Fensterbänke Richtlinien
Fensterbänke Richtlinien
für den
Einbau von Fensterbänken
bei WDVS- und Putzfassaden
Version 1/2012
Diese Richtline wurde erarbeitet durch die Arbeitsgemeinschaft Fensterbank:
Kontakt:
ARGE Fensterbank
Bundesstraße 24
A-8291 Burgauberg
Email: [email protected]
Der Inhalt der vorliegenden Richtlinie wurde nach bestem Wissen und mit größtmöglicher
Sorgfalt erstellt. Sowohl inhaltliche als auch technische Unzulänglichkeiten können dennoch
nicht ausgeschlossen werden. Hinweise, die zur Verbesserung der Richtlinie führen bitte an
[email protected].
Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort......................................................................................................................... 3
2. Anwendungsbereich..................................................................................................... 3
3. Planungshinweise ........................................................................................................ 5
4. Fensterbankeinbau....................................................................................................... 6
4.1. Allgemeines .............................................................................................................. 6
4.2. Baukörperanschluss ................................................................................................. 7
4.3. Anschluss an das Fenster......................................................................................... 9
4.4. Anschluss der Sonnenschutzführungsschienen an die Fensterbank ....................... 11
4.5. Mögliche Varianten der Fensterbankmontage......................................................... 11
4.5.1 Bewegungsaufnahmemöglichkeit ........................................................................ 11
4.5.2 Ausführung mit zweiter Dichtebene ..................................................................... 14
Anhang A: Flussdiagramm – Montage der Fensterbank…..……………………………........15
Anhang B: Spritzbare Dichtstoffe in der Anschlussfuge zw. Fensterbank und Fassade.…18
Neben der optischen Gestaltung eines jeden Gebäudes dient die äußere Fensterbank primär
dem Witterungsschutz, indem sie die Aufgabe hat, das Oberflächenwasser von Fenster und
Fassade kontrolliert abzuleiten und einen Wassereintritt in die Konstruktion dauerhaft zu
verhindern.
Diese Aufgaben erscheinen auf den ersten Blick nicht wirklich bemerkenswert, dennoch
bereiten sie in der täglichen Baupraxis oftmals unerwartete Probleme. Um diese weitestgehend
zu verhindern wird von den Planenden und Ausführenden ein hohes Maß an Sorgfalt und die
Bereitschaft gefordert, sich mit dieser Bauaufgabe intensiv zu beschäftigen. Anspruchsvolle
Detailpunkte müssen bei einer Vielfalt an Anschlussmöglichkeiten gelöst werden, wobei auf die
Schnittstelle besser gesagt der Nahtstelle der hier aufeinandertreffenden Gewerke ein
besonderes Augenmerk zu richten ist.
Ziel der Richtlinie ist es, das Bewusstsein aller an dieser Schnittstelle beteiligten Gewerke zu
wecken und Lösungsansätze für Planer, Ausschreibende und Ausführende aufzuzeigen. Die
angeführten Empfehlungen sollen als Hilfestellungen dienen, befreien jedoch nicht von der
Verpflichtung zu eigenverantwortlichem Denken und Tun.
2. Anwendungsbereich
Begriffe:
Baukörper, tragend
Ist ein Teil des Baukörpers, der den Untergrund für das WDVS, den Putz, das Fenster und die
Fensterbank(halter) darstellt.
Dehnspannungswert [N/mm²]
Dieser Wert ist ein Maß für die Kraft, die bei einer bestimmten Dehnung des Dichtstoffes auf die
Haftflächen bzw. angrenzenden Baustoffe ausgeübt wird.
Dichtstoff, spritzbar
Ist ein Werkstoff zum Abdichten von Fugen, Spalten und Durchbrüchen. Im Gegensatz zu einer
Dichtung muss der Dichtstoff an den Fugenflanken haften, um seine Funktion erfüllen zu
können.
