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Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V.

German Centre for Addiction Issues


| Factsheet www.dhs.de

Alkohol im Straßenverkehr
Alkohol am Steuer ist nach wie vor eine Hauptursache für ten Fahrerin. Insbesondere junge Menschen unterschät-
Verkehrsunfälle. Alkoholunfälle sind Unfälle, bei denen zen die Wirkung des Alkohols auf die Fahrtüchtigkeit.
mindestens ein Beteiligter (Fahrer oder Fußgänger ) unter Alkohol beeinträchtigt auch in geringen Mengen Konzen-
Alkoholeinfluss steht. In den vergangenen 40 Jahren ist tration, Leistungsfähigkeit und Reaktionsvermögen.
die Zahl der Alkoholunfälle kontinuierlich gesunken – Verhängnisvolle Folgen des Fahrens unter Alkoholeinfluss
allein in den letzten 10 Jahren um knapp 40 %. Dennoch sind außerdem überhöhte Geschwindigkeit, Fahren in
kommen jedes Jahr tausende Menschen zu Schaden. Dazu Schlangenlinien, riskante Überholmanöver oder die Mitnah-
zählen auch Personen, die die keinen Alkohol getrunken me von zu vielen Personen. Kommt es zu einem Unfall, sind
haben. Jeder elfte Unfalltote ist Opfer eines alkoholisier- die Konsequenzen weitreichend. Kein Alkohol im Straßen-
ten Fahrers oder (wesentlich seltener) einer alkoholisier- verkehr ist daher die einzig richtige Entscheidung.

Die Folgen von Alkohol im Straßenverkehr – Daten und Fakten

Im Jahr 2015 ereigneten sich insgesamt 13.239 Alkohol- le-Grenze für Kraftfahrer. Im Januar 2005 wurde eine
unfälle mit Personenschaden. Gegenüber 2006 ist das Null-Promille-Grenze für Gefahrguttransporte einge-
ein Rückgang um 36 % (20.685 Alkoholunfälle). führt. Am 1. August 2007 ist das Alkoholverbot für
Fahranfänger in Kraft getreten. Die Null-Promille-Grenze
Bei diesen Unfällen verunglückten 16.682 Beteiligte.
gilt für alle jungen Fahrer unter 21 Jahren sowie für
Insgesamt starben 256 Menschen durch Alkoholunfälle. Fahranfänger, die sich noch in der zweijährigen Probe-
Das ist ein Anteil von 7 % aller getöteten Straßenteil- zeit befinden, unabhängig von ihrem Alter.
nehmer (3.459 Personen). 2006 lag dieser Anteil bei 12 %.
 rinken und Fahren zu trennen ist in erster Linie ein
T Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert in ihrer
Problem von männlichen Pkw-Fahrern. Die Unfall- Europäischen Alkohol Charta von 1995 alle Mitglieds-
ursache Alkohol tritt mit Abstand am häufigsten in der staaten auf, umfassende alkoholpolitische Konzepte zu
Altersgruppe von 21 bis 24 Jahren auf. erarbeiten und Programme umzusetzen. Sie geht dabei
u.a. von folgendem ethischen Prinzip aus:
 twa 60 % aller an Unfällen beteiligten alkoholisierten
E
Alle Bürger haben das Recht auf ein vor Unfällen,
Pkw-Fahrer sind an Wochenenden in einen Unfall
Gewalttätigkeit und anderen negativen Folgen des
verwickelt, darunter knapp zwei Drittel in der Nacht.
Alkoholkonsums geschütztes Familien-, Gesellschafts-
(Statistisches Bundesamt, 2016)
und Arbeitsleben.
Deutschland hat in den vergangenen Jahren die gesetz-
Die WHO benennt darin als wichtige alkoholpolitische
lichen Regelungen in Bezug auf Alkohol im Straßenver-
Maßnahme:
kehr gestärkt. Die zulässige Höchstgrenze der Blutalko-
Erlass und Durchführung von wirkungsvollen Gesetzen
holkonzentration (BAK) beim Führen von Fahrzeugen
gegen Alkohol im Straßenverkehr.
wurde an den europäischen Standard angeglichen. Seit
(WHO, 1995)
dem 1. April 2011 gilt in Deutschland eine 0,5-Promil-

1W
 enn möglich verwenden wir eine geschlechterneutrale Formulierung. Aus Gründen der flüssigeren Lesbarkeit und in Ermangelung einer befriedigenden
Sprachregelung wird daneben meist die männliche Sprachform benutzt. Es sind damit immer auch weibliche Personen gemeint.

