Als pdf oder txt herunterladen
Als pdf oder txt herunterladen
Sie sind auf Seite 1von 7

Video-Thema

Manuskript und Wortschatz

Metzgereien gibt es jetzt auch vegan

In Deutschland wird traditionell viel Fleisch gegessen. Immer mehr Menschen


entscheiden sich aber für tierfreie Produkte auf ihrem Teller. Das zeigt sich auch in den
Geschäften: Einige „Metzgereien“ haben sich mittlerweile auf die Herstellung von
veganen Fleischersatzprodukten spezialisiert. Die Reaktionen sind sehr
unterschiedlich: Einige Menschen sind begeistert, andere reagieren wütend. Und
manchmal ist es gar nicht mehr so einfach, Fleisch von Fleischersatz zu unterscheiden.

Manuskript

SPRECHER:
Daniel Quis macht Wurst – aber nicht irgendeine. Denn seine Würste sind
ausschließlich vegan. Für manche Deutsche anscheinend ein Problem.

DANIEL QUIS (Koch):


Die Kommentare waren teilweise, dass wir Kommentare gekriegt haben von
Menschen, die uns unser baldiges Ableben wünschen, Menschen, die uns gewünscht
haben halt, dass unser ganzes Unternehmen halt in die Hose geht oder dass
irgendjemand uns den Laden abfackelt.

SPRECHER:
Wieso die Aufregung? Deutschland gilt als Fleischland. Schweinshaxe, Bulette,
Currywurst – das sind hier klassische Gerichte. Einige haben Angst, dass ihnen diese
genommen werden sollen. Aber sind vegane Alternativen wirklich eine Gefahr für den
deutschen Lifestyle? Zum Beispiel die „Vegane Fleischerei“ in Dresden? Hier gibt es
Alternativen, die Fleisch überflüssig machen sollen. Und deshalb hagelte es online –
neben viel Lob – auch Drohungen und Beschimpfungen. Aber Nils Steiger und seine
Partner wollen niemandem das Fleischessen verbieten, sondern einfach Anregungen
geben, wie es auch ohne geht.

NILS STEIGER (Mitbegründer der „Veganen Fleischerei“):


Ich selber bin vor jetzt fünf Jahren vegan geworden und ich war dafür bekannt, viel
Fleisch zu essen. Ich hab Barbecues gemacht mit meinen Freunden und ich hab den
Geschmack von Fleisch geliebt. Und ich mag den Geschmack ja immer noch, ich möcht

Deutsch zum Mitnehmen | dw.com/videothema | © Deutsche Welle | Seite 1 / 7


Video-Thema
Manuskript und Wortschatz

nur nicht den Rattenschwanz. Ich möcht nicht, dass Tiere dafür sterben, ich möcht
nicht, dass dafür Agrarflächen genutzt werden.

SPRECHER:
Der Fleischkonsum in Deutschland geht stetig zurück: im Jahr 2022 auf „nur noch“ 52
Kilogramm pro Kopf. Das ist der niedrigste gemessene Wert seit 1989.

MANN 1:
Ich hab heut zum allerersten Mal überhaupt vegan gegessen. Und hab ’n
Leberkäsebrötchen gegessen. Und das war, als hätte ich ’n Leberkäsebrötchen
gegessen.

FRAU 2:
Ich denke heutzutage, wir sind so aufgeschlossen und fortgeschritten, sollte man das
eigentlich mal angehen, dass jeder mal versucht, da ’n bisschen von diesem
Fleischkonsum, vor allen Dingen dieser Massenproduktion da runterzukommen.

MANN 3:
Wir versuchen, so ’n bisschen nachhaltiger zu leben. Und deswegen der Gulasch.

SPRECHER:
Es gibt viele Gründe für weniger Fleischkonsum: Circa 15 Prozent der globalen
Treibhausgasemissionen werden laut Studien durch die Tierindustrie erzeugt. Daniel
Quis, der kulinarische Kopf des Unternehmens, will in erster Linie gutes Essen
machen. Den Fleischgeschmack nachzuahmen, ist gar nicht so schwer, dazu gibt es
Gewürze. Die große Kunst ist, die richtige Textur zu treffen.

DANIEL QUIS:
Es geht schon irgendwo darum halt, dass wenn ich Leuten sage, ich mach ’n Gulasch,
dass es ’n bisschen auch nach dem Gulasch schmeckt halt, den die Leute früher als
Kinder halt von der Mutti oder von der Oma vorgesetzt gekriegt haben. Dann ist es
eben auch so, dass wenn du ’ne Wurst hast, dass dann auch mal ’n bisschen was
knorpeliges mit drinne ist, so halt. Oder auch, wenn, dass wenn ’n Steak halt ’n
bisschen ... ’nen Biss hast [hat].

