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Suchtmedizinische Reihe 5 Medikamente PDF
Suchtmedizinische Reihe 5 Medikamente PDF
MEDIKAMENTEN-
ABHÄNGIGKEIT
Suchtmedizinische Reihe
Band 5
MEDIKAMENTEN-
ABHÄNGIGKEIT
Suchtmedizinische Reihe
Band 5
Vorwort 8
1 Medikamentenabhängigkeit – was ist das? 10
1.1 Missbrauch versus Abhängigkeit 10
1.2 Psychische versus körperliche Abhängigkeit 11
1.3 Diagnosekriterien gemäß ICD-10 12
1.4 Niedrigdosisabhängigkeit 14
1.5 Abhängigkeit auf Rezept 15
2 Ursachen 16
2.1 Wer ist gefährdet? 16
2.2 Welche Medikamentengruppen machen abhängig? 19
2.3 Beschaffungswege 22
2.4 Warum werden Medikamente missbräuchlich eingenommen? 23
3 Epidemiologie 25
3.1 Unerwünschte Arzneimittelwirkungen 25
3.2 Missbrauch und Abhängigkeit von Arzneimitteln 26
3.3 Die Verbreitung von potenziell suchtauslösenden Mitteln 27
3.3.1 Schlaf- und Beruhigungsmittel 28
3.3.2 Tranquilizer 29
3.4 Benzodiazepine und Z-Drugs im Vordergrund des Problems 30
4 Pharmakologie und Behandlung 33
4.1 Amphetamine 33
4.1.1 Allgemeine Pharmakologie 33
4.1.2 Wirkungen und Indikationen 34
4.1.3 Folgen des Konsums von Amphetaminen 35
4.1.4 Entzug von Amphetaminen 36
4.1.5 Prognose bei Amphetaminabhängigkeit 37
Übersicht: Amphetamine 37
4.2 Antidepressiva 38
4.2.1 Allgemeine Pharmakologie 38
4.2.2 Wirkungen und Indikationen 38
4
4.2.3 Folgen des Konsums von Antidepressiva 40
4.2.4 Entzug bzw. Absetzen von Antidepressiva 40
4.2.5 Prognose bei Missbrauch von Antidepressiva 41
Übersicht: Antidepressiva 41
4.3 Systematische Antihistaminika 52
4.3.1 Allgemeine Pharmakologie 52
4.3.2 Wirkungen und Indikationen 52
4.3.3 Folgen des Konsums von Antihistaminika 53
4.3.4 Entzug bzw. Absetzen von Antihistaminika 53
4.3.5 Prognose bei Missbrauch von Antihistaminika 53
Übersicht: Antihistaminika 54
4.4 Barbiturate 57
4.4.1 Allgemeine Pharmakologie 57
4.4.2 Wirkungen und Indikationen 58
4.4.3 Folgen des Konsums von Barbituraten 59
4.4.4 Entzug von Barbituraten 59
4.4.5 Prognose bei Barbiturat-Abhängigkeit 60
Übersicht: Barbiturate 60
4.5 Benzodiazepine 61
4.5.1 Allgemeine Pharmakologie 61
4.5.2 Wirkungen und Indikationen 61
4.5.3 Folgen einer Benzodiazepin-Langzeiteinnahme 65
4.5.4 Entzug von Benzodiazepinen 66
4.5.5 Prognose bei Benzodiazepin-Abhängigkeit 68
Übersicht: Benzodiazepine 68
4.6 Z-Drugs 71
4.6.1 Allgemeine Pharmakologie 71
4.6.2 Wirkungen und Indikationen 72
4.6.3 Folgen eines Missbrauchs oder einer Abhängigkeit von Z-Drugs 73
4.6.4 Entzug von Z-Drugs 73
4.6.5 Prognose bei Z-Drug-Abhängigkeit 73
Übersicht: Z-Drugs 74
4.7 Narkosemittel und Gase 75
4.7.1 Allgemeine Pharmakologie 75
4.7.2 Wirkungen und Indikationen 76
4.7.3 Folgen einer Narkosemittel-Abhängigkeit 76
4.7.4 Entzug von Narkosemitteln 77
4.7.5 Prognose bei Narkosemittel-Abhängigkeit 78
Übersicht: Narkosemittel und Gase 78
5
4.8 Rezeptpflichtige Schmerzmittel (Opioide) 79
4.8.1 Allgemeine Pharmakologie 79
4.8.2 Wirkung und Indikationen 80
4.8.3.1 Folgen eines Missbrauchs oder einer Abhängigkeit von
rezeptpflichtigen Opioiden 81
4.8.3.2 Entzug von rezeptpflichtigen Opioiden 82
4.8.3.3 Prognose bei Missbrauch und Abhängigkeit von
rezeptpflichtigen Opioiden 83
4.8.4.1 Folgen eines Missbrauchs oder einer Abhängigkeit von
BtM-pflichtigen Opiaten 83
4.8.4.2 Entzug von BtM-pflichtigen Schmerzmitteln 84
4.8.4.3 Prognose bei Abhängigkeit von BtM-pflichtigen Schmerzmitteln 85
Übersicht: rezeptpflichtige Opioide 85
4.9 Nicht-rezeptpflichtige Schmerzmittel 92
4.9.1 Allgemeine Pharmakologie 92
4.9.2 Wirkungen und Indikationen 93
4.9.3 Folgen eines Missbrauchs apothekenpflichtiger Analgetika 94
4.9.4 Entzug von apothekenpflichtigen Analgetika 94
4.9.5 Prognose beim Missbrauch von apothekenpflichtigen Analgetika 95
Übersicht: nicht-rezeptpflichtigen Schmerzmittel 95
4.10 Andere nicht-rezeptpflichtige Mittel 102
4.10.1 Dextromethorphan 102
Übersicht: andere nicht-rezeptpflichtigen Mittel 102
4.10.2 Entzug von rezeptpflichtigen Analgetika 103
4.10.3 Prognose bei rezeptpflichtigen Analgetika 103
4.11 Laxanzien 103
4.11.1 Allgemeine Pharmakologie 103
4.11.2 Wirkungen und Indikationen 104
4.11.3 Folgen eines Laxanzien-Missbrauchs 104
4.11.4 Entzug von Laxanzien 105
4.11.5 Prognose bei Laxanzien-Missbrauch 106
Übersicht: Laxanzien 106
4.12 Nasentropfen und -sprays 112
4.12.1 Allgemeine Pharmakologie 112
4.12.2 Wirkungen und Indikationen 112
4.12.3 Folgen des Nasenspray-Missbrauchs 113
4.12.4 Entzug von Nasensprays 113
4.12.5 Prognose bei Nasenspray-Missbrauch 113
Übersicht: Nasensprays und -tropfen 114
6
4.13 Andere rezeptpflichtige Arzneimittel mit Missbrauchspotenzial 116
4.13.1 Glucocorticoide, inhalativ und systemisch 116
Übersicht: Glucocorticoide 116
4.13.2 Anabole Steroide 120
Übersicht: anabole Steroide 120
4.13.3 Clonidin 120
Übersicht: Clonidin 121
4.13.4 Diuretika 121
Übersicht: Diuretika 122
4.13.5 Beta-Rezeptorenblocker 128
Übersicht: Beta-Rezeptorenblocker 129
4.13.6 Rezeptpflichtige Appetitzügler 135
Übersicht: Appetitzügler 136
4.13.7 Clomethiazol 137
Übersicht: Clomethiazol 137
4.14 Ephedrin 137
4.14.1 Allgemeine Pharmakologie 137
4.14.2 Wirkungen und Indikationen 138
4.14.3 Folgen eines Missbrauchs oder einer Abhängigkeit von Ephedrin 138
4.14.4 Entzug von Ephedrin 138
4.14.5 Prognose bei Ephedrin-Abhängigkeit 139
Übersicht: Ephedrin 139
5 Behandlungsalternativen 140
5.1 Aufmerksamkeits-Defizit-(Hyperaktivitäts)-Syndrom (ADHS, ADS) 140
5.1.1 Leitsymptome 140
5.1.2 Diagnostik eines ADHS-Syndroms 140
5.1.3 Behandlung des ADHS-Syndroms 142
5.2 Angststörung 142
5.2.1 Leitsymptome von Angststörungen 142
5.2.2 Diagnostik von Angststörungen 143
5.2.3 Behandlung von Angststörungen 144
5.3 Überlastung und Burnout 144
5.3.1 Leitsymptome von Überlastung und Burnout 144
5.3.2 Diagnostik von Überlastung und Burnout 145
5.3.3. Behandlung von Überlastung und Burnout 145
7
5.4 Depressionen 146
5.4.1 Leitsymptome von Depressionen 146
5.4.2 Diagnostik von Depressionen 146
5.4.3 Behandlung von Depressionen 146
5.5 Erkältung 147
5.6 Schlafstörungen 148
5.6.1 Leitsymptome von Schlafstörungen 148
5.6.2 Diagnostik von Schlafstörungen 148
5.6.3 Behandlung von Schlafstörungen 148
5.7. Schmerzen 150
5.7.1 Leitsymptome 150
5.7.2 Diagnostik von Schmerzen 150
5.7.3 Behandlung von Schmerzen 151
5.8 Übergewicht und Essstörungen 152
6 Prävention 154
6.1 Verantwortung der beteiligten Berufsgruppen 155
7 Rechtsfragen 159
8 Anhang 162
8.1 Literatur 162
8.2 Glossar 168
8.3 Landesstellen für Suchtfragen 180
Die DHS 182
Die BZgA 184
Impressum 186
8
Vorwort
Mit der Suchtmedizinischen Reihe wendet sich die Deutsche Hauptstelle für Sucht-
fragen insbesondere an diejenigen Berufsgruppen, die in ihrem Alltag mit Patien-
tinnen und Patienten bzw. Klientinnen und Klienten in Kontakt geraten, bei denen ein
riskanter Substanzgebrauch, ein Missbrauch oder eine Abhängigkeit vorliegt, und die
sich vertiefend mit den spezifischen Problematiken der jeweiligen Substanzen, den
Wirkungsweisen der Substanzen im Körper, den gesundheitlichen Folgeschäden,
den Behandlungsmöglichkeiten oder rechtlichen Aspekten beschäftigen wollen. Die
Bände dieser Reihe richten sich an Ärztinnen und Ärzte, vornehmlich der allgemein-
medizinischen Versorgung, sowie an psychosoziale Berufsgruppen in der psycho-
therapeutischen Versorgung und in der Sozialarbeit. Die Einzelausgaben der Reihe
enthalten einen umfassenden Wissensgrundstock, der als Kompendium oder zum
Nachschlagen genutzt werden kann. Darüber hinaus stehen die DHS und die einzel-
nen Autorinnen und Autoren für Nachfragen zur Verfügung.
„Sucht“ ist ein Begriff, der bei vielen Menschen Abwehr auslöst. Daran hat auch
die höchstrichterliche Feststellung aus dem Jahr 1968, dass Alkohol-, Medikamen-
ten- und Drogenabhängigkeit Krankheiten sind, kaum etwas verändert. Im Ver-
gleich zu anderen chronischen Erkrankungen handelt es sich bei Abhängigkeit und
Missbrauch, entgegen der landläufigen Annahme, jedoch um Diagnosen, die gute
Behandlungschancen und -erfolge aufweisen. Wer würde von einer Diabetikerin
oder einem Bluthochdruckpatienten erwarten, dass ihre oder seine Werte niemals
Schwankungen unterlägen oder in den pathologischen Bereich ausschlügen? Bei
der Behandlung von Abhängigkeit und Missbrauch werden andere Maßstäbe ange-
legt. Hier wird meist nur das Maximum an Erreichbarem – die dauerhafte Abstinenz
– als Behandlungserfolg gewertet. Es gilt jedoch, wie bei anderen Krankheiten auch,
dass die Erfolgsprognose vom Stadium der Erkrankung abhängt und ob der Diag-
nose auch tatsächlich eine sachgerechte Behandlung folgt. Die Prinzipien der Selbst-
bestimmung und Autonomie gelten auch für Substanzabhängige oder -missbrau-
chende. Sie entscheiden mit über Art und Erfolg der Behandlung, ob Abstinenz,
Konsumreduktion oder Substitution die vielversprechendste Behandlung für sie ist.
Der Konsum psychotroper Substanzen kann gravierende somatische, psychische,
soziale sowie auch rechtliche und finanzielle Störungen und Probleme verursachen.
9
Ihr Gebrauch, insbesondere riskanter Alkohol- und Tabakkonsum, gilt als bedeu-
tendstes gesundheitsschädigendes Verhalten in der Bevölkerung. Tabak- und Alko-
holkonsum stehen in den Ländern mit hohem Einkommen auf den Plätzen 1 und 2
der zehn größten gesundheitlichen Risiken für vorzeitige Erkrankung und vorzeitigen
Tod (WHO 2009)*. Psychische und Verhaltensstörungen durch den Gebrauch psycho-
troper Substanzen und bestimmter Medikamente machen, trotz Präventionsanstren-
gungen, nach wie vor einen Großteil der Krankheitsdiagnosen aus und verursachen
hohe vermeidbare Kosten für das Gesundheitssystem. Die direkten und indirekten
Kosten, die allein durch Alkohol- und Tabakkonsum in Deutschland verursacht wer-
den, belaufen sich auf über 40 Mrd. Euro. Dabei ist die Gruppe mit einem riskanten
bzw. schädlichen Konsummuster wesentlich größer als die der abhängig Konsumie-
renden.
In Deutschland sind Alkohol und Tabak die meist konsumierten und akzeptierten
psychotropen Substanzen. Wenn es um die Risiken des Substanzkonsums geht, ge-
rät dann zunächst das Suchtpotenzial der psychotropen Stoffe ins Blickfeld. Wissen-
schaftliche Untersuchungen zeigen jedoch immer deutlicher, dass Schädigungen
lange vor der Entwicklung einer Abhängigkeit einsetzen können und es keinen Grenz-
wert für einen Konsum gibt, der Risikofreiheit garantiert. Zwar weisen Menschen, die
eine Substanzabhängigkeit entwickelt haben, häufig weitere Erkrankungen und Stö-
rungen auf, jedoch sind gesundheitliche Störungen und negative Auswirkungen nicht
ausschließlich bei Abhängigen zu beobachten, sondern auch bei Menschen mit ris-
kantem Konsum. Daher stellen nicht nur Substanzabhängige und -missbrauchende,
sondern auch Personen mit riskantem Konsum psychotroper Substanzen eine wich-
tige Zielgruppe der Suchtmedizin und Suchthilfe dar. Motivation sowie Früherken-
nung und Frühintervention kommt eine immer stärkere Bedeutung zu.
Zu Beginn des neuen Jahrtausends begann die DHS mit der Publikation der Sucht-
medizinischen Reihe und erschloss damit praxisrelevante Informations- und Daten-
quellen für die in diesem Fachgebiet Tätigen. In der Zwischenzeit haben sich Sucht-
medizin und Suchthilfe weiterentwickelt, sodass eine Neufassung der Titel „Alkohol-
abhängigkeit“, „Tabakabhängigkeit“, „Drogenabhängigkeit“ und „Essstörungen“ er-
forderlich wurde. Vervollständigt wird die Reihe nun durch die neuen Bände „Medika-
mentenabhängigkeit“ und „Pathologisches Glücksspielen“.
Die DHS dankt allen Autorinnen und Autoren herzlichst für ihre engagierte Arbeit.
Sie haben in kompakter Form praxisnahe und aktuelle Informationen aus unter-
schiedlichen Disziplinen für die Beratung und Behandlung zusammengestellt.
Dr. med. Heribert Fleischmann
Vorstandsvorsitzender der DHS, Frühjahr 2013
* WHO (2009): Global Health Risks - Mortality and burden of disease attributable to selected major risks. Genf.
110Medikamentenabhängigkeit –
Was ist das?
2.3 Beschaffungswege
Die Beschaffungswege für Medikamente sind vielfältig. Für apothekenpflichtige
Substanzen gilt, dass sie in quasi beliebiger Menge erworben werden können.
Wenn nicht alle in einer Apotheke, so doch über mehrere Apotheken, was in An-
betracht der Apothekendichte und der Option von Internetapotheken keine echte
Hürde darstellt. Aber auch bei verschreibungspflichtigen Präparaten gibt es di-
verse „Quellen“.
Allerdings bekommt die Mehrzahl aller Patientinnen und Patienten – rund 80
Prozent – „ihr“ Medikament mit Suchtpotenzial von nur einem Arzt verschrie-
ben (Holzbach et al., 2009). Es ist aber zu beobachten, dass Ärztinnen und Ärzte
auch bei gesetzlich Krankenversicherten immer öfter die Präparate auf Privatre-
zept verschreiben (Hoffmann et al., 2006). Über die Motive für ein solches Handeln
kann nur spekuliert werden. Am wahrscheinlichsten ist es, dass die betreffenden
Ärztinnen und Ärzte Nachfragen seitens der Krankenkasse befürchten, da die Kas-
senrezepte von den Kassen eingesehen werden, Privatrezepte aber in der Apo-
theke verbleiben oder der Kundin, dem Kunden mitgegeben werden.
Die Beschaffung über einen „Schwarzmarkt“ bzw. die Drogenszene ist im Wesent-
lichen auf polytoxikoman konsumierende Patientinnen und Patienten beschränkt
bzw. auf Medikamentenabhängige in der Endphase einer Abhängigkeitsentwick-
lung. Glaubt man Berichten von Menschen aus der Drogenszene, so gehen die
meisten der dort konsumierten Medikamente auf „großzügige“ ärztliche Ver-
schreibungen zurück, die dann weiterverkauft werden. Dies sind nicht nur Ver-
schreibungen an Abhängige, sondern beispielsweise an Rentner, die durch den
Verkauf ihre Rente aufbessern.
Ein nur wenig erforschtes Gebiet ist die Beschaffung der Medikamente durch
Dritte. Hierbei werden Freunde oder Verwandte gebeten, sich entsprechende Prä-
23
parate verschreiben zu lassen. Auch diese Vorgehensweise wird vor allem von
Medikamentenabhängigen genutzt, die bereits tief in typischen Sucht-Verhaltens-
mustern verfangen sind.
Von zunehmender Bedeutung ist die Beschaffung von Medikamenten via Internet.
Damit sind nicht die Internetapotheken gemeint, die nur bei Vorliegen eines Re-
zeptes versenden, sondern es geht dabei um die illegale Versendung von Medika-
menten jeglicher Art aus illegalen Quellen, in der Regel aus Drittländern. Es stellt
auch für internetunerfahrene Nutzerinnen und Nutzer kein allzu großes Problem
dar, entsprechende Seiten im Internet zu finden und entsprechende Medikamen-
tenbestellungen aufzugeben. Der Versand erfolgt in unauffälliger Form, sodass
nur die wenigsten Lieferungen vom Zoll erkannt werden (z. B. durch Verzicht auf
Schachteln und Blister).
Leider gibt es auch immer wieder Berichte über Apotheken, die rezeptpflichtige
Präparate an abhängige Menschen auch ohne ärztliche Verschreibung verkaufen.
Damit entfällt die letzte Hürde oder Kontrollinstanz für die Betroffenen. Apotheke-
rinnen und Apotheker, die so handeln, riskieren ihre Approbation und machen sich
strafbar.
3.3.2 Tranquilizer
Bei den als Tranquilizer verordneten Arzneimitteln, die sinnvollerweise und evi-
denzgestützt kurzfristig (8 bis 14 Tage) gegen Angst- und Panikattacken, gegen
Fieberkrämpfe (v. a. bei Kindern) und zur Muskelentspannung (v. a. vor Operati-
onen) eingesetzt werden, dominieren im Gegensatz zu den Schlaf- und Beruhi-
gungsmitteln noch immer die klassischen Benzodiazepine, die sich allesamt von
den im Jahre 1960 bzw. 1963 erstangebotenen Mitteln Librium® und Valium® der
Firma Hoffmann-La Roche herleiten (Glaeske et al., 1997).
