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Produkthaftung Kompaktwissen für

Betriebswirte Ingenieure und Juristen


Claudius Eisenberg
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Andreas Reuter, Andreas Willburger
Produkthaftung
Claudius Eisenberg, Rainer Gildeggen,
Andreas Reuter, Andreas Willburger

Produkthaftung

Kompaktwissen für Betriebwirte,


Ingenieure und Juristen
Lektorat: Dr. Stefan Giesen
Herstellung: Tina Bonertz

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek


Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio-
grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Library of Congress Cataloging-in-Publication Data


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© 2014 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH


Rosenheimer Straße 143, 81671 München, Deutschland
www.degruyter.com/oldenbourg
Ein Unternehmen von De Gruyter

Gedruckt in Deutschland
Dieses Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706.

ISBN 978-3-486-71324-4
eISBN 978-3-486-85480-0
Vorwort zur 2. Auflage
Produkthaftung ist ein Teilaspekt der rechtlichen Verantwortlichkeit für feh-
lerhafte Produkte. Soll die Produkthaftung im Unternehmen gemanagt werden,
muss die Haftung für fehlerhafte Produkte in ihrem Gesamtzusammenhang
verstanden werden. Zu diesem Gesamtzusammenhang gehören neben der
Haftung aus § 823 BGB und § 1 ProdHaftG insbesondere auch Fragen des
Gewährleistungsrechts, des Produktsicherheitsrechts sowie des Straf- und des
Arbeitsrechts. Die Grundlagen der Verantwortlichkeit für fehlerhafte Produkte
und Grundüberlegungen für eine angemessene Produkthaftungs-Compliance
im Unternehmen werden in diesem Buch vorgestellt. Es will den Mitarbeitern
und Verantwortlichen im Unternehmen helfen, Produkthaftungsrisiken zu
erkennen und effektiv zu managen und dadurch auch zur Verbesserung der
Produktqualität beitragen. Die Studierenden des Ingenieurswesens, der Be-
triebswirtschaftslehre und der Rechtswissenschaft und des Wirtschaftsrechts
will es in die Produkthaftung einführen. Beim Durcharbeiten dieses Buches
empfiehlt es sich, die in Bezug genommenen Gesetzestexte parallel zu lesen.
Die Gesetzestexte können unter www.gesetze-im-internet.de kostenlos abge-
rufen werden.
Wir danken Frau Jennifer Haug für ihre Unterstützung bei der Korrektur und
formalen Gestaltung des Manuskripts.
Pforzheim im Herbst 2013
Inhalt

Abkürzungsverzeichnis XIII

1 Einführung 1
1.1 Beteiligte ............................................................................................... 1
1.2 Rechtsbeziehungen ............................................................................... 2
1.3 Rechtsquellen der Produkthaftung ........................................................ 3
1.4 Internationale Produkthaftung............................................................... 4
1.5 Produkthaftungscompliance und Produkthaftpflichtversicherung ........ 5

2 Geschichte und Begründung der Produkthaftung 7


2.1 Geschichte der Produkthaftung ............................................................. 7
2.2 Begründung der Produkthaftung ......................................................... 13
2.3 Zusammenfassung............................................................................... 16

3 Gewährleistung des Verkäufers 17


3.1 Überblick ............................................................................................ 17
3.2 Sachmangel ......................................................................................... 18
3.3 Rechte des Käufers bei Mängeln......................................................... 22
3.3.1 Nacherfüllung ..................................................................................... 22
3.3.2 Rücktritt .............................................................................................. 28
3.3.3 Minderung ........................................................................................... 28
3.3.4 Schadensersatz .................................................................................... 29
3.4 Ausschluss der Gewährleistungsrechte ............................................... 32
3.4.1 Kenntnis des Sachmangels .................................................................. 32
3.4.2 Vertraglicher Ausschluss .................................................................... 32
3.4.3 Untersuchungs- und Rügepflicht......................................................... 34
3.5 Verjährung .......................................................................................... 35
3.6 Rückgriff des Unternehmers ............................................................... 37
3.7 Übungsfälle ......................................................................................... 37
VIII Inhalt

3.8 Zusammenfassung ...............................................................................39


3.9 Ergänzende Literaturhinweise .............................................................40

4 Herstellergarantie 41
4.1 Überblick .............................................................................................41
4.2 Arten der Garantie ...............................................................................42
4.3 Inhalt der Garantie...............................................................................43
4.4 Garantie und Kulanz............................................................................47
4.5 Bedeutung der Garantie .......................................................................47
4.6 Übungsfall ...........................................................................................48
4.7 Zusammenfassung ...............................................................................48
4.8 Ergänzende Literaturhinweise .............................................................49

5 Produzentenhaftung 51
5.1 Überblick .............................................................................................51
5.2 Haftung nach § 823 Abs. 1 BGB .........................................................52
5.2.1 Überblick .............................................................................................52
5.2.2 Rechtsgutsverletzung ..........................................................................53
5.2.3 Pflichtwidriges Verhalten ....................................................................56
5.2.3.1 Allgemeiner Sorgfaltsmaßstab – Verletzung von Verkehrspflichten ..57
5.2.3.2 Pflichten im Konstruktionsbereich (Konstruktionsfehler)...................66
5.2.3.3 Pflichten im Fabrikationsbereich (Fabrikationsfehler) ........................71
5.2.3.4 Pflichten im Instruktionsbereich (Instruktionsfehler)..........................78
5.2.3.5 Produktbeobachtungspflicht ................................................................86
5.2.4 Verschulden.........................................................................................91
5.2.5 Schaden ...............................................................................................91
5.2.6 Beweislast ...........................................................................................92
5.2.7 Pflichtenträger .....................................................................................93
5.3 Haftung nach § 823 Abs. 2 BGB .........................................................96
5.4 Haftung nach § 826 BGB ....................................................................97
5.5 Verjährung...........................................................................................98
5.6 Übungsfall ...........................................................................................99
5.7 Zusammenfassung .............................................................................101
5.8 Ergänzende Literaturhinweise ...........................................................101
Inhalt IX

6 Produkthaftungs- und Produktsicherheitsgesetz 103


6.1 Überblick .......................................................................................... 103
6.1.1 Allgemeines ...................................................................................... 103
6.1.2 Europarechtliche Grundlegung und ihre Konsequenzen ................... 105
6.2 Produkthaftung nach dem Produkthaftungsgesetz ............................ 107
6.2.1 Grundlagen der Haftung.................................................................... 107
6.2.2 Produkt .............................................................................................. 108
6.2.3 Fehler ................................................................................................ 108
6.2.4 Hersteller ........................................................................................... 110
6.2.5 Haftungsausschlüsse ......................................................................... 111
6.2.6 Beweislast ......................................................................................... 115
6.2.7 Umfang des zu ersetzenden Schadens............................................... 115
6.2.8 Unabdingbarkeit ................................................................................ 116
6.2.9 Sonstiges ........................................................................................... 116
6.3 Das Produktsicherheitsgesetz ............................................................ 117
6.3.1 Das Produktsicherheitsgesetz im Überblick ...................................... 117
6.3.2 Produktsicherheitsgesetz und Produkthaftung .................................. 121
6.3.3 Die Bedeutung des Produktsicherheitsgesetzes im Konstruktions-
bereich ............................................................................................... 121
6.3.4 Die Bedeutung des Produktsicherheitsgesetzes im Fabrikations-
bereich ............................................................................................... 123
6.3.5 Die Bedeutung des Produktsicherheitsgesetzes für die Instruktions-
pflicht ................................................................................................ 123
6.3.6 Produktsicherheitsgesetz, Produktüberwachung und Produkt-
rückruf ............................................................................................... 124
6.3.7 Händlerpflichten nach dem Produktsicherheitsgesetz ....................... 125
6.3.8 Zusammenfassung Produktsicherheitsgesetz .................................... 125
6.4 Übungsfall ......................................................................................... 126
6.5 Zusammenfassung............................................................................. 126
6.6 Ergänzende Literaturhinweise........................................................... 127

7 Rückgriff des Herstellers gegen den Zulieferer 129


7.1 Überblick .......................................................................................... 129
7.2 Vertragliche Rückgriffsansprüche .................................................... 130
7.3 Rückgriffsansprüche aus §§ 840 Abs. 1 BGB, 5 ProdHaftG ............ 131
7.3.1 Rückgriff bei Rechtsgutsverletzungen .............................................. 131
7.3.2 Rückgriff bei Rückrufaktionen ......................................................... 134
7.4 Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten der Lieferkette .............. 137
X Inhalt

7.5 Übungsfall ......................................................................................... 138


7.6 Zusammenfassung .............................................................................139

8 Internationale Dimension der Produkthaftung 141


8.1 Überblick ...........................................................................................141
8.2 Anwendbares Produktsicherheitsrecht ..............................................142
8.3 Anwendbares Privatrecht ..................................................................143
8.4 Wichtige Produkthaftungsrechte .......................................................146
8.4.1 Produkthaftung in Europa .................................................................146
8.4.2 Produkthaftung in den USA ..............................................................147
8.4.3 Produkthaftung in Japan ....................................................................154
8.4.4 Produkthaftung in China ...................................................................154
8.4.5 Sonstige Produkthaftungsrechte ........................................................156
8.5 Gerichtszuständigkeit und Durchsetzung von Gerichtsurteilen.........156
8.5.1 Gerichtszuständigkeit ........................................................................156
8.5.2 Durchsetzung ausländischer Gerichtsurteile .....................................160
8.6 Praktische Konsequenzen ..................................................................160
8.7 Übungsfälle .......................................................................................161
8.8 Zusammenfassung .............................................................................163
8.9 Ergänzende Literaturhinweise ...........................................................164

9 Strafrecht der Produkthaftung 165


9.1 Überblick ...........................................................................................165
9.2 Grundlagen der strafrechtlichen Verantwortlichkeit .........................166
9.2.1 Relevante Tatbestände.......................................................................166
9.2.2 Täter ..................................................................................................166
9.2.3 Strafbare Handlung ...........................................................................168
9.2.4 Kausalität im Sinne des Strafrechts ...................................................171
9.2.5 Strafhöhe ...........................................................................................172
9.3 Typische Abläufe ..............................................................................173
9.4 Übungsfälle .......................................................................................175
9.5 Zusammenfassung .............................................................................176
9.6 Ergänzende Literaturhinweise ...........................................................176

10 Produkthaftung und Arbeitsrecht 177


10.1 Überblick ...........................................................................................177
Inhalt XI

10.2 Haftung von Vorstand, Geschäftsführern, leitenden Angestellten


und sonstigen Mitarbeitern................................................................ 177
10.3 Produkthaftung und Arbeitsrecht ...................................................... 180
10.4 Übungsfall ......................................................................................... 182
10.5 Zusammenfassung............................................................................. 183
10.6 Ergänzende Literaturhinweise........................................................... 183

11 Produkthaftung und Haftpflichtversicherung 185


11.1 Versicherungsmodell ........................................................................ 185
11.2 Produkthaftpflicht-Modell ................................................................ 187
11.3 Rückrufkosten-Haftpflichtversicherung ............................................ 188
11.4 Versicherungsdeckung ...................................................................... 189
11.5 Schadensfall ...................................................................................... 190
11.6 Ergänzende Literaturhinweise........................................................... 191

12 Produkthaftung und Compliance 193


12.1 Compliance ....................................................................................... 193
12.2 Praktische Handhabung des maßgeblichen Sicherheitsstandards ..... 193
12.3 Produktsicherheitsmanagement......................................................... 194
12.3.1 Entwicklung ...................................................................................... 195
12.3.2 Zukauf ............................................................................................... 198
12.3.3 Fertigung ........................................................................................... 199
12.3.4 Vertrieb ............................................................................................. 201
12.3.5 Produktbeobachtung ......................................................................... 203
12.4 Dokumentation .................................................................................. 205
12.5 Information und Schulung der Mitarbeiter........................................ 207
12.6 Risikomanagement ............................................................................ 208
12.6.1 Fehlererkennung ............................................................................... 208
12.6.2 Fehlerbehebung ................................................................................. 209
12.6.3 Kommunikation im Krisenfall .......................................................... 211
12.7 Zusammenfassung............................................................................. 213
12.8 Ergänzende Literaturhinweise........................................................... 213

Literatur zur Produkthaftung 215

Stichwortverzeichnis 217
Abkürzungsverzeichnis
ABl. Amtsblatt
ABS Antiblockiersystem
Abs. Absatz
a.E. am Ende
a.F. alte Fassung
AEUV Vertrag über die Arbeitsweise der EU
AG Amtsgericht
AGB Allgemeine Geschäftsbedingungen
AHB Allgemeine Haftpflichtbedingungen
Alt. Alternative
Art. Artikel
Aufl. Auflage
BAG Bundesarbeitsgericht
BB Betriebsberater (Jahr, Seite)
BGB Bürgerliches Gesetzbuch
BGH Bundesgerichtshof
BGHZ Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Zivilsachen
(Band, Seite)
BMW Bayerische Motorenwerke
BP British Petrol (Company Ltd.)
bspw. beispielsweise
BT-Drs. Bundestagsdrucksache
XIV Abkürzungsverzeichnis

BV Besloten Vennootschap (Niederländische Unterneh-


mens-Rechtsform, vergleichbar der GmbH)
BVerfGE Entscheidungssammlung des Bundesverfassungsge-
richts (Band, Seite)
bzw. beziehungsweise
ca. circa
CE Communauté Européenne (Freiverkehrszeichen der
EU)
CISG United Nations Convention on Contracts for the Inter-
national Sale of Goods (Wiener UN-Übereinkommen
über Verträge über den internationalen Warenkauf)
Co. Company
DB Der Betrieb (Jahr, Seite)
d.h. das heißt
DIN Deutsches Institut für Normung
DM Deutsche Mark
EBV elektronische Blockierverhinderung
EG Europäische Gemeinschaft
EN Europäische Norm
ESP Elektronisches Stabilitätsprogramm
etc. et cetera
EU Europäische Union
EuGH Gerichtshof der Europäischen Union
EuGVVO Verordnung (EG) Nr. 44/2001 des Rates über die ge-
richtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und
Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Han-
delssachen
EuZW Europäische Zeitschrift für Wirtschaftsrecht (Jahr, Sei-
te)
EWG Europäische Wirtschaftsgemeinschaft
EWR Europäischer Wirtschaftsraum
Abkürzungsverzeichnis XV

f. folgende
ff. fortfolgende
FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung
GDV Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft
e.V.
ggf. gegebenenfalls
GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GPSG Gesetz über technische Arbeitsmittel und Verbraucher-
produkte (Geräte- und Produktsicherheitsgesetz)
GPSGV Verordnung zum GPSG
GS Großer Senat
GS geprüfte Sicherheit
GtA Gesetz über technische Arbeitsmittel
HGB Handelsgesetzbuch
Hs. Halbsatz
ICE Intercity Express
IEC International Electrotechnical Commission
Inc. Incorporated Company (Amerikanische Unternehmens-
Rechtsform, vergleichbar der AG)
insb. insbesondere
ISO International Organization for Standardization
i.V.m. in Verbindung mit
JZ Juristenzeitung (Jahr, Seite)
Kfz Kraftfahrzeug
km Kilometer
km/h Kilometer pro Stunde
KOM Kommission
l Liter
LG Landgericht
XVI Abkürzungsverzeichnis

lit. Litera, Buchstabe


Lkw Lastkraftwagen
LMRR Lebensmittelrecht Rechtsprechung
Ltd. Limited
m Meter
mm Millimeter
Mrd. Milliarden
Mio. Millionen
NJW Neue Juristische Wochenschrift (Jahr, Seite)
NJW-RR NJW Rechtsprechungs-Report Zivilrecht (Jahr, Seite)
Nr. Nummer
NStZ Neue Zeitschrift für Strafrecht (Jahr, Seite)
NV Naamloze Vennootschap (Belgische Unternehmens-
Rechtsform, vergleichbar der AG)
NZV Neue Zeitschrift für Verkehrsrecht (Jahr, Seite)
OLG Oberlandesgericht
PHi Haftpflicht international - Recht & Versicherung (Jahr,
Seite)
Pkw Personenkraftwagen
PQG Produktqualitätsgesetz der VR China
ProdHaftG Gesetz über die Haftung für fehlerhafte Produkte (Pro-
dukthaftungsgesetz)
ProdSG Gesetz über die Bereitstellung von Produkten auf dem
Markt (Produktsicherheitsgesetz)
ProdSV Verordnung zum ProdSG
QSV Qualitätssicherungsvereinbarung/en
RAPEX Rapid Exchange System der EU zum schnellen Infor-
mationsaustausch
RIW Recht der internationalen Wirtschaft (Jahr, Seite)
Rn. Randnummer
Abkürzungsverzeichnis XVII