Fensterrahmennut (Fensterbankfalz)
Im Fensterrahmen unterseitig vorhandene Nut, welche unter anderem der Aufnahme des
Fensterbankhochzugs dient (siehe Abbildung 6) und seitlich in den Baukörper führt.
Gewerkeloch
Meist offene Schnittstelle im Eckbereich zwischen Fenster, Fensterbank,
Sonnenschutzführungsschiene und Fassade (Leibung) (siehe Abbildung7).
Halbschale (Teilschale)
siehe Vorsatzschale.
Leibung
Seitliche Fläche einer Wandöffnung.
MB-V (Montage-Baustelle-vorher)
Abkürzung für Fenstermontagezeitpunkt und -ort. Die Montage der Fensterbank erfolgt auf der
Baustelle vor dem Aufbringen des WDVS bzw. Putzfassade.
MB-N (Montage-Baustelle-nachträglich)
Abkürzung für Fenstermontagezeitpunkt und -ort. Die Montage der Fensterbank erfolgt auf der
Baustelle nach Fertigstellung des WDVS bzw. Putzfassade.
MS-Polymere
Hybriddichtstoffe aus silanmodifizierten Polymeren für universelle Anwendung (Kleben, Dichten,
Füllen).
MW-N (Montage-Werk-nachträglich)
Abkürzung für Fenstermontagezeitpunkt und -ort. Die Montage der Fensterbank erfolgt während
der Vorfertigung im Werk nach Fertigstellung des WDVS bzw. Putzfassade.
schlagregendicht
Fähigkeit der einzelnen Bauteile und Dichtmittel, dem Wassereintritt unter labormäßigen
Prüfbedingungen bis zu einem definierten Druck zu widerstehen.
Vorsatzschale
Auf dem Fensterrahmen aufgeklipste od. aufgeklebte Aluminiumschale. Diese dient der
Farbgestaltung, dem Witterungsschutz und der Langlebigkeit des Fensters.
- Vollschale: überdeckt den Rahmen annähernd über die gesamte Breite; das WDVS sitzt
auf der Vorsatzschale.
- Halbschale: überdeckt den Rahmen nur teilweise und lässt bei WDVS die direkte
Überdämmung bzw. das direkte Einputzen des Fensterrahmens zu.
wannenförmig
dreiseitiger Hochzug und dichte Eckausbildung.
3. Planungshinweise
Die Anschlüsse müssen vom Planer aufgenommen und geplant werden. Nur so kann verhindert
werden, dass es zu unzureichenden oder improvisierten „Baustellenlösungen“ kommt.
Vor Inkrafttreten eines Vertrages hat ein Austausch aller sachdienlichen Informationen zwischen
allen Beteiligten zu erfolgen.
Der Planer hat Spezifikationen und Ausführungszeichnungen beizulegen, die ausreichend
detailgenau sind, um eine entsprechende Anleitung zur Erstellung von Kostenvoranschlägen
und zur Ausführung der Arbeiten zu bieten.
Der Planer des Bauwerks hat die Schnittstellen („Nahtstellen“) zwischen den
Fensterbanksystemen und anderen Bauteilen bzw. Gewerken so vorzuplanen und zu
berücksichtigen, dass ein reibungsloser Bauablauf im Bezug auf technische Vereinbarkeit und
ordnungsgemäße Leistungserbringung der Auftragnehmer sichergestellt wird.
3.1 Rahmenbedingungen
Bei der Planung des Fensterbankeinbaus sind vom Planer folgende Punkte zu berücksichtigen:
die Ausbildung der Wandöffnung samt Position des Fensters
Höhe des Parapets
das Fenstermaterial und -profil (Holz, Kunststoff, Metall oder Kombinationen daraus)
Höhe des Fensterbankanschlussprofils
die Fensterbank (Material und System)
Sonnenschutz (z.B. Rollladen-, Raffstoresystem) sowie deren Anschlussausbildung
das Fassadensystem (z.B. WDVS, Putzfassade, Vorhangfassade,…) sowie deren
Anschlussausbildung an die Fensterbank
die Berücksichtigung von zulässigen Maßtoleranzen der einzelnen Gewerke
die Sicherstellung von geeigneten Punkten für die Befestigung von Fensterbankhaltern,
sofern erforderlich
der Fensterbankanschluss bei Terrassen und Balkonen (Anschlussmöglichkeit des
Spenglers bzw. Schwarzdeckers)
die Leistung anderer Gewerke, Schnittstellen und/ oder Leistungsgrenzen sind in
Abhängigkeit des Bauablaufs so zu planen, dass die Leistungen der einzelnen Gewerke
funktionstauglich bleiben. Speziell muss eine Leistungsabgrenzung / Verantwortlichkeit
für das „Gewerkeloch“ (siehe Abbildung 7) definiert werden.
