Als pdf oder txt herunterladen
Als pdf oder txt herunterladen
Sie sind auf Seite 1von 28

Pädiatrie up2date

1 · 2018

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
Entwicklung 1

Das späte Frühgeborene –


unterschätzte Morbidität
Ruth Klein
Angela Kribs

VNR: 2760512018154650485
DOI: 10.1055/s-0043-114847
Pädiatrie up2date 2018; 13 (1): 15–40
ISSN 1611-6445
© 2018 Georg Thieme Verlag KG
CME-Fortbildung

Unter dieser Rubrik sind bereits erschienen:


Primärer vesikoureteraler Reflux R. Beetz 3/2016 „Floppy Baby“ A. Klein, E. Boltshauser 4/2011

Psychosomatische Störungen im Kindes- und Jugendalter Asperger-Syndrom R. Gundelfinger 3/2011


S. Towfigh, L. Kuntze, M. von Aster 2/2016
Das Entwicklungsprofil O. Jenni, C. Benz, B. Latal 2/2011
Perinatale Programmierung E. Nüsken, F. Lechner,
K.-D. Nüsken 1/2016 Die Entdeckung der Sprache B. Zollinger 3/2010

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
Vorsorgeuntersuchungen bei Jugendlichen – Teil 2 Entwicklungspädiatrische Säuglingsuntersuchung
T. Baumann 3/2015 T. Baumann 1/2009

Vorsorgeuntersuchungen bei Jugendlichen – Teil 1 Motorik im Schulalter O. Jenni, J. Caflisch, B. Latal 4/2008
T. Baumann 2/2015
Gedeihstörungen M. Rhein, M. Knuf 2/2008
Chronischer Mittelohrerguss M. Jungehülsing, C. Erle-Bischoff
4/2013 Schlafstörungen O. Jenni, C. Benz 4/2007

Wie Kinder die Welt abbilden – und was man daraus Vesikoureteraler Reflux H. Bachmann 3/2007
folgern kann O. Jenni 3/2013

Wachstumsschmerzen H.-I. Huppertz 2/2013

A L L ES O NL INE L E SEN J E T ZT F RE I S C HA LT E N
Mit der eRef lesen Sie Ihre Zeitschrift: Sie haben Ihre Zeitschrift noch nicht
online wie offline, am PC und mobil, alle bereits freigeschaltet? Ein Klick genügt:
erschienenen Artikel. Für Abonnenten kostenlos! www.thieme.de/eref-registrierung
https://eref.thieme.de/paed-u2d
CME-Fortbildung

Das späte Frühgeborene –


unterschätzte Morbidität
Ruth Klein, Angela Kribs

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
Von späten Frühgeborenen nahm man bisher an, dass ihr Morbiditäts- und Mortali-
tätsrisiko aufgrund ihrer schon fortgeschrittenen Organreife dem reifgeborener Kin-
der ähnlich sei. Es zeigte sich aber, dass auch die Gruppe der späten Frühgeborenen
im Vergleich zu reifen Neugeborenen von einer deutlich erhöhten Morbidität und
auch Mortalität betroffen ist. Erst in letzter Zeit werden auch sie als eine eigene
Gruppe wahrgenommen und genauer untersucht.

SGA Small for gestational Age


A B K Ü R ZU N G E N UN D E R K L Ä R U N G E N (Geburtsgewicht < 10. Gewichtsperzentile
AIS Amnioninfektionssyndrom für das Gestationsalter)
BPD bronchopulmonale Dysplasie SSW Schwangerschaftswoche
BZ Blutzucker TTN transitorische Tachypnoe des
CPAP Continuous positive Airway Pressure Neugeborenen
(Die Applikation von PEEP mittels eines VZWTK vorzeitige Wehentätigkeit
kontinuierlichen Atemglasflusses über (Wehenbeginn vor der 37 + 0 SSW)
binasalen oder mononasalen Zugang.)
FG Frühgeborenes
HELLP Haemolysis, Elevated Liver Enzyme Levels,
low Platelet Count Vorbemerkung
IUGR Intrauterine Growth Restriction Weltweit werden jährlich etwa 15 Millionen Kinder zu
IVH intraventrikuläre Hämorrhagie früh geboren, mit steigender Tendenz [1]. Mehr als 80 %
NEC nekrotisierende Enterokolitis von ihnen kommen nach der 32. SSW auf die Welt. Als
NICU Neonatal intensive Care Unit späte Frühgeborene (late preterm infants) bezeichnet
NNH Number needed to harm (Statistische man Kinder, die zwischen der 34 + 0. und 36 + 6. SSW
Größe, die ausdrückt, wie viele Patienten post menstruationem geboren werden (▶ Abb. 1). Inner-
im Durchschnitt einem Risikofaktor über halb dieser Gruppe der Frühgeborenen sind es die späten
eine bestimmte Zeit ausgesetzt sein müs- Frühgeborenen, deren Zahl in den letzten 25 Jahren einen
sen, um bei einem Patienten eine negative besonders hohen Zuwachs erfahren hat [2].
Auswirkung nachzuweisen.)
PEEP Positive endexpiratory Pressure Global betrachtet ist Frühgeburtlichkeit die Hauptursa-
PPHN persistierende pulmonale Hypertonie des che der Neugeborenensterblichkeit und für einen Groß-
Neugeborenen teil der Morbidität in der Neonatalperiode verantwort-
PPROM Preterm premature Rupture of Membranes lich. Der medizinische Fokus liegt häufig auf der Behand-
(Vorzeitiger Blasensprung, d. h. Blasen- lung und der Entwicklung sehr unreifer Kinder, da sie in
sprung ohne vorhergehende Wehen.) besonderem Maße von den gefürchteten Komplikationen
PROM Premature Rupture of Membranes (Früh- der Frühgeburtlichkeit betroffen sind.
zeitiger Blasensprung [unter Wehen] noch
vor der vollständigen Muttermundseröff- Hirnblutungen (IVH), nekrotisierende Enterokolitis (NEC),
nung [Muttermundweite < 6 cm].) Retinopathie des Frühgeborenen (ROP) und bronchopul-
PVL periventrikuläre Leukomalazie monale Dysplasie (BPD) treten vor allem bei Frühgebore-
RDS Respiratory Distress Syndrome (Atemnot- nen auf, die vor der 32. SSW geboren wurden. Bei späten
syndrom) Frühgeborenen sind diese typischen Komplikationen sig-
ROP Retinopathia praematurorum nifikant seltener als bei unreiferen Kindern.
SIDS Sudden Infant Death Syndrome
(Syndrom des plötzlichen Kindstodes)

Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40 15
CME-Fortbildung

Moderately
Extremely Preterm Very Preterm Late Preterm Term
Preterm
22+0 bis 27+6 28+0 bis 31+6 34+0 bis 36+6 37+0 bis 40+7
32+0 bis 33+9

▶ Abb. 1 Gestationsalter bei Geburt und Begrifflichkeit in der Literatur.

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
FG 29.–32. SSW Epidemiologie
FG 33.–37. SSW FG 22.–28. SSW In Deutschland kamen 2016 insgesamt 66 851Kinder als
Frühgeborene auf die Welt. Dies entspricht einer Früh-
geborenenrate von 8,4 %. Der weitaus größte Teil von ih-
7,2%
nen (82,7 %) wurde nach der 32. SSW geboren (▶ Abb. 2)
[3].

Die Frühgeborenenrate in Deutschland ist über die letz-


ten Jahre, entgegen dem globalen Trend, leicht rückläu-
fig. Bei steigenden Geburtenzahlen resultiert dennoch
eine jährliche Zunahme der absoluten Zahl Frühgebore-
ner, im Besonderen der moderaten und späten Frühgebo-
90,7% renen, als der stärksten Fraktion (▶ Tab. 1). So kamen
2015 in Deutschland 1758 Kinder mehr in der 32.–
36. SSW auf die Welt als noch 2009.

Reifgeborene
Etwa 67 % dieser Kinder mussten stationär in einer Kin-
derklinik aufgenommen werden oder benötigten nach
▶ Abb. 2 Verteilung der 2015 in Deutschland geborenen Kinder nach der Geburt länger als 1 Stunde unterstützende Maßnah-
ihrem Gestationsalter [3]. men durch ein kinderärztliches Team, häufig in Form
einer Atemunterstützung mit CPAP (Continuous Positive
Airway Pressure). Auch die Zahl der behandlungsbedürf-
tigen Kinder nimmt bei gleichbleibenden Proportionen
Merke über die letzten 3 Jahre stetig zu.
83 % der Frühgeborenen sind moderate oder späte
Frühgeborene. Betrachtet man weitere Kennzahlen der Geburtenstatis-
tik, fällt auf, dass Faktoren, die das Auftreten von Früh-
geburten begünstigen, über die letzten 5 Jahre in

▶ Tab. 1 Entwicklung der Frühgeborenenzahlen in Deutschland über die letzten 6 Jahre [3].

2009 2010 2011* 2012 2013 2014 2015 2016


Lebendgeborene 665 126 677 947 662 685 673 544 682 069 714 927 737 575 792 000
FG-Rate 9,2 % 8,8 % 8,0 %* 8,8 % 8,8 % 8,7 % 8,7 % 8,4 %
FG der 32.–36. SSW 7,7 % 7,3 % 6,7 %* 7,3 % 7,4 % 7,2 % 7,1 % 7,0 %
Anteil der moderaten 82,4 % 83,2 % 83,4 %* 83,0 % 82,8 % 82,6 % 82,5 % 82,7 %
und späten FG/alle
FG
Anteil der FG 32.– # 66,3 % 78,8 %* 64,8 % 67,8 % 67,8 % 67,5 % 68,7 %
36. SSW mit statio-
närer Aufnahme

* bezogen auf die Geburtenzahl, nicht auf die Anzahl Lebendgeborener/Frühgeborener; Mehrlinge fallen aus der Statistik
# Daten nicht verfügbar

16 Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40
▶ Tab. 2 Kennzahlen aus der Geburtenstatistik in Deutschland [3].

1990 2000 2010 2011 2012 2013 2014 2015


Lebendgeborene 905 675 766 999 677 947 662 685 673 544 673 544 714 927 737 575
Mehrlinge 20 712 24 320 23 948 23 252 24 028 24 982 26 844 27 554
(2,3 %) (3,2 %) (3,5 %) (3,5 %) (3,6 %) (3,7 %) (3,8 %) (3,7 %)
Anteil der Mehrlings- 1,1 % 1,6 % 1,8 % 1,8 % 1,8 % 1,9 % 1,9 % 1,9 %
schwangerschaften
an den Gesamtgebur-
ten

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
Anteil der Mütter # # # 5,3 % 5,4 % 5,0 % 5,0 % 4,9 %
> 40 Jahre 0,4 % 0,4 % 0,4 % 0,4 % 0,4 %
< 18 Jahre
der Lebendgeborenen
Anteil der Kaiser- # # 31,9 % 32,4 % 30,3 % 30,4 % 32,4 % 31,8 %
schnittgeburten an
der Gesamtgeburten-
zahl

# Daten nicht verfügbar

Deutschland keine großen Änderungen erfahren haben vom Alter mit einem erhöhten Risiko für eine Geburt zwi-
(▶ Tab. 2). schen der 34. und 37. SSW assoziiert sind.

Der Anteil sehr junger und relativ alter Mütter ging leicht Das Auftreten von Schwangerschaftskomplikationen wie
zurück. Der insgesamt recht hohe Prozentsatz an Kaiser- schwangerschaftsbedingtem Hypertonus, Eklampsie
schnittgeburten blieb in den letzten Jahren stabil. und plazentaren Pathologien, die mit einer fetalen
Wachstumsrestriktion vergesellschaftet sind, nimmt
Auch Mehrlingsschwangerschaften stiegen in den letzten ebenfalls zu und trägt zur Frühgeburtenrate bei [5].
5 Jahren in ihrem Anteil an der Gesamtgeburtenzahl nur
geringgradig an, aber im Vergleich zu 1990 betrug die Eine Korrelation der Frühgeburtlichkeit mit dem eth-
Mehrlingsrate 2015 das 1,5-Fache des Ausgangswertes. nischen Hintergrund konnte für Frauen mit einem Migra-
tionshintergrund (besonders aus der Türkei, dem mitt-
leren Osten und Nordafrika) gezeigt werden [4].
Risikofaktoren der Frühgeburtlichkeit
Der Mehrlingsstatus ist ein erheblicher Risikofaktor für Eine negative Korrelation der Frühgeburtlichkeit mit dem
die Frühgeburtlichkeit. In Deutschland kommen 57 % der sozioökonomischen Status der Mutter und ein erhöhtes
Mehrlinge im Gegensatz zu 10 % der Einlinge als Früh- Risiko für Mütter, die in einem urbanen Umfeld leben,
geborene auf die Welt. Damit haben Mehrlinge ein 13- konnte ebenfalls aufgezeigt werden, ist aber nicht spezi-
fach erhöhtes Risiko für eine Geburt vor der vollendeten fisch für späte Frühgeborene [4].
37. SSW und werden in der Mehrzahl der Fälle als späte
Frühgeborene geboren [4]. Die steigende Zahl an Mehr-
lingsgeburten wird auf die häufigere Anwendung von Me-
thoden der assistierten Reproduktion zurückgeführt.
ZU SAT ZINFO
Merke Risikofaktoren für eine Geburt als spätes
Über 50 % der Mehrlingsgeburten enden mit einer Frühgeborenes
Frühgeburt [4]. ▪ mütterliches Alter < 20 und > 40 Jahre
▪ mütterliche Vorerkrankungen, z. B. arterieller
Mütterliches Alter ist ein weiterer Risikofaktor für Früh- Hypertonus und Diabetes
geburtlichkeit. Mütter im Alter von unter 20 und über ▪ mütterliche Schwangerschaftskomplikationen
40 Jahren haben die größte Wahrscheinlichkeit, eine (v. a. Präeklampsie)
Frühgeburt zu erleiden. Mit höherem Alter der Mutter ▪ Plazentainsuffizienz/fetale Wachstumsrestriktion
steigt die Inzidenz von Vorerkrankungen, wie chronischer ▪ Mehrlingsstatus
arterieller Hypertonie und Diabetes, die auch unabhängig

Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40 17
CME-Fortbildung

tungen bei Placenta praevia oder vorzeitiger Plazentalö-


Ursachen der Frühgeburtlichkeit sung (1–4 %) sind als Ursache der Frühgeburt vergleichs-
Grundsätzlich kann man zwischen einer spontanen und weise selten [10].
einer medizinisch indizierten bzw. iatrogenen Frühgeburt
unterscheiden. Zu den häufigsten Ursachen einer sponta- Vereinfachend kann man sagen, dass knapp ⅔ der späten
nen Geburt bei späten Frühgeborenen zählen das vorzei- Frühgeborenen nach spontanem Geburtsbeginn oder
tige und unaufhaltsame Einsetzen von Wehen (VZWTK in vorzeitigem Blasensprung auf die Welt kommen, wäh-
ca. 25–30 % der Fälle) oder ein vorzeitiger Blasensprung rend ⅓ aufgrund maternaler und fetaler Indikationen in
(29–32 % PPROM) [6 – 8]. Ein Amnioninfektionssyndrom der 35. bis vollendeten 37. SSW geboren wird (▶ Abb. 3).
(AIS) kann einerseits ursächlich verantwortlich sein, an-

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
dererseits aber auch komplizierend hinzutreten. Merke
Bei späten Frühgeborenen wird die Indikation zur
Eine kritische intrauterine Wachstumsrestriktion (IUGR) Schwangerschaftsbeendigung aufgrund der ange-
aufgrund mütterlicher, plazentarer oder kindlicher Patho- nommen niedrigen Morbidität und Mortalität dieser
logien, mütterliche Erkrankungen wie das HELLP-Syn- Kinder häufig großzügiger gestellt als in einer frühe-
drom oder die Präeklampsie führen am häufigsten zu ren Phase der Schwangerschaft.
einer medizinisch indizierten Beendigung der Schwan-
gerschaft zwischen der 35. und der vollendeten 37. SSW
(32–43 %) [9].
Besonderheiten der Transition
Der Übergang des Neugeborenen vom intrauterinen zum
Bei spontan bedingter Frühgeburt liegt bei deutlich weni- extrauterinen Leben ist von großen physiologischen Ver-
ger Kindern (13 %) eine Wachstumsrestriktion vor als bei änderungen geprägt. Die Belüftung der Alveolen, das In-
medizinisch indizierter Geburt (32 %) [9]. Vaginale Blu- Gang-Kommen einer regelmäßigen Atmung, die Umstel-
lung des Kreislaufs mit einschneidenden Veränderungen
der Druckverhältnisse im kleinen und großen Kreislauf,
die enorm gesteigerten Ansprüche an eine autonome
ZU SAT ZINFO Thermoregulation und Nährstoffversorgung des Organis-
Häufige Ursachen der späten Frühgeburt mus gilt es in der kurzen postnatalen Anpassungsphase
▪ unaufhaltsame vorzeitige Wehentätigkeit zu bewältigen. Jede zusätzliche Belastung kann in dieser
▪ vorzeitiger Blasensprung vulnerablen Phase eine Anpassungsstörung des Neu-
▪ Präeklampsie, HELLP-Syndrom (iatrogene Früh- geborenen zur Folge haben.
geburt bei mütterlicher Indikation)
▪ kritische Versorgungssituation, IUGR (iatrogene Merke
Frühgeburt bei kindlicher Indikation), Placenta Je unreifer ein Kind diesen entscheidenden Heraus-
praevia (iatrogene Frühgeburt bei mütterlicher und forderungen ausgesetzt ist, desto wahrscheinlicher
kindlicher Indikation) kann eine Störung der Anpassung auftreten.

