Steuer Ratgeber
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Für die Steuererklärung 2021
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Redaktion
Wolfgang Lager
Im letzten Jahr und auch in diesem Jahr ist vieles anders. Denn auch die Steuererklärung
steht unter dem Einfluss der Corona-Pandemie. War schon bisher das Steuerrecht in B
Deutschland stetig in Bewegung, dürften die Steuerjahre 2020 und 2021 als einige der
dynamischsten in die Geschichte eingehen.
C
Mit oder ohne Corona – das Thema Steuern bleibt spannend: Fast jeden Monat werden
Gesetze überarbeitet, kommen Neuregelungen hinzu. Es gibt ständig neue Urteile
der Finanzgerichte und es werden neue Erlasse von der Finanzverwaltung veröffentlicht.
D
Oft wird aber übertrieben: So hält sich die Anekdote, über 60 Prozent der weltweiten
Steuerliteratur seien auf Deutsch geschrieben. Finanzforscher Albert Rädler erforschte
vor Jahren diese Frage sehr pragmatisch: Mit dem Maßband! In der Bibliothek des Ams- E
terdamer International Bureau of Fiscal Documentation (IBFD), einer der umfassendsten
Sammlungen von Steuerliteratur weltweit, maß er einfach aus, wie viele der insgesamt
2.000 Regalmeter sich mit dem deutschem Steuerrecht beschäftigen. F
Sein Ergebnis: Es waren nur etwa 200 Meter, also ungefähr nur 10 Prozent.
G
Haben die Deutschen eine Vorliebe dafür, sich über alles, was mit dem Finanzamt zu tun
hat, übermäßig schwarz zu ärgern? Prof. Jürgen Brandt, Präsident des Deutschen Finanz-
gerichtstags, hat eine ausgewogene Sicht auf die Dinge: „Ich glaube nicht, dass sich das
H
Steuerrecht für Otto Normalverbraucher komplizierter darstellt als andere Lebensbereiche,
in denen Formulare ausgefüllt und Ansprüche begründet werden müssen“, so Brandt vor
einigen Jahren im Interview mit dem Steuer-Magazin. I
Damit Sie die vielen steuerlichen Änderungen nicht selbst im Blick behalten müssen, gibt es
den neuen Steuerratgeber. Mit vielen Tipps zum Nachschlagen versorgt Sie der Ratgeber
mit Anregungen und Hintergrundwissen zum Steuern sparen. So kommen Sie einfach mit J
mehr Wissen zu mehr Geld.
Bis zum Redaktionsschluss Mitte Oktober 2021 war noch einiges in Bewegung. Nach der K
Bundestagswahl werden Gesetzgeber und Finanzverwaltung an weiteren Regelungen
im Steuerrecht arbeiten. Damit Sie in diesen außergewöhnlichen Zeiten jederzeit von den
neuesten Regelungen und Tipps profitieren, aktualisieren wir diesen Ratgeber im PDF-Format L
regelmäßig und ergänzen aktuelle Informationen zeitnah. Den aktuellen Stand finden Sie stets
in Ihrer Steuer-Software per Update.
M
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Steuererklärung 2021!
N
Ihr
Peter Schmitz
O
SteuerRatgeber 20223
4 SteuerRatgeber 2022
Inhaltsverzeichnis
G
C Ermittlung der Steuer.......................................................................................................... 63
1 Einkommensteuer................................................................................................................................................ 63
2 Kirchensteuer......................................................................................................................................................... 73 H
3 Solidaritätszuschlag........................................................................................................................................... 82
I
SteuerRatgeber 20225
Inhaltsverzeichnis
F
I Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit..................................................273
G 1 Arten selbständiger Tätigkeiten..................................................................................................................273
2 Gewinnermittlung............................................................................................................................................. 281
3 Betriebsausgaben............................................................................................................................................. 284
H 4 Betriebseinnahmen...........................................................................................................................................297
5 Veräußerungs- und Aufgabegewinne...................................................................................................... 300
I 6 Umsatzsteuer..................................................................................................................................................... 304
7 Gewerbesteuer....................................................................................................................................................312
J
J Übrige Einkünfte.........................................................................................................................315
1 Erhaltene Unterhaltsleistungen..................................................................................................................315
K
2 Private Veräußerungsgeschäfte..................................................................................................................317
3 Einkünfte aus sonstigen Leistungen......................................................................................................... 322
L 4 Abgeordnetenbezüge.......................................................................................................................................324
6 SteuerRatgeber 2022
Inhaltsverzeichnis
K Sonderausgaben........................................................................................................................ 325
A
1 Überblick................................................................................................................................................................ 325
2 Vorsorgeaufwendungen..................................................................................................................................327
3 Kapitallebensversicherungen...................................................................................................................... 338 B
4 Riester-Rente......................................................................................................................................................341
5 Kirchensteuer und Kirchgelder.....................................................................................................................352
6 Spenden und Mitgliedsbeiträge.................................................................................................................. 354 C
7 Unterhaltsleistungen....................................................................................................................................... 359
8 Versorgungsleistungen, Renten und dauernde Lasten ....................................................................361 D
9 Ausbildungskosten........................................................................................................................................... 363
E
L Verlustverrechnung.............................................................................................................. 367
1 Überblick................................................................................................................................................................ 367
F
2 Verlustausgleich im selben Jahr.................................................................................................................. 369
3 Verlustabzug in anderen Jahren...................................................................................................................371
4 Sonderregelungen für bestimmte Einkünfte ........................................................................................373 G
J
N Steuerermäßigungen......................................................................................................... 399
1 Überblick................................................................................................................................................................ 399
K
2 Steuerermäßigung für Haushaltshilfen und Handwerkerarbeiten.............................................. 400
3 Sonstige Steuerermäßigungen................................................................................................................... 406
L
SteuerRatgeber 20227
Inhaltsverzeichnis
P Ausländische Einkünfte..................................................................................................421
A
1 Was sind ausländische Einkünfte?..............................................................................................................421
2 Freistellungsmethode..................................................................................................................................... 423
B 3 Anrechnungsmethode.................................................................................................................................... 425
4 Abzugsmethode .................................................................................................................................................427
5 Berücksichtigung im Rahmen der Abgeltungsteuer.......................................................................... 428
C 6 Berücksichtigung im Falle der Günstigerprüfung ............................................................................... 430
D
Stichwortverzeichnis...........................................................................................................431
E
Steuertabellen............................................................................................................................... 444
F Einkommensteuer-Grundtarif 2021 für Alleinstehende mit Beispielwerten......................... 444
Einkommensteuer-Splittingtarif 2021 für Ehe- und Lebenspartner
mit Beispielwerten............................................................................................................................................ 454
G
8 SteuerRatgeber 2022
Neuerungen für die Steuererklärung 2021
Änderungen für alle Steuerzahler
Steuererklärung 2021
B
1 Änderungen für alle Steuerzahler
1.1 Steuerfreier Grundfreibetrag steigt C
1.2 Solidaritätszuschlag zum größten Teil weggefallen
1.3 Höhere Steuerfreibeträge für Ehrenämter
1.4 Höhere Behinderten-Pauschbeträge D
1.5 Höherer Pflege-Pauschbetrag
1.6 Vereinfachter Spendennachweis leichter E
1.7 Zinssatz auf Steuerzinsen verfassungswidrig
1.8 Höherer Verlustrücktrag
F
1.1 Steuerfreier Grundfreibetrag steigt
Der Grundfreibetrag, bis zu dem Ihr Einkommen steuerfrei bleibt, steigt von 9.408 Euro (2020)
auf 9.744 Euro (2021). Für zusammen veranlagte Ehepartner gilt der doppelte Betrag von G
19.488 Euro.
Gleichzeitig wurde damit auch der Höchstbetrag für den Abzug von Unterhaltsleistungen als H
außergewöhnliche Belastungen und die von Alters- oder Pflegeheimkosten abzuziehende
Haushaltsersparnis auf 9.744 Euro angehoben.
I
L
1.3 Höhere Steuerfreibeträge für Ehrenämter
Die Übungsleiter-Pauschale beträgt 2021 nun 3.000 Euro und der allgemeine Ehrenamts-
freibetrag insbesondere für Vereinsmitarbeiter 840 Euro. Der Freibetrag für Ehrenämter im M
öffentlichen Bereich gemäß der Schätzungsrichtlinie wurde monatlich auf 250 Euro und damit
ebenfalls auf 3.000 Euro im Jahr angehoben.
N
SteuerRatgeber 20229
Neuerungen für die Steuererklärung 2021
Änderungen für alle Steuerzahler
M
2.3 Höhere Sachbezugswerte für Verpflegung und Unterkunft
Bei freier Verpflegung durch den Arbeitgeber sind ab 2021 für ein Frühstück 1,83 Euro (2020:
1,80 Euro) und für ein Mittag- oder Abendessen jeweils 3,47 Euro (2020: 3,40 Euro) als Sach- N
bezug zu versteuern. Eine vom Arbeitgeber gestellte Unterkunft ist mit 7,90 Euro (2020: 7,83
Euro) pro Tag zu versteuern. Der Sachbezugswert für die unentgeltliche oder verbilligte Über-
lassung einer normal ausgestatteten Wohnung (monatlich je Quadratmeter) beträgt 4,16 Euro O
(2020: 4,12 Euro).
SteuerRatgeber 202211
Neuerungen für die Steuererklärung 2021
Änderungen für Arbeitnehmer
SteuerRatgeber 202213
Neuerungen für die Steuererklärung 2021
Änderungen für Steuerzahler mit Kindern
SteuerRatgeber 202215
Neuerungen für die Steuererklärung 2021
Änderungen für Kapitalanleger
SteuerRatgeber 202217
Neuerungen für die Steuererklärung 2021
Änderungen für Rentner und Pensionäre
H
7.3 Hinzuverdienstgrenze gestiegen
Die Hinzuverdienstgrenze für Frührentner ist von 44.590 Euro (2020) auf 46.060 Euro (2021)
I angehoben worden. Bis zu diesem Jahresverdienst wird eine vorgezogene Altersrente nicht
gekürzt.
B Einkommensteuererklärung A
G
1.2 Wer muss eine Steuererklärung abgeben?
Zur Abgabe einer Einkommensteuererklärung ist jeder verpflichtet, der vom Finanzamt hierzu
aufgefordert wird. Darüber hinaus gibt es noch weitere Gründe für eine Pflicht zur Abgabe der H
Steuererklärung (Pflichtveranlagung). Dabei ist zu unterscheiden zwischen Arbeitnehmern
einerseits und Personen, die im Veranlagungszeitraum keinen Arbeitslohn bezogen haben
(also beispielsweise Gewerbetreibende, Freiberufler und Rentner) andererseits. I
Arbeitnehmer
Bei Arbeitnehmern ist die Einkommensteuer grundsätzlich durch den Lohnsteuerabzug J
abgegolten. In bestimmten Fällen ist die Durchführung einer Einkommensteuer-Veranlagung
aber zwingend vorgeschrieben (§ 46 EStG). Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn
K
■■ bestimmte steuerfreie, aber dem Progressionsvorbehalt unterliegende Lohnersatzlei-
stungen (z. B. Arbeitslosengeld I) von mehr als 410 Euro im betreffenden Jahr bezogen
worden sind; L
■■ ein Arbeitnehmer gleichzeitig Arbeitslohn von mehreren Arbeitgebern bezogen hat
(als Arbeitslohn in diesem Sinne gelten auch Versorgungsbezüge aus früheren Dienst-
verhältnissen); M
■■ beide Ehepartner/eingetragene Lebenspartner Arbeitslohn bezogen haben und einer
von ihnen für das Kalenderjahr oder einen Teil des Kalenderjahres nach der Steuer-
klasse V oder VI besteuert worden ist oder beide die Steuerklassen-Kombination IV/ N
IV mit Faktor gewählt haben;
■■ vom Finanzamt ein Lohnsteuerfreibetrag eingetragen worden ist (Ausnahmen: Behin-
derten-Pauschbetrag, Freibeträge für Kinder). Die Veranlagungspflicht entfällt aber, O
wenn der im Kalenderjahr 2021 insgesamt erzielte Arbeitslohn 12.250 Euro bzw. bei
zusammen veranlagten Partnern 23.350 Euro nicht übersteigt und keine weiteren steu-
erpflichtigen Einkünfte vorliegen; P
SteuerRatgeber 202219
Einkommensteuererklärung
Pflicht oder Kür
■■ beide Elternteile eine Aufteilung des einem Kind zustehenden Pauschbetrags für
A Behinderte oder Hinterbliebene in einem anderen Verhältnis als je zur Hälfte bean-
tragen;
■■ einer der Ehe-/Lebenspartner die Einzelveranlagung beantragt;
B ■■ beim Lohnsteuerabzug durch den Arbeitgeber Entschädigungen oder Arbeitslohn für
mehrere Jahre ermäßigt besteuert worden sind (Anwendung der Fünftelregelung);
■■ eine Urlaubsvergütung aus der Lohnausgleichskasse der Bauwirtschaft gezahlt
C wurde;
■■ die Ehe des Arbeitnehmers im Veranlagungszeitraum durch Tod, Scheidung oder
Aufhebung aufgelöst worden ist und er oder sein Ehegatte der aufgelösten Ehe im
D Veranlagungszeitraum wieder geheiratet hat (das gilt für eine eingetragene Lebenspart-
nerschaft entsprechend);
■■ die Summe der Einkünfte, die nicht dem Lohnsteuerabzug unterlegen haben (zum Bei-
E spiel freiberufliche oder gewerbliche Einkünfte, Renteneinkünfte), mehr als 410 Euro
beträgt (Härteausgleich). Bei der Ermittlung der 410-Euro-Grenze sind Kapitalerträge
nicht zu berücksichtigen, soweit sie der Abgeltungsteuer unterlegen haben;
F ■■ bei einem Arbeitgeberwechsel der neue Arbeitgeber einen sonstigen Bezug zahlt,
z. B. Urlaubsgeld oder Weihnachtsgeld, und ihm die Lohnsteuerbescheinigung aus
dem früheren Arbeitsverhältnis nicht vorliegt;
G
■■ die beim Lohnsteuerabzug berücksichtigte Mindestvorsorgepauschale zu hoch war,
weil der vom Arbeitgeber angesetzte Teilbetrag für die Kranken- und Pflegeversiche-
H rung höher war als die tatsächlich von Ihnen zur Basisabsicherung geleisteten Versi-
cherungsbeiträge. In diesem Fall entfällt jedoch die Veranlagungspflicht für Arbeitneh-
mer mit einem jährlichen Bruttoarbeitslohn 2021 bis 12.250 Euro bei Einzelveranlagung
I bzw. bis 23.350 Euro gemeinsamer Arbeitslohn bei zusammen veranlagten Ehe-/
Lebenspartnern.
■■ Arbeitnehmer, die Kapitalerträge erwirtschaften, die nicht der Kapitalertragsteuer
J unterliegen, müssen gemäß § 32d Abs.3 S. 3 EStG ab 2020 immer eine Steuererklä-
rung beim Finanzamt abgeben.
Diese Aufzählung nennt die wichtigsten Fallgruppen. Der vollständige aktuelle Katalog der
K
sogenannten Pflichtveranlagungsfälle für Arbeitnehmer ergibt sich aus § 46 Abs. 2 Nr. 1–7
EStG.
L Personen, die keinen Arbeitslohn bezogen haben
Alle Personen, die keinen Arbeitslohn bezogen haben, werden grundsätzlich mit ihren ande-
ren steuerpflichtigen Einkünften zur Einkommensteuer veranlagt. Sie müssen eine Steuer-
M erklärung abgeben, wenn
■■ beizusammen veranlagten Ehegatten/eingetragenen Lebenspartnern der Gesamt-
N betrag der Einkünfte mehr als den doppelten Grundfreibetrag (2021: 19.488 Euro)
beträgt oder
■■ bei anderen Personen, zum Beispiel Ledigen oder Verwitweten, der Gesamtbetrag
der Einkünfte den Grundfreibetrag (2021: 9.744 Euro) übersteigt oder A
■■ wenn zum Ende des Vorjahres ein verbleibender Verlustvortrag festgestellt wurde.
Achtung: B
Auch wenn Sie wegen Überschreitens der oben genannten Einkunftsgrenze
eine Steuererklärung abgeben müssen, ergibt sich nicht automatisch eine
Steuerschuld. Von dem Gesamtbetrag der Einkünfte können nämlich noch weitere C
Beträge, wie Sonderausgaben und außergewöhnliche Belastungen, abgezogen wer-
den.
D
Bei der Ermittlung des Gesamtbetrags der Einkünfte sind Kapitalerträge nicht zu berück-
sichtigen, soweit sie dem abgeltenden 25%igen Kapitalertragsteuerabzug (Abgeltungsteuer)
unterlegen haben. E
Renteneinkünfte sind nicht in tatsächlicher Höhe einzubeziehen, sondern nur in Höhe des
steuerpflichtigen Anteils abzüglich der Werbungskosten. Viele Rentner ohne zusätzliche Ein- F
künfte müssen daher tatsächlich keine Steuererklärung abgeben, obwohl Renten grundsätz-
lich steuerpflichtig sind.
G
Beispiel:
Bei Rentenbeginn im Jahr 2021 beträgt der steuerpflichtige Anteil der
Rente 81 Prozent. Bei zum Beispiel einer Bruttorente in Höhe von 11.750 H
Euro sind nur 81 Prozent also 9.517 Euro steuerpflichtig. Da der Grundfreibetrag
9.744 Euro beträgt, müssen also, wenn keine weiteren Einkünfte erzielt werden, in
diesem Fall keine Steuern gezahlt werden. I
Infolge der vergebenen Identifikationsnummern sollten Rentner auf jeden Fall ihre Abgabe-
pflicht prüfen. Da die Rentenversicherungsträger automatisch die Renten der Finanzverwal- J
tung auf elektronischem Wege mitteilen, nimmt die Finanzverwaltung Abgleiche vor. Rentner,
die vom Finanzamt die Steuervordrucke erhalten und unter der Einkünftegrenze liegen, soll-
K
ten mit ihrem Finanzamt klären, ob nicht zukünftig auf die Abgabe der Einkommensteuer-
erklärung verzichtet werden kann.
Erben müssen ebenfalls aufpassen: Hätte der Erblasser (also der Verstorbene) aufgrund der L
erzielten Einkünfte eine Steuererklärung abgeben müssen, sind die Erben verpflichtet, eine
Erklärung für den Erblasser einzureichen. In dieser Erklärung sind alle Einkünfte anzugeben,
die vom Erblasser bis zu dem Todestag erzielt wurden und steuerpflichtig waren. Nach dem M
Todestag erzielte Einkünfte sind von den Erben in ihrer eigenen Steuererklärung anzugeben.
Mehrere Erben müssen gemeinsam einen Bevollmächtigten bestellen, der die steuerliche N
Abwicklung vornimmt. Unabhängig von einem vorhandenen Bevollmächtigten ist die Erklä-
rung von allen Erben eigenhändig zu unterschreiben.
O
Bis zum Todestag entstandene Steuerschulden des Verstorbenen sind beim Erben als Nach-
lassverbindlichkeit bei der Erbschaftsteuer abzuziehen (BFH vom 4.7.2012, II R 15/11, BStBl
II 2012 S. 790).
P
SteuerRatgeber 202221
Einkommensteuererklärung
Pflicht oder Kür
betrag oder außergewöhnliche Belastungen entstanden sind. Dann kann es zur Rück-
zahlung einbehaltener Lohnsteuer oder von Einkommensteuer-Vorauszahlungen kommen. A
Ein Antrag auf Einkommensteuerveranlagung kann sich auch lohnen, wenn
■■ Sie während des Kalenderjahres nicht ununterbrochen in einem Arbeitsverhältnis B
gestanden haben;
■■ die Höhe Ihres Arbeitslohns im Laufe des Jahres geschwankt hat und von Ihrem
Arbeitgeber kein interner Lohnsteuer-Jahresausgleich durchgeführt worden ist; C
■■ sich Ihre Steuerklasse (zum Beispiel bei Heirat) oder die Zahl Ihrer Kinder im Laufe
des Jahres zu Ihren Gunsten geändert hat und dies noch nicht durch Ihren Arbeitgeber
bei einem internen Lohnsteuer-Jahresausgleich berücksichtigt worden ist oder D
■■ für Sie und Ihren Ehepartner/eingetragenen Lebenspartner jeweils eine Steuerkarte mit
der Steuerklasse IV ausgestellt worden ist.
E
Wegen der Besonderheiten beim Lohnsteuerabzug ist in diesen Fällen die Summe der bei
jeder Lohnzahlung einbehaltenen Lohnsteuerabzugsbeträge höher als die tatsächlich
geschuldete Einkommensteuer. Sie erhalten daher im Rahmen der Einkommensteuerveran- F
lagung die zu viel gezahlte Steuer zurück.
Eine Steuererklärung macht sich zudem bezahlt, wenn
G
■■ Sie Anspruch auf einen Freibetrag für ein Kind haben, der nicht beim Lohnsteuerab-
zug berücksichtigt wurde;
■■ Sie oder Ihr Ehegatte im Ausland wohnen, Ihre Einkünfte nahezu ausschließlich der H
deutschen Einkommensteuer unterliegen und Sie bisher keine familienbezogenen
Steuervergünstigungen in Anspruch genommen haben;
■■ Sie in Ihrem Haushalt haushaltsnahe Dienstleistungen in Anspruch genommen I
haben oder Handwerker mit Renovierungs-, Instandhaltungs- bzw. Modernisierungs-
maßnahmen oder bei älteren Immobilien mit einer energetischen Sanierung beauftragt
haben. Sie erhalten in diesen Fällen eine Steuerermäßigung; J
■■ Verluste aus anderen Einkünften zu berücksichtigen sind (zum Beispiel aus der Ver-
mietung einer Immobilie);
K
■■ ein Verlustrücktrag oder -vortrag aus anderen Jahren berücksichtigt werden sollen;
■■ Sie die Steuerermäßigung für außerordentliche Einkünfte beantragen (Fünftelrege-
lung) oder L
■■ zu viel einbehaltene Kapitalertragsteuer (Abgeltungsteuer) erstattet werden soll
(Anlage KAP).
M
Achtung:
Eine Antragsveranlagung ist ohne Risiko. Stellt sich wider Erwarten heraus,
dass sich eine Steuernachzahlung ergibt, ist eine Rücknahme des Antrags N
möglich. Das Finanzamt wird in der Regel dann jedoch Lohnsteuer nacherheben.
Auch bei Arbeitslosigkeit lohnt es sich zumeist, eine Steuererklärung abzugeben, sofern O
Sie nicht sowieso verpflichtet sind, eine Steuererklärung abzugeben. Arbeitslose können alle
Aufwendungen im Zusammenhang mit der Arbeitssuche (beispielsweise Bewerbungskosten,
selbst getragene Kosten für Vorstellungsgespräche) und Fortbildungskosten als vorwegge- P
SteuerRatgeber 202223
Einkommensteuererklärung
Pflicht oder Kür
nommene Werbungskosten im Jahr des Anfalls geltend machen. Dadurch entstehen nega-
A tive Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit.
Kann dieser Verlust bei den Einkünften aus Arbeitnehmertätigkeit nicht mit anderen positiven
Einkünften des gleichen Jahres verrechnet werden, ist ein Verlustabzug im Vorjahr (Verlust-
B
rücktrag) oder in künftigen Jahren (Verlustvortrag) möglich. Hierzu werden die Verluste, die
nicht mit positiven Einkünften verrechnet werden können, vom Finanzamt in einem geson-
derten Bescheid festgestellt.
C
Achtung:
Das Arbeitslosengeld II ist als Sozialleistung steuerfrei und fällt auch nicht
D
unter den Progressionsvorbehalt.
eine freiwillige Steuererklärung die Anlaufhemmung von drei Jahren nicht gilt; somit haben
Sie keine sieben Jahre Zeit. A
Fällt allerdings der 31.7. bzw. 31.12. auf einen Samstag, Sonntag oder Feiertag, endet die
Abgabefrist erst mit Ablauf des nächsten Werktags (bestätigt für die Antragsveranlagung
B
durch BFH vom 20.1.2016, VI R 14/15, BStBl II 2016 S. 380).
Tipp:
Erwarten Sie eine Erstattung, sollten Sie die Erklärung nicht auf die lange C
Bank schieben und dem Finanzamt keinen zinslosen Kredit gewähren
D
Tipp: I
Es empfiehlt sich, das Finanzamt an Ihrem alten Wohnort und das Finanz-
amt am neuen Wohnort bereits unmittelbar nach dem Umzug über die
Wohnsitzverlegung zu informieren, damit die Aktenabgabe an das neue Finanzamt J
noch möglichst vor der Abgabe der Steuererklärung erfolgt.
Bei mehreren Wohnungen im Inland gilt: Bei nicht verheirateten Steuerzahlern ist das K
Finanzamt des Wohnsitzes zuständig, an dem sich der Ledige vorwiegend aufhält. Bei Ver-
heirateten, die von ihrem Ehegatten nicht dauernd getrennt leben, ist das Finanzamt des
L
Wohnsitzes zuständig, an dem sich die Familie vorwiegend aufhält.
Sind Sie verheiratet, lebten jedoch 2021 erstmals dauernd getrennt von Ihrem Ehepartner in
einem anderen Finanzamtsbezirk, so können Sie Ihre Steuererklärung bei Zusammenveranla- M
gung noch bei dem Finanzamt abgeben, das zuletzt mit Ihrer Besteuerung befasst war. Ver-
legen nach der Trennung Sie und Ihr Ehepartner den Wohnsitz in andere Finanzamtsbezirke,
wandern Ihre Steuerakten vom bisher zuständigen Finanzamt an das Finanzamt, in dessen N
Bezirk jetzt der Ehepartner mit den höheren Besteuerungsgrundlagen wohnt (Verfügung des
LfSt Bayern vom 11.12.2014, AO-Kartei, Karte 1 zu § 25 AO). Bei Einzelveranlagung der Ehe-
partner im Trennungsjahr muss jeder seine Steuererklärung bei seinem Wohnsitzfinanzamt O
abgeben.
SteuerRatgeber 202225
Einkommensteuererklärung
Pflicht oder Kür
K Der Verspätungszuschlag beträgt für jeden angefangenen Monat der Verspätung 0,25 % der
um die festgesetzten Vorauszahlungen und anzurechnenden Steuerabzugsbeträge vermin-
derten festgesetzten Steuer (abgerundet auf einen vollen Euro-Betrag), mindestens aber 25
L Euro für jeden angefangenen Verspätungsmonat. Obergrenze für den Zuschlag sind 25.000
Euro.
Schätzung
M
Geben Sie trotz Aufforderung keine Steuererklärung ab, schätzt das Finanzamt die Besteu-
erungsgrundlagen (§ 162 AO). Für die Einkommensteuer wird also Ihr zu versteuerndes Ein-
kommen geschätzt, meist anhand der Beträge des Vorjahres. Bei Gewerbebetrieben wird oft
N
auch anhand der Richtsatzsammlung der Finanzverwaltung, durch einen Zeitreihenvergleich
oder mittels statistischer Methoden (z. B. Chi-Quadrat-Test) geschätzt. Eine Schätzung ins
O Blaue hinein ist allerdings nicht erlaubt (FG Köln vom 22.5.2014, 11 K 3056/11, EFG 2014 S.
1739). Die Schätzung entbindet Sie nicht von der Verpflichtung, eine Steuererklärung abzu-
geben!
P
Wollen Sie sich gegen einen Schätzungsbescheid wehren, der nicht unter dem Vorbehalt der
Nachprüfung steht, müssen Sie innerhalb der Rechtsbehelfsfrist von einem Monat Einspruch A
einlegen, sonst wird er bestandskräftig. Auch eine Korrektur des Schätzungsbescheids
innerhalb der vierjährigen Verjährungsfrist (Festsetzungsfrist) aufgrund neuer Tatsachen –
also niedrigere Besteuerungsgrundlagen – ist dann nicht mehr möglich, weil Sie im Zwei- B
fel ein grobes Verschulden am nachträglichen Bekanntwerden der Tatsachen trifft. Möglich,
aber selten ist dann in wirklich unbilligen Fällen nur noch ein Erlass der Mehrsteuer durch das
Finanzamt. C
Wollen Sie Aussetzung der Vollziehung beantragen, um die geforderte Steuernachzahlung
erst einmal nicht leisten zu müssen, müssen Sie auf jeden Fall Einspruch einlegen. D
Steuerhinterziehung
Nach der Abgabenordnung wird derjenige bestraft, der die Finanzbehörden pflichtwidrig über
E
steuerlich erhebliche Tatsachen in Unkenntnis lässt und dadurch Steuern verkürzt oder für
sich oder einen anderen nicht gerechtfertigte Vorteile erlangt. Auch die Nichtabgabe der Ein-
kommensteuererklärung kann unter bestimmten Voraussetzungen als Steuerverkürzung
F
(fahrlässig) oder Steuerhinterziehung (vorsätzlich) zu werten sein und eine Bestrafung nach
sich ziehen.
G
SteuerRatgeber 202227
Einkommensteuererklärung
Veranlagungsarten
2 Veranlagungsarten
A
2.1 Überblick
2.2 Ledige
B 2.3 Verheiratete
2.4 Verwitwete
2.5 Geschiedene/Getrenntlebende
C
2.6 Nichteheliche Lebensgemeinschaften
D 2.1 Überblick
Bei Ledigen erfolgt eine Einzelveranlagung, Ehepaare und eingetragene Lebenspartner haben
die Wahl zwischen Zusammenveranlagung und Einzelveranlagung. Geschiedene ab dem Jahr
E nach der Scheidung sowie Ehepartner, die während des gesamten Jahres dauernd getrennt leben,
werden wie Ledige behandelt.
Nach dem Inkrafttreten des Eheöffnungsgesetzes im November 2017 und der Möglichkeit der
F
Umwandlung einer eingetragenen Lebenspartnerschaft (eLP) in eine Ehe gehört die eLP der Ver-
gangenheit an. Bei Umwandlung in eine Ehe bis zum 31.12.2019 können die Partner rückwirkend so
gestellt werden, wie wenn sie am Tag der Eintragung ihrer Lebenspartnerschaft geheiratet hätten.
G Voraussetzung ist, dass die Partner bis zum 31.12.2020 gemeinsam den Erlass, die Aufhebung oder
Änderung konkret bezeichneter Steuerbescheide beantragt haben. Die Änderung der Bescheide
erfolgt dann auch bei zwischenzeitlich eingetretener Bestandskraft und Festsetzungsverjährung.
H
Von der Veranlagungsart hängt es ab, ob der Grundtarif oder der Splittingtarif anzuwenden ist:
Einzelveranlagung (Ledige, Verheiratete, Zusammenveranlagung (Verheiratete,
I eingetragene Lebenspartner) eingetragene Lebenspartner)
Grundtarif Splittingtarif
J
2.2 Ledige
Ledige Steuerbürger haben keine Wahlmöglichkeit. Bei ihnen nimmt das Finanzamt immer eine
K
Einzelveranlagung vor. Dabei wird automatisch der Grundtarif angewendet. Bei minderjährigen
Kindern gelten keine Besonderheiten. Auch für sie ist eine normale Einzelveranlagung durchzufüh-
ren, wenn sie über eigene Einkünfte verfügen.
L
2.3 Verheiratete
M
Ehegatten können zwischen Zusammenveranlagung und Einzelveranlagung wählen. Das Wahl-
recht kann jedes Jahr neu ausgeübt werden. Eine Sonderregelung gilt für verwitwete Steuerzahler.
N
Achtung:
Voraussetzung für die Zusammenveranlagung ist, dass die Eheleute nicht
während des gesamten Kalenderjahres dauernd getrennt leben. Nach der
O
Steuerrechtsprechung reicht es für die Zusammenveranlagung aus, wenn die eheliche
Gemeinschaft mindestens während eines Tages im Veranlagungsjahr bestanden hat.
P
Leben Ehegatten das gesamte Jahr dauernd getrennt, werden sie wie Ledige behandelt. Es
ist also für jeden Ehegatten zwingend eine Einzelveranlagung durchzuführen und der Grundtarif A
anzuwenden. Unter „dauernd getrennt leben“ versteht die Finanzverwaltung die Aufhebung der
ehelichen Lebensgemeinschaft (Trennung von Tisch und Bett). Eine dauernde Trennung liegt nicht
vor, wenn die Ehegatten nur vorübergehend – zum Beispiel bei auswärtiger beruflicher Tätigkeit, bei
B
längerem Krankenhausaufenthalt oder bei Verbüßung einer Freiheitsstrafe – nicht zusammen leben
und die eheliche Verbindung aufrechterhalten wird.
Selbst wenn einer der Ehepartner wegen Demenz im Pflegeheim lebt und der andere Ehepartner C
eine nichteheliche Lebensgemeinschaft führt, muss nicht automatisch ein dauerndes Getrennt-
leben vorliegen (Niedersächsisches FG vom 23.6.2015, 13 K 25/14, EFG 2015 S. 1945). Sogar bei
jahrelangem Getrenntleben soll nach einem Urteil die Zusammenveranlagung möglich sein, nämlich D
wenn die Ehepartner eine „persönliche und geistige Gemeinschaft“ sowie ihre Wirtschaftsgemein-
schaft aufrechterhalten, also gemeinsam über die Verwendung des Familieneinkommens entschei-
den (FG Münster vom 22.2.2017, 7 K 2441/15 E, EFG 2017 S. 573). E
Voraussetzung für eine Ehegattenveranlagung ist, dass beide Ehegatten unbeschränkt steuer-
pflichtig sind. Eine Sonderregelung gilt jedoch für Staatsangehörige eines Mitgliedstaats der
Europäischen Union (EU) oder eines Staates, auf den das Abkommen über den Europäischen F
Wirtschaftsraum (EWR) anwendbar ist. Insoweit kommt unter bestimmten Voraussetzungen das
Veranlagungswahlrecht auch dann in Betracht, wenn der Ehegatte seinen Wohnsitz im Hoheits-
gebiet eines anderen EU- oder EWR-Mitgliedstaats hat. G
Zusammenveranlagung
Bei der Zusammenveranlagung werden die von den Ehegatten erzielten Einkünfte zusammenge- H
rechnet, den Ehegatten gemeinsam zugerechnet und die Ehegatten grundsätzlich gemeinsam als
ein Steuerpflichtiger behandelt. Die Einkommensteuer wird nach dem Splittingtarif ermittelt. Dabei
wird für die Hälfte des gemeinsamen Einkommens die Steuer nach der Grundtabelle berechnet und I
die Steuer dann verdoppelt.
Wählen Ehegatten im Hauptvordruck ihrer Steuererklärung nicht ausdrücklich die Einzelveranla-
gung, unterstellt das Finanzamt, dass die Ehegatten die Zusammenveranlagung wählen. In nahezu J
allen Fällen ergibt sich bei der Zusammenveranlagung eine niedrigere Steuer als bei der Einzelver-
anlagung.
K
Bei Zusammenveranlagung müssen die Ehegatten eine gemeinsame Steuererklärung abgeben
und beide unterschreiben. Das gilt auch dann, wenn einer der Ehegatten selbst keine eigenen Ein-
künfte hatte. Die Ehegatten erhalten vom Finanzamt einen gemeinsamen Bescheid.
L
Achtung:
Auch bei Abgabe einer gemeinsamen Steuererklärung sind die Ehegatten
M
unterschiedliche Steuerpflichtige. Für die Richtigkeit der Angaben in den
Anlagen N, G, S, L, R, V, KAP usw. haftet deshalb ausschließlich der Ehegatte, der die
Einkünfte tatsächlich erzielt hat. N
SteuerRatgeber 202229
Einkommensteuererklärung
Veranlagungsarten
Einzelveranlagung
A Die Voraussetzungen für die Ehegatten-Einzelveranlagung sind dieselben wie für die Zusam-
menveranlagung. Insbesondere dürfen die Ehegatten nicht dauernd getrennt leben. Ansonsten
kommt nur eine Einzelveranlagung wie bei Ledigen in Betracht, die mit der Einzelveranlagung von
B Verheirateten nicht identisch ist.
Bei der Einzelveranlagung werden jedem Ehegatten die von ihm bezogenen Einkünfte zugerechnet
(§ 26a Abs. 1 EStG). Die Sonderausgaben und außergewöhnlichen Belastungen sowie die Steuer-
C ermäßigung für haushaltsnahe Beschäftigungsverhältnisse, Dienst- und Handwerkerleistungen
sowie energetische Sanierungen nach den §§ 35a, 35c EStG werden demjenigen Ehegatten zuge-
ordnet, der sie wirtschaftlich getragen, also bezahlt hat (§ 26a Abs. 2 Satz 1 EStG). Beide Partner
D können übereinstimmend in der Einkommensteuererklärung in der Anlage “Sonstiges” beantragen,
dass ihnen die genannten Beträge insgesamt hälftig zugeordnet werden.
Die zumutbare Belastung, die das Finanzamt bei den allgemeinen außergewöhnlichen Belastungen
E
gemäß § 33 EStG (z. B. Krankheitskosten) von den geltend gemachten Aufwendungen abzieht, berech-
net sich vom individuellen Gesamtbetrag der Einkünfte eines jeden Ehegatten nach dem Grundtarif.
F
Achtung:
Im Normalfall führt eine Einzelveranlagung zu einer höheren Steuerbelastung,
G da die Einkommensteuer für jeden Ehegatten nach dem Grundtarif statt nach
dem Splittingtarif zu berechnen ist. Die Einzelveranlagung kann jedoch ausnahms-
weise vorteilhaft sein.
H
Die Einzelveranlagung kann sich insbesondere lohnen, wenn
■■ ein Verlustrück- oder Verlustvortrag geltend gemacht wird und der andere Ehegatte
I
nicht sehr hohe Einkünfte hat;
■■ die Ehegatten annähernd gleich hohe Einkünfte haben und sich bei Einzelveranlagung
für jeden Ehegatten die Möglichkeit ergibt, bestimmte Höchstbeträge oder Freigren-
J
zen auszunutzen;
■■ ein Partner erhebliche steuerfreie Einkünfte mit Progressionsvorbehalt hat (beispiels-
Ehegatten werden einzeln veranlagt, wenn einer der Ehegatten die Einzelveranlagung wählt. Hat
ein Ehegatte keine Einnahmen oder nur Einnahmen aus nichtselbständiger Arbeit, die wegen ihrer A
geringen Höhe nicht dem Lohnsteuerabzug unterliegen, so ist nach der Rechtsprechung des Bun-
desfinanzhofs ein einseitig gestellter Antrag auf Einzelveranlagung steuerlich unbeachtlich, wenn
der andere Ehegatte wegen seiner Einkünfte die Zusammenveranlagung begehrt.
B
Wählen Ehegatten die Einzelveranlagung, muss jeder Ehegatte eine eigene Steuererklärung
abgeben und nur diese unterschreiben. Aus organisatorischen Gründen erhält jeder Ehegatte eine
eigene Steuernummer und auch einen eigenen Steuerbescheid. Zudem schuldet jeder Ehegatte C
dem Finanzamt nur die Steuer, die sich aufgrund des gegen ihn ergangenen Steuerbescheids
ergibt.
D
Tipp:
Haben Ehegatten die Zusammenveranlagung gewählt und stellen sie nach
Erhalt des Steuerbescheides fest, dass die Einzelveranlagung die bessere E
Wahl gewesen wäre, können sie innerhalb der Rechtsbehelfsfrist von einem Monat
Einspruch einlegen und nachträglich die Einzelveranlagung beantragen. Ist die Ein-
spruchsfrist abgelaufen, kann die Veranlagungsart nur unter den in § 26 Abs. 2 Satz F
4 EStG genannten engen Voraussetzungen noch geändert werden.
G
2.4 Verwitwete
Stirbt ein Ehegatte, so ist im Todesjahr eine Ehegattenveranlagung vorzunehmen, wenn die Ehe- H
leute nicht dauernd getrennt gelebt haben.
Im Folgejahr ist für den überlebenden Ehegatten zwar eine Einzelveranlagung durchzuführen.
Doch wird die Einkommensteuer nach dem Splittingverfahren berechnet, wenn die Ehe im Zeit- I
punkt des Todes des Ehegatten intakt war. Dies wird als Witwensplitting oder Gnadensplitting
bezeichnet.
J
Im zweiten Jahr nach dem Todesfall gibt es für die Witwe/den Witwer nur noch den Grundtarif.
Ein Anspruch auf Weitergewährung des Splittingtarifs für verwitwete Alleinerziehende besteht nicht
(BVerfG vom 18.9.2018, 2 BvR 221/17). Zu dieser Frage sind wieder zwei Revisionen beim BFH
anhängig (Az. III R 50/17, VIII R 32/20). K
2.5 Geschiedene/Getrenntlebende L
Nur bei verheirateten Ehepaaren ist eine Ehegattenveranlagung möglich und es besteht ein Wahl-
recht zwischen Zusammenveranlagung und Einzelveranlagung. Das Einkommensteuergesetz
knüpft für das Bestehen einer Ehe an das Zivilrecht an. Bei Scheidung oder Aufhebung der Ehe M
ist diese erst mit der Rechtskraft des Urteils aufgelöst.
Eine Ehegattenveranlagung ist auch im Scheidungsjahr vorzunehmen, wenn mindestens an N
einem Tag die zum Wesen der Ehe gehörende Lebens- und Wirtschaftsgemeinschaft bestand.
Daher möchten in der Praxis getrennt lebende Ehegatten häufig noch einmal mit einem Versöh-
nungsversuch den Vorteil der Zusammenveranlagung beanspruchen. Die Angaben beim Finanz- O
amt widersprechen dann oft den Einlassungen vor dem Familiengericht, das eine Ehescheidung
meist erst nach einer Mindesttrennungsdauer von einem Jahr ausspricht.
P
SteuerRatgeber 202231
Einkommensteuererklärung
Veranlagungsarten
Beispiel:
A Die Eheleute Schmidt haben sich nach einem zum Jahreswechsel gestar-
teten Versöhnungsversuch am 1.2. erneut getrennt. Somit bestand die
eheliche Lebens- und Wirtschaftsgemeinschaft für einen Monat im Jahr. Die Ehe
B wurde am 20.12. rechtskräftig geschieden. Für dieses Jahr kann noch eine Ehe-
gattenveranlagung zum günstigen Splittingtarif erfolgen. Denn der kurzzeitige Ver-
söhnungsversuch bindet zwar das Finanzamt, unterbricht aber die zivilrechtliche
C 1-Jahres-Frist für die Scheidung nicht.
Die Finanzbeamten sind angehalten, den Angaben der Ehegatten zu folgen, es sei denn, die äuße-
D ren Umstände lassen das Bestehen einer ehelichen Lebens- und Wirtschaftsgemeinschaft fraglich
erscheinen. Skeptisch reagieren die Sachbearbeiter bei kurzzeitigen Versöhnungsversuchen zur
Unterbrechung des dauernden Getrenntlebens.
E
Achtung:
Der Bundesfinanzhof hat in diesen Fällen eine Bindung der (Ex-)Eheleute an
F
ihre Erklärungen vor dem Familiengericht verneint. Das Finanzamt darf zudem
die Scheidungsakte nicht ohne Zustimmung heranziehen.
G
Für eine Zusammenveranlagung, die zur Anwendung des Splittingtarifs führt, ist es erforderlich,
dass beide (Ex-)Ehegatten diese Veranlagungsform wählen und beide die gemeinsame
Steuererklärung unterschreiben.
H
Hat ein (Ex-)Ehegatte einen Antrag auf Einzelveranlagung gestellt, so erfolgt trotzdem eine Zusam-
menveranlagung, wenn er keine positiven oder negativen Einkünfte erzielt hat oder seine positiven
I Einkünfte den Grundfreibetrag nicht übersteigen. Ein Finanzgericht sieht das dann anders, wenn
der die Einzelveranlagung wählende Ehegatte pflichtveranlagt wird, aufgrund seiner geringen Ein-
künfte aber einen Nullbescheid erhält (FG Köln vom 26.2.2010, 15 K 3427/06, EFG 2010 S. 962).
J Der weniger verdienende Ehegatte muss für das Trennungsjahr der Zusammenveranlagung
nur zustimmen, wenn der höher verdienende Ehegatte ihm die entgangene Steuererstattung
bei Einzelveranlagung anteilig für die Zeit ab der Trennung ersetzt.
K
SteuerRatgeber 202233
Einkommensteuererklärung
Formulare und Belege
Selbständige müssen die Anlage EÜR sowie ihre Einkommen-, Umsatz- und Gewerbesteu-
ererklärung elektronisch beim Finanzamt einreichen. Eine Abgabe auf Papier ist nur noch in A
Härtefällen erlaubt, wenn also die Anschaffung eines Computers samt Internetzugang nicht
zumutbar ist. Das dürfte nur in wenigen Fällen vorliegen.
B
Achtung:
Weichen bestimmte Angaben in Ihrer Steuererklärung von der Rechtsauffas-
sung der Finanzverwaltung ab (z. B. weil diese von Ihnen als Werbungskosten C
eingetragene Aufwendungen bekanntermaßen nicht anerkennt) oder wollen Sie ergän-
zende Angaben machen (z. B. eine Sachverhaltserläuterung, nicht aber eingereichte
Belege oder Aufstellungen), müssen Sie im Hauptvordruck auf der Seite 2 in der Zeile D
45 im dortigen Freitextfeld die Ziffer 1 eintragen. Zusätzlich ist eine Anlage mit der
Überschrift »Ergänzende Angaben zur Steuererklärung« ans Finanzamt elektronisch
zu übermitteln. Diese wird von der verwendeten Steuersoftware erzeugt. E
F
3.2 Lohndaten und Belege
In den meisten Fällen hat Ihr Arbeitgeber bereits die steuerlich relevanten Lohndaten aus
Ihrem Arbeitsverhältnis elektronisch an Ihr zuständiges Finanzamt übertragen. In diesem G
Fall erhalten Sie einen Ausdruck der übertragenen Daten oder können diese online abrufen
(elektronische Lohnsteuerbescheinigung). Diese brauchen Sie nicht dem Finanzamt ein-
zureichen. Es genügt die Eintragung Ihrer Identifikationsnummer. Ihr Arbeitgeber muss die H
Lohndaten spätestens bis zum 28.2. des Folgejahres an das Finanzamt übertragen. Es kann
sinnvoll sein, die elektronische Lohnsteuerbescheinigung einzureichen, wenn Sie Ihre Steuer-
erklärung vor der Übertragung durch den Arbeitgeber beim Finanzamt abgeben. I
Übersenden Sie Ihre Steuererklärung elektronisch an das Finanzamt, müssen Sie keine
Belege mehr mit einreichen – außer dies wird im Einzelfall noch in einem Steuerformular oder J
einer zugehörigen amtlichen Ausfüllhilfe verlangt. Es besteht aber eine Aufbewahrungspflicht
für die Belege (siehe Abschnitt 4.2 „Elektronische Steuererklärung“).
Auch wenn Sie Ihre Einkommensteuererklärung noch auf Papierformularen abgeben, ist es K
nicht erforderlich, der Steuererklärung für alle Sonderausgaben, außergewöhnliche Belastun-
gen und Werbungskosten Belege beizufügen. Viele Sachbearbeiter akzeptieren Abzugsbe-
L
träge auch ohne Nachweis, wenn die Aufwendungen glaubhaft sind und bestimmte „Nicht-
aufgriffsgrenzen“ nicht überschreiten. Nicht schlecht fahren Steuerzahler daher, die erst
einmal abwarten und erst auf Anforderung Belege nachreichen. In den meisten Fällen wird
M
man vom Finanzamt nichts mehr hören. Fordert das Finanzamt von Ihnen Belege an, können
Sie diese einscannen und per E-Mail ans Finanzamt senden. Dann entfällt der Versand per
Post. N
Auf die Nichtaufgriffsgrenzen besteht allerdings kein Rechtsanspruch des Steuerzahlers.
Wenn Sie also Pech haben und für Ihre Steuererklärung ein strenger Finanzbeamter zustän-
dig ist, können Sie sich nicht auf die Nichtaufgriffsgrenzen berufen. Wie Sie bei den wichtigs- O
ten Werbungskostenarten vorgehen, zeigt die folgende Übersicht.
SteuerRatgeber 202235
Einkommensteuererklärung
Formulare und Belege
Werbungskostenart Nichtaufgriffsgrenze
A Fahrten zwischen Wohnung Wenn Sie für die Anzahl der Arbeitstage bei einer 5-Tage-Woche 230
und erster Tätigkeitsstätte Tage und bei einer 6-Tage-Woche 280 Tage angeben (außer Lehrer
(Entfernungspauschale) wegen der Schulferien), sind Sie auf der sicheren Seite. Das Finanzamt
B prüft bei ganzjähriger Beschäftigung nicht die tatsächliche Anzahl der
Arbeitstage, ausgenommen bei Homeoffice-Pflicht in der Corona-Pan-
demie.
C Arbeitsmittel Wer beruflich Arbeitsmittel benötigt und bei den Kosten für die Anschaf-
fung und Pflege von Arbeitsmitteln – z. B. Kauf und Reinigung von Berufs-
kleidung – nicht mehr als 110 Euro Kosten im Jahr geltend macht, muss
meist keine Belege beilegen. Die Benötigung von Arbeitsmitteln muss
D aber glaubhaft gemacht werden.
Reisekosten Falls Sie Reisekosten für eine Auswärtstätigkeit (z. B. Dienstreise) anset-
zen, sollten Sie entweder eine Einzelaufstellung der einzelnen Auswärts-
E tätigkeiten beifügen (mit Ihrem Einkommensteuer-Programm leicht zu
erstellen) oder sich die gesamten Tätigkeiten vom Arbeitgeber bestätigen
lassen.
F Gewerkschaftsbeiträge Für Beiträge zu einem Berufsverband (zum Beispiel Verband der Handels-
vertreter) oder einer Gewerkschaft verlangt das Finanzamt in der Regel
keinen Beleg. Voraussetzung: Der Berufsverband oder die Gewerkschaft
wird in der Steuererklärung benannt.
G
Wer Belege einreichen muss, sollte genau prüfen, ob diese den Anforderungen der Finanz-
verwaltung genügen. Die Belege müssen eindeutig erkennen lassen, wer welche Ausgabe
H
getätigt hat. Die Zeiten, als Finanzbeamte Belege anerkannten, auf denen lapidar „Fachbuch“
stand, sind lange vorbei. Nur wer eine Quittung vorweisen kann, auf der neben dem Namen
I des Autors auch der Titel und der Verlag angegeben sind, hat überhaupt eine Chance. Ob
das Finanzamt dann die Kosten tatsächlich als Fachliteratur steuermindernd anerkennt,
hängt davon ab, ob es gelingt, den beruflichen Bezug eindeutig darzulegen.
J Kleinlich ist die Finanzverwaltung auch bei Bewirtungskosten. Nur maschinengedruckte
Quittungen werden anerkannt. Der Nachweis der Höhe und der betrieblichen Veranlassung
der Aufwendungen durch schriftliche Angaben zu Ort, Tag, Teilnehmer und Anlass der Bewir-
K tung sowie Höhe der Aufwendungen ist gesetzliches Tatbestandsmerkmal für den Abzug der
Bewirtungsaufwendungen als Betriebsausgaben.
L Tipp:
Geht ausnahmsweise ein Beleg verloren, können Sie einen Eigenbeleg
erstellen. Das gilt auch immer dann, wenn es für Zahlungen – wie bei-
M
spielsweise bei Trinkgeldern, Parkgebühren oder Telefonaten aus einer Telefonzelle
– keinen Beleg gibt. Notieren Sie in diesem Fall Datum, Anlass und Betrag und
bestätigen Sie die Angaben durch Ihre Unterschrift.
N
4 Besteuerungsverfahren
A
4.1 Überblick
4.2 Elektronische Steuererklärung
4.3 Steuerbescheid B
4.4 Außenprüfung
4.5 Einspruch beim Finanzamt
C
4.6 Klage beim Finanzgericht
4.7 Revision beim Bundesfinanzhof
4.8 Stundung D
4.9 Erlass
4.10 Korrektur von Steuerbescheiden
E
4.1 Überblick
Welche Einnahmen steuerpflichtig sind und welche Kosten Sie steuermindernd geltend F
machen können, steht im Einkommensteuergesetz (EStG). Die Bestimmungen zum Ablauf
des Besteuerungsverfahrens sind in einem gesonderten Rahmengesetz, der Abgabenord-
nung (AO), zusammengefasst. Dort ist z. B. geregelt, dass das Finanzamt aufgrund einer G
Steuererklärung einen Steuerbescheid erlässt.
Sind Sie mit einem Steuerbescheid nicht einverstanden, können Sie beim Finanzamt inner-
halb eines Monats Einspruch einlegen. Über dieses Rechtsmittel entscheidet die zustän- H
dige Finanzbehörde. Bleibt dieses außergerichtliche Rechtsbehelfsverfahren erfolglos, kön-
nen Sie innerhalb eines Monats Klage beim Finanzgericht erheben. Das Klageverfahren ist in
I
der Finanzgerichtsordnung (FGO) geregelt.
Schließt sich das Finanzgericht Ihrer Rechtsauffassung nicht an, können Sie sich gegen das
Urteil wehren und innerhalb eines Monats Revision beim obersten deutschen Steuergericht, J
dem Bundesfinanzhof (BFH), einlegen. Voraussetzung ist, dass das Finanzgericht in sei-
nem Urteil die Revision zugelassen hat. Hat das Finanzgericht die Revision nicht zugelassen,
haben Sie jedoch noch eine letzte Chance: Sie können eine Nichtzulassungsbeschwerde K
beim Bundesfinanzhof einlegen, die aber gut begründet sein muss.
Achtung: L
Auch wenn die Einspruchsfrist abgelaufen ist, gibt es Möglichkeiten, einen
bestandskräftigen Steuerbescheid zu korrigieren. Die Berichtigungsvorschrif-
ten sind ebenfalls in der Abgabenordnung geregelt. M
Besonderheiten gelten für Steuerbescheide, die unter dem Vorbehalt der Nachprüfung ste-
N
hen oder in einem bestimmten Punkt nur vorläufig festgesetzt werden. Hier sind nachträg-
liche Änderungen leichter möglich. Irgendwann muss aber für alle Beteiligten Rechtssicher-
heit über das Bestehen und die Höhe des Steueranspruchs herrschen. Nach Ablauf einer O
bestimmten Frist, der sogenannten Festsetzungsfrist, ist die Festsetzung einer Steuer bzw.
deren Änderung deshalb nicht mehr zulässig.
P
SteuerRatgeber 202237
Einkommensteuererklärung
Besteuerungsverfahren
Die Finanzbehörde kann Steuern ganz oder teilweise erlassen, wenn die Erhebung der
A Steuer nach Lage des einzelnen Falls unbillig wäre. Eine solche abweichende Festsetzung
kommt allerdings in der Praxis nur selten vor, da hier sehr strenge Maßstäbe angelegt werden.
B Achtung:
Können Sie die festgesetzte Einkommensteuer nicht zahlen, drohen Kon-
sequenzen – zum Beispiel ein Säumniszuschlag oder Vollstreckungsmaß-
C nahmen. Unter bestimmten Voraussetzungen gewährt das Finanzamt allerdings auf
Antrag eine Zahlungserleichterung und stundet fällige Steuern durch Zugestehen einer
Ratenzahlung.
D
Um Gewissheit über die steuerliche Beurteilung von Sachverhalten – z. B. einer geplanten
Investition für Ihren Gewerbebetrieb – zu bekommen, können Sie bei Ihrem Finanzamt einen
E Antrag auf Erteilung einer verbindlichen Auskunft stellen (§ 89 AO). Diese Auskunft ist gebüh-
renpflichtig, ausgenommen für Anträge mit einem Gegenstandswert von unter 10.000 Euro.
F
4.2 Elektronische Steuererklärung
Überblick
G
Statt Ihre Steuererklärung auf Papier abzugeben, können Sie die Daten online an das Finanz-
amt übermitteln, also per ELSTER. Dieses Verfahren ist bequemer, einfacher, genauer und
schneller. Sicherheitsbedenken müssen Sie dabei keine haben. Das Verfahren ist ausgereift
H
und sicher. Das bestätigen der TÜV und die Stiftung Warentest.
Selbständige müssen alle Steuererklärungen elektronisch einreichen (außer in Härtefäl-
I len). Hat ein Arbeitnehmer neben seinem Gehalt noch Einkünfte aus einer selbständigen,
gewerblichen oder land- und forstwirtschaftlichen Nebentätigkeit von mehr als 410 Euro im
Jahr, muss er seine Einkommensteuererklärung und die Einnahmen-Überschuss-Rechnung
J (Anlage EÜR) ebenfalls elektronisch ans Finanzamt schicken (§ 25 Abs. 4 Satz 1 EStG).
Vorteile
K Elektronische Steuererklärungen bieten Ihnen sechs große Vorteile:
■■ Es entfällt der aufwendige und lästige Formularausdruck.
■■ Wer seine Steuererklärung elektronisch übermittelt, braucht grundsätzlich keine Belege
L
mehr beizufügen.
■■ Seit 2017 werden die Steuerbescheide i. d. R. automatisch erstellt. Es entfällt also die
M fehlerbehaftete manuelle Bearbeitung durch einen Sachbearbeiter im Finanzamt. Risi-
komanagementsysteme sollen aber dafür sorgen, dass prüfungswürdige Sachverhalte
manuell von den Sachbearbeitern im Finanzamt überprüft werden.
N ■■ Aufgrund der bereits erfassten Daten verringert sich die Bearbeitungszeit. Sie erhalten
Ihren Bescheid und damit Ihre Steuererstattung schneller.
■■ Die Bundesländer versprechen zudem eine bevorzugte Bearbeitung der online über-
O mittelten Steuererklärungen. Dann verringert sich die Bearbeitungszeit weiter.
■■ Den Bescheid, den Sie vom Finanzamt online erhalten, wird von Ihrem Einkommen-
steuerprogramm daraufhin überprüft, ob das Finanzamt von der Einkommensteuer-
P erklärung abgewichen ist. Das erleichtert Ihnen die Kontrolle Ihres Steuerbescheids.
Belege
Bei elektronischer Abgabe der Steuererklärung müssen Sie keine Belege mehr beim Finanz- A
amt einreichen. Und die Steuerbescheinigung Ihrer Bank und Spendenbescheinigungen
werden von den Ausstellern elektronisch an die Finanzverwaltung übermittelt. Sie müssen
Ihre Einzelbelege (z. B. Rechnungen, Quittungen) allerdings aufbewahren, falls das Finanz- B
amt diese nach Abgabe der Steuererklärung doch noch anfordert. Werden beispielsweise
erstmals behinderungsbedingte Aufwendungen oder ein Behindertenpauschbetrag geltend
gemacht, sollte als Nachweis der Behinderung der Schwerbehindertenbescheid oder der C
Bescheid vom Versorgungsamt vorgelegt werden können.
Ein Steuerbescheid kann unter bestimmten Bedingungen bis zum Ablauf der vierjährigen D
Festsetzungsverjährung vom Finanzamt rückwirkend geändert werden. Solange sollten Sie
Ihre Belege aufheben.
E
Tipp:
Wesentliche Änderungen zur Steuererklärung des Vorjahres sollten Sie
dem Finanzamt unaufgefordert nachweisen, um Verzögerungen bei der F
Bearbeitung wegen Rückfragen des Finanzamts zu vermeiden. Das gilt etwa bei
erstmaliger Geltendmachung eines Verlustes aus Vermietung einer Wohnung.
G
Verfahren
Für die elektronische Übertragung über ein Steuerprogramm stehen Steuerpflichtigen grund- H
sätzlich zwei Wege offen, nämlich mit manueller Unterschrift auf einem Ausdruck oder mit
digitaler Signatur ohne einen Ausdruck (authentifizierter Versand):
■■ Elektronische Übertragung und Abgabe einer ausgedruckten komprimierten Steuer- I
erklärung, die manuell zu unterschreiben ist.
■■ Elektronische Übertragung mit digitaler Signatur, wobei eine Zertifikatsdatei mit der
J
Dateiendung *.pfx auf Ihrem Computer abgespeichert ist.
■■ Elektronische Übertragung mit digitaler Signatur, wobei die Zertifikatsdatei nicht auf
dem Computer, sondern auf einem speziellen USB-Sicherheitsstick gespeichert ist.
K
■■ Elektronische Übertragung mit digitaler Signatur, wobei das Zertifikat auf einer von
Mein ELSTER unterstützten Signaturkarte gespeichert ist, für die ein Kartenlesegerät
benötigt wird. L
■■ Elektronische Übertragung mit digitaler Signatur mit dem elektronischen Personal
ausweis. Auf dem Computer muss die Software „AusweisApp2“ installiert sein und es
wird ein Lesegerät für den Ausweis benötigt. M
Ob Sie Ihre Daten authentifiziert, also mit digitaler Signatur, versenden, hängt davon ab, wie
hoch Ihr Sicherheitsbedürfnis ist, wieviel Sie ausgeben möchten für die Beschaffung von
N
Authentifizierungsmittel und welche Einkunftsart Sie haben. Für Selbständige kommt (außer
in Härtefällen) nur die digitale Signatur in Betracht, Arbeitnehmer können auch das Verfahren
mit manueller Unterschrift wählen.
O
SteuerRatgeber 202239
Einkommensteuererklärung
Besteuerungsverfahren
Das Verfahren mit der auf dem eigenen Computer abgespeicherten Zertifikatsdatei ist kos-
A tenfrei, jedoch kann die Datei beliebig oft und unbemerkt durch bösartige Software auf dem
eigenen Computer kopiert werden. Missbräuchlich erstellte Kopien können nicht gesperrt
werden. Das Zertifikat ist aber zusätzlich durch eine PIN-Abfrage gesichert. Gestohlene Zerti-
B fikate können somit, ähnlich wie Scheckkarten, ohne Kenntnis der PIN nicht missbräuchlich
eingesetzt werden.
Die kostenpflichtigen Varianten per Stick und per Signaturkarte erfüllen höhere Sicherheits-
C
anforderungen. Geheime Daten können aus dem Stick nicht ausgelesen werden. Sensible
kryptografische Operationen mit dem geheimen Schlüssel des Anwenders werden aus-
D schließlich innerhalb des Sticks und nicht auf der Festplatte des Computers durchgeführt.
Welche Signaturkarten unterstützt werden, können Sie beim Finanzamt erfragen.
Achtung: Die Umsatzsteuer-Voranmeldung, der Antrag auf Dauerfristverlängerung, die
E Anmeldung auf Sondervorauszahlung, die Lohnsteueranmeldung, die Umsatzsteuererklä-
rung, die Gewerbesteuererklärung und die Anlage EÜR können nur authentifiziert übermittelt
werden (keine komprimierte Steuererklärung). Unabhängig von der für die Übermittlung aus-
F
gewählten Software ist hierfür die Registrierung im ELSTER-Portal (unter „mein ELSTER“ auf
www.elster.de) zwingend notwendig. Datenübermittler (zum Beispiel Lohnbüros oder Steuer-
berater) müssen sich nur einmal registrieren. Mit einem Zertifikat können Übermittlungen für
G
alle Mandanten in deren Auftrag ausgeführt werden.
Alternative 1: Elektronische Übertragung und Abgabe einer komprimierten Steuer-
H erklärung
Nachdem Sie Ihre Steuererklärung am Bildschirm bearbeitet haben, senden Sie den Daten-
I satz über den entsprechenden Button oder Menüeintrag in Ihrer Software per Internet an
einen zentralen Server der Finanzverwaltung, der rund um die Uhr zur Verfügung steht. Von
hier werden die Daten an die zuständigen Rechenzentren der Bundesländer weiterverteilt
J und dort in die jeweiligen Großrechnersysteme eingespeist.
Nach erfolgreicher elektronischer Übermittlung der Daten wird die komprimierte Steuerer-
klärung gedruckt, die Ihre Formulareinträge ohne Formulargrafik zusammengefasst enthält.
K
Unterschreiben Sie die komprimierte Steuererklärung und schicken Sie diese zusammen
mit den Belegen an das für Sie zuständige Finanzamt.
L Für jede Übertragung wird eine individuell vergebene TeleNummer gebildet, die in der kom-
primierten Erklärung ab Seite 2 ausgedruckt wird. Nur mit dieser Nummer kann der Sachbe-
arbeiter im Finanzamt die elektronischen Daten abrufen. Dieses Verfahren führt dazu, dass bei
M mehrfacher oder irrtümlicher Datenübermittlung eindeutig klar ist, welche gültig sein soll. Irr-
tümliche Übertragungen oder fehlerhafte Daten können somit nicht zu einer fehlerhaften Ver-
anlagung führen. Maßgebend ist allein die beim Finanzamt eingereichte Erklärung auf Papier.
N
Im Klartext: Solange dem für Sie zuständigen Bearbeiter im Finanzamt nicht die von Ihnen
unterschriebene komprimierte Steuererklärung vorliegt, schlummern Ihre Daten im Computer
O der Finanzverwaltung und Ihre Steuererklärung gilt als nicht abgegeben. Erst mit der indivi-
duellen TeleNummer auf Ihrer Steuererklärung kann der Finanzbeamte – und niemand sonst
– Ihre Steuererklärungsdaten entschlüsseln und auf seinen Bildschirm holen. Dann prüft er Ihre
P Angaben und schickt die Daten in das Rechenzentrum. Dort wird Ihr Steuerbescheid gedruckt.
Wenn Sie in Ihrer Erklärung noch einen Fehler entdecken, nachdem Sie die Daten schon
versendet haben, stellt dies kein Problem dar. Sie verbessern den Fehler und senden die A
Steuererklärungsdaten erneut. Durch die individuelle TeleNummer sind die neuen Daten mit
der dann gedruckten Steuererklärung fest verbunden. Das bedeutet, dass der Bearbeiter im
Finanzamt nur die von Ihnen gesendeten Daten bearbeiten kann, die mit der von Ihnen einge- B
reichten Steuererklärung übereinstimmen. Die zuvor gesendeten Daten – wie viele auch immer
– werden automatisch gelöscht. Daher ist es besonders wichtig, dass Sie die zu den zuletzt
übermittelten Daten gehörende komprimierte Steuererklärung beim Finanzamt einreichen. C
Alternative 2: Elektronische Übertragung mit digitaler Signatur
Voraussetzung ist, dass Sie das entsprechende Authentifizierungsmittel (Softwarezertifikat, D
USB-Stick, Signaturkarte, ePersonalausweis) besitzen und sich über das ELSTER-Portal der
Finanzverwaltung registriert haben (https://www.elster.de/eportal/start).
E
Nachdem Sie die Steuererklärung am Bildschirm bearbeitet haben, senden Sie diese inner-
halb Ihres Steuerprogramms an den Finanzamtsserver. Bei Verwendung einer Zertifikatsdatei
wird noch Ihre PIN abgefragt, die Sie zuvor bei der erstmaligen Aktivierung Ihres Benutzer- F
kontos im ELSTER-Portal vergeben haben.
Eine komprimierte Steuererklärung mit manueller Unterschrift wird nicht erstellt. Das Zertifikat
G
ersetzt nämlich die erforderliche Unterschrift unter die Steuererklärung.
Datensicherheit
Zum Schutz des Steuergeheimnisses werden Ihre Steuerdaten verschlüsselt in die Rechen- H
zentren der Bundesländer übertragen. Dazu wurde eine hybride Verschlüsselung gewählt,
die dem aktuellen Stand der Sicherheitstechnik entspricht. Die Unversehrtheit der Daten wird
über einen speziellen Code gewährleistet. Auch die Herkunft der Daten kann überprüft wer- I
den. Wenn Sie sich genauer über die Datensicherheit informieren wollen, finden Sie auf der
offiziellen Website der Finanzverwaltung unter www.elster.de zusätzliche Erläuterungen.
J
Vorausgefüllte Steuererklärung
Das Finanzamt erhält von Arbeitgebern, Ämter, Banken und Versicherungen auf elektroni-
schem Weg Daten zu Ihrer Steuererklärung. Sie können diese Daten abrufen und bequem K
in Ihre Steuererklärung übernehmen. Das wird als „Vorausgefüllte Steuererklärung (VaSt)“
bezeichnet.
L
Das Steuerprogramm unterstützt Sie beim Abruf Ihrer Daten und Belege. Abrufbar sind der-
zeit ab Ende Februar eines jeden Jahres:
■■ Ihre
M
Stammdaten (dies sind Name, Geburtsdatum, Religion, Beruf, Identifikationsnum-
mer, Adresse und Bankverbindung)
■■ die Lohnsteuerbescheinigung von Ihrem Arbeitgeber (auch die besondere Lohnsteu-
N
erbescheinigung)
■■ Lohnersatzleistungen
■■ Rentenbezugsmitteilungen
O
■■ Bescheinigungen zur Basiskrankenversicherung und zur gesetzlichen Pflegeversicherung
■■ Bescheinigungen über Beiträge zur Riester-Rente
■■ Bescheinigungen über Beiträge zur Basisversorgung (Rürup-Rente)
P
■■ Beiträge für vermögenswirksame Leistungen
SteuerRatgeber 202241
Einkommensteuererklärung
Besteuerungsverfahren
Stellen Sie fest, dass an Ihr Finanzamt fehlerhafte Daten übermittelt wurden, sollten Sie sich
A an den betreffenden Datenübermittler zwecks Korrektur wenden. Alle nicht zum Abruf bereit-
gestellten Daten müssen Sie weiterhin selbst in Ihre Steuererklärung eintragen.
Abholung des Steuerbescheides
B
Sie können Ihren Steuerbescheid über Ihr Einkommensteuer-Programm elektronisch abho-
len, das dann sofort Abweichungen feststellen und Sie bei der Kontrolle Ihres Steuerbe-
C scheids unterstützen kann.
Haben Sie beim Versand Ihrer Steuererklärung eine Mailadresse angegeben, werden Sie
von der Finanzverwaltung per Mail über die Bereitstellung der Bescheiddaten informiert. Die
D abgeholten Daten sind aber kein offizieller Steuerbescheid. Diesen erhalten Sie wie immer
per Post. Das ist nur dann anders, wenn Sie eingewilligt haben, dass Ihnen das Finanzamt
den Steuerbescheid elektronisch bekannt gibt und zum Download über das ELSTER-Portal
E
bereitstellt. Die Einspruchsfrist beginnt dann drei Tage nach Ihrer elektronischen Benachrich-
tigung über die Bereitstellung der Bescheiddaten durch das Finanzamt.
F
4.3 Steuerbescheid
Überblick
G
Das Finanzamt erlässt aufgrund Ihrer Steuererklärung einen Steuerbescheid. Dabei sind
grundsätzlich drei Fälle denkbar:
H ■■ endgültige Festsetzung der Steuer,
■■ Steuerfestsetzung unter dem Vorbehalt der Nachprüfung,
■■ vorläufige Steuerfestsetzung.
I
Die Steuer wird endgültig festgesetzt
Das ist der Normalfall. Eine Korrektur der Steuerfestsetzung ist nach Ablauf der Rechtsbe-
J helfsfrist von einem Monat (Einspruchsfrist) nur möglich, wenn eine Berichtigungsvorschrift
dies ausdrücklich zulässt. Denn der Steuerbescheid ist dann bestandskräftig.
Tipp:
Nicht nur das Finanzamt, sondern auch Sie als Steuerzahler können die A
Änderung eines Steuerbescheids, der unter dem Vorbehalt der Nach-
prüfung steht, bewirken. Machen Sie beispielsweise nachträglich Betriebsaus-
gaben oder Werbungskosten geltend, muss das Finanzamt den Steuerbescheid B
korrigieren. Einer besonderen Berichtigungsvorschrift bedarf es dabei nicht. Das
Finanzamt muss alle berechtigten Änderungswünsche erfüllen.
C
Vorläufige Steuerfestsetzung
D
Bestehen bei Ergehen des Steuerbescheids Unklarheiten hinsichtlich eines bestimmten
Punktes, kann das Finanzamt die Steuer vorläufig festsetzen. Eine vorläufige Festsetzung
erfolgt häufig dann, wenn eine Rechtsnorm vom Bundesverfassungsgericht auf ihre Ver- E
einbarkeit mit dem Grundgesetz überprüft wird oder die Auslegung eines Steuergesetzes
Gegenstand eines Verfahrens beim Bundesfinanzhof oder beim Europäischen Gerichts-
hof ist. F
Eine vorläufige Steuerfestsetzung kann ebenso wie die Steuerfestsetzung unter dem Vorbe-
halt der Nachprüfung jederzeit geändert werden, allerdings nur in dem strittigen Punkt oder
wenn eine Berichtigungsvorschrift dies ausdrücklich zulässt. Bis auf die vorläufigen Punkte G
wird der Bescheid nach Ablauf der Einspruchsfrist bestandskräftig.
Der Vorläufigkeitsvermerk wird garniert mit der Klausel „Die Vorläufigkeitserklärung erfolgt H
aus verfahrenstechnischen Gründen und ist nicht dahin zu verstehen, dass die Regelungen
als verfassungswidrig oder als gegen Unionsrecht verstoßend angesehen werden... Die Auf-
hebung oder Änderung dieser Steuerfestsetzung wird von Amts wegen vorgenommen; ein I
Einspruch ist daher insoweit nicht erforderlich.“ Sobald eine Klärung – zum Beispiel durch
eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts – erfolgt ist, setzt die Finanzbehörde die
Steuer dann endgültig fest. Dazu ergeht in der Regel ein gesonderter Bescheid. J
N
Gesonderte und einheitliche Feststellung
Bei der Veranlagung zur Einkommensteuer ermittelt das Finanzamt die Besteuerungsgrund-
lagen und setzt die Steuer fest. In Ausnahmefällen ist eine einheitliche Feststellung von O
Besteuerungsgrundlagen und Festsetzung der Steuer jedoch nicht möglich.
SteuerRatgeber 202243
Einkommensteuererklärung
Besteuerungsverfahren
Achtung:
G Ein Feststellungsbescheid ist als Grundlagenbescheid für den Steuerbe-
scheid bindend. Sind Sie mit dem Inhalt eines Feststellungsbescheides nicht
einverstanden, müssen Sie daher gegen diesen Einspruch einlegen. Wird der Grundla-
H
genbescheid geändert, zieht dies eine automatische Änderung des Steuerbescheides
nach sich.
I
Überprüfung des Steuerbescheids
Legen Sie den Steuerbescheid des Finanzamts nicht ungeprüft zur Seite. Prüfen Sie vielmehr,
J
ob das Ergebnis des amtlichen Steuerbescheids mit dem Kontrollbescheid Ihres Einkommen-
steuer-Programms übereinstimmt. Ist das der Fall, haben Sie es für dieses Jahr geschafft.
K Anders, wenn sich eine Differenz ergibt. Sollte sich das Finanzamt zu Ihren Gunsten verrech-
net haben, sind Sie nicht verpflichtet, Ihren Sachbearbeiter auf etwaige Fehler aufmerksam
zu machen. Leider kommt das jedoch nur selten vor. Fällt die Steuererstattung geringer aus
L als erwartet, sollten Sie so vorgehen:
■■ Prüfen Sie zunächst, ob der Steuerbescheid am Ende eine Erläuterung enthält, warum
M das Finanzamt von Ihrer Steuererklärung abgewichen ist. Sind Sie mit der Abweichung
durch das Finanzamt nicht einverstanden, sollten Sie Einspruch gegen den erlassenen
Steuerbescheid einlegen.
N ■■ Enthält der Bescheid keinen Hinweis, können Sie es sich einfach machen und das
Finanzamt um Aufklärung bitten. Die Finanzbeamten sind nämlich verpflichtet, alle
Abweichungen zu erklären. Leider halten sich nicht immer alle Sachbearbeiter daran.
O
Tipp:
Um alle Rechte zu wahren, sollten Sie die Bitte um Aufklärung mit einem A
fristgemäßen Einspruch verbinden. Es reichen folgende Sätze: „Der Steu-
erbescheid weicht von meiner Einkommensteuererklärung ab. Bitte teilen Sie mir
mit, in welchen Punkten Sie abgewichen sind. Vorsorglich lege ich Einspruch ein.“ B
Wer seine Steuererklärung elektronisch beim Finanzamt abgibt, kann von der Bescheid-
C
rückübermittlung profitieren. Anhand der an den Steuerzahler elektronisch übermittelten
Bescheiddaten ist per Programm feststellbar, ob und wo das Finanzamt von der Einkommen-
steuererklärung abgewichen ist. D
4.4 Außenprüfung
E
Arbeitnehmer werden normalerweise auf Grundlage ihrer Steuererklärung endgültig veran-
lagt. Anders bei mittleren und größeren Unternehmen. Hier erfolgt die Steuerveranlagung
regelmäßig unter dem Vorbehalt der Nachprüfung. Auch bei kleineren Firmen kann dies pas- F
sieren. Die Finanzverwaltung behält sich so eine Überprüfung der Angaben in der Steuer-
erklärung durch eine Betriebsprüfung vor.
Eine Betriebs- oder Außenprüfung wird durch eine Prüfungsanordnung, in der die zu prü- G
fenden Steuerarten und Besteuerungszeiträume festlegt werden, besonders angeordnet.
Einzelheiten zum Ablauf einer Betriebsprüfung sind in der Betriebsprüfungsordnung festge-
H
legt.
Achtung:
Keineswegs alle Steuerbescheide unter dem Vorbehalt der Nachprüfung wer- I
den tatsächlich im Rahmen einer Außenprüfung geprüft. Allgemein gilt: Je
kleiner der Betrieb, umso seltener findet eine Betriebsprüfung statt. Die Finanzverwal-
J
tung richtet sich jedoch nicht nur nach der Einstufung nach Größenklassen, sondern
nimmt auch eine Zufallsauswahl vor.
K
Steuerpflichtige mit Überschusseinkünften (z. B. aus Vermietung, aus Kapitalvermögen) von
über 500.000 Euro müssen ebenfalls mit einer Außenprüfung rechnen, ebenso bei hohen
steuerlichen Verlusten. Kleinstbetriebe (Umsatz unter 190.000 Euro und Gewinn unter 40.000 L
Euro) werden i.d.R. nicht geprüft, außer das Verhalten des Betriebsinhabers gibt Anlass dafür
(z. B. Ansatz ungewöhnlich hoher Betriebsausgaben). Bei Kleinbetrieben werden meist drei
Veranlagungszeiträume auf einmal geprüft. M
Vielen Unternehmern behagt der Gedanke an eine Betriebsprüfung nicht. Wer die folgenden
Regeln beachtet, kann jedoch dem Besuch des Prüfers gelassen entgegensehen: N
SteuerRatgeber 202245
Einkommensteuererklärung
Besteuerungsverfahren
■■ Informieren Sie Ihren steuerlichen Berater über die Prüfungsanordnung. Mit deren
A Bekanntgabe ist keine Selbstanzeige mit strafbefreiender Wirkung mehr möglich.
■■ Mit Erscheinen des Prüfers beginnt die Prüfung.
■■ Alle steuerlich bedeutsamen Unterlagen müssen dem Prüfer ausgehändigt werden.
B Zwar hat der Prüfer keinen Anspruch auf Kopien. Es empfiehlt sich jedoch, diese anzu-
fertigen, da der Prüfer sonst sämtliche Unterlagen auch auf seine Dienststelle mitneh-
men kann.
C ■■ Dem Prüfer muss ein geeigneter Raum zur Verfügung gestellt werden. Die Privaträume
darf er ohne Zustimmung des Steuerpflichtigen jedoch nicht betreten.
■■ Es empfiehlt sich, nicht auf eine Schlussbesprechung zu verzichten. Oft sind hier
D Kompromisse möglich. Im Rahmen der Schlussbesprechung kann eine tatsächliche
Verständigung getroffen werden, die beide Seiten bindet.
■■ Prüfen Sie sorgfältig den Prüfungsbericht des Betriebsprüfers.
E ■■ Achten Sie darauf, dass bei den geprüften Bescheiden nach Abschluss der Betriebs-
prüfung der Vorbehalt der Nachprüfung aufgehoben wird.
F Die Finanzbehörde hat das Recht, die mit Hilfe der EDV erstellte Buchhaltung des Steuer-
pflichtigen durch Datenzugriff zu prüfen. Zur digitalen Betriebsprüfung hat die Finanzver-
waltung die Grundsätze zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler Unterlagen (GDPdU)
G veröffentlicht. Die Herausgabe digitalisierter Steuerdaten zur Speicherung und Auswertung
auf mobilen Rechnern kann der Prüfer nur verlangen, wenn Datenzugriff und Auswertung in
den Geschäftsräumen des Steuerpflichtigen oder in den Diensträumen der Finanzverwaltung
H stattfinden (BFH vom 16.12.2014, VIII R 52/12, DStR 2015 S. 1920). Damit soll Missbrauch der
Daten etwa durch einen Diebstahl der Daten außerhalb der genannten Räume vorgebeugt
werden.
I
Achtung:
Prüfer nutzen Außenprüfungen, um Kontrollmitteilungen an andere Finanzäm-
J ter zu schreiben, in denen sie zum Beispiel Provisions- und Zinszahlungen
mitteilen. Jeder Steuerzahler muss damit rechnen, dass der Prüfer aus vorangegange-
nen Prüfungen bei anderen Steuerzahlern (etwa Ihren Provisionszahlern) über Kontroll-
K mitteilungen verfügt.
L Betriebsprüfer können neben einem Zwangsgeld auch ein Verzögerungsgeld in Höhe von
2.500 Euro bis 250.000 Euro verhängen, wenn der Steuerpflichtige den Zugriff auf die EDV
verweigert. Eine mehrfache Festsetzung eines Verzögerungsgelds wegen fortdauernder
M Nichtvorlage derselben Unterlagen hält der BFH aber für unzulässig (BFH vom 16.6.2011, IV
B 120/10, BFH/NV 2011 S. 1549).
Achtung:
Legen Sie Einspruch ein, tritt keine Bestandskraft ein. Der Steuerbescheid J
bleibt dann offen und kann in allen Punkten geändert werden. Will das
Finanzamt den Bescheid zu Ihren Ungunsten ändern, so hat es diese Absicht vorab
mitzuteilen (Verböserung). Sie haben dann noch die Möglichkeit, den Einspruch K
zurückzunehmen.
L
Wird innerhalb der Rechtsbehelfsfrist kein Einspruch eingelegt und der Steuerbescheid damit
bestandskräftig, sind im Interesse der Rechtssicherheit Änderungen nur noch möglich,
soweit dies gesetzlich zugelassen ist. M
Formvorschriften
Der Einspruch ist schriftlich einzureichen. Es reicht aus, wenn aus dem Schriftstück hervor-
N
geht, wer den Einspruch eingelegt hat. Deshalb muss der Einspruch – anders als eine Klage
oder Revision – nicht unterschrieben sein. Ein Einspruch kann daher auch per Telefax, E-Mail
oder nach dem Einloggen auf dem ELSTER-Portal (dort unter “neues Formular”) eingelegt
O
werden, nicht aber telefonisch. Mündlich kann nur ein Antrag auf schlichte Änderung des
Steuerbescheides gemäß § 172 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2a AO gestellt werden (empfehlenswert nur
bei leicht erkennbaren Fehlern oder kleineren Missverständnissen). P
SteuerRatgeber 202247
Einkommensteuererklärung
Besteuerungsverfahren
Einspruchsfrist
A Der Einspruch muss innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe des Steuerbescheids
schriftlich eingelegt werden. Als bekannt gegeben gilt ein Bescheid grundsätzlich drei Tage
nach der Aufgabe zur Post (= Datum des Bescheids).
B
Wird ein Steuerbescheid mit der Post übermittelt und wird die betreffende Postsendung spä-
ter als drei Tage nach Absendung in den Hausbriefkasten des Empfängers eingeworfen, so
beginnt die Einspruchsfrist am Tag des Einwurfs. Das gilt auch dann, wenn der Empfänger
C
des Steuerbescheids ein Unternehmen ist, der Einwurf an einem Sonnabend erfolgt und in
dem betreffenden Unternehmen sonnabends nicht gearbeitet wird (BFH vom 9.11.2005, I R
D 111/04, BStBl II 2006 S. 219). Haben Sie die Einspruchsfrist wegen des verspäteten Zugangs
des Steuerbescheids versäumt, müssen Sie – falls die rechtzeitige Aufgabe zur Post durch
das Finanzamt feststeht – glaubhaft machen, dass Sie den Bescheid nicht innerhalb der Drei-
E tagefrist erhalten haben (etwa weil Sie täglich Ihren Briefkasten leeren und auch zur fraglichen
Zeit nicht von zu Hause abwesend waren). Haben Sie den Bescheid gar nicht erhalten, muss
das Finanzamt den Zugang nachweisen.
F
Endet die Einspruchsfrist an einem Wochenende, so kann der Einspruch noch an dem
nächsten Werktag beim Finanzamt eingereicht werden.
G Beispiel:
Trägt ein Bescheid das Datum 3. März, gilt er drei Tage später, also am 6.
März, als bekannt gegeben. Die Einspruchsfrist endet grundsätzlich einen
H
Monat später, am 6. April. Ist dies ein Sonntag, hat der Steuerzahler Zeit bis zum
nächsten Werktag (Montag, 7. April).
I
Versäumen Sie die Frist ohne Verschulden (zum Beispiel wegen einer schweren Erkrankung),
ist auf Antrag Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu gewähren.
J Die Einspruchsfrist beginnt bei fehlender oder unrichtiger Rechtsbehelfsbelehrung nicht zu
laufen. In diesem Fall können Sie noch innerhalb eines Jahres nach Bekanntgabe des Steuer-
bescheids Einspruch einlegen (§ 356 Abs. 2 AO).
K
Kosten
Das Einspruchsverfahren beim Finanzamt ist für den Steuerzahler kostenlos. Die Finanzbe-
L hörde hat selbst bei einem für den Steuerpflichtigen erfolglosen Einspruch keinen Anspruch
auf Erstattung ihrer Aufwendungen. Umgekehrt werden die Gebühren für einen in Anspruch
genommenen Steuerberater allerdings auch dann nicht erstattet, wenn ein Fehler des Finanz-
M amtes vorliegt. Eine Ausnahme gilt nur, wenn dem Finanzbeamten eine Amtspflichtverletzung
nachgewiesen werden kann, was allerdings nur selten gelingt.
N Aussetzung der Vollziehung
Trotz Einspruch muss die festgesetzte Steuer (zunächst) gezahlt werden. Das gilt selbst dann,
wenn der Bescheid eindeutig falsch ist. Bezüglich der strittigen Steuerbeträge sollten Sie
O daher gleichzeitig mit dem Einspruch immer einen Antrag auf Aussetzung der Vollziehung
stellen. Entspricht das Finanzamt dem Antrag, muss die strittige Steuer (erst einmal) nicht
gezahlt werden. Zu beachten ist, dass das Finanzamt Aussetzungszinsen verlangen kann,
P wenn der Einspruch später zurückgewiesen wird.
Verböserung
Bei einem Einspruch prüft das Finanzamt den Steuerbescheid in vollem Umfang. Entdeckt es A
Fehler, die sich zugunsten des Steuerzahlers ausgewirkt haben, kann es diese zulasten des
Steuerzahlers wieder korrigieren. Dies kann – so der Fachausdruck – zu einer Verböserung
führen. Anstelle der erhofften Steuerrückzahlung wäre dann eine unliebsame Nachzahlung B
die Folge.
Die Finanzämter sind verpflichtet, den Steuerpflichtigen auf die Möglichkeit einer verbösern-
C
den Entscheidung hinzuweisen und ihm Gelegenheit zu geben, sich zu äußern. Sie haben
dann die Möglichkeit, bis zur Bekanntgabe der förmlichen Einspruchsentscheidung des
Finanzamtes die Verböserung durch Rücknahme Ihres Einspruchs zu vermeiden. Eine Teil- D
rücknahme bezüglich einzelner Besteuerungsgrundlagen ist allerdings leider grundsätzlich
nicht möglich.
E
Achtung:
Trotz Rücknahme eines Einspruchs ist eine Änderung zum Nachteil dennoch
möglich, wenn die Voraussetzungen einer Korrekturvorschrift gemäß der F
Abgabenordnung erfüllt sind. In diesen Fällen erfolgt auch gar kein Hinweis auf die
Möglichkeit einer Verböserung, weil diese sowieso nicht verhindert werden kann.
G
Anhängige Verfahren
Oft ist es nicht nötig, einen Einspruch ausführlich zu begründen und es auf einen eigenen H
Rechtsstreit ankommen zu lassen. Denn quasi als Trittbrettfahrer kann sich jeder an noch
nicht entschiedene Gerichtsverfahren anderer Steuerzahler anhängen.
I
Das Finanzamt ist verpflichtet, bei Einsprüchen, die sich auf ein anhängiges Verfahren beim
Europäischen Gerichtshof, beim Bundesverfassungsgericht oder beim Bundesfinanz-
hof stützen, automatisch Ruhen des Verfahrens gewähren, wenn dort eine genau Ihren Fall
J
betreffende Rechtsfrage zu klären ist. Es genügt, das Aktenzeichen des schwebenden Pro-
zesses im Einspruch anzuführen. Eine weitergehende Begründung ist nicht erforderlich.
K
Tipp:
Der Bundesfinanzhof veröffentlicht im Internet unter www.bundesfinanzhof.de
eine Übersicht aller anhängigen Verfahren. L
Berufen Sie sich auf einen schwebenden Prozess, wird Ihr Einspruch vom Finanzamt solange
nicht bearbeitet, bis das Gericht in dem Parallelfall eine Entscheidung getroffen hat. Für Sie M
hat dieses Verfahren nur Vorteile. Sie können vom Ausgang eines anderen Prozesses profitie-
ren, ohne selbst ein Kostenrisiko zu tragen und Zeit und Mühe zu investieren.
N
Abschluss des Einspruchsverfahrens
Kommt das Finanzamt bei der Überprüfung des Steuerbescheids zu dem Ergebnis, dass der
Einspruch zulässig und in vollem Umfang begründet ist, korrigiert es den Steuerbescheid O
entsprechend. Steuerjuristen sprechen davon, dass dem Einspruch „abgeholfen“ wird. Damit
ist das Einspruchsverfahren erledigt und eine Einspruchsentscheidung erübrigt sich.
P
SteuerRatgeber 202249
Einkommensteuererklärung
Besteuerungsverfahren
Hält das Finanzamt den Einspruch für unzulässig oder ganz bzw. teilweise unbegründet,
A fordert es meist den Steuerpflichtigen auf, den Einspruch zurückzunehmen. Sie sollten aller-
dings nur den Einspruch zurücknehmen, wenn eindeutig feststeht, dass der Steuerbescheid
fehlerfrei ist. Ansonsten sollten Sie auf einer Einspruchsentscheidung bestehen. Denn nur bei
B einer Einspruchsentscheidung können Sie vor dem Finanzgericht klagen.
Die Einspruchsentscheidung muss das Finanzamt begründen. Die Begründung muss
auf den konkreten Fall abstellen und aus sich heraus verständlich und nachvollziehbar sein,
C
sodass Sie die Erfolgsaussichten einer Klage abschätzen können.
Achtung:
D
Das Finanzamt kann über Teile eines Einspruchs vorab entscheiden. Aus der
Teileinspruchsentscheidung muss hervorgehen, für welche Teile noch keine
E Bestandskraft eintreten soll.
H Der Steuerpflichtige kann innerhalb eines Jahres seit Bekanntgabe der Allgemeinverfügung
Klage erheben. Bekanntgabe ist der Tag nach der Herausgabe des entsprechenden Bun-
dessteuerblatts. Klagegegner ist das entsprechende Finanzamt. Durch Allgemeinverfügung
I wurden bisher beispielsweise Einsprüche und Änderungsanträge bezüglich der Verfassungs-
widrigkeit der Besteuerung der Einkünfte aus Kapitalvermögen ab 2009 zurückgewiesen.
M Wissenswertes zu Finanzgerichten
Die Finanzgerichte in Deutschland sind besondere Fachgerichte. Sie sind obere Landesge-
richte und in der Regel für den Bereich eines Bundeslandes zuständig. Nur in Bayern gibt es
N zwei und in Nordrhein-Westfalen drei Finanzgerichte. Sie entscheiden hauptsächlich über
Klagen von Bürgern gegen Steuerbescheide der Finanzämter und Kindergeldbescheide der
Familienkassen der Arbeitsagenturen. Die Bestrafung von Steuersündern wegen Steuerhin-
O terziehung übernimmt die Ordentliche Gerichtsbarkeit (Amts- und Landgerichte).
Finanzgerichte entscheiden im ersten Rechtszug, und zwar als einzige Tatsacheninstanz;
Berufungsgerichte gibt es nämlich nicht. Der Bundesfinanzhof prüft mit der Revision das
P
finanzgerichtliche Urteil nur auf Rechts- und Verfahrensfehler. Eine erneute Tatsachenfest-
stellung ist dabei grundsätzlich nicht zulässig. Daher ist es so wichtig, bereits im finanzge-
richtlichen Verfahren eine Tatsachenfeststellung durch Vorlage von Beweismitteln und ggf. A
Zeugenaussagen im eigenen Sinne zu erreichen.
Ein Finanzgericht ist – wie jedes andere Gericht – sachlich unabhängig und nicht an Wei-
B
sungen der Finanzbehörden gebunden. Es ist in mehrere Senate gegliedert, die in der
mündlichen Verhandlung in der Besetzung von drei Berufsrichtern und zwei ehrenamtlichen
Richtern entscheiden. Ein Senat kann in einfach gelagerten Sachen beschließen, dass ein
C
Berufsrichter allein als Einzelrichter entscheidet. Die Verhandlungen und Urteilsverkündun-
gen der Finanzgerichte sind im Regelfall öffentlich.
D
Achtung:
Ein Verfahren vor dem Finanzgericht kann jeder Bürger ohne professionelle
Hilfe einleiten und betreiben. Ein Prozessbevollmächtigter ist nicht vorge- E
schrieben. In komplizierten Fällen ist es aber sicher ratsam, einen Steuerberater, Wirt-
schaftsprüfer oder Rechtsanwalt zu beauftragen. Sie können sich auch an einen Bei-
stand (etwa einen Bekannten) wenden oder die Hilfe eines Lohnsteuerhilfevereins oder F
einer Gewerkschaft in Anspruch nehmen.
Anders sieht es dann in der nächsten Instanz vor dem Bundesfinanzhof aus. Dort gilt ein G
Vertretungszwang durch Prozessbevollmächtigte.
Klagefrist H
Die Klage ist innerhalb eines Monats einzulegen. Die Frist beginnt einen Tag nach der
Bekanntgabe der Einspruchsentscheidung. Als bekannt gegeben gilt die Entscheidung
grundsätzlich drei Tage nach der Aufgabe zur Post (Datum der Einspruchsentscheidung). I
Zur Wahrung der Klagefrist ist es erforderlich, dass die Klage innerhalb eines Monats nach
Bekanntgabe der Einspruchsentscheidung bei Gericht eingeht. Es reicht nicht, dass die
Klage innerhalb eines Monats an das Finanzgericht abgesandt wird. J
Versäumen Sie die Klagefrist ohne Verschulden (zum Beispiel wegen einer schweren Erkran-
kung), können Sie Wiedereinsetzung in den vorigen Stand beantragen. Der Wiedereinset- K
zungsantrag ist unter genauer Angabe der Gründe binnen zwei Wochen nach Wegfall des
Hindernisses zu stellen. Nach Ablauf eines Jahres seit Ende der versäumten Frist kann der
Antrag – außer bei Vorliegen höherer Gewalt – nicht mehr gestellt werden. L
Achtung:
Wurde der Einspruch mit einer Allgemeinverfügung zurückgewiesen, beträgt M
die Klagefrist ein Jahr.
SteuerRatgeber 202251
Einkommensteuererklärung
Besteuerungsverfahren
Kosten
A Die Gerichtsgebühren richten sich nach der Höhe der strittigen Steuerersparnis, dem soge-
nannten Streitwert. Möchten Sie also beispielsweise weitere Werbungskosten in Höhe von
1.000 Euro anerkannt haben, so würde sich bei einem individuell zu ermittelnden Steuersatz
B von beispielsweise 25 % eine Steuerminderung von 250 Euro ergeben. So hoch ist dann
der Streitwert. Bei Einreichen der Klage beträgt der Mindeststreitwert allerdings 1.500 Euro
(ausgenommen bei Kindergeldsachen), für den bei einem Urteil des Finanzgerichts eine Ver-
C fahrensgebühr von 312 Euro fällig wird (78 Euro x 4 Gebührensätze gemäß Gerichtskosten-
gesetz).
D Gewinnen Sie den Prozess, so muss das Finanzamt in der Regel alle Kosten des Verfah-
rens tragen – also auch für die Kosten eines von Ihnen beauftragten Prozessbevollmächtigten.
Verlieren Sie, müssen Sie die Gerichtskosten (Gebühren und Auslagen) und etwaige eigene
E Kosten eines Bevollmächtigten selbst zahlen. Die Aufwendungen des Finanzamtes müssen
nicht erstattet werden. Gibt das Gericht der Klage nur zum Teil statt, werden die Kosten geteilt.
F Achtung:
Sind Sie nicht in der Lage, die Kosten eines Verfahrens zu tragen, so können
Sie Prozesskostenhilfe beantragen. Das Finanzgericht wird diese bewilligen,
G wenn die Klage hinreichend Aussicht auf Erfolg bietet und Sie die gesetzlich vorgese-
henen Einkunfts- und Vermögensgrenzen nicht überschreiten.
H Falls Sie einen Rechtsanwalt oder Steuerberater beauftragen, kommen noch die Berater-
kosten hinzu.
I Tipp:
Kommen Sie während des Verfahrens zu dem Ergebnis, dass Sie verlie-
ren werden, sollten Sie prüfen, ob Sie die Klage nicht besser zurück-
J nehmen. Geschieht dies vor Beendigung der mündlichen Verhandlung bzw., wenn
diese nicht stattfindet, vor Ablauf des Tages, an dem ein Beweisbeschluss oder ein
Gerichtsbescheid unterschrieben ist, ermäßigen sich die Gerichtsgebühren erheb-
K lich.
L
Klageschrift
Das Verfahren vor dem Finanzgericht beginnt mit der Klageschrift. Diese muss folgende
Angaben enthalten:
M
■■ Kläger (also den Namen des Steuerpflichtigen bzw. der Eheleute),
■■ Beklagter (also das Finanzamt),
N ■■ Gegenstand des Klagebegehrens,
■■ Bescheid des Finanzamtes (Steuerart, Datum) und
■■ Einspruchsentscheidung (Datum).
O
Der Kläger muss deutlich machen, welche Entscheidung er vom Finanzgericht erwartet. Die
Klageschrift muss eigenhändig unterschrieben und beim Finanzgericht eingereicht wer-
P den. Es empfiehlt sich, eine Kopie des angegriffenen Bescheides und der Einspruchsent-
scheidung sowie eine Kopie der Klageschrift für das Finanzamt beizufügen.
Beispiel:
Das Finanzamt hat in seiner Einspruchsentscheidung den Einspruch von A
Hans G. zurückgewiesen. Hans G. reicht innerhalb der Klagefrist von
einem Monat folgende Klageschrift beim Finanzgericht ein:
B
Hans G.[Adresse]
[Datum]
C
Einschreiben/Rückschein
An das Finanzgericht
D
PLZ Stadt
Sehr geehrte Damen und Herren,
E
hiermit erhebe ich
Klage: F
gegen das Finanzamt ... wegen des Einkommensteuerbescheides für das Jahr ...
vom ... in der Gestalt der Einspruchsentscheidung vom ...
G
Ich beantrage, den Steuerbescheid und die Einspruchsentscheidung dahin zu ändern,
dass bei der Festsetzung der Steuer weitere Werbungskosten in Höhe von ... Euro
berücksichtigt werden und dem Beklagten die Kosten des Verfahrens aufzuerlegen. H
Begründung:
Das Finanzamt hat meine Aufwendungen für einen Computer nicht anerkannt. Diese I
Kosten sind mir im Zusammenhang mit meinem Beruf entstanden. Das Gerät hat
... Euro gekostet und wurde am ... angeschafft. Die Anschaffungskosten sind über
einen Zeitraum von drei Jahren zu verteilen. Es sind also ... Euro als Werbungskosten J
anzuerkennen. Ich bin EDV-Spezialist und entwickele Spezialsoftware. Ich lege eine
Bescheinigung meines Arbeitgebers über die Notwendigkeit des Computers bei.
K
Mit freundlichen Grüßen
Hans G.[eigenhändige Unterschrift]
L
Anlagen:
Kopien des Einkommensteuerbescheides und der Einspruchsentscheidung
M
Bescheinigung des Arbeitgebers
Klageerwiderung N
Das Finanzgericht bestätigt dem Kläger schriftlich den Eingang seiner Klage und teilt ihm das
Aktenzeichen seines Verfahrens beim Finanzgericht mit. Sämtliche Korrespondenz zwischen
O
dem Kläger und dem Finanzamt wegen der Streitsache läuft nun über das Finanzgericht. Das
Gericht fordert das Finanzamt auf, die Steuerakten zu übersenden und zur Sache Stellung
zu nehmen (Klageerwiderung). Nach einigen Wochen erhält der Kläger die Stellungnahme
P
SteuerRatgeber 202253
Einkommensteuererklärung
Besteuerungsverfahren
des Finanzamtes. In vielen Fällen beginnt nun ein zeitraubender Schriftverkehr, bis alle Argu-
A mente ausgetauscht sind. Das kann sich durchaus mehrere Monate hinziehen.
In vielen Verfahren vor dem Finanzgericht werden die Beteiligten zudem vom Berichterstat-
ter – das ist der Richter, der die Entscheidung vorbereitet – zu einem Erörterungstermin
B
geladen. Der Erörterungstermin dient vor allem der Aufklärung des mitunter schwierigen
Sachverhalts und der gütlichen Beilegung des Rechtsstreits. Durch einen Erörterungstermin
entstehen keine zusätzlichen Gerichtskosten. Gelingt es dem Kläger nicht, das Finanzamt
C
von seinen Argumenten zu überzeugen, muss das Gericht die Streitfrage entscheiden.
Entscheidung
D Das Gericht kann, wenn der Sachverhalt klar ist, per Gerichtsbescheid ohne mündliche
Verhandlung im schriftlichen Verfahren entscheiden. Ist der Kläger oder das Finanzamt mit
dieser Entscheidung nicht einverstanden, kann jeder innerhalb eines Monats die mündliche
E
Verhandlung beantragen.
Im Falle einer mündlichen Verhandlung lädt das Gericht den Kläger und einen Vertreter des
F Finanzamtes zum Gericht. Beide haben dann Gelegenheit, ihren Standpunkt persönlich in
der Verhandlung darzulegen. Am Ende der Verhandlung wird entweder ein Urteil verkündet
oder den Parteien mitgeteilt, dass eine Entscheidung schriftlich zugestellt wird.
G
Achtung:
Sie können in der mündlichen Verhandlung die Klage noch zurücknehmen,
H wenn Sie aufgrund der Verhandlung zu der Auffassung kommen, dass Ihr
Begehren wenig Aussicht auf Erfolg hat. Auch das Finanzamt kann aufgrund der
mündlichen Verhandlung seinen bisherigen Standpunkt revidieren und sich dazu ver-
I pflichten, einen geänderten Bescheid zugunsten des Steuerpflichtigen zu erlassen.
J Verfahrensdauer
Da das Steuerrecht in den vergangenen Jahren immer undurchsichtiger geworden ist, steigt
die Zahl der Auseinandersetzungen vor Finanzgerichten. Etwa 18 Monate muss ein Steuer-
K
zahler im Durchschnitt auf ein Urteil eines Finanzgerichts warten. Ein Revisionsverfahren vor
dem Bundesfinanzhof dauert dann durchschnittlich noch einmal acht Monate. Einzelne Ver-
fahren dauern erheblich länger.
L
Erfolgsaussichten
In nicht einmal 20 % aller Verfahren vor dem Finanzgericht wird ein Urteil gesprochen. In mehr
M als 80 % der Verfahren gibt es ohne Urteil eine Einigung. Nicht selten kommt es durch Vermitt-
lung des Gerichts zu einvernehmlichen Regelungen, da die Vertreter der Finanzverwaltung
vor dem Finanzgericht häufig kooperativer sind als die Sachbearbeiter im Finanzamt. Die
N Erfolgsquote des Steuerbürgers vor den Finanzgerichten schätzen Experten auf etwa 20 %
. Achtung:
O Im finanzgerichtlichen Verfahren kann die Steuer des Klägers nicht erhöht
werden. Ihr Risiko besteht also (neben den Kosten) nur darin, dass Ihre Klage
abgewiesen wird.
P
Revisionsfrist
Die Revision muss innerhalb eines Monats nach Zustellung des vollständigen Finanzge- K
richtsurteils schriftlich beim Bundesfinanzhof eingelegt und innerhalb von zwei Monaten nach
Zustellung des vollständigen Urteils begründet werden.
Waren Sie ohne Verschulden, also zum Beispiel wegen schwerer Krankheit, verhindert, die L
Revisionsfrist einzuhalten, ist auf Antrag Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu gewäh-
ren. Sie werden dann so gestellt, als ob Sie die Frist eingehalten hätten. Der Wiedereinset-
M
zungsantrag ist unter genauer Angabe der Gründe binnen zwei Wochen nach Wegfall des
Hindernisses zu stellen. Nach Ablauf eines Jahres seit Ende der versäumten Frist kann der
Antrag grundsätzlich nicht mehr gestellt werden.
N
Vertretungszwang
Vor dem Bundesfinanzhof besteht Vertretungszwang. Das heißt: Die Revision muss durch
einen Rechtsanwalt, Steuerberater, Steuerbevollmächtigten, Wirtschaftsprüfer oder einen O
vereidigten Buchprüfer eingelegt und begründet werden.
SteuerRatgeber 202255
Einkommensteuererklärung
Besteuerungsverfahren
Kosten
A Für das Verfahren vor dem Bundesfinanzhof werden Kosten (Gebühren und Auslagen) nach
dem Gerichtskostengesetz erhoben. Die Gebühren richten sich nach dem Streitwert, also
nach der Differenz des von der Finanzbehörde festgesetzten und des vom Steuerpflichtigen
B erstrebten Steuerbetrags.
Nichtzulassungsbeschwerde
C Eine Revision ist grundsätzlich nur dann möglich, wenn sie durch das Finanzgericht aus-
drücklich zugelassen wird. Die Entscheidung des Finanzgerichts, die Revision nicht zuzulas-
sen, können Sie aber mit einer Nichtzulassungsbeschwerde angreifen. Dabei besteht – wie
D bei der Revision selbst – Vertretungszwang. Die Nichtzulassungsbeschwerde ist innerhalb
eines Monats nach Zustellung des vollständigen Finanzgerichtsurteils schriftlich beim Bun-
desfinanzhof einzulegen.
E
Erfolgsaussichten
Die Erfolgsaussichten beim Bundesfinanzhof sind gar nicht einmal schlecht. Knapp 20 %
F der durch Urteil oder Beschluss erledigten Verfahren werden durchschnittlich zugunsten der
Steuerpflichtigen entschieden.
G 4.8 Stundung
Überblick
H Kann ein Steuerpflichtiger die festgesetzte Einkommensteuer nicht zahlen, drohen Konse-
quenzen – zum Beispiel Säumniszuschläge oder Vollstreckungsmaßnahmen. Unter bestimm-
ten Voraussetzungen gewährt das Finanzamt allerdings eine Zahlungserleichterung und
I stundet fällige Steuern. Eine Stundung ist auch eine Ratenzahlung.
Durch eine Stundung wird die Fälligkeit hinausgeschoben und damit die Zahlungsfrist ver-
längert. Der Sinn und Zweck der Stundung besteht darin, einen Zeitraum zu überbrücken,
J
in dem beim Steuerpflichtigen ein Liquiditätsengpass vorliegt. In der Praxis werden häufig
Teilbeträge gestundet.
K Voraussetzungen
Voraussetzung ist, dass die Einziehung der Steuern bei Fälligkeit mit einer erheblichen Härte
für den Steuerpflichtigen verbunden ist und der Steueranspruch durch die Stundung nicht
L gefährdet wird.
Eine erhebliche Härte ist gegeben, wenn ein Steuerpflichtiger unverschuldet in ernsthafte
M Zahlungsschwierigkeiten geraten ist und die sofortige Einziehung des gesamten Steuer-
betrages die Existenz erheblich gefährden würde. Es liegt keine erhebliche Härte vor, wenn
sich der Steuerpflichtige in zumutbarer Weise (also beispielsweise durch Bankkredite) die
N erforderlichen Mittel beschaffen könnte.
Achtung:
Die ernsthaften Zahlungsschwierigkeiten dürfen nur vorübergehender Natur A
sein. Der Steueranspruch darf nicht dauerhaft gefährdet sein. Ist also abseh-
bar, dass eine vollständige Zahlung der geschuldeten Steuern praktisch nie erreicht
werden kann, kommt eine Stundung nicht in Betracht. In der Praxis verlangt das B
Finanzamt zur Sicherung des Steueranspruchs zumeist Sicherheiten.
C
Antrag
Der Antrag auf Stundung ist formlos beim Finanzamt zu stellen und muss ausreichend
begründet sein. Zum Antrag gehören umfassende Angaben zu den wirtschaftlichen, insbe- D
sondere den finanziellen Verhältnissen des Antragstellers sowie ein Vorschlag zur Sicher-
heitsleistung. Eine Zahlungsunfähigkeit Ihrerseits muss für einen erfolgreichen Antrag auf
E
Stundung nicht vorliegen (Sächsisches FG vom 12.2.2014, 8 K 1870/12). Am besten machen
Sie gleich in Ihrem Stundungsantrag einen Vorschlag für eine ratenweise Zahlung der fälligen
Steuern, am besten in sechs Monatsraten. F
Unternehmen, die in der Coronakrise wirtschaftlich angeschlagen sind, können die bis zum
30.6.2021 fälligen Steuernachforderungen mit vereinfachtem Antrag bis zum 31.12.2021 mit
Ratenzahlung zinsfrei stunden lassen. G
Stundungszinsen
Wird eine Stundung bewilligt, entstehen für den Zeitraum der Stundung keine Säumniszu- H
schläge. Für die Dauer der Stundung sind allerdings Stundungszinsen in Höhe von monatlich
derzeit 0,5 % zu erheben. Zum Vergleich: Säumniszuschläge entstehen in Höhe von 1 % für
jeden Monat. I
4.9 Erlass J
Erlass von Steuern
Grundsätzlich gilt: Ist eine Steuer durch einen Steuerbescheid festgesetzt worden, so muss
der festgesetzte Betrag auch entrichtet werden. In Ausnahmefällen ist nach der Abgaben- K
ordnung aus Billigkeitsgründen jedoch ein Erlass der festgesetzten Steuer möglich, wenn
deren Einziehung nach Lage des einzelnen Falls unbillig wäre. Es können auch bereits ent-
richtete Beträge erstattet werden. L
Tipp:
Ein Erlass kann form- und fristlos beim Finanzamt beantragt werden. Lei- M
der ist der Antrag oft auch nutzlos. Lehnt das Finanzamt einen Erlass ab,
kann gegen die Verwaltungsentscheidung Einspruch eingelegt werden.
N
SteuerRatgeber 202257
Einkommensteuererklärung
Besteuerungsverfahren
Persönliche Unbilligkeit
A In der Praxis werden Steuern vor allem bei persönlicher Bedürftigkeit erlassen. Die wirtschaft-
liche Existenz des Steuerpflichtigen muss gefährdet sein. Eine Kreditaufnahme oder eine
Teilliquidation des Vermögens ist dabei allerdings zumutbar. Bei Erlassanträgen von Eheleu-
B ten sind auch die Einkünfte und das Vermögen des jeweils anderen Ehegatten und gegebe-
nenfalls auch der Kinder zu berücksichtigen.
C Beispiel:
Ein Landwirt hat durch eine Hochwasserkatastrophe einen Großteil seiner
Ernte verloren und ist deshalb in seiner Existenz gefährdet. Er erhält auf-
D grund seiner angespannten finanziellen Lage keine Kredite mehr. Die persönliche
Erlassbedürftigkeit ist gegeben.
E Der Steuerpflichtige muss zudem erlasswürdig sein. Dies setzt Steuerehrlichkeit voraus.
Zudem darf die wirtschaftliche Notlage nicht schuldhaft herbeigeführt worden sein.
F Sachliche Unbilligkeit
In seltenen Fällen ist auch ein Erlass wegen sachlicher Unbilligkeit möglich. Ein sachlicher
Billigkeitsgrund liegt beispielsweise vor, wenn
G
■■ eine fehlerhafte Steuerfestsetzung auf einer eindeutigen Verletzung der Fürsorgepflicht
des Finanzamtes beruht;
■■ eine offensichtlich und eindeutig fehlerhafte Steuerfestsetzung vom Finanzamt zu ver-
H
treten ist und es dem Steuerpflichtigen nicht möglich und nicht zuzumuten war, sich
rechtzeitig gegen die Fehlerhaftigkeit zu wehren;
I ■■ Nachweise über die Bewilligung einer Steuervergünstigung aufgrund höherer Gewalt
(zum Beispiel Hochwasser) verloren gegangen sind.
Erlass von Nebenleistungen
J
■■ Auch steuerliche Nebenleistungen können auf Antrag vom Finanzamt erlassen werden.
Beispielsweise kann ein Verspätungszuschlag erlassen werden, wenn Ihnen die nur
K kurzzeitig verspätete elektronische Versendung einer Umsatzsteuervoranmeldung zum
ersten Mal passiert ist. Nachzahlungszinsen können erlassen werden, wenn Sie wegen
einer von Ihnen erwarteten Steuernachzahlung noch vor Zugang des Steuerbeschei-
L des freiwillig einen ausreichend hohen Geldbetrag an das Finanzamt geleistet haben
und dieses die Zahlung akzeptiert hat.
SteuerRatgeber 202259
Einkommensteuererklärung
Besteuerungsverfahren
Beispiel:
F Eine offenbare Unrichtigkeit liegt vor, wenn ein Selbständiger in seiner
Anlage EÜR die an das Finanzamt gezahlte Umsatzsteuer versehentlich
nicht als Betriebsausgaben einträgt, die Steuer aber in seiner zeitgleich eingereich-
G ten Umsatzsteuererklärung aufführt (BFH vom 27.8.2013, VIII R 9/11, BStBl II 2014
S. 439).
H Offenbar unrichtig kann es auch sein, wenn ein Steuerpflichtiger regelmäßig in sei-
ner Steuererklärung die gleichen Ausgaben geltend macht (z. B. für sein häusliches
Arbeitszimmer) und dies dann einmal vergisst. Dem Finanzamt müsste dies auf-
I fallen und es müsste nachhaken.
Für das Finanzamt nicht offenbar unrichtig ist es, wenn ein Vermieter die Anlage
J V falsch ausfüllt, indem er auf der Seite 1 bei der Nettomiete nur die Warmmiete
(Bruttomiete) inkl. der Umlagen angibt und auf der Seite 2 die Nebenkosten nicht als
Werbungskosten einträgt (BFH vom 1.8.2012, IX R 4/12, BFH/NV 2013 S. 1).
K Offenbar unrichtig ist es, wenn der Finanzbeamte korrekte Angaben des Steuer-
pflichtigen in einer elektronischen Steuererklärung zugunsten des Steuerpflichtigen
manuell falsch abändert. Dann darf der Bescheid noch vom Finanzamt korrigiert
L
werden (FG Nürnberg vom 7.7.2016, 6 K 468/16, EFG 2017 S. 360). Das Gleiche gilt,
wenn das Finanzamt Ihnen einen Freibetrag versehentlich doppelt gewährt.
M
Keine offenbare Unrichtigkeit liegt vor, wenn der Sachbearbeiter im Finanzamt die sachlichen
Zusammenhänge nicht aufgeklärt oder ihm ein Rechtsirrtum unterlaufen ist.
N
Erhalten Sie ab 2017 einen vollautomatisch erstellten Steuerbescheid und ist Ihnen in
der zugrunde liegenden Steuererklärung zu Ihren Ungunsten ein Schreib- oder Rechenfehler
O unterlaufen, so können Sie den bestandskräftigen Steuerbescheid nach dem neuen § 173a
AO ändern lassen. Denn die Änderungsvorschrift der „offenbaren Unrichtigkeit“ ist bei auto-
matischen Steuerbescheiden nicht anwendbar, weil der Finanzbeamte den Fehler mangels
P manueller Bearbeitung Ihrer Steuererklärung nicht erkennen konnte.
