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Sprachforschung in der Zeit des

Nationalsozialismus Verfolgung
Vertreibung Politisierung und die
inhaltliche Neuausrichtung der
Sprachwissenschaft Utz Maas
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Utz Maas
Sprachforschung in der Zeit des Nationalsozialismus
Studia Linguistica Germanica

Herausgegeben von
Christa Dürscheid, Andreas Gardt,
Oskar Reichmann und Stefan Sonderegger

Band 124
Utz Maas
Sprachforschung
in der Zeit des
Nationalsozialismus

Verfolgung, Vertreibung, Politisierung und die


inhaltliche Neuausrichtung der Sprachwissenschaft
ISBN 978-3-11-041972-6
e-ISBN (PDF) 978-3-11-041873-6
e-ISBN (EPUB) 978-3-11-041883-5
ISSN 1861-5651

Library of Congress Cataloging-in-Publication Data


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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek


Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston


Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck
♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier
Printed in Germany

www.degruyter.com
Vorwort
Die Übergabe der Macht 1933 an die Nationalsozialisten markiert einen Bruch in
der deutschen Geschichte, auch in der Wissenschaft. Unmittelbarer Ausdruck
davon ist die Verfolgung und Vertreibung von Sprachforschern im Machtbe-
reich des nationalsozialistischen Regimes.1 Der politische Eingriff in die Ge-
meinschaft der damals wissenschaftlich einschlägig Aktiven wird hier nachge-
zeichnet.
Ausgangspunkt für dieses Buch sind die innerfachlichen Reaktionen auf die
Dokumentation, die 2010 erschienen ist (Tübingen: Stauffenburg Verlag): für
die überwiegende Mehrheit der jüngeren Fachvertreter dokumentiert diese
nicht eine Phase des eigenen Faches Sprachwissenschaft (Linguistik).2 Das
zeigt, daß sich hinter dem Bruch durch die Verfolgung und Vertreibung ein
anderer und fachlich weiter gehender Bruch vollzogen hat, der einem Selbstver-
ständnis als Fortschreibung der älteren Tradition von Sprachforschung entge-
gensteht. Um diesen grundlegenden und offensichtlich nicht durch einen ex-
ternen (politischen) Eingriff bedingten Bruch im Fach sichtbar zu machen, wird
hier der analytische Horizont über die Verfolgung und Vertreibung von Sprach-
forschern hinaus erweitert.
Der in der inzwischen in der elektronischen Version erweiterte Katalog
(www.esf.uni-osnabrueck.de) dokumentiert 339 Sprachforscher, darunter 301
Verfolgte;3 er wird in Kap. 2–5 komprimiert und systematisch aufbereitet. In
Kapitel 2 wird zunächst eine fachgeschichtlich orientierte Folie zum Verständ-
nis der wissenschaftlichen Profile entwickelt. In den beiden folgenden Kapiteln
werden die Bedingungen der Verfolgung (Kap. 3) und der Auswanderung (Kap.

��
1 Der Terminus Sprachforscher ist im Text selbstverständlich im traditionellen Sinne als se-
xus-unterspezifiziert zu verstehen: wo es der Kontext verlangt, werden spezifische Termini wie
Sprachforscherinnen genutzt.
2 Entsprechend war die Rezeption dieses Buchs im engeren Fach relativ dürftig: dessen Re-
zensionen stammen zumeist aus Nachbardisziplinen, z.T. mit einem ausgesprochen literatur-
wissenschaftlichen Hintergrund, oder dem Fach Geschichte. Es war auch nicht ohne Schwie-
rigkeiten, meinen Vortrag bei der DGfS, mit dem ich den Katalog auf deren Jahrestagung 2009
vorgestellt habe, in deren Hausjournal, der Zeitschrift für Sprachwissenschaft, zu veröffentli-
chen, s. Maas (2012).
3 Gegenüber der Buchpublikation (2010) ist der elektronische Katalog durch eine ganze Reihe
von Einträgen erweitert, für die aber keine systematischen Recherchen mehr unternommen
wurden. Die entsprechenden Namen sind in der elektronischen Version mit einem * markiert.
Diese Markierung wird hier nicht reproduziert, um keine Verwirrung gegenüber der gleichen
Markierung in der Liste im Anhang zu stiften, wo sie das Schicksal von Verfolgten anzeigt.
VI � Vorwort

4) dargestellt. Die kontrastierenden Verhältnisse der Sprachforschung im


‚Reich‘ sind Gegenstand von Kap. 6, im Anschluß an einen systematischer in-
tendierten Aufriß der Fachgeschichte als Hintergrund für diese Darstellung
(Kap. 5). In Kap. 7 wird auf dieser Grundlage eine Einschätzung der Konsequen-
zen der Verfolgung und Vertreibung deutschsprachiger Sprachforscher ver-
sucht. Die Kapitel, die den Katalog auswerten, schreiben den zweiten Band der
Buchveröffentlichung (2010) in entsprechend erweiterter und ergänzter Form
fort (so in Teilen von Kap. 2–4 und 7). Der Versuch zu einer umfassenden Argu-
mentation in diesem Buch stützt sich auf etwa 500 Forscherprofile, s. die bio-
graphischen Kurzhinweise im Anhang.
Eine Bestandsaufnahme der im ‚Reich‘ in dieser Zeit weiter praktizierten
Sprachforschung erlaubt eine Überprüfung des Topos von der „anderen“ Wis-
senschaft im Exil in Abgrenzung zur vorgeblich korrumpierten Wissenschaft der
„gebliebenen“ Sprachforscher (Kap. 6). Als argumentativer Hintergrund wird in
Kap. 5 das Fenster weiter geöffnet, indem diese Konstellationen mit der Dyna-
mik der Sprachforschung seit dem 19. Jhd., also mit der Professionalisierung der
Sprachwissenschaft verknüpft werden, wobei Besonderheiten der Weiterent-
wicklungen in der deutschen (bzw. deutschsprachigen) Forschungslandschaft
im Horizont der international faßbaren Entwicklungen in den Blick genommen
werden (Kap. 7). Ziel ist es, auf diese Weise nicht nur den Verfolgten und Ver-
triebenen als Wissenschaftlern (Sprachforschern) gerecht zu werden, sondern
so vor allem auch die unterschwelligen Weichenstellungen in dem sichtbar zu
machen, was sich als „Wissenschaft als Prozeß“ (D. Hull) darstellt.
Die Schwierigkeiten eines solchen Unternehmens sind nicht nur in dem
Untersuchungsfeld begründet, das von einem einzelnen nicht zu überblicken
ist. Die sachlichen Fragen werden hier von anderen, moralischen überlagert, die
wohl alle, die wie der Verfasser noch in der Zeit des Nationalsozialismus gebo-
ren sind, in den Auseinandersetzungen mit ihren Eltern auszutragen versucht
haben. Für uns ist die für eine solche Untersuchung geforderte distanzierte
Analysehaltung zwangsläufig schwierig. Das erklärt die in der Diskussion ver-
breiteten Stereotypen: von der „enthaupteten“ Wissenschaft im ‚Reich‘ (folge-
trächtig so Pross 1966) auf der einen Seite und dem „aus dem Exil weiterwir-
kenden Gewissen der deutschen Wissenschaft“ (Hausmann 2011) auf der
anderen. Solche diskursiven Topoi machen moralisch Sinn; aber bei ihnen
kommt nicht in den Blick, was die einzelnen Wissenschaftler, ob nun im ‚Reich’
oder im Exil, fachlich gemacht haben. Darauf zielt diese Darstellung, die dabei
den gesellschaftlichen Kontext der wissenschaftlichen Praxis im Blick zu behal-
ten versucht.
Die zugrundeliegende Dokumentation hat eine lange Vorgeschichte, die in
der Buchversion (2010) nachzulesen ist. Vor- bzw. Teilfassungen sind seit 1996
Vorwort � VII

in mehreren Anläufen publiziert worden. Der Katalog dieser Dokumentation


(2010) wird hier als Referenz genutzt: die Namen der dort zu findenden Einträge
sind im Text in Kapitälchen gesetzt.4 Da die elektronische Version (seit 2014 im
Netz zugänglich) die Ressourcen zur Navigation in der Datei beinhaltet, kann
sie bei der Lektüre mitbenutzt werden; die dort unter verschiedenen Aspekten
zusammengestellten Namenslisten sind als Register ein probates Arbeitsmittel.
In dieser Textversion werden Namenslisten nur exemplarisch angeführt. Um
den Text besser lesbar zu machen, werden biographische Kurzhinweise zu allen
argumentativ herausgestellten Personen im Anhang gelistet – die annähernd
500 Kurzbiographien dort hätten einen Anmerkungsapparat überlastet.
Die Arbeit an einer Dokumentation der von 1933–1945 verfolgten bzw. aus-
gewanderten Sprachforscher in Deutschland hat sich erst im Nachhinein als
Einschränkung eines umfassender geplanten fachgeschichtlichen Vorhabens
ergeben, das zu einer Prosopographie der deutschsprachigen Sprachforschung
von 1900 bis 1950 führen sollte. Nur einige Vorarbeiten dazu sind veröffentlicht
(z.B. Maas 1988c); diese Darstellung baut darauf auf. Mit ihrem Zuschnitt auf
eine nicht unter disziplinären Aspekten zusammengesetzte Personengruppe
scheint sie außerhalb der systematisch angelegten fachgeschichtlichen For-
schung zu liegen, wie auch die angesprochenen Reaktionen auf die Publikation
zeigen. Da sie aber ein „Sample“ von annähernd 350 Forscherprofilen versam-
melt, erlaubt sie einen nicht zufälligen (wenn auch in der Repräsentativität
ungeklärten) Blick auf die Fachgeschichte. Dieser steht einer einfachen Rück-
projektion des eingefahrenen disziplinären Selbstverständnisses entgegen.
Daher operiert die Dokumentation denn auch mit der relativ offenen Gegen-
standsbestimmung der Sprachforschung, mit der in den einzelnen Forscherprofi-
len des Katalogs unterschiedliche Verständnisse von Sprachwissenschaft zu-
gänglich werden. Daher bietet es sich an, diese Dokumentation zum
Ausgangspunkt für eine fachgeschichtliche Betrachtung der neueren Entwick-
lungen der Sprachforschung zu nehmen, die es erlauben soll, die konzeptuellen

��
4 Namen in Kapitälchen verweisen auf die biographischen Einträge im Katalog. Die Zusam-
menstellungen von Namen zu umfangreichen Listen haben im Text eine orientierende Funkti-
on. Sie finden sich auch in der elektronischen Version, wo sie im html-Format mit dem Katalog
verknüpft sind: in der elektronischen Version führt das Anklicken solcher Namen direkt zu den
biographischen Einträgen. Um den Text zu entlasten, werden detaillierte Angaben zu den im
Katalog referierten Personen (auch bibliographische Hinweise) weitgehend eingespart. Die
Auswertung des gedruckten Katalogs in Bd. II der Buchversion (2010) ist durch diese Darstel-
lung überholt: das gilt insbesondere auch für die Abschnitte dort, die diesem Text als Grundla-
ge der Überarbeitung gedient haben (Kap. 2–4 und 7).
VIII � Vorwort

Prämissen von deren Professionalisierung als Sprachwissenschaft in den Blick


zu nehmen.
Die vorgelegte Dokumentation stellt nicht nur Schicksale von Personen dar.
Sie zeigt vielmehr, daß die so greifbare Personengeschichte einen fachge-
schichtlichen Bruch überlagert, der über den politischen Eingriff in die Wissen-
schaft im damaligen Deutschland hinausgeht. Die Darstellung der oft drama-
tisch verlaufenen Schicksale der verfolgten und vertriebenen Sprachforscher
muß ergänzt werden durch einen Blick auf den grundlegenden Wechsel der
dominierenden Ausrichtung der Sprachforschung in der Mitte des 20. Jhd., der
keine deutsche Besonderheit ist: der Bruch mit der bis dahin dominierenden
kulturanalytischen Ausrichtung der Sprachforschung.5 Das wird hier mit einer
systematisch angelegten fachgeschichtlichen Kontextualisierung der Dokumen-
tation versucht. Um die Darstellung im Text zu entlasten, zugleich aber die
Argumentation nachvollziehbar zu machen, gibt es einen umfangreichen An-
hang mit biographischen Kurzhinweisen zu den erwähnten Personen, die zu-
mindest die Synchronisierung der angesprochenen Arbeiten erlauben soll (auch
die im Katalog aufgenommenen Beiträge sind hier vollständig gelistet, markiert
durch Kapitälchen).
Diese Untersuchung der Verfolgung und Vertreibung von deutschsprachi-
gen Sprachforschern war Gegenstand eines Forschungsprojekts, das seit 1980 in
mehreren Schüben bis zur Buchpublikation (2010) durchgeführt wurde, zeit-
weise unterstützt von Förderungsinstitutionen, insbesondere der DFG und der
Fritz Thyssen-Stiftung. Ihnen und allen, die mich bei diesem über viele Jahre
gestreckten Unternehmen unterstützt haben, bin ich zu großem Dank verpflich-
tet.6 Das gilt nicht zuletzt auch für die nötigen Ermutigungen, ein Unternehmen
weiter (zuende …) zu führen, das im Grunde viel zu groß ist, um wissenschaft-
lich seriös von einem einzelnen bearbeitet werden zu können. Nicht allen Kri-
tikpunkten und Hinweisen konnte ich angemessen nachgehen. Für hilfreiche
Kritik an vorausgehenden Textfassungen danke ich Wolfgang Asholt, Peter
Auer, Manfred Bierwisch, Ad Folen, Frank-Rutger Hausmann, Martin Hummel,
Bernhard Hurch, Clemens Knobloch, Luca Melchior, Stefan Schneider. Den
Herausgebern der Reihe SLG danke ich für die Aufnahme des Bandes und Hin-

��
5 Der Terminus der Kulturanalyse ist hier im zeitgenössischen Sinne zu verstehen – nicht im
Sinne der derzeit modischen Propagierung von Kulturwissenschaft, s. dazu 1.2.
6 Detaillierter ist der Dank in der Publikation (2010 / 2014) ausgesprochen, insbesondere
gegenüber denjenigen, die über die Jahre an diesem Unternehmen mitgearbeitet haben, von
denen hier nur noch Susanne Dlubatz (†) als langjährige Projektmitarbeiterin in Osnabrück
und bei der Überarbeitung in Graz Angelika Wagner, Petra Hödl und Bettina Hobel genannt
seien.
Vorwort � IX

weise zum Manuskript. Ein besonderer Dank gilt Daniel Gietz im Verlag, der das
Erscheinen des Buches entscheidend unterstützt hat – und mir nicht zuletzt
auch bei der orthographischen Form freie Hand gelassen hat, ohne Bindung an
die Vorgaben der jüngsten Rechtschreibreform, die komplexen Texten und Le-
sern, die sich diese erschließen wollen, wenig angemessen sind.

Graz, im Herbst 2015


Utz Maas
Inhalt
1 Vorüberlegungen � 1
1.1 Zur Anlage des Buches � 1
1.2 Wissenschaftssystematische Vorüberlegungen � 7
1.3 Die Konstituierung der sprachwissenschaftlichen Disziplin � 11
1.4 Die professionelle Sprachforschung � 20
1.5 Die Ungleichzeitigkeit fachgeschichtlicher Entwicklungen � 26

2 Verfolgte deutschsprachige Sprachforscher � 33


2.1 Die Dokumentation im Katalog � 33
2.2 Profile der Sprachforschung im Katalog � 34
2.3 Die Dynamik im Feld der Sprachforschung � 50
2.4 Die Ausdifferenzierung der philologischen Fächer � 52
2.4.1 Die traditionelle philologische Einheit � 52
2.4.2 Vergleichende Sprachwissenschaft � 53
2.4.3 Kleinere philologische Fächer � 55
2.4.4 Nicht-philologische (kleinere) Fächer � 56
2.4.5 Die Professionalisierung in den Philologien � 57
2.4.6 Sprachforschung außerhalb der Universitäten (der traditionellen
Fächer) � 58
2.5 Die disziplinären Zuordnungen im Katalog � 60
2.5.1 Die institutionelle Zuordnung � 60
2.5.2 Die disziplinäre Zuordnung � 66
2.5.3 Die sprachlichen Arbeitsfelder � 71
2.5.4 Die Nachbarfächer � 80
2.5.5 Nicht-professionelle Sprachforschung � 87
2.6 Zur Professionalisierung der Sprachwissenschaft � 88
2.6.1 Linguistenkongresse � 88
2.6.2 Die Linguistic Society of America � 89
2.6.3 Die Abbildung des Katalogs auf das Fachverständnis in der
DGfS � 92

3 Hintergründe der Verfolgung � 96


3.1 Einleitende Bemerkungen � 96
3.1.1 Zur Kategorie Verfolgung � 96
3.1.2 Die Verfolgung in der Dokumentation � 98
3.1.3 Die Einschränkung auf den Machtbereich des
Nationalsozialismus � 103
XII � Inhalt

3.1.4 Die Einschränkung auf deutschsprachig � 103


3.2 Rassistische Verfolgung � 106
3.2.1 Vorbemerkung � 106
3.2.2 Rassistische Verfolgung I: die Maßnahmen � 108
3.2.3 Rassistische Verfolgung II: die konzeptuellen Probleme (Rasse,
jüdisch) � 114
3.2.4 Jiddisch � 131
3.2.5 Reaktionsformen auf den Antisemitismus und die
Verfolgung � 135
3.2.6 Die rassistische Verfolgung im Katalog � 143
3.3 Sonstige in der Person begründete Verfolgungen � 147
3.3.1 Benachteiligung von Frauen � 147
3.3.2 Verfolgung wegen Homosexualität � 151
3.4 Politische Verfolgung � 152
3.4.1 Politischer Widerstand � 152
3.4.2 Politisch begründete Entlassungen � 162
3.4.3 Verfolgung impliziert nicht Gegnerschaft � 162
3.5 Verfolgung im Sinne einer Konfliktkonstellation � 165
3.5.1 Zur Abgrenzung eines (weiteren) Konfliktbereichs der
Verfolgung � 165
3.5.2 Formen der Disziplinierung bei Konfliktkonstellationen � 169
3.5.3 Weitere Fälle von Disziplinierung bzw. von
Konfliktkonstellationen � 171
3.6 Statistisches: Verfolgung durch Entlassung � 176
3.7 Keine Verfolgung und unklare Fälle � 178

4 Emigration und Exil von Sprachforschern � 180


4.1 Zur Abgrenzung von Exil und Emigration � 180
4.2 Die Abgrenzung zur „regulären“ Emigration � 184
4.3 Organisationsfragen: Hilfsorganisationen � 191
4.4 Chronologie der Emigration � 193
4.5 Besondere Bedingungen der Immigrationsländer � 196
4.5.1 China � 198
4.5.2 Frankreich � 199
4.5.3 Großbritannien � 200
4.5.4 Irland � 201
4.5.5 Italien � 202
4.5.6 Palästina � 202
4.5.7 Schweiz � 207
4.5.8 Tschechoslowakei (ČSR) � 208
Inhalt � XIII

4.5.9 Türkei � 209


4.5.10 USA � 214
4.6 Remigration nach 1945 � 223
4.7 Statistik der Auswanderung � 226
4.7.1 Der chronologische Verlauf � 226
4.7.2 Zum akademischen Profil der Exilierten � 227
4.7.3 Die Immigrationsländer � 229
4.7.4 Remigration nach Deutschland bzw. in die
Nachfolgestaaten � 236

5 Zur fachgeschichtlichen Einordnung � 238


5.1 Zielsetzung � 238
5.2 Die Ausgangskonstellation für die Sprachforschung � 240
5.3 Die Etablierung der Sprachwissenschaft im 19. Jhd. � 259
5.4 Das neue sprachwissenschaftliche „Paradigma“ � 278
5.5 Die Ausdifferenzierung der Literaturwissenschaft � 304
5.6 Der Sprachausbau als Fluchtlinie der Sprachforschung � 315
5.7 Die theoretische Modellierung � 340
5.8 Entgleisungen: der völkische und der rassistische Diskurs � 359
5.9 Die Neuausrichtung der Spachforschung � 374
5.10 Die sozialen Horizonte des Wissenschaftsbetriebs � 392
5.11 Die fachgeschichtliche Zäsur � 398

6 Die Politisierung des Faches im ‚Reich‘ � 401


6.1 Vorbemerkung � 401
6.2 Zur chronologischen Differenzierung � 405
6.3 Zu den politischen Strukturen � 411
6.4 Universitäten und außeruniversitäre Institutionen � 418
6.5 Die sog. „Enthauptung“ der deutschen Wissenschaft � 425
6.6 Das Mitläufer-Syndrom � 428
6.7 Die Politisierung des wissenschaftlichen Diskurses � 433
6.7.1 Politische Frontstellungen im Wissenschaftsbetrieb � 433
6.7.2 Der völkische Diskurs � 445
6.7.3 Der rassistische Diskurs � 455
6.7.4 Der politische Diskurs � 468
6.8 Die sprachwissenschaftliche Forschung im ‚Reich‘ � 473
6.8.1 Die Randbedingungen der Forschung � 473
6.8.2 Zu den deskriptiv ausgerichteten Forschungen (entsprechend
Profil III) � 474
XIV � Inhalt