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Einfluss von Alkohol auf die Fahrtüchtigkeit

Alkohol wirkt wie ein Betäubungsmittel. Bereits bei 0,2 Unfallrisiko steil an. Bei 1,1 Promille ist es zehnmal so
bis 0,3 Promille verlängert sich die Reaktionszeit und die hoch wie im nüchternen Zustand (BADS, 2012). Das ist
Bereitschaft steigt, riskant zu fahren. Ab etwa 0,5 Pro- der Grenzwert für absolute Fahruntüchtigkeit.
mille reagiert man langsamer, schätzt Geschwindigkei-
Alkohol gelangt über den Blutkreislauf in den menschli-
ten falsch ein und ist risikobereiter. Die Gefahr, in einen
chen Körper. Da Alkohol ein Zellgift ist und besonders in
Unfall verwickelt zu werden, ist dann doppelt so hoch
der zentralen Schaltstelle - dem Gehirn - wirkt, reagiert
wie in nüchternem Zustand. Wer in diesem Zustand noch
der gesamte Organismus. Alkohol lähmt die Nervenzellen
Auto fährt, handelt ordnungswidrig.
und behindert so die Übermittlung von Informationen.
Je mehr Alkohol ein Fahrer getrunken hat, desto mehr Dies führt zu Fehlleistungen im Seh- und Gefühlszentrum
Fehler macht er: Er fährt zu schnell, fährt Schlangenli- sowie im Assoziationszentrum, welches Denken, Ge-
nien, macht riskante Überholmanöver und neigt dazu, dächtnis, Wille, Bewusstsein und Sprache steuert. Auch
viele Personen mitzunehmen. Ab 0,8 Promille steigt das die Körperbewegungen werden verlangsamt.

Körperliche Reaktionen Psychische Reaktionen


Verlängerung der Reaktionszeit und Abnahme der Allgemeine Enthemmung
Reaktionssicherheit
Gesteigerter Antrieb
Störungen der Bewegungskoordination,
Erhöhte Reizbarkeit bis zur Aggressivität
überschießende Bewegungen
Einschränkung des Kritikvermögens, Selbstüber-
Gestörter Gleichgewichtssinn
schätzung, erhöhte Risikobereitschaft
Gestörtes Lage- und Raumgefühl/
Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen
mangelnde Orientierung
Eingeschränkte Erfassung, Verarbeitung
Sehvermögen:
und Bewältigung komplexer Situationen
 inschränkung von Sehschärfe, räumlichem
E
Sehen und Dämmerungssehschärfe
Quelle: DHS, 2015
erhöhte Blendempfindlichkeit
Gesichtsfeldeinschränkungen („Tunnelblick“)
Funktionsstörungen bis zum Doppeltsehen
Wachheitsstörungen

Quelle: DHS, 2015

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Gesetzliche Bestimmungen

Die gesetzlichen Bestimmungen bezüglich „Alkohol im Eine Neuerung hat sich durch eine verbesserte Mess-
Straßenverkehr“ sind in Deutschland im Straßenver- technik im Bereich der Atemalkoholanalyse ergeben.
kehrsgesetz (StVG) und im Strafgesetzbuch (StGB) Seit dem 1. Mai 1998 sind Messungen der Atemalkohol-
geregelt. Für das Führen von Fahrzeugen gilt nach dem konzentration (AAK) vor Gericht verwertbar, d.h. eine
StVG die Obergrenze von 0,5 Promille. Bei einer Blutal- Blutalkoholanalyse kann entfallen. Bei einer AAK von
koholkonzentration zwischen 0,5 Promille und 1,09 0,25 mg/l oder mehr liegt wie bei einer Blutalkoholkon-
Promille ohne Ausfallerscheinungen beim Fahrzeugfüh- zentration (BAK) von 0,5 Promille eine Ordnungswidrig-
rer liegt eine Ordnungswidrigkeit nach §24 StVG vor. keit vor (StVG § 24a „0,5 Promille-Grenze“).

