diese Bezugswer-
gegenüber den zu erwartenden Bewegungen te müssen aus den Plänen rechnerisch bestimmt
ist (Folienbrücke, (Anputz-) „Apu“-Leiste, fach- werden.
17.5 Wärmeschutz 735

Als Voraussetzungen für die Durchführbarkeit bei starkem Wind immer noch zu hoch sein kann.
des Verfahrens gilt: Die luftdichtende Hülle muss Klasse (II) wird nach einem Fensteraustausch
bauseits vollständig vorhanden sein (z. B. Innen- in einem typischen Altbau regelmäßig erreicht
putz fertig, Fenster alle eingebaut und luftdicht – hier ist das Maximum aller denkbarer Proble-
angeschlossen). Alle normalerweise geschlosse- me gegeben: Die Feuchtigkeit im Innenraum
nen Stellen in der Hülle müssen bei der Messung steigt wegen des sinkenden Luftaustausches an
auch geschlossen sein (z. B. Fenster oder Abwas- – aber das Gebäude ist immer noch so undicht,
serrohre – evtl. Syphone erstmals mit Wasser dass Bauschäden durch Exfiltration von feuchter
füllen bzw. Rohr mit einer aufgepumpten Blase Luft entstehen können – und wegen der höhe-
verschließen). Es sollten keine zu hohe Innen- ren Innenraumfeuchte sogar wahrscheinlicher
Außentemperaturdifferenz vorhanden sein und entstehen. Diese Gefahren nehmen nach (III) ab
kein zu starker Wind blasen, um die Fehler in der und sind bei (IV) nicht mehr gegeben; allerdings
Messung zu begrenzen. reichen auch bei diesen Gebäudeklassen die In-
filtrationsluftmassenströme allein für eine hygie-
Einordnung der Ergebnisse von Gebäude- nisch einwandfreie Lüftung nicht aus. Es muss
Dichtheits-Prüfungen: Ein Differenzdruck von also zusätzlich gelüftet werden, entweder durch
50 Pa stellt sich auf natürlichem Weg z. B. bei der regelmäßiges Fensteröffnen oder mit einer Lüf-
Anströmung einer Fassade mit Windgeschwin- tungsanlage (Empfehlung).
digkeiten um 10 m/s ein (frische Brise bis starker
Wind). Bei Sturm können Staudrücke bis 300 Pa, Hygienisch einwandfreie Lüftung
bei Orkanen um 500 Pa auftreten – entsprechend
höher sind dann bei wenig dichten Gebäuden Die Aufgabe besteht in der Garantie einer guten
die Zugluftmengen. Im Mittel liegen aber in Luftqualität. Die Raumluft darf
Deutschland, vor allem im Inland, viel geringere tkeine gesundheitsgefährdenden Mengen toxi-
Windgeschwindigkeiten vor. In einer ganz gro- scher Stoffe enthalten,
ben Näherung beträgt der Mittelwert des Infiltra- tkeine großen Mengen an Stoffe enthalten, wel-
tionsluftwechsels eines Gebäudes in städtischer che die Menschen stören (z. B. Gerüche) und
Lage etwa 0,07 · n50. Eine Übersicht vermittelt tkeine Zusammensetzung haben, die den Erhalt
dann Tabelle 17.54. Nur die Klasse (IV) in der letz- der Bausubstanz gefährdet.
ten Spalte kann ein in jeder Hinsicht akzeptables
Ergebnis garantieren. Zu beachten ist außerdem, Ein wichtiges Indiz für eine unzureichende Lufter-
dass bereits ab der Klasse (II) die Infiltration nicht neuerung ist das Auftreten von Feuchteschäden
mehr für einen immer hygienisch einwandfreien wie z. B. Schimmelwachstum an Innenoberflä-
Luftwechsel ausreicht – obwohl der Luftwechsel chen der Gebäudehülle – in solchen Fällen kann

Tabelle 17.54 Klassifizierung zur Luftdichtheit von Gebäuden

Haustyp (I) Nicht (II) Mäßig gut (III) Mittelmäßige (IV) Stand der Technik
sanierter modernisierter Altbau, Luftdichtheit bei Neubau und Moder-
Altbau schlechter Neubau nisierung, anzustreben
Typische n50-Werte h–1 6 bis 14 2 bis 5 0,8 bis 2 0,2 bis 0,6
Typischer Infiltrations- 0,42 bis 1 0,14 bis 0,35 0,06 bis 0,14 0,02 bis 0,05
Luftwechsel im
Winter h–1
Typischer Infiltrations- 26 bis 60 9 bis 21 4 bis 8 1 bis 2,5
wärmeverlust qinf sehr hoch hoch bedeutend vernachlässigbar
kWh/(m2a)
Klassifizierung schadens- besonders Bauschadensgefahr keine 17
Wasserdampfkonvektion trächtig schadens- grenzwertig Bauschadensgefahr
trächtig
Klassifizierung undicht, bereits zu dicht Infiltration reicht Infiltration reicht
Infiltrationslüftung zugig, für ausreichende für hygienischen für hygienischen
zu hohe Lüftung, Luftwechsel Luftwechsel
Luftmengen: aber zeitweise nicht aus nicht aus
trockene Luft immer noch zugig
736 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

nicht mehr von hygienischen Wohnverhältnissen nach. Diese einfachen Systeme sind inzwischen
gesprochen werden. Eine verbreitete Ursache ist in Frankreich vorgeschrieben und eine Selbst-
das Schimmelwachstum an Innenoberflächen verständlichkeit; in Schweden besteht seit über
kalter Hüllflächen, an denen wegen einer zu ho- 50 Jahren Erfahrung mit solchen Abluftanlagen.
hen Raumluftfeuchte zu hohe Wasseraktivitäts- In Deutschland handelt es sich um eine brauch-
werte vorliegen. bare Lösung für Neubauten nach der EnEV und
Darüber hinaus gibt es viele weitere, gesund- für modernisierte (und damit luftdichter gewor-
heitlich relevante Raumluftverunreinigungen dene) Altbauten. Für wirklich energieeffiziente
wie Formaldehyd, flüchtige organische Subs- Gebäude wie Passivhäuser kommt ein solches
tanzen (VOC), Radon, Rauch und Staub. Diese System aber nicht in Betracht: Weil nach wie vor
stammen bei heutigen Neubauten weniger aus kalte Luft in die Räume kommt, ist der Lüftungs-
den Baustoffen, als vielmehr vom Mobiliar, von wärmeverlust zu hoch (vgl. wieder Tabelle 17.1).
Haushalts-Chemikalien, aus der Kleidung und Einerseits wird dann nämlich eine ziemlich hohe
auch vom Menschen selbst. Diese Belastungen Heizleistung mit Wärmeabgabe in der Nähe der
müssen durch eine angemessene Wohnungslüf- Außenluftdurchlässe gebraucht, andererseits ist
tung in ausreichendem Maß verringert werden. der Jahreslüftungswärmeverlust dann immer
Auch die Störungen des Wohlbefindens durch noch etwa doppelt so hoch wie ein durchschnitt-
eine Geruchsbelästigung müssen ernst genom- licher Heizwärmebedarf in einem Passivhaus.
men werden. Die Verbesserung der empfunde- Dort werden daher ausschließlich Lüftungsanla-
nen Luftqualität stellt immer einen Wert dar, der gen mit Zu- und Abluftführung und Wärmerück-
zusätzliche Investitionen rechtfertigt. gewinnung verwendet.
Eine auf den Frischluftbedarf eingestellte Kom- Die hier aufgeführten fünf Grundprinzipien ga-
fortlüftung ist heute unverzichtbar in jedem rantieren bereits entscheidenden Erfolg bei der
Neubau und bei jeder hochwertigen baulichen Planung und Realisierung energieeffizienter Ge-
Modernisierung: bäude – sei es beim Neubau oder bei der Sanie-
rung. In den folgenden Abschnitten wird darauf
tEin ausreichender Luftaustausch in der kalten
eingegangen, wie diese Prinzipien konkret auf
Jahreszeit ist nur mit einer zusätzlichen Lüftung
ein Gebäude ausgelegt werden können. Dazu
möglich (vgl. Tabelle 17.1) .
wird die Methode der Energiebilanzierung ver-
tIn keinem Fall zufriedenstellend ist eine Fugen- wendet.
lüftung durch Undichtheiten (vgl. Haustyp (I) Zuvor muss hier aber noch qualitativ auf weitere
in Tabelle 17.1): In einem Gebäude vom Typ (I), Einflussgrößen eingegangen werden, die im Zu-
das undicht genug für einen noch ausreichen- sammenhang mit dem energiesparenden Bauen
den Luftwechsel bei schwachem Antrieb ist, immer wieder diskutiert werden – aber letztlich
kommt es bei starkem Wind bereits zu Zuger- keine wirklich hohe Bedeutung haben.
scheinungen. Neubauten in Deutschland sind
aber seit 1984 bereits so dicht gebaut, dass der Verschattung. Noch recht groß ist der schon
Fugenluftwechsel für eine ausreichende Innen- beim Thema Verglasung kurz erwähnte Einfluss
luftqualität nicht ausreicht (dichter als Typ II); der Verschattung. Die Größenordnung der Re-
das gilt auch für modernisierte Altbauten mit duktion der verfügbaren Solareinstrahlung im
neuen Fenstern – das Auftreten von Feuchte- Winter wird oft stark unterschätzt, da auch die
schäden in beachtlicher Häufigkeit belegt diese Fensterlaibung und der Fensterrahmen bei nicht
Aussage. senkrechtem Einfall zur Verschattung beitragen.
tOhne Komfortlüftung kann in solchen Woh- Eine korrekte Berücksichtigung dieses Einflusses,
nungen ein ausreichender Luftaustausch nur wie es heute mit Wärmebilanztools möglich ist,
durch eine regelmäßige Stoßlüftung versucht führt zu vorsichtigeren Aussagen bzgl. der passiv
werden: Um einen etwa 0,33-fachen Luftwech- solaren Gewinne.
17 sel zu erreichen, müsste man mindestens alle
drei bis fünf Stunden die Fenster für 5 bis 10 Oberflächenabsorption. Solarstrahlung wird
Minuten ganz öffnen. nicht nur nach Durchgang durch ein Fenster im
Inneren eines Gebäudes absorbiert; vielmehr
Die einfachste Lösung besteht in einer Abluftan- wird, je nach Absorptionsvermögen der äußeren
lage, die verbrauchte und feuchte Luft aus Küche, Oberflächen auch der Wärmedurchgang durch
WC und Bad abzieht. Dabei strömt (im Winter opake Bauteile messbar reduziert. Bei starker Ein-
kalte) Frischluft durch Außenluftdurchlässe (ALD) strahlung, insbesondere im Sommer, ist das z. B.
17.5 Wärmeschutz 737

für Dachwohnungen offensichtlich. Dieser Teil zu verstehen: In der Kernzeit der Heizperiode
der passiven Solarenergienutzung durch Absorp- (Winter) ist es in Mitteleuropa dauerhaft außen
tion an Außenoberflächen macht im Winter je kälter als innen. Kommt es durch instationäre
nach Orientierung, Verschattung, Farbe und Bau- Vorgänge zu zeitweisen Temperaturänderungen
teilaufbau etwa 1 bis 18 % des „dunklen“ Wär- im Inneren (z. B. Temperaturzunahme des Spei-
meverluststroms wieder Wett. Der prozentuale chers) so muss die Energie dafür genauso und in
Anteil dieses Solargewinns am Wärmeverlust ist gleicher Höhe aus Wärmequellen kommen, nur
vom U-Wert unabhängig; das liegt daran, dass so- zeitverschoben. Solange die Heizlast zu keinem
wohl der Wärmeverlust als auch der indirekt nach Zeitpunkt Null wird (und das geschieht im Winter
innen weitergeleitete absorbierte Solargewinn außer in besonders guten Energiesparhäusern
proportional zum U-Wert sind – der überwiegen- nie), ändert sich dadurch die Bilanz im Gesamt-
de Teil der Erwärmung der äußeren Oberfläche zeitraum gar nicht.
wird direkt von dort über langwellige Abstrah- Instationäre Heizungsunterbrechungen bewirken bei
lung und über Konvektion an die Atmosphäre leichten Gebäuden eine schnellere, bei speicherfähigen
abgegeben (78 bis fast 100 %). Dieser Effekt kann Gebäude eine langsamere Absenkung der Innentempera-
turen. Damit sinken die Wärmeverluste ebenfalls schneller
in Berechnungen nach den heute international oder langsamer ab (sie sind zu den Temperaturdifferenzen
eingeführten Verfahren (ISO 13 790) korrekt be- proportional). Da die späteren Aufheizvorgänge in beiden
rücksichtigt werden; für die Sommersituation Fällen wesentlich schneller erfolgen als die Abkühlvor-
kann dies insbesondere in sonnigen Klimaten gänge, ist der Mittelwert der Innenlufttemperaturen bei
weniger speicherfähigen Gebäuden geringer und der Heiz-
einige Bedeutung haben (wenn auch in diesem energieverbrauch bei Nachtabsenkung um einige Prozente
Fall ungünstige, die Kühllast wird erhöht – als niedriger als bei schweren Gebäuden. Bei Wochenendab-
Reaktion findet man in der typischen Inselarchi- senkungen im Bürobereich kann die Heizenergieeinspa-
tektur im Mittelmeerraum die sorgfältig regelmä- rung, insbesondere bei schlecht gedämmten Gebäuden, in
den zweistelligen Prozentbereich kommen. Je besser der
ßig kalkweiß gestrichenen Häuschen) [2]. Dem Wärmeschutz, umso geringer wird der hier beschriebene
eben beschriebenen Effekt steht die langwellige Effekt - bei den heute empfohlenen Dämmniveaus spielt er
(infrarote) Abstrahlung der opaken Oberflächen kaum noch eine Rolle, außer bei nur wenig genutzten Ge-
der Gebäudehülle in den (sehr viel kälteren) bäuden (z. B. viele Schulgebäude).
Himmel entgegen. Dieser sogenannte langwel- Die Sonnenenergieausnutzung ist dagegen bei schweren
lige Strahlungsaustausch erhöht den gegenüber Gebäuden auch im Winter geringfügig besser, weil auch
überschüssige Sonnenenergie von schweren Innenbautei-
Außenluft berechneten Wärmeverlust, und zwar len aufgenommen werden kann und dadurch die Raum-
im Mittel um fast 20 %, da so gut wie alle heute temperatur nicht so stark erhöhen kann wie bei leichten
als Außenoberflächen eingesetzte Materialien Gebäuden. Die gespeicherte Wärme wird in der sonnen-
sehr hohe Emissionsgrade im mittleren Infrarot losen (Nacht-)Zeit dann wieder abgegeben und entlastet
dabei die Heizanlage. Dieser Einfluss wird in ISO 13 790
aufweisen. Dieser Effekt führt z. B. zu den Beob- auch korrekt berücksichtigt – auch er liegt bestenfalls im
achtungen von Tau auf Wiesen, sowie Tauwasser einstelligen Prozentbereich, in diesem Fall verbrauchsmin-
und Reif auf Windschutzscheiben oder Dächern, dernd. In der Summe ist der Effekt der Speicherkapazität für
weil sich die Oberflächen über Nacht unter den den winterlichen Wärmebedarf vernachlässigbar gering.
Da speicherfähige Gebäude sich im Sommer aber ebenfalls
Taupunkt auskühlen können. Der Effekt über- temperaturausgleichend verhalten, ist bei der Gefahr som-
kompensiert den solaren Wärmegewinn auf Au- merlicher Raumüberhitzung das schwere Gebäude vorteil-
ßenoberflächen; beides nicht zu berücksichtigen haft (s. Abschnitt 17.5.4).
führt zu nur geringen Fehlern – nach ISO 13 790
ist es aber möglich, beides zugleich zu berück- Rohrleitungen für die Wasserversorgung, -ent-
sichtigen. sorgung und Heizung sollten nicht in Außenwän-
den liegen (Wärmeverluste), das gleiche gilt für
Schornsteine (Versottungsgefahr).
Wärmekapazität. Viel wurde in populären
Schriften über die angebliche Bedeutung der
Wärmespeicherung für die Energieeinsparung Außendämmung. Eine Außendämmung von
Wänden und an Außenluft grenzenden Decken
geschrieben – manchmal sogar behauptet, Wär-
mespeichern sein wichtiger als Wärmedämmen. ist die in jeder Hinsicht vorteilhafteste Lösung. 17
Diese Auffassung ist unzutreffend und längst wi- Sie verbessert alle relevanten Eigenschaften des
derlegt: Die vielfach zitierten instationären Vor- Bauteils, einschließlich des Feuchteverhaltens.
gänge werden in der Physik bereits seit Fourier’s Eine gute Außendämmung kann auch Schubris-
bahnbrechender Arbeiten von 1807 korrekt be- se vermeiden helfen, da wegen der verringerten
handelt. Auch anschaulich ist der nur geringfügi- Temperaturdifferenzen (Sommer/Winter und Tag/
ge Einfluss des Wärmespeichervermögens leicht Nacht) in der statisch wirksamen Schicht die
738 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

aus Wärmedehnungen resultierenden Schub- gleichmäßige Staubablagerungen (dunkle Strei-


kräfte gering bleiben. Problemstellen sind Auf- fen an den jeweils kälteren Deckenflächen, z. B.
lager massiver Dachdecken mit geringer Auflast, unter den Rippen) ab. Diese Erscheinung ist auch
besonders auch Garagendecken. Gesicherte als „Fugenabbildung“ an Wänden mit unzurei-
Auflager (Ringanker), Gleitschichten (aus Poly- chender Wärmedämmung im Fugenbereich be-
chloroprene-Kautschuk oder Polytetrafluorethy- kannt; auch dort löst eine ausreichend verbesser-
len-Folie) können dies unterstützen – auch hier te Dämmung das Problem.
kommt es auf das Grundprinzip des wärmebrü- Fogging nennt man einen Verschmutzungs-
ckenfreien Konstruierens an. effekt, der ebenfalls durch Wärmebrücken be-
günstigt, aber ursächlich wohl durch in die Räu-
Innendämmung. Ist z. B. bei Altbausanierungen me eingebrachte schwerflüchtige organische
eine Innendämmung nicht zu vermeiden, so ist Verbindungen erzeugt wird (z. B. Phthalate aus
auf eine fachgerechte Projektierung der Was- Weichmachern, aber auch Beiprodukte von Zi-
sertransportvorgänge (evtl. Dampfbremsschich- garettenrauch). Ungünstige Luftströmungen und
ten oder Verwendung von dampfdichteren erhöhte Staubkonzentrationen erhöhen nach
Dämmstoffen bzw. (sd-Wert) oder kapillaraktive Untersuchungen des Umweltbundesamtes die
Dämmstoffe zu achten (s. auch Abschn. 17.5.6). Verschmutzungsgefahr.
Durch neue experimentelle und rechnerische
Untersuchungen und besonders auch durch die Wirtschaftlicher Wärmeschutz. Eine Verbes-
Erfahrungen bei der Altbauerneuerung ist heute serung des Wärmeschutzes eines Bauteils er-
bewiesen, dass Dampfsperren auf der Innensei- zeugt i. A. zusätzliche Kosten gegenüber einer
te der Dämmung nur in wenigen Fällen (z. B. bei weniger hochwertigen Ausführung – das ist z. B.
außenseitig diffusionsdichten Bauteilen und bei bei der Erhöhung der Dicke einer Dämmschicht
Schwimmbädern) notwendig sind. Eine andere unmittelbar einsichtig. Andererseits spart eine
Möglichkeit ist die Verwendung kapillaraktiver solche Maßnahme dauerhaft in den Folgejahren
Dämmschichten (z. B. Kalziumsilikatplatten oder Betriebskosten ein – und reduziert bereits am
Zellulosedämmstoff). Die Innendämmung ist al- Anfang die zu installierende Heizleistung. In der
lerdings immer mit Risiken verbunden, die eine Studie „Bewertung energetischer Anforderungen
fachgerechte, wärmebrückenfreie und luftdich- im Lichte steigender Energiepreise für die EnEV
te Planung unverzichtbar machen. In kritischen und die KfW-Förderung“ stellte sich heraus, dass
Fällen sind die Zuziehung eines Bauphysikers die unter den Bedingungen des 21. Jahrhunderts
und eine numerische Berechung des gesamten einzelwirtschaftlich optimalen Wärmschutzni-
Feuchtetransportes (durch Diffusion und kapil- veaus zu U-Werten von opaken Bauteilen um 0,12
lar) mit Hilfe von Programmen wie WUFI oder bis 0,16 W/(m2K) und zur Dreischeiben-Wärme-
DELPHIN zu empfehlen [3, 4, 23]. schutzverglasung führen [5]. Dies sind genau die
Bei Flachdächer schützen Wärmedämmschichten in diesem Werk durchgehend empfohlenen Qua-
nicht nur die darunter liegenden Räume vor Ab- litäten – im Neubau wie im Altbau. Diese Qualität
kühlung im Winter und übermäßiger Erwärmung empfiehlt sich nach der einzelwirtschaftlichen
im Sommer, sondern es werden auch stärkere Analyse schon unter den heutigen Randbedin-
Temperaturdehnungen der Unterkonstruktion gungen (Energiepreis bei 6,1 €Cent/kWh, Hypo-
(z. B. Stahlbeton, s. Abschn. 2 in Teil 2 dieses Wer- thekenkredit 4,6 % eff. Zins) auch ohne Berück-
kes) vermieden. Darüber hinaus wird bei ausrei- sichtigung der gewährten Förderung. Darüber
chender Dimensionierung der Wärmedämmung hinaus zeigen die Lösungen, die in diesem Werk
Korrosion der Bewehrungsstähle o. Ä. verhin- dargestellt sind, dass ein Wärmschutzniveau,
dert, da unter diesen Umständen keine erhöhte welches mindestens die hier empfohlene Quali-
Feuchtigkeit (s. Abschn. 17.5.6) im Bereich dieser tät besitzt, folgende weitere Vorteile aufweist:
Konstruktionsteile vorliegen wird. Die Dämmung tAutomatisch werden sowohl bei Neu- als auch
17 sollte besonders bei großflächigen Massivdecken
so gut ausgeführt werden, dass die Oberflächen-
bei Altbauten bei der empfohlenen sehr guten
Wärmedämmung alle jene baukonstruktiven
temperatur innen an allen Punkten annähernd Probleme vermieden, die sonst in detaillier-
gleich ist (Berechnung s. Abschn. 17.5.6.1). Bei ten Einzelbetrachtungen zum „gerade noch
den schon weiter oben empfohlenen Dämm- ausreichenden Mindestwärmeschutz“ geprüft
niveaus um und unter U = 0,14 W/(m2K) ist das werden müssten: Sichere Vermeidung von Tau-
automatisch der Fall. Andernfalls bilden sich wasserbildung an Innenoberflächen, sichere
auf dem Deckenputz Wärmebrücken durch un- Vermeidung zu hoher Wasseraktivitätswerte,
17.5 Wärmeschutz 739

damit sichere Vermeidung von Schimmel- Lebenszyklusbetrachtung. Bauteile der Ge-


pilzwachstum; Schutz vor starken Temperatur- bäudehülle haben regelmäßig sehr lange Nut-
spannungen, Reduzierung der Ermüdung von zungsdauern – und es fallen in der Regel nur in
Materialien, Schutz der Tragkonstruktion (ther- größeren Zeitintervallen Wartungs- und Erneue-
misch wie hygrisch) – und damit eine Erhöhung rungsaufwand an. Dieser Aspekt der Nachhaltig-
des Bautenschutzes, der problemfreien Nut- keit, eine lange Nutzung ohne Zusatzaufwand,
zungsdauer des Gebäudes – was wiederum ein hat eine große ökonomische Bedeutung: Da über
wichtiger Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit ist 85 % des Kapitalstockes in Deutschland in Ge-
und im Übrigen auch weitere Kosten und vor bäuden gebunden ist, ist der Erhalt dieser Werte
allem Ärger einspart. Allein aus dieser Sicht wichtig. Dazu muss die Substanz und die Wertig-
des Bautenschutzes sind die hier dargestellten keit sowie die attraktive Nutzbarkeit dauerhaft
Qualitäten daher durchgehend zu empfehlen. erhalten bleiben – ein wirtschaftlicher Energie-
tAutomatisch wird durch die verringerten Tem- einsatz ist dabei eine wichtige Vorraussetzung,
peraturdifferenzen zwischen Bauteilinnenober- aber auch die anderen in den letzten Abschnitten
flächen und Raumtemperatur die Behaglichkeit beschriebenen Vorteile: Bautenschutz, Behag-
für die Nutzer verbessert: Strahlungstempera- lichkeit und Zukunftssicherheit.
turasymmetrie, Kaltluftabfall, Kaltluftsee, Fuß-
kälte, Zugerscheinungen – das sind bei kon- Kopplungsprinzip. Diese Vorteile sind dann
sequenter Einhaltung der hier beschriebenen leicht zu erzielen, wenn die sich dafür bieten-
Qualitäten keine Themen mehr; diese Proble- den Gelegenheiten genutzt werden: Die Gele-
me sind ausschließlich verbunden mit schlecht genheiten, das sind zum einen der Neubau ei-
gedämmten, evtl. sogar undichten, mit Wär- nes Gebäudes – und zum anderen die ohnehin
mebrücken überladenen Details der Vergan- anstehende Erneuerung oder Modernisierung
genheit. Allen aus Sicht eines behaglichen und eines schon bestehenden Bauteils. Zu diesen
gesunden Wohnens sind die hier dargestellten Gelegenheiten lassen sich die hier empfohlenen
Qualitäten daher durchgehend zu empfehlen. Qualitäten in der Regel ohne hohen zusätzlichen
Diese Qualitäten sind zudem der einfachste Aufwand herstellen. Werden die Gelegenheiten
und kostengünstigste Weg, die beste Klasse der dagegen versäumt, so ist die Chance für lange
thermischen Behaglichkeit zu erreichen. Zeit vertan: Ein gerade eben erneuertes Fenster
wird der Eigentümer nicht schon nach wenigen
Erwähnt sei, dass mit diesen einzelwirtschaftlich Jahren wieder austauschen – auch nicht wegen
optimalen baukonstruktiven Maßnahmen des der dabei evtl. erzielbaren Energieeinsparung,
Wärmschutzes regelmäßig auch alle heutigen denn die Gesamtkosten des Fenstertausches sind
und sogar alle künftig zu erwartenden gesetz- um ein Vielfaches höher als die Differenzkosten
lichen Regelungen zum Wärmschutz oder zur zwischen einem Fenster guter Qualität (Drei-
Energieeinsparung eingehalten werden: scheibenverglasung, wie hier empfohlen) und
einer billigen, aber nicht nachhaltigen Lösung.
Für die zukünftige Entwicklung kommt es somit
Künftige Anforderungen. Gebäude mit einem
stark darauf an, dass zu den sich bietenden Ge-
Wärmschutzniveau der hier beschriebenen Qua-
legenheiten die sachgerechten, bautenschutzge-
lität haben automatisch einen sehr geringen
rechten, bauphysikalisch empfehlenswerten und
Heizwärmebedarf (vgl. Abschnitt 17.5.8). Dieser
nachhaltigen Maßnahmen und Qualitäten auch
Heizwärmebedarf wird so gering sein, dass in je-
ergriffen werden. Das setzt vor allem eine Kennt-
dem Fall und ohne großen Aufwand, meist mit
nis der wichtigsten Zusammenhänge voraus.
konventioneller Heiztechnik, auch alle sinnvollen
Anforderungen an den Endenergiebedarf oder
an den Primärenergiebedarf eingehalten werden
können. Der erforderliche Zusatzaufwand für die 17.5.3 Wärmedurchgangskoeffizient,
Installation von erneuerbaren Energiesystemen
bleibt, selbst bei zu erwartenden künftigen sehr
Wärmedurchgangswiderstand,
wirksame Wärmekapazität
17
scharfen Anforderungen des Gesetzgebers, dann
bezahlbar. Lösungen auf der Basis guter baukon- Wärmedurchgangskoeffizient U. Der Verlust-
struktiver Details bieten somit eine attraktive wärmestrom Φtr durch ein Bauteil ist proportio-
Basis, die kommenden Anforderungen an nach- nal zur Fläche A des Bauteils und zur Temperatur-
haltige Gebäudekonzepte zu erfüllen; alle beste- differenz zwischen der warmen Seite (i. a. Raum,
henden werden ohnehin erfüllt. Temperatur θi, der Index i steht für innen) und
740 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Tabelle 17.55 Bisher verwendete und neue Symbole bauphysikalischer Größen (aus DIN 4108-2: 2001-03; Tab. 1).
Die neu eingeführten Symbole sind fett gedruckt!

Bisheriges Bauphysikalische Größe Einheit Gültiges Geltende Norm


Symbol Symbol

s Dicke m d DIN EN ISO 6946


A Fläche, Umfassungsfläche m2 A DIN EN ISO 7345
V Volumen m3 V DIN EN ISO 7345
V (eingeschlossenes) Gebäudevolumen m3 Ve
m Masse kg m DIN EN ISO 7345
ρ (Roh-)Dichte kg/m3 ρ DIN EN ISO 7345
t Zeit s; h t DIN EN ISO 7345
ϑ Celsius-Temperatur °C θ DIN EN ISO 7345
T Absolute, thermodynamische Temperatur K T DIN EN ISO 7345
Q Wärmemenge J; Wh; kWh Q DIN EN ISO 7345
·
Q Wärmestrom, Wärmeleistung W Φ DIN EN ISO 7345
q Wärmestromdichte W/m2 q DIN EN ISO 7345
– Spezifischer Transmissionswärmeverlustkoeffizient W/K HT DIN EN ISO 13 789
Anhang B
λ Wärmeleitfähigkeit W/mK λ DIN EN ISO 7345
Λ Wärmedurchlasskoeffizient W/m2K Λ DIN EN ISO 7345
1/Λ Wärmedurchlasswiderstand m2K/W R DIN EN ISO 7345
α Flächenbezogener Wärmeübergangskoeffizient W/m’’K h DIN EN ISO 7345
1/αi Wärmeübergangswiderstand innen m2K/W Rsi DIN EN ISO 6946
1/αe Wärmeübergangswiderstand außen m2K/W Rse DIN EN ISO 6946
k Wärmedurchgangskoeffizient W/m2K U DIN EN ISO 7345
1/k Wärmedurchgangswiderstand m2K/W RT DIN EN ISO 6946
p Wasserdampfteildruck Pa p DIN EN ISO 9346
φ; φ Relative Luftfeuchte % φ DIN EN ISO 9346
i Wasserdampf-Diffusionsstromdichte kg/m2h g DIN EN ISO 9346
1/Δ Wasserdampf-Diffusionsdurchlasswiderstand m2h Pa/kg G DIN EN ISO 9346
δ Wasserdampfleitfähigkeit, -koeffizient kg/(mh Pa) δ DIN EN ISO 9346
μ Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl – μ DIN EN ISO 9346
sd (wasserdampf-)diffusionsäquivalente Luftschichtdicke m sd DIN EN ISO 9346
WBV; kl Wärmebrückenverlustkoeffizient (lineare Wärmebrücken) W/mK Ψ DIN EN ISO 10 211
WBVP; kP Wärmebrückenverlustkoeffizient (punktartige Wärmebrücken) W/K χ DIN EN ISO 10 211
Θ Temperaturfaktor – fRSi DIN EN ISO 10 211
17 – Sonneneintrags(kenn)wert – S DIN 4108-2
– Zuschlagswert zum Sonneneintragswert – ΔS DIN 4108-2
z Abminderungsfaktor einer Sonnenschutzvorrichtung – FC DIN EN 832
g Gesamtenergiedurchlassgrad – g DIN EN 410
– Abdeckwinkel ° β DIN 4108-2
17.5 Wärmeschutz 741

Tabelle 17.56 Neue Indizes an Symbolen für bauphysikali- zeichen RT, gemessen in der Einheit m2K/W, der
sche Größen (aus DIN 4108-2, Tab. 2) Index „T“ steht für Transmission (Wärmedurch-
Bisheriges Gültiges Benutzt für: gang):
Index- Index-
Symbol Symbol 1.
RT = __
U
F w Fenster (engl.: window)
Angestrebt werden bei Außenbauteilen mög-
R f oder F Rahmen (engl.: frame) lichst niedrige U-Werte, um die Wärmeverluste
V g Verglasung (engl.: glazing) gering zu halten – dabei wird der Wärmedurch-
gangswiderstand möglichst hoch.
O S Oberfläche (engl.: surface)
In den folgenden Abschnitten werden grundsätzlich die
a e außen (engl.: exterior) neu international eingeführten Größenbezeichnungen
verwendet. Die Tabellen 17.55 und 17.56 stellen den An-
– a Umgebung schluss an die frühere Nomenklatur her.
W AW (Außen)wand
Besonders einfach ist der Fall, in welchem es
H h Heiz- sich um ein ungestörtes ebenes Bauteil handelt.
L V Lüftungs- (engl. Ventilation) Natürlich trifft diese Idealisierung nicht für alle
Bereiche eines Gebäudes zu: da gibt es Material-
– W Warmwasser wechsel, Kanten, Anschlüsse usw. Diese allgemei-
– t Anlagetechnik (engl.: technics) nere Situation kann durch Wärmebrückenverlust-
koeffizienten berücksichtigt werden (s. Abschn.
– r Umwelt („regenerativ“)
17.5.7). Bei Beachtung der hier beschriebenen
– HF Hauptfassade planerischen Grundsätze können die Wärmebrü-
i i innen ckeneffekte aber klein gehalten werden: Tatsäch-
lich lässt sich die Gebäudehülle dann in guter
l l längenbezogen Näherung in ebene Bauteile zerlegen, deren U-
– ∡ geneigt Werte sich nach der im folgenden beschriebenen
Methode sehr einfach berechnen lassen.
– s solar wirksam
U-Wert-Berechnung beim ebenen Bauteil. Das
ges total gesamter Bauteil besteht aus endlich vielen j = 1 … n
Schichten mit in jeweils parallelen Ebenen kon-
stanten Materialeigenschaften. Die Schicht j
der kalten Seite (i. a. Außenraum, Temperatur θe,
der Index e steht für extern). Der Proportionali-
tätsfaktor ist der Wärmedurchgangskoeffizient U
oder U-Wert.

Φtr = U · A · (θi -θe)

Früher wurde diese Größe in Deutschland auch


mit k (k-Wert) bezeichnet. Der U-Wert ist die
geeignete Größe, um den entscheidenden Teil
der wärmetechnischen Qualität eines Bauteils
zu kennzeichnen. Andere Einflüsse gibt es, sie
sind aber gegenüber dem Einfluss des U-Wertes
ziemlich gering – sie werden später in diesem Ab-
schnitt systematisch behandelt. Der U-Wert gibt
an, wie groß die Wärmeleistung Φ (auch Wärme-
fluss oder Wärmestrom genannt; Maßeinheit W
17.57 Wärmeübertragende Bauteile aus n Schichten
17
[Watt]) ist, die durch 1 m2 ebene Bauteilfläche bei
Für die Wärmeübertragung entscheidend ist der
einer Temperaturdifferenz zwischen Innenraum Wärmedurchgangswiderstand RT = 1/U (bisher
und Außenraum von 1 K (= 1 °C) hindurchgeht. 1/k), der sich additiv aus den Wärmedurchlass-
Die Maßeinheit für den U-Wert ist daher W/(m2K). widerständen d/λ der Einzelschichten und den
Wärmeübergangswiderständen Rsi und Rse an den
Der Kehrwert des U-Wertes ist der Wärmedurch- Luft-Baustoff-Grenzflächen des Bauteils zusammen-
gangswiderstand, bezeichnet mit dem Formel- setzt.
742 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

habe die Dicke dj (in m). Die maßgebliche Ma- derstände der Bauteilschichten berechnen (ISO
terialeigenschaft ist die Wärmeleitfähigkeit λj 6946, s. auch Bild 17.57):
[angegeben in W/(mK)] der Schichtmaterialien.
An den Oberflächen muss die Wärme zudem RT = Rsi + R1 + R2 + … + Rn + Rse
dünne Luftschichten durchdringen bzw. durch
Wärmestrahlung mit anderen Oberflächen Wär- Jeder Einzelwiderstand einer ebenen Bauteil-
me austauschen. Modellhaft durchdringt sie an schicht steigt proportional zur Dicke dj und ist
den Oberflächen zusätzliche Wärmeübergangs- umgekehrt proportional zur Wärmeleitfähigkeit
widerstände Rsi und Rse (s für englisch „surface“, des homogenen Materials in der Schicht:
Maßeinheit m2K/W). In diesem Fall lässt sich der
dj
gesamte Wärmedurchgangswiderstand RT des Rj = __
ebenen Bauteils aus der Summe der Einzelwi- λj

Tabelle 17.58 Mindestwerte für Wärmeduchlasswiderstände von Bauteilen (aus DIN 4108-2: 2001-03, Tab. 3)

Spalte 1 2

Wärmedurchlass-
Zeile Bauteile widerstand R
m2 · K/W

1 Außenwände; Wände von Aufenthaltsräumen gegen Bodenräume, Durchfahrten,


1,2
offene Hausflure, Garagen, Erdreich
2 Wände zwischen fremd genutzten Räumen; Wohnungstrennwände 0,07
zu Treppenräumen mit wesentlich niedri-
geren Innentemperaturen (z. B. indirekt
3 beheizte Treppenräume); Innentempera- 0,25
tur θ ≤ 10 °C, aber Treppenraum mindes-
tens frostfrei
Treppenraumwände
zu Treppenräumen mit Innentemperaturen
θi > 10 °C (z. B. Verwaltungsgebäuden,
4 0,07
Geschäftshäusern, Unterrichtsgebäuden,
Hotels, Gaststätten und Wohngebäude)
5 Wohnungstrenndecken, Decken zwischen allgemein 0,35
fremden Arbeitsräumen; Decken unter
Räumen zwischen gedämmten Dach-
6 schrägen und Abseitenwänden bei ausge- in zentralbeheizten Bürogebäuden 0,17
bauten Dachräumen
unmittelbar an das Erdreich bis zu einer
7
Unterer Abschluss nicht unterkellerter Raumtiefe von 5 m
Aufenthaltsräume
über einen nicht belüfteten Hohlraum an
8
das Erdreich grenzend 0,90
Decken unter nicht ausgebauten Dachräumen; Decken unter bekriechbaren oder noch
9 niedrigeren Räumen; Decken unter belüfteten Räumen zwischen Dachschrägen und
Abseitenwänden bei ausgebauten Dachräumen, wärmegedämmte Dachschrägen
10 Kellerdecken; Decke gegen abgeschlossene, unbeheizte Hausflure u. Ä.
nach unten, gegen Garagen (auch beheiz-
11.1 te), Durchfahrten (auch verschließbare) 1,75
und belüftete Kriechkeller1)
17 11
Decken (auch Dächer), die Aufenthalts- nach oben, z. B. Dächer nach DIN 18 530,
räume gegen die Außenluft abgrenzen Dächer und Decken unter Terrassen;
11.2 Für Umkehrdächer ist der berechnete 1,2
Wärmedurchgangskoeffizient U nach DIN
EN ISO 6946 mit den Korrekturwerten nach
Tabelle 4 um ΔU zu berechnen.
1) Erhöhter Wärmedurchlasswiderstand wegen Fußkälte.
17.5 Wärmeschutz 743

Und zuletzt ergibt sich der U-Wert in diesem ein- 13 370 angewendet werden. In grober Näherung kann
fachen Fall aus dem Kehrwert des Wärmedurch- auch ein Reduktionsfaktor (i. a. in Mitteleuropa mit 0,5 an-
gesetzt) auf den konventionell berechneten U-Wert allein
gangswiderstandes: der Bauteilschichten verwendet werden.

1
U = __
RT Mittlere Wärmedurchgangskoeffizienten Um.
Setzt sich eine Gebäudehülle aus mehreren ebe-
Der innere Teil der Summe ohne die Wärmeüber- nen Bauteilen mit Flächen Aa bis AN und mit U-
gangswiderstände heißt Wärmedurchlasswider- Werten Ua bis UN zusammen, die sich gegenseitig
stand R des Bauteils (in m2 K/W): auch an den Rändern nicht stören (d. i. eine i. A.
nicht streng erfüllte Bedingung, s. u.) so ergibt
R = R1 + R2 + ... + Rn sich der gesamte spezifische Wärmeverlust Htr (in
W/K) zu
R muss nach DIN 4108-2, Tab. 3 für alle Bauteile
eine Mindestgröße aufweisen („Mindestwärme- Htr = Aa · Ua + Ab · Ub + … + AN · UN
schutz“ s. Tab. 17.58). Die Zahlenwerte des
Mindestwärmeschutzes dienen nur der Verhin- Die störungsfreie Zusammensetzung der Bautei-
derung von Tauwasser bzw. hoher Bauteilfeuch- le liefert eine optimistische obere Abschätzung
tigkeiten mit Schimmelpilzwachstum und sie für den bestmöglichen obere Wärmedurchlass-
beschreiben das aus baukonstruktiver Sicht ab- widerstand R′ diese Kombination von Bauteilen:
solute Minimum, um massive Bauschäden zu ver- Ages
meiden. Aus wirtschaftlichen Gründen werden 1 τ= ____
R′ = __
diese Werte heute regelmäßig weit überboten. U′ Htr
Bei Berechnungen zum Nachweis des Wärme- Dies ist einfach der mit Flächengewichten gemit-
schutzes dürfen für die Wärmeleitfähigkeiten nur telte U-Wert. Genau lässt sich der Wärmedurch-
die zugelassenen Bemessungswerte λj nach ISO gang nur unter Berücksichtigung der Wärme-
7345 verwendet werden (bzw. die schon bauauf- brückeneffekte an den Grenzflächen zwischen
sichtlich eingeführten Werte nach DIN V 4108-4, den Einzelbauteilen berechnen – hier müssen
Veröffentlichungen im Bundesanzeiger bzw. nämlich nicht mehr alle Wärmeströme senkrecht
bautechnischen Zahlentafeln). zur Oberfläche verlaufen (s. Abschn. 6.5.7 vgl.
Bei erdberührten Außenflächen (z. B. Bodenplatten) wird Bild 17.59). Eine verbesserte Näherung kann aber
nach ISO 13 370 (Wärmeübertragung über das Erdreich) auch schon durch das in ISO 6946 angegebenen
der Wärmeabfluss durch diese Flächen und durch den an-
rechenbaren Wärmedurchlasswiderstand des Erdreichs bis
Verfahren erfolgen. Dazu wird das Mittelungs-
an die Außenluft berücksichtigt. Für genaue Wärmeschutz- verfahren zusätzlich nicht nur über die U-Werte,
berechnungen muss für die erdberührten Teilflächen ISO sondern auch über die Wärmedurchgangswider-

17.59a 17.59b

17.59
17
Isothermen, Wärmeflusslinien und Oberflächen-
temperaturen bei einer Wand mit eingebundener
Stahlbetonstütze (UAW = 0,40 W/m2K) in einem mäßig
gedämmten Bauteil
a) ungedämmte Stahlbetonstütze
b) innengedämmte Stütze
17.59c c) außengedämmte Stütze (s. auch Bild 17.52b)
744 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

stände Rj vorgenommen, indem als Abschätzung Tabelle 17.60 Wärmedurchlasswiderstand (in m2K/W) von
auf der sicheren Seite auch der sog. „untere Wär- ruhenden Luftschichten (aus DIN EN ISO
6946: 1996-11)
medurchlasswiderstand“ R″ bestimmt wird:
Dicke der Richtung des Wärmestroms
R″ = Rsi + R1 + R2 + … + Rn + Rse Luftschicht
aufwärts horizontal abwärts
mm
Dabei setzen sich die einzelnen Wärmedurchlass-
widerstände der Schichten Rj wiederum zusam- 0 0 0 0
men aus 5 0,11 0,11 0,11

f d ____
a j fb dj ____
fN dj 7 0,13 0,13 0,13
____
Rj = + +
λja λjb λjN 10 0,15 0,15 0,15
15 0,16 0,17 0,17
dabei sind die fa = Aa/Ages … fN = AN/Ages die Flä-
chenanteile der Teilflächen an der Gesamtfläche 25 0,16 0,18 0,19
der Bauteilkombination. 50 0,16 0,18 0,21
In verbesserter Näherung kann nun RT als arith- 100 0,16 0,18 0,22
metischer Mittelwert von R′T und R″T bestimmt
300 0,16 0,18 0,23
werden:
Zwischenwerte können mittels linearer Interpolation ermit-
1 (R′ + R″),
RT = __ telt werden.
2
Für Bauteile mit Luftschichten über 300 mm Dicke sollte
woraus sich für Um die verbesserte Näherung kein Wärmedurchlasswiderstand angesetzt, sondern die
wieder nach Um= 1/RT ergibt. Sind die Unterschie- Wärmeströme mittels einer Wärmebilanz nach ISO/DIS
13 789 berechnet werden.
de zwischen R′ und R″ sehr groß (mehr als 20 %),
so wird auch diese Näherung schlecht – das ist Für schwach belüftete Luftschichten gilt eine der Tab.
dann ein Hinweis, dass die Wärmebrückeneffekte 17.60 ähnliche Tabelle mit niedrigeren Wärmedurchlass-
widerständen. Die Einordnung der Luftschichten wird nach
so groß sind, dass sich eine gesonderte numeri- DIN EN ISO 6946: 1996-11 über die Fläche der Be- und Entlüf-
sche Berechnung mit einem zweidimensionalen tungsöffnungen durchgeführt. Luftschichten in zweischa-
Temperaturfeldprogramm empfiehlt. Im allge- ligem Mauerwerk gelten jetzt als sog. „stark belüftete
meinen sind die Unterschiede aber so klein, dass Luftschichten“. Derartige Luftschichten gelten als nicht
wärmedämmend, so dass weder Luftschicht noch Vormau-
selbst die einfache Näherung mit R′ bereits aus- erschale eines zweischaligen Mauerwerks nach DIN 1053 in
reichend genau wäre [6]. Natürlich ist es alter- die U-Wert-Berechnungen mehr einbezogen werden dürfen!
nativ auch möglich, generell nach ISO 10 211-2
(mehrdimensionale Temperaturfelder) oder mit 4108-4 festgelegt. Sie werden u. a. von der Ge-
Wärmebrückenkatalogen zu arbeiten (s. Ab- schwindigkeit der Luftbewegung an den Über-
schnitt 17.5.7) [7]. gangsflächen (Bauteiloberflächen) und deren La-
ge (Wärmedurchgangsrichtung horizontal oder
Luftschichten und Gasschichten. Die Formel RT auf- bzw. absteigend) beeinflusst (s. Tab. 17.61).
= d/λ gilt natürlich nur, solange keine Bewegung
(Strömung) innerhalb der Materialschicht vor- Wärmespeicherung. Wärme ist statistisch auf
liegt: Für Festkörper trifft das zu. In eingeschlos- viele Atome verteilte Energie. Die in der Materie
senen Gas- oder Flüssigkeitsschichten kann ein gespeicherte Wärme (genauer: Innere Energie)
erhöhter Wärmetransport durch Konvektion er- nimmt mit zunehmender Temperatur zu. Eine
folgen; diese ist umso bedeutender, je dicker die Bauteilschicht kann Wärme aufnehmen, wenn
betreffende Schicht ist – und außerdem ist die sich ihre Temperatur erhöht – und es gibt diesel-
Wärmeübertragung durch Strahlung zwischen be Wärme wieder ab, wenn sich die Temperatur
den Grenzflächen zu berücksichtigen. Mit ISO
17 6946 ist die Berücksichtigung solcher ruhender
wieder auf den ursprünglichen Wert reduziert;
zwischenzeitlich war die Wärme in der Bauteil-
oder wenig bewegter Gasschichten möglich. Tab. schicht gespeichert. In guter Näherung sind die
17.60 zeigt die Abhängigkeit des Wärmedurch- eingespeicherten Wärmemengen der Tempera-
lasswiderstandes von der Luftschichtdicke für turdifferenz proportional, der Proportionalitäts-
verschiedenen Richtungen des Wärmestroms. faktor wird Wärmekapazität C genannt (solange
Die zu benutzenden Rechenwerte der Wärme- keine Materialveränderungen wie z. B. Schmel-
übergangswiderstände Rsi und Rse sind in DIN zen oder Verdampfen vorliegen). Die in üblichen
17.5 Wärmeschutz 745

Tabelle 17.61 Bemessungswerte der Wärmeübergangswiderstände (in Anlehnung an DIN V 4108-4: 1998-10, Tab. 7):

Wärmeübergangswiderstand
Bauteile
innen: Rsi außen: Rse
m2K/W m2K/W

Außenwand 0,13 0,04


Außenwand mit hinterlüfteter Außenhaut;
Abseitenwand zum nicht Wärme gedämmten Dachraum 0,13 0,08
Wohnungstrennwand, Wand zwischen fremden Arbeitsräumen, Trennwand zu
dauernd unbeheizten Räumen, Abseitenwand zum Wärme gedämmten Dachraum 0,13 0,13
An das Erdreich grenzende Wand (s. Bem. unter Tab. 17.60) 0,13 0,00
Decke oder Dachschräge, die Aufenthaltsraum nach oben gegen die Außenluft
abgrenzt 0,13 0,04
Decke unter nicht ausgebauten Dachraum, unter Spitzboden oder unter belüftetem
Raum (z. B. belüftete Dachschräge) 0,13 0,08
Wohnungstrenndecke und Decke zwischen fremden Arbeitsräumen:
Wärmestrom von unten nach oben 0,10 0,10
Wohnungstrenndecke und Decke zwischen fremden Arbeitsräumen:
Wärmestrom von oben nach unten 0,17 0,17
Kellerdecke 0,17 0,17
Decke, die einen Aufenthaltsraum nach unten gegen die Außenluft abgrenzt 0,17 0,04
Unterer Abschluss eines nicht unterkellerten Aufenthaltsraumes (an das Erdreich
grenzend) (s. Bem. unter Tab. 17.60) 0,17 0,00
Vereinfachend kann in allen Fällen mit Rsi = 0,13 m2K/W gerechnet werden; bei Außenwänden und Trennwänden darf mit
Rse = 0,04 m2K/W gerechnet werden.
Für die Tauwasser-Berechnungen des GLASER-Verfahrens sind in DIN 4108-3 andere Wärmeübergangswiderstände zu ver-
wenden (s. Abschn. 17.5.6.2)

Bauteilen gespeicherten Wärmemengen sind nur gleichermaßen ein. Diese Gleichung lässt sich,
klein – die durch die Speicherung bewirkten zeit- auch für Bauteile eines Gebäudes, heute nume-
lichen Verlagerungen von Wärmeaufnahme und risch lösen. Simulationsprogramme wie Derob,
Wärmeabgabe spielen sich in Minuten- bis maxi- DYNBIL oder „Energy 10“ bedienen sich solcher
mal wenigen Tagesrhythmen ab. In Zeitmaßstä- numerischer Lösungen und können damit die
ben von Monaten oder ganzen Jahren spielt die thermischen Vorgänge in einem Gebäude auch
Wärmespeicherung in Gebäuden keine bedeu- im Zeitverlauf präzise berechnen. Mit solchen
tende Rolle – anders ist dies z. B. für das Erdreich Berechnungen zeigte sich u. a., dass die quasista-
mit meterdicken Materialstärken. Im Tagesmaß- tionären Energiebilanzen, auf denen die hier vor-
stab bewirkt die Wärmekapazität eine Glättung gestellte Bestimmung des U-Wertes beruhen und
der Temperaturverläufe: Die Temperaturerhö- die in Abschnitt 17.5.8 noch weiter ausgeführt
hung z. B. durch passiv eingestrahlte Sonnener- werden, bereits eine sehr gute Näherung darstel-
gie ist bei hoher Wärmekapazität geringer – die len. Dort wird die „wirksame Wärmekapazität“
Energie wird eingespeichert und kann später, so Cwirk innerhalb des Gebäudes herangezogen um
sie nicht verloren geht (dafür spielt wieder die dynamische Effekte einzubeziehen:
Wärmedämmung eine große Rolle), das Gebäu-
de länger auf höheren Temperaturen halten. Das Cwirk = Σ (ci ρi di Ai) 17
ist vor allem günstig für die sommerliche Behag-
lichkeit, erleichtert aber auch im Winter die Nutz- wobei
barkeit solarer Gewinne. Physikalisch gehören i Nummerierung der Bauteile mit Oberflächen zum
Wärmeleitung und Wärmespeicherung eng zu- Raum
sammen: In die instationäre Wärmeleitungsglei- ci Spezifische Wärmekapazität des Baustoffs in
chung (Fourier 1805) gehen beide Phänomene Oberflächennähe zum Raum hin (in Wh/(kg K))
746 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

ρi Rohdichte dieses Materials (in kg/m3) geschosse – auch ohne Fenster – schon deshalb
di (wirksame) Schichtdicke (in m) besonders überhitzungsgefährdet, weil großflä-
Ai Bauteilfläche (in m2) chige sonnenbeschienene Dachflächen durchaus
eine äußere Oberflächentemperatur von über
Die anrechenbaren Schichtdicken sind wegen 70 °C erreichen können. Bei großen Dachflächen
der Eindringtiefe der Wärme auf den oberflä- sind die eindringenden Wärmemengen dann
chennahen Bereich von 0,1 m begrenzt. Nur nicht mehr vernachlässigbar.
Materialschichten raumseitig von Schichten mit Ein bedeutender Unterschied in unseren Brei-
λ ≥ 0,1 W/mK können angerechnet werden, da ten (Mitteleuropa) ist zudem, dass es i. a. auch
Dämmschichten den Zugang zum Speicher be- im Sommer immer noch zu periodisch (in der
hindern. Nacht) niedrigen Außentemperaturen kommt,
Eine hohe Wärmekapazität wird von Normen und niedriger als die im Raum gewünschten behag-
Bauregeln nicht gefordert. Sie macht sich aber lichen Temperaturen – während es im Winter im
(s. Abschn. 17.5.4) beim sommerlichen Wärme- Außenraum nahezu durchgehend kälter ist als im
schutz und bei der passiven Sonnenenergienut- Aufenthaltsraum erwünscht. Während im Winter
zung in gewissem Ausmaß positiv bemerkbar. in guter Näherung stationäre Verhältnisse herr-
Sie kann sich jedoch auch negativ auswirken: der schen (nämlich ein dauernder Netto-Wärmeab-
Heizwärmebedarf kann bei hoher Wärmekapazi- fluss) ist der Sommer in Mitteleuropa stark durch
tät höher sein, wenn Gebäude oder Gebäudeteile instationäre Vorgänge bestimmt; dafür sind die
nicht dauernd beheizt werden. Dann fallen die Rechenwege naturgemäß komplexer.
Innenlufttemperaturen nach einer Heizungsab- Für übliche Bauweisen lassen sich die Einfluss-
schaltung langsamer ab, so dass die Transmis- faktoren auf die sommerliche Raumerwärmung
sions- und Lüftungswärmeverluste relativ groß etwa in folgender Reihenfolge der Wichtigkeit
bleiben. Bei den heute empfehlenswerten sehr zusammenstellen:
guten Wärmeschutzniveaus spielen diese Effekte tFlächenanteile der transparenten Außenbau-
allerdings eine immer geringere Rolle, weil sich teile (Fenster, Festverglasungen; Fensterflä-
wegen des verringerten Wärmeabflusses die In- chenanteil f)
nentemperaturen ohnehin nur wenig ändern.
tEnergiedurchlässigkeit dieser Bauteile (Ener-
giedurchlassgrad oder g-Wert genannt)
tHöhe der inneren Wärmequellen,
17.5.4 Sommerlicher Wärmeschutz tRahmenanteil der Fenster und Verschattung
der Fenster,
Bei sommerlich erhöhter Sonneneinstrahlung
tNeigung und Orientierung der transparenten
und den häufig gleichzeitig auftretenden hohen
Bauteile nach der Himmelsrichtung,
Außenlufttemperaturen gibt es zur Erhaltung ei-
nes behaglichen Raumklimas andere Regeln – die tLüftung der Räume (insbesondere nächtliche
allerdings zu jenen für den winterlichen Wärme- Lüftung, besonders in der 2. Nachthälfte!),
schutz nicht im Widerspruch stehen, sondern die- tU-Werte und Absorptionsgrade der nichttrans-
se sinnvoll ergänzen. parenten Außenbauteile für Solarenergie, ins-
Der Hauptunterschied zwischen Sommer und besondere der Dächer („Oberflächenfarbe“)
Winter besteht bei Gebäuden darin, dass im Win- twirksame Wärmekapazität Cwirk, insbesondere
ter der Netto-Wärmeabfluss durch Außenbauteile der innenliegenden raumnahen Bauteile.
(Glasflächen bzw. Wände, Decken, Dächer usw.)
in etwa gleicher und beherrschbarer Größenord- Instationäre Effekte bei der Wärmedurchlässig-
nung liegt (zwischen 3 W/m2 bei gutem und ma- keit der nichttransparenten Außenbauteile sind
ximal 60 W/m2 bei sehr schlechtem Wärmschutz); nur bei gering gedämmten Bauteilen merklich.
17 im Sommer dagegen dominiert die (Sonnen-)
Einstrahlung durch Glasflächen: Es können bis
Man kann mit Hilfe dieser Aufstellung die Be-
deutung einzelner Schutzmaßnahmen gegen
zu etwa 800 W Solarstrahlungsleistung pro Qua- sommerliche Raumüberhitzung abschätzen und
dratmeter Glasfläche in ein Gebäude eindringen! entsprechende Maßnahmen ergreifen; das in
Der Wärmezufluss durch – auch sonnenbeschie- Abs. 17.5.5 kurz beschriebene Sommer-Verfahren
nene – Wände wird dagegen 60 W/m2 auch im erlaubt sogar eine annähernd quantitative Ab-
ungünstigsten Fall (Mindestwärmeschutz) nicht schätzung unter den Bedingungen des jeweili-
überschreiten. Trotzdem sind ausgebaute Dach- gen Gebäudes.
17.5 Wärmeschutz 747

Die Reihung ist von der baulichen Situation abhängig. Z. B. Allerdings kann auf den Nachweis verzichtet
ist der Einfluss der Verglasungen durch Glasflächen ge- werden, wenn für einen Raum keine Gefahr der
wichtet. Bei geringerer Fensterflächen rücken die anderen
Einflussfaktoren in den Vordergrund. Neben dem U-Wert sommerlichen Raumüberhitzung besteht, z. B.
hat für die sommerliche Wärmedurchlässigkeit auch die wenn die Fensterorientierung günstig und der
Absorption an der Außenoberfläche und die Reihenfolge Fensterflächenanteil an der Fassade klein genug
der Schichten im Außenbauteil Einfluss. Nach wie vor wir- ist (s. Tab. 17.62).
ken sich niedrige U-Wert i. a. günstig auch auf den sommer-
lichen Wärmschutz aus; andere Kenngrößen sind jedoch Der Sonneneintragskennwert S wird mit Hilfe fol-
wichtiger. gender Formel berechnet:
Außen liegende Dämmschichten in Verbindung mit in-
nenliegenden, schweren wärmespeichernden Schichten FF
S = f · gtotal · ___
lassen weniger sommerliche Wärme durchdringen als in- 0,7
nengedämmte Konstruktionen. Das so genannte „Tempe-
raturamplitudenverhältnis“ (TAV) ist ein Maß für den som- dabei sind
merlichen „instationären“ Wärmedurchgang durch opake
Außenbauteile. Allerdings ist das TAV nur für Bauteile mit FF der Rahmenanteil des Fensters, der, falls nicht
U-Werten über 0,3 W/(m2K) von merklicher Bedeutung – näher bekannt, mit 0,2 angesetzt werden kann!
bei niedrigeren U-Werten ist die Temperaturamplitude an f = Aw,s/AHF der Fensterflächenanteil des Raumes an der
den Innenoberflächen ohnehin so klein, dass ihr Einfluss Fassade (auch bei mehrseitiger Besonnung!),
vernachlässigbar ist. Bei den empfehlenswerten zukunfts- es gelten die Fensteraußenmaße;
weisenden Wärmeschutzstandards (s. Abschnitt 17.5.2) mit Aw,s die solarwirksamen Fensterflächen des Rau-
U < 0,14 W/(m2K) spielt das TAV keine Rolle mehr. Der insta- mes in m2
tionäre Wärmedurchgang opaker Bauteile im Sommer ist
selbst bei Altbauten nur dann wichtig, wenn der Fenster- AHF Flächen der Fenster und der Außenwand des
flächenanteil sehr gering ist. Auch die Wärmeschutznorm Raumes der Hauptfassade (= größte Fens-
DIN 4108 gibt deshalb keine Empfehlungen mehr für das terfront bei mehrseitiger Besonnung!); bei
TAV. Bei den erwähnten leichten Außenbauteilen (Wände, Dachflächen ist entsprechend vorzugehen, al-
Decken unter nicht ausgebauten Dachräumen und Dächer) lerdings kann bei ihnen Hauptfassade nur eine
mit einer Flächenmasse m’ < 100 kg/m2 muss ein Mindest- Fassade mit einem f > 20 % sein. Es kann sich
Wärmedurchlasswiderstand R ≥ 1,75 m2K/W eingehalten rechnerisch ein Fensterflächenanteil f > 100 %
werden. Bei Rahmen- und Skelettbauten gilt das nur für ergeben!
den Gefachbereich. Allerdings ist dann für das gesamte gtotal = g · FC der Gesamtenergiedurchlassgrad der Fassade,
Bauteil im Mittel der Wert R ≥ 1,0 m2K/W einzuhalten. Al- mit
le diese Werte werden von einem vernünftigen modernen g Gesamtenergiedurchlassfaktor des Fensters
Außenbauteil um Faktoren überboten (R ≥ 6,0 m2K/W nach oder der Verglasung (nach DIN EN 410)
unseren Empfehlungen), wodurch sich weitere Vereinfa-
chungen und eine bessere Beherrschbarkeit auch der Som- FC Abminderungsfaktor für (fest eingebaute)
merbedingungen ergeben. Sonnenschutzvorrichtungen (nach DIN 4108-
2, Tab. 7; s. auch Tab. 17.63)

17.5.4.1 Gesetzliche und normative


Bestimmungen Die nicht erwähnten Einflussgrößen sind direkt
oder indirekt in den Tabellenwerten enthalten,
In DIN 4108-2 sind in Abschnitt 8 Mindestanforde- die in DIN 4108-2, Abschn. 8 aufgeführt sind.
rungen für den sommerlichen Wärmeschutz auf-
geführt. Der Nachweis des ausreichenden som- Energiedurchlässigkeit. Tab. 17.64 enthält die
merlichen Wärmeschutzes geschieht dort über Energiedurchlassgrade einiger Verglasungen,
die Ermittlung eines (raumbezogenen!) Sonnen- die ohne weiteren Nachweis (der nach EN 410
eintragskennwertes S, der einen von verschiede- zu führen wäre) bei den Berechnungen zum
nen Parametern abhängigen maximal zulässigen sommerlichen Wärmeschutz verwendet werden
S-Wert Smax (s. u.) nicht überschreiten soll. dürfen. In den Datenblättern der Verglasungs-

Tabelle 17.62 Räume, für die ein Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes nicht erforderlich ist

Zeile Neigung der Fenster Orientierung der Fenster Maximaler Fenster-


gegen die Horizontalen nach der Himmelsrichtung flächenanteil f (in %)
17
1 Über 60° bis 90° West über Süd bis Ost 20

2 Nordost über Nord bis Nordwest 30

3 Von 0° bis 60° Alle Orientierung 15

Die Himmelsrichtungen schließen eine Abweichung von ± 22,5° ein. An den Grenzen ist der jeweils kleinere Fensterflächen-
anteil anzusetzen.
748 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Tabelle 17.63 Anhaltswerte für Abminderungsfaktoren FC von fest installierten Sonnenschutzvorrichtungen

Zeile Beschaffenheit der Sonnenschutzvorrichtungen Abminderungsfaktor FC

1 Ohne Sonnenschutzvorrichtung 1,00

2 Innenliegend und zwischen den Scheiben liegend

2.1 Weiß oder reflektierende Oberfläche mit geringer Transparenz (< 10 %) 0,75

2.2 Helle Farben und geringe Transparenz (< 10 %) 0,80

2.3 Dunkle Farben und höhere Transparenz (< 30 %) 0,90

3 Außen liegend

3.1 Jalousien, Stoffe geringer Transparenz (< 10 %) 0,25

3.2 Jalousien, Stoffe höherer Transparenz (< 30 %) 0,40

4 Vordächer, Loggien 0,50

5 Markisen, allgemein (wenn keine direkte Besonnung der Fenster erfolgt) *) 0,50

Die Sonnenschutzvorrichtung muss fest installiert sein; übliche dekorative Vorhänge gelten nicht als Sonnenschutzvorrich-
tungen.
Für innen und zwischen den Scheiben liegende Sonnenschutzvorrichtungen ist eine genauere Ermittlung zu empfehlen, da
sich erheblich günstigere Werte ergeben können. Ohne Nachweis ist der ungünstigere Wert zu verwenden.
*) Direkte Besonnung – im Sinnen der Norm – tritt nicht auf, wenn durch die abschattenden Bauteile die in den Skizzen
vorhandenen Abdeckwinkel β und γ die angegebenen Zahlenwerte nicht unterschreiten:

Tabelle 17.64 Gesamtenergiedurchlassgrade gV von Hersteller finden sich meist die gV-Werte. Falls für
Verglasungen Verglasungen nur der Energiedurchgangsfaktor
Einfachverglasung aus Klarglas 0,9 b (nach VDI-Richtlinie 2078) bekannt ist, darf über
den Zusammenhang gV = 0,87 b umgerechnet
Doppelverglasung aus Klarglas 0,8 werden. Die Werte in der neuen DIN 4108-2 sind
jetzt Anforderungen, also keine bloßen Empfeh-
Dreifachverglasung aus Klarglas 0,7
lungen! Es darf also der berechnete S-Wert einen
Glasbausteine 0,6 Höchstwert Smax nicht überschreiten:
Sonnenschutzverglasungen ohne Nachweis 0,8 S ≤ Smax
17 Bei Sonnenschutzverglasungen wird in der Regel hinter Die Berechnung des Höchstwertes des Sonnen-
dem Markennamen die Tageslichtdurchlässigkeit und der eintragswertes geschieht aus einem Basiswert S0
Gesamtenergiedurchlassgrad angegeben. Z. B. ist für ein und Zuschlägen oder Abzügen nach Tab. 17.65:
Glas mit dem Zusatz ,49/34‘ die Durchlässigkeit für Tages-
licht 49 % und der g-Wert 0,34. Smax = S0 + ΣΔSx
Die Verwendung dieses Verfahrens hat sich aller-
dings in der Praxis nicht bewährt – die Berech-
17.5 Wärmeschutz 749

Tabelle 17.65 Zuschlagswerte zur Bestimmung des Höchstwertes des Sonneneintragskennwertes


(nach DIN 4108-2: 2001-03, Tab. 8)

Spalte 1 2

Zeile Gebäudelage bzw. Beschaffenheit Zuschlagswert ΔSx

1 Gebiete mit erhöhter sommerlicher Belastung a –0,04

2 Bauart

2.1 Leichte Bauart: Holzständerkonstruktionen, leichte Trennwände, –0,03


untergehängte Decken

2.2 Extrem leichte Bauart: Vorwiegend Innendämmung, große Halle, kaum –0,10
raumumschließende Flächen

3 Sonnenschutzverglasung, g ≤ 0,4 b +0,04

4 Erhöhte Nachlüftung: während der zweiten Leichte und sehr leichte +0,03
Nachthälfte n ≥ 1,5 h–1 Bauart

Schwere Bauart +0,05

5 Fensterflächenanteil f > 65 % –0,04

6 Geneigte Fensterausrichtung: 0° ≤ Neigung ≤ 60° ΔSx = –0,12 f∡ mit


(gegenüber der Horizontalen) f∡ = Aw,s,∡/AHF

7 Nord-, Nordost- und Nordwest-orientierte Fassaden +0,10


a Gebiete mit mittleren monatlichen Außenlufttemperaturen oberhalb 18 °C nach DIN V 4108-6, Anh. A; z. B. Gebiete der
Regionen 8, 11, 12, 13 und 14.
b Als gleichwertige Maßnahme gilt eine Sonnenschutzvorrichtung, die die diffuse Strahlung permanent reduziert und de-
ren gtotal < 0,4 erreicht.

nungen erweisen sich als sehr empfindlich auf melsrichtungen) aus. Die entscheidenden Einga-
kleinste Änderungen bei den baulichen Größen begrößen der Berechnung sind
und die Vorhersagesicherheit bzgl. sommerlicher tFensterflächen nach Himmelsrichtungen Awj
Übererwärmung ist ziemlich gering, da entschei- tVerglasungsqualitäten (U-Werte, g-Werte) der
dende Einflüsse nicht berücksichtigt werden kön- Fenster
nen [8].
tRahmenanteile und Verschattung durch Lai-
bung, Überstände, Bebauung, Topographie
17.5.4.2 Erweitertes Sommerfallverfahren tLuftwechselraten (mechanisch, auch: Erdreich-
Nach [8] haben sich jedoch Auslegungen nach wärmetauscher) n
dem sehr einfach bedienbaren Sommerfallver- tInnere Wärmequellen qi
fahren nach PHPP gut bewährt [9] [10]. Auch die- tWärmeschutz und Absorptionsgrad der Außen-
ses Verfahren ist keine dynamische Simulation, oberflächen der Außenbauteile Uj und αj
sondern baut auf ein analytisch gelöstes Einka- twirksame innere Speichermasse Cwirk des Ge-
pazitätenmodell auf, das neben Monatsbilanzen bäudes oder der Zone
einzelne Monate in kürzere relevante Hitzepe-
Diese sind bereits in den ohnehin erforderlichen
rioden auflöst – das Verfahren erlaubt es, alle
wesentlichen in 17.5.4 genannten Einflussgrößen Eingaben für die Wärmebilanz im Winter enthal- 17
der Sommersituation zu berücksichtigen und zu ten und müssen nicht erneut eingegeben wer-
Aussagen zu gelangen, die an Genauigkeit denen den. Drei weitere für den Sommer wichtige Para-
einer instationären Simulation kaum nachstehen. meter können darüber hinaus eingestellt werden:
Das Verfahren kommt mit den für die Bilanzen tzusätzliche temporäre Verschattung von Fens-
ohnehin erforderlichen monatlichen Klimadaten tern durch Sonnenschutzeinrichtungen (Fc-
(Außentemperatur, Strahlung nach Haupthim- Werte)
750 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

tzusätzliche freie Dauerlüftung (z. B. durch Fens- voll verringern wie außen liegende Systeme.
ter) Fc-Werte sind allerdings wegen der unver-
tzusätzliche gezielte Nachtlüftung (z. B. durch meidlichen Absorption in der äußeren Schei-
gekippte Fenster, Schachtlüftung oder Kanäle) be nur bis minimal 6 % möglich. Der Vorteil
ist der sichere Witterungs- und Windschutz
Auf diesem Weg lassen sich für die üblichen Ge- – ein Nachteil ist der derzeit noch hohe Preis.
bäudearten praktikable Lösungen für ein som- – Temporäre innenliegende Verschattungs-
merlich behagliches Klima (Übertemperaturstun- einrichtungen: Man beachte, dass eine in-
den weniger als 5 % des Jahres) in Mitteleuropa nenliegende Verschattung nur den direkten
meist ohne hohen technischen Aufwand einer Energiedurchlass verringern kann, die indi-
Klimaanlage projektieren. Sollte eine aktive Küh- rekte Wärmeabgabe durch Absorption in
lung jedoch unvermeidlich sein, so lassen sich der Verglasung (und auf der Sonnenschutz-
mit dem Rechenblatt Kühlung auch die Kennwer- einrichtung) wird sogar erhöht. Insbesonde-
te des Kühlenergiebedarfs und eine Abschätzung re bei den (generell jedoch empfohlenen!)
der Kühllast bestimmen. Dreischeibenverglasungen ist dieser Effekt
bedeutend. Um wirkungsvoll zu sein, müs-
sen innenliegende Verschattungseinrichtung
17.5.4.3 Empfehlungen zur Erzielung nach außen möglichst hoch reflektierend
eines guten sommerlichen sein (Metallschicht). Es erreichen bei Drei-
Wärmeschutzes scheibenverglasung
Den Einflussfaktoren folgend lassen sich, aufbau- t &JOàCMJDIFSIFMMFS7PSIBOHFC ≈ 85 %
end auf Simulationsergebnisse, einige qualitative t &JO EJDIUFS XFJ•FS TDIXFSFS 7PSIBOH FC ≈
Regeln für gutes sommerliches Raumklima in Ge- 70 %
bäuden in Mitteleuropa geben [10] [11]: t &JOTQF[JFMMBV•FOSFGMCFTDIJDIUFUFSXFJ•FS
tVermeidung von unnötig großen Fensterflä- schwerer Vorhang FC ≈ 50 %
chenanteilen f ≥ 18 %, insbesondere von sol- t &JOF àCMJDIF JOOFOMJFHFOEF +BMPVTJF FC ≈
chen in Ost- und Westorientierung und in der 75 %
Horizontalen, da in dieses Richtungen die som- t &JOFTQF[JFMMPQUJNJFSUF SàDLSFGMFLUJFSFOEF

merlichen Einstrahlwerte am höchsten sind. innenliegende Jalousie FC ≈ 60 %
Aber auch Südfenster führen ab f ≥ 30 % ohne t &JO EJDIUFS TDIXBS[FS 7PSIBOH 7FSEVOL-
Zusatzmaßnahmen zu hohen Solarlasten im lung) FC ≈ 90 %
Sommer. Werden die hier genannten Fenster- t &JOFBV•FOSFGMFLUJFSFOENFUBMMCFTDIJDIUF-
flächenanteile überschritten, so müssen erfah- te Verdunklung FC ≈ 40 %; dies ist zugleich
rungsgemäß weitere Sonnenschutzmaßnah- der Minimalwert, der von innenliegenden
men getroffen werden. Verschattungseinrichtungen erreicht wer-
den kann.
tAuslegung einer geeigneten Verschattung der
transparenten Flächen im Sommer: hier gibt es – Feststehende außenliegende Verschattungs-
prinzipiell fünf erfolgversprechende Methoden: elemente am Gebäude: Auf der Südseite sind
horizontale Überstände (z. B. Dach oder Bal-
– Temporäre außen liegende Verschattungs-
kon) wirksam, und zwar auch schon ab klei-
einrichtungen wie Jalousien, Raffstores, Roll-
nen Tiefen (50 cm). Bei 1 m Überstandstiefe
läden; diese Lösung ist universell einsetzbar
wird bereits eine über 50 %ige Reduktion der
(auch für Ost/West- und Horizontalvergla-
Sommerlast erreicht, bei 1,5 m über 70 %. Bis
sungen) und kann die Solarlast wirkungsvoll
1 m Tiefe wird die winterliche Bilanz kaum
verringern; Systeme mit Fc-Werten unter 15 %
beeinträchtigt, darüber in stark zunehmen-
sind verfügbar, prinzipiell kann der Energie-
dem Maß. Man beachte: Auf Ost- und West-
durchlassgrad auf diesem Weg sogar belie-
seiten ist diese Maßnahme wirkungslos.
big stark reduziert werden. Beachtet werden
17 muss die Windsicherheit – ein Nachteil ist, – Verschattung durch Vegetation: Laubbäume
dass diese Systeme oft teuer sind. wechseln die Transparenz für die dahinterlie-
genden Fassaden im Jahresverlauf; sie kann
– Temporäre innerhalb des äußeren Scheiben-
für eine dichte Laubbaumreihe z. B. 40 % im
zwischenraums einer Dreischeibenvergla-
Sommer und immer noch bis zu 68 % im Win-
sung laufende Verschattungseinrichtungen.
ter betragen [12].
Auch diese Lösung ist universell einsetzbar,
sie kann die Solarlast fast ebenso wirkungs-
17.5 Wärmeschutz 751

tVerringerung der Leistung der inneren Wärme- – noch besser wirken Öffnungen auf verschie-
quellen: Viele Planer sehen eine Einflussnahme dener Höhe (Kaminwirkung),
auf diese wichtige Größe nicht als ihre Aufgabe – die Kaminwirkung kann durch bewuss-
an und scheuen es, den Investor und die Nutzer te Anordnung von Lüftungsöffnungen im
darauf aufmerksam zu machen. Dabei ist dies höchsten Punkt des Gebäudes (Dachentlüf-
eine der einfachsten, wirkungsvollsten und zu- tungsöffnung) bis hin zum Entlüftungsturm
gleich wirtschaftlich attraktivsten Maßnahmen gesteigert werden; die Nachströmung der
des sommerlichen Wärmeschutzes. Im Vorder- Luft, am besten aus den Untergeschossen mit
grund stehen heute die elektrischen Energie- durch das Erdreich verlegten Kaltluftkanälen
verbrauchswerte im Gebäude, die fast vollstän- muss gewährleistet sein,
dig in innere Wärmelasten umgesetzt werden – auch eine maschinelle Unterstützung ist
(oft mehr als das 4fache der Personenwärme). denkbar und meist effizienter als aktive Küh-
Die Wärmeabgabe ist durch stromsparende lung: Dabei sollte der Lüfter immer auf der
Geräte, Flachbildschirme, effiziente IT-Technik, Fortluftseite angebracht sein, um zusätzli-
stromsparende Ruhezustände, automatische chen Energieeintrag durch den Antrieb zu
Regelungen (z. B. des Kunstlichtes), niedrige vermeiden.
Standby-Verluste u.a. zu verringern. Hier ist re-
gelmäßig mehr als ein Faktor 2 zu holen – und – Glashäuser und Wintergärten erfordern
diese Maßnahmen sind sehr wirtschaftlich, weil grundsätzliche eine sehr gute Durchlüftungs-
sie nicht nur den Sommerkomfort erhöhen, möglichkeit mit Fortluftöffnungen im obers-
sondern zusätzlich direkte Betriebskostenein- ten Bereich des Glashauses.
sparungen beim Strom erbringen. tDer Absorptionsgrad der nichttransparenten
tEine gute sommerliche Lüftungsmöglichkeit Außenbauteile für Solarenergie („Farbe der
der Räume ist mit die wichtigste Maßnahme. Außenoberflächen“) sollte möglichst gering
Dazu ist vor allem zu klären, ob, welche, und gehalten werden: Helle Farben wirken sich hier
wann Lüftungsquerschnitte in den Gebäuden in zweierlei Hinsicht günstig aus: Sie Verrin-
unter Beachtung von rechtlichen, versiche- gern die äußere Oberflächentemperatur und
rungstechnischen und Behaglichkeits-Anforde- damit den Energieeintrag durch diese Fläche
rungen dauerhaft geöffnet werden können: der des betroffenen Gebäudes – und sie erhöhen
Hinweis auf vorhandene öffenbare Fenster hilft die Reflektion der Solarstrahlung zurück in den
nichts, wenn z. B. Verwaltungsvorschriften das Weltraum (Albedo-Erhöhung). Dadurch sin-
Kippen der Fenster in der Nacht untersagen. ken die Umgebungstemperaturen im regiona-
Ist die Lüftung für eine Sommerkonzept ent- len Klima, dies ist insbesondere in städtischen
scheidend, dann gehört die Klärung solcher Räumen von hohem Einfluss („Heat-islands“: In
Fragen zu den Planungsaufgaben. Auch in sol- dicht besiedelten Regionen liegen die sommer-
chen Fällen lassen sich nämlich (zulässige) Lüf- lichen Temperaturen um 2 bis 4 K über denen
tungseinrichtungen durchaus projektieren, sie des ländlichen Umfelds; die Hauptursache da-
werden jedoch dann aufwendiger (Einbruchs- für ist das geringere Albedo) [13]. Helle Farben,
schutz, Sturmsicherung etc). Für die sommer- niedrigabsorbierende Beschichtungen aber
liche Lüftung ist zunächst in Mitteleuropa eine auch Begrünungen erlauben es, diesen Trend
freie Lüftung vorzuziehen, weil der Aufwand umzukehren und eine sehr kostengünstige An-
für eine maschinelle Sommerlüftung wegen passung an den zu erwartenden Temperatur-
der hohen erforderlichen Luftmengen groß ist. anstieg durch den Klimawandel zu leisten.
Folgende Stichpunkte helfen bei der Projektie- tErhöhung der wirksamen inneren Wärmekapa-
rung [11]: zität Cwirk:
– Große freie Querschnitte ermöglichen; Kipp- – Materialien mit hohen spezifischen Wärme-
fenster sind keine schlechte Wahl, wenn sie kapazitäten an den sichtbaren raumseitigen
nachts gekippt bleiben können (besser mehr Oberflächen der Räume sind am wirkungs- 17
als ein Kippfenster je ca. 12 m2 Raumnutz- vollsten: Da der überwiegende Wärme-
fläche). Kippwinkel sollten im Sommer mög- austausch im Raum durch Wärmstrahlung
lichst weit sein; (mittleres Infrarot) erfolgt, ist es wichtig, dass
– gegenüberliegende Fassaden mit Querlüf- speichernde Oberflächen nicht verdeckt (zu-
tung erlauben hohe freie Luftwechsel (der gehangen, abgehängte Decken, mit schwe-
Durchzug kann aber auch ein Problem sein), ren, wärmedämmenden, Teppichen [häufig
752 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

für Teppiche RTepp ≥ 0,25 m²K/W] belegt) 17.5.5 Wärmedämmstoffe


werden. Begrenzend für die Wärmekapazität
ist vor allem ihre Zugänglichkeit in Form des Wärmetransport. Der Wärmedurchgang durch
inneren konvektiven und Strahlungs-Wärme- Stoffe kann über drei Transportvorgänge erfol-
übergangs. Eine Vergrößerung der Oberflä- gen:
chen ist hilfreich (z. B. strukturierte Innenwän- t(eigentliche) Wärmeleitung durch Weitergabe
de) aber teuer, platzverbrauchend und evtl. der ungeordneten Bewegungsenergie der Mo-
reinigungsintensiv. leküle über Stoßprozesse,
– Hohe spezifische Wärmekapazitäten haben
tWärmemitführung oder Konvektion,
alle nicht porosierten Massivbauteile (Voll-
ziegel, Kalksandstein, Normalbeton, Zement- tWärmestrahlung.
steine, Zementestrich, Lehmsteine und Lehm-
putze) aber auch Massivholz. Gips und ins- Alle drei Effekte wirken sowohl bei der Wärme-
besondere Gipskartonplatten sind weniger weitergabe in Stoffen als auch bei der Wärmeauf-
wirksam, jedoch ist eine doppelte Gipskar- nahme und -abgabe eines Bauteils mit. Bei einer
tonplatte besser als eine einfache. messtechnischen Ermittlung der Wärmeleitfähig-
– Massive Innenwände sind gerade bei ansons- keit λ eines Stoffes werden sie nicht getrennt be-
ten leichten Gebäuden (Holzbau) mit Dämm- stimmt, sondern dieser Wert ist das Resultat des
stoffen gefüllten Aufbauten vorzuziehen; Zusammenwirkens aller Wärmetransportvorgän-
das Gleiche gilt dort für Geschossdecken, bei ge.
denen eine Füllung mit Massivbaustoffen ge- Gase setzen – wegen ihrer geringeren Dichte –
genüber Dämmstoffen überlegt werden kann. der Wärmeleitung einen größeren Widerstand
entgegen als flüssige oder feste Stoffe. Deshalb
tVorsorgendes Kühlhalten ist gerade bei mo-
ist ein großer Luftgehalt in einem Baustoff in der
dernen Gebäuden mit guter Wärmedämmung
Regel ein Kennzeichen für eine geringe Wärme-
äußerst wirksam: Wenn schon im Frühsommer,
leitfähigkeit. Als Wärmedämmstoffe bezeichnet
in dem das Kühlhalten durch Lüften noch be-
man Stoffe mit besonders geringer Wärmeleit-
quem möglich ist, die Innentemperaturen eher
fähigkeit λ < 0,1 W/(mK), gängige Werte für luft-
niedrig gehalten werden, dann erlauben diese
basierte Dämmstoffe sind 0,03 bis 0,045 W/(mK).
Gebäude wegen ihrer langen Zeitkonstanten
Ihre Poren sind meist mit Luft, aber auch mit an-
ein kühles Innenklima auch noch in Hitzeperi-
deren Gasen (CO2, Pentan) gefüllt. Entscheidend
oden (ein wirksamer Sonnenschutz ist dabei
ist, dass es im Material nicht zu konvektiven Strö-
Voraussetzung).
mungen kommt, weil dadurch der Wärmetrans-
Das Temperatur-Amplituden-Verhältnis TAV ist port stark erhöht wird. Wichtig ist auch, dass sich
das Verhältnis der Temperaturamplitude an der Wärmestrahlung nicht über weite Entfernungen
Innenoberfläche eines Bauteils zu der an der durch den Dämmstoff ausbreiten kann (aus die-
Außenoberfläche, bei Anregung an der Außen- sem Grund werden oft Trübungsmittel zugesetzt)
seite. Das TAV spielt bei heute üblichen und hier – und nicht zuletzt darf das Stützmaterial selbst
empfohlenen Wärmedämmeigenschaften der keine zu hohe Wärmeleitung aufweisen.
Außenbauteile keine Rolle mehr (schon unter U = Eine Sonderrolle spielen sog. nanoporöse Dämmstoffe –
0,3 W/(m2K)) [10]. Nur bei für eine nachträgliche bei ihnen sind die Porendurchmesser so klein, dass die freie
Wärmedämmung überhaupt nicht geeigneten Weglänge der Gasmoleküle begrenzt wird. Dadurch kann
Außenbauteil kann es vorkommen, dass die Am- schon unter Normaldruck die Wärmeleitfähigkeit geringer
werden als die von Luft (um 0,027 W/(mK)). Diese Materia-
plitudendämpfung und die Phasenverschiebung lien sind allerdings derzeit noch sehr teuer, sie werden vor
eine Rolle spielen. Gerade dann kommt es vor allem für Sonderanwendungen eingesetzt (z. B. hochwerti-
allem auf helle Beschichtungen auf der Außen- ge Dämmung von wärmeführenden Leitungen).
oberfläche an. Werden solche Materialien vakuumdicht verpackt und
können die Poren evakuiert werden, so ergeben sich sog.
17 Die Auswirkungen der oben qualitativ beschrie-
benen Maßnahmen können mit dem im letzten Vakuum-Isolations-Paneele (VIP), deren Wärmeleitfähigkeit
4–10mal niedriger liegen als die konventioneller Dämm-
Unterabschnitt vorgestellten PHPP-Sommerfall- stoffe. Voraussetzung dafür eine ist eine mechanisch stabile
verfahren auch näherungsweise quantitativ be- Struktur der verwendeten offenporigen Stoffe. Mikroporö-
wertet werden, um zu einer insgesamt zufrieden- se Kieselsäure, aber auch Mineralwollegewebe, Polystyrol-
und Polyurethanschäume sind schon evakuiert worden.
stellenden Lösung zu kommen. Bei Unsicherheit Insbesondere sind es mit vakuumdichten Folien umhüllte
oder unklaren Ergebnissen empfiehlt sich eine Paneele, die auch für die Gebäudedämmung in Frage kom-
instationäre Simulation. men. Bei 6 cm Dämmstärke sind U-Werte um 0,1 W/(m2K)
17.5 Wärmeschutz 753