Frühgeburten 34+0 bis 36+6. SSW

medizinisch indiziert/
spontan ausgelöst
iatrogen

drohende plazentare,
VZWTK PPROM maternale und/oder fetale
Dekompensation

▶ Abb. 3 Verteilung der Ursachen bei späten Frühgeborenen.

18 Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40
Späte Frühgeborene bedürfen bei ihrer Transition in be-
sonderem Maße einer verstärkten Beobachtung und Un-
Neonatale Morbidität
terstützung, die aber gleichzeitig eine physiologische Si- Im Zeitraum von der 34 + 0.–37 + 0. SSW existiert eine li-
tuation und die Autoregulation so wenig wie möglich stö- neare Beziehung zwischen Neugeborenmorbidität, Mor-
ren sollte. Entscheidend ist, frühzeitig zu erkennen, an talität und Unreife. Dieser Zusammenhang lässt sich auch
welchem Punkt ein Kind medizinischer Maßnahmen be- noch im Alter von 38 SSW im Vergleich zu Neugeborenen
darf. der 39. und 40. SSW nachweisen [12].

Häufig addieren sich bei späten Frühgeborenen zur phy- Merke


siologischen und metabolischen Unreife Faktoren, wie Jede Woche zusätzlicher Reife bis zur 39 + 0. SSW

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
ein bei primärem Kaiserschnitt unvorbereitetes Kind, eine reduziert die Morbidität des Neugeboren und ver-
Neugeboreneninfektion oder knappe Blutzuckerwerte bessert das Outcome.
bei mütterlichem Diabetes. Kommt hierzu eine Umge-
bung, die der besonderen Vulnerabilität dieser Kinder ge- Shapiro-Mendoza fand bei späten Frühgeborenen ein 7-
genüber Kälte, Stress und Schmerz keine Rechnung trägt, fach erhöhtes Risiko für das Vorliegen einer neonatalen
sind sie hoch gefährdet, eine Anpassungsstörung zu erlei- Morbidität im Vergleich zu Neugeborenen [13].
den, deren Folge nicht selten der Aufenthalt auf einer
neonatologischen Intensivstation (NICU) ist. Die mit Mehrlingsstatus verbundenen Komplikationen,
wie die Geburt mit einem zu geringen Geburtsgewicht
In der Regel zieht dies auch heute noch die Trennung von (SGA), oft in Zusammenhang mit einer intrauterinen
Mutter und Kind nach sich. Gerade in der für das Mutter- Wachstumsrestriktion (IUGR in 15–30 % der Mehrlings-
Kind-Bonding sensiblen ersten Stunde nach Geburt, in schwangerschaften) oder ein vorzeitiger Blasensprung
der die Weichen für die Beziehungsaufnahme gestellt (PPROM in 7,4 % der Fälle im Vergleich zu 3,7 % bei Einlin-
werden, sind späte Frühgeborene, die an einer Anpas- gen) tragen erheblich zur Morbidität der späten Früh-
sungsstörung leiden, unter medizinischer Beobachtung geborenen bei [14].
und häufig ohne den stabilisierenden Haut-zu-Haut-Kon-
takt zu ihrer Mutter. Der Reifevorteil von weiblichen Frühgeborenen, der un-
terhalb der 29. SSW mit einer gegenüber männlichen
Bei vielen Frühgeborenen der 35.–38. SSW reichen die Frühgeborenen erniedrigten Morbidität einhergeht,
Ressourcen der Kinder nicht aus, innerhalb der ersten Le- scheint sich im Alter von 34–37 Schwangerschafts-
bensstunde einen effektiven Stillversuch zu unterneh- wochen zu relativieren. Vereinzelt war in Studien noch
men. Wie wir heute wissen, ist gerade das Gewinnen von ein Vorteil für weibliche späte Frühgeborene nachweis-
Muttermilch in der ersten Stunde nach Geburt, wenn bar, er schlägt sich in diesem Gestationsalter aber nicht
nicht durch Anlegen, dann mittels Milchpumpe oder Aus- mehr zuverlässig statistisch nieder [7, 15].
streichen, unabhängig vom Gestationsalter ein prognos-
tischer Faktor für das rasche Etablieren einer ausreichen-
den Milchmenge für Mütter frühgeborener Kinder [11].
ZU SAT ZINFO
Häufigste neonatale Komplikationen
PR AXISTIPP der späten Frühgeburt
Hier ist die Dyade eines späten Frühgeborenen und ▪ respiratorische Störungen (TTN, RDS, PPHN)
seiner Mutter auf die besondere Unterstützung ▪ Thermoregulationsstörungen, v. a. Hypothermie
durch ein perinatologisches Team aus Hebammen, ▪ metabolische Störungen (Hypoglykämie, Hyper-
Gynäkologen, Kinderkrankenschwestern und Pädia- bilirubinämie)
tern angewiesen, das um diese Besonderheiten weiß. ▪ Infektionen (Early-Onset-Sepsis, Late-Onset-
Sepsis)
▪ Störungen der Atemregulation
Die Bewältigung der Transition stellt für späte Frühgebo- ▪ Ernährungsstörungen (v. a. Trinkschwäche)
rene eine besondere Herausforderung dar. Oft wird sie ▪ therapiepflichtiger Neugeborenenikterus
durch die der Frühgeburtlichkeit zugrunde liegenden (häufiger, später beginnend und länger anhaltend
Komplikationen bedingt oder erschwert. Diese Komplika- als beim reif geborenen Kind)
tionen sind die Hauptursachen der erhöhten neonatalen
Morbidität später Frühgeborener. Die einzelnen Probleme können sich untereinander
bedingen oder auch gegenseitig aggravieren.

Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40 19
CME-Fortbildung

Stationäre Aufnahme Respiratorische Störungen


Bei etwa 30 % der späten Frühgeborenen ist die Versor- Bei Geburt eines späten Frühgeborenen befindet sich sei-
gung auf einer neonatologischen Intensivstation notwen- ne Lunge im späten sakkulären Stadium der Entwicklung.
dig [16]. Hier werden, je nach Aufnahmepolitik der an Aus den Sacculi beginnen sich die Alveolen zu formen,
den Studien beteiligten Krankenhäuser, Zahlen zwischen Surfactant wird bereits produziert. Dieses Entwicklungs-
14 und 55 % genannt (vs. 2,8–7 % bei Kindern > 37. SSW) stadium ist von einer rapiden Zunahme der Lungenober-
[17, 18]. In einer spanischen Studie wird das Risiko einer fläche gekennzeichnet.
postnatalen Hospitalisation für späte Frühgeborene 6-
mal höher als für reife Neugeborene eingeschätzt [19]. Ein relativer Surfactantmangel durch noch unzureichen-
Die respiratorische Morbidität ist in der Mehrzahl der Fälle de Bildung oder dessen Inaktivierung durch Infektion

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
die Ursache für einen Aufenthalt auf der NICU (46–80 % oder Gestationsdiabetes können ebenso wie eine ver-
der Aufnahmen) [20]. zögerte Flüssigkeitsresorption in den Alveolen und die er-
schwerte Etablierung eines physiologischen Atemmus-
Merke ters zu einer unzureichenden und inhomogenen Belüf-
Niedriges Geburtsgewicht bei SGA, Temperaturinsta- tung der Alveolen führen [21].
bilität und Hypoglyklämien sind oft Ursache für die
Aufnahme auf die Säuglings- oder Frühgeborenen- Merke
station einer Kinderklinik. Respiratorische Anpassungsstörungen des Neugebo-
renen sind nach einer Geburt zwischen der 34. und
2016 wurden in Deutschland 68,7 % der moderaten oder 37. SSW nicht selten.
späten Frühgeborenen im Vergleich zu 8 % der reifen
Neugeborenen durch Pädiater versorgt (mindestens eine Sie können sich von vorübergehendem Nasenflügel oder
Stunde Atemhilfe oder stationäre Aufnahme) [3]. Zudem Stöhnen über die transitorische Tachypnoe des Neugebo-
ist die Krankenhausaufenthaltsdauer von späten Früh- renen (TTN) bei sog. „feuchter Lunge“ bis hin zu einem
geborenen im Vergleich zu reifen Neugeborenen signifi- Atemnotsyndrom (RDS) mit zunehmend dyspnoeischen
kant erhöht. Sie sind in der neonatologischen Versorgung Atemmuster und beginnender Hypoxie entwickeln, das
daher deutlich überrepräsentiert, was sich auch in der der anhaltenden Atemunterstützung mittels CPAP, der
Verteilung der Aufnahmezahlen niederschlägt (▶ Abb. 4). Surfactantgabe oder sogar der mechanischen Ventilation
bedarf.

Der Verlauf eines Atemnotsyndroms kann besonders bei


protrahiertem Verlauf durch einen persistierenden pul-
monalen Hypertonus (PPHN) erschwert werden und so-
FG 22.–28. SSW
gar eine Therapie mit inhalativem NO notwendig ma-
FG 29.–32. SSW
chen. Die Inzidenz des PPHN wird mit 5,4/1000 Lebend-
4,9%
Reifgeborene geborenen im Vergleich zu 1,6 bei Kindern über der
5,8%
37. SSW beschrieben, damit besteht ein relatives Risiko
von 3,6 (95 %-KI: 3,3–4,1). Bei der Diagnose eines PPHN
lag häufig eine Infektion (43 %) oder ein RDS vor [22].

54,0% PRAXISTIPP
35,3% Die respiratorische Morbidität eines späten Früh-
geborenen ist unmittelbar nach Geburt oft nicht
sicher einzuschätzen, eine verzögerte respiratorische
Anpassung lässt sich oft erst im Verlauf der ersten
Lebensstunden einer TTN oder einem protrahierten
FG 33.–37. SSW RDS zuordnen. Entsprechendes Monitoring und kli-
nische Beobachtung sind auch bei ansonsten reifem
Erscheinungsbild des Kindes entscheidend.
▶ Abb. 4 Versorgung in der Kinderklinik: Anteil der moderaten und
späten FG an den Aufnahmen [3].
Das Auftreten einer respiratorischen Anpassungsstörung
bei späten Frühgeborenen wird mit einer Häufigkeit von
17–24 % im Vergleich zu 0,6–5 % bei reifen Kindern bezif-
fert [10, 23, 24]. Die Häufigkeit eines RDS wird mit 8–10 %

20 Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40
ZU SAT ZINFO K A SU IST IK
Wichtigste Risikofaktoren für die Notwendigkeit Jonas kommt als 1. Kind einer 1. Gravida in der 36 + 2. SSW mit einem
einer invasiven Beatmung bei RDS Geburtsgewicht von 3100 g auf die Welt. Bei Präeklampsie der Mut-
▪ Geburt vor der 36. SSW ter und BEL des Kindes wurde eine primäre Sectio durchgeführt. Das
▪ primärer Kaiserschnitt Kind kommt vital und schreiend auf die Welt und wird nach einem
kurzen Aufenthalt bei der Mutter im Operationssaal zusammen von
der Hebamme und dem Kindsvater versorgt und in warme Tücher
gewickelt. Es erhält einen Apgar von 8/9/9.
15 Minuten post partum, nach einer zunächst unauffällig erschei-

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
bei späten Frühgeborenen im Vergleich zu einer Inzidenz nenden Anpassung, beginnt Jonas stöhnend zu atmen. Die anfäng-
von 2 % bei reifen Neugeborenen beschrieben [10, 25]. liche leichte Tachypnoe geht zunehmend in ein bradydyspnoisches
Atemmuster über. Die von der Hebamme daraufhin gemessene
Bei 19 % der späten Frühgeborenen treten nach medizi- transkutane Sättigung beträgt 87 %.
nisch indizierter Geburt (ohne vorbestehende fetale Be-
Die hinzugerufene Kinderärztin diagnostiziert eine respiratorische
einträchtigung) Atemstörungen auf. Im Vergleich dazu
Anpassungsstörung und beginnt nach Übernahme des Kindes auf die
sind bei einer kombinierten Indikationsstellung aus feta-
Notfallversorgungseinheit mit einer CPAP-Atemhilfe. Sie appliziert
len und maternalen Gründen 6 % und bei spontanem Ge-
einen kontinuierlichen PEEP von 7 mbar. Hierunter steigt die trans-
burtsbeginn (PPROM und/oder vorzeitige Wehen) 7 % der
kutane Sättigung ohne zusätzlichen FiO2 auf einen Wert von 95 %,
späten Frühgeborenen betroffen. Dies weist auf einen
das Atemmuster bessert sich aber zunächst nur geringfügig. Eine
Zusammenhang von respiratorischer Morbidität und Ge-
durchgeführte Blutzuckermessung (indiziert bei Anpassungsstörung
burtsindikation hin [26].
des Kindes) ist normwertig mit 50 mg/dl. Nach 20 Minuten kontinu-
ierlicher PEEP-Applikation zeigt Jonas ein verbessertes, jetzt tachy-
Auch nach Kaiserschnittgeburt lässt sich für späte Früh-
pnoisches Atemmuster und das zunächst intermittierende Stöhnen
geborene und sogar frühe Reifgeborene (37 + 0.–
sistiert vollständig.
38 + 6. SSW) im Vergleich zu reifen Neugeborenen mit
Inzwischen wird die Mutter aus dem Operationssaal gebracht und im
einem Gestationsalter von mehr als 38 + 6 SSW ein deut-
Bett zur Erstversorgungseinheit gefahren. Da Jonas ein versuchswei-
lich erhöhtes Risiko für das Auftreten respiratorischer An-
ses Aussetzen der CPAP-Atemhilfe trotz stabiler Sättigung von 99 %
passungsstörungen feststellen [27]. Die Untersuchung
mit wieder beginnendem Stöhnen quittiert, wird die PEEP-Applika-
einer relativ kleiner Fallzahl gesunder später Frühgebore-
tion fortgeführt. Es erfolgt Anlage einer Braunüle und die Abnahme
ner und früher Reifgeborener aus Leipzig zeigte eine
einer Blutgasanalyse sowie eines Blutbildes einschließlich CRP und
CPAP-Rate für späte Frühgeborene von 54 % (vs.17 % bei
IL6 zur Abklärung einer Neugeboreneninfektion. Jonas wird seiner
reifen Kindern der 37 + 0.–37 + 6. SSW und 8 % bei reifen
Mutter, die von der Hebamme mit dem Bett zur Erstversorgungsein-
Neugeborenen mit einem Gestationsalter von 40 SSW)
heit gebracht wird, auf die Brust gelegt und gut zugedeckt. Unter
mit einem deutlichen niedrigerem Wert nach vaginalen
kontinuierlicher pulsoxymetrischer Überwachung und Beaufsichti-
Geburt (36 vs. 82 % nach Sectio zwischen der vollendeten
gung durch die Kinderkrankenschwester verbleibt er dort in der
34.–37. SSW) [94].
nächsten Stunde. Im Alter von 2 Stunden, nachdem zunächst eine
Reduktion des applizierten PEEP-Levels ohne negative Auswirkung
Merke
auf das jetzt völlig eupnoische Atemmuster bleibt, kann die Atem-
Kinder der 34.–39. SSW profitieren davon, frühzeitig
hilfe beendet werden. Bei der abschließenden kinderärztlichen Un-
einer prophylaktischen CPAP-Therapie und/oder
tersuchung zeigt sich Jonas gut angepasst, eine Kontrolle des Blut-
einem Blähmanöver, einer sog. „sustained inflation“
zuckers ist normwertig. Er kann bei der Mutter belassen werden und
zugeführt zu werden.
wird in die Obhut der Hebamme übergeben.
Auch weitere 2 und 6 Stunden später, als die Kinderärztin nochmals
Damit wird eine optimale Belüftung der Lunge unter-
nach ihm sieht, ist sein Allgemeinzustand gut und es sind keine
stützt, um einer protrahierten Anpassungsstörung ent-
Zeichen einer Anpassungsstörung sichtbar.
gegenzuwirken. Die NICU-Aufnahmerate kann dadurch
signifikant gesenkt werden [27]. Dies gilt insbesondere
bei einer entsprechenden Risikokonstellation (z. B. dia-
betische Mutter, unvorbereitetes Neugeborenes bei pri-
märem Kaiserschnitt).