Relative Fahruntüchtigkeit Relevante Gesetze


Beim Fahren unter Alkoholeinfluss wird eine Unter-  tVG § 24a: „0,5 Promille-Grenze“
S
scheidung getroffen zwischen relativer und absoluter http://bundesrecht.juris.de/stvg/__24a.html
Fahruntüchtigkeit. Eine relative alkoholbedingte Fah-
 tVG § 25: „Fahrverbot“
S
runtüchtigkeit besteht, wenn unterhalb der Grenze von
http://bundesrecht.juris.de/stvg/__25.html
1,1 Promille, also auch schon bei 0,3 Promille, be-
stimmte weitere Beweisanzeichen für Fahruntüchtig-  tGB § 315c: „Gefährdung des Straßenverkehrs“
S
keit vorliegen, wie z.B. leichtsinnige Fahrweise, Fahren https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__315c.html
in Schlangenlinien, Fahrfehler oder in einen Unfall
 tGB § 316: „Trunkenheit im Verkehr“
S
verwickelt sein. Unterhalb einer Blutalkoholkonzentra-
http://bundesrecht.juris.de/stgb/__316.html
tion (BAK) von 0,3 Promille kann relative Fahruntüch-
tigkeit nur bei Auftreten außergewöhnlicher Umstände  tGB § 44: „Fahrverbot“
S
vorliegen (StGB § 316 „Trunkenheit im Verkehr“). http://bundesrecht.juris.de/stgb/__44.html
 tGB § 69: „Entziehung der Fahrerlaubnis“
S
http://bundesrecht.juris.de/stgb/__69.html
StGB
 § 69a: „Sperre für die Erteilung einer Fahrerlaubnis“
Absolute Fahruntüchtigkeit
http://bundesrecht.juris.de/stgb/__69a.html
Ab einer Blutalkoholkonzentration (BAK) von 1,1 Promille
 erordnung über die Zulassung von Personen zum
V
nimmt der Gesetzgeber an, dass niemand mehr in der
Straßenverkehr (FeV) § 11: „Eignung“
Lage ist, ein Auto sicher zu führen, weil die Leistungs-
https://www.gesetze-im-internet.de/fev_2010/
fähigkeit so stark herabgesetzt ist, dass keiner mehr
BJNR198000010.html
den Anforderungen des Verkehrs gerecht wird. Daher
wird eine absolute Fahruntüchtigkeit bei 1,1 Promille  eV § 13: „Klärung von Eignungszweifeln bei
F
angenommen, auch wenn keine Ausfallerscheinungen Alkoholproblematik“
sichtbar werden. Wer in diesem Zustand ein Kraftfahr- http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/
zeug führt, handelt grundsätzlich grob fahrlässig. fev_2010/gesamt.pdf
Es wird im jedem Fall ein Strafverfahren eingeleitet  llgemeine Kfz-Versicherungs-Bedingungen (AKB)
A
(StGB § 315c „Gefährdung des Straßenverkehrs“). § 2b: „Einschränkung des Versichertenschutzes“
http://www.bundderversicherten.de
(Links zuletzt abgerufen am 03.04.2017)

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Bußgelder und Strafmaße

Das Führen eines Fahrzeuges unter Alkoholeinfluss wird


aufgrund der vielfältigen Gefahren und der gesteigerten
Unfallwahrscheinlichkeit strafrechtlich vom Gesetzge-
ber verfolgt. Dabei muss es jedoch nicht erst zum Unfall
gekommen sein, damit die Behörden aktiv werden.
Bereits bei auffälligem Verhalten im Straßenverkehr, das
auf Alkohol zurückzuführen ist, drohen hohe Strafen.
Alkoholkonsum und Fahren ist jedoch auch unterhalb
der im folgenden genannten Grenzwerte problematisch:
Kommt es zu Fahrfehlern oder einem Unfall, kann der
Führerschein bereits ab 0,3 Promille entzogen werden.
Weiterhin ist auch hier eine Freiheitsstrafe möglich.