Im Jahre 2010 wurden knapp 9,9 Mio. Packungen verkauft, rund 5 % weniger als
im Jahre 2009. Der Umsatz für die Hersteller betrug etwa 29,5 Mio. Euro, nach
Apothekenverkaufspreisen etwa 110 Mio. Euro (Glaeske, 2011). Heute zählen
Tavor®, Adumbran®, Tranxilium® oder Lexotanil® und vor allem Generika der
„Erfolgssubstanzen“ (wie Bromazepam, Diazepam, Lorazepam oder Oxazepam)
zu den meist verordneten Mitteln. Alle Mittel sind verschreibungspflichtig und
haben ein hohes Abhängigkeitspotenzial (IMS, 2010).
30
3.4 Benzodiazepine und Z-Drugs im Vordergrund des Problems
Die Epidemiologie der Arzneimittelabhängigkeit ist vor allem eine Epidemiologie
der unerwünschten Wirkungen von Benzodiazepinen und Benzodiazepinagonisten.
Noch immer muss davon ausgegangen werden, dass rund 1,1 bis 1,2 Mio. Men-
schen von Benzodiazepinderivaten abhängig sind, weitere etwa 300.000 bis 400.000
von anderen Arzneimitteln. Einige Autoren schätzen die Zahl sogar auf 1,9 Mio. ein
(Soyka et al., 2005).
Diese Differenzen hängen damit zusammen, dass die Schätzungen auf Basis der
verfügbaren Verordnungsdaten der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) die Anzahl
von Abhängigen nicht mehr valide widerspiegeln. Die Daten der GKV können zwar
die Verläufe für einzelne Personen nachzeichnen und die verordneten Mengen im
Zeitintervall darstellen – so ist z. B. davon auszugehen, dass Personen, die drei bis
vier Monate solche benzodiazepinhaltigen Mittel ohne Unterbrechung einnehmen,
eine Abhängigkeit entwickeln dürften (Madhusoodanan, Bogunovic, 2004; Mort,
Aparasu, 2002). Doch mehr und mehr der abhängigkeitsinduzierenden Mittel wer-
den auch für GKV-Versicherte auf Privatrezepten verordnet, da Ärztinnen und Ärzte
damit möglichen Auffälligkeitsprüfungen entgehen können – das Verordnungsge-
schehen ist nicht mehr transparent zu machen (Hoffmann et al., 2006; Hoffmann
et al., 2009; Hoffmann et al., 2010).
Die meisten Verordnungen bekommen nach wie vor Frauen, wie Auswertungen
aus dem Bereich der Gmünder Ersatzkasse (GEK) ergaben. Es zeigte sich, dass
der Anteil von Frauen im höheren Lebensalter deutlich höher liegt als bei den
Männern und bis zu 8 % bei den Frauen über 70 Jahren reicht (Janhsen, Glaeske,
2002). Für eine Dauertherapie mit benzodiazepinhaltigen Mitteln gibt es jedoch
keine unterstützende Evidenz. Die vorhandenen Studien untersuchen ausschließ-
lich die Wirksamkeit von Benzodiazepinen in der Kurzzeitbehandlung. Therapie-
studien mit einer Behandlungsdauer von über vier bis fünf Wochen existieren
praktisch nicht (Holbrook et al., 2000; Madhusoodanan, Bogunovic, 2004; Nowell
et al., 1997; Smith et al., 2002).
Daraus ergeben sich wichtige Implikationen für eine rationale Arzneimittelthera-
pie. Der Langzeitgebrauch von Benzodiazepinen ist daher unangebracht – insbe-
sondere bei älteren Menschen, die häufig (bis zu 20 %) unter Schlafstörungen lei-
den. Gerade bei älteren Menschen sind Besonderheiten zu beachten – verlängerte
Wirkdauer und Wechselwirkungen (vgl. Madhusoodanan, Bogunovic, 2004; Mort,
Aparasu, 2002). Aber auch kurzwirksame Benzodiazepine in höherer Dosierung
sollten vermieden werden (s. vergleichende Übersicht in Holt et al., 2010). Gegen
die schlaffördernde Wirkung entwickelt sich rasch eine Toleranz; was weiterhin
verbleibt, ist die angstlösende Wirkung (Wolter-Henseler, 1999). Eine solche Ab-
31
hängigkeit findet zumeist als Low Dose Dependency bzw. Niedrigdosisabhängig-
keit statt (s. Kapitel 1.4) – das bedeutet, über die Zeit findet keine Dosiserhöhung
statt (Glaeske, 2002). Dies wurde auch in einer amerikanischen Studie bestätigt.
Von 2.440 Patienten, die Dauernutzer von Benzodiazepinen waren, lag die Rate
der Dosiserhöhung bei lediglich 1,6 %. Ältere Personen waren davon geringer
betroffen (Soumerai et al., 2003).
Eine im Jahr 2005 im renommierten British Medical Journal erschienene Meta-
Analyse untersuchte speziell den Nutzen und Schaden von Hypnotika bei älteren
Menschen (über 60 Jahre). Eingeschlossen wurden 24 Studien mit 2.417 Teilneh-
mern, die vorwiegend Benzodiazepine und Z-Drugs erhielten (Glass et al., 2005;
siehe auch Cumming, Le Couteur, 2003; Leipzig et al., 1999; Herings et al., 1995;
Wagner et al., 2004). Der Gebrauch dieser Substanzen bei Älteren brachte im Ver-
gleich zu Placebos zwar statistisch signifikante Vorteile, die erzielten Effekte fielen
allerdings nur gering aus. Die Autoren kamen zu der Schlussfolgerung, dass die
geringe Wirksamkeit dieser Mittel bei Älteren das erhöhte Risiko unerwünschter
Ereignisse möglicherweise nicht rechtfertigt.
In den eingeschlossenen Studien wurden als unerwünschte Wirkungen u. a. Ge-
dächtnisschwäche, Desorientiertheit, Schwindel, Verlust des Gleichgewichts und
Stürze untersucht. Missbrauch und Abhängigkeit, die sowohl für die Langzeitan-
wendung von Benzodiazepinen wie auch Z-Drugs beschrieben sind (DG-Sucht,
DGPPN, 2006), wurden in dieser Studie noch nicht einmal auf der „Schadensseite“
hinzugerechnet. Andererseits zeigt sich in Publikationen zunehmend Evidenz da-
für, dass auch bei älteren Menschen nicht-pharmakologische Therapiemaßnah-
men im Vergleich zur medikamentösen Behandlung zu einem dauerhafteren The-
rapieerfolg führen (Sivertsen, Nordhus, 2007; Sivertsen et al., 2006).
Um das Risiko von Missbrauch und Abhängigkeit zu minimieren, empfehlen nati-
onale wie internationale Leitlinien Benzodiazepine und Z-Drugs in der möglichst
niedrigsten Dosis und maximal über vier Wochen einzusetzen (DGN, 2008; NICE,
2004). Schwarz et al. (2010) empfehlen für Ältere sogar, dass eine Behandlung mit
Hypnotika eine Dauer von zehn Tagen allgemein nicht überschreiten sollte. Die
aktuelle Versorgungssituation liefert jedoch ein anderes Bild. Viele Studien konn-
ten zeigen, dass diese Mittel häufig über einen deutlich längeren Zeitraum einge-
nommen werden. Gerade beim Einsatz von Psychopharmaka im Allgemeinen und
Benzodiazepinen (zu denen beispielsweise Schlafmittel oder Tranquilizer wie
Flurazepam und Diazepam gehören) im Speziellen ist bei älteren Menschen im
Vergleich zu jüngeren vermehrt mit unerwünschten Wirkungen zu rechnen
(Madhusoodanan, Bogunovic, 2004; Mort, Aparasu, 2002).
32
Im Jahre 1989 berichtete die Arbeitsgruppe um Ray in einer Fall-Kontroll-Studie
erstmals von einem erhöhten Risiko für Hüftfrakturen bei Älteren im Zusammen-
hang mit der Einnahme von Benzodiazepinen (Ray et al., 1989). Seitdem wurden
weitere Studien publiziert, die ebenfalls für kurzwirksame bzw. für alle Benzodi-
azepine eine solche Assoziation zeigen konnten (Herings et al., 1995; Hoffmann,
Glaeske, 2006). Zwei Übersichtsarbeiten legen nahe, dass sowohl für Stürze (Leip-
zig et al., 1999) wie auch für Hüftfrakturen (Cumming, Le Couteur, 2003) die Halb-
wertszeit der Benzodiazepine nicht der entscheidende Faktor zu sein scheint. Viel-
mehr geben aktuellere Veröffentlichungen deutliche Hinweise darauf, dass gerade
zu Beginn einer Behandlungsphase das Frakturrisiko als Folge von Gangunsicher-
heit und Einschränkung der Aufmerksamkeit erhöht ist (Hoffmann, Glaeske, 2006;
Wagner et al., 2004).
In der folgenden Tabelle ist eine Reihe von Arzneimitteln aufgeführt, die zu den
Benzodiazepinen gehören und erhebliche unerwünschte Wirkungen bei älteren
Menschen auslösen können.
(Eigene Zusammenstellung)
4 Pharmakologie und Behandlung 33
4.1 Amphetamine
4.1.1 Allgemeine Pharmakologie
Die Wirkstoffe aus der Gruppe der Amphetamine leiten sich von den Catecholami-
nen bzw. vom Ephedrin ab. Hierzu gehören die körpereigenen Stoffe Dopamin, Nor-
adrenalin und Adrenalin, die im Organismus synthetisiert werden. Für die Erklärung
der Wirkweise von Amphetaminen ist vor allem das Verständnis der Wirkungen von
Adrenalin und Noradrenalin von Bedeutung (Mutschler, 2008). Diese beiden Stoffe
wirken auf sogenannte adrenerge Rezeptoren, die in Alpha- und Beta-Rezeptoren
unterschieden werden. Auf diese Weise wird der Sympathikus im zentralen Nerven-
system erregt, der für die aktiven Reaktionen des Körpers (z. B. für die Aktivierung
des Herz-Kreislauf-Systems, „Fluchtreflex“) verantwortlich ist (während der Para-
sympathikus für die körperlichen Abläufe im „Ruhezustand“ sorgt).
Die Organe des Körpers sind in unterschiedlicher Weise mit Alpha- oder Beta-Re-
zeptoren ausgestattet. So findet man am Herzen Beta-Rezeptoren, die bei Erre-
gung z. B. die Herzfrequenz erhöhen, an den Herzgefäßen aber Alpha-Rezeptoren,
die bei Erregung die Gefäße zusammenziehen. In den Bronchien und im Darm gibt
es eine andere Art von Beta-Rezeptoren, die bei Erregung durch Adrenalin oder
Noradrenalin die Muskulatur erschlaffen lassen. Je nachdem, welche Rezeptoren
erregt werden, können die einzelnen Substanzen unterteilt werden in
Alpha-Adrenozeptor-Agonisten (Alpha-Agonisten, Alpha-Sympathomimetika) und
Beta-Adrenozeptor-Agonisten (Beta-Agonisten, Beta-Sympathomimetika).
Die hier beschriebenen Catecholamine mit ihren Wirkungen kommen im Körper
vor und gelangen nicht ins Gehirn, sie können wegen ihrer chemischen Struktur
die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden. Die im Gehirn vorkommenden Catechol-
amine, die als Überträgersubstanzen von Nervenreizen fungieren, werden daher
nicht aus der Blutbahn des Körpers aufgenommen, sondern im Gehirn hergestellt.
Psychostimulanzien wie Amphetamine, die auf die im Gehirn vorkommenden
Catecholamine wirken, führen ähnlich wie Kokain zu einer Verlängerung bzw.
Verstärkung der Wirkungen von Dopamin. Nahezu alle sympathomimetisch
34
wirkenden Mittel, die als Psychostimulanzien angewendet werden, stammen
pharmakologisch von der „Muttersubstanz“ Phenylethylamin ab (Mutschler, 2008).
Amphetamine
Atomoxetin Strattera®
Methylphenidat Concerta®
Equasym®
Medikinet®
Medikid®
Methylpheni TAD®
Methylphenidat-1 A Pharma®
Methylphenidat HEXAL®
Methylphenidat-ratiopharm®
Ritalin®
Modafinil Modafinil-neuraxpharm®
Vigil®
Pemolin Tradon®
38
4.2 Antidepressiva
4.2.1 Allgemeine Pharmakologie
Unter der Substanzgruppe der Antidepressiva werden ganz unterschiedliche Wirk-
stoffe zusammengefasst. Die Gruppennamen der antidepressiv wirkenden Mittel
beziehen sich sowohl auf chemische wie pharmakologische Charakteristika: Es
gibt tri- und tetrazyklische Substanzen (die Moleküle weisen drei oder vier Ringe
im Molekül auf), selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, abgekürzt SSRI
(Selective Serotonine Re-uptake Inhibitors), Dopamin-Noradrenalin-Wiederauf-
nahmehemmer, Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (NaRI für Nor-
adrenalin Re-uptake Inhibitors) und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-
hemmer (SNRI für Serotonin Noradrenalin Re-uptake Inhibitors). Daneben werden
Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) angewendet, ebenso Präparate mit
Lithium zur Vorbeugung von Rückfällen bei manischen Depressionen und pflanz-
liche Mittel mit dem Extrakt aus Johanniskraut (Mutschler, 2008).
Die üblicherweise verordneten Antidepressiva beeinflussen den bei Depressionen
veränderten Stoffwechsel im Gehirn und die entsprechenden Botenstoffe. Zu Be-
ginn einer Behandlung greifen sie im Gehirn in die Transportsysteme der Boten-
stoffe Noradrenalin, Serotonin und Dopamin ein und sorgen dafür, dass diese
Stoffe nicht, wie üblich, rasch abgebaut werden, sondern dass mehr von ihnen
verfügbar bleibt. Nach einigen Tagen oder höchstens Wochen verändern sich die
Empfindlichkeiten der Rezeptoren an den Nervenzellen im Gehirn und damit die
Mechanismen, mit denen Signale von einer Nervenzelle zur anderen übertragen
werden. Dann erst setzt bei vielen dieser Mittel der antidepressive Effekt ein.
(Mutschler, 2008).
Antidepressiva
Agomelatin Valdoxan®
Amitriptylin Amineurin®
Amitriptylin beta®
Amitriptylin-CT®
Amitriptylin Desitin®
Amitriptylin dura®
Amitriptylin-neuraxpharm®
Amitriptylin-RPh®
Amitriptylin Sandoz®
Amitriptylin-TEVA®
Laroxyl®
Limbatril mono®
Novoprotect®
Saroten®
Syneudon®
Amitriptylinoxid Amioxid-neuraxpharm®
Equilibrin®
Bupropion Elontril®
Zyban®
Citalopram Cilex®
Cipramil®
Cita Lich®
Citalogamma®
Citalon®
Citalopram-1 A Pharma®
Citalopram AbZ®
Citalopram accedo®
42
Antidepressiva
Clomipramin Anafranil®
Clomipramin AZU®
Clomipramin Sandoz®
Clomipramin-CT®
Clomipramin neuraxpharm®
Clomipramin-ratiopharm®
Hydiphen®
Desipramin Petylyl®
Dibenzepin Noveril®
43
Antidepressiva
Dosulepin Idom®
Doxepin Aponal®
Doneurin®
Doxe TAD®
Doxepia®
Doxepin-1 A Pharma®
Doxepin AL®
Doxepin AZU®
Doxepin beta®
Doxepin-biomo®
Doxepin dura®
Doxepin Holsten®
Doxepin-neuraxpharm®
Doxepin-ratiopharm®
Doxepin-RPh®
Doxepin Sandoz®
Doxepin STADA®
Doxepin-Teva®
espadox®
Mareen®
Sinquan®
Duloxetin Ariclaim®
Cymbalta®
Yentreve®
Escitalopram Cipralex®
Fluvoxamin Desiflu-Voxamin®
Fevarin®
FluvoHEXAL®
Fluvoxadura®
Fluvoxamin AL®
Fluvoxamin beta®
Fluvoxamin-neuraxpharm®
Fluvoxamin-ratiopharm®
Fluvoxamin Stada®
Fluvoxamin Synthon®
Fluvoxamin Teva®
Johanniskraut Aristo®
Aristoforat®
Cesradyston®
dysto-lux®
Esbericum®
Felis®
Futuran®
Helarium®
Hebaneurin®
Hewepsychon uno®
Hyperforat®
Hypericaps®
Hypericum Azu®
Hypericum-Hanosan®
Hypericum STADA®
45
Antidepressiva
Johanniskraut Hyperimed®
Hyperimerck®
Hyperneurin®
Hyperpur®
Jarsin®
Jo Sabona®
Johanniskraut-1A Pharma®
Johanniskraut AL®
Johanniskraut dura 425mg®
Johanniskraut-ratiopharm®
Johanniskraut Rotöl Geyer®
Johanniskraut Sandoz®
Johanniskraut SN Bio Diaet®
Johanniskraut von ct®
Kira®
Laif®
Libertin®
Lomahypericum®
Neuroplant®
Neurovegetalin®
Phytowell®
Prophymental Hypericin®
Psychotonin 300®
Remotiv®
SE Hypericum N®
Sedovegan 300®
Spilan®
Syxal®
Texx®
Tonizin®
Turineurin®
Valverde Johanniskraut®
Imipramin Imipramin-neuraxpharm®
Pryleugan®
Tofranil®
Lofepramin Gamonil®
46
Antidepressiva
Maprotilin Deprilept®
Ludiomil®
Mapro Tablinen®
Maprolu®
Maprotilin-CT®
Maprotilin Holsten®
Maprotilin real®
Maprotilin-neuraxpharm®
Maprotilin-ratiopharm®
Maprotilin Taurus®
Maprotilin-TEVA®
Psymion®
Mianserin Hopacem®
Mianeurin®
Mianserin-CT®
Mianserin Desitin®
Mianserin Holsten®
Mianserin-neuraxpharm®
Mianserin-ratiopharm®
Mianserin-Teva®
Prisma®
Tolvin®
Moclobemid Aurorix®
Deprenorm BASF®
Moclix®
Moclobemid-1 A Pharma®
Moclobemid AL®
Moclobemid AZU®
Moclobemid HEXAL®
Moclobemid-neuraxpharm®
Moclobemid-Puren®
Moclobemid-ratiopharm®
Moclobemid real®
Moclobemid Sandoz®
Moclobemid STADA®
Moclobemid Teva®
Moclobemid von ct®
Moclobeta®
Moclodura®
Moclonorm®
Rimoc®
Nefazodon Nefadar®
Nortriptylin Nortrilen®
Opipramol Insidon®
Opdrit®
Ophel®
Opimol®
48
Antidepressiva
Paroxetin Aroxetin®
Euplix®
Oxet®
Paro Lich®
Paroxalon®
Paroxat®
Paroxedura®
Paroxetin-1 A Pharma®
Paroxetin AbZ®
Paroxetin AL®
Paroxetin Aurobindo®
Paroxetin AWD®
Paroxetin AZU®
Paroxetin BASICS®
Paroxetin beta®
Paroxetin-biomo®
Paroxetin-CT®
Paroxetin Dolorgiet real®
49
Antidepressiva
Reboxetin Edronax®
Solvex®
Sertralin Gladem®
Sertra Q Juta Ph.®
Sertra TAD®
Sertra/Sertralin BASICS®
Sertra-ISIS®
Sertralin-1 A Pharma®
Sertralin AAA-Pharma®
Sertralin AbZ®
Sertralin AL®
Sertralin Aristo®
Sertralin Aurobindo®
Sertralin AWD®
Sertralin beta®
Sertralin-biomo®
Sertralin Bluefish®
Sertralin-CT®
Sertralin dura®
Sertralin esparma®
Sertralin Heumann®
Sertralin HEXAL®
Sertralin Hormosan®
Sertralin Kwizda®
Sertralin Lindopharm®
Sertralin-neuraxpharm®
Sertralin-ratiopharm®
Sertralin real®
50
Antidepressiva
Tranylcypromin Jatrosom®
Trazodont Thombran®
Trazodon HEXAL®
Trazodon-neuraxpharm®
Trimipramin Eldoral®
Herphonal®
Stangyl®
Triblet®
Trimant®
Trimidura®
Trimineurin®
Trimipramin-1 A Pharma®
Trimipramin AL®
Trimipramin AWD®
Trimipramin AZU®
Trimipramin beta®
Trimipramin-biomo®
Trimipramin-CT®
Trimipramin Heumann®
Trimipramin Lindopharm®
Trimipramin Sandoz®
Trimipramin STADA®
Trimipramin TAD®
TRIMIPRAMIN-ISIS®
Trimipramin-neuraxpharm®
Trimipramin-ratiopharm®
Trisif®
Tryptophan Ardeydorm®
Ardeytropin®
Kalma®
L-Tryptophan-ratiopharm®
Lyphan®
51
Antidepressiva
Venlafaxin Trevilor®
Venla Q®
Venlafaxin-1 A Pharma®
Venlafaxin AAA Pharma®
Venlafaxin AbZ®
Venlafaxin acis®
Venlafaxin-Actavis®
Venlafaxin AL®
Venlafaxin Atid®
Venlafaxin AWD®
Venlafaxin axcount®
Venlafaxin BASICS®
Venlafaxin beta®
Venlafaxin Bluefish®
Venlafaxin-biomo®
Venlafaxin-CT®
Venlafaxin dura®
Venlafaxin Hennig®
Venlafaxin Heumann®
Venlafaxin HEXAL®
Venlafaxin Hormosan®
Venlafaxin Krewel®
Venlafaxin-neuraxpharm®
Venlafaxin Orifam®
Venlafaxin-ratiopharm®
Venlafaxin Sandoz®
Venlafaxin STADA®
Venlafaxin TAD®
Venlafaxin TEVA®
Venlafaxin valeant®
Venlafaxin Winthrop®
Venlagamma®
Venlasan®
Antihistaminika, systemisch
Astemizol Hismanal®
Bilastin Bitosen®
Cetirizin Cetalerg®
Ceterifug®
Ceti Lich®
Ceti TAD®
ceti-blue®
Cetiderm®
Cetidura®
Ceti-Puren®
Cetirigamma®
Cetirizin-1 A Pharma®
Cetirizin AbZ®
Cetirizin Actavis®
Cetirizin-ADGC®
Cetirizin AL®
Cetirizin Aristo®
Cetirizin AZU®
Cetirizin BASICS®
Cetirizin beta®
Cetirizin-CT®
Cetirizin Elac®
Cetirizin Hemopharm®
Cetirizin Heumann®
Cetirizin HEXAL®
Cetirizin-ratiopharm®
Cetirizin Sandoz®
Cetirizin STADA®
Cetirizin-TEVA®
Cetirlan®
DocMorris Cetirizin®
Reactine®
Zanlan®
Zetir®
Zyrtec®
55
Antihistaminika, systemisch
Cetirizin-
Kombinationen Reactine duo retard®
Clemastin Tavegil®
Cyproheptadin Peritol®
Desloratadin Aerius®
Dasselta®
Desloraderm®
Desloratadin AL®
Desloratadine ratiopharm®
Desloratadin STADA®
Dexchlorpheniramin Polaronil®
Dimetinden Fenistil®
Diphenhydramin Benadryl N®
Benadryl Infant N®
Diphenylpyralin Arbid N®
Doxylamin Mereprine®
Ebastin Ebastel®
Ebastin Aristo®
Ebastin Lindopharm®
Fexofenadin Fexofenaderm®
Fexofenadin HEXAL®
Fexofenadin Winthrop®
Telfast®
Hydroxyzin AH3 N®
Ketotifen Ketof®
Ketofex®
Ketotifen beta®
56
Antihistaminika, systemisch
Mequitazin Metaplexan®
Mizolastin Mizollen®
Zolim®
Oxatomid TINSET®
Rupatadin Rupafin®
Urtimed®
Terfenadin Hisfedin®
Terfedura®
Terfemundin®
Terfenadin AL®
Terfenadin Heumann®
Terfenadin-ratiopharm®
Terfenadin STADA®
terfenadin von ct®
4.4 Barbiturate
4.4.1 Allgemeine Pharmakologie
Arzneimittel, die Barbitursäurederivate enthalten, wirken auf den Neurotransmit-
ter Gamma-Aminobuttersäure (GABA von Gamma Aminobutyric Acid). Dieser
Botenstoff ist der wichtigste hemmende Neurotransmitter im Zentralnervensys-
tem. Durch seine Wirkung werden Beruhigung und Schlaf ausgelöst. Je nach Typ
des Barbitursäurederivats ist die Wirkdauer der Mittel kurz, mittel oder lang.