6.8.3 Zu den historisch-vergleichenden Forschungen (entsprechend


Profil II) � 482
6.8.4 Zur theoretischen Modellierung (entsprechend den Profilen VI
und I) � 488
6.8.5 Zur angewandten empirischen Sprachforschung (Profil IV) � 497
6.9 Das Nachspiel: die Restauration nach 1945 � 505
6.10 Fazit zu Kapitel 6 � 510

7 Die Konsequenzen � 516


7.1 Das sprachwissenschaftliche Spannungsfeld � 516
7.2 Zur disziplinären Verortung: die Normalwissenschaft � 521
7.3 Das ganzheitliche Verständnis von Sprachforschung � 525
7.4 Sprache als System: Die theoretische Modellierung � 528
7.5 Schriftkultur: die Fortschreibung der Philologie � 530
7.6 Die „Neuerer“ � 532
7.7 Die Dynamik der Professionalisierung � 538
7.8 Einzelschicksale vs. serielle Strukturen � 541
7.9 Modernität und wissenschaftliche Innovation � 544
7.10 Exil und deutsche Wissenschaft � 546
7.11 „Jüdische“ Wissenschaft? � 549
7.12 Verfolgte Wissenschaftler – gute Wissenschaft? � 552

8 Abschließende Bemerkungen und Ausblick � 554

Erwähnte Literatur � 577

Register und biographische Kurzhinweise zu den


im Text erwähnten Wissenschaftlern � 601
1 Vorüberlegungen
1.1 Zur Anlage des Buches

Dieses Buch macht den Versuch, zwei Horizonte auf einander abzubilden: die
durch den politischen Eingriff in die wissenschaftliche Welt bestimmten Brüche
in den Forscherbiographien und den Bruch in der fachlichen Ausrichtung,
durch den das heute dominierende Fachverständnis inkongruent zu dem frühe-
ren geworden ist.
Dem entspricht der Terminus von Sprachforschern in der Dokumentation,
mit dem ein relativ offenes Konzept aufgerufen wird, das in diesem Sinne aller-
dings auch zeitgenössisch üblich war, um ein wissenschaftliches Feld zu be-
zeichnen, das nicht durch die damaligen philologischen Grenzziehungen be-
schränkt war: in diesem Sinne benutzte z.B. der „Junggrammatiker“ Delbrück
(1901) den Terminus schon im Buchtitel, um dort disziplinübergreifend grund-
legende Fragen zu diskutieren. Dem entspricht auch im Englischen der zeitge-
nössische Terminus der scholars of language oder students of language im Grün-
dungsaufruf 1924 der Linguistic Society of America (s. den Abdruck in Language
1/1925: 6–7). Mit diesem Konzept läßt sich wie im Katalog ein wissenschaftliches
Feld betrachten, das nicht durch disziplinäre Schranken eingeschränkt ist: so
bezeichnete z.B. auch HUSSERL (1900/1901. Bd. 2/1: 338) seine grundlegenden
grammatiktheoretischen Analysen als Sprachforschung. Den Gegenpol bildet
eine disziplinär verfaßte Sprachwissenschaft, deren Herausbildung als Profes-
sionalisierung des Faches infrage steht, mit einer immer neu kalibrierten Ab-
grenzung, mit der jeweils die Ausgrenzung der nicht zünftigen Sprachforscher
betreiben wurde.
Mit einer solchen relativ offenen Herangehensweise sollen vor allem ana-
chronistische Rückprojektionen vermieden werden. Die Fachgeschichte kann
nicht durch das definiert werden, was heute im akademischen Betrieb als
Sprachwissenschaft etabliert ist. Das wäre nicht nur ein Anachronismus, da in
dem hier zu untersuchenden Zeitraum eine professionell ausdifferenzierte
Sprachwissenschaft nur einen sehr marginalen Status hatte, es würde auch
nicht der Tatsache Rechnung tragen, daß einerseits ein großer Teil der im Kata-
log dokumentierten Personen nur aus externen Zwängen zur Beschäftigung mit
sprachlichen Fragen kam (einige von ihnen aber daraus dann tatsächlich ihren
Beruf machten), und daß andererseits ein nicht unerheblicher Teil derer, die für
2 � Vorüberlegungen

die neuere sprachwissenschaftliche (d.h. professionelle) Entwicklung eine ent-


scheidende Rolle gespielt haben, disziplinär anders verortet waren.
Der relativ unbestimmtere Terminus der Sprachforschung (bzw. im Kata-
log der Sprachforscher) ist relativ zeitlos im Gegensatz zum eingeschränkteren
Begriff von Sprachwissenschaft(lern), der eine historische Variable bezeichnet,
die auch in dem hier betrachteten Zeitraum unterschiedlich gefüllt worden ist –
und Gegenstand fachinterner Auseinandersetzungen war und ist.1 Sprachfor-
schung bezeichnet eine wissenschaftliche Beschäftigung mit Sprache im Gegen-
satz zu einer mehr impressionistischen Beschäftigung mit ihr, die durchaus mit
aufschlußreichen Einsichten aufwarten kann. Hier tut sich ein Übergangsfeld
zur außerwissenschaftlichen Sprachreflexion auf, die vor allem auch literarisch
betrieben wurde und wird – seit der Jahrhundertwende als Sprachkritik auch im
Feuilleton gepflegt. Autoren in einem breiten Spektrum, in dem sich Karl Valen-
tin, Kurt Tucholsky u.a. finden, haben einen reflektierten Umgang mit der
sprachlichen Form vorgeführt, bei Karl Kraus2 sogar systematisch entfaltet; er
wird denn auch nicht zufällig von einer ganzen Reihe hier im Katalog als derje-
nige genannt, der für ihre Motivation, ein sprachliches Fach zu studieren, maß-
geblich war. Bei literarischen Autoren mit diesem Zuschnitt finden sich durch-
aus formale Überlegungen zur Wortbildung, zu Flexionsmustern, zu dialektaler
Variation u. dgl., die disziplinäre Entsprechungen haben, ohne deswegen als
Sprachwissenschaft angesprochen zu werden.3
Der sprachliche Gegenstand allein ist insofern kein Abgrenzungskriterium,
weil sonst nicht nur die Literaturwissenschaft, sondern auch die Rechtswissen-
schaft, die Theologie und andere Disziplinen dazu zurechnen wären – im noch
systematischer verstandenen Sinn letztlich sogar die Naturwissenschaften,
insofern auch sie auf der theoretischen Ebene sprachlich verfaßt sind. Bei der
Zusammenstellung der Dokumentation habe ich als Kriterium für die Berück-
sichtigung genommen, daß von den Betreffenden zumindest eine (i.d.R. mono-
graphische) Arbeit vorliegt, oder doch begonnen wurde, die der sprachlichen
Form gewidmet ist. Eine Reihe von Grenzfällen sind aufgenommen, die die Ab-
grenzungsprobleme deutlich machen (s. dazu 2.6.; dort besonders bei Profil IX;
zum angesprochenen Abgrenzungsproblem auf einer „metasprachlichen“ Ebe-
ne vgl. den Mathematiker FREUDENTHAL).

��
1 So wird der Terminus inzwischen auch wieder in anderen (neueren) Beiträgen zu einer
systematisch angelegten fachgeschichtlichen Forschung genutzt; z.B. benutzt ihn Ehlers
(2010), weil bei sich bei seiner Auswertung der DFG-Unterlagen von 1920–1970 das Verständnis
von Sprachwissenschaft als abhängige Variable erweist.
2 Nicht zu verwechseln mit dem Romanisten K. KRAUS im Katalog.
3 So z.B. bei Lichnowsky (1949).
Zur Anlage des Buches � 3

Aber das ist ohnehin nur ein Problembereich, der sich mit einer solchen
Dokumentation verbindet. Ihre Entstehung war letztlich auch nicht durch fach-
liche, sondern zeitgeschichtliche Fragen motiviert: durch die Auseinanderset-
zung mit der faschistischen Vergangenheit. Das zieht eine problematische nati-
onale Grenze in die Untersuchung ein: die im biographischen Katalog der
Dokumentation berücksichtigten Personen gehören zum Fach, aber nicht zu
einem „deutschen“ Fach; ein Großteil von ihnen (insbesondere die Ausgewan-
derten) partizipierten oft auch in herausgehobener Position an der Fachent-
wicklung außerhalb Deutschlands. Das macht die Eingrenzung auf „deutsch-
sprachige Sprachforscher“ im Titel der Dokumentation problematisch. Auf
solche Probleme versucht dieses Buch in einem entsprechend systematisch
definierten Horizont zu antworten. Damit werden allerdings enorme Ansprüche
aufgespannt – bei denen es sich von selbst versteht, daß die vorliegende Dar-
stellung diesen keinesfalls gerecht werden kann. Aber so können, zusammen
mit einem Überblick über die Verfolgung und Vertreibung von deutschsprachi-
gen Sprachforschern in der Zeit des Nationalsozialismus, die fachgeschichtlich
grundlegende Frage nach den Brüchen in der Sprachforschung des 20. Jhd.
zumindest verdeutlicht werden, die in den gängigen fachgeschichtlichen Dar-
stellungen in der Regel ausgeblendet wird.4
Die umfangreiche Dokumentation von 301 in der Zeit des Nationalsozialis-
mus verfolgten Sprachforschern erlaubt es, das aus der Anfangszeit von dessen
Aufarbeitung stammende Bild von der damit erfolgten „Enthauptung der deut-
schen Wissenschaft“ zurechtzurücken. Das setzt voraus, daß einerseits der
politische Kontext der Verfolgung relativ systematisch aufbereitet wird (vor
allem auch die bei der Verfolgung dominierenden rassistischen Aspekte), ande-
rerseits aber auch die wissenschaftlichen Positionen der Verfolgten nicht iso-
liert werden, sondern die Wissenschaft im ‚Reich‘ zumindest in den Grundzügen
mit im Bild bleibt. Aus Problemen der Quellen und der problematischen Ab-
grenzungen unter den verschiedenen Aspekten war es bei der Erstellung der
Dokumentation ohnehin notwendig, eine sehr viel größere Personengruppe als

��
4 Verweise auf die einschlägige Forschungsliteratur sind hier angesichts von deren explorie-
renden Umfang exemplarisch zu verstehen. Die Grundlinien der Argumentation sind schon in
den früheren Veröffentlichungen (1988c sowie in dem ersten Band der Teilveröffentlichung des
Katalogs 1996) zu finden. Damals nahm diese Forschung überhaupt erst Konturen an: die
Hinweise auf die herangezogenen ältere Literatur sind hier stehen geblieben. Der Abgleich mit
der jüngeren Literatur ist sicherlich lückenhaft; der Umfang der Forschung allein zum institu-
tionell definierten Feld der deutschen Universitäten wird aus Arbeiten deutlich, die dafür einen
systematischen Abgleich anstreben wie z.B. Lux (2014).
4 � Vorüberlegungen

die Verfolgten im engeren Sinne zu dokumentieren (der veröffentlichte Katalog


enthält 339 biographische Artikel).5
Der Katalog dokumentiert das Werk von Personen – aber Wissenschaft (um
die es mit der Titelfrage geht) läßt sich nicht ad hominem begreifen, und auch
nicht durch die Akkumulation von homines … Sie ist in dem aufzusuchen, was
sich in den Aktivitäten der Wissenschaftler ereignet. Dabei reichen die biogra-
phisch in den Blick genommenen fachlichen Positionen teilweise bis in die
Gründerjahre der modernen Sprachwissenschaft am Ende des 19. Jhd. zurück.
Dadurch brechen sich die bis heute virulenten Grundsatzdebatten in diesen
Biographien. Anders als bei den dominierend „ideengeschichtlichen“ Darstel-
lungen lassen sich so die verschiedenen Positionen als Optionen in der Entwick-
lung zurückverfolgen, statt in der üblichen fachgeschichtlichen Schematisie-
rung in der Art dessen, was in der englischen Geschichtsschreibung „Whig-
history“ genannt wird, die Fachgeschichte im Sinne der Sieger umzuschreiben
und nur noch Vorläufer und überholte Positionen zu kennen, oft noch verquickt
mit einer moralischen Argumentation, die in diesem Fall bei den Vorläufern auf
die Verfolgung verweist und bei den Verlierern auf die politische Korruption.

��
5 Grundlage für diese Darstellung sind Vorarbeiten für eine prosopographische Aufarbeitung
der deutschsprachigen Sprachforschung in der Zeit von 1900 bis 1950, die ich in den 1980er
Jahren unternommen hatte, mangels der dafür erforderlichen Ausstattung aber nicht zuende
führen konnte (s. dazu Maas 1988c). Für eine solche Prosopographie hatte ich eine Gruppe von
etwa 3500 Personen angesetzt: hochgerechnet aus einer durchschnittlichen jährlichen Zahl
von 70 sprachwissenschaftlich orientierten Promotionen (identifizierbar in den Jahresver-
zeichnissen der Dissertationen, bei denen etwa 10% mit dem ausgewiesenen Titel falsche
Fährten legen, also wegfallen), ergänzt um diejenigen, die ohne einen solchen akademischen
Abschluß Sprachforschung betrieben. Nach der vorläufigen Auswertung von Vorlesungsver-
zeichnissen, dem Verzeichnis von Drucken u.dgl. war davon auszugegehen, daß von diesen
etwa 1000 im weiteren Sinne professionell sprachwissenschaftlich tätig waren (mit einem
Lehrauftrag an den Universitäten o.ä.: zu kontrollieren anhand der Vorlesungsverzeichnisse);
während die meisten nach der Dissertation nicht mehr wissenschaftlich aktiv waren (als Lehrer
tätig waren o. dgl.), was im Gesamtverzeichnis der deutschen Buchpublikationen kontrolliert
werden sollte. Der Aufbau einer entsprechenden Datenbank, die insbesondere auch die Ver-
netzungen zwischen diesen Personen hätte transparent machen sollen, erschien mir damals
möglich, fand aber nicht die erforderliche Drittmittelunterstützung, sodaß ich von diesem
Vorhaben nur noch die Arbeit an der vorliegenden Dokumentation weiter verfolgt habe. Auf
die damals schon ausgearbeiteten Manuskripte, gestützt auf verschiedene Stichproben, greift
die folgende Darstellung zurück. Bei den Quellenangaben steht öfters Document Center (Ber-
lin), bei dem ich seinerzeit recherchiert habe; dessen Bestand ist inzwischen in das Bundesar-
chiv übergegangen (Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde). Ich habe diesen Verweis stehen gelas-
sen, da das Document Center, das unter US-amerikanischer Verwaltung stand, einen
uneingeschränkteren Zugang zu Personalakten bot als das jetzige Bundesarchiv, in dem einige
Akten gesperrt sind.
Zur Anlage des Buches � 5

Die Überlagerung des Fachdiskurses durch unterschiedliche und vor allem


inkommensurable Argumentationsstränge, die in den aktuellen Diskussionen
im Fach die Frage nach dessen Einheit aufwirft, läßt sich so gewissermaßen in
einer biographisch gespreizten Entzerrung sichtbar machen. Mit der institutio-
nellen Ausdifferenzierung der philologischen Fakultät in der zweiten Hälfte des
19. Jhd. waren verschiedene Optionen auf dem Tisch, die in dem Katalog der
Dokumentation auch ihre entschiedenen Vertreter haben:
– eine rein an der formalen Modellierung der Reflexion auf Sprache ausge-
richtete Position, die durch die Entfaltung formaler Darstellungsformen der
sog. Mathematisierung der Mathematik im Verlauf des 20. Jhd. ein eigenes
Profil gewonnen hat,
– die wissenschaftstheoretische Abklärung des Gegenstands der Sprachwis-
senschaft, in Auseinandersetzung mit der sich in der zweiten Hälfte des 19.
Jhd. abzeichnenden Dominanz der Naturwissenschaften nicht zuletzt bei
Fragen der Forschungsförderung,
– die methodische Kontrolle der empirischen Datenerhebung, ausgerichtet
darauf, die sprachliche Vielfalt zur Geltung zu bringen. Mit der Verfeine-
rung von Feldforschungsinstrumenten (gemeinsam mit allen seit damals
sich formierenden Sozialwissenschaften) auf der einen Seite, der experi-
mentellen Operationalisierung der Konzepte auf der anderen (gemeinsam
mit der seit dem Ende des 19. Jhd. in dieser Hinsicht dominierenden Psycho-
logie),
– die Suche nach der Bewahrung des genuinen Gegenstands der philologi-
schen Tradition, mit dem Versuch, einen entsprechend geklärten Kulturbe-
griff als Orientierungspunkt zu nehmen (und so Sprachwissenschaft als
„Kulturwissenschaft“ zu verstehen),
– schließlich aber auch die Reflexion auf die institutionellen Anforderungen
durch die für die Einrichtung entsprechender universitärer Stellen maßgeb-
lichen Aufgaben in der Lehrerausbildung (zunächst im höheren Lehramt,
also noch relativ „philologienah“, dann aber in allen Lehrämtern – bis hin
zur Berufschullehrerausbildung in der 2. Hälfte des 20. Jhd.): vieles von
dem, was sich zumindest institutionell etablieren konnte, verdankte das
seiner institutionellen Brauchbarkeit (der Umsetzung in die neuen mit Prü-
fungsordnungen versehenen Studiengänge, die Vorgaben für seriell anzu-
fertigende Examensarbeiten u.dgl.).

Aus den Biographien im Katalog läßt sich ein dynamisches Bild der Grundla-
gendiskussion extrapolieren, das nicht auf das paßt, was die Handbuchdarstel-
lungen zur Fachgeschichte im 20. Jhd. vermitteln. Das ist nicht nur eine akade-
mische Frage der Korrektur an zu schematischen Darstellungen. Mit dem heute
6 � Vorüberlegungen

im Fach vertretenen relativ formalen Selbstverständnis hat sich eine dieser


Optionen durchgesetzt. Die ganz offensichtlich schwindende Akzeptanz des
gegenwärtigen Faches Sprachwissenschaft (Linguistik), dessen Vertreter sich
zunehmend unter das Dach von Überwissenschaften flüchten, die wissen-
schaftspolitischen Rückenwind haben (Kognitionswissenschaft, Psychologie,
Neurologie …), wirft die Frage auf, ob das nicht ein Pyrrhus-Sieg einer der schon
früh sich bietenden Optionen war. Daher gibt es gute Gründe, die Auseinander-
setzungen aus der ersten Hälfte des 20. Jhd. nochmal in den Blick zu nehmen,
insbesondere das bei einer ganzen Reihe der so dokumentierten älteren Fach-
vertretern greifbare Bemühen, den Gegenstand ihrer wissenschaftlichen Arbeit
nicht auf das methodisch Machbare zu reduzieren. Symptomatisch dafür ist es,
daß der Begriff, der als gemeinsamer Nenner des Gegenstandsverständnis der
älteren Forschung angesehen werden kann: der Sprachausbau, im heute domi-
nierenden Fachverständnis obsolet erscheint.6
Damit greift das Buch aber auch über eine rein fachgeschichtliche Frage-
stellung hinaus: indem auf diese Weise das Fachverständnis der Sprachwissen-
schaft als historische Markierung in einem Spannungsfeld zur umfassenden
Sprachforschung transparent wird, werden auch die Implikationen aller Bemü-
hungen durchsichtig, aus diesem Spannungsfeld auszubrechen:
– sei es durch die Beschränkung des fachlich Zulässigen auf das, was unter
„angesagten“ methodischen Standards machbar ist: als Einschränkung der
zünftigen Sprachwissenschaft,
– sei es durch die Preisgabe der methodischen Kontrolle und damit die
Gleichsetzung des Faches mit der Sprachforschung im weiten Sinne.

