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Handlungsempfehlungen

zum
Vorbeugenden Brandschutz für den Bau und Betrieb
von
Tageseinrichtungen für Kinder

(HE-Kita)

Stand: Mai 2012


Handlungsempfehlungen zum Vorbeugenden Brandschutz für den

Bau und Betrieb von Tageseinrichtungen für Kinder

- HE-Kita -

Stand: Mai 2012

Allgemeines

In den kommenden Jahren ist der weitere Ausbau von Kindertageseinrichtungen notwendig.
Im Fokus der bauordnungsrechtlichen Betrachtung steht die besondere Hilfsbedürftigkeit von
Kindern im Gefahrenfall und daraus resultierend die Sicherung geeigneter Rettungswege. Um
dies zu gewährleisten, sind Kindertageseinrichtungen mit Aufenthaltsräumen für Kinder au-
ßerhalb des Erdgeschosses nach § 2 Abs. 8 Nr. 8 Hessische Bauordnung (HBO) Sonderbau-
ten.

Das Standardfluchtwegkonzept „notwendiger Flur“ nach HBO widerspricht einer offenen


Raumgestaltung und der Ausbildung von Spielfluren. Daneben erfordert die Zunahme von
Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren besondere Maßnahmen zur Gewährleistung
einer sicheren Räumung. Dieses Papier gibt Hinweise für die Beurteilung möglicher Ret-
tungswegkonzepte für Kindertageseinrichtungen im Baugenehmigungsverfahren.

Sofern nicht ausdrücklich andere Anforderungen empfohlen werden, liegen die Regelanforde-
rungen der HBO zugrunde. Diese Empfehlungen ersetzen nicht die für die Beurteilung von
Sonderbauten nach § 45 HBO erforderliche Ermessensentscheidung durch die Bauaufsichts-
behörde. Alternative Konzepte sind hiermit ausdrücklich nicht ausgeschlossen.
Aufgrund des besonderen Einzelfalls können höhere Anforderungen, wie beispielsweise der
Einbau einer Brandmeldeanlage, erforderlich sein. Insbesondere bei kleineren Einrichtungen
können auch geringere Anforderungen ausreichend sein. Die Einhaltung der Schutzziele des
§ 3 Abs. 1 HBO sind in jedem Fall sicherzustellen.

1. Geltungsbereich
Diese Handlungsempfehlungen geben Empfehlungen für besondere Anforderungen und
Erleichterungen nach § 45 Abs. 1 HBO für Tageseinrichtungen für Kinder im Sinne des
Hessischen Kinder- und Jugendhilfegesetzbuches (HKJGB), sofern diese nach § 2 Abs.
8 Nr. 8 HBO Sonderbauten sind.

2. Schutzziel
In Tageseinrichtungen für Kinder muss im Gefahrenfall eine Rettung der Kinder durch
das Personal jederzeit schnellstmöglich durchgeführt werden können.

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3. Bauliche Anforderungen
3.1 Bauteil- und Baustoffanforderungen
3.1.1 Tragende und aussteifende sowie raumabschließende Bauteile des Gebäudes müssen
den Anforderungen der §§ 25 – 33 HBO in Abhängigkeit von der zugehörigen Gebäude-
klasse nach § 2 Abs. 3 HBO entsprechen, jedoch mindestens die Anforderungen an Ge-
bäude der Gebäudeklasse 3 erfüllen.

3.1.2 Werden über einen offenen Gang mit zwei Fluchtrichtungen beide notwendigen Ret-
tungswege (1. und 2. Rettungsweg) sichergestellt, so müssen die Oberflächen der Au-
ßenwände sowie die Außenwandbekleidung einschließlich der Dämmstoffe und Unter-
konstruktion im Bereich der außen liegenden Flucht- und Rettungswege mindestens
schwerentflammbar (Baustoffklasse B1 nach DIN 4102) sein und dürfen nicht brennend
abtropfen. Der Verwendung von Holz als Oberfläche und Außenwandbekleidung sowie
als Unterkonstruktion kann zugestimmt werden, sofern im Brandfall die Benutzung der of-
fenen Gänge und Außentreppen ausreichend lange möglich ist.

3.1.3 Hallen, die mehrere Geschosse miteinander offen verbinden, sind zulässig. Die Wände
dieser Hallen, ausgenommen der Außenwände, müssen raumabschließend sein und
mindestens die Anforderungen an die Geschossdecken des Gebäudes erfüllen. Türen in
den Umfassungswänden der Hallen müssen mindestens feuerhemmend, rauchdicht und
selbstschließend (T30-RS nach DIN 4102/DIN 18095) sein.

