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Full Download Unternehmenssanierung Ursachen Krisenfruherkennung Management 1St Edition Stefan Behringer Auth Online Full Chapter PDF
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Stefan Behringer
Unternehmens-
sanierung
Ursachen – Krisenfrüherkennung –
Management
Unternehmenssanierung
Stefan Behringer
Unternehmenssanierung
Ursachen – Krisenfrüherkennung –
Management
Stefan Behringer
NORDAKADEMIE
Elmshorn, Deutschland
Springer Gabler
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017
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sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder
implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen.
Unternehmen sind wie lebende Organismen. Nach guten Zeiten kommen sie
auch im Laufe ihrer Existenz in Krisensituationen und müssen sich aus dieser
für sie schwierigen Situation befreien. Eine Krise muss dabei nicht selbst ver-
schuldet sein. Es können Umstände sein, die vom Markt ausgehen, politische
Ereignisse oder eine Mischung aus allem, wie es sich während der Finanz-
krise 2008 zeigte. Natürlich kann auch Missmanagement zu Krisen führen,
die schwierige Situation also selbst verschuldet sein.
Kein Unternehmen ist vor Krisen sicher. Allerdings gibt es sehr wohl
unterschiedliche Herangehensweisen an den Weg aus der Krise. Hier kön-
nen Unternehmen sich neu aufstellen und gestärkt aus der Krise hervorge-
hen. Andererseits kann man in einer Krise Fehler begehen, die dazu führen,
dass das Unternehmen den Weg aus der Krise nicht findet und zwangsläu-
fig in die Insolvenz gehen muss. Das vorliegende Buch will einen Beitrag
leisten, Unternehmen zu helfen, den richtigen Weg bei der Sanierung zu
finden. Sanierungsmanagement muss die harten betriebswirtschaftlichen
Fakten berücksichtigen und dafür sorgen, dass sich finanz- und leistungswirt-
schaftliche Kennzahlen wieder so entwickeln, dass das Unternehmen über-
lebensfähig ist. In diesem Band finden Sie viele Anregungen dazu, was ein
Unternehmen machen kann, um die Situation im operativen Geschäft zu ver-
bessern. Das Buch fokussiert aber auch auf die weichen Aspekte des Sanie-
rungsmanagements, das Projektmanagement und die Führung der Mitarbeiter
in dieser besonders kritischen Situation. Ziel ist die Veränderung von Kenn-
zahlen. Dies kann aber nur funktionieren, wenn die Belegschaft und die ande-
ren relevanten Stakeholder sich motiviert für das Unternehmen engagieren.
V
VI Vorwort
VII
VIII Inhaltsverzeichnis
Stichwortverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
Abkürzungsverzeichnis
AG Aktiengesetz
AktG Aktiengesetz
BDU Bundesverband Deutscher Unternehmensberater
BilMoG Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz
DIN Deutsches Institut für Normung
EBIT Earnings before Interest and Taxes
EDV Elektronische Datenverarbeitung
EK Eigenkapital
ERP Enterprise Ressource Planning
GK Gesamtkapital
GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GWB Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen
IDW Institut der Wirtschaftsprüfer
InsO Insolvenzordnung
ISO International Organisation for Standardisation
IT Informationstechnologie
KSchG Kündigungsschutzgesetz
PESTEL Political, Economic, Social, Technological, Enironmental, Legal
PublG Publizitätsgesetz
REFA Reichsausschuss für Arbeitszeitermittlung
SGB Sozialgesetzbuch
SOP Standard Operating Procedure
SWOT Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threats
IX
Unternehmen in der Krise
1
Nicht
Beherrsch- beherrschbare
Potentielle Latente
bare Krise Krise
Krise Krise
Stakeholder-
Strategiekrise Absatzkrise Erfolgskrise Liquiditätskrise Insolvenz
krise
Abb. 1.1 Krisenverlauf und Krisenarten nach IDW S6. (Eigene Erstellung in Anlehnung
an: Hohberger und Damlachi 2014, S. 2)
1.2 Typisierung von Unternehmenskrisen 5
Überlebenschance
Krisenbewältigung
Zeit
An dieser Stelle muss betont werden, dass die in Abb. 1.2 genannten Krisen-
phasen nicht zwangsläufig aufeinander folgen. Die Krise ist in ihrem Ausgang
ambivalent. Die Ambivalenz kann sich in einem Untergang des Unternehmens
niederschlagen, aber auch mit einem Überleben des Systems Unternehmen. In
letzterem Fall schließt sich eine Phase nach der Krise an. Mindestens im ausrei-
chenden Maße werden die Ziele der Stakeholder wieder erfüllt. Je nach Grad
der Bewältigung der Krise fällt das Unternehmen in die latente oder die poten-
zielle Krise zurück. Hat das Unternehmen nachhaltig den Wandel geschafft,
kann man auch in eine Phase des „Business as usual“ zurückkommen. Das
Unternehmen bleibt also nicht im Krisenmodus stecken, sondern entwickelt
sich wieder zurück in den Bereich der normalen Geschäftstätigkeit.