Die erstgenannte Option erweist sich zweifellos als Motor im Fortschreiten der
„Wissenschaft als Prozeß“ (D. Hull), mit der Konsequenz der Aufsplitterung der
Faches in eine immer größere Schar von methodisch ausdifferenzierten „Binde-
strich-Disziplinen“; die zweite Option drängt sich überall da auf, wo außerdis-

��
6 Nur in der sprachsoziologischen Diskussion ist der Terminus weiter üblich, allerdings in
einem technisch eingeschränkten Sinn für Aspekte der „durchdachten Sprachentwicklung“
(Kloss), also für Fragen der Sprachplanung und Sprachpflege und damit gebunden an schrift-
sprachliche Strukturelemente. Einflußreich (gerade auch in der US-amerikanischen Literatur)
waren dafür vor allem die Arbeiten von Kloss (z.B. Kloss 1952), der damit seine sprachstatisti-
schen Arbeiten von vor dem Krieg fortschrieb. Diese Einschränkung wurde gleich von URIEL
WEINREICH kritisiert, der dem ein breites funktionales Konzept gegenüberstellte, das die ältere
Tradition fortführt und damit auch dem entspricht, mit dem ich in Kap. 5 operiere (s. U. WEIN-
REICH 1953: 69; allerdings ohne den Terminus zu verwenden).
Wissenschaftssystematische Vorüberlegungen � 7

ziplinäre Anforderungen im Vordergrund stehen wie z.B. in der Lehrerausbil-


dung.
Die Aufarbeitung der älteren Fachgeschichte dient insofern nicht nur dazu,
das Lebenswerk von Verfolgten zur Geltung zu bringen. Die Fokussierung auf
dieses darf auch nicht übersehen lassen, daß die entsprechenden Fragestellun-
gen auch die Forschung bei vielen von denen bestimmten, die bei den politi-
schen Entwicklungen im ‚Reich‘ mitspielten. Die Rekonstruktion dieser Konstel-
lationen erweist sich als Rekonstruktion von Konstitutionsfragen des Faches in
einem sehr aktuellen Horizont.
Damit ergibt sich auch der Aufbau dieses Buchs:
– die Aufbereitung der Verfolgung und Vertreibung von deutschsprachigen
Sprachforschern in der Zeit des Nationalsozialismus,
– die Aufbereitung der politischen Kontexte und Hintergründe für die Verfol-
gung und Vertreibung,
– die fachgeschichtliche Folie der so dokumentierten Forschungsbeiträge,
– ein kontrastiver Blick auf die im ‚Reich‘ praktizierte Sprachforschung,
– eine Einschätzung der spezifischen wissenschaftlichen Entwicklungen.

1.2 Wissenschaftssystematische Vorüberlegungen

Fachgeschichte hat in der Disziplin einen ausgesprochen marginalen Status.


Sieht man von der Suche nach Vorläufern ab, mit denen Fachvertreter gerne die
eigene Aktivität dekorativ schmücken, spielen fachgeschichtliche Fragen nur in
nicht institutionalisierten Forschungsfeldern eine größere Rolle, bei denen die
Archäologie der frühen Arbeiten Teil des Gerangels um Anerkennung ist (in
philologisch nicht abgedeckten Forschungsfeldern wie der Kreolistik, in arealen
Forschungsbereichen wie zu den australischen Aborigines, den amerikanischen
Indianersprachen u. dgl., in denen die frühen Arbeiten immer noch eine rele-
vante Datenbasis bieten). Dagegen hat das Fach für diejenigen, die in seinem
Kernfeld arbeiten, scheinbar keine Geschichte: das Fach Linguistik gibt es für
die meisten jüngeren Vertreter offensichtlich erst seit Ende der 1950er Jahre, in
Deutschland seit den 1970er Jahren.7 Das macht den Bruch in der Fachentwick-
lung sinnfällig, um den es mit diesem Buch geht.

��
7 In vielen jüngeren Arbeiten wird der Terminus der Linguistik gerne emblematisch zur Ab-
grenzung von der älteren Sprachforschung genutzt bzw. so verstanden; zu Beginn der 1970er
Jahre wurde er so geradezu zu einem Kampfbegriff der disziplinären Revierabgrenzung (s.
Ehlers 2010 für den Niederschlag dieser Abgrenzungen in der Forschungsförderung der DFG).
Formal macht das einen gewissen Sinn, weil dieser Ausdruck im Deutschen nicht lexikalisch
8 � Vorüberlegungen

Die leider übliche Art, Fachgeschichte auf Analekten zu reduzieren: auf ei-
ne chronologisch geordnete Sammlung von Ideen, dient nur dazu, das einiger-
maßen beliebige Spiel der Suche nach Vorläufern zu fördern, zugleich mit der
Fixierung auf „große“ Personen. Eine systematische Klärung dessen, was Fach-
geschichte soll, muß auf wissenschaftstheoretische Grundbegriffe zurückgrei-
fen. Deren Diskussion verlief allerdings lange Zeit auf einer sehr abstrakten
Ebene, ohne Möglichkeit der Koppelung an fachspezifische Fragen. Dominant
waren Ausformulierungen wie vor allem die von Popper (1935), der Wissen-
schaft durch die Falsifizierbarkeit ihrer Aussagen definierte. Damit wird aber
der Blick auf das, was die Fachentwicklung ausmacht, verstellt: eine solche
Modellierung unterstellt einen festen konzeptuellen Rahmen, in dem sowohl
die Aussagen wie auch das, was als Falsifizierung gilt, definiert sind; was einen
solchen Rahmen definiert, wird ausgeblendet – und insbesondere auch, was die
Modifikation eines solchen Rahmens ermöglicht.
Daran setzt die jüngere wissenschaftstheoretische Diskussion mit explizit
wissenschaftsgeschichtlichen und insbesondere auch wissenschaftssoziologi-
schen Perspektivierungen an. Wichtige Anstöße gab vor allem von Kuhn (1962),
der den inzwischen trivialisierten (und alles andere als klaren) Begriff des (wis-
senschaftlichen) Paradigmas ins Spiel gebracht hat. Entsprechend sind die
neueren Arbeiten in diesem Feld in der Regel auch empirisch reicher unterfüt-
tert – allerdings überwiegend in naturwissenschaftlichen Feldern. Die damit
systematisch betriebene Fachgeschichte sucht nach Strukturen „hinter dem
Rücken“ der Akteure, die in sozialen Netzwerken und ihren institutionellen
Bedingungen greifbar werden. Hier war die Untersuchung von Fleck (1935)
wegweisend, die naturwissenschaftliche Forschungsbedingungen im Blick
hatte, gebunden an große Laboratorien mit arbeitsteiliger Organisation, defi-
niert durch die instrumentelle Ausstattung. Inzwischen gibt es eine ausdifferen-
zierte wissenschaftstheoretische Diskussion, die sich in den Polen „struktur-
funktionalistischer“ Modellierungen „kommunizierender“ wissenschaftlicher
(Teil-)Systeme auf dem einen Extrem und narrativ reicher Rekonstruktion von
Wissenschaft als Prozeß (s. z.B. Hull 1988) auf dem anderen bewegen.
Für die sprachwissenschaftliche Fachgeschichte ist deutlich geworden, daß
die an den auf die Naturwissenschaften ausgerichteten Modellierungen nicht
auf die Sprachwissenschaft passen – obwohl für diese in jüngerer Zeit immer

��
verankert bzw. vernetzt ist und sich so für eine technische Definition anbietet. Historisch liegt
darin allerdings ein Anachronismus, weil der Terminus der Linguistik (bzw. der Linguistiker
o.ä.) auch schon im 18. Jhd. benutzt wurde, im Kielwasser der damals modischen lateinisch
basierten Nomenklatur für die Wissenschaften.
Wissenschaftssystematische Vorüberlegungen � 9

auch „Paradigmen“ ausgerufen wurden, aber nur, um dann die Frage aufzuwer-
fen, ob die Sprachwissenschaft überhaupt als eine Disziplin konstituiert ist, in
der Paradigmen und Paradigmenwechsel im Kuhnschen Sinne definiert sind.8
Mit einer allerdings sehr selektiven Sichtweise waren soziale Aspekte des Wis-
senschaftsbetriebs auch in den älteren fachgeschichtlichen Darstellungen im
Blick, die z.B. mit Schulen als sozialen Verbänden operierten. Die derzeit modi-
sche Fokussierung von Wissenschaft als Prozeß läuft die Gefahr, das, worum es
in der Wissenschaft geht bei der Rekonstruktion der Geschäftigkeit aus dem
Blick zu verlieren. Wenn Wissenschaft mit den sozialen Wirkungen der Arbeiten
von Wissenschaftlern (ggf. ihren Institutionen) gleichgesetzt wird, fehlen Krite-
rien, um die Besonderheiten eines durchaus effizienten wissenschaftlichen
Betriebs (gemessen an der organisierten Ausbildung des Nachwuchs, einer
großen Anzahl von Publikationen u.dgl.) wie bei „systemkonformen“ Aktivitä-
ten im Kielwasser des nationalsozialistischen Regimes (s. Kap. 6) oder etwa
auch der „marxistisch-leninistischen Sprachwissenschaft“ in der DDR als wis-
senschaftlichen Leerlauf zu analysieren, wie ich es hier erst einmal nur unter-
stellen möchte.
Damit operiere ich mit einem Begriff von Wissenschaft als einer idealen
Größe, an der die Wissenschaftler nur partizipieren – mit mehr oder weniger
Erfolg und bestimmt von den gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen sie
dem nachgehen können. Eine solche Herangehensweise (die selbstverständlich
eine Analyse der sozialen bzw. institutionellen Bedingungen wissenschaftlicher
Arbeit impliziert) hat eine besondere Brisanz bei dem engeren Gegenstand die-
ses Buchs, bei dem der Zugang moralisch belastet ist: durch die Verfolgung und
Vertreibung vieler Akteure, andererseits dadurch, daß viele bei dem faschisti-
schen System mitgespielt haben und daher den Tätern zuzuordnen sind. Wis-
senschaftsgeschichtliches Arbeiten in diesem Feld operiert hier zwangsläufig
mit einer großen moralischen Hypothek. Hier kann es nur helfen, zumindest
analytisch Differenzierungen vorzunehmen: Täter wie Opfer partizipierten in
spezifischer, biographisch artikulierter Weise an Wissenschaft. Das definiert
zumindest eine analytische Dimension, die in ein solches Unternehmen einge-
zogen werden muß. Diese Frage wird nach Abschluß der faktenorientierten
Darstellung in Kap. 8 aufgenommen.
Auch wenn die Darstellung hier im engeren Sinne keinen wissenschaftsthe-
oretischen Anspruch hat, ist es nötig, die im Folgenden benutzte Begrifflichkeit

��
8 Zu den wenigen Arbeiten, die systematisch die institutionelle Infrastruktur des Fachs in
Rechnung stellen, gehört vor allem Amsterdamska (1987).
10 � Vorüberlegungen

argumentativ transparent zu machen.9 Dabei werden drei argumentative Hori-


zonte unterschieden, in denen die wissenschaftliche Praxis ausgerichtet wird:
– eine intellektuelle Matrix, in der fachunspezifisch die Kriterien für das ver-
ankert sind, was wissenschaftliche Praxis definiert,
– ein wissenschaftliches Paradigma (mehr oder weniger i.S. von Kuhn), das
für eine wissenschaftliche Disziplin ein Forschungsprogramm definiert,
– diskursive Netzwerke, in denen Gruppen von Fachvertretern eingebunden
sind.

Diese Unterscheidung (für die im Folgenden auch diese Termini genutzt wer-
den) sollte durch den weiteren Gang der Argumentation deutlich werden (expli-
zit wird sie in Kap. 5 aufgenommen).
Die intellektuelle Matrix sichert vor allem auch die Akzeptanz wissenschaft-
licher Programmatiken außerhalb der Disziplinen (einen wichtigen Aspekt da-
von hat Fleck 1935 mit der analytischen Figur der Denkstile in die Diskussion
eingeführt). In der älteren Sprachforschung war sie durch das humanistische
Gymnasium bestimmt, das die Akteure in der Regel bis zu Beginn des 20. Jhds.
absolviert hatten. Dazu gehörte nicht zuletzt eine Grundausbildung in den klas-
sischen Sprachen Griechisch und Latein, die auch die Begrifflichkeit wortge-
schichtlich transparent machte – ohne diese Folie produziert der in vielen fach-
geschichtlichen Darstellungen übliche Umgang mit Zitaten aus älteren Arbeiten
oft nur Anachronismen. Da gilt insbesondere für die Schlüsselbegriffe der älte-
ren Sprachforschung, die selbstverständlich die Arbeiten der Verfolgten wie der
weiter im ‚Reich‘ Aktiven bestimmten: der Kulturbegriff und das Verständnis der
Forschung als historisch, s. dazu Kap. 5.2.
Das fachgeschichtlich übliche Hantieren mit Paradigmen (auch schon bevor
Kuhn diesen Terminus lanziert hat) steht der Extrapolation einer solchen Matrix
entgegen. Gegenüber der von mir entwickelten Argumentation, z.B. der älteren
Ausrichtung der Forschung auf Fragen des Sprachausbaus, werden oft explizite
(programmatische) Belege eingefordert. Das verkennt den Status einer intellek-
tuellen Matrix, die, weil sie die selbstverständliche Prämisse der Argumentation
bildet, nicht explizit formuliert zu werden braucht – anders als Positionen, die
sich als innovativ gegen ein solches Selbstverständnis im Fach wenden, die sich
denn auch gerne mit der Ausrufung eines neuen „Paradigmas“ schmücken.
Obwohl die Halbwertzeit solcher „Paradigmen“ meist ausgesprochen kurz ist,

��
9 Hier hat sich inzwischen ein eigener (teil-) disziplinärer Arbeitsbereich mit eigenen Kongres-
sen, Zeitschriften u.dgl. etabliert, s. z.B. Schmitter (2003) für den Versuch einer Systematisie-
rung.
Die Konstituierung der sprachwissenschaftlichen Disziplin � 11

haben sie den Vorteil der bequemen Zitierbarkeit. Im weiteren Verlauf der Ar-
gumentation, insbes. in Kap. 5, wird diese Frage bei der Belastbarkeit der ange-
führten „Belege“ eine Rolle spielen.

1.3 Die Konstituierung der sprachwissenschaftlichen Disziplin

1.3.1. Generell ist die institutionell verfaßte Wissenschaft ein gesellschaftliches


System, das mit außerwissenschaftlichen Systemen kommuniziert (i.S. von
kommunizierenden Röhren). Das führt zu einer doppelten Dynamik:
– vom gesellschaftlichen Diskurs in die Disziplin: argumentative Figuren des
gesellschaftlichen Diskurses werden im Fach aufgenommen und unter den
jeweils akzeptierten disziplinären Standards „modelliert“,
– von der Disziplin in die Gesellschaft: disziplinäre Wissensbestände werden
als gesellschaftlich relevant präsentiert und zur Geltung gebracht.

Orthogonal zu diesen konzeptuell artikulierten Verhältnissen sind die instituti-


onellen Vorgaben für die wissenschaftliche Praxis: vereinfacht gesprochen die
Bedingungen, unter denen mit der disziplinär definierten Tätigkeit der Lebens-
unterhalt verdient werden kann – als vordergründiges Kriterium von Professio-
nalität. Eine herausragende Rolle haben für „geisteswissenschaftliche“ Diszip-
linen wie die Sprachwissenschaft die Universitäten; weit dahinter rangieren
außeruniversitäre Forschungsinstitute; nur marginal gibt es auch die Mitarbeit
in primär anders definierten Arbeitseinrichtungen in der „freien“ Wirtschaft.10
Davon zu unterscheiden sind die sozialen Formen der wissenschaftlichen
Praxis, in denen sich die Artikulation der Wissensbestände (auch die Frage der
disziplinären Akzeptanz) einspielt, organisiert in sozialen Verbänden („Netz-
werken“), wie man traditionell schon von „Schulen“ sprach, mit einer fachspe-
zifischen Öffentlichkeit (Zeitschriften, Tagungen u.dgl.), aber auch informell
etwa in der auch schon vor der elektronischen Kommunikation extensiv prakti-

��
10 Hier sind für die Sprachforschung die institutionellen Strukturen sehr anders als z.B. für
die Naturwissenschaften, bei denen große Labore gerade auch in der Privatwirtschaft charak-
teristisch sind und die Forschung arbeitsteilig in Großforschungsverbänden durchgeführt wird.
Das macht es auch problematisch, mit wissenschaftstheoretischen Konzepten zu operieren, die
auf die naturwissenschaftliche Forschung kalibriert sind. Zu den Problemen gehört auch die
Ausrichtung der jüngeren wissenschaftstheoretischen Diskussion auf die englischsprachigen
Publikationen, die oft die unzulässige Übersetzungsgleichung von engl. science (in der Regel
auf Naturwissenschaften festgelegt) und dt. Wissenschaft nach sich zieht.
12 � Vorüberlegungen

zierten „kollegialen“ Korrespondenz.11 In der wissenschaftstheoretischen Dis-


kussion ist dieser Aspekt der Wissenschaftsentwicklung lange verdrängt gewe-
sen; auch fachgeschichtliche Darstellungen haben sich weitgehend darauf be-
schränkt, konzeptuelle Formationen in eine gewisse chronologische Abfolge
einzusortieren. Seit 50 Jahren macht sich in der Diskussion eine Gegenbewe-
gung geltend, die explizit „Wissenschaft als Prozeß“ modelliert (Hull 1988).
Die fachgeschichtlich grundlegende Frage ist, wie die Beschäftigung mit
Sprache im Sinne eines vortheoretischen Gegenstandsverständnisses auf
Sprachforschung im Sinne einer wissenschaftlichen Beschäftigung eingegrenzt
werden kann. Dabei müssen zwei Reflexionsmatrizen unterschieden werden:
– die konzeptuelle, bei der es um die Frage geht, was unter Sprache zu ver-
stehen ist,
– die methodische, bei der die Vorgaben für die analytische Arbeit zu Sprach-
fragen geklärt werden.

Die methodische Matrix ist an Darstellungsformen gekoppelt, mit denen sich


eine wissenschaftliche Argumentation von anderen Darstellungen abgegrenzt.
Darin spiegelt sich eine Koppelung der beiden Matrizen: die konzeptuelle Klä-
rung des Forschungsgegenstands wird in der Darstellungsform anschaulich von
Alltagsvorstellungen („common sense“-Konzepten) unterschieden. In der jün-
geren Wissenschaftsentwicklung haben sich so formale Darstellungsformen
etabliert, mit denen der spezifische Gegenstand der Forschung modelliert wird
(s. Kap. 5.2. zu diesen Entwicklungen in der Sprachwissenschaft).
Zwischen beiden Matrizen besteht zwangsläufig ein Spannungsverhältnis:
wird die konzeptuelle Matrix isoliert, landet man bei einem diffusen Feld von
Sprachreflexionen, wie es in den fachgeschichtlichen Darstellungen gerne mit
dem Ansetzen bei den Vorsokratikern in den Blick genommen wird. Umgekehrt
riskiert jede Fixierung auf eine methodische Matrix anachronistische Verzer-
rungen. Da methodisch kontrolliert immer nur ein Ausschnitt von dem zu bear-
beiten ist, was konzeptuell als Gegenstandsfeld definiert ist, ist die daraus re-
sultierende Spannung gewissermaßen konstitutiv für das, was in der
wissenschaftstheoretischen Diskussion oft in einem weiten Sinne als „For-
schungsprogramm“ zu Lösung gesellschaftlicher Aufgaben angesprochen wird.
Wissenschaftliche Disziplinen wie die Sprachwissenschaft sind immer in be-
stimmten historischen Konstellationen definiert, also in einem Spannungsfeld

��
11 Eine Modellstudie, ausgehend von der umfangreichen Korrespondenz Hugo Schuchardts,
wird jetzt in dem von Bernhard Hurch in Graz geleiteten Forschungsprojekt „Netzwerk des
Wissens“ unternommen.
Die Konstituierung der sprachwissenschaftlichen Disziplin � 13

von vordisziplinär definiertem Gegenstandsbereich (und ggf. auch von darauf


ausgerichteter Sprachforschung) auf der einen Seite und immer wieder neu
(und ggf. anders) kalibrierter disziplinär lizenzierter (sprach-) wissenschaftli-
cher Praxis.
Die disziplinäre Weiterentwicklung führt mit der zunehmenden Arbeitstei-
lung und ggf. auch der Abhängigkeit von instrumenteller Unterstützung zu
immer kleineren Fenstern, in denen der Gegenstand Sprache methodisch kon-
trolliert angegangen wird. Daraus resultiert eine spezifische Dynamik: die pro-
fessionelle Bindung an die methodischen Standards kann zur Folge haben,
auch auf der konzeptuellen Ebene nur noch das als Sprache zu definieren, was
unter diesen Prämissen modellierbar ist. Darauf reagieren dann wieder Versu-
che, eine solche Beschränkung des fachlichen Horizonts aufzubrechen. Nicht
nur in der Sprachforschung wird der Kampf zwischen den Polen einer
Verakademisierung des Fachs auf der einen Seite und dem Verlust methodi-
scher Standards auf der anderen periodisch wiederkehrend geführt. In dieser
Hinsicht läßt sich eine Art mittlerer Linie definieren, die eine zünftige Praxis
verfolgt, ausgerichtet an den etablierten Standards – aber eben auch beschränkt
auf einen kumulativen Erkenntnisgewinn. In diesem Sinne spricht man seit
Kuhn (1962) von einem Paradigma, das der Praxis einer wissenschaftlichen
Gemeinschaft unterliegt.
Diese Verhältnisse können durch institutionelle Randbedingungen überla-
gert werden, wenn nicht nur „reine Wissenschaft“ verfolgt wird, sondern das
Fach für spezifische Aufgaben genutzt wird, die nicht unter den fachlichen
Prämissen definiert sind. Das ist bei der Sprachwissenschaft (bzw. der voraus-
gehenden philologischen Sprachforschung) durch ihre Nutzung in der Lehrer-
ausbildung (in den sprachlichen Fächern) der Fall, vor allem seit deren Regulie-
rung mit staatlichen Vorgaben wie in Deutschland seit der preußischen
Bildungsreform zu Beginn des 19. Jhds. Dabei bricht sich die angesprochene
Spannung im Fach selbst an den arbeitsökonomischen Zwängen des Ausbil-
dungssystems: die Notwendigkeit einer kurrikularen Planung von Kursen, Prü-
fungen, Vorgaben für Abschlußarbeiten u.dgl. stellt auf serielle Praktiken ab,
die fast zwangsläufig an der mittleren zünftigen Linie im Fach ausgerichtet sind.
Dem entspricht ggf. die Verdoppelung der Ausbildungsgänge um einen profes-
sionellen Strang (mit dem Lehrerexamen als Abschluß) auf der einen Seite und
der Promotion in Verfolg von genuin wissenschaftlichen Fragen auf der ande-
ren. In dem Maße allerdings, wie die Promotion ihrerseits zu einer Art professi-
oneller Marke wird (wie es bei der Medizin seit langem auch formal geregelt ist),
läßt sich diese Spannung nicht direkt auf die Studienvorgaben abbilden: wie zu
zeigen ist, war gerade auch die Expansion der Universitäten mit einem hohen
Ausstoß an sprachwissenschaftlichen Promotionen den seriellen Möglichkeiten
14 � Vorüberlegungen

der neuen Sprachwissenschaft am Ende des 19. Jhd. geschuldet (das wird in
Kap. 5 mit dem Stichwort der Junggrammatiker aufgenommen) – wo in diesem
Feld auch solche seriellen Arbeiten mit „innovativen“, „theoretisch“ ambitio-
nierten Fragestellungen befrachtet werden und wurden, resultiert daraus oft
nur eine Art wissenschaftlicher Makulatur, die nur unter fachgeschichtlichen
Gesichtspunkten einen gewissen dokumentarischen Wert hat (und nur Verdruß
beim Lesen bereitet …).
So zeigt sich, daß die oben benannten beiden Reflexionsmatrizen eine ge-
wisse Selbständigkeit haben – jedenfalls können sie sich in der fachlichen Pra-
xis verselbständigen. Zur Einübung in ein Fach gehört auch das Einüben des
fachlich akzeptierten Diskurses, mit dem die Ausgrenzung derer markiert wird,
die sich ggf. mit dem gleichen Gegenstand außerhalb der Zunft befassen. Dieser
Diskurs ist immer auch ein Einfallstor für fachexterne (von methodischer Kon-
trolle abgelösten) Faktoren – vor allem auch für die Politisierung eines Faches,
wie in Kap. 6 noch genauer zu betrachten ist. Die Fachgeschichte bildet ein
Spannungsfeld ab – das gilt es als Hintergrund für die weiteren Überlegungen
im Kopf zu behalten.
Für die Modellierung des Prozesses der Disziplinformierung kann an Kuhn
(1962) angeschlossen werden, der mit seinem Paradigma-Konzept zwei Momen-
te isolierte:
– die Bündelung wissenschaftlicher Energie und die Freisetzung eines Pro-
zesses wissenschaftlichen Fortschritts durch die Ausrichtung auf ein Para-
digma,
– die mit diesem Prozeß angestoßene Tunnelfahrt durch die Ausrichtung an
einem solchen Paradigma, die der Forschung Scheuklappen aufsetzt und
Begründungsfragen abschneidet.