Rom I-Verordnung Verordnung (EG) Nr. 593/2008 des Europäischen Par-


laments und des Rates vom 17. Juni 2008 über das auf
vertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht
Rom II-Verordnung Verordnung (EG) Nr. 864/2007 des Europäischen Par-
laments und des Rates vom 11. Juli 2007 über das auf
außervertragliche Schuldverhältnisse anwendbare Recht
Rs. Rechtssache
S. Satz, Seite
sog. sogenannte/er/en
StGB Strafgesetzbuch
TS Technische Spezifikation
TÜV Technischer Überwachungsverein
Tz. Textziffer
UN United Nations
US United States
USA United States of America
u.a. unter anderem
VDE Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informati-
onstechnik
VersR Versicherungsrecht (Jahr, Seite)
vgl. vergleiche
VR Volksrepublik
VW Volkswagen
v. versus, gegen
z.B. zum Beispiel
ZGS Zeitschrift für das gesamte Schuldrecht (Jahr, Seite)
ZfS Zeitschrift für Schadensrecht (Jahr, Seite)
1 Einführung
1.1 Beteiligte
An typischen Produkthaftungsfällen sind in der Regel mehrere Personen, Un- mehrere Beteiligte
ternehmen oder Institutionen beteiligt.

Wasserkocher I
Hersteller H stellt Wasserkocher her. Ein Teil, der Thermostat, stammt
von dem Zulieferer Z. H vertreibt die Wasserkocher über die Handelsket-
te V. Die Handelskette verkauft einen Wasserkocher an den Kunden K
zum Preis von 25 €. Aufgrund eines Defekts am Thermostat schaltet sich
der Wasserkocher nicht aus. Es kommt zu einem Brand, bei dem der
Wasserkocher und Teile der Küche im Wert von 5.000 € zerstört werden.
Zudem wird K verletzt und ist mehrere Tage arbeitsunfähig.

Zulieferer, Hersteller, Vertriebsunternehmen und Kunde sind offensichtlich


Beteiligte dieses Falles. Daneben kann auch ein Dritter, bspw. der Ehepartner
des Kunden, beteiligt sein, weil er durch den Brand verletzt oder sein Eigen-
tum beschädigt wurde. Weitere Beteiligte sind der Arbeitgeber des Kunden,
der einen Schaden durch den Arbeitsausfall seines Mitarbeiters sowie durch
seine Verpflichtung zur Lohnfortzahlung an den K im Krankheitsfall hat, und
der Staat mit seinen sozialen Sicherungssystemen, die Behandlungskosten und
so weiter übernehmen müssen. Private Versicherungen sind meist als Be-
triebshaftpflicht- oder Produkthaftpflichtversicherungen vom Zulieferer, Her-
steller, Vertriebspartner, oder als zusätzliche Kranken- oder Unfallversiche-
rungen vom Kunden oder sonstigen betroffenen Dritten in Produkthaftungsfäl-
le mit einbezogen. Auch der Staat kann mit seinen Aufsichtsbehörden eingrei-
fen müssen, sei es im Falle strafrechtlicher Ermittlungen, sei es weil der im
Markt befindliche Wasserkocher die öffentliche Sicherheit in Frage stellt.
Die nachfolgenden Ausführungen konzentrieren sich im Wesentlichen auf die
im Fall genannten Beteiligten, also den Zulieferer, den Hersteller, den Ver-
triebspartner und den Kunden.
2 1 Einführung

1.2 Rechtsbeziehungen
Zwischen den Beteiligten eines Produkthaftungsfalles bestehen vielfältige
Rechtsbeziehungen, die das nachfolgende Schaubild verdeutlichen soll.

Kaufvertrag § 433
Verkäufer Kunde

Kauf-
Garantie
vertrag
§ 443
§ 433

Produkt- und
Hersteller
Produzentenhaftung
§ 1 ProdHaftG,
Kauf- § 823 Abs.1
vertrag
§ 433

Zulieferer

Abb. 1-1: Beteiligte und Rechtsbeziehungen

Gewährleistung und Garantie Kaufverträge bestehen zwischen dem Zulieferer und dem Hersteller und dem
Hersteller und dem Vertriebspartner. Vertriebspartner und Kunde haben in der
Regel ebenfalls einen Kaufvertrag abgeschlossen. Eine weitere vertragliche
Beziehung entsteht häufig zwischen dem Hersteller und dem Kunden in Form
einer Herstellergarantie. Die Vertragsbeziehungen zwischen Verkäufer und
Kunde und zwischen Hersteller und Kunde decken im Rahmen der Gewähr-
leistung oder der Garantie regelmäßig Mängel an der verkauften Sache selbst
ab. Von den Sonderfällen, in denen der Verkäufer schuldhaft gehandelt hat,
abgesehen, muss der Verkäufer aber für Folgeschäden, also Schäden an Leib
oder Leben oder sonstigen Rechtsgütern des Kunden, in der Regel nicht ein-
stehen.
Produzenten- und Neben den Vertragsbeziehungen gibt es darüber hinaus noch weitere Rechts-
Produkthaftung
beziehungen: die Produzenten- und Produkthaftung. Nach ihr kann der Ge-
schädigte, ohne dass zwischen ihm und dem Hersteller oder Zulieferer eine
Vertragsbeziehung bestehen müsste, von diesen im Falle der Verletzung von
Leib oder Leben oder sonstigen Rechtsgütern Schadensersatz für Folgeschäden
1.3 Rechtsquellen der Produkthaftung 3

an diesen Rechtsgütern verlangen. Die Produzentenhaftung stützt sich dabei


auf § 823 Abs. 1 BGB, die Produkthaftung auf das ProdHaftG. Produzenten-
und Produkthaftung unterscheiden sich inhaltlich dadurch, dass die Produzen-
tenhaftung am Verschulden des Herstellers bei Herstellung und Vermarktung
des fehlerhaften Produkts anknüpft, während die Produkthaftung allein schon
das Inverkehrbringen eines fehlerhaften Produkts unabhängig von einem Ver-
schulden zur Grundlage der Haftung macht. Diese inhaltliche Unterscheidung
hat in der Praxis zwar durchaus Auswirkungen, sie ist aber in der Regel nicht
von Bedeutung. Entscheidend ist, dass die Produzentenhaftung ein relativ
erfolgreicher historischer Versuch war, die Haftung für durch fehlerhafte Pro-
dukte verursachte Folgeschäden in Deutschland in den Griff zu bekommen,
während die Produkthaftung ein modernerer europäischer Ansatz zur Lösung
des Problems ist. Noch stehen beide Lösungsmodelle nebeneinander und kön-
nen alternativ oder kumulativ zur Falllösung eingesetzt werden.
Das vorliegende Buch widmet sich ausgiebig der Darstellung der Rechtsfigu-
ren der vertraglichen Gewährleistungshaftung des Verkäufers, der Garantiehaf-
tung des Herstellers sowie der Produzenten- und Produkthaftung von Herstel-
ler und Zulieferer.

1.3 Rechtsquellen der Produkthaftung


Versteht man unter Produkthaftung nicht nur die Haftung nach dem
ProdHaftG, sondern auch die gesamte Verantwortlichkeit vor allem des Her-
stellers für Produktfehler, dann finden sich umfassende Regelungen, sog.
Rechtsquellen, an vielen Stellen in unserer Rechtsordnung.
So ist die vertragliche Gewährleistung beim Kauf in den §§ 434 ff. BGB gere- BGB und ProdHaftG
gelt, die Garantie insbesondere des Herstellers findet ihre rechtliche Grundlage
in den §§ 443, 477 BGB. Die Produzentenhaftung ergibt sich aus § 823 Abs. 1
BGB, die Produkthaftung aus dem ProdHaftG. Praktisch weniger bedeutsam
ist die Produzentenhaftung aus §§ 823 Abs. 2 oder 826 BGB. Die Haftung für
das Verschulden von Mitarbeitern aus § 831 BGB, die früher im Zusammen-
hang mit der Produzentenhaftung diskutiert wurde, spielt im Rahmen von
Produkthaftungsfällen heute keine Rolle mehr. Auf ihre Darstellung wird da-
her im Folgenden verzichtet.
Daneben gibt es spezialgesetzliche Regelungen der Produkthaftung insbeson- Arzneimittelgesetz und
andere
dere für Arzneimittel, § 84 Arzneimittelgesetz (AMG), im Bereich der Gen-
technik, §§ 32 ff. Gentechnik Gesetz (GenTG), und des Atomrechts, §§ 25 ff.
Atomgesetz (AtomG) Die Haftung nach diesen Vorschriften ist nicht Gegen-
stand dieses Buches.
4 1 Einführung

Rückgriffsansprüche Haftet der Hersteller gegenüber dem Kunden, dann muss geklärt werden, ob
und in welchem Umfang er gegenüber seinem Zulieferer Ansprüche geltend
machen kann. Neben dem Gewährleistungsrecht sind hier vertragliche Verein-
barungen wie bspw. Qualitätssicherungsvereinbarungen (QSV) und die Rege-
lungen über den Gesamtschuldnerausgleich von Bedeutung, §§ 840 BGB,
5 ProdHaftG, 421 ff. BGB.
Straf- und Arbeitsrecht Wer als Mitarbeiter in einem Unternehmen für Produktfehler verantwortlich
ist, die zu Schäden führen, kann sich strafbar machen. Damit wird das Straf-
recht für die Produkthaftung relevant. Zudem kann der Mitarbeiter in Einzel-
fällen von seinem Arbeitgeber auf Ersatz bestimmter, von ihm verursachten
Schäden in Anspruch genommen werden. Hier sind die arbeitsrechtlichen
Regelungen über den innerbetrieblichen Schadensausgleich maßgeblich.
ProdSG Schließlich spielt das Produktsicherheitsrecht, das durch eine Vielzahl von
Gesetzen und Verordnungen Sicherheitsstandards konkretisiert und Aufsichts-
behörden mit Aufgaben der Vermeidung und Reduzierung von Produktrisiken
betreut, eine in zunehmendem Maße wichtige Rolle auch im Zusammenhang
mit der Produkthaftung. Im Mittelpunkt steht hier das Produktsicherheitsgesetz
(ProdSG), das immer dann gilt, wenn Spezialregelungen fehlen.

1.4 Internationale Produkthaftung


internationale Dimension In einer zunehmend vernetzten und globalisierten Wirtschaftswelt haben Pro-
dukthaftungsfälle meist eine grenzüberschreitende und damit internationale
Dimension.
Im Wasserkocherfall könnte der Zulieferer und Hersteller in China, der Ver-
triebspartner und Kunde in Deutschland sitzen oder ein deutscher Hersteller
könnte Zulieferteile aus Ungarn verwenden und seine Wasserkocher in den
USA verkaufen.
typische Fragestellungen Hier stellen sich Fragen nach dem anwendbaren Recht, nach den für den Streit-
fall zuständigen Gerichten und nach den Möglichkeiten der Vollstreckung von
Gerichtsurteilen im Ausland. Zudem ist es für einen Hersteller, der seine Pro-
dukte global vertreibt, interessant zu wissen, mit welchen Produkthaftungsrisi-
ken er in den einzelnen Märkten, vor allem in Europa, den USA und in Asien,
konfrontiert ist. Deshalb ist ein Grobüberblick über die Produkthaftungsregime
in diesen Rechtsordnungen hilfreich. Diese Fragen werden im nachfolgenden
Kapitel 8 beantwortet.
1.5 Produkthaftungscompliance und Produkthaftpflichtversicherung 5

1.5 Produkthaftungscompliance und


Produkthaftpflichtversicherung
Die vielfältigen gesetzlichen Regelungen zur Produkthaftung wollen sicher- Organisation und Rechtstreue
stellen, dass Produkte möglichst risikoarm für ihre Käufer und unbeteiligte
Dritte in Verkehr gebracht werden. Das erreichen sie dadurch, dass sie den
Herstellern und Vertreibern umfassende Pflichten bei Herstellung und Ver-
marktung auferlegen. Nun kann die Produktverantwortlichkeit aus der Per-
spektive der möglichen Ansprüche eines geschädigten Kunden betrachtet wer-
den. Dieser typisch juristische Blickwinkel, in dessen Mittelpunkt der Scha-
densersatzprozess zwischen Kunde und Hersteller steht, soll hier nicht gewählt
werden. Hier soll die Produktverantwortung vielmehr aus der Perspektive des
Unternehmens und der Unternehmensorganisation dargestellt werden. Beant-
wortet werden soll, was Produktentwickler, Produktionsmitarbeiter, Vertriebs-
verantwortliche und sonstige Unternehmensmanager bei der Herstellung und
Vermarktung von Produkten beachten müssen, um ihre Haftungsrisiken auf ein
vertretbares Maß zu reduzieren. In diesem Buch geht es daher auch um Pro-
dukthaftungscompliance und die Versicherbarkeit von Produkthaftungsrisiken.
Die wichtigsten Aspekte der Produkthaftungscompliance und von Produkthaf-
tungsversicherungen werden in den beiden letzten Kapiteln zusammengefasst.
2 Geschichte und
Begründung der
Produkthaftung
2.1 Geschichte der Produkthaftung
Die Geschichte der modernen Produkthaftung, der Haftung des Herstellers für
Schäden aus Produktfehlern, beginnt um 1900.
In der bis dahin vor allem handwerklich strukturierten Produktwelt waren
Hersteller und Verkäufer meist ein und dieselbe Person, sodass der Käufer
durch vertragliche Gewährleistungsansprüche gegen seinen Verkäufer recht-
lich abgesichert war. Zudem bargen die damals verfügbaren industriell herge-
stellten Güter noch vergleichsweise geringe Risikopotentiale. Auch wenn mit
der nachfolgend einsetzenden Entwicklung der Ausweitung der Herstellerhaf-
tung ein neues Haftungsregime entstand, so bildet doch bis heute die in ihren
Grundprinzipien schon sehr alte vertragliche Gewährleistungshaftung des
Verkäufers eine maßgebliche Grundlage jeglicher Produktverantwortung.
Die Brunnensalz-Entscheidung des Reichsgerichts von 1915 und die
MacPherson-Entscheidung des New Yorker Berufungsgerichts von 1916 sind
die beiden ersten Marksteine der Entwicklung hin zu einer umfassenden Her-
stellerhaftung.
8 2 Geschichte und Begründung der Produkthaftung

Brunnensalz1
Die Käuferin hatte in einer Apotheke industriell hergestelltes Brunnensalz
eines Herstellers originalverpackt erworben. Nach dem Genuss des Salzes
erkrankte sie schwer, weil sich im Salz feine Glassplitter befanden, die
auf einen Herstellungsfehler zurückzuführen waren.
Das Reichsgericht stützte die Haftung ausdrücklich nicht auf irgendwel-
che vertraglichen Ansprüche, sondern nahm eine Haftung des Herstellers
nach § 823 Abs. 1 BGB an.

