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Einführung in das Steuerrecht

Modul 1: Grundzüge der Einkommensteuer (1-15)

I. PRINZIPIEN DER EINKOMMENSTEUER


1. Das Leistungsfähigkeitsprinzip
Einkommen = Gradmesser für wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Einkommensteuergesetz
(EStG) regelt welche Vermögenvermehrungen Einkommen darstellen und somit besteuert
werden. Einkommensteuer stellt auf Leistungsfähigkeit des einzelnen Menschen (natürlichen
Person) ab. Beispielbestimmungen in denen dies zum Ausdruck kommt:
▪ Existenzminimum entsprechender Betrag wird steuerfrei gestellt. 11.000 Euro (vgl §
33 Abs 1 EStG).
▪ Tarif der Einkommensteuer ist progressiv. Steuerprogression = überproportionale
Besteuerung von höherem Einkommen.
▪ Bestimmte Begünstigungen tragen den Lasten der Steuerpflichtigen zB als
Alleinerzieher, Alleinerhalter oder Unterhaltspflichtiger für seine Kinder, Rechnung.

2. Das Universalitätsprinzip
Es macht keinen Unterschied, ob das Einkommen im Inland oder im Ausland erzielt wurde.
Österreichische Einkommenssteuer ist durch Universalitätsprinzip geprägt und erfasst
gesamte Welteinkommen. Wenn weder Wohnsitz noch gewöhnlicher Aufenthalt Inland
herrsch und somit aufgrund mangelnder Anknüpfungspunkte zu AT beschränkt steuerpflichtig
ist, werden nur die im Inland erzielten Einkünfte der Einkommensteuer unterworfen
(Territorialitätsprinzip Modul 8).

3. Das Periodenprinzip
Einkommen wird für ein Kalenderjahr ermittelt. Besteuerung des Jahreseinkommens ist aber
letztlich willkürlich und kann zu Härten führen (zB in einem Jahr Verluste – in nächstem Jahr
ein besonders hohes Einkommen – progressiv gestalteter Tarif würde bewirken, dass er höher
besteuert wird, als wenn in beiden Jahren eine Durchschnittsbetrachtung angestellt werden
würde). Solche und andere Härten werden dadurch abgemildert, dass unter bestimmten
Voraussetzungen als Ausnahme von diesem Periodenprinzip ein Periodenausgleich
zugelassen wird.

II. EINKOMMENSBEGRIFF UND EINKUNFTSARTEN

1 Der Katalog der sieben Einkunftsarten


Einkommen ist
Bemessungsgrundlage der
Einkommensteuer. Es wird in § 2
Abs 2 EStG als Gesamtbetrag der
Einkünfte aus sieben
Einkunftsarten nach Ausgleich
von Verlusten aus einzelnen
Einkunftsarten und nach Abzug
der Sonderausgaben (§ 18
EStG), außergewöhnliche
Belastungen (§§ 34 und 35 EStG)
und des Freibetrags nach § 105
EStG definiert.

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Unterscheidung zwischen betrieblichen Einkünften (Gewinneinkünfte) und


außerbetrieblichen Einkünften (Überschusseinkünfte) ist für Ermittlung der Einkünfte
wesentlich. Weiteres wird nach Subsidiarität Haupt- und Nebeneinkunftsarten
unterschieden.

2 Die betrieblichen Einkünfte und der Gewerbebetrieb


1-3 sind betriebliche Einkunftsarten. Voraussetzung ist Existenz eines Betriebes. Nach § 23 Z
1 EStG (+ § 28 BAO) ist dies der Fall, wenn eine selbständige, nachhaltige Betätigung vorliegt,
die mit Gewinnerzielungsabsicht unternommen wird und sich als Beteiligung am allgemeinen
wirtschaftlichen Verkehr darstellt. Verwaltungsgerichtshof (VwGH) legt Kriterien
folgendermaßen aus:
▪ Selbständigkeit: wenn Steuerpflichtige auf eigene Rechnung und Gefahr tätig wird und
somit ein Unternehmenswagnis trägt. Begriff der Selbständigkeit stimmt mit jenem
des § 2 Abs 1 UStG überein. Dienstverhältnis oder kein Dienstverhältnis, weisungsgebunden
oder nicht.
▪ Nachhaltigkeit: wenn Tätigkeit beruflich, unter Ausnützung bestimmter Kenntnisse
und Fähigkeiten ausgeübt wird. Liegt auch vor, wenn eine Tätigkeit wiederholt
ausgeübt wird oder Wiederholungsabsicht besteht.
▪ Gewinnerzielungsabsicht: wenn Tätigkeit auf Überschusserzielung und nicht bloß auf
Kostendeckung gerichtet ist. Werden Aufwendungen in besonderem Maß aus privaten
Motiven getätigt (Einkommensverwendung), so spricht man von Liebhaberei. Solche
Tätigkeiten sind aus einkommenssteuerlicher Sicht irrelevant. Nicht nur Einnahmen
erzielen – tatsächlich Gewinn
▪ Beteiligung am allgemeinen wirtschaftlichen Verkehr: wenn sich die Tätigkeit des
Steuerpflichtigen prinzipiell an eine unbestimmte Zahl von Personen richtet.
Bloße (eigene) Vermögensverwaltung (§ 32 BAO) führt zu keinen betrieblichen Einkünften ( →
Einkünfte aus KV oder V+V)

Beispiel: Abgrenzung Vermögensverwaltung und betriebliche Einkünfte – egal wie viele


Wohnungen (ob 1 oder 100) solange sie nur vermieten = Vermietung und Verpachtung! Grenze
liegt dort, wenn zusätzlich zur Wohnungsvermietung andere Leistungen angeboten werden
wie z.B. Frühstücksleistung, Putzservice (Heizung, Strom, Wasser dürfen auch gestellt werden,
wenn im Mietpreis abgegolten). Ferienwohnungen auf jeden Fall betrieblich!

3 Die Abgrenzung der einzelnen Einkunftsarten


− Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft (§ 21 EStG): hierzu gehören Einkünfte aus
Urproduktion (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Weinbau, Garten- Obst- und Gemüsebau),
Tierzucht und Tierhaltung mit eigenen landwirtschaftlichen Produkten, Binnenfischerei,
Fischzucht, Bienenzucht sowie Einkünfte aus Jagd, wenn mit dem Betrieb einer Land- oder
Forstwirtschaft in Zusammenhang stehend.
− Einkünfte aus selbständiger Arbeit (§ 22 EStG): Einkünfte der freien Berufe, Künstler,
Wissenschaftler, unterrichtende Tätigkeiten, Schriftsteller, Rechtsanwälte,
Wirtschaftstreuhänder, Ziviltechniker, Ärzte und andere medizinische Berufe. Sonstige
selbständige Arbeit (§ 22 Z 2 EStG): Haus- und Vermögensverwalter, Aufsichtsräte ,
Bezüge die von Kapitalgesellschaften an Personen geleistet werden, die zu mehr als 25%
am Grund- oder Stammkapital der Gesellschaft beteiligt sind, auch wenn Beschäftigung
sonst alle Merkmale eines DV aufweist.

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− Einkünfte aus Gewerbebetrieb (§ 23 EStG): Betriebliche Einkünfte, sofern Betätigung


weder als Ausübung einer Land- und Forstwirtschaft noch als selbständige Arbeit
anzusehen ist (Subsidiarität innerhalb der betrieblichen Einkunftsarten).

Bei betrieblichen Einkunftsarten wird die Veräußerung oder Aufgabe des ganzen Betriebes
(Teilbetriebes) der Einkommensteuer unterworfen (§ 24 EStG). Unter gewissen
Voraussetzungen ist dies steuerlich begünstigt (§ 24 Abs 4 bis 6 EStG und § 37 Abs 2 und 5
EStG).
Beispiel: 50%iger OG-Gesellschafter. Verkauf seines Anteils um 12.000. Zählt zu Einkünften aus
Gewerbebetrieb (§ 23 Z§ iVm § 24 Abs 1 Z1 TS 3 EStG). Freibetrag gem. § 24 Abs 4 EStG iHv
3.650 (7.300 x 50%) kann in Anspruch genommen werden. Bemessungsgrundlage reduziert
sich auf 8.350. Alternativ kann von Progressionsermäßigungen des § 37 EStG Gebrauch
gemacht werden (siehe 1/V/3).

− Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit (§§ 25 und 26 EStG): Einkünfte aus


bestehendem/früheren DV (bar und Sachbezüge), Einkünfte aus Pensionszahlungen, aus
gesetzlichen SV, Pensionskassenpensionen, Bezüge von Gesellschafter-Geschäftsführern
einer Kapitalgesellschaft mit Beteiligung von bis zu 25% am Grund- oder Stammkapital
der Gesellschaft, Bezüge bestimmter politischer Funktionäre. Einkommensteuer wird idR
in Form der Lohnsteuer erhoben.
− Einkünfte aus Kapitalvermögen (§ 27 EStG): Gewinnanteile aus der Beteiligung an
Kapitalgesellschaften, Erwerbs-
und Wirtschaftsgenossenschaften
und aus der Beteiligung als echter
stiller Gesellschafter, Zinsen aus
Bankeinlagen und Darlehen und
Zuwendungen von
Privatstiftungen → „Einkünfte aus
der Überlassung von Kapital“.
Einkünfte aus realisierten Wertsteigerungen von Kapitalvermögen (§ 27 Abs 3 EStG – alle
Einkünfte aus der Veräußerung, Einlösung und sonstiger Abschichtung von
Wirtschaftsgütern, deren Erträge Einkünfte aus der Überlassung von Kapital sind) und
Einkünfte aus Derivaten (§ 27 Abs 4 EStG) gelten als Einkünfte aus Kapitalvermögen.
− Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung (§ 28 EStG): Einkünfte aus Vermietung und
Verpachtung von unbeweglichen Vermögen und Sachinbegriffen (zB
Betriebsverpachtung, Leihgabe von Kunstsammlungen) sowie Überlassung von Rechten
(Urheberrechtes- und Lizenzvergütungen, Überlassung von Patenten, Know-How,
Persönlichkeitsrechten). Untervermietung ist auch erfasst.
Vermietung einer Eigentumswohnung = ja, Vermietung an Sommergäste → Umfang der
Vermögensverwaltung wird überschritten § 32 BAO = Einkünfte aus Gewerbebetrieb = Vermietung
und Verpachtung = nein
− Sonstige Einkünfte (§§ 29 und 31 EStG): taxativ (abschließend) angeführte Einkünfte:
o 1 Wiederkehrende Bezüge, insb Renten (§ 29 Z 1)
o 2 Einkünfte aus privaten Grundstücksveräußerungen (§30 EStG) und aus
Spekulationsgeschäften (§ 31 EStG)
o 3 Einkünfte aus bestimmten Leistungen (§ 29 Z 3 EStG)
o 4 Bestimmte Funktionsgebühren (§ 29 Z 4 EStG) zB Prüfungskommisäre,
Staatskommissäre

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Einkunftsarten in § 2 Abs 3 EStG


taxativ aufgezählt. Einkünfte, die
nicht darunter fallen, unterliegen
nicht der Einkommensteuer (zB
Lottogewinn, Sportwetten,
Schmerzengeld, Verkauf privater
Vermögensgegenstände nach
Ablauf der 1-jährigen Spekulationsfrist, Alimente, Nobelpreis oder Literaturpreis in Würdigung
der Persönlichkeit, nicht aber im Rahmen eines Wettbewerbs z.B. Starmania – Rz 1054 EStR)
Steuerfreie Einkünfte die zwar von 7 Einkunftsarten erfasst sind, aber gesetzlich als steuerfrei
erklärt werden sind taxativ gesetzlich aufgelistet (inbs § 3 EStG).
(zB Arbeitslosengeld, ortsübliche Trinkgelder, Gratisgetränke an Arbeitnehmer).

4 Die Bedeutung der Abgrenzung der einzelnen Einkunftsarten


Regelungen, nach denen die Höhe der Einkünfte ermittelt wird, sind von Einkunftsart zu
Einkunftsart unterschiedlich. Es ist zB nur bei betrieblichen Einkunftsarten zulässig, unter
bestimmten Voraussetzungen positive und negative Ergebnisse periodenübergreifend zu
saldieren (Verlustabzug 1/IV/1).
Beispiel: Freigrenze § 29 Z 3 EStG) „Einkünfte aus Leistungen, wie insbesondere Vermietung
beweglicher Gegenstände“ – nicht steuerpflichtig, wenn sie höchstens 220 EUR betragen.
Einkünfte 230 EUR – dann sind die vollen 230 EUR und nicht nur die Differenz steuerpflichtig
(Unterschied Freigrenze und Freibetrag).

5 Die Subsidiarität der Einkunftsarten


Wichtig, welche Einkunftsart zum Tragen kommt, wenn mehr als eine anwendbar wäre. Reihe
von Vorrangregeln. Haupteinkunftsarten vorrangig gegenüber Nebeneinkunftsarten. Fällt
Tätigkeit in Haupt- und Nebeneinkunftsart, ist sie unter Haupteinkunftsart zu subsumieren.
Subsidiarität gilt auch im Verhältnis der Haupt- und Nebeneinkünfte untereinander, nach ihrer
Reihenfolge in § 2 Abs 3 EStG.

6 Nicht steuerbare Einkünfte im Unterschied zu steuerbefreiten Einkünften


Gelegentlich wählt Gesetzgeber die Technik, den Umfang einer Einkunftsart zunächst weiter
zu fassen, ihn dann aber durch eine ausdrückliche Befreiung wieder einzuschränken.
Beispiel: Getränkebereitstellung des Arbeitgebers; grds. Einkünfte aus nichtselbständiger
Arbeit, § 3 Abs 1 Z 18 EStG sieht aber Steuerbefreiung vor.

7 Die Synthetik des Einkommensbegriffs


Summer der Einkünfte aus den 7
Einkunftsarten bildet
Gesamtbetrag der Einkünfte (§ 2
Abs 2 EStG). Vom Gesamtbetrag
der Einkünfte werden die
Sonderausgaben (§ 18 EStG), die
außergewöhnliche Belastung (§§
34 und 35 EStG) und der Freibetrag
(§ 105 EStG) abgezogen, um zum
Einkommen zu gelangen.

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Positive Ergebnisse aus verschiedenen Einkunftsquellen müssen innerhalb der Einkunftsart


zusammengerechnet werden und negative Ergebnisse aus dieser Einkunftsart abgezogen
werden = interner oder horizontaler Verlustausgleich. Positiven Einkünfte der versch.
Einkunftsarten sind zu addieren und Verluste aus anderen Einkunftsarten abzuziehen =
externer oder vertikaler Verlustausgleich. Interner vor externer Verlustausgleich!

Beispiel Vertikal Horizontal


1. Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft + 10.000
2. Einkünfte aus selbständiger Arbeit 0
3. Einkünfte aus Gewerbebetrieb + 10.000 A + 15.000
B – 5.000
4. Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit 0
5. Einkünfte aus Kapitalvermögen + 2.000
6. Einkünfte aus Vermietung und - 1.000
Verpachtung
7. Sonstige Einkünfte (- 1.000)
(Spekulationsgeschäft)
Synthetischer Einkommensbegriff: Positive und negative Ergebnisse werden
zusammengefasst und einem einheitlichen Tarif unterworfen.
Unterscheidet sich vom Schedulensystem, das die Einkünfte in verschiedene Kategorien
einteilt, ohne sie zusammen zu fassen, und diese dann – je nach Kategorie –
unterschiedlichen Steuersätzen unterwirft.

Interne und externe Verlustausgleichsverbote (im selben Kalenderjahr):


Spekulationsgeschäfte: Ausgleichsverbot- diese Verluste (iHv 1.000 Euro) können nur mit
Spekulationsüberschüssen ausgeglichen werden (§ 31 Abs 4 EStG).

Verluste aus Grundstücksveräußerungen sind nur mit Gewinn aus


Grundstücksveräußerungen und mit einem auf 60% gekürzten verbleibenden Verlust (nach
Maßgabe von § 30 Abs 7 EStG) mit V+V Einkünfte ausgleichsfähig.

Einkünfte aus Kapitalvermögen siehe § 27 Abs 8 EStG


− Verluste aus Veräußerung von Beteiligungen (und Derivaten) dürfen nicht mit
Bankzinsen ausgeglichen werden (Z 1)
− Kein Verlustausgleich von sonderbesteuerten (25%, 27,5%) mit nicht
sonderbesteuerten Kapitaleinkünften (Z 3)
− Kein vertikaler Ausgleich von Verlusten aus Kapitalvermögen zulässig (Z 4)

Wesentliche Einkünfte werden aus Einkommensbegriff herausgenommen und einem


eigenen Steuertarif unterworfen (1/VI/3)

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III. EINKÜNFTEERMITTLUNG

1 Die Gewinn- und Überschusseinkünfte


Bei Art der Einkünfteermittlung wird folgendermaßen unterschieden (§ 2 Abs 4 EStG)
− Erste 3 (betriebliche) Einkunftsarten = Gewinneinkünfte
− Vier übrige (außerbetriebliche) Einkunftsarten = Überschusseinkünfte. Überschuss der
Einnahmen über den Werbungskosten.

2 Der Dualismus der Einkünfteermittlung


Unterscheidung von Gewinn- und Überschusseinkünften führt zu Dualismus der
Einkünfteermittlung. Grds. wird bei Gewinneinkünften im Wege des
Betriebsvermögensvergleichs (Bilanzierung) Wertveränderung der Wirtschaftsgüter sowie
Gewinne aus Veräußerung von Wirtschaftsgütern und des Betriebes der Einkommensteuer
unterworfen (§ 4 Abs 1 EStG). Bei Überschusseinkünften werden Einnahmen und
Werbungskosten (§§ 15 f EStG) im Wege der Überschussrechnung einander nach dem Zu- und
Abflussprinzip (§ 19 EStG) gegenübergestellt. Grds. bleiben Wertveränderungen
ausgenommen Einkünfte aus privater Grundstücksveräußerung, Spekulationsgeschäfte und
Veräußerung von Kapitalvermögen im außerbetrieblichen Bereich außer Ansatz.

Bei Gewinn- und Überschusseinkünfte handelt es sich um Nettogrößen. Allerdings wird


gelegentlich auch der Bruttobetrag der Besteuerung unterworfen, ohne dass dabei ein
Abzug von Aufwendungen zulässig ist (zB bei der KESt).

3 Betriebsausgaben und Werbungskosten


Betriebsausgaben § 4 Abs 4 EStG „Aufwendungen oder Ausgaben, die durch den Betrieb
veranlasst sind“.
§ 16 EStG Werbungskosten „Aufwendungen oder Ausgaben zur Erwerbung, Sicherung oder
Erhaltung der Einnahmen“.
Bei allen Aufwendungen ist zu unterscheiden, ob sie der Einkommenserzielung oder der
Einkommensverwendung dienen. Betriebsausgaben + Werbungskosten dienen der
Einkommenserzielung → abzugsfähig. Sind bei Ermittlung der Einkünfte zu berücksichtigen
und mindern das steuerpflichtige Einkommen.
Rechtsprechung neigt zu sehr groben Typisierungen und lässt zB Mischaufwendungen, die
sowohl betrieblich als auch privaten Charakter haben, im Regelfall gar nicht zum Abzug zu.

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Kosten der Lebensführung: betrifft Privatausgaben, die auch dem Beruf dienen und/oder fördern. Bei nicht
einwandfreier Trennbarkeit von Berufs- und Privataufwand herrscht absolutes Abzugsverbot.

Arbeitszimmer: Aufwendungen und Ausgaben für ein Arbeitszimmer und dessen Einrichtung im
Wohnungsverband stellt Abzugsverbot dar. §20 Abs 1 Z 2 lit d EStG. Bildet Arbeitszimmer Mittelpunkt der
Tätigkeit für betreffende Einkunftsquelle, so sind die darauf entfallenden Aufwendungen und Ausgaben
einschließlich Kosten für Errichtung abzugsfähig.

Repräsentationsaufwand: von 1.7-31.12.2020 erhöht sich abzugsfähiger Anteil auf 75% (§ 124b Z 354
EStG).

IV. SONDERAUSGABEN UND AUßERGEWÖHNLICHE BELASTUNGEN

1 Sonderausgaben (§ 18 EStG)
Sind vom Gesamtbetrag der Einkünfte gleich wie außergewöhnliche Belastungen (§§ 34 und
35 EStG) und der Freibetrag nach § 105 EStG abzuziehen, um zum Einkommen zu gelangen /§
2 Abs 2 EStG), auf das der Tarif (§ 33 EStG) anzuwenden ist.

Sonderausgaben: grds. Privatausgaben, Gesetzgeber hat einkommensmindernde Wirkung


beigemessen.
Versicherungsprämien (§ 18 Abs 1 Z 2 EStG) Nur für vor dem 1.1.2016 abgeschlossene Verträge
(läuft mit 2020 aus)
Freiwillige Weiterversicherung + Nachkauf von Weiterhin Sonderausgaben und abzugsfähig
Versicherungszeiten in der gesetzlichen PV,
vergleichbare Beiträge an Versorgungs- und
Unterstützungseinrichtungen der Kammern für
selbständig Erwerbstätige (§ 18 Abs 1 Z 1a EStG)
Wohnraumschaffung und -sanierung Wenn vor dem 1.1.2016 begonnen wurde (nur
(§ 18 Abs 1 Z 3 EStG) noch bis 2020 anzuwenden § 124b Z 285 EStG)
Kirchenbeitrag (§ 18 Abs 1 Z 5 EStG) Maximal 400 EUR jährlich
Steuerberatungskosten (§ 18 Abs 1 Z 6 EStG) Sonderausgaben abzugsfähig
Renten und dauernde Lasten
Zuwendungen an Universitäten und ähnliche Sonderausgaben abzugsfähig
Einrichtungen zur Durchführung von
Forschungsaufgaben oder Erwachsenenbildung
dienenden Lehraufgaben (§ 18 Abs 1 Z 7 lit a EStG)
Spenden an Körperschaften, die mildtätige Zwecke Sonderausgaben abzugsfähig; höchstens mit 10%
verfolgen, Entwicklungs- und Katastrophenhilfe, des Gesamtbetrages der Einkünfte des Spenders
Tierschutz (§ 18 Abs 1 Z 7 lit b EStG) beschränkt. Spenden die vom Spender gem. § 4a
EStG als Betriebsausgaben geltend gemacht
wurden sind in 10% miteinzubeziehen.
Beiträge gem. § 18 Abs 1 Z 1a und Z 5 EStG sowie Zuwendungen § 18 Abs 1 Z 7 bis 9 EStG sind ab 2017
nur dann als Sonderausgaben zu berücksichtigen, wenn dem Empfänger Vor- und Zunamen und
Geburtsdatum des Leistenden bekanntgegeben werden und eine Datenübermittlung von den
Empfängern der Beiträge und Zuwendungen an die Abgabenbehörde erfolgt (§ 18 Abs 8 EStG).

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Verlustabzug (§ 18 Abs. 6 EStG): auch steuerlicher Verlustabzug genannt, stellt


Sonderausgabe dar. Vom Verlustausgleich zu trennen (positive und negative Ergebnisse einer
Periode werden ausgeglichen). Verlustabzug dient dem Ausgleich zwischen den
Besteuerungsperioden. Trägt dazu bei, die Härten des Periodenprinzips abzumildern.
Unternehmen GJ 1 Verlust 100; GJ 2 Gewinn 100 = Verlustabzug für GJ 2 ist 100 aus GJ 1.
Unterscheidung zu Verlustvortrag im Unternehmensrecht. Im Steuerrecht werden Verluste
aus vorangegangenen Perioden vom gesondert ermittelten Gesamtbetrag der Einkünfte
abgezogen und verringern somit die Steuerlast.
Im Gegensatz zu Verlustausgleich: nur für ein Kalenderjahr

Verlustabzug gem. § 18 Abs 6 EStG ist an folgende Voraussetzungen gebunden:


• Verluste müssen aus betrieblicher Einkunftsart stammen.
• Verluste müssen in einem vorangegangenen Jahr entstanden sein.
• Sie dürfen nicht bereits in den Vorjahren berücksichtigt worden sein. Verlust muss
frühestmöglich verrechnet werden. War Ausgleich oder Vortrag der Verluste bereits
in vorangegangenes Jahr möglich, darf Verlust nicht mehr geltend gemacht werden.
• Verlustvortrag = höchstpersönliches Recht, steht grds. nur jenem Steuerpflichtigen zu,
der ihn selbst erwirtschaftet hat.
• Verluste müssen durch ordnungsgemäße Buchführung oder durch ordnungsgemäße
Einnahmen-Ausgaben-Rechnung (Gewinnermittlung nach § 4 Abs 3 EStG) ermittelt
worden sein VfGH hat fehlende Verlustvortragsmöglichkeit aus Vermietung und
Verpachtung als verfassungswidrig angesehen. Gesetzgeber hat für Einkünfte daraus
in § 28 Abs 3 EStG eine zusätzliche Verteilungsmöglichkeit von Absetzungen für
außergewöhnliche Abnutzung und andere außergewöhnliche Aufwendungen auf 15
Jahre vorgesehen. Verlustvortragsmöglichkeit besteht weiterhin nicht.
• Vertragsfähigkeit auf unbeschränkte Dauer (§ 18 Abs 6 EStG)

2 Außergewöhnliche Belastungen (§ 34 EStG)


= private Ausgaben, denen sich der Steuerpflichtige nicht entziehen kann und die seine
Leistungsfähigkeit besonders hart treffen. §§ 34 und 35 EStG: Belastungen, die
• außergewöhnlich sind (höher als jene, die der Mehrzahl der Steuerpflichtigen gleicher
Einkommens- und Vermögensverhältnisse erwachsen)
• zwangsläufig erwachsen sind (Belastungen, denen man sich aus tatsächlichen,
rechtlichen oder sittlichen Gründen nicht entziehen kann)
• und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit wesentlich beeinträchtigen (bei
Übersteigen des Selbstbehaltes - allgemein zwischen 6% und 12% des Einkommens) –
Aufwendungen ohne Berücksichtigung eines Selbstbehaltes sind zB. Aufwendungen
zur Beseitigung von Katastrophenschäden gem. § 34 Abs 6 TS 1 EStG, auswärtige
Berufsausbildung eines Kindes, Adoptionskosten bei nicht freiwillig herbeigeführter
Fortpflanzungsunfähigkeit – Sonderregelungen §§ 34 Abs 6-8, 35 EstG)
• Außergewöhnliche Belastung muss vermögensmindernd sein
• Sonderregelungen (§ 34 Abs. 6 bis 8 sowie § 35 EStG)
o Keine Mehrbelastungsgrenze z.B. bei Katastrophenschäden und auswärtiger
Berufsausbildung eines Kindes (mangels nahegelegener
Ausbildungsmöglichkeit)

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V. TARIF UND ABSETZBETRÄGE

1 Der Normaltarif
Einkommensteuertarif (§ 33 EStG) ist
progressiv gestaltet.

Einkommen Einkommensteuer in Euro


11.000 und darunter 0
Über 11.000 bis 18.000 (Einkommen – 11.000) x 1.400 /: 7.000
Über 18.000 bis 31.000 (Einkommen – 18.000) x 4.550 /: 13.000 + 1.400
Über 31.000 bis 60.000 (Einkommen – 31.000) x 12.180 /: 29.000 + 5.950
Über 60.000 bis 90.000 (Einkommen – 60.000) x 18.130 /: 30.000 + 18.130
Über 90.000 bis 1 Million-Euro (in den (Einkommen – 90.000) x 455.000 /: 910.000 +
Kalenderjahren 2016 bis 2015) 32.530
Über 1 Million-Euro (in den Kalenderjahren 2016 (Einkommen – 1.000.000) x 0,55 + 487.530
bis 2015)

Die prozentuelle Belastung des gesamten Einkommens (Durchschnittssteuersatz) lässt sich


nicht direkt aus dem Gesetz ablesen. § 33 Abs 10 EStG → bei der Berechnung des
Durchschnittssteuersatzes ist die Einkommensteuer nach Berücksichtigung der Abzüge durch
das zu versteuernde Einkommen zu dividieren. Durchschnittssteuersatz ist niedriger als
Grenzsteuersatz.
Grenzsteuersatz = Steuersatz, mit dem bei einem gegebenen Einkommen ein zusätzlicher
Euro an Einkommen besteuert werden würde.

2 Tarifbegünstigungen
Tarif ist an sich unabhängig von Einkunftsart anzuwenden. Es existieren Tarifbegünstigungen,
die ausschließlich dann zum Tragen kommen, wenn Einkünfte aus einer bestimmten
Einkunftsart vorliegen.
zB Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit → bestimmte sonstige Bezüge wie 13.+14. Monatsbezug sowie
Abfertigung, Abfindung, wird einen ermäßigten Steuersatz unterworfen (§ 67 EStG). Begünstigter
Steuersatz (13+14 Gehalt) 6% nur bis Jahresbrutto inkl. SZ 185.000, bis 360.000 27%, bis 594.000 35,75%. §
67 Abs 1 EStG – feste Steuersätze. Über 594.000 nach laufendem Tarif zu besteuern (jene über 83.333 § 67
Abs 10 EStG).

3 Ermäßigungen der Progression


Progressiver Tarif kann unter bestimmten
Voraussetzungen ermäßigen. Ermäßigung der
Progression § 37 EStG
− Besteuerung zum halben
Durchschnittsteuersatz (§ 37 Abs 1 EStG)

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− Verteilungsbegünstigung durch Verteilung der Einkünfte auf drei oder fünf Jahre (§ 37
Abs 2 und 3 EStG)

ZB. Verkauf einer 50%-igen OG.Gesellschafter Beteiligung.


Veräußerungsgewinn iHv 12.000. Ihm steht folgende
steuerliche Gestaltungsmöglichkeit zur Verfügung:
− Freibetrag gem. § 24 Abs 4 EStG (steht nicht zu
wenn er von Progressionsermäßigung gebraucht
macht)
− Verteilungsbegünstigung gem. § 37 Abs 2 EStG
(Veräußerungsgewinn gleichmäßig auf 3 Jahre
verteilen) oder
− Tarifbegünstigung gem. § 37 Abs 5 EStG (halber
Durchschnittssatz § 37 Abs 1 TS 1 iVm Abs 5 Z 3 EStG)

4 Sondersteuersatz für Einkünfte aus Kapitalvermögen und Einkünfte aus privaten


Grundstücksveräußerungen
Einkünfte aus Kapitalvermögen grds.
besonderer Steuersatz von 27,5%
Geldeinlagen und nicht verbriefte sonstige
Forderungen bei Kreditinstituten
(ausgenommen Ausgleichszahlungen und
Leihgebühren nach § 27 Abs 5 Z 4 EStG) →
besonderer Steuersatz von 25% kommt zur
Anwendung (§ 27a Abs 1 Z 1 EStG). Einkünfte
sind weder bei Ermittlung des
Gesamtbetrags der Einkünfte, noch bei Einkommensermittlung gem. § 2 Abs 2 EStG zu
berücksichtigen – wirken nicht progressionserhöhend (§ 27a Abs 1 EStG). Nicht sämtliche
Einkünfte aus Kapitalvermögen unterliegen der besonderen Besteuerung – z.B. Einkünfte aus
privat vergebenen Darlehen oder echten stillen Beteiligungen (vgl § 27a Abs 2 Z 1 und 3 EStG).
Anstelle des besonderen Steuersatzes kann auf Antrag der allgemeinen Steuertarif
angewendet werden (§ 27a Abs 5 EStG). Option zur Regelbesteuerung nur für sämtliche
Einkünfte die dem besonderen Steuersatz nach § 27a Abs 1 EStG unterliegen.