Im Kuhnschen Sinne ist eine wissenschaftliche Disziplin eine Matrix, in der sich
die Forschung organisiert. Die Matrix wird definiert durch Paradigmen, die de-
ren Prämissen festschreiben und damit eine kumulative Forschungspraxis als
Lösung spezieller Probleme freisetzen, die durch die jeweiligen Paradigmen
definiert sind. Mit Matrix wird eine Menge von Vorgaben für die wissenschaftli-
che Praxis gefaßt, die für die Akteure selbstverständlich sind; demgegenüber ist
Paradigma ein spezifischeres (eingeschränkteres) Konzept, bei dem solche Vor-
gaben auch explizit im Raum stehen und damit strittig werden können.12 Para-
digmen erhalten ihre Ausprägung in einem disziplinären Rahmen. Dabei ist

��
12 Die Terminologie ist hier keineswegs einheitlich. In diesem Sinne verwende ich die Termini
im Folgenden.
Die Konstituierung der sprachwissenschaftlichen Disziplin � 15

eine Disziplin in diesem Sinne koextensiv mit einer „zünftigen“ Gemeinschaft


von Forschern, die sich einem solchen Paradigma verpflichtet fühlen – und die
mit ihrer Ausbildung in dieses hineinsozialisiert wurden. Aus dieser Perspektive
reduziert sich die wissenschaftliche Entwicklung auf die Reproduktion der Dis-
ziplin gerade auch dann, wenn Krisen auftreten, bei denen ein Paradigma durch
ein anderes ersetzt wird.
Eine so verfaßte Disziplin setzt ausgesprochen effizient Forschungspotenti-
ale frei, weil die Forscher in ihr von Begründungsfragen freigestellt sind, die
eine „vor-paradigmatische“ Forschung belasten. Ohne ein solches Paradigma
müssen wissenschaftliche Arbeiten ihre Prämissen immer wieder artikulieren –
was Energien für eine strikt fokalisierte Forschung blockiert. Auf der anderen
Seite ist eine „vor-paradigmatische“ Arbeitsweise aber durchlässig für den au-
ßerwissenschaftlichen Diskurs. Eine solche Durchlässigkeit charakterisiert inso-
fern eine wissenschaftliche Praxis außerhalb von paradigmatisch ausgerichte-
ten Disziplinen. Wo sich eine solche Disziplin konstituiert hat, riskieren
Forscher, die sich nach wie vor in solchen Begründungszusammenhängen be-
wegen, sich damit außerhalb der Zunft zu stellen.

1.3.2. Professionalisierung hat zwei Dimensionen:


– eine intensionale im Sinne von Kuhns wissenschaftlichem Paradigma, das
nicht nur eine spezifische Weise definiert, mit einem Gegenstand umzuge-
hen, und so einen Zusammenhalt zwischen denen stiftet, die sich als Dis-
ziplin verstehen, sondern auch eine Form ist, in der diese Vorgehensweise
an die nachfolgende Generation weitergegeben wird,
– eine extensionale, die in institutionellen Strukturen faßbar wird, die an
spezifische Mitgliedschaften gebunden sind, denen auch entspricht, daß
über diese Mitgliedschaft der Zugang zu spezifischen Bereichen in der ge-
sellschaftlichen Arbeitsteilung definiert ist (sodaß ein zünftiges Monopol
besteht).13

Quer zur disziplinären Ausdifferenzierung ist die Professionalisierung in der


Distanz zum Untersuchungsgegenstand begründet, die durch kontrollierte Ver-
fahren ermöglicht wird (wie sie ihrerseits diese überhaupt erst ermöglicht).
Professionelle Wissenschaft steht insofern auf dem Gegenpol zur Liebe zum

��
13 Ein Modellfall für eine solche Professionalisierung liefert im zeitgenössischen Kontext des
Katalogs die Psychologie, die vor allem unter dem Druck der Weltkriegsvorbereitung und dann
schließlich des Weltkriegs selbst in Deutschland als Disziplin etabliert wurde: mit einem Dip-
lomstudiengang und einem für dessen Absolventen reservierten professionellen Tätigkeitsbe-
reich (s. dazu Geuter 1984).
16 � Vorüberlegungen

Gegenstand (mit den inzwischen abgegriffenen Termini: dem Dilettantismus


[lat. dīlīgō „lieb haben“] und dem Amateur [lat. amō „lieben“]). Die philologi-
sche Tradition ist in dieser Hinsicht ambivalent – eindeutig werden die Verhält-
nisse, wenn man sich klar macht, daß ein Mediziner „seine“ Viren nicht liebt,
über die er forscht, ein Ingenieur nicht die Kläranlage, die er baut. Die methodi-
sche Begründung der Sprachwissenschaft hatte (und hat) so auch die Liebhaber
gegen sich: ein ERMAN mußte sich mit der zeitgenössischen Ägyptenschwärme-
rei auseinandersetzen, ein BOAS mit der Schwärmerei für die „Wilden“. Wo die
Forschungspraxis nicht am Schreibtisch stattfand (stattfindet), kann diese Dis-
tanz geradezu mit Widerwillen gekoppelt sein, der im Feld zu überwinden ist, s.
z.B. ERMANs Kommentare über die „Orientalen“, die er auf einer Ägyptenreise
erlebt hat, oder BOAS’ Klage über seine versoffenen und verfilzten Gewährsper-
sonen, mit denen er sich herumschlagen mußte. (Professionalisierte) Wissen-
schaft ist nicht durch Liebe, sondern durch eine Methode definiert, die es er-
laubt, ein gestecktes Ziel zu erreichen (was auch immer die Motive gewesen sein
mögen, die den einzelnen Forscher einmal auf eine bestimmte Option festgelegt
haben).
Die Professionalisierung hat soziale Implikationen, die ggf. auch institutio-
nelle Folgen haben:
– mit ihr sind die Kriterien der Zugehörigkeit zur Profession definiert, so wie
es bei den traditionellen Berufsorganisationen die Zünfte regelten,
– damit sind aber auch die Ausschlußprozeduren für nicht-zünftige Praktiken
definiert: wer nicht unter den Vorgaben der Zunft agiert, ist ein Bönhase.14

Die Vorgaben für zünftige Praktiken sind historisch betrachtet variabel: sie
müssen immer neu auf das Mögliche und Übliche kalibriert werden. Legt man
dieses Bild an einen Befund wie den des Katalogs an, ist klar, daß die Grenzen
nicht im Sinne des heutigen (zünftigen) Sprachwissenschaftsverständnisses
gezogen werden können. Deutlich ist in seinem Sinne nur die Ausgrenzung
derer, die eine „direkte Sprachanalyse“ betrieben – die sich aber auch selbst
nicht als Sprachwissenschaftler begriffen (s. die Profile VIII und IX in 2.5.6). Für
die anderen Felder der Sprachforschung, die in 2.5. beschrieben sind, sind die
Verhältnisse weniger klar.

��
14 Bönhase ist der in den mittelalterlichen Städten übliche Terminus für einen nicht-zünftigen
Arbeiter: der keine offene, kontrollierbare Werkstatt hat, sondern unter dem Dachboden
(niederdt. böne, vgl. hd. Bühne) oder sonst im Versteck „schwarz“ arbeitet. Ich benutze ihn im
Folgenden für diese Art der professionellen Grenzziehung.
Die Konstituierung der sprachwissenschaftlichen Disziplin � 17

1.3.3. Legt man an die wissenschaftliche Praxis der im Katalog aufgeführten


Sprachforscher die oben skizzierten Kriterien der Professionalisierung an, so
erfüllen sie diese in sehr unterschiedlicher Ausprägung, und zwar unabhängig
davon, ob sie ihre Forschung und ggf. auch Lehre im Rahmen eines philologi-
schen Faches betrieben, oder ob sie Vertreter einer Nachbarwissenschaft waren.
In der Sprachwissenschaft hat es keine mit der Psychologie vergleichbare Ent-
wicklung gegeben – sieht man einmal von den Besonderheiten des planwirt-
schaftlichen Wissenschaftsbetriebes ab, der in der DDR zur Einrichtung eines
Diplomstudienganges als Zugangsform für die vorgesehenen sprachwissen-
schaftlichen Stellen führte (nach 1989 ist davon nichts übrig geblieben). Allen-
falls auf die sehr kleine Gruppe der vergleichenden Indogermanisten ließen sich
diese Kriterien noch anwenden, aber auch für sie galt, daß mit einem entspre-
chenden Abschluß kein Zugang zu einer beruflichen Tätigkeit sichergestellt
war: eine Berufung auf eine Professur war auch hier daran gebunden, daß ein
Fachvertreter Aufgaben in einem philologischen Feld übernahm, in der Regel in
der klassischen Philologie.
Die Kehrseite davon ist aber auch, daß die Sprachforschung nicht einfach in
den akademischen institutionalisierten „sprachlichen“ Disziplinen aufgesucht
werden kann; gerade für das neue Selbstverständnis der „professionellen“
Fachvertreter (also die intensionale Dimension) ist der eponymische Rückbezug
auf nichtphilologische Vorläufer charakteristisch. In der Frühzeit des hier frag-
lichen Zeitraums kamen noch die extrem selektiven Randbedingungen der vor
dem Ersten Weltkrieg quantitativ wenig ausgebauten Universitäten hinzu: auch
ausgesprochen wissenschaftlich orientierte Fachvertreter hatten damals nur
geringe Chancen auf eine Stelle an den Hochschulen und wurden bzw. blieben
Lehrer – mit der Folge, daß auch von solchen „Schulmännern“ wissenschaftlich
hochkarätige Forschungsbeiträge geleistet wurden, vor 1900 oft auch in den
damals jährlich publizierten „Schulprogrammen“ veröffentlicht.15
Die nicht abgeschlossene Professionalisierung der Sprachwissenschaft zeigt
sich so als Moment in dem langen Prozeß der Ausdifferenzierung eines gesell-
schaftlichen Ortes der Sprachforschung – in der Spannung zwischen dem Typus
des Intellektuellen des achtzehnten Jahrhunderts, für den die Reflexion auf
Sprache selbstverständlich war (ebenso wie eine mehrsprachige Bildung: neben
den klassischen Schulsprachen zunehmend auch praktisch beherrschte moder-
ne [Schrift-]Sprachen), und auf der anderen Seite den spezialisierten Techni-

��
15 Ein prominentes Beispiel für diese Konstellation ist Philipp Wegener, s. C. Knobloch in der
ausführlichen, auch biographischen Einleitung der Neuausgabe von Wegener (1880), dort S.
11*–51*.
18 � Vorüberlegungen

kern, für die Sprache das ist, was sie mit ihren operationalen oder auch formal-
algebraischen Vorgaben modellieren können.
Ausdifferenzierung impliziert hier, daß Sprachliches nicht nur als Epiphä-
nomen von im Vordergrund stehenden anderen Erscheinungen betrachtet wird:
die Betrachtung sprachlicher Phänomene ist schließlich bei der Beschäftigung
mit Literatur, mit Sozialgeschichte, mit Kunst, mit Religion etc. unvermeidlich.
Um Sprachforschung handelt es sich nur dann, wenn Sprache in ihrem Eigen-
sinn, als widerständige Erscheinung gegenüber der analytischen Beschäftigung
mit ihr gesehen wird. Das definiert die Abgrenzung zur Literaturwissenschaft,
zur Psychologie, Politologie, Archäologie, Philosophie etc., also zu Disziplinen,
die es weitgehend auch mit sprachlich verfaßten Gegenständen zu tun haben.
Es ist bemerkenswert, daß gerade Vertreter dieser Disziplinen in dieser Hinsicht
oft klarer gesehen haben als Sprachwissenschaftler, die bis heute für reduktio-
nistische Denkweisen anfällig sind (besonders so in dem seit Ende des 19. Jhds.
endemischen Psychologismus, der in der derzeitigen kognitivistischen Linguis-
tik ein aktuelles Avatar gefunden hat). Insofern gehören eben BOAS, K. BÜHLER,
HUSSERL und andere außerhalb der philologischen Fächer zur Sprachforschung
und sogar im engeren Sinne zur Sprachwissenschaft.
Bei der fachgeschichtlichen Betrachtung sind diskursive Formationen, in
denen konzeptuelle Vorgaben der wissenschaftlichen Praxis ihre Konturen
gewinnen, von den institutionellen Bedingungen zu unterscheiden, die die
professionellen Aktivitäten bestimmen. Die wissenschaftliche Praxis (richtiger:
die Praxis der Wissenschaftler) geschieht im gesellschaftlichen Raum und ist
daher auch noch von anderen Faktoren bestimmt als von den innerdisziplinär
thematischen. Wissenschaft bietet auch eine Sonderwelt, u.U. sogar eine Ge-
genwelt zu dem, was im öffentlichen sozialen Raum ausgetragen wird. Der poli-
tische soziale Raum ist diskursiv verfaßt: Sprache (sprachliche Artikuliertheit)
gehört konstitutiv dazu. Die mit der disziplinären Verselbständigung der neue-
ren Sprachwissenschaft verbundene Formalisierung bzw. methodische
Operationalisierung bietet auch eine Distanzierung von dem gesellschaftlichen
Diskurs. In dieser Hinsicht ist die Entwicklung in den Philologien von einer
gegenläufigen Dynamik bestimmt. Traditionell war die Philologie Kurator für
die überlieferten Texte, deren Bewahrung einer solchen Treuhänderschaft be-
darf: ob nun im religiösen Kontext oder bei der „klassischen“ Literatur, in bei-
den Fällen war ein Zugang ohne professionelle philologische Ausbildung nicht
gesichert.16

��
16 Diese argumentative Figur ist konstitutiv für die großen fachgeschichtlichen Erzählungen,
die die wissenschaftliche Neubegründung der Philologien seit dem Ende des neunzehnten
Die Konstituierung der sprachwissenschaftlichen Disziplin � 19

Die Verselbständigung der Literaturwissenschaft, die in den Philologien


erst im Laufe der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zum Zuge kam,
war mit dem Fokus auf den Deutungssystemen von der Orientierung auf die
Gegenwart bestimmt, die den literaturwissenschaftlichen Diskurs offen für den
politischen macht. Nicht zuletzt unter dem Druck der Reorganisation der großen
(lehrerausbildenden) Fächer vollzog (vollzieht) die Sprachwissenschaft diese
Gegenwartsorientierung mit – baut(e) aber mit einer verfremdenden methodi-
schen Schwelle wieder Barrieren gegenüber dem gesellschaftlichen Diskurs auf.
Diese Spannung charakterisiert die innerphilologischen Auseinandersetzungen
in gewisser Weise bis heute. In der Literaturwissenschaft hat sie die heutige
Abschottung gegenüber der disziplinären Sprachwissenschaft zur Folge.17 In
der Sprachwissenschaft hat das zu dem immer wieder aufbrechenden Bemühen
geführt, auch diese durchlässig für die politischen Fragen der Gegenwart zu
machen – bis hin zum nach 1933 geforderten „Einsatz der Sprachwissenschaft“,
mit dem nicht zuletzt Karriereambitionen ausagiert wurden, s. Kap. 6.
Die diskursive Durchlässigkeit betraf vor allem auch den rassistischen (an-
tisemitischen) Diskurs, der in Deutschland eng an den völkischen Diskurs ge-

��
Jahrhunderts begleiteten. ERMAN macht es in seiner großen fachgeschichtlichen Erzählung der
Ägyptologie deutlich, mit dem von ihm aufgezeichneten Verfall der altägyptischen Überliefe-
rung in der späteren Zeit, in der die hieroglyphische Codierung phantasievoll mißverstanden
und paraphrasiert wurde, weil ein philologisches Bemühen um die sprachliche Form nicht
definiert war (s. bei ERMAN und auch bei H.RANKE). In der Judaistik wurde in gleicher Weise der
kanonische Text der Bibel nicht mehr als „Urtext“ verstanden, sondern als sekundäres Produkt
der philologischen Arbeit in der späteren Zeit (der Masoreten), s. etwa KAHLE, SPANIER u.a.,
ebenso für die Sonderspielarten der jüdischen Überlieferung etwa im Christentum, bei dem erst
die alexandrinische Philologie die kanonischen Texte geschaffen hat, s. etwa bei G. ZUNTZ.
17 Diese Bemerkungen gehen über den Rahmen dieses Katalogs hinaus, s. aber auch w.u. 1.4.
Für den Ausbruch aus dem philologischen Käfig der Romanistik steht z.B. Ernst-Robert Curtius,
der in den 1920er Jahren mit seiner ausdrücklich auch politisch offenen Auseinandersetzung
mit der französischen Gegenwartsliteratur das Fach provozierte (etwa Curtius 1925), der sich
dann aber von der damit verbundenen Öffnung für den politischen Diskurs bzw. die Politisie-
rung des wissenschaftlichen Diskurses distanzierte (s. Curtius 1932) und mehr oder weniger
explizit gegenwartsabgewandt arbeitete: seit 1932 an seinem Magnum Opus „Europäische
Literatur und lateinisches Mittelalter“, das er erst nach dem Krieg fertigstellte und publizierte
(Curtius 1948). In ihm wird der Gegenstand literaturwissenschaftlich-philologischer Forschung
explizit als zeitlos definiert: die in der Literatur immer wieder neu artikulierten Topoi kommen
gewissermaßen erst zu sich, wenn sie nicht in der Unmittelbarkeit der damit artikulierten Texte
(und ihrer Deutung!) gefaßt werden. Auch Curtius wurde in den Londoner Listen 1937 aufge-
führt. Die Diskussion um Curtius ist inzwischen zu einem eigenen Forschungsfeld geworden,
das hier nicht verhandelt zu werden braucht; für die ältere Diskussion s. z.B. H. H. Christmann
1987, sowie passim in den Arbeiten von Hausmann. Zur Neuorientierung der deutschen Vor-
kriegsromanistik auf Frankreich, vgl. im Katalog auch FRIEDMANN, KLEMPERER, SPITZER.
20 � Vorüberlegungen

koppelt war. Die Attraktivität eines rein formalen Zugangs zur Sprache, der als
Gegenstand das definiert, was unter methodischen Prämissen modellierbar ist,
ist eben auch eine Distanzierung von dem fundamentalistischen (Sprach-
)Diskurs, die zumindest unterschwellig die zunehmend formalere Modellierung
der Sprachwissenschaft als strenge „Gesetzeswissenschaft“ am Ende des 19.
Jhds. bestimmte. Viele von denen, die diese methodische Herausforderung auch
als Distanzierung von dem rassistischen politischen Diskurs aufnahmen, gehör-
ten später auch zu denen, die von diesem stigmatisiert wurden. Ein ERMAN kann
selbstbewußt für sich erklären, daß mit seiner methodisch-kontrollierten Arbeit
die Ägyptologie überhaupt erst anfing, eine Wissenschaft zu werden – wie er für
sich selbst später auch selbstbewußt feststellte, daß er kein Arier sei (s. bei
ihm).
In unterschiedlichen diskursiven Formationen verlaufen die Grenzen homo-
log: der lebensweltlich-“tat“orientierten Philosophie stellte HUSSERL eine me-
thodenstrenge Phänomenologie entgegen, mit der er auch die Grundlagen der
Grammatiktheorie definierte – und ihm folgten diejenigen, die eine methodisch
kontrollierte Arbeit an Texten angingen (s. z.B. HAMBURGER). Außerhalb des
philologischen Horizonts macht sich diese Bindung der Suche nach methodi-
scher Kontrolle an die Abgrenzung von dem fundamentalistischen (rassisti-
schen) Diskurs umso deutlicher geltend bei Altvorderen wie BOAS, der die Kul-
turtheorie (und damit auch die Sprachtheorie) ausdrücklich als kritische
Antwort auf rassistisches Denken entwickelte und eine naturwissenschaftliche
Herangehensweise, gebunden an die kontrollierte Beobachtung (angefangen
bei der phonetischen Transkription), geradezu als hygienisches Postulat den
Sozialwissenschaften im weiteren Sinne (mit Einschluß der Sprachwissen-
schaft) implantierte.