3.2 Rettungswege
3.2.1 Geschosse von Tageseinrichtungen für Kinder mit dem Aufenthalt von Kindern dienenden
Räumen müssen über mindestens zwei voneinander unabhängige bauliche Rettungswe-
ge verfügen. Diese müssen über Ausgänge ins Freie, über notwendige Treppenräume
oder über Außentreppen geführt werden. Einer der beiden Rettungswege darf durch eine
Halle führen.

3.2.2 Tragende Teile von Außentreppen müssen aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehen.

3.2.3 Notwendige Treppen sollten keine gewendelten Läufe haben.

3.3 Flucht- und Rettungswegkonzept


3.3.1 Notwendiger Flur
In Geschossen mit dem Aufenthalt von Kindern dienenden Räumen sind notwendige Flu-
re mit zwei Fluchtrichtungen vorzusehen. Die Flure sind in jeweils zwei möglichst gleich-
große Rauchabschnitte durch Rauchschutztüren (RS nach DIN 18095) zu unterteilen. Tü-
ren in Wänden notwendiger Flure müssen mindestens dicht- und selbstschließend sein
und sind mit Freilauftürschließern zu versehen.

3.3.2 Offener Gang


Die Ausbildung von notwendigen Fluren ist nicht erforderlich, sofern jeder dem Aufenthalt
von Kindern dienende Raum über einen unmittelbaren Ausgang ins Freie, bei Räumen
über dem Erdgeschoss über einen direkten Zugang zu einer Außentreppe oder auf einen
offenen Gang verfügt und dort ein kurzzeitiger Aufenthalt der Kinder möglich ist. Offene
Gänge müssen unmittelbar zu einer Außentreppe oder zu einem notwendigen Treppen-
raum führen.

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Für offene Gänge genügt die Ausführung aus nichtbrennbaren Baustoffen, wenn ein wei-
terer baulicher Rettungsweg im Gebäude erreichbar ist. Besondere Anforderungen an
diesen Rettungsweg bestehen nicht, d.h. dieser kann über eine Halle, einen Spielflur oder
eine interne notwendige Treppe führen.

Sofern Gründe des abwehrenden Brandschutzes nicht entgegenstehen, müssen die


Wände von Hallen in Kindertageseinrichtungen, die über offene Gänge mit zwei Flucht-
richtungen (1. und 2. Rettungsweg) verfügen, nicht raumabschließend sein.
Dies gilt nur für Gebäude bis zu der Gebäudeklasse 3 mit Hallen, die nicht mehr als zwei
Geschosse verbinden.

3.3.3 Abschnittsbildung
Die Ausbildung von notwendigen Fluren ist nicht erforderlich, wenn die Nutzungseinheit
innerhalb des Geschosses durch Trennwände in mindestens zwei, möglichst gleich große
Abschnitte von höchstens 200 m² Brutto-Grundfläche unterteilt ist. Jeder Abschnitt muss
einen Ausgang ins Freie, einen Zugang zu einem notwendigen Treppenraum oder zu ei-
ner Außentreppe haben. Die Abschnitte sind über mindestens eine Türöffnung, die als
Rettungsweg dient, miteinander zu verbinden. Die Türabschlüsse müssen mindestens
feuerhemmend, rauchdicht und selbstschließend (T30-RS nach DIN 4102/DIN 18095)
sein.

4. Anlagentechnische Anforderungen
4.1 Brandfrüherkennungssysteme
Alle Räume von Tageseinrichtungen für Kinder sind in Anlehnung an DIN 14676 mit
Rauchwarnmeldern gem. DIN EN 14604 auszustatten. Die Rauchwarnmelder sind mitei-
nander zu vernetzen. Abschnitte nach 3.3.3 sind getrennt zu alarmieren. In jedem Alar-
mierungsabschnitt ist eine Handauslösung an zentraler Stelle vorzusehen.

Sind großflächige Deckenhohlräume oder Doppelböden mit Brandlasten vorhanden, kön-


nen weitergehende Anforderungen an die Brandfrüherkennung notwendig sein.

4.2 Rauchableitung
Hallen müssen an oberster Stelle Rauchableitungsöffnungen mit einer freien Öffnungsflä-
che im Dach von insgesamt 1 % der Grundfläche aber mindestens 1 m² oder im oberen
Drittel der Außenwand von insgesamt 2 % der Grundfläche haben. Jede Rauchablei-
tungsöffnung muss von geeigneten Stellen bedient werden können.

4.3 Rettungswegbeleuchtung
Hallen, durch die Rettungswege führen, notwendige Flure, offene Gänge, notwendige
Treppenräume und Außentreppen sowie fensterlose Aufenthaltsräume sind mindestens
mit netzgepufferten Einzelbatterieleuchten in Bereitschaftsschaltung zu versehen, so dass
das Gebäude sicher verlassen werden kann.

4.4 Blitzschutzanlagen
Tageseinrichtungen für Kinder sollen Blitzschutzanlagen haben.

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5. Betriebliche Anforderungen
5.1 Rettungswege
5.1.1 Während des Betriebs müssen Türen im Zuge von Rettungswegen von innen leicht in
voller Breite zu öffnen sein.