Bei Ausschreibung und Erstellung von Angeboten wird dringend empfohlen die Bestimmungen
dieser Richtlinie einzuarbeiten.
4. Fensterbankeinbau
4.1. Allgemeines
Eine fachgerechte Planung ist unbedingt erforderlich (siehe Punkt 3).
Die Anschlüsse der Fensterbank bzw. die Fensterbank selbst müssen einen
Wassereintritt in die Konstruktion dauerhaft verhindern und Oberflächenwasser von
Fenster und Fassade kontrolliert ableiten.
Die ausgeführte Fensterbank soll wannenförmig sein.
Bei nicht schlagregendichter Fensterbank-Ausführung (nicht in sich dichten
Fensterbänken) oder bei nicht wannenförmig ausgeführten Fensterbänken (z.B.
Steinfensterbänke) ist eine zweite wasserführende Dichtungsebene zwingend
erforderlich (siehe Punkt 4.5.2).
4.2. Baukörperanschluss
Fenster und Fenstertüren müssen luftdicht, wind- und schlagregendicht in den
Baukörper eingebaut sein.
Die Höhe des Parapets muss auf das Fensterbank-, Montage- und Abdichtsystem
abgestimmt bzw. vorbereitet sein. Für die nachträgliche Montage von Fensterbänken
(System MB-N und MW-N) muss das fertig verputzte und abgedichtete Parapet mit ≥ 5°
Gefälle nach vorne ausgeführt sein.
Bei Systemen MB-V, MB-I und MW-I sind Hohlräume unter der Fensterbank, zum
Beispiel Ziegelkammern durch Glattstrich zu verschließen, um konvektionsbedingtes
Kondensat zu vermeiden (siehe Abbildung 2).
Bei nachträglicher Fensterbankmontage System MB-N und MW-N sind
montagebedingte Hohlräume (z.B. Zwischenräume zwischen den Kleberaupen) zulässig
(siehe Abbildung 3). Die horizontale Fuge unter der Fensterbank zur Fassadenfläche
Kleberaupen
Abbildung 3: Kleberaupen auf zweiter Dichtebene, auf denen die Fensterbank verklebt wird. Die
dabei entstehenden Hohlräume zwischen den Kleberaupen sind zulässig. Der Anschluss des
Dämmstoffkeils/ Fassadenplatte an das Fensterbankanschlussprofil erfolgt mittels Dichtband
(roter Kreis).
Der Anschluss der Fensterbank an das Fenster sollte so erfolgen, dass die hintere Aufkantung
der Fensterbank hinter die wasserführende Ebene des Fensterrahmens greift. Der
Anschluss ist so vor direkter Bewitterung geschützt und erhöht somit die Sicherheit gegen
eindringendes Wasser. Besonders bei Fenstern mit Alu-Vorsatzschalen ist ein Hintergreifen der
Schale notwendig, da die Alu-Vorsatzschalen inklusive der Gehrungen auf eine wasserführende
Ebene entwässern müssen.
Eine stumpfe Montage auf den Fensterrahmen ist nicht zu empfehlen, denn diese erhöht die
Wasserbelastung im Anschlussbereich und somit die Gefahr eines Wassereintritts. Ist aufgrund
der Fenstergeometrie kein anderer Anschluss möglich, müssen technische Vorkehrungen wie
z.B. die Befestigung eines zusätzlichen Wetterschenkels getroffen werden.