Einkünfte aus Veräußerung von privaten Grundstücken unabhängig von deren Behaltedauer
sind steuerpflichtig und werden einem Sondersteuersatz iHv 30% unterworfen (§ 30a EStG).
Einkünfte beeinflussen nicht die Ermittlung des Gesamtbetrags der Einkünfte, die des
Einkommens + wirken nicht progressionserhöhend (§ 30a Abs 1 EStG). § 30a Abs 2 EStG → auf
Antrag kann Regelsteuersatz angewendet werden. Dann erfasst Ausübung der
Regelbesteuerungsoption sämtliche dem Sondersteuersatz unterliegende Einkünfte.

Sondersteuersatz auch, wenn Kapitalvermögen oder Grundstück (auch Betriebsgrundstück) im


Betriebsvermögen gehalten wird. Gilt nicht, wenn zB. die Erzielung von Einkünften aus realisierten
Wertsteigerungen von Kapitalvermögen und Derivaten einen Schwerpunkt der betrieblichen Tätigkeit des
Steuerpflichtigen darstellt oder dieser ein gewerblicher Grundstückshändler ist (vgl § 27a Abs 4 zweiter Satz
und § 30a Abs 3 Z 1 EStG). Im betrieblichen Bereich kommt es bei Grundstücksveräußerung und realisierten
Wertsteigerungen von Kapitalvermögen und Derivaten zu keiner Steuerabgeltung (§ 97 Abs 1 lit a und §
30b Abs 3 iBm Abs 5 EStG) → Veräußerungsvorgänge zwingend in Steuererklärung aufzunehmen.

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5 Absetzbeträge
Gesetzgeber berücksichtigt besondere Situation oder besondere Lasten bestimmter
Steuerpflichtiger – familien- und sozialpolitische Zielsteuerung:
• Kinderabsetzbetrag: § 33 Abs 3 EStG, Steuerpflichtige, die Familienbeihilfe beziehen
steht ein Kinderabsetzbetrag zu. Wird mit Familienbeihilfe gemeinsam ausbezahlt.
Führt zu keiner Steuerentlastung, sondern zur Erhöhung der Familienbeihilfe. Lebt
Kind nicht in AT sondern in EU, EWR oder Schweiz, wird Höhe des Absetzbetrags an
Preisniveau des Wohnsitzes angepasst (indexiert) § 33 Abs 3 Z 2 EStG.
• Familienbonus Plus (echter Absetzbetrag): Steuerpflichtige, die Familienbeihilfe
beziehen (§ 33 Abs 3a EStG). Beträgt bis zur Vollendung des 18 Lj. 1.500 EUR pro Jahr
und max. bis zum Betrag er tarifmäßigen Steuer. Ab 18 Lj. Reduziert sich der Betrag auf
500,16 EUR pro Jahr. Wie bei Kinderabsetzbetrag wird Bonus für in EU, EWR und
Schweiz lebende Kinder indexiert (§ 33 Abs 3a Z 2 EStG). Vermindert Tarifsteuer auf
maximal 0 – wird nicht gutgeschrieben (§ 33 Abs 2 Z 1 EStG).
• Alleinverdienerabsetzbetrag: Steuerpflichtige mit mind. einem Kind, mehr als 6
Monate im KJ verheiratet oder eingetragener Partner, von ihren unbeschränkt
steuerpflichtigen Ehegatten/Partner nicht dauernd getrennt lebend oder mehr als 6
Monate mit einer unbeschränkt steuerpflichtigen Person in Lebensgemeinschaft leben
– steht Alleinverdienerabsetzbetrag zu. Voraussetzung: (Ehe-)Partner höchsten 6.000
EUR im Jahr verdient. Alleinverdiener nur für einen (Ehe-)Partner. § 33 Abs 4 Z 1 EStG.
• Alleinerzieherabsetzbetrag: Steuerpflichtige, die nicht in einer Gemeinschaft mit
einem (Ehe-) Partner leben und Kinder haben erhalten einen
Alleinerzieherabsetzbetrag (§ 33 Abs 4 Z 2 EStG).
• Unterhaltsabsetzbetrag: Für jemanden, der unterhaltspflichtig gegenüber einem nicht
im selben Haushalt lebenden Kind ist (§ 33 Abs 4 Z 3 EStG).
Alleinverdiener, Alleinerzieher und Unterhaltsabsetzbetrag wird bei in einem anderen
Mitgliedsstaat der EU, EWR oder Schweiz lebenden Kindern indexiert.
• Kindermehrbetrag: Für Steuerpflichtige, die Alleinverdiener-
/Alleinerzieherabsetzbetrag haben und niedrige Einkünfte aufweisen → es steht ein
Kindermehrbetrag zu (§ 33 Abs 7 EStG). Voraussetzung, das Einkommen vor
Berücksichtigung der Absetzbeträge weniger als 250 EUR bei einem Kind, also 500 EUR
bei zwei Kindern etc. beträgt. Für Kinder die in EU, EWR oder Schweiz leben sind Grenzen
wieder zu indexieren. Höhe des Kindermehrbetrages = Differenz zwischen Betragsgrenze und
Tarifsteuer nach § 33 Abs 1 EStG, die durch Absetzbeträge auf 0 verringert wird. Im Ergebnis
wird Mindestentlastung von 250 EUR pro Kind in AT erreicht.

• Verkehrsabsetzbetrag und Pensionistenabsetzbetrag: Bereich Einkünfte aus nicht


selbständiger Arbeit → unter bestimmten Voraussetzungen gewährt (§ 33 Abs 5 und
6 EStG). Nicht für Gewerbetreibende.

• Freibetrag: mindert das steuerpflichtige Einkommen. Umfang hängt davon ab, in


welcher Progressionsstufe sich der Steuerpflichtige befindet.
• Absetzbetrag (§ 33 EStG): von Progressionswirkung unabhängig, reduziert unmittelbar
den Steuerbetrag. Wirkt nicht oder nur gemindert, wenn der Steuerpflichtige
überhaupt kein oder ein geringes Einkommen hat so dass der Absetzbetrag höher als
der Steuerbetrag ist. Gesetzgeber schreibt gewisse Absetzbeträge sogar gut, wenn
sonst die Einkommenssteuer negativ wäre (Negativsteuer, siehe § 33 Abs 8 EStG).

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Einführung in das Steuerrecht

VI. ERHEBUNGSFORMEN DER EINKOMMENSTEUER

1 Die Veranlagung § 39 EStG


Steuerpflichtiger muss nach Ende des Kalenderjahres
eine Einkommenssteuererklärung abgeben. Es kommt
schon während des KJ zu vierteljährlich fälligen
Vorauszahlungen, die sich an geschätzte Höhe des
Einkommens oder zuletzt festgestellte Einkommen
orientieren. Differenz zwischen Bescheid festgesetzten
Einkommenssteuer und geleisteten Vorauszahlungen
führt entweder zur Abschlusszahlung oder zu einer
Gutschrift (vgl § 46 EStG).

2 Die Lohnsteuer § 47 EStG


Erhebungsform der Einkommenssteuer. Bei Einkünften aus nichtselbständiger Arbeit wird die
Einkommenssteuer grds. im Wege des Abzugs vom Arbeitslohn erhoben. Dann, wenn
Arbeitgeber im Inland über eine Betriebsstätte verfügt. Pflicht ist auch für (ausländische)
Arbeitgeber möglich, die über keine Betriebsstätte im Inland verfügen (§ 47 Abs 1 lit a und c
EStG). Reihe von Sondervorschriften, die insbesonders die sonstigen Bezüge, Zulagen und
Sachbezüge betreffen.

Lohnsteuer ist Erhebungsform der Einkommenssteuer der AN, dennoch trifft AG die
Verpflichtung, die Lohnsteuer zu berechnen, einzubehalten und an Finanzamt abzuführen.
Steuerschuldner bleibt AN. AG = Entrichtungspflichtiger. Arbeitnehmer erhält nur Netto
ausbezahlt. Arbeitgeber trifft für Lohnsteuer die Haftung = hat gegenüber Finanzamt für den
zutreffenden Einbehalt der Lohnsteuer einzustehen. Arbeitnehmer kann als Steuerschuldner
unmittelbar in Anspruch genommen werden, wenn er und der Arbeitgeber vorsätzlich
zusammenwirken, um sich einen gesetzwidrigen Vorteil zu verschaffen, der eine Verkürzung
der Lohnsteuer bewirkt (§ 83 Abs 3 EStG).

Arbeitnehmer ist unmittelbar in Anspruch zu nehmen, wenn zB (vgl § 83 Abs 3 EStG iVm § 41
EStG):
• Andere Einkünfte über € 730,00 bezogen wurden (§ 41 Abs 1 Z 1 EStG)
• Im Kalenderjahr gleichzeitig zwei
oder mehrere
lohnsteuerpflichtige Einkünfte
bezogen wurden (mehrere
Arbeitgeber – § 41 Abs 1 Z 2 EStG)
• AN eine unrichtige Erklärung
abgegeben hat (§ 41 Abs 1 Z 6 und
7 EStG)
• Veranlagung auf Antrag
durchgeführt wird (§ 41 Abs 2 Z 1
EStG)

Verpflichtung zur Veranlagung nur dann, wenn neben lohnsteuerpflichtigen Bezügen aus
weitere Einkünfte bezogen werden oder Bezüge aus mehreren DVH zufließen. Für

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Einführung in das Steuerrecht

Lohnsteuerpflichtige besteht Möglichkeit, Einkommen freiwillig zu veranlagen, wenn dies für


ihn vorteilhaft ist (sog Antragsveranlagung).

Finanzamt hat von Amts wegen eine antragslose Arbeitnehmerveranlagung vorzunehmen, wenn bis
Ende des Monats Juni keine Abgabeerklärung für das vorangegangenen Veranlagungsjahr eingereicht
wurde und folgende Voraussetzungen vorliegen (§ 41 Abs 2 Z 2 EStG):
• Aus Aktenlage ist anzunehmen, dass der Gesamtbetrag der zu veranlagenden Einkünfte
ausschließlich aus lohnsteuerpflichtigen Einkünften besteht (§ 41 Abs 2 Z 2 lit a TS 1 EStG).
• Aus Veranlagung resultiert eine Steuergutschrift (§ 41 Abs 2 Z 2 lit a TS 2 EStG).
• Aus Aktenalge ist nicht anzunehmen, dass die zustehende Steuergutschrift höher ist als jene,
die sich aufgrund der übermittelten Daten gem. § 18 Abs 9, § 35 Abs 8 und § 84 EStG ergeben
würde (§ 41 Abs 2 Z 2 lit a TS 3 EStG).

3 Die Kapitalertragsteuer (KESt) § 93 ff EStG


Kapitalertragssteuer (KESt) =
Einkommenssteuer von inländischen
Einkünften aus Kapitalvermögen. Wird durch
Abzug vom Kapitalertrag erhoben. Schuldner der
Kapitalerträge hat die KESt iHv 27,5% bzw. im
Falle von Einkünften aus Geldeinlagen bei
Kreditinstituten iHv 25% einzubehalten. KESt
unterliegen Kapitalerträge ohne Abzug und sie
ist daher vom Bruttobetrag der Kapitaleinkünfte
zu berechnen.

KESt wird zB. eingehoben von:


• Inländischen Gewinnanteilen (Dividenden) aus Aktien und GmbH-Anteilen sowie
gleichartigen Bezügen aus Anteilen an inländischen Erwerbs- und
Wirtschaftsgenossenschaften.
• Zinserträgen aus Forderungswertpapieren, die über ein inländisches Kreditinstitut
gehalten werden
• Einkünfte aus realisierten Wertsteigerungen von Kapitalvermögen und Einkünften aus
Derivaten, wenn Abwicklung über ein Depot bei einem inländischen Kreditinstitut
erfolgt.

Inländische Einkünfte: wenn bei Überlassung von Kapital die auszahlende Stelle im Inland ist,
Schuldner der Kapitalerträge hat Wohnsitz bzw. Geschäftsleitung oder Sitz im Inland oder
inländische Zweigstelle eines ausländischen Kreditinstituts. Bei Einkünften aus realisierter
Wertsteigerung von Kapitalvermögen und bei Einkünften aus Derivaten richtet sich
Beurteilung danach, ob sich die auszahlende oder depotführende Stelle im Inland befindet (vgl
§ 93 Abs 2 EStG). Empfänger der Kapitalerträge = Steuerschuldner, Stellen sind nur zum Abzug
der KESt verpflichtet!

Ausländische Kapitalerträge: können der KESt unterliegen, wenn sie von einer inländischen
Stelle ausbezahlt werden. Ausländische Einkünfte, die nicht von inländischer Stelle ausbezahlt
werden unterliegen dem besonderen Steuersatz iHv 27,5% oder 25% (§ 27a Abs 1 EStG).

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Einführung in das Steuerrecht

Endbesteuert (§ 97 EStG) bei gewissen Kapitaleinkünften. Kapitalerträge sind nicht in die


Einkommenssteuererklärung aufzunehmen. Ausgaben (wie zB Depotgebühren) kürzen nicht
die Bemessungsgrundlage (KESt von
Bruttobetrag).

Möglichkeit, auf Antrag des


Steuerpflichtigen die Einkünfte aus
Kapitalvermögen in die Tarifbesteuerung
miteinzubeziehen (§ 97 Abs 1 EStG iVm §
27a Abs 5 EStG).

4 Die Immobilienertragsteuer (Immo-ESt) § 30b EStG


Einkünfte aus privater Veräußerung von Grundstücken unabhängig der Behaltedauer sind
besonderen Steuersatz iHv 30% unterworfen.
Begriff Grundstück: Grund und Boden, als auch Gebäude (inkl. Superädifikat = Gebäude auf
fremden Grund) und Rechte, die den Vorschriften des bürgerlichen Rechts über Grundstücke
unterliegen (grundstücksgleiche Rechte wie zB Baurechte an fremden Grundstücken).
Von Besteuerung nach § 30 EStG befreit: Veräußerung von Eigenheim und
Eigentumswohnung, wenn diese seit Anschaffung oder Herstellung (Fertigstellung) mind. 2
Jahre durchgehend oder innerhalb der
letzten 10 Jahre vor Veräußerung mind. 5
Jahre durchgehend als Hauptwohnsitz
gedient hat und dieser tatsächlich
aufgegeben wird. Auch befreit:
Veräußerung selbst hergestellter
Gebäude, soweit sie in den letzten 10
Jahren nicht zur Einkünfteerzielung
genutzt wurden, sowie Veräußerungen in
Folge eines behördlichen Eingriffs oder
zur Vermeidung eines drohenden
Eingriffs (vgl § 30 Abs 2 EStG).

Bemessungsgrundlage: Unterschiedsbetrag
zwischen dem Veräußerungserlös und den
gegebenenfalls zu adaptierenden
Anschaffungskosten. Einkünfte sind um die für die
Mitteilung oder Selbstberechnung gem. § 30c EStG
anfallenden Kosten und um anlässlich der Veräußerung
entstehenden Minderbeträge aus
Vorsteuerberechtigungen gem. § 6 Z 12 EStG zu
vermindern.
Mit Verlusten aus privaten Grundstücksveräußerungen ausgleichsfähig, Verlustüberhang ist nur zu
60% und nur mit Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung, die mit Grundstück zusammenhängen,
ausgleichsfähig. Verlust ist gleichmäßig auf 15 Jahre zu verteilen. Auf Antrag kann Verlustausgleich zur
Gänze im Verlustentstehungsjahr in Anspruch genommen werden. Ausgleichsverbot gilt auch, wenn
Steuerpflichtiger zur Besteuerung mit Regelsteuersatz optiert hat.

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Einführung in das Steuerrecht

Immobiliensteuer = Abzugsteuer mit Abgeltungswirkung. Immo-Steuer muss durch


Parteienvertreter iSd Grunderwerbsgesetzes berechnet und abgeführt werden (§ 30b Abs 1
iVm § 30c Abs 2 Z 2 EStG). Mit Entrichtung gilt Einkommenssteuer auf private
Grundstücksveräußerungen als abgegolten (§ 30b Abs 2 EStG). Immo-Steuer ist bis zum 15.
Tag des zweitfolgenden Kalendermonats, der auf den Monat des Zuflusses folgt, zu leisten.
Parteienvertreter haften für Entrichtung der Steuer (§ 30c Abs 3 EStG).

5 Abzugsteuer für Leitungsrechte § 107 EStG


Einkünfte im Zusammenhang mit Einräumung von Leitungsrechten unterliegen einer
Abzugssteuer iHv 10% (§ 107 EStG). Leitungsrecht = das einem Infrastrukturbetreiber (zB
Elektrizität oder Erdgasunternehmen) eingeräumte Recht, Grund und Boden zur Errichtung
und zum Betrieb von ober- und unterirdischen Leitungen im öffentlichen Interesse zu nutzen.
Zu Einkünften zählen sämtliche von Grundstückseigentümern oder
Grundstücksbewirtschaftern für die Rechtseinräumung erhaltenen Zahlungen.
Bemessungsgrundlage = bezahlter Betrag ohne jeden Abzug. Steuer mit Abgeltungswirkung.
Wirken nicht progressionserhöhend, außer Regelbesteuerung wird beantragt. Abzugspflicht
trifft Schuldner der Einkünfte (dh Infrastrukturbetreiber). Abzugsverpflichtete haftet für
Entrichtung der Steuer und hat sie am 15.02 des Folgejahres an Finanzamt abzuführen.

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Einführung in das Steuerrecht

Modul 2: Die steuerliche Gewinnermittlung (16-25)

I. Der steuerliche Gewinn bei den betrieblichen Einkunftsarten


Erste drei Einkunftsarten → betrieblichen Einkunftsarten – Gewinn wird ermittelt (§ 2 Abs 4
Z 1 EStG).
Übrige vier Einkunftsarten → außerbetriebliche Einkunftsarten – der Überschuss der
Einnahmen über die Werbungskosten wird ermittelt (§ 2 Abs 4 Z 2 EStG).

Gewinnermittlung nach Periodengedanken geprägt. Betriebseinnahmen- und ausgaben


werden nicht der Periode zugeordnet, in der sie bezahlt werden, sondern jener Periode, zu
der sie nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten gehören.

Außerbetriebliche Einkünfte → Zufluss-Abfluss-Prinzip (§ 19 EStG)

Einfache Gewinnermittlung gem § 4 Abs 3 EStG ist der Überschussermittlung sehr ähnlich,
allerdings nur hinsichtlich Zufluss-Abfluss-Prinzip. Sonst gelten für Gewinnermittlung nach § 4
Abs 3 EStG dieselben Regeln wie für Gewinnermittlung nach § 4 Abs 1 EStG.

Gem § 4 Abs 1 EStG ist Gewinn Unterschiedsbetrag zwischen Betriebsvermögen am Schluss


des Wirtschaftsjahres und Betriebsvermögen am Schluss des vorangegangenen
Wirtschaftsjahres, vermehrt um Entnahmen und vermindert um Einlagen. Gewinnermittlung
hat daher grds. durch Bilanzierung (§ 125 BAO, Betriebsvermögensvergleich) zu erfolgen.

Bei Steuerpflichtigen, die nach § 189 UGB oder anderen bundesgesetzlichen Vorschriften der
Pflicht zur Rechnungslegung unterliegen UND Einkünfte aus Gewerbebetrieb (§ 23 EStG)
beziehen, wird Gewinnermittlung § 4 Abs 1 EStG durch § 5 Abs 1 EStG modifiziert: zusätzlich
unternehmensrechtliche Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung sind maßgebend.

Vereinfachte Form der Gewinnermittlung § 4 Abs 3 EStG: keine gesetzliche Verpflichtung zur
Rechnungslegung + Bücher nicht freiwillig geführt werden = als Gewinn darf Überschuss der
Betriebseinnahmen über die Betriebsausgaben angesetzt werden.

Gewinn für ein Wirtschaftsjahr → Wirtschaftsjahr grds Kalenderjahr (§ 2 Abs 5 zweiter Satz
EStG). Buchführende Land- und Forstwirte und rechnungslegungspflichtige
Gewerbetreibende (§ 5 EStG) dürfen ein vom Kalenderjahr abweichendes Wirtschaftsjahr
haben (§ 2 Abs 5 dritter Satz EStG). Umfasst Zeitraum von 12 Monaten. Kürzer nur wenn
Betrieb eröffnet oder aufgegeben wird oder Wirtschaftsjahr auf einen anderen Stichtag
umgestellt wird (§ 2 Abs 6 EStG). Bei abweichendem Wirtschaftsjahr ist Gewinn bei Ermittlung
des Einkommens des Steuerpflichtigen für jenes Kalenderjahr zu berücksichtigen, in dem das
Wirtschaftsjahr endet (§ 2 Abs 5 letzter Halbsatz EStG).

Änderung des Wirtschaftsjahres (mit Zwischenschaltung eines „Rumpfwirtschaftsjahres“):


Umstellung nur, wenn gewichtige betriebliche Gründe vorliegen und Finanzamt vorher
bescheidmäßig zugestimmt hat. Finanzamt darf nicht willkürlich vorgehen, muss zustimmen,
wenn solche Gründe vorliegen. Erzielung eines Steuervorteils ist kein gewichtiger
betrieblicher Grund (vgl § 2 Abs 7 EStG).

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Einführung in das Steuerrecht

II. Die unterschiedlichen Gewinnermittlungsarten

1 Die Gewinnermittlung nach § 4 Abs 1 EStG

Vorschriften des § 4 Abs 1 EStG →


Vergleich des Betriebsvermögens am
Schluss des Wirtschaftsjahres, mit dem
Betriebsvermögen am Schluss des
vorangegangenen Wirtschaftsjahres.
Differenz – neutralisiert um Einlagen und
Entnahmen = Gewinn.
Eigenkapital nach UGB verändert sich
durch Erträge und Aufwendungen, das
Betriebsvermögen verändert sich
steuerlich um Betriebseinnahmen und
Betriebsausgaben.
Betriebsausgaben: Aufwendungen/Ausgaben, die durch Betrieb veranlasst sind. Nur jene
veranlassten Aufwendungen sind steuerlich abzugsfähig, die
• nicht unter ein Abzugsverbot fallen (insbesondere § 20 EStG),
• nicht als Aufwendungen für ein Wirtschaftsgut von der Aktivierungspflicht erfasst
werden und
• nicht durch den Betriebsausgabenkatalog (§ 4 Abs 4 bis 12 EStG) und durch die §§ 5
bis 14 EStG modifiziert werden.
Steuerpflichtige Betriebseinnahmen: alle Zugänge in Geld oder Geldeswert sind zu erfassen,
die durch den Betrieb veranlasst sind. Betriebseinnahmen können durch eine Steuerbefreiung
(zB § 3 EStG) steuerfrei gestellt werden.

Betriebsvermögen besteht aus einzelnen Wirtschaftsgütern.


Wirtschaftsgüter: alle im wirtschaftlichen Verkehr nach der Verkehrsauffassung selbständig
bewertbare Güter jeder Art.

Betriebsvermögen verändert sich analog zum UGB erfolgsneutral um Entnahmen und


Einlagen.
Entnahmen: alle nicht betrieblich veranlassten Abgänge von Werten
Einlagen: alle Zuführungen von Wirtschaftsgütern aus dem außerbetrieblichen Bereich (§ 4
Abs 1 dritter und vierter Satz EStG).

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Einführung in das Steuerrecht

Betriebsvermögensvergleich: nur Wirtschaftsgüter des Betriebsvermögens sind anzusetzen.


Nutzung kann zu außerbetrieblichen Einkünften, nicht aber zu Gewinneinkünften führen. Bei
Zuordnung zu Betriebs- oder Privatvermögen werden folgende Kategorien unterschieden:
• Notwendiges Betriebsvermögen: Wirtschaftsgüter, die objektiv erkennbar zum
Einsatz im Betrieb bestimmt und ihm auch tatsächlich dienen.
• Notwendiges Privatvermögen: Wirtschaftsgüter, die objektiv erkennbar der privaten
Bedürfnisbefriedigung dienen.
• Sonstiges Privatvermögen: Wirtschaftsgüter, die weder zum notwendigen
Betriebsvermögen noch zum notwendigen Privatvermögen gehören und nicht als
gewillkürtes Betriebsvermöge behandelt werden.
• Gewillkürtes Betriebsvermögen: Wirtschaftsgüter, die weder notwendiges
Privatvermögen noch notwendiges Betriebsvermögen sind, jedoch durch Widmung
(Einlage) zum Betriebsvermögen erklärt werden. Voraussetzung: Wirtschaftsgut ist in
irgendeiner Weise dem Betrieb förderlich. Gewillkürtes Betriebsvermögen kann nur
der § 5-Gewinnermittler (rechnungslegungspflichtiger Gewerbetreibender) haben.

Gemischte Nutzung: Nutzung von Wirtschaftsgütern sowohl für betriebliche als auch für
private Zwecke erfolgt Zuordnung nach Überwiegensprinzip. Bei unbeweglichem Vermögen
erfolgt anteiligen Zuordnung zum Betriebs- und Privatvermögen. Aufteilung unterbleibt, wenn
betrieblich oder privat genutzter Anteil des Gebäudes weniger als 20% oder mehr als 80%
beträgt (sogenannte 80/20 Regel) oder es zur zeitlich abwechselnden Nutzung derselben
Grundstücksteile kommt. Für untergeordnete private Nutzung ist Entnahme zu
berücksichtigen. Für untergeordnete betriebliche Nutzung sind die auf betriebliche Nutzung
entfallenden Aufwendungen als Betriebsausgaben abzugsfähig.

Bewertung des Betriebsvermögens: Betriebsvermögen muss bewertet werden, um


Unterschied zwischen Vorjahr und Abschlussjahr festzustellen. Gesetzliche Bewertungsregeln:
§ 6 EStG unterscheidet Aktivseite zwischen (abnutzbarem und nicht abnutzbarem)
Anlagevermögen und Umlaufvermögen. Anlagevermögen = Gegenstände, die bestimmt sind,
dauernd dem Geschäftsbetrieb zu dienen ( § 198 Abs 2 UGB) Umlaufvermögen ist nicht
bestimmt, dem Geschäftsbetrieb dauernd zu dienen (§ 198 Abs 4 UGB). Umlaufvermögen =
Wirtschaftsgüter mit Nutzungsdauer von weniger als einem Jahr.

§ 6 Z 1 und Z 2 EStG – Anschaffungs- und Herstellungskosten sind für Bewertung des Anlage-
und Umlaufvermögens maßgeblich. Unternehmensrechtlich § 203 Abs 2 und 3 UGB:
„Anschaffungskosten sind die Aufwendungen, die geleistet werden, um einen
Vermögensgegenstand zu erwerben und ihn in einen betriebsbereiten Zustand zu versetzen,
soweit sie dem Vermögensgegenstand einzeln zugeordnet werden können.“
„Herstellungskosten sind Aufwendungen, die für die Herstellung des
Vermögensgegenstandes, seine Erweiterung oder für eine über seinen ursprünglichen
Zustand hinausgehenden wesentliche Verbesserung entstehen“.
Herrschende Auffassung, dass Anschaffungs- und Herstellungskosten im Steuerrecht gleich
dem Unternehmensrecht.

Absetzung für Abnutzung (AfA) im Steuerrecht eigenständig definiert (§§ 7 und 8 EStG):
Anschaffungs- oder Herstellungskosten gleichmäßig verteilt auf die betriebsgewöhnliche
Nutzungsdauer abzusetzen (lineare Absetzung für Abnutzung § 7 Abs 1 EStG). Neu eingeführt
§ 7 Abs 1a EStG degressive Absetzung für Abnutzung „auch in fallenden Jahresbeträgen nach

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Einführung in das Steuerrecht

einem unveränderlichen Prozentsatz von höchstens 30% kann die degressive Absetzung
erfolgen“. Nach §.7 Abs 1a Z 1 EStG für Wirtschaftsgüter, für die in § 8 EStG eine Sonderform
der Absetzung für Abnutzung vorgesehen ist, außer KFZ mit CO2 Emissionswert von 0 Gramm
pro Kilometer (lit a), unkörperliche Wirtschaftsgüter, die nicht den Bereichen Digitalisierung,
Ökologisierung und bestimmte Anlagen die der Förderung, dem Transport oder der
Speicherung fossiler Energieträger dienen (lit d) ausgenommen.

Teilwert: Definition § 6 Z 1 EStG – Betrag, den der Erwerber eines ganzen Betriebes im Rahmen
des Gesamtkaufpreises für das einzelnen Wirtschaftsgut ansetzen würde …“
Gemeiner Wert (§ 10 Abs 2 BewG): Wert der einzelnen Wirtschaftsgüter (Einzelverkauf!) im
gewöhnlichen Geschäftsverkehr.

Hauptregeln der Bewertung nach § 6 EStG:


• Wirtschaftsgüter des abnutzbaren
Anlagevermögens: § 6 Z 1 EStG sind mit
Anschaffungs- oder Herstellungskosten,
vermindert um Absetzung für Abnutzung zu
bewerten. Kann → niedriger Teilwert kann
angesetzt werden. Liegt Teilwert über Buchwert,
darf höherer Teilwert grds nicht angesetzt werden
(uneingeschränkter Wertzusammenhang vgl § 6
Z 1 letzter Satz EStG)

• Wirtschaftsgüter des nicht abnutzbaren


Anlagevermögens + Umlaufvermögen: mit
Anschaffungs- und Herstellungskosten zu bewerten.
Alternativ kann eine Abschreibung auf niedrigeren
Teilwert erfolgen. Höherer Teilwert kann
(Aufwertungswahlrecht) bis max. zur Höhe der
Anschaffungs- oder Herstellungskosten angesetzt
werden (eingeschränkter Wertzusammenhang § 6
Z 2 lit a EStG). Ab 1.1.2021 sind Pauschalwertberichtigungen steuerlich zulässig.

Außerplanmäßige Abschreibung Zuschreibung

• Verbindlichkeiten: in sinngemäßer Anwendung


des Bewertungsregeln für nicht abnutzbares
Anlage- und Umlaufvermögen zu bewerten (§ 6
Z 3 EStG) (umgekehrtes Vorzeichen zur
Aktivseite). Verbindlichkeiten sind mit
Erfüllungsbetrag zu bewerten, höherer Wert
kann angesetzt werden. Wurde höherer Wert
angesetzt, kann in Folge ein niedrigerer Wert angesetzt werden, mind. aber
Erfüllungsbetrag.

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Einführung in das Steuerrecht

Bei Wirtschaftsgütern § 27 Abs 3 und 4 EStG sind Teilwertabschreibungen und


Veräußerungsverluste vorrangig mit positiven Einkünften aus realisierten
Wertsteigerungen zu verrechnen. Sind Teilwertabschreibungen/Veräußerungsverluste höher,
darf verbleibende negative Überhang nur zu 55% ausgeglichen werden (§ 6 Z 2 lit c EStG).
Verhindert, dass Veräußerungsverluste/Teilwertabschreibungen auf Kapitalanlagen Einkünfte
mindern, die dem Progressionstarif unterliegen, während Veräußerung der Kapitalanlage
selbst mit bloß 27,5% Steuersatz besonders besteuert wird (§ 27a Abs 1 Z 2 EStG).