SteuerRatgeber 202261
Einkommensteuererklärung
Besteuerungsverfahren
G
Fall 7: Korrektur wegen falsch übermittelter Daten durch Dritte
H Werden von dritten Stellen Daten des Steuerpflichtigen an das Finanzamt elektronisch über-
mittelt, z. B. Lohnersatzleistungen, Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge oder Renten-
zahlungen, können die entsprechenden Eingabefelder in den Steuererklärungsformularen
I vom Steuerpflichtigen freigelassen werden. In den Steuerformularen ab 2019 sind diese Fel-
der grün unterlegt und mit einem eingekreisten Kleinbuchstaben “e” am rechten Formular-
rand gekennzeichnet.
J Beim Leerlassen dieser Formularfelder gelten jedoch die übermittelten Daten als vom Steuer-
pflichtigen erklärt (§ 150 Abs. 7 Satz 2 AO). Er hat daher die Pflicht zur Prüfung des Steuerbe-
scheids und bei fehlerhaften Daten zu seinen Gunsten dies dem Finanzamt zu melden. Stellt
K
er dagegen fest, dass elektronisch übermittelte Daten zu seinen Ungunsten falsch sind, ist
der Steuerbescheid bei Bestandskraft nach § 175b AO aufzuheben oder zu ändern.
L Festsetzungsfrist des Bescheides ist abgelaufen
Irgendwann geht nichts mehr. Eine Änderung ist nicht mehr zulässig, wenn eine bestimmte
M Frist abgelaufen ist. Diese Festsetzungsfrist beträgt vier Jahre und beginnt mit Ablauf des
Kalenderjahres, in dem Sie Ihre Steuererklärung abgegeben haben. Die Frist verlängert sich
allerdings auf fünf Jahre bei leichtfertiger Steuerverkürzung und zehn Jahre bei Steuerhinter-
N ziehung.
Beispiel:
O Sie reichen Ihre Einkommensteuererklärung für das Jahr 2021 im Herbst
2022 beim Finanzamt ein. Die Festsetzungsfrist beginnt mit Ablauf des
31.12.2022 und endet vier Jahre später mit Ablauf des 31.12.2026.
P
1 Einkommensteuer
B
1.1 Überblick
1.2 Steuerpflichtige Einkünfte
1.3 Summe der Einkünfte C
1.4 Gesamtbetrag der Einkünfte
1.5 Einkommen
D
1.6 Zu versteuerndes Einkommen
1.7 Tarifliche Einkommensteuer
1.8 Festzusetzende Einkommensteuer E
1.9 Steuererstattung bzw. Steuernachzahlung
1.10 Säumniszuschlag
1.11 Quellenabzugsverfahren F
1.12 Vorauszahlungsverfahren
G
1.1 Überblick
Die Ermittlung Ihrer Steuererstattung oder -nachzahlung vollzieht sich in mehreren Schritten.
Folgende Positionen sind zu ermitteln: H
1. Steuerpflichtige Einkünfte
2. Summe der Einkünfte
I
3. Gesamtbetrag der Einkünfte
4. Einkommen
5. Zu versteuerndes Einkommen J
6. Tarifliche Einkommensteuer
7. Korrektur der Steuer für Kapitalerträge
8. Festzusetzende Einkommensteuer K
9. Steuererstattung bzw. Steuernachzahlung
Bei der Zusammenveranlagung von Ehepartnern bzw. eingetragenen Lebenspartnern sind die
Einkünfte grundsätzlich getrennt zu ermitteln. Es wird jedoch nur ein gemeinsamer Gesamtbetrag
L
der Einkünfte, ein Einkommen und ein zu versteuerndes Einkommen berechnet.
M
1.2 Steuerpflichtige Einkünfte
Steuerpflichtig ist nur das Einkommen, das sich aus den sieben im Einkommensteuergesetz
abschließend aufgeführten Einkunftsarten ergibt. Es sind dies die Einkünfte aus
N
* Wer am 1.1. eines Jahres 64 Jahre alt geworden ist, hat sein 64. Lebensjahr bereits am 31.12. des
O
Vorjahres vollendet.
SteuerRatgeber 202265
Ermittlung der Steuer
Einkommensteuer
Beispiel:
A Herr Müller ist Mitte 2006 64 Jahre alt geworden. Er kann somit seit 2007
einen Altersentlastungsbetrag von 36,8 % erhalten. Bezieht Herr Müller
neben seiner gesetzlichen Altersrente zum Beispiel noch Zinserträge von 1.301
B Euro und ergibt die Günstigerprüfung, dass die Besteuerung seiner Kapitalein-
künfte von 500 Euro (1.301 Euro Zinsen abzgl. 801 Euro Sparer-Pauschbetrag) nach
Tarif günstiger ist als die Abgeltungsbesteuerung von 25 %, so kann er für seine
C Kapitaleinkünfte den Altersentlastungsbetrag erhalten. Dieser beträgt 36,8 % von
500 Euro (= 184 Euro), maximal 1.748 Euro. Somit muss Herr Müller nur 316 Euro
Kapitaleinkünfte versteuern (500 Euro abzgl. 184 Euro).
D
1.5 Einkommen
I
Zur Ermittlung des Einkommens sind vom Gesamtbetrag der Einkünfte bestimmte Abzüge vorzu-
nehmen. Das sind insbesondere ein Verlustabzug nach § 10d EStG (Verlustrücktrag oder Ver-
J lustvortrag) sowie Sonderausgaben (z. B. Versicherungsbeiträge), außergewöhnliche Belas-
tungen (z. B. Behinderten-Pauschbetrag, Krankheitskosten) und eine Steuerbegünstigung für ein
selbst genutztes Baudenkmal.
K Zum Gesamtbetrag der Einkünfte hinzuzurechnen ist ein Erstattungsüberhang bei den Vorsorge-
aufwendungen und der Kirchensteuer.
L
1.6 Zu versteuerndes Einkommen
Das zu versteuernde Einkommen wird ermittelt, indem vom Einkommen gegebenenfalls Frei-
M beträge für Kinder (Kinderfreibetrag und Erziehungsfreibetrag) und ein Härteausgleich für
Nebeneinkünfte abgezogen werden. Einzelheiten zu den Freibeträgen für Kinder lesen Sie im Kapi-
tel „Steuerliche Berücksichtigung von Kindern“.
N
Härteausgleich
Bezieher von Einkünften aus nichtselbständiger Arbeit (dazu zählen auch Betriebs- oder Werksrenten
O sowie Beamtenpensionen), die noch andere, nicht dem Lohnsteuerabzug unterliegende Ein-
künfte erzielen, müssen diese versteuern, wenn sie insgesamt mehr als 410 Euro im Jahr betragen.
Betragen die nicht dem Lohnsteuerabzug unterliegenden Einkünfte (also beispielsweise ein Gewinn
aus einer selbständigen Nebentätigkeit oder der steuerpflichtige Anteil einer gesetzlichen Rente) A
zwar mehr als 410 Euro, aber weniger als 820 Euro im Jahr, so wird die Besteuerung durch den
sogenannten Härteausgleich abgemildert. Dabei wird das Einkommen um den Betrag gekürzt, um
den die nicht dem Lohnsteuerabzug unterliegenden Einkünfte (gegebenenfalls vermindert um den B
anteiligen Altersentlastungsbetrag) niedriger als 820 Euro sind (§ 46 Abs. 3, 5 EStG, § 70 EStDV).
Für die Abgeltungsteuer unterliegende Kapitaleinkünfte wurde der Härteausgleich im Rahmen der
Günstigerprüfung ab 2014 leider abgeschafft. C
Beispiel:
Ein lediger Arbeitnehmer bezieht neben seinem lohnsteuerpflichtigen D
Arbeitslohn noch ein Honorar aus freiberuflicher Tätigkeit abzüglich
Betriebsausgaben in Höhe von 620 Euro. Da diese Einkünfte über 410 Euro, aber
unter 820 Euro liegen, wird ein Härteausgleich von 200 Euro (820 Euro minus 620 E
Euro) gewährt. Diese 200 Euro werden bei der Ermittlung des zu versteuernden Ein-
kommens vom Einkommen abgezogen, sodass von den Nebeneinkünften in Höhe
von 620 Euro am Ende nur 420 Euro der tariflichen Einkommensteuer unterworfen F
werden.
G
1.7 Tarifliche Einkommensteuer
Die tarifliche Einkommensteuer ergibt sich durch Anwendung des maßgebenden Einkommen- H
steuertarifs (Grundtarif oder Splittingtarif) auf das zu versteuernde Einkommen.
Unterliegen Einkünfte – zum Beispiel Lohnersatzleistungen oder steuerfreie ausländische Einkünfte
I
– dem Progressionsvorbehalt, ist die tarifliche Einkommensteuer ebenso besonders zu ermit-
teln wie die beim Vorliegen der Fünftelregelung unterliegenden außerordentlichen Einkünften
(z. B. Abfindungen). In diesen Fällen müssen Sie einen anderen als den aus den Steuertabellen J
ersichtlichen Steuersatz anwenden. Einzelheiten zur Berechnung des besonderen Steuersatzes
bei Lohnersatzleistungen lesen Sie im Kapitel „Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit“ und zur
Fünftelregung nachfolgend. K
Die Einkommensteuer auf Kapitaleinkünfte wird i.d.R. direkt von den Kredit- und Finanzdienst-
leistungsinstituten in Form der 25%igen Kapitalertragsteuer (Abgeltungsteuer) einbehalten. Mit
diesem Steuerabzug ist die Einkommensteuer komplett abgegolten, sodass Kapitaleinkünfte bei
L
der Ermittlung des zu versteuernden Einkommens außen vor bleiben. In bestimmten Fällen ist es
jedoch erforderlich, den Steuerabzug zu korrigieren oder die Steuer im Rahmen der Veranlagung
M
erstmalig festzusetzen, wenn z. B. von steuerpflichtigen Kapitalerträgen keine Kapitalertragsteuer
einbehalten wurde oder sich im Rahmen eines Antrags auf Überprüfung des Steuereinbehalts
ergibt, dass Sie zu viele Steuern gezahlt haben.
N
Die tarifliche Einkommensteuer wird dann um einen Korrekturbetrag für die Abgeltungsteuer
erhöht oder vermindert. Der Korrekturbetrag beträgt 25 % aus den noch nicht versteuerten Kapital-
erträgen. Bei einer Überprüfung des Steuereinbehalts wird der Korrekturbetrag berechnet aus der O
Differenz zwischen den Kapitalerträgen, von denen ein Steuerabzug vorgenommen wurde, und
den vom Steuerpflichtigen korrigierten Kapitalerträgen.
P
SteuerRatgeber 202267
Ermittlung der Steuer
Einkommensteuer
Ferner kann es bis einschließlich 2022 eine Tarifermäßigung für die Einkünfte aus Land- und
A Forstwirtschaft gemäß § 32c EStG geben.
Einkommensteuertarif
Der Einkommensteuertarif, aus dem die Einkommensteuertabellen und – durch Einarbeitung
B
der für die Arbeitnehmer geltenden Freibeträge und Pauschbeträge – auch die Lohnsteuertabel-
len abgeleitet werden, ist das Kernstück des Einkommensteuergesetzes. Nach ihm richtet sich
C grundsätzlich die vom Steuerpflichtigen aus seinem Einkommen zu tragende Einkommensteuer
(Lohnsteuer). Zu unterscheiden ist hier ein fester Steuersatz von 25 % für die meisten Kapitalerträge
und einem progressiven Tarif für andere Einkünfte.
D Der linear-progressive Tarif ist 2021 wie folgt gestaltet (§ 32a Abs. 1 EStG):
■■ Von dem zu versteuernden Einkommen bleibt ein Grundfreibetrag steuerfrei. Er beträgt
E für Einzel-/Zusammenveranlagte 9.744 Euro/19.488 Euro.
■■ In der ersten linear-progressiven Zone steigen die Grenzsteuersätze auf das über dem
Grundfreibetrag liegende Einkommen von 14 % (Eingangssteuersatz) auf knapp unter
F 24 % bei einem zu versteuernden Einkommen bis 14.753 Euro/29.506 Euro.
■■ In der anschließenden zweiten linear-progressiven Zone werden die Einkommen mit
Grenzsteuersätzen zwischen 24 % und 42 % bei einem zu versteuernden Einkommen
G bis 57.918 Euro/115.836 Euro erfasst.
■■ Im darauffolgenden Bereich (obere Proportionalzone) wird jeder Einkommenszuwachs
gleichbleibend mit 42 % (Spitzensteuersatz) besteuert bis zu einem Einkommen von
H 274.612 Euro/549.224 Euro.
■■ Einkommen darüber werden mit einer zusätzlichen „Reichensteuer“ von 3%-Punkten
belastet. Dieser Steuersatz beträgt demnach insgesamt 45 %.
I
In den beiden linear-progressiven Zonen steigt die Steuerbelastung des Einkommenszuwachses
(Grenzbelastung) – mit unterschiedlicher Steigung – linear an. Sie ist in der oberen Proportional-
J zone konstant. Die Steuerbelastung im Verhältnis zum gesamten zu versteuernden Einkommen
(Durchschnittsbelastung) steigt mit wachsendem Einkommen an und nähert sich für sehr hohe
Einkommen dem Spitzensteuersatz.
K
Wichtig für Steuersparer ist die Unterscheidung zwischen Durchschnittssteuersatz und Grenz-
steuersatz:
L ■■ Der Durchschnittssteuersatz gibt an, wie hoch der prozentuale Anteil der festgesetz-
ten Einkommensteuer am zu versteuernden Einkommen ist.
■■ Der Grenzsteuersatz ist quasi der persönliche Spitzensteuersatz eines bestimmten
M Steuerzahlers. Der Grenzsteuersatz gibt – vereinfacht ausgedrückt – die steuerliche
Belastung auf den letzten Euro des zu versteuernden Einkommens wieder.
N Tarifermäßigung durch die Fünftelregelung
Bei außerordentlichen Einkünften können zur Vermeidung von Härten, die sich infolge der
Tarifprogression ergeben können, Tarifvergünstigungen in Anspruch genommen werden. Hierfür
O kommen insbesondere Einkünfte in Betracht, die einmalig zufließen, zum Beispiel Abfindungen,
Entschädigungen, Ausgleichszahlungen an selbständige Handels- und Versicherungsvertreter,
betriebliche Veräußerungsgewinne sowie bestimmte Einkünfte aus einer mehrjährigen Tätigkeit.
P Die Tarifermäßigung für eine Abfindung können Arbeitnehmer nicht nur bei Kündigung bekommen,
sondern auch bei einer deutlichen Reduzierung der Arbeitszeit (BFH vom 25.8.2009, IX R 3/09,
BStBl II 2010 S. 1030) oder wenn das Arbeitsverhältnis im beiderseitigen Einvernehmen aufgelöst A
wird (BFH vom 13.3.2018, IX R 16/17, BStBl II 2018 S. 709).
Die Tarifvergünstigung ergibt sich dadurch, dass die begünstigten außerordentlichen Einkünfte
B
durch fünf geteilt werden und die dann hierauf entfallende Steuer mit fünf multipliziert wird (Fünf-
telregelung gemäß § 34 Abs. 1 EStG). Damit wird die Progression geglättet. Die Berechnung
der Einkommensteuer vollzieht sich in mehreren Schritten, nachfolgend illustriert anhand von
C
Beispielwerten:
Beispiel: D
Der verheiratete Angestellte Hans Adam hat 2021 eine Abfindung in Höhe
von 20.000 Euro erhalten. Sein zu versteuerndes Einkommen inklusive
Abfindung beträgt 69.964 Euro. E
SteuerRatgeber 202269
Ermittlung der Steuer
Einkommensteuer
Lassen Sie sich beispielsweise Ihre Abfindung über zwei Jahre verteilt auszahlen, gibt es die güns-
A tige Besteuerung nicht, ausgenommen bei einer minimalen Teilauszahlung von maximal 10 %
der Hauptabfindungszahlung in einem anderen Jahr (BMF-Schreiben vom 4.3.2016, BStBl I
2016 S. 277). Sind die 10 % überschritten, kann die Fünftelregelung trotzdem noch gewährt wer-
B den, wenn die Teilleistung geringer ist als die Steuerersparnis bei Anwendung der Fünftelregelung
auf die Hauptzahlung (BFH vom 13.10.2015, IX R 46/14, BStBl II 2016 S. 214).
Die Fünftelregelung gibt es auch für Vergütungen, die für eine mehrjährige Tätigkeit zusammengeballt
C
in einem Kalenderjahr gezahlt werden. Dazu zählt auch ein für mehr als 12 Monate ausgezahlter Arbeits-
lohn, wenn dafür vernünftige wirtschaftliche Gründe vorliegen (BFH vom 7.5.2015, VI R 44/13, BStBl
D II 2015 S. 890). Ob eine pauschale Zahlung zur Abgeltung von in mehreren Jahren geleisteten Über-
stunden steuerermäßigt besteuert wird, muss der BFH noch entscheiden (Az. der Revision: VI R 23/19).
Haben Sie neben Ihrer Abfindung auch dem Progressionsvorbehalt unterliegende Lohnersatz-
E leistungen wie z. B. Arbeitslosengeld bezogen, werden diese steuerfreien Leistungen den übrigen
steuerpflichtigen Einkünften leider voll hinzugerechnet und nicht nur mit einem Fünftel (BFH vom
22.9.2009, IX R 93/07, BStBl II 2010, S. 1032). So sieht das auch die Finanzverwaltung (BMF-Schrei-
F ben vom 1.11.2013, BStBl I 2013 S. 1326). Müssen Sie Lohnersatzleistungen zurückzahlen, muss
sich der damit verbundene negative Progressionsvorbehalt wegen des niedrigeren Steuersatzes
auch bei der Fünftelregelung notwendig steuermindernd auswirken. Die einzelnen Rechenschritte
G
hat der Bundesfinanzhof vorgegeben (BFH vom 11.12.2012, IX R 23/11, BStBl II 2013 S. 370).
■■ Kapitalertragsteuer, soweit sie auf Kapitalerträge entfällt, die nach dem Einkommen-
steuertarif besteuert werden, A
■■ ausländische Quellensteuer, soweit sie auf Erträge entfällt, die nach dem Einkommen-
steuertarif besteuert werden,
■■ für dieses Jahr geleistete vierteljährliche Einkommensteuer-Vorauszahlungen. B
Ergibt sich als Ergebnis eine Steuernachzahlung, ist diese als Abschlusszahlung an das Finanzamt
zu zahlen. Ergibt sich ein Überschuss zu Ihren Gunsten, wird Ihnen dieser Betrag erstattet. Trifft
C
der Steuerbescheid erst nach 15 Monaten ab Ende des Veranlagungszeitraums bei Ihnen ein, wer-
den Zinsen festgesetzt: Auf eine Steuernachforderung müssen Sie Nachzahlungszinsen zahlen
bzw. für eine Steuerrückzahlung erhalten Sie Erstattungszinsen (§ 233a AO). D
Die Höhe des amtlichen Zinssatzes von 0,5 % monatlich bzw. 6 % p.a. auf nachgezahlte bzw.
erstattete Steuern ist vom Bundesverfassungsgericht rückwirkend ab 1.1.2019 für verfassungs-
widrig erklärt worden (BVerfG vom 8.7.2021, 1 BvR 2237/14, 1 BvR 2422/17, DStR 2021 S. 1934). E
Dem Gesetzgeber wurde aufgegeben, bis zum 31.7.2022 einen niedrigeren Zinssatz festzulegen.
Bis dahin ergehen alle neuen Zinsfestsetzungen durch die Finanzämter vorläufig.
F
1.10 Säumniszuschlag
Führt der Steuerbescheid zu einer Nachzahlung, kann das Finanzamt bei nicht rechtzeitiger Zah- G
lung einen Säumniszuschlag festsetzen. Je angefangenen Monat beträgt der Zuschlag 1 % des
auf den nächsten durch 50 Euro teilbaren abgerundeten säumigen Steuerbetrages.
H
1.11 Quellenabzugsverfahren
Lohnsteuer und Kapitalertragsteuer werden bereits im Laufe des Jahres vom Arbeitgeber bzw. I
einem Kreditinstitut direkt an der Quelle erhoben. Man spricht deshalb von einem Quellenab-
zugsverfahren.
J
Die Lohnsteuer wird vom Arbeitgeber monatlich zusammen mit dem Solidaritätszuschlag und der
Kirchensteuer vom Bruttolohn direkt einbehalten. Der Arbeitgeber bescheinigt die Beträge auf der
Lohnsteuerbescheinigung. Das Finanzamt berücksichtigt diese Beträge als Vorauszahlung auf K
die endgültig zu zahlende Einkommensteuer, die bei der Steuerveranlagung ermittelt wird.
Vergleichbar ist das Verfahren bei den Einkünften aus Kapitalvermögen. Die im Laufe des Jahres L
gezahlte Kapitalertragsteuer (Abgeltungsteuer) ist in der Regel abgeltend, d. h., die Einkünfte
müssen in der Steuererklärung nicht mehr angegeben werden. Eine Anrechnung der Kapitalertrag-
steuer in der Steuerveranlagung ist nur möglich, wenn die Kapitaleinkünfte nach dem Grund- bzw. M
Splittingtarif besteuert werden, z. B. im Rahmen einer Günstigerprüfung oder eines Antrags auf
Überprüfung des Steuereinbehalts. Geben Sie die Kapitalertragsteuer und ggf. ausländischen
Quellensteuern unbedingt in Ihrer Einkommensteuererklärung an. N
Tipp:
Mit einem Freistellungsauftrag oder einer Nichtveranlagungsbescheinigung O
lässt sich ein Kapitalertragsteuerabzug ganz oder teilweise vermeiden.
Näheres dazu finden Sie im Kapitel „Einkünfte aus Kapitalvermögen“.
P
SteuerRatgeber 202271
Ermittlung der Steuer
Einkommensteuer
1.12 Vorauszahlungsverfahren
A Bei Einkünften von Freiberuflern, Gewerbetreibenden und Vermietern gibt es keine Quel-
lensteuer. Hier setzt das Finanzamt Vorauszahlungen auf die Einkommensteuer fest, die sich
nach der voraussichtlichen Jahressteuerschuld richten. Aber auch bei Arbeitnehmern kann das
B Finanzamt Vorauszahlungen festsetzen. Das geschieht zum Beispiel bei Arbeitnehmern mit selb-
ständigen Nebeneinkünften oder Vermietungseinkünften oder bei Ehepartnern, die die Steuerklas-
senwahl III/V getroffen haben und daher zu wenig Lohnsteuer während des Jahres zahlen.
C
Die Einkommensteuer-Vorauszahlungen sind vierteljährlich fällig, und zwar am 10. März,
10. Juni, 10. September und 10. Dezember. Die Vorauszahlungen werden vom Finanzamt durch
D einen besonderen Bescheid in vier gleich hohe Teilbeträge festgesetzt. Im Regelfall geschieht dies
zusammen mit dem Steuerbescheid. Vorauszahlungen sind nur festzusetzen, wenn sie mindes-
tens 400 Euro im Kalenderjahr und mindestens 100 Euro für einen Vorauszahlungszeit-
E raum betragen. Ungleich verteilte Vorauszahlungen, etwa wegen schwankender Einnahmen aus
Gewerbebetrieb während des Jahres, sind nicht zulässig (BFH vom 22.11.2011, VIII R 11/09, BStBl
II 2012 S. 329).
F
Wie die Lohnsteuer und die anderen Quellensteuern werden auch die Vorauszahlungen bei der Ein-
kommensteuer-Veranlagung auf die festgesetzte Einkommensteuer angerechnet. Erweisen sich
G Ihre Vorauszahlungen als zu hoch, erstattet das Finanzamt den zu viel gezahlten Betrag.
Tipp:
H Bei der Festsetzung der Vorauszahlungen orientieren sich die Finanzbeam-
ten am letzten Steuerbescheid. Fallen Ihre Einkünfte geringer aus, sollten
Sie rechtzeitig eine Herabsetzung der Vorauszahlung beantragen. Gleiches gilt,
I wenn sich Ihre persönlichen Verhältnisse geändert haben – beispielsweise durch
Heirat. Keine Auswirkung auf die Vorauszahlungen hat die Geburt eines Kindes.
J Jeder Steuerbescheid enthält neben der Steuerberechnung einen Abrechnungsteil, in dem ins-
besondere Vorauszahlungen sowie einbehaltene Steuern, z. B. Lohnsteuer, ausländische Steuern
und gegebenenfalls Kapitalertragsteuer, auf die Steuerschuld angerechnet werden.
K
2 Kirchensteuer
A
2.1 Überblick
2.2 Berücksichtigung von Freibeträgen für Kinder
2.3 Nichtberücksichtigung des Teileinkünfteverfahrens B
2.4 Aufteilung bei glaubensverschiedenen Ehen
2.5 Aufteilung bei konfessionsverschiedenen Ehen
C
2.6 Kirchenlohnsteuer
2.7 Kirchenkapitalertragsteuer
2.8 Kirchensteuer auf Abgeltungsteuer im Steuerbescheid D
2.9 Kappung der Kirchensteuer
2.10 Umzug in ein anderes Bundesland
2.11 Kirchenaustritt E
2.12 Einspruch gegen den Kirchensteuerbescheid?
2.13 Kirchensteuersätze, Kirchgeld, Kappung F
2.1 Überblick
Wer einer steuererhebungsberechtigten Kirche – dazu zählen alle großen Religionsgemein- G
schaften – angehört, muss Kirchensteuer zahlen. Die Kirchensteuer bestimmt sich nach den
Kirchensteuergesetzen der Länder. Je nach Konfession und Wohnort gelten unterschiedliche
Regelungen. Die folgenden Grundsätze gelten in fast allen Fällen für die großen Amtskirchen. H
Die Kirchensteuer ist im Jahr ihrer Zahlung in der Einkommensteuererklärung als Sonderaus- L
gabe absetzbar.
M
2.2 Berücksichtigung von Freibeträgen für Kinder
Sind bei der Steuerveranlagung Kinder zu berücksichtigen, gilt eine Besonderheit. Es ist von
der Einkommensteuer auszugehen, die sich unter Berücksichtigung der Freibeträge für Kin- N
der (Kinder- und Erziehungsfreibetrag) ergibt. Dies gilt auch dann, wenn – für Zwecke der
Einkommensteuer – keine Freibeträge für Kinder angesetzt werden, da das Kindergeld für die
Eltern günstiger ist. In diesem Fall ist die Bemessungsgrundlage für die Kirchensteuer daher O
gesondert zu ermitteln.
SteuerRatgeber 202273
Ermittlung der Steuer
Kirchensteuer
Kein besonderes Kirchgeld wird in Bayern, Hessen und im Saarland erhoben, wenn der
O konfessionslose Ehepartner einer anderen weltanschaulichen Gemeinschaft mit dem Status
einer Körperschaft des öffentlichen Rechts angehört. Die Gemeinschaft ist damit kirchen-
steuerberechtigt, auch wenn sie keine Kirchensteuer erhebt.
P
Bei Einzelveranlagung wird die für jeden Ehegatten gesondert berechnete Einkommen-
bzw. Lohnsteuer als Bemessungsgrundlage für die individuelle Kirchensteuerberechnung C
zugrunde gelegt.
Tipp: D
Wollen Ehegatten in konfessionsverschiedener Ehe die hälftige Aufteilung
vermeiden und eine individuelle Besteuerung bei der Kirchensteuer errei-
chen, so müssen sie die getrennte Veranlagung bei der Einkommensteuer wählen. E
F
2.6 Kirchenlohnsteuer
Bei Lohnsteuerpflichtigen berechnet der Arbeitgeber die Kirchensteuer und führt sie zusam-
men mit der Lohnsteuer an das Finanzamt ab. Dabei richtet sich der Arbeitgeber nach dem in G
der ELStAM-Datenbank vermerkten Schlüssel für die Religionszugehörigkeit. Die häufigsten
Abkürzungen sind: ev = evangelisch (protestantisch), rk = römisch-katholisch, ak = alt-katho-
lisch, rf = evangelischreformierte Kirche und is = jüdische Gemeinden / israelitische Kultus- H
gemeinden.
Aus Vereinfachungsgründen kann der Arbeitgeber für alle Arbeitnehmer den monatlichen Kir- I
chensteuerabzug – die sog. Kirchenlohnsteuer – mit dem Kirchensteuersatz abrechnen, der
für den Ort der Betriebsstätte gilt. Der Arbeitgeber braucht also nicht zu unterscheiden, wo
die Arbeitnehmer wohnen. Bei der Einkommensteuerveranlagung legt das Finanzamt dann J
abhängig vom Wohnort den richtigen Kirchensteuersatz zugrunde.
Tipp: K
Ist der Kirchensteuersatz des Bundeslandes Ihres Arbeitgebers höher als
der Satz Ihres Wohnsitzbundeslandes, kann sich die Abgabe einer frei-
willigen Steuererklärung lohnen. L
Bei pauschalierter Lohnsteuer (z. B. bei kurzfristiger Beschäftigung) wird auch die Kirchen-
M
steuer pauschaliert errechnet. Hierbei hat der Arbeitgeber die Wahl zwischen einem verein-
fachten Verfahren und dem Nachweisverfahren (Gleichlautende Erlasse der obersten Län-
derfinanzbehörden vom 8.8.2016, BStBl 2016 I S. 773). Beim vereinfachten Verfahren ist der
N
Kirchensteuersatz geringer als der normale Satz (z. B. in NRW nur 7 % statt 9 %).
SteuerRatgeber 202275
Ermittlung der Steuer
Kirchensteuer
2.7 Kirchenkapitalertragsteuer
A Im Rahmen des Kapitalertragsteuerabzugs durch die Kreditinstitute wird auch eine Kirchen-
steuer (Kirchenkapitalertragsteuer) einbehalten, d. h. die Bank behält die Kirchensteuer auf
die Kapitalertragsteuer ein. Diese Kirchensteuer ist abgeltend, d. h. sie kann dann im Rah-
B men einer Steuerveranlagung nicht mehr als Kirchensteuer-Vorauszahlung berücksichtigt
werden (ausgenommen bei individueller Besteuerung im Rahmen der Günstigerprüfung in
der Steuererklärung). Auch ein Sonderausgabenabzug ist nicht möglich, weshalb schon beim
C
Abzug die Kapitalertragsteuer (Abgeltungsteuer) ermäßigt wird.
Seit 2015 erfahren die Kreditinstitute die Konfessionszugehörigkeit ihrer Kunden per Daten-
D bankabfrage beim Bundeszentralamt für Steuern einmal jährlich im Zeitraum vom 1.9. bis
31.10. Dazu muss der Bank die Identifikationsnummer des Bankkunden bekannt sein, die sie
ggf. beim Kunden abfragt. Besteht Kirchenmitgliedschaft, wird im Folgejahr der Auskunft die
E Kirchensteuer ebenso wie schon die Abgeltungsteuer vom Kreditinstitut automatisch von den
Kapitalerträgen einbehalten.
Beispiel:
Petra Müller ist im Juli aus beruflichen Gründen von Düsseldorf nach Stutt- F
gart umgezogen. Die Bank hat von den gesamten Kapitalerträgen eine
Kirchenkapitalertragsteuer in Höhe von 9 % einbehalten. Da in Baden-Württemberg
ein Kirchensteuersatz von 8 % gilt, ist der Kirchensteuerabzug zu hoch. Frau Müller G
kann eine besondere Kirchensteuerveranlagung beantragen zur Überprüfung des
Steuereinbehalts. Das Finanzamt erstattet ihr auf diesem Wege die zu viel gezahlte
Kirchensteuer. H
O
2.11 Kirchenaustritt
Seit 2015 ist bei Kirchenaustritt oder Tod des Kirchenmitglieds die Kirchensteuerpflicht in
allen Bundesländern mit Ablauf des Austritts- bzw. Todesmonats beendet bzw. in einigen P
Bundesländern, wenn der Kirchenbehörde der Todesfall mitgeteilt wurde.
SteuerRatgeber 202277
Ermittlung der Steuer
Kirchensteuer
Beim Kirchenaustritt innerhalb eines Jahres ist eine monatsbezogene Aufteilung der Kirchen-
A steuer vorzunehmen, d. h. eine zeitanteilige Zwölftelung der Kirchensteuer, die bei ganzjäh-
riger Kirchensteuerpflicht fällig gewesen wäre. Es kommt bei der Zwölftelung nicht darauf an,
ob das Einkommen (auch Abfindungen oder andere Sonderzahlungen) vor oder nach dem
B Kirchenaustritt erzielt wurde. Bei Tod wird die Zwölftelungsregelung nicht angewandt.
Achtung:
C Falls Sie bei einem Kirchenaustritt während des Jahres Ihren für den Lohn-
steuerabzug maßgebenden Eintrag in der ELStAM-Datenbank oder den Vor-
auszahlungsbescheid nicht haben ändern lassen, bekommen Sie die überzahlte Kir-
D chensteuer erst im Rahmen der Steuerveranlagung zurück.
Aufteilung bei
Kappung (ja
Bundesland Konfession
Kirchen
= von Amts
konfessions besonderes A
steuersatz verschiedenen Kirchgeld p.a.
wegen)
Ehen
Bayern evang.-luth. Kirche 8% keine keine keines B
und evang.-reform.
Kirche
Bistümer 8% keine keine keines C
Augsburg, Bamberg,
Eichstätt, München-
Freising, Passau,
Regensburg, D
Würzburg (rk)
Berlin evang. Kirche 9% ja hälftig nur bei 96 – 3.600 €
Berlin-Brandenburg Kombination E
ev/rk
Erzbistum Berlin (rk) 9% ja hälftig nur bei 96 – 3.600 €
Kombination F
ev/rk
Brandenburg evang. Kirche 9% ja hälftig 96 – 3.600 €
Berlin-Brandenburg G
Bistümer Görlitz, 9% ja hälftig 96 – 3.600 €
Magdeburg (rk)
Bremen/Bre- Bremische evangeli- 9% ja keine 96 – 3.600 € H
merhaven sche Kirche
Bistümer Hildesheim, 9% ja hälftig 96 – 3.600 €
Osnabrück (rk) I
Hamburg ev-luth. Kirche in 9% ja hälftig 96 – 3.600 €
Norddeutschland
J
Erzbistum Hamburg 9% ja hälftig 96 – 3.600 €
(rk)
jüdische Gemeinde 9% ja hälftig 96 – 3.600 €
K
Hamburg (Gemeinde-
geld)
Hessen Evang. Kirche in 9% auf Antrag hälftig 96 – 3.600 €
Hessen und Nassau
L
Bistümer Fulda, 9% auf Antrag hälftig 96 – 3.600 €
Limburg, Mainz (rk)
M
freireligiöse 9% auf Antrag hälftig 96 – 3.600 €
Gemeinde Offenbach
jüdische Gemeinden 9% keine hälftig 96 – 3.600 € N
Mecklenburg- ev-luth. Kirche in 9% ja hälftig 96 – 3.600 €
Vorpommern Norddeutschland
Erzbistum Hamburg 9% ja hälftig 96 – 3.600 € O
(rk)
SteuerRatgeber 202279
Ermittlung der Steuer
Kirchensteuer
Aufteilung bei
Kappung (ja
A Bundesland Konfession
Kirchen
= von Amts
konfessions besonderes
steuersatz verschiedenen Kirchgeld p.a.
wegen)
Ehen
B Niedersachsen evang.-luth. Landes- 9 % ja keine 96 – 3.600 €
kirche Braunschweig,
Hannover, Oldenburg,
Schaumburg-Lippe
C
Erzbistümer 9% ja hälftig 96 – 3.600 €
Hildesheim, Fulda,
Osnabrück, Münster
D (rk)
Erzbistum 9% ja keine keines
Paderborn (rk)
E
jüdische Gemeinde 6% keine keine keines
Hannover
Nordrhein- evang. Kirche im 9% auf Antrag hälftig 96 – 3.600 €
F
Westfalen Rheinland und von
Westfalen, Lippische
Landeskirche
G Erzbistum Köln; Bis- 9% auf Antrag hälftig keines
tümer Aachen, Essen,
Münster (rk)
H jüdische Gemeinden 9% keine hälftig 96 – 3.600 €
alt-katholische Kirche 9% keine hälftig 96 – 3.600 €
Aufteilung bei
Kappung (ja
Bundesland Konfession
Kirchen
= von Amts
konfessions besonderes A
steuersatz verschiedenen Kirchgeld p.a.
wegen)
Ehen
Bistümer Dresden- 9% ja hälftig 96 – 3.600 € B
Meißen, Görlitz,
Magdeburg (rk)
Sachsen- evang. Landeskirche 9% ja hälftig 96 – 3.600 € C
Anhalt Anhalt und Sachsen
Bistum Magdeburg 9% ja hälftig 96 – 3.600 €
(rk) D
Schleswig- evang.-luth. Kirche in 9% ja hälftig 96 – 3.600 €
Holstein Norddeutschland
Erzbistum Hamburg 9% ja hälftig 96 – 3.600 € E
(rk)
Thüringen evang. Kirche in 9% ja hälftig 96 – 3.600 €
Mitteldeutschland F
Bistümer Erfurt, 9% ja hälftig 96 – 3.600 €
Fulda, Magdeburg (rk)
G
SteuerRatgeber 202281
Ermittlung der Steuer
Solidaritätszuschlag
3 Solidaritätszuschlag
A
Ab 1.1.2021 ist der Solidaritätszuschlag für die meisten Lohn- und Einkommensteuerzahler
weggefallen. Nur für höhere Einkommen und für abgeltend besteuerte Einkünfte aus Kapital-
B vermögen wird er weiterhin fällig. Er beträgt 5,5 % der festgesetzten Einkommensteuer
(bzw. in einem Übergangsbereich weniger) und wird bei der Festsetzung von Einkom-
mensteuer-Vorauszahlungen, bei der Erhebung der Kapitalertragsteuer sowie beim Lohn-
C steuerabzug berücksichtigt. Bei der Steuerveranlagung werden diese Vorabzahlungen dann
angerechnet. Bekommen Sie eine Steuererstattung, wird auch der zu viel bezahlte Solidari-
tätszuschlag vom Finanzamt zurückerstattet.
D
Wie bei der Kirchensteuer gilt auch beim Solidaritätszuschlag eine Besonderheit für Eltern:
Es ist für die Ermittlung des Solidaritätszuschlags die Einkommensteuer zugrunde zu legen,
E die sich unter Berücksichtigung der in Betracht kommenden Freibeträge für Kinder ergibt.
Dies gilt auch für die Fälle, in denen – für Zwecke der Einkommensteuer – der Abzug von Frei-
beträgen für Kinder unterbleibt, da das Kindergeld für die Eltern günstiger ist.
F Bis zu einer bestimmten Höhe der monatlichen Lohnsteuer (aber nicht bei Steuervoraus-
zahlungen) wird kein Solidaritätszuschlag erhoben. Diese Nullzone beträgt ab 2021 bei der
Steuerklasse III 2.826 Euro Lohnsteuer, bei allen anderen Steuerklassen 1.413 Euro. Daran
G
schließt sich ein Übergangsbereich mit einem gemilderten Solidaritätszuschlag von weniger
als 5,5 % an, der bei der Steuerklasse III bei 5.254,50 Euro und bei den anderen Klassen bei
2.627,25 Euro endet.
H
Info:
Der Solidaritätszuschlag wird ab 2021 nur erhoben, wenn die Jahresein-
I
kommensteuer bei Anwendung der Grundtabelle 16.956 Euro und bei
Anwendung der Splittingtabelle 33.912 Euro übersteigt (Nullzone). In einem Über-
J gangsbereich (bis 31.527 Euro bei Ledigen, 63.054 Euro bei Verheirateten) wird
der Solidaritätszuschlag mit einem niedrigeren Satz festgesetzt.
K Weitere Besonderheiten, wie bei der Ermittlung der Bemessungsgrundlage für die Kirchen-
steuer, gibt es bei der Bemessungsgrundlage für den Solidaritätszuschlag nicht. Bruchteile
eines Cents bleiben bei der Ermittlung des Zuschlags außer Ansatz.
L
Erfolgt eine Pflicht- oder eine Wahlveranlagung zur Abgeltungsteuer, geht die im Steuer-
bescheid festgesetzte Abgeltungsteuer nicht in die Bemessungsgrundlage für den Solida-
M ritätszuschlag auf die übrige Einkommensteuer ein (§ 4 Abs. 2 SolZG). Sonst käme es zu
Nachzahlungen des Zuschlags.
Derzeit ist mehrere Verfahren zur Frage der Verfassungsmäßigkeit des Zuschlages bzw. des-
N sen Weitererhebung ab 2021 beim Bundesverfassungsgericht anhängig. Da alle Steuerbe-
scheide einen diesbezüglichen Vorläufigkeitsvermerk enthalten, ist ein Einspruch gegen die
Festsetzung des Solidaritätszuschlags nicht erforderlich. Da der Vorläufigkeitsvermerk nicht
O
für den Soli-Zuschlag auf die Kapitalertragsteuer gilt, sollten betroffene Geld- und Kapital-
anleger ihre Kapitalerträge in der Einkommensteuererklärung angeben.
P
Kindern
B
1 Überblick
Die finanziellen Vergünstigungen für Eltern mit Kindern sind zahlreich. Einen Überblick über C
die steuerliche Familienförderung erhalten Sie in der nachfolgenden Tabelle:
Art der Förderung Voraussetzungen Höhe 2021
Kinderbonus Anspruch auf Kindergeld einmalig 150 Euro D
Kindergeld ■■ Kindschaftsverhältnis zum Steuerpflichtigen für das erste und zweite Kind
■■ Zusätzliche Voraussetzungen für volljährige monatlich jeweils 219 Euro,
für das dritte Kind 225 Euro, E
Kinder:
für jedes weitere Kind jeweils
■■ 18–21 Jahre: arbeitsuchend 250 Euro
■■ 18–25 Jahre: F
■■ in Berufsausbildung oder ohne Aus-
bildungsplatz oder in Übergangszeit
zwischen zwei Ausbildungsabschnit- G
ten oder freiwilliger sozialer bzw. öko-
logischer Dienst u. ä. Dienste oder
Bundesfreiwilligendienst H
■■ ohne zeitliche Begrenzung: behin-
dert und außerstande, sich selbst zu
I
unterhalten
Kinderfreibetrag wie Kindergeld, Gewährung, falls Kindergeld voller Kinderfreibetrag jährlich
nicht günstiger ist 5.460 Euro, halber Kinderfrei-
betrag 2.730 Euro J
Freibetrag für wie Kinderfreibetrag voller Erziehungsfreibetrag
den Betreuungs-, jährlich 2.928 Euro, halber
Erziehungs- und Erziehungsfreibetrag 1.464 K
Ausbildungsbedarf Euro
SteuerRatgeber 202283
Steuerliche Berücksichtigung von Kindern
Überblick
Zusätzlich gibt es noch steuerfreie Sozialleistungen, die Eltern unter bestimmten Vorausset- N
zungen erhalten können (insbesondere Elterngeld). Das bayerische Familiengeld ist ebenfalls
steuerfrei.
O
SteuerRatgeber 202285
Steuerliche Berücksichtigung von Kindern
Voraussetzungen
2 Voraussetzungen
A
2.1 Kindschaftsverhältnis
2.2 Zusätzliche Voraussetzungen für volljährige Kinder
B 2.3 Keine Erwerbstätigkeit bei Kindern mit Berufsausbildung
2.4 Behinderte Kinder
C 2.1 Kindschaftsverhältnis
Kinder werden steuerlich berücksichtigt, wenn ein Kindschaftsverhältnis zum Steuer-
D pflichtigen gegeben ist (§ 32 Abs. 1 EStG). Man kann unterscheiden zwischen leiblichen
Kindern, Adoptivkindern, Pflegekindern, Stief- oder Enkelkinder und Waisenkinder.
Adoptivkinder
E
Sofern Sie ein Kind adoptiert haben, wird Ihnen dieses auch steuerlich zugeordnet. Mit der
Annahme als Kind erlischt also das Verwandtschaftsverhältnis des Kindes zu seinen leib-
F lichen Eltern. Die Berücksichtigung des Kindes bei den leiblichen Eltern endet mit Ablauf des
Monats der Zustellung des Annahmebeschlusses an den Annehmenden.
Volljährige Adoptivkinder sind im ersten Grad mit den Adoptiveltern verwandt. Das Verwandt-
G schaftsverhältnis zu seinen leiblichen Eltern erlischt jedoch nur dann, wenn das Vormund-
schaftsgericht der Annahme zustimmt.
H Pflegekinder
Ein Pflegekind muss im Haushalt der Pflegeperson dauerhaft sein Zuhause haben und auf
deren Kosten unterhalten werden, damit diese Anspruch auf Kindergeld oder einen Kinder-
I freibetrag hat. Eine familienähnliche, auf längere Dauer angelegte Beziehung ist dafür Vor-
aussetzung. Das Obhuts- und Pflegeverhältnis zu den leiblichen Eltern muss erloschen sein
(A 11.4 Abs. 1 DA-KG 2020 = Dienstanweisung des Bundeszentralamts für Steuern zum
J Kindergeld).
Eine volljährige, behinderte Person kann nur dann Pflegekind sein, wenn sie in ihrer geistigen
K Entwicklung einem Kind gleichsteht (BFH vom 17.3.2020, III R 9/19, BFH/NV 2021 S. 4; A 11.3
Abs. 3 Satz 3 DA-KG 2020). Ferner muss zu den Pflegeeltern bereits eine längerfristige ideelle
Beziehung bestehen und von diesen beabsichtigt sein, diese familiäre Bindung noch für min-
L destens zwei Jahre aufrechtzuerhalten (BFH vom 9.2.2012, III R 15/09, BStBl II 2012 S. 739).
Kommen die leiblichen Eltern den Unterhaltsverpflichtungen weiterhin zu mindestens 75 %
nach, wird das Kind jedoch steuerlich nach wie vor den leiblichen Eltern zugeordnet.
M
Eine Haushaltsaufnahme liegt nur dann vor, wenn das Kind ständig in der gemeinsamen
Familienwohnung des Antragstellers lebt, dort versorgt und betreut wird. Die bloße Anmel-
N dung bei der Meldebehörde genügt also nicht! Eine nur tageweise Betreuung während der
Woche oder ein wechselweiser Aufenthalt bei der Pflegeperson und bei den Eltern begründet
keine Haushaltsaufnahme. Eine bestehende Haushaltszugehörigkeit wird durch eine zeitwei-
O lige auswärtige Unterbringung, z. B. Krankenhausaufenthalt oder wegen Schul- oder Berufs-
ausbildung oder Studium des Kindes, nicht unterbrochen.
P Ein behindertes Kind gehört trotz Heimunterbringung weiterhin zum Haushalt der (Pflege-)
Eltern, wenn es in einem zeitlich bedeutsamen Umfang im Haushalt weiterhin betreut wird.
Achtung:
Bei nicht zusammenlebenden Eltern geht das Finanzamt davon aus, dass das A
Kind dort lebt, wo es gemeldet ist. Sie können diese Vermutung widerlegen.
Ist das Kind zu Erwerbszwecken, d. h. als Kostkind, in den Haushalt aufgenommen, wird B
das Pflegekind steuerlich nicht berücksichtigt. Dies ist allerdings nur dann der Fall, wenn den
Pflegeeltern ein erheblich über den Pflegesätzen des zuständigen Jugendamts liegendes
Pflegegeld gezahlt wird und diese mehr als 6 Kinder in ihren Haushalt aufgenommen haben. C
SteuerRatgeber 202287
Steuerliche Berücksichtigung von Kindern
Voraussetzungen
■■ die
Kinder nicht aus Gründen der Berufsausbildung oder eines fehlenden Arbeits- bzw.
A Ausbildungsplatzes berücksichtigt werden können und sie wegen einer körperlichen,
geistigen oder seelischen Behinderung außerstande sind, sich selbst zu unterhalten,
vorausgesetzt, die Behinderung ist vor dem 25. Lebensjahr eingetreten. Dies ist gemäß
B A 19.3 DA-KG vor allem erfüllt
■■ bei einem Grad der Behinderung von mindestens 50, wenn aufgrund besonderer
Umstände eine übliche Erwerbstätigkeit des Kindes ausgeschlossen ist, oder
C
■■ bei einem Merkmal H bzw. dem Pflegegrad 4 oder 5, oder
■■ wenn Leistungen der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung nach dem
E ist.
Berufsausbildung im Kindergeldrecht ist die Ausbildung für einen künftigen Beruf. Dazu
zählen alle Maßnahmen zum Erwerb von notwendigen, nützlichen oder förderlichen Kennt-
F
nissen, Fähigkeiten und Erfahrungen, die als Grundlage zur Ausübung des angestrebten
Berufes geeignet sind. Die Ausbildungsmaßnahmen müssen für diesen Beruf weder in
einer Ausbildungs- oder Studienordnung vorgeschrieben noch zwingend notwendig sein.
G
Als Berufsausbildung zählen insbesondere eine allgemeine Schulbildung, Fachschul- oder
Hochschulausbildung (auch Fernstudium), praktische Ausbildung, aber auch die Tätigkeit
H als Trainee oder Volontär nach dem Studium. Bei behinderten Kindern ist der Besuch von
Behindertenschulen, Heimsonderschulen oder eines Anlerntrainings in einer Werkstatt für
behinderte Menschen (WfbM) eine Berufsausbildung.
I Sprachaufenthalte im Rahmen eines Au-pair-Verhältnisses sind grundsätzlich nur dann
als Berufsausbildung anzusehen, wenn sie von einem durchschnittlich mindestens zehn
Wochenstunden umfassenden theoretisch-systematischen Fremdsprachenunterricht beglei-
J tet werden (BFH vom 14.6.2016, III B 132/15, BFH/NV 2016 S. 1449).
Werden Auslandsaufenthalte von einer Ausbildungs- oder Prüfungsordnung zwingend vor-
K ausgesetzt oder dienen sie der Vorbereitung auf einen für die Zulassung zum Studium oder
zu einer anderen Ausbildung erforderlichen Fremdsprachentest, zählen sie unabhängig vom
zeitlichen Umfang des Fremdsprachenunterrichts zur Berufsausbildung (BFH vom 15.3.2012,
L III R 82/10, BFH/NV 2012 S. 1588).
Wird Ihr Kind während seines freiwilligen Wehrdienstes für einen militärischen oder zivilen
M Beruf ausgebildet, können Sie ebenfalls Kindergeld erhalten (FG Münster vom 13.11.2014,
11 K 2284/13 Kg, EFG 2015 S. 307). Dann zählt auch die dreimonatige Grundausbildung zur
Berufsausbildung (BFH vom 3.7.2014, III R 53/13, BStBl II 2015 S. 282). Die nach dem Erwerb
N der Laufbahnbefähigung in der Bundeswehr üblichen Verwendungslehrgänge im Rahmen
der Tätigkeit als Zeitsoldat gelten nicht als Fortsetzung der zuvor abgeschlossenen Erstaus-
bildung (BFH vom 16.9.2015, III R 6/15, BStBl II 2016 S. 281).
O
Ein Kind ist solange in einer Berufsausbildung, bis es das endgültige Berufsziel erreicht hat.
Die Berufsausbildung endet normalerweise mit der Bekanntgabe des Prüfungsergebnisses,
dem Abbruch der Ausbildung oder mit der Aufnahme einer Vollzeittätigkeit. Wird das Zeugnis
P
rückdatiert, wird dadurch das Ende der Ausbildung nicht vorverlegt. Die Ausbildung endet
bereits vorher, wenn das Kind nach Erbringen aller Prüfungsleistungen eine Vollzeiterwerbs-
tätigkeit aufnimmt. Ist nach Landesrecht das Ende der Ausbildungszeit nach der Prüfung A
datiert, ist dieser Zeitpunkt maßgeblich (BFH vom 14.9.2017, III R 19/16, BStBl II 2018 S. 131).
Kindergeldanspruch besteht auch während einer Ausbildungsunterbrechung wegen Mutter-
B
schaft oder Erkrankung, aber nicht, wenn die Dauer der Erkrankung nicht absehbar ist (BFH
vom 12.11.2020, III R 49/18, BStBl II 2021 S. 390).
Hat das Kind bereits eine erstmalige Berufsausbildung oder ein Erststudium abgeschlossen, C
wird es in den Fällen der obigen Nr. 2 beim Kindergeld nur berücksichtigt, wenn es keiner
schädlichen Erwerbstätigkeit nachgeht (siehe dazu nächster Abschnitt).
D
Arbeitssuchend bedeutet, dass das Kind bei einer inländischen Agentur für Arbeit arbeitssu-
chend gemeldet ist und dies durch eine Bescheinigung der Behörde nachgewiesen wird. Die
Pflicht zur Vermittlung des Arbeitssuchenden besteht grundsätzlich unbefristet fort. Daher E
bedarf es keiner erneuten Meldung des Kindes nach drei Monaten mehr wie früher (BFH
vom 10.4.2014, III R 19/12, III R 37/12). Das Kind muss aber bei der Arbeitssuche mitwirken
und darf keinen von der Arbeitsagentur festgesetzten Vorsprachetermin schuldhaft versäu- F
men. Außerdem darf es in keinem Beschäftigungsverhältnis stehen. Dies gilt nicht für einen
450-Euro-Job, eine kurzfristige Beschäftigung, Ein-Euro-Jobs und eine selbstständige Tätig-
keit von weniger als 15 Wochenstunden (A 14.1 Abs. 1 DA-KG 2020). G
Im Falle eines fehlenden Ausbildungsplatzes muss die Ausbildungswilligkeit des Kindes
nachgewiesen werden, etwa durch eine Bescheinigung der Agentur für Arbeit über die Regis- H
trierung des Kindes als Bewerber um einen beruflichen Ausbildungsplatz. Der Nachweis kann
auch durch fortlaufende Bewerbungen oder eine (nicht Erfolg versprechende) Bewerbung um
einen Studienplatz erbracht werden. Tritt das Kind trotz Ausbildungsplatz- oder Studienplatz- I
zusage seine Ausbildung freiwillig nicht an, geht der Kindergeldanspruch verloren (BFH vom
26.8.2014, XI R 14/12, BFH/NV 2015 S. 322).
Damit die Kindergeldzahlung bei einer Übergangszeit zwischen zwei Ausbildungsabschnitten J
nicht unterbrochen wird, gibt es weiter Kindergeld, wenn sich das Kind in einer Ausbildungs-
lücke von maximal vier Monaten befindet.
K
SteuerRatgeber 202289
Steuerliche Berücksichtigung von Kindern
Voraussetzungen
Beispiel:
A Fall 1: Das Kind legte die Abiturprüfung im April 2020 ab. Es beabsich-
tigte, im Oktober ein Studium zu beginnen, und bewarb sich daher im Juli
(Eröffnung des Vergabeverfahrens) um einen Studienplatz. Im September erhielt
B das Kind jedoch die Absage. Es möchte sich nun zum nächsten Sommersemester
2021 erneut um einen Studienplatz bewerben.
C Lösung: Das Kind kann durchgängig von Mai bis September 2021 berücksichtigt
werden, weil es nach dem Schulabschluss die Ausbildung aufgrund des Vergabe-
verfahrens zunächst nicht fortsetzen konnte. Für den Zeitraum ab Oktober ist das
D Kind aufgrund der Absage und des weiterbestehenden Ausbildungswunsches zu
berücksichtigen.
E Fall 2: Das Kind legte die Abiturprüfung im April 2020 ab. Es möchte sich zunächst
orientieren und beabsichtigt danach eine Berufsausbildung zu beginnen. Im
Dezember bewirbt sich das Kind schriftlich zum nächsten Ausbildungsjahr bei
F einem Ausbildungsbetrieb und erhält im Januar 2021 eine schriftliche Zusage zum
August 2021.
Lösung: Das Kind kann bis einschließlich April 2020 berücksichtigt werden,
G anschließend als Kind in Berufsausbildung im Dezember 2020 und bis Juli 2021 als
Kind ohne Ausbildungsplatz, ab August 2021 als Kind in Berufsausbildung. Von Mai
bis November 2020 kann es nicht berücksichtigt werden, da die Ausbildungslücke
H
länger als vier Monate andauerte.
I Die Altersgrenze von 21 bzw. 25 Jahren verlängert sich bei arbeitssuchenden Kindern
und bei Kindern in Berufsausbildung oder in einer höchstens viermonatigen Ausbildungs-
lücke um die Dienstzeiten nach Vollendung des 18. Lebensjahres, in denen das Kind den
J
gesetzlichen Grundwehr- oder Zivildienst (auch im Ausland), anstelle des Grundwehrdiens-
tes einen freiwilligen Wehrdienst von höchstens drei Jahren oder eine vom Grundwehr- bzw.
Zivildienst befreiende Tätigkeit als Entwicklungshelfer abgeleistet hat, höchstens jedoch um
K
die Dauer des inländischen Grundwehrdienstes.
Eine Verlängerung gibt es allerdings nicht für Dienstzeiten, in denen für das Kind ein Kinder-
L geldanspruch bestand, z. B. wegen einer dienstbegleitenden Ausbildung oder während des
Bundesfreiwilligendienstes. Aber auch der neue freiwillige Wehrdienst ab 1.7.2011 führt nicht
zu einer Verlängerung, ebenso nicht ein Dienst im Zivil- oder Katastrophenschutz (BFH vom
M 19.10.2017, III R 8/17, BFH/NV 2018 S. 680).
Beispiel:
Ein Kind schließt nach dem Abitur zunächst eine Berufsausbildung ab und C
studiert seit zwei Jahren. Ab dem 20.7. nimmt es unbefristet eine Teilzeit-
beschäftigung mit 30 Stunden pro Woche auf. Aufgrund des Studiums besteht für
das Kind Anspruch auf Kindergeld. Das Studium wird jedoch nach Abschluss einer D
erstmaligen Berufsausbildung durchgeführt, so dass das Kind nur berücksichtigt
werden kann, wenn es keiner schädlichen Erwerbstätigkeit nachgeht.
E
Die Erwerbstätigkeit ist mit 30 Stunden wöchentlich zwar grundsätzlich als schäd-
lich einzustufen. Das Kind kann aber für jeden Kalendermonat berücksichtigt wer-
den, in dem wenigstens an einem Tag keine schädliche Erwerbstätigkeit vorgelegen F
hat. Das gilt für die Monate Januar bis Juli. Für die Monate August bis Dezember
können die Eltern für ihr Kind kein Kindergeld erhalten.
G
Eine vorübergehende, höchstens zwei Monate andauernde Ausweitung der Beschäftigung
auf mehr als 20 Stunden (z. B. in den Semesterferien) ist unschädlich, wenn trotzdem wäh- H
rend des Berücksichtigungszeitraums für das Kindergeld im Kalenderjahr die durchschnitt-
liche wöchentliche Arbeitszeit nicht mehr als 20 Stunden beträgt.
Wird infolge einer höchstens zweimonatigen Ausweitung der Beschäftigung insgesamt die I
20-Stunden-Grenze überschritten, entfällt nur für den Zeitraum der Ausweitung der Kinder-
geldanspruch, nicht aber für den übrigen Zeitraum. Wird die 20-Stunden-Grenze trotz Aus-
weitung der Beschäftigung insgesamt nicht überschritten, erstreckt sich die Ausweitung aber J
über mehr als zwei Monate, liegt eine kindergeldschädliche Erwerbstätigkeit vor. Für den
Zeitraum der Ausweitung der Erwerbstätigkeit über die 20-Stunden-Grenze gibt es dann kein
K
Kindergeld.
Problematisch sind Ausbildungen, die in mehrere Ausbildungsabschnitte aufgeteilt sind
(mehraktige Berufsausbildungen). Je mehr die einzelnen Maßnahmen zeitlich und inhaltlich L
so aufeinander abgestimmt sind, dass die Ausbildung gemäß dem Berufswunsch des Kindes
nach Erreichen des ersten Abschlusses fortgesetzt wird, um so eher liegt eine einheitliche
Ausbildung vor. In mehreren Urteilen hat der BFH Ende 2018 dafür die Kriterien enger gefasst. M
Die Finanzgerichte müssen nun noch prüfen, ob die nach Erlangung des Erstabschlusses
aufgenommene Erwerbstätigkeit als Berufstätigkeit die Hauptsache ist und somit die weitere
Ausbildungsmaßnahme nur noch Nebensache ist, weil sie der Weiterbildung und/oder dem N
Aufstieg in dem bereits ausgeübten Beruf dienen soll. Dann liegt eine Zweitausbildung vor.
Die Prüfkriterien dafür sind: die Dauer der Beschäftigung und der Umfang der Überschrei- O
tung der 20-Stunden-Grenze, die Frage, ob die Erwerbstätigkeit oder die Ausbildungsmaß-
nahme zeitlich untergeordnet sind, und ob die Erstqualifikation für die ausgeübte Berufstätig-
keit erforderlich ist oder ob es sich nur um einen anspruchslosen Job handelt. P
SteuerRatgeber 202291
Steuerliche Berücksichtigung von Kindern
Voraussetzungen
So hat der BFH beispielsweise bei einem Masterstudium im Anschluss an den Bachelor-
A abschluss entschieden, dass eine im Vordergrund stehende Berufstätigkeit vorliegt, wenn
das Arbeitsverhältnis nahezu eine Vollzeitbeschäftigung umfasst, die Master-Vorlesungen
dagegen nur am Abend und samstags stattfinden und das Masterstudium eine aktuelle
B Berufstätigkeit voraussetzt, also berufsbegleitend ausgelegt ist. In diesem Fall ist das Master-
studium eine Zweitausbildung, Bachelor und Master also keine mehraktige Erstausbildung
(BFH-Urteile vom 22.5.2019, III R 69/18 und vom 11.12.2018, III R 26/18).
C
Der Gesamtplan des Kindes, nach einer abgeschlossenen Erstausbildung erst mit einer
weiteren Berufsausbildung bzw. einem Studium sein Berufsziel zu erreichen, ist für sich
D allein nicht entscheidend, ob eine einheitliche (mehraktige) Ausbildung vorliegt (BFH vom
14.4.2021, III R 50/20).
3 Kindergeld
A
3.1 Wer erhält Kindergeld?
3.2 Für welche Kinder wird Kindergeld gezahlt?
3.3 Antrag auf Kindergeld B
■■ in Deutschland seinen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt hat und die deutsche
Staatsangehörigkeit oder die eines anderen Mitgliedstaates der EU bzw. des EWR oder D
der Schweiz hat oder als Staatsangehöriger eines Drittstaates (z. B. Türkei) bestimmte
Bedingungen des Aufenthaltsrechts erfüllt (§ 62 Abs. 2 EStG) oder im Ausland arbeitet
E
und dort weder Kindergeld noch vergleichbare Leistungen bekommen kann oder
■■ im Ausland wohnt, aber in Deutschland entweder unbeschränkt einkommensteuer-
pflichtig ist (z. B. als deutscher Diplomat oder Auslandslehrer) bzw. wegen überwiegend
F
deutscher Einkünfte entsprechend behandelt wird oder Kindergeldanspruch aufgrund
eines zwischenstaatlichen Abkommens über Soziale Sicherheit hat (z. B. Arbeitnehmer
aus der Türkei und aus bestimmten Balkan-Ländern) oder als Staatsangehöriger eines G
EU-/EWR-Mitgliedstaats oder der Schweiz in Deutschland sozialversicherungspflichtig
sind (§ 1 Bundeskindergeldgesetz).
Der Kindergeldanspruch eines in Deutschland wohnhaften Elternteils für sein im EU-/EWR-Aus- H
land im Haushalt des anderen Elternteils lebendes Kind kann durch dessen vorrangigen Kinder-
geldanspruch verdrängt werden. Der ausländische Wohnort des Kindes wird hierbei für Kinder-
geldzwecke fiktiv als Teil des Inlands behandelt und das Kindergeld dann demjenigen Elternteil I
gezahlt, der das Kind in seinen Haushalt aufgenommen hat (BFH vom 10.3.2016, III R 62/12, BStBl
II 2016 S. 616).
J
Unter bestimmten Bedingungen können auch Dritte einen abgezweigten Anspruch auf Auszahlung
des Kindergeldes erhalten, wenn sie ein berechtigtes Interesse daran haben (z. B. Sozialamt, Unter-
haltsverpflichtete, das Kind selbst).
K
■■ in Deutschland seinen Wohnsitz hat oder sich hier gewöhnlich aufhält oder
■■ in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union oder in einem Staat lebt, M
der dem Abkommen über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) beigetreten ist
(Island, Liechtenstein und Norwegen), oder in der Schweiz lebt oder
■■ das Kind eines in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtigen Diplomaten ist.
N
SteuerRatgeber 202293
Steuerliche Berücksichtigung von Kindern
Kindergeld
Achtung:
A Studiert Ihr Kind länger als ein Jahr im Ausland außerhalb der EU, des EWR
und der Schweiz (also z. B. in den USA), können Sie nur dann noch Kindergeld
erhalten, wenn Ihr Kind die ausbildungsfreien Zeiten zu mehr als 50 % und damit über-
B wiegend bei Ihnen in Deutschland verbracht hat (BFH vom 23.6.2015, III R 38/14, BStBl
II 2016 S. 102). Seltene Kurzbesuche in Deutschland wegen Geldmangels sind für den
BFH keine Entschuldigung.
C
Der Anspruch auf Kindergeld endet zunächst mit Ablauf des Monats, in dem das Kind das 18.
Lebensjahr vollendet. Hat ein Kind seinen 18. Geburtstag am Ersten eines Monats, so endet der
D Anspruch auf Kindergeld bereits mit dem Vormonat.
Ein Anspruch auf Kindergeld besteht grundsätzlich für jeden Monat, in dem wenigstens an einem
E Tag die Anspruchsvoraussetzungen vorlagen.
F
3.3 Antrag auf Kindergeld
Für den Antrag und die Auszahlung des Kindergeldes sind die Familienkassen bei den Arbeitsagen-
turen zuständig. Wenn Sie im öffentlichen Dienst beschäftigt sind, übernimmt Ihre gehaltszahlende
G Stelle die Aufgaben der Familienkasse. Vom 1.1.2017 bis 31.12.2021 können öffentliche Arbeitgeber
ihre Zuständigkeit für das Kindergeld auf die örtlichen Familienkassen übertragen. Ab 2022 sind
dann nur noch die Familienkassen zuständig.
H Ihr Kindergeldanspruch verjährt vier Jahre nach dem Jahr der Entstehung, wenn Sie den Kinder-
geldantrag bis Ende 2017 abgegeben haben. Für ab 2018 gestellte Anträge wird Kindergeld rück-
wirkend dagegen nur noch für die letzten sechs Monate vor Beginn des Monats gezahlt, in dem
I der Antrag auf Kindergeld eingegangen ist (§ 66 Abs. 3 EStG).
Die Höhe des Kindergeldes ist in § 66 Abs. 1 EStG geregelt. Die aktuellen Beträge finden Sie im
Überblick am Beginn dieses Kapitels. Das Kindergeld ist unabhängig vom Einkommen der Eltern
J
steuerfrei.
Für jedes Kind wird nur einer Person Kindergeld gezahlt, in der Regel derjenigen, die das Kind in
K ihren Haushalt aufgenommen hat. Der Unterhaltsverpflichtete darf allerdings die Hälfte des Kinder-
geldes auf seinen Unterhalt anrechnen (sogenannter zivilrechtlicher Ausgleichsanspruch). Dement-
sprechend ist dem Empfangsberechtigten auch nur die ihm verbleibende Hälfte des Kindergeldes
L zuzurechnen.
Ein Kind, für das an den vorrangig berechtigten Elternteil Kindergeld gezahlt wird („Zahlkind“), wird
gleichwohl auch bei dem anderen Elternteil berücksichtigt. Als „Zählkind“ an zweiter Stelle bzw.
M an dritter Stelle bewirkt es, dass für jüngere Kinder, die Zählkinder sind, die jeweils nächsthöheren
Kindergeldsätze gezahlt werden. Ein Stiefkind ist allerdings nur dann ein Zählkind, wenn es im
Haushalt des kindergeldberechtigten Elternteils lebt.
N
Lebt das studierende Kind nicht mehr im Haushalt der kindergeldberechtigten Eltern, sondern
hat eine eigene Wohnung, gibt es bei getrennt lebenden Eltern oft Streit, wer das Kinder- A
geld bekommt. Entscheidend ist hier allein, wer regelmäßig zu Monatsbeginn den höheren
Barunterhalt zahlt (BFH-Urteil vom 11.10.2018, III R 45/17, BStBl II 2019 S. 323).
B
Beispiel:
Ein Ehepaar hat drei gemeinsame Kinder. Ein älteres eigenes Kind des
Ehemanns lebt bei der leiblichen Mutter, an die auch als vorrangig Berech- C
tigte das Kindergeld gezahlt wird.
Bei der Ehefrau zählen nur die drei gemeinsamen Kinder als erstes, zweites und
D
drittes Kind. Sie kann ab 1.1.2021 Kindergeld in Höhe von 2 x 219 Euro + 225 Euro
= 663 Euro monatlich erhalten.
Beim Ehemann zählt das eigene Kind als erstes Kind (Zählkind), die drei gemein- E
samen jüngeren Kinder zählen als zweites, drittes und viertes Kind. Als vorrangig
Berechtigter kann er für die gemeinsamen drei Kinder 219 Euro + 225 Euro + 250
Euro = 694 Euro monatlich erhalten, also 31 Euro mehr als seine Ehefrau. Des- F
halb empfiehlt es sich, dass die Ehefrau den Mann zum Kindergeldberechtigten
bestimmt.
G
Besteht Anspruch auf dem Kindergeld ähnliche Leistungen von einer anderer Stelle, erhalten Sie
kein Kindergeld. Solche kindergeldähnlichen Leistungen sind Kinderzulagen aus der gesetzlichen H
Unfallversicherung und Kinderzuschüsse aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Sind diese
Leistungen niedriger als das Kindergeld, erhalten Sie den Unterschiedsbetrag als Teilkindergeld
von der Kindergeldkasse, wenn es sich um mindestens 5 Euro im Monat handelt (§ 65 Abs. 2 I
EStG). Bei niedrigeren Familienleistungen in einem anderen Mitgliedstaat der EU, des EWR oder
der Schweiz kann unter bestimmten Bedingungen der Unterschiedsbetrag als Differenzkinder-
geld gezahlt werden (BZSt-Erlass vom 21.3.2014, BStBl I 2014 S. 768).
J
SteuerRatgeber 202295
Steuerliche Berücksichtigung von Kindern
Kinder- und Erziehungsfreibetrag
4.1 Günstigerprüfung
C
Das Kindergeld wird unabhängig vom Einkommen der Eltern in gleicher Höhe ausge-
zahlt. Eltern haben jedoch nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts einen
D Rechtsanspruch darauf, dass ihr Einkommen in Höhe des Existenzminimums eines Kindes
steuerfrei bleibt. Das Finanzamt prüft daher bei der Steuerveranlagung, ob diese Vorgabe
erfüllt ist. Dazu zieht es die Freibeträge für Kinder heran, sofern Anspruch darauf besteht.
E Die Freibeträge für Kinder, also den Kinderfreibetrag und den Erziehungsfreibetrag („Frei-
betrag für den Betreuungs- und Erziehungs- oder Ausbildungsbedarf“), können Sie unter
denselben Voraussetzungen wie das Kindergeld erhalten. Es gibt allerdings einen kleinen
F
Unterschied: Während das Kindergeld nur für Kinder mit einem Wohnort im Inland oder in
der EU oder im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gezahlt wird, werden die Freibeträge
auch für Kinder mit einem ausländischen Wohnsitz in einem Drittstaat gewährt (z. B. Türkei).
G
Das Finanzamt nimmt im Steuerbescheid automatisch eine Günstigerprüfung zwischen
dem Kindergeld und den Freibeträgen für Kinder vor. Mit der Abgabe Ihrer Einkommensteu-
H ererklärung vergleicht das Finanzamt somit für jedes Kind, ob der steuerliche Vorteil durch
die Freibeträge für Kinder höher ist als das Kindergeld. Dies ist möglich bei einem höheren
Einkommen der Eltern (knapp über 64.000 Euro bei Zusammenveranlagung, die Hälfte bei
I Einzelveranlagung). Ist dies der Fall, werden bei der Ermittlung des zu versteuernden Einkom-
mens die Kinder- und Erziehungsfreibeträge berücksichtigt. Wegen der Günstigerprüfung
müssen alle Eltern die Anlage Kind ausfüllen. Das Ergebnis der Günstigerprüfung lesen Sie
J in den Erläuterungen am Ende Ihres Steuerbescheides. In die Günstigerprüfung geht auch
der in den Jahren 2020 (300 Euro) und 2021 (150 Euro) einmalig ausgezahlte Kinderbonus ein,
der deshalb in der Anlage Kind anzugeben ist.
K
Haben Sie mehrere Kinder, beginnt die Prüfung mit dem ältesten Kind und kann bei jedem
Kind anders ausfallen. Nicht möglich ist es, statt der Einzelprüfungen eine Gesamtprüfung für
L alle Kinder vorzunehmen, selbst wenn dies wegen der, der Fünftelregelung unterliegenden
Einkünfte der Eltern günstiger wäre.
M Kindergeld und Kinderfreibetrag sind immer nur alternativ zu gewähren. Wird ein Kinderfrei-
betrag angesetzt, ist daher die tarifliche Einkommensteuer um das Kindergeld zu erhöhen,
was einer Rückzahlung des Kindergeldes an den Staat entspricht. Dies kommt aber nur in
N ca. 5 % der Haushalte aller Steuerzahler vor, die über ein sehr hohes Einkommen verfügen.
Bei der Günstigerprüfung kommt es gemäß § 31 Satz 5 EStG nicht auf die Höhe des Kinder-
geldanspruchs für das ganze Jahr an, sondern zum Vorteil der Eltern nur auf das tatsäch-
O
lich ausgezahlte Kindergeld, das rückwirkend nur für maximal sechs Monate nachgezahlt
wird.
P
SteuerRatgeber 202297
Steuerliche Berücksichtigung von Kindern
Kinder- und Erziehungsfreibetrag
Ist ein minderjähriges Kind nur bei einem Elternteil gemeldet, kann sich dieser Elternteil auf
A Antrag den vollen Erziehungsfreibetrag isoliert übertragen lassen. Das lohnt sich aber nur,
wenn die Günstigerprüfung zum Ansatz der Freibeträge führt. Bei geschiedenen, dauernd
getrennt lebenden oder nicht verheirateten Eltern ist die isolierte Übertragung des Erzie-
B hungsfreibetrages für ein minderjähriges Kind auf Antrag des Elternteils, bei dem das Kind
gemeldet ist, in folgendem Fall nicht mehr möglich: Der andere Elternteil, bei dem das Kind
nicht gemeldet ist, widerspricht der Übertragung, weil er Betreuungskosten für das Kind
C trägt oder das Kind in einem nicht unwesentlichen Umfang selbst betreut (§ 32 Abs. 6 Satz
9 EStG). Unter „nicht unwesentlich“ versteht der BFH im Durchschnitt 10 % der gesamten
Betreuungszeit, was z. B. bei einem Tag pro Woche erfüllt ist (BFH vom 8.11.2017, III R 2/16,
D BStBl II 2018 S. 266).
Eine Übertragung des Kinderfreibetrages und des Erziehungsfreibetrages auf einen Stiefel-
E ternteil oder auf die Großeltern kann nur mit Zustimmung des leiblichen Elternteils erfolgen,
wenn diese Personen das Enkel- bzw. Stiefkind in ihrem Haushalt aufgenommen haben. In
den Fällen dieser freiwilligen Übertragung (lt. Anlage K) kann die Zustimmung auf ein Kalen-
F derjahr begrenzt oder auf Dauer erteilt werden. Eine auf Dauer erteilte Zustimmung kann nur
für zukünftige Kalenderjahre widerrufen werden. Eine Übertragung an Groß- oder Stiefeltern
ist auch dann möglich, wenn diese eine konkrete Unterhaltspflicht gegenüber dem Kind man-
G gels Leistungsfähigkeit der Eltern haben.
5 Ausbildungsfreibetrag
A
5.1 Voraussetzungen für den Ausbildungsfreibetrag
5.2 Höhe des Ausbildungsfreibetrages
B
5.1 Voraussetzungen für den Ausbildungsfreibetrag
Einen Ausbildungsfreibetrag („Freibetrag zur Abgeltung des Sonderbedarfs bei Berufsaus- C
bildung“) erhalten Sie, wenn
■■ IhrKind volljährig ist und
D
■■ sich in einer Berufsausbildung oder in einer viermonatigen Übergangszeit zwischen
zwei Ausbildungsabschnitten befindet und
■■ auswärts untergebracht ist und
E
■■ Sie Anspruch auf das Kindergeld oder einen Kinderfreibetrag haben und
■■ Ihnen Aufwendungen für das Kind entstanden sind (Nachweis der Höhe ist nicht erfor-
derlich) und F
■■ ein Antrag gestellt wurde.
Eltern minderjähriger Kinder haben keinen Anspruch auf den Freibetrag (FG Rheinland-Pfalz
G
vom 27.3.2018, 3 K 1651/16, EFG 2018 S. 1269).
Berufsausbildung
Hinsichtlich des Erfordernisses der Berufsausbildung gilt das oben zum Kindergeld Gesagte. H
Den Ausbildungsfreibetrag können Sie auch in einer Übergangszeit von maximal vier Monaten
zwischen dem Ende eines Ausbildungsabschnitts und dem Beginn eines anderen bekom-
men. Hier gilt ebenfalls das Gleiche wie beim Kindergeld. I
Auswärtige Unterbringung
Das Kind muss für eine gewisse Dauer auswärts untergebracht sein, z. B. in einem Inter- J
nat oder in einer eigenen Wohnung. Das ist der Fall, wenn es mindestens während eines
Ausbildungsabschnitts (z. B. Semester) außerhalb des Haushalts der Eltern wohnt, nicht am
hauswirtschaftlichen Leben der Eltern teilnimmt und auswärts verpflegt wird. Besuche am K
Wochenende oder in den Schul- bzw. Semesterferien sind unschädlich.
L
5.2 Höhe des Ausbildungsfreibetrages
Der Ausbildungsfreibetrag wird im Rahmen der besonderen außergewöhnlichen Belastungen
abgezogen (§ 33a Abs. 2 EStG). M
Info:
Der Ausbildungsfreibetrag beträgt 924 Euro im Jahr. Er wird nicht um eige- N
nes Einkommen des Kindes gekürzt, auch nicht um Ausbildungsbeihilfen
wie BAföG-Zuschüsse. Die Höhe des Freibetrags hat das Bundesverfassungsge-
richt für verfassungsgemäß erklärt. O
SteuerRatgeber 202299
Steuerliche Berücksichtigung von Kindern
Ausbildungsfreibetrag
Bei nicht unbeschränkt steuerpflichtigen Kindern (Wohnsitz im Ausland) mindern sich die
A Ausbildungsfreibeträge nach den Verhältnissen des Wohnsitzstaates entsprechend der glei-
chen Ländergruppeneinteilung des Bundesfinanzministeriums wie bei den Unterstützungs-
leistungen für Bedürftige im Ausland.
B
Zusammen veranlagte Elternteile erhalten den Ausbildungsfreibetrag zusammen. Nicht
zusammen veranlagte Eltern oder geschiedene Eltern erhalten jeweils die Hälfte des Frei-
betrages, wenn bei beiden die Abzugsvoraussetzungen erfüllt sind. Beide Elternteile können
C
gemeinsam in der Anlage Kind auch eine andere Aufteilung beantragen, sind dann aber als
Arbeitnehmer beide zur Abgabe einer Einkommensteuererklärung verpflichtet (§ 46 Abs. 2
D Nr. 4a Bstb. d EStG).
Auch für Enkelkinder oder Stiefkinder gibt es den Entlastungsbetrag, wenn obige Voraus- F
setzungen erfüllt sind.
Ist das Kind bei mehreren Personen gemeldet, z. B. bei einer mit Haupt- und bei der anderen
G
mit Nebenwohnsitz, hat nur derjenige Anspruch auf den Entlastungsbetrag, der das Kinder-
geld erhält. Lebt das Kind dabei abwechselnd in den Haushalten beider, getrennt lebender
Elternteile, können diese wählen, wer den Entlastungsbetrag erhält. Eine Aufteilung auf beide H
Elternteile ist nicht möglich.
Die Haushaltszugehörigkeit eines Kindes wird unterstellt, wenn es dort mit Haupt- oder
Nebenwohnsitz amtlich gemeldet ist. Diese Vermutung ist unwiderlegbar, auch wenn das I
Kind tatsächlich bei einer anderen Person wohnt (BFH vom 5.2.2015, III R 9/13, BStBl II 2015
S. 926). Wohnt Ihr Kind mit Ihrer Einwilligung vorübergehend auswärtig, z. B. wegen einer
Ausbildung, kann trotzdem noch eine Haushaltszugehörigkeit bei Ihnen unterstellt werden. J
Keinen Anspruch auf den Entlastungsbetrag haben somit verheiratete Eltern, die ganzjährig
zusammenleben. Daran ändert auch die Wahl der Einzelveranlagung nichts. Auch bei einem M
nur zeitweisen Zusammenleben, etwa im Heirats- oder Trennungsjahr, gewährt das Finanz-
amt keinen zeitanteiligen Entlastungsbetrag, wogegen zwei Revisionen beim BFH eingelegt
wurden (Az. III R 57/20, III R 17/20). N
SteuerRatgeber 2022101
Steuerliche Berücksichtigung von Kindern
Entlastungsbetrag für Alleinerziehende
I Beispiel:
Die Studenten Maria und Conrad bilden eine studentische Wohngemein-
schaft und sind in derselben Wohnung gemeldet. Maria hat einen Sohn
J von 8 Jahren. Das Finanzamt geht aufgrund der amtlichen Meldung davon aus,
dass Maria und Conrad eine Haushaltsgemeinschaft bilden; Maria hätte in die-
sem Fall keinen Anspruch auf einen Entlastungsbetrag. Maria und Conrad kön-
K nen jedoch gegenüber dem Finanzamt schriftlich erklären, dass Conrad und sie in
unterschiedlichen Zimmern wohnen, ihr Leben finanziell und sonst auch unabhän-
gig voneinander gestalten und eine gemeinsame Wohn- und Wirtschaftsgemein-
L
schaft deshalb nicht vorliegt.
M
6.2 Höhe des Entlastungsbetrages
N Den Entlastungsbetrag erhalten Sie auch bei mehreren Kindern nur einmal. Er wird im Steuer-
bescheid von der Summe Ihrer Einkünfte abgezogen.
Info:
O
Der Entlastungsbetrag für Alleinerziehende beträgt 4.008 Euro jährlich,
somit 334 Euro monatlich (§ 24b EStG). Für jedes weitere haushaltszuge-
P hörige Kind werden 240 Euro jährlich bzw. 20 Euro monatlich zusätzlich gewährt.
Für jeden vollen Monat, in dem die oben aufgeführten Voraussetzungen nicht vorliegen,
ermäßigt sich der Entlastungsbetrag von 4.008 Euro um ein Zwölftel. A
Beispiel:
Frau Benz wohnt mit ihrem studierenden Sohn Gustav allein in ihrem B
Haushalt. Gustav hat Ende April 2021 sein Studium abgebrochen. Seine
Mutter erhält vom 1.1.2021 bis zum 31.4.2021 einen Entlastungsbetrag in Höhe von
4 * 334 Euro = 1.336 Euro. Vom 1.5.2021 an erhält sie für Gustav kein Kindergeld C
und damit auch keinen Entlastungsbetrag mehr.
Durch geschickte Gestaltung können Sie den Entlastungsbetrag bei zwei Kindern verdoppeln. D
Beispiel:
E
Frau Müller lebt dauernd getrennt von ihrem Ehemann. Sie hat zwei leib-
liche minderjährige Kinder, Johanna und Barbara. Johanna ist bei ihr
gemeldet, Barbara bei ihrem Ehemann. Kindergeld für Johanna wird ihr ausbe- F
zahlt, das Kindergeld für Barbara ihrem Ehemann. Sowohl Frau Müller als auch der
getrennt lebende Ehemann erhalten den Entlastungsbetrag.
G
Verwitwete haben im Todesjahr ihres Ehepartners und im darauffolgenden Jahr die Lohnsteu-
erklasse III. In diesem Fall wird die Steuerklasse nicht geändert, stattdessen wird auf Antrag K
ein Freibetrag in Höhe des Entlastungsbetrags in der ELStAM-Datenbank eingetragen.
Wurde die Klasse II eingetragen und fallen die Voraussetzungen im Laufe des Jahres weg,
L
sind Sie verpflichtet, dies dem Finanzamt mitzuteilen. Dies kann der Fall sein,
■■ wenn Ihr Anspruch auf Kindergeld bzw. Kinderfreibetrag entfällt,
■■ IhrLebensgefährte zu Ihnen zieht oder M
■■ Sie heiraten.
SteuerRatgeber 2022103
Steuerliche Berücksichtigung von Kindern
Kinderbetreuungskosten
7 Kinderbetreuungskosten
A
7.1 Was sind Kinderbetreuungskosten?
7.2 Voraussetzungen für den steuerlichen Abzug
B 7.3 Höhe der abziehbaren Kosten
Tipp:
J Bei Aufnahme eines Au-pairs, das auch Kinder betreut, kann ein Anteil
von 50 % der Gesamtaufwendungen als Kinderbetreuungskosten abge-
setzt werden. Für die anderen 50 % kann es eine Steuerermäßigung für Haushalts-
K hilfen nach § 35a EStG geben.
Ausnahme: Elternbeiträge für eine Nachmittagsbetreuung in der Schule, die neben der Kin-
L derbetreuung auch eine Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfe oder bestimmte Kurse umfasst,
sind exakt aufzuteilen.
M
7.2 Voraussetzungen für den steuerlichen Abzug
Eltern können die oben genannten Kinderbetreuungskosten nur als Sonderausgaben
N absetzen. Voraussetzung für den Abzug ist, dass
■■ das betreute Kind das 14. Lebensjahr noch nicht vollendet hat oder
■■ sich unabhängig vom Alter wegen einer vor Vollendung des 25. Lebensjahres ein-
O
getretenen Behinderung (bei Behinderungseintritt vor 2007: vor Vollendung des 27.
Lebensjahres) nicht selbst unterhalten kann,
P ■■ ein Kindschaftsverhältnis zu Ihnen besteht und
■■ das Kind in Ihrem elterlichen Haushalt lebt.
I
Auch wenn die Voraussetzungen für den Kostenabzug nicht das ganze Jahr vorgelegen
haben (z. B. bei Geburt eines Kindes), ist der Höchstbetrag in voller Höhe anzusetzen. Zu
berücksichtigen sind jedoch nur die Kosten, die im Zeitraum angefallen sind, in dem die Vor- J
aussetzungen erfüllt sind (taggenaue Aufteilung).
Beispiel: K
Das Kind eines verheirateten Elternpaares geht von Januar bis Juni in den
Kindergarten. Die Sommermonate Juli bis zu seiner Einschulung Ende
September verlebt es bei seinen Großeltern. Ab der Einschulung geht es nach- L
mittags in den Kinderhort. Den Eltern sind Kinderbetreuungskosten in Höhe von
insgesamt 3.600 Euro entstanden. Davon können sie zwei Drittel, also 2.400 Euro
als Sonderausgaben geltend machen. M
Bei nicht verheirateten, dauernd getrennt lebenden oder geschiedenen Eltern darf die Kosten
grundsätzlich nur derjenige absetzen, der die Kosten tatsächlich bezahlt hat. Haben beide N
Eltern Kinderbetreuungskosten gezahlt, beträgt der anteilige Höchstbetrag grundsätzlich für
jeden Elternteil 2.000 Euro pro Kind und Jahr. Die Eltern können jedoch einvernehmlich eine
andere Aufteilung des Höchstbetrages beantragen. Das nicht abziehbare Drittel der Aufwen- O
dungen ist entsprechend dem Anteil an den Gesamtaufwendungen auf die Eltern aufzuteilen.
SteuerRatgeber 2022105
Steuerliche Berücksichtigung von Kindern
Kinderbetreuungskosten
Wählen Sie die Einzel- oder die Zusammenveranlagung, spielen der Name auf der Rech-
E nung und das Abflusskonto keine Rolle. Bei einer Zusammenveranlagung werden die vom
Ehemann und von der Ehefrau getragenen Kosten gemeinsam in einer Summe abgezogen.
Bei einer Einzelveranlagung werden sie auf gemeinsamen Antrag jeweils zur Hälfte beim Ehe-
F
mann wie auch bei der Ehefrau berücksichtigt, wenn nur einer von beiden die Aufwendungen
übernommen hat; haben beide Kosten übernommen, darf jeder seine Kosten zu zwei Dritteln
bis zum hälftigen Höchstbetrag von 2.000 Euro absetzen.
G
Hat bei einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft nur ein Elternteil den Betreuungsvertrag
abgeschlossen und die Kosten gezahlt, kann der andere Elternteil keine Kinderbetreuungs-
H kosten absetzen.
Die Kosten müssen – allerdings nur noch auf Verlangen des Finanzamts – über eine Rech-
I nung und die Zahlung über einen Kontoauszug oder über einen Überweisungsträger nach-
gewiesen werden können.
8 Schulgeld
A
8.1 Voraussetzungen
8.2 Höhe des Schulgeldabzugs
B
8.1 Voraussetzungen
Schulgeldzahlungen für Ihr Kind können Sie unter den Voraussetzungen abziehen, dass
C
■■ Sie für Ihr Kind Kindergeld oder einen (halben oder ganzen) Kinderfreibetrag erhalten
und
■■ die Schule überwiegend privat finanziert oder eine Schule in freier Trägerschaft ist D
und
■■ die Schule im Inland, im EU-/EWR-Raum liegt oder es sich um eine Deutsche Schule
in einem Drittland handelt und E
■■ die Schule bzw. das Unterrichtsinstitut zu einem von dem Schul- oder Kultusministe-
rium des Bundeslandes oder der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) oder der
zuständigen inländischen Zeugnisanerkennungsstelle (ZASt) anerkannten oder einem F
inländischen Abschluss an einer öffentlichen Schule als gleichwertig anerkannten all-
gemein- oder berufsbildenden Schul- oder Berufsabschluss führt oder darauf
G
vorbereitet.
Die Schulform, d. h. ob es sich tatsächlich um eine Schule in freier Trägerschaft oder eine
überwiegend privat finanzierte Schule handelt, kann nicht von der ZASt bescheinigt werden. H
Im Zweifelsfall müssen die Eltern die Schulform nachweisen.
Die Kosten einer Privatschule außerhalb des EU-/EWR-Raums – z. B. in den USA, in Groß- I
britannien oder der Schweiz – sind nicht als Sonderausgaben absetzbar (BFH vom 13.6.2013,
X B 232/12, BFH/NV 2013 S. 1416).
J
Info:
Steuerbegünstigt ist das Schulgeld beispielsweise von
K
SteuerRatgeber 2022107
Steuerliche Berücksichtigung von Kindern
Schulgeld
K Tipp:
Freiwillige Leistungen der Eltern, die über den Elternbeitrag hinausgehen,
können als Spenden angesetzt werden.
L
Liegt eine Behinderung des Kindes vor, können Zahlungen, die nicht im Rahmen der Son-
derausgaben abgezogen werden können (also die restlichen 70 % des Schulgeldes), eventu-
M
ell als außergewöhnliche Belastungen berücksichtigt werden. Jedoch muss dazu der Besuch
der Privatschule zwangsläufig sein.
N Zwangsläufigkeit ist immer dann gegeben, wenn das Kind ausschließlich wegen seiner
Behinderung im Interesse einer angemessenen Berufsausbildung auf den Besuch einer Pri-
vatschule (Sonderschule oder allgemeine Schule in privater Trägerschaft) mit individueller
O Förderung angewiesen ist, weil eine geeignete öffentliche Schule oder eine den schulgeld-
freien Besuch ermöglichende geeignete Privatschule nicht zur Verfügung steht oder nicht
in zumutbarer Weise erreichbar ist. Die Erforderlichkeit muss von der zuständigen obersten
P Landeskultusbehörde oder der von ihr bestimmten Stelle bescheinigt werden.
Arbeit
B
1 Besteuerungsverfahren
1.1 Lohnsteuerabzug oder pauschale Besteuerung C
1.2 Der Lohnsteuerabzug
1.3 Lohnsteuerermäßigung durch Freibeträge
D
1.1 Lohnsteuerabzug oder pauschale Besteuerung
Lohnsteuerabzug E
Normalerweise unterliegt der Arbeitslohn der Lohnsteuer. Die Lohnsteuer wird von Ihrem
Arbeitslohn in der Regel vom Arbeitgeber monatlich abgezogen und direkt an sein Betriebs-
stättenfinanzamt abgeführt. Beim Lohnsteuerabzug werden ein eingetragener Lohnsteuer- F
freibetrag, der Versorgungsfreibetrag und der Zuschlag zum Versorgungsfreibetrag für
Empfänger von Versorgungsbezügen und der Altersentlastungsbetrag für über 64 Jahre alte
Arbeitnehmer berücksichtigt. G
Abhängig von der Steuerklasse erfolgt die Ermittlung der Lohnsteuer nach der betreffenden
Lohnsteuertabelle. H
Am Jahresende bzw. bei Beendigung des Dienstverhältnisses erhalten Sie von Ihrem Arbeit-
geber einen nach amtlich vorgeschriebenem Muster erstellten Ausdruck (Lohnsteuerbe-
scheinigung), aus der Sie die Arbeitslohnbestandteile, die Höhe des Lohn- und Kirchensteu- I
erabzugs und des Solidaritätszuschlags sowie Angaben zu den Sozialversicherungsbeiträgen
ersehen können. Ihr Arbeitgeber kann Ihnen die Daten alternativ auch auf elektronischem
Wege zur Verfügung stellen (per E-Mail oder bereitgestellt zum Online-Abruf). J
SteuerRatgeber 2022109
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Besteuerungsverfahren
Pauschale Besteuerung
A Zur Vereinfachung des Lohnsteuerabzugs lässt der Gesetzgeber unter bestimmten Umstän-
den eine Pauschalbesteuerung zu. Bei der pauschalen Besteuerung unterwirft der Arbeit-
geber die Lohnbestandteile einem einheitlichen Steuersatz und führt die Lohnsteuer an
B das Betriebsstättenfinanzamt ab. Eine Pflicht des Arbeitgebers zur Pauschalbesteuerung der
begünstigten Lohnbestandteile besteht aber nicht.
Pauschal besteuerte Einnahmen sind vom Arbeitnehmer nicht mehr zu versteuern. Ausga-
C
ben, die in Zusammenhang mit diesen Einnahmen stehen, dürfen allerdings nicht als Wer-
bungskosten abgezogen werden. Die pauschale Lohnsteuer wird nicht auf die Einkommen-
D steuer des Arbeitnehmers angerechnet.
Grundsätzlich muss der Arbeitgeber die pauschale Lohnsteuer tragen. Er kann sie aber
auch auf den Arbeitnehmer abwälzen. In diesem Fall wird der Nettolohn gekürzt. In der Regel
E sind pauschalierte Arbeitslohnbestandteile sozialversicherungsfrei.
Achtung:
F Bei der pauschalen Besteuerung bleiben individuelle Besteuerungsmerkmale
(z. B. Besteuerung nach Splittingtarif, Freibeträge, Religionszugehörigkeit)
außer Betracht.
G
Generell wird unabhängig von der Religionszugehörigkeit der Arbeitnehmer auch eine ermä-
H ßigte pauschale Kirchenlohnsteuer erhoben.
Der Arbeitgeber hat allerdings ein Wahlrecht. Er kann die Arbeitnehmer nachweisen, die kei-
ner steuerberechtigten Religionsgemeinschaft angehören. Für diese Arbeitnehmer wird dann
I keine Kirchenlohnsteuer berechnet. Die Kirchensteuer für den anderen Teil der Belegschaft
wird dann allerdings aufgrund des höheren normalen Kirchensteuersatzes ermittelt.
J Pauschaliert versteuert werden können die folgenden Arbeitslöhne (§§ 37a, 40, 40a, 40b
EStG):
Arbeitslohn Pauschalsteuer
K Arbeitslohn für kurzfristige Beschäftigungen mit 25 %
Arbeitslohn für geringfügige Beschäftigungen (450-Euro-Job), für die der mit 2 %
Arbeitgeber den pauschalen Rentenversicherungsbeitrag zahlt
L
Arbeitslohn für geringfügige Beschäftigungen, für die der Arbeitgeber die vollen mit 20 %
Sozialversicherungsbeiträge zu entrichten hat
Arbeitslohn für Aushilfskräfte in der Land- und Forstwirtschaft mit 5 %
M
Aufwendungen im Rahmen des ersten Dienstverhältnisses mit 20 %
■■ für eine Pensionskasse oder
N ■■ für eine Direktversicherung, wenn die Versorgungszusage bis zum 31.12.2004
erfolgt ist und der Arbeitnehmer gegenüber dem Arbeitgeber auf die Steuerfreiheit
verzichtet hat.
O
Der Höchstbetrag beträgt 1.752 Euro, bei Gruppenversicherungen 2.148 Euro. Der
Betrag von 1.752 Euro vervielfältigt sich mit der Anzahl der Dienstjahre für Aufwen-
dungen, die der Arbeitgeber für den Arbeitnehmer aus Anlass der Beendigung des
P Dienstverhältnisses erbracht hat.
Arbeitslohn Pauschalsteuer
Aufwendungen für eine Unfallversicherung eines Arbeitnehmers mit 20 % A
Unentgeltlich oder verbilligt abgegebene arbeitstägliche Mahlzeiten, wenn sie nicht mit 25 %
als Lohnbestandteil vereinbart sind
Arbeitslohn aus Anlass von Betriebsveranstaltungen (z. B. Betriebsausflug) mit 25 % B
Erholungsbeihilfen, wenn diese insgesamt pro Kalenderjahr 156 Euro für den Arbeit- mit 25 %
nehmer, 104 Euro für dessen Ehegatten und 52 Euro für jedes Kind nicht übersteigen
Vergütungen für Verpflegungsmehraufwendungen bei Auswärtstätigkeiten (Dienst- mit 25 % C
reisen, Einsatzwechseltätigkeit, Fahrtätigkeit), soweit die Vergütung nicht bis zu
100 % der Pauschalen hinausgeht
Zuschüsse zu den Fahrten zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte bis zu den mit 15 % D
Beträgen, die der Arbeitnehmer als Werbungskosten absetzen könnte
Fahrten zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte mit auch zur privaten Nutzung mit 15 %
überlassenen Dienstwagen E
Unentgeltlich oder verbilligt übereignete Datenverarbeitungsgeräte, Zubehör und mit 25 %
Internetzugang, wenn die Übereignung zusätzlich zum geschuldeten Arbeitslohn
erfolgt F
Unentgeltliche oder verbilligte Übereignung der Ladevorrichtung für ein Elektrofahr- mit 25 %
zeug oder Hybridelektrofahrzeug bzw. Gewährung von Zuschüssen für den Erwerb
und die Nutzung dieser Ladevorrichtung, jeweils zusätzlich zum ohnehin geschulde- G
ten Arbeitslohn
Unentgeltlich erhaltene Sachprämien für die persönliche Inanspruchnahme von mit 2,25 %
Dienstleistungen im Rahmen von Kundenbindungsprogrammen, soweit sie 1.080 H
Euro im Jahr übersteigen
Sachzuwendungen an eigene Arbeitnehmer und solche von Geschäftsfreunden bis mit 30 %
10.000 Euro pro Jahr, wenn diese zusätzlich zum geschuldeten Arbeitslohn gewährt
I
werden
SteuerRatgeber 2022111
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Besteuerungsverfahren
Nur in Härtefällen und bei Beschäftigung von Minijobbern im Privathaushalt gibt es von
A der ELStAM-Pflicht auf Antrag eine Ausnahme (BMF-Schreiben vom 8.11.2018, BStBl I 2018
S. 1137, Rz. 124). Bei Pauschalversteuerung des Arbeitslohns darf der Arbeitgeber keine
ELStAM-Daten abrufen.
B
Ihre derzeit gültigen ELStAM-Daten können Sie bei Ihrem Finanzamt erfragen oder im
Internet unter www.elster.de/eportal/start (Rubrik “Formulare & Leistungen”) einsehen. Das
Finanzamt ist für alle Eintragungen und Änderungen der für den Lohnsteuerabzug relevanten
C
Daten zuständig. Fallen beispielsweise die Voraussetzungen für die Weitergewährung der
bescheinigten Steuerklasse II (Entlastungsbetrag für Alleinerziehende) oder III (bei nicht dau-
D ernd getrennt lebenden Ehepartnern) im Laufe eines Jahres weg, müssen Sie dies umgehend
Ihrem Finanzamt mitteilen. Dafür existiert ein amtliches Formular. Änderungen, die das Mel-
derecht (z. B. Kirchenaustritt) oder das Standesamt (z. B. Eheschließung) betreffen, werden
E den Finanzämtern automatisch von den Städten und Gemeinden mitgeteilt. Die Finanzämter
unterrichten die Arbeitgeber dann über die für den Lohnsteuerabzug relevanten ELStAM-Än-
derungen.
F
Steuerklasse
Die Steuerklasse gibt Auskunft darüber, ob Sie nach dem Grund- oder dem Splittingtarif
G besteuert werden und welche Frei- oder Pauschbeträge Ihnen zustehen. Für eingetragene
Lebenspartner gelten die gleichen Steuerklassen wie für Ehepartner.
Familienstand mögliche Steuerklassen
H Ledige(r), die / der in keiner Haushaltsgemein- I
schaft lebt
Ledige(r), die / der eine Haushaltsgemeinschaft I
I nur mit Personen bildet, für die sie / er weder einen
Anspruch auf Kinderfreibetrag noch auf Kinder-
geld hat.
J Ledige(r), die / der in einer Haushaltsgemeinschaft
mit mindestens einer Person lebt, für die sie / er
Anspruch auf Kindergeld oder einen Kinderfreibe-
trag hat, und Folgendes gilt:
K
■■ alle anderen Personen in der Haushaltsgemein- II
schaft sind minderjährig
L ■■ für alle anderen volljährigen Personen in der
II
Haushaltsgemeinschaft besteht Anspruch auf
Kindergeld oder einen Kinderfreibetrag
M ■■ für mindestens eine volljährige Personbesteht
kein Anspruch auf Kindergeld bzw. Kinderfrei- I
betrag
N
Beziehen Sie von mehreren Arbeitgebern Arbeitslohn, ist die Steuerklasse für die zweite
und jede weitere Beschäftigung die Klasse VI. K
Ehe-/Lebenspartner, die beide Arbeitslohn beziehen, können wählen zwischen
■■ der Steuerklassenkombination III und V L
■■ der Steuerklassenkombination IV/IV
■■ der Steuerklassenkombination IV/IV mit Faktor
M
Ob bei Ehe-/Lebenspartnern die Steuerklassenkombination III/V zum insgesamt geringsten
Lohnsteuerabzug führt, ist von den Umständen des Einzelfalls abhängig und muss berechnet
werden. In vielen Fällen sollte der Partner mit dem höchsten Arbeitslohn die Steuerklasse III N
wählen, wenn er mindestens 60 % des gesamten Arbeitslohneinkommens verdient.
SteuerRatgeber 2022113
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Besteuerungsverfahren
Tipp:
A Viele Lohnersatzleistungen werden vom Nettolohn berechnet (z. B.
Arbeitslosengeld, Krankengeld, Mutterschaftsgeld, Elterngeld). Deshalb
sollte bei Verheirateten/Verpartnerten der Bezieher dieser Leistungen, soweit dies
B zulässig ist, die Steuerklasse III oder IV wählen. Diese führt zu einem höheren Netto-
entgelt als bei Steuerklasse V und damit zu höheren Lohnersatzleistungen
C
Arbeitnehmer-Ehepaare können seit 2020 mehrfach im Jahr die Steuerklasse wechseln
(bis spätestens 30.11.). Der Eintrag wird erst zu Beginn des nächsten Monats wirksam. Eine
D Änderung ist beispielsweise sinnvoll, wenn ein Ehe-/Lebenspartner keinen steuerpflichtigen
Arbeitslohn mehr bezieht oder verstorben ist, sich die Partner auf Dauer getrennt haben oder
nach einer Arbeitslosigkeit ein Arbeitsverhältnis wieder aufgenommen wird.
E
Faktorverfahren
Bei der Kombination III/V ist die Steuerbelastung beim Partner mit der Steuerklasse V zu
hoch. Bei unterschiedlichen Vergütungen der Partner führt IV/IV ohne Faktor zu einer zu
F
hohen Gesamtsteuerbelastung. Um diese Nachteile auszugleichen, hat der Gesetzgeber die
Kombination IV/IV mit Faktor eingeführt. Der Faktor soll insbesondere die ungerechte Ver-
G teilung der Lohnsteuer auf die Klasse V zulasten der Klasse III abmindern.
Dabei wird ein Faktor wie folgt ermittelt:
I ergebende Einkommensteuer.
■■ Der Faktor ergibt sich aus dem Verhältnis der unter 1. ermittelten Lohnsteuer zu der
unter 2. errechneten Einkommensteuer.
J ■■ Der Faktor ist in der ELStAM-Datenbank vermerkt.
■■ Für jeden Ehe-/Lebenspartner wird beim Lohnsteuerabzug die Lohnsteuer für den
Jahresarbeitslohn nach der Lohnsteuerklasse IV berechnet. Die sich ergebende Lohn-
K steuer wird mit dem Faktor multipliziert.
Freibeträge für Werbungskosten, Sonderausgaben oder außergewöhnliche Belastungen
L können bei der Wahl des Faktorverfahrens nicht mehr extra eingetragen werden, da sie
bereits bei der Berechnung des Faktors berücksichtigt werden.
Das Faktorverfahren wird nur auf Antrag durchgeführt. Es ist dann zwingend eine Ein-
M kommensteuerveranlagung durchzuführen und gilt zwei Jahre lang. Ändern sich die für die
Faktorberechnung maßgeblichen Jahresarbeitslöhne der Ehepartner im 2-Jahres-Zeitraum,
muss der Faktor nicht angepasst werden.
N
Beim Faktorverfahren stellt sich derjenige Ehe-/Lebenspartner bei späteren Lohnersatz-
leistungen besser, der ohne Faktor die Steuerklasse V hätte, während sich der andere mit
O Klasse III schlechter stellen wird.
Einen Online-Rechner zum Faktorverfahren finden Sie im Internet auf der Webseite des Bun-
P desfinanzministeriums am Ende über den Klick auf „Lohn- und Einkommensteuerrechner“.
J
1.3 Lohnsteuerermäßigung durch Freibeträge
Beim monatlichen Lohnsteuerabzug anhand Ihrer persönlichen Lohnsteuerabzugsmerkmale
werden bereits die wichtigsten allgemeinen steuerlichen Freibeträge berücksichtigt, wie zum K
Beispiel der Grundfreibetrag, Arbeitnehmer-Pauschbetrag, Sonderausgaben-Pauschbetrag
und die Vorsorgepauschale.
L
Um darüber hinaus noch weitere steuerliche Sachverhalte für einen geringeren Lohnsteuer-
abzug im Jahr 2021 (2022) berücksichtigen zu lassen und damit mehr Nettogehalt zu erzie-
len, können Sie beim Finanzamt noch bis zum 30.11.2021 (für 2022: vom 1.10.2021 bis zum M
30.11.2022) einen Antrag auf Lohnsteuer-Ermäßigung stellen. Wird dem stattgegeben,
trägt Ihnen das Finanzamt in der ELStAM-Datenbank einen zusätzlichen Lohnsteuerfreibe-
trag ein, der dann vom Arbeitgeber beim monatlichen Lohnsteuerabzug berücksichtigt wird. N
Der Freibetrag wird nach der Antragstellung erst bei künftigen Lohnsteuerabzügen berück-
sichtigt, nicht aber rückwirkend.
Für Ihren Antrag auf Lohnsteuer-Ermäßigung stehen Ihnen die folgenden amtlichen Formulare O
zur Verfügung:
P
SteuerRatgeber 2022115
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Besteuerungsverfahren
Achtung:
N Werbungskosten werden jedoch nur berücksichtigt, wenn deren Summe nach
Abzug des Arbeitnehmer-Pauschbetrags von 1.000 Euro bzw. des Werbungs-
kosten-Pauschbetrages von 102 Euro für Versorgungsbezüge zusammen mit den
O Sonderausgaben ohne Sonderausgaben-Pauschbetrag und den außergewöhnlichen
Belastungen ohne Abzug der zumutbaren Belastung insgesamt 600 Euro übersteigen.
P
SteuerRatgeber 2022117
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Besteuerungsverfahren
Konnten in den Vorjahren Verluste nicht ausgeglichen werden, können Sie den Verlustvor-
L trag als Freibetrag eintragen lassen. Davon ausgenommen sind von der Bank bescheinigte
Verluste aus Kapitalvermögen, weil diese nicht mit Gewinnen aus anderen Einkunftsarten
verrechenbar sind. Nicht eintragungsfähig sind auch Verluste aus privaten Veräußerungs-
M geschäften des Vorjahres.
Wird Ihr Antrag auf Eintragung eines Lohnsteuerfreibetrages vom Finanzamt abgelehnt (was
N schriftlich erfolgen muss), können Sie dagegen bis zum Ablauf des Jahres Einspruch einle-
gen. Danach ist die gewünschte Steuerersparnis nur über die Abgabe der Einkommensteuer-
erklärung zu erreichen.
O
2 Einnahmen
A
2.1 Arbeitslohn als aktiver Arbeitnehmer
2.2 Betriebliche Altersvorsorge
2.3 Besteuerung der Versorgungsbezüge B
2.4 Nebenberufliche Tätigkeiten
2.5 450-Euro-Jobs
C
2.6 Vermögenswirksame Leistungen
2.7 Lohnersatzleistungen
2.8 Sachbezüge D
2.9 Dienstwagen von Arbeitnehmern
Tipp M
Muss aus irgendwelchen Gründen in späteren Jahren ein Arbeitslohn
zurückgezahlt werden, so ist diese Zahlung als negative Einnahme im
Jahr der Zahlung zu berücksichtigen. Auch eine Rückzahlung von ermäßigt besteu- N
erten Einnahmen, z. B. Abfindungen, darf in voller Höhe als negative Einnahme
angesetzt werden (BFH vom 4.5.2006, VI R 33/03, BStBl II 2006 S. 911).
O
SteuerRatgeber 2022119
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Einnahmen
M Der bei einer Auslandstätigkeit erzielte Arbeitslohn kann aufgrund von Doppelbesteue-
rungsabkommen steuerfrei sein. Er unterliegt dann aber dem Progressionsvorbehalt.
■■ BahnCard
N Wird die vom Arbeitgeber überlassene BahnCard vom Arbeitnehmer nur für dienstliche Fahr-
ten im Rahmen einer Auswärtstätigkeit benutzt, sind die Aufwendungen in Höhe des Betra-
ges steuerfrei, bis zu dem der Arbeitgeber die Reisekosten ohne die BahnCard erstattet
O
hätte.
Bei Überlassung auch zur privaten Nutzung liegt steuerpflichtiger Arbeitslohn in Höhe der
P vollen BahnCard-Kosten vor, wenn die ohne BahnCard bei den beruflichen Auswärtstätig-
keiten voraussichtlich anfallenden Kosten der Einzelfahrscheine unter dem Kaufpreis der
BahnCard plus evtl. Zuzahlungen für Fahrscheine bei der BahnCard 50 oder 25 liegen (OFD
Frankfurt a.M. vom 31.7.2017, DStR 2018 S. 134). Es ist also eine Prognose für das laufende A
Jahr erforderlich. Ist am Jahresende die Prognose aus unvorhersehbaren Gründen zum
Nachteil des Arbeitnehmers (z. B. wegen seiner längeren Krankheit) nicht eingetreten, ist
keine Nachversteuerung der BahnCard-Überlassung vorzunehmen. B
■■ Belegschaftsrabatt
Preisnachlässe auf eigene Waren des Arbeitgebers (Belegschaftsrabatt) sind bis zu 1.080
C
Euro steuerfrei. Der darüber hinaus gehende Betrag ist steuerpflichtig.
■■ Belohnungen
Belohnungen für z. B. besonders gute Arbeiten sind steuerpflichtig. D
■■ Berufskleidung
Ausreichend für die Steuerfreiheit von vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellter Berufs- E
kleidung ist, dass die Kleidung in überwiegend betrieblichem Interesse getragen wird, z.
B. aus Sicherheitsgründen (z. B. Schutzkleidung auf Baustellen) oder um ein einheitliches
Erscheinungsbild gegenüber Kunden zu gewährleisten (z. B. Uniform) oder aus Hygiene- F
gründen oder um das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken.
■■ Betreuungskosten
G
Zusätzlich zum Arbeitslohn erbrachte Leistungen des Arbeitgebers zur Vereinbarkeit von
Familie und Beruf sind steuerfrei (§ 3 Nr. 34a EStG). Beispiel: Ersatz der Kosten für die
Betreuung eines pflegebedürftigen Angehörigen oder eines kranken Kindes bis zu 600 H
Euro.
■■ Betriebsfest
Aufwendungen des Arbeitgebers für Betriebsfeste (vor allem Betriebsausflüge, Weih- I
nachts- und Jubiläumsveranstaltungen) sind steuerfrei, wenn jeder Mitarbeiter daran teil-
nehmen kann und die Kosten pro Veranstaltung für die einzelnen Teilnehmer samt mitkom-
mende Angehörige 110 Euro nicht übersteigen (Freibetrag; § 19 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1a EStG). J
■■ Bußgelder
Vom Arbeitgeber bezahlte Bußgelder, die gegen ihre Arbeitnehmer verhängt wurden, sind K
Arbeitslohn. Das gilt etwa bei Verstößen von Speditionsfahrern gegen die vorgeschriebe-
nen Lenk- und Ruhezeiten (BFH-Urteil vom 14.11.2013, VI R 36/12, BStBl II 2014 S. 278).
L
Da ein Finanzgericht aber auf Steuerfreiheit der von einem Paketdienst übernommenen Ver-
warnungsgelder (Strafzettel) seiner Paketzusteller entschieden hat, hat zu dieser Frage das
BFH (Az. VI R 1/17) entschieden, dass die Zahlung eines Verwarnungsgeldes durch den Arbeit- M
geber nicht zu Arbeitslohn bei dem Arbeitnehmer führt, der die Ordnungswidrigkeit (Parkver-
stoß) begangen hat. Im zweiten Rechtsgang muss das FG aber noch prüfen, ob den Fahrern,
die einen Parkverstoß begangen hatten, nicht dadurch ein geldwerter Vorteil und damit Arbeits- N
lohn zugeflossen ist, weil die Klägerin (Spedition) ihnen gegenüber einen Regressanspruch
hatte, auf den sie verzichtet hat.
■■ Computer
O
Die (auch private) Nutzung betrieblicher Computer ist steuerfrei. Wurde der Firmencompu-
ter unentgeltlich oder verbilligt an den Arbeitnehmer übereignet, kann der Gegenwert vom
P
Arbeitgeber pauschal mit 25 % besteuert werden.
SteuerRatgeber 2022121
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Einnahmen
■■ Darlehen
SteuerRatgeber 2022123
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Einnahmen
■■ Kleidung
A Die Erstattung von Aufwendungen für die umzugsbedingte Neuanschaffung von bürger-
licher Kleidung ist steuerpflichtiger Arbeitslohn. Dies gilt auch bei der Bekleidung, die bei
der ersten Verwendung an einem Auslandsdienstort mit einem vom mitteleuropäischen
B erheblich abweichenden Klima erforderlich ist.
■■ Kommunikationsgeräte
Die private Nutzung betrieblicher PCs, Tablets, Telefon-/Faxgeräte und Smartphones ist
C
steuerfrei. Die Nutzung unentgeltlich übereigneter Geräte ist jedoch steuerpflichtig. Wahl-
weise kann eine pauschale Besteuerung mit 25 % erfolgen.