Noch deutlicher ist die juristische Begründung der MacPherson-Entscheidung.


MacPherson v. Buick2
Buick fertigte Automobile mit den damals üblichen Holzspeichenrädern.
Die von einem Zulieferer hergestellten Räder wurden vor dem Einbau
keiner Eingangskontrolle durch Buick unterzogen. Die Speichen eines
Rades brachen später bei der Nutzung des verkauften Produkts und ver-
letzten Herrn MacPherson.
Das Gericht entschied, dass derjenige, der ein Produkt in Verkehr bringt,
das Gefahren für Leib oder Leben herbeiführen kann, diejenigen Maß-
nahmen treffen muss, die zumutbar und erforderlich sind, um diese Ge-
fahren abzuwenden. Ist die Gefahr vorhersehbar und vermeidbar, dann
soll der Hersteller aus der Rechtsfigur der Fahrlässigkeitshaftung (Negli-
gence) in Anspruch genommen werden können.

deliktische Haftung Eine wichtige Gemeinsamkeit beider Entscheidungen ist, dass sie den Scha-
densausgleich zugunsten des Geschädigten nicht durch Ausweitung der ver-
traglichen Ansprüche gegen den Verkäufer, sondern durch eine vertragsunab-
hängige, sog. deliktische Haftung des Herstellers erreichten. Diese Haftung
bestand damit nicht nur zugunsten des geschädigten Käufers, sondern zuguns-
ten von jedermann, der von dem fehlerhaften Produkt geschädigt wurde.
Der Brunnensalz-Entscheidung des Reichsgerichts folgten zunächst wenige
Entscheidungen nach. Das lag wohl einerseits daran, dass der geschädigte
Käufer beweisen musste, dass der Hersteller einen Schaden vorhersehbar und
vermeidbar, d.h. schuldhaft, herbeigeführt hatte, und andererseits daran, dass
sich der Hersteller für seine Mitarbeiter nach § 831 BGB von der Haftung
befreien konnte. Produkthaftungsprozesse waren bei diesen Vorgaben schwer
zu gewinnen.

1
Reichsgericht, Urteil vom 25.2.1915 – VI 526/14, Reichsgericht 87, 1.
2
Court of Appeals of New York, 217 N.Y. 382 (1916).
2.1 Geschichte der Produkthaftung 9

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann vor allem in den USA und
Europa die industrielle Massenproduktion von Konsumgütern. Produktfehler
und Schadensfälle blieben nicht aus. Im Arzneimittelbereich löste der Conter-
ganfall Aktivitäten des Gesetzgebers aus.
Contergan3
In den 50er Jahren wurde das Arzneimittel Contergan als gut verträgli-
ches Schlaf- und Beruhigungsmittel in Deutschland in den Markt ge-
bracht. Wegen seiner angeblich guten Verträglichkeit wurde es insbeson-
dere auch schwangeren Frauen verschrieben. In der Folge hatte eine gro-
ße Anzahl von Neugeborenen schwere Missbildungen durch das Arznei-
mittel erlitten. Das Mittel war vor seiner Vermarktung nicht auf seine
Wirkungen auf Feten untersucht worden, weil dies damals nicht üblich
war. Unklar blieb lange Zeit, ob der Hersteller das Arzneimittel rechtzei-
tig vom Markt genommen hatte, nachdem er von den Missbildungen
Kenntnis erlangt hatte. Folge dieser Katastrophe waren die Arbeiten am
Arzneimittelgesetz, das zwischen 1961 und 1976, in einer Reihe von
Entwicklungsschritten eine weitgehende Haftung des Herstellers für Pro-
duktfehler unabhängig vom Verschulden sowie umfassende Kontroll- und
Eingriffsbefugnisse der Behörden einführte.

Juristische Fachdiskussionen über die sachgerechte Haftung des Herstellers bei Beweislastumkehr
Produktfehlern setzten ein. Im Hühnerpesturteil von 1968 nahm der Bundesge-
richtshof (BGH) die Diskussionen auf und stellte die Herstellerhaftung in
Deutschland auf eine neue, bis heute maßgebliche Grundlage.
Hühnerpest4
Ein Landwirt hatte seine Hühner gegen Hühnerpest impfen lassen. Die
Hühner verendeten einige Tage später an einer ausgebrochenen Hühner-
pest. Der eingesetzte Impfstoff war zunächst ordnungsgemäß hergestellt
worden, wurde dann aber bakteriell verunreinigt. Es konnte nicht geklärt
werden, ob die Verunreinigung des Impfstoffes beim Hersteller oder nach
Auslieferung zustande kam und wer dafür verantwortlich war.
Der BGH nahm hier eine Haftung des Herstellers des Impfstoffes an, weil
die Voraussetzungen des § 823 Abs. 1 BGB erfüllt seien. Entstehe durch
den Fehler eines Produkts einem Dritten ursächlich ein Schaden, dann
müsse der Geschädigte – entgegen den allgemeinen Regeln – nicht nach-
weisen, dass der Hersteller den Fehler schuldhaft herbeigeführt habe.
Vielmehr sei es Sache des Herstellers zu beweisen, dass ihn an dem Pro-
duktfehler kein Verschulden treffe. Der BGH begründet diese Beweis-

3
LG Aachen, Beschluss vom 18.12.1970 – 4 KMs 1/68, 15 115/67, JZ 1971, 507.
4
BGH, Urteil vom 26.11.1968 – VI ZR 212/66, BGHZ 51, 91.
10 2 Geschichte und Begründung der Produkthaftung

lastumkehr damit, dass der Geschädigte den Nachweis von im Hersteller-


bereich liegenden Umständen in der Regel nicht führen könnte.5

In den folgenden Jahrzehnten haben die Gerichte in einer Vielzahl von Ent-
scheidungen die Pflichten des Herstellers bei der Konstruktion, der Fabrikati-
on, der Instruktion und bei der weiteren Vermarktung von Produkten konkreti-
siert. Die Konkretisierungen orientierten sich dabei häufig nicht allein an juris-
tischen Begriffen und Kategorisierungen, sondern waren entscheidend auch
von technischen und organisatorischen Möglichkeiten bestimmt. Technischer
Fortschritt sowie die Möglichkeiten und Konzepte des Qualitätsmanagements
spielten bei der Bestimmung des Umfangs der Herstellerpflichten eine ent-
scheidende Rolle.
Verschuldensunabhängige Die Ausweitung der Massenproduktion, die Idee des Verbraucherschutzes und
Haftung
Besonderheiten des US-amerikanischen Rechtssystems führten dort zu einem
Boom der Entwicklung dieses Rechtsgebiets.6 Schon 1963 wurde in manchen
Bundesstaaten die verschuldensunabhängige Herstellerhaftung (strict liability
in tort) eingeführt.
Greenman v. Yuba Power Products Inc.7
Zu Weihnachten 1955 bekam Herr Greenman von seiner Ehefrau ein
elektrisches Gerät geschenkt, das als Säge, Bohrer und zum Drehen ein-
gesetzt werden konnte. 1957 kaufte er Zusatzteile und benutzte das Gerät
mehrfach zum Drehen. Eines Tages löste sich der Drehvorsatz infolge
eines Herstellungsfehlers und verletzte Herrn Greenman schwer. Er ver-
langte u.a. vom Hersteller Yuba Power Products Inc. Schadensersatz.
Das Gericht führte aus, dass der Hersteller eines fehlerhaften Produkts
zum Schadensersatz unabhängig vom Verschulden verpflichtet sei, wenn
durch den Produktfehler jemand verletzt werde. Dabei handele es sich
nicht um eine vertragliche Garantiehaftung, worauf die Gerichte in ver-
gleichbaren Fällen bisher meist die Verpflichtung zur Zahlung von Scha-
densersatz gestützt hätten, sondern um eine verschuldensunabhängige
Gefährdungshaftung (strict liability in tort).

Europäisierung Auch Europa wurde mit zeitlicher Verzögerung von der Idee des Verbraucher-
schutzes erfasst; zudem gab es einen immer weiter zusammenwachsenden
gemeinsamen Markt, der eine Harmonisierung der verschiedenen nationalen
Produkthaftungsregime, soweit es sie überhaupt gab, sinnvoll erscheinen ließ.

5
Einen anderen Ansatz wählte Frankreich. Dort wurde die Herstellerhaftung auf eine
Ausweitung der vertraglichen Haftung gestützt.
6
Siehe dazu unten Kapitel 8.4.2.
7
California Supreme Court, 59 Cal. 2d 57, 377 P 2d 8897 (1963).
2.1 Geschichte der Produkthaftung 11

Die Produkthaftungsrichtlinie von 19858 griff den zuvor in den USA entwi-
ckelten Gedanken der strict liability in tort auf und führte ihn in Europa ein.
Nunmehr sollte der Hersteller im Prinzip unabhängig von einem Verschulden
immer dann haften müssen, wenn er ein Produkt mit einem sicherheitsrelevan-
ten Fehler in den Markt gebracht hatte.
Produkthaftungsrichtlinie
„Art. 1 Der Hersteller eines Produktes haftet für den Schaden, der durch
den Fehler dieses Produkts verursacht worden ist. …
Art. 6 Ein Produkt ist fehlerhaft, wenn es nicht die Sicherheit bietet, die
man unter Berücksichtigung aller Umstände … zu erwarten berechtigt
ist.“

Der deutsche Gesetzgeber hat die Produkthaftungsrichtlinie 1989 mit dem ProdHaftG
ProdHaftG ins deutsche Recht umgesetzt, dabei aber die von der deutschen
Rechtsprechung entwickelten Grundsätze der Produzentenhaftung nicht ange-
tastet. Er hat vielmehr ausdrücklich vorgesehen, dass die Haftung aus dem
ProdHaftG, die eigentliche Produkthaftung, und die Haftung nach § 823 Abs. 1
BGB, die Produzentenhaftung, nebeneinander bestehen sollen. Der Geschädig-
te kann daher wählen, ob er seinen Anspruch auf die eine oder die andere oder
beide Rechtsgrundlagen stützen will.
Änderungen der Produkthaftungsrichtlinie 1999 und die deutsche Schuld-
rechtsmodernisierung im Jahr 2002 haben die Haftungsregime aus der Produ-
zenten- und Produkthaftung weiter aneinander angeglichen, ohne dass ein
einheitliches Produkthaftungsrecht in Deutschland geschaffen worden wäre.
Die Grundstruktur der Haftung des Herstellers für Produktfehler, die durch das Derzeitige Entwicklung
Nebeneinander von Gewährleistung, Garantie, der Haftung nach § 823 Abs. 1
BGB und Produkthaftung nach § 1 ProdHaftG gekennzeichnet ist, ist heute
geklärt. Im Mittelpunkt der derzeitigen Diskussionen stehen neben Detailfra-
gen die Angleichung des Fehlerbegriffs in § 823 Abs. 1 BGB und § 1
ProdHaftG und vor allem die Suche nach dem angemessenen Sicherheitsstan-
dard, die geprägt ist durch das technisch Machbare und das wirtschaftlich
Mögliche.
Bremssysteme
So lässt sich bspw. die Frage, mit welchem Bremssystem ein Pkw ausge-
stattet sein muss, nicht so einfach beantworten. Soll es auch für einen
preisgünstigen Kleinwagen das technisch Beste und demgemäß Teuerste
sein, das die Kosten des Pkw deutlich erhöht, oder reicht ein in der Wir-

8
Richtlinie zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten über
die Haftung für fehlerhafte Produkte (85/374/EWG), ABl.EG Nr. L 210 vom 7.8.1985, S. 29.
12 2 Geschichte und Begründung der Produkthaftung

kung nicht optimiertes Einfachbremssystem, das den Pkw aber auch zum
Halten bringt. Die Juristen stellen neben anderem auf die Sicherheit ab,
die die Allgemeinheit berechtigterweise erwarten darf, und unterneh-
men einen schwierigen Abwägungsprozess für dessen Bewältigung sie oft
technische Sachverständige benötigen.9

Trotz der heutigen umfassenden zivilrechtlichen Herstellerhaftung nimmt die


Zahl der sicherheitsrelevanten Produktfehler ständig zu.10 Das hängt zusam-
men mit der sich weiter ausweitenden Massenproduktion, der Komplexität
vieler moderner Massenprodukte, kürzeren Entwicklungszeiten, dem generel-
len Kostendruck und der Arbeitsteilung, die den Herstellungsprozess kenn-
zeichnen, sowie der Globalisierung. Das zivilrechtliche Produkthaftungsrecht
allein scheint nicht in der Lage zu sein, Produktfehler in weitem Umfang zu
vermeiden.
strafrechtliche Mit der konsequenten Anwendung von Strafrecht wird in Deutschland seit den
Produktverantwortung
80er Jahren versucht, Einzelpersonen, etwa Geschäftsführer, leitende Ange-
stellte und sonstige Mitarbeiter in Produkthaftungsfällen zur Verantwortung zu
ziehen. In spektakulären Einzelfällen wurden Freiheits- und Geldstrafen wegen
Produktfehlern ausgesprochen.11 Die Strafdrohung hält zur Einhaltung von
Verkehrssicherungspflichten bei der Produktion und Vermarktung von Produk-
ten an. Sie ist, obwohl ihr Kostendruck auf Unternehmensstrukturen relativ
gering ist, wegen ihrer individuellen Wirkung auf die Mitglieder der Ge-
schäftsleitung und die Mitarbeiter durchaus geeignet, die Zahl der Produktfeh-
ler zu senken.
Entstehen von Über zivilrechtliche Ansprüche kann nach dem Eintritt von Schadensfällen
Produktsicherheitsrecht
Ausgleich erlangt werden. Sie schaffen auch generell Anreize zur Herstellung
fehlerfreier Produkte. Präventiv kann Zivilrecht aber konkrete Schadensfälle
nicht unmittelbar vermeiden. Zur Prävention von Produktgefahren hat sich
daher ergänzend staatliches Aufsichtsrecht entwickelt. Danach können die
zuständigen Aufsichtsbehörden, wenn Produkte Gefahren für Leib oder Leben
bergen, diese über den Hersteller oder direkt gegebenenfalls im Wege des
Rückrufs oder der Rücknahme aus dem Markt nehmen und europaweit über