Rückstellungen: wenn mit Aufwand gerechnet


wird, der wirtschaftlich dem abgelaufenen
Wirtschaftsjahr zuzuordnen ist. Aufwand
entweder dem Grunde nach bereits sicher, der
Höhe nach jedoch noch ungewiss oder mit einer
gewissen Wahrscheinlichkeit voraussehbar.
Rückstellungen = Fremdkapital. Dürfen lt. § 9 Abs
1 EStG nur gebildet werden für:
• Pensionen und Abfertigungen (§ 9 Abs 1 Z
1 und 2 iVm § 14 EStG)
• Sonstige ungewisse Verbindlichkeiten (§ 9
Abs 1 Z 3 EStG)
• Drohende Verluste aus schwebenden Geschäften (§ 9 Abs 1 Z 4 EStG)

Aufwandsrückstellungen (§ 198 Abs 8 Z 2 UGB) können im Steuerrecht nicht gebildet werden.


Wäre zB Instandhaltung oder Wartungskosten eigener Maschinen, die im folgenden Wirtschaftsjahr
innerhalb von 3 Monaten nachgeholt werden.

Pauschale Rückstellungen dürfen ebenfalls nicht gebildet werden (§ 9 Abs 3 EStG).


Wäre zB wenn kein konkreter Umstand für Bildung nachgewiesen werden kann, sondern Rückstellung nach
allgemeinen Erfahrungssätzen gebildet wird. Ab 1.1.2021 werden pauschale Rückstellungen anerkannt.

Bewertung von Forderungen (§ 6 Z 2 lit a vorletzter Satz): Forderungen dürfen nicht pauschal
berichtigt werden. Ausnahme: pauschale Einzelwertberichtigung → pauschale
Erfahrungssätze werden für genau determinierte Forderungsgruppe herangezogen.

Für Bewertung von Entnahmen ist Teilwert


im Zeitpunkt der Entnahme maßgeblich (§ 6
Z 4 EStG). Nur Grund und Boden ist mit
Buchwert zum Zeitpunkt der Entnahme
anzusetzen.
Einlagen sind grds mit Teilwert im Zeitpunkt
der Einlage anzusetzen (§ 6 Z 5 lit d EStG).
Wirtschaftsgüter und Derivate § 27 Abs 3
und 4 EStG → mit Anschaffungspreis
anzusetzen, außer Teilwert im
Einlagezeitpunkt ist niedriger (§ 6 Z 5 lit a
EStG).

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Einführung in das Steuerrecht

Grundstücke § 30 Abs 1 EStG Anschaffungs- und Herstellungskosten, erhöht um


Herstellungsaufwendungen und vermindert um Absetzung der Abnutzung.

Ist Teilwert zum Zeitpunkt der Einlage niedriger, so ist dieser anzusetzen (§ 6 Z 5 lit b EStG).
Gilt nicht für Gebäude und grundstücksgleiche Rechte (§ 30 Abs 1 EStG), die zum Zeitpunkt
31.03.2012 nicht steuerverfahren waren → diese sind stet mit Teilwert zum Zeitpunkt der
Einlage anzusetzen (§ 6 Z 5 lit c EStG).

2 Die Besonderheiten nach § 5 EStG


Steuerpflichtige, die Einkünfte aus
Gewerbebetrieb beziehen und nach §
189 UGB rechnungslegungspflichtig
sind, fallen unter § 5 EStG. Beide
Voraussetzungen kumulativ gegeben.
Somit nicht für Einkünfte aus Land- und
Forstwirtschaft oder selbständige
Arbeit.
Rechnungslegungspflichtig nach § 189
UGB sind:
• Kapitalgesellschaften (AG und GmbH § 189 Abs 1 Z 1 UGB)
• Personengesellschaften, die in Anwendungsbereich der Bilanz-RL fallen
(unmittelbare und mittelbare Gesellschafter mit ansonsten unbeschränkter Haftung
sind tatsächlich nur beschränkt haftbar § 19 Abs 1 Z 2 lit a UGB)
• Unternehmerisch tätige Personengesellschaften, für die keine natürliche Person
unbeschränkt haftet (zB GmbH & Co KG, bei der die GmbH die einzige Komplementärin
ist § 189 Abs 1 Z 2 lit b UGB)
• Gewerblich tätige Unternehmen, die mehr als 700.000 EUR Umsatzerlöse im
Geschäftsjahr erzielen (§ 189 Abs 1 Z 3 UGB)

Unterschiede zu § 4 Abs 1 EStG


− Maßgeblichkeitsprinzip siehe
„Unternehmensrechtliche Grundsätze
ordnungsgemäßer Buchhaltung“
− Nach § 4 Abs 1 EStG ist nur notwendiges
Betriebsvermögen zulässig, nach § 5 EStG
hingegen auch gewillkürtes
Betriebsvermögen.
− § 5 Gewinnermittler können wie buchführende Land- und Forstwirte ein
abweichendes Wirtschaftsjahr haben (§ 2 Abs 5 dritter Satz EStG), andere unter § 4
Abs 1 EStG fallende Gewinnermittler allerdings nicht.

Unternehmensrechtliche Grundsätze ordnungsgemäßer Buchhaltung sind anwendbar,


außer zwingende Vorschriften des EStG treffen abweichende Regelungen. Steuerrechtliche
Gewinnermittlung → „Maßgeblichkeitsgrundsatz“, weil unternehmensrechtliche Grundsätze
ordnungsgemäßer Buchhaltung auch für steuerrechtliche Gewinnermittlung maßgeblich sind.
Steuerbilanz im Rahmen der Mehr-Weniger-Rechnung aus Bilanz nach UGB abgeleitet.

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Einführung in das Steuerrecht

Bewertungsspielräume eingeschränkt:
• Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens: Anschaffungs- oder Herstellungskosten,
vermindert um Absetzung für Abnutzung zu bewerten. Nach § 6 Z 1 und § 6 Z 2 lit a EStG
abnutzbares und nicht abnutzbares Anlagevermögen kann mit niedrigeren Teilwert angesetzt werden.
Gewerbetreibender MUSS aufgrund Niederstwertprinzip (§ 204 Abs 2 UGB)
Abschreibung auf niedrigeren beizulegenden Wert (vgl § 189a Z 3 UGB) vornehmen, wenn
Wertminderung von Dauer ist.
• Wirtschaftsgüter des Finanzanlagevermögens können abgewertet werden, wenn
Wertminderung voraussichtlich nicht von Dauer ist (§ 204 Abs 2 letzter Satz UGB).
• Nicht abnutzbares Anlagevermögen kann ein höherer Teilwert bis maximal zur Höhe der
Anschaffungs- oder Herstellungskosten angesetzt werden (§ 6 Z 2 lit a EStG), Ansatz des
höheren Teilwerts (Wertaufholung) im UGB grds verpflichtet (§ 208 Abs 1 UGB). § 208
Abs 2 UGB bestimmt, dass Zuschreibungsverpflichtung gem Abs 1 leg cit bei Abschreibung
des Geschäfts(Firmen)werts nicht gilt. Nach § 6 Z 13 EStG → Regelungen gelten auch für
steuerliche Gewinnermittlung. § 6 Z 13 S 2 EStG → nach einer Umgründung mit
steuerlichen Buchwertfortführung ist auf ursprüngliche Anschaffungskosten vor der
Umgründung abzustellen.
• Wirtschaftsgüter des Umlaufvermögens: mit Anschaffungs- oder Herstellungskosten zu
bewerten. § 6 Z 2 lit a EStG kann eine Abschreibung auf niedrigeren Teilwert erfolgen,
Gewinnermittlung § 5 EStG MUSS erfolgen (strenges Niederstwertprinzip, § 207 UGB).
Höherer Teilwert kann bis max. Anschaffungs-/Herstellungskosten angesetzt werden (§ 6
Z 2 lit a EStG) → Wertaufholung im UGB grds verpflichtend (§ 208 Abs 1 UGB). Nach
Maßgeblichkeitsprinzip hat auch steuerlich eine Zuschreibung zu erfolgen.
• Verbindlichkeiten und Rückstellungen: Bewertung nach sinngemäße Anwendung der
Bewertungsregeln für das nicht abnutzbare Anlagevermögen und
Umlaufvermögen (§ 6 Z 3 EStG). Mit Erfüllungsbetrag zu bewerten.
§ 4 Abs 1- Gewinnermittlung: höherer Teilwert kann angesetzt werden.
§ 5-Gewinnermittlung: höherer Teilwert MUSS angesetzt werden (strenges
Höchstwertprinzip § 211 Abs 1 UGB).

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Einführung in das Steuerrecht

3 Die Besonderheiten nach § 4 Abs 3 EStG


§ 4 Abs 3 EStG vereinfachte Gewinnermittlung;
Voraussetzung: Steuerpflichtiger ist nicht
gesetzlich zur Buchführung verpflichtet, keine
freiwilligen Bücher werden geführt.

Verpflichtung zur Buchführung: §§ 124 und 125


BAO; § 124 BAO diejenigen, die nach dem UGB
oder anderen gesetzlichen Vorschriften zur
Führung von Büchern oder Aufzeichnungen
verpflichtet sind, haben diese Verpflichtung auch im Interesse der Abgabeerhebung zu
erfüllen. § 125 BAO für land- und forstwirtschaftliche Betriebe oder wirtschaftliche
Geschäftsbetriebe (§ 31 BAO) eine Umsatzgrenze von 700.000 EUR vor, bei deren
Überschreiten in zwei aufeinanderfolgenden KJ jedenfalls Bücher zu führen sind.

Alle andern haben nach § 4 Abs 3 EStG eine Art Wahlrecht → hat sich Steuerpflichtiger dazu
entschlossen, Bücher zu führen, ermittelt er seinen Gewinn nach § 4 Abs 1 EStG. Sonst fällt er
unter § 4 Abs 3 EStG:
− Kein Betriebsvermögensvergleich. Beschränkung auf Überschuss der
Betriebseinnahmen über die Betriebsausgaben („Einnahmen-Ausgaben Rechner“)
− Betriebseinnahmen und Betriebsausgaben sind aufzuzeichnen und am Ende des Jahres
zusammenzurechnen.
− Keine Teilwertabschreibung. Absetzungsmöglichkeit für außergewöhnliche
technische oder wirtschaftliche Abnutzungen
− § 19 EStG Zufluss-Abfluss-Prinzip gilt für Gewinnermittlung, wobei bestimmte
Vorauszahlungen nach § 4 Abs 6 EStG gleichmäßig zu verteilen sind.
− Ausnahme von Zufluss-Abfluss-Prinzip: Investitionen in das Anlagevermögen
Bei Gewinnermittlung nach § 4 Abs 3 EStG in einem Anlageverzeichnis aufzunehmen
(wenn abnutzbares Wirtschaftsgut), während Nutzungsdauer planmäßig
abzuschreiben (§ 7 Abs 3 EStG). Bei Zugehörigkeit zum Umlaufvermögen bei
Grundstücken sowie einigen nicht der unmittelbaren Weiterverarbeitung dienenden
Edelmetallen (zB Gold oder Silber) haben eine Absetzung erst bei Ausscheiden aus dem
Betriebsvermögen zu erfolgen (§ 4 Abs 3 vierter Satz EStG).
− Verluste § 18 Abs 6 EStG können zeitlich unbegrenzt berücksichtigt werden, wenn
diese auf einer ordnungsgemäßen Einnahmen-Ausgaben-Rechnung beruhen.

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Einführung in das Steuerrecht

III. Investitionsbegünstigungen
EStG kennt Investitionsbegünstigungen. Diese steuerpolitische Grundhaltung des
Gesetzgebers ändert sich über die Jahre immer wieder.

Prämien wirken unabhängig von der jeweiligen Gewinnsituation der Steuerpflichtigen, da sie
Einkommenssteuer kürzen. Finden sich gelegentlich im EStG (vgl Forschungsprämie in § 108c
EStG) oder Lehrlingsausbildungsprämie in § 108 f EStG) obwohl es sich um reine
Transferleistungen handelt.
o Bei Verlust iHv 100.000 fällt keine Steuer an, dennoch wird Prämie dem
Steuerpflichtigen gutgeschrieben.
o Steuerlast 38.000 – Prämie von 4.000 EUR kürzt Steuerlast auf 34.000

Freibeträge – Zulässigkeit des Abzugs fiktiver Aufwendungen. Kürzt Bemessungsgrundlage


o Gewinn 100.000 – Freibetrag von 1.000 kürzt Bemessungsgrundlage auf 99.000

Gewinnfreibetrag für natürliche Personen, die Einkünfte aus betrieblichen Einkunftsarten


(Land- Forstwirtschaft, selbständige Arbeit, Gewerbebetrieb) beziehen – unabhängig von
Gewinnermittlungsart (§ 10 EStG).
o Zwischen 4,5% und 13% des steuerlichen Gewinns können abgesetzt werden –
abhängig von Bemessungsgrundalge und abgesehen von wenigen Ausnahmen
o Gewinnfreibetrag ist mit EUR 45.350 pro Kalenderjahr und Steuerpflichtigen begrenzt
(§ 10 Abs 1 Z 2 letzter Satz EStG).

Unterscheidung zwischen Grundfreibetrag und investitionsbedingten Gewinnfreibetrag:


o Gewinn bis zu 30.000 Euro = Gewinnfreibetrag in Höhe von 13% ohne Nachweis von
Investition (§ 10 Abs 1 Z 3 EStG) → investitionsunabhängiger Grundfreibetrag.
Grundfreibetrag in Höhe von max. 3.900 (30.000 * 0,13) stellt Gegenstück zu
Sechstelbegünstigung von unselbständigen dar – reine
Steuerentlastungsmaßnahme.
o übersteigt Gewinn 30.000 = zusätzlich investitionsbedingter Gewinnfreibetrag (§ 10
Abs 1 Z 4 EStG). Voraussetzung: Steuerpflichtiger hat in bestimmte begünstigte
abnutzbare Wirtschaftsgüter oder Wohnbauanleihen investiert (vgl § 10 Abs 3 und 4
EStG). Gewinnfreibetrag steht für Gewinn bis 175.000 EUR in Höhe von 13% (davon
30.000 investitionsunabhängig). Danach vermindert für nächsten 175.000 auf 7% und
für nächstfolgende 230.000 auf 4,5% (§ 10 Abs 1 Z 2 EStG). Gewinnfreibetrag kann –
bei Nachweis von Investitionen – somit höchstens 45.350 Euro betragen).
▪ Beispiel: Gewinnfreibetrag investitionsunabhängig 3.900 + 1.000 EUR da Gewinn
200.000 wäre aber nur 1.000
investiert wurden. Ein
investitionsbedingter
Gewinnfreibetrag würde in
der Höhe von 20.600 sein,
wird aber durch die geringere
Investition nicht genützt.

WG = Wirtschaftsgüter

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Einführung in das Steuerrecht

• Übertragung stiller Reserven (§ 12 EStG) → Steueraufschub: Stille Reserven des alten


Wirtschaftsgutes können unter bestimmten Voraussetzungen auf ein neues
Wirtschaftsgut übertragen werden, indem die Anschaffungskosten des neuen
Wirtschaftsgutes um die übertragenen stillen Reserven des alten Wirtschaftsgutes
gekürzt werden (§ 12 EStG). Übertragung stiller Reserven kann lediglich von natürlichen
Personen in Anspruch genommen werden.
o Beispiel: Veräußerung alte Maschine um
400 EUR, neue Anschaffung 10.000 EUR.
Anschaffungswert kann um 400 reduziert
werden. 400 EUR stille Reserven müssen in
diesem Jahr nicht versteuert werden, aber
steuerliche Abschreibungsbeträge der
neuen Maschine sind aufgrund niedrigerer
steuerlicher Anschaffungskosten (die Basis
für AfA sind) in Zukunft geringer

• Investitionen in abnutzbares Anlagevermögen mit Anschaffungskosten von nicht mehr als


800 EUR (§ 13 EStG) dürfen bereits im Jahr der Anschaffung sofort als Betriebsausgabe
geltend gemacht werden („Abschreibung für geringwertige Wirtschaftsgüter) –
unabhängig von jeweiliger vorliegender Gewinnermittlungsart.

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Einführung in das Steuerrecht

Modul 3: Die Besteuerung unterschiedlicher Rechtsformen (26-34)

I. Die unterschiedlichen Rechtsformen

1 Die Körperschaftsteuer: Einkommensteuer juristischer Personen


Natürliche Personen = Einkommenssteuer
Körperschaften (zB GmbH, AG) = Körperschaftsteuer
Beides besteuert den Ertrag und sie werden daher Ertragsteuern bezeichnet.

Körperschaften, welche ihren Sitz oder Ort der Geschäftsleitung im Inland haben → kein
Unterschied, ob Einkommen aus Tätigkeit im In- oder Ausland erzielt wurde.
Universalitätsprinzip gilt für Körperschaften (unbeschränkte Körperschaftsteuerpflicht). Nur
dann, wenn Körperschaft weder Sitz noch Ort der Geschäftsleitung im Inland hat, werden -
Territorialitätsprinzip folgend – nur im Inland erzielte Einkünfte der Körperschaftsteuer
unterworfen (beschränkte Körperschaftsteuerpflicht).

Wirtschaftliche Doppelbesteuerung: da Gewinne meist an natürliche Person ausgeschüttet


werden und somit zum einen durch die Körperschaftsteuer besteuert werden und danach
noch als Dividenden ausgeschüttet beim Gesellschafter besteuert werden. Daher →
Körperschaftsteuer 25% (niedriger als höchster Grenzsteuersatz der Einkommensteuer von
55%) und wird danach nur dem Kapitalertragsteuersatz von 27,5% unterworfen.

2 Die Besteuerung der Personengesellschaft


Personengesellschaften unterliegen nicht der
Körperschaftsteuer. Personengesellschaft ist
kein Ertragssteuersubjekt (§ 1 Abs 2 Z 3 iVm §
3 KStG). Ausschließlich deren Gesellschafter
werden besteuert. Gewinne werden auf Ebene
der Gesellschaft ermittelt, Besteuerung der
Gewinne erfolgt aber anteilig bei
Gesellschaftern (vgl § 188 BAO = werden nach
dem Transparenzprinzip behandelt.
Betrieblich tätige Personengesellschaften werden im Ertragsteuerrecht als
Mitunternehmerschaften und ihre Gesellschafter als Mitunternehmer bezeichnet.
§ 23 Z 2 EStG: Offene Gesellschaften (OG) und Kommanditgesellschaften (KG)
Weiters können auch bloße Miteigentumsgemeinschaften (z.B Erbengemeinschaft, eheliche
Gütergemeinschaft) sowie Gesellschaften bürgerlichen Rechts (GesbR) begründen eine
Mitunternehmerschaft.

Gewinne werden im Zeitpunkt ihres Entstehens


bei Gesellschaftern erfasst (Ausschüttungsjahr
ist nicht relevant). Gewinnentnahme unterliegt
nicht der KESt.

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Einführung in das Steuerrecht

Gewinn ist anteilig bei den Gesellschaftern zu


besteuern (siehe § 21 Abs 2 Z 2, § 22 Z 3 und
§ 23 Z 2 EStG).

Leistungsbeziehung zwischen
Personengesellschaft und Gesellschafter:
herrschende Lehre und Rechtsprechung →
Grundsatz:
• Zwischenbetriebliche Leistungen
werden anerkannt, wenn sie unter
fremdüblichen Bedingungen erfolgen.
• Tritt Gesellschafter als Privater in eine Leistungsbeziehung (zB Überlassung von
Wirtschaftsgütern, Gewährung eines Darlehens, Erbringung von Arbeitsleistung) mit
Personengesellschaft und bezieht dafür Vergütung → Zuwendung ist Bestandteil
seines Gewinns und daher bei Personengesellschaft nicht abzugsfähig.
• Wenn Gesellschafter die Geschäftsführeraufgaben übernommen hat, wird
vereinbarte Vergütung auch bei Gesellschafter als Gewinnanteil der Einkommensteuer
unterworfen.
• Ist Gesellschafter auch Geschäftsführer,
dann vermindert seine
Geschäftsführervergütung - soweit sie
angemessen ist – das Einkommen der
Körperschaft. Bei geschäftsführendem
Gesellschafter ist Vergütung entweder im
Rahmen der Einkünfte aus selbständiger
Tätigkeit oder nichtselbständiger Tätigkeit
(abhängig von Höhe seiner Beteiligung) zu
erfassen.

3 Der Wechsel der Rechtsform


Steuerrecht lässt Wechsel zwischen Rechtsformen zu, ohne dass dies zu zusätzlichen
steuerlichen Belastungen führt. Maßgebend dafür ist Umgründungssteuerrecht. Ansonsten
würde es als Veräußerung des Betriebs an z.B. eine Körperschaft betrachtet werden (§ 6 Z 14
EStG) und es würde zu Aufdeckung und Versteuerung der stillen Reserven führen.
Umgründungssteuerrecht stellt sicher, dass die Buchwerte des Betriebs von der Körperschaft
weitergeführt werden können. Regelungen verhindert Versteinerung des Wirtschaftslebens
und erleichtert Rechtsformwechsel.

Umgründung: Vorgänge, bei denen sich der Rechtsträger eines Unternehmens ändern, sein
Vermögen jedoch unverändert fortbesteht.
Bloß formwechselnde Umgründung/Umwandlung: Änderung der Rechtsform führt zu keiner
Änderung der Identität des Rechtsträgers und damit zu keiner Übertragung von Vermögen.
Z.B. Umwandlung einer OG in KG (vice versa), Umwandlung einer AG in GmbH (vice versa) →
hat keine ertragsteuerrechtlichen Folgen.

Seite 27
Einführung in das Steuerrecht

Übertragende Umgründung: führt stets zu einem Übergang von Vermögen eines


übertragenden auf einen übernehmenden Rechtsträger. Nach Grundsätzen des allgemeinen
Steuerrechts würde es zu Gewinnrealisation durch
Tausch oder Liquidation kommen. UmgrStG
unterbindet dies für bestimmte Umgründungs-
vorgänge (Art I: Verschmelzung, II Umwandlung, III
Einbringung, IV Zusammenschluss, V Realteilung, VI
Spaltung) durch Buchwertfortführung,
Steuerneutralität von Buchgewinnen und -verlusten,
sofern Voraussetzungen des UmgrStG erfüllt sind.

II. Das Subjekt der Körperschaftsteuer

1 Die juristischen Personen des privaten Rechts


Körperschaftssteuer unterliegen Körperschaften. § 1 KStG Ableitung, was unter
Körperschaften zu verstehen ist.
• Juristische Personen des privaten Rechts (§ 1 Abs 2 Z 1 KStG)
o Kapitalgesellschaften (AG, o Vereine
GmbH) o Sparkassen
o Genossenschaften o Privatstiftungen

2 Betriebe gewerblicher Art von Körperschaften öffentlichen Rechts


Körperschaften des öffentlichen Rechts
• Republik Österreich • Wirtschaftskammer Österreich
• Länder • Arbeiterkammer
• Gemeinden
Unterliegen nur in eingeschränktem Umfang der KöSt (§ 1 Abs 3 Z 2 iVm § 21 Abs 2 und 3
KStG). Gilt nicht für Betriebe gewerblicher Art (§ 1 Abs 2 Z 2 iVM § 2 KStG), die von
Körperschaften des öffentlichen Rechts betrieben werden → unbeschränkt steuerpflichtig.

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Einführung in das Steuerrecht

3 Befreiungen von der unbeschränkten Steuerpflicht


Einzelne Körperschaften sind von unbeschränkter Steuerpflicht befreit. Katalog von befreiten
Körperschaften in § 5 KStG. Z.B. Körperschaften, die „der Förderung gemeinnütziger,
mildtätiger oder kirchlicher Zwecke“ dienen (§ 5 Z 6 KStG, §§ 34 ff BAO). Hintergrund: Tätigkeit
dieser Rechtsträger nicht im Individualinteresse eines Mitglieds, sondern im Interesse der
Allgemeinheit liegt. Derartige Körperschaften können auch mit wirtschaftlichen
Geschäftsbetrieben der unbeschränkten Körperschaftsteuerpflicht unterliegen (näher § 45
BAO).

III. Bemessungsgrundlage, Tarif und Erhebung der Körperschaftsteuer

1 Einkommensbegriff und Einkommensermittlung


Einkommen der Körperschaft unterliegt der Körperschaftsteuer (§ 7 Abs 1 KStG). Definition
des Einkommens in § 7 Abs 2 KStG. Soweit in KStG keine Sonderregelungen → Vorschriften
des EStG.

Rechnungslegungspflichtige Körperschaften
→ § 7 Abs 3 KStG Besonderheit: All ihre
Einkünfte sind zwingend als Einkünfte aus
Gewerbebetrieb zu qualifizieren. AG, GmbH
oder Gesellschaften haben nur Einkünfte aus
Gewerbebetrieb. Ermitteln ihren Gewinn nach
§ 5 Abs 1 EStG. AG oder GmbH kann kein
Privatvermögen besitzen!

Körperschaften, die gesetzlich nicht zur


Buchführung verpflichtet sind – zB kleine
Vereine (vgl § 21 und 22 VerG) können Einkünfte aus verschiedenen Einkunftsarten haben.
Beispiel: nicht gemeinnütziger Verein hat keinen Betrieb, vermietet einzelne Wohnungen an private
Mieter. Mieteinkünfte sind gem § 28 Abs 1 Z 1 EStG der Besteuerung zu unterwerfen.

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Einführung in das Steuerrecht

Privatstiftungen: juristische Personen des privaten Rechts → Körperschaftssubjekte. Sind


aus gesetzlichen Vorschriften zur Rechnungslegung verpflichtet, Gesetzgeber hat sie
ausdrücklich von Regelung des § 7 Abs 3 KStG ausgenommen (§ 5 Z 11 iVm 13 Abs 1 Z 1
KStG). Können Einkünfte aus verschiedenen Einkunftsarten erzielen.

„Liebhaberei“: bei
Körperschaft umstritten. Rsp
und Verwaltungspraxis
nehmen an, dass bei
Körperschaften Liebhaberei
vorliegen kann. Es fehlt somit
an steuerlich relevanter
Einkunftsquelle. Verluste
können steuerlich nicht
verwertet werden und zufällig
erwirtschaftete Gewinne
werden nicht besteuert.

2 Sonderausgaben
§ 8 Abs 4 KStG taxativer Sonderausgabenkatalog, an EStG angelehnt, in einigen Punkten
davon abweichend. Freiwillige Zuwendungen an spendenbegünstigte Einrichtungen (§ 18
Abs 1 Z 7 iVm § 4a Z 1 EStG) können als Sonderausgaben abgezogen werden (§ 8 Abs 4 Z 1
KStG). Verlustabzug ist bei Körperschaften gem. § 8 Abs 4 Z 1 KStG iVm § 18 EStG möglich,
abzugsfähiger Betrag mit 75% des Gesamtbetrags der Einkünfte des jeweiligen
Wirtschaftsjahrs beschränkt (§ 8 Abs 4 Z 2 lit a KStG). Verbl eibender Anteil des
Verlustabzugs kann in nächsten
Wirtschaftsjahr – unter
Beachtung der Vortragsgrenze –
vorgetragen werden. „Mantelkauf“
– Tatbestand des § 8 Abs 4 Z 2 lit c
KStG: versucht steuerplanische
Gestaltungen von
Gesellschaftsanteilübertragung um
steuerpflichtiges Einkommen zu
kürzen entgegenzuwirken.

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Einführung in das Steuerrecht

3 Tarif
Körperschaftsteuersatz = 25%
Im Fall von Verlusten oder zu geringen Gewinnen → Mindeststeuer von 5% eines Viertels
der gesetzlichen Mindesthöhe des Grund- oder Stammkapitals für jedes volle
Kalendervierteljahr des Bestehens der unbeschränkten Steuerpflicht. Wird in Folgejahren auf
Körperschaftssteuer angerechnet (zu Abweichungen § 24 Abs 4 KStG).
Beispiel: GmbH → Stammkapital grds. 35.000 (:4) davon 5% = 437,50 x 4 Kalenderviertel = 1.750
AG → 70.000 (:4) davon 5% = 875,00 x 4 Kalenderviertel = 3.500

4 Erhebung der Körperschaftsteuer


Nach Ende des Veranlagungszeitraums hat
Körperschaft ihre Körperschaftserklärung
abzugeben, auf deren Basis das Finanzamt ein
Veranlagungsverfahren durchführt und den
Körperschaftsteuerbescheid erlässt.
Vierteljährliche Vorauszahlung die auf
endgültige zu zahlende Körperschaftsteuer
angerechnet wird (§ 24 KStG).

IV. Körperschaft und Gesellschafter

1 Einkommensverwendung
Körperschaft und Gesellschafter werden
als getrennte Rechtsträger und
Steuersubjekte behandelt. Bei
Einkommensermittlung gilt
Trennungsprinzip. Rechtsgeschäfte
zwischen Gesellschaft und Gesellschafter
sind grds. anzuerkennen. Werden
Gesellschafter Vorteile zugewendet, die
ihre Begründung im
Beteiligungsverhältnis und der damit
möglichen Einflussnahme des Gesellschafters auf die Gesellschaft haben, liegt
Einkommensverwendung der Körperschaft vor. Durch die Gesellschaftsposition bewirkte
Vermögensminderung ist keine abzugsfähige Betriebsausgabe, sondern als verdeckte
Gewinnausschüttung nicht abzugsfähig (§ 8 Abs 2 KStG). Vermögenzuführungen durch
Gesellschafter (Einlagen) erhöhen nicht das steuerliche Einkommen der Körperschaft.
(Verdeckte) Einlage liegt vor, wenn Gesellschafter der Gesellschaft Vermögen zuwendet und
Zuwendung ihre Begründung im Gesellschaftsverhältnis findet (§ 8 Abs 1 KStG). Einlagen und
Gewinnausschüttungen sind steuerneutral, gleichgültig ob offen oder verdeckt.

Feststellung, ob verdecke Gewinnausschüttung vorliegt und damit Gewinnkorrektur der


Körperschaft → oft schwierig. Praxis → Fremdvergleich → Situationen nie völlig ident. Aus
Gesellschaftsrecht, in dem verdeckte Gewinnausschüttungen unter das Verbot der
Einlagenrückgewähr (§§ 52 und 54 AktG; § 82 Abs 1 GmbHG) fallen und unzulässig sein
können, wird Maßstab des ordentlichen Geschäftsleiters (ob und welche Vergütung ein
ordentlicher und gewissenhafter Geschäftsleiter gezahlt hätte) abgeleitet.

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Einführung in das Steuerrecht

2 Die Besteuerung der Einkünfte aus Beteiligung an Kapitalgesellschaften


Doppelbesteuerung von Gewinn bei Körperschaft und bei dahinterstehender natürlicher
Person wird durch niedrigeren Körperschaftsteuersatz und den ermäßigten
Kapitalertragsteuersatz beim Gesellschafter entschärft.

