Fruhmittelalter Chlodwig
Fruhmittelalter Chlodwig
Fruhmittelalter Chlodwig
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2. Kapitel
hen«!
Gundobad selbst bezichtigte die katholischen Bi-
schöfe Burgunds, damals 25, an ihrer Spitze Avitus
von Vienne, den eigenen König verraten zu haben,
obwohl ihre Lehre von der Obrigkeit dies verbot und
Gundobad den Katholiken sehr wohlwollend gegen-
überstand. Von Chlodwig aufgestachelt, ging auch
Gundobads Bruder Godegisel, der Unterkönig von
Genf und fürsorgliche Onkel von Chlodwigs Gattin
Chlotilde, zu den Franken über, denen er jährliche
Tribute zusagte sowie die Überlassung nicht näher
bezeichneter Gebiete. »Solches hörte Chlodwig
gern ...« Und dank dieses Verrats besiegten die Ver-
bündeten in der Schlacht an der Ouche bei Castrum
Divionense (Dijon) Gundobad, der sich, schwer ge-
schlagen, gerade noch in das feste Avenio (Avignon)
retten konnte, an dessen Mauern Chlodwig scheiterte.
Er verwüstete die Äcker, fällte die Ölbäume, vernich-
tete die Weinberge, die Ernte, während Godegisel tri-
umphierend in Vienne einmarschierte.
Doch nach dem Abzug der Franken gewann Gun-
dobad, mit Hilfe wohl der Westgoten unter Alarich
II., wieder die Oberhand. In Vienne schloß er den
Bruder ein und stach ihn in einer arianischen Kirche,
wo er Asyl gesucht, samt einem arianischen Bischof,
mit eigener Hand nieder. Seinen Anhang ließ er grau-
sam zu Tode foltern. Und da auch ein weiterer Bruder
Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums
3.182 Chlodwigs Burgunderkrieg (500) Deschner Bd. 4, 64
Die Westgoten
felrunde.
Durch den Tod erledigte katholische Pfarr- oder Bi-
schofsstellen ließ der König lange unbesetzt. So ver-
wahrlosten Kirchen, verfielen. Sidonius Apollinaris,
Clermonts Oberhirte, klagt: »Man kann sehen – es ist
zum Weinen! – wie Kuhherden nicht nur in den halb-
offenen Vorhallen liegen, sondern sogar die von Un-
kraut überwucherten Seiten der grünenden Altäre ab-
weiden.« Doch durfte selbst Sidonius nach kurzer
Verbannung auf seinen Stuhl zurück (der übrigens in
der Familie blieb, sein Sohn Apollinaris drückte ihn
wieder: III 500). Denn Eurich bekämpfte die Katholi-
ken in Wirklichkeit maßvoll, ja, unterhielt zu mehre-
ren Bischöfen gute Beziehungen.30
Der König residierte in Toulouse (Tolosa). Von
dort drangen seine Generale sowohl nach Norden wie
nach Spanien vor, gegen Bretonen kämpfend, Fran-
ken, Burgunder, gegen römische Truppen des comes
Paulus und kaiserliche aus Italien, auch gegen die
Sueven. In Gallien schoben sie, im harten Kampf
wider Adel und katholische Prälaten, die Grenze bis
zur Loire, Saône, Rhône und, seit 477, bis zur Pro-
vence vor. Mancherorts beteiligten sich die katholi-
schen Oberhirten führend am Widerstand; Bischof Si-
donius etwa, der beim Vorstoß gegen die Auvergne,
zusammen mit seinem Schwager Ecdicius, sogar jah-
relang Clermont verteidigt hat. Und in nicht minder
Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums
3.189 Die Westgoten Deschner Bd. 4, 68
der König, der ganz nach den Worten des hl. Remigi-
us bei seiner Taufe regierte: bete an, was du ver-
brannt, verbrenne, was du angebetet (S. 57). Dies der
Katholik, der nichts Heidnisches mehr mit sich her-
umschleppte, doch als fast absoluter Tyrann gebot,
der beinah barst von hypertropher Brutalität und
Raubgier, vorsichtig-feig gegenüber Stärkeren, alles
Schwächere aber unbarmherzig massakrierend; der
keine Heimtücke und Grausamkeit scheute, alle seine
Kriege im Namen des christkatholischen Gottes führ-
te; der souverän wie selten einer, doch gut katholisch,
Krieg, Mord und Frömmigkeit verband, der sein
»christliches Königtum mit voller Absicht am 25. De-
zember begonnen«, der mit seiner Beute überall Kir-
chen baute, sie beschenkte, darin betete, der ein gro-
ßer Verehrer des hl. Martin war, seine »Ketzerkriege«
in Gallien gegen die Arianer »im Zeichen einer ver-
stärkten Petrusverehrung« führte (K. Hauck), dem die
Bischöfe auf dem Nationalkonzil von Orléans (511)
eine »wirklich priesterliche Seele« nachrühmten (Da-
niel-Rops). Ein Mann, der beim Anhören von Jesu
Passion erklärt haben soll, wäre er mit seinen Franken
dort gewesen, hätte er das Unrecht an ihm gerächt;
womit er sich auch noch, nach dem alten Chronisten,
als »echter Christ« erwies (christianum se verum esse
adfirmat: Fredegar). Wie ja auch Theologe Aland
heute sagt: »Und daß er sich als Christ, und zwar als
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3.205 Müssen wir uns frei machen von moralistischer ... Deschner Bd. 4, 77