Handout ADHS
Handout ADHS
6.12.2023
Gemischte Erscheinungsform: Betroffene zeigen Auffälligkeiten in allen drei Bereichen, also sowohl
bei Impulsivität und Hyperaktivität, wie auch beim Konzentrationsvermögen. Im ICD-10 wird diese
Erscheinungsform auch hyperkinetische Störung genannt.
In der Schweiz sind etwa 3-6% der Kinder und Jugendlichen von ADHS betroffen bzw. damit
diagnostiziert. Jungen werden zwei- bis viermal häufiger damit diagnostiziert als Mädchen, die
Dunkelziffer sollte man jedoch nicht vergessen. Bei Jungen zeigen sich vermehrt Symptome wie
Hyperaktivität, Impulsivität und aggressives oder oppositionelles Verhalten. Währenddessen weisen
Mädchen häufiger Unaufmerksamkeit und emotionale Probleme auf.
Von den Erwachsenen in der Schweiz sind etwa 3% von ADHS betroffen.
Die eindeutige Ursache von ADHS ist bisher nicht bekannt. Wissenschaftler sind sich jedoch einig,
dass es sich um Veränderungen der Funktionsweisen im Gehirn handelt. Woher diese genau
kommen, ist unbekannt. Jedoch geht man heute davon aus, dass verschiedene genetische
Veränderungen und äussere Einflussfaktoren, wie zum Beispiel Schwangerschafts- und
Geburtskomplikationen, zusammenwirken und für die Entwicklung von ADHS verantwortlich sind.
ADHS kann ausserdem auch vererbt werden, die Wahrscheinlichkeit, dass Betroffene es an ihre
Kinder weitervererben ist sogar sehr hoch und liegt bei 80%.
Bei ADHS handelt es sich um Stoffwechsel- und Funktionsstörungen im Gehirn. Es besteht eine
fehlerhafte Informationsverarbeitung zwischen bestimmten Gehirnabschnitten, welche für
Konzentration, Wahrnehmung und Impulskontrolle zuständig sind. Dies ist auf ein Ungleichgewicht
der Neurotransmitter Noradrenalin und Dopamin zurückzuführen. Es wird davon ausgegangen, dass
Dopamin bei ADHS-Betroffenen im synaptischen Spalt (Lücke zwischen zwei Neuronen) nicht in
ausreichender Menge zur Verfügung steht. Diese Unterversorgung führt zu einer gestörten
Informationsweiterleitung zwischen den Neuronen. Dadurch werden Reize nur unzureichend gefiltert
und infolgedessen wird das ständige Auftreten von neuen Gedanken nicht gehemmt und so können
vorhergehend begonnene Gedanken nicht zu Ende gedacht werden.
Symptome
Stärken
ADHS ist auf keinen Fall ganz und gar negativ zu betrachten. Tatsächlich kann es Betroffene auch mit
so manchen Stärken und Ressourcen ausstatten.
Kreativität
Hilfsbereitschaft
Einsatzbereitschaft
Feinfühligkeit/Sensibilität
Emotionalität
Ehrlichkeit
Begeisterungsfähigkeit
Spontanität
Charme
Ideenreichtum
Phantasie
Neugierde
Flexibilität
Rasche Auffassungsgabe
Diagnostik
Die Diagnostik bei ADHS lauft folgendermassen ab: Zu Beginn wird bei einem Erstgespräch zur
Erhebung der Krankheitsgeschichte eine Anamnese erstellt. Zur spezifischen Diagnostik werden als
nächstes Fragebögen ausgefüllt, um die Symptome besser einschätzen zu können. Bei Kindern und
Jugendlichen werden auch die Eltern und Lehrer aufgefordert, einen Fragebogen auszufüllen. Auch
körperliche Untersuchungen, wie Bluttests und EKGs werden vorgenommen um andere
Erkrankungen ausschliessen zu können (Differenzialdiagnostik). Des Weiteren werden noch eine
Reihe an speziellen Tests durchgeführt, zum einen ein IQ-Test, ausserdem ein Test zur
Aufmerksamkeitsprüfung (dieser heisst TAP und findet am Computer statt) und weitere Tests die der
Ermittlung von kognitiver Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeitsleistung dienen.