In der Kasuistik wäre wahrscheinlich bei einer prophylak- chen einer vollständigen Lungenbelüftung notwendig
tischen postnatalen CPAP-Therapie in den ersten Minuten gewesen. Ein weiteres Protrahieren der kausal wirksamen
nach Geburt, bereits bei subtilsten Anzeichen einer respi- PEEP-Applikation hätte mit großer Wahrscheinlichkeit zur
ratorischen Anpassungsstörung (Nasenflügeln, unruhiges Aufnahme auf die NICU wegen eines Atemnotsyndroms
Atemmuster), eine Atemhilfe für kurze Zeit bis zum Errei- geführt.

Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40 21
CME-Fortbildung

Merke Späte Frühgeborene sind der Herausforderung, nach Ge-


Der rechtzeitige Beginn einer prophylaktischen CPAP- burt eine stabile Körpertemperatur aufrechtzuerhalten,
Therapie nach Sectio aus mütterlicher Indikation in in verstärktem Maße ausgesetzt. Für sie ist eine Homöo-
der 34.–39. SSW senkt signifikant die NICU-Aufnah- stase zwischen Wärmeverlust und Wärmeproduktion
merate. schwerer zu erreichen als für reifgeborene Kinder. Ihre
Hautbarriere ist noch vergleichsweise unreif, wegen ihres
Antenatale Kortikosteroide oft geringeren Körpergewichts ist ihr Verhältnis von Kör-
für späte Frühgeborene? peroberfläche zu Körpervolumen ungünstiger als bei rei-
Es ist bekannt, dass die Durchführung einer sog. Lungen- fen Neugeborenen. Über Verdunstung, Konvektion und
reifungsinduktion durch die Gabe plazentagängiger Kor- Wärmeabstrahlung erleiden sie einen relativ gesehen hö-

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
tikosteroide an die Mutter für Kinder unterhalb der heren Wärmeverlust als Termingeborene. Gleichzeitig ist
34. SSW mit einer reduzierten Inzidenz von RDS und Be- bei ihnen das Unterhautfettgewebe als Wärmeisolations-
atmung und in der Folge mit einer Verringerung der Mor- schicht geringer ausgeprägt. Die Proliferation und Rei-
bidität einhergeht [28]. fung des braunen Fettgewebes und der regulierenden
Strukturen ist bei Geburt als spätes Frühgeborenes noch
Für Kinder oberhalb der 34. SSW konnte eine Wirksam- nicht abgeschlossen, die Fähigkeit zur Thermogenese ist
keit bislang nicht nachgewiesen werden. In einer aktuel- somit herabgesetzt.
len Metaanalyse konnte auch für Kinder von der 34. bis
zur 39. SSW ein niedrigeres Risiko für das Auftreten eines Beim reifen Neugeborenen kann das braune Fettgewebe
Atemnotsyndroms gezeigt werden (RR 0,6; 95 %-KI: bis zu 5 % der Körpermasse betragen und ist hauptsäch-
0,33–0,94) [29]. lich in der Hals- und Brustregion und im Bereich der gro-
ßen Körperarterien lokalisiert. Obwohl es schon früh in
Bislang ungenügend geklärt ist, welche ungünstigen Ne- der Schwangerschaft angelegt wird, findet bis kurz vor
benwirkungen und Langzeitfolgen der Kortikosteroid- Geburtstermin ein Wachstum der Fettdepots statt. Vor
gabe einer mäßig ausfallenden Risikoerniedrigung eines Geburt kommt es zu Reifungsprozessen mit einer massi-
späten Frühgeborenen, ein RDS oder schweres RDS zu er- ven Vermehrung der Mitochondrien, um am Termin eine
leiden, gegenüberstehen. besonders effektive Thermogenese gewährleisten zu
können [32]. Dieser Mechanismus steht den späten Früh-
So wurde erstmals eine erhöhte Rate an Neugeborenen- geborenen noch nicht in ausreichendem Maße zur Ver-
Hypoglykämien (BZ < 40 mg/dl) in der Kortikosteroid- fügung.
gruppe verglichen mit der Placebogruppe beobachtet,
die mit einem Auftreten von 10,4 vs. 6,9 % und 24 vs. Merke
14,9 % einem relativen Risiko von 1,61 (95 %-KI: 1,38– Jeder Kältestress erhöht den Sauerstoffverbrauch
1,87) entspricht. Die kalkulierte Number needed to harm des Organismus erheblich und erschwert so die
(NNH) beträgt 28 respektive 11 [29]. respiratorische Anpassung.

Merke Kältestress kann bei Frühgeborenen in der Transitions-


Der routinemäßige Einsatz antenataler Kortikoste- phase ganz erheblich zur Morbidität beitragen. Er wird al-
roide bei späten Frühgeborenen kann bislang nicht lein durch die Messung der Körpertemperatur nur unge-
empfohlen werden. nügend erfasst. Auch bei noch aufrechterhaltener Nor-

Thermoregulationsstörungen
Eine Körpertemperatur unter 36,5 °C bezeichnen wir bei ZU SAT ZINFO
Neugeborenen als Hypothermie (milde Hypothermie:
Maßnahmen zur Verringerung des Wärmeverlusts
36–36,5 °C, moderate Hypothermie: 32–35,90 °C,
nach Geburt
schwere Hypothermie: unter 32,0 °C).
▪ Erhöhung der Raumtemperatur im Erstver-
sorgungsraum/Kreißsaal
Für das Auftreten einer milden Hypothermie bei späten
▪ rasches Abtrocknen des Neugeborenen
Frühgeborenen finden sich in der Literatur Zahlen um
▪ Haut-zu-Haut-Kontakt mit der Mutter, wenn
30 % [30]. Für eine moderate Hypothermie findet sich an
möglich
anderer Stelle Zahlen von ca. 10 % (vs. 1,3 % bei reifgebo-
▪ falls nicht möglich, Einhüllen des Kindes in warme
renen Kindern) [31].
Tücher, ggf. Folie (Kopf bedecken!)
▪ Wärmematratze und Wärmestrahler
Merke
▪ angewärmter und befeuchteter Gasfluss
Mehr als ⅓ der späten Frühgeborenen erleiden eine
▪ Vermeiden gekühlter Infusionslösungen
Hypothermie, ca. 10 % davon kühlen bis unter 36,0 °C
aus.

22 Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40
mothermie kann eine periphere Vasokonstriktion auf eine Cave
Herausforderung des thermoregulatorischen Systems Die meisten Hypoglykämien der späten Frühgebore-
hinweisen [33]. nen sind symptomfrei oder symptomarm und äußern
sich häufig nur durch eine reduzierte Grundaktivität
Metabolische Störungen des Neugeborenen.
Hypoglykämie
Bei einem Grenzwert von < 40 mg/dl wird die Hypoglykä- Blutzuckermessungen im Alter von 2 Stunden nach dem
mierate bei späten Frühgeborenen mit etwa 3–8 % (vs. 1. Stillen oder der prophylaktischen Frühfütterung mit
etwa 1 % bei Termingeborenen) angegeben [10, 17, 31]. Kolostrum sind auch bei gut angepassten und aktiven
Wurde der Cut-off für die Blutzuckerwerte im Mess- späten Frühgeborenen notwendig. Bei einem aktiven

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
bereich < 50 mg/dl angelegt, traten niedrige Blutzucker späten Frühgeborenen können Blutzuckermessungen
mit 25–35 % (vs. 1,5–6 % bei reifen Neugeborenen) deut- nach einer unkomplizierten Anpassung (analog zu den
lich häufiger auf [23, 25]. In der Praxis wird in der Regel Empfehlungen zur Blutzuckerkontrolle bei Kindern dia-
ein Blutglukoselevel von weniger als 45 mg/dl als Hypo- betischer Mütter [40]) im Alter von ca. 2 Stunden post-
glykämie gewertet, dem entspricht ein Auftreten bei natal durchgeführt werden.
ca.15 % der späten Frühgeborenen [34].
Merke
Merke Um falsch niedrige Werte bei der kapillaren Blut-
Neonatale Hypoglykämien, insbesondere wenn sie abnahme zu vermeiden, ist die Blutzuckertestung
wiederholt auftreten und ein Blutzuckerwert von am warmen Fuß mit einem geeigneten Messgerät
weniger als 36 mg/dl gemessen wird, bergen die durchzuführen.
Gefahr eines Substratmangels für das Gehirn und
stehen im Verdacht, mit späteren Entwicklungs- So früh wie möglich (innerhalb der 1. Lebensstunde, opti-
verzögerungen assoziiert zu sein [37]. mal unmittelbar in der 1. halben Stunde post partum)
sollte wenn möglich eine Frühfütterung mittels Anlegen
Hypoglykämien treten im Vergleich zu reifen Neugebo- des Kindes oder Verfüttern ausgestrichenen Kolostrums
ren deutlich häufiger auf und werden mit steigendem stattfinden. Glukose- oder Maltodextrinfütterung ist ob-
Gestationsalter seltener [35, 38, 39]. Die geringeren Ener- solet.
giereserven (Glykogendepot) und deren schlechtere
Verfügbarkeit sind für die Mehrzahl der Hypoglykämien Haut-zu-Haut-Kontakt zur Mutter stabilisiert die Auto-
verantwortlich. Möglicherweise ist hierfür die reduzierte regulation des Kindes und sollte unter Maßnahmen, die
Aktivität der hepatischen Glukose-6-Phosphat-Dehydro- einen Wärmeverlust des Kindes verhindern, durchgeführt
genase verantwortlich, die den letzten Schritt der Glyko- werden. Analog zu der Leitlinie für Neugeborene diabeti-
genolyse und Glukoneogenese zur Glukosefreisetzung scher Mütter [40] ist die Interventionsgrenze im weiteren
katalysiert [30]. Verlauf bei einem Blutzuckerwert von 45 mg/dl ange-
setzt.

Anders verhält es sich bei einem primär schlecht oder nur


ZU SAT ZINFO mäßig angepassten Kind oder einem nach primär guter
Wer hat ein erhöhtes postnatales Anpassung schläfrigen oder wenig aktiven späten Früh-
Hypoglykämierisiko? geborenen. Bei diesen Kindern ist eine frühe (in der 1. Le-
▪ SGA-Neugeborene bensstunde) Blutzuckerkontrolle empfehlenswert, um
▪ Kinder diabetischer Mütter Hypoglykämien frühzeitig behandeln zu können. Analog
▪ Kinder mit niedrigerem Gestationsalter zu reifen Neugeborenen ist in diesem Zeitraum von phy-
▪ Neugeborene mit postnataler Anpassungsstörung siologisch niedrigeren Blutzuckerwerten und einem un-
▪ kranke Neugeborene (z. B. bei Asphyxie, Neugebo- teren Grenzwert von ca. 25–30 mg/dl in den ersten bei-
renensepsis) den Lebensstunden auszugehen.
▪ erhöhte Rate an relevanten Schwangerschafts-
komplikationen bei späten Frühgeborenen Merke
(mütterlichem Diabetes, SGA und IUGR) Bei späten Frühgeborenen empfiehlt sich bei grenz-
▪ erhöhter Energieverbrauch bei vermehrter Atem- wertigen Blutzuckerwerten ein prophylaktisches
arbeit und instabiler Thermoregulation Vorgehen.

Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40 23
CME-Fortbildung

Grund für die höhere Inzidenz ist häufig ein erhöhter An-
ZU SAT ZINFO fall von Bilirubin bei verstärktem Blutabbau und gleich-
AWMF-Leitlinie zur Versorgung Neugeborener zeitiger Unreife der Leber bei der Aufnahme und Kon-
diabetischer Mütter jugation des indirekten Bilirubins.
▪ Frühfütterung mit Kolostrum zur Prophylaxe der
Hypoglykämie Merke
▪ Blutzuckermessung in der 1. Lebensstunde bei 20–30 % der späten Frühgeborenen entwickeln einen
Frühgeborenen mit Anpassungsstörung fototherapiepflichtigen Ikterus.
▪ Blutzuckermessung 2 Stunden postpartal beim gut
angepassten späten Frühgeborenen Eine erhöhte enterale Rückresorption trägt zusätzlich zu

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
▪ bukkale Applikation von Dextrosegel (200– erhöhten Bilirubinleveln bei Frühgeborenen bei [25]. Die-
400 mg/kg) prophylaktisch möglich und bei er- se ist durch einen verzögerten enteralen Nahrungsaufbau
niedrigtem Blutzucker als First-Line-Intervention und die häufig in den ersten Tagen noch ungenügende
empfehlenswert Mekoniumausscheidung bedingt.
▪ Bei dauerhaft ausbleibendem Anstieg des Blutglu-
kosewertes über 45 mg/dl trotz oraler Zufuhr oder Merke
bei Blutzuckerwerten unter 30 mg/dl im Alter von Der Bilirubinanstieg bei späten Frühgeborenen
über 2 Stunden muss mit intravenöser Glukose- erreicht sein Maximum häufig erst an Tag 4–7,
zufuhr behandelt werden. die hohen Level persistieren länger als bei reifen
Neugeborenen.

Bei Frühgeborenen wird eine Unreife der Blut-Hirn-


Die enterale Ernährung mit Kolostrum zur Aufrechterhal- Schranke postuliert, der mit einer Herabsetzung der
tung eines adäquaten Blutzuckerspiegels scheint, sofern Fototherapiegrenze entsprechend ihrem Gestationsalter
machbar, auch in diesen Fällen am nachhaltigsten. Eine begegnet wird. Durch den frühzeitigen Beginn der Foto-
weitere Möglichkeit der externen Substratzufuhr besteht therapie konnten die Fälle mit Kernikterus bei Bilirubin-
in der bukkalen Applikation von Dextrosegel. Es konnte leveln unter 20 mg/dl deutlich reduziert werden [25].
nachgewiesen werden, dass diese Maßnahme die Tren-
nung von Mutter und Kind effektiv vermeiden kann [41]. Die Indikation zur Fototherapie wird nach Anpassung an
Gestationsalter und Morbidität gestellt. Bei Bilirubinle-
Bei SGA-Kindern ist die Hypoglykämie der führende veln, die die Fototherapiegrenze um 10 mg/dl überstei-
Grund für die stationäre Aufnahme auf eine pädiatrische gen, ohne unter effektiver Fototherapie rasch abzufallen,
Station [25]. Besonders SGA-Kinder und Kinder mit unzu- muss die Notwendigkeit einer Austauschtransfusion in
reichender Gewichtszunahme bedürfen weiterer Kon- Betracht gezogen und individuell abgewogen werden.
trollmessungen im Verlauf, bis ein zufriedenstellender
Nahrungsaufbau erreicht ist.