Ansonsten sind sich die Mittel in den meisten pharmakologischen Wirkungen
ähnlich, das Gleiche gilt auch für die unerwünschten Wirkungen (Mutschler, 1997;
Poser, Poser 1996).
58
4.4.2 Wirkungen und Indikationen
Alle Barbiturate wirken sedativ (beruhigend), hypnotisch (schlafanstoßend und
-fördernd) sowie antikonvulsiv (krampflösend). Aus diesen charakteristischen Wir-
kungen leiten sich auch die Indikationen für diese Mittel als Beruhigungs- und
Schlafmittel sowie als Mittel gegen Krampfleiden (z. B. gegen Epilepsie) ab. Als
Beruhigungs- und Schlafmittel werden sie allerdings heute nicht mehr eingesetzt,
hier werden andere Mittel bevorzugt (vor allem die Benzodiazepine und verwandte
Stoffe).
In hohen Dosen führen Barbiturate zur Vollnarkose bzw. zum Koma. Barbiturate
verändern den physiologischen Schlafrhythmus, der erholsame Schlaf mit seinen
rund fünf REM-Phasen pro Nacht (REM steht für Rapid Eye Movement, also Pha-
sen der Erregung und Träume) wird stark unterdrückt. Eine längerfristige Anwen-
dung von Arzneimitteln, die Barbitursäurederivate enthalten, führt zur Toleranz-
entwicklung: Die beruhigende und schlafanstoßende Wirkung lässt nach, die Do-
sierung muss gesteigert werden und es kommt zur Abhängigkeit. Die Einnahme
von Barbitursäurederivaten hat immer wieder zu Vergiftungen geführt, mit ihrer
Anwendung wurden auch viele Suizide begangen.
In niedrigen Dosierungen sind die psychomotorischen Eigenschaften einge-
schränkt, die Wirkung ist ähnlich wie beim Alkohol. Langwirksame Mittel führen
zur Kumulation im Körper mit Hang-over-Effekten und damit zu gravierenden
Beeinträchtigungen der Konzentration, der kognitiven Fähigkeiten und der Gang-
sicherheit. Gerade bei älteren Menschen sind immer wieder Stürze mit schwer-
wiegenden Brüchen beschrieben worden.
Die früher viel gebrauchten barbitursäurehaltigen Mittel sind seit 1969 durch
Schlaf- und Beruhigungsmittel aus der Benzodiazepin-„Familie“ ersetzt worden,
die weniger stark den physiologischen Schlafablauf beeinträchtigen und die auch
weniger toxisch sind. Daher haben die barbitursäurehaltigen Schlaf- und Beruhi-
gungsmittel heute kaum noch Bedeutung. Alle noch im Markt befindlichen barbi-
turathaltigen Arzneimittel (z. B. solche zur Behandlung der Epilepsie) unterliegen
der Rezeptpflicht.
Wenn Barbitursäurederivate über längere Zeit eingenommen werden, wirken sie
stimmungshebend und aktivierend (paradoxe Wirkung), nach der Einnahme hoher
Dosierungen können auch rauschartige Zustände auftreten. Menschen, die einen
Missbrauch mit Barbituraten betreiben, streben allerdings eher ein wohliges Da-
hindämmern an, verbunden mit einer leichten Euphorie. Besonders problematisch
sind die verstärkenden Wirkungen durch Alkohol oder der intravenöse Gebrauch
(Mutschler, 1997; Poser, Poser, 1996).
59
4.4.3 Folgen des Konsums von Barbituraten
Barbiturate ähneln in ihren Langzeitnebenwirkungen im Wesentlichen den Neben-
wirkungen der Benzodiazepine (siehe Kapitel 4.5.3). Barbiturate haben aber insge-
samt eine schlechtere Verträglichkeit und sind bei Überdosierung deutlich gefähr-
licher. Während Benzodiazepine am GABA-Rezeptor nur in Anwesenheit von GABA
wirken können und somit in ihrer Wirkung limitiert sind, wirken Barbiturate auch
alleine am GABA-Rezeptor. Barbiturate sind auch im Hinblick auf ihre Wechselwir-
kungen mit anderen Substanzen wesentlich problematischer als die Benzodiaze-
pine.
Aus einer Überdosierung von Barbituraten resultieren eine Atemdepression,
Bradykardie, schockähnliche Zustände, tiefe Bewusstlosigkeit, Hypotonie, im Ver-
lauf gegebenenfalls eine Pneumonie und bei einer entsprechend schweren Intoxi-
kation tritt der Tod entweder aufgrund der Atemlähmung oder der unzureichenden
kardialen Leistung ein. Die Behandlung der akuten Intoxikation bedarf intensivme-
dizinischer Therapie, gegebenenfalls Magenspülung (in Bauchlage), Hämodialyse
und bei einigen Barbituraten auch eine alkalisierende Diuresetherapie.
Barbiturate führen im Laufe der Einnahme zu einer Toleranzentwicklung, woraus
gegebenenfalls eine Dosissteigerung resultiert. Dem liegen zwei Mechanismen
zugrunde: Die Enzyminduktion hat einen beschleunigten Abbau in der Leber zur
Folge (unter anderem Ursache für die Wechselwirkung mit vielen anderen Medi-
kamenten) und eine im Verlauf geringere Empfindlichkeit der Nervenzellen. Bei
einer Langzeiteinnahme von Barbituraten treten deshalb die beruhigenden und
schlafanstoßenden Wirkungen in den Hintergrund, weshalb die Dosis gesteigert
wird mit einem immer geringeren Effekt. Dafür treten Stimmungsschwankungen
mit Gereiztheit, Gleichgültigkeit und kognitiv-mnestischen Defiziten auf. Im Ver-
lauf der Einnahme kommt es zu einer Wirkumkehr, sodass die Patienten morgens
die Schlaftabletten einnehmen, um wach zu werden und aktiv sein zu können.
Barbiturate
Amobarbital STADADORM®
Cyclobarbital Phanodorm®
61
4.5 Benzodiazepine
4.5.1 Allgemeine Pharmakologie
Benzodiazepine greifen, wie die Barbitursäurederivate, in die Wirkungen der hem-
menden GABA-(Gamma-Aminobuttersäure-)Wirkung ein. Ihre Wirkung kommt
über einen Rezeptor zustande, der nur im Zentralnervensystem vorkommt. Auf
diesen Benzodiazepinrezeptor wirken Benzodiazepine zusammen mit GABA und
verstärken letztlich die körpereigene Beruhigung durch die Gamma-Aminobutter-
säure (GABA). Da diese die Aktivität von Nervenzellen hemmt und dämpfend wirkt,
verringert sich die Aktivität. Und je stärker ein Benzodiazepin an diesen Rezeptor
bindet, umso stärker ist auch die klinische Wirksamkeit.
Die Benzodiazepine traten vor allem an die Stelle der bis dahin vielgebrauchten
Barbitursäurederivate. Mit dem Begriff „Benzodiazepin“ wird die chemische
Struktur der Mittel bezeichnet, die Begriffe Tranquilizer, Tranquillanzien, Anxiolyti-
ka oder Ataraktika kennzeichnen eher die Wirkcharakteristika der Benzodiazepine.
Als erste Benzodiazepine kamen im Jahre 1960 Chlordiazepoxid (Librium®) und
1963 Diazepam (Valium®) auf den Markt, beide synthetisiert bei der Firma Hoff-
mann-La Roche. Seitdem werden immer neue Varianten aus der Benzodiazepin-
Familie angeboten, die sich vor allem im Hinblick auf die Wirkdauer und den
Eintritt der Wirkung unterscheiden (Mutschler, 2008; BÄK, 2007).
Indikationsgebiet Wirkungen
Schlafstörungen hypnotisch
Muskelspasmen muskelrelaxierend
(BÄK, 2007)
Alle Benzodiazepine gleichen sich in ihrer Wirkung – auch die Mittel, die als
Schlafmittel verwendet werden, weisen die typischen Effekte der Benzodiazepine
auf. Wenn sie als Schlafmittel eingesetzt werden, wird der physiologische und da-
mit der erholsame Schlaf wenig beeinflusst, die REM-Phasen bleiben vorhanden,
anders als bei den Barbituraten. Benzodiazepine mindern die bewusste Wahrneh-
mung und die Intensität von Gefühlen. Auf diese Weise dämpfen sie Spannung, Er-
regung sowie Angst- und Panikattacken. Vor allem zu Beginn der Behandlung und
bei höheren Dosierungen schirmen die Benzodiazepine stark vom Alltagsgesche-
hen ab („rosarote Brille für die Psyche“). Bei großer Belastung kann das über ei-
nen begrenzten Zeitraum eine Hilfe sein, bei einer Langzeitanwendung jedoch das
Gefühlsleben „verarmen“.
Außerdem birgt jede Dauerbehandlung mit Benzodiazepinen (länger als sechs bis
acht Wochen „am Stück“), gleich in welcher Indikation, die Gefahr, dass sich eine
Abhängigkeit entwickelt. Bei längeren Einnahmezeiten, selbst in therapeutischen
Dosierungen, kann es beim abrupten Absetzen zu Entzugserscheinungen wie
Wahrnehmungsstörungen oder psychotischen Symptomen kommen. Es können
dann auch Rebound-Phänomene mit Angst, Schlaflosigkeit und Muskelzucken ne-
ben Übelkeit, Erbrechen oder Bewusstseinstrübungen auftreten. Benzodiazepine
dürfen daher nie abrupt abgesetzt, sondern müssen ausgeschlichen werden (kon-
tinuierliche und langsame Verringerung der ursprünglich eingenommenen Dosie-
rung) (Glaeske et al., 1997).
63
Eine solche Low Dose Dependency im Rahmen einer Anwendung von therapeu-
tischen und bestimmungsgemäßen Dosierungen wird oftmals leider noch immer
übersehen oder nicht ernst genug genommen, dabei kommt diese Form der Ab-
hängigkeit von diesen Mitteln am häufigsten vor. Eine Tendenz zur Dosissteigerung
muss also nicht vorliegen (BÄK, 2007).
Eine unkontrollierte Langzeitverordnung mit steigenden Dosierungen sollte unbe-
dingt vermieden werden. Als Reaktion auf eine solche Hochdosisanwendung kann
es zu einer spürbaren und auch von Bezugspersonen erkennbaren Einschränkung
von sozialen Kompetenzen und der emotionalen „Schwingungsfähigkeit“ kommen,
bis hin zu psychotischen Indolenzen mit unerklärlichen Erinnerungslücken und
einem Nachlassen der Leistungsfähigkeit. Diese Entwicklungen sind oft auch mit
Verlusten von Beziehungen und Arbeitsverhältnissen verbunden.
Die meisten Benzodiazepine sind für eine Anwendungsdauer von acht bis vier-
zehn Tagen zugelassen. Eine Verordnung für Menschen mit bestehenden oder
bekannten Abhängigkeitsproblemen ist kontraindiziert, diesen Personen sollten
keine Benzodiazepine verordnet werden. Es besteht im Übrigen eine Kreuztoleranz
mit Alkohol, sodass sich Alkoholikerinnen und Alkoholiker ganz auf Benzodiaze-
pine umstellen können.
Die Wirkung der Benzodiazepine hängt auch davon ab, wie schnell sie im Körper
aufgenommen werden, wie unterschiedlich stark sie an den Rezeptoren fest-
hängen und wie verschieden schnell sie umgebaut und ausgeschieden werden.
Diese Vorgänge sind auch stark altersabhängig: Bestimmte Benzodiazepine (z. B.
Diazepam) wirken bei älteren Menschen drei- bis viermal länger als bei jüngeren.
Durch die Anreicherung der Wirkstoffe im Körper können sich daher auch die un-
erwünschten Wirkungen verstärken (Einschränkung der Konzentrationsfähigkeit
und Gangsicherheit) und es kann gehäuft zu Unfällen kommen. Als Schlafmittel
sind daher langwirksame Benzodiazepine wenig geeignet, kurz- und mittellang
wirkende gelten dagegen als geeignet. Als Tages-Tranquilizer können auch lang-
wirksame eingesetzt werden. Bei Menschen mit Kreislaufschwäche, Leber- und
Nierenfunktionsstörungen und mit Veränderungen im Gehirn reicht zumeist eine
geringe Dosierung eines Benzodiazepins aus (Mutschler, 1997).
In Deutschland sind alle Arzneimittel, die Benzodiazepine enthalten, rezeptpflich-
tig. Die Substanzen selber und große Substanzmengen unterliegen dem Betäu-
bungsmittelgesetz – die meisten Fertigarzneimittel enthalten jedoch Dosierungen,
die von der Betäubungsmittelverschreibung ausgenommen sind. In Einzelfällen
wird jedoch, z. B. bei bekannt gewordenem Missbrauch, die Grenze für eine be-
stimmte Dosierung, die auf „normalem“ Rezept verschreibungsfähig ist, herabge-
setzt. Die höheren Dosierungen dürfen nur noch auf einem Betäubungsmittelre-
64
zept verordnet werden, manchmal gilt diese Änderung auch für den Wirkstoff
allgemein (z. B. Flunitrazepam) (BÄK, 2007).
Benzodiazepine können in den ersten Stunden nach der Einnahme zu Erinne-
rungslücken führen. Die Betroffenen reagieren „nach außen“ völlig normal, kön-
nen sich aber nachher an nichts mehr erinnern (sog. anterograde Amnesie). Da
die Konzentrationsfähigkeit durch die Nachwirkung der Mittel eingeschränkt sein
kann, sollten die Menschen nach der Einnahme bis zum nächsten Tag kein Fahr-
zeug lenken, keine Maschinen bedienen und keine Arbeit ohne sicheren Halt ver-
richten, um nicht sich oder andere zu gefährden (BÄK, 2007).
Klare Indikation
Verschreibung nur bei klarer vorheriger Indikationsstellung und Aufklärung des
Patienten über das bestehende Abhängigkeitspotenzial und mögliche Nebenwir-
kungen, keine Verschreibungen an Patienten mit einer Abhängigkeitsanamnese.
Korrekte Dosierung
Verschreibung kleinster Packungsgrößen, indikationsadäquate Dosierung.
Kurze Anwendung
Therapiedauer mit Patienten vereinbaren, kurzfristige Wiedereinbestellungen,
sorgfältige Überprüfung einer Weiterbehandlung.