9
Siehe hierzu unten Kapitel 6.3.3.
10
Nach dem Jahresbericht 2012 von RAPEX nahm die Zahl der Meldungen gefährlicher
Produkte nach einem Rückgang im Vorjahr wieder deutlich auf 2278 Meldungen zu. Die
Meldungen betrafen vor allem Kleider, Textilien und Modeartikel (34 %), Spielzeug (19 %),
elektrische Geräte (11 %), Automobile (8 %), und Kosmetische Produkte (4 %) Die
Produktrisiken waren vor allem Verletzungen, chemische Risiken, Strangulierungen,
elektrische Schläge und Ersticken. Über 58 % der fehlerhaften Produkte kamen aus China,
wobei aber große Marktanteil chinesischer Verbraucherprodukte im Europäischen Markt zu
berücksichtigen ist; siehe hierzu European Commission, Keeping European Consumers Safe –
2012 Annual Report on the operation of the Rapid Alert System for non-food dangerous
products RAPEX, abrufbar unter http://ec.europa.eu/rapex.
11
Siehe unten Kapitel 9.
2.2 Begründung der Produkthaftung 13

das System zum raschen Informationsaustausch, RAPEX,12 vor Produktgefah-


ren warnen. Vor allem mit dem auf Vorläufern beruhenden, 2011 erlassenen
ProdSG wurden in Deutschland die insoweit bestehenden europäischen Vor-
gaben umgesetzt und die rechtlichen Grundlagen für vielfältige behördliche
Anforderungen an Produkte und Eingriffe in die Herstellerverantwortung ge-
schaffen.
Die blonde Plastikpuppe
Wer eine blonde Plastikpuppe, die in China mit einer Chemikalie gefer-
tigt wurde, die aus gesundheitlichen Gründen in Spielzeug nicht enthalten
sein darf, als europäischer Hersteller in Europa auf den Markt bringt,
haftet zwar gegenüber geschädigten Verbrauchern aus Produkthaftung.
Das zivilrechtliche Haftungsrisiko des Herstellers ist aber gering, weil es
praktisch wenig geschädigte Kläger geben wird, die einen Zusammen-
hang zwischen späteren Erkrankungen und der blonden Plastikpuppe
herstellen können und darauf Ansprüche stützen werden. Das zivilrechtli-
che Haftungsrisiko wird daher in Fällen wie dem Vorliegenden Hersteller
nicht immer davon abhalten, fehlerhafte Produkte zu vermarkten.
Mit dem staatlichen Aufsichtsrecht kann der Produktfehler, wenn er ent-
deckt wird, leicht nachgewiesen und der Hersteller aufgefordert werden,
das Produkt vom Markt zurückzurufen. Kommt der Hersteller der Rück-
rufaufforderung nicht nach, kann die Aufsichtsbehörde den Rückruf sogar
selbst durchführen. Dadurch werden Verbraucher effizienter geschützt.

Die sich aus dem ProdSG und daneben ggf. auch aus § 823 Abs. 1 BGB erge-
bende Pflicht zum Rückruf im Fall ernster Produktfehler verursacht für Unter-
nehmen oft hohe Kosten. Die Vorsorge vor den Kostenrisiken von Produkt-
rückrufen scheint neben der oben bereits erwähnten strafrechtlichen Drohung
und der Sorge um zukünftige Gewinne durch Imageschäden einer der wich-
tigsten Gründe zu sein, weshalb sich Unternehmen um die Herstellung sicherer
Produkte bemühen.

2.2 Begründung der Produkthaftung


Seit der Brunnensalz-Entscheidung aus dem Jahr 1915 haben Rechtsprechung Warum soll der Hersteller
haften?
und Gesetzgebung in Deutschland ein Regelungsgeflecht zur Produkthaftung
geschaffen, aus dem sich im Kern eine recht umfassende Herstellerhaftung für
Folgeschäden ergibt. Warum aber soll der Hersteller für solche Schäden haf-

12
Rapid Exchange System der EU zum schnellen Informationsaustausch, siehe hierzu unten
Kapitel 6.3.
14 2 Geschichte und Begründung der Produkthaftung

ten? Gehören die durch fehlerhafte Produkte beim Verbraucher entstehenden


Schäden nicht in dessen Risikobereich mit der Folge, dass er für diese Schäden
selbst einzustehen hat? Immerhin nimmt der Verbraucher am technischen
Fortschritt, der durch Unternehmen und Gesellschaft geschaffen wird, teil und
– so könnte argumentiert werden – er muss daher im Gegenzug die damit ein-
hergehenden Schäden durch Produktfehler sozusagen als Nebenfolge seiner
Vorteile mit tragen. Zudem könnte er diese Risiken etwa durch den Abschluss
von Versicherungen kalkulierbar managen. Diese würden angeboten werden,
wenn eine entsprechende Nachfrage gegeben wäre. Die historisch entstandene
umfassende Herstellerhaftung ist daher nicht selbstverständlich, sie bedarf
einer Begründung.
Anreiz zur Herstellung Grundlage jeder Schadensersatzhaftung ist der Gedanke, dass der verursachte
fehlerfreier Produkte Schaden ausgeglichen werden soll. Diese vorhersehbare Verantwortung des
Verursachers für den Schaden ist zugleich Anreiz für jedermann, Schäden an
Rechtsgütern Dritter zu vermeiden. Wenn nicht derjenige, der den Produktfeh-
ler verursacht, sondern der Verbraucher die Risiken des Produktfehlers tragen
müsste, dann hätte der Hersteller keinen Anreiz, Produkte ohne Produktfehler
auf den Markt zu bringen. Er würde daher auch Produkte mit Fehlern vermark-
ten. Wenn die Verbraucher die Produktmängel ohne weiteres erkennen könn-
ten, dann könnten sie auf diese Fehler durch Preisabschläge reagieren. Produk-
te mit hohen Sicherheitsrisiken würden den Herstellern keine Gewinne mehr
bringen, weil die Verbraucher deren Risiken vernünftigerweise nicht tragen
wollen und sie daher nicht kaufen. Die gefährlichen Produkte würden daher
weitgehend vom Markt verschwinden, ohne dass es irgendeiner gesetzlichen
Regelung bedürfte. Die Verbraucher können die Fehler beim Kauf komplexer
Produkte aber oft nicht entdecken und häufig die Qualität und Sicherheit kaum
beurteilen. Ihre Kaufentscheidungen werden daher vorwiegend auf der Basis
des Preises getroffen. Diejenigen Hersteller, die weniger Qualität und Sicher-
heit bieten, können ihre Produkte billiger verkaufen und werden daher mehr
Erfolg im Markt haben. Qualität und Sicherheit der Produkte sinken daher
insgesamt. Als Folge werden mehr Produktfehler zu Schäden führen. Die ge-
samtgesellschaftlichen Kosten werden steigen. Das ist nicht erwünscht. Durch
die rechtlich verankerte Haftung des Herstellers für Folgeschäden wird das
Marktversagen bei Produktfehlern ausgeglichen. Sie schafft einen Anreiz für
die Hersteller, ernste Produktfehler zu vermeiden. Dadurch sinken gesamtge-
sellschaftliche Kosten. Deshalb ist es sachgerecht, nicht dem Verbraucher die
Kosten und Risiken von Produktfehlern aufzubürden. Diese überschaubare
Argumentation begründet im Kern die Haftung desjenigen, der den Produkt-
fehler verursacht hat.
Nähe zum Fehler Ein weiterer Grund, den Hersteller für den Fehler haften zu lassen ist, dass er
ihn im Vergleich zum Käufer leichter erkennen und mit weniger Aufwand
vermeiden kann. Er kennt den Entwicklungs-, Herstellungs- und Vermark-
2.2 Begründung der Produkthaftung 15

tungsprozess des Produkts am besten und kann die dort auftretenden Risiken
am effizientesten kontrollieren.
Die Haftung des Herstellers wird schließlich auch mit einem Risikoumlagege- Risikoumlage
danken begründet. Wenn der Verbraucher die Risiken aus Produktfehlern
selbst tragen muss, dann kann dies im Einzelfall neben möglichen körperlichen
Beeinträchtigungen zu seinem wirtschaftlichen Ruin führen. Wenn dagegen
der Hersteller für Schäden aus Produktfehlern einstehen muss, dann kann er
diese Schäden oder Versicherungsbeiträge zur Abdeckung dieser Schäden als
Kosten in seine Herstellungspreise einkalkulieren und sie über die Gesamtheit
der Produktkäufer verteilen. Jeder einzelne Produktkäufer wird damit über den
Produktpreis mit den Produktrisiken nur minimal belastet. Die Produkthaftung
des Herstellers ist danach eine sachgerechte Regelung zur Bewältigung mo-
derner Produktgefahren.
Diese Grundgedanken rechtfertigen die grundsätzliche Haftung des Herstellers Bedeutung der Begründung
für Produktfehler, sind aber insgesamt zu grob formuliert, um aus ihnen Detail-
regelungen zur Produkthaftung ableiten zu können. Rechtsprechung und Ge-
setzgebung im Bereich der Produkthaftung verwenden diese Begründungen,
um rechtliche Regelungen zu rechtfertigen. Oft entstehen im politischen Pro-
zess aber auch Regelungen, die sich konsequent weder auf die eine noch die
andere Begründung stützen lassen.13 Die ökonomische Analyse des Rechts hat
sich umfassend mit der Produkthaftung beschäftigt und ökonomische Begrün-
dungen auch für Detailregelungen erarbeitet.14 So attraktiv diese Begründun-
gen teilweise sind, so sind sie doch für Nichtökonomen nur schwer nachvoll-
ziehbar und haben deshalb bisher Rechtsprechung und Gesetzgebung nur be-
grenzt beeinflussen können.
Ein Beispiel soll die grundlegenden Begründungen der Produkthaftung erläu-
tern:
Wasserkocher II
Im obigen Wasserkocherfall, bei dem der Käufer K durch einen Thermos-
tatdefekt des Wasserkochers geschädigt wird, ist der Fehler im Verant-
wortungsbereich des Zulieferers Z entstanden und konnte vom Hersteller
H nicht entdeckt werden. Zudem hatte H den Z sorgfältig ausgewählt und
ständig auf seine Zuverlässigkeit überprüft.
Hier wird K seinen Schaden nicht allein zu tragen haben, sondern sich
sowohl nach dem Gedanken des Anreizes zur Schadensvermeidung als
auch nach dem Umlagegedanken an diejenigen wenden können, die das
Produkt hergestellt haben. Hersteller und Zulieferer können den Fehler

13
Siehe etwa Staudinger/Oechsler, Einleitung zum Produkthaftungsgesetz, Rn. 5-26.
14
Schäfer/Ott, Lehrbuch der ökonomischen Analyse des Zivilrechts, 3. Aufl. 2000, 309 ff. mit
weiteren Nachweisen.
16 2 Geschichte und Begründung der Produkthaftung

auch effizienter vermeiden als der Kunde.


Der Zulieferer Z soll haften, weil seine Haftung vor allem einen Anreiz
zur Vermeidung von Produktfehlern begründen soll.
Der Hersteller hat alles richtig gemacht. Er hatte weder in seiner Produk-
tion noch bei der Auswahl und Überwachung seines Zulieferers einen
Fehler gemacht. Daher lässt sich seine Haftung mit dem Gedanken des
Anreizes zur fehlerfreien Produktherstellung allein nicht begründen. Er
haftet hier gegenüber dem Verbraucher aber aus dem Umlagegedanken.
Wenn der Hersteller den Schaden des Kunden ausgeglichen hat, wird es
sachgerecht sein, dem Hersteller Rückgriffsansprüche gegen den Zuliefe-
rer zu geben, da letzterer sonst nicht haften würde und damit Anreize zur
fehlerfreien Herstellung seiner Produkte fehlen.
Soweit Hersteller und Zulieferer Produkthaftpflichtversicherungen haben,
die den Schaden des Kunden erstatten, werden sich die Prämien und die
Selbstbehalte dieser Versicherungen daran orientieren, inwieweit Herstel-
ler und Zulieferer die Produktion fehlerfreier Produkte gewährleisten
können. Versicherer klären diese Zusammenhänge im Rahmen von Risi-
koprüfungen der Hersteller. Auch das schafft Anreize zur Herstellung
fehlerfreier Produkte.

2.3 Zusammenfassung

Die Haftung des Herstellers für fehlerhafte Produkte beruht nicht auf einem
geschlossenen systematischen Ansatz, der von einer das gesamte Rechtge-
biet tragenden Begründung ausgeht. Ihre heutigen Regelungen sind vielmehr
das Ergebnis einer schrittweisen Entwicklung dieses Rechtsgebiets.
Die zivilrechtliche Verantwortlichkeit für Produkte beruht nach der histori-
schen Entwicklung auf vier nebeneinander stehenden Säulen:
– der vertraglichen Gewährleistungshaftung des Verkäufers
– der Haftung aus einer eventuellen Herstellergarantie
– der Produzentenhaftung aus § 823 BGB und
– der eigentlichen Produkthaftung nach dem ProdHaftG.

Daneben wird die Sicherheit von Produkten vor allem auch präventiv durch
das Produktsicherheitsrecht überwacht und durch das Strafrecht unterstützt.
3 Gewährleistung
des Verkäufers
3.1 Überblick
Ist ein Produkt fehlerhaft, können dem Käufer sowohl vertragliche Gewähr- §§ 437 ff. BGB
leistungsansprüche als auch Ansprüche aus Produkthaftung zustehen. Diese
Ansprüche sind in ihren Voraussetzungen und Rechtsfolgen nicht identisch.

Gewährleistung
Verkäufer15 Kunde

Kauf-
Garantie
vertrag
§ 443
§ 433

Produkt- und
Hersteller
Produzentenhaftung
§ 1 ProdHaftG,
Kauf- § 823 Abs.1
vertrag
§ 433

Zulieferer

Abb. 3-1: Die Gewährleistung

15
Wenn der Kunde das fehlerhafte Produkt direkt beim Hersteller gekauft hat, richten sich die
Gewährleistungsansprüche gegen den Hersteller als Verkäufer.
18 3 Gewährleistung des Verkäufers

Sie können nebeneinander geltend gemacht werden. Bei der Prüfung, welche
Ansprüche dem Käufer tatsächlich zustehen, wird üblicherweise mit den ver-
traglichen Gewährleistungsansprüchen gegen den Verkäufer nach §§ 437 ff.
BGB begonnen. Nach diesen kann der Käufer vom Verkäufer Nacherfüllung,
Rücktritt oder Minderung sowie Schadensersatz oder Aufwendungsersatz
verlangen.16 Der Anspruch auf Schadensersatz setzt regelmäßig ein Verschul-
den des Verkäufers voraus. Die Gewährleistungsansprüche stehen dem Käufer
sowohl beim Kauf neuer als auch gebrauchter Sachen zu.