SPRECHER:

Deutsch zum Mitnehmen | dw.com/videothema | © Deutsche Welle | Seite 2 / 7


Video-Thema
Manuskript und Wortschatz

Auch in Berlin gibt es eine vegane Fleischerei. Und auch hier gab es Aufregung:

PAUL POLLINGER (Betreiber der „Vetzgerei“):


Also wir sind ’ne Beschmutzung des Handwerks und quasi die Ehre ... was weiß ich,
also so in die Richtung.

SPRECHER:
Die Macher der „Vetzgerei“ haben einen anderen Fokus als die Konkurrenz aus
Dresden. Sie wollen nicht in erster Linie den Originalgeschmack von Fleisch und Wurst
nachahmen, sondern setzen auf ganze eigene Aromen und Produkte.

PAUL POLLINGER:
An Aufschnitten haben wir ’nen Schwarze-Bohne-Trüffel, der zum Beispiel sehr gern
gekauft wird. Und das hat einfach nichts mit einem fleischigen Aufschnitt zu tun,
sondern es sind wirklich eigene Rezepte, die ganz bewusst als Erweiterung des
Sortimentes sowohl für die Veganer als auch für die Flexitarier und Vegetarier
gedacht sind.

SPRECHER:
Zum Beispiel Erbse-Pilz-Wurst mit Haferflocken und Seitan, abgefüllt in einer
klassischen Wurstmaschine. Oder Barbecue-Frikadellen aus Soja, Roter Bete und
Zwiebeln. Damit wollen die Macher der „Vetzgerei“ nicht nur die rund zwei Prozent der
Deutschen erreichen, die sich schon vegan ernähren.

PAUL POLLINGER:
Das Wichtigste bei uns ist auf jeden Fall der Geschmack. Also, wir bewerten
ausschließlich danach, schmeckt uns das Produkt hinterher oder nicht, wenn wir es
entwickeln.

SPRECHER:
Den finalen Geschmackstest machen wir in Dresden: vegane Leberwurst versus die
Fleischvariante. Was bevorzugen die Leute? Und vor allem: Schmecken sie heraus,
was was ist?

MANN 4:
Beides gut!

Deutsch zum Mitnehmen | dw.com/videothema | © Deutsche Welle | Seite 3 / 7


Video-Thema
Manuskript und Wortschatz

REPORTER:
Was ist vegan, können Sie’s schmecken?

MANN 4:
Ich tippe mal auf das. Richtig? Aber gut!

FRAU 5:
Dann würde ich sagen, das ist die richtige Leberwurst.

REPORTER:
Welche? Zeigen Sie mal hier auf dem Teller.

FRAU 5:
Die mit dem roten ... noch mit irgendwas drin.

REPORTER:
Falsch.

FRAU 5:
Falsch?

MANN 6:
Ich würde tatsächlich sagen, das ist die richtige Leberwurst, und das ist das Vegane.
Aber ich muss sagen, ich ernähre mich selber ni tierisch mehr, das würde mir
zusagen. War’s so?

REPORTER:
Ja!

MANN 6:
Na dann! Ich wünsch euch alles Gute. Macht’s guti, ciao, ciao!

SPRECHER:
Auch im Fleischland Deutschland gibt es Alternativen zur klassischen Bratwurst.
Einfach mal probieren tut ja nicht weh!

Deutsch zum Mitnehmen | dw.com/videothema | © Deutsche Welle | Seite 4 / 7


Video-Thema
Manuskript und Wortschatz

Glossar

vegan – ohne tierische Stoffe; nur aus Pflanzen hergestellt

Metzgerei, -en (f.) – ein Betrieb, der Fleischprodukte herstellt und verkauft (auch: die
Fleischerei)

baldig – so, dass etwas in naher Zukunft passiert

Ableben (n., nur Singular) – der Tod

in die Hose gehen; etwas geht in die Hose – umgangssprachlich für: etwas
funktioniert nicht; etwas geht schief

etwas ab|fackeln – umgangssprachlich für: etwas anzünden; etwas abbrennen

Schweinshaxe, -n (f.) – ein Fleischgericht aus dem unteren Teil eines Schweinebeins

Bulette, -n (f.) – ein rundes, flaches Stück Hackfleisch, das gebraten wird; die Frikadelle

Currywurst, -würste (f.) – eine Bratwurst mit Tomatensoße und Curry

hageln; es hagelt etwas – umgangssprachlich für: es gibt viel von etwas Negativem

Drohung, -en (f.) – die Ankündigung, jemandem zu schaden oder ihn zu verletzen

Beschimpfung, -en (f.) – hier: die Beleidigung

Anregung, -en (f.) – die Idee; die Inspiration

Mitbegründer, -/Mitbegründerin, -nen – jemand, der zusammen mit anderen z. B.