Tabelle 17.66 Rechenwerte der Wärmeleitfähigkeit und Richtwerte der Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahlen


(Auszug aus DIN V 4108-4: 1998-10, Tab.1)

Baustoff Rohdichte Wärmeleit- Diffusionswider-


fähigkeit standszahlen
ρ λR μ
in kg/m3 in W/mK –
1. Putze, Mörtel, Estriche
Putzmörtel aus Kalk, Kalkzement u. hydr. Kalk 1800 0,87 15/35
Zementmörtel, Zementestrich 2000 1,4 15/35
Leichtmörtel LM 21 ≤ 700 0,21 15/35
Wärmedämmputz (DIN 18 550-3) ≥ 200 0,060 bis 0,100 5/20
2. Beton-Bauteile
Normalbeton (DIN EN V 206) 2400 2,1 70/150
Bimsbeton (DIN 4232) 800 0,24 5/15
Porenbeton (Gasbeton) (DIN 4223) 600 0,19 5/15
3. Bauplatten
Wandbauplatten aus Gips (DIN 18 163) 900 0,41 5/10
Wandbaupl. aus Porenbeton (Ppl) (DIN 4166) 600 0,24 5/10
Gipskartonplatten (DIN 18 180) 900 0,25 8
4. Mauerwerk einschl. Mörtelfugen
Vollklinker, Hochlochklinker (DIN 105) 2000 0,96 50/100
Vollziegel, Hochlochziegel (DIN 105) 1600 0,68 5/10
Porenbeton-Plansteine (PP) (DIN 4165) 350 0,14 5/10
Kalksandsteine (DIN 106) 1800 0,99 15/25
5. Wärmedämmstoffe
Holzwolleleichtbauplatten (DIN 1101) (d ≥ 25 mm) 360 bis 460 0,065 bis 0,090 2/5
Polystyrol-Partikelschaum (EPS) ≥ 30 0,035 bis 0,040 40/100
Polystyrol-Extruderschaum (XPS) ≥ 25 0,030 bis 0,040 80/250
Faserdämmstoffe (DIN 18 165-1) 8 bis 500 0,035 bis 0,050 1
Schaumglas (DIN 18 174) 100 bis 150 0,045 bis 0,060 prakt. dampfdicht
6. Holz- und Holzwerkstoffe
Fichte, Kiefer, Tanne 600 0,13 40
Sperrholz (DIN 68 705-2 bis 68 705-4) 800 0,15 50/400
Span-Flachpressplatten (DIN 68 761-68 763) 700 0,13 50/100
Poröse Holzfaserplatten (DIN EN 622-4) ≤ 400 0,07 5
7. Beläge, Abdichtstoffe
Linoleum (DIN EN 548) 1000 0,17 –
Kunststoffbeläge, auch PVC 1500 0,23 –
Bitumendachbahnen (DIN 52 128) 1200 0,17 10000/80000
Kunststoff-Dachbahnen (PIB) (DIN 16 731) – – 400000/1750000
Polyethylen-Folien (d ≥ 0,1 mm) – – 100000
Aluminiumfolien (d ≥ 0,05 mm) – – prakt. dampfdicht
8. Sonstige gebräuchliche Stoffe
Kunstharzputz 1100 0,7 50/200
Glas 2500 0,8 prakt. dampfdicht
Keramik und Glasmosaik 2000 1,2 100/300
Strohlehm 2000 0,6 5/10
Sedimentgesteine (Sandstein, Kalkstein, Schiefer) 2600 2,3 40 bis 1000

erreicht worden. Der Preis liegt um 100 €/m2. Die zeitliche ist die Wärmemitführung beim Feuchtetransport
Stabilität der Vakuum-Dämmmaterialien (Erhaltung des Va- durch den Baustoff (inkl. Verdunstungs- und Kon-
kuums) wird derzeit noch in Langzeittests untersucht [14].
Wegen der Gefahr von Verletzungen der vakuumdichten densationsvorgänge).
17
Hülle ist es ratsam, solche Dämmstoffe geschützt in vor- Es gibt eine merkliche Abhängigkeit der Wärme-
gefertigten Bauteilen ein zu setzen [15]. Bisher sind diese leitfähigkeit von der Temperatur, sie wird aber
Systeme mit Zulassungen im Einzelfall eingesetzt worden.
bei Wärmeschutzberechnungen nicht berück-
Feuchte Bau- und Dämmstoffe leiten die Wärme sichtigt. In der Regel nimmt die Wärmeleitung
besser als trockene. Die wesentliche Ursache für mit zunehmender Temperatur zu.
die schlechtere Dämmfähigkeit feuchter Stoffe
754 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Metalle und nicht porosierte mineralische Bau- tMineralfaserdämmstoffe (EN 13 162),


stoffe hoher Dichte (Natursteine, Beton, künst- tSchaumkunststoffe (Expanierter Polystyrol-
liche Steine) haben große Wärmeleitfähigkei- schaum (EPS) EN 13 163; Extrudierter Polysty-
ten. Werden sie z. B. als Wandbildner in einer rolschaum (XPS) EN 13 164; Produkte aus Poly-
Außenwand eingesetzt, so müssen zusätzliche urethan-Hartschaum (PUR) EN 13 165; Produkte
Dämmstofflagen vorgesehen werden (Wärme- aus Phenolharzschaum (PF) EN 13 166; sowie
dämmverbundsystem oder wärmegedämmte Ortschäume),
Vorhangfassaden). Damit sind die empfohlenen tSchaumglas (EN 13 167)
niedrigen U-Werte ebenso leicht zu erreichen wie
mit dämmstoffgefüllten Holzständer- oder Tafel- tHolzwolledämmstoffe (WW) (EN 13 168)
konstruktionen. Inzwischen haben auch porosier- texpandiertes Perlite (EPB) (EN 13 169)
te Massivbaustoffe Wärmeleitfähigkeiten im Be- texpandierter Kork (ICB) (EN 13 170)
reich der Dämmstoffe erreicht (z. B. Porenziegel, tHolzfaserdämmstoffe (WF) (EN 13 171)
Porenbeton und Leichtbetonsteinen bis herab
zu 0,07 W/(mK)) und können für monolithische Die Wärmeleitfähigkeit von Stoffen wird an ebe-
Konstruktionen mit U-Werten um 0,14 W/(m2K) nen trockenen Platten des zu untersuchenden
verwendet werden [16]. Materials nach EN 1946-2 bestimmt. Die euro-
päischen Produktnormen EN 13 162 … 13 171
Dämmstoffe. Die Dämmstoffe für das Bauwe- beziehen sich auf die gebräuchlichen Dämm-
sen werden nach Herkunft (aus organischen stoffarten. Für den rechnerischen Nachweis des
nachwachsenden, organisch synthetischen oder Wärmeschutzes dürfen nur die Bemessungswer-
anorganischen Grundstoffen), nach der Zusam- te der Wärmeleitfähigkeit verwendet werden.
mensetzung (Stoffname) oder dem Herstellungs- Unterschieden werden Bemessungswerte nach
verfahren (z. B. Schäumen) unterschieden. Man Kategorie I, die aus dem Nennwert durch Multi-
kann nach der europäischen Normung wie folgt plikation mit einem Sicherheitsfaktor 1,2 (!) zu
einteilen: bestimmen sind, und solche nach Kategorie II, die

Anwendungs- Kurz-
Anwendungsbeispiel
gebiet zeichen
DAD Außendämmung von Dach oder Decke, witterungsgeschützt, unter Deckung
DAA Außendämmung von Dach oder Decke, witterungsgeschützt, unter Abdichtung
DUK Außendämmung eines Umkehrdaches, der Bewitterung ausgesetzt
Dach, Decke DZ Zwischensparrendämmung
DI unterseitige Innendämmung der Decke oder des Daches, abgehängte Decke
DEO Innendämmung unter Estrich ohne Schallschutzanforderungen
DES Innendämmung unter Estrich mit Schallschutzanforderungen
WAB Außendämmung der Wand hinter Bekleidung
WAA Außendämmung der Wand hinter Abdichtung
WAP Außendämmung der Wand unter Putz
WZ Dämmung von zweischaligen Wänden
Wand
WH Dämmung von Holzrahmen- und Holztafelbauweise

17 WI Innendämmung der Wand


WTH Dämmung zwischen Haustrennwänden
WTR Dämmung von Raumtrennwänden
PW Außenliegende Wärmedämmung (Perimeterdämmung) von Wänden gegen Erdreich
Perimeter (außerhalb Abdichtung)
PB Außenliegende Wärmedämmung unter Bodenplatten gegen Erdreich (außerhalb Abdichtung)
17.5 Wärmeschutz 755

für den jeweiligen Dämmstoff nach bauaufsicht- keit für den Anwender noch (neben allgemeiner
licher Zulassung erteilt werden (und welche in Beschaffenheit und den Maßen)
der Regel nicht mehr als 5 % über dem Nennwert tFestigkeitswerte,
nach der europäischen Normung liegen). Bemes- tBrandverhalten (Brennbarkeits- und Feuerwi-
sungswerte für zahlreiche Baumaterialien gehen derstandsklassen, s. Abschn. 17.7),
aus EN 12 524 hervor. In Deutschland können
Bemessungswerte zu Wärmedämmstoffen und tFormbeständigkeit
Mauerwerksbildnern auch DIN V 4108-4 entnom- wesentlich.
men werden. Weitere Bemessungswerte gehen
aus den bauaufsichtlichen Zulassungen von Pro- Wegen der Bedeutung für die praktische Anwen-
dukten hervor. dung werden Wärmedämmstoffe je nach Druck-
beanspruchbarkeit, Wasseraufnahme, schalltech-
In Tabelle 17.66 sind einige wichtige Bau- und nischer Eigenschaften u. a. noch mit europäi-
Dämmstoffe mit den Rechenwerten ihrer Wärme- schen Typkurzzeichen versehen:
leitfähigkeit aufgeführt.
Im Bauwesen verwendete Dämmstoffe sollten mindestens
Es kann hier nicht auf alle speziellen Eigenschaf- schwerentflammbar sein (Baustoffklasse B 1); die Kenn-
ten der verschiedenen Dämmstoffe eingegangen zeichnung erfolgt mit den jeweiligen Kennbuchstaben
werden, jedoch sind neben der Wärmeleitfähig- (bauaufsichtliche Benennung) der Baustoffklasse (DIN
4102-1: 1998-05; s. Abschn. 17.7).

Tabelle 17.67 Europäische Typkennzeichnung von Dämmstoffen

Produkt- Kurz- Beschreibung Beispiel


Eigenschaft Zeichen
Dk keine Druckbelastbarkeit Zwischensparrendämmung
Dg geringe Druckbelastbarkeit unter Estrich im Wohnbereich

Druckbelast- Dm mittlere Druckbelastbarkeit nicht genutzte Dachflächen


barkeit Dh hohe Druckbelastbarkeit genutzte Dachflächen
Ds sehr hohe Druckbelastbarkeit Parkdeck, Industrieböden
Dx extrem hohe Druckbelastbarkeit Parkdeck, Industrieböden
Wk keine Anforderungen Innendämmung
Wasser- Wf Wasseraufnahme durch flüssiges Wasser Außendämmung Wand
aufnahme
Wasseraufnahme durch flüssiges Wasser Perimeterdämmung, Umkehrdach
Wd
und/oder Diffusion
Zk keine Anforderungen Hohlraumdämmung
Zugfestigkeit Zg geringe Zugfestigkeit Außendämmung Wand hinter Bekleidung
Zh hohe Zugefestigkeit Außendämmung Wand unter Putz
hohe Zusammendrückbarkeit, wenn keine schalltechnischen Anforderungen
Sk
Trittschalldämmung
hohe Zusammendrückbarkeit, unter schwimmenden Estrich, Haustrennwand
Schall- Sh
Trittschalldämmung
technische
Eigenschaften Sm mittlere Zusammendrückbarkeit, unter schwimmenden Estrich, Haustrennwand
Trittschalldämmung

Sg
geringe Zusammendrückbarkeit, unter schwimmenden Estrich, Haustrennwand 17
Trittschalldämmung
Tk keine Anforderungen Innendämmung
Dimensionsstabilität unter Feuchte Außendämmung der Wand unter Putz
Verformung Tf
und Temperatur
Dimensionsstabilität unter Last Dach mit Abdichtung
Tl
und Temperatur
756 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

17.5.6 Wasserdampfdiffusion, Relative Feuchtigkeit (rel. F.) φ ist das Verhält-


Temperaturen an Bauteilen, nis zwischen der vorhandenen Wasserdampf-
Tauwasserbildung menge und der Sättigungswasserdampfmenge
bei der vorliegenden Temperatur: φ = pH2O/pS
Wasserdampf als gasförmiges Wasser befindet – sie gibt somit an, wie viel Prozent der maximal
sich fast überall in der Luft und in lufthaltigen bei dieser Temperatur möglichen Wasserdampf-
porigen Stoffen. Wasserdampfdiffusion ist die menge gerade vorliegt. Beispiel: Erwärmt man
statistisch verursachte Ausgleichsbewegung von wasserdampfgesättigte Luft von 0 °C auf 20 °C, so
Wasserdampfmolekülen. Wenn räumlich unter- beträgt die relative Feuchtigkeit nach der Erwär-
schiedliche Wasserdampfdichten vorliegen, so mung noch 4,8 g/17,3 g = 28 %.
tendiert die Diffusion dazu, diese auszugleichen.
Tauwasser (umgangssprachlich Kondenswasser)
Wasserdampfpartialdruck. Man misst Wasser- entsteht immer dann, wenn sich ungesättigter
dampfmengen vorzugsweise über ihren Anteil Wasserdampf so weit abkühlt, dass der Sätti-
am gesamten Luftdruck („Wasserdampfpartial- gungsdampfdruck erreicht wird. Die zugehörige
druck“ pH2O in Pascal, Pa). Zu jeder Temperatur Temperatur heißt Taupunkttemperatur θs. Ge-
gibt es eine maximal mögliche Wasserdampfmen- schieht dies z. B. in einer aufsteigend sich abküh-
ge, zu ihr gehört der „Sättigungsdampfdruck“ ps. lenden Luftmasse, so bildet sich Nebel (Wolken).
Wird noch mehr Wasser zugeführt, so bilden sich Geschieht dies an einer Oberfläche (z. B. Gras-
flüssige Wassertröpfchen (Nebel) bzw. ein Flüs- halm oder Oberfläche einer aus dem Kühlschrank
sigwasserniederschlag an den Oberflächen – dies entnommenen Flasche), so bilden sich Tauwas-
nennt man Tauwasser. Der Sättigungsdampf- sertröpfchen.
druck hängt nur von der Temperatur ab; diese
Abhängigkeit kann Tab. 17.68 entnommen wer- Tauwassergefährdung. Der empfohlene erhöh-
den. Es ist erkennbar, dass warme Luft erheblich te Wärmeschutz wirkt sich bei richtiger Konstruk-
mehr Wasserdampf aufnehmen kann als kalte. tion auch in einer verringerter Tauwassergefahr
Z. B. können bei 20 °C bis 17,3 g Wasserdampf im an Innenoberflächen und in Außenbauteilen aus.
Kubikmeter Luft (entsprechend einem Sätti- Bei groben Fehlern, bei Innendämmung sowie
gungsdampfdruck von 2340 Pa) enthalten sein, bei partiellen nachträglichen Wärmeschutzmaß-
bei 0 °C jedoch nur 4,8 g entsprechend 611 Pa. nahmen im Bestand kann es jedoch zu örtlich
Der Sättigungsdampfdruck zur Temperatur θ kann nach kälteren Bereichen an und in Bauteilen kommen
DIN 4108-3 auch mit folgender Näherungsformel berech- – oder auch zu hohen Luftfeuchten. Dies kann
net werden zur Tauwasserbildung führen, wobei Folgeschä-
θ )n
ps = a (b + ____ den, wie Schimmelpilzbildung und Korrosion
100
nicht auszuschließen sind. Neuere Forschungs-
wobei die Koeffizienten in zwei verschiedenen Tempera- arbeiten belegen, dass auch schon bei Feuch-
turbereichen verschieden angesetzt werden müssen:
tigkeitserhöhungen ohne Tauwasserentstehung
Koeffizient 0 °C ≤ θ ≤ 30 °C –20 °C ≤ θ ≤ 0 °C Schimmelpilzbildung möglich ist (Wasseraktivität
a (in Pa) 288,680 4,689
b 1,098 1,486 über 80 %). In der neuen Fassung von DIN 4108-2
n 8,020 12,300 6.2 wird dieses Problem behandelt (s. u. unter

Tabelle 17.68 Wasserdampfsättigungsdruck ps bei Temperaturen θ zwischen –20 und +30 °C in Pascal (Pa)
(nach DIN 4108-3: 2001-07, Tab. A.2)

θ in °C ps in Pa θ in °C ps in Pa θ in °C ps in Pa θ in °C ps in Pa θ in °C ps in Pa

30 4244 20 2340 10 1228 0 611 –10 260


29 4006 19 2197 9 1148 –1 562 –11 237
17 28
27
3781
3566
18
17
2065
1937
8
7
1073
1002
–2
–3
517
476
–12
–13
217
198
26 3362 16 1818 6 935 –4 437 –14 181
25 3169 15 1706 5 872 –5 401 –15 165
24 2985 14 1599 4 813 –6 368 –16 150
23 2810 13 1498 3 759 –7 337 –17 137
22 2645 12 1403 2 705 –8 310 –18 125
21 2487 11 1312 1 657 –9 284 –19 114
–20 103
17.5 Wärmeschutz 757

„Schimmelpilzbildung“). Nicht nur bei winterli- von Pflanzen aufnehmen kann als die kältere Au-
chen Temperaturen, sondern auch in der Über- ßenluft. Durch den Dampfkonzentrationsunter-
gangszeit ist oft Tauwassergefahr gegeben. schied diffundiert ein Netto-Wasserdampfstrom
Typische Entstehungsorte von Tauwasser sind durch die Außenbauteile von innen nach außen.
schlecht gedämmte Bauteile und Wärmebrücken Im Sommer kann es zeitweise auch zu umgekehrt
(umgangssprachlich oft „Kältebrücken“ genannt, herum verlaufenden Diffusionsvorgängen kom-
s. Abschn. 17.5.7) in Wänden und Decken (z. B. am men, wenn z. B. schwüle Außenluftbedingungen
Fensterstürzen, auskragenden Betonteilen, Ge- vorliegen.
bäudeaußenecken), aber auch bei unzulänglich In üblichen, nicht beidseitig mit dampfundurch-
belüfteten Wohnungen, wenig beheizten Schlaf- lässigen Schichten versehenen Bauteilen ist im-
zimmern, Bäder, Küchen und Viehställen, beson- mer auch Wasserdampf enthalten. Es kann im
ders dann, wenn die Feuchtequellen hoch sind Inneren des Bauteils zu Tauwasseranfall kommen,
(Pflanzen!). Schlecht gedämmte Außenbauteile wenn irgendwo die Taupunkttemperatur un-
sind genauso gefährdet wie mäßig gedämmte terschritten wird. Meist stellt sich innerhalb der
Außenwände, die z. B. durch vorgestellte Schrän- Außenwände – in Abhängigkeit von der Wasser-
ke nicht von der Raumseite erwärmt werden dampfdurchlässigkeit der Wandmaterialien – ein
können (Wärmestrahlung!). Der beste Tauwasser- niedrigerer Dampfdruck ein als im Innenraum, so
schutz ist eine gute Wärmedämmung – so, wie sie dass bei genügend hohen Wandtemperaturen
rundum in diesem Werk empfohlen wird. (z. B. durch äußere Wärmedämmung) nicht mit
Tauwasser wird schnell sichtbar auf Oberflächen Tauwasserbildung in der Konstruktion gerechnet
nicht poröser Stoffe wie Metallen, Glas, Email werden muss. Viele Außenwandkonstruktionen
und Fliesen, wenn diese unter den Taupunkt der lassen aber (etwas) Tauwasser in der Nähe des Au-
Innenluft abgekühlt werden oder die Taupunkt- ßenputzes entstehen, ohne dass sich daraus eine
temperatur durch hinzukommende Feuchte Feuchtegefährdung der Wand ergeben muss.
(Duschbäder!) über die Oberflächentemperatur
ansteigt. 17.5.6.1 Temperaturverhältnisse
Auf Außenoberflächen, die sich auf Grund der an und in Bauteilen
Wärmeabstrahlung in den (klaren) Nachthimmel
Niedrige Bauteiltemperaturen können die
nicht nur im Winter besonders stark auskühlen
Gefahr von schimmelpilzfördernder Feuchtean-
können (Temperaturen weit unter Lufttempe-
reicherung („Kapillarkondensat“) oder sogar
ratur!) ist Tauwasser, das z. T. auch zu Reif ge-
Tauwasserbildung bedeuten. Es ist deshalb vor-
friert, häufig. Auch auf gut gedämmten Fenster-,
teilhaft, sich bei der Konstruktion von Außenbau-
Wand- und Dachflächen kann es zu solcher Art
teilen zuerst einen Überblick über die Tempera-
Tauwasser- und Reifbildung kommen. Außen-
turverhältnisse an und im Bauteil zu verschaffen.
bauteile müssen erhöhte Feuchtigkeiten aber
Der Rechenvorgang nach DIN 4108 wird hier und
ohnehin aushalten (Regen). Bei lang anhaltender
im Rechenbeispiel Tab. 17.69 beschrieben.
erhöhter Feuchtigkeit kann es zu Algenbildung
auf Außenoberflächen wie bei freistehenden Ob- Beim Rechengang werden vereinfachend auf der
jekten kommen. Bei hoher Sorptionsfeuchte der sicheren Seite liegenden konstante Lufttempe-
äußeren Schichten ist Algenwachstum besonders raturen innen und außen zugrunde gelegt. Nach
wahrscheinlich [17]. Hierbei handelt es sich aber DIN 4108-3, Tab. A.1 werden für einfache Tau-
nicht um einen Schaden – viele alte Bauwerke wasserberechnungen z.B. bei nichtklimatisierten
weisen unschädlichen Algenbewuchs auf (z. B. Wohn- und Bürogebäuden innen 20 °C und au-
das Ulmer Münster); allenfalls die Optik wird be- ßen –10 °C als Lufttemperaturen angenommen.
einträchtigt. Aus den angenommenen Lufttemperaturen kön-
nen die Oberflächentemperatur des Bauteils und
Dampfdiffusion durch Bauteile. Wände sollen die Temperaturen θj (j: Schichtnummer ) an den
luftdicht sein, sind aber in der Regel immer noch Grenzflächen der Bauteilschichten der n-schichti- 17
durchlässig für Wasserdampfdiffusion. gen Konstruktionen ermittelt (s. Bild 17.70) wer-
den:
Da z. B. im Winter die Außentemperaturen nied-
riger als die lnnentemperaturen sind, ist der θsi = θi – U (θi – θe) Rsi
Wasserdampfpartialdruck außen geringer als im (Oberflächentemperatur innen)
Raum, da die warme Luft innen zusätzlichen Was- θ1 = θsi – U (θi – θe) d1/λ1
serdampf vom Waschen, Trocknen, Spülen und θ2 = θ1 – U (θi – θe) d2/λ2
758 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Rechenbeispiel zum Glaser-Verfahren


Tabelle 17.69 Rechenbeispiel zur Ermittlung des winterlichen Temperaturverlaufs und der Dampfdruckverhältnisse einer
Außenwand (vgl. Bild 17.71)

Es wurde – abweichend von den Klimabedingungen nach DIN 4108-5 (Anhang A): innen: Lufttemperatur: 20 °C, relative
Luftfeuchte 50 %; außen: Lufttemperatur: –10 °C, rel. Luftfeuchte 80 % – für die Luftfeuchte innen (φ i) der Wert 65 % ge-
wählt. Damit soll die Möglichkeit von räumlich ausgedehnten Tauwasserbereichen im Bauteilquerschnitt deutlicher gezeigt
werden. Die höhere Innenluftfeuchte entspricht durchaus den in vielen Wohnungen in der Übergangszeit anzutreffenden
Feuchtewerten.
Wärmedurchlasswiderstand der Wand: R = 0,844 m2K/W; Wärmedurchgangskoeffizient U = 0,986 W/m2K

Schichtfolge Schicht- Wärme- Temperatur Sättigungs- Diffusions- äquivalente Dampf-


dicke leitfähig- θ dampfdruck wider- Luftschicht- druck
d keit λR ps stands- dicke p
zahl μ sd
in m in W/mK in °C in Pa – in m in Pa

Innenluft – – (θi =) 20,0 2340 – – (pi =) 1521

Wärmeübergang
innen – – – –
(θsi =) 16,1 1837
1. Kalkzementputz 0,015 0,87 15/(35) 0,225/(0,525)
(θ1 =) 15,5 1764
2. Leichthoch-
lochziegel- 0,24 0,21 5/(10) 1,2/(2,4)
Mauerwerk
(θ2 =) –8,1 306
3. Kalkzementputz 0,02 0,87 (15)/35 (0,3)/0,7
(θse =) –8,8 289
Wärmeübergang
außen – – – –

Außenluft – – (θe =) –10,0 260 – – (pe =) 208

Bemerkungen: Nach DIN 4108-3 sollen die für die Tauwasserbildung im Winter ungünstigeren μ- bzw. sd-Werte für die Be-
rechnungen herangezogen werden (größere Tauwassermenge!): die nicht verwendeten sind in Klammern gesetzt worden.
Die Dampfdrücke p im Innern des Bauteils sind für die Ermittlung der Tauwassermenge nach Glaser nicht notwendig und
wurden deshalb nicht angegeben.

bis t 0,08 m2K/W für alle Wärmestromrichtungen, wenn die


Außenoberfläche an belüftete Luftschichten grenzt (z. B.
θse = θn – 1 – U (θi – θe) dn/λn
hinter Außenverkleidungen, bei belüfteten Dachräumen,
(Oberflächentemperatur außen) in belüfteten Dächern, usw.);
dabei sind: t 0 m2K/W für alle Wärmestromrichtungen, wenn die Au-
ßenoberfläche an das Erdreich grenzt.
U Wärmedurchgangskoeffizient in W/(m2K) (berechnet
nach ISO 7345, s. Abschn. 17.5.3) Bei ganz innenliegenden Bauteilen ist auf beiden Seiten mit
Rsi Wärmeübergangswiderstand innen in m2K/W (nach demselben Wärmeübergangswiderstand zu rechnen (Rsi).
DIN 4108-3, A.2.3)
dj Schichtdicke der i-ten Bauteilschicht in m Bei Luftschichten muss statt des Quotienten d/λ
λj Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit der Schicht- (= Wärmedurchlasswiderstand der Schicht Rj) der
materialien in W/(mK) (z. B. aus DIN V 4108-4, Tab. 1) Wärmedurchlasswiderstand der Luftschicht nach
DIN V 4108-4: 1998-10, Tab. 2 (s. Tab. 17.60) ein-
Die Wärmeübergangswiderstände sind für diese Berech-
nungen festgelegt in DIN 4108-3, A.2.3:
gesetzt werden (s. Abschn. 17.5.3).
17 Raumseitig (Rsi) mit
Die errechneten Temperaturen können in den
Wandquerschnitt (s. Bild 17.71 oben) einge-
t 0,13 m2K/W für Wärmestromrichtungen horizontal, auf-
wärts sowie für Dachschrägen;
zeichnet werden. Die Temperaturen innerhalb
t 0,17 m2K/W für Stromrichtungen abwärts.
der Bauteilschichten stellen sich linear (zeichne-
risch) zwischen den Trennschichttemperaturen
Außenseitig (Rse) mit ein. Dem Wärmeübergangswiderstand an beiden
t 0,04 m2K/W für alle Wärmestromrichtungen, wenn die Seiten des Außenbauteils wird häufig eine Wär-
Außenoberfläche an die Außenluft grenzt; meübergangsschicht im Temperaturdiagramm
17.5 Wärmeschutz 759

zugeordnet (siehe Bild 17.70), die üblicherweise


durch gestrichelte Linien parallel zu den Ober-
flächen angedeutet wird (in Bild 17.71 sind diese
Linien weggelassen worden).
Besondere Bedeutung hat die innere Oberflä-
chentemperatur des Bauteils θsi: Oberflächentau-
wasser tritt immer dann auf, wenn θsi niedriger als
die Taupunkttemperatur der Innenluft ist. Zudem
sollte diese Temperatur über ein Bauteil hinweg
möglichst gleichmäßig sein, um Schmutzstreifen
(bei gemauerten Wänden z. B. als „Fugenabbil-
dung“ bekannt) nicht erst entstehen zu lassen.
Die Oberflächentemperatur außen (θse) ist beson-
17.70 Temperaturverlauf in einer n-schichtigen Wand ders hoch und die Innenoberflächentemperatur
(Schema) θsi besonders niedrig in Bereichen mit niedrigem

17.71
Temperaturverlauf (oben) und
Dampfdruckverhältnisse (unten)
zum Rechenbeispiel (s. Tab. 17.69): 17
Der Temperaturverlauf ist über
der Schichtdicke, die Dampf-
druckkurven sind über dem
Diffusionswiderstand aufge-
tragen (GLASER-Diagramm). Es
besteht Kondensationsgefahr im
Schmiegungsbereich der p- und
ps-Kurven.
760 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Wärmedurchlasswiderstand (Wärmebrücken, s. druckverlaufs in einem Bauteil angegeben, wel-


Abschn. 17.5.7). Infrarot-Thermographie kann ches auch in DIN 4108, A.4 beschrieben wird.
derartige Schwachstellen von außen und innen Dazu wird der Wandquerschnitt nicht im Längen-
sichtbar machen. Bei hohen Wärmedurchlass- maßstab (wie Temperaturdiagramm in Bild 17.71
widerständen (entsprechend den hier empfohle- oben) aufgetragen, sondern im Maßstab der Was-
nen niedrigen U-Werten) liegen die Innenoberflä- serdampfdurchlasswiderstände. Dadurch kann
chentemperaturen dagegen immer ganz nahe an der Dampfdruck als Gerade in dieses Diagramm
der Innentemperatur und eine Tauwasserbildung eingetragen und mit dem ebenfalls aufgetrage-
ist ausgeschlossen. nen Sättigungsdampfdruck verglichen werden
(Bild 17.71 unten). Eine Tauwassergefährdung ist
im Querschnitt vorhanden, wenn die Gerade die
17.5.6.2 Das Glaser-Verfahren zur
(gekrümmten) Sättigungsdampfdruckkurven ir-
Beurteilung von Bauteilen bezüglich
gendwo berührt oder sogar schneidet.
innerer Tauwassergefährdung
Dabei wird nach DIN 4108-3, Tab. A1 für die In-
Tauwassergefahr. Nicht der Temperaturverlauf nenluft im Winter eine relative Feuchte von 50 %
in einem Bauteil ist für die Tauwassergefahr ent- (bei 20 °C), für die Außenluft eine solche von
scheidend, sondern der damit eng zusammen- 80 % (bei –10 °C) angesetzt, woraus sich folgende
hängende Sättigungsdampfpartialdruck-Verlauf, Normwerte für die Dampfdrücke innen (pi) und
den man nun ebenfalls in den Bauteilquerschnitt außen (pe) ergeben:1)
einzeichnen kann, wenn man die Dampfdruck-
werte mit Hilfe von Tabelle 17.68 oder der Formel pi = ps (θi) = 2340 · 50 % = 1170 Pa
aus 17.5.6.1 bestimmt. Höher als diese Werte soll-
te der Dampfdruck von eindiffundierendem Was- pe = ps (θe) = 260 · 80 % = 208 Pa
serdampf somit nicht sein – sonst kommt es an
der betreffenden Stelle zu Tauwassergefahr.
Eine Ermittlung des Dampfdruckverlaufs, der Diffusionswiderstandszahl μ, (wasserdampf-
auf Grund des Dampf-Diffusionsstroms von in- diffusions)äquivalente Luftschichtdicke sd
nen nach außen resultiert, kann nun zeigen, wo Wie in Bild 17.71 unter Verwendung der Zahlen-
eine Tendenz zur Taupunktunterschreitung im werte des Rechenbeispiels Tab. 17.69 gezeigt
Bauteilquerschnitt besteht: Dort, wo der Dampf- wird, vereinfacht sich die Aufgabe, wenn der
druckerlauf den Sättigungsdampfdruck berührt Dampfdruckverlauf nicht über den Dicken der
oder überschreitet ist Tauwasseranfall möglich! Bauteilschichten auf der Abszisse abgetragen
wird, sondern über den Diffusionswiderständen
Dampfdruckverlauf. Die Berechnung des Ver- dieser Schichten. Diese sind proportional zur
laufs erfolgt in Analogie zur Temperaturver- Schichtdicke d und der Materialgröße μ, (Was-
laufsberechnung, da Diffusionsstrom und Wär- serdampf-Diffusionswiderstandszahl), die angibt,
mestrom ganz ähnlichen Gesetzen folgen (die wieviel mal schlechter eine Baustoffschicht Was-
Wärmeleitungsgleichung ist vom Typ her eine serdampf leitet als eine gleich dicke (ruhende)
Diffusionsgleichung): Luftschicht:
Der Wärmefluss durch ein Bauteil wird durch ei-
δLuft
ne Temperaturdifferenz zwischen Innen- und μ = _______ (reine Zahl)
Außenseite veranlasst. Analog dazu führt Dampf- δBaustoff
druckdifferenz zwischen den Dampfdrücken der mit
Innenluft und Außenluft (pi und pe) zu einem
Dampfdiffusionsstrom. δ Wasserdampfdiffusionskoeffizient oder einfa-
In dieser Analogiebetrachtung entsprechen sich cher Wasserdampfleitfähigkeit (in kg/(m h Pa))
auch andere Größen: Statt einer Wärmeleitfähig-
Stoffe mit hohem μ-Wert sind also relativ dampf-
17 keit ist für Wasserdampf eine Dampfleitfähigkeit
(„Wasserdampf-Diffusionsleitkoeffizient“) eines undurchlässig, die kleinsten Werte nahe 1 haben
Baustoffs wirksam, und es gibt analoge Größen poröse, lufthaltige (Dämm-)Stoffe mit offenen
für den Wärmedurchlasswiderstand und den Poren (s. Tab. 17.66).
Wärmedurchgangskoeffizienten. Verwendet als Abszisse im Glaser-Diagramm wird
das Produkt aus der Diffusionswiderstandszahl μ
GLASER-Verfahren. Glaser [18] hat ein zeich- und der Schichtdicke d, dies ist ein Maß für den
nerisches Verfahren zur Ermittlung des Dampf- Widerstand, den eine Materialschicht dem diffun-
17.5 Wärmeschutz 761

dierenden Wasserdampfstrom entgegensetzt! Für ein n-schichtiges Bauteil ergibt sich Z als
Das Produkt μ · d gibt die Dicke einer ruhenden Summe der Einzelwerte
Luftschicht an, die der Materialschicht bzgl. der
Diffusion gleichwertig ist, man bezeichnet es da- Z = Z1 + Z2 + … + Zn
her auch als „äquivalente Luftschichtdicke“ sd.
Da die verschiedenen Bauteilschichten im Was- Bei Schichtmaterialien, für die ein Bereich (z. B.
serdampfstrom hintereinander liegen, braucht 15/35) für die Diffusionswiderstandszahlen μ an-
nur die Summe dieser μ · d-Werte der Einzel- gegeben ist, ist nach der Norm der für die Kon-
schichten gebildet zu werden, um die gesamte struktion „ungünstigere Wert“ anzunehmen,
äquivalente Luftschichtdicke eines Bauteils zu d. h. der, bei dessen Anwendung in Rechnung
bestimmen und Diagramm sich (rechnerisch!) die größe-
re Tauwassermenge in der Konstruktion ergibt
sd = μ1 · d1 + μ2 · d2 + … + μn · dn in m. (d. h. man liegt also auf der „sicheren Seite“!),
diese Festlegung gilt dann auch für die Berech-
Die äquivalente Luftschichtdicke wird – wie sich nungen der Verdunstungsmenge (s. u.). In der
aus der Definition ergibt – in Metern gemessen. Konsequenz ist für Schichten, die sich in Diffu-
Es gibt keine physikalischen Gründe und daher sionsrichtung vor und in einer (bekannten oder
auch keine verbindlichen Angaben darüber, wel- vermuteten) Kondensationszone befinden, der
che Wasserdampfdurchlässigkeit Wände oder niedrigere Wert, für Schichten hinter der Konden-
andere Außenbauteile haben sollten: Das ganze satzone der höhere Wert anzusetzen (s. auch den
Spektrum von „difussionsoffen“ (z. B. ein moder- anschließenden Abschn. „Tauwassermenge“). Die
nes Holztafelbau-Bauteil) bis „vollständig dampf- Befolgung dieser Regeln kann daher – bei un-
dicht“ (z. B. eine Verglasung) kommt in der Praxis übersichtlichen Bauteilen – eine mehrfache An-
vor – jeweils sind etwas andere Gesichtspunkte wendung des beschriebenen Rechnungsganges
zu beachten, aber alle Varianten können scha- nach Glaser erfordern!
densfrei und gesundheitsverträglich realisiert Wegen der Unsicherheit der nach EN ISO 12 572
werden, wie es die Beispiele zeigen – und im Ge- ermittelten sd-Werte mit sd < 0,1 m ist für diese
gensatz zu weit verbreiteten modernen Mythen. der Wert sd = 0,1 m anzusetzen.
Baustoffschichten werden als diffusionsoffen
bezeichnet, wenn deren sd-Wert nicht größer
als 0,5 m ist, erst bei sd-Werten oberhalb 1500 m GLASER-Diagramm
spricht man von diffusionsdichten Schich- Im Glaser-Diagramm (s. Bild 17.71) werden die
ten (echten Dampfsperren). Eine bauübliche sich einstellenden Wasserdampfdrücke über den
0,25 mm dicke PE-Folie hat z. B. sd = 200 m. äquivalenten Luftschichtdicken des Außenbau-
Der unpräzise Begriff „Atmungsfähigkeit“ wird teils aufgetragen: Das erfolgt durch Markierung
häufig mit Diffusionsfähigkeit gleichgesetzt. Eine der Werte für pi und pe an den Bauteil-Ober-
hohe Diffusionsfähigkeit ist – neben der kapilla- flächen und Verbinden dieser Punkte durch ei-
ren Wasserleitfähigkeit – zur guten Austrocknung ne Gerade (= rechnerischer Dampfdruckverlauf,
von Bauteilen vorteilhaft. Umso wichtiger ist es, erste Näherung). In ungefähr den Bereichen, in
weniger diffusionsfähige Aufbauten trocken zu denen im Innern des Bauteils die in Bild 17.56
erstellen. eingezeichnete punktierte Gerade oberhalb
Die dampfbremsende Wirkung einer Schicht der Sättigungskurve liegt, muss Kondensat ge-
ist nicht allein durch den μ-Wert des Materials rechnet werden. Da der Wasserdampfdruck
gegeben, erst das Produkt sd = μ · d ist ein Maß nicht höher als der Sättigungsdampfdruck sein
für den Wasserdampf-Diffusionsdurchlasswider- darf, wird nach Glaser in einem solchen Fall ein
stand Z, der analog zum Wärmedurchlasswider- Dampfdruckverlauf p (gestrichelte Kurve in Bild
stand für eine Schicht gegeben ist als 17.56!) angenommen, der als Tangentenkurve so

d = ____
1 · s = ____
1 · (μ · d) in m2 · Pa · ___
h
an die Sättigungskurve gelegt wird, wie sich ein
elastisches Seil von pi nach pe unter die durch-
17
Z = __ d
δ δLuft δLuft kg gezogene ps-Kurve spannen würde. Diese „Seil-
zugkurve“ ergibt nach dem Glaser-Verfahren den
δLuft ist die Dampfleitzahl in Luft; 1/δLuft beträgt Dampfdruckverlauf bei Kondensatbildung. Sie
(bei Vernachlässigung der Temperaturabhängig- berührt an einem oder mehreren Punkten oder in
keit) etwa 1,5 · 106 m · h · Pa/kg. einem Bereich (wie in unserem Rechenbeispiel)
die Sättigungsdampfdruckkurve – das Seil kann
762 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

aber auch ohne Berührung frei unterhalb der bei Dach- und Wandkonstruktionen nicht über-
Sättigungsdampfdruckkurve spannbar sein schreiten, an Grenzflächen mit einer kapillar nicht
(dann gibt es gar kein Tauwasser). Diese mög- wasseraufnahmefähigen Schicht (auch Luft-
lichen Berührungsstellen grenzen den Bereich schicht oder wasserdurchlässige Schicht) darf die
des Tauwasseranfalls im Bauteilinneren ein. Kondensatmenge sogar nur maximal 0,5 kg/m2
Falls nicht ein Bauteil vorliegt, bei dem kein men- betragen. Eine Schädigung der Baustoffe durch
genmäßiger Nachweis des Tauwassers notwen- das Kondensat (Fäulnis, Korrosion, Pilzbefall) darf
dig ist (s. DIN 4108-3, 4.3 und weiter unten), muss ebenfalls nicht stattfinden. Bei Konstruktionen
nun als nächster Schritt eine Tauwasserberech- mit Holz oder Holzbaustoffen darf außerdem kei-
nung und anschließend auch eine Ermittlung der ne schädliche Erhöhung des Feuchtegehaltes er-
evtl. im Sommer wieder verdunstenden Wasser- folgen (DIN 68 800-2; 6.4, s. auch DIN 4108-3, Ab-
menge erfolgen. schn. 4.2.1). In allen Fällen muss darüber hinaus
sichergestellt sein, dass die Tauwassermenge im
Sommer (= Verdunstungsperiode) wieder ausdif-
Tauwassermenge fundieren (austrocknen) kann.
Die Vorstellung, dass der Wasserdampf wegen Große Tauwassermengen fallen nach GLASER an,
der herrschenden Dampfdruckdifferenz (pi – pe) wenn große Wasserdampfströme gi in eine Kon-
zwischen den Oberflächen durch das Bauteil struktion eindringen, aber nur kleine Dampfströ-
„hindurchwandert“ wird, ist analog dem Wärm- me ge sie wieder verlassen. Kleine äquivalente
strom verursacht durch eine Temperaturdiffe- Luftschichtdicken sdi innen vor dem Kondensa-
renz; der Wasserdampfdiffusionsstrom g ist pro- tionsgebiet sind für das Bauteil ebenso ungüns-
portional zum Antrieb (pi – pe) dividiert durch den tig wie große äquivalente Luftschichtdicken sde
Widerstand Z: außen hinter dem Tauwasserbereich (s. Beispiel).
(pi – pe) kg/m2
g = _______ in ______ Verdunstungsmenge
Z h
Wie man aus Bild 17.71 erkennt, ist g ein Maß für Die Berechnung der Verdunstungsmenge erfolgt
den Anstieg der p-Kurven, denn für große Druck- an einem weiteren Glaser-Diagramm mit der glei-
differenzen und für kleine Diffusionswiderstände chen Methode, jedoch mit Klimadaten einer nach
sind g und der Kurvenanstieg groß. DIN 4108 vorgegebenen sommerlichen Verduns-
tungsperiode
Obige Gleichung gilt nur für eine tauwasserfreie
Konstruktion, denn die gestrichelte „Seilzugkur- θi = θe = 12 °C und φi = φe = 70 %
ve“ wird im Kondensationsfall (wenigstens) eine
Knickstelle und damit zwei verschiedene Anstie- Damit sind die Temperatur und der Sättigungs-
ge haben: Vor dem Tauwasserbereich verläuft sie dampfdruck im gesamten Wandquerschnitt kon-
steiler als dahinter. Das bedeutet, dass der Was- stant
serdampfstrom gi von der Innenluft bis zum Kon- θe = 12 °C ps = 1403 Pa
densationsbereich größer ist als der Dampfstrom
ge von dort bis zur Bauteil-Außenseite. Der nicht und die Wasserdampfteildrücke betragen innen
mehr ausdiffundierende, „fehlende“ Wasser- und außen
dampf, die Differenz – das ist das im Kondensat-
bereich verbleibende Tauwasser! Eine typische pi = pe = 1403 Pa · 0,7 = 982 Pa
Berechnung ist im Rechenbeispiel (Tab. 17.12) zu Das Glaser-Diagramm für Bauteile mit einem
finden. Die Kondensatmenge mW,T für die ganze Kondensatbereich (wie in unserem Rechenbei-
„Tauwasserperiode“ (Winter) wird ermittelt als spiel) verläuft in der Regel so, wie es Bild 17.72
zeigt:
mW,T = (gi – ge) · tT in kg/m2
17 wobei tT die in Stunden angegebene Dauer die-
Dort, wo das flüssige Wasser aus dem Winter
noch sitzt, in den Kondensationsbereichen der
ser Periode ist. Nach DIN 4108-3 wird eine Zeit- Tauwasserperiode, herrscht bis zur vollständi-
dauer der Tauwasserentstehung von 60 Tagen gen Verdunstung Wasserdampfsättigung (also
(entsprechend tT = 1440 Stunden) angesetzt. p = ps), der Dampfdruckverlauf wird also durch
Die auf diese Art (s. Rechenbeispiel Tab. 17.69) (mindestens) 2 Geraden beschrieben, die ent-
ermittelte (rechnerische) Tauwassermenge pro gegengesetzt gerichtete Steigungen haben. Da
Wintersaison darf 1,0 kg pro m2 Bauteilfläche die Steigung ein Maß für den Diffusionsstrom ist,
17.5 Wärmeschutz 763

17.72
Glaser-Diagramm
(Verdunstungsperiode)

erkennt man, dass von der Kondensationsstelle schreiben. Es ist nur als erste Annäherung zum
Diffusionsströme nach innen und nach außen Vergleich verschiedener Bauteile gedacht und
verlaufen: Die Wand trocknet nach beiden Seiten deshalb in seiner Anwendung begrenzt! Die mit
aus! Die Verdunstungsmenge mW,V errechnet sich dem Verfahren gegebene erste Näherung ist
dann aus der Formel allerdings durchaus ein wertvoller Hinweis auf
möglicherweise vorliegende Gefahren.
mW,V = (gi – ge) tV in kg/m2
Wenn die rechnerische Verdunstungsmenge
wobei sich mW,V als negative Summe beider größer oder gleich der Tauwassermenge ist und
Diffusionsströme ergibt, wenn man die Diffu- außerdem die oben angegebenen Maximalwer-
sionsrichtung von gi als negativ ansieht (s. Re- te von mW,T nicht überschritten werden, gilt ein
chenbeispiel Tab. 17.69). Die Dauer der Verduns- Bauteil als nach DIN 4108 nicht tauwassergefähr-
tungsperiode wird nach DIN 4108 mit 90 Tagen det. In allen anderen Fällen sollten Maßnahmen
(d. h. tV = 2160 h) angesetzt. zur Verringerung des winterlichen Kondensats
In DIN 4108-3, A.6 sind eine Reihe möglicher getroffen werden:
Sonderfälle und deren Behandlung nach Glaser tErhöhung der Bauteiltemperatur im kritischen
beschrieben: Mehrere Kondensatbereiche, Ver- Bereich durch (z. B. außen liegende) Wärme-
dunstungsberechnung bei Dachkonstruktionen, dämmung – auch dies ist eine Problemstellung,
Einbeziehung von Dampfsperren usw.. Dieser bei denen bessere Wärmedämmung hilft
Abschnitt enthält auch Hinweise zur Berechnung tVerwendung dampfbremsender Materialien
von Sonderfällen (andere als die oben genannten – oder notfalls (s. u.) „Dampfsperren“ mit sehr
Klimaverhältnisse) und Literaturhinweise zu den großen sd-Werten – an der Bauteilinnenseite
dabei verwendbaren Rechenverfahren. (warmen Seite), (aber Vorsicht: Voraussetzung
ist, dass keine hohen Feuchtebelastungen aus
anderen Quellen vorliegt – z. B. aus Baufeuchte.
Regeln zur Verringerung Wer Dampfsperren einsetzt, muss trocken bau-
von Tauwassergefahr en – oder zuvor gründlich austrocknen.) 17
Das Glaser-Verfahren berücksichtigt nicht alle tVerwendung besser dampfdurchlässiger Mate-
Feuchtetransportvorgänge und auch nicht alle rialien an der Bauteilaußenseite.
Feuchtequellen, die in Baustoffen und Bauteilen
auftreten können und kann deshalb auch nicht Eine bekannte Regel zur Tauwasserverhinderung
annähernd das reale Feuchtigkeitsverhalten oder wenigstens -minderung lautet dementspre-
von Bauteilen im jahreszeitlichen Verlauf be- chend:
764 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Die Diffusionswiderstände der Einzelschichten Rechenbeispiel (Tab. 17.69) wäre eine Diffusionsrechnung
(beschrieben durch die sd- bzw. μ · d-Werte) soll- aus diesem Grund nicht erforderlich, es soll jedoch zeigen,
dass sogar gemeinhin übliche Wandkonstruktionen wegen
ten nach außen hin ab-, die Wärmedurchlasswi- des normalerweise verwendeten relativ dampfdichten Au-
derstände d/λ in der gleichen Richtung jedoch ßenputzes, Tauwasserbildung im Winter aufweisen können.
zunehmen. Nach DIN 4108-3, 4.3 benötigen u. a. folgende Bauteile kei-
nen Tauwassernachweis:
Innenliegende Wärmedämmungen werden
Wände aus Mauerwerk nach DIN 1053-1, Normalbeton
entgegen dieser Regel angebracht. Da sie aber (DIN EN 206-1 bzw. 1045-2), gefügedichtem Leichtbeton
häufig Vorteile bieten (z. B. bei erhaltenswerten (DIN 4219-1 und -2), haufwerkporigem Leichtbeton (DIN
Außenfassaden) sollten sie – nach Berechnung 4232), jeweils mit Innenputz und
der Tauwassergefährdung – nicht einfach ver- t Außenputz nach DIN 18 550-1,
worfen werden. In vielen Fällen sind entweder t Bekleidungen nach DIN 18 515-1 oder -2 (bei einem Fu-
die verwendeten Dämmstoffe selbst (geschlos- genanteil von ≥ 5 %),
t hinterlüfteten Bekleidungen nach DIN 18 516-1,
senporige Schaumstoffe!) oder die Innenverklei-
t Außendämmung nach DIN 1102, DIN 18 550-3 oder
dungen schon dampfbremsend genug, so dass durch ein zugelassenes Wärmedämmverbundsystem
das Glaser-Verfahren keine unzulässige Feuch-
teanreicherung erwarten lässt. Außenwände mit Innendämmung bis R ≤ 1,0 m2K/W)
und einem Wert der inneren diffusionsäquivalenten Luft-
Innendämmungen sind besonders kritisch vor schichtdicke (von Wärmdämmschicht einschl. aller Innen-
schweren, weniger dampfdurchlässigen Wand- verkleidungen) sd,i ≥ 0,5 m; bei Verwendung von innen-
konstruktionen (z. B. Normalbeton). In schwieri- dämmenden Holzwolleleichtbauplatten bei Mauerwerk
nach DIN 1053-1 und Wänden aus Normalbeton gibt es
gen Fällen sollte dann entweder die Verwendung keine Einschränkung des Wärmedurchlasswiderstandes R
stärker dampfbremsender Dämmmaterialien nach der Norm.
oder die Anbringung einer lückenlosen (!) inneren
Wände in Holzbauart mit innenseitiger diffusionshem-
Dampfsperre in Erwägung gezogen werden, die mender Schicht (sd,i ≥ 2,0 m),
u. U. in Verbindung mit feuchtigkeitsspeichern-
dem Putz Kondensationsprobleme lösen kann Holzfachwerkwände mit Luftdichtheitsschicht und
t wärmedämmender Ausfachung bei Sichtfachwerk,
(s. auch Abschn. 9.11 in Teil 2 dieses Werkes).
t Innendämmung (über Fachwerk und Gefach) mit
Man beachte insbesondere die Gefahren, die R ≤ 1,0 m2K/W und 1,0 m ≤ sd,i ≤ 2,0 m;
durch Schichten mit hohem Dampfdiffusions- t Außendämmung über Fachwerk und Gefach als Wärme-
widerstand entstehen, wenn diese sich an der dämmverbundsystem (WDVS) oder Wärmedämmputz
Außenseite der Konstruktion befinden: Die mit sd ≤ 2,0 m der äußeren Konstruktionsschicht,
dampfbremsende Wirkung einer solchen Schicht t mit hinterlüfteter Außenwandbekleidung.
kann zur Dampfdruckerhöhung und zur Tauwas- unbelüftete Dächer, wenn sich höchstens 20 % des Wär-
serbildung führen. Dieser Vorgang ist manchmal medurchlasswiderstandes R unterhalb der diffusionshem-
die Ursache für die Ablösung von Putzen und An- menden Schicht befinden und
t sd,e ≤ 0,1 m und sd,i ≥ 1,0 m;
strichen und für Bauschäden bei der Anwendung
t sd,e ≤ 0,3 m und sd,i ≥ 2,0 m;
von Metallflächen an Gebäuden.
t sd,e > 0,3 m und sd,i ≥ 6 · sd,e
t sd,i ≥ 100 m unterhalb der Dämmschicht.
Dampfsperren können auch Austrocknungs-
vorgänge behindern und dadurch Feuchtigkeits- sd,e ist die Summe aller diffusionsäquivalwenten Luft-
schichtdicken oberhalb der Dämmschicht (bis zu belüfte-
schäden, die anderwärtig verursacht (z. B. Einbau ten Luftschicht), sd,i der entsprechende Wert unterhalb der
von zu nassem Holz) sind, fördern. In Holzbau- Dämmschichten bis zur Innenluft.
ten, auch Dachkonstruktionen, ist deshalb die
Hinweis: Bei sd,e ≥ 2,0 m ist die Austrocknung von Bau-
Verwendung derartiger Schichten immer dann feuchte oder eingedrungenem Wasser erschwert. Bei Dä-
kritisch zu betrachten, wenn eine Austrocknung chern mit dampfdichten Außenaufbauten ist daher auf tro-
durch Belüftung nicht stattfinden kann – eine ckene Baustoffe und sicheres Trockenhalten der Aufbauten
Verwendung von trockenem Holz beim Bau ist zu achten.
dann unerlässlich. t Porenbetondächer,
17 t Umkehrdächer.
Bauteile ohne Tauwassernachweis Belüftete Dächer mit
Der Nachweis des ausreichenden Schutzes eines Außen- t einer Neigung unter 5° und sd,i ≥ 100 m unterhalb der
bauteils gegen Tauwasser ist bei den meisten erprobten Wärmedämmschicht,
Konstruktionen nicht erforderlich. In DIN 4108-3: 2001-07, t einer Neigung von 5° und mehr und 2 cm Luftspalthöhe
Abschn.4.3 sind die Bauteile bzw. Bauteilkonstruktionen über der Wärmedämmschicht und Belüftung im Traufen-
aufgeführt, bei denen sich eine Ermittlung der Wasser- bereich (2 ‰ der Dachfläche und mindestens 200 cm2/m
dampfverhältnisse (z. B. nach Glaser) erübrigt: Auch beim Traufenlänge)
17.5 Wärmeschutz 765

t Satteldächer mit Lüftungsöffnungen an Traufe und First luftdicht angeschlossen ist, kann die intendierte
von wenigstens 0,5 ‰ der Dachfläche und wenigstens Wirkung selbstverständlich nicht entfalten. Be-
50 cm2/m First- bzw. Traufenlänge.
sonderer Nachdruck wird in diesem Werk daher
Übersicht über einige Bauteile, bei denen in der Regel je- auf eine konsequent luftdichte Hülle gelegt.
doch eine rechnerische Untersuchung durchgeführt wer-
den sollte: Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass
t Wände mit relativ dampfdichter Außenbekleidungen die Ausfüllung des Lüftungsraumes mit Dämm-
nach DIN 18 515-1 und -2 mit einem Fugenanteil unter stoff („Sparrenvolldämmung“ [24], [25], [26]) sich
5% günstig auf das Feuchteverhalten auswirken.
t innengedämmte Wände mit gut wasserdampfdurchläs- Voraussetzung ist das Vorhandensein einer aus-
siger Dämmung (einschließlich Innenputz sd < 0,5 m);
reichend dampfdurchlässigen Unterspannbahn
t Wände aus Mauerwerk nach DIN 1053-1 und aus Normal-
beton (DIN EN 206-1 bzw. 1045-2) mit zusätzlicher Innen-
oder eines entsprechenden Unterdaches kalt-
dämmung aus Holzwolleleichtbauplatten mit RDämmung > seitig der Dämmung. Auf sehr gute Luftdichtheit
0,5 m2K/W; der inneren Bauteilschichten muss wie immer
t Wände in Holzbauart (nach DIN 68 800-2: 1996-05, 8.2), besonders geachtet werden. Eingebautes feuch-
wenn die innere Dampfbremse eine äquivalente Luft- tes Holz kann beim Fehlen der durchlüfteten
schichtdicke von weniger als 2 m aufweist;
Schicht unterhalb der oberen Feuchtesperre
t Holzfachwerkwände mit Innendämmung und einem
RDämmung > 1,0 m2K/W und einem sd,i-Wert der Dämmung
(Unterspannbahn, Unterdach) zuweilen schlecht
kleiner 1,0 m oder größer 2,0 m (!); Innendämmung aus trocknen – ein weiterer Grund, nur ausreichend
Holzwolleleichtbauplatten nach DIN 1101 unterliegen trockene Baumaterialien einzusetzen. Dampf-
nicht dieser Beschränkung! dichte Unterdächer, wie sie z. B. häufig bei Schie-
t Holzfachwerkwände mit nicht hinterlüfteter Außendäm- ferdeckungen verwendet wurden, können bei
mung, wenn diese ein sd,e > 2,0 m besitzt.
Vollsparrendämmung über Jahre eine erhöhte
t Nicht belüftete Dächer (klassische „Warmdächer“ und
Dächer, die direkt oberhalb der Wärmedämmschicht
Feuchte in den Holzbauteilen aufbauen, die zu
keine mit der Außenluft verbundene Luftschicht haben) Feuchteschäden führen kann.
mit weniger wirksamen dampfbremsenden Schichten Heute ist es möglich, in kritischen Fällen Aufbau-
bzw. Dampfsperren (sd < 100 m), wenn sich oberhalb der
Sperre weniger als 80 % des Gesamtwärmedurchlass-
ten unter Benutzung von Rechenprogrammen
widerstandes des Daches befinden. zu überprüfen [3], [4], [27], welche nicht nur Dif-
t belüftete Dächer („Kaltdächer“) mit gering dampfbrem- fusionsprozesse, sondern auch den kapillaren
senden Schichten unterhalb der Belüftungsschicht (sd,i < Feuchtetransport und die Sorptionseigenschaf-
2,0 m ) ten (Feuchtespeichereigenschaften) der beteilig-
t belüftete Dächer mit Neigungen unter 5° und gering ten Baustoffe berücksichtigen. Dadurch werden
dampfbremsender Wirkung der inneren „Dampfsperre“
(sd,i < 100 m).
besonders Trocknungsvorgänge erheblich besser
behandelbar als beim Verfahren nach Glaser und
es eröffnen sich neue Wege für Lösungen z. B.
Feuchtekonvektion kapillaraktive Dämmmaterialien für die Innen-
dämmung [23]).
Die Untersuchungen von Bauschadensfällen ha-
ben ergeben, dass viele Tauwasserschäden nicht Schimmelpilzbildung. Es soll hier noch einmal
durch Wasserdampfdiffusion, sondern durch (s. auch Abschn. 16.5.6.1) daran erinnert werden,
Konvektion von Wasserdampf verursacht wer- dass Oberflächen-Tauwasser keine notwendige
den: In der kälteren Jahreszeit kann feuchtwarme Bedingung für Schimmelpilzbildung auf Bautei-
Innenluft durch Undichtheiten der Innenverklei- loberflächen ist. Bei porösen Materialien kann
dungen (auch durch unsachgemäß, d. h. undicht durch „Kapillarkondensation“ schon eine aus-
angebrachte Dampfsperren!) an kalte Bauwerks- reichende Wasseraktivität vorhanden sein und
teile gelangen und der mitgeführte Wasserdampf Schimmelpilzbildung erlauben, wenn um 80 %
kondensiert dort. Eine typische Schadensursache relativer Feuchte auf der Bauteiloberfläche vor-
in (belüfteten) Kaltdächern sind Undichtheiten handen sind; das ist – bei normalem Innenklima
von θi = 20 °C und φi = 50 % – schon ab 12,6 °C
der Dampfsperre z. B. an Bauteildurchdringun-
gen. Die dabei entstehenden Tauwassermengen Oberflächentemperatur möglich. Auch an Wär-
17
können weit über denen der Diffusionsvorgän- mebrücken (s. Abschn. 16.5.7) sollte diese Tem-
ge liegen. Auf hohe Luftdichtheit von Gebäu- peratur gerade deshalb nicht unterschritten
den muss also nicht nur aus energietechnischen werden. Für die Schimmelpilzentwicklung ist
Gründen erhöhter Wert gelegt werden, sondern allerdings nicht nur ausreichende Feuchtigkeit
gerade zur Vermeidung von Feuchteschäden. notwendig, sondern auch genügend organische
Eine Dampfsperre, die nicht luftdicht verlegt und Nahrung (Staub. o. Ä.) und eine ausreichend lan-
766 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

ge Zeit (über 1 Woche), in der diese Bedingungen das in Abschn. 17.5.3: „Mittlere Wärmedurch-
vorhanden sein müssen. Die erste Schimmelpilz- gangskoeffizienten“ angegebene Verfahren nur
bildung tritt oft nicht in der kalten Jahreszeit, eine Näherung darstellt. Richtigerweise muss
sondern in Übergangszeiten auf. Die höheren man auch hier eine mehrdimensionale Wärme-
Außentemperaturen bei gleichzeit höherer ab- stromberechung vornehmen, d. h. die Wärme-
soluter Feuchte der Außenluft erfordern dann brückenwirkung bestimmen.
eine erhöhte Lüftungsrate zur Erzielung einer Oft werden unterschieden
ausreichend niedrigen inneren Luftfeuchte (z. B.
50 %). tgeometrische Wärmebrücken (z. B. Außen-
ecken und -kanten in Massivbauten) und
Eine ungünstige Feuchtesituation im Raum kann
bedingt sein durch tmaterialbedingte Wärmebrücken, bei denen
Stoffe mit hohen Wärmeleitfähigkeiten in Be-
tzu geringen Luftwechsel (z. B. nach einer Fens-
reichen von solchen mit niedrigerer Leitfähig-
tererneuerung),
keit in Bauteilen vorhanden sind.
tzu hohe Feuchteproduktion (Duschen, Kochen,
aber auch durch Zimmerpflanzen!) Ohne besondere konstruktive Vorsorge (vgl.
17.5.7.3) muss man regelmäßig mit einem rela-
Dem Architekten obliegt übrigens nach dem tiv großen zusätzlichen Wärmeverlust über die
Einsatz neuer Fenster in einen Altbau eine Auf- Wärmebrücken rechnen, d. h. die alleinige Ver-
klärungspflicht gegenüber den Wohnungsnut- wendung des die Außenflächen beschreibenden
zern über die meist danach notwendige erhöhte Wärmedurchgangskoeffizienten U (in W/(m2K))
Lüftung bzw. die Vorsorge durch Beratung zum bei der Errechnung des Wärmebedarfs (s. auch
Einbau einer Lüftungsanlage (s. auch Abschn. Abschn. 17.5.3 und 17.5.8) reicht dann nicht mehr
17.5.8.6). aus. Die zusätzlichen Wärmeabflüsse können
über zwei- oder dreidimensionale Wärmstrom-
berechnungen bestimmt werden. Als Kennwerte
eignen sich:
17.5.7 Wärmebrücken
t(Längenbezogene) Wärmebrückenverlust-
17.5.7.1 Allgemeines koeffizienten (WBVK) Ψ sind für die Ränder
von ebenen Bauteilen (z. B. an Gebäudekanten
Definition Wärmebrücke. Als Wärmebrücken und Bauteilanschlüssen) geeignet: Hier liegen
bezeichnet man Bereiche in Bauteilen, in denen linienhafte Wärmebrücken vor, deren Wärme-
der Wärmstrom nicht mehr durch die einfache verlust (Wärmestrom) in W pro m Wärmebrü-
eindimensionale Wärmeleitung behandelt wer- ckenlänge und Grad Temperaturdifferenz be-
den kann. In der Regel haben diese Bereiche stimmt sind;
einen schlechteren Wärmeschutz als die Um- tWärmedurchgangskoeffizienten für loka-
gebung (s. auch Bild 17.52) – manchmal ist der le, „punktbezogen“ Wärmebrücken χ (auch
Wärmeverlust aber auch gegenüber der einfa- noch mit WBVP bezeichnet; Einheit W/K) be-
chen Berechnung verringert. In jedem Fall ist der schreiben direkt den zusätzlichen Wärmever-
Temperaturverlauf nicht mehr durch parallele lust (Wärmestrom in Watt pro Grad Tempera-
Ebenen von Isothermen gegeben. Bei schwer- turdifferenz) durch die Wärmebrücke.
wiegenden Störungen des Wärmestroms können
Wärmebrücken auch Bauschäden hervorrufen, Die Werte der Wärmebrücken-Wärmedurchgangskoeffizi-
da an ihnen oft eine lokale Temperaturabsen- enten hängen auch davon ab, ob Außen- oder Innenmaße
für den Maßbezug der regulären Wärmeverluste benutzt
kung auf der Innenoberfläche oder eine schnel- werden. Auf die Innenmaße bezogene Wärmedurchgangs-
le räumliche Temperaturänderung im Bauteil zu koeffizienten sind bei detaillierteren wissenschaftlichen
beobachten ist; Tauwasser- und Rissbildung sind Untersuchungen unverzichtbar, wenn es auch darum
mögliche Folgen. geht, die Zusatzverluste bestimmten Zonen zuzuordnen.
17 Physikalisch bedeutsam ist die Tatsache, dass
Die Energieeinsparverordnung und das PHPP [9] verlan-
gen jedoch die Verwendung von Außenmaßen. Eine Um-
im Bereich der Wärmebrücken auch quer zu den rechnung von innenmaßbezogenen Wärmedurchgangs-
Oberflächen verlaufende Wärmeströme vorhan- koeffizienten auf außenmaßbezogene ist möglich.
den sein können. Dass bei Bauteilanschlüssen mit Die neuen Normen DIN EN IS0 10 211-1+2 (Wärmebrücken
im Hochbau) beschreiben die Berechnungsverfahren bei li-
nebeneinander liegenden Flächen unterschied- nearen Wärmebrücken für Wärmeströme und Oberflächen-
licher Aufbauten (verschiedene U-Werte) auch temperaturen und bilden die Grundlage für die praktisch
Wärmebrücken vorliegen ist die Ursache, warum verwendeten Wärmebrücken-Rechenprogramme.
17.5 Wärmeschutz 767

Luftundichtheiten in den Außenbauteilen wir- 1. Genaue Berücksichtigung aller Wärmebrücken


ken sich ähnlich den beschriebenen Wärmebrü- durch das eben beschriebene Verfahren, d. h.
cken aus, so dass sie auch dazu gezählt werden die Wärmebrücken müssen mit ihren Verlust-
können: Der Wärmeverlust durch derartige Fehl- koeffizienten beschrieben werden (Entnahme
stellen ist u. U. sehr groß und die Abkühlung in aus einem Katalog [31, 32] oder Bestimmung
der Nähe der Undichtheiten führt häufig zu Tau- der Werte mit einem Rechenprogramm [z. B.
wasserentstehung. Wegen der unterschiedlichen 33, 34, 35]). Die Berechnungsnormen DIN EN
Wirkungsweise von klassischen Wärmebrücken ISO 10 211-1 und -2, sowie DIN EN ISO 10 077-
und Luftundichtheiten und der daraus resultie- 1 sind dabei zu berücksichtigen.
renden schlechten Berechenbarkeit werden sie in 2. Verwendung normierter wärmebrückenver-
Wärmebrückenkatalogen nicht aufgeführt. ringerter Konstruktionen (z. B. aus DIN 4108,
Bbl 2). In diesem Fall muss dann aber ein „Wär-
mebrückenzuschlag“ auf die ohne Wärmebrü-
ckenberücksichtigung verwendeten mittleren
17.5.7.2 Einfluss der Wärmebrücken U-Wert von ΔUWB = 0,05 W/(m2K) erfolgen.
auf den Energiebedarf Dieser Wert benachteiligt alle besser geeig-
· neten Konstruktionen – bei solchen sollte also
Der gesamte Wärmestrom Q (in W) durch die Au-
ßenflächen des Gebäudes lässt sich schreiben: nach Alternative 1. vorgegangen werden.
3. Ein Pauschalzuschlag auf den mittleren U-
·
Q =(Σi AiUi + Σk lkΨk + Σj χj) Δθ Wert von ΔUWB = 0,10 W/m2K, wenn kein
Nachweis der Wärmebrücken geführt werden
mit soll. Ohne Zweifel werden so wärmebrücken-
arme Kosntruktionen sehr stark benachteiligt.
Ui die üblichen, ebene Flächen beschreibende U-Werte
(Wärmedurchgangskoeffizienten) der Außenbauteile
(in W/m2K), An dieser Stelle muss betont werden, dass
Ψk die Wärmedurchgangskoeffizienten der linienhaften
durch verbesserte Dämmung von Gebäuden die
Wärmebrücken (in W/mK), Transmissionswärmeverluste immer abnehmen
χi die Wärmedurchgangskoeffizienten der punktartigen
werden. „Rechnerisch“ ergeben sich manchmal
Wärmebrücken (in W/K), höhere Werte für Ψ – das ist jedoch ein rein arti-
Ai die Außenbauteil-Außenoberlächen (in m2), fizieller Effekt, weil die Wärmebrückenverlust oft
li die Längen der linienhaften Wärmebrücken (in m), (Be- in weniger starken Maße abnehmen, so dass der
zug: Außenmaß) prozentuale Anteil der Wärmebrückenverluste an
Δθ Temperaturdifferenz (θi – θe). den gesamten Transmissionsverlusten erheblich
ansteigen kann. Anders ausgedrückt: Der Fehler,
der durch Nichtberücksichtigung der Wärmebrü-
Der gesamte jährliche Wärmeverlust eines Ge- cken bei den Rechnungen gemacht wird, steigt
bäudes (in kWh/a) lässt sich (s. auch Abschn. mit besserer Wärmedämmung oft an. Bei sorgfäl-
17.5.8), unter Berücksichtigung dieses Wärme- tiger Detailplanung lässt sich das jedoch mit der
brückeneinflusses berechen durch Multiplikati- Methode des „Wärmebrückenfreien Konstruie-
on dieses Wärmestroms mit der jährlichen Zeit rens“ vermeiden. Das ist der einzige für energei-
t (in Stunden pro Jahr), in der das Gebäude bei effiziente Gebäude empfehlenswerte Weg:
einer mittleren Temperaturdifferenz Δθ zwischen
Innen- und Außenluft beheizt wird: 4. Durch sorgfältige Detailplanung (z. B.mit zerti-
fizierten Produkten) wird die Wärmebrücken-
Q = (Σi AiUi + Σk lkΨk + Σj χj) Δθ t wirkung so stark reduziert, dass ein Pauschal-
„zuschlag“ von ΔUWB = 0,0 W/m2K ausreicht.
Jede der punktartigen Wärmebrücken wird also Beachte: der Nachweis für die Einhaltung der
einzeln mit ihrem χ-Wert berücksichtigt. Bei den
linienförmigen Wärmebrücken findet jede Wär-
Regeln des Wärmbrückenfreien Konstruierens
ist dabei jeweils zu führen.
17
mebrücke mit ihrer Länge l Berücksichtigung.
Die Energieeinsparverordnung schreibt die Be- Mit genauen Wärmebrückenrechnungen kann die bauli-
rücksichtigung der Wärmebrücken bei der Be- che Situation dreidimensional berechnet werden, in den
meisten Fällen reicht jedoch ein zweidimensionaler Schnitt
rechnung der Heizenergieverbrauchswerte vor. durch eine Wärmebrücke zum Verständnis der Wärmebrü-
Das kann auf drei verschiedene Weisen gesche- ckenwirkung aus. Computerprogramme berechnen das
hen: Temperaturfeld numerisch zwei- oder dreidimensional
768 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

nach der Wärmeleitungsgleichung und geben sie in Form


von Isothermenverläufen (Linien bzw. Flächen gleicher
Σ
aus Hülle
χi
Bauteiltemperatur) aus (s. Bilder 17.58 bis 17.60). Häufig ≤ 0,01 W/(m2K)
werden auch die senkrecht zu den Isothermen verlaufen- AHülle
den Wärmeflusslinien mit ausgegeben, deren Dichte dann
auf die Größe des lokalen Wärmeverlustes schließen lässt. sind. Diese können immer noch zu gewissen po-
sitiven Beiträgen führen, die allerdings als „ver-
nachlässigbar gering“ gelten können. Außerdem
17.5.7.3 Wärmebrückenfreies Konstruieren werden verbliebene Beiträge in gewissem Um-
fang durch andere Anschlüsse, an denen negati-
Definition. Eine Gebäudehülle heißt wärme- ve Wärmebrückenverlustkoeffizienten vorliegen,
brückenfrei, wenn der Transmissionswärmever- kompensiert. Die Bedingung reicht für alle An-
lust unter Berücksichtigung aller Wärmebrücken schlüsse, Kanten und einzelne Störungen in den
nicht höher ist als es die Berechnung allein mit Regelflächen. Regelmäßige Störungen in den Re-
den Außenoberflächen und den U-Werten der gelflächen müssen aber bereits bei der Angabe
Regelbauteile ergibt. Regelmäßige Wärmebrü- des Regel-Wärmedurchgangskoeffizienten Ureg
cken in den Regelbauteilen müssen dabei schon berücksichtigt werden (z. B. regelmäßige Stiele in
in den Regel-U-Werten berücksichtigt werden einer Holzständer- oder Tafelkonstruktion). Auch
[36]. die Anschlusswärmebrücke beim Einbau eines
Im Folgenden wird diese Definition in Formeln Fensters rechnet man zweckmäßigerweise in den
gefasst. Der gesamte temperaturspezifische regulären Fenster-Uw-Wert ein, dies ist im Pas-
Transmissionsleitwert Htr charakterisiert die Wär- sivhaus Projektierungs Paket bereits so angelegt
meverluste durch die Gebäudehülle. Er setzt sich und macht wenig Arbeit [9].
aus den regulären Verlusten aller Flächen A mit Mit dem vereinfachten Kriterium werden die Pla-
ihren regulären Wärmedurchgangskoeffizienten nung und der Bau entscheidend vereinfacht: Für
Ureg eine Klasse von Anschlussdetails muss nur einmal
Ureg · A im Vorfeld nachgewiesen worden sein, dass sie
das Kriterium erfüllen. Dass kann z. B. durch eine
und den linearen Wärmebrückenbeiträgen Ψ · l Berechnung aller relevanten Details eines Bausys-
sowie den punktförmigen χ zusammen. tems für Gebäudehüllen erfolgen. Viele System-
Die Definition für das „Wärmebrückenfreie Kons- hersteller sind diesem Ansatz bereits gefolgt und
truieren“ ist dann gleichwertig zu: Die durch die haben für alle von ihnen bereitgestellten Details
„Wärmebrückenterme“ gegebenen Beiträge sind die Einhaltung des Kriteriums überprüfen lassen.
kleiner oder gleich Null, Verwendet der Planer solche Details, so kann er
bei der Passivhaus-Projektierung die Wärmebrü-
Σi aus Hülle Ψi · li + Σi aus Hülle χi ≤ 0 ckentherme einfach weglassen – und spart viel
Arbeit bei der Berechnung.
Dann ist es zulässig, die Wärmebrückeneffekte
gar nicht erst einzubeziehen und damit die Rech- Wärmebrückenfreier Entwurf. Eine anschauli-
nung erheblich zu vereinfachen. Damit gleichbe- che Hilfe ist durch folgendes Werkzeug gegeben,
deutend ist die Aussage das ein hinreichendes Kriterium für das wärme-
brückenfreie Konstruieren darstellt: Dämmschich-
ΔUWB ≤ 0. ten sollte man so planen, dass die gesamte Au-
Dabei ist ΔUWB der Wärmebrückenzuschlag. ßenhülle ohne Absetzen vollständig mit einem
Stift der maßstäblichen Mindest-Dämmdicke
(beim Passivhaus etwa 200 mm) innerhalb der
Vereinfachtes Kriterium. Eine große Hilfe sind Dämmschichten umfahren werden kann. Das fol-
vereinfachte Kriterien für das „wärmebrücken- gende Bild 17.73 illustriert dieses Werkzeug an ei-
freie Konstruieren“. Für alle systematisch un-
17 tersuchten Bauweisen stellte heraus, dass bei
ner Schnittzeichnung. Die entscheidenden Punkte
werden dabei schnell erkennbar: Z. B. die Mauer-
üblichen Gebäudegeometrien die Bedingung werksfußpunkte auf der Kellerdecke. Wie dafür
„wärmebrückenfrei“ hinreichend genau erfüllt ist, Lösungen aussehen können, zeigen nachfolgen-
wenn nur für alle linearen Störungen de exemplarische Detaildarstellungen. Dieser An-
Ψ ≤ 0,01 W/(mK) satz erlaubt eine einfache planerische Umsetzung
des Konstruktionsprinzipes ohne großen rechneri-
und schen Aufwand.
17.5 Wärmeschutz 769