3.2 Sachmangel
Die vertraglichen Gewährleistungsansprüche können nur geltend gemacht
werden, wenn ein Sachmangel vorhanden ist.17 Wann ein Sachmangel vorliegt,
bestimmt sich nach § 434 BGB.
vereinbarte Beschaffenheit Nach § 434 Abs. 1 S. 1 BGB liegt ein Sachmangel vor, wenn die Sache nicht
die vereinbarte Beschaffenheit hat. Beschaffenheitsvereinbarungen, oft als
Leistungsbeschreibungen oder Spezifikationen bezeichnet, spielen vor allem
im Maschinenbau, in der Zulieferindustrie und dort eine große Rolle, wo es
nicht um standardisierte Massengüter geht.
Abfüllanlage I
Mineralwasserbrunnen K kauft bei V eine neue Abfüllanlage mit einer
Kapazität von 15.000 Flaschen pro Stunde. Nach Inbetriebnahme stellt
sich heraus, dass die Anlage nur 12.000 Flaschen pro Stunde schafft.
Folglich weist die Anlage nicht die vereinbarte Beschaffenheit auf. Ein
Sachmangel liegt vor.

vorausgesetzte Verwendung Haben die Vertragsparteien keine Beschaffenheit vereinbart, liegt nach § 434
Abs. 1 S. 2 Nr. 1 BGB ein Sachmangel vor, wenn sich die Sache nicht für die
nach dem Vertrag vorausgesetzte Verwendung eignet.

16
Auf den Anspruch auf Aufwendungsersatz wird nachfolgend nicht eingegangen, weil er in
Produkthaftungsfällen praktisch nicht von Bedeutung ist.
17
Rechtsmängel einer Sache geben dem Käufer ebenfalls Gewährleistungsansprüche. Ein
Rechtsmangel stellt z.B. die Verletzung von Urheberrechten dar, etwa beim Verkauf von
Software-Raubkopien. In Produkthaftungsfällen spielen Rechtsmängel praktisch jedoch keine
Rolle und werden daher nicht weiter behandelt.
3.2 Sachmangel 19

Keine Zulassung18
Student S erwirbt einen Gebrauchtwagen für 1.500 €. Als er den Wagen
zulassen will, wird ihm die Zulassung verweigert, da die Fahrzeugidenti-
tätsnummer nicht mit der Eintragung im Kfz-Brief übereinstimmt. Dass
ein Pkw zum Straßenverkehr zugelassen werden kann, gehört zu der nach
dem Vertrag vorausgesetzten Verwendung. Folglich liegt ein Sachmangel
vor. Etwas anderes würde gelten, wenn die Parteien Abweichendes ver-
einbart hätten, z.B. beim Kauf eines Autos zum „Ausschlachten“.

Wenn die Beschaffenheit der Sache nicht vereinbart und nach dem Vertrag gewöhnliche Ver-
keine bestimmte Verwendung vorausgesetzt wurde, liegt gemäß § 434 Abs. 1 wendung/übliche
Beschaffenheit
S. 2 Nr. 2 BGB ein Sachmangel vor, wenn sich die Sache nicht für die ge-
wöhnliche Verwendung eignet oder/und eine Beschaffenheit nicht aufweist,
die bei Sachen der gleichen Art üblich ist und die der Käufer nach der Art der
Sache erwarten kann.
Waschmaschine
K kauft beim Fachhändler F eine neue Waschmaschine. Nachdem die
Waschmaschine in Betrieb genommen wird stellt sich heraus, dass diese
nicht über ein Kochwaschprogramm verfügt. K und F haben beim Ver-
tragsschluss nicht über die Waschprogramme geredet. Üblicherweise
verfügen Waschmaschinen über ein Kochwaschprogramm. Die Wasch-
maschine weist somit nicht die Beschaffenheit auf, die bei Sachen der
gleichen Art üblich ist und die der Käufer erwarten kann. Ein Sachmangel
liegt vor.

Zu der Beschaffenheit nach § 434 Abs. 1 S. 2 Nr. 2 BGB gehören auch Eigen- öffentliche
schaften, die der Käufer nach den öffentlichen Äußerungen des Verkäufers, Äußerungen/Werbung
des Herstellers, § 4 Abs. 1 und 2 ProdHaftG, oder seines Gehilfen insbesonde-
re in der Werbung oder bei der Kennzeichnung über bestimmte Eigenschaften
der Sache erwarten kann, § 434 Abs. 1 S. 3 BGB.19

18
Frei nach BGH, Urteil vom 10.7.1953 – I ZR 162/52, BGHZ 10, 242.
19
Dies gilt nach § 434 Abs. 1 S. 3 a.E. BGB dann nicht, wenn der Verkäufer die Äußerung nicht
kannte und nicht kennen musste, wenn die Äußerung im Zeitpunkt des Vertragsschlusses in
gleichwertiger Weise berichtigt war oder wenn die Äußerung die Kaufentscheidung nicht
beeinflussen konnte. Beispiel: Ein PKW-Hersteller bewirbt ein neues Modell mit der Angabe
„Nur 6 l auf 100 km.“ Einen Monat nach dieser Werbekampagne bewirbt er dasselbe Modell
in denselben Medien mit dem Hinweis: „Günstige 8 l auf 100 km.“ Im Anschluss daran kauft
sich K einen solchen Wagen. K kennt zwar die ursprüngliche Werbung mit den 6 l, nicht aber
die neue mit den 8 l. Hier liegt kein Sachmangel nach § 434 Abs. 1 S. 3 BGB vor, da die
Werbung im Zeitpunkt des Vertragsschlusses in gleicher Weise berichtigt war.
20 3 Gewährleistung des Verkäufers

Kühlschrank
Hersteller H bewirbt einen neuen Kühlschrank mit dem Hinweis, dass
dieser in die Energie-Effizienzklasse A fällt. K sieht diese Werbung in
einer Zeitung. Daraufhin kauft er beim Fachhändler F dieses Modell; über
den Verbrauch haben K und F nicht gesprochen. Einige Zeit nach dem
Kauf liest K in einem Vergleichstest, dass der von ihm gekaufte Kühl-
schrank zur Verbrauchskategorie B gehört. Hier liegt ein Sachmangel vor,
da K die Eigenschaft Energie-Effizienzklasse A erwarten konnte. F kann
sich als Verkäufer nicht darauf berufen, dass er von der Werbung eventu-
ell keine Kenntnis gehabt hat, denn als Fachhändler wird von ihm erwar-
tet, dass er die Werbeaussagen der Hersteller der von ihm verkauften
Produkte kennt und ggf. vor dem Verkauf korrigiert.

Montagefehler Nach § 434 Abs. 2 S. 1 BGB ist ein Sachmangel auch dann gegeben, wenn die
vereinbarte Montage durch den Verkäufer oder dessen Erfüllungsgehilfen
unsachgemäß durchgeführt worden ist.
Küche I
K kauft sich eine neue Küche. Mit dem Verkäufer wird vereinbart, dass
die Küche geliefert und montiert wird. Nach der Aufstellung der Küche
durch Mitarbeiter des K stellt sich heraus, dass sich die Besteckschubla-
den nicht herausziehen lassen. Offensichtlich wurden diese nicht richtig
montiert. Dies stellt einen Sachmangel dar.

mangelhafte Eine mangelhafte Montageanleitung führt bei einer zur Montage bestimmten
Montageanleitung Sache ebenfalls zu einem Sachmangel. Dies gilt nicht, wenn die Sache trotz
der fehlerhaften Montageanleitung fehlerfrei montiert worden ist, § 434 Abs. 2
S. 2 BGB.
Küche II
K kauft sich im Selbstbedienungsmöbelmarkt eine neue Küche. Transport
und Montage übernimmt er selbst. Zu Hause angekommen, macht er sich
an die Aufstellung der Küche. Dies will nicht gelingen, da die Monta-
geanleitung untauglich ist. Somit liegt ein Sachmangel vor.
Gelänge es K aufgrund handwerklicher Begabung, die Küche trotz un-
tauglicher Montageanleitung fehlerfrei aufzubauen, läge kein Sachmangel
vor.

Falsch-/Zuweniglieferung Wenn der Verkäufer eine andere Sache oder eine zu geringe Menge liefert,
steht dies nach § 434 Abs. 3 BGB einem Sachmangel gleich.
3.2 Sachmangel 21

Schrauben
Automobilzulieferer A bestellt beim Hersteller H 1 Mio. Schrauben mit
dem Maßen 4 x 2 mm. Geliefert werden Dübel mit den Maßen 4 x 2 mm.
Dies stellt einen Sachmangel dar, da eine andere Sache geliefert wird.
Werden zwar Schrauben in den Maßen 4 x 2 mm geliefert, jedoch nur
0,9 Mio., stellt diese Minderlieferung ebenfalls einen Sachmangel dar.

Der Verkäufer haftet für einen Sachmangel, wenn dieser bei Gefahrübergang Gefahrübergang: Übergabe
vorhanden oder zumindest angelegt war, § 434 Abs. 1 S. 1 BGB. Der Gefahr- Beweislast: Käufer
übergang erfolgt in der Regel mit der Übergabe der verkauften Sache an den
Käufer.20 Den Beweis, dass die Sache bei Gefahrübergang bereits mangelhaft
war, muss der Käufer erbringen.
Maschinenstillstand
Unternehmer U kauft vom Hersteller H eine Maschine. Nach drei Mona-
ten bleibt die Maschine plötzlich stehen, weil der Motor ausfällt. Wer
muss beweisen, dass ein Sachmangel bei Gefahrübergang vorliegt?
U muss als Käufer beweisen, dass die Ursache, die zum Motorausfall
führte, bereits bei der Übergabe der Maschine an ihn vorhanden war.
Gelingt ihm dieser Beweis nicht, stehen ihm keine Gewährleistungsan-
sprüche zu. Ob die Ursache, die zum Motorausfall führte, bereits bei der
Übergabe vorhanden war, wird sich im Normalfall nur durch Einschal-
tung eines Sachverständigen klären lassen können. Die Kosten für das
Sachverständigengutachten muss zunächst U tragen.

Bei einem Verbrauchsgüterkauf21 wird allerdings nach § 476 BGB vermutet, Beweislastumkehr
dass die Sache bereits bei Gefahrübergang mangelhaft war, wenn sich inner-
halb von sechs Monaten seit Gefahrübergang ein Sachmangel zeigt. Diese
Vermutung wirkt jedoch nur in zeitlicher Hinsicht; dass tatsächlich ein Sach-
mangel vorliegt, muss der Käufer beweisen.
Zylinderkopfdichtung22
Verbraucher K erwarb vom Fahrzeughändler F einen Gebrauchtwagen mit
einem Kilometerstand von 159.100 km. Vier Wochen nach der Übergabe
des Fahrzeugs, K hatte inzwischen 2.000 km mit dem Fahrzeug zurückge-
legt, brachte er es zur Begutachtung in eine Werkstatt. Dort wurde festge-

20
§ 446 S. 1 BGB. Die Regelungen des Gefahrübergangs beim Annahmeverzug, § 446 S. 3
BGB oder beim Versendungskauf, § 447 BGB spielen in Produkthaftungsfällen praktisch
keine Rolle.
21
Ein Verbrauchsgüterkauf liegt gemäß § 474 Abs. 1 S. 1 BGB vor, wenn ein Verbraucher (§ 13
BGB) von einem Unternehmer (§ 14 BGB) eine bewegliche Sache kauft.
22
BGH, Urteil vom 18.07.2007 – VIII ZR 259/06, NJW 2007, 2621.
22 3 Gewährleistung des Verkäufers

stellt, dass u.a. die Zylinderkopfdichtung defekt war. Der daraufhin beauf-
tragte Sachverständige stellte drei mögliche Schadensverläufe fest, u.a.
habe die Zylinderkopfdichtung bereits bei Übergabe vorgeschädigt sein
können, es könne aber auch ein Fahr- oder Bedienfehler des K vorliegen.
Da es sich um einen Verbrauchsgüterkauf handelt, muss K nur beweisen,
dass ein Sachmangel vorliegt. Dieser Beweis ist mit der defekten Zylin-
derkopfdichtung erbracht. Nach § 476 BGB wird sodann vermutet, dass
dieser Sachmangel, bzw. die Ursache, die zu diesem Sachmangel führte,
bereits bei Übergabe des Pkw an K vorhanden war. Damit stehen K gegen
F Gewährleistungsansprüche zu.

Beim Versendungskauf nach § 447 Abs. 1 BGB gilt hinsichtlich des Gefahr-
übergangs eine Spezialregelung. Danach geht die Gefahr auf den Käufer über,
sobald die Sache dem Beförderer ausgeliefert wurde. Diese Regelung gilt bei
einem Verbrauchsgüterkauf nur dann, wenn der Verbraucher den Beförderer
ohne Mitwirkung des Unternehmers auswählt, § 474 Abs. 4 BGB. Ansonsten
geht bei einem Verbrauchsgüterkauf die Gefahr erst mit der Übergabe an den
Verbraucher über.
Bilderrahmen
Die Werbeagentur W bestellt beim Internethändler I Bilderrahmen für
500 €. I soll die Rahmen an W versenden. Die ordnungsgemäß verpack-
ten Bilderrahmen werden während des Transports beschädigt.
Hier geht die Gefahr mit der Auslieferung an den Paketdienst auf W über.
Im Zeitpunkt des Gefahrübergangs waren die Bilderrahmen daher fehler-
frei. Wenn ein Studierender Käufer wäre, läge ein Verbrauchsgüterkauf
vor, sodass differenziert werden müsste: Hätte der Studierende den Be-
förderer ohne Mitwirkung des Internethändlers ausgesucht, wären die
Bilderrahmen bei Gefahrübergang fehlerfrei, § 474 Abs. 4 i.V.m. § 447
Abs. 1 BGB. Wirkte dagegen I bei der Auswahl des Beförderers mit,
käme § 446 S. 1 BGB zur Anwendung. Bei der Übergabe am Wohnsitz
des Studierenden wären die Bilderrahmen mangelhaft.