Die hier dargestellten Krisenphasen bilden alle idealtypische Krisenver-
läufe ab. Es kann durchaus sein, dass ein Unternehmen einen anderen Kri-
senverlauf durchlebt. Möglich sind auch Ad-hoc-Krisen, die spontan auftreten
und sofort akut werden. Die Phase der latenten Krise wird dann nicht durch-
laufen (vgl. Hülsmann 2005, S. 48). Des Weiteren gibt es keinen Hinweis
darauf, wie lange die einzelnen Phasen der Krisen in der Realität dauern (vgl.
Rödl 1979, S. 47).
Um eine Sanierung erfolgreich bewerkstelligen zu können, ist es wichtig,
die Symptome einer Krise so früh wie möglich zu erkennen. Dieser frühzei-
tigen und zielgenauen Identifikation von Krisen dient die Typisierung. Eine
mögliche Typisierung ist vom Institut der Wirtschaftsprüfer in ihrem Standard
IDW S 6 „Anforderungen an die Erstellung von Sanierungskonzepten“ vorge-
geben worden. Im Folgenden werden die einzelnen Krisenarten nach IDW S
6 dargestellt.
1.2.1 Stakeholderkrise
• das Top-Management
• die übrigen Mitarbeiter
8 1 Unternehmen in der Krise
• Eigenkapitalgeber
• Fremdkapitalgeber
• Lieferanten
• Kunden
• der Staat
• die Gewerkschaften
• Nichtregierungsorganisationen
• die breite Öffentlichkeit
Der Beginn einer Krise mit einer „Stakeholderkrise“ ist umstritten (vgl. Krys-
tek und Klein 2010). Nach dem IDW S 6 ist sie allerdings der idealtypische
Ausgangspunkt einer Unternehmenskrise. Sie wird zu diesem Zeitpunkt aber
nicht unbedingt durch interne oder externe Stakeholder bemerkt. Regelmäßig
steht am Anfang eine veränderte Führung. Konflikte zwischen den einzelnen
Stakeholdergruppen entstehen, manchmal auch Konflikte in der Unterneh-
mensführung selbst, zum Beispiel durch eine missglückte oder verzögerte
Nachfolgeregelung. Diese Konflikte erreichen die gesamte Belegschaft, deren
Motivation nachhaltig sinkt. Die Stakeholderkrise hat Auswirkungen auf die
Unternehmenskultur. Diese Situation entfaltet eine destruktive Wirkung, die
die anderen Krisenphasen nach sich zieht. Der Begriff, den das IDW hier ver-
wendet, ist insofern missverständlich, als in dieser Krisenphase Konflikte mit
der externen Umwelt noch nicht zwingend eingetreten sind. Vielmehr treten
die Konflikte mit externen Stakeholdern, wie zum Beispiel mit Kreditgebern,
erst später offen ans Tageslicht und sind in dieser Phase noch verdeckt. Fest-
stellbar für unternehmensexterne Beobachter ist die Stakeholderkrise kaum.
Aber auch interne Beobachter werden Schwierigkeiten haben, die Stakehol-
derkrise von normalen geschäftlichen Problemen zu unterscheiden.
1.2.2 Strategiekrise
Ist das schwache Signal empfangen worden, ist es notwendig für das
Unternehmen zu reagieren. Wie die Reaktion erfolgen kann, hängt von zwei
Aspekten ab (vgl. Ansoff 1966): zum einen, ob das Unternehmen zu einer
rechtzeitigen Reaktion überhaupt die notwendigen Fähigkeiten besitzt. Zum
anderen ist es wichtig zu berücksichtigen, wie viel Zeit vergehen wird, bis die
entstehende Diskontinuität für das Unternehmen kritisch werden wird. Passt
die Zeit zur angemessenen Reaktion in den Zeitkorridor bis zur negativen
Wirkung der Diskontinuität, sollte sich die strategische Krise lösen lassen.