17.73
Eine rundum geschlossene Dämm-
hülle ist hinreichend für wärme-
brückenfreies Konstruieren

Die Intention beim Ansatz „Wärmebrückenfreies tBau mit Schalungselementetechnik,


Konstruieren“ ist, dass sich dabei eine substan- tBau mit vorgefertigten Leichtbetonelementen.
tielle Verbesserung der Details ergibt – das ist
für heute noch übliche höherer ΔUWB-Werte wie Für den Massivbau, den Holzbau und die Scha-
0,05 W/(mK) nicht der Fall, ganz abgesehen da- lungselemente finden sich darüber hinaus wär-
von, dass derart hohe Wärmebrückenanteile in mebrückenfreie Details im Protokollband [36].
der Regel das Erreichen des Passivhausstandards Holzbaudetails finden sich auch in der Holzbau-
nicht erlauben. Architekten, Planer und Ingeni- broschüre [37].
eure, die es durch sorgfältig geplante und ent-
wickelte Details schaffen, es deutlich besser zu Beispiele für das wärmebrückenfreie Konst-
machen, werden durch die in der Vergangenheit ruieren. Der wärmebrückenfreie Anschluss ei-
gültige Regelung auch noch bestraft: Wollen sie nes aufsteigenden Außenmauerwerkes an die
die besseren Konstruktionen in die amtliche Be- wärmegedämmte Bodenplatte ist ein typisches
rechnung einfließen lassen, so geht dies derzeit Detail mit Vorbildcharakter auch für andere An-
nur über einen sehr aufwendigen Einzelnachweis schlüsse. Für dieses Detail wurden die Wärme-
aller Details – obwohl für den gesamten Baukör- brückenverlust-Koeffizienten in Abhängigkeit
per die Erfüllung des Kriteriums „wärmebrücken- vom verwendeten Fußpunktstein (Wärmeleitfä-
freies Konstruieren“ und damit ΔUWB = 0 nachge- higkeit λ) berechnet (vgl. 17.62, nach [36]). Wenn
wiesen wurde. Eine vielleicht geringfügig teurere λ kleiner als 0,25 W/(mK) wird, gilt Ψ ≤ 0,01 W/
substantielle Verbesserung der Details ist jedoch (mK) und das Detail ist folglich wärmebrücken-
einer (möglicherweise noch teureren) detaillier- frei. Mit „normalen“ Steinen (λ > 0,8 W/(mK))
ten Nachrechnung weniger guter Anschlüsse würden aber beträchtliche Wärmebrückenver-
vorzuziehen. luste resultieren. Dieses Beispiel zeigt, dass „wär-
Es gibt umfassende Detailkatologe für Wärme- mebrückenfreies Konstruieren“ oft mit wenigen,
brückenfreie Konstruktionen für den ganz einfachen Änderungen der Details erreicht
werden kann und daher keine hohen Kosten er-
17
tMassivbau mit Vollmauersteinen und außenlie-
gender Wärmedämmung, zeugen muss. Allerdings muss dies bereits wäh-
rend der Planung erkannt und berücksichtigt
tMassivbau mit Steinen geringer Wärmeleitfä- werden. Eine nachträgliche Änderung im fertig-
higkeit (z. B. Porenbeton), gestellten Gebäude ist zwar technisch möglich,
tHolzbau (sowohl mit Vollholzträgern als auch aber unvertretbar teuer. Bei Altbauten verbleiben
mit Leichtbauträgern), aus diesem Grund auch nach einer Sanierung mit
770 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

S1(innen)

S2(innen)
S1(außen)
Poren-
beton-
stein

17.74
Beispiel für einen wärmebrückenfreien An-
schluss des aufsteigenden Außenmauerwer-
kes an die wärmegedämmte Bodenplatte
(mit Darstellung der Maßbezüge; gerechnet
wird vereinbarungsgemäß immer mit der
„außen“-Maßkette). Bei einem Neubau ist
der Einbau der Porenbetonsteine als un-
terste Reihe ganz einfach auszuführen. Die
Zusatzkosten sind sehr gering und immer
lohnend. S2(außen)

Passivhaus-Komponenten meist noch bedeuten- 17.5.7.4 Einfluss der Wärmebrücken auf


de Wärmebrückenverluste. die Bauteiltemperaturen

Wärmebrückenfreier Anschluss an der Traufe. Wärmebrücken wirken sich also nicht nur durch
Im Bereich des Anschlusses zwischen der regulä- den erhöhten Wärmeabfluss negativ aus, son-
ren Wand- und der Dachkonstruktion gibt es kei- dern auch durch die in der Regel niedrigeren
ne entscheidenden Hindernisse, diesen mit einer Innenoberflächen-Temperaturen in der Nähe der
ungestört durchgehenden Dämmschicht und Wärmebrücke. In den Wärmebrückenkatalogen
damit wärmebrückenfrei auszuführen. An dieser sind meist auch – z. B. in graphischen Darstellun-
Stelle mangelt es manchmal an der erforderli- gen – diese Temperaturen angegeben, jedoch
chen Sorgfalt. erfolgt in den neuen Normen die Temperatur-
angabe über einen dimensionslosen Tempera-
Für bestimmte Situationen fordern Bauordnun- turfaktor fRsi, mit dessen Hilfe die raumseitigen
gen „bis unter/über die Dachhaut gemauerte Oberflächentemperaturen bei beliebigen Um-
Wände“. In solchen Fällen ist eine durchgehende gebungstemperaturen leicht errechnet werden
Wärmedämmung nur mit Zulassung im Einzelfall können (nach DIN EN ISO 10 211-1):
durch einer Ausführung aus Schaumglasblöcken
möglich, jedoch auch sehr aufwendig. Immer (θsi – θe)
fRsi = _______
möglich ist aber eine Ausführung mit Porenbe- (θi – θe)
tonsteinen, vergleichbar dem schon beschriebe-
nen Fußpunktdetail. Im bereits zitierten Proto- mit
kollband 16 „Wärmebrückenfreies Konstruieren“ θsi raumseitige Oberflächentemperatur (in °C)
[36] werden neben den hier gezeigten weitere θi Raumlufttemperatur (in °C)
Details für Gebäudehüllen mit wärmebrücken- θe Außenlufttemperatur (in °C)
17 freien Anschlüssen gezeigt. die wichtige raumseitige Oberflächentemperatur kann
Wird ein Neubau nicht nach dem Prinzip des dann leicht aus dem Temperaturfaktor berechnet werden:
wärmebrückenfreien Konstruierens geplant, so θsi = fRsi (θi – θe) + θe
können durch verbleibende Wärmebrücken be- Man sieht leicht ein, dass ein Temperaturfaktor von 1 be-
trächtliche zusätzliche Wärmeverluste entstehen. deutet, dass die Innenoberflächentemperatur gleich der In-
nenlufttemperatur ist und ein Wert 0 bedeuten würde, dass
dort die Außenlufttemperatur herrschte. Wenn man z. B.
einen fRsi = 0,78 findet, bedeutet das, dass bei –15 °C Au-
17.5 Wärmeschutz 771

ßentemperatur und 20 °C Innenlufttemperatur die Ober-


flächentemperatur 12,3 °C beträgt. Der Wert frsi = 0,7 ent-
spricht nach heutigen Erkenntnissen etwa der niedrigsten
inneren Oberflächentemperatur, bei der man bei Außen-
temperaturen von –10 °C und normalen Innenlufttem-
peraturen und Raumluftfeuchten noch keine Schimmel-
pilzbildung erwarten muss (12,6 °C). Es sollte daher dieser
Temperaturfaktorwert an keiner Wärmebrückenoberfläche
in einem normal beheiztem Raum unterschritten werden.
Für eine hohe thermische Behaglichkeit sind allerdings
weit größere Faktoren (über 0,9 !) wünschenswert!
Innenoberflächentemperaturen etwa unter 13 °C (f ≤ 0,76)
können schon zur zeitweisen Kapillarkondensation und un-
ter günstigen Wuchsbedingungen auch zur evtl. Schimmel-
pilzbildung bei etwas übernormalen Innenraumfeuchten
führen. Derart niedrige Temperaturen werden in normalen
Wintern häufig auf Fensterrahmen, Fensterstürzen, in Fens-
terleibungen, in Gebäudeaußenkanten (-ecken), breiten
Mauerwerksfugen und an ähnlichen typischen Wärme-
brücken beobachtet. Schwache Wärmebrücken können
sich – ohne einen Bauschaden hervorzurufen – in Form von 17.75 Linien gleicher Temperatur (Isothermen, senkrecht
Schmutzablagerungen abzeichnen (z. B. „Fugenabbildung“ dazu die Wärmeflusslinien) und Oberflächentempe-
bei älterem Hohlblockmauerwerk!). raturen an einer Gebäudeaußenkante (einschichti-
ges Mauerwerk, UAW = 1,21 W/m2K, Außenlufttem-
peratur 0°, Innenlufttemperatur 20 °C)
Die erwähnten Wärmebrückenkataloge oder
-programme geben neben den Wärmeflüssen
auch die Bauteiltemperaturen, z. B. in Form der gute außenliegende Wärmedämmung – auch
Flächen gleicher Temperaturen in der Wärmebrü- nachträglich anzubringen.
cke („lsothermen“), an. Eine auch nur kurzzeitige
Ungedämmte Stahlbetonstützen (Bild 17.76)
Beschäftigung mit diesen Hilfsmitteln gibt schon
lassen das Zusammendrücken der Wärmeflussli-
derartig viel Einsichten in die Wirkungsweise von
nien (= erhöhter Wärmefluss, verringerte Wärme-
Wärmebrücken, dass auf derartigen Fehlstellen
dämmung) in diesem Bereich deutlich erkennen.
basierende Bauschäden fast immer vermieden
Die niedrigste Temperatur von 11,9 °C auf der
werden können.
Innenseite lässt unvermeidlich auch bei normaler
lnnenraumnutzung Tauwasser entstehen. Hier
muss zur Vermeidung mit einer guten außenlie-
17.5.7.5 Beispiele für beachtliche genden Wärmedämmung gearbeitet werden –
Wärmebrücken oder eine solche nachgerüstet werden.
Folgende Beispiele von zweidimensionalen Wär- Innenseitige Dämmung (Bild 17.76c) lässt die
mebrückenberechnungen zeigen die erhöhten Wärmebrückenverluste zwar stark absinken, die
Wärmeverluste und die Temperaturabsenkungen Temperatur im vorher gefährdeten Bereich steigt
an derartigen Schwachstellen: stark an, als typischer Effekt von Zusatzdämmun-
Massive Gebäudeaußenkanten (s. Bild 17.75) gen tritt jedoch auf, dass an den Kanten der Däm-
zeigen einen Isothermenverlauf, der erkennen mung eine schmale relative Verschlechterung
lässt, dass die Temperatur innen schon bei 0 °C der lateralen Temperatursituation („Übergangs-
Außenlufttemperatur (und 20 °C Innenlufttem- effekt“) sichtbar ist: Diese Stelle kann sich durch
peratur) bis auf 12,1 °C absinken kann, eine Tau- Schmutzablagerungen bemerkbar machen!
wassergefährdung also bei mäßig gedämmten Eine Abdeckung der inneren Wärmedämm-
Wänden regelmäßig vorhanden ist. Die Wärme- schicht mit (besser wärmeleitendem) Putz oder
stromerhöhung lässt sich durch die Dichte der Gipskartonplatten „entschärft“ übrigens diesen
Bereich durch einen transversalen Temperatur-
Wärmestromlinien (die senkrecht zu den Isother-
men verlaufen) abschätzen. Eine einfache Erklä- ausgleich. 17
rung der Wärmebrückenwirkung einer solchen Bei gleichstarker außenseitiger Dämmung der
üblichen Gebäudeaußenkante ergibt sich aus Stahlbetonstütze (Bild 17.76b) ist die minima-
der größeren äußeren Abkühlfläche im Kanten- le Oberflächentemperatur etwas niedriger als
bereich, gegenüber der geringeren Fläche, über bei der Innendämmung. Wie schon ausgeführt,
welche die Wärme aus dem beheizten lnnenbe- wird man jedoch die außenseitige einer innen-
reich eindringen kann. Abhilfe schafft hier eine liegenden Dämmung vorziehen, um die mittlere
772 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

17.76a 17.76b

17.76
Isothermen, Wärmeflusslinien und Oberflächen-
temperaturen bei einer Wand mit eingebundener
Stahlbetonstütze (UAW = 0,40 W/m2K)
a) ungedämmte Stahlbetonstütze
b) innengedämmte Stütze
17.76c c) außengedämmte Stütze (s. auch Bild 17.52b)

17.77
Isothermen, Wärmeflusslinien und Oberflächen-
temperaturen im Leibungsbereich bei mittigem
Fenstereinbau im Altbau mit in der Vergangenheit
üblichem Fenster

–10° – 9,99° –9,9°

– 8,4°

16°

17 18,8°

20° 19,99° 19,8°

17.78 Wärmebrückenfreier Fenstereinbau mit einem modernen Fenster mit wärmegedämmtem Rahmen: Dreischeiben-
verglasung, thermisch getrennte Abstandhalter, zeitgemäßer Rahmen mit Wärmedämmung, Einbau außenbündig
auf der gemauerten Wand und Überdämmung des Stockrahmens. Ergebnis: Wärmebrückenfrei, keine Innenober-
flächentemperatur mehr unter 16° – kein Tauwasser auf der Innenseite, höchste Behaglichkeitsklasse
17.5 Wärmeschutz 773

Stützentemperatur nicht zu stark absinken zu einsparverordnung zum Energieeinsparungsge-


lassen (Rissgefahr) – für guten Wärmschutz ist setz formuliert. Diese ändern sich regelmäßig auf
ohnehin kaum eine andere Lösung sinnvoller als Grund aktueller politischer und wirtschaftlicher
eine durchgehende außenliegende Dämmung Opportunitäten; für den Planer ist es schwierig,
mit auch wirtschaftlich akzeptabler Dämmstärke die Änderungen im Detail zu verfolgen und vor-
(um 200 mm). handene Informationen auf ihre Aktualität hin
Wärmebrücken der eben beschriebenen Art fin- zu überprüfen. Wir haben uns daher hier ent-
den sich auch bei Holzbauten, also auch bei üb- scheiden, den stabilen Teil der sicher noch eine
lichen Dachkonstruktionen. Wegen der geringen zeitlang fortschreitenden Entwicklung dar zu
Wärmeleitfähigkeit von Massivholz (gegenüber stellen: Das sind die in diesem Bereich internatio-
Stahlbeton) ist aber eine Tauwassergefährdung nal eingeführten Normen, vor allem ISO 13 790,
an entsprechenden Stellen nicht vorhanden, die in denen das entscheidende Bilanzverfahren
relative Erhöhung des Wärmeabflusses kann je- dargestellt ist. Daran werden sich künftig zu er-
doch Wärmebedarfsberechnungen, die z. B. die wartende europäische Regelungen orientieren.
Sparren nicht berücksichtigen, merklich verfäl- Diese Verfahren haben darüber hinaus den Vor-
schen. Daher werden heute schlanke Dachspar- teil, inzwischen erfolgreich an Tausenden von
ren bzw. solche aus Doppel-T- oder Boxträgern gebauten Objekten überprüft zu sein – sie füh-
eingesetzt. ren erfolgreich zu verifiziert energieeffizienten
Der Bereich von Fensterleibungen (Bild 17.77) Gebäuden. Durch Einsatz dieser international
stellt häufig eine Wärmebrücke dar. Für ein mittig anerkannten Methoden können Architekten und
eingebautes Fenster ist dort der Isothermen- und Planer sich auf die entscheidenden Einflussgrö-
Wärmestromverlauf eingezeichnet. ßen der Konstruktion konzentrieren. Die Wär-
meschutzstandards werden in den kommenden
Ohne Zweifel ist dabei der Abstandshalter der Jahren – allem Widerstand zum Trotz, einfach auf
wirksamste Teil der Wärmebrücke. Dieser Be- Grund der Rationalität der vielen Vorteile – an
reich kann heute durch die Verwendung mo- die konstruktiv, bauphysikalisch und ökonomisch
derner hochgedämmter Verglasungen (mit sinnvollen Werte herangeführt werden: Das sind
U-Werten unter 0,8 W/m2K) und thermisch ge- die Werte, die wir in diesem Werk bereits heute
trennten Abstandshaltern entschärft werden. konsequent beschreiben.
Alte Rahmenkonstruktionen (aus Holz, PVC und
wärmegedämmten Metallprofilen) haben grö-
ßere Uf-Werte (ca. 1,5 W/m2K), so dass zukünftig
diese Rahmen und deren Anschlüsse die dämm- 17.5.8.1 Mindestanforderungen an
technischen Schwachstellen darstellen würden. den Wärmeschutz nach DIN 4108
Die Verwendung sog. „Passivhausfenster“ mit Die Norm dient vorrangig der Vorbeugung gegen
Rahmen-U-Werten unter 0,8 W/m2K lässt je- Bauschäden durch zu geringe Wärmedämmung,
doch auch diese Schwachstellen fast unwirksam darüber hinaus sollen die erwähnten Vorschriften
werden. Die Abbildung zeigt die übliche Unter- auch ein hygienisches Raumklima (Gesundheit
kühlung (bis zur Taupunktunterschreitung) der der Bewohner) bewirken.
rahmennahen Laibungsbereiche deutlich. Eine
In DIN 4108-2, Abschn. 5 werden die Anforderun-
Verbesserung der Situation durch innere oder –
gen nicht mehr in Form maximaler Wärmedurch-
besser – äußere Dämmung der Laibungen sollte
gangskoeffizienten (k- bzw. U-Werte in W/m2K),
durchgeführt werden (vgl. Bild 17.78)
sondern als Mindest-Wärmedurchlasswiderstän-
Besonders gefährdet ist auch der obere Fens- de R (in m2K/W) angegeben, so wie es schon in
teranschluss bei schlecht wärmegedämmten älteren Normfassungen der Fall war. Die erhöh-
Stürzen. Eine weitere Verschärfung der Situation ten Anforderungen gegenüber der alten Norm
tritt dort oft bei „gekippten“ Fenstern durch die sind wesentlich durch die neueren Erkenntnisse
zusätzliche Auskühlung ein. bei der Schimmelpilzentstehung begründet (s.
Abschn. 17.5.6). 17
In Tab. 17.58 sind diese Anforderungswerte für
17.5.8 Wärmeschutz ist berechenbar Massivbauteile aufgeführt. Bei leichten Bauteilen
(unter 100 kg/m2 Flächenmasse) muss R ≥ 1,75
Anforderungen an den Wärmeschutz von Ge- m2K/W eingehalten werden, bei Rahmen und
bäuden werden in DIN 4108-2 „Wärmeschutz im Skelettbauten in Gefachbereich, im Bauteilmittel
Hochbau“ und in der jeweils gültigen Energie- jedoch nur R ≥ 1,0 m2K/W.
774 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Weitere Anforderungen betreffen folgt diesen Fachgutachten allerdings oft nicht,


tRollädenkästen (Deckel-Wärmedurchlasswider- zumal in diesem Bereich der Einfluss von starken
stand R ≥ 0,55 m2K/W); Lobbygruppen sehr groß ist.
tRahmen nichttransparenter Ausfachungen Wichtig ist daher vor allem, zu erkennen, dass
(wenigstens Rahmenmaterialgruppe 2.1 nach die Vorgaben der Energie-Einspar-Verordnung
DIN V 4108-4); (EnEV) immer nur Mindestanforderungen darstel-
tnichttransparente Teile von Fensterwänden len, die sich zudem am ungünstigsten Fall (Her-
und Fenstertüren (müssen die Tabellenwer- steller mit dem schlechtesten Produkt) orientie-
te der Tab. 16.52 erfüllen bzw. bei weniger als ren. In aller Regel ist es für Bauherren und Planer
50 % Flächenanteil muss R ≥ 1,0 m2K/W einge- daher sinnvoll, deutlich über die Anforderungen
halten werden); der jeweiligen Energie-Einspar-Verordnung hin-
aus zu gehen – Gebäude sind sehr langlebige In-
tGebäude mit niedrigen Innentemperaturen vestitionsgüter und es ist immer ärgerlich, wenn
(12 … 19 °C): Bei ihnen ist bei den Außenwän- man bereits nach fünf Jahren feststellen muss,
den nur der Wert R ≥ 0,55 m2K/W einzuhalten; nach veralteten Standards gebaut zu haben.
tWärmebrücken: Die Berechnung des Wärme-
durchlasswiderstandes ist nach DIN EN ISO
10 211-1, E DIN EN ISO 10 211-2 bzw. DIN EN 17.5.8.3 Energiebilanzverfahren
ISO 10 077-1 durchzuführen (s. Abschn. 16.5.7). In den letzten Jahrzehnten wurden bedeutende
Erfahrungen mit der Verbesserung der Energie-
Alle diese Anforderungen reichen nach den heu- effizienz von Gebäuden gewonnen [28] [29] [30].
te vorliegenden Möglichkeiten nicht annähernd Dazu war ein grundlegendes Verständnis für die
an einen aus wirtschaftlichen Gründen gebote- wesentlichen Energieströme erforderlich. Dieses
nen Wärmeschutz heran. Dieser muss sowohl wurde mit rechnergestützten Simulationsver-
bei Neubauten als auch bei Modernisierungen fahren gewonnen, die zunächst sehr aufwendig
eine erheblich bessere Dämmwirkung erreichen. zu handhaben waren. Es stellte sich aber bald
Gründe der Zukunftsvorsorge und Nachhaltig- heraus, dass die wesentliche Ergebnisse bereits
keit sprechen ebenso für einen besseren Wär- mit einem noch übersichtlich handhabbaren
meschutz wie der damit verbundenen bessere Energiebilanzverfahren gewonnen werden kön-
Schutz der Bausubstanz (weniger Temperatur- nen. Dieses inzwischen international normierte
spannungen, geringere Gefahr von Feuchte- Verfahren (ISO 13 790) ist für die meisten prak-
problemen, längere Haltbarkeit), die bessere tischen Belange genau genug – und es liegt
Behaglichkeit im Winter wie im Sommer und der auch (fast) allen nationalen Verordnungen zur
erzielte Wertzuwachs. Energieeinsparung zu Grunde, wenn gleich lei-
der oft unreflektierte Interesseneinflüsse zu Ab-
17.5.8.2 Anforderungen des Energie- weichungen der nationalen Festlegungen von
einsparungssetzes und der den international erkannten Regeln der Physik
Energieeinsparverordnung führen. Wir beziehen uns gerade deshalb hier al-
lein auf die internationale Norm – und wir gehen
Das Energieeinsparungsgesetz selbst (EnEG vom auch davon aus, dass letztendlich die nationalen
22.7.1976 mit Änderungen vom 20.6.1980) ver- Festlegungen doch wieder in Richtung auf diese
langt nur, dass bei neu zu errichtenden, aber Normung konvergieren werden; schon bisher
auch bei an den Außenbauteilen wesentlich ver- war das immer der Trend. Die erforderlichen An-
änderten Gebäuden, der Wärmeschutz so zu ge- strengungen für eine bessere Energieeffizienz
stalten ist, dass unnötige Heiz- und Kühlverluste sind nämlich heute und in der Zukunft hoch – um
(im Sommer bei raumlufttechnischen Anlagen so wichtiger wird es, die Auswirkungen von Maß-
zur Kühlung!) vermieden werden. Grundlage ist nahmen einigermaßen zielgenau bestimmen
17 ein Wirtschaftlichkeitsgebot. Die Bundesregie-
rung kann auf dieser Basis im Rahmen von Ver-
zu können, damit sie nicht ins Leere laufen; ISO
13 790 liefert dafür einen zuverlässigen Rahmen.
ordnungen Mindestanforderungen stellen. Das Und es gibt einen weiteren Grund, sich gleich
ist jeweils mit den Wärmschutz- bzw. Energie- diesem Verfahren zuzuwenden: Für den Architek-
Einspar-Verordnungen getan worden. In diesen ten und Planer wird Europa mit der Zeit zu einem
Fällen liegen Fachgutachten vor, aus denen der länderübergreifenden Arbeitsfeld. Der Druck auf
jeweilige Stand der Technik und dessen ökono- die Vereinheitlichung der Vorschriften wird daher
mische Bewertung hervor geht [5]. Die Regierung zunehmen. Und dabei wird bewährte internatio-
17.5 Wärmeschutz 775

nale Normung sicher beachtet werden. Ein dritter Diagramm Heizperiodenbilanz –


Gegenüberstellung von Gewinnen und Verlusten
Grund liegt in der Arbeitseffizienz für den Archi- 50
tekten und Planer: Die Methodik der nationalen
Rechengänge hat sich in den letzten zehn Jahren 45

Heizperiodenenergiestrom kWh/(m²a)
nicht nutzbar
in den verschiedenen Ländern jeweils vier bis 40
fünfmal grundlegend verändert. Es wird schwer,
diese jeweiligen komplizierten politisch ausge- 35 Transmi.
Solar Fenster
handelten Vorschriften zu überblicken und ihre 30
Intentionen zu verstehen (sofern das überhaupt
25
verständlich ist). Ein Bezug auf die seit über zehn
Jahren im wesentlichen stabile zunächst Europäi- 20 Transmi.
sche und dann Internationale Norm hätte uns die Innere WQ opake
15
gesamten Veränderungen weitgehend erspart. Hülle
– Letzteres wäre dann ein schlechtes Argument, 10
wenn die internationale Normung bedeutende Heizwärme
5
Schwächen aufweisen würde; es ist aber ganz Lüftung
im Gegenteil so, dass sie präziser, übersichtlicher 0
und zielführender ist als die meisten nationalen Gewinne Verluste
Sonderregelungen.
17.79 Beispiel einer Energiebilanz für ein neues energie-
sparendes Gebäude: Gewinne und Verluste stehen
wegen des Energiesatzes im Gleichgewicht.
17.5.8.4 Gebäudehülle und
Gebäudeenergiebilanz
Der Hintergrund für die Klarheit der Zusammen- einzubeziehen, wenn dies z. B. die Bauaufgabe
hänge bei Heizung und Kühlung von Gebäuden oder den Rechengang erleichtert: Z. B. eine in-
ist die Gültigkeit des Energiesatzes für das offene nenliegende Erschließung, eine Dachabseite u. ä..
System, das durch die Gebäudehülle umschlos- Eine zweckmäßige Auswahl der Gebäudehülle ist
sen wird: tatsächlich der wichtigste Schritt bei einem ener-
gieeffizienten Entwurf:
QH = Qht − ηgn Qgn tDie Gebäudehülle ist die Denkebene: Hier ent-
Der Heizwärmebedarf QH ist gleich der Differenz scheidet sich die Energiebilanz.
der über die Gebäudehülle strömenden Wärme tDie Gebäudehülle existiert nicht nur virtuell:
Qht (Wärmeverluste, vgl. 16.5.8.5) vermindert Sie hat einen konkreten Gegenpart in Form von
um die nutzbaren frei über die Gebäudehülle Dach-, Wand-, Fenster-, Decken- und sonstigen
zugeführte Energie Qgn (vgl. 16.5.8.6). Anschau- Konstruktionen. Auf deren klugen Entwurf,
lich ausgedrückt: Zugeheizt werden muss soviel, Auswahl, Konstruktion kommt es mithin am
wie die Wärmeverluste durch die Gebäudehülle meisten an – und das nicht nur für die Energie-
die nutzbaren Wärmegewinne übersteigen. Die bilanz.
Nutzbarkeit ergibt sich dabei aus dem Ausnut- tDie Gebäudehülle ist ohnehin meist der spe-
zungsgrad der Einträge ηgn (vgl. 16.5.8.7). Veran- zifisch teuerste Teil eines Bauwerkes: Sie muss
schaulicht wird dies in Bild 17.79. viele Anforderungen erfüllen (Regenschutz,
Wie bei jeder Anwendung des Energiesatzes Windschutz, Schallschutz, Brandschutz und
muss zunächst eine klare Festlegung des Systems nicht zuletzt auch Wärmeschutz). Es ist da-
durch Angabe einer Systemgrenze – hier „Gebäu- her sinnvoll, zunächst zu überlegen, wie diese
dehülle“ genannt – erfolgen. Im Falle der Ener- Hüllfläche möglichst klein im Verhältnis zu der
giedienstleistung Heizung oder Kühlung ist klar, damit versorgten konditionierten Nutzfläche
entworfen werden kann.
dass die Systemgrenze zumindest alle jene Berei-
che enthalten muss, in denen vom Nutzer oder tDas Verhältnis Aenv/Af kommt dem klassischen
17
Betreiber ein bestimmtes Soll-Innenklima gefor- Begriff der Kompaktheit nahe – ist aber nicht
dert wird – dieser Bereich wird charakterisiert völlig mit ihm identisch (Aenv ist die gesamte
durch die „konditionierte Nutzfläche“ Af. Es ist Hüllfläche). Wenn überhaupt, dann ist es diese
zweckmäßig (und nach der Norm erlaubt) zu den Größe, die einen Hinweis auf die Gesamtöko-
Nutzflächen mit expliziten Anforderungen auch nomie des Gebäudes geben kann: Je kleiner
angrenzende Flächen mit in die Systemgrenze nämlich die Hüllfläche Aenv wird, desto geringer
776 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

der Investitionsaufwand bei gleicher Konstruk- zogen und damit ad absurdum geführt werden:
tion. Zugleich wird aber auch der Wärmeverlust Für sehr große Objekte verläuft die Abhängigkeit
geringer – und damit lassen sich die Ziele des schließlich sehr flach – und, wie genauere Analy-
energieeffizienten Bauens leichter erreichen – sen ergeben haben, oft wird der Vorteil dann wie-
die Bauteile einer kompakter Hülle müssen we- der durch Zerklüftung des Baukörpers verspielt.
niger aufwendig wärmegedämmt werden. Es Es ist weniger ein Optimum, das hier unbedingt
werden somit doppelt Kosten gespart. angestrebt werden muss, als vielmehr ein ver-
tDie Identifikation der Hülle erleichtert es, die nünftiges Leitprinzip, das bis zum Erreichen ei-
Aufgaben einer funktions-, bautenschutz- und nes nachhaltigen Niveaus hilfreich sein kann, die
energiegerechten Konstruktion zu erfüllen – Kosten nicht stark ansteigen zu lassen – aber sehr
die Konzentration kann nun auf eben diese viele Varianten und Spielräume zulässt.
wohl identifizierten Hüllflächen und ihre An-
schlüsse erfolgen.
17.5.8.6 Wärmeverluste
Ein Hilfsmittel für die Identifikation der Gebäude- Die Wärmeverluste durch die Gebäudehülle set-
hülle ist ihre Kennzeichnung in den Plänen, z. B. zen sich zusammen aus den Transmissionswär-
durch eine rund um den konditionierten Bereich meverlusten Qtr und den Lüftungswärmeverlus-
gezeichnete Hervorhebung mit einem breiten ten Qve (für englisch „ventilation“).
Marker-Stift. Tatsächlich ist die Optimierung (Re-
duzierung) der Hüllfläche das wichtigste Prinzip Qht = Qtr + Qve
für eine möglichst ökonomische Umsetzung des
energieeffizienten Bauens in winterkalten Klima- Transmissionswärmeverluste. Die Transmis-
ten. Allerdings muss hier häufig anzutreffenden sionswärmeverluste Qtr sind die durch den Wär-
eher naiven Vorstellungen entgegengetreten medurchgang infolge der Temperaturdifferenz
werden: Es geht hier keinesfalls um die Minimie- zwischen der geforderten Innentemperatur
rung der Hüllfläche „um jeden Preis“. Insbeson- θint,set,H und der Außentemperatur θe während
dere ist die Lebensqualität für die Nutzer zu be- der betrachteten Zeitperiode t bedingten Wär-
denken! Das „Optimum“ liegt auch physikalisch meströme
nicht bei der kompaktesten Bauform, denn dies
wäre nur der Fall, wenn es keine solaren Gewin- Qtr = Htr,adj (θint,set,H − θe) t
ne gäbe und alle Temperaturen der Umgebung
gleich wären (Erdreich!). Es gibt vielmehr kein Dabei ist Htr,adj der angepasste Gesamt-Transmis-
eindeutiges Optimum – energetisch läge das Mi- sionswärmetransferkoeffizient des betrachteten
nimum nämlich bei QH = 0 und dies wäre durch Gebäudes. Htr,adj charakterisiert anschaulich die
viele unterschiedliche Entwürfe zu erreichen – auf die Temperaturdifferenz bezogene Gesamt-
aber QH = 0 ist kein sinnvoll anzustrebendes Ziel, wärmeverlustleistung – sie setzt sich aus der
wie wir noch sehen werden. Absurd sind daher Summe der Wärmeverluste über die verschiede-
solche leider oft gehörten Ansprüche wie „op- nen an die Gebäudehülle angrenzenden Umge-
timale Kompaktheit durch einen kubischen Ge- bungen zusammen:
bäudekörper“, denn das minimale Oberflächen- Htr,adj = HD + Hg + HU + HA
verhältnis hat gar nicht der Würfel, sonder dies
hätte die Kugel – und dieses muss, wie schon ge- wobei HD für die direkte Wärmetransmission an
zeigt, nicht mit einem energetischen oder ökono- die Außenumgebung steht, Hg für die Wärme-
mischen Optimum zusammen fallen. Wichtiger transmission über das Erdreich (g für ground),
für die Ökonomie ist der Ansatz, großvolumiger HU der Transmissionswärmetransferkoeffizient
zu bauen – mit zunehmendem minimalem Ge- durch nicht konditionierte Räume (u für uncondi-
bäudedurchmesser nimmt nämlich das A/V-Ver- tioned) und HA der für die Wärmetransmission an
17 hältnis für alle Formen gleichermaßen indirekt
proportional dazu ab. Hier spielt somit die Musik,
angrenzende Gebäude verantwortliche Wärme-
transmissionskoeffizient sind. Alle Wärmetrans-
und das ist auch in der Praxis leicht zu erkennen: missionskoeffizienten werden in W/K gemessen –
Anbauen ist die Devise für kostensparendes Bau- sie wachsen sowohl mit der Größe der jeweiligen
en, sei es das Doppelhaus, der Dachgeschossaus- Flächen als auch mit den U-Werten der Konstruk-
bau oder -Aufbau, das Schließen von Baulücken tionen. Hier ergibt sich der nahtlose Anschluss zu
(Nachverdichtung) oder das Einglasen von Innen- den Wärmeverlusten der einzelnen Bauteile, wie
höfen. Aber auch dieses Prinzip muss nicht über- sie schon unter 17.5.3 behandelt worden sind.
17.5 Wärmeschutz 777

Diese sind nämlich für jede angrenzende Umge- glasung Ug, ein solcher des Rahmens Ufr und ein
bung X = D, g, U oder A gegeben durch Wärmebrückenverlustkoeffizient Ψg für den Glas-
rand festgelegt, woraus sich Uw (Fenster-U-Wert
Hx = btr,x (Σi Ai Ui + Σk lk Ψk + Σj χj) (windows)) wie üblich ergibt zu:
und dabei bedeuten
(Ag Ug + Afr Ufr + lg Ψg)
Ai die Fläche des Bauteils i der Gebäudehülle (m2) Uw = ___________________
Ui der Wärmedurchgangskoeffizient dieses Bauteils
(Ag + Afr)
(W/m2K)
lk die Länge der linienförmigen Wärmebrücke k (m)
Dabei sind Ag und Afr die zugehörigen Flächen
Ψk der lineare Wärmedurchgangskoeffizient dieser Wär-
und lg ist die Länge des Glasrandes.
mebrücke (W/(mK)) Wird ein temporärer (z. B. nächtlicher) Wärme-
χj der punktförmige Wärmedurchgangskoeffizient der schutz eingesetzt, wie z. B. eine Fensterladen, so
Wärmebrücke j, (W/K); kann der Fenster-U-Wert wie folgt auf Uw, corr kor-
btr,x ein Anpassungsfaktor, falls die Temperatur auf der an- rigiert werden
deren Seite des Bauteils nicht gleich der Temperatur
der Außenumgebung ist, wie z. B. bei erreichberührten Uw, corr = Uw+shut fshut + Uw (1 – fshut)
Flächen. Die Bestimmung dieses Wertes wird am Ende
dieses Kapitels beschrieben. Wobei Uw+shut der Wärmedurchgangskoeffizient
von Fenster einschließlich temporärem Wärme-
Für Fenster sind die U-Werte gemäss ISO 10077 schutz, fshut der Anteil der akkumulierten Tem-
zu bestimmen (dort werden ein U-Wert der Ver- peraturdifferenz für den Zeitraum mit geschlos-

Tabelle 17.80 Anpassungsfaktoren für Bauteile, die nicht direkt an Außenluft grenzen

Angren- Gültige Wert für den Kommentar


zende Beziehung Anpassungs-
Zone bzw. faktor
„X“ Norm btr,x
D ISO 13 789 1 Alle Wärmeverluste zur äußeren Umgebung selbst sind direkt zur Temperatur-
differenz zu θe proportional, der Anpassungsfaktor ist für solche Verluste immer
Außenum- 1. Früher oft hier noch verwendete „Reduktionsfaktoren“ entbehrten großteils
gebung jeder physikalischen Grundlage – oder sie lassen sich heute nach dieser Norm
exakter mittels Strahlungsgewinnberechung (auch für opake Bauteile) bestim-
men.
g ISO 13 370 Wert < 1 Der Temperaturverlauf im Erdreich ist gegenüber dem der Außenluft auf Grund
der hohen thermischen Masse des Erdreiches auch jahreszeitlich verschoben.
erdreich- und monatlich Das Ausmaß der Phasenverschiebung und der Dämpfung hängt neben den
berührte variabel Erdreicheigenschaften (Wärmeleitfähigkeit, spezifische Wärmekapazität) auch
Flächen ISO 13 789 sehr stark von der Geometrie (Umfang zu Grundflächen-Verhältnis) und sogar
von der Wärmedämmung des Gebäudes zum Erdreich hin ab. In ISO 13 370
wird ein praktikables Näherungsverfahren beschrieben, dass es erlaubt, alle
diese Einflüsse für die Praxis genau genug zu berücksichtigen (z. B. in [9] bereits
implementiert). Dieses Verfahren liefert natürlich für jeden Monat (auf Grund
der Phasenverschiebung) einen unterschiedlichen Wert für btr,x. Für Gebäude
mit relativ kleinen Grundflächen (Einfamilien- und Reihenhäuser) liegen typi-
sche Werte eher um 0,6 (anstelle des früher oft pauschal verwendeten Wertes
von 0,5). Dagegen können bei großen Objekten auch sehr kleine Werte (um 0,2)
vorkommen.
U ISO 13 789 Wert <1 Im Vergleich zum Verlust an die Außenumgebung ist die Temperaturdifferenz
verringert – das kann mit einem Ersatzschaltbild für die vorliegende Situation
nicht kon- z. B. gemäß ISO 13 789 durch den Anpassungsfaktor btr,x berücksichtigt werden.
ditionierte Im links angegebenen Beispiel ist He der Wärmeübertragungskoeffizient von
Räume
He
________
(He + HU)
einem nur nach Außenumgebung angrenzenden Raum nach außen. Je nach 17
Gebäudetyp und/oder Anwendung dürfen auf nationaler Ebene Standardwerte
für Anpassungsfaktoren festgelegt werden.
A ISO 13 789 (θint,set– θ ) Benötigt wird hier auch die anzusetzende Solltemperatur θA,set für das angren-
A,set
____________
zende Gebäude. ISO 13 789 lässt es frei, ob nationale Regelungen die Berück-
Angren- (θint,sec – θe) sichtigung dieses Wärmstroms vorschreiben, offen lassen oder generell vorge-
zende ben ihn zu vernachlässigen (btr,A = 0).
Gebäude
778 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

senem temporären Wärmeschutz und Uw der es in der Normung beschrieben, auf die hier ver-
Wärmedurchgangskoeffizient des Fensters allein wiesen wird – diese Übersicht soll ein Grundver-
sind. ständnis für die jeweils vorliegenden Bedingun-
Man beachte, dass auch bei heutigen Neubauten gen ermöglichen.
immer noch die Transmissionswärmeverluste
die dominierende Rolle bei der Gebäude-Ener- Lüftungswärmeverluste. Analog wird für die
giebilanz spielen (vgl. Bild 17.79); bei Altbauten Lüftungswärmeverluste Qve (für englisch „venti-
sind sie um ein Vielfaches höher als alle übrigen lation“).
Wärmeströme. Andererseits lassen sich diese Ver- Qve = Hve,adj (θint,set,H − θe) t
luste vergleichsweise einfach und kostengünstig
reduzieren: Durch eine Verbesserung der Wärme- der angepasste Gesamt-Lüftungswärmetransfer-
dämmung auf ein den heutigen Randbedingun- koeffizient Hve,adj des betrachteten Gebäudes ein-
gen entsprechendes Maß. Dieses liegt für opake geführt. Dieser wird berechnet nach
Bauteile im Bereich 0,1 bis 0,16 W/(m2K) und für Hve,adj = ρa ca Σ bve,k qve,k,mn
transparente Bauteile etwa bei Uw = 0,8 W/(m2K). k
Wie bestimmen sich die Anpassungsfaktoren Worin bedeuten
btr,x für Bauteile, die nicht direkt an die Außenluft ρa ca die volumenbezogene Wärmekapazität von Luft
grenzen? Das hängt natürlich von „x“, von der Art (ρa ca = 1200 J/(m3 · K));
der an der anderen Seite angrenzenden Umge- qve,k,mn der zeitlich gemittelte Luftvolumenstrom des Luft-
bung ab, vgl. dazu Tabelle 17.80. Im Einzelnen ist volumenstromelementes k, angegeben (m3/s) (In-
dex „mn“ für englisch „mean-value“)

Tabelle 17.81 Fälle für Lüftungswärmeverluste nach ISO 13790

Fall Gültige Wert für den Kommentar


Beziehung Anpassungs-
bzw. Norm faktor
btr,k
Luft aus Außen- ISO 13 790 1 Dies umfasst alle Zuluftströme, die aus der Außenumgebung in das
umgebung Gebäude einströmen, z. B.:
– den Infiltrationsluftstrom infolge Undichtheiten
– Zuluft durch Fensteröffnung
– Zuluft durch Außenluftdurchlässe (z. B. bei Abluftanlagen)
Luft aus nicht ISO 13 790 1 Das ist eine Näherung, die unterstellt, dass die Erwärmung des Volumen-
konditionierten stroms, der durch den unkonditionierten Raum hindurch tritt, vollständig
Räume und auf Kosten der Wärmebereitstellung im konditionierten Raum geht. Ohne
konkrete Hinweise auf eine andere Wärmequelle ist diese Näherung aber
ISO 13 789 gar nicht so schlecht.
Luft aus ISO 13 790 btr,x Wenn nachgewiesen werden kann, dass das Luftvolumenstromelement
nicht beheiztem für eben während der Heizperiode durch den angrenzenden Wintergarten in die
Wintergarten diesen konditionierte Zone eintritt, ist es zulässig, den Temperaturanpassungs-
Wintergarten faktor für die Wärmetransmission in den angrenzenden Wintergarten „x“
zu verwenden. Dadurch wird ein evtl. solarer Wärmegewinn für die
Zuluftvorerwärmung berücksichtigt.
Lüftung, auch ISO 13 790 (θint,set– θ ) Benötigt wird hier auch die anzusetzende Solltemperatur θA,set für das an-
A,set
____________
Infiltration aus grenzende Gebäude. ISO 13 789 lässt es frei, ob nationale Regelungen die
angrenzenden (θint,sec – θe) Berücksichtigung dieses Luftvolumenstromes vorschreiben, offen lassen
Gebäuden oder generell vorgeben ihn zu vernachlässigen (btr,A = 0). Üblicherweise
ist dieser Term in der übergreifenden Bilanz gleich null (bzw. kann dieser
Wert angenommen werden). Er kann jedoch z. B. bei einem Vergleich mit
17 gemessenen Energieverbrauchswerten von Bedeutung sein.
Wärmerück- ISO 13 790 1 – fhru ηhru fhru ist der Anteil des Zuluftvolumenstromes, der tatsächlich über die
gewinnung und Wärmerückgewinnungsanlage (englisch: „heat recovery unit“) geführt
wird. ηhru ist der Nutzungsgrad der Wärmerückgewinnungsanlage, wel-
cher z. B. nach EN 15 241 festgelegt wird. Dabei ist entscheidend, dass die
Festlegung des Nutzungsgrades anhand der Luftströme geschieht, die
tatsächlich die Gebäudehülle überschreiten – für im konditionierten Raum
aufgestellte Geräte sind das Außen- und Fortluftvolumenstrom [38].
17.5 Wärmeschutz 779

bve,k der Temperaturanpassungsfaktor für Luftvolumen- nationale Regelungen davon zunächst abwichen
stromelement k, wenn die Zulufttemperatur θsup,k (wir verraten jetzt nicht, welche), musste dieser
ungleich der Temperatur der Außenumgebung ist,
wie z. B. bei Wärmerückgewinnung. klärende Satz in die internationale Norm aufge-
k Nummerierung der relevanten Luftvolumenstrom- nommen werden.
elemente, wie z. B. Infiltration, freie Lüftung, ma- Wärmerückgewinnung aus der Abluft von Ge-
schinelle Lüftung und/oder zusätzliche Lüftung für bäuden ist heute ein bedeutendes Hilfsmittel für
nächtliche Kühlung.
die Verbesserung der Energieeffizienz geworden.
Während früher übliche Anlagen oft sowohl ei-
Der zeitlich gemittelte Luftvolumenstrom qve,k,mn
nen hohen Stromverbrauch für die Ventilato-
wird dazu nach EN 15 242 oder EN 15 241 aus
ren aufgewiesen haben (über 1 W/(m3/h) waren
dem Nennvolumenstrom qve,k durch Multiplika-
eher die Regel) und zugleich meist nur mäßige
tion mit dem (Voll-)Betriebsfaktor fve,t,k bestimmt
Wärmerückgewinnungs-Nutzungsgrade brach-
(Zeitanteil in der Mittelungsperiode, in welcher
ten (regelmäßig unter 60 % bei den überwie-
der Nennvolumenstrom herrscht).
gend üblichen Kreuzstrom-Wärmeübertragern),
Wie werden die Anpassungsfaktoren btr,k für die sind gute heutige Geräte mit Gegenstrom-Wär-
Lüftung bestimmt? Je nach Art des Zuluftstromes meübertragern verschiedener Bauart ausge-
(Index „sup“ für englisch „supply air“) wird unter- stattet: Diese haben Wärmerückgewinnungs-
schieden: Nutzungsgrade ηhru typischerweise zwischen
80 % und 95 %. Es gilt zu beachten, dass
Wärmerückgewinnung. Ausdrücklich heißt es in (1 – ηhru) (1 – Wärmerückgewinnungsnutzungsgrad)
der Norm ISO 13 790 an dieser Stelle: „Eine Wär-
merückgewinnungseinheit, sofern sie vorhanden in die Gebäudeenergiebilanz eingeht. Eine Ver-
ist, ist üblicherweise ein wichtiges Element der besserung von ηhru von z. B. 80 % auf 90 % hal-
Wärmebilanz der Gebäudezone mit starkem Ein- biert den zugehörigen Lüftungswärmeverlust
fluss auf die Ausnutzung der Wärmeeinträge und – die Verbesserung der Wärmerückgewinnung
des freien Heiz- bzw. Kühlpotentials. Daher sind ist daher eine sehr nutzbringende Zielsetzung.
die Auswirkungen der Anwendung der Wärme- Auch die Effizienz der Lüfter für den Anlagenbe-
rückgewinnungseinheiten bei der Berechnung trieb hat erheblich zugenommen – gute Anlagen
des Heizwärme- und des Kühlbedarfs zu berück- verbrauchen nicht mehr als 0,4 W/(m3/h) an elek-
sichtigen und können nicht mittels eines sepa- trischem Strom für die Gesamtanlage (inkl. beider
rat bestimmten Korrekturfaktors berücksichtigt Lüfter und der Steuerung). Mit Anlagen dieser
werden.“ – Hintergrund: Bei Gebäuden, die den Qualität werden in der Praxis bedeutende Primär-
künftig erforderlichen Wärmschutzstandards ge- energieeinsparungen erreicht [39], das Verhältnis
nügen, sind sehr gut wärmegedämmte Hüllflä- der Einsparung an Lüftungswärmeverlusten zum
chenbauteile erforderlich; wir haben in diesem erforderlichen Stromeinsatz liegt zwischen 6 und
Werk für opake Hüllflächen U-Werte zwischen 0,1 10; derart effiziente Wärmebereitstellungstech-
und 0,16 W/(m2K) empfohlen. Unter diesen Um- niken gibt es sonst nur in Ausnahmefällen. Der
ständen werden die Transmissionswärmeverlus- Einsatz einer Wärmerückgewinnung kann damit
te tatsächlich sehr klein: Die Gebäudelüftung, die heute – neben einer guten Wärmedämmung –
zumindest einen hygienisch einwandfreien Luft- als eine der wichtigsten Komponenten des ener-
austausch sicher stellen sollte, ist dann dominant gieeffizienten Bauens angesehen werden.
in der Energiebilanz – sofern keine Wärmerückge- Die Norm regelt weiterhin auch Spezialfälle, wie
winnung betrieben wird. Das bedeutet aber, dass z. B. mechanischer Lüftungsanlagen mit zentraler
sich das thermische Verhalten des Gebäudes sehr Vorerwärmung oder Vorkühlung sowie die Se-
stark unterscheidet, je nach dem, ob eine Wärme- rienschaltung zweier Wärmerückgewinnungsan-
rückgewinnung vorhanden ist, oder nicht: Ohne lagen. Auch Regeln für die mögliche Berücksichti-
Wärmerückgewinnung kann sich die Heizzeit gut gung von Nachtlüftungen (zur Sommerkühlung)
von November bis Mai erstrecken, mit jedoch oft
nur von Mitte Dezember bis Mitte März. Das be-
werden gegeben. 17
einflusst den gesamten Berechnungsgang der Infiltration. Bei Gebäuden mit einer guten Wär-
Gebäudewärmebilanz gemäß ISO 13 790 massiv: merückgewinnung ist es auch für die Energiebi-
Es ergeben sich z. B. völlig veränderte Solareinträ- lanz immer wichtiger, dass der wesentliche Luft-
ge. Daher ist es so wichtig, dass die Gebäudehüll- volumenstrom auch über die Anlage läuft (und
flächenbilanz unter Einbeziehung einer evtl. Wär- nicht an ihr vorbei). Daher gibt es immer schär-
merückgewinnung bestimmt wird – weil einige fere Anforderungen an die Dichtheit der Wärme-
780 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

rückgewinnungsanlagen – diese Qualität geht von Personen und technischen Systemen (u. a.
aus Zertifikaten hervor, welche auch den für die Elektrogeräten) innerhalb der Hülle freigesetzt
Bilanzen benötigten Nutzungsgrad ηhru und die werden. Auch anteilige Wärmeströme aus Wär-
Stromeffizienzkennwerte enthalten [40]. Wichtig mequellen in benachbarten unkonditionierten
ist vor allem, dass die Balance aus Außenluft- und Zonen u können berücksichtigt werden:
Fortluftstrom bei der Inbetriebnahme der Anla-
gen richtig eingestellt wird – die Beschreibung Qint = ( Σ Φint,mn,k + Σ (1 – btr,u(l)) Φint,mn,u,l) t
k l
der Vorgehensweise dafür wird für die Vergabe
eines Zertifikates ebenfalls vom Hersteller ver- Dabei ist Φint,mn,k ein zeitlich gemittelte Wärme-
langt. Laufen Anlagen außerhalb der Balance, so strom der inneren Wärmequelle k innerhalb der
entsteht entsprechender Über- oder Unterdruck betrachteten Zone und Φint,mn,u,l ein zeitlich ge-
im Raum und es kommt in der Folge zu erzwun- mittelte Wärmestrom der inneren Wärmequelle l
genen Exfiltrations- oder Infiltrationswärme- in einer angrenzenden Zone u(l). Dieser Wärme-
strömen, welche die Energiebilanz empfindlich strom wird in der betrachteten Zone wirksam mit
stören können. Die Höhe des Lüftungswärmever- dem Gewicht (1 – btr,u(l)), wobei btr,u(l) der bereits
lustes durch den Infiltrationsluftstrom (Luft aus eingeführte Anpassungsfaktor bzgl. dieser Nach-
der Außenumgebung) lässt sich nach barzone ist. Die Zeit t ist die jeweilige Dauer der
Bilanzierungsperiode (Monats- bzw. Heiz-/Kühl-
qve,inf,mn = n50 Va e / (1 + f/e (ndis/n50)2) periodenverfahren) zu den inneren Wärmeströ-
aus dem Drucktestergebnis (n50-Wert), dem zu- men k zählen:
gehörigen Luftvolumen Va und den Kooeffizien- tder innere Wärmestrom der Nutzer Φint,Oc (oc-
ten für Winddruck-Abschirmklasse e (typischer cupants in W (Watt))
Wert 0,07) und für Einwirkungsseiten f (typischer tder innere Wärmestrom der Geräte Φint,A (ap-
Wert 15) bestimmen. ndis ist der Luftwechsel in pliances in W (Watt))
Disbalance bei einer evtl. vorhandenen Lüftungs- tder innere Wärmestrom der Beleuchtung Φint,L,
anlage W
ndis = nsu – nex tder innere Wärmestrom der Warm- und Kalt-
wasser- sowie Abwassersysteme Φint,WA, W
mit dem Nenn-Zuluftluftwechel nsu und dem
Nenn-Fortluftluftwechel nex. Je höher die Dis- tder innere Wärmestrom der Heiz-, Kühl- und
balance, desto mehr wird danach der natürliche Lüftungsanlagen Φint,HVAC (heating, vent., …W)
Infiltrationsluftaustausch unterdrückt (Schutz- tder innere Wärmestrom durch Prozesse und
druckeffekt). Das ist der Grund, weshalb bei sehr Güter Φint,Proc (W).
undichten Gebäuden eine Wärmerückgewin-
nung möglicherweise keine große Einsparung Bei der Bilanzierung dieser inneren Wärmeströ-
erbringen kann. Dies wiederum spricht nicht me ist vor allem auf die richtige Bilanzgrenze zu
gegen die Komfortlüftung - sondern ist ein wei- achten; diese liegt an der jeweiligen Zonenhüll-
terer Grund, die Luftdichtheit des betreffenden fläche: So ergibt sich der innere Wärmeeintrag
Gebäudes nach zu bessern. durch eine Waschmaschine z. B. aus der Diffe-
renz zwischen der (durch die Gebäudehülle zu-
geleiteten) elektrischen Energie und dem (durch
17.5.8.6 Wärmeeinträge die Gebäudehülle abgeleiteten) Abwasser, wel-
ches üblicherweise den überwiegenden Teil
Die Wärmeeinträge Qgn in die Gebäudehülle sind der Energie wieder austrägt, sowie der Kaltwas-
in der Heizperiode willkommen und werden da- serzufuhr. Zudem dürfen hier nur die Einträge
her unter Heizbedingungen auch „Wärmegewin- kalkuliert werden, die nicht bereits an anderer
ne“ („gain“) genannt. Unter Kühlbedingungen Stelle durch eine geräteinterne Bilanzierung be-
stellen sie jedoch „Wärmelasten“ dar.
17 Die Wärmeeinträge Qgn setzen sich aus inneren
rücksichtigt sind: Z. B. wird die Wärmeabgabe
der Ventilatoren in Lüftungsgeräten bei Verwen-
Wärmeeinträgen Qint und solaren Wärmeeinträ- dung eines Wärmebereitstellungsgrades für die
gen Qsol zusammen: Lüftungswärmerückgewinnung bereits in An-
Qgn = Qint + Qsol spruch genommen und darf nicht ein weiteres
Mal den inneren Wärmequellen zugeschlagen
Innere Wärmeeinträge Qint. Die inneren Wär- werden. Ebenfalls an dieser Stelle berücksichtigt
meeinträge umfassen alle Wärmeströme, die werden evtl. vorliegende innere Wärmesenken:
17.5 Wärmeschutz 781

„Kältequellen“, die der Zone Wärme entziehen, von IT-Anwendungen (Computer, Bildschirme,
sind als Quellen mit einem negativen Vorzeichen Zubehör), welche heute den überwiegenden An-
zu versehen (beispielsweise die Verdunstung aus teil des Stromverbrauchs (und damit der inneren
Trocknungsvorgängen in der Gebäudehülle oder Wärmelast) nicht nur in Bürogebäuden stellen.
aus Pfanzenbewässerung sowie die Kaltwasser- Hier sind in Zukunft entscheidende Verbesse-
zufuhr). Sind Wärmeeinträge im wesentlichen rungen durch effizientere Anzeigetechnologien,
proportional zur Temperaturdifferenz der Zonen- effizientere Hardware (Notebook-Technologie
temperatur zur vorgegebenen Temperatur der auch für Desktops und Server, sog. „elektronische
Quelle, so ist eine Berechnung der Wärmeströme Tinte“ oder „elektronisches Papier“) sowie nut-
gemäß dem Verfahren zur Ermittlung von Trans- zerfreundlichere Software (akzeptable Standby-
missionswärmeverlusten zu wählen. Technik mit dennoch niedrigem Verbrauch) zu
Die Ermittlung der inneren Wärmequellen kann erwarten. Keinesfalls sollte bei Neubau oder Sa-
mit sorgfältiger Analyse der konkreten Situation nierung auf leider vielfach heute noch anzutref-
im Einzelfall erfolgen – gewisse Unsicherheiten fende ineffiziente Technik hin ausgelegt werden.
verbleiben jedoch z. B. wegen der Mittelung der
Abwasserwärmeströme. Für einige Gebäude Solare Wärmeeinträge Qsol. Die Sonne liefert
konnten die tatsächlich verfügbaren inneren den Energiestrom, der das Leben auf unserem
Wärmequellen in Messkampagnen sehr genau Planeten unterhält. Die Energie wird dabei so-
ermittelt werden: So ergab sich z. B. für das wohl als direkte Einstrahlung als auch indirekt
Passivhaus Darmstadt Kranichstein ein mittlerer über diffuses Himmelslicht, Reflexion an Wolken
verfügbarer Gesamtwärmestrom an inneren Wär- und an der Umgebung auf die Gebäudehüllflä-
mequellen zu 0,99 W/m2 (Wohnfläche) [41], weit che eingestrahlt. Wieder ergibt sich das gesamte
weniger als die heute immer noch vielfach übli- Angebot aus der Summe der Einträge über alle
chen Ansätze. Für eine Planung stehen die spä- Hüllflächen:
teren Nutzungsdaten in der Regel nicht in hoher Qsol = ( Σ Φsol,mn,k + Σ (1– btr,u(l) ) Φsol,mn,u,l) t
Genauigkeit zur Verfügung – es ergibt sich daher k l
die Notwendigkeit, innere Wärmequellen aus
durchschnittlichen Ansätzen üblicher Nutzungs- Dabei ist Φsol,mn,k der zeitlich gemittelte Sonnen-
bedingungen abzuschätzen. Bekanntermaßen ist energiestrom über die nach außen weisende
die Streuung in diesem Bereich sehr groß. Dabei Hüllfläche k der betrachteten Zone und Φsol,mn,u,l
empfiehlt es sich, jeweils auf der sicheren Seite zu der zeitlich gemittelte solare Wärmestrom der
bleiben: Für die Ermittlung von Heizwärmebedarf zur Hüllfläche l in einer angrenzenden Zone u(l).
und Heizlast dürfen die Werte nicht zu hoch, für Dieser Solareintrag wird in der betrachteten Zo-
den Kühlenergiebedarf und die Kühllast nicht zu ne wirksam mit dem Gewicht (1 – btr,u(l)), wobei
niedrig angesetzt werden. Für Wohnraumnut- btr,u(l) wieder der Anpassungsfaktor bzgl. dieser
zung haben sich z. B. Ansätze von 2,1 W/m2 für Nachbarzone ist. Die Zeit t ist die jeweilige Dauer
die Gesamtsumme innerer Wärmequellen be- der Bilanzierungsperiode.
währt, wobei die Wärmeabgaben der Heiz- und Der solare Wärmestrom durch ein Bauteil k der
Warmwassersysteme bei diesen Systemen selbst Hüllfläche wird allgemein durch die Differenz
bilanziert werden [42]. Für andere Nutzungen Φsol,mn,k = Fsh,ob,k Aso,k Isol,k – Fr,k Φr,k
gibt es weitere bewährte Ansätze [9], z. B. zu
t4,1 W/m2 konditionierte Nutzfläche bei Hei- gegeben. Dabei ist
men, Fsh,ob,k der Verschattungsfaktor für die betrachtete Oberflä-
che durch äußere Hindernisse
t3,5 W/m2 konditionierte Nutzfläche bei Büro-
Aso,k die wirksame Kollektorfläche der Oberfläche k; da-
und Verwaltungsgebäuden, bei werden die Transparenz und der indirekte Wär-
t2,8 W/m2 konditionierte Nutzfläche bei Kinder- medurchgang berücksichtigt.
gärten und Schulen. Isol,k die mittlere solare Bestrahlungsstärke für die Aus-
richtung und den Neigungswinkel der Oberfläche k. 17
Fr,k der Formfaktor zwischen Bauteil und Himmel (An-
Wie schon im Abschnitt zur Sommersituation teil an der Sichthemisphäre)
dargestellt, ist es eine der wirksamsten Maßnah- Φr,k die langwellige Nettowärmeabstrahlung an den
men zur Verbesserung der Behaglichkeit, die in- Himmel durch die Oberfläche k.
neren Wärmelasten gering zu halten. Dies gelingt
vor allem durch die Auswahl besonders ener- Die wirksame Kollektorfläche (manchmal auch
gieeffizienter elektrischer Geräte, insbesondere Apertur genannt) ist die Fläche, die bei vollstän-
782 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

diger Absorption aller auftreffenden Strahlung Dieser Vergleich zeigt, warum vertikal Süd orien-
soviel Wärme aufnimmt wie die Oberfläche k. tierte Flächen bei der passiven Nutzung der Son-
Die Wärmeabstrahlung an den Himmel wird an nenenergie deutlich bevorzugt sind – eine Tatsa-
dieser Stelle der Bilanz mit behandelt, weil sie che, die schon Sokrates bekannt war. Es kommt
zur Strahlungsbilanz gehört und ähnlichen Ge- noch hinzu, dass die solare Last im Sommer durch
setzen gehorcht – dadurch wird das Verfahren Überstände über Südfenstern mit wenig Auf-
übersichtlich; natürlich stellt diese Abstrahlung wand verschattet werden kann, ohne den Eintrag
keinen Solarwärmegewinn dar, sie mindert ihn im Winter bei dann tief stehender Sonne stark zu
sogar. verringern. Hingegen bieten horizontale verglas-
te Flächen im Winter deutlich weniger Gewinne,
Solare Wärmeeinträge durch transparente dafür aber im Sommer hohe Lasten – ohne be-
Bauteile (z. B. Fenster). Die wirksame Kollektor- weglichen Sonnenschutz geht hier bei größeren
fläche ist für ein transparentes Bauteil der Gebäu- transparenten Flächen gar nichts. Die Sommer-
dehülle gegeben durch lasten für Ost- und Westorientierte Flächen sind
nahezu gleich groß wie die der Südflächen – sie
Asol = Fsh,gl Fw ggl,n (1 – FF) Aw,p lassen sich aber ebenfalls nur durch beweglichen
mit folgenden Bedeutungen: Sonnenschutz effektiv kontrollieren; die winter-
Fsh,gl Verschattungsfaktor für beweglichen Sonnenschutz
lichen Beiträge der Ost-/Westfassaden sind da-
Fw Korrekturfaktor für den nicht senkrechten Einfall der
gegen weniger als halb so hoch im Vergleich zur
Einstrahlung (für nicht streuende Verglasung); kann Südorientierung. Aus dieser Analyse ergibt sich
ohne nähere Bestimmung mit Fw = 0,9 angenom- ein klarer Vorrang für Südorientierung (Abwei-
men werden. chungen von bis zu 30° haben nur geringe Aus-
ggl,n solarer Gesamtenergiedurchlassgrad des transpa- wirkungen) und die Empfehlung, transparente
renten Bauteils für senkrecht zur Oberfläche einfal-
lende Strahlung nach EN 410. Diese Werte sind z. B.
Flächen in Ost-/West-Orientierung und vor allem
auf Zertifikaten angegeben. in der Horizontalen vorsichtig zu projektieren.
FF projizierte Rahmenfläche des Bauteils zur gesamten Oft wenig bewusst ist die Tatsache, dass die Rah-
Projektionsfläche (Rahmenflächenanteil) menflächenanteile bei den bis 2008 überwie-
Aw,p gesamte Projektionsfläche des Bauteils (z. B. Fens- gend verwendeten sehr breiten Fensterrahmen
terfläche).
(14 cm) die solaren Energiegewinne (aber auch
das Tageslicht) stark reduzieren – ein typisches
Vergessen hat die Norm hier einen immer vor- einflügliges Fenster (1,25 m breit, 1,5 m hoch)
handenen weiteren Reduktionsfaktor durch weist z. B. bereits einen Rahmenanteil von 37 %
Verschmutzung, der bei sehr oft gereinigten auf. Neu entwickelte Rahmen streben daher re-
Fenstern in Übereinstimmung mit [9] zu 0,95 an- duzierte Ansichtsbreiten an (um 9 cm). Großfor-
gesetzt werden kann. matige Verglasungen sind aus diesem Grund von
Die solaren Einträge durch transparente Bautei- Vorteil – dadurch werden im übrigen auch die
le stellen den bedeutenden Anteil für die passiv Wärmebrückenanteile verringert.
verfügbare Solarenergie – das gilt im Winter wie
im Sommer. Für den Entwurf ist es hilfreich zu Typische Gesamtenergiedurchlassgrade ggl,n
wissen, wie sich die mittleren solaren Bestrah- für senkrechten Einfall nach EN 410. Der Gesam-
lungsstärken in Mitteleuropa für die im Folgen- tenergiedurchlassgrad gibt das Verhältnis zwi-
den angegebenen Ausrichtungen zwischen einer schen der im Raum wirksam werdenden Leistung
typischen Wintersituation (Januar, Wärmegewinn und dem außen senkrecht auffallenden Sonnen-
erwünscht) und einer Hochsommersituation energiestrom an – dabei gehen alle Wellenlän-
(August, solare Wärmelast stört) verhalten: genbereich und alle Übertragungsmechanismen

Flächenausrichtung Verhältnis der Bestrahlungsstärke Verhältnis der Bestrahlungsstärke


17 (typischer mitteleuropäischer
Standort)
im Januar (Gewinn) zu der auf eine
Südfläche im Januar
im August (stört) zu der auf eine
Südfläche im Januar
horizontale Fläche 70 % 400 %
vertikal Süd 100 % 250 %
vertikal Ost oder West 48 % 250 %
vertikal Nord 34 % 150 %
17.5 Wärmeschutz 783

Tabelle 17.82 Typische Werte für den Gesamtenergiedurchlassgrad ggl,n für den senkrechten Strahlungseinfall

Verglasungstyp Scheibenzahl, Charakterisierung Typischer ggl,n-Wert


Einscheibenverglasung 1 Floatglas 0,85
Zweischeiben-Vgl. 2 Floatglas, ohne Beschichtung 0,75
Zweischeiben- 2 2*Floatglas, eine niedrigemittierende Schicht zum 0,67
Wärmeschutzverglasung Scheibenzwischenraum hin
Dreischeiben- 3 3*Floatglas, zwei niedrigemittierende Schichten zu jedem 0,50
Wärmeschutzverglasung Scheibenzwischenraum hin eine
Solar-Dreischeiben- 3 3*Floatglas, je eine optimierte niedrigemittierende 0,56
Wärmeschutzverglasung Schichte in jedem Scheibenzwischenraum

ein, sowohl der direkte Strahlungsdurchgang häufiger Reinigung der Fenster liegt Fd („d“ für
(Energietransmission), als auch der indirekte „dirt“) typischerweise um 95 %.
Wärmetransfer (Absorption von Strahlung in den
Scheiben und dadurch bedingte teilweise und Zusammenwirken der Faktoren für Verschat-
indirekte Wärmezufuhr an den Raum). Typische tung, Verschmutzung, des g-Wertes und des
Werte gehen aus Tab. 17.82 hervor. Rahmenanteils. Liegt die typische solare Be-
strahlungsstärke im Durchschnitt im Januar auf
Verschattungsfaktoren für außen liegende eine südausgerichtete vertikale Fensterfläche
Hindernisse. Diese können bestimmt werden in Mitteleuropa bei ca. 50 W/m2, so werden da-
nach von typischerweise bei einem einfachverglasten
Fenster 17 W/m2 entsprechend 34 %, bei einer
Fsh = Fhor Fov Ffin Solar-Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung mit
optimiertem schmalen Rahmen 13 W/m2 ent-
Dabei ist sprechend 27 % im Gebäude wirksam. Die typi-
Fhor der Teil-Verschattungsfaktor für den Horizont schen Transmissionswärmeverluste für diesen
Fov der Teil-Verschattungsfaktor für Überstände über den Monat betragen für die Einscheibenverglasung
Verglasungen
116 W/m2 und für die solaroptimierte Dreisch-
Ffin der Teil-Verschattungsfaktor für seitliche feststehen-
de Verschattungselemente (z. B. die Fensterlaibung)
eibenwärmeschutzverglasung 12 W/m2. An die-
sen überschlägigen Werten wird deutlich, dass
In [43] wurden allgemeingültige Formeln für die schlecht wärmedämmende Verglasungen in
Bestimmung dieser Teilbeschattungsfaktoren in Mitteleuropa im Winter keine solaren Netto-Ener-
Abhängigkeit von der geographischen Breite und giegewinne erzielen können. Moderne Dreischei-
den geometrischen Daten der Verschattungsele- ben-Wärmeschutzverglasungen erlauben jedoch
mente für eine typische Winter- und Sommersitu- auch in unserem Klima eine passiv solare Bauwei-
ation hergeleitet. Diese sind z. B. in [9] implemen- se, solange die Orientierung stimmt und die Ver-
tiert. Die einschlägigen Normen enthalten derzeit schattung in Maßen bleibt.
nur grobe Näherungen für Teilverschattungsfak-
toren. Die Verschattung des solaren Wärmeange- Solarwärmeeinträge auf opake Außenbautei-
botes wird oft gar nicht berücksichtigt oder sehr le. Fällt Solarenergie auf die Außenoberfläche
stark unterschätzt. Für eine Neubausituation in eines undurchsichtigen (opaken) Bauteils, so
lockerer bebauter Umgebung liegt Fsh typischer- wird sie dort teilweise absorbiert (der Rest wird
weise bei 70 % bis 75 %. reflektiert). Die Außenoberfläche erwärmt sich
hierdurch – aber nur ein Teil dieser Wärme wird
Verschmutzung und Rückreflexion. Eine wei- in den Raum „durchgereicht“, überwiegend wird 17
tere Reduktion der Einstrahlung findet durch die Wärme nach außen abgegeben, weil dort der
die unvermeidbare Verschmutzung der inneren geringere Widerstand vorliegt. Die wirksame so-
und der äußeren Verglasungsoberflächen sowie lare Kollektorfläche eines opaken Bauteils der Ge-
durch Rückreflexion von Licht aus dem Raum bäudehülle Asol, kann wie folgt bestimmt werden:
statt. Beide Einflüsse werden in den Normen α R
S,c se
_______
nicht berücksichtigt, wohl aber in [9]. Selbst bei Asol =
Rc Ac
784 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Tabelle 17.83 Effektiver Gesamtenergiedurchlassgrad für opake Bauteile: Im Winter zu unbedeutend für einen entschei-
denden Nutzen, im Sommer stark störend. Einzig sinnvoller Rat: Eher helle Außenoberflächen wählen!