5.1.2 Die Rettungswege sind durch Sicherheitskennzeichen ausreichend zu kennzeichnen.

5.2 Feuerlöscher
Es sind geeignete Feuerlöscher vorzuhalten.

5.3 Prüfung und Wartung


Die Funktion von Sicherheitseinrichtungen nach Nr. 4 ist dauerhaft sicherzustellen. Be-
züglich Wartung und Prüfung der Einrichtungen wird auf die einschlägigen DIN-Normen
bzw. die Herstellerangaben verwiesen.
Rauchwarnmelderanlagen nach Nr. 4.1 sind mindestens halbjährlich entsprechend der
DIN 14676 durch den Betreiber zu warten und auf ihre Funktionsfähigkeit zu prüfen.

Alle Wartungen und Prüfungen sind zu dokumentieren und im Rahmen der wiederkeh-
renden Sicherheitsüberprüfung der Bauaufsichtsbehörde vorzulegen.

5.4 Brandschutzordnung
Der Betreiber (Träger im Sinne des SGB VIII) der Kindertageseinrichtung hat im Einver-
nehmen mit der Brandschutzdienststelle eine Brandschutzordnung A und B nach DIN
14096 aufzustellen und bekannt zu machen. Die Brandschutzordnung soll insbesondere
die gebäudespezifischen Besonderheiten und die sichere Nutzbarkeit der Rettungswege
im Betrieb berücksichtigen und Festlegungen treffen über
• die Wartungs- und Prüfintervalle sowie die Dokumentation nach Nr. 5.3,
• die Aufgaben für das Personal mit Schwerpunkt der Rettung der Kinder,
• Inhalt und die zeitlichen Abständen von regelmäßigen Unterweisungen des Personals,
• die regelmäßige Durchführung von Räumungsübungen zusammen mit den Kindern,
• die Dokumentation der durchgeführten Unterweisungen und Übungen.

Anlage: Evaluierungsbogen

HMWVL, Mai 2012 Seite 5


Evaluierungsbogen zur
Handlungsempfehlung zum Vorbeugenden Brandschutz für den Bau und Betrieb von Tagesein-
richtungen für Kinder (HE-Kita) – Stand Mai 2012

HE-Kita – Evaluierungsbogen
Juli 2012 bis Juni 2013

Dieser Evaluierungsbogen richtet sich an Bauaufsichtsbehörden und Brandschutzdienststellen.


Mithilfe der Fragen soll die Praxistauglichkeit der HE-Kita und eventueller Änderungsbedarf ermit-
telt werden.

Alle Fragen beziehen sich auf Tageseinrichtungen für Kinder, die im oben genannten Zeitraum im
Sonderbauverfahren in Ihrem Zuständigkeitsbereich geprüft wurden.

Raumkonzept
Wurden Einrichtungen genehmigt, die sich über mehr als zwei Geschosse erstrecken?
Nein Ja

Fluchtwegkonzept
Die HE-Kita beschränkt sich auf die Beschreibung drei möglicher Fluchtwegkonzepte. Wurden
Kindertageseinrichtungen mit alternativen Fluchtwegkonzeptionen beantragt bzw. genehmigt?
Nein Ja
(wenn ja, bitte die alternativen Fluchtwegkonzepte in Stichpunkten erläutern)

Anforderungsniveau
1. Haben sich im Rahmen Ihrer einzelfallbezogenen Ermessensentscheidungen die Anforde-
rungen der HE-Kita als
angemessen
zu hoch
zu gering herausgestellt?
(Bitte ggf. abweichende Anforderungen kurz erläutern)

Fragebogen HE-Kita 2012 - HMWVL, Mai 2012 Seite 1


Evaluierungsbogen zur
Handlungsempfehlung zum Vorbeugenden Brandschutz für den Bau und Betrieb von Tagesein-
richtungen für Kinder (HE-Kita) – Stand Mai 2012

2. Sehen Sie in Bezug auf das Anforderungsniveau der HE-Kita Änderungsbedarf?


Nein Ja
(Wenn ja, bitte Änderungsvorschläge kurz erläutern)

Lüftungsanlagen
Sofern Kindertageseinrichtungen in Gebäuden nach Passivhausstandard mit Lüftungsanlagen
errichtet wurden: Ergaben sich daraus in der Anwendung der HE-Kita besondere Probleme?
Nein Ja
(Wenn ja, bitte die Problemstellung kurz erläutern)

Redaktion
Gibt es Verständnisprobleme oder redaktionelle Änderungsvorschläge?
Nein Ja
(Wenn ja, bitte die Änderungsvorschläge kurz erläutern)

Fragebogen HE-Kita 2012 - HMWVL, Mai 2012 Seite 2

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