ZU SAT ZINFO
Eine mögliche Erklärung für das vermehrte Auftreten von
Hypoglykämien nach antenataler Kortikoidgabe bei Late- Formel für die Festlegung der Fototherapiegrenze
Preterm-Kindern ist der Reifungseffekt, den Kortikostero- abhängig vom Gestationsalter
ide auch auf das braune Fettgewebe haben [42]. Die Bilirubingrenzwert = (GA–20) – (Z+R)
Hypoglykämie ist möglicherweise Ausdruck einer effekti- ▪ GA: Gestationsalter
veren Thermogenese im braunen Fettgewebe. Diese geht ▪ Z: Zeitfaktor, der die Fototherapiegrenze herab-
mit einer erhöhten Lipid- und Glukoseausschöpfung des setzt: < 24 h post partum (pp): Z = 6;
peripheren Blutes einher, die beim späten Frühgeborenen < 48 h pp: Z = 4; < 72 h pp: Z = 2
aber oft noch ungenügenden oder ungenügend verfüg- ▪ R: Risikofaktor, der die Fototherapiegrenze herab-
baren Substratreserven gegenüberstehen [43]. setzt
– positiver Coombs-Test: R = 2
Hyperbilirubinämie – ineffektivere Fototherapie, Aufenthalt außerhalb
Es ist bekannt, dass Frühgeburtlichkeit mit einem erhöh- einer Kinderklinik: R = 2
ten Risiko für Neugeborenenikterus einhergeht. Bei spä- – schwer krankes Neugeborenes: R = 2
ten Frühgeborenen tritt ein fototherapiepflichtiger Ikte-
Die Kontrolle des Bilirubinwertes hat nach dem
rus in 18–28 %, verglichen mit ca. 2,5–3 % der Fälle bei rei-
altersabhängigen Normogramm zu erfolgen
fen Neugeborenen auf [10, 15, 17, 23]. Der maximale Bili-
(nach AWMF-Leitlinie „Hyperbilirubinämie bei
rubinspiegel wird später als bei reifen Kindern erreicht, es
Neugeborenen-Diagnostik und Therapie) [45].
ist also mit einem verlängerten Anstieg zu rechnen. Zu-
dem ist der Abfall erhöhter Werte verlangsamt [44]. Der

24 Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40
ZU SAT ZINFO K A SU IST IK
Einschätzung des kindlichen Ikterusrisikos Frieda kam in der 36 + 0. SSW nach vorzeitigem Blasensprung auf die
▪ Gestationsalter Welt. Der postnatale Verlauf gestaltete sich komplikationslos. Da sie
▪ Qualität des Nahrungsaufbaus und der Gewichts- das 2. Kind einer stillerfahrenen Mutter war, gab es auch beim Nah-
entwicklung rungsaufbau zunächst keine Probleme, bereits am 3. Lebenstag sis-
▪ aktueller Bilirubinwert und Dynamik des Anstiegs tierte die postnatale Gewichtsabnahme. Die U2 war unauffällig und
▪ erhöhter Bilirubinanfall bei Polyglobulie Frieda wurde mit ihrer Mutter zusammen entlassen.
▪ Neugeboreneninfektion Im Alter von 7 Tagen erfolgte die Einweisung durch den behandeln-
▪ Geburtsverletzungen den Kinderarzt. Bei Aufnahme imponiert ein deutlicher Ikterus, der

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
▪ anamnestisch erfragter Ikterus in der Familie und gemessene Bilirubinwert betrug 22 mg/dl. Das Neugeborene wirkte
Blutgruppenkonstellationen, soweit bekannt müde, eine Gewichtskontrolle zeigte den gleichen Wert wie bei Ent-
lassung am 3. Lebenstag. Die Eltern berichten, Frieda sei seit 3 Tagen
zunehmend müde und habe die letzte Nacht sogar fast durch-
geschlafen. Da ihre Hebamme wegen der unerwartet frühen Geburt
nicht verfügbar gewesen sei, haben sie, da ja Vorerfahrung bestan-
Merke den habe, auf die Konsultation einer Vertretung verzichtet. Am Auf-
Ein therapiepflichtiger Ikterus gehört zu den häu- nahmetag seien ihnen aber die gelben Skleren von Frieda aufgefallen.
figsten Ursachen für eine Wiederaufnahme bei Die Mutter des Vaters habe berichtet, er sei ja als Neugeborenes auch
späten Frühgeborenen (ca. 60 %) [46]. so gelb geworden, woraufhin die Eltern den Kinderarzt aufgesucht
haben. Die Mutter klagte seit 2 Tagen über zunehmenden Milchstau.
Die Einschätzung des kindlichen Risikos, einen therapie-
In der Kinderklinik wurde eine intensivierte Fototherapie durch-
pflichtigen Ikterus zu entwickeln, muss bei späten Früh-
geführt. Frieda wurde zusätzlich zu den gestillten Mahlzeiten mit
geborenen besonders sorgfältig vorgenommen werden.
abgepumpter Muttermilch zugefüttert, in den ersten 24 Stunden
Dies gilt umso mehr, wenn eine Entlassung nach Hause
erfolgte zusätzlich eine Infusionstherapie.
ansteht.
Bei diesem Prozedere kam es zu einem raschen Abfall der Bilirubin-
Infektionen werte. Eine Neugeboreneninfektion wurde aufgrund negativer Ent-
zündungszeichen ausgeschlossen. Nach 48 Stunden wurde die Foto-
Späte Frühgeborene haben oft schon aufgrund der zur
therapie bei einem Bilirubinwert von 12 mg/dl beendet, die Kontrolle
Frühgeburt führenden Pathologie (PPROM) ein erhöhtes
nach 24 Stunden ergab bei jetzt deutlich lebhafterem Kind einen
Risiko für eine Neugeboreneninfektion oder Sepsis. Nach
nur leichten Wiederanstieg auf 13 mg/dl. Die Entlassung der Familie
vorzeitigem Blasensprung konnte bei 24 % der späten
erfolgte in die Obhut der jetzt angeforderten Hebamme.
Frühgeborenen eine akute Chorioamnionitis histologisch
Gewichts- und Bilirubinwertekontrolle nach Ablauf von weiteren
nachgewiesen werden. Diese war mit einer deutlich er-
3 Tagen wurden durch die Hebamme durchgeführt. Die Mutter er-
höhten Sepsisrate (16 % vs. 2 % bei reifen Neugeborenen)
hielt ein Rezept über die Verordnung einer Milchpumpe, um Frieda
vergesellschaftet [47]. Circa 1,3 % aller späten Frühgebo-
bei der Steigerung der Milchmenge zu unterstützen und um einem
renen erkranken postnatal an einer Early-Onset-Sepsis.
erneuten Milchstau vorzubeugen.
Liegt ein vorzeitiger Blasensprung vor, sind es 4,8 % von
ihnen (▶ Abb. 5).

Durch den im Vergleich zu reifen Neugeborenen oft ver-


längerten Krankenhausaufenthalt und die häufigere Not-
wendigkeit von intravenösen Zugängen ist auch das Risi- die Plazenta, der ab der 32. Gestationswoche bis zur Ge-
ko für nosokomiale Infektionen erhöht. Hinzu kommt die burt in zunehmendem Maße stattfindet, wird vorzeitig
besondere Immaturität der immunologischen Systeme unterbrochen. Daraus resultieren niedrigere Spiegel zir-
bei späten Frühgeborenen. kulierender mütterlicher IgG im kindlichen Organismus;
die sog. Leihimmunität ist unvollständig. Eine erniedrigte
Aufgrund der noch unerfahrenen spezifischen Abwehr Konzentration an antimikrobiellen Proteinen und Pepti-
besteht auch beim reifen Neugeborenen zum Zeitpunkt den und eine defiziente Produktion von Komplementfak-
der Geburt eine physiologische Unreife des Immunsys- toren führt auf der Ebene der nicht zellgebundenen Ab-
tems. Neugeborene sind daher in besonderem Maße auf wehr zu erschwerter Phagozytose und verzögerter Elimi-
ihre angeborene, unspezifische Abwehr angewiesen. Bei nierung von Pathogenen.
späten Frühgeborenen ist auch diese noch nicht aus-
gereift. Auch die Abwehrzellpopulation später Frühgeborener ist
im Vergleich zu reifen Neugeborenen reduziert. Neutro-
Die Produktion von Abwehrfaktoren, z. B. IgG, ist herab- phile, Monozyten und deren Vorläuferzellen sind in ihrer
gesetzt. Der Transport spezifischer mütterlicher IgG über Zahl reduziert und Funktion beeinträchtigt. Dies stellt

Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40 25
CME-Fortbildung

PPROM
Chorioamnionitis AIS mit Sepsis des Kindes
in 30% aller späten
in 24% nach PPROM in 16% bei Chorioamnionitis
Frühgeborenen

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
▶ Abb. 5 Sepsis in ca. 1,3 % der Fälle nach PPROM bei späten Frühgeborenen [47].

einen Risikofaktor für das Erkranken an einer Sepsis dar ben im Rahmen einer Early-Onset-Sepsis [49]. Die am
[48]. häufigsten für eine Early-Onset-Sepsis verantwortlichen
Keime sind B-Streptokokken und E. coli.
Merke
Späte Frühgeborene sind aufgrund ihrer im Vergleich Das Auftreten einer Late-Onset-Sepsis (> 72 h post par-
zum reifen Neugeborenen herabgesetzten immuno- tum) wird mit 0,63 % beziffert. 7 % der erkrankten Kinder
logischen Reife deutlich gefährdeter, an Infektionen versterben an einer Late-Onset-Sepsis [49]. Bei Late-On-
zu erkranken, als reif geborene Kinder. set-Sepsis werden neben koagulasenegativen Staphylo-
kokken vor allem Staphylococcus aureus und E. coli nach-
Wie in der Kasuistik beschrieben, ist der Verlauf einer gewiesen.
Neugeboreneninfektion bei Frühgeborenen oft beson-
ders dynamisch. Durch anhaltende Apnoen kann sogar Werden neben einer kulturpositiven Sepsis auch klinisch
eine Atemunterstützung bis hin zur Beatmung notwen- und laborchemisch diagnostizierte Infektionen mit-
dig werden. Der rechtzeitige Beginn der Therapie bei ent- gerechnet, so sind 4–7 % der späten Frühgeborenen be-
sprechender Klinik, im Zweifelsfall auch vor Erhalt von troffen [17]. Auch hier ist die Rate höher als bei reifen
Blutergebnissen, ist entscheidend. Neugeborenen (4,0 vs. 1,0 % bzw. 7,2 vs. 4,5 %) [7, 10].

Merke Ein Sepsis-Work-up mit wiederholten klinischen Vorstel-


Es sollte grundsätzlich eine Blutkultur asserviert lungen und Blutuntersuchungen erhielten etwa 10–20 %
werden. Auch bei klinisch und laborchemisch be- der aufgenommenen späten Frühgeborenen (vs. 1–12 %
stätigter Infektion kann diese allerdings ergebnislos der reifen Kinder) [36]. Bei populationsbasierten Studien
bleiben. lag die Zahl mit 28 % bzw. 32 % (vs. 4,9 % bei Termingebo-
renen) noch höher [23, 31].
Wie zu erwarten, erkranken Frühgeborene der 34.–
36. SSW häufiger als reifgeborene Kinder an schweren In- Merke
fektionen, wie einer Sepsis, Pneumonie oder Meningitis. Bei späten Frühgeborenen ist im Vergleich zu reifen
In der Literatur finden sich aus einer Studienpopulation Neugeborenen von einer mindestens doppelt so
vergleichende Zahlen von 2,2 vs. 0,59 % für Sepsis/Pneu- hohen Infektionsrate auszugehen.
monie und 0,12 vs. 0 % für das Auftreten einer Meningitis
[36]. Für die Sepsisrate bei späten Frühgeborenen mit po- Eine nekrotisierende Enterokolitis trat als gefürchtete
sitiver Blutkultur existieren Angaben um 0,4 % (vs. 0,13 % Frühgeborenenkomplikation bei späten Frühgeborenen
bei reifen Neugeborenen) [15]. nur in 0,11–0,7 % (vs. 0,007–0,1 bei reifen Kindern) auf
[15, 36]. Besonders gefährdet sind Kinder mit zusätz-
Die Häufigkeit einer Early-Onset-Sepsis (innerhalb 72 h licher Morbidität, z. B. angeborenen Herzfehlern, Asphy-
post partum) bei späten Frühgeborenen wird mit 0,44 % xie oder Sepsis. Dies stützt die Hypothese einer einge-
angegeben [49]. Sie wird in der Mehrzahl der Fälle durch schränkten mesenterialen Durchblutung als auslösen-
grampositive Bakterien (66 vs. 27 % gramnegative) aus- dem pathogenen Faktor [50].
gelöst. 1 % der erkrankten späten Frühgeborenen verstar-

26 Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40
K A SU IST IK
Konrad wird als 1. Kind einer 1. Gravida in der 34 + 4. SSW ist altersentsprechend. Bei aufgeregtem Kind ist die
und mit einem Geburtsgewicht von 2700 g spontan ge- Herzfrequenz mit 180 bpm erhöht, Atmung und Abdo-
boren. Nach einem vorzeitigen Blasensprung kam er bei minalbefund sind nicht wegweisend. Aufgrund der
zunehmender Wehentätigkeit nur 7 Stunden später auf Anamnese des vorzeitigen Blasensprungs entschließt sich
die Welt. Die Mutter hatte kein Fieber unter Geburt, ein der Stationsarzt zur Kontrolle des Blutbildes und der Ent-
Streptokokken-B-Nachweis war in der Schwangerschaft zündungswerte einschließlich Interleukin-6 und einer
nicht erfolgt. Blutkultur.
Nachdem einer leichten Anpassungsstörung durch den Im Verlauf der nächsten Stunde wirkt Konrad zunehmend

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
frühzeitigen Beginn einer postnatalen CPAP-Unterstüt- müde und zeigt ein graues Munddreieck. Es wird mit einer
zung begegnet werden konnte (30 Minuten CPAP, danach intravenösen antibiotischen Therapie (nach Standard der
respiratorisch unauffälliges Kind, Apgar 7/8/8), wurde Station mit der Kombination aus Ampicillin, Cefotaxim
Konrad aufgrund seines Gestationsalters auf die Säug- und Tobramycin) begonnen, das Ergebnis der Blutwerte
lingsstation der Kinderklinik aufgenommen. Mit 18000 liegt noch nicht vor. Konrad macht jetzt vereinzelt Apno-
Leukozyten und einem CRP < 3 mg/l lagen bei Geburt en, die zunehmend auch stimulationsbedürftig werden.
keine Entzündungszeichen vor. Eine Stunde später trifft das Ergebnis der Blutentnahme
Zusammen mit seiner Mutter, die nach Abschluss der ein: Das CRP ist mit < 5 mg/l weiter unauffällig, das Blut-
Kreißsaalüberwachung mit ihm auf der Säuglingsstation bild zeigt 28000 Leukozyten und der Interleukin-6-Wert
aufgenommen werden konnte, verbrachte er die ersten von 210 ng/l bestätigt die klinische Verdachtsdiagnose
beiden Lebenstage ohne besondere Auffälligkeiten. Still- einer Infektion. In den nächsten 2 Stunden wird bei an-
förderung und Pflegeanleitung erfolgten durch das Pfle- haltender Apnoeneigung symptomatisch Koffeincitrat
geteam der Station. verabreicht, nur zögerlich sistieren die Alarme, Konrad ist
schlapp und das Wärmebett muss wiederholt höher ein-
Am 4. Lebenstag weist die Schwester den Stationsarzt
gestellt werden, um eine adäquate Körpertemperatur zu
morgens bereits bei Betreten der Station auf Konrad hin.
gewährleisten. Am Nachmittag ist wieder eine Verbes-
Das Kind sei seit den frühen Morgenstunden sehr unleidig
serung des Allgemeinzustands zu bemerken. Erst in der
gewesen und habe zunehmend geschrien, ohne dass eine
Kontrolle am Abend zeigt sich ein positiver CRP-Wert
Ursache ausfindig gemacht werden könne, der leidende
(45 mg/l), der in den Folgetagen abfällt. Die Blutkultur
Gesichtsausdruck des Kindes gefalle ihr nicht. Der Unter-
bleibt negativ.
suchungsbefund des Arztes ergibt keinerlei greifbare
Auffälligkeit. Die Temperatur des Kindes ist unauffällig, Aufgrund der klinisch eindeutigen Diagnose einer Neu-
die Mikrozirkulation mit 1,5 Sekunden normwertig, das geboreneninfektion wird Konrad insgesamt 7 Tage anti-
Hautkolorit rosig, beginnend ikterisch, der Muskeltonus biotisch behandelt.

oder Stoffwechselerkrankung auf. Koffein kann auch hier


PR AXISTIPP symptomatisch erfolgreich eingesetzt werden. Der pro-
Prophylaktisch wirksam gegen das Auftreten einer phylaktische Gebrauch aufgrund des Gestationsalters ist
NEC sind die Ernährung mit Muttermilch und der bei späten Frühgeborenen nicht empfohlen.
Zusatz von Probiotika bei formulaernährten Kindern.
Merke
Aufgrund der erhöhten Inzidenz eines Apnoe-Brady-
Apnoe-Bradykardie-Syndrom kardie-Syndroms muss bei Kindern jünger als 35 voll-
Apnoen werden mit ansteigendem Gestationsalter der endeten Schwangerschaftswochen ein stationäres
späten Frühgeborenen bei zunehmender Reife der atem- Monitoring mittels Herzatemüberwachung und/oder
regulatorischen Zentren seltener. Ein Auftreten von Sättigungsmessung erfolgen.
0,87 % im Vergleich zu 0,17 % bei Reifgeborenen wird be-
richtet [36]. Aber auch höhere Raten von 10–29 % für die Darmmikrobiom, Gedeihstörungen
Frühgeborenen der 34. und 35. Schwangerschaftswoche und Fütterungsschwierigkeiten
werden genannt [51]. Auch iatrogene Faktoren wie Hy- Schon bei Geburt ist ein großer Anteil der späten Früh-
peroxie und Hyperthermie können zu vermehrten Ap- geborenen aufgrund einer intrauterinen Wachstumsres-
noen führen. triktion für das Gestationsalter zu leicht. War die Früh-
geburt medizinisch indiziert, resultierte mit 32 % eine be-
Apnoen treten auch als Symptome einer Infektion, Hypo- sonders hohe SGA-Rate [37].
glykämie, Anämie, eines Narkoseüberhangs, einer IVH

Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40 27
CME-Fortbildung

Kaiserschnitt Formulaernährung
pränatale Antibiotika postnatale Antibiotika

Dysbiose

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
dysregulierte Immunantwort:
entzündliche Darmerkrankungen
Typ-1-Diabetes
Adipositas
Depression
etc.