Alkohol- Wenn keine Anzeichen von Wenn Anzeichen für Wenn es zum Unfall kommt
gehalt Fahrunsicherheit vorliegen Fahrunsicherheit vorliegen

Ab 0,5 Promille  Punkte im


2  Punkte im
3  Punkte im
3
BAK bzw. Verkehrszentralregister, Verkehrszentralregister Verkehrszentralregister
0,25mg/l AAK, Ordnungswidrigkeit nach Geldstrafe oder Freiheits- Geldstrafe oder Freiheits-
doppeltes § 24 StVG: strafe (bis 5 Jahre) strafe (bis 5 Jahre)
Unfallrisiko - 5 00 € Geldbuße + Fahr- Führerscheinentzug (Sperr- Führerscheinentzug (Sperr-
verbot 1 Monat frist 6 Monate bis 5 Jahre frist 6 Monate bis 5 Jahre
- bei erneuten Verstößen oder auf Dauer) oder auf Dauer)
bis 1.500 € Geldbuße, 2-3 Schadenersatz, Schmerzens-
Punkte und bis zu 3 Monate geld und evtl. Rente an
Fahrverbot Unfallopfer

Ab 1,1 Promille  Punkte im


3  Punkte im
3  Punkte im
3
BAK bzw. Verkehrszentralregister Verkehrszentralregister Verkehrszentralregister
0,55mg/l AAK, Geldstrafe oder Freiheits- Geldstrafe oder Freiheits- Geldstrafe oder Freiheits-
über zehnfaches strafe (bis 5 Jahre) strafe (bis 5 Jahre) strafe (bis 5 Jahre)
Unfallrisiko Führerscheinentzug (Sperr- Führerscheinentzug (Sperr- Führerscheinentzug (Sperr-
frist 6 Monate bis 5 Jahre frist 6 Monate bis 5 Jahre frist 6 Monate bis 5 Jahre
oder auf Dauer) oder auf Dauer) oder auf Dauer)
Schadenersatz, Schmerzens-
geld und evtl. Rente an
Unfallopfer

Quelle: DVR, 2014

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Entzug der Fahrerlaubnis Medizinisch-Psychologische


Ein Entzug der Fahrerlaubnis gründet sich in 90 % der Untersuchung (MPU)
Fälle auf Trunkenheit im Straßenverkehr. Im Jahr 2015
Der Gesetzgeber schreibt eine MPU zum Thema Alkohol vor:
wurde in 47.738 Fällen ein Führerschein aufgrund von
Alkohol im Straßenverkehr von Gerichten entzogen. Das  einer ersten Trunkenheitsfahrt ab 1,6 Promille BAK
Bei
entspricht 85 % der gesamten Fahrerlaubnisentziehun- (in Einzelfällen auch darunter)
gen. Am häufigsten ist die Gruppe der 45- bis 54-Jähri- 
oder bei wiederholten Alkoholauffälligkeiten im
gen vertreten (11.517 Entziehungen), dicht gefolgt von Straßenverkehr (BASt, 2016a).
den jungen Erwachsenen im Alter von 25 bis 34 Jahren.
Rund ein Fünftel (19,5 %) aller Entziehungen der Fahrer- Im Jahr 2015 erfolgten nach Angaben der Bundesanstalt
laubnisse aufgrund von Alkohol betraf Verkehrsteilneh- für Straßenwesen (BASt) 44.614 Begutachtungen, die
mer dieser Altersklasse (Kraftfahrt-Bundesamt, 2016). Alkoholfragestellungen zum Anlass hatten. Die Hälfte
der Begutachtungen fiel positiv aus, ca. 10 % wurden als
nachschulungsfähig eingestuft, während die restlichen
Entzug von Fahrerlaubnissen in Verbindung mit 38 % für ungeeignet erklärt wurden. 42 % der Kandidaten
Trunkenheit im Straßenverkehr scheiterten, bei 15 % wurde eine Nachschulung empfoh-
(ab 2004 in Verbindung mit Alkohol oder anderen len (BASt, 2016b).
Drogen), 2000 - 2015