In anderen Fällen wird es schwierig für das Unternehmen, die strategische
Krise zu lösen. Das Unternehmen müsste auf Basis von schwachen Signalen
bereits reagieren. Allerdings wäre es auch fahrlässig, bereits auf der Grund-
lage von unsicheren (also schwachen) Signalen finale, nicht mehr rückhol-
bare Entscheidungen zu treffen. Aus diesem Grund empfehlen sich abgestufte
Reaktionen (vgl. Ansoff 1976, S. 136 ff.). Die Reaktion des Unternehmens
wird dem jeweiligen Informationsstand angepasst, also der Verfestigung der
schwachen Signale. Das Unternehmen versucht so viele Handlungsalternati-
ven wie möglich offen zu halten. Mit steigendem Informationsstand werden
die Entscheidungen präziser, das Unternehmen legt sich in seinen Handlun-
gen stärker fest. Insgesamt werden sechs abgestufte Vorgehensweisen vorge-
schlagen, die mit größerer Gewissheit über das schwache Signal angewandt
werden können:
Man erkennt, dass die ersten fünf Ebenen der angepassten Reaktionen ledig-
lich vorbereitenden Charakter haben. Die ersten beiden Stufen befassen sich
nur mit dem besseren Aufnehmen von Signalen und damit der Erweiterung
der Informationsbasis, um das schwache Signal zu erhören. Auf Stufe drei
und vier geht es darum, dem Unternehmen mehr Handlungsmöglichkeiten zu
eröffnen. Interne Flexibilität bedeutet, dass das Unternehmen zum Beispiel
durch gezielte Vorbereitung auf Szenarien die Reaktionsgeschwindigkeit auf
1.2 Typisierung von Unternehmenskrisen 11
den Eintritt des Risikos erhöht. Die Erhöhung der externen Flexibilität ist
durch Aufnahme neuer Produkte oder Dienstleistungen, die das Risiko durch
Diversifikation mindern, möglich. Erst in Stufe 5 werden konkret Maßnah-
men vorbereitet, die dem durch das schwache Signal erkannten Risiko direkt
begegnen. In Stufe 6 wird diese Maßnahme dann aber erst konkret eingelei-
tet. Dieses gestufte Handlungsschema ist deswegen sinnvoll, weil ein schwa-
ches Signal per se unsicher ist. Handelt man zu schnell, verschärft man die
Situation möglicherweise noch, weil das vermeintlich erkannte Risiko wohl
nie eintritt. Dann wäre eine Reaktion, die finanzielle, personelle und techni-
sche Ressourcen kostet, auch nicht notwendig gewesen.
Gegenläufig zur gestuften Handlungsweise der Unternehmen ist die Ver-
breitung der schwachen Signale. Ähnlichkeit mit der betriebswirtschaftlichen
Theorie der „schwachen Signale“ weist die kommunikationswissenschaftli-
che Diffusionstheorie auf (vgl. Steger und Winter 1996, S. 613 ff.). Erkennt-
nisse pflanzen sich innerhalb von sozialen Systemen durch Ansteckung fort.
Zunächst findet die Erkenntnis bei denjenigen Personen Akzeptanz, die dem
herrschenden Paradigma sowieso skeptisch gegenüberstanden. Die Erkennt-
nis wird anschließend zum Beispiel durch die Medien weiterverbreitet und
findet letztlich in der gesamten Gesellschaft Akzeptanz. Daraus können
Gesetze entstehen oder die Rechtsprechung passt ihre Urteile der neuen herr-
schenden Meinung an. Eine Unternehmenskrise kann zum Beispiel entste-
hen, wenn ein Produkt einen Inhaltsstoff enthält, der sich als umwelt- oder
gesundheitsschädlich erweist. Erst wird es in Zirkeln kritischer Verbraucher
diskutiert, dann verbreitet sich diese Erkenntnis durch soziale Netzwerke,
bis die Medien den Verdacht aufgreifen. Durch das Medieninteresse wird
die Aufmerksamkeit der Politik geweckt. Letztlich wird ein Gesetz verab-
schiedet, in dem der fragliche Inhaltsstoff verboten wird. Innerhalb eines
solchen Prozesses reduzieren sich die Möglichkeiten, graduell angemes-
sen zu reagieren, im Zeitablauf deutlich. Wird rechtzeitig reagiert, kann das
Unternehmen sich an die Spitze der Bewegung setzen und den Inhaltsstoff
selbst aus dem Produkt nehmen. Eine negative Wirkung bleibt aus, viel-
leicht kann man sich sogar positiv gegenüber der Konkurrenz in Szene setzen
und Marktanteile gewinnen, weil man den Verbraucherschutz ernst nimmt.
Am Ende der Entwicklung, wenn ein Gesetz verabschiedet wird, ist das
Unternehmen Getriebener und kann den Lauf der Dinge nicht mehr beein-
flussen. Die Manövriermöglichkeiten des Unternehmens nehmen mit der
12 1 Unternehmen in der Krise
Auftrittshäufigkeit des Signals ab. Je stärker das Signal ist, desto bedrohlicher
wird die Situation für das Unternehmen.
In der Produkt- und Absatzkrise tritt die Krise offen zutage. Die Nachfrage
nach den Hauptumsatzträgern des Unternehmens geht zurück. Häufig ist dies
begleitet durch einen Margenverfall, weil das Krisenunternehmen versucht,
mit Preissenkungen gegenzusteuern. Das Unternehmen hat mit einer Unter-
auslastung der Ressourcen zu kämpfen. Ursachen sind meistens, dass das
Unternehmen sich zu wenig auf die Erfolgsträger konzentriert und den Ver-
trieb zu wenig fokussiert bzw. steuert. Sortimentsschwächen, zum Beispiel
durch Neuentwicklungen der Konkurrenz, Qualitätsschwankungen, Fehler
in der Preispolitik oder anderen Elementen des Marketing-Mixes, führen in
diese Phase der Krise. Umsatzrückgänge und Margenverfall zeigen ihre Wir-
kung in sinkenden Gewinnen oder bereits in Verlusten. Damit ist die Krise
spätestens in dieser Phase nicht mehr zu leugnen. Ursachen können ein all-
gemeiner Rückgang am Markt sein oder ein dauerhafter Verlust von Markt-
anteilen, der beispielsweise auf Mängel in der Technologie oder Qualität
zurückgeführt werden kann (vgl. Portisch 2014, S. 11).