3.3 Rechte des Käufers bei Mängeln


3.3.1 Nacherfüllung
Vorrang der Nacherfüllung Bei Lieferung einer mangelhaften Sache kann der Käufer vom Verkäufer ge-
mäß §§ 437 Nr. 1, 439 BGB Nacherfüllung verlangen. Dieser Rechtsbehelf
geht den anderen Rechtsbehelfen grundsätzlich vor, d.h. der Käufer kann erst
dann vom Vertrag zurücktreten oder den Kaufpreis mindern sowie Schadens-
ersatz statt der Leistung verlangen, wenn er dem Verkäufer eine Frist zur
3.3 Rechte des Käufers bei Mängeln 23

Nacherfüllung gesetzt hat und diese Frist fruchtlos abgelaufen ist. Man spricht
insoweit auch vom Recht des Verkäufers zur zweiten Andienung.
Mehrverbrauch
K kauft bei V einen Neuwagen. Drei Monate nach der Übergabe, K ist
inzwischen 4.000 km mit dem Wagen gefahren, stellt sich heraus, dass
der Wagen nicht wie im Verkaufsprospekt angegeben 5 l auf 100 km,
sondern 6 l auf 100 km verbraucht. Der Mehrverbrauch lässt sich tech-
nisch problemlos auf die angegebenen 5 l je 100 km reduzieren. Kann K
sofort vom Kaufvertrag zurücktreten?
Es liegt ein Sachmangel nach § 434 Abs. 1 S. 3 BGB vor. K muss V zu-
nächst eine Frist zur Mängelbeseitigung setzen. Erst wenn diese Frist
fruchtlos abgelaufen, kann er vom Vertrag zurücktreten.

Das Gesetz gibt in § 439 Abs. 1 BGB dem Käufer das Wahlrecht, ob er vom Wahlrecht des Käufers
Verkäufer zum Zwecke der Nacherfüllung die Beseitigung des Mangels
(Nachbesserung) oder Lieferung einer mangelfreien Sache (Nachlieferung)
verlangt.23
Fehlerhafte Küchenmaschine I
V verkauft an K eine Küchenmaschine des Herstellers H. Aufgrund eines
Herstellungsfehlers funktioniert das Rührwerk der Küchenmaschine nicht
ordentlich. Nach 14tägiger Benutzung funktioniert das Rührwerk gar
nicht mehr.
Welche Rechte hat K gegen V? K hat gemäß § 439 Abs. 1 BGB nach
seiner Wahl gegen V einen Anspruch auf Reparatur seiner Küchenma-
schine oder Lieferung einer neuen Küchenmaschine.

Der Ort der Nacherfüllung bestimmt sich nach § 269 Abs. 1 und 2 BGB. Wenn Ort der Nacherfüllung
von den Parteien nichts anderes vereinbart wurde, ist auf die jeweiligen Um-
stände, insbesondere die Natur des Schuldverhältnisses, abzustellen. Lässt sich
daraus kein Ort der Nacherfüllung ableiten, ist der Wohn- bzw. Unterneh-
menssitz des Verkäufers maßgebend.24

23
Liefert der Verkäufer dem Käufer eine mangelfreie Sache, kann er gemäß § 439 Abs. 4 BGB
vom Käufer Rückgewähr der mangelhaften Sache nach §§ 346 bis 348 BGB verlangen.
24
BGH, Urteil vom 13. April 2011 – VIII ZR 220/10, NJW 2011, 2278. Eine Vereinbarung liegt
z.B. vor, wenn die Parteien die Lieferung zum Käufer vereinbart haben. Haben die Parteien
keine Vereinbarung getroffen, der Käufer die Sache aber bestimmungsgemäß auf- bzw.
eingebaut, ist Ort der Nacherfüllung regelmäßig der Belegenheitsort der Sache. Beispiel: Der
Käufer erwirbt eine Küche, transportiert diese selbst nach Hause und montiert diese auch
selber. Hier ergibt sich aus den Umständen, dass bei einem Mangel Ort der Nacherfüllung der
Wohnort des Käufers ist.
24 3 Gewährleistung des Verkäufers

iPad I
Student K kauft im örtlichen Elektronikfachmarkt ein iPad. Sieben Wo-
chen später funktioniert das Gerät nicht mehr. Wo findet die Nacherfül-
lung statt? Da die Parteien nichts anderes vereinbart haben und sich aus
den Umständen des Falles nichts Besonderes ergibt, ist Ort der Nacherfül-
lung der Elektronikfachmarkt. Bei Geschäften des täglichen Lebens ist
Ort der Nacherfüllung somit regelmäßig der Sitz des Verkäufers.

Kosten der Nacherfüllung Die für die Nacherfüllung erforderlichen Aufwendungen hat nach § 439 Abs. 2
BGB der Verkäufer zu tragen. Das Gesetz zählt beispielhaft Transport-,
Wege-, Arbeits- und Materialkosten auf.
iPad II
Entstehen K im obigen Fall iPad I Fahrtkosten, wenn er das kaputte iPad
zum Elektronikfachmarkt bringt, muss der Elektronikfachmarkt die
Fahrtkosten erstatten. Dies gilt auch bei einem Kauf durch einen Unter-
nehmer.25

Keine Kosten für den Aus- Hat der Käufer die mangelhafte Sache ihrem Verwendungszweck gemäß ein-
und Einbau beim
gebaut, muss der Verkäufer nur eine mangelfreie Sache liefern. Zum Ausbau
Unternehmerkauf
der mangelhaften Sache und zum Einbau der mangelfreien Sache oder zum
Kostenersatz für den Aus- und Einbau ist er nicht verpflichtet. Dies gilt bei
Verkäufen zwischen Unternehmen sowie Verkäufen zwischen Verbrauchern.
Granulat26
K kauft bei V Granulat des Herstellers H für die Herstellung von Sport-
plätzen. Nach dem Einbau durch K stellt sich heraus, dass das Granulat
mangelhaft war. K verlangt von V Lieferung von Ersatzgranulat. Nach-
dem V den Ausbau des mangelhaften Materials und den Einbau des Er-
satzgranulats verweigerte, forderte K Kostenersatz für den Aus- und Ein-
bau.
K kann nur die Lieferung von Ersatzgranulat verlangen. Der Ausbau des
mangelhaften Materials und der Einbau des Ersatzgranulats gehört nach
nationalem deutschem Recht nicht zum Anspruch auf Nacherfüllung. Ein
Ersatz dieser Kosten kann nicht gemäß § 439 Abs. 2 BGB, sondern nur
nach allgemeinem Schadensersatzrecht geltend gemacht werden. Der
Schadensersatzanspruch nach §§ 437 Nr. 3, 280 Abs. 1 BGB setzt jedoch
ein Verschulden des V voraus, was in diesem Fall nicht gegeben ist.27

25
BGH, Urteil vom 13.4.2011 – VIII ZR 220/10, NJW 2011, 2278, Tz. 37.
26
BGH, Urteil vom 17.10.2012 – VIII ZR 226/11, NJW 2013, 220.
27
Zur Problematik des Verschuldens bei der Haftung auf Schadensersatz siehe Kapitel 3.3.4.
3.3 Rechte des Käufers bei Mängeln 25

Anders stellt sich die Rechtslage beim Verbrauchsgüterkauf dar. Dieser ist Aus- und Einbaukosten beim
durch die Verbrauchsgüterkaufrichtlinie geregelt, die insoweit auch das deut- Verbrauchsgüterkauf
sche Recht maßgeblich prägt.28 Hat danach der Verbraucher die Sache ihrem
Verwendungszweck gemäß eingebaut, muss der Unternehmer – zusätzlich zur
Lieferung einer mangelfreien Sache – die mangelhafte Sache aus- und die
mangelfreie Sache einbauen oder Kostenersatz für den Aus- und Einbau leis-
ten. Allerdings können die dadurch entstehenden Kosten den Wert der Sache
weit übersteigen. In solchen Fällen erlaubt der EuGH, dass der Erstattungsan-
spruch des Käufers auf einen angemessenen Betrag beschränkt wird.
Bodenfliesen
K kaufte beim Baustoffhändler V für 1.382,77 € brutto Bodenfliesen des
Herstellers H. Nach der Verlegung der Bodenfliesen zeigten sich auf der
Oberfläche Schattierungen. Diese beruhten auf Schleifspuren, die nicht
beseitigt werden können, so dass Abhilfe nur durch den Austausch der
Fliesen möglich ist.
Der EuGH29 hat entschieden, dass K von V die Lieferung neuer Fliesen
sowie den Ausbau der vertragswidrigen und den Einbau der neuen Fliesen
oder Kostenersatz für den Aus- und Einbau verlangen kann. Allerdings
würde der Ausbau rund 1.200 € und der Einbau rund 2.100 € kosten, was
den ursprünglichen Kaufpreis in Höhe von 1.382,77 € weit übersteigt. Da
es sich um einen Verbrauchsgüterkauf handelt, ist eine Herabsetzung des
Erstattungsanspruchs auf einen angemessenen Betrag möglich. Der
BGH30 hat in diesem Fall eine Erstattung in Höhe von 600 € für angemes-
sen erachtet, was ca. 50 % des ursprünglichen Kaufpreises entspricht.
Obwohl der BGH einen bestimmten Grenzwert dafür, was als angemes-
sen gilt, nicht vorgibt, wird man in vielen Fällen eine Begrenzung der
Nacherfüllungskosten auf 150 % des Werts der Sache in mangelfreiem
Zustand annehmen können.

Gegenüber Verbrauchern sind vertragliche Abweichungen von dieser Rege- Praxishinweis zu den Kosten
lung nicht zulässig, § 475 BGB. der Nacherfüllung

Gegenüber Unternehmern geht der Anspruch auf die Kostenerstattung nicht so


weit. Will der Käufer in diesen Fällen auch einen Anspruch auf den Ersatz der
Aus- und Einbaukosten, muss er dies individualvertraglich vereinbaren. Ob
eine solche Regelung auch in Allgemeinen Geschäftsbedingungen möglich

28
Richtlinie 1999/44/EG über bestimmte Aspekte des Verbrauchsgüterkaufs und der Garantien
für Verbrauchsgüter, ABl.EG Nr. L 171 vom 7.7.1999, S. 12. Für die Auslegung deutschen
Rechts, mit dem die Verbrauchsgüterkaufrichtlinie umgesetzt wurde, ist der EuGH zuständig.
29
EuGH, Urteil vom 16.06.2011 – Rs. C-65/09 (Weber) und C-87/09 (Putz), NJW 2011, 2269.
30
BGH, Urteil vom 21.12.2011 – VIII ZR 70/08, NJW 2012, 1073. Das Urteil betrifft die vom
EuGH entschiedene in der vorgenannten Fußnote erwähnte Rechtssache Weber.
26 3 Gewährleistung des Verkäufers

wäre, ist zweifelhaft, denn die Differenzierung bei den Aus- und Einbaukosten
ist vom Gesetzgeber (noch?) so gewollt. Somit könnte ein Verstoß gegen § 307
Abs. 2 Nr. 1 BGB naheliegen. Der umgekehrte Fall – der Verkäufer will eine
Haftung für die Aus- und Einbaukosten in AGB ausschließen – ist als Wider-
gabe der gesetzlichen Regelung zulässig, § 307 Abs. 3 BGB. Ein ganz oder
teilweiser Ausschluss der Kosten der Nacherfüllung ist in AGB grundsätzlich
nicht zulässig, §§ 307 Abs. 2 Nr. 1, 309 Nr. 8 b) cc), 310 Abs. 1 S. 2 BGB, es
sein denn, der Käufer bekommt eine angemessene pauschale Kompensation.
Nacherfüllung bei Sind beide Arten der Nacherfüllung möglich und ist die vom Käufer gewählte
unverhältnismäßigen Kosten Art der Nacherfüllung für den Verkäufer nur mit unverhältnismäßigen Kosten
möglich, kann er nach § 439 Abs. 3 S. 1 BGB diese Art der Nacherfüllung
verweigern. Zu berücksichtigen sind dabei insbesondere der Wert der Sache in
mangelfreiem Zustand, die Bedeutung des Mangels und die Frage, ob auf die
andere Art der Nacherfüllung ohne erhebliche Nachteile für den Käufer zu-
rückgegriffen werden könnte, § 439 Abs. 3 S. 2 BGB. Kann der Verkäufer die
vom Käufer gewählte Art der Nacherfüllung danach verweigern, beschränkt
sich der Nacherfüllungsanspruch des Käufers nach § 439 Abs. 3 S. 3 Hs. 1
BGB auf die andere Art der Nacherfüllung.31
Kaputte Glühbirne
Als K seinen neuen Kleinwagen, Kaufpreis 15.000 €, beim Verkäufer
abholt, stellt er fest, dass die rechte Abblendbirne, Preis 10 €, defekt ist.
Könnte K von V unter Berufung auf sein Wahlrecht nach § 439 Abs. 1
BGB erfolgreich die Lieferung eines neuen Pkw verlangen? Nein, denn V
kann die Nachlieferung nach § 439 Abs. 3 S. 1 und 2 BGB verweigern
und stattdessen durch Austausch der Glühbirne den Mangel beheben

Unmöglichkeit der Der Verkäufer kann die Nachbesserung bzw. Nachlieferung verweigern, wenn
Nacherfüllung diese nach § 275 Abs. 1 BGB unmöglich sind. Ist nur eine der beiden Formen
der Nacherfüllung unmöglich, bleibt er zur anderen Form der Nacherfüllung
verpflichtet.
Stückzahl
K kauft von V eine Sondermaschine. Es ist vereinbart, dass die Maschine
eine Stückzahl von 10.000 Einheiten pro Minute erreicht. Nachdem die
Maschine geliefert und installiert wurde, stellt sich heraus, dass sie nur
eine Stückzahl von 8.500 erreicht. Eine höhere Stückzahl ist technisch
nicht zu erzielen.

31
Nach § 439 Abs. 3 S. 3 Hs. 2 BGB kann der Verkäufer auch die andere Art der Nacherfüllung
wegen der Unverhältnismäßigkeit der Kosten verweigern. Diese Regelung ist bei einem
Verbrauchsgüterkauf jedoch nicht anwendbar, vgl. EuGH, Urteil vom 16.06.2011 – Rs. C-
65/09 (Weber) und C-87/09 (Putz), NJW 20111, 2269 sowie den oben genannten Fall
Bodenfliesen.
3.3 Rechte des Käufers bei Mängeln 27

In diesem Fall ist weder eine Nachlieferung noch eine Nachbesserung


nach § 275 Abs. 1 BGB möglich. K bleiben daher nur die anderen
Rechtsbehelfe.

Liefert der Verkäufer dem Käufer eine mangelfreie Sache, muss der Käufer die Pflichten des Käufers bei
mangelhafte Sache zurückgeben und Wertersatz für die Nutzung der mangel- Ersatzlieferung
freien Sache leisten, § 439 Abs. 4 i.V.m. § 346 Abs. 1 und 2 Nr. 1 BGB. Liegt
ein Verbrauchsgüterkauf vor, muss der Käufer keinen Wertersatz für die Nut-
zung leisten, § 474 Abs. 5 S. 1 BGB.

Herd-Set32
Eine Verbraucherin kaufte ein Herd-Set. Nach ca. 18 Monaten stellte sie
fest, dass das Gerät einen Sachmangel aufwies. Da eine Reparatur nicht
möglich war, gab sie das Gerät zurück und bekam ein neues. Für die
Nutzung des ursprünglichen Geräts verlangte die Verkäuferin 69,97 €
Wertersatz. Der EuGH lehnte dies ab, denn die Nacherfüllung muss für
den Verbraucher unentgeltlich sein. Würde hier kein Verbrauchsgüterkauf
vorliegen, könnte die Verkäuferin den genannten Betrag als Wertersatz
verlangen.