insgesamt
Versicherungsrecht
2000 111.955
Auch im Versicherungsrecht spielt Alkohol am Steuer
2005 94.276 eine bedeutende Rolle. Die sogenannte Trunkenheits-
2010 62.148 klausel in den Allgemeinen Kfz-Versicherungs-Bedin-
gungen (AKB) verpflichtet Fahrzeugführer, nur in nüch-
2015 49.060
ternem Zustand zu fahren. Kommt es aufgrund der
Quelle: Statistisches Bundesamt, 2016 Verletzung dieser Obliegenheitspflicht zu einem Unfall,
dann wird der Kfz-Haftpflichtversicherer leistungsfrei. Er
kann beim Fahrzeugführer die Erstattung seiner Scha-
densaufwendungen verlangen, wenn zwischen der alko-
holischen Beeinflussung und dem Versicherungsfall ein
kausaler Zusammenhang besteht (Verkehrslexikon, 2017).
Bei der grobfahrlässigen Herbeiführung des Versiche-
rungsfalls hat Alkohol am Steuer auch eine bedeutende
Rolle in der Vollkasko- und in der Insassenunfallversi-
cherung.

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Die gesetzlichen Promillegrenzen im europäischen Vergleich

In den meisten europäischen Ländern gilt die 0,5 Pro- schlossen, dass Autofahrer bis auf einen festgelegten
millegrenze. Lediglich in Großbritannien (außer Schott- Toleranzwert völlig nüchtern sein müssen.
land) und Malta liegt die Obergrenze nach wie vor bei 0,8
Die nachfolgende Übersicht zeigt die europäischen
Promille. In Norwegen, Schweden und einigen neuen
Promillegrenzen im Überblick:
EU-Ländern ist Alkohol am Steuer bei einer Grenze von
0,2 Promille nahezu tabu. Einige Länder haben be-

Allgemei- BAK BAK Allgemei- BAK BAK


ner Berufs- Fahran- ner Berufs- Fahran-
BAK-Wert kraftfahrer fänger BAK-Wert kraftfahrer fänger

Belgien 0,5 0,2 0,5 Niederlande 0,5 0,5 0,2


Bulgarien 0,5 0,5 0,5 Österreich 0,5 0,1 0,1
Dänemark 0,5 0,5 0,5 Polen 0,2 0,2 0,2
Deutschland 0,5 0,0 0,0 Portugal 0,5 0,5 0,5
Estland 0,2 0,2 0,2 Rumänien 0,0 0,0 0,0
Finnland 0,22 0,22 0,22 Schweden 0,2 0,2 0,2
Frankreich 0,5 (0,2 Slowakei 0,0 0,0 0,0
0,5 0,5
Busfahrer)
Slowenien 0,5 0,0 0,0
Griechenland 0,5 0,2 0,2
Spanien 0,5 0,3 0,3
Irland 0,5 0,5 0,2
Tschechien 0,0 0,0 0,0
Italien 0,5 0,0 0,0
Ungarn 0,0 0,0 0,0
Lettland 0,5 0,5 0,2
Vereinigtes
Litauen 0,8 0,8 0,8
0,4 0,2 0,2 Königreich
Luxemburg 0,5 0,2 0,2 Zypern 0,22 0,22 0,22
Malta 0,8 0,8 0,8

Quellen: ADAC, 2016a; ADAC, 2016b; European Transport Safety Council, 2016

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Alkoholbedingte Verkehrsunfälle