Ein Problem in dieser Phase kann sein, dass der Vorratsbestand an Roh-,
Hilfs- und Betriebsstoffen aufgebaut wird, weil die Bestellroutine noch
nicht auf die niedrigeren Auftragseingänge angepasst wird. Dadurch kann es
(gleich hohe Liquiditätsabflüsse durch Bestellungen stehen geringer werden
Liquiditätszuflüssen durch Umsätze gegenüber) zu ersten Schwierigkeiten in
der Unternehmensliquidität kommen.
1.2.4 Erfolgskrise
In der Erfolgskrise zeigt sich, dass die absatzseitigen Probleme nicht nur
temporär vorliegen, sondern über einen so langen Zeitraum, dass die finan-
zielle Stabilität des Unternehmens in Mitleidenschaft gezogen wird. Ziel-
vorgaben des Unternehmens hinsichtlich Gewinn, Kapitalrendite oder
Wertbeitrag werden langfristig verfehlt. Dies zeigt sich im Rechnungswesen
1.2 Typisierung von Unternehmenskrisen 13
1.2.5 Liquiditätskrise
1.2.6 Insolvenzreife
Werden im Laufe der Krise keine Maßnahmen ergriffen oder greifen die ein-
geleiteten Maßnahmen nicht, dann ist die Insolvenzreife des Unternehmens
eingetreten. Die insolvenzrechtlich relevanten Krisenstadien sind in §§ 17
bis 19 InsO beschrieben. Erst wenn die dort genannten Tatbestandsmerkmale
einer der bereits genannten Insolvenzgründe Überschuldung, Zahlungsunfä-
higkeit oder drohende Zahlungsunfähigkeit auch tatsächlich eingetreten sind,
kann (und muss) die Insolvenz beantragt werden. Eine vorherige Antragsstel-
lung ist nicht vorgesehen.
Ist einer der Gründe eingetreten, so haben die gesetzlichen Vertreter des
Schuldners unverzüglich bzw. spätestens innerhalb von drei Wochen den Antrag
auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen des Schuldners zu
stellen. Die gesetzlichen Vertreter haben eine Insolvenzerkennungspflicht. Sind
1.2 Typisierung von Unternehmenskrisen 15
sie im Zweifel, ob ein Insolvenzgrund eingetreten ist oder nicht, so sollte man
einen Berater einschalten.
Der Tatbestand der Überschuldung ist gemäß § 19 InsO dann eingetreten,
wenn die Schulden des Unternehmens nicht mehr durch das Vermögen des
Unternehmens gedeckt sind. Ausnahmen sind dann möglich, wenn das Fort-
bestehen des Unternehmens wahrscheinlich ist. Die Überschuldung wird also
nur dann zum insolvenzrechtlichen Tatbestand, wenn die Finanzkraft mittel-
fristig nicht ausreicht, um die Schulden zu decken. Ein besonders wichtiges
Mittel, um die Überschuldung abzuwenden, ist der Rangrücktritt von Gläubi-
gern. Dabei verzichtet ein Gläubiger auf die (zeitweise) Erfüllung seiner For-
derung, um andere Gläubiger besser zu stellen. Nach Insolvenzordnung führt
der Rangrücktritt dazu, dass die Forderung später erfüllt wird als sie eigent-
lich an der Reihe wäre (die Reihenfolge richtet sich normalerweise nach der
Reihenfolge der Entstehung der Forderungen). Häufig greifen Gesellschafter
zu dem Mittel des Rangrücktritts, wenn sie der Gesellschaft aus ihrem Privat-
vermögen Kreditmittel zur Verfügung gestellt haben.
Der Tatbestand der Zahlungsunfähigkeit, auf den der Begriff der Insolvenz
sprachlich zurückzuführen ist, ist in § 17 InsO geregelt. Ist das Unternehmen
nicht in der Lage seine finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen, spricht man
von Zahlungsunfähigkeit. Man geht davon aus, dass Zahlungsunfähigkeit
eingetreten ist, wenn der Schuldner seine Zahlungen eingestellt hat. Verein-
zelte Zahlungen, unabhängig von ihrer Höhe, stehen dieser Annahme nicht
entgegen. Von einer Zahlungsunfähigkeit ist nicht auszugehen, wenn die Zah-
lungen nur über einen begrenzten Zeitraum eingestellt werden, in dem man
annehmen kann, dass sich eine kreditwürdige Person liquide Mittel besorgen
kann. Eine solche Zahlungsstockung sollte in der Regel nicht länger als drei
Wochen dauern.