Phase 1
Langzeitkonsum ohne Dosissteigerung („Wirkumkehr“)
Ausbildung relativer Entzugserscheinungen
Phase 2
Moderate Dosissteigerung („Apathie-Phase“)
Kognitive, affektive und körperliche Veränderungen
Phase 3
Deutliche Dosissteigerung („Sucht-Phase“)
Zunehmende Sedierung, Kontrollverlust
Schlafstörungen 70 %
Angst 50 %
Verstimmung / Stimmungsschwankungen 50 %
Muskelschmerzen / -zuckungen 50 %
Zittern 40 %
Kopfschmerzen 40 %
Übelkeit / Brechreiz / Appetitverlust 40 %
Überempfindlichkeit gegen Geräusche 40 %
Verändertes Bewegungsempfinden > 25 %
Überempfindlichkeit gegen Licht 25 %
Schwitzen 20 %
Verschwommenes Sehen 20 %
Überempfindlichkeit gegen Geruch 15 %
Unterempfindlichkeit gegen Geruchsreize 15 %
Verändertes Sehen > 10 %
Geschmacks-Missempfindungen > 10 %
Psychosen 7%
Überempfindlichkeit gegen Berührung 5%
Epileptische Anfälle 4%
Benzodiazepine
Bromazepam Durazanil®
Gityl®
Lexostad®
Lexotanil®
Neo OPT®
Normoc®
Brotizolam Lendormin®
Chlordiazepoxid Librium®
Multum®
Radepur®
Clobazam Frisium®
Dikaliumclorazepat Tranxilium®
Flunitrazepam Flunitrazepam-ratiopharm®
Rohypnol®
Lorazepam Laubeel®
Lorazepam dura®
Lorazepam-ratiopharm®
Lorazepam-neuraxpharm®
Milinda tolid®
Pro Dorm®
Somagerol®
70
Benzodiazepine
Lorazepam Tavor®
Tolid®
Lormetazepam Ergocalm®
Loretam®
Lormetazepam AL®
Lormetazepam-ratiopharm®
Noctamid®
Sedalam®
Metaclazepam Talis®
Nitrazepam imeson®
Mogadan®
Nitrazepam AL®
Nitrazepam-neuraxpharm®
Novanox®
Novanox forte®
Radedorm®
Nordazepam Tranxilium N®
Oxazepam Adumbran®
Azutranquil®
Durazepam®
Meproxam®
Mirfudorm®
Noctazepam®
Oxa L.U.T.®
Oxa-CT®
Oxazepam-1 A Pharma®
Oxazepam AL®
Oxazepam HEXAL®
Oxazepam-neuraxpharm®
Oxazepam-ratiopharm®
Oxazepam Riker®
Oxazepam Sandoz®
Oxazepam STADA®
Oxazepam TAD®
71
Benzodiazepine
Oxazepam Praxiten®
Sigacalm®
Uskan®
Temazepam Planum®
Remestan®
Tetrazepam Musaril®
Tetra-saar®
Tetrazepam AL®
Tetrazepam beta®
Tetrazepam-neuraxpharm®
Tetrazepam-ratiopharm®
Tetrazepam STADA®
4.6 Z-Drugs
4.6.1 Allgemeine Pharmakologie
Hinter dem Begriff Z-Drugs verbergen sich neue Schlafmittel, deren Wirkstoffna-
men sämtlich mit dem Buchstaben „Z“ beginnen. Die bekanntesten sind Zolpidem,
Zopiclon oder Zaleplon. Diese Wirkstoffe sind zwar chemisch gesehen keine Ben-
zodiazepine, sie greifen aber an denselben Bindungsstellen (Rezeptoren) an wie
die Benzodiazepine und sind auch in ihren pharmakologischen Wirkungen ganz
ähnlich. Sie verstärken also auch die hemmenden GABA-Wirkungen im zentralen
Nervensystem und werden daher – bisher jedenfalls – allesamt als Schlafmittel
eingesetzt. (BÄK, 2007; AKB, 2010, 2011)
Zunächst herrschte der Eindruck vor, dass die Z-Drugs im Unterschied zu den
Benzodiazepinen nicht zur Abhängigkeit führen. Wurden im Tierversuch soge-
nannte Benzodiazepinantagonisten (z. B. Flumazenil) bei Mäusen angewendet, die
an Benzodiazepine gewöhnt waren, so konnten Entzugserscheinungen ausgelöst
werden. Bei mit Zolpidem behandelten Mäusen wurden diese Entzugserschei-
nungen nicht gesehen. Daraus leitete man Unterschiede zwischen dem Abhängig-
keitspotenzial von Benzodiazepinen und Z-Drugs ab. Mit Zopiclon konnten bei der
gleichen Behandlung allerdings Entzugserscheinungen provoziert werden.
72
Die Non-Benzodiazepine wurden Anfang der 1990er Jahre zudem mit einem ho-
hen Werbeaufwand eingeführt. Die Pharma-Vertreter berichteten aufgrund der
damaligen Studienlage, dass die Non-Benzodiazepine nicht abhängig machen
würden und nicht zuletzt deshalb eine gute Alternative zu den Benzodiazepinen
wären, um Schlafstörungen zu behandeln. Diese Informationslage verwundert
nicht, da bei den damaligen Untersuchungen Suchtpatienten ausgeschlossen wa-
ren und die zeitliche Gabe streng befristet war. Leider wissen deshalb bis heute
viele Ärzte nicht, dass die Non-Benzodiazepine sehr wohl abhängig machen.
In der Zwischenzeit ist jedoch unstrittig, dass die auch als Benzodiazepinagonisten
bezeichneten Z-Drugs ebenfalls nach längerer kontinuierlicher Einnahmedauer
zur Abhängigkeit führen, möglicherweise ist das Risiko etwas geringer als bei den
Benzodiazepinen. Bei einem Wechsel von Benzodiazepinen auf Z-Drugs wird die
Gefahr, Entzugserscheinungen zu erleiden, aber aufrechterhalten bleiben, wenn
die Substanzen abgesetzt werden. Z-Drugs sind daher kein probates Mittel, um
z. B. einfacher von einer Benzodiazepinabhängigkeit loszukommen. Auch die im-
mer wieder propagierte Möglichkeit der „Einnahme nach Notwendigkeit“ (Intake
on Demand) wird dann problematisch, wenn die einzelne Einnahmedauer zu lang
wird (länger als 14 Tage oder 4 Wochen). Dann muss auch bei diesen Mitteln mit
Absetzphänomenen oder Entzugserscheinungen gerechnet werden.
4.6.2 Wirkungen und Indikationen
Die bekannten Z-Drugs Zopiclon, Zolpidem oder Zaleplon wirken alle relativ kurz
– zwischen einer (Zaleplon) und zwei bis vier (Zolpidem) bzw. fünf Stunden (Zopi-
clon). Die sehr kurz wirkenden Mittel (dies gilt auch für die Benzodiazepine wie
Triazolam) können dazu führen, dass die Schlafsuchenden im Laufe der Nacht
aufwachen und eine weitere Tablette einnehmen, um weiterschlafen zu können.
Hiermit steigt jedoch das Risiko für unerwünschte Wirkungen an (z. B. gestörter
Gleichgewichtssinn und Einschränkungen der Muskelsteuerung). Bei Kindern, äl-
teren Menschen und Patientinnen und Patienten mit Hirnschäden können die Mit-
tel erregend wirken (sogenannte paradoxe Reaktionen). Es können dann auch Ru-
helosigkeit, Wut oder Aggression auftreten. Wie bei den Benzodiazepinen kann das
Erinnerungsvermögen beeinträchtigt sein, es kann auch zu schlafwandlerischen
Zuständen kommen.
Da die Konzentrationsfähigkeit durch die Nachwirkung der Mittel eingeschränkt
sein kann, sollten die Menschen nach der Einnahme bis zum nächsten Tag kein
Fahrzeug lenken, keine Maschinen bedienen und keine Arbeit ohne sicheren Halt
verrichten, um nicht sich oder andere zu gefährden (Mutschler, 2008; AKB, 2010/11).
73
4.6.3 Folgen eines Missbrauchs oder einer Abhängigkeit
von Z-Drugs
Obwohl die Non-Benzodiazepine aufgrund ihrer chemischen Struktur nicht zu
den Benzodiazepinen gehören, sind die Wirkung und die Folgen mit denen bei den
Benzodiazepinen nahezu identisch. Die Abhängigkeitsproblematik bei den Z-Drugs
wird aber häufig unterschätzt.
So hat zum Beispiel Hajak (2003) eine Literatursuche über alle publizierten Ab-
hängigkeitsfälle von Z-Drugs durchgeführt und schloss aufgrund der 58 publi-
zierten Fälle, dass in Anbetracht der Verschreibungshäufigkeit das Risiko gering
sei. Hier darf erheblicher Zweifel an der Methodik bzw. der daraus gezogenen
Schlussfolgerung angemeldet werden, da es sich von selbst versteht, dass maxi-
mal jede in Frage kommende Zeitschrift nur einen entsprechenden Beitrag publi-
zieren wird. Bemerkenswert ist in diesem Fall, dass die Literaturarbeit mit Mitteln
der Pharmaindustrie unterstützt wurde. Dem Autor dieses Bandes sind bereits
mehr Fälle bekannt als die bisher publizierten.
Auch in den Behandlungsleitlinien substanzbezogener Störungen (Poser et al.,
2006) wird das Abhängigkeitsrisiko der Non-Benzodiazepine im Vergleich zu den
Benzodiazepinen niedriger eingestuft. Dies erklärt sich im Wesentlichen darüber,
dass die Dosierung der Non-Benzodiazepine pro Tablette im Vergleich zu den
üblichen Dosierungen bei den Benzodiazepinen niedriger ist (Holzbach, 2007).
Z-Drugs
Zaleplon Sonata®
Zolpidem Amsic®
Bikalm®
Noctidem®
Pronox®
Stilnox®
Zolirin®
Zolpi Lich®
Zolpi Q®
Zolpidem Heumann®
Zolpidem-1 A Pharma®
Zolpidem AbZ®
Zolpidem AL®
Zolpidem Aristo®
Zolpidem AZU®
Zolpidem beta®
Zolpidem Delalande®
Zolpidem dura®
Zolpidem HEXAL/Zoldem®
Zolpidem Real®
Zolpidem Sandoz®
Zolpidem Sanofi-Synthelabo®
Zolpidem STADA®
Zolpidem TAD®
Zolpidem Teva®
Zolpidem-CT®
Zolpidem-neuraxpharm®
ZOLPIDEM-PUREN®
Zolpidem-ratiopharm®
Zolpinox®
Zopiclon Desizopiclon®
Espa-Dorm®
Optidorm®
Somnosan®
Ximovan®
Zodurat®
Zop®
Zopicalm®
75
Z-Drugs
Zopiclon Zopiclodura®
Zopiclon AbZ®
Zopiclon AL®
Zopiclon AZU®
Zopiclon beta®
Zopiclon-CT®
Zopiclon Heumann®
Zopiclon HEXAL®
Zopiclon Lich®
Zopiclon-neuraxpharm®
Zopiclon-ratiopharm®
Zopiclon RP®
Zopiclon Sandoz®
Zopiclon STADA®
Zopiclon TAD®
Zopiclon-TEVA®
Zopi-PUREN®
Desfluran Suprane®
Enfluran Ethrane®
Esketamin Ketanest S®
Isofluran Forene®
Isofluran-Actavis/Deltasel.®
Isofluran Baxter®
Ketamin AB Ketamin®
Ketamin-Actavis/-Deltaselect®
Ketamin Hameln®
Ketamin Inresa®
Ketamin-ratiopharm®
Natriumoxybat Somsanit®
79
Narkosemittel und Gase
Propofol Disoprivan®
Propofol Fresenius®
Propofol Parke Davis®
Propofol-Lipuro Braun®
Propofol-ratiopharm®
Recofol Curamed®
Recofol Narco-Med®
Remifentanil Remifentanil-Actavis®
Remifentanil B.Braun®
Remifentanil Kabi®
Ultiva®
Sufentanil Sufenta®
Sufentanil-Actavis/-Delta®
Sufentanil Curamed®
Sufentanil curasan®
Sufentanil Hameln/Sufentan®
Sufentanil HEXAL®
Sufentanil Hikma®
Sufentanil-ratiopharm®
Rezeptpflichtige Opioide
Dextropropoxyphen- Dolo-Neurotrat®
Kombinationen exkl. ultrapyrin®
Psycholeptika
Fentanyl Abstral®
Actiq®
Durogesic®
Effentora®
Fentaderm®
Fentadolon®
Fentanyl-1 A Pharma®
Fentanyl AbZ®
Fentanyl Acino®
Fentanyl-Actavis®
87
Rezeptpflichtige Opioide
Hydromorphon Dilaudid®
Hydromorphon AL®
Hydromorphon AWD®
Hydromorphon dura®
Hydromorphon HCL- Actavis®
Hydromorphon HEXAL®
Hydromorphon hydrochl. beta®
Hydromorphon hydrochlorid-CT®
Hydromorphon-ratiopharm®
Hydromorphon STADA®
Hydromorphon Winthrop®
Jurnista®
Palladon/injekt®
Hydromorphon Dilaudid-Atropin®
mit Spasmolytika
Levomethadon L-Polamidon®
88
Rezeptpflichtige Opioide
Meptazinol Meptid®
Methadon- L-Polamidon C®
Kombinationen exkl.
Psycholeptika
Morphin Capros/-akut®
Kapanol®
M beta®
M-Dolor®
M-long®
Mogetic®
Morixon®
Morph Sandoz®
Morphanton®
Morph-BASF®
Morphin AL®
Morphin Aristo®
Morphin Grünenthal®
Morphin Hameln®
Morphin Heumann®
Morphin HEXAL®
Morphin Merck/-retard®
Morphin-HCI AWD®
Morphin-HCL Krewel®
Morphin-PUREN®
Morphin-ratiopharm®
Morphinsulfat AbZ®
Morphinsulfat-CT®
Morphinsulfat-GRY®
MST/MSR/MSI Mundipharma®
M-STADA®
MSTW/MSIW Krugmann®
Onkomorphin®
Oramorph®
Painbreak®
Sevredol®
Zyo Morphinsulfat®
89
Rezeptpflichtige Opioide
Nalbufin Nalpain®
NUBAIN®
Oxycodon Eukodal®
Oxycodon beta®
Oxycodon Sandoz®
Oxycodon STADA®
Oxycodon-HCL-1 A Pharma®
Oxycodon-HCL AbZ®
Oxycodon-HCL AL®
Oxycodon-HCL AWD®
Oxycodon-HCL-CT®
Oxycodon-HCL dura®
Oxycodon-HCL HEXAL®
Oxycodon-ratiopharm®
Oxycodon-HCL Winthrop®
Oxygesic®
Oxycodon- Targin®
Kombinationen
Pentazocin Fortral®
Pethidin AB Pethidin®
Dolantin®
Dolcontral®
Pethidin Hameln®
Piritramid Dipidolor®
Piritramid Hameln®
Tilidin- Andolor®
Kombinationen Celldolor®
Findol N®
Gruntin®
Mtw Tilidin Naloxon®
Nalidin®
Tili comp/Tilidin-1 A Pharma®
Tili Puren®
Tilicomp beta®
Tilidin AbZ®
Tilidin AL comp®
Tilidin comp AWD®
Tilidin comp. axcount®
Tilidin comp. BASICS®
Tilidin comp-CT®
Tilidin comp HEXAL®
Tilidin comp. Heumann®
Tilidin comp STADA®
Tilidin N BASF/-Biochemie®
Tilidin N Lichtenstein®
Tilidin N Sandoz®
Tilidin-ratiopharm plus®
Tilidin-saar®
Tilidura/Tilidin N dura®
Tiligetic®
Tilimerck®
Valoron N®
Tramadol Amadol®
MTW Tramadol®
Nobligan®
Tial retard®
T-long®
Trace/Tral-ac®
Tradol Puren®
Trama BASF/-Biochemie®
Trama KD®
Trama Sanorania®
Tramabeta®
Tramadoc®
Tramadol-1 A Pharma®
91
Rezeptpflichtige Opioide
Tramadol- Dolevar®
Kombinationen Zaldiar®
92
4.9 Nicht-rezeptpflichtige Schmerzmittel
4.9.1 Allgemeine Pharmakologie
In Schmerzmitteln (Analgetika) finden sich Substanzen, die in entsprechenden
therapeutischen Dosierungen die Schmerzempfindung verringern oder unter-
drücken. Sie haben dabei aber keine Wirkungen wie die Narkosemittel, die das
gesamte Bewusstsein ausschalten. Aufgrund der pharmakologischen Wirkme-
chanismen und der unerwünschten Wirkungen werden zwei große Gruppen von
Schmerzmitteln unterschieden (Mutschler, 1997; Glaeske et al., 1997; BAK, 2008):
▶ Opioid-Analgetika, die vorwiegend im Zentralen Nervensystem wirken;
hierzu gehören Opiate, Opioide und andere stark wirkende Schmerzmittel;
▶ nicht-opioide Analgetika (sogenannte „kleine“ Schmerzmittel) mit vor allem
peripheren Effekten, die zumeist gleichzeitig analgetisch (schmerzdämpfend),
antipyretisch (fiebersenkend) und antiphlogistisch bzw. antirheumatisch
(entzündungshemmend) wirken.
Aus pharmakologischer Sicht kommen mehrere Möglichkeiten in Betracht,
Schmerzen durch Arzneimittel zu bekämpfen. Eine Beeinflussung ist möglich
durch:
▶ die Hemmung der Prostaglandinsynthese (diese Stoffe sind an der Entstehung
von Schmerz und Fieber beteiligt) mit nicht-opioiden Schmerzmitteln wie
Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol;
▶ die periphere Schmerzhemmung mit Opioid-Analgetika (z. B. mit Morphin,
Codein, Pethidin, Buprenorphin oder Tilidin);
▶ die Verhinderung der Erregung von Schmerzrezeptoren (z. B. durch Anästhetika,
also Mittel, die betäubend wirken und z. B. bei Operationen eingesetzt werden);
▶ die Hemmung der Erregungsleitung in den sensiblen Nervenbahnen
(ebenfalls durch bestimmte Anästhetika);
▶ die Herabsetzung bzw. durch die Ausschaltung des Schmerzes über den
Angriff im Zentralnervensystem vor allem mit Opioid-Analgetika oder mit
Narkosemitteln;
▶ die Verringerung des Schmerzerlebens durch Opioid-Analgetika, begleitet von
Neuroleptika oder Antidepressiva (sogenannte Co-Analgetika).
93
4.9.2 Wirkungen und Indikationen
Bei leichten bis mäßig starken Schmerzen werden Mittel wie Paracetamol oder
Acetylsalicylsäure empfohlen. Dies gilt ebenso für die Mittel wie Ibuprofen oder
Naproxen (auch Diclofenac), die zwar als Antirheumatika klassifiziert werden, aber
auch bei Schmerzen unterschiedlicher Ursachen in Frage kommen.
Im Hinblick auf die Magen-Darm-Belastung und die Auswirkungen auf die Blutge-
rinnung schneidet Ibuprofen am günstigsten ab. Bei der Einnahme von Mitteln mit
Acetylsalicylsäure (vor allem in Aspirin® und ASS-Generika) muss auch im Ver-
gleich zu Ibuprofen und Diclofenac mit stärkeren Magen-Darm-Belastungen sowie
Blutungen allgemein gerechnet werden (daher z. B. bei Zahnschmerzen meiden,
weil evtl. ein zahnärztlicher Eingriff notwendig wird, der zu Blutungen führen kann).
Paracetamol ist bei leichteren Schmerzen und fiebrigen Zuständen geeignet, Ein-
schränkungen ergeben sich vor allem deshalb, weil das Mittel die Leber belastet.
Bei Katerkopfschmerz ist daher Paracetamol weniger sinnvoll. Bei Menstruations-
schmerzen werden vor allem Mittel mit Ibuprofen empfohlen.
Die Kombination verschiedener Schmerzmittel wirkt nicht besser schmerzstillend
als ein Einzelmittel, eine nennenswerte Verstärkung der Wirkung ist nicht zu er-
warten. Dagegen können sich allerdings die unerwünschten Wirkungen der jewei-
ligen Einzelwirkstoffe addieren, sodass das Risiko-Nutzen-Verhältnis gegenüber
den Präparaten mit nur einem Wirkstoff schlechter ausfällt. Es gilt also das Motto
„ein Wirkstoff reicht“ – insbesondere in der Selbstmedikation mit nicht-verschrei-
bungspflichtigen Mitteln (Stiftung Warentest, 2011; Glaeske et al., 1997).
Diese Kritik gilt auch und vor allem für Schmerzmittel, die neben den Schmerz-
wirkstoffen Acetylsalicylsäure und Paracetamol Koffein enthalten (z. B. in Thoma-
pyrin Classic® und Thomapyrin® Intensiv). Da zudem nicht auszuschließen ist,
dass solche koffeinhaltigen Schmerzmittel wegen der leicht psychisch anregenden
Wirkung des Koffeins häufiger als notwendig eingenommen werden, liegt hier die
Gefahr des Missbrauchs nahe (Schulz, 2008; Glaeske, 2011).
Ein Dauergebrauch von Schmerzmitteln fördert im Übrigen die Gefahr der
Entstehung von Kopfschmerzen durch Schmerzmittel. Möglicherweise senkt die
regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln die Schwelle, ab der das Gehirn auf
Schmerzen reagiert, und macht dadurch das Schmerzsystem überempfindlich. Ein
medikamentenbedingter Dauerkopfschmerz kann schon dann auftreten, wenn pro
Monat häufiger als an zehn Tagen Schmerzmittel eingenommen werden. Dies gilt
auch und insbesondere im Zusammenhang mit koffeinhaltigen Schmerzmitteln,
bei denen das Risiko einer häufigeren Einnahme höher erscheint als bei Mitteln
94
mit nur einem Wirkstoff. Darüber hinaus besteht bei einem Dauergebrauch immer
auch die Gefahr der Nierenschädigung (BÄK, 2007; BAK, 2008; Stiftung Warentest,
2011).