Solare Oberflächenabsorptionskoeffizienten Altes Bauteil mit schlechter Neues Bauteil mit empfohlener
bei opaken Bauteilen Wärmedämmung Wärmedämmung
(„kurzwellige Strahlung“) (Uc = 1,4 W/m2/K) (Uc = 0,14 W/(m2K)
Oberfläche Farbe Absorptions- Gesamt- spezif. Gesamt- spezif.
koeffizient Energie- Wärmelast Energie- Wärmelast
für Solar- durchlass im August durchlass im August
strahlung αS,c W/m2 W/m2
Putz, spezial-weiß 0,12 0,7 % 1,5 0,1 % 0,1
hochrefl. Spezialfarbe
Putz, frisch gestrichen weiß um 0,2 1,1 % 2,5 0,1 % 0,2
Putz, alter Anstrich weiß-hellgrau um 0,3 1,7 % 3,8 0,2 % 0,3
Putz, farbiger Anstrich bräunlich um 0,5 2,8 % 6,2 0,3 % 0,6
Vormauerziegel rot-dunkelrot 0,65–0,7 3,8 % 8,4 0,4 % 0,8
Putz, dunkler z. B. 0,65–0,75 3,9 % 8,7 0,4 % 0,9
dunkelbraun
Schwarze Dachbahn „schwarz“ um 0,8 4,5 % 9,9 0,4 % 1,0
Schiefer „schwarz“ um 0,9 5,0 % 11,2 0,5 % 1,1
Selektiver Absorber „schwarz“ 0,95 5,3 % 11,8 0,5 % 1,2

Dabei ist lungswärmeverlust, der im folgenden Abschnitt


αS,c der Absorptionskoeffizient für Sonnenstrahlung auf behandelt wird. Dagegen kann insbesondere
die opake Außenoberfläche; in Dachräumen im Sommer der indirekte solare
Rse der Wärmeübergangswiderstand des Bauteils c nach Energieeintrag durch Absorption an den Außen-
ISO 6946; oberflächen unerträgliche Werte annehmen:
Rc der Wärmedurchgangswiderstand (1/Uc) nach ISO bei einem schlecht gedämmten Dach mit dunk-
6946 und
ler Eindeckung um 10 W/m2 im Monatsdurch-
Ac die Außenoberfläche des betrachteten Bauteils c.
schnitt. Das erklärt die sprichwörtliche „Hitze
im Dachgeschoss“; Abhilfe ist durch hellere Au-
Der Gesamtenergiedurchlass eines opaken Bau- ßenoberflächen (auch: Begrünung) und bessere
teils ist somit der Absorption der Strahlungsener- Wärmedämmung möglich, am besten beides.
gie proportional und er ist umgekehrt proportio- Die dadurch jeweils geringfügig verringerten so-
nal zum Wärmedurchgangswiderstand. laren Einträge im Winter sind so unbedeutend,
Typische Absorptionskoeffizienten für Sonnen- dass man sie gern für das bessere Sommerklima
strahlung ergeben sich aus der Zusammenstel- in Kauf nimmt.
lung in Tabelle 17.83; angegeben ist auch, wie Bei der Berechnung des Kühlbedarfs im Sommer
groß der wirksame Gesamtenergiedurchlass ei- oder der thermischen Behaglichkeit im Sommer
nes solchen opaken Bauteils bei einem Bauteil dürfen die Auswirkungen der solaren Wärmeein-
mit schlechter Wärmedämmung und bei heute träge durch opake Bauteile nicht unterschätzt
empfohlener Wärmedämmung ist. werden. Auch solare Wärmeeinträge von opaken
Selbst bei einem sehr schlecht wärmedämmen- Bauteilen mit transparenter Dämmung können
17 den Bauteil sind die solaren Energieeinträge
durch Absorption auf der Außenoberfläche auch
analog behandelt werden (Abschnitt H.2 im An-
hang zur Norm).
bei dunklen Außenfarben gering (im Bereich
von unter 2,5 W/m2 im Januar) gegenüber den Langwellige Abstrahlung und Gegenstrah-
Transmissions-Wärmeverlusten (hier: ca. 28 W/ lung. Der zusätzliche Wärmestrom aufgrund der
m2). Es wird daher im Winter kaum nennens- Wärmestrahlung an den Himmel für ein Außen-
wert Heizenergie durch diesen Effekt gespart bauteil c in der Gebäudehülle Φr (gemessen in
– dazu kommt noch der langwellige Abstrah- Watt), ist gegeben durch:
17.5 Wärmeschutz 785

hr0 εr Rse höher sind als der Wärmeverlust – bedeutet dies,


Φr = _________
Rc Ac Δθer dass der Verlust dann Null wird? Was geschieht
mit der überzähligen Wärme? Ist der Bilanzzeit-
Dabei sind raum sehr kurz (bis zu einigen Minuten), so kann
hr0 der Standard-Wärmeübergangskoeffizient für thermi- die Bilanz tatsächlich auf diese Weise gebildet
sche Strahlung (radiation), etwa 5 W/(m2K) werden – die „überschüssige Wärme“ wird in die
εr der langwellige Emissionskoeffizient der Außenober- wärmespeichernden Massen der Bauteile (und
fläche (außer bei Sonderbeschichtungen um 0,93) Möbel) eingelagert, wodurch sich deren Tempe-
Rse der gesamte äußere Wärmeübergangswiderstand ratur erhöht. Das kann wiederum zur Folge ha-
(Strahlung und Konvektion nach ISO 6946), ben, dass die Temperatur in der Zone höher als
Rc der Wärmedurchgangswiderstand (1/Uc) nach ISO bis zum Sollwert ansteigt – natürlich regelt eine
6946,
gute Heizungsregelung dann auf „Null“ zurück.
Ac die Außenoberfläche des betrachteten Bauteils c und
Heizöl (oder Heizgas) wird aber nicht aus der
Δθer die typische Temperaturdifferenz zwischen der strah-
lungsäquivalenten Himmelstemperatur und der Au- Heizung erzeugt werden, auch wenn der rech-
ßenlufttemperatur (ca. 11 K in Mitteleuropa; subpolar nerische Wärmebedarf nun „negativ“ würde.
9 K, tropische Zonen 13 K). Vielmehr führt die etwas höhere Temperatur im
Raum zu einem insgesamt etwas höheren Wär-
Die Netto-Wärmeverluste durch zusätzliche ther- meverlust durch die Gebäudehülle, zu einem
mische Abstrahlung liegt für übliche Bauteilober- Wärmeverlust, der ohne die überschüssige freie
flächen bei Wärme nicht auftreten würde. Das können wir
auch so auffassen: Ein Teil der Wärmeeinträge ist
5 W/(m2K) · 0,93 · 0,04 m2 K/W · 11 K · Uc ≈ 2 K · Uc
nicht nutzbar, er wird in einen zusätzlichen Wär-
Diese sind, analog zum innen wirksam werden- meverlust verwandelt.
den solarer Strahlungsgewinn, proportional zum Wie groß ist der Ausnutzungsgrad für die Wär-
U-Wert des Bauteils. Sie kompensieren im Januar meeinträge? Das hängt zum einen vom Verhält-
in jedem Fall den höchsten überhaupt möglichen nis zwischen den gesamten Wärmeeinträgen
solaren Wärmegewinn auf sehr dunkle opake Au- Qgn und den gesamten Wärmeverlusten Qht ab
ßenoberflächen in Mitteleuropa. Bei Bauteilober- (Wärmebilanzverhältnis γH auch Gewinn/Verlust-
flächen mit geringem solaren Absorptionskoef- Verhältnis bzw. in der Anfangszeit Solar/Last-Ver-
fizienten können sie im Sommer die Solarlasten hältnis genannt):
auf die Außenoberfläche gerade eben kompen-
sieren, nicht jedoch bei dunklen Oberflächen. Qgn
γH = ____
Eine eingehende Berücksichtigung der Verhält- Qht
nisse an den Oberflächen opaker Bauteile zeigt
somit, dass winterlich die Zusatzverluste durch Ist dieses Verhältnis groß, so kommt es häufi-
Abstrahlung immer überwiegen – im Sommer ger zu Überheizungen und zu höheren Tempe-
eine dunkle Oberfläche zusätzliche Übererwär- raturen über der Solltemperatur und damit zu
mungsprobleme erzeugen kann, zumindest, höheren Zusatzwärmeverlusten bzw. einem ge-
wenn sie nicht gut wärmegedämmt ist. ringeren Ausnutzungrad ηgn. Mit numerischen Si-
mulationen ist es möglich, Näherungsformeln für
die Bestimmung des Ausnutzungsgrades auch
für das Monats- und das Heizperiodenverfahren
17.5.8.7 Der Ausnutzungsgrad zu gewinnen. In einer guten Näherung gilt
der Wärmeeinträge
(1 – γHa)
Wenn die Summe aus inneren und solaren Wär- wenn γH > 0 und γH ≠ 1: ηgn = _________
meeinträgen gering ist gegenüber den Wärme- (1 – γHa+1)
verlusten – dann kann der resultierende Heiz- wenn γH = 1: a
ηgn = _____
a+1
wärmebedarf nach dem Energiesatz aus der
Differenz zwischen den nach 17.5.8.5 berechne-
17
ten Wärmeverlusten und den nach 17.5.8.6 aus- und schließlich für γH < 0 ηgn = 1
gewiesenen Wärmeeinträgen bestimmt werden.
Für die meisten Altbauten ist das im Kernwinter Der mittlere Fall ergänzt gerade die erste Formel
der Fall – die Wärmeeinträge sind in einem sol- stetig über ihre Singularität hinweg – und der
chen Fall vollständig ausnutzbar. Eine andere Si- letzte Fall besagt einfach, dass „negative Wär-
tuation stellt sich ein, wenn die Wärmeeinträge megewinne“ wie Wärmeverluste (100 % wirk-
786 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

1,20
τH = 8 h Zeitkonstante 8 h: alte Leichtbau-Baracke.
τ H = 120 h τ H = 480 h τH = 24 h Zeitkonstante 1 Tage: leichter Altbau
unbegrenzte τH = 48 h Zeitkonstante 2 Tage: leichtes NEH (EnEV)
1,00 Zeitkonstante τH = 120 h Zeitkonstante 5 Tage: leichtes Passivh.
τH =480 h Zeitkonstante 20 Tage: schweres PH
τΗ = 8 h unbegrenzte Zeitkonstante - unbegr. Trägheit
Ausnutzungsgrad η gn

0,80

τ H = 24 h
0,60
τ H = 48 h

0,40

0,20

0,00
0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6 2,8 3,0

Wärmebilanzverhältnis γ H

17.84 Verlauf des Ausnutzungsgrades ηgn über dem Verhältnis „Gewinn“ zu „Verlust“ (Wärmebilanzverhältnis γH).

sam) zu behandeln sind. Die einzige noch nicht darüber hinaus 1/γH, d. h. dann werden gerade
eingeführte Größe ist darin der dimensionslose die Verluste aufgehoben. Ein Passivhaus mit ei-
numerische Parameter a, der das Ausmaß der im ner hohen Zeitkonstante (Massivau-Passivhaus)
Gebäude bei einem Überangebot von Einträgen kommt mit einer Zeitkonstante von bis zu 20
für spätere Zeiten zwischenspeicherbaren Wär- Tagen diesem Idealfall schon recht nahe. Aber
me charakterisiert: selbst ein Passivhaus-Leichtbau liegt mit 5 Tagen
Zeitkonstante noch ganz gut im Rennen. Spürbar
τ
a = a0 + __ schlechtere Ausnutzungsgrade stellen sich ein,
τ 0 wenn das Gebäude weniger gut wärmegedämmt
mit wird. Sind dann auch noch nur geringe Wärmeka-
pazitäten vorhanden, so stellt sich das oft zitierte
a0 dimensionsloser Parameter, im Monatsverfahren 1, im
Heizperiodenverfahren 0,8
„Barackenklima“ ein (Zeitkonstante 8 h).
τ Zeitkonstante der Gebäudezone (vgl. nächster Ab-
schnitt) (in Stunden)
τ0 Bezugszeitkonstante, im Monatsverfahren 15, im Heiz- 17.5.8.8 Ein Bilanzbeispiel für
periodenverfahren 30 den Jahresheizwärmebedarf
Auch wenn manchmal die politische und öffent-
Gebäude mit größerer Zeitkonstante können liche Diskussion und mancher Produkthersteller
evtl. überschüssige Wärmeeinträge für längere davon abzulenken versuchen: Die Reduktion
Zeit abpuffern (und werden dabei weniger stark des Jahresheizwärmebedarfs ist und bleibt der
übererwärmt) als Gebäude mit nur kurzen Zeit-
17 konstanten.
Schlüssel für behagliches, gesundes, guten Bau-
tenschutz gewährleistendes und energieeffizien-
Bild 17.84 zeigt den Verlauf von ηgn über dem tes Bauen. Die Variabilität der mit heutigen Mit-
Wärmebilanzverhältnis. Alle Kurven werden nach teln realisierbaren Heizwärmebedarfskennwerte
oben begrenzt durch die eines Gebäudes mit un- für einen ansonsten gleichbleibenden architek-
endlicher Zeitkonstante: Hier können alle anfal- tonischen Entwurf ist groß: Sie reicht vom Passiv-
lenden Energieeinträge optimal genutzt werden, haus mit unter 15 kWh/(m2a) über gerade eben
d. h. für Qgn < Qht ist der Ausnutzungsgrad 1 und die gesetzlichen Ansprüche erfüllenden Gebäude
17.5 Wärmeschutz 787

mit noch über 75 kWh/(m2a) bis zum (nicht zu- m2), der wahlweise als Kellerdecke oder als Bo-
lässigen) Altbau-Imitat (bis über 200 kWh/(m2a)). denplatte auf Grund gerechnet werden kann.
Das ist allein im zulässigen Bereich ein Unter- Die gesamte konditionierte Wohnfläche beträgt
schied um mehr als einen Faktor fünf. So groß 156 m2.
sind die Unterschiede verschiedener Energiebe- Im Basisfall hat dieses Gebäude eine voll ausge-
reitstellungstechniken auch heute nicht, dass sie dämmte Dachkonstruktion mit Leichtbauträgern
diesen Einfluss ausgleichen könnten. Es ist sogar (Uer = 0,13 W/(m2K)), eine mit Wärmedämmver-
so, dass besonders effiziente Versorgungsvari- bundsystem gedämmte Außenwand (Uew = 0,12
anten erst durch einen geringen Jahresheizwär- W/(m2K)), eine auf der Betonplatte gedämmte
mebedarf wirtschaftlich realisierbar werden – da Bodenplatte (Ug = 0,2 W/(m2K), Dreischeiben-
sie nur geringere Kollektorflächen, weniger teure Fenster mit gedämmtem Rahmen (Uw = 0,7 W/
Wärmequellenerschließung für Erdreichwärme- (m2K)) und eine weitgehend wärmebrückenfreie
pumpen oder ein noch vertretbar großes Vorrats- Konstruktion – die „Zusatzverluste“ durch Wär-
lager für Biobrennstoffe benötigen. mebrücken sind im Endeffekt kleiner Null. Da-
Die Energiebilanz gibt uns Auskunft über die mit ergeben sich für den Standort Würzburg fol-
Ergebnisse – und sie erlaubt die Untersuchung gende Heizperiodentransmissionswärmeverluste
der baulichen Einflussparameter, die besonders (vereinfachter Temperaturanpassungsfaktor für
hohen Einfluss ausüben. Diese Einflüsse sind in- Flächen zum Erdreich btr,G = 0,5) (Tab. 17.85).
zwischen nicht nur in der rechnerischen Behand- Das Gebäude wird im Basisfall mit einer Lüftungs-
lung, sondern auch in der Praxis überprüft. Einige anlage mit Wärmerückgewinnung (effektiver
wesentliche Einflüsse wollen wir zusammen mit Wärmebereitstellungsgrad 78 %) betrieben, die
den Auswirkungen hier kurz diskutieren. Diese Luftdichtheit ist mit n50 = 0,35 h–1 als ausgezeich-
Diskussion liefert wertvolle Hinweise für den Ent- net anzusehen. Damit ergibt sich im Basisfall ein
wurf von Gebäuden, die allen zukünftigen Anfor- Lüftungswärmeverlust Qve wie in Tabelle 17.86.
derungen gerecht werden können. Die gesamten Wärmeverluste lassen sich damit
Als Grundlage für diese Untersuchung dient eine schon zu qht = qtr + qve= 41,1 kWh/(m2a) ermit-
Doppelhaushälfte (oder auch Reihenendhaus) teln. Die Hauptfassade ist nach Süden orientiert,
mit Pultdach (83,4 m2), großer Südfensterfläche womit sich für die 30,42 m2 Fensterfläche in diese
(30,4 m2), einem Westfenster (2 m2), ausreichen- Richtung mit Dreischeibenverglasung mit hohem
der Belichtung aus Norden (11 m2 Fensterfläche), g-Wert ein bedeutendes solares Wärmeangebot
Variabel gestaltbaren Außenwänden (im Basisfall im Winter ergibt; das Angebot überschreitet die
184,3 m2) und einem Erdgeschoss-Boden (80,9 Verluste der Fenster um 80 %. Dagegen sind auch

Tabelle 17.85 Beispielhafte rechnerische Jahresheizwärmebilanz für eine Doppelhaushälfte; Teil I: Transmission

Konditionierte m2 156,0
Nutzfläche
U-Wert
Temp. Fläche o. oder Ψ Temp.-
zone Länge W/(m2K) faktor Δθ · t Qtr
oder
Bauteil W/(mK) btr kKh/a kWh/a
Außenwand Außenluft m2 D 184,3 × 0,12 × 1,00 × 79,8 = 1712
Dach/Decken Außenluft m2 D 83,4 × 0,13 × 1,00 × 79,8 = 892
Bodenplatte m2 G 80,9 × 0,20 × 0,50 × 79,8 = 631
Fenster m2 D 43,5 × 0,70 × 1,00 × 79,8 = 2438
17
Wbrücken außen m D 116,9 × –0,030 × 1,00 × 79,8 = –278
Wbrücken Boden m G 11,4 × 0,061 × 0,50 × 79,8 = 28
KWh/(m2a)
Summe Transmission 5423 34,8
788 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Tabelle 17.86 Beispielhafte rechnerische Jahresheizwärmebilanz für eine Doppelhaushälfte;


Teil II: Lüftung und Wärmerückgewinnung

lichte
Af Raumhöhe
m2 m m3
Lüftungsanlage: wirksames Luftvolumen VL 156,0 × 2,50 = 390,0
effektiver Wärmebereitstellungsgrad
ηeff 79 %
der Wärmerückgewinnung
Anlage Infiltration 1/h
1/h 1/h
energetisch wirksamer 0,308 × (1 – 0,79) + 0,030 = 0,095
Luftwechsel nL
VL nL ρcLuft Gt Qve je m2 Af
m3 1/h Wh/(m3K) kKh/a kWh/a kWh/(m2a)
Lüftungs-
390 × 0,095 × 0,33 × 79,8 = 979 6,3
wärmeverluste

für diese Fensterqualität die solaren Angebote Für das hier behandelte Beispiel beträgt das freie
durch die West- und Nordfensterflächen deutlich Wärmeangebot in der Heizperiode immerhin
geringer als die betreffenden Wärmeverluste. 81 %. Die effektiv wirksame Wärmekapazität Cwirk
Schließlich ergibt sich das Wärmeangebot an in- im Beispiel beträgt 100 Wh/(m2K), woraus sich
neren Wärmequellen zu qint = 10,3 kWh/(m2a) aus mit H′tot = 0,76 W/(m2K) eine Zeitkonstante von
den 2,1 W/m2 über 205 Tage der Heizzeit. Damit 5,3 Tagen ergibt (!). Daraus wiederum kann der
kann auch qgn zu 33,4 kWh/(m2a) ermittelt wer- Exponent a zu
den.
τ
a = a0 + __
5,3 · 24 h
________
Wir zeigen die grundsätzliche Vorgehendweise τ0 = 0,8 + 30 h = 5
nun an Hand des Heizperiodenverfahrens, wegen
der dort gegebenen Übersichtlichkeit – in der und der Ausnutzungsgrad für die freie Wärme zu
Praxis wird in der Regel mit dem Monatsverfah-
(1 – γHa) (1 – 0,815)
ren gerechnet, wegen der sich dort ergebenen ηgn = _________ = _________ = 91 %
höheren Genauigkeit. Das Gewinn-zu-Verlust- (1 – γHa+1) (1 – 0,816)
Verhältnis γH ergibt sich zu
bestimmt werden. Das Angebot ist somit wegen
Q qgn 33,4 der langen Zeitkonstante zu einem ganz über-
gn
γH = ____
= ___ = ____ = 81 % wiegenden Teil nutzbar. Der Jahrsheizwärmebe-
Qht qht 41,1

Tabelle 17.87 Beispielhafte rechnerische Jahresheizwärmebilanz für eine Doppelhaushälfte; Teil III: solare Wärmegewinne

Ausrichtung Faktor für Verschattung, g-Wert Fläche Globalstr.


der Fläche Rahmen etc. Heizzeit
entspr. Berechnung (senkr. Einstr.) m² kWh/(m²a) kWh/a
Nord 0,48 × 0,57 × 11,04 × 137 = 411
Ost 0,40 × 0,00 × 0,00 × 214 = 0
17 Süd 0,49 × 0,57 × 30,42 × 366 = 3080
West 0,41 × 0,57 × 2,00 × 224 = 105
Horizontal 0,40 × 0,00 × 0,00 × 331 = 0
kWh/(m²a)
Wärmeangebot Solarstrahlung QSol Summe 3596 23,1
17.5 Wärmeschutz 789

darf bezogen auf Af ergibt sich so für den Basisfall Wärmedämmung wird die Bilanz auf der Ver-
zu lustseite (rechts) immer noch von den Transmis-
sionswärmeverlusten durch die opaken Bauteile
qhe = qht – ηgn qgn = 41,1 kWh/(m2a) beherrscht – die hauptsächlich nach Süden orien-
– 91 % · 33,4 kWh/(m2a) = 10,8 kWh/(m2a) tierten Fenster gewinnen dagegen etwas mehr
Wärme als sie verlieren; das ist nur dem geringen
Im vorliegenden Fall ist der Jahresheizwärmebe- U-Wert von Verglasung und Rahmen zu verdan-
darf so gering, dass der Passivhausstandard er- ken. Durch die Wärmerrückgewinnung sind die
reicht wird (≤ 15 kWh/(m2a)) – die Technik für die Lüftungswärmeverluste trotz einer ausreichen-
Wärmebereitstellung vereinfacht sich sehr stark, den Frischluftzufuhr und dadurch guten Luftqua-
es können z. B. Wärmepumpen-Kompaktgeräte lität relativ gering. Der Heizwärmebedarf ergänzt
verwendet werden. Weitgehend unabhängig die freien Wärmen (Innere Wärmequellen und
von der eingesetzten Heiztechnik, solange diese Solarer Wärmeeintrag), so dass die Gewinne auf
nicht extrem ineffizient ist, wird der Heizenergie- der linken Seite die Verluste auf der rechten Seite
verbrauch in jedem Fall so gering sein (hier um gerade aufwiegen.
1900 kWh), dass künftige Energiepreissteigerun-
gen die Nutzer nicht mehr ernsthaft belasten und
der Klimaschutz dauerhaft gewährleistet werden
kann: Bei z. B. 9 €Cent/kWh Heizenergiepreis lie- 17.5.8.9 Die entscheidenden Einflussfaktoren
gen die monatlichen Kosten der Heizwärme im- auf den Jahresheizwärmebedarf
mer noch unter 0,10 €/(m2Mon). Dieser Standard Durch Variation der Daten des Gebäudes und
kann daher als zukunftssicher angesehen wer- wiederholte Berechung der im letzten Abschnitt
den. vorgestellten Bilanz lässt sich erkennen, wel-
Bild 17.79 zeigt die Wärmebilanz über die Heiz- che Eigenschaften bedeutenden Einfluss auf die
periode für dieses Gebäude: Trotz der sehr guten Energiebilanz für die Heizung haben.

140 14%

130 Jahres-
Jahresheizwärmebedarf / kWh / m² / a

Heizwärme-
120 bedarf 12%
76 kWh/m²/a

Übertemperaturhäufigkeit %
110

100 10%

90

80 8%

70
.

Über-Temperatur-
Häufigkeit 5,2 %
60 6%

50

40 4%

30
maximale
20 2%
Heizlast
10 39 W/m²

0 0%
0,00 0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35 0,40 0,45 0,50 0,55 0,60 0,65 0,70 0,75 0,80 0,85 0,90 0,95 1,00 17
U-Werte Dach und Außenwand / W / (m²K)

17.88 Der Einfluss der Wärmedämmung von Dach und Außenwand auf den Heizwärmebedarf und die Heizlast:
tatsächlich ist die Dämmung von Dach und Wand die alles überragende Einflussgröße, fast auf Null lässt sich
der Bedarf reduzieren – aber schon bevor er Null wird, erreicht man mit dem Passivhaus eine ökonomisch optimale
und ökologisch nachhaltige Lösung.
790 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Einfluss der Wärmedämmung opaker Bautei- bar, jedenfalls so lange die U-Werte in den
le. Die Dämmdicke der Bauteile Außenwand und Bereichen zwischen 0,10 und 0,16 W/(m2K)
Dach wird gegenüber dem Ausgangszustand (je bleiben. Noch größere Dämmstärken könnten
280 mm) variiert, so dass sich mittlere U-Werte in Einzelfällen erforderlich werden und sind für
dieser opaken Hüllflächen zwischen 0,02 (nur das Erreichen des Passivhausstandards auch
theoretisch erreichbarer Wert) und 1,0 W/(m2K) zu rechtfertigen – allerdings weist eine solche
ergeben. Bild 17.88 zeigt, dass dies zu einer na- Notwendigkeit auf Schwächen des Entwurfes
hezu linearen Veränderung des Jahresheizwär- an anderer Stelle hin (z. B. schlechte Orientie-
mebedarfs über einen großen Variationsbereich rung).
von 3 bis hinauf zu 127 kWh/(m2a) führt. Der Ba- tDie Verbesserung der opaken Wärmedäm-
sisfall ist durch die dunkel hervorgegebene Raute mung führt baukonstruktiv und bauphysika-
charakterisiert (etwa 11 kWh/(m2a)). Dieser starke lisch zu geringeren Bauschadensrisiken und
Einfluss der Wärmedämmung ist in mehrfacher damit zu einer höheren Werthaltigkeit. Aus die-
Hinsicht bedeutend: sem Grund ist ein solcher Ansatz sinnvoll.
tPraxiserprobungen zeigen, dass die bessere tDer ebenfalls eingezeichnete Verlauf für die
Dämmung baupraktisch zuverlässig und er- maximale Heizlast zeigt auch eine nahezu line-
gebnissicher erstellt werden kann. Die erfor- are Abhängigkeit. Die installierte Leistung kann
derlichen wärmebrückenfreien Konstruktionen damit mit verbessertem Wärmeschutz redu-
stehen zur Verfügung, das Know-how ist frei ziert werden. Da die Gebäude mit sehr gutem
zugänglich (vgl. z. B. die Angaben in diesem Wärmeschutz wegen der langen Zeitkonstan-
Buch). ten über Nacht kaum auskühlen, muss norma-
tDie Verbesserung der Wärmedämmung der lerweise auch keine Anheizreserve vorgesehen
opaken Bauteile ist andererseits auch ökono- werden.
misch mit vertretbarem Aufwand durchführ-

26

24 Jahres- 12%
Heizwärme-
22 bedarf
Jahresheizwärmebedarf kWh/m²/a

17,5
20 10%

Übertemperaturhäufigkeit %
18

16 8%

14
maximale
12 Heizlast 6%
15 W/m²
10
-
Über-Temperatur
8 Häufigkeit 5,2% 4%

4 2%

2
17 0 0%
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50% 55% 60% 65% 70% 75% 80% 85% 90% 95% 100%

Wärmerückgewinnung in %

17.89 Der Einfluss der Wärmerückgewinnung ist ebenfalls ziemlich groß – vor allem bei einem Gebäude, bei dem die
Dämmung bereits optimal ist. Auch mit 100 % Wärmerückgewinnung lässt sich der Heizwärmebedarf aber nicht
auf Null bringen – es überwiegen eben die Transmissionswärmeverluste.
17.5 Wärmeschutz 791

tDer ebenfalls eingezeichnete Verlauf für die fällt von knapp 24 kWh/(m2a) ohne Wärmerück-
Häufigkeit von Übertemperaturen über 25 °C gewinnung auf unter 9 kWh/(m2a) mit 100 %
bleibt in weiten Teilen vom Niveau der opa- Wärmerückgewinnung. Wieder reduziert sich
ken Wärmedämmung unbeeinflusst (Rechte die Heizlast ebenso wie der Heizwärmebedarf,
Ordinate, konstant bei um 4,7 %). Bei extremer die sommerlichen Behaglichkeitsbedingungen
Dämmdicke nehmen die Werte leicht zu, dies ändern sich dagegen nicht – Wärmerückgewin-
ist aber durch etwas erhöhte Lüftung leicht nungsgeräte müssen im Sommerhalbjahr gene-
auszugleichen. rell in Mitteleuropa mit Bypass betrieben werden.
tTatsächlich kann durch das Einstellen des Ni- Sehr gute heutige zentrale Wärmerückgewin-
veaus der Dämmstärken bei einem konkreten nungsanlagen mit Gegenstromwärmeübertra-
Projekt in der Regel am einfachsten der Pas- gern erreichen Wärmebereitstellungsgrade um
sivhausstandard erreicht werden, zumindest 90 %. Die vorliegende Abhängigkeit zeigt, dass
dann, wenn die anderen Parameter vernünftig ohne Wärmerückgewinnung aus der Abluft
gewählt wurden. niedrige Jahresheizwärmebedarfswerte wie bei
einem Passivhaus nicht erreicht werden können
Der Einfluss der Wärmerückgewinnung. In Bild – und dass es ratsam erscheint, Geräte mit hohen
17.89 wird dargestellt, wie sich der Jahresheiz- Wärmebereitstellungsgraden zu verwenden.
wärmebedarf (dunkle durchgezogene Linie mit
Rauten, linke Ordinate) verändert, wenn der Der Einfluss des Fensterflächenanteils. Am
Frischluftbedarf dieses Reihenendhauses (120 Beispiel des Fensterflächenanteils der Südfassade
m3/h entsprechend vier Personen) mit Wärme- zeigt Bild 17.90, wie sich der Jahresheizwärmebe-
bereitstellungsgraden zwischen 0 und 100 % darf verändert. Bei zunächst kleinen Ausgangs-
gedeckt wird. Auch diese Abhängigkeit ist er- fensterflächen nimmt der Wärmebedarf zunächst
kennbar nahezu linear, der Heizwärmebedarf schnell ab: Die zusätzlichen Wärmeverluste über

Jahres-Heizwärmebedarf
26 26%
20 kWh/m²/a
24 24%
/ kWh / m² / a
.

Jahres-Heiz-
22 wärmebedarf 22%

Übertemperaturhäufigkeit %
Zweischeiben-
20 Wärmeschutz- 20%
Verglasung
18 18%

16 16%
Jahresheizwärmebedarf

Jahres-Heizwärmebedarf
14 14%
14,6 kWh/m²/a
.

12 12%

10 maximale Heizlast 10%


11,4 W/m²
8 8%

6 Dreischeiben- 6%
Wärmeschutz-
4 Verglasung 4%
Übertemperatur-
Häufigkeit unter 1%
2 2%

0 0%
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50% 55% 60% 65% 70% 75% 80% 85% 90% 95% 100% 17
Fensterfächenanteil in der Südfassade / %
17.90 Mit der passiven Solarenergienutzung ist die Lage etwas komplizierter: Weil gerade bei größer werdenden solaren
Gewinnflächen (Fenstern) auch im Winter das Angebot an manchen Tagen zu groß wird, ist ein zunehmend kleine-
rer Anteil des Angebotes nutzbar. Macht man die Südfenster größer, so sinkt der Jahresheizwärmebedarf zunächst
tatsächlich deutlich – der Effekt flacht dann aber ab. Und, ärgerlich, der Gegeneffekt stört: Im Sommer wird das
Innenklima bei großen Verglasungen schlechter beherrschbar.
792 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

die Fenster werden durch den solaren Wärmeein- teil zu, wobei die auftretenden Werte durch den
trag überkompensiert. Je mehr die transparenten hier eingesetzten innenliegenden Sonnenschutz
Flächen allerdings zunehmen, umso mehr flacht in Verbindung mit den Balkon-Und Dachüber-
die abnehmende Kurve ab: Die Ursache liegt in ständen bis etwa 60 % Südfensterflächenanteil
der abnehmenden Nutzbarkeit der zusätzlichen immer noch akzeptable sind (etwa 7,4 % der Zeit).
solaren Gewinne, weil sich immer öfter auch in Darüber allerdings müssen zusätzliche, weiterge-
der Heizzeit Temperaturen über dem Sollwert hende Maßnahmen ergriffen werden, wenn die
ergeben. Die maximale Heizlast nimmt zunächst Behaglichkeit im Sommer vertretbar bleiben soll:
auch mit zunehmender Südfensterfläche ab (zu- Die Standardlösung ist ein außenliegende tem-
sätzliche solare Gewinne überwiegen am kältes- poräre Verschattungseinrichtung, wie z. B. eine
ten Tag die zusätzlichen Wärmeverluste). Ab ei- Außenjalousie oder eine Markise. Natürlich muss
nem Fensterflächenanteil von etwa 38 % ändert diese Verschattung im Winter inaktiv sein, damit
sich die maximale Heizlast aber nicht mehr – sie die solaren Wärmegewinne überhaupt verfügbar
tritt nun nämlich nicht mehr am kältesten Tag, werden (Anmerkung: die für den vorliegenden
sondern an einem Tag mit besonders niedrigem Basisfall verwendete Lösung mit festestehenden
Solarangebot auf. Auffällig ist die Zunahme der Überständen über den Fenster funktioniert nur
Tage mit sommerliche Übererwärmung mit zu- für Fenster mit wenig Abweichung von der Süd-
nehmendem Süd-Fensterflächenanteil (hellgraue orientierung, sie sind für Ost- und West-Orientie-
Kurve mit Kreissymbolen, abzulesen an der zwei- rungen wirkungslos. Das zeigt sich deutlich im
ten Ordinate rechts). Bei kleinen Fensterflächen- nächsten Abschnitt.)
anteilen (bis zu etwa 22 %) gibt es überhaupt
keine Übertemperaturen. Ab etwa 27 % Fenster- Der Einfluss der Orientierung der Hauptfassa-
flächenanteil nimmt die Übererwärmungshäufig- de. Bild 17.91 zeigt die Auswirkungen, wenn die
keit annähernd linear mit dem Fensterflächenan- betrachtete Reihenhauszeile aus der offensicht-

20 24%

18
Jahresheizwärmebedarf / kWh / m² / a

21%

16
Jahres-Heizwärmebedarf 18%
14 12,6 kWh/m²/a

15%
12 maximale Heizlast
11,3 W/m²
10 12%
.

8
9%

6 Übertemperatur-
Häufigkeit 6% 6%
4
„Grüner
3%
2 Bereich“

17 0 0%
105

120

135

150

165

180
-180

-165

-150

-135

-120

-105

-90

-75

-60

-45

-30

-15

15

30

45

60

75

90

Abweichung von der Südorientierung der Hauptfassade / °

17.91 Dass das solare Angebot im Winter von der Orientierung abhängt, ist bekannt; ±30° bewirken jedoch noch kein
größeres Problem. Dass die West- und Ost-Ortientierung kaum besser abschneiden als ein Nordfenster, wird über-
raschen – und noch unterstrichen wird das Ergebnis dadurch, dass die solaren Lasten im Sommer auf der Südseite
durch Überstände leicht beherrschbar sind; bei West- und Ostorientierung jedoch Probleme aufwerfen.
17.5 Wärmeschutz 793

lich idealen Südorientierung der Hauptfassade mittelten Kosten der eingesparten Energie liegen
herausgedreht wird. Änderungen bis zu +30° meist deutlich unter den zu erwartenden finanz-
bzw. –30° aus der Idealorientierung zeigen noch mathematisch mittleren künftigen Energiebe-
wenig Verschlechterung – dann nimmt jedoch zugspreisen (die hier für die folgenden 20 Jahre
der Heizwärmebedarf bei ansonsten unverän- mit durchschnittlich 6,6 Cent/kWh angenommen
dertem Gebäude um bis zu 50 % zu, wobei die werden).
Höchstwerte bei West- bzw. Ostorientierten Fas- Weist bei Wärmeschutz-Maßnahmen ein Bau-
saden erreicht werden. Ähnlich verhält es sich teil schon einen verbesserten Wärmeschutz auf,
mit der Heizlast. Noch dramatischer ist allerdings so verringert sich die Wirtschaftlichkeit weite-
die Auswirkung auf die sommerliche Überhit- rer Maßnahmen an diesem Bauteil. Ab einem
zung, die von erträglichen 6 % bei bis zu 30° Süd- bestimmten Grenz-U-Wert des bestehenden
abweichung steil auf um 10 % zwischen 80 und Bauteils sind weitere Wärmeschutzmaßnahmen
110° Abweichung (also West- und Ostfenstern) nicht mehr wirtschaftlich durchführbar. Dieser
zunimmt. Die hier eingesetzten feststehenden Mindest-Ausgangswärmedurchgangskoeffizient
Überstände über den Fenstern sind nämlich ge- wurde ebenfall mit bestimmt. Bei der Durchfüh-
genüber der im Sommer in West- und Ostrich- rung von Wärmeschutzmaßnahmen sollte daher
tung tief stehenden Sonne wirkungslos. Große immer ein möglichst hoher wirtschaftlich und
Ost- und Westverglasungen sowie horizontale baupraktisch durchführbarer Standard erreicht
Glasflächen brauchen für den sommerlichen Son- werden, da spätere Verbesserungen am Bauteil
nenschutz in der Regel temporäre außenliegen- sonst regelmäßig unwirtschaftlich sind.
de Verschattungselemente.
Für die im folgenden beschriebenen Maßnahmen
wurden in [5] Wirtschaftlichkeitsanalysen mittels
17.5.8.6 Empfehlungen für der dynamischen Annuitätenmethode durch-
die Altbausanierung geführt. Zu jeder Maßnahme wird in den nach-
folgenden Tabellen der dort bestimmte Äquiva-
Der Gebäudebestand unterliegt ständigen Ver- lentpreis der eingesparten Energie angegeben.
änderungen – zu denen die ohnehin erforderli- Dieses Wirtschaftlichkeitskriterium ermöglicht
chen Instandhaltungsmaßnahmen und die Mo- einen direkten Vergleich zur Alternative weiterer
dernisierung nicht mehr zeitgemäßer Gebäude Energiebezug. Es kann mit einem zukünftigem
gehören. Jede dieser Maßnahmen im Bestand Energiepreis (Gas oder Öl) von 6,6 Cent/kWh im
bietet die Möglichkeit, den wärmetechnisch un- Mittel über den Kalkulationszeitraum (2006 bis
zureichenden Zustand an die Erfordernisse der 2026) verglichen werden.
Zukunft anzupassen.
Mit den ökonomischen Randbedingungen von
In [5] wurden energetische Mindeststandards 2007/2008 gab es folgende wesentliche Ergeb-
der Gebäudehülle und der Anlagentechnik im nisse:
Rahmen von Änderungen an Bestandsgebäuden
tDie wirtschaftlich optimalen Wärmedämm-
untersucht und geeignete Empfehlungen abge-
Maßnahmen führen auf Kosten der eingespar-
leitet. Aus Sicht des Investors muss der geforder-
ten Energie zwischen 1 und 4,6 Cent/kWh. Da-
te Effizienzstandard einen einzelwirtschaftlichen
mit sind diese Maßnahmen deutlich günstiger
Vorteil darstellen, die Empfehlungen sind daher
als der alternative Energiebezug.
jeweils so gewählt, dass der Effizienzstandard
zugleich das derzeitige wirtschaftliche Optimum tDie Erneuerung von Wärmeerzeugern mit ei-
darstellt. ne effizienteren Geräten ist ebenfalls rentabel
Daneben sind aber weitergehende Empfehlun- (Kosten der eingesparten Energie von 1,9 bis
gen für einen zukunftsweisenden Standard und 6,5 Cent/kWh).
damit für die Förderung durch Länder und Ge- tBei thermischen Solaranlagen besteht weiter-
bietskörperschaften sinnvoll. Auch diese Grenz- hin Förderbedarf. Die Kosten der eingesparten
werte sind aus Sicht des Investors wirtschaftlich Energie sind größer als 12 Cent/kWh. 17
attraktiv, insbesondere nach Förderung. tLüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung
Die Erneuerung und Sanierung von Bauteilen kommen in den wirtschaftlichen Bereich, wenn
erfolgt nur in relativ großen Zeitabständen (alle zumindest die Investitionskosten einer Abluft-
20 bis 50 Jahre). Wie sich zeigt, sollten diese An- anlage gegen gerechnet werden (für vergleich-
lässe möglichst umfassend genutzt werden, um bare Raumluftqualität wäre mindestens eine
gleichzeitig die Effizienz zu verbessern. Die er- Abluftanlage erforderlich).
794 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

17 17.92 Beispiel für eine nachträgliche Wärmedämmung der Außenwand: Jeder Anlass ist ausreichend – sobald überhaupt
ein Gerüst steht, lohnt sich die nachträgliche Wärmedämmung einer verputzten Außenwand, wobei keine Dämm-
dicke kleiner als 20 cm sein sollte. [5]
17.5 Wärmeschutz 795

tDreischeiben-Wärmeschutzverglasungen mit der Außenwand von außen mit dem Ziel Uneu ≤
thermisch verbessertem Randverbund sind 0,16 W/(m2K) (vgl. dazu Bild 17.92).
im Vergleich zu Zweischeiben-Wärmeschutz- tKomplette Wohnungsrenovierung, wenn zu-
verglasungen ebenfalls bereits heute rentabel mindest eine Erneuerung der Tapeten vorgese-
(Kosten der eingesparten kWh knapp unter hen ist und die Wohnung hierzu leer steht (Mie-
dem Endenergiebezugspreis). terwechsel, Eigentümerwechsel): Mindestens
tBesonders interessant ist bei Nichtwohngebäu- Durchführung einer Innendämmung
den eine effiziente Beleuchtungsanlage (Ver- tEine Außendämmung ist bauphysikalisch güns-
wendung von elektronischen Vorschaltgeräten tiger und führt zu höheren Energieeinsparun-
mit geeigneten Leuchtmitteln). gen (weniger Wärmebrücken), daher sollte
angestrebt werden, von der Innendämmung
Außenwände. Bei den Wärmeschutzmaßnah- abzusehen, wenn innerhalb eines überschau-
men können bei den folgenden auslösen Tatbe- baren Zeitraums eine Außendämmung durch-
ständen gekoppelte Wärmeschutzmaßnahmen geführt wird.
dringend im Interesse des Eigentümers empfoh- tMieter-/Eigentümerwechsel im EFH bzw. eine
len werden: Kellersanierung/Modernisierung im MFH (Leer-
tNeuanstrich oder Neuverputz der Fassade – na- räumung des Kellers) verbunden mit einem
hezu alles, was zum Errichten eines Gerüstes Neuanstrich der Kellerdecke: Wärmedämmung
an der Fassade führt: Nachträgliche Dämmung der Kellerdecke.

Tabelle 17.93 Überblick zu den Energieeffizienz-Maßnahmen am Fenster (Quelle: [5]).

Austausch Zukunftsweisender
Ohnehin- Wirtschaftlich optimierter
der Standard für
Maßnahme Standard

EnEV-Höchstwert Altbau
Als bedingte Maßnahme
Auslösende Maßnahme

Förderung
Fenster
Investitionskosten

Investitionskosten

Investitionskosten
eingesparten kWh

eingesparten kWh
Äquivalentpreis d.

Äquivalentpreis d.
Amortisationszeit
pro m² Fenster

pro m² Fenster

pro m² Fenster
wirtschaftlich?
statische
UW,equi

UW,equi

UW,equi
(Umax)
UW

UW

UW
g

W/
W/ W/ W/ Cent/ W/ W/ W/ Cent/
% (m²K) €/m² % a €/m² % €/m²
(m²K) (m²K) (m²K) kWh (m 2K) (m²K) (m²K) kWh

Holz (IV 68), Holz (d = 90mm), Holz gedämmt,


2WSV 3WSV Austausch 3WSV
Holzfenster der alten JA 1,7
1,46 60 0,79 306 0,91 52 0,33 16 6,8 350 Fenster 0,73 52 0,15 13,6 418

PVC (Standard), PVC (Standard), PVC gedämmt,


2WSV 3WSV Austausch 3WSV
Kunststoff-
der alten JA 1,7
fenster
1,34 60 0,67 237 0,93 52 0,35 17 6,7 263 Fenster 0,73 52 0,15 25,5 390

Holz, PVC (Standard),


Einfachverglasung 2WSV
Kunststoff-
fenster
keine JA 17
5,90 85 0 1,34 60 0,67 14 5,5 237

Holz, PVC (Standard),


Kunststoff- Einfachverglasung 3WSV
keine JA
fenster
5,90 85 0 0,93 52 0,35 14 5,6 263
796 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Tabelle 17.94 Überblick zu den Energieeffizienz-Maßnahmen (Im Zusammengang mit der Wohnungslüftung, Quelle: [5]).

17
17.5 Wärmeschutz 797

Fenster. Die Tabelle 17.93 gibt einen Überblick Für den Altbau ist die nachträgliche Integra-
zu Effizienz-Maßnahmen am Fenster. Zur Cha- tion von Wohnungslüftung mit Wärmerück-
rakterisierung der Fensterqualität wäre ein äqui- gewinnung im Bestand zwar technisch fast in je-
valenter Wärmedurchgangskoeffizient, welcher dem Falle umsetzbar, aber nicht ohne Förderung
auch den Energiedurchlassgrad der Verglasung rentabel. Mit einem Förderzins in Höhe von etwa
mit einbezieht, besser geeignet. In der folgenden 1,5 % können diese Anlagen auch im Altbau wirt-
Tabelle zur Effizienz-Maßnahme Fenster ist daher schaftlich eingebaut werden. Eine Förderung in
zusätzlich der äquivalente Wärmedurchgangs- diesem Umfang erscheint sinnvoll, zumal die aus-
koeffizient angegeben Uw,equi. Die vorgeschla- gelöste Mehrinvestition vor allem europäischer
gene Bestimmungsformel für den äquivalenter Wertschöpfung (Zentralgeräte) sowie lokalem
Wärmedurchgangskoeffizient Uw, equi lautet: Handwerk (Kanalsystem) zu Gute kommt und
Uw, equi = Uw – Ff · g · 1,6 W/(m²K) weil damit zugleich ein Beitrag zur Raumlufthy-
giene geleistet wird, dessen Gegenwert den der
mit Energieeinsparung sogar noch übersteigt.
Ff Abminderungsfaktor Rahmenanteil
g Energiedurchlassgrad
Uw Wärmedurchgangskoeffizient des Fensters
17.5.9 Zur weiteren Entwicklung
Als zukunftsgeeigneten Wert des Wärmedurch- der Energieeffizienz
gangskoeffizienten von Fenstern bei Änderung
oder Erneuerung empfehlen wir einen Wärme- Die Energieeinsparverordnung, erst zum 1.2.2002
durchgangskoeffizienten Uw von 0,85 W/(m2K) eingeführt, ist inzwischen schon zweimal refor-
bzw. Uw, equi = 0,15 W/(m2K). miert worden – und die nächste Reform ist be-
reits angekündigt.
Wärmerückgewinnung. Die Mehrinvestition Durch die schrittweisen Verbesserungen der
für eine hocheffiziente Lüftungsanlage mit Wär- Anforderungen wird der Neubaustandard in
merückgewinnung liegt bei wohnungsweisen Deutschland allmählich an ein nachhaltiges Ni-
Geräten mit 29 €/m2 bei mittelgroßen Wohnein- veau heran geführt. Es kann diskutiert werden,
heiten (ca. 85 m2) deutlich über der Referenz- warum ein nachhaltiges Niveau z. B. beim Wär-
lösung mit einfacher Abluftanlage. Dezentrale meschutz aber auch bzgl. der Wohnungslüftung
Anlagen erreichen hier unter derzeitigen Markt- nicht in einem Schritt und damit schneller ge-
preisen die Wirtschaftlichkeit noch nicht. Dafür fordert wird. Dies ist nur oberflächlich den wirt-
werden bis zu 84 % ohne Annahme von zusätz- schaftspolitischen Lobbygruppen aus Verbänden
licher Fensterlüftung der Lüftungswärmeverlus- und besonders strukturkonservativ erscheinen-
te durch Wärmerückgewinnung eingespart. Bei den einzelnen Unternehmen geschuldet: Der
zentralen Anlagen (ca. 8 WE pro Anlage) wird die eigentlich Hintergrund ist, dass der gesamte
Wirtschaftlichkeit schon bei mittelgroßen Wohn- Bausektor nur allmählich an die erforderlichen
einheiten erreicht. Bei größeren Wohneinheiten Innovationen herangeführt werden kann. Das
(135 m2) reduzieren sich die wohnflächenspezi- Know-how bzgl. der Luftdichtheit der Gebäude-
fischen Mehrkosten auf 20 €/m2, die Anlagen er- hülle hat sich zwischenzeitlich bereits verbreitet
reichen dann die Wirtschaftlichkeit auch im Falle – noch immer ist aber die Notwendigkeit eines
von wohnungsweisen Geräten. umfassend verbesserten Wärmschutz-Niveaus
Der Einsatz von hocheffizienten Gleichstromven- nicht in der Breite erkannt, von vielen noch nicht
tilatoren (ECM) mit einer spezifischen Elektroeffi- eingesehen und von den meisten in der prakti-
zienz kleiner 0,44 Wh/m3 ist in jedem Falle wirt- schen Umsetzung noch nicht beherrscht. Daher
schaftlich und entlastet die Umwelt gegenüber ist es durchaus richtig, wenn der Gesetzgeber
der Variante mit Wechselstromventilatoren (AC) hier stufenweise und in kleinen Schritten vorgeht
– allerdings sollte dies mit mehr Mut verbunden
zusätzlich um 2 kg CO2 pro Jahr und Quadratme-
ter Wohnfläche. Geräte dieser Qualität können werden, das Ziel, um das es geht, auch zu benen- 17
heute gebaut werden – und sie erlauben eine er- nen. Dazu gehören
hebliche Primärenergieeinsparung. Noch höher tInformationen über den eigentlich erforderli-
Anforderungen, wie sie z. B. in Dänemark herr- chen, weit besseren als nach der Verordnung
schen, sind dagegen prohibitiv – anstatt sinnvol- geforderten Wärmschutz
le Entwicklungen anzuregen, behindern sie die tAnreizprogramme, wie z. B. das Programm der
Realisierung von Lüftungsanlagen. KfW, um schon heute ausreichend viele Bei-
798 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

spielprojekte mit dem zukunftsfähigen Stan- schnitt 17.5.8 dargestellte energetische Bilanzie-
dard um zu setzen und dadurch Erfahrungen zu rung.
sammeln, Know-how zu verbreiten und weitere Aus den genannten Gründen haben wir uns bei
Innovationen an zu regen, der Neuüberarbeitung des vorliegenden Buches
tFörderung der Innovation bei kleinen und mitt- entschlossen, den Leser konsequent auf die künf-
leren Betrieben um diesen Mut zu machen, tigen Anforderungen an die Energieeffizienz der
noch bessere Produkte zu entwickeln und auf Baukonstruktion hin zu führen – und nicht zu
den Markt zu bringen, beschreiben, wie man die gerade heute gültige
tFörderung der Aus- und Weiterbildung, die Verordnung mit einem Minimum an Investitions-
bereits heute das anzustrebende nachhaltige aufwand eben gerade so erfüllen kann. Der zu-
Niveau im Auge haben muss. Denn wir bilden letzt genannte Ansatz wird viel zu häufig überall
heute die Architekten, Techniker und Ingenieu- in wenig weitsichtigen Darstellungen gewählt,
re für morgen aus. welche dann allerdings sehr schnell veralten.
Konstruiert der Ingenieur jedoch nach den Prin-
Die Novellierungen der EnEV in Deutschland zipien, die eine vernünftige Gesamtoptimierung
sind nur kleine Teilschritte in diese Richtung. Al- nahe legen, dann wird er Gebäude realisieren, die
lerdings ist bereits heute klar, welche Standards auch vor dem Urteil unserer Enkel noch Bestand
für die nächsten Jahrzehnte eigentlich gebraucht haben. Vor allem dazu sollen unsere Hilfestellun-
werden: gen hier beitragen.
tEin nachhaltiger Baustandard muss den Forde- Wird es über die hier dargestellten Möglichkeiten
rungen des Klimaschutzes [44] gerecht werden. hinaus künftig noch weitere Entwicklungen ge-
tDer Standard muss zugleich der Entwicklung ben? Darauf sei hier kurz eingegangen.
am Rohstoffmarkt begegnen können (Peak-Oil,
[45]). Zukunft des Energieeffizienz-Niveaus. Teilwei-
tEr sollte eine regionale Versorgung auf der Ba- se werden noch weiter gehende (Null- oder Plus-
sis von nachhaltig gewinnbaren Energieträgern energiehaus) Forderungen, ungekehrt oft auch
erlauben. Zweifel an der Notwendigkeit des hier dargestell-
tEr sollte auch weiterhin eine hervorragende Be- ten Niveaus geäußert. Wenn sich jedoch keine re-
haglichkeit garantieren. volutionären Änderungen in der Baukultur erge-
tDer Erhalt der Bausubstanz und damit ein bau- ben (die sind derzeit eher nicht in Sicht), dann ist
physikalisch korrektes Konstruieren sind unver- das hier dargestellte Niveau vor dem Hintergrund
zichtbar. der künftigen Ökonomie des Energiesektors das
wirtschaftlich Optimale. Da es auch bereits nach-
tEr sollte dabei einzelwirtschaftlich attraktiv haltig ist, erübrigt sich eine weitere Verbesserung
sein. (die nur zu ökonomischer Fehlallokation führt).
Alle hier aufgeführten Punkte werden von Ge-
bäuden erfüllt, die einen hervorragenden Wär- Zukunft der Wärmedämm-Technik. Tatsächlich
meschutz aufweisen, Dreischeiben-Wärmschutz- gehen die Autoren davon aus, dass sich in den
verglasungen einsetzen mit den dazu passenden nächsten Jahren und Jahrzehnten eine Vielzahl
verbesserten Fenster-Konstruktionen, wärme- innovativer Materialien, Techniken, Konstrukti-
brückenfrei und luftdicht ausgeführt sind und onen und Verfahren neu an den Markt gesellen
über eine gesicherte Komfortlüftung für eine wird. Dazu gehören die nanoporösen Dämm-
hygienisch einwandfreie Innenraumkluft verfü- stoffe mit Wärmeleitfähigkeiten λ in Bereichen
gen. Diese Eigenschaften sind heute notwendige von 0,015 bis 0,024 W/(mK) ebenso wie Vakuum-
Bestandteile eines nachhaltigen Gebäudes. Dass Isolations-Paneele, bei denen λ sogar auf 0,004
sie für das Erreichen der Nachhaltigkeit auch hin- bis 0,01 W/(mK) gesenkt werden kann. Außer-
dem wird es immer bessere Möglichkeiten zur
17 reichend sein können, das zeigen die zahlreichen
bereits ausgeführten Neubauten und Sanierun- Vermeidung von Wärmebrücken geben und die
gen mit Passivhaus-Standard. Um diesen letztlich Produktvielfalt für eine gute Luftdichtheit wird
zu erreichen, kommt zu den aufgeführten Ein- zunehmen. Dies wird eine Ausführung nach den
zelpunkten noch die Fähigkeit dazu, diese durch hier gegebenen Hilfestellungen noch erleichtern.
einen konsequenten integralen Planungsansatz
zu einem funktionalen Ganzen zu vereinen. Ein Zukunft der Fenster-Technik. Gerade die
wichtiges Instrument dazu ist die hier im Ab- Fenster-Branche befindet sich im Umbruch:
17.5 Wärmeschutz 799

Verglasungen mit mindestens der Qualität der cherter Luftaustausch mit einer am Bedarf orien-
Dreischeiben-Wärmschutz-Verglasung kommen tierten Luftmenge erforderlich ist – das genau ist
in großer Vielzahl auf den Markt und die Fens- es, das die Komfortlüftung bietet. Weiterentwick-
terbauer sowie die gesamte zugehörige Zuliefer- lungen werden hier in Richtung auf höhere Ins-
industrie muss sich darauf einstellen. Durch die tallations- und Nutzerfreundlichkeit gehen – und
Verfügbarkeit neuer Technik (CNC-Steuerungen) sie werden zu erheblichen Preissenkungen füh-
wird dies auch bei kleinen und mittleren Betrie- ren, denn die Komplexität eines modernen Woh-
ben erleichtert. Vakuum-Verglasungen und an- nungslüftungszentralgerätes ist weit geringer als
dere Alternativen zur Dreischeiben-Wärmschutz- die einer Waschmaschine.
Verglasung werden möglicherweise auf den
Markt kommen; sie haben aber nur eine Chance, Zukunft der Wärmeerzeugung. Hier gehört die
wenn sie wärmetechnisch besser und zumindest Zukunft eindeutig den Wärmepumpen: Kleine
nicht teurer sind als die verfügbaren Produkte. elektrisch betriebene Kompressoren haben sich
in den massenhaft in Anwendung befindlichen
Zukunft der Luftdichtheit. Unter Fachleuten Kühlgeräten seit vielen Jahrzehnten hervorra-
der Bauingenieurwissenschaften ist heute nicht gend bewährt. Der Wärmebedarf unserer Gebäu-
mehr umstritten, dass Gebäude-Außenhüllen de reduziert sich nun auf Grund der vielen hier
luftdicht sein müssen. Auch hier zeichnet sich bei dargestellten Ursachen um einen Faktor drei bis
Werten um n50 = 0,3 h–1 (und maximal 0,6 h–1) ein zehn. Damit können die betreffenden Systeme
unter allen Aspekten sinnvoller Standard ab. Sol- nun ohne größere Probleme mit dem Tempe-
che Hüllen sind dicht genug um Bauschäden si- raturniveau und mit der Verfügbarkeit von Wär-
cher auszuschließen und eine gute Energiebilanz mequellen in den sanierten und neu errichteten
nicht zu konterkarieren. Sie sind aber auch noch Gebäuden Verwendung finden. Die Entwicklung
nicht so dicht, dass sich im „Worst Case“ zu hohe der Kompressortechnik ist dabei allerdings noch
CO2-Konzentrationen bilden könnten. Zudem ist lange nicht abgeschlossen. Drehzahlgeregelte
dieses Niveau mit den hier beschriebenen Me- Kompressoren kommen eben erst an den Markt
thoden und Verfahren auf der Basis verfügbarer und die neue Generation mit umweltverträgli-
Produkte mit etwas Übung leicht zu erreichen. chen Arbeitsstoffen ist in der Entwicklung. Dies
wird zu weiteren Effizienzverbesserungen füh-
Zukunft der Komfortlüftung. Hier gibt es ge- ren sowie zu noch kompakteren, leiseren und
rade im deutschsprachigen Raum noch immer kostengünstigeren Geräten. Insgesamt wird dies
seltsame Debatten: Dass die bisher propagierte die brennstoffbetriebene Heizung immer mehr
Fenster-Stoß-Lüftung in der Mehrzahl der Woh- zurückdrängen. Das ist energiewirtschaftlich ver-
nungen im Winter nicht in ausreichendem Maß tretbar, solange die Gebäude nur einen geringen
durchgeführt wird, ist derweil klar. Dass sogar in Wärmebedarf entsprechend der hier dargestell-
einer beträchtlichen Zahl von Wohnungen da- ten Grundsätze haben; der zusätzliche Strombe-
durch bau- und gesundheitsgefährdende Feuch- darf ist dann durch höhere Effizienz der Strom-
teschäden entstehen, ist sogar Gegenstand einer anwendung in anderen Bereichen aufzufangen
anderen breiten Debatte – in der die Ursachen – und der Strom dann immer noch insgesamt auf
allerdings in der Regel nicht korrekt erkannt wer- der Basis erneuerbarer Quellen zu erzeugen.
den. Das wiederum liegt vor allem daran, dass
die Basiskenntnisse der physikalischen Gesetze Insgesamt kann festgestellt werden, dass der
der feuchten Luft, wie hier in Kapitel 17.5.6 dar- Bauingenieur und Architekt, ausgerüstet mit den
gestellt, vielen unbekannt zu sein scheinen. Ana- Informationen, Kenntnissen und Fähigkeiten, die
lysiert man richtig und zieht die richtigen Konse- hier eingeführt wurden, gut gewappnet ist für
quenzen, so wird klar, dass für die Verbesserung die zukünftige Entwicklung.
der Wohnhygiene vor allem ein dauerhaft gesi-
17
800 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

17.6 Schallschutz werden; daraus werden Schallschutzforderun-


gen abgeleitet, über die in DIN 4109 Angaben
enthalten sind, die jedoch als normative Anfor-
17.6.1 Allgemeines derungen nur Mindestanforderungen sein kön-
Lärm ist für mehr als 50 % der Bevölkerung die nen. Die Erwartungen von Bewohnern an den
Umweltbelastung, die das höchste Maß an per- Schallschutz sind in der Regel meist höher als der
sönlicher Betroffenheit nach sich zieht. Im Haus gesetzlich geforderte und wirtschaftliche Schall-
fühlen sich 30 % der Bevölkerung gestört oder schutz.
sogar stark lärmbelästigt. Es muss hier auch dar- Die Schalldämmfähigkeit, d. h. das Schalldämm-
auf hingewiesen werden, dass Lärm darüber hin- maß eines Bauteils ergibt sich durch Vergleichs-
aus gesundheitlich belastet und sogar zu chroni- messungen an fertigen Gebäuden oder Bauteilen
schen Erkrankungen – z. B. des Herzens – führen im Labor. Schallschutzmaßnahmen beruhten
kann. bisher fast nur auf der Benutzung von Erfah-
Seit es gelungen ist, den störenden Schall objek- rungswerten (Messergebnissen) und weniger
tiv zu messen und auch die Fähigkeit von Bau- auf Vorausberechnungen. Die Schallschutznorm
stoffen und Bauteilen, den Schall weiterzuleiten DIN 4109 enthält Verfahren zur Ermittlung der
oder zu dämmen mit wissenschaftlichen Metho- notwendigen Schalldämmung von Bauteilen, die
den zu ermitteln, ist es möglich, Schallschutz- vom Rechenaufwand anspruchsvoll und deshalb
maßnahmen durchzuführen, die im Rahmen be- erklärungsbedürftig sind (s. Abschn. 17.6.4). Es ist
stimmter Anforderungen (DIN 4109, DIN 18 005, sicher, dass bei der unvermeidlichen Harmonisie-
Schallschutz-Verordnung zum Fluglärmgesetz) rung der europäischen Schallschutz-Normen die
wirkungsvoll und zugleich wirtschaftlich sind. dann zu benutzenden Rechenverfahren intensi-
Die Norm DIN 4109 (10.89) „Schallschutz im vere Kenntnisse der Schallschutzphysik erfordern
Hochbau“ weist darauf hin, dass der notwendige werden. Diese neuen Normen stehen z. T. schon
Schallschutz nicht nur von den bautechnischen fest, sind aber in Deutschland noch nicht bauauf-
Gegebenheiten, sondern auch vom Hintergrund- sichtlich eingeführt.
geräusch (häufig Verkehrsgeräusch) abhängig Die Anforderungen an den Schallschutz richten
ist. Außerdem können Störungen durch gleichen sich nach der Gebäudenutzung. So wird z. B. in
Lärm durchaus subjektiv verschieden empfunden Krankenhäusern, Schulen, Hotels usw. ein quan-

Tabelle 17.95 Bewertetes Schalldämm-Maß R’w,R von einschaligen, biegesteifen Wänden und Decken (Rechenwerte, aus
Beiblatt 1 zu DIN 4109, Tabelle 1) bei einer mittleren flächenbezogenen Masse der flankierenden Bauteile
von etwa 300 kg/m2 (Ermittlung s. Abschn. 17.6.4.1)

flächen- bewertetes flächen- bewertetes


bezogene Schalldämm-Maß R’w,R bezogene Schalldämm-Maß R’w,R
Masse m’ Masse m’
in kg/m2 in dB in kg/m2 in dB

85 34 380 52
90 35 410 53
95 36 450 54
105 37 490 55
115 38 530 56
125 39 580 57
135 40
150 41 630 58 Diese Werte sind für ein-
160 42 680 59 schalige Wände unsicher
175 43 740 60 und gelten deshalb nur für
17 190
210
44
45
810
880
61
62
die Ermittlung des Schall-
dämm-Maßes zweischali-
230 46 960 63 ger Wände aus biegesteifen
250 47 1040 64 Schalen (z. B. Reihen-
270 48 haustrennwände).
295 49
320 50 Die Schalldämm-Maße einiger Wandkonstruktionen besitzen
350 51 etwas andere Zahlenwerte. Einzelheiten dazu finden sich in
Beiblatt 1 zu DIN 4109, Tab. 1 bis 3.
17.6 Schallschutz 801

titativ und qualitativ höherer Schallschutz nötig Schall. Jeder Schall und jedes Geräusch setzt sich aus einfa-
und wirtschaftlich tragbar sein, als in Wohnun- chen Tönen verschiedener Frequenz f (Schwingungsanzahl
der Schallwellen pro Sekunde) und Stärke (Amplitude) zu-
gen für durchschnittliche Wohnansprüche. sammen. Mit der Frequenz nimmt die Tonhöhe zu. Ihrer
Ein Teil der Schallschutzmaßnahmen kommt Verdopplung entspricht eine Oktave. Der Hörbereich des
gleichzeitig der Wärmedämmung zugute, jedoch menschlichen Ohres liegt etwa zwischen 16 und 20 000
Hz. Messungen und Untersuchungen in der Bauakustik
hat keineswegs jede Wärmedämmung Schall- erstreckten sich bisher vorwiegend auf den 16 Terzen (5
schutzwirkung. Wenn Schallschutzmaßnahmen Oktaven) umfassenden Bereich von etwa 100 bis 3150 Hz.
voll wirksam und preiswert sein sollen, müssen sie Es ist – wegen der zunehmenden akustischen Belästigung
rechtzeitig geplant, d. h. mit dem Entwurf sorg- durch tiefere Töne – wünschenswert, den Bereich beson-
ders zu niedrigeren Frequenzen hin auszudehnen. Z. Z.
fältig vorbereitet werden. Guter Schallschutz ist werden die meisten Messungen schon in einem erweiter-
nicht wesentlich teurer als knapp ausreichender ten Frequenzbereich durchgeführt, der in den Zahlenanga-
(s. VDI-Richtlinie 4100). Auch im Einfamilienhaus ben (Ein-Zahl-Angaben) häufig jedoch noch nicht berück-
sollte heute zur Verbesserung des Zusammen- sichtigt wird.
lebens der Bewohner ein ausreichender Schall- Schallquellen (Saiten, Platten, schwingende Massen, auch
schutz vorgesehen werden. Luftmassen) erzeugen durch das Hin- und Herschwingen
Druckschwankungen, die sich in der Luft als Druckwellen
Schallschutzmaßnahmen dürfen nicht für sich fortpflanzen. Die Druckschwankungen (der Schallwechsel-
allein betrachtet werden. So wären z. B. Wän- druck) überlagern sich dem konstanten, wesentlich größe-
de, die zwar schalldämmend, aber infolge der ren atmosphärischen Luftdruck.
Biegeweichheit ihrer Schalen nicht hinreichend Schalldruck. Als Schalldruck p (genauer: effektiven Schall-
stoßfest sind oder keine Nägel, Haken oder Dü- druck peff) bezeichnet man den quadratischen Mittelwert
des Wechseldrucks, d. h. der Luftdruckschwankungen. Er
bel halten können, praktisch unbrauchbar. Eben- dient als ein Maß für die Stärke des Schalls.
so sollten nur solche Schallschutzmaßnahmen
Schall(druck)pegel. Da der menschliche Gehörsinn Laut-
gewähltwerden, die nicht nur im Laboratorium, stärke nicht proportional zum Schalldruck, sondern eher
sondern auch im raueren Baustellenbetrieb feh- proportional zum Logarithmus des Schalldrucks empfindet
lerlos ausgeführt werden können. (Gesetz von Weber und Fechner), hat man als ein weiteres
Maß für die Stärke des Schalls den SchaIl(druck)pegel L ein-
Der Schallschutz besitzt im Bewusstsein der am geführt:
Bau Beteiligten oft noch einen zu geringen Stel-
L = 20 lg (p/p0) mit p0 = 2 · 10–4 μbar = 2 · 10–5 Pa
lenwert. Die daraus resultierenden Planungs- in Dezibel (dB)
und Ausführungsfehler bei Gebäuden führen zu
dabei bedeuten
akustischen Bauschäden, deren Beseitigung un-
verhältnismäßige Kosten verursachen. p jeweiliger Schalldruck in μbar oder Pascal (Pa) mit 1 Pa
= 1 N/m2 = 10 μbar
p0 Bezugsschalldruck, der etwa dem Druck des leisesten
noch hörbaren 1000-Hz-Tons entspricht.
Der Schallpegel wird in Dezibel (dB) angegeben. Schallpe-
17.6.2 Physikalische Erläuterungen gel (und auch Schalldruck) können objektiv mit einem im
wesentlichen aus Mikrofon, Verstärker und Anzeigeinstru-
Schall ist eine in elastischen Medien sich fort- ment bestehenden Gerät („Schallpegelmesser“) bestimmt
pflanzende Schwingung- oder Wellenbewegung werden.
und entsteht durch mechanische Anregung. Bewerteter Schallpegel. Schallpegel, die wie der mensch-
liche Gehörsinn die verschiedenen Frequenzen unter-
Nach der den Schall leitenden Stoffart unterschei- schiedlich stark berücksichtigen, nennt man bewertete
det man Luft- und Körperschall. Die Übertragung Schallpegel. Der wichtigste dieser Pegel ist der A-bewer-
des am Bau zu betrachteneden Schalls gelangt tete Schallpegel, auch Lautstärkepegel genannt, dessen
immer in Form von Luftschall zum menschlichen Zahlenwerte das Lautstärkeempfinden des Menschen be-
rücksichtigen. Er wird in dB gemessen und dann in dB(A)
Gehör. Zum Beispiel wird Trittschall als Körper- umgerechnet. Ein Unterschied von 10 dB(A) bei Geräu-
schall am Bauteil erzeugt, im Bauteil weiterge- schen bedeutet (bei mittleren Lautstärken) etwa eine Hal-
leitet und gelangt (nach Umwandlung) als Luft- bierung bzw. Verdopplung der empfundenen Lautstärke
schall zum menschlichen Ohr. Da Schallwellen der verschiedenen Geräusche. Nicht immer entspricht der
Energie enthalten und übertragen, wird bei der Zahlenwert einer Pegelmessung dem Höreindruck: Neben
dem Pegelwert kann immer noch der Frequenzgehalt, die
17
Schallerzeugung Energie (bzw. Leistung) benö- Impulshaltigkeit und der Informationsgehalt für Störfähig-
tigt, die an anderen Stellen (Empfänger [Ohr, keit von Schall bedeutend sein.
Mikrofon] oder Schallschluckmaterial) wieder Pegeladdition. Schallpegel lassen sich nicht einfach ad-
frei bzw. in andere Energieformen umgewandelt dieren. Aufgrund ihrer Definition als Logarithmus (von Ver-
wird. hältnissen physikalischer Größen) kann man aber ein paar
Faustregeln beim gleichzeitigen Wirken verschiedener Ge-
räusche angeben: Sind die Pegel zweier Geräusche (± 1 dB)
802 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

gleich, so ist bei gleichzeitigem Auftreten beider Geräusche Schallwege vorhanden sind, bei entkoppelten
der Gesamtpegel um etwa 3 dB höher als der der Einzelge- Bauteilen (z. B. im Labor oder meist bei Gebäuden
räusche. Bei 10 dB Pegel-Unterschied ist der Gesamtpegel
kaum noch vom größten Einzelpegel zu unterscheiden. in Holz- und Skelettbauart) dagegen nur die We-
Zwischen 9 und 2 dB Unterschied wirken sich nur noch als ge Dd und Ff (s. Bild 17.96b) wesentliche Schall-
Vergrößerung des höheren Pegels um 1 bis 2 dB aus! leistung übertragen: Die biegeweiche, nicht
steife Anbindung der Trennbauteile (Wände,
Decken) an die flankierenden Bauteile behindert
Luftschallübertragung
die Schallübertragung.
Die Luftschallübertragung von einem Raum zum
anderen kann etwa wie folgt beschrieben wer- Trittschallübertragung
den (Bild 17.96):
Trittschall wird wie jeder andere Körperschall
Die Druckschwankungen der Luft in einem
(z. B. lnstallationsschall) durch direkte mecha-
„Senderaum“ (mit Schallquellen) gelangen an die
nische Anregung („Klopfen“) eines Bauteils er-
raumbegrenzenden Bauteile (Wände, Decken,
zeugt, von diesem Bauteil zu einem den Emp-
Boden) und regen diese zum Mitschwingen an.
fangsraum begrenzenden Bauteil weitergeleitet
So kann der Schall dann – als Körperschall – zu
und dann als Luftschall in diesen Raum abge-
den Bauteilen des „Empfangsraumes“ (leiser,
strahlt (s. Bild 17.99). Körperschall kann durch
gestörter Raum) gelangen, die ihn als Luftschall
weiche, den Schall weniger gut weiterleitende
zum Ohr des darin befindlichen Menschen ab-
Zwischenschichten (z. B. Trittschall-Dämmmat-
strahlen.
ten) gedämmt werden.
In Massivbauten wird meist der größte Schall-
anteil über das eigentliche Trennbauteil (Wand,
Decke) in den Nachbarraum gelangen. Die flan- Massengesetz der Bauakustik
kierenden Bauteile (Seitenwände, Decken, Au- Schwere Bauteile lassen sich wegen ihrer Mas-
ßenwand, usw.) übertragen in der Regel nur senträgheit von den Schalldruckschwankungen
geringere Schalleistungen. Dem Trennbauteil der Schallwellen nur wenig zum Mitschwingen
kommt somit die Hauptaufgabe der Schalldäm- anregen. Das in Abschn. 17.6.3.1 erwähnte Mas-
mung, also die Verringerung der Schallpegel im sengesetz ist eine Auswirkung dieser Eigenschaft,
Vergleich zum Pegel im Senderaum, zu. Anders die auch erklärt, dass hohe Frequenzen weniger
verhält es sich in Leicht-/Skelettbauten, bei de- gut in Nachbarräume gelangen als tiefe, da die
nen die Schallübertragung sehr stark von der zugehörigen schnellen Druckschwankungen ei-
Flankenübertragung abhängt. ne träge Wandmasse weniger stark in Bewegung
Die Schallschutznorm DIN 4109 (11.89) unter- versetzen können als langsamere.
scheidet bei den Nachweisverfahren für den
ausreichenden Schallschutz deshalb zwischen Grenzfrequenz. Biegesteife einschalige Bauteile mit nicht
Massiv- und Holz-/Skelettbauten. Bauakustisch zu großer flächenbezogener Masse (d. h. Masse pro m2) bis
zu etwa 150 kg/m2 durchbrechen das Massengesetz inso-
besteht der Unterschied darin, dass bei steif ver- fern, dass die nach dem einfachen Massengesetz zu erwar-
bundenen Bauteilen (in der Regel bei Massiv- tenden Schalldämmwerte mit ihnen nicht erreicht werden.
bauten) alle vier in Bild 17.96a eingezeichnete Als Grund dafür fand Cremer (1942) eine resonanzartige Er-

17
17.96a 17.96b

17.96 Übertragungswege des Luftschalls zwischen zwei Räumen (nach DIN EN ISO 140-1)
a) in einem Gebäude in Massivbauart
b) in einem Gebäude in Skelett- oder Holzbauart
17.6 Schallschutz 803

scheinung bei der Schallübertragung durch plattenförmige Die dynamische Steifigkeit s′ von Materialien zur Schall-
Trennbauteile: Oberhalb einer „Grenzfrequenz“ fg können dämmung ist ein Maß für ihre Zusammendrückbarkeit
die durch die Luftschallwellen auf dem Trennbauteil an- (Elastizität): Weiche Materialien haben niedrige, schwerer
geregten Wellen („Spurwellen“) und die sich im Bauteil zusammendrückbare höhere s′-Werte [1].
ausbreitenden Biegewellen (Körperschallwellen) in ihren
Für ausreichende Schalldämmung sollte die Resonanz-
Wellenlängen übereinstimmen und sich gegenseitig ver-
frequenz f0 einer zweischaligen Wand oder Decke unter
stärken. Diese ‚Koinzidenz‘ führt zu einer erhöhten Luft-
100 Hz (besser: 80 Hz) liegen. Oberhalb von f0 wächst die
schallabstrahlung in den Empfangsraum: Die Schalldäm-
Schalldämmung stärker mit der Frequenz an als bei gleich
mung ist geringer als bei gleich schweren biegeweichen
schweren einschaligen Konstruktionen. Zweischalige Kons-
Bauteilen.
truktionen aus schweren, biegesteifen Schalen haben nach
Wenn die Grenzfrequenz, die sich z. B. nach der Formel DIN 4109 ein bis zu 12 dB höheres Schalldämmmaß (s. Ab-
____ schn. 17.6.2.1) als entsprechende einschalige. Auf der güns-
60 ρ tigen Zweischaligkeit beruht auch die Schalldämmwirkung
fg = ___
d √E
____
dyn
in Hz
schwimmender Estriche.

mit
Edyn dynamischer Elastizitätsmodul [1] des Baustoffs in
MN/m2 17.6.2.1 Messung der Luftschalldämmung,
d Dicke der (homogenen) Platte in m Schalldämmmaße
ρ Rohdichte des Baustoffs in kg/m3
Der in einem Raum („Senderaum“) (Bild 17.97)
errechnet, oberhalb von 2000 Hz liegt, spricht man von bie- durch eine Schallquelle erzeugte Schall breitet
geweichen Platten: Gipskartonplatten bis zu etwa 15 mm
Dicke, Putzschalen auf Gewebe, Holzwolleleichtbauplatten
sich innerhalb des Raumes als Luftschall aus. Trifft
bis 25 mm (auch einseitig verputzt), Glasplatten bis 6 mm dieser auf ein Bauteil, z. B. eine Wand, die zwei
und Spanplatten bis 16 mm gelten als biegeweich. Sie Räume voneinander trennt, so treten folgende
strahlen Körperschallwellen schlecht ab (s. o.) und werden Effekte auf:
deshalb als Vorsatzschalen vor biegesteifen Massivwänden
oder bei zweischaligen Bauteilen vorteilhaft verwendet. Im Senderaum, in dem sich die Schallquelle be-
Biegesteife Bauteile mit Grenzfrequenzen zwischen 200
findet, trifft eine bestimmte Luftschallenergie auf
und 2000 Hz sollten als alleinige Trennbauteile vermieden das trennende Bauteil. Ein Teil der auftreffenden
werden. Schwere biegesteife Massivbauteile mit Grenz- Schallenergie wird in den Senderaum zurück re-
frequenzen unter 200 Hz gelten wieder als gut für Schall- flektiert, der andere Teil dringt in das Bauteil ein
dämmmaßnahmen einsetzbare Trennbauteile (vgl. auch
Tab. 17.71).
– er wird absorbiert. Ein Teil der absorbierten
Schallenergie wird im Bauteil in Wärme umge-
wandelt (Dissipation), der Rest wird durch das
Doppelwandresonanz, Resonanzfrequenz Bauteil hindurch in den Nachbarraum, den Emp-
fangsraum, übertragen und ist dort hörbar.
Für die Frequenzabhängigkeit der Schallausbrei-
tung spielen, besonders bei mehrschaligen Bau- Zur Kennzeichnung der Luftschallübertragung
teilen, Resonanzerscheinungen eine wesentliche dient das Verhältnis der in den Empfangsraum
Rolle. Solche Bauteile sind selbst schwingfähige durchgelassenen Schallleistung zu der im Sende-
Gebilde aus Massen (Schalen) und Federn (elas- raum auf das Bauteil auffallenden Schallleistung,
tische Zwischenschichten, wie z. B. Mineralwolle der so genannte Schalltransmissionsgrad.
oder auch Luft), die bei Stoßanregung bevorzugt
eine Frequenz abstrahlen. Sie lassen den Schall
im Bereich dieser Resonanzfrequenz (Eigenfre-
quenz) besonders stark durchdringen und das
bedeutet eine Verringerung der Schalldämmung
in diesem Frequenzbereich. Bei zweischaligen
Konstruktionen ist die Eigenfrequenz einfach zu
ermitteln:
_____________
17
f0 = 160 s′
√ ( m′1 + m′1 )
___
1
___
2
in Hz

Dabei bedeuten
m′1, m′2 flächenbezogene Massen (Flächengewichte, Flä-
chenmassen) der Bauteilschalen in kg/m2
17.97
s′ dynamische Steifigkeit der elastischen Zwischen- Messung der Luftschalldämmung eines Trennbauteils
schicht in N/cm3 = MN/m3 (hier: Wand)
804 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

In einer Messung ist nicht der Schallschutz zwi- Weitere wichtige Größen bei der Luftschallmes-
schen zwei Räumen bzw. das Schalldämm-Maß sung sind
des trennenden Bauteils direkt messbar, sondern T2 Nachhallzeit im Empfangsraum
nur die jeweiligen Schallpegel in den einzelnen B2 Störpegel im Empfangsraum
Räumen. Daraus wird die Schallpegeldifferenz V2 Raumvolumen des Empfangsraumes
D zwischen beiden Räumen errechnet. Für die
Prüfung nach DIN EN ISO 140-4 wird dazu im Sen- Die äquivalente Schallabsorptionsfläche A wird
deraum eine Schallquelle aufgestellt und der im mithilfe der Nachhallzeit und des Raumvolumens
Senderaum herrschende Schallpegel L1 gemes- nach der Sabine’schen Formel A = 0,163 · _VT be-
sen. Weiterhin wird der im Empfangsraum ent-
stimmt. Mit der Messung des Störpegels, also al-
standene Schallpegel L2 gemessen.
len akustischen Einflüssen, die nicht zur Messung
Aus den beiden gemessenen Schallpegeln L1 und selbst gehören, können Fremdeinflüsse berück-
L2 wird die Schallpegeldifferenz ermittelt: sichtigt und ggf. herausgerechnet werden.
Die Messung erfolgt im bauakustisch interessie-
D = L1 – L2
renden Bereich unter Verwendung von Terzfil-
D Schallpegeldifferenz tern bei insgesamt 16 Frequenzen von 100 Hz
L1 Schallpegel im Senderaum bis 3150 Hz. Zur Beurteilung werden die ermit-
L2 Schallpegel im Empfangsraum telten Werte als Messkurve in einem Diagramm
dargestellt, dann wird die Bezugskurve nach
DIN EN ISO 717-1 vertikal in 1-dB-Schritten ver-
Die Schallpegeldifferenz wird in erster Linie vom
schoben, bis folgende Bedingungen erfüllt sind:
Schalldämm-Maß des trennenden Bauteils (und
der Flanken) bestimmt. Sie hängt jedoch außer- tDie Summe der ungünstigen Differenzen zwi-
dem davon ab, wie groß die Fläche des trennen- schen Mess- und Bezugskurve (jeweils bei allen
den Bauteils und wie groß die äquivalente Schall- 16 Frequenzen) muss maximal werden. Das
absorptionsfläche im Empfangsraum ist, also wie sind die Differenzen an den Punkten, bei de-
viel Schallenergie im Empfangsraum selbst noch nen die Messkurve unter der Bezugskurve liegt.
absorbiert wird. Durch die Schallabsorption in Günstige Differenzen zählen indes nicht.
einem Raum wird auch die Nachhallzeit des Rau- tDiese Summe darf maximal 32 dB betragen.
mes beeinflusst. Die Nachhallzeit ist die Zeit, die
vergeht vom Abschalten einer Schallquelle bis Der Wert der Bewertungskurve für 500 Hz wird
zum Pegelabfall um 60 dB. Sie ist abhängig vom abgelesen und als bewertetes Schalldämm-Maß
Raumvolumen und von den schallabsorbieren- R′w bezeichnet. Dieses Bewertungsverfahren ist
den Eigenschaften der Oberflächen im Raum, die in DIN EN ISO 717-1 vorgegeben und näher erläu-
über die äquivalente Schallabsorptionsfläche A tert.
angegeben werden können. Da die Nachhallzeit In Bild 17.98 ist der beispielhafte Verlauf einer
in einem Raum gemessen werden kann, wird dies Messkurve, der Bezugskurve, der verschobenen
genutzt, um die äquivalente Schallabsorptions- und der Ermittlung eines Einzahlenwertes des
fläche in allen Empfangsräumen zu bestimmen. Schalldämmmaßes über die verschobene Be-
Für die Schallpegeldifferenz gilt folgende Formel zugskurve bei 500 Hz dargestellt.
nach DIN EN ISO 140: Das Bewertungsverfahren wird in Tabelle 17.98
anhand eines Beispiels beschrieben.
D = L1 – L2 = R′ – 10 · lg (S/A)
Rechnungsgang zur Ermittlung des bewerteten Schall-
dämmmaßes Rw: Man schätzt die mittlere Abweichung
daraus resultiert: von Messkurve und Bezugskurve ab (hier z. B. –5 dB)
und verschiebt „zur Probe“ die Bezugskurve um diesen
R′ = D + 10 · lg (S/A) Wert (hier: nach unten). Nun bildet man in jeder Zeile die
Wertedifferenz zwischen verschobener Bezugskurve und
17 D Schallpegeldifferenz Messkurve, wobei nur R-Werte, die ungünstiger als die Be-
zugskurve (also unterhalb!) liegen, berücksichtigt werden.
R′ Schalldämm-Maß des trennenden Bauteils Diese Abweichungen werden addiert. Die erhaltene mittle-
L1 Schallpegel im Senderaum re Abweichung soll nicht über 32 dB, aber möglichst dicht
L2 Schallpegel im Empfangsraum an diesem Wert liegen. Hier ergibt sich als Summenwert
42 > 32,00 dB, also muss eine weitere Probeverschiebung
S Fläche des trennenden Bauteils der Bezugskurve (also hier um –6 dB) erfolgen, die eine un-
A äquivalente Schallabsorptionsfläche im günstige Abweichung von 32,00 dB ergibt. Die letztere Ver-
Empfangsraum schiebung ist also gültig und ergibt das bewertete Schall-
17.6 Schallschutz 805

dämmmaß der Messkurve zu 46 dB. Dieser Wert lässt sich


direkt aus der Lage des 500-Hz-Wertes der verschobenen
Bezugskurve ablesen (s. graphische Darstellung).
Anmerkung: Da die Werte der Messkurve aus der Mittel-
wertbildung meherer Messungen im Raum hervorgehen,
sind in der Regel diese Werte nicht ganzzahlig! Der Rech-
nungsgang entspricht aber vollkommen dem hier be-
schriebenen im vereinfachten Rechenbeispiel!

In DIN 4109 sind die Anforderungen an den Luft-


schallschutz für die verschiedenen Bauteile als
Mindestwerte für das bewertete Schalldämm-
maß („erf. R′w“) zu finden. Dies bedeutet für die
Bauteile, dass der geforderte Wert erreicht oder
überschritten werden muss.