Unfallhäufigkeit und Todesfälle Zeitliche Verteilung


Seit 1975 liegen Daten zu Alkoholunfällen mit Personen- Im Unterschied zu den Unfällen mit Personenschaden insge-
schäden in Deutschland vor. Sie zeigen eine deutlich samt, die eher an Wochentagen und in der Dämmerung bzw.
positive Entwicklung im Sinne einer Abnahme der Unfäl- tagsüber geschehen, finden Alkoholunfälle meist am Wochen-
le und der mit ihnen verbundenen Personenschäden und ende und nachts statt. Während nur 7,8 % aller Unfälle mit
Todesfälle. Dies ist umso bedeutsamer, da der Bestand Personenschäden zwischen 22 Uhr und 6 Uhr gezählt wurden,
an Autos in diesem Zeitraum kontinuierlich gewachsen passiert fast die Hälfte der Alkoholunfälle (43 %) in diesem
ist und auch die Anzahl der zurückgelegten Kilometer Zeitraum. Von den 23.839 Unfällen mit Personenschaden, die
stark zugenommen hat. Die Anzahl der Unfälle mit zwischen 22 Uhr und 6 Uhr stattfanden, war bei rund 24 %
Personenschaden verringerte sich seit diesem Zeitpunkt Alkohol ursächlich (Statistisches Bundesamt, 2016).
um 74,3 % von 51.593 auf 13.239 im Jahr 2015. Auch der
Anteil der Alkoholunfälle mit Personenschaden an allen Unfallschwere
Unfällen sank von 13,8 % im Jahr 1975 auf 4,3 % im Jahr Alkoholunfälle mit Personenschaden haben eine über-
2015 (Statistisches Bundesamt, 2016). durchschnittliche Schwere: Während bei allen Unfällen
mit Personenschaden im Jahr 2015 auf 1.000 Unfälle 11
Getötete und 222 Schwerverletzte kamen, so waren es
Jahr Polizeilich Alkohol- dabei bei den Alkoholunfällen mit Personenschaden 19 Getöte-
erfasste unfälle te und 447 Schwerverletzte je 1.000 Unfälle. So stirbt
Alkohol- mit etwa jeder 14. aller tödlich verletzten Verkehrsteilneh-
unfälle Personen- mer aufgrund eines Alkoholunfalls (Statistisches Bun-
insgesamt schaden Getötete Verletzte desamt, 2016).
2005 52.128 22.004 603 27.833
2006 51.053 20.685 599 26.297
2007 51.153 20.785 565 26.029
2008 48.226 19.603 523 24.587
2009 43.821 17.434 440 21.735
2010 39.345 15.070 342 18.874
2011 40.548 15.898 400 19.809
2012 39.757 15.130 338 18.983
2013 36.895 13.980 314 17.520
2014 35.310 13.612 260 16.856
2015 34.476 13.239 256 16.426

Quelle: Statistisches Bundesamt, 2016

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| Factsheet Alkohol im Straßenverkehr

Beteiligte Blutalkoholwerte
Alkoholisierte Beteiligte an Unfällen mit Personenschä- Personen, die an einem Unfall alkoholisiert beteiligt
den sind meist Männer. Frauen fallen seltener als Män- sind, weisen meist sehr hohe Blutalkoholkonzentratio-
ner durch Alkohol am Steuer auf. Der Anteil der nen auf. Von insgesamt 13.361 Beteiligten wiesen 2015
Pkw-Fahrerinnen an den alkoholisierten Unfallbeteilig- 70,7 % einen BAK gleich oder höher als 1,1 Promille auf,
ten liegt bei lediglich 12,9 % (Statistisches Bundesamt, d.h. sie waren absolut fahruntauglich.
2016).
Obwohl in allen Altersklassen bis 49 Jahre das Fahren
Beteiligte an Unfällen mit Personenschaden
unter Alkoholeinfluss sehr verbreitet ist, sticht die
nach BAK, 2015
Gruppe der 25- bis 34-Jährigen besonders hervor:
25,4 % der alkoholisierten Unfallbeteiligten befinden sich 2.500

in dieser Altersklasse. Weiterhin wird deutlich, dass


2.000
Trink-/Fahrkonflikte und damit einhergehende Alkohol-
unfälle mit zunehmendem Alter abnehmen (Statistisches
1.500
Bundesamt, 2016).
1.000