▶ Abb. 6 Multifaktorielle Genese der Dysbiose [54, 55] und ihre möglichen Folgen [56 – 59].

Ein niedriges Gestationsalter bei Geburt, SGA-Status und Bei Frühgeborenen akkumulieren mehrere Faktoren, die
ein Geburtsgewicht von weniger als 2000 g sind in der Li- die Homöostase dieses Systems alterieren. Durch sie
teratur mit einem erhöhten Bedarf für intravenöse Flüs- kann sich perinatal eine ungünstige Situation im Darm
sigkeitssubstitution, parenterale Ernährung oder Fütte- etablieren, die kurzfristig (z. B. NEC) und langfristig (z. B.
rung über die Magensonde assoziiert [52]. Die Komorbi- Atopien) krankheitsbegünstigend wirken können [54,
ditäten, die mit der Indikation zur Ernährungsunterstüt- 55] (▶ Abb. 6).
zung einhergingen, waren in erster Linie das Vorliegen
eines RDS und die Notwendigkeit einer chirurgischen In- Eine möglichst frühe Fütterung mit frischem Kolostrum
tervention. und Muttermilch reduziert die Darmpermeabilität, för-
dert die Proliferation der Mukosa, unterstützt die Integri-
Neben der perinatalen Morbidität stellt bei Frühgebore- tät der Enterozyten und spielt somit eine Schlüsselrolle
nen die Unreife des Gastrointestinaltrakts ein weiteres für eine gesunde Darmentwicklung [54, 56 – 60]. Auf die-
Hindernis für einen frühen und vollständigen Aufbau der se Weise wird auch die Ausbildung eines günstigen Mi-
enteralen Ernährung dar. krobioms durch enthaltene präbiotische Faktoren (z. B.
humane Milcholigosaccharide) unterstützt.
Der Intestinaltrakt von Frühgeborenen hat aufgrund der
Unreife eine besonders fragile Epithelbarriere und eine Das Konzept einer sog. „Gut-Brain-Axis“, also einer Ver-
erhöhte Anfälligkeit für Infektionen und inflammato- bindung von Darm und zentralem Nervensystem, ist
rische Prozesse [53]. Eine zusätzliche Gefährdung der In- mittlerweile etabliert und stellt einen Zusammenhang
tegrität durch kuhmilchbasierte Ernährung, Dysbiose und zwischen Erkrankungen bzw. Entwicklungsstörungen des
Infektionen kann weitreichende Folgen haben. zentralen Nervensystems und einer immunologisch-mi-
krobiotischen Dysfunktion des Darms her [60]. Eine mög-
Das Mikrobiom als Determinante eines gesunden Meta- liche Verbindung besteht über die Regulation von oxida-
bolismus und als Kommunikationspartner und Modulator tivem Stress und Inflammation.
bei der Entwicklung eines gesunden Immunsystems
rückt aktuell immer mehr in den Fokus [54]. Neben seiner Die Kombination aus zu geringer Nahrungszufuhr mit
Zusammensetzung ist es insbesondere die Diversität niedrigen Substratreserven und hohem Energiebedarf
eines Mikrobioms, die dem System Stabilität verschafft. stellt eine kritische Konstellation für das Gedeihen später
Frühgeborener dar [61].

28 Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40
Merke In Studien konnte die Abhängigkeit der Stillrate vom Ges-
Bei ca. 40 % der späten Frühgeborenen sind Fütte- tationsalter gezeigt werden. Bei 40,6 % der Kinder traten
rungsschwierigkeiten zu erwarten. Fütterungsschwierigkeiten auf. In der Regel machten sich
diese früh bemerkbar und hielten während des stationä-
Viele späte Frühgeborene leiden aufgrund ihres niedrigen ren Aufenthalts an. Auch hier waren die Kinder der
Gestationsalters an der sog. Trinkschwäche (36 vs. 5 % bei 35. SSW in größerem Ausmaß betroffen (61 %) als die
Reifgeborenen) [10]. Die noch unreife Koordination der Kinder mit fortgeschrittenem Gestationsalter (35 % in
orobukkalen Muskulatur und des Schluckaktes stellt ein der 37. SSW) [23].
Hindernis für den effektiven Milchtransfer bei späten
Frühgeborenen dar. Die Etablierung und das Halten eines Neben der oft ungenügenden Trinkleistung der späten

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
Saugvakuums überfordert häufig die Kraft und Ausdauer Frühgeborenen ist meist auch die zur Verfügung stehen-
vieler später Frühgeborener. Zu den weniger effektiven de Milchmenge der Mutter reduziert. Die oft verspätete
Mahlzeiten kommen die im Vergleich zu Neugeborenen Initiierung der Milchgewinnung durch Anlegen oder Ab-
reduzierten Wachperioden [62]. pumpen/Ausstreichen des Kolostrums in der 1. Lebens-
stunde führt zu einem verspäteten Beginn der Laktoge-
nese (dem Stadium der reifen Milchbildung) und zu deut-
PR AXISTIPP lich reduzierten Milchmengen bei der Mutter im Verlauf
Die häufigsten Fütterungsschwierigkeiten bei späten [11]. Die Steigerung der initial gebildeten Milchmenge
Frühgeborenen sind schnelles Ermüden und ineffek- ist im Verlauf von der Länge, Frequenz und Stärke der Sti-
tiverer Milchtransfer bei fehlendem Saugschluss. mulation durch das saugende Kind abhängig. Eine voll-
Stillhütchen können, richtig angewendet, für diese ständige Entleerung der Brust ist für den Erhalt der Milch-
Kinder übergangsweise eine sinnvolle Stillhilfe sein. menge gleichfalls notwendig. Oft entsteht bei unreifen
Kindern ein Circulus vitiosus, der auch den Ikterus mit
einschließt (▶ Abb. 7).

Trinkschwäche

mangelndes Ingangkommen
vermehrte Müdigkeit der Laktation/
Rückgang der Milchmenge

reduzierte Flüssigkeits- und


erhöhter Bilirubinspiegel
Kalorienzufuhr

reduzierte Ausscheidung

▶ Abb. 7 Circulus vitiosus bei Fütterungsschwierigkeiten des gestillten späten Frühgeborenen.

Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40 29
CME-Fortbildung

PR AXISTIPP ZU SAT ZINFO


▪ Die wichtigste Maßnahme zur Unterstützung Maßnahmen der Stillförderung
einer frühzeitigen und ausreichenden Laktation ▪ Anlegen oder Muttermilchgewinnung in der
bei Müttern von Frühgeborenen ist die Mutter- 1. Lebensstunde
milchgewinnung in der 1. Lebensstunde (durch ▪ Vermeiden der Trennung von Mutter und Kind
Anlegen, Abpumpen, und/oder Ausstreichen), ▪ viel Haut-zu-Haut-Kontakt
wenn möglich nach dem Bonding. ▪ im Verlauf regelmäßiges Anlegen (wenn möglich
▪ Eine frühe Entlassung (< 72 h) ist bei Late- alle 3 Stunden und öfter bei Bedarf)
Preterm-Babys nicht zu empfehlen. ▪ falls notwendig (zusätzlich) alle 3 Stunden

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
▪ Eine detaillierte Aufklärung der Eltern bei Ent- Abpumpen/Ausstreichen
lassung sowie eine poststationäre Beobachtung ▪ Beratung und Begleitung durch Laktations-
durch Hebamme und/oder Kinderarzt sind be- beraterin
sonders bei gestillten Kindern notwendig. ▪ tägliche Gewichtskontrolle des Kindes
▪ ärztliche Anordnung zur Fütterung
▪ Vermeiden von Formulazufütterung, wenn nicht
Unbeachtete hormonelle Risikofaktoren für ein verspä- medizinisch indiziert und angeordnet
tetes Einsetzen der 2. Phase der Laktation (Diabetes oder ▪ bei Stillwunsch Zufüttern an der Brust (Zufüttern
Hypothyreodismus der Mutter, Z. n. Sectio, Z. n. Oxy- über die Magensonde dem Zufüttern mit der
tocingabe unter Geburt, intrauterin verbliebene Plazenta- Flasche vorziehen, wenn möglich)
reste) können bei nachfolgender ungenügender Milchbil- ▪ bei der Hebammenbetreuung zu Hause Erfahrung
dung der Mutter zu einer unzureichenden Nahrungs- mit Frühgeborenen erwünscht, ggf. die Hebamme
zufuhr führen. Die Folge ist häufig die Zufütterung mit bei Entlassung einbeziehen
Formulanahrung, die mit einem frühzeitigen Abstillen as-
soziiert ist.

Einer von Beginn an optimierten Stillförderung und ‑be- Gedeihen. Obwohl späte Frühgeborene eine höhere
gleitung kommt gerade bei den späten Frühgeborenen Wachstumsgeschwindigkeit als reife Neugeborene ha-
besondere Bedeutung zu. Sie kann es in einer Vielzahl ben, leiden sie im 1. und 2. Lebensjahr häufiger als Reif-
der Fälle ermöglichen, trotz erschwerten Bedingungen geborene noch an Untergewicht [64]. Im Alter von 2 Jah-
ein effektives Stillen zu etablieren, das nicht nur Wieder- ren berichteten Eltern von moderaten und späten Früh-
aufnahmen wegen Gedeihstörungen verhindert, sondern geborenen häufiger von Essproblemen (14,9 vs. 9,5 %).
den späten Frühgeborenen auch langfristig die Nahrung Dies ist assoziiert mit verlängerter Sondenernährung
garantiert, auf deren vielfältige gesundheits- und ent- und verspätetem oralem Nahrungsaufbau [63].
wicklungsfördernde Faktoren sie angewiesen sind.
Intraventrikuläre Blutungen,
Merke periventrikuläre Leukomalazie
Niedriges Gestationsalter ist ein Risikofaktor für und Retinopathia praematurorum
Formulaernährung. Die Rate an intraventrikulären Blutungen (IVH) ist ins-
gesamt niedrig, wenn auch erhöht im Vergleich zu reifen
Mit Muttermilch gefütterte Frühgeborene zeigten, trotz Kindern (jedes Stadium: 1,4 vs. 0 % [7] und 0,3 vs. 0,02 %
des niedrigeren Gewichts und Kopfumfangs (im Ver- [36]). Sie werden erwartungsgemäß mit ansteigender
gleich zu mit Formula gefütterten Kindern), ein besseres Gestationswoche seltener. Höhergradige IVH (Grad 3–4)
neurologisches Outcome [65]. traten bei späten Frühgeborenen nur noch in Einzelfällen
auf (0,013 %) [36].
Bei späten Frühgeborenen können (wenn aufgrund unzu-
reichender Gewichtszunahme trotz effektiver und quan- Merke
titativ ausreichender Nahrungsaufnahme eine Kalorien- Eine ausgeprägte intrauterine Wachstumsrestriktion
anreicherung notwendig wird) Muttermilch-Fortifier ist ein Risikofaktor sowohl für das Entstehen einer
oder Eiweißsupplement zum Einsatz kommen. Die Sup- IVH als auch einer PVL bei späten Frühgeborenen.
plementation sollte aber nicht mit dem Stillen konkurrie-
ren. Ergänzend oder alternativ zur Supplementierung Die Häufigkeit der periventrikulären Leukomalazie (PVL)
kann die fraktionierte Milchfütterung mit der jeweils fett- bei späten früh- und auch reifgeborenen Kindern wird
reicheren Hintermilch erwogen werden. niedrig eingeschätzt, ist aber nicht bekannt [66]. Sowohl
das Amnioninfektionssyndrom mit nachfolgender Sepsis
Auch nach der Neugeborenenperiode finden sich Auswir- als auch die IUGR stehen unter Verdacht, das Krankheits-
kungen der Frühgeburtlichkeit auf das Essverhalten und risiko zu erhöhen.

30 Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40
Die ROP tritt jenseits der 35. SSW aufgrund der fort- menge des Kindes bei suboptimaler Stillbegleitung zu-
geschrittenen Reife der Netzhaut kaum mehr auf. Für die rückzuführen [62].
35. SSW findet sich eine ROP-Rate (ohne Differenzierung
der Krankheitsschwere) von 2,9 % [17].
PRAXISTIPP
Angeborene Fehlbildungen Bei der Entlassung von späten Frühgeborenen ist eine
Angeborene Fehlbildungen sind mit einer erhöhten Früh- im Vergleich zu reifen Neugeborenen besonders
geburtenrate assoziiert und in der Population der mode- kritische Zustandsevaluierung zur „Entlassreife“ der
raten und späten Frühgeborenen doppelt so häufig wie Kinder notwendig. Es ist wichtig, mit den Eltern die
bei Termingeborenen. Von Honein et al. wird für diese Al- Besonderheiten eines späten Frühgeborenen einge-

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
tersgruppe eine Prävalenz von 66/1000 Lebendgebore- hend zu besprechen und adäquate poststationäre
nen angegeben [67]. Kontrollen sollten vereinbart werden [70].