D ■■ Kost und Logis
Bei freier Verpflegung durch den Arbeitgeber sind 2021 für ein Frühstück 1,83 Euro, für ein
Mittag- oder Abendessen jeweils 3,47 Euro als Sachbezug abzüglich einer Zuzahlung zu
E versteuern. Bei freier Unterkunft beträgt der steuerpflichtige Sachbezugswert 7,90 Euro pro
Tag bzw. 237 Euro pro Monat.
F ■■ Software
Die private Nutzung betrieblicher Software ist für den Arbeitnehmer steuerfrei ist. Es gilt das
Gleiche wie für betriebliche Kommunikationsgeräte.
G
■■ Telefonanschluss
Kosten für die berufliche Nutzung eines privaten Telefonanschlusses können vom Arbeit-
H geber in der Höhe steuerfrei erstattet werden, in der ein Werbungskostenabzug möglich ist.
■■ Trinkgelder
Trinkgelder sind für Arbeitnehmer steuerfrei.
I
■■ Urlaubsgeld
Urlaubsgeld ist in voller Höhe steuerpflichtig.
J ■■ Verdienstausfall
Der an ein minderjähriges Unfallopfer vom Schädiger gezahlte künftige Verdienstausfall ist
nicht als Arbeitslohn steuerpflichtig (BFH vom 26.5.2020, IX R 15/19, BFH/NV 2020 S. 1331).
K
■■ Vermögenswirksame Leistungen
Vermögenswirksame Leistungen sind steuerpflichtiger Arbeitslohn.
L
■■ Versorgungsbezüge
Einkünfte aus einer Betriebsrente oder einer Beamtenpension sind steuerpflichtig. Die
M Bezüge bleiben in Höhe des Versorgungsfreibetrages und des Zuschlags zum Versor-
gungsfreibetrag steuerfrei. Die Höhe der steuerfreien Beträge ist abhängig vom Jahr des
Versorgungsbeginns.
N ■■ Wechselschichtzulage
Wechselschichtzulagen, also Zulagen für einen Dienst zu wechselnden Zeiten (z. B. bei der
Bundespolizei), sind nicht steuerfrei (BFH vom 15.2.2017, VI R 20/16, VI R 30/16).
O
■■ Wehrsold
Der monatliche Wehrsoldgrundbetrag von freiwillig Wehrdienstleistenden ist steuerpflichtig.
P Leistungen für Reservisten sind gemäß § 3 Nr. 48 EStG grundsätzlich steuerfrei.
■■ Weihnachtsgeld
Weihnachtsgeld ist steuerpflichtiger Arbeitslohn. A
■■ Weiterbildung
Bestimmte Weiterbildungsleistungen des Arbeitgebers sind gemäß § 3 Nr. 19 EStG lohn-
B
steuerfrei.
■■ Wertguthabenkarten
Solche vom Arbeitgeber überlassene Karten (z.B. aufladbare Prepaid-Kreditkarten) sind bis C
zu 44 Euro monatlich steuerfrei.
■■ Zuschläge für Sonntags-, Feiertags- oder Nachtarbeit D
Zuschläge für Nachtarbeit zwischen 20 und 6 Uhr sind bis zu 25 %, für Nachtarbeit zwi-
schen 24 und 4 Uhr bis zu 40 %, für Sonntagsarbeit bis zu 50 % und für Feiertagsarbeit bis
zu 125 %, für Arbeit an Heiligabend ab 14 Uhr und an den Weihnachtsfeiertagen bis zu 150 E
% steuerfrei. Die Berechnungsbasis (Grundlohn je Stunde) ist auf 50 Euro begrenzt. Sozial-
versicherungspflicht besteht bereits ab 25 Euro.
■■ Zuschuss
F
zu Internetkosten
Ein Zuschuss zu den privaten Internetkosten des Arbeitnehmers ist bis 50 Euro monatlich
steuerfrei.
G
■■ Die
Beiträge sind steuerfrei bis zu einem Höchstbetrag von 8 % der Beitragsbemes-
sungsgrenze (West) in der gesetzlichen Rentenversicherung pro Jahr (§ 3 Nr. 63 EStG). P
Das sind 2021 bis zu 6.816 Euro jährlich (= 8 % von 85.200 Euro).
SteuerRatgeber 2022125
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Einnahmen
Direktversicherung
Im Gegensatz zu anderen Versicherungen schließt bei der Direktversicherung nicht der ein- A
zelne Beschäftigte einen Versicherungsvertrag ab. Vielmehr schließt der Arbeitgeber für
mehrere Personen Gruppenverträge oder nur für einzelne Beschäftigte Individualverträge ab.
Direktversicherungen unterliegen der Versicherungsaufsicht und dürfen ihre Mittel deshalb B
nicht frei anlegen.
Direktversicherungen werden steuerlich nur anerkannt, wenn
C
■■ es sich um eine Lebensversicherung handelt,
■■ Bezugsberechtigter der Arbeitnehmer oder seine Hinterbliebenen sind,
■■ bei Kapitallebensversicherungen die Vertragsdauer mindestens 5 Jahre beträgt und D
■■ wenn die Todesfallleistung einer nach dem 31.12.1996 abgeschlossenen Kapitallebens-
versicherung während der gesamten Laufzeit des Versicherungsvertrags mindestens
60 % der Summe der Beiträge beträgt, die nach dem Vertrag für die gesamte Vertrags- E
dauer zu zahlen sind.
Die Beiträge werden vom Lohn bzw. Gehalt abgeführt und sind grundsätzlich als Arbeitslohn F
zu versteuern. Es gibt aber eine Steuerfreistellung bis zu einem Höchstbetrag. Während der
Ansparphase gilt Folgendes, und zwar einheitlich für Altzusagen (Versorgungszusage erteilt
bis zum 31.12.2004) und für Neuzusagen: G
■■ Die Beiträge sind steuerfrei bis zu einem Höchstbetrag von 8 % der Beitragsbemes-
sungsgrenze (West) in der gesetzlichen Rentenversicherung pro Jahr (§ 3 Nr. 63 EStG). H
Das sind 2021 bis zu 6.816 Euro jährlich (= 8 % von 85.200 Euro).
■■ Die Beiträge sind sozialversicherungsfrei bis zu einem Höchstbetrag von 4 % der
Beitragsbemessungsgrenze (West) in der gesetzlichen Rentenversicherung pro Jahr. I
In der Auszahlungsphase gilt Folgendes:
■■ Waren die gezahlten Beiträge bis zum Höchstbetrag steuerfrei, müssen die Rentenzahlungen J
ebenso wie eine Kapitalauszahlung als sonstige Einkünfte voll versteuert werden (§ 22
Nr. 5 Satz 1 EStG).
■■ Wurden die gezahlten Beiträge pauschal versteuert, sind die Rentenzahlungen nur mit K
ihrem Ertragsanteil steuerpflichtig (§ 22 Nr. 5 Satz 2 Bstb. a EStG) und eine Kapitalaus-
zahlung steuerbegünstigt als Kapitalertrag gemäß § 20 Abs. 1 Nr. 6 EStG zu versteuern
(§ 22 Nr. 5 Satz 2 Bstb. b EStG). L
Reine Beitragszusage
Ab 2018 gibt es für die Direktversicherung, Pensionskasse und den Pensionsfonds mit der M
reinen Beitragszusage zusätzlich eine neue Art der Vorsorgungszusage (§ 1 Abs. 2 Nr. 2a
BetrAVG). Der Arbeitgeber ist hier lediglich zur Beitragszahlung verpflichtet, aber nicht zur
Garantie einer bestimmten Höhe der Betriebsrente. Das Kapitalanlagerisiko trägt somit der N
Arbeitnehmer. Deshalb soll im Tarifvertrag ein zusätzlicher Beitrag des Arbeitgebers an die
Versorgungseinrichtung zur Absicherung festgelegt werden.
O
Ein Rechtsanspruch auf die späteren laufenden Versorgungsleistungen hat der Versorgungs-
empfänger ausschließlich gegenüber der durchführenden Versorgungseinrichtung, nicht
gegenüber seinem Ex-Arbeitgeber.
P
SteuerRatgeber 2022127
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Einnahmen
Bei Finanzierung der Beitragszusage durch den Arbeitnehmer über eine Entgeltumwand-
A lung muss der Arbeitgeber 15 % des umgewandelten Gehalts zusätzlich als Arbeitgeber-
zuschuss an die Versorgungseinrichtung zahlen, soweit er durch die Gehaltsumwandlung
Sozialversicherungsbeiträge spart.
B
In der Ansparphase sind die Arbeitgeberbeiträge für den Arbeitnehmer steuerfrei (§ 3 Nr. 63a,
65 Bstb. d EStG). In der Auszahlungsphase werden die Leistungen in voller Höhe als sonstige
Einkünfte versteuert, soweit sie aus den steuerfreien Beiträgen stammen (§ 22 Nr. 5 Satz 1 EStG).
C
Beitragsnachzahlung bei ruhendem Arbeitsverhältnis
Ab 2018 können Lücken in der betrieblichen Altersvorsorge steuerbegünstigt geschlossen
D werden, die z. B. wegen Entsendung ins Ausland, Elternzeit oder unbezahlten Urlaub
entstanden sind. Werden für solche Jahre Beiträge für die Altersvorsorge nachgezahlt, sind
diese steuerfrei bis zu 8 % der Beitragsbemessungsgrenze in der gesetzlichen Rentenver-
E
sicherung (West), maximal für zehn Jahre (§ 3 Nr. 63 Satz 4 EStG).
Berücksichtigt werden nur Kalenderjahre, in denen der Arbeitnehmer das gesamte Jahr über
F (1.1. bis 31.12.) in Deutschland keinen steuerpflichtigen Arbeitslohn bezogen hat.
Es muss es sich im Zeitraum des Ruhens des Arbeitsverhältnisses und im Zeitpunkt der
G Nachzahlung um das erste Arbeitsverhältnis handeln. Arbeitslöhne aus anderen Arbeitsver-
hältnissen (Steuerklasse VI oder pauschal versteuert) sind aber unschädlich.
Neue Vervielfältigungsregelung bei Arbeitsende
H Bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses können Arbeitnehmer seit 2018 einen noch höhe-
ren Betrag ihrer Abfindung steuerfrei in einen Pensionsfonds, eine Pensionskasse oder eine
Direktversicherung einzahlen. Die Ermittlung dieses steuerfreien Höchstbetrages nach der
I
sog. Vervielfältigungsregelung hat sich wie folgt geändert:
■■ Maximal steuerfrei sind 4 % der Beitragsbemessungsgrenze in der gesetzlichen Ren-
J tenversicherung (West), vervielfältigt mit der Anzahl der Jahre der Betriebszugehörig-
keit, höchstens jedoch zehn Kalenderjahre (§ 3 Nr. 63 Satz 3 EStG).
■■ Dieser steuerfreie Höchstbetrag wird nicht mehr gekürzt um die nach § 3 Nr. 63 EStG
K steuerfrei einbezahlten Beiträge der letzten sieben Jahre.
■■ Angerechnet auf den Höchstbetrag werden aber pauschal besteuerte Beiträge nach
der Vervielfältigungsregelung für Altzusagen (Versorgungszusage vor 2005) im Rah-
L men einer Direktversicherung oder Pensionskasse (§ 52 Abs. 4 Satz 14 EStG).
Neuer Förderbetrag bei Geringverdienern
M Seit 2018 können Arbeitgeber einen staatlichen Zuschuss (BAV-Förderbetrag) zur kapi-
talgedeckten betrieblichen Altersvorsorge (Pensionskasse, Pensionsfonds oder Direktversi-
cherung) für geringverdienende Arbeitnehmer erhalten (§ 100 EStG). Gefördert werden vom
N Arbeitgeber für den Arbeitnehmer zusätzlich zum geschuldeten Arbeitslohn gezahlte Beiträge
von mindestens 240 Euro bis höchstens 960 Euro im Kalenderjahr.
Der laufende Arbeitslohn darf im Zeitpunkt der Beitragsleistung nicht mehr als 2.575 Euro
monatlich betragen. Nicht berücksichtigt werden sonstige Bezüge wie Weihnachtsgeld A
sowie steuerfreie Lohnteile. Geringverdiener in diesem Sinne können auch Teilzeitbeschäf-
tigte oder Minijobber sein, deren Arbeitslohn pauschal versteuert wird. Es muss sich aber um
das erste Arbeitsverhältnis handeln (Steuerklasse I bis V oder Bestimmung durch den Arbeit- B
nehmer bei pauschal besteuertem Arbeitslohn).
Für den Arbeitnehmer ist der zusätzliche Arbeitgeberbeitrag in der Ansparphase bis zum
C
förderfähigen Höchstbetrag steuer- und sozialversicherungsfrei. In der Auszahlungsphase
dürfen die Versorgungsleistungen nur als Rentenzahlungen geleistet werden, die in voller
Höhe als sonstige Einkünfte steuerpflichtig sind (§ 22 Nr. 5 Satz 1 EStG). D
Arbeitgeberzuschuss bei Gehaltsumwandlungen
Bei einer ab dem 1.1.2019 neu vereinbarten Gehaltsumwandlung mit Beiträgen in einen Pen-
E
sionsfonds, eine Pensionskasse oder eine Direktversicherung muss sich der Arbeitgeber in
Höhe von 15 % des umgewandelten Gehalts finanziell beteiligen, soweit er durch die Gehalts-
umwandlung Sozialversicherungsbeiträge spart (§ 1a Abs. 1a BetrAVG). Für am 31.12.2018
F
bereits bestehende Gehaltsumwandlungen ist dieser Arbeitgeberzuschuss erst nach einer
Übergangsfrist von vier Jahren ab 1.1.2022 zu leisten, wovon es Ausnahmen gibt (§ 26a
BetrAVG). G
Für diesen Arbeitgeberzuschuss gelten die gleichen steuerlichen und sozialversicherungs-
rechtlichen Regelungen wie für die übrigen Arbeitgeberbeiträge an die Versorgungseinrich-
tung (z. B. Steuerfreiheit nach § 3 Nr. 63 EStG). H
SteuerRatgeber 2022129
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Einnahmen
■■ Bezüge und Vorteile aus früheren Arbeitsverhältnissen wegen Erreichen einer Alters-
A grenze, z. B. Betriebsrenten. Diese Bezüge gelten jedoch nur dann als Versorgungs-
bezüge, wenn sie ab Vollendung des 63. Lebensjahres und bei schwerbehinderten
Personen ab Vollendung des 60. Lebensjahrs gezahlt werden. Bis zum Erreichen der
B Altersgrenze handelt es sich um normalen Arbeitslohn. Diese Ungleichbehandlung
gegenüber Beamtenpensionären (für diese gilt keine Altersgrenze) hält der BFH für
verfassungsgemäß;
C ■■ Bezüge und Vorteile aus früheren Arbeitsverhältnissen wegen verminderter Erwerbs-
fähigkeit oder Hinterbliebenenbezüge.
D Eine Betriebsrente ist nur dann als Versorgungsbezug zu versteuern, soweit Sie als Arbeit-
nehmer während des früheren Dienstverhältnisses keine eigenen Beiträge zu der betrieblichen
Altersversorgung geleistet haben und Ihr Arbeitgeber seine Beiträge nicht als Arbeitslohn
E versteuert hat. Ansonsten handelt es sich um eine normale Rente, die mit dem günstigeren
Ertragsanteil anzusetzen ist.
Der Versorgungsfreibetrag
F
Die Höhe des Versorgungsfreibetrags hängt vom Beginn des Versorgungsbezugs ab (§ 19
Abs. 2 EStG):
G Beginn des Höhe des Versorgungsfreibetrags in % der
Höhe des
Zuschlags zum
Versorgungsbezugs Brutto-Versorgungsbezüge
Versorgungsfreibetrag
H bis 2005 40,0 %, maximal 3.000 Euro 900 Euro
2006 38,4 %, maximal 2.880 Euro 864 Euro
2007 36,8 %, maximal 2.760 Euro 828 Euro
I 2008 35,2 %, maximal 2.640 Euro 792 Euro
2009 33,6 %, maximal 2.520 Euro 756 Euro
2010 32,0 %, maximal 2.400 Euro 720 Euro
J
2011 30,4 %, maximal 2.280 Euro 684 Euro
2012 28,8 %, maximal 2.160 Euro 648 Euro
K 2013 27,2 %, maximal 2.040 Euro 612 Euro
2014 25,6 %, maximal 1.920 Euro 576 Euro
2015 24,0 %, maximal 1.800 Euro 540 Euro
L 2016 22,4 %, maximal 1.680 Euro 504 Euro
2017 20,8 %, maximal 1.560 Euro 468 Euro
2018 19,2 %, maximal 1.440 Euro 432 Euro
M 2019 17,6 %, maximal 1.320 Euro 396 Euro
2020 16,0 %, maximal 1.200 Euro 360 Euro
2021 15,2 %, maximal 1.140 Euro 342 Euro
N
2022 .... 14,4 %, maximal 1.080 Euro .... 324 Euro ....
2040 0,0 %, maximal 0 Euro 0 Euro
O
Bemessungsgrundlage für den Versorgungsfreibetrag ist das Zwölffache des Versorgungs-
bezugs für den ersten vollen Monat im Jahr des Beginns des Versorgungsbezugs zuzüglich
P Anspruch auf eine Sonderzahlung in diesem Monat. Ausnahme: Bei Versorgungsbeginn vor
2005 ist der erste volle Monat der Januar 2005.
Werden Versorgungsbezüge nur für einen Teil des Kalenderjahres gezahlt, so ermäßigen
sich der Versorgungsfreibetrag und der Zuschlag zum Versorgungsfreibetrag für jeden vollen A
Kalendermonat, für den keine Versorgungsbezüge geleistet werden, in diesem Kalenderjahr
um ein Zwölftel.
B
Die Einkünfte aus Versorgungsbezügen errechnen sich wie folgt:
Brutto-Versorgungsbezug
./. Versorgungsfreibetrag C
./. Zuschlag zum Versorgungsbetrag
./. Werbungskosten-Pauschbetrag (102 Euro) bzw. tatsächliche Werbungskosten
= steuerpflichtige Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit D
Beispiel:
E
Herr Renner war Beamter und ist am 1.9.2020 in den Ruhestand gegan-
gen. Er erhält eine monatliche Pension von 1.800 Euro.
Sein Versorgungsfreibetrag errechnet sich wie folgt: F
Bemessungsgrundlage: 21.600 Euro (12 * 1.800 Euro) davon 16 % (= 3.456 Euro),
maximal 1.200 Euro, davon 4/12 = 400 Euro; G
Der Zuschlag errechnet sich wie folgt: 360 Euro, davon 4/12 = 120 Euro
Die steuerpflichtigen Einkünfte errechnen sich folgendermaßen: H
Versorgungsbezüge von 7.200 Euro (4 * 1.800 Euro) ./. Versorgungsfreibetrag von
400 Euro ./. Zuschlag von 120 Euro ./. Werbungskosten-Pauschbetrag von 102 Euro
I
= steuerpflichtige Pension von 6.578 Euro
Der bei Versorgungsbeginn ermittelte Versorgungsfreibetrag und der Zuschlag zum Versor- J
gungsfreibetrag bleiben für die gesamte Laufzeit des Versorgungsbezugs unverändert.
Eine Neuberechnung findet nur statt, wenn sich der Versorgungsbezug wegen Anrech-
nungs-, Ruhens-, Erhöhungs- oder Kürzungsregelungen ändert. Regelmäßige Anpassungen K
führen nicht zu einer Änderung des Versorgungsfreibetrags.
Erzielen Sie im selben Kalenderjahr sowohl Einkünfte aus einem laufenden Arbeitsver- L
hältnis als auch Versorgungsbezüge, erhalten Sie sowohl den Arbeitnehmer-Pauschbe-
trag in Höhe von 1.000 Euro als auch den Werbungskosten-Pauschbetrag für die Versor-
gungsbezüge in Höhe von 102 Euro. Den Pauschbetrag in Höhe von 102 Euro bekommen M
Sie auch, wenn die tatsächlichen Werbungskosten für das laufende Arbeitsverhältnis 1.000
Euro übersteigen.
N
SteuerRatgeber 2022131
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Einnahmen
Achtung:
C Die Aufwandsentschädigung bleibt in Höhe von 3.000 Euro p.a. steuerfrei
(Übungsleiterfreibetrag). Liegt ein Arbeitsverhältnis vor, ist die Entschädigung
in gleicher Höhe auch sozialversicherungsfrei. Steuerpflichtig sind nur die über der
D
Pauschale liegenden Einnahmen.
E Dieser Freibetrag wird nicht gekürzt, wenn Sie die Tätigkeit nur während eines Teils des Jah-
res ausgeübt haben. Den Freibetrag erhalten Sie jedoch auch bei mehreren ehrenamtlichen
Tätigkeiten nur einmal (BFH-Urteil vom 3.7.2018, VIII R 28/15, BStBl II 2018 S. 715). Ruht das
F Ehrenamt wegen der Corona-Pandemie, darf der Arbeitgeber das Entgelt in Höhe des Frei-
betrags trotzdem steuerfrei auszahlen (BMF vom 26.5.2020, BStBl I 2020 S. 543).
Liegen die Einnahmen unter dem Freibetrag und die damit verbundenen Aufwendungen dar-
G
über, wurde der Verlust vom Finanzamt bisher nicht berücksichtigt. Doch der BFH hat den
Verlust in diesem Fall anerkannt, wobei dann aber keine Liebhaberei vorliegen darf. Es muss
H somit Gewinnerzielungsabsicht vorhanden sein, d. h. ein Totalgewinn über die gesamte Dauer
des Ehrenamts erzielbar sein (BFH vom 20.12.2017, III R 23/15, BStBl 2019 S. 469). Unter die-
ser Voraussetzung wurde vom BFH auch ein Verlust anerkannt, wenn sowohl die Einnahmen
I als auch die Aufwendungen unter dem Freibetrag liegen (BFH-Urteil vom 20.11.2018, VIII R
17/16, BStBl 2019 S. 422).
Als Arbeitnehmer erhalten Sie zusätzlich zum Freibetrag auch den Arbeitnehmer-Pausch-
J
betrag, sofern dieser noch nicht für eine hauptberufliche Angestelltentätigkeit verbraucht ist
(R 3.26 Abs. 9 Satz 2 LStR 2015). Steuerfrei sind damit pro Jahr insgesamt 4.000 Euro (3.000
Euro + 1.000 Euro)!
K
Der Freibetrag wird nur gewährt, wenn bestimmte förderungswürdige Tätigkeiten in bestimm-
ten Bereichen ausgeübt werden:
L
■■ Auftraggeber: Auftraggeber muss eine juristische Person des öffentlichen Rechts
im Inland, EU-/EWR-Ausland oder der Schweiz sein oder eine von der Körperschaft-
M steuer befreite inländische Körperschaft oder eine vergleichbare Einrichtung im EU-/
EWR-Ausland. Dazu zählen z. B. Bund, Länder, Landkreise, Gemeinden, Universitä-
ten, Volkshochschulen, Verbraucherschutz-Verbände, Sportvereine, Religionsgemein-
N schaften und Umweltschutzorganisationen.
■■ Tätigkeit: Begünstigt sind nur Tätigkeiten als Übungsleiter (z. B. Sporttrainer), Aus-
bilder, Erzieher und Betreuer (z. B. Mannschaftsbetreuer im Jugendbereich) oder ver-
O gleichbare Nebentätigkeiten (z. B. auch Betreuer von Flüchtlingen: BMF-Schreiben vom
8.12.2015, IV C 4-S 2121/0-09), ferner künstlerische Tätigkeiten (z. B. Chorleiter) sowie
die Pflege von kranken, verletzten, alten oder behinderten Menschen (z. B. ambulan-
P ter Altenpfleger) und die Tätigkeit als Impfhelfer in Corona-Impfzentren (OFD Frankfurt
a.M. vom 15.3.2021, DStR 2021 S. 870). Den Freibetrag gibt es auch für ehrenamtliche
132 SteuerRatgeber 2022
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Einnahmen
Dieser Freibetrag wird nicht gekürzt, wenn die Tätigkeit nur für einen Teil des Jahres aus-
geübt wird. Sie wird nur einmal gewährt, auch wenn mehrere Tätigkeiten ausgeübt wurden. K
Ausgaben können nur insoweit abgezogen werden, als sie den Freibetrag von 840 Euro
übersteigen. Es gilt hier das Gleiche wie beim Übungsleiterfreibetrag (siehe oben). L
Die Steuerbegünstigung wird nur gewährt, wenn folgende Voraussetzungen gleichzeitig
erfüllt sind:
M
■■ Auftraggeber: Auftraggeber muss eine juristische Person des öffentlichen Rechts
oder eine steuerbefreite Körperschaft im Inland, EU-EWR-Ausland oder der Schweiz
sein. Dazu zählen z. B. Bund, Länder, Landkreise, Gemeinden, Universitäten, Volks- N
hochschulen, Verbraucherschutzverbände, Sportvereine, Religionsgemeinschaften
und Umweltschutzorganisationen.
■■ Tätigkeit: Begünstigt sind nur Tätigkeiten, für die kein Freibetrag für Übungsleiter O
gewährt wird. Dazu zählen z. B. Tätigkeiten als Kassen- oder Gerätewart, Putzfrau,
Hauswart, Vereinsvorstand, Buchhalterin. Amateursportler erhalten den Freibetrag
nicht. P
SteuerRatgeber 2022133
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Einnahmen
■■ Zweck: Die Tätigkeit muss gemeinnützige, mildtätige oder kirchliche Zwecke fördern.
A ■■ Nebenberuflichkeit: Die Tätigkeit muss nebenberuflich ausgeübt werden, d. h., sie
darf nicht mehr als ein Drittel der Normalarbeitszeit einer vergleichbaren Vollzeittätig-
keit in Anspruch nehmen und zeitlich neben einem Hauptberuf ausgeübt werden kön-
B nen. Zur Beurteilung der Nebenberuflichkeit werden mehrere gleichartige Tätigkeiten
zusammengefasst. Die Tätigkeit ist auch dann nebenberuflich, wenn sie ohne einen
Hauptberuf ausgeübt wird (z. B. bei Rentnern, Studenten, Hausfrauen).
C
Die Zahlung von Aufwandsersatz an einen ehrenamtlichen Vereinsvorstand ist ohne Sat-
zungsregelung steuerbegünstigt. Wird dagegen eine Tätigkeitsvergütung gezahlt, muss das
D in der Vereinssatzung geregelt sein (BMF-Schreiben vom 21.11.2014, BStBl I 2014 S. 1581
Punkt 1). Weitere Einzelheiten zur Ehrenamtspauschale enthalten das genannte BMF-Schrei-
ben sowie eine Verfügung der OFD Frankfurt vom 21.10.2013, StEd 2013 S. 799.
E
Steuerbegünstigung für öffentliche Ehrenämter (§ 3 Nr. 12 EStG)
Aufwandsentschädigung für Ehrenämter im öffentlichen, besonders kommunalen Bereich
können unter bestimmten Voraussetzungen steuerfrei bleiben (§ 3 Nr. 12 Satz 2 EStG). Es
F
spielt keine Rolle, ob das Ehrenamt selbständig oder nichtselbständig ausgeübt wird.
Steuerfreiheit wird nur gewährt, wenn folgende Voraussetzungen gleichzeitig erfüllt sind:
G
■■ Zahlender: Die Zahlung erfolgt aus öffentlichen Kassen, z. B. aus Kassen von Bund,
Ländern, Gemeinden, Körperschaften des öffentlichen Rechts, Rundfunkanstalten des
H öffentlichen Rechts, Stiftungen und Anstalten des öffentlichen Rechts, öffentlich-recht-
lichen Religionsgemeinschaften.
■■ Auftraggeber: Die Tätigkeit erfolgt für die öffentliche Hand. Die Aufwandsentschädi-
Info
Nach der amtlichen Schätzungsrichtlinie besteht Steuerfreiheit für A
Werden Tätigkeiten für mehrere Körperschaften ausgeübt, vervielfacht sich der Betrag von E
250 Euro. Werden mehrere Tätigkeiten für dieselbe Körperschaft ausgeübt, gibt es den Frei-
betrag nur einmal.
F
Erhalten Sie monatlich Aufwandsentschädigungen in unterschiedlicher Höhe und schöpfen
Sie dadurch in manchen Monaten den steuerfreien Betrag von 250 Euro nicht aus? Dann
dürfen Sie in den anderen Monaten des gleichen Jahres, in denen Ihre Einnahmen höher als
G
250 Euro sind, die nicht ausgeschöpften Beträge nachholen (Koordinierter Ländererlass
vom 15.10.2002, BStBl I 2002 S. 993).
H
Tipp:
Können Sie nachweisen, dass Ihre Kosten höher sind als 250 Euro pro
Monat, bleiben die Einnahmen bis zur Höhe der nachgewiesenen Kosten
I
steuerfrei.
SteuerRatgeber 2022135
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Einnahmen
*) Die gesamten Werbungskosten für Haupt- und Nebentätigkeit werden mit dem Arbeitneh-
J
mer-Pauschbetrag verglichen.
Für kommunale Mandatsträger wie Gemeinderäte, Stadträte, Kreisräte, ehrenamtliche Bür-
K germeister, die in größeren Gemeinden meist höhere Aufwendungen haben, gibt es abwei-
chende steuerfreie Pauschbeträge nach § 3 Nr. 12 Satz 2 EStG. Diese sind meist höher
als die Pauschbeträge nach der Schätzungsrichtlinie und finden sich in den Ratsherrener-
L lassen der einzelnen Bundesländer (z. B. Finanzministerium Mecklenburg-Vorpommern vom
15.8.2017, IV 301-S 2337-32/01-014).
M
2.5 450-Euro-Jobs
Einnahmen aus Minijobs (450-Euro-Jobs)
N Eine geringfügige Beschäftigung (Minijob, 450-Euro-Job) liegt vor, wenn der durchschnitt-
liche Arbeitslohn 450 Euro monatlich nicht übersteigt. Eine wöchentliche Arbeitszeitbegren-
zung gibt es nicht. Bei der Ermittlung der Verdienstgrenze von 450 Euro sind mehrere gleich-
O zeitig ausgeübte geringfügige Beschäftigungen zusammenzurechnen.
Wird die Verdienstgrenze von 450 Euro monatlich gelegentlich und unvorhersehbar (z. B.
wegen Urlaubs- oder Krankheitsvertretung) überschritten, bleibt es bei der Einstufung als A
Minijob. Als gelegentlich gilt ein Zeitraum von bis zu drei Monaten innerhalb eines Jahres bzw.
wegen der Corona-Pandemie von bis zur vier Monaten vom 1.6.-31.10.2021.
B
Bei einem von vornherein auf weniger als einen Monat befristeten Minijob bleibt es seit 2019
bei der maximalen monatlichen Verdienstgrenze von 450 Euro. Es erfolgt also keine tagge-
naue Umrechnung mehr.
C
Achtung:
Wird nur ein einziger Minijob ausgeübt, sind die Einnahmen für den Minijob-
D
ber steuer- und sozialversicherungsfrei, wovon vor allem Hausfrauen, Schüler,
Studenten und Arbeitslose profitieren.
E
Der Arbeitgeber zahlt eine Pauschalsteuer, was auch möglich ist, wenn der Minijobber
daneben noch eine sozialversicherungspflichtige Hauptbeschäftigung ausübt. Bei Pauschal-
versteuerung erscheint der Lohn aus dem Minijob nicht auf der Lohnsteuerbescheinigung F
und taucht damit auch nicht in der Steuererklärung des Minijobbers auf.
Der Arbeitgeber versteuert den Arbeitslohn pauschal mit
G
■■ 2 %, wenn er nur zur Abführung von pauschalen Rentenversicherungsbeiträgen ver-
pflichtet ist,
■■ 20 %, wenn die vollen Sozialversicherungsabgaben zu zahlen sind (bei Überschreitung H
der 450-Euro-Grenze).
Will der Arbeitgeber keine Pauschalversteuerung, muss er den Minijob individuell über I
die Lohnsteuertabelle versteuern. Dann ist der Lohn vom Minijobber auch in der Steuer-
erklärung anzugeben, wenn zusammen mit anderen Einnahmen der Grundfreibetrag über-
schritten wird und damit auch der Mini-Verdienst versteuert werden muss. Im Gegensatz zur J
Pauschalversteuerung können Werbungskosten geltend gemacht werden, mindestens aber
der Arbeitnehmer-Pauschbetrag von 1.000 Euro.
K
Bei Minijobs gilt für den Arbeitnehmer eine gesetzliche Rentenversicherungspflicht. Er
muss also den Arbeitgeberbeitrag zur Rentenversicherung auf den vollen Beitragssatz (2021:
18,6 %) aufstocken. Allerdings kann der Minijobber sich von der Versicherungspflicht befreien L
lassen.
Einnahmen aus Midijobs
Midijobs sind Beschäftigungsverhältnisse, in denen Sie mehr als 450 Euro, aber weniger M
als 1.300 Euro monatlich verdienen. Die Einnahmen sind voll zu versteuern. Während der
Arbeitgeber bei einem Midijob die normalen Sozialversicherungsbeiträge zahlen muss, ist Ihr
N
prozentualer Arbeitnehmeranteil an der gesetzlichen Sozialversicherung ermäßigt. Er steigt
mit zunehmendem Einkommen progressiv an.
Steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Behandlung O
Die Belastung für den Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit Steuern und Sozialabgaben im Jahr
2021 können Sie aus folgender Tabelle entnehmen.
P
SteuerRatgeber 2022137
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Einnahmen
1) Der ermäßigte Beitragssatz gilt nicht für geringfügige Beschäftigungen, die neben einer
I versicherungspflichtigen Nebenbeschäftigung ausgeübt werden.
Hinzu kommen für den Arbeitgeber noch diverse Umlagebeiträge für Lohnfortzahlung, Mutter-
J schaftsaufwendungen und Insolvenzgeld sowie der Beitrag zur gesetzlichen Unfallversicherung.
Enthält der Arbeitsvertrag von Minijobbern auf Abruf, insbesondere in der Gastronomie,
keine Regelung zur wöchentlichen Arbeitszeit, werden ab 2019 20 Stunden unterstellt (§ 12
K Teilzeit- und Befristungsgesetz). Damit ist wegen Mindestlohns die 450-Euro-Grenze weit
überschritten und der Job sozialversicherungsrechtlich kein Minijob mehr.
L Kurzfristige Beschäftigung
Einnahmen aus kurzfristigen, d. h. auf 70 Arbeitstage im Jahr oder auf 3 Monate im Jahr
begrenzte Tätigkeiten, insbesondere Saisonbeschäftigungen, sind steuerpflichtig. Wegen der
M Corona-Pandemie gelten vom 1.3.-31.10.2021 höhere Zeitgrenzen, nämlich 102 Arbeitstage
oder vier Monate, jedoch nicht vor vor dem 1.6.2021 begonnene Beschäftigungen, die nicht
kurzfristig waren (§ 132 SGB IV).
N
Kurzfristige Arbeitsverhältnisse liegen jedoch nur dann vor, wenn die Begrenzung vertraglich
festgelegt wurde, nach der Art des Beschäftigungsverhältnisses begrenzt angelegt ist, die
O Tätigkeit nicht berufsmäßig ausgeübt wird und der monatliche Arbeitslohn 450 Euro nicht
übersteigt. Ist der Arbeitslohn pro Arbeitstag nicht höher als 120 Euro und der Stundenlohn
höchstens 15 Euro, kann die Lohnsteuer mit 25 % pauschaliert werden.
P
Tipp:
Haben Sie aufgrund der arbeitsvertraglichen Regelungen keinen Anspruch E
auf vermögenswirksame Leistungen des Arbeitgebers, bietet es sich an,
selbst einen Teil des Netto-Gehalts in vermögenswirksame Leistungen anzulegen.
F
Sie können frei wählen, in welcher der geförderten Anlageformen und bei welchem Unter-
nehmen, Institut oder Gläubiger der Arbeitgeber die vermögenswirksamen Leistungen anle-
G
gen soll. Voraussetzung ist allerdings ein individuell abgeschlossener Vertrag.
Persönliche Voraussetzungen
Eine staatliche Förderung erhalten nur mindestens 16-jährige aktive Arbeitnehmer, deren H
Arbeitsverhältnis deutschem Arbeitsrecht unterliegt. Dazu gehören Arbeiter, Angestellte, Auszubil-
dende, Heimarbeiter, Beamte, Richter, Berufssoldaten, freiwillig Wehrdienstleistende, die in einem
ruhenden Arbeitsverhältnis stehen, aus dem sie noch Arbeitslohn erhalten, ausländische Arbeit- I
nehmer, die Grenzgänger sind, kurzfristig Beschäftigte und geringfügig entlohnte Beschäftigte.
Insbesondere Rentner, Entwicklungshelfer, Helfer in einem freiwilligen sozialen Jahr, den J
Bundesfreiwilligendienst ableistende Personen und Empfänger von Versorgungsbezügen
sind mangels eines bestehenden Arbeitsverhältnisses nicht begünstigt (BMF-Schreiben vom
29.11.2017, BStBl I 2017 S. 1626, Abschnitt 1 Abs. 6). K
SteuerRatgeber 2022139
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Einnahmen
Die doppelte Einkommensgrenze von 35.800 bzw. 40.000 Euro gilt nur, wenn eine Zusam-
A menveranlagung tatsächlich durchgeführt wird. Die Grenzen gelten auch bei der Zusam-
menveranlagung des überlebenden Ehepartners bzw. eingetragenen Lebenspartners mit
dem verstorbenen Partner im Todesjahr des Partners; im darauffolgenden Kalenderjahr gilt
B die Grenze von 17.900 Euro bzw. 20.000 Euro. Bei der Einzelveranlagung gilt für jeden Part-
ner die 17.900-Euro-Grenze bzw. 20.000-Euro-Grenze.
C Tipp:
Ein Ablehnungsbescheid über die Arbeitnehmer-Sparzulage wegen Über-
schreitens der Einkommensgrenze ist aufzuheben, wenn der zugrunde
D liegende Einkommensteuerbescheid geändert und dadurch erstmals festgestellt
wird, dass die Einkommensgrenze unterschritten ist. Die Arbeitnehmer-Sparzulage
wird dann vom Finanzamt nachträglich festgesetzt. Die Frist für die Festsetzung der
E Arbeitnehmer-Sparzulage endet nicht vor Ablauf eines Jahres nach Bekanntgabe
des geänderten Steuerbescheids (BMF-Schreiben vom 23.7.2014, BStBl I 2014 S.
1175 Punkt 15 Abs. 8).
F
Beschränkt steuerpflichtige Arbeitnehmer werden nicht veranlagt. Sie erhalten die Arbeitneh-
mer-Sparzulage jedoch ohne Rücksicht auf die Höhe ihres Einkommens.
G
Begünstigte Anlagen
Sie können die vermögenswirksamen Leistungen z. B. anlegen
H
■■ in Bausparverträgen,
■■ zum Kauf einer Immobilie oder zur Tilgung von diesbezüglichen Schulden,
I ■■ in Vermögensbeteiligungen am Unternehmen des Arbeitgebers (betriebliche Betei-
ligungen),
■■ in bestimmten Vermögensbeteiligungen an anderen Unternehmen (außerbetriebliche
J Beteiligungen),
■■ in deutschen oder ausländischen Investmentfonds, in gemischten Wertpapier- und
Grundstücksfonds, wenn mindestens 60 % des Wertpapiersondervermögens in Aktien
K angelegt sind,
■■ in Ratensparverträgen,
■■ in Sparverträgen über Wertpapiere oder andere Vermögensbeteiligungen,
L ■■ in Lebensversicherungen,
■■ in Mitarbeiter-Sondervermögen nach §§ 90 l ff. InvG,
Tipp:
Vermögenswirksame Leistungen können an Sie direkt ausgezahlt werden, A
wenn sie für Wohnungsbauzwecke verwendet werden. Legen Sie Ihrem
Arbeitgeber eine entsprechende Bescheinigung über die Verwendung vor.
B
Achtung
Übersteigen Ihre vermögenswirksamen Leistungen die geförderten Höchst- M
beträge und sind die Leistungen auf mehrere Anlageverträge aufgeteilt, kön-
nen Sie durch Vorlage nur einzelner Bescheinigungen bestimmen, welche Verträge
N
begünstigt werden sollen.
Die Arbeitnehmer-Sparzulage wird Ihnen nicht ausgezahlt, sondern vom Finanzamt nur O
festgesetzt. Wenn die Sperrfrist von 6 bzw. 7 Jahren abgelaufen ist, wird der Betrag Ihrem
Vertrag gutgeschrieben. Das Anlageinstitut überweist Ihnen dann den Betrag. Eine sofortige
Auszahlung der Sparzulage erfolgt, wenn die Sperrfrist bereits abgelaufen ist, ein Bauspar- P
vertrag bereits zugeteilt ist oder eine Sperrfrist überhaupt nicht besteht.
SteuerRatgeber 2022141
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Einnahmen
Tipp:
A Statt der Arbeitnehmer-Sparzulage können Sie bei Bausparverträgen auch
die Wohnungsbauprämie beantragen. Dies ist sinnvoll bei Überschreiten
der Einkommensgrenzen für die Sparzulage, da die Grenzen für die Prämie höher
B sind (35.000 Euro bei Einzelveranlagung und 70.000 Euro bei Zusammenveranla-
gung). Die Wohnungsbauprämie beträgt 10 % der begünstigten Bausparbeiträge,
maximal 70 Euro bzw. 140 Euro bei Einzel- bzw. Zusammenveranlagung.
C
M Achtung:
Eine Vertragskündigung ist noch keine zulagenschädliche Verwendung, ent-
scheidend ist die tatsächliche Rückzahlung. Eine Kündigungsrücknahme vor
N Rückzahlung der Beträge ist deshalb unschädlich.
Von der Streichung der Sparzulage bzw. der Wohnungsbauprämie bei schädlicher Verwen-
dung gibt es bestimmte Ausnahmefälle (§ 4 Abs. 4 VermBG, § 2 Abs. 2 WoPG). A
Sind die vermögenswirksamen Leistungen auf den Namen des Arbeitnehmers, auf ein Kind
oder einen Elternteil angelegt, muss die zulagenunschädliche Verfügungsmöglichkeit in der
B
Person des Arbeitnehmers erfüllt sein. Ist der Ehegatte Mitinhaber des Vertrages, wirkt die
zulagenunschädliche Verfügung gegenüber beiden Ehegatten. Die zulagenunschädliche Ver-
fügung ist vom Arbeitnehmer dem Kreditinstitut oder dem Versicherungsunternehmen oder
C
dem Finanzamt mitzuteilen.
2.7 Lohnersatzleistungen D
Lohnersatzleistungen sind Leistungen, die Sie anstelle des Arbeitsentgelts erhalten. Diese
Einnahmen sind steuerfrei, werden jedoch grundsätzlich bei der Ermittlung Ihres Steuer-
E
satzes im Rahmen des Progressionsvorbehalts berücksichtigt. Dadurch ergibt sich für Ihr
übriges zu versteuerndes Einkommen eine höhere Jahreseinkommensteuer als nach dem
Grund- oder Splittingtarif. F
ABC der Lohnersatzleistungen
unterliegt dem G
Bezeichnung
Progressionsvorbehalt
Altersübergangsgeld ja
Altersübergangsgeld-Ausgleichsbetrag ja H
Arbeitslosenbeihilfe oder Arbeitslosenhilfe nach dem Soldatenversorgungs- ja
gesetz
Arbeitslosengeld I ja I
Arbeitslosengeld II (Hartz IV) nein
Aufstockungsbeträge nach dem Altersteilzeitgesetz ja
Betreuungsgeld nein J
Eingliederungshilfe nein
Elterngeld ja
K
Entschädigungen für Verdienstausfall nach dem Infektionsschutzgesetz ja
Erziehungsgeld nein
Existenzgründungszuschuss nein L
Insolvenzgeld ja
Krankengeld nach dem SGB ja
Krankengeld aus einer privaten Krankenversicherung nein M
Kurzarbeitergeld und bis 31.12.2021 ein Arbeitgeberzuschuss gemäß § 3 Nr. ja
28a EStG
N
SteuerRatgeber 2022143
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Einnahmen
unterliegt dem
Bezeichnung
A Progressionsvorbehalt
Leistungen der gesetzlichen Krankenkasse, die gezahlt werden nein
■■ bei häuslicher Krankenpflege nach § 37 Abs. 4 SGB V, wenn es sich bei der
B
Pflegeperson um einen Verwandten oder Verschwägerten bis zum zweiten
Grad, den Ehepartner oder eingetragenen Lebenspartner handelt,
■■ bei Mitnahme einer Begleitperson aus medizinischen Gründen wegen einer
C
stationären Behandlung nach § 11 Abs. 3 SGB V,
■■ für den Verdienstausfall des Lebend-Organ-Spenders,
■■ bei Gewährung häuslicher Pflege nach § 198 RVO bzw. Haushaltshilfe nach
D
§ 199 RVO bei Schwangerschaft und Mutterschutz, wenn es sich bei der
Pflegeperson/der Haushaltshilfe um einen Verwandten oder Verschwäger-
E ten bis zum zweiten Grad, den Ehepartner oder eingetragenen Lebenspart-
ner handelt.
Mutterschaftsgeld nach dem SGB ja
F Sonderunterstützung nach dem Mutterschutzgesetz ja
Sozialhilfe nein
Überbrückungsgeld nach dem SGB III oder dem AFG nein
G
die aus Landesmitteln ergänzten Leistungen aus dem Europäischen Sozial- ja
fonds zur Aufstockung des Überbrückungsgeldes nach dem SGB III oder
dem AFG
H Übergangsgeld, sofern als Zuschuss gezahlt ja
Übergangsgeld oder vergleichbare Leistungen nach dem SGB V, SGB VI ja
oder SGB VII, dem Gesetz über die Krankenversicherung der Landwirte oder
I dem 2. Gesetz über die Krankenversicherung der Landwirte
als Zuschuss gezahltes Unterhaltsgeld ja
aus dem Europäischen Sozialfonds finanziertes Unterhaltsgeld ja
J
Verdienstausfallentschädigung nach dem Unterhaltssicherungsgesetz ja
Verletztengeld nach dem SGB ja
K Versorgungskrankengeld oder Übergangsgeld nach dem Bundesversor- ja
gungsgesetz
Vorruhestandsgeld nach der Verordnung über die Gewährung von Vorruhe- ja
L standsgeld vom 8.2.1990
Winterausfallgeld ja
Wohngeld nein
M Zuschuss zum Mutterschaftsgeld nach § 4a der Mutterschutzverordnung ja
oder einer entsprechenden Landesregelung
Zuschüsse zum Arbeitsentgelt ja
N Zuschläge aufgrund des § 6 Abs. 2 des Bundesbesoldungsgesetzes ja
Corona-Beihilfen oder Unterstützungen bis zu 1.500 Euro gemäß § 3 Nr. 11a nein
EStG
O
Beispiel:
Die ledige Frau Dorner wurde zum 1.6.2021 arbeitslos. Als Arbeitslohn A
bezog sie 15.000 Euro. Das im Jahr 2021 erhaltene Arbeitslosengeld
beträgt 8.022 Euro. Das zu versteuernde Einkommen beträgt 11.000 Euro.
B
Da das Arbeitslosengeld dem Progressionsvorbehalt unterliegt, ist das zu versteu-
ernde Einkommen zur Ermittlung des besonderen Steuersatzes um 8.022 Euro auf
19.022 Euro zu erhöhen. Nach dem Grundtarif ergäbe sich eine Einkommensteuer C
von 2.012 Euro, was einem Durchschnittssteuersatz von 10,58 % entspricht. Die
festzusetzende Einkommensteuer errechnet sich durch Anwendung dieses Steuer-
satzes auf das zu versteuernde Einkommen: 10,58 % von 11.000 Euro = 1.163 Euro D
und damit deutlich weniger als 2.012 Euro. Ohne das Arbeitslosengeld hätte die
Einkommensteuer nur 191 Euro betragen.
E
Wenn Sie mehr als 410 Euro Arbeitslosengeld und zusätzlich Arbeitslohn im selben Jahr
erhalten haben, müssen Sie eine Steuererklärung abgeben (Härteausgleich-Regelung). Das F
ist in der Regel aber nicht zu Ihrem Nachteil. Wenn Sie z. B. Ende Juni den Job verlieren,
haben Sie bis dahin auch nur die Hälfte aller Ihnen zustehenden Freibeträge erhalten. Denn in
der Monatslohnsteuertabelle, nach der Arbeitgeber die Abzüge berechnen, ist jeden Monat G
jeweils nur ein Zwölftel des gesamten Jahresfreibetrages eingearbeitet. Da Ihnen aber auch
bei nich ganzjähriger Arbeit die Jahresfreibeträge zustehen (z. B. der ungekürzte Arbeitneh-
mer-Pauschbetrag), erhalten Sie in diesen Fällen eine Steuererstattung. H
2.8 Sachbezüge
M
Was sind Sachbezüge?
Erhalten Sie von Ihrem Arbeitgeber Sachbezüge, sind diese als Arbeitslohn grundsätzlich
steuer- und sozialversicherungspflichtig. Kann ein Sachbezug einzeln anhand des üblichen N
Endpreises am Abgabeort bewertet werden, gibt es eine Freigrenze von monatlich 44 Euro
(ab 2022: 50 Euro) für alle Sachbezüge pro Arbeitsverhältnis zusammen. Versandkosten sind
bei der Prüfung, ob die Freigrenze überschritten wird, mit einzubeziehen. Wird die Freigrenze O
überschritten, ist der Sachbezug voll zu versteuern.
SteuerRatgeber 2022145
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Einnahmen
Die Freigrenze gilt nicht für Sachbezüge ohne Einzelbewertung (z.B. Dienstwagen, Betriebs-
A veranstaltung) und auch nicht, wenn es dafür den Rabattfreibetrag gibt oder die Bewertung
mit amtlichen Sachbezugswerten erfolgt (z.B. eine vom Arbeitgeber gestellte Mahlzeit).
B Achtung:
Der Arbeitgeber kann unter bestimmten Voraussetzungen Sachbezüge pau-
schal mit 30 % versteuern.
C
Sachbezüge sind zum Beispiel
■■ die unentgeltliche oder verbilligte Überlassung von Wirtschaftsgütern;
D
■■ die Übernahme von Ausgaben des Arbeitnehmers durch den Arbeitgeber (z. B. freie
Wohnung, freie Kfz-Nutzung für Privatfahrten und Fahrten zwischen Wohnung und
E erster Tätigkeitsstätte);
■■ sonstige Vorteile, z. B. Incentive-Reisen;
■■ Verzicht des Arbeitgebers auf Schadensersatzforderungen.
F
Kein Sachbezug liegt vor bei Sachzuwendungen (Aufmerksamkeiten) bis zu 60 Euro (Frei-
grenze pro Zuwendung). Darunter fallen z. B. Bücher, Blumen, Tonträger, die Sie von Ihrem
Arbeitgeber zu besonderen Anlässen erhalten (z. B. Geburtstag, Eheschließung). Aufmerk-
G
samkeiten sind auch Getränke und Genussmittel, die Ihnen Ihr Arbeitgeber zum Verzehr im
Betrieb unentgeltlich oder teilentgeltlich überlässt.
H Leistungen des Arbeitgebers für die Gesamtheit der Belegschaft sind kein Arbeitslohn, wenn
sie aus überwiegend betrieblichem Interesse gewährt werden. Dazu zählt z. B. die Zurver-
fügungstellung von firmeneigenen Parkplätzen, von firmeneigenen Sporteinrichtungen, die
I Ausstattung des Arbeitsplatzes, das Bereitstellen von Aufenthaltsräumen, die Zurverfügung-
stellung von Wasch- und Baderäumen oder im Interesse des Betriebes durchgeführte Fort-
oder Weiterbildungsleistungen.
J
ABC der Sachbezüge
Wie die Sachbezüge bewertet werden, können Sie dem folgenden ABC entnehmen.
K
■■ Arbeitgeberdarlehen
Zinsersparnisse aus Arbeitgeberdarlehen sind als Sachbezug zu versteuern. Einzelheiten
L siehe Kapitel „Einnahmen“ bei „ABC der Lohnbestandteile“.
■■ Dienstwagen
Die private Nutzung eines Dienstwagens wird pauschal über die 1%-Regelung oder durch
M Ermittlung der Privatfahrten anhand eines Fahrtenbuchs versteuert.
■■ Freie Verpflegung und Unterkunft
N Vom Arbeitgeber gewährte kostenlose oder verbilligte Verpflegung oder freie Unterkunft
(z.B. in einer Kaserne) wird mit den Sachbezugswerten gemäß § 2 Abs. 1 Sozialversiche-
rungsentgeltverordnung versteuert. Die Werte für 2021 belaufen sich pro Tag für ein Früh-
O stück auf 1,83 Euro, für ein Mittag- oder Abendessen auf jeweils 3,47 Euro und für freie
Unterkunft auf täglich 7,90 Euro.
SteuerRatgeber 2022147
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Einnahmen
■■ Warengutscheine
A Ein Sachbezug liegt vor, wenn der Arbeitnehmer arbeitsvertraglich vom Arbeitgeber oder
einem Dritten mit dem Warengutschein nur eine Ware aus einem bestimmten Geschäft
beanspruchen kann. Die 44-Euro- bzw. 1.080-Euro-Grenze ist anzuwenden. Kann statt der
B Sache auch Auszahlung des Gegenwerts verlangt werden, liegt kein Sachbezug, sondern
Barlohn vor. Ein Benzinbezug über den Arbeitgeber per Tankkarte ist ein Sachbezug, die
44-Euro-Grenze ist anzuwenden. Das gilt jedoch seit 2020 nur noch, wenn der Arbeitneh-
C mer die Tankkarte nur bei einer von Arbeitgeber bestimmten Tankstelle einlösen kann. Kos-
tenerstattungen und zweckgebundener Auslagenersatz sind seit 2020 nicht mehr möglich.
Die Finanzverwaltung hat einen Erlass mit Kriterien zur Abgrenzung zwischen Geldleistun-
D gen und Sachbezügen veröffentlicht (BMF-Schreiben vom 13.4.2021, BStBl I 2021 S. 624).
■■ Weiterbildung
E Die Weiterbildung des Arbeitnehmers im Betrieb ist kein Sachbezug, da das betriebliche
Interesse überwiegt.
■■ Wohnung
F
Der Ansatz eines Sachbezugs für eine dem Arbeitnehmer vom Arbeitgeber zu eigenen
Wohnzwecken überlassene Wohnung unterbleibt, soweit das vom Arbeitnehmer gezahlte
Entgelt mindestens zwei Drittel des ortsüblichen Mietwerts und dieser nicht mehr als 25
G
Euro je Quadratmeter ohne umlagefähige Kosten im Sinne der Verordnung über die Auf-
stellung von Betriebskosten beträgt.
H ■■ Zusatzkrankenversicherung
Leistet der Arbeitgeber die Beiträge für eine betriebliche Zusatzkrankenversicherung seiner
Arbeitnehmer, liegt Sachbezug (mit Anwendung der 44-Euro-Grenze) vor und kein Barlohn,
I wenn die Arbeitnehmer ausschließlich Anspruch auf den Versicherungsschutz haben (BFH
vom 7.6.2018, VI R 13/16, BStBl II 2019 S. 371). Ein versprochener Arbeitgeber-Zuschuss
für eine eigene private Zusatzkrankenversicherung der Arbeitnehmer bei einem vom Arbeit-
J
geber vermittelten Versicherer ist dagegen Barlohn (BFH vom 4.7.2018, VI R 16/17, BStBl
II 2019 S. 373).
K
2.9 Dienstwagen von Arbeitnehmern
Überblick
L
Haben Sie als Arbeitnehmer einen Dienstwagen (Firmenwagen), den Sie auch für private
Fahrten und für Fahrten zwischen der Wohnung und Ihrer ersten Tätigkeitsstätte benutzen
M dürfen? Dann müssen Sie den privaten Nutzungswert versteuern.
Achtung:
Als Ausgleich für die Besteuerung des Nutzungswertes dürfen Sie für Fahrten
N
mit dem Dienstwagen von Ihrer Wohnung zur ersten Tätigkeitsstätte die Ent-
fernungspauschale als Werbungskosten abziehen.
O
Dieser private Nutzungswert kann pauschal über die 1%-Regelung oder alternativ über die
Nachweismethode per Fahrtenbuch berechnet werden. In der Regel wird der Arbeitgeber
P
Tipp: B
Die Nachweismethode ist günstiger, wenn die Gesamtfahrleistung des
Fahrzeuges oder der Anteil der Privatfahrten und Fahrten zwischen Woh-
nung und erster Tätigkeitsstätte gering sind oder das Fahrzeug bereits abgeschrie- C
ben ist.
Ab 2019 ist die private Nutzung eines Dienstfahrrads steuerfrei (§ 3 Nr. 37 EStG). Das gilt D
auch für solche betrieblichen Elektrofahrräder, die verkehrsrechtlich keine Kraftfahrzeuge
sind (E-Bikes mit einer Geschwindigkeit bis 25 km/h). Die Entfernungspauschale verringert
sich dadurch nicht. Die Fahrradüberlassung durch den Arbeitgeber muss zusätzlich zum E
ohnehin geschuldeten Arbeitslohn erfolgt sein.
1%-Regelung F
Führen Sie kein Fahrtenbuch, wird der Nutzungswert von Amts wegen nach der 1%-Rege-
lung ermittelt.
G
Info:
Der jährliche Nutzungswert wird hier wie folgt berechnet:
H
Wird im Zeitraum vom 1.1.2019 bis 31.12.2030 ein Elektrofahrzeug erstmals an Arbeitneh-
mer zur privaten Mitbenutzung überlassen, wird bei der Berechnung des Privatanteils nur zu L
25 % der Bruttolistenpreis angesetzt. Das gilt auch für ein überlassenes Elektrofahrrad, das
verkehrsrechtlich als Kraftfahrzeug gilt, also eine Geschwindigkeit von über 25 km/h errei-
chen kann. Der Ansatz mit 25 % des Bruttolistenpreises ist auf reine Elektroautos mit einem M
Bruttolistenpreis unter 60.000 Euro beschränkt. Bei reinen Elektroautos mit einem Bruttolis-
tenpreis über 60.000 Euro wird der Bruttolistenpreis mit 50 % angesetzt.
N
Für ein extern aufladbares Hybridelektrofahrzeug wird der Bruttolistenpreis mit 50 % ange-
setzt, wenn das Auto mindestens 40 Kilometer weit rein elektrisch fährt oder höchstens 50
Gramm CO2 pro Kilometer emittiert.
O
Der geldwerte Vorteil für das kostenlose oder verbilligte elektrische Aufladen eines Elektro-
fahrzeugs oder Hybridfahrzeugs oder als Kraftfahrzeug geltenden Elektrofahrrads des Arbeit-
P
SteuerRatgeber 2022149
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Einnahmen
nehmers an einer betrieblichen Einrichtung des Arbeitgebers ist vom 1.1.2017 bis 31.12.2030
A steuerfrei (§ 3 Nr. 46 EStG). Das Aufladen von nicht als Kraftfahrzeuge geltenden Elektro-
fahrrädern (Geschwindigkeit bis 25 km/h) zählt die Finanzverwaltung aus Billigkeitsgründen
zeitlich unbefristet nicht als Arbeitslohn.
B
Nutzen Sie Ihren Firmenwagen an weniger als 15 Tagen im Monat für Fahrten zwischen
Wohnung und erster Tätigkeitsstätte, ist auf die Anzahl der tatsächlich durchgeführten Fahr-
ten abzustellen und eine Einzelbewertung mit 0,002 % des Listenpreises vorzunehmen
C
(BMF-Schreiben vom 4.4.2018, BStBl I 2018 S. 592, Rz. 9). Die Wahl zwischen dem 0,03%-
und dem 0,002%-Ansatz muss einheitlich für das gesamte Kalenderjahr und für alle genutz-
D ten Dienstwagen erfolgen.
Stellt Ihnen Ihr Arbeitgeber den Dienstwagen aus besonderem Anlass oder zu einem beson-
deren Zweck nur gelegentlich (von Fall zu Fall) für nicht mehr als fünf Kalendertage im
E Kalendermonat zur Verfügung, etwa nur für eine dreitägige Dienstreise, errechnet sich der
private Nutzungswert für die Fahrten zur ersten Tätigkeitsstätte nur mit 0,001 % des Listen-
preises pro Fahrtkilometer.
F
Abhängig von den arbeitsvertraglichen Regelungen gilt bei der Besteuerung des privaten
Nutzungswerts Folgendes:
G
■■ Ist dem Arbeitnehmer arbeitsvertraglich die Privatnutzung des Dienstwagens verboten,
darf das Finanzamt keinen Nutzungswert versteuern (BFH vom 21.3.2013, VI R 42/12,
H VI R 46/11). Ob der Arbeitgeber das Verbot überwacht oder nicht, spielt keine Rolle.
■■ Ist dem Arbeitnehmer arbeitsvertraglich die Privatnutzung des Dienstwagens nicht
verboten, darf das Finanzamt einen Nutzungswert versteuern (BFH vom 21.3.2013, VI R
I 49/11, VI R 31/10, VI R 26/10). Ob der Arbeitnehmer den Dienstwagen tatsächlich privat nutzt
oder nicht, spielt keine Rolle. Allerdings hat das FG Düsseldorf für die Zeit einer vorüber-
gehenden, ärztlich bescheinigten krankheitsbedingten Fahruntüchtigkeit keinen geldwerten
Vorteil angesetzt (Urteil vom 24.1.2017, 10 K 1932/16 E, EFG 2017 S. 458).
J
Bemessungsgrundlage für die pauschale 1%-Besteuerung ist der inländische Listenpreis
des Fahrzeuges einschließlich der Mehrwertsteuer zum Zeitpunkt seiner Erstzulassung
K zuzüglich der Kosten für werkseitig eingebaute Sonderausstattungen, z. B. ein Satelli-
tennavigationsgerät. Sonderausstattungen, die nur beruflich genutzt werden können, z. B.
zweiter Pedalsatz in Fahrschulfahrzeugen, bleiben außer Betracht, ebenso nachträglich ein-
L gebaute Sonderausstattungen (BFH vom 13.10.2010, VI R 12/09, BStBl II 2011 S. 361). Nicht
einzubeziehen sind beispielsweise ein Autotelefon, eine Fernsprecheinrichtung sowie der
Wert eines weiteren Satzes Reifen einschließlich Felgen.
M
Auch bei einem Neuwagenrabatt oder dem Kauf eines Gebrauchtwagens bleibt es bei dem
Bruttolistenpreis als Bemessungsgrundlage. Der BFH hat es leider abgelehnt, für solche Fälle
N eine Reduzierung des Bruttolistenpreises zuzulassen (BFH vom 13.12.2012, VI R 51/11, BStBl
II 2013 S. 385).
O Zeitpunkt der Erstzulassung ist der Tag, an dem das Fahrzeug laut Kfz-Schein das erste Mal
zum Straßenverkehr zugelassen worden ist. Dies gilt auch für Gebrauchtfahrzeuge.
Ihr Arbeitgeber kann den Nutzungswert für Fahrten zwischen Wohnung und erster Tätigkeits-
P stätte pauschal mit 15 % versteuern, allerdings maximal nur in der Höhe, in der Sie auch
Werbungskosten absetzen können. Ist der Nutzungswert höher als der mögliche Werbungs-
kostenabzug, ist der übersteigende Betrag normal zu versteuern. Bei Behinderten kann der A
Nutzungswert in voller Höhe pauschal versteuert werden.
Übersteigt der nach der 1%-Regelung ermittelte private Nutzungswert die vom Arbeitgeber
B
nachgewiesenen Gesamtkosten des Fahrzeuges, sind die Gesamtkosten als Obergrenze für
den Nutzungswert anzusetzen (sog. Kostendeckelung). Bei mehreren privat genutzten Fahr-
zeugen dürfen die Wertansätze zusammengerechnet und mit den tatsächlichen Gesamtauf-
C
wendungen aller Fahrzeuge verglichen werden. Ein fahrzeugbezogener Kostenvergleich ist
wahlweise auch möglich.
Von Ihnen selbst bezahlte, individuelle Kfz-Kosten, z. B. Benzinkosten, sind bei der D
1%-Methode vom geldwerten Vorteil abzuziehen (BFH vom 30.11.2016, VI R 2/15, BStBl
II 2017 S. 1014).
Voraussetzung ist eine arbeitsrechtlich vereinbarte Kostenübernahme
(BMF-Schreiben vom 4.4.2018, BStBl I 2018 S. 592, Rz. 49f.).Sie dürfen diese Kosten, wenn E
diese den geldwerten Vorteil übersteigen, aber weder als negativen Arbeitslohn ansetzen
noch als Werbungskosten absetzen. Ob auch anteilige private Garagenkosten absetzbar
F
sind, muss der BFH in der Revision VIII R 29/20 noch klären.
Müssen Sie an Ihren Arbeitgeber eine Vergütung für die Nutzung des Dienstwagens zahlen,
das heißt eine Monatspauschale oder eine nutzungsabhängige Kilometerpauschale oder die G
Übernahme von Leasingraten, ist diese Vergütung vom steuerpflichtigen Nutzungswert abzu-
ziehen (R 8.1 Abs. 9 Nr. 4 LStR 2015).
H
Haben Sie sich an den Kfz-Anschaffungskosten beteiligt, ist der steuerpflichtige Nut-
zungswert um Ihren Zuschuss im Zahlungsjahr zu vermindern (R 8.1 Abs. 9 Nr. 4 LStR 2015).
Ist Ihr Zuschuss höher als der Nutzungswert, wird der Überhang vom Nutzungswert des- I
selben Fahrzeugs in den folgenden Jahren abgezogen (BMF-Schreiben vom 4.4.2018, BStBl
I 2018 S. 592, Rz. 61). Der Arbeitnehmer darf seine einmalige Zuzahlung stattdessen auch
gleichmäßig über die Nutzungsdauer seines Dienstwagens verteilen, wenn dies für ihn güns- J
tiger ist (BFH vom 16.12.2020, VI R 19/18, BFH/NV 2021 S. 1124). Ob das BMF diese neue
Rechtsprechung allgemein anerkennt, muss abgewartet werden.
K
Nachweismethode (Fahrtenbuchmethode)
Statt der Anwendung der 1%-Regelung können Sie die Ermittlung des Nutzungswertes nach
der Nachweismethode beantragen. Sie müssen dann allerdings alle Kosten durch Belege L
nachweisen und ein ordnungsgemäßes Fahrtenbuch führen. Mitten im Jahr darf nicht von
der 1%-Regelung zur Fahrtenbuchmethode gewechselt werden, nur am Jahresanfang (BFH
vom 20.3.2014, VI R 35/12, BStBl II 2014 S. 643). M
Info
Der private Nutzungswert errechnet sich wie folgt: N
Nutzungswert = Anteil der privaten Fahrten sowie Fahrten zwischen Woh-
nung und erster Tätigkeitsstätte an der Gesamtfahrleistung * Gesamtkosten des
Fahrzeuges O
Als Gesamtkosten sind die Aufwendungen des Arbeitgebers anzusetzen. Deshalb wirken P
sich Kosten, die Sie selbst getragen haben, nutzungswertmindernd aus. Berücksichtigt wer-
SteuerRatgeber 2022151
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Einnahmen
den z. B. Abschreibungen, Betriebskosten und Unfallkosten, soweit sie der Arbeitgeber über-
A nommen hat.
Weil die genauen Werte erst am Jahresende feststehen, berechnet der Arbeitgeber den
monatlichen Nutzungswert zunächst monatlich mit 1/12 des Vorjahresbetrages (R 8.1 Abs. 9
B
Nr. 3 Satz 2 LStR 2015). Steht am Jahresende der tatsächliche Nutzungswert fest, wird der
Unterschied vom Arbeitgeber mit der nächsten Lohnabrechnung oder im betrieblichen Lohn-
steuer-Jahresausgleich ausgeglichen.
C
Für Elektro- und extern aufladbare Hybridelektrofahrzeuge werden zur Senkung des
Privatanteils die Gesamtkosten und damit die Abschreibung um bestimmte Beträge verrin-
D gert (§ 6 Abs. 1 Nr. 4 Satz 3 EStG). Bei erstmaliger Zurverfügungstellung des Fahrzeugs als
Dienstwagen im Zeitraum vom 1.1.2019 bis 31.12.2030 werden stattdessen die tatsächlichen
Anschaffungskosten und damit die Abschreibung halbiert.
E
Leisten Sie Zuzahlungen zu den Kosten Ihres Dienstwagens und sind diese höher als der
Nutzungswert, lässt die Finanzverwaltung den Ansatz der übersteigenden Zuzahlung weder
F als negativen Arbeitslohn noch als Werbungskosten zu. Das hat der BFH bestätigt (BFH vom
30.11.2016, VI R 24/14, VI R 49/14, BFH/NV 2017 S. 448, 516).
Das Fahrtenbuch dient zur Abgrenzung der betrieblichen bzw. beruflichen zur privaten
G
Sphäre. Es muss daher manipulationssicher sein und deshalb in geschlossener oder gebun-
dener Form fortlaufend und zeitnah geführt werden. Die Verwendung einer Excel-Datei oder
H einer sonstigen Software, die nachträgliche Änderungen der Eintragungen nicht kenntlich
macht, führt zur Nichtanerkennung des Fahrtenbuchs (BFH vom 1.3.2012, VI R 33/10, BStBl
II 2012 S. 505). Auch die unmittelbare elektronische Erfassung der Fahrtwege des Dienstwa-
I gens per GPS ohne zeitnahen Eintrag der Fahrtanlässe reicht nicht aus (Niedersächsisches
FG vom 23.1.2019, 3 K 107/18, DStRE 2019 S. 938; Nichtzulassungsbeschwerde eingelegt:
VI B 25/19). Kleinere Mängel und Ungenauigkeiten darf das Finanzamt aber nicht zum Anlass
J nehmen, das ganze Fahrtenbuch zu verwerfen, wenn ansonsten die Eintragungen plausibel
sind (Niedersächsisches FG vom 16.6.2021, 9 K 276/19).
Für die dienstlichen Fahrten müssen mindestens die folgenden Angaben enthalten sein:
K
■■ Datum und Kilometerstand zu Beginn und Ende jeder einzelnen betrieblich/beruflich
veranlassten Fahrt,
L ■■ das Reiseziel,
■■ Reisezweck (Angaben wie „Geschäftsfahrt“, „Kundenbesuch“, „Baustelle“ genügen nicht),
■■ aufgesuchte Geschäftspartner.
M ■■ Sofern Sie einen Mehraufwand für Verpflegung geltend machen wollen – dies ist ab
einer Abwesenheitsdauer von 8 Stunden am Tag möglich – empfiehlt es sich, auch die
Start- und Rückkehrzeit zu notieren.
N
Für die Privatfahrten genügen jeweils Kilometerangaben. Für Fahrten zwischen Wohnung
und erster Tätigkeitsstätte reicht ein kurzer Vermerk im Fahrtenbuch.
O
Bei Handelsvertretern, Kurierdienstfahrern, Automatenlieferanten und anderen Steuer-
pflichtigen, die regelmäßig aus betrieblichen/beruflichen Gründen größere Strecken mit
mehreren unterschiedlichen Reisezielen zurücklegen, genügt als Reisezweck, Reiseziel und
P
aufgesuchte Geschäftspartner die Angabe, welche Kunden an welchem Ort besucht wur-
den. Angaben zu den Entfernungen zwischen den verschiedenen Orten sind nur bei größerer A
Differenz zwischen direkter Entfernung und tatsächlich gefahrenen Kilometern erforderlich.
Erleichterungen gelten auch für Taxifahrer und Fahrlehrer. Diese müssen für Fahrten im
B
Pflichtfahrgebiet nur täglich zu Beginn und Ende der Gesamtheit der Fahrten den Kilometer-
stand mit dem Reise-zweck „Taxifahrten im Pflichtfahrgebiet“, „Leerfahrten“, „Fahrschulfahr-
ten“ aufzeichnen. Für Fahrten außerhalb des Pflichtfahrgebietes muss das Reiseziel unbe-
C
dingt angegeben werden.
Werden regelmäßig dieselben Kunden aufgesucht und ergeben sich aus einem Kunden-
verzeichnis die Kundennummer sowie Name und Adresse der Kunden, kann auf die Angabe D
des Reiseziels, des Reisezwecks und auf den Namen des Geschäftspartners verzichtet wer-
den. Ausreichend ist die Angabe der Kundennummer. Das Kundenverzeichnis ist dem Fahr-
tenbuch dann beizufügen. E
Vom Arbeitnehmer selbst getragene Kosten für den Dienstwagen (z. B. für Benzin) kann er
zu den Gesamtkosten rechnen und zum Ausgleich dafür vom Nutzungswert abziehen – oder F
beides lassen (BMF-Schreiben vom 4.4.2018, BStBl I 2018 S. 592, Rz. 55).
Hat sich der Arbeitnehmer an den Anschaffungskosten des Dienstwagens beteiligt, gilt
G
das oben zur 1%-Regelung Gesagte entsprechend. Jedoch wird der Nutzungswert nicht
gekürzt, wenn der Arbeitgeber den Zuschuss bereits bei der Ermittlung der Gesamtkosten
des Fahrzeugs anschaffungskostenmindernd berücksichtigt hat. H
Unfall mit dem Dienstwagen
Seit 2011 führen die vom Arbeitgeber übernommenen Kosten eines Unfalls des Arbeit-
nehmers mit seinem Dienstwagen zu einem zusätzlichen geldwerten Vorteil. Das ist nur dann I
nicht der Fall, wenn
■■ der Arbeitnehmer gegenüber seinem Arbeitgeber nicht schadensersatzpflichtig ist (z. B. J
bei Unfällen infolge höherer Gewalt oder bei von anderen Verkehrsteilnehmern verur-
sachten Unfällen) oder
■■ der Unfall sich auf einer beruflichen Fahrt ereignete (Auswärtstätigkeit oder Fahrt zwi- K
schen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte), ohne dass eine Trunkenheitsfahrt vorlag,
oder
■■ nach Erstattung durch einen Dritten (z. B. Kaskoversicherung) der Arbeitgeber Unfall- L
kosten von nicht mehr als 1.000 Euro zzgl. Umsatzsteuer je Schaden zu tragen hat
(Bagatellgrenze). Das gilt auch bei Unfällen auf Privatfahrten (R 8.1 Abs. 9 Nr. 2 Satz 12
LStR 2015). M
SteuerRatgeber 2022153
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
3 Werbungskosten
A
3.1 Allgemeines zu Werbungskosten
3.2 Arbeitsmittel
B 3.3 Arbeitszimmer
3.4 Auswärtstätigkeit
3.5 Berufskleidung
C
3.6 Beiträge zu Berufsverbänden
3.7 Bewirtungskosten
D 3.8 Computer
3.9 Doppelte Haushaltsführung
3.10 Fachliteratur
E 3.11 Weg zur Arbeit (erste Tätigkeitsstätte)
3.12 Fortbildung
F 3.13 Sprachkurse und Studienreisen
3.14 Steuerberatungskosten
3.15 Telekommunikationsaufwendungen
G 3.16 Umzugskosten
3.17 Unfallkosten
3.18 Sonstige Werbungskosten
H
3.19 Ermittlung der tatsächlichen Fahrzeugkosten
O tagungen,
■■ Bewirtungskosten,
■■ Kosten beruflicher Telefongespräche,
■■ berufsbedingte Umzugskosten,
P
■■ beruflich veranlasste Steuerberatungskosten.
Sofern keine pauschalen Werte für den beruflichen Anteil der Kosten vorgeschrieben sind
(wie etwa die Entfernungspauschale für den Weg zur Arbeit), können Sie diese Ausgaben A
grundsätzlich absetzen
■■ in voller Höhe bei privater Mitbenutzung von untergeordneter Bedeutung (weniger als
B
10 %) oder
■■ in Höhe des beruflichen Anteils, wenn die Trennung zwischen beruflichem und pri-
vatem Anteil (10 % oder mehr) möglich ist. Solche gemischten Aufwendungen sind ins-
C
besondere mit dem beruflichen Zeit- oder Flächenanteil als Werbungskosten absetz-
bar. Das betrifft z. B. Studienreisen ins Ausland. Näheres zur Aufteilung finden Sie im
Abschnitt „Auswärtstätigkeit“. D
Betreffen die Ausgaben gleichzeitig mehrere Einkunftsarten, ist eine Aufteilung auf die ein-
zelnen Einkünfte im Wege der Schätzung zulässig.
E
Das Finanzamt darf nicht prüfen, ob Ihre beruflichen Ausgaben notwendig, zweckmäßig oder
üblich sind. Bei besonders teuren Anschaffungen wird der Sachbearbeiter im Finanzamt
jedoch verstärkt die berufliche Veranlassung untersuchen und ggf. die Werbungskosten auf F
ein angemessenes Maß kürzen.
Abziehbar sind nur die Aufwendungen, die Sie wirtschaftlich getragen haben. Deshalb min-
G
dern z. B. Skonti, Rabatte oder steuerfreie Erstattungen Ihres Arbeitgebers den absetz-
baren Betrag.
Werbungskosten, die in einem wirtschaftlichen Zusammenhang mit steuerfreien Einnah- H
men oder pauschalbesteuerten Einnahmen stehen, sind nicht abzugsfähig.
Setzen Sie die Werbungskosten auch an, wenn sie höher sind als Ihre Einnahmen. Dann ent- I
steht ein Verlust, der mit anderen positiven Einkünften im selben Jahr (Verlustausgleich) oder
im Vorjahr (Verlustrücktrag) oder in den Folgejahren (Verlustvortrag) verrechnet werden kann.
J
Pauschbetrag für Werbungskosten
Erzielen Sie Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit, wird auf jeden Fall mindestens ein
Pauschbetrag berücksichtigt. Dies gilt auch, wenn Sie keine oder geringere Ausgaben nach- K
weisen.
Info:
L
Für Werbungskosten von aktiven Arbeitnehmern beträgt der jährliche
Pauschbetrag 1.000 Euro (Arbeitnehmer-Pauschbetrag) und von Empfän-
gern von Versorgungsbezügen (Beamten- und Werkspensionäre) 102 Euro (§ 9a M
Satz 1 Nr. 1 EStG).
Sind Ihre Einnahmen geringer als der Pauschbetrag, verringert sich der Pauschbetrag N
allerdings auf die Höhe der Einnahmen. Den vollen Pauschbetrag erhalten Sie auch, wenn Ihr
Arbeitsverhältnis nicht das ganze Jahr über bestanden hat.
O
Der Pauschbetrag ist in die Lohnsteuertabelle bereits eingearbeitet und wirkt sich demzu-
folge direkt beim Lohnsteuerabzug steuermindernd aus. Nur wenn die Werbungskosten
über dem Pauschbetrag liegen, kommt es zu einer zusätzlichen Steuerersparnis im Rahmen P
der Einkommensteuerveranlagung.
SteuerRatgeber 2022155
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
M Bei gleichbleibenden Werbungskosten wird das Finanzamt im Allgemeinen die Werte aus
dem Vorjahr ohne größere Prüfung übernehmen. Es gilt jedoch die Abschnittsbesteuerung,
d.h. die Finanzbehörde kann erneut prüfen und im Vorjahr anerkannte Aufwendungen im
N laufenden Veranlagungsjahr ablehnen.
Achtung:
O Grundsätzlich kann nur derjenige die Ausgaben steuerlich geltend machen,
der sie tatsächlich gezahlt hat. Achten Sie deshalb darauf, dass nicht ein
Dritter die Aufwendungen tätigt (Drittaufwand), sondern die Zahlung durch Sie selber
P erfolgt. Die Finanzierung kann jedoch durch Ihnen geschenkte Finanzmittel erfolgen.
3.2 Arbeitsmittel
Was sind Arbeitsmittel? A
Was unter einem Arbeitsmittel zu verstehen ist, ergibt sich nicht aus dem Gesetz. Der Begriff
„Arbeitsmittel“ ist weit gefasst. Alles, was Sie bei der Erledigung Ihrer beruflichen Tätigkeit
B
einsetzen, kann als Arbeitsmittel dienen.
Voraussetzung für die volle steuerliche Anerkennung ist, dass ein Arbeitsmittel nahezu aus-
schließlich für berufliche Zwecke verwendet wird. Das ist der Fall, wenn Arbeitsmittel nur C
bis zu 10 % für private Zwecke mitbenutzt werden. Liegt der Anteil der privaten Nutzung
bei mindestens 10 % der Gesamtnutzung, müssen Sie die Anschaffungskosten in einen
abzugsfähigen beruflichen und einen nicht abzugsfähigen privaten Anteil aufteilen. D
Ist das nicht eindeutig möglich, kann der berufliche Anteil nach der BFH-Rechtsprechung
zeitanteilig geschätzt werden, wobei die auf den Zeitraum der beruflichen Nutzung ent- E
fallenden Kosten dann als Werbungskosten absetzbar sind. Bei den Dienstwagenkosten und
Telefonkosten gibt es für die Aufteilung eine gesetzliche Pauschalregelung.
F
ABC der Arbeitsmittel
Arbeitsmittel Umfang der Abziehbarkeit
Aktentasche abzugsfähig G
Auto Auto ist in der Regel kein Arbeitsmittel
Bilder nicht abzugsfähig
Brille in der Regel nicht als Werbungskosten abzugsfähig H
Bücher abzugsfähig, soweit es sich um Fachbücher handelt; bei anderen Büchern ist
die berufliche Verwendung entscheidend.
I
Computer abzugsfähig, soweit der Computer beruflichen Zwecken dient; pauschal kön-
nen 50 % der Computerkosten anerkannt werden
Fernsehgerät nicht abzugsfähig
J
Kleidung nur abziehbar, wenn es sich um typische Berufskleidung, z. B. Uniformen,
Arbeits-, Schutz- bzw. Dienstkleidung, oder um berufstypische bürgerliche
Kleidung handelt. Neben den Anschaffungskosten können Sie auch Reini-
gungskosten und Reparaturkosten absetzen K
Koffer strittig, ob abzugsfähig (ja für Pilotenkoffer: FG Hamburg vom 23.5.2011, 6 K
77/10; nein für Reisekoffer einer Flugbegleiterin: FG Berlin-Brandenburg vom
31.5.2011). Außendienstler, die ihren Reisekoffer so gut wie ausschließlich L
für dienstliche Reisen nutzen, können dessen Kaufpreis steuerlich absetzen,
da es sich um ein Arbeitsmittel handelt (Hessisches FG vom 12.10.2006, 3 K
2035/06). M
Schreibtisch abzugsfähig, wenn er in einem Arbeitszimmer steht; ansonsten, wenn er über-
wiegend dienstlichen Zwecken dient
Teppich abzugsfähig nur, wenn er in einem Arbeitszimmer liegt N
Zeitschriften abzugsfähig, soweit es sich um Fachzeitschriften handelt
Zeitungen in der Regel nicht abzugsfähig
O
SteuerRatgeber 2022157
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Tipp:
A Grundsätzlich müssen Sie die Aufwendungen für Ihre Arbeitsmittel nach-
weisen. Die Finanzämter überprüfen allerdings oft bis zu einer Nichtauf-
griffsgrenze von 110 Euro p.a. für alle Arbeitsmittel zusammen die Angaben des
B Steuerzahlers nicht näher. Der berufliche Einsatz von Arbeitsmitteln muss aber
plausibel sein, ferner sollten Sie die Art des Arbeitsmittel angeben (z. B. „für Büro-
material/Schreibwaren 110 Euro“). Sie haben auf die Anwendung dieser „Arbeits-
C mittelpauschale“ jedoch keinen rechtlichen Anspruch und müssen immer damit
rechnen, dass Ihr Finanzamt die Kaufquittungen sehen will.
D
O *) Für ab 2021 angeschaffte Hardware (Computer und Peripheriegeräte) und Software ist ein
Sofortabzug wählbar, auch für den Restwert bei Anschaffung vor 2021 (BMF vom 26.2.2021,
BStBl I 2021 S. 298). Das gilt ebenfalls bei betrieblicher Nutzung für den Abzug als Betriebs-
P ausgaben.
Sie können die Abschreibung bereits im Jahr der Lieferung ansetzen, auch wenn Sie den
Kaufpreis erst im nächsten Jahr bezahlen. A
Zu den abzuschreibenden Anschaffungskosten gehören alle Kosten, die Sie für die Erlan-
gung des Eigentums an dem Arbeitsmittel und für die erstmalige Inbetriebnahme aufgewen-
B
det haben. Dazu gehören auch die Fahrtkosten zum Kauf von Arbeitsmitteln und Transport-
kosten.
Haben Sie Arbeitsmittel unentgeltlich, z. B. durch Erbschaft oder Schenkung erhalten, C
können Sie als Anschaffungskosten einen Restwert ansetzen. Dieser ergibt sich aus den
ursprünglichen Anschaffungskosten abzüglich der fiktiven Abschreibungen für die bisher ver-
brauchte Zeit. Dies gilt auch, wenn Sie bisher ausschließlich privat genutzte Gegenstände D
jetzt beruflich nutzen.
Beispiel: E
Herr Berg hat am 3.1.2021 eine große Regalwand geerbt. Die Wand wurde
vom Erblasser am 2.1.2018 zum Preis von 1.300 Euro angeschafft. Der
Restwert von 1.000 Euro ergibt sich aus den ursprünglichen Anschaffungskosten F
von 1.300 Euro abzüglich der fiktiven Abschreibungen für die Zeit vom 2.1.2018 bis
31.12.2020 von 300 Euro [(1.300 Euro / 13 Jahre)* 3 Jahre)]. Herr Berg kann im Jahr
2021 bei beruflicher Nutzung der Regalwand in seinem Arbeitszimmer als AfA-Be- G
trag 100 Euro (Restwert 1.000 Euro / Restnutzungsdauer 10 Jahre) absetzen.
H
Sie können eine kürzere Nutzungsdauer ansetzen, wenn Sie das Arbeitsmittel intensiver
nutzen. Sie müssen dem Finanzamt die übermäßige Inanspruchnahme jedoch nachweisen.
I
Tipp:
Haben Sie den Ansatz der Abschreibung in den Vorjahren vergessen,
können Sie diese im laufenden Jahr nicht mehr nachholen. Die restlichen J
AfA-Beträge können Sie jedoch erhöhen, in dem Sie den noch nicht abgeschrie-
benen, nun höheren Restwert zum Ende des Vorjahres auf die unveränderte Rest-
nutzungsdauer verteilen. K
SteuerRatgeber 2022159
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
3.3 Arbeitszimmer
Voraussetzungen für die steuerliche Anerkennung A
Die Kosten für ein Arbeitszimmer sind nur in den folgenden Fällen als Werbungskosten absetzbar:
■■ Es steht für die im häuslichen Arbeitszimmer ausgeübte Tätigkeit kein anderer Arbeits- B
platz zur Verfügung, oder
■■ das Zimmer ist der qualitative Mittelpunkt Ihrer gesamten beruflichen und betrieblichen
Betätigung, oder C
■■ es handelt sich um ein außerhäusliches Arbeitszimmer bzw. eine Betriebsstätte, oder
■■ bei dem Arbeitszimmer handelt es sich um ein externes Arbeitgeberbüro, oder
■■ es handelt sich nicht um ein typisches Arbeitszimmer. D
Achtung:
Nutzen Sie das Arbeitszimmer während einer Phase der Erwerbslosigkeit zur E
Fortbildung, müssen Sie gegenüber dem Finanzamt nachweisen, dass die
Fortbildung in Beziehung steht zu einer späteren Erzielung von steuerpflichtigen Ein-
künften. Gelingt Ihnen dies nicht, können Sie keine Kosten steuerlich geltend machen. F
SteuerRatgeber 2022161
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
zur Verfügung, wenn sie für ihre Arbeit nicht jederzeit auf den Poolarbeitsplatz zurückgreifen
können. Das ist der Fall, wenn dort weniger Arbeitsplätze vorhanden sind, als Arbeitnehmer A
dort arbeiten (BFH vom 26.2.2014, VI R 37/13, BStBl II 2014 S. 570).
Ebenfalls steht kein anderer Arbeitsplatz zur Verfügung, wenn der dem Arbeitnehmer vom
B
Arbeitgeber zugewiesene Arbeitsraum nicht zur Erledigung büromäßiger Arbeiten geeignet
ist und sanierungsbedürftig ist (BFH vom 26.2.2014, VI R 11/12, BStBl II 2014 S. 674).
Werden in einem Jahr zwei verschiedene Arbeitszimmer nacheinander genutzt, z. B. wegen C
eines Wohnungsumzuges, gibt es den Höchstbetrag von 1.250 Euro pro Jahr nur einmal. Das
Gleiche gilt, wenn gleichzeitig zwei Arbeitszimmer in zwei verschiedenen Haushalten genutzt
werden, z. B. am Heimatort und in der Zweitwohnung bei doppelter Haushaltsführung (BFH D
vom 9.5.2017, VIII R 15/15, BStBl II 2017 S. 956).
Nutzen mehrere Personen das Arbeitszimmer als Mitmieter oder Miteigentümer gemein- E
sam, ist der Höchstbetrag auf die Personen nicht aufzuteilen, sondern kann von jeder Person
in voller Höhe beansprucht werden (BFH vom 15.12.2016, VI R 53/12, VI R 86/13, BStBl II
2017 S. 938, 941). F
Gehen Sie im häuslichen Arbeitszimmer mehreren Tätigkeiten nach, die zu unterschied-
lichen Einkünften führen, gibt es den Höchstbetrag nicht mehrfach. Sie müssen ihn – im
G
Gegensatz zu den Arbeitszimmerkosten – aber nicht auf die einzelnen Tätigkeiten aufteilen,
sondern können ihn bei der Einkunftsart in voller Höhe beanspruchen, bei der die Kosten
eines häuslichen Arbeitszimmers anerkannt werden (BFH vom 25.4.2017, VIII R 52/13, BStBl H
II 2017 S. 949).
Fall 2: Mittelpunkt der Tätigkeit
Ist Ihr häusliches Arbeitszimmer der Mittelpunkt Ihrer gesamten beruflichen und betrieblichen I
Tätigkeit, sind die Arbeitszimmerkosten in voller Höhe absetzbar. Ob Ihnen dann noch ein
anderer, außerhäuslicher Arbeitsplatz zur Verfügung steht, spielt keine Rolle (Verfügung der
OFD Niedersachsen vom 27.3.2017, S 2354-118-St 215). J
Der qualitative Mittelpunkt Ihrer Tätigkeit ist dort, wo Sie die Tätigkeit ausüben, die für Ihr
Berufsbild wesentlich und prägend ist. Der Zeitaufwand (quantitativer Mittelpunkt) spielt hier- K
bei eine untergeordnete Rolle, da er nur ein Indiz sein kann. Anerkannt werden kann der
Mittelpunkt für
L
■■ Heimarbeiter und Hausgewerbetreibende;
■■ Freiberufler und Gewerbetreibende, wenn sie die Tätigkeit ausschließlich zu Hause
ausüben; M
■■ Arbeitslose und Eltern im Erziehungsurlaub, wenn sie sich fortbilden;
■■ Verkaufsleiter, die zur Überwachung von Mitarbeitern und zur Betreuung von Groß-
kunden auch im Außendienst tätig sind, wenn im Arbeitszimmer die für den Beruf N
wesentlichen Leistungen erbracht werden;
■■ Ingenieure, deren Tätigkeit durch die Erarbeitung theoretischer, komplexer Problem-
lösungen im häuslichen Arbeitszimmer geprägt ist, auch wenn zu ihren Aufgaben die O
Betreuung von Kunden im Außendienst gehört;
■■ Telearbeiter, wenn eine in qualitativer Hinsicht gleichwertige Arbeitsleistung wöchent-
lich an drei Tagen am häuslichen Telearbeitsplatz und an zwei Tagen im Betrieb des P
Arbeitgebers erbracht wird (H 9.14 Telearbeitsplatz LStH 2018).
SteuerRatgeber 2022163
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Ausnahme: Für die Zeit der coronabedingten Ausübung beruflicher Tätigkeiten in der Woh-
nung (März 2020 bis Ende 2021) sollen die Finanzämter davon ausgehen, dass zu Hause A
grundsätzlich qualitativ gleichwertige Arbeiten wie beim bisherigen Arbeitsplatz ausgeübt
werden, sodass bei zeitlich überwiegender Tätigkeit zu Hause dort auch der Mittelpunkt der
beruflichen Tätigkeit angenommen werden kann (BMF-Schreiben vom 9.7.2021, IV C 6 - S B
2145/19/10006 :013, Punkt 6).
Vorteil: Liegt der qualitative Mittelpunkt der gesamten Erwerbstätigkeit im häuslichen Arbeits-
C
zimmer, sind die Kosten für das häusliche Arbeitszimmer in voller Höhe abzugsfähig.
Fall 3: Häusliches bzw. außerhäusliches Arbeitszimmer/Betriebsstätte
Ist das Zimmer nach der Lage, Funktion und Ausstattung in die häusliche Sphäre des Steu- D
erpflichtigen eingebunden, spricht man von einem „häuslichen“ Arbeitszimmer. Dies ist
regelmäßig der Fall, wenn der Raum zur privaten Wohnung oder zum Einfamilienhaus des
Steuerpflichtigen gehört. Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich um einen Wohn-, Zubehör-, E
Dach- oder Kellerraum handelt.
In einem ausschließlich selbst genutzten Zweifamilienhaus ist ein getrennt gelegenes F
Arbeitszimmer immer häuslich, auch wenn es im Obergeschoss liegt und von der selbst
genutzten Wohnung im Erdgeschoss nicht direkt, sondern nur über einen eigenen Treppen-
aufgang erreicht werden kann (BFH vom 15.1.2013, VIII R 7/10, BStBl II 2013 S. 374). Ist aller- G
dings die zweite Wohnung im Haus fremdvermietet und wird der zum Arbeitszimmer führende
Hauseingang auch von den Mietern genutzt, ist das Arbeitszimmer außerhäuslich (BFH vom
20.6.2012, IX R 56/10, BFH/NV 2012 S. 1776). H
Als „häuslich“ gilt auch eine unmittelbar an die eigene Wohnung angrenzende oder unmittel-
bar gegenüberliegende Zweitwohnung in einem Mehrfamilienhaus. I
Die Abzugsbeschränkungen gelten nicht für außerhäusliche Arbeitszimmer oder Betriebs-
stätten. Ein „außerhäusliches“ Arbeitszimmer liegt vor, wenn es sich außerhalb der eigenen
Wohnung befindet. Dies ist z. B. der Fall bei Anmietung von der Wohnung getrennter Räume, J
nicht aber bei umfunktionierten Kellerräumen im gleichen Haus. Betriebsstätten haben Frei-
berufler, wenn sich ihre Praxis außerhalb der Wohnung befindet.
K
Ein außerhäusliches Arbeitszimmer ist z. B. gegeben, wenn im Dachgeschoss eines Mehr-
familienhauses Räumlichkeiten genutzt werden, die wegen eines gemeinschaftlichen Trep-
penhauses nicht durch eine unmittelbare räumliche Nähe mit den privaten Wohnräumen des L
Steuerpflichtigen als gemeinsame Wohneinheit verbunden sind (BFH vom 8.10.2020, VIII B
59/20, BFH/NV 2021 S. 181). Handelt es sich jedoch um einen Speicher, der zum Sonder-
eigentum der Eigentumswohnung des Steuerpflichtigen gehört, ist das Arbeitszimmer häus- M
lich.
Die Aufwendungen für ein außerhäusliches Arbeitszimmer sind in voller Höhe als Werbungs- N
kosten absetzbar.
SteuerRatgeber 2022165
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Die Aufwendungen für beruflich genutzte häusliche Räume, die kein Arbeitszimmer darstel-
len, sind in voller Höhe als Werbungskosten absetzbar. A
Sonderfälle bei der Arbeitszimmernutzung
Ändern sich die Nutzungsverhältnisse innerhalb eines Kalenderjahres, sind die angefalle-
B
nen Aufwendungen auf die Zeiträume aufzuteilen, für die ein Kostenabzug in Betracht kommt
bzw. ausscheidet.
C
Beispiel:
Ein Arbeitnehmer hat im 1. Halbjahr den Mittelpunkt seiner gesamten
betrieblichen und beruflichen Tätigkeit in seinem häuslichen Arbeitszim-
D
mer. Im 2. Halbjahr übt er die Tätigkeit am Arbeitsplatz bei seinem Arbeitgeber aus.
Die auf das 1. Halbjahr entfallenden Kosten sind in voller Höhe als Werbungskosten
abziehbar. Für das 2. Halbjahr kommt ein Abzug nicht in Betracht. E
Nutzt ein Steuerpflichtiger sein häusliches Arbeitszimmer für mehrere Tätigkeiten, sind die
tatsächlichen Aufwendungen auf die Einkunftsarten entsprechend der Nutzung aufzuteilen. F
Wird das Arbeitszimmer zu Ausbildungszwecken genutzt, sind die obigen Aufteilungs-
grundsätze anzuwenden. Die danach auf die Ausbildungszwecke entfallenden abziehbaren G
Kosten sind jedoch nur im Rahmen des Sonderausgabenabzugs bis zur Höchstgrenze von
6.000 Euro für Ausbildungskosten abziehbar.
Wenn zwei Personen ein Arbeitszimmer gemeinsam nutzen und jeder die persönlichen H
Abzugsvoraussetzungen (kein anderer Arbeitsplatz) erfüllt, kann jeder seine Aufwendungen
hierfür bis zum Höchstbetrag von 1.250 Euro oder in unbegrenzter Höhe pro Jahr als Wer-
bungskosten oder Betriebsausgaben absetzen (BFH-Urteile vom 15.12.2016, VI R 53/12 und I
VI R 86/13).
Steht das Arbeitszimmer im Miteigentum beider Ehepartner, die es gemeinsam zur Erzielung J
von Einkünften nutzen (z. B. ein Lehrer-Ehepaar), kann grundsätzlich jeder die halben Arbeits-
zimmerkosten absetzen. Das Gleiche gilt, wenn nur einer der Miteigentümer eine Wohnung
beruflich nutzt (BFH vom 6.12.2017, VI R 41/15, BStBl II 2018 S. 355). Gleiches gilt für eine K
durch Ehegatten oder Lebenspartner gemeinsam gemietete Wohnung.
Kosten des Hauses/der Wohnung nur mit Arbeitszimmeranteil absetzbar L
Die Ausgaben sind nur abziehbar, soweit sie auf das Arbeitszimmer entfallen. Dem Arbeits-
zimmer direkt zuordenbare Kosten können in voller Höhe berücksichtigt werden. Nicht
direkt zuordenbare Kosten sind im Verhältnis der Wohnfläche des Arbeitszimmers zur M
Wohnfläche der Wohnung bzw. des Hauses aufzuteilen.
Die Kosten für Küche, Flur und Badezimmer sind nicht mit dem Arbeitszimmeranteil absetz-
N
bar (BFH vom 17.2.2016, X R 26/13, BStBl II 2016 S. 611). Das gilt bei einer selbst genutzten
Immobilie auch für die Kosten der Modernisierung bzw. des Umbaus solcher Nebenräume,
weil diese überwiegend privat genutzt werden (BFH-Urteil vom 14.5.2019, VIII R 16/15, BStBl O
II 2019 S. 510).
SteuerRatgeber 2022167
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Die Wohnfläche kann nach den §§ 42–44 der Zweiten Berechnungsverordnung oder der
A Wohnflächenverordnung ermittelt werden. Bei Nutzung von Nebenräumen (z. B. im Keller
oder Dachgeschoss) kann wahlweise auch die Nutzfläche als Verteilungsschlüssel heran-
gezogen werden.
B
Nutzen Sie in Ihrem Haus einen Kellerraum als Arbeitszimmer und verfügt dieser über Fens-
ter und Heizung, ist er ein Hauptraum und seine Fläche zählt zur Wohnfläche (BFH vom
11.11.2014, VIII R 3/12, BStBl II 2015 S. 382). Dann müssen Sie bei der Berechnung des
C
Arbeitszimmeranteils dessen Fläche nur zur gesamten Wohnfläche des Hauses ins Verhältnis
setzen und nicht – was ungünstiger ist – zur gesamten Nutzfläche des Hauses (inkl. Neben-
D räume wie einen Abstellraum).
ABC der abziehbaren Kosten
E dem Arbeitszimmer Umfang der
Kostenbezeichnung
direkt zuzuordnen Abzugsfähigkeit
Abschreibung (Gebäude-AfA, Sonderabschreibungen, nein flächenanteilig nur
außergewöhnliche Abschreibungen) durch Eigentümer
F
Arbeitsmittel ja voll
Ausstattung, z. B. Tapeten, Teppich, Vorhänge, Lampen, ja voll
G jedoch keine Luxusgegenstände
Bilder, Blumenvasen etc. ja nicht abzugsfähig
Deckenbeleuchtung ja voll
H Einbauschrank ja abzuschreiben
Einrichtung ja voll
Gebäudeversicherung nein flächenanteilig nur
I durch Eigentümer
Grundsteuer nein flächenanteilig nur
durch Eigentümer
J Hausratversicherung nein nur flächenanteilig
Heizung nein nur flächenanteilig
Miete für Arbeitszimmer in der Wohnung nein nur flächenanteilig
K
Miete für außerhäusliches Arbeitszimmer ja voll
Müllabfuhr nein nur flächenanteilig
L Nebenkosten nein nur flächenanteilig
Ofen ja voll
Reinigung (im Arbeitszimmer) ja voll
M Renovierung (Allgemeinflächen in Haus/Wohnung) nein nur flächenanteilig
Reparaturkosten (im Arbeitszimmer) ja voll
Schönheitsreparaturen (im Arbeitszimmer) ja voll
N
Schornsteinfeger nein nur flächenanteilig
Schuldzinsen für Kredite, die zur Anschaffung, Herstellung nein flächenanteilig nur
oder Reparatur des Gebäudes verwendet worden sind durch Eigentümer
O
Strom nein nur flächenanteilig
Teppich (lose) ja abzuschreiben
P Vorhänge ja voll
Wasser nein nur flächenanteilig
3.4 Auswärtstätigkeit
Was ist eine Auswärtstätigkeit? A
Eine Auswärtstätigkeit liegt vor, wenn ein Arbeitnehmer
■■ ausberuflichen oder dienstlichen Gründen B
■■ nichtnur vorübergehend
■■ außerhalb der ersten Tätigkeitsstätte und seiner Wohnung tätig wird.
C
Dies ist insbesondere Fall bei einer Dienstreise, Fahrtätigkeit und Einsatzwechseltätigkeit
die unter dem Oberbegriff „Auswärtstätigkeit“ zusammengefasst sind.
Berufliche Gründe liegen beispielsweise vor, wenn Sie aufgrund einer Weisung Ihres Arbeit- D
gebers unterwegs sind, die Dauer der Auswärtstätigkeit als Arbeitszeit gilt, Sie sich aufgrund
eigener beruflicher Interessen außerhalb der Arbeitszeit fortbilden oder zu einem Vorstel-
lungsgespräch fahren. E
Aufwendungen für Zwischenheimfahrten anlässlich einer Dienstreise sind auch bei kur-
zer Dauer der Auswärtstätigkeit in der tatsächlich angefallenen Höhe als Werbungskosten F
abziehbar. Auf die Motive für die Zwischenheimfahrten kommt es nicht an. Besuchsfahrten
Ihres Ehepartners zu Ihrem auswärtigen Tätigkeitsort, wenn Sie aus beruflichen Gründen an
einer Zwischenheimfahrt gehindert sind, dürfen Sie leider nicht als Werbungskosten absetzen G
(BFH vom 22.10.2015, VI R 22/14, BStBl II 2016 S. 179).
Bei längeren Auswärtstätigkeiten werden Sie die Tätigkeit vielleicht auch mit dem Besuch von H
kulturellen Veranstaltungen oder dem Besuch von Verwandten verknüpfen. Dann können Sie
die Kosten für die Hin- und Rückfahrt geltend machen, wenn der Zweck der Reise ein beruf-
licher war. Kosten für rein private Urlaubstage sind jedoch nicht abzugsfähig. I
Ist allerdings der unmittelbare Anlass ein nicht beruflicher, wie es oft bei Fortbildungsveran-
staltungen und Studienreisen an touristisch interessanten Orten der Fall ist, müssen Sie die
Reisekosten aufteilen (BFH vom 21.9.2009, GrS 1/06, BStBl II 2010 S. 672). Das Finanzamt J
darf somit nicht die gesamten Kosten ablehnen, sondern muss die nicht eindeutig dem beruf-
lichen oder privaten Bereich zuzuordnenden gemischten Kosten aufteilen.
K
Aufteilungsmaßstab ist in erster Linie der berufliche Zeitanteil. Beträgt dieser mehr als 90 %,
sind sogar die gesamten Kosten absetzbar.
L
Beispiel:
Der angestellte EDV-Experte Dr. Heinrich fliegt zu einer 4-tägigen Com-
putermesse nach Las Vegas und hängt noch drei weitere Tage für private M
Unternehmungen an. Er kann seine Hotel- und Flugkosten zu 4/7 als Werbungs-
kosten absetzen, 3/7 sind privat veranlasst. Die Messekosten sind voll absetzbar.
N
Beginn der Auswärtstätigkeit ist der Start von der Wohnung oder von der ersten Tätigkeits-
stätte, sie endet mit der Rückkehr zur Wohnung oder Tätigkeitsstätte.
O
Eine Auswärtstätigkeit liegt nur dann vor, wenn Sie sowohl außerhalb Ihrer Wohnung als auch
außerhalb Ihrer ersten Tätigkeitsstätte tätig werden (zum Begriff der „ersten Tätigkeits-
stätte“ siehe Kapitel „Weg zur Arbeit“). Auswärtstätigkeiten dürfen nur vorübergehend, also P
nicht auf Dauer angelegt sein.
SteuerRatgeber 2022169
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Zeichnen Sie für jede auswärtige Tätigkeit den Tag, die Dauer, den Ort, den Anlass und den
A Reiseweg auf und sammeln Sie zum Nachweis für das Finanzamt Reisekostenabrechnungen
Ihres Arbeitgebers, Hotelbuchungen, Seminarprospekte, Teilnahmebescheinigungen, Tank-
quittungen, Fahrkarten usw.
B
Fahrtkosten
Absetzbar sind sowohl Kosten für Fahrten zwischen Ihrer Wohnung bzw. der ersten Tätig-
C keitsstätte und dem auswärtigen Zielort als auch die Fahrten am auswärtigen Tätigkeitsort
selbst.
Benutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel, können Sie die Kosten in voller Höhe als Werbungs-
D kosten absetzen. Bei Kauf einer BahnCard der Deutschen Bahn ist der berufliche Anteil
des Kaufpreises als Werbungskosten abziehbar. Um diesen Anteil zu ermitteln, müssen Sie
Ihre Bahnfahrten aufgliedern in Fahrten wegen beruflicher Auswärtstätigkeit einerseits und
E
in Fahrten zu Ihrer ersten Tätigkeitsstätte (nur mit der Entfernungspauschale absetzbar) und
Privatfahrten andererseits.
F Reisen Sie mit Ihrem eigenen Fahrzeug, können Sie eine Reisekostenpauschale („Dienstrei-
sepauschale“) oder die tatsächlichen Kosten ansetzen (§ 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 4a EStG).
I Gestrichen wurden ab 2014 die Pauschale für Fahrräder sowie die Mitnahmepauschale, wenn
Sie aus beruflichen Gründen noch andere Personen mitnehmen.
Nutzen Sie Ihren Dienstwagen für die Fahrten bei einer Auswärtstätigkeit, dürfen Sie die Rei-
J
sekostenpauschale nicht zusätzlich ansetzen. Allerdings müssen Sie für diese Fahrten auch
keinen privaten Nutzungswert als Arbeitslohn versteuern.
K Verpflegungsmehraufwendungen
Verpflegungsmehraufwendungen können Sie nur mit Pauschbeträgen geltend machen (§ 4
Abs. 4a Satz 3EStG). Der Ansatz höherer Kosten durch einen Einzelnachweis ist nicht möglich.
L
Für Inlandsreisen gelten folgende Verpflegungspauschbeträge:
Dauer der Dienstreise Pauschale
M mindestens 24 Stunden 28 Euro
mehr als 8 bis unter 24 Stunden 14 Euro
bis 8 Stunden kein Pauschbetrag
N
für den Anreise- und Abreisetag unabhängig von 14 Euro
der Abwesenheitsdauer
O
Beispiel:
Der Ingenieur Herr Kerner aus dem Ort B ist von Montagabend bis Diens- A
tag in der Stadt M auswärts tätig. An diese Tätigkeit schließt sich am
Dienstag gleich die Weiterreise nach Ort H zu einer neuen auswärtigen Tätigkeit
an. Herr Kerner fährt von M direkt nach H und kehrt am Mittwochmittag zu seiner B
Wohnung zurück.
Er kann folgende Verpflegungspauschalen beanspruchen: für Montag als Anreise- C
tag und für Mittwoch als Rückreisetag stehen ihm jeweils 14 Euro zu. Da er am
Dienstag infolge der Abreise aus M und direkten Anreise nach H 24 Stunden von
seiner Wohnung und ersten Tätigkeitsstätte abwesend ist, kann er für diesen Tag D
eine Pauschale von 28 Euro beanspruchen.
E
Für Dienstreisen im Ausland gelten länderspezifische Pauschbeträge für den Verpflegungs-
mehraufwand, die wie die inländischen Pauschalen nach der Abwesenheitsdauer gestaffelt
sind und vom Bundesfinanzministerium in der Regel gegen Jahresende neu veröffentlicht F
werden (für 2021 im Schreiben vom 3.12.2020, BStBl I 2020 S. 1256). Dabei bestimmt sich
der Pauschbetrag nach dem Ort, den der Arbeitnehmer vor 24 Uhr Ortszeit zuletzt erreicht.
Liegt dieser Ort im Inland, ist der letzte Tätigkeitsort im Ausland maßgebend. Bei Flugreisen G
ins Ausland gilt dieses erst bei der Landung als erreicht.
Achtung: H
Hat der Arbeitnehmer am Ort der Auswärtstätigkeit eine vorübergehende
Unterkunft, so ist für die Berechnung des Verpflegungsmehraufwandes die
Abwesenheit des Arbeitnehmers von seiner Wohnung am Ort des Lebensmittelpunk- I
tes entscheidend. Unbedeutend ist die Abwesenheitsdauer von der auswärtigen
Unterkunft am Einsatzort.
J
Wird eine Auswärtstätigkeit nach 16 Uhr begonnen und vor 8 Uhr des nachfolgenden Kalen-
dertages beendet, ohne dass eine Übernachtung stattfindet, so ist die gesamte Abwesen-
K
heitsdauer dem Kalendertag der überwiegenden Abwesenheit zuzurechnen (BMF-Schreiben
vom 25.11.2020, BStBl I 2020 S. 1228 Rz. 47). Anderenfalls wäre an keinem der beiden Tage
eine Pauschale ansetzbar. L
Führen Sie an einem Tag mehrere Dienstreisen durch, wird die Abwesenheitsdauer der
Dienstreisen zusammengerechnet und für die Summe der passende Verpflegungspausch-
betrag angesetzt. M
SteuerRatgeber 2022171
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Reisekostenerstattung/kostenlose Mahlzeiten
I Oftmals zahlen Arbeitgeber ihren Arbeitnehmern für Dienstreisen zusätzlich noch eine pau-
schale Reisekostenerstattung (Tagegelder, Spesenersatz), die für den Arbeitnehmer bis zur
Höhe des möglichen Abzuges der Reisekosten als Werbungskosten steuerfrei ist. Dafür min-
J dern die steuerfreien Erstattungen die abziehbaren Reisekosten, also etwa die gesetzlichen
Verpflegungspauschbeträge. Ist der Verpflegungskostenersatz höher als der Pauschbetrag,
kann der übersteigende Teil vom Arbeitgeber mit 25 % pauschal versteuert werden, sofern
K der übersteigende Teil nicht höher ist als der Pauschbetrag.
Erhalten Sie Ihre Erstattung erst im nächsten Jahr, müssen Sie Ihre Reisekosten um die zu
L erwartende steuerfreie Erstattung Ihres Arbeitgebers kürzen.
Kostenlose oder verbilligte Mahlzeiten (Frühstück, Mittag- und Abendessen), die der
M Arbeitgeber oder auf dessen Veranlassung ein Dritter (z. B. das Tagungshotel) seinen Arbeit-
nehmern anlässlich einer Auswärtstätigkeit spendiert hat, sind grundsätzlich lohnsteuer-
pflichtig. Hier gilt Folgendes:
N ■■ Steht dem Arbeitnehmer kein Verpflegungspauschbetrag zu (weil seine Abwesenheits-
dauer nicht mehr als 8 Stunden betrug) und beträgt der Wert der Mahlzeit nicht mehr
als 60 Euro, ist nur der niedrige Sachbezugswert zu versteuern.
O ■■ Steht dem Arbeitnehmer ein Verpflegungspauschbetrag zu und beträgt der Wert
der Mahlzeit nicht mehr als 60 Euro, ist der Sachbezugswert nicht zu versteuern. Im
Gegenzug muss der Verpflegungspauschbetrag gekürzt werden für ein Frühstück um
P
20 % und für ein Mittag- oder Abendessen um 40 % des Verpflegungspauschbetrages
für einen vollen Kalendertag (= 28 Euro). Dieser Kürzungsbetrag ist um den Betrag zu
verringern, den der Arbeitnehmer selbst für die Mahlzeit gezahlt hat. A
■■ Liegt der Wert der Mahlzeit über 60 Euro, ist der tatsächliche Wert steuerpflichtig,
unabhängig davon, ob Ihnen ein Verpflegungspauschbetrag zusteht oder nicht.
B
Ausnahme: Eine im ganz überwiegenden betrieblichen Interesse des Arbeitgebers stehende
Bewirtung (Geschäftsessen) ist für den Arbeitnehmer steuerfrei (R 8.1. Abs. 8 Nr. 1 LStR 2015).
Eine Tüte Chips, Salzgebäck, Schokowaffeln, Müsliriegel oder vergleichbare Knabbereien im C
Flugzeug, Zug oder Schiff erfüllen nicht die Kriterien für eine Mahlzeit und führen daher nicht
zu einer Kürzung des Verpflegungspauschbetrags (BMF-Schreiben vom 19.5.2015, IV C 5 – S
2353/15/10002). D
Übernachtungskosten
Übernachtungskosten müssen Sie im Gegensatz zu den Fahrtkosten und dem Mehraufwand E
für Verpflegung durch Einzelbelege nachweisen. Dies gilt auch für Dienstreisen ins Ausland.
Einen Pauschbetrag gibt es also für Sie nicht.
F
Für Berufskraftfahrer (insbesondere Lkw-Fahrer, die im Führerhaus übernachten) wurde ab
2020 ein Übernachtungspauschbetrag von täglich 8 € eingeführt. Es besteht dann auch
Anspruch auf einen Verpflegungspauschbetrag für eine mehrtägige Auswärtstätigkeit mit G
Übernachtung.
Tipp:
H
Der Arbeitgeber kann im Rahmen des Lohnsteuerabzugsverfahrens bei
Dienstreisen ins Ausland weiterhin Übernachtungskosten in Höhe von
Pauschbeträgen ohne Nachweis von Einzelbelegen steuerfrei erstatten. Die län- I
derspezifischen Pauschbeträge werden vom Bundesfinanzministerium in der Regel
gegen Jahresende neu veröffentlicht.
J
An die Einzelbelege stellt der Gesetzgeber besondere Anforderungen. Ein Beleg muss ent-
halten:
K
■■ die Anschrift des Hotels, Gasthofs oder Pension,
■■ den Namen des Übernachtenden,
■■ die Anzahl der Übernachtungstage.