1.4 Die professionelle Sprachforschung

Die Sprachforschung kann in Hinblick auf die unterschiedliche Feineinstellung


gegenüber der in den Blick genommenen Sprache differenziert werden:
– in einer Mikro-Einstellung ist die sprachliche Form bei grammatischen und
phonologischen Analysen im Blick;
– bei einer mittleren (Meso-)Einstellung ist die sprachliche Form im holisti-
schen Sinne im Blick, also das, was traditionell Stilanalyse genannt wird;
– bei einer Makro-Einstellung ist die (soziale) Bedeutung der sprachlichen
Handlungen bzw. der sprachlichen Verhältnisse im Blick.
Die professionelle Sprachforschung � 21

Die Makro-Einstellung entspricht dem nicht-professionellen Herangehen an


Sprache, für das Sprache ein Medium ist, das nicht sichtbar wird. Das, worum
es dabei geht, ist das sprachlich Fixierte, ob nun so in der Sozialwissenschaft, in
der Geschichte, der Archäologie oder auch in der Literaturwissenschaft (aber
nicht so in der traditionellen Philologie!). Dem steht die Mikro-Ebene gegen-
über, die die „harte“ Sprachwissenschaft definiert, sei es in einer synchronen
Einstellung als deskriptive Sprachwissenschaft, oder aber in einer diachronen
Einstellung als historisch-“erklärende“ Sprachwissenschaft. Die Meso-Ebene ist
der kritische Bereich, der von der „harten Sprachwissenschaft“ ausgegrenzt
wird, der aber als Stil, Diskurs u. dgl. immer wieder in den Blick kommt.
Das ist die Folie für die Dynamik der Fachentwicklung, bei der sich die Mik-
ro-Einstellung gewissermaßen mit der Verselbständigung der Sprachwissen-
schaft im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts etabliert hat, während die Meso-
Einstellung das philologische Selbstverständnis der älteren Philologie aus-
machte. Die weitere Dynamik ist durch die Verlagerung nicht zuletzt auch der
Meso-Ebene auf die Makro-Ebene bestimmt, vgl. mit Beispielen aus dem Kata-
log:
– so bei der dominanten literaturwissenschaftlichen Ausrichtung, die durch-
lässig für im weiteren Sinne gesellschaftliche Fragen war, s. VOßLER u.a.;
– oder auch mit einer volkskundlichen Ausrichtung, z.T. auch explizit anti-
elitär ausgerichtet, s. z.B. F. RANKE, vgl. auch W. STEINITZ;
– oder auch im Hinblick auf die politische Inszenierung der Sprachpraxis, so
durchaus auch bei den Altertumswissenschaften, s. etwa OPPENHEIM, be-
sonders aber so in gegenwartsbezogenen Analysen, vor allen Dingen von
Vertretern anderer als den philologischen Disziplinen betrieben: so bei den
Propagandaanalysen (KRIS, SPEIER, PACHTER, MARCUSE u.a.);
– auch von der Alltagspraxis aus im Blick: KLEMPERER.

Der kritische Punkt dabei war es immer, die Klammer zur Mikroanalyse zu be-
wahren und die methodische Kontrolle für die weiteren Einstellungen in den
Griff zu bekommen. Das markiert die kontrovers geführten Auseinandersetzun-
gen um die (vor allem literarisch ausgerichtete) Stilanalyse, vgl. etwa die Kont-
roverse von SPITZER gegenüber Riffaterre (s. den Katalogeintrag zu SPITZER). In
dieser Hinsicht hat sich die fachwissenschaftliche Diskussion seit etwa 20 Jah-
ren neu strukturiert, vor allen Dingen aufgrund der Ressourcen der Auswertung
großer Korpora, die z.B. die Registervariation als Variable zu operationalisieren
sucht. Einen neuen Anschub bekam diese Forschung aber erst in jüngster Zeit
dadurch, daß auch Großkorpora von gesprochener Sprache verfügbar sind und
in dieser Hinsicht auswertbar werden.
22 � Vorüberlegungen

Die moderne Sprachwissenschaft ist von diesem Ausgangspunkt am Ende


des 19. Jhds. aus durch das Bemühen um die methodische Kontrolle der Analy-
sen bestimmt – vor allem in den verschiedenen Spielarten des Strukturalismus.
Das kann, muß aber nicht mit der weitergehenden Frage nach dem, was Spra-
che ist, also deren theoretischer Modellierung, verbunden sein. Wo diese Frage-
stellung dominiert, kann die Forschung sich von dem kulturellen Gegenstands-
verständnis vollkommen ablösen, wie es bei einigen Fachvertretern der Fall ist,
die insofern auch nicht mehr in einer philologischen Traditionslinie stehen –
sondern eher im Schnittfeld von Nachbardisziplinen (Logik, Philosophie, Psy-
chologie etc.).
Gewissermaßen quer zu dieser systematischen Entwicklungslinie der
Sprachforschung stehen die institutionellen Randbedingungen, unter denen sie
praktiziert wurde (wird). Im Rahmen der universitären Institutionen, in den
großen Fächern vor allem in der Lehrerausbildung, gehören dazu Dienstleis-
tungen, die durch praktische Aufgaben, weniger durch systematische Fragestel-
lungen definiert sind: die verschiedenen Spielarten angewandter Sprachwis-
senschaft im Übergang zur Didaktik, Spezialisierungen in der Übersetzungs-
wissenschaft, Fachsprachenforschung u. dgl. Das Modell der disziplinär
definierten Seminare ist inzwischen nicht mehr kongruent mit den institutionel-
len Bedingungen – wofür die sog. „Bindestrich“-Sprachwissenschaften stehen,
z.B. Soziolinguistik in Verbindung mit Soziologie, Politologie, Ethnologie (z.B. in
Abteilungen, die durch Area-Studies definiert sind),18 aber in jüngerer Zeit auch
z.B. die enge Bindung an ingenieurswissenschaftliche Forschungsfelder wie in
der Computerlinguistik, der maschinellen Übersetzung u. dgl., die hier im Kata-
log prominente Vertreter haben (s. in 2.5. auch bei Profil VI).
Um in dem so skizzierten Feld der Sprachforschung Anhaltspunkte für den
phasenverschoben verlaufenden Prozeß der Professionalisierung in den ver-
schiedenen Feldern der Sprachforschung zu haben, ist es sinnvoll, die histori-
sche Dynamik durch ein analytisches Raster zu ergänzen, das die Verschiebun-
gen in diesem Feld profiliert und damit die nötigen Differenzierungen im
Katalog ermöglicht.19 Dabei können drei Dimensionen der Sprachforschung
unterschieden werden:

��
18 Systematisch so in den US-amerikanischen Universitäten (s. etwa GUMPERZ), aber mit der
anvisierten Reform des Wissenschaftsapparates im Nationalsozialismus auch dort schon,
worauf hier verschiedentlich zurückzukommen ist, s.u. zur Orientalistik.
19 Die folgenden Schematisierungen, insbesondere auch die synoptischen Darstellungen in
den Abschnitten 2.5–2.6 haben in erster Linie eine heuristische Funktion: sie machen eine
Auswertung des Katalogs durch eine Kodierung möglich, auch wenn diese nur als analytische
Die professionelle Sprachforschung � 23

A. Sprachforschung als sprachliche „Meisterschaft“,


B. Methodisch kontrollierte Sprachanalyse,
C. Theoretische Modellierung der Sprache.

A. Sprachliche „Meisterschaft“ zielt auf den reflektierten Umgang mit Sprache,


der die alltäglich erworbenen sprachlichen Fähigkeiten virtuos vervollkomm-
net. Den Extrempol bildet hier die künstlerische Sprachpraxis, die auf den Um-
gang mit der sprachlichen Form oder aber die Interpretation sprachlicher Ak-
te/Produkte bezogen ist.20 Eine professionelle Verselbständigung hat dieser
Umgang mit Sprache im kulturellen Betrieb erfahren: traditionell so in der her-
meneutisch/homiletischen Praxis bzw. Ausbildung etwa der Theologie; schließ-
lich aber auch in einem abgesonderten Bildungsbereich an der älteren Universi-
tät, in dem auch Tanzen und Fechten betrieben wurde. Ausgerichtet an den
Bedürfnissen des gebildeten Bürgertums wurde daran angelagert auch ein Lite-
raturbetrieb etabliert, der dem gebildeten Publikum keine großen sprachlichen
Zugangshürden abverlangte: der Horizont war (ist) dabei die eigene (National-)
Sprache – gesehen als Teil der gesellschaftlichen Umwelt (Lebenswelt).
B. Der handwerklich-technische Umgang mit Sprache, der gewissermaßen
notwendig mit der Beschäftigung mit sprachlichen Dokumenten verbunden ist,
die nicht spontan zugänglich sind. Im Gegensatz zu A ist die Sprachreflexion
hier exozentrisch (der sprachliche Gegenstand ist „exotisch“ im Gegensatz zu
einer endozentrischen Sprachpraxis bei A). In allen gesellschaftlichen Systemen
mit einer Schriftreligion ist der Umgang mit der religiösen Überlieferung der
Ort, an dem diese Art der Beschäftigung mit Sprache professionelle Formen
annahm (annimmt). In diesem Sinne gehörte zur traditionellen Universität die
sprachwissenschaftliche Ausbildung als hilfswissenschaftlicher Bestandteil der
philologischen Praxis, die dort die großen Fächer Theologie, Rechtswissen-
schaft und Medizin begründete. Schon in der mittelalterlichen Universität wur-
de dabei der sprachliche Horizont erweitert, in der Theologie über das Hebräi-
sche hinaus früh schon die systematische Beschäftigung mit dem Arabischen

��
Annäherung zu verstehen ist, wie die Einzelkommentare deutlich machen. Weitergehende
theoretische Ansprüche sind damit nicht verbunden.
20 In dieser Dimension stellen sich die Abgrenzungsfragen gegenüber literarischer Repräsen-
tation der sprachlichen Praxis. Die moderne Literatur führt seit der naturalistischen Mode des
späten 19. Jahrhunderts virtuos vor, wie Sprache praktiziert wird: mit dem analytischen Reich-
tum der Darstellungen bei Musil, Thomas Bernhard oder bei der als roman parlant etikettierten
neueren französischen Literatur (L. F. Céline u.a.) können gesprächsanalytische Arbeiten aus
der Sprachwissenschaft nicht konkurrieren. Die (professionelle) Abgrenzung erfolgt in den
anderen Dimensionen.
24 � Vorüberlegungen

(bzw. dem Islam), mit der kolonialen Expansion dann mit weiteren solchen
kulturellen Überlieferungen, insbesondere in Indien (Sanskrit) und in China.
Sprache erschien dabei selbstverständlich im Horizont gesellschaftlicher Ver-
hältnisse, war also auch immer in ihrer regionalen und historischen Besonder-
heit im Blick.
Nicht zuletzt im Kielwasser der Romantik erfolgte eine Aufwertung der na-
tionalen „Antiken“ in Europa, wobei das philologische Modell (mit der Sprach-
analyse als seinem harten Kern) analog übertragen wurde, da die entsprechen-
den Texte nicht spontan von der gegenwärtigen gesprochenen Sprache aus
zugänglich waren. Kern dieser professionellen Beschäftigung blieb die Bewah-
rung der Texte, die dabei „kritisch“ in ihrer maßgeblichen Form erst gegenüber
der Überlieferung herzustellen waren, und für die ein entsprechender Umgang
mit ihnen einzuüben war. Diese professionelle Matrix konnte schließlich auch
auf weitere kulturelle Formationen übertragen werden, in denen keine solchen
schriftlichen Überlieferungen vorzufinden waren. Mit dem aufgeklärten Bemü-
hen um fremde Kulturen, das durchaus auch als Herrschaftstechnik im moder-
nen Kolonialsystem nutzbar war, kamen fremde Sprachen in den Horizont, die
außerhalb solcher schriftkultureller Überlieferungen standen und für die es
ganz analog einen Textkanon zu erstellen galt; dabei hatten die Sprachforscher
gewissermaßen eine Stellvertreterrolle für die Autoren, die im traditionellen
Verständnis der Philologie eponymisch hinter den Texten angesetzt wurden.
C. Die formale Modellierung der Sprache bzw. der Sprachpraxis. In gewisser
Weise ist diese in der philosophischen Tradition verankert, läßt sich in den
sprachtheoretischen Reflexionen aber problemlos auf antike Autoren beziehen.
Erst Ende des 19. Jhds. entstand eine wissenschaftstheoretische Konstellation,
die das Programm einer theoretischen Modellierung als System von Sätzen vor-
gab, aus denen weitere Sätze ableitbar sind, und aus dem mit Hilfe von empiri-
schen Annahmen auch Hypothesen für kritische Beobachtungen zu entwickeln
sind, die das Geschäft der modernen empirischen Sprachwissenschaft begrün-
den. Dabei ist die theoretische Reflexion von der formalen (symbolischen) Dar-
stellung zu unterscheiden, die sich ohnehin erst seit Anfang des 20. Jahrhun-
derts als „Mathematisierung der Mathematik“ etablierte (s. Mehrtens 1990).
Die theoretische Reflexion reagierte am Ende des 19. Jahrhunderts auf die
Herausforderung eines breiten Feldes von Ansätzen, die sich um eine empiri-
sche (experimentell fundierte) Reduktion kognitiver Leistungen bemühten (in
Deutschland in der Psychologie vor allem durch Wundt, in den USA später mit
behavioristischen Ansätzen u.a.). Seitdem macht sich im Fach immer wieder
das Bemühen geltend, die Sprachanalyse durch methodisch kontrollierte Ver-
fahren zu „objektivieren“, zu denen insbesondere die Extrapolation statistischer
Reihen aus den Beobachtungen gehört. Werden diese nicht nur zur Kontrolle
Die professionelle Sprachforschung � 25

genutzt (zur Absicherung gegen nur anekdotische Beobachtungen), sondern als


Erklärung genommen, ergibt sich ein Grundproblem, das die disziplinären
Grundlagendiskussionen bis heute bestimmt. Auf der Folie der kantischen Phi-
losophie, die damals in der humanistischen Gymnasialbildung eine gewisse
Selbstverständlichkeit hatte, war dieses Problem zeitgenössisch noch hinrei-
chend transparent: eine solche Reduktion schreibt den kognitiven Prozessen
(und ihre Strukturen) letztlich den gleichen Status zu wie den damit bearbeite-
ten Dingen der „Außenwelt“. Dem stand die Reflexion auf strukturelle Voraus-
setzungen der (menschlichen) Praxis entgegen: als transzendental. Als eine
solche Voraussetzung wurde die Sprache begriffen: deren Explikation muß
demnach mit verstehbaren Größen operieren und kann nicht auf prozedurale
Verfahren reduziert werden.21
Auf dem einen Pol dieses theoretisch ausgerichteten Feldes standen insbe-
sondere die Diskussionen um den psycho-physischen Parallelismus, mit statis-
tisch fundierten systematischen Forschungsprogrammen wie vor allem Fech-
ners Psychophysik, die auch für viele der älteren Generation im Katalog leitend
war (BOAS, TRUBETZKOY u.a.); auf dem Gegenpol formierten sich Ansätze zu einer
verstehenden Geistes- und Sozialwissenschaft, ggf. mit explizit hermeneuti-
schem Selbstverständnis wie z.B. bei Dilthey. Damit war ein breites Feld sprach-
theoretischer Reflexion aufgespannt, deren prominente Vertreter in diesem
Katalog zu finden sind (CASSIRER, HUSSERL), die auch Bezugsgrößen für die
reflektierteren „handwerklichen“ Sprachwissenschaftler waren. Einen beson-
ders produktiven Ausdruck fand dieser Reflexionsansatz in der damaligen kog-
nitiven („Denk-“)Psychologie, insbes. der Gestaltpsychologie, die die Nicht-
Reduzierbarkeit kognitiver Strukturen auf Prozesse, in denen sie erlernt wer-
den, nachwies; s. 5.9. für die zeitgenössischen wissenschaftstheoretischen Dis-
kussionen um den Status sprachwissenschaftlicher Gegenstände, um die
Grundkonzepte der Sprachwissenschaft als Kulturwissenschaft, um den Status
der Strukturen in ihrer (sozialen) Geltung u. dgl.
Parallel dazu verliefen die Entwicklungen in der formalen Logik, die von
dem Bemühen um symbolische Repräsentationsformen bestimmt waren (vor
allem seit Frege), angeschoben durch die Grundlagendiskussion um eine
„strukturelle Mathematik“, ausgehend von den Grundlegungen zu einer ma-

��
21 Statistisch ermittelte Korrelationen lassen sich verifizieren (sie haben ggf. auch prognos-
tisch eine Trefferquote), aber sie lassen sich nicht verstehen. In einem schmalen Forschungs-
fenster, das aber für die methodische Neuorientierung des Faches eine exemplarische Rolle
hatte, wurden diese Fragen bei der Neubegründung der Phonologie virulent, wo z.B. Zwirner
mit seiner Phonometrie eine solche Reduktion versuchte (und dafür von TRUBETZKOY kritisiert
wurde), s. 6.7.4.
26 � Vorüberlegungen

thematischen Axiomatik durch Hilbert in Göttingen (s. bei HUSSERL). Zur Grund-
lagenfrage nach einer möglichen Verankerung mathematischer Denkfiguren in
der Erfahrung (bzw. in der Alltagssprache), s. hier bei FREUDENTHAL.
Insofern ist die formale Seite, die zum heutigen Selbstverständnis der theo-
retischen Sprachwissenschaft gehört, von ihrer Interpretation in sprachlichen
Erscheinungen (oder auch in der Sprache) zu unterscheiden: sie erscheint in
reiner Form in algebraischen Systemen, die eben unabhängig von der Sprach-
forschung entstanden sind. Seit der Wende vom 19. zum 20. Jhd. entstehen for-
male Theorien, die beanspruchen, auch für Sprache Erklärungskraft zu haben,
die oft sogar mit ausdrücklich sprachkritischen Ansprüchen eine Lösung von
den „Fallstricken“ der Umgangssprache suchen – und auf diese Art und Weise
diese selbst zum formalen Untersuchungsgegenstand machen (s. CARNAP, REI-
CHENBACH).