Nicht-rezeptpflichtige Schmerzmittel
Acetylsalicylsäure Acesal®
Acetylin®
Alka Seltzer classic®
Apovital Apo ASS®
Aspirin/Migräne®
Aspro®
ASS-1 A Pharma®
ASS 500 Fair Med®
ASS 500 HEXAL®
ASS 500 STADA®
ASS AbZ 500mg®
Ass accedo®
ASS AL®
ASS AWD®
Ass axcount®
ASS-CT®
ASS dura®
ASS Heumann®
ASS Kreuz®
96
Nicht-rezeptpflichtige Schmerzmittel
Acetylsalicylsäure- Silentan®
Kombinationen mit
Psycholeptika
97
Nicht-rezeptpflichtige Schmerzmittel
Flupirtin Awegal®
Dolokadin einmal täglich®
Flupirtinmaleat Winthrop®
Katadolon®
Trancolong®
Trancopal Dolo®
Metamizol-Natrium Analgin®
Berlosin®
Metamizol-1 A Pharma®
Metamizol HEXAL®
Metamizol Puren®
Nopain®
Novalgin/-akut®
Novaminsulfon-1 A Pharma®
Novaminsulfon AbZ®
Novaminsulfon-CT®
Novaminsulfon Lichtenstein®
Novaminsulfon-ratiopharm®
Novaminsulfon Sandoz®
Nabiximols Sativex®
Nefopam Ajan®
Silentan Nefopam®
Paracetamol Abalon®
Apovital Apocetamol®
Ausbüttels Paracetamol®
Axea Paracetamol®
Ben-u-ron®
Captin®
Contac Erkältungs Trunk®
DocMorris Paracetamol®
Docpelin Paracetamol®
Dolarist®
Doloreduct®
98
Nicht-rezeptpflichtige Schmerzmittel
Paracetamol- Alacetan®
Kombinationen exkl. Boxonal N®
Psycholeptika CC forte Biopharma®
Chephapyrin N®
Dolo-Neurobion forte®
Dolo-Neurobion N Drag.®
Dolopyrin AL®
Fibrex®
Fineural ASS Paracetamol®
Fineural N Tabl.®
Grippal + C-ratiopharm®
HA-Tabletten N®
Herbin Stodin®
Malinert Tabletten®
Melabon K®
Mindelheimer Kopfschmerz®
Mipyrin®
Neuralgin®
Neuranidal®
Novo Petrin novum®
Novo Petrin Tabl.®
ratioGrippal + C®
ratioPyrin®
Saridon®
100
Nicht-rezeptpflichtige Schmerzmittel
Phenazon Dentigoa N®
Eu-Med®
Migräne-Kranit/-mono®
Mono Migränin®
Propyphenazon- Optalidon N®
Kombinationen exkl.
Psycholeptika
Ziconotid Prialt®
102
4.10 Andere nicht-rezeptpflichtige Mittel
4.10.1 Dextromethorphan
Der Wirkstoff Dextromethorphan wird manchmal in Assoziation zum Wirkstoff Mor-
phin gebracht, was ihm eine besondere Aufmerksamkeit verspricht, insbesondere
bei Schülern und Jugendlichen. Dextromethorphan ist in der Tat ein Abkömmling
der Opioide, anders als diese jedoch nicht rezeptpflichtig. Dieser Wirkstoff soll nur
ein geringes Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial haben, er kann allerdings
in Überdosierung zur Euphorie, zu Rauscherlebnissen, zu Halluzinationen, zu Blut-
druckabfall, zu Herzrasen und zu lebensbedrohlichen Atemdepressionen führen.
In den USA, wo Dextromethorphan von Teenagern häufig missbraucht wird, ist von
fünf Todesfällen durch Überdosierungen berichtet worden. In Deutschland sind bis-
lang keine derartigen Folgen eines Dextromethorphan-Missbrauchs bekannt ge-
worden (BAK, 2008; Stiftung Warentest, 2011).
Dextromethorphan Arpha®
Dextro Bolder®
Em-medical®
Hustenstiller-ratiopharm®
Neo Tussan®
Silomat DMP®
Tuss Hustenstiller®
Wick Formel 44/gg. Reizhusten®
4.11. Laxanzien
4.11.1 Allgemeine Pharmakologie
Laxanzien (Abführmittel) wirken, je nach Substanzgruppe, ganz unterschiedlich.
Die meisten Mittel vermehren das Volumen der verdauten Nahrung im Darm und
fördern über die Erhöhung des Darminnendrucks die Darmbewegungen. Diese
Wirkung kann z. B. über Quellstoffe wie Flohsamenschalen, Leinsamen oder Wei-
zenkleie oder über wasserbindende Mittel wie Lactulose erreicht werden. Daneben
gibt es auch Gleitmittel, die durch einen „Schmiereffekt“ den Stuhlgang erleich-
tern sollen.
Die in Bezug auf einen Missbrauch besonders problematischen Laxanzien sind
die darmreizenden Abführmittel. Laxanzien dieses Typs hemmen einerseits die
Resorption von Natrium und Wasser und fördern gleichzeitig in unterschiedlichem
Ausmaß den Einstrom von Elektrolyten und Wasser in den Darm. Mit dem Stuhl-
gang gehen dann zu viele Mineralsalze (z. B. Kalium) und zu viel Flüssigkeit ver-
loren. Zu dieser Gruppe von Laxanzien gehören pflanzliche Abführmittel mit den
sog. Anthraglykosiden (in Aloe, Faulbaumrinde, Sennesblättern oder Rhabarber
enthalten) sowie die synthetischen Mittel Bisacodyl und Natriumpicosulfat. Bei
den Anthraglykosiden wird noch immer darüber diskutiert, ob sie kanzerogen oder
tumorfördernd wirken (Mutschler, 2008; BÄK, 2008; Glaeske et al., 1997).
Diese darmreizenden Mittel führen auf Dauer dazu, dass der Darm noch träger
wird, weil er immer auf den Reiz der jeweiligen Mittel „wartet“, sodass innerhalb
kurzer Zeit ein regelrechter Teufelskreis entstehen kann. Mit der Zeit werden im-
mer höhere Dosierungen benötigt, um die gewünschte abführende Wirkung zu er-
reichen. Auf diese Weise entsteht eine „Abhängigkeit“, ohne sie wird ein Stuhlgang
nicht mehr möglich.
104
4.11.2 Wirkungen und Indikationen
Die Wirkungen eines Abführmittels sind nur in wenigen Situationen hilfreich:
Lange Bettlägerigkeit kann die Darmtätigkeit einschränken, z. B. infolge von Be-
wegungsmangel. Nach Operationen am Bauch (z. B. wegen eines Leistenbruchs)
dürfen die Betroffenen nicht „pressen“, hier kann ein Abführmittel über kurze Zeit
helfen. Das Gleiche gilt nach einem Herzinfarkt oder nach einer Thrombose. Man-
che Menschen leiden unter Divertikeln im Dickdarm (Ausstülpungen, die sich ent-
zünden können (Divertikulitis). Dies kann die Darmtätigkeit massiv behindern. Ver-
stopfung kann auch durch Arzneimittel hervorgerufen werden, die dauerhaft ein-
genommen werden müssen, wie z. B. morphinhaltige Mittel. Dann werden für viele
Betroffene auch Abführmittel für einen regelmäßigen Stuhlgang erforderlich.
Grundsätzlich sollten solche Abführmittel bevorzugt werden, von denen kein Miss-
brauch bekannt ist, also Quellmittel oder Lactulose. Die darmreizenden Mittel
sollten gemieden werden, ihre Anwendung ist allenfalls akut im Krankenhaus oder
vor diagnostischen Eingriffen am Darm gerechtfertigt.
Leider darf für Laxanzien immer noch geworben werden, weil sie nicht rezept-
pflichtig sind. Den Apothekerinnen und Apothekern kommt daher insbesondere
die Verantwortung zu, den Laxanzienmissbrauch durch gezielte Informationen
vermeiden zu helfen (BAK, 2008; Glaeske et al., 1997).
Laxanzien
Bisacodyl Agaroletten®
Axea Lax®
Bekunis Bisacodyl®
Bisacodyl Aiwa®
Bisacodyl Lichtenstein®
Bisacodyl Volkspharma®
Bisco-Zitron®
Dialax B®
Docpelin Proculax®
Drix Bisacodyl®
Dulcolax®
Florisan N®
Gib Bisacodyl®
Hemolax®
Laxagetten-CT®
Laxanin N®
Laxans AL®
Laxans Heumann®
Laxans-ratiopharm®
Laxbene®
107
Laxanzien
Bisacodyl- Potsilo N®
Kombinationen
Cascara Legapas®
Docusat-Natrium Norgalax®
inkl. Kombinationen
Glycerol Babylax®
Freka Clyss mini®
Ispaghula- Agiolax®
Kombinationen
Lactitol Importal®
Lactulose Bifinorma®
Bifiteral®
Eugalac®
Hepa-Merz Lact®
Hepaticum Lac Medice®
Kattwilact®
Lactocur®
Lactuflor®
Lactugel®
Lactulade®
Lactulose-1 A Pharma®
Lactulose AbZ®
Lactulose AL®
Lactulose axcount®
Lactulose AZU®
Lactulose Hek®
Lactulose Hemopharm®
Lactulose Heumann®
Lactulose HEXAL®
Lactulose Lyssia®
Lactulose Neda®
Lactulose-ratiopharm®
Lactulose saar®
Lactulose Sandoz®
Lactulose STADA®
Lactuverlan®
Laevilac S®
Laximed®
Medilet®
Natulax®
Palmicol Lactulose Kautbl.®
Tulotract®
109
Laxanzien
Laurylsulfat Microklist®
inkl. Kombinationen
Leinsamen- Dralinsa®
Kombinationen
Natriumphosphat Clyssie®
Freka Clyss®
Natriumpicosulfat- Citrafleet®
Kombinationen Picoprep®
Sorbitol Klysma-Sorbit®
112
4.12 Nasentropfen und -sprays
4.12.1 Allgemeine Pharmakologie
Wie manche Laxanzien können auch bestimmte abschwellende Nasentropfen oder
-sprays zu einer deutlichen physischen Abhängigkeit führen. Diese Gefahr droht
vor allem bei der Anwendung von Nasentropfen oder -sprays mit Substanzen aus
der Gruppe der direkt wirkenden Sympathomimetika (s. auch Kapitel 4.14: Ephed-
rin), die vor allem die Alpha-Adrenozeptoren in der Nasenschleimhaut stimulie-
ren. Die jeweiligen Substanzen leiten sich vom Noradrenalin ab und führen zu ei-
ner Vasokonstriktion, also zu einer Gefäßverengung der Blutgefäße in der Nasen-
schleimhaut. Die Verengung führt letztlich zu einem Abschwellen der Schleimhaut
mit dem Effekt, dass die Atmung durch die Nase wieder leichter fällt und die Se-
kretbildung in der Nase eingeschränkt wird (BAK, 2008; Stiftung Warentest, 2011).
Die Mittel wirken vor allem lokal an der Nasenschleimhaut und werden nur ge-
ringfügig ins Blut aufgenommen. Auf Dauer, wenn diese Mittel nämlich länger als
fünf bis sieben Tage hintereinander angewendet werden, wird die Nasenschleim-
haut allerdings „abhängig“ von diesen abschwellenden Mitteln, es entsteht ein
medikamentenbedingter „Schnupfen“, der dann auch weiterhin die Verwendung
abschwellender Nasentropfen oder -sprays erforderlich macht, um ungestört
durch die Nase atmen zu können.
Es kommt zu einer so genannten Nasentropfen-Nase. Dabei bleiben die Blut-
gefäße in der Schleimhaut dauerhaft eng gestellt, die Schleimhaut beginnt zu
schrumpfen und sondert kaum noch Sekret ab, sie trocknet aus. Die Folge: Die
Nase wird anfällig für Viren und Bakterien, sie kann sich erneut entzünden. In
einem fortgeschrittenen Stadium kann es durch diese Atrophie der Nasenschleim-
haut zu einer so genannten Stinknase (Ozäna) kommen (Mutschler, 1997).
Indanazolin Farial®
Naphazolin Privin®
Rhinex mit Naphazolin®
Siozwo mit Naphazolin®
Rhinosovil®
Tramazolin Ellatun/N®
Rhinospray/-plus/-sens.®
Xylometazolin Imidin/N/S®
Ausbüttels Nasenspray®
Axea Nasenspray®
Balkis Nasentropfen®
Brufasol®
Docpelin Nasenspray®
Dorenasin®
Espa Rhin®
Gelonasal®
GIB Nasenspray®
115
Beclometason Aerobec®
Arumet®
Beclo AZU®
Beclobreathe Sandoz®
BecloHEXAL®
Beclomet Easyhaler®
Beclometason-CT®
Beclometason-ratiopharm®
Becloturmant®
Bronchocort®
Cyclocaps Beclometason®
Junik®
Sanasthmax®
Ventolair®
Betamethason Celestan/Celestamine N®
Budesonid Benosid/-N®
Budapp Aerosol®
Budecort®
Budefat®
Budehaler®
Budelich Easylizer®
Budenobronch®
Budes®
Budesonid AL Aerosol®
Budesonid-CT®
Budesonid Easyhaler®
Budesonid Heumann®
Budesonid Merck®
Budesonid-ratiopharm®
Budesonid STADA®
Budiair®
Budon 0,2 mg Dosier®
Cyclocaps Budesonid®
Emdesonid®
Miflonide®
Novopulmon®
Pulmax®
Ciclesonid Alvesco®
Cloprednol Syntestan®
Deflazacort Calcort®
Dexamethason- Supertendin®
Kombinationen
Fludrocortison Astonin H®
Fludrocortison Bristol®
Fluocortolon Ultralan-oral®
Fluticason Atemur®
Flutide®
Prednisolon Decortin H®
Dermosolon®
Hefasolon®
Infectocortikrupp®
Klismacort Rektal®
Predni H Tablinen®
PredniHEXAL oral®
Prednisolon acis®
Prednisolon AL®
Prednisolon dura®
Prednisolon JENAPHARM®
Prednisolon STADA®
Prednisolon/Prednigalen®
Prednisolon-ratiopharm®
Prednisolut/-L®
Solu-Decortin H®
Prednison Cutason®
Decortin®
Lodotra®
Prednison acis®
Prednison GALEN®
Prednison HEXAL®
Prednison-ratiopharm®
Predni-Tablinen®
Rectodelt®
Mometason Asmanex®
120
4.13.2 Anabole Steroide
Anabole Steroide werden medizinisch bei allgemeiner Schwäche oder bei Muskel-
schwund eingesetzt. Sie werden jedoch auch missbräuchlich als Dopingmittel ver-
wendet, vor allem in Fitnessstudios. Im Vordergrund stehen Bereiche wie Kraft-
sport und Bodybuilding, sowohl bei Spitzen- wie bei Breitensportlern. Die Anwen-
dung solcher anabolen Steroide (z. B. Nandrolon oder Testosteron) steigert das
Muskelwachstum und fördert damit die Leistungsfähigkeit im Kraftsport. Es wird
immer wieder diskutiert, ob die dauernde Anwendung von anabolen Steroiden zu
einer Abhängigkeit führen kann. Diese Überlegungen sind allerdings nach wie vor
hypothetisch. Anabole Steroide werden vor allem von Männern missbraucht, um
einen athletischen und muskulösen Körper zu formen. Frauen nutzen solche Mittel
ab und an wegen der libidosteigernden Wirkung und der Intensivierung von
Orgasmen. Bei Männern können die Mittel dagegen die Libido herabsetzen
(Mutschler, 2008; AKB, 2010, 2011).
Anabole Steroide
Metenolon Primobolan®
Nandrolon ANADUR®
Deca-Durabolin®
4.13.3 Clonidin
Clonidin wird als zentralwirkendes Mittel zur Senkung des zu hohen Blutdrucks
eingesetzt und es kommt auch zur Linderung des Opioidentzugs in Frage. In
Kombination mit anderen Suchtstoffen wurde in einzelnen Fällen auch ein Miss-
brauch mit diesem Mittel beschrieben (AKB, 2010, 2011).
121
Übersicht Clonidin, internationale Freinamen und Handelspräparate
(Kapitel 4.13.3)
Clonidin
Clonidin Catapresan®
Cloni STADA®
Clonidin AWD®
Clonidin Riker®
Clonidin-ratiopharm®
Haemiton®
Mirfat®
4.13.4 Diuretika
Diuretika sind wasserausschwemmende und die Diurese fördernde Arzneimittel,
die medizinisch vor allem zur Behandlung des hohen Blutdrucks und von Ödemen
eingesetzt werden. Diuretika werden aber auch missbraucht, obwohl sie keinerlei
zentral-psychische Wirkungen auslösen. Der Missbrauch findet vor allem in
solchen Sportarten statt, in denen ein rascher Gewichtsverlust, z. B. zum Erreichen
einer bestimmten Gewichtsklasse wie beim Boxen oder Ringen, angestrebt wird.
Außerhalb des Sports wird ein Missbrauch durch Frauen beschrieben, die schnell
abnehmen möchten, um eine bestimmte Konfektionsgröße zu erreichen (Poser,
Poser, 1996; Glaeske et al., 1997).
Diuretika
Bendroflumethiazid Tensoflux®
und kaliumsparende Mittel
Bumetanid Burinex®
Chlortalidon Hygroton®
Cicletanin Justar®
Eplerenon Inspra®
Etacrynsäure HYDROMEDIN®
Uregyt®
Furosemid Diurapid®
Durafurid®
Furanthril®
Furo-BASF/-Biochemie®
Furobeta®
Furo-CT®
Furogamma®
Furomed-Wolff®
FURO-PUREN®
Furorese®
Furosal®
Furosemid-1 A Pharma®
Furosemid AbZ®
Furosemid acis®
Furosemid AL®
Furosemid BASICS®
Furosemid dura®
Furosemid Heumann®
Furosemid Kabi®
Furosemid-ratiopharm®
Furosemid Riker®
Furosemid Sandoz®
123
Diuretika
Furosemid Diaphal®
und kaliumsparende Mittel
Hydrochlorothiazid Disalunil®
diu-melusin®
Esidrix®
HC TAD®
HCT-1 A Pharma®
HCT AAA-Pharm®
HCT AbZ®
HCT AL®
HCT beta®
HCT-Biochemie®
HCT-CT®
HCT dura®
HCT-gamma®
HCT HEXAL®
HCT-ISIS®
HCT Muti®
HCT-ratiopharm®
HCT Sandoz®
HCT STADA®
HCT Teva®
Metolazon Zaroxolyn®
Piretanid Arelix®
Pirdur®
Piretanid-1 A Pharma®
Piretanid AL®
Piretanid Billix®
Piretanid HEXAL®
Piretanid Sandoz®
Piretanid STADA®
Spironolacton Sali-Aldopur®
und Bendroflumethiazid Spirostada comp./-forte®
Spironolacton Risicordin®
und Hydrochlorothiazid Spironothiazid®
Spironolacton Aldactone-Saltucin®
und Low-ceiling-Diuretika
Torasemid Toragamma®
Torasemid-1 A Pharma®
Torasemid AAA Pharma®
Torasemid AbZ®
Torasemid accedo®
Torasemid-Actavis®
Torasemid AL®
Torasemid ALMUS®
Torasemid AWD/Toracard®
Torasemid beta®
Torasemid-biomo®
Torasemid-corax®
Torasemid-CT®
Torasemid Denk®
Torasemid dura®
Torasemid Heumann®
Torasemid HEXAL®
Torasemid-ratiopharm®
Torasemid Sandoz®
Torasemid STADA®
Torasemid TAD®
Torasemid-TEVA®
Torasemid Volkspharma®
127
Diuretika
Torasemid Torasid-GRY®
Torem®
Unat®
Tolvaptan Samsca®
Trichlormethiazid Esmalorid®
und kaliumsparende Mittel
Xipamid Aquaphor®
Aquex®
Xipa TAD®
Xipagamma®
XIPA-ISIS®
Xipamid-1 A Pharma®
Xipamid AAA Pharma®
Xipamid AbZ®
Xipamid AL®
Xipamid beta®
Xipamid Billix®
Xipamid-CT®
Xipamid Heumann®
Xipamid HEXAL®
Xipamid-ratiopharm®
Xipamid Sandoz®
Xipamid STADA®
Xipamid Neotri®
und kaliumsparende Mittel
128
4.13.5 Beta-Rezeptorenblocker
Beta-Rezeptorenblocker blockieren den natürlichen Angriffspunkt für Adrena-
lin bzw. Noradrenalin, ohne selbst einen Effekt auszulösen. Die kontraktionsstei-
gernden und frequenzerhöhenden Eigenschaften von Noradrenalin am Herzen
werden gehemmt, die Gefäße erweitern sich und der Blutdruck sinkt. Beta-Rezep-
torenblocker werden auch bei akuten Angst- und Panikzuständen eingesetzt, ob-
wohl sie in dieser Indikation nicht zugelassen sind. Die Substanz kann die Wirkung
von „Adrenalinstößen“ eindämmen, z. B. vor Operationen, vor öffentlichen Auftrit-
ten („Lampenfieber“) oder bei Flugangst. Herzrasen, starkes Herzklopfen und an-
dere Symptome, die mit einem erhöhten Adrenalinspiegel einhergehen, werden
gedämpft oder unterbleiben ganz. Daher werden Beta-Rezeptorenblocker auch
von Politikern oder Sportlern (z. B. Autorennfahrern) missbraucht. Die Betroffenen
lernen schnell die Möglichkeit zu schätzen, ihre Angst mit diesen Mitteln zu be-
kämpfen – auf Dauer kann aus dieser Anwendung auch ein Missbrauch entstehen.