Alkoholisierte Beteiligte an Unfällen mit Personen- 500


schaden nach Alter und Geschlecht, 2015
0
männlich weiblich unter 0,5- 0,8- 1,1- 1,4- 1,7- 2,0- 2,5- 3,0 ohne
0,5 0,8 1,1 1,4 1,7 2,0 2,5 3,0 und Angabe
3.500 mehr
Quelle: eigene Darstellung nach Statistisches Bundesamt, 2016.
3.000

2.500

2.000

1.500

1.000

500

0
18-24 25-34 35-44 45-54 55-64 65 und älter
Quelle: eigene Darstellung nach Statistisches Bundesamt, 2016

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| Factsheet Alkohol im Straßenverkehr

Die besondere Situation junger Menschen

Junge Menschen haben ein überdurchschnittliches Weiterhin fällt auf, dass jüngere Menschen (18 bis 20
Unfallrisiko im Straßenverkehr. Der Grund ist häufig eine Jahre) mit einem vergleichsweise geringem BAK-Wert
Überschätzung der eigenen Fahrfähigkeiten und eine häufiger im Zusammenhang mit alkoholassoziierten
hohe Risikobereitschaft. Beide Faktoren werden durch Verkehrsunfällen auffallen, als ältere Verkehrsteilneh-
Alkoholkonsum verstärkt. Aufgrund ungenügender mer (Albrecht, Langner, 2017).
Fahrpraxis erhöht sich ihr Risiko, alkoholbedingte
Unfälle zu erleiden. Außerdem zeigt sich, dass männli-
che Jugendliche im direkten Vergleich eine höhere Das Alkoholverbot für Fahranfänger und junge
Wahrscheinlichkeit haben, alkoholisiert am Straßenver- Erwachsene
kehr teilzunehmen.

Nach aktuellem Verkehrsrecht gilt für alle Autofahrer
Berücksichtigt man, dass in diesem Alter (18 bis 24 unter 21 Jahren ein absolutes Alkoholverbot
Jahre) ein großer Teil der Trinkepisoden außer Haus („0,0 Promille“).
stattfinden, wird deutlich, wie stark junge Fahrer dem

Zudem gilt die Null-Promille-Regelung für Fahranfän-
Trink-Fahr-Konflikt ausgesetzt sind. Nächtliche Freizei-
ger unabhängig vom Lebensalter. Das heißt, dass
tunfälle ereignen sich hauptsächlich nach dem Besuch
Alkohol für Autofahrer in den ersten zwei Jahren nach
von Discos und Kneipen oder nach privaten Partys etc.
der Führerscheinprüfung ebenfalls verboten ist.
(Albrecht, Langner, 2017).
(DHS, 2016)

Alkohol und Fahrradfahren

Mit 25,7 % der alkoholisierten Unfallbeteiligten mit Perso-


Alkoholisierte Beteiligte an Straßenverkehrs-
nenschaden folgen die Radfahrenden (3.435) direkt nach
unfällen nach Art der Verkehrsbeteiligung, 2015
den Pkw-Fahrern (7.553). Alkohol ist bei dieser Gruppe
die zweithäufigste Unfallursache. Alkoholisierte Radfah- Sonstige
rende, die an einem Unfall beteiligt sind, sind meistens 0,4 %
Güterfahrzeuge
mit einem Alkoholwert über 1,1 Promille im Blut unter- 2,4 %
wegs. Bei diesem Wert gelten Pkw-Fahrende als absolut Fußgänger
fahruntüchtig und machen sich strafbar (Statistisches 5,2 %
Bundesamt, 2016).
Krafträder
Anders als Pkw-Fahrer gelten Radfahrende erst ab 1,6
9,7 %
Promille als absolut fahruntüchtig, wenngleich bereits vor
dieser Grenze mit groben Fahrfehlern gerechnet werden
kann. Diese Grenze wird häufig überschritten: Fast 60 %
der alkoholisierten Radfahrenden, die an einem Unfall mit
Personenschaden beteiligt waren, hatten 1,7 oder mehr Fahrräder PKW
Promille Alkohol im Blut (Statistisches Bundesamt, 2016). 25,7 % 56,5 %
Dabei sind die Folgen dramatisch: Ohne schützende
Karosserie sind sie stark gefährdet, verletzt zu werden Quelle: Statistisches Bundesamt, 2016
– besonders am Kopf, an Armen und Beinen.