Entwässerungsöffnungen der Fenster dürfen durch das Anbringen der Fensterbänke nicht
verschlossen werden. Bei Fenstern mit verdeckter Entwässerung nach unten muss zwischen
Fensterrahmen und Fensterbanksteg ein ausreichend breiter Spalt (mind. 4 mm, besser 7 mm)
zur kontrollierten Wasserabführung dauerhaft offen bleiben.
ACHTUNG: Ist die Fensterbank zum Beispiel aufgrund der Überdämmung des
Fensterrahmens/ der Vorsatzschale kürzer als das Außenmaß der Vorsatzschale
entwässert die Gehrungsfuge (Kapillarfuge) nicht auf die Fensterbank!
Für das ordnungsgemäße Abdichten des Gewerkeloches (siehe Abbildung 7) ist der
Fassadenhersteller zuständig.
Ausführungen mit Halbschalen (Vorsatzschalen schmäler als der Rahmen), welche nicht
eingeputzt werden und somit von der Fassade entkoppelt sind, sind zu empfehlen, da so
etwaige Entwässerungen der Vorsatzschalen neben bzw. hinter die Fensterbank
auszuschließen sind.
4.5.1 Bewegungsaufnahmemöglichkeit
Jegliche Bewegungen der Fensterbank (thermisch bedingt, durch Wind-/Soglasten usw.) dürfen
nicht in das Fassadensystem abgeleitet werden. Dazu ist unbedingt Folgendes zu beachten:
Zwischen Endprofil und Leibung ist eine ausreichend breite Fuge (Dimensionierung
siehe Tabelle 1) anzuordnen. Diese kann mit einem vorkomprimierten Dichtband
verschlossen werden (siehe Abbildung 9). Wahlweise kann zusätzlich darüber ein
geeigneter spritzbarer Dichtstoff verwendet werden. Anforderungen und Ausführungen
bezüglich der Dichtstoffe siehe Anhang B.
*) Ab 3 m Länge müssen Aluminium-, Kupfer-, Titanzink- und Edelstahl-Fensterbänke mit einem Dehnstoß ausgeführt werden.
**) je nach Materialzusammensetzung
Der seitliche Hochzug der Abdichtung in den Leibungen sollte in beiden Fällen mind. 6 cm sein.
Abbildung 11: Zweite Dichtebene, welche wannenförmig an den Fensterrahmen mittels Folie und
Klebeband angeschlossen wird. Seitlich in der Leibung sollte die Folie mind. 6 cm hochgezogen
werden
Bei beiden Varianten ist es sinnvoll, unter der Fensterbank keilförmig zugeschnittene
Dämmplatten (≥ 5 °), zu verwenden, um den Wasserablauf nach vorne hin zu gewährleisten.
Beide Varianten sind in der Regel gut bei nachträglicher Fensterbankmontage (System MB-N
und MW-N) durchführbar. Ausführungen mit Folien sind auch bei den anderen
Fensterbankmontagen insbesondere bei Vorfertigung im Werk möglich. Bei Baustellenmontage
ist diese Ausführung aufgrund der Baustellenbedingungen nur schwierig ordnungsgemäß dicht
herzustellen.
MB-V: FB vor WDVS/ Putz MB-I: FB im Zuge WDVS/ Putz MB-N: FB nach WDVS/ Putz
Version 1/2012 16
Montage der Fensterbank (FB) im Werk (Vorfertigung)
Version 1/2012 17
Anhang B:
Spritzbare Dichtstoffe in der Anschlussfuge zwischen Außenfensterbank und Fassade
Qualitätsanforderungen
In Anlehnung daran, wird für Anschlussfugen zwischen Außenfensterbank und Fassade ein
Dichtstoff mit folgenden Eigenschaften empfohlen:
konform DIN EN ISO 11600-F - 25LM 1)
mit einem Dehnspannungwert von <0,08 N/mm² 2)