(Glaeske et al., 1997; AKB, 2010, 2011)
Beta-Rezeptorblocker wirken akut gegen körperliche Symptome der Angst, wirken
sich aber negativ auf eine obstruktive Lungenerkrankung, eine Herzinsuffizienz,
Hypotonie, AV-Überleitungsstörungen und Bradykardien aus, aber auch ein beste-
hender Diabetes und periphere Durchblutungsstörungen können sich unter einer
solchen Behandlung verschlechtern. Insbesondere bei höheren Dosierungen bzw.
Überdosierungen können kardiale Probleme mit letalem Ausgang auftreten.
Beta-Rezeptorblocker sollten, egal aus welcher Indikation heraus gegeben,
schrittweise ausgeschlichen werden, um eine gegenregulatorische Übererregbar-
keit des Herz-Kreislaufsystems zu verhindern. Werden Beta-Rezeptorblocker ohne
kardio-vaskuläre Indikation eingenommen, so können diese Effekte trotzdem auf-
treten. Neben Tachykardie und hypertonen Krisen können im Entzug Unruhe- bis
hin zu Angstzuständen auftreten.
Die Prognose ist im Wesentlichen abhängig von der Prognose der Grunderkran-
kung bzw. der Symptome, die Anlass für die Einnahme waren. Bei entsprechender
Aufklärung über die möglichen internistischen Folgen über die längere, zu hoch
dosierte Einnahme wird die Prognose günstig sein, auch wenn Studien hierzu bis-
her fehlen.
129
Übersicht über Beta-Rezeptorenblocker, internationale Freinamen und
Handelspräparate (Kapitel 4.13.5)
Beta-Rezeptorenblocker
Betaxolol Kerlone®
Bisoprolol Biselect®
Biso Lich®
Bisoaps®
Biso-BASF®
Bisobeta®
Bisobloc®
Bisogamma®
Biso-Hennig®
BisoHEXAL®
Bisomerck®
Bisoprolol Heumann®
Bisoprolol-1 A Pharma®
Bisoprolol AAA Pharma®
Bisoprolol AbZ®
Bisoprolol Actavis®
Bisoprolol AL®
Bisoprolol Atid®
Bisoprolol AWD®
Bisoprolol axcount®
Bisoprolol BASICS®
Bisoprolol-corax®
Bisoprolol-CT®
Bisoprolol dura®
Bisoprolol KSK®
Bisoprolol-ratiopharm®
Bisoprolol Sandoz®
Bisoprolol STADA®
Bisoprolol TAD®
Bisoprolol-TEVA®
Biso-PUREN®
Bonfotin®
Concor®
Cordalin®
Fondril®
Jutabis®
MTW Bisoprolol®
Bopindolol Wandonorm®
Bupranolol betadrenol®
131
Beta-Rezeptorenblocker
Carteolol Endak®
Esmolol Brevibloc®
Esmocard®
132
Beta-Rezeptorenblocker
Mepindolol Corindolan®
Metoprolol Agoloc®
Azumetop®
Beloc®
Jeprolol®
Jutabloc®
Lopresor®
Meprolol/-succinat TAD®
Metizok®
Meto APS®
Meto Biochemie®
Meto Hennig®
Metobeta/Metoprolol beta®
Metodoc®
Metodura/Metoprololsucc.dura®
MetoHEXAL/Metosucc HEXAL®
Meto-ISIS/-NT®
Metomerck®
Meto-phamos®
Metoprogamma®
Metoprolol acino®
Metoprolol acis®
Metoprolol-Actavis®
Metoprolol Apogepha®
Metoprolol Atid®
Metoprolol AWD®
Metoprolol axcount®
Metoprolol BASICS®
Metoprolol-corax®
Metoprolol-CT/-zero/-succ®
Metoprolol D.A.V.I.D.®
Metoprolol-GRY®
Metoprolol KSK®
Metoprolol TEVA®
Metoprolol Verla®
Metoprolol/Meto Succ. Sandoz®
Metoprolol/-succ. AbZ®
Metoprolol/-succ. Heumann®
Metoprolol/-succ.-1 A Pharma®
Metoprolol/-succ.-ratiopharm®
133
Beta-Rezeptorenblocker
Nadolol Solgol®
Nebivolol Hypoloc®
Nebilet®
Nebilox®
Nebivolol-1 A Pharma®
Nebivolol AAA Pharma®
Nebivolol AbZ®
Nebivolol acino®
Nebivolol Actavis®
Nebivolol AL®
Nebivolol AWD®
Nebivolol- CT®
Nebivolol Glenmark®
Nebivolol HEXAL®
Nebivolol-ratiopharm®
Nebivolol Sandoz®
Nebivolol STADA®
Nebivolol TEVA®
Nebivolol/Tgp®
Nebivolol Heumann®
Oxprenolol Trasicor®
Penbutolol Betapressin®
Pindolol Durapindol®
Nonspi®
Visken®
134
Beta-Rezeptorenblocker
Propranolol Beta-Tablinen®
Dociton®
Efektolol®
Elbrol®
Indobloc®
Obsidan®
Propabloc®
Prophylux®
Propranolol AL®
Propranolol-CT®
Propranolol-GRY®
Propranolol Sandoz®
Propranolol STADA®
Propranur®
Propra-ratiopharm®
Sotalol Corsotalol®
Darob®
Favorex TAD®
Gilucor/mite®
Jutalex®
Mtw Sotalol®
Rentibloc®
Sota Knoll®
Sota Lich®
Sota Puren®
Sota/Sotalol AbZ®
Sotabeta®
Sotagamma®
Sota-GRY®
SotaHEXAL®
Sotalex®
Sotalodoc®
Sotalol-1 A Pharma®
Sotalol acis®
Sotalol-Actavis®
Sotalol AL®
Sotalol Atid®
Sotalol BASICS®
Sotalol Billix®
Sotalol Carino®
Sotalol-corax®
135
Beta-Rezeptorenblocker
Sotalol-CT®
Sotalol Heumann®
Sotalol-ratiopharm®
Sotalol Sandoz®
Sotalol Verla®
Sotalol Winthrop®
Sotamerck®
Sotaryt®
Sota-saar®
Sotastad®
Talinolol Cordanum®
Appetitzügler
Amfepramon Regenon®
Tenuate retard®
Cathin Alvalin®
Antiadipositum X-112 T®
Orlistat Alli®
Xenical®
Phendimetrazin Sedafamen®
Sibutramin Reductil®
137
4.13.7 Clomethiazol
Clomethiazol wird immer noch in der ambulanten Versorgung im Rahmen einer
ambulanten Entzugstherapie bei Alkoholabhängigkeit eingesetzt, oft aber auch als
Schlafmittel für ältere Menschen. Dabei wird übersehen, dass Clomethiazol ein ei-
genes ausgeprägtes Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial hat, das dann dazu
führen kann, dass die Alkoholabhängigkeit zu einer Clomethiazol-Abhängigkeit
oder zu einer gemischten Alkohol-Clomethiazol-Abhängigkeit wird. Die Anwen-
dung von Clomethiazol sollte daher dem stationären Entzug vorbehalten bleiben,
eine Anwendung von Clomethiazol in der ambulanten Versorgung gilt als proble-
matisch und obsolet (Glaeske, 2011).
Clomethiazol
Clomethiazol Distraneurin®
4.14 Ephedrin
4.14.1 Allgemeine Pharmakologie
Ephedrin kommt als Hauptwirkstoff in der Pflanze Ephedra vulgaris vor. Es besitzt
außer den peripheren auch zentralerregende Wirkungen, damit es die Blut-Hirn-
Schranke überwinden kann. Ephedrin gehört zu der Gruppe der sog. indirekten
Sympathomimetika, da es die Konzentration von Noradrenalin steigern kann. Da-
durch wird der Sympathikotonus erhöht. Allerdings kommt es bei häufiger An-
wendung in hoher Dosierung durch einen Gewöhnungseffekt oftmals zu einem
Wirkungsverlust (als Tachyphylaxie bekannt).
138
4.14.2 Wirkungen und Indikationen
Ephedrin wird zumeist in Kombination mit anderen Wirkstoffen angewendet. Seit
vielen Jahren wird es in Erkältungs- und Asthmamitteln angewendet, manchmal
auch in Appetitzüglern. Ephedrin und seine Abkömmlinge (z. B. d-Norpseudo-
ephedrin) sorgen in Schnupfen- oder Erkältungsmitteln dafür, dass die Nasen-
und Bronchialschleimhäute abschwellen. Der Wirkstoff kann Blutdrucksteigerung
und Herzrasen auslösen. Daneben wird Ephedrin auch bei Bronchitis und Asthma
bronchiale angewendet. Ephedrin gehört zu den eher schwachen Suchtstoffen,
kann aber zum Missbrauch und zu Abhängigkeit führen. Reines Ephedrin und
Ephedra-Kraut werden im Internet ohne Kontrolle gehandelt. Über die bekannten
Risiken gibt es bei diesen Bestelladressen leider keine entsprechenden Informati-
onen – die Gefahr bei Bestellungen aus dem Internet ist daher nicht zu übersehen.
Ephedrin
Das nachfolgende Kapitel soll vor allem Menschen, die in der Suchthilfe tätig sind,
zur Orientierung über Behandlungsmöglichkeiten in der Psychiatrie dienen. Ihr
diagnostischer Blick soll geschult und ihr Verständnis für psychiatrisch-psycho-
therapeutische Behandlungsmethoden vertieft werden, sodass sie in der Lage
sind, gezielter in eine Behandlung „außerhalb“ des Suchthilfesystems zu vermit-
teln, z. B. zu weiteren medizinischen, psychotherapeutischen und psychiatrischen
Versorgungsangeboten.
Ein häufig anzutreffendes Grundmuster bei allen Arten von Medikamentenabhän-
gigkeit ist das passive Lösungsmodell der Betroffenen. Die Expertinnen und
Experten sollen die Lösung vorgeben, die Betroffenen sind zu eigenen Verände-
rungsschritten wenig bereit. Diese Haltung stellt eine der zentralen Entstehungs-
bedingungen für eine Medikamentenabhängigkeit dar, gleichzeitig dürfte das aber
auch einer der Hauptgründe dafür sein, dass es kaum Medikamentenabhängige
gibt, die in der Selbsthilfe aktiv sind (Holzbach, Mekelburg, 2006).
5.1 Aufmerksamkeits-Defizit-(Hyperaktivitäts)-Syndrom
(ADHS, ADS)
5.1.1 Leitsymptome
An eine komorbide Störung mit einem AD(H)S-Syndrom sollte vor allem bei
Konsumenten von Amphetaminen gedacht werden, die diese Substanzen im Sinne
einer Selbstmedikation einsetzen. Sehr häufig wird dafür auch THC (Tetrahydro-
cannabinol) genommen. Typischerweise handelt es sich um Patienten, die
entweder durch ihre „chaotische Art“ oder ihre impulshafte Interaktionsstörung
auffallen. Das reine Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom betrifft vor allem Frauen,
die als „Traumprinzessin“ gerne übersehen werden.
5.2. Angststörungen
5.2.1 Leitsymptome von Angststörungen
Jede Form von geäußerter Ängstlichkeit oder vermehrter Besorgnis sollte Anlass
für weiteres Nachfragen sein, da auch Angsterkrankungen häufig schambesetzt
sind und die Betroffenen dazu neigen, Krankheitszeichen zu bagatellisieren oder
zu verbergen (Dissimulationstendenz).
143
5.2.2 Diagnostik von Angststörungen
Die Übergänge von normaler Besorgnis über übertriebene Vorsicht bis hin zu einer
Angststörung sind fließend. Zu unterscheiden sind die ängstlich-vermeidenden
Persönlichkeitsakzentuierungen bis hin zu Persönlichkeitsstörungen einerseits
und den Angststörungen im engeren Sinne andererseits. Hier wird differenziert
zwischen Panikstörung und Agoraphobie, sozialer Phobie, spezifischen Phobien
und generalisierten Angststörungen. Gemäß ICD-10 kann unterschieden werden
zwischen einer Agoraphobie mit und ohne Panikstörung (F40.0) und einer Panik-
störung mit oder ohne Agoraphobie (F41.0).
Panikstörungen sind gekennzeichnet durch wiederkehrende schwere Angstatta-
cken (Panikattacken), die plötzlich und unvorhergesehen in Situationen auftreten,
in denen gesunde Personen keine Ängste entwickeln. Symptome einer Panikatta-
cke sind Atemnot, Schwindel, das Gefühl, ohnmächtig zu werden, beschleunigter
Herzschlag, Herzsensationen, Zittern, Schwitzen, Übelkeit, Magen-Darm-Be-
schwerden, Kribbelgefühle und Taubheitsgefühle, insbesondere in den Händen,
die Furcht zu sterben oder verrückt zu werden. Häufig tritt bereits nach einer ers-
ten Panikattacke die angsterhaltende Furcht vor einer neuen Attacke auf (Erwar-
tungsangst). Als Agoraphobie wird die Angst vor größeren Menschenmengen be-
zeichnet, typischerweise in Verbindung mit fehlender Fluchtmöglichkeit (zum
Beispiel volles Kaufhaus).
Bei den phobischen Störungen besteht eine Angst vor bestimmten Situationen,
Objekten, Orten oder Aktivitäten. Für Außenstehende erscheint diese Angst als
unangemessen und Betroffene erleben sie selber zumindest als deutlich überzo-
gen, wobei häufig ein „wahrer Kern“ besteht. Bei der sozialen Phobie befürchten
die Betroffenen, in einer Gruppe von den anderen negativ bewertet zu werden bzw.
unangenehm aufzufallen, insbesondere in Situationen, wo sich die Aufmerksam-
keit auf sie richtet. Deshalb vermeiden sie in aller Regel solche Situationen bis hin
dazu, dass sie es unterlassen, in der Öffentlichkeit zu sprechen oder zu essen. Bei
den anderen Phobieformen können Auslöser Prüfungen, Höhe (Akrophobie), Spin-
nen, geschlossene Räume (Klaustrophobie), weite Plätze (Agoraphobie), Feuer,
Blut, andere Tiere oder Aktivitäten wie Fliegen sein.
Bei der generalisierten Angststörung besteht eine unrealistisch oder deutlich
übertriebene Besorgnis bis hin zu einer anhaltenden Angst, die nicht auf be-
stimmte Situationen oder Bedingungen beschränkt ist. Diese Ängste heften sich
an unterschiedlichste Gedanken, Situationen etc. und bestehen dauernd, zumeist
aber nur in schwacher Ausprägung.
144
5.2.3 Behandlung von Angststörungen
Je nach Ausprägung und Möglichkeit der Betroffenen sollten sowohl pharmako-
logische als auch therapeutische Behandlungstechniken zum Einsatz kommen.
Pharmakologisch sind insbesondere die selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-
hemmer (SSRI) zu empfehlen, da sie sich hier als besonders wirksam erwiesen
haben (Benkert, Hippius, 2008). Im Einzelfall sind auch trizyklische Antidepres-
siva aufgrund ihrer initial dämpfend-beruhigenden Wirkung zu erwägen. Wo diese
pharmakologische Dämpfung notwendig wird, sollte immer auch eine stationäre
Behandlung erwogen werden.
Weitere pharmakologische Optionen sind Buspiron, das als partieller Agonist
am Serotonin-Rezeptor wirkt. Buspiron hat keine sedierende Wirkung. Eine wei-
tere Alternative stellt Opipramol bei generalisierten Angststörungen dar, das eine
leicht dämpfende Wirkungskomponente hat. Alle hier erwähnten Präparate rufen
keine Abhängigkeitsentwicklung hervor, können aber im Einzelfall Absetzeffekte
aufweisen (siehe Kapitel 4.2.4).
Die psychotherapeutische Behandlung von Angststörungen ist eine Domäne der
Verhaltenstherapie. Hierbei kommt aber nicht nur die klassische Expositionsbe-
handlung zum Einsatz, sondern alle Behandlungsansätze der modernen multimo-
dalen Verhaltenstherapie, also Verhaltens- und Problemanalyse, psychoedukative
Strategien (zum Beispiel Erklärung des Teufelskreises der Angst, physiologische
Vorgänge bei der Angst). Weitere Schritte sind Selbstbeobachtung und ein Sym-
ptomtagebuch, aber auch Aktivitätsaufbau und Training sozialer Kompetenzen.
Diese Maßnahmen können von Entspannungstrainings aller Art flankiert werden.
Bei den kognitiven Ansätzen geht es zum Beispiel darum, mögliche „Katastro-
phenphantasien“ durchzusprechen und auf ihre jeweilige Eintrittswahrschein-
lichkeit hin zu überprüfen. Im Einzelfall kann es sinnvoll sein, das Umfeld in die
Behandlung mit einzubeziehen, um ein Vermeidungsverhalten, das die Angst
aufrechterhält, nicht zu unterstützen.
5.5 Erkältung
Bei der Behandlung von Erkältungskrankheiten geht es weniger darum, auf bewährte
(alkoholfreie) Hausmittel zu verweisen, sondern den Umgang mit einer solchen vo-
rübergehenden Beeinträchtigung zu beleuchten. Eine Erkältung kommt immer zur
Unzeit und nie gelegen. Aber wie im Kapitel zum Thema Burnout beschrieben, ist der
Gedanke, „unentbehrlich zu sein“, eine für die eigene Gesundheit gefährliche Hal-
tung. Deshalb sollte eine Erkältung Anlass dafür sein, kürzer zu treten – die Symp-
tome sollten nicht medikamentös unterdrückt werden (außer bei hohem Fieber).
148
Der Umgang mit Erkältungserkrankungen, ebenso wie der mit Schmerzen, eignet
sich in der therapeutischen Arbeit mit Medikamentenabhängigen hervorragend
dafür, den Umgang mit sich selbst zu reflektieren und den Anspruch „zu funktio-
nieren“, herauszuarbeiten.
5.6 Schlafstörungen
5.6.1 Leitsymptome von Schlafstörungen
Schlafstörungen können gekennzeichnet sein durch Ein- und Durchschlafstö-
rungen, frühes Erwachen, unruhigen und nicht erholsamen Schlaf sowie flachen
Schlaf.
8.1 Literatur
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8.2 Glossar
Abhängigkeit (Sucht)
Die Begriffe Abhängigkeit und Sucht werden oftmals synonym verwendet. Eine Abhängigkeit ist nach
der ICD-10 dann zu diagnostizieren, wenn in einem Zeitraum von zwölf Monaten drei oder mehr der
folgenden Kriterien erfüllt sind:
▶ Es besteht ein starker Wunsch bzw. Zwang, die psychotrope Substanz zu konsumieren.