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| Factsheet Alkohol im Straßenverkehr

Gesetzgeberische und präventive Maßnahmen

Der Gesetzgeber hat in verschiedenen Bereichen Gesetze Häufige Polizeikontrollen wirken sich positiv auf das
und Verordnungen mit dem Ziel erlassen, das Fahren Einhalten der Verkehrsvorschriften aus (Krüger, 1998). In
unter Alkoholeinfluss zu reduzieren (s.o.). Dazu gehören der Karnevalszeit, zu Silvester oder anderen Feiertagen
die Festlegung der 0,5 Promillegrenze, die Möglichkeit besteht ein besonders hohes Risiko für Alkoholfahrten.
Alkoholatemtests durchzuführen und die Festsetzung Die Polizei führt dann schwerpunktmäßig Kontrollen
verschiedener Strafen sowie die Entziehung der Fahrer- durch. Besonders effektiv sind Kontrollen, wenn sie für
laubnis. die Verkehrsteilnehmer nicht vorhersehbar sind. Verkehrs-
teilnehmer verhalten sich dann auch nach Beendigung
der Kontrollen gesetzestreuer und fahren vorsichtiger.
Vermehrte Alkohol- und Drogenkontrollen im Umfeld von
Diskotheken sollen zum Sinken der Anzahl von Unfällen
gerade bei jungen Fahrern beitragen.

Aktionswoche Alkohol – „Alkohol? Weniger ist besser!“


Die Aktionswoche Alkohol findet alle zwei Jahre statt
und ist nach wie vor eine einzigartige Präventionskam-
pagne. Sie baut in erster Linie auf Freiwilligkeit, Bürger-
engagement und Selbsthilfe. Im Jahr 2017 wird die
KEIN ALKOHOL
zentrale Botschaft „Alkohol? Weniger ist besser!“ zum UNTERWEGS!
ersten Mal von dem Schwerpunktthema „Kein Alkohol Hier finden Sie Information, Rat und Hilfe:
unterwegs!“ begleitet. Das Motto gilt vor allem und aktionswoche-alkohol.de

uneingeschränkt für das selbstständige Führen eines


Verkehrsmittels. Und auch im öffentlichen Personen-
verkehr sollen Mitreisende berücksichtigt und allen
Beteiligten eine sichere und angenehme Reise ermög-
licht werden. Denn: Wer unter Alkoholeinfluss unter-
wegs ist, kann nicht nur sich selber schaden, sondern
auch andere ernsthaft gefährden.

Weitere Informationen zur Aktionswoche Alkohol


finden Sie unter www.aktionswoche-alkohol.de

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| Factsheet Alkohol im Straßenverkehr

Internetseiten
Zahlreiche Internetseiten der Landesstellen für Suchtfra-
gen und von Trägern der Suchthilfe, der Polizei und
Interessenverbände informieren über die Gefahren von
Alkohol im Straßenverkehr, z.B.
Aktionswoche Alkohol: www.aktionswoche-alkohol.de
B.A.D.S.: www.bads.de
Deutscher Verkehrssicherheitsrat: www.dvr.de

Literatur
Albrecht, M.; Langner, S. (2017): Suchtmittel im Straßen- Deutscher Verkehrssicherheitsrat (DVR) (2014): Buß-
verkehr 2015 . Zahlen und Fakten. in: Deutsche Hauptstel- geld-Übersicht. Bonn. Internet: http://www.dvr.de/betrie-
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| Factsheet Alkohol im Straßenverkehr

Überarbeitet von:

Christina Rummel, Christine Kreider, Birgit Lehner

Stand: April 2017

Mit freundlicher Unterstützung


des Deutschen
Verkehrssicherheitsrates

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