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass der Käufer nicht verpflichtet ist, Fehlschlagen der
dem Verkäufer unendlich viele Nacherfüllungsversuche zu gewähren. Nach Nacherfüllung
§ 440 S. 2 BGB gilt eine Nachbesserung nach dem erfolglosen zweiten Ver-
such als fehlgeschlagen, wenn sich nicht insbesondere aus der Art der Sache
oder des Mangels oder den sonstigen Umständen etwas anderes ergibt.
Undichtes Schiebedach
K kauft sich beim Kfz-Händler V ein neues Auto mit Schiebedach. Nach
dem ersten Regen dringt massiv Wasser durch das Schiebedach ins Innere
des Wagens. K bringt das Auto zu V zur Reparatur. Nach dem zweiten
Regen bringt K das Auto erneut zu V, weil das Schiebedach immer noch
oder wieder undicht ist. V repariert ein zweites Mal. Als beim dritten
Regen wieder Wasser durch das Schiebedach ins Innere dringt, fragt K,
ob er V noch einmal eine Gelegenheit zur Nacherfüllung geben muss.
Nein, denn K kann nach dem zweiten erfolglosen Nachbesserungsversuch
gemäß §§ 437 Nr. 2 Alt. 1, 323 Abs. 1, 440 BGB ohne weitere Fristset-
zung vom Vertrag zurücktreten.

32
EuGH, Urteil vom 17.4.2009 – Rs. C-404/06 (Quelle AG), NJW 2008, 1433.
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thinner than when I last saw you; and, it may be, less the heroine,
since there has been less to oppose me. But I hate sea voyages!
Oh sweet Valentine! hasten to us! hasten and bring to me my Lucy!
thou shalt then be crowned as the harbinger of spring and Horace.
Tell my “lily,” that we expect no tears nor sighs. She is desired to
wear the same face she did with her lilac ribbands. We are all
learning to be philosophers, except Malcolm, who is daily in danger
of losing his good humour; and rates the work people for not being at
Wenland, at the same time that they are here. I believe in my
conscience that Miss Hardcastle and Miss Howard might sleep in the
stable for him. But we do not mind his pouting; and your apartment,
which was Miss Flint’s, is to be made worthy of the captain’s guests.
Adieu, my dear girl; the good people here send their blessings with

Rachel Cowley’s.
CHAP. XIII.

LETTER LXXVI.
From Miss Cowley to Miss Hardcastle.
January 24.

My dear Lucy will not expect to find me in the broad road of folly and
laughter, with so many admonitions of wisdom as I have of late been
favoured with; I repeat the word favoured; for poor and weak must
be the mind which does not profit from such lessons as I have had to
study! Do not, however, take the alarm; I hope, I shall escape
dullness, although I am become somewhat graver than in the days of
my flippancy, and rude health. My poor Horace! But I dare not trust
myself with the subject! But is it not wonderful that no one can be
found to comfort the Earl of S——, but his son’s friend, whose heart
is pierced with an anguish as bitter and acute as his own! I am
selfish, I am ashamed to tell you that I am become fretful and
nervous. You must come, my Lucy; I want you to sustain and to chide
me. My spirits are weakened, and my mind is assailed by
apprehensions which I dare not give to you. This news from Lisbon
has been hurtful to me. I send you enclosed a letter which may make
you smile: it did not move a muscle in my face. Lady Maclairn
undertook to reply to it for me. She was obliged to answer a letter of
condolence which Mrs. Serge thought it polite to send to her “dear
cousin.” I believe her ladyship hazarded to give her correspondent a
little wholesome advice, which will be well for her if she understands
its value. Mrs. Heartley has received letters from her son Henry; he is
coming home. His friend’s death, with his dying advice to the young
man, make only a part of those motives which induce Henry to quit
his present situation. Mr. Bembridge, the deceased, has left him an
estate in Berkshire of three hundred pounds per annum; and Henry
wisely thinks, that with this provision and Mary Howard, he shall be
as rich as a Nabob, with a ruined constitution, and twenty lacks of
rupees. “He will have letters before he embarks, which will dash from
his lips this cup of happiness,” observed the anxious mother. “Miss
Howard is now in a very different situation from that, under which
my poor boy vowed to live, and to labour for her. I would not on any
account have the captain made acquainted with my son’s hopes. He
thinks Henry is right to return home; but I now wish him to remain
where he is for a few years.” “Leave him to Providence,” replied I,
“and enjoy the blessings before you. Alice will be soon happy, and
who knows whether one wedding may not be followed by another? a
little money will not spoil Mary Howard, or change Captain Flint’s
nature.” “I shall take care,” observed she thoughtfully, “to prevent
Henry from coming hither; I wish Alice were settled, I should
immediately go to town, and wait there for my son’s arrival.” Cannot
you, Lucy, find out whether Mary’s colour is yet lilac. Alice thinks it
is; but we may be conjecturing on false grounds; for Alice Heartley
and Rachel Cowley are very simple girls; yet I do believe the captain
wishes to see Henry united to him by the tenderest ties. He even
proposed the other day to Malcolm to wait for his brother’s arrival
before he married. Malcolm smiled; but declined the advice.
You saw enough of our doctor, when you were at Farefield, to enter
into the spirit of my allusion, when I call him the sun which cheers
us. We may say with truth that we live in his smiles. Should you
fancy this expression too poetical to suit with Douglass’s stern face, it
is because you have not seen him when with a patient who he thinks
wants comfort more than medicine. Did they inform you that he
never quitted my room during six and thirty hours? Horace will love
him, Lucy, and you will be grateful. Amongst other ingenious
hypotheses which he maintained this morning was one that will
please you; for he proved to demonstration that Miss Cowley “had
the strength of a horse.” He has been scolding me for this last hour;
and has provoked me to laugh at him and myself.
Oh! how tedious are the hours till I hear from you. Mrs. Allen
sends her good wishes with your
Rachel Cowley’s.

P. S. I am well, quite well, Lucy! my cordial in my bosom! Do not


mind a word in this letter. Douglass will triumph. He predicted how
it would be; when the wind blew propitiously.
LETTER LXXVII.
From Mrs. Serge to Miss Cowley.
My Dear Miss Cowley,

It would give me inexpressible concern, could I for a moment


believe that you “himagine” I have forgotten you, or the promise I
made you, when at Farefield Hall. You can be no stranger to the
“hevents” which have taken place in my family since that time; and of
course these will account to you for my “happarent” neglect. I have
endeavoured to practise what I preach, which is more, as Mrs.
Dangle says, than many who are paid for preaching do; for, as I have
said in my letter to Lady Maclairn, I see that nothing good comes
from sorrowing for those who are removed from this world. Death is
appointed for all; and the best thing we can do is to submit to the
loss of our friends and relations, who are summoned away before us.
I dare say the death of Mr. Flamall has made her ladyship very
unhappy, but time will restore her spirits, unless she do as my Jerry
“do,” yield to grief, and mope in her room. My kind friend, Mrs.
Dangle, would not permit me to remain at Putney, where it was
impossible I could have recovered my spirits. She has a charming
house in the Haymarket; and since I have been her guest, I am much
better; and indeed should be quite well, were it not for the vexation
Nora “give” me. You will be quite astonished to see the halteration a
few months of matrimony “have” made in her; and it will give you a
dread of love matches! But I would not discourage you. Nora “have”
only to thank herself for all that “have” happened to disturb her.
Captain Fairly is not to blame, because his wife is jealous; nor Mrs.
Dangle, because her constant good humour “make” her the favourite
with hevery gentleman. But Nora was always perverse in her temper!
she can be heasy no where now, but at Putney. When single, she
detested the place. She have been very ill; and her disappointment
have perhaps made her lower in spirits; but, as I tell her, “the worse
luck now, the better in future.” She may have children enow by the
time she is forty.
I hope, my dear Miss Cowley, nothing will prevent your visit to me
in February. Captain Fairly has, very politely, offered to be your
escort, and desires me to assure you, that he will, with the utmost
pleasure, come to Farefield to fetch you, if you will permit him to
have that honour; but I conclude you will not be allowed to leave
Mrs. Allen behind you; so that you will happoint the captain to meet
you on the road. I shall be very happy to see Mrs. Allen. She will be
nice company for Mr. Serge, in our absence. I promise you, nothing
shall be omitted for your amusement. Mrs. Dangle is quite in polite
life; and she engages to “hintroduce” you every where. You will meet
the best company at her table; for her husband is never happy
without society. There is a Major Ogle in love with you only from
description. He says, that I have entangled his heart, and that he
must be our shadow; therefore, we shall not want for a beau, nor one
that half the women in London are dying for.
I would advise you not to make up any thing when you are for your
journey; it would be only so much labour lost. But it may not be
amiss for you to begin to accustom yourself to fewer petticoats. We
wear here only one. But we have found out vays and means to obviate
the mischief of going unclothed, and we contrive to keep ourselves
warm; but this, as Mrs. Dangle says, is a secret haunter nu; for if the
gentlemen knew you were in the habit of wearing small clothes whilst
single, they might fear for their privileges when you married. You
will be delighted with this charming woman. She is the counter-part
of you, only she has seen more of polite life, since her marriage, than
you have been in the vay of seeing at Farefield; which, to say the
truth, is a sad place for such a young lady as Miss Cowley.
I remain in the expectation of hearing from you the time fixed for
seeing you; and I shall be impatient till I can show you that I am your
affectionate friend,

Lydia Serge.

P. S. You need not be under any fear of meeting that disgrace to


me, Lydia. I have not seen her since her leaving Putney, nor will I
ever again hacknowledge her as my child. Jerry may be as obstinate
as he please. So will I, on this point. You will be astonished to hear,
that he have set up the feller who married her like a gentleman, and
even sent down a postchay for his lady’s use. I see into this malice. It
is all done to spite the captain, whom he hate. I am sorry to say,
Nora’s foolish complaints have done no good. I am sure, I can see
nothing in the captain that would not please any reasonable woman;
and to me, his behaviour is always hattentive and respectful. You
need not shew this letter to my cousin; Sir Murdoch have made her
quite a methodist.
What a shocking end Flamall have made! But he was always as
proud as Lucifer.
CONCLUDING CHAPTER.

Having faithfully performed my pleasing task, and exerted my best


abilities to recommend myself to my readers, I do honestly confess,
that I am gratified by finding that something remains, in which my
services may be useful to their curiosity. Except two letters, from
Miss Cowley to her correspondents at Heathcot, nothing appears of
sufficient consequence to this work, they being confined solely to
Miss Hardcastle’s and Miss Howard’s journey to Farefield; which
they reached in the month of February.
It remains with me, consequently to supply a few pages to this,
otherwise abrupt conclusion of a work, already reprehensible in the
critic’s eye.
My readers may be able to recollect the name of Montrose, the
early friend of Mr. Philip Flint, who, with his sister, the wife of Mr.
Lindsey, shared in his confidence, with the truth and ardour of
youthful zeal and friendship, during his progress to Miss Sinclair’s
heart.
To this gentleman am I at present indebted for a situation in life
which I would not exchange for the most brilliant which this world
has to give. For I am sheltered from “the proud man’s contumely,”
and “the pang which the worthy of the unworthy takes.” I was in my
friend’s hospitable house at the shocking termination of Mr.
Flamall’s life. This event produced many changes in favour of those,
to whom he had been more obnoxious than useful. My brother
Lindsey, was immediately placed in Mr. Flamall’s office, as this
regarded Miss Cowley’s property on the island; and Mr. Flint, with
Counsellor Steadman’s advice and concurrence, relieved her, by an
appeal to Chancery, from the restrictive clauses in her father’s will,
they being her appointed guardians until she was of age.
In the mean time, I was judged capable of educating the young
Cowley’s. Their gentle and interesting mother had formed an
intimacy with my sister Lindsey, during the time they resided under
the same roof, at Mr. Dalrymple’s; and to judge of the future by the
present, these friends will never have but one and the same roof.
In the hours of confidence, which succeeded to their first
acquaintance, Marian informed Mrs. Lindsey, of her motives for
withdrawing from Mr. Flamall’s authority and power, by quitting an
abode she loved. He had importuned her with his passion even
before Mr. Cowley’s death; and she held him in abhorrence and
terror. She made no doubt of the illegality of Mr. Cowley’s will, he
having repeatedly told her that she would find a protector and a
guardian for her sons in Mr. Oliver Flint; and from the moment she
was informed of Mr. Flamall’s authority, she determined never to
lose sight of her children. Mr. Philip Flint befriended her, because
Juba had told him that I was afraid of his uncle. Her entire
concurrence in committing her children to my care; her confidence
in my integrity, led her cheerfully to part with them, and we reached
England in safety; where my trust was sanctioned by their expecting
sister and maternal friend.
From that hour I have experienced the comforts of a home,
endeared to me by all that can give zest to rational pleasure with an
undepraved heart. Montrose was understood as a man to be trusted;
although, to say the truth, my friends appear to be governed by
motives, not unlike Bassanio, when he decides on the casket.—
“Thou meagre lead,
Which rather threat’nest than dost promise aught;
Thy plainness moves me more than eloquence,
And here I chuse.”