§ 18 InsO regelt den Tatbestand der drohenden Zahlungsunfähigkeit. Die-
ser beschreibt einen Zustand, bei dem das Unternehmen mit überwiegender
Wahrscheinlichkeit nicht in der Lage sein wird, seinen zukünftigen Verpflich-
tungen nachzukommen. Dieser wird belegt mit einer Liquiditätsplanung, die
den künftigen Zustand belegt. Naturgemäß ist diese Planung unsicher, sie
sollte aber mit mehr als 50 % Eintrittswahrscheinlichkeit belegt sein. Der
Gesetzgeber wollte mit der Einführung des Insolvenztatbestands der dro-
henden Zahlungsunfähigkeit die Möglichkeit eröffnen, dass Schuldner früh-
zeitig reagieren können und somit die Überlebenswahrscheinlichkeit für die
16 1 Unternehmen in der Krise
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Saldo Stufe I
+ zu erwartende Gütereinzahlungen
− zu erwartende Güterauszahlungen
= Saldo Stufe II
Saldo Stufe II
+ Einzahlungen durch Maßnahmen des aktiven Kapitalverkehrs
+/− Veränderungen der Zahlungssalden auf Stufe I und II durch Maßnah-
men des aktiven Kapitalverkehrs
= Saldo Stufe III
Ist der Saldo Stufe III positiv, liegt keine drohende Zahlungsunfähigkeit vor.
Ist der Saldo Stufe III negativ, ist zu untersuchen, ob mit Maßnahmen des
passiven Kapitalverkehrs ein Zahlungsmitteldefizit ausgeglichen werden
kann. Maßnahmen des passiven Kapitalverkehrs können die Aufnahme von
Krediten oder die Zuführung von Eigenkapital sein. Auch hier ist wiederum
zu berücksichtigen, dass durch diese Maßnahmen Zahlungsverpflichtungen
auf Stufe I und II (Zins- und Tilgungszahlungen) entstehen können:
Ist der Saldo Stufe IV negativ, so ist die drohende Zahlungsunfähigkeit des
Unternehmens festgestellt; das Schuldnerunternehmen kann (muss aber
nicht) einen Insolvenzantrag stellen. Mit dem vorgestellten vierstufigen Ver-
fahren wird der unterschiedlichen Wahrscheinlichkeit, mit der die Zahlungen
entstehen, Rechnung getragen.
§ 15a InsO stellt diejenigen unter Strafe, die einen Antrag auf Insolvenz
nach Eintritt der Insolvenzgründe Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung
nicht, nicht rechtzeitig oder nicht richtig stellen. Dies gilt auch für eine bloß
fahrlässige Verletzung der Antragspflicht, zum Beispiel wenn der Geschäfts-
führer die Insolvenzgründe nicht erkennt, sie aber hätte erkennen müssen. Die
Geschäftsleitung muss spätestens innerhalb von drei Wochen die Insolvenz
beantragen, wobei es sich dabei um eine Höchstfrist handelt, innerhalb der
sich der Geschäftsführer auch um die Sanierung kümmern muss. Zu beach-
ten ist auch, dass neben den bestellten Geschäftsführern auch die faktischen
Geschäftsführer die Insolvenzantragspflicht haben, also derjenige, der die
Geschäfte des Unternehmens tatsächlich führt. Liegt ein Fall der vorsätzli-
chen Insolvenzverschleppung vor, so kann dies mit einer Freiheitsstrafe bis
zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft werden. Bei Fahrlässigkeit reduziert
sich der Strafrahmen auf ein Jahr. In der Rechtspraxis wird die Insolvenzver-
schleppung zumeist mit Geldstrafen belegt, es sei denn, es kommen andere
Straftaten hinzu.
Allein aus der Rechtspflicht zur Insolvenzbeantragung folgt ein Bedarf zur
rechtzeitigen Erkennung einer schweren Unternehmenskrise. Aber auch aus
dem Wunsch zur guten Unternehmensführung und dem wirtschaftlichen
Selbsterhaltungstrieb des Unternehmens bzw. des Unternehmers, sollte ein
Interesse an Frühwarnsystemen bestehen, die die Unternehmenskrise recht-
zeitig vor Entstehen entdecken helfen.