eine Firma oder ein Geschäft eröffnet hat

Rattenschwanz, -schwänze (m.) – hier umgangssprachlich für: die (vielen) negativen


Folgen oder Begleitumstände von etwas

Agrarfläche, -n (f.) – das Land, auf dem Pflanzen angebaut werden (können)

Konsum (m., nur Singular) – das Kaufen und Verbrauchen von etwas

Leberkäse, - (m.) – ein Fleischprodukt aus stark zerkleinertem Schweinefleisch, das in


eine Form gefüllt und im Ofen gebacken wird

Deutsch zum Mitnehmen | dw.com/videothema | © Deutsche Welle | Seite 5 / 7


Video-Thema
Manuskript und Wortschatz

aufgeschlossen – hier: so, dass man offen für Neues ist

etwas an|gehen – mit etwas anfangen; sich einer Sache nähern

von etwas runter|kommen – hier: aufhören, sich auf eine bestimmte Art zu verhalten

nachhaltig – hier: so, dass man dabei Rücksicht auf die Natur und die Umwelt nimmt

Gulasch (n./m., nur Singular) – ein Gericht mit Fleischstücken in einer würzigen Soße

Treibhausgasemission, -en (f.) – der Ausstoß von Gasen, die die Erde erwärmen

kulinarisch – bezogen auf gutes Essen

etwas nach|ahmen – etwas nachmachen; etwas imitieren

Textur, -en (f.) – hier: die Beschaffenheit eines Lebensmittels; die Art, wie sich etwas
(im Mund) anfühlt

etwas vorgesetzt kriegen – umgangssprachlich für: Essen serviert bekommen

knorpelig – hier: mit kleinen festeren Stückchen, ähnlich wie das elastische Material
im Körper, das Knochen verbindet (Knorpel)

etwas hat (einen) Biss – hier umgangssprachlich für: etwas ist knackig; ein
Lebensmittel ist nicht ganz weich

Beschmutzung, -en (f.) – hier: etwas, was dem Ansehen oder der Ehre einer Person
oder Organisation schadet

Fokus, - (m., meist Singular) – hier: der Schwerpunkt; das, was einem wichtig ist

Konkurrenz (f., nur Singular) – hier: alle Firmen, die ähnliche Produkte wie man selbst
anbieten

auf etwas setzen – hier: sich auf etwas verlassen; an den Erfolg von etwas glauben

Aroma, Aromen (n.) – ein bestimmter Geschmack oder Geruch

Aufschnitt (m., nur Singular) – Scheiben von Wurst oder Fleisch, die man aufs Brot legt

Trüffel, -n (f.) – ein relativ teurer essbarer Pilz, der unter der Erde wächst

Deutsch zum Mitnehmen | dw.com/videothema | © Deutsche Welle | Seite 6 / 7


Video-Thema
Manuskript und Wortschatz

Erweiterung, -en (f.) – eine Ergänzung von etwas durch etwas Neues/Zusätzliches

Sortiment, -e (n.) – alle Waren, die ein Geschäft anbietet

Flexitarier, -/Flexitarierin, -nen – jemand, der sich oft, aber nicht immer vegetarisch
ernährt

Vegetarier, -/Vegetarierin, -nen – jemand, der kein Fleisch isst und sich größtenteils
pflanzlich ernährt

Haferflocke, -n (f., meist im Plural) – kleine Stücke einer Getreideart, aus denen oft ein
(Frühstücks-)Brei gemacht wird

Seitan (m./n., nur Singular) – aus Weizen hergestelltes Nahrungsmittel, das in


Geschmack und Form ähnlich wie Fleisch ist

Frikadelle, -n (f.) – ein rundes, flaches Stück Hackfleisch, das gebraten wird

Soja (n., nur Singular) – ein pflanzliches Produkt, hergestellt aus einer Bohnenart

Rote Bete (f., nur Singular) – eine kleine, rote Rübe, die als Gemüse oder Salat
gegessen wird

Leberwurst, -würste (f.) – eine Wurst, die man auf das Brot streicht

versus – gegen; im Gegensatz zu

Variante, -n (f.) – eine von mehreren Möglichkeiten, wie etwas sein kann

etwas bevorzugen – etwas lieber mögen; etwas besser finden

auf etwas tippen – hier umgangssprachlich für: glauben, dass etwas richtig ist

ni – sächsisch für: nicht

jemandem zu|sagen; etwas sagt jemandem zu – etwas gefällt jemandem gut

Autoren/Autorin: Brant Dennis, Tatjana Schweizer, Philipp Reichert

Deutsch zum Mitnehmen | dw.com/videothema | © Deutsche Welle | Seite 7 / 7

Das könnte Ihnen auch gefallen