1.5 Die Ungleichzeitigkeit fachgeschichtlicher Entwicklungen

Wie mit diesen Überlegungen angedeutet lassen sich zwar dominante Momente
der fachlichen Entwicklung isolieren, aber diese sind nicht im Sinne
annalistischer Kompilationen der Fachgeschichte auf einer linearen Zeitachse
abzutragen. Was sich vielmehr bei einer umfassenderen Sicht auf das Fach wie
in diesem Katalog zeigt, sind Ungleichzeitigkeiten von fachlichen Positionen,
die das Werk der einzelnen Forscher und auch die fachlichen Diskussionen
bestimmen.
Vor dem Hintergrund der heute an den großen Instituten der früheren Phi-
losophischen Fakultät dominierenden Auseinandersetzungen ist das Verhältnis
von Sprach- zu Literaturwissenschaft dominant. Das kann zu einem anachronis-
tischen Blick führen, wie sich z.B. in Rezensionen zu den (Teil-) Publikationen
der Dokumentation gezeigt hat, in denen die vorgebliche Aufnahme von Litera-
turwissenschaftlern moniert wurde – das umfassende Konzept der Sprachfor-
schung ist für Sprach- wie Literaturwissenschaftler neueren Zuschnitts nicht
mehr akzeptabel. Die damit vollzogene Abgrenzung sowohl der Sprachwissen-
schaft wie der Literaturwissenschaft gegenüber der Sprachforschung älteren
Zuschnitts hat fast ein Jhd. gebraucht, um sich durchzusetzen. Noch im Jahr
1900 beschwor Hermann Paul in den grundlegenden Kapiteln des von ihm hg.
„Grundriß der germanischen Philologie“ die alte Einheit des Faches gegen die
drohende Aufspaltung, der er emphatischen den gemeinsamen Gegenstand: die
überlieferten Texte und die daraus abzuleitende Methodologie, entgegenstellte.
Darin drückt sich das traditionelle Verständnis von Sprachforschung aus,
das darauf zielte, sprachliche Quellen kulturanalytisch lesbar zu machen – was
Die Ungleichzeitigkeit fachgeschichtlicher Entwicklungen � 27

als Notwendigkeit da offensichtlich ist, wo diese für den nicht-zünftigen Blick


nicht lesbar sind. Dabei stand die Literatur im heutigen Sinne (die „schöne Lite-
ratur“) keineswegs im Zentrum; diese blieb wie explizit bei der Reform des Bil-
dungswesens im frühen 19. Jhd. eine Sache der Salons, nicht der Wissenschaft,
weil der Zugang zu ihr nicht mehr als die Allgemeinbildung verlangte. Die ar-
beitsteilige Ausdifferenzierung der großen Philologien hatte denn auch andere
Sparten: in der traditionellen Germanistik, wie sie von Jacob Grimm repräsen-
tiert wurde, waren es vor allem die Rechtsquellen (Grimm war als Jurist ausge-
bildet) und dann das, was ihm von zeitgenössischen Spöttern als „Andacht zum
Unbedeutenden“ vorgehalten wurde: die Aufbereitung dessen, was später als
„Volksunde“ institutionalisiert wurde.22 In den kleineren Fächern ist im übri-
gen das ältere Fachverständnis mangels einer institutionell-disziplinären Ar-
beitsteilung oft auch heute noch unmittelbar greifbar, wie es sich auch in den
„landeskundlichen“ Reformbemühungen des 20. Jhd. immer wieder geltend
gemacht hat (s. Kap. 6). Die fachgeschichtliche ältere Konstellation der Sprach-
forschung und der Bruch mit ihr in der jüngeren Sprachwissenschaft werden in
Kap. 5 genauer betrachtet (dort in 5.4. zu Hermann Paul).
Als Referenzpunkt für eine fachgeschichtliche Rekonstruktion kann die bis
lange ins 20. Jhd. kanonisch bleibende „Enzyklopädie“ der philologischen Fä-
cher von Augst Boeckh (1877) dienen, der in Hinblick auf den sprachlichen Ge-
genstand nur eine pragmatische Arbeitsteilung kennt, mit der ästhetisch/
künstlerisch gestalteten Sprache als Wasserscheide. Literatur war durch die
Abgrenzung von „trivialen“ Gestaltungsformen definiert, die denn auch nicht
als Gegenstand der sich formierenden Literaturwissenschaft verstanden wurden
(noch am Ende des 19. Jhd. wurde die „Unterhaltungsliteratur“ nicht in der
„Literaturgeschichte“ behandelt). Soweit die personal sehr eng bestückten uni-
versitären Institute überhaupt eine Schwerpunktsetzung erlaubten, spielte sich
ein Verständnis von Sprachwissenschaft als das ein, was Literaturwissenschaft-
ler außer im selbstverständlich abverlangten Pflichtbereich der Sprachfor-
schung nicht behandelten (der sprachanalytische Pflichtbereich bildete noch
lange die Klammer). Praktisch war das vor allem eine Frage der Zugangsprob-
leme zum spezifischen Gegenstand: Sprachwissenschaft war immer da aufgeru-
fen, wo die behandelten Texte (bzw. sprachliche Dokumente) nicht vom sprach-
lichen Alltagswissen her zugänglich sind. Entlang dieser Grenzen verliefen die
disziplininternen Diskussionen im 19. Jhd., wobei die beiden Aspekte unter-
schiedlich dominant waren: das sprachliche Zugangsproblem wurde erst mit

��
22 Der heute gängige Euphemismus „europäische Ethnologie“ verdeckt diese Zusammenhän-
ge – und oft auch die damit verbundenen Anforderungen.
28 � Vorüberlegungen

den neueren Philologien thematisch, vor allem bei der Germanistik, während
die Auseinandersetzungen in der klassischen Philologie sich um die Zulassung
von nicht „hochkulturellen“ Gegenständen (etwa den Inschriften, vor allem von
Alltagsgraffitti) drehte.
Die Verselbständigung einer Literaturwissenschaft erfolgte erst sehr viel
später, gewissermaßen auch parallel zu der der Sprachwissenschaft, s. 5.4. Die
im philologischen Fachverständnis begründete selbstverständliche Setzung
eines sprachwissenschaftlich kontrollierten Umgehens mit den Texten, wie es
Boeckh kanonisiert hatte, noch bis weit ins frühe 20. Jhd. bestimmend. Entspre-
chend war der Nachweis einer sprachwissenschaftlichen Qualifikation (im da-
maligen Sinne, versteht sich!) bei der Vergabe einer „philologischen“ Venia
dominant, erst recht bei der Besetzung einer Professur. Entsprechend war auch
die Ausbildung wie die evtl. akademische Karriere der im Katalog registrierten
Personen auf ein wissenschaftliches Profil ausgerichtet, das nicht zur heutigen
akademischen Landschaft paßt.
Diese ist das Resultat einer Umstrukturierung, die sich in der ersten Hälfte
des 20. Jhd. abzeichnet. Wie es heute an der Fachausstattung der sprachlichen
Fächer an den Universitäten abzulesen ist, wurde die Literaturwissenschaft in
den „Philologien“ dominant: in der letzten Zeit heißen diese auch wieder so,
was zu einem verbreiteten Gleichsetzung von Philologie und Literaturwissen-
schaft geführt hat. Das schuf eine institutionelle Konfliktkonstellation, in der
die proklamierte Autonomie der Sprachwissenschaft zunehmend als Abgren-
zung von der Literaturwissenschaft artikuliert wurde – vor dem Hintergrund,
daß noch bis weit ins 20.Jhd. hinein die philologischen Eckprofessuren in Per-
sonalunion für beide Gebiete gewidmet waren. Die materialen Voraussetzungen
für eine andere Fachstruktur waren erst mit dem massiven Ausbau der großen
lehrerausbildenden Fächer in der „Bildungsreform“ in den späten 1960er Jahren
gegeben, der dort auch tatsächlich kurzfristig zu einer Ausbalanzierung der
entsprechenden Personalausstattung geführt hat – die inzwischen längt wieder
rückgebaut worden ist.
Diese institutionell bedingten Zwänge standen und stehen in einer Span-
nung zu den programmatischen Bemühungen, die Disziplinen mit allein wis-
senschaftlichen Kriterien zu definieren. Schon im ausgehenden 19. Jhd. rekla-
mierten Fachvertreter wie Schuchardt ein eigenes Fach Sprachwissenschaft in
Abgrenzung zur Philologie. Eine l’art pour l’art-Sprachwissenschaft konnte aber
nur unter anderen gesellschaftlichen Bedingungen als im zeitgenössischen
Deutschland institutionell realisiert werden: die jüngeren Emigranten im Kata-
log lernten sie in den USA kennen, wo sie um die Mitte des 20. Jhd. von den
damals dort vorübergehend dominierenden harten Distributionalisten prakti-
ziert wurde. Ansonsten war die Position einer autonomen Sprachwissenschaft
Die Ungleichzeitigkeit fachgeschichtlicher Entwicklungen � 29

eine Frage des disziplinären Erklärungsanspruchs, der ihre Autonomie zwar in


methodischen Aspekten setzte, nicht aber das Fach institutionalisierte bzw.
isolierte. Allerdings gab es bemerkenswerte Anläufe in dieser Richtung im
Rahmen der versuchten Modernisierung auch des Wissenschaftsbetriebs im
Nationalsozialismus, s. Kap. 6.
Diese Konstellation bedingt nicht zuletzt auch die Schwierigkeit der Kriteri-
en für die Auswahl der Personen in einem Katalog der Sprachforschung. Die
systematische, theoretisch begründete Reflexion auf deren Grundlagen war
nicht an die institutionell verankerten Fachvertreter gebunden. Am konsequen-
testen ist sie in Deutschland zu Beginn des 20. Jhd. HUSSERL angegangen, der ein
ganzes Stück weit die Denknotwendigkeiten bei jeder Art von Reflexion auf
Sprache herausarbeitete, statt sprachtheoretische Grundannahmen aus ande-
rem als Sprache herzuleiten. Damit lieferte er den Unterbau für eine genuine
Sprachtheorie, die so im frühen 20. Jhd. nicht nur in Deutschland auch bereit
aufgenommen und weitergeführt wurde – in der Auseinandersetzung mit paral-
lelen Ansätzen einer strukturalistischen Sprachwissenschaft vor allem von BÜH-
LER (s. 5.7., aber auch in Kap. 6 zur Weiterführung dieser Ansätze unter den
Bedingungen des Nationalsozialismus).23
Die mit dem Katalog in den Blick genommenen wissenschaftlichen Profile
sind entsprechend in unterschiedlichen Horizonten definiert, in einer groben
Näherung zu sortieren nach:
– der Traditionslinie der traditionellen Philologie,
– im Horizont des „völkischen“ Projekts, das Sprache als Ausdruck einer
sozialen (historisch bestimmten) Konstellation faßt (zu unterscheiden von
den politischen Ausrichtungen dieses Projekts, s. Kap. 6),
– als theoretisch ambitionierter Versuch, mit Sprache spezifisch Menschli-
ches (ein zentrales Moment der conditio humana) zu explizieren,
– als von solchen Ansprüchen bewußt ferngehaltenen (agnostischen) Bemü-
hungen, Sprachwissenschaft als deskriptives Handwerk zu etablieren.

Dabei erhielten die einzelnen Profile ihre besondere Kontur durch ihre Einbin-
dung in professionelle Arbeitsfelder in einer großen Bandbreite: neben der tra-
ditionellen Einbindung in den Bildungsapparat ggf. mit der Ausrichtung auf

��
23 BÜHLERs Stigmatisierung einer theoretischen Begriffsverwirrung (bei ihm als Absolventen
eines humanistischen Gymnasiums metabasis eis allo genos genannt) behält ihre Aktualität vor
dem Hintergrund der derzeit bemühten kognitivistischen Fundierung einer sprachtheoreti-
schen Modellierung, die sich in radikalster Form im generativistischen Programm einer Biolin-
guistik zeigt. Diese Zusammengänge liegen außerhalb des Horizonts dieses Buchs; sie kommen
aber abschließend in Kap. 8 nochmal in den Blick.
30 � Vorüberlegungen

eine medizinische oder psychologische Praxis, dabei u.U. fokussiert auf patho-
logische Erscheinungen, oder auch in Hinblick auf ingenieurswissenschaftlich
o.ä. definierte Aufgabenbereiche der „Sprachverarbeitung“, aber auch Tätigkei-
ten im kulturbewahrenden Feld: im Kontext archäologischer Arbeit, der Tätig-
keit in Museen und anderes mehr.
Aus diesem fachlichen Konglomerat der älteren Sprachforschung resultie-
ren nicht zuletzt die Zuordnungsprobleme im Katalog bei den in den Blick ge-
nommenen Personen, die trotz der Probleme der Repräsentativität stellvertre-
tend für die Fachentwicklung genommen werden können. Bei einer Reihe der
biographischen Einträge im Katalog werden diese Fragen ausführlicher disku-
tiert – und damit auch die heute inneruniversitär dominierende Abgrenzung
von Sprach- gegenüber Literaturwissenschaft. Die damit verbundenen Probleme
spiegeln sich in den Schriftenverzeichnissen der älteren Fachvertreter – und
auch noch der jüngeren, die in dieser älteren Tradition stehen, bei denen die
„Kleinen Schriften“ denn auch oft den Titel „Studien zur Sprach- und Literatur-
wissenschaft“ o.ä. tragen.24 Dagegen steht eine zunehmend dominant gewor-
dene Ausrichtung der jüngeren Literaturwissenschaft, die sich von einer me-
thodischen Bindung an die Analyse der Texte löst. Im Sinne der Orientierung
auf die Sprachforschung im umfassenden Sinn werden Fachvertreter, die ihren
literarischen Gegenstand in seiner sprachlichen Form modellieren und als Pro-
dukt virtuoser Sprachpraxis erweisen wollen, dabei ihre Analysen mehr oder
weniger sprachwissenschaftlich fundieren, in den Katalog aufgenommen, s.
z.B. HAMBURGER, PERLOFF; vgl. auch Grenzfälle z.B. KLEMPERER, STORFER. Wie flie-
ßend die Grenzen waren, zeigt SPITZER, der heute zumeist als Literaturwissen-
schaftler registriert wird, der aber die Analyse der Literatur als Bestandteil sei-
nes ausdrücklich sprachwissenschaftlich verstandenen wissenschaftlichen
Projektes betrieb und der insofern als allgemeiner Sprachwissenschaftler einzu-
ordnen ist. Bei ihm kontrastiert allerdings die fehlende formale Ausprägung
seiner Arbeiten mit dem heutigen Fachverständnis, wodurch sein Werk noch
ein traditionelles Profil hat. Ein Gegenstück dazu ist in der Romanistik KRAUSS,
der sich jedenfalls den Ansprüchen einer methodisch kontrollierten Sprachana-
lyse stellte (auch bei ihm ist daher der Beitrag in dieser Hinsicht detaillierter
ausgearbeitet).
Bei den Zuordnungsproblemen zu der heutigen disziplinären Aufteilung
sind aber immer auch biographische Entwicklungen im Blick zu behalten: der
Typus des Wissenschaftlers, der von den frühen Studienjahren bis an das Ende

��
24 Nur ein Beispiel für viele aus dem Katalog: F.H.MAUTNER, Wort und Wesen. Kleinere Schrif-
ten zur Literatur und Sprache. Frankfurt: Insel 1974.
Die Ungleichzeitigkeit fachgeschichtlicher Entwicklungen � 31

seiner wissenschaftlichen Arbeit konsequent in einem abgegrenzten Bereich


tätig ist, findet sich nur marginal (ein Beispiel ist der Latinist SKUTSCH, dessen
Werk sich von der Dissertation an um den altlateinischen Autor Ennius drehte).
Bei einer ganzen Reihe der aufgeführten Personen ist das breite Spektrum der
Arbeit den Verschiebungen durch die Lebensumstände geschuldet (besonders
durch das Arrangement mit der Vertreibung). Nicht selten ist der Fall, daß eine
sprachwissenschaftliche Promotion als Einstieg in die Wissenschaft gefordert
war (als Vorgabe des Betreuers), die die Betreffenden danach mit einer literari-
schen Ausrichtung fortführten, vgl. solche für die Entwicklung von der Sprach-
forschung zur Sprachwissenschaft marginale Fälle im Katalog wie z.B. BRÄU,
GUTKIND, HECHT, LICHTENSTADTER, SIEMSEN.
Aber auch die umgekehrten Fälle sind nicht selten, wo jemand wie RITTER
über kultur- und literaturgeschichtliche Themen arbeitete und sich zunächst
nur im philologischen Sinne mit Fragen der Sprachanalyse befaßte, aber später
rein sprachwissenschaftliche Arbeiten betrieb (bei ihm zum Aramäischen, dem
Ṭuṛōyo),25 vgl. auch NEUBERGER-DONATH, PULGRAM. Schließlich gibt es eine Reihe
von biographischen Verläufen, bei denen eine systematische Sprachforschung
eher den materialen Zwängen der Vertreibung geschuldet war (der Notwendig-
keit, mit Sprachunterricht den Lebensunterhalt zu sichern), die dann unter
späteren, günstigeren Bedingungen wieder aufgegeben wurde. Eine solche
äußeren Zwängen geschuldete Ausrichtung auf die Sprachforschung konnte
auch unter ganz anderen Bedingungen entstehen: die Arabistin H. KLEIN konnte
der Vernichtung wenigstens für eine kurze Zeit entgehen, weil sie 1941 im
‚Reich‘ bei einem als kriegswichtig eingestuften Wörterbuchunternehmen be-
schäftigt wurde. Eine Sprachforschung der Umstände halber konnte aber auch
zu einer Verlagerung des fachlichen Schwerpunktes hin zur Sprachwissenschaft
führen, s. MARCHAND oder auch ANSTOCK.
Die Aufnahme der Publikationen zu dieser Dokumentation hat gezeigt, daß
die disziplinär uneindeutigen Konstellationen offensichtlich auch für heutige
Literaturwissenschaftler ein Problem sind (was allerdings auch daran liegt, daß
sie sich weitaus mehr als Sprachwissenschaftler mit Fachgeschichte befassen).
Der Fall von FRIEDMANN kann in dieser Hinsicht das Problem einer anachronisti-
schen Sichtweise deutlich machen. Ausweislich der romanistischen Sekundärli-
teratur wird er von den heutigen literaturwissenschaftlichen Fachvertretern
ohne weiteres als einer der Ihren behandelt. Aber heute wäre wohl kaum je-
mand von ihnen bereit (oder in der Lage) dazu, eine deskriptive phonologische
Skizze anzufertigen, wie FRIEDMANN es in seinem Béarneser Exil tat. Dieses Bei-

��
25 Einer aramäischen Varietät in der Region des Tur Abdin (Ost-Türkei), s. bei RITTER.
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XXII luku.

SUURI MUSTAPARTA ASTUU NÄYTTÄMÖLLE.

Niin kauan kun Karoliinan asukkaat olivat mahdissaan ja kykenivät


vangitsemaan ja teloittamaan heidän kauppaansa häirinneitä sissejä,
välttivät Atlantin merisudet heidän satamiaan, mutta tuota mahtia ei
kestänyt pitkälti. Puhkesi verisiä ja hävittäviä intiaanisotia,
siirtomaiden valta ja varallisuus heikkenivät ajan mittaan, ja silloin
alkoi Charlestonin satama uudelleen vetää sissilaivoja puoleensa.

Silloin risteili muuan kaikkein aikain kuuluisimpia merirosvoja


Pohjois-Amerikan Atlantin-puoleisella rannikolla, alkaen Uudesta
Englannista (Yhdysvaltain koillisimmasta valtiosta) aina Länsi-
Intiaan. Se mies oli kapteeni Edward Thatch eli Theatch, joka
kuitenkin oli paljon tunnetumpi Mustaparran nimellä. Hän oli yhtä
hirvittävä ulkonäöltään kuin rajulta luonteeltaan. Liikanimensä hän
sai juhlallisesta mustasta parrasta, jota hänen turhamaisuutensa
vaati palmikoimaan heleänvärisillä nauhoilla moniksi pitkiksi
säikeiksi, joita hän mielellään piti korvainsa takana. Eräät senaikuiset
kirjailijat väittivät, että pelkän parran näkö herätti kaikissa Amerikan
rannikon satamissa, suurempaa kauhua kuin tulihäntäisen
pyrstötähden ilmestyminen. Rehevällä rinnallaan hän kantoi
silkkinauhassa kokonaista kolmea pistooliparia nahkakoteloissa, ja
nämä ynnä vyöhön pistetty puukkopari, kupeella roikkuva mahtava
tappara ja tuo suurenmoinen musta parta panivat polvet tutisemaan
miltä merenkulkijalta tahansa.

Kaikista kertomuksista päättäen Mustaparta näyttää olleen


kiihkeän toiminnan mies. Lepohetkinäkin, taistelun ja ryöstelyn
harvoina väliaikoina, hänen rauhaton sielunsa vaati aina jotakin
jännitystä. Kerran hän istui perämiehensä ja parin kolmen matruusin
kanssa ruokapöydässä, ja kun ateria oli syöty, otti hän rinnaltaan
parin pistooleja, viritti niiden hanat ja työnsi ne pöydän alle. Se
eriskummainen toimenpide sai yhden matruuseista äkkiä
muistamaan, että hänellä oli jotakin tärkeää toimitettavaa kannella ja
hän katosi hytistä kiireimmiten. Toiset jäivät istumaan ja
ihmettelemään suut ammollaan, että mikäs kapteenin päähän nyt
pisti. Kohta se heille selkenikin, sillä hän laukaisi pöydän alitse
kummankin pistoolin. Perämies sai luodin reiteensä, toisien
mennessä osumatta ohi. Selitykseksi mainitsi kapteeni, että jollei
hän silloin tällöin paukuttelisi miehiinsä, nämä pian unohtaisivat,
kenen kanssa ovat tekemisissä.