▶ Es besteht eine verminderte Kontrollfähigkeit im Umgang mit der Substanz.
▶ Beim Absetzen der Substanz tritt ein körperliches Entzugssyndrom auf.
▶ Es hat eine Toleranzentwicklung stattgefunden.
▶ Soziale und berufliche Aktivitäten werden anhaltend vernachlässigt.
▶ Der Substanzgebrauch wird trotz eindeutiger Schädigung fortgesetzt,
worüber sich der Konsument im Klaren ist.
α-(Adrenozeptor)-Agonisten
Unter α-(Adrenozeptor)-Agonisten oder auch direkten Sympathomimetika versteht man Substanzen,
die – wie Noradrenalin und Adrenalin – den Sympathikus betreffende α-Rezeptoren stimulieren. Sie
werden systemisch oder lokal zur Gefäßverengung eingesetzt. Die Substanzen, die eine therapeutische
Anwendung finden, erregen sowohl α 1- als auch α 2-Adrenozeptoren.
Daneben gibt es noch β-Adrenozeptor-Agonisten (β-Agonisten, β-Sympathomimetika, s.u.)
Amphetamine
Amphetamine und mit diesen verwandte Substanzen (auch als Psychostimulanzien und „Weckamine“
bekannt) sind indirekt wirkende Sympathomimetika und leiten sich von den Catecholaminen bzw. von
Ephedrin ab. Amphetamin und Metamphetamin befinden sich nicht mehr auf dem deutschen Arzneimit-
telmarkt, Methylphenidat wird als Pharmakon zur Therapie hyperkinetischer Störungen (ADHS) und
Narkolepsie eingesetzt. Aufgrund ihrer Molekülstruktur können diese Substanzen die Blut-Hirn-Schran-
ke gut überwinden. Neben ihrer erheblich ausgeprägten zentralerregenden Wirkung besitzen sie aber
auch eine peripher sympathomimetische Wirkung.
Insbesondere in der Drogenszene oder als Doping-Mittel werden Amphetamine häufig missbräuchlich
eingesetzt. Ihr hohes Abhängigkeitspotenzial macht sie besonders gefährlich. Alle Amphetamine
unterliegen der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung.
Angststörung, generalisiert
Man versteht unter diesem Krankheitsbild eine Angst, die generalisiert und anhaltend ist. Zweck- und
Verhältnismäßigkeit stehen in keiner Relation zueinander, eine Beschränkung auf bestimmte Umge-
bungssituationen findet nicht statt (ICD-10 (F 41.1)).
Nach o. g. Klassifizierung sind die wesentlichen Symptome einer generalisierten Angststörung variabel.
Motorische (z. B. Muskelspannung, Zittern) und vegetative (z. B. Benommenheit, Schwitzen, Oberbauch-
beschwerden, Herzklopfen) Beschwerden sowie die Sorge über ein möglicherweise bevorstehendes
Unglück gehören zu diesem Krankheitsbild. Vorausgesetzt, sie sind eindeutig zweitrangig oder weniger
hervorgehoben, können sowohl Zwangs- als auch depressive Symptome sowie einige Elemente
phobischer Angst vorhanden sein.
Anorexia nervosa
ist der medizinische Fachausdruck für Magersucht. Es handelt sich dabei vorrangig um eine Essstörung,
die in fast allen Fällen psychische Ursachen hat (ICD-10(F 50.0)).
Diese Verhaltensauffälligkeit ist durch einen absichtlich selbst herbeigeführten oder aufrechterhaltenen
Gewichtsverlust charakterisiert. Betroffene Personen empfinden sich – ungeachtet des eigentlichen
Untergewichts – stets als zu dick oder übergewichtig. Es liegt meist Unterernährung unterschiedlichen
Schweregrades vor, die zu hormonellen Störungen und organischen Schäden führen kann. Nach o. g.
Klassifizierung gehören zu den Symptomen eingeschränkte Nahrungsauswahl, übertriebene körperliche
Aktivitäten, selbstinduziertes Erbrechen und Abführen und der Gebrauch von Appetitzüglern und
Diuretika.
Antidepressiva
sind Wirkstoffe, die depressive Krankheitszeichen zu verbessern vermögen. Abhängig von ihren
pharmakologischen Eigenschaften wirken sie in unterschiedlichem Ausmaß depressionslösend,
stimmungsaufhellend sowie psychomotorisch aktivierend oder dämpfend.
Als Hauptindikation gelten Depressionen. Antidepressiva finden ihre Anwendung aber u.a. auch bei
Zwangsstörungen und Panikattacken, generalisierten Angststörungen, phobischen Störungen,
Essstörungen, chronischen Schmerzen sowie bei der Posttraumatischen Belastungsstörung.
Antihistaminika
In der Literatur auch als Histamin-Rezeptorblocker oder Histamin-Rezeptorantagonisten bezeichnet,
handelt es sich hierbei um Wirkstoffe, die durch Blockade von sogenannten Histamin-Rezeptoren die
Wirkung des körpereigenen Botenstoffs Histamin abschwächen oder aufheben. Histamin vermittelt im
Körper Entzündungsreaktionen.
Die höchste Konzentration von Histamin findet man in der Lunge, der Haut und im Magen-Darm-Kanal.
Therapeutische Bedeutung erlangen derzeit Antihistaminika, die die H1- und H2-Rezeptoren blockieren.
Diese werden insbesondere zur Behandlung von Allergien (H1) bzw. gegen Magenschleimhautentzün-
dungen (H2 ) eingesetzt.
Arzneimittelgesetz (AMG)
regelt den Verkehr mit Arzneimitteln im Interesse einer ordnungsgemäßen und sicheren Arzneimittel-
versorgung von Mensch und Tier.
In seinen 18 Abschnitten konkretisiert das Arzneimittelgesetz unter anderem einzelne Begriffsbestim-
mungen, die Anforderungen an Arzneimittel, die Herstellung, Zulassung bzw. Registrierung von Arznei-
mitteln, den Schutz des Menschen bei der klinischen Prüfung, die Abgabe von Arzneimitteln sowie die
Sicherung und Kontrolle der Qualität, die Beobachtung, Sammlung und Auswertung von Arzneimittel-
risiken, ihre Überwachung und die Haftung für Arzneimittelschäden.
170
Arzneimittel-Richtlinie (AMR-L)
Die Richtlinie regelt gemäß § 92 Abs. 1 Satz 2 Nr. 6 Sozialgesetzbuch V (SGB V) die Verordnung von
Arzneimitteln durch die an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte und
in ärztlichen Einrichtungen nach § 95 SGB V mit dem Ziel einer bedarfsgerechten und wirtschaftlichen
Versorgung der Versicherten.
Sie konkretisiert den Inhalt und Umfang der im SGB V festgelegten Leistungspflicht der gesetzlichen
Krankenkassen auf der Grundlage des Wirtschaftlichkeitsgebots im Sinne einer notwendigen, ausrei-
chenden, zweckmäßigen und wirtschaftlichen Versorgung unter Berücksichtigung des allgemein aner-
kannten Standes der medizinischen Erkenntnisse und des Prinzips einer humanen Krankenbehandlung.
Die Richtlinie
1. beschreibt allgemeine Regeln einer notwendigen, ausreichenden, zweckmäßigen und
wirtschaftlichen Verordnungsweise,
2. stellt Leistungseinschränkungen und -ausschlüsse, soweit sie sich unmittelbar aus Gesetz und
Rechtsverordnungen ergeben, zusammenfassend dar,
3. konkretisiert die Leistungseinschränkungen und -ausschlüsse für Arzneimittel, für die nach
dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse der therapeutische Nutzen,
die medizinische Notwendigkeit oder die Wirtschaftlichkeit nicht nachgewiesen sind,
4. schafft mit indikations- und wirkstoffbezogenen Therapiehinweisen Entscheidungsgrundlagen
für geeignete Behandlungsstrategien und eine therapeutisch zweckmäßige und wirtschaftliche
Arzneimittelversorgung und
5. ermöglicht eine therapie- und preisgerechte Arzneimittelauswahl, auch unter
Berücksichtigung der Festbeträge nach § 35 SGB V.
Arzneiverordnungs-Report
Ein seit 1985 jährlich erscheinender Bericht über die vertragsärztlichen Arzneiverordnungen. Das
ärztliche Verordnungsverhalten wird hierin von zahlreichen Experten aus Pharmakologie, Medizin
und Ökonomie kommentiert.
Vorrangiges Ziel dieser Publikation ist eine verbesserte Markt- und Kostentransparenz. Wenn möglich,
werden Arzneimittel unter Bezugnahme auf die Kriterien der Evidenz-basierten Medizin beurteilt. Der
Arzneiverordnungs-Report enthält jährlich ungefähr 50 arzneitherapeutische und vier marktbezogene
Kapitel über die 3.000 meistverordneten Präparate in der gesetzlichen Krankenversicherung, auf die
96 % aller Verordnungen entfallen.
Benzodiazepine
Wirkstoffe, die angstlösend (anxiolytisch), krampflösend, muskelentspannend, beruhigend
und schlaffördernd sowie leicht stimmungsaufhellend wirken.
Alle Benzodiazepine binden an sogenannte GABA-Rezeptoren, die wichtigsten hemmenden
Rezeptoren im Zentralen Nervensystem.
β-(Adrenozeptor)-Agonist, β-Sympathomimetika
β-Adrenozeptoren gehören wie α 1- und α 2-Adrenozeptoren (s.o.) zur Familie der Adrenozeptoren – einer
Rezeptorengruppe im menschlichen Körper – und werden insbesondere durch das Hormon Adrenalin
aktiviert. Aufgrund ihrer pharmakologischen und molekularbiologischen Eigenschaften können sie in
drei Subtypen unterteilt werden: β 1, β 2 und β 3. Sie kommen in besonders hoher Dichte im Herzen, in der
glatten Muskulatur und im Fettgewebe vor.
β-Adrenozeptor-Agonisten sind Wirkstoffe, die sich die Lokalisation der o.g. Rezeptoren durch ihre
Aktivierung therapeutisch zunutze machen. So führt eine Erregung der β 1-Rezeptoren des Herzens zu
einer Erhöhung der Herzfrequenz, der Kontraktionskraft und der Erregungsleitungsgeschwindigkeit.
Eine Stimulation der β 2-Rezeptoren bewirkt eine Erschlaffung der Bronchial- und Gebärmuttermusku-
latur sowie eine Gefäßerweiterung.
Betäubungsmittelgesetz (BtMG)
regelt den generellen Umgang mit Betäubungsmitteln. Aus den Anlagen I bis III des BtMG lässt sich
entnehmen, welche Stoffe und Zubereitungen von dem Gesetz erfasst werden (§ 1 Abs. 1 BtMG).
Unterschieden wird dabei zwischen nicht verkehrsfähigen (Handel und Abgabe verboten, Anlage I),
verkehrsfähigen, aber nicht verschreibungsfähigen (Handel erlaubt, aber Abgabe verboten, Anlage II)
und verkehrsfähigen und verschreibungspflichtigen Betäubungsmitteln (Handel und Abgabe nach der
Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung erlaubt, Anlage III).
Betäubungsmittelrezept, BtM-Rezept
ist ein dreiteiliges amtliches Formblatt für die Verschreibung von Betäubungsmitteln zur
Abgabe an Patientinnen und Patienten, für Tiere oder für den Sprechstundenbedarf.
Bewegungsstörungen
Eine Beeinträchtigung im willkürmotorischen System wird als Bewegungsstörung
wahrgenommen. Bewegungsstörungen lassen sich in vier Gruppen einteilen:
1. spastische Bewegungsstörungen (verkrampfte Spannungszustände der Muskulatur)
2. Hyperkinesien (übermäßige Bewegungsaktivität teilweise verbunden mit unwillkür-
lichen Bewegungen)
3. Parkinson (Störungsbild der Bewegungsabläufe, gekennzeichnet durch Bewegungs-
armut, muskulöser Anspannung und Muskelzittern; Ursache ist ein fortschreitender
Verlust dopaminhaltiger Nervenzellen)
4. Ataxien (Störung der Bewegungskoordination)
172
Blut-Hirn-Schranke
Darunter versteht man eine selektiv durchlässige Schranke zwischen Blut und Hirnsubstanz, durch
die der Stoffaustausch mit dem Zentralen Nervensystem (ZNS) einer aktiven Kontrolle unterliegt.
Diese Schutzeinrichtung soll schädliche Stoffe von den Nervenzellen abhalten.
Fettlösliche Stoffe können die Schranke gut, wasserlösliche dagegen schlecht überwinden, sofern
keine aktiven Transportmechanismen, wie z. B. für Aminosäuren, bestehen. Bei entzündlichen
Prozessen hingegen nimmt die Durchlässigkeit zu, sodass Substanzen, die eigentlich nicht die
Blut-Hirn-Schranke durchdringen können, in das Zentrale Nervensystem gelangen.
Bulimia nervosa
Dieses Syndrom, welches in der Literatur auch als Ess-Brechsucht bezeichnet wird, ist gekennzeichnet
durch Heißhunger mit anschließendem aktiv ausgelöstem Erbrechen der Nahrung und dadurch
bedingter Abmagerung.
Viele psychische Merkmale ähneln denen der Magersucht (s.u.). Wiederholtes Erbrechen kann zu
Störungen im Elektrolythaushalt und körperlichen Komplikationen führen. (ICD-10 (F 50.2))
Burnout
zu dt. „ausgebrannt“, Beschreibung eines seelischen Zustandes der Überarbeitung und der inneren
Leere. Gefährdet sind besonders Personen, die hochmotiviert sind und zu hohe Ansprüche an sich und
ihre Umwelt stellen. Betroffene können nur schlecht Aufgaben delegieren und Verantwortung abgeben.
Diese Sichtweise führt zu Frustration, chronischer Müdigkeit, Depression und nicht selten auch in die
soziale Isolation.
„Co-Abhängigkeit“
Mit diesem Begriff wird die Mitbetroffenheit von Bezugspersonen (in der Familie, am Arbeitsplatz, im
Verein usw.) bezeichnet, die die Abhängigkeit des Betroffenen (zum Teil ungewollt und unbewusst)
unterstützen, indem sie dessen abhängiges Verhalten „tolerieren“ und wegschauen. Der Begriff ist
umstritten, da er keine Abhängigkeitserkrankung beschreibt.
Craving
Umgangssprachlich für Suchtdruck. Bei Patienten mit Abhängigkeitserkrankungen beschreibt der
Ausdruck ein starkes Verlangen nach dem Suchtmittel.
Depression
Darunter versteht man eine den Lebensumständen nicht entsprechende und damit unbegründbare
psychische Verstimmung. Der Zustand der Betroffenen lässt sich meist als freud-, hoffnungs-, appetit-
und schlaflos charakterisieren.
Depressionen können sich nicht selten auch in körperlichen Symptomen wie Abgeschlagenheit,
Oberbauchbeschwerden, Herzschmerzen u.a. äußern. Unabhängig von der Ausprägung der Depression
ist besonders die Suizidgefahr bedeutsam und ernst zu nehmen.
Diuretika
Als Diuretika werden Substanzen bezeichnet, die eine vermehrte Harnausscheidung verursachen.
Von Saluretika oder Natriuretika ist hingegen die Rede, wenn neben der vermehrten Wasser- auch
eine gesteigerte Salzausscheidung ausgelöst wird. Anwendung finden diese Arzneimittel hauptsächlich
bei Ödemen jeder Art und in der Behandlung des Bluthochdrucks.
173
Drei-Phasen-Modell
Hierbei handelt es sich um ein Modell nach Holzbach et al., das die Entwicklung der Medikamenten-
abhängigkeit beschreibt und durch drei Phasen gekennzeichnet ist:
Phase 1: Wirkumkehr bzw. relative Entzugserscheinungen; die Gegenregulation des Körpers führt zur
„relativen Unterdosierung“ mit Unruhe, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Reizbar-
keit u. a. Häufig wird dieser Zustand als Verschlechterung der Grundkrankheit fehlinterpretiert.
Phase 2: Apathie, gekennzeichnet durch emotionale Abstumpfung, fehlende körperliche Energie,
Einschränkung der geistigen Leistungsfähigkeit; ein schleichender Beginn, der oft nur
vom Umfeld bemerkt wird.
Phase 3: Sucht, daraus folgernd Steigerung der Dosis und Suche nach neuen Beschaffungsquellen.
DSM-IV
Die Abkürzung steht für Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (Diagnostisches und
Statistisches Handbuch Psychischer Störungen) und ist ein Klassifikationssystem der American
Psychiatric Association (Amerikanische Psychiatrische Vereinigung).
Das DSM systematisiert psychiatrische Diagnosen in fünf Achsen (multiaxiale Beurteilung):
I Klinische Störungen, andere klinisch relevante Probleme
II Persönlichkeitsstörungen, geistige Behinderung
III Medizinische Krankheitsfaktoren (mit ICD-9-CM-Codes)
IV Psychosoziale und umgebungsbedingte Probleme
V Globale Erfassung des Funktionsniveaus (GAF-Skala).
Zu einer Diagnose gehört die Angabe des Zustandes auf jeder dieser fünf Achsen. Das DSM ist derzeit
in der vierten Version erhältlich.
Entzug
Darunter versteht man eine planmäßige Dosisreduktion des Suchtmittels mit dem Ziel, den Betroffenen
von dem suchterzeugenden Mittel zu lösen, ohne dass es zu schweren Entzugserscheinungen kommt.
Vgl. Totalentzug.
Entzugserscheinungen
Diese treten auf, wenn suchterzeugende Mittel wie z. B. Betäubungs- oder Genussmittel zunächst
über einen längeren Zeitraum und bzw. oder in großen Mengen konsumiert wurden und plötzlich
abgesetzt werden.
Das Spektrum von Entzugserscheinungen ist vielfältig. Es reicht von feinschlägigem Zittern, gestörten
Sinneswahrnehmungen und Schweißausbrüchen bis hin zu Krampfanfällen oder bei einem Alkoholent-
zug zu einem (lebensbedrohlichen) Alkoholdelirium.
Ephedrin
der Hauptwirkstoff von Ephedra vulgaris (Meerträubel), wird – meist in Kombination mit anderen
Substanzen – bei Bronchitis sowie zur lokalen Gefäßverengung verwendet.
Des Weiteren besitzt es auch eine zentralerregende Wirkung, da es die Blut-Hirn-Schranke gut
überwinden kann. Aufgrund des dadurch bedingten Abhängigkeitspotenzials sollte es nur sehr
zurückhaltend verordnet und eingenommen werden.
GABA-Rezeptoren
Rezeptoren an Nervenzellen, an denen der Botenstoff γ-Aminobuttersäure (Abk. GABA) binden
und eine hemmende Wirkung auf die Nervenzelle ausüben kann.
174
Halbwertszeit
Allgemein versteht man darunter die Zeitspanne, in der eine abfallende physikalische Größe
auf die Hälfte ihres Anfangswertes abgesunken ist.
Bei Arzneimitteln versteht man darunter die Zeit, in der die Hälfte des eingenommenen bzw.
angewendeten Wirkstoffs verstoffwechselt (abgebaut) wird.
Hang-over-Effekt
Als Hang-over-Effekt werden unangenehme Nachwirkungen von Arzneimitteln, insbesondere von
Schlafmitteln, bezeichnet. Diese Arzneimittel werden häufig vom Körper nur sehr langsam abgebaut,
was dazu führen kann, dass am nächsten Morgen eine sogenannte „überhängende Wirkung“ auftritt.
Diese äußert sich durch Müdigkeit und Abgeschlagenheit und bedeutet gerade für ältere Patienten
eine erhöhte Sturzgefahr.
Hirndoping
Darunter versteht man vor allem eine durch Medikamente angestrebte Steigerung der Leistungsfähigkeit
des Gehirns. Arzneimittel, die beispielsweise in der ADHS- oder Alzheimer-Therapie Anwendung finden,
werden so missbräuchlich eingesetzt, um die eigene Leistung und geistige Performance in Schule,
Studium oder Beruf zu steigern.