Problem der wirtschaftlichen


Doppelbelastung stellt sich bei zwei
Körperschaften, wenn etwa
Kapitalgesellschaft Dividenden von ihrer
Tochtergesellschaft bezieht und Gewinn bei
Tochtergesellschaft bereits einmal der
Körperschaftsteuer unterworfen wurde. § 10
Abs 1 KStG = Beteiligungsertragsbefreiung.
Gem. § 10 Abs 1 Z 1 bis 4 KStG sind
Gewinnausschüttungen von inländischen
Körperschaften von der Körperschaftsteuer befreit. Unabhängig davon, wie hoch das Ausmaß
der Beteiligung ist und wie lange die Beteiligung schon gehalten wurde. Von
Beteiligungsertragsbefreiung sind auch Dividenden aus einzelnen Aktien erfasst.

Ist unbeschränkt steuerpflichtige Körperschaft an einer anderen unbeschränkt


steuerpflichtigen Körperschaft mittel- oder unmittelbar zumindest zu 10% beteiligt, braucht
von vornherein keine KESt auf die Dividenden eingehoben werden (§ 94 Z 2 EStG). Ausmaß
der Beteiligung geringer = KESt einzubehalten. KESt wird auf Körperschaftsteuer der
Muttergesellschaft angerechnet (§ 24 Abs 3 KStG iVm § 46 Abs 1 Z 3 EStG). Hat
Muttergesellschaft nur steuerbefreite Einkünfte oder erleidet Verluste, wird die KESt in
körperschaftssteuerlichen Veranlagungsverfahren der Muttergesellschaft unter
Berücksichtigung der Mindestkörperschaftssteuer gutgeschrieben.

Veräußert eine Körperschaft ihre Beteiligung


an einer anderen Körperschaft, ist
Veräußerungsgewinn steuerpflichtig (zu
beachten Steuerneutralität von internationalen
Schachtelbeteiligungen). In diesen Fällen kann
es zu Doppelbesteuerung kommen, da
Wertsteigerung des Gesellschaftsanteils die in
Veräußerung durch Muttergesellschaft
realisiert wird, ihren Grund in von der
Tochtergesellschaft erzielten Gewinnen haben
kann.

Wertminderungen des Gesellschaftsanteils ist bei Muttergesellschaft steuerwirksam.


Veräußerungsverluste mindern steuerpflichtiges Einkommen der Muttergesellschaft.
Niedrigerer Wert des Wirtschaftsgutes „Beteiligung“ kann bei Teilwertabschreibung geltend
gemacht werden. Unter bestimmten Voraussetzungen muss dies erfolgen. Verlust aus der
Veräußerung oder eine Abschreibung auf den niedrigeren Teilwert bei einer zum
Anlagevermögen gehörenden Inlandsbeteiligung kann aber nicht in allen Fällen geltend
gemacht werden (vgl § 12 Abs 3 KStG). Ist Berücksichtigung geboten, muss eine Verteilung
auf sieben Jahre erfolgen (§ 12 Abs 3 Z 2 KStG).

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Einführung in das Steuerrecht

Ausdrückliche Regelung § 11 Abs 1 Z 4 iVm § 12 Abs 1 Z 9 KStG → Zinsen dürfen


ausgenommen Geldbeschaffungs- und Nebenkosten im Zusammenhang mit
Fremdfinanzierung des Erwerbs von Kapitalanteilen im Sinne des § 10 KStG als
Betriebsausgaben abgezogen werden, sofern Kapitalanteile zum Betriebsvermögen gehören
und nicht von einem anderen konzernzugehören Unternehmen oder von einem
beherrschenden Einfluss ausübenden Gesellschafter erworben werden. Regelung ist nicht
völlig selbstverständlich, da Dividenden aus Beteiligungen nach § 10 KStG steuerbefreit sind
und nach der allgemeinen – in § 12 Abs 2 KStG ausdrücklich verankerten – Regeln
Aufwendung nicht abgezogen werden dürfen.

3 Die Besteuerung von Unternehmensgruppen


Gruppenbesteuerung eröffnet finanziell
verbundene Körperschaften die Möglichkeit,
Gewinne, die auf Ebene einer Körperschaft
erzielt wurden, mit Verlusten anderer –
gruppenzugehöriger – Körperschaften zu
verrechnen. Dadurch soll Gestaltung der
Konzernstruktur nicht von steuerlichen
Erwägungen geleitet werden.

Nach § 9 KStG können finanziell verbundene Körperschaften eine Unternehmensgruppe


bilden. Als finanziell verbunden gelten Körperschaften mit einer
Beteiligung von mehr als 50%, wobei unmittelbare und mittelbare
Beteiligungen einbezogen werden (vgl § 9 Abs 4 KStG).
Gruppenbesteuerung setzt schriftlichen Antrag des Gruppenträgers
und der inländischen Gruppenmitglieder, auf die sich die
Unternehmensgruppe erstrecken soll, voraus (§ 9 Abs 8 KStG). Die
Unternehmensgruppe muss für einen Zeitraum von mind. 3 Jahren
bestehen (§ 9 Abs 10 KStG).

Beispiel: A-AG ist zu 60% an B-GmBH beteiligt. Dieser wiederum zu 60% an C-AG. Alle drei
Gesellschaften können eine Unternehmensgruppe bilden, da es ausreicht, dass die jeweils unmittelbar
beteiligte Körperschaft mit der jeweiligen Beteiligungskörperschaft finanziell verbunden ist (§ 9 Abs 4
TS 1 KStG).

A-AG ist zu 80% an BeteiligungsGmbH & Co KG beteiligt. Diese


ist zu 60% an Z-AG und zu 100% an X-GmbH beteiligt. A-AG und
X-GmbH können Unternehmensgruppe bilden. A-AG und Z-AG
jedoch nicht, da A-AG mittelbar nur zu 48% an der Z-AG
beteiligt ist (80%*60%).
Das steuerliche Ergebnis der inländischen Körperschaften,
wird jener Körperschaft, die Gruppenträger ist, in voller
Höhe zugerechnet. Positive und negative Ergebnisse von
Körperschaften können innerhalb einer
Unternehmensgruppe miteinander verrechnet werden. Bildung einer Unternehmensgruppe
macht nur dann Sinn, wenn zumindest eine Körperschaft in der Gruppe Verluste erleidet.

Seite 33
Einführung in das Steuerrecht

Kapitelbeispiel:
Frau Mag. Taxa überlegt, ob sie ihre Steuerberatungskanzlei weiterhin als Einzelunternehmen
betreiben oder ob sie gemeinsam mit anderen Steuerberatern eine Kapitalgesellschaft oder eine
Personengesellschaft gründen und künftig als Geschäftsführerin einer derartigen Gesellschaft tätig sein
soll. Neben betriebswirtschaftlichen Aspekten sind auch rechtliche Aspekte zu beachten.

Wenn Frau Mag. Taxa weiterhin Einzelunternehmen sein möchte, erzielt sie Einkünfte aus
selbständiger Arbeit gem. § 22 Z 1 EStG, die der ESt unterworfen sind.
Personengesellschaft: ertragssteuerlich liegt Mitunternehmerschaft vor. Gesellschafter sind in diesem
Fall Einkommenssteuersubjekte. Frau Mag. Taxa hat ihren Gewinnanteil, der auch die vereinbarte
Vergütung für Geschäftsführertätigkeit enthält, im Rahmen der Einkünfte aus selbständiger Arbeit
gem. § 22 Z 3 EStG der ESt unterwerfen.
GmbH: GmbH bezieht Einkünfte aus Gewerbebetrieb und unterliegt 25%iger KöSt.
Gewinnausschüttungen sind von Körperschaftssteuer befreit. Bestimmte Beteiligungen können
Voraussetzung zur Bildung einer Unternehmensgruppe (§ 9 KStG) erfüllen. Ausschüttung der GmbH an
Frau Mag. Taxa stellen bei ihr Einkünfte aus Kapitalvermögen dar.

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Einführung in das Steuerrecht

Modul 4: Grundzüge der Umsatzsteuer (35-44)

I. Die Prinzipien der Umsatzsteuer

1 Die Umsatzsteuer und die Europäische Union


Umsatzsteuer will Konsum durch Letztverbraucher belasten – in EU weitgehend
harmonisiert. Es ist auf Mehrwertsteuersystemrichtlinie (Richtlinie 2006/112/EG)
hinzuweisen. Nationaler Gesetzgeber hatte bei Umsetzung der Richtlinie nur wenig
Spielraum (richtlinienkonforme Interpretation).

2 Die Wirkungsweise der Umsatzsteuer

3 Das Besteuerungskonzept der Umsatzsteuer


Konzeptionelle Eigenschaften der Umsatzsteuer:
• Rechtstechnisch ist die Umsatzsteuer eine Verkehrsteuer. Knüpft Steuerpflicht an
Verkehrsvorgang idR an Leistung eines Unternehmers.
• Vom Belastungsziel ist die Umsatzsteuer eine Verbrauchsteuer. Belastet die
Einkommensverwendung zu Konsumzwecken.
• Indirekte Steuer, da Träger und Schuldner der Steuer auseinanderfallen.
Steuerschuldner ist Unternehmer. Steuerträger ist Letztverbraucher. Überwälzung
erfolgt im Rahmen des zivilrechtlichen Preises. Bei direkten Steuern fällt
Steuerschuldner und Träger zusammen.
• Umsatzsteuer soll wettbewerbsneutral sein. Für endgültige Umsatzsteuerbelastung
macht es keinen Unterschied, wie viele Unternehmen innerhalb der
Unternehmerkette Leistungen erbringen.

Umsatzsteuer ist international vom


Bestimmungslandprinzip beherrscht. Erhebung soll in
jenem Land erfolgen, in dem die Leistung vom
Letztverbraucher konsumiert wird. Im Gegensatz zum
Ursprungslandprinzip → Steuer in jenem Land
erhoben, von dem aus der Leistung erbracht wird.

Seite 35
Einführung in das Steuerrecht

II. Das System der Umsatzsteuer

1 Umsatzsteuerbarkeit und Umsatzsteuerpflicht


1. Schritt: immer zu untersuchen, ob der Vorgang
überhaupt der Umsatzsteuer unterliegt →
umsatzsteuerbarer Vorgang? Umsatzsteuerbar sind
• Lieferungen und sonstige Leistungen nach § 1
Abs 1 Z 1 UStG,
• Eigenverbracht nach § 1 Abs 1 Z 2 UStG
• Einfuhr nach § 1 Abs 1 Z 3 UStG und
• innergemeinschaftlicher Erwerb nach Art 1
UStG.

Nicht jeder umsatzsteuerbare Vorgang führt zur


Umsatzsteuerpflicht. Vorgang ist nur
umsatzsteuerpflichtig, wenn keine Befreiung greift. Sonst
umsatzsteuerbar aber -befreit.

2 Lieferungen und sonstige Leistungen


§ 1 Abs 1 Z 1 UStG – Lieferungen und sonstige
Leistungen die ein Unternehmen im Inland gegen Entgelt im
Rahmen seines Unternehmens ausführt, unterliegen der
Umsatzsteuer. Tatbestand setzt voraus, dass eine Leistung
vorliegt.
Lieferung und sonstige Leistungen sind nur steuerbar, wenn
sie der Unternehmer gegen Entgelt ausführt. Vorliegen eines
Leistungsaustauschs ist erforderlich. Leistungsempfänger
muss eine Gegenleistung (Entgelt) erbringen, die in einer
inneren Verknüpfung mit Leistung des Unternehmers steht.
Beispiel Drehorgelspieler: Zwischen Leistung des
Drehorgelspielers und Gegenleistung des Passanten besteht
keine ausreichende innere Verknüpfung. Leistung des
Drehorgelspielers ist nicht umsatzsteuerbar.

§ 1 Abs 1 Z 1 UStG setzt voraus, dass die Leistung im


Inland erbracht wird. Lieferung + sonstige Leistung
unterliegen nur dann der österreichischen USt wenn der
Leistungsort in Österreich liegt. Liegt Leistungsort im
Ausland = Leistung in AT nicht steuerbar.

Lieferungen: Leistungen durch die ein Unternehmer den


Abnehmer oder in dessen Auftrag einen Dritten befähigt,
im eigenen Namen über einen Gegenstand zu verfügen.
(§ 3 Abs 1 UStG). Leistungsinhalt = Verschaffung der Verfügungsmacht an einem
Gegenstand. Nicht zwingend deckend mit zivilrechtlichen Eigentumserwerb.

Seite 36
Einführung in das Steuerrecht

Lieferort und Lieferzeitpunkt: grds. bestimmt danach, wo sich der Gegenstand zur Zeit der
Verschaffung der Verfügungsvollmacht befindet (§ 3 Abs 7 UStG). Sonderregelungen gelten
für Beförderungs- und Versendungslieferungen (§ 3 Abs 8 UStG).

Beispiel:
• DE Weinhänder übergibt in DE Kunden Lagerschein für in AT eingelagerte Weinflaschen: Zur Zeit
der Verschaffung der Verfügungsmacht ist Gegenstand der Lieferung in AT (§ 3 Abs 7 UStG).
• AT Tischler befördert mit LKW Büromöbel zum Kunden in CH. Beförderung beginnt in AT. Lieferort
in AT (§ 3 Abs 8 UStG).
• AT Verlag sendet Bücher an Großhändler in NL. Versendung beginnt in AT. Daher liegt Lieferort in
AT (§ 3 Abs 8 UStG).

Sonstige Leistungen: alle anderen Leistungen, die nicht


in einer Lieferung bestehen (§ 3a Abs 1 UStG). Kann auch
Unterlassen oder Dulden einer Handlung oder eines
Zustandes sein zB. Verzicht auf Ausübung eines
vertraglichen Rechts (Unterlassung). Für sonstige
Leistungen ist der Leistungsort insbesondere in § 3a Abs
5 bis 16 UStG festgelegt.
• Sonstige Leistung die an einen anderen
Unternehmer (vgl § 3a Abs 5 Z1 und 2 UStG)
erbracht wird, wird nach Grundregel § 3a Abs 6
UStG an dem Ort ausgeführt, von dem aus der
Empfänger der Leistung sein Unternehmen
betreibt (Bestimmungsprinzip).
• Sonstige Leistung an Nichtunternehmer (§ 3a Abs
5 Z 3 UstG) wird nach Grundregel § 3a Abs 7 UStG
an dem Ort ausgeführt, von dem aus der
leistende Unternehmer sein Unternehmen betreibt
(Ursprungslandprinzip).
• Für bestimmte sonstige Leistungen gelten eigenen,
von § 4a Abs 6 und 7 UStG abweichende
Regelungen zur Bestimmung des Leistungsorts (vgl
§ 3a Abs 8 bis 16 UStG).

Beispiele:
• AT Bauunternehmer renoviert ein Gebäude in SK mit
Auftraggebers zur Verfügung gestelltes Material.
Sonstige Leistung iZm Grundstück wird am Ort des
Grundstücks ausgeführt. Leistungsort ist in SK,
Leistung ist in AT nicht steuerbar (§ 3a Abs 9 UStG).
• AT Agentur vermittelt Auftrag eines kanadischen Industrieunternehmens den Verkauf einer
Maschine, die von AT nach Kanada transportiert wird. Leistungsempfänger = Unternehmer –
Leistungsort § 3a Abs 6 UStG in Kanada. Ausnahmeregelung Abs 8 bis 16 kommt nicht zur
Anwendung → erfasst nur Vermittlungsleistung an Nichtunternehmer.
• Kunde fährt von Graz nach Wien. ÖBB Beförderungsleistung, § 3a Abs 10 UStG Leistungsort in
Österreich. Fährt Kunde von Graz nach Paris ist nur der inländische Teil der Leistung in AT steuerbar.
• Chinesischer Pianist – in AT tritt er bei privater Geburtstagsfeier auf. Künstlerische Leistung wird
am Tätigkeitsort ausgeführt, Leistungsort = AT (§ 3a Abs 11 lit a UStG).

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Einführung in das Steuerrecht

• AT Konsument – Webseite eines NL Unternehmens das Recht zum Download von Musik.
Leistungsort von elektronisch erbrachten sonstigen Leistungen ist Ort an dem der Endkonsument
seinen Wohnsitz, Sitz oder gewöhnlichen Aufenthalt hat, also AT (§ 3a Abs 13 UStG).

§ 3a Abs 14 UStG Aufzählung von Katalogleistungen: diese Katalogleistungen an


Nichtunternehmer mit Sitz, Wohnsitz oder gewöhnlicher Aufenthalt im Drittland werden am
Sitz des Leistungsempfängers ausgeführt. Ist Empfänger einer Katalogleistung Unternehmer,
richtet sich der Leistungsort stets nach § 3a Abs 6 UStG.

Beispiele:
• AT Steuerberater berät privaten Klienten aus Ukraine. Leistungsort = Ukraine – Leistung in AT
nicht steuerbar (§ 3a Abs 14 Z 3 UStG).
• US Steuerberater berät privaten Klienten in AT. § 3a Abs 14 UStG kommt nicht zur Anwendung, da
Leistungsempfänger seinen Wohnistz in AT hat. Leistungsort nach Grundregel § 3a Abs 7 UStG).
Steuerberater betreibt Unternehmen in USA – daher Leistungsort in USA.
• AT Wirtschaftsprüfer berät kanadisches Unternehmen. § 3a Abs 14 UStG kommt nicht zur
Anwendung, da an Unternehmer geleistet wird. Leistungsort § 3a Abs 6 UStG in Kanada. Leistung
des Wirtschaftsprüfers in AT nicht steuerbar.
• Italienischer Patentanwalt berät AT Betriebsstätte eines US Unternehmens über Patentrecht in IT.
Sonstige Leistung wird am Ort der Betriebsstätte ausgeführt. Leistungsort = AT (§ 3a Abs 6 zweiter
Satz UStG).

Abgrenzung der Lieferungen von den sonstigen Leistungen kann entscheidend sein, ob
Umsatz im Inland ausgeführt wird und daher steuerbar ist, ob eine Befreiung greift und
welcher Steuersatz zur Anwendung gelangt.
Grundsatz der Einheitlichkeit der Leistung: enthält Leistung sowohl Elemente der Lieferung
als auch der sonstigen Leistung kann keine Aufteilung vorgenommen werden. Zuordnung
erfolgt nach Überwiegen der Merkmale. Leistungen
sind immer nur entweder Lieferung oder sonstige
Leistung. Unselbständige Nebenleistung teilt
Schicksal der Hauptleistung.

3 Der Unternehmerbegriff
Unterscheidung zwischen Unternehmer und Nichtunternehmer ist bedeutend. Unternehmer
werden in manchen Situationen als Private tätig – ist zu berücksichtigen. Für Tatbestand der
Umsatzsteuer nach § 1 Abs 1 Z 1 UStG ist entscheidend, dass Unternehmer eine Leistung im
Rahmen seines Unternehmens erbringt.

Unternehmer ist nach § 2 Abs 1 UStG, wer eine gewerbliche oder berufliche Tätigkeit
selbständig ausübt. Grds. auch illegale Tätigkeit kann Unternehmereigenschaft begründen.
Tatbestandsmerkmale im Umsatzsteuerrecht - vorliegen ist nach dem Gesamtbild der
Verhältnisse (Typusbegriff) zu beurteilen:
− Selbständig tätig
− nachhaltig tätig
− Einnahmererzielungsabsicht (keine
Gewinnerzielungsabsicht notwendig)
− keine Liebhaberei (§ 2 Abs 5 Z 2 UStG) da dies
keine unternehmerische Tätigkeit darstellt

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Einführung in das Steuerrecht

Unternehmen umfasst die gesamte gewerbliche oder berufliche Tätigkeit des Unternehmers.
Grundsatz der Unternehmenseinheit! Unternehmer kann mehrere Betriebe oder
außerbetriebliche Aktivitäten wie Gebäudevermietung haben, er betreibt aber immer nur ein
Unternehmen im umsatzsteuerlichen Sinn. Keine räumliche Begrenzung, sodass das
Unternehmen alle Tätigkeiten des Unternehmers im In- und Ausland umfasst. Nicht zum
Unternehmen gehört die private Sphäre des Unternehmers. Aus Grundsatz leitet sich ab, dass
kein Leistungsaustausch zwischen mehreren Betrieben möglich ist. Wechselseitige Leistungen
von Betrieben untereinander oder von Betrieben an andere wirtschaftliche Einheiten des
Unternehmers sind nicht steuerbare Innenumsätze – lösen keinen Umsatzsteuervorgang aus.

4 Der Eigenverbrauch
Ist Leistung zuerst für Unternehmen bezogen worden und ist
Unternehmer Vorsteuerabzug zugestanden, ist auf diese
Weite eine Entlastung der Umsatzsteuer erfolgt. Wenn
später die bezogene Leistung privat verwendet wird, führt
dieser Eigenverbrauch zu einer Belastung mit Umsatzsteuer.
− § 3 Abs 2 UStG: Entnahme von Gegenständen wird
einer Lieferung gegen Entgelt gleichgestellt, soweit
Entnahme für private Zwecke erfolgt und Gegenstand
zum Vorsteuerabzug berechtigt hat.
− § 3a Abs 1 UStG: Verwendung von dem Unternehmen zugeordneten Gegenständen
und die unentgeltliche Erbringung von anderen
sonstigen Leistungen wird einer sonstige Leistung
gegen Entgelt gleichgestellt, soweit es für private
Zwecke erfolgt.
− § 1 Abs 1 Z 2 lit a UStG: Ausgaben, die nach dem
EStG oder KStG nicht abzugsfähig sind.

5 Ausfuhrlieferungen und Einfuhrumsatzsteuer


Verhältnis zu Drittstaaten: Lieferung von
Gegenständen in einen Drittstaat werden als
Ausfuhrlieferung bezeichnet und sind von AT
Umsatzsteuer befreit (§ 6 Abs 1 Z 1 iVm § 7 UStG).
Unternehmer, der in Ausland leistet behält
Vorsteuerabzug.
Liegt Leistungsort im Ausland → nicht steuerbar.

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Einführung in das Steuerrecht

Waren, die aus Drittstaat importiert werden, werden mit der Einfuhrumsatzsteuer belastet
(§ 1 Abs 1 Z 3 UStG). Sie erfasst somit den Import von Gegenständen aus Drittländern nach
Österreich. Einfuhrumsatzsteuer wird von Zollbehörden erhoben. Ihr unterliegen
Unternehmer und Nichtunternehmer. Wenn Importeur Unternehmer ist, kann
Einfuhrumsatzsteuer im Regelfall als Vorsteuer abgezogen werden (§ 12 Abs 1 Z 2 lit a UStG).

6 Die Binnenmarktregelung
Innerhalb der EU: an Stelle der steuerfreien
Ausfuhrlieferungen → Befreiung für
innergemeinschaftliche Lieferungen.
An Stelle der Einfuhrumsatzsteuer → Besteuerung
der innergemeinschaftlichen Erwerbe.

Liefert ein Unternehmer einen Gegenstand in einen


anderen Mitgliedstaat, Abnehmer ist Unternehmer
→ Erwerb des Gegenstandes ist beim Abnehmer im
anderen Mitgliedstaat steuerbar, wenn UID
mitgeteilt wurde und Lieferung in die Zusammenfassende Meldung aufgenommen, liegt eine
steuerfreie innergemeinschaftliche Lieferung vor (Art 6 Abs 1 iVm Art 7 Abs 1 UStG). Dem
leistenden Unternehmer bleibt dabei der Vorsteuerabzug für bezogene Leistungen erhalten
(echte Befreiung).

Bezieht österreichischer Unternehmer aus einem anderen Mitgliedstaat einen Gegenstand für
sein Unternehmen → innergemeinschaftlicher Erwerb ist umsatzsteuerbar (Art 1 Abs 1 iVm
Abs 2 UStG). Erwerber muss in AT Umsatzsteuer entrichten, gleichzeitig kann Vorsteuer
abgezogen werden (Art 12 Abs 1 Z 1 UStG) → Bestimmungslandprinzip!
Innergemeinschaftlicher Erwerb gilt nur für Unternehmer (Einfuhrumsatzsteuer für
Unternehmer und Nichtunternehmer).

III. Befreiungen

1 Echte Befreiungen
Von Umsatzsteuer befreit → Leistung zwar steuerbar, jedoch nicht steuerpflichtig.
Unternehmer muss daher keine Umsatzsteuer in Rechnung stellen. Unterscheidung zwischen
echter und unechter Befreiung. Ein Unternehmer, der mit seiner Leistung echt befreit ist,
behält den Vorsteuerabzug für die an ihn erbrachte Leistung (vgl § 12 Abs 3 UStG).
Vollständige Entlastung von der Umsatzsteuer. Wichtigster Anwendungsbereich:
Grenzentlastung bei Ausfuhrlieferungen und
innergemeinschaftlichen Lieferungen.

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Einführung in das Steuerrecht

2 Unechte Befreiungen
Unechte Befreiungen haben andere Wirkung. Leistender
Unternehmer ist zwar mit der von ihm erbrachten Leistung
von der Umsatzsteuer befreit. Er kann allerdings keinen
Vorsteuerabzug geltend machen (vgl § 12 Abs 3 UStG).
Keine vollständige Entlastung von der Umsatzsteuer.
Unecht befreite Unternehmer wird wie ein Privater
behandelt: Keine USt in Rechnung stellen, aber auch
keinen Vorsteuerabzug geltend machen.

Unecht befreite Umsätze sind in § 6 Abs 1 Z 7 bis 28 UStG aufgezählt (vgl § 12 Abs 3 UStG).
Unter anderem Umsätze, die bereits einer anderen Verkehrssteuer unterliegen wie zB
Umsätze mit Grundstücken oder Versicherungsleistungen. Unecht befreite sind u.a. auch
Geld- und Bankgeschäfte, Tätigkeit von Ärzten, Vermietung von Grundstücken ausgenommen
für Wohnzwecke und für Beherbergung.
Kleinunternehmer mit jährlichen Umsätzen von nicht mehr als 35.000 EUR unterliegen
ebenfalls einer unechten Befreiung (§ 6 Abs 1 Z 27 UStG). Einmaliges Überschreiten der
Umsatzgrenze um nicht mehr als 15% innerhalb von 5 Kalenderjahren ist möglich.
Kleinstunternehmer haben Möglichkeit einer Option zur Steuerpflicht (§ 6 Abs 3 UStG).
Für einige andere ist Option zur Steuerpflicht in § 6 Abs 2 UStG vorgesehen.

IV. Bemessungsgrundlage, Steuersätze, Vorsteuerabzug

1 Die Bemessungsgrundlage
Ist umsatzsteuerbarer Vorgang tatsächlich (weder
echt noch unecht befreit) umsatzsteuerpflichtig, ist
Bemessungsgrundlage zu ermitteln. Lieferungen
und sonstige Leistungen sowie beim
innergemeinschaftlichen Erwerb ist das Entgelt
Bemessungsgrundlage. Entgelt ist alles, was der
Empfänger einer Lieferung oder sonstigen Leistung
aufzuwenden hat, um die Leistung zu erhalten (§ 4
Abs 1 UStG). Zum Entgelt gehören auch zusätzliche
Leistungen, die Leistungsempfänger freiwillig aufwendet sowie Entgelt von dritter Seite (§ 4
Abs 2 UStG).
Tischler verlangt 1.000 für Einbauschrank – Kunde bezahlt 1.500 → Bemessungsgrundlage = 1.500

Eigenverbrauch: Umsatzsteuer für fiktive Lieferung bemisst sich nach dem Einkaufspreis im
Zeitpunkt des Eigenverbrauchs (§ 4 Abs 8 lit a UStG) zbf für fiktive sonstige Leistung nach den
auf die Ausführung entfallenden Kosten (§ 4 Abs 8 lit b UStG). § 1 Abs 1 Z 2 lit a UStG → nicht
abzugsfähige Ausgaben werden als Bemessungsgrundlage herangezogen (§ 4 Abs 8 lit c UStG).
Musikhändler entnimmt Gitarre, Einkaufspreis 600, zum Zeitpunkt der Entnahme 700, Kunden Verkauf
800. Bemessungsgrundlage 700!

Bei der Einfuhr miss sich die Einfuhrumsatzsteuer nach dem Zollwert des eingeführten
Gegenstandes (§ 5 Abs 1 UStG).

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Einführung in das Steuerrecht

2 Die Steuersätze
Umsatzsteuersätze (§ 10 UStG):
o Normalsteuersatz 20 % (§ 10 Abs 1 UStG)
o Ermäßigter Steuersatz 10% für im Gesetz
angeführte Leistungen und in Anlage 1 zum
UStG angeführte Gegenstände (§ 10 Abs 2
UStG). ZB: Nahrungsmittel, Vermietung von
Grundstücken zu Wohnzwecken,
Beförderung von Personen mit
Verkehrsmitteln aller Art etc.
o Ermäßigter Steuersatz von 13% für im Gesetz angeführte Leistungen und für in der
Anlage 2 zum UStG angeführte Gegenstände (§ 10 Abs 3 UStG). ZB: lebende Tiere,
Pflanzen, kulturelle Dienstleistungen, Holz, nationaler Luftverkehr, Museen,
Tiergärten, Filmvorführungen, Ab-Hof-Verkauf von Wein etc.
o Ermäßigter Steuersatz von 5% für im Gesetz angeführt Leistungen im Zeitraum von
1.7.2020 bis 31.12.2020. Gastronomie, Beherbergungen, Kultur, diverse
Publikationen. COVID-19-Krise.
o Ermäßigter Steuersatz von 19% für bestimmte in Mittelberg im Kleinstwalsertal und
in Junghozl erbrachte Leistungen (§ 10 Abs 4 UStG)

3 Der Vorsteuerabzug
Vorsteuerabzug ist Wesenselement der
Umsatzsteuer. Alle Lieferungen und alle sonstigen
Leistungen an das Unternehmen sind von der
Umsatzsteuer entlastet. In Unternehmerkette wirkt
Umsatzsteuer idR neutral und stellt somit keinen
Kostenfaktor dar.

Vorsteuerabzug für Leistungen und sonstige


Leistungen steht nur unter folgenden Voraussetzungen zu (§ 12 Abs 1 Z 1 UStG):
− Leistungsempfänger muss Unternehmer sein
− Leistung muss im Inland für das Unternehmen des Leistungsempfängers ausgeführt
worden sein
− Leistung muss von einem anderen Unternehmer ausgeführt worden sein
− es muss eine den Formvorschriften entsprechende Rechnung vorliegen (vlg § 11
UStG).
Unternehmer hat das Recht zum Vorsteuerabzug nur,
wenn anderer Unternehmer an sein Unternehmen leistet.
Nichtunternehmerische Sphäre → es steht kein
Vorsteuerabzug zu. Für Leistungen, die der Unternehmer
zur Ausführung von unecht befreiten Umsätzen in
Anspruch nimmt, steht dem Unternehmer kein
Vorsteuerabzug zu (§ 12 Abs 3 UStG).

Leistungen im Zusammenhang mit steuerpflichtigen als


auch mit unecht befreiten Umsätzen → Aufteilung der
Vorsteuerbeträge in abzugsfähige und nichtabzugsfähige
Beträge hat zu erfolgen (§ 12 Abs 4 UStG). Ändert sich

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Einführung in das Steuerrecht

Verwendungszweck eines Gegenstands hat eine nachträgliche Vorsteuerkorrektur innerhalb


bestimmter Frist zu erfolgen (§ 12 Abs 10 ff UStG).