17.6.2.2 Messung der Trittschalldämmung,


Trittschalldämmmaße
Zur Kennzeichnung der Trittschalls dient die im
Empfangsraum abgestrahlte Schallleistung die
durch Anregen einer Decke mit einem „Norm-
Hammerwerk“ entsteht. (Bild 17.99) Ein solches
Norm-Hammerwerk simuliert durch Anheben,
Fallenlassen und Auftreffen von definierten Ge-
17.98 wichten auf den Bodenbelag aus einer definier-

Tabelle 17.98 Ermittlung des bewerteten Schalldämmmaßes (R ’w)

Zeile Frequenz Schalldämmmaße Abweichungen zwischen Messkurve R ’


und verschobener Bezugskurve R 0
Bezugswerte Messwerte (im ungünstigen Sinn) bei ihrer
Verschiebung um
f R0 R’ – 5 dB – 6 dB –
in Hz in dB in dB

1 100 33 26 2 1
2 125 36 26 5 4
3 160 39 36 0 0
4 200 42 38 0 0
5 250 45 37 3 2
6 315 48 37 6 5
7 400 51 39 7 6
8 500 52 43 4 3
9 630 53 44 4 3
10 800 54 45 4 3
11 1000 55 46 4 3
12 1250 56 48 3 2
13 1600 56 51 0 0
14 2000 56 54 0 0
15
16
2500
3150
56
56
56
57
0
0
0
0
17
Summe der ungünstigen Abweichungen 42 32

maßgebend –6 dB

Bewertetes Schalldämmmaß R’w = 52 dB – 6 dB = 46 dB (Luftschallschutzmaß LSM’ = –6 dB)


806 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

A Äquivalente Schall-Absorptionsfläche des


Empfangsraumes, wird über die Nachhallzeit
bestimmt: A = 0,163 · _VT
A0 Bezugs-Absorptionsfläche (10 m²)
V Volumen des Empfangsraumes
T Nachhallzeit des Empfangsraumes

Der so ermittelte Norm-Trittschallpegel besteht


aber immer noch aus 16 einzelnen Werten ent-
sprechend den 16 Frequenzen (von 100 Hz bis
3150 Hz; in Terzbändern), die bauakustisch hier
interessant sind. Um eine Einzahlangabe zu er-
17.99 halten, wird das Verfahren mit der Bezugskurve
Trittschallmessung an einer Decke nach DIN EN ISO 717-2 angewendet. Der Verlauf
der Bezugskurve (= die Steigungen der Geraden,
aus denen die Kurve zusammengesetzt ist) ist
ten Höhe die mechanische Anregung durch die dabei festgelegt, jedoch nicht ihre vertikale Lage
Nutzung. in einem Frequenz-Pegel-Diagramm.
Durch eine Messung wird der Schallpegel im Die ermittelte Messkurve wird in dieses Dia-
Empfangsraum ermittelt. Da durch die Verwen- gramm eingetragen, dann wird die Bezugskurve
dung des „Norm“-Hammerwerkes die Anregung vertikal in 1-dB-Schritten verschoben, bis folgen-
des trennenden Bauteils im Senderaum definiert de Bedingungen erfüllt sind:
ist, sind nur Messungen im Empfangsraum not-
wendig. tDie Summe der ungünstigen Differenzen zwi-
schen Mess- und Bezugskurve (jeweils bei allen
Gemessen werden 16 Frequenzen) muss maximal werden. Das
tder Pegel L′ im Empfangsraum aufgrund der sind die Differenzen an den Punkten, bei de-
Anregung durch das Norm-Hammerwerk, nen die Messkurve über der Bezugskurve liegt.
tdie Nachhallzeit T2 im Empfangsraum, um die Günstige Differenzen zählen indes nicht.
schallabsorbierenden Eigenschaften dieses tDiese Summe darf maximal 32 dB betragen.
Raumes berücksichtigen zu können, und
tder Störschallpegel B2 im Empfangsraum, also Damit ist die Lage der Bezugskurve definiert.
der Pegel ohne die Immission durch das Norm- Der gesuchte Wert des bewerteten Norm-Tritt-
Hammerwerk. Dieser muss berücksichtigt bzw. schallpegels L′n,w ist der Bezugskurvenwert bei
aus dem Trittschallpegel herausgerechnet f = 500 Hz.
werden, falls er einen wesentlichen Beitrag zur In Bild 17.100 ist der beispielhafte Verlauf einer
eigentlichen Pegelmessung liefert. Messkurve, der Bezugskurve, der verschobenen
Durch das Messen der Pegel bei verschiedenen Bezugskurve (parallel zur ursprünglichen Bezugs-
Stellungen des Norm-Hammerwerks im Sende- kurve) und der Ermittlung eines Einzahlenwertes
raum mit jeweils mehreren Mikrofon-Positionen des Trittschallpegels über die verschobene Be-
erhält man einige Messwerte, die durch Bildung zugskurve bei 500 Hz dargestellt
des Mittelwertes den Trittschallpegel L′ ergeben. Aus der graphischen Darstellung unter Tabelle
Der Norm-Trittschallpegel L′n berücksichtigt die 17.100 ergibt sich, dass diese bewerteten Norm-
schallabsorbierende Eigenschaft des Empfangs- trittschallpegel zahlenmäßig gleich dem Wert der
raumes. Je größer die äquivalente Schallabsorp- verschobenen Bezugskurve Ln0 bei 500 Hz sind.
tionsfläche A des Empfangsraumes ist, desto In DIN 4109 finden sich Zahlenwerte für das Tritt-
mehr Schallenergie wird dort absorbiert. Der ge- schallschutzmaß TSM noch in Klammern hinter
17 messene Schallpegel wird damit geringer sein. den Ln,W-Werten!

L′n = L′ – 10 · lg : ( AA )
__
0
Rechnungsgang zur Ermittlung des bewerteten Normtritt-
schallpegels Ln,w: Man schätzt die mittlere Abweichung von
Messkurve und Bezugskurve ab (hier z. B. –15 dB) und ver-
mit schiebt „zur Probe“ die Bezugskurve um diesen Wert (hier:
L′n Norm-Trittschallpegel nach unten). Nun bildet man in jeder Zeile die Wertediffe-
renz zwischen verschobener Bezugskurve und Messkurve,
L′ gemessener Trittschallpegel wobei nur Ln-Werte, die ungünstiger als die der verscho-
17.6 Schallschutz 807

Tabelle 17.100 Ermittlung des bewerteten Normaltrittschallpegels Ln,w und des Trittschallschutzmaßes TSM

Zeile Frequenz Normtrittschallpegel Abweichung zwischen Messkurve L’n und


Bezugswerte Messwerte der verschobener Bezugskurve Ln0 (im ungüns-
Fertigdecke tigen Sinn) bei ihrer Verschiebung um

f in Hz Ln0 in dB L’n in dB –15 dB –16 dB – dB

1 100 62 56 9 10
2 125 62 54 7 8
3 160 62 51 4 5
4 200 62 50 3 3
5 250 62 46 – 0
6 315 62 44 – –
7 400 61 43 – –
8 500 60 45 0 1
9 630 59 44 0 1
10 800 58 41 – –
11 1000 57 40 – –
12 1250 54 38 – 0
13 1600 51 35 – 0
14 2000 48 33 0 1
15 2500 45 32 2 3
16 3150 42 31 4 5

Summe der ungünstigen Abweichungen 29 38

maßgebend –15 dB

Bewerteter Normtrittschallpegel L’n,w = 60 dB –15 dB = 45 dB (Trittschallschutzmaß TSM = +18 dB)


Anmerkung: Bei 100 Hz weicht die Messkurve um 9 dB, d. h. um mehr als 5 dB, im ungünstigen Sinn von der verschobenen
Bezugskurve ab

benen Bezugskurve (also oberhalb) liegen, berücksichtigt


werden. Diese Abweichungen werden addiert und die er-
haltene Abweichung soll nicht über 32 dB aber möglichst
dicht an diesem Wert liegen. Bei Verschiebung der Bezugs-
kurve um 15 dB ergibt sich eine ungünstige Abweichung
um 29 dB. Es erfolgt eine weitere Probeverschiebung der
Bezugskurve (also hier um –16 dB), die allerdings schon
eine Abweichung von 38 dB ergibt. Die vorletzte Verschie-
bung um –15 dB ist also gültig. Das Trittschallschutzmaß ist
positiv, da Verschiebungen nach unten (–) eine Verbesse-
rung der Trittschalldämmung bedeuten. Der Zahlenwert
des bewerteten Normtrittschallpegels Ln,w lässt sich direkt
aus der Lage des 500-Hz-Wertes der verschobenen Bezugs-
kurve ablesen, hier ergibt sich also L′n,w = 45 dB.
Anmerkung: Da die Werte der Messkurve aus der Mittel-
wertbildung meherer Messungen im Raum hervorgehen,
sind in der Regel diese Werte nicht ganzzahlig! Der Rech-
nungsgang entspricht aber vollkommen dem hier be-
schriebenen im vereinfachten Rechenbeispiel!
Man beachte den Unterschied der Berechnungsverfahren
von Rw und Ln,w: Da bei der Trittschalldämmung hohe Ln-
Werte ungünstig sind, führen notwendige Verschiebungen 17
der Bezugskurve nach oben zu negativen Trittschallschutz-
maßen, solche nach unten zu (günstigen) positiven. Dem-
entsprechend werden bei dem im Text zu Tab. 17.100 be-
schriebenen Wertevergleich zwischen Messkurve Ln(f) und
verschobener Bezugskurve Ln0 nur die Wertedifferenzen in
die Mittelwertbildung einbezogen, bei denen die Messkur-
ve oberhalb (also ungünstig) zur Bezugskurve liegt.
17.100
808 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

In der Schallschutznorm DIN 4109 sind die An- und für Trittschallverbesserungsmaße in DIN 4109 (Bbl 1,
forderungen an den Trittschallschutz für die Tab. 17 bis 19).
verschiedenen Bauteile als Höchstwerte für den Bei gleichzeitiger Anwendung mehrerer Verbesserungs-
maßnahmen zur Trittschalldämmung (z. B. Teppichbo-
bewerteten Normtrittschallpegel (erf. L′n,w) zu fin- den auf schwimmendem Estrich) ergibt sich in der Regel
den. Im Gegensatz zum Luftschall, bei dem das nur das Trittschallverbesserungsmaß der allein schon am
geforderte Luftschalldämm-Maß immer die un- stärksten wirksamen Maßnahme. Bei etwa gleich starken
tere Grenze darstellt, ist beim Triitschall die Be- und gleichzeitig angewandten Verbesserungsmaßnahmen
kann man meist eine Erhöhung der Wirkung der besten
wertungsgröße ein Schallpegel. Entsprechend Maßnahme (um wenige dB) messtechnisch feststellen, die
müssen die gefordertn Werte als Höchstwert ge- DIN 4109 lässt aber keine rechnerische Berücksichtigung
sehen wirden, also erf L′n,w muss eingehalten oder dieser zusätzlichen Verbesserung zu. Auf keinen Fall sind
unterschritten werden. Verbesserungsmaße addierbar!

Trittschallverbesserungsmaß ΔLw,R (VMR)


Die Trittschalldämmung kann durch Decken- 17.6.2.3 Zusammenwirken von Schalldämm-
auflagen (schwimmende Böden, weichfedernde maßen, Einfluss von Schallneben-
Gehbeläge) verbessert werden (Tab. 17.107). Die wegen (Flankenübertragung)
Trittschallminderung durch solche Maßnahmen Schall gelangt von einer Schallquelle im Sende-
wird durch das Trittschallverbesserungsmaß ΔLw,R raum zum Empfangsraum nicht allein über das
(VMR) des Trittschallschutzes, ebenfalls einer Ein- flächenmäßig bedeutendste Trennbauteil (Wand,
Zahl-Angabe, gekennzeichnet. Nach DIN EN ISO Decke), sondern meist auch über Nebenwege
717-/2: 1997-01 ist das Verbesserungsmaß die (s. Bild 17.101).
Differenz der bewerteten Normtrittschallpegel Solche Nebenwege können manchmal relativ
Ln,w (bzw. Trittschallschutzmaße TSM) einer in große Schallleistungen übertragen, z. B. wenn
ihrem Normtrittschallpegel festgelegten Bezugs- sich eine schlechter dämmende Tür- oder Fens-
decke ohne und mit Deckenauflage. Es bschreibt terfläche im eigentlichen Trennbauteil befindet,
also die Verbesserung der Trittschalldämmung ein Iuftschallübertragender Schacht vorhanden
durch die getroffene Maßnahme (in dB) bei ei- ist oder einfach eine Undichtheit.
ner bestimmten (gedachten!) Bezugs-Rohdecke,
die etwa einer 12 cm dicken homogenen Stahl- Schallleistung (gemessen in Watt, W) bezeichnet dabei ei-
betondecke entspricht. Man kann deshalb nicht ne Energiegröße, die proportional dem Quadrat des Schall-
drucks (p2) und der Fläche ist, auf die der Schall auftrifft.
davon ausgehen, dass eine Deckenauflage auf Die Schallleistung, die in ein Ohr eintritt, ist der eigentliche
einer beliebigen Rohdecke eine Veränderung der physikalische Reiz, der die Hörempfindung hervorruft.
Trittschalldämmung um den Wert des Verbesse-
rungsmaßes erbringt. Deshalb wird zu jeder in Das Zusammenwirken der verschiedene Wege
DIN 4109 (Bbl 1) genannten Massivdecke und bei gehenden Schallanteile kann über die Errech-
Decken mit schwimmenden Böden ein „äquiva- nung der gesamten im Empfangsraum ankom-
lenter bewerteter Norm-Trittschallpegel“ Ln,w,eq,R menden Schallleistung beschrieben werden. Das
(!!!) angegeben, mit dem sich dann der bewertete kann durch einfache Addition der Einzelleistun-
Norm-Trittschallpegel in einem Raum unter der gen geschehen, die man rechnerisch bestimmen
Decke wie folgt berechnen lässt (s. DIN 4109, Bbl kann. Das ist aber meist unnötig, da man weiß,
1, 4.1.1): dass sie alle proportional zur Schallquellenleis-
tung im Senderaum sind, und als Maß der Ver-
L′n,w,R = Ln,w,eq,R – ΔLw,R in dB minderung der im Empfangsraum ankommen-
den Leistung (gegenüber der Senderleistung)
Dieser errechnete Wert wird dann mit den Anfor- das in Abschn. 17.6.2.1 beschriebene Schall-
derungen des Normblattes DIN 4109 verglichen. dämmmaß Verwendung findet.
Dementsprechend kann durch Addition von
17 Bei Holzbalkendecken wirken sich Deckenauflagen meist
weit weniger günstig aus, so dass (s. Bbl 1 zur DIN 4109,
Größen, die die Schalldämmmaße (die ja eine
Schallleistungsverminderung beschreiben) ent-
Tab. 19) die Verwendung der Trittschallverbesserungsma-
ße bei weichfedernden Bodenbelagen nicht erlaubt ist; je lang der verschiedenen Schallwege enthalten,
nach Größe der Verbesserungsmaße sind zwei verschiede- die Gesamtschalldämmung unter Einbeziehung
ne Zuschlagwerte zum bewerteten Normtrittschallpegel der Dämmung der Schallnebenwege errechnet
(d. h. Abzüge bei den Verbesserungsmaßen) anzuwenden. werden.
Zahlenwerte für die äquivalenten bewerteten Norm-Tritt-
schallpegel Ln,w,eq,R finden sich in DIN 4109 (BbI. 1, Tab. 16)
17.6 Schallschutz 809

17.101 Übertragung des Luftschalls zwischen zwei Räumen


Fd, Df, Ff Flankenübertragung: Alle Wege Fd, Df und Ff treten in Massivbauten auf. Zur Angabe der Dämmung
entlang des Weges Ff allein (bei Skelettbauten mit leichtem Aufbau und in Holzhäusern spielen Fd und
Df keine Rolle) benutzt man das Schall-Längsdämm-Maß RL
Dd 1 Direkter Schallweg über das Trennbauteil mit der Fläche S1; zugehöriges Dämmmaß: R1
Dd 2 Direkter Schallweg über das Trennbauteil mit der Fläche S2; zugehöriges Dämmmaß: R2
NeW Nebenweg-Übertragung über Undichtheiten, Lüftungsanlagen, Deckenhohlräume, Rohrleitungen o. Ä.
Die Schallübertragung über Undichtheiten kann rechnerisch noch nicht erfasst werden.
Die Luftschallübertragung durch Kanäle und Schächte beschreibt die Schachtpegeldifferenz DK
Die Schallübertragung über Rohrleitungen, Elektrokabel o. Ä. kann über ein Schall-Längsdämm-Maß RL
wie bei der reinen Flankenübertragung (Ff) beschrieben werden.
S1, S2 Trennbauteilflächen (in m2)

Bei n Schallnebenwegen ergibt sich die „Kombinationsfor- Die dabei erzielte Genauigkeit der Ergebnisse ist im all-
mel für Schalldämmmaße“ zu gemeinen ausreichend. Die Umrechnung von Labor-
Dämmmaßen RL,w in Bau-Dämmmaße R′L,w darf nach fol-
Rres = –10 lg ( SS1
____
ges
10–0,1R1 +
S2
____
Sges
10–0,1R2 + … +
gender Formel (s. E DIN 52 217: 1996-03 bzw. DIN 4109, Bbl
1, 5.4) geschehen:

)
S
Sn R′L,w = RL,w + 10 lg T
__
– 10 lg __l in dB
+ ____
10–0,1Rn in dB S0 l0
Sges
mit
mit (s. Bild 17.77) RL,w bewertetes Labor-Schall-Längsdämm-Maß des flankie-
renden Bauteils in dB
S1 … Sn Flächen der verschiedenen schallübertragenden
Bauteile in m2 ST Fläche des trennenden Bauteils (Wand oder Decke),
nicht des flankierenden Bauteils: ST entspricht dem
R1 … Rn Schalldämmmaße dieser Flächen in dB
Sges aus obigen Formeln
Sges = S1 + S2 + … + Sn die gesamte Trennbauteilfläche in m2
S0 Bezugsfläche (für Wände ist S0 = 10 m2)
Flankenübertragung. Falls Flankenübertragung oder l gemeinsame Kantenlänge zwischen dem trennenden
Übertragung des Schalls durch Kanäle, Schächte, Lei- und dem flankierenden Bauteil in m
tungen o. Ä. stattfindet (s. z. B. Schallwege Ff, NeW in Bild l0 Bezugskantenlänge (für Wände ist I0 = 2,80 m, für
17.101), die entsprechenden Schalleistungen also nicht Decken 4,50 m)
über in m2 ausdrückbare Flächen des Trennbauteils über-
tragen werden, sind die entsprechenden Flächenanteile in Ein ausführliches Rechenbeispiel zur Anwendung dieser
der Formel unwirksam (gleich 1 zu setzen) und dafür etwas Formeln findet sich in Abschn. 17.6.4.4.
anders definierte Schallnebenweg-Dämmmaße R′L (Flan- Im Fall von nur zwei verschieden dämmenden Flächen im
kendämm-Maß oder SchaIl-Längsdämm-Maß nach E DIN Trennbauteil – typisch beim Schalldurchgang durch die
52 217: 1996-03 ) statt der R-Werte zu verwenden. Diese Bauteile Außenwand und Fenster – kann auch folgende in
Dämmmaße werden aus Labormessungen in Prüfständen, DIN 4109 (Bbl 1, 11) angegebene Formel (als Vereinfachung
die allerdings bauübliche Maße haben, bestimmt. Die Bau- der Kombinationsformel für nur 2 Übertragungsflächen)
Dämmmaße R′L müssen nur dann aus diesen Labor-Dämm-
maßen RL nach der unten angegebenen Formel errechnet
Verwendung finden:
17
werden, wenn die Maße am Bau (Höhe und Tiefe des Rau-
mes) wesentlich von den Labormaßen abweichen. [
R′w,ges = Rw,1 – 10 lg 1 +
S
Sges
2
(100,1(Rw,1 – Rw,2) – 1
____
] in dB
In der Regel wird das Gesamtschalldämmmaß einer Schall-
übertragung vom Senderaum in den Empfangsraum nicht hier z. B. mit
für jede Frequenz einzeln berechnet – wie es physikalisch
S1 Fläche der Wand in m2
richtig wäre – sondern es werden für die Schalldämmmaße
gleich die bewerteten Schalldämmmaße Rw bzw. RL,w (La- S2 Fläche der Fenster oder Türen in m2
borwerte!) eingesetzt. Sges Fläche der Wand mit Fenster oder Tür in m2
810 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Rw,1 bewertetes Schalldämm-Maß der Wand allein in dB


Rw,2 bewertetes Schalldämm-Maß von Fenster oder Tür
in dB
Bei der Verwendung dieser Formeln zeigt sich, dass (vgl. 1
Abschn. 17.6.3.4) sogar eine geringe Fenster- oder Türflä-
che auch in einer gut schalldämmenden Wand das Gesamt-
schalldämmmaß in der Nähe der geringeren Dämmmaße
von Fenster oder Tür bringt. Dabei ist noch zu berücksich-
tigen, dass die üblicherweise angegebenen Dämmmaße
von Fenstern oder Türen Labor-Schalldämm-Maße sind, die
bei der Anwendung der Formel eigentlich durch am Bau 1
erreichbare (wegen der Fugeneinflüsse bei undichtem Ein-
bau also kleinere) ersetzt werden müssten. Ein am Bau be-
stimmtes resultierendes Schalldämm-Maß kann also noch
niedriger liegen als das errechnete!
Rechenbeispiel (aus DIN 4109 Bbl 1,11)
Wand mit Tür
2
Gegeben: Wand S1 = 20 m2, Rw,1 = 50 dB
Tür S2 = 2 m2, Rw,2 = 35 dB 17.102 Beispiel für die Messung der Schallübertragung bei
einer Schachtanordnung (aus DIN 4109, Abschn.
Berechnung nach der vereinfachten Gleichung: 6.4)

[
R′w,ges = 50 – 10 lg 1 + ___
22 ]
2 (100,1(50 – 35) – 1) = LK1 mittlerer Schallpegel in der Nähe der Schacht-
öffnung (Kanalöffnung) im Senderaum
= 44,2 ≈ 44 dB LK2 mittlerer Schallpegel in der Nähe der Schacht-
öffnung (Kanalöffnung) im Empfangsraum
Erhöhte man das Schalldämmmaß der Wand um 10 dB auf 1 Messmikrofone der Schallpegelmesser
60 dB, so stiege das resultierende Schalldämmmaß nur auf 2 Schallerzeuger (Lautsprecher)
45,3 dB. Eine Erhöhung des Schalldämmmaßes der Tür um
ebenfalls 10 dB auf 45 dB ergäbe dagegen schon 49,2 dB
als resultierendes Schalldämmmaß.
Gut dämmende Trenn-Bauteile sind also auf spezielle DK,W ≥ erf. R′w – 10 lg (S/SK) + 20 in dB
Schallschutzfenster (bei Außenwänden) oder Türkonstruk-
mit
tionen (bei Innenwänden) unbedingt angewiesen.
erf. R′w das vom trennenden Bauteil (Wand oder Decke) ge-
forderte bewertete Schalldämm-Maß in dB
S die Fläche des trennenden Bauteils in m2
17.6.2.4 Schallübertragung durch Kanäle und SK die lichte Querschnittfläche der Anschlussöffnung
Schächte, Schachtpegeldifferenz (ohne Berücksichtigung einer Minderung durch
etwa vorhandene Gitterstäbe oder Abdeckungen)
Die Schallübertragung von einem Raum zum an- in m2
deren geschieht nicht immer über feste Bauteile Allerdings gilt diese Gleichung nur für den Fall, dass die An-
(Wände, Decken, usw.), der Schall kann auch als schlussöffnungen mindestens 0,5 m von einer Raumecke
reiner Luftschall durch Kanäle und Schächte von entfernt sind, im anderen Fall muss die Schachtpegeldiffe-
renz um 6 dB höher gewählt werden: Kantennahe Öffnun-
Lüftungen, Luftheizungen und Abgasanlagen ge- gen übertragen den Schall um mindestens 3 dB stärker als
langen. Öffnungen im mittleren Wandbereich, da in der Nähe der
Kanten aus physikalischen Gründen eine Schalldruckver-
Die bewertete Schachtpegeldifferenz DK,w (nach DIN stärkung („Druckstau“) wirksam ist.
52 210-6, s. DIN 4109, A.6.4 und Bbl 1,9.3.1) beschreibt beim
augenblicklichen Stand der Normung die Schalldämmung
über einen solchen Schallnebenweg.
Sie ergibt sich unter Verwendung der üblichen Bewer- 17.6.3 Regeln und Erfahrungen
tungstechnik (s. Tab. 17.98) aus den für 16 Frequenzen ge-
messenen Schachtpegeldifferenzen (s. Bild 17.102).
17.6.3.1 Luftschallschutz einschaliger Wände
17 DK = LK1 – LK2 in dB
Die Luftschalldämmung (s. Abschn. 17.6.2.1) einer
Die Schachtpegeldifferenz ist kein vollständiges Dämm-
maß weil sie die Schallschluckung im Raum nicht be- einschaligen Wand oder Decke hängt in erster
rücksichtigt, deshalb kann man sie nicht einfach in eine Linie von ihrer Masse ab (Bergersches Massen-
Kombinationsformel (s. Abschn. 17.6.2.3) zur Erlangung gesetz 1911). Sie steigt stetig mit der flächenbe-
eines resultierenden Gesamt-Schalldämmmaßes zwischen
zwei Räumen einsetzen. In DIN 4109 (Bbl 1, 9.3.1) wird des- zogenen Masse an (s. Tab. 17.95), wenn auch bei
halb nur ein – vom erforderlichen R‘w-Wert abhängiger – geringer Flächenmasse (unter etwa 40 kg/m2) die
Wert von DK,w gefordert: Schalldämmung nur wenig von dieser abhängt
17.6 Schallschutz 811

und moderne hochwärmedämmende Außen- Schale dar. Eine gute (auch trittschalldämmende) Decke
wände eine geringere Schalldämmung zeigen wird dabei nur bei einem schallbrückenfreien Aufbau zu
erzielen sein (s. anschließenden Abschnitt).
können als ihrer Masse entspricht (s. Abschn.
17.6.2.2).
Daneben ist – besonders bei leichten Wänden
– die Luftschalldämmung auch von der Biege- 17.6.3.3 Schallbrücken
steifigkeit der Wand abhängig (Cremer 1942): Luftschichten und Schichten aus Materialien ge-
Biegeweiche Wände sind in der Regel günstiger ringerer dynamischer Steifigkeit als Trennung
als gleichschwere biegesteife. Das gilt auch für in mehrschaligen Bauteilen beeinträchtigen in
ihre Verwendung als Vorsatzschalen bzw. Ein- der Regel die Schallübertragung, sie wirken also
zelschale bei mehrschaligen Konstruktionen. Bei schalldämmend.
schweren Wänden, z. B. 24 cm starkem Mauer-
Wesentlich bei der Konstruktion und Ausfüh-
werk, ist die hohe Steifigkeit jedoch vorteilhaft
rung von mehrschaligen Bauteilen ist deshalb
und führt zu hohen Schalldämmmaßen.
die sichere Verhinderung von starren (steifen)
Homogene Wände sind fast immer schalldämmender als Verbindungen („Schallbrücken“) zwischen den
gleichschwere inhomogene: Hohlraumreiche Decken und Wandschalen. Bei Leichtbauwänden (z. B. Stän-
Wände enthalten leichte Bereiche, die eine höhere Schall-
übertragung begünstigen. Resonanzerscheinungen füh-
derwerk mit aufgebrachten Gipskartonschalen)
ren besonders bei größeren, über einige Zentimeter mes- verschlechtert sich also das Schalldämmmaß bei
senden Hohlräumen zu geringerer Schalldämmung der geringem Ständerabstand, Vergrößerung der
Gesamtkonstruktion. Zahl der Befestigungsstellen (Schrauben) für die
Hohe innere Dämpfung (Materialdämpfung) wirkt sich, Schalen und größeren Auflageflächen der Platten
da dadurch schwingenden Bauteilen Schallenergie entzo- auf den Ständern. Vorteilhaft sind auch die neuen
gen wird, positiv aus. Sandgefüllte Bauteile können daher
eine höhere Schalldämmung als gleichschwere homogene
Ständerkonstruktionen mit Sicken, die die Elas-
aufweisen (z. B. Röhrenspanplatten bei schalldämmenden tizität der Ständer in Schallrichtung vergrößern
Türen). und die Tragfähigkeit sogar erhöhen können!
Bei getrennten Ständerreihen für jede Schale ist
die Schallbrückenwirkung auf die notwendigen
17.6.3.2 Luftschallschutz mehrschaliger Verlaschungen und die angrenzenden, „flan-
Bauteile kierenden“ Bauteile beschränkt (Wände, Boden,
Decke); derartige Wandkonstruktionen nähern
Die Luftschalldämmung mehrschaliger Bautei- sich dem schalltechnischen Optimum!
le wird maßgeblich durch die Flächenmasse der
Schwimmende Estriche und zweischalige Rei-
Schalen, deren Biegesteifigkeit, den Schalen-
henhaustrennwände sind jeweils aus zwei
abstand – und damit zusammenhängend – die
biegesteifen Schalen aufgebaut. Solche Kons-
dynamische Steifigkeit (Zusammendrückbarkeit)
truktionen sind auf Schallbrücken besonders
des zwischen den Schalen befindlichen Stoffes
empfindlich. Eine Trennung zwischen dem Es-
(Luft, Mineralfaser, Kunststoffschaum) bestimmt
trich und angrenzenden Wänden und Decken
(s. Abschn. 17.6.2): Hohe Schalenmasse, porige
muss auf jeden Fall gewährleistet sein
Wandbaustoffe (dicht verputzt) sind ebenso von
Vorteil wie großer Schalenabstand und Schall- Bei Reihenhaustrennwänden (auch aus Ortbe-
schluckstoff (Faserstoffmatten) zwischen den ton) kann eine sichere Verhinderung von Schall-
Schalen. Sie führen zu einer niedrigen Eigenfre- brücken durch Verwendung von speziellen
quenz (Resonanzfrequenz; s. Abschn. 17.6.2) der Trennfugenplatten aus dynamisch ausreichend
Bauteilkonstruktion, wobei bei Ausführung mit weichem Material geschehen.
schweren biegesteifen Schalen und durchgehen- Ähnlich Schallbrücken wirken auch (kleinflä-
der Trennfuge das Schalldämmmaß gemäß An- chige) Öffnungen in Wänden und Decken oder
satz in DIN 4109-Bbl.1 bis zu 12 dB höher sein kann Flächen geringerer Schalldämmung in besser
als bei gleichschweren einschaligen Wänden. dämmenden Konstruktionen (s. anschließenden
Abschnitt).
17
Leichte Wände mit ausschließlich biegesteifen Schalen bie-
ten keinen hinreichenden Schallschutz, die Verwendung
einer biegeweichen Schale kann dabei schon eine erhebli-
che Verbesserung des Schalldämmmaßes bewirken.
Die übliche Fußbodenkonstruktion mit schwimmendem
Estrich stellt eine zweischalige Konstruktion aus einer
schweren, biegesteifen und einer leichten biegesteifen
812 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

17.6.3.4 Bereiche geringerer Schall- Estrich bieten einen ausreichenden Luft- und Trittschall-
dämmung in Trennbauteilen schutz. Die tatsächliche Dämmwirkung von Stahlbeton-
Rippendecken und anderen Decken mit FülIkörpern, Hohl-
(s. auch Abschn. 17.6.2.3!) räumen u. Ä. ist nur gesichert, wenn die Ausführung genau
nach den Angaben der DIN 4109 erfolgt.
Bei Wänden und Decken wird die Luftschalldäm-
mung durch eingesetzte Bauteile geringerer Unterdecken können in begrenztem Umfang den Tritt-
schallschutz (und den Luftschallschutz) verbessern, je-
Schalldämmung meist stark beeinträchtigt. Es doch ist die schalldämmende Wirkung nur bei dichter
hat keinen Sinn, eine Wand wesentlich schall- Ausführung merklich. Unter Decken mit Verbundestrich
dichter zu machen als z. B. die Tür in dieser Wand. können sie nahe an die Wirksamkeit eines schwimmenden
Nach den Gesetzen der Bauakustik (s. Abschn. Estrichs herankommen.
17.6.2.3) wird in diesen Fällen die Schalldäm- Holzbalkendecken bieten in ihrer herkömmlichen Form
mung des Gesamtbauteils meist nur knapp ober- keinen ausreichenden Schallschutz. Sie lassen sich heute
halb der Schalldämmung des schwächsten Teils jedoch als zwei- und mehrschalige Konstruktionen ausbil-
den (s. Abschn. 10.3.4.3), erreichen gute Schalldämmmaße
(Tür, Fenster, Nische) liegen. jedoch erst durch eine zusätzliche Beschwerung (aufgeleg-
Risse, Löcher, fehlerhafte Fugenvermörtelungen, te Betonsteine, schwimmende Zementestriche u. Ä.) [3].
auch flächenmäßig geringe Schwächungen der
Trennkonstruktion verschlechtern ebenfalls die
Schalldämmung. 17.6.2.6 Schutz gegen lnstallationsgeräusche
Außenwände werden in ihrer Schalldämmung also we-
sentlich durch die Schalldämmmaße der Fenster und Türen Wenn niedrige Geräuschpegel in Räumen er-
(s. Abschn. 5 und 6 in Teil 2 dieses Werkes) bestimmt. Nur reicht werden sollen, ist nicht nur eine gute Luft-
bei sehr leichten Außenwänden kommt deren Schalldäm- und Trittschalldämmung notwendig, sondern
mung in den Bereich der relativ geringen Schalldämmfä- die Aufmerksamkeit ist auch auf die Erschüt-
higkeit üblicher Fensterkonstruktionen und wirkt sich däm-
mindernd aus. terungsgeräusche zu richten, die durch Wasser-
rohrleitungen, Lüftungsanlagen, Aufzüge u. Ä.
Wohnungstrennwände bieten wirksamen Schallschutz
nach DIN 4109 erst, wenn sie – als Massivwände – aus den hervorgerufen werden (s. DIN 4109, Beibl. 2, Ab-
schwersten handelsüblichen Vollsteinen oder Vollziegeln, schn. 2).
24 cm stark, vollfugig vermauert und beidseitig dicht ver-
putzt, an keiner Stelle durch Schornsteine, Rohrschlitze, Durch richtig geformte („geräuscharme“) Armaturen (mit
Schächte oder Nischen geschwächt sind. Mauerwerk aus Prüfzeichen), Rohrstöße und Biegungen lassen sich Schall-
leichteren Steinen (Lochsteine u. Ä.) bietet erst bei größerer quellen im Sanitärbereich fast immer vermeiden. Was-
Dicke gleichen Schutz. Ihre Verwendung kann – auch bei serrohre aller Art (also auch Abwasserrohre) müssen bei
Berücksichtigung von Tab. 17.95 – zu erheblich geringeren Deckendurchführungen und Wandbefestigungen weichfe-
Schalldämmmaßen führen als ihre Flächenmasse nach DIN dernd umkleidet werden. Badewannen, Waschbecken usw.
4109 erwarten lässt [2]. sollten auf elastische Lager gesetzt werden und elastische
Wandanschlüsse aufweisen. So genannte Wasserschall-
dämpfer verringern die Schallfortleitung über die Wasser-
säule, die auch bei Heizungsanlagen störend sein kann.
17.6.3.5 Trittschallschutz Durch die Wahl geeigneter Wohnungsgrundrisse lässt sich
die Störung durch Installationsgeräusche ebenfalls verrin-
Nach dem heutigen Stand der Bautechnik wird gern. An Wänden zu Schlaf- und Kinderzimmern sollten
optimaler Trittschallschutz durch „schwimmen- Rohrleitungen nicht befestigt werden. Das gleiche gilt für
den Estrich“ bewirkt: Eine weichfedernde Dämm- Wohnungstrennwände. Vorwandinstallationen und die
Verwendung vorgefertigter Installationswände führen fast
schicht zwischen Rohdecke und Fußboden immer zu geringerer Geräuschbelästigung.
verhindert bei richtiger Ausführung die Übertra-
Motoren, Pumpen und Schalter sind ebenfalls abzufedern.
gung des Trittschalls auf die Rohdecke und die Rohrkanäle, Abgasrohre, Lüftungs-, Luftheizungs- und
mit ihr in Verbindung stehenden Wände. Hohe Müllabwurfschächte sind schallgedämmt zu montieren
Deckenmassen allein erhöhen den Trittschall- und schalldicht abzuschließen.
schutz kaum, die Luftschalldämmung allerdings
merklich. Die Anforderungen an den Schallschutz gegen
die Geräusche von haustechnischen Anlagen in
17 Weichfedernde Gehbeläge können die Erzeugung von
Trittschall vermindern. Dicke Teppichauflagen können also schutzbedürftigen Räumen sind in einer Ände-
gut zur Trittschalldämmung beitragen, leisten aber umge- rung der DIN 4109 neu festgelegt worden [4]
kehrt keinen Beitrag zur Luftschalldämmung. Wegen der
Auswechselbarkeit von Bodenbelägen darf die Trittschall-
Es kann nur dringend empfohlen werden, die
dämmung dieser Schichten aber nicht in allen Fällen be- Konstruktionsvorschläge, die in der Norm ent-
rücksichtigt werden (s. DIN 4109). halten sind, weitestgehend anzuwenden, um den
Stahlbetonplatten von mindestens 16 cm Dicke mit sorg- hohen Ansprüchen an Störfreiheit in Wohnräu-
fältig ausgeführtem, schallbrückenfreiem schwimmendem men einigermaßen gerecht werden zu können.
17.6 Schallschutz 813

Die Rechenverfahren der DIN 4109 zur Voraus- satz neuer Mittel ist in diesem Bereich ohne fun-
berechnung des Schallschutzes entsprechen je- dierte bauphysikalische (akustische) Kenntnisse
doch in vielen Punkten nicht mehr dem Stand kaum möglich. Eher als in anderen Bereichen der
der Technik. Bauphysik muss daher empfohlen werden, bei
schwierigeren Fällen die Sonderfachleute zu Ra-
te zu ziehen. Nur diese können auch die in letzter
17.6.3.7 Schutz gegen Schallübertragung Zeit eingetretenen Datenänderungen verschie-
durch Kanäle und Schächte dener Materialien und Bauteile richtig einschät-
zen (s. auch [5]).
Bei mehrgeschossigen Wohnbauten ist auf die Die Erfahrung zeigt, dass durch Fehleinschätzung
Gefahr der Luftschallübertragung durch Lüf- schnell akustische Bauschäden eintreten können,
tungsschächte u. Ä. zu achten, da auch bei schall- deren Beseitigung unvorhersehbare Kosten ver-
technisch guten Decken die Luftschalldämmung ursacht.
zwischen Küchen und Bädern übereinander lie-
gender Wohnungen gänzlich unzureichend sein Bei der Sanierung von bestehenden Gebäuden
kann, wenn eine unmittelbare Luftverbindung wird von den Bewohnern in der Regel eine Ver-
zwischen diesen Räumen (Luftschallbrücke) vor- besserung des Schallschutzes gefordert, die be-
liegt. sonders schwierig durchzuführen ist. Für die Plat-
tenbauten in den neuen Bundesländern finden
Der Anschluss von übereinander liegenden Räu- sich in der aktuellen Fachliteratur praxiserprobte
men an einen Sammelschacht ist nur zulässig, Sanierungsvorschläge, die häufig auf andere Ge-
wenn die Querschnittsfläche der Anschlussöff- bäude übertragbar sind.
nungen nicht mehr als 60 cm2 (bei Schacht-Quer-
schnitten von höchstens 270 cm2) beträgt und
die Schachtinnenwände offenporig sind, also aus
unverputztem Mauerwerk, Bimsbeton o. Ä. beste- 17.6.4 Erfüllung der gesetzlichen Anfor-
hen. Sonst ist die Verwendung von Einzelschäch- derungen an den Schallschutz
ten oder (bei wiederum porigen Schachtinnen-
flächen) der Anschluss an einen Schacht nur in Forderungen zum Schallschutz werden in DIN
jedem zweiten Stockwerk unerlässlich. 4109 „Schallschutz im Hochbau“, DIN 18 005
„Schallschutz im Städtebau“, dem Gesetz zum
Die Schallübertragung wird gemindert, wenn Schutz gegen Fluglärm (und der zugehörigen
t die Schachtquerschnitte klein sind, Lärmschutzverordnung), dem Bundesimmis-
t diese Querschnitte flach-rechteckig gewählt werden, sionsschutzgesetz sowie der „Technischen An-
t die Schachtinnenoberflächen schallschluckend sind, leitung zum Schutz gegen Lärm“ (TA Lärm) for-
t die Zu- und Abluftöffnungen sich nicht zu nahe an muliert.
Raumkanten bzw. Raumecken befinden. Zumindest 50
cm Abstand von wenigstens einer Raumkante sollten
Die Norm DIN 4109 soll dabei vorrangig dem
eingehalten werden. Schutz der Bewohner oder Benutzer eines Ge-
bäudes vor zu großer Belästigung durch Lärm
Abgaskamine (z. B. von gasbetriebenen Durchlauferhit-
zern) müssen nach den gleichen Prinzipien geplant wer-
von außen und durch Lärmquellen innerhalb und
den. Bei ihnen können die Schallübertragungen wegen außerhalb des eigenen Wohn- und Arbeitsberei-
auftretender Resonanzerscheinungen der angesetzten ches dienen. Die z. Z. gültige Fassung entspricht
Trichter noch ungünstiger und damit die Verwendung von nicht mehr in allen Punkten dem Stand der Tech-
Einzelschächten angebracht sein.
nik. Eine grundsätzliche Überarbeitung der Norm
Luftheizungssysteme müssen ebenfalls schalltechnisch gut
geplant werden. Falls nebeneinanderliegende Räume an
soll unter Berücksichtigung der europäischen
gleiche Warmluftkanäle angeschlossen werden sollen, sind Normen bald erfolgen. Es sind jedoch auch klei-
im Rohrverlauf sog. „Telefonie-Schalldämpfer“ zur akusti- nere Änderungen in der Zwischenzeit veröffent-
schen Trennung vorzusehen. licht worden (s. Normenverzeichnis).
Die Schallschutzverordnung zum Fluglärmgesetz
enthält Mindestwerte für den Schallschutz von 17
17.6.3.8 Schutz vor akustischen Bauschäden Außenbauteilen in der Nähe von zivilen Flughä-
Im Bereich des Schallschutzes kann mit weiteren fen. Auch in dieser Verordnung werden (wie in
Entwicklungen von preiswerten und praktisch DIN 4109) Bauteile genannt, die die Anforderun-
verwendbaren schalldämmenden Baustoffen, gen erfüllen.
Bauteilen und Konstruktionen gerechnet wer- Der Stand der Technik des baulichen Schallschut-
den. Die richtige Auswahl und der richtige Ein- zes an und in Gebäuden spiegelt sich in den For-
814 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

derungen des eigentlichen Normenblattes DIN Beiblatt 1 zu DIN 4109 (2 bis 4,6 bis 8 und 10)
4109 leider nicht in allen Fällen wider (s. auch aufgeführt sind (s. auch Abschn. 15.6.4.2 und
Abschn. 17.6.5). Z. B. stufen 25 % der Bewohner Tab. 17.95, 17.104 bis 17.108),
von mehrgeschossigen Wohnbauten auch bei trechnerischen Nachweis nach Beiblatt 1 zu DIN
einem Luft-Schalldämm-Maß von R′w = 55 dB der 4109 (5), s. auch Abschn. 17.6.2.3 und 17.6.4.4.
Wohnungstrenndecken ihr Haus noch als „hell- tEignungsprüfungen aufgrund von Messungen
hörig“ ein, es werden in der Norm aber nur 54 dB nach DIN EN ISO 1401: 1998-03 in Prüfständen
gefordert! oder in ausgeführten Bauten.
Der Umfang des Normenwerkes DIN 4109 ist
so groß, dass an dieser Stelle und in den ent- Praktische Vorgehensweise zum Nachweis
sprechenden Abschnitten über einzelne Bautei- des ausreichenden Schallschutzes
le nur die wesentlichsten Forderungen an den
Schallschutz und einige Möglichkeiten zur Erfül- Die Norm DIN 4109 ist bei den Anforderungen
lung dieser Forderungen erwähnt werden kön- (außer beim Schutz gegen Außenlärm) recht
nen. übersichtlich zu handhaben. Leider trifft das
Die Schallschutznorm enthält im Normblatt nicht mehr zu
selbst Anforderungen an tbei der Auswahl von ausreichend schallschüt-
tden Luftschallschutz (auch gegen Außen- zenden Bauteilen aus den Vorschlägen des
lärm): Mindestforderungen für das bewertete Beiblatts 1, da die Unzahl von Zusatzangaben
Schalldämmmaß (erf. R′w) und evtl. die bewerte- und Korrekturwerten die Suche nach geeig-
te Schachtpegeldifferenz DK,w (bei Schallüber- neten, wirtschaftlichen Konstruktionen sehr
tragungen durch Kanäle und Schächte), erschwert;
tden Trittschallschutz: Mindestforderungen für tdurch die Unterteilung der Gebäude in solche
den bewerteten Normtrittschallpegel (erf. L′n,w), der Massivbauart und der Skelett- bzw. Holz-
thaustechnische Anlagen: Werte für zulässige bauart; diese Unterteilung beschreibt zwar den
Schallpegel und Mindestwerte für die Luft- und bauakustischen Sachverhalt recht gut, die Zahl
Trittschalldämmung in diesen Fällen. der Tabellen wird aber dadurch stark erhöht;
twegen der meist notwendigen bauakustischen
Der Norm sind zwei Beiblätter zugeordnet: Rechnungen, bei denen die zugrundeliegen-
tBeiblatt 1 enthält Ausführungsbeispiele schall- den Formeln unerklärt bleiben, und die Durch-
dämmender Bauteile oder Konstruktionen, die führung der Berechnungen für den normalen
ohne bauakustische Prüfungen geeignet sind, Entwurfsverfasser nicht immer einfach genug
Schallschutz-Anforderungen zu erfüllen. Au- ist.
ßerdem sind geeignete Berechnungsverfahren Um die auftretenden Schwierigkeiten zu verringern, wird
zum Nachweis des ausreichenden Schallschut- folgende Vorgehensweise empfohlen:
zes und Definitionen wichtiger schalltechni-
1. Aufsuchen der Anforderungen im Normblatt DIN
scher Größen enthalten. 4109 (s. auch Tab. 17.103)
tDie Vorschläge für einen erhöhten Schallschutz Das Inhaltsverzeichnis vereinfacht das Auffinden der Zah-
sind im Beiblatt 2 aufgeführt. Es enthält neben lenwerte für die erforderliche Schalldämmung. Es sind die
Empfehlungen zum Schallschutz im eigenen Abschnitte
Wohn- und Arbeitsbereich auch wertvolle Hin- 3: Anforderungen an die Luft- und Trittschalldämmung
weise zur Erfüllung hoher Schallschutzanforde- (gegen Schallübertragung aus einem fremden Wohn-
und Arbeitsbereich)
rungen, entsprechend dem Stand der Technik.
4: Schutz gegen Geräusche aus haustechnischen Anla-
gen und Betrieben
5: Anforderungen an die Luftschalldämmung von Au-
17.6.4.1 Möglichkeiten zur Erfüllung der An- ßenbauteilen (Schutz gegen Außenlärm) durchzuse-
17 forderungen der Schallschutznorm hen.
Einige Anforderungen sind in Tab. 17.103 aufgeführt.
Die im Normblatt DIN 4109 und auszugsweise
in Abschn. 17.6.4.2 genannten zahlenmäßigen 2. Massivbauweise oder Holz-/Skelettbauweise?
(Mindest-)Anforderungen an den Schallschutz Das zu errichtende Gebäude wird daraufhin untersucht, ob
können erfüllt werden durch es als
tVerwendung von Bauteilen mit erfahrungsge- Massivbau oder
mäß ausreichendem Schallschutz, wie sie im Holz- oder Skelettbau (s. u.)
17.6 Schallschutz 815

Tabelle 17.103 Anforderungen an die Luft- und Trittschalldämmung verschiedener Bauteile (Auswahl aus DIN 4109,
Tab. 3) und Vorschläge für einen erhöhten Schallschutz (Auswahl aus Bbl 2 zu DIN 4109)

Bauwerk/Bauteil Luftschalldämmung Trittschalldämmung

Anforde- Vorschläge Anforde- Vorschläge


rungen für erhöhten rungen für erhöhten
erf. R’w Schallschutz erf. L’n,w Schallschutz
erf. R’w erf. L’n,w

in dB in dB in dB in dB

Geschosshäuser mit Wohnungen


und Arbeitsräumen
Decken 54 ≧ 55 53 ≦ 46
Wände 53 ≧ 55 – –
Treppen – – 58 ≦ 46
Türen (Hausflur/Flur) 27 ≧ 37 – –

Eigengenutzte Wohngebäude (Empfehlungen!)


Decken 50 ≧ 55 56 ≦ 46
Wände zwischen „lauten“ und
„leisen“ Räumen (z. B. zwischen
Wohn- und Kinderschlafzimmer) 40 ≧ 47 – –
Treppen und Treppenpodeste
(Einfamilienhäuser) – – – ≦ 53

Einfamilien-Doppel- und -Reihenhäuser


Decken – – 48 ≦ 38
Haustrennwände 57 ≧ 67 – –
Treppen – – 53 46

Beherbergungsstätten, Krankenanstalten, Sanatorien


Decken 54 ≧ 55 53 ≦ 46
Wände 47 ≧ 52 – –
Treppen – – 58 ≦ 46
Türen 32 ≧ 37 – –

Schulen
Decken 55 – 53 –
Wände zwischen Unterrichtsräumen
und Unterrichtsräumen und Fluren 47 – – –
Wände zwischen Unterrichtsräumen
und Treppenhäusern 52 – – –
Türen 32 – – –

Büro- und Verwaltungsgebäude


(eigener Arbeitsbereich, Empfehlungen!)
Decken 52 ≧ 55 53 ≦ 46
Wände 37 ≧ 42 – –
Wände von Räumen, die besonderen
Schallschutz erfordern 45 ≧ 52 – –
Türen zwischen Büroräumen bzw.
Büroräumen und Fluren 27 ≧ 32 – –
Türen zwischen Räumen, die
besonderen Schallschutz erfordern 37 – – –
17
im Sinne der DIN 4109 angesehen werden muss. Entschei- in alle Richtungen gelangen. Im anderen Fall der Holz- oder
dend dafür ist, ob bei der Schallübertragung (s. auch Bild Skelettbauweise ist nur Direkt-(Dd) und reine Flankenüber-
17.101) die Schallwege Fd und Df auftreten oder nicht. tragung (Ff) vorhanden, da eine gelenkige Knotenausbil-
Wenn sie merkliche Schalleistungen übertragen, ist eine dung an den Stoßstellen vorliegt, die eine Schallwegver-
biegesteife Anbindung der flankierenden an das trennen- zweigung behindert.
de Bauteil vorhanden und an den Stoßstellen kann Schall
816 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Skelettbauten können Skelette aus Stahlbeton, Stahl oder Nun muss man unterscheiden:
Holz haben und besitzen einen leichten Ausbau, wobei
Bauteile mit biegeweichen Schalen verwendet werden. A. Einschalige (biegesteife) Wände und Decken
Holzbauten (im Sinne der Norm) besitzen trennende und Dann muss die mittlere Masse der flankierenden Bauteile
flankierende Bauteile in Holzbauart. nach
Bei den Anforderungen (Normblatt DIN 4109) gibt es die- n
se Bauart-Unterscheidung nicht, die Auswahl der Bauteile
(s. Beiblatt 1) hängt jedoch davon entscheidend ab.
1
m′L,Mittel = __
n Σ m′
i=1
L,i in kg/m2

3. Nachweis des ausreichenden Schallschutzes durch mit


Rechenverfahren
m′L,i flächenbezogene Masse des i-ten nicht verkleideten
(Vorbemerkung: Zu verwendende Rechenwerte von Schall- massiven flankierenden Bauteils
schutzgrößen werden in DIN 4109 meist mit dem Index R
n Anzahl dieser Bauteile (maximal 4!)
gekennzeichnet!)
ermittelt werden.
Der Schallschutz gegen Außenlärm wird in Abschn. 17.6.4.3
gesondert behandelt!
B. Wände aus biegeweichen Schalen und
Holzbalkendecken
Hierbei wird die mittlere flächenbezogene Masse der flan-
Luftschallschutz in Massivbauten kierenden Bauteile nach

[ ]
n –0,4
Es wird nach der Berechnungsformel R′w = R′w,300 + KL1 +
KL2 in dB das Schalldämmmaß einer gewählten Wand oder
1
m′L,Mittel = __
n Σ (m′ )
i=1
L,i
–2,5

Decke ermittelt, mit dem erf. R′w verglichen und bei not-
wendigen Änderungen dieses Verfahren wiederholt. Werte
für R′w,300 finden sich in den Tabellen 1, 5, 8, 9, 10, 12 und 19 berechnet.
des Beiblatts 1 und in Tab. 17.95, 17.104 für verschiedene Für beide Trennbauteilarten sind die Korrekturwerte KL1
Wand- und Deckenausführungen. Die Tab. 17.105 enthält aus den Tabellen 13 (Bauteile nach A) und 14 (Bauteile nach
Beispiele für Wandkonstruktionen, die geforderte Schall- B) des Beiblatts 1 zu entnehmen.
dämmmaße erreichen.
Der Korrekturwert KL2 wird nur bei mehrschaligen Trenn-
Der Korrekturwert KL1 erfasst die Längsleitung entlang der bauteilen benötigt und beträgt bei 1, 2 oder 3 flankieren-
flankierenden Bauteile bei von 300 kg/m2 abweichenden den, biegeweichen Bauteilen oder Bauteilen mit biegewei-
mittleren flächenbezogenen Massen dieser Bauteile. chen Vorsatzschalen entsprechend +1, +3 oder +6 dB.

Tabelle 17.104 Bewertetes Schalldämmmaß R’w,R 1) von Massivdecken (Rechenwerte) aus Beiblatt 1 zu DIN 4109, Tab. 12)

Flächen- Bewertetes Schalldämmmaß R’w,R in dB2)


bezogene
Masse der Einschalige Einschalige Massivdecke mit Massivdecke mit
Decke3) Massivdecke, Massivdecke mit Unterdecke5), Geh- schwimmendem
Estrich und Geh- schwimmendem belag und Estrich Estrich und
belag unmittelbar Estrich4) unmittelbar auf- Unterdecke5)
aufgebracht gebracht
in kg/m2

500 55 59 59 62
450 54 58 58 61
400 53 57 57 60

350 51 56 56 59
300 49 55 55 58
250 47 53 53 56

200 44 51 51 54
17 150 41 49 49 52
1) Zwischenwerte sind linear zu interpolieren
2) Gültig für flankierende Bauteile mit einer mittleren flächenbezogenen Masse m’L,Mittel von etwa 300 kg/m2 und unter
Berücksichtigung von Abschn. 3.1 des Bbl 1 zu DIN 4109.
3) Die Masse von aufgebrachten Verbundestrichen oder Estrichen auf Trennschicht und vom unterseitigen Putz ist zu be-
rücksichtigen.
4) Und andere schwimmend verlegte Deckenauflagen, z. B. schwimmend verlegte Holzfußböden, sofern sie ein Trittschall-
verbesserungsmaß ΔL w (VM) ≥ 24 dB haben.
5) Biegeweiche Unterdecke nach Bbl 1 zu DIN 4109, Tab. 11, Zeilen 7 + 8)
17.6 Schallschutz 817

Die in Tabelle 6 des Beiblatts aufgeführten Werte für zwei- C. Massive Treppenläufe und Treppenpodeste
schalige Gebäudetrennwände können ohne Korrekturen KL
Die Tabelle 20 des Beiblatts 1 der DIN 4109 gibt Zahlen-
verwendet werden.
werte und Beispiele zum Trittschallschutz verschiedener
Treppenkonstruktionen (s. Abschn. 4.1.2 in Teil 2 dieses
Werkes).
Trittschallschutz in Massivbauten
A. Massivdecken Luftschallschutz in Holz- und Skelettbauten
Die Berechnung geschieht mit Hilfe der Formel
Hier kann der Nachweis ausreichenden Schallschutzes al-
L′n,w = Ln,w,eq,R – ΔLw,R + 2 in dB ternativ mit
(TSM = TSMeq,R + VMR – 2 in dB) t dem Massivbau-Verfahren (s. dort),
wobei die Werte für Ln,w,eq,R (bzw. TSMeq,R) in der DIN 4109, t einem vereinfachten Nachweis,
Bbl. 1, Tabelle 16 (bzw. Tab. 17.106) zu finden sind, die t dem genaueren Rechenverfahren mit der Kombinations-
Trittschallverbesserungsmaße ΔLw,R bzw. VMR sind in den formel (s. Abschn. 17.6.2.3)
Tabellen 17 und 18 aufgeführt (eine Auswahl findet sich in erfolgen:
Tab. 17.107 !).
Vereinfachter Nachweis
Die errechneten Werte sind wieder mit den Anforderungen
erf. Ln,w (bzw. erf. TSMeq,R) zu vergleichen und evtl. die Kons- Alle an der Schallübertragung beteiligten trennenden und
truktionen zu verändern. flankierenden Bauteile müssen die Bedingung

In der Praxis wird sich eine exakte Berechnung der unter Rw,R bzw. RL,w,R ≥ erf. R′w + 5 in dB
einer Estrichplatte notwendigen Dämmatte selten als not- erfüllen. Schallschutzwerte für verschiedene Ausführungs-
wendig erweisen, da beispiele sind in den Tabellen 23 bis 34 des Beiblatts 1 ent-
t die meistverwendeten Mineralfaser-Trittschalldämm- halten.
matten (ab 25/20 mm Dicke) eine weit geringere dyn.
Steifigkeit haben d. h. weicher (und damit günstiger) Genaueres Rechenverfahren
sind als der geringste Normwert angibt (10 MN/m3) und Die resultierenden Luftschalldämmung (die dann mit dem
t die geforderte Sicherheit des Trittschallschutzes eine zu Anforderungswert erf. R′w verglichen werden muss) ergibt
knappe, „normmäßige“ Dimensionierung der Dämmat- sich aus der (modifizierten) Kombinationsformel in Abschn.
tendicke nicht als wünschenswert erscheinen lässt. 17.6.2.3.
n

B. Holzbalkendecken (
R′w,R = –10 lg 10–0,1Rw,R + Σ 10
i=1
–0,1R‘L,n,w,R,i
) in dB

Bewertete Norm-Trittschallpegel Ln,w,R (Trittschallschutz- mit


maße TSMR) verschiedener Ausführungen sind in der Tabel-
le 19 des Beiblatts zu finden. Eine Berechnung ist z. Z. noch Rw,R Rechenwert des bewerteten Schalldämm-Maßes
nicht möglich. des trennenden Bauteils ohne Längsleitung über
flankierende Bauteile in dB

Tabelle 17.105 Beispiele für Wandkonstruktionen, die in DIN 4109 geforderte Schalldämmmaße erreichen (nach Beiblatt 1
zu DIN 4109, Tab. 5 und 6)

Erreichbares Schall- Massivwand-Bauarten (mit Angabe der Rohdichteklasse)


dämmmaß R ’w Wände beidseitig verputzt, flächenbezogene Masse des Putzes 50 kg/m2
(z. B. beidseitig 15 mm Kalk-, Kalkzement- oder Zementputz)
in dB

≧ 53 17,5 cm Kalksandsteinmauerwerk aus KS 2.2


24 cm Ziegelmauerwerk aus Mz 1.6
30 cm Betonsteinmauerwerk aus Vbl 1.2

≧ 55 20 cm Wand aus Normalbeton mit geschlossenem Gefüge


24 cm Kalksandsteinmauerwerk aus KS 2.0
30 cm Kalksandsteinmauerwerk, Ziegelmauerwerk oder
Betonsteinmauerwerk der Steinrohdichte 1.6
36,5 cm Betonsteinmauerwerk aus Vbl 1.2

≧ 57 25 cm Wand aus Normalbeton mit geschlossenem Gefüge 17


30 cm Kalksandsteinmauerwerk aus KS 1.8
36,5 cm Ziegelmauerwerk aus Mz 1.6

≧ 67 2 x 17,5 cm Zweischaliges Ziegelmauerwerk aus Mz 1.4


(mit durchgehender Gebäude-Trennfuge
2 x 24 cm Zweischaliges Betonsteinmauerwerk aus Hbl 0.9
(mit durchgehender Gebäude-Trennfuge)
818 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Tabelle 17.106 Äquivalenter bewerteter Norm-Trittschallpegel L n,w,eq,R von Massivdecken in Gebäuden in Massivbauart
ohne/mit biegeweicher Unterdecke (Rechenwerte)

Deckenart Flächenbezogene L n,w,eq,R2)


Masse1) der in dB
Massivdecke
ohne Auflage ohne mit
in kg/m2 Unterdecke Unterdecke3) 4)

Massivdecken ohne Hohlräume


(s. Abschn. 9.2.2.1):
– Stahlbeton-Vollplatten aus
Normalbeton nach DIN 1045 oder 135 86 75
– Leichtbeton nach DIN 4219-1 160 85 74
– Porenbeton-Deckenplatten 190 84 74
nach DIN 4223 225 82 73
Massivdecken mit Hohlräumen 270 79 73
nach DIN 1045 (s. Abschn. 320 77 72
9.2.2.2 und 9.2.2.3): 380 74 71
– Stahlsteindecken 450 71 69
– Stahlbeton-Rippendecken 530 69 67
– Stahlbeton-Hohldielen
– Stahlbeton-Balkendecken

1) Flächenbezogene Masse einschließlich eines etwaigen Verbundestrichs oder Estrichs auf Trennschicht und eines unmit-
telbar aufgebrachten Putzes.
2) Zwischenwerte sind geradlinig zu interpolieren und auf ganze dB zu runden.
3) Biegeweiche Unterdecke nach Bbl 1 zu DIN 4109, Tab. 11, Zeilen 7 und 8 oder akustisch gleichwertige Ausführungen.
4) Bei Verwendung von schwimmenden Estrichen mit mineralischen Bindemitteln sind die Tabellenwerte für L n,w,eq,R um
2 dB zu erhöhen.

Tabelle 17.107 Trittschallverbesserungsmaß ΔL w,R (VM R) von schwimmenden Estrichen, schwimmenden Holzfußböden
und weichfedernden Bodenbelägen auf Massivdecken (Auszug aus Bbl 1 zu DIN 4109, Tab. 17 und 18)

Deckenauflagen; schwimmende Böden, ΔL w,R


weichfedernde Bodenbeläge in dB

PVC-Verbundbelag mit genadeltem Jutefilz als Träger nach DIN 16 952-1 13


Nadelvlies, Dicke 5 mm 20
Polteppich, Unterseite ungeschäumt, Normdicke 6 mm 21
Polteppich, Unterseite geschäumt, Normdicke 8 mm 28

mit hartem mit weichfedern-


Bodenbelag dem Bodenbelag
(ΔL w,R ≧ 20 dB)

Gussasphaltestrich mit einer flächenbezogenen Masse m’ ≧ 45 kg/m2 auf


Dämmschichten mit einer dynamischen Steifigkeit von s’ von höchstens
50 MN/m 3 20 20
30 MN/m 3 24 24
15 MN/m 3 27 29
10 MN/m 3 29 32
Estriche nach DIN 18 560-2 mit einer flächenbezogenen Masse m’ ≧ 70 kg/m2
auf Dämmschichten mit einer dynamischen Steifigkeit s’ von höchstens
50 MN/m 3 22 23
17 30 MN/m 3
15 MN/m 3
26
29
27
30
10 MN/m 3 30 34
Schwimmender Holzfußboden, Unterboden nach DIN 68 771 aus
mind. 22 mm dicken Holzspanplatten, vollflächig verlegt auf Dämmstoffen
mit einer dynamischen Steifigkeit s’ von höchstens 10 MN/m 3 25 –

Wegen der möglichen Austauschbarkeit von weichfedernden Bodenbelägen dürfen diese bei dem Nachweis der Anforde-
rungen nach DIN 4109 nicht angerechnet werden!
17.6 Schallschutz 819

Tabelle 17.108 Schalldämmwerte (L’n,w und R’w) einiger Deckenkonstruktionen (einschließlich Deckenauflage bzw.
Unterdecke)

erreichbarer Deckenbauart Luftschall-


Norm- dämm-Maß
trittschallpegel R’w
L’n,w
in dB in dB

≦ 53 Stahlbetonvollplatte (Dicke 14 cm) aus Normalbeton nach DIN 1045,


unterseitig mit Kalkzementputz (flächenbezogene Masse = 27 kg/m2);
Deckenauflage Zementestrich (flächenbezogene Masse = 70 kg/m2)
auf Dämmschicht mit einer dynamischen Steifigkeit s’ ≦ 50 MN/m 3;
harter Bodenbelag 56

Holzbalkendecke (Balkenhöhe ≧ 18 cm, Balkenabstand ≧ 40 cm);


unterseitig mit Federbügel befestigte Holzunterkonstruktion (Latten-
abstand ≧ 40 cm) mit 2 x 12,5 mm Gipskarton-Bauplatten, im Gefach
Faserdämmstoff Typ WZ-w oder W-w, seitlich an den Balken hochgezogen;
oberseitig Spanplatte 16 mm mit aufgelegter Mineralfasermatte Typ T
(dynamische Steifigkeit s’ ≦ 15 MN/m3), weichfedernder Gehbelag
(ΔL’w,R ≧ 20 dB) auf Spanplatte 25 mm als Trockenestrich 52

≦ 48 Stahlbetonvollplatte (Dicke 14 cm) aus Normalbeton nach DIN 1045,


unverputzt, mit biegeweicher Unterdecke aus Gipskarton-Bauplatten
12,5 mm auf Grund- und Traglattung mit 40 mm Mineralfasereinlage
Typ WZ-w;
Deckenauflage: Zementestrich (flächenbezogene Masse ≧ 70 kg/m2)
auf Dämmschicht mit einer dynamischen Steifigkeit s’ ≦ 30 MN/m 3;
harter Bodenbelag 59

≦ 46 Porenbetondeckenplatte (Dicke 25 cm) nach DIN 4223 (GB 4.4; Roh-


dicke 700 kg/m 3), unterseitig mit Kalkzementputz (flächenbezogene
Masse 27 kg/m2);
Deckenauflage: Zementestrich (flächenbezogene Masse ≧ 70 kg/m2)
auf Dämmschicht mit einer dynamischen Steifigkeit s’ ≦ 10 MN/m3;
harter Bodenbelag 51

≦ 38 Stahlbetonvollplatte (Dicke 18 cm) aus Normalbeton nach DIN 1045,


unverputzt, mit biegeweicher Unterdecke aus Gipskarton-Bauplatten
12,5 mm auf Grund- und Tragplatten mit 40 mm Mineralfasereinlage
Typ WZ-w;
Deckenauflage: Zementstrich (flächenbezogene Masse ≧ 70 kg/m2)
auf Dämmschicht mit einer dynamischen Steifigkeit s’ ≦ 15 MN/m3;
weichfedernder Bodenbelag mit ΔLw,R ≧ 20 dB 60

Die Luftschalldämm-Maße R ’w gelten für eine mittlere flächenbezogene Masse der flankierenden Bauteile von
etwa 300 kg/m2. Über etwaige Korrekturen K L1 s. o.

17
820 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Tabelle 17.109 Rechenbeispiel zur Ermittlung des bewerteten Schalldämm-Maßes R ’w,R einer Trennwand (Höhe 3 m;
Länge 7 m) zwischen zwei Klassenräumen einer Schule in einem Skelettbau.

Bauteil R w,R ST li li R w,R


10 lg –10 lg
bzw. S0 l0 bzw.
R L,w,R,i R L,w,R,i
in dB in dB in m in dB in dB

Trennwand zweischalig aus je 55 – – – 55


2 x 12,5 mm Gipskarton-Bau-
platten auf C-Profil mit
100 mm Schalenabstand und
60 mm Mineralfasermatte im
Wandhohlraum

Unterdecke aus GK-Platten 51 3,2 7 –1,9 52,3


(10 kg/m2) mit 50 mm Mineral-
faserauflage, Abhängehöhe
400 mm, durchlaufende Deck-
lage, keine Abschottung im
Deckenhohlraum

Untere Decke (260 kg/m2) mit 58 3,2 7 –1,9 59,3


Verbundestrich (90 kg/m2) flächen-
bezogene Masse also 350 kg/m2

Außenwand in Holzbauart, Wand- 50 3,2 3 –0,3 52,9


stoß im Bereich der Trennwand
(R L,w,R ohne weiteren Nachweis
nach DIN 4109, Bbl 1 Abschn. 6.8.3)

Innenwand zweischalig aus je 53 3,2 3 –0,3 55,9


1 x 12,5 mm GK-Bauplatten auf
C-Profil mit Schalenabstand
≧ 50 mm und Mineralfasereinlage
bei durchlaufender Beplankung

Mit der Kombinationsformel (s. o.) errechnet man


R’w,R = –10 lg (10 – 5,5 + 10 – 5,23 + 10 – 5,93 + 10 – 5,29 + 10 – 5,59) = 47,4 db ≈ 47 dB
Nach DIN 4109, Tab. 3, Zeile 41 wird ein bewertetes Schalldämmmaß von erf. R ’w = 47 dB zwischen beiden Klassenräumen
gefordert. Die Anforderung der Schallschutznorm sind also mit der gewählten Bauteil-Kombination zu erfüllen.
Der vereinfachte Nachweis hätte für jedes Einzelbauteil eine Schalldämmmaß R w,R bzw. R L,w,R ≧ 47 + 5 = 52 dB verlangt. Die
Unterdecke und die Außenwand hätten diesen Wert ohne zusätzliche Verbesserungen nicht aufgewiesen; der ausführliche
rechnerische Nachweis führt also hier zu einer wirtschaftlicheren Konstruktion.