Hypnotika
oder auch Schlafmittel. Diese zentral wirksamen Arzneimittel mit allgemein dämpfender Wirkung
erzeugen Müdigkeit und Schlaf. Allgemein kann zwischen Einschlaf- und Durchschlafmittel unter-
schieden werden.
Zur Behandlung der Einschlafstörungen dienen die schnell und relativ kurz wirksamen Arzneistoffe,
während als Durchschlafmittel die mittellang wirksamen verwendet werden.
ICD-10
Darunter versteht man die Internationale Klassifikation von Krankheiten (International Classi-
fication of Diseases). Diese dient der Verschlüsselung von Diagnosen in der ambulanten und
stationären Versorgung.
Die ICD-10 wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstellt und im Auftrag des Bundes-
ministeriums für Gesundheit vom Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information
(DIMDI) ins Deutsche übertragen und herausgegeben.
Ziel der ICD-10-Klassifikation ist die Schaffung eines internationalen Standards, nach dem sich bei der
Diagnosestellung gerichtet werden muss. Da jeder Krankheit ein bestimmtes Kürzel, der sogenannte
Diagnoseschlüssel zugeordnet wird, lässt sich anhand vorgegebener Kriterien überprüfen, ob das
vermutete Krankheitsbild tatsächlich vorliegt.
Der Diagnoseschlüssel hat außerdem den Vorteil, dass jede Diagnose weltweit einheitlich benannt
werden kann.
Kreuztoleranz
Bei einer erhöhten Toleranz gegenüber einer bestimmten Suchtsubstanz kann es auch zu einer
Toleranzsteigerung gegenüber anderen Substanzen kommen, die dann gegenseitig substituierbar sind.
Dies gilt z. B. für Benzodiazepine und Alkohol. Daher werden im angelsächsischen Sprachgebrauch
Benzodiazepine auch als „solid alcohol“ und Alkohol als „liquid benzodiazepines“ bezeichnet, die
„notwendigen“ Mengen sind ersetzbar. Die Fähigkeit einer Droge, die Wirkung einer anderen zu
substituieren, gilt als Kriterium für ihre quantitativ und qualitativ vorhandene Fähigkeit, körperliche
Abhängigkeit zu erzeugen.
175
Laxanzien
sind Abführmittel, die die Darmentleerung fördern und/oder beschleunigen. Abhängig von der
Wirkweise, lassen sie sich in folgende Gruppen unterteilen:
1. Quellstoffe (Leinsamen, Flohsamen, Weizenkleie u. a.), die im Darm Wasser aufnehmen und quellen.
Durch Vermehrung des Volumens und Erhöhung des Innendrucks im Darm werden kontraktions-
fördernde Wellen ausgelöst, die zu einer gesteigerten Darmentleerung führen (motilitätsfördernd).
Bei der Einnahme dieser Präparate ist darauf zu achten, dass genügend Wasser getrunken wird, um
eine Verkleisterung des Darminhalts und die damit verbundene Gefahr eines Darmverschlusses zu
vermeiden.
2. Osmotisch wirkende Laxanzien (Bitter- und Glaubersalz, Zucker und Zuckeralkohole wie Lactulose,
Lactose und Sorbitol u. a.), die im Darm zu einem erhöhten osmotischen Druck führen, der durch
Einstrom von Wasser ausgeglichen wird. Auch dies führt zu einer Dehnung der Darmwand und damit
zu der abführenden Wirkung. Der Wirkungseintritt ist abhängig von der Menge und der Konzentration
der Salzlösung.
3. Antiresorptiv und hydragog wirkende Abführmittel (z. B. Rizinusöl, Aloe, Faulbaumrinde), die die
Aufnahme von Natrium und Wasser aus dem Darm hemmen (antiresorptiv) und einen Einstrom von
Elektrolyten und Wasser in den Darm bewirken (hydragog).
Die Wirkstoffe Bisacodyl und Natriumpicosulfat hemmen lokal im Darm die Resorption von Wasser
und steigern die Sekretion von Wasser und Elektrolyten. Dies führt zu einer Konsistenzverminderung
und Volumenvermehrung des Stuhls, zur Anregung der Darmbewegung und einer Beschleunigung der
Darmentleerung.
Generell sollten Abführmittel nicht über längere Zeit verwendet werden, da sie die normale Darmtätig-
keit beeinträchtigen und bei regelmäßiger Anwendung die Darmträgheit noch verstärken. Außerdem
kann es durch Elektrolytverluste zu Muskelschwäche und Störungen der Herzfunktion kommen.
Missbrauch
Als Missbrauch wird der nicht mehr bestimmungsgemäße Gebrauch eines Arzneimittels bezeichnet,
also die Abweichung von den Zulassungskriterien, Dosierung, Dauer und Häufigkeit der Einnahme. Ein
solcher Missbrauch wird vor allem bei psychotropen Arzneimitteln beobachtet, bei denen das Erleben von
Euphorie oder anderer angenehmer Zustände das Belohnungssystem im Gehirn anspricht, das vor allem
durch Dopamin gesteuert ist. Der Missbrauch wird zwar vor allem auf der Ebene des Konsumenten
gesehen, es gibt aber auch die „missbräuchlichen“ Verordnungen – z. B. dann, wenn Ärztinnen und Ärzte
bestimmte Mittel unkontrolliert über zu lange Zeiträume verordnen, sodass eine Abhängigkeit entstehen
kann. Der Missbrauch ist also noch nicht mit Abhängigkeit gleichzusetzen, er kann aber in eine
Abhängigkeit führen. Der Begriff „Missbrauch“ wurde mit der ICD-10 durch den Begriff „schädlicher
Gebrauch“ ersetzt.
Narkosemittel
Substanzen, mit denen eine Narkose durchgeführt werden kann. Abhängig von der Applikationsart
unterscheidet man Inhalationsnarkosemittel (z. B. Halothan, Lachgas), das sind solche Substanzen,
die mit der Atemluft aufgenommen werden, und Injektionsnarkosemittel (z. B. Propofol), also solche
Substanzen, die intravenös injiziert werden.
Durch Lähmung von Teilen des Zentralen Nervensystems werden das Schmerzempfinden, das
Bewusstsein, die Abwehrreflexe und meist auch die Muskelspannung reversibel ausgeschaltet.
176
Nasentropfen-Nase, Stinknase
Darunter versteht man einen durch Nasentropfen oder -sprays verursachten „Schnupfen“.
Wenn die Nasenschleimhaut abschwellende Medikamente über einen längeren Zeitraum (länger als fünf
bis sieben Tage) angewendet werden, wird die Nasenschleimhaut „abhängig“ von diesen Mitteln. Das
hat zur Folge, dass die Verwendung abschwellender Nasentropfen oder -sprays erforderlich ist, um
ungestört durch die Nase atmen zu können. Es kommt zu einer sogenannten Nasentropfen-Nase.
Dabei bleiben die Blutgefäße in der Schleimhaut dauerhaft eng gestellt, die Schleimhaut beginnt zu
schrumpfen und sondert kaum noch Sekret ab, sie trocknet aus.
Die Nase wird anfällig für Viren und Bakterien, sie kann sich erneut entzünden. In einem fortgeschrit-
tenen Stadium kann es durch diesen Gewebsschwund der Nasenschleimhaut zu einer so genannten
Stinknase (Ozäna) kommen.
Niedrigdosisabhängigkeit
Bei den Benzodiazepinen gibt es den Sonderfall der Abhängigkeit, der nicht durch Dosissteigerungen
gekennzeichnet ist, sondern bereits in therapeutischen Dosen auftreten kann, wenn das benzodiazepin-
haltige Mittel (Tranquilizer, Hypnotikum, Muskelrelaxans) über längere Zeit angewendet wird. Bei
Absetzversuchen treten Entzugssymptome auf, die Anzeichen einer schon bestehenden Abhängigkeit
sind. Die Definitionen der ICD-10 lassen sich auf diese „Low Dose Dependency“ nur bedingt anwenden.
Non-Benzodiazepine
s. Z-Drugs
Nozizeptoren, Nozirezeptoren
Darunter versteht man spezifisch erregbare Rezeptoren, die für das Entstehen von Empfindungen
(v.a. Schmerz) verantwortlich sind.
Opiate, Opioide
s. Analgetika
Opioidrezeptoren
Vorwiegend im Zentralen Nervensystem aber auch in der Peripherie verteilte, in verschiedenen
Formen auftretende Rezeptoren, die die Wirkung von Opioiden vermitteln.
Paradoxe Reaktion
bezeichnet in der Medizin die Reaktion des Körpers auf einen Wirkstoff, die das Gegenteil des beab-
sichtigten Effekts bewirkt. Beispiele sind etwa das Auftreten von Schlaflosigkeit nach der Einnahme
eines Schlafmittels oder von vermehrter Angst nach der Gabe eines angstlösenden Medikaments.
Pharmakovigilanz
bezeichnet die Überwachung von Arzneimitteln nach der Zulassung, vor allem im Hinblick auf
unerwünschte Ereignisse.
Arzneimittel stehen nach ihrer Zulassung und Markteinführung einem breiten Patientenkollektiv zur
Verfügung. Nebenwirkungen, die zuvor im Rahmen der klinischen Studien nicht erkannt worden sind,
können dabei auftreten und müssen gesammelt und bewertet werden, damit – falls erforderlich –
Maßnahmen zur Risikominimierung durchgeführt werden können.
Polytoxikomanie
Viele Patientinnen und Patienten sind nicht von einer Substanz abhängig, sondern konsumieren
unterschiedliche Mittel mit Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial (z. B. Benzodiazepine und Alkohol
nebeneinander), um die Euphorie zu steigern und Entzugserscheinungen zu mildern. Dadurch kommt es
zu Störungen durch einen multiplen Substanzgebrauch, eben durch eine Polytoxikomanie (ICD-10 (F 19)).
Privatrezept
ist eine von einem Arzt ausgestellte Verordnung für Arzneimittel oder andere Leistungen, deren Kosten
nicht von der Gesetzlichen Krankenkasse, sondern vom Patienten und der Patientin selbst entrichtet
oder von einer privaten Krankenkasse übernommen werden.
177
Psychopharmaka
sind Substanzen, die das zentrale und vegetative Nervensystem beeinflussen und somit auf die
Psyche des Menschen charakteristisch einwirken. Sie finden ihre therapeutische Bedeutung
vorwiegend in der Behandlung von psychischen Störungen und neurologischen Krankheiten.
Psychopharmaka können eingeteilt werden in:
▶ Neuroleptika
▶ Antidepressiva
▶ Tranquilizer, Anxiolytika
▶ Psychostimulanzien
Psychosen
Darunter werden Gemüts- und Geisteskrankheiten verstanden, die zu einem Strukturwandel des
gesamten Lebens führen. Die Betroffenen sind in ihrer Persönlichkeitsstruktur weitgehend verändert.
Psychosen treten vielfach in Phasen oder Schüben auf; eine Abgrenzung zu anderen psychischen
Störungen kann nur über ihre Symptomatik, oft aber nur durch ihren Verlauf stattfinden.
Von einer Phase spricht man, wenn es an ihrem Ende wieder zu einer völligen Genesung der
betroffenen Person kommt, von einem Schub, wenn danach noch Krankheitsreste bestehen bleiben.
Psychostimulanzien
in der Literatur auch als Psychotonika und Psychoanaleptika bezeichnet, steigern die psychische
Aktivität. Gefühle von Müdigkeit und Abgespanntheit sollen beseitigt und die Konzentrations- und
Leistungsfähigkeit gesteigert werden.
Insbesondere bei höherer Dosierung besteht aufgrund der schlafverhindernden Wirkung die Gefahr
eines Schlafdefizits und einer daraus folgenden absoluten Erschöpfung. Es kann auch zur Gewöhnung
und Abhängigkeit kommen.
Punktprävalenz
Darunter versteht man die Anzahl vorhandener Fälle in einer bestimmten Population zu einem
bestimmten Zeitpunkt.
Retardform
Eine Arzneiform, die aufgrund ihrer technologischen Herstellung den Wirkstoff verlangsamt bzw.
verzögert freigibt. Dieses wird zum Beispiel durch Umhüllung des Arzneistoffs mit schwerlöslichen
Überzügen, durch Einbettung des Arzneistoffs in Fette und Wachse oder durch Einsatz osmotischer
Systeme erreicht. Diese Arzneiform kommt dann therapeutisch zum Einsatz, wenn eine anhaltende
Wirkung erreicht werden soll. Retardierte Arzneistoffe können durch die gleichmäßige Freisetzung des
Wirkstoffs nicht nur das Nebenwirkungspotenzial vermindern, indem auch plötzlich hohe Konzentrati-
onen von Wirkstoffen im Blut (sog. Plasmaspitzen) verhindert werden. Sie erhöhen auch die Gewährleis-
tung einer regelmäßigeren Einnahme (eine Tablette statt zwei und mehr).
Rhinologika
umgangssprachlich auch als „Schnupfenmittel“ bezeichnet. Damit sind Arzneimittel gemeint, die zur
symptomatischen Therapie von Erkrankungen der Nase und der Nasennebenhöhlen eingesetzt werden.
Meist findet eine lokale Anwendung in Form von Sprays, Tropfen, Gelen oder Salben statt.
Schlafstörungen
Diese können entweder in Einschlaf- oder Durchschlafstörungen unterteilt werden:
1. Einschlafstörungen
können primär (Erkrankungen des Schlafzentrums) oder durch sekundäre Störungen (u.a. Licht, Lärm,
innere Unruhe, Angst) verursacht werden.
2. Durchschlafstörungen,
also ein vorzeitiges Wiederaufwachen, sind besonders häufig im Alter (sog. „Greisenschlaf“) oder bei
Fieber.
178
Schmerz
ist eines der häufigsten Symptome einer Krankheit oder Gewebeschädigung und übt eine nützliche
Warn- und Schutzfunktion aus.
Durch mechanische, thermische, chemische oder elektrische Einwirkungen von außen oder durch
innere krankhafte Prozesse kommt es zu einer Veränderung und bzw. oder Zerstörung von Zellen.
Dieses hat zur Folge, dass im Körper Schmerzstoffe wie Wasserstoff- und Kalium-Ionen, Histamin,
Acetylcholin oder Prostaglandine freigesetzt werden, die die Nozizeptoren sensibilisieren und bzw.
oder erregen.
Chronischer Schmerz hat seine Eigenschaft als Warn- und Schutzfunktion verloren und wird heute
als eigenständiges Krankheitsbild gesehen und behandelt.
Sympathikus
Teil des vegetativen Nervensystems, der die nach außen gerichtete Handlungsbereitschaft erhöht.
Sympathomimetika
Substanzen, die stimulierend auf den Sympathikus wirken. Dadurch wird eine Erhöhung des Blutdruckes
und der Herzfrequenz, eine Erweiterung der Atemwege, eine allgemeine Leistungssteigerung und ein
erhöhter Energieverbrauch bewirkt. Euphorie und eine Hemmung des Hungerzentrums im Zwischenhirn,
und somit eine Verminderung des Appetits sind weitere Folgen.
Totalentzug
Wird auch als oder „kalter Entzug“ bezeichnet. Unter diesem Begriff wird eine Methode des Drogenent-
zugs verstanden, bei der die Droge abrupt abgesetzt wird, statt z. B. schrittweise oder mit medikamen-
töser Hilfe zu entziehen.
Er kann auch einen unfreiwilligen Entzug bezeichnen, wenn z. B. die Droge nicht verfügbar ist.
Tranquilizer
sind Substanzen, die ohne einen antipsychotischen Effekt zu besitzen, beruhigend wirken, übermäßige
Spannungen und Angst beseitigen und einen Zustand der Ausgeglichenheit hervorrufen. Daneben
weisen die meisten dieser Substanzen noch eine schlafanstoßende, antikonvulsive und muskelrelaxie-
rende Wirkung auf. Denkvermögen und Leistungsfähigkeit hingegen werden von Tranquilizern relativ
wenig beeinflusst.
In der Literatur findet man ferner die Begriffe Tranquillantien, Anxiolytika und Ataraktika.
Wirkumkehr
Diese tritt als Folge einer längeren Einnahme eines Arzneimittels auf. Der Körper gewöhnt sich dabei
an die regelmäßige Dosis und steuert ihr entgegen. Ein Medikament, was eigentlich beruhigend wirken
soll, kann dann beispielsweise zu einer verstärkten Unruhe führen.
Z-Drugs
Dahinter verbergen sich neue Schlafmittel, deren Wirkstoffnamen sämtlich mit dem Buchstaben „Z“
beginnen. Die bekanntesten sind Zolpidem, Zopiclon oder Zaleplon.
Diese Wirkstoffe sind zwar chemisch gesehen keine Benzodiazepine (Non-Benzodiazepine), sie greifen
aber an denselben Bindungsstellen an und ähneln deren pharmakologischen Wirkungen. Therapeutisch
finden sie ihre Anwendung derzeit als Schlafmittel.
179
Bei der Verordnung von Benzodiazepinen sollten Ärztinnen und Ärzte
die 4-K-Regel beachten. Diese berücksichtigt eine
Klare Indikation
Verordnung nur bei klarer vorheriger Indikationsstellung und Aufklärung der
Patientin/des Patienten über das bestehende Abhängigkeitspotenzial und mög-
liche Nebenwirkungen; keine Verschreibung an Patienten mit einer Abhängig-
keitsanamnese.
Korrekte Dosierung
Verschreibung kleinster Packungsgrößen, indikationsadäquate Dosierung.
Kurze Anwendung
Therapiedauer mit der Patientin/dem Patienten vereinbaren, kurzfristige
Wiedereinbestellung, sorgfältige Überprüfung einer Weiterbehandlung.
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS) mit Sitz in Hamm ist der
Zusammenschluss der in der Suchtprävention und Suchtkrankenhilfe bundesweit
tätigen Verbände. Dazu gehören die Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege,
öffentlich-rechtliche Träger der Suchtkrankenhilfe und der Sucht-Selbsthilfe. Die
DHS koordiniert und unterstützt die Arbeit der Mitgliedsverbände und fördert den
Austausch mit der Wissenschaft.
Die Geschäftsstelle der DHS in Hamm gibt Auskunft und vermittelt Informationen an
Hilfesuchende, Experten, Medien- und Pressefachleute sowie andere Interessierte.
Die DHS gibt zahlreiche Publikationen für Fachleute und Betroffene heraus. Viele
dieser Materialien können auch in größerer Stückzahl über die Deutsche Haupt-
stelle für Suchtfragen bestellt werden:
www.dhs.de/informationsmaterial
Über die Internetseite www.dhs.de ist der gesamte Bestand der Bibliothek online
recherchierbar.
184
Die BZgA
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist eine obere Bundes-
behörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG). Sie
nimmt für den Bund Aufgaben der Prävention und Gesundheitsförderung wahr. Als
Fachbehörde für Prävention und Gesundheitsförderung entwickelt sie Strategien
und setzt diese in Kampagnen, Programmen und Projekten um.
Herausgeber
© Deutsche Hauptstelle Diese Broschüre wird von der
für Suchtfragen e. V. Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen
Westenwall 4, 59065 Hamm e. V., Postfach 1369, 59003 Hamm
Tel. +49 2381 9015-0 ([email protected]) und der Bundeszentrale
Fax +49 2381 9015-30 für gesundheitliche Aufklärung, 50819
[email protected] Köln ([email protected]), kostenfrei abge-
www.dhs.de geben. Sie ist nicht zum Weiterverkauf
durch die Empfängerin/den Empfänger
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oder Dritte bestimmt.
Dr. Raphael Gaßmann
Best.-Nr.: 33221205
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Christa Merfert-Diete Gefördert von der Bundeszentrale für
Anke Nolte gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im
Auftrag des Bundesministeriums für
Alle Rechte vorbehalten
Gesundheit
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Prof. Dr. rer. nat. Gerd Glaeske, Bremen
Dr. med. Rüdiger Holzbach, Lippstadt
Daniela Boeschen, Bremen
Gestaltung
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Hinterm Schloss 11
32549 Bad Oeynhausen
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Juni 2020
4.15.06.20
ISBN 978-3-937587-04-2
Westenwall 4 | 59065 Hamm
Tel. + 49 2381 9015-0
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