V. Die Erhebung der Umsatzsteuer

1 Der Steuerschuldner
Steuerschuldner (wenngleich nicht unbedingt Steuerträger) = leistender Unternehmer.
§ 19 Abs 1 UStG enthält spezielle Regelungen für Übergang der Steuerschuld in bestimmten
Fällen (Reverse Charge-System). Insbesondere bei sonstigen Leistungen wird die Steuer vom
Empfänger der Leistung geschuldet, wenn
− der leistende Unternehmer im Inland
weder sein Unternehmen betreibt noch
eine an der Leistungserbringung beteiligte
Betriebsstätte hat und
− der Leistungsempfänger Unternehmer ist.

Reverse Charge System: greift nur, wenn Leistung


in AT steuerbar ist. Leistungsort im Ausland →
schuldet weder der leistende Unternehmer noch
der Leistungsempfänger eine österreichische USt.

2 Die Entstehung der Steuerschuld und das Verfahren


Steuerschuld entsteht mit Ablauf des
Kalendermonats, in dem die Leistung ausgeführt
worden ist (Sollbesteuerung § 19 Abs 2 Z 1 lit a
UStG). Freiberufliche Tätigkeiten und Tätigkeiten
von kleineren oder nichtbuchführungspflichtigen
Land- und Forstwirten sowie kleinen oder
nichtbuchführungspflichtigen
Gewerbetreibenden → Steuerschuld entsteht
ausnahmsweise mit Ablauf des Kalendermonats,
in dem das Entgelt vereinnahmt worden ist
(Istbesteuerung § 19 Abs 2 Z 1 lit b iVm § 17
UStG).

Notar grds. § 22 Z 1 lit b TS 3 EStG eine freiberufliche Tätigkeit – unterliegt der Istbesteuerung. Notar kann
sich auf Antrag der Sollbesteuerung unterwerfen.

Unternehmer muss Finanzamt geschuldete USt selbst berechnen und bei Fälligkeit an das
Finanzamt abführen (Selbstbemessung). Bis 15. des zweitfolgenden Kalendermonats ist
grds. für jeden Monat eine Umsatzsteuervoranmeldung (UVA) zu erstellen und beim
Finanzamt einzureichen (§ 21 Abs 1 UStG). Bei geringeren Vorjahresumsätzen als 100.000
EUR kann Kalendervierteljahr als Voranmeldungszeitraum gewählt werden, Fälligkeit der USt
verschiebt sich entsprechend (§ 21 Abs 2 UStG). Umsatzsteuervorauszahlung entspricht
Saldo aus Umsatzsteuer und Vorsteuer und ergibt eine
Zahllast (die einzuzahlen ist) oder eine Gutschrift.

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Einführung in das Steuerrecht

Zu bescheidmäßigen Festsetzung der Umsatzsteuervorauszahlungen von Finanzamt kommt


es nur, wenn Unternehmer die Einreichung der Voranmeldung pflichtwidrig unterlässt oder
wenn sich die Voranmeldung als unvollständig oder die Selbstberechnung als nicht richtig
erweist (§ 21 Abs 3 UStG). Umsatzsteuervorauszahlung beruht grds. auf Selbstbemessung.

Nach Ablauf des Veranlagungszeitraums


(Kalenderjahr, abweichendes Wirtschaftsjahr) hat
Unternehmer eine Umsatzsteuererklärung
abzugeben (§ 21 Abs 4 UStG). Für
Kleinunternehmer entfällt diese Verpflichtung (§ 21
Abs 6 UStG). Auf Grundlage der
Umsatzsteuererklärung wird Unternehmer zur
Umsatzsteuer veranlagt (§§ 21 Abs 4 und 20 Abs 1
UStG).

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Einführung in das Steuerrecht

Modul 5: Rechtsverkehrsteuern (45-50)

I. Die Grunderwerbsteuer

1 Der Steuergegenstand
GrEStG regelt Besteuerung von Grundstücksumsätzen. Es
werden auch solche Rechtsvorgänge erfasst, die wirtschaftlich die
Herrschaft über ein Grundstück begründen. GrEStG besteuert
Übergang von Grundstücken.

Der Grunderwerbsteuer unterliegen gem. taxativen Aufzählungen des § 1 Abs 1 GrEStG


bestimmt Rechtsvorgänge im Zusammenhang mit einem inländischen Grundstück.
Haupttatbestand: Kaufverträge oder andere Rechtsgeschäfte (zB Tauschverträge), die den
Anspruch auf Übereignung des Grundstücks begründen (§ 1 Abs 1 Z 1 GrEStG).
Grunderwerbsteuer = Rechtsverkehrssteuer
Ersatz- oder Ergänzungstatbestände:
• Der Grunderwerbsteuer unterliegt auch der
Eigentumserwerb an inländischen Grundstücken,
wenn kein Verpflichtungsgeschäft vorausgegangen
ist (§ 1 Abs 1 Z 2 GrEStG). Wenn Grundstück durch
Behörde oder Gericht oder durch Gesetz
übertragen wird wie z.B. Zwangsversteigerung,
Erwerb aufgrund gerichtlichen Urteils oder
Vergleichs, Enteignung oder Ersitzung.
• Zwischengeschäfte, durch die der Titel, der den
Anspruch auf Übereignung begründet, übertragen
wird, unterliegen auch der Grunderwerbsteuer (§
1 Abs 1 Z 3 und Z 4 GrEStG). Ersatztatbestände, die
nicht die Begründung, sondern Übertragung eines
Übereignungsanspruch zum Gegenstand haben.
• Rechtsvorgänge, die es ohne Begründung eines Anspruchs auf Übereignung einem
anderen rechtlich oder wirtschaftlich ermöglichen, ein Grundstück auf eigene
Rechnung zu verwerten sind ebenfalls grunderwerbsteuerpflichtig (§ 1 Abs 2
GrEStG). Nur Verwertungsbefugnis geht über (kein Eigentum). § 1 Abs 2 GrEStG soll
Lücken des Abs 1 in der Aufzählung der
Steuertatbestände schließen. Wichtigster Fall =
Erwerb durch den Treuhänder. Wenn Treuhänder
das Grundstück von Dritten erwirbt, fällt dies unter §
1 Abs 1 Z 1 GrEStG. Gleichzeitig verschafft
Treuhänder dem Treugeber die Befugnis, das
Grundstück wirtschaftlich zu verwerten. Dieser
Vorgang wird nach § 1 Abs 2 GrEStG besteuert.
• Um zu verhindern, dass Grundstück in
Personengesellschaft eingelegt wird und
Grunderwerbsteuer dadurch vermieden wird, dass
Anteile an den Gesellschafter veräußert werden, ist
Grunderwerbsteuer auch zu entrichten, wenn
innerhalb von 5 Jahren mind. 95% der Anteile am

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Einführung in das Steuerrecht

Gesellschaftsvermögen einer Personengesellschaft auf neue Gesellschafter


übergehen (§ 1 Abs 2a GrEStG). Der Grunderwerbsteuer unterliegt auch der
Anspruch auf Übertragung von mind. 95% der Anteile sowie die Vereinigung von
mind. 95% der Anteile einer grundstücksbesitzenden Kapitalgesellschaft in einer
Hand oder in einer Unternehmensgruppe nach § 9 KStG (§ 1 Abs 3 GrEStG). Absicht,
die GrEStG zu umgehen ist nicht Tatbestandsmerkmal.
Zivilrechtliche Vereinigung = Vereinigung aller Anteile in der Hand des Erwerbers allein oder in
der Hand von herrschenden und abhängigen Unternehmen iSd § 2 Abs 2 UStG. Wirtschaftliche
Vereinigung unter Mitwirkung eines Treuhänders, einer vorgeschobenen Person oder eines
Strohmannes reicht schom, um den Tatbestand der Übertragung von mind. 95% der Anteile einer
Personengesellschaft auf neue Gesellschafter oder den Tatbestand der Anteilsvereinigung zu
erfüllen.
§ 1 Abs 4 GrEStG: Kürzungsvorschrift, für eine Aufeinanderfolge mehrerer Erwerbsvorgänge
zwischen denselben Personen. Steuer auf späteren Erwerbsvorgang wird nur so weit erhoben,
als die Bemessungsgrundlage für den späteren Rechtsvorgang den Betrag übersteigt, von dem
beim vorausgegangen Rechtsvorgang die Steuer berechnet wurde. Beispiel: wenn zuerst die
wirtschaftliche Verfügungsacht über ein Grundstück und später das Eigentumsrecht an
denselben übertragen wird (Hauptanwendungsfall im Treuhandverhältnis).

Vorgänge, die von der Grunderwerbsteuer befreit


sind z.B.:
• Erwerb eines Grundstücks, wenn Berechnung
der Steuer maßgeblicher Wert 1.100 EUR
nicht übersteigt („Bagatellerwerb“; § 3 ABS 1
Z 1 lit a GrEStG)
• Freibetrag in Höhe von höchstens 900.000
EUR für Übertragung von Grundstücken, sofern Übertragung im Rahmen einer
unentgeltlichen oder teilentgeltlichen Betriebsübertragung erfolgt (§ 7 Abs 1 Z 1
GrEStG, § 3 Abs 1 Z 2 GrEStG).
• Schenkungen unter lebenden zwischen Ehegatten oder eingetragenen Partnern zum
gemeinsamen Erwerb einer Wohnstätte (§ 3 Abs 1 Z 7 GrEStG).

2 Die Bemessungsgrundlage, der Tarif und die


Erhebung der Grunderwerbsteuer
Bemessungsgrundlage = grds. der Wert der
Gegenleistung (§ 4 Abs 1 GrEStG) → idR Kaufpreis (§
5 Abs 1 Z 1 GrEStG). Gegenleistung geringer als
Grundstückswert oder keine Gegenleistung
vorhanden oder zu ermitteln ist → Steuer vom
Grundstückswert zu berechnen (§ 4 Abs 1 GrEStG). Bei unentgeltlichen Erwerben innerhalb
des Familienverbandes sowie für Erwerb von Todes wegen gilt Grundstückswert als
Bemessungsgrundlage. Grundstückswert ist entweder die Summe des hochgerechneten
(anteiligen) dreifachen Bodenwertes und des (anteiligen) Gebäudewertes, ein von einem
geeigneten Immobilienspiegel abgeleiteter Wert oder der gemeine Wert, wenn dieser
geringer ist. Übertragung land- und forstwirtschaftlich genutzter Grundstücke im
Familienverband oder für land- und forstwirtschaftlich genutzter Grundstücke im
Anwendungsbereich des UmgrStG wird der einfache Einheitswert als Bemessungsgrundlage
herangezogen.

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Einführung in das Steuerrecht

Tarifbestimmung in § 7 GrEStG unterscheidet zwischen unentgeltlichen, teilentgeltlichen


und entgeltlichen Erwerb:
Unentgeltlicher Erwerb Keine Gegenleistung oder Gegenleistung ≤
30 % des Grundstückswerts
Entgeltlicher Erwerb Gegenleistung > 70% des Grundstückswerts
Teilentgeltlicher Erwerb Gegenleistung > 30% und ≤ 70% des Grundstückswerts

Bei unentgeltlichen Erwerb sowie für unentgeltlichen Teil bei teilentgeltlichen Erwerb:
Stufentarif:
für die ersten 250.000 EUR 0,5%
für die nächsten 150.000 EUR 2%
darüber hinaus 3,5 %

Entgeltlicher Erwerb und entgeltlicher Teil von


teilentgeltlichem Erwerb = Normaltarif 3,5%
Anteilsübereignungen, Übertragung von 95% aller
Anteile oder Vorgängen nach dem UmgrStG →
ermäßigter Spezialsteuersatz von 0,5%
Übertragungen land- und forstwirtschaftlich
genutzter Grundstücke im Familienverband →
Steuersatz von 2%
Steuerschuld: entsteht, sobald steuerpflichtiger
Erwerbsvorgang verwirklicht ist, Abschluss eines
gültigen Kaufvertrages (§ 8 Abs 1 GrEStG). Es kommt
auf Verpflichtungsgeschäft und nicht auf Erfüllungsgeschäft an (zivilrechtlicher Titel). Erwerb
aufgrund einer Schenkung aus dem Todesfall → Steuerschuld mit Tod des Geschenkgebers (§
8 Abs 3 GrEStG).
Steuerschuldner der Grunderwerbsteuer sind idR die
am Erwerbsvorgang beteiligten Personen (§ 9 Z 4
GrEStG).
Erwerbsvorgänge, die dem GrEStG unterliegen – bis
zum 15. Tag des auf den Kalendermonat, in dem
Steuerschuld entstanden ist, zweitfolgenden Monats
beim Finanzamt eine Abgabeerklärung vorzulegen (§
10 GrEStG). Rechtsanwälte und Notare sind als
Parteienvertreter befugt, die Grunderwerbsteuer
selbst zu berechnen und an Finanzamt abzuführen (§§
11 ff GrEStG).

Beispiel aus Buch:


Der Grunderwerbsteuer unterliegen nur Erwerbsvorgänge, die inländische Grundstücke betreffen (§ 1
GrEStG). Für einen Grundstückserwerb in München besteht damit keine Grunderwerbsteuerpflicht in
Österreich.

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Einführung in das Steuerrecht

II. Die Rechtsgeschäftsgebühren

1 Der Gegenstand der Rechtsgeschäftsgebühren


Rechtsgeschäftsgebühren iSd Gebührengesetzes 1957
zählen zu den ausschließlichen Bundesabgaben und sind
den Steuern, dh den öffentlichen Abgaben ohne
Gegenleistung der Gebietskörperschaften, zuzuordnen.
Gebührengesetz erfasst auch §§ 10 bis 14a Schriften und
Amtshandlungen.

Gebühren für bestimmte schriftlich beurkundete


Rechtsgeschäfte (§§ 15 ff GebG) fest. Gebührenpflicht für
jene Rechtsgeschäfte, die in den Tarifposten (TP) des §
33 GebG angeführt sind („Enumerationsprinzip“).
Rechtsgeschäfte sind gem. § 15 Abs 1 GebG nur dann
gebührenpflichtig, wenn über sie eine Urkunde
errichtet wird (sog Urkundenprinzip; vgl § 15 GebG)
außer in GebG ist etwas abweichendes bestimmt.
Gebührenpflichtig ist Rechtsgeschäft selbst, förmliche
Beurkundung zu Beweiszwecken ist lediglich eine
Bedingung für die Gebührenpflicht.

Urkunde: jede Schrift, auf der entsprechende


Schriftzeichen angebracht sind, in der – wenn auch
formlos – das Zustandekommen eines
Rechtsgeschäftes festgehalten ist (vgl näher § 16
GebG). Für Gebührenpflicht ist es nicht
erforderlich, dass aus der Urkunde über das
Rechtsgeschäft schon alle für die Festsetzung der
Gebühren bedeutsamen Umstände hervorgehen,
wenn Urkunde dem Grunde nach als schriftliches
Beweismittel geeignet ist. Mail mit elektronsicher
Signatur gem. § 4 Abs 1 Signaturgesetz stellt ebenfalls
eine die Gebührenpflicht auslösende Urkunde dar, da
Bildschirm den Papierbegriff des § 5 GebG erfüllt.

Beim Zuordnen der Rechtsgeschäfte zu den einzelnen


Tarifposten des § 33 GebG ist auf den Inhalt der
errichteten Urkunde abzustellen (§ 17 Abs 1 GebG).

Beispiele: § 33 GebG z.B. schriftlich beurkundete


Bestandsverträge, Bürgschaftserklärungen und
Hypothekarverschreibungen, Dienstbarkeiten,
Ehepakte, Glücksverträge, außergerichtliche Vergleiche
und Zessionen.

Gesetzgeber versucht Lücken durch Schaffung von


Ersatz- oder Ergänzungstatbeständen zu schließen.

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Einführung in das Steuerrecht

Als Urkunde gilt gem. § 15 Abs 2 GebG auch das Annahmeschreiben bei schriftlicher Annahme
eines Vertragsanbotes. Wird mündliche Annahme beurkundet, gilt die Schrift als
Annahmeschreiben. Mündliche Annahme eines Vertragsanbots gilt daher nicht als
gebührenpflichtige Urkunde über ein Rechtsgeschäft.

Gem. § 2 GebG sind bestimmte Einrichtungen von


Gebühren befreit. Bund, die von ihm betriebenen
Unternehmungen sowie öffentlich-rechtliche Fonds, deren
Abgänge er zu decken verpflichtet ist,
Gebietskörperschaften im Rahmen ihres öffentlich-
rechtlichen Wirkungskreises, öffentlich-rechtliche
Körperschaften und bestimmte Vereinigungen hinsichtlich
ihres Schriftverkehrs mit den öffentlichen Behörden und
Ämtern sowie als Gesandte fremder Mächte bestellte
Angehörige auswärtiger Staaten … (Z4).

Gem. § 15 Abs 3 GebG sind Rechtsgeschäfte von der Gebührenpflicht ausgenommen, die
unter das Grunderwerbsteuergesetz, das Kapitalverkehrsteuergesetz oder das
Versicherungssteuergesetz fallen (um Doppelbesteuerung zu vermeiden).

2 Die Bestandvertragsgebühr
Gebührenpflicht unterliegen Bestandsverträge (§§ 1090 ff ABGB) und sonstige Verträge,
wodurch jemand den Gebrauch einer unverbrauchbaren Sache auf eine gewisse Zeit und
gegen einen bestimmten Preis erhält (§§ 33 TP 5 GebG).
− Bestandvertrag = gebührenpflichtig, wenn über ihn eine Urkunde im Inland errichtet
wird (§ 15 Abs 1 GebG)
− Verträge über Miete von Wohnräumen sind von Gebühr befreit (§ 33 TP Abs 4 Z 1
GebG)
− Bestandsvertragsgebühr beträgt im Allgemeinen 1%
− Bemessungsgrundlage abhängig von vertraglich vereinbarten Leistungen und der
Vertragsdauer. Wiederkehrende Leistungen sind bei unbestimmter Vertragsdauer mit
3fachen des Jahreswertes zu bewerten (§ 33 TP5 Abs 3 GebG). Bestandsverträge auf
bestimmter Dauer → Bemessungsgrundlage wird vom Jahreswert der
wiederkehrenden Leistungen multipliziert mit der vorgesehenen Vertragsdauer
ermittelt. Bemessungsgrundlage ist bei wiederkehrenden Leistungen mit dem 18-
fachen des Jahreswertes gedeckelt (§ 33 TP 5 Abs 3 GebG).
− Hat Bestandgeber seinen Wohnsitz, gewöhnlichen Aufenthalt, Sitz oder seine
Geschäftsleitung im Inland oder unterhält er eine inländische Betriebsstätte, dann
trifft ihn die gesetzliche Selbstberechnungsverpflichtung (§ 33 TP 5 Abs 5 GebG).

3 Die Erhebung der Gebühren


Rechtsgeschäftsgebührenschuld entsteht, wenn die Urkunde über das Rechtsgeschäft im
Inland errichtet wird, idR im Zeitpunkt der Unterzeichnung durch die Vertragspartner (§ 16
Abs 1 GebG). § 16 Abs 2 GebG regelt die Entstehung der Gebührenschuld bei
Rechtsgeschäften, über die eine Urkunde im Ausland errichtet wurde. § 16 Abs 2 Z 1 GebG:
falls über Rechtsgeschäfte eine Urkunde im Ausland errichtet wird, die Gebührenschuld n
dem für im Inland errichtete Urkunden maßgeblichen Zeitpunkt entsteht. Voraussetzung:

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Einführung in das Steuerrecht

Parteien des Rechtsgeschäfts haben im Inland einen Wohnsitz (gewöhnlichen Aufenthalt), ihre
Geschäftsleitung oder ihren Sitz oder unterhalten eine inländische Betriebsstätte.
Rechtsgeschäft muss eine im Inland befindliche Sache betreffen oder eine Partei muss im
Inland zu einer Leistung auf Grund des Rechtsgeschäfts berechtigt oder verpflichtet sein.
Bedarf ein Rechtsgeschäft der Genehmigung oder
Bestätigung einer Behörde oder eines Dritten und
ist somit aufschiebend bedingt, so entsteht die
Gebührenschuld für das beurkundete
Rechtsgeschäft erst im Zeitpunkt der Zustellung der
Genehmigung oder Bestätigung (§ 16 Abs 6 GebG).
Gebührenschuldner: grds. Unterzeichner der
Urkunde (§ 28 GebG). Gebührenpflichtige
Rechtsgeschäfte sind gem. § 31 Abs 1 GebG bis zum
15. Tag des auf den Kalendermonat in dem die
Gebührenschuld entstanden ist, zweitfolgenden
Monats beim Finanzamt anzuzeigen. Zur
Gebührenanzeige sind Rechtsgeschäft beteiligte
Personen, sowie Urkundenverfasser und jeder, der
eine Urkunde als Bevollmächtigter unterzeichnet
oder eine im Ausland errichtete Urkunde im
Zeitpunkt des Entstehens der Gebührenschuld in
Händen hat, verpflichtet.

III. Gemeinsamkeiten der Rechtsverkehrsteuern


Zahlreiche Gemeinsamkeiten. Knüpfen formal an zivilrechtlichen Rechtsvorgänge an und
sehen Haupt- und Ersatztatbestände vor. Haupttatbestände erklären jene Sachverhalte für
steuerpflichtig, auf deren Erfassung es dem Gesetzgeber in erster Linie ankommt.
Ersatztatbestand (Neben-, Ergänzungs- oder Umgehungstatbestand) soll Umgehung des
Haupttatbestands verhindern.

Verkehrsgesetze weisen hinsichtlich des Gesetzesaufbaus folgenden Gemeinsamkeiten auf:


• Steuergegenstand: Bestimmunen über den Steuergegenstand definieren
Steuertatbestände, zumeist mithilfe von Haupt- und Ersatztatbestände.
• Befreiungen: Ausnahmen von Steuergegenstand - Befreiungskatalog
• Bemessungsgrundlage: Regeln über die Bemessungsgrundlage bestimmen, wovon
die Steuer zu berechnen ist.
• Tarif: beinhaltet den Steuersatz und die damit verbundenen Freibeträge und
Differenzierungen.
• Steuerschuldner: eine oder alle Rechtsvorgang Beteiligten
• Steuerschuldentstehung: die meisten Verkehrsteuern regeln Zeitpunkt, zu dem die
Steuerschuld entsteht. Fehlt es an Sonderregelung, kommt § 4 Abs 1 BAO zur
Anwendung. Sobald Tatbestand verwirklicht ist, an den das
Gesetz die Abgabepflicht knüpft.
• Verfahren: Art der Bemessung, Fälligkeit und Legung und
Prüfung von Steuererklärungen wird geregelt.
Selbstberechnung: Bestimmte Parteienvertreter haben
Möglichkeit, die Steuer selbst zu berechnen.

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Einführung in das Steuerrecht

Modul 6: Wirtschaftliche Aktivitäten von Inländern im Ausland (51-59)

I. Persönliche Einkommensteuerpflicht

1 Die Unterscheidung zwischen unbeschränkter und beschränkter Steuerpflicht


Unbeschränkt steuerpflichtig: wer entweder
Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in
Österreich hat (§ 1 Abs 2 EStG). Unterliegt mit
seinem Welteinkommen der österreichischen
Besteuerung (§ 1 Abs 2 EStG).
Beschränkt steuerpflichtig: wer weder
Wohnsitz noch gewöhnlichen Aufenthalt in AT
hat. Nur mit inländischen Einkünften unterliegt
man der Einkommensteuer (§ 1 Abs 3 EStG).
Katalog der inländischen Einkünfte in § 98
EStG.

Auf Antrag können Staatsangehörige von EU- und EWR Staaten, die im Inland weder Wohnsitz
noch gewöhnlichen Aufenthalt haben, als unbeschränkt steuerpflichtig behandelt werden,
soweit inländische Einkünfte im Sinne des § 98 EStG erzielt werden. Voraussetzung ist, dass
die Einkünfte im Kalenderjahr mind. zu 90% der österreichischen Einkommensteuer
unterliegen oder die nicht der österreichischen Einkommensteuer unterliegenden Einkünfte
nicht mehr als 11.000 EUR betragen (näher
§ 1 Abs 4 EStG). Diese Steuerpflichtigen
können Absetzbeträge in Anspruch
nehmen (§ 33 Abs 2 EStG).

Staatsbürgerschaft spielt keine Rolle.


Lediglich im Anwendungsbereich der
Doppelbesteuerungsabkommen kann sie
von untergeordneter Relevanz sein.

2 Wohnsitz und gewöhnlicher Aufenthalt


Wohnsitz: melderechtliche Vorschriften sind im AT
Steuerrecht nicht relevant. Die steuerlich
maßgebende Definition findet sich in der
Bundesabgabenordnung (BAO). § 26 Abs 1 BAO
einen Wohnsitz hat jemand „dort, wo er eine
Wohnung innehat unter Umständen, die darauf
schließen lassen, dass er die Wohnung beibehalten
und benutzen wird“.
− Wohnung: Räumlichkeiten, die nach der
Verkehrsauffassung ihre Inhaber nach Größe und Ausstattung ein dessen
Verhältnissen entsprechendes Heim bieten. Zweitwohnsitze, Untermietzimmer und
im Fall der Dauermiete auch Hotelzimmer können Wohnsitze begründen.
− Für den Wohnsitzbegriff erforderlich ist Innehabung – eine Wohnung tatsächlich zu
verfügen, sie also jederzeit für den eigenen Wohnbedarf nutzen zu können – auf
rechtliche Verfügungsmöglichkeit kommt es nicht an.

Seite 51
Einführung in das Steuerrecht

− Ununterbrochene tatsächliche Benutzung einer Wohnung ist nicht nötig. Es genügt,


wenn sich eine Person jährlich einige Wochen zu Urlaubs-, Erholungs-, Studien- oder
anderen Zwecken in der Wohnung aufhält, solange sie auch sonst die Möglichkeit
hätte, die Wohnung selbst zu nutzen.
− Mitbenutzen einer fremden Wohnung begründet nur bei ständiger
Nutzungsmöglichkeit einen Wohnsitz. Wenn Person nur als Gast aufgenommen wird,
also Zustimmung des Berechtigten eingeholt werden muss, hat Person keine
Wohnung inne.
− Aus objektiven Umständen muss sich ergeben, dass der Steuerpflichtige die
Wohnung beibehalten und benutzen wird. Objektiver Umstand der gegen
Benutzungsabsicht spricht ist etwa das Entfernen der Möbel aus der Wohnung.

Möglichkeit, unbeschränkte Steuerpflicht in AT durch Begründung eines Wohnsitzes zu


vermeiden, eröffnet die Zweitwohnsitzverordnung. Steuerpflichtige, deren Mittelpunkt der
Lebensinteressen länger als 5 Jahre im Ausland ist, die über eine Wohnung in AT verfügen und
in jenen Jahren keinen Wohnsitz, in denen diese Wohnung alleine oder gemeinsam mit
anderen inländischen Wohnungen weniger als 70 Tage benutzt wird und wenn zusätzlich ein
Verzeichnis über die inländische Wohnungsbenutzung geführt wird sind nur beschränkt
steuerpflichtig.

Gewöhnlicher Aufenthalt: § 26 Abs 2 BAO – „ hat


jemand dort, wo er sich unter Umständen aufhält,
die erkennen lassen, dass er an diesem Ort oder in
diesem Land nicht nur vorübergehend verweilt“.
− Gewöhnlicher Aufenthalt verlangt
körperliche Anwesenheit. Man kann nur
einen gewöhnlichen Aufenthalt haben.
− Längere, jedoch nicht ständige Anwesenheit. Vorübergehende Auslandsaufenthalte
unterbrechen den gewöhnlichen Aufenthalt nciht.
− Aufenthalt muss freiwillig sein
− Keinen gewöhnlichen Aufenthalt im Inland haben Grenzgänger, die täglich nach
Hause ins Ausland zurückkehren.
− § 26 Abs 2 BAO stellt unwiderlegbare Vermutung auf: wonach dann, wenn
Abgabevorschriften die unbeschränkte Abgabepflicht an den gewöhnlichen
Aufenthalt knüpfen, die unbeschränkte
Abgabepflicht stet dann eintritt, wenn der
Aufenthalt im Inland länger als 6 Monate dauert.

Wohnsitz oder gewöhnlicher Aufenthalt können auch


unterjährig begründet oder beendet werden.
Steuerpflichtiger ist für einen bestimmten Teil des
Kalenderjahres beschränkt steuerpflichtig, für anderen
Teil unbeschränkt.

Seite 52
Einführung in das Steuerrecht

II. Auswirkungen der unionsrechtlichen Grundfreiheiten

1 Die Grundfreiheiten des AEUV


Im AEUV verankerte Grundfreiheiten schützen wirtschaftliche Aktivitäten zwischen
verschiedenen Mitgliedstaaten der EU. Gewährleisten freien Verkehr von Waren, Personen,
Dienstleistung und Kapital. Tragen zur Verwirklichung des Binnenmarktes bei.
− Arbeitnehmerfreizügigkeit (Art 45 AEUV) sowie Niederlassungsfreiheit (Art 49
AEUV) – freier Personenverkehr
o Niederlassungsfreiheit: Recht der Angehörigen der Mitgliedstaaten, in einem
anderen Mitgliedstaat eine selbständige Erwerbstätigkeit in Form einer
Niederlassung aufzunehmen und auszuüben, Behandlung wie Inländern
(Inländerbehandlung). Erstreckt sich auf juristische Personen, sofern diese
nach dem Recht eines Mitgliedstaats gegründet wurden und ihren Sitz oder
Ort der Geschäftsleitung innerhalb der Union haben. Sowohl für „Inbound-
Situationen“ = Zuzug aus anderem Mitgliedstaat; als auch für „Outbound-
Situation“ = Wegzug in einen anderen Mitgliedstaat.
o Arbeitnehmerfreizügigkeit: für natürliche Personen; gibt Unionsbürger das
Recht, eine unselbständige Erwerbstätigkeit in einem anderen Mitgliedstaat
unter den gleichen Bedingungen, wie sie auch für Inländer gelten, auszuüben.
− Dienstleistungsfreiheit (Art 56 AEUV) – freier Dienstleistungsverkehr
o Beinhaltet das Recht, von einem Mitgliedstaat aus grenzüberschreitend eine
Leistung in einem anderen Mitgliedstaat zu erbringen, ohne dabei eine
Schlechterstellung gegenüber inländischen Dienstleistungsanbietern zu
erfahren.
− Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit (Art 63 AEUV) – freier Kapitalverkehr
o Umfasst Direktinvestitionen, Gewährung von Krediten und Bürgschaften,
Unternehmensbeteiligungen (Portfolioinvestments), Erwerb von Immobilien
und Wertpapieranlagen und Emission von Anleihen (Kapitalverkehr) sowie
Zahlungen, die unmittelbar mit Warenaustausch, Erbringung von
Dienstleistungen und sonstigen Leistungen im Personenverkehr verbunden
sind (Zahlungsverkehr). Kapitalverkehrsfreiheit ist auch im Verhältnis zu
Drittstaaten anwendbar.