L
Beachten Sie bitte, dass Sie hier lediglich die Kosten für die Unterkunft ansetzen dürfen, nicht
jedoch Ausgaben für Verpflegung wie das Hotelfrühstück. Denn die Verpflegung wird mit
dem Verpflegungspauschbetrag abgegolten. M
Weist die inländische Hotelrechnung das Frühstück mit 16 bzw. 19 % MwSt. nicht gesondert
aus, sondern rechnet es mit anderen Service-Leistungen pauschal ab, ist diese Pauschale um N
5,60 Euro zu kürzen. Bei Auslandsreisen beträgt die Kürzung 20 % des für den Unterkunftsort
maßgebenden Pauschbetrags für Verpflegungsmehraufwendungen (bei mindestens 24-stün-
diger Abwesenheit). Für Mittag- und Abendessen ist die Rechnung um jeweils 11,20 Euro O
zu kürzen, bei Auslandsreisen um 40 % des Länder-Pauschbetrages. Einfacher ist es, wenn
Ihnen das Hotel die Kosten für Unterkunft und Mahlzeiten auf der Rechnung getrennt ausweist.
P
SteuerRatgeber 2022173
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Tipp:
A Wenn Sie Ihren Ehegatten oder eine andere Person, die keinen Arbeits-
vertrag mit Ihrem Arbeitgeber hat, aus privaten Gründen auf eine Dienst-
reise mitnehmen und die Hotelrechnung die Kosten für ein Doppelzimmer ausweist,
B können Sie nicht bloß die Hälfte dieser Kosten absetzen: Das Finanzamt erkennt
vielmehr die Kosten eines Einzelzimmers im selben Haus an. Dies ist wesentlich
günstiger, da die Kosten eines Einzelzimmers in der Regel erheblich höher sind
C als die Hälfte der Kosten eines Doppelzimmers. Wenn Ihr Ehegatte mit Ihnen reist,
sollten Sie also nicht vergessen, sich eine Preisliste für ein Einzelzimmer geben zu
lassen. Diese können Sie dann dem Finanzamt vorlegen.
D
Bezweifelt das Finanzamt jedoch die berufliche Veranlassung Ihrer Reise, kann die Begleitung
E durch den Ehepartner das Aus für den Werbungskostenabzug bedeuten!
Info:
F Die Unterkunftskosten bei einer Auswärtstätigkeit im Inland an derselben
Tätigkeitsstätte sind nur in den ersten 48 Monaten unbegrenzt absetzbar.
Ab dem 5. Jahr gibt es eine Höchstgrenze von 1.000 Euro pro Monat (§ 9 Abs. 1
G Satz 3 Nr. 5a Satz 4 EStG). Bei Unterbrechung der auswärtigen Beschäftigung an
derselben Tätigkeitsstätte für mindestens sechs Monate beginnt die Frist von vier
Jahren erneut.
H
Ein Arbeitnehmer ist an derselben Arbeitsstätte tätig, wenn er dort mindestens drei Tage
wöchentlich arbeitet. Arbeitet er nur an zwei Tagen in der Woche dort, gilt die Höchstgrenze
I ab dem 5. Jahr nicht. Wird die Auswärtstätigkeit für mindestens sechs Monate unterbro-
chen, z. B. wegen Krankheit, beginnt die Frist von 48 Monaten erneut.
J Sonstige Kosten
Neben den Fahrt-, Verpflegungs- und Übernachtungskosten können Sie auch sonstige Kos-
ten absetzen, die Ihnen entstanden sind und die Sie dem Finanzamt gegenüber nachweisen
K oder glaubhaft machen.
Zu den sonstigen Reisekosten gehören insbesondere Ausgaben für:
L ■■ Taxis am Reiseort,
■■ Telefon, Fax,
■■ Porto, Garage und Parkplatz,
M ■■ Trinkgelder,
■■ Beförderung und Aufbewahrung des Gepäcks,
■■ Unfallversicherungen, die ausschließlich Unfälle auf Dienstreisen abdecken,
N ■■ Unfallkosten,
■■ Reparaturen, soweit sie nicht von einer Versicherung bezahlt werden.
Ausgaben für Reise-Utensilien (Reisewecker, -tasche) erkennt das Finanzamt auch dann
nicht als Werbungskosten an, wenn Sie diese Gegenstände ausschließlich auf Dienstrei- A
sen benutzen. Schäden an solchen privaten Gegenständen können Sie aber sehr wohl als
Werbungskosten absetzen, wenn sie entstanden sind, während Sie die Gegenstände auf
der Dienstreise verwenden mussten. Setzen Sie bitte in diesem Fall den Kaufpreis abzüglich B
bereits eingetretener Wertminderungen an.
Überreichen Sie Bekannten oder Verwandten Gastgeschenke, weil Sie diese während einer
C
Dienstreise bei sich haben übernachten lassen, können Sie die Ausgaben dafür nicht abset-
zen, da es sich um gemischte Aufwendungen handelt und eine berufliche Veranlassung nicht
einwandfrei abzugrenzen ist. D
3.5 Berufskleidung
E
Wer bei der Arbeit typische Berufskleidung trägt, zum Beispiel einen „Blaumann“ oder einen
Büro- oder Laborkittel, kann den Kaufpreis sowie die Kosten für die Reinigung als Wer-
bungskosten geltend machen. F
Krankenschwestern, Arzthelferinnen, Kellner, Postbeamte, Bauhandwerker, Laborchemiker,
Maler, Richter, Ärzte und Anwälte gehören zu Berufsgruppen, die üblicherweise Berufsklei-
dung tragen. Bei Sportlehrern setzt der Abzug von Aufwendungen für Sportkleidung und G
-ausstattung deren Einsatz im Unterricht voraus.
Zur typischen Berufskleidung gehören Kleidungsstücke, die H
■■ alsArbeitsschutzkleidung auf die jeweils ausgeübte Berufstätigkeit zugeschnitten sind
oder
I
■■ nach ihrer zum Beispiel uniformartigen Beschaffenheit oder dauerhaft angebrachten
Kennzeichnung durch Firmenemblem objektiv eine berufliche Funktion erfüllen.
Voraussetzung ist, dass die private Nutzung so gut wie ausgeschlossen ist, denn eine Auf- J
teilung der Kosten für Alltagskleidung anhand der beruflichen und privaten Tragezeiten ist
nicht möglich (BFH vom 13.11.2013, VI B 40/13, BFH/NV 2014 S. 335). Nicht abzugsfähig
ist daher übliche Straßenbekleidung. Das gilt auch dann, wenn sie ausschließlich bei der K
Arbeit getragen wird. Normale Schuhe und Unterwäsche sind also zum Beispiel keine typi-
sche Berufskleidung. Das gilt auch für weiße Hosen, die bei der Arbeit getragen werden
L
müssen, oder den schwarzen Anzug eines Orchestermusikers (FG Münster vom 13.7.2016, 8
K 3646/15 E). Unterscheidet sich eine Dienstkleidung von bürgerlicher Kleidung überwiegend
nur durch ein unauffälliges Firmenemblem, so handelt es sich ebenfalls um nicht abziehbare
M
Privatkleidung.
Absetzen können Sie nicht nur den Kaufpreis für Berufskleidung, sondern auch die Aufwen-
dungen für die Reinigung. Denken Sie dabei daran, dass sowohl die Anschaffungskosten für N
die Waschmaschine (Abschreibung) als auch die laufenden Kosten für Strom, Waschpulver
usw. als Werbungskosten abgezogen werden können. Das gilt auch für die anteiligen Kosten
des Trockners. O
SteuerRatgeber 2022175
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Tipp:
A Bereits vor einiger Zeit hatte der Bundesfinanzhof entschieden, dass bei
der Reinigung von typischer Berufskleidung in einer privaten Waschma-
schine die hierdurch anfallenden Kosten anhand von Erfahrungen der Verbraucher-
B verbände geschätzt werden können (etwa anhand der Übersicht der Arbeitsge-
meinschaft der Verbraucherverbände e.V. von Dezember 2002). Anhaltspunkt für
den Stromverbrauch können zudem die Angaben der Bedienungsanleitung oder
C der Energieversorgungsunternehmen sein.
3.7 Bewirtungskosten
Kosten für die Bewirtung von Geschäftsfreunden, die Ihr Arbeitgeber Ihnen nicht ersetzt A
hat, können Sie in Höhe von 70 % als Werbungskosten steuermindernd absetzen, sofern Sie
diese nachweisen und sie angemessen sind.
B
Die Bewirtung muss einen geschäftlichen Grund haben, also zum Beispiel die Vorbereitung
eines Vertragsabschlusses oder eine Besprechung mit Kunden oder Lieferanten. Bei einer
Bewirtung von Geschäftsfreunden im eigenen Haushalt geht das Finanzamt grundsätzlich C
davon aus, dass für die Bewirtung auch private Gründe mitspielen und erkennt deshalb der-
artige Aufwendungen in der Regel nicht als Werbungskosten an.
D
Kosten für die Bewirtung von unterstellten Mitarbeitern können Arbeitnehmer mit erfolgs-
abhängiger Bezahlung in voller Höhe absetzen, wenn die Bewirtung zur Steigerung dieser
Bezüge dient. Bei Bewirtung freier Mitarbeiter oder Handelsvertreter, zum Beispiel auf einer E
Schulung, ist der Kostenabzug auf 70 % begrenzt.
Sie werden also genauso behandelt wie Geschäftsfreunde. Nur die Bewirtung eigener Arbeit-
nehmer ist von der Abzugsbeschränkung ausgenommen. F
Kosten für die Bewirtung von Arbeitskollegen anlässlich von persönlichen Anlässen wie
Dienstjubiläen, Geburtstagen, Beförderungen usw. sind nur steuerlich absetzbar, wenn die G
Veranstaltung beruflich veranlasst ist. Dafür spricht, wenn der Arbeitgeber und nicht der
Arbeitnehmer die Veranstaltung organisiert hat, diese in den Firmenräumen während der
Arbeitszeit durchgeführt wurde und nur Arbeitskollegen eingeladen waren. Daher wurden H
von den Finanzgerichten die Bewirtungskosten zu folgenden Anlässen als Werbungskosten
anerkannt:
I
■■ Ausstandsfeier eines Beamten, der sich selbständig machte (Hessisches FG vom
23.4.2013, 3 K 11/10, EFG 2013 S. 1583);
■■ Abschiedsfeier mit Arbeitskollegen außerhalb der Firma, da dem Gastgeber gekündigt
J
wurde (Niedersächsisches FG vom 17.8.2010, 8 K 90/08);
■■ Feier anlässlich der Verabschiedung eines Brigadegenerals der Bundeswehr im Offi-
zierscasino. Der Clou: Der Bundesfinanzhof (BFH vom 19.6.2008, VI R 48/07, BFH/NV K
2008 S. 1614 Nr. 9) entschied letztinstanzlich, dass Arbeitnehmer betriebliche Bewir-
tungskosten in voller Höhe (!) und ohne ausführlichen Nachweis (!) als Werbungskosten
von der Einkommensteuer absetzen dürfen. Das Finanzamt darf die Bewirtungskosten L
also nicht wie bei Unternehmen und Freiberuflern um 30 Prozent kürzen. Außerdem
entfällt die strenge gesetzliche Nachweisanforderung, nach der sämtliche Teilnehmer
mit Namen und auch der genau Anlass, Ort und Tag der Feier festzuhalten sind. Beides M
gilt nur für den Teil der Kosten, den der Arbeitgeber nicht ersetzt.;
■■ 40-jähriges Dienstjubiläum eines Sachgebietsleiters eines Finanzamtes, da dies nach
neuer BFH-Rechtsprechung als berufsbezogenes Ereignis gilt (BFH vom 20.1.2016, VI N
R 24/15, BFH/NV 2016 S. 1340);
■■ 60. Geburtstag eines GmbH-Geschäftsführers, dessen Feier während der Arbeitszeit
in der Firma stattfand und zu der nur Arbeitskollegen eingeladen waren (BFH vom O
10.11.2016, VI R 7/16, BStBl II 2017 S. 409).
P
SteuerRatgeber 2022177
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Die Bewirtungskosten bei einer teils beruflich, teils privat veranlassten Feier sind absetzbar,
A soweit sie auf die Gäste aus dem beruflichen Umfeld entfallen (BFH vom 8.7.2015, VI R 46/14,
BStBl II 2015 S. 1013).
Nicht absetzbar sind die Kosten für den Besuch von teuren Varietés, Striptease-Clubs und
B
ähnlichen Veranstaltungen, da bei diesen die Bewirtung nicht im Vordergrund steht.
Als Nachweis müssen Sie dem Finanzamt die vom Restaurant ausgedruckte Rechnung vor-
C legen. Diese muss Angaben über Ort, Tag, Teilnehmer und Anlass der Bewirtung sowie die
Höhe der Ausgaben enthalten. Meist befindet sich auf der Rückseite der Restaurantquittung
ein solches Formular, das Sie handschriftlich ausfüllen können. Das Finanzamt erkennt nur
D Rechnungen an, die von einer Registrierkasse maschinell erstellt wurden.
Tipp: Tankbelege und Restaurantquittungen vor dem Abheften unbedingt kopieren!
E Die meisten Restaurantquittungen, ebenso wie Tankbelege, werden auf wärmeempfindli-
chem Papier ausgedruckt. Sie tun gut daran, diese Belege vor dem Wegheften in Ihre Steu-
erordner auf „normales“ Büropapier umzukopieren, zum Beispiel mit Ihrem PC-Multigerät
F
(Drucker und Scanner) oder einem Kopierer und den Originalbeleg auf die Kopie zu kleben.
Der Hintergrund: Die Schrift dieser wärmeempfindlichen Quittungen „verschwindet“ bereits
nach wenigen Monaten!
G
Bei Beträgen über 250 Euro (inklusiv Umsatzsteuer) müssen auf dem Restaurantbeleg
zusätzlich enthalten sein:
H
■■ Vor-und Zuname sowie Anschrift des Bewirtenden, das heißt des Gastgebers,
■■ gesonderter Ausweis von Rechnungsbetrag in Euro – aufgeschlüsselt nach Mehrwert-
I steuersätzen und -betrag,
■■ Steuer- oder Umsatzsteueridentifikationsnummer des Restaurants.
3.8 Computer
M Aufteilung berufliche und private Nutzung
Der berufliche Anteil von Computer-Kosten ist steuerlich absetzbar. Dabei spielt es keine
Rolle, ob Sie den Computer privat mitbenutzen oder nicht.
N
Von einer beruflichen Nutzung ist zum Beispiel auszugehen, wenn
■■ sich der private Computer an dem Arbeitsplatz bei Ihrem Arbeitgeber befindet,
O ■■ Sie in der Computer-Branche tätig sind oder viele Arbeiten zu Hause erledigen,
■■ Sie viele berufsspezifische Programme erworben haben oder
■■ Sie von Ihrem Arbeitgeber einen Zuschuss zu den Anschaffungskosten erhalten haben.
P
Grundsätzlich müssen Sie die berufliche Nutzung des Computers nachweisen. Ist dies nicht
möglich, kann geschätzt werden. Deshalb empfiehlt es sich, ein Computer-Benutzerbuch A
mit einer getrennten Aufzeichnung der Dauer der privaten und beruflichen Nutzungszeiten zu
führen. Entsprechend den Vorschriften über Telefonkosten müsste hierfür ein Zeitraum von
drei Monaten ausreichen. Bei einer privaten Nutzung von weniger als 10 % der gesamten B
Nutzungszeit dürfen Sie die gesamten Computerkosten steuerlich absetzen. Dies gilt auch,
wenn sich der Computer am Arbeitsplatz Ihres Arbeitgebers befindet. Ab einer privaten Nut-
zung von mindestens 10 % müssen Sie anhand der Dauer der PC-Nutzung eine Aufteilung C
der Ausgaben in ihren beruflichen und privaten Anteil vornehmen.
Tipp: D
Aus Vereinfachungsgründen können 50 % der Kosten anerkannt wer-
den, wenn der Computer in einem wesentlichen Umfang beruflich genutzt
wird (BFH vom 19.2.2004, VI R 135/01, BStBl II 2004 S. 958). Fragen Sie beim E
Finanzamt nach den Gründen, wenn es weniger als 50 % der Kosten als Werbungs-
kosten anerkennt. Eine Schätzung nach der Lebenserfahrung ist nicht zulässig.
F
Benutzen Sie berufsspezifische Software zu 100 % beruflich? Dann können Sie die Kosten
für diese Software, auch wenn der berufliche Nutzungsanteil des PCs geringer ist, komplett
G
im Jahr der Zahlung steuerlich geltend machen.
Was gehört zu den Computerkosten?
Zu den Computerkosten gehören Aufwendungen für den Computer selbst, für externe Peri- H
pheriegeräte (Tastatur, Monitor, Drucker, Scanner usw.), für Software, Kosten für die Inter-
netnutzung sowie für Reparaturen und Erweiterungen, zum Beispiel eine größer Festplatte.
I
Achtung:
Bei Kauf von Hardware (Computer, Peripheriegeräte) und Software ab 1.1.2021
dürfen die Anschaffungskosten unabhängig von ihrer Höhe sofort abgesetzt wer- J
den statt sie abzuschreiben (BMF-Schreiben vom 26.2.2021. BStBl I 2021 S. 298, Rz. 7).
Der Sofortabzug im Jahr 2021 gilt auch für einen am 31.12.2020 noch vorhandenen Rest-
K
wert bei Anschaffung vor 2021.
Wenn aus steuerlichen Gründen statt des Sofortabzugs im Jahr der Anschaffung die L
Abschreibung gewählt wird (weil Ihr zu versteuerndes Einkommen zu niedrig ist), dürfen Sie
die Hard- und Software in der Regel über drei Jahre abschreiben.
Bei nachträglichen Erweiterungen oder Austausch bereits vorhandener Computerbestand- M
teile gilt: Handelt es sich lediglich um einen Ersatz eines defekten oder veralteten Teils Ihres
PCs, sind die Kosten in voller Höhe im Jahr der Zahlung abzugsfähig. Werden nachträglich
N
neue Komponenten in Ihren PC eingebaut (z. B. zusätzliches DVD-Laufwerk, 2. Festplatte
etc.), können Sie ebenfalls die Kosten sofort absetzen oder bei Wahl der Abschreibung den
Restwert des Computers im Jahr der Erweiterung um die Anschaffungskosten erhöhen und
O
auf die Restnutzungsdauer des Computers verteilen. Beim Austausch wesentlicher Bestand-
teile, z. B. Prozessoraustausch, müssen Sie bei der Abschreibung neben der Erhöhung des
Restwertes in Ausnahmefällen die Restnutzungsdauer neu schätzen. P
SteuerRatgeber 2022179
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Daneben dürfen Sie zusätzlich Kosten für Verbrauchsmaterial und Computerzubehör (CD-/
A DVD-Rohlinge, Kabel, Druckerpatronen, Druckerpapier, USB-Sticks usw.), Reparaturen und
Schuldzinsen bei Kauf des Computers auf Kredit steuerlich sofort geltend machen.
B
3.9 Doppelte Haushaltsführung
Was ist eine doppelte Haushaltsführung?
C Wenn Sie aus beruflichen Gründen zusätzlich zu Ihrer Wohnung am Heimatort eine zweite
Wohnung im örtlichen Einzugsbereich Ihrer ersten Tätigkeitsstätte unterhalten, können Sie
Ihre Aufwendungen, die Ihnen im Zusammenhang mit dieser doppelten Haushaltsführung
D entstehen, als Werbungskosten steuermindernd geltend machen.
Der häufigste berufliche Anlass für die Entstehung eines doppelten Haushalts am Arbeitsort
E ist der, dass Ihr Arbeitsplatz zu weit entfernt von Ihrem Wohnort liegt, als dass Sie täglich
nach Hause fahren könnten.
Hinweis: Der Bezug einer Unterkunft an einer vorübergehenden beruflichen Tätigkeitsstätte,
F die nicht Ihre erste Tätigkeitsstätte ist, begründet keine doppelte Haushaltsführung. Die mit
einer solchen Auswärtstätigkeit verbundenen Fahrt-, Verpflegungs- und Übernachtungskos-
ten sind nach Reisekostenrecht als Werbungskosten abziehbar.
G
Voraussetzung für eine steuerliche Anerkennung
Voraussetzung für die steuerliche Anerkennung eines doppelten Haushalts ist, dass
H
■■ Sie in der Hauptwohnung einen Lebensmittelpunkt beibehalten und
■■ in der Hauptwohnung einen eigenen Hausstand haben und
■■ eine Zweitwohnung in der Nähe Ihrer ersten Tätigkeitsstätte haben und
I
■■ für die Begründung der Zweitwohnung berufliche Gründe maßgebend sind.
Achtung:
L
Das Finanzamt überprüft den Lebensmittelpunkt oft anhand der Anzahl der
Heimfahrten. Alleinstehende sollten mindestens zweimal monatlich, Verhei-
M ratete mindestens sechsmal im Jahr nach Hause fahren. Bei einer doppelten Haus-
haltsführung im Ausland kann auch eine Familienheimfahrt innerhalb von zwei Jahren
ausreichend sein.
N
Indizien für die Beibehaltung des Lebensmittelpunktes sind die persönliche Mitwirkung am
hauswirtschaftlichen Leben in der Hauptwohnung, die finanzielle Beteiligung, die Ausstattung
O und Einrichtung der Wohnung sowie die Dauer des Arbeitsverhältnisses und die Entfernung
zwischen beiden Wohnungen.
Die Hauptwohnung muss nach Auffassung der Finanzverwaltung außerhalb des Ortes der
ersten Tätigkeitsstätte liegen (R 9.11 Abs. 1 LStR 2015). Das ist vereinfachend bei einer A
kürzesten Straßenverbindung von mehr als 50 km der Fall (BMF-Schreiben vom 25.11.2020,
BStBl I 2020 S. 1228, Rz. 102).
B
Eigener Hausstand in der Hauptwohnung
Bei Verheirateten und auch bei Alleinstehenden muss am Heimatort ein eigener Hausstand
vorhanden sein. Dies ist der Fall, wenn die dortige Wohnung so eingerichtet ist, dass ein C
Leben entsprechend dem Lebensstandard und dem Familienstand möglich ist. Die Wohnung
muss nicht Ihnen gehören, ausreichend ist auch eine gemietete Immobilie. Allerdings muss
die Benutzung aus eigenem Recht, z. B. als Eigentümer oder als Mieter, oder aus einem D
abgeleiteten Nutzungsrecht erfolgen. Ein abgeleitetes Nutzungsrecht liegt vor bei Untermiet-
verhältnissen oder bei einer von dem Lebensgefährten gemieteten Wohnung.
E
Ein eigener Hausstand am Heimatort liegt nur vor, wenn der Arbeitnehmer dort eine Wohnung
innehat und sich an den Kosten der Lebensführung finanziell beteiligt. Es genügt für eine dop-
pelte Haushaltsführung nicht mehr, dass ein Arbeitnehmer beispielsweise im Haushalt der
F
Eltern am Heimatort ein oder mehrere Zimmer unentgeltlich bewohnt oder ihm eine Wohnung
im Haus der Eltern zur Nutzung überlassen wird. Die finanzielle Beteiligung an den Kosten der
Haushaltsführung ist darzulegen und kann auch bei volljährigen Kindern nicht automatisch G
unterstellt werden.
Von einer ausreichenden finanziellen Beteiligung geht das Bundesfinanzministerium aus,
wenn die Barleistungen mehr als 10 % der laufenden Kosten der Haushaltsführung betragen H
(z. B. für Miete, Mietnebenkosten, Kosten für Lebensmittel). Wird die Wohnung am Heimat-
ort von Ehepartnern mit den Steuerklassen III, IV und V genutzt, kann das Finanzamt auch
ohne Nachweis davon ausgehen, dass eine finanzielle Beteiligung an den Kosten der Haus- I
haltsführung vorliegt (BMF vom 25.11.2020, Rz. 101). Ob die Beteiligung an den monatlichen
Lebensführungskosten zwingend ist oder auch der einmalige Kauf teurer Haushaltsgegen-
J
stände und die Bezahlung von Renovierungskosten ausreichend sind, muss der BFH in der
Revision VI R 39/19 noch klären.
Zweitwohnung am Arbeitsort K
Sie müssen am Ort Ihrer ersten Tätigkeitsstätte (zum Begriff siehe Abschnitt „Weg zur
Arbeit“) oder in dessen Nähe eine Zweitwohnung haben. Das ist vereinfachend der Fall, wenn
die kürzeste Straßenverbindung von der Wohnung zum Arbeitsplatz nicht mehr als 50 km L
beträgt (BMF-Schreiben vom 25.11.2020, Rz. 102). Anderenfalls muss der Arbeitsplatz noch
zumutbar erreichbar sein, d. h. mit maximal einer Stunde Fahrzeit. Als Zweitwohnung gilt jede
M
Unterkunft am Beschäftigungsort. Dabei kann es sich um eine Mietwohnung, eine Eigen-
tumswohnung oder ein eigenes Haus, einen Wohnwagen oder um regelmäßige Hotelüber-
nachtungen handeln.
N
Von einer beruflich veranlassten doppelten Haushaltsführung ist auch noch auszugehen, wenn
der Weg von der Zweitwohnung zur ersten Tätigkeitsstätte weniger als halb so lang ist wie
die kürzeste Straßenverbindung zwischen der Erstwohnung und der ersten Tätigkeitsstätte O
(BMF-Schreiben vom 25.11.2020, Rz. 104). Das gilt vereinfachend auch dann, wenn sich die
Hauptwohnung und die Zweitwohnung in der gleichen Großstadt befinden.
P
SteuerRatgeber 2022181
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Beispiel:
A Herr Müller hat in A einen eigenen Hausstand, an dem sich auch sein
Lebensmittelpunkt befindet. Seine erste Tätigkeitsstätte befindet sich in B
in 200 km Entfernung. Er findet in C eine Zweitwohnung, die 45 km von der ersten
B Tätigkeitsstätte entfernt ist. Folge: Die Anmietung der Zweitwohnung ist beruflich
veranlasst, weil die Entfernung (45 km) weniger ist als die Hälfte der Entfernung von
der Hauptwohnung in A zur Tätigkeitsstätte in C (200 km : 2 = 100 km).
C
Ist dieses Kriterium nicht erfüllt, prüft das Finanzamt, ob der Arbeitsplatz in zeitlich zumut-
D barer Weise von der Zweitwohnung aus erreicht werden kann. Das ist dann gegeben, wenn
der Arbeitnehmer von seiner Heimatwohnung aus seinen Arbeitsplatz täglich innerhalb einer
Stunde erreichen kann (BFH vom 16.1.2018, VI R 2/16, BFH/NV 2018 S. 712). In diesem Fall
E wird die doppelte Haushaltsführung steuerlich nicht anerkannt.
Berufliche Gründe
Ein beruflicher Anlass für einen doppelten Haushalt liegt dann vor,
F
■■ wenn Sie erstmalig eine Stelle antreten oder
■■ wenn Sie an einen anderen Ort versetzt werden oder
G ■■ wenn Sie den Arbeitgeber wechseln oder
■■ wenn der Betriebssitz Ihres Arbeitgebers verlagert wird oder
■■ wenn Sie die Fahrtzeiten verkürzen möchten.
H
Entscheidend ist ausschließlich, dass aus beruflichen Gründen am Beschäftigungsort eine
Zweitwohnung unterhalten wird. Dies gilt auch, wenn die neue Zweitwohnung vor der Weg-
I verlegung bereits als Familienwohnsitz genutzt wurde.
Die doppelte Haushaltsführung ist auch dann beruflich veranlasst, wenn der Steuerpflichtige
seinen Zweithaushalt am Beschäftigungsort in einer Wohngemeinschaft mit anderen Perso-
J
nen einrichtet.
Achtung:
K
Auch eine privat veranlasste Wegverlegung des Haupthausstandes vom
Arbeitsort (z. B. wegen Kaufs eines Eigenheims oder anlässlich einer Heirat)
schließt eine doppelte Haushaltsführung am Arbeitsort nicht aus (BFH vom 5.3.2009,
L
VI R 23/07, BStBl II 2009 S. 1016).
M Die Finanzverwaltung erkennt diese Rechtsprechung an, wenn die Wegverlegung voraus-
sichtlich auf Dauer erfolgt (R 9.11 Abs. 2 Satz 5 LStR 2015). Verweigert wird aber der Abzug
der Umzugskosten weg vom Arbeitsort.
N
Achtung:
Achten Sie darauf, dass Sie Ihren Lebensmittelpunkt nicht in die Zweitwoh- A
nung verlagern. Dies wird vom Finanzamt zum Beispiel angenommen, wenn
die Ehefrau und Ihre Kinder ihren Hausstand in die Zweitwohnung verlegen. Die dop-
pelte Haushaltsführung wird dann nicht anerkannt. Die Vermutung, dass sich der B
Lebensmittelpunkt durch den Umzug der Familie auf die Zweitwohnung verschoben
hat, darf im Einzelfall widerlegt werden (BFH vom 1.10.2019, VIII R 29/16, BFH/NV 2020
S. 349). C
D
Fahrtkosten
Fahrtkosten im Zusammenhang mit einer doppelten Haushaltsführung sind abziehbar:
Erste Hinfahrt zu Beginn der Die Kosten für öffentliche Verkehrsmittel (z. B. Bahn, Straßen- E
auswärtigen Beschäftigung und bahn, Bus, Taxi, Flugzeug) können Sie inkl. etwaiger Zuschläge
letzte Rückfahrt bei Beendigung der und Sondertarife in voller Höhe absetzen. Wenn Sie mit dem
doppelten Haushaltsführung eigenen Fahrzeug fahren, dürfen Sie zwischen der Kilometer- F
pauschale für Auswärtstätigkeiten und den tatsächlich nach-
gewiesenen Kosten wählen.
Wöchentliche Familienheimfahrten Grundsätzlich gelten die Regelungen wie für Fahrten zwischen
Wohnung und erster Tätigkeitsstätte. Anzusetzen ist die Ent-
G
fernungspauschale. Die Kostendeckelung auf 4.500 Euro gilt
hier nicht. Pro Woche können Sie maximal eine tatsächlich
durchgeführte Familienheimfahrt absetzen. H
Besuche durch den Ehepartner/ Nur wenn Sie aus dienstlichen Gründen nicht nach Hause
eingetragenen Lebenspartneranstelle fahren können, dürfen Sie die Fahrtkosten eines Besuchs Ihres
einer Familienheimfahrt Partners und Ihrer minderjährigen Kinder absetzen. Es gelten I
die gleichen Sätze wie für Ihre wöchentlichen Heimfahrten.
Fahrten zwischen Zweitwohnung und Dies sind keine durch die doppelte Haushaltsführung ver-
Arbeitsplatz ursachten Kosten; es handelt sich um Fahrten zwischen J
Wohnung und erster Tätigkeitsstätte, absetzbar mit der Ent-
fernungspauschale.
K
Entstehen Ihnen keine Kosten für Ihre Familienheimfahrten, weil Sie zum Beispiel von Ver-
wandten abgeholt werden oder bei einer Fahrgemeinschaft mitfahren, darf Ihnen das Finanz-
amt die Entfernungspauschale nicht streichen (BFH vom 18.4.2013, VI R 29/12, BFH/NV 2013
L
S. 1318). Allerdings sind vom Arbeitgeber steuerfrei geleistete Reisekostenvergütungen oder
von ihm durchgeführte Freifahrten (etwa für Bahnmitarbeiter) von der Pauschale abzuziehen.
Fahren Sie mit Ihrem Dienstwagen nach Hause, sind keine Familienheimfahrten absetzbar. M
Dafür muss aber auch kein privater Nutzungswert für diese Fahrten versteuert werden.
Wenn Sie in einer Woche nicht nach Hause pendeln, können Sie stattdessen die Kosten für N
private Telefongespräche mit Angehörigen absetzen, die zu Ihrer Familienwohnung gehö-
ren. In Normalfällen sind nur die Kosten für ein 15-minütiges Gespräch abziehbar, in Ausnah-
mefällen (z. B. bei Todesfällen) können Sie auch längere Telefongespräche angeben. O
SteuerRatgeber 2022183
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Tipp:
A Fahren Sie öfter als einmal in der Woche nach Hause, können Sie die
Heimfahrten alternativ auch als Fahrten zwischen Wohnung und erster
Tätigkeitsstätte absetzen. Allerdings müssen Sie dann auf den Abzug aller durch die
B doppelte Haushaltsführung entstandenen Mehraufwendungen (z. B. Unterkunfts-
kosten, Verpflegungsmehraufwendungen) verzichten.
C
Verpflegungsmehraufwand
Verpflegungsmehraufwendungen können nur für die ersten drei Monate geltend gemacht
D werden. Es gelten hier die gleichen Pauschbeträge und Regelungen wie für Auswärtstätigkei-
ten (Näheres siehe dort). Maßgeblich ist die Dauer der Abwesenheit von der Hauptwohnung
am Heimatort. Bei den wöchentlichen Familienheimfahrten sind für den Anreisetag zur Hei-
E
matwohnung und für den Abreisetag von der Heimatwohnung unabhängig von der Abwesen-
heitsdauer jeweils 14 Euro Verpflegungspauschbetrag zulässig.
F Ist der doppelten Haushaltsführung eine Auswärtstätigkeit vorangegangen, für die Sie bereits
Verpflegungspauschbeträge abgesetzt haben, so wird diese Zeit auf die 3-Monats-Frist
angerechnet.
G
Bei Neubegründung einer doppelten Haushaltsführung durch privat veranlasste Wegver-
legung der Hauptwohnung vom Beschäftigungsort ist die bisherige Aufenthaltsdauer
H dagegen nicht auf die 3-Monats-Frist anzurechnen (BFH vom 8.10.2014, VI R 7/13, BStBl II
2015 S. 336). Das Finanzamt rechnet dagegen die Dauer des unmittelbar vorausgegangenen
Aufenthalts in der Zweitwohnung auf die Frist an (R 9.11 Abs. 7 Satz 3 LStR 2015).
I
Die 3-Monats-Frist beginnt von Neuem, wenn der auswärtige Beschäftigungsort gewechselt
und auch die Zweitwohnung an den neuen Arbeitsort verlegt wird. Sie beginnt ebenfalls von
Neuem, wenn die auswärtige Beschäftigung durch eine vorübergehende Tätigkeit an einer
J
anderen Arbeitsstelle von mindestens vier Wochen unterbrochen wird. Eine Unterbrechung
durch Urlaub oder Krankheit hat keinen Einfluss auf den Ablauf der 3-Monats-Frist.
K Für den Neubeginn der 3-Monats-Frist ist die Aufgabe der Zweitwohnung nicht erforderlich.
Es genügt zum Vorteil des Arbeitnehmers, dass in der Zweitwohnung kein Haushalt mehr
geführt wird (BFH vom 8.7.2010, VI R 15/09, BStBl II 2011 S. 47).
L
Unterkunft am Arbeitsort
Abzugsfähig sind Ihre durch Belege nachgewiesenen tatsächlichen Kosten für die Unterkunft
M am Arbeitsort (Mietwohnung, Hotel oder eigene Wohnung). Das gilt auch bei einer Zweitwoh-
nung im Ausland. Eine Übernachtungspauschale gibt es nur für die Kostenerstattung durch
den Arbeitgeber.
N
Beispiel:
Haben die Unterkunftskosten im Juli 800 Euro betragen und im August J
1100 Euro, sind für beide Monate zusammen 1900 absetzbar.
K
Bei zusammenlebenden Steuerpflichtigen kann jeder den Höchstbetrag für seine eigenen
Unterkunftskosten beanspruchen.
Auch Kosten für die notwendige Einrichtung (Möbel und Hausrat) der Zweitwohnung sind L
als Werbungskosten absetzbar, zählen aber nicht zu den bis 1.000 Euro absetzbaren Unter-
kunftskosten. Die Einrichtungskosten sind daher zusätzlich abziehbar, auch wenn die Ober-
grenze von 1.000 Euro bereits mit den anderen Wohnungskosten ausgeschöpft ist (BFH vom M
4.4.2019, VI R 18/17, BStBl II 2019 S. 449).
Abzugsfähig sind die notwendigen Kosten für alle Einrichtungs- und Ausstattungsgegen- N
stände, die zur Führung eines normalen Haushalts erforderlich sind. Dazu gehören unter
anderem Möbel, z. B. Bett, Tisch, Schränke, Stühle, Lampen, Gardinen, Teppiche, Bett- und
Haushaltswäsche, Bad- und Kücheneinrichtung. Möbel sind bei Anschaffungskosten über O
952 Euro inkl. 19 % MwSt. / 928 Euro inkl. 16 % MwSt. über 13 Jahre abzuschreiben.
Anschaffungskosten bis zu 5.000 Euro gelten noch als angemessen (BMF-Schreiben vom
25.11.2020, Rz. 108). P
SteuerRatgeber 2022185
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Die Kosten einer separat angemieteten Garage oder eines Pkw-Stellplatzes sind absetz-
A bar (BFH vom 13.11.2012, VI R 50/11, BStBl II 2013 S. 286), allerdings nicht zusätzlich zum
Höchstbetrag von 1.000 Euro (BMF-Schreiben vom 25.11.2020, Rz. 108; anders jedoch das
Saarländische FG vom 20.5.2020, 2 K 1251/17, EFG 2020 S. 1408).
B
Haben Sie in der Corona-Pandemie statt in der Firma in Ihrer Zweitwohnung gearbeitet und
beanspruchen deshalb die Homeoffice-Pauschale von 5 Euro am Tag (maximal für 120
Tage), werden Ihre Zweitwohnungskosten nicht um die Pauschale gekürzt.
C
Umzugskosten
Zusätzlich zum Höchstbetrag absetzbar sind die Kosten, die durch den Umzug in die Zweit-
D wohnung entstanden sind, sowie die Aufwendungen für den Rückumzug bei Beendigung
der doppelten Haushaltsführung. Die Umzugskostenpauschale wird aber nicht gewährt, da
es an der Verlegung des Familienwohnsitzes an den Arbeitsort fehlt.
E
Verkaufen Sie wegen Beendigung der doppelten Haushaltsführung Ihre mit einem Bankdar-
lehen gekaufte Zweitwohnung wieder und müssen Sie wegen der Ablösung des Darlehens
F an die Bank eine Vorfälligkeitsentschädigung zahlen, dürfen Sie diese nicht als Werbungs-
kosten aus nichtselbständiger Arbeit absetzen (BFH vom 3.4.2019, VI R 15/17, BStBl II 2019
S. 446). Dann handelt es sich zumindest um zu berücksichtigende Veräußerungskosten nach
G § 23 EStG (privates Veräußerungsgeschäft), wenn Sie die Immobilie innerhalb von 10 Jahren
wieder verkauft haben.
H Sonstige Kosten
Auch andere Kosten, die durch die doppelte Haushaltsführung veranlasst sind, sind als
Werbungskosten abzugsfähig, beispielsweise:
I ■■ Gerichts- und Anwaltskosten im Zusammenhang mit einer Mietstreitigkeit wegen der
Zweitwohnung;
■■ Zweitwohnungssteuer für eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus am Arbeitsort;
J
■■ Renovierungskosten an der Zweitwohnung nach Beendigung der doppelten Haus-
haltsführung;
■■ Finanzierungskosten für Kredite (vor allem Schuldzinsen), die mit der Anschaffung von
K
Einrichtungsgegenständen der Zweitwohnung zusammenhängen;
■■ Unfallkosten.
L ■■ Ob die Gebühr für den TV-Kabelanschluss abgesetzt werden kann, ist strittig (abge-
lehnt durch Urteil des Finanzgerichts München vom 19.2.2008, 9 K 1524/05).
Kostenerstattungen des Arbeitgebers
M
Erstattet Ihnen Ihr Arbeitgeber Mehraufwendungen wegen doppelter Haushaltsführung, ist
dies steuer- und sozialabgabenfrei bis zur Höhe der Beträge möglich, die Sie als Werbungs-
N kosten abziehen können. Erstattet Ihnen Ihr Arbeitgeber höhere Beträge, ist der überstei-
gende Teilbetrag steuerpflichtiger Arbeitslohn. Ohne Nachweis der Kosten Ihrer Zweitwoh-
nung im Inland kann Ihnen der Arbeitgeber nach den Lohnsteuerrichtlinien je Übernachtung
O in den ersten drei Monaten 20 Euro, danach 5 Euro steuerfrei erstatten.
Stellt der Arbeitgeber oder auf dessen Veranlassung ein Dritter (z. B. ein Hotel) seinen Arbeit-
nehmern kostenlos eine Mahlzeit (Frühstück, Mittag- oder Abendessen) zur Verfügung, ist
P dies grundsätzlich in Höhe des amtlichen Sachbezugswerts steuerpflichtiger Arbeitslohn. Hat
der Arbeitnehmer Anspruch auf einen Verpflegungspauschbetrag, wird dieser gekürzt und
die Mahlzeit bleibt steuerfrei. Zu kürzen ist auch, wenn ein Arbeitnehmer die angebotenen A
Mahlzeiten gar nicht einnimmt, sondern sich zu Hause verpflegt (BFH vom 7.7.2020, VI R
16/18, BStBl II 2020 S. 783).
B
3.10 Fachliteratur
Die Zeiten, als Finanzbeamte Belege anerkannten, auf denen lapidar „Fachbuch“ stand, sind C
lange vorbei. Nur wer eine Quittung vorweisen kann, auf der neben dem Namen des Autors,
der Titel und der Verlag angegeben sind, hat überhaupt eine Chance. Ob das Finanzamt dann
die Kosten tatsächlich als Fachliteratur steuermindernd anerkennt, hängt davon ab, ob es D
gelingt, den beruflichen Bezug eindeutig darzulegen. Ob es sich bei Fachliteratur um Fachbü-
cher, Fachzeitschriften, Lose-Blatt-Sammlungen oder elektronische Medien wie CD-ROMs
oder DVDs handelt, spielt keine Rolle. E
Die Kosten für Fachbücher und Fachzeitschriften können als Werbungskosten abgesetzt
werden, wenn sie beruflich eingesetzt werden (z. B. Chemiebücher bei Chemielehrern). Sogar F
Börsenzeitschriften wurden bei einem Marketingmanager in der Autobranche anerkannt (FG
München vom 3.3.2011, 5 K 3379/08), nicht dagegen Computerzeitschriften bei einem Netz-
werkadministrator, der die berufliche Verwendung nicht nachweisen konnte (FG Münster vom G
27.7.2014, 5 K 2767/13). Auch die Fahrtkosten zum Kauf von Fachliteratur sind mit 0,30 Euro
pro gefahrenem Kilometer abzugsfähig. Führen Sie Ihre Fahrten mit Datum, Grund der Fahrt,
Zielort und gefahrenen Kilometern separat auf. H
Tageszeitungen sind hingegen nicht absetzbar. Auch Magazinen wie „Der Spiegel“ und
„Focus“ und selbst Wirtschaftsmagazinen wie „Capital“ und „impulse“ versagt der Fiskus
I
seinen Segen.
Tipp:
J
In Bezug auf allgemeinbildende Literatur (z. B. schöngeistige Bücher) hat
der BFH entschieden, dass die Kosten dafür absetzbar sind, wenn die
Literatur ausschließlich oder überwiegend beruflich eingesetzt wird. Bei Lehrern K
und Dozenten zählt nicht nur der Unterricht dazu, sondern auch dessen Vor- und
Nachbereitung (BFH vom 20.5.2010, VI R 53/09, BStBl II 2011 S. 723). Ggf. sind die
Kosten mit dem beruflichen Anteil aufzuteilen. L
Arbeitslose, die sich durch Fachliteratur beruflich auf dem Laufenden halten, können ihre
Ausgaben als vorab entstandene Werbungskosten steuerlich geltend machen. M
SteuerRatgeber 2022187
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Die Wohnung
A Gemeint ist Ihr eigenes Domizil, in dem Sie leben. Haben Sie mehrere Wohnungen, erkennt
das Finanzamt die Fahrten zwischen der näherliegenden Wohnung in der Regel an. Stellt die
weiter entfernte Wohnung jedoch den Mittelpunkt Ihres Lebensinteresses dar, können Sie
B auch Fahrten von der weiter entfernten Wohnung absetzen.
Fahren Sie von einer Wohnung einer anderen Person zur Arbeit, werden die Fahrten man-
gels „eigener Wohnung“ nicht anerkannt. Eine Ausnahme davon gibt es, wenn Sie Mitbesitzer
C
der Immobilie sind, also einen Hausschlüssel und somit jederzeit Zutritt haben.
Tipp:
D
Ist die weiter entfernte Wohnung nicht der Mittelpunkt Ihres Lebensinter-
esses, können Sie für diese Fahrten trotzdem die Kosten absetzen. Geben
Sie hier als km die Entfernung zwischen der näherliegenden Wohnung und Ihrer
E
ersten Tätigkeitsstätte an.
F
Der Arbeitsplatz
Die Entfernungspauschale gibt es für den Weg von der Wohnung zum Arbeitsplatz. Mit
G Arbeitsplatz ist die „erste Tätigkeitsstätte“ gemeint.
Achtung:
Eine erste Tätigkeitsstätte ist die von der Wohnung getrennte ortsfeste betrieb-
H
liche Einrichtung des Arbeitgebers, eines verbundenen Unternehmens oder
eines Kunden des Arbeitgebers (kann z. B. für Leih-/Zeitarbeiter oder outgesourcte
I Arbeitnehmer gelten), der der Arbeitnehmer dienst- oder arbeitsvertraglich dauerhaft
zugeordnet ist.
J Eine ortsfeste betriebliche Einrichtung des Arbeitgebers ist insbesondere ein Büro, kann
aber auch ein fest mit dem Erdreich verbundener Baucontainer auf einer Baustelle sein. Das
Fahrzeug bzw. Flugzeug oder Schiff von Busfahrern, Lkw-Fahrern, Piloten, Stewardessen,
K Lokführern, Zugbegleitern, Matrosen usw. ist keine erste Tätigkeitsstätte, da diese nicht orts-
fest ist.
Beispielsweise befindet sich die erste Tätigkeitsstätte von Polizisten im Streifendienst auf
dem ihnen dauerhaft zugeordneten Polizeirevier (BFH vom 4.4.2019, VI R 27/17, DStR 2019 A
S. 1507), von Piloten und Flugbegleitern am ihnen dauerhaft zugewiesenen Flughafen (BFH
vom 11.4.2019, VI R 40/16, BFH/NV 2019 S. 959 und vom 10.4.2019, VI R 17/17, BFH/NV
2019 S. 904) und von Gerichtsvollziehern am Amtsgericht (BFH vom 16.12.2020, VI R 35/18, B
BFH/NV 2021 S. 844).
Für Bundeswehrsoldaten, die für weniger als vier Jahre einem Dienstort zugewiesen wer-
C
den, ist die dortige Kaserne keine erste Tätigkeitsstätte (OFD NRW, Kurzinfo ESt Nr. 01/2017
vom 10.1.2017). Zur Frage der ersten Tätigkeitsstätte von Zeitsoldaten sind derzeit zwei Ver-
fahren beim BFH anhängig (Az. VI B 13/21, VI R 6/21). D
Bei Zeitarbeit (befristete Leiharbeit) ist die Zuordnung zu einer Tätigkeitsstätte dauer-
haft, wenn sie voraussichtlich für die Dauer des Zeitarbeitsverhältnisses erfolgt (BFH vom
10.4.2019, VI R 6/17, BFH/NV 2019 S. 947). Bei einer Versetzung, meist zum Zeitpunkt der E
Verlängerung des Zeitarbeitsvertrages, liegt ab diesem Zeitpunkt keine dauerhafte Zuord-
nung und damit keine erste Tätigkeitsstätte mehr vor. Etwas anderes gilt nur dann, wenn für
F
den neuen Arbeitsplatz ein neuer Zeitarbeitsvertrag abgeschlossen wurde.
Für die 48-Monats-Frist kommt es auf die zeitliche, in die Zukunft gerichtete Prognose bei
Beginn der Tätigkeit an (auch wenn dieser vor der gesetzlichen Neuregelung im Jahr 2014 G
war), nicht auf eine Betrachtung im Nachhinein.
Eine explizite Zuordnung durch den Arbeitgeber zu einer Tätigkeitsstätte kann sich insbe- H
sondere aus dem Arbeits- oder Tarifvertrag, aus dienstrechtlichen Anordnungen, Einsatzplä-
nen, Organigrammen oder internen Reiserichtlinien ergeben.
Wurde der Arbeitnehmer vom Arbeitgeber keiner Einrichtung zugeordnet, gilt hilfsweise die I
Tätigkeitsstätte als erste, an der der Arbeitnehmer
■■ typischerweise arbeitstäglich oder J
■■ jeArbeitswoche zwei volle Arbeitstage oder
■■ mindestens ein Drittel seiner vereinbarten regelmäßigen Arbeitszeit
K
tätig werden soll (§ 9 Abs. 4 Satz 4 EStG). Auch dies ist anhand einer Prognose zu beurteilen.
SteuerRatgeber 2022189
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Beispiel:
A Fall 1: Der Arbeitnehmer A ist von seinem Arbeitgeber unbefristet einge-
stellt worden, um dauerhaft in der Filiale Y zu arbeiten. In den ersten 36
Monaten seiner Tätigkeit arbeitet er an drei Tagen wöchentlich in der Filiale X und
B zwei volle Tage wöchentlich in der Filiale Y. Der Arbeitgeber hat A für die ersten 36
Monate Filiale X zugeordnet.
C In diesen 36 Monaten seiner Tätigkeit hat A in der Filiale X keine erste Tätigkeits-
stätte, da er dort nicht dauerhaft zugeordnet ist. Erste Tätigkeitsstätte ist jedoch –
auch ohne Zuordnung – Filiale Y, da A dort dauerhaft typischerweise an zwei vollen
D Tagen tätig werden soll.
Fall 2: Der Arbeitnehmer A soll in den ersten 36 Monaten seiner Tätigkeit an vier
E Tagen wöchentlich in der Filiale X und einen vollen Tag wöchentlich in der Filiale Y
tätig werden. In diesen 36 Monaten seiner Tätigkeit hat A in der Filiale X keine erste
Tätigkeitsstätte, da er dort nicht dauerhaft tätig werden soll. Erste Tätigkeitsstätte
F ist auch nicht die Filiale Y, da A dort die Hilfskriterien nach § 9 Absatz 4 Satz 4 EStG
nicht erfüllt.
G Die drei oben genannten Hilfskriterien gelten nur, wenn der Arbeitnehmer an der betrieb-
lichen Einrichtung seine eigentliche berufliche Tätigkeit ausübt. Allein ein regelmäßiges Auf-
suchen der betrieblichen Einrichtung, z. B. zur Anfertigung von Berichten, zur Vorbereitung
H der Zustellroute, zur Wartung und Pflege des Fahrzeugs, zur Abholung von Kundendienst-
fahrzeugen, Material, Auftragsbestätigungen, Stundenzetteln, Krankmeldungen und Urlaubs-
anträgen führt noch nicht dazu, dass eine erste Tätigkeitsstätte vorliegt.
I
Erfüllen bei einem Arbeitsverhältnis mehrere Tätigkeitsstätten die obigen zeitlichen Hilfskri-
terien für eine erste Tätigkeitsstätte und hat der Arbeitgeber keine als solche bestimmt, gilt die
J der Wohnung des Arbeitnehmers am nächsten liegende als erste Tätigkeitsstätte. Das betrifft
vor allem Außendienstmitarbeiter, die regelmäßig mehrere Filialen aufsuchen, aber auch
mobile Pflegedienste, die mehrere Pflegebedürftige in verschiedenen Wohnungen betreuen.
K
Müssen Arbeitnehmer ohne eine erste Tätigkeitsstätte aufgrund der Weisungen ihres Arbeit-
gebers dauerhaft arbeitstäglich zu Arbeitsbeginn an einem festgelegten Sammelpunkt
L erscheinen (z. B. Kraftfahrer bei ihrem Lkw- oder Busdepot) oder dasselbe weiträumige
Tätigkeitsgebiet aufsuchen (z. B. der Zustellbezirk von Postboten, der Hafen für Hafenarbei-
ter), darf für den Weg von der Wohnung dorthin nur die Entfernungspauschale angesetzt
M werden (BMF-Schreiben vom 25.11.2020, BStBl I 2014 S. 1412 Rz. 40, 45). Stattdessen ist der
Ansatz der günstigeren Reisekostenpauschale möglich, wenn der Arbeitnehmer von vornhe-
rein davon ausgehen muss, auch zu auswärtigen Einsatzorten mit auswärtiger Übernachtung
N gefahren zu werden, etwa als Baumaschinist zu Fernbaustellen (BFH vom 19.4.2021, VI R
6/19, DStR 2021 S. 1999). Dann ist er nach dem Urteil nämlich nicht mehr typischerweise
„arbeitstäglich“ zum Sammelpunkt oder weiträumigen Tätigkeitsgebiet unterwegs.
O
Pro Arbeitstag dürfen Sie nur eine Fahrt absetzen. Es spielt dabei keine Rolle, ob Sie bei-
spielsweise über Mittag heimgefahren sind.
P
Achtung:
Als Arbeitnehmer können Sie bei einer 5-Tage-Woche 230 Arbeitstage und bei A
einer 6-Tage-Woche 280 Arbeitstage und damit 230 bzw. 280 Fahrten anset-
zen. Erkennt das Finanzamt aber, dass aufgrund von Krankheitstagen oder Arbeitslo-
sigkeit weniger Tage gearbeitet wurde, kann eine Kürzung erfolgen. Bei Lehrern müs- B
sen auch die Schulferientage abgezogen werden.
C
Die Entfernungspauschale
Für den täglichen Weg zur Arbeit können Sie eine Pauschale pro Kilometer einfache Ent-
fernung in Anspruch nehmen. Je weiter also Ihre Wohnung von Ihrer ersten Tätigkeitsstätte D
entfernt ist, um so mehr können Sie als Werbungskosten absetzen.
Info: E
Die Entfernungspauschale beträgt von 2021-2026 für die ersten 20 km
Entfernung 0,30 Euro/km und ab dem 21. Entfernungskilometer 0,35
F
Euro (bis 2023) bzw. 0,38 Euro (ab 2024) und ab 2027 wieder generell 0,30 Euro
(§ 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 4 EStG). Sie wird gewährt ab dem ersten Kilometer und ist
verkehrsmittelunabhängig. „Entfernungskilometer“ bedeutet, dass nur die einfache
G
Strecke zählt und nicht wie bei einer Auswärtstätigkeit auch die Rückfahrt (= dop-
pelte Entfernung).
H
Fahren Sie nicht am Tag der Hinfahrt zur Arbeit zurück nach Hause, sondern an einem ande-
ren Tag, gibt es die halbe Entfernungspauschale für den Tag der Hinfahrt und die halbe Ent-
fernungspauschale für die Rückfahrt, also insgesamt nur einmal die Entfernungspauschale I
(BFH vom 12.2.2020, VI R 42/17, BStBl II 2020 S. 473).
Die Pauschale kann somit angesetzt werden, gleich, ob Sie mit dem Pkw, Moped, Motorrad,
J
zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Arbeitsplatz gelangt sind. Die anzuset-
zenden Kosten ergeben sich aus der Anzahl der Arbeitstage * Entfernungskilometer * Ent-
fernungspauschale. K
Beispiel:
Frau Banhagel fährt täglich zu ihrem Arbeitsplatz bei einem Verlag, der L
5 km von ihrer Wohnung entfernt ist. ihre absetzbaren Werbungskosten
für den Weg zur Arbeit betragen im Jahr: 0,30 Euro * 5 km * 230 Tage = 345 Euro.
M
Für die Bestimmung der Entfernung zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte ist grund-
sätzlich die kürzeste benutzbare Straßenverbindung maßgebend. Dabei sind nur volle
Kilometer der Entfernung anzusetzen, ein angefangener Kilometer bleibt unberücksichtigt. N
SteuerRatgeber 2022191
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Tipp:
A Sie können eine andere als die kürzeste Straßenverbindung zugrunde
legen, wenn diese offensichtlich verkehrsgünstiger ist und von Ihnen
regelmäßig für die Wege zwischen Wohnung und Arbeitsstätte benutzt wird. Eine
B Strecke ist verkehrsgünstiger, wenn Sie Ihren Arbeitsplatz – trotz gelegentlicher
Verkehrsstörungen – in der Regel schneller und pünktlicher erreichen. Eine Min-
destzeitersparnis (bisher: 20 Minuten) muss nicht in jedem Fall erreicht werden, so
C der Bundesfinanzhof (BFH vom 16.11.2011, VI R 19/11, BStBl II 2012 S. 520).
D Entsprechendes gilt laut dem Bundesfinanzhof auch, wenn Ihnen aus gesundheitlichen Grün-
den die kürzeste Strecke nicht zugemutet werden kann oder wenn diese mit dem von Ihnen
benutzten Fahrzeug (etwa ein Moped) verkehrsrechtlich gar nicht benutzt werden darf.
E Holt Sie Ihr Ehegatte von der Arbeit ab, sind die zusätzlichen Leer- und Abholfahrten nicht
absetzbar, außer Sie sind behindert (siehe dazu weiter unten).
F Die Mobilitätsprämie
Arbeitnehmer mit einem zu versteuernden Einkommen nur bis zum Grundfreibetrag haben
von der von 2021 bis 2026 erhöhten Entfernungspauschale ab dem 21. Kilometer keinen
G steuerlichen Vorteil. Als Ausgleich dafür können sie beim Finanzamt mit der Einkommen-
steuererklärung die Auszahlung einer Mobilitätsprämie mit dem Formular „Anlage Mobili-
tätsprämie“ für ihre täglichen Fahrten von ihrer Wohnung zur ersten Tätigkeitsstätte und auch
H für die wöchentlichen Familienheimfahrten bei einer doppelten Haushaltsführung beantragen.
Diese Prämie beträgt 14 % der Entfernungspauschale ab dem 21. Kilometer und wird zu
Beginn des neuen Jahres überwiesen.
I
Die Auszahlung der Prämie erfolgt aber nur insoweit, wie durch die ab dem 21. Kilometer
erhöhte Entfernungspauschale zusammen mit den sonstigen in der Anlage N angesetzten
J Werbungskosten der Arbeitnehmer-Pauschbetrag von 1.000 Euro überschritten ist.
Fahrten mit dem eigenen Fahrzeug
K Benutzen Sie für die Fahrten Ihr eigenes Fahrzeug, können Sie nur die Entfernungspau-
schale ansetzen. Zu den eigenen Fahrzeugen gehören auch entgeltlich oder unentgeltlich
zur Nutzung überlassene Fahrzeuge. Dazu zählen z. B. geliehene, gemietete, geleaste oder
L als Firmenwagen überlassene Pkws.
Wird der Weg zwischen Wohnung und Arbeitsstätte mit einem Motorrad, Motorroller oder
Moped zurückgelegt, gilt wie bei öffentlichen Verkehrsmitteln (siehe unten) ein Höchstbetrag
M
von 4.500 Euro im Jahr. Autofahrer betrifft das aber nicht.
Mit der Entfernungspauschale abgegolten sind Benzinkosten, Kosten für Öl, Inspektionen,
N auf Verschleiß beruhende Reparaturen, Versicherungen, Kfz-Steuer, Abschreibungen, Park-
gebühren und die Reparaturkosten wegen eines Motorschadens auf dem Weg zur Arbeit
(BFH vom 20.3.2014, VI R 29/13, BStBl II 2014 S. 849). Unfallkosten (Beseitigung von Sach-
O schäden) können dagegen zusätzlich zur Entfernungspauschale angesetzt werden (H 9.10
„Unfallschäden“ LStH 2021). Das gilt auch für die Behandlungskosten aufgrund eines unfall-
bedingten Personenschadens (BFH vom 19.12.2019, VI R 8/18, BStBl II 2020 S. 291).
P
Beispiel:
A bildet gemeinsam mit B und C 2021 eine Fahrgemeinschaft für 210 L
Arbeitstage. An 20 Arbeitstagen fährt A allein zur Arbeit, an 90 Arbeits-
tagen gemeinsam mit B und C mit dem eigenen Pkw und an 120 Arbeitstagen als
Mitfahrer. Die Entfernung beträgt 140 km. M
A kann folgende Kosten als Mitfahrer ansetzen: 120 Arbeitstage * (20 km * 0,30 Euro
+ 120 km * 0,35 Euro) = 5.760 Euro (maximal 4.500 Euro). N
A kann folgende Kosten als Fahrer ansetzen: 110 Arbeitstage * (20 km * 0,30 Euro +
120 km * 0,35 Euro) = 5.280 Euro (keine Begrenzung auf 4.500 Euro)
O
A kann in seiner Steuererklärung somit 4.500 Euro + 5.280 Euro = 9.780 Euro ansetzen.
SteuerRatgeber 2022193
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
L Tipp:
Werden Sie als Behinderter im eigenen oder zur Nutzung überlassenen Pkw
zur Arbeit gefahren (z. B. von Ihrem Ehegatten), können Sie die Leerfahrten
M des Fahrers, also seine An- und Abfahrten, wie Ihre eigenen Fahrten absetzen.
3.12 Fortbildung
Was ist Fortbildung? A
Wenn Sie auf eigene Rechnung Wissen erwerben, können Sie von Steuervorteilen profitieren.
Doch nicht immer können Sie die gesamten Kosten absetzen. Fortbildungskosten sind beruf-
B
lich veranlasst und damit in voller Höhe Werbungskosten, Ausbildungskosten jedoch privat
veranlasst und daher nur begrenzt bis 6.000 Euro als Sonderausgaben absetzbar. Wenn Sie
also Ihre Aufwendungen für Bildungsmaßnahmen nicht bei den Fortbildungskosten unter-
C
bringen können, setzen Sie sie als Ausbildungskosten ab. Näheres zu den Ausbildungskosten
lesen Sie im Kapitel „Sonderausgaben“.
Eine Berufsfortbildung liegt vor, D
■■ wenn Sie sich im ausgeübten Beruf fortbilden, Ihre Kenntnisse erweitern oder Ihre
bisherige Stellung durch die Maßnahme festigen möchten; E
■■ wenn Sie bereits eine Berufsausbildung abgeschlossen haben, einen neuen Beruf
erlernen und später in diesem Beruf aktiv sein möchten; es spielt dabei keine Rolle, ob
Sie einen ganz anderen neuen Beruf erlernen möchten; F
■■ wenn Sie im Moment nicht berufstätig sind und sich weiterbilden. Entscheidend
ist, dass Sie den Wiedereinstieg in das Berufsleben planen und nach Beendigung der
Maßnahme dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen; G
■■ wenn Sie sich umschulen lassen;
■■ wenn Sie ein Erststudium nach abgeschlossener Berufsausbildung absolvieren,
auch wenn das Studium zu einem Berufswechsel führt; H
■■ wenn Sie ein Zweitstudium absolvieren und die Kenntnisse daraus beruflich verwerten
möchten;
■■ wenn Sie promovieren oder sich habilitieren; I
■■ wenn Sie sich in einem Ausbildungsdienstverhältnis befinden und steuerpflichti-
gen Arbeitslohn beziehen (insbesondere duale Berufsausbildung, also die klassische
J
Lehre).
Die Ausbildung aufgrund eines Schulungsvertrages, für die keine Vergütung gezahlt wird und
bei der der Auszubildende selbst zahlen muss (z. B. Pilotenausbildung), ist kein „Ausbil- K
dungsdienstverhältnis“, sodass die Kosten dafür nicht als vorweggenommene Werbungs-
kosten aus nichtselbständiger Arbeit abziehbar sind (BFH vom 7.7.2020, VI R 18/20, BFH/
NV 2021 S. 9). L
SteuerRatgeber 2022195
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Köln vom 15.11.2018, 1 K 1246/16, EFG 2019 S. 541). Zu diesem Punkt ist derzeit eine Revi-
A sion beim BFH anhängig (Az. VI R 34/20).
Nachfolgend noch einige Beispiele für zum Werbungskostenabzug führende Fortbildungen:
B ■■ Erststudium der Betriebswirtschaft einer Personalreferentin mit abgeschlossener
Berufsausbildung (BFH vom 17.12.2002, VI R 137/01, BStBl 2003 S. 407);
■■ Lehrgang einer arbeitslosen Industriekauffrau zur Fahrlehrerin. Sie war nach Abschluss
C des Lehrgangs als Fahrlehrerin beschäftigt (BFH vom 4.12.2002, VI R 120/01, BFH/NV
2003 S. 255);
■■ Aufbaustudium einer Realschullehrerin, das sie zum Unterricht am Gymnasium befä-
D higt, sofern es jeweils in den bisherigen Unterrichtsfächern erfolgt (BFH vom 14.2.1992,
VI R 26/90, BFH/NV 2003 S. 255);
■■ MBA-Studium unmittelbar nach Abschluss eines Betriebswirtschaftsstudiums (BFH
E vom 19.4.1996, VI R 19/95, BFH/NV 1996 S. 879);
■■ Vorbereitungsdienst von Referendaren für das zweite Staatsexamen (BFH vom
10.12.1971, VI R 112/70, BStBl II 1972 S. 251);
F ■■ Master-Studium im Anschluss an das Bachelor-Studium (BMF-Schreiben vom
4.11.2005, BStBl I 2005 S. 955);
■■ Lerngemeinschaften zur Vorbereitung auf die Bilanzbuchhalterprüfung (FG Düssel-
G
dorf vom 12.4.1994, 8 K 6790/93 L, EFG 1994 S. 648);
■■ Sprachkurse, wenn Gespräche und Besprechungen in der Firma oder mit Kunden in
H einer Fremdsprache zu führen sind (BFH vom 10.4.2002, VI R 46/01, BStBl II 2002 S.
579); siehe auch nachfolgender Abschnitt „Sprachkurse“;
■■ Seminare zur Persönlichkeitsbildung bei Berufen, die psychologische Kenntnisse
Tipp: B
Auch wenn Sie keine Einkünfte haben, sollten Sie bei hohen Fortbildungs-
kosten eine Steuererklärung abgeben. Der entstehende Verlust wird vom
Finanzamt gesondert festgestellt und kann mit positiven Einkünften im Vorjahr oder C
in den folgenden Jahren verrechnet werden. Die Finanzverwaltung verlangt aber,
dass aus der mit der Fortbildung angestrebten späteren beruflichen Tätigkeit in
Deutschland – und nicht im Ausland – steuerpflichtige Einkünfte erzielt werden. D
Weder Werbungskosten noch Sonderausgaben und damit überhaupt nicht absetzbar sind
Fortbildungen zur Allgemeinbildung und zur Freizeitbeschäftigung. Darunter können E
Sprachkurse, Seminare zur Persönlichkeitsbildung, der Besuch von kulturellen und Sportver-
anstaltungen und Computerkurse ohne Berufsbezug fallen.
F
Abziehbare Kosten
Teilnahmegebühren an beruflichen Lehrgängen, Seminaren und Kursen sowie Kosten für
Lernmittel (insbesondere Fachbücher, Fotokopien und Arbeitsmittel) sind in voller Höhe Wer- G
bungskosten.
Liegt der Schwerpunkt der Fortbildung in Ihrer Wohnung (Selbst- bzw. Fernstudium), kön- H
nen Sie die Fahrten zu auswärtigen Fortbildungsstätten nach den Regeln einer Auswärtstätig-
keit abrechnen. Näheres dazu im Abschnitt „Auswärtstätigkeit“.
In welcher Höhe die Kosten für die Fahrten zur Fortbildungsstätte abziehbar sind, hängt I
davon ab, ob diese Ihre erste Tätigkeitsstätte ist oder nicht:
■■ Eine Bildungseinrichtung ist dann eine erste Tätigkeitsstätte, wenn sie außerhalb eines J
Dienstverhältnisses zum Zwecke eines Vollzeitstudiums oder einer anderweitigen voll-
zeitigen Bildungsmaßnahme aufgesucht wird (§ 9 Abs. 4 Satz 8 EStG). Dann sind die
Fahrten dorthin nur mit der Entfernungspauschale absetzbar. K
■■ Handelt es sich um eine Fortbildung im Rahmen eines Ausbildungsdienstverhältnisses
oder um eine Teilzeitfortbildung, liegt keine erste Tätigkeitsstätte vor. Die Fahrten dorthin
sind dann steuerlich günstiger als bei einer Auswärtstätigkeit (Dienstreise) absetzbar. L
Ein Studium oder eine Bildungsmaßnahme findet insbesondere dann außerhalb eines Dienst-
verhältnisses statt, wenn M
■■ diese nicht Gegenstand des Dienstverhältnisses sind, auch wenn sie seitens des
Arbeitgebers durch Hingabe von Mitteln, wie z. B. eines Stipendiums, gefördert wer-
den, oder N
■■ diese ohne arbeitsvertragliche Verpflichtung absolviert werden und die Beschäftigung
lediglich das Studium oder die Bildungsmaßnahme ermöglicht.
O
Ein Vollzeitstudium oder eine vollzeitige Bildungsmaßnahme liegt insbesondere vor, wenn der
Steuerpflichtige im Rahmen des Studiums oder im Rahmen der Bildungsmaßnahme für einen
Beruf ausgebildet wird und daneben entweder keiner Erwerbstätigkeit nachgeht oder wäh- P
rend der gesamten Dauer des Studiums oder der Bildungsmaßnahme eine Erwerbstätigkeit mit
SteuerRatgeber 2022197
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
B Tipp:
Ist in der Studienordnung ein Auslandssemester oder ein Praktikum vor-
gesehen, bleibt die inländische Hochschule die erste Tätigkeitsstätte (BFH
C vom 14.5.2020, VI R 3/18, BStBl II 2021 S. 302).
Tipp: F
Unterstützt Ihr Arbeitgeber die Teilnahme am Kurs durch Zuschüsse oder
Gewährung von Sonderurlaub oder Dienstbefreiung, spricht vieles für eine
berufliche Veranlassung. Lassen Sie sich dies bescheinigen. G
Auslandssprachkurse H
Bei Auslandssprachkursen prüft die Finanzbehörde verstärkt, ob im Vordergrund der Reise
die Erholung und touristische Aspekte stehen. In der Vergangenheit wurden Kosten für Aus-
landssprachkurse abgelehnt, wenn ein Kurs im Inland zum selben Ergebnis geführt hätte. Der I
Europäische Gerichtshof hat jedoch entschieden, dass Kurse im EU-Ausland wie Kurse im
Inland zu behandeln sind. Deshalb kann dieses Kriterium nicht mehr allein zur Aberkennung
führen. Das Urteil wird von der Finanzverwaltung auch auf Kurse im EWR-Ausland (Norwe- J
gen, Island, Liechtenstein) und in der Schweiz angewandt.
Tipp: K
Bei einem Sprachkurs in Drittstaaten (z. B. USA) sollten Sie die Wahl des
Kursortes einleuchtend begründen können, um den Verdacht auf eine pri-
vate Urlaubsreise mit angehängten Sprachstunden zu entkräften. L
Der Bundesfinanzhof hat für die Abgrenzung „private – berufliche Veranlassung“ die nach- M
folgenden Kriterien aufgestellt. Die alleinige Erfüllung eines Kriteriums kann jedoch nicht zur
Anerkennung oder Ablehnung des Sprachkurses führen; es sind die Gesamtumstände zu
beurteilen. N
■■ Anlass des Sprachkurses: Der Sprachkurs muss auf die besonderen Belange des
Steuerpflichtigen zugeschnitten sein. Werden verstärkt allgemeinbildende Themen, z. B.
O
aus Kultur, Geschichte, Kunst, Geografie angesprochen, so kann dies gegen einen aus-
schließlichen beruflichen Charakter sprechen. Ein homogener Teilnehmerkreis (nur Teil-
nehmer aus der gleichen Berufsgruppe) spricht aber für eine berufliche Veranlassung.
P
SteuerRatgeber 2022199
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
■■ Gegend des besuchten Landes und die Jahreszeit: Findet der Sprachkurs während
A der Ferienzeit und in beliebten Reisegebieten statt, spricht das für eine private Veran-
lassung.
■■ Gestaltung der Freizeit während des Sprachkurses: Entscheidend ist, ob der Kurs-
B teilnehmer die Freizeitgestaltung allein bestimmen kann oder Einrichtungen des Kurs-
landes nur unter Anleitung des Veranstalters besucht werden. Vieles spricht für eine
berufliche Veranlassung, wenn der Kurs straff organisiert ist und wenig Raum für pri-
C vate Interessen lässt.
■■ Verhältnis der reinen Lehrgangskosten zu den Gesamtkosten: Stehen die Unter-
kunfts- und Verpflegungskosten in einem nicht angemessenen Verhältnis zu den Kurs-
D gebühren, kann dies gegen eine steuerliche Abzugsfähigkeit dieser Kosten sprechen.
Die Auswahl einer sehr teuren und entspannenden Beförderung (z. B. Schiffsreisen)
spricht für private Interessen.
E ■■ Mitnahme von Angehörigen: Reisen Ihr Ehepartner oder Ihre Kinder mit, spricht dies
ebenfalls für eine private Veranlassung der Reise.
F Liegt sowohl eine berufliche als auch eine private Veranlassung des Kurses vor (mindes-
tens 10 % der Reisezeit privat veranlasst), müssen die gemischten Reisekosten nach der
BFH-Rechtsprechung zeitanteilig aufgeteilt werden (Näheres dazu im Abschnitt „Aus-
G wärtstätigkeit“). Bestand beispielsweise ein Drittel der Zeit aus touristischen und privaten
Unternehmungen vor Ort und zwei Drittel aus Kursinhalten, sind zwei Drittel der Reisekosten
(Flug, Unterkunft, Verpflegungsmehraufwand) als Werbungskosten absetzbar. Dokumentie-
H ren Sie vor Ort genau, wann und wie lange Sie an welchen Kursen und kursbedingten Exkur-
sionen teilgenommen haben und wie viel Zeit Ihnen dann noch für private Unternehmungen
zur Verfügung stand. Legen Sie dem Finanzamt Teilnahmebescheinigungen des Kursver-
I anstalters vor.
Ist die berufliche Veranlassung des Kurses nur von untergeordneter Bedeutung (privater
J Anteil von über 90 %), sind die gemischten Kosten gar nicht absetzbar. Zumindest die Kurs-
gebühren können Sie dann aber noch beim Finanzamt geltend machen. Umgekehrt ist bei
einem Sprachkurs im Ausland nach Ansicht des Bundesfinanzhofs wegen der touristischen
K Interessen die private Veranlassung regelmäßig nicht nur untergeordnet, sodass die Reise-
kosten nie voll absetzbar sind.
L Tipp:
Kann der berufliche Zeitanteil nicht festgestellt werden und kommt auch
kein anderer Aufteilungsmaßstab in Betracht, sind pauschal 50 % der
M gemischten Kosten absetzbar (BFH vom 24.2.2011, VI R 12/10, BStBl II 2011 S.
796).
N
Auslandsstudienreisen
Für die Anerkennung von Studienreisen gelten dieselben Regeln wie für Auslandssprach-
O kurse. Die Teilnahme muss von Ihnen für jede Einzelveranstaltung nachgewiesen werden, z. B.
durch Aufzeichnungen oder Arbeitsmaterialien. Nicht erforderlich ist ein Anwesenheitstestat.
dafür nicht anerkannt. Der private Erlebniswert in der Gruppe und die Tatsache, dass Grup-
penreisen typischerweise an zahlreichen Sehenswürdigkeiten vorbeigeführt werden, machen A
einen beruflichen Zusammenhang unwahrscheinlich (BFH vom 29.11.2006, VI R 36/02, BFH/
NV 2007 S. 681).
B
Der berufliche Zeitanteil kann nur dann festgestellt werden, wenn sich die Reise objektiv in
berufliche und private Reiseabschnitte aufgliedern lässt. Ist das nicht möglich, sind bei einer
gemischten Reise keine Werbungskosten abziehbar (BFH vom 7.5.2013, VIII R 51/10, BSBl II
C
2013 S. 808).
3.14 Steuerberatungskosten D
Steuerberatungskosten können Sie in voller Höhe als Werbungskosten bzw. Betriebs-
ausgaben bei der jeweiligen Einkunftsart absetzen, soweit sie zur Ermittlung der Einkünfte
E
angefallen sind.
Der Teil der Steuerberatungskosten, der privat veranlasst ist (z. B. zur Ermittlung von Sonder-
ausgaben und außergewöhnlichen Belastungen), ist nicht absetzbar. Das hält der Bundes- F
finanzhof für verfassungsgemäß und lehnt auch einen Abzug als dauernde Last oder als
außergewöhnliche Belastung ab (BFH vom 4.2.2010, X R 10/08, BStBl II 2010 S. 617).
G
Zu den Steuerberatungskosten zählen:
■■ die Rechnung des Steuerberaters, Lohnsteuerhilfevereins oder Fachanwalts für Steu-
H
errecht für das Anfertigen der Steuererklärung,
■■ die Fahrtkosten zum Steuerberater oder Finanzamt, um steuerliche Fragen zu bespre-
chen (bei Fahrten mit dem Pkw ohne Nachweis 0,30 Euro pro gefahrenem Kilometer),
I
nicht aber, um die Steuererklärung abzugeben,
■■ Unfallkosten auf der Fahrt zum Steuerberater,
■■ Beiträge zu Lohnsteuerhilfevereinen,
J
■■ die Kosten für Steuerfachliteratur,
■■ der Kaufpreis für ein Steuerprogramm,
■■ Honorar für die Einschaltung eines Rechtsanwalts oder Steuerberaters bei einem
K
Finanzgerichtsprozess.
Die oben aufgeführten Kosten sind jedoch nur abziehbar, soweit sie der Ermittlung von
L
Einkünften dienen. Diese sind insbesondere
■■ Kosten für die Einkunftsermittlungen,
■■ Kosten im Zusammenhang mit dem Jahresabschluss oder der Einnahmen-Über- M
schuss-Rechnung,
■■ Kosten im Rahmen der laufenden Buchhaltung oder Lohnbuchhaltung,
■■ Aufwendungen bezüglich der Umsatzsteuer- oder Gewerbesteuererklärung, N
■■ Rechtsbehelfskosten, soweit sie Betriebssteuern, die Gewinn- bzw. Überschussermitt-
lung oder die Gewinnverteilung betreffen,
■■ Verteidigung in einem Steuerstrafverfahren, falls dieses betriebliche Steuern betrifft, O
■■ sonstige Beratungskosten, z. B. für einmalige Beratungen, Anträge auf Stundung, Erlass
oder Herabsetzung der Vorauszahlungen, Fahrtkosten zum Steuerberater und Steu-
erfachliteratur, soweit sie die Einkunftsermittlung oder betriebliche Steuern betreffen. P
SteuerRatgeber 2022201
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
J Fachliteratur und Steuersoftware wird es auch nicht beanstandet, wenn diese Auf-
wendungen zu 50 % den abziehbaren Werbungskosten oder Betriebsausgaben zuge-
ordnet werden (Pauschalregelung). Dabei dürfen auch mehr als 100 Euro zusammen-
K kommen. Eine Verdoppelung dieser Beträge für zusammen veranlagte Ehegatten ist
nicht möglich (Kurzinformation Einkommensteuer der OFD Koblenz vom 5.3.2008, DB
2008 S. 896).
L
Beispiel:
Ein Ehepaar, beide berufstätig, macht in seiner Steuererklärung gemein-
M same Kosten für ein Steuerprogramm und für steuerliche Fachliteratur von
zusammen 220 Euro geltend. Aus Vereinfachungsgründen können für beide Ehe-
gatten insgesamt 110 Euro (50 % der Aufwendungen) als Werbungskosten bei den
N Einkünften aus nichtselbständiger Arbeit berücksichtigt werden, somit für jeden 55
Euro. Die Nichtbeanstandungsgrenze kommt hier nicht zur Anwendung, da es nicht
zulässig ist, bei beiden Ehegatten jeweils 100 Euro anzusetzen.
O
3.15 Telekommunikationsaufwendungen
Was gehört zu den Telekommunikationsaufwendungen? A
Zu den Telekommunikationskosten gehören insbesondere die
■■ Grundgebühren für den Telefonanschluss, B
■■ Bereitstellungsentgelte und Anschlussgebühren,
■■ Gesprächsgebühren
■■ Mietkosten für Telefonanlagen, C
■■ Reparaturkosten
■■ Internetkosten (Einwahl-, Anschluss-, Grundgebühren, Flatrate),
■■ Anschaffungskosten von selbständig nutzbaren Arbeitsmitteln, die der Telekommuni- D
kation unmittelbar dienen. Dazu gehören z. B. Telefonanlagen, Faxgeräte, Autotelefone
oder Handys, nicht jedoch Computer. Betragen die Aufwendungen mehr als 800 Euro
ohne MwSt. (952 Euro inkl. 19 % MwSt. / 928 Euro inkl. 16 % MwSt), sind sie im Rah- E
men der Abschreibung auf die Nutzungsdauer zu verteilen; ansonsten können sie in
voller Höhe im Jahr der Zahlung berücksichtigt werden.
F
Tipp:
Nutzen Sie Ihr Gerät zu mehr als 90 % beruflich, ist die private Mitbenut-
zung unbedeutend. Sie können dann die gesamten auf das Gerät entfal- G
lenden Ausgaben als Werbungskosten absetzen.
H
Pauschaler Kostenabzug von 20 %
Info:
I
Müssen Sie oft beruflich telefonieren? Dann können Sie pauschal bis zu
20 % Ihrer gesamten Telekommunikationskosten absetzen, höchstens
jedoch 20 Euro pro Monat (R 9.1 Abs. 5 Satz 4 LStR 2015). Damit sind pauschal J
maximal 240 Euro im Jahr absetzbar.
Diese Vereinfachungsregel setzt allerdings voraus, dass Sie eine Tätigkeit mit erfahrungsge- K
mäß beruflich veranlassten Telefonkosten ausüben. Dazu zählen z. B. Heim- und Telearbeiter,
Außendienstmitarbeiter und zeitweilig auch Lehrer, da diese zur Vorbereitung von Veranstal-
tungen und auch wegen des Unterrichts oft mit Schülern und Eltern von zu Hause aus tele- L
fonieren.
Die Finanzverwaltung hat sich nicht detailliert geäußert, welche Berufsgruppen die 20%-Rege- M
lung anwenden dürfen. Sollte das Finanzamt den pauschalen Abzug in Ihrem Fall ablehnen,
müssen Sie die Aufwendungen im Einzelnen nachweisen.
N
SteuerRatgeber 2022203
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Tipp:
A Nimmt man die Vorschrift wörtlich, gilt die Begrenzung von 20 Euro pro
Monat auch für einmalige Kosten. Ein großer Teil Ihrer Ausgaben geht
dadurch steuerlich verloren. Dies können Sie verhindern, in dem Sie in Jahren mit
B hohen Anschaffungskosten statt des pauschalen Abzugs die Telefonkosten einzeln
nachweisen. Sie können auch versuchen, Ihre einmaligen Ausgaben außerhalb der
20-Euro-Grenze abzurechnen.
C
Beispiel:
D Sie sind Außendienstmitarbeiter. Im Januar 2021 kauften Sie für 350 Euro
ein neues Mobiltelefon. Die Telefonrechnung für 2021 beträgt 270 Euro. Bei
Anwendung der 20-Euro-Grenze sind im Januar 20 Euro anzusetzen. Die Ausgaben
E für das Telefon sind steuerlich verloren. Lässt man bei den einmaligen Ausgaben die
Begrenzung außer Betracht, könnten Sie zusätzlich 20 % der Anschaffungskosten
für das Telefon, also 70 Euro, ansetzen.
F
Die Internetkosten betrachtet die Finanzverwaltung als Teil der Telekommunikationsauf-
wendungen und berücksichtigt diese nicht gesondert. Die Kosten für das Internet sind aber
G
getrennt von den Telefonkosten zu beurteilen, wenn sie auf den Telefonrechnungen gesondert
ausgewiesen sind. Dann ist der berufliche Kostenanteil zusätzlich absetzbar, der bei erheb-
H licher beruflicher Internetnutzung pauschal – wie Computerkosten auch – auf 50 % geschätzt
werden kann (Niedersächsisches FG vom 17.12.2009, 14 K 125/08, EFG 2010 S. 2071).
Vereinfachend lässt die Finanzverwaltung zu, dass für die pauschale Ermittlung statt der tat-
I sächlichen Rechnungskosten über 12 Monate auch ein nur über drei Monate berechneter
monatlicher Durchschnittsbetrag für das ganze Jahr angesetzt werden kann. In diesem
Fall wird aus den Rechnungsbeträgen von drei zusammenhängenden Monaten ein monat-
J licher Durchschnittswert gebildet. Für jeden Monat des Jahres wird dann von diesem Durch-
schnittswert der pauschal abzugsfähige Teil ermittelt.
K Tipp:
Die Durchschnittswertmethode lohnt sich, wenn Sie in drei zusammen-
hängenden Monaten höhere Ausgaben haben als in den anderen Mona-
L
ten, z. B. von März bis Mai.
M Einzelnachweis
Können Sie die Kosten nicht im Rahmen des pauschalen Abzuges geltend machen oder möch-
ten Sie höhere Kosten geltend machen, müssen Sie die Telefonkosten einzeln nachweisen.
N
Dazu müssen Sie
1. die beruflichen Verbindungsentgelte (Gebühren für berufliche Gespräche und Aufwen-
O
dungen für berufliche Internetanschlüsse) ermitteln,
2. den beruflichen Anteil ermitteln und
3. die abziehbaren Telekommunikationskosten berechnen.
P
Bei der Ermittlung des beruflichen Anteils werden nur die Verbindungsentgelte berück-
sichtigt. Anschlussgebühren, Reparaturkosten bleiben deshalb außen vor. L
Den beruflichen Anteil müssen Sie jedes Jahr neu ermitteln. Eine Übernahme aus dem Vor-
jahr wird nicht anerkannt.
M
Tipp:
Überwiegen bei Ihrem Anschluss die eingehenden beruflichen Gesprä-
N
che? Dann führt der Aufteilungsmaßstab nach Verbindungsentgelten zu
einem nicht zutreffenden Ergebnis. Sie können dann in diesen Fällen den beruf-
lichen Anteil anhand der Anzahl der Gespräche oder der Gesprächsdauer ermitteln
O
(BFH vom 20.5.1976, VI R 221/74, BStBl II 1976 S. 507).
SteuerRatgeber 2022205
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Tipp:
G Den Nachweis der beruflichen Nutzung gegenüber Ihrem Arbeitgeber
müssen Sie nicht jedes Jahr neu erbringen, sondern nur, wenn sich die
Verhältnisse geändert haben.
H
Steuerfreie Erstattungen Ihres Arbeitgebers mindern Ihre abzugsfähigen Ausgaben. Steuer-
lich wirkt sich deshalb nur der Restbetrag aus.
I
3.16 Umzugskosten
J Voraussetzungen für den Abzug
Sofern Sie aus beruflichen Gründen umgezogen sind, können Sie die damit verbundenen
Umzugskosten als Werbungskosten absetzen. Steuerlich liegt ein beruflicher Grund für einen
K
Umzug vor, wenn
■■ Sie erstmals eine berufliche Tätigkeit aufnehmen, oder
L ■■ Sie Ihren Arbeitsplatz wechseln, z. B. durch Wechsel des Arbeitgebers oder Verset-
zung, oder
■■ Sie Ihren Arbeitsplatz nicht wechseln, sich Ihr täglicher Arbeitsweg durch den Umzug
M jedoch um insgesamt mindestens eine Stunde verkürzt, oder
■■ Ihr Arbeitsplatz durch den Umzug leichter erreichbar ist (z. B. statt mit Auto nun per
Bus/Bahn oder zu Fuß), oder
N ■■ der Umzug im Interesse des Arbeitgebers stattfindet, z. B. Bezug einer Dienstwoh-
nung, oder
■■ wenn eine doppelte Haushaltsführung neu begründet oder beendet wird.
O
Der Bundesfinanzhof hat entschieden, dass berufliche Gründe im Ausnahmefall auch bei
einer Fahrzeitverkürzung von unter einer Stunde vorliegen können, z. B. wenn Sie den Weg A
zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte mehrmals am Tag zurücklegen müssen oder
durch den Umzug Ihren Arbeitsplatz leichter erreichen können (BFH vom 22.11.1991, VI R
77/89, BStBl II 1992 S. 494). B
Umgekehrt kann trotz einer Fahrzeitverkürzung von mehr als einer Stunde die berufliche
Veranlassung des Umzugs in Zweifel stehen, wenn der Arbeitnehmer seinen Arbeitsplatz vom
C
neuen Wohnort aus nur selten aufsucht (BFH vom 7.5.2015, VI R 73/13). Im Urteilsfall fuhr ein
Pilot nach dem Umzug nur 13-mal in 5 Monaten zu seinem neuen Einsatzflughafen. Daraus
wurde auf vorwiegend private Motive für den Umzug geschlossen. D
Tipp:
Auch wenn Ihr Umzug nicht beruflich bedingt ist, können Sie Kosten E
unter Umständen im Rahmen einer Steuerermäßigung für haushaltsnahe
Dienstleistungen geltend machen. Einzelheiten finden Sie im Kapitel „Steuerermä-
ßigungen“. F
Abziehbare Kosten G
In welcher Höhe Sie Umzugskosten als Werbungskosten absetzen können, richtet sich bei
Inlandsumzügen nach dem Bundesumzugskostengesetz bzw. bei Auslandsumzügen nach
der Auslandsumzugskostenverordnung. Darin ist geregelt, was ein vergleichbarer Bundes- H
beamter bei einer dienstlichen Versetzung (Abordnung) als Umzugskostenvergütung erhält.
Kosten für den Transport des Umzugsgutes
I
Zu den Kosten gehören insbesondere die Kosten für den Transport mit dem Möbelwagen,
Arbeitslöhne für Möbelpacker, Verpackungsmaterial, Transportschaden-Versicherungen
sowie den Aufbau von Möbeln. Aufwendungen für die Verpflegung von Helfern und Trinkgel-
J
der werden als sonstige Umzugskosten berücksichtigt (siehe weiter unten).
Führen Sie den Umzug in Eigenregie durch, können Sie für die Fahrtkosten mit dem eige-
nen Pkw die tatsächlichen Kosten oder die Reisekostenpauschale ansetzen (siehe Abschnitt K
„Auswärtstätigkeit“). Mieten Sie einen Transporter, können Sie die Mietzahlungen und
das Kilometergeld geltend machen. Auch der Lohn für Helfer und Kostenerstattungen an
Bekannte für den Einsatz des Pkws werden bei Nachweis anerkannt. L
Wird Ihr Umzugsgut beschädigt, zerstört oder geht es verloren, können Sie die Reparatur-
oder Wiederbeschaffungskosten ansetzen, soweit sie nicht durch Versicherungen erstattet M
werden. Nicht abzugsfähig sind Kosten der Zwischenlagerung von Möbeln.
Reisekosten am Umzugstag N
Reisen am Umzugstag werden wie eine Auswärtstätigkeit abgerechnet (Näheres siehe dort).
Sie können deshalb Fahrtkosten, Verpflegungsmehraufwendungen je nach Abwesenheit von
der alten Wohnung und Übernachtungskosten ansetzen. O
SteuerRatgeber 2022207
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
H Schalten Sie allerdings einen Makler für den Erwerb eines Eigenheims oder einer Eigentums-
wohnung ein, können Sie die Ausgaben nicht geltend machen. Diese zählen nämlich zu den
Anschaffungskosten der Immobilie und müssen die neu erworbene Immobilie abgeschrieben
I werden.
Kosten für Kochherde und Öfen
J Steuerlich absetzen können Sie Auslagen für einen Kochherd bis zu 230 Euro, wenn seine
Beschaffung beim Bezug der neuen Wohnung notwendig ist. Notwendig ist die Beschaffung
immer dann, wenn die alte Wohnung mit einem Kochherd vom Vermieter ausgestattet war, in
K der neuen Wohnung jedoch kein Kochherd vorhanden ist oder aufgrund der Umstellung von
Gas oder Kohle auf Strom das bisherige Gerät nicht verwendet werden kann.
Sofern die neue Wohnung eine Mietwohnung ist, werden unter den gleichen Voraussetzungen
L
auch die Auslagen für Öfen bis zu einem Betrag von 164 Euro für jedes Zimmer anerkannt.
Nachhilfe für die Kinder
M Als umzugsbedingte Werbungskosten können die Kosten für Schulbücher oder Umschu-
lungsgebühren, die durch den Schulwechsel der Kinder verursacht sind, abgesetzt werden.
Abziehbar sind auch Aufwendungen für den zusätzlichen, durch den Umzug bedingten
N Nachhilfeunterricht für die Kinder, allerdings nur bis zu einem bestimmten Höchstbetrag.
SteuerRatgeber 2022209
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Ist Alkoholgenuss ausschlaggebend für den Unfall, werden die Unfallkosten wegen der feh-
K lenden beruflichen Zielsetzung nicht anerkannt.
Abziehbare Kosten
L Zu den abzugsfähigen Aufwendungen gehören
■■ Reparaturkosten an Ihrem eigenen oder geliehenen Fahrzeug,
■■ Absetzungen für außergewöhnliche Abnutzung, wenn sich die Reparatur nicht
M
mehr lohnt oder die Reparatur nicht im Unfalljahr durchgeführt wird,
■■ Schadenersatzzahlungen an den Unfallgegner und an den Eigentümer des von Ihnen
geliehenen Fahrzeuges,
N
■■ Ausgaben für die Schadensbeseitigung an eigenen Sachen, soweit diese Gegen-
stände nicht aus privatem Anlass mitgeführt wurden; abzugsfähig sind insbesondere
O Reparaturkosten von Arbeitsmitteln; nicht abzugsfähig ist die Schadensbeseitigung
an Fotoapparaten und Skiausrüstungen,
■■ Selbstbeteiligung bei Vollkasko- und Teilkaskoversicherungen,
■■ Ausgaben für Sachverständige, Anwälte, Gerichtskosten,
P
■■ Zinsen für einen Kredit zur Finanzierung der Unfallkosten,
Tipp:
D
Als Nachweis des Unfallzeitpunktes und -herganges bieten sich die Vor-
lage des Unfallberichts der Polizei oder entsprechende Zeugenaussagen
beim Finanzamt an. E
SteuerRatgeber 2022211
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Achtung:
A Die Abschreibungsdauer von sechs bzw. fünf Jahren gilt nur für Neufahr-
zeuge. Bei einem Gebrauchtwagen können Sie von der kürzeren Restnut-
zungsdauer ausgehen.
B
Bei einer geringen Benutzung des Fahrzeugs – der BFH geht von einer jährlichen Fahr-
leistung von nicht mehr als 15.000 km aus – kann für die Abschreibungsberechnung
C auch eine Nutzungsdauer von acht Jahren angesetzt werden.
D Ist bei unterlassener Reparatur das beschädigte Fahrzeug wegen Ablaufs der Nutzungs-
dauer bereits abgeschrieben, kann keine Absetzung für außergewöhnliche Abnutzung mehr
angesetzt werden. Auch der Unterschiedsbetrag zwischen den Zeitwerten des Fahrzeugs
E vor und nach dem Unfall darf dann nicht als Werbungskosten abgezogen werden (BFH vom
21.8.2012, VIII R 33/09, BStBl II 2013 S. 171).
Wurden die Fahrtkosten bisher mit den tatsächlichen Kosten angesetzt (z. B. bei Dienst-
F
reisen oder bei Behinderten), ergibt sich der steuerliche Buchwert vor dem Unfall aus den
bisherigen Berechnungen der tatsächlichen Kosten. Haben Sie hingegen Ihre Fahrtkosten
lediglich mit der Reisekosten- oder Entfernungspauschale steuerlich geltend gemacht, ist
G
für jedes Jahr der Inanspruchnahme der Pauschalen eine fiktive Abschreibung zu ermitteln.
Ersatzleistungen
H Ersatzleistungen, zum Beispiel von Versicherungen, dem Arbeitgeber oder dem Unfallgegner,
mindern die abzugsfähigen Kosten.
I Erstattungen des Arbeitgebers sind steuerfrei, wenn sich der Unfall auf Fahrten ereignet, die
wie eine Auswärtstätigkeit abgerechnet werden können. Dazu gehören dienstliche Fahrten,
Fahrten im Rahmen der doppelten Haushaltsführung, Fahrten im Rahmen einer Einsatzwech-
J seltätigkeit und berufliche Umzugsfahrten.
Ereignet sich der Unfall auf der Fahrt zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte, sind
K die Erstattungen des Arbeitgebers steuerpflichtig. Sie können jedoch mit 15 % pauschal ver-
steuert werden. Ereignet sich der Unfall auf anderen privaten Fahrten, ist die Erstattung des
Arbeitgebers voll als Arbeitslohn zu versteuern.
L
SteuerRatgeber 2022213
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Behinderte, die für die Fahrten von der Wohnung zur ersten Tätigkeitsstätte anstelle der Ent-
fernungspauschale ihre tatsächlichen Kfz-Kosten ansetzen dürfen, müssen die Abschrei- O
bung um erhaltene Zuschüsse nach der Kraftfahrzeughilfe-Verordnung kürzen (BFH vom
14.6.2012, VI R 89/10, BStBl II 2012 S. 835).
P
SteuerRatgeber 2022215
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Beispiel:
G Herr Zimmer ermittelt als Gesamtkosten für seinen Pkw 5.000 Euro. Seine
insgesamt im Jahr gefahrenen Kilometer belaufen sich auf 10.000 km. Sein
Kilometerkostensatz beträgt damit 0,50 Euro/km (5.000 Euro / 10.000 km).
H
Sie müssen dem Finanzamt grundsätzlich alle Kosten durch Belege nachweisen.
I Tipp:
Aus Vereinfachungsgründen lässt das Finanzamt jedoch zu, dass Sie den
Kilometerkostensatz einmalig für 12 Monate berechnen. Solange sich die
J Verhältnisse nicht wesentlich ändern, können Sie den Kilometersatz auch für die
folgenden Jahre anwenden.
K
Verhältnisänderungen liegen beispielsweise vor, wenn sich die Gesamtfahrleistung wesent-
lich ändert oder bisher angesetzte Abschreibungen nach Ablauf der Abschreibungsdauer
L wegfallen.
Der ADAC ermittelt in jedem Jahr die Kilometerkosten aller gängigen Autotypen. Bevor Sie
sich zum Nachweis der tatsächlichen Kosten entscheiden, sollten Sie dort die durchschnitt-
M lichen Kilometerkosten für Ihren Fahrzeugtyp erfragen. Liegen diese über der Reisekosten-
pauschale, fahren auch Sie aller Voraussicht nach mit dem Einzelnachweis besser.
Beispiel: B
Herr Zimmer aus dem obigen Beispiel fährt berufsbedingt 6.000 km im
Jahr. Er errechnet seine absetzbaren Fahrtkosten wie folgt: 6.000 km
C
berufliche Fahrten * Kilometersatz von 0,50 Euro/km = 3.000 Euro absetzbare
Fahrtkosten
D
SteuerRatgeber 2022217
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
Werbungskosten
Hinzu kommt noch der Solidaritätszuschlag von 5,5 % auf die Abgeltungsteuer. Eine Null-
zone bzw. einen Übergangsbereich für einen Null-Zuschlag bzw. geminderten Zuschlag gibt K
es hier nicht.
Beispiel: L
Frau Hartmann hat bei ihrer Sparkasse 1.000 Euro Zinsen aufs Sparbuch
erhalten. Ist ihr Sparer-Pauschbetrag bereits mit anderen Kapitalerträgen
ausgeschöpft, werden 25 % Abgeltungsteuer, 5,5 % Solidaritätszuschlag und Kir- M
chensteuer von annahmegemäß 9 % fällig. Die Abgeltungsteuer beträgt gemäß der
Formel 1.000 Euro / (4 + 0,09) = 244,50 Euro. Hinzu kommt noch der Solidaritäts-
zuschlag von 13,44 Euro (244,50 Euro x 0,055) und die Kirchensteuer von 22 Euro N
(244,50 Euro x 0,09). Netto übrig bleiben 720,06 Euro.
SteuerRatgeber 2022219
Einkünfte aus Kapitalvermögen
Ablauf des Besteuerungsverfahrens
C
1.2 Der Kapitalertragsteuerabzug
Wer die Abgeltungsteuer einbehält
D Von den Kapitalerträgen behält die auszahlende Stelle (z. B. Bank, Fondsgesellschaft, Ver-
sicherungsgesellschaft) bzw. der Schuldner der Kapitalerträge (z. B. GmbH) grundsätzlich
25 % Abgeltungsteuer ein. Seit 2012 erfolgt der Abgeltungsteuerabzug auf Dividenden nicht
E mehr durch die AGs, sondern durch die inländischen Depotbanken. Diesen Steuerabzug an
der Quelle bezeichnet das Gesetz als Abzug von Kapitalertragsteuer.
F Die Abgeltungsteuer wird also bereits bei Auszahlung von Zinsen, Dividenden und Kursge-
winnen in Form der gleich hohen Kapitalertragsteuer einbehalten. Die auszahlende Stelle
bzw. der Schuldner errechnen die Höhe der abzuführenden Kapitalertragsteuer anhand der
G gesetzlichen Berechnungsformel (siehe oben).
Der Kapitalertragsteuerabzug ist bei im Privatvermögen gehaltenen Kapitalanlagen seit dem
Jahr 2009 in der Regel steuerabgeltend (Abgeltungsteuer), sodass die Kapitalerträge nicht
H
mehr in der Einkommensteuererklärung anzugeben sind. Dies gilt allerdings nicht, wenn die
Kapitalerträge dem progressiven Steuertarif unterliegen (z. B. Auszahlung aus einer steuer-
I begünstigten Kapitallebensversicherung). Dann ist die Kapitalertragsteuer nur eine Steuer-
vorauszahlung auf die Einkommensteuer.
Achtung:
J
Befindet sich der Schuldner (z. B. AG) bzw. die ausländische Zahlstelle (z. B.
Bank) im Ausland, wird keine Kapitalertragsteuer einbehalten. In diesem Fall
K sind die steuerpflichtigen Kapitalerträge unbedingt in der Steuererklärung anzugeben.
Der Kapitalertragsteuerabzug unterbleibt auch, wenn dem Kreditinstitut bis zur Auszahlung
L der Erträge eine Nichtveranlagungsbescheinigung (NV-Bescheinigung) vorgelegt oder ein
Freistellungsauftrag erteilt wird.
M Kirchensteuer
Wird mit dem Steuerabzug auch die Kirchensteuer einbehalten (Kirchenkapitalertragsteuer),
ermäßigt sich der Abgeltungsteuersatz um ein Viertel der auf die Kapitalerträge entfallenden
N Kirchensteuern. Diese Kirchensteuer-Ermäßigung ist in der Berechnungsformel für die Abgel-
tungsteuer (siehe vorheriger Abschnitt) bereits eingebaut.
Einzelheiten zum Abzug der Kirchenkapitalertragsteuer finden Sie im Kapitel „Einkommen-
O
steuererklärung“ im Abschnitt „Wann ist Kirchensteuer auf Kapitalerträge festzusetzen?“.
Solidaritäts- Gesamt
Kirchensteuerpflicht Steuerabzug Kirchensteuer
zuschlag belastung A
ohne Kirchensteuereinbehalt 25 % 5,5 % – 26,375 %
bei einem Kirchensteuersatz von 8 % 24,509 % 5,5 % 8% 27,819 %
bei einem Kirchensteuersatz von 9 % 24,45 % 5,5 % 9% 27,995 % B
Die Abgeltungsteuer beträgt somit bei einem Kirchensteuersatz von 9 % statt 25 % nur
24,45 %. Zuzüglich Solidaritätszuschlag werden damit rund 28 % Steuern von den Kapital- C
erträgen einbehalten.
Ausländische Quellensteuer D
Dem Abgeltungsteuerabzug unterliegen die vollen Kapitalerträge nach Abzug der anrechen-
baren ausländischen Quellensteuer. Die Quellensteuer muss die Bank bereits beim Einbehalt
der Kapitalertragsteuer von dieser abziehen. Das ist ebenfalls wie die Kirchensteuerermäßi- E
gung bereits in der Berechnungsformel mit eingebaut über das Kürzel „q“ im Zähler.
Bemessungsgrundlage F
Die Kapitalertragsteuer (Abgeltungsteuer) bemisst sich nach den Bruttoerträgen ohne jede
Kürzung (Bruttozinsen, Bruttodividenden). Bei Veräußerungen wird die Differenz zwischen
Veräußerungserlös (Verkaufspreis bzw. Rücknahmeerlös) und Transaktionskosten (Makler- G
courtage usw.) sowie Anschaffungskosten (Kaufpreis inkl. Nebenkosten) besteuert.
Sind der Bank bei Wertpapierveräußerungen die Anschaffungskosten nicht bekannt, muss
H
eine Ersatzbemessungsgrundlage herangezogen werden. Diese beträgt 30 % des Veräu-
ßerungserlöses und führt damit in der Regel zu einem überhöhten Einbehalt von Kapital-
ertragsteuer.
I
Tipp:
Im Rahmen der Einkommensteuererklärung (Ausübung des Wahlrechts:
J
„Überprüfung des Steuereinbehalts für bestimmte Kapitalerträge“) können
Sie die tatsächlichen Anschaffungskosten nachweisen. Die Abgeltungsteuer wird
dann neu berechnet und entsprechend korrigiert. K
Verlustverrechnung
L
Verluste im Rahmen von Kapitalerträgen werden bereits beim Steuerabzug verrechnet,
soweit die Banken sie kennen. Wegen bestimmter Abzugsbeschränkungen bilden die Ban-
ken hierbei verschiedene Verlustverrechnungstöpfe, da Verluste aus Aktien und solche aus M
anderen Wertpapieren getrennt voneinander verrechnet werden müssen.
Einzelheiten zur Verlustverrechnung bei Kapitalvermögen durch die Banken lesen Sie im
Kapitel „Verlustverrechnung“. N
SteuerRatgeber 2022221
Einkünfte aus Kapitalvermögen
Ablauf des Besteuerungsverfahrens
1.3 Sparer-Pauschbetrag
A Seit 2009 bleiben Kapitalerträge in Höhe des Sparer-Pauschbetrags abgeltungssteuerfrei (§
20 Abs. 9 EStG). Negative Kapitaleinkünfte können sich durch Abzug des Pauschbetrages
nicht ergeben.
B
Info:
Der Sparer-Pauschbetrag beträgt pro Jahr 801 Euro für Ledige bzw. 1.602
C Euro für zusammen veranlagte Verheiratete/Lebenspartner.
Mit einem Freistellungsauftrag sichern Sie sich die Berücksichtigung des Pauschbetrages
D
bereits beim Kapitalertragsteuerabzug durch Ihr Kreditinstitut (siehe Abschnitt „Freistellungs-
auftrag“).
E
1.4 Abzugsverbot für Werbungskosten
F Ein Abzug von mit Kapitalerträgen zusammenhängenden Ausgaben (z. B. Depotgebühren,
Kreditzinsen, Kosten für Fahrten zur Hauptversammlung, Kosten für Fachliteratur) als Wer-
bungskosten ist seit 2009 nicht mehr möglich. Die Werbungskosten sind nämlich laut § 20
G Abs. 9 EStG mit dem Sparer-Pauschbetrag abgegolten. Es sind nur noch Transaktionskos-
ten bei Wertpapierveräußerungen absetzbar, z. B. die Maklercourtage und 50 % der Vermö-
gensverwaltungsgebühr der Bank, wenn in dieser ein pauschaler Transaktionskostenanteil
H für den Wertpapierumsatz enthalten ist („all-in-fee“).
Der Bundesfinanzhof hat dieses Abzugsverbot für Werbungskosten, die den Sparer-Pausch-
betrag übersteigen, in mehreren Entscheidungen leider für verfassungsgemäß erklärt (BFH
I
vom 12.1.2016, IX R 48/14; vom 9.6.2015, VIII R 12/14; vom 28.1.2015, VIII R 13/13; vom
2.12.2014, VIII R 34/13, bestätigt durch BVerfG vom 24.3.2016, 2 BvR 878/15).
J
1.5 Die Anlage KAP
Die Abgeltungsteuer auf die Kapitaleinkünfte in Höhe von 25 %, die von den Kreditinstituten
K
bereits während des Jahres bei Gutschrift der Zinsen, Dividenden und Veräußerungsgewinne
als sog. Kapitalertragsteuer einbehalten wird, hat abgeltende Wirkung. Das bedeutet, dass
in der Regel die Anlage KAP im Rahmen der Einkommensteuererklärung nicht mehr aus-
L
gefüllt werden müsste.
Jedoch gibt es etliche Ausnahmen von dieser Regel, sodass doch eine Abgabe der Anlage
M KAP erforderlich wird. Die nachfolgende Übersicht zeigt, wann die Anlage KAP abzugeben ist
bzw. abgegeben werden sollte und welche Zeilen im Formular abhängig vom Abgabegrund
auszufüllen sind. Sie können zum Ausfüllen der Anlage KAP die Angaben in der Steuer-
N bescheinigung Ihres Kreditinstituts übernehmen. Seit 2017 müssen Sie die Bescheinigung
Ihrem Finanzamt nur noch auf Verlangen vorlegen, da die darin enthaltenen Beträge elekt-
ronisch an das Finanzamt übermittelt werden. Stimmen die Beträge in der Steuerbescheini-
O
gung zu Ihrem Nachteil nicht, so tragen Sie die Ihrer Meinung nach richtigen Beträge in der
rechten Korrekturspalte der Anlage KAP ein und erläutern dem Finanzamt Ihre Berechnung
gesondert.
P
SteuerRatgeber 2022223
Einkünfte aus Kapitalvermögen
Ablauf des Besteuerungsverfahrens
Beispiel:
C
Gustav Müller hat im Juli 2021 Aktien im Wert von 5.000 Euro verkauft.
Die Anschaffungskosten betrugen 3.000 Euro, der Kauf erfolgte im Januar
2021. Beim Kauf sind Nebenkosten in Höhe von 500 Euro angefallen, beim Verkauf
D
Transaktionskosten in Höhe von 200 Euro. Das Kreditinstitut hat für die Abgeltung-
steuer einen Veräußerungsgewinn ermittelt von 2.000 Euro (5.000 Euro – 3.000
E Euro) ohne Berücksichtigung der Nebenkosten.
Der korrigierte Betrag lautet auf 1.300 Euro [(5.000 Euro – 200 Euro) abzüglich
(3.000 Euro + 500 Euro)]. In der Spalte „Beträge lt. Steuerbescheinigung“ sind ein-
F zutragen 2.000 Euro (Zeilen 7, 8), in der Spalte „korrigierter Betrag“ 1.300 Euro
(Zeilen 7, 8) und in der Zeile 16 der in Anspruch genommene Sparer-Pauschbetrag
in Höhe von 801 Euro.
G
Tipp:
Der Antrag ist sinnvoll, wenn der individuelle Grenzsteuersatz unter 25 % A
liegt. Der Grenzsteuersatz von 25 % wird 2021 erreicht bei einem zu ver-
steuernden Einkommen von 17.250 Euro bei Ledigen und 34.500 Euro bei Zusam-
menveranlagten. Die Günstigerprüfung lohnt sich also bei einem geringeren oder B
leicht höheren zu versteuernden Einkommen. Dann kann für Ruheständler auch
der Altersentlastungsbetrag auf die Kapitaleinkünfte berücksichtigt werden. Den
Härteausgleich, d. h. Steuerfreiheit für Nebeneinkünfte bis 410 Euro und ermäßigte C
Steuer bis 820 Euro, gibt es für Kapitaleinkünfte im Rahmen der Günstigerprüfung
nicht.
D
Vom Finanzamt muss bei der Günstigerprüfung nicht nur die Einkommensteuer, sondern
auch der Solidaritätszuschlag und die Kirchensteuer mit einbezogen werden, damit es E
nicht trotz negativ ausgefallener Günstigerprüfung zu diesbezüglichen Nachzahlungen kom-
men kann.
F
Achtung: Haben Sie bei Abgabe Ihrer Steuererklärung den Antrag auf die Günstigerprüfung
vergessen, so können Sie den Antrag nur innerhalb der einmonatigen Einspruchsfrist für den
Steuerbescheid noch nachholen (BFH vom 12.5.2015, VIII R 14/13, BStBl II 2015 S. 806).
G
Denn wenn Ihr Steuerbescheid wegen Fristablaufs bestandskräftig geworden ist, ist eine
Änderung grundsätzlich nicht mehr möglich. Ausnahme: Sie haben vom Finanzamt einen
Änderungsbescheid mit einer niedrigeren Einkommensteuer erhalten, sodass sich die Güns- H
tigerprüfung nun positiv auswirkt (BFH vom 14.7.2020, VIII R 6/17, BStBl II 2021 S. 92).
SteuerRatgeber 2022225
Einkünfte aus Kapitalvermögen
Ablauf des Besteuerungsverfahrens
E 1.8 Freistellungsauftrag
Mit dem Freistellungsauftrag erteilen Sie Ihrer Bank den Auftrag, von Kapitalerträgen bis zur
Höhe des Ihnen zustehenden Sparer-Pauschbetrages (801 Euro bei Ledigen bzw. 1.602
F Euro bei Verheirateten/eingetragenen Lebenspartnern) keinen Kapitalertragsteuerabzug
vorzunehmen.
G Der Auftrag erfolgt befristet oder unbefristet ohne Mitwirkung des Finanzamtes auf bankspe-
zifischen Formularen. Sie müssen den Freistellungsauftrag nicht persönlich unterschreiben,
sondern können sich auch vertreten lassen. Aufträge sind nur wirksam, wenn Sie Ihrer Bank
H Ihre Identifikationsnummer mitteilen.
Achtung:
I Der Freistellungsauftrag kann auch online erteilt werden – wenn dies das Kre-
ditinstitut vorsieht. Die Unterschrift wird dabei durch die Transaktionsnummer
ersetzt.
J
Erteilen Sie Ihrer Bank erst nach dem Abzug von Kapitalertragsteuer im gleichen Jahr einen
Freistellungsauftrag, muss die Bank bis zur Ausstellung ihrer Steuerbescheinigung Ihnen die
K einbehaltenen Steuern wieder erstatten (§ 44b Abs. 5 Satz 3 EStG).
Stellen Ehepaare/eingetragene Lebenspartner einen gemeinsamen Freistellungsauftrag,
L muss der im Online-Formular Erstgenannte versichern, dass der andere Partner ihn bevoll-
mächtigt hat, den gemeinsamen Freistellungsauftrag zu erteilen oder zu ändern. Das Bank-
institut muss den anderen Partner schriftlich benachrichtigen und ihm eine Kopie des Frei-
M stellungsauftrags zusenden.
Sie können mehreren Banken gleichzeitig unterschiedliche Freistellungsaufträge erteilen.
N Insgesamt darf jedoch das Auftragsvolumen die Höchstgrenze des Sparer-Pauschbetrages
nicht überschreiten.
Freistellungsaufträge können jederzeit bis zur Höhe des nicht ausgenutzten Freibetrages
O geändert werden, jedoch ohne Rückwirkung. Bei einer verspäteten Einreichung nach bereits
erfolgter Auszahlung des Kapitalertrags darf die Bank Ihnen die zu viel einbehaltene Kapital-
ertragsteuer erstatten.
P
Mit dem Tode des Kontoinhabers oder zum Zeitpunkt der Heirat werden die bisher erteil-
ten Freistellungsaufträge unwirksam. Um den Kapitalertragsteuerabzug zu vermeiden, müs- A
sen Sie also neue Freistellungsaufträge erteilen. Unbeschränkt steuerpflichtige Verheiratete/
Lebenspartner können nur einen gemeinsamen Freistellungsauftrag erteilen, auch wenn die
Einzelveranlagung gewählt wird. B
Der gemeinsam erteilte Freistellungsauftrag von Ehegatten/Lebenspartnern bleibt jedoch
wirksam bei der Trennung vom Partner. Mit dem Tode eines Partners verliert der gemeinsame
C
Freistellungsauftrag seine Wirkung für alle Konten, die auf den Namen des Verstorbenen oder
auf den Namen beider Partner lauten. Der Freistellungsauftrag bleibt gültig bis zum Jahres-
ende für Konten, die nur auf den Namen des nicht verstorbenen Partners lauten. Gemeinsam D
erteilte Freistellungsaufträge sind unwirksam ab dem Zeitpunkt, ab dem die Bank von einer
Scheidung erfährt.
Erteilt ein Partner im Jahr der Eheschließung/Verpartnerung seiner Bank für sein Konto E
einen gemeinsamen Freistellungsauftrag, verdoppelt sich das Freistellungsvolumen für die-
ses Konto. Die Bank darf dann die zuvor zu viel einbehaltene Kapitalertragsteuer erstatten.