RL,n,w,R,i Rechenwert des bewerteten Bau-Schall-Längs- S0 Bezugsfläche (für Wände ist S0 = 10 m2)
dämm-Maßes des i-ten flankierenden Bauteils in dB li gemeinsame Kantenlänge zwischen dem trennen-
n Anzahl der flankierenden Bauteile (im Regelfall den und dem flankierenden Bauteil in m
n = 4) l0 Bezugskantenlänge (für Wände ist I0 = 2,80 m, für
Decken, Unterdecken, Fußböden 4,50 m)
Die rechnerische Ermittlung des bewerteten Schall-Längs-
dämm-Maßes eines flankierenden BauteiIs erfolgt nach: Für Räume mit Raumhöhen zwischen etwa 2,5 bis 3 m und
ST l Raumtiefen von etwa 4 bis 5 m kann
R′L,n,w,R,i = RL,n,R,w,i + 10 lg __
– 10 lg __i in dB
17 mit
S0 l0 R′L,n,w,R,i = RL,n,w,R,i
gesetzt werden, so dass die Anwendung der zuletzt ange-
RL,n,w,R,i Rechenwert des bewerteten Labor-Schall-Längs- gebenen Formel entfällt!
dämm-Maß des i-ten flankierenden Bauteils in dB Ein ausführliches Rechenbeispiel (Tab. 17.109) zur Anwen-
(aus Abschnitt 6 des Beiblattes 1) dung dieser Formeln findet sich unten (s. auch DIN 4109,
ST Fläche des trennenden Bauteils in m2 (Wand oder Bbl 1, 5.6; Beispiel 2 und Tab. 22).
Decke), nicht des flankierenden Bauteils: ST ent-
spricht dem Sges aus obigen Formeln
17.6 Schallschutz 821

Trittschallschutz in Holz- und Skelettbauten Der vorhandene „maßgebliche Außenlärmpegel“


Bei diesen Bauten wird beim Nachweis des Trittschallschut-
führt zu einer Einordnung des Immissionsortes in
zes der Einfluss flankierender Bauteile nicht berücksichtigt, einen Lärmpegelbereich (I: geringe Lärmbelas-
weil Flankenübertragungen nach Ansicht des Normenaus- tung, bis VII: sehr hohe Belastung). Für jeden
schusses kaum stattfinden sollte (s. aber Abschn. 17.6.5). Lärmpegelbereich sind Mindestanforderun-
Die Berechnung erfolgt wie bei der Massivbauart, wenn die gen an den Luftschallschutz in Form eines erf.
Bauten Massivdecken enthalten. R′w,res für das Außenbauteil (in der Regel Wand
Bei Holzbalkendecken sind Rechenwerte L′n,w,R (TSMR) in mit Fenstern oder Türen, aber auch Dächer und
Tabelle 34 des Beiblatts 1 zu DIN 4109 zu finden. Decken) in den Tabellen zu finden, wobei die
Raumnutzung berücksichtigt wird.
Diese Werte müssen u. U. in Abhängigkeit von
17.6.4.2 Schallschutz bei der Form des Iärmbelasteten Raumes (Verhältnis
haustechnischen Anlagen schallübertragende Außenfläche zu Grundfläche)
noch mit Korrekturwerten versehen werden (Ta-
Die Anforderungen der Tabelle 4 des Normblatts belle 9).
DIN 4109 werden dadurch erfüllt, dass – bei den
die stärksten Belästigungen verursachenden Nachweis. Für den Nachweis ist entweder
Wasserinstallationen – teine Berechnung des resultierenden Schall-
tnur geprüfte und in die Armaturengruppe I dämmmaßes für Außenbauteile einschließlich
oder II eingeordnete Armaturen und Geräte Fenster oder Türen mit Hilfe der Kombinations-
verwendet werden, formel aus Abschn. 17.6.2.3 notwendig, oder
teinschalige Wände, an denen Armaturen oder tdie Entnahme der erforderlichen Schalldämm-
Wasserinstallationen angebracht werden, eine Maße für Wand und Fenster aus der Tabelle 8
Flächenmasse von mindestens 220 kg/m2 be- des Normblatts bzw. dem Nomogramm des
sitzen, Beiblatts 1.
tArmaturen der Armaturengruppe II nicht an
Wänden zu „schutzbedürftigen Räumen“, Im Beiblatt 1 sind auch Beispiele zum Schall-
(Wohnräume, Schlafräume, Unterrichtsräume, schutz gegen Außenlärm enthalten.
Büroräume; s. DIN 4109, 4.1) angebracht wer- Zu beachten ist bei Außenbauteilen, dass wegen
den. der in Abschn. 17.6.2.3 erwähnten Eigenschaften
des menschlichen Gehörsinns die akustischen
In diesem Zusammenhang muss auf die Begriffe „beson-
ders laute“, „laute“ und „schutzbedürftige Räume“ hinge-
Schwachstellen entscheidend für das resultieren-
wiesen werden, die in DIN 4109, 4.1 definiert werden und de Schalldämm-Maß R′w,res sind:
bei denen besondere Anforderungen auftreten können tFenster und Türen (s. auch Abschn. 10.1.2 des
(Tabelle 5 in DIN 4109).
Beiblatts 1),
tRollädenkästen (s. Abschn. 10.1.3 des Beiblatts
1),
17.6.4.3 Schutz gegen Außenlärm tLüftungseinrichtungen (s. auch DIN 4109, 5.4).
Die DIN 4109 enthält im Abschn. 5 (Tab. 8 bis
10) Schallschutzanforderungen zum Schutz ge- Im Beiblatt 1 zur DIN 4109 sind Außenbauteile
gen den Außenlärm. Dieser wird in seiner Stärke mit ihren Schalldämm-Maßen an verschiede-
jeweils durch den „maßgeblichen Außenlärm- nen Stellen (Abschn. 2.2 für einschalige Wände,
pegel“ am Immissionsort (= Fassade des zu Decken und Dächer; Tabellen 37 bis 39 für Au-
schützenden Raumes) beschrieben. Da für den ßenbauteile mit biegeweichen Schalen; Tab. 40
„maßgeblichen Außenlärmpegel“ oft keine Mes- für Fenster) aufgeführt.
sungen vorliegen, bietet DIN 4109 (in Abschn.
Fenster. Bei den für den Schallschutz gegen
5.5) Nomogramme, die – z. B. für den Fall des
Straßenverkehrslärms – in Abhängigkeit von der Außenlärm besonders wichtigen Fenstern ist zu 17
Straßenart, der Verkehrsbelastung, der Straßen- beachten, dass
neigung, dem Abstand des Gebäudes von der tdie angegebenen Schalldämmmaße Rw für
Straßenmitte, der Bebauungsart, u. Ä. diese Be- Fenster in der Regel Labor-Dämmmaße sind,
rechnung gestatten. Für die anderen Lärmarten tder Einbau von Schallschutzfenstern eine be-
werden ausführliche Hinweise zur Bestimmung sondere Sorgfalt bezüglich der Dichtheit der
der Pegel gegeben. Anschlussfugen erfordert,
822 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

tdie Lüftungsmöglichkeiten bei Erhaltung der tder neuen Berechnungsverfahren (CEN-Re-


Schallschutzwerte gesichert sein sollten, chenmodell u. a., s. DIN EN 12 354-1 bis 4) und
twegen der Alterung der Fensterdichtungen twegen der Notwendigkeit eines neuen Bauteil-
diese in regelmäßigen Abständen überprüft katalogs, der die R-Werte und die neue Größe
und gegebenenfalls ausgewechselt werden „Stoßstellendämmmaß kij“ enthalten wird.
sollten.
Es ist sicher, dass bei dieser unvermeidlichen Har-
Außenwände, die ihrer Bauart nach die in Ab- monisierung der europäischen Schallschutz-Nor-
schn. 17.6.4.3 genannten Schalldämm-Maße er- men die dann zu benutzenden Rechenverfahren
reichen würden, können um 3 bis 6 dB schlech- zu ihrer richtigen Anwendung weitaus genauere
tere Dämmwerte haben, wenn sie mit einer Kenntnisse der Schallschutzphysik erfordern wer-
zusätzlichen Wärmedämmschicht (Innendäm- den als bisher notwendig. Diese neuen europäi-
mung oder einem Wärmedämmverbundsystem schen Normen stehen schon weitgehend fest,
auf der Außenseite) versehen sind. Diese durch sind aber in Deutschland noch nicht bauaufsicht-
Resonanzerscheinungen der Zusatzschale (Putz- lich eingeführt.
schale) auf Dämmschichten mit zu großer dy- Im Bereich der Wohnnutzung kannn als Wei-
namischer Steifigkeit s′ bedingten Dämmmaß- terentwicklung bzw. Ergänzung der Normung
Minderungen lassen sich durch Wahl geeigneter die VDI-Richtlinie 4100 genannt wirden. Sie teilt
Dämmschichten (Mineralwolle oder Hartschaum Wohnungen in 3 Schallschutzstufen (SSt) ein,
mit niedrigeren s′-Werten) vermeiden. die die schalltechnische Güte einer Wohnung
beschreiben sollen. Dabei entsprechen die Kenn-
werte der Schallschutzstufe 1 weitgehend den
Anforderungswerten der DIN 4109, die der SSt
17.6.5 Weiterentwicklung II etwa den Anforderungen an den erhöhten
der Normung Schallschutz nach Beiblatt 2. Erst die Werte der
SSt III gewährleisten dem Bewohner ein hohes
Die gültige Norm DIN 4109 stellt nicht in allen Maß an Ruhe.
Fällen (s. Abschn. 17.6.4) mehr den Stand der
Technik dar. Sie wird aufgrund der Ergebnisse der Da die VDI-Richtlinie auch Kostenunterschiede
Europäischen Normung grundsätzlich überarbei- bei verschiedenen Schallschutzniveaus aufzeigt
tet. In den letzten Jahren sind mehrfach Über- sowie wertvolle Hinweise zur bauakustisch vor-
arebitungen der DIN 4109 herausgekommen und teilhaften Ausführung von Bauteilen enthält,
kurze Zeit später wieder zurückgezogen worden. kann ihre Berücksichtigung bei bauakustischen
Planungen empfohlen werden, obwohl – wegen
Notwendig wird die Neubearbeitung aber we- der von manchen Seiten kritisierten Überschnei-
gen dung von DIN 4109 und VDI 4100 – eine Über-
tanderer Beurteilungsgrundlage. Die Beurtei- nahme in die meisten Landesbauordnungen bis-
lung soll zukünftig nicht mehr über die Schall- her noch nicht erfolgte.
dämmung der Bauteile erfolgen, sondern über Der von den Wohnungsnutzern häufig geforder-
die Beurteilung des Schallpegels im schutzbe- te „erhöhte Schallschutz“ (DIN 4109 Bbl 2 und VDI
dürftigen Raum 4100) soll auch zukünftig in DIN 4109 einheitlich
tder Umstellung der schalltechnischen Prüfun- definiert und als Richtschnur für den einzuhalten-
gen (gemessen wird in den Labors nun aus- den Schallschutz empfohlen werden.
schließlich nebenwegsfrei, d. h. R statt R′ und L
statt L′!),

17
17.7 Baulicher Brandschutz 823

17.7 Baulicher Brandschutz1) bauordnung (MBO) § 14 formulierte allgemeine


Grundsatz:
17.7.1 Allgemeines „Bauliche Anlagen sind so anzuordnen, zu errich-
ten, zu ändern und instand zu halten, dass der Ent-
Im Brandfalle müssen tragende Bauteile vor stehung eines Brandes und der Ausbreitung von
den heißen Brandgasen durch Ummantelung Feuer und Rauch (Brandausbreitung) vorgebeugt
mit nicht brennbaren Stoffen, die sich im Feuer wird und bei einem Brand die Rettung von Men-
möglichst wenig verändern, rissefrei bleiben und schen und Tieren sowie wirksame Löscharbeiten
einen hohen Wärmedurchlasswiderstand besit- möglich sind.“
zen, abgeschirmt werden, bis Löschhilfe eintrifft. Zur Umsetzung dieser Anforderungen können
So können Bauteile aus brennbaren oder ent- die folgenden Einzelmaßnahmen unterschieden
flammbaren Stoffen eine gewisse Zeit lang un- werden:
terhalb ihrer Entflammungstemperatur gehalten tGebäudehöhe und Lage auf dem Grundstück
werden. Bauteile aus nicht brennbaren Stoffen und zur Nachbarbebauung
werden für eine bestimmte Zeit vor Tempera- tLage und Ausbildung der Rettungswege
turerhöhungen geschützt, die zu Strukturverän-
derungen, Verminderungen der Festigkeit und tAnordnung, Lage und Größe von Brandab-
Standsicherheit, Rissbildungen oder Verformun- schnitten
gen führen würden. tBrandverhalten von Baustoffen und Bauteilen
In den allein rechtsverbindlichen Landesbauord-
nungen der einzelnen Bundesländer und den da- Die Möglichkeit zur Rettung von Menschen und
zugehörigen Durchführungsverordnungen sind Tieren durch wirksame Löscharbeiten ist durch
Bestimmungen über den vorbeugenden Brand- geeignete Zufahrten (Aufstell- und Bewegungs-
schutz2) enthalten. Zwar bestehen zwischen den flächen gem. DIN 14 090) für Einsatzfahrzeuge
verschiedenen Bauordnungen Unterschiede in der Feuerwehr von öffentlichen Verkehrsflächen
Einzelvorschriften, doch gilt der in der Muster- sowie ungehinderte Zugänge zum Gebäude und
innerhalb des Gebäudes für Einsatzkräfte der
1) s. auch Abschn. 13.5.6 und 14.2.3 sowie in Teil 2 des Wer- Feuerwehr sicherzustellen.
kes Abschn. 1.3.3, 2.1.7, 3, 4.1.2, 6.2 und 7.8. Weiterhin lassen sich auch brandschutztechnisch
2) Es wird im Grundsatz zwischen vorbeugendem und ab- zwei Bebauungsarten unterscheiden:
wehrendem Brandschutz unterschieden. Baulicher so-
wie anlagentechnischer Brandschutz dienen der Vor- tOffene Bauweise, bei der die Gebäudeabstände
beugung von Brandereignissen, organisatorischer (Abstandsflächen gem. § 6 MBO) zueinander ei-
sowie öffentlicher Brandschutz dienen der Brandab- nen Feuerübertritt verhindern.
wehr. Baulicher Brandschutz umfasst Maßnahmen der
Bauwerksplanung sowie der konstruktiven Ausbildung. tGeschlossene Bauweise, bei der ein Brandüber-
Anlagentechnischer Brandschutz behandelt Maßnah- tritt direkt aneinander grenzender Gebäude
men wie Brandmelde-, Lösch und Rauch- und Wärme- durch „Brandwände“ verhindert wird.
abzugsanlagen, Überdrucklüftung, Handfeuerlöscher
und Wandhydranten. Organisatorischer Brandschutz,
umfasst Maßnahmen während des Gebäudebetriebes Die Anforderungen für Rettungswege haben
(z. B. Betriebs- und Werksfeuerwehren, Unterweisungen in erster Linie die Rettung von Personen zum
der Belegschaften, Brandschutz- und Alarmpläne, Brand- Ziel. Sie dienen im Brandfall als Fluchtweg
schutzprüfungen, Brandschutzordnungen usw.). Unter zur Selbstrettung, als Rettungswege für die
öffentlichem Brandschutz werden der Einsatz öffentlicher
Feuerwehren, die Löschwasserversorgung sowie Feuer- Fremdrettung und als Angriffsweg für die Feuer-
meldeanlagen verstanden. wehr.
Allen Maßnahmen ist gemein, dass das Risiko eines Um Schäden durch Brandereignisse möglichst
Brandes und dessen Folgeschäden durch Reduzierung eingrenzen zu können und einen Erfolg von
der Brandhäufigkeit sowie Verminderung der Ausmaße
von Brandschäden begrenzt werden. Maßgeblich hier- Löscharbeiten zu verbessern, ist ein Gebäude
bei ist die Menge sowie Art, Verteilung und Lagerungs- brandschutztechnisch zu unterteilen. Hierzu sind
dichte usw. der „Brandlasten“, die einen Brandverlauf Brandabschnitte zu bilden, die bestimmte Ab- 17
in der Entstehungsphase sowie der Erwärmungs- und messungen nicht überschreiten dürfen.
Abkühlungsfase wesentlich bestimmen. Mit steigen-
dem Temperaturverlauf ist in der Regel auch eine star- Weiterhin werden gem. MBO § 26 Anforderun-
ke Rauchentwicklung verbunden, die in vielen Fällen gen an die Brennbarkeit von Baustoffen sowie
insbesondere für Personenschäden bei Bränden verant- die Feuerwiderstandsfähigkeit von Bauteilen er-
wortlich ist. Insofern kommt der Verhinderung der Aus-
breitung von Rauch durch geeignete Maßnahmen zur hoben, die auch miteinander verknüpft werden.
Rauchableitung besondere Bedeutung zu. Hierbei werden Bauteile zusätzlich auch nach
824 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

ihrem Brandverhalten in Folge der verwendeten Anzahl der zu erwartenden Personen organisa-
Baustoffe und deren Schichtung unterschieden. torische Maßnahmen zur Aufrechterhaltung von
tBauteile aus nicht brennbaren Baustoffen (feu- Brandschutzvorkehrungen, wie die Freihaltung der
erbeständige Bauteile). Flächen für die Feuerwehr und für Flucht- und
tBauteile, deren tragende und aussteifende Tei- Rettungswege und enthalten Regelungen zur
le aus nicht brennbaren Baustoffen bestehen Prüfung der Gebrauchstauglichkeit und Instand-
und die bei Raum abschließenden Bauteilen haltungsanforderungen an technische Anlagen.
zusätzlich eine im Bauteilebene durchgehende Geplant ist im Rahmen des Entwurfes der neuen
Schicht aus nicht brennbaren Baustoffen haben Musterbauordnung eine regelmäßige Prüfpflicht
(feuerbeständige Bauteile). von Sonderbauvorhaben durch die Bauaufsichts-
behörden. Die Sonderbauvorschriften umfassen
tBauteile, deren tragende und aussteifende Tei- weiterhin Maßnahmen zur Schadensbegrenzung,
le aus brennbaren Baustoffen bestehen und die wie eine Brandschutzordnung, Brandschutz- und
einseitig eine brandschutztechnisch wirksame Alarmpläne, Brandschutzunterweisungen an die
Bekleidung aus nicht brennbaren Baustoffen Gebäudenutzer und ggf. die Aufstellung einer
(Brandschutzbekleidung) und Dämmstoffe aus Hausfeuerwehr (z. B. auf Flughäfen und im Indus-
nicht brennbaren Baustoffen haben (hochfeu- triebau).
erhemmende Bauteile).
Die technischen Vorschriften für den baulichen
tBauteile aus brennbaren Baustoffen. Brandschutz sind in DIN 4102 und die Prüfverfah-
ren in DIN EN 1363 bis 1366 zusammengefasst.
Bei tragenden und aussteifenden Bauteilen be-
Die Wichtigkeit des vorbeugenden Brandschut-
zieht sich die Feuerwiderstandsfähigkeit auf die
zes liegt angesichts der neben den möglichen
Standsicherheit im Brandfall, bei raumabschlie-
Personen- und Vermögensschäden zu erwarten-
ßenden Bauteilen auf deren Widerstand gegen
den Brandfolgeschäden, Kontaminationen durch
Brandausbreitung.
Zersetzungsprodukte, Brandgase und Löschmit-
Beim baulichen (planerischen und baukonstrukti- teleinsatz auf der Hand.
ven) und anlagetechnischen Brandschutz unter-
scheidet man:
tPlanerische Maßnahmen, z. B. Planung von
ausreichend bemessenen Gebäudeabständen, 17.7.2 Begriffe
Rettungswegen und von Zugängen und Zu-
fahrten, Aufstell- und Bewegungsflächen für Die Grundlage für die Planung konstruktiver
die Feuerwehr (DIN 14 090) sowie die Auftei- Brandschutzmaßnahmen ist die Einordnung von
lung von Gebäuden in vertikale und horizontale Baustoffen und Bauteilen hinsichtlich ihres Brand-
Brandabschnitte zur lokalen Begrenzung aus- verhaltens. Es wird zwischen der Brennbarkeit als
brechender Feuer. Eigenschaft von Baustoffen und dem Feuerwi-
derstand als Verhalten von Bauteilen im Brandfall
tKonstruktive Maßnahmen, z. B. Auswahl ge- unterschieden.
eigneter Baustoffe, Bauteile und Bausysteme,
Schutzmaßnahmen für gefährdete Bauteile. Klassifizierung von Bauprodukten/Baustoffen
tTechnische Vorkehrungen, z. B. Einbau von
Feuerwarn- und Brandmeldeeinrichtungen, Maßgeblich für die Einteilung der Baustoffe in
von Feuerlöscheinrichtungen, (Löschwasserlei- Brennbarkeitsklassen sind neben den nach wie
tungen, Hydranten, Feuerlöschern, automati- vor in Verbindung mit den Landesbauordnungen
schen Feuerlöschanlagen, z. B. „Sprinkler- oder bauaufsichtlich zugelassenen Einteilungen in
Schaumlöschanlagen“), Einbau von Rauch- und Baustoffklassen auf Basis der DIN 4102-1 in nicht
Wärmeabzugsanlagen (RWA), Brandschutz- brennbare (A) und brennbare (B) Baustoffe die
klappen in Schächten, Überdrucklüftung, o. Ä. erhöhten Anforderungen der EU- Klassifizierung
17 Neben den Einzelvorschriften der Landesbauord-
(DIN EN 13 501-1) in sieben Euroklassen für Bau-
produkte, die als Vorgaben in den nationalen
nungen gelten Sonderbauvorschriften u. a. für Bauordnungen und dazugehörigen Bestimmun-
Hochhäuser, Gast- und Beherbergungsstätten, gen umzusetzen sind. Das europäische Klassi-
Versammlungsräume, Verkaufsstätten, Schulen, fizierungssystem für das Brandverhalten von
Krankenhäuser und im Industriebau (DIN 18 230). Bauprodukten ist mit Veröffentlichung der Bau-
Die Sonderbauvorschriften regeln in Abhängig- regelliste 2002/1 ebenfalls in das deutsche Bau-
keit von der Art der Gebäudenutzung und der recht eingeführt worden. Das deutsche sowie das
17.7 Baulicher Brandschutz 825

europäische Klassifizierungssystemen werden sie in Verbindung mit anderen Baustoffen nicht


somit für eine Übergangsfrist von vorauss. 10 bis leicht entflammbar sind.
15 Jahren gleichwertig und alternativ anwendbar Die Verwendung von Baustoffen und Bauteilen,
bleiben. insbesondere im Hinblick auf deren Brandschutz-
Neben dem Brandverhalten (Aufteilung in 7 Klas- Eigenschaften, ist durch bauaufsichtliche Zulas-
sen) werden in der Euro-Klassifizierung u. A. für sung in den Bauordnungen der einzelnen Bun-
Brandparallelerscheinungen wie die Rauchgas- desländer geregelt und wird zukünftig an das
entwicklung und das „brennende Abtropfen“ neue europäische Klassifizierungssystem ange-
Grenzwerte in zusätzlichen Klassifizierungen (s passt. Für dabei nicht berücksichtigte nationale
für „smoke“ und d für „droplets) festgelegt (Tab. Produkte muss eine Zulassung des Deutschen
17.110). Institutes für Bautechnik (DIBt), ein allgemeines
Für alle am Bau verwendeten Bauprodukte be- bauaufsichtliches Prüfzeugnis einer dafür aner-
steht Kennzeichnungspflicht hinsichtlich der kannten Materialprüfungsanstalt oder im Einzel-
Baustoffklasse gemäß DIN 4102 und der EU- fall die Zustimmung der Obersten Bauaufsichts-
Klassifizierung. Die Einreihung der Bauprodukte behörde vorliegen.
erfolgt u. A. auf Grundlage von vier neuen, EU- Für europäische Produkte muss die „Konformität“
konformen Prüfverfahren (DIN EN 1363 – DIN EN mit einer „harmonisierten“ europäischen Norm
1366). oder technischen Zulassung bestehen und die
Im Gegensatz zur DIN 4102 unterscheidet die CE-Kennzeichnung vorhanden sein (s. Abschn.
europäische Klassifizierung Bauprodukte (A bis 2.2.4).
F) von Bodenbelägen (Afl bis Ffl) sowie von Rohr-
isolierungen (AL bis FL).
Feuerwiderstandsklassen
Baustoffe der Klasse F bzw. B3 müssen besonders
als „leicht entflammbar“ gekennzeichnet sein. Bauteile (wie z. B. Wände, Decken, Stützen, Un-
Die Verwendung leicht entflammbarer Kunst- terzüge, Treppen usw.) oder Bauarten werden
stoffe ist gemäß § 26(1) MBO unzulässig, sofern nach DIN 4102-2 hinsichtlich ihres Brandverhal-

Tabelle 17.110 Bauklassen gemäß Euro-Klassifizierung (DIN EN 13 501-1) und Zuordnung zur Einteilung gemäß DIN 4102-1

Neu: Neu:
EURO- Zusätzliche Bisher: bauaufsichtliche Bezeichnung
KLASSEN Klassifizierungen DIN 4102-1 der Baustoffklassen nach DIN 4102-1

A1 A1 A1
A=
A2-s1, d0 A2-s1, d1 A2-s1, d2 nicht brennbare
A2 A2-s2, d0 A2-s2, d1 A2-s2, d2 A2 Baustoffe
A2-s3, d0 A2-s3, d1 A2-s3, d2

B-s1, d0 B-s1, d1 B-s1, d2


schwer entflamm-
B B-s2, d0 B-s2, d1 B-s2, d2 B1
bare Baustoffe
B-s3, d0 B-s3, d1 B-s3, d2

C-s1, d0 C-s1, d1 C-s1, d2


schwer entflamm-
C C-s2, d0 C-s2, d1 C-s2, d2 B1
bare Baustoffe
C-s3, d0 c-s3, d1 C-s3, d2

D-s1, d0 D-s1, d1 D-s1, d2 B= normal entflamm-


D D-s2, d0 D-s2, d1 D-s2, d2 B2 brennbare bare Baustoffe
D-s3, d0 D-s3, d1 D-s3, d2 Baustoffe
17
E normal entflamm-
E B2
E-d2 bare Baustoffe

leicht entflamm-
F keine Leistung festgestellt B3
bare Baustoffe
826 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

tens auf Grund genormter Brandversuche in Feu- Wenn eine günstigere Beurteilung im Einzelfall
erwiderstandsklassen mit Angabe der Feuerwi- möglich erscheint, neuere Erkenntnisse vorliegen
derstandsdauer in Minuten (F30, F60, F90, F120, oder wenn nicht genormte Teile verwendet wer-
F180) eingeteilt (Tab. 17.111). den sollen, ist eine Prüfung des Brandverhaltens
Kombinierte Klassifizierungen aus der Feuerwi- gemäß DIN 4102-1 bis -3 und DIN 4102-5 bis -7
derstandsdauer in Verbindung mit Festlegungen sowie DIN EN 1363, 1364 und 1365 erforderlich.
der Baustoffklasse sind möglich. So kann auch Prüfungen für die Einordnung von Bauteilen in
ein Bauteil wie z. B. eine Holzkonstruktion, das in bestimmte Feuerwiderstandsklassen erstrecken
wesentlichen (tragenden) Teilen aus brennbaren sich jeweils auf:
Baustoffen besteht (F90-BA) zulässig sein. tTemperaturmessung an und hinter (auf der
In DIN 4102-4 sind klassifizierte und genormte feuerabgewandten Seite) dem Prüfkörper,
Baustoffe und Bauteile in die jeweils zutreffenden tdie Prüfung der Rauch- und Qualmdichtigkeit,
Baustoff- bzw. Feuerwiderstandsklassen einge- tdie statische Standfestigkeit,
ordnet. Für alle „klassifizierten“ Baustoffe, Bau-
teile und Sonderbauteile, die hier erfasst sind, tdas Verhalten beim Auftreffen von Löschwas-
gilt der Nachweis des Brandverhaltens als er- ser,
bracht. tdie Entwicklung giftiger Gase.

Tabelle 17.111 Klassifizierung von Bauteilen entsprechend DIN 4102 Teil 2, Tabelle 2, gezeigt am Beispiel für die
Feuerwiderstandsklasse F90

Baustoffklasse Benennung
nach DIN 4102 Teil 1
F-Klasse Kurzbezeichnung
wesentliche übrige Bauteile der …
Teile 1) Bestandteile

B B Feuerwiderstandsklasse F 90 F 90-B

Feuerwiderstandsklasse F 90 und in den


F 90 A B wesentlichen Bestandteilen aus nicht F 90-AB
brennbaren Baustoffen 1)

Feuerwiderstandsklasse F 90 und aus


A A F 90-A
nicht brennbaren Baustoffen
1) Zu den wesentlichen Teilen gehören:
a) alle tragenden oder aussteifenden Teile, bei nicht tragenden Bauteilen auch die Bauteile, die deren Standsicherheit
bewirken (z. B. Rahmenkonstruktionen von nicht tragenden Wänden),
b) bei raumabschließenden Bauteilen eine in Bauteilebene durchgehende Schicht, die bei der Prüfung nach dieser Norm
nicht zerstört werden darf. Bei Decken muss diese Schicht eine Gesamtdicke von mindestens 50 mm besitzen; Hohl-
räume im Innern dieser Schicht sind zulässig.

Tabelle 17.112 Feuerwiderstandsklassen W, T und G gemäß DIN 4102-3 und 5

Bauteil Feuerwiderstandsklasse vgl. DIN 4102

für nichttragende Außenwände, Brüstungen, W30 bis W180 Teil 3


Feuerschürzen o. Ä.

Türen (Feuerschutzabschlüsse) T30 bis T180 Teil 5


17 Verglasungen G30 bis G180 Teil 5

Bei der Kennzeichnung aller Bauteile ist die Angabe für die Bauteilklassen (Feuerwiderstandsklassen) und die Baustoffklassen
(Brennbarkeitsklassen) zu koppeln.
Beispiel Ein Bauteil, das in allen Teilen aus Baustoffen der Baustoffklasse A besteht und der Feuerwiderstandsklasse F90
entspricht, wird z. B. mit F90-A bezeichnet. Die Bezeichnung z. B. F90 BA bedeutet, dass ein Bauteil die Feuerwider-
standsklasse F90 aufweist und in seinen wesentlichen, z. B. tragenden Teilen aus brennbaren Baustoffen besteht,
die mit nicht brennbaren Baustoffen ummantelt sind.
17.7 Baulicher Brandschutz 827

Tabelle 17.113 Zuordnung der bauaufsichtlichen Benennungen und der Benennungen nach DIN 4102 Teil 2 für Bauteile

Bauaufsichtliche Benennung Benennung nach DIN 4102 Teil 2 Kurzbezeichnung

feuerhemmend Feuerwiderstandsklasse F 30 F 30

feuerhemmend und in den tragenden Teilen Feuerwiderstandsklasse F 30 und in den wesent-


F 30-AB
aus nicht brennbaren Baustoffen lichen Teilen aus nicht brennbaren Baustoffen

feuerhemmend und aus nicht brennbaren Feuerwiderstandsklasse F 30 und aus nicht


F 30-A
Baustoffen brennbaren Baustoffen

Feuerwiderstandsklasse F 90 und in wesentlichen


feuerbeständig F 90-AB
Teilen aus nicht brennbaren Baustoffen

feuerbeständig und aus nicht brennbaren Feuerwiderstandsklasse F 90 und aus nicht


F 90-A
Baustoffen brennbaren Baustoffen

Für nicht tragende Außenwände und Brüstun- fentlichung der Bauregelliste 2002/1 in das deut-
gen, Türen, Rollläden und Tore (Feuerschutzab- sche Baurecht erstmalig eingeführt worden. Die
schlüsse) und Verglasungen gelten die Feuerwi- europäische Norm DIN EN 13 501 (Tab. 17.114)
derstandsklassen W, T und G (Tab. 17.112). wird für eine Übergangsfrist gleichwertig und al-
In den einzelnen Bundesländern wird in den Er- ternativ zu den Festlegungen der DIN 4102-1 gül-
lassen zur Einführung der DIN 4102 in den bau- tig sein. Sie stellt eine wesentlich größere Vielfalt
aufsichtlichen Bestimmungen festgelegt, welche von Klassen und Kombinationen zur Verfügung.
Feuerwiderstandsklassen den Begriffen (z. B. „feu- Prüfungen und Leistungskriterien werden für ff.
erbeständig (F90)“, „hochfeuerhemmend (F60)“ Bauteile festgelegt:
und feuerhemmend (F30)) entsprechen. Einheit- ttragende Bauteile (Wände, Decken, Dächer,
lich ist dabei festgelegt, dass die Feuerwider- Balken, Stützen, Balkone, Treppen, offene Gän-
standsklasse F90 dem Begriff „feuerbeständig“ ge) ohne raumabschließende Funktion
entspricht. Es ist ferner festgelegt, dass Bauteile, ttragende Bauteile mit raumabschließenden
bei denen statisch wesentliche Bestandteile aus Funktionen (Wände, Decken, Dächer und Dop-
brennbaren Baustoffen (Baustoffklasse B) beste- pelböden)
hen, nicht als „feuerbeständig“ angesehen wer- tSysteme und Produkte zum Schutz von tra-
den (Tab. 17.113). genden Bauteilen oder Bauwerksteilen (Unter-
decken, Brandschutzbeschichtungen, Beklei-
Europäisches Klassifizierungssystem. Das eu- dungen usw.)
ropäische Klassifizierungssystem ist mit Veröf-

Tabelle 17.114 Europäische Klassifizierung des Feuerwiderstandes nach DIN EN 13 501-1 und -2
Kurzzeichen Leistungs-Kriterien Anwendungsbereich
R (min)1) Tragfähigkeit (Résistance) Beschreibung
der Feuerwiderstandsfähigkeit
E (min)1) Raumabschluss (Étanchéité)
I (min)1) Wärmedämmung (Isolation) bei Brandeinwirkung
W (min)1) Begrenzung des Strahlendurchtritts (Radiation)
M Stoßbeanspruchung (Mechanical)
S Rauchdichtheit (Smoke) Rauchschutztüren, Lüftungsanlagen
17
einschl. Klappen
C Selbstabschließend (Closing) bei Brandfall Rauchschutztüren, Feuerschutzabschlüsse
einschl. Förderanlagen
K (min)1) Brandschutzfunktion Brandschutzbekleidung
1) Minutenangaben, 10, 15, 20, 30, 45, 60, 90, 120, 180, 240, 360
828 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Tabelle 17.115 Bezeichnung der Feuerwiderstandsklassen nach DIN 4102 (in Klammern) und DIN EN 13 501
Auszug aus der Bauregelliste A, Teil 1, Anlage 0 1.2, Ausgabe 2002/1
Bauauf- Tragende Bauteile nicht nicht Doppel- Unter- Brandschutz- Selbstschließende
sichtliche ohne mit tragende tragende böden decken2) türen Rauchschutztüren
Bezeichnung 1)
Außenwände Innenwände + -tore + -tore
Raumabschluss
feuer- R 30 REI 30 E 30 EI 30 REI 30 EI 30 El2 30 CS200
hemmend (F 30) (F 30) (W 30) (F 30) (T 30) (T 30 RS)
hochfeuer- R 60 REI 60 E 60 EI 60 – EI 60 El2 60 CS200
beständig (F 60) (F 60) (W 60) (F 60) (T 60) (T 60 RS)
feuer- R 90 REI 90 E 90 EI 90 – EI 90
beständig (F 90) (F 90) (W 90) (F 90)
Feuerwider- R 120 REI 120 – – – –
standsdauer (F 120) (F 120)
120 Minuten
Brandwand – REI-M 90 – El-M 90 – –
1) mit zusätzlicher Angabe der Richtung der Feuerwiderstandsdauer i → 0 oder i ← 0 (in – out)
2) mit zusätzlicher Angabe der Richtung der Feuerwiderstandsdauer a ↔ b (above – below)

tnicht tragende Bauteile oder Bauwerksteile mit Brandschutzverglasungen gelten nach europäi-
oder ohne Verglasungen (Außenwände, vorge- schem Recht nicht als eigenständige, feuerwider-
hängte Fassaden, Trennwände, Unterdecken, standsfähige Bauteile, sondern werden jeweils
Feuerschutzabschlüsse und -türen auch bei als Teil der Wand oder Decke angesehen und
Förderanlagen, Rauchschutztüren, Abschottun- sind genauso wie diese Bauteile zu klassifizieren.
gen von Durchführung, Bauteilfugen, Installa-
tionskanäle und -schächte) Gebäudeklassen/Gebäudearten
tBrandschutz technisch wirksame Bekleidungen Die bauordnungsrechtlichen Festlegungen von
von Decken und Wänden Anforderungen zum Brandschutz werden in
tProdukte für haustechnische Anlagen Deutschland wesentlich durch die Einteilung von

Tabelle 17.116 Gebäudeklassen gemäß Musterbauordnung (MBO)

Gebäudeklasse 1a) Gebäudeklasse 3


Frei stehende Gebäude mit einer Höhe1) bis zu 7 m und sonstige Gebäude mit einer Höhe bis zu 7 m
nicht mehr als zwei Nutzungseinheiten von insgesamt
nicht mehr als 400 m2 Gebäudeklasse 4
Gebäude mit einer Höhe bis zu 13 m und Nutzungs-
Gebäudeklasse 1b) einheiten mit jeweils nicht mehr als 400 m2
freistehende land- oder forstwirtschaftlich genutzte
Gebäude Gebäudeklasse 5
sonstige Gebäude einschließlich unterirdischer Gebäude
Gebäudeklasse 2
Gebäude mit einer Höhe bis zu 7 m und nicht mehr als zwei Sonderbauten2)
Nutzungseinheiten von insgesamt nicht mehr als 400 m2 sind Anlagen und Räume besonderer Art oder Nutzung

1) Höhe im Sinne des Satzes 1 ist das Maß der Fußbodenoberkante des höchstgelegenen Geschosses, in dem ein Aufent-
haltsraum möglich ist, über der Geländeoberfläche im Mittel. Die Grundflächen der Nutzungseinheiten im Sinne dieses
Gesetzes sind die Brutto-Grundflächen; bei der Berechnung der Brutto-Grundflächen nach Satz 1 bleiben Flächen in Kel-
17 2)
lergeschossen außer Betracht.
Sonderbauten sind Anlagen und Räume besonderer Art und Nutzung, z. B. Hochhäuser mit einer Höhe von mehr als 22
m, bauliche Anlagen mit einer Höhe von mehr als 30 m, Gebäude mit mehr als 1600 m2 Grundfläche des Geschosses mit
der größte Ausdehnung, Verkaufsstätten mit mehr als 800 m2, Büro und Verwaltungsgebäude mit Einzelräumen größer
gleich 400 m2, Gebäude mit Räumen, die einzelnen für die Nutzung von mehr als 100 Personen bestimmt sind, Versamm-
lungsstätten für mehr als 200 Besucher, Schank- und Speisegaststätten, Beherbergungsstätten mit mehr als 12 Betten,
Krankenhäuser, Pflegeheime und Heime, Tageseinrichtungen für Kinder, Behinderte und alte Menschen, Schulen, Hoch-
schulen und ähnliche Einrichtungen, Justizvollzugsanstalten usw.
Für Sonderbauten können im Einzelfall zur Verwirklichung des baulichen Brandschutzes je nach Art und Nutzung beson-
dere Anforderungen gestellt oder auch Erleichterungen gewährt werden.
17.7 Baulicher Brandschutz 829

Gebäuden in Gebäudeklassen bestimmt. Hierbei in der Musterbauordnung gemäß Tabelle 17.117


ist die jeweilige Höhe der Fußbodenoberkante in festgelegt.
Bezug zu den anschließenden Geländehöhen zur
Sicherstellung der Rettungsmöglichkeiten durch Mindestabmessungen tragender, nicht tragen-
die Feuerwehren maßgeblich. Beispielhaft die- der und raumabschließender Wände bzw. Pfeiler
nen die Bestimmungen der Musterbauordnung im Hinblick auf den erforderlichen Brandschutz
(11/2002) gem. Tabelle 17.116. Die auf der Mus- für Ausführungen aus bewehrtem Normal- oder
terbauordnung (MBO) beruhenden Landesbau- Leichtbeton und für Mauerwerk aus den ver-
ordnungen können geringfügige Unterschiede schiedenen in Frage kommenden Steinarten
aufweisen. Eine Prüfung der ggf. abweichenden werden in DIN 4102-4 in ausführlichen Tabellen
Regelungen in den LBO’s ist erforderlich. festgelegt.
Einige Landesbauordnungen unterscheiden Ge- Die mit den jeweiligen Wanddicken erreichbaren
bäudearten nach „Gebäuden geringer Höhe“, Feuerwiderstandsklassen F30-A bis F180-A sind
„Gebäuden mittlerer Höhe“ und Hochhäusern. dabei abhängig von dem Ausnutzungsfaktor α
(Verhältnis der vorhandenen Beanspruchung zu
zulässiger Beanspruchung nach DIN 1045).
17.7.3 Bauliche
Brandschutzmaßnahmen Brandabschnitte
Anforderungen an das Brandverhalten von tra- Als Abschluss von Gebäuden (Gebäudeabschluss-
genden Wänden, Unterstützungen, Außenwän- wand) sowie in ausgedehnten Bauwerken muss
den und Trennwänden sowie an Decken3) sind der Ausbreitung eines Brandes durch Untertei-

Tabelle 17.117 Anforderungen an tragende und aussteifende Bauteile gemäß MBO für die Gebäudeklasse (GK)
GK 1 GK 2 GK 3 GK 4 GK 5
1.1 Wände mit Stützen4) F0 F 30 F 30 F 60 F 90
1.2 in Kellergeschossen F 30 F 30 F 90 F 90 F 90
2. Decken5) zwischen Geschossen4) F0 F 30 F 30 F 60 F 90
in Kellergeschossen F 30 F 30 F 90 F 90 F 90
3. Brandwände F 60 A F 60 A F 60 A F 60 A F 90 A
4. Gebäudeabschlusswände von innen ≥ F 30 A F 30 A F 30 A – –
nach außen6)
5. notwendige Treppen, keine keine F 30 A F 30 A
tragende Bauteile Anforderung Anforderung oder A
Außentreppen A A A
6. Wände notwendiger Treppenräume keine keine F 30 F 60 Brand-
und Ausgänge ins Freie Anforderung Anforderung wände
7. Decken notwendiger Treppenräume Feuerwiderstandsdauer der Decken des Gebäudes mit Ausnahme des
Dachabschlusses
Dächer notwendiger Treppenräume keine Anforderungen
3) Unterdecken als Brandschutz s. Abschn. 14.2.3
4) Gilt für Geschosse im Dachraum nur, wenn darüber noch Aufenthaltsräume möglich sind. Gilt nicht für Balkone, ausge-
nommen offene Gänge, die als notwendige Flure dienen.
17
5) Unter und über Räumen mit Explosion- und erhöhter Brandgefahr müssen Decken feuerbeständig sein, ausgenommen
in Wohngebäuden der GK 1 und zwischen landwirtschaftlich genutztem Teil und Wohnteil eines Gebäudes. Öffnungen in
Decken, für die eine Feuerwiderstandsfähigkeit vorgeschrieben ist sind nur in den Gebäuden der GK 1und 2 sowie inner-
halb derselben Nutzungseinheit mit nicht mehr als 400 m2 in nicht mehr als zwei Geschossen zulässig.
6) Die von innen nach außen die Feuerwiderstandsfähigkeit der tragenden und aussteifenden Teile des Gebäudes haben,
mindestens jedoch feuerhemmend sind und von außen nach innen die Feuerwiderstandsfähigkeit feuerbeständiger
Bauteile haben.
830 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

>5 >5

>5

>
5

>5
>5
17.118a 17.118b

17.118 Brandabschnitte
a) Brandabschnitte zwischen verschieden hohen Gebäuden (Schnitte)
b) Brandwände an einspringenden Gebäudeecken (Grundrisse)

lung in horizontale und vertikale Brandabschnitte Sie müssen auch unter zusätzlicher mechani-
entgegengewirkt werden. Die Unterteilung ist in scher Beanspruchung (Stoßbelastungen durch
der Regel durch Massivdecken oder Wände der herabfallende Bauteile) feuerbeständig sein. Sie
Feuerwiderstandsklasse F90-A („Brandwände“) werden zur Ausbildung von Brandabschnitten
vorzunehmen. Die Unterteilungen der Brandab- von Gebäuden oder Gebäudeteilen sowie als Ge-
schnitte müssen den Durchgang des Feuers ver- bäudeabschluss- und Gebäudetrennwänden zum
hindern und so wärmedämmend sein, dass sich Nachbarschutz ausgeführt. Sie sind in DIN 4102-3
Stoffe nicht entzünden können, die auf der dem klassifiziert und gemäß MBO vorgeschrieben:
Feuer abgekehrten Seite eingebaut sind oder la- tAls Gebäudeabschlusswand an Grundstücks-
gern. grenzen, bei Grenzabständen von weniger als
Horizontal ausgedehnte Gebäude müssen i. d. R. 2,50 m oder wenn Gebäudeabstände von weni-
in Abständen von höchstens 40 m durch innere ger als 5 m vorhanden oder möglich sind.
Brandwände in Teilflächen von ≤ 1600 m2 (land- tInnerhalb ausgedehnter Gebäude in Abstän-
wirtschaftlich genutzte Gebäude ≤ 10 000 m3) als den von höchstens 40 m (Ausnahmen sind
Brandabschnitte unterteilt werden. möglich).
Auch unmittelbar aneinander angrenzende Ge- tZwischen Wohngebäuden und landwirtschaft-
bäude unterschiedlicher Höhe oder Nutzungsart lichen Betriebsgebäuden und zur Unterteilung
sind durch Brandabschnitte zu sichern. Für die innerhalb ausgedehnter landwirtschaftlich ge-
Ausführung sind in Bild 17.118 einige Beispiele nutzter Gebäude in Brandabschnitte von nicht
17 gezeigt. mehr als 10 000 m3.
tBei Gebäudeecken ≤ 120 Grad muss der Ab-
Brandwände stand von der inneren Ecke mindestens 5 m
betragen (Bild 17.118b) oder mindestens eine
Brandwände sind feuerbeständige Wände aus Außenwand muss auf 5 m Länge als öffnungs-
nichtbrennbaren Baustoffen (F90-A) und dürfen lose, feuerbeständige Wand aus nicht brennba-
bei Brand ihre Standsicherheit nicht verlieren. ren Baustoffen (F90-A) bestehen.
17.7 Baulicher Brandschutz 831

17.119
Brandwände
a) versetzte Brandwand
b) Brandwand mit Schleuse
c) versetzte Außenwand
1 Decke F 90 A
1 2 1 2 3 3 2 Türen/Tore > T 90
3 Versatz in der
17.119a 17.119b 17.119c Außenwand

Brandwände sind in der Regel ohne Versatz durch Nutzungsbedingt notwendige Verglasungen in
alle Geschosse hochzuführen. Sie dürfen aus- Ausführung G90 (z. B. auch Glas-Brandschutzstei-
nahmsweise geschossweise versetzt sein, wenn ne ≥ F90-A, s. a. Abschn. 6.10.2.4) können zuge-
die unterstützenden Bauteile sowie die verbin- lassen werden.
denden Geschossdecken ohne Öffnungen in Leitungen dürfen nur dann durch Brandwände
F90-A ausgeführt werden (Bild 17.119a und b). geführt werden, wenn besondere Vorkehrungen
Bei versetzten Außenwänden müssen die Wand- gegen Feuer- und Rauchübertragung getroffen
bereiche in dem Geschoss darüber und darunter werden (s. Bild 17.128).
in der Breite eines Versatzes feuerbeständig aus-
gebildet werden (Bild 17.119c). Öffnungen im Be- Nichttragende Brandwände können für Ab-
reich eines Versatzes von Außenwänden sind so schottungen von Versorgungsschächten u. Ä.
anzuordnen oder andere Vorkehrungen sind so aus mehrlagig eingebrachten Brandschutzplat-
zu treffen, dass eine Brandausbreitung in andere ten (z. B. 2 x 20 mm Promatect H®) ausgeführt
Brandabschnitte nicht zu befürchten ist. werden. Auch Trockenbau-Montagewände mit
Brandwände sind ≥ 30 cm über die Bedachung C-Profilen, Bekleidungen mit Brandschutzplatten
zu führen. Alternativ kann eine in Höhe der Dach- und Kernen aus nicht brennbaren Mineralwol-
haut beiderseitig 50 cm auskragende feuerbe- leplatten können als F90-A-Brandwände herge-
ständig Platte aus nicht brennbaren Baustoffen stellt werden (vgl. Abschn. 6.10.3).
vorgesehen werden. Bei Gebäuden der Gebäude-
klassen 1 bis 3 sind Brandwände mindestens bis Trennwände. Zur weiteren Vorbeugung einer
unter die Dachhaut zu führen und verbleibende Brandausbreitung werden innerhalb von
Hohlräume vollständig mit nicht brennbaren Brandabschnitten weitere Unterteilungen durch
Baustoffen auszufüllen. Trennwände und auch -decken gefordert, die
Bauteile aus brennbaren Baustoffen (z. B. auch ausreichend lange standsicher und widerstands-
Dachlatten) dürfen Brandwände nicht über- fähig gegen Brandausbreitung sein müssen.
brücken. Stahl- oder Holzträger und -stützen, Trennwände sind erforderlich:
Schornsteine und Schlitze dürfen in Brandwände tzwischen Nutzungseinheiten1) und sowie zwi-
nur so tief eingreifen, dass die Wände auch im schen Nutzungseinheiten und anders genutz-
verbleibenden Querschnitt den Anforderungen ten Räumen, ausgenommen notwendigen Flu-
F90 entsprechen. ren,
Außenwandkonstruktionen mit Luftschichten tzum Abschluss von Räumen mit Explosions-
(hinterlüftete Außenwandbekleidungen oder oder erhöhter Brandgefahr,
Doppelfassaden), die eine seitliche Brandausbrei- tzwischen Aufenthaltsräumen und anders ge-
tung begünstigen können, dürfen ohne beson- nutzten Räumen im Kellergeschoss.
dere Vorkehrungen (Abschottungen) nicht über
Brandwände hinweg geführt werden.
Waagerechte und schräge Schlitze sind in Brand- 1)

wänden unzulässig.
Eine Nutzungseinheit ist eine geschossweise abge-
grenzte Nutzfläche einer Wohnung oder Büro- oder 17
Verwaltungsnutzung. Jede Wohnung kann als einzelne
Öffnungen in Brandwänden sind im Allge- Nutzungseinheit betrachtet werden, in der keine weite-
meinen nicht zulässig. Sie können jedoch zu- ren Abschnittsbildungen gefordert werden. Räume mit
gelassen werden, wenn dicht- und selbstschlie- erhöhter Brand- oder Explosionsgefahr innerhalb einer
ßende feuerbeständige Abschlüsse (T90) oder Nutzungseinheit wie z. B. Kopier- oder Serverräume in
Verwaltungsgebäuden oder auch Technik- oder Brenn-
Brandschutzschleusen eingebaut werden (Bild stofflageräume im Kellergeschossen müssen brand-
17.119b). schutztechnisch abgeschottet werden.
832 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Trennwände mit besonderen Anforderungen. tbrennbare Fugenabdichtungen und Dämm-


Einige Versicherer stellen zur baulichen Tren- stoffe in nicht brennbaren Profilen,
nung innerhalb von Gebäudegruppen und -anla- tLichtkuppeln und Oberlichter in Wohngebäu-
gen höhere Anforderungen an Brandwände, um den,
brandschutztechnisch unabhängige Gefahren- tEingangsüberdachungen und Vordächer aus
bereiche abzugrenzen. Diese Wände müssen aus nicht brennbaren Baustoffen und
nicht brennbaren Baustoffen bestehen und 180
Minuten ihre Tragfähigkeit und raumabschlie- tEingangsüberdachungen aus brennbaren Bau-
ßende Funktion erhalten und 50 cm über Dach stoffen bei Eingängen zu Wohnungen.
geführt werden.
Dachüberstände, -gesimse und -aufbauten, Glas-
Innenwände. Brandschutzanforderungen an dächer, Oberlichte und Öffnungen müssen von
Innenwände werden je nach Funktion (raumab- Brandwänden oder von Wänden, die anstelle von
schießend, nicht raumabschließend, tragend, Brandwänden zulässig sind, mindestens 1,25 m
nicht tragend) bei Massivwänden mit den erfor- entfernt sein.
derlichen Dicken und bei Gerippewände mit ihrer Dächer von traufseitig aneinander gebauten Ge-
Unterkonstrktion und Bekleidungsart und -dicke bäuden müssen für eine Brandbeanspruchung
gemäß DIN 4102-4 erfüllt. von innen nach außen feuerhemmend (F30) aus-
gebildet sein. Öffnungen in diesen Dächern müs-
Außenwände, Brüstungen und Schürzen. Tra- sen waagerecht gemessen ≥ 2 m von der Brand-
gende oder nicht tragende Außenwände werden wand oder der Wand, die anstelle der Brandwand
wie Innenwände betrachtet. Nicht tragende und zulässig ist, entfernt sein.
auch nicht raumabschließende Brüstungen und Dächer von Gebäudeteilen, die an Außenwände
Schürzen in Außenwänden erfüllen vielfach auch mit Fenstern oder ohne Feuerwiderstandsfähig-
Brandschutzaufgaben. Zur Verhinderung des keit anschließen, sind im Abstand von 5 m min-
Feuerüberschlages fordern die bauaufsichtlichen destens so feuerwiderstandsfähig auszuführen
Vorschriften, dass Außenwände in regelmäßigen wie die Decken des anschließenden Gebäudes
Abständen feuerwiderstandsfähig ausgebildet (Bild 17.118a). Das gilt nicht für Anbauten an
werden (Feuerüberschlagsweg aus Deckenrand, Wohngebäude der GK 1 bis 3.
Sturz und Brüstung min. 1 m). Der Feuerüber-
schlag kann auch durch auskragende Decken, Flachdächer aus Trapezblechprofilen haben
Fluchtbalkone oder Sonnenschutzanlagen ver- sich im Brandfall vielfach als sehr problematisch
hindert werden. Anforderungen an nicht tragen- gezeigt. Durch die Hohlräume der Trapezbleche
de Außenwände – somit auch an Brüstungen und kommt es zu rascher Hitzeausbreitung, und auf-
Schürzen – sind in DIN 4102-3 festgelegt (W30 bis liegende Wärmedämmungen aus Schaumstof-
W 180-Klassifizierung). fen zersetzen sich oder können ebenso wie die
Dachabdichtungen in Brand geraten. Durch die
Dächer damit verbundene enorme Hitzeentwicklung ver-
liert das Trapezblech seine Tragfähigkeit, und das
Die Dachhaut muss in der Regel gegen Flugfeu-
Dach stürzt ein. Ausreichender Feuerwiderstand
er und strahlende Wärme widerstandsfähig sein
war bislang nur durch aufwändige unterseitige
(„harte Bedachung“). Bedachungen, die diese
Bekleidungen mit Gipskartonplatten (GKF) oder
Anforderungen nicht erfüllen („weiche Beda-
Brandschutzplatten zu erreichen.
chung“), sind bei Gebäuden der Gebäudeklassen
1 bis 3 unter Einhaltung erhöhter, verschieden Als interessante Alternative für Brandschutz F30
großer Abstände zur Grundstücksgrenze sowie wurde ein neuartiges Verfahren entwickelt, bei
untereinander zulässig. dem in die Hohlräume der Trapezbleche Schläu-
che mit einer Brandschutzmasse gelegt werden,
Die Regelungen gelten nicht für:
in der Wasser gebunden ist. Im Brandfall schäumt
17 tbegrünte Bedachungen, wenn eine Brandent- die Masse auf und setzt das gebundene Wasser
stehung und Brandbeanspruchung von außen zur Kühlung der Bleche frei.
nicht zu befürchten ist,
Zusätzlicher Brandschutz ergibt sich durch die
tLicht durchlässige Bedachungen aus nicht Verwendung spezieller Wärmeschutz-Verbund-
brennbaren Baustoffen, platten.
tLicht durchlässige Teilflächen aus brennbaren
Baustoffen innerhalb harter Bedachungen,
17.7 Baulicher Brandschutz 833

Rettungswege treppen von höchstens zwei Geschossen inner-


halb derselben Nutzungseinheit mit insgesamt
Es wird zwischen erstem (baulichem) und zwei- nicht mehr als 200 m2, wenn in jedem Geschoss
tem Rettungsweg unterschieden. Jede Nutzungs- ein anderer Rettungsweg erreicht werden kann
einheit mit mindestens einem Aufenthaltsraum (Maisonettwohnung).
muss in jedem Geschoss mindestens zwei von-
einander unabhängige Rettungswege ins Freie Die tragenden Teile notwendiger Treppen müs-
haben. Beide Rettungswege dürfen jedoch inner- sen bei Gebäuden der Gebäudeklasse 5 aus nicht
halb eines Geschosses über denselben notwendi- brennbaren Baustoffen und mindestens feuer-
gen Flur führen. hemmend ausgeführt sein. Bei Gebäuden der
GK 4 müssen sie aus nicht brennbaren Baustof-
Ebenerdige Gebäude verfügen über horizontale fen, bei der GK 3 feuerhemmend oder aus nicht
Rettungswege (notwendiger Flur), bei mehrge- brennbaren Baustoffen hergestellt sein (Tab.
schossigen Gebäuden kommt ein vertikaler Ret- 17.117).
tungsweg als notwendige Treppe hinzu.
Die nutzbare Breite notwendiger Treppenläufe
Für Nutzungseinheiten, die nicht zu ebener Erde einschließlich deren Proteste muss für den größ-
liegen, muss der erste Rettungsweg über eine ten zu erwartenden Verkehr ausreichen (DIN
notwendige Treppe führen. Der zweite Rettungs- 18 065 und Abschn. 4.1.2 in Teil 2 dieses Werkes).
wege kann eine weitere notwendige Treppe,
oder eine von Rettungsgeräten der Feuerwehr
erreichbare Stelle der Nutzungseinheit sein. Die Treppenräume
MBO unterscheidet den Einsatz von tragbaren Jede notwendige Treppe muss in einem eigenen,
Leitern (Brüstungshöhe max. 8 m) oder Hubret- durchgehenden Treppenraum liegen (notwen-
tungsgeräten (Brüstungshöhe max. 23 m) der diger Treppenraum). Notwendige Treppen ohne
Feuerwehr. Wenn der Einsatz von Rettungsge- eigenen Treppenraum sind zulässig in Gebäuden
räten der Feuerwehr aufgrund der Vielzahl von der GK 1 und 2 sowie in Maisonettwohnungen
Personen (Versammlungsstätten) oder einge- und als Außentreppen.
schränkt beweglichen Personen (z. B. Altenhei-
me) zu langwierig ist, kann in der Regel ein zwei- Jeder notwendige Treppenraum muss i. d. R. an
ter baulicher Rettungswege gefordert werden. einer Außenwand (außen liegender Treppen-
raum) liegen und einen unmittelbaren Ausgang
Ein zweiter Rettungswege ist nur dann nicht er- ins Freie haben. Über vorgeschriebene Fenster
forderlich, wenn die Rettung über einen sicher (≥ 0,5 m2 in jedem oberirdischen Geschoss) kön-
erreichbaren Treppenraum (Sicherheitstreppen- nen Anforderungen zur Belüftung, Entrauchung
raum) erfolgen kann. Die – insbesondere für und Belichtung erfüllt werden.
Hochhäuser notwendigen – sog. „Sicherheits-
treppen“ dürfen z. B. nur über mit der Außenluft Innen liegende notwendige Treppenräume sind
verbundene, loggienartige Zugänge erreichbar dann zulässig, wenn an den oberen Abschlüs-
sein, um dem Eindringen von Rauch und dem sen der Treppenräume Rauchabzugseinrichtun-
Feuerüberschlag zwischen den Geschossen ent- gen vorgesehen werden, die vom Erdgeschoss
gegenzuwirken. und vom obersten Treppenabsatz aus bedient
werden können (> 1 m2). Gleiches gilt für Trep-
penräume in Gebäuden mit mehr als 13 m Höhe
Treppen (GK 5).
Nicht ebenerdig gelegene Gebäudeteile bzw. Führt ein Ausgang eines notwendigen Treppen-
Geschosse sowie der benutzbare Dachraum müs- raumes nicht unmittelbar ins Freie, muss der
sen über mindestens eine Treppe (notwendige Raum zwischen Treppenraum und Ausgang ins
Treppe) oder flach geneigte Rampe erreichbar Freie mindestens so breit sein wie die dazuge-
sein. Einschiebbare Treppen und Leitern sind nur hörigen Treppenläufe. An die Wände werden
in Gebäuden der Gebäudeklasse 1 und 2 als Zu- die gleichen Anforderungen gestellt wie an die
gang zu Dachräumen oder sonstigen Bereichen Wände des Treppenraumes. Öffnungen sind nur 17
ohne Aufenthaltsräume zulässig). Notwendige zu notwendigen Fluren zulässig sowie dicht und
Treppen sind durchgängig in einem Zuge zu al- selbst schließend abzuschließen.
len angeschlossenen Geschossen zu führen und Notwendige Treppenräume müssen von jeder
müssen mit Treppen zum Dachraum unmittelbar Stelle eines Aufenthaltsraumes sowie eines Kel-
verbunden sein. Dies gilt nicht für Treppen in den lergeschosses auf kürzesten Wegen in ≤ 35 m
Gebäudeklassen 1 bis 3 sowie für Verbindungs- Entfernung (Lauflinie, nicht Luftlinie) erreichbar
834 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

sein, direkt ins Freie führen und gegen Verqual- pendecken u. a. m. und auch Holzbalkendecken
men (z. B. durch fernbedienbare Rauch- und (vgl. Abschn. 10) sind hinsichtlich ihrer Feuerwi-
Wärmeabzugsanlagen (RWA), Brandabschnitte) derstandsklassen in DIN 4102-4 klassifiziert (Tab.
gesichert sein. Übereinander liegende Kellerge- 17.115).
schosse erfordern mindestens zwei Ausgänge in Erforderliche Brandschutzmaßnahmen für De-
notwendigen Treppenräumen oder Ausgänge cken aus Trapezblechen sind jeweils auf den
direkt ins Freie. Einzelfall abzustimmen. Die Darstellung der zahl-
Mehrere notwendige Treppenräume sind mög- reichen Probleme und Lösungsmöglichkeiten
lichst entgegengesetzt liegend so anzuordnen, würde jedoch den Rahmen dieses Werkes spren-
dass Rettungswege möglichst kurz sind. gen (vgl. Trapezbleche in Dächern).
Bekleidungen, Putze, sowie Materialien des Aus-
baus müssen aus nicht brennbaren Baustoffen Schornsteine
bestehen, Wände und Decken aus brennbaren
Baustoffen erfordern eine Bekleidung aus nicht Schornsteine müssen gegenüber allen brennba-
brennbaren Baustoffen in ausreichender Dicke. ren Bauteilen einen ausreichenden Sicherheits-
Bodenbeläge sind mindestens aus schwer ent- abstand haben. Der Mindestabstand hölzerner
flammbaren Baustoffen (B1 gem. DIN 4102-1) Bauteile wie Deckenbalken und Dachsparren von
vorzusehen. Rauchrohren und Abgasrohren ist durch bauauf-
Weitergehende Bestimmungen für Treppen- sichtliche Bestimmungen vorgeschrieben. Die
räume bestehen für Öffnungen in Abhängigkeit gleichen Abstände gelten für Holzwolle-Leicht-
von den angrenzenden Nutzung, für Belüftung, bauplatten und vergleichbare Baustoffe (s. Ab-
Beleuchtung usw. und besondere Vorschriften schn. 3. 2. 4 in Teil 2 des Werkes).
gelten für Aufzugsanlagen sowie für Flure, die als
Rettungswege dienen. Hierfür muss auf weiter- Besondere Anforderungen
führende Literatur verwiesen werden.
Für Flure, die als Rettungswege dienen, für Hei-
zungsräume, für Lüftungs- und Klimaanlagen,
Notwendige Flure Installations- und Müllabwurfschächte u. Ä. sind
Notwendige Flure als horizontaler Teil des ers- teilweise umfangreiche spezielle Vorschriften zu
ten Rettungswesens zwischen Aufenthaltsraum beachten.
und dem notwendigen Treppenraum, oder die in Verschärfte Anforderungen an den Brandschutz
ebenerdigen Geschossen direkt ins Freie führen gelten für Gebäude, die durch ihre Nutzung (z. B.
müssen so angeordnet und ausgebildet werden, Geschäftshäuser, Lager, Schulen, Altersheime,
dass die Nutzung im Brandfall ausreichend lange Gaststätten, Versammlungsstätten, Garagen)
möglich ist. Sie sind innerhalb von Wohnungen oder durch ihre Bauweise (z. B. Hochhäuser,
und sonstigen Nutzungseinheiten mit mehr als Stahl- und Holzbauten) besondere Vorkehrungen
200 m2 und innerhalb von Büro- und Verwal- für die Brandbekämpfung und für Rettungsmaß-
tungsnutzungen mit mehr als 400 m2 erforder- nahmen nötig machen.
lich. Wände notwendiger Flure müssen i. d. R.
feuerhemmend, in Kellergeschossen, deren tra- Hochhäuser. In Hochhäusern (gem. Muster –
gende und aussteifende Bauteile feuerbeständig Hochhaus – Richtlinie – MHHR: Bauwerke, bei
sein müssen, ebenfalls feuerbeständig sein. Sie denen der Fußboden mindestens eines Auf-
sind bis zum Rohdecke zu führen. Sie dürfen bis enthaltsraumes mehr als 22 m über der Gelän-
an Unterdecken der Flure geführt werden, wenn deoberfläche liegt) müssen z. B. alle wesentlichen
die Unterdecken ebenfalls feuerhemmend sind. tragenden Bauteile die Feuerwiderstandsklasse
Zur Verhinderung einer unbegrenzten Rauch- ≥ F90 aufweisen. Neben Festlegungen für die
ausbreitung sind notwendige Flure durch rauch- Zugängigkeit für Feuerwehren, sicherheitstech-
17 dichte und selbst schließende Abschlüsse (Türen,
Tore) in Rauchabschnitte mit ≤ 30 m Länge zu
nische und technische Gebäudeausrüstungen
und Rettungswege sind erhöhte Anforderungen
unterteilen. an die Feuerwiderstandsklassen tragender und
aussteifender sowie raumabschließender Bautei-
le, Öffnungen und Abschlüsse, Dächer sowie Ein-
Decken
bauteile und Baustoffklassen von Baumaterialien
Decken aus Stahlbeton in allen in der Praxis gän- festgelegt.
gigen Ausführungsarten sowie Stahlstein-, Kap-
17.7 Baulicher Brandschutz 835

Notwendige, innen liegende Flure mit nur einer Bauteile aus Stahl
Fluchtrichtung dürfen nicht länger als 15 m sein.
Sie müssen zu einem Sicherheitstreppenraum, Stahlteile sind zwar nicht brennbar, verformen
einem notwendigen Flur mit zwei Fluchtrichtun- sich aber erheblich bei den Temperaturen, die
gen oder zu einem offenen Gang führen und sind bei Bränden auftreten können. Dabei verlieren
von diesen durch nicht abschließbare, rauchdich- sie nicht nur ihre Tragfähigkeit, sondern richten
te und selbst schließende Abschlüsse zu trennen. auch infolge von Verdrehungen und Verbiegun-
gen an benachbarten Bauteilen durch Zug und
Jedes Obergeschoss muss entweder durch 2 Schub schwere Schäden an.
voneinander unabhängige Treppenräume oder
durch ein Sicherheitstreppenraum verlassen wer- Maßgeblich für die brandschutztechnische
den können. Anstelle dessen ist bei Hochhäusern Bemessung von Stahlbauteilen sind die Quer-
bis 60 m Höhe auch ein Sicherheitstreppenraum1) schnittsabmessungen (Formfaktor U/A = Ver-
zulässig. Bei Gebäuden mit ≥ als 60 m Höhe sind hältnis von beflammtem Umfang zu der zu er-
alle notwendigen Treppenräume als Sicherheits- wärmenden Querschnittsfläche), der statische
treppenräume auszubilden. Ausnutzungsgrad α des Stahls sowie die häufig
erforderliche Beschichtung bzw. Bekleidung
(Ummantelung).
Zusammenfassung Brandschutzanforderungen können durch unge-
Im Hinblick auf den baulichen Brandschutz ist schützte Stahlbauteile kaum erfüllt werden (Aus-
festzuhalten: nahmen bei Verwendung sehr dicker Profile bei
Die im Einzelfall erforderlichen baulichen Brand- geringem statischem Ausnutzungsgrad).
schutzmaßnahmen können auf die Gesamtpla- Träger und Stützen aus Stahl (DIN 4102-4, Ab-
nung und die Kosten von Bauwerken erheblichen schn. 6) müssen vielfach mit Beton, Mauerwerk,
Einfluss haben. Sie müssen daher in jedem Falle Wandbauplatten oder Putz (s. Abschn. 9.9 in Teil
bereits in frühen Planungsphasen in ein mit den 2 dieses Werkes) als Dämmschichten ummantelt
Brandschutzbehörden abzustimmendes Brand- werden. Dämmschichten aus z. B. Beton (s. a. Ver-
schutzkonzept einfließen. bundbauweisen) oder Mauerwerk können dabei
gleichzeitig tragende bzw. aussteifende Funktio-
nen übernehmen. Hohlprofile können ausbeto-
niert oder in Sonderfällen durch Wasserfüllungen
17.7.4 Brandschutzmaßnahmen (Kühleffekt) geschützt werden.
für Bauteile Für höhere Beanspruchungen bis F180-A müssen
Stahlprofile durch Feuerschutz-Ummantelungen
Wie sich Bauteile im Brandfall verhalten ist ab- aus bewehrten Putzen, Gipskarton- oder speziel-
hängig von der Brandbeanspruchung (Wärme- len Brandschutzplatten ggf. in Verbindung mit
einwirkung bzw. Temperaturerhöhung in Folge Ausmauerungen geschützt werden. Die für Aus-
eines Normbrandes), der Erwärmung der Quer- führungen mit Putz in Frage kommenden Mate-
schnitte in Folge der Abmessungen (Masse und rialien und Mindestdicken ggf. in Verbindung mit
spezifische Oberfläche), einer gleichzeitig einwir- Ausmauerungen sind in DIN 4102-4, Tabelle 90 ff.
kenden mechanischen Beanspruchung (Sicher- festgelegt und für Unterzüge aus Stahlprofilen in
heit auch bei voller Belastung), den statischen Bild 17.120 schematisch gezeigt.
Belastungen sowie den temperaturabhängig ver- Ziel aller Maßnahmen ist es hierbei, die im Brand-
änderlichen Baustoffkennwerten (abnehmende fall drohende Erwärmung bis zur Erreichung der
Festigkeit bei Temperaturerhöhung). kritischen Stahltemperatur zu verhindern (ab ca.
400 °C Erreichung der Stahl-Fließgrenze in Ab-
hängigkeit von der Stahlsorte und der einwirken-
1) den Stahlspannung).
Außen liegende Sicherheitstreppenräume werden über
offene, im freien Luftstrom angeordnete Gänge erschlos- Die Dicke d der Ummantelungen ist abhängig 17
sen, über die Rauch ungehindert ins Freie abziehen kann. von der zu erreichenden Feuerwiderstandsklasse
Öffnungen in Wänden von Sicherheitstreppenräumen und dem Verhältnis U/A (Umfang/Querschnitts-
sind nur zu offenen Gängen und ins Freie zulässig. Innen
liegende Sicherheitstreppenräume werden über Vorräu- fläche) des Bauteiles.
me (Sicherheitsschleusen) erschlossen, in die Feuer und
Rauch nicht eindringen können. Öffnungen in den Wän-
den von Vorräumen sind nur zum Sicherheitstreppen-
raum sowie zu notwendigen Fluren zulässig.
836 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

17.120a 17.120b
17.120 Brandschutz für Stahlunterzüge (DIN 4102-4, Tab. 90 und 91)
a) Bekleidung mit Putz
b) Ausmauerung mit Putzbekleidung der Untergurte
1 Rippenstreckmetall mit Putz (MG PII oder IVa, b, c, 6 Schraubbefestigung
Vermiculite- oder Perlite-Mörtel) 7 Ausmauerung (Mauerziegel, Kalkstandstein,
2 Streckmetall oder Drahtgewebe Porenbeton, Bauplatten DIN 4165, Wandbauplatten
3 Abstandhalter (Ø > 5, 2–3 Stück je Breite) aus Leichtbeton oder Gips)
4 Bügel Ø > 5, a < 500)
5 Klemmbefestigung

17.121
Feuerschutzummantelungen
a) Ausführung nach DIN 4102-4, Tab. 92
b) Ausführung nach Unterlagen der
Firma Promat
1 Feuerschutzplatten (ein- und mehr-
lagig)
2 Schlitzbandeisen
3 Ankerhänger
4 verzinktes C-Blechprofil
5 Knagge
6 Stoßüberlappung 17.121a 17.121b

Berechnungsbeispiel: Vierseitig brandbeanspruchtes Pro- ist die gute Haftung des Putzes durch Putzträger
fil HE-M 200 bzw. IPBv 200 (z. B. Rippenstreckmetall, Drahtgewebe o. Ä.) und
Profilhöhe h = 200 mm; Profilbreite b = 206 mm; die gute Befestigung der Putzträger am Stahl.
Profilfläche A = 131 cm² DIN 4102-4 gibt für Normausführungen mit Putz-
U/A = (2h + 2b)/A = (2 × 200 + 2 × 206)/131 = 65 m–1. träger Hinweise (Bild 17.122a).
Die zur Erreichung der Feuersicherheitsklasse erforderliche Einzelne Hersteller bieten alternativ Spezial-
Bekleidungsdicke ist den Tabellen aus DIN 4102-4, Abschn. Brandschutzputze an (Mineralfaser-Spritzputze
6 zu entnehmen. Dabei ergibt sich z. B. nach Tab. 92 für
F90-A: 2 × 15 mm Gipskarton-Feuerschutzplatten GKF (DIN
mit Rohdichten zwischen 300 bis 400 kg/m3, Ver-
18 180) oder (nach Unterlagen der Firma Promat, ermittelt miculite-Spritzputze mit Rohdichten zwischen
auf Grund von Prüfungen gemäß DIN 4102) eine Beklei- 450 bis 850 kg/m3), mit denen Feuerwiderstands-
dung mit 15 mm Feuerschutzplatten Promatec®-H. dauern von bis zu F180 erreicht werden kön-
nen. Brandschutzputze können ohne Putzträger
Für Stahlstützen kommen neben Bekleidungen
17 mit GKF- oder Brandschutzplatten auch Um-
oder Spritzbewurf mittels Haftbrücken zwischen
Stahloberfläche und Putz auch auf Trapezblech-
mantelungen mit Putz oder Beton in Frage (Bild flächen aufgebracht werden. Sickengefüllte Tra-
17.122). pezblechdecken mit min. 5 cm Aufbeton können
bereits mit 10 mm Spezialspritzputz F60-A, mit
Bekleidungen aus Putz. Wesentlich für die 15 mm F90-A und mit 25 mm F180-A Feuerwider-
Funktionsfähigkeit von Putzbekleidungen standsklassen erreichen.
(Schutz vor Herunterfallen bei Brandeinwirkung)
17.7 Baulicher Brandschutz 837

17.122a 17.122b 17.122c 17.122d

17.122 Brandschutz von Stahlstützen


a) Stützenummantelung mit Putz (DIN 4102-4, Tab. 94)
1 Kantenschutz 5 Bindedraht
2 > 5 mm geglätteter Putz 6 Rippenstreckmetall
3 Drahtgewebe 7 Kern ggf. ausbetoniert
4 Putz MGPII oder IV a, b, c oder Vermiculite bzw. Perlite
b) Ummantelung mit Brandschutzplatten
c) Verbundprofile, betongefüllte Hohlprofile, Brandschutz nach DIN 4102-4, Abschn. 7
d) betongefülltes Profil (Verbundträger)

Insbesondere bei großen Querschnittflächen ist Beschichtungen. In Gebäuden, offenen Hallen


die dauerhafte Haftung der Putzbekleidung an o. Ä. können für Stahlbauteile aus offenen Profi-
Stahloberflächen nicht immer unproblematisch len alternativ die Anforderungen entsprechend
sicherzustellen. Brandschutz-Putzbekleidungen F30-A bis F90-AB (seit Ende 2001) auch durch Be-
ohne Putzträgersysteme bedürfen immer eines schichtung mit wasserlöslichen- oder Kunstharz-
Eignungsnachweises, z. B. durch Erteilung einer dispersionen erreicht werden. Auch für Gussbau-
bauaufsichtlichen Zulassung. teile sind Brandschutzbeschichtungen bis F30
zugelassen. Beschichtungen mit Dämmschicht-
Plattenbekleidungen. Vielfach werden Stahl-
bildnern bestehen aus einem abgestimmten Sys-
bauteile durch ein- oder mehrlagige Plattenbe-
temaufbau aus Korrosionsschutz, Brandschutz-
kleidungen aus Gipskarton-Feuerschutzplatten
beschichtung und Decklack (im Außenbereich
(GKF) nach DIN 18 180 ummantelt. Eine sorg-
zwingend erforderlich).1)
fältige Fugenausbildungen sowie gute Befesti-
gung sind hierbei wesentlich. DIN 4102-4, Tab. 95 Die Verwendung von zwar sehr gut für Brandschutzzwecke
macht Angaben über die Anzahl und die Dicken geeigneten asbesthaltigen Baustoffen bzw. Beschichtun-
gen ist wegen der Gesundheitsgefährdung insbesondere
der GKF-Platten für die unterschiedlichen Feuer- bei der Herstellung und Verarbeitung schon lange nicht
widerstandsklassen (z. B. 3 × 15 mm = F90). Be- mehr erlaubt.
kleidungen mit Gipskarton-Feuerschutzplatten Vorhandene asbesthaltige Brandschutzbekleidungen müs-
zeigt Bild 17.121. Alternativ können vorgefertig- sen besonders geschützt sein, oder sie sind zu entfernen
te Bekleidungen aus speziellen profilfolgenden und speziell zu entsorgen, da von einer Gefährdung von
Menschen durch Einatmen von nicht gebundenen Asbest-
Brandschutzplatten über Stahlprofile geschoben fasern ausgegangen werden muss.
und an vorher eingepassten Knaggen befestigt
werden.
1) Seit Nov. 2001 liegt für den Systemanstrich „unitherm (R)
Unterdecken. Horizontale Stahlbauteile wie
Träger oder auch Trapezbleche können flächig brilliant“ der Fa. Sika Deutschland GmbH, Vaihingen ei- 17
ne bis 30.12.2012 befristete Allgemeine bauaufsichtliche
durch unterseitig angeordnete abgehängte De- Zulassung (Nr. Z-19.11-1442 vom 21.6.2007) des DIBt,
cken brandschutztechnisch geschützt werden Berlin als F90-Beschichtung für offene Profile vor. Für die
(s. a. Abschn. 14.2.3). Hierzu können konventio- Anwendung im Außenbereich ist ein Überzugslack vor-
geschrieben. Die Mindest-Schichtdicke (trocken) hängt
nell geputzt Unterdecken oder häufiger Raster- für Stützen, Träger und Fachwerkstäbe von dem Profil-
Unterdecken aus vorgefertigten Platten gesetzt beiwert ab (z. B. U/A ≦ 100 m–1 = 2600 μm, U/A ≦ 80 m–1
werden. = 2450 μm, U/A ≦ 60 m–1 = 2300 μm).
838 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Verbundträger und -stützen. Besondere Vor- ton- und Stahlbetonbauteile sind für Regelfälle in
schriften enthält DIN 4102-4, Abschn. 7 für den DIN 4102-4, Abschn. 3, 4.2 bis 4.4 und 4.6 und 4.7
Brandschutz bei Verbundträgern und -stützen zusammengefasst.
mit ausbetonierten Kammern bzw. Seitentei- Als Anhalt für die Dimensionierung können die
len und für Verbundstützen aus betongefüllten Tabellen 17.123 und 17.124 dienen. Neben der
Hohlprofilen (Bild 17.122c und d) sowie voll- Mindestquerschnittabmessung ist die Lage der
ständig einbetonierten Profilen. Hierbei ist der Bewehrung und der Achsabstand u von der Au-
Kammerbeton mit Bügeln, Haken oder Kopf- ßenkante des Bauteils maßgeblich. Im Übrigen
bolzen zugfest mit den Stahlprofilen zu verbin- muss auf weiterführende Literatur verwiesen
den. In Abhängigkeit von der Profilbreite, dem werden.
Ausnutzungsgrad des Stahls, den erforderlichen Die Feuerwiderstandsfähigkeit von Wänden,
Mindestquerschnittsabmessungen und Zulage- Pfeilern und Stürzen aus Mauerwerk und Wand-
bewehrungen als reine Brandschutzbewehrun- bauplatten ist abhängig von der Materialart und
gen können Feuerwiderstandsklassen bis F180 der jeweiligen Dicke. Es wird nach tragenden und
erreicht werden. nicht tragenden, raumabschließenden Wänden
Brandschutzmaßnahmen durch Ummantelun- mit ein- bzw. mehrseitiger Brandbeanspruchung
gen oder in Form von Verbundbauteilen haben unterschieden (DIN 4102-4, Tab. 38 ff.). Vielfach
zur Folge, dass die vielfach beabsichtigte ästheti- können Halbstein-Wände aus Mauerziegeln oder
sche Qualität einer sichtbar belassenen Stahlkon- Kalksandsteinen mit 11,5 cm Dicke bereits als
struktion verloren geht. Insbesondere die relativ F90-A-Wände (feuerbeständige Wände) selbst
geringen Eigenlasten sowie die mögliche Zeit- bei mehrseitiger Brandbeanspruchung errichtet
ersparnis bei der Montage von Stahlbauten sind werden. Für Wände aus Beton oder Gipsbauplat-
dann trotz i. d. R. höherer Kosten die überwiegen- ten sind für einseitige Brandbeanspruchungen
den Kriterien für diese Materialentscheidung. geringere Dicken möglich.

Massivbauteile aus Stahlbeton Bauteile aus Holz


und Mauerwerk Brandgefährdete Bauteile aus Holz können ent-
Stahlbetonbauteile sind im wesentlichen da- sprechend den Anforderungen dimensioniert
durch im Brandfall gefährdet, dass infolge der oder, soweit bauaufsichtlich vorgeschrieben,
hohen Umgebungstemperaturen die überde- durch Dämmschicht bildende Dispersionsan-
ckenden Betonschichten abplatzen, dadurch die striche (DIN 68 800) bzw. durch Verkleidung mit
Stahlbewehrungen dem Feuer direkt ausgesetzt Brandschutzplatten gemäß DIN 4102-4, Abschn.
sind und diese ihre Tragkraft teilweise oder voll- 4.11–13 (Wände) und 5.1–5.8 (Decken) geschützt
ständig verlieren. So kann es zu schweren Verfor- werden.
mungen der Bauteile oder zum Einsturz kommen. DIN 4102-4 enthält ausführliche Tabellen zur
Die bei Stahlbetonbauteilen erreichbaren Feuer- brandschutztechnischen Bemessung von:
widerstandsklassen sind vor allem von der Dicke tHolzbalkendecken und Decken/Wänden in
der Bauteile und von der Betondeckung abhän- Holztafelbauart
gig. Zusätzlich können Putze oder auch Estriche tWänden aus Holzwolle-Leichtbauplatten und
zur Bemessung der erforderlichen Querschnitte Gipskarton-Bauplatten
mit herangezogen werden. tDächern aus Holz und Holzwerkstoffen
Ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen können tVerbindungen
Stahlbetonbauteile in den Klassifizierungen F30
bis F180 ausgeführt werden. Vielfach ist der Feuerwiderstandklassen von Decken, Dächern
durch die Konstruktionsart der Stahlbetonbau- und Wänden werden wesentlich dadurch be-
weise gegebene Brandschutz ohne zusätzliche
17 Aufwendungen für Beschichtungen und Beklei-
stimmt, inwieweit die Holzbalken freiliegend, teil-
weise freiliegend oder mit ein- oder mehrlagigen
dungen der entscheidende Vorteil, so dass die Bekleidungen als Brandschutzbekleidungen an-
überwiegende Anzahl insbesondere mehrge- geordnet werden. Ebenso ist maßgeblich, inwie-
schossiger Gebäude in Stahlbeton- bzw. Massiv- weit brandschutztechnisch notwendige Dämm-
bauweisen errichtet werden. schichten erforderlich sind. Je nach Einbauart
Die umfangreichen Bestimmungen über den werden in DIN 4102-4 Festlegungen hinsichtlich
Brandschutz tragender und nicht tragender Be- der Größen und Abstände der Holzquerschnitte
17.7 Baulicher Brandschutz 839

Tabelle 17.123 Mindestdicke von Stahlbetonstützen aus Normalbeton (Auszug aus Tab. 31 DIN 4102-4)

Konstruktionsmerkmale1) Feuerwiderstandsklasse-Benennung

F 30-A F 60-A F 90-A F 120-A F 180-A

Mindestquerschnittsabmessungen unbekleideter
Stahlbetonstützen bei mehrseitiger Brandbean-
spruchung bei einem
Ausnutzungsfaktor α1 = 0,3
Mindestdicke d in mm 150 150 180 200 240
zugehöriger Mindestachsabstand u in mm 2) 2) 2) 40 50
Ausnutzungsfaktor α1 = 0,7
Mindestdicke d in mm 150 180 210 250 320
zugehöriger Mindestachsabstand u in imm 2) 2) 2) 40 50
Ausnutzungsfaktor α1 = 1,0
Mindestdicke d in mm 150 200 240 280 350
zugehöriger Mindestachsabstand u in mm 2) 2) 2) 40 50
1) Mindestabmessungen für umschnürte Druckglieder, soweit in der Tabelle keine höheren Werte angegeben sind:
F 30 d = 240 mm
F 60 bis F 180 d = 300 mm
2) Bezüglich c: Mindestwerte nach DIN 1045

Tabelle 17.124 Mindestdicke von Beton- und Stahlbetonwänden aus Normalbeton bei einseitiger Brandbeanspruchung
(Auszug aus Tab. 35 DIN 4102-4)

Feuerwiderstandsklasse-Benennung

Querbewehrung Querbewehrung F 30-A F 60-A F 90-A F 120-A F 180-A

Unbekleidete Wände
Zulässige Schlankheit = Geschosshöhe/Wanddicke = hsld nach DIN 1045

Mindestwanddicke d in mm bei
nicht tragenden Wänden 801) 901) 1001) 120 150
tragenden Wänden
Ausnutzungsfaktor α1 = 0,1 801) 901) 1001) 120 150
Ausnutzungsfaktor α1 = 0,5 1001) 1101) 120 150 180
Ausnutzungsfaktor α1 = 1,0 120 130 140 160 210

Mindestachsabstand u in mm der Längsbewehrung bei


nicht tragenden Wänden
tragenden Wänden bei einer Beanspruchung nach
10 10 10 10 35 17
DIN 1045 von
Ausnutzungsfaktor α1 = 0,1 10 10 10 10 35
Ausnutzungsfaktor α1 = 0,5 10 10 20 25 45
Ausnutzungsfaktor α1 = 1,0 10 10 25 35 55

1) Bei Betonfeuchtegehalten, angegeben als Massenanteil, > 4 % (s. Abschn. 3.1.7) sowie bei Wänden mit sehr dichter
Bewehrung (Stababstände < 100 mm) muss die Wanddicke mindestens 120 mm betragen.
840 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

je nach Holzart, der Art der Schichtenfolge und weiterführende Fachliteratur verwiesen werden
der Dicken von Dämmschichten und Bekleidun- [23]. Insbesondere für die Altbausanierung steht
gen und deren Fugenausbildungen und Befesti- umfangreiche Spezialliteratur zur Verfügung.
gungen gemacht.
Das Brandverhalten von Holz ist nicht so schlecht, Fugenausbildung
wie oft angenommen wird. Die Holzrohdichte,
der Feuchtigkeitsgehalt und die Entstehung von Besondere Beachtung ist der Dimensionierung
wärmeabschirmender Holzkohle an der Ober- und Ausbildung von Gebäudefugen zu widmen.
fläche tragen zur Verzögerung des Zersetzungs- Insbesondere Dehn- und Anschlussfugen sind so
prozesses im Brandfall bei. Mit deckenden oder auszubilden, dass einerseits die Ausdehnung und
transparenten, dämmschichtbildenen Anstrichen Verformungen insbesondere im Fall der Erwär-
können Holz und Holzwerkstoffe aus der Bau- mung durch Feuer ungehindert möglich bleiben,
stoffklasse B2 (normal entflammbar) in B1 andererseits ein Durchtritt des Feuers verhindert
(schwer entflammbar) überführt werden. Sie kön- wird. Der Fugenverschluss erfolgt i. d. R durch
nen in trockenen Räumen (Luftfeuchte ≤ 70 %) Verfüllungen mit Baustoffen der Klasse A (z. B.
und in mechanisch wenig beanspruchten Berei- Steinwolle), und ggf. Fugendichtungsmassen in
chen (nicht bei Türen und Treppenstufen) ein- B2 und auch Stahlwinkeln, die die mechanischen
gesetzt werden. Brandschutzbeschichtete Kon- Beanspruchungen in Folge der Fugenbewegun-
struktionen sind vor Ort zu kennzeichnen und gen und die thermischen Einflüsse durch Erwär-
regelmäßig zu überprüfen. mung aufnehmen.
Dämmschichtbildner als Brandschutzbeschich- Mit Einführung der EU-Norm DIN EN 13 501-2
tung beruhen auf dem Prinzip der Wärmeab- unterliegen raumabschließende Bauteilfugen ei-
schirmung durch eine bei Brandeinwirkung nem Prüfverfahren nach DIN EN 1366-4 und einer
entstehende 2 bis 3 cm dicke, nicht brennbare Klassifizierung des Feuerwiderstandes (E, EI gem.
Schaumschicht, die zudem den zur Verbrennung Tab. 17.114) sowie zusätzlichen Klassifizierungen
notwendigen Luftsauerstoff von der Holzoberflä- hinsichtlich horizontaler oder vertikaler Lage der
che abhält. Fuge, Anforderungen an die Beweglichkeit sowie
Holzbauteile erfüllen bei entsprechender Dimen- Art und Qualität der Anschlussstellen (Stoßstel-
sionierung und Bauteilschichtung die Feuerwi- len vorgefertigter/vor Ort erstellt) sowie der Fu-
derstandsklasse F30-B bzw. F60-B. Höhere Brand- genbreiten.
schutzanforderungen können mit Holzbauteilen
erreicht werden, wenn für Konstruktionen und Wärmedämmstoffe
Schichtenaufbauten die notwendigen Nachweise
und Zulassungen erwirkt werden. Die meisten Wärmedämmstoffe aus Kunststoffen
weisen ein sehr ungünstiges Brandverhalten auf
Unbekleidete Vollholzbalken oder Brettschichtträ-
und haben oft sehr starke Qualm- und Rauch-
ger werden – abhängig von den rechnerisch vor-
entwicklung, verbunden mit der Entwicklung
handenen Druck- und Biegebeanspruchungen
giftiger Gase. Sie verbrennen außerdem vielfach
und dem Abstützungsabstand bzw. der Knicklän-
unter besonders großer Hitzeentwicklung und
ge – in ausführlichen Tabellen in die Feuerwider-
können bei Einbau über Kopf abtropfen. Die Ver-
standsklassen F30-B bzw. F60-B eingeordnet.
wendung leicht entflammbarer Kunststoffe (Bau-
Bekleidete Balken und Stützen aus Vollholz oder stoffklasse B3) ist daher verboten. Insbesondere
Brettschichtholz werden unabhängig von der bei Fassadenverkleidungen, im Innenausbau von
Spannungsausnutzung und Holzart in ihrem Garagen und Versammlungsräumen u. Ä., wer-
Brandverhalten verbessert. den Wärme- und Schallschutzdämmungen aus
Die Einordnung in die Feuerwiderstandsklassen Materialien mindestens der Baustoffklasse B1
F30-B oder F60-B ist abhängig von der Dicke und (schwerentflammbar) verlangt.
Art der Bekleidung (Gipskarton-Feuerschutzplat-
17 ten GKF, Spezial-Feuerschutzplatten, Sperrholz,
Anbetonierte Wärmedämmstoffe (z. B. Holz-
wolle-Leichtbauplatten an Deckenunterseiten)
Spanplatten u. a.). müssen durch Bekleidungen geschützt werden,
Die Feuerwiderstandsklasse F60-B wird z. B. mit die den jeweiligen Anforderungen (Feuerwider-
einer 2-lagigen Bekleidung aus 12,5 mm dicken standsklassen) an die Bauteile entsprechen oder
GKF- Platten erreicht. aus schwer entflammbaren bzw. aus nicht brenn-
Im Übrigen enthält die Tabelle 84 ff. in DIN 4102- baren Baustoffen bestehen.
4 weitere Angaben. Darüber hinaus muss auf
17.7 Baulicher Brandschutz 841

Brandschutzverglasungen (DIN 4102-13) Transparent bleibende G-Gläser als Einscheibensi-


cherheitsgläser oder Drahtgläser in üblicher Aus-
Vielfach besteht die Aufgabe, Raumabschlüsse führung verhindern im Allgemeinen nicht aus-
zu Rettungswegen oder auch Teile von Brand- reichend den Durchgang von Strahlungswärme.
abschnitten bzw. Brandwänden mit verglasten Es kann dadurch zur Entflammung empfindlicher
Flächen herzustellen. Für die einzelnen Vergla- Gegenstände an der brandabgewandten Seite
sungsfelder bestehen Größenbeschränkungen. kommen. Sie dürfen nach den Erläuterungen zu
Brandschutzverglasungen müssen allgemein DIN 4102-13 in feuerhemmende oder feuerbe-
bauaufsichtlich zugelassen sein. ständige Bauteile daher nur dann eingebaut wer-
Hierfür kommen spezielle Gläser in Frage: den, wenn zwar die raumabschließende Funktion
tG30/E30 bis G120/E120 als wärmestrahlungs- gewährleistet sein muss, die durchtretende Wär-
durchlässige Einscheiben-Sicherheitsvergla- mestrahlung im Einzelfall jedoch unkritisch ist.
sungen (Borosilikat- oder Glaskeramikgläser, Erheblich größeren Schutz bieten Sondergläser
Drahtgläser mit besonderen Zulassungen) (z. B. Pyrodur, Pyrostat, Contraflam, Contrafeu
tF30/EI30 bis F180/EI180 als wärmestrahlungs- usw.), die in Verbindung mit entsprechenden
verhindernde Zwei- oder Dreischeiben-Sicher- Rahmenkonstruktionen der Baustoffklasse A
heitsverglasung mit transparenter Brand- den Anforderungen der Feuerwiderstandsklassen
schutzschicht aus Natriumssilikat im LZR). F bzw. EI entsprechen. Bei diesen Gläsern mit
mehrschichtigem Scheibenaufbau schäumen
In Verbindung mit besonderen Rahmenkonstruk- wärmedämmende Brandschutzschichten zu ei-
tionen kann damit verhindert werden, dass an ner nicht transparenten Masse auf, die den Wär-
der dem Feuer abgekehrten Seite Flammen oder mestrahlungsdurchgang erheblich mindert (Bild
entzündbare Gase auftreten (Bild 17.125). 17.126).