20 1 Unternehmen in der Krise
Als Schlussfolgerung kann man festhalten, dass es selten eine Ursache für
eine Krise gibt und die Früherkennung sich folglich auf mehrere Bereiche
1.3 Frühwarnsysteme zur Krisenerkennung 21
ŝŐĞŶͲ
ŽƌŝĞŶƚŝĞƌƚĞ ϭ͘'ĞŶĞƌĂƟŽŶ Ϯ͘'ĞŶĞƌĂƟŽŶ ϯ͘'ĞŶĞƌĂƟŽŶ
&ƌƺŚǁĂƌŶƵŶŐ
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&ƌĞŵĚͲ
ŽƌŝĞŶƚŝĞƌƚĞ ϭ͘'ĞŶĞƌĂƟŽŶ Ϯ͘'ĞŶĞƌĂƟŽŶ ϯ͘'ĞŶĞƌĂƟŽŶ
&ƌƺŚǁĂƌŶƵŶŐ
hŶŝǀĂƌŝĂƚĞ DƵůƚŝǀĂƌŝĂƚĞ <ƺŶƐƚůŝĐŚĞ
sĞƌĨĂŚƌĞŶ sĞƌĨĂŚƌĞŶ EĞƵƌŽŶĂůĞEĞƚnjĞ
Ein grundlegend wichtiges Instrument zur Früherkennung von Krisen ist die
Szenario-Analyse. Ein Szenario ist ein denkbares Zukunftsbild, dessen Ein-
tritt aber nicht mit Sicherheit vorhergesagt werden kann. Vorhersagen und
Projektionen führen zu einem Szenario. Zumeist werden in der Szenario-
Technik ein pessimistisches, ein neutrales und ein optimistisches Szenario
erstellt. Gerade dieses in der Praxis weit verbreitete Vorgehen birgt aber die
Gefahr, dass man sich zu sehr auf das neutrale (weil realistische Szenario)
konzentriert und die anderen, die aber auch eintreten können, vernachläs-
sigt. Insbesondere in einer dynamischen Umwelt reicht es nicht aus, allein
von einem Umweltszenario auszugehen. Die Szenario-Technik ermöglicht
es, mehrere Umweltzustände zu betrachten. Für das strategische Manage-
ment ist es hilfreich, die Reaktionen des Unternehmens in verschiedene Sze-
narien vorauszuplanen. Für die Krisenfrüherkennung ist es hilfreich, mit der
Szenario-Analyse zu erkennen, was in dem Unternehmen passiert, wenn sich
bestimmte Umweltbedingungen in einer negativen Weise ändern. Die Szena-
rio-Analyse kann auch dabei helfen, Maßnahmen abzuleiten, um die Krise
gänzlich zu vermeiden.
24 1 Unternehmen in der Krise
Störereignis
Extremszenario
A Trendszenario
Einsatz von
Gegenmaßnahmen
Extremszenario
Durch das Störereignis veränderte
Entwicklungslinie
Gegenwart Zukunft
Abb. 1.5 Szenariotrichter. (Quelle: entnommen aus Reisinger et al. 2014, S. 88)
1.3 Frühwarnsysteme zur Krisenerkennung 25
Abschn. 2.1.1.3) oder die Wertkette (vgl. Abschn. 2.1.1.2) können Auf-
schluss über mögliche zukünftige Krisen geben. Selten wird ein Instrument
allein ausreichen, um eine verlässliche Aussage zu erhalten. Allerdings muss
man warnend hinzufügen: Eine umfassende Untersuchung aller Umweltent-
wicklungen kann aus wirtschaftlichen Gründen nicht geleistet werden. Der
sprichwörtliche schwarze Schwan (vgl. Taleb 2010), das niemals erwartete
externe Ereignis, wird immer wieder eintreten. Krisen fördernde Ereignisse
wie beispielsweise die Finanzkrise der Jahre 2008 und folgende hat niemand
vorhergesehen. Es gehört auch zum Unternehmertum dazu, Risiken bewusst
einzugehen. Dann muss man auch damit leben und damit rechnen, dass Risi-
ken auch immer mal wieder eintreffen. Nur wenn das Risiko eintritt, muss
das Unternehmen überlegt handeln können.
Für den externen Unternehmensanalysten fehlt meistens der Zugang zu den
notwendigen Daten, um eine strategische Analyse des Unternehmens durch-
zuführen. Hierbei handelt es sich meist um qualitative Informationen, die für
Branchenfremde nicht einfach zugänglich sind. Aufgrund der Publizitäts-
pflicht sind hingegen die Zahlen des Jahresabschlusses für Externe zugäng-
lich; allerdings mit einem Zeitversatz, sodass die Krise im schlimmsten Fall
schon deutlich weiter fortgeschritten ist, als sich aus der statistischen Analyse
ergibt. In Deutschland besteht die gesetzliche Pflicht für alle Kapitalgesell-
schaften, Personengesellschaften ohne natürlichen Gesellschafter (dies ist die
GmbH & Co. KG) und Personengesellschafter ab einer bestimmten Größen-
ordnung (festgelegt in § 1 PublG) den Jahresabschluss im Bundesanzeiger
spätestens zwölf Monate nach Ende des Geschäftsjahres zu veröffentlichen.