EuGH prüft in erstem Schritt immer die Vergleichbarkeit (objektive


Vergleichbarkeit) der grenzüberschreitenden Situation mit einer rein
innerstaatlichen Situation.
Steuerrechtliche Regelungen, die Ausländer gegenüber Inländern
benachteiligen, sowie Regelungen, die Inländern für Einkünfte aus
dem Ausland eine höhere Steuerbelastung als für Einkünfte aus dem
Inland vorsehen, sind gefährdet, den Grundfreiheiten zu
widersprechen. Es liegt keine unionsrechtlich unzulässige
Diskriminierung vor, wenn sich für die Ungleichbehandlung eine sachliche Rechtfertigung findet und
Maßnahme verhältnismäßig ist. EuGH ist sehr zurückhaltend Rechtfertigungsgründen für
Ungleichbehandlung anzuerkennen.

2 Die Auswirkungen
Grundfreiheiten kommt Anwendungsvorrang gegenüber
nationalem Recht zu. Ist Verstoß einer steuerrechtlichen
Regelung gegen Grundfreiheit eindeutig, darf nationale

Seite 53
Einführung in das Steuerrecht

Regelung insoweit nicht angewendet werden. Einer


Aufhebung der Vorschrift bedarf es nicht. Regelung wird
automatisch verdrängt. Wenn Unionswidrigkeit nicht
eindeutig, bedarf es einer Entscheidung des EuGH. Nationale
Gerichte sind berechtigt bzw. sogar verpflichtet, den EuGH
anzurufen und um Auslegung des Unionsrechts zu bitten
(Vorabentscheidung). Verpflichtet zur Vorlage beim EuGH sind
letztinstanzliche Gerichte. In Steuerverfahren = BFG oder
VwGH.

III. Auswirkungen der Doppelbesteuerungsabkommen

1 Rechtsnatur und Wirkungsweise der Doppelbesteuerungsabkommen


Doppelbesteuerungsabkommen sind völkerrechtliche
Verträge, die zwischen zwei Staaten – bilateral –
abgeschlossen werden. Werden vom Bundespräsidenten
abgeschlossen, vom NR gem. Art 50 B-VG genehmigt.
Werden dadurch zum Bestandteil österreichischen rechts.
DBA (Doppelbesteuerungsabkommen) sind einfachen
Bundesgesetzen gleichgeordnet und unmittelbar
anwendbar. Vorrang des DBA-Rechts gegenüber dem
innerstaatlichen Steuerrecht. DBAs sind mit mehr als 90
Staaten abgeschlossen.

Nach allgemeinem Völkerrecht können Staaten auch


Auslandssachverhalte besteuern, wenn zumindest eine
geringfügige Nahebeziehung zum besteuernden Staat
besteht. Durch den Abschluss eines DBA verpflichten
sich die Vertragsstaaten, auf die Besteuerung
bestimmter Sachverhalte zu verzichten oder diese
Besteuerung nur im eingeschränkten Maße
vorzunehmen. Schrankenwirkung der DBA (beschränkt
nach innerstaatlichem Recht bestehende Steuerpflicht).

2 Die Bedeutung der Musterabkommen


Hier wird das OECD-Musterabkommen auf dem
Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen
(OECD-MA) näher betrachtet.

3 Der Aufbau der Doppelbesteuerungsabkommen


− Regelungen über persönlichen Anwendungsbereich
(Art 1 und 4 OECD-MA)
− Regelungen über sachlichen Anwendungsbereich
(Art 2 OECD-MA)
− Verteilungsnormen (Art 6 bis 8 und 10 bis 22 OECD-
MA)
− Methodenartikel (Art 23A und 23B OECD-MA)
− Sonstige Abkommensvorschriften

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Einführung in das Steuerrecht

4 Der persönliche Anwendungsbereich


Persönlicher Anwendungsbereich einer DBA ist in Art 1 und 4 OECD-MA geregelt. Für welche
Person das Abkommen zur Anwendung kommt. DBA sind auf Personen anwendbar, die in
einem oder in beiden Vertragsstaaten ansässig sind (Art 1 OECD-MA). In Vertragsstaat
ansässig ist, wer in diesem unbeschränkt steuerpflichtig ist (Art 4 Abs 1 OECD-MA).
Steuerpflichtige Person kann in einem, beiden oder in keinem der Vertragsstaaten ansässig
sein. Jene Person, die in beiden Vertragsstaaten bloß beschränkt steuerpflichtig und demnach
nicht ansässig ist, fällt nicht in den Anwendungsbereich des Abkommens.

Unterscheidung zwischen Ansässigkeitsstaat und Quellenstaat. Anderer Staat, der nicht


Ansässigkeitsstaat ist, wird als Quellenstaat bezeichnet.
− Ist Steuerpflichtiger nur in einem Staat ansässig = dieser Staat Ansässigkeitsstaat.
− Für Steuerpflichtige, die in beiden Vertragsstaaten unbeschränkt steuerpflichtig und
somit ansässig ist (Doppelansässigkeit) müssen weitere Kriterien herangezogen
werden.
o Natürliche Personen – Art 4 Abs 2 OECD-MA regelt, welcher Staat als
Ansässigkeitsstaat für Zwecke der weiteren Abkommensanwendung gilt.
▪ Zu welchem Staat die Person engere Beziehung hat
▪ Ständige Wohnstätte
▪ Persönliche und wirtschaftliche Beziehung (Mittelpunkt der
Lebensinteressen)
▪ Gewöhnlicher Aufenthalt
▪ Staatsangehörigkeit
o Juristische Personen – Doppelansässigkeit ist nach Art 4 Abs 3 OECD-MA
aufzulösen
▪ Zuständige Behörde der Vertragsstaaten müssen idR in
Verständigungsverfahren die Ansässigkeit klären.
▪ Rücksicht auf Faktoren wie den Ort der Geschäftsleitung, Ort der
Hauptverwaltung, Gründungsort und sonstige maßgebliche Faktoren.
▪ Keine Einigung: Person hat keinen Anspruch auf Abkommensvorteile
▪ In Verträgen oft noch alte Version in dem juristische Person für Zweck
der DBA dort ansässig ist, wo sich der Ort der tatsächlichen
Geschäftsleitung befindet.
o Bestimmung eines Ansässigkeitsstaats ist Voraussetzung für weitere
Abkommensanwendung!

5 Der sachliche Anwendungsbereich


Art 2 OECD-MA legt fest, welche Steuern vom
Abkommen erfasst sind (sachlicher
Anwendungsbereich). OECD-MA erfasst Steuern vom
Einkommen und vom Vermögen. In Vertragspraxis
wird durch beispielhafte Aufzählung von Steuern, für
die das Abkommen gelten soll, der sachliche
Anwendungsbereich näher konkretisiert. In AT DBAs
wird regelmäßig die Einkommensteuer und die
Körperschaftsteuer genannt. Steuern vom Vermögen
sind nicht von allen AT DBAs mitumfasst.

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Einführung in das Steuerrecht

6 Die Verteilungsnormen
Verteilungsnormen der DBA (Art 6 bis 8 und 10 bis 21 OECD-MA für Steuern vom Einkommen und Art
22 OECD-MA für Steuern vom Vermögen) kommen zur Anwendung, wenn das Abkommen in
persönlicher und sachlicher Hinsicht anwendbar ist. Im Regelfall sehen Verteilungsnormen die
Besteuerung im Ansässigkeitsstaat vor. Wenn Einkünfte einen gewissen Bezug zum Quellenstaat
haben, soll auch Quellstaat besteuern dürfen. Wenn nach Anwendung der Verteilungsnormen für
beide Vertragsstaaten das Besteuerungsrecht verbleibt, entscheidet der Methodenartikel wie die
Doppelbesteuerung durch den Ansässigkeitsstaat zu vermeiden ist.

OECD-MA kennt für Steuern vom Einkommen


folgende Verteilungsnormen
− Art 6 – Einkünfte aus unbeweglichen Vermögen
− Art 7 – Unternehmensgewinne
− Art 8 – Seeschifffahrt und Luftfahrt
− Art 10 – Dividenden
− Art 11 – Zinsen
− Art 12 – Lizenzgebühren
− Art 13 – Gewinne aus der Veräußerung von
Vermögen
− Art 14 – Selbständige Arbeit – Bestimmung
wurde aufgehoben Art 7 erfasst jetzt auch Einkünfte
aus selbständiger Arbeit
− Art 15 – Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
− Art 16 – Aufsichtsrats- und
Verwaltungsratsvergütungen
− Art 17 – Künstler und Sportler
− Art 18 – Ruhegehälter
− Art 19 – Öffentlicher Dienst
− Art 20 – Studenten
− Art 21 – Andere Einkünfte

Bei der Anwendung der Verteilungsnormen kann zwischen folgenden Fallgruppen


unterschieden werden:
• Besteuerung in beiden Vertragsstaaten. Vermeidung der Doppelbesteuerung erfolgt
durch Anwendung des Methodenartikels. Teilweise wird Besteuerungsrecht des
Quellenstaates betragsmäßig beschränkt.
• Ausschließliche Besteuerung in einem der beiden Vertragsstaaten. Wortlaut: …
können nur in diesem Staat besteuert werden. Der andere Vertragsstaat ist zur
Steuerfreistellung verpflichtet.
• Einkünfte sind genau einer Verteilungsnorm zuzuordnen. Vorrangregeln – die
wichtigsten sind:
o Art 7 OECD-MA ist nur subsidiär anzuwenden
o Art 10, Art 11 und Art 12 OECD-MA haben grds. Vorrang vor Art 7 OECD-MA.
Regelungen über Dividenden, Zinsen und Lizenzgebühren jedoch dann nicht,
wenn der Steuerpflichtige über eine Betriebsstätte im Quellenstaat verfügt
und die sonst unter Art 10, 11 oder 12 OECD-MA fallenden Dividenden, Zinsen
oder Lizenzgebühren dieser Betriebsstätte zuzurechnen sind
(Betriebsstättenvorbehalt).
o Art 21 OECD-MA kommt zur Anwendung, wenn keine andere
Verteilungsnorm anwendbar ist. Besteuerungsrecht steht in diesem Fällen nur
dem Ansässigkeitsstaat zu.
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Einführung in das Steuerrecht

7 Die Methoden zur Vermeidung der Doppelbesteuerung


Wenn nach Anwendung der Verteilungsnorm beide Vertragsstaaten ein Besteuerungsrecht
verbleibt, wird Doppelbesteuerung erst durch Anwendung des Methodenartikels vermieden.
Richtet sich an Ansässigkeitsstaat. Zwei Methoden zur Verfügung. Vertragsstaaten steht es
frei, zwischen den beiden Methoden zu wählen. Es kann auch je nach Verteilungsnorm variiert
werden.
• Befreiungsmethode: Formulierungsvorschlag Art 23A OECD-MA:
bedeutet, dass die Einkünfte, für die der Quellenstaat aufgrund der Verteilungsnorm
das Besteuerungsrecht hat, aus der Bemessungsgrundlage des Ansässigkeitsstaats
ausgeschieden werden. Ansässigkeitsstaat darf Einkünfte bei Berechnung des
Steuersatzes berücksichtigen (Progressionsvorbehalt).
• Anrechnungsmethode: Formulierungsvorschlag Art 23B OECD-MA:
Lässt die Besteuerung in beiden Vertragsstaaten zu. Ansässigkeitsstaat rechnet die im
Quellenstaat erhobene Steuer an. Steuerabrechnung im Ansässigkeitsstaat ist aber
durch Anrechnungshöchstbetrag begrenzt: Es darf im Ansässigkeitsstaat nicht mehr
an Steuer des Quellenstaates angerechnet werden, als auf die der Anrechnung
unterliegenden Einkünfte – vor der Anrechnung – an Steuer im Ansässigkeitsstaat
entfällt.

8 Sonstige Abkommensvorschriften
DBA enthalten noch eine Reihe anderer Regelungen, wie Diskriminierungsverbote,
Vorschriften über das Verständigungsverfahren, Vorschriften über den
Informationsaustausch und die Vollstreckungsamtshilfe oder Vorschriften über das
Inkrafttreten.
• Diskriminierungsverbote – Art 24 OECD-MA
o Betriebsstättendiskriminierung Art 24 Abs 3 OECD-MA
• Verständigungsverfahren – Art 25 OECD-MA
o Unterschreibt, dass die obersten Abgabebehörden zur gemeinsamen Lösung
von Zweifelsfragen der Auslegung und Anwendung der DBA miteinander in
Kontakt treten können und sollen.
o Regelungen werden durch Vorschriften über Schiedsverfahren ergänzt,
mithilfe dessen Auslegungskonflikte zwischen den Vertragsstaaten verbindlich
beigelegt werden können.
• Informationsaustausch – Art 26 OECD-MA: verpflichtender Informationsaustausch
zwischen den obersten Abgabebehörden
• Amtshilfe bei der Erhebung von Steueransprüchen – Art 27 OECD-MA

IV. Innerstaatliche Maßnahmen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung


In Fällen, in denen Steuerpflichtiger wirtschaftliche Aktivitäten in einem Staat ausübt, mit dem
AT kein DBA abgeschlossen hat, kann es zu einer Doppelbesteuerung kommen. BMF oder
dessen bevollmächtige Vertreter können nach § 48 Abs 5 BAO anordnen, dass „bei
Abgabepflichtigen, die der Abgabenhoheit mehrere Staaten unterliegen, soweit dies zur
Ausgleichung der in- und ausländischen Besteuerung oder zur Erzielung einer den
Grundsätzen der Gegenseitigkeit entsprechenden Behandlung erforderlich ist, …. bestimmte
Gegenstände der Abgabeerhebung ganz oder teilweise aus der Abgabepflicht auszuscheiden
oder ausländische, auf solche Gegenstände entfallende Abgaben ganz oder teilweise auf
inländische Abgaben anzurechnen sind. Auf Grundlage von § 48 BAO wurde Verordnung

Seite 57
Einführung in das Steuerrecht

erlassen, die unter bestimmten Voraussetzungen


anordnet, dass Fälle der Doppelbesteuerung durch
Befreiung der ausländischen Einkünfte von der
österreichischen Bemessungsgrundlage unter
Anwendung des Progressionsvorbehalts oder
subsidiär durch Anrechnung der ausländischen
Steuer auf die österreichische Steuer vermieden
werden sollen.

V. Wegzugsbesteuerung
Gem. § 27 Abs 1 EStG unterliegen Einkünfte aus realisierten Wertsteigerungen von
Kapitalvermögen und Derivaten (§ 27 Abs 4 EStG). Unabhängig von Beteiligungshöhe der
Steuerpflicht. § 27 Abs 6 Z 1 EStG: als Veräußerungen gelten auch solche Umstände, die zu
einer Einschränkung des Besteuerungsrechts AT im Verhältnis zu anderen Staaten führen.
„Wegbesteuerung“ – soll vermeiden, dass Steuerpflichtige durch Wegzug vor einer geplanter
Beteiligungsveräußerung die Steuerpflicht der angewachsenen stillen Reserven in AT
umgehen können. Nicht nur Wegzug, sondern auch andere Umstände, wie unentgeltliche
Übertragung der Beteiligung oder Tod des Steuerpflichtigen, können zum Verlust des
Besteuerungsrechts führen. Besteuerungsrecht geht verloren, wenn AT aufgrund
innerstaatlicher oder abkommensrechtlicher Vorschriften die Veräußerung unter § 27 Abs 6
Z 1 lit b EStG fallenden Beteiligung und Derivate nicht mehr besteuern kann. Bei Anteilen an
ausländischen Körperschaften und ausländischen Derivaten geht Besteuerungsrecht AT durch
Wechsel in beschränkte Steuerpflicht immer verloren, da von § 98 Abs 1 EStG erfasst. Bei
Anteilen an inländischen Kapitalgesellschaften bleibt das innerstaatliche Besteuerungsrecht
nach § 98 Abs.1 EStG zwar aufrecht, kann aber durch ein DBA verloren gehen (vgl Art 13 Abs
5 OECD-MA).

Kommt es zu Einschränkung des Besteuerungsrechts, sieht § 27 Abs 6 Z 1 EStG die sofortige


Besteuerung des Differenzbetrags zwischen gemeinen Wert der Anteile und
Anschaffungskosten, abzüglich Werbungskosten vor. Besteuert werden stille Reserven. Bei
Wegzug in Mitgliedstaat der EU oder EWR kann Steuerpflichtiger jedoch die sofortige
Besteuerung der stillen Reserven vermeiden → Antrag auf Nichtfestsetzung der Steuerschuld
(§ 27 Abs 6 Z 1 lit a EStG). Gilt auch für Fall, in dem Wirtschaftsgüter oder Derivate
unentgeltlich an in anderem Mitgliedstaat der EU/EWR ansässige natürliche Person
transferiert werden.

In diesen Fällen entsteht Steuerschuld zwar mit


dem Wegzug des Steuerpflichtigen, wird aber erst
bei späteren tatsächlichen Veräußerungen der
Anteile festgesetzt. Wegzug einer natürlichen
Person in einen Staat, welcher kein EU/EWR
Mitglied ist, wird dieser Wegzug jedoch als
tatsächliche Veräußerung von Anteilen gesehen (§
27 Abs 6 Z 1 lit b TS 1 EStG). Antrag auf Festsetzung
der nicht festgesetzten Steuerschuld als
tatsächliche Veräußerung der Anteile → damit
kann vom Steuerpflichtigen selbst der steuerliche Schwebezustand durch Veranlagung
beendet werden.

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Einführung in das Steuerrecht

Zieht Steuerpflichtiger nach Wegzug in EU/EWR Land wieder zurück nach AT, sind bei späteren
tatsächlichen Veräußerungen der Anteile die Anschaffungskosten vor Wegzug maßgeblich.
Weist Steuerpflichtiger nach, dass während seiner Ansässigkeit in anderem EU/EWR Staat
Wertsteigerungen der Anteile eingetreten sind, sind diese vom Veräußerungserlös abzuziehen
(§ 27 Abs 6 Z 1 lit e EStG).
Gemeiner Wert der Anteile zum Zeitpunkt des Eintritts in das Besteuerungsrecht AT gilt als
Anschaffungskosten (§ 27 Abs 6 Z 1 lit e EStG).

Eine Berücksichtigung der Wertminderung ist in


AT nicht möglich, wenn Wertminderung im
Zuzugsstaat berücksichtigt wurde.
Zwischen Wegzug und Veräußerung eingetretene
Wertminderung kann höchstens im Umfang der
Bemessungsgrundlage bei Wegzug berücksichtig
werden. Berücksichtigung der Wertminderung in
AT ist jedoch nicht möglich, wenn
Wertminderung im Zuzugsstaat berücksichtigt
wird.

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Einführung in das Steuerrecht

Modul 7: Wirtschaftliche Aktivitäten von inländischen Körperschaften im


Ausland (60-68)

I. Persönliche Körperschaftsteuerpflicht

1 Die Unterscheidung zwischen unbeschränkter und beschränkter Steuerpflicht


Unterscheidung unbeschränkter und beschränkter Steuerpflicht.
Eine Körperschaft, die ihren Sitz oder Ort der Geschäftsleitung im Inland hat, unterliegt der
unbeschränkten Körperschaftssteuerpflicht (§ 1 Abs 2 KStG). Welteinkommen ist in
Österreich zu versteuern.
Körperschaft, die weder Sitz noch Ort der
Geschäftsleitung im Inland hat, unterliegt der
beschränkten Körperschaftsteuerpflicht (§ 1 Abs 3 Z 1
KStG). Sachliche Umfang der beschränkten Steuerpflicht
bestimmt sich nach § 98 EStG. § 21 Abs 1 KStG verweist
auf § 98 EStG und macht diese somit auch für
Körperschaften anwendbar.

2 Sitz und Ort der Geschäftsleitung


Sitz: nach § 27 Abs 1 erster Satz BAO der Ort, der durch Gesetz, Vertrag, Satzung,
Stiftungsbrief und dergleichen bestimmt ist. Formaler Anknüpfung an das Zivilrecht.

Ort der Geschäftsleitung: nach § 27 Abs 2 BAO der Ort, an dem sich der Mittelpunkt der
geschäftlichen Oberleitung befindet. Liegt dort, wo der für die Geschäftsführung
entscheidende Wille gebildet wird. Nachprüfbarkeit fraglich, daher muss auf den Ort
abgestellt werden, an dem die Willenserklärung abgegeben wird. Maßgebend für die
Bestimmung des Ortes der Geschäftsleitung ist die laufende Geschäftsführung. Dazu gehören
tatsächliche und rechtsgeschäftliche Handlungen, die der gewöhnliche Betrieb der
Gesellschaft mit sich bringt und solche organisatorischen Maßnahmen, die zur gewöhnlichen
Verwaltung der Gesellschaft gehören.
Körperschaft kann maximal einen Mittelpunkt der geschäftlichen Oberleitung haben.
Denkbar, dass sie gar keinen Ort der Geschäftsleitung hat.

Nach § 1 Abs 2 KStG gelten folgende inländische Gebilde als Körperschaften iSd KStG:
− Juristische Personen des privaten Rechts (§ 1 Abs 2 Z 1 KStG)
− Betriebe gewerblicher Art von Körperschaften des öffentlichen Rechts (§ 1 Abs 2 Z 2
KStG)
− Nichtrechtsfähige Personenvereinigungen, Anstalten, Stiftungen und andere
Zweckvermögen (§ 1 Abs 2 Z 3 KStG), wenn Einkommen weder nach den Vorschriften
des KStG noch nach dem EStG unmittelbar bei einem anderen Rechtsträger zu
versteuern ist (§ 3 KStG)

Ausländische Rechtsgebilde sind danach zu beurteilen, ob sie mit einer inländischen


Körperschaft vergleichbar sind. Egal, ob Rechtsgebilde im Ausland Steuersubjekt ist – es ist
der Typenvergleich zu machen. Vergleichbarkeit wird vorliegen, wenn:
− Nach ausländischer Rechtsordnung → eigene Rechtspersönlichkeit
− Gebundenes Gesellschaftskapital, das im Eigentum der Gesellschaft steht
− am Gesellschaftskapital andere Personen beteiligt sind
Seite 60
Einführung in das Steuerrecht

− beteiligten Personen nicht für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft haften


− beteiligten Personen in irgendeiner Form an Willensbildung der Gesellschaft
mitwirken können
− Organe der Gesellschaft nicht zwingend aus dem Kreis der Gesellschafter gestellt
werden müssen
− Ungehinderte Übertragbarkeit der Gesellschaftsanteile ist gegeben
− Aufbringung des Gesellschaftskapitals erfolgt durch Einlagen der Gesellschafter
(keine Arbeitsleistung)
− Eintragung in einem öffentlichen Buch liegt vor

Sind ausländische Rechtsgebilde mit


einer inländischen Körperschaft
vergleichbar und haben sie ihren Sitz
oder ihre Geschäftsleitung im Inland,
so begründet dies die unbeschränkte
Steuerpflicht in AT. Anderenfalls
beschränkt steuerpflichtig.

II. Ausländische Betriebsstättengewinne

1 Doppelbesteuerung bei Körperschaften Definition Betriebsstätte


Gem. § 1 Abs 2 letzter Satz KStG unbeschränkte
Körperschaftsteuerpflicht → alle in- und
ausländischen Einkünfte im Sinne des § 2 EStG.
Ausländische Gewinne werden vielfach auch im
Betriebstättenstaat besteuert. Es kann zur
Doppelbesteuerung kommen – kann entweder
durch innerstaatliche Maßnahmen gem. § 48 BAO
oder durch Doppelbesteuerungsabkommen
beseitigt werden.

2 Die Anwendung der DBA auf Körperschaften


DBA sind auf Körperschaften anwendbar. Dieselben
Prinzipien wie bei natürlichen Personen.
− Persönliche Hinsicht: Körperschaft in einem der
beiden Vertragsstaaten unbeschränkt
steuerpflichtig (Art 1 iVm Art 4 Abs 1 OECD-MA)
− Sachliche Hinsicht: Körperschaftsteuer fällt
unter all jene DBA, die auch Einkommensteuer
erfassen
− Verteilungsnormen und Methodenartikel
− Doppelbesteuerung wird entweder durch
Freistellung der ausländischen Einkünfte oder durch Anrechnung der ausländischen Steuer
beseitigt

Seite 61
Einführung in das Steuerrecht

− Bei Körperschaften ergibt sich bei Anwendung der Befreiungs- oder Freistellungsmethode die
Besonderheit, dass der Progressionsvorbehalt leerläuft. Angesicht der linearen
Körperschaftssteuersatzes iHv 25% ändert sich das Ergebnis nicht, wenn die ausländischen
Einkünfte miteinbezogen werden.

III. Tochtergesellschaft im Ausland

1 Die Mutter-Tochter-Richtlinie
Mutter-Tochter-Richtlinie (90/435/EWG idF 2015/121/EU) – Ziel → Beseitigung der
Doppelbesteuerung von Gewinnausschüttungen einer Tochtergesellschaft eines
Mitgliedstaates an ihre im anderen Mitgliedstaat ansässige Muttergesellschaft. Beseitigung
der wirtschaftlichen Doppelbesteuerung.
− Mindestbeteiligungsausmaß zwischen Mutter- und Tochtergesellschaft iHv 10%
− Beide Gesellschaften müssen im Anhang zur Richtlinie genannte Körperschaften sein,
die in verschiedenen Mitgliedstaaten – und nicht im Drittstaat – ansässig sind
− Gesellschaften müssen Körperschaftsteuer unterliegen, ohne davon befreit zu sein.
− Mitgliedstaaten haben Möglichkeit, die Beteiligungserträge vom Anwendungsbereich
der Richtlinie auszuschließen, wenn die Beteiligung nicht während einem
ununterbrochenen Zeitraum von mind. 2 Jahren bestand. = Zweijährige Behaltefrist
− Ebene der Muttergesellschaft: Freistellung der empfangenen Gewinnausschüttung,
oder im Falle der Besteuerung der
Gewinnausschüttungen → Anrechnung der von
der Tochtergesellschaft in einem anderen
Mitgliedstaat entrichteten Steuer auf die
inländische Steuer der Muttergesellschaft.
− Ebene der Tochtergesellschaft: Freistellung
der Gewinnausschüttung von der
Quellenbesteuerung = Staat, in dem
Tochtergesellschaft ansässig ist, darf
Gewinnausschüttung keiner Besteuerung
unterwerfen.
− Betriebsstätten: sind auch von Richtlinie erfasst.
Gewinne, die an einer Betriebsstätte einer EU-
Muttergesellschaft ausgeschüttet werden, sind genauso zu behandeln, als würde die
Gewinnausschüttung unmittelbar an die Muttergesellschaft erfolgen. Soll auch gelten, wenn
Mutter- und Tochtergesellschaft im gleichen Mitgliedstaat ansässig sind, während sich die
Betriebsstätte in einem anderen Mitgliedstaat befindet.

2 Die Umsetzung der Mutter-Tochter-Richtlinie in Österreich


− (auf Ebene der Tochtergesellschaft) Verzicht auf Quellenbesteuerung auf von
österreichischen Gesellschaften ins EU-Ausland gezahlte Konzerndividenden ist in §
94 Z 2 EStG umgesetzt. Keine KESt einzubehalten
o Beteiligung mind. 10% + Beteiligung von mind. 1 Jahr ununterbrochen
− (auf Ebene der Muttergesellschaft) § 10 Abs 1 Z 7 iVm § 10 Abs 2 KStG Befreiung für
internationale Schachtelbeteiligungen → Freistellungsmethode
o Gesellschaftsanteile von mind. 10% + Beteiligung während
ununterbrochenem Zeitraum von mind. 1 Jahr

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Einführung in das Steuerrecht

− Auch Gewinnausschüttungen von


Gesellschaften, die in Drittstaaten ansässig
sind, sind befreit, wenn die in § 10 Abs 2 KStG
normierten Voraussetzungen erfüllt sind.

3 Beteiligungsertragsbefreiung für
Portfoliodividenden
Ist österreichische Gesellschaft zu weniger als 10% an
ausländischer Gesellschaft beteiligt, kommt § 10 Abs
1 Z 7 KStG nicht zur Anwendung.
Ist ausschüttende Gesellschaft in der EU ansässig, sind Portfoliodividenen dennoch gem. § 10
Abs 1 Z 5 KStG in Österreich von der Körperschaftsteuer befreit. Bei Beteiligungen an
Gesellschaften in anderen Staaten hängt die Befreiung vom Bestehen umfassender
Amtshilfe ab (§ 10 Abs 1 Z 6 KStG).
Beispiel Türkei: Voraussetzungen der umfassenden Amtshilfe sind im Verhältnis zur Türkei gegeben.
§ 10 Abs 4 KStG - Ausnahme von Befreiungsmethode für Dividenden (Vermeidung einer
doppelten Nichtbesteuerung): Auslandsgewinnausschüttung → im österreichischen Recht
zwar als Dividenden zu qualifizieren, im Ausland aber als abzugsfähig behandelt werden.
Kommt typischerweise vor, wenn Gewinnanteile im Ausland als Ertrag aus Fremdkapital
qualifiziert werden.

4 Hinzurechnungsbesteuerung bei Passiveinkünften niedrig besteuerter


Tochtergesellschaften im Ausland
ATAD → um Steuervermeidungspraktiken zu
bekämpfen. Hinzurechnungsbesteuerung ist in
§ 10a KStG geregelt. Gewinne niedrig besteuerter
ausländischer Tochtergesellschaften werden der
Muttergesellschaft direkt zugerechnet, wenn
kumulative Voraussetzungen gem. § 10a KStG
vorliegen:
• Tatsächliche Steuerbelastung der
ausländischen Tochtergesellschaft beträgt
nicht mehr als 12,5% (§ 10a Abs 3 KStG).
Berechnung des Einkommens der ausländischen
Tochtergesellschaft nach § 5 Abs 1 EStG.
• Ausländische Tochtergesellschaft bezieht ihre
Einkünfte zu mehr als einem Drittel aus
Passiveinkünften (Zinsen, Lizenzgebühren ua. §
10a Abs 4 Z 1 KStG)
• Inländische Körperschaft hält eine beherrschende
Beteiligung an ausländischer Tochtergesellschaft
gem. § 10a Abs 4 Z 2 KStG. Mehr als 505 der Stimmrechte oder des Kapitals oder zu
mehr als 50% am Gewinn beteiligt (mittelbar oder unmittelbar).
• Ausländische beherrschte Tochtergesellschaft übt gem. § 10a Abs 4 Z 3 KStG bezogen
auf Personal, Ausstattung, Vermögenswerte und Räumlichkeiten keine wesentliche
wirtschaftliche Tätigkeit aus (Substanznachweis)
Voraussetzungen erfüllt → werden gem. §10a Abs 5 KStG die niedrigbesteuerten
Passiveinkünfte der ausländischen beherrschten Körperschaft der beherrschenden

Seite 63
Einführung in das Steuerrecht

inländischen Körperschaft als Gewinn hinzugerechnet. Ausmaß der Hinzurechnung nach


Höhe der von der beherrschenden inländischen Körperschaft unmittelbar oder mittelbar
(anteilig) gehaltenen Beteiligung am Nennkapital der ausländischen beherrschten
Körperschaft. Auf Antrag kann gem. § 10a Abs 9 Z 3 KStG die auf die hinzugerechneten
Passiveinkünfte entfallene tatsächliche ausländische Steuerbelastung der beherrschten
Körperschaft angerechnet werden.