F
Achtung:
Freistellungsaufträge können nicht für Konten erteilt werden, die auf den
Namen mehrerer Personen lauten, z. B. Erbengemeinschaften oder Woh- G
nungseigentümergemeinschaften (Ausnahme: Ehegattenkonten). Der Kapitalertrag-
steuerabzug kann in diesem Fall nicht verhindert werden. Der Abzug von Kapital-
H
ertragsteuer durch Genossenschaften kann aber vermieden werden, wenn ihr ein
Freistellungsauftrag erteilt wird.
I
Von Kapitalerträgen, die lose Personenzusammenschlüsse erzielen, braucht auch ohne
Freistellungsauftrag aus Vereinfachungsgründen kein Steuerabzug vorgenommen werden.
Das gilt etwa für Stammtische, Schulklassen, Kegelklubs u.Ä., wenn mindestens sieben Mit- J
glieder vorhanden sind und das Konto neben dem Namen des Kontoinhabers einen Zusatz
enthält, der auf den Personenzusammenschluss hinweist. Ferner dürfen die Kapitalerträge
höchstens 10 Euro vervielfältigt mit der Anzahl der Mitglieder, maximal jedoch 300 Euro im K
Jahr betragen (BMF vom 22.12.2009, BStBl I 2010 S. 94 Rz. 291). Für Elternbeiräte, Personal-
vertretungen und ähnlichen Mitbestimmungsorganen gilt das Gleiche (OFD Frankfurt vom
9.3.2012, DB 2012 S. 1938). L
Auch für ein Grabpflegekonto dürfen der Erbe, der Testamentsvollstrecker oder das mit der
Führung des Kontos beauftragte Kreditinstitut einen Freistellungsauftrag für die anfallenden M
Zinsen erteilen oder eine NV-Bescheinigung beantragen, wenn das Konto auf den Namen
des Zweckvermögens „Grabpflegekonto XY“ lautet. Eine Erstattung einbehaltener Abgel-
tungsteuer ist über eine Körperschaftsteuererklärung möglich. N
1.9 Nichtveranlagungsbescheinigung
O
Den Kapitalertragsteuerabzug können Sie insgesamt vermeiden, wenn Sie Ihrem Kreditins-
titut eine Nichtveranlagungsbescheinigung vorlegen. Diese NV-Bescheinigung beantragen
Sie auf einem amtlichen Formular bei Ihrem Finanzamt. P
SteuerRatgeber 2022227
Einkünfte aus Kapitalvermögen
Ablauf des Besteuerungsverfahrens
2 Einnahmen
A
2.1 Kapitalerträge, die dem Abgeltungsteuerabzug unterliegen
2.2 Kapitalerträge, die nicht dem Abgeltungsteuerabzug unterliegen
2.3 Kapitalerträge, die der tariflichen Einkommensteuer unterliegen B
2.4 Besteuerung von Anteilen an Investmentfonds
2.5 Erträge aus Beteiligungen an Gemeinschaften
C
2.1 Kapitalerträge, die dem Abgeltungsteuerabzug unterliegen
Die meisten Kapitalerträge unterliegen ab dem Jahr 2009 dem festen Steuersatz von 25 %. D
Die Steuer wird in der Regel durch einen Einbehalt von Kapitalertragsteuer durch die Kre-
ditinstitute in gleicher Höhe erhoben (sog. Abgeltungsteuer).
E
Unterbleibt der Steuerabzug aufgrund eines Freistellungsauftrages oder einer Nichtveranla-
gungsbescheinigung, gehören die Kapitalerträge weiterhin zu den Kapitalerträgen, „die dem
Steuerabzug unterlegen haben“. Dieser Terminus taucht in der Anlage KAP Seite 1 auf. F
Zu den kapitalertragsteuerpflichtigen Erträgen gehören insbesondere
■■ Dividenden und ähnliche Erträge aus Aktien, wenn sich die auszahlende Stelle im G
Inland befindet;
■■ Zinsen aus Guthaben und Einlagen, wenn sie bei einer inländischen Bank unterhalten
werden; das gilt auch für Zinsen auf rückerstattete Bankgebühren. Negative Einlagen- H
zinsen sind mit dem Sparer-Pauschbetrag abgegolten (BMF vom 19.2.2021, BStBl. I
2021 S. 296);
■■ Zinsen aus Bausparguthaben zur Finanzierung selbst genutzten Wohneigentums, I
außer bei einem zertifizierten Riester-Bausparvertrag oder wenn Sie einen Kredit zur
Auffüllung bzw. Vorfinanzierung des Bausparvertrages aufgenommen haben;
■■ Zinsen aus verzinslichen Wertpapieren (Anleihen), wenn sich die auszahlende Stelle J
im Inland befindet;
■■ Erträge aus Investmentfonds (ausgeschüttete und thesaurierte Erträge);
■■ Zinsen und Erträge aus Wandelanleihen und Gewinnobligationen, wenn sich die K
auszahlende Stelle im Inland befindet;
■■ Erträge aus Lebensversicherungen, die nicht steuerbegünstigt sind (gilt z. B. für die
rechnungsmäßigen und außerrechnungsmäßigen Zinsen aus vor 2005 abgeschlos- L
senen Kapitallebensversicherungen und Rentenversicherungen mit Kapitalwahlrecht,
wenn die Bedingungen für den Sonderausgabenabzug der Beiträge nicht erfüllt sind,
M
siehe Kapitel „Sonderausgaben“. Anderenfalls ist die Kapitalauszahlung steuerfrei;
■■ Gewinne aus einer unternehmerischen Beteiligung, wenn der Antrag auf Anwen-
dung des progressiven Steuersatzes nicht gestellt wurde;
N
■■ Einnahmen aus einer stillen Beteiligung oder einem partiarischen Darlehen, auch
von realisierbaren Scheinrenditen aus einem Schneeballsystem (BFH vom 29.9.2020,
VIII R 17/17, DStR 2021 S. 1163); O
SteuerRatgeber 2022229
Einkünfte aus Kapitalvermögen
Einnahmen
■■ Gewinne aus Aktienveräußerungen, wenn die Aktien bei einem inländischen Kredi-
A tinstitut verwahrt oder verwaltet werden oder die Veräußerung von einem inländischen
Kreditinstitut abgewickelt wurde;
■■ Gewinne aus der Veräußerung von sonstigen Wertpapieren, wenn die Wertpapiere
B bei einem inländischen Kreditinstitut verwahrt oder verwaltet werden oder die Veräuße-
rung von einem inländischen Kreditinstitut abgewickelt wurde. Zu den sonstigen Kapi-
talanlagen gehören z. B. Investmentanteile, festverzinsliche Wertpapiere (Anleihen),
C Wandelanleihen oder Gewinnobligationen, Zertifikate und Optionsscheine (BMF vom
3.6.2021, BStBl I 2021 S. 723, Rz. 9);
■■ Gewinne aus Termingeschäften (z.B. Optionen, Futures, Forwards, Swaps, Devisen-
D termingeschäfte) und aus der Veräußerung eines als Termingeschäft ausgestalteten
Finanzinstruments (z.B. Contracts for Difference = CFDs);
■■ Stillhalterprämien bei Optionsgeschäften.
E ■■ Gewinne aus der Veräußerung von zugeteilten Bezugsrechten, da zugeteilte Bezugs-
rechte mit Anschaffungskosten von null eingebucht werden. Die Bezugsrechtsaus-
übung, wodurch junge Aktien bezogen werden, ist keine Veräußerung des Bezugs-
F
rechts. Bei Veräußerung der jungen Aktien mindert der Wert der Bezugsrechte den
Veräußerungserlös nicht, da die Bezugsrechte ohne Anschaffungskosten eingebucht
werden (eine Ausnahme gilt bei vor 2009 gekauften Altaktien).
G
Ein Verlust aus der vorzeitigen Veräußerung einer vor 2005 abgeschlossenen fondsgebun-
denen Lebensversicherung ist steuerlich zu berücksichtigen (BFH vom 14.3.2017, VIII R
H 38/15, DStR 2017 S. 1867), ebenso ein Verlust aus dem Rückkauf einer nach 2004 abge-
schlossenen Sterbegeldversicherung (BFH vom 14.3.2017, VIII R 25/14, DStR 2017 S. 1870).
I Ein Gewinn aus der Einlösung oder dem Verkauf von Xetra-Gold-Anleihen zählt nicht zu
den Kapitalerträgen (BFH vom 12.5.2015, VIII R 19/14, VIII R 35/14, VIII R 4/15, BStBl II 2015
S. 834, 835). Der Erwerb und der Verkauf der Anleihe ist ein privates Veräußerungsgeschäft
J nach § 23 EStG. Wird die Anleihe vom Inhaber jedoch eingelöst, erhält er das Gold. Dieser
Tausch ist keine Veräußerung der Anleihe gegen Gold und damit unabhängig von der Halte-
frist steuerfrei (BFH vom 6.2.2018, IX R 33/17, BStBl II 2018 S. 525). Wird das erhaltene Gold
K innerhalb eines Jahres seit dem Anleihekauf wieder veräußert, ist ein Gewinn nach § 23 EStG
steuerpflichtig.
L Ein privates Veräußerungsgeschäft liegt auch bei Kündigung einer Beteiligung in einen Gold-
ETC vor, wenn ein Anspruch des Anlegers auf Auslieferung des Goldes besteht (BFH vom
16.6.2020, VIII R 7/17, BStBl II 2021 S. 9).
M Achtung:
Der Verlust aus dem entschädigungslosen Einzug von Aktien einer aufgelösten insolven-
N ten AG ist zum Zeitpunkt der Ausbuchung der Aktien aus dem Depot steuerlich geltend zu
machen bzw. – falls früher geschehen – im Jahr des Löschens der AG aus dem Handels-
register (BFH vom 17.11.2020, VIII R 20/18, BStBl II 2021 S. 378). Die frühere Auffassung der
O Finanzverwaltung, dass bei einer Veräußerung der Veräußerungspreis die Transaktionskosten
(Veräußerungskosten) übersteigen muss, da sonst ein Veräußerungsverlust steuerlich nicht
anerkannt wird, ist nach einem anderslautenden BFH-Urteil nicht mehr aktuell (BMF vom
P 3.6.2021, BStBl I 2021 S. 723 Tz. 59).
Achtung:
Gewinne bzw. Verluste aus der Veräußerung von Aktien oder sonstigen Wert- A
papieren gehören nur dann zu den Einkünften aus Kapitalvermögen, wenn die
veräußerten Wertpapiere nach dem 31.12.2008 erworben wurden.
B
Bei Kauf vor dem 1.1.2009 gelten die Regelungen für private Veräußerungsgeschäfte, ins-
besondere die einjährige Spekulationsfrist, die längst abgelaufen ist. Einzelheiten dazu finden
C
Sie im Kapitel „Übrige Einkünfte“.
Für die folgenden Verluste gibt es eine Obergrenze von 20.000 Euro pro Jahr bei der Ver-
rechnung, wobei nicht verrechnete Verluste nur über die Einkommensteuererklärung vorge- D
tragen werden dürfen:
■■ Ab 2020 Verluste aus der ganzen oder teilweisen Uneinbringlichkeit einer Kapitalforde- E
rung (z. B. private Darlehen), aus der Ausbuchung wertloser Wertpapiere (z. B. Aktien)
oder deren Übertragung auf einen Dritten oder aus einem sonstigen Ausfall von Kapi-
talanlagen (z. B. Optionsscheine) gemäß § 20 Abs. 6 Satz 6 EStG. Diese Verluste sind F
verrechenbar mit allen übrigen positiven Kapitalerträgen;
■■ Ab 2021 Verluste aus Termingeschäften, durch die der Anleger einen Differenzausgleich
oder einen durch den Wert einer veränderlichen Bezugsgröße (z.B. Index) bestimmten G
Geldbetrag oder Vorteil erlangt, und aus der Veräußerung eines als Termingeschäft
ausgestalteten Finanzinstruments (z.B. CFD) gemäß § 20 Abs. 6 Satz 5 EStG. Diese
Verluste sind ab 2021 nur mit Termingeschäftsgewinnen und mit Stillhalterprämien aus H
Optionsgeschäften verrechenbar.
Bei Anfall der genannten Verluste besteht die Pflicht zur Abgabe der Anlage KAP, da die I
Banken die Verlustbegrenzung nicht kontrollieren können, wenn ein Bankkunde entspre-
chende Verluste auch bei anderen Banken erzielt hat. In der Anlage KAP sind dafür die Zeilen
9, 14 und 15 (bei erfolgtem Abzug von Kapitalertragsteuer) bzw. 21, 24 und 25 (ohne Abzug J
von Kapitalertragsteuer) vorgesehen.
K
2.2 Kapitalerträge, die nicht dem Abgeltungsteuerabzug unterliegen
Befindet sich die auszahlende Stelle bzw. der Schuldner der Kapitalerträge im Ausland oder
handelt es sich beim Schuldner nicht um ein Kreditinstitut, wird keine Kapitalertragsteuer L
einbehalten. Wenn diese Erträge nach § 32d EStG abgeltungsteuerpflichtig sind, müssen
sie in der Einkommensteuererklärung, Anlage KAP, Zeilen 18 bis 26 erklärt werden. Das ist
nur dann nicht erforderlich, wenn Ihre gesamten in- und ausländischen Kapitalerträge den M
steuerfreien Sparer-Pauschbetrag nicht überschreiten.
SteuerRatgeber 2022231
Einkünfte aus Kapitalvermögen
Einnahmen
Die den Altaktionären bei der Abspaltung einer inländischen Aktiengesellschaft i. S. des § 123
UmwStG oder bei einem vergleichbaren ausländischen Vorgang kostenlos zugeteilten Aktien A
der neuen Gesellschaft (sogenannte Spin-off-Aktien) sind steuerfrei. Es gelten die Regelun-
gen zum steuerfreien Aktientausch entsprechend (§ 20 Abs. 4a Satz 7 EStG). Eine zusätzlich
gewährte Gegenleistung ist als Spin-off-Dividende abgeltungsteuerpflichtig. B
Achtung: E
Auch wenn von diesen Erträgen ein Steuerabzug vorgenommen wurde, gehö-
ren sie nicht zu den Kapitalerträgen, die dem Steuerabzug unterlegen haben.
Sie sind deshalb nicht in den Zeilen 7 bis 15 der Anlage KAP zu erfassen, sondern in F
den Zeilen 27 bis 34.
G
Erträge aus steuerlich begünstigten Lebensversicherungen (Vertragsabschluss ab 2005)
Bei Kapitallebensversicherungen und Rentenversicherungen mit Kapitalwahlrecht, die nach
dem 31.12.2004 abgeschlossen wurden und eine Mindestvertragslaufzeit von 12 Jahren H
haben, wird nur die Hälfte der Differenz zwischen der Kapitalauszahlung und der Summe der
eingezahlten Beiträge mit dem individuellen Steuersatz nach dem Grund- oder Splittingtarif
versteuert. Die Anwendung des Steuersatzes von 25 % würde nämlich zu einem endgültigen I
Steuersatz von nur 12,5 % führen, der niedriger als der tarifliche Eingangssteuersatz von der-
zeit 14 % ist. Ein Verlust am Ende der Mindestlaufzeit der Versicherung kann mit anderen
positiven Kapitalerträgen verrechnet werden. J
SteuerRatgeber 2022233
Einkünfte aus Kapitalvermögen
Einnahmen
■■ Gläubiger und Schuldner der Kapitalerträge aus stiller Gesellschaft oder aus Darle-
A hensvergabe einander nahestehende Personen sind, soweit die gezahlten Erträge (z. B.
Darlehenszinsen) beim Schuldner als Werbungskosten oder Betriebsausgaben absetz-
bar sind (etwa wegen Verwendung des Darlehens zum Kauf einer Mietwohnung oder
B für den eigenen Betrieb) oder
■■ der Darlehensgeber an der darlehensnehmenden Kapitalgesellschaft zu mindestens
10 % beteiligt ist.
C
Der BFH hat entschieden, dass Angehörige nicht automatisch als nahestehende Personen
gelten (BFH vom 29.4.2014, VIII R 9/13, VIII R 35/13, VIII R 44/13). Daher kann das Finanzamt
D etwa bei einem ordnungsgemäßen Darlehensvertrag zwischen Angehörigen die Abgeltungs-
besteuerung der Darlehenszinsen nur verweigern,
■■ wenn der Darlehensgläubiger vom Darlehensschuldner wirtschaftlich oder persönlich
E abhängig ist (oder umgekehrt), sodass im Wesentlichen diesem kein eigener Entschei-
dungsspielraum mehr verbleibt, oder
■■ wenn einer von beiden ein eigenes wirtschaftliches Interesse an der Erzielung der Ein-
F
künfte des anderen hat.
Eine wirtschaftliche Abhängigkeit ist z. B. gegeben, wenn ein Ehepartner dem anderen die
G Renovierung dessen fremdvermieteten Elternhauses zu 100 % per Darlehen finanziert, weil
der Partner über kein Eigenkapital verfügt und von seiner Bank keine 100 %-Finanzierung
erhalten hätte (BFH vom 28.1.2015, VIII R 8/14, BStBl II 2015 S. 397). Die gegen das Urteil ein-
H gelegte Verfassungsbeschwerde 2 BvR 623/15 wurde nicht zur Entscheidung angenommen.
Erträge aus 10%iger Beteiligung an einer Kapitalgesellschaft
I Von einer GmbH oder AG an die Anteilseigner gezahlte Kapitalerträge (insbesondere die
Zinsen aus einem Gesellschafterdarlehen) werden mit deren persönlichem Steuersatz ver-
steuert, wenn diese an der Gesellschaft zu mindestens 10 % unmittelbar beteiligt sind (§
J 32d Abs. 2 Nr. 1 Bstb. b Satz 1 EStG). Diese Regelung ist verfassungsgemäß (BVerfG vom
7.4.2016, 2 BvR 2325/14). Die mit den Kapitalerträgen zusammenhängenden Werbungskos-
ten können in voller Höhe abgezogen werden. Erträge, die ab 1.1.2021 erzielt werden, unter-
K liegen nur dann dem persönlichen Steuersatz, wenn der Schuldner der Erträge (GmbH) seine
damit zusammenhängenden Aufwendungen als Werbungskosten oder Betriebsausgaben
absetzen kann (aufgrund einer Übergangsregelung gilt dies für vor 2021 vereinbarte Darlehen
L erst ab dem 1.1.2024).
Erträge aus 25%iger Beteiligung an einer Kapitalgesellschaft oder 1%iger Beteiligung mit beruf-
M licher Betätigung
Auf Antrag werden die Gewinnausschüttungen aufgrund einer GmbH-Beteiligung dem
tariflichen Steuersatz unterworfen. Voraussetzung ist jedoch eine unmittelbare oder mittel-
N bare Beteiligung von mindestens 25 % im Privatvermögen im Jahr der Antragstellung. Es
genügt auch eine Beteiligungsquote von mindestens 1 % vor, wenn der Gläubiger der Kapi-
talerträge für den Schuldner beruflich tätig ist (§ 32d Abs. 2 Nr. 3Bstb. a, b EStG). Mit der
O beruflichen Tätigkeit muss ein maßgeblicher unternehmerischer Einfluss auf die wirtschaft-
liche Tätigkeit der Gesellschaft gegeben sein (z. B. als Geschäftsführer).
Ab 1.1.2018 hat sich die Besteuerung von Investmentfonds (Publikumsfonds) stark verändert,
um die Fondsbesteuerung EU-konform zu machen. Während bis Ende 2017 auf der Ebene J
der Fondsgesellschaft die erzielten Fondserträge von der Körperschaftsteuer befreit waren
und die Erträge nur beim Anleger besteuert wurden, wird ab 2018 auch bei den Fondsgesell-
schaften auf inländische Dividenden und inländische Immobilienerträge Körperschaftsteuer K
fällig. Weiterhin steuerfrei bei der Fondsgesellschaft bleiben Zinserträge und Gewinne aus
Wertpapierverkäufen sowie ausländische Dividenden und Immobilienerträge.
L
Durch die Besteuerung der Dividenden und Immobilienerträge sowohl bei den Aktien- und
Immobilienfondsgesellschaften als auch bei den Anteilseignern kommt es ab 2018 zu einer
Doppelbesteuerung. Zum Ausgleich dafür werden die Erträge bei den Fondsanlegern zum M
Teil von der Abgeltungsteuer freigestellt. Für Privatanleger gelten folgende prozentuale
Freistellungen:
Fondsart Freistellung N
Aktienfonds (mit Aktienquote mehr als 50 %) zu 30 %
Mischfonds (mit Aktienquote mindestens 25 %) zu 15 %
Offene Immobilienfonds (Anteil Immobilien mehr als 50 %) zu 60 % O
Offene Immobilienfonds (Anteil ausländ. Immobilien mehr als 50 %) zu 80 %
andere Fonds (z. B. Rentenfonds) --
P
SteuerRatgeber 2022235
Einkünfte aus Kapitalvermögen
Einnahmen
Beispiel:
A Sie halten Anteile an einem Aktienfonds und haben 2021 Ausschüttungen
in Höhe von 1.000 Euro erhalten. Davon werden 30 % von der Abgeltung-
steuer freigestellt (30 % von 1.000 Euro = 300 Euro), sodass nur 700 Euro steuer-
B pflichtig sind.
Auch die thesaurierten (nicht ausgeschütteten) Fondserträge müssen vom Anleger versteuert
C
werden, und zwar in Höhe der Vorabpauschale (§ 18 InvStG). Die Vorabpauschale ist der
Betrag, um den die Ausschüttungen eines Investmentfonds innerhalb eines Kalenderjahres
D unter einem fiktiven Basisertrag des Fonds für dieses Kalenderjahr liegen. Die Vorabpau-
schale als die Differenz wird also als nicht ausgeschütteter Mindestertrag angesehen, der
zu besteuern ist. Die Pauschale gilt am ersten Werktag des folgenden Kalenderjahres als
E zugeflossen und unterliegt dann der Abgeltungsteuer (Kapitalertragsteuer). Die Steuer wird
vom Verrechnungskonto abgebucht, das zum jeweiligen Wertpapierdepot gehört. Liegt ein
Freistellungsauftrag vor, wird bis zu dessen Höhe keine Vorabpauschale versteuert.
F
Der fiktive Basisertrag wird ermittelt durch Multiplikation des ersten Rücknahmepreises des
Investmentanteils zu Beginn des Kalenderjahres mit 70 % des Basiszinssatzes. Den Basis-
zinssatz veröffentlicht das Bundesministerium der Finanzen im Bundessteuerblatt, für 2020
G
beträgt er 0,07 %, für 2021 -0,45 % (für 2021 gibt es daher keine Pauschale). Davon wird noch
ein Abschlag von 30 % wegen interner Verwaltungskosten der Fonds vorgenommen, sodass
H 70 % des Basiszinssatzes als prozentualer Mindestertrag eines Anteils angesetzt werden.
Werden Fondsanteile verkauft oder zurückgegeben, unterliegt ein Veräußerungsgewinn
(Veräußerungserlös abzüglich Anschaffungs- und Veräußerungsnebenkosten) der Abgel-
I tungsteuer. Vom Gewinn werden aber Berechnung der Steuer noch die während der Besitz-
zeit der Fondsanteile angesetzten, bereits versteuerten Vorabpauschalen in voller Höhe (ohne
Berücksichtigung von Teilfreistellungen) abgezogen.
J
Wegen der Umstellung in der Fondsbesteuerung ab 2018 mussten die Depotbanken alte
Fondsanteile zum 31.12.2017 fiktiv zum Rücknahmepreis aus den Depots ausbuchen und
K zum gleichen Preis am 1.1.2018 fiktiv wieder in die Depots einbuchen. Der fiktive Veräuße-
rungsgewinn oder -verlust zum 31.12.2017 wurde von den Depotbanken festgehalten und
wird später, wenn die Fondsanteile tatsächlich veräußert (also verkauft oder zurückgegeben)
L werden, besteuert bzw. gewinnmindernd berücksichtigt.
Info:
M Gewinne aus der Veräußerung von vor dem 1.1.2009 (Tag der Einführung
der Abgeltungsteuer) gekauften Fondsanteilen sind steuerfrei, soweit der
Gewinn auf Wertzuwächsen bis zum 31.12.2017 beruht (Bestandsschutz aufgrund
N des Ablaufs der alten einjährigen Spekulationsfrist). Ab 2018 eingetretene Wert-
zuwäche bis zur Veräußerung der Anteile sind jedoch zu versteuern, soweit der
persönliche Steuerfreibetrag von 100.000 Euro überschritten wird (§ 56 Abs. 6
O InvStG). Den Freibetrag gibt es nicht jährlich, sondern nur einmal pro Anleger.
Damit das Finanzamt den Freibetrag von 100.000 Euro berücksichtigt, sind in den verschie-
denen Anlagen KAP zur Steuererklärung Eingabezeilen für die Veräußerung von Alt-Fonds- A
anteilen vorhanden (z.B. Anlage KAP: Zeile 10). Was vom Freibetrag übrigbleibt, muss das
Wohnsitzfinanzamt des Anlegers bis zum vollständigen Verbrauch jährlich gesondert fest-
stellen. B
Der Freibetrag wird nicht gewährt, wenn nach 2008 gekaufte Fondsanteile ab 2018 wieder
veräußert werden. Hier muss zum Veräußerungsergebnis ab 2018 noch der fiktive Veräuße-
C
rungsgewinn oder -verlust zum 31.12.2017 hinzugezählt bzw. abgezogen werden.
SteuerRatgeber 2022237
Einkünfte aus Kapitalvermögen
Einnahmen
1 Einnahmen
B
1.1 Steuerpflichtige und steuerfreie Renten
1.2 Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung und vergleichbare Renten
1.3 Renten aus privaten Versicherungen C
1.4 Zusatzversorgungsrenten
1.5 Betriebsrenten
D
1.6 Riester-Rente
1.7 Die Die Anlagen R, R-AV/bAV und R-AUS
E
1.1 Steuerpflichtige und steuerfreie Renten
Die meisten Rentenbezüge sind einkommensteuerpflichtig. Darunter fallen insbesondere
F
■■ Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung, z. B. Altersruhegeld, Berufsunfä-
higkeits-, Witwen-/Witwerrenten und Waisenrenten,
■■ Renten aus privaten Versicherungsverträgen,
G
■■ Versorgungs- und Versicherungsrenten der Versorgungsanstalten des Bundes und
der Länder (z. B. VBL),
■■ private Veräußerungsrenten, H
■■ Renten aus Pensionskassen und Direktversicherungen, wenn diese keine Einkünfte
aus nichtselbständiger Arbeit sind.
I
Keine Renten sind Versorgungsbezüge von Beamten und Angestellte aus einem früheren
Dienstverhältnis, sondern steuerpflichtige Arbeitslöhne (Beamten- und Betriebspensionen).
Nur wenige Renteneinkünfte sind steuerfrei. Diese sind zum Beispiel J
■■ Renten aus der gesetzlichen Unfallversicherung,
■■ Wiedergutmachungsrenten,
K
■■ Renten an Verfolgte in der NS-Zeit,
■■ Rente für einen bei Ableistung des früheren Grundwehr-/Zivildienstes oder des jetzigen
freiwilligen Wehrdienstes bzw. Bundesfreiwilligendienstes erlittenen Unfallschaden, L
■■ Kriegs- und Schwerbehindertenrenten,
■■ Schadensersatzrenten zum Ausgleich vermehrter Bedürfnisse nach § 843 Abs. 1, 2.
Alt. BGB, M
■■ Schmerzensgeldrenten nach § 253 Abs. 2 BGB,
■■ Ersatzansprüche wegen entgangener Dienste nach § 845 BGB,
■■ Unterhaltsrente nach § 844 Abs. 2 BGB, N
■■ Rentenabfindung bei Wiederheirat (§ 107 SGB VI),
■■ Rentenaufstockung durch die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung,
■■ Leistungen der Rentenversicherung für Kinder von vor 1921 geborenen Müttern (§ 294 O
SGB VI).
SteuerRatgeber 2022239
Einkünfte aus Renten
Einnahmen
Schadensersatzrenten, die als Ersatz für entgangene oder entgehende Einnahmen bezahlt
A werden, werden so behandelt wie Einkünfte, an deren Stelle sie treten. Wird die Schadens-
ersatzrente nicht als Ersatzzahlung geleistet (z. B. bei Schmerzensgeld- oder Mehrbedarfs-
renten), ist sie steuerfrei.
B
In bestimmten Fällen sind Renten aufgrund der Veräußerung eines Betriebes als Unter-
haltsrenten steuerfrei. Dies gilt, wenn der Verkehrswert des übertragenen Grundbesitzes
weniger als 50 % des Rentenbarwertes beträgt.
C
Eine einmalige Kapitalauszahlung aus einem berufsständischen Versorgungswerk, die auf
vor 2005 gezahlten Beiträgen beruht, ist nicht steuerfrei, sondern unterliegt seit 2005 gemäß
D § 22 Nr. 1 Satz 3 Bstb. a Doppelbstb. aa EStG der nachgelagerten Rentenbesteuerung. Das
gilt auch für das von einem berufsständischen Versorgungswerk gezahlte Sterbegeld (BFH
vom 23.11.2016, X R 13/14, BFH/NV 2017 S. 445).
E
Witwenrente wird mit berücksichtigt (BFH vom 19.5.2021, X R 33/19). Da die unterlegenen
Rentenbezieher, für die der BFH keine Doppelbesteuerung feststellen konnte, Verfassungs- A
beschwerde eingelegt haben (Az. 2 BvR 1140/21), ergehen Steuerbescheide mit nachgela-
gert besteuerten Altersrenten vorläufig.
B
Wird einem Arbeitnehmer zunächst steuerfreies Krankengeld gezahlt, das dann rückwirkend
als Rentenzahlung behandelt wird, ist es auch wie eine gesetzliche Rente zu versteuern (BFH
vom 9.12.2015, X R 30/14, BStBl II 2016 S. 624).
C
Höhe des steuerpflichtigen Anteils
Jahr des Besteuerungsanteil Jahr des Besteuerungsanteil
D
Rentenbeginns in % Rentenbeginns in %
bis 2005 50 2023 83
2006 52 2024 84 E
2007 54 2025 85
2008 56 2026 86
2009 58 2027 87 F
2010 60 2028 88
2011 62 2029 89
2012 64 2030 90 G
2013 66 2031 91
2014 68 2032 92
H
2015 70 2033 93
2016 72 2034 94
2017 74 2035 95 I
2018 76 2036 96
2019 78 2037 97
2020 80 2038 98 J
2021 81 2039 99
2022 82 ab 2040 100
K
Beispiel:
Der Angestellte Herr Zimmermann ist 2019 in den Ruhestand gegangen. L
Der steuerpflichtige Anteil seiner gesetzlichen Altersrente beträgt damit
78 %, der steuerfreie Anteil somit 22 %. Erhält er beispielsweise ab 1.7.2019 eine
monatliche Rente von 1.000 Euro, sind davon 780 Euro (78 % von 1.000 Euro) M
steuerpflichtig und 220 Euro steuerfrei.
SteuerRatgeber 2022241
Einkünfte aus Renten
Einnahmen
Der Rentenversicherungsträger, von dem Sie Ihre Rente gezahlt bekommen, bescheinigt
A Ihnen den steuerlich relevanten Bruttobetrag pro Monat. Bemessungsgrundlage für den
Besteuerungsanteil ist bei gesetzlichen Altersrenten nicht der ausgezahlte Rentenbetrag,
sondern der Rentenbetrag ohne Zuschuss des Rententrägers zur Kranken- und Pflege-
B versicherung und vor Abzug des Eigenanteils des Rentners bzw. der Rentnerin.
Achtung:
C Von der ab 2005 gestiegenen Besteuerung für gesetzliche Altersrenten gibt
es mit der sog. Öffnungsklausel eine Ausnahme. Die Rente kann teilweise
wie vor 2005 mit dem günstigeren Ertragsanteil besteuert werden, wenn der Renten-
D empfänger bis Ende 2004 mindestens für 10 Jahre Beiträge über den Höchstbeitrag
zur gesetzlichen Rentenversicherung (West) eingezahlt hat (§ 22 Nr. 1 Satz 3 Bstb. a
Doppelbstb. bb Satz 2 EStG). Für die Anwendung der Öffnungsklausel benötigen Sie
E eine entsprechende Bescheinigung Ihres Rentenversicherungs- bzw. Versorgungsträ-
gers. Den Antrag auf Anwendung der Klausel stellen Sie dann nach Rentenbeginn in
der Anlage R zur Steuererklärung.
F
Wenn Sie Nachzahlungen erhalten haben, so können diese steuerlich begünstigt sein. Nach-
zahlungen für frühere Jahre unterliegen einem ermäßigten Steuersatz nach § 34 Abs. 3 EStG
G
(Fünftelregelung). Zu beachten ist, dass die Nachzahlung für einen Zeitraum von mehr als
zwölf Monaten erfolgen muss. Andernfalls liegt keine Vergütung für eine mehrjährige Tätigkeit
H vor, sodass der ermäßigte Steuersatz für diese Einnahmen nicht anzuwenden ist. Einzelheiten
zur Fünftelregelung finden Sie im Kapitel „Ermittlung der Steuer“.
Von der Deutschen Rentenversicherung im Zusammenhang mit Rentennachzahlungen
I gezahlte Zinsen sind Einnahmen aus Kapitalvermögen, für die der Sparer-Pauschbetrag von
801 Euro/1.602 Euro gilt (BFH vom 9.6.2015, VIII R 18/12, BStBl II 2016 S. 523).
J Rentenfreibetrag
Der steuerfreie Anteil der Rente – der sogenannte Rentenfreibetrag – wird nicht jedes Jahr
neu ermittelt, sondern wird ab dem Jahr, das dem Jahr des Rentenbeginns folgt, betrags-
K mäßig festgeschrieben.
Beispiel:
L Die Rentnerin Frau Kleber bekommt seit Mitte 2003 eine gesetzliche
Altersrente von monatlich 800 Euro. Im Jahr 2004 ergab das eine Jahres-
rente von 9.600 Euro. Da der Besteuerungsanteil 50 % beträgt (siehe obige Tabelle),
M beträgt auch der steuerfreie Anteil 50 %. Somit beträgt der Rentenfreibetrag 4.800
Euro (50 % von 9.600 Euro). In dieser Höhe bleibt der Freibetrag bis zum Tod von
Frau Kleber konstant, sodass auch von der Rente inkl. Rentenerhöhung im Jahr
N 2021 ein steuerfreier Rentenfreibetrag von 4.800 Euro abzuziehen ist.
Auch bei regelmäßigen Rentenanpassungen wird der Rentenfreibetrag nicht neu berech-
net, sondern bleibt konstant. Die Rentenerhöhungen sind daher in voller Höhe steuerpflich- A
tig, sodass der steuerpflichtige Teil einer Rente bei Rentenerhöhungen in den Folgejahren
ansteigt (BFH vom 6.3.2013, X B 113/11, BFH/NV 2013 S. 929).
B
Beispiel:
Frau Müller erhält ab dem 1.7.2018 eine gesetzliche Altersrente von monat-
lich 1.000 Euro. Zum 1.7.2019 erfolgte annahmegemäß eine Anpassung C
von 1 %, sodass die monatliche Rente seit diesem Tag 1.010 Euro beträgt.
Die Einnahmen aus der Rente im Jahr 2018 belaufen sich auf 6.000 Euro, wovon
D
76 % steuerpflichtig und 24 % steuerfrei sind. Von den Renteneinnahmen im Jahr
2019 in Höhe von 12.060 Euro sind 24 % = 2.895 Euro steuerfrei und 9.165 Euro
steuerpflichtig. Der Rentenfreibetrag von 2.895 Euro wird für die Folgejahre fest- E
geschrieben.
F
Der Rentenfreibetrag wird jedoch neu berechnet, wenn sich der Rentenbetrag aufgrund einer
Einkommensanrechnung (z. B. bei einer Witwenrente) oder einem Wechsel der Rentenart
ändert (z. B. von einer Erwerbsminderungsrente zu einer Altersrente) oder bei Wegfall einer
G
Rente. Dafür wird auch der Rentenanpassungsbetrag benötigt, nämlich die Summe aller
regelmäßigen Rentenerhöhungen ab dem übernächsten Kalenderjahr seit Rentenbeginn.
Bei Änderung einer Rentenart wird allerdings für die Ermittlung des Besteuerungsanteils ein H
fiktiver Rentenbeginn ermittelt. Dieser ergibt sich aus dem Rentenbeginn der letzten Rente
abzüglich der Laufzeit vorhergehender Renten.
I
Bei der Rentenerhöhung durch die Mütterrente ab 1.7.2014 wird der Rentenfreibetrag für
die Bestandsrente (Altersrente) um den steuerfreien Teil der Mütterrente erhöht. Maßgebend
für den steuerpflichtigen Teil der Mütterrente ist das Jahr des Beginns der Bestandsrente der J
Mutter. Hat diese z. B. vor 2006 begonnen, beträgt der steuerpflichtige Teil der Mütterrente
50 %.
K
1.3 Renten aus privaten Versicherungen
Arten von Leibrenten L
Zu den Renten aus privaten Versicherungen gehören insbesondere
■■ Renten aus einer privaten Rentenversicherung, wenn es sich nicht um eine Riester- M
oder Rürup-Rente handelt,
■■ Renten aus einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung,
■■ Renten aus einer privaten Unfallversicherung,
N
■■ Renten aus einer Lebensversicherung.
SteuerRatgeber 2022243
Einkünfte aus Renten
Einnahmen
Bei Leibrenten (Renten, die an das Leben einer Person gebunden sind) ist nicht der gesamte
A erhaltene Betrag steuerpflichtig, sondern nur der sogenannte Ertragsanteil. Die Höhe des
Ertragsanteils ist abhängig von dem bei Rentenbeginn vollendeten Lebensjahr des Renten-
berechtigten und von der Art der Rente. Der Ertragsanteil bleibt während der Laufzeit der
B Rente konstant.
Achtung:
C Die Ertragsanteile wurden mit Wirkung ab 2005 an den aktuellen Marktzins-
satz und die durchschnittliche Lebenserwartung angepasst und gegenüber
den Vorjahren erheblich gesenkt. Die neuen Ertragsanteile gelten auch für Renten mit
D Rentenbeginn vor dem 1.1.2005.
Bei mit dem Ertragsanteil besteuerten privaten Renten ist im Gegensatz zur gesetzlichen
E Altersrente systembedingt keine Doppelbesteuerung denkbar (BFH vom 19.5.2021, X R
20/19; dagegen Verfassungsbeschwerde: 2 BvR 1143/21).
F Die Leibrenten werden unterschieden in
■■ lebenslange Leibrenten, die ohne zeitliche Begrenzung auf die unbekannte Lebenszeit
des Rentenberechtigten oder einer anderen Person zugesagt werden (z. B. Rente aus
G
einer privaten Rentenversicherung);
■■ abgekürzte Leibrenten, die höchstens auf eine bestimmte Anzahl von Jahren bezogen
SteuerRatgeber 2022245
Einkünfte aus Renten
Einnahmen
Ausnahme: Der Ertragsanteil für abgekürzte Leibrenten wird in bestimmten Fällen ebenfalls
der Tabelle 1 entnommen, und zwar dann, wenn der Rentenbezieher nach seiner voraus- F
sichtlichen Lebenserwartung bereits vor Ende der vereinbarten Laufzeit der Renten sterben
würde. Dann wird wie folgt vorgegangen:
G
■■ Zunächst ist der Ertragsanteil für die Lebenserwartung des Rentenberechtigten aus
der Tabelle 1 zu entnehmen;
■■ anschließend ist der Ertragsanteil für die zeitliche Begrenzung aus der Tabelle 2 zu
H
ermitteln und
■■ der niedrigere Ertragsanteil aus beiden Werten anzusetzen.
■■ Zunächst ist der Ertragsanteil für die Lebenserwartung des Rentenberechtigten aus
der Tabelle 1 zu entnehmen; J
■■ anschließend ist der Ertragsanteil für die zeitliche Begrenzung aus der Tabelle 2 abzu-
lesen;
■■ der höhere Ertragsanteil ist abschließend anzusetzen. K
1.4 Zusatzversorgungsrenten L
Zusatzversorgungsrenten nach dem öffentlichen Dienst werden wie Renten aus privaten Ver-
sicherungen mit dem günstigen Ertragsanteil versteuert. Erwerbsunfähigkeitsrenten und Wai-
senrenten aus der Zusatzversorgung werden wie abgekürzte Leibrenten behandelt. M
1.5 Betriebsrenten N
Betriebsrenten sind entweder Arbeitslohn, Versorgungsbezüge oder sonstige Einkünfte.
Die Abgrenzungskriterien finden Sie im Kapital „Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit“.
Betriebsrenten, die als „sonstige Einkünfte“ besteuert werden, sind wie private Versicherun- O
gen mit dem Ertragsanteil zu besteuern.
SteuerRatgeber 2022247
Einkünfte aus Renten
Einnahmen
Die dortigen Formulareinträge können Sie Ihrer Leistungsmitteilung entnehmen, die Ihnen
Ihr rentenauszahlendes Unternehmen ausgestellt hat (§ 22 Nr. 5 Satz 8 EStG). Die Mitteilung A
brauchen Sie der Steuererklärung nicht beizulegen, da sie vom Aussteller elektronisch an die
Finanzverwaltung übermittelt wird.
B
Dagegen werden Beamtenpensionen und private Werkspensionen (Betriebsrenten, die keine
sonstigen Einkünfte, sondern Arbeitslohn gemäß § 19 EStG darstellen) auf der Vorderseite
der Anlage N angegeben. Einzelheiten zu Versorgungsbezügen finden Sie im Kapitel „Ein-
C
künfte aus nichtselbständiger Arbeit“.
SteuerRatgeber 2022249
Einkünfte aus Renten
Werbungskosten
2 Werbungskosten
A
Sind Ihnen keine Aufwendungen im Zusammenhang mit Ihrer Rente entstanden, können Sie
zumindest einen Werbungskosten-Pauschbetrag von Ihren steuerpflichtigen Renteneinnah-
B men abziehen.
Info:
C Für Renteneinkünfte gibt es einen Pauschbetrag für Werbungskosten in
Höhe von 102 Euro jährlich. Haben Sie höhere Ausgaben im Zusammen-
hang mit Ihrer Rente gehabt, geben Sie diese in der Anlage R als Werbungskosten
D an. Sie brauchen die Belege für diese Ausgaben nicht ans Finanzamt zu schicken.
Heben Sie sie auf, denn es kann sein, dass Ihr Sachbearbeiter im Finanzamt diese
anfordert.
E
Der Pauschbetrag wird personenbezogen gewährt, d. h., bei Zusammenveranlagung von
Ehegatten findet keine Verdoppelung statt. Im Jahr des Rentenbeginns wird er nicht zeit-
F anteilig gekürzt.
Übersteigen Ihre Werbungskosten den Pauschbetrag, können Sie diese dem Finanzamt auch
G einzeln nachweisen und so Ihre steuerpflichtige Rente mindern.
Werbungskosten bei den Renteneinkünften sind zum Beispiel:
H ■■ Rechtsberatungskosten zur Rente,
■■ Steuerberatungskosten für die Renteneinkünfte,
■■ Fahrtkosten für die Rentenberatung (0,30 Euro pro gefahrenem Kilometer),
I ■■ Prozesskosten für einen Rechtsstreit mit dem Rentenversicherungsträger oder einer pri-
vaten Versicherungsgesellschaft (z.B. wegen Gewährung einer Berufsunfähigkeitsrente),
■■ Zinsen für ein Darlehen, das zur Nachentrichtung freiwilliger Beiträge zur Angestellten-
J versicherung aufgenommen wurde,
■■ einschlägige Fachliteratur,
■■ Honorare an Versicherungsberater,
K ■■ Gewerkschaftsbeiträge,
■■ pauschale Kontoführungsgebühren von 16 Euro p.a. wie Arbeitnehmer.
Verpachtung
B
1 Einnahmen
1.1 Miet- und Pachtobjekte C
1.2 Kein Verlustabzug bei Liebhaberei
1.3 Besonderheiten bei Vermietung an Angehörige
1.4 ABC der Mieteinnahmen D
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung erzielt derjenige, der die Vermietungsinitiative und
das Vermieterrisiko trägt. Dies können folgende Personen sein: N
■■ der wirtschaftliche Eigentümer (ab dem Zeitpunkt des Übergangs des Besitzes, der
Gefahr, des Nutzens und der Lasten), O
■■ der Nutzungsberechtigte,
■■ der Vorbehaltsnießbraucher,
■■ der Erbbauberechtigte, P
■■ der unentgeltliche Erwerber (z. B. Erbe oder Beschenkter),
SteuerRatgeber 2022251
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung
Einnahmen
■■ ein Miteigentümer,
A ■■ der Mieter bei Untervermietung.
Beispiel:
B Sie haben eine Wohnung gemietet. Ihr Arbeitgeber schickt Sie auf einen
längeren Auslandsaufenthalt. Damit die gemietete Wohnung nicht unnötig
leer steht, überlassen Sie diese einem Freund, der zur Zeit eine Bleibe sucht. Sie
C vereinbaren mit Ihrem Freund eine höhere Miete, als Sie selbst an Ihren Vermieter
zahlen. Den überschießenden Betrag müssen Sie bei den Einkünften aus Vermie-
tung und Verpachtung erfassen.
D
Tipp:
O
Sie sollten in diesem Fall das Finanzamt davon überzeugen können, dass
Sie die Vermietungsabsicht erst nachträglich aufgrund eines neu gefass-
P ten Entschlusses aufgegeben haben, also zu Beginn der Vermietung noch die feste
Absicht zur dauerhaften Vermietung hatten. Dann liegt keine Liebhaberei vor.
Steht Ihre Wohnung nach Auszug des Mieters längere Zeit leer, müssen Sie Ihre Vermie-
tungsbemühungen intensivieren oder Zugeständnisse bei der Miete machen, um Ihre Ein- A
kunftserzielungsabsicht nicht zu verlieren (BFH vom 11.12.2012, IX R 14/12, BStBl II 2013
S. 279). Dauert nach dem Kauf eines unbebauten Grundstücks der Hausbau 10 Jahre, weil
Sie erst dann das nötige Eigenkapital für den Bau zusammen haben, kann noch eine Ver- B
mietungsabsicht von Anfang an vorliegen (BFH vom 1.12.2015, IX R 9/15, BFH/NV 2016 S.
814). Dagegen ist bei einem bereits bebauten Grundstück spätestens nach 10 Jahren klar,
dass von Anfang an keine Vermietungsabsicht vorlag (BFH vom 16.6.2015, IX R 27/14, BStBl C
II 2016 S. 144).
Wenn Sie mit einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach des vermieteten Hauses positive Ein- D
künfte aus Gewerbebetrieb erzielen, sind diese Einkünfte nicht bei der Prüfung zu berück-
sichtigen, ob das Haus ein Liebhabereiobjekt ist. Denn die Solaranlage ist nicht Gegenstand
der Vermietung (BFH vom 17.10.2013, III R 27/12, BStBl II 2014 S. 372). E
Können Sie die Vermutung der Liebhaberei mit Argumenten nicht entkräften, müssen Sie
dem Finanzamt mittels einer Prognoserechnung nachweisen, dass Sie über einen Zeitraum
F
von 30 Jahren einen positiven Überschuss der Mieteinnahmen über die Werbungskosten
erzielen können (BMF-Schreiben vom 8.10.2004, BStBl I 2004 S. 933). Gelingt Ihnen dieser
Nachweis nicht, wird das Finanzamt Ihre Anfangsverluste steuerlich endgültig nicht anerken-
G
nen. Eine Steuernachzahlung ist die Folge.
Bei einer Ferienwohnung ist die Überschussprognose für den Werbungskostenabzug leider
auch dann zwingend erforderlich, wenn Sie mit Ihren Vermietungszeiten die ortsüblichen Ver- H
mietungstage erreicht haben, sich aber gegenüber dem Verwalter oder direkt gegenüber
dem Mieter vertraglich die Selbstnutzung für die übrige Zeit vorbehalten haben (BFH vom
16.4.2013, IX R 26/11, BStBl 2013 S. 613). Ist dies nicht der Fall, wird die Prognose nur erfor- I
derlich, wenn Sie die ortsübliche Vermietungszeit um mindestens 25 % unterschreiten. Dabei
bleiben die Vermietungszeiten von Hotels, Pensionen und Gasthöfen außer Betracht (BFH
vom 26.5.2020, IX R 33/19, BStBl II 2020 S. 548). J
SteuerRatgeber 2022253
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung
Einnahmen
Es sollte auch eine jährliche Nebenkostenabrechnung erfolgen, selbst wenn deren Fehlen für
A sich allein noch nicht zur Versagung der Anerkennung des Mietvertrages durch das Finanz-
amt führen kann (FG Hamburg vom 17.12.2013, 6 K 147/12, EFG 2014 S. 545).
Ein Angehörige muss finanziell in der Lage sein, die Miete aufzubringen. Ein Mietvertrag mit
B
von Ihnen finanziell unterstützten Eltern beispielsweise ist daher möglich, wenn die Eltern nach
Begleichung der Miete noch so viel Geld zur Verfügung haben, dass sie davon leben können.
C Achtung:
Vermieten Sie an Ihr unterhaltsberechtigtes volljähriges Kind (das z. B. stu-
diert), darf Ihr Kind die Miete aus Ihren Unterhaltszahlungen decken. Es sollte
D
allerdings einen eigenen Hausstand führen, wenn es in Ihrem Haus eine Wohnung
gemietet hat.
E
Überkreuz-Vermietungen zwischen Ehepartnern oder Geschwister werden nur anerkannt,
wenn dafür wirtschaftliche oder außersteuerliche Gründe vorliegen (BFH vom 9.10.2013, IX
F R 2/13, BStBl II 2014 S. 527). Das ist zum Beispiel der Fall, wenn bei doppelter Haushalts-
führung der auswärts arbeitende Ehemann die Zweitwohnung von seiner Ehefrau anmietet.
G Verbilligte Vermietung
Bei verbilligter Vermietung an Angehörige, das heißt bei Vermietung unterhalb der ortsüb-
lichen Marktmiete, sind seit 1.1.2021 folgende Fälle zu unterscheiden:
H Miete beträgt ... der ortsüblichen Miete Steuerliche Folgen
mindestens 66 % Abziehbar sind alle Ausgaben (Werbungskosten),
wenn unbefristet vermietet wird.
I
weniger als 50 % Die Ausgaben sind nur in dem Verhältnis abzugs-
fähig, in dem die tatsächliche Miete zur ortsüblichen
Miete steht (§ 21 Abs. 2 EStG).
J
zwischen 50 % und unter 66 % Nur bei positiver Überschussprognose über 30
Jahre Vollabzug der Werbungskosten, sonst wie „bei
weniger als 50 %“.
K
Beispiel:
L Herr Schmidt verlangt von seiner studierenden Tochter für die am Studien-
ort an sie vermietete kleine Eigentumswohnung 70 % (40 %) der ortsüb-
lichen Marktmiete. Er kann seine Werbungskosten zu 100 % (zu 40 %) absetzen.
M
Sie müssen von Ihrem Angehörigen mindestens 66 % der ortsüblichen Warmmiete ver-
langen. Die Warmmiete ist die ortsübliche Kaltmiete für eine vergleichbare Wohnung, die vor-
N rangig gemäß dem örtlichen Mietspiegel zu bestimmen ist, oder bei dessen Fehlen anhand
einer repräsentativen Mietpreisdatenbank des Finanzamts oder des Gutachtens eines Sach-
verständigen oder der Mieten für mindestens drei vergleichbare Wohnungen (BFH vom
O
22.2.2021, IX R 7/20, DStR 2021 S. 1044), zuzüglich der nach der Betriebskostenverordnung
umlegbaren Nebenkosten. Beginnt der Mietvertrag im Laufe des Jahres, muss die bis zum
Jahresende verlangte Miete mindestens 66 % der ortsüblichen Warmmiete für diese Restzeit
P
betragen.
Ein zeitweiser Erlass der Miete wegen coronabedingten Zahlungsschwierigkeiten Ihres Mie-
ters sollen nach der Kurzinfo ESt 2020/16 der OFD Nordrhein-Westfalen vom 2.12.2020 die A
Finanzämter bei der Prüfung der Einhaltung der o. g. Grenze nicht zum Nachteil der Vermieter
berücksichtigen.
B
Haben Sie die verbilligt vermietete Wohnung vor Beginn des Mietverhältnisses renoviert, dür-
fen Sie Ihre Renovierungskosten (Erhaltungsaufwand) nur mit dem gleichen Anteil als vor-
weggenommene Werbungskosten absetzen, wie später die nach Beginn der Vermietung
C
anfallenden Werbungskosten (FG Nürnberg vom 27.1.2017, 4 K 764/16, EFG 2017 S. 568).
Wird eine Garage oder Mobiliar mit vermietet, müssen Sie als Vermieter mindestens 66 %
des ortsüblichen Mietzuschlags vom Mieter verlangen. Beinhaltet der örtliche Mietspiegel D
nur unmöbliert vermietete Wohnungen, muss man den auf dem örtlichen Wohnungsmarkt
realisierbaren Möblierungszuschlag selbst recherchieren. Das Finanzamt darf keinen pau-
schalen Zuschlag zur Marktmiete berechnen (BFH vom 6.2.2018, IX R 14/17, DStR 2018 S. E
1428). Keine Möblierung sind Einbauküche und Einbauschränke, so der BFH in seinem Urteil.
Die obigen Fallunterscheidungen bei der Miethöhe gelten nur bei verbilligter Vermietung von F
Räumen zu Wohnzwecken, nicht zu betrieblichen Zwecken. Vermieten Sie als Eltern also
beispielsweise an Ihren Sohn die Einliegerwohnung im Untergeschoss Ihres Zweifamilienhau-
ses als Anwaltskanzlei zu einer Miete in Höhe von z. B. nur 80 % der Marktmiete, dürfen Sie G
auch nur 80 % Ihrer Werbungskosten für die Wohnung absetzen.
Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch dürfen Sie die Miete innerhalb von drei Jahren nur um H
20 % erhöhen (Kappungsgrenze). Beträgt die vertragliche Miete bisher 50 % der ortsüb-
lichen Miete, so kann die Miete zivilrechtlich nur auf 60 % und nicht auf 66 % erhöht werden.
Bei Vermietungen an Angehörige erkennen die Finanzämter aber bei einer größeren Miet- I
erhöhung als zivilrechtlich zulässig trotzdem sämtliche Ausgaben steuermindernd an.
Nur tatsächliche Geldeingänge zählen! Sie müssen also in der Steuererklärung nur die tat-
sächlich gezahlten Mieten ansetzen. Ausstehende Mietforderungen sind somit keine Ein- K
nahmen aus Vermietung und Verpachtung. Mietnachzahlungen sind grundsätzlich erst im
Nachzahlungsjahr anzusetzen, also erst beim tatsächlichen Geldeingang.
L
Ausnahme: Mieteinnahmen gehören zu den regelmäßig wiederkehrenden Einnahmen.
Danach sind alle in der Zeit zwischen dem 22.12. des alten Jahres und dem 10.1. des Fol-
gejahres gezahlten Mieteinnahmen nicht im Zahlungsjahr, sondern im Jahr der wirtschaft-
M
lichen Zugehörigkeit als Mieteinnahmen zu versteuern.
Abstandszahlung Abstandszahlungen sind steuerpflichtige Einnahmen, wenn sie ein
Nutzungsentgelt ersetzen. Darunter fallen z. B. Entschädigung für die N
Einweisung von Flüchtlingen, Versicherungsleistungen für Mietausfall,
Zahlungen für die vorzeitige Entlassung aus dem Mietverhältnis, Entschä-
digungen für unterlassene Schönheitsreparaturen bzw. Instandhaltungen
O
Baukostenzuschüsse keine steuerpflichtige Einnahme, wenn die Zuschüsse der Erhaltung,
Erneuerung oder der funktionsgerechten Verwendung des Objekts
dienen
P
SteuerRatgeber 2022255
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung
Einnahmen
2 Werbungskosten
A
2.1 Überblick
2.2 Abschreibungen
2.3 Sonstige Werbungskosten B
2.1 Überblick
C
Von den Miet- und Pachteinnahmen eines Kalenderjahres müssen Sie als Vermieter die mit
der Vermietung bzw. Verpachtung zusammenhängenden Ausgaben – also die Werbungs-
kosten – abziehen, um zu den steuerpflichtigen Einkünften aus Vermietung und Verpachtung D
zu kommen. Die Werbungskosten tragen Sie in der Anlage V auf der Rückseite ein. Einen
Werbungskosten-Pauschbetrag gibt es nicht, daher müssen Sie alle Werbungskosten, die
mit Ihrer Vermietung zusammenhängen, einzeln nachweisen. E
Werbungskosten sind auch schon vor Vermietungsbeginn absetzbar, sofern Sie die Absicht
zur Vermietung haben. Dann dürfen Sie Ihre Hypothekenzinsen, Renovierungskosten, Inse-
F
ratskosten für die Mietersuche usw. bereits als sogenannte vorweggenommene Werbungs-
kosten absetzen, auch wenn noch keine Mieteinnahmen fließen.
Tipp: G
Wenn Sie Ihr noch selbst bewohntes Domizil künftig vermieten wollen
und daher Renovierungen vornehmen, sind die Ausgaben leider nicht als
H
vorweggenommene Werbungskosten absetzbar (BFH vom 1.4.2009, IX R 51/08,
BFH/NV 2009 S. 1259). Lassen Sie daher erst dann eine Renovierung vornehmen,
wenn Sie bereits ausgezogen sind.
I
2.2 Abschreibungen J
Anschaffungs-/Herstellungskosten
Die jährlichen Abschreibungen werden von den Anschaffungs- oder Herstellungskosten der
Immobilie berechnet. Während Erhaltungsaufwendungen sofort im Jahr der Zahlung abzugs- K
fähig sind, sind die Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten gleichmäßig auf die Nutzungs-
dauer des Gebäudes oder der Wohnung zu verteilen, d. h. abzuschreiben.
L
Anschaffungskosten bzw. Herstellungskosten sind die Aufwendungen, die geleistet wer-
den, um das Gebäude zu erwerben, zu errichten, zu erweitern, wesentlich zu verbessern oder
in einen betriebsbereiten Zustand zu versetzen, soweit sie dem Gebäude einzeln zugeordnet M
werden können. Das heißt, dass Ausgaben, die ein funktionsunfähiges Gebäude oder ein für
den Erwerber für die konkrete Zweckbestimmung nicht nutzbares Gebäude betriebsbereit
machen oder das Gebäude wesentlich verbessern, keine sofort absetzbaren Erhaltungsauf- N
wendungen sind, sondern über viele Jahre abzuschreibende Anschaffungs- bzw. Herstel-
lungskosten.
O
Eine Erweiterung liegt vor, wenn die nutzbare Fläche des Gebäudes, auch nur geringfügig
vergrößert wird, das Gebäude aufgestockt, ein Anbau errichtet oder die Substanz vermehrt
wird. P
SteuerRatgeber 2022257
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung
Werbungskosten
E stallationen und der Fenster wurde nicht nur das Zweckmäßige, sondern das Mögliche,
z. B. vor allem durch den Einbau außergewöhnlich hochwertiger Materialien, verwendet.
Indizien für nachträgliche Herstellungskosten liegen vor,
F
■■ wenn durch die Baumaßnahmen der Wohnstandard erheblich steigt,
■■ die Gesamtnutzungsdauer sich verlängert oder
G ■■ hohe Aufwendungen für die Sanierung der Heizung, der Sanitär- oder Elektroinstalla-
tionen oder der Fenster getätigt werden oder
■■ aufgrund der Baumaßnahmen der Mietzins erheblich erhöht wird.
H
Die Beweislast für das Vorliegen von nur über viele Jahre abschreibbaren Anschaffungs-
oder Herstellungskosten anstelle sofort abziehbaren Erhaltungsaufwands trägt das Finanz-
I amt. Soweit das Finanzamt den Zustand des Gebäudes zum Zeitpunkt der Anschaffung
nicht mehr feststellen kann, trifft den Steuerpflichtigen eine erhöhte Mitwirkungspflicht. Das
Finanzamt kann dann aufgrund der vorher aufgeführten Indizien auf Anschaffungs- bzw. Her-
J stellungskosten schließen.
Ob eine Hebung des Standards vorliegt, ist für die ersten drei Jahre nach Anschaffung des
Gebäudes nicht zu prüfen, wenn die Aufwendungen für die Instandsetzung und Modernisie-
K
rung des erworbenen Altbaus ohne Mehrwertsteuer insgesamt 15 % der Anschaffungskos-
ten des Gebäudes (ohne Kaufpreisanteil für den Grund und Boden) nicht übersteigen.
L
Achtung:
Anschaffungsnahe Herstellungskosten liegen nämlich erst dann vor, wenn
die Aufwendungen von innerhalb der ersten drei Jahre nach der entgeltlichen
M
Anschaffung des Gebäudes durchgeführten Instandsetzungs- und Modernisierungs-
maßnahmen ohne Mehrwertsteuer 15 % der Anschaffungskosten des Gebäudes
N (inkl. MwSt.) ohne Kaufpreisanteil für den Grund und Boden übersteigen (§ 6 Abs. 1
Nr. 1a EStG).
Beispiel:
Das Ehepaar Altmann erwarb Ende Mai 2019 eine Altbauwohnung für A
100.000 Euro. Da 20 % des gezahlten Kaufpreises auf den Grund und
Boden entfallen, belaufen sich die Anschaffungskosten der eigentlichen Wohnung
auf 80.000 Euro. Wenn die Wohnung vermietet werden soll und bis Ende Mai 2022 B
Modernisierungs- und Instandhaltungskosten netto von nicht mehr als 12.000 Euro
anfallen (= 15 % von 80.000 Euro), sind diese Kosten sofort als Werbungskosten
absetzbar. Anderenfalls müssen sie zusammen mit den Anschaffungskosten der C
Wohnung über viele Jahre abgeschrieben werden.
D
Als Beginn einer Sanierungsmaßnahme gilt der Tag der Stellung des Bauantrags bzw. ohne
einen solchen der Tag der Einreichung der Bauunterlagen bzw. der Beginn der Bauarbeiten.
Alle Baumaßnahmen, die innerhalb von drei Jahren nach Anschaffung eines Altbaus vor- E
genommen werden, gelten grundsätzlich als eine einzige Maßnahme. Deren Kosten werden
bei der Überprüfung der 15%-Grenze also zusammengerechnet. Das gilt auch für die Kosten
F
von Bauarbeiten, die an sich schon zu den abzuschreibenden Herstellungskosten zählen und
daher naheliegend bei der 15%-Grenze eigentlich nicht mitzurechnen sein müssten. Doch der
Bundesfinanzhof hat hier zum Nachteil der Vermieter anders entschieden und berücksich-
G
tigt die Kosten für Handwerkerarbeiten, die zu einer wesentlichen Verbesserung des Altbaus
durch Anhebung des Wohnstandards führen (BFH vom 14.6.2016, IX R 25/14, BStBl II 2016
S. 992) oder die den Altbau erst vermietbar machen (BFH vom 14.6.2016, IX R 15/15, BStBl II H
2016 S. 996), bei der Prüfung der 15%-Grenze – womit diese natürlich schneller überschritten
wird.
Mitzurechnen sind bei den Aufwendungen auch Kosten für die Beseitigung versteckter Män- I
gel, die dem Käufer bei Abschluss des Kaufvertrages nicht bekannt waren (R 6.4 Abs. 1 Satz
1 EStR 2012). Zahlt der Verkäufer nachträglich Schadenersatz wegen versteckter Mängel, ist
dieser mit den Mängelbeseitigungskosten des Käufers zu verrechnen (BFH vom 20.8.2013, J
IX R 5/13, BFH/NV 2014 S. 312). Stirbt der beim Hauskauf mit übernommene Mieter und
fallen dann innerhalb der 3-Jahres-Frist vor der Neuvermietung Sanierungskosten an, zählen
K
diese bei der 15%-Grenze mit (BFH vom 13.3.2018, IX R 41/17, BStBl II 2018 S. 533). Nicht
mitgezählt werden dagegen Kosten für die Beseitigung erst nach dem Immobilienkauf ein-
getretener Schäden, etwa wegen Vandalismus des Mieters (BFH vom 9.5.2017, IX R 6/16, L
BStBl II 2018 S. 9).
Herausrechnen aus Ihren Renovierungsaufwendungen bei der Überprüfung der 15%-Grenze
dürfen Sie laufenden Erhaltungsaufwand, der jährlich üblicherweise anfällt (z. B. Kosten der M
Heizungs- oder Aufzugswartung). Dieser Aufwand ist sofort als Werbungskosten absetzbar.
Das gilt nach Ansicht des BFH aber nicht für Schönheitsreparaturen, die bei einer umfassen-
den Sanierung des Altbaus mit durchgeführt werden, da solche Reparaturen i. d. R. nicht N
jährlich anfallen (BFH vom 14.6.2016, IX R 22/15, BStBl II 2016 S. 999).
Nicht mitzurechnen sind auch Aufwendungen, die nicht das Gebäude selbst betreffen, son- O
dern z. B. den Garten oder selbständig abnutzbare Einrichtungsgegenstände, sowie Auf-
wendungen, die zu einer Erweiterung des Gebäudes führen und deshalb aus diesem Grund
bereits Herstellungskosten sind. P
SteuerRatgeber 2022259
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung
Werbungskosten
Tipp:
A Ein sofortiger Abzug im Jahr der Zahlung ist auch möglich, wenn die nach-
träglichen Herstellungskosten pro einzelner Baumaßnahme nicht mehr
als 4.000 Euro betragen (R 21.1 Abs. 2 Satz 2 EStR 2012).
B
Zu den Anschaffungs- oder Herstellungskosten gehören insbesondere:
C ■■ der Kaufpreis bzw. die Kosten für die Herstellung des Gebäudes,
■■ Abbruchkosten und der Restbuchwert des abgebrochenen Gebäudes, soweit der
Abbruch mit der Errichtung des neuen Gebäudes im Zusammenhang steht,
D ■■ Anschlusskosten für Strom-, Gas-, Wasser- und Wärmeversorgung,
■■ Maklerprovision für die Vermittlung des Objekts,
■■ Anschlusskosten an das Breitbandnetz,
E ■■ Ausgaben für die erneuerte Einbauküche (siehe unten),
■■ Grundbuchkosten
■■ Notarkosten für die Beurkundung des Kaufvertrages,
F ■■ Grunderwerbsteuer,
■■ Reisekosten für die Besichtigung des Objekts,
■■ Schätzgebühren.
G
Aufgrund geänderter BFH-Rechtsprechung, die vom Bundesfinanzministerium akzeptiert
wird, muss nach dem Austausch der alten Einbauküche in der vermieteten Immobilie die
H neue Küche in ihrer Gesamtheit über 10 Jahre abgeschrieben werden (BFH vom 3.8.2016, IX
R 14/15, BStBl II 2017 S. 437). Bei einem Küchenaustausch mitten im Jahr ist in diesem Jahr
nur die zeitanteilige Jahres-AfA anzusetzen. Reparaturkosten sind weiterhin in voller Höhe
I sofort als Erhaltungsaufwand absetzbar.
Zuschüsse aus öffentlichen oder privaten Mitteln zu den Herstellungskosten müssen Sie
J abziehen (R 21.5 Abs. 1 EStR 2012). Nicht zu den Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten
gehört der Wert Ihrer eigenen Arbeitsleistung.
K Tipp:
Bei einem unentgeltlichen Erwerb (z. B. durch Schenkung, Erbschaft) füh-
ren Baumaßnahmen, die das Gebäude in einen betriebsbereiten Zustand
L versetzen, mangels eines bezahlten Entgelts nicht zu Anschaffungskosten; sie sind
als Erhaltungsaufwand im Jahr der Zahlung voll abzugsfähig.
M Ihre Anschaffungskosten müssen Sie auf das Gebäude sowie auf den Grund und Boden
aufteilen. Denn Abschreibungen gibt es nur für die Anschaffungskosten des Gebäudes
selbst (Haus oder Eigentumswohnung), nicht aber für den Kaufpreis des Grund und Bodens:
N
■■ Bei Kauf einer neu gebauten Immobilie stellt der Bauträger Ihnen eine Bescheinigung
aus, in der er für das Finanzamt seinen Verkaufspreis für den Grund und Boden ange-
O geben hat.
■■ Bei Kauf eines Altbaus können Sie den Kaufpreis im notariellen Kaufvertrag selbst auf-
teilen, wobei die Aufteilung angemessen sein muss. Das gilt auch bei einem verbilligten
P Verkauf an Angehörige. Oft akzeptiert das Finanzamt, wenn pauschal 20 % der Anschaf-
fungskosten dem Grund und Boden und 80 % dem Gebäude zugeordnet werden.
260 SteuerRatgeber 2022
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung
Werbungskosten
Eine Unangemessenheit sieht das Finanzamt oft dann, wenn der vom Käufer angesetzte
Wert für den Grund und Boden mindestens um 10 % unter dem amtlichen Bodenrichtwert A
liegt. Dem ist der BFH entgegengetreten und hat entschieden, dass dies nur ein Indiz sein
kann und für sich allein noch keine ungünstigere Schätzung durch das Finanzamt rechtfertigt
(BFH vom 16.9.2015, IX R 12/14, BStBl II 2016 S. 397). Die Arbeitshilfe (Excel-Tool) des BMF B
für die Finanzämter zur Ermittlung des Verkehrswerts für das Altgebäude hat der BFH mit
Urteil vom 21.7.2020, IX R 26/19, BStBl II 2021 S. 372) als nachteilig für Vermieter verworfen.
C
Achtung:
Je niedriger der Grundstücksanteil ist, um so höher sind Ihre abschreibbaren
Gebäude-Anschaffungskosten. D
Bei einem denkmalgeschützten Haus darf der Kaufpreis nicht ohne Aufteilung zu 100 % dem
Gebäude zugerechnet werden (FG Köln vom 7.9.2016, 5 K 925/08, EFG 2018 S. 456). E
Die Abschreibung beginnt im Jahr der Anschaffung (Jahr, in dem das wirtschaftliche Eigen-
tum laut Kaufvertrag übergeht) bzw. im Jahr der Fertigstellung (Jahr der Bezugsfertigkeit der F
Immobilie).
Bemessungsgrundlage für die Abschreibung (AfA = Absetzung für Abnutzung) sind alle
G
Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten (AHK) mit Rechnungsdatum bis zum Ende des Jah-
res der Anschaffung bzw. Fertigstellung. Werden in den Folgejahren noch AHK bezahlt (z. B.
aufgrund von weiteren Baurechnungen), handelt es sich um nachträgliche AHK, die der H
ursprünglichen AfA-Bemessungsgrundlage in der Steuererklärung des Folgejahres hinzu-
zurechnen sind. Der bisherige AfA-Satz wird dann ab dem betreffenden Folgejahr auf die
höhere Bemessungsgrundlage angewendet. I
Haben Sie in einem Jahr in der Steuererklärung die Abschreibung vergessen und ist der
Steuerbescheid schon bestandskräftig, verlängert sich der Abschreibungszeitraum, bis die
Gebäudekosten voll abgeschrieben sind. J
Haben Sie eine vermietete Immobilie geerbt, führen Sie die abzuschreibenden AHK des
Erblassers fort (§ 11d Abs. 1 EStDV). Hatte der Erblasser die Immobilie bis zum Tod selbst K
bewohnt und wollen Sie nun vermieten, sind fiktive AfA-Beträge bis zum Todestag anzusetzen
und von den AHK abzuziehen (so, als ob der Verstorbene bis zum Tod selbst vermietet hätte).
L
Erhält das Mitglied einer Erbengemeinschaft zusätzlich den Miteigentumsanteil eines Mit-
erben gegen Leistung einer Ausgleichszahlung an diesen, hat es in Höhe seiner Leistung
eigene Anschaffungskosten. Diese sind getrennt von seinem geerbten Miteigentumsanteil M
abzuschreiben.
Lineare Abschreibung
N
Grundsätzlich werden Gebäude gemäß § 7 Abs. 4 EStG linear abgeschrieben
■■ entweder mit 3 % pro Jahr der AHK bei Gebäuden, die zu einem Betriebsvermö-
gen gehören und nicht Wohnzwecken dienen und für die der Bauantrag nach dem O
31.3.1985 gestellt worden ist, oder
■■ in anderen Fällen mit 2 % pro Jahr der AHK, wenn die Fertigstellung nach dem
31.12.1924 erfolgte (Abschreibungsdauer dann 50 Jahre) oder mit 2,5 % p. a., wenn die P
Fertigstellung vor dem 1.1. 1925 erfolgte (Abschreibungsdauer dann 40 Jahre).
SteuerRatgeber 2022261
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung
Werbungskosten
Die lineare Abschreibung kann sowohl im Jahr der Anschaffung/Fertigstellung, im Jahr des
A Verkaufs und im Jahr des Wechsels von der Vermietung zur Eigennutzung des Gebäudes
oder umgekehrt nur zeitanteilig für die Monate angesetzt werden, in denen Sie Eigentümer
des Grundstücks waren bzw. das Objekt vermietet haben.
B
Beispiel:
Das Ehepaar Koch hat sich im April 2018 für 300.000 Euro in Mannheim
C ein Reihenhaus gekauft, um es anschließend zu vermieten. Das Haus
wurde im Jahr 2005 gebaut. Der Grundstücksanteil an den Anschaffungskosten
beträgt 20 % (60.000 Euro), sodass 240.000 Euro Gebäudekosten abzuschreiben
D sind. Die lineare Jahresabschreibung beträgt 4.800 Euro (2 % von 240.000 Euro),
wovon das Ehepaar in seiner Steuererklärung 2018 eine zeitanteilige Abschreibung
für 9 Monate in Höhe von 3.600 Euro ansetzen kann (9/12 von 4.800 Euro). Ab dem
E Jahr 2019 können dann 4.800 Euro p. a. abgeschrieben werden.
Sollte das von Ihnen erworbene Gebäude bereits älteren Baujahrs sein oder sich in einem
F
sehr schlechten Zustand befinden und sollte seine voraussichtliche (Rest-)Nutzungsdauer
weniger als 40 bzw. 50 Jahre betragen, können Absetzungen vorgenommen werden, die der
tatsächlichen Rest-Nutzungsdauer entsprechen.
G
Beispiel:
Herr Müller hat ein Mietwohnhaus in Köln erworben, das im Jahr 1900
H
erbaut worden ist. Da sich das Gebäude in einem schlechten Zustand
befindet, hat er einen Architekten mit der Begutachtung des Hauses beauftragt.
Der Architekt hat die Restnutzungsdauer mit 20 Jahren ermittelt. Herr Müller kann
I
die lineare AfA nun mit 5 % statt der regulären 2,5 % als Werbungskosten ansetzen,
da er die kürzere Nutzungsdauer des Gebäudes nachgewiesen hat.
J
Degressive Abschreibung
K Statt der linearen Abschreibung können Sie Ihr vermietetes Gebäude auch degressiv
abschreiben. Die Sätze können Sie aus untenstehender Tabelle entnehmen. Die degressive
Abschreibung für vermietete Objekte ist nur noch bei Kaufvertrag bzw. Bauantrag bis
L 31.12.2005 möglich. Für später gekaufte oder beantragte Neubauten gibt es nur noch die
lineare Abschreibung. Die degressive AfA läuft damit aus.
Ausnahme: Haben Sie nach 2005 ein unbebautes Grundstück oder ein unfertiges Gebäude
M
gekauft und hat Ihr Verkäufer den Bauantrag vor 2006 gestellt, so dürfen Sie auch degressiv
abschreiben (OFD Rheinland vom 5.1.2006, DB 2006 S. 74).
N Um degressiv abschreiben zu können, müssen Sie einen Neubau vermieten, den Sie selbst
haben bauen lassen oder als Käufer noch im Jahr der Fertigstellung angeschafft haben.
Anderenfalls liegt ein Altbau vor, der nur linear abschreibbar ist.
O
Begünstigte
Zeitlicher Geltungsbereich Begünstigte Objekte AfA-Sätze p. a.
Maßnahmen A
Fertigstellung nach dem Gebäude und Eigentums- Herstellung 12 Jahre 3,5 %,
9.10.1962 und vor dem wohnungen, die zu mehr als 20 Jahre 2,0 %,
1 1.1.1965 und Bauantrag 66 2/3 % Wohnzwecken die- 18 Jahre 1,0 % B
nach dem 9.10.1962 nen und nicht nach § 7b oder
§ 54 EStG begünstigt sind
Fertigstellung nach dem Gebäude und Eigentums- Herstellung wie Nr. 1 C
31.12.1964 und vor dem wohnungen jeder Art,
2 1.9.1977 und Bauantrag vor soweit nicht infolge der
dem 9.5.1973 Beschränkungen unter Nr. 3 D
ausgeschlossen
Fertigstellung vor dem wie Nr. 2, soweit die Herstellung wie Nr. 1
1.2.1972 und Bauantrag Gebäude und Eigentums- E
nach dem 5.7.1970 und vor wohnungen nicht zum
3 dem 1.2.1971 Anlagevermögen gehören
oder soweit sie zu mehr als
F
66 2/3 % Wohnzwecken
dienen
Fertigstellung vor dem Gebäude und Eigentums- Herstellung wie Nr. 1 G
1.9.1977 und Bauantrag wohnungen, deren Nutz-
nach dem 8.5.1973 fläche zu mehr als 66 2/3 %
4
mit Mitteln des sozialen
Wohnungsbaus gefördert H
worden sind
Fertigstellung nach dem Gebäude, selbständige Herstellung wie Nr. 1
I
31.8.1978 und vor dem Gebäudeteile, Eigentums-
5
1.1.1979 wohnungen und Räume in
Teileigentum jeder Art
J
Fertigstellung nach dem wie Nr. 5, soweit im Ausland Herstellung 12 Jahre 3,5 %,
31.12.1978 und vor dem sowie Anschaf- 20 Jahre 2,0 %,
1.1.1983 fung, wenn 18 Jahre 1,0 %
6
Erwerb spätes- K
tens im Jahr der
Fertigstellung
L
Fertigstellung nach dem Gebäude, Eigentumswoh- wie Nr. 6 wie Nr. 6
31.12.1978 mit Bauantrag nungen, und im Teileigen-
und Herstellungsbeginn tum stehende Räume,
7 M
bzw. Abschluss des obliga- soweit im Inland
torischen Vertrags vor dem
30.7.1981
N
SteuerRatgeber 2022263
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung
Werbungskosten
Begünstigte
Zeitlicher Geltungsbereich Begünstigte Objekte AfA-Sätze p. a.
A Maßnahmen
Fertigstellung nach dem Gebäude, Eigentumswoh- wie Nr. 6 8 Jahre 5,0 %,
31.12.1978 mit Bauantrag nungen, und im Teileigen- 6 Jahre 2,5 %,
B oder Herstellungsbeginn tum stehende Räume, 36 Jahre
bzw. Abschluss des obliga- soweit im Inland 1,25 %
torischen Vertrags nach
8
dem 19.7.1981 (soweit nicht
C
Nr. 8 und 9) und Bauantrag
bzw. Abschluss des obliga-
torischen Vertrags vor dem
D 1.1.1995
Bauantrag nach dem Gebäude, Eigentumswoh- wie Nr. 6 4 Jahre 10,0 %,
31.3.1985 und Bauantrag nungen und im Teileigentum 3 Jahre 5,0 %,
E bzw. Abschluss des obliga- stehende Räume, soweit sie 18 Jahre 2,5 %
9
torischen Vertrags vor dem zu einem Betriebsvermögen
1.1.1994 gehören und nicht Wohn-
F zwecken dienen
Bauantrag oder Anschaf- Gebäude, Eigentumswoh- wie Nr. 6 4 Jahre 7 %,
fung und Abschluss des nungen und im Teileigentum 6 Jahre 5 %,
G obligatorischen Vertrags stehende Räume, soweit sie 6 Jahre 2 %,
10 nach dem 28.2.1989 und Wohnzwecken dienen 24 Jahre
Bauantrag bzw. Abschluss 1,25 %
H des obligatorischen Ver-
trags vor dem 1.1.1996
Bauantrag oder Anschaf- wie Nr. 10 wie Nr. 6 8 Jahre 5 %,
I fung und Abschluss des 6 Jahre 2,5 %,
11 obligatorischen Vertrags 36 Jahre
nach dem 31.12.1995 und 1,25 %
vor dem 1.1.2004
J
Bauantrag oder Abschluss wie Nr. 10 wie Nr. 6 10 Jahre 4 %,
des obligatorischen Vertra- 8 Jahre 2,5 %,
12
K ges nach dem 31.12.2003 32 Jahre
und vor dem 1.1.2006 1,25 %
Bauantrag oder Abschluss keine degressive Abschrei-
L des obligatorischen Vertra- bung mehr möglich,
13
ges nach dem 31.12.2005 sondern nur noch lineare
Abschreibung
M Bauantrag ab dem Sonderabschreibung wie Nr. 6 4 Jahre 5 %
14 1.9.2018 bis zum zusätzlich zur linearen
31.12.2021 Abschreibung
N
Wie bei der linearen AfA ist bei der degressiven AfA im Jahr des Verkaufs oder Nutzungs-
wechsels nur eine zeitanteilige Berücksichtigung möglich. Ist die lineare AfA gegen Ende der
O Nutzungsdauer höher als die degressive AfA, dürfen Sie zur linearen AfA wechseln (§ 7
Abs. 3 Satz 1 EStG).
Tipp:
Wird ein zunächst zu fremden Wohnzwecken genutztes und degressiv A
abgeschriebenes Gebäude später nicht mehr zu Wohnzwecken genutzt,
muss der Steuerpflichtige nicht zur linearen AfA übergehen. Es kann weiterhin die
degressive AfA angesetzt werden (BFH vom 15.2.2005, IX R 32/03, BStBl II 2006, B
51).
C
Neue Sonderabschreibung
Zur Förderung des Kaufs oder Baus neuer Mietwohnungen in einem Mitgliedstaat der EU
oder des EWR gibt es eine zeitlich begrenzte Sonderabschreibung über vier Jahre (§ 7b D
EStG). Diese beträgt im Jahr der Anschaffung oder Herstellung und in den folgenden drei
Jahren jährlich bis zu 5 % der Anschaffungs- oder Herstellungskosten – maximal 2.000 Euro
E
je qm Wohnfläche – und kann zusätzlich zur linearen Abschreibung von 2 % p. a. in Anspruch
genommen werden. Eine gekaufte Wohnung ist neu, wenn sie bis zum Ende des Jahres ihrer
Fertigstellung angeschafft wird. Auch die Schaffung neuen Wohnraums durch Erweiterung F
oder Umbau eines Gebäudes wird gefördert.
Weitere Voraussetzungen für die Sonderabschreibung sind:
G
■■ Der Bauantrag bzw. die Bauanzeige oder der Baubeginn, falls Antrag oder Anzeige
nicht erforderlich sind, für die neue Wohnung muss im Zeitraum vom 1.9.2018 bis
31.12.2021 gestellt bzw. eingereicht werden. H
■■ Die Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten dürfen 3.000 Euro je qm Wohnfläche nicht
übersteigen.
■■ Die Wohnung muss im Jahr des Kaufs oder Baus und in den folgenden neun Jahren I
vermietet werden.
Die Sonderabschreibung kann letztmals 2026 beansprucht werden, auch wenn der vierjäh-
J
rige Begünstigungszeitraum noch nicht abgelaufen ist. Damit soll die zügige Fertigstellung
von Neubauten erreicht werden. Werden die Förderungsvoraussetzungen nicht eingehalten,
werden die Sonderabschreibungen rückgängig gemacht. Die Sonder-AfA können Sie in der K
Anlage V in der Zeile 34 beantragen.
Absetzung für außergewöhnliche Abnutzung
L
Bei einer dauerhaften Beeinträchtigung der Nutzung Ihres Mietobjekts durch übermäßige
Abnutzung oder Zerstörung dürfen Sie zusätzlich zur linearen bzw. degressiven Abschrei-
bung eine Absetzung für außergewöhnliche Abnutzung (AfaA) gemäß § 7 Abs. 1 Satz 6 EStG
M
geltend machen.
Absetzungen nach § 7h EStG, § 7i EStG
Für förderungswürdige Baumaßnahmen an Baudenkmälern und Sanierungsgebäuden N
gibt es erhöhte Abschreibungen. Gefördert werden
■■ Baumaßnahmen an Baudenkmälern, die zur Erhaltung des Gebäudes oder zu dessen O
sinnvollen Nutzung erforderlich sind (§ 7i EStG), oder
■■ Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen im Sinne des § 177 Baugesetzbu-
ches bei Gebäuden in einem Sanierungsgebiet oder städtebaulichen Entwicklungsbe- P
reich (§ 7h EStG), oder
SteuerRatgeber 2022265
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung
Werbungskosten
Die erhöhten Absetzungen nach den §§ 7h, 7i EStG tragen Sie in der Anlage V in die Zeile
I 35 ein.
Absetzungen nach § 7k EStG, § 14d BerlinFG
Diese Abschreibungsmöglichkeit läuft aus. Neue Wohnungen mit Sozialbindung konnten im
J
Rahmen einer Sonderabschreibung abgesetzt werden, wenn
■■ für sie der Bauantrag nach dem 28.2.1989 gestellt und sie vom Steuerpflichtigen her-
K gestellt worden sind oder vom Steuerpflichtigen nach dem 28.2.1989 bis zum Ende des
Jahres der Fertigstellung angeschafft worden sind und
■■ sie vor dem 1.1.1996 fertiggestellt worden sind und
L ■■ sie nicht aus öffentlichen Haushalten unmittelbar oder mittelbar gefördert wurden und
■■ sie 10 Jahre lang mit einer Belegungs- und Mietpreisbindung vermietet werden (außer
für Investitionen in Berlin).
M
Bei Wohnungen, für die der Bauantrag nach dem 31.12.1992 gestellt worden ist und die vom
Steuerpflichtigen hergestellt worden sind oder die vom Steuerpflichtigen nach dem 31.12.1992
N angeschafft worden sind, wird die Sonderabschreibung nur gewährt, wenn die Vermietung
an Arbeitnehmer des Vermieters erfolgt.
Der Abschreibungssatz beträgt 5 Jahre lang bis zu 10 %, 5 Jahre lang bis zu 7 %, 30 Jahre
O
je 3 1/3 % vom Restwert. Die Restwert-AfA gehört in die Zeile 33 der Anlage V.
F
2.3 Sonstige Werbungskosten
Aufteilung bei gemischt genutzten Gebäuden
Die auf ein Gebäude entfallenden Aufwendungen sind in vollem Umfang als Werbungskos- G
ten abziehbar, wenn eine Immobilie komplett fremdvermietet ist. Werden jedoch nicht alle
Räume eines Hauses vermietet, so ist ein Werbungskostenabzug nur für den vermieteten
Teil und den Teil, für den Sie eine Vermietungsabsicht nachweisen können, möglich. H
Daraus folgt: Stehen die auf das Gebäude entfallenden Aufwendungen (vor allem Schuld-
zinsen) im Zusammenhang mit Räumen, für die ein Werbungskostenabzug nicht in Betracht I
kommt (z. B. wegen Selbstnutzung), müssen Sie die Aufwendungen nach dem Verhältnis
der jeweiligen Nutzflächen aufteilen.
Die Gebäudeaufwendungen sind in folgenden Fällen in abziehbare Werbungskosten und J
nicht abziehbare Aufwendungen aufzuteilen:
■■ Sie nutzen eine Wohnung im betreffenden Gebäude selbst. K
■■ Sie überlassen Dritten eine Wohnung unentgeltlich.
■■ Sie vermieten Räume zu weniger als 66 % der ortsüblichen Warmmiete.
■■ Sie lassen eine oder mehrere Wohnungen leer stehen und wollen oder können diese L
nicht mehr vermieten.
■■ Ein oder mehrere Räume Ihrer selbst genutzten Wohnung werden von Ihnen zu beruf-
lichen (Arbeitszimmer) oder betrieblichen Zwecken (Büro) genutzt. M
Einzelheiten zur Vermietung unterhalb der ortsüblichen Miete finden Sie im Abschnitt „Beson-
derheiten bei Vermietung an Angehörige“. N
Erhaltungsaufwendungen
Renovierungsarbeiten und Instandsetzungsmaßnahmen, die steuerlich als Erhaltungs-
O
aufwendungen gelten, dürfen im Jahr der Zahlung voll abgezogen werden. Alternativ können
Sie Ihre Erhaltungsaufwendungen aber auch auf zwei bis fünf Jahre verteilen, wenn Ihnen
das insgesamt eine größere Steuerersparnis bringt. Nach den Einkommensteuerrichtlinien P
SteuerRatgeber 2022267
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung
Werbungskosten
der Finanzverwaltung kann ein Erbe den vom Erblasser bis zum Tod noch nicht verbrauchten
A Erhaltungsaufwand in seiner eigenen Steuererklärung als Werbungskosten absetzen (R 21.1
Abs. 6 EStR 2012). Dem hat aber der BFH widersprochen und den Abzug des restlichen Auf-
wands nur in der letzten Steuererklärung des Erblassers zugelassen (BFH vom 10.11.2020, IX
B R 31/19, DStR 2021 S. 910).
Erhaltungsaufwendungen liegen dann vor, wenn keine Anschaffungs- oder Herstellungskos-
ten vorliegen. Dies ist der Fall,
C
■■ wenn sich die Wesensart des Gebäudes nicht verändert oder
■■ das Gebäude nur in einem ordnungsmäßigen Zustand erhalten wird oder
D ■■ die Ausgaben regelmäßig in gleicher Höhe anfallen.
Beispiele für die Abgrenzung von sofort absetzbarem Erhaltungsaufwand zum abzuschrei-
E benden Herstellungsaufwand:
Maßnahme Herstellungskosten Erhaltungsaufwand
Einbau einer Fahrstuhlanlage x
F Austausch von Fenstern x
Ausbau des Dachgeschosses x
Austausch Einzelöfen durch Zentralheizung x
G
Anbau eines Balkons x
Garagenanbau x
H Reinigung des Heizkessels x
Umbau einer Großwohnung in mehrere Einzelwohnungen x
Anbringung einer Wärmedämmung x
I Einbau einer Alarmanlage x
Ersatz eines Flachdaches durch ein Satteldach x
Anbringen einer zusätzlichen Fassadenverkleidung x
J
In Einzelfällen lässt die Finanzverwaltung bei Unwetterschäden (z. B. Hochwasser oder Blitz-
einschlag) zu, dass größere Aufwendungen bis zu 45.000 Euro ohne nähere Prüfung als
K Erhaltungsaufwand behandelt werden.
Schuldzinsen
L Zinsen für ein Darlehen zur Finanzierung von Kauf oder Bau eines Vermietungsobjekts sind
als Werbungskosten sofort abziehbar, ebenso Zinsen für Renovierungsdarlehen sowie Bau-
zeitzinsen. Haben Sie den Entschluss zur Vermietung erst nach Fertigstellung der Immobilie
M gefasst, zählen die Bauzeitzinsen jedoch zu den abschreibbaren Herstellungskosten (BFH
vom 23.5.2012, IX R 2/12, BStBl II 2012 S. 674).
det worden sind. Das Gleiche gilt, wenn mit dem Kredit abzuschreibende Anschaffungskos-
ten (Kaufpreis) oder Herstellungskosten (Baukosten) bezahlt wurden und nach dem Verkauf A
der Immobilie der Verkaufserlös nicht zur vollständigen Tilgung des Hypothekenkredits aus-
reichte. Das gilt sowohl bei Verkauf innerhalb der 10-jährigen Spekulationsfrist gemäß § 23
EStG wie außerhalb der Frist (BMF-Schreiben vom 27.7.2015, BStBl I 2015 S. 581). B
Die nach dem Verkauf weiterlaufenden Kreditzinsen können nicht abgesetzt werden, wenn
die Absicht besteht, mit dem Verkaufserlös später eine neue Mietimmobilie zu erwerben, und
C
der Erlös deshalb erst einmal auf einem Festgeldkonto angelegt wird (BFH vom 6.12.2017, IX
R 4/17, BStBl II 2018 S. 268). Auch bei einer nicht mehr vermietbaren Immobilie sind nach
dem Übergang zur Liebhaberei die weiterlaufenden Kreditzinsen nicht abziehbar (BFH vom D
21.1.2014, X R 37/12, BFH/NV 2014 S. 1135).
Hat ein Ehepaar ein Hypothekendarlehen gesamtschuldnerisch aufgenommen und werden
die Zinsen auch vom Nichteigentümer-Ehepartner bezahlt, sind dessen Zahlungen beim E
Eigentümer-Ehepartner als Werbungskosten absetzbar. Nimmt nur der Nichteigentümer-Ehe-
partner das Darlehen auf und bezahlt die Zinsen, liegt beim Eigentümer-Ehepartner nicht
F
abziehbarer Drittaufwand vor. Erstattet jedoch der Eigentümer seinem Partner die gezahlten
Zinsen aus seinen Mieteinnahmen, kann er die Zinsen bei sich als Werbungskosten absetzen.
Das gilt auch, wenn der Eigentümer die Zinsen nicht zahlt, dafür aber im Darlehensvertrag die
G
gesamtschuldnerische Mithaftung für das Darlehen übernommen hat (BFH vom 20.6.2012,
IX R 29/11, BFH/NV 2012 S. 1952).
Bei gemischt genutzten Gebäuden können nur die Schuldzinsen abgezogen werden, die H
auf den vermieteten Teil einer Wohnung entfallen. Dabei empfiehlt sich folgende Vorgehens-
weise:
I
■■ Die Herstellungs- bzw. Anschaffungskosten sind dem selbst genutzten Teil und
dem vermieteten Teil nachweisbar zuzuordnen. Dies kann entweder aufgrund der
Wohn- bzw. der Nutzfläche als auch direkt durch getrennte Kaufverträge geschehen. J
■■ Entgelte für Lieferungen und Leistungen, die ausschließlich einen bestimmten
Gebäudeteil betreffen, z. B. Aufwendungen für Bodenbeläge, Malerarbeiten, Sanitärin-
stallationen), sind diesem Gebäudeteil zuzuordnen. K
■■ Kosten, die das Gesamtgebäude betreffen, z. B. Aushub der Baugrube, Rohbau,
Dacheindeckung, Außenanstrich, sind dem selbst genutzten und vermieteten Teil nach
dem Verhältnis der Wohn-/Nutzflächen anteilig zuzuordnen. L
■■ Für den selbst genutzten und den vermieteten Teil sind getrennte Darlehen aufzu-
nehmen.
■■ Die Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten werden mit den getrennten Darlehen von M
getrennten Konten bezahlt.
SteuerRatgeber 2022269
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung
Werbungskosten
Beispiel:
A Das Ehepaar Bauer kauft ein Einfamilienhaus mit zwei Wohnungen W1
(Wohnfläche 40 qm) und W2 (Wohnfläche 60 qm). Die Wohnung W2 soll
vermietet werden. Die Anschaffungskosten betragen für die Wohnung W1 70.000
B Euro und für die Wohnung W2 130.000 Euro. Die Finanzierung erfolgt durch Eigen-
mittel in Höhe von 40.000 Euro und durch Aufnahme eines Darlehens in Höhe von
160.000 Euro. Es wurden 8.000 Euro Schuldzinsen (Zinssatz 5 %) bezahlt.
C
1. Möglichkeit: Aufteilung der Schuldzinsen nach der Wohnfläche:
Auf die vermietete Wohnfläche entfallen 60 qm/100 qm = 60 %. Die Schuldzinsen
D
entfallen deshalb zu 60 % auf Vermietungseinkünfte; sie sind somit in Höhe von
4.800 Euro abzugsfähig.
E 2. Möglichkeit: Direkte Zuordnung der Darlehensmittel zur Wohnung.
Zur Finanzierung wurden zwei verschiedene Darlehen aufgenommen: Darlehen D1
F zur Finanzierung der selbst genutzten Wohnung W1 in Höhe von 30.000 Euro und
ein Darlehen D2 zur Finanzierung der vermieteten Wohnung in Höhe von 130.000
Euro. Die auf das Darlehen D2 entfallenden Zinsen sind in voller Höhe von 6.500
G Euro abzugsfähig.
Bei Auszahlung eines Immobilienkredits unter 100 % des Kreditbetrags ist der Abschlag
H (Damnum oder Disagio) sofort als Werbungskosten absetzbar, wenn er marktüblich ist.
Marktüblichkeit wird von der Finanzverwaltung unterstellt, wenn das Disagio bei einem
Zinsbindungszeitraum von fünf Jahren nicht mehr als 5 % beträgt. Bei einem darüber hin-
I ausgehenden Disagio ist der über 5 % liegende Betrag nur dann sofort absetzbar, wenn
die Disagio-Vereinbarung so getroffen wurde, wie sie bei einer Geschäftsbank üblich und
gewöhnlich ist (BFH vom 8.3.2016, IX R 38/14, BStBl II 2016 S. 646). Anderenfalls muss der
J
über 5 % liegende Disagio-Betrag auf den Zeitraum der Zinsbindung bzw. auf die Darlehens-
laufzeit verteilt abgesetzt werden.
K Sonstige Ausgaben
Zu den sonstigen sofort abziehbaren Werbungskosten gehören insbesondere Aufwendungen
für Notar und Grundbuchamt bei Eintragung einer Hypothek wegen eines Immobiliendar-
L lehens, Renten und dauernde Lasten, Grundsteuer, Betriebskosten wie Straßenreinigung,
Müllabfuhr, Wasserversorgung, Entwässerung, Hausbeleuchtung, Warmwasser, Heizung,
Schornsteinreinigung, Hausversicherungen, Hauswart, Treppenreinigung und Fahrstuhl.
M
Auch die Kosten für Fahrten zum vermieteten Objekt z. B. wegen Reparaturen oder Besich-
tigungen, zur Bank wegen der Finanzierung oder zu Baumärkten sind als Werbungskosten
N absetzbar, und zwar mit den tatsächlichen Fahrtkosten (bei Pkw i. d. R. mit 0,30 Euro pro
gefahrenem Kilometer). Bei Fahrten zu den vermieteten Objekten ist ausnahmsweise nur die
Entfernungspauschale absetzbar, wenn ein Objekt analog zu den Fahrten zur Arbeit von
O Arbeitnehmern als erste Tätigkeitsstätte des Vermieters anzusehen ist.
Eine bei Verkauf der Immobilie wegen vorzeitiger Ablösung des Immobiliendarlehens zu zah-
lende Vorfälligkeitsentschädigung ist nach einer Änderung der Rechtsprechung nicht mehr A
als Werbungskosten aus Vermietung absetzbar (BFH vom 11.2.2014, IX R 42/13, BStBl II
2015 S. 633). Infrage kommt nur ein Abzug als Werbungskosten bei den privaten Veräuße-
rungsgeschäften gemäß § 23 Abs. 1 Nr. 1 EStG bei einem Verkauf innerhalb der 10-jährigen B
Spekulationsfrist.
Die Beiträge zu einer Risikolebensversicherung, die ein zur Finanzierung des vermieteten
C
Objekts aufgenommenes Darlehen absichert, sind nicht als Werbungskosten aus Vermietung
absetzbar (BFH vom 13.10.2015, IX R 35/14, BStBl II 2016 S. 210).
D
SteuerRatgeber 2022271
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung
Werbungskosten
I
Einkünfte aus selbständiger A
Tätigkeit
B
1 Arten selbständiger Tätigkeiten
1.1 Land- und Forstwirte C
1.2 Gewerbetreibende
1.3 Freiberufler
1.4 Sonstige Selbständige D
1.5 Mitunternehmerschaft
1.6 Verkauf einer Beteiligung an Kapitalgesellschaften E
1.7 Gewerblicher Grundstückshandel
L
1.2 Gewerbetreibende
Zu den Einkünften aus Gewerbebetrieb gemäß § 15 EStG gehören in erster Linie die
Gewinne oder Verluste M
Allerdings ist immer zu prüfen, ob die Einkünfte nicht zu denen aus freiberuflicher oder ande-
A rer selbständiger Tätigkeit gehören.
Eine Abgrenzung zu den anderen Einkunftsarten des Steuerrechts ist nicht immer ganz
leicht. Sie erzielen Einkünfte aus Gewerbebetrieb, wenn alle nachfolgenden Merkmale gleich-
B
zeitig zu treffen:
■■ Sie sind selbständig tätig – also in eigener Verantwortung weisungsunabhängig und
C kein Arbeitnehmer. Entscheidend ist, dass Sie das wirtschaftliche Risiko sowie den
Erfolg und Misserfolg tragen.
■■ Sie üben diese Tätigkeit nachhaltig aus. Ein einmaliges Handeln führt nicht zu Ein-
D künften aus Gewerbebetrieb; vielmehr muss die Absicht vorliegen, die Tätigkeit zu wie-
derholen und daraus eine selbständige Erwerbsquelle zu machen.
■■ Sie haben die Absicht, Gewinne zu erzielen. Gewinnerzielungsabsicht ist zu ver-
E neinen, wenn ein Betrieb nicht nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten geführt
wird und auf Dauer keinen Gewinn abwerfen kann. Indizien dafür sind die Fortführung
der Tätigkeit trotz anhaltender Verluste oder die Fortführung aufgrund besonderer per-
F
sönlicher Neigungen.
■■ Sie beteiligen sich am allgemeinen wirtschaftlichen Verkehr, d.h. Sie bieten Ihre
Leistungen der Allgemeinheit zum Kauf an. Wie groß der Kundenkreis ist, spielt aber
G
keine Rolle.
■■ Ihre Tätigkeit gehört nicht zur Land- und Forstwirtschaft, selbständigen Arbeit,
K 1.3 Freiberufler
Freiberufler haben im Vergleich zu Gewerbetreibenden bestimmte Vorteile. Sie zahlen keine
Gewerbesteuer und können ihren Gewinn durch eine vereinfachte Einnahmen-Über-
L
schuss-Rechnung ermitteln. Die Einkünfte aus freiberuflicher Tätigkeit zählen zu den Einkünf-
ten aus selbständiger Arbeit gemäß § 18 EStG.
M Sie erzielen Einkünfte aus selbständiger Arbeit, wenn
■■ Sie selbständig (also nicht als Arbeitnehmer) tätig sind und
N
■■ es sich bei Ihrer Arbeit um eine wissenschaftliche, künstlerische, schriftstelleri-
sche, unterrichtende oder erzieherische Tätigkeit handelt oder
■■ es sich um einen Katalogberuf oder um eine dem Katalogberuf ähnliche Tätigkeit
O handelt.
Zu den Katalogberufen gehören Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Rechtsanwälte, Notare, Patent-
anwälte, Vermessungsingenieure, Ingenieure, Architekten, Handelschemiker, Wirtschaftsprü-
P fer, Steuerberater, beratende Volks- und Betriebswirte, vereidigte Buchprüfer, Steuerbevoll-
Achtung:
Ist Ihre Tätigkeit oben nicht erwähnt, kann es sich trotzdem um eine den B
Katalogberufen ähnliche Tätigkeit handeln, wenn Ihr Beruf mit einem Kata-
logberuf vergleichbar ist. Dazu gehören die Vergleichbarkeit der jeweils ausgeübten
Tätigkeit nach den sie charakterisierenden Merkmalen, die Vergleichbarkeit der Aus- C
bildung und die Vergleichbarkeit der Bedingungen, an die das Gesetz die Ausübung
des zu vergleichenden Berufs knüpft.
D
Das Wissen von Autodidakten im EDV-Bereich ohne Hochschulstudium muss dem eines
Diplom-Informatikers vergleichbar sein. Fehlen einem selbständigen EDV-Berater vergleich- E
bare Kenntnisse in einem Kernfach wie z. B. Mathematik, liegt Gewerblichkeit vor (BFH vom
16.9.2014, VIII R 8/12). Dabei ist eine Wissensprüfung durch einen Sachverständigen zum
Nachweis dieser Kenntnisse entbehrlich, wenn dem Berater bereits theoretische Grund- F
kenntnisse fehlen und er bereits deshalb zu Recht als Gewerbetreibender eingestuft wird
(BFH vom 19.1.2017, III R 3/14, BFH/NV 2017 S. 732).
G
Die Abgrenzung zu einer gewerblichen Tätigkeit ist in vielen Fällen extrem schwer. Ent-
scheidend ist unter anderem Ihre persönliche Arbeitsleistung im Betrieb und das Überwiegen
der geistigen Arbeit gegenüber dem Kapitaleinsatz. H
Der Bundesfinanzhof hat aufgrund dieser Kriterien nachfolgende Berufe als freiberufliche
Tätigkeiten anerkannt:
I
■■ Tätigkeitals Diplom-Informatiker oder Diplom-Mathematiker,
■■ Fleischbeschauer,
■■ Hebamme, Entbindungspfleger, Diätassistenten, J
■■ Kompasskompensierer auf Seeschiffen,
■■ Patentberichterstatter mit wertender Tätigkeit,
■■ Prozessagenten, K
■■ Zahnpraktiker,
■■ selbständige EDV-Berater, wenn sie eine qualifizierte Software durch eine klassische
ingenieurmäßige Vorgehensweise entwickeln; dies ist bei Trivialsoftware nicht erfüllt, L
■■ Systemadministratoren und Netzwerkspezialisten ohne Hochschulstudium,
■■ EDV-Berater, die Betriebs- und Datenübertragungssysteme einrichten und betreuen,
die komplexe IT-Projekte leiten, die Betriebssysteme entwickeln und an die Bedürfnisse M
des Kunden anpassen, die rechnergestützt industrielle Abläufe steuern, überwachen
und optimieren oder die Benutzer-service, Schulungen und Beratungen anbieten,
■■ Gutachter, N
■■ Altenpfleger, soweit keine hauswirtschaftliche Versorgung der Patienten erfolgt,
■■ Ergotherapeuten,
■■ Krankenpfleger/Krankenschwestern, soweit keine hauswirtschaftliche Versorgung der
O
Patienten erfolgt,
■■ Logopäden,
P
SteuerRatgeber 2022275
Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit
Arten selbständiger Tätigkeiten
D Achtung:
Wenn Sie fachlich ausgebildete Arbeitskräfte einstellen, bleibt Ihre Freiberuf-
lichkeit nur dann erhalten, wenn Sie aufgrund eigener Fachkenntnisse weiter-
E hin leitend und eigenverantwortlich tätig werden. Sie müssen Ihre Angestellten regel-
mäßig kontrollieren (BFH vom 16.7.2014, VIII R 41/12, BStBl II 2015 S. 216). Anderenfalls
liegt eine gewerbliche Tätigkeit vor.
F
J
1.4 Sonstige Selbständige
Sie haben eine „sonstige selbständige Tätigkeit“, sofern Sie weder gewerbliche noch Ein-
K künfte aus freiberuflicher Tätigkeit erzielen, aber selbständig tätig sind.
Dazu gehören zum Beispiel Einkünfte, die Sie erzielen als
L ■■ Testamentsvollstrecker,
■■ Vermögens-, Insolvenz-, Vergleichs- oder Zwangsverwalter,
■■ Aufsichtsratsmitglied,
M
■■ Schiedsmann,
■■ berufsmäßiger oder ehrenamtlicher rechtlicher Betreuer (§§ 1896 ff. BGB),
■■ Tagesmutter,
N
■■ ehrenamtliches Mitglied kommunaler Vertretungen (z. B. Ortsbürgermeister, Landrat,
Kreistagsabgeordneter),
■■ Einnehmer einer staatlichen Lotterie (wenn diese nicht ausnahmsweise gewerblich
O
sind).
Diese Aufzählung ist nicht abschließend.
P
Ehrenamtliche rechtliche Betreuer Volljähriger (§§ 1896, 1908i BGB), ehrenamtliche Vormün-
der Minderjähriger (§ 1773 BGB) und ehrenamtliche Ergänzungspfleger (§§ 1909 ff. BGB) dür- A
fen für ihre Aufwandsentschädigungen gemäß § 1835a BGB einen Steuerfreibetrag in Höhe
der Übungsleiterpauschale von 3.000 Euro beanspruchen (§ 3 Nr. 26b EStG), wenn diese
nicht schon für eine nach § 3 Nr. 26 EStG begünstigte ehrenamtliche Tätigkeit verbraucht ist B
(siehe Kapitel „Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit“).
C
1.5 Mitunternehmerschaft
Sie sind Mitunternehmer, wenn Sie als Gesellschafter einer Personengesellschaft (z. B.
Gesellschaft bürgerlichen Rechts, KG, OHG) unternehmerische Initiative entfalten können D
und unternehmerisches Risiko tragen. Als Mitunternehmer können Sie bei unternehmeri-
schen Entscheidungen mitbestimmen und sind am Gewinn und Verlust sowie in der Regel
am Betriebsvermögen und Firmenwert beteiligt. E
Auf Ihre zivilrechtliche Stellung als Gesellschafter kommt es nicht an, wenn Ihr tatsächliches
Verhältnis zur Gesellschaft dem eines Gesellschafters entspricht. F
Zu Ihren Einkünften aus der Mitunternehmerschaft zählen neben Ihren Gewinnanteilen auch
Vergütungen, die Sie als Gesellschafter für Ihre Tätigkeit im Dienste der Gesellschaft von
ihr erhalten. Dazu gehören etwa Zinsen für Darlehen, die Sie der Gesellschaft gewährt haben G
oder Mieten, die Sie von der Gesellschaft erhalten haben, weil Sie ihr bestimmte Wirtschafts-
güter überlassen haben.
H
Ist die Personengesellschaft gewerblich tätig oder gewerblich geprägt (etwa eine GmbH &
Co. KG), liegen auch bei den Mitunternehmern Einkünfte aus Gewerbebetrieb vor.
I
1.6 Verkauf einer Beteiligung an Kapitalgesellschaften
Die relevante Beteiligungsquote J
Sofern Sie einen Gewinn mit dem Verkauf von Anteilen an einer Kapitalgesellschaft (z. B.
GmbH, AG) erzielt haben, die zu Ihrem Privatvermögen gehört haben, ist dieser Gewinn als
Einkünfte aus Gewerbebetrieb steuerpflichtig, wenn Sie innerhalb der letzten fünf Jahre K
am Kapital der Gesellschaft zu mindestens 1 % beteiligt waren (§ 17 EStG).
Wenn Sie die Anteile innerhalb der letzten fünf Jahre unentgeltlich erworben haben, liegt L
eine steuerlich bedeutsame Beteiligung auch dann vor, wenn Ihr Rechtsvorgänger – also die
Person, die Ihnen die Anteile geschenkt hat – zu mindestens 1 % an der Gesellschaft beteiligt
war. Auch durch Reihenschenkung kann man die Vorschrift nicht umgehen. Denn wenn einer M
der Schenkenden in der Reihe zu mindestens 1 % beteiligt war, liegt beim letzten in der Kette
eine wesentliche Beteiligung vor, deren Veräußerung steuerpflichtig ist.
N
Veräußerungspreis der Beteiligung (ohne Umsatzsteuer)
./. Anschaffungskosten der Beteiligung
./. Kosten der Beteiligungsveräußerung O
= Veräußerungsgewinn/-verlust
SteuerRatgeber 2022277
Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit
Arten selbständiger Tätigkeiten
Ist der Verkauf einer Beteiligung an einer Kapitalgesellschaft wegen Wegfalls der Geschäfts-
A grundlage rückgängig gemacht worden, kommt es zu keiner steuerpflichtigen Anteilsver-
äußerung (BFH vom 6.12.2016, IX R 49/15 und vom 28.10.2009, IX R 17/09).
Beispiel:
Fall 1: Sie verkaufen einen 100%-Anteil an einer Kapitalgesellschaft. Nur in
H
diesem Fall beträgt der Freibetrag tatsächlich 9.060 Euro.
Fall 2: Sie verkaufen einen 50%-Anteil an einer Kapitalgesellschaft. Der Freibetrag
I beträgt dann 4.530 Euro.
Der Freibetrag verringert sich um den Betrag, um den der Veräußerungsgewinn den Anteil
J
von 36.100 Euro übersteigt, der dem veräußerten Anteil an der Kapitalgesellschaft entspricht
(§ 17 Abs. 3 EStG).
K Beispiel:
Sie verkaufen einen 100%-Anteil an einer Kapitalgesellschaft und erzielen
einen Veräußerungsgewinn von 38.100 Euro. Der Freibetrag verringert sich
L
um 2.000 Euro auf 7.060 Euro.
M Wird ein Teil des Veräußerungspreises später uneinbringlich, mindert dies Ihren Veräu-
ßerungsgewinn. Dabei hat der Forderungsausfall steuerliche Rückwirkung. Ihnen entsteht
also nicht im Jahr des Forderungsausfalls ein Verlust, sondern Sie erzielen rückwirkend im
N
Jahr der Beteiligungsveräußerung einen geringeren Veräußerungsgewinn. Liegt für dieses
Jahr bereits ein bestandskräftiger Steuerbescheid vor, so kann er aufgrund der Rückwirkung
gemäß § 175 Abs. 1 Nr. 2 AO zu Ihren Gunsten geändert werden.
O
SteuerRatgeber 2022279
Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit
Arten selbständiger Tätigkeiten
Ein gewerblicher Grundstückshandel liegt auch dann vor, wenn ein Steuerpflichtiger mehr als
A drei Immobilien an verschiedene Erwerber verkauft, selbst wenn alle Verkäufe am selben Tag
vorgenommen werden (BFH vom 22.4.2015, X R 25/13, BStBl II 2015 S. 897). Nicht nach-
haltig ist dagegen grundsätzlich der Verkauf mehrerer Objekte an einen Erwerber, und zwar
B unabhängig von der Zahl der in einem einzigen Vorgang veräußerten Immobilien.
Eine vom Ehepartner verkaufte Immobilie, die dieser vom anderen Ehepartner zuvor
geschenkt bekommen hat, zählt beim Schenker dann mit, wenn dieser selbst vor der Schen-
C
kung die Immobilie verkaufen wollte (BFH vom 23.8.2017, X R 7/15, BFH/NV 2018 S. 325).
2 Gewinnermittlung
A
2.1 Überblick
2.2 Buchführung (Betriebsvermögensvergleich)
2.3 Einnahmen-Überschuss-Rechnung B
2.1 Überblick
C
Wie Sie Ihren Gewinn ermitteln müssen, hängt davon ab, ob Sie Freiberufler, Gewerbetreiben-
der oder Land- bzw. Forstwirt sind.
Nach dem Handelsgesetzbuch sind alle Gewerbetreibenden zur Buchführung verpflichtet, D
wenn das Unternehmen nach Art und Umfang einen in kaufmännischer Weise eingerichteten
Geschäftsbetrieb erfordert. Nach der Abgabenordnung wird dieser Kreis noch um andere
gewerbliche Unternehmer erweitert, E
Im Rahmen des Betriebsvermögensvergleichs wird der Gewinn vereinfacht wie folgt ermittelt:
K
Betriebsvermögen am Schluss des laufenden Wirtschaftsjahres
./. Betriebsvermögen am Schluss des vorangegangen Wirtschaftsjahres
= Betriebsvermögens-Änderung L
+ Privatentnahmen
./. Privateinlagen
= Gewinn / Verlust M
2.3 Einnahmen-Überschuss-Rechnung N
Das Wesen der Einnahmen-Überschuss-Rechnung besteht in der Gegenüberstellung der
zugeflossenen Betriebseinnahmen und abgeflossenen Betriebsausgaben.
O
Zu den Betriebseinnahmen gehören insbesondere die Entgelte aus Lieferungen und Leis-
tungen, Zinseinnahmen aus betrieblichen Guthaben und Forderungen, Vorschüsse, Teil-
zahlungen und Abschlagszahlungen sowie vereinnahmte Umsatzsteuerbeträge und vom P
SteuerRatgeber 2022281
Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit
Gewinnermittlung
Achtung:
Sie müssen Ihre Einkommensteuererklärung samt den Anlagen EÜR und A
AVEÜR elektronisch an das Finanzamt übermitteln. Informationen hierzu
erhalten Sie unter der Internet-Adresse www.elster.de. Eine Abgabe auf Papier ist nur
noch in Härtefällen erlaubt (Computer und Internet weder wirtschaftlich noch persön- B
lich zumutbar). Nur geringe Gewinneinkünfte befreien nicht von der Pflicht zur elektro-
nischen Übermittlung. (BFH vom 14.2.2017, VIII B 43/16, BFH-NV 2017 S. 729).