Ein pragmatisches Instrument zur schnellen Selbstanalyse der Situation,
wie sie gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen sinnvoll sein kann,
stellt die Früherkennungstreppe (vgl. Exler et al. 2014, S. 7) dar. Mit geziel-
ten Fragen zur strategischen Situation des Unternehmers soll dem Unterneh-
men aufgezeigt werden, wo Handlungsbedarf besteht und welche Risiken das
Unternehmen zu beachten hat. Wichtig dabei ist, dass der Unternehmer in der
Selbstprüfung auch in der Tat ehrliche Antworten gibt. Häufig ist es verführe-
risch, die eigene Situation positiver darzustellen als die Lage tatsächlich ist.
In der Früherkennungstreppe (siehe Abb. 1.6) geben negative Antworten auf
die Fragen 9 bis 7 Hinweise auf eine tatsächliche Früherkennung. Die Fragen
6 bis 4 sind eine „Späterkennung“, das heißt, die Krise ist schon ausgebrochen
und das Unternehmen hat bereits ein massives Problem. Bei den Fragen 3 und 2
26 1 Unternehmen in der Krise
• X1 = Working Capital/Bilanzsumme
• X2 = Gewinnrücklagen/Bilanzsumme
• X3 = Earnings Before Interest and Taxes (EBIT)/Bilanzsumme
• X4 = Marktwert des Eigenkapitals/Fremdkapital
• X5 = Umsatz/Bilanzsumme
Altman ermittelte ein Z von 2,675 als optimalen Trennwert für insolvente und
solvente Unternehmen. Alle Unternehmen der Stichprobe mit einem Z von
kleiner als 1,81 wurden insolvent, während alle Unternehmen mit einem Z
von größer 2,99 solvent blieben. Diese Erkenntnisse kann man wie folgt ope-
rationalisieren:
28 1 Unternehmen in der Krise
Tab. 1.1 Kennzahlen, die bei einer Krisenfrüherkennung hilfreich sein können. (Quelle:
Eigene Erstellung in Anlehnung an Krystek und Moldenhauer 2007, S. 106)
EK-Ren- Auftragsein- Beschaf- For- Rech- Entschei- Produkti- Arbeits-
tabilität gangsquote fungser- schungs- nungs- dungsab- vitäten intensi-
folgsquote intensität funktion läufe tät
GK-Ren- Markter- Materialin- Innovati- Kommu- Füh- Wirt- Arbeits-
tabilität schließungs- tensität onsgrad nikations- rungsstil schaft- produk-
grad funktion lichkeiten tivität
EK-Nut- Marktanteil Umschlags- Verbes- Doku- Kontroll- Beschäf- Fluktu-
zungs- häufigkeit serungs- mentati- spanne tigungs- ations-
grad quote onsfunk- grad quote
tion
GK-Nut- Kalkulati- Lagerdauer Lizenz- Siche- Vertre- Mehr- Anwer-
zungs- onsabwei- einnah- rungs- tungsre- arbeits- beer-
grad chung men funktion gelung quote folgs-
quote
Gewinn- Preiselasti- Lieferverzö- Dienst- Arbeits- I+R Kran-
rate zität gerungen leistungs- stil Quote ken-
funktion quote
Gewinn- Termintreue Fehlerquote Verfah- Fehler/ Alters-
schwelle renstech- Aus- struktur
niken schuss-
quote
Liquidi- Werbeer- Informa- Fixkos-
tät folgsquote tionssys- tenbelas-
tem tung
Investiti- Werbeelasti- Mitarbei-
onen zität terbeur-
teilung
Eigen- Vertriebser-
kapital- folgsquote
quote
Fremd- Umschlags-
kapital- häufigkeit
quote
Verschul- Reichweite
dungs-
grad
Kredit-
spiel-
raum
(Fortsetzung)
1.3 Frühwarnsysteme zur Krisenerkennung 29
In seinen Untersuchungen hat Altman festgestellt, dass der Z Score über alle
untersuchten Zeiträume hinweg stets verlässliche Ergebnisse geliefert hat.
Die Aussagekraft ist kurzfristig sehr gut (über ein Jahr hat das Verfahren
eine Treffsicherheit von 93,5 % für insolvente Unternehmen), je länger der
Prognosehorizont allerdings gewählt wird, umso mehr verliert das Verfahren
an Treffgenauigkeit. Wird der Prognosehorizont auf drei Jahre ausgedehnt,
besteht nur noch eine Treffgenauigkeit von 48,3 %. Das Werfen einer Münze
mit dem Urteil, insolvent oder solvent, hätte statistisch eine Treffgenauigkeit
von 50 %. Die kurzfristigen Werte zur Treffergenauigkeit wurden aber auch
in den letzten Jahren in Folgeuntersuchungen immer nur leicht unterschritten.
Im Auftrag einer US-amerikanischen Investmentgesellschaft wurde das
Modell des Z-Score 1977 zum ZETA-Score erweitert. Das Vorgehen war ähn-
lich, insolvente und solvente Unternehmen der ungefähr gleichen Größen-
ordnung wurden einander gegenübergestellt. Allerdings wurden bei diesem
Modell nur die Kennzahlen und nicht die genaue Diskriminanzfunktion ver-
öffentlicht. Folgende Kennzahlen sind Teil des Modells:
• X1: EBIT/Bilanzsumme
• X2: Normierter Standardfehler des durchschnittlichen Wachstums von X1
über einen Zehn-Jahres-Zeitraum
30 1 Unternehmen in der Krise
ist, dass quantitative und qualitative Daten parallel verarbeitet werden kön-
nen.