Eine ADHS Diagnose kann für Betroffene sehr hilfreich sein. Sie ermöglicht Behandlung und
frühzeitige Intervention, was zur Bewältigung der Symptome und der Lebensqualität beitragen kann.
Auch im Bereich Bildung und Beruf kann es hilfreich sein, zum Beispiel um angemessene
Unterstützung oder auch Nachteilsausgleich zu erhalten. Ausserdem kann die Gewissheit, dass ein
ADHS besteht, bei Betroffenen zu mehr Selbstverständnis und Akzeptanz führen. Auch auf
zwischenmenschliche Beziehungen kann die ADHS-Diagnose positive Auswirkungen haben, zum
Beispiel ermöglicht sie Personen im Umfeld der Betroffenen, besser zu verstehen, weshalb bei der
Betroffenen Person bestimmte Verhaltensweisen auftreten.
Auf der anderen Seite bringt die Diagnose auch Herausforderungen mit sich. Zum Beispiel mögliche
Stigmatisierung und Missverständnisse über die Störung. Deshalb ist auf eine positive Aufklärung
über ADHS hinzuarbeiten.
Dunkelziffer
Besonders bei Erwachsen wird von einer hohen Dunkelziffer von ADHS-Betroffenen ausgegangen.
Dies hängt damit zusammen, dass die Beschwerden typischerweise weniger auffällig und variabler
sind bei Erwachsenen und ausserdem damit, dass ADHS lange für eine «Kinderkrankheit» gehalten
wurde, da die Symptome sich im Erwachsenalter oft abschwächen. Heute weiss man jedoch, dass bis
zu 80% der Betroffenen auch als Erwachsene noch zumindest einzelne Symptome aufweisen. Ein
Drittel der Betroffenen zeigen später sogar noch das Vollbild der Störung, häufig aber mit einem
etwas verschobenen Beschwerdespektrum. Deshalb fallen Erwachsene mit ADHS oft unter den
Radar, doch dies bedeutet, dass bei jenen Erwachsene auch als Kinder das ADHS unerkannt blieb.
Dies könnte damit begründet werden, dass ihre Beschwerden milder ausgeprägt waren oder erst
später zum Problem wurden durch Kompensationstechniken.
Auffällig ist jedoch, dass im Kindesalter zwei- bis dreimal soviel Jungen wie Mädchen diagnostiziert
werden, aber im Erwachsenenalter Männer nur noch 0,6-mal häufiger mit ADHS diagnostiziert
werden als Frauen. Es ist also davon auszugehen, dass ADHS bei Frauen und Mädchen häufiger spät
diagnostiziert wird oder vielleicht sogar unentdeckt bleibt. Dies könnte daran liegen, dass die
Diagnosekriterien für verschiedene Störungen nicht gleichermassen für beide Geschlechter
zuzutreffen scheinen und Frauen mit ADHS aufgrund dessen oft undiagnostiziert bleiben, bzw. später
diagnostiziert werden, da die ADHS-Symptome von Frauen sich mit zunehmendem Alter wandeln
und dann mehr denen der Männer ähneln.
Komorbidität
Besonders wenn ADHS nicht frühzeitig erkannt wird, kann es zu sogenannten Komorbiditäten
kommen. Eine Komorbidität ist eine Begleiterkrankung, also eine weitere Erkrankung die gemeinsam
mit der Grunderkrankung auftretet. Es handelt sich um ein hinzukommendes, vorliegendes,
diagnostisch abgrenzbares Krankheitsbild. Komorbiditäten lassen sich danach unterscheiden, ob sie
eine Folgeerkrankung der Grunderkrankung sind oder aufgrund der selben Ursachen auftreten, wie
die Grunderkrankung.