1
2

4
5

17
17.125a 17.125b

17.125 Schematische Beispiele für G 30-Verglasung (Jansen VISS G 30)


a) Verglasungssystem
b) Bauwerksanschluss/Wandanschluss
1 Stahlwinkel 2 Promatect H 3 Alu-Profil 4 Alu-Winkel 5 Pyrosil
842 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

17.126
Brandschutzgläser – F-Verglasungen (COTRAFLAM®,
G/F 30–90)
a) Monoschaliger Typ für Innenanwendung
b) Isolierglastyp für Außenanwendung
1 Brandschutzfüllung (Gel)
2 Normal-Isolierglas für brandabgewandte Seite bei
3-fach-Verglasung 17.126a 17.126b

Brandschutzverglasungen der F bzw. EI-Klassen chungen gewachsen sein. Das lässt sich nur in
kommen für Lichtöffnungen in Brandwänden, Kombination mit besonderen Rahmenkonstruk-
zur Abschottung von Treppenräumen und von tionen erreichen, die auf Grund von Typprüfun-
Fluchtwegen, in Fluren oder bei Bauteilen in gen in die Feuerwiderstandsklasse F30 bis F180
Frage, die feuerhemmend oder feuerbeständig eingeordnet sind. Ein Beispiel für eine solche
ausgeführt werden müssen. Sie werden wie die Konstruktion aus Spezialbetonprofilen in Ver-
angrenzenden Decken- oder Wandflächen be- bindung mit einer Dreifachverglasung zeigt Bild
trachtet. 17.127.
Neben den in DIN 4102 bzw. DIN EN 13 501
festgelegten Anforderungen müssen F bzw. EI-
Fassaden- und Dachverglasungen
Verglasungen auch mechanischen Beanspru-
Zunehmende Bedeutung erhalten Glasfassaden
in Atrien und Dachverglasungen in öffentlichen
Passagen, Innenhöfen sowie Anbauten an höhe-
re Gebäudeteile. Sie müssen neben Anforderun-
gen zur Verhinderung einer Brandübertragung
auch Sicherheitseigenschaften zur Verminderung
der Durchbruch- und Verletzungsgefahr erfül-
len. DIN EN 13 501 weist im Gegensatz zu DIN
4102-4 keine gesonderten Regelungen für Ver-
glasungsflächen aus. Verglaste Fassaden- oder
Dachflächen mit Brandschutzanforderungen sind
hiernach genauso zu behandeln wie sonstige
tragende bzw. nicht tragende Bauteile (DIN EN
13 501-2, Abschn. 7.3 und 7.5).

Fassadenverglasungen. Brüstungsbereiche mit


Brandschutzanforderungen zur Verhinderung ei-
nes vertikalen Brandüberschlages von Geschoss zu
Geschoss können mit Brandschutzverglasungen
(G- oder F-Verglasungen) hergestellt werden. So-
mit kann eine raumhohe, transparente Fassaden-
fläche erreicht werden. In Brüstungsbereichen
angeordnete Verglasungen müssen zudem ggf.
die Anforderungen der Technischen Regeln für
die Verwendung von absturzsicherden Vergla-
sungen (TRAV) erfüllen.
17 17.127 Fensterwand F 90 (bemopyrfenster®) Horizontaler Brandüberschlag an Gebäudeinnen-
1 Sturz und Brüstung F 90 ecken im Bereich von 5 m in Verbindung mit
2 Profile aus Spezialbeton der Anordnung der Brandabschnitte kann durch
3 3-fach-Verglasung Pyrostop G90, voll versiegelt eine sinnvoll auf das Brandrisiko abgestimmte
und mit Spezial-Vorlegeband eingebaut
(lichtes Scheibenmaß max. 1400 x 1000,
Feuerwiderstandsklasse der Glasfassaden (auch
für untere Felder max. 1100 x 2000 von üblichen Fenstern) im Eckbereichen (z. B.
bei Hochformat) F90 bzw. G30/F30) verhindert werden. Günstiger
17.7 Baulicher Brandschutz 843

jedoch ist die Anordnung von Brandabschnitten Es werden gem. DIN 4102 drei verschiedene, un-
außerhalb des unmittelbaren Inneneckbereiches tereinander kombinierbare Möglichkeiten zur
(s. a. Bild. 17.118b) – auch um die i. d. R. aufwändi- Verhinderung einer Brandübertragung durch
gen Brandschutzverglasungen zu vermeiden. haustechnische Installationen unterschieden:
tEinbau von Abschottungen für Kabel (S 90),
Dachverglasungen erfordern in einem Bereich Rohrleitungen (R 90), Brandschutzklappen
bis zu 5 m vor darüber aufgehenden Fassaden- (K 30 bis K 90) und für Lüftungsleitungen (L 30
flächen einen Schutz vor vertikaler Brandüber- bis L 120),
tragung (s. Abschn. 17.7.3 und Bild 17.118a).
tFeuerwiderstandsfähige Ausführung der Lei-
Sicherheitsverglasungen mit Brandschutzeigen-
tungen bzw. Anordnung eines feuerwider-
schaften stehen für Fassaden in F30, G30 und F90
standsfähigen Schutzes (Einhausung oder Um-
zur Verfügung. Überkopfverglasungen müssen
mantelung),
zusätzlich häufig Sonnenschutzeigenschaften
und Durchwurfsicherheit der Klasse A3 erfüllen. tVerlegung der Leitungen in feuerwiderstandfä-
Die Einzelscheibengrößen müssen zudem die higen Schächten (F 90) oder Installationskanälen
Richtlinien für linienförmig gelagerte (Überkopf-) (I 90)
Verglasungen (TRLV) erfüllen. Elektroinstallationen. Neben der Anforderung
zur Vermeidung einer Brandübertragung und
Häufig sind für vollflächige Fassaden- und Über- -weiterleitung durch raumabschließende Bautei-
kopfverglasungen Abweichungen bzw. Befrei- le sind an das Entflammungsverhalten und die
ungen von den üblichen Festlegungen der LBO’s erheblichen Brandlasten durch Ummantelun-
erforderlich. Kompensationsmaßnahmen wie gen und Isolierungen insbesondere von Kabeln
Brandmelde- oder Sprinkleranlagen oder eine und Rohren besondere Anforderungen an den
Entrauchung sind im Rahmen einer Gesamtbe- vorbeugenden Brandschutz zu stellen. Giftige
trachtung der Brandlasten und des gebäudespe- Brandgase durch brennbare, chlorhaltige Bau-
zifischen Brandschutzkonzeptes mit den Bauauf- stoffe (z. B. PVC-Kabel) sind bei der Installation zu
sichtsbehörden und Feuerwehren häufig unter vermeiden bzw. durch Brandschutzmassnahmen
Hinzuziehung eines Fachplaners für Brandschutz zu sichern. Brandlasten aus Kabeln (i. d. R. B2) sind
im Einzelfall festzulegen. Sie erhöhen vielfach entweder gesondert zu berücksichtigen (z. B. In-
durch Abweichungen von den starren Festle- dustriebau) oder sie werden je nach Einbauart
gungen der Bauordnungen den planerischen z. B. in Hohlräumen von Decken mit Unterdecken
und gestalterischen Spielraum. Die Verwendung teilweise toleriert. Bei Verlegungen im Bereich
von Systemverglasungen mit bauaufsichtlicher von Rettungswegen (notwendige Flure, Trep-
Zulassung vermeidet eine jeweils mögliche aber penräume) sind sie jedoch in eigenen Schächten
aufwändige Sonderzulassung für den Einzelfall. und Kanälen abzuschotten oder die Unterdecken
(gegebenenfalls auch Doppelböden) sind brand-
Brandschutz bei haustechnischen Anlagen schutztechnisch auszulegen.
Mit zunehmender Bedeutung von haustechni- Der Schutz von Elektrokabeln ist im Brandfall
schen Anlagen in Gebäuden stehen neben ggf. ebenso außerordentlich wichtig, um den Betrieb
erheblichen zusätzlichen Brandlasten durch TGA- stromabhängiger Rettungseinrichtungen (z. B.
Anlagen insbesondere die Verhinderung bzw. Notbeleuchtungen, Aufzüge, Brandmeldeanla-
Behinderung einer Brandausbreitung von Lei- gen, Notstromversorgung) zu gewährleisten (DIN
tungsführungen durch Durchdringungen raum- 4102-12). Je nach Versorgungsfunktion ist der
abschließender Bauteile im Vordergrund. Funktionserhalt elektrischer Anlagen im Brand-
Leitungen, sowohl elektrische als auch sonsti- fall mindestens 90 (z. B. Löschwasserversorgung,
ge Rohrleitungen dürfen durch raumabschlie- RWA-Anlagen, Feuerwehraufzüge u. Ä.) oder 30
ßende Bauteile mit Brandschutzanforderungen Minuten (z. B. Sicherheitsbeleuchtung, Brandmel-
deanlagen, Alarmanlagen u. Ä.) sicherzustellen
nur dann hindurchgeführt werden, wenn eine
Brandausbreitung ausreichend lange nicht zu (M-LAR = Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie). 17
befürchten ist oder Vorkehrungen hiergegen ge- Bei Schutzmaßnahmen muss unterschieden wer-
troffen sind (MBO § 40). Ausgenommen hiervon den zwischen Elektroleitungen, die beim Betrieb
sind Decken in Gebäuden der Gebäudeklassen 1 Eigenwärme entwickeln, die ständig abgeleitet
und 2 sowie innerhalb von Wohnungen und in- werden muss, und solchen, bei denen diese Wär-
nerhalb von Nutzungseinheiten mit nicht mehr meentwicklung vernachlässigbar gering ist (z. B.
als 400 m2 in nicht mehr als 2 Geschossen. Schwachstrom-, Steuer- u. ä. Kabel).
844 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Durchdringungen raumabschließender Bauteile auch aus den in Rohren transportierten Medien1)


mit gebündelten elektrischen Leitungen erfor- – zu berücksichtigen. Hierfür gelten im Grundsatz
dern immer einen ausreichend großen Quer- die gleichen Voraussetzungen wie für Brandlas-
schnitt, durch den die Leitungsstränge frei oder ten aus Elektroinstallationen.
auf Pritschen durchgeführt werden. Hierbei sind Durchführungen raumabschließender Bauteile
Mindestabstände der Kabel untereinander zu be- sind ebenfalls nach gleichen Grundsätzen wie die
rücksichtigen. Die verbleibenden Restquerschnit- Durchführung von elektrischen Leitungen vorzu-
te werden mit Mörteln, Beton, aufschäumenden nehmen. Sie werden gem. DIN 4102-11 mit der
Baustoffen oder speziellen Mineralfaser-Dämm- Feuerwiderstandsklasse R (max. R90) bezeichnet.
stoffen bzw. Kombinationen aus verschiedenen Für nicht brennbare Rohre mit einem Außen-
Materialien verschlossen, so dass die Feuerwider- durchmesser von maximal 160 mm und einem
standsklasse der umgebenen Wand oder Decke Abstand untereinander, der dem Außendurch-
erhalten bleibt. Hierbei ist die Möglichkeit einer messer entspricht und bei Rohren aus Aluminium
möglichst wenig aufwändigen und beschädi- oder Glas von max. 32 mm für nicht brennbare
gungsarmen Nachinstallation zu berücksichti- Flüssigkeiten usw., deren Abstand dem fünf-
gen. fachen des Außendurchmessers entspricht, ist
Kabelabschottungen werden gem. DIN 4102-9 bei Durchführungen von Leitungen keine Über-
mit der Feuerwiderstandsklasse S bezeichnet tragung von Feuer und Rauch zu befürchten. In
und dürfen nur von Fachbetrieben ausgeführt beiden Fällen sind die Restabstände zwischen zu-
werden. Abschottungen sind zu kennzeichnen. sammen liegenden Leitungen mit Zement oder
Sie erfordern als nicht geregelte Bauprodukte Beton vollständig zu schließen. Leitungen, die
(Bauregelliste A, Teil 2 Nummer 2.1b) einen allge- separat durch eigene Öffnungen geführt werden,
meinen Zulassungsbescheid. können durch Mineralfaser-Dämmstoffe oder
Einzelne Kabel mit geringen Querschnitten kön- aufschäumende Baustoffe verschlossen werden.
nen i. d. R. ohne Kabelabschottung durch Wände
und Decken geführt werden, wenn verbleibende Lüftungsleitungen. Gemäß § 41 MBO sind Lüf-
Hohlräume mit nicht brennbaren, formbestän- tungsanlagen einschl. deren Dämmstoffe und
digen Baustoffen (Mörtel, Beton, Mineralfasern) Bekleidungen i. d. R. aus nicht brennbaren Bau-
oder mit unter Wärmeeinwirkung aufschäumen- stoffen herzustellen. Ausnahmen gelten nur für
den Schaumstoffen vollständig verschlossen untergeordnete Bauteile bei denen ein Beitrag
werden. zur Brandentstehung oder -weiterleitung nicht
Durch Versuche ist festgestellt worden, dass Ka- zu befürchten ist jedoch außerhalb von Ret-
belkästen aus Feuerschutzplatten ohne obere tungswegen und oberhalb feuerwiderstandsfä-
Abdeckung relativ guten Schutz bieten, ohne higer Unterdecken mit Schutzfunktionen einer
die Wärmeableitung zu behindern. Längere Feu- tragenden Konstruktion.
erwiderstandszeiten lassen sich jedoch nur mit Raumabschließende Bauteile mit Brandschutz-
geschlossenen, auf den Einzelfall abgestimmten forderungen dürfen nur überbrückt werden,
Verkleidungen erreichen. wenn eine Brandausbreitung ausreichend lange
Eine erhebliche Minderung der Brandschutzauf- nicht zu befürchten ist oder wenn Vorkehrungen
wendungen bei Elektroinstallationen ergibt sich hiergegen getroffen werden. Weitere Regelun-
durch Installationssysteme, die durch „BUS-Tech- gen zur Feuerwiderstandsfähigkeit werden in
nik“ wesentlich zur Verminderung der Kabelmen- DIN 4102-6 und weiterführenden technischen
gen für Informationssysteme beitragen. Hierfür
sind europäische Standards in Arbeit. 1) Durch Rohre können die unterschiedlichsten Medien ge-
führt werden. Entweder erweisen diese selbst eine hohe
Eine weitere Verbesserung kann sich durch die Temperatur auf (z. B. Heißdampf), durch die sich brenn-
Anwendung von Schienenverteilern ergeben, bei bare Baustoffe entzünden können. Die Einhaltung von
denen in gekapselten Elementen (auch mit be- Regelabständen oder die Ummantelung mit geeigneten
17 sonderen Brandabschottungen) sehr große Ener- Isolierungen muss ggf. erfolgen. Ebenso können durch
Verdampfung flüssiger Medien oder entzündlicher Gase
giemengen übertragen werden können. im Brandfall zusätzliche Gefahren bestehen. Weiterhin
sind insbesondere bei metallischen Rohren die Längen-
Rohrleitungen. Bei der Betrachtung von Rohr- änderungen in Folge der Temperaturbeanspruchung im
Normalbetrieb aber insbesondere auch im Brandfall zu
leitungen sind bei der Verwendung von brenn- berücksichtigen, die erhebliche Schäden im Bereich der
baren Bau- und Dämmstoffen für Rohrleitungen Durchführungen aber auch an den Rohren selbst (Rohr-
ebenfalls die zusätzlichen Brandlasten – ggf. brüche) verursachen können.
17.7 Baulicher Brandschutz 845

Regeln vorgegeben (Bauaufsichtliche Richtlinie Doppelböden, Hohlraumböden und -estriche.


über die brandschutztechnischen Anforderun- Installationen, insbesondere Elektroinstallatio-
gen an Lüftungsanlagen). nen, können brandgeschützt darüber hinaus
Insbesondere metallische Lüftungsleitungen auch unterhalb oder innerhalb von Estrichschich-
unterliegen bei Brandeinwirkung erheblichen ten, in Hohlraumböden oder Doppelbodensys-
Ausdehnungen und Verformungen, die auf an- temen verlegt werden (s. a. Abschn. 13.4.4 und
dere Bauteile erhebliche Kräfte ausüben können. 13.5.6). Bei einer Hohlraumhöhe < 20 cm ist von
Durch entsprechende Dehnungsbauteile oder einer Brandbeanspruchung des Deckenhohlrau-
das Verziehen von Leitungen können Dehnun- mes nicht auszugehen. Näheres regeln die Mus-
gen oder auch Verbeulungen von Leitungen auf- terrichtlinien über die brandschutztechnischen
genommen werden. Anforderungen an Hohlraumestriche und Dop-
Abschottungen gegen Feuer und Rauch müssen pelböden sowie Systemböden. In den Richtlinien
in Bereichen raumabschließender Wände, De- ist die Verwendung der Baustoffklasse B2, in Ret-
cken und Schächte als selbsttätig schließende tungswegen A2, sowie notwendige Abschottun-
Brandschutzklappen als Absperrvorrichtung gen von Räumen zu notwendigen Fluren und
mit gleicher Feuerwiderstandsfähigkeit wie die Treppenräume geregelt. Ferner ist festgelegt,
durchdrungenen Bauteile vorgesehen werden. welche Wände auf Böden mit Hohlräumen aufge-
Hierdurch kann auf die feuerwiderstandsfähi- stellt werden dürfen und welche Wände bis zur
ge Ausbildung der gesamten Lüftungsleitung Rohdecke zu führen sind. Spezielle Regeln gelten
verzichtet werden. Brandschutzklappen sind dann, wenn Hohlräume zur Raumlüftung benutzt
mit temperaturgesteuerten oder ggf. auch auf werden (z. B. Überwachungen durch Rauchmel-
Rauchentwicklung ansprechenden Auslösevor- der). Ggf. gelten über die bauaufsichtlichen An-
richtungen versehen. Sie werden gemäß DIN forderungen hinausgehende Forderungen (z. B.
4102-6 mit der Feuerwiderstandsklasse K be- Regelungen von Sachversicherern für Datenver-
zeichnet. Für Brandschutzklappen sind bauauf- arbeitungsanlagen).
sichtliche Zulassungen sowie Zertifizierungen als Installationsschächte und -kanäle. Eine we-
Übereinstimmungsnachweis erforderlich. sentliche Verbesserung des Brandschutzes von
Selbstständig feuerwiderstandsfähige Unterde- haustechnischen Installationen kann durch die
cken, die z. B. in notwendigen Fluren vorgesehen brandsichere Umkleidung in horizontalen Ka-
werden, können mit speziell hierfür entwickelten nälen und vertikalen Schächten erreicht wer-
Absperrklappen (K30-U bis K 90-U) ausgestattet den. Hierdurch werden die häufig erheblichen
werden. Brandlasten insbesondere von Kabeln und deren
Für Lüftungsanlagen gemäß DIN 18 017 (Lüftung Isoliermaterial wesentlich vermindert – insbeson-
von Bädern und Toilettenräumen ohne Außen- dere notwendig bei der Führung von Kabeltras-
fenster) mit eingeschränktem Anwendungsbe- sen im Bereich von Rettungswegen, für die in der
reich und Abmessungen stehen einfachere Ab- Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie (M-LAR) Rege-
sperrvorrichtungen (K30-18 017 bis K90-18 017) lungen getroffen sind.
mit geringeren Anforderungen zur Verfügung. DIN 4102-11 unterscheidet Installationsschächte
für nicht brennbare Installationen, für beliebige
Unterdecken. Selbstständig wirksame Brand- Installationen sowie für Elektroleitungen. Ab-
schutz-Unterdecken zum Schutz von Leitungs- gehängte Installationskanäle erfordern brand-
führung bei einem Brand von unten bzw. zum schutzmäßig bemessende Aufhängekonstruktio-
Schutz von darunter liegenden Räumen (z. B. Flu- nen.
re als Rettungswege) müssen feuerwiderstands- Installationskanäle und -schächte einschl. ihrer
fähig gegenüber einem Brand von unten sowie Bekleidungen und Dämmstoffe müssen i. d. R. aus
gegenüber einem Brand aus dem Deckenhohl- nicht brennbaren Baustoffen hergestellt sein und
raum sein (s. a. Abschn. 14.2.3). Anforderungen die gleiche Feuerwiderstandsdauer wie die von
an die Anordnung, die Deckenbaustoffe und die ihnen durchquerten raumabschließende Bauteile 17
Abhängevorrichtungen sind darüber hinaus in aufweisen. Dies trifft nicht zu für die Gebäude-
der Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie (M-LAR) klassen 1 und 2, es sei denn, es handelt sich um
festgelegt. Es ist sicherzustellen, dass die ober- Sonderbauten mit ggf. besonderen nutzungsbe-
halb der Decke liegenden Installationen beim dingten Risiken.
Brand nicht herabfallen.
Kanäle und Schächte für haustechnische Instal-
lationen werden mit der Feuerwiderstandklasse
846 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

17.8 Schutz vor gesundheitlichen


Gefahren
Neben dem Schutz eines Bauwerks oder einzel-
ner Bauteile gegenüber Umwelteinflüssen haben
die bisher beschriebenen Schutzmaßnahmen
auch die Aufgabe, den Bewohner oder Nutzer vor
gesundheitlichen Schäden zu bewahren.
Zunehmend wird dem Schutz des Menschen vor
schädlichen Einwirkungen aus dem Baugrund
und den Baustoffen, die bei der Errichtung und
zur Ausgestaltung der Gebäude verwendet wer-
den, mehr Aufmerksamkeit zugewandt. Dieser
Themenkreis wird unter der nicht genau defi-
nierten (und umstrittenen) Bezeichnung „Bau-
biologie“ auch in der Fachliteratur häufig auf
nicht ausreichender wissenschaftlicher Grundla-
ge behandelt.
17.128 Rohr- und Kabeldurchführung in Brandwänden Grundsätzlich kann jedoch der damit verbun-
mit Spezial-Abdichtungselementen in Stahlrah- dene Versuch begrüßt werden, die von der ge-
men (MCB Brattberg-System)
bauten Umwelt ausgehenden Belastungen auf
den Menschen zu berücksichtigen und gewon-
nene Erfahrungen in die Baupraxis umzusetzen.
I bezeichnet und verlangen ebenfalls eine all- Auf das Wohlbefinden des Menschen haben – nach dem
gemein bauaufsichtliches Prüfzeugnisse als Ver- jetzigen Stand der Wissenschaft – folgende messbaren
wendungsnachweis. physikalischen und chemischen Größen Einfluss:
Besondere Vorkehrungen müssen getroffen wer- t Lufttemperatur,
den, wenn Leitungen mit größerem Querschnitt, t Oberflächentemperatur der raumumschließenden Bau-
teile (Wärmestrahlungsanteil),
Rohrleitungen oder Lüftungsschächte durch t Luftfeuchte (absolut, relativ),
Brandwände, Decken oder andere Bauteile mit t Luftbewegung (Zugerscheinungen),
erhöhten Brandschutzanforderungen hindurch- t Frischluftanteil in der Raumluft (Lüftungsrate, CO2-Ge-
gehen müssen. Rohrabschottungen sind mit halt),
Rohrmanschetten oder Rohrstopfen zum Ver- t Luftdruck,
schluss der Rohrdurchbrüche auszuführen. Eine t Gehalt der Raumluft an CO2 und anderen natürlichen
Ausführungsmöglichkeit für Kabel- und Rohr- gasförmigen Bestandteilen (CO, SO2, NO2 usw.),
durchführungen mit Hilfe von feuerfesten ver- t Gehalt der Raumluft an „fremden“, durch die Tätigkeit
schraubten Bauelementen zeigt Bild 17.128. des Menschen erzeugten Bestandteilen: Gase, Dämpfe,
Stäube, Bakterien usw.,
t Schallpegel (Lautstärke),
t Frequenzverteilung im vorhandenen Schall (einschließ-
lich lnfraschall- und Ultraschallanteilen),
t Beleuchtungsstärke bzw. Leuchtdichte (Helligkeit, Blen-
dung),
t spektrale Verteilung des Lichtes (Lichtfarbe, Infrarot- und
Ultraviolettanteil),
t elektromagnetische Feldstärken (Gleichfelder, Wechsel-
felder verschiedener Frequenzbereiche),
t lonenkonzentration,
17 t radioaktive Strahlung (alle Strahlungsarten).

Diese Größen müssen für gesunde Aufenthaltsräume in


einem gewissen Wertebereich liegen, bzw. dürfen be-
stimmte (wenn auch manchmal nicht genau bekannte)
Maximalwerte nicht überschreiten. Die Wirkungen dieser
Einflussgrößen (,‚Reize“) sind teilweise recht umfassend be-
kannt (Wärmegrössen, Feuchtigkeit, Luftbewegung, Schall-
größen, Helligkeit). Die Auswirkung vieler anderer Einflüsse
17.8 Schutz vor gesundheitlichen Gefahren 847

(Infraschall mit Frequenzen unter 16 Hz, Wirkung vieler der Nutzung. Erstere Stoffe – z. B. schnell ver-
Substanzen in geringen Konzentrationen, elektromagne- dunstende Lösungsmittel – erfordern besonde-
tische Felder, radioaktive Strahlung geringer Intensität) ist
jedoch bisher zu wenig erforscht. Spekulationen über die re Schutzmaßnahmen bei der Anwendung, also
Wirkung dieser Reize sind deshalb, insbesondere auch in bei den am Bau Beteiligten. Langzeitig wirkende
der populären Literatur, überall zu finden. Substanzen sollten möglichst gänzlich vermie-
den werden.
Obwohl gesicherte Erfahrungen häufig fehlen,
sollen hier einige Regeln zur Vermeidung ge- Mineralwoll-Dämmstoff aus künstlichen Mine-
sundheitlicher Gefahren bei der Errichtung von ralfasern sind im Jahre 1993 von der sog. MAK-
Gebäuden gegeben werden [8]. Kommission „als (ob) im Tierversuch krebs-
erregend“ eingestuft worden. Obwohl die Mine-
ralfasern erzeugende Industrie diese Einstufung
17.8.1 Gefährliche Stoffe als nicht gerechtfertigt bezeichnet hat, sind von
den Herstellern danach Faserdämmstoffe mit
Auf die Verwendung gefährlicher oder wahr- verringertem krebserzeugenden Potential (mit
scheinlich gefährlicher Stoffe beim Bau von Ge- Bezeichnungen wie „deutlich verbesserte Bio-
bäuden sollte verzichtet werden. Dazu gehören löslichkeit“, „Kanzerogenitätsindex Kl ≥ 40“, u. Ä.
nach dem Stand der Forschung unbedingt [2] [3]) auf den Markt gebracht worden. Obwohl
tFormaldehyd (HCHO, in Leimen und anderen keine gesicherten Erkenntnisse über die Krebsge-
Bindemitteln, aber auch in natürlichen Stoffen fährdung durch den Staub künstlicher Mineralfa-
enthalten) [5], sern (Ausnahme: Keramikfasern) beim Menschen
tpolychlorierte Kohlenwasserstoffe (z. B. PCP) vorliegen, wird dringend die Einhaltung von
und verwandte Stoffe in Holzschutzmitteln und Vorsichtsmaßnahmen (z. B. Atemschutzmaßnah-
Fugenmassen [6], men, geschlossene Arbeitskleidung) beim Einbau
und besonders bei der Entfernung alter Mine-
tlsocyanate in Farben, Lacken, Epoxidharzen,
ralwollschichten angeraten [4]. Im (vorschrifts-
Polyurethanen usw.,
mäßig) eingebauten Zustand werden derartige
tDioxine/Furane aus Flammschutzmitteln, Schichten als nicht gesundheitsgefährdend an-
tAsbest (die Krebsgefahr geht insbesondere bei gesehen.
der Verarbeitung von den Stäuben aus, s. auch
Teil 2 des Werkes, Abschn. 1.6.5). Auch organische Fasern geben häufig bei der
Verarbeitung staubartige Faserpartikel ab, die ei-
Lösungsmittel (z. B. Toluol, Xylol und Benzol ne negative gesundheitliche Auswirkung haben
in Farben, Beschichtungen, Polituren, Klebern, können! Der Schutz gegen Pilze, Insekten und
Reinigungsmitteln usw.) und viele andere Hilfs- der Brandschutz erfordert bei natürlichen Fasern
stoffe in Baumaterialien und Möbeln haben die häufig die Anwendung von nicht gänzlich harm-
Eigenschaft, kurz nach der Anwendung bzw. dem losen Stoffen, so dass auch bei diesen Fasern ei-
Einbau stark in die Raumluft überzugehen. Es ist ne bessere Deklarationspflicht gefordert werden
bekannt, dass in den ersten Monaten nach Her- müsste.
stellung eines Gebäudes die Innenluft ein Viel- Wegen der hohen Zahl von Stoffen, deren ge-
faches an Schadstoffen enthalten kann als städ- sundheitliche Schädlichkeit vermutet wird, der
tische Außenluft. Allergische und andere toxische wissenschaftliche Nachweis darüber jedoch noch
Reaktionen bei den Nutzern der Räume werden nicht ausreicht, kann nur geraten werden, ent-
häufig beobachtet. Diese Gesundheitsgefähr- sprechende Publikationen in Fachzeitschriften
dung muss unbedingt verringert werden, jedoch zu beachten oder auf diese Stoffe von vornherein
ist mangels Deklarationspflicht der Inhaltsstoffe zu verzichten. Eine wertvolle Hilfe kann auch die
für den Anwender eine Erkennbarkeit der Ge- Nutzung des Gefahrstoff-lnformationssystems
fahren vorerst nur selten möglich. GISBAU der Berufsgenossenschaften der Bauwirt-
Auch aus natürlich vorkommenden Stoffen ge- schaft sein. In dieser Datenbank werden für alle 17
wonnene Lösungsmittel können für den Men- Materialien weitergehende Informationen, deren
schen schädlich sein [1]. „Natürlich“ = „unbe- chemisch-physikalische Zusammensetzung, die
denklich“ gilt in dieser Form nicht! toxikologische Wirkung, über Berufskrankheiten,
Unterscheiden kann man also schädliche oder Schutzmaßnahmen und Ersatzstoffe gesammelt.
u. U. nur lästige Stoffe nach ihrer Einwirkung bei
der Verarbeitung bzw. beim Einbau und während
848 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

17.8.2 Radioaktivität, Radon Lungenkrebsfälle auf die Inhalation von Radon-


Zerfallsprodukten in Häusern zurückgeführt.
Die radioaktive Belastung des Menschen sollte in Wenigstens dieser Anteil könnte durch die er-
Gebäuden möglichst gering gehalten werden. Als wähnten Maßnahmen gesenkt werden. Die
hauptsächliche Belastungsquelle wird z. Z. das Radon-Belastung ist (nach dem aktiven und vor
Radon (ein radioaktives Edelgas, das beim Zer- dem passiven Rauchen) die zweithäufigste Lun-
fall des Urans und Radiums entsteht) bzw. seine genkrebsursache. Nachgewiesen ist das über-
Zerfallsprodukte angesehen. Letztere gelangen mäßig (,‚synergistisch“) verstärkte Auftreten von
durch die Atmung in den menschlichen Körper. strahlenbedingtem Lungenkrebs bei Rauchern.
Radon entweicht in erster Linie aus dem Bau- Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewie-
grund und gelangt auf diesem Wege in Gebäu- sen, dass andererseits Radon-Kuren in Heilbädern
de. In geringerem Maße geht Radon auch aus z. B. zur Behandlung von rheumatischen Erkran-
Baustoffen in die Luft über. Die Menge des in kungen angewandt werden, es zumindest also
der Atemluft in Gebäuden entstehenden Radons Mediziner gibt, die (auch zeitlich?) gering dosier-
ist wesentlich abhängig von der Bauausführung te radioaktive Strahlung als gesundheitsfördernd
des unteren Gebäudeabschlusses, der Bodenbe- ansehen.
schaffenheit, wobei kristalline Böden (alte Tiefen-
gesteine) mehr Radon emittieren als die jüngeren
Sedimentböden, und der Lüftungsrate.
Die Radonkonzentration in der Atemluft wird 17.8.3 Elektromagnetische Felder
über seine Aktivität in Becquerel (Bq) pro m3
angegeben. Durchschnittswerte liegen bei 50 Als Beweis für eine etwaige Gefährdung des Men-
Bq/m3, in ca. 50 000 deutschen Wohnungen sind schen durch elektrische und magnetische Felder
über 250 Bq/m3 messbar, ein Wert, der nicht werden meist zwei Tatsachen angeführt:
überschritten werden sollte [7]. tIm menschlichen Körper sind derartige Felder
Die Strahlenschutzkommission des Bundestages vorhanden und (damit zusammenhängend)
(SSK) hat in den letzten Jahren mehrfach Emp- werden Vorgänge im Körper durch sie beein-
fehlungen zur Vermeidung übermäßiger Radon- flusst.
Gehalte in der Luft gegeben [9]. Sie empfiehlt tBiologisches Gewebe wird durch hochfre-
eine höhere Belüftung stärker gefährdeter Bau- quente Wechselfelder (z. B. Mikrowellen) we-
ten und eine bessere Abdichtung der unteren gen der erzeugten Wärme geschädigt.
Gebäudeabschlüsse gegen eindringende Gase
durch absolut rissfreie Bodenplatten, Fugenver- Die Erkenntnisse über die biologische Wirkung
siegelungen und gasdichte Folien oder Beschich- solcher Felder sind nur oberhalb von Feld-
tungen. stärkewerten gesichert, die üblicherweise nicht
in Gebäuden normaler Nutzung auftreten. Der
Radonbelastete Gebiete finden sich im Hunsrück, dem
Neuwieder Becken, im Fichtelgebirge, im Bayerischen
Beweis für die nicht wärmebedingte Schädigung
Wald, im Oberpfälzer Wald, im Nordschwarzwald und in ei- bei schwächeren Feldern konnte bisher nicht
nigen südlichen Teilen von Sachsen und Thüringen. In den einwandfrei erbracht werden, Anzeichen deuten
ehemaligen Uran-Abbaugebieten (Erzgebirge) sind sehr aber auf eine derartige Gefahr hin. Als beson-
hohe Radon-Konzentrationen (über 6000 Bq/m3) in Häu-
sern gemessen worden.
ders unübersichtlich erweist sich dieses Problem
deshalb, weil die Menschen seit jeher sehr un-
Darüber hinaus sollten Kriterien für die Auffin- terschiedlichen natürlichen Feldern ausgesetzt
dung von Regionen, Bauplätzen und Häusern sind (erdelektrisches Feld, erdmagnetisches Feld,
mit höheren Radon-Konzentrationen entwickelt elektrostatische Aufladungsfelder, elektroma-
werden. gnetische Wechselfelder in der Nähe von Gewit-
Verschiedene Institute bieten die Messung des terentladungen und aus dem Weltall) und die
Radongehaltes der Raumluft in Gebäuden zu mä- Werte der technisch erzeugten Felder sich in den
17 ßigen Preisen an. gleichen Größenordnungen bewegen, z. T. aber
Verlässliche Daten über die gesundheitlichen auch sehr unterschiedliche Daten besitzen (z. B.
Schäden (Krebsrisiko) bei geringerer radioaktiver im Frequenzbereich).
Belastung liegen erstaunlicherweise nicht vor; die Es ist zwar verständlich, dass manchmal durch
internationale Strahlenschutzkommission (ICPR) konstruktive Maßnahmen (Leitungsabschir-
hat jedoch in einer schon 1984 erschienenen Stu- mung, „Netzfreischaltung“) versucht wird, die
die einen Anteil von 4 bis 12 % der derzeitigen – sowieso gegenüber dem freien Gelände gerin-
17.8 Schutz vor gesundheitlichen Gefahren 849

gen – elektromagnetischen Feldstärken in Ge- lassen (s. Abschn. 17.5.6, Wasserdampfdiffusion).


bäuden weiter zu vermindern, auf gesicherten Es gibt jedoch keine wissenschaftlich begrün-
wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht eine deten Aussagen darüber, ob und wie viel Wasser-
solche Vorgehensweise jedoch nicht. Eine schäd- dampf durch eine Außenwand gehen muss.
liche Wirkung schwacher Felder im Umkreis un- Die Wasserdampfdiffusion kann nicht durch
serer Hausinstallationen wird nur von wenigen einen die Überfeuchtung der Innenluft ver-
Wissenschaftlern angenommen. hindernden notwendigen Wasserdampftransport
In diesem Zusammenhang muss auf das ebenfalls recht nach außen begründet werden, da allein durch
ungesicherte Gebiet der Geobiologie (Einfluss von unter- den hygienisch notwendigen Luftaustausch (z. B.
irdischen Wasserläufen, Verwerfungen, Lagerstatten usw. durch Lüftungsmaßnahmen und durch Undich-
auf Mensch und Tier) hingewiesen werden. Ein Schutz vor tigkeit von Fenstern und Türen) in bewohnten
derartigen Einflüssen ist zwar nach bisherigen Erkenntnis-
sen nicht notwendig, es kann jedoch nicht vollkommen Räumen mindestens 98 % des ausgetauschten
ausgeschlossen werden, dass sensible Menschen in ihrem Wasserdampfes in die Außenluft überführt wer-
Wohlbefinden durch geologische Faktoren beeinflusst den und höchstens 2 % durch die flächenhaften
werden. Außenbauteile (Wände, Decken und Dächer)
Falls im Einzelfall solches vermutet wird, gibt die Radiästhe- nach außen gelangen. Dieser Austausch ist aller-
sie (Wünschelrutenkunde, evtl. in Verbindung mit physika- dings in vielen (besonders auch sanierten) Ge-
lischen Messungen) eine Möglichkeit, die subjektive Wohn-
situation zu verbessern. bäuden absolut viel zu gering, um Tauwasser und
damit Bauschäden zu verhindern!
Die von den Geobiologen empfohlenen Schutzmaßnah-
men laufen in der Regel hinaus auf Beim Vorhandensein von dampfbremsenden
t Verlegung der Schlafstellen auf reaktionszonenfreie Orte Schichten (Folien aus Metall, Kunststoff o. Ä.) in
(eine Vergrößerung der Schlafzimmer ist bei der Planung falscher Lage (im kälteren Teil des Außenbau-
zur Erzielung einer gewissen Variabilität der Schlafplätze teils) kann allerdings eine Gesundheitsgefähr-
dabei zu bedenken);
t Verlegung des Bauorts,
dung nicht ausgeschlossen werden, da evtl.
t „Abschirmung“ der Einflüsse.
auftretendes Kondensat (Tauwasser) Schimmel-
bildung zur Folge haben kann. Das ist natürlich
Alle mit anerkannten wissenschaftlichen Methoden über- auch schon bei dämmtechnisch zu schwach
prüften Effekte im Bereich der Wünschelrutenkunde und dimensionierten Außenbauteilen (mit zu groß-
der „Erdstrahlen“ erweisen sich immer wieder als nicht en Wärmedurchgangskoeffizienten U) oder un-
reproduzierbar oder falsch interpretiert. Da sich das Wohl-
befinden eines Menschen aber als stark abhängig von psy- günstiger Schichtenfolge (z. B. Innendämmung)
chischen Faktoren gezeigt hat (psychosomatische Erkran- möglich. Eine ziemlich sichere Vermeidung sol-
kungen), können – wenn eine Erfolgsaussicht vermutet cher – wegen der Verbreitung von Schimmelspo-
wird – notfalls auch ungesicherte Verfahren zur Verbesse- ren gesundheitsgefährdenden – Tauwassermen-
rung einer Wohnsituation in Erwägung gezogen werden.
Erfahrungsgemäß sind viele Menschen mit den nach ent- gen kann durch die Überprüfung der Bauteile
sprechenden Veränderungen der Wohnsituation wiederum nach dem Verfahren von Glaser (s. Abschn. 17.5.6)
nicht zufrieden, sei es, dass die empfundenen Störungen geschehen. Wegen der heute bekannten Schim-
geblieben sind, sei es, dass neue Probleme auftreten. Man melpilzbildung an Oberflächen, an denen noch
kann nur vermuten, dass durch geobiologische Faktoren
gestörte Menschen ihre Probleme nicht sehr einfach lösen keine Tauwasser-Abscheidung stattfindet, son-
können. Man sollte sich aber auch darüber klar sein, dass dern erst 80 % Luftfeuchte herrschen, muss auf
auf diesem Gebiet der Scharlatanerie immer noch (oder Grenzwerte für den Temperaturfaktor f hinge-
gerade in den letzten Jahren wieder) Tür und Tor geöffnet wiesen werden.
sind und in manchen Fällen wohl weniger gesundheitliche
als finanzielle Schäden erwartet werden können. Auf keinen Fall kann eine Aussage über die
Schädlichkeit bestimmter Wärmedämmetho-
den (z. B. mit Kunststoff-Hartschaum) mit der zu
17.8.4 Wasserdampfdurchlässigkeit geringen Atmungsfähigkeit einer derartig ge-
(„Atmungsfähigkeit“) dämmten Wand begründet werden. Ausdrücke
wie „totgedämmt“ o. Ä. bedürfen einer physika-
von Bauteilen
lischen Begründung, wenn sie ernst genommen 17
Eine gesundheitliche Gefahr für die Bewoh- werden sollen.
ner wird häufig in der mangelnden „Atmungs- Neuere Erkenntnisse über Tauwasserschäden an
fähigkeit“ von Gebäude-Außenbauteilen gesehen. Gebäuden lassen es als wahrscheinlich erschei-
Meist wird darunter (missverständlich) die Fä- nen, dass viele derartige Schäden nicht durch
higkeit der – praktisch luftundurchlässigen – Bau- Kondensation von diffundierendem Wasser-
teile verstanden, Wasserdampf hindurchtreten zu dampf, sondern durch Abkühlung feuchtwarmer
850 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Innenluft an kalten Bauteilen erzeugt werden. Schichten (z. B. gips- oder holzhaltige Baustoffe,
Diese Luft gelangt dabei durch Undichtheiten Textilien) möglich, die aber die aufgenommenen
der inneren Gebäudehülle (z. B. hölzerne Innen- Wassermengen auch wieder abgeben müssen.
verkleidungen, undichte Fugen bei Bauteil- Als wirksam hat sich nach derartigen Feuchtebe-
anschlüssen usw.) weiter nach außen zu den lastungen besonders aber auch eine stoßweise
kälteren Bauteilschichten und das eventuell ent- Lüftung bewährt. Die in heutigen Wohnungen
stehende Tauwasser kann an fäulnis- oder kor- erzeugten Wasserdampfmengen (z. T. über 10
rosionsgefährdeten Bauteilen dann Schäden Liter „flüssigem“ Wasser pro Tag entsprechend!)
hervorrufen. Nur eine erhöhte Dichtheit der Ge- sollten auf keinen Fall unterschätzt werden, sie
bäudehülle wird derartige Schäden verhindern können nur durch Lüftung abgeführt werden.
können (vgl. Abschn. 17.5). Eine diesbezügliche In neueren Publikationen wird als „Atmungs-
Überprüfung der Gebäude lässt sich heute mit fähigkeit“ von Bauteilen nur noch deren feuch-
verschiedenen, von bauphysikalischen Instituten tespeichernde Fähigkeit bezeichnet. Die Ver-
angebotenen Verfahren durchführen. wendung des umstrittenen Begriffs kann zwar
Eine Verringerung der Gesundheitsgefährdung hingenommen werden, führt aber zuweilen zu
durch Kondensatfeuchte ist – besonders bei übertriebenen Forderungen an Bauteile bezüg-
stoßweiser Feuchtigkeitserzeugung in einem lich ihrer Feuchtigkeitsaufnahmefähigkeit, die
Raum (Feuchtraum) – durch wasserspeichernde bauphysikalisch nicht begründbar sind.

17.9 Normen
17.9.1 Abdichtungen

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 295-5 03.1999 Steinzeugrohre und Formstücke sowie Rohrverbindungen für Abwasserleitungen
und -kanäle; Anforderungen an gelochte Rohre und Formstücke
DIN EN 752 04.2008 Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäuden
DIN 1187 11.1982 Dränrohre aus weichmacherfreiem Polyvinylchlorid (PVC hart); Maße,
Anforderungen, Prüfung
DIN 4095 06.1990 Baugrund; Dränung zum Schutz baulicher Anlagen; Planung, Bemessung und
Ausführung
DIN 7864-1 04.1984 Elastomer-Bahnen für Abdichtungen; Anforderungen, Prüfung
DIN 7865-1 02.2008 Elastomer-Fugenbänder zur Abdichtung von Fugen in Beton – Formen und Maße
DIN 7865-2 02.2008 –; Werkstoff – Anforderungen und Prüfung
DIN EN 13 967 03.2007 Abdichtungsbahnen – Kunststoff- und Elastomerbahnen für die Bauwerksabdich-
tung gegen Bodenfeuchte und Wasser – Definitionen und Eigenschaften
DIN EN 13969 03.2007 –; Bitumenbahnen für die Bauwerksabdichtung gegen Bodenfeuchte und Wasser –
Definitionen und Eigenschaften
DIN EN 14 909 06.2006 –; Kunststoff- und Elastomer-Mauersperrbahnen – Definitionen und Eigenschaften
E DIN EN 14 909/A1 05.2008 –; –; –; Änderung A1
DIN EN 14 967 08.2006 –; Bitumen-Mauersperrbahnen – Definitionen und Eigenschaften
E DIN 15 812 05.2008 Kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtungen
bis 15 820

17 DIN 18 190-4 10.1992 Dichtungsbahnen für Bauwerksabdichtungen; Dichtungsbahnen mit


Metallbandeinlage, Begriff, Bezeichnung, Anforderungen
DIN 18 195-1 08.2000 Bauwerksabdichtungen; Grundsätze, Definitionen, Zuordnung der
Abdichtungsarten
DIN 18 195-1 Bbl. 01.2006 –; Beispiele für die Anordnung der Abdichtung bei Abdichtungen
DIN 18 195-2 04.2009 –; Stoffe
DIN 18 195-3 08.2000 –; Anforderungen an den Untergrund und Verarbeitung der Stoffe
17.9 Normen 851

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 18 195-4 08.2000 –; Abdichtungen gegen Bodenfeuchte (Kapillarwasser, Haftwasser) und nicht stau-
endes Sickerwasser an Bodenplatten und Wänden; Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-5 08.2000 –; Abdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser auf Deckenflächen und in
Nassräumen; Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-6 08.2000 –; Abdichtungen gegen von außen drückendes Wasser und aufstauendes
Sickerwasser; Bemessung und Ausführung
DIN 18 195-7 06.1989 –; Abdichtungen gegen von innen drückendes Wasser; Bemessung und
Ausführung
E DIN 18 195-7 06.2008 –; Abdichtungen gegen von innen drückendes Wasser; Bemessung und
Ausführung
DIN 18 195-8 03.2004 –; Abdichtungen über Bewegungsfugen
DIN 18 195-9 03.2004 –; Durchdringungen, Übergänge, An- und Abschlüsse
E DIN 18 195-9/A1 03.2009 –; –; Änderungen A1
DIN 18 195-10 03.2004 –; Schutzschichten und Schutzmaßnahmen
DIN V 18 197 10.2005 Abdichten von Fugen in Beton mit Fugenbändern
DIN 18 308 12.2002 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen; Teil C: Allgemeine Techni-
sche Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV), Dränarbeiten
DIN 18336 12.2002 –; Abdichtungsarbeiten
DIN 18540 12.2006 Abdichten von Außenwandfugen im Hochbau mit Fugendichtstoffen
DIN 18541-1 09.2006 Fugenbänder aus thermoplastischen Kunststoffen zur Abdichtung von Fugen in
Ortbeton; Begriffe, Formen, Maße, Kennzeichnung
DIN 18541-2 09.2006 –; Anforderungen an die Werkstoffe, Prüfung und Überwachung
DIN 52128 03.1977 Bitumendachbahnen mit Rohfilzeinlage; Begriff, Bezeichnung, Anforderungen
DIN 52129 11.1993 Nackte Bitumenbahnen; Begriff, Bezeichnung, Anforderungen
DIN 52130 11.1995 Bitumen-Dachdichtungsbahnen; Begriffe, Bezeichnungen, Anforderungen
DIN 52131 11.1995 Bitumen-Schweißbahnen; Begriffe, Bezeichnungen, Anforderungen
DIN 52132 05.1996 Polymerbitumen-Dachdichtungsbahnen; Begriffe, Bezeichnungen, Anforderungen
DIN 52133 11.1995 Polymerbitumen-Schweißbahnen; Begriffe, Bezeichnungen, Anforderungen
DIN 52141 12.1980 Glasvlies als Einlage für Dach- und Dichtungsbahnen; Begriff, Bezeichnung,
Anforderungen
DIN 52142 02.1978 Glasvlies als Einlage für Dach- und Dichtungsbahnen; Prüfung
DIN 52143 08.1985 Glasvlies-Bitumendachbahnen; Begriffe, Bezeichnung, Anforderungen
DAfStb 11.2003 DAfStb-Richtlinie – Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton (WU-Richtlinie)
DAfStb 2006 Erläuterungen zur WU-Richtlinie Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton
Dichtunggsschlämme 04.2006 Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdichtungen erdberührter
Bauteile mit flexiblen Dichtungsschlämmen
KMB-Richtlinie 11.2001 Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdichtungen mit kunststoff-
modifizierten Bitumendickbeschichtungen (KMB) – „erdberührte Bauteile“

17.9.4 Baulicher Brandschutz1)

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 357 02/2005 Glas im Bauwesen – Brandschutzverglasungen aus durchsichtigen oder durch-
scheinenden Glasprodukten – Klassifizierung des Feuerwiderstandes 17
DIN EN 1363-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen; Allgemeine Anforderungen
DIN EN 1363-2 10.1999 –; Alternative und ergänzende Verfahren

1) Insbesondere für Baustoffe gibt es außer den aufgeführten DIN Normen zahlreiche Europäische und Internationale Nor-
men. Eine Auflistung würde den Rahmen dieser Zusammenstellung überschreiten. Es wird auf die Veröffentlichungen
des Normenausschusses Bauwesen (NABau) verwiesen (DIN-Baunormen-Katalog (CD-Rom), Berlin)
Fortsetzung s. nächste Seite
852 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 1364-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen für nicht tragende Bauteile; Wände


DIN EN 1364-2 10.1999 –; Unterdecken
DIN EN 1365-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen für tragende Bauteile; Wände
DIN EN 1365-2 02.2000 –; Decken und Dächer
DIN EN 1365-3 02.2000 –; Balken
DIN EN 1365-4 10.1999 –; Stützen
DIN EN 1365-5 02.2005 –; Balkone und Laubengänge
DIN EN 1365-6 02.2005 –; Treppen
DIN EN 1366-1 10.1999 Feuerwiderstandsprüfungen für Installationen; Leitungen
E DIN EN 1366-1 07.2009 –; Leitungen
DIN EN 1366-2 10.1999 –; Brandschutzklappen
DIN EN 1366-3 11.2004 –; Abschottungen
DIN EN 1366-4 08.2006 –; Abdichtungssysteme für Bauteilfugen
DIN EN 1366-5 12.2003 –; Installationskanäle und -schächte
DIN EN 1634-1 01.2009 Feuerwiderstandsprüfungen für Tür- und Abschlusseinrichtungen;
Feuerschutzabschlüsse
DIN EN 1634-3 01.2005 –; Rauchschutzabschlüsse
DIN EN 1991-1-2 09.2003 Eurocode 1 : Einwirkungen auf Tragwerke – Allgemeine Einwirkungen;
Brandeinwirkungen auf Tragwerke
DIN EN 1992-1-2 10.2006 Eurocode 2 : Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbeton-
tragwerken; Allgemeine Regeln; Tragwerksbemessung für den Brandfall
DIN EN 1992-1-2 Ber. 1 01.2009 –; –; –; Allgemeine Berichtigung zu DIN EN 1992-1-2: 2006-10
DIN EN 1993-1-2 10.2006 Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten; Allgemeine Regeln,
Tragwerksbemessung für den Brandfall
NAD DIN V ENV1993-1-2 2000 Nationales Anwendungsdokument (NAD); Richtlinie zur Anwendung von
DIN V ENV 1993-1-2: 1997-05: Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von Stahl-
bauten; Teil 1–2: Allgemeine Regeln; Tragwerksbemessung für den Brandfall
DIN EN 1994-1-2 11.2006 Eurocode 4: Bemessung und Konstruktion von Verbundtragwerken aus Stahl und
Beton; Allgemeine Regeln, Tragwerksbemessung für den Brandfall
NAD DIN V ENV1994-1-2 2000 Nationales Anwendungsdokument (NAD); Richtlinie zur Anwendung von
DIN V ENV 1994-1-2: 1997-06: Eurocode 4: Bemessung und Konstruktion von
Verbundtragwerken aus Stahl und Beton; Teil 1–2: Allgemeine Regeln; Tragwerks-
bemessung für den Brandfall
DIN EN 1995-1-2 10.2006 Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion von Holzbauten; Allgemeine Regeln,
Tragwerksbemessung für den Brandfall
NAD DIN V ENV1995-1-2 2000 Nationales Anwendungsdokument (NAD); Richtlinie zur Anwendung von
DIN V ENV 1995-1-2: 1997-05: Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion von Holz-
bauten; Teil 1–2: Allgemeine Regeln; Tragwerksbemessung für den Brandfall
DIN EN 1996-1-2 10.2006 Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten; Allgemeine
Regeln – Tragwerksbemessung für den Brandfall
NAD DIN V ENV1996-1-2 2000 Nationales Anwendungsdokument (NAD) – Richtlinie zur Anwendung von
DIN V ENV 1996-1-2: 1997-05 – Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von
Mauerwerksbauten – Teil 1–2: Allgemeine Regeln; Tragwerksbemessung für den
17 Brandfall
DIN 4102-1 05.1998 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Baustoffe, Begriffe, Anforderungen
und Prüfungen
DIN 4102-1Ber.1 08.1998 Berichtigung zu DIN 4102-1: 1998-05
DIN 4102-2 09.1977 –; Bauteile, Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-3 09.1977 –; Brandwände und nicht tragende Außenwände, Begriffe, Anforderungen und
Prüfungen
17.9 Normen 853

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN 4102-4 03.1994 –; Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe, Bauteile und
Sonderbauteile
DIN 4102-4/A1 11.2004 –; –; Änderung A1
DIN 4102-5 09.1977 –; Feuerschutzabschlüsse, Abschlüsse in Fahrschachtwänden und gegen Feuer
widerstandsfähige Verglasungen, Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-6 09.1977 –; Lüftungsleitungen, Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-7 07.1998 –; Bedachungen, Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-8 10.2003 –; Kleinprüfstand
DIN 4102-9 05.1990 –; Kabelabschottungen; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-11 12.1985 –; Rohrummantelungen, Rohrabschottungen, Installationsschächte und -kanäle
sowie Abschlüsse ihrer Revisionsöffnungen; Begriffe, Anforderungen und
Prüfungen
DIN 4102-12 11.1998 –; Funktionserhalt von elektrischen Kabelanlagen; Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-13 05.1990 –; Brandschutzverglasungen; Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
DIN 4102-14 05.1990 –; Bodenbeläge und Bodenbeschichtungen; Bestimmung der Flammen-
ausbreitung bei Beanspruchung mit einem Wärmestrahler
DIN 4102-18 03.1991 –; Feuerschutzabschlüsse; Nachweis der Eigenschaft „selbstschließend“
(Dauerfunktionsprüfung)
DIN EN 12 101-1 06.2006 Rauch- und Wärmefreihaltung – Bestimmungen für Rauchschürzen
DIN EN 12 101-2 09.2003 –; Bestimmungen für natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgeräte
DIN EN 12 101-3 06.2002 –; Bestimmungen für maschinelle Rauch- und Wärmeabzugsgeräte
DIN 13 501-1 05.2007 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten;
Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum Brandverhalten von
Bauprodukten
DIN 13 501-2 01.2008 –; Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Feuerwiderstandsprüfungen
(mit Ausnahme von Produkten für Lüftungsanlagen)
DIN 14 090 05.2003 Flächen für die Feuerwehr auf Grundstücken
DIN 14 095 05.2007 Feuerwehrpläne für bauliche Anlagen
DIN 14 462 04.2009 Löschwassereinrichtungen – Planung und Einbau von Wandhydrantenanlagen
und Löschwasserleitungen
DIN 14 675 11.2003 Brandmeldeanlagen; Aufbau und Betrieb
DIN 14 675/A1 12.2006 –; –; Änderung A1
DIN 18 093 06.1987 Feuerschutzabschlüsse; Einbau von Feuerschutztüren in massive Wände aus
Mauerwerk oder Beton; Ankerlagen, Ankerformen, Einbau
DIN 18 095-1 10.1988 Türen; Rauchschutztüren; Begriffe und Anforderungen
DIN 18 095-2 03.1991 –; –; Bauartprüfung der Dauerfunktionstüchtigkeit und Dichtheit
DIN 18 230-1 05.1998 Baulicher Brandschutz im Industriebau; Rechnerisch erforderliche Feuerwider-
standsdauer
DIN 18 230-1 Ber. 1 12.1998 Berichtigungen zu DIN 18 230-1: 1998-05
E DIN 18 230-1 06.2008 –; Rechnerisch erforderliche Feuerwiderstandsdauer
DIN 18 230-2 01.1999 –; Ermittlung des Abbrandverhaltens von Materialien in Lagerordnung; Werte für
den Abbrandfactor m
DIN 18 232-1 02.2002 Rauch- und Wärmeableitung; Begriffe, Aufgabenstellung
17
DIN 18 232-2 11.2007 –; Natürliche Rauchabzugsanlagen (NRA); Bemessung, Anforderungen und Einbau
DIN 18 232-5 04.2003 –; Maschinelle Rauchabzugsanlagen (MRA); Anforderungen, Bemessung
DIN 18 234-1 bis 4 09.2003 Baulicher Brandschutz großflächiger Dächer – Brandbeanspruchung von unten
DIN 18 273 12.1997 Baubeschläge – Türdrückergarnituren für Feuerschutztüren und Rauchschutz-
türen; Begriffe, Maße, Anforderungen und Prüfungen
Fortsetzung s. nächste Seite
854 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

MIndBauRL 03.2000 Muster-Richtlinie über den baulichen Brandschutz im Industriebau (Muster-


Industriebaurichtlinie – M IndBauRL)
MHochhausRL 04.2008 Muster-Richtlinie über den Bau und Betrieb von Hochhäusern (Muster-Hochhaus-
Richtlinie – MHHR)
MleitungsanlRL 11.2005 Muster-Richtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an Leitungsanlagen
(Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie – M-LAR)
MBrandSchAnfRL 12.1998 Musterrichtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an Hohlraumestriche
und Doppelböden
MsystembödenRL 09.2005 Muster-Richtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an Systemböden
(Muster-Systembödenrichtlinie – MSysBöR)
Zement-Merkblatt H1 06.2000 Baulicher Brandschutz mit Beton

17.9.6 Schallschutz
Norm Ausgabedatum Titel

DIN 4109 11.1989 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise


08.1992 Berichtigungen zu DIN 4109
DIN 4109/A 1 01.2001 Schallschutz im Hochbau; Anforderungen und Nachweise, Änderung A1
DIN 4109 Bbl 1 11.1989 –; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren
DIN 4109 Bbl 1/A1 09.2003 –; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren; Änderung A1
E DIN 4109 Bbl 1/A2 02.2006 –; Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren; Entwurf Änderung A2
DIN 4109 Bbl 2 11.1989 –; Hinweise für Planung und Ausführung; Vorschläge für einen erhöhten Schall
schutz; Empfehlungen für den Schallschutz im eigenen Wohn- oder Arbeitsbereich
DIN 4109 Bbl 3 06.1996 –; Berechnung von R′w,R für den Nachweis der Eignung nach DIN 4109 aus
Werten des im Labor ermittelten Schalldämm-Maßes Rw
E DIN 4109 Bbl 4 11.2000 –; Nachweis des Schallschutzes; Güte- und Eignungsprüfung
E DIN 4109-1 10.2008 Entwurf: Schallschutz im Hochbau; Teil 1: Anforderungen
DIN 18 005-1 07.2001 Schallschutz im Städtebau; Teil 1: Grundlagen und Hinweise für die Planung
DIN 18 005-1 Bbl 1 05.1987 –; Berechnungsverfahren; Schalltechnische Orientierungswerte für die
städtebauliche Planung
DIN 18 005-2 09.1991 –; Lärmkarten; Kartenmäßige Darstellung von Schallimmissionen
DIN 45 630-1 12.1971 Grundlagen der Schallmessung; Physikalische und subjektive Größen von Schall
DIN 52 210-6 05.1989 –; Luft- und Trittschalldämmung; Bestimmung der Schachtpegeldifferenz
DIN 52 219 07.1993 Bauakustische Prüfungen; Messung von Geräuschen der Wasserinstallation
in Gebäuden
DIN EN 12 354-1 12.2000 Bauakustik; Berechnung der akustischen Eigenschaften von Gebäuden aus den
Bauteileigenschaften; Luftschalldämmung zwischen Räumen
DIN EN 12 354-2 09.2000 –; Berechnung der akustischen Eigenschaften von Gebäuden aus den
Bauteileigenschaften; Trittschalldämmung zwischen Räumen
DIN EN 12 354-3 09.2000 –; Berechnung der akustischen Eigenschaften von Gebäuden aus den
17 Bauteileigenschaften; Trittschalldämmung zwischen Räumen; Luftschalldämmung
gegen den Außenlärm
DIN EN 12 354-4 04.2001 –; Berechnung der akustischen Eigenschaften von Gebäuden aus den
Bauteileigenschaften; Trittschalldämmung zwischen Räumen; Schallübertragung
von Räumen ins Freie
E DIN EN 12 354-5 06.2007 Entwurf –; Berechnung der akustischen Eigenschaften von Gebäuden aus den
Bauteileigenschaften; Installationsgeräusche
17.10 Literatur 855

Normen, Fortsetzung

Norm Ausgabedatum Titel

DIN EN 12 354-6 04.2004 –; Berechnung der akustischen Eigenschaften von Gebäuden aus den
Bauteileigenschaften; Schallabsorption in Räumen
DIN EN ISO 140-3 03.2005 –; Messung der Luftschalldämmung von Bauteilen in Prüfständen
DIN EN ISO 140-4 12.1998 –; Messung der Luftschalldämmung zwischen Räumen in Gebäuden
DIN EN ISO 140-6 12.1998 –; Messung der Trittschalldämmung von Decken in Prüfständen
DIN EN ISO 140-7 12.1998 –; Messung der Trittschalldämmung von Decken in Gebäuden
DIN EN ISO 140-8 12.1998 –; Messung der Trittschallminderung durch eine Deckenauflage auf einer
massiven Bezugsdecke in Prüfständen (teilweiser Ersatz für DIN 52 210-1)
DIN EN ISO 717-1 11.2006 Akustik - Bewertung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen.
Luftschalldämmung
DIN EN ISO 717-2 11.2006 –; Trittschalldämmung
DIN EN ISO 3382-2 09.2008 Akustik-Messung von Parametern der Raumakustik – Nachhallzeit in
gewöhnlichen Räumen
VDI 4100 08.2007 Schallschutz von Wohnungen; Kriterien für die Planung und Beurteilung

17.10 Literatur
Literatur zu den Abschnitten 17.1 bis 17.4 (Feuchteschutz/Abdichtungen)
[1] Ansorge, D.: Pfusch an Bau – Bauwerksabdichtung gegen von außen und innen angreifende Feuchte. Stuttgart 2005
[2] Böhning, J.; Klug. Chr.: Kellerfeuchtigkeit in Altbauten vermindern – unterschiedliche Verfahren im Praxisvergleich:
Aachen 2001
[3] Bundesfachabteilung Bauwerksabdichtung (BFA BWA); (BWA-Richtlinie 1) Technische Regeln für die Planung und
Ausführung erdberührter Bauwerksflächen oberhalb des Grundwasserspiegels. Dieburg 2004, www.bauindustrie.de/
index.php?page=18
[4] Bundesfachabteilung Bauwerksabdichtung (BFA BWA); (BWA-Richtlinie 2) Technische Regeln für die Planung und
Ausführung von Abdichtungen gegen von außen drückendes Wasser. Dieburg 2006, www.bauindustrie.de/index.
php?page=18
[5] Bundesverband der deutschen Zementindustrie; Zement-Merkblatt: B 22 Arbeitsfugen 01.2002. Düsseldorf;
www.bdzement.de
[6] Bundesverband der deutschen Zementindustrie; Zement-Merkblatt: H 10 Wasserundurchlässige Beton-Bauwerke
08.2006. Düsseldorf; www.bdzement.de
[7] Deutscher Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb) u. A. Richtlinie Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton
(WU-Richtlinie). Berlin, 11/2003
[8] Deutscher Holz und Bautenschutzverband e. V. (DHBV): Handbuch der Bauwerksabdichtung, Normen, Regeln,
Technik. Köln 2009
[9] Fouad, N. A. (Hrsg.): Bauphysik-Kalender – Schwerpunkt Bauwerksabdichtung. Berlin 2008
[10] Frössel, F.: Lexikon der Bauwerksabdichtung und Kellersanierung. Waldshut 2005
[11] Industrieverband Bauchemie und Holzschutzmittel (ibh); Richtlinie für die Planung und Ausführung von
Abdichtungen mit kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtungen (KMB) – „erdberührte Bauteile“
(Kurzform: „Dickbeschichtungsrichtlinie“) 11/2001. Frankfurt a. M.; www.deutsche-bauchemie.de
[12] Hohmann, R.: Fugenabdichtung bei wasserundurchlässigen Bauwerken aus Beton. Stuttgart 2009 17
[13] Lohmeyer, G.; Ebeling, K.: Weiße Wannen einfach und sicher. Düsseldorf 2007
[14] Lufsky, K.: Bauwerksabdichtung. Stuttgart/Wiesbaden 2006
[15] Morchutt, U. (Hrsg.): Praxisgerechte Bauwerksabdichtungen – wirtschaftliche Methoden zum sicheren Feuchtigkeits-
schutz. Merching 2003
[16] Oswald, R.; Wilmes, K.; Kottjé, J.: Weiße Wannen – hochwertig genutzt – Praxisbewährung und Ausführungs-
empfehlungen zur Schichtenfolge und zu flankierenden Maßnahmen. Stuttgart 2007
856 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

[17] Oswald, R.: Bauwerksabdichtungen – Feuchteprobleme im Keller und Gebäudeinneren – Aachener Bausachverstän-
digentage 2007. Wiesbaden 2008
[18] Schelp, H.; von Grabczewski, H.; Bräutigam, T.: Ermittlung des Bemessungsgrundwasserstands bei der Instandsetzung
oder dem Bau von Kellern. Beton 10/2004
[19] Universität Leipzig, MPFA Leipzig GmbH: 5. Leipziger Bauschadenstag – Tendenzen und Entwicklungen bei der
Bauwerksabdichtung und Risssanierung. Leipzig 09.2004
[20] Venzmer, H. (Hrsg.): Injektionsmittelverwendung zur nachträglichen horizontalen Bauwerksabdichtung.
Berlin 05.2004
[21] Weber, J.; Hafkesbrink, V. (Hrsg.): Bauwerksabdichtung in der Altbausanierung – Verfahren und juristische
Betrachtungsweise. Wiesbaden 2008
[22] Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V. (WTA),
Merkblätter. München; www.wta.de
[23] Zentralverband des Deutschen Baugewerbes; Merkblatt Verbundabdichtungen. 2005; www.zdb.de

Literatur zu Abschnitt 17.5 (Wärmeschutz)


[0] Fanger, P. O.: Thermal Comfort. Analysis and Applications in Environmental Engineering, USA: New York 1972,
© P. O. Fanger 1970
[0-0] Feist, Wolfgang: Der Einfluss von Wind und langwelliger Strahlung, in Protokollband Nr. 19, Stadtplanerische
Instrumente zur Umsetzung von Passivhäusern, Darmstadt, Passivhaus Institut, 2000
[1] DIN 4108: 1981 bis 2001; s. Normenverzeichnis in Abschn. 17.9
[2] Feist, Wolfgang: Ist Wärmespeichern wichtiger als Wärmedämmen? Passivhaus Institut, Darmstadt 2000
[3] Fraunhofer-Institut für Bauphysik: Rechenprogramm WUFI zur Berechnung des gekoppelten Wärme- und
Feuchtetransports. Holzkirchen 2001 (http://www.hoki.obp.fhg.de)
[4] Institut für Bauklimatik der TU Dresden: Rechenprogramm DELPHIN, Simulation des Wärme-, Luft-, Salz und
Feuchtetransports in kapillarporösen Materialien. Dresden 2001
[5] Kah, Feist et al.: Bewertung energetischer Anforderungen im Lichte steigender Energiepreise für die EnEV und die
KfW-Förderung, Passivhaus Institut, 2008
[6] Informationsdienst HOLZ: holzbau handbuch, Reihe 3, Teil 2, Folge 2; S. 3 f.
[7] Hilbig, Gerhard: Grundlagen der Bauphysik; Fachbuchverlag Leipzig 1999, S. 308–320
[8] Borsch-Laaks, Robert: Sommerlicher Wärmeschutz im Holzbau, im Tagungsband des 14. Internationalen Holzbau-
Forums 2008, Band II, Fachhochschule Biel, 2008
[9] Autorengruppe PHI: Passivhaus Projektierungs Paket (PHPP), Ausgabe 2007, Passivhaus Institut, Darmstadt, 2007
[10] Feist, Wolfgang: Ein vereinfachtes Verfahren zur Bestimmung der Behaglichkeit im Sommer, in Protokollband Nr. 15,
Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser, Darmstadt 1999
[11] Feist, Wolfgang (Herausgeber): Lüftungsstrategien für den Sommer, Protokollband Nr. 22, Arbeitskreis kostengünstige
Passivhäuser, Darmstadt 2003
[12] Vallentin, Rainer: Städtebauliche Aspekte von Passivhäusern, in: Protokollband Nr. 19 (Stadtplanerische Instrumente),
Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser, Darmstadt 2000
[13] Rosenfeld, A. et al.: Painting the Town White – and Green; MIT Technology Review 1997, s. auch http://eetd.lbl.gov/
HeatIsland/PUBS/PAINTING/
[14] BINE projektinfo 4/01: „Vakuumdämmung“, Fachinformationszentrum Karlsruhe 2001
[15] Forstner, Martin: QASAmax Vakuum-Wärmedämmverbundsystem, im Tagungsband der 12. Internationalen Passiv-
haustagung, Nürnberg 2008, S. 369 ff
[16] Krause, Harald und Sariri, Vahid: Wärmebrückenkatalog für Unipor W07 Passivhaus Institut, Darmstadt, 2008
17 ]17| Künzel, Helmut: Schäden an Fassadenputzen, in: Schadensfreies Bauen, Bd. 9 (Hrsg. G. Zimmermann), Fraunhofer IRB
Verlag Stuttgart 2000
[18] Glaser, H.: Graphisches Verfahren zur Untersuchung von Diffusionsvorgängen. In: Z. Kältetechn. (1959), S. 345 ff.
[19] Häupl, P. u. a.: Feuchte-Katalog für Außenwand-Konstruktionen. Köln 1990
[20] Künzel, H.: Dachdeckung und Dachbelüftung. Stuttgart 1996
[21] Künzel, H. M.: Kann bei voll gedämmten, nach außen offenen Steildachkonstruktionen auf eine Dampfsperre
verzichtet werden? In: Bauphysik 1/1996
17.10 Literatur 857

[22] Liersch, K. W.: Belüftete Dach- und Wandkonstruktionen, Bd. 1–4. Wiesbaden und Berlin 1990
[23] Autorengruppe PHI: Faktor 4 auch bei sensiblen Altbauten: Passivhauskomponenten + Innendämmung, Passivhaus
Institut. Darmstadt 2005
[24] Künzel, H.: Dachdeckung und Dachbelüftung. Stuttgart 1996
[25] Künzel, H. M.: Kann bei voll gedämmten, nach außen offenen Steildachkonstruktionen auf eine Dampfsperre
verzichtet werden? In: Bauphysik 1/1996
[26] Liersch, K. W.: Belüftete Dach- und Wandkonstruktionen, Bd. 1–4. Wiesbaden und Berlin 1990
[27] Häupl, P. u. a.: Feuchte-Katalog für Außenwand-Konstruktionen. Köln 1990
[28] Feist, Wolfgang: Passivhäuser in Mitteleuropa; Diss., UnIversität Kassel, 1993
[29] Feist, Wolfgang: Praxis Passivhaus, im Bauphysik Kalender 2007
[30] Schnieders, Jürgen: Passive Houses in South West Europe; Diss., Universität Kaiserslautern, 2009
[31] Hauser, G., Stiegel, H.: Wärmebrückenatlas für den Mauerwerksbau. Vieweg-Verlag. Wiesbaden 1996
(auch als CD-ROM 1998)
[32] Hauser, G. und Stiegel, H.: Wärmebrücken-Atlas für den Holzbau; Bauverlag. Wiesbaden 1992
[33] Mainka, G.-W., Paschen, H.: Wärmebrückenkatalog, Teubner. Stuttgart 1986
[33 Physibel: Programme zur Wärmebrückenberechnung, B-9990 Maldegem
[34] Thermopor: Bauphysik, PC-Nachweisprogramme: www.thermopor.de
[35] Lawrence Berkeley National Lab: Wärmebrüclenprogramm „Therm“, im Internet frei verfügbar, vgl. www.lbl.gov
[36] Feist, Wolfgang: Wärmebrückenfreies Konstruieren, Protokollband Nr. 16, Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser.
Darmstadt 2000
[37] Kaufmann, Berthold: Das Passivhaus – Energie-Effizientes-Bauen, holzbau handbuchReihe 1: Entwurf und Konstruk-
tion Teil 3: Wohn- und Verwaltungsbauten Folge 10: Passivhaus – Energie-Effizientes-Bauen, DGfH Innovations- und
Service GmbH, kostenloser download aus dem Internet möglich
[38] Arbeitskreis Autorengruppe: Dimensionierung von Lüftungsanlagen in Passivhäusern, Protokollband 17 des Arbeits-
kreises kostengünstige Passivhäuser, 1. bis 6. Aufl., 131 Seiten, Passivhaus Institut. Darmstadt 1999
[39] Peper, Sören; Feist, Wolfgang: Messtechnische Untersuchung und Auswertung – Klimaneutrale Passivhaussiedlung
Hannover-Kronsberg; 1. Auflage, Passivhaus Institut und Proklima. Darmstadt/Hannover 2001
[40] Passivhaus Institut: Anforderungen an qualitätsgeprüfte Wohnungslüftungsanlagen, aktuelle Fassungen auf der
Homepage www.passiv.de
[41] Witta Ebel: Interne Wärmequellen – Erfahrungen aus dem Passivhaus. In Protokollband Nr. 5 des Arbeitskreises
kostengünstige Passivhäuser, 1. Aufl., Passivhaus Institut. Darmstadt 1997
[42] Wolfgang Feist: Innere Gewinne werden überschätzt; In: „Sonnenenergie und Wärmetechnik 1/1994“; 1994.
[43] Andrew Peel: Solar gains in a Passive House, Master-Thesis, Universität Oldenburg 2007
[44] International Energy Agency: IEA World Energy Outlook 2008, Paris, 2008 (see: http://www.worldenergyoutlook.org/)
[45] IPCC: Climate Change 2007: Mitigation of Climate Change, Thailand, May 9th, see http://www.ipcc.ch/SPM040507.pdf

Literatur zu Abschnitt 17.6 (Schallschutz)


[1] Fasold, W., Veres, E.: Schallschutz + Raumakustik in der Praxis. Verlag für Bauwesen. Berlin 1998
[2] Meier, A., Niemann, A., Hilz, G.: Luftschalldämmung mit Hochlochziegeln: Prognose unter Anwendung der
DIN EN 12 354, Müller BBM. Planegg 2000
[3] Schulze, H.: Holzbau – Wände, Decken, Dächer. Stuttgart 1998
[4] DIN 4109/A1: 2001-01: Schallschutz im Hochbau – Anforderungen und Nachweise – Änderung A1 17
[5] DIN 4109 Beibl.1/A1: 2003-09: Schallschutz im Hochbau – Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren – Entwurf einer
Änderung A1
858 17 Bauliche Schutzmaßnahmen

Literatur zu Abschnitt 17.7 (Brandschutz)


[1] Beinhauer, P.: Standarddetails im Brandschutz – Sichere Konstruktionsdetails für Bauvorhaben. Köln 2007
[2] Bock, H. M., Klement, E.: Brandschutz-Praxis für Architekten und Ingenieure – Brandschutzvorschriften nach dem
neuen Brandschutzkonzept der Bauordnungen – Aktuelle Planungsbeispiele. Berlin 2006
[3] Brandschutzatlas – Baulicher Brandschutz. Köln 2007
[4] Bundesverband der Deutschen Zementindustrie e.V.; Zement-Merkblatt H01 – Baulicher Brandschutz mit Beton.
Köln 08/2006; www.beton.org/fachinformationen/zement-merkblaetter
[5] Fouad, N. A., Rarchamy, M.: Baulicher Brandschutz im Industriebau nach DIN 18 230. Berlin 2006
[6] Fröse, H.-D.: Brandschutz für Kabel und Leitungen. Heidelberg 2005
[7] Hass, R., Meyer-Ottens, C., Richter, E.: Stahlbau-Brandschutz-Handbuch. Berlin 1994
[8] Hass, R., Meyer-Ottens, C., Quest, U.: Verbundbau-Brandschutz-Handbuch. Berlin 1989
[9] Hertel, H.: Grundlagendokument Brandschutz, Fachbeitrag Fa. Promat. Ratingen 1995
[10] Informationsdienst Holz, Holzbauhandbuch; Reihe 3; Teil 4 Brandschutz. Düsseldorf 2001 ff.;
www.informationsdienst-holz.de
[11] –, Holzbauhandbuch; Brandschutz-Bauen mit Holz, Landesspezifische Anforderungen der LBO’s. Düsseldorf 1996;
www.infoholz.de
[12] Informationszentrum Raum und Bau (IRB), Literaturdokumentation 7204, Brandschutz im Industriebau;
www.irbbuch.de
[13] Jansen, M.: PlanungsCheck Baulicher Brandschutz. 2008
[14] Klingsohr, K., Messerer, J.: Vorbeugender baulicher Brandschutz. Stuttgart 2005
[15] Klose, A.: Vorbeugender baulicher Brandschutz, Fachbeitrag Fa. Promat – Bautechnischer Brandschutz A2.1,
Ratingen; www.promat.de
[16] Kordina, K., Meyer-Ottens, C.: Beton-Brandschutz-Handbuch. Düsseldorf 1999
[17] Kraft, M.: Betrieblicher Brandschutz – Brandschutzverordnung – Leitfaden zur Umsetzung in der Praxis. Köln 2007
[18] Löbbert, A., Pohl, K. D., Thomas, K. W., Kruszinski, T.: Brandschutzplanung für Architekten und Ingenieure. Köln 2007
[19] Mayr, J. (Hrsg.): Brandschutzatlas CD-ROM, Wolfratshausen 2007
[20] Meyer-Ottens, S.: Brandverhalten von Porenbetonbauteilen. Hrsg. Bundesverband der Porenbetonindustrie.
Wiesbaden: Bauverlag 1997
[21] –: Baulicher Brandschutz mit Beton. Zement-Merkblatt H1, Hrsg. Bundesverband der Deutschen Zementindustrie.
Köln 2000; www.bdzement.de
[22] Deutscher Ausschuss für Stahlbau: Richtlinien für die Bemessung und Ausführung von Stahlverbundträgern. 03/1981
[23] Scheer, C., Peter, M.: Holz-Brandschutz Handbuch. Berlin 2009
[24] Schneider, U., Franssen, J. M., Lebeda, C.: Baulicher Brandschutz – Nationale und Europäische Normung –
Bauordnungsrecht – Praxisbeispiele. Berlin 2008

Literatur zu Abschnitt 17.8 (Schutz vor gesundheitlichen Gefahren)


[1] Steffens, Werner: Innenraum-Schadstoffe und Umweltmedizin. In: das Bauzentrum 2/1
[2] Royar, J., Gerhardy, L.: Wärmedämmung der hinterlüfteten, vorgehängten Fassade. In: DBZ 8/96
[3] Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) 905 (6.1994)
[4] Fachvereinigung Mineralfaserindustrie e.V.: Umgang mit Mineralwolle-Dämmstoffen – Handlungsanleitung
[5] Bundesanstalt für Arbeitsschutz; Formaldehyd, Verwendung, Gefahren, Schutzmaßnahmen. GA Nr. 15,
Dortmund 1987
17 [6] Deutsche Forschungsgemeinschaft (Senatskommission): Maximale Arbeitsplatzkonzentration und biologische
Arbeitsstofftoleranzwerte. Weinheim 1986
[7] Kranefeld, A., Linnig, J.: Radon. Köln: Katalyse-Institut 1990
[8] Horst, U.: Gesundes Bauen und Wohnen von A–Z. Taunusstein 1997
[9] Strahlenschutzkommission: Empfehlung. In: Bundesanzeiger 38 (1996) Nr. 4 vom 8.1.1986
17.10 Literatur 859

Weitere Fachliteratur zur Bauphysik


Arndt, Horst: Wärme- und Feuchteschutz in der Praxis. Verlag für Bauwesen Berlin 1996
Bläsi, Walter: Bauphysik, Bibliothek des Technikers. Europa-Lehrmittel Haan-Gruiten 2008
Bobran, H. W., …: Handbuch der Bauphysik. Wiesbaden 1995
Brandt, J., Moritz, H.: Bauphysik nach Maß. Düsseldorf 1995
Buss, H.: Das Tabellenhandbuch zum Wärme- und Feuchteschutz. Kissing 2002
Diem, P.: Bauphysik im Zusammenhang. Wiesbaden und Berlin 1996
Ehm, C.: Brand-, Schall- und Wärmeschutz in historischen Fachwerkhäusern. In: wksb 30/1992
Gertis, Karl A., Mehra, Schew-Ram: Bauphysikalische Aufgabensammlungen mit Lösungen. Wiesbaden 2008
Gösele, K., Schüle, W.: Schall, Wärme, Feuchte. Wiesbaden und Berlin 1997
Grassnick, A., Holzapfel, W.: Der schadenfreie Hochbau. KöIn-Braunsfeld 1994/97
Hilbig, Gerhard: Grundlagen der Bauphysik. Fachbuchverlag Leipzig 1999
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Institut für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken e.V. (IEMB), Sanierungsgrundlagen Plattenbau. Berlin;
www.iemb.de
Kerschberger, A.: Solares Bauen mit transparenter Wärmedämmung. Wiesbaden 1996
Klug, Paul: Bauphysik. Vogel-Verlag Würzburg 1996
Liersch, K. W.: Bauphysik kompakt. Verlag Bauwerk 2008
Lohmeyer, Gottfried; Post, M.; Bergmann, H.: Praktische Bauphysik. Vieweg-Teubner 2008
Lutz, P., Jenisch, R. u. a.: Lehrbuch der Bauphysik. Stuttgart 2002
Physibel C. V.: B-9990 Maldegem; Programme zur Wärmebrückenberechnung
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Remmers GmbH, 49624 Löningen: Firmenunterlagen über Viscacid-Produkte
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RWE Bau-Handbuch. Frankfurt 2004
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Berlin 1987/90
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hofer-Instituts für Bauphysik (IBP) Nr. 279 (1995)
Schulz, P.: Schallschutz, Wärmeschutz, Feuchteschutz, Brandschutz: Handbuch für den Innenausbau. Stuttgart 2004
Usemann, Klaus W.; Gralle, Horst: Bauphysik. Kohlhammer Stuttgart 1997
Wellpott, E.: Technischer Ausbau von Gebäuden. Stuttgart 2006
Wendehorst, R.: Bautechnische Zahlentafeln. 33. Aufl. Stuttgart 2009
Wilkens, W. M., Schild, K., Dinter, S.: Handbuch Bauphysik Teil 1 und 2. Wiesbaden 2006

17
861

18 Anhang: Gesetzliche Einheiten

Seit 1.1.1978 ist die neue gesetzliche Krafteinheit Nicht mehr zulässige Einheiten sind mit den in
das Newton (N) mit der Beziehung: Tabelle 18.1 angegebenen Faktoren umzurech-
nen. Vielfache, Teile oder zusammengesetzte
1 kp = 1 kg · 9,81 m/s2 = 9,81 N ⩠ 10 N Einheiten, die in der Tabelle 18.1 nicht enthal-
(bis 31.12.1977 galt 1 kp = 1 kg) ten sind, sind sinngemäß umzurechnen, s. DIN
1080-1, Ausg. Juni 1976, Erläuterungen zu Ab-
Im Anwendungsbereich der Normen wird für 1 kp schn. 5 (Tab. 18.3).
= 0,01 kN, für 1 Mp = 10 kN (Tab. 18.1) und für
1 kp/cm2 = 0,1 MN/m2 (Tab. 18.2) gesetzt, wobei
1 MN/m2 = 1 N/mm2 ist. Tabelle 18.2 Umrechnungstafel für Kraft je Fläche
(Flächenlasten, Spannungen, Festigkeiten,
Zur Erleichterung der Umrechnung auch in äl- Druck)
teren Bauunterlagen für abgeleitete Einheiten
frühere Einheiten gesetzliche Einheiten
sowie für frühere Bezeichnungen werden nach-
folgend die wichtigsten Umrechnungstabellen N/m2 kN/m2 MN/m2
abgedruckt. kp/m2 Mp/ kp/ kp/ N/mm2
m2 cm2 mm2

mm WS m WS at Pa kPa MPa
Tabelle 18.1 Umrechnungstafel für Kräfte und Einzellasten
(entsprechend 1 kp = 9,80665 N n ~ 0,1 1,0
gerundet [Abweichung 2 %]: 1 kp = 10 N) 1 10
10 100 0,10
frühere Einheiten gesetzliche Einheiten 100 1000 1,0
p kp Mp N kN MN 1000 1 10
10 1 100 0,10
1 0,10 10 1 1000 1,0
10 0,10 100 100 10 10
100 0,1 1,0 1000 1000 100 100
1000 1 10 1000
10 100 0,10
100 0,1 1000 1,0
1000 1 10
10 100 0,10
100 1000 1,0
1000 10

Tabelle 18.3 Umrechnungsfaktoren für Einheiten-Beispiele

1 kp = 0,01 kN
1 kp/cm2 = 0,1 MN/m2 = 0,1 N/mm2 1 kcal = 4,2 kJ (Kilojoule)
1 at = 0,1 MN/m2 = 1,0 bar 1 kcal/h = 1,163 W (Watt)
1 atü = 1,0 bar = 0,01 MN/m2 1 PS = 0,74 kW (Kilowatt)
1 m WS = 0,1 bar = 0,01 MN/m2 1 grd = 1 K (Kelvin)
1 mm WS = 10 N/m2 = 10 Pa (Pascal) 1g = 1 gon
1 kp m = 0,01 kNm = 10 J (Joule) 1 Torr = 1,33 mbar = 133 Pa

18
862 18 Anhang: Gesetzliche Einheiten

Tabelle 18.4 Beispiele für die Anwendung der gesetzlichen SI-Einheiten im Bauwesen (entspr. DIN 1080-1)
mit den einschlägigen Umrechnungen, neu und bisher

Größe Gegenüberstellung Umrechnung


frühere neue
Formel- Einheit Formel- gesetzliche
zeichen zeichen Einheit nach
DIN 1080

Länge l m l m
Fläche F m2 A m2
Volumen V m3 V m3
Trägheitsmoment I m4 I m4
Widerstandsmoment W m3 W m3
Winkel α; β; γ … ° α; β; γ … °

Temperatur t °C t °C
t °C T K 0 K = –273 °C; 0 °C = 273 K
Temperaturdifferenz Δt °C ΔT; Δt K; °C 1 K = 1 °C

kcal W W kcal
Wärmeleitfähigkeit λ λ 1 = 0,86 bzw.
m h °C mK mK m h °C

kcal W
1 = 1,163
m h °C mK
kcal W
Wärmedurchlasskoeffizient Λ Λ
m2 h °C m2 K bzw.
kcal W kcal W
Wärmeübergangskoeffizient α h 1 = 1,163 2
m2 h °C m2 K m2 h °C m K

kcal W
Wärmedurchgangskoeffizient k U
m2 h °C m2 K

Weitere mögliche Einheiten: 2) 1 J = 1 Ws = 1 Nm

Tabelle 18.5 Umrechnungstafel für Energie, Arbeit, Wärmemenge, Leistung usw.