C
SteuerRatgeber 2022283
Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit
Betriebsausgaben
3 Betriebsausgaben
A
3.1 Laufende Betriebsausgaben
3.2 Nicht abzugsfähige Betriebsausgaben
B 3.3 Abschreibungen
Achtung:
Betriebsausgaben sind steuerlich auch dann anzuerkennen, wenn sie nicht
E
notwendig sind, aber im Interesse des Betriebes liegen.
F
Aufwendungen vor der Betriebseröffnung sind anzuerkennen, wenn ein objektiver Zusam-
menhang zum Betrieb besteht. Dies gilt auch für Ausgaben, die nach der Betriebseinstel-
lung erfolgen.
G
Erfolgt die Gewinnermittlung über den Bestandsvergleich, sind die Ausgaben im Jahr der
wirtschaftlichen Zugehörigkeit zu erfassen. Wird die Einnahmen-Überschuss-Rechnung
H angewendet, ist das Jahr des Abflusses von Bedeutung.
Zu unterscheiden sind:
I ■■ vollabziehbare Betriebsausgaben,
■■ nur beschränkt abziehbare Betriebsausgaben,
■■ nicht abziehbare Betriebsausgaben.
J
Bei voll abziehbaren Betriebsausgaben können die gesamten Aufwendungen abgezogen
werden. Dazugehören insbesondere Arbeitsmittel, Beiträge an Berufsverbände, Beratungs-
K kosten, Büromaterial, Energiekosten, Fachliteratur, Finanzierungskosten (ausgenommen
Schuldzinsen wegen Überentnahmen), Fortbildungskosten, Kfz-Kosten, Mieten, gezahlte
Löhne und Gehälter inklusive Sozialversicherungsbeiträge und vermögenswirksame Leis-
L tungen, Reparaturen, Rückstellungen, betriebliche Steuern (z. B. Umsatzsteuer, nicht aber
Gewerbesteuer), Versicherungen und Abschreibungen auf Forderungen.
M Die Umsatzsteuervorauszahlung für das 4. Quartal bzw. Dezember des Vorjahres, die
bis zum Fälligkeitstag am 10.1. des Folgejahres beglichen wurde, muss noch im Vorjahr als
Betriebsausgabe abgesetzt werden. Hat das Finanzamt eine Ermächtigung für den Last-
N schrifteinzug und bucht es trotz rechtzeitig elektronisch versandter USt-Voranmeldung die
Vorauszahlung erst nach dem 10.1. ab, ändert sich nichts am Abzug als Betriebsausgabe im
Vorjahr. Verschiebt sich die Fälligkeit der USt-Vorauszahlung auf den 11.1. oder 12.1., weil der
O 10.1. ein Samstag, Sonntag oder Feiertag ist, ist der Abzug nur im neuen Jahr möglich, wenn
die Vorauszahlung vom Steuerpflichtigen ebenfalls erst nach dem 10.1. geleistet wurde (BFH
vom 11.11.2014, VIII R 34/12, BStBl II 2015 S. 285). Bei Fälligkeit erst nach dem 10.1. ist aber
P der Betriebsausgabenabzug dennoch im Vorjahr zulässig, wenn die Vorauszahlung bis zum
10.1. gezahlt wurde (BFH vom 27.6.2018, X R 44/16, BStBl II 2018 S. 781).
284 Steuer:Ratgeber 2022
Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit
Betriebsausgaben
SteuerRatgeber 2022285
Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit
Betriebsausgaben
Übt der Selbständige seine betriebliche Tätigkeit an mehreren Betriebsstätten aus, ist die
A erste Betriebsstätte diejenige Tätigkeitsstätte, an der der Steuerpflichtige dauerhaft typi-
scherweise arbeitstäglich oder je Woche an zwei vollen Arbeitstagen oder mindestens zu
einem Drittel seiner regelmäßigen Arbeitszeit tätig werden will. Treffen diese Kriterien auf
B mehrere Tätigkeitsstätten zu, ist die der Wohnung des Selbständigen näher gelegene Tätig-
keitsstätte seine erste Betriebsstätte. Die Fahrten zu weiter entfernt liegenden Tätigkeitsstät-
ten sind Auswärtstätigkeiten (Geschäftsreisen).
C
Info:
Absetzbar ist die Entfernungspauschale. Einzelheiten finden Sie im Kapi-
D tel „Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit“ im Abschnitt „Weg zur Arbeit“.
E Liegt keine Fahrt zur ersten Betriebsstätte vor, sind geschäftliche Fahrten mit den tatsächli-
chen Kosten oder Reisekostenpauschale absetzbar. Das ist z. B. der Fall, wenn der Selbstän-
dige typischerweise nur an ständig wechselnden Tätigkeitsstätten, die keine Betriebsstätten
F sind, oder an einer nicht ortsfesten betrieblichen Einrichtung (z. B. Fahrzeug) betrieblich tätig
ist.
Werden die gesamten Kosten des Betriebs-Pkws als Betriebsausgaben gebucht, ste-
G
cken darin auch die Pkw-Kosten für die Fahrten zum Betrieb. Da diese aber nur mit der
Entfernungspauschale absetzbar sind, müssen die tatsächlichen Pkw-Kosten, die auf die
H Fahrten zum Betrieb anfallen, von den Gesamtkosten des Betriebs-Pkw als sog. nicht abzieh-
bare Betriebsausgaben abgezogen werden.
Achtung:
I Ohne Fahrtenbuchaufzeichnungen sind die Fahrten zum Betrieb pauschal wie
folgt zu ermitteln: monatlich 0,03 % des Bruttolistenpreises * 12 Monate (=
0,36 % des Bruttolistenpreises jährlich)
J
Kosten, die auf die übrigen betrieblich veranlassten Fahrten entfallen, sind dadurch im Ergeb-
K
nis voll abziehbar. Sie sind durch Belege nachzuweisen und durch ein ordnungsgemäßes
Fahrtenbuch glaubhaft zu machen.
L Die Kosten eines Unfalls auf einer Fahrt zwischen Wohnung und Betrieb mit dem Betriebs-
Pkw sind neben der Entfernungspauschale absetzbar, nicht aber für einen Unfall auf einem
privaten Umweg.
M
Bewirtungsaufwendungen
Bewirtungskosten sind nur in Höhe von 70 % der angemessenen Kosten abziehbar, wenn
N die Bewirtung von Personen aus geschäftlichem Anlass erfolgt. Steuerlich überhaupt nicht
berücksichtigt werden Aufwendungen, die privat veranlasst oder unangemessen sind. Eine
Abzugsbeschränkung besteht nicht, wenn die Verköstigung nicht im Vordergrund steht. So
O sind Aufwendungen für Getränke und Gebäck anlässlich einer betrieblichen Besprechung
voll abzugsfähig.
Doppelte Haushaltsführung
Für den Betriebsausgabenabzug bei einem doppelten Haushalt des Selbständigen am Ort F
seiner eigenen Betriebsstätte gelten dieselben Pauschbeträge und Abzugsbeschränkungen
wie für Arbeitnehmer. Einzelheiten finden Sie daher im Kapitel „Einkünfte aus nichtselb-
ständiger Arbeit“. G
Geldbußen
Geldbußen, Ordnungsgelder und Verwarnungsgelder, die von einem Gericht oder einer H
Behörde im Inland oder von einem Mitgliedstaat oder von Organen der Europäischen Union
festgesetzt wurden sowie damit zusammenhängende Aufwendungen sind nicht abzugsfähig.
I
Geschenke
Ausgaben für Geschenke an einen Geschäftsfreund sind nur abzugsfähig, wenn die Anschaf-
fungs- oder Herstellungskosten aller Geschenke, die der Geschäftsfreund im Jahr erhalten J
hat, 35 Euro im Jahr nicht übersteigen (Freigrenze, kein Freibetrag!). Die Steuerfreiheit von
Aufmerksamkeiten (anlassbezogene Sachgeschenke bis zu einer Freigrenze von 60 Euro pro
Zuwendung inkl. MwSt.) gilt auch für Kunden eines Selbständigen (Verfügung der OFD Frank- K
furt vom 10.10.2012, S 2297 b A–1–St 222).
Der Schenker kann den geldwerten Vorteil mit 30 % pauschal versteuern, damit der
L
Beschenkte Geschenke über 10 Euro nicht versteuern muss. Bei Geschenken bis zur Frei-
grenze von 35 Euro lässt die Finanzverwaltung auch die gezahlte Pauschalsteuer zum Betriebs-
ausgabenabzug zu. Bei teureren Geschenken ist weder der Kaufpreis für das Geschenk noch M
die Pauschalsteuer darauf als Betriebsausgaben abziehbar (BFH vom 30.3.2017, IV R 13/14,
BStBl 2017 S. 892). Der BFH will sogar die Pauschalsteuer bei der Prüfung der 35-Euro-
Grenze zum Preis des Geschenks mitrechnen, was aber die Finanzverwaltung bisher ablehnt. N
Arbeitszimmer/Büro
Für betrieblich genutzte häusliche Arbeitszimmer und außerhäusliche Büros gelten für den
O
Betriebsausgabenabzug dieselben Regelungen wie für Arbeitnehmer, auch zur Home
office-Pauschale. Einzelheiten finden Sie daher im Kapitel „Einkünfte aus nichtselbständiger
Arbeit“.
P
SteuerRatgeber 2022287
Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit
Betriebsausgaben
Wenn Ihnen das Gebäude, in dem Sie ein Arbeitszimmer nutzen, zu alleinigem Eigentum
A gehört, zählt das Arbeitszimmer zu Ihrem notwendigen Betriebsvermögen, wenn sein
Marktwert mehr als 20 % des gesamten Grundstückswerts (Grund und Boden zuzüglich
Gebäude) beträgt und mehr als 20.500 Euro (inkl. Bodenwertanteil) ausmacht (§ 8 EStDV).
B
Nutzen Sie ein Arbeitszimmer im Haus oder der Wohnung Ihres Ehepartners und haben Sie
sich an den Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten nicht beteiligt, dürfen Sie keine Abschrei-
bung auf Ihr häusliches Arbeitszimmer vornehmen (BFH vom 23.8.1999, GrS 2/97, BStBl II
C
1999 S. 782, C IV). Ebenfalls tabu ist der Betriebsausgabenabzug für die laufenden grund-
stücksbezogenen Kosten (insbesondere anteilige Schuldzinsen und Grundsteuer). Werden
D die laufenden Kosten der Büronutzung wie Heiz- und Stromkosten vom gemeinsamen Ehe-
gattenkonto beglichen, ist der Betriebsausgabenabzug zulässig (BFH vom 23.8.1999, GrS
2/97, BStBl II 1999 S. 782, C V). Bei Miteigentum dürfen Sie die anteiligen Grundstückskosten
E in Höhe Ihres Miteigentumsanteils absetzen (BFH vom 6.12.2017, VI R 41/15, BStBl II 2018 S.
355). Bei einem Mietvertrag richtet sich die Höhe des Kostenabzugs danach, wer den Miet-
vertrag als Alleinmieter oder Mitmieter abgeschlossen hat.
F
Geschäftsreisen
Mehraufwendungen für Verpflegungen und Übernachtungen auf Geschäftsreisen können
G nach den Vorschriften für Auswärtstätigkeiten von Arbeitnehmern abgesetzt werden. Ein-
zelheiten finden Sie daher im Kapitel „Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit“.
H 3.3 Abschreibungen
Was sind Abschreibungen?
I Anschaffungs- und Herstellungskosten von abnutzbaren Anlagegütern mit einer betrieblichen
Nutzungsdauer von mehr als einem Jahr dürfen nicht sofort als Betriebsausgaben abge-
zogen werden. Die Ausgaben sind auf die voraussichtliche Nutzungsdauer zu verteilen, also
J abzuschreiben.
Abnutzbar sind sowohl bewegliche Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens (z. B. Maschi-
nen, Kraftfahrzeuge, Einrichtungen, auch eine dachintegrierte Fotovoltaikanlage), unbeweg-
K
liche Wirtschaftsgüter (z. B. Gebäude, selbständige Gebäudeteile, Außenanlagen), immateri-
elle Wirtschaftsgüter (z. B. Patente, Erfindungen, Nutzungsrechte) sowie der Geschäfts- oder
L Firmenwert und Konzessionen.
Die Abschreibung können Sie in Anspruch nehmen, wenn Sie der wirtschaftliche Eigen-
tümer sind. Dies gilt auch, wenn Sie ein Nießbrauchrecht entgeltlich erworben haben. Nicht
M zur Abschreibung berechtigt sind Mieter und Pächter.
Die Abschreibung ist vorzunehmen. Sie können nicht darauf verzichten. Ist der Ansatz einer
N Jahres-AfA irrtümlich unterblieben, so dürfen Sie die Abschreibung nachholen. Dabei sind die
noch nicht abgesetzten Anschaffungs- oder Herstellungskosten auf die Restnutzungsdauer
zu verteilen.
O
Achtung:
Ist die Abschreibung willkürlich – also absichtlich aus steuerlichen Gründen A
– unterblieben, kann sie nicht mehr nachgeholt werden. Gleiches gilt, wenn
die Abschreibung insgesamt unterlassen wurde, etwa weil sich die Zugehörigkeit des
Wirtschaftsguts zum notwendigen Betriebsvermögen erst viele Jahre später heraus- B
gestellt hat (BFH vom 22.6.2010, VIII R 3/08, BStBl II 2010 S. 1035).
SteuerRatgeber 2022289
Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit
Betriebsausgaben
Abschreibungsmethoden
A Steuerlich zugelassen sind die
■■ Sammelpostenauflösung
■■ lineare AfA,
B ■■ Leistungs-AfA,
■■ degressive AfA,
■■ Teilwertabschreibung
C
■■ Abschreibung für außergewöhnliche technische oder wirtschaftliche Nutzung,
■■ Gebäude-AfA,
■■ erhöhte AfA,
D
■■ Sonderabschreibung nach § 7 g Abs. 5 EStG
und die Bildung eines Investitionsabzugsbetrags nach § 7 g Abs. 1-4 EStG.
E
GWG-Abschreibung
Für alle selbständig nutzbaren, beweglichen Wirtschaftsgüter, deren Anschaffungs- bzw.
F Herstellungskosten ohne Umsatzsteuer 800 Euro nicht übersteigen, ist ein Sofortabzug
der Kosten zulässig. Es handelt sich um sog. geringwertige Wirtschaftsgüter (GWG). Liegen
die Kosten über 800 Euro, sind sie über die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer abzuschrei-
G ben (§ 6 Abs. 2 EStG). Alternativ können GWG mit Kosten bis zu 250 Euro sofort abgesetzt
werden und für GWG mit Kosten über 250 bis 1.000 Euro ein jahrgangsbezogener Sammel-
posten gebildet werden (§ 6 Abs. 2a EStG). Dieser Sammelposten ist im Wirtschaftsjahr der
H Bildung und in den folgenden vier Wirtschaftsjahren mit jeweils 20 % gewinnmindernd auf-
zulösen.
I Scheidet ein Wirtschaftsgut vorzeitig z. B. durch Verkauf oder Zerstörung aus dem
Betriebsvermögen aus, wird der Sammelposten nicht vermindert. Es wird also nicht mehr
das einzelne Wirtschaftsgut abgeschrieben, sondern der Sammelposten wird unabhängig
J von der Existenz des Wirtschaftsguts aufgelöst.
Achtung:
K Für im Sammelposten zusammengefasste Wirtschaftsgüter darf keine lineare
AfA, Leistungs-AfA, degressive AfA, Teilwertabschreibung oder Abschreibung
für außergewöhnliche technische oder wirtschaftliche Nutzung angesetzt werden.
L
Haben Sie für die Anschaffung von GWG rechtzeitig einen Investitionsabzugsbetrag
M (Näheres dazu siehe unten) gebildet, ist dieser im Jahr der Anschaffung der GWG gewinner-
höhend aufzulösen. In gleicher Höhe dürfen Sie die Anschaffungskosten der GWG verringern
und können so unter der 800-Euro-Grenze bleiben.
N
Beispiel:
Lineare Abschreibung
Bei der linearen Abschreibung werden die Anschaffungs- oder Herstellungskosten des Wirt- A
schaftsguts in gleichen Jahresbeträgen abgeschrieben.
Der Abschreibungsbetrag für bewegliche Wirtschaftsgüter wird wie folgt ermittelt: 100 /
B
betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer.
Beispiel:
Bei einer Nutzungsdauer von vier Jahren beträgt der jährliche lineare AfA- C
Satz somit 25 % der Anschaffungs- oder Herstellungskosten, bei zehn
Jahren 10 % usw.
D
Im ersten Jahr muss jedoch monatsgenau abgeschrieben werden, wenn die
Anschaffung oder Herstellung nicht bereits im Januar erfolgte. Bei Kauf z. B. im Juli
ist somit nur die halbe Jahres-AfA anzusetzen und die andere Hälfte dann am Ende E
der Nutzungsdauer nachzuholen.
F
Wirtschaftsgüter, die innerhalb des Sammelpostens berücksichtigt werden, dürfen nicht
linear abgeschrieben werden.
Für Gebäude im Privatvermögen beträgt der lineare AfA-Satz 2 % (bei Fertigstellung ab 1925, G
Abschreibung damit über 50 Jahre) bzw. 2,5 % (bei Fertigstellung vor 1925, Abschreibung
damit über 40 Jahre) und im Betriebsvermögen 3 % (bei Bauantrag nach dem 31.3.1985) bzw.
4 % (Baubeginn oder Abschluss des Kaufvertrags vor 2001). H
Leistungsabschreibung
Die Leistungsabschreibung ist nur zugelassen für bewegliche Wirtschaftsgüter des Anlage- I
vermögens. Anstelle der betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer tritt die jährliche Leistung
des Wirtschaftsgutes. Leistungseinheiten können z. B. Betriebsstunden oder gefahrene
km sein. J
Die Leistungsabschreibung muss wirtschaftlich begründet sein, z. B. bei erheblichen jähr-
lichen Leistungsschwankungen oder unterschiedlichem Verschleiß. Die jährliche Leistung
K
muss nachgewiesen werden.
Degressive Abschreibung
Die degressive Abschreibung ist zulässig für bewegliche Wirtschaftsgüter des Anlage- L
vermögens, die nach dem 31. Dezember 2019 und vor dem 1. Januar 2022 angeschafft
oder hergestellt worden sind. Statt der linearen Abschreibung kann der Steuerpflichtige die
M
degressive Absetzung (Absetzung in fallenden Jahresbeträgen) vornehmen.
Dabei bleibt der Abschreibungssatz konstant; er darf jedoch höchstens einen bestimmten
Betrag der linearen Abschreibung nicht überschreiten. Die Abschreibung wird vom Restwert N
vorgenommen.
SteuerRatgeber 2022291
Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit
Betriebsausgaben
K Eine Teilwertabschreibung ist vorzunehmen, wenn der Teilwert dauerhaft niedriger ist
als der Buchwert. Nach einer Teilwertabschreibung ist der Restwert auf die Restnutzungs-
dauer zu verteilen.
L
Absetzung für außergewöhnliche technische und wirtschaftliche Abnutzung
Verringert sich die Nutzungsdauer eines Wirtschaftsgutes
M ■■ durch eine außergewöhnliche technische Abnutzung (z. B. durch Schäden und Zerstö-
rung durch Brand, Hochwasser, Unfall oder unsachgemäße Behandlung) oder
■■ durch eine außergewöhnliche wirtschaftliche Abnutzung (z. B. Veralterungen durch
N Neuerfindungen, Mode-, Geschmackswechsel),
so ist neben der planmäßigen linearen oder Leistungsabschreibung eine Absetzung für
O außergewöhnliche technische und wirtschaftliche Abnutzung (AfaA) vorzunehmen.
Der Betrag der AfaA kann berechnet werden durch den Ansatz eines geschätzten Pro-
zentsatzes des Restbuchwertes oder durch eine Verkürzung der betriebsgewöhnlichen Nut-
P zungsdauer.
Nach einer AfaA ist die planmäßige Abschreibung ab dem Jahr nach der Vornahme der
AfaA wie folgt zu berechnen: A
■■ Bei Gebäuden: Bemessungsgrundlage sind die Anschaffungs- bzw. Herstellungsko-
sten abzüglich der vorgenommenen AfaA. Anzusetzen sind die Abschreibungssätze
B
nach § 7 Abs. 4 oder Abs. 5 EStG.
■■ Bei beweglichen und anderen abnutzbaren Wirtschaftsgütern: Bemessungs-
grundlage ist der nach der Vornahme der AfaA verbliebene Restbuchwert. Dieser ist
C
auf die verkürzte Restnutzungsdauer zu verteilen.
Achtung:
D
Ermitteln Sie Ihren Gewinn durch Bestandsvergleich, ist eine Zuschreibung
vorzunehmen, wenn die Gründe für die AfaA weggefallen sind.
E
Investitionsabzugsbetrag
Sie können schon drei Jahre vor der Anschaffung oder Herstellung von neuen oder
gebrauchten abnutzbaren beweglichen Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens einen F
Investitionsabzugsbetrag in Höhe von bis zu 50 % der voraussichtlichen Anschaffungs-
oder Herstellungskosten (ohne MwSt. für zum Vorsteuerabzug berechtigte Unternehmer)
gewinnmindernd absetzen. Der Abzugsbetrag kann in einem Jahr oder in Teilbeträgen auf G
mehr als ein Jahr verteilt geltend gemacht, also später noch aufgestockt werden (BFH vom
12.11.2014, X R 4/13, BStBl II 2016 S. 38).
H
Hinweis: Seit 2016 kann für die Anschaffung eines Blockheizkraftwerks kein Investitionsab-
zugsbetrag mehr gebildet werden, da das Kraftwerk jetzt als wesentlicher Bestandteil des
Gebäudes gilt und daher mit diesem über 40 oder 50 Jahre abzuschreiben ist. I
Voraussetzungen für einen Investitionsabzugsbetrag (IAB) sind,
■■ dass das Wirtschaftsgut voraussichtlich in den dem Jahr der Bildung folgenden J
drei (bei Bildung im Jahr 2017 bzw. 2018 wegen der Coronakrise fünf bzw. vier) Wirt-
schaftsjahren angeschafft oder hergestellt wird – nicht begünstigt sind Investitio-
nen im Jahr der Bildung, K
■■ dass das Wirtschaftsgut voraussichtlich mindestens bis zum Ende des auf die Anschaf-
fung folgenden Wirtschaftsjahres in einer inländischen Betriebsstätte zu mindestens
90 % betrieblich genutzt wird (die Erfüllung dieser Bedingung im gesamten Zwei- L
Jahres-Zeitraum genügt; sie muss nicht in jedem der beiden Jahre erfüllt sein),
■■ dass der Steuerpflichtige die Summe der Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten der
geplanten Investitionen angibt, M
■■ dass der Gewinn im Jahr der IAB-Bildung 200.000 Euro nicht übersteigt.
Seit 2016 muss bei Bildung eines IAB nicht mehr jedes geplante Wirtschaftsgut in den beim N
Finanzamt einzureichenden Unterlagen seiner Funktion nach genau benannt werden. Auch
muss nicht mehr die ernsthafte Absicht zur Anschaffung des Wirtschaftsguts nachgewiesen
werden, für das ein IAB gebildet wird. Jetzt kann einfach für künftige Investitionen ein IAB O
gebildet werden.
SteuerRatgeber 2022293
Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit
Betriebsausgaben
Der Investitionsabzugsbetrag darf auch nachträglich per Einspruch vor Ablauf der dreijäh-
A rigen Investitionsfrist beansprucht werden, auch wenn die Investition bei Abgabe der Steuer-
erklärung bereits getätigt war, der Abzugsbetrag darin aber nicht geltend gemacht wurde
(BFH vom 17.1.2012, VIII R 48/10, BFH/NV 2012 S. 1038). Es ist auch zulässig, nachträglich
B einen IAB zu bilden, um die Steuernachforderung aufgrund einer Betriebsprüfung auszuglei-
chen (BFH vom 23.3.2016, IV R 9/14, BStBl II 2017 S. 295).
Es muss keine verbindliche Bestellung des Wirtschaftsguts bis zum Ende des Jahres der
C
Bildung des Abzugsbetrags vorliegen, wenn der Abzugsbetrag im Jahr vor Betriebseröffnung
oder für wesentliche Betriebsgrundlagen gebildet wird, etwa für eine Fotovoltaikanlage (BFH
D vom 20.6.2012, X R 20/11, BFH/NV 2012 S. 1778). Allerdings sollten Existenzgründer das
Wirtschaftsgut bis zum Ende des auf das Jahr der Bildung des Abzugsbetrags folgenden
Kalenderjahres verbindlich bestellt haben (BMF-Schreiben vom 20.11.2013, BStBl I 2013 S.
E 1493 Rz. 29).
Die gebildeten und noch nicht aufgelösten Investitionsabzugsbeträge dürfen pro Betrieb ins-
gesamt 200.000 Euro nicht übersteigen.
F
Die Bildung und Auflösung des Investitionsabzugsbetrags geschieht formal in der Anlage
EÜR außerhalb der Gewinnermittlung:
G
■■ Im Jahr der Bildung wird der Gewinn um den Investitionsabzugsbetrag vermindert.
■■ Im Jahr der Anschaffung des Wirtschaftsguts bzw. bei einem ab 2016 gebildeten
H IAB auch später, aber noch innerhalb des dreijährigen Anschaffungszeitraums, wer-
den 50 % (bei Bildung bis 2019: 40 %) der tatsächlichen Anschaffungskosten dem
Gewinn wieder hinzugerechnet; die Anschaffungskosten können im Gegenzug bis zu
I 50 % gewinnmindernd gekürzt werden (vorgezogene Sofortabschreibung). Die Bemes-
sungsgrundlage für die lineare AfA und Sonder-AfA verringert sich entsprechend. Vor-
aussetzung für die Sofortabschreibung ist, dass die gewinnerhöhende Hinzurechnung
J im Anschaffungsjahr erfolgt ist.
■■ Der Investitionsabzugsbetrag ist in Höhe eines nicht verbrauchten Teils spätestens
bis zum Ende des dritten auf das Wirtschaftsjahr des Abzugs folgenden Wirtschafts-
K jahres gewinnwirksam rückgängig zu machen. Dies trifft zu, wenn die voraussichtlichen
Anschaffungs-/Herstellungskosten höher sind als die tatsächlichen Anschaffungs-/
Herstellungskosten zuzüglich nachträglicher Anschaffungs-/Herstellungskosten.
L
Beispiel:
Sie haben im Vorjahr in der Anlage EÜR 2019 einen Investitionsabzugsbe-
M trag (IAB) in Höhe von 8.000 Euro gebildet, weil Sie für 2020 den Kauf einer
Maschine mit 8-jähriger Nutzungsdauer zu einem Kaufpreis von 20.000 Euro netto
für Ihren Betrieb beabsichtigten. Die Anschaffung der Maschine am 15.1.2021 wirkt
N sich auf die Gewinnermittlung 2021 so aus:
Achtung:
Die Dreijahresfrist wurde wegen der Corona-Pandemie verlängert: für einen A
2017 gebildeten Investitionsabzugsbetrag auf fünf Jahre und bei Bildung 2018
auf vier Jahre. Investiert werden muss also erst bis zum 31.12.2022.
B
Wurde das Wirtschaftsgut innerhalb des Dreijahreszeitraums nicht angeschafft oder das
Wirtschaftsgut nicht für zwei Jahre zu mindestens 90 % betrieblich genutzt, ist sowohl
der Investitionsabzugsbetrag, die Herabsetzung der Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten, C
die Verringerung der Bemessungsgrundlage für Abschreibungen und die Hinzurechnung von
40 % der tatsächlichen Anschaffungskosten rückgängig zu machen. Alternativ kann ein ab
2016 gebildeter IAB bei Nichterfüllung der betrieblichen Nutzungsbedingung von mindestens D
90 % auch auf ein anderes im 3-Jahres-Zeitraum angeschafftes Wirtschaftsgut übertragen
werden, sofern der Steuerbescheid des betreffenden Jahres noch geändert werden kann.
E
Dabei wird die Veranlagung des Bildungsjahres und der Folgejahre korrigiert. Ein Gewinnzu-
schlag fällt nicht an; stattdessen wird das Finanzamt jedoch Zinsen verlangen. Denn infolge
einer Gesetzesänderung sind für ab 2013 gebildete und anschließend wieder rückgängig F
gemachte Investitionsabzugsbeträge Zinsen in Höhe von 6 % p.a. bereits 15 Monate nach
Ablauf des ursprünglichen Abzugsjahres zu zahlen (§ 7g Abs. 3 Satz 4 EStG).
G
Achtung:
Damit das Finanzamt die IAB-Bildung und -Auflösung besser überwa-
chen und verfolgen kann, müssen Selbständige seit 2016 ihrem Finanzamt H
bestimmte Angaben zusammen mit der Einkommensteuererklärung nach amtlich vor-
geschriebenem Datensatz elektronisch übermitteln (§ 7 g Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 EStG).
Mitzuteilen sind die Summe der gebildeten IAB, die Summe der wegen Anschaffung I
von Wirtschaftsgütern aufgelösten IAB und die Summe der rückgängig zu machenden
IAB-Beträge.
J
SteuerRatgeber 2022295
Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit
Betriebsausgaben
E Beispiel:
Gustav Müller ist selbständig tätig. Er beabsichtigt im Jahr 2022 die
Anschaffung eines Lkws. Die Anschaffungskosten betragen voraussicht-
F lich 75.000 Euro. Im Jahr 2021 beträgt der Gewinn 90.000 Euro, im Jahr 2022
80.000 Euro. Die tatsächlichen Anschaffungskosten des Lkws betragen 70.000
Euro.
G
Abschreibung Bildungsjahr 2021 Anschaffungsjahr 2022
1. Bildung des Investitions- Investitionsabzugsbetrag = 50 %
H abzugsbetrags: bis zu 50 % der von 75.000 Euro = 37.500 Euro,
voraussichtlichen Anschaffungs- Gewinn = 90.000 Euro ./. 37.500
kosten Euro = 52.500 Euro
I 2. Gewinnerhöhende Hinzu- Hinzurechnung = 50 % von
rechnung: 50 % der tatsäch- 70.000 Euro, maximal 37.500
lichen Anschaffungskosten, Euro = 35.000 Euro; Gewinn =
J maximal in Höhe des Investi- 80.000 Euro + 35.000 Euro =
tionsbetrags 115.000 Euro
3. Kürzung der Anschaffungs- Kürzung = 20 % von 70.000 Euro,
K kosten um bis zu 50 %, höchs- maximal 35.000 Euro = 14.000
tens um Betrag aus Nr. 2; im Bei- Euro; Gewinn = 115.000 Euro
spielfall werden 20 % angesetzt ./. 14.000 Euro = 101.000 Euro;
(gewinnmindernder Sofortabzug) Bemessungsgrundlage für die
L und die Bemessungsgrundlage Abschreibung beträgt: 70.000
für künftige Abschreibungen wird Euro ./. 14.000 Euro = 56.000
um Kürzungsbetrag vermindert. Euro
M 4. Sonderabschreibung im Sonderabschreibung = 56.000
Jahr der Anschaffung und in den Euro * 20 % = 11.200 Euro;
4 folgenden Jahren bis zu ins- Gewinn = 101.000 Euro ./. 11.200
N gesamt 20 %; Ansatz im Jahr der Euro = 89.800 Euro
Anschaffung 20 %
5. Zwangsweises Rückgängig- Nicht verbrauchter Abzugsbetrag
O machen des Investitionsab- = Bildung aus Nr. 1 ./. Hinzurech-
zugsbetrags in Höhe des nicht nung aus Nr. 2 = 37.500 Euro
verbrauchten Abzugsbetrags im ./. 35.000 Euro = 2.500 Euro;
Bildungsjahr Gewinn = 52.500 Euro + 2.500
P Euro = 55.000 Euro
4 Betriebseinnahmen
A
4.1 Laufende Betriebseinnahmen
4.2 Private Nutzung des Betriebs-Pkws
4.3 Steuerlich begünstigte Betriebseinnahmen B
Aber auch die Entnahme von Gegenständen und Leistungen für private Zwecke wird steuer- H
lich als fiktive Betriebseinnahme erfasst. Dazu zählen z. B. die Nutzung von betrieblichen
Pkws für private Fahrten, die Nutzung von betrieblichen Telekommunikationseinrichtungen
für private Telefonate oder die Entnahme von Lebensmitteln bei einem Lebensmittelgeschäft. I
Entnommene Gegenstände sind mit dem Teilwert und entnommene Leistungen grundsätz-
lich mit den Selbstkosten zu bewerten. Statt des Nachweises der Selbstkosten lässt der
Gesetzgeber in bestimmten Fällen den Ansatz pauschaler Werte bei der privaten Benutzung J
betrieblicher Fahrzeuge (1%-Regelung) oder bei der Entnahme von Waren in der Gastronomie
und im Lebensmittelhandel zu.
K
Auch Einnahmen aus Nebentätigkeiten gehören zu den laufenden Betriebseinnahmen,
wenn sie im Rahmen einer selbständigen Tätigkeit anfallen.
L
In welchem Jahr die Einnahmen zu versteuern sind, ist abhängig von der gewählten Gewinn-
ermittlungsart. Bei Ermittlung des Gewinns durch den Bestandsvergleich ist die wirtschaft-
liche Zugehörigkeit von Bedeutung; bei Ermittlung im Rahmen der Einnahmen-Über- M
schuss-Rechnung ist der Zuflusszeitpunkt maßgeblich.
Achtung: N
Nicht zu den Betriebseinnahmen gehören Einlagen und durchlaufende Pos-
ten.
O
SteuerRatgeber 2022297
Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit
Betriebseinnahmen
C
Auch bei einem Neuwagenrabatt oder dem Kauf eines Gebrauchtwagens bleibt es bei dem
Bruttolistenpreis als Bemessungsgrundlage. Der BFH hat es leider abgelehnt, für solche Fälle
eine Reduzierung des Listenpreises zuzulassen (BFH vom 13.12.2012, VI R 51/11, BStBl II
D
2013 S. 385).
Diese 1%-Regelung gilt für Fahrzeuge im notwendigen Betriebsvermögen, das heißt bei
E betrieblicher Nutzung des Pkw von über 50 %. Trotzdem darf der Privatanteil nicht auf die
Hälfte der Gesamtkosten des Pkw begrenzt werden (BFH-Urteil vom 15.5.2018, X R 28/15,
BStBl II 2018 S. 712; Verfassungsbeschwerde 2 BvR 2129/18). Bei einem Pkw im gewillkürten
F Betriebsvermögen (betriebliche Nutzung zwischen 10 % und 50 %) genügt eine Schätzung
des privaten Nutzungsanteils durch eigene Aufzeichnungen (z. B. Terminkalender, Reisekos-
tenabrechnungen).
G
Verwendet ein Unternehmer mehrere betriebliche Fahrzeuge gleichzeitig, müssen nur so
viele private Nutzungsanteile nach der 1%-Regelung versteuert werden, wie private Nutzer
H vorhanden sind (BMF-Schreiben vom 15.11.2012, BStBl I 2012 S. 1099).
Nutzt ein Selbständiger für seine privaten Fahrten ein dem Betriebs-Pkw etwa gleichwerti-
I ges Fahrzeug, ist der Anscheinsbeweis für eine Privatnutzung des Betriebs-Pkws entkräftet
(BFH vom 4.12.2012, VIII R 42/09, DStR 2013 S. 243).
Ereignet sich auf einer Privatfahrt mit dem Betriebs-Pkw ein Unfall, muss eine vom Haft-
J pflichtversicherer des Unfallgegners gezahlte Nutzungsausfallentschädigung als Betriebsein-
nahme versteuert werden (BFH vom 27.1.2016, X R 2/14, BStBl II 2016 S. )
K
4.3 Steuerlich begünstigte Betriebseinnahmen
Normalerweise werden Betriebsgewinne mit dem vollen Steuersatz versteuert. Der Gesetz-
L geber lässt jedoch gemäß § 34 EStG eine ermäßigte Besteuerung zu, und zwar für
■■ Veräußerungsgewinne nach der Fünftelregelung oder mit 56 % des durchschnittli-
M chen Steuersatzes,
■■ Entschädigungen für den Ersatz für entgangene oder entgehende Einnahmen oder
die Nichtausübung einer Tätigkeit oder als Ausgleichszahlung an den Handelsvertreter
N nach der Fünftelregelung,
■■ Vergütungen für mehrjährige Tätigkeiten nach der Fünftelregelung. Dazu zählt auch
eine Umsatzsteuererstattung für mehrere Jahre, die auf einer atypischen rechtlichen
O Auseinandersetzung beruht (BFH vom 25.9.2014, III R 5/12, BStBl II 2015 S. 220),
■■ Nutzungsvergütungen für die Inanspruchnahme von Grundstücken für öffentliche
Zwecke sowie Zinsen auf Nutzungsvergütungen und Entschädigungen, die mit der
P Inanspruchnahme von Grundstücken für öffentliche Zwecke zusammenhängen nach
der Fünftelregelung,
298 Steuer:Ratgeber 2022
Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit
Betriebseinnahmen
SteuerRatgeber 2022299
Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit
Veräußerungs- und Aufgabegewinne
F Ein Teilbetrieb ist ein eigenständiger Teil des Gesamtbetriebes, der für sich allein lebensfä-
hig ist. Abgrenzungsmerkmale für den Teilbetrieb sind eine gewisse wirtschaftliche Selbstän-
digkeit, eine selbständige Lebensfähigkeit mit der Möglichkeit der Fortführung durch einen
G Erwerber und eine organisatorische Geschlossenheit. Indizien für die Eigenständigkeit sind
ein selbständiger Einkauf, ein selbständiger Verkauf, verschiedenes Personal, örtliche Tren-
nung und eine gesonderte Buchführung.
H Dem eigentlichen Teilbetrieb steht die Veräußerung bzw. Aufgabe eines Mitunternehmer-
anteils oder die Veräußerung einer zum Betriebsvermögen gehörenden 100%igen Beteili-
gung an einer Kapitalgesellschaft gleich.
I
Eine Betriebsveräußerung liegt nur dann vor, wenn sie entgeltlich erfolgt. Deshalb fallen
keine Veräußerungsgewinne im Rahmen einer Schenkung, einer vorweggenommenen Erb-
J folge sowie im Erbfall an.
Achtung:
K Der Gewinn aus einer Betriebsveräußerung ist steuerbegünstigt, wenn alle
wesentlichen Betriebsgrundlagen auf den Erwerber in einem einheitlichen
Vorgang übergehen. Der Erwerber muss in der Lage sein, den bisherigen Betrieb fort-
L zuführen. Der Betrieb ist auch dann veräußert, wenn Sie anschließend noch als Berater
für den Käufer Ihres Betriebes tätig sind.
H
5.2 Veräußerungs- und Aufgabefreibetrag
Der Gewinn unterliegt nicht in vollem Umfang der Einkommensteuer. Zum einen profitieren
Sie unter Umständen von einem Freibetrag, sodass er eventuell ganz steuerfrei bleibt. Zum I
anderen unterliegt der steuerpflichtige Anteil einem begünstigten, d. h. in der Progression
gemilderten Steuersatz.
J
Der Freibetrag beträgt 45.000 Euro (§ 16 Abs. 4 EStG). Er mindert sich jedoch um den
Betrag, um den der Veräußerungsgewinn 136.000 Euro übersteigt. Der Freibetrag gilt unab-
hängig davon, ob ein ganzer Betrieb, Teilbetrieb, Mitunternehmeranteil oder Bruchteil eines K
Anteils veräußert oder aufgegeben wird.
Achtung: L
Den Freibetrag erhalten Sie, falls Sie zum Zeitpunkt des Verkaufs bzw. der
Aufgabe des Betriebs das 55. Lebensjahr vollendet haben oder im sozialver-
sicherungsrechtlichen Sinne berufsunfähig sind. M
Treten diese persönlichen Voraussetzungen erst nach Beendigung der Betriebsaufgabe oder
-veräußerung ein, erhalten Sie weder den Freibetrag noch den ermäßigten Steuersatz nach N
der Fünftelregelung (siehe nachfolgend). Das gilt selbst dann, wenn dies noch vor Ablauf des
Veranlagungszeitraums der Beendigung der Betriebsaufgabe oder -veräußerung der Fall ist
(BFH vom 28.11.2007, X R 12/07, BStBl II 2008 S. 193). O
Den Freibetrag müssen Sie in der Steuererklärung beantragen. Ihn gibt es nur einmal im
Leben, wobei er auch dann als vollständig verbraucht gilt, wenn er nicht in vollem Umfang in
Anspruch genommen werden konnte. P
SteuerRatgeber 2022301
Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit
Veräußerungs- und Aufgabegewinne
Achtung: D
Der Veräußerungsgewinn oder Aufgabegewinn ist entstanden im Zeitpunkt
der tatsächlichen Betriebsübertragung oder -aufgabe. Für die Besteuerung
der in das Privatvermögen übernommenen Wirtschaftsgüter ist der Zeitpunkt der Ent- E
nahme maßgebend.
F
Zum Veräußerungspreis gehören alle in Geld oder Geldeswert erbrachten Gegenleistun-
gen. Die Gegenleistung kann über Barzahlung, Schuldübernahme, Stundung, Kaufpreisra-
ten, Renten oder Sachwerte erbracht werden. Werden im Rahmen der Betriebsveräußerung G
oder Betriebsaufgabe bestimmte Wirtschaftsgüter nicht mitveräußert und in das Privatver-
mögen überführt, ist der Veräußerungspreis um den gemeinen Wert dieser Güter zu erhöhen.
H
Veräußerungskosten bzw. Aufgabekosten sind Aufwendungen, die in unmittelbarer
sachlicher Beziehung zur Betriebsveräußerung bzw. Betriebsaufgabe stehen, wie z. B. Notar-
kosten, Maklergebühren, Schätzungsgebühren, Reisekosten. I
Als Buchwerte des Betriebsvermögens sind die in der letzten Schlussbilanz ausgewiesenen
Werte anzusetzen.
J
SteuerRatgeber 2022303
Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit
Umsatzsteuer
A
6 Umsatzsteuer
6.1 Das Prinzip der Umsatzbesteuerung
6.2 Umsatzsteuerpflichtige Leistungen
B 6.3 Kleinunternehmer
6.4 Steuerfreie Leistungen
6.5 Steuersatz
C
6.6 Vorsteuer
6.7 Rechnungen
D 6.8 Ist- oder Sollbesteuerung
6.9 Umsatzsteuer-Voranmeldungen und Lohnsteuer-Anmeldung
6.10 Umsatzsteuer-Jahreserklärung
E
6.1 Das Prinzip der Umsatzbesteuerung
F Wer als Verbraucher Waren erwirbt oder Dienstleistungen in Anspruch nimmt, zahlt Umsatz-
steuer (auch Mehrwertsteuer genannt). Die Umsatzsteuer ist für jeden Bürger gleich hoch
– gleich, ob Millionär oder Sozialhilfeempfänger. Anders als bei der Einkommensteuer kommt
G es auf die individuelle Leistungsfähigkeit des einzelnen Steuerpflichtigen nicht an.
Die Umsatzsteuer belastet wirtschaftlich nur den Endverbraucher. Umsatzsteuerpflichtige
Unternehmer erhalten hingegen die gezahlte Umsatzsteuer als Vorsteuer vom Finanzamt
H
zurück.
Beispiel:
I Ein Einzelhändler erwirbt im Januar 2021 bei einem Großhändler eine Ware
für netto 1.000 Euro zzgl. 19 % Umsatzsteuer in Höhe von 190 Euro, somit
für brutto 1.190 Euro. Der Einzelhändler verkauft die Ware im Februar 2021 an einen
J
Endverbraucher für 1.500 Euro zzgl. 19 % Umsatzsteuer in Höhe von 285 Euro,
somit für brutto 1.785 Euro.
K
So stellt sich die Situation für den Einzelhändler dar:
1. Einkauf:
L Zahlung an Großhändler 1.190 Euro
Erstattung der gezahlten Umsatzsteuer (= Vorsteuer) durch das Finanzamt ./. 190 Euro
Tatsächliche Anschaffungskosten = 1.000 Euro
M 2. Verkauf:
Zahlung vom Verbraucher 1.785 Euro
Weiterleitung der erhaltenen Umsatzsteuer an das Finanzamt ./. 285 Euro
Tatsächlicher Verkaufserlös = 1.500 Euro
N
Für den Einzelhändler ist die Umsatzsteuer also erfolgsneutral. Der Verbraucher kann sich
O hingegen die gezahlte Umsatzsteuer nicht vom Finanzamt wiederholen. Obwohl der Einzel-
händler die Umsatzsteuer an das Finanzamt abführt, trägt sie wirtschaftlich der Endver-
braucher. Da die Umsatzsteuer vom Konsumenten auf dem Umweg über den Unternehmer
P erhoben wird, zählt sie zu den indirekten Steuern.
Der Vorsteuerabzug bewirkt, dass beim Weg einer Ware über mehrere Handelsstufen auf
Umsatzsteuer nicht noch einmal Umsatzsteuer erhoben wird. Nur auf den Mehrwert wird im A
Ergebnis zusätzlich Umsatzsteuer erhoben. Daher auch die Bezeichnung „Mehrwertsteuer“.
B
6.2 Umsatzsteuerpflichtige Leistungen
Arbeitnehmer, Kapitalanleger und Rentner erbringen keine Leistungen im Sinne des
Umsatzsteuergesetzes. Sie tragen zwar als Verbraucher wirtschaftlich die Umsatzsteuer. C
Eine Umsatzsteuerklärung müssen sie jedoch nicht abgeben; das ist Aufgabe der leistenden
Unternehmer.
D
Sie vermieten eine Immobilie? Dann erbringen Sie zwar eine grundsätzlich besteuerbare
Leistung. Diese ist aber nach dem Umsatzsteuergesetz steuerbefreit. Unter bestimmten Vor-
aussetzungen können Sie auf diese Befreiung verzichten und die Vermietungsumsätze
E
der Umsatzsteuer unterwerfen (Option zur Umsatzbesteuerung). Sie haben dann auch
Anspruch auf einen Vorsteuerabzug. Das rechnet sich aber nur in Ausnahmefällen.
Als Gewerbetreibender oder Freiberufler sind Sie grundsätzlich umsatzsteuerpflichtig F
(§ 2 Abs. 1 UStG). Sie müssen also für Ihre Lieferungen und sonstigen Leistungen Umsatz-
steuer erheben und an das Finanzamt abführen. Wer umsatzsteuerpflichtige Leistungen
erbringt, wird als Unternehmer bezeichnet. Für die Umsatzsteuer macht es übrigens keinen G
Unterschied, ob es sich einkommensteuerrechtlich um eine gewerbliche oder freiberufliche
Tätigkeit handelt.
H
Der Verkauf einer Vielzahl von Gegenständen über die Internet-Plattform von eBay kann der
Umsatzsteuer unterliegen, wenn eine nachhaltige unternehmerische Tätigkeit vorliegt. Dafür
spricht z. B., wenn der Verkäufer aktive Schritte zum Vertrieb seiner Gegenstände unter- I
nimmt, indem er sich ähnlicher Mittel bedient wie ein Händler (BFH vom 26.4.2012, V R 2/11,
BStBl II 2012 S. 634). Ob bereits beim Einkauf der Ware eine Wiederverkaufsabsicht vorhan-
den war, spielt dagegen keine Rolle. Eine Vielzahl von Verkäufen infolge der Auflösung einer J
zuvor privat angelegten Sammlung ist im Normalfall der letzte Akt einer privaten Vermögens-
verwaltung und daher nicht gewerblich (BFH vom 17.6.2020, X R 18/19, BStBl II 2021 S. 213).
K
6.3 Kleinunternehmer
Nicht jeder Unternehmer muss jedoch Umsatzsteuer zahlen. Nach § 19 Abs. 1 UStG gilt eine L
Ausnahmeregelung für sogenannte Kleinunternehmer.
Info: M
Als Kleinunternehmer gelten Unternehmer, deren Umsatz (zuzüglich der
darauf entfallenden Umsatzsteuer) im vorangegangenen Kalenderjahr
22.000 Euro nicht überstiegen hat und im laufenden Kalenderjahr voraussichtlich N
50.000 Euro nicht übersteigen wird.
O
Der Nachteil: Kleinunternehmer dürfen die ihnen von anderen Unternehmern in Rechnung
gestellten Vorsteuern nicht abziehen. Das Gesetz räumt daher die Möglichkeit ein, auf die
P
SteuerRatgeber 2022305
Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit
Umsatzsteuer
Achtung:
E Bei Aufnahme der unternehmerischen Tätigkeit im Laufe des Jahres ist der
tatsächliche Gesamtumsatz in einen Jahresgesamtumsatz umzurechnen. Für
die Anwendung der Kleinunternehmer-Regelung kommt es in diesem Fall nur darauf
F an, ob der Unternehmer voraussichtlich die Grenze von 22.000 Euro nicht überschrei-
tet (Prognoserechnung).
G
6.4 Steuerfreie Leistungen
H Das Umsatzsteuergesetz enthält einen umfangreichen Katalog von Leistungen, die von
der Umsatzsteuer befreit sind (§ 4 UStG). Die eine Gruppe, sogenannte Abzugsumsätze,
umfasst Umsätze, bei denender Vorsteuerabzug erhalten bleibt. Zu ihnen gehören insbeson-
I dere Ausfuhrlieferungen und innergemeinschaftliche Lieferungen.
Für die andere Gruppe, sogenannte Ausschlussumsätze von Befreiungen, ist der Vor-
J steuerabzug ausgeschlossen. Dazu zählen insbesondere die Vermietung von Grundstücken
sowie Leistungen der Ärzte und anderer Heilberufe.
K 6.5 Steuersatz
Das Umsatzsteuergesetz kennt insbesondere zwei Steuersätze: den allgemeinen Steuer-
L satz von 19 % und den ermäßigten Steuersatz von 7 %. Die meisten Umsätze unterliegen
dem allgemeinen Steuersatz. Der ermäßigte Steuersatz gilt insbesondere für Lebensmittel,
Personennahverkehr sowie Bücher und Zeitungen. Wegen der Corona-Krise wurden die
M Steuersätze befristet vom 1.7.2020 bis zum 31.12.2020 gesenkt: 16 % statt 19 % und 5 %
statt 7 %. Für die Gastronomie gelten vom 1.1.2021 bis 31.12.2022 für Speisen vor Ort 7 %
und für Getränke 19 %.
N
6.6 Vorsteuer
O Achtung:
Nur Unternehmer sind zum Vorsteuerabzug berechtigt. Verbraucher kön-
nen die gezahlte Umsatzsteuer nicht als Vorsteuer beim Finanzamt geltend
P machen.
Unternehmer können von der Umsatzsteuer, die sie für ihre Umsätze schulden, die Umsatz-
steuerbeträge (die sogenannte Vorsteuer) abziehen, die ihnen andere Unternehmer für aus- A
geführte steuerpflichtige Umsätze offen in Rechnung gestellt haben.
Auch Unternehmer können Vorsteuern nur abziehen, wenn sie auf Umsätze entfallen, die für
B
das Unternehmen bestimmt sind. Steuern, die einem Unternehmer für einen Gegenstand
berechnet wurden, den er ausschließlich zu privaten Zwecken nutzt (z. B. für ein privates
Fernsehgerät), sind daher vom Vorsteuerabzug ausgeschlossen.
C
Wird ein Wirtschaftsgut (z. B. ein Computer) sowohl betrieblich als auch privat genutzt, kann
zwar die gesamte Vorsteuer abgezogen werden, die private Nutzung ist jedoch als unent-
geltliche Wertabgabe (Eigenverbrauch) umsatzsteuerpflichtig. Im Ergebnis wird so der Vor- D
steuerabzug entsprechend korrigiert.
Der Vorsteuerabzug setzt grundsätzlich eine korrekte Rechnung mit offen ausgewiesener E
Umsatzsteuervoraus. Eine Ausnahme gilt jedoch für Kleinbetragsrechnungen. Das sind
Rechnungen, deren Gesamtbetrag 250 Euro inkl. MwSt. nicht übersteigt. In diesem Fall
genügt es, wenn der Rechnungsaussteller den Steuersatz angegeben hat. Der Umsatzsteu- F
erbetrag braucht nicht ausgewiesen zu sein.
Der Vorsteuerabzug für die von einem Unternehmer selbst genutzte Wohnung im teilweise
G
betrieblich genutzten Haus (sog. “Seeling-Modell”) ist nur noch möglich, wenn der Bau-
antrag oder Kaufvertrag bis zum 31.12.2010 gestellt bzw. abgeschlossen wurde.
Unternehmer, die sowohl steuerpflichtige Umsätze als auch steuerfreie Umsätze H
ohne Berechtigung zum Vorsteuerabzug ausführen, müssen ihre Vorsteuern in abziehbare
und nicht abziehbare Beträge aufteilen.
I
Unternehmer, die von der Umsatzsteuer befreite Umsätze tätigen, können insoweit die ihnen
in Rechnung gestellten Vorsteuern nicht abziehen. Auch die Umsatzsteuer auf den innerge-
meinschaftlichen Erwerb (d. h. Warenankauf aus dem übrigen Gebiet der Europäischen J
Gemeinschaft) und die Einfuhrumsatzsteuer (Wareneinkauf aus dem übrigen Ausland)
kann in diesem Fall ebenfalls nicht als Vorsteuer abgezogen werden, es sei denn, es handelt
sich um sogenannte Abzugsumsätze. K
Tipp:
Als Vorsteuer abziehbar sind bei der deutschen Umsatzsteuer nur die L
nach dem deutschen Umsatzsteuergesetz geschuldeten Steuerbeträge.
Unternehmer, die mit ausländischen Vorsteuerbeträgen belastet werden, haben
jedoch vielfach die Möglichkeit, sich von dem ausländischen Staat die gezahlte M
Umsatzsteuer zurückzuholen (sogenanntes Vorsteuer-Vergütungsverfahren).
Experten schätzen, dass nur wenige Unternehmer diese Möglichkeit nutzen.
N
Alle Unternehmer, die Rechnungen mit ausländischer Umsatzsteuer bezahlt haben, sollten
daher eine Erstattung prüfen. Derartige Rechnungen können zum Beispiel beim Besuch
O
von Messen und Ausstellungen im Ausland, bei Wartungsleistungen beim Kunden im Aus-
land oder vergleichbaren Situationen anfallen. Bei der Geltendmachung der Ansprüche hilft
der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Mehr Infos im Internet finden sich
P
unter www.dihk.de.
SteuerRatgeber 2022307
Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit
Umsatzsteuer
6.7 Rechnungen
A Erbringt ein Unternehmer eine Leistung an einen anderen Unternehmer, hat der Empfänger
Anspruch auf eine korrekte Rechnung mit gesondertem Ausweis der Umsatzsteuer.
Schließlich will er ja die gezahlte Umsatzsteuer als Vorsteuer absetzen.
B
Rechnungen über 250 Euro müssen folgende Angaben enthalten:
■■ den vollständigen Namen und die vollständige Anschrift des leistenden Unterneh-
C
mers und des Leistungsempfängers. Es genügt aber, wenn der Rechnungsaussteller
unter der angegebenen Anschrift nur postalisch erreichbar ist (Urteile des BFH vom
D 21.6.2018, V R 28/16 und V R 25/15, DStR 2018 S. 1659, 1661),
■■ die dem leistenden Unternehmer vom Finanzamt erteilte Steuernummer oder die ihm
vom Bundeszentralamt für Steuern erteilte Umsatzsteuer-Identifikationsnummer,
■■ das Ausstellungsdatum,
E
■■ eine fortlaufende Nummer mit einer oder mehreren Zahlenreihen, die zur Identifizierung
der Rechnung vom Rechnungsaussteller einmalig vergeben wird (Rechnungsnum-
F mer),
■■ die Menge und die Art (handelsübliche Bezeichnung) der gelieferten Gegenstände
oder den Umfang und die Art der sonstigen Leistung,
G ■■ den Zeitpunkt der Lieferung oder sonstigen Leistung oder der Vereinnahmung des
Entgelts oder eines Teils des Entgelts in den Fällen des § 14 Abs. 5 Satz 1 UStG,
sofern dieser Zeitpunkt feststeht und nicht mit dem Ausstellungsdatum der Rechnung
H identisch ist,
■■ das nach Steuersätzen und einzelnen Steuerbefreiungen aufgeschlüsselte Entgelt für
die Lieferung oder sonstige Leistung (§ 10 UStG) sowie jede im Voraus vereinbarte
I Minderung des Entgelts, sofern sie nicht bereits im Entgelt berücksichtigt ist,
■■ den anzuwendenden Umsatzsteuersatz sowie den auf das Entgelt entfallenden
Steuerbetrag oder im Fall einer Steuerbefreiung einen Hinweis darauf, dass für die
J Lieferung oder sonstige Leistung eine Steuerbefreiung gilt,
■■ die Angabe „Gutschrift“, wenn der Leistungsempfänger mit einer Gutschrift über die
erhaltende Leistung abrechnet (§ 14 Abs. 4 Nr. 10 UStG),
K ■■ im Fall der Umkehr der Steuerschuldnerschaft (etwa im Baubereich) die Angabe „Steu-
erschuldnerschaft des Leistungsempfängers“ (§ 14a Abs. 5 UStG),
■■ bei der Besteuerung von Reiseleistungen nach § 25 UStG die Angabe „Sonderrege-
L
lung für Reisebüros“ (§ 14a Abs. 6 Satz 1 UStG),
■■ in Fällen der Differenzbesteuerung nach § 25a UStG eine der folgenden Angaben:
N Tipp:
Fehlt eine dieser Pflichtangaben, kann dem Rechnungsempfänger nach
einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes trotzdem ein Vorsteuerabzug
O zustehen (EuGH vom 15.9.2016, Rs. C-516/14). Auch ist bei einer nachträglichen
Rechnungsberichtigung ein rückwirkender Vorsteuerabzug zulässig (EuGH vom
15.9.2016, Rs. C-518/14).
P
Rechnungen, die elektronisch versandt werden (z. B. per E-Mail, Computer-Fax oder
Web-Download), müssen für den Vorsteuerabzug keine qualifizierte Signatur enthalten. Der A
Empfänger der nicht signierten Rechnung muss die Rechnung aber archivieren, deren Echt-
heit gewährleisten und sie jederzeit für das Finanzamt wieder lesbar machen können.
B
6.8 Ist- oder Sollbesteuerung
Bei der Ermittlung der Umsatzsteuer ist grundsätzlich von den vereinbarten Entgelten aus- C
zugehen (sogenannte Sollbesteuerung). Dies bedeutet, dass die Steuer bei Ausführung des
Umsatzes entsteht und nicht erst zu dem Zeitpunkt, zu dem der Rechnungsbetrag eingeht.
Ebenso kann der Vorsteuerabzug bereits dann vorgenommen werden, wenn eine Rechnung D
mit offenem Steuerausweis beim Unternehmer eingeht, sofern er die Leistung bereits erhalten
hat. Auch hier kommt es auf die Bezahlung nicht an.
E
Eine Sonderregelung gilt bei Anzahlungen: Werden vor Ausführung eines Umsatzes Anzah-
lungen geleistet, entsteht hierfür die Steuer bereits mit Vereinnahmung der Anzahlung. Dem-
entsprechend kann der Leistungsempfänger die ihm für die Anzahlung in Rechnung gestellte F
Steuer als Vorsteuer abziehen, sobald er den Betrag gezahlt hat.
Für Bau- und Handwerksbetriebe gibt es eine erfreuliche BFH-Entscheidung. Demnach muss
die Umsatzsteuer auf einen Sicherheitseinbehalt des Kunden wegen möglicher Baumängel G
erst dann an das Finanzamt abgeführt werden, wenn der Kunde den einbehaltenen Betrag
überwiesen hat (BFH vom 24.10.2013, V R 31/12, BStBl II 2015 S. 674).
H
Da die Sollbesteuerung für kleinere und mittlere Unternehmen zu finanziellen Schwierigkeiten
führen kann, sieht das Umsatzsteuergesetz vor, dass Freiberuflern unabhängig vom Umsatz
und anderen Unternehmen mit einem Vorjahres-Gesamtumsatz ohne Umsatzsteuer bis I
600.000 Euro auf Antrag die Besteuerung nach vereinnahmten Entgelten (sogenannte
Istbesteuerung) gestattet werden kann. Dies bedeutet, dass die Umsatzsteuer erst mit
Ablauf des Voranmeldungszeitraums entsteht, in dem das Entgelt vereinnahmt wird. Für J
den Vorsteuerabzug ändert sich jedoch nichts. Bei gewerblichen Existenzgründern ist grund-
sätzlich im Gründungsjahr der Gesamtumsatz gemäß der Sollbesteuerung zu bestimmen
(BFH vom 11.11.2020, XI R 41/18, BFH/NV 2021 S. 744). K
Es besteht die Möglichkeit, durch einen Antrag auf Dauerfristverlängerung die Abgabe-
A frist um einen Monat nach hinten zu verschieben. Bei monatlicher Voranmeldungspflicht
muss dann aber bis zum 10.2. des betreffenden Jahres eine Sondervorauszahlung in Höhe
von 1/11 der gesamten Umsatzsteuer-Vorauszahlungen des Vorjahres geleistet werden. Der
B Antrag auf Dauerfristverlängerung muss elektronisch gestellt werden. Von der Corona-Pan-
demie betroffene Unternehmer konnten auf Antrag die Sondervorauszahlung bis auf null her-
absetzen lassen, ohne die Dauerfristverlängerung zu verlieren.
C
Eine bis zum 10.2. geleistete Sondervorauszahlung in Höhe von 1/11 der gesamten Umsatz-
steuer-Vorauszahlungen des Vorjahres, die nicht vollständig in der letzten Umsatzsteuer-
D voranmeldung für das Vorjahr angerechnet werden konnte (also am 10.1.), wird nicht mehr
sofort ausgezahlt, sondern in der danach eingereichten Jahres-Umsatzsteuererklärung für
das Vorjahr verrechnet. Ein dann noch verbleibendes Guthaben wird vom Finanzamt erstattet
E (FinMin. Brandenburg vom 4.10.2010, DB 2010 S. 2310).
Im Rahmen der Voranmeldung erfolgt die Verrechnung der Vorsteuer mit der Umsatzsteuer
für die von Ihnen ausgeführten Umsätze. Einzelheiten dazu finden Sie im Kapitel „Einkom-
F
mensteuererklärung“, Abschnitt „Elektronische Steuererklärung“.
Beispiel:
G Sie haben im Voranmeldungszeitraum September 2021 Umsätze in Höhe
von 100.000 Euro ausgeführt, die dem Steuersatz von 19 % unterliegen.
Die erhaltene Umsatzsteuer beträgt demnach 19.000 Euro. Im gleichen Zeitraum
H
haben Sie selbst Rechnungen über empfangene Leistungen erhalten, in denen
gezahlte Vorsteuerbeträge von insgesamt 9.000 Euro ausgewiesen sind.
I Ihre Zahllast errechnet sich für den Voranmeldungszeitraum September 2021 dem-
nach wie folgt: Umsatzsteuer 19.000 Euro abzüglich abziehbare Vorsteuer 9.000
Euro gleich 10.000 Euro. Diesen Betrag müssen Sie an das Finanzamt zahlen.
J
Achtung:
K Sie müssen Ihre Umsatzsteuer-Voranmeldungen grundsätzlich elektronisch
an das Finanzamt übermitteln, ausgenommen Härtefälle. Seit 1.9.2013 geht
das nur noch mit einem Softwarezertifikat. Dazu ist eine Registrierung im ELS-
L
TER-Portal der Finanzverwaltung erforderlich.
Das Gleiche gilt auch für eine Lohnsteuer-Anmeldung. Eine solche ist einmal im Kalen-
M derjahr erforderlich bei einer Lohnsteuer von bis zu 1.080 Euro für das Vorjahr, viertel-
jährlich bei einer Lohnsteuer von bis zu 5.000 Euro und monatlich von einer Lohnsteuer
über 5.000 Euro für das Vorjahr.
N
6.10 Umsatzsteuer-Jahreserklärung
O Nach Ablauf des Kalenderjahres hat der Unternehmer eine Steuererklärung abzugeben, in
der er die Steuer ebenfalls selbst berechnen muss. Die Frist für die Abgabe der Umsatz-
steuer-Jahreserklärung endet seit 2018 – wie bei der Einkommensteuer – am 31.7. des Fol-
P gejahres.
Geben Sie jedoch Ihren Betrieb auf oder verkaufen ihn und beenden damit Ihre Unternehmer-
tätigkeit, müssen Sie Ihre Umsatzsteuer-Jahreserklärung bereits innerhalb eines Monats A
nach der Aufgabe bzw. Veräußerung beim Finanzamt einreichen.
Die Steuererklärung steht einer Steuerfestsetzung unter Vorbehalt der Nachprüfung
B
gleich. Das heißt: Das Finanzamt setzt die Steuer nur dann durch einen Umsatzsteuerbe-
scheid fest, wenn es dabei von der in der Steuererklärung errechneten Steuer abweicht. Ist es
dagegen mit Ihrer Umsatzsteuererklärung einverstanden, erhalten Sie meist eine Mitteilung,
C
dass Ihrer Erklärung zugestimmt wurde.
Ergibt sich aufgrund der Umsatzsteuererklärung eine Abschlusszahlung, ist diese innerhalb
eines Monats nach Abgabe der Erklärung ohne Zahlungsaufforderung durch das Finanzamt D
fällig. Eine sich ergebende Erstattung wird Ihnen – auch ohne Umsatzsteuerbescheid – auf
Ihr Konto überwiesen.
E
Achtung:
Seit 2011 müssen Sie die Daten Ihrer Umsatzsteuererklärung elektronisch an
das Finanzamt übermitteln. Informationen hierzu erhalten Sie unter der Inter- F
net-Adresse www.elster.de. Eine Abgabe auf Papier ist nur noch in Härtefällen erlaubt
(Computer und Internet nicht zumutbar.
G
Zur Umsatzsteuererklärung gehören der sechsseitige Hauptvordruck USt 2 A und die Anla-
gen UR und UN. Die Anlage UR ist zusammen mit dem Hauptvordruck einzureichen, wenn H
unter anderem Angaben zu innergemeinschaftlichen Erwerben und steuerfreien Umsätzen zu
machen sind. Die Anlage UN ist nur von Unternehmern abzugeben, die im Ausland ansässig
sind. I
SteuerRatgeber 2022311
Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit
Gewerbesteuer
7 Gewerbesteuer
A
7.1 Gewerbesteuerpflicht
7.2 Berechnung der Gewerbesteuer
B 7.3 Gewerbesteueranrechnung auf die Einkommensteuer
7.4 Beispiel
C 7.1 Gewerbesteuerpflicht
Die Gewerbesteuer ist für Sie nur ein Thema, wenn Sie bei der Einkommensteuer-Veranlagung
D Einkünfte aus Gewerbetrieb versteuern. Steuergegenstand ist der Gewerbebetrieb.
Es ist gleichgültig, wem der Betrieb gehört, wem die Erträge des Betriebs zufließen und wie
die persönlichen Verhältnisse des Betriebsinhabers sind. Das ist ein wichtiger Unterschied
E zur Einkommensteuer als Personensteuer. Die Gewerbesteuer berücksichtigt nicht die Leis-
tungsfähigkeit einer Person, sondern besteuert eine Sache, nämlich den Gewerbebetrieb.
Der Gewerbesteuer unterliegt jeder Gewerbebetrieb, der in Deutschland betrieben wird.
F
Unter Gewerbebetrieb ist ein gewerbliches Unternehmen im Sinne des Einkommensteuer-
rechts zu verstehen. Keine Gewerbesteuer zahlen Freiberufler und Landwirte. Kapital-
G anleger und Vermieter bleiben ebenfalls verschont.
Die Gewerbesteuer muss vierteljährlich vorausgezahlt werden, und zwar am 15.2., 15.5.,
15.8. und 15.11., sofern sich wenigstens Vorauszahlungen von 50 Euro ergeben.
H
Achtung:
Sie müssen die Daten Ihrer Gewerbesteuererklärung elektronisch an das
I Finanzamt übermitteln. Informationen hierzu erhalten Sie unter der Inter-
net-Adresse www.elster.de. Eine Abgabe auf Papier ist nur noch in Härtefällen erlaubt
(kein Computer und kein Internet zumutbar).
J
■■ einem Fünftel der Miet- und Pachtzinsen für die Benutzung von beweglichen Wirt-
schaftsgütern des Anlagevermögens, A
■■ der Hälfte der Miet- und Pachtzinsen für die Benutzung von unbeweglichen Wirt-
schaftsgütern des Anlagevermögens,
B
einem Viertel für Lizenzaufwendungen,
soweit die Summe aus diesen Positionen 200.000 Euro übersteigt. Die Hinzurechnung für
Miet- und Pachtzinsen gilt auch bei Zwischenvermietungen und nur kurzfristige Anmietungen C
(BFH vom 8.12.2016, IV R 55/10 und IV R 24/11).
Zu kürzen ist der Gewinn noch um einige Beträge, zum Beispiel um 1,2 % des Einheitswerts D
des nicht von der Grundsteuer befreiten betrieblichen Grundbesitzes, und um die abziehba-
ren Spenden und Mitgliedsbeiträge.
E
Info:
Einzelunternehmer und Personengesellschaften profitieren von einem
Freibetrag von 24.500 Euro. Nur der darüber hinausgehende Gewerbe- F
ertrag unterliegt der Gewerbesteuer. Für Kapitalgesellschaften gibt es keinen Frei-
betrag.
G
Die Berechnung der Gewerbesteuer erfolgt in den folgenden zwei Schritten:
Ermittlung des Gewerbesteuermessbetrages H
Bei der Berechnung der Gewerbesteuer ist von einem Steuermessbetrag auszugehen, der
vom Finanzamt zu ermitteln ist. Dieser beträgt 3,5 % (Steuermesszahl) des Gewerbeertrags.
Der Steuermessbetrag ist zu zerlegen, wenn Betriebsstätten in mehreren Gemeinden unter- I
halten worden sind. Als Zerlegungsmaßstab werden grundsätzlich die Arbeitslöhne heran-
gezogen.
J
Anwendung eines Hebesatzes
Die Gemeinde multipliziert den Gewerbesteuermessbetrag mit einem Hebesatz und ermit-
telt so die festzusetzende Gewerbesteuer. Jede Gemeinde setzt den Hebesatz für die Ermitt- K
lung der Gewerbesteuer selbst fest. Der Hebesatz schwankt stark zwischen den Gemeinden.
Der Mindesthebesatz beträgt 200 %.
L
SteuerRatgeber 2022313
Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit
Gewerbesteuer
7.4 Beispiel
A Ein Einzelunternehmer betreibt einen Gewerbebetrieb in einer Gemeinde mit einem Hebe-
satz von 475 %. Der Gewinn aus Gewerbebetrieb beträgt 76.520 Euro. Hinzurechnungen und
Kürzungen sind nicht vorzunehmen.
B
Gewinn aus Gewerbebetrieb = vorläufiger 76.520 Euro
Gewerbeertrag
C Abrundung 76.500 Euro
abzüglich Freibetrag 24.500 Euro
= Gewerbeertrag 52.000 Euro
D x Steuermesszahl 3,5 %
= Steuermessbetrag 1.820 Euro
x Hebesatz 475 %
E = Gewerbesteuer 8.645 Euro
Anrechnungsbetrag (1.820 Euro x 4) 7.280 Euro
F
Die Einkommensteuer des Einzelunternehmers verringert sich damit um 7.280 Euro. Es ver-
bleibt eine Belastung von 1.365 Euro Gewerbesteuer (8.645 Euro abzgl. 7.280 Euro).
G
J Übrige Einkünfte A
1 Erhaltene Unterhaltsleistungen
B
1.1 Steuerpflicht nur bis zu einem Höchstbetrag
1.2 Steuerpflicht nur bei Sonderausgabenabzug
C
1.1 Steuerpflicht nur bis zu einem Höchstbetrag
Zu den sonstigen Einkünften zählen Unterhaltsleistungen, die Sie von Ihrem geschiedenen oder
D
dauernd getrennt lebenden Ehegatten erhalten haben, wenn Sie dem sogenannten Realsplit-
ting zugestimmt haben. Für eingetragene Lebenspartner gilt das entsprechend.
E
Info:
Sie müssen maximal 13.805 Euro Unterhalt pro Jahr versteuern. Von die-
sen Einnahmen geht noch ein Werbungskosten-Pauschbetrag von 102 F
Euro ab, wenn Sie keine höheren Ausgaben nachweisen.
G
Die Unterhaltszahlungen, die Sie erhalten haben, müssen Sie in der Steuererklärung in der Anlage
SO auf der Vorderseite angeben.
H
Das Verfahren des Realsplittings hat zur Folge, dass Ihr geschiedener oder dauernd getrennt leben-
der Ehe-/Lebenspartner die Unterhaltszahlungen bis zu 13.805 Euro voll als Sonderausgaben
geltend machen kann und damit Steuern spart. Einzelheiten finden Sie im Kapitel „Sonderausga-
I
ben“ im Abschnitt „Ehegattenunterhalt“. Dieser maximale Betrag steigt um die Basiskranken- und
Pflegeversicherungsbeiträge, die Ihr Expartner für Sie zahlt.
J
1.2 Steuerpflicht nur bei Sonderausgabenabzug
Die Unterhaltsleistungen sind nur dann bei Ihnen steuerpflichtig, wenn der Unterhaltsverpflichtete
K
für die Zahlungen bei sich den Sonderausgabenabzug beantragt. Dafür benötigt er Ihre Zustim-
mung, die Sie ihm mittels der Anlage U erteilen. Ob sich der Sonderausgabenabzug beim Zah-
lenden steuermindernd ausgewirkt hat oder nicht, spielt für die Steuerpflicht keine Rolle (BFH vom L
9.12.2009, X R 49/07, BFH/NV 2010 S. 1790).
Ist der Unterhaltsverpflichtete in Deutschland nur beschränkt steuerpflichtig (Wohnsitz im Ausland),
ist bei ihm kein Sonderausgabenabzug möglich. Dann sind die Unterhaltszahlungen vom Empfän- M
ger auch nicht zu versteuern.
Nur der vom Expartner geleistete Unterhalt führt zu steuerpflichtigen Einkünften. Etwaige Unter- N
haltszahlungen von Ihren Eltern oder Kindern müssen Sie hier nicht erklären und versteuern.
SteuerRatgeber 2022315
Übrige Einkünfte
Erhaltene Unterhaltsleistungen
Tipp:
A Damit Sie durch dieses Verfahren keine Nachteile erleiden, sollten Sie mit
Ihrem Ehepartner bzw. eingetragenen Lebenspartner vereinbaren, dass
dieser die bei Ihnen anfallenden Steuern übernimmt. Dazu besteht nach der bishe-
B rigen Rechtsprechung der Familiengerichte zu Ehepaaren eine Verpflichtung.
Dieses Verfahren ist besonders dann vorteilhaft, wenn Ihr Ehe-/Lebenspartner einen hohen Ver-
C
dienst und damit einen hohen Steuersatz hat, während Ihr Einkommen und die daraus resultierende
Steuer geringer sind. Die Differenz aufgrund der unterschiedlichen Steuersätze verbleibt unter dem
D Strich als Plus.
Schwieriger wird die Beurteilung, wenn Ihnen durch die Unterhaltszahlungen andere Leistungen
gestrichen werden, etwa Wohngeld, Arbeitnehmer-Sparzulage oder Arbeitslosengeld II. Auch für
E diese indirekten Nachteile haben Sie Anspruch auf Entschädigung. Der Vorteil des Sonderausga-
benabzugs beim Unterhaltszahler schwindet dabei schnell dahin.
F Die geleistete Ausgleichszahlung ist beim Empfänger ebenfalls als Unterhalt steuerpflichtig und
beim Leistenden als Sonderausgabe absetzbar.
2 Private Veräußerungsgeschäfte
A
2.1 Überblick
2.2 Veräußerung von Wertpapieren aus Altdepots
2.3 Veräußerung von sonstigen Gegenständen B
2.4 Veräußerung von Immobilien
2.5 Ermittlung des Veräußerungsergebnisses
C
2.1 Überblick
Normalerweise unterliegen Veräußerungen von Gegenständen aus dem Privatvermögen D
nicht der Einkommensteuer. Es gibt allerdings drei Ausnahmen:
■■ Die Veräußerung von wesentlichen Anteilen an einer Kapitalgesellschaft führt zu
E
gewerblichen Einkünften (§ 17 EStG).
■■ Die Veräußerung von Wertpapieren führt zu Einkünften aus Kapitalvermögen, wenn
die veräußerten Wertpapiere nach dem 31.12.2008 erworben wurden (siehe Kapitel F
„Einkünfte aus Kapitalvermögen“).
■■ Die Veräußerung von sonstigen privaten Wirtschaftsgütern innerhalb einer bestimm-
ten Frist nach dem Kauf führt zu sonstigen Einkünften (private Veräußerungsgeschäfte G
gemäß § 23 EStG). Hierzu zählen insbesondere Grundstücke und Gebäude sowie
Gold, Silber, Devisen auf einem Fremdwährungskonto, Schmuck, Kunstgegenstände
und andere Wertgegenstände. Erfolgt der Verkauf vor der Anschaffung (Leerverkauf), H
liegt unabhängig von einer Frist immer ein steuerpflichtiges Spekulationsgeschäft vor.
Veräußerungsgewinne sind voll steuerpflichtig, wenn sie den gewerblichen Einkünften oder
I
den Kapitaleinkünften zugerechnet werden. Dagegen gibt es für Veräußerungsgewinne im
Bereich der sonstigen Einkünfte gemäß § 23 EStG eine Freigrenze: Der gesamte Jahresge-
winn bleibt steuerfrei, wenn er im Kalenderjahr weniger als 600 Euro beträgt. Betragen die
J
Gewinne 600 Euro oder mehr, müssen Sie den kompletten Betrag versteuern. Bei Ehegatten
wird der Betrag nicht verdoppelt, sondern für jede Person gesondert gewährt.
K
Achtung:
Veräußerungsverluste nach § 23 EStG können nur mit Veräußerungsgewinnen
nach § 23 EStG ausgeglichen werden. Umgekehrt gilt diese Einschränkung L
aber nicht. Ein nicht ausgeglichener Verlust kann vor- bzw. zurückgetragen werden.
M
2.2 Veräußerung von Wertpapieren aus Altdepots
Der Verkauf von Wertpapieren zählt nur dann noch zu den privaten Veräußerungsgeschäften, N
wenn die veräußerten Wertpapiere vor dem 1.1.2009 erworben wurden. Seit 2010 kann es
jedoch keine Steuerpflicht nach § 23 EStG für Wertpapierverkäufe mehr geben, da dann die
Spekulationsfrist von einem Jahr ab Kauf (zwingend vor 2009) bereits abgelaufen ist. O
Somit sind alle Gewinne aus der Veräußerung von Wertpapieren aus Altdepots 2021 grund-
sätzlich steuerfrei bzw. Verluste steuerlich irrelevant. Eine Ausnahme gibt es für Gewinne aus
P
der Veräußerung von vor 2009 gekauften Investmentfondsanteilen, da sich hier ab 1.1.2018
SteuerRatgeber 2022317
Übrige Einkünfte
Private Veräußerungsgeschäfte
die Rechtslage geändert hat: Diese Gewinne sind dann steuerpflichtig, soweit sie auf Wert-
A zuwächsen nach 2017 zurückzuführen sind und der neue Steuerfreibetrag von 100.000 Euro
überschritten wird (siehe Kapitel „Einkünfte aus Kapitalvermögen“).
B Achtung:
Verluste aus vor 2009 erworbenen Wertpapieren (Altverluste) konnten bis
zum 31.12.2013 mit Gewinnen aus ab 2009 erworbenen Wertpapieren (Neu-
C gewinnen) verrechnet werden, aber nicht mit Zinsen und Dividenden. Das galt aber
nicht für ab 2009 innerhalb der Spekulationsfrist realisierte Verluste aus dem Verkauf
von vor 2009 angeschafften Immobilien und Wertgegenständen wie z. B. Edelmetalle.
D Allerdings darf wegen des vor 2009 geltenden Halbeinkünfteverfahrens nur die Hälfte
der Altverluste verrechnet werden (BFH vom 3.11.2015, VIII R 37/13, BStBl II 2016 S.
273).
E
Bis Ende 2013 nicht ausgeglichene Altverluste können nur noch mit Gewinnen aus
anderen privaten Veräußerungsgeschäften gemäß § 23 EStG verrechnet werden, z. B.
F aus Immobilienverkäufen innerhalb der 10-jährigen Spekulationsfrist oder aus Gold-
verkäufen innerhalb der einjährigen Spekulationsfrist.
G
Für Termingeschäfte, bei denen das Recht aus dem Geschäft vor 2009 eingegangen wurde,
gelten die gleichen Besteuerungsregeln.
H
2.3 Veräußerung von sonstigen Gegenständen
Veräußerungsgewinne und -verluste aus dem Verkauf von sonstigen Gegenständen sind
I
steuerpflichtig, wenn der Zeitraum zwischen Anschaffung und Veräußerung nicht mehr als
ein Jahr beträgt (§ 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 EStG). Für die Berechnung der Veräußerungsfrist
J kommt es auf den wirksamen Abschluss der schuldrechtlichen Verpflichtungsgeschäfte, also
der Kaufverträge an (BFH vom 8.4.2014, IX R 18/13, BStBl II 2014 S. 826).
Sonstige Gegenstände sind insbesondere Wertgegenstände (z. B. Gold, Antiquitäten,
K Oldtimer, Kunstgegenstände, Schmuck, Devisen), nicht aber Gegenstände des täglichen
Gebrauchs (z. B. Privat-Pkw, Heimcomputer, Fernseher, Küchengeräte).
L Auch der Verkauf einer Xetra-Gold-Anleihe ist ein privates Veräußerungsgeschäft (BFH vom
12.5.2015, VIII R 19/14, VIII R 35/14, VIII R 4/15). Der Gewinn oder Verlust ist gleich dem Unter-
schiedsbetrag zwischen dem erhaltenen Veräußerungserlös und den Anschaffungskosten
M der Anleihe. Dagegen ist die Rückgabe bzw. Einlösung der Anleihe gegen Auslieferung des
Goldes kein privates Veräußerungsgeschäft und damit steuerfrei (BFH vom 6.2.2018, IX R
33/17, BStBl II 2018 S. 525).
N
b die gewinnbringende Veräußerung der Beteiligung an einem Gold-ETF (Exchange Traded
O
Funds) steuerzahlerfreundlich ein Fall des § 23 EStG ist, oder ob – wie die Finanzverwaltung
O meint – zeitlich unbegrenzt steuerpflichtige Kapitaleinkünfte nach § 20 EStG vorliegen, muss
der BFH noch klären (Az. VIII R 15/18). Die Veräußerung eines Gold-ETC (Exchange Traded
Commodities) ist nach 12 Monaten auch dann steuerfrei, wenn der Emittent gemäß den Ver-
P tragsbedingungen zwar in physisches Gold investieren und dieses ausliefern muss, stattdes-
sen aber eine Barabfindung erfolgt (BFH-Urteil vom 16.6.2020, VIII R 7/17, BStBl II 2021 S. 9).
Innerhalb der einjährigen Spekulationsfrist erzielte Kursgewinne durch Verkauf einer digitalen
Internetwährung wie den Bitcoin sind gemäß der Fifo-Methode (first in – first out) steuer- A
pflichtig, Verluste entsprechend verrechenbar (OFD NRW vom 20.4.2018, Kurzinformation
ESt Nr. 04/2018, DB 2018 S. 1185). Gegen die Steuerpflicht gibt es Kritik, da fraglich sei, ob
Digitalwährungen Wirtschaftsgüter sind (FG Nürnberg vom 8.4.2020, 3 V 1239/19, EFG 2020 B
S. 1074). Ein neues BMF-Schreiben zur Besteuerung von Gewinnen aus Kryptowährungen
ist in Vorbereitung.
C
Der Weiterverkauf von Eintrittskarten für wichtige Sport- oder Konzertveranstaltungen mit
Gewinn kurz vor dem Event ist steuerpflichtig (BFH vom 29.10.2019, IX R 10/18, BStBl II 2020
S. 258). Das greift allerdings erst ab der Freigrenze von 600 Euro im Jahr. Zudem bedeutet das D
Urteil aber auch, dass Sie mögliche Verluste bei solchen Geschäften gegenrechnen können.
Wurden aus der Nutzung des veräußerten Gegenstandes zumindest in einem Kalenderjahr
Einkünfte erzielt, erhöht sich der Zeitraum, in dem bei einem Verkauf eventuelle Gewinne E
versteuert werden müssen, auf 10 Jahre. Beispielsweise verkaufen Sie Ihr Wohnmobil, das
Sie zuvor entgeltlich vermietet haben.
F
Als berufliche Teilnutzung gilt nach Auffassung der Finanzverwaltung ein privates häusliches
Arbeitszimmer, sodass bei Verkauf der Wohnung der auf die Arbeitszimmerfläche entfal- K
lende Teil des Verkaufsgewinns steuerpflichtig ist. Die Steuerpflicht hat der Bundesfinanzhof
aber bei Nutzung des Arbeitszimmers zur Erzielung von Überschusseinkünften, z.B. als Leh-
rer, rundweg abgelehnt (BFH-Urteil vom 1.3.2021, IX R 27/19, BFH/NV 2021 S. 1227). L
Erfolgt der Verkauf einer Immobilie unter einer aufschiebenden Bedingung, ist für die Frist-
berechnung nicht der spätere Eintritt der Bedingung, sondern das frühere Datum des Kauf-
M
vertrags relevant (BFH vom 10.2.2015, IX R 23/13, BStBl II 2015 S. 487).
Ob ein Schrebergarten mit einem nicht zum dauernden Aufenthalt zugelassenen Garten-
haus als unbebautes oder bebautes Grundstück zählt, ist Gegenstand einer Revision beim N
BFH (Az. IX R 5/21).
Achtung: O
Ein selbst gebautes Gebäude darf dann steuerfrei veräußert werden, wenn
das unbebaute Grundstück, auf dem das Gebäude errichtet wurde, vor mehr
als 10 Jahren gekauft wurde. P
SteuerRatgeber 2022319
Übrige Einkünfte
Private Veräußerungsgeschäfte
Eine Besonderheit besteht für selbst genutzte Objekte. Auch bei Unterschreiten der Zehn-
A jahresfrist liegt in folgenden Fällen kein steuerpflichtiges Spekulationsgeschäft vor:
■■ Das Gebäude oder die Wohnung wurde im Zeitraum zwischen der Anschaffung bzw.
Fertigstellung und der Veräußerung ausschließlich zu eigenen Wohnzwecken verwendet.
B ■■ Die Immobilie wurde im Jahr der Veräußerung und in den beiden vorangegangenen
Jahren zu eigenen Wohnzwecken genutzt. Eine ganzjährige Nutzung ist nicht erfor-
derlich.
C
Zur Beurteilung der Nutzung gilt als Anschaffungsdatum bzw. Verkaufsdatum nicht der Tag
der Beurkundung des Kaufvertrages, sondern der Zeitpunkt des Übergangs der Nutzen und
D Lasten.
Eine Nutzung zu eigenen Wohnzwecken liegt auch vor, wenn die Wohnung gemeinsam mit
E einem Dritten bewohnt wird (z. B. Ihrem Lebensgefährten) oder Teile der Wohnung einem
Dritten unentgeltlich überlassen werden. Die Ihnen zur Verfügung stehenden Räume müs-
sen jedoch die Führung eines selbständigen Haushalts ermöglichen.
F
Achtung:
Die Steuerbefreiung gilt auch für Wohnungen, die Sie einem volljährigen Kind
G unentgeltlich – etwa an dessen Studienort – überlassen haben (kein Mietver-
trag), für das Sie während der Nutzungsdauer der Wohnung Kindergeld oder einen
Kinderfreibetrag erhalten haben. Dagegen liegt keine Selbstnutzung vor, wenn Sie für
H das Kind keinen Kindergeldanspruch haben (FG Baden-Württemberg vom 4.4.2016, 8
K 2166/14, EFG 2016 S. 1521).
I Keine Selbstnutzung liegt auch vor, wenn ein Steuerpflichtiger sich von seiner Lebensgefähr-
tin trennt, aus seiner Wohnung auszieht und seine Ex-Partnerin und das gemeinsame min-
derjährige Kind in der Wohnung weiter wohnen (Hessisches FG vom 30.9.2015, 1 K 1654/14,
J EFG 2016 S. 201).
Wird ein Gebäude gemischt genutzt, also gleichzeitig selbst bewohnt und fremd vermietet,
K liegen steuerrechtlich zwei verschiedene Wirtschaftsgüter vor. Die Steuerbefreiung gilt des-
halb nur anteilig für den eigengenutzten Teil des Gebäudes.
L Wenn das Gebäude leer steht, kann die Voraussetzung „Dienen zu Wohnzwecken“ trotz-
dem erfüllt sein. Entscheidend ist, ob das Leerstehen durch das Bereithalten für eine spätere
Selbstnutzung bedingt ist. Daher ist auch der Gewinn aus dem Verkauf einer vom Eigentümer
M nur zeitweise für Erholungsaufenthalte genutzten Ferienimmobilie, die ihm in der übrigen
Zeit zur Verfügung stand, steuerfrei (BFH vom 27.6.2017, IX R 37/16, BStBl II 2017 S. 1192 ).
Das entspricht auch der Auffassung der Finanzverwaltung (BMF-Schreiben vom 5.10.2000,
N BStBl I 2000 S. 1383 Rz. 22). Das Gleiche gilt für die Zweitwohnung am Arbeitsplatz im Rah-
men einer beruflich bedingten doppelten Haushaltsführung.
Wurde die veräußerte Wohnung zuvor im Rahmen einer Erbschaft oder Schenkung unent-
O
geltlich auf den Veräußerer übertragen, kommt es für die Prüfung der 10-jährigen Frist auf den
Zeitraum zwischen dem entgeltlichen Erwerb durch den Rechtsvorgänger (Erblasser oder
Schenker) und der Veräußerung durch den Rechtsnachfolger (Erbe oder Beschenkter) an.
P
Achtung:
D
Der Verkauf von privaten Grundstücken, Gebäuden und Wohnungen kann
auch zu einem gewerblichen Grundstückshandel führen. Einzelheiten dazu
finden Sie im Kapitel „Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit“. E
F
2.5 Ermittlung des Veräußerungsergebnisses
Den Veräußerungsgewinn bzw. Veräußerungsverlust nach § 23 EStG können Sie wie folgt
ermitteln: G
Veräußerungspreis
./. Anschaffungskosten, Herstellungskosten bzw. Entnahmewert
./. Anschaffungsnebenkosten H
./. Veräußerungskosten
+ in Anspruch genommene Abschreibungen
I
(nur für nach dem 31.7.1995 angeschaffte Wirtschaftsgüter/Immobilien)
= Gewinn / Verlust aus dem Veräußerungsgeschäft
J
SteuerRatgeber 2022321
Übrige Einkünfte
Einkünfte aus sonstigen Leistungen
F Einkünfte aus sonstigen Leistungen können etwa durch folgende Tätigkeiten bzw. Entgelte
entstehen:
■■ entgeltliche Mitnahme im Pkw (Fahrgemeinschaften),
G ■■ gelegentliche Vermietung beweglicher Gegenstände,
■■ gelegentliche Vermittlung von Versicherungen oder Bausparverträgen,
■■ gelegentlicher Auftritt eines Amateurmusikers,
H
■■ einmalige Bürgschaftsprovisionen,
■■ Abfindungen für die Wohnungsaufgabe,
■■ Entgelte für Beschränkungen einer Grundstücksnutzung,
I
■■ Entgelte für das Einräumen eines Vorkaufsrechts,
■■ Entgelte für den gesetzlich vorgeschriebenen Grenzabstand zum Nachbargebäude,
■■ Entgelte für die Abgabe eines zeitlich befristeten Kaufangebotes,
J
■■ Entgelte für einen Verzicht auf Abwehrrechte des Inhabers eingetragener Warenzeichen,
■■ Entgelte für ein umfassendes Wettbewerbsverbot,
K ■■ Entgelte für die Duldung eines Bauvorhabens,
■■ Vergütungen für die Rücknahme eines Widerspruchs gegen den Bau und Betrieb eines
Kraftwerks,
L ■■ Spesen für nur auf nationaler Ebene tätige Schiedsrichter,
■■ Entgelte an medizinische Probanden,
■■ Bestechungsgelder und Schmiergelder,
M ■■ Preisgelder für die Teilnahme als Kandidat an einer Fernsehshow, wenn der Kandidat
eine Gegenleistung erbringt
■■ Entgelt für Rettungsschwimmer der DLRG,
N ■■ Geldprämie für die Übertragung eines Wertpapierdepots auf ein anderes
Kreditinstitut (BMF-Schreiben vom 17.1.2019, BStBl I 2019 S. 51, Rz. 129b).
preise und der Erlös aus dem Verkauf einer Internetdomain. Letzteres könnte möglicherweise
ein privates Veräußerungsgeschäft sein, wenn die einjährige Spekulationsfrist noch nicht A
abgelaufen ist (FG Köln vom 20.4.2010, 8 K 3038/08, EFG 2010 S. 1216). Vom BFH geklärt
ist dies aber noch nicht.
B
3.2 Werbungskosten, Freigrenze, Verlust
Die mit den steuerpflichtigen gelegentlichen Leistungen im Zusammenhang stehenden Aus- C
gaben (z. B. lineare AfA auf vermietete Gegenstände) stellen Werbungskosten dar und min-
dern Ihre Einnahmen. Für gelegentliche Leistungen sieht das Gesetz keinen Pauschbetrag
vor. Hier werden nur tatsächlich angefallene und nachgewiesene Ausgaben als Werbungs- D
kosten berücksichtigt.
Achtung: E
Geringe Einkünfte von unter 256 Euro bleiben steuerfrei. Sollten Sie diese
Freigrenze aber für alle Leistungen zusammengerechnet erreichen oder über-
schreiten, sind die gesamten Einkünfte voll steuerpflichtig. F
Soweit Ihnen Verluste aus den genannten Tätigkeiten entstanden sind, können Sie diese lei-
der nicht steuerlich geltend machen. Es besteht also keine Ausgleichsmöglichkeit mit ande- G
ren positiven Einkünften. Das hält der Bundesfinanzhof für verfassungsgemäß (BFH vom
10.2.2015, IX R 8/14, BFH/NV 2015 S. 830). Der Verlust wird – wenn keine Liebhaberei vor-
H
liegt – gesondert festgestellt und zurück- bzw. vorgetragen und kann mit positiven Einkünften
gemäß § 22 Nr. 3 EStG verrechnet werden.
I
SteuerRatgeber 2022323
Übrige Einkünfte
Abgeordnetenbezüge
4 Abgeordnetenbezüge
A
Zu den sonstigen Einkünften gehören auch die Abgeordnetenbezüge der Mitglieder des
Deutschen Bundestages, der Länderparlamente und des Europaparlamentes. Dazu rechnen
B insbesondere Entschädigungen, Amtszulagen, Zuschüsse zur Krankenversicherung, Über-
gangsgelder und Versorgungsbezüge, nicht aber die Zahlungen der Fraktionen.
Erhält ein Abgeordneter zu seinen Bezügen steuerfreie Aufwandsentschädigungen (Abge-
C
ordneten-Pauschale), scheidet ein Werbungskostenabzug aus (§ 22 Nr. 4 Satz 2 EStG). Ist
dies nicht der Fall, kann er Werbungskosten nachweisen.
D Nicht zu den Werbungskosten zählen allerdings Sonderbeiträge an die Partei und Wahl-
kampfkosten.
E Der BFH entschied, dass auch erfolglose Bewerber um ein Mandat im Europäischen Parla-
ment ihre Wahlkampfkosten nicht als Werbungskosten bei den sonstigen Einkünften abzie-
hen können (IX R 32/17, BStBl II 2020 S. 389). Die Abgeordneten-Pauschale gemäß § 3 Nr.
F 12 Satz 1 EStG ist verfassungsgemäß, steht also nicht jedem Arbeitnehmer zu (BVerfG vom
26.7.2010, 2 BvR 2227/08, DB 2010 S. 1796).
K Sonderausgaben A
1 Überblick
B
Sonderausgaben sind im Einkommensteuergesetz abschließend aufgeführt. Es handelt
sich um privat veranlasste Lebenshaltungskosten, die jedoch aus sozialen Gründen vom
Gesamtbetrag der Einkünfte steuermindernd abgezogen werden dürfen. Sonderausga- C
ben sind Aufwendungen der Lebensführung, die aus unterschiedlichen Gründen steuerlich
begünstigt werden.
D
Zu den abzugsfähigen Sonderausgaben gehören
■■ Beiträge an bestimmte Versicherungen (Vorsorgeaufwendungen),
■■ Mitgliedsbeiträge und Spenden, E
■■ Unterhaltszahlungen an den getrennt lebenden oder geschiedenen Ehepartner/einge-
tragenen Lebenspartner,
■■ gezahlte Kirchensteuer und Kirchgelder, soweit sie nicht auf abgeltend besteuerte F
Kapitalerträge entfallen,
■■ Kosten für Ihre eigene Berufsausbildung und die Ihres Ehegatten bzw. eingetragenen
Lebenspartners, G
■■ wiederkehrende Versorgungsleistungen und Ausgleichszahlungen im Rahmen des
Versorgungsausgleichs,
■■ Schulgelder an staatlich genehmigte Privatschulen,
H
■■ Kinderbetreuungskosten.
Aus systematischen Gründen werden nicht ausgeglichene Verluste aus dem Vorjahr im Rah- I
men des Verlustabzuges wie Sonderausgaben behandelt. Der Abzug erfolgt jedoch vor der
Berücksichtigung der oben aufgeführten Ausgaben.
J
Zu unterscheiden sind Vorsorgeaufwendungen und übrige Sonderausgaben. Diese
Unterscheidung ist bedeutsam. Denn während Vorsorgeaufwendungen nur bis zu einem
individuell zu berechnenden Vorsorgehöchstbetrag abziehbar sind, wirken sich die übrigen K
Sonderausgaben entweder unbegrenzt oder bis zu gesonderten Höchstbeträgen (zum Bei-
spiel bei Ausbildungskosten und Spenden) steuermindernd aus.
L
Info:
Für die übrigen Sonderausgaben wird ohne Nachweis ein Sonderausga-
ben-Pauschbetrag von 36 Euro bei Einzelveranlagung und 72 Euro bei M
zusammen veranlagten Ehepartnern bzw. eingetragenen Lebenspartnern gewährt.
Meistens wird dieser Sonderausgaben-Pauschbetrag aber bereits mit der gezahlten Kirchen- N
steuer überschritten.
Steuer:Ratgeber 2022325
Sonderausgaben
Überblick
Achtung:
C Sonderausgaben kann nur derjenige geltend machen, der sie tatsächlich
bezahlt hat. Dies gilt auch für einzeln veranlagte Ehe-/Lebenspartner. Wählen
Steuerpflichtige die Zusammenveranlagung, spielt es keine Rolle, wer von den Part-
D
nern die Kosten getragen hat.
2 Vorsorgeaufwendungen
A
2.1 Was sind Vorsorgeaufwendungen?
2.2 Beiträge zu gesetzlichen und vergleichbaren Rentenversicherungen
2.3 Beiträge zu Rürup-Versicherungen B
2.4 Beiträge zu Krankenversicherungen
2.5 Beiträge zu Pflegeversicherungen
C
2.6 Beiträge zu Unfallversicherungen
2.7 Beiträge zu Haftpflichtversicherungen
2.8 Beiträge zu Arbeitslosenversicherungen D
2.9 Beiträge zu Lebensversicherungen
2.10 Ermittlung der abziehbaren Beiträge
2.11 Abziehbare Beiträge für Altersvorsorgeaufwendungen E
2.12 Abziehbare Beiträge für sonstige Vorsorgeaufwendungen
2.13 Vorsorgepauschale F
SteuerRatgeber 2022327
Sonderausgaben
Vorsorgeaufwendungen
Achtung:
G Für den Abzug ist ein Versicherungsverhältnis des Zahlenden erforderlich.
Deshalb sind Nachzahlungen von Rentenversicherungsbeiträgen für andere
Personen nicht als Sonderausgaben, sondern ggf. als außergewöhnliche Belastungen
H allgemeiner Art abzugsfähig.
Achtung: B
Zu den abziehbaren Beiträgen gehören auch Beiträge, die im Rahmen der
betrieblichen Altersversorgung in eine Rürup-Versicherung gezahlt werden,
insbesondere rein arbeitgeberfinanzierte oder durch Entgeltumwandlung finanzierte C
Beiträge. Nicht berücksichtigt werden steuerfreie Beiträge, pauschal besteuerte Bei-
träge und Beiträge, die aufgrund einer Altzusage geleistet werden.
D
Achtung:
Zuzahlungen im Krankheitsfall sowie ein mit der Krankenversicherung verein- H
barter Selbstbehalt sind keine Sonderausgaben, sondern allgemeine außer-
gewöhnliche Belastungen.
I
SteuerRatgeber 2022329
Sonderausgaben
Vorsorgeaufwendungen
Tipp:
A Entfällt mehr als 50 % der Beiträge auf berufliche Risiken, sollten Sie statt
der Hälfte den nachgewiesenen höheren Anteil als Werbungskosten bzw.
Betriebsausgaben ansetzen. Denn beim Sonderausgabenabzug wird der abzugs-
B fähige Betrag durch die Höchstbeträge begrenzt.
G Tipp:
Benutzen Sie Ihr Fahrzeug nur für private Fahrten und für Fahrten zur
Arbeit, die Sie mit der Entfernungspauschale abrechnen? Dann können
H Sie aus Vereinfachungsgründen den vollen Beitrag für die Kfz-Haftpflichtversiche-
rung als Sonderausgabe ansetzen, nicht nur den auf Privatfahrten entfallenden Teil.
I
Wird das Fahrzeug auch für eine Auswärtstätigkeit (Dienstreise) benutzt und werden die
Fahrten über die Reisekostenpauschale abgerechnet, ist eine prozentuale Aufteilung des Bei-
J trages zur Kfz-Haftpflichtversicherung im Verhältnis der dienstlichen Fahrten zu den Privat-
fahrten erforderlich.
Wird die Dienstreise über den tatsächlichen km-Kostensatz abgerechnet, wirkt sich der Ver-
K sicherungsbeitrag bereits über den km-Kostensatz steuermindernd aus (siehe Kapitel „Ein-
künfte aus nichtselbständiger Arbeit“, Abschnitt „Ermittlung der tatsächlichen Fahrzeugkos-
ten“). Ermitteln Sie in diesem Fall den prozentualen Anteil der Dienstreisen und setzen Sie den
L
gekürzten Versicherungsbeitrag als Sonderausgabe an.
■■ Risikolebensversicherungen: Diese sehen nur für den Todesfall eine Leistung vor. Sie
werden oft nur für einen bestimmten Zeitraum abgeschlossen, z. B. Reiseversicherung B
oder im Zusammenhang mit Bauspardarlehen. Beiträge an diese Versicherungen sind
unabhängig von der Art der Zahlung (einmalig oder laufend), der Dauer der Vertrags-
laufzeit sowie dem Datum des Vertragsbeginns als Vorsorgeaufwendungen abzugs- C
fähig.
■■ Kapitallebensversicherungen: Zur steuerlichen Behandlung siehe Abschnitt „Kapi-
tallebensversicherungen“. D
■■ Rentenversicherungen mit Kapitalwahlrecht: Bei Rentenversicherungen mit Kapital-
wahlrecht werden die Versicherungsleistungen in Form einer Rente ausbezahlt. Der
Versicherungsnehmer hat jedoch auch die Möglichkeit, eine Kapitalzahlung zu verlan- E
gen. Daher werden diese Versicherungen steuerlich wie Kapitallebensversicherungen
behandelt.
■■ Rentenversicherungen ohne Kapitalwahlrecht: Die Auszahlung der Versicherungs- F
leistung erfolgt hier immer in Form einer Rente. Es besteht nicht die Möglichkeit einer
Kapitalzahlung.
■■ Pensions-, Versorgungs- und Sterbekassen, Zusatzversorgungseinrichtungen
G
für Angestellte im öffentlichen Dienst: Beiträge an Pensions-, Versorgungs-, Sterbe-
kassen sind nur dann als Sonderausgaben abzugsfähig, wenn ein Rechtsanspruch
H
auf Leistungen besteht und die Leistungen der Kasse nicht beliebig verändert werden
können.
Seit dem Veranlagungsjahr 2005 können Beiträge zu einer Kapitallebensversicherung nur I
noch abgezogen werden, wenn die Versicherungslaufzeit vor dem 1.1.2005 begonnen hat
und mindestens ein Versicherungsbeitrag bis zum 31.12.2004 entrichtet wurde. Das ist der
Fall, wenn er das Jahr 2004 betrifft und bis zum 10.1.2005 entrichtet wurde. J
SteuerRatgeber 2022331
Sonderausgaben
Vorsorgeaufwendungen
Schritt 3: Die Summe der steuerbegünstigten Ausgaben übersteigt den gekürzten Höchst- J
betrag nicht. Es sind für die weitere Berechnung 21.580 Euro anzusetzen.
Schritt 4: Der Betrag aus Nr. 3 ist mit 92 % anzusetzen, also mit 19.853,60 Euro.
K
Schritt 5: Der Betrag aus Nr. 4 ist noch um den steuerfreien Arbeitgeberanteil aus dem
Arbeitsverhältnis des Ehemanns in Höhe von 2.790 Euro zu kürzen. Abziehbar sind also
17.063,60 Euro. L
SteuerRatgeber 2022333
Sonderausgaben
Vorsorgeaufwendungen
Info:
A Der Höchstbetrag für den Abzug von sonstigen Vorsorgeaufwendungen
beläuft sich für
■■ Steuerpflichtige,die einen steuerfreien Arbeitgeberanteil bzw. Zuschuss zu ihrer
B
Krankenversicherung erhalten, auf 1.900 Euro p. a.,
■■ Steuerpflichtige, die ihre Krankenversicherung allein zahlen müssen, auf 2.800
C Euro.
Dagegen haben Anspruch auf den größeren Höchstbetrag von 2.800 Euro:
L ■■ Selbständige (also insbesondere Freiberufler und Gewerbetreibende),
■■ nicht berufstätige Ehepartner von beihilfeberechtigten Beamten und Beamtenpen-
sionären, die selbst keinen eigenen Beihilfeanspruch haben,
M ■■ nicht berufstätige Ehepartner von privat krankenversicherten Arbeitnehmern, die
selbst freiwillig gesetzlich krankenversichert sind.
N Aufgrund eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts müssen seit 2010 die Versicherungs-
beiträge voll absetzbar sein, die zur Sicherung einer medizinischen Grundversorgung aufzu-
wenden sind. Das bedeutet, dass die Beiträge zu einer Basiskrankenversicherung ohne
O Chefarztbehandlung, Einbettzimmer, Krankentagegeld usw. und zur Pflegepflichtversiche-
rung in voller Höhe als Sonderausgaben absetzbar sind, auch wenn damit der Höchst-
betrag von 1.900 bzw. 2.800 Euro überschritten wird. Andere sonstige Vorsorgeaufwendun-
P gen wie Beiträge zu einer Unfall-, Haftpflicht- und Risikolebensversicherung sind dann aber
wegen der Höchstbetragsüberschreitung nicht mehr absetzbar.
334 Steuer:Ratgeber 2022
Sonderausgaben
Vorsorgeaufwendungen
Beispiel:
Das Ehepaar Krüger, beide Angestellte, hat einen gemeinsamen Höchst- A
betrag für sonstige Vorsorgeaufwendungen von 3.800 Euro (2x 1.900
Euro). Sollten ihre gemeinsamen Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge
(Grundversorgung) im Jahr 2021 über 3.800 Euro liegen, sind diese voll absetzbar, B
jedoch keine weiteren Versicherungsbeiträge. Liegen die KV-/PV-Beiträge unter
dem Höchstbetrag (z. B. bei 3.500 Euro), können noch 300 Euro weitere Beiträge
berücksichtigt werden, zum Beispiel für eine private Haftpflichtversicherung. C
Die nur begrenzte Abziehbarkeit der anderen sonstigen Vorsorgeaufwendungen ist verfas- D
sungsgemäß (BVerfG vom 21.9.2017, 2 BvR 2445/15).
Für Mitglieder in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung zählen die Beiträge
(ohne Beiträge für Wahltarife) zum voll absetzbaren Basisschutz. Der Krankenversicherungs- E
beitrag inkl. dem einkommensabhängigen Zusatzbeitrag wird allerdings bei bestehendem
Krankengeldanspruch um 4 % gekürzt. Diese 4 % zählen nicht zum Basisschutz, sondern
F
sind als übrige sonstige Vorsorgeaufwendungen absetzbar.
Privat Krankenversicherte können ihre Beiträge voll absetzen, soweit diese eine Grund-
absicherung auf dem Niveau des Basistarifes leisten. Haben Sie auch Zusatzleistungen ver- G
einbart (z. B. Chefarztbehandlung, Ein-/Zweibettzimmer), müssen Sie Ihren Jahresbei-
trag entsprechend aufteilen. Die Beiträge für Wahlleistungen sind auch dann nicht in voller
Höhe absetzbar, wenn der Gesamtbeitrag zur privaten Krankenversicherung den Beitrag zur H
gesetzlichen Krankenversicherung in Höhe des Beitragssatzes nicht übersteigt (BFH vom
29.11.2017, X R 26/16, DStR 2018 S. 457). Als Basisbeitrag voll absetzbar ist ein Beitrags-
zuschlag für eine Alterungsrückstellung wegen der später im Alter steigenden Tarifbeiträge. I
Tipp:
Die Basisbeiträge (ohne Beiträge für Zusatzleistungen), die Sie für Ihre in J
der privaten oder gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung selbst
versicherten, unterhaltsberechtigten Kinder, für die Sie Anspruch auf Kindergeld
haben, oder für Ihren nicht dauernd getrennt lebenden Ehegatten oder eingetra- K
genen Lebenspartner zahlen, können Sie ebenfalls als Ihre eigenen Vorsorgeauf-
wendungen absetzen (§ 10 Abs. 1 Nr. 3 Satz 2 EStG). Das gilt auch für die vom
L
Arbeitslohn des Kindes einbehaltenen Beiträge.
Es genügt für den Abzug der Kindesbeiträge, wenn Sie Ihrer Unterhaltspflicht lediglich in Form M
von Naturalunterhalt (z.B. Kost und Logis) nachkommen; Barunterhalt ist nicht erforderlich
(BMF-Schreiben vom 3.4.2019, BStBl I 2019 S. 254; R 10.4 EStR 2012). Den Sonderausga-
benabzug dürfen Sie sich auch mit Ihrem Kind teilen. N
Ihre Basisbeiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung sind um die steuerfreien Zuschüsse
Ihres Arbeitgebers (bei privat Versicherten) bzw. der Deutschen Rentenversicherung (bei
O
Rentnern) zu kürzen. Eine Aufteilung der Zuschüsse auf die Basisbeiträge und die übrigen
Beiträge lässt die Finanzverwaltung leider nicht zu. Daher werden Ihre steuerlich voll absetz-
P
SteuerRatgeber 2022335
Sonderausgaben
Vorsorgeaufwendungen
L Tipp:
Gewährt Ihnen Ihre gesetzliche Krankenkasse oder private Krankenver-
sicherung die Möglichkeit, Beiträge für die kommenden Jahre im Voraus
M zu zahlen, können Sie damit ggf. Steuern sparen. Denn als Sonderausgaben voll
anerkannt werden Vorauszahlungen von Basisbeiträgen bis zum Dreifachen des
geschuldeten Jahresbeitrags für die Basis-Kranken- und Pflegeversicherung (§ 10
N Abs. 1 Nr. 3 Satz 4 EStG). In den beiden Folgejahren fallen dann nur noch die Bei-
träge für übrige Versicherungen an (z. B. für eine private Krankenzusatz- oder eine
Berufsunfähigkeitsversicherung), für die mangels Basisbeiträgen der Höchstbetrag
O von 1.900 bzw. 2.800 Euro unverbraucht zur Verfügung steht.
2.13 Vorsorgepauschale
Eine Vorsorgepauschale wird nur beim Lohnsteuerabzug durch den Arbeitgeber steuer- A
mindernd berücksichtigt, und zwar grundsätzlich in allen Steuerklassen.
Im Steuerbescheid wird keine Vorsorgepauschale angesetzt, sodass nur tatsächlich B
gezahlte Versicherungsbeiträge beim Sonderausgabenabzug berücksichtigt werden können.
Bei sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern ist das insbesondere der Arbeitnehmeran-
teil zur gesetzlichen Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung. Der aufgrund der Vorsorge- C
pauschale berechnete Lohnsteuerabzug wird im Steuerbescheid als Vorauszahlung auf die
festzusetzende Einkommensteuer angerechnet und damit eine ggf. zu niedrige Pauschale
korrigiert. D
Die Vorsorgepauschale beim Lohnsteuerabzug setzt sich aus mehreren Teilbeträgen
zusammen (Einzelheiten siehe § 39b Abs. 2 Satz 5 Nr. 3 EStG): E
■■ Teilbetrag für die gesetzliche Rentenversicherung, der auch für in einem berufsständi-
schen Versorgungswerk Versicherte gilt (= als Altersvorsorgeaufwendung absetzbarer
Arbeitnehmeranteil), F
■■ Teilbetrag für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung bzw. bei Privatversi-
cherten eine Mindestpauschale (12 % des Arbeitslohns, maximal 1.900 Euro bzw. bei
G
Steuerklasse III maximal 3.000 Euro).
Privat Krankenversicherte mit einer der Steuerklassen I bis V können ihrem Arbeitgeber bis
zum 31. März eine Beitragsbescheinigung ihres Krankenversicherers vorlegen, um ihre über H
der Mindestpauschale liegenden Basisbeiträge beim Lohnsteuerabzug berücksichtigen zu
lassen. Anderenfalls muss der zu hohe Lohnsteuerabzug über die Steuererklärung korrigiert
werden. I
SteuerRatgeber 2022337
Sonderausgaben
Kapitallebensversicherungen
3 Kapitallebensversicherungen
A
3.1 Voraussetzungen für den steuerlichen Abzug
3.2 Mindestlaufzeit
B 3.3 Steuerschädliche Verwendung der Lebensversicherung
3.2 Mindestlaufzeit
M
Die Vertragslaufzeit muss mindestens 12 Jahre betragen, d.h. in diesem Zeitraum dürfen
keine Versicherungsleistungen erfolgen. Eine vorzeitige Auszahlung ist jedoch unschädlich
N im Todesfall.
Achtung:
Eine Änderung der Vertragsbedingungen bezüglich der Vertragsdauer, Bei-
O
tragsdauer, Versicherungssumme und Beitragshöhe führt nicht zur Beendi-
gung des Vertrages. Vielmehr bleibt der alte Vertrag weiterhin begünstigt. Für nach
P der Vertragsänderung geleistete Beiträge und angefallene Zinsen gilt jedoch eine neue
Mindestvertragslaufzeit.