Im Kindesalter sind die Begleiterkrankungen gut erforscht, folgende treten häufig in Zusammenhang
mit ADHS auf:
Des Weiteren gibt es auch Komorbiditäten, die meistens erst im Erwachsenalter auftreten. Dies ist
besonders Wahrscheinlich, wenn das ADHS gar nicht oder erst sehr spät erkannt und behandelt
wurde.
Folgende Komorbiditäten können bei Erwachsenen mit ADHS auftreten:
Behandlung
Ein ADHS kann gut behandelt werden, ist jedoch nicht heilbar. Es ist aber möglich, dass die
Symptome im Erwachsenenalter verschwinden oder schwächer werden. Die Behandlung eines
ADHS hängt vom Schweregrad ab. Bei einem leichten Schweregrad wäre eine Behandlung durch
Psychotherapie empfehlenswert, falls diese nicht anschlägt würde eine Pharmakotherapie
eingesetzt werden. Bei einem mittleren Schweregrad wäre eine Kombination aus Psychotherapie
und Pharmakotherapie ratsam, eben so bei einem schweren Schweregrad.
In der Psychotherapie lernen Patienten mit ihren Symptomen umzugehen und wie sie gut mit
ihrem ADHS zurechtkommen können. Auch der Entwicklung von Komorbiditäten kann durch
Psychotherapie vorgebeugt werden, da die persönlichen Ressourcen der Betroffenen gestärkt
werden.
Ausserdem werden Betroffene und deren Eltern (bei Kinder und Jugendlichen) durch
Psychoedukation umfassend über die Krankheit informiert und die Behandlung wird besprochen.
Bei Pharmakotherapie kann der Mangel an Dopamin durch Medikamente behoben werden und
so die Symptome reduzieren. Meistens werden Stimulanzien, wie zum Beispiel Methylphenidat
eingesetzt.
Eine weitere Behandlungsmethode ist das Neurofeedback, dabei lernen ADHS-Betroffene ihre
Hirnströme, die über ein EEG abgeleitet werden, zu beeinflussen. Bisher zeigen wissenschaftliche
Untersuchungen jedoch nur geringe Effekte.
Des Weiteren besteht schon länger die Vermutung, dass auch Ernährung einen Einfluss auf ADHS
nehmen kann. Zur Reduktion der ADHS-Symptome sollen Omega-3-Fettsäuren sollen zur
Nahrungsmittelergänzung eingenommen werden, wie viel das bringt ist jedoch umstritten.
Eine ADHS-Diagnose öffnet die Möglichkeit zur Behandlung, wodurch die Symptome evtl.
bewältigt oder kontrolliert werden können und sich Lebensqualität erheblich verbessern kann.
Ausserdem kann das Risiko auf mögliche Folgeerkrankung vermindert werden, besonders wenn
die Diagnose früh gestellt wird. Betroffene haben Gewissheit, weshalb sie in manchen Bereichen
anders Funktionieren als andere Personen und können lernen damit umzugehen und sich selbst
zu akzeptieren. Genauso können sie von ihren Mitmenschen besser verstanden werden. Eine
ADHS-Diagnose führt also dazu, dass Betroffene Unterstützung erhalten und sich besser
kennenlernen. Ein Nachteil ist wohl die Stigmatisierung von ADHS in der Gesellschaft. Aber wer
durch sein ADHS beeinträchtigt wird im Alltag und nicht von alleine Gewissheit und gesunden
Umgang damit findet, kann mit grösster Wahrscheinlichkeit trotzdem von einer ADHS-Diagnose
profitieren.
Literaturverzeichnis
Buchquellen
Carl C., Ditrich I., Matthies S., Koentges C., Die Welt der Frauen und Mädchen mit AD(H)S, Beltz, 2022
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abgerufen am 5.12.2023
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abgerufen am 5.12.2023
Die Techniker
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