5 Methodenwechsel bei nicht beherrschten Schachtelbeteiligungen und


Portfoliobeteiligungen
Bezieht AT Kapitalgesellschaft Dividenden von
einer internationalen Schachtelbeteiligung iSd §
10 Abs 2 KStG, sowie bei Beteiligungen von mind.
5% an ausländischer Körperschaft iSd § 10 Abs 1
Z 5 KStG und § 10 Abs 1 Z 6 KStG, die in ihrem
Ansässigkeitsstaat einer niedrigeren Steuer
unterliegt, Unternehmensschwerpunkt liegt in
Erzielen passiver Einkünfte (zB Zinsen) → auf
Anrechnungsmethode zu wechseln (§ 10a Abs 7
KStG). § 10a Abs 3 KStG → Steuerbelastung nicht
mehr als 12,5%. Dividenden sind dann nicht mehr
steuerfrei, sondern zu besteuern.
Körperschaftssteuer der ausländischen
Gesellschaft ist auf die Körperschaftssteuer der
österreichischen Muttergesellschaft anzurechnen.
Unterschied zu Hinzurechnungsbesteuerung →
Methodenwechsel: erfolgt erst nach erfolgter
Ausschüttung von Gewinnen an die
Muttergesellschaft!
Methodenwechsel kommt nicht zur Anwendung, wenn beherrschte ausländische
Passiveinkünfte bereits von Hinzurechnungsbesteuerung erfasst wurde.

Seite 64
Einführung in das Steuerrecht

IV. Verluste im Ausland

1 Die Verluste ausländischer Betriebsstätten


VwGH legt die DBA so aus, dass im Anwendungsbereich der Freistellungs- oder
Befreiungsmethode ausländische Gewinne aus der steuerlichen Bemessungsgrundlage im
Ansässigkeitsstaat auszuscheiden sind, Auslandsverluste aber abgezogen werden können
(Schrankenwirkung der DBA). In ausländischen
Betriebsstätten erlittene Verluste auch bei
Anwendung der Befreiungsmethode in AT als
Ansässigkeitsstaat berücksichtigt werden.
Rechtsprechung des VwGH ist in § 2 Abs 8 Z 3
EStG gesetzlich verankert. Um doppelte
Verwertung zu verhindern, sieht § 2 Abs 8 Z 4
EStG eine „Nachversteuerung“ der Verluste vor.
Wenn Verluste auch im Ausland berücksichtigt
werden oder berücksichtigt werden könnten
und ausländische Einkünfte im Inland
steuerbefreit sind, wird Betrag der nunmehr im Ausland verwerteten Verluste in AT der
Bemessungsgrundlage hinzugerechnet.
Zusätzlich sind im Inland geltend gemachte ausländische Verluste spätestens im dritten
Folgejahr (ohne Auslandsverwertung) nachzuversteuern, wenn sie aus einem Staat stammen,
mit dem keine umfassende Amtshilfe besteht (zB. China).

2 Die Verluste ausländischer Tochtergesellschaften


Aufgrund der Regelung über die Gruppenbesteuerung ist zu unterscheiden, ob die Verluste
− von ausländischen Tochtergesellschaften außerhalb der Unternehmensgruppe oder
− von ausländischen Gruppenmitgliedern erlitten wurden.

Ist ausländische Tochtergesellschaft nicht Teil der Unternehmensgruppe nach § 9 KStG:


Erlittene Verluste idR können in AT nicht verwertet werden. Tochtergesellschaft ist eigenes
Steuersubjekt und wenn diese weder Sitz noch Ort der Geschäftsleitung in AT hat, wird sie im
Ausland besteuert. Mittelbar kann es auch in AT zur Berücksichtigung kommen: Anhaltende
Verluste minder den Wert der Beteiligung. Da Beteiligung für AT Muttergesellschaft ein
Vermögensgegenstand ist, ist der zu bewerten. Unternehmensrecht: Wertminderungen
können und müssen gem. § 204 Abs 2 UGB außerplanmäßig abgeschrieben werden.
Dadurch vermindert sich
unternehmensrechtlich der Gewinn.
Steuerrechtlich → Maßgeblichkeit → grds.
immer dann, wenn unternehmensrechtlich
abgeschrieben wird, erfolgt auch
steuerrechtlich die Abwertung.
Steuerrechtliche Abschreibung ist auf 7 Jahre
zu verteilen (§ 12 Abs 3 Z 2 KStG).

Rechtsprechung sehr restriktiv, was


Zulässigkeit von Teilwertabschreibungen im Falle von Anlaufverlusten betrifft.
Anlaufverluste sind im Regelfall für den Wert der Beteiligung ohne Bedeutung.

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Einführung in das Steuerrecht

Gewinne, Verluste und Wertänderungen aus internationalen Schachtelbeteiligungen (§ 10


Abs 2 KStG) sind gem. § 10 Abs 3 KStG grds. nicht steuerwirksam. Ausnahme: wenn die AT
Muttergesellschaft in ihrer Körperschaftsteuererkärung für das Jahr der Anschaffung
unwiderruflich erklärt, dass Gewinne, Verluste und sonstige Wertänderungen aus
internationalen Schachtelbeteiligungen steuerwirksam sein sollen (Option zur
Steuerwirksamkeit gem. § 10 Abs 3 Z 1 und Z 2 KStG). Muttergesellschaft nimmt mit dieser
Entscheidung in Kauf, dass ein allfälliger späterer Gewinn aus der Veräußerung der Beteiligung
ebenfalls steuerpflichtig ist. Liegt keine internationale Schachtelbeteiligung vor (zB weil
Beteiligungshöhe unter 10% liegt) sind Gewinne, Verluste und sonstige Wertänderungen der
Beteiligung jedenfalls steuerwirksam.

Unternehmensgruppe iSv § 9 KStG:


Gewinne und Verluste von Mutter- und
Tochtergesellschaften können miteinander ausgeglichen
werden. Müssen finanziell zu mehr als 50% verbunden
sein. Gilt nicht für Gesellschaften, die ihren Sitz in
einemStaat haben, mit dem keine umfassende Amtshilfe
besteht (vgl § 9 Abs 2 KStG). Gruppenmitgliedschaft ist im
Ausland auf die erste Ebene begrenzt;
Tochtergesellschaften von ausländischen
Gruppenmitgliedern sind von der Gruppenbesteuerung
ausgeschlossen.

Verluste eines ausländischen Gruppenmitglieds sind


dem unmittelbar beteiligten Gruppenmitglied oder
Gruppenträger im Ausmaß der unmittelbaren Beteiligung
aller beteiligten Gruppenmitglieder anteilsmäßig
zuzurechnen. Gewinne eines ausländischen Gruppenmitglieds können mangels
Besteuerungsrechts AT nicht zugerechnet werden. Bei Unternehmensgruppen gilt jedoch die
Besonderheit, dass sämtliche Verluste ausländischer Gruppenmitglieder im Jahr der
Verlustzurechnung höchstens im Ausmaß von 75% der Summer der eigenen Einkommen
sämtlicher unbeschränkt steuerpflichtiger Gruppenmitglieder sowie des Gruppenträgers
berücksichtigt werden können.
Nachversteuerungsvorbehalt: wenn später im Ausland eine Verlustverwertung möglich ist,
löst dies die Nachversteuerung in AT aus. Weiters ist mit der Ergebniszurechnung der
Ausschluss steuerwirksamer Teilwertabschreibungen verbunden. Teilwertabschreibungen auf
Beteiligungen an Gruppenmitgliedern sind nicht abzugsfähig.

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Einführung in das Steuerrecht

V. Veräußerungsgewinne und -verluste

1 Die Veräußerung von Auslandsbetriebsstätten


Welteinkommensprinzip: alle Einkünfte einer unbeschränkt steuerpflichtigen Körperschaft
in AT steuerlich zu erfassen. Gilt daher auch für Gewinne, die bei der Veräußerung einer
ausländischen Betriebsstätte entstehen. Originär innerstaatliches Steuerrecht AT →
Gewinne aus Veräußerung einer Betriebsstätte in AT werden besteuert.

Abkommensrechtlich: Gewinne aus Veräußerung


einer deutschen Betriebsstätte können nach Art 13
Abs 2 OECD-MA im Betriebstättenstaat besteuert
werden. Art 23A Abs 1 OECD-MA sieht Befreiung im
Stammhausstaat vor. Kommt es allerdings zum
Veräußerungsverlust, ist nach Maßgabe von § 2 Abs 8
Z 3 EStG in AT zu berücksichtigen, indem der Abzug
von österreichischen Bemessungsgrundlage gewährt
wird.

2 Die Veräußerung von Beteiligungen an ausländischen Tochtergesellschaften


Gewinne aus Veräußerung einer „internationalen Schachtelbeteiligung“ sind in AT nach § 10
Abs 3 KStG grds. von Körperschaftsteuer befreit. Besteuerung nur auf Ebene der
Tochtergesellschaft. Voraussetzung, dass die Beteiligung einer Kapitalgesellschaft an einer in
Betracht kommenden ausländischen Gesellschaft zu mind. 10% währen eines
ununterbrochenen Zeitraums von mind. 1 Jahr besteht.
Veräußerungsgewinne aus Portfoliobeteiligungen (dh Beteiligungen unter 10%) sind
steuerpflichtig, dafür können auch Verluste aus der Veräußerung dieser Beteiligung
berücksichtigt werden. Verluste sind gem. § 12 Abs 3 Z 2 KStG über 7 Jahre zu verteilen.
Steuerfreiheit der Veräußerungsgewinne nur dann, wenn in der Körperschaftsteuererklärung
der AT Gesellschaft für das Jahr der Anschaffung der ausländischen Beteiligung keine Option
zugunsten der Steuerwirksamkeit der Beteiligung gem. § 10 Abs 3 Z 1 KStG geltend gemacht
wurde. Wurde Option gewählt = Gewinne aus Veräußerung sind steuerpflichtig. Laufende
Erträge aus Beteiligung (Dividenden) bleiben auch bei Ausübung der Option steuerfrei.

Mutter-Tochter-Richtlinie regelt bloß Gewinnausschüttung. AT ist nicht verpflichtet, auch


Veräußerungsgewinne von der Körperschaft zu befreien. Gewinne aus der Veräußerung von
Gesellschaftsanteilen können nach Art 13 Abs 5 OECD-MA ausschließlich im
Ansässigkeitsstaat des Veräußerers besteuert werden. Da AT jedoch meist innerstaatlich auf
Besteuerung verzichtet, kann es daher
hinsichtlich Veräußerungsgewinne zur
doppelten Nichtbesteuerung kommen.

Seite 67
Einführung in das Steuerrecht

3 Überführung von Wirtschaftsgütern und Verlegung von Betrieben (Betriebsstätten) ins


Ausland
Werden Wirtschaftsgüter eines im Inland gelegenen
Betriebes (Betriebsstätte) ins Ausland in einen anderen
Betrieb (Betriebsstätte) überführt oder werden im Inland
gelegene Betriebe (Betriebsstätten) ins Ausland verlegt,
sind gem. § 6 Z 6 lit a EStG die ins Ausland überführten
Wirtschaftsgüter mit Wert anzusetzen, die im Fall einer
Lieferung an einen völlig unabhängigen Betrieb angesetzt
worden wären (fremdüblicher Preis).
Voraussetzung: dass der ausländische Betrieb demselben
Steuerpflichtigen gehört oder der Steuerpflichtige an der
ausländischen Kapitalgesellschaft oder die ausländischen
Kapitalgesellschaft am inländischen Steuerpflichtigen zu mehr als 25% beteiligt ist.
Überführung wird somit einer Veräußerung gleichgestellt und es kommt zur Aufdeckung
und Besteuerung der stillen Reserven.

Bei Übertragung von Betrieben (Betriebsstätten)


kommt es ebenfalls zur Besteuerung der stillen
Reserven. Bei EU/EWR-Staaten wird das
Ratenzahlungskonzept angewendet (§ 6 Z 6 lit c
EStG). Ratenzahlungen können gleichmäßig auf
einen Zeitraum von 5 Jahren aufgeteilt werden (§ 6
Abs 6 id d EStG). Bei Umlaufvermögen auf 2 Jahren
(§ 6 Z 6 lit e EStG).

Wenn Wirtschaftsgüter vom Ausland ins Inland


überführt werden, kommt es zur Neubewertung,
damit nur die im Inland entstandenen
Wertzuwächse besteuert werden.

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Einführung in das Steuerrecht

Modul 8: Wirtschaftliche Aktivitäten von Ausländern und ausländischen


Körperschaften im Inland (69-75)

I. Die Voraussetzungen der beschränkten Steuerpflicht

1 Das Territorialitätsprinzip
Beschränkt steuerpflichtig sind natürliche Personen (§ 1 Abs 3 EStG), wenn sie in AT weder
Wohnsitz noch gewöhnlichen Aufenthalt haben und Körperschaften, wenn sie in AT weder
Sitz noch Ort der Geschäftsleitung haben (§ 1 Abs 3 Z 1 KStG). Beschränkt Steuerpflichtige
versteuern in AT nur bestimmte Inlandseinkünfte → es gilt das Territorialitätsprinzip!

2 Der Katalog der inländischen Einkünfte


Katalog der für beschränkt Steuerpflichtige relevanten
Inlandseinkünfte findet man in § 98 EStG. Für
Körperschaften wird zuerst auf § 21 Abs 1 KStG verwiesen –
dieser verweist dann auf § 98 EStG.

II. Der Umfang der beschränkten Steuerpflicht


§ 98 EStG folgt im Wesentlichen der Gliederung des § 2 Abs 3 EStG – die
Inlandsanknüpfungspunkt aufweisen:
− Abs 1 Z 1 EStG: Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft, wenn im Inland betrieben
− Abs 1 Z 2 EStG: Einkünfte aus selbständiger Arbeit, wenn Tätigkeit im Inland ausgeübt
oder verwertet wird oder worden ist
− Abs 1 Z 3 EStG: Einkünfte aus Gewerbebetrieb,
wenn für Gewerbebetrieb eine inländische
Betriebsstätte unterhalten wird oder im Inland
ein ständiger Vertreter bestellt ist oder im
Inland unbewegliches Vermögen vorliegt.
Sowie bestimmte Inlandstätigkeiten zB
Einkünfte aus kaufmännischer oder
technischer Beratung im Inland
− Abs 1 Z 4 EStG: Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit, wenn Tätigkeit im Inland
ausgeübt oder verwertet wird oder worden ist (oder aus inländischen öffentlichen
Kassen)
− Abs 1 Z 5 EStG: Einkünfte aus Kapitalvermögen, insbesondere wenn
o Einkünfte aus Überlassung von Kapital gem. §
27 Abs 2 Z 1 (zB. Dividenden) oder § 27 Abs 5
Z 7 EStG (Zuwendungen von Privatstiftungen)
vorliegen und KESt einzubehalten war;
o Einkünfte aus inländischen Zinsen vorliegen
und KESt einzubehalten war
o Einkünfte aus Überlassung von Kapital
vorliegen und Abszugssteuer gem. § 99 EStG einzubehalten war.
o es sich um Einkünfte aus realisierter Wertsteigerung von Kapitalvermögen
handelt, soweit Einkünfte aus Veräußerung einer Beteiligung an
Kapitalgesellschaft mit Sitz oder Geschäftsleitung im Inland stammen, an der
Steuerpflichtiger innerhalb der letzten 5 Jahre mind. 1% beteiligt war …

Seite 69
Einführung in das Steuerrecht

− Abs 1 Z 6 EStG: Einkünfte aus


Vermietung und Verpachtung, wenn
zB unbewegliches Vermögen im
Inland gelegen ist oder Rechte in einer
inländischen Betriebsstätte verwertet
werden.
− Abs 1 Z 7 EStG: Einkünfte aus privaten
Grundstücksveräußerungen, soweit es
sich um inländische Grundstücke handelt

Die in § 98 EStG vielfach enthalten Verweise auf §§ 21 und 29 EStG stellen sicher, dass die dort
maßgebenden Grundsätze auch bei der beschränkten Steuerpflicht zu tragen kommen (z.B.
das Subsidiaritätsprinzip). Hier sind auch Besonderheiten zu beachten, die sich aus dem
Territorialitätsprinzip ergeben. Subsidiaritätsprinzip ist isoliert auf inländische Einkünfte
anzuwenden. Vorrang einzelner Einkunftsarten vor anderer ist ausschließlich nach Maßgabe
der inländischen Verhältnisse zu beurteilen („isolierende Betrachtungsweise“ oder
„Isolationstheorie“). Bei bestimmten Einkünften kommt isolierte Betrachtungsweise nur
eingeschränkt zum Tragen: Für beschränkt Steuerpflichtige, die im Ausland Gewerbebetrieb
führen und im Rahmen dieses unbewegliche Vermögen in AT halten, werden auch diese aus
dem unbeweglichen Vermögen fließenden Einkünfte (einschließlich Veräußerungsgewinne)
als Einkünfte aus Gewerbebetrieb in AT erfasst und besteuert (vgl § 98 Abs 1 Z 3 TS 2 EStG).

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Einführung in das Steuerrecht

III. Besonderheiten der Körperschaftsteuer

1 Inländische Betriebsstätten
Besonderheiten gem. § 21 Abs 1 Z 3 KStG: auf
beschränkt steuerpflichtige Körperschaften, die mit
inländischen Körperschaften unter § 7 Abs 3 KStG
fallend vergleichbar sind, ist § 7 Abs 3 KStG auf
Betriebstätten und unbewegliches Vermögen
anzuwenden: bedeutet, dass alle Einkünfte, den
Einkünften aus Gewerbebetrieb zuzurechnen sind. Bei
nicht unter § 21 Abs 1 Z 3 KStG fallenden Körperschaft,
die hinsichtlich der Betriebsstätte nach unternehmensrechtlichen Vorschriften eine
Verpflichtung zur Buchführung haben, ebenfalls alle Einkünfte dieser Betriebsstätte als
gewerbliche Einkünfte zu behandeln (§ 21 Abs 1 Z 2 lit b KStG).

2 Anwendung des § 10 KStG auf inländische Betriebsstätten


Laut § 21 Abs 1 Z 2 lit a KStG ist für österreichische Betriebsstätten § 10 KStG und § 10a
KStG sinngemäß anzuwenden. Bedeutet, dass inländische Beteiligungserträge,
Gewinnanteile aus einer internationalen Schachtelbeteiligung sowie Portfoliodividenden von
EU- und EWR-Gesellschaften steuerfrei zu stellen sind, wenn Beteiligung der inländischen
Betriebsstätte zuzurechnen ist. Veräußerung einer von Betriebsstätte gehaltenen
internationalen Schachtelbeteiligung → § 10 Abs 3 KStG kommt zur Anwendung.

IV. Erhebungsformen der Einkommen- und der Körperschaftsteuer

1 Der Steuerabzug
Im Regelfall wird Einkommen- und Körperschaftsteuer
durch Veranlagung erhoben (§ 102 EStG, § 24 KStG).
Ausgenommen: Einkünfte, bei denen ein Steuerabzug
vorgenommen wird (Lohnsteuer § 70 EStG, KESt § 93
EStG und der – nur für beschränkt Steuerpflichtige
vorgesehene – „Steuerabzug in besonderen Fällen § 99
EStG.

Alle beschränkt Steuerpflichtigen, deren Einkünfte dem Steuerabzug in besonderen Fällen


oder der Lohnsteuer unterliegen, können über Antrag veranlagt werden (vgl § 102 Abs 1 Z 3
EStG). Teilweise ist Veranlagung verpflichtend vorgesehen (vgl § 102 Abs 1 Z 1 und Z 2 EStG).
Mit den Einnahmen in Zusammenhang stehende Aufwendungen können grds. als
Betriebsausgaben oder Werbungskosten abgezogen werden (§ 102 Abs 2 Z 1 EStG). Erfolgt
Veranlagung iSd § 102 EStG, ist die zuvor bereits einbehaltenen Quellensteuer eine
Vorerhebungsform der Einkommen- und Körperschaftsteuer und ist auf diese anzurechnen.
Für Einkünfte aus Kapitalvermögen, die bei beschränkt Steuerpflichtigen der KESt unterliegen
gilt, dass selbst im Falle einer Veranlagung gem. § 97 Abs 3 EStG die mit diesen Einkünften in
Zusammenhang stehenden Aufwendungen und Ausgaben nicht abgezogen werden dürfen (§
97 Abs 2 EStG).

Lohnsteuer § 70 EStG: unterliegen beschränkt steuerpflichtige Arbeitnehmer, die Arbeitgeber


gem. § 47 EStG mit lohnsteuerlicher Betriebsstätte iSv § 81 EStG im Inland haben. Hat

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Einführung in das Steuerrecht

Arbeitgeber keine Betriebsstätte im Inland, kann Einkommensteuer von beschränkt


steuerpflichtigem Arbeitnehmer dennoch freiwillig durch Lohnsteuerabzug erhoben werden
(§ 47 Abs 1 lit b EStG). Wird nach regulär progressiven Einkommensteuertarif berechnet (§ 70
Abs 2 Z 1 EStG).

Kapitalertragssteuerabzug: unterliegen beschränkt Steuerpflichtige, die Gewinnanteile und


vergleichbare Einkünfte aus Kapitalgesellschaften mit Sitz oder Ort der Geschäftsleitung im
Inland erzielen oder Zuwendungen von österreichischen (nicht gemeinnützigen)
Privatstiftungen beziehen. Zinserträge aus Geldeinlagen bei Kreditinstituten oder sonstigen
Forderungen gegenüber Kreditinstituten unterliegen dem Kapitalertragssteuerabzug, wenn
Sitz oder Ort der Geschäftsleitung des Schuldners im Inland ist oder wenn es sich dabei um
inländische Zweigstelle eines ausländischen Kreditinstituts handelt. Verpflichtung zum KESt-
Abzug ist nach §§ 93, 94 zu beurteilen.

Steuerabzug in besonderen Fällen (§ 99 Abs 1 EStG):


• Einkünfte aus im Inland ausgeübter oder
verwerteter selbständiger Tätigkeit als
Schriftsteller, Vortragender, Künstler, Architekt,
Sportler, Artist oder Mitwirkender an
Unterhaltungsdarbietungen – Z1
• Gewinnanteile von Mitunternehmern einer
ausländischen Gesellschaft, die an inländischer Personengesellschaft beteiligt ist – Z2
• Rechte nach § 28 Abs 1 Z 3 EStG (insbesondere Lizenzgebühren) – Z3
• Aufsichtsratvergütungen – Z4
• Einkünfte aus im Inland ausgeübter kaufmännischer oder technischer Beratung,
Einkünfte aus Gestellung von Arbeitskräften zur inländischen Arbeitsausübungen – Z5
• Einkünfte aus Kapitalvermögen im Sinne
des §§ 40 und 42 Immobilien-
Investmentfondsgesetz aus Immobilien,
wenn diese Immobilien im Inland gelegen
sind und soweit es sich um Immobilien
eines Immobilienfonds handelt, dessen
Anteile im In- oder Ausland sowohl in
rechtlicher oder tatsächlicher Hinsicht
nicht einem unbestimmten Personenkreis
angeboten werden – Z6
• Einkünfte aus Beteiligung als stiller Gesellschafter sowie nach Art eines stillen
Gesellschafters, wenn die Beteiligung an einem inländischen Unternehmen besteht –
Z7

Objektsteuerelemente: Betriebsausgaben- oder Werbungskosten kann im Abzugsverfahren


grds. nicht vorgenommen werden. Abzugsteuer unterliegt der volle Betrag der
Betriebseinnahmen oder Einnahmen (§ 99 Abs 2 Z 1 EStG System der
Bruttoabzugsbesteuerung). Betriebsausgaben und Werbekosten könne im
Veranlagungsverfahren abgezogen werden, sofern Veranlagung beantragt wird oder sogar
zwingend vorgesehen ist. Abzugsteuer generell 20% und 27,5% bei Einkünften gem. § 99 Abs
1 Z 6 und 7 EStG (§ 100 Abs 1 EStG). Ist Körperschaft Empfänger der Einkünfte kann bei

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Einführung in das Steuerrecht

inländischen Einkünften gem. § 99 Abs 1 Z 6 und 7 EStG stets eine Abzugssteuer iHv 25%
einbehalten werden (§ 100 Abs 1a EStG).
Ist beschränkt Steuerpflichtiger in Mitgliedstaat der EU/EWR ansässig, darf er die mit den
Betriebseinnahmen oder Einnahmen unmittelbar zusammenhängende Ausgaben vom vollen
Betrag der Betriebseinnahmen oder Einnahmen abziehen, wenn Ausgaben bereits vor
Auszahlung dem zum Abzug Verpflichteten schriftlich mitgeteilt hat (§ 99 Abs 2 Z 2 EStG;
System der Nettoabzugsbesteuerung). Abzugsverpflichtete kann die Ausgaben abziehen,
haftet allerdings nach § 100 Abs 2 EStG für Einbehaltung und Abfuhr der Steuerabzugsbeträge.
Abzugsteuer beträgt in Fällen des § 99 Abs 2 Z 2 EStG 25% (§ 100 Abs 1 EStG).

§ 99a EStG: Befreiung von Verpflichtung zum


Steuerabzug für Zins- und
Lizenzgebührenzahlungen zwischen verbundenen
Unternehmen innerhalb der EU. Voraussetzung:
mind. 25% unmittelbare Beteiligung zwischen
Unternehmen, die innerhalb der EU ansässig sein
müssen. Beteiligung muss mind. ein Jahr
bestanden haben (§ 99a Abs 6 EStG). Dann
unterliegen diese Einkünfte nicht der Abzugssteuer
und auch nicht der beschränkten Steuerpflicht
gem. § 98 Abs 2 EStG.

2 Die Veranlagung
Verpflichtung zur Veranlagung für alle Einkünfte eines
beschränkt Steuerpflichtigen, die keinem Steuerabzug
unterliegen (§ 102 Abs 1 Z 1 EStG); darüber hinaus für
folgende steuerabzugspflichtige Einkünfte eines
beschränkt Steuerpflichtigen (§ 102 Abs 1 Z 2 lit a EStG):
− steuerabzugspflichtige Einkünfte, die zu
Betriebseinnahmen eines inländischen Betriebs
gehören
− steuerabzugspflichtige Einkünfte, die zu Einkünften aus Beteiligung an Unternehmen
als (echter) stiller Gesellschafter gehören,
− steuerabzugspflichtige Einkünfte, die zu Gewinnanteilen gem. § 99 Abs 1 Z 2 EStG
(doppelstöckige Personengesellschaften) gehören.

Auch lohnsteuerpflichtige Einkünfte eines beschränkt Steuerpflichtigen sind zu veranlagen,


wenn andere veranlagungspflichtige Einkünfte bezogen wurden, deren Gesamtbetrag EUR
730 übersteigt oder zumindest zeitweise gleichzeitig zwei oder mehrere lohnsteuerpflichtigen
Einkünfte bezogen worden sind (§ 102 Abs 1 Z 2 lit b EStG).

Möglichkeit eine Veranlagung zu beantragen in Fällen, in denen Lohnsteuer einbehalten oder


Steuerabzug nach § 99 Abs 1 Z 1 und 3 bis 6 EStG durchgeführt wurde (§ 102 Abs 1 Z 3 EStG).
Dem zu veranlagenden Einkommen wird gem. § 102 Abs 3 EStG ein Betrag in Höhe von 9.000
EUR hinzugerechnet, wodurch sich der Tarif erhöhen kann.

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Einführung in das Steuerrecht

Betriebsausgaben oder Werbungskosten könne nur abgezogen werden, soweit sie mit den
Einkünften in wirtschaftlichen Zusammenhang stehen (§ 102 Abs 2 Z 1 EStG). Sonderausgaben
nur insoweit, als sie sich auf das Inland beziehen(§ 102 Abs 2 Z 2 erster Satz EStG).

Sonderregelungen sind in § 102 Abs 2 Z 2 EStG für


Verlustabzug vorgesehen. Soweit es sich um Verluste
handelt, die in inländischen Betriebsstätten
entstanden sind, können grds. berücksichtigt werden.
Nur insoweit sie die nicht der beschränkten
Steuerpflicht unterliegenden Einkünfte übersteigen
(dh die ausländischen positiven Einkünfte) § 102 Abs
3 Z 2 letzter Satz EStG. Allerdings soll AT nur subsidiär
den Verlustvortrag zulassen, wenn Berücksichtigung
in Ansässigkeitsstaat ausgeschlossen ist.

V. Auswirkungen der Doppelbesteuerungsabkommen

1 Unternehmensgewinne
Unternehmensgewinne: Betriebsstättenprinzip Art 7 OECD-MA. Besteuerungsrecht grds. bei
Ansässigkeitsstaat, außer das Unternehmen hat in Quellenstaat eine Betriebsstätte und die in
diesem Staat erzielten Einkünfte sind dieser Betriebsstätte zuzurechnen. Dann hat
Betriebstättenstaat auch ein Besteuerungsrecht. Methodenartikel (Art 23 OECD-MA)
entscheidet, ob Befreiungs- oder Anrechnungsmethode zur Anwendung gelangt. Wird in
bilateralen DBA unterschiedlich geregelt. Betriebsstättenbegriff richtet sich nach
Doppelbesteuerungsabkommen selbst. Art 5 OECD-MA enthält eine eigenständige Definition
für Abkommenszwecke.

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Einführung in das Steuerrecht

2 Dividenden
Art 10 OECD-MA kommt zur Anwendung.
Ansässigkeitsstaat hat das
Besteuerungsrecht. Art 10 Abs 2 OECD-MA
gibt jedoch darüber hinaus auch dem
Quellenstaat ein der Höhe nach
beschränktes Besteuerungsrecht. Höhe ist
unterschiedlich geregelt. Bei Dividenden
wird der Ansässigkeitsstaat dann im
Methodenartikel (Art 23 OECD-MA) meist
dazu verpflichtet, die im anderen Staat in
zulässigerweise erhobene Quellensteuer
auf seine eigene Steuer anzurechnen.

Derjenige, der zum Steuerabzug verpflichtet ist, kann die entsprechende Steuerreduktion
entweder unmittelbar an der Quelle (dh Abzug der Quellensteuer in jener Höhe, die dem
Abkommen entspricht) durchführen, oder aber die volle Quellensteuer, die im
innerstaatlichen Recht vorgesehen ist, einbehalten und dem Empfänger der Einkünfte auf den
Rückerstattungsweg (dh spätere Rückzahlung der Differenz zwischen der eingehobenen
Quellensteuer und dem im DBA zulässigen Ausmaß an Quellensteuer) verweisen.

3 Betriebsstättendiskriminierungsverbot
Doppelbesteuerungsabkommen enthalten auch Verbot, die Betriebsstätten eines im
Vertragsstaat ansässigen Unternehmens im Vergleich zu im Betriebstättenstaat ansässigen
Unternehmen zu diskriminieren. Besteuerung der Betriebsstätte darf nicht ungünstiger sein
sofern gleiche Tätigkeit ausgeführt wird (Art 24 Abs 3 OECD-MA).