Toisen kerran hän keksi uuden leikin: hän kokosi upseerinsa ja


miehistön kannelle ja sanoi, että nyt ruvetaan leikkimään hornaa.
Sitten seurasi koko joukko häntä alas ruumaan. Kaikki luukut ja muut
kolot tukittiin tarkoin, ja Mustaparta rupesi valaisemaan näyttämöä
hornan ilovalkeilla, tulella ja tulikivellä. Rikki ja fosfori roihusivat,
savua tuprusi ja todella hornamaiset loimot lieskasivat hurjimusten
aaveentapaisilla kasvoilla. Veijarit rupesivat kakistelemaan ja
tukahtumaan ja rukoilivat kapteenia, että hän päästäisi hornaan
vähän raitista ilmaa; mutta Mustaparta oli luvannut heille lystin leikin
ja valmistautui sytyttämään lisää rikkiroihuja. Hän nauraa hohotti
miesparkain vääristyneille kasvoille, joista silmät uhkasivat pullistua
kuopistaan. Kun luukut viimein väännettiin auki, oli jo muutamia
miehistä henkihieverissä, mutta teräksinen kapteeni ei ollut edes
aivastanutkaan.

Kahdeksannentoista vuosisadan alkupuolella oli Mustaparta


valinnut päämajakseen erään lahdelman Pohjois-Karolinan
rannikolla, ja siellä hän hallitsi yksinvaltiaana kuninkaana, jota
lähistön siirtolaiset olivat yhtä hätäisiä tottelemaan ja palvelemaan
kuin kauppalaivurit olivat hätäisiä välttämään sitä rannikon kohtaa.
Eräällä matkallaan Mustaparta eteni rannikkoa pitkin aina
Hondurasiin asti, missä sieppasi monta hyvää saalista; ja kun
joidenkin vallattujen laivain miehistöt liittyivät häneen —
vaihtoehtona tavallisesti oli joko liittyminen häneen tahi hyppäys
laudalta mereen — palasi hän pohjoiseen voimakkaampana kuin
koskaan ennen. Hänellä oli silloin yksi iso laiva, jossa oli 40 tykkiä,
kolme pienempää alusta ja niissä kaikkiaan 400 miestä; tämä oli jo
melkoinen laivasto uudemman ajan riippumattomille merirosvoille,
jotka yksin ja omin voimin kävivät ajojahtia. Paluumatkalla
Mustaparta poikkesi Etelä-Karolinan rannikolle ja ankkuroi
Charlestonin sataman edustalle. Hän tajusi täysin kaupunkilaisten
nykyisen mielentilan eikä yhtään pelännyt, että he kiiruhtaisivat
hänen ruumiillaan koristamaan laituriansa.

Mustaparta kävi viipymättä työhön käsiksi. Kun ei Karolinan


viljelysmaiden omistajilla ollut aavistustakaan, että rosvot olivat heitä
täällä odottelemassa, saapui mereltä useita hyvälastisia laivoja
satamaan ja kävivät järjestään loukkuun. Varsinkin yksi niistä oli
arvokassisältöinen, sillä siinä oli — paitsi kallista lastia — lukuisia
matkustajia, joiden joukossa useita arvohenkilöitä, jotka olivat
matkalla Englantiin. Eräs näistä oli muuan hra Wragg, joka oli
maakuntaneuvoston jäsen. Olisi luullut Mustaparran tyytyvän laivaan
ja lastiin ynnä rahoihin ja päästäneen matkustajat vapaasti
menemään; mutta hän oli yhtä suuressa määrässä kauppias kuin
ryöväri, ja kun onnenpotkaus nyt oli lennättänyt hänen syliinsä
joukon arvokkaita miehiä, niin hän arveli panna heidätkin
markkinoille myytäväksi nähdäkseen minkä hinnan heistä saisi. Hän
ei tosin tällä haavaa ollut erityisessä rahan tai muonan tarpeessa,
mutta hänen väkensä tarvitsi kipeästi lääkkeitä, ja siksipä päätti hän
myydä vankinsa pillereistä, laastareista ja lääketipoista.

Hän pani kolme sissiä veneeseen ja heidän mukaansa erään


matkustajista, hra Marksin, jonka tuli toimia Mustaparran valtiollisena
asiamiehenä, ja lähetti seurueen viemään kaupungin kuvernöörille
viestin, että jollei tämä paikalla lähettänyt vaadittuja lääkkeitä — noin
1,500 markan raha-arvosta — sekä päästänyt lähetystöä rauhassa
palaamaan, niin nostaisi hän, Mustaparta, kaikki laivassa olevat
vangit raakapuitansa koristamaan.

Vene läksi soutamaan etäiseen kaupunkiin, ja Mustaparta odotti


kaksi päivää sitä palaavaksi; mutta kun menijöitä ei kuulunut
takaisin, julmistui hän suuresti luullessaan lähetystönsä työnnetyksi
tyrmään; ja vähällä piti, etteivät hra Wragg ja tämän toverit joutuneet
hirteen. Mutta ennenkun hän ennätti tyydyttää kostonhimoaan, sai
hän uutisia veneestä. Se oli kaatunut lahdella kumoon ja oli vain töin
tuskin päässyt Charlestoniin. Mustaparta odotti vielä päivän tai pari;
mutta kun ei sittenkään kuulunut sen kummempaa, ei hän enää
vähääkään epäillyt Charlestonin kirotun väen käyttäneen
omankädenoikeutta hänen lähettiläitään kohtaan ja vannoi, että
jok'ainoa vangitsemansa mies, nainen ja lapsi oli heti hirtettävä.

Vankiparat olivat tietysti hirveässä epätoivon tilassa hra Marksin


yhä viipyessä. He tiesivät hyvin, ettei Mustaparralta ollut
odottaminen armoa, jos lähetystön matka epäonnistuisi; ja he tiesivät
myöskin, etteivät Charlestonin asukkaat kernaasti alistuneet
moiseen julkeaan vaatimukseen. Täten olivat he pelossa ja
vapistuksessa yötä päivää; ja kun heille viimein ilmoitettiin, että
hirttonuora jo odotti heitä, kadottivat he viimeisen rahtusenkin
mielenlujuuttaan. He ehdottivat nyt puolestaan, että jos heidän
maanmiehensä todella aikoivat uhrata heidät mokomain kurjain
rohtojen takia, niin he henkensä pelastukseksi tahtoivat liittyä
Mustapartaan, näyttää hänelle oikean reitin satamaan ja yhdessä
sissien kanssa kostaa epäkelvoille kaupunkilaisille.

Tämä ehdotus oli mainiosti Mustaparran mieleen. Hänestä oli


oikein suurenmoista pilaa se, että kunnianarvoisa [Honourable,
parlamentinjäsenten arvonimi Englannissa ja myöhemmin myöskin
korkeinten viranomaisten Yhdysvalloissa. Suom. huom.] hra Wragg
yhtyisi hänen kanssaan tappelemaan muita neuvoston jäseniä
vastaan. Hän peruutti siis teloituskäskyn ja komensi vangit olemaan
valmiit käymään rosvojen kanssa kaupungin kimppuun.

Tällävälin vallitsi Charlestonissa hirveä hämminki. Kun kuvernööri


ja hänen kauttaan kaupunkilaiset saivat kuulla Mustaparran julkean
vaatimuksen, tulivat he täyteen hämmästystä ja raivoa; ja jos olisi
ollut keinoa päästä onnettomain vankien avuksi, niin olisi jok'ainoa
aseihin kykenevä mies kaupungissa liittynyt retkeen. Mutta heillä ei
ollut ainoatakaan sotalaivaa eikä myöskään tykkejä, millä asestaa
jokin satamassa olevista kauppa-aluksista. Kuvernöörillä ja
neuvostolla ei siis näyttänyt olevan muuta neuvoa kuin myöntyä
Mustaparran vaatimukseen, varsinkin kun tiesivät, että tuon
hirtehisen tapana oli pysyä sanassaan; ja mitä tehtävä oli, se piti
tehdä pian, sillä hyvän esimaun rosvojen omavaltaisuudesta antoivat
nuo kolme lähettilässissiä, jotka elämöivät kaduilla kuin jo olisivat
kaupungin herroja. Noiden hirtehisten julkeus suututti niin
kaupunkilaisia, että oli syytä pelätä niiden kostavan heille heidän
herransa ja mestarinsa vielä suurempi röyhkeys.

Lääkeaineet kerättiin siis kiireimmiten ja hra Marks rosvojen kera


lähetettiin viemään niitä perille. Emme tiedä, oliko tuo ilmetty riiviö
Mustaparta tyytyväinen tähän asiainkäänteeseen vai pettynyt.
Arvatenkin olisi häntä paremmin huvittanut lähteä vankiparkaansa
kanssa Charlestoniin takavarikoimaan väkipakolla nuo siunatut
lääkkeet; joka tapauksessa hän otti ne vastaan ja riistettyään
vangeilta yksin vaatteetkin päältä laski heidät miltei Aatamin puvussa
maihin pyrkimään kaukaiseen Charlestoniin miten parhaiten
kykenivät. Heillä oli vallan surkea matka aarniometsäin ja hetteisten
soiden kautta, ja varsinkin naiset ja lapset saivat sanomattomasti
kärsiä. Eräs näistä lapsista oli hra Wraggin pikku poika, josta
sittemmin yleni niin mainio mies sekä kotona siirtomaassa että
emämaassa Englannissakin, että kun hän kuoli Ranskan suuren
vallankumouksen alkuvuosina, hänelle asetettiin muistotaulu
Westminster Abbeyn kirkkoon Lontoossa — kunnianosoitus, jonka
Englanti myöntää ainoastaan kaikkein suurimmille pojilleen ja jonka
hän amerikkalaisista ensimmäisenä sai osakseen.

Saatuaan täten rohdoksia riittämiin asti, jotta miehistön terveys ei


joutunut kärsimään Charlestonin satamasta siepatun saaliin
sulattamisesta, palasi Mustaparta rauhalliseen päämajaansa
Pohjois-Karolinan kunnaiden kaltaille ja piti pitkää kissaviikkoa,
kestiten maakunnan kuvernööriä ja muita ylimyksiä mitä parhaiten.
Hänellä oli runsaasti rahoja takanaan ja hän tuhlasi niitä auliisti, ja
siksipä häntä pidettiin sillä seudulla suuressa arvossa — varsinkin
kun ei kurottanut kättänsä vieraidensa taskuihin.

Mutta tähän velttoon joutilaisuuteen Mustaparta pian kyllästyi, ja


tuhlattuaan rahansa loppuun hän lähti hankkimaan lisää. Hän lykkäsi
vesille pienenlaisen purren, otti viranomaisilta asianmukaiset paperit
laillista kauppamatkaa varten erääseen Länsi-Intian satamaan ja
purjehti tiehensä rehellisesti kuin mikä hyvänsä Uuden-Englannin
kapakalanpyytäjä. Bathin kaupungin viranomaiset olivat tulleet
laivalle puristamaan vierasvaraisen isäntänsä kättä ja toivottamaan
hänelle onnellista matkaa.

Aikansa merillä oltuaan hän palasi Bathiin hinaten perässään isoa


ranskalaista kauppalaivaa, jossa ei ollut yhtään sielua laivaväkeä
mutta kallisarvoinen lasti sokeria ja muita tavaroita. Hän sanoi
löytäneensä laivan ajelehtimasta merellä selällisellä ja pitäneensä
sen laillisena saaliinaan, koska siinä ei ollut ainuttakaan haltijaa eikä
laivamiestä. Kun tunsi tuon pelätyn sissin luonteen ja tiesi, kuinka
uskomatonta oli, että kapteeni ja miehistö olisivat hyljänneet iltistään
niin kalliin lastin, sopii kummeksia, kuinka helposti Bathin korkeat
viranomaiset ottivat uskoakseen Mustaparran jutun ja julistivat hänet
saaliinsa herraksi.

Mutta omantunnon täytyy höltyä arveluttavassa määrässä, kun


seurustelee tuttavallisesti merirosvon kanssa; ja vaikkapa
kaupungissa täytyi olla älykkäämpiäkin ihmisiä, jotka mastojen ja
purjeiden surkeasta tilasta voivat arvata laivalla tapahtuneen
murhenäytelmän, niin ei yksikään ääni rohjennut kohota epäilemään
Mustaparran puheen luotettavuutta.

XXIII luku.

MUSTAPARRAN MAINEHIKAS LOPPU.

Nyt tunsi Mustaparta olevansa Atlantin länsirantain herra. Hän


kemuili, kiroili ja hurjasteli mahtavammin kuin koskaan ennen ja
risteili tavan takaa rannikolla siepatakseen saaliin tai pari, jotta
itsellään ja miehillään olisi aina jotakin pataan pantavaa.
Eräällä matkallaan hän tuli Filadelfiaan, ja maihin noustuaan hän
lähti katselemaan, mimmoinen paikka se oli; mutta sankarin tulosta
tiedon saatuaan lähetti valtion kuvernööri joutuun hänelle sanan,
ettei kveekarikaupungissa [Nykyisten Yhdysvaltain alueella alottivat
europalaisen asutuksen varsinaisesti Englannista katolismielisten
Stuart-sukuisten kuninkaiden sortamat puritaanit ja kveekarit
(jälkimmäinen lahkokunta vastaa jotenkin meidän laestadiolaisia),
jotka 1600-luvun alkupuolella saapuivat kahdella laivalla heidän
johtajastaan William Pennistä nimensä saaneeseen Pensylvaniaan.
Omituinen olojen kehitys on vienyt siihen, että P:n pääkaupungista
Filadelfiasta on nyttemmin tullut katolilaisuuden pääpaikka
Yhdysvalloissa. Suom. huom.] kaivattu mitään mustasydämisiä ja
palmikkopartaisia merirosvoja, panettaen samalla vankilan kuntoon
kutsumattomain vieraiden varalle, jos nämä kaikesta huolimatta
saapuisivat kaupungin kaduille kävelemään. Mutta Mustaparta oli
tarpeeksi perehtynyt rikosoikeudellisiin toimenpiteisiin ja vältti
mokomaa epäystävällistä pesää.

Pohjois-Karolinan rannikkoväestö alkoi jo viimein kyllästyä


Mustaparran joukkoon. Harva heidän laivoistaan, suuri tai pieni, vältti
ahneiden rosvojen ryöstelemistä. Kun mikä levänsä rannikkoa pitkin
kulkeva kauppa-alus tahi New-Foundlannin turskanpyyntipursi oli
joutunut rosvojen tielle, sai olla varma, ettei Mustaparta jättänyt lastin
takavarikoimista. Pohjois-Karolinan asukkaat olivat ylen halukkaat
pääsemään irti tästä ikävästä suursyömäristä, mutta hallitukseen
vetoaminen ei paljoa hyödyttänyt; ja vaikka kelpo naapureilla Etelä-
Karolinassa oli hyvä halu auttaa, sattui näillä tänä ajankohtana
olemaan liian vähän voimia käytettävänään ja liiaksi huolta oman
turvallisuutensa varjelemisessa.
Tietämättä tahi välittämättä siirtolaisten katkerasta mielialasta
häntä kohtaan jatkoi Mustaparta kehnoja retkiään. Muun muassa
hän kohteli erään valtaamansa pikku aluksen väkeä niin
kovakouraisesti, että Pohjois-Karolinan ylimykset kääntyivät
Virginian valtion kuvernöörin Spotswoodin puoleen pyytäen hänen
apuaan hirmulaisten tuhoamiseksi. Virginialaiset olivat halukkaat
tekemään voitavansa, maakuntaneuvosto sääsi palkinnon
Mustaparran ja hänen miestensä vangitsemisesta, ja kuvernööri
uskalsi omalla vastuullaan mennä vielä pitemmälle, sillä hän arvasi
ajan pian tulevan, jolloin sissit rohkenisivat ruveta liikkumaan
Virginiankin vesillä.

Hampton-Roadsin satamassa sattui silloin olemaan kaksi pientä


englantilaista sotalaivaa, ja vaikkei kuvernöörillä ollut emämaan
hallituksen valtuutusta rosvojen hävittämiseen, varusti hän kaksi
tykkivenettä omilla varoillaan ja miehitti ne noiden sotalaivojen
parhaimmilla sotaurhoilla. Veneiden päälliköksi hän pani kapteenit
Brandin ja Maynardin, molemmat uljaita ja kokeneita meriupseereita.
Kaikki varustelut toimitettiin mitä suurimmassa salaisuudessa — sillä
jos Mustaparta olisi saanut vihiä, olisi hän arvatenkin puittanut
matkoihinsa — ja sitten lähtivät molemmat tykkiveneet merelle
toimeenpanemaan kuvernöörin käskyä, että Mustaparta oli
vangittava elävänä tai kuolleena. Tehtävä oli hyvin arveluttava, mutta
sekä Brand että Maynard olivat uhkarohkeita miehiä ja tottuneet aina
käymään sinne, minne päällystö vain lähetti heidät.

Virginialaiset olivat saaneet tietää, että rosvojoukko oli eräällä


laivalla Ocracoke-salmessa. Sinne saavuttuaan tapasivatkin takaa-
ajajat suureksi ilokseen saaliin. Nähdessään kaksi sotapurtta
laskevan lahteen arvasivat sissit paikalla, mistä oli kysymys, ja
varustautuivat taisteluun. Heti kun vainoojat olivat tulleet
ampumamatkan päähän, laukaisutti Mustaparta kahdeksan suuta
myöten ladattua tykkiä heitä vastaan, ryhtymättä sen pitemmältä
rauhanhierontaan tai odottamatta edes antautumisvaatimusta.

Esirippu oli noussut ja näytelmä alkoi, ja sangen vilkas näytelmä


siitä tulikin. Virginialaiset laukaisivat vuorostaan täydet kyljet
rosvolaivaa vastaan ja olisivat käyneet veneillä hyökkäämään sen
kannelle, jollei Mustaparta olisi ennättänyt heitä aikaisemmin.
Entraus eli kiinni-iskeminen ja kannellekipuaminen oli aina sissien
mieluisin taistelutapa. Heillä oli harvoin isoja tykkejä matkassaan,
eivätkä he muutenkaan olleet harjautuneita eivätkä taipuvaisia
taistelemaan pitemmältä matkalta. Kernaimmin he ryhtyivät
käsikahakkaan vihollistensa kanssa ja surmasivat näitä niiden omain
alusten kannella. Sellaisessa ottelussa olivat he kuin kotonaan ja
melkein aina voitollisia, sillä harvat yksin Englannin
sotalaivastonkaan väestä kykenivät vastustamaan noita rotevia,
säihkysilmäisiä hurjimuksia, jotka kapusivat laivankylkiä ylös kuin
pantterit ja taistelivat raivoisasti kuin verikoirat. Mustaparta oli saanut
tarpeekseen tykkitulesta eikä jäänyt odottamaan vihollisen entrausta.
Hypähtäen parinkymmenen miehen kanssa veneeseen soudatti hän
sen kapteeni Maynardin komentamaa tykkivenettä kohti, ja
muutaman minuutin perästä he jo temmelsivät sen kannella.

Nyt seurasi hirvittävimpiä kahakoita mies miestä vastaan, mitä


merisotain historia tuntee. Sissit olivat usein ennenkin yhtyneet
hurjaa vastarintaa tekeviin merimiehiin, mutta mokomia kylmäverisiä
ja sotataitoisia vastustajia eivät he vielä koskaan olleet tavanneet.
Teräsaseet kalskahtelivat yhteen, pistoolit pamahtelivat, savu peitti
välisti koko nujerruksen ja veri vuosi virtoina; ja vaikea oli
kummankin puolen siinä sekamelskassa erottaa ystävää vihollisesta.
Mustaparta itse liehui ylinnä, kumartuen ja hypähtäen joka taholle,
heiluttaen raskasta tapparaansa kuin elomies varstaansa; ja vaikka
moni pistooli laukaistiin häntä kohti ja usein kokonainen parvi
vihollisia ryntäsi hänen päälleen, pysyi hän yhäti pystyssä, ja
merisotilas toisensa perästä kaatui kannelle viittomaan hänen veristä
uraansa.

Mutta mahtava sissi ei ollut tullut tappelemaan halpa-arvoisten


merimiesten kanssa. Hänen haukansilmänsä etsiskelivät kapteeni
Maynardia. Pianpa hän tämän löysikin, ja ensi kerran eläessänsä
tapasi sissipäällikkö vertaisensa. Maynard oli harjautunut miekkailija,
ja kuinka tiheään Mustaparran tappara vilkkuikin hänen
korvallisillaan, niin aina väisti hän sen iskut, ja hänen oma säilänsä
uursi ahkeraan verisiä viiruja rosvon tummaan hipiään.
Huomatessaan vihdoin, ettei kyennyt tapparalla tuhoomaan
vastustajaansa, sieppasi tämä äkkiä vasemmalla kädellä yhden
rinnallaan riippuvista pistooleista ja tähtäsi vihollistaan aivan läheltä
vasten naamaa. Mutta Maynard oli vielä kerkeämpi: nopeasti kuin
salama lähetti hän miekkansa terän raivoisan sissin kurkkuun; suuri
Mustaparta kaatui väkevästi hurmehtien alas kannelle, ja
seuraavassa tuokiossa lopetti kapteeni hänen inhan uransa.
Johtajansa kaaduttua harvat eloonjääneet sissit luopuivat
pitemmästä ottelusta ja hyppäsivät laidoilta mereen toivoen
kykenevänsä uimaan omalle laivalleen. Voitto oli täydellisesti
Virginian miesten.