Im Allgemeinen verschlechtert jede Frühgeburtlichkeit


die Prognose der zugrunde liegenden Erkrankung erheb- Eine häusliche Monitorüberwachung ist für späte Früh-
lich. Dies gilt insbesondere für die Gruppe der Kinder mit geborene in der Regel nicht indiziert. Ausnahmen können
angeborenem Herzfehler [68, 69]. Der Nutzen einer vor- in einem sehr ausgeprägtes Apnoe-Braykardie-Syndrom
zeitigen Entbindung muss hier besonders sorgfältig ge- oder einem SIDS-Fall in der Familie begründet sein. Umso
gen die erhöhte Mortalität und Morbidität abgewogen wichtiger ist es, bei dem im Vergleich zum Neugebore-
werden. nen erhöhten SIDS-Risiko später Frühgeborener die Risi-
kofaktoren für den plötzlichen Kindstod mit den Eltern
Merke ausführlich zu besprechen und z. B. durch Unterstützung
Angeborene Fehlbildungen sind bei späten und des Bondings (Ammenschlaf) und des Stillens (geringere
moderate Frühgeborenen doppelt so häufig wie bei Schlaftiefe, geringeres Risiko der Magenüberfüllung) so-
reifen Neugeborenen. wie einer vorbildlichen Schlafumgebung im Krankenhaus
(Schlafsack, keine Decken etc.) prophylaktisch tätig zu
Entlassmanagement sein.
Späte Frühgeborene sind erheblich gefährdet, im kom-
plexen Geschehen der postnatalen Anpassung Komplika-
tionen zu erleiden. Dennoch werden sie (v. a. bei einem
Gestationsalter von mehr als 35 + 0 SSW) häufig auf der ZU SAT ZINFO
gynäkologischen Wochenbettstation gemeinsam mit rei- Checkliste Entlassung
fen Neugeborenen versorgt. Aufgrund ihres Erschei- ▪ Ikterus? Gegebenenfalls poststationäre Kontrolle
nungsbildes, das dem reifer Kinder sehr ähnlich ist, ist des Bilirubins planen.
man sich des erhöhten Morbiditätsrisikos dieser Kinder ▪ Infektion ausgeschlossen?
oft nicht bewusst; eine Entlassung findet manchmal be- ▪ Keine Apnoealarme in den letzten 7 Tagen?
reits zwischen dem 3. und 5. Lebenstag statt. ▪ Temperaturstabilität?
▪ Adäquate Gewichtsentwicklung?
Hauptgründe für eine Wiederaufnahme in der Neugebo- ▪ Qualitativ und quantitativ zufriedenstellendes
renenperiode sind [69]: Trinkverhalten? Ausreichende Milchbildung der
▪ fototherapiepflichtiger Ikterus Mutter?
▪ Late-Onset-Sepsis ▪ Ausführliches Entlassungsgespräch (einschließlich
▪ Fütterungsschwierigkeiten und fehlende Gewichts- Besonderheiten der späten Frühgeborenen) mit
zunahme den Eltern erfolgt?
▪ Ausführliche Beratung zur SIDS-Prophylaxe
Merke erfolgt?
Späte Frühgeborene haben mit einer Wiederauf- ▪ Mutter fühlt sich sicher im Umgang mit ihrem
nahmerate von 4–5 % ein im Vergleich zu reifen Neu- Kind?
geborenen doppelt so hohes Risiko, nach der Entlas- ▪ Poststationäre Kontrolle durch Hebamme und/
sung erneut krankenhauspflichtig zu werden [46]. oder Kinderarzt vereinbart?

Das höchste Risiko für eine Wiederaufnahme haben Kin-


der, die sehr früh entlassen wurden (48–72 h), eine respi-
ratorische Anpassungsstörung hatten, SGA-Neugebore-
ne und voll gestillte späte Frühgeborene. Letzteres ist in
vielen Fällen auf eine nicht diagnostizierte unzureichende
Laktation der Mutter und eine noch unzureichende Trink-

Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40 31
CME-Fortbildung

Mortalität ZU SAT ZINFO


Ebenso wie die Morbidität ist auch die neonatale Mortali- Hauptursachen der Kindersterblichkeit
tät abhängig vom Gestationsalter. Sie reduziert sich von bei späten Frühgeborenen
einer Rate von 7,1 in der 35. SSW auf 1,7 in der 37. SSW ▪ in der 1. Lebenswoche: Asphyxie und RDS,
im Vergleich zu Kindern, die in der 38. SSW geboren wur- angeborene Fehlbildungen
den, und verringert sich weiter auf 0,8 bei Neugeborenen ▪ im 1. Lebensmonat: angeborene Fehlbildungen,
der 39. und 40. SSW [12]. SIDS
▪ im 1. Lebensjahr: angeborene Fehlbildungen, SIDS
Merke

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
Die Wahrscheinlichkeit, in der 1. Lebenswoche zu
versterben, ist für späte Frühgeborene 6-mal höher
als für als reife Neugeborene [71].
Die Wahrscheinlichkeit, vor dem 1. Geburtstag zu Auch wenn ein großer Teil der Sterblichkeit später Früh-
versterben, ist für späte Frühgeborene 3-mal höher geborener dem erhöhten Vorkommen angeborener Fehl-
als bei reifen Kindern [71]. bildungen und Syndrome geschuldet ist, bleibt der Un-
terschied zu reifen Neugeborenen auch nach Ausschluss
Die frühe neonatale Mortalität in der 1. Lebenswoche ist dieser Diagnosen bestehen (4,5 vs. 1,7/1000 Lebend-
für etwa ⅓ der Kindersterblichkeit bei späten Frühgebo- geborene) [73].
renen verantwortlich. Wie auch bei reifen Kindern sind
die Hauptgründe Asphyxie und konnatale Fehlbildungen. Merke
Bei späten Frühgeborenen kommt an 3. Stelle das Vorlie- Bemerkenswert sind das doppelt so hohe SIDS-Risiko
gen eines RDS hinzu. Die Mortalität ist mit 2,8 (pro 1000 und die hohe Unfallrate im 1. Lebensjahr.
Lebendgeborenen) im Vergleich zu 0,5 bei Reifgeborenen
deutlich erhöht [71]. Für Frühgeborene der 35. und
36. SSW mit respiratorischer Insuffizienz findet sich ein PRAXISTIPP
Wert von 0,8 % [72]. Die Maßnahmen zur SIDS-Prophylaxe und die Prin-
zipien eines sicheren Babyschlafes müssen mit den
Die späte neonatale Mortalität (Tod im 1. Lebensmonat) Eltern detailliert besprochen werden.
der späten Frühgeborenen ist im Vergleich zu Reifgebore-
nen 3-fach erhöht. Die bei beiden Altersgruppen am häu-
figsten genannten Ursachen für den Tod eines Kindes sind
angeborene Fehlbildungen und SIDS.
Langzeitoutcome

Das Versterben an einer Sepsis ist mit 6 vs. 1,2/100 000 Respiratorisches Outcome
Lebendgeborenen für späte Frühgeborene 5-mal häufi- Bronchopulmonale Dysplasie
ger. Im Rahmen einer NEC verstarben späte Frühgebore- Die bronchopulmonale Dysplasie ist bei späten Früh-
ne 10-mal häufiger als reife Kinder (4,8 vs. 0,5/100 000 geborenen insgesamt selten. Erleiden sie nach Geburt
Lebendgeborene) [71]. ein Atemversagen, so wird die Häufigkeit einer BPD mit
3,7 % beziffert [74].
Etwa die Hälfte der Kindersterblichkeit von Neugebore-
nen der vollendeten 34. bis vollendeten 37. SSW (47 %) Lungenfunktion
fällt in die Postneonatalperiode (1. Lebensjahr nach der Im Rahmen einer großen britischen Longitudinalstudie
Neugeborenenzeit). Auch in diesem Zeitraum ist die Mor- zeigten späte Frühgeborene im Alter von 8–9 Jahren,
talität für späte Frühgeborene etwa doppelt so hoch wie wenn sie in der 33.–34. SSW geboren wurden, bei Lun-
bei Termingeborenen (3,7 vs. 1,6/1000 Lebendgebore- genfunktionstestungen im Vergleich zu Termingebore-
ne). Die 4 Hauptursachen unterschieden sich für beide nen signifikant niedrigere Messwerte in allen Bereichen,
Gruppen nicht. Die ursachenspezifische Mortalität war ähnlich den Messungen deutlich unreiferer Frühgebore-
aber bei späten Frühgeborenen jeweils höher: ner. Für Kinder mit einem Gestationsalter von 35 und 36
▪ SIDS (89,9 vs. 45,2/100 000 Lebendgeborene) Wochen waren die Ergebnisse mit den Termingeborenen
▪ angeborene Fehlbildungen (84,4 vs. 30,1) vergleichbar.
▪ Unfälle (84,4 vs. 45,2)
▪ Kreislauferkrankungen (4,5 vs. 7,2) Bei der Wiederholung dieser Messungen mit 14–17 Jah-
ren war das gemessene forcierte exspiratorische Volu-
Auch für Influenza/Pneumonie (11,3 vs. 4,9) und Sepsis men in 1 Sekunde (FEV1) und die forcierte Vitalkapazität
(7,1 vs. 2,7) lag die Mortalität doppelt so hoch [71]. (FVC) bei den Kindern der 34.–35. Woche deutlich ver-
bessert und nicht mehr signifikant erniedrigt. Ein ernied-

32 Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40
rigter forcierter exspiratorischer Flow (FEF) im Vergleich Neben diesen Wachstumsprozessen finden in der Zeit
zu reifen Kindern blieb aber nachweisbar und ist mögli- zwischen der 34. und 40. SSW auch eine strukturelle Rei-
cherweise ein Hinweis auf einen in diesem Alter fort- fung des Gehirns statt, die mit einer Zunahme der neuro-
bestehenden Unterschied in der Atemphysiologie [75]. nalen Verbindungen, dendritischer Verzweigung, Synap-
Er lässt sich als Atemwegsobstruktion oder ein im Ver- senbildung und einer Stabilisierung der antioxidativen
hältnis zur Lungengröße geringerer Durchmesser der Systeme einhergeht [66].
Atemwege beschreiben.
Zwischen der 35. und 40. SSW kommt es zu einer 5-fa-
Merke chen Zunahme des Volumens an grauer Substanz. Die
Bei ehemaligne späten Frühgeborenen, die in der Myelinisierung der weißen Substanz erfährt einen ähnlich

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
Neonatalperiode beatmet wurden, ist eine im Ver- dramatischen Zuwachs.
gleich zu nicht beatmeten Kindern schlechtere
Lungenfunktion messbar. Kognition
Eine Studie im Alter von 1–1,5 Jahren zeigt für späte Früh-
Respiratorische Infekte, RS-Virus geborene bei Korrektur des Untersuchungsalters nach
Für ehemalige späte Frühgeborenen wird auch in den ers- dem Gestationsalter nach Geburt keinen Entwicklungs-
ten Jahren eine erhöhte Anfälligkeit für respiratorische In- rückstand [83].
fekte angenommen, z. B. durch den RS-Virus. Diese füh-
ren zu häufigeren Krankenhausaufenthalten als bei reifen Eine Studie, die den Sprachentwicklungsstand mit 18 und
Kindern und bei schweren Infekten zu einem vergleichs- 36 Monaten untersuchte, fand nicht nur für Frühgebore-
weise längeren Verlauf [76]. ne der 35. bis einschließlich 37. SSW, sondern auch für
Neugeborene mit einem Gestationsalter von 37 + 0 bis
Merke 38 + 6 SSW (sog. Early-Term-Babys) ein erhöhtes Risiko
Späte Frühgeborene, die in den Wintermonaten jün- für eine verzögerte Entwicklung im Vergleich zu reifgebo-
ger als 6 Monate alt sind, sich in gemeinschaftlicher renen Kindern. Das relative Risiko für späte Frühgeborene
Kinderbetreuung befinden oder ältere Geschwister wurde mit einer adjustierten Odds Ratio (aOR) von 1,74
im Kindergartenalter haben, sind besonders gefähr- (95 %-KI, 1,41–2,14) für 18 Monate und 1,37 (95 %-KI,
det zu erkranken [77]. 1,09–1,73) für 36 Monate beschrieben [84].

Für die Krankenhausaufnahme bei RSV im 1. Lebensjahr Im Alter von 2 Jahren wurde für ehemalige späte Früh-
wurde eine Inzidenz von 57/1000 für Kinder zwischen geborene im Vergleich zu Termingeborenen ein niedrige-
der 34. und 36. Schwangerschaftswoche im Vergleich zu rer Wert auf der Bayley Mental Scale gemessen [85], 2
30/1000 bei reifen Neugeborenen beobachtet [79]. Ak- weitere Studien in diesem Alter berichten ein minimal er-
tuell gibt es keine Empfehlung zur routinemäßigen Syna- höhtes Risiko für eine Entwicklungsverzögerung bzw. ge-
gisimpfung bei späten Frühgeborenen. ringe Defizite besonders im Bereich Sprache im Vergleich
zu Reifgeborenen.
Asthma
Auch wenn einige Daten auf einen Zusammenhang zwi- Mit 4 Jahren ergab eine Untersuchung normale Gesamt-
schen der Geburt als spätes Frühgeborenes und einer performances, aber niedrigere Scores in den Teilberei-
späteren Asthmadiagnose im Alter von 18 Monaten ver- chen Konzeptdenken sowie nonverbales und räumliches
weisen [80], konnte dieser Zusammenhang in verschie- Denken [86].
denen anderen Studien für ein Alter bis 7 Jahren [81, 82]
und im jungen Erwachsenenalter [83] nicht signifikant Eine Untersuchung im Alter von 6 Jahren ergab ein 2,4-
nachgewiesen werden. fach erhöhtes Risiko (aOR 2,35, 95 %-KI 1,2–3,8) für einen
IQ-Score < 85 im Wechsler-Intelligenztest, und eine im
Neurologische Entwicklung Vergleich zu Termingeborenen schlechtere Schulleistung
Die 2. Schwangerschaftshälfte ist eine kritische Periode mit 7 Jahren (RR 1,36) [87].
für die Hirnentwicklung. Ein Großteil des Wachstums
und der Strukturierung findet in diesem Zeitraum statt. Merke
In der 20. SSW erreicht das unreife Gehirn gerade einmal Bei späten Frühgeborenen lässt sich bis ins Erwach-
10 % seines späteren Gewichts am Geburtstermin. In na- senenalter eine negative Assoziation von Gestations-
hezu linearer Funktion erfolgt die Gewichtszunahme bis alter und kognitiver Fähigkeit nachweisen [88].
zur 40. SSW. Im Alter von 34 Wochen hat es erst 65 % sei-
nes späteren Gewichts erreicht. Ähnlich verhält es sich Das Risiko für das Auftreten einer Zerebralparese ist mit
mit dem Gehirnvolumen, das in den letzten 10 SSW einen 7/1000 Kindern im Vergleich zu Reifgeborenen mit 2/
Zuwachs von ca. 15 ml/Woche erfährt. 1000 Kindern um das 3,5-Fache erhöht [89].

Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40 33
CME-Fortbildung

Die Untersuchung einer finnischen Kohorte der Geburts- Es ist zu befürchten, dass sich die negativen Folgen einer
jahre 1934–1944 legt eine Verbindung nahe von der spä- Geburt als spätes Frühgeborenes (oder auch Early-Term-
ten Frühgeburtlichkeit zum sozioökonomischen Status. Neugeborenes) nicht auswachsen. Es handelt sich in eini-
So hatten die späten Frühgeborenen dieser Kohorte ei- gen Fällen nicht nur um das Problem einer Reifungsver-
nen niedrigeren Berufsstand als der Vater, gehörten dem zögerung, sondern auch um Defizite, die das Potenzial
unteren Einkommensdrittel an und hatten wahrschein- einer lang dauernden und anhaltenden Dysfunktion ha-
licher als reife Neugeborene einen niedrigeren Bildungs- ben können.
stand [90].
Die Herausforderung der nächsten Zeit wird sein, die he-
Verhalten terogene Gruppe der späten Frühgeborenen anhand ih-

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
Im Vergleich zu späten Frühgeborenen, die postnatal auf rer Risikofaktoren stratifiziert zu untersuchen, um mehr
einer neonatologischen Intensivstation versorgt werden über die Ursachen und assoziierten Folgezustände ihrer
mussten, zeigten „gesunde“ Frühgeborene des gleichen spezifischen Neurobiologie und Neuropsychologie lernen
Gestationsalters mit 3 Jahren ähnliche Scores in den Ver- zu können [93 – 95].
haltensskalen. Nur in einer Subskala für aggressives Ver-
halten konnte nach Kontrolle für Geschlecht und sozia-
lem Hintergrund noch ein Unterschied festgestellt wer- PRAXISTIPP
den. Beide Gruppen waren in ihren Scores der generellen
pädiatrischen Population vergleichbar [84]. Empfehlungen für die Betreuung unkomplizierter
später Frühgeborener
Eine Studie, die Eltern von späten Frühgeborenen im Alter nach Geburt:
3–9 Jahren zu Hyperaktivität und Aufmerksamkeitspro- ▪ falls möglich, spätes Abnabeln
blemen befragte, fand im Durchschnitt keine höheren Le- ▪ Abtrocknen und Warmhalten
vel im Vergleich zu denen der reifen Neugeborenen. Sie ▪ falls möglich, Haut-zu-Haut-Kontakt auf der
machte aber die Gruppe der Kinder, die nach medizinisch Mutter, ggf. unter Monitoring
indizierter Geburt auf die Welt kamen, als besondere Risi- ▪ ärztliche Beobachtung unmittelbar nach Geburt
kogruppe aus. Eine Verbindung mit hypertensiver Erkran- ▪ nach erfolgreicher primärer Anpassung:
kung der Mutter und damit verbundenen Plazentaverän- 1. Anlegen/Fütterung von Kolostrum
derungen scheint plausibel [91]. ▪ Anleitung der Mutter zum Abpumpen:
Milchgewinnung in der 1. Lebensstunde
Eine Untersuchung des Auftretens von Erkrankungen aus ▪ bei unauffälliger Anpassung im Alter von ca.
dem Autismusspektrum von moderaten und späten Früh- 1 Stunde: U1 und Verlegung des Kindes in die
geborenen zeigt eine höhere Rate an positiven Screenig- Kinderklinik bei GA < 35. vollendete SSW oder
Ergebnissen (2,0 % vs. 0,5 %, RR 3,67; 95 %-KI 1,19–11,3) SGA unterhalb der Wochenstationsgrenze
im Vergleich zu reifen Neugeborenen. Faktoren, die da- ▪ Blutzuckermessung, Temperaturkontrolle,
mit signifikant assoziiert waren [92]: ggf. Infektparameter und BGA
▪ erhöhtes mütterliches Alter (> 35 Jahre)
während des stationären Aufenthalts:
▪ schlechte mentale Gesundheit der Mutter
▪ Monitorüberwachung bis zur 35 + 0. SSW
▪ reine Formulaernährung
▪ Rooming-in mit der Mutter, möglichst viel Haut-
Zusammenfassung des neurologischen Outcome zu-Haut-Kontakt
▪ Reevaluation des klinischen Gesamtzustands
Die Geburt in der 35. bis vollendeten 37. Gestations-
2–3 Stunden und 10–12 Stunden nach Geburt
woche bedeutet eine Störung der komplexen Reifungs-
▪ regelmäßige Messungen der Körpertemperatur
vorgänge des zentralen Nervensystems in einer kritischen
(mehrfach täglich)
Phase. Häufig können die fetalen Komplikationen, die zu
▪ regelmäßige Kontrolle der BZ-Werte, bis zur
einer frühzeitigen Geburt führen, selbst negative Auswir-
Etablierung einer adäquaten Substratzufuhr
kungen auf die neurologische Entwicklung haben. Hinzu
▪ Infektparameter und Bilirubinwert im Verlauf
kommen die möglichen Folgezustände der Geburt als
(z. B. gemeinsame Blutabnahme mit dem NG-
späte Frühgeborene wie Hypoxie, Hypoglykämie, Inflam-
Screening)
mation und Hyperbilirubinämie, IVH und PVL. Sie treffen
▪ tägliche Vorstellung bei einem Kinderarzt
auf ein System, dass aufgrund seiner Imbalance der anti-
▪ tägliche Gewichtskontrolle
oxidativen Systeme und der akzelerierten Entwicklungs-
▪ tägliche Evaluation des Stillverhaltens und
geschwindigkeit seiner Gliazellen und Neuronen beson-
‑erfolgs
ders vulnerabel ist.
▪ Stillförderung optimieren

34 Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40
bei Entlassung: KER NAU SSAG EN
▪ Checkliste Entlassung durchgehen ▪ Laut Definition gelten Kinder, die in der 38. SSW geboren sind, als
▪ ausführliches Gespräch mit den Eltern reif. Daher unterschätzen wir noch heute die Morbidität später
Frühgeborener. Wie Studien zeigen, ist ihre Fähigkeit zur Regula-
im weiteren Verlauf nach Entlassung:
tion und Transition noch nicht ausgereift.
▪ Vorstellung beim niedergelassenen Kinderarzt in
▪ Ein großer Anteil der späten Frühgeborenen sind für ihr Geburts-
den ersten Tagen nach Entlassung
alter zu klein und zeigen eine große Diversität der Verläufe in der
▪ weitere Kontrolltermine je nach Gestationsalter
1. Lebenswoche und unterschiedliche Risikomuster, denen ganz
und individuellen Komplikationen
unterschiedliche fetale Morbiditäten zugrunde liegen. Diese
▪ regelmäßige Hebammenbesuche mit Gewichts-

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
Besonderheiten gilt es, in der Versorgung zu berücksichtigen.
kontrolle
▪ Aufgrund der erhöhten Morbidität und Mortalität muss gerade bei
▪ weitere Stillbegleitung (Cave: Aufrechterhaltung
iatrogener Frühgeburt in der 35.–38. SSW das perinatale Ma-
der Milchmenge beim Übergang vom teilgestill-
nagement gemeinsam mit der Geburtshilfe optimiert werden.
ten zum vollgestillten Kind, Ausschleichen des
Nicht indizierte Geburten in diesem Zeitraum dürfen nicht
begleitenden Abpumpens bei voll gestilltem Kind
bagatellisiert werden.
mit guter Gewichtsentwicklung meist um die Zeit
▪ Es ist eine Herausforderung, die späten Frühgeborenen in ihrer
des errechneten Geburtstermins)
Transition und in der Neonatalzeit bestmöglich zu unterstützen,
▪ fällt eine Entwicklungsverzögerung auf: frühzeitig
damit sie die Ressourcen, die sie aufgrund ihrer relativen Reife
neuropädiatrische Vorstellung erwägen
besitzen, optimal nutzen können.
▪ Hierbei geht es oft weniger um den Ausgleich von Defiziten als um
Interessenkonflikt den Erhalt und die Förderung einer empfindlichen Homöostase.
▪ Entscheidend ist es, den engen Kontakt von Mutter und Kind
zu fördern. Auch das Stillen und die Muttermilchfütterung sind
Die Autorinnen geben an, dass keine Interessenkonflikte
bestehen. entwicklungsfördernde und schützende Faktoren.
▪ Die generelle Möglichkeit zum Rooming-in, auch für die kränkeren
Autorinnen/Autoren unter den späten Frühgeborenen, wäre wünschenswert.
▪ Das Einbinden der Familie in die Pflege und die Entlassvorberei-
Ruth Klein tungen des Kindes und die oft notwendige Stillförderung sind sehr
Dr. med., geboren 1975 in Köln. Medizinstu- zeit- und personalintensiv. Dies könnte bei einem geeigneten
dium an der Martin-Luther-Universität Halle- Konzept zur poststationären Unterstützung durch kompetente
Wittenberg und der medizinischen Fakultät Personen auch zu Hause erfolgen – und so die Krankenhaus-
Mannheim der Universität Heidelberg. Appro-
aufenthaltsdauer für manches Kind verkürzen.
bation als Ärztin 2002, 2007 Fachärztin für Kin-
der- und Jugendmedizin. 2009 Promotion mit
dem Titel: „Neonatale Risikoscores als Prädiktoren für das neu-
rologische Outcome bei sehr kleinen Frühgeborenen“. 2010
Anerkennung des Schwerpunktes Neonatologie. Seit 2005
tätig im Bereich der Neonatologie der Unikinderklinik Köln.

Korrespondenzadresse
Angela Kribs
PD Dr. med. Jahrgang 1961, Medizinstudium in PD Dr. med. Angela Kribs
Köln, klinische Tätigkeit an der Universitäts- Universitätskinderklinik Köln
kinderklinik Köln seit 1987, im Bereich Neo- Kerpener Straße 62
natologie und pädiatrische Intensivmedizin seit 50937 Köln
1989. Promotion 1993, Facharzt 1993, Ober- [email protected]
ärztin 1995, Anerkennung im Schwerpunkt
Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin 1995 und
Wissenschaftlich verantwortlich
1996. Habilitation 2011, Leiterin des Bereiches Neonatologie
an der Universitätskinderklinik Köln seit September 2014. gemäß Zertifizierungsbestimmungen
Klinische und wissenschaftliche Schwerpunkte: Versorgung
extrem unreifer Frühgeborener, Optimierung der Erstver- Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungs-
sorgungsstrategien, entwicklungsfördernde Pflege, Mutter- bestimmungen für diesen Beitrag ist PD Dr. med. Angela
milchernährung und Stillen. Kribs, Köln.

Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40 35
CME-Fortbildung

Literatur [20] Celik IH, Demirel G, Canpolat FE et al. A common problem for
neonatal intensive care units: late preterm infants, a prospec-
tive study with term controls in a large perinatal center. J Ma-
[1] Blencowe H, Cousens S, Chou D et al. The Born Too Soon Pre-
tern Fetal Neonatal Med 2013; 26: 459–462
term Birth Action Group. Born Too Soon: The global epidemi-
ology of 15 million preterm births. Reproduct Health 2013; [21] Joshi S, Kotecha S. Lung growth and development. Early Hum
10: 2 Devel 2007; 83: 789–794

[2] American Academy of Pediatrics, Committee on Fetus and [22] Steurer MA, Jeliffe-Pawlowski LL, Baer RJ et al. Persistent pul-
Newborn. „Late-preterm“ infants: a population at risk. Pedia- monary hypertension of the newborn in late preterm and
trics 2007; 120: 1390–1401 term infants in California. Pediatrics 2017; 139: e20161165

[3] Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesund- [23] Medoff-Cooper B, Holditch-Davis Diane, Verklan MT et al.
heitswesen IQTIG. Qualitätsreport des gemeinsamen Bundes- Newborn clinical outcomes of the AWHONN late preterm in-
fant research-based practice project. J Obstet Gynecol Neona-

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
ausschusses 2009–2015. Zahlen des Statistischen Bundes-
amtes. Im Internet: https://www.iqtig.org/; Stand: tal Nurs 2012; 41: 774–785
28.03.2018 [24] De Carolis MP, Pinna G, Cocca C et al. The transition from intra
[4] Weichert A, Weichert TM, Bergmann RL et al. Factors for Pre- to extra-uterine life in late preterm infant: a single-center
term Births in Germany – An Analysis of Representative Ger- study. Ital J Pediatr 2016; 42: 87
man Data (KiGGS). Geburtsh Frauenheilk 2015; 75: 819–826 [25] Gouyon JB, Iacobelli S, Ferdynus C et al. Neonatal problems of
[5] Carter MF, Fowler S, Holden A et al. The late preterm birth rate late and moderate preterm infants. Semin Fetal Neonatal Med
and its association with comorbidities in a population-based 2012; 17: 146–152
study. Am J Perinatol 2011; 28: 703–707 [26] Kim SA, Lee SM, Kim BJ et al. The risk of neonatal respiratory
[6] Machado LC, Passini R, Rodrigues Machado IR. Late prematur- morbidity according to the etiology of late preterm delivery.
ity: a systematic review. J Ped Rio de J 2014; 90: 221–231 J Perinatal Med 2017; 45: 129–134. doi:10.1515/jpm2015-
0191
[7] Herz K, Wohlmut P, Liedtke B et al. Late preterms: Auswirkun-
gen des fetalen Geschlechts auf das neonatologische Out- [27] Celebi MY, Alan S, Kahvecioglu D et al. Impact of Prophylactic
come. Z Geburtsh Neonatol 2012; 216: 141–146 Continuous Positive Airway Pressure on Transient Tachypnea
of the Newborn and Neonatal Intensive Care Admission in
[8] Iams JD, Donovan EF. Spontaneous late preterm births: what
Newborns Delivered by Elective Cesarean section. Am
can be done to improve outcomes? Semin Perinatol 2011;
J Perinatol 2016; 33: 99–106
35: 309–313
[28] Roberts D, Dalziel SR. Antenatal corticosteroids for accelerat-
[9] Carreno CA, Constantine MM, Holland MG et al. Approxi-
ing fetal lung maturation for women at risk of preterm birth.
mately one-third of medically indicated late preterm births
Cochrane Data Syst Rev 2006; (3): CD004454
are complicated by fetal growth restriction. Am J Obstet Gyne-
col 2011; 204: 263.e1–263.4 [29] Saccone G, Berghella V. Antenatal corticosteroids for ma-
turaty of term or near term fetuses: systematic review and
[10] Lubow MJ, How HY, Habli M et al. Indications for delivery and
meta-analysis of randomized controlled trials. BMJ 2016; 355:
short-term neonatal outcomes in late preterm as compared
i5044
with term births. Am J Obstet Gynecol 2009; 200: e30–e33
[30] Laptook AR, Jackson GL. Cold stress and hypoglycemia in the
[11] Parker LA, Sulliva S, Krueger C et al. Association of timing of
late preterm (“near-term”) infant: impact on nursery of admis-
initiation of breastmilk expression on milk volume and timing
sion. Semin Perinatol 2006; 30: 24–27
of lactogenesis stage II among mothers of very low-birth-
weight infants. Breastfeed Med 2015; 10: 84–91 [31] Boyle EM, Johnson S, Manktelow B et al. Neonatal outcomes
and delivery of care for infants born late preterm or moder-
[12] Gyamfi-Bannermann C. The scope of the problem: the epi-
ately preterm: a prospective population-based study. Arch
demiology of late preterm birth and early-term birth. Semin
Dis Child Fetal Neonatal Ed 2015; 100: 479–485
Perinatol 2011; 35: 246–248
[32] Pope M, Budge H, Symonds ME. The developmental transition
[13] Shapiro-Mendoza CK, Lackritz EM. Epidemiology of late and
of ovine adipose tissue through early life. Acta Physiol 2014;
moderate preterm birth. Semin Fetal Neonatal Med 2012; 17:
210: 20–30
120–125
[33] Laptook AR, Watkinson M. Temperature management in the
[14] Grubinger E, Scheier M. Mehrlingsschwangerschaften. Epi-
delivery room. Semin Fetal Neonatal Med 2008; 13: 383–391
demiologie, Entwicklung und Morbidität. J Gyn Endokrinol
2011; 21: 14–19 [34] Bulut C, Gürsoy T, Ovali F. Short-term outcomes and mortality
of late preterm infants. Balkan Med J 2016; 33: 198–203
[15] Melamed N, Klinger G, Tennebaum-Gavish K et al. Short-term
neonatal outcome in low-risk, spontaneous, singleton, late [35] Bastek JA, Sammel MD, Pare E et al. Adverse neonatal out-
preterm deliveries. Obstet Gynecol 2009; 114: 253–260 comes: examining the risk between preterm, late preterm,
and term infants. Am J Obstet Gynecol 2008; 199: 367.e1–
[16] Hibbard JU, Wilkins I, Sun L et al. Respiratory morbidity in late
367.e8
preterm births. JAMA 2010; 304: 419–425
[36] Teune MJ, Bakhuizen S, Gyamfi Bannerman C et al. A system-
[17] Scheuchenegger A, Lechner E, Wiesinger-Eidenberger G et al.
atic review of severe morbidity in infants born late preterm.
Short-term morbidities in moderate and late preterm infants.
Am J Obstet Gynecol 2011; 205: 374.e1–374.e9
Klin Padiatr 2014; 226: 216–220
[37] Duvanel CB, Fawer CL, Cotting J et al. Long-term effects of
[18] Jakiel G, Wilinska M, Binkowska M et al. Late preterm infants-
neonatal hypoglycemia on brain growth and psychomotor de-
impact of perinatal factors on neonatal results. A clinical
velopment in small-for-gestational-age preterm infants.
study. Ann Agricult Environm Med 2015; 22: 536–541
J Pediatr 1999; 134: 492–498
[19] Rojas Feria P, Pavón Delgado A, Rosso Gonzáles M et al. [Short-
[38] Kalyoncu O, Aygün C, Cetinoglu E et al. Neonatal morbidity
term complications of late preterm infants]. An Pediatr (Barc)
and mortality of late-preterm babies. J Maternal Fetal Neona-
2011; 75: 169–174
tal Med 2010; 23: 607–612