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Einführung in das Steuerrecht

Modul 9: Das Abgabeverfahren: Organisation der Abgabebehörden, Ermittlung


und Festsetzung der Abgaben (76-83)

I. Aufbau und Zuständigkeiten der


Abgabebehörden

1 Der Aufbau der Abgabeverwaltung des Bundes


Zuständigkeiten gem. § 13 Abs 1 B-VG durch Finanz-
Verfassungsgesetz (F-VG) zu regeln. Bundesabgaben
werden soweit in Bundesgesetzgebung nichts anderes
bestimmt, durch Organe der Bundesfinanzverwaltung
bemessen, eingehoben und zwangsweise eingebracht
(§ 11 Abs 1 F-VG). Vollziehung in unmittelbarer
Bundesverwaltung. Zuständige Abgabenbehörden sind
Bundesbehörden. Finanz-Organisationsreformgesetz
(FORG). Oberste Abgabebehörde ist Bundesminister
für Finanzen (§ 49 Z 1 lit a BAO), ihm sind Finanzamt
Österreich, Finanzamt Großbetriebe und Zollamt
Österreich unmittelbar unterstellt. Bundesminister
gegenüber Finanzämtern und Zollamt Aufsichts- und
Weisungsrecht. Befolgung der Weisung kann nur abgelehnt werden, wenn Weisung entweder
von unzuständigem Organ oder Befolgung gegen strafgesetzliche Vorschriften verstößt (Art
20 Abs 1 B-VG). Bundesfinanzgericht (BFG) gegenüber den Finanzämtern und Zollamt nicht
weisungsbefugt.

2 Die Zuständigkeit der Finanzämter


Finanzamt Österreich und Finanzamt für
Großbetriebe sind bundesweit zuständig.
Sachliche Zuständigkeit ist unterschiedlich.
Es ist entweder Finanzamt Österreich oder
Finanzamt für Großbetriebe zuständig.

• Finanzamt Österreich (§ 60 BAO – ausschließliche Zuständigkeiten): Wahrnehmung


der Aufgaben, die einer Abgabebehörde übertragen sind, wenn weder BM für
Finanzen, noch Finanzamt für Großbetriebe oder Zollamt zuständig sind.
• Finanzamt für Großbetriebe (§ 61 BAO): Erhebung von Bundesabgaben in Bezug auf
verschiedenen in § 61 Abs 1 BAO taxativ aufgezählten Steuerpflichtigen. Für sämtliche
Bundesabgaben, jedoch enthält § 61 Abs 2 BAO eine Reihe von Abgaben, für deren
Erhebung das Finanzamt für Großbetriebe unzuständig ist. Diese Abgaben fallen auch
in Zuständigkeit des Finanzamts Österreichs. Finanzamt für Großbetriebe hat
ausschließliche Zuständigkeit für Angelegenheiten im Zusammenhang mit
völkerrechtlichen Verträgen sowie bestimmten Fällen von beschränkt
Steuerpflichtigen (§ 61 Abs 4 BAO). Kompetenzen sind dem Finanzamt Österreich
somit entzogen.

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Einführung in das Steuerrecht

II. Die Abgabe der Steuererklärung

1 Fristen
Abgabeerklärungen für Einkommensteuer,
Körperschaftsteuer, Umsatzsteuer und Feststellung von
Einkünften gem. § 188 BAO sind bis zum Ende des
Monats April des Folgejahres einzureichen. Bei
elektronischer Übermittlung bis Ende Juni (§ 134 Abs 1
BAO). Abgabebehörde kann Frist im Einzelfall auf
begründeten Antrag verlängern (§ 134 Abs 2 BAO).
Allgemeine Erstreckung der Frist erfolgt regelmäßig im
Erlassweg für jene Steuerpflichtigen, die von berufsmäßigen Parteienvertretern vertreten
werden (Quotenregelung).

2 Voraussetzungen
Unbeschränkt Steuerpflichtiger hat
Einkommensteuererklärung für abgelaufenes
Kalenderjahr abzugeben (§ 42 Abs 1 EStG), wenn
− vom Finanzamt dazu aufgefordert
− Einkommen ganz oder teilweise aus
Einkünften § 2 Abs 3 Z 1 bis 3 EStG bestanden
hat und Gewinn aufgrund eines
Betriebsvermögensvergleichs zu ermitteln
war oder ermittelt wurde
− Einkommen, in dem keine lohnsteuerpflichtigen Einkünfte enthalten sind, mehr als
11.000 EUR betragen hat; sofern lohnsteuerpflichtige Einkünfte vorliegen besteht eine
Erklärungspflicht, wenn zu veranlagendes Einkommen mehr als 12.000 EUR betragen
hat und Voraussetzungen des § 41 Abs 1 Z 1,2,5,6 oder 7 EStG gegeben sind (§ 42 Abs
1 Z 3 EStG). Ist der Fall, wenn andere Einkünfte bezogen wurden die Gesamtbetrag von
EUR 730 überstiegen haben (§ 41 Abs 1 Z 1 EStG), gleichzeitig zwei oder mehrere
lohnsteuerpflichtige Einkünfte bezogen worden sind (§ 41 Abs 1 Z 2 EStG),
Alleinverdiener- oder Alleinerzieherabsetzbetrag berücksichtigt wurde, ohne dass die
Voraussetzungen dafür vorlagen (§ 41 Abs 1 Z 5 EStG) oder unrichtige Erklärung
abgegeben wurde (§ 41 Abs 1 Z 6 und 7 EStG)
− Einkünfte iSd § 27a Abs 1 und § 30 EStG bezogen werden, aber keine KESt oder Immo-
ESt abgezogen wurde (§ 42 Abs 1 Z 4 und 5 EStG).

Beschränkt Einkommensteuerpflichtige müssen Steuererklärung über inländische Einkünfte


des abgelaufenen Kalenderjahrs abgeben (§ 42 Abs 2 EStG), wenn
− Vom Finanzamt dazu aufgefordert
− Wenn gesamte inländische Einkünfte, die gem. §
102 EStG zur Einkommensteuer zu veranlagen
sind, mehr als 2.000 EUR betragen.

• Umsatzsteuerzwecke →
Umsatzsteuervoranmeldungen und jährliche
Umsatzsteuererklärungen sind einzureichen.

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Einführung in das Steuerrecht

• Grunderwerbsteuergesetz → ist bis zum 15. Tag des auf den Kalendermonat, in dem
Steuerschuld entstanden ist, zweitfolgenden Monats beim Finanzamt eine
Abgabeerklärung vorzulegen.
• Rechtsgeschäfte, für die eine Hundertsatzgebühr mit Bescheid festzusetzen ist, sind
bis zum 15. Tag des auf den Kalendermonat, in dem die Gebührenschuld entstanden
ist, zweitfolgenden Monats anzuzeigen (§ 31 Abs 1 GebG).

III. Von der Steuererklärung bis zum Bescheid

1 Die Bearbeitung der Steuererklärung durch das


Finanzamt
Ermittlung der Abgaben beginnt mit Prüfung der eingereichten
Erklärung. Gem. § 42 Abs 1 EStG und § 24 Abs 3 Z 1 KStG ist
Einkommen- oder Körperschaftsteuererklärung elektronisch zu
übermitteln, es sei denn, dem Steuerpflichtigen ist dies
unzumutbar. Soweit nötig hat die Abgabebehörde durch
schriftliche Aufforderung zu veranlassen, dass die
Abgabepflichtigen unvollständige Angaben ergänzen und Zweifel beseitigen (Ergänzungsauftrag).
Wenn Abgabebehörde Bedenken gegen Richtigkeit der Abgabenerklärung hegt, ist
Ermittlungsverfahren durchzuführen. Kann den Abgabepflichtigen unter Bekanntgabe der Bedenken
zur Aufklärung bestimmter Angaben auffordern (Bedenkenvorhalt). Erforderliche Beweise sind
aufzunehmen. Wenn von der Abgabeerklärung abgewichen werden soll, sind dem Abgabepflichtigen
die Punkte, in denen eine wesentliche Abweichung zu seinen Ungunsten in Frage kommt, zur
vorherigen Äußerung mitzuteilen (§ 161 BAO).

2 Die Festsetzung der Abgaben


Nach Abschluss des Ermittlungsverfahrens erfolgt die Festsetzung der Abgabe mit Bescheid.
Bestandteile des Abgabenbescheides (§§ 93, 96 und 198 BAO) unterscheidet zwischen
unverzichtbaren und verzichtbaren Bestandteilen. Fehlen eines unverzichtbaren
Erfordernisses hat zur Folge, dass es sich bei dem Schriftstück um keinen Bescheid handelt
und folglich auch keine Rechtswirkungen gegenüber dem Normadressanten entfaltet.
Anfechtung kommt nicht in Betracht und Beschwerde dagegen ist gem. § 260 BAO mit
Beschwerdevorentscheidung (§ 262 BAO) oder Beschluss (§ 278 BAO) zurückzuweisen.
Mindesterfordernisse sind:
− Bescheiderlassende Behörde, zB in Überschrift, dem Spruch oder aus
Beglaubigungsvermerk ersichtlich (§ 96 BAO)
− Spruch des Bescheides, der aus Bescheidadressant, Art und Höhe der Abgabe,
Bemessungsgrundlage und eventuell Zeitpunkt der Fälligkeit besteht (§ 93 Abs 2 und
§ 198 Abs 2 BAO)
− Unterschrift desjenigen, der die Erledigung genehmigt hat (kann durch Beglaubigung
ersetzt werden oder bei automationsunterstützen Verfahren entfallen, § 96 BAO)

Fehlt einer der folgenden Bestandteile, liegt trotzdem ein Bescheid vor, sofern die oben
genannten unverzichtbaren Bestandteile vorhanden sind:
− Bezeichnung als Bescheid (§ 93 Abs 2 BAO)
− Datum der Erledigung (§ 96 BAO)
− Begründung (§ 93 Abs 3 lit a BAO)
− Rechtsmittelbelehrung (§ 93 Abs 3 lit b BAO)

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Einführung in das Steuerrecht

Fehlt Begründung → Antrag auf Begründung kann gestellt werden, Lauf der Beschwerdefrist
wird nicht unterbrochen, aber gehemmt (§ 245 Abs 2 BAO). Fehlt Rechtmittelbelehrung,
Rechtsmittelfrist oder wird zu Unrecht ein Rechtsmittel für unzulässig erklärt, wird
Rechtsmittelfrist nicht in Lauf gesetzt (§ 93 Abs 4 BAO). Ist Frist zu kurz oder länger als
gesetzliche Frist, zählt gesetzliche oder längere Frist (§ 93 Abs 5 BAO).

Bescheide außerhalb des Verfahrens der Abgabefestsetzung → gesonderte Feststellungen,


die für mehrere Personen Bedeutung haben
können. (Feststellungsbescheide)

§ 118 BAO regelt Auskunftsbescheide („Advance


Ruling“). Verbindliche Auskunft zu Rechtsfragen aus Bereichen Unternehmensgruppen,
Umgründung, internationales Steuerrecht und Umsatzsteuerrecht können vor Verwirklichung
einer konkreten Transaktion erhalten werden. Es kann auch geklärt werden, ob eine
Gestaltung missbräulich iSd § 22 BAO ist. Bindungswirkung setzt voraus, dass
zugrundeliegender Sachverhalt auch tatsächlich (unwesentliche Änderungen schaden nicht)
innerhalb von Finanzamt angegebener Frist verwirklicht wird. Verwaltungskostenbeitrag nach
Umsatzerlösen zwischen 1.500 und 20.000 EUR. Zuständig ist zuständiges Finanzamt. Mittels
Beschwerde kann Bescheid angefochten werden.

Bei Selbstbemessungsabgaben ist im Regelfall kein Bescheid zu erlassen (zB bei


Umsatzsteuervorauszahlungen). In bestimmten Fällen kann Behörde über Antrag des
Abgabepflichtigen oder von Amts wegen dennoch einen Bescheid erlassen (vgl näher § 201
BAO).

IV. Das von der Behörde durchzuführende Ermittlungsverfahren

1 Amtswegigkeit und Mitwirkungspflicht der


Steuerpflichtigen

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Einführung in das Steuerrecht

2 Das Beweisverfahren

3 Verjährung
Steuerschuld verjährt, wenn sie eine bestimmte Zeit lang nicht geltend gemacht wird.
Verjährung im Abgabeverfahren ist von Amts wegen wahrzunehmen. Festsetzungsverjährung
(auch Bemessungsverjährung) und Einhebungsverjährung.

Gem. § 208 Abs 1 BAO beginnt mit Ablauf des Jahres, in dem eine Abgabeschuld gem. § 4 BAO
entstanden ist, die Verjährungsfrist für die bescheidmäßige Festsetzung dieser Abgabenschuld
zu laufen. Beträgt gem. § 207 Abs 2 BAO grds. 5 Jahre, für hinterzogenen Abgaben 10 Jahre
und für Verbrauchsteuern 3 Jahre (USt ist keine Verbrauchsteuer). Gem. § 209 Abs 3 BAO darf
Schuld nicht mehr festgesetzt werden, wenn seit ihrer Entstehung 10 Jahre vergangen sind
(absolute Verjährung). Werden innerhalb der Verjährungsfrist nach außen erkennbaren
Amtshandlungen zur Geltendmachung der Abgabenanspruches oder Feststellung des
Abgabepflichtigen von der Abgabenbehörde unternommen (Verlängerungshandlungen),
verlängert sich gem. § 209 Abs 1 BAO die Verjährungsfrist um 1 Jahr. Bei Vornahme von
Amtshandlungen iSd § 209 Abs 1 BAO innerhalb eines Jahres, in dem Verjährungsfrist bereits
verlängert wurde, verlängert sich die Verjährungsfrist noch um ein zusätzliches Jahr.
Verlängerungshandlungen können die Verjährungsfrist jedoch nur bis zur maximalen
Verjährungsfrist von 10 Jahren verlängern.

Recht der Behörde, eine bereits festgesetzte Abgabe einzubringen, verjährt gem. § 238 Abs 1
BAO fünf Jahre nach Ablauf des Kalenderjahres, indem die Abgabe fällig geworden ist

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Einführung in das Steuerrecht

(Einhebungsverjährung). Werden nach außen


erkennbare Amtshandlungen unternommen,
wird Einhebungsverjährungsfrist
unterbrochen. Nach Ablauf des Jahres der
Unterbrechung beginnt die Verjährungsfrist
erneut (erneut 5 Jahre). § 238 Abs 3 BAO nennt
jene Tatbestände, denen zufolge die
Verjährungsfrist für die Einhebung nur
gehemmt ist, was bedeutet, dass nur die
Restfrist nach Unwirksamwerden des
Hemmungstatbestandes weiterläuft.

V. Fälligkeit und Leistungsstörungen

1 Fälligkeit
Soweit keine Sonderregelungen bestehen
(zB § 45 EStG), werden Abgaben nach einem
Monat nach Bekanntgabe des
Abgabenbescheides fällig (§ 210 Abs 1 BAO).
− Abzugsteuern: Fälligkeit ergibt sich
unmittelbar aus dem Gesetz. Gleiche
gilt für Selbstbemessungsabgaben.
Umsatzsteuervorauszahlungen →
nach einem Monat und 15 Tage nach
Ablauf des jeweiligen Monats fällig.
− Einkommensteuer: es sind ebenfalls Vorauszahlungen zu entrichten.
Vorauszahlungen sind je zu einem Viertel am 15.2, 15.5, 15.8 und 15.11 zu leisten.
Vorauszahlungen sind auf die Einkommensteuerschuld anzurechnen,
Abschlusszahlungen werden fällig oder Differenz wird gutgeschrieben § 46 EStG.
Körperschaftssteuer gelten Regelungen sinngemäß (§ 24 KStG).
− Differenzbeträge an Einkommen- und Körperschaftsteuer, sind für Zeitraum ab dem
1.10 des dem Jahr des Entstehens des Abgabeanspruchs folgenden Jahres bis zum
Zeitpunkt der Bekanntgabe dieser Bescheide zu verzinsen (Anspruchsverzinsung).
Anspruchszinsen betargen pro Jahr 2 Prozentpunkte über Basiszinssatz (seit
16.3.2016 -0,62%). Werden bis zu Betrag von 50 EUR nicht erhoben (§ 205 Abs 2
BAO). Gilt entsprechend für Differenzen zugunsten des Steuerpflichtigen
(Gutschriftzinsen, § 205 Abs 5 BAO).
− Fälligkeit einer Abgabe wird durch eine Beschwerde nicht berührt. Keine
aufschiebende Wirkung (§ 254 BAO). Gesetzgeber hat Möglichkeit geschaffen, die
Einhebung der Abgaben auszusetzen (§ 212a BAO). Nicht zu bewilligen,
o insoweit die Beschwerde nach Lage des Falles wenig erfolgsversprechend
erscheint
o insoweit mit der Beschwerde ein Bescheid in Punkten angefochten wird, in
denen er nicht von einem Anbringen des Abgabepflichtigen abweicht
o wenn das Verhalten des Abgabepflichtigen auf eine Gefährdung der
Einbringlichkeit der Abgabe gerichtet ist.

2 Aufschub der Entrichtung

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Einführung in das Steuerrecht

VI. Finanzstrafrecht

1 Das FinStrG
Finanzstrafrecht wird durch das Finanzstrafgesetz (FinStrG) geregelt. Allgemeiner Teil,
Besonderer Teil, Verfahrensrechtlicher Teil für verwaltungsbehördlichen
Zuständigkeitsbereich und jenen der Gerichte. Anwendbarkeit des FinStrG beschränkt sich auf
Abgabenbereich des Bundes.

2 Finanzvergehen
§ 1 FinStrG erläutert Begriff Finanzvergehen.
Als Finanzvergehen gelten mit Strafe
bedrohte Handlungen natürlicher Personen
sowie auch andere ausdrücklich mit Strafe
bedrohte Taten, wenn sie in einem
Bundesgesetz als Finanzvergehen oder
Finanzwidrigkeiten bezeichnet sind.
Finanzvergehen ist strafbar, wenn es im
Inland begangen worden ist (§ 5 Abs 1
FinStrG). Abs 2 des § 5 FinStrG erstreckt
seinen Anwendungsbereich unter bestimmten Voraussetzungen auch auf Taten, die innerhalb
des Zollgebiets der EU begangen werden.

Wesentliche Finanzvergehen des FinStrG sind Abgabenhinterziehung, grob fahrlässige


Abgabenverkürzung, Abgabenbetrug und Finanzordnungswidrigkeiten.
Abgabenhinterziehung: wer vorsätzlich unter Verletzung einer abgabenrechtlichen Anzeige-,
Offenlegungs- oder Wahrheitspflicht eine Abgabenverkürzung bewirkt (§ 33 Abs 1 FinStrG).

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Einführung in das Steuerrecht

Für Erfüllung der in § 33 Abs 2 lit a und Abs 2 lit b FinStrG genannten Tatbestände muss
Eventualvorsatz bezüglich der Pflichtverletzung vorliegen und Wissentlichkeit in Bezug auf
Abgabenverkürzung. Die Abgabehinterziehung ist mit Bewirken der Abgabenverkürzung
vollendet. Geahndet wird ein Verstoß gegen § 33 FinStrG mit einer Geldstrafe bis zum 2-
fachen des Verkürzungsbetrags. Zusätzlich kann eine Freiheitsstrafe von bis zu 4 Jahren
verhängt werden (§ 33 Abs 5 FinStrG).

§ 34 FinStrG sanktioniert grob fahrlässige Begehung der in § 33 Abs 1 und 4 FinStrG genannten
Tatbestände. Grob fahrlässige Abgabenverkürzungen wird mit Geldstrafe bis zum Einfachen
des Verkürzungsbetrages geahndet (§ 34 Abs 3 FinStrG).

Abgabebetrug richtet sich gegen Umsatzsteuerbetrug und Verschleierungshandlungen durch


undurchsichtige Gesellschaftskonstruktionen (vergleichbar mit schwerem Betrug iSd § 147
StGB). Des Abgabebetrugs nach § 39 FinStrG macht sind schuld, wer den Tatbestand eines
darin genannten Finanzvergehens, das ausschließlich durch Gericht zu ahnden ist unter
Verwendung,
− einer falschen oder verfälschten Urkunde, falscher oder verfälschter Daten oder
sonstiger Beweismittel
− von Scheingeschäften und anderen Scheinhandlungen
− automatisationsunterstützt erstellte, aufgrund abgaben- oder monopolrechtlicher
Vorschriften zu führende Bücher oder Aufzeichnungen, welche durch Gestaltung oder
Einsatz eines Programms, mit dessen Hilfe Daten verändert, gelöscht oder unterdrückt
werden können, beeinflusst wurden begeht.
Außerdem begeht einen Abgabebetrug, wer Vorsteuerbeträge geltend macht, denene keine
Lieferung oder sonstige Leistungen zugrunde liegen, um dadurch eine Abgabenverkürzung zu
bewirken.

Finanzordnungswidrigkeiten werden gem. § 49 ff FinStrG bestraft. Einer


Finanzordnungswidrigkeit macht sich insbesondere schuldig, wer vorsätzlich:
− Selbstbemessungsabgaben nicht spätestens am 5.ten Tag nach Fälligkeit entrichtet
oder durch Abgabe unrichtiger Voranmeldungen (§ 21 UStG) ungerechtfertigte
Abgabengutschriften geltend macht (§ 49 Abs 1 lit a und b FinStrG)
− Unter Verletzung der abgabenrechtlichen Offenlegungs- und Wahrheitspflicht für die
Entrichtung von Abgabenschuldigkeiten ungerechtfertigt Zahlungserleichterungen
erwirkt (§ 50 FinStrG)
− Eine abgabenrechtliche Anzeige-, Offenlegungs- oder Wahrheitspflicht verletzt, jedoch
nicht bereits den Tatbestand eines anderen Finanzvergehens erfüllt (§ 51 FinStrG)
− Abgaben- oder monopolrechtlich zu führende Bücher, Aufzeichnungen oder
Aufzeichnungssysteme, die automatisationsunterstützt geführt werden, durch
Gestaltung oder Einsatz eines Programms, mit dessen Hilfe Daten verändert, gelöscht
oder unterdrückt werden können, verfälscht oder hierdurch den Tatbestand eines
anderen Finanzvergehens zu erfüllen (§ 51a FinStrG).

Finanzordnungswidrigkeiten gem § 49 Abs 1 FinStrG werden mit Geldstrafe geahndet, deren


Höchstausmaß die Hälfte des nicht oder verspätet entrichteten oder abgeführten
Abgabenbetrags oder der geltend gemachten Abgabengutschrift beträgt. Vergehen gem. § 50
und § 51 FinStrG werden mit Geldstrafe bis zu 5.000 EUR geahndet.

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Einführung in das Steuerrecht

Finanzordnungswidrigkeiten nach § 51a Abs 1 FinStrG wird gem. Abs 2 leg cit mit einer
Geldstrafe bis zu 25.000 EUR geahndet.

3 Selbstanzeige
Gem. § 29 FinStrG kann unter bestimmten Voraussetzungen durch Selbstanzeige
Strafbefreiung erwirkt werden. Unterscheidung zwischen Finanzvergehen, die keine
Abgabenverkürzung oder einen sonstigen Einnahmeausfall zur Folge haben und jenen, im
Zuge derer eine solche bewirkt wird.

Wird Finanzvergehen begangen, mit dem keine Abgabenverkürzung oder sonstige


Einnahmenausfall verbunden ist, bedarf eine wirksame Selbstanzeige lediglich Darlegung der
Verfehlung gegenüber Zoll- oder Finanzamt. Straffreiheit ist jedoch bei Betretung auf frischer
Tat ausgeschlossen (§ 29 Abs 1 FinStrG).
Im Zusammenhang mit Abgabeverkürzung oder sonstigen Einnahmenausfall bedarf es
zusätzlich noch der Offenlegung aller bedeutsamen Umstände und der Entrichtung der
verkürzten Beträge binnen einer Frist von einem Monat (§ 29 Abs 2 FinStrG). Selbstanzeige
hat Bezeichnung der Person, für die Selbstanzeige erstattet wird zu enthalten. Selbstanzeige
kann auch durch Dritte erstattet werden, gilt aber nur für die Personen, die in der Anzeige
genannt sind.

Ungeachtet des Vorliegens der Voraussetzungen nach § 29 Abs 1 und 2 FinStrG tritt
Straffreiheit nicht ein, wenn Selbstanzeige nicht rechtzeitig erfolgt. Rechtzeitigkeit ist gem Abs
3 nicht gewahrt, wenn
− Zum Zeitpunkt der Selbstanzeige bereits eine Verfolgungshandlung gesetzt war
− Zum Zeitpunkt der Selbstanzeige die Tat hinsichtlich ihrer objektiven
Tatbestandsmerkmale bereits ganz oder zum Teil entdeckt war und dies dem Täter
bekannt war
− Bei einem vorsätzlich begangenen Finanzvergehen die Selbstanzeige anlässlich einer
finanzbehördlichen Prüfung nicht schon bei Beginn erstattet wird
− Hinsichtlich desselben
Abgabeanspruchs, ausgenommen
Vorauszahlungen, bereits
Selbstanzeige erstattet worden ist

Erfolgt Selbstanzeige erst nach


Ankündigung einer finanzbehördlichen
Überprüfung, werden bei vorsätzlich
oder grob fahrlässig begangenen
Finanzdelikten Strafzuschläge zwischen
5% und 30% des sich aus der
Selbstanzeige ergebenden Mehrbetrags
verhängt (§ 29 Abs 6 FinStrG).

4 Finanzstrafverfahren
Finanzstrafverfahren ist als gerichtliches Finanzstrafverfahren oder verwaltungsbehördliches
Finanzstrafverfahren konzipiert. Gericht ist gem. § 53 FinStrG zuständig bei:
− Vorsätzliches Finanzvergehen mit strafbestimmendem Wertbetrag von über 100.000
EUR

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Einführung in das Steuerrecht

− Mehreren zusammentreffenden vorsätzlichen Finanzvergehen, die in Zuständigkeit


derselben Finanzstrafbehörde fallen, wenn Summe der strafbestimmenden
Wertbeträge 100.000 EUR übersteigt
− Zur Ahndung des grenzüberschreitenden Umsatzsteuerbetrugs (§ 40 FinStrG)
− Schmuggel, Hinterziehung von Eingangs- oder Ausgangsabgaben sowie
Abgabenhehlerei, wenn strafbestimmende Wertbetrag 50.000 EUR übersteigt

Für gerichtliche Finanzstrafverfahren gilt StPO


unter besonderer Berücksichtigung der
Vorschriften der §§ 195 bis 245 FinStrG.

Finanzvergehen, deren Ahndung nicht dem


Gericht zukommt, fallen ebenso wie
Finanzordnungswidrigkeiten in Zuständigkeit des
Finanzstrafbehörden (§ 53 Abs 6 FinStrG).

Ordentliches Rechtsmittel im
Finanzstrafverfahren ist Beschwerde, über die das BFG entscheidet (§ 62 Avs 1 FinStrG).
Rechtmittelfrist beträgt einen Monat.

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Einführung in das Steuerrecht

Modul 10: Rechtsschutz (84-xx)

I. Die Beschwerde

1 Beschwerdefrist
Ordentliche Rechtsmittel gegen Bescheid → Beschwerde (Bescheidbeschwerde).
Beschwerdefrist beträgt 1 Monat (auf Antrag verlängert), ab Bekanntgabe des
anzufechtenden Bescheides (§ 245 Abs 1 BAO). Beschwerde ist bei Abgabebehörde
einzubringen, die Bescheid erlassen hat. Kann auch bei Bundesfinanzgericht (BFG) oder im Fall
der Änderung einer Zuständigkeit bei neu zuständiger Abgabebehörde eingebracht werden (§
249 Abs 1 BAO).

2 Inhalt der Beschwerde


§ 250 Abs 1 BAO – Beschwerde muss folgendes enthalten:
− Bezeichnung des Bescheides, gegen den sie sich richtet
− Erklärung, in welchen Punkten der Bescheid angefochten wird
(Beschwerdeerklärung)
− Erklärung, welche Änderungen beantragt werden (Beschwerdeantrag)
− Begründung

II. Die Beschwerdevorentscheidung, die Vorlage der Beschwerde und der


Vorlageantrag

1 Die Beschwerdevorentscheidung
Abgabebehörde überprüft Beschwerde auf ihre Zulässigkeit. Hat sie mit
Beschwerdevorentscheidung oder Beschluss zurückzuweisen, wenn Beschwerde nicht
zulässig oder nicht fristgerecht eingebracht wurde (§ 260 BAO). Eventuell ist
Beschwerdeführer mit Behebung inhaltlicher oder formeller Mängel
(Mängelbehebungsauftrag nach § 85 Abs 2 BAO) zu beauftragen. Beschwerde zulässig und
eventuelle Mängel behoben → Abgabebehörde hat Beschwerde durch
Beschwerdevorentscheidung zu erledigen. Bescheid kann in alle Richtungen abgeändert,
aufgehoben oder Beschwerde als unbegründet abgewiesen werden (§ 262 Abs 1 iVm § 263
Abs 1 BAO).

Im Ausnahmefall kann Beschwerdevorentscheidung entfallen (§ 262 Abs 2-4 BAO).

2 Der Vorlageantrag
Gegen Beschwerdevorentscheidung kann innerhalb eines Monats ab Zustellung der Antrag
auf Entscheidung über die Beschwerde durch das BFG gestellt werden (Vorlageantrag gem.
§ 264 Abs 1 BAO). Ändert nichts an Wirksamkeit der Beschwerdevorentscheidung.
Beschwerde gilt als unerledigt (§ 264 Abs 3 BAO).

III. Das Verfahren vor dem Bundesfinanzgericht (BFG)

1 Die Organisation
Erlässt Abgabenbehörde ausnahmsweise keine Beschwerdevorentscheidung oder hat
Steuerpflichtiger den Vorlageantrag gestellt, hat die Abgabebehörde die Beschwerde

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Einführung in das Steuerrecht

unverzüglich an dem BFG vorzulegen (§ 265 Abs 1 BAO). BFG ist für ganz Österreich zur
Entscheidung in Angelegenheiten öffentlicher Abgaben befugt (§ 1 BFGG).

BFG ist unabhängiges Gericht mit Sitz in Wien und Außenstellen in Feldkirch, Graz, Innsbruck,
Klagenfurt, Linz und Salzburg (§ 2 Abs 1 und 2 BFGG). Mitglieder sind Richter (unabhängig, Art
134 Abs 7 B-VG iVm Art 87 B-VG). Organe des BFG: Einzelrichter oder Senate, Senate bestehen
aus 4 Mitgliedern (§ 12 Abs 2 BFGG). Senatsvorsitzender + weiteres hauptberufliches Mitglied
und 2 Laienrichter. Bei Stimmengleichheit entscheidet Stimme des Senatsvorsitzenden
(Dirimierungsrecht, § 277 Abs 2 BAO).

2 Geschäftsordnung, Zuständigkeit des Senats und der Einzelrichter

3 Das Verfahren

4 Die Entscheidung

IV. Das Verfahren vor dem VWGH und dem VFGH

1 Revisionsantrag an den VwGH und Beschwerde an den VfGH

2 Die Entscheidung des VwGH

3 Die Amtsrevision

4 Die Zuständigkeit des VfGH im Abgaberecht

V. Schutz vor Säumnis der Behörden und des BFG

1 Säumnisbeschwerde

2 Fristsetzungsantrag

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Einführung in das Steuerrecht

VI. Die Rechtskraft und ihre Durchbrechungen

1 Die Rechtskraft

2 Die Durchbrechung der Rechtskraft

VII. Übersicht über das Verfahren in Abgabesachen

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