Noiden ihmispetojen harja sankarillisuus, ihmeellinen sitkeys ja


elinvoimaisuus hämmästytti suuresti heidän vastustajiaan, jotka jo
monesti ennen eläessään olivat olleet koetuksessa kovain
kamppailijain kanssa. Heidän päivänpaahtamat ja karvaiset
ruumiinsa näyttivät olevan pinnaltaan pelkkää hamppuköyttä, antura-
nahkaa ja Intian kumia, ja pahimmatkaan täräykset, jopa avoimet
haavatkaan eivät tuntuneet niihin paljoa vaikuttavan. Ennen
kaatumistaan oli Mustaparta saanut Maynardilta ynnä muilta
vastustajiltaan kokonaista viisikolmatta haavaa, mutta siitä
huolimatta hän taisteli vielä kuin tiikeri, kunnes armoton teräs
puhkaisi hänen kurkkunsa. Kun hengästynyt kapteeni työnsi verisen
säilänsä huotraan, tiesi hän kamppailleensa kovimman kamppailun,
mikä hänen osakseen eläissään sattui.

Hävitettyään täten merirosvopesän Ocracoke-lahdessa purjehtivat


molemmat tykkiveneet Bathin satamaan, missä pakottivat epäkelvot
viranomaiset luovuttamaan hallustaan Mustaparran ennenmainitusta
ranskalaisesta laivasta ryöstämät ja varastoonpanemat tavarat.
Sitten he palasivat ylpeästi lähtöpaikkaansa Hampton-Roadsiin,
pelätyn Mustaparran poikkihakattu pää heiluen sen purren
märssytangossa, jonka kannelle hän oli hyökännyt keksiäkseen sen
hänelle siihen asti tuntemattoman tosiasian, että harjautunut,
rehellinen miekkamies osaa otella yhtä hyvin kuin tuiminkin
tappelupukari, vaikka tämä kantaisi partaansa kuinka monessa
palmikossa tahansa ja vannoisi vihaa kaikille hyveille.

XXIV luku.

KELTANOKKA MUSTAN LIPUN ALLA.

Kahdeksannentoista vuosisadan alussa eleli Bridgetownin


kaupungissa Barbados-saarella aika rattoisa, keski-ikäinen
herrasmies nimeltä Stede Bonnet. Hän oli varoissaan, ja luovuttuaan
majurin arvoisena sotilasuralta Englannin armeijasta hän oli
asettunut tähän kauniiseen paikkaan, jossa eli kaikessa
mukavuudessa ja nautti naapuriensa yleistä kunnioitusta ja suosiota.

Mutta jostakin syystä sai tämä rauhallinen ja arvossapidetty


eläkkeellä-eläjä päähänsä, että hänestä piti tuleman merirosvo.
Jotkut kertovat tämän hullumaisen ajatuksen virinneen hänen
päässään sen johdosta, että hänen vaimonsa oli jotenkin
omavaltainen ja katkeroitti pahoin ukkosensa kotielämän; mutta
tarvitaan sitä jotakin muutakin kuin pelkkää tohvelivallan veroista,
ennenkun säyseäluontoinen, rajun nuoruudenajan ohi ennättänyt,
virasta-eronnut upseeri lähtee ryöstämään ja murhaamaan
lähimmäisiään. Vielä merkillisemmältä tuntuu tuo päähänpisto, kun
entinen majuri oli perinpohjainen "maarapu", joka ei ollut
vähintäkään perehtynyt purjehdukseen. Hän oli ollut merellä vain
matkustajana, ja silloinkin aina surkeasti merikipeänä; ja jos hän olisi
kuullut puosun komentavan miehiään käärimään kölin kokoon tahi
hissaamaan ankkurin ylös märssytankoon, niin oli se hänestä
varmaankin ollut aivan paikallaan. Hän oli hyvin huvitettu historiasta
ja lueskeli kernaasti päivän uusinta kirjallisuutta. Hän tunsi hyvän
seuraelämän tavat ja tiesipä jotakin maanviljelyksestäkin ja
karjanhoidosta; mutta jos hänet olisi pantu laivassa perää pitämään,
olisi hän erehtynyt surkeasti ylä -ja alahangasta.

Mutta huolimatta kaikesta — täydellisestä


kykenemättömyydestään sellaiseen elämään ja kaikkien järjellisten
syiden puutteesta — piti majuri Bonnetista tulla merirosvo, ja
hänestä tulikin. Hänellä oli kylliksi varoja ostaakseen kaljaasin,
rustatakseen sen kuntoon ja hankkiakseen siihen miehistön; ja
kaiken tämän hän teki syvimmässä rauhassa Bridgetownissa,
kenenkään kuolevaisen aavistamatta muuta, kuin että kelpo majurin
päähän oli pistänyt huvitella vähän kauppapurjehduksella. Kun kaikki
oli valmista, pujahti hän eräänä pimeänä yönä ulos satamasta, ja
keinuillessaan turvallisesti aavalla merellä astui hän komentosillalle,
pani käsivarret ristiin rinnalleen, rypisti kulmakarvojaan ja julisti
juhlallisesti rupeavansa merirosvoksi. Voi olla kyseenalaista, oliko
tämä juhlallisuus todella tarpeen, sillä hänen seitsemäntoista
miestänsä olivat kaikki maailmanlopun hirtehisiä, jos jostakin
kansallisuudesta ulos maailmaan potkaistuja, jotka hän oli haalinut
kokoon pikku kaupungin pahimmista kapakoista ja
varkaankätköpaikoista ja jotka kyllä arvasivat, mille matkalle aiottiin,
kun kerta heidänlaisiaan tarvittiin mukaan. Mutta jollei Stede Bonnet
olisi julistanut itseään merirosvoksi, niin on mahdollista, ettei hän
itsekään olisi uskonut sellainen olevansa; ja niinpä levitti hän
mastoon mustan lipun pääkalloineen ja ristiinpantuine sääriluineen,
veti huotrasta miekkansa ja komensi perämiehen ohjaamaan
aluksen Virginian rannikolle.

Vaikka urhealla majurilla itsellään olikin niin vähän tottumusta


merielämään eikä lainkaan perehtymystä merirosvouteen, olivat
hänen miehensä kaikki vanhoja merikarhuja; ja ne, jotka eivät olleet
ennen olleet sissejä, oppivat pian ammatin. Virginian vesille tultua
siepattiin kohta kiinni pari kolme kauppapurtta, lastit muutettiin
Bonnetin laivaan, aluksista tehtiin iloiset kokot ja miehistöt päästettiin
veneinensä rannikolle.

Tämä olikin tullut yleiseksi tavaksi sisseillä, sillä vaikka he muuten


olivat tylyjä ja ahneita, eivät he kuitenkaan vanhain bukanierien
tavoin huvitelleet itseään rääkkäämällä ja teloittamalla vankejaan. He
eivät tunteneet näitä kohtaan samanlaista ylimalkaista verivihaa kuin
rannikkoveljekset espanjalaisia kohtaan, ja siksi laskivat he vankinsa
jollekin autiolle rannalle tai yksinäiselle luodolle, antaen niiden tulla
toimeen miten parhaiten voivat.
Mutta pian kävi Bonnet julmemmaksi luonteeltaan, koettaessaan
jäljitellä kirjallisuudesta tuntemiaan ja ihailemiaan vahvoja merisusia
niin tarkalleen kuin suinkin. Hän oli aina ollut sovinnaisuuksien mies,
ja samaten kuin hän siivoissa seurapiireissä eläessään oli tyystin
noudattanut ympäristönsä tapoja, tahtoi hän nyt matkia
bukanierejakin siten, että pani vankinsa "laudalta hyppäämään", kun
rannikko sattui olemaan sopimattoman kaukana. Onnettomat raukat
astutettiin yksitellen, kädet selän taakse köytettyinä, laivan reunalle
kiinnitetylle ponnahduslaudalle, ja tikarin- ja miekanterällä kutkuttaen
pakotettiin heidät hyppäämään mereen. Sitten, mielet suuresti
keventyneinä vankiensa kohtalosta, laskivat sissit iloisesti tiehensä.

Uudella merirosvopäälliköllä oli alusta pitäen ihmeellinen


menestys. Ollen kyllästymätön ryöväri sieppasi hän yhden
kauppahaahden toisensa perästä Virginian rannoilta aina Uuden
Englannin itäisimpään kärkeen saakka, poiketen etelään
palatessaan Charlestonin sataman edustalle, josta valtasi uusia
lihavia lasteja, ja asettui sitten sulattamaan vanhaa saalista ja
väijymään uutta johonkin Pohjois-Karolinan turvalliseen
merenpoukamaan, jotka vanhastaan olivat sissien suosimia
tyyssijoja.

Bonnetin laivan nimi oli Revenge (Kosto), joka sopi sille yhtä
huonosti kuin sen päällikölle ammattinsa, sillä majurilla ei ollut
kostettavaa yhdellekään ihmiselle, jollei omavaltaiselle
aviopuolisolleen. Mutta "Kosto" oli niin monen muunkin kuuluisan
sissilaivan nimenä, että Bonnetin oli tietysti tässäkin suhteessa
seurattava jaloja esikuvia.

Hyvin usein jälestäkinpäin oli hän kiivennyt komentokannelle,


ottanut mahtipontisen sävyn ja ruvennut saarnailemaan miehilleen,
mutta vain keksiäkseen sen, että nämä ymmärsivät purjehdusta ja
merirosvousta paljon paremmin kuin hän. Kaikki merikomento jäi
niinmuodoin hänen tottuneille alapäälliköilleen, mutta siitä huolimatta
oli miehillä hyvin hauskaa maarapu-kapteeninsa kanssa. Mellastus
ja vallattomuus kohosivat, varsinkin kun oli saatu hyvä saalis,
hirvittäväksi, eikä useinkaan puuttunut paljoa, etteivät sissit
viskanneet majuria mereen ja ottaneet laivaa ja sillä harjoitettua
urheilua tykkänään omiin hoteisiinsa. Mutta silloin esiytyi Bonnet
toisessa valossa. Kirjoistaan hän tiesi, että kapteeni on herra
laivassaan ja sissikapteeni varsinkin kuin puolijumala; hän luki
vallattomille lujaa lakia, lyötätti perämiehellä ja puosulla pahimmat
hurjastelijat rautoihin ja käytteli "yhdeksänhäntäistä kissaa" yhtä
hartaasti kuin ennen maaväessä palvellessaan komentokeppiään.
Miehistö tuli vähitellen huomaamaan, että vaikkei kapteeni
ymmärtänyt merenkulusta enempää kuin maisemamaalauksesta, ei
hän silti sietänyt omavaltaisuutta laivassa enempää kuin ennen
kotioloissaankaan.

Tarpeeksi levättyä komensi Bonnet nostamaan purjeet ja


kääntämään kokan etelään päin — tai oikeammin käski jonkun
toisen pitämään huolta siitä, että näin tuli tehdyksi — ja purjehti
Hondurasin lahteen, jossa siihen aikaan oikein vilisi merirosvoja.
Siellä kohtasi hän ensi kerran mainitun oppi-isänsä, kuulun
Mustaparran. Ei ole epäilemistäkään, että aloitteleva oppilas
viehättyi hyvin ammatin suurmestariin ja että heistä tuli vankat
ystävät. Mustaparta varusteli parhaillaan isonpuoleista retkeä ja
ehdotti Bonnetille, että tämä laivoineen ja miehineen liittyisi mukaan.
Siihen suostui toinen mielellään, ja yhdessä lähtivät molemmat
kapteenit riistaa pyytämään. Pianpa vanha kokenut toveri huomasi,
ettei hänen yhtiökumppanistaan ollut lainkaan merimieheksi. Asiaa
pitemmälti pohtimatta hän kutsutti Bonnetin laivalleen ja ilmoitti tälle
hyvin kuivasti, ettei hänestä ollut niin kelpo laivan päälliköksi; hän jää
nyt siltä tieltään vain Mustaparran laivaan ja tämä lähettää jonkun
alipäälliköistään Revengea ohjaamaan Siitä päätöksestä ei käynyt
vetoominen. Puoli tuntia sitten oli kovaonninen rosvo-urheilija vielä
ylpeästi, leuka pystyssä ja käsivarret ristissä rinnalla mitellyt oman
laivansa kantta; ja nyt hänet komennettiin katselemaan Mustaparran
lokikirjaa tai tekemään muuta hyödyllistä mihin kykeni. Taisi siinä
viraltapantu kapteeniparka purra hampaita yhteen ja kiroilla
hengessään, mutta tällä kertaa hän oli kohdannut entistä kotiristiään
kovemman, jonka liepeiltä ei päässytkään ottamaan lipettiä.

XXV luku.

BONNET JÄLLEEN RINTAMALLA.

Arvaa hyvin, ettei Revengen entinen päällikkö tuntenut itseään


tyytyväiseksi istuessaan Mustaparran laivan purjehduskopissa ja
piirrellessään lokikirjaan jokapäiväisiä ennätyksiä. Hän totteli uutta
isäntäänsä, sillä tällä oli merkillinen kyky saada kaikki tottelemaan
itseään; mutta vaikka hänen pitikin näyttää tyytyväistä naamaa, niin
varma on, ettei hän silti vähemmän vihannut käskijäänsä. Hän
seurasi tätä monilla riistarikkailla risteilyillä, ollen m.m. mukana
mainiolla Charlestonin-matkalla, kun Mustaparta vaihtoi hra Wraggin
ja tämän onnettomuustoverit muutamiin laatikollisiin lääketarpeita.

Tätä onnekasta menoa jatkui vielä moniaan aikaa, kunnes


Mustaparta arveli koonneensa taas kerrakseen saalista ja purjehti
pitämään virka-vapautta erääseen Pohjois-Karolinan lahdelmaan,
jossa hajoitti väkensä. Niin kauan kun hän oleskeli maissa runsaasti
rahoja taskussaan, ei hän pitänyt suurta kuokkija-joukkoa
ympärillään, joka ahneesti kärkkyi osaansa hänen onnestaan.
Bonnet sai myöskin mennä menojaan, mutta peri sentään laivansa
takaisin. Jos Mustaparta jolloinkin tarvitsi häntä ja hänen miehiään,
niin siitä kyllä aikanaan tieto toimitettaisiin.

Tämä oli kova kolaus Stede Bonnetille, joka taaskin oppi


käsittämään, että hän oli vielä poloinen vast’alkaja, märkäkorvainen
keltanokka merirosvon ammatissa. Mutta silti ei hänen rakkautensa
tähän ollut sammunut; merellä ja vapaalla sissielämällä oli
edelleenkin eriskummainen viehätys häneen. Mutta maineensa
menetettyään täytyi hänen miettiä uutta sodankäyntitapaa, ja siihen
tarjoutuikin parahiksi tilaisuus. Tähän aikaan Englannin kuningas
Yrjö, haluten lopettaa merirosvouden omilta alueiltaan, julkaisi
kuulutuksen, jossa lupasi armon kaikille sisseille, jotka ilmautuisivat
laillisten viranomaisten luo ja vannotulla valalla lupaisivat
elämänparannusta. Samoihin aikoihin syttyi sota Englannin ja
Espanjan välillä. Seuraten herkällä korvalla päivänuutisia sai Bonnet
nämä asianhaarat pian tietoonsa ja näki niissä kohtalon sormen
hänenkin varalleen. Nythän hänellä oli tilaisuus pukeutua sutena
lammasten vaatteisiin ja aloittaa uudelleen sissiura aluksikin julkeasti
kieltäytymällä kaikesta sissitoimesta.

Hän jätti siis Revengen ankkuripaikkaan ja matkusti Bathiin


kuvernöörin luo, vannoi valat ja kirjoitti nimensä asiapaperien alle,
joiden avulla hän rosvopäälliköstä muuttui laillista merenkulkua
harjoittavan brittiläisen kaapparialuksen kuljettajaksi. Palattuaan
kaikki viralliset paperit taskussa laivaansa hän otti asianmukaisen
selvitystodistuksen matkaa varten P. Thomas-saarelle, joka oli
brittiläinen laivastoasema ja jonne hän selitti lähtevänsä saamaan
amiraalilta ohjeita yksityisluontoisia tehtäviä varten.
Nyt puuttui Bonnetilta vain miehistö laivaansa. Tietystikään ei
hänen, nykyisessä kunniallisessa asemassaan ollen, käynyt
kuulusteleminen, oliko satamassa kenties virkavapaita merirosvoja;
mutta toisella tavoin auttoi onnetar häntä. Hän muisti, että
Mustaparta viime purjehduksensa päättäessään oli laskenut osan
miehistään oman onnensa nojiin muutamalle läheiselle saarelle.
Sinne kiiruhti Bonnet ja löysikin noista maailman ja kapteeninsa
murjomista poloisista vielä hyvän osan hengissä sekä tarjoutui
ottamaan heidät mukaansa P. Thomasin saarelle, jos sitoutuisivat
tekemään palvelusta hänen laivassaan. Siihen tarjoumukseen tietysti
suostuttiin riemuiten, ja kohta oli Revenge täysin miehitetty
mallikelpoisilla merirosvoilla.

Kaikki nämä varustelut veivät hyvän joukon aikaa, niin että kun
Bonnet viimein oli valmiina lähtemään merelle, sai hän kuulla uutisia,
jotka kiirehtivät häntä nopeasti muuttamaan mieltänsä ja
matkasuunnitelmaansa. Hän oli arvellut, että Mustaparta, jonka
kelvotonta ja ylimielistä käytöstä hän ei voinut muuten muistella kuin
vihan vimmalla, oli jäänyt maihin pitemmäksi aikaa
makeanleivänpäiviä viettämään; mutta nytpä kertoikin hänelle
muutaman pienen kauppalaivan kapteeni, että tuo vanha sankari
myöskin varusteli itseään uudelle retkelle ja että hän paraikaa
touhusi laivallaan Ocracoke-salmessa. Silloin pani Bonnet käsivarret
ristiin rinnalleen ja polki jalkaa komentosiltaan. Nyt oli tullut sopivin
hetki, jolloin hänen laivansa voi kunnialla ansaita nimensä. Hän
tahtoi kostaa Mustaparralle!

Leppymätön Bonnet lähti merelle sangen sotaisessa mielentilassa.


Hän välitti enää viisi laillisesta kaapparipurjehduksesta, vielä
vähemmän entiseen rosvotoimeen ryhtymisestä; hän oli matkalla
kurittamaan mustamielisintä ja mustapartaisinta konnaa, mikä
milloinkaan oli merillä liikkunut — kavalaa veijaria, joka ei ollut
ainoastaan pahoin menetellyt koko maailmaa, vaan erityisen
uskottomasti juuri häntä, omaa sissitoveriaan kohtaan. Jospa hän
vain saisi Revengen tuon hirtehisen laivan kylkeen kiinni, niin hän
näyttäisi, miten keltanokkakin kykeni sissioikeutta jakamaan.

Ocracoke-lahdelmaan tultuaan sai Bonnet suureksi


pettymyksekseen kuulla, että Mustaparta oli jo lähtenyt sieltä.
Edellisestä tiedämme, että loukatun maailmanjärjestyksen kosto
kohtasi tätä aivan toiselta taholta. Siitä ei kuitenkaan Bonnetilla ollut
aavistusta, vaan hän jatkoi tulisesti vihamiehensä takaa-ajoa. Jos
kiukkuinen majuri olisi yhdyttänyt hurjan sissikapteenin, olisi siitä
syttynyt taistelu, joka olisi yhdellä kertaa vapahtanut maailman
kahdesta suuresta kelmistä, ja urhea Maynard olisi kadottanut sen
kunnian, että hänen kätensä kautta kaatui aikakauden pelätyin
merirosvo.

Bonnet oli kelpo soturi ja urhoollinen mies, ja vaikka hän ei


osannutkaan kuljettaa laivaa, osasi hän kumminkin käyttää miekkaa
ehkä paremminkin kuin Mustaparta; niin että luultavaa on, että jos
hän oli tavoittanut tämän, olisi molemipen kapteenien välillä syntynyt
yksityinen kahdenkamppailu ilman armoa ja sääliä, tietystikin
suureksi huviksi molempain vaihettelua rakastaville miehistöille.

Mutta Mustaparran kohtaaminen ja kurittaminen ei ollut suotu


Bonnetin osaksi. Melkoisen ajan hypeltyään tyhjän perässä heitti
hölmistynyt majuri turhan takaa-ajon sikseen ja käänsi huomionsa
muihin asioihin. Ensi työkseen hän muutti laivansa nimen; kun hänen
ei ollut sallittu kostaa, ei hän huolinut purjehtia "Kostollakaan".
Revengesta tehtiin Royal James (Kuninkaallinen Jaakko). Kun hän
ei muutenkaan aikonut pitää Bathissa vannomiaan valoja, päätti hän

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