SteuerRatgeber 2022339
Sonderausgaben
Kapitallebensversicherungen
4 Riester-Rente
A
4.1 Wer erhält die Riester-Rente?
4.2 Geförderte Geldanlagen
4.3 Betriebliche Altersvorsorge B
4.4 Altersvorsorge-Zulage (Riester-Förderung)
4.5 Der Sonderausgabenabzug
C
4.6 Verwendung der geförderten Riesterbeiträge
4.7 Besteuerung der Auszahlung
D
4.1 Wer erhält die Riester-Rente?
Geförderte Personen
Die staatlich geförderte private Riester-Rente soll zum Ausgleich einer Versorgungslücke im E
Rentenalter dienen. Einen unmittelbaren Anspruch auf die Förderung in Form von Zulagen
oder Sonderausgabenabzug bei Abschluss eines Riester-Renten-Vertrages (Altersvorsorge-
F
vertrag) haben insbesondere:
■■ Pflichtversicherte in der inländischen gesetzlichen Rentenversicherung (auch Grenz-
pendler mit Wohnsitz in einem EU-/EWR-Staat) bzw. in der Alterssicherung der Landwirte, G
■■ Arbeitslose, die nur wegen des zu berücksichtigenden Einkommens keine Leistung
vom Arbeitsamt erhalten,
■■ Empfänger einer Besoldung und von Amtsbezügen (z. B. Beamte, Richter, Soldaten), H
wenn sie über ihre zuständige Besoldungs- oder Bezügestelle eine Zulagenummer
oder Versicherungsnummer beantragt haben und eine Einverständniserklärung abge-
geben haben; I
■■ Beschäftigte, die rechtlich wie Beamte behandelt werden und damit in der gesetz-
lichen Rentenversicherung versicherungsfrei sind (z. B. Beschäftigte von Körper-
J
schaften, Anstalten oder Stiftungen des öffentlichen Rechts, Lehrer oder Erzieher an
nichtöffentlichen Schulen), wenn sie über das zuständige Amt für ihre Versorgung eine
Zulagenummer oder Versicherungsnummer beantragt haben und eine Einverständnis-
K
erklärung abgegeben haben,
■■ Beamte, Richter, Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit, die ohne Besoldung beurlaubt
sind, für die Zeit einer Beschäftigung, wenn während der Beurlaubung die Gewährlei- L
stung einer Versorgungsanwartschaft auf diese Beschäftigung erstreckt wird,
■■ Minister, Senatoren und parlamentarische Staatssekretäre,
■■ Personen, die eine Rente wegen Erwerbsunfähigkeit oder eine Rente wegen voller
M
Erwerbsminderung beziehen. Voraussetzung ist jedoch, dass die Personen unmittel-
bar bis zum Beginn der Rente eine Besoldung oder Amtsbezüge erhalten haben bzw.
in einem Altersversicherungssystem versichert waren, das von der Niveauabsenkung N
durch die Renten- oder Versorgungsreform 2001 betroffen ist,
■■ Personen, die eine Versorgung wegen Dienstunfähigkeit beziehen bis zum 67.
Lebensjahr. Voraussetzung ist jedoch, dass die Personen unmittelbar bis zum Beginn O
der Rente eine Besoldung oder Amtsbezüge erhalten haben bzw. in einem Altersver-
sicherungssystem versichert waren, das von der Niveauabsenkung durch die Renten-
oder Versorgungsreform 2001 betroffen ist, P
SteuerRatgeber 2022341
Sonderausgaben
Riester-Rente
E geringfügig Beschäftigte, für die nur der pauschale Arbeitgeberbeitrag zur gesetzlichen Ren-
tenversicherung gezahlt wird.
F Hinweis: Für eingetragene Lebenspartner gilt das nachfolgend für Ehepartner Gesagte ent-
sprechend.
G Achtung:
Gehört ein Ehepartner dem begünstigten Personenkreis an, kann auch der
andere Partner mit einem eigenen Altersvorsorgevertrag mittelbar gefördert
H werden, selbst wenn er nicht zum unmittelbar begünstigten Personenkreis gehört (ein
Vertrag im Rahmen der betrieblichen Altersvorsorge genügt aber nicht). Vorausset-
zung ist, dass kein dauerndes Getrenntleben vorliegt, die Ehegatten einen Wohnsitz
I in einem EU-/EWR-Staat haben und der nur mittelbar förderberechtigte Ehegatte seit
2012 einen Beitrag von 60 Euro auf seinen Riester-Vertrag einzahlt.
J
Einverständniserklärung für Beamte, Richter und Berufssoldaten
Bezieher von Besoldung und Amtsbezügen müssen über die für ihre Besoldung oder Amts-
K
bezüge zuständige Stelle eine Zulagennummer beantragen. Gegenüber der für ihre Besol-
dung und Amtsbezüge zuständigen Stelle haben sie ihr Einverständnis zu erklären, dass
L ■■ diese jährlich die für die Ermittlung des Mindesteigenbeitrages und die für die Gewäh-
rung der Kinderzulage erforderlichen Daten der Deutschen Rentenversicherung Bund
als zentrale Zulagenstelle mitteilt und
M ■■ die zentrale Zulagenstelle diese Daten für das Zulageverfahren verarbeiten und nutzen
kann.
N Diese Einverständniserklärung ist bis zum Widerruf wirksam. Der Widerruf ist vor Beginn des
Kalenderjahres zu erklären, für das das Einverständnis nicht mehr gelten soll. Entsprechen-
des gilt auch für Beschäftigte, die rechtlich wie Beamte behandelt werden (z. B. Beschäftigte
O von Körperschaften, Anstalten oder Stiftungen des öffentlichen Rechts, Lehrer oder Erzie-
her an nicht öffentlichen Schulen). Ohne Einwilligung in die elektronische Übermittlung von
Besoldungsdaten innerhalb von zwei Jahren nach Ablauf des Beitragsjahres gibt es keine
P Altersvorsorgezulage. Ab 2019 muss die Einwilligungsfrist bereits zum Ende des Beitrags-
jahres erfolgt sein.
SteuerRatgeber 2022343
Sonderausgaben
Riester-Rente
Grundzulage
Jeder für die Riester-Förderung berechtigte Sparer erhält vom Staat eine Grundzulage auf F
seinen Riester-Vertrag gutgeschrieben.
Info: G
Die Grundzulage beträgt seit 2018 maximal 175 Euro (§ 84 EStG). Vor 2018
betrug sie 154 Euro.
H
Gehören beide Ehepartner zum geförderten Personenkreis, erhält jeder Ehepartner die volle
Grundzulage, wenn er einen auf sich lautenden Altersvorsorgevertrag abgeschlossen und I
den Mindesteigenbeitrag eingezahlt hat.
Zulagenberechtigte, die zu Beginn des Beitragsjahres, für das sie erstmalig eine Altersvor-
sorgezulage beantragen, das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, erhalten einmalig J
eine um 200 Euro erhöhte Grundzulage (Berufseinsteiger-Bonus).
Kinderzulage K
Für jedes Kind, für das gegenüber dem zulageberechtigten Kindergeld festgesetzt wird, wird
eine Kinderzulage gewährt. Ab 2020 muss im Zulagenantrag auch die Identifikationsnummer
des Kindes angegeben werden. L
Info:
Die Kinderzulage beträgt pro Kind seit 2008 maximal 185 Euro, für nach M
dem 31.12.2007 geborene Kinder maximal 300 Euro (§ 85 EStG).
SteuerRatgeber 2022345
Sonderausgaben
Riester-Rente
Sind die Eltern unverheiratet, getrennt lebend oder geschieden, bekommt derjenige Elternteil
A die Kinderzulage, für den im Zulagejahr das Kindergeld festgesetzt worden ist. Keine Rolle
spielt es, wenn dem anderen Elternteil das Kindergeld ausgezahlt wurde (§ 85 Abs. 1 Satz
1 EStG).
B
Mindesteigenbeitrag
Der Gesetzgeber fördert Ihre private Altersvorsorge nur, wenn Sie sich mit Eigenbeiträgen
C selbst daran beteiligen (§ 86 EStG). Ihren Mindesteigenbeitrag ersehen Sie aus der nach-
folgenden Tabelle.
Kalenderjahr jährlicher Mindestbeitragssatz mindestens jedoch
D seit 2008 4 % der im vorangegangen Kalenderjahr erzielten 60 Euro (Sockelbetrag)
rentenversicherungspflichtigen Einnahmen, maximal
2.100 abzüglich möglicher Zulagen
E
Bei Beamten treten an die Stelle der rentenversicherungspflichtigen Einnahmen die bezo-
gene Besoldung und Amtsbezüge. Bei Beschäftigten, die rechtlich wie Beamte behandelt
F werden, sind die Einnahmen anzusetzen, die beitragspflichtig wären, wenn die Versiche-
rungsfreiheit in der gesetzlichen Rentenversicherung nicht bestehen würde.
Ist das tatsächlich erzielte Arbeitsentgelt geringer als das rentenversicherungspflichtige
G
Entgelt (z. B. bei Auszubildenden) oder ist die Lohnersatzleistung niedriger als die beitrags-
pflichtigen Einnahmen (z. B. bei Krankengeldbezug), ist das tatsächlich erzielte Arbeitsentgelt
anzusetzen.
H
Wird kein beitragspflichtiges Arbeitsentgelt bezogen, wird von der Mindestbemessungs-
grundlage bei geringfügiger Beschäftigung ausgegangen. Dies sind derzeit im Monat 175
I Euro bzw. im Jahr 2.100 Euro.
Bei Pflichtversicherten in der Land- und Forstwirtschaft sind als Bemessungsgrundlage die
J Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft zugrunde zu legen, die im zweiten, dem Sparjahr
vorangegangenen Kalenderjahr erzielt wurden.
Bei Personen mit geringem Einkommen und Kindern kann es sein, dass der Beitragssatz
K
den Mindestbeitrag unterschreitet. In diesem Fall ist der höhere Mindestbeitrag von 60
Euro anzusetzen.
L Achtung:
Als Bemessungsgrundlage sind nicht die Einnahmen des Sparjahres, sondern
die des Vorjahres anzusetzen. Dies gilt auch dann, wenn im Sparjahr erheb-
M
lich geringere oder erheblich höhere Einnahmen erzielt werden.
N Wird nach Ablauf des Beitragsjahres festgestellt, dass die Voraussetzungen für die Gewäh-
rung einer Kinderzulage nicht vorgelegen haben, ändert sich die Berechnung des Mindest-
eigenbeitrages für dieses Beitragsjahr nicht.
O
Beiträge des Arbeitgebers in eine Direktversicherung werden, soweit sie nicht pauschal
besteuert werden, dem Arbeitnehmer als Arbeitslohn zugerechnet und damit auf den zu zah-
lenden Mindesteigenbeitrag angerechnet.
P
Seit 2012 muss auch der nur mittelbar förderberechtigte Ehepartner mindestens 60 Euro
pro Jahr eigenen Beitrag auf seinen Altersvorsorgevertrag einzahlen (§ 79 Abs. 2 EStG). A
Damit soll verhindert werden, dass bisher nicht förderberechtigte Ehepartner, die unmittelbar
förderberechtigt werden (z. B. wenn die Ehefrau wegen Geburt eines Kindes gesetzlich ren-
tenversicherungspflichtig wird), den Anspruch auf die Riester-Förderung wegen Nichtzahlung B
des Mindesteigenbeitrags verlieren.
Bei der Berechnung des Mindesteigenbeitrags werden alle den Ehegatten zustehenden Zula-
C
gen berücksichtigt.
# Achtung:
D
Die Zulage des nicht unmittelbar begünstigten Ehegatten (nur abgeleiteter
Zulageanspruch) wird entsprechend gekürzt, wenn der unmittelbar begüns-
tigte Ehegatte seinen Mindesteigenbeitrag nicht geleistet hat. E
F
4.5 Der Sonderausgabenabzug
Überblick
Bei der Einkommensteuer-Veranlagung überprüft bei Abgabe der Anlage AV das Finanzamt G
von Amts wegen, ob die Zulage oder der zusätzliche Sonderausgabenabzug für Sie güns-
tiger ist. Ist Letzteres der Fall, bekommen Sie die über die Zulage hinausgehende Steuer-
ermäßigung vom Finanzamt direkt erstattet. Im Gegensatz zur Zulage erfolgt keine Gutschrift H
der Steuerermäßigung auf den Altersvorsorgevertrag.
Info: I
Unmittelbar begünstigte Anspruchsberechtigte können ihre Beiträge
zuzüglich der erhaltenen Zulage als Sonderausgaben jährlich bis maximal
2.100 Euro abziehen (§ 10a EStG). Dem nur mittelbar zulageberechtigten Ehepart- J
ner steht kein Sonderausgabenabzug zu, sondern nur die Zulage.
SteuerRatgeber 2022347
Sonderausgaben
Riester-Rente
Beispiel:
A Zusammen veranlagte Ehegatten ohne Kinder, beide Ehepartner sind unmittelbar förderbe-
rechtigt.
Förderung Ehemann Ehefrau Summe
B Grundzulage 175 Euro 175 Euro 350 Euro
Eigenbeitrag 3.800 Euro 800 Euro 4.600 Euro
davon gefördert 1.925 Euro 800 Euro 2.725 Euro
C
Riester-Sonderausgabenabzug 2.100 Euro 975 Euro 3.075 Euro
Berechnung des Sonderausgabenabzugs: 1.925 Euro + 175 Euro = 2.100 Euro (Ehemann),
D
800 Euro + 175 Euro = 975 Euro (Ehefrau).
Günstigerprüfung:
E zu versteuerndes Einkommen 2021 100.000 Euro
./. Riester-Sonderausgabenabzug Ehemann 2.100 Euro
./. Riester-Sonderausgaben Ehefrau 975 Euro
F
zu versteuerndes Einkommen 96.925 Euro
Einkommensteuer auf 100.000 Euro (Splittingtarif) 23.988 Euro
G Einkommensteuer auf 96.925 Euro 22.808 Euro
Differenz 1.180 Euro
./. Zulagen insgesamt (175 Euro + 175 Euro) 350 Euro
H zusätzlicher Steuervorteil aufgrund des Sonderausgabenabzugs 830 Euro
davon entfällt auf Ehemann (1.925 Euro / 2.725 Euro = 70,6 %) 585,98 Euro
davon entfällt auf Ehefrau (800 Euro / 2.725 Euro = 29,4 %) 244,02 Euro
I
festzusetzende Einkommensteuer 2021 (22.808 Euro + 350 Euro) 23.158 Euro
SteuerRatgeber 2022349
Sonderausgaben
Riester-Rente
Besteuerung des Anteils, der nicht staatlich durch Zulage oder zusätzlichen
Sonderausgabenabzug gefördert wurde bzw. nicht aus steuerfreien Beiträgen A
Anlageform des Arbeitgebers entstanden ist
Einmalzahlung Rentenzahlung
nicht möglich nicht möglich Besteuerung des wenn Vorausset- B
Ertragsanteils wie zungen für Rürup-
bei privaten Ver- Rente vorliegen:
sicherungen Besteuerung in C
Höhe des Besteue-
rungsanteils
Pensionsfonds
wie gesetzliche
Rente, ansonsten D
Besteuerung des
Ertragsanteils wie
bei privaten Ver- E
sicherungen
andere zertifizierte Besteuerung der Besteuerung der Besteuerung der Besteuerung der
Altersvorsorge- auf dem nicht auf dem nicht auf dem nicht auf dem nicht F
verträge (z. B. geförderten Kapital geförderten Kapital geförderten Kapital geförderten Kapital
Bank- und Invest- beruhenden beruhenden beruhenden beruhenden
mentsparverträge) Erträge Erträge Erträge Erträge
G
Besteuerung als
nachträglicher
Direktzusage und Arbeitslohn, Ver-
Unterstützungs- sorgungsfreibetrag H
kasse und Zuschlag zum
Versorgungsfreibe-
trag wird gewährt I
Der Anbieter der Versorgungsleistungen hat Ihnen bei erstmaligem Bezug sowie bei Ände-
rung der Leistungshöhe die Höhe der zugeflossenen Leistungen, jeweils getrennt nach geför- J
dertem und nicht gefördertem Anteil, mitzuteilen.
SteuerRatgeber 2022351
Sonderausgaben
Kirchensteuer und Kirchgelder
I Der Überhang fließt aber nicht in den „Gesamtbetrag der Einkünfte“ ein, womit höhere Ein-
künfte für eine mögliche Verrechnung mit einem Verlustvortrag aus dem Vorjahr zur Verfü-
gung stünden, sondern erhöht laut dem obigen BFH-Urteil nur das nach dem Gesamtbetrag
J der Einkünfte zu bildende „Einkommen“.
Wird Kirchensteuer, die von einer Bank auf die Kapitalertragsteuer erhoben wurde, über die
Steuererklärung des Bankkunden erstattet und führt dies zu einem Erstattungsüberhang,
K
darf das Finanzamt diesen im Steuerbescheid nicht zum Einkommen hinzurechnen und
damit versteuern (Niedersächsisches FG vom 21.11.2018, 2 K 25/17, EFG 2019 S. 1090). Viel-
mehr muss der Kapitalertragsteuerabzug nachträglich korrigiert werden.
L
Achtung:
Es kommt für den Sonderausgabenabzug nicht darauf an, für welches Jahr
M
Sie die Kirchensteuer bezahlt haben, sondern wann Sie die Kirchensteuer ent-
richtet haben.
N
Freiwillige Zahlungen an Kirchen und über die Kirchensteuer hinausgehende Zahlungen
sind nicht als Kirchensteuer, sondern nur als Spenden beschränkt abzugsfähig. Erhebt Ihre
O Religionsgemeinschaft keine Kirchensteuern, können Sie freiwillige Zahlungen wie Kirchen-
steuern unbeschränkt absetzen, wenn die Gemeinschaft als Körperschaft des öffentlichen
Rechts in irgendeinem Bundesland als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt ist.
P Die Höhe ist jedoch begrenzt auf den Betrag, den andere Kirchen in Ihrem Bundesland erhe-
ben würden.
Achtung:
Die Kirchensteuer ist nicht als Sonderausgabe abzugsfähig, soweit sie auf A
Kapitalerträge entfällt, die dem Abgeltungsteuersatz von 25 % unterliegen.
Die Berücksichtigung erfolgt dadurch, dass sich der Steuersatz von 25 % um ein Vier-
tel der auf die Kapitalerträge entfallenden Kirchensteuer ermäßigt. B
5.2 Kirchgelder C
Manche Kirchen erheben in bestimmten Fällen auch Kirchgelder. Ein besonderes Kirchgeld
wird dann erhoben, wenn ein Ehegatte aus der Kirche austritt, der andere Ehegatte jedoch
D
in der Kirche verbleibt und keine Einkünfte erzielt. Diese nach dem Einkommen gestaffelten
Beträge (siehe Kapitel „Ermittlung der Steuer“) können Sie wie die Kirchensteuer absetzen.
Das besondere Kirchgeld ist verfassungsgemäß (BVerfG vom 28.10.2010, 2 BvR 591/06,
E
BFH/NV 2011 S. 181).
SteuerRatgeber 2022353
Sonderausgaben
Spenden und Mitgliedsbeiträge
gesonderten Gewinnfeststellung auf alle Beteiligten – also auch auf Sie. Ihren Anteil können
Sie als Sonderausgabe geltend machen. Übernehmen Sie dazu Ihren Spendenanteil aus der A
Gewinnfeststellung.
Spenden müssen mit einer Zuwendungsbestätigung (Spendenquittung) nachgewiesen
B
werden. Ein Glaubhaftmachen reicht nicht aus. Die Bestätigung muss auf einem vorgeschrie-
benen Formular erfolgen und folgende Angaben enthalten:
■■ den Spendenempfänger, C
■■ die Art der Zuwendung (Geld-, Sachspende, Mitgliedsbeitrag, Aufwandsspende),
■■ den Betrag, bei Sachspenden die Bezeichnung und den Wert der Spende,
■■ den Namen und die Anschrift des Zuwendenden, D
■■ die Angabe des Finanzamtes sowie die Steuernummer des Empfängers,
■■ das Datum des letzten Freistellungsbescheides,
■■ die Bestätigung der Verwendung der Spende für einen bestimmten Zweck und E
■■ den Ort, das Datum und die Unterschrift des Zahlungsempfängers.
Achtung:
I
Für seit dem 1.1.2017 geleistete Spenden müssen Sie die Zuwendungsbe-
stätigung Ihrer Steuererklärung nicht mehr beilegen. Wurde diese nicht elek-
tronisch ans Finanzamt übermittelt, müssen Sie sie noch ein Jahr lang nach Zugang J
des Steuerbescheids aufheben für den Fall, dass das Finanzamt die Bescheinigung
einsehen will.
K
Zur Vereinfachung genügt in bestimmten Fällen als Nachweis auch der Bareinzahlungsbeleg,
der Kontoauszug oder der von der Bank abgestempelte Überweisungsbeleg. Dies gilt ins-
besondere bei Überweisungen auf Sonderkonten in Katastrophenfällen und bei Spenden bis L
300 Euro an politische Parteien oder staatliche Behörden.
Bei einer Spende bis 300 Euro an eine gemeinnützige Körperschaft oder politische Partei ist M
zusätzlich noch ein vom Zahlungsempfänger erstellter Beleg erforderlich mit Angaben über
die Freistellung des Empfängers von der Körperschaftsteuer, über die Spende oder den Mit-
gliedsbeitrag und den steuerbegünstigten Zweck, für den die Zuwendung verwendet wird. N
Diese zusätzliche Bescheinigung ist nicht erforderlich bei Spenden zur Linderung der Not in
Katastrophenfällen.
O
In manchen Bundesländern wird eine abgestempelte Durchschrift des Überweisungsbeleges
nicht mehr anerkannt. In diesem Fall muss der Kontoauszug als Nachweis vorgelegt werden.
Falls Sie Ihre Spende über Online-Banking überweisen, benötigen Sie als Buchungsbestäti- P
gung einen PC-Ausdruck mit Angabe des Namens und der Kontonummer des Auftraggebers
SteuerRatgeber 2022355
Sonderausgaben
Spenden und Mitgliedsbeiträge
und des Empfängers, des Betrags und des Buchungstags. Für Spenden über PayPal genügt
A ein Kontoauszug des PayPal-Kontos, auf dem der Kontoinhaber und dessen E-Mail-Adresse
angegeben sind, sowie ein Ausdruck über die Transaktionsdetails der Spende.
Wurden die Spenden im Rahmen einer Sammelaktion gesammelt, bietet sich folgendes
B
Verfahren an:
■■ Auf dem Einzahlungsbeleg wird „Belegschaftsspende“ vermerkt.
C ■■ Der Empfänger der Zuwendung erhält eine Liste mit den Namen, der Anschrift und
dem jeweiligen Betrag der Spender.
■■ Der Empfänger erstellt für jeden Spender auf der Liste eine Zuwendungsbestätigung.
D
SteuerRatgeber 2022357
Sonderausgaben
Spenden und Mitgliedsbeiträge
7 Unterhaltsleistungen
A
7.1 Der Ehegattenunterhalt
7.2 Die absetzbaren Unterhaltsleistungen
B
7.1 Der Ehegattenunterhalt
Unterhaltsleistungen an Ihren geschiedenen oder dauernd getrennt lebenden Ehepartner bzw.
eingetragenen Lebenspartner können Sie entweder als außergewöhnliche Belastung oder als Son-
C
derausgaben absetzen.
Info:
Als Sonderausgaben können Sie Unterhaltsleistungen bis zu 13.805 Euro E
absetzen (§ 10 Abs. 1a Nr. 1 EStG). Der Betrag steigt noch um die über-
nommenen Basiskranken- und Pflegeversicherungsbeiträge Ihres Exgatten.
F
Seit 2016 müssen Sie in Ihrer Steuererklärung die Identifikationsnummer des Unterhaltsempfängers
angeben, sonst bekommen Sie den Sonderausgabenabzug nicht. Dazu muss Ihnen der Unter-
haltsempfänger seine ID-Nr. mitteilen (§ 10 Abs. 1a Nr. 1 Satz 7-9 EStG). G
Unterhaltsleistungen sind nur in dem Jahr absetzbar, in dem sie gezahlt wurden. Bei einer über
dem Höchstbetrag liegenden Nachzahlung sollte diese daher auf mehrere Jahre verteilt werden. H
Allerdings muss Ihr ehemaliger Ehe-/Lebenspartner die empfangenen Leistungen versteuern
(siehe Kapitel „Übrige Einkünfte“, Abschnitt „Erhaltene Unterhaltsleistungen“). Er muss daher
diesem Verfahren – begrenztes Realsplitting genannt – zustimmen, wenn Sie ihm schriftlich I
zusichern, die ihm daraus entstehenden steuerlichen und sonstigen wirtschaftlichen Nachteile zu
ersetzen. Dies sind zum einen die entstandenen zusätzlichen Steuern, wegen Überschreitung der
Einkommensgrenze nicht gewährte Wohnungsbauprämien und Arbeitnehmer-Sparzulagen sowie J
gestrichene Lohnersatz- und Sozialleistungen (z. B. Wohngeld, Hartz IV, Sozialhilfe). Auch diese
Ersatzleistungen gelten als absetzbare Unterhaltsleistung.
K
Beispiel:
Beträgt Ihr zu versteuerndes Einkommen 50.000 Euro, bringt 2021 ein
Abzug von 13.805 Euro gezahlten Unterhalt vom zu versteuernden Ein- L
kommen eine Steuerersparnis von 4.944 Euro (Grundtarif). Übernehmen Sie nun die
dafür bei Ihrem Ex-Ehepartner fälligen Steuern auf 13.805 Euro, nämlich 732 Euro
(Grundtarif), bleibt Ihnen ein Plus von 4.212 Euro. M
Für die Zustimmung müssen beide Partner die Anlage U zur Steuererklärung ausfüllen und
N
unterschreiben. Die Zustimmung des den Unterhalt empfangenden Ehegatten/Lebenspartners
hat Dauerwirkung und gilt bis auf Widerruf. Die Zustimmung kann blanko erteilt oder auf einen
bestimmten Betrag beschränkt werden.
O
Stimmt der Unterhaltsempfänger trotz Ihrer Zusicherung zum Nachteilsausgleich dem Realsplitting
nicht zu, können Sie vor dem Familiengericht auf Zustimmung klagen. Eine durch Urteil erwirkte
Zustimmung gilt jedoch nur für das entsprechende Veranlagungsjahr. P
SteuerRatgeber 2022359
Sonderausgaben
Unterhaltsleistungen
Den Abzug der Unterhaltsleistungen müssen Sie jedes Jahr neu in Ihrer Einkommensteuererklä-
A rung beantragen. Der Antrag kann dann nicht mehr zurückgenommen oder nachträglich verringert
werden. Eine nachträgliche Berücksichtigung weiterer Unterhaltsleistungen als Sonderausgaben
ist jedoch mit Zustimmung des Unterhaltsempfängers möglich, auch wenn der Steuerbescheid
schon bestandskräftig ist (§ 175 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 AO).
B
Nicht absetzbar sind Unterhaltszahlungen an die Mutter des gemeinsamen nichtehelichen Kindes
(BFH vom 16.7.2015, X B 139/14).
C
Abzug als außergewöhnliche Belastung
Ein Ansatz als außergewöhnliche Belastung ist nur dann vorteilhaft, wenn die Unterhaltsleistung
D verhältnismäßig niedrig ist und Ihr Ehepartner/Lebenspartner kaum über eigenes Einkommen ver-
fügt. Der Ansatz der Unterhaltsleistungen als außergewöhnliche Belastungen ist einfacher als der
Sonderausgabenabzug. Sie benötigen nicht die Zustimmung des Unterhaltsempfängers.
E Nachteilig beim Abzug als außergewöhnliche Belastungen ist, dass nur ein niedrigerer Unter-
haltsbetrag maximal in Höhe des Grundfreibetrags (2021: 9.744 Euro) abzugsfähig ist. Und hat der
Empfänger höhere Einkünfte als 624 Euro, was oft der Fall ist, erfolgt sogar eine Kürzung dieses
F Höchstbetrages bis auf null. Bei höheren Beträgen als der Grundfreibetrag ist ein Abzug als Son-
derausgabe somit günstiger.
Nicht zulässig ist es, in einem Kalenderjahr einen Teil des gezahlten Unterhalts als Sonderausgaben
G und den anderen Teil als außergewöhnliche Belastung abzuziehen. Es gibt pro Jahr nur ein „ent-
weder oder“.
H
7.2 Die absetzbaren Unterhaltsleistungen
Zu den Unterhaltsleistungen beim Realsplitting gehört alles, was Ihr Ehe-/Lebenspartner zur
I Bestreitung seines Lebensunterhalts benötigt (insbesondere Geld für Ernährung, Kleidung und
Wohnung). Zahlungen können dabei direkt an ihn oder auch direkt an Dritte (z. B. Vermieter,
Krankenkasse, Bausparkasse, Versicherungen) erfolgen. Sachleistungen sind mit ihrem Verkehrs-
J wert in Euro umzurechnen.
In der Regel werden die Unterhaltsverpflichtungen gerichtlich festgesetzt oder vertraglich verein-
K bart. Leistungen aufgrund des Zugewinnausgleichs bei Scheidung zählen nicht zum steuerlich
absetzbaren Unterhalt.
Abzugsfähig ist auch der volle Barunterhalt, wenn der Unterhaltsverpflichtete dem unterhaltsbe-
L rechtigten Partner eine Wohnung entgeltlich überlässt. Bei einer unentgeltlichen Überlassung mit
Minderung des Barunterhalts sind neben den nutzungsabhängigen Kosten der Wohnung (z. B.
Grundsteuer, Energiekosten) auch der Mietwert der Wohnung und verbrauchsunabhängige Kos-
M ten (z. B. Reparaturkosten, Darlehenszinsen) als Unterhalt anzusetzen (BFH vom 12.4.2000, XI R
127/96, BStBl II 2002 S. 130). Der BFH muss noch entscheiden, was als Unterhalt anzusetzen ist,
wenn der in der Scheidungsfolgenvereinbarung angesetzte Wohnvorteil niedriger ist als die ortsüb-
N liche Miete (Az. der Revision: X R 33/20).
Seit 2015 sind Zahlungen zur Vermeidung des Versorgungsausgleichs beim Ausgleichsver-
pflichteten (meist der Ex-Ehemann) nicht mehr als Werbungskosten, sondern nur als Sonder- E
ausgaben absetzbar (§ 10 Abs. 1a Satz 1 Nr. 3 EStG). Das gilt für alle Ausgleichszahlungen
im Rahmen einer öffentlich-rechtlichen, beamtenrechtlichen oder privaten Altersversorgung.
Der Sonderausgabenabzug ist aber nur in Höhe des Betrags zulässig, dessen Abzug der F
Ausgleichsberechtigte (meist die Ex-Ehefrau) zugestimmt hat. Denn im Gegenzug muss der
Zahlungsempfänger die erhaltene Zahlung in Höhe des Zustimmungsbetrags als sonstige
G
Einkünfte versteuern (§ 22 Nr. 1a EStG).
Der Sonderausgabenabzug entfällt jedoch, wenn
H
■■ die Zahlungen freiwillig oder aufgrund einer freiwillig eingegangenen Verpflichtung
erfolgen,
■■ die Zahlungen Betriebsausgaben oder Werbungskosten darstellen,
I
■■ die Erträge aus dem übertragenen Vermögen die Versorgungsleistungen nur deshalb
decken, weil ersparte Aufwendungen zu den Erträgen gerechnet werden (z. B. Geld-
vermögensübergabe zur Schuldentilgung), oder J
■■ ein Übergabevertrag nach dem 31.12.2007 abgeschlossen wurde und privates Immo-
bilien- oder Kapitalvermögen betrifft.
K
Achtung:
Der Nutzungsvorteil einer zu eigenen Wohnzwecken genutzten Immobilie,
also die eingesparte Nettomiete, zählt nicht zu den ersparten Aufwendungen L
im obigen Sinne.
Wurde eine Vermögensübertragung nach dem 31.12.2007 vereinbart, sind Zahlungen nur M
abziehbar,
■■ wenn sie im Zusammenhang mit der Übertragung eines Mitunternehmeranteils an einer N
gewerblichen Personengesellschaft stehen, die eine aktive land-, forstwirtschaftliche,
gewerbliche oder freiberufliche Tätigkeit ausübt,
■■ wenn ein Gewerbebetrieb oder ein Teilbetrieb übertragen wird oder O
■■ ein mindestens 50%iger Anteil an einer GmbH übertragen wird, wenn der Übergeber
als Geschäftsführer tätig war und der Übernehmer diese Tätigkeit danach übernimmt.
P
SteuerRatgeber 2022361
Sonderausgaben
Versorgungsleistungen, Renten und dauernde Lasten
Die auf der Überlassung eines Betriebes zur Bewirtschaftung beruhenden Leistungen des
A Nutzungsberechtigten an den Überlassenden sind nicht als Sonderausgaben abziehbar (BFH
vom 25.6.2014, X R 16/13, BFH/NV 2014 S. 1646).
B Tipp:
In welcher Höhe die Zahlungen bei Vermögensübertragungen vor 2008
abzugsfähig sind, richtet sich nach der Art der Leistung: dauernde Lasten
C sind in voller Höhe, Rentenzahlungen nur in Höhe des Ertragsanteils absetzbar.
Eine Rente ist im Gegensatz zur dauernden Last von der Lebenszeit einer oder mehrerer Per-
D sonen abhängig und wird in gleichbleibenden Monatsbeträgen gezahlt. Die Abänderbarkeit
der Versorgungsleistungen ist von vornherein ausdrücklich ausgeschlossen.
E Dauernde Lasten werden dagegen über die Erträge aus einer existenzsichernden, ertrags-
bringenden Wirtschaftseinheit finanziert. Die Höhe der Zahlungen kann schwanken, während
der Vertragslaufzeit abgeändert werden und die Laufzeit kann von vornherein unabhängig
F vom Lebensalter einer Person festgelegt werden. Nach der herrschenden Meinung muss die
Mindestlaufzeit jedoch mindestens 10 Jahre betragen.
G Achtung:
Wurde der Übergabevertrag ab 2008 abgeschlossen, fällt die Unterscheidung
zwischen Rente und dauernder Last weg. Alle Zahlungen sind steuerlich wie
H dauernde Lasten zu behandeln.
9 Ausbildungskosten
A
9.1 Was ist eine Ausbildung?
9.2 Höhe der abziehbaren Kosten
B
9.1 Was ist eine Ausbildung?
Unter einer Berufsausbildung versteht man das Erlernen von Grundlagenkenntnissen für
C
einen künftigen Beruf, der später gegen Entgelt ausgeübt werden soll. Zur Ausbildung gehö-
ren auch Unterbrechungszeiten wegen Erkrankung oder Mutterschutz.
Auch der Besuch allgemeinbildender Schulen, also etwa Hauptschulen, Realschulen und D
Gymnasien, sowie von Abendschulen, Fachschulen, Fachhochschulen und Hochschulen
zählt für den Fiskus bereits zur Berufsausbildung. Damit können Sie Steuern sparen, wenn
Sie z. B. nach Feierabend im zweiten Bildungsweg einen Schulabschluss nachholen und E
neben dem Studium einen einträglichen Job ausüben.
Als Sonderausgaben – und nicht als Werbungskosten – absetzbar sind die Kosten für erst- F
malige Ausbildungen (§ 12 Nr. 5 EStG). Dazu zählen:
■■ Bildungsmaßnahmen vor der ersten Berufsausbildung und
■■ ein
G
direkt nach dem Schulabschluss begonnenes erstes Studium.
Als Werbungskosten gemäß § 9 Abs. 6 EStG absetzbar sind dagegen Bildungsmaßnahmen
oder ein Erststudium H
■■ nach einer bereits abgeschlossenen Berufsausbildung oder
■■ im Rahmen eines Ausbildungsdienstverhältnisses. I
Eine Weiterbildung nach einer erstmaligen Berufsausbildung führt zu voll abziehbaren Wer-
bungskosten, wenn sie in direkter Beziehung zu einem ausgeübten Beruf oder zu einer
künftigen Tätigkeit stehen. J
Dagegen sind Aufwendungen für Weiterbildungen in einem nicht ausgeübten Beruf nicht
abzugsfähige Kosten der privaten Lebensführung und werden deshalb weder als Werbungs- K
kosten noch als Sonderausgaben berücksichtigt. Das gilt etwa, wenn Sie einen früher erlern-
ten Beruf nicht ausüben, die für den erlernten Beruf erforderlichen Kenntnisse jedoch erhal-
ten, erweitern oder auffrischen möchten. L
Ebenfalls nicht anerkannt wird ein Seniorenstudium, etwa wenn ein Ruheständler noch
Archäologie studiert, da eine Berufsausübung im Studienfach ausgeschlossen ist. M
Die Kosten eines Erststudiums bzw. einer erstmaligen Berufsausbildung direkt nach dem
Schulabschluss sind nicht als vorweggenommene Werbungskosten (Fortbildungskosten)
absetzbar und der dadurch entstandene Verlust somit auch nicht vortragbar (§§ 9 Abs. 6, N
12 Nr. 5 EStG). Das Bundesverfassungsgericht hat diese gesetzliche Regelung abgesegnet
(BVerfG vom 19.11.2019, 2 BvL 24/14). Die Begründung: Dass Aufwendungen für die erstma-
lige Berufsausbildung oder für ein Erststudium, das zugleich eine Erstausbildung vermittelt, O
nicht als Werbungskosten abgesetzt werden können, verstößt nicht gegen das Grundgesetz.
P
SteuerRatgeber 2022363
Sonderausgaben
Ausbildungskosten
Der Gesetzgeber durfte solche Aufwendungen als privat (mit-)veranlasst qualifizieren und den
A Sonderausgaben zuordnen. Die Erstausbildung oder das Erststudium unmittelbar nach dem
Schulabschluss vermittelt nicht nur Berufswissen, sondern prägt die Person in einem umfas-
senderen Sinne. Die Begrenzung des Sonderausgabenabzugs für Erstausbildungskosten auf
B einen Höchstbetrag ist somit verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden.
Aufgrund der gesetzlichen Neuregelung ab 2015 zur praktischen Berufsausbildung ist es
nicht mehr möglich, mit einem nur wenige Wochen dauernden Kurs (z. B. Erwerb des Taxifah-
C
rer-Scheins oder der Skilehrer-Lizenz) eine berufliche Erstausbildung zu erreichen, um dann
die Kosten der eigentlichen (dann zweiten) Berufsausbildung bzw. eines Studiums als vor-
D weggenommene Werbungskosten absetzen zu können.
Nachfolgend eine Übersicht über die verschiedenen Ausbildungszweige:
Art der
E Beispiele Ende
Ausbildung
Schulausbildung ■■ Unterricht an allgemeinbildenden öffentlichen oder Beendigung der Schulaus-
privaten Schulen nach amtlichen Lehrplänen bildung mit Abbruch der
F Schule oder mit Ablauf des
■■ Fernunterricht, wenn Regelmäßigkeit und Stetigkeit
Schuljahres
vorliegt
■■ Selbststudium ist laut Finanzverwaltung in der
G
Regel mangels Lernkontrolle und Mindestorganisa-
tion keine Schulausbildung
H Hochschulaus- Studium, wenn Immatrikulation vorliegt und beruf- Beendigung mit Abbruch
bildung licher Abschluss verfolgt wird des Studiums oder mit der
schriftlichen Bekanntgabe
des Examensergebnisses
I
oder mit Aufnahme einer Voll-
zeittätigkeit
Praktische Seit 2015 gilt (§ 9 Abs. 6 EStG): Eine Berufsaus- Beendigung mit Abbruch
J Berufsausbil- bildung wird nur dann als Erstausbildung anerkannt, der Berufsausbildung oder
dung wenn die Abschlussprüfung einer geordneten zu dem Zeitpunkt, zu dem
Ausbildung mit einer Mindestdauer von 12 Monaten der Auszubildende bzw.
K bei vollzeitiger Ausbildung bestanden wurde. Eine Beamtenanwärter von dem
geordnete Ausbildung liegt vor, wenn sie auf der Prüfungsergebnis unterrichtet
Grundlage von Rechts- oder Verwaltungsvorschriften wird, oder mit Aufnahme
L oder internen Vorschriften eines Bildungsträgers einer Vollzeittätigkeit
durchgeführt wird. Für externe Prüflinge, die zu einer
Prüfung zugelassen werden, ohne zuvor die ent-
sprechende Berufsausbildung durchlaufen zu haben,
M gibt es eine Ausnahme: Ist eine Abschlussprüfung
nach dem Ausbildungsplan nicht vorgesehen, ist die
Ausbildung mit der tatsächlichen planmäßigen Been-
N digung abgeschlossen. Vollzeit liegt vor bei einer
Ausbildungsdauer von durchschnittlich mindestens
20 Stunden wöchentlich.
O
Info:
Aufwendungen für die Berufsausbildung sind als Sonderausgaben absetz- E
bar, und zwar bis zu 6.000 Euro jährlich (§ 10 Abs. 1 Nr. 7 EStG).
Auch bei Ehepaaren gilt der Höchstbetrag für jeden Ehepartner. Von einem Partner nicht F
ausgeschöpfte Höchstbeträge können nicht auf den anderen übertragen werden. Wer von
den Ehepartnern die Kosten tatsächlich bezahlt hat, spielt bei Zusammenveranlagung für den
G
Abzug jedoch keine Rolle.
Erhalten Sie steuerfreie Ausbildungshilfen zur Deckung Ihres Lebensunterhalts (z. B. Stu-
diums-BAföG), kürzen diese Ihre Ausbildungskosten nicht. Das gilt aber nicht für die Hilfen, H
die Sie darüber hinaus wegen einer auswärtigen Unterbringung am Studienort erhalten (R
10.9 Abs. 1 EStR 2012). Stipendien aus öffentlichen Mitteln sind nur dann steuerfrei, wenn
diese zur Förderung der Forschung oder der wissenschaftlichen oder künstlerischen Aus- I
bildung gewährt werden (§ 3 Nr. 44 EStG). Weitere Einzelheiten zur steuerlichen Behandlung
von Stipendien enthält die Verfügung der OFD Frankfurt vom 23.7.2018, DStR 2018 S. 1719).
J
SteuerRatgeber 2022365
Sonderausgaben
Ausbildungskosten
L Verlustverrechnung A
1 Überblick
B
Übersteigen die Ausgaben die Einnahmen, entsteht ein Verlust. Das allein ist schon ärgerlich
genug. Doch es droht zusätzlicher Ärger mit dem Finanzamt. Die Regelungen zur steuer-
lichen Berücksichtigung von Verlusten sind nämlich in der Vergangenheit erheblich verschärft C
und mehrfach geändert worden.
Für bestimmte Einkunftsbereiche ist die Verlustverrechnung auf positive Einkünfte aus dem-
D
selben Einkunftsbereich beschränkt. Dazu zählen
■■ Einkünfte aus Kapitalvermögen,
■■ Einkünfte aus privaten Veräußerungsgeschäften, E
■■ Einkünfte aus sonstigen Leistungen,
■■ Einkünfte aus Steuerstundungsmodellen,
■■ Einkünfte aus der Beteiligung an Gewerbebetrieben mit beschränkter Haftung, F
■■ Einkünfte aus stillen Gesellschaften,
■■ Einkünfte aus gewerblicher Tierzucht und Tierhaltung,
■■ bestimmte Einkünfte aus dem Ausland. G
Für diese Segmente sind zunächst jeweils getrennt die positiven und negativen Einkünfte zu
ermitteln und diese dann innerhalb des Segments auszugleichen. Ermittelte negative Ein- H
künfte werden gesondert festgestellt, soweit sie nicht ausgeglichen und nicht in das Vor-
jahr zurückgetragen werden können. Näheres dazu im Abschnitt „Sonderregelungen für
bestimmte Einkünfte“. I
Für alle anderen Einkunftsbereiche ist im Allgemeinen die Verlustverrechnung nicht
beschränkt, z. B. für J
■■ Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit,
■■ Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung,
■■ Einkünfte aus selbständiger Arbeit, K
■■ Einkünfte aus Gewerbebetrieb.
Hier sind die positiven und negativen Einkünfte untereinander auszugleichen. Die ermittelten L
negativen Einkünfte werden gesondert festgestellt, soweit sie nicht ausgeglichen und nicht in
das Vorjahr zurückgetragen werden können.
M
Allerdings kann ein vom Erblasser mangels positiver Einkünfte nicht ausgeglichener Verlust
nach einem Urteil des Bundesfinanzhofs von dem Erben nicht mehr geltend gemacht wer-
den. Er verfällt somit. Das gilt auch für einen am Jahresende nicht geleerten Verlusttopf bei N
der Bank infolge von nicht verrechneten Kapitalverlusten.
SteuerRatgeber 2022367
Verlustverrechnung
Überblick
Können Verluste mit positiven Einkünften verrechnet werden, reduziert dies im Ergebnis das zu ver-
A steuernde Einkommen und führt so zu einer Steuerersparnis. Das funktioniert aber nur, wenn ohne
den Verlust das Einkommen über dem steuerfreien Grundfreibetrag liegt.
B Tipp:
Es lohnt sich, eine Steuererklärung auch dann abzugeben, wenn keine
positiven Einkünfte, sondern nur Verluste erzielt wurden. Dann liegen vor-
C weg-genommene Werbungskosten/Betriebsausgaben vor, die im Vorjahr oder in
den Folgejahren bei positiven Einkünften zu einer Steuerersparnis führen.
Ein Verlustausgleich innerhalb der gleichen Einkunftsart ist unbegrenzt möglich. Bei zusam- J
men veranlagten Ehepartnern bzw. eingetragenen Lebenspartnern ist eine Verrechnung von
Verlusten mit Einkünften des anderen Partners möglich.
K
Achtung:
Bei Kapitaleinkünften gibt es Sonderregelungen: So dürfen seit 2009 Verluste
L
aus Aktienveräußerungen nur noch durch Gewinne aus Aktienveräußerungen
ausgeglichen werden, nicht durch Gewinne aus der Veräußerung anderer Wertpapiere
oder durch Zinsen und Dividenden!
M
SteuerRatgeber 2022369
Verlustverrechnung
Verlustausgleich im selben Jahr
Beispiel:
A Ein Steuerpflichtiger vermietet ein Mietshaus und erzielte 2021 einen Ver-
lust aus Vermietung und Verpachtung in Höhe von 5.000 Euro. Die Ein-
künfte aus seiner Angestelltentätigkeit betragen 40.000 Euro. Zudem erzielte er
B 2021 aus einem Reisebüro einen Verlust bei den Einkünften aus Gewerbebetrieb
in Höhe von 20.000 Euro. Im Rahmen des vertikalen Verlustausgleichs erfolgt eine
Verrechnung. Die Summe der steuerpflichtigen Einkünfte beträgt 15.000 Euro
C (40.000 Euro – 5.000 Euro – 20.000 Euro).
D Achtung:
Verluste aus Kapitalvermögen dürfen seit 2009 nicht mehr durch Gewinne aus
anderen Einkunftsarten ausgeglichen werden. Gewinne aus Kapitalvermögen
E sind aber nach wie vor mit Verlusten aus anderen Einkunftsarten verrechenbar.
Im Verlustjahr nicht ausgeglichene Verluste sind in das Vorjahr zurückzutragen. Der danach
F
noch nicht verrechnete Verlustanteil ist in die Folgejahre vorzutragen, bis er vom Steuerpflich-
tigen verrechnet werden kann.
G
Ein Verlustrücktrag aus dem Jahr 2021 nach 2020 ist daher nur in Höhe der im Jahr 2020
gegebenen positiven Differenz aus dem damaligen Gesamtbetrag der Einkünfte abzüglich H
Sonderausgaben, außergewöhnliche Belastungen, ggf. Kinderfreibeträge, sonstige vom Ein-
kommen abzuziehende Beträge und abzüglich des Grundfreibetrags sinnvoll (steueroptimaler
Verlustrücktrag). I
Beim Verlustrücktrag müssen Sie allerdings eine weitere Begrenzung beachten: Der Ver-
lustrücktrag nach 2019 und nach 2020 wurde im Rahmen der Corona-Krise von bislang 1 J
Mio. auf 10 Mio. Euro angehoben. Bei zusammen veranlagten Ehepartnern/Lebenspartnern
ist der Verlustrücktrag auf 20 Mio. Euro begrenzt. Das betrifft aber nur Großverdiener.
K
Bei einer Einzelveranlagung kann ein Ehe-/Lebenspartner auch die Verluste derjenigen Ver-
anlagungszeiträume zurücktragen, in denen die Partner zusammen oder besonders veran-
lagt waren. Es werden jedoch nur die Verluste berücksichtigt, die der Partner auch tatsächlich
L
erlitten hat.
3.2 Verlustvortrag M
Nicht ausgeglichene und nicht oder nicht vollständig zurückgetragene Verluste werden in die
Folgejahre vorgetragen. Der Verlustvortrag ist zeitlich und betragsmäßig vom Steuerpflich-
N
tigen leider nicht begrenzbar und erfolgt vor Abzug von Sonderausgaben und außergewöhn-
lichen Belastungen. Das ist verfassungsgemäß (BFH vom 9.4.2010, IX B 191/10, BFH/NV
2010 S. 1270). Die dagegen eingelegte Verfassungsbeschwerde 2 BvR 1175/10 wurde vom O
Bundesverfassungsgericht nicht angenommen.
Durch folgende Deckelung erfolgt jedoch eine zeitliche Streckung: Der Verlustvortrag wird bis
zu 1 Mio. Euro (bei zusammen veranlagten Ehe-/Lebenspartnern 2 Mio. Euro) vom Gesamt- P
SteuerRatgeber 2022371
Verlustverrechnung
Verlustabzug in anderen Jahren
betrag der Einkünfte des Vortragsjahres in voller Höhe abgezogen; der 1 Mio. Euro über-
A steigende Betrag wird zu 60 % berücksichtigt (Mindestbesteuerung). Sollte der Verlustvor-
trag dadurch endgültig verloren gehen (z. B. bei Vererbung), könnte die Mindestbesteuerung
jedoch verfassungswidrig sein (BFH vom 26.8.2010, I B 49/10, BStBl II 2011 S. 826 ). Dazu ist
B ein Verfahren vor dem BVerfG anhängig (Az. 2 BvL 19/14).
Wird bei Ehe-/Lebenspartnern ein Verlustvortrag aus einem Jahr der Zusammenveranla-
gung in ein Jahr der Nichtzusammenveranlagung vorgetragen, ist eine Aufteilung der Verluste
C
vorzunehmen. Die Aufteilung auf die Partner erfolgt nach dem Verhältnis, in dem die auf den
einzelnen Partner entfallenden Verluste im Veranlagungsjahr der Verlustentstehung zueinan-
D der stehen.
Ein Verlustvortrag muss vom Finanzamt durch Bescheid gesondert festgestellt werden (§
10d Abs. 4 Satz 1 EStG). Er ist Grundlagenbescheid für den Einkommensteuerbescheid des
E Folgejahres, sodass seine nachträgliche Änderung auch den Folgebescheid ändert.
Haben Sie im Verlustjahr mangels steuerpflichtiger Einkünfte keine Steuererklärung abge-
F geben, müssen Sie Ihre noch nicht geltend gemachten Verluste so rechtzeitig dem Finanz-
amt nachmelden, dass dieses den Verlustfeststellungsbescheid noch innerhalb der (sieben-
jährigen) Feststellungsfrist erlassen kann. Sonst geht Ihr Verlust verloren (BFH vom 22.1.2013,
G IX R 1/12, BStBl II 2013 S. 663).
Haben Sie dagegen eine Steuererklärung eingereicht, die Verluste aber nicht angegeben,
H können Sie dies seit dem 14.12.2010 nur solange nachholen, wie der Steuerbescheid des
Verlustjahres noch nicht bestandskräftig ist (Einspruchsfrist noch nicht abgelaufen).
Tipp:
I
Ist Ihr Steuerbescheid für den Veranlagungszeitraum bereits bestandskräf-
tig, für den Sie Verluste nachmelden wollen, so empfiehlt sich ein Antrag
J auf Verlustrücktrag in den vorherigen Veranlagungszeitraum. Kann allerdings der
nachträglich gemeldete Verlust durch den Rücktrag nicht vollständig ausgeglichen
werden, verfällt der Restbetrag.
K
SteuerRatgeber 2022373
Verlustverrechnung
Sonderregelungen für bestimmte Einkünfte
Einkunftsart Verlustausgleichsregeln
A Einkünfte aus Kapitalvermögen: Fall 1:
Verluste aus Veräußerungen von Die Aktienveräußerungen unterliegen dem bankinternen Kapital-
Aktien im Jahr 2021, wenn die ertragsteuerabzug (in Inlandsdepots):
B veräußerten Aktien nach dem Ausgleich der Verluste mit Gewinnen aus der Veräußerung von
31.12.2008 erworben wurden Aktien 2021 zunächst auf Bankenebene im Verlustverrechnungs-
topf für Aktien.
Ein nicht ausgeglichener Verlust wird bankintern nach 2022 vor-
C getragen.
Alternativ kann der nicht ausgeglichene Verlust auf Antrag im
Rahmen der Einkommensteuerveranlagung berücksichtigt
D werden. Der bankinterne Verlustverrechnungstopf wird dann auf 0
gestellt. Ein vom Finanzamt anschließend im Steuerbescheid nicht
ausgeglichener Verlust wird gesondert festgestellt und nach 2022
vorgetragen.
E
Fall 2:
Die Aktienveräußerungen unterliegen nicht dem Kapitalertrag-
steuerabzug (z. B. in Auslandsdepots):
F Die Verrechnung der Verluste erfolgt im Rahmen der Einkommen-
steuerveranlagung, wobei die Verluste mit den in der Steuererklä-
rung 2021 angegebenen Gewinnen aus der Veräußerung von Aktien
G verrechnet werden. Ein hierbei nicht ausgleichbarer Verlust wird vom
Finanzamt gesondert festgestellt und nach 2022 vorgetragen.
Einkünfte aus Kapitalvermögen: Fall 1:
H Verluste aus Veräußerungen von Die Wertpapiergeschäfte unterliegen dem Kapitalertragsteuerab-
sonstigen Wertpapieren (außer zug (in Inlandsdepots):
Aktien) im Jahr 2021, die nach Ausgleich der Verluste (inkl. negative Erträge) mit Gewinnen aus
dem 31.12.2008 erworben wurden, der Veräußerung von sonstigen Wertpapieren sowie Zinsen und
I und negative Kapitalerträge (z. B. Dividenden, soweit diese 2021 erzielt wurden. Der Ausgleich
gezahlte Stückzinsen) im Jahr erfolgt zunächst auf Bankenebene im allgemeinen Verlustverrech-
2021 nungstopf.
J Ein nicht ausgeglichener Verlust wird anschließend mit Gewinnen
aus der Veräußerung von Aktien verrechnet, soweit diese 2021
erzielt und nicht mit Aktienverlusten verrechnet wurden. Der Aus-
gleich erfolgt zunächst auf Bankenebene.
K Ein nicht ausgeglichener Verlust wird bankintern nach 2022 vor-
getragen.
Alternativ kann der nicht ausgeglichene Verlust auf Antrag im
L Rahmen der Einkommensteuerveranlagung berücksichtigt wer-
den. Der bankeninterne Verlustverrechnungstopf wird dann auf 0
gestellt.
M Ein im Rahmen der Einkommensteuer-Veranlagung 2021 nicht
ausgeglichener Verlust wird gesondert festgestellt und nach 2022
vorgetragen.
Fall 2:
N Die Wertpapiergeschäfte unterliegen nicht dem Kapitalertrag-
steuerabzug (z. B. in Auslandsdepots):
Die Verrechnung der Verluste (inkl. negativer Erträge) erfolgt im
O Rahmen der Einkommensteuerveranlagung. Die Verluste werden
mit den in der Steuererklärung 2021 angegebenen positiven Ein-
künften aus Kapitalvermögen verrechnet.
Nicht ausgeglichene Verluste werden gesondert festgestellt und
P nach 2022 vorgetragen.
Einkunftsart Verlustausgleichsregeln
Einkünfte aus Kapitalvermögen: Pro Jahr auf 20.000 Euro begrenzte Verlustverrechnung (siehe A
Verluste aus ausgefallenen Darle- Kapitel „Einkünfte aus Kapitalvermögen“, Abschnitt 2.1 am Ende).
hen, wertlosen Wertpapieren und
Termingeschäften im Jahr 2021, B
die nach dem 31.12.2008 einge-
gangen wurden
Einkünfte aus Gewerbebetrieb: Ausgleich mit laufenden Gewinnen aus gewerblicher Tierzucht
C
Verluste aus gewerblicher Tier- oder gewerblicher Tierhaltung, die im vorangegangenen Jahr oder
zucht oder gewerblicher Tier- in den folgenden Wirtschaftsjahren erzielt werden.
haltung
Einkünfte aus Gewerbebetrieb: Ausgleich nur mit Gewinnen aus Termingeschäften, die im voran-
D
Verluste aus bestimmten gewerb- gegangen Jahr oder in den folgenden Wirtschaftsjahren erzielt
lichen Termingeschäften werden.
Ausländische Einkünfte: Verluste Ausgleich nur mit positiven Einkünften der jeweils selben Art und E
aus bestimmten in einem Nicht- aus demselben Staat, die in den folgenden Wirtschaftsjahren
EU-Land ausgeübten Tätigkeiten erzielt werden.
(§ 2a EStG) F
Verluste aus Kapitalvermögen, dessen Erträge der Abgeltungsteuer unterliegen, dürfen nach
einem BFH-Urteil im Rahmen der Günstigerprüfung über die Steuererklärung auch mit Kapi- G
talerträgen verrechnet werden, die kraft gesetzlicher Regelung (§ 32d Abs. 2 EStG) normal
nach dem Grund- oder Splittingtarif besteuert werden (BFH vom 30.11.2016, VIII R 11/14,
BStBl II 2017 S. 443). Solche Kapitalerträge sind z. B. Zinsen aus Darlehen zwischen einander H
nahestehenden Personen, wenn die Zinszahlungen für den Darlehensschuldner Betriebsaus-
gaben oder Werbungskosten bei anderen Einkünften sind.
I
SteuerRatgeber 2022375
Verlustverrechnung
Sonderregelungen für bestimmte Einkünfte
Die Beschränkung bei der Verrechnung von Aktienverlusten hält der BFH für verfassungs-
J widrig und hat daher das BVerfG angerufen (BFH-Beschluss vom 17.11.2020, VIII R 11/18,
DStR 2021 S. 1339). Betroffene Börsenanleger sollten daher Einspruch gegen ihren Steuer-
bescheid einlegen, wenn ihre verbliebenen Verluste aus dem Verkauf von nach 2008 erwor-
K benen Aktien vom Finanzamt mit anderen positiven Kapitalerträgen (z.B. Zinsen und Dividen-
den) verrechnet werden könnten.
Die Verlustverrechnungstöpfe werden auch bei Eheleuten bzw. eingetragenen Lebenspart-
L nern mit Einzelkonten und Einzeldepots getrennt geführt. Ein Verlustausgleich zwischen den
Partnern kann erfolgen, wenn ein gemeinsamer Freistellungsauftrag erteilt wurde, notfalls auf
0 Euro, wenn das Freistellungsvolumen bereits anderweitig ausgeschöpft ist.
M
Fällt bankintern im Laufe des Jahres zuerst ein positiver Kapitalertrag an, von dem die Bank
Abgeltungsteuer (Kapitalertragsteuer) einbehält, und im gleichen Jahr später ein mit diesem
N Kapitalertrag verrechenbarer Verlust, muss die Bank die Verrechnung nachträglich vorneh-
men und Ihnen die zu viel abgezogene Kapitalertragsteuer samt Solidaritätszuschlag und
evtl. Kirchensteuer wieder gutschreiben.
O
Altverluste aus privaten Veräußerungsgeschäften gemäß dem alten § 23 EStG 2008 kön-
nen nicht von der Bank berücksichtigt werden. Die Altverluste sind nur im Rahmen der Ein-
P kommensteuererklärung verrechenbar. Seit 2014 sind die vom Finanzamt vorgetragenen
Altverluste nur noch mit Neugewinnen aus privaten Veräußerungsgeschäften gemäß § 23
EStG verrechenbar, also z. B. mit Gewinnen aus Goldverkäufen oder aus dem Verkauf einer
vermieteten Wohnung. Solange das nicht möglich ist, werden die Altverluste zeitlich immer A
weiter vorgetragen.
Sie können bei Ihrer Bank beantragen, dass ein am Jahresende in den Verlustverrech-
B
nungstöpfen nicht ausgeglichener Verlust nicht in den Verlustverrechnungstopf des
nächsten Jahres übertragen wird, sondern in der Einkommensteuerveranlagung berücksich-
tigt wird. Das ist z. B. sinnvoll, wenn ein Gewinn aus einem Depot bei der Bank X mit einem
C
Verlust aus einem Depot bei der Bank Y ausgeglichen werden soll. Die Verlustverrechnungs-
töpfe werden dann auf 0 gestellt, sodass kein bankinterner Verlustvortrag in das nächste Jahr
erfolgt. D
Achtung:
In diesem Fall müssen Sie bei Ihrem Kreditinstitut eine Verlustbescheinigung E
nach amtlichem Formular beantragen. Der Antrag ist unwiderruflich und muss
bis zum 15.12. des laufenden Jahres bei Ihrem Kreditinstitut erfolgen.
F
Die bankinterne Verlustverrechnung kann vom Steuerpflichtigen im Rahmen seiner Steuer-
erklärung wieder geändert werden, um eine steuerlich günstigere Verrechnung zwischen
Gewinnen und Verlusten aus Konten und Depots bei mehreren Banken zu erreichen (BFH G
vom 29.8.2017, VIII R 23/15, BStBl II 2019 S. 54).
SteuerRatgeber 2022377
Verlustverrechnung
Sonderregelungen für bestimmte Einkünfte
M Außergewöhnliche Belastungen A
1 Überblick
B
Wenn Ihnen zwangsläufig Ausgaben entstehen, die höher sind als bei der Mehrzahl der
Steuerpflichtigen, können Sie diese Ausgaben auf Antrag als „außergewöhnliche Belastung“
absetzen. C
Bei den außergewöhnlichen Belastungen unterscheidet das Gesetz zwischen
■■ besonderen außergewöhnlichen Belastungen (§§ 33a, 33b EStG) und D
■■ allgemeinen außergewöhnlichen Belastungen (§ 33 EStG).
Die besonderen außergewöhnlichen Belastungen sind im Einkommensteuergesetz ein-
E
zeln aufgeführt. Die abziehbaren Beträge sind jedoch durch Pausch- oder Höchstbeträge
begrenzt.
Zu den besonderen außergewöhnlichen Belastungen gehören F
■■ die Aufwendungen für die Unterstützung Bedürftiger,
■■ der Ausbildungsfreibetrag für Kinder, G
■■ der Behinderten-Pauschbetrag,
■■ Pauschbeträge für Hinterbliebene und
■■ der Pflege-Pauschbetrag. H
Einzelheiten zum Ausbildungsfreibetrag finden Sie im Kapitel „Die steuerliche Berücksichti-
gung von Kindern“.
I
Fallen Ihre Aufwendungen nicht unter die besonderen außergewöhnlichen Belastungen, kön-
nen sie als allgemeine Belastungen absetzbar sein. Was hier alles darunter fällt, ist im EStG
nicht näher geregelt, sondern das Ergebnis der Rechtsprechung der Finanzgerichte. J
SteuerRatgeber 2022379
Außergewöhnliche Belastungen
Allgemeine außergewöhnliche Belastungen
Die zumutbare Belastung berechnet sich anhand folgender Tabelle (§ 33 Abs. 3 EStG):
Bei einem Gesamtbetrag über 15.340 Euro bis A
bis 15.340 Euro über 51.130 Euro
der Einkünfte 51.130 Euro
bei Steuerpflichtigen ohne Kinder
- nach dem Grundtarif 5% 6% 7% B
- nach dem Splittingtarif 4% 5% 6%
bei Steuerpflichtigen
C
- mit 1 oder 2 Kindern 2% 3% 4%
- mit 3 oder mehr Kindern 1% 1% 2%
des Gesamtbetrags der Einkünfte D
Die jahrzehntelange Art und Weise der Berechnung der zumutbaren Belastung hat der BFH
im Jahr 2017 zugunsten der Steuerzahler geändert (BFH vom 19.1.2017, VI R 75/14, BStBl II E
2017 S. 684). Anders als früher muss jetzt stufenweise gerechnet werden, das heißt, nur der
Teil des Gesamtbetrags der Einkünfte, der die Betragsgrenze in Euro übersteigt, ist mit dem
höheren Prozentsatz zu belasten. F
Beispiel:
Bei einem Ehepaar mit einem Kind und einem Gesamtbetrag der Einkünfte G
von 30.000 Euro berechnet sich die zumutbare Belastung wie folgt: 2 %
von 15.340 Euro + 3 % von (30.000 Euro ./. 15.340 Euro) = 746 Euro
Nach der früheren Rechtslage würde die zumutbare Belastung 900 Euro betragen. H
Bei Krankheitskosten von 2.500 Euro sind damit jetzt 1.754 Euro (2.500 ./. 746) statt
wie früher nur 1.600 Euro als außergewöhnliche Belastung abziehbar, somit 154
I
Euro mehr.
Die neue Berechnungsmethode gilt für alle künftigen Steuerbescheide und auch für bereits J
vom Finanzamt verschickte Bescheide, in denen noch die alte, ungünstigere Berechnung
angewandt wurde, sofern diese noch nicht bestandskräftig sind (z. B. wegen des Vorläufig-
keitsvermerks zur zumutbaren Belastung). K
Tipp:
Sofern mehrere Ausgaben anfallen, die Sie als außergewöhnliche Belas- L
tung absetzen können (etwa mehrere Arztrechnungen), sollten Sie ver-
suchen, alle Rechnungen in einem Jahr zu zahlen. In diesem Fall zieht das
M
Finanzamt Ihre zumutbare Belastung nämlich nur einmal von Ihren Kosten ab.
Die Bedingung der Zwangsläufigkeit der Ausgaben ist nach Definition des Finanzamts dann N
erfüllt, wenn Sie sich den Ausgaben dem Grunde nach aus rechtlichen, tatsächlichen oder
sittlichen Gründen nicht entziehen können und wenn sie von der Höhe her gerechtfertigt
sind. Die ansetzbaren Kosten umfassen nicht nur den unmittelbaren Aufwand (z. B. die Arzt- O
rechnung), sondern auch die damit zusammenhängenden Nebenkosten (z. B. Fahrtkosten).
SteuerRatgeber 2022381
Außergewöhnliche Belastungen
Allgemeine außergewöhnliche Belastungen
Altersbedingte Heimunterbringung: J
Kosten sind als Unterstützungsleistungen Bedürftiger abziehbar.
Krankheitskosten Eigene Arzt- und Krankenhauskosten sowie für den Ehepartner bzw. eingetra-
genen Lebenspartner und die Kinder sind stets zwangsläufig; eine Haushaltser- K
sparnis mindert die abziehbaren Kosten nicht, dafür aber eine Kostenerstattung
durch die Krankenkasse bzw. private Krankenversicherung und die steuerfreie
Beihilfe für Beamte. Bei Verzicht auf Kostenerstattung, um die Beitragsrück- L
erstattung nicht zu opfern, sind die Krankheitskosten in Höhe des Verzichts
nicht absetzbar. Abziehbar sind z. B. Ausgaben für die Leistung des Arztes, für
Arznei-, Heil- und Hilfsmittel, soweit sie verordnet werden, und Aufwendungen
für vorbeugende Maßnahmen. Für bestimmte Behandlungen und Hilfsmittel ist M
ein vor Behandlungsbeginns ausgestelltes amtsärztliches oder vergleichbares
Attest erforderlich, sonst erkennt das Finanzamt die Kosten nicht an (siehe
unten).Leistungen einer Krankentagegeldversicherung mindern den abzugsfähi- N
gen Betrag nicht; Beihilfen des Arbeitgebers bleiben unberücksichtigt, wenn sie
als Arbeitslohn versteuert wurden.
künstliche Kosten einer künstlichen Befruchtung sind abziehbar, wenn die Befruchtung O
Befruchtung nicht auf einer früheren freiwilligen Sterilisation beruht.
SteuerRatgeber 2022383
Außergewöhnliche Belastungen
Allgemeine außergewöhnliche Belastungen
Kurkosten Kurkosten sind abzugsfähig, wenn die Kur medizinisch notwendig war und unter
A ärztlicher Aufsicht durchgeführt wurde. Erforderlich ist ein vor Antritt der Kur
ausgestelltes amtsärztliches Attest oder der Bewilligungsbescheid der Kranken-
kasse. Abzugsfähig sind die Unterkunftskosten und der Verpflegungsmehr-
aufwand (nach Kürzung um eine Haushaltsersparnis von 20 %), Fahrtkosten in
B
Höhe der Bahnkosten bzw. in voller Höhe, wenn der Steuerpflichtige auf sein
Fahrzeug angewiesen ist bzw. Kosten einer Begleitperson, wenn die Notwen-
digkeit der Betreuung nachgewiesen wird.
C Pflegekosten Statt des Pflege-Pauschbetrags können die typischen pflegebedingten Auf-
wendungen abgezogen werden, wenn die pflegebedürftige Person in einer der
fünf Pflegegrade eingruppiert worden ist. Weitere Informatione siehe oben bei
D „Heimunterbringung“ und unten im Abschnitt „Pflegekosten“.
Prozesskosten Prozesskosten sind nur ausnahmsweise absetzbar, nämlich wenn der Prozess
notwendig war, weil der Steuerpflichtige sonst Gefahr liefe, seine Existenzgrund-
E lage zu verlieren und seine lebensnotwendigen Bedürfnisse in dem üblichen
Rahmen nicht mehr befriedigen zu können (§ 33 Abs. 2 Satz 4 EStG). Nicht
dazu zählt ein Prozess zur Regelung des Umgangsrechts mit dem eigenen Kind
(BFH vom 13.8.2020, VI R 27/18).
F
Schadenersatz Abziehbar nur bei leichter Fahrlässigkeit (z. B. Bedienungsfehler oder kurze
leistungen Unachtsamkeit).
■■ für
wissenschaftlich nicht anerkannte Behandlungsmethoden, wie etwa Frisch-
und Trockenzellenbehandlungen, Sauerstoff-, Chelat- und Eigenbluttherapie sowie A
Bioresonanztherapie (BFH vom 7.2.2019, VI B 71/18). Bzgl. der Liposuktion sind zwei
Revisionen beim BFH anhängig (Az. VI R 36/20, VI R 39/20).
B
Das Gutachten oder die Bescheinigung muss vor Behandlungsbeginn bzw. vor dem Erwerb
des medizinischen Hilfsmittels ausgestellt worden sein.
Für Operationen wird in § 64 EStDV kein amtsärztliches Gutachten verlangt. Das gilt dann C
auch für Schönheitsoperationen. Allerdings muss die medizinische Notwendigkeit eines kos-
metischen Eingriffs nachgewiesen werden (z. B. wegen einer Missbildung), wofür eine Beteili-
gung der Krankenversicherung oder des Beihilfeträgers an den Kosten ausreicht. D
SteuerRatgeber 2022385
Außergewöhnliche Belastungen
Besondere außergewöhnliche Belastungen
gesetzliche Unterhaltspflicht kann sich auch aus den Folgen einer Trennung oder Scheidung
von Ehe- oder Lebenspartnern ergeben. A
Unterhaltsleistungen an nicht gesetzlich unterhaltsberechtigte Personen (z. B. Geschwister,
Verlobter, nicht verwandte Personen wie Stiefeltern oder Stiefkinder) sind nicht als besondere
B
außergewöhnliche Belastungen zu berücksichtigen, und zwar selbst dann nicht, wenn dem
Steuerpflichtigen die Unterhaltspflicht gegenüber seinen Geschwistern oder anderen Angehö-
rigen durch eine ausländische Rechts- oder Sittenordnung auferlegt wird und der Unterhalts-
C
anspruch sogar aufgrund internationalen Privatrechts im Inland durchsetzbar ist. Dann kommt
nur ein Abzug als allgemeine außergewöhnliche Belastung nach § 33 EStG in Betracht.
Ausnahme: Die Unterstützungsleistungen an Bürgerkriegsflüchtlinge, die eine Aufenthalts- D
oder Niederlassungserlaubnis nach § 23 AufenthG haben, werden auch ohne gesetzliche
Unterhaltsverpflichtung seit 2013 berücksichtigt (BMF-Schreiben vom 27.5.2015, BStBl I 2015
S. 474). E
Tipp:
Anstelle des Abzuges als außergewöhnliche Belastung können Unterhalts- I
zahlungen an den getrennt lebenden oder geschiedenen Ehepartner bzw.
eingetragenen Lebenspartner auch als Sonderausgaben geltend gemacht werden
(Realsplitting), was häufig steuerlich günstiger ist. Einzelheiten finden Sie im Kapitel J
„Sonderausgaben“ im Abschnitt „Unterhaltsleistungen“.
K
Bei nicht miteinander verheirateten Paaren ist auch der Elternteil unterhaltsberechtigt,
der aus Anlass der Geburt eines nichtehelichen Kindes in seiner Erwerbsmöglichkeit ein-
geschränkt ist. L
Den gesetzlich unterhaltsberechtigten Personen gleichgestellt ist eine Person (z. B. Ihre
Lebensgefährtin), wenn bei ihr wegen des Zusammenlebens mit Ihnen zum Unterhalt
bestimmte inländische öffentliche Mittel aufgrund Ihrer Unterhaltsleistungen gekürzt oder M
verweigert werden bzw. würden, etwa Hartz IV. Ein Antrag auf die Mittel muss nicht gestellt
worden sein.
N
Bei Unterhaltsleistungen an Personen unter 25 Jahren prüft das Finanzamt immer, ob Sie
oder jemand anders Anspruch auf Kindergeld oder einen Kinderfreibetrag hat. Es kommt
nicht darauf an, dass Kindergeld bzw. der Kinderfreibetrag tatsächlich gewährt wird. Steuer- O
lich gesehen ist nämlich der Unterhalt generell bereits mit dem Kindergeld oder dem Kinder-
freibetrag abgegolten.
P
SteuerRatgeber 2022387
Außergewöhnliche Belastungen
Besondere außergewöhnliche Belastungen
Tipp:
A Erhalten Sie für Ihr Kind kein Kindergeld, weil es aus der Kindergeldför-
derung wegen der Altersgrenze herausgefallen ist, dann prüfen Sie den
Abzug Ihrer Unterhaltsleistungen als besondere außergewöhnliche Belastung nach
B § 33a EStG.
Tipp:
H Sind solche atypischen Aufwendungen nicht allzu hoch und ist der abzugs-
fähige Unterhaltshöchstbetrag mit typischen Unterhaltsleistungen nicht
ausgeschöpft, ist es günstiger, wenn Sie dem Unterhaltsempfänger stattdessen
I Bargeld zur Bezahlung seiner Rechnungen geben und das Geld dann als typische
Unterstützungsleistung absetzen.
J
Höhe der abziehbaren Kosten
Sie können Zahlungen für den Unterhalt eines Angehörigen und die Berufsausbildung Ihres
K Kindes, die als bedürftig gelten, bis zu einem Höchstbetrag als außergewöhnliche Belastung
absetzen.
L Info:
Der Unterhaltshöchstbetrag beträgt 2021 9.744 Euro jährlich. Kommen
Sie Ihrer Unterhaltspflicht nach, steigt Ihr Höchstbetrag noch um die Basis-
M kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge des Unterhaltsempfängers, auch wenn
Sie diese nicht selbst zahlen.
N
Der Unterhaltshöchstbetrag wird jedoch gekürzt um
■■ Einkünfte und Bezüge der unterstützten Person, die über dem Anrechnungsfreibetrag
O von 624 Euro (monatlich 52 Euro) liegen, und um
■■ als Zuschuss gezahlte Ausbildungsbeihilfen aus öffentlichen Mitteln. Allerdings wird
hier nur der als reiner Zuschuss bezogene Teil angerechnet, sodass z. B. der Teil von
P BAföG unberücksichtigt bleibt, der auf Darlehensbasis gewährt wird.
Einkünfte sind sämtliche Brutto-Einkünfte aus den sieben Einkunftsarten des EStG. Ein-
behaltene Lohnsteuer, Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer mindern Arbeitslöhne nicht, A
ebenso wenig Beiträge zur Basiskranken- und Pflegepflichtversicherung sowie zur gesetz-
lichen Renten- und Arbeitslosenversicherung.
B
Was zu den Bezügen zählt, ist in R 33a.1 Abs. 3 Satz EStR 2012 geregelt. Dazu zählen
z. B. Lohnersatzleistungen, die steuerfreien Anteile von Renten, abgeltend besteuerte Kapital-
erträge ohne Abzug des Sparer-Pauschbetrages, Elterngeld (in voller Höhe), Wohngeld und
C
bei verheirateten Unterhaltsempfängern die Hälfte des Nettoeinkommens des Ehepartners,
nicht aber das Kindergeld, das z. B. die unterstützte Mutter erhält (FG Münster vom 11.7.2017,
14 K 2825/16 E). D
Beispiel:
Sie haben eine Person 2021 mit 7.800 Euro unterstützt, die gegen Sie einen E
Unterhaltsanspruch hat. Diese Person hat selbst während des gesamten
Jahres 3.000 Euro als Arbeitnehmer verdient. Als Einkünfte sind 2.000 Euro anzu-
rechnen (3.000 Euro abzüglich Arbeitnehmer-Pauschbetrag von 1.000 Euro). Als F
außergewöhnliche Belastungen können Sie 8.368 Euro [9.744 Euro – (2.000 Euro
– 624 Euro)] als außergewöhnliche Belastung absetzen.
G
Lebt die unterstützte Person in einem ausländischen Staat, in dem der Lebensstandard
niedriger ist als in Deutschland, werden die Höchstbeträge je nach Land um ein bzw. drei
Viertel oder um die Hälfte gekürzt gemäß der jährlich erscheinenden Ländergruppenein- H
teilung des Bundesfinanzministeriums. Außerdem ist die Bedürftigkeit des ausländischen
Unterstützungsempfängers durch eine Bedürftigkeitsbescheinigung nach amtlichen Muster
nachzuweisen. Diese Muster finden sich im Internet auf www.bundesfinanzministerium.de I
in der Rubrik „Formulare von A-Z“ unter „U“. Wird eine den inhaltlichen Vorgaben des BMF
nicht genügende Unterhaltsbescheinigung verwendet, ist der geleistete Unterhalt leider nicht
abziehbar (BFH vom 7.5.2015, VI R 32/14, BFH/NV 2015 S. 1248). J
Übergeben Sie Bargeld im Ausland persönlich, müssen Sie nachweisen, woher das Geld
stammt (Kontoauszug über die Abhebung vorlegen, wobei zwischen Abhebung und Über- K
gabe höchstens zwei Wochen liegen dürfen). Ferner müssen Sie Ihre Fahrt ins Ausland
nachweisen können (z. B. durch ein Flug- oder Zugticket oder durch Tankquittungen von
unterwegs) und eine vom Zahlungsempfänger ausgestellte Quittung über den empfangenen L
Geldbetrag mit dem Datum der Geldübergabe vorlegen können (BFH vom 9.3.2017, VI R
33/16, BFH/NV 2017 S. 1042).
M
Der Unterhaltshöchstbetrag wird nur für die Monate gewährt, in denen
■■ Siedie unterhaltsberechtigte Person tatsächlich unterstützen und
■■ Siekeinen Anspruch auf Kindergeld bzw. Kinderfreibetrag für die unterstützte Person N
(Kind) haben.
Sie sollten deshalb Zahlungen nur für die Monate leisten, in denen die unterstützte Person kein O
hohes Einkommen hat. Leisten Sie gegen Jahresende eine Unterhaltsvorauszahlung für das
kommende Jahr, so setzt das Finanzamt den Unterhaltshöchstbetrag zeitanteilig nur für die
Zeit bis zum Jahresende an und erkennt damit die Vorauszahlung nur bis zu diesem gekürzten P
Höchstbetrag an. Das ist leider rechtens (BFH vom 25.4.2018, VI R 35/16, BStBl II 2018 S. 643).
SteuerRatgeber 2022389
Außergewöhnliche Belastungen
Besondere außergewöhnliche Belastungen
Tipp:
A Führen Sie mit Ihrem nichtehelichen Partner einen gemeinsamen Haus-
halt, brauchen Sie keine Aufwendungen nachweisen. Das Finanzamt kann
davon ausgehen, dass Sie Unterhalt in Höhe des Höchstbetrages geleistet haben.
B
Der Höchstbetrag bezieht sich auf die unterstützte Person. Tragen mehrere Personen zum
Unterhalt bei, erhält nicht jeder Unterstützer den vollen Höchstbetrag. Es erfolgt vielmehr eine
C
Kürzung entsprechend dem Anteil der gezahlten Leistungen.
Haben Sie Unterhaltszahlungen an mehrere Personen in einer Summe geleistet, wird der
D abziehbare Höchstbetrag für jede unterhaltene Person getrennt ermittelt. Dazu müssen Sie
Ihre Aufwendungen grundsätzlich unterschiedslos auf die Zahl der unterstützten Personen
aufteilen.
E
Etwas anderes gilt, falls Sie den mit der unterstützten Person in Haushaltsgemeinschaft
lebenden Ehepartner mit unterstützt haben (z. B. Ihre Eltern). Dann müssen die Einkünfte und
F Bezüge zunächst für jeden Ehepartner getrennt ermittelt und dann erst zusammengerechnet
werden. Die addierten Einkünfte und Bezüge werden um 1.248 Euro (2 * 624 Euro) gekürzt.
Der verbleibende Betrag wird von der Summe der beiden Höchstbeträge abgezogen.
G
Achtung:
Unterhaltsleistungen werden nur soweit anerkannt, wie sie in einem ange-
H messenen Verhältnis zu Ihrem Einkommen stehen. Die Zahlungen sind des-
halb nur bis zu einer bestimmten Opfergrenze abzugsfähig; diese beträgt 1 % je volle
500 Euro Ihres Nettoeinkommens, jedoch höchstens 50 % des Nettoeinkommens. Für
I Ihren Ehepartner und für jedes Ihrer Kinder, für das Sie Anspruch auf Kindergeld oder
einen Kinderfreibetrag haben, verringert sich der obige Prozentsatz um jeweils 5 %.
J
Das Nettoeinkommen ermittelt sich als Summe aller steuerpflichtigen Einnahmen abzgl.
Werbungskosten und Sparerpauschbetrag (bei Kapitalerträgen) und aller steuerfreien Ein-
nahmen (z. B. Kindergeld, Arbeitslosengeld) sowie der Steuererstattungen. Von den Einnah-
K
men werden auch einbehaltene Lohn- und Kirchensteuer, Kapitalertragsteuer, Solidaritäts-
zuschlag und gesetzliche Sozialabgaben abgezogen.
L Bei Selbständigen ist das Nettoeinkommen anhand der durchschnittlichen Einkünfte der
letzten drei Jahre zu berechnen (BFH vom 28.3.2012, VI R 31/11, BStBl II 2012 S. 769). Ver-
gleichbares gilt für eine höhere Steuernachzahlung, die alle Jahre des Dreijahreszeitraums
M betrifft (BFH vom 28.4.2016, VI R 21/15, BStBl II 2016 S. 742). Ein Investitionsabzugsbetrag
ist dem Gewinn wieder hinzuzurechnen, sodass das Nettoeinkommen zum Vorteil des Selb-
ständigen entsprechend höher ist.
N
Bei nicht ganzjährigem Kindergeldanspruch ist der 5%ige Abzug zeitanteilig zu verringern,
z. B. bei nur halbjähriger Kindergeldzahlung auf 2,5 % (BFH vom 14.12.2016, VI R 15/16, BStBl
O II 2017 S. 454).
Die Opfergrenze begrenzt also Ihre abziehbaren Unterhaltsleistungen. Die Grenze ist jedoch
nicht zu berücksichtigen, wenn Sie Unterhalt an Ihren geschiedenen bzw. dauernd getrennt
P
lebenden Ehegatten, an Ihren im Ausland lebenden Ehegatten oder an Ihren nichtehelichen
Lebensgefährten leisten, dem öffentliche Mittel wegen des Zusammenlebens mit Ihnen
gekürzt oder gestrichen wurden. A
Leben Sie mit der Mutter Ihres unehelichen Kindes zusammen, werden Ihre Unterhaltsleistun-
gen an Ihre bedürftige Lebensgefährtin um den doppelten Kinderfreibetrag als Mindestunter-
B
halt für das Kind gemäß § 1612a BGB gekürzt.
3.2 Behinderung C
Merkmale einer Behinderung
Eine Behinderung liegt dann vor, wenn die körperliche Funktion, geistige Fähigkeit, seelische
D
Gesundheit oder die Sinneswahrnehmung mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs
Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweicht und daher die Teilnahme
am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist (§ 2 Abs. 1 SGB IX). E
Festgestellt wird die Behinderung in der Regel durch das Versorgungsamt. Ab einem Grad der
Behinderung von 50 erhalten Sie zusätzlich noch einen Schwerbehindertenausweis. Steuer-
lich irrelevant ist Ihre Behinderung, wenn der Grad der Behinderung weniger als 20 beträgt. F
Zusätzlich zum Grad der Behinderung werden noch folgende steuerlich relevante Merk-
male vergeben: G (Gehbehinderung), aG (außergewöhnliche Gehbehinderung), Bl (blind), TBl G
(Taubblindheit) H (Hilflosigkeit).
Behinderten-Pauschbeträge H
Je nach dem Grad der Behinderung können auf Antrag Pauschbeträge als besondere
außergewöhnliche Belastung abgezogen werden. Damit sind die Aufwendungen abgegol-
ten, die durch die Behinderung typischerweise entstehen. Abgegolten mit einem Behin- I
derten-Pauschbetrag sind die folgenden für eine Behinderung typischen Aufwendungen,
die somit nicht noch zusätzlich als allgemeine außergewöhnliche Belastung nach § 33 EStG
angesetzt werden können: J
■■ Aufwendungen für die Hilfe bei den gewöhnlichen und regelmäßig wiederkehrenden
Verrichtungen des täglichen Lebens (z. B. für Hilfeleistungen, Prothesen, sonstige
K
Hilfsmittel, Blindenhund),
■■ Aufwendungen für die Pflege zu Hause oder im Heim,
■■ Aufwendungen für den erhöhten Wäschebedarf.
L
Aufwendungen für Maßnahmen der häuslichen Intensiv- und Behandlungspflege sind nicht
durch den Behinderten-Pauschbetrag abgegolten, zumindest soweit die Leistungen nicht
deckungsgleich mit den Grundpflegeleistungen i.S.d. § 14 SGB XI sind (Erlass des Finanz- M
ministeriums Schleswig-Holstein vom 29.10.2014, VI 3012-S 2284-197).
Für abgegoltene Pflegeaufwendungen, die über den Behinderten-Pauschbetrag hinausge- N
hen, gibt es leider keine Steuerermäßigung für haushaltsnahe Dienstleistungen nach § 35a
EStG (BFH vom 5.6.2014, VI R 12/12, BStBl II 2014 S. 970). Anstelle des Abzugs der Pausch-
beträge können Sie diese Aufwendungen auch als allgemeine außergewöhnliche Belas- O
tung steuerlich geltend machen. Dann wird allerdings eine zumutbare Belastung abgezogen.
Die Höhe der Pauschbeträge ab 2021 können Sie aus folgender Tabelle entnehmen (§ 33b
P
Abs. 3 EStG).
SteuerRatgeber 2022391
Außergewöhnliche Belastungen
Besondere außergewöhnliche Belastungen
E Ihre Behinderung müssen Sie dem Finanzamt nachweisen, seit 2017 aber nur noch bei erst-
maliger Beantragung oder einer Änderung des Pauschbetrages, und nicht mehr jährlich mit
der Steuererklärung. Ab 2021 müssen Minderbehinderte (GdB unter 50) keinen Bescheid
F über den Bezug behinderungsbedingter laufender Bezüge oder Renten nach gesetzlichen
Vorschriften mehr vorlegen.
G Wird der Grad der Behinderung herabgesetzt, gilt dies ab dem im Bescheid des Versor-
gungsamts genannten Zeitpunkt. Bei rückwirkender Festsetzung eines (erhöhten) GdB
können bestandskräftige Steuerbescheide noch geändert werden, wenn Ihr Antrag auf Fest-
H stellung des GdB noch vor Ablauf der Festsetzungsfrist für den zu ändernden Einkommen-
steuerbescheid (i. d. R. vier Jahre) beim Versorgungsamt eingegangen ist (§ 171 Abs. 10
Satz 2 AO). Nach Vorliegen des Feststellungsbescheids des Versorgungsamtes müssen Sie
I dann innerhalb von zwei Jahren (taggenaue Berechnung) bei Ihrem Finanzamt den Behin-
derten-Pauschbetrag für die zurückliegenden, noch nicht verjährten Jahre beantragen (§ 171
Abs. 10 Satz 2 AO).
J
Bei Einzelveranlagung ist der einem Ehepartner zustehende Pauschbetrag ihm zuzuord-
nen. In der “Anlage Sonstiges” (Zeile 11) können die Ehepartner aber auch eine hälftige Auf-
K teilung aller außergewöhnlichen Belastungen beantragen. Das gilt auch für den Behinder-
ten-Pauschbetrag (BFH vom 20.12.2017, III R 2/17, BStBl II 2018 S. 468).
Neben den Pauschbeträgen abziehbare Aufwendungen
L Durch die Behinderung entstandene Aufwendungen, die nicht typisch sind und deshalb
nicht regelmäßig anfallen, können zusätzlich zum Behinderten-Pauschbetrag als allgemeine
außergewöhnliche Belastung abgezogen werden.
M
Allerdings wird von der Summe Ihrer allgemeinen außergewöhnlichen Belastungen noch Ihre
steuerlich zumutbare Belastung abgezogen, sodass sich nur der übersteigende Betrag steu-
N ermindernd auswirkt (siehe oben 1. Abschnitt „Außergewöhnliche Belastungen“).
Neben Krankheits- und Kurkosten sowie Kosten der Unterbringung in einem Pflegeheim sind
O solche zusätzlich absetzbaren Aufwendungen insbesondere die Folgenden (alphabetisch
geordnet):
■■ Blindencomputer
Die Anschaffungskosten sind als außergewöhnliche Belastung absetzbar. Einzelheiten zum A
Abzug von Computerkosten finden Sie im Kapitel “Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit”
und dort bei den Werbungskosten.
■■ Fahrtkosten
B
Als Werbungskosten bei den Einkünften aus nichtselbständiger Arbeit abziehbar sind die
tatsächlichen Kosten oder – bei fehlendem Kostennachweis – 0,30 Euro pro gefahrenem
C
km (Hin- und Rückfahrt) für die Fahrten zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte bei
einem Grad der Behinderung von mindestens 70 oder mindestens 50 und gleichzeitiger
Gehbehinderung. D
Als außergewöhnliche Belastungen abziehbar ist für behinderungsbedingte Privatfahrten
bei einem GdB von mindestens 80 ohne Einzelnachweis oder einem GdB von mindestens
70 und gleichzeitiger Gehbehinderung (Merkzeichen G) ab 2021 eine Fahrtkostenpau- E
schale von 900 Euro (§ 33 Abs. 2a Satz 3 EStG). Bei den Merkzeichen aG, Bl, TBl und H
beträgt die Pauschale 4.500 Euro.
F
Höhere behinderungsbedingte, privat veranlasste Fahrtkosten als die Pauschalen dürfen
nicht abgesetzt werden (§ 33 Abs. 2a Satz 6 EStG).
G
■■ Führerscheinkosten
Die Kosten für den Erwerb des Pkw-Führerscheins sind für einen außergewöhnlich Geh-
und Stehbehinderten als außergewöhnliche Belastungen abziehbar. H
■■ Haushaltshilfe
Hierfür gibt es eine Steuerermäßigung für haushaltsnahe Dienstleistungen nach § 35a
EStG. Die Einkommensteuer ermäßigt sich um 20 % der Aufwendungen, höchstens um I
4.000 Euro bei einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis bzw. um höchstens
510 Euro bei einem Minijob (Näheres siehe Kapitel “Steuerermäßigungen”).
J
■■ Pkw-Umrüstung
Ein Abzug der Kosten für eine behindertengerechte Umrüstung des eigenen Kfz ist im Jahr
des Anfalls neben den Fahrtkosten als außergewöhnliche Belastung möglich, wenn der K
Behinderte auf die Benutzung des Pkw angewiesen ist (Merkmale aG, Bl oder H). Eine Ver-
teilung der Kosten auf mehrere Jahre ist nicht zulässig (R 33.4 Abs. 4 Satz 3 EStR 2012).
L
■■ Reisebegleitung
Als außergewöhnliche Belastungen abziehbar sind Kosten einer Reisebegleitung bis 767
Euro für eine fremde Person für höchstens eine Urlaubsreise im Jahr. Für die Begleitung M
durch den Ehepartner gibt es keinen zusätzlichen Abzug, wenn diesem wegen der Behin-
derung kein Mehraufwand entstanden ist.
■■ Umbaumaßnahmen N
Kosten des behindertengerechten Umbaus der eigenen Wohnung sind im Jahr der Zahlung
voll als außergewöhnliche Belastung abziehbar. Eine Verteilung des Kostenabzugs auf meh-
O
rere Jahre ist nicht zulässig (BVerfG vom 12.6.2018, 1 BvR 33/18). Die behinderungsbedingte
Zwangsläufigkeit der Aufwendungen muss nachgewiesen werden (R 33.4 Abs. 5 Satz 3 EStR
2012). Auch eine Steuerermäßigung für haushaltsnahe Dienstleistungen ist möglich.
P
SteuerRatgeber 2022393
Außergewöhnliche Belastungen
Besondere außergewöhnliche Belastungen
E
3.3 Hinterbliebenen-Pauschbetrag
Wenn Sie als Witwer oder Witwe laufend Hinterbliebenenbezüge erhalten, können Sie einen
F Hinterbliebenen-Pauschbetrag in Höhe von 370 Euro beantragen, wenn die Rente auf-
grund einer der folgenden gesetzlichen Vorschriften geleistet wird:
■■ den Vorschriften über die gesetzliche Unfallversicherung,
G
■■ den beamtenrechtlichen Vorschriften an Hinterbliebene eines an den Folgen eines
Dienstunfalls verstorbenen Beamten,
H ■■ nach den Vorschriften des Bundesentschädigungsgesetzes über die Entschädigung
für Schäden an Leben, Körper, Gesundheit,
■■ nach dem Bundesversorgungsgesetz oder einem ähnlichen Gesetz. Zu den ähnlichen
I Gesetzen gehören:
■■ das Soldatenversorgungsgesetz,
■■ das Zivildienstgesetz,
J ■■ das Häftlingshilfegesetz,
■■ das Gesetz über die Unterhaltsbeihilfe für Angehörige von Kriegsgefangenen,
■■ das Gesetz über die Bundespolizei,
K ■■ das Gesetz über das Zivilschutzkorps,
■■ das Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der unter Artikel 131 GG fallenden
Personen,
L ■■ das Gesetz zur Einführung des Bundesversorgungsgesetzes im Saarland,
■■ das Bundesseuchengesetz,
■■ das Gesetz über die Entschädigung für Opfer von Gewalttaten.
M
Der Hinterbliebenen-Pauschbetrag kann neben dem Behinderten-Pauschbetrag gewährt
werden.
N
3.4 Pflegekosten
Pflege-Pauschbetrag A
Ausgaben, die Ihnen für die persönliche Pflege einer Ihnen nahestehenden, dauernd hilf-
losen Person (insbesondere Angehöriger oder Lebensgefährte) in deren oder in Ihrer Woh-
B
nung entstehen, werden auf Antrag bei Nachweis entweder als allgemeine außergewöhnliche
Belastungen in tatsächlicher Höhe nach § 33 EStG (bei Zwangsläufigkeit) oder ohne Nach-
weis als besondere außergewöhnliche Belastung in Höhe eines Pflege-Pauschbetrags pro
C
Jahr berücksichtigt (§ 33b Abs. 6 EStG). Den Pauschbetrag gibt es auch bei der Pflege einer
Person in deren Wohnung im EU-/EWR-Ausland.
Der Pauschbetrag ist ab 2021 nach dem Pflegegrad gestaffelt: D
Pflegegrad Pauschbetrag
2 600 Euro E
3 1.100 Euro
4 oder 5 (oder hilflos) 1.800 Euro
F
Ändert sich der Pflegegrad während des Jahres, ist der höchste Grad maßgebend. Seit 2021
muss die gepflegte Person nicht mehr dauernd hilflos sein.
G
Tipp:
Wird ein Pflegegrad erst nachträglich für zurückliegende Jahre festgestellt,
können Sie innerhalb von zwei Jahren noch Ihre alten Steuerbescheide H
ändern lassen, sofern diese noch nicht festsetzungsverjährt sind.
Der Pflege-Pauschbetrag wird nur gewährt, wenn die Pflege unentgeltlich erfolgt. Falls der I
Pflegebedürftige sein Pflegegeld an die pflegende Person weitergibt, gilt Folgendes: Verwal-
tet die pflegende Person das Pflegegeld lediglich treuhänderisch für den Pflegebedürftigen
und verwendet sie es ausschließlich für Aufwendungen des Pflegebedürftigen, ist die Pflege J
unentgeltlich. Ansonsten liegt eine entgeltliche Pflege vor. Die pflegende Person muss die
konkrete Verwendung des Pflegegeldes nachweisen und gegebenenfalls eine Vermögens-
trennung durchführen. K
SteuerRatgeber 2022395
Außergewöhnliche Belastungen
Besondere außergewöhnliche Belastungen
das Pflegegeld der früheren Pflegestufe III bzw. jetzt des Pflegegrades 5 nach § 37 SGB XI
nicht übersteigen. Steuerpflichtig sind somit Erstattungen mit dem das Pflegegeld überstei- A
genden Teil (Verfügung der OFD Frankfurt vom 16.1.2019, StEd 2019 S. 124).
Bei Unterbringung in einem Heim mit aufgelöstem eigenen Haushalt werden die absetzbaren
B
Pflegekosten um die Haushaltsersparnis gekürzt (Beträge siehe Abschnitt 2.3). Dem sollten
Sie widersprechen, wenn Ihre Einkünfte und Bezüge sowohl über dem Jahres-Regelsatz
des SGB XII für die Grundsicherung als auch über dem Grundfreibetrag liegen. Dann haben
C
Sie gar keine Haushaltskosten erspart, weil Sie die gewöhnlichen Unterkunftskosten selbst
tragen (FG Köln vom 26.1.2017, 14 K 2643/16, EFG 2017 S. 837).
Bei einem Ehepaar im Heim ist die Haushaltsersparnis doppelt von den Heimkosten abzu- D
ziehen (BFH vom 4.10.2017, VI R 22/16, BStBl II 2018 S. 179). Bei einem Kind orientiert sich
die Höhe der ersparten Aufwendungen an den Unterhaltsleistungen nach der Düsseldorfer
Tabelle. E
Achtung:
Werden Sie oder Ihr Ehegatte zu Hause gepflegt und wird Ihre Pflegekraft F
auch in Ihrem Haushalt tätig, können Sie für den darauf entfallenden Teil des
Entgelts auch eine Steuerermäßigung nach § 35a EStG für haushaltsnahe Dienstleis-
tungen erhalten (Wahlrecht). Gleiches gilt für den Teil des Pflegeentgelts, der wegen G
der steuerlichen zumutbaren Belastung nicht als außergewöhnliche Belastung nach
§ 33 EStG anerkannt wird.
H
SteuerRatgeber 2022397
Außergewöhnliche Belastungen
Besondere außergewöhnliche Belastungen
N Steuerermäßigungen A
1 Überblick
B
Steuerermäßigungen mindern nicht die Einkünfte, sondern werden direkt von der tariflichen
Einkommensteuer abgezogen.
Das Einkommensteuerrecht kennt folgende Ermäßigungen C
SteuerRatgeber 2022399
Steuerermäßigungen
Steuerermäßigung für Haushaltshilfen und Handwerkerarbeiten
■■ Die Arbeiten werden in einem inländischen Haushalt oder einem Haushalt des Steu-
erpflichtigen in einem anderen Land der EU bzw. des EWR durchgeführt und liegen H
zeitlich nicht allzu weit vor dem Einzug ins eigene Heim. Nicht begünstigt sind deshalb
Aufwendungen für Essen auf Rädern, Reinigung in einer Wäscherei, Kinderbetreuung
in der Wohnung einer Tagesmutter statt in der Wohnung der Eltern, die Gebühren für I
die Müllabfuhr, die Kosten der Grabpflege.
■■ Schreinerarbeiten in der Werkstatt sind nicht steuerbegünstigt (BFH vom 13.5.2020,
VI R 4/18 und VI R 7/18). J
■■ Auch die Kosten für den Anschluss eines Grundstücks an die Trinkwasserversor-
gung und Abwasserentsorgung (BFH vom 20.3.2014, VI R 56/12, BStBl 2014 S. 882),
für die Zuwegung eines Hauses an das öffentliche Straßennetz und die Erneuerung K
des Gehwegs (FG Nürnberg vom 24.6.2015, 7 K 1356/14, EFG 2016 S. 294) und für
den Winterdienst auf dem Bürgersteig vor dem Grundstück (BFH vom 20.3.2014, VI R
L
55/12, BStBl 2014 S. 880) sind haushaltsnah und damit steuerbegünstigt, nicht aber
die Gebühren für die Reinigung öffentlicher Straßen durch die Gemeinde (BFH vom
13.5.2020, VI R 4/18). Nicht steuerbegünstigt sind auch von Grundstückseigentü-
M
mern zu zahlende öffentlich-rechtliche Straßenausbau- und -rückbaubeiträge sowie
Erschließungsbeiträge (BFH vom 28.4.2020, VI R 50/17).
■■ Kosten für Pflege- und Betreuungsleistungen können Sie auch geltend machen,
N
wenn die zu pflegende Person nicht in Ihrem Haushalt, sondern in ihrer eigenen Woh-
nung gepflegt wird. Werden Sie für die Heimkosten Ihrer Eltern vom Sozialamt zur Kasse
gebeten, gibt es die Steuerermäßigung nur, wenn Sie Ihre Kostenbeteiligung auf das O
Konto des Heimträgers überweisen, nicht auf das Konto des Sozialamts (FG Baden-
Württemberg vom 23.12.2014, 60K 2688/14, EFG 2015 S. 730). Der BFH hat dagegen
entschieden, dass es die Steuerermäßigung nicht für Aufwendungen für die häusliche P
SteuerRatgeber 2022401
Steuerermäßigungen
Steuerermäßigung für Haushaltshilfen und Handwerkerarbeiten
■■ Die Zahlung muss unbar auf das Konto der Haushaltshilfe bzw. des Handwerkers
erfolgen (ein Einzug per Factoring oder Inkasso schadet nicht). Ein Nachweis ist nur auf A
Nachfrage des Finanzamts erforderlich, z. B. durch Vorlage eines von der Bank abge-
stempelten Bareinzahlungsbelegs oder des eigenen Kontoauszugs.
■■ Bei Minijobs in inländischen Privathaushalten erfolgt die Abwicklung über das B
Haushaltsscheckverfahren (nicht möglich für Wohnungseigentümergemeinschaften).
Der Steuererklärung sind die entsprechenden Nachweise beizufügen, z. B. die von der
Knappschaft Bahn-See am Jahresende ausgestellte Bescheinigung über die geleiste- C
ten Abgaben.
■■ Bei sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen sind der Arbeits-
vertrag vorzulegen sowie Nachweise über die gezahlten Löhne und Abgaben. D
■■ Bei Inanspruchnahme fremder Dienstleistungen muss der Steuerpflichtige der Auf-
traggeber für die Dienstleistungen sein.
E
Auch Mieter und Mitglieder einer Wohnungseigentümergemeinschaft können die Steuer-
ermäßigung für die vom Vermieter bzw. Verwalter in Auftrag gegebenen und ihnen gegenüber
abgerechneten haushaltsnahen Dienstleistungen erhalten. Voraussetzung ist nach einem F
Schreiben des Bundesfinanzministeriums jedoch die Vorlage einer Nebenkostenabrechnung
bzw. Jahresabrechnung oder eine gesonderte Bescheinigung,
G
■■ in der die im Kalenderjahr unbar gezahlten Beträge nach den begünstigten haushalts-
nahen Beschäftigungsverhältnissen und Dienstleistungen jeweils gesondert aufgeführt
sind, H
■■ in der der Anteil der steuerbegünstigten Kosten (Arbeits- und Fahrtkosten) ausgewie-
sen ist und
■■ in der der Anteil des jeweiligen Wohnungseigentümers oder Mieters anhand seines
I
Beteiligungsverhältnisses individuell errechnet wurde.
Bei Rechnungen für wiederkehrende Dienstleistungen (z. B. Schornsteinfeger, Treppenhaus-
reinigung, Hausmeister) kann die Steuerermäßigung bereits für das Jahr gewährt werden, in J
dem die Umlagen als Vorauszahlung gezahlt wurden (z .B. 2021). Der Steuerpflichtige kann
die Steuerermäßigung aber auch für das Jahr beantragen, in dem ihm die Nebenkostenab-
K
rechnung vorliegt (2022). Das Wahlrecht kann rückwirkend noch für das Jahr der Nebenkos-
tenvorauszahlung (2021) ausgeübt werden auch wenn der Steuerbescheid für dieses Jahr
bei Eintreffen der Abrechnung im Folgejahr (2021) bereits bestandskräftig ist (FG Köln vom L
24.8.2016, 11 K 1319/16, bestätigt durch BFH-Beschluss vom 22.2.2017, VI B 75/16).
Bei einmaligen Reparaturrechnungen ist die Steuerermäßigung nach Auffassung der Finanz-
verwaltung erst im Folgejahr möglich, wenn die Hausverwalterabrechnung vorliegt. Das FG M
Baden-Württemberg hat jedoch auch für Reparaturen die Steuerermäßigung bereits im Vor-
auszahlungsjahr anerkannt (Urteil vom 20.11.2012, 11 K 838/10, EFG 2013 S. 525).
N
Leider können Paare, die in einem gemeinsamen Haushalt leben, nicht die doppelten Beträge
geltend machen. Die Steuerermäßigungen gibt es nur einmal pro Haushalt. Gleiches gilt für
Ehepaare oder eingetragene Lebenspartner mit mehreren Haushalten (Wohnungen). Ziehen O
dagegen zwei bisher allein wohnende Personen zusammen, kann im Jahr der Gründung des
gemeinsamen Haushalts jeder noch den vollen Höchstbetrag beanspruchen. Das gilt auch
nach einer Trennung in dem Jahr, in dem der gemeinsam geführten Haushalt aufgegeben P
wurde.
SteuerRatgeber 2022403
Steuerermäßigungen
Steuerermäßigung für Haushaltshilfen und Handwerkerarbeiten
B ■■ bei einem Minijob: der Bruttoarbeitslohn, die vom Steuerpflichtigen getragenen Sozi-
alversicherungsbeiträge, die Lohnsteuer zuzüglich Solidaritätszuschlag und Kirchen-
steuer, die Umlagen nach der Lohnfortzahlungsversicherung (U1 und U2), die an den
C Gemeindeversicherungsverband zu zahlenden Unfallversicherungsbeiträge
■■ bei selbständig ausgeführten Dienstleistungen: Stundenlohn, Fahrtkosten und
Maschinenkosten inklusive der Umsatzsteuer.
D
Nicht steuerbegünstigt sind Materialkosten (sind keine Arbeitsentgelte) sowie Dienstleistun-
gen, bei denen die Lieferung von Waren im Vordergrund steht, wie etwa Speisen durch einen
E Party-Service (absetzbar wären aber die Entgelte für den Koch, falls der Party-Service das
Essen in Ihrem Haushalt erst zubereitet).
In welcher Höhe die Kosten abziehbar sind, hängt von der Art der Beschäftigung bzw. der
F Tätigkeit und dem Zeitpunkt der Leistungserbringung und der Zahlung ab.
Art des Beschäftigungsverhältnisses / der
Steuerermäßigung
Dienstleistung
G
geringfügiges Beschäftigungsverhältnis in einem Tarifliche Einkommensteuer ermäßigt sich um 20 %
privaten Haushalt im Sinne des § 8 a SGB IV der Aufwendungen, höchstens um 510 Euro
(Minijob)
H
andere Beschäftigungsverhältnisse, für die Pflicht- Tarifliche Einkommensteuer ermäßigt sich um 20 %
beiträge zur gesetzlichen Sozialversicherung der Aufwendungen. Für andere Beschäftigungs-
entrichtet werden, z. B. bei einem Arbeitslohn über verhältnisse, haushaltsnahe Dienstleistungen und
I 450 Euro Pflege- und Betreuungsdienstleistungen sind ins-
gesamt höchstens 4.000 Euro abziehbar
Handwerkerarbeiten für Renovierungen, Erhal- Tarifliche Einkommensteuer ermäßigt sich um 20 %
J tungs- und Modernisierungsdienstleistungen der Aufwendungen, höchstens um 1.200 Euro
Pflege- und Betreuungsdienstleistungen für pfle- Tarifliche Einkommensteuer ermäßigt sich um 20 %
gebedürftige Personen der Aufwendungen. Für andere Beschäftigungs-
K verhältnisse, haushaltsnahe Dienstleistungen und
Pflege- und Betreuungsdienstleistungen sind ins-
gesamt höchstens 4.000 Euro abziehbar
L Sonstige haushaltsnahe Dienstleistungen durch Tarifliche Einkommensteuer ermäßigt sich um 20 %
Selbständige, z. B. Reinigung der Wohnung durch der Aufwendungen. Für andere Beschäftigungs-
Putzfrau, Gartenpflegearbeiten, Umzugsspedition verhältnisse, haushaltsnahe Dienstleistungen und
Pflege- und Betreuungsdienstleistungen sind ins-
M gesamt höchstens 4.000 Euro abziehbar
Es erfolgt keine Kürzung der genannten Höchstbeträge, wenn die Voraussetzungen nicht
N das ganze Jahr über vorgelegen haben. Die Steuerermäßigungen für Minijobs, Handwerker-
leistungen und sonstige haushaltsnahe Dienstleistungen können gleichzeitig in Anspruch
genommen werden.
O
Das Bundesfinanzministerium hat mit Schreiben vom 9.11.2016 eine umfangreiche Beispiel-
liste dazu veröffentlicht, welche Leistungen steuerbegünstigt sind und welche nicht (BStBl I
P 2016 S. 1213). Das Schreiben finden Sie unter www.bundesfinanzministerium.de im Internet.
Tipp:
Die Steuerermäßigungen für Minijobs, Handwerkerleistungen und sonstige A
haushaltsnahe Dienstleistungen können gleichzeitig in Anspruch genom-
men werden.
B
SteuerRatgeber 2022405
Steuerermäßigungen
Sonstige Steuerermäßigungen
3 Sonstige Steuerermäßigungen
A
3.1 Steuerermäßigung für energetische Maßnahmen
3.2 Steuerermäßigung für Parteispenden
B 3.3 Anrechnung der Gewerbesteuer
3.4 Steuerermäßigung bei Belastung mit Erbschaftsteuer
3.5 Steuerermäßigung für ausländische Einkünfte
C
3.1 Steuerermäßigung für energetische Maßnahmen
D Ab 2020 können Steuerpflichtige, die eine energetische Sanierung selbst bewohnter (nicht
jedoch vermieteter oder betrieblich genutzter) Häuser und Eigentumswohnungen durchfüh-
ren lassen, Aufwendungen bis zu 200.000 Euro steuerlich geltend machen.
E
Voraussetzung ist, dass das Gebäude bei Durchführung der Maßnahme älter als 10 Jahre
ist. Steuerbegünstigt sind Sanierungsmaßnahmen, die ab 1.1.2020 begonnen werden und
F vor dem 1.1.2030 abgeschlossen worden sind. Die Ermäßigung der Einkommensteuer
beträgt 20 Prozent, wird jedoch auf drei Jahre verteilt. Weitere Einzelheiten finden Sie im
Kapitel “Selbst genutzte Immobilien” im letzten Abschnitt.
G
3.2 Steuerermäßigung für Parteispenden
H Spenden und Mitgliedsbeiträge an politische Parteien können zur Hälfte von der tarifli-
chen Einkommensteuer abgezogen werden. Maximal begünstigt sind Ausgaben von 1.650
Euro/3.300 Euro (Alleinstehende/Zusammenveranlagte).
I
Achtung:
Höhere Spenden und Mitgliedsbeiträge an politische Parteien sind ebenfalls
J bis zu einem Höchstbetrag als Sonderausgaben abzugsfähig. Mehr dazu fin-
den Sie im Kapitel „Sonderausgaben“.
K Zusätzlich zu den Zuwendungen an politische Parteien mindern auch Spenden und Mit-
gliedsbeiträge an unabhängige Wählervereinigungen zur Hälfte die Steuer.
L Auch hier sind Ausgaben bis maximal 1.650 Euro/3.300 Euro (Alleinstehende/Zusammen-
veranlagte)begünstigt. Voraussetzung ist, dass die – vor allem auf kommunaler Ebene aktiven
– Wählervereinigungen die Rechtsform eines Vereins haben. Mehr dazu finden Sie im Kapitel
M „Sonderausgaben“.
Info:
Die Ermäßigung der tariflichen Einkommensteuer beläuft sich auf das A
4-fache des Gewerbesteuermessbetrages.
B
Die tarifliche Einkommensteuer kann durch die Anrechnung der Gewerbesteuer maximal bis
auf 0 Euro reduziert werden. Wird – zum Beispiel aufgrund einer Verlustverrechnung – keine
Einkommensteuer festgesetzt, ist auch keine Anrechnung der Gewerbesteuer möglich. Eine
C
Übertragung der nicht ausgenutzten Steuerermäßigung in andere Jahre ist nicht möglich.
Die Steuerermäßigung wird begrenzt auf die tatsächlich zu zahlende Gewerbesteuer des
Unternehmens. Falls die tatsächlich zu zahlende Gewerbesteuer zu dem Zeitpunkt der Fest- D
setzung der Einkommensteuer noch nicht bekannt ist, wird die Anrechnung nur vorläufig
gewährt. Nach der endgültigen Festsetzung der Gewerbesteuer durch die Gemeinde werden
die Steuerbescheide entsprechend geändert. E
Tipp:
Personenunternehmen sollten bei ihrer Steuerplanung unbedingt auf die F
volle Anrechnung der Gewerbesteuer achten. Vor allem im Rahmen der
Verlustverrechnung sollte eine optimale Ausnutzung der Steuerermäßigung ange-
strebt werden. G
SteuerRatgeber 2022407
Steuerermäßigungen
Sonstige Steuerermäßigungen
Beispiel:
A Erika Müller erbt Aktien von ihrem Vater Aktien, die dieser für 8.000 Euro
erworben hatte. Frau Müller verkauft die Aktien sofort wieder für 22.000
Euro. Die erbschaftsteuerlichen Freibeträge wurden bereits aufgebraucht. Erika
B Müller bezahlt Erbschaftsteuer in Höhe von 7%. Sie hat keine weiteren Einkünfte.
a) Der Verkaufsgewinn in Höhe von 13.199 Euro (22.000 Euro – 8.000 Euro – Spa-
C rer-Pauschbetrag 801 Euro) unterliegt der Abgeltungsteuer. Er ist deshalb im zu ver-
steuernden Einkommen nicht enthalten. Eine Steuerermäßigung wird nicht gewährt.
Erika Müller zahlt eine Abgeltungsteuer von 3.299 Euro (13.199 Euro * 25%).
D
b) Frau Müller stellt einen Antrag auf Günstigerprüfung. Dabei wird der Veräu-
ßerungsgewinn (13.199 Euro) in die Einkünfteermittlung einbezogen. Die tarif-
E liche Einkommensteuer darauf (ohne Steuerermäßigung) beträgt 602 Euro nach
dem Grundtarif 2021. Eine Steuerermäßigung aufgrund der Erbschaftsteuer wird
gewährt. Berechnung der Steuerermäßigung:
F [(erbschaftsteuerbelastete Einkünfte * tarifliche Einkommensteuer) / Summe der
Einkünfte] * Erbschaftsteuerbelastung = [(13.199 Euro * 602 Euro) / 13.199 Euro] *
7% = 42,14 Euro. Die Einkommensteuer beträgt nur noch 559 Euro.
G
M
3.5 Steuerermäßigung für ausländische Einkünfte
N Zur Vermeidung einer Doppelbesteuerung von ausländischen Einkünften werden bereits
gezahlte ausländische Quellensteuern auf die deutsche Einkommensteuer angerechnet, wenn
Deutschland das Besteuerungsrecht für die Einkünfte hat. Anderenfalls erfolgt keine Besteue-
O rung im Inland, dafür unterliegen die ausländischen Einkünfte dem Progressionsvorbehalt.