In giving up to my discretion her correspondence with Miss


Hardcastle, during her residence at Farefield, Mrs. Hardcastle added
those occurrences which had taken place after the day which
terminated “her captivity.” “You will easily believe,” said she smiling,
“that Counsellor Steadman was as ready to resign the heiress, as I
was to be rid of the plagues of heirship; but Alice was a wife before I
left the hall; and, my dear Lady Maclairn was obliged to confess, that
life has its blessings; and, that the human heart can never want an
inlet to joy, until it has banished affection for others. She was right in
saying this; and she knows, and feels it to be truth. Mary has neither
changed her colours nor her mind with her fortune, and her uncle
prefers Henry Heartley to a rich baronet. We shall see these true
lovers united,” added she, “when at Farefield; and then Sir Murdoch
and his lady, will quit the hall for Wenland Place; where, I
confidently hope, they will find a home of uninterrupted repose.
“The Duke of S——,” continued Mrs. Hardcastle, “finding that my
Horace had enough of the good things of this world; and, well
knowing, he had a recompense in store for himself in Heaven,
contrived to be useful to Mr. Sedley, and by his interest, procured for
him a valuable crown living; and with his money secured to him the
parish, of which his uncle is the pastor, and he still the curate.”
“Such, Mr. Montrose,” added she, with seriousness, “is the present
state and condition of those persons, in whose happiness you are so
interested, and in whose sorrows, you have taken so lively a concern.
If, as you say, the whole tissue of events before you have confirmed
you in your belief of a retributive justice, it is well: as it is displayed
in this scene of action, it may be useful to others; although I am of
opinion, that not a day passes, that does not add to our conviction,
that the sinner is taken in his own snare, and the virtuous kept from
falling by a power beyond our finite reason. But as your intention
and labour will have little aid from fiction, let your fidelity, as an
historian, compensate for the absence of the marvellous. Do not omit
to say, that Philip Flint and Malcolm Maclairn are brothers, whose
hearts are not divided by the ocean which separates them. They live
in hopes of being re-united; but Mr. Flint has inherited from his
grandfather so strong a predilection in favour of the island of
Jamaica, that it would not surprise me, if he remained there until he
could man a ship with his own boys, and freight it with Sinclairs and
Lindseys. I am not quite so solicitous on this subject, as Malcolm,”
added she, “we are happy now at Wenland place: besides, let us be
content. I do not wish my deputy, your sister, to be deserted. She is
kind and gentle to my numerous dependents; and Lindsey is the
sweetener to the sugar he sends us. Heaven be praised,” continued
she, “Cowley’s slaves are yet cherished as men, though unfortunate
men! But I hate the subject.”
To these instructions I have paid due obedience; but I have passed
some weeks at Farefield Hall since writing the above.
And I think it will be no matter of surprise, much less of censure,
that I should indulge myself with a supernumerary page or two, for
the sole purpose of paying my tribute of respect to a character so
much distinguished by Miss Cowley, in her letters to her friend. Mr.
Serge was not forgotten by her, when she became Mrs. Hardcastle.
“You will see my favourite when you go to Farefield,” said she, “and
you will judge of my hasty sketches of the most simple-hearted man
who lives. Supported by the rectitude of his own mind, and a piety
which rests solely on the goodness of God, he has sustained very
severe trials, with a patience and resignation that ought to put
philosophy to the blush. The loss of his favourite daughter, the prop
of his comforts, was followed by the death of Mrs. Fairly, who, in
consequence of a severe cold taken at a place of public amusement,
to which she was reluctantly hurried, after an indisposition of a
dangerous kind, fell into a rapid decline, and was consigned to the
grave before she was one and twenty. Her, giddy, thoughtless mother
was at this melancholy period on a tour of pleasure with Mrs.
Dangle, recently become a widow; and Captain Fairly, with another
military beau were their escorts.
Poor Mr. Serge, assisted by his friends the Tomkins’s, supported
this scene, and without designing to write to his unfeeling son, or to
his foolish misled wife, sheltered his sorrows at his daughter Mrs.
Willet’s, leaving to the public papers to announce to the travellers the
event, which they might have foreseen before they left home. “But
the claims of the disconsolate widow, Mrs. Dangle, could not be
overlooked.” Mr. Maclairn and his wife joined the dejected Mr. Serge
at his daughter Willet’s; and by diverting his thoughts to the final
establishment of this child, they had the satisfaction of seeing him
improve in health and spirits. He had not, however, lost his
resentment in regard to his wife’s desertion; but with firmness
declared, that he meant to give up his house at Putney, and to live
remote from London. With these resolutions he returned to town;
and it appears that he was steady. The lady returned also from her
excursion, somewhat humbled by the reception he gave her; and
probably, shocked by the death of her child, she made concessions
which failed in their effect; for she would not submit to give up her
dear Mrs. Dangle, nor refuse Captain Fairly’s visits—points
obstinately enforced by her husband. He again returned to Mrs.
Willet’s, and found consolation. His grandson amused him; and
“honest William,” as he calls Mr. Willet, hourly rose in his
estimation. Some months passed: he resolutely refused to return
home, without an assurance that he should find his wife willing to
give up her son, Fairly, and Mrs. Dangle’s society. But this poor,
weak, and misguided woman, had too promptly acquired the lessons
they had taught her; and she was hastening on to destruction, when
an accident deprived her of life. A Major Ogle, who had his hopes
and projects, flattered by the age and vexations “of the rich old
taylor,” drove one morning Mrs. Serge an airing in his tandem from
Dangle Park, leaving his friend the noble Captain Fairly to amuse
Mrs. Dangle. Though a proficient in gallantry and gaming, the major
could not manage two high fed and spirited horses. Some linen
drying on a hedge by a cottage, frightened the leader; he became
ungovernable, the carriage was overset, and Mrs. Serge received a
blow on the temple from the horse’s foot, which killed her on the
spot; her admirer was quit with a broken arm. Mr. Serge received the
intelligence of this shocking accident with silent sorrow: he took to
his bed, and Malcolm was soon his nurse. “I have outlived my
feelings!” said the poor man to him; “I dare not tell you what are my
thoughts at this hour; but I sometimes think, it would be sinful to
sorrow, for the loss of a woman, who, had she lived, would have lived
only to have disgraced herself. She is taken from the evil company of
those who have perverted her simplicity, and made her the laugh of
their dissolute hours. But the day will come, when they will
remember having corrupted innocence, and misled ignorance: her
cause, and mine will be heard at a tribunal, they will tremble to
approach.” He now determined on his plans for his future life, and
with his usual munificence left his house and furniture at Putney for
Mrs. Tomkins’s use; and he has from that time resided at Mr.
Wilson’s, in Captain Flint’s deserted apartments; where, in the
comforts of a family attached to him, and in the society of Mrs.
Heartley, who still lives at the Abbey, he is cheerful and contented.
“When you know him,” continued Mrs. Hardcastle, “it will not
surprise you to find him, treated by his friends with an affectionate
fondness, resembling that which is given to a cherished child; but
although he may be called the pest of every house he frequents, such
is the genuine goodness of his nature, that indulgence cannot make
him forward or capricious. He does not even claim the respect due to
his age and station; and whilst the poor around him regard him as
their tutelary divinity, they love him as a neighbour, and he
converses with them like one. His loquacity will amuse you, for he
may be said to think aloud; and his gratitude to those who, in his
own words, “are kind to him,” is displayed by the minutest attention
to their ease. Though he greatly prefers an open carriage to a coach,
he keeps one because his ladies want it in bad weather; and Mrs.
Wilson is not permitted to take cold when she goes to church, for he
insists on using it as a family convenience.”
My recommendations were too powerful to be overlooked by Mr.
Serge. We we were intimate friends in an hour; and it has been a
source both of satisfaction and curiosity to me, to profit from the
frankness and openness of a mind so uncommon. I have seen that
the encroachments of age and natural infirmities may find a barrier,
without the aid of philosophy, and that in a cheerful piety a man may
find a safe refuge from the cold apathy and querulous temper of near
fourscore years, without other aid than his Bible, and a good heart.
Our conversations are long, though desultory. He frequently,
however, talks of his past sorrows and troubles. Speaking of his
daughter, Mrs. Fairly, he observed, “that from the time she married,
she resembled a poor unfledged bird, who had been ensnared within
sight of the nest, and the wing which had cherished her.” “Poor
thing,” added he, “she told me once that her husband had taught her
to love me.” I spoke of his satisfaction in regard to Mr. Willet, with
whom Mr. Maclairn was so pleased. “Yes,” replied he, “thank God,
Lydia is the wife of an honest man. I do not wish him to be such a
gentleman as Fairly. Plain cloth suits me, Mr. Montrose: I have worn
no other, since I was born; except the trimmings are, like Malcolm’s,
of pure gold, they are not ornamental in my opinion: tinsel may
decorate a fool, and set off a knave, whilst it lasts; but it will be for a
very little time. Mark what I tell you; Fairly will die in in a gaol; and
his wife, late Mrs. Dangle, will want bread, and pity into the bargain.
But I forgive them; it is my duty; and like all my Master’s burthens,
easy; for what should I gain by being unforgiving?
The other day he with much jocularity asked me whether the
witnessing so much of conjugal felicity had not put matrimony into
my head? I replied, that, on the contrary, it would probably stamp
me a batchelor for life. “How so,” asked he, “Why,” answered I, “I see
that in this lottery of life, there are some capital prizes; but I am too
poor to hazard any part of my fund of present happiness, lest I spend
my money for a blank, and I am become too ambitious to be
contented with a petty prize.” He laughed, warning me, that I might
change my mind. “For such things do happen,” continued he; “at
your age I was in no hurry to marry, yet when turned of forty, I
married, without consulting my register, or my reason. My good aunt
who lived with me, perceived, I suppose, that I was thinking of
changing my condition, and she was much pleased; recommending
perpetually to my notice, a very worthy young woman of her
acquaintance; but I know not how it fell out, after seeing two or three
times my poor, artless, good humoured Lydia, I was not easy in my
mind; and thought my aunt’s favourite, Miss Welldon, looked of a
fretful temper, and was of too ceremonious a turn for me, though she
was comely, and only six and thirty, which certainly was a more
suitable age for mine, and I might have been comfortable with her. I
soon found that Lydia was too young a wife for me,” continued he,
thoughtfully, “but I loved her, and I well knew what kindness would
do with her. She was contented, and all was peace with us, till she
was perverted by bad company. Whenever, you marry, Mr.
Montrose, take care to know what company the lady keeps; much
depends on that; and avoid a disproportion in years: there is hazard
in trusting too much, in some cases.”
He is very curious in his questions relative to my two pupils, who
are his favourites. “It is all in good time yet,” observed he, “but we
must be careful not to neglect our blessings. My grandson, Jerry, is a
fine boy, and little William very active and promising. Their mother
is an excellent nurse, and Mrs. Maclairn was quite surprised at
seeing her a notable housewife. She has been favoured, Mr.
Montrose. There is a curate and his wife near them, that are
invaluable to these young people; and I will take care that their
goodness shall not be lost. But poor Lydia must not be trusted with
my boys too long. Happily she promises to be a “fruitful vine.” So the
nursing will be transferred. I mean to give my children a good
education, Mr. Montrose. It shall not be my fault, if they lack
knowledge. I cannot reproach myself with having wilfully neglected
my duty; but with a more enlarged knowledge I might have
performed it better, and shunned many errors in conduct. I have, of
late, been of opinion, that I had, in common with other men better
instructed, a capacity that might have been improved by learning;
and I will tell you the reason for this seeming presumption,” added
he, suddenly stopping and facing me; “it is this: that, although I
cannot talk, nor argue like you, and our friends within, yet I very
often comprehend the drift of your discourse, and am entertained by
your debates.” Before I could make any answer to this observation,
Mr. Hardcastle called him, and reminded him of the dampness of the
evening, adding, that he was waited for at the loo-table. He nodded
in sign of obedience, and said to me, “you may think I am vain, but I
must tell you, that I perceive what has brought pam into favour here;
I see all the kindness of their good hearts! It is well for me that I
know that my debts of gratitude will be discharged in full by One who
is able to pay them.” He entered the house, and with bustling
cheerfulness claimed his privilege of sitting next Mrs. Hardcastle.
Should these touches of my pencil be judged injurious to a portrait
already so faithfully delineated by a more skillful hand, I have only to
request the censurer to place the mistake, and others as glaring, to
my account, and to separate them from the labours of a copyist,
whose sole merit is confined to a diligent and honest purpose; and
whose simplicity of heart has, in the presence of the unlearned Mr.
Serge, a hundred times pronounced, that learning would not have
added one line to his stature.
“An honest man’s the noblest work of God.”

It is now more than three years since my manuscript has been in


my writing desk. Already has time shadowed off a portion of those
vivid colours, with which my picture of Farefield Hall then glared.
The death of Lady Maclairn this spring, has saddened every heart;
whilst, from her dying lessons and calm resignation, have resulted a
consolation which all have found useful. Sir Murdoch yielded to Mrs.
Hardcastle’s entreaties, to join her in London soon after this
melancholy event. Again has she been to him the “angel of peace,”
and, with renewed health and spirits, he accompanied the family to
Heathcot in June.
It is at Heathcot, according to Sir Murdoch’s opinion, that Mrs.
Hardcastle must be seen, in order to be justly viewed. I think as he
does; for it is here, and here only, that the vivacity and brilliancy of
her mind, appear to yield to the satisfactions of her heart. She is
always amiable; but at Heathcot she is more placid, more
affectionate, and, to use her own words, “never from home.”
I conceived, that this was the season for renewing my petition
relative to her and Mr. Hardcastle’s letters. I could not succeed. She
saw that I was disappointed. “Be comforted,” said she smiling; “I
will, if you please, formally announce to the public, what will satisfy
half your readers, as well as the best written love letters extant. I can
assert, that Horace Hardcastle is still obstinate in error; and that he
yet worships the idol formed by his own hand; an acquaintance with
its defects, serves only to augment his attachment, for he pretends to
find, even in these, grounds for his faith and motives for his love.”
“But do you not see?” observed I, “how much my moral must lose
in its moral design, by the omission of such letters as yours and Mr.
Hardcastle’s? A passion built on so noble a basis!”——She
interrupted me. “Enough has appeared,” said she, “to justify my
preference and affection for my husband. My principle of conduct is
at the service of my sex. The young cannot adopt a better. The
moment they know, that every approach to vice and libertinism is
contagious, they will shun them, however decorated; and when they
know, that by marrying a fool, their own gold will be mingled with an
alloy which must sink its value and obscure its brightness, they will
be safe, and preserve a heart worthy of a good husband.”
“I cannot help having my fears,” said I, rising, somewhat
discomfited, and taking up my manuscript. “It is so unlike the
popular novels of the day.”——“What should you fear?” replied she,
with eagerness. “Why, misses, in their teens write novels and publish
them. They make, nothing of it.” I laughed, and gravely wished, that I
had their youth and attractions to plead for my folly and failures.
“Nonsense,” cried she, laughing in her turn, I was speaking of their
courage, not of their performances. Imitate them, at least in your
good opinion, of your own talents; and should you, like them, find
you have over-rated your abilities, settle the business, like our friend
Sancho Panza; and say, “que Sancho écuyer cru bien aussi vîte en
Paradis, que Sancho gouverneur.” My father, and the mother of this
family, as you justly stile Mrs. Allen, wish you to print your work.
They think your secret worth knowing, and we admire the skill and
discretion, with which you have contrived to divulge it, with
usefulness to all, and without wounding any. I bowed, and have
obeyed.

FINIS.
NEW NOVELS, &c.
Just Published,

By W. EARLE,
At his Circulating Library, No 47, Albemarle Street, Piccadilly,
and may be had of all other Booksellers in the Kingdom.

1. In 4 Volumes, 12mo. Price 16s. in Boards, Gondez, the Monk;


an Interesting Romance of the Thirteenth Century, by W. H.
Ireland, Author of the Abbess, and other celebrated Novels,
Romances, Legends, &c. and of Vortigern and Rowena,
Henry the Second, and other curious Manuscripts,
attributed to Shakspeare.
2. In 3 Volumes, 12mo. Price 12s. in Boards, The Mad Dog; or
Modern Manners, by a Lady of Fashion.
3. In 3 Volumes, 12mo. Price 3s. 6d. in Boards, Crimes and
Characters, by Mrs. Pilkington, Author of Parental
Duplicity, &c. &c.
4. Octavo, Price 2s. 6d.
A Concise History of the Present State of the Commerce of
Great Britain, with the Continent of Europe, and with
various Parts of the World. Translated from the German of
Dr. Reinhard, Professor in the University of Gotingen,
Knight of the Order of St. Joachim, &c. &c. with copious
explanatory Notes, by J. W. Hucklebridge.

S. Rousseau, Printer,
Wood Street, Spa Fields.
TRANSCRIBER’S NOTES
1. Silently corrected obvious typographical errors and
variations in spelling.
2. Retained archaic, non-standard, and uncertain spellings
as printed.
*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK LADY
MACLAIRN, THE VICTIM OF VILLANY : A NOVEL, VOLUME 4 (OF
4) ***

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will be renamed.

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