36 Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40
[39] Marrochella S, Sestilli V, Indraccolo U et al. Late preterm [59] Korpela K, de Vos WM. Antibiotic use in childhood alters the
births: a retrospective analysis of the morbidity risk stratified gut microbiota and predisposes to overweight. Microb Cell
for gestational age. Springer Plus 2014; 3: 114 2016; 3: 296–298
[40] AWMF-Leitlinie: Betreuung von Neugeborenen diabetischer [60] Sherman MP, Zaghouani H, Niklas V. Gut microbiota, the im-
Mütter. Registernummer 024-006. In Überarbeitung. Im Inter- mune system, and diet influence the neonatal gut-brain axis.
net: http://www.awmf.org/leitlinien/aktuelle-leitlinien.html; Pediatr Res 2015; 77: 127–134
Stand: 28.03.2018 [61] Meier PP, Furman LM, Degenhardt M. Increased lactation risk
[41] Weston PJ, Harris DL, Battin M et al. Oral dextrose gel for the for late preterm infants and mothers: evidence and manage-
treatment of hypoglycemia in newborn infants. Cochrane Da- ment strategies to protect breastfeeding. J Midwifery Wom-
tabase Syst Rev 2016; (5): CD011027 ens Health 2007; 52: 579–587
[42] Clarke L, Heasman L, Symonds ME. Influence of maternal dexa- [62] Cleaveland K. Feeding challenges in the late preterm infant.
methasone administration on thermoregulation in lambs de- Neonatal Netw 2010; 29: 37–41

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
livered by cesarean section. J Endocrinol 1998; 156: 307–314 [63] Johnson S, Matthews R, Draper ES et al. Eating difficulties in
[43] Contreras C, Gonzales F, Fernø J et al. The brain and brown fat. children born late and moderately preterm at 2 years of age:
Ann Med 2015; 47: 150–168 a prospective population-based cohort study. Am J Clin Nutr
[44] Sarici SÜ, Serdar MA, Korkmaz A et al. Incidence, course and 2015; 103: 406–414
prediction of hyperbilirubinemia in near-term and term new- [64] Santos IS, Matijasevich A, Domingues MR et al. Late preterm
borns. Pediatrics 2004; 113: 775–780 birth is a risk factor for growth faltering in early childhood: a
[45] AWMF-Leitlinie: Hyperbilirubinämie bei neugeborenen. Diag- cohort study. BMC Pediatrics 2009; 9: 71
nostik und Therapie. Registernummer 024-007. Im Internet: [65] Roze JC, Darmaun D, Boquien CY et al. The apparent breast-
http://www.awmf.org/leitlinien/aktuelle-leitlinien.html; feeding paradox in very preterm infants: relationship between
Stand: 28.03.2018 breast feeding, early weight gain and neurodevelopment
[46] Shapiro-Mendoza CK, Tomashek KM, Kotelchuk M et al. Risk based on results from two cohorts, EPIPAGE and LIFT. BMJ
factors for neonatal morbidity and mortality among Open 2012; 2: e000834
“healthy”, late preterm newborns. Semin Perinatol 2006; 30: [66] Kinney HC. The near-term (late preterm) human brain and risk
54–60 for periventricular leukomalacia: a review. Semin Perinatol
[47] Lee SM, Park JW, Kim BJ et al. Acute histologic chorioamnioni- 2006; 30: 81–88
tis is a risk factor for adverse neonatal outcome in late preterm [67] Honein MA, Kirby RS, Meyer RE et al. National Birth Defects
birth after preterm premature rupture of membranes. PLoS Prevention Network. The association between major birth de-
One 2013; 8: e79941 fects and preterm birth. Matern Child Health J 2009; 13: 164–
[48] Melville JM, Moss TJM. The immune consequences of preterm 175
birth. Front Neurosci 2013; 7: 79 [68] Natarajan G, Anne SR, Aggarwal S. Outcomes of congenital
[49] Cohen-Wolkowiez M, Moran C, Benjamin DK et al. Early and heart disease in late preterm infants: double jeopardy? Acta
late onset sepsis in late preterm infants. Ped Infect Dis J Paediatr 2011; 100: 1104–1107
2009; 28: 1052–1056 [69] Escobar GJ, Clarke RH, Greene JD. Short-term outcomes of in-
[50] Lu Q, Cheng S, Zhou M et al. Risk factors for necrotizing en- fants born at 35 and 36 weeks gestation: we need to ask more
terocolitis in neonates: a retrospective case-control study. Pe- questions. Semin Perinatol 2006; 30: 28–33
diatr Neonatol 2017; 58: 165–170 [70] Whyte RK. Neonatal management and safe discharge of late
[51] Olivier F, Nadeau S, Caouette G et al. Association between ap- and moderate preterm infants. Semin Fetal Neonatal Med
nea of prematurity and respiratory distress syndrome in late 2012; 17: 153–158
preterm infants: an observational study. Front Pediatr 2016; [71] Tomashek KM, Shapiro-Medoza K, Davidoff MJ et al. Differ-
4: 105 ences in Mortality between Late-Preterm and Term-Singleton
[52] Gianni ML, Roggero P, Piemontese P et al. Is nutritional sup- Infants in the United States. J Pediatrics 2007; 151: 450–456
port needed in late preterm infants? BMC Ped 2015; 15: 194 [72] Gouyon JB, Vintejoux A, Sagot P et al.; Burgundy Perinatal Net-
[53] Siggers RH, Thymann T, Boye M et al. Nutritional modulation work. Neonatal outcome associated with singleton birth at 34-
of the gut microbiota and immune system in preterm neo- 41 weeks of gestation. Int J Epidemiol 2010; 39: 769–776
nates susceptible to necrotizing enterocolitis. J Nutr Biochem [73] King JP, Gazmararian JA, Shapiro-Mendoza CK. Disparities in
2011; 22: 511–521 mortality rates among US infants born late preterm or early
[54] Offermann H, Gebauer C, Pulzer F et al. Cesarean section in- term, 2003-2005. Matern Child Health J 2014; 18: 233–241
creases the risk of respiratory adaptive disorders in healthy [74] Condò V, Colaghi M, Vanzatiz M et al. [Respiratory failure in
late preterm and two groups of mature newborns. Z Geburts- “late preterm” infants: a retrospective cohort study]. Pediatr
hilfe Neonatol 2015: 259–265 Med Chir 2009; 31: 241–245
[55] Collado MC, Cernada M, Neu J et al. Factors influencing gastro- [75] Kotecha SJ, Watkins WJ, Paranjothy S et al. Effect of late pre-
intestinal tract and microbiota immune interaction in preterm term birth on longitudinal lung spirometry in school age chil-
infants. Pediatr Res 2015; 77: 726–731 dren and adolescents. Thorax 2012; 67: 54–61
[56] Collado MC, Cernada M, Bäuerl C et al. Microbial ecology and [76] Lanari M, Adorni F, Silvestri M et al.; Italian Study Group on Risk
host-microbiota interactions during early life stages. Gut Mi- Factors for RSV-related Hospitalization. The multicenter Italian
crobes 2012, 3: 352–365 birth cohort study on incidence and determinants of lower
[57] Lee N, Kim WU. Microbiota in T-cell homeostasis and inflam- respiratory tract infection hospitalization in infants at 33
matory disease. Exp Mol Med 2017; 49: e340 weeks GA or more: preliminary results. Early Hum Dev 2011:
87: S43–S46
[58] Gülden E, Wong FS, Wen L. The gut microbiota and Type 1 Dia-
betes. Clin Immunol 2015; 159: 143–153

Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40 37
CME-Fortbildung

[77] Law BJ, Langley JM, Allen U et al. The Pediatric Investors Collab- [88] Chan E, Leong P, Malouf R et al. Long-term cognitive and
orative Network on Infections in Canada study of predictors of school outcomes of late-preterm and early-term births: a sys-
hospitalisation for respiratory syncytial virus infection for in- tematic review. Child Care Health Dev 2016; 42: 297–312
fants born at 33 through 35 completed weeks of gestation. [89] Petrini JR, Dias T, McCormick MC et al. Increased risk of ad-
Pediatr Infect Dis J 2004; 23: 806–814 verse neurological development for late preterm infants. J Pe-
[78] Boyce TG, Mellen BG, Mitchel EF jr. et al. Rates of hospi- diatr 2009; 154: 169–176
talization for respiratory syncytial virus among children in [90] Boylan J, Alderdice FA, McGowan JE et al. Behavioural out-
medicaid. J Pediatr 2000; 137: 865–870 comes at 3 years of age among late preterm infants admitted
[79] Goyal NK, Fiks AG, Lorch SA. Association of late-preterm birth to neonatal intensive care: a cohort study. Arch Dis Child Fetal
with asthma in young children: practice-based study. Pediat- Neonatal Ed 2014; 99: 359–365
rics 2011; 128: e830–e838 [91] Talge NM, Holzman C, van Egeren LA et al. Late-preterm birth
[80] Abe K, Shapiro-Mendoza CK, Hall LR et al. Late preterm birth a delivery circumstance and its association with parent re-

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
and risk of developing asthma. J Pediatr 2010; 157: 74–78 ported attention problems in childhood. J Dev Behav Pediatr
[81] Voge GA, Katusic SK, Qin R et al. Risk of asthma in late preterm 2012; 33: 405–415
infants: a propensity score approach. J Allergy Clin Immunol [92] Guy A, Seaton SE, Boyke EM et al. Infants born late/moderately
Pract 2015; 3: 905–910 preterm are at increased risk for a positive autism screen at 2
[82] Crump C, Winkley MA, Sundquist J et al. Risk of asthma in years of age. J Pediatr 2015; 166: 269–275
young adults who were born preterm: a swedish national co- [93] Baron IS, Litman FR, Ahronovich MD et al. Late preterm birth: a
hort study. Pediatrics 2011; 127: 913–920 review of medical and neuropsychological childhood out-
[83] Romeo DM, Di Stefano A, Conversano M et al. Neurodevelop- comes. Neuropsychol Rev 2012; 22: 438–450
mental outcome at 12 and 18 months in late preterm infants. [94] Kelly JR, Minuto C, Cryan CF et al. Cross Talk: The Microbiota
Eur J Paediatr Neurol 2010; 14: 503–507 and Neurodevelopmental Disorders. Front Neurosci 2017; 11:
[84] Stene-Larsen K, Brandlistuen RE, Lang AM et al. Communica- 490
tion impairments in early term and late preterm children: a [95] Matsuoka K, Kanai T. The gut microbiota and inflammatory
prospective cohort study following children to age 36 months. bowel disease. Semin Immunopathol 2015; 37: 47–55
J Pediatr 2014; 165: 1123–1128
[85] Richards JL, Drews-Botsch C, Sales JM et al. Describing the Bibliografie
shape of the relationship between gestational age at birth
and cognitive development in a nationally representative U.S.
cohort. Paediatr Perinat Epidemiol 2016; 30: 571–582 DOI https://doi.org/10.1055/s-0043-114847
Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40
[86] Baron IS, Erickson K, Ahronovich MD et al. Cognitive deficit in
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
preschoolers born late-preterm. Early Hum Dev 2011; 87:
ISSN 1611-6445
115–119
[87] Talge NM, Holzman C, Wang J et al. Late-preterm birth and its
association with cognitive and socioemotional outcomes at 6
years of age. Pediatrics 2010; 126: 1124–1131

38 Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40
Punkte sammeln auf CME.thieme.de
Diese Fortbildungseinheit ist 12 Monate online für die Teilnahme verfügbar.
Sollten Sie Fragen zur Online-Teilnahme haben, finden Sie unter cme.thieme.de/hilfe
eine ausführliche Anleitung. Wir wünschen viel Erfolg beim Beantworten
der Fragen!

Unter eref.thieme.de/ZZX8XJQ oder über den QR-Code kommen Sie


direkt zum Artikel zur Eingabe der Antworten.

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
VNR 2760512018154650485

Frage 1 Frage 5
Welche Kinder werden als „späte Frühgeborene“ bezeichnet? Welche schweren Komplikationen können bei späten Frühgebo-
A Kinder, die nach Abschluss der 34., aber vor Abschluss der renen in der Neonatalperiode häufig beobachtet werden?
37. SSW geboren wurden. A IVH
B Kinder, die nach Abschluss der 32. SSW geboren wurden. B PVL
C Kinder, die nach Abschluss der 37. SSW, aber vor dem errech- C ROP
neten Termin geboren wurden. D Infektionen
D Kinder, die nach Abschluss der 34. SSW, aber vor dem errech- E Hyperglykämien
neten Termin geboren wurden.
E Kinder, die nach Abschluss der 32. SSW, aber vor dem errech- Frage 6
neten Termin geboren wurden. Welche Aussage zu späten Frühgeborenen ist falsch?
A Sie zeigen im Schulalter keine Auffälligkeiten mehr.
Frage 2 B Sie haben, insbesondere wenn sie in der Neonatalperiode
Was ist kein Grund für die weltweit zunehmende Zahl später beatmet werden mussten, im Schulalter eine schlechtere
Frühgeborener? Lungenfunktion.
A zunehmendes mütterliches Alter C Sie haben ein höheres Risiko für das spätere Auftreten einer
B zunehmender Einsatz assistierter Reproduktion Zerebralparese als reife Neugeborene.
C steigende Inzidenz des metabolischen Syndroms bei gebärfä- D Sie sind im Kleinkindalter anfälliger für gastrointestinale In-
higen Frauen fekte als reifgeborene Kinder.
D Mütter, die in einem urbanen Umfeld leben E Respiratorische Infekte führen zu häufigeren Krankenhaus-
E Mütter mit Migrationshintergrund aufenthalten als bei reifen Kindern und bei schweren Infekten
zu einem vergleichsweise längeren Verlauf.
Frage 3
Was gilt bezüglich der Ursachen der späten Frühgeburt? Frage 7
A Die späte Frühgeburt ist meistens iatrogen. Welche Aussage zur neonatalen Mortalität später Frühgebore-
B Die späte Frühgeburt wird meistens spontan ausgelöst. ner ist korrekt?
C Die späte Frühgeburt ist immer mit einer mütterlichen A Sie unterscheidet sich nicht von reifgeborenen Kindern.
Grunderkrankung assoziiert. B Sie ist höher als bei reifgeborenen Kindern.
D Die späte Frühgeburt ist nie durch eine kindliche Grund- C Sie ist niedriger als bei reifgeborenen Kindern.
erkrankung ausgelöst. D Sie ist innerhalb der Gruppe der späten Frühgeborenen unab-
E Der Mehrlingsstatus spielt als Ursache der späten Frühgeburt hängig vom Gestationsalter.
keine Rolle. E Sie ist in erster Linie abhängig von angeborenen Fehlbildun-
gen.
Frage 4
Was zeigen späte Frühgeborene bei der Anpassung an das post-
natale Leben nicht? ▶ Weitere Fragen auf der folgenden Seite …
A häufig Atemstörungen
B häufig Temperaturregulationsstörungen
C häufig Probleme bei der enteralen Ernährung
D häufig einen verlängerten Ikterus
E häufig Sehstörungen

Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40 39
CME-Fortbildung

Punkte sammeln auf CME.thieme.de


Fortsetzung…

Frage 8 Frage 10
Welche Aussage zur Sterblichkeit später Frühgeborener wäh- Was benötigt das späte Frühgeborene nach der Entlassung aus
rend des 1. Lebensjahres nach der Neonatalzeit ist richtig? dem Krankenhaus?

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
A Sie unterscheidet sich nicht von reifgeborenen Kindern. A keine zusätzlichen Kontrollen
B Sie ist höher als bei reifgeborenen Kindern. B sehr engmaschige Kontrollen durch den Kinderarzt in den
C Sie ist niedriger als bei reifgeborenen Kindern. ersten 3 Lebensmonaten, mind. 1×/Woche
D Angeborene Fehlbildungen spielen keine Rolle mehr. C evtl. Kontrolle des Serum-Bilirubins
E Sie ist unabhängig vom Gestationsalter. D Hebammenvorstellung 1×/Woche
E neuropädiatrische Vorstellung direkt nach Entlassung
Frage 9
Was benötigt das späte Frühgeborene während des postnatalen
stationären Aufenthalts nicht?
A Überwachung der respiratorischen Funktion
B BZ-Kontrollen
C Temperaturüberwachung
D Kontrollen des Bilirubinwerts
E Überprüfung der Ausscheidungen

40 Klein R, Kribs A. Das späte Frühgeborene … Pädiatrie up2date 2018; 13: 15–40

Das könnte Ihnen auch gefallen