Größe frühere Einheit gesetzliche Einheit


genau Abweichung < 2 %

Wärmestrom 1 kcal/h 1,163 W 1,16 W

Wärmeübergangskoeffizient 1 kcal/(m2 · h · grd) 1,163 W/(m2 · K) 1,16 W/(m2 · K)

Wärmeleitfähigkeit 1 kcal/(m · h · grd) 1,163 W/(m · K) 1,16 W/(m · K)

18
863

Sachwortverzeichnis

A Abluftfassade 324
Abdichtung 697 Abschottung
– Anschlüsse 727 – horizontale 651
– Bauteilanschlüsse 686 Abschottung für Kabel 843
– Beanspruchungsart 712 Absorberplatten
– Bitumendickbeschichtung 706 – halbhohe vertikale 652
– Braune Wanne 713 Absorberschott 594, 653
– gegen aufstauendes Sickerwasser 712 Absorption 736
– gegen aufsteigende Feuchtigkeit 699 Absorptionsgrad 749
– gegen Bodenfeuchtigkeit 394, 704 Abstandshalter 773
– gegen drückendes Wasser 712 Absteckung 32
– gegen drückendes Wasser mit Bentonit 725 Abstrahlung 784
– gegen nicht drückendes Wasser 394, 711 – langwellige 737
– gegen von außen drückendes und aufstauendes Abwassersystem 780
Sickerwasser mit Dickbeschichtungen (KMB) 725 Achsbezug
– gegen von außen drückendes Wasser 720 – Zuordnung 646
– gegen von innen drückendes Wasser 727 Achsraster 599
– hohe Beanspruchung 711 Achtelmeter 21
– horizontal 691 Aerogel 681
– im Verbund 699 Agraffe 279
– Injektionsverfahren 700 Akustikdecke
– Lage der Abdichtungsschichten 711 – aus Gipskarton-Lochplatten 617
– mäßige Beanspruchung 711 – aus Mineralfaserplatten 622
– mit Abdichtungsbaustoffen 697 – aus Profilholz und Paneelen 626
– mit wasserundurchlässigen Bauteilen 697 – mit Metallkassetten 629
– nachträgliche 699 Allgemein anerkannte Regel der Bautechnik 18
– nachträglich von innen ausgeführte 726 Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (AbZ) 272
– nicht unterkellerter Gebäude 708 Altbausanierung 738, 793
– Oberflächenschutzsysteme (OS) 698 Altlast 29
– Querschnitts- 705 Altlastenentsorgung 30
– rückläufiger Stoß 723 Alucobond 293
– Schutzschicht 702, 707 Anbauen 776
– Schwarze Wanne 713 Angemörtelte Außenwandbekleidung 274
– senkrechte 705 Anhydritestrich 431
– Stoßüberdeckung 701, 707 Anker 278, 359
– unterkellerter Gebäude 709 – Anschraub- 280
– Verarbeitung 701 – Anschweiß- 281
– von außen geklebte 723 – -dorne 278
– von Bodenflächen 705 – Halte- 278
– von innen geklebte 722 – Mörtel- 279
– waagerechte 705 – -schiene 611
– Weiße Wanne 713 – Schraub- 278
Abdichtungsstoff 402, 697 – Trage- 278
– Bitumenbahn 697 Anlegemörtel 141
– Bitumendickbeschichtung (KMB) 698 Anpassungsfaktor 777
– Dichtungsputz 699 Anschluss 734
– Dichtungsschlämme 698 Anschlussfuge 282, 452
– Kalottengeriffeltes Metallband 698 Apu-Leiste 734
– Kaltselbstklebende Dichtungsbahnen (KSK) 698 Äquivalentpreis 793
– Kunststoff-Dichtungsbahn 698 Arbeitsfuge 715
Abdichtungssystem 402 Arbeitsraum 40
Abfangung 146 Asbest 847
Abhänger 612
Abluftanlage 736
Asphaltplattenbelag 479
Atemschutzmaßnahme 847
S
864 Sachwortverzeichnis

Aufklärungspflicht 766 Baugrund 29


Auflager 4 Baugrundrisiko 29
Aufstauendes Sickerwasser 712 Baugrunduntersuchung 30
Auftrieb 712 – Aufschluss 30
Aufwuchs 29, 34 – Bohrung 30
Ausbauraster 24, 236 – Schürfung 30
Ausfachung 175 – Sondierung 30
Aushub 30 Baukalkart 134
Ausnutzungsgrad 775, 785 Bauliche Schutzmaßnahme 683
Ausschachtung 54 – Abdichtung 697
Außendämmung 737 – Brandschutz 683, 823
Außenlärm – Drainage 691
– Schutz gegen 821 – Feuchteschutz 683
Außenluftdurchlass 736 – Schallschutz 683
Außenmauerwerk – Schutz gegen Niederschlagswasser 684
– einschaliges 142 – Schutz vor gesundheitlichen Gefahren 684
Außenschalen 143 – Wärmeschutz 683
Außenwand Baumaterial
– aus nicht frostwiderstandsfähigen Steinen 124 – trockenes 765
– mit Kerndämmung 143 Bauprodukt 19
– mit Luftschicht 144 Bauproduktengesetz (BauPG) 19
– zweischalige 143, 144 Bauproduktrichtlinie 19
Außenwandbekleidung 271 Bauregelliste 20
– angemauerte 274 Bauschäden 735
– angemörtelte 274 Bauschutt 30
– aus Beton 284 Baustellen-Einrichtungsplan 34
– aus Glas 294 Baustoffklasse 824
– aus Holz 297 Bauteil
– aus Holzwerkstoffplatten (HWP) 303 – -speicherung 330
– aus Metall 289 – systemoffenes 194
– aus Naturstein 278 – -temperatur 757, 770
– Baustoffe 273 – transparentes 732, 782
– Festpunkt 273 Bautenschutz 738
– hinterlüftete 277 Bautenschutzmatte 702
– mit keramischen Platten 284 Bauwerksfuge 450
– Unterkonstruktion 272 Bedarf 728
– Wärmedämmstoff 272 Bedingung
Außenwandtafel – durchschnittlich akzeptierte 730
– nichttragend 186 Befahranlage 310
Aussparung 115 Begrünung 751
Aussteifung 11, 229, 239, 245 Behaglichkeit 739
Aussteifungspfeiler 112 – Beanspruchungsklasse 683
A/V-Verhältnis 675, 679 – thermische 331
Belagverbund
B – elastischer 491
Balance 780 Beleuchtung 780
Balken 344 – bildschirmgerechte 609
Balkenanker 359 Beleuchtungstechnik
Balkenauflager 357 – Unterdecke 609
Balkendecke 344, 350 Bemessungswasserstand 714
Balkenstoß 362 Bentonit 725
Balkon 341, 369 Berme 36
Ballwurfsicherheit 616 Beschichtung
Bandraster 24 – niedrigabsorbierende 751
Barfußbereich 485 – wasserdichtende 685
Bauakustik 802 Beschichtungssystem 250
Baubiologie 846 Beton 63
S Baugrube 35
Baugrubensohle 35
– aggressive chemische Umgebung 66
– Alkali-Kieselsäure-Reaktion 66
Sachwortverzeichnis 865

– Arbeitsfuge 98, 99 – Überwachungsklassen 68


– Ausschalen 94 – Vakuumbeton 67
– Ausschalfristen 95 – Verarbeiten 67, 81
– Baustellenbeton 67 – Verdichten 67, 81
– Befestigungsvorrichtung 100 – Verschleißbeanspruchung 66
– Befördern 80 – Verstärkungen 105
– Beschichtung 103 – Wärmedämmung 98
– Betonbau 109 – Wassereindringwiderstand 70
– Betonentwurf 64 – Wasserzementwert 68
– Betonfertigteile 67 Betondeckung 96
– Betonieren bei Frost 82 – Abstandhalter 96
– Betonieren bei heißer Witterung 83 Beulen 4
– Betoninstandsetzung 105 Bewegungsfuge 450, 719
– Betonlasur 103 Bewehrung 95
– Betonstahl 77 Bewehrungskorb 114
– Betonwaren 67 Beweissicherung 56
– Betonwerkstein 67, 132 Biegen 4
– Betonwerksteinbelag 477 Bilanzverfahren 773
– Betonwerksteinplatte 477 Bindemittel 134
– Betonzusatzmittel 78 Binder 14
– Betonzusatzstoffe 79 Binderschicht 137
– Betonüberdeckung 32 Bitumenbahn 701
– Bewegungsfugen 99 – Verarbeitung 701
– Bewehrungskorrosion 65 Bitumen-Dickbeschichtung (KMB) 706, 725
– chemischer Angriff 66 Blähton 140
– Chloride 65 Blendschutz 331
– Dehnfuge 98, 99 Blitzschutzsystem 60
– Elementwand 715 Blower-Door-Test 729
– Expositionsklasse 64, 714 Blower-Door-Verfahren 734
– Festigkeit 69 Boden (s. a. Bodenart) 30
– Fließbeton 67 – bindiger 31
– Fördern 67, 80 – nichtbindiger 30
– Frostangriff 65 – organischer 31
– Fugenabschlüsse 99 Bodenablauf 399
– Imprägnierung 103 Bodenart 30
– Karbonatisierung 65 – Fels 30
– Konsistenz 68 – geschütteter Boden 30
– Konstruktionsfugen 99 – gewachsener Boden 30
– Meerwasser 65 – Mutterboden 33
– Mehlkorngehalt 68 – Oberboden 33
– mit hohem Wassereindringwiderstand Bodenaushubgrenze 55
(s. a. WU-Beton) 713, 721 Bodenbelag 375, 389
– Nachbehandlung 82, 719 – aus natürlichen Steinen 471
– nach Eigenschaften 64 – rutschhemmender 484
– nach Zusammensetzung 64 – textiler 521
– Oberflächenbeschichtung 714 Boden-Deckelschalung 300
– Oberflächenschutz 103, 714 Bodenpressung 48
– Oberflächenschutzsystem 104 Boden- und Felsklasse 33
– Ortbeton 67 Bogen 150
– Rohdichte 70 – scheitrechte 151
– Rüttelbeton 67 Bogenrücken 151
– Schalungsanker 719 Bohrpfahl 39, 53
– Schleuderbeton 67 Böschung 35
– Selbstverdichtender Beton 67 Böschungswinkel 36
– Spritzbeton 67 Brandabschnitt 824, 829
– Stampfbeton 67 Brandlast 823
– Standardbeton 64 Brandschutz 124, 251, 273, 306, 683, 823
– Transportbeton 67
– Trockenrohdichte 64
– Abschottungen für Kabel 843
– Baustoffklasse 824
S
866 Sachwortverzeichnis

– Bauteile aus Holz 838 – Wärmedämmung von


– Bauteile aus Stahl 835 Fußbodenkonstruktionen 422, 423
– Begriffe 824 Dampfbremse 395
– bei haustechnischen Anlagen 843 dampfbremsend 763
– Besondere Anforderungen 834 Dampfdruckdifferenz 760
– Brandabschnitt 824 Dampfdruckverlauf 760
– Brandlast 823 dampfdurchlässig 763
– Brandwand 830 Dampfsperre 395, 761, 763, 764
– Dächer 832 Dauerlüftung
– Dachverglasung 842 – freie 750
– Dämmschichtbildner 837, 840 Decke 262
– Decken 834 – abgehängte 232
– Euroklasse 824 – aus Brettstapel-Elementen 364
– Fassadenverglasung 842 – aus Dübelholz-Elementen 364
– Feuerschutz-Ummantelung 835 – aus Holztafelelementen 365
– Feuerwiderstandsklasse 825 – aus Holz und Holzwerkstoffen 624
– Hochhäuser 834 – aus Metall 629
– -klappe 845 – aus Mineralfaserplatten 622, 627
– Konstruktive Maßnahmen 824 – fugenlose 617
– Massivbauteile 838 – Raumgestaltung 589
– Mindestanforderungen 829 – Unterkonstruktion aus Holz 614
– notwendige Treppe 833 – Unterkonstruktion aus Metall 614
– Organisatorische Maßnahme 823 Deckelbauweise 31
– Planerische Maßnahmen 824 Decken 834
– Rauch- und Wärmeabzugsanlage 834 Deckenauflage 390
– Sicherheitstreppenraum 835 Deckenbekleidung 391
– Technische Vorkehrungen 824 Deckeneinschub 363
– Tragdecke mit Unterdecke 596 Deckenschalung 92
– Trennwand 831 Deckenstrahlungsheizung 608
– Treppen 833 Deckensystem
– Treppenraum 833 – Einteilung und Benennung 616
– umsetzbare Trennwand 656 DELPHIN 738
– -verglasung 659, 841 Deutsche Normung 17
– vorbeugender 823 Diagonalverband 230
– Wärmedämmstoffe 840 Dichtungsputz 699, 707
Brandschutzklappe 845 Dichtungsschlämme 698, 707
Brandwand 124, 830 Dickbeschichtung (KMB) 725
Braune Wanne 713, 725 Dickbett 275
Brettstapelelement 364 Dickbettverfahren 489
Bruchsteinmauerwerk 160 Dielen-Holzfußboden 495
Brunnen 41 Differenzdruck-Verfahren 734
Brunnengründung 53 Differenzkosten 739
Brüstungs-Installationskanal 565 Diffusionsoffen 761
Diffusionswiderstandszahl 760
C
Dioxine 847
CE- Zeichen 19
Direktheizung 550
Chemiefaser 524
Doppelbodenplatte 574, 575, 576
CO2-Ausstoß 671
Doppelbodensystem 565, 573
COR-TEN - Stahl 248
Doppelfassade 323, 322
Curtain wall 316
– Fassadenzwischenraum 322
D – Segmentierung 326
Dämmplatte – Sonnen- und Blendschutz 333
– alukaschierte 143 Doppelstehfalz 290
Dämmschichtbildner 252, 837 Doppelwandresonanz 803
Dämmstoff 754 Drahtanker 142
– kapillaraktiver 738 Drainage/Dränung 691
– nanoporöser 798 – Flächendränung 694
S – Trittschalldämmung von
Fußbodenkonstruktionen 422, 423
– Ringdränung 694
Dränleitung 694
Sachwortverzeichnis 867

Dränstein 697 Energiegewinnfenster 730


Drehzahlgeregelter Kompressor 799 Energiepreis 738
Dreiecksverband 14 Energiesatz 775
Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung 732, 795 EnEV (s. Energieeinsparverordnung)
Dreischichtplatte 304 Entkopplungsmatte 491
Druck 2 Entlüftungsturm 751
Druckausbreitung 47 Entwässerung 379
Drückendes Wasser 697 Erdanker 39
Drucktestergebnis 780 Erdarbeiten 29, 32, 44
Druckverglasung 315 Erdaushub 32
Druckverteilungswinkel 47 Erdreich 743
Dübelgarnitur 272 Erdwärmetauscher 674
Dübelholzelement 364 Ergänzungsstein 127, 130
Dübelleiste 263 Erneuerung 739
Dübeltechnik 611 Erwärmung
Dünnbett 275 – indirekte 733
Dünnbett-Bodenablauf 403 Estrich 426
Dünnbettmörtel 134, 492 – auf Dämmschichten 440
Dünnbettverfahren 490 – auf Trennschicht 439
Dünnformat 21 – Ausbildung von Fugen 449
Durchdringung 727 – hochbeanspruchbarer 456
Durchlaufträger 4, 239 – schwimmender 653
Durchlaufwirkung 4, 260 – schwimmender, konstruktiv getrennt 653
Durchstanzbewehrung 50 – schwimmender, mit Trennfuge 653
Durchstanzen 233, 263 – Verlegung 444, 447
Durchzug 751 – Verlegung von Rohrleitungen 453
Dynamische Belastung 1 Estrichart 427
Estrichmörtel 428
E Estrichnenndicke 441
Ebenheitstoleranz 391 Eurocode (EC) 18, 19
Eckausbildung 238 Euroklasse 824
Ecke 237 Europäische Normung 18
Eigengewicht 1 Exfiltration 735
Einfeldträger 4 Expositionsklasse 714
Eingespannte Stütze 255 Exzentrizität 50
Einspannung 10, 239
Einträge F
– passiv solare 733 Fachwerkwand 168
Einwölbung 151 Faltwerk 8
Einzelfundament 45 Falzentwässerung 315
Elastisches Verhalten 3 Fanger 730
Elastizitätsmodul 2 Faserbeton 78
Elektranten 567 Faserstoff
Elektrische Fußbodenheizung 550 – textiler 524
Elektromagnetische Felder 848 Faserzementplatte 286
Elektronisches Papier 781 Fassade
Elementfassade 316 – vorgehängte hinterlüftete (VHF) 271
Element-Hohlboden 573 Fassaden aus Glas
Elementwand 715 – s. Glasfassade 309
EN 673 733 Fassadenbekleidung
Endenergiebedarf 739 – mit Aluminium-Formteilen 292
Energiebilanzverfahren 774 – mit Stahl-Formteilen 292
Energiedurchlassgrad 746 Fassadensperrholz 304
Energiedurchlässigkeit 747 Fassadenunterteilung 323
Energieeffizienz 309 Fassadenzwischenraum (FZR) 325
Energie-Einsparung 418 Feinsteinzeugfliese 483
Energieeinsparungsgesetz 728, 773 Fels 33
Energieeinsparverordnung (EnEV) 117, 418, 671, 773,
774
Fenster
– passivhaustaugliche 678
S
868 Sachwortverzeichnis

Fensteraustausch 735 Füllziegel 127


Fensterflächenanteil 746, 791 Fundament 45, 85
Fensterlüftung 729 – -abtreppung 50
Fensteröffnen 735 – bewehrtes 50
Fertigteilbauweise 260 – -erder 60
Fertigteilestrich 458 – -höhe 49
– aus Gipswerkstoffplatten 466 – Köcher- 51
– aus Holzwerkstoffplatten 462 – -platte 45, 51
– aus Zementwerkstoffplatten 468 – Platten- 51
Feuchtekonvektion 765 – Trägerrost 45
Feuchteschaden 735 – unbewehrtes 49
Feuchteschutz 683 Furnierschichtholz 304
Feuchtespeichereigenschaft 765 Fußband 172
Feuchtetransport 738 Fußboden
– kapillarer 765 – Direktheizung 550
Feuchtetransportvorgang 763 – Speicherheizung 550
Feuchtigkeitsbeanspruchungsklasse 401 Fußbodenbelag 469
feuerbeständig 827 – elastischer 505
feuerhemmend 827 Fußbodenheizung 549
Feuerlöschanlage, selbsttätige 598 – elektrische 550, 558
Feuerschutz-Ummantelung 835 – Warmwasser- 550
Feuerverzinkung 251 Fußbodenkonstruktion 389, 392
Feuerwiderstandsklasse 825 – beheizbare 553, 556
Filigran-Decke 256 – Bodenbeläge 556
Filtervlies 695 – in Nassräumen 396
Findlingsmauerwerk 159 – in Wohnungsbädern 399
Flachbildschirm 751 Fußkälte 739
Flachbögen 151 Fußpunktstein 769
Flachdecke 232, 256, 263 Fußwinkelholz 172
Flächendränung 694 F-Verglasung 659
Flächenheizsystem 552
Flachgründung 45 G
Flankenübertragung 591, 808, 809 Garantiesperrholz 304
Fließen 3 Gasschicht 744
Fließestrich 432, 433 Gebäudeecke 237
Foamglas 703 Gebäudeenergiebilanz 775
Fogging 738 Gebäudehülle 728, 731, 775
Foliensystem 568 Gebäudehüllfläche 680
Formaldehyd 847 Gebäudeklasse 828
Formstein 127, 130 Gebäudetiefe 236, 733
Frischluftbedarf 736 Gefahren
Frostfreie Tiefe 45 – gesundheitliche 846
Fuge 100, 273, 276 Gefährliche Stoffe 847
– Arbeits- 699, 715 Gefahrstoff-lnformationssystem GISBAU 847
– Bauwerks- 727 Gefälle 684
– Bewegungs- 276, 719 Gegenstrahlung 784
– Dehnungs- 277 Gegenstrom-Wärmeübertrager 779
– Feldbegrenzungs- 277 Geländebruch 31
– Fugenmörtel 284 Geländer 381
– Schalen- 277 Gelegenheit 739
– Schiebe- 318 Gelenkknoten 228
– Schwind- 719 Geotechnischer Bericht 29
– Trenn- 276 Gerät 780
– Wartungs- 277 Geregelte Produkte 20
Fugenabbildung 738 Gesamtenergiedurchlassgrad 733, 782
Fugenband 716 Geschossbauten 228
Fugenblech 718 Geschossdecke 341
S Fugenlüftung 736
Fugenmaß 22
Geschosshöhe 236
Gesteinskörnungen (Betonzuschlag) 74
Sachwortverzeichnis 869

– Mehlkorngehalt 76 Gründung 45
– Sieblinie 76 – Brunnen- 53
– Zugabewasser 77 – im Bereich bestehender Gebäude 54
Gesundheitliche Gefahren 684 – Pfahl- 52
Gewände 150 – Tief- 52
Gewinn/Verlust-Verhältnis 785 Gründungsplatte 45, 51
Gewölbe 366 Gründungssohle 35
Giebelanker 359 – Sauberkeits- und Filterschicht 35
Gipsfaserplatte 213 – Schutzschicht 35
Gipskartonplatte 212 Grundwasser 29, 32, 691, 697
Glas – -absenkung 40
– -beschichtungen 311 – freies 32
– Einschalige Fassaden aus 316 – gespanntes (artesisches) 32
– Fassadenbekleidungen aus 316 – schwebendes 32
– Fugenausführung 315 Grundwasserspiegel 49
– Funktions- 311 Grundwasserverhältnisse 29
– -halterung 312 Gussasphaltestrich 434, 438
– nanobeschichtetes 310 Gütekennzeichen 19
– opakes 311 G-Verglasung 659
– permanente Eigenschaften 311 g-Wert 678, 746
– reversible Eigenschaften 311
– Steuerungsmöglichkeiten 311 H
– structural glazing 312 Haftdübel 612
– Stufenglas 315 Hakenplatte 241
– transluzentes 311 Hallenbauten 228
– transparentes 311 Hängeschienensystem 281
Glasbausteinwand 210 Hanglage 50, 691, 704, 711
Glasbekleidung 294 Haupt 150
Glaser-Verfahren 760 Hauptträger 228, 240
Glasfassade Haustrennwand 122
– Abluftfassade 324 HD-Ziegel 127, 128
– Brandschutz 322 Heizenergiebedarf 729
– einschalige 316 Heizenergieverbrauch 729
– Element- 316 Heizkosten 731
– hybride 328 Heizungsunterbrechung 737
– Kastenfenster-Fassade 326 Heizwärmebedarf 729, 775
– Korridorfassade 326 Himmelsrichtung 749
– Lüftungskonzept 323 Hintergrundgeräusch 800
– mehrschalige 322 Hinterlüftung 271, 297
– Pfosten-Riegel- 316 Hintermauerung 150
– Pufferfassade 324 Hinterschnittdübel 278, 612
– Reinigung 310 Hochhaus 834
– Schachtfassade 326 Hochlochziegel 127
– Schallschutz 321 Hohlboden
– Vorhang- 316 – mehrschichtiger 569
– Zweite-Haut-Fassade 322 – monolithischer 568
Glashalterung 312 Hohlbodensystem 565, 568
– linienförmige 296 Hohlkörperdecke 257
Glasstahlbetondecke 348 Hohlraum- und Doppelbodensystem 654
Gleiten 4, 45 Hohlwandplatte
Grenadierschicht 137 – aus Leichtbeton Hpl 131
Grenzabweichung 26 Holzbalkendecke 355
Grenzbezug Holzbalkenquerschnitt 363
– Zuordnung 646 Holzbausystem 193
Grenzfrequenz 802, 803 Holzbekleidung 296
Großvolumig 776 Holzblocktafel 197
Grundbruch 31, 56 Holzdecke 624
Grundgewölbe 51
Grundlattung 298
Holzfußbodenbelag 494
Holzmodul 193
S
870 Sachwortverzeichnis

Holzmodul-Bauweise 193 kapillarbrechende Schicht 708, 709


Holzpflaster 499 Kapillarkondensation 765
Holzrahmenbau 244 Kapitalstock 739
Holzschindel 299 Kassettendecke
Holzschutz 244, 304, 689 – Holz 624
Holzskelettbau 238 – Metall 629
– Brandschutz 239 Kastenfenster-Fassade 327
– Konstruktionsbeispiele 243 Kautschukbelag 512
– Konstruktionselemente 242 Kelleraußenwand 166
Holzständerbau 197 Kellerwand 121
Holztafelbau 194 Keramik- und Steinbelag
Holzwerkstoffplatte (HWP) 303 – auf Dämmschicht 488
– behandelte 305 – auf Trennschicht 487
Horizontalabdichtung/-sperre 691, 699, 705 – Verbundkonstruktion 486
Horizontalaussteifung 229 Keramische Fliesen und Platten 480
Hüllfläche 675 Keramische Platte 284
– opake 731 Kerndämmung 271
– thermische 731 Kimmsteine 676
Hüttenstein 132 Kippen 3, 751
Hypothekenkredit 738 Kippmoment 4
Klebefliese 534
I Klebstoff 492
Industrieboden Klemmschiene 698, 725
– aus Reaktionsharzen 518 Klimafassade 310
Infiltration 779 Klimaleuchte 603
Infiltrationswärmestrom 780 Klimaschutz 729
Injektionsschlauch 718 Knicken 2, 4
Injektionsverfahren 700 Knicksicherheit 4
Innendämmung 738, 764 Knoten 228, 260
Innenliegende Wärmedämmung 764 – -anschluss 232
Innenwand 752 – biegesteife 228
Insektenschutzgitter 271 – gelenkige 228
lnstallationsgeräusch – Rahmen- 228
– Schutz gegen 812 Köcherfundament 51, 261
Instandhaltungsmaßnahme 793 Kohlenwasserstoff
Internationale Norm 774 – polychlorierter 847
ISO 13 370 743 Kollektorfläche 781
ISO 7730 730 Komfortlüftung 736, 799
ISO-Normen 19 Kompaktheit 733, 775
J Kompressor
Jahresheizwärmebedarf 672 – drehzahlgeregelter 799
Kompriband 243, 273
K Kondenswasser 756
Kabel-Doppelboden 581 Konformitätszeichen (CE) 19
Kabeltrasse 578 Konsolanker 146
Kachelofeneffekt 140 Konstruktionsraster 24
Kalk 134 Kontaktkorrosion 249, 278
Kalksandstein 127 Konvektion 603, 752
kalkweiß 737 Konvektionskühldecke 604
Kaltluftabfall 739 Koordinationsraum 23
Kaltluftsee 739 Kopfband 172
Kaltwassersystem 780 Kopfbolzen 246, 257, 258
Kalziumsilikatplatte 738 Kopfwinkelholz 172
Kaminwirkung 751 Kopplungsprinzip 739
Kämpferlinie 150 Kork-Bodenbelag 511
Kämpferpunkte 149 Korngröße 31
Kanalboden Körperschallwelle 803
S – estrichbündiger 566
– estrichüberdeckter 567
Korridorfassade 326
Korrosion 756
Sachwortverzeichnis 871

Korrosionsschutz 248, 687 Linoleum-Bodenbelag 510


– Beschichtungssysteme 250 Lochfassade 228, 309
– Duplexsysteme 251 Loggia 369
– Feuerverzinkung 251 Lokalklima 730
Kreuzbandraster 600 Loselager 318
Kreuzrost Lösungsmittel 847
– höhengleich 614 Low-Tech-Building 310
Kreuzstrom-Wärmeübertrager 779 Luftdichtes Konstruieren 733
Kriechen 3 Luftdichtheit 672, 729, 730, 733, 735, 765, 799
Kühldecke 605 Luftdichtheitsebene 679, 734
Kühlhalten 752 Luftdichtheitskennwert 729
Kühlung Luftdichtheitsmessung 729
– adiabate 679, 680 Luftdichtungsbahn 734
– freie 679 Luftdurchlass 603
– Nacht- 679 Luftführungssystem 580
– passive 679 Luftschall 809
Kunstharzwerkstein 476 Luftschalldämmung
Kunststoff-Dichtungsbahn 702 – von Massivdecken 410
– Verarbeitung 702 Luftschallschutz 810, 814, 816
Kunststoffmodifizierte Bitumen-Dickbeschichtung Luftschallübertragung 802
(KMB) 706, 725 Luftschicht 744
k-Wert 741 Luftschichtdicke
– äquivalente 760, 761
L luftundurchlässig 733
Lagerfugenbewehrung 114 Lüftung
Lamellendecke – nächtliche 746
– Holz 627 Lüftungsanlage 735, 766, 793
– Metall 633 Lüftungsdecke 601
Laminatboden 502 Lüftungskonzept 323
Langlebigkeit 729 Lüftungsquerschnitt 751
Langlochverbindung 272, 293, 319 Lüftungswärmetransferkoeffizient 778
Langlochziegel 127 Lüftungswärmeverlust 729, 778
Längsbandraster 600 Luftvolumenstrom 778
Längswandbau 12 Luftwechsel
Lärm 800 – hygienisch einwandfreier 735
Lärmpegelsenkung 590 Luftwechselrate 749
Lasten 1
– Eigengewicht 1 M
– Eislast 1 Maisonettewohnung 833
– Nutzlast 1 Mantelbauweise 166
– Schneelast 1 Mantelreibung 52
– ständige Lasten 1 Maßabweichung 25
– Verkehrslast 1 Massivbalkendecke 350
– Windlast 1 Massivdecke 341
Läuferschicht 137 – ebene 344
LD-Ziegel 127, 128 – mit Verbundestrich 654
Lebenszyklusbetrachtung 739 Massivholzwand 194
Lehmstrangbauweise 168 Massivplatte
Lehmziegelbau 168 – ebene 341
Leichtbeton 70 Maßordnung 21, 236
– Wärmeleitfähigkeit 71 Maßtoleranz 17, 24
Leichtbetonelement 189 Mauer 109
Leichtmörtel 133 Mauerdicke 21
Leistendeckung 290 Mauermörtel 132
Leistenschalung 299 Maueröffnung 147
Lichtkanaldecke 636 Mauerschlitz 139
Lightshelf 336 Mauerstein 130
Lignin 304
Linienraster 599
– aus Beton 127, 130
– aus Leichtbeton 131
S
872 Sachwortverzeichnis

– gebrannter 126 N
– ungebrannter 127 Nachhaltigkeit 739
Mauertafelziegel 127 Nachinstallation 566
Mauerverband 137, 138 Nachtauskühlung 330
Mauerverzahnung 139 Nadelvliesverfahren 528
Mauerwerk Nahtprüfung 702
– aus künstlichen Steinen 109, 153 Nanogel 681
– bewehrtes 114 Nassverglasung 315
– einschaliges 140 Naturfaser 524
– für Außenwände 142 Natursteinpflaster 475
– hochwärmedämmendes 119 Naturwerksteinbekleidung 278
– Oberflächenbehandlung 153 – Sockel 283
– zweischaliges 120, 142 Naturwerkstein-Bodenplatte 473
Mauerwerks-Ausfachungsfläche 115 Nebel 756
Mauerziegel (Mz) 126 Nebenträger 240
Mehrfeldträger 4 Nebenwegübertragung 592
Mehrschalige Glasfassaden 322 Neigung 746
Mehrschichtiger Hohlboden 569 Netto-Wasserdampfstrom 757
Membran-Tragwerk 10 Nicht drückendes Wasser 697
Metallbekleidung 289 Niederschlagswasser 684
Metalldecke 629 Nietverbindung 252
Metall-Einfachständerwerk 220 Noniusabhänger 613
Metallkassette Normalformat 21
– Einhängemontage 629 Normalmauerstein 127, 130
– Einlegemontage 629 Normalmörtel 132
– Klemmmontage 629 Normaltrittschallpegel 807
Metallständer-Vorsatzschale 221 Normen 17
Metallständerwand 219 – A-Normen 18
Mieten 35 – Beiblatt 17
Mindestanforderung 773 – Bezeichnung von 17
Mindestwärmeschutz 743 – Bh-Normen 18
Mineralfaser – B-Normen 18
– künstliche 847 – Deutsche Normung 17
Mineralfaserdecke 622 – EN-Normen 18
Mineralfaserplatte 622 – Internationale Normung 19
Mineralwoll-Dämmstoff 847 – ISO-Normen 19
Mischmauerwerk 137, 160 Normtrittschallpegel 818
Mittlerer Wärmedurchgangskoeffizient 743 – bewerteter 806
Modernisierung 739, 793 Notebook 781
Modul 23 Notüberflutung 42
Modulordnung 23, 236 Notwendiger Flur 834
– Achsbezug 23 Notwendige Treppe 833
– Grenzbezug 23 Nutlagerung 278
– im Bauwesen 599, 646 Nutzer 780
– Koordinationsraum 23 Nutzfläche
– Mittellage 23 – konditionierte 775
– Randlage 23 Nutzschicht 390
Monoblockwand 662 Nutzungsdauer 739
monolithisch 754 Nutzungsklasse 714
Monolithischer Hohlboden 568
Montagesystem 281 O
Montagewand Oberboden 33
– aus Stahlblech 189 Oberflächenabsorption 736
Mörtelanker 279 Oberflächentemperatur 549, 731
Mosaik 483 Oberlicht 335
Musterbauordnung (MBO) 19, 273, 823, 829 Öffnung 146
Mutterboden 33, 35 opak 294, 309, 311, 319
S Mythen
– moderne 761
Optimum 776
Orientierung 746, 792
Sachwortverzeichnis 873

P Radon 848
Paneeldecke Rahmen 6, 230
– Holz 625 Rahmenanteil 746, 749
– Metall 631 Rahmenfläche 782
Parkett-Holzfußboden 496 Rahmenknoten 228
Passive Kühlung 679 Rammpfahl 53
Passivhaus 272, 336, 310, 309 Randbedingung 730
Passivhausfenster 678, 773 Randfuge 452
Passivhausstandard 671, 789 Raster 234
Pauschalzuschlag 767 – Ausbau- 24, 236
Pegeladdition 801 – Band- 24
Pendelstütze 229, 255 – Konstruktions- 24, 235
Perimeterdämmung 703 – modulares 599
Pfahlgründung 52 – Nutzungs- 235
Pfahlrost 53 – Primär- 235
Pfeiler – Rohbau- 24
– tragende 111 – Sekundär- 235
Pilzdecke 233, 263, 344, 348 Rasterdecke
Planungsfehler 685 – formgepresster Holzwerkstoff 628
Planziegel 127 – Holz 628
Plastisches Verhalten 3 – Kunststoff 633
Platten 344 – Metall 633
Plattenbalken 345 Rasterstab 578
Plattenbalkendecke 345, 351 Rauch- und Wärmeabzugsanlage (RWA) 834
Plattendecke 346 Raumlufttechnische Anlage (RLT) 601
Plattenfuge 273 Raumtragwerk 8
Plattenschott 594, 653 Rauspundschalung 289
Plattensystem 570 Reflexionsverhalten 609
Plattenwirkung 10 Regel der Bautechnik 18
Plusenergiehaus 798 Regel-Wärmedurchgangskoeffizient 768
Polymerbetonplatte 284 Regenbremse 124
Polyolefin-Bodenbelag 509 Relative Feuchtigkeit (rel. F.) 756
Porenbetonelement 182, 189 Resonanzfrequenz 803
Porenbetonstein 131 Resonanzwirkung 122
Primärenergiebedarf 672, 739 Restundichtheit 729
Profilbrett 299, 300 Rettungsweg 833
Profilstahl 245 Riegel 172, 230
Pufferfassade 324 Ringanker 113
Pumpensumpf 40 Ringbalken 113
punktförmig 296 Ringdränung 694
Punktlast 45 Risssicherheit 114
Putzfuge 734 Rohbauraster 24
Putzträgerdecke 620 Rohstoffverknappung 729
– Gipskarton 620 Rolladeneinbau 151
– Mineralfaser 624 Rolladenkasten 152, 153
PVC-Bodenbelag 506 Rolladenschürze 152
Rollschicht 137
Q Rosttragwerk 8
Quadermauerwerk 160 Rücken 150
Qualitätssicherungssystem 19 Rückreflexion 783
Quarzvinyl-Bodenbelag 509 Rückwärtige Verankerung 39
Quelldichtung 718 Rundbogen 150
Querlüftung 751 Rundstützen 92
Querschnittsabdichtung 699, 705, 709
Querwandbau 12 S
q50-Wert 733 Sand 135
Sandwich-Element 319
R
Radioaktivität 848
Sättigungsdampfdruck 756
Sauberkeitsschicht 50, 52
S
874 Sachwortverzeichnis

Sauberkeits- und Filterschicht 35 Schichtenmauerwerk


Saugwasser 697 – hammerrecht 160
Schachtfassade 326 – regelmäßig 160
Schäden – unregelmäßig 160
– gesundheitliche 846 Schichtenwasser 691, 697
Schalentragwerk 9 Schiebefuge 318
Schalenwand 661 Schieferbekleidung 284
Schall 800, 801 Schimmel 731
Schallabsorber Schimmelpilzbildung 756, 765
– poröse 590 Schimmelpilzvermeidung 731
– Resonanzabsorber 590 Schimmelpilzwachstum 738
Schallabsorption 589, 648 Schimmelwachstum 735
Schallabsorptionsfläche 806 Schlagregenschutz 124, 283
– äquivalente 804 Schlankheitsgrad 4
Schallbrücke 122, 811 Schlitz 115
Schalldämmmaß 800, 803, 804, 808, 820 – senkrechter 140
– bewertetes 800, 804 Schlitzbandabhänger 612
Schalldämmung 648 Schlitzwand 39
Schalldämmung, abgehängte Decken 591 Schlussstein 150
Schalldämmwert 819 Schnellestrich 431
Schalldruck 801 Schnellspannabhänger 612
Schall(druck)pegel 801 Schnurgerüst 32
Schall-Längsdämmung 592, 650 Schottenbau 12
– umsetzbare Trennwand 653 Schrankwand
Schallpegel 801, 802, 804 – vorgefertigte 644
– bewerteter 801 Schrankwandsystem
Schallpegeldifferenz 804 – vorgefertigt 643, 663
Schallquelle 801 Schraubanker 278
Schallschutz 121, 648, 683, 800, 813 Schraubverbindung 252
– ausreichender 814 Schub 3
– von Geschossdecken 406 Schüsseln 306
– von Holzbalkendecken 412 Schutzestrich 710, 722
– von Massivdecken 409 Schutzmaßnahme 703
Schallschutzforderung 800 – s. bauliche Schutzmaßnahme 683
Schallschutzmaßnahme 800, 801 Schutzschicht 35, 702, 707, 721
Schallschutz mit leichten Unterdecken 589 – als Drainage 703
Schallschutznorm 802, 814 – als Wärmedämmung 703
– europäische 822 Schwarze Wanne 713
Schallschutz-Verordnung 800 Schweißverbindung 253
Schallübertragung 803, 810 Schwelle 169
– durch Kanäle und Schächte 813 Schwerkraftmauer 10
Schalung Schwindfuge 719
– Boden-Deckel- 300 Schwindprozess 487
– Stülp- 300 Seilnetztragwerk 9
Schalungen 83 Seilzugkurve 761
– Abtropfrillen 83 Seitenfenster 335
– Aussparungen 85 Sekundärraster 235
– Aussteifungen 85 Selbstreinigungseffekt 310
Schare 290 Senkrechte Abdichtung 705
Schaumglas 703 Setzung 2, 45
– Granulate 703 Setzungsfuge 45, 56
Scheibe 8 Sicherheitstreppe 835
Scheibenwirkung 10 Sichtbeton 101, 286
Scheinfuge 452 – glasfaserbewehrter 286
Scheitel 150 – textilbewehrter 286
Scheitrechte Bögen 151 Sichtmauerwerk 124, 142, 153
Scheren 3 Sickerschicht 695
S Schichtdicke
– anrechenbare 746
Sickerwasser 691, 697
Skelettbau 227
Sachwortverzeichnis 875

– Aussteifung 229 Stahlbeton-Rippendecke 346, 352


– Geschossbauten 228 Stahlbeton (s. a. Beton) 63
– Hallenbauten 228 Stahlbetonskelettbau 260
Skelettsysteme 231 – Auflagerkonsolen 261
Sockelputz 709 – Ausführungsbeispiel 265
Sockelübergang 687, 704 – Bauteile 261
Sohldruck 47 – Brandschutz 260
Solaranlage 793 – Fundamente 261
Solarer Wärmeeintrag 781 – Köcherfundament 261
Solargewinn 736 – Ortbetonbauweise 260
Solar/Last-Verhältnis 785 – Stütze 261
Solarstrahlungsleistung 746 – Träger 261
Soll-Innenklima 775 Stahlbetonsturz 149
Sommerfallverfahren 749 Stahlbeton-Vollplatte 346
Sommerlicher Wärmeschutz 746 Stahlblech-Trapezprofilwand 188
Sommersituation 749 Stahlblechverbinder 242
Sonneneintragskennwert 331 Stahlskelettbau 244
Sonnenenergieausnutzung 737 – Ausführungsbeispiel 259
Sonnenschutz 331 – Außenwand 258
– außen liegender 332 – Baustoffe 245
– Beschichtungen 332 – Brandschutz 251
– beweglicher 332 – Decke 255
– feststehender 332 – Flachdecke 256
– geometrischer 332 – Konstruktionselemente 254
– innen liegender 332 – Profilstahl 245
– selektiver 332 – Stütze 254
– verglasungsintegrierter 332 – Träger 255
– -vorrichtung 331 – Verbindungstechnik 252
Sonnenschutzeinrichtung 749 – Verbundbauweise 245
Sonnenschutzmaßnahme 750 – Verbundträger 246
Sorptionseigenschaft 765 Stahlsteindecke 348
Spaltplatte 484 Stampflehmbau 168
Spannanker 719 Standby-Verlust 751
Spannbeton-Fertigdecke 348 Ständer 171
Spannbeton-Hohlplatte 348 Standmoment 4
Spannbeton-Hohlplattendecke 348 Standsicherheit 3, 10, 39
Spannbeton (s. a. Beton) 63 Standsicherheitsnachweis 2, 10
Sparrenvolldämmung 765 Staubablagerung 738
Speicherheizung 550 Stauwasser 691, 697
Sperrputz 689, 709 Steifigkeit
Sperrschicht-Ziegel 127 – dynamische 803
Spezialtiefbau 59 Steinformat 136
Spezifische Wärmekapazität 745 Steingutfliese 481
Spitzenwiderstand 52 Steinmaß 21
Spreizdübel 612 Steinzeugfliese 482
Sprinkleranlage 598 Stichmaß 26
Sprinkler-/Schaumlöschanlage 824 Stiel 171, 230
Spritzbewurf 274 Stirn 150
Spritzwasserschutz 689 Stockwerksrahmen 230
Spritzwasser-Schutzzone 704 Stoßlüftung 736
Sprödbruch 3 Stoßüberdeckung 701, 707
Spundwand 38 Strahlungsaustausch
Stabdübel 241 – langwelliger 737
Stahlbeton Strahlungskühldecke 604
– Stürze aus 148 Strahlungstemperaturasymmetrie 731, 739
Stahlbeton-Außenwandelement Streben 172
– vorgehängtes 190 Structural Glazing 313
Stahlbetonelement 182
Stahlbeton-Fassadenelement 190
Stufenglas 315
Stülpschalung 300
S
876 Sachwortverzeichnis

Stumpfstoßtechnik 140 Tragwerksystem 7


Sturz 335 – Faltwerk 8
– gemauerter 149 – flächenaktiv 8
Stürze aus Stahlbeton 148 – formaktiv 8
Stütze 228, 242 – Membran-Tragwerk 10
– Eingespannte 255 – Raumtragwerk 8
– Pendel 255 – Rosttragwerk 8
Stützen 91 – Schalentragwerk 9
– Dreikantleisten 91 – Seilnetztragwerk 9
Stützenanschluss 241 – vektoraktiv 8
Stützenfuß 255 – Wandbausystem 8
Stützenschalung 91 Transluzentes Glas 311
Stützfußsystem 569 Transmission
Stützgewölbeeffekt 114 – direkte 733
Stützkopfauflage 577 Transmissionswärmetransferkoeffizient 776
Südorientierung 733 Transmissionswärmeverlust 118, 672, 729, 776
Systemboden 565 Transparente Wärmedämmstoffe (TWD) 310
Systemgrenze 728, 775 Trapezstahldecke 354, 836
Traufstreifen 689
T Trennfuge 121
Tageslichtbereich 335 Trennwand 122
Tageslichtlenkung 336 – einschalige, nichttragende 206
Tageslichtnutzung 334 – Fassadenanschluss 651
Taupunkttemperatur 756 – fest eingebaute, nichttragende 643, 644
Tauwasser 756 – innere 203
Tauwasserbereich 762 – Konsollasten 648
Tauwasserbildung 117, 249, 738 – Kriterienliste 644
– in Fußbodenkonstruktionen 395 – mehrschalige, nichttragende 212
Tauwassergefahr 760 – mit Unterkonstruktionen aus Metallprofilen 215
Tauwassergefährdung 756 – mit Unterkonstruktionen in Holzbauart 215
Tauwassermenge 762 – nicht tragende 203, 643
Tauwasserperiode 762 – Schallschutz 648
Technische Baubestimmung 18 – statische Belastung 648
Temperatur-Amplituden-Verhältnis TAV 747, 752 – stoßartige Belastung 648
Temperaturfaktor – textile Fußbodenbeläge unter umsetzbarer 654
– dimensionsloser 770 – umsetzbare 223
Temperaturspannung 738 – umsetzbare, nicht tragende 643, 644
Teppichboden Trittschalldämmmaß 805
– ableitfähiger 531 Trittschalldämmung 805
– antistatischer 530 – von Massivdecken 411
Teppichfliese 534 Trittschallpegel 806
Terrazzobelag 477 Trittschallschutz 812, 814, 817
Terrazzofußboden 478 – von Holzbalkendecken 414
Textiler Bodenbelag 521 Trittschallschutzmaß 807
Textiler Faserstoff 524 Trittschallübertragung 802
Textiles Bauen 10 Trittschallverbesserungsmaß 808, 818
Thermische Beanspruchung 2 Trockenbau 212
Tiefgründung 52 Trockenbauweise 587
Toleranz 26 Trockenestrich 458
Torsion 3 Trockenestrich-Hohlboden 570
Tragelement 4 Trockenmauerwerk 155, 159
Träger 4, 228 Trockenverglasung 315
Trägeranschluss 253 Trombe-Wand 316
Trägerbohlenwand 38 Tuftingverfahren 527
Trägerrostfundament 45 Typkurzzeichen 755
Traglattung 297
Tragrost/Trägerrost 8 U
S Tragschicht 390, 391
Tragwerkslehre 2
Überdruckdecke 601
Überdruckmessung 734
Sachwortverzeichnis 877

Übereinstimmungsnachweis 20 – Nass- 315


Überstand 782 – Trocken- 315
Übertemperaturstunde 750 Verglasungsqualität 749
Ug-Wert 732 Verkehrslast 1
Unterdecke 391 Verlorene Schalung 246
– Brandschutz 594 Verlustwärmestrom 739
– Schallschutz 589 Vermaßen von Bauwerken 22
– Trennwandanschluss 592, 615 Verschattung 736
Unterdecke, leichte 587 – feststehende 750
Unterdruck 734 Verschattungseinrichtung 750
Unterdruckdecke 601 Verschattungsfaktor 781, 783
Unterfangen von Fundamenten 56 Verschmutzung 782, 783
Unterflurkanalsystem 565 Verwendbarkeitsnachweis 20
Unterkonstruktion 272, 297 Volclay-Bentonit 725
Unterputz 274 Von innen drückendes Wasser 697
– bewehrter 275 Vorbeugender Brandschutz 823
U-Wert 677, 678, 739 Vorgang
U-Wert-Berechnung 741 – instationärer 746
– interstationärer 737
V Vorhangfassade 316
Vakuum-Isolations-Paneele 681, 798 Vormauerstein 130
Vakuumverglasung 799, 680
Vegetation 750 W
Verankerung 275 Waagerechte Abdichtung 705
Verband 8, 139 Wabendecke 634
Verbandsregel 141 Wabenträger 255
Verbau 36 Wand
– Berliner 38 – aus Beton 165, 166
– senkrechter 38 – Ausführung 135
– waagerechter 36 – aus Lehm 168
Verbindung – aus natürlichen Steinen 157
– luftdichte 734 – aussteifend 109, 111
Verbindungsstein 130 – einschalige 119, 120, 165
Verblender 130 – gemauerte 135
Verbrauch 728 – im Montagebau 179
Verbundabdichtung 699 – mit Kerndämmung 191
Verbundanker 257 – mit zusätzlicher Wärmedämmung 120
Verbundbauweise 245 – nichttragende 109, 116
Verbundblech 293 – steife 121
Verbunddecke 246, 258 – tragende 109, 110
Verbundestrich 436, 437 – zweischalige 166, 191
– bitumengebundener 438 Wandanschluss 243
– zementgebundener 437 Wandbau 227
Verbundkonstruktion 256 Wandbauart
Verbundstütze 245, 838 – wirtschaftliche 140
Verbundträger 246, 838 Wandbauplatte
Verdichten 40 – aus Leichtbeton 131
Verdrängungspfahl 53 Wandbausystem 8
Verdrängungsraum 485 Wanddicke 21
Verdunklung 750 Wände aus Beton 165
Verdunstungsmenge 762, 763 Wandelement
Verdunstungsperiode 762 – nichttragend 186
Vereinfachtes Kriterium 768 – tragend 181
Verformung 3, 6 – vorgefertigtes 181, 186
Verformungsverhalten 4 Wandöffnung 147
Verglasung Wandschalungen 86
– Anordnung 323 Wandscheibe 11, 229
– -art 315
– Druck- 315
Wärmebilanzverhältnis 785
Wärmebrücke 117, 731
S
878 Sachwortverzeichnis

– geometrische 118, 766 Wasseraktivität 731, 756, 765


– materialbedingte 766 Wasserdampf 756
Wärmebrückenfreier Entwurf 768 Wasserdampfdiffusion 756
Wärmebrückenfreies Konstruieren 731, 767, 768 Wasserdampfdiffusionskoeffizient 760
Wärmebrückenfreiheit 730 Wasserdampfdurchlässigkeit
Wärmebrückenverlust 729 – Atmungsfähigkeit 849
Wärmebrückenverlustkoeffizienten (WBVK) 766 – von Bauteilen 849
Wärmebrückenzuschlag 767 Wasserdampfleitfähigkeit 760
Wärmedämmelement Wasserdampfpartialdruck 756
– tragendes 343 Wasserhaltung 40
Wärmedämmniveau 731 – offene 40
Wärmedämmstoff 752 Wassertransportvorgang 738
Wärmedämmung 117, 680, 730 Webverfahren 527
– transparente 119 Wechsel 362
Wärmedämmverbundsystem (WDVS) 271, 689 Weiße Wanne 713
Wärmedurchgangskoeffizient 729, 731, 739 Werksteinmauerwerk
Wärmedurchgangswiderstand 676, 741 – Ausführung 161
Wärmedurchlasswiderstand 743 Werktrockenmörtel 430
Wärmeeintrag 780 West-Fenster 733
– innerer 780 Widerlager 149
– solarer 780 Windeinfluss 730
Wärmeerzeuger 793 Windlast 1
Wärmegewinn 775, 780 Winterlicher Wärmeschutz 730
Wärmekapazität 737, 744, 778 Wirksame Wärmekapazität 745
Wärmekonvektion 297 Wirtschaftlicher Wärmeschutz 738
Wärmelast 780 Wirtschaftliches Optimum 793
Wärmeleitung 752 Wirtschaftlichkeitsgebot 774
Wärmeleitungsgleichung 745 Wirtschaftlichkeitskriterium 793
Wärmepumpe 799 Wohnungslüftung 729, 736
Wärmequelle WU-Beton 713
– innere 746, 749, 751 – Arbeitsfuge 715
Wärmerückgewinnung 672, 674, 679, 680, 729, 730, – Bauweise 714
736, 779, 791 – Beanspruchungsklassen 713
Wärmerückgewinnungs-Nutzungsgrad 779 – Fugenband 716
Wärmeschutz 117, 176, 418, 683, 728 – Fugenblech 718
– sommerlicher 331 – Injektionsschlauch 718
– temporärer 777 – Nutzungsklasse 714
Wärmesenken 780 – Oberflächenbeschichtung 714
Wärmespeicherung 729, 744 – Quelldichtung 718
Wärmestrahlung 752 WUFI 738
Wärmestrahlungsklima 731
Wärmetauscher 680 Z
Wärmetransport 752 Zange 239
Wärmeübergangswiderstand 742 Zellulosedämmstoff 738
Wärmeverlust 775, 776 Zellulosedämmung 145
Warmwasser-Fußbodenheizung 550, 553 – nachträglich eingeblasene 145
– Rohrleitungen 555 Zement 72, 135
Warmwassersystem 780 Zementestrich 428, 429, 437, 439
Wasser – auf Dämmschicht 443
– Bemessungswasserstand 714 Zement-Fließestrich 429, 430
– drückendes 697 Zementgebundene Flachpressplatte 304
– Grund- 697, 713 Zerklüftung 776
– nicht drückendes 697 Zertifizierung 19
– Saug- 697 Zug 2
– Schichten- 697 Zugerscheinung 739
– Sicker- 697 Zweite-Haut-Fassade 322, 324, 325
– Stau- 697 Zwischenbauteil 345
S – von innen drückendes 697
879

Inhalt aus Baukonstruktionslehre Band 2, 33. Auflage

1 Geneigte Dächer 1.8 Dachzubehör und Anschlüsse an


1.1 Allgemeines Dachdeckungen
1.1.1 Dachformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.8.1 Anschlüsse an Wände und
1.1.2 Bezeichnung von Dachteilen . . . . . . . 3 Abgasanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157
1.1.3 Konstruktionsgrundregeln . . . . . . . . . 3 1.8.2 Standflächen für Schornsteinfeger
1.1.4 Zeichnerische Darstellung. . . . . . . . . . 5 und für Abgasanlagen . . . . . . . . . . . . . 158
1.2 Dachtragwerke aus Holz 1.8.3 Dachhaken, Schneefanggitter und
1.2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Gesimsdämmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
1.2.2 Baustoff Holz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.8.4 Sanitärentlüftungen und
1.2.3 Dachtragwerke als Zimmermanns- Antennendurchgänge . . . . . . . . . . . . . 161
konstruktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 1.9 Ausbau von Dachräumen
1.2.4 Ingenieurmäßige Holzdach- 1.9.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162
konstruktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 1.9.2 Wärmeschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162
1.3 Dachtragwerke aus Stahl 1.9.3 Unterdeckungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168
1.3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 1.9.4 Dampfsperren und Luftdichtheit . . . 169
1.3.2 Baustoff Stahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 1.9.5 Schallschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
1.3.3 Schutzmaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . 75 1.9.6 Brandschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172
1.3.4 Bauteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 1.9.7 Ausführungsarten. . . . . . . . . . . . . . . . . . 172
1.3.5 Gittertragwerke. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 1.9.8 Innenflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175
1.3.6 Raumtragwerke. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 1.10 Dachfenster und Dachgauben
1.4 Massivdachkonstruktionen 1.10.1 Flächenverglasungen (verglaste
1.4.1 Dachtragwerke aus Massivplatten . . 83 Dachflächen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175
1.4.2 Steildachelemente aus Holz . . . . . . . . 85 1.10.2 Dachflächenfenster . . . . . . . . . . . . . . . . 177
1.4.3 Dachtragwerke aus Stahlbeton . . . . . 85 1.10.3 Dachgauben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
1.5 Textile Flächentragwerke 1.11 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185
1.5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 1.12 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190
1.5.2 Werkstoffe und Materialien. . . . . . . . . 88
1.5.3 Ausführungsbeispiele . . . . . . . . . . . . . . 89 2 Flachdächer
1.6 Dachdeckungen 2.1 Allgemeines
1.6.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 2.1.1 Nutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193
1.6.2 Dachdeckungen mit Dachziegeln 2.1.2 Beanspruchungen – Arten und
und Dachsteinen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Klassifizierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194
1.6.3 Betondachstein-Deckung . . . . . . . . . . 105 2.1.3 Bauarten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195
1.6.4 Schieferdeckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 2.1.4 Dachneigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
1.6.5 Faserzement-Wellplatten- 2.1.5 Wärmeschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
deckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 2.1.6 Feuchtigkeitsschutz. . . . . . . . . . . . . . . . 196
1.6.6 Schindeldeckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 2.1.7 Brandschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
1.6.7 Bitumenschindeldeckung . . . . . . . . . . 122 2.1.8 Oberflächenschutz. . . . . . . . . . . . . . . . . 197
1.6.8 Stroh- und Rohr-(Reet-)Deckung . . . 123 2.1.9 Windbeanspruchung . . . . . . . . . . . . . . 197
1.6.9 Metalldeckungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 2.1.10 Entwässerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199
1.6.10 Dachpappedeckungen. . . . . . . . . . . . . 139 2.1.11 Anschlüsse an aufgehende
1.6.11 Geneigte Dächer mit Begrünung . . . 141 Bauteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200
1.6.12 Solardach-Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . 143 2.1.12 Flachdachränder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204
1.7 Dachrinnen und Regenfallrohre 2.1.13 Arbeitsablauf an der Baustelle . . . . . . 207
1.7.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 2.1.14 Instandhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208
1.7.2 Bemessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 2.2 Baustoffe
1.7.3 Werkstoffe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 2.2.1 Abdichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208
1.7.4 Hängedachrinnen. . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 2.2.2 Wärmedämmstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . 212
1.7.5 Dachrinnen – Sonderformen . . . . . . . 152 2.2.3 Dampfdruckausgleichsschicht. . . . . . 213
1.7.6 Regenfallrohre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 2.2.4 Dampfsperren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213
880 Inhalt aus Baukonstruktionslehre Band 2

2.2.5 Gefälleschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 3.3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258


2.2.6 Voranstrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 3.3.2 Abgasleitungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258
2.3 Nicht belüftete Flachdächer mit 3.3.3 Vorgefertigte frei stehende Abgas-
nicht genutzter Oberfläche anlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263
2.3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 3.3.4 Schornsteine. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264
2.3.2 Flachdachabdichtungen auf 3.3.5 Gemauerte Schornsteine . . . . . . . . . . . 266
Stahlbetonplatten . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 3.4 Abgasanlagen im Freien
2.3.3 Flachdachabdichtungen auf (Schornsteinköpfe) . . . . . . . . . . . . . . . 267
Trapezblechkonstruktionen . . . . . . . . 222 3.5 Schornsteinsanierung . . . . . . . . . . . . 270
2.3.4 Flachdachabdichtung auf Poren- 3.6 Anschluss von Gasfeuerstätten
und Leichtbetonplatten . . . . . . . . . . . . 225 gemäß DVGW. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271
2.3.5 Sperrbetondächer . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 3.7 Lüftung von innenliegenden
2.3.6 Nicht belüftete Flachdachabdich- Bädern und Toilettenräumen. . . . . 273
tungen auf Holzkonstruktionen . . . . 227 3.8 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276
2.4 Nicht belüftete Flachdächer 3.9 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277
mit genutzter Oberfläche
2.4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 4 Treppen, Rampen und Aufzüge
2.4.2 Begehbare Flachdächer . . . . . . . . . . . . 228 4.1 Allgemeines
2.4.3 Befahrbare Flachdächer . . . . . . . . . . . . 229 4.1.1 Begriffe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279
2.4.4 Begrünte Flachdächer. . . . . . . . . . . . . . 230 4.1.2 Vorschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282
2.5 Zweischalige, belüftete Flachdach- 4.1.3 Planung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289
konstruktionen 4.2 Treppenbauarten. . . . . . . . . . . . . . . . . 295
2.5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235 4.2.1 Gemauerte Treppen . . . . . . . . . . . . . . . 296
2.5.2 Zweischalige Flachdachkonstruk- 4.2.2 Werksteintreppen. . . . . . . . . . . . . . . . . . 296
tionen über Stahlbetondecken . . . . . 237 4.2.3 Stahlbetontreppen. . . . . . . . . . . . . . . . . 299
2.5.3 Zweischalige, belüftete Flachdach- 4.2.4 Holztreppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304
Leichtkonstruktionen . . . . . . . . . . . . . . 237 4.2.5 Stahltreppen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 314
2.5.4 Vorgefertigte zweischalige, durch- 4.2.6 Sonderformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 318
lüftete Flachdachkonstruktionen . . . 238 4.3 Geländer
2.6 Flachdachzubehör 4.3.1 Vorschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 324
2.6.1 Lichtkuppeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 4.3.2 Ausführung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326
2.6.2 Entwässerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 4.4 Rampen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330
2.6.3 Sanitärentlüftungen und 4.5 Aufzüge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330
Antennendurchgänge . . . . . . . . . . . . . 242 4.5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330
2.7 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242 4.5.2 Barrierefreie Erschließungen . . . . . . . 331
2.8 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 4.5.3 Bauarten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331
4.5.4 Abmessungen und Grundriss-
3 Abgasanlagen (Schornsteine, planung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333
Kamine) und Lüftungsschächte 4.6 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335
3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 4.7 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337
3.2 Allgemeine Bauvorschriften
3.2.1 Vorschriften und Normen . . . . . . . . . . 249 5 Fenster
3.2.2 Baustoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339
3.2.3 Höhe der Abgasanlage . . . . . . . . . . . . . 250 5.1.1 Bezeichnungen und Bauarten . . . . . . 340
3.2.4 Lage der Mündung und Abstände 5.2 Anforderungen an Fenster . . . . . . . 345
von brennbaren Bauteilen. . . . . . . . . . 250 5.2.1 Luftdurchlässigkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . 346
3.2.5 Wärmeschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 5.2.2 Widerstandsfähigkeit bei Windlast. . 347
3.2.6 Standsicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 5.2.3 Schlagregendichtheit . . . . . . . . . . . . . . 348
3.2.7 Querschnitte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 5.2.4 Wärmeschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349
3.2.8 Anschluss von Feuerstätten . . . . . . . . 255 5.2.5 Tauwasserschutz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350
3.2.9 Wartungseinrichtungen. . . . . . . . . . . . 256 5.2.6 Schallschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351
3.2.10 Heizräume. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 5.2.7 Erfüllung von Mindestanforderungen
3.3 Bauarten von Abgasleitungen, an Fenster und Fenstertüren . . . . . . . 355
Luft-Abgas-Systemen und 5.3 Bauwerksanschlüsse
Schornsteinen 5.3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355
Inhalt aus Baukonstruktionslehre Band 2 881

5.3.2 Einbauebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 356 6.7 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 473


5.3.3 Befestigung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357 6.8 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 475
5.3.4 Fugendämmung und
Abdichtung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359 7 Türen
5.3.5 Brüstungsanschlüsse. . . . . . . . . . . . . . . 365 7.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 477
5.4 Verglasungen 7.2 Einteilung und Benennung:
5.4.1 Glasarten und Lieferformen . . . . . . . . 368 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 478
5.4.2 Bemessung der Glasscheiben . . . . . . 374 7.3 Planungshinweise . . . . . . . . . . . . . . . . 478
5.4.3 Einbau von Verglasungen . . . . . . . . . . 374 7.4 Allgemeine Anforderungen . . . . . . 483
5.4.4 Verglasung von Sprossenfenstern . . 382 7.4.1 Schallschutz von Türen. . . . . . . . . . . . . 483
5.4.5 Schrägverglasungen 7.4.2 Wärmeschutz und Luftdurchlässigkeit
(Überkopfverglasungen) . . . . . . . . . . . 382 von Türen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 489
5.5 Beschläge 7.4.3 Feuchtebeanspruchung und
5.5.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388 mechanische Festigkeit von Türen. . 492
5.5.2 Fensterbänder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389 7.4.4 Geometrische und maßliche
5.5.3 Fensterverschlüsse. . . . . . . . . . . . . . . . . 390 Festlegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497
5.5.4 Funktionsbeschläge. . . . . . . . . . . . . . . . 392 7.4.5 Baukörperanschlüsse von Türen . . . . 501
5.5.5 Zubehör . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398 7.5 Türbeschläge für Holzzargen
5.6 Ausführungsarten und und Holztürblätter
Konstruktionsbeispiele 7.5.1 Türbänder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 509
5.6.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398 7.5.2 Türschlösser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521
5.6.2 Holzfenster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399 7.5.3 Türdrückergarnituren . . . . . . . . . . . . . . 533
5.6.3 Holz-Aluminium-Fenster . . . . . . . . . . . 410 7.5.4 Türdichtungen (Falz- und Boden-
5.6.4 Aluminium-Fenster . . . . . . . . . . . . . . . . 412 dichtungen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 538
5.6.5 Stahlfenster. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419 7.6 Türelemente aus Holz und
5.6.6 Kunststoff-Fenster . . . . . . . . . . . . . . . . . 419 Holzwerkstoffen
5.7 Kellerfenster 7.6.1 Türzargen- und Türrahmen-
5.7.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 424 konstruktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 546
5.7.2 Lichtschächte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 424 7.6.2 Türblattkonstruktionen aus Holz
5.7.3 Einbau von Kellerfenstern . . . . . . . . . . 427 und Holzwerkstoffen. . . . . . . . . . . . . . . 553
5.8 Sonnenschutz 7.7 Türelemente aus Metall. . . . . . . . . . . 567
5.8.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427 7.7.1 Türzargen aus Metall . . . . . . . . . . . . . . . 568
5.8.2 Rollläden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 428 7.7.2 Türblattkonstruktionen
5.8.3 Jalousetten (Raffstores) . . . . . . . . . . . . 435 aus Metall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 579
5.8.4 Markisen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 437 7.8 Schutztüren
5.8.5 Außen liegende Lamellen- 7.8.1 Feuerschutztüren
systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 437 (Feuerschutzabschlüsse) . . . . . . . . . . . 587
5.8.6 Fensterläden und Schiebeläden . . . . 437 7.8.2 Rauchschutztüren
5.9 Einbruchshemmung . . . . . . . . . . . . . . 439 (Rauchschutzabschlüsse). . . . . . . . . . . 596
5.10 Lüftungseinrichtungen . . . . . . . . . . . 442 7.8.3 Schallschutztüren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 599
5.11 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 445 7.8.4 Strahlenschutztüren . . . . . . . . . . . . . . . 603
5.12 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 447 7.8.5 Einbruchhemmende Türen. . . . . . . . . 604
7.9 Sondertüren
6 Pfosten-Riegel-Fassaden (PRF) 7.9.1 Wohnungsabschlusstüren. . . . . . . . . . 608
6.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 449 7.9.2 Feucht- und Nassraumtüren. . . . . . . . 608
6.2 Planung von PRF. . . . . . . . . . . . . . . . . . 449 7.10 Ganzglas-Türen und Ganzglas-
6.3 Befestigung am Bauwerk . . . . . . . . . 454 Türanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 610
6.4 Bauarten 7.10.1 Ganzglas-Fertigtüren. . . . . . . . . . . . . . . 611
6.4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 456 7.10.2 Ganzglas-Türanlagen . . . . . . . . . . . . . . 612
6.4.2 Pfosten und Riegel aus Holz . . . . . . . . 459 7.11 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 616
6.4.3 Pfosten und Riegel aus Stahl 7.12 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 630
oder Aluminium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 460
6.4.4 Pfosten und Riegel – Mischformen. . 461 8 Horizontal verschiebbare Tür-
6.5 Ausfachungen und Füllelemente . 461 und Wandelemente
6.6 Fugen- und Anschlussausbildung 468 8.1 Schiebetüren
882 Inhalt aus Baukonstruktionslehre Band 2

8.1.1 Schiebetüren aus Holz und 9.10 Putze für Sonderzwecke:


Holzwerkstoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 633 Schallschutztechnisch wirksame
8.1.2 Ganzglas-Schiebetüren . . . . . . . . . . . . 637 Putzbekleidungen . . . . . . . . . . . . . . . . 699
8.1.3 Automatische Schiebetüranlagen . . 637 9.11 Putze für Sonderzwecke:
8.2 Harmonikatüren und Wärmegedämmte und verputzte
Harmonikawände. . . . . . . . . . . . . . . . . 639 Außenbauteile. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 701
8.3 Falttüren und Faltwände . . . . . . . . . 641 9.11.1 Einschalige Wände aus hoch
8.4 Bewegliche Elementwände . . . . . . . 644 wärmedämmenden Wand-
8.5 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 647 baustoffen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 703
8.6 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 650 9.11.2 Einschalige Wände mit Außen-
dämmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 703
9 Außen- und Innenputze, 9.11.3 Einschalige Wände mit Innen-
Sonderputze und Wärmedämm- dämmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 703
Verbundsysteme 9.11.4 Wärmedämm-Putzsysteme. . . . . . . . . 708
9.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 651 9.11.5 Wärmedämm-Verbundsysteme . . . . 711
9.2 Einteilung und Benennung: 9.12 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 718
Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 652 9.13 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 724
9.3 Ausgangsstoffe
9.3.1 Mineralische Bindemittel für 10 Beschichtungen (Anstriche) und
Mörtelputze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 653 Wandbekleidungen (Tapeten)
9.3.2 Organische Bindemittel für auf Putzgrund
Kunstharzputze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 655 10.1 Beschichtungen:
9.3.3 Zuschläge für Mörtel- und Allgemeine Grundbegriffe. . . . . . . . 725
Kunstharzputze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 655 10.2 Wasserverdünnbare Beschichtungs-
9.3.4 Zusätze für Putzmörtel . . . . . . . . . . . . . 656 stoffe. Deckende Beschichtungs-
9.4 Putzmörtel und Beschichtungs- systeme für Außen- und Innen-
stoffe putze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 726
9.4.1 Putzmörtel für Mineralputze. . . . . . . . 657 10.3 Beschichtungen auf mineralischen
9.4.2 Beschichtungsstoffe für Kunstharz- Außenputzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 729
putze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 660 10.4 Beschichtungen auf mineralischen
9.5 Putzaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 661 Innenputzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 732
9.6 Putzsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 662 10.5 Wandbekleidungen (Tapeten) auf
9.7 Putze mit mineralischen Binde- mineralischen Innenputzen . . . . . . 734
mitteln: Mineralputz als Außen- 10.6 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 735
und Innenputz 10.7 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 739
9.7.1 Putzgrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 665
9.7.2 Putzträger, Putzbewehrung 11 Gerüste und Abstützungen
und Putzprofile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 668 11.1 Gerüste
9.7.3 Putzausführung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 676 11.1.1 Allgemeine Bestimmungen . . . . . . . . 741
9.7.4 Putzweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 677 11.1.2 Materialien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 743
9.7.5 Mineralisch gebundene 11.1.3 Bauliche Anforderungen . . . . . . . . . . . 745
Außenputze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 679 11.1.4 Gerüstbauarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 747
9.7.6 Mineralisch gebundene 11.2 Absteifungen und Abfangungen . 754
Innenputze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 686 11.3 Freistehende Gerüste. . . . . . . . . . . . . 758
9.8 Putze mit organischen Bindemitteln: 11.4 Schutznetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 759
Kunstharzputze als Außen- und 11.5 Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 761
Innenputz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 692 11.6 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 762
9.9 Putze für Sonderzwecke:
Brandschutztechnisch wirksame
Putzbekleidungen . . . . . . . . . . . . . . . . 695 Sachwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 763

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