Näheres zur Anrechnung ausländischer Quellensteuer finden Sie im Kapitel „Ausländische
P Einkünfte“.
1 Förderungsmöglichkeiten
B
Die Förderungsmöglichkeiten des selbst genutzten Wohneigentums im letzten Jahrzehnt
können Sie aus folgender Tabelle entnehmen.
Zeitraum Begünstigte Maßnahme Höhe der Förderung C
1 Beginn der Herstellung Tilgung zertifizierter Immobilien- Wohn-Riester: zeitlich unbegrenzte
oder Anschaffung nach darlehen; Erwerb von Genos- Grundzulage in Höhe von maximal
dem 31.12.2007 senschaftsanteilen zwecks 175 Euro pro Jahr und Kinder- D
Selbstnutzung einer Genossen- zulagen in Höhe von maximal 185
schaftswohnung; Einzahlungen in Euro bzw. bei Geburt nach dem
zertifizierte Riester-Bausparver- 31.12.2007 in Höhe von 300 Euro E
träge pro Jahr und Kind oder Sonderaus-
gabenabzug bis 2.100 Euro pro Jahr
2 Bauantrag oder Ausbauten, Erweiterung, Her- §§ 10e, 10h EStG und Steuerermä-
F
Anschaffung bis zum stellung, Anschaffung einer selbst ßigung nach § 34f EStG für Kinder
27.10.1995 genutzten oder unentgeltlich über-
lassenen Wohnung
3 Bauantrag bzw. Baube- Baumaßnahmen an einem Bau- § 10f EStG: Abschreibung der Auf- G
ginn bis 31.12.2003 denkmal oder Sanierungsgebäude wendungen über10 Jahre jeweils
bis zu 10 %
4 Bauantrag bzw. Bau- Baumaßnahmen an einem Bau- § 10f EStG: Abschreibung der Auf- H
beginn ab 1.1.2004 denkmal oder Sanierungsgebäude wendungen über 10 Jahre jeweils
bis zu 9 %
5 Baugenehmigung oder Bau oder Kauf eines Hauses oder Baukindergeld von 1.200 Euro p. a. I
Kaufvertrag zwischen einer Wohnung (Alt- oder Neubau) pro Kind über 10 Jahre
1.1.2018 und 31.3.2021
J
6 Beginn ab 1.1.2020 energetische Gebäudesanierung Abzug von 20 % der Aufwendun-
von über 10 Jahre alten Gebäuden gen von der Einkommensteuer über
drei Jahre verteilt, max. 40.000
Euro K
SteuerRatgeber 2022409
Selbst genutzte Immobilien
Baukindergeld
2 Baukindergeld
A
2.1 Voraussetzungen für die Förderung
2.2 Höhe der Förderung
B 2.3 Frist für die Antragstellung
I Antragsberechtigt ist jede Person, die selbst kindergeldberechtigt ist oder mit einer kinder-
geldberechtigten Person in einem Haushalt lebt. Darin muss mindestens ein Kind gemel-
det sein, für das Kindergeld beansprucht werden kann. Ob der Antragsteller mit der kinder-
J geldberechtigten Person verheiratet ist oder nichtehelich zusammenlebt, spielt keine Rolle.
Berücksichtigt werden nur Kinder, die zum Zeitpunkt der Antragstellung jünger als 18 Jahre
alt sind.
K
Für jedes Kind kann nur einmalig eine Baukindergeldförderung beantragt werden. Für Kinder,
die nach Antragseingang geboren werden bzw. in den Haushalt aufgenommen werden, kann
L kein Baukindergeld beantragt werden.
Voraussetzung für die Förderung ist ferner, dass das zu versteuernde Jahreseinkommen
des Haushalts bei Familien mit einem Kind 90.000 Euro nicht übersteigt (bei unverheirateten
M Eltern werden die zu versteuernden Einkommen addiert). Für jedes weitere Kind erhöht sich
diese Einkommensgrenze um 15.000 Euro. Das zu versteuernde Einkommen des Antragstel-
lers und seines Ehepartners oder nichtehelichen Lebensgefährten ist zusammenzuzählen,
N wobei das Durchschnittseinkommen des vorletzten und vorvorletzten Jahres maßgeblich ist
(also von 2019 und 2018 bei Antrag auf Baukindergeld 2021). Relevant ist das zu versteu-
ernde Haushaltseinkommen laut Einkommensteuerbescheid, wobei Einnahmen aus einem
O
pauschal versteuerten Minijob und der Abgeltungsteuer unterliegende Kapitalerträge nicht
mitrechnen.
P
SteuerRatgeber 2022411
Selbst genutzte Immobilien
Wohn-Riester
3 Wohn-Riester
A
3.1 Geförderte Personengruppe
3.2 Was gefördert wird
B 3.3 Begünstigte Anlageprodukte im Einzelnen
3.4 Entnahme von gefördertem Altersvorsorgevermögen
3.5 Nachgelagerte Besteuerung im Alter
C
3.6 Besteuerung bei schädlicher Verwendung
K
3.3 Begünstigte Anlageprodukte im Einzelnen
Bausparverträge
Bausparkassen dürfen Altersvorsorgeverträge für die Riester-Förderung anbieten. Für Ries-
L ter-Bausparverträge gibt es jedoch eine Sonderregelung: Nutzt der Anleger das gebildete
Kapital nicht für wohnungswirtschaftliche Zwecke, muss die Bausparkasse die Auszahlung
als lebenslange Altersleistung vornehmen.
M
Erwerb von Genossenschaftsanteilen
Im Genossenschaftsregister eingetragene Wohnungsbaugenossenschaften dürfen Alters-
N vorsorgeverträge anbieten. Sie müssen jedoch ein Gutachten des zuständigen Prüfungsver-
bandes vorlegen, dass sie die Voraussetzungen aus dem Altersvorsorgeverträge-Zertifizie-
rungsgesetz erfüllen.
O
Sie können im Rahmen des Altersvorsorgevertrages weitere Geschäftsanteile erwerben. Die
Auszahlung erfolgt dann frühestens mit Beginn des 60. Lebensjahres bzw. bei nach dem
P 31.12.2011 abgeschlossenen Verträgen mit Beginn des 62. Lebensjahres. Dann gelten die
Genossenschaftsanteile als gekündigt.
SteuerRatgeber 2022413
Selbst genutzte Immobilien
Wohn-Riester
Verteilte Besteuerung
Bei der verteilten Besteuerung wird der auf dem Wohnförderkonto eingestellte Betrag jährlich L
gleichmäßig auf den Zeitraum ab Beginn der Auszahlungsphase bis zur Vollendung des
85. Lebensjahres verteilt. Eine hohe einmalige Steuerbelastung – wie bei der einmaligen
Besteuerung – wird dadurch vermieden. Eine verteilte Besteuerung kann insbesondere bei M
einem geringen individuellen Steuersatz günstiger sein als bei einer einmaligen Besteuerung.
N
3.6 Besteuerung bei schädlicher Verwendung
Liegt eine schädliche Verwendung vor, ist das Wohnförderkonto aufzulösen. Der Auflö-
sungsbetrag ist im Jahr der Auflösung komplett zu versteuern. Im Falle des Todes des O
Zulagenberechtigten ist der Auflösungsbetrag noch in der Steuererklärung des Erblassers
zu berücksichtigen.
P
SteuerRatgeber 2022415
Selbst genutzte Immobilien
Wohn-Riester
Achtung:
Ziehen Sie erst im Jahr nach Beendigung der Sanierung in die Immobilie ein, D
geht Ihnen der Abzugsbetrag für das Jahr der Beendigung verloren. Ebenso
dürfen Sie den in einem Jahr nicht komplett beanspruchten Abzugsbetrag nicht in
einem anderen Jahr nachholen. E
Steuerlich gefördert werden nur Aufwendungen zur Erhaltung des Baudenkmals bzw.
Sanierungsgebäudes, nicht für einen Neubau (z. B. Aufstockung des Denkmals um eine neue G
Wohnung). Die Förderung gibt es nur für ein einziges Objekt im Leben des Steuerpflichtigen,
wozu auch ein Miteigentumsanteil zählt.
H
Um die Steuervorteile geltend zu machen, müssen Sie vor Beginn der Sanierungsarbeiten bei
Ihrer zuständigen Gemeindebehörde vorstellig werden und eine Bescheinigung beantragen,
dass ein Baudenkmal oder ein Sanierungsgebäude vorliegt und dass die von Ihnen geplanten I
Sanierungsarbeiten der Erhaltung des Gebäudes dienen. Das Bundesfinanzministerium hat
eine Übersicht veröffentlicht, in welchen Amtsblättern die einzelnen Bundesländer ihre Beschei-
nigungsrichtlinien veröffentlicht haben (BMF-Schreiben vom 21.1.2020, BStBl I 2020 S. 169). J
Diese Bescheinigung legen Sie dann der Einkommensteuererklärung bei, wobei das Finanz-
amt an den Inhalt einer rechtswidrigen Bescheinigung aber nicht gebunden ist. Ein bestands-
K
kräftiger Einkommensteuerbescheid muss vom Finanzamt geändert und der Sonderausga-
benabzug für Sanierungsmaßnahmen gewährt werden, wenn die Denkmalbescheinigung erst
Jahre später dem Immobilieneigentümer vorliegt (BFH-Urteil vom 19.2.2019, X R 17/18).
L
SteuerRatgeber 2022417
Selbst genutzte Immobilien
Energetische Gebäudesanierung
A
5 Energetische Gebäudesanierung
5.1 Förderung selbst genutzter Immobilien
5.2 Die begünstigten Sanierungsmaßnahmen
B 5.3 Die Höhe der Steuerermäßigung
C
5.3 Die Höhe der Steuerermäßigung
Die Sanierungskosten können über drei Jahre verteilt mit folgenden Prozentsätzen und
Höchstbeträgen direkt von der tariflichen Einkommensteuer abgezogen werden: D
■■ im Jahr des Abschlusses der Sanierungsmaßnahme: 7 %, maximal 14.000 Euro;
■■ im darauffolgenden Jahr: 7 %, maximal 14.000 Euro;
E
■■ im dritten Jahr: 6 %, maximal 12.000 Euro.
SteuerRatgeber 2022419
Selbst genutzte Immobilien
Energetische Gebäudesanierung
P Ausländische Einkünfte A
Achtung:
Nach der Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs sind die Art und Höhe L
der ausländischen Einkünfte nach deutschem Steuerrecht zu ermitteln. Das
beinhaltet, dass die mit den ausländischen Einnahmen in direktem Zusammenhang
stehenden Werbungskosten bzw. Betriebsausgaben ebenfalls nach deutschem Recht M
zu ermitteln sind.
N
Lohnzahlungen in einer ausländischen Währung sind bei Zufluss des Arbeitslohns anhand
der von der Europäischen Zentralbank veröffentlichten monatlichen Durchschnittsreferenz-
kurse umzurechnen, denen die im Bundessteuerblatt I veröffentlichten monatlichen Umsatz- O
steuer-Umrechnungskurse entsprechen. Abweichend davon kann die Umrechnung auch auf
Basis eines jährlichen Kurses erfolgen, der aus den monatlich veröffentlichten Umsatzsteu-
er-Umrechnungskursen ermittelt wird, abgerundet auf volle 50 Cent. P
SteuerRatgeber 2022421
Ausländische Einkünfte
Was sind ausländische Einkünfte?
Beispiel:
B Sie besitzen ein Grundstück in einem Nicht-EU-Staat und erzielen Ein-
künfte aus Vermietung und Verpachtung. Nach dem Recht des ausländi-
schen Staates sind die Einkünfte dort zu versteuern, wo sich das Grundstück befin-
C det. Sie sind daher im ausländischen Staat beschränkt steuerpflichtig und zahlen
auf die Vermietungseinkünfte nach den Regeln des ausländischen Staates die dor-
tige Einkommensteuer. Die Einkünfte sind aber auch in Deutschland steuerpflichtig,
D da das Welteinkommen zu erfassen ist. Ohne besondere Regelungen müssten Sie
somit sowohl im Ausland als auch in Deutschland Einkommensteuer zahlen.
E
1.2 Vermeidung der Doppelbesteuerung
F Um eine Doppelbesteuerung zu vermeiden, hat Deutschland mit zahlreichen Staaten Abkom-
men zur Vermeidung der Doppelbesteuerung abgeschlossen, kurz Doppelbesteuerungs-
abkommen (DBA) genannt. Darin ist festgelegt, welcher Staat im Einzelfall das Besteue-
G rungsrecht hat.
Für den Fall, dass es kein Doppelbesteuerungsabkommen mit einem ausländischen Staat
gibt, enthält das Einkommensteuergesetz Regelungen, die Doppelbesteuerung abzumildern
H
oder sogar ganz zu verhindern.
Zur Vermeidung der Doppelbesteuerung gibt es verschiedene Methoden:
I
■■ Die ausländischen Einkünfte werden durch Doppelbesteuerungsabkommen steuerfrei
gestellt und bei der deutschen Besteuerung in den Progressionsvorbehalt einbezogen
J (Freistellungsmethode).
■■ In Einzelfällen werden die ausländischen Einkünfte pauschal besteuert oder durch
Verwaltungsanweisungen von der deutschen Einkommensteuer ausgenommen (Pau-
K schalbesteuerung).
■■ Die ausländische Steuer wird auf die deutsche Einkommensteuer angerechnet
(Anrechnungsmethode).
L ■■ Die ausländische Steuer wird wie Werbungskosten oder Betriebsausgaben bei der
Ermittlung der Einkünfte berücksichtigt (Abzugsmethode).
2 Freistellungsmethode
A
2.1 Welche Einkünfte steuerfrei sind
2.2 Ausnahmen von der Steuerfreistellung
B
Bei der Freistellungsmethode werden die ausländischen Einkünfte von der Besteuerung
im Inland freigestellt, aber grundsätzlich in den Progressionsvorbehalt einbezogen. Das
heißt, bei der Bemessung des Steuersatzes für Ihr übriges Einkommen werden die auslän- C
dischen Einkünfte hinzuaddiert. Die ausländischen Einkünfte sind also selbst nicht steuer-
pflichtig, erhöhen aber die Steuer für Ihre übrigen Einkünfte. Das ist das Gleiche wie etwa
bei Lohnersatzleistungen. Einzelheiten zum Progressionsvorbehalt lesen Sie im Kapitel „Ein- D
künfte aus nichtselbständiger Arbeit“.
E
2.1 Welche Einkünfte steuerfrei sind
Die Freistellungsmethode gilt insbesondere für
■■ Einkünfte von ins Ausland entsandten Arbeitnehmern (ausgenommen Grenzgänger F
und bei Anwendung der 183-Tage-Klausel),
■■ Einkünfte aus selbständiger Arbeit, wenn die Tätigkeit in einer ausländischen festen
G
Einrichtung (Büro, Praxis) ausgeübt wird,
■■ Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung ausländischen Grundbesitzes,
■■ Gewinne aus der Veräußerung ausländischen Grundbesitzes und ausländischer
H
Betriebsstätten,
■■ Einkünfte aus ausländischer Land- und Forstwirtschaft,
■■ Einkünfte aus gewerblicher Tätigkeit in einer ausländischen, auf gewisse Dauer ange-
I
legten Betriebsstätte,
■■ den deutschen Vorschriften vergleichbare Lohnersatzleistungen aus dem EU-/EWR-
Ausland sowie der Schweiz. J
Die Auslandszulagen für deutsche Beamte zum Ausgleich des Kaufkraftverlustes sind nach §
3 Nr. 64 EStG steuerfrei und unterliegen auch nicht dem Progressionsvorbehalt.
K
Unbeschränkt steuerpflichtige Arbeitnehmer, die im Veranlagungszeitraum ausländische Ein-
künfte aus nichtselbständiger Arbeit erzielt haben, müssen die Anlage N-AUS ausfüllen. Das
gilt aber nicht für Grenzgänger; für diese existiert weiterhin die Anlage N-Gre. L
Achtung:
Vermieten Sie eine Immobilie im EU-/EWR-Ausland und gilt nach DBA die M
Freistellungsmethode, entfällt sowohl der positive Progressionsvorbehalt für
Vermietungsüberschüsse als auch der negative Progressionsvorbehalt für Vermie-
tungsverluste. Die Vermietungseinkünfte sind daher in Ihrer deutschen Steuererklä- N
rung nicht anzugeben.
Außerordentliche Einkünfte im Sinne der §§ 34, 34b EStG, die nach einem DBA steuer- O
frei sind (z. B. Veräußerungsgewinne aus einer gewerblichen Betriebsstätte), unterliegen zu
einem Fünftel dem Progressionsvorbehalt (§ 32b Abs. 2 Nr. 2 EStG). Sie werden bei Über-
P
schreiten der Freigrenzen mit dem ermäßigten Steuersatz nach § 34 Abs. 1 EStG versteuert.
SteuerRatgeber 2022423
Ausländische Einkünfte
Freistellungsmethode
Die Fünftelregelung gilt aber nur für positive, nicht für negative außerordentliche Einkünfte.
A Daher sind außerordentliche Verluste zum Vorteil des Steuerpflichtigen voll in den negativen
Progressionsvorbehalt einzubeziehen (BFH vom 1.2.2012, I R 34/11, BStBl II 2012 S. 405).
B
2.2 Ausnahmen von der Steuerfreistellung
Ausländische Arbeitslöhne bleiben von der deutschen Besteuerung nur befreit, wenn der
C ins Ausland entsandte Arbeitnehmer nachweist, dass der ausländische Staat die Löhne auch
besteuert hat oder auf dieses Besteuerungsrecht verzichtet hat (§ 50d Abs. 8 EStG). Ande-
renfalls besteuert Deutschland den Arbeitslohn doch, falls er höher als 10.000 Euro im Jahr
D ist (Rückfall-Klausel).
Wenn sich die Nichtbesteuerung bereits unmittelbar aus dem Gesetz des anderen Staates
ergibt, kann vom Steuerpflichtigen jedoch kein zusätzlicher Nachweis angefordert werden
E
(FG Hamburg vom 13.4.2017, 6 K 195/16, BB 2017 S. 1750). Im gleichen Verfahren hat das
Finanzgericht auch entschieden, dass eine Rückfall-Besteuerung nicht zulässig ist, wenn
F im ausländischen Staat der betreffende Arbeitslohn in seiner konkreten Höhe infolge eines
Steuerfreibetrages allgemein – also auch von den dort ansässigen Steuerpflichtigen – nicht
zu besteuern ist. Seit dem Veranlagungszeitraum 2017 greift das deutsche Besteuerungs-
G recht, „soweit“ (nicht mehr „wenn“) die Einkünfte im anderen Staat nicht oder nur zu einem
begrenzten Steuersatz besteuert werden (§ 50d Abs. 9 Satz 1 EStG).
In manchen Doppelbesteuerungsabkommen ist geregelt, dass Arbeitnehmer, die in einer
H
bestimmten Grenzzone der Bundesrepublik leben, ihren ausländischen Arbeitslohn in
Deutschland versteuern müssen (Grenzgänger). Voraussetzung ist, dass der Arbeitnehmer
täglich zu seinem inländischen Wohnort zurückkehrt. Dies ist in den Abkommen mit Frank-
I
reich, der Schweiz und Österreich vereinbart.
Sind Arbeitnehmer nur vorübergehend im Ausland tätig, hat Deutschland das Besteuerungs-
J recht, wenn die Aufenthaltsdauer des Arbeitnehmers im Ausland maximal 183 Tage pro
Jahr beträgt und der Arbeitnehmer im Inland wohnt(BMF-Schreiben vom 3.5.2018, BStBl I
2018 S. 643, Rz 80).
K
Abfindungen an ins Ausland verzogene ehemalige Arbeitnehmer unterliegen seit dem
1.1.2017 der deutschen Lohnsteuer (§ 50d Abs. 12 EStG). Mit dieser gesetzlichen Neurege-
L lung wurde das anderslautende BFH-Urteil vom 10.6.2015 (Az. I R 79/13) ausgehebelt. Die
deutsche Besteuerung gilt nur dann nicht, soweit in einem DBA mit dem betreffenden auslän-
dischen Staat in einer gesonderten, ausdrücklich solche Abfindungen betreffenden Vorschrift
M eine abweichende Besteuerungsregelung getroffen worden ist.
3 Anrechnungsmethode
A
3.1 Steuerpflicht, aber Anrechnung
3.2 Der Anrechnungshöchstbetrag
B
3.1 Steuerpflicht, aber Anrechnung
Bei der Anrechnungsmethode wird bei der Besteuerung der ausländischen Einkünfte im Inland
C
die gezahlte ausländische Steuer (Quellensteuer) auf die deutsche Steuer angerechnet.
Existiert ein Doppelbesteuerungsabkommen (DBA), gilt die Anrechnungsmethode insbe-
sondere für Kapitaleinkünfte und sonstige Einkünfte (z. B. private Versorgungsbezüge, Ein- D
künfte von im Ausland tätigen Künstlern und Sportlern, Renten aus privaten Versicherungen
und Lizenzgebühren von ausländischen Lizenznehmern).
E
Existiert kein DBA, besteuert grundsätzlich der deutsche Fiskus alle Ihre ausländischen Ein-
künfte nach der Anrechnungsmethode.
Die Voraussetzungen für die Quellensteueranrechnung sind, F
Ein bestimmter Nachweis ist nicht erforderlich. Es reicht der Antrag auf Abzug der fiktiven N
Steuer in der Anlage AUS, bei Kapitalerträgen in der Anlage KAP.
SteuerRatgeber 2022425
Ausländische Einkünfte
Anrechnungsmethode
Der Durchschnittssteuersatz ermittelt sich aus der Einkommensteuer, dividiert durch das zu
F versteuernde Einkommen unter Berücksichtigung von tariflichen Sondervorschriften wie etwa
Progressionsvorbehalt und Fünftelregelung.
Für diese Berechnung sind die ausländischen Einnahmen zu kürzen um die auf die auslän-
G
dischen Einnahmen entfallenden Werbungskosten bzw. Betriebsausgaben, gegebenenfalls
auch um den anteiligen Werbungskosten-Pauschbetrag.
H
4 Abzugsmethode
A
Anstelle der Anrechnung können Sie per Antrag auch den Abzug der ausländischen Steuer
bei der Ermittlung der jeweiligen Einkünfte als Werbungskosten oder Betriebsausgaben
wählen (Antragsrecht), ausgenommen bei den der Abgeltungsteuer unterliegenden ausländi- B
schen Kapitaleinkünften.
Dies kann vorteilhaft sein,
C
■■ wenn die ausländische Steuerbelastung wesentlich höher ist als die inländische,
■■ die deutsche Steuer so gering ist, dass sich die Steueranrechnung nicht lohnt,
■■ Verlustvorträge vorhanden sind, die nach deutschem Recht ermittelten ausländischen D
Einkünfte negativ sind oder
■■ der Steuerabzug zu einem negativen Gesamtbetrag der Einkünfte führt.
E
Dieses Antragsrecht auf Abzug ausländischer Steuern bei der Ermittlung der Einkünfte muss
für die gesamten Einkünfte und Steuern aus demselben Staat einheitlich ausgeübt werden.
Ehepartner müssen jedoch das Wahlrecht zwischen der Anrechnungs- und der Abzugsme- F
thode auch bei Zusammenveranlagung nicht einheitlich ausüben, wenn sie im selben aus-
ländischen Staat Einkünfte erzielen (z. B. aus Vermietung einer Ferienwohnung). Wählt einer
G
von beiden Partnern die Anrechnung und der andere den Abzug der ausländischen Quel-
lensteuer, werden bei der Ermittlung des Anrechnungshöchstbetrags nur die ausländischen
Einkünfte des Partners berücksichtigt, der die Anrechnung gewählt hat.
H
Ein Abzug als Werbungskosten ist unabhängig von einem Antrag vorzunehmen, wenn die
ausländische Steuer nicht der deutschen Steuer entspricht oder Einnahmen aus Nicht-DBA-
Staaten vorliegen. I
SteuerRatgeber 2022427
Ausländische Einkünfte
Berücksichtigung im Rahmen der Abgeltungsteuer
Beispiel:
Gustav Müller hat im Januar Wertpapiere gekauft in Höhe von 100.000 A
Euro und dafür Stückzinsen in Höhe von 4.000 Euro gezahlt. Diese wur-
den von der Bank in den allgemeinen Verlustverrechnungstopf eingestellt. Im März
erhält Herr Müller eine Ausschüttung in Höhe von 6.000 Euro. In dieser sind aus- B
ländische Steuern enthalten in Höhe von 600 Euro.
Das Kreditinstitut verrechnet zunächst die 6.000 Euro mit dem Verlustverrech- C
nungstopf (4.000 Euro) und danach mit dem Freistellungsvolumen (801 Euro). Von
dem Restbetrag in Höhe von 1.199 Euro wird die Kapitalertragsteuer berechnet von
299,75 Euro (25 % von 1.199 Euro). Die ausländische Steuer ist somit bis zu 299,75 D
Euro anrechenbar. Den Differenzbetrag in Höhe von 300,25 Euro stellt die Bank
in den Quellensteuertopf ein. Die 300,25 Euro können dann im gleichen Jahr mit
Kapitalertragsteuer auf spätere Kapitalerträge verrechnet werden. E
Achtung: F
Am Jahresende noch im Quellensteuertopf vorhandene Quellensteuern wer-
den nicht auf das nächste Jahr übertragen. Sie müssen im Rahmen der Ein-
kommensteuererklärung geltend gemacht werden (über die Günstigerprüfung) oder G
verfallen.
H
Unterlässt die Bank die Anrechnung, z. B. weil sie die Höhe der ausländischen Steuern nicht
kennt, kann innerhalb der Einkommensteuererklärung eine Überprüfung des Steuereinbe-
halts für die betroffenen Kapitalerträge beantragt werden. I
SteuerRatgeber 2022429
Ausländische Einkünfte
Berücksichtigung im Falle der Günstigerprüfung
Beispiel:
D Die verwitwete Erika Schön erzielte 2021 neben ihrer Rente in Höhe von
16.800 Euro noch Erträge aus deutschen Investmentfonds in Höhe von
6.000 Euro. In diesen Erträgen sind anrechenbare ausländische Steuern enthalten
E in Höhe von 200 Euro. Frau Schön stellt den Antrag auf Günstigerprüfung.
Ohne die Berücksichtigung der Kapitaleinkünfte erzielt Frau Schön – vereinfachend
F angenommen – ein steuerpflichtiges Einkommen von 8.262 Euro (16.800 Euro
Rente * Besteuerungsanteil von 50 % abzüglich Werbungskosten-Pauschbetrag
von 102 Euro abzüglich Sonderausgaben-Pauschbetrag in Höhe von 36 Euro). Die
G festzusetzende Einkommensteuer beträgt 0 Euro.
Werden die Kapitalerträge in die Veranlagung einbezogen, erhöht sich das steu-
erpflichtige Einkommen um 5.199 Euro (6.000 Euro abzüglich Sparer-Pauschbe-
H trag von 801 Euro) auf 13.461 Euro. Die festzusetzende Einkommensteuer beträgt
jetzt 657 Euro. Die Kapitalertragsteuer (ohne Soli-Zuschlag) beträgt 1.299,75 Euro
[(6.000 Euro abzüglich Sparer-Pauschbetrag von 801 Euro) * 25 %], von der die
I
bereits gezahlten ausländischen Steuern von 200 Euro abgezogen werden (=
1.099,75 Euro). Nach Anrechnung des auf 1.100 Euro aufgerundeten Kapitalertrag-
J steuerabzugs auf die festzusetzende Einkommensteuer ergibt sich eine Einkom-
mensteuererstattung in Höhe von 443 Euro (657 Euro abzgl. 1.100 Euro). Da die
Günstigerprüfung somit zu einer niedrigeren Steuer als die Abgeltungsteuer führt,
K wird sie angewendet.
Auf die hinzugerechneten Kapitaleinkünfte entfällt eine Steuer in Höhe von 657
Euro. Die ausländische Steuer wird maximal bis zu diesem Betrag angerechnet.
L In dem Beispiel vermindert sich die tarifliche Einkommensteuer also um 200 Euro.
Stichwortverzeichnis A
SteuerRatgeber 2022431
Stichwortverzeichnis
Betriebsveranstaltung.............................. 110
D
Betriebsveräußerung............................... 300 A
Damnum..................................................270
Betriebsvermögensvergleich....................281
Darlehen...................213, 231, 232, 234, 277
Betriebsverpachtung............................... 300 B
Dauerfristverlängerung............................ 310
Bewerbung...................................... 154, 215
Dauernde Lasten.....................................362
Bewerbungskosten.................................. 213
Dauerwohnrecht...................................... 413 C
Bewirtungskosten.............. 36, 177, 285, 286
degressive Abschreibung................262, 291
Bezüge.....................................................389
Depotgebühren........................................222 D
Bezugsrechte...........................................230
Diätverpflegung........................................382
Bilanz.........................................................64
Dichtheitsprüfung....................................402
Bitcoin...................................................... 319 E
Diebstahl.......................................... 160, 213
Blindencomputer.....................................393
Dienstfahrrad...........................................149
Blindenhund.............................................391 F
Dienstjubiläum......................................... 177
Blockheizkraftwerk..................................293
Dienstreise............................... 122, 169, 215
Bonusprogramm......................................336
Dienstwagen.....................122, 148, 170, 183 G
Brille......................................................... 213
digitale Signatur.........................................39
Buchführung............................................281
Direktversicherung....................122, 127, 338 H
Bundesfinanzhof........................................55
Disagio.....................................................270
Bundesfreiwilligendienst.............. 87, 90, 139
Dividenden...............................................229
Bundeswehrsoldaten...............................189 I
Doppelbesteuerung.........................240, 408
Bürgermeister..........................................136
doppelte Haushaltsführung.............. 180, 287
Bürgschaft............................................... 213 J
Drittaufwand............................................156
Büro.................................................285, 287
Drucker.................................................... 179
Büromiete................................................282
durchlaufende Posten..............................297 K
Bußgelder........................................ 121, 213
Durchschnittssteuersatz............................68
C E L
CFD..........................................................231
E-Bikes....................................................149
Computer..........................121, 158, 178, 365 M
eBay.........................................................305
Computerkurs..........................................196
eDaten.......................................................34
Computerzeitschriften.............................187 N
EDV-Berater.............................................275
Contracts for Difference...........................230
Ehrenämter..............................................132
Corona-Bonus...........................................12
Ehrenamtsfreibetrag................................133 O
Corona-Impfungen...................................123
Eigenverbrauch........................................307
Courtage..................................................222
Ein-Euro-Jobs..........................................122
P
Einbauküche....................................260, 402
SteuerRatgeber 2022433
Stichwortverzeichnis
SteuerRatgeber 2022435
Stichwortverzeichnis
N Hafenarbeiter...........................................190 Internetdomain.........................................323
Haftpflichtversicherungen........................330 Internetkosten..........................125, 203, 204
Handelsvertreter......................................298 Internetnutzung........................................ 179
O
Handwerkerleistungen ............................400 Investitionsabzugsbetrag.........................293
Handy......................................................203 Investmentfonds..............................229, 235
P Härteausgleich.....................................66, 67 Istbesteuerung.........................................309
J Kirchgelder..............................................353
Klage.................................................... 37, 50 A
Jagd.................................................273, 285
Kleidung................................................... 124
Jahreswagen........................................... 147
Kleinunternehmer.....................................305 B
Jobticket..................................................123
komprimierte Steuererklärung ..................39
Jubiläumszuwendungen..........................123
konfessionsverschiedene Ehe....................75
C
K Kontoführungsgebühren.......................... 213
Kostendeckelung..................................... 151
Kabelanschluss........................................186
Krankengeld.............................................335 D
Kapitalauszahlung....................................240
Krankenschwester...................................275
Kapitaleinkünfte.........................................67
Krankentagegeld......................................329 E
Kapitalerträge..........................................229
Krankenversicherungen...........................329
Kapitalertragsteuer.............. 24, 71, 220, 428
Krankheitskosten.............................213, 382 F
Kapitalertragsteuer............................ 71, 220
Kreditkarte....................................... 125, 147
Kapitallebensversicherung
........................................220, 229, 233, 338 Kryptowährungen.................................... 319
G
Kaskoversicherung..................................327 Künstlersozialkasse.................................328
Kaution ...................................................255 künstliche Befruchtung ...........................382
Kurkosten................................................382 H
Kfz-Haftpflicht..........................................330
Kfz-Steuer........................................ 192, 215 Kurzarbeitergeld........................................13
Kfz-Versicherung...................................... 215 kurzfristige Beschäftigung................. 12, 138 I
Kilometerkostensatz................................ 215
Kinder........................................................86 L J
Kinderbetreuung......................................401 Laborkittel................................................ 175
Kinderbetreuungskosten..........................104 Ladenkasse.............................................282
K
Kinderbonus........................................14, 96 Land- und Forstwirte.................................66
Kinderfreibetrag...................................14, 96 Landwirtschaft.........................................273
Kindergartenzuschuss.............................123 landwirtschaftliche Alterskassen......240, 328 L
SteuerRatgeber 2022437
Stichwortverzeichnis
P Prothesen................................................391
Prozesskosten......................... 213, 250, 382 A
park and ride.................................... 193, 194
Putzfrau...................................................400
Parkgebühren..........................................192
B
Parkplatz.................................................. 174
Q
Parteispenden..........................................406
Quellensteuertopf....................................428
partiarisches Darlehen.............................229 C
Pauschalbesteuerung.............................. 110
R
Pensionsfonds......................................... 125 D
Rabattfreibetrag............................... 122, 147
Pensionskassen.......................................126
Ratsherrenerlass......................................136
Personengesellschaft...............................277
Realsplitting..................................... 315, 359 E
Pflege-Pauschbetrag...............................395
Rechnung.................................287, 307, 308
Pflegeaufwendungen...............................391
Rechtsbehelfsfrist......................................59 F
Pflegedienst.............................................190
Rechtsschutzversicherung......................327
Pflegegeld........................................322, 395
Reine Beitragszusage.............................. 127
Pflegekind..................................................86 G
Reinigung................................................. 175
Pflegekosten....................................382, 400
Reisebegleitung.......................................393
Pflegepflichtversicherung.........................334 H
Reisegepäckversicherung.......................327
Pflegeversicherung..................................329
Reisekostenerstattung............................. 172
Pflichtveranlagung.....................................19
Reisekostenpauschale............................. 170 I
Piloten......................................................189
Reisepass................................................ 213
Pilotenausbildung.....................................195
Reisewecker............................................ 175 J
Pkw.......................................................... 215
Renovierungen.........................................257
Pkw-Umrüstung.......................................393
Renovierungsarbeiten...................... 267, 401
Podologen...............................................276 K
Renovierungskosten................................186
Policendarlehen.............................. 338, 339
Rente...............................................239, 362
Polizisten..................................................189
Rentenfreibetrag......................................242 L
Postbote..................................................190
Rentenversicherung.........229, 233, 328, 331
Preisausschreiben...................................322
Reparaturen..................................... 215, 284 M
Preisgelder...............................................322
Reparaturkosten..............................203, 210
private Nutzung betrieblicher PCs............ 124
Reservisten.............................................. 124 N
private Nutzung betrieblicher Software.... 124
Restbuchwert.......................................... 211
private Veräußerungsgeschäfte............... 317
Restwert..................................................159
private Rentenversicherung.....................243 O
Rettungsschwimmer................................322
Privatschule.............................................107
Revision.....................................................55
Proband...................................................322
Riester-Rente................................... 248, 341 P
Progressionsvorbehalt............... 67, 145, 423
SteuerRatgeber 2022439
Stichwortverzeichnis
J Scheidungskosten...................................382 Sterbegeldversicherung...........................230
Schenkung...............................................225 Sterbekassen...........................................331
Schiedsrichter..........................................322 Steuerberatungskosten.................... 201, 250
K
Schneeballsystem....................................229 Steuerbescheid..............................42, 44, 72
Schönheitsoperation................................385 Steuererklärung...................................19, 38
L Schönheitsreparaturen............................259 Steuerermäßigungen...............................399
Schornsteinfeger......................................403 Steuererstattungen....................................10
M Schornsteinreinigung...............................270 Steuerformulare.........................................33
Schrebergarten........................................ 319 Steuerhinterziehung...................................27
Schulabschluss........................................363 Steuerklasse............................................ 112
N
Schuldzinsen............160, 186, 213, 267, 268 Steuernachzahlungen................................10
Schulgeldzahlungen.................................107 Steuerprogramm......................................201
O
Schulhund................................................ 213 Steuersoftware........................................202
Schulweg.................................................382 Steuerzinsen..............................................10
P Selbständige..............................................35 Stiefkind.....................................................87
Stiftungen................................................358 Überstunden..............................................70
stille Beteiligung.......................................229 Übungsleiter.............................................120 A
Stillhalterprämien.....................................230 Übungsleiterfreibetrag.............................132
Stipendium.......................................195, 365 Übungsleiterpauschale............................277 B
Strafverteidigungskosten......................... 213 Umbaumaßnahmen.................................393
Strafzettel................................................. 121 Ummeldung.............................................209
C
Stückzinsen.............................................376 Umsatzsteuer ..................................255, 304
Studienbeiträge.......................................365 Umsatzsteuer-Voranmeldung...................309
Studiengebühren.....................................365 Umsatzsteuererstattung..........................298 D
SteuerRatgeber 2022441
Stichwortverzeichnis
Z
E
Zeitarbeit..................................................189
Zerstörung...............................................160
Zertifikate.................................................230 F
Zertifikatsdatei ...........................................39
Zinsen................................ 71, 229, 255, 268 G
Zinssatz.....................................................10
Zivildienst...................................................90
H
zu versteuerndes Einkommen....................66
zumutbare Belastung.........................30, 380
I
Zusammenveranlagung.......................28, 29
Zusatzkrankenversicherung.....................148
Zusatzversorgungseinrichtungen.............331 J
Zusatzversorgungsrenten........................ 247
Zuschläge für Sonntags-, K
Feiertags- oder Nachtarbeit..................... 125
Zuschüsse.......................................198, 260
L
Zuwendungsbestätigung.........................355
Zwangsgeld...............................................26
Zwangsläufigkeit......................................381 M
Zweitwohnung.........................................180
Zweitwohnungssteuer..............................186 N
SteuerRatgeber 2022443
Steuertabellen
Einkommensteuer-Grundtarif 2021 für Alleinstehende mit Beispielwerten
A Steuertabellen
Einkommensteuer-Grundtarif 2021 für
B
Alleinstehende mit Beispielwerten
zu versteuerndes
C Durchschnitts- Solidaritäts-
Einkommen Einkommensteuer Grenzsteuersatz
steuersatz zuschlag
in 72 €-Schritten*
9.720,00 € 0€ 0,00 % 0,00 % 0,00 €
D 9.792,00 € 6€ 14,10 % 0,06 % 0,00 €
9.864,00 € 16 € 14,24 % 0,16 % 0,00 €
9.936,00 € 27 € 14,38 % 0,27 % 0,00 €
E 10.008,00 € 37 € 14,53 % 0,37 % 0,00 €
10.080,00 € 48 € 14,67 % 0,48 % 0,00 €
10.152,00 € 58 € 14,81 % 0,57 % 0,00 €
F 10.224,00 € 69 € 14,96 % 0,67 % 0,00 €
10.296,00 € 80 € 15,10 % 0,78 % 0,00 €
10.368,00 € 91 € 15,24 % 0,88 % 0,00 €
G 10.440,00 € 102 € 15,39 % 0,98 % 0,00 €
10.512,00 € 113 € 15,53 % 1,07 % 0,00 €
10.584,00 € 124 € 15,67 % 1,17 % 0,00 €
H 10.656,00 € 135 € 15,82 % 1,27 % 0,00 €
10.728,00 € 147 € 15,96 % 1,37 % 0,00 €
10.800,00 € 158 € 16,10 % 1,46 % 0,00 €
10.872,00 € 170 € 16,25 % 1,56 % 0,00 €
I
10.944,00 € 182 € 16,39 % 1,66 % 0,00 €
11.016,00 € 194 € 16,53 % 1,76 % 0,00 €
11.088,00 € 206 € 16,68 % 1,86 % 0,00 €
J 11.160,00 € 218 € 16,82 % 1,95 % 0,00 €
11.232,00 € 230 € 16,96 % 2,05 % 0,00 €
11.304,00 € 242 € 17,11 % 2,14 % 0,00 €
K 11.376,00 € 254 € 17,25 % 2,23 % 0,00 €
11.448,00 € 267 € 17,39 % 2,33 % 0,00 €
11.520,00 € 280 € 17,54 % 2,43 % 0,00 €
L 11.592,00 € 292 € 17,68 % 2,52 % 0,00 €
11.664,00 € 305 € 17,82 % 2,61 % 0,00 €
11.736,00 € 318 € 17,97 % 2,71 % 0,00 €
M 11.808,00 € 331 € 18,11 % 2,80 % 0,00 €
11.880,00 € 344 € 18,25 % 2,90 % 0,00 €
11.952,00 € 357 € 18,40 % 2,99 % 0,00 €
12.024,00 € 370 € 18,54 % 3,08 % 0,00 €
N
12.096,00 € 384 € 18,68 % 3,17 % 0,00 €
12.168,00 € 397 € 18,83 % 3,26 % 0,00 €
12.240,00 € 411 € 18,97 % 3,36 % 0,00 €
O 12.312,00 € 425 € 19,11 % 3,45 % 0,00 €
12.384,00 € 438 € 19,26 % 3,54 % 0,00 €
12.456,00 € 452 € 19,40 % 3,63 % 0,00 €
P 12.528,00 € 466 € 19,54 % 3,72 % 0,00 €
*Beispielswerte
zu versteuerndes
Durchschnitts- Solidaritäts-
Einkommen Einkommensteuer Grenzsteuersatz
steuersatz zuschlag A
in 72 €-Schritten*
12.600,00 € 481 € 19,69 % 3,82 % 0,00 €
12.672,00 € 495 € 19,83 % 3,91 % 0,00 € B
12.744,00 € 509 € 19,97 % 3,99 % 0,00 €
12.816,00 € 523 € 20,12 % 4,08 % 0,00 €
12.888,00 € 538 € 20,26 % 4,17 % 0,00 €
C
12.960,00 € 553 € 20,40 % 4,27 % 0,00 €
13.032,00 € 567 € 20,55 % 4,35 % 0,00 €
13.104,00 € 582 € 20,69 % 4,44 % 0,00 €
13.176,00 € 597 € 20,83 % 4,53 % 0,00 € D
13.248,00 € 612 € 20,98 % 4,62 % 0,00 €
13.320,00 € 627 € 21,12 % 4,71 % 0,00 €
13.392,00 € 643 € 21,26 % 4,80 % 0,00 € E
13.464,00 € 658 € 21,41 % 4,89 % 0,00 €
13.536,00 € 673 € 21,55 % 4,97 % 0,00 €
13.608,00 € 689 € 21,69 % 5,06 % 0,00 € F
13.680,00 € 705 € 21,84 % 5,15 % 0,00 €
13.752,00 € 720 € 21,98 % 5,24 % 0,00 €
13.824,00 € 736 € 22,12 % 5,32 % 0,00 € G
13.896,00 € 752 € 22,27 % 5,41 % 0,00 €
13.968,00 € 768 € 22,41 % 5,50 % 0,00 €
14.040,00 € 785 € 22,55 % 5,59 % 0,00 € H
14.112,00 € 801 € 22,70 % 5,68 % 0,00 €
14.184,00 € 817 € 22,84 % 5,76 % 0,00 €
14.256,00 € 834 € 22,98 % 5,85 % 0,00 €
I
14.328,00 € 850 € 23,13 % 5,93 % 0,00 €
14.400,00 € 867 € 23,27 % 6,02 % 0,00 €
14.472,00 € 884 € 23,41 % 6,11 % 0,00 €
14.544,00 € 901 € 23,56 % 6,19 % 0,00 € J
14.616,00 € 918 € 23,70 % 6,28 % 0,00 €
14.688,00 € 935 € 23,84 % 6,37 % 0,00 €
14.760,00 € 952 € 23,97 % 6,45 % 0,00 € K
14.832,00 € 969 € 24,00 % 6,53 % 0,00 €
14.904,00 € 987 € 24,03 % 6,62 % 0,00 €
14.976,00 € 1.004 € 24,06 % 6,70 % 0,00 € L
15.048,00 € 1.021 € 24,09 % 6,78 % 0,00 €
15.120,00 € 1.039 € 24,12 % 6,87 % 0,00 €
15.192,00 € 1.056 € 24,15 % 6,95 % 0,00 € M
15.264,00 € 1.073 € 24,18 % 7,03 % 0,00 €
15.336,00 € 1.091 € 24,21 % 7,11 % 0,00 €
15.408,00 € 1.108 € 24,24 % 7,19 % 0,00 € N
15.480,00 € 1.126 € 24,27 % 7,27 % 0,00 €
15.552,00 € 1.143 € 24,30 % 7,35 % 0,00 €
15.624,00 € 1.161 € 24,33 % 7,43 % 0,00 €
O
15.696,00 € 1.178 € 24,36 % 7,51 % 0,00 €
15.768,00 € 1.196 € 24,39 % 7,58 % 0,00 €
15.840,00 € 1.213 € 24,42 % 7,66 % 0,00 €
15.912,00 € 1.231 € 24,45 % 7,74 % 0,00 € P
*Beispielswerte
SteuerRatgeber 2022445
Steuertabellen
Einkommensteuer-Grundtarif 2021 für Alleinstehende mit Beispielwerten
zu versteuerndes
Durchschnitts- Solidaritäts-
A Einkommen Einkommensteuer Grenzsteuersatz
steuersatz zuschlag
in 72 €-Schritten*
15.984,00 € 1.249 € 24,48 % 7,81 % 0,00 €
B 16.056,00 € 1.266 € 24,51 % 7,88 % 0,00 €
16.128,00 € 1.284 € 24,54 % 7,96 % 0,00 €
16.200,00 € 1.302 € 24,57 % 8,04 % 0,00 €
16.272,00 € 1.319 € 24,60 % 8,11 % 0,00 €
C
16.344,00 € 1.337 € 24,63 % 8,18 % 0,00 €
16.416,00 € 1.355 € 24,66 % 8,25 % 0,00 €
16.488,00 € 1.373 € 24,69 % 8,33 % 0,00 €
D 16.560,00 € 1.390 € 24,72 % 8,39 % 0,00 €
16.632,00 € 1.408 € 24,76 % 8,47 % 0,00 €
16.704,00 € 1.426 € 24,79 % 8,54 % 0,00 €
E 16.776,00 € 1.444 € 24,82 % 8,61 % 0,00 €
16.848,00 € 1.462 € 24,85 % 8,68 % 0,00 €
16.920,00 € 1.480 € 24,88 % 8,75 % 0,00 €
F 16.992,00 € 1.498 € 24,91 % 8,82 % 0,00 €
17.064,00 € 1.516 € 24,94 % 8,88 % 0,00 €
17.136,00 € 1.534 € 24,97 % 8,95 % 0,00 €
G 17.208,00 € 1.552 € 25,00 % 9,02 % 0,00 €
17.280,00 € 1.570 € 25,03 % 9,09 % 0,00 €
17.352,00 € 1.588 € 25,06 % 9,15 % 0,00 €
H 17.424,00 € 1.606 € 25,09 % 9,22 % 0,00 €
17.496,00 € 1.624 € 25,12 % 9,28 % 0,00 €
17.568,00 € 1.642 € 25,15 % 9,35 % 0,00 €
17.640,00 € 1.660 € 25,18 % 9,41 % 0,00 €
I
17.712,00 € 1.678 € 25,21 % 9,47 % 0,00 €
17.784,00 € 1.696 € 25,24 % 9,54 % 0,00 €
17.856,00 € 1.714 € 25,27 % 9,60 % 0,00 €
J 17.928,00 € 1.733 € 25,30 % 9,67 % 0,00 €
18.000,00 € 1.751 € 25,33 % 9,73 % 0,00 €
18.072,00 € 1.769 € 25,36 % 9,79 % 0,00 €
K 18.144,00 € 1.787 € 25,39 % 9,85 % 0,00 €
18.216,00 € 1.806 € 25,42 % 9,91 % 0,00 €
18.288,00 € 1.824 € 25,45 % 9,97 % 0,00 €
L 18.360,00 € 1.842 € 25,48 % 10,03 % 0,00 €
18.432,00 € 1.861 € 25,51 % 10,10 % 0,00 €
18.504,00 € 1.879 € 25,54 % 10,15 % 0,00 €
M 18.576,00 € 1.897 € 25,57 % 10,21 % 0,00 €
18.648,00 € 1.916 € 25,60 % 10,27 % 0,00 €
18.720,00 € 1.934 € 25,63 % 10,33 % 0,00 €
N 18.792,00 € 1.953 € 25,66 % 10,39 % 0,00 €
18.864,00 € 1.971 € 25,69 % 10,45 % 0,00 €
18.936,00 € 1.990 € 25,72 % 10,51 % 0,00 €
19.008,00 € 2.008 € 25,75 % 10,56 % 0,00 €
O
19.080,00 € 2.027 € 25,78 % 10,62 % 0,00 €
19.152,00 € 2.045 € 25,81 % 10,68 % 0,00 €
19.224,00 € 2.064 € 25,84 % 10,74 % 0,00 €
P 19.296,00 € 2.083 € 25,87 % 10,79 % 0,00 €
*Beispielswerte
zu versteuerndes
Durchschnitts- Solidaritäts-
Einkommen Einkommensteuer Grenzsteuersatz
steuersatz zuschlag A
in 72 €-Schritten*
19.368,00 € 2.101 € 25,90 % 10,85 % 0,00 €
19.440,00 € 2.120 € 25,93 % 10,91 % 0,00 € B
19.512,00 € 2.138 € 25,96 % 10,96 % 0,00 €
19.584,00 € 2.157 € 25,99 % 11,01 % 0,00 €
19.656,00 € 2.176 € 26,02 % 11,07 % 0,00 €
C
19.728,00 € 2.195 € 26,05 % 11,13 % 0,00 €
19.800,00 € 2.213 € 26,08 % 11,18 % 0,00 €
19.872,00 € 2.232 € 26,11 % 11,23 % 0,00 €
19.944,00 € 2.251 € 26,14 % 11,29 % 0,00 € D
20.016,00 € 2.270 € 26,17 % 11,34 % 0,00 €
20.088,00 € 2.289 € 26,20 % 11,39 % 0,00 €
20.160,00 € 2.308 € 26,23 % 11,45 % 0,00 € E
20.232,00 € 2.326 € 26,26 % 11,50 % 0,00 €
20.304,00 € 2.345 € 26,29 % 11,55 % 0,00 €
20.376,00 € 2.364 € 26,32 % 11,60 % 0,00 € F
20.448,00 € 2.383 € 26,35 % 11,65 % 0,00 €
20.520,00 € 2.402 € 26,38 % 11,71 % 0,00 €
20.592,00 € 2.421 € 26,41 % 11,76 % 0,00 € G
20.664,00 € 2.440 € 26,44 % 11,81 % 0,00 €
20.736,00 € 2.459 € 26,47 % 11,86 % 0,00 €
20.808,00 € 2.478 € 26,50 % 11,91 % 0,00 € H
20.880,00 € 2.498 € 26,53 % 11,96 % 0,00 €
20.952,00 € 2.517 € 26,56 % 12,01 % 0,00 €
21.024,00 € 2.536 € 26,59 % 12,06 % 0,00 €
I
21.096,00 € 2.555 € 26,62 % 12,11 % 0,00 €
21.168,00 € 2.574 € 26,65 % 12,16 % 0,00 €
21.240,00 € 2.593 € 26,68 % 12,21 % 0,00 €
21.312,00 € 2.613 € 26,71 % 12,26 % 0,00 € J
21.384,00 € 2.632 € 26,74 % 12,31 % 0,00 €
21.456,00 € 2.651 € 26,77 % 12,36 % 0,00 €
21.528,00 € 2.670 € 26,80 % 12,40 % 0,00 € K
21.600,00 € 2.690 € 26,83 % 12,45 % 0,00 €
21.672,00 € 2.709 € 26,86 % 12,50 % 0,00 €
21.744,00 € 2.728 € 26,89 % 12,55 % 0,00 € L
21.816,00 € 2.748 € 26,92 % 12,60 % 0,00 €
21.888,00 € 2.767 € 26,95 % 12,64 % 0,00 €
21.960,00 € 2.786 € 26,98 % 12,69 % 0,00 € M
22.032,00 € 2.806 € 27,01 % 12,74 % 0,00 €
22.104,00 € 2.825 € 27,04 % 12,78 % 0,00 €
22.176,00 € 2.845 € 27,07 % 12,83 % 0,00 € N
22.248,00 € 2.864 € 27,10 % 12,87 % 0,00 €
22.320,00 € 2.884 € 27,13 % 12,92 % 0,00 €
22.392,00 € 2.903 € 27,16 % 12,96 % 0,00 €
O
22.464,00 € 2.923 € 27,19 % 13,01 % 0,00 €
22.536,00 € 2.943 € 27,22 % 13,06 % 0,00 €
22.608,00 € 2.962 € 27,25 % 13,10 % 0,00 €
22.680,00 € 2.982 € 27,28 % 13,15 % 0,00 € P
*Beispielswerte
SteuerRatgeber 2022447
Steuertabellen
Einkommensteuer-Grundtarif 2021 für Alleinstehende mit Beispielwerten
zu versteuerndes
Durchschnitts- Solidaritäts-
A Einkommen Einkommensteuer Grenzsteuersatz
steuersatz zuschlag
in 72 €-Schritten*
22.752,00 € 3.001 € 27,31 % 13,19 % 0,00 €
B 22.824,00 € 3.021 € 27,34 % 13,24 % 0,00 €
22.896,00 € 3.041 € 27,37 % 13,28 % 0,00 €
22.968,00 € 3.061 € 27,40 % 13,33 % 0,00 €
23.040,00 € 3.080 € 27,43 % 13,37 % 0,00 €
C
23.112,00 € 3.100 € 27,46 % 13,41 % 0,00 €
23.184,00 € 3.120 € 27,49 % 13,46 % 0,00 €
23.256,00 € 3.140 € 27,52 % 13,50 % 0,00 €
D 23.328,00 € 3.159 € 27,55 % 13,54 % 0,00 €
23.400,00 € 3.179 € 27,58 % 13,59 % 0,00 €
23.472,00 € 3.199 € 27,61 % 13,63 % 0,00 €
E 23.544,00 € 3.219 € 27,64 % 13,67 % 0,00 €
23.616,00 € 3.239 € 27,67 % 13,72 % 0,00 €
23.688,00 € 3.259 € 27,70 % 13,76 % 0,00 €
F 23.760,00 € 3.279 € 27,73 % 13,80 % 0,00 €
23.832,00 € 3.299 € 27,76 % 13,84 % 0,00 €
23.904,00 € 3.319 € 27,79 % 13,88 % 0,00 €
G 23.976,00 € 3.339 € 27,82 % 13,93 % 0,00 €
24.048,00 € 3.359 € 27,85 % 13,97 % 0,00 €
24.120,00 € 3.379 € 27,88 % 14,01 % 0,00 €
H 24.192,00 € 3.399 € 27,91 % 14,05 % 0,00 €
24.264,00 € 3.419 € 27,94 % 14,09 % 0,00 €
24.336,00 € 3.439 € 27,97 % 14,13 % 0,00 €
24.408,00 € 3.459 € 28,00 % 14,17 % 0,00 €
I
24.480,00 € 3.480 € 28,03 % 14,22 % 0,00 €
24.552,00 € 3.500 € 28,06 % 14,26 % 0,00 €
24.624,00 € 3.520 € 28,09 % 14,29 % 0,00 €
J 24.696,00 € 3.540 € 28,12 % 14,33 % 0,00 €
24.768,00 € 3.561 € 28,15 % 14,38 % 0,00 €
24.840,00 € 3.581 € 28,18 % 14,42 % 0,00 €
K 24.912,00 € 3.601 € 28,21 % 14,45 % 0,00 €
24.984,00 € 3.621 € 28,24 % 14,49 % 0,00 €
25.056,00 € 3.642 € 28,27 % 14,54 % 0,00 €
L 25.128,00 € 3.662 € 28,30 % 14,57 % 0,00 €
25.200,00 € 3.683 € 28,33 % 14,62 % 0,00 €
25.272,00 € 3.703 € 28,36 % 14,65 % 0,00 €
M 25.344,00 € 3.723 € 28,39 % 14,69 % 0,00 €
25.416,00 € 3.744 € 28,42 % 14,73 % 0,00 €
25.488,00 € 3.764 € 28,45 % 14,77 % 0,00 €
N 25.560,00 € 3.785 € 28,48 % 14,81 % 0,00 €
25.632,00 € 3.805 € 28,51 % 14,84 % 0,00 €
25.704,00 € 3.826 € 28,54 % 14,88 % 0,00 €
25.776,00 € 3.846 € 28,57 % 14,92 % 0,00 €
O
25.848,00 € 3.867 € 28,60 % 14,96 % 0,00 €
25.920,00 € 3.888 € 28,63 % 15,00 % 0,00 €
25.992,00 € 3.908 € 28,66 % 15,04 % 0,00 €
P 26.064,00 € 3.929 € 28,69 % 15,07 % 0,00 €
*Beispielswerte
zu versteuerndes
Durchschnitts- Solidaritäts-
Einkommen Einkommensteuer Grenzsteuersatz
steuersatz zuschlag A
in 72 €-Schritten*
26.136,00 € 3.950 € 28,72 % 15,11 % 0,00 €
26.208,00 € 3.970 € 28,75 % 15,15 % 0,00 € B
26.280,00 € 3.991 € 28,79 % 15,19 % 0,00 €
26.352,00 € 4.012 € 28,82 % 15,22 % 0,00 €
26.424,00 € 4.032 € 28,85 % 15,26 % 0,00 €
C
26.496,00 € 4.053 € 28,88 % 15,30 % 0,00 €
26.568,00 € 4.074 € 28,91 % 15,33 % 0,00 €
26.640,00 € 4.095 € 28,94 % 15,37 % 0,00 €
26.712,00 € 4.116 € 28,97 % 15,41 % 0,00 € D
26.784,00 € 4.137 € 29,00 % 15,45 % 0,00 €
26.856,00 € 4.157 € 29,03 % 15,48 % 0,00 €
26.928,00 € 4.178 € 29,06 % 15,52 % 0,00 € E
27.000,00 € 4.199 € 29,09 % 15,55 % 0,00 €
27.072,00 € 4.220 € 29,12 % 15,59 % 0,00 €
27.144,00 € 4.241 € 29,15 % 15,62 % 0,00 € F
27.216,00 € 4.262 € 29,18 % 15,66 % 0,00 €
27.288,00 € 4.283 € 29,21 % 15,70 % 0,00 €
27.360,00 € 4.304 € 29,24 % 15,73 % 0,00 € G
27.432,00 € 4.325 € 29,27 % 15,77 % 0,00 €
27.504,00 € 4.346 € 29,30 % 15,80 % 0,00 €
27.576,00 € 4.368 € 29,33 % 15,84 % 0,00 € H
27.648,00 € 4.389 € 29,36 % 15,87 % 0,00 €
27.720,00 € 4.410 € 29,39 % 15,91 % 0,00 €
27.792,00 € 4.431 € 29,42 % 15,94 % 0,00 €
I
27.864,00 € 4.452 € 29,45 % 15,98 % 0,00 €
27.936,00 € 4.473 € 29,48 % 16,01 % 0,00 €
28.008,00 € 4.495 € 29,51 % 16,05 % 0,00 €
28.080,00 € 4.516 € 29,54 % 16,08 % 0,00 € J
28.152,00 € 4.537 € 29,57 % 16,12 % 0,00 €
28.224,00 € 4.558 € 29,60 % 16,15 % 0,00 €
28.296,00 € 4.580 € 29,63 % 16,19 % 0,00 € K
28.368,00 € 4.601 € 29,66 % 16,22 % 0,00 €
28.440,00 € 4.622 € 29,69 % 16,25 % 0,00 €
28.512,00 € 4.644 € 29,72 % 16,29 % 0,00 € L
28.584,00 € 4.665 € 29,75 % 16,32 % 0,00 €
28.656,00 € 4.687 € 29,78 % 16,36 % 0,00 €
28.728,00 € 4.708 € 29,81 % 16,39 % 0,00 € M
28.800,00 € 4.730 € 29,84 % 16,42 % 0,00 €
28.872,00 € 4.751 € 29,87 % 16,46 % 0,00 €
28.944,00 € 4.773 € 29,90 % 16,49 % 0,00 € N
29.016,00 € 4.794 € 29,93 % 16,52 % 0,00 €
29.088,00 € 4.816 € 29,96 % 16,56 % 0,00 €
29.160,00 € 4.837 € 29,99 % 16,59 % 0,00 €
O
29.232,00 € 4.859 € 30,02 % 16,62 % 0,00 €
29.304,00 € 4.881 € 30,05 % 16,66 % 0,00 €
29.376,00 € 4.902 € 30,08 % 16,69 % 0,00 €
29.448,00 € 4.924 € 30,11 % 16,72 % 0,00 € P
*Beispielswerte
SteuerRatgeber 2022449
Steuertabellen
Einkommensteuer-Grundtarif 2021 für Alleinstehende mit Beispielwerten
zu versteuerndes
Durchschnitts- Solidaritäts-
A Einkommen Einkommensteuer Grenzsteuersatz
steuersatz zuschlag
in 72 €-Schritten*
29.520,00 € 4.946 € 30,14 % 16,75 % 0,00 €
B 29.592,00 € 4.967 € 30,17 % 16,78 % 0,00 €
29.664,00 € 4.989 € 30,20 % 16,82 % 0,00 €
29.736,00 € 5.011 € 30,23 % 16,85 % 0,00 €
29.808,00 € 5.033 € 30,26 % 16,88 % 0,00 €
C
29.880,00 € 5.054 € 30,29 % 16,91 % 0,00 €
29.952,00 € 5.076 € 30,32 % 16,95 % 0,00 €
30.024,00 € 5.098 € 30,35 % 16,98 % 0,00 €
D 30.096,00 € 5.120 € 30,38 % 17,01 % 0,00 €
30.168,00 € 5.142 € 30,41 % 17,04 % 0,00 €
30.240,00 € 5.164 € 30,44 % 17,08 % 0,00 €
E 30.312,00 € 5.186 € 30,47 % 17,11 % 0,00 €
30.384,00 € 5.207 € 30,50 % 17,14 % 0,00 €
30.456,00 € 5.229 € 30,53 % 17,17 % 0,00 €
F 30.528,00 € 5.251 € 30,56 % 17,20 % 0,00 €
30.600,00 € 5.273 € 30,59 % 17,23 % 0,00 €
30.672,00 € 5.296 € 30,62 % 17,27 % 0,00 €
G 30.744,00 € 5.318 € 30,65 % 17,30 % 0,00 €
30.816,00 € 5.340 € 30,68 % 17,33 % 0,00 €
30.888,00 € 5.362 € 30,71 % 17,36 % 0,00 €
H 30.960,00 € 5.384 € 30,74 % 17,39 % 0,00 €
31.032,00 € 5.406 € 30,77 % 17,42 % 0,00 €
31.104,00 € 5.428 € 30,80 % 17,45 % 0,00 €
31.176,00 € 5.450 € 30,83 % 17,48 % 0,00 €
I
31.248,00 € 5.473 € 30,86 % 17,51 % 0,00 €
31.320,00 € 5.495 € 30,89 % 17,54 % 0,00 €
31.392,00 € 5.517 € 30,92 % 17,57 % 0,00 €
J 31.464,00 € 5.539 € 30,95 % 17,60 % 0,00 €
31.536,00 € 5.562 € 30,98 % 17,64 % 0,00 €
31.608,00 € 5.584 € 31,01 % 17,67 % 0,00 €
K 31.680,00 € 5.606 € 31,04 % 17,70 % 0,00 €
31.752,00 € 5.629 € 31,07 % 17,73 % 0,00 €
31.824,00 € 5.651 € 31,10 % 17,76 % 0,00 €
L 31.896,00 € 5.673 € 31,13 % 17,79 % 0,00 €
31.968,00 € 5.696 € 31,16 % 17,82 % 0,00 €
32.040,00 € 5.718 € 31,19 % 17,85 % 0,00 €
M 32.112,00 € 5.741 € 31,22 % 17,88 % 0,00 €
32.184,00 € 5.763 € 31,25 % 17,91 % 0,00 €
32.256,00 € 5.786 € 31,28 % 17,94 % 0,00 €
N 32.328,00 € 5.808 € 31,31 % 17,97 % 0,00 €
32.400,00 € 5.831 € 31,34 % 18,00 % 0,00 €
32.472,00 € 5.853 € 31,37 % 18,02 % 0,00 €
32.544,00 € 5.876 € 31,40 % 18,06 % 0,00 €
O
32.616,00 € 5.899 € 31,43 % 18,09 % 0,00 €
32.688,00 € 5.921 € 31,46 % 18,11 % 0,00 €
32.760,00 € 5.944 € 31,49 % 18,14 % 0,00 €
P 32.832,00 € 5.967 € 31,52 % 18,17 % 0,00 €
*Beispielswerte
zu versteuerndes
Durchschnitts- Solidaritäts-
Einkommen Einkommensteuer Grenzsteuersatz
steuersatz zuschlag A
in 72 €-Schritten*
32.904,00 € 5.989 € 31,55 % 18,20 % 0,00 €
32.976,00 € 6.012 € 31,58 % 18,23 % 0,00 € B
33.048,00 € 6.035 € 31,61 % 18,26 % 0,00 €
33.120,00 € 6.058 € 31,64 % 18,29 % 0,00 €
33.192,00 € 6.080 € 31,67 % 18,32 % 0,00 €
C
33.264,00 € 6.103 € 31,70 % 18,35 % 0,00 €
33.336,00 € 6.126 € 31,73 % 18,38 % 0,00 €
33.408,00 € 6.149 € 31,76 % 18,41 % 0,00 €
33.480,00 € 6.172 € 31,79 % 18,43 % 0,00 € D
33.552,00 € 6.195 € 31,82 % 18,46 % 0,00 €
33.624,00 € 6.218 € 31,85 % 18,49 % 0,00 €
33.696,00 € 6.241 € 31,88 % 18,52 % 0,00 € E
33.768,00 € 6.263 € 31,91 % 18,55 % 0,00 €
33.840,00 € 6.286 € 31,94 % 18,58 % 0,00 €
33.912,00 € 6.309 € 31,97 % 18,60 % 0,00 € F
33.984,00 € 6.333 € 32,00 % 18,64 % 0,00 €
34.056,00 € 6.356 € 32,03 % 18,66 % 0,00 €
34.128,00 € 6.379 € 32,06 % 18,69 % 0,00 € G
34.200,00 € 6.402 € 32,09 % 18,72 % 0,00 €
34.272,00 € 6.425 € 32,12 % 18,75 % 0,00 €
34.344,00 € 6.448 € 32,15 % 18,77 % 0,00 € H
34.416,00 € 6.471 € 32,18 % 18,80 % 0,00 €
34.488,00 € 6.494 € 32,21 % 18,83 % 0,00 €
34.560,00 € 6.518 € 32,24 % 18,86 % 0,00 €
I
34.632,00 € 6.541 € 32,27 % 18,89 % 0,00 €
34.704,00 € 6.564 € 32,30 % 18,91 % 0,00 €
34.776,00 € 6.587 € 32,33 % 18,94 % 0,00 €
34.848,00 € 6.611 € 32,36 % 18,97 % 0,00 € J
34.920,00 € 6.634 € 32,39 % 19,00 % 0,00 €
34.992,00 € 6.657 € 32,42 % 19,02 % 0,00 €
35.064,00 € 6.681 € 32,45 % 19,05 % 0,00 € K
35.136,00 € 6.704 € 32,48 % 19,08 % 0,00 €
35.208,00 € 6.727 € 32,51 % 19,11 % 0,00 €
35.280,00 € 6.751 € 32,54 % 19,14 % 0,00 € L
35.352,00 € 6.774 € 32,57 % 19,16 % 0,00 €
35.424,00 € 6.798 € 32,60 % 19,19 % 0,00 €
35.496,00 € 6.821 € 32,63 % 19,22 % 0,00 € M
35.568,00 € 6.845 € 32,66 % 19,24 % 0,00 €
35.640,00 € 6.868 € 32,69 % 19,27 % 0,00 €
35.712,00 € 6.892 € 32,72 % 19,30 % 0,00 € N
35.784,00 € 6.915 € 32,75 % 19,32 % 0,00 €
35.856,00 € 6.939 € 32,78 % 19,35 % 0,00 €
35.928,00 € 6.963 € 32,82 % 19,38 % 0,00 €
O
36.000,00 € 6.986 € 32,85 % 19,41 % 0,00 €
36.072,00 € 7.010 € 32,88 % 19,43 % 0,00 €
36.144,00 € 7.034 € 32,91 % 19,46 % 0,00 €
36.216,00 € 7.057 € 32,94 % 19,49 % 0,00 € P
*Beispielswerte
SteuerRatgeber 2022451
Steuertabellen
Einkommensteuer-Grundtarif 2021 für Alleinstehende mit Beispielwerten
zu versteuerndes
Durchschnitts- Solidaritäts-
A Einkommen Einkommensteuer Grenzsteuersatz
steuersatz zuschlag
in 72 €-Schritten*
36.288,00 € 7.081 € 32,97 % 19,51 % 0,00 €
B 36.360,00 € 7.105 € 33,00 % 19,54 % 0,00 €
36.432,00 € 7.128 € 33,03 % 19,57 % 0,00 €
36.504,00 € 7.152 € 33,06 % 19,59 % 0,00 €
36.576,00 € 7.176 € 33,09 % 19,62 % 0,00 €
C
36.648,00 € 7.200 € 33,12 % 19,65 % 0,00 €
36.720,00 € 7.224 € 33,15 % 19,67 % 0,00 €
36.792,00 € 7.248 € 33,18 % 19,70 % 0,00 €
D 36.864,00 € 7.272 € 33,21 % 19,73 % 0,00 €
36.936,00 € 7.295 € 33,24 % 19,75 % 0,00 €
37.008,00 € 7.319 € 33,27 % 19,78 % 0,00 €
E 37.080,00 € 7.343 € 33,30 % 19,80 % 0,00 €
37.152,00 € 7.367 € 33,33 % 19,83 % 0,00 €
37.224,00 € 7.391 € 33,36 % 19,86 % 0,00 €
F 37.296,00 € 7.415 € 33,39 % 19,88 % 0,00 €
37.368,00 € 7.439 € 33,42 % 19,91 % 0,00 €
37.440,00 € 7.463 € 33,45 % 19,93 % 0,00 €
G 37.512,00 € 7.488 € 33,48 % 19,96 % 0,00 €
37.584,00 € 7.512 € 33,51 % 19,99 % 0,00 €
37.656,00 € 7.536 € 33,54 % 20,01 % 0,00 €
H 37.728,00 € 7.560 € 33,57 % 20,04 % 0,00 €
37.800,00 € 7.584 € 33,60 % 20,06 % 0,00 €
37.872,00 € 7.608 € 33,63 % 20,09 % 0,00 €
37.944,00 € 7.633 € 33,66 % 20,12 % 0,00 €
I
38.016,00 € 7.657 € 33,69 % 20,14 % 0,00 €
38.088,00 € 7.681 € 33,72 % 20,17 % 0,00 €
38.160,00 € 7.705 € 33,75 % 20,19 % 0,00 €
J 38.232,00 € 7.730 € 33,78 % 20,22 % 0,00 €
38.304,00 € 7.754 € 33,81 % 20,24 % 0,00 €
38.376,00 € 7.778 € 33,84 % 20,27 % 0,00 €
K 38.448,00 € 7.803 € 33,87 % 20,29 % 0,00 €
38.520,00 € 7.827 € 33,90 % 20,32 % 0,00 €
38.592,00 € 7.852 € 33,93 % 20,35 % 0,00 €
L 38.664,00 € 7.876 € 33,96 % 20,37 % 0,00 €
38.736,00 € 7.900 € 33,99 % 20,39 % 0,00 €
38.808,00 € 7.925 € 34,02 % 20,42 % 0,00 €
M 38.880,00 € 7.949 € 34,05 % 20,44 % 0,00 €
38.952,00 € 7.974 € 34,08 % 20,47 % 0,00 €
39.024,00 € 7.999 € 34,11 % 20,50 % 0,00 €
N 39.096,00 € 8.023 € 34,14 % 20,52 % 0,00 €
39.168,00 € 8.048 € 34,17 % 20,55 % 0,00 €
39.240,00 € 8.072 € 34,20 % 20,57 % 0,00 €
39.312,00 € 8.097 € 34,23 % 20,60 % 0,00 €
O
39.384,00 € 8.122 € 34,26 % 20,62 % 0,00 €
39.456,00 € 8.146 € 34,29 % 20,65 % 0,00 €
39.528,00 € 8.171 € 34,32 % 20,67 % 0,00 €
P 39.600,00 € 8.196 € 34,35 % 20,70 % 0,00 €
*Beispielswerte
zu versteuerndes
Durchschnitts- Solidaritäts-
Einkommen Einkommensteuer Grenzsteuersatz
steuersatz zuschlag A
in 72 €-Schritten*
39.672,00 € 8.220 € 34,38 % 20,72 % 0,00 €
39.744,00 € 8.245 € 34,41 % 20,75 % 0,00 € B
39.816,00 € 8.270 € 34,44 % 20,77 % 0,00 €
39.888,00 € 8.295 € 34,47 % 20,80 % 0,00 €
39.960,00 € 8.320 € 34,50 % 20,82 % 0,00 €
C
40.032,00 € 8.344 € 34,53 % 20,84 % 0,00 €
40.104,00 € 8.369 € 34,56 % 20,87 % 0,00 €
40.176,00 € 8.394 € 34,59 % 20,89 % 0,00 €
40.248,00 € 8.419 € 34,62 % 20,92 % 0,00 € D
40.320,00 € 8.444 € 34,65 % 20,94 % 0,00 €
40.392,00 € 8.469 € 34,68 % 20,97 % 0,00 €
40.464,00 € 8.494 € 34,71 % 20,99 % 0,00 € E
40.536,00 € 8.519 € 34,74 % 21,02 % 0,00 €
40.608,00 € 8.544 € 34,77 % 21,04 % 0,00 €
40.680,00 € 8.569 € 34,80 % 21,06 % 0,00 € F
40.752,00 € 8.594 € 34,83 % 21,09 % 0,00 €
40.824,00 € 8.619 € 34,86 % 21,11 % 0,00 €
40.896,00 € 8.644 € 34,89 % 21,14 % 0,00 € G
40.968,00 € 8.669 € 34,92 % 21,16 % 0,00 €
41.040,00 € 8.695 € 34,95 % 21,19 % 0,00 €
41.112,00 € 8.720 € 34,98 % 21,21 % 0,00 € H
41.184,00 € 8.745 € 35,01 % 21,23 % 0,00 €
41.256,00 € 8.770 € 35,04 % 21,26 % 0,00 €
41.328,00 € 8.795 € 35,07 % 21,28 % 0,00 €
I
41.400,00 € 8.821 € 35,10 % 21,31 % 0,00 €
41.472,00 € 8.846 € 35,13 % 21,33 % 0,00 €
41.544,00 € 8.871 € 35,16 % 21,35 % 0,00 €
41.616,00 € 8.897 € 35,19 % 21,38 % 0,00 € J
41.688,00 € 8.922 € 35,22 % 21,40 % 0,00 €
41.760,00 € 8.947 € 35,25 % 21,42 % 0,00 €
41.832,00 € 8.973 € 35,28 % 21,45 % 0,00 € K
41.904,00 € 8.998 € 35,31 % 21,47 % 0,00 €
41.976,00 € 9.024 € 35,34 % 21,50 % 0,00 €
42.048,00 € 9.049 € 35,37 % 21,52 % 0,00 € L
42.120,00 € 9.075 € 35,40 % 21,55 % 0,00 €
42.192,00 € 9.100 € 35,43 % 21,57 % 0,00 €
42.264,00 € 9.126 € 35,46 % 21,59 % 0,00 € M
42.336,00 € 9.151 € 35,49 % 21,62 % 0,00 €
42.408,00 € 9.177 € 35,52 % 21,64 % 0,00 €
42.480,00 € 9.202 € 35,55 % 21,66 % 0,00 € N
42.552,00 € 9.228 € 35,58 % 21,69 % 0,00 €
42.624,00 € 9.253 € 35,61 % 21,71 % 0,00 €
42.696,00 € 9.279 € 35,64 % 21,73 % 0,00 €
O
42.768,00 € 9.305 € 35,67 % 21,76 % 0,00 €
42.840,00 € 9.330 € 35,70 % 21,78 % 0,00 €
42.912,00 € 9.356 € 35,73 % 21,80 % 0,00 €
42.984,00 € 9.382 € 35,76 % 21,83 % 0,00 € P
*Beispielswerte
SteuerRatgeber 2022453
Steuertabellen
Einkommensteuer-Splittingtarif 2021 für Ehe- und Lebenspartner mit Beispielwerten
A Steuertabellen
Einkommensteuer-Splittingtarif 2021 für Ehe- und
B
Lebenspartner mit Beispielwerten
zu versteuerndes
C Durchschnitts- Solidaritäts-
Einkommen Einkommensteuer Grenzsteuersatz
steuersatz zuschlag
in 144 €-Schritten*
19.440,00 € 0€ 0,00 % 0,00 % 0,00 €
D 19.584,00 € 12 € 14,10 % 0,06 % 0,00 €
19.728,00 € 32 € 14,24 % 0,16 % 0,00 €
19.872,00 € 54 € 14,38 % 0,27 % 0,00 €
E 20.016,00 € 74 € 14,53 % 0,37 % 0,00 €
20.160,00 € 96 € 14,67 % 0,48 % 0,00 €
20.304,00 € 116 € 14,81 % 0,57 % 0,00 €
F 20.448,00 € 138 € 14,96 % 0,67 % 0,00 €
20.592,00 € 160 € 15,10 % 0,78 % 0,00 €
20.736,00 € 182 € 15,24 % 0,88 % 0,00 €
G 20.880,00 € 204 € 15,39 % 0,98 % 0,00 €
21.024,00 € 226 € 15,53 % 1,07 % 0,00 €
21.168,00 € 248 € 15,67 % 1,17 % 0,00 €
H 21.312,00 € 270 € 15,82 % 1,27 % 0,00 €
21.456,00 € 294 € 15,96 % 1,37 % 0,00 €
21.600,00 € 316 € 16,10 % 1,46 % 0,00 €
21.744,00 € 340 € 16,25 % 1,56 % 0,00 €
I
21.888,00 € 364 € 16,39 % 1,66 % 0,00 €
22.032,00 € 388 € 16,53 % 1,76 % 0,00 €
22.176,00 € 412 € 16,68 % 1,86 % 0,00 €
J 22.320,00 € 436 € 16,82 % 1,95 % 0,00 €
22.464,00 € 460 € 16,96 % 2,05 % 0,00 €
22.608,00 € 484 € 17,11 % 2,14 % 0,00 €
K 22.752,00 € 508 € 17,25 % 2,23 % 0,00 €
22.896,00 € 534 € 17,39 % 2,33 % 0,00 €
23.040,00 € 560 € 17,54 % 2,43 % 0,00 €
L 23.184,00 € 584 € 17,68 % 2,52 % 0,00 €
23.328,00 € 610 € 17,82 % 2,61 % 0,00 €
23.472,00 € 636 € 17,97 % 2,71 % 0,00 €
M 23.616,00 € 662 € 18,11 % 2,80 % 0,00 €
23.760,00 € 688 € 18,25 % 2,90 % 0,00 €
23.904,00 € 714 € 18,40 % 2,99 % 0,00 €
24.048,00 € 740 € 18,54 % 3,08 % 0,00 €
N
24.192,00 € 768 € 18,68 % 3,17 % 0,00 €
24.336,00 € 794 € 18,83 % 3,26 % 0,00 €
24.480,00 € 822 € 18,97 % 3,36 % 0,00 €
O 24.624,00 € 850 € 19,11 % 3,45 % 0,00 €
24.768,00 € 876 € 19,26 % 3,54 % 0,00 €
24.912,00 € 904 € 19,40 % 3,63 % 0,00 €
P 25.056,00 € 932 € 19,54 % 3,72 % 0,00 €
*Beispielswerte
zu versteuerndes
Durchschnitts- Solidaritäts-
Einkommen Einkommensteuer Grenzsteuersatz
steuersatz zuschlag A
in 144 €-Schritten*
25.200,00 € 962 € 19,69 % 3,82 % 0,00 €
25.344,00 € 990 € 19,83 % 3,91 % 0,00 € B
25.488,00 € 1.018 € 19,97 % 3,99 % 0,00 €
25.632,00 € 1.046 € 20,12 % 4,08 % 0,00 €
25.776,00 € 1.076 € 20,26 % 4,17 % 0,00 €
C
25.920,00 € 1.106 € 20,40 % 4,27 % 0,00 €
26.064,00 € 1.134 € 20,55 % 4,35 % 0,00 €
26.208,00 € 1.164 € 20,69 % 4,44 % 0,00 €
26.352,00 € 1.194 € 20,83 % 4,53 % 0,00 € D
26.496,00 € 1.224 € 20,98 % 4,62 % 0,00 €
26.640,00 € 1.254 € 21,12 % 4,71 % 0,00 €
26.784,00 € 1.286 € 21,26 % 4,80 % 0,00 € E
26.928,00 € 1.316 € 21,41 % 4,89 % 0,00 €
27.072,00 € 1.346 € 21,55 % 4,97 % 0,00 €
27.216,00 € 1.378 € 21,69 % 5,06 % 0,00 € F
27.360,00 € 1.410 € 21,84 % 5,15 % 0,00 €
27.504,00 € 1.440 € 21,98 % 5,24 % 0,00 €
27.648,00 € 1.472 € 22,12 % 5,32 % 0,00 € G
27.792,00 € 1.504 € 22,27 % 5,41 % 0,00 €
27.936,00 € 1.536 € 22,41 % 5,50 % 0,00 €
28.080,00 € 1.570 € 22,55 % 5,59 % 0,00 € H
28.224,00 € 1.602 € 22,70 % 5,68 % 0,00 €
28.368,00 € 1.634 € 22,84 % 5,76 % 0,00 €
28.512,00 € 1.668 € 22,98 % 5,85 % 0,00 €
I
28.656,00 € 1.700 € 23,13 % 5,93 % 0,00 €
28.800,00 € 1.734 € 23,27 % 6,02 % 0,00 €
28.944,00 € 1.768 € 23,41 % 6,11 % 0,00 €
29.088,00 € 1.802 € 23,56 % 6,19 % 0,00 € J
29.232,00 € 1.836 € 23,70 % 6,28 % 0,00 €
29.376,00 € 1.870 € 23,84 % 6,37 % 0,00 €
29.520,00 € 1.904 € 23,97 % 6,45 % 0,00 € K
29.664,00 € 1.938 € 24,00 % 6,53 % 0,00 €
29.808,00 € 1.974 € 24,03 % 6,62 % 0,00 €
29.952,00 € 2.008 € 24,06 % 6,70 % 0,00 € L
30.096,00 € 2.042 € 24,09 % 6,78 % 0,00 €
30.240,00 € 2.078 € 24,12 % 6,87 % 0,00 €
30.384,00 € 2.112 € 24,15 % 6,95 % 0,00 € M
30.528,00 € 2.146 € 24,18 % 7,03 % 0,00 €
30.672,00 € 2.182 € 24,21 % 7,11 % 0,00 €
30.816,00 € 2.216 € 24,24 % 7,19 % 0,00 € N
30.960,00 € 2.252 € 24,27 % 7,27 % 0,00 €
31.104,00 € 2.286 € 24,30 % 7,35 % 0,00 €
31.248,00 € 2.322 € 24,33 % 7,43 % 0,00 €
O
31.392,00 € 2.356 € 24,36 % 7,51 % 0,00 €
31.536,00 € 2.392 € 24,39 % 7,58 % 0,00 €
31.680,00 € 2.426 € 24,42 % 7,66 % 0,00 €
31.824,00 € 2.462 € 24,45 % 7,74 % 0,00 € P
*Beispielswerte
SteuerRatgeber 2022455
Steuertabellen
Einkommensteuer-Splittingtarif 2021 für Ehe- und Lebenspartner mit Beispielwerten
zu versteuerndes
Durchschnitts- Solidaritäts-
A Einkommen Einkommensteuer Grenzsteuersatz
steuersatz zuschlag
in 144 €-Schritten*
31.968,00 € 2.498 € 24,48 % 7,81 % 0,00 €
B 32.112,00 € 2.532 € 24,51 % 7,88 % 0,00 €
32.256,00 € 2.568 € 24,54 % 7,96 % 0,00 €
32.400,00 € 2.604 € 24,57 % 8,04 % 0,00 €
32.544,00 € 2.638 € 24,60 % 8,11 % 0,00 €
C
32.688,00 € 2.674 € 24,63 % 8,18 % 0,00 €
32.832,00 € 2.710 € 24,66 % 8,25 % 0,00 €
32.976,00 € 2.746 € 24,69 % 8,33 % 0,00 €
D 33.120,00 € 2.780 € 24,72 % 8,39 % 0,00 €
33.264,00 € 2.816 € 24,76 % 8,47 % 0,00 €
33.408,00 € 2.852 € 24,79 % 8,54 % 0,00 €
E 33.552,00 € 2.888 € 24,82 % 8,61 % 0,00 €
33.696,00 € 2.924 € 24,85 % 8,68 % 0,00 €
33.840,00 € 2.960 € 24,88 % 8,75 % 0,00 €
F 33.984,00 € 2.996 € 24,91 % 8,82 % 0,00 €
34.128,00 € 3.032 € 24,94 % 8,88 % 0,00 €
34.272,00 € 3.068 € 24,97 % 8,95 % 0,00 €
G 34.416,00 € 3.104 € 25,00 % 9,02 % 0,00 €
34.560,00 € 3.140 € 25,03 % 9,09 % 0,00 €
34.704,00 € 3.176 € 25,06 % 9,15 % 0,00 €
H 34.848,00 € 3.212 € 25,09 % 9,22 % 0,00 €
34.992,00 € 3.248 € 25,12 % 9,28 % 0,00 €
35.136,00 € 3.284 € 25,15 % 9,35 % 0,00 €
35.280,00 € 3.320 € 25,18 % 9,41 % 0,00 €
I
35.424,00 € 3.356 € 25,21 % 9,47 % 0,00 €
35.568,00 € 3.392 € 25,24 % 9,54 % 0,00 €
35.712,00 € 3.428 € 25,27 % 9,60 % 0,00 €
J 35.856,00 € 3.466 € 25,30 % 9,67 % 0,00 €
36.000,00 € 3.502 € 25,33 % 9,73 % 0,00 €
36.144,00 € 3.538 € 25,36 % 9,79 % 0,00 €
K 36.288,00 € 3.574 € 25,39 % 9,85 % 0,00 €
36.432,00 € 3.612 € 25,42 % 9,91 % 0,00 €
36.576,00 € 3.648 € 25,45 % 9,97 % 0,00 €
L 36.720,00 € 3.684 € 25,48 % 10,03 % 0,00 €
36.864,00 € 3.722 € 25,51 % 10,10 % 0,00 €
37.008,00 € 3.758 € 25,54 % 10,15 % 0,00 €
M 37.152,00 € 3.794 € 25,57 % 10,21 % 0,00 €
37.296,00 € 3.832 € 25,60 % 10,27 % 0,00 €
37.440,00 € 3.868 € 25,63 % 10,33 % 0,00 €
N 37.584,00 € 3.906 € 25,66 % 10,39 % 0,00 €
37.728,00 € 3.942 € 25,69 % 10,45 % 0,00 €
37.872,00 € 3.980 € 25,72 % 10,51 % 0,00 €
38.016,00 € 4.016 € 25,75 % 10,56 % 0,00 €
O
38.160,00 € 4.054 € 25,78 % 10,62 % 0,00 €
38.304,00 € 4.090 € 25,81 % 10,68 % 0,00 €
38.448,00 € 4.128 € 25,84 % 10,74 % 0,00 €
P 38.592,00 € 4.166 € 25,87 % 10,79 % 0,00 €
*Beispielswerte
zu versteuerndes
Durchschnitts- Solidaritäts-
Einkommen Einkommensteuer Grenzsteuersatz
steuersatz zuschlag A
in 144 €-Schritten*
38.736,00 € 4.202 € 25,90 % 10,85 % 0,00 €
38.880,00 € 4.240 € 25,93 % 10,91 % 0,00 € B
39.024,00 € 4.276 € 25,96 % 10,96 % 0,00 €
39.168,00 € 4.314 € 25,99 % 11,01 % 0,00 €
39.312,00 € 4.352 € 26,02 % 11,07 % 0,00 €
C
39.456,00 € 4.390 € 26,05 % 11,13 % 0,00 €
39.600,00 € 4.426 € 26,08 % 11,18 % 0,00 €
39.744,00 € 4.464 € 26,11 % 11,23 % 0,00 €
39.888,00 € 4.502 € 26,14 % 11,29 % 0,00 € D
40.032,00 € 4.540 € 26,17 % 11,34 % 0,00 €
40.176,00 € 4.578 € 26,20 % 11,39 % 0,00 €
40.320,00 € 4.616 € 26,23 % 11,45 % 0,00 € E
40.464,00 € 4.652 € 26,26 % 11,50 % 0,00 €
40.608,00 € 4.690 € 26,29 % 11,55 % 0,00 €
40.752,00 € 4.728 € 26,32 % 11,60 % 0,00 € F
40.896,00 € 4.766 € 26,35 % 11,65 % 0,00 €
41.040,00 € 4.804 € 26,38 % 11,71 % 0,00 €
41.184,00 € 4.842 € 26,41 % 11,76 % 0,00 € G
41.328,00 € 4.880 € 26,44 % 11,81 % 0,00 €
41.472,00 € 4.918 € 26,47 % 11,86 % 0,00 €
41.616,00 € 4.956 € 26,50 % 11,91 % 0,00 € H
41.760,00 € 4.996 € 26,53 % 11,96 % 0,00 €
41.904,00 € 5.034 € 26,56 % 12,01 % 0,00 €
42.048,00 € 5.072 € 26,59 % 12,06 % 0,00 €
I
42.192,00 € 5.110 € 26,62 % 12,11 % 0,00 €
42.336,00 € 5.148 € 26,65 % 12,16 % 0,00 €
42.480,00 € 5.186 € 26,68 % 12,21 % 0,00 €
42.624,00 € 5.226 € 26,71 % 12,26 % 0,00 € J
42.768,00 € 5.264 € 26,74 % 12,31 % 0,00 €
42.912,00 € 5.302 € 26,77 % 12,36 % 0,00 €
43.056,00 € 5.340 € 26,80 % 12,40 % 0,00 € K
43.200,00 € 5.380 € 26,83 % 12,45 % 0,00 €
43.344,00 € 5.418 € 26,86 % 12,50 % 0,00 €
43.488,00 € 5.456 € 26,89 % 12,55 % 0,00 € L
43.632,00 € 5.496 € 26,92 % 12,60 % 0,00 €
43.776,00 € 5.534 € 26,95 % 12,64 % 0,00 €
43.920,00 € 5.572 € 26,98 % 12,69 % 0,00 € M
44.064,00 € 5.612 € 27,01 % 12,74 % 0,00 €
44.208,00 € 5.650 € 27,04 % 12,78 % 0,00 €
44.352,00 € 5.690 € 27,07 % 12,83 % 0,00 € N
44.496,00 € 5.728 € 27,10 % 12,87 % 0,00 €
44.640,00 € 5.768 € 27,13 % 12,92 % 0,00 €
44.784,00 € 5.806 € 27,16 % 12,96 % 0,00 €
O
44.928,00 € 5.846 € 27,19 % 13,01 % 0,00 €
45.072,00 € 5.886 € 27,22 % 13,06 % 0,00 €
45.216,00 € 5.924 € 27,25 % 13,10 % 0,00 €
45.360,00 € 5.964 € 27,28 % 13,15 % 0,00 € P
*Beispielswerte
SteuerRatgeber 2022457
Steuertabellen
Einkommensteuer-Splittingtarif 2021 für Ehe- und Lebenspartner mit Beispielwerten
zu versteuerndes
Durchschnitts- Solidaritäts-
A Einkommen Einkommensteuer Grenzsteuersatz
steuersatz zuschlag
in 144 €-Schritten*
45.504,00 € 6.002 € 27,31 % 13,19 % 0,00 €
B 45.648,00 € 6.042 € 27,34 % 13,24 % 0,00 €
45.792,00 € 6.082 € 27,37 % 13,28 % 0,00 €
45.936,00 € 6.122 € 27,40 % 13,33 % 0,00 €
46.080,00 € 6.160 € 27,43 % 13,37 % 0,00 €
C
46.224,00 € 6.200 € 27,46 % 13,41 % 0,00 €
46.368,00 € 6.240 € 27,49 % 13,46 % 0,00 €
46.512,00 € 6.280 € 27,52 % 13,50 % 0,00 €
D 46.656,00 € 6.318 € 27,55 % 13,54 % 0,00 €
46.800,00 € 6.358 € 27,58 % 13,59 % 0,00 €
46.944,00 € 6.398 € 27,61 % 13,63 % 0,00 €
E 47.088,00 € 6.438 € 27,64 % 13,67 % 0,00 €
47.232,00 € 6.478 € 27,67 % 13,72 % 0,00 €
47.376,00 € 6.518 € 27,70 % 13,76 % 0,00 €
F 47.520,00 € 6.558 € 27,73 % 13,80 % 0,00 €
47.664,00 € 6.598 € 27,76 % 13,84 % 0,00 €
47.808,00 € 6.638 € 27,79 % 13,88 % 0,00 €
G 47.952,00 € 6.678 € 27,82 % 13,93 % 0,00 €
48.096,00 € 6.718 € 27,85 % 13,97 % 0,00 €
48.240,00 € 6.758 € 27,88 % 14,01 % 0,00 €
H 48.384,00 € 6.798 € 27,91 % 14,05 % 0,00 €
48.528,00 € 6.838 € 27,94 % 14,09 % 0,00 €
48.672,00 € 6.878 € 27,97 % 14,13 % 0,00 €
48.816,00 € 6.918 € 28,00 % 14,17 % 0,00 €
I
48.960,00 € 6.960 € 28,03 % 14,22 % 0,00 €
49.104,00 € 7.000 € 28,06 % 14,26 % 0,00 €
49.248,00 € 7.040 € 28,09 % 14,29 % 0,00 €
J 49.392,00 € 7.080 € 28,12 % 14,33 % 0,00 €
49.536,00 € 7.122 € 28,15 % 14,38 % 0,00 €
49.680,00 € 7.162 € 28,18 % 14,42 % 0,00 €
K 49.824,00 € 7.202 € 28,21 % 14,45 % 0,00 €
49.968,00 € 7.242 € 28,24 % 14,49 % 0,00 €
50.112,00 € 7.284 € 28,27 % 14,54 % 0,00 €
L 50.256,00 € 7.324 € 28,30 % 14,57 % 0,00 €
50.400,00 € 7.366 € 28,33 % 14,62 % 0,00 €
50.544,00 € 7.406 € 28,36 % 14,65 % 0,00 €
M 50.688,00 € 7.446 € 28,39 % 14,69 % 0,00 €
50.832,00 € 7.488 € 28,42 % 14,73 % 0,00 €
50.976,00 € 7.528 € 28,45 % 14,77 % 0,00 €
N 51.120,00 € 7.570 € 28,48 % 14,81 % 0,00 €
51.264,00 € 7.610 € 28,51 % 14,84 % 0,00 €
51.408,00 € 7.652 € 28,54 % 14,88 % 0,00 €
51.552,00 € 7.692 € 28,57 % 14,92 % 0,00 €
O
51.696,00 € 7.734 € 28,60 % 14,96 % 0,00 €
51.840,00 € 7.776 € 28,63 % 15,00 % 0,00 €
51.984,00 € 7.816 € 28,66 % 15,04 % 0,00 €
P 52.128,00 € 7.858 € 28,69 % 15,07 % 0,00 €
*Beispielswerte
zu versteuerndes
Durchschnitts- Solidaritäts-
Einkommen Einkommensteuer Grenzsteuersatz
steuersatz zuschlag A
in 144 €-Schritten*
52.272,00 € 7.900 € 28,72 % 15,11 % 0,00 €
52.416,00 € 7.940 € 28,75 % 15,15 % 0,00 € B
52.560,00 € 7.982 € 28,79 % 15,19 % 0,00 €
52.704,00 € 8.024 € 28,82 % 15,22 % 0,00 €
52.848,00 € 8.064 € 28,85 % 15,26 % 0,00 €
C
52.992,00 € 8.106 € 28,88 % 15,30 % 0,00 €
53.136,00 € 8.148 € 28,91 % 15,33 % 0,00 €
53.280,00 € 8.190 € 28,94 % 15,37 % 0,00 €
53.424,00 € 8.232 € 28,97 % 15,41 % 0,00 € D
53.568,00 € 8.274 € 29,00 % 15,45 % 0,00 €
53.712,00 € 8.314 € 29,03 % 15,48 % 0,00 €
53.856,00 € 8.356 € 29,06 % 15,52 % 0,00 € E
54.000,00 € 8.398 € 29,09 % 15,55 % 0,00 €
54.144,00 € 8.440 € 29,12 % 15,59 % 0,00 €
54.288,00 € 8.482 € 29,15 % 15,62 % 0,00 € F
54.432,00 € 8.524 € 29,18 % 15,66 % 0,00 €
54.576,00 € 8.566 € 29,21 % 15,70 % 0,00 €
54.720,00 € 8.608 € 29,24 % 15,73 % 0,00 € G
54.864,00 € 8.650 € 29,27 % 15,77 % 0,00 €
55.008,00 € 8.692 € 29,30 % 15,80 % 0,00 €
55.152,00 € 8.736 € 29,33 % 15,84 % 0,00 € H
55.296,00 € 8.778 € 29,36 % 15,87 % 0,00 €
55.440,00 € 8.820 € 29,39 % 15,91 % 0,00 €
55.584,00 € 8.862 € 29,42 % 15,94 % 0,00 €
I
55.728,00 € 8.904 € 29,45 % 15,98 % 0,00 €
55.872,00 € 8.946 € 29,48 % 16,01 % 0,00 €
56.016,00 € 8.990 € 29,51 % 16,05 % 0,00 €
56.160,00 € 9.032 € 29,54 % 16,08 % 0,00 € J
56.304,00 € 9.074 € 29,57 % 16,12 % 0,00 €
56.448,00 € 9.116 € 29,60 % 16,15 % 0,00 €
56.592,00 € 9.160 € 29,63 % 16,19 % 0,00 € K
56.736,00 € 9.202 € 29,66 % 16,22 % 0,00 €
56.880,00 € 9.244 € 29,69 % 16,25 % 0,00 €
57.024,00 € 9.288 € 29,72 % 16,29 % 0,00 € L
57.168,00 € 9.330 € 29,75 % 16,32 % 0,00 €
57.312,00 € 9.374 € 29,78 % 16,36 % 0,00 €
57.456,00 € 9.416 € 29,81 % 16,39 % 0,00 € M
57.600,00 € 9.460 € 29,84 % 16,42 % 0,00 €
57.744,00 € 9.502 € 29,87 % 16,46 % 0,00 €
57.888,00 € 9.546 € 29,90 % 16,49 % 0,00 € N
58.032,00 € 9.588 € 29,93 % 16,52 % 0,00 €
58.176,00 € 9.632 € 29,96 % 16,56 % 0,00 €
58.320,00 € 9.674 € 29,99 % 16,59 % 0,00 €
O
58.464,00 € 9.718 € 30,02 % 16,62 % 0,00 €
58.608,00 € 9.762 € 30,05 % 16,66 % 0,00 €
58.752,00 € 9.804 € 30,08 % 16,69 % 0,00 €
58.896,00 € 9.848 € 30,11 % 16,72 % 0,00 € P
*Beispielswerte
SteuerRatgeber 2022459
Steuertabellen
Einkommensteuer-Splittingtarif 2021 für Ehe- und Lebenspartner mit Beispielwerten
zu versteuerndes
Durchschnitts- Solidaritäts-
A Einkommen Einkommensteuer Grenzsteuersatz
steuersatz zuschlag
in 144 €-Schritten*
59.040,00 € 9.892 € 30,14 % 16,75 % 0,00 €
B 59.184,00 € 9.934 € 30,17 % 16,78 % 0,00 €
59.328,00 € 9.978 € 30,20 % 16,82 % 0,00 €
59.472,00 € 10.022 € 30,23 % 16,85 % 0,00 €
59.616,00 € 10.066 € 30,26 % 16,88 % 0,00 €
C
59.760,00 € 10.108 € 30,29 % 16,91 % 0,00 €
59.904,00 € 10.152 € 30,32 % 16,95 % 0,00 €
60.048,00 € 10.196 € 30,35 % 16,98 % 0,00 €
D 60.192,00 € 10.240 € 30,38 % 17,01 % 0,00 €
60.336,00 € 10.284 € 30,41 % 17,04 % 0,00 €
60.480,00 € 10.328 € 30,44 % 17,08 % 0,00 €
E 60.624,00 € 10.372 € 30,47 % 17,11 % 0,00 €
60.768,00 € 10.414 € 30,50 % 17,14 % 0,00 €
60.912,00 € 10.458 € 30,53 % 17,17 % 0,00 €
F 61.056,00 € 10.502 € 30,56 % 17,20 % 0,00 €
61.200,00 € 10.546 € 30,59 % 17,23 % 0,00 €
61.344,00 € 10.592 € 30,62 % 17,27 % 0,00 €
G 61.488,00 € 10.636 € 30,65 % 17,30 % 0,00 €
61.632,00 € 10.680 € 30,68 % 17,33 % 0,00 €
61.776,00 € 10.724 € 30,71 % 17,36 % 0,00 €
H 61.920,00 € 10.768 € 30,74 % 17,39 % 0,00 €
62.064,00 € 10.812 € 30,77 % 17,42 % 0,00 €
62.208,00 € 10.856 € 30,80 % 17,45 % 0,00 €
62.352,00 € 10.900 € 30,83 % 17,48 % 0,00 €
I
62.496,00 € 10.946 € 30,86 % 17,51 % 0,00 €
62.640,00 € 10.990 € 30,89 % 17,54 % 0,00 €
62.784,00 € 11.034 € 30,92 % 17,57 % 0,00 €
J 62.928,00 € 11.078 € 30,95 % 17,60 % 0,00 €
63.072,00 € 11.124 € 30,98 % 17,64 % 0,00 €
63.216,00 € 11.168 € 31,01 % 17,67 % 0,00 €
K 63.360,00 € 11.212 € 31,04 % 17,70 % 0,00 €
63.504,00 € 11.258 € 31,07 % 17,73 % 0,00 €
63.648,00 € 11.302 € 31,10 % 17,76 % 0,00 €
L 63.792,00 € 11.346 € 31,13 % 17,79 % 0,00 €
63.936,00 € 11.392 € 31,16 % 17,82 % 0,00 €
64.080,00 € 11.436 € 31,19 % 17,85 % 0,00 €
M 64.224,00 € 11.482 € 31,22 % 17,88 % 0,00 €
64.368,00 € 11.526 € 31,25 % 17,91 % 0,00 €
64.512,00 € 11.572 € 31,28 % 17,94 % 0,00 €
N 64.656,00 € 11.616 € 31,31 % 17,97 % 0,00 €
64.800,00 € 11.662 € 31,34 % 18,00 % 0,00 €
64.944,00 € 11.706 € 31,37 % 18,02 % 0,00 €
65.088,00 € 11.752 € 31,40 % 18,06 % 0,00 €
O
65.232,00 € 11.798 € 31,43 % 18,09 % 0,00 €
65.376,00 € 11.842 € 31,46 % 18,11 % 0,00 €
65.520,00 € 11.888 € 31,49 % 18,14 % 0,00 €
P 65.664,00 € 11.934 € 31,52 % 18,17 % 0,00 €
*Beispielswerte
zu versteuerndes
Durchschnitts- Solidaritäts-
Einkommen Einkommensteuer Grenzsteuersatz
steuersatz zuschlag A
in 144 €-Schritten*
65.808,00 € 11.978 € 31,55 % 18,20 % 0,00 €
65.952,00 € 12.024 € 31,58 % 18,23 % 0,00 € B
66.096,00 € 12.070 € 31,61 % 18,26 % 0,00 €
66.240,00 € 12.116 € 31,64 % 18,29 % 0,00 €
66.384,00 € 12.160 € 31,67 % 18,32 % 0,00 €
C
66.528,00 € 12.206 € 31,70 % 18,35 % 0,00 €
66.672,00 € 12.252 € 31,73 % 18,38 % 0,00 €
66.816,00 € 12.298 € 31,76 % 18,41 % 0,00 €
66.960,00 € 12.344 € 31,79 % 18,43 % 0,00 € D
67.104,00 € 12.390 € 31,82 % 18,46 % 0,00 €
67.248,00 € 12.436 € 31,85 % 18,49 % 0,00 €
67.392,00 € 12.482 € 31,88 % 18,52 % 0,00 € E
67.536,00 € 12.526 € 31,91 % 18,55 % 0,00 €
67.680,00 € 12.572 € 31,94 % 18,58 % 0,00 €
67.824,00 € 12.618 € 31,97 % 18,60 % 0,00 € F
67.968,00 € 12.666 € 32,00 % 18,64 % 0,00 €
68.112,00 € 12.712 € 32,03 % 18,66 % 0,00 €
68.256,00 € 12.758 € 32,06 % 18,69 % 0,00 € G
68.400,00 € 12.804 € 32,09 % 18,72 % 0,00 €
68.544,00 € 12.850 € 32,12 % 18,75 % 0,00 €
68.688,00 € 12.896 € 32,15 % 18,77 % 0,00 € H
68.832,00 € 12.942 € 32,18 % 18,80 % 0,00 €
68.976,00 € 12.988 € 32,21 % 18,83 % 0,00 €
69.120,00 € 13.036 € 32,24 % 18,86 % 0,00 €
I
69.264,00 € 13.082 € 32,27 % 18,89 % 0,00 €
69.408,00 € 13.128 € 32,30 % 18,91 % 0,00 €
69.552,00 € 13.174 € 32,33 % 18,94 % 0,00 €
69.696,00 € 13.222 € 32,36 % 18,97 % 0,00 € J
69.840,00 € 13.268 € 32,39 % 19,00 % 0,00 €
69.984,00 € 13.314 € 32,42 % 19,02 % 0,00 €
70.128,00 € 13.362 € 32,45 % 19,05 % 0,00 € K
70.272,00 € 13.408 € 32,48 % 19,08 % 0,00 €
70.416,00 € 13.454 € 32,51 % 19,11 % 0,00 €
70.560,00 € 13.502 € 32,54 % 19,14 % 0,00 € L
70.704,00 € 13.548 € 32,57 % 19,16 % 0,00 €
70.848,00 € 13.596 € 32,60 % 19,19 % 0,00 €
70.992,00 € 13.642 € 32,63 % 19,22 % 0,00 € M
71.136,00 € 13.690 € 32,66 % 19,24 % 0,00 €
71.280,00 € 13.736 € 32,69 % 19,27 % 0,00 €
71.424,00 € 13.784 € 32,72 % 19,30 % 0,00 € N
71.568,00 € 13.830 € 32,75 % 19,32 % 0,00 €
71.712,00 € 13.878 € 32,78 % 19,35 % 0,00 €
71.856,00 € 13.926 € 32,82 % 19,38 % 0,00 €
O
72.000,00 € 13.972 € 32,85 % 19,41 % 0,00 €
72.144,00 € 14.020 € 32,88 % 19,43 % 0,00 €
72.288,00 € 14.068 € 32,91 % 19,46 % 0,00 €
72.432,00 € 14.114 € 32,94 % 19,49 % 0,00 € P
*Beispielswerte
SteuerRatgeber 2022461
Steuertabellen
Einkommensteuer-Splittingtarif 2021 für Ehe- und Lebenspartner mit Beispielwerten
zu versteuerndes
Durchschnitts- Solidaritäts-
A Einkommen Einkommensteuer Grenzsteuersatz
steuersatz zuschlag
in 144 €-Schritten*
72.576,00 € 14.162 € 32,97 % 19,51 % 0,00 €
B 72.720,00 € 14.210 € 33,00 % 19,54 % 0,00 €
72.864,00 € 14.256 € 33,03 % 19,57 % 0,00 €
73.008,00 € 14.304 € 33,06 % 19,59 % 0,00 €
73.152,00 € 14.352 € 33,09 % 19,62 % 0,00 €
C
73.296,00 € 14.400 € 33,12 % 19,65 % 0,00 €
73.440,00 € 14.448 € 33,15 % 19,67 % 0,00 €
73.584,00 € 14.496 € 33,18 % 19,70 % 0,00 €
D 73.728,00 € 14.544 € 33,21 % 19,73 % 0,00 €
73.872,00 € 14.590 € 33,24 % 19,75 % 0,00 €
74.016,00 € 14.638 € 33,27 % 19,78 % 0,00 €
E 74.160,00 € 14.686 € 33,30 % 19,80 % 0,00 €
74.304,00 € 14.734 € 33,33 % 19,83 % 0,00 €
74.448,00 € 14.782 € 33,36 % 19,86 % 0,00 €
F 74.592,00 € 14.830 € 33,39 % 19,88 % 0,00 €
74.736,00 € 14.878 € 33,42 % 19,91 % 0,00 €
74.880,00 € 14.926 € 33,45 % 19,93 % 0,00 €
G 75.024,00 € 14.976 € 33,48 % 19,96 % 0,00 €
75.168,00 € 15.024 € 33,51 % 19,99 % 0,00 €
75.312,00 € 15.072 € 33,54 % 20,01 % 0,00 €
H 75.456,00 € 15.120 € 33,57 % 20,04 % 0,00 €
75.600,00 € 15.168 € 33,60 % 20,06 % 0,00 €
75.744,00 € 15.216 € 33,63 % 20,09 % 0,00 €
75.888,00 € 15.266 € 33,66 % 20,12 % 0,00 €
I
76.032,00 € 15.314 € 33,69 % 20,14 % 0,00 €
76.176,00 € 15.362 € 33,72 % 20,17 % 0,00 €
76.320,00 € 15.410 € 33,75 % 20,19 % 0,00 €
J 76.464,00 € 15.460 € 33,78 % 20,22 % 0,00 €
76.608,00 € 15.508 € 33,81 % 20,24 % 0,00 €
76.752,00 € 15.556 € 33,84 % 20,27 % 0,00 €
K 76.896,00 € 15.606 € 33,87 % 20,29 % 0,00 €
77.040,00 € 15.654 € 33,90 % 20,32 % 0,00 €
77.184,00 € 15.704 € 33,93 % 20,35 % 0,00 €
L 77.328,00 € 15.752 € 33,96 % 20,37 % 0,00 €
77.472,00 € 15.800 € 33,99 % 20,39 % 0,00 €
77.616,00 € 15.850 € 34,02 % 20,42 % 0,00 €
M 77.760,00 € 15.898 € 34,05 % 20,44 % 0,00 €
77.904,00 € 15.948 € 34,08 % 20,47 % 0,00 €
78.048,00 € 15.998 € 34,11 % 20,50 % 0,00 €
N 78.192,00 € 16.046 € 34,14 % 20,52 % 0,00 €
78.336,00 € 16.096 € 34,17 % 20,55 % 0,00 €
78.480,00 € 16.144 € 34,20 % 20,57 % 0,00 €
78.624,00 € 16.194 € 34,23 % 20,60 % 0,00 €
O
78.768,00 € 16.244 € 34,26 % 20,62 % 0,00 €
78.912,00 € 16.292 € 34,29 % 20,65 % 0,00 €
79.056,00 € 16.342 € 34,32 % 20,67 % 0,00 €
P 79.200,00 € 16.392 € 34,35 % 20,70 % 0,00 €
*Beispielswerte
zu versteuerndes
Durchschnitts- Solidaritäts-
Einkommen Einkommensteuer Grenzsteuersatz
steuersatz zuschlag A
in 144 €-Schritten*
79.344,00 € 16.440 € 34,38 % 20,72 % 0,00 €
79.488,00 € 16.490 € 34,41 % 20,75 % 0,00 € B
79.632,00 € 16.540 € 34,44 % 20,77 % 0,00 €
79.776,00 € 16.590 € 34,47 % 20,80 % 0,00 €
79.920,00 € 16.640 € 34,50 % 20,82 % 0,00 €
C
80.064,00 € 16.688 € 34,53 % 20,84 % 0,00 €
80.208,00 € 16.738 € 34,56 % 20,87 % 0,00 €
80.352,00 € 16.788 € 34,59 % 20,89 % 0,00 €
80.496,00 € 16.838 € 34,62 % 20,92 % 0,00 € D
80.640,00 € 16.888 € 34,65 % 20,94 % 0,00 €
80.784,00 € 16.938 € 34,68 % 20,97 % 0,00 €
80.928,00 € 16.988 € 34,71 % 20,99 % 0,00 € E
81.072,00 € 17.038 € 34,74 % 21,02 % 0,00 €
81.216,00 € 17.088 € 34,77 % 21,04 % 0,00 €
81.360,00 € 17.138 € 34,80 % 21,06 % 0,00 € F
81.504,00 € 17.188 € 34,83 % 21,09 % 0,00 €
81.648,00 € 17.238 € 34,86 % 21,11 % 0,00 €
81.792,00 € 17.288 € 34,89 % 21,14 % 0,00 € G
81.936,00 € 17.338 € 34,92 % 21,16 % 0,00 €
82.080,00 € 17.390 € 34,95 % 21,19 % 0,00 €
82.224,00 € 17.440 € 34,98 % 21,21 % 0,00 € H
82.368,00 € 17.490 € 35,01 % 21,23 % 0,00 €
82.512,00 € 17.540 € 35,04 % 21,26 % 0,00 €
82.656,00 € 17.590 € 35,07 % 21,28 % 0,00 €
I
82.800,00 € 17.642 € 35,10 % 21,31 % 0,00 €
82.944,00 € 17.692 € 35,13 % 21,33 % 0,00 €
83.088,00 € 17.742 € 35,16 % 21,35 % 0,00 €
83.232,00 € 17.794 € 35,19 % 21,38 % 0,00 € J
83.376,00 € 17.844 € 35,22 % 21,40 % 0,00 €
83.520,00 € 17.894 € 35,25 % 21,42 % 0,00 €
83.664,00 € 17.946 € 35,28 % 21,45 % 0,00 € K
83.808,00 € 17.996 € 35,31 % 21,47 % 0,00 €
83.952,00 € 18.048 € 35,34 % 21,50 % 0,00 €
84.096,00 € 18.098 € 35,37 % 21,52 % 0,00 € L
84.240,00 € 18.150 € 35,40 % 21,55 % 0,00 €
84.384,00 € 18.200 € 35,43 % 21,57 % 0,00 €
84.528,00 € 18.252 € 35,46 % 21,59 % 0,00 € M
84.672,00 € 18.302 € 35,49 % 21,62 % 0,00 €
84.816,00 € 18.354 € 35,52 % 21,64 % 0,00 €
84.960,00 € 18.404 € 35,55 % 21,66 % 0,00 € N
85.104,00 € 18.456 € 35,58 % 21,69 % 0,00 €
85.248,00 € 18.506 € 35,61 % 21,71 % 0,00 €
85.392,00 € 18.558 € 35,64 % 21,73 % 0,00 €
O
85.536,00 € 18.610 € 35,67 % 21,76 % 0,00 €
85.680,00 € 18.660 € 35,70 % 21,78 % 0,00 €
85.824,00 € 18.712 € 35,73 % 21,80 % 0,00 €
85.968,00 € 18.764 € 35,76 % 21,83 % 0,00 € P
*Beispielswerte
SteuerRatgeber 2022463
Steuertabellen
Einkommensteuer-Splittingtarif 2021 für Ehe- und Lebenspartner mit Beispielwerten
P
*Beispielswerte
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