Anwendung gefunden hat die Technik der neuronalen Netze in einer
Untersuchung von Krause (vgl. Krause 1993). Als verlässliche Trenngrö-
ßen zwischen guten und schlechten Unternehmen werden in dieser Untersu-
chung ähnliche Kennzahlen identifiziert wie in den vorgenannten Studien:
wirtschaftliches Eigenkapital dividiert durch die Bilanzsumme; Cashflow 1
dividiert durch kurzfristiges Fremdkapital; Gesamtverschuldung ohne Anzah-
lungen auf unfertige Erzeugnisse dividiert durch den Umsatz; kurzfristiges
Fremdkapital dividiert durch das gesamte Fremdkapital. Werden diese Kenn-
zahlen in neuronalen Netzen verarbeitet, geben sie einen guten Prädiktor für
Unternehmenskrisen an.
Eine erhebliche praktische Bedeutung haben Unternehmensratings. Die
Besonderheit von Unternehmensratings (vgl. Hartmann und Schwartzhaupt
2007, S. 32 ff.) ist, dass quantitative und qualitative Elemente gemischt wer-
den und ein aggregiertes Gesamturteil gebildet wird. Unternehmensratings
haben insbesondere in der Zusammenarbeit mit Banken eine besondere
Bedeutung, weil sie gesetzlich vorgeschrieben sind. Die Bank muss je nach
Ratingurteil ihr Kreditengagement mit einer bestimmten Höhe von haftendem
Eigenkapital unterlegen. Da haftendes Eigenkapital bei Banken ein knappes
Gut ist, haben Banken ein großes Interesse daran, möglichst gute Ratings
bei ihren Kreditkunden zu haben. Ein Unternehmen mit guten Ratings wird
niedrigere Kreditzinsen zahlen müssen als ein Unternehmen mit schlechteren
Ratings. Da die Finanzierungssituation gerade in der Krise eine besonders
wichtige und kritische Rolle spielt, bekommt auch das Unternehmensrating
eine besondere Bedeutung: Für die Bank ist es das verpflichtende Frühwarn-
system bei ihren Kundenengagements, für die Unternehmen hat eine Ver-
schlechterung unmittelbare Folgen, weil die Kreditzinsen steigen und damit
das Unternehmen in noch größere Schwierigkeiten kommen kann.
Bei börsennotierten Unternehmen werden die Ratings von den gro-
ßen Ratingagenturen Standard & Poor’s, Moodys oder Fitch durchgeführt.
Die Ratings werden je nach Ratingagentur von AAA (Tripple A) bis zu D
(Default = Ausfall) verteilt. Allerdings ist das Rating eine relative, ordinale
Bewertung, die nicht den Anspruch eines absoluten Werturteils erhebt. Ret-
rograd lässt sich allerdings ermitteln, wie sich die Ratings bei Unternehmen
in Bezug auf das Eintreten von Insolvenzen auswirken. Danach (vgl. Grethe
Literatur 33
2010, S. 35) haben Unternehmen, die ein Rating von AAA erhalten haben,
eine Wahrscheinlichkeit von null, innerhalb eines Jahres insolvent zu werden.
Haben die Unternehmen ein Rating von CCC erhalten, steigt diese Wahr-
scheinlichkeit auf 45 %. Oder anders gewendet: Nur etwa knapp die Hälfte
dieser Unternehmen überlebt noch das Folgejahr.
Banken verfügen aufgrund des Charakters der Kundenbeziehung über
Zugriff auf wertvolle Daten, die sie effektiv zur Früherkennung von Krisen
nutzen können. Insbesondere Hausbanken erkennen durch die Kontoführung
schnell, was grundlegend in den Unternehmen passiert. Das laufende Konto
des Unternehmens ist so etwas wie die „Drehscheibe des Unternehmens“
(Portisch 2014, S. 58). In den dort ein- und abgehenden Zahlungsströmen fin-
den sich alle Informationen über die finanzielle Situation des Unternehmens
gebündelt wieder. Folgende Krisenfaktoren können durch die Bank leicht
identifiziert werden, wobei sie Vergleichswerte aus der Branche und saisonale
Schwankungen berücksichtigen muss:
Wie leicht die Bank erkennen kann, dass ein Unternehmen sich in einer Krise
befindet, sollte Hinweis und Warnung sein, sich tatsächlich mit Früherken-
nung von Unternehmenskrisen zu befassen, weil Banken dies fast automa-
tisch im Rahmen ihrer Geschäftsbeziehungen sowieso herausfinden. Wenn
Banken dies zuerst selbst herausfinden, bringt man sich als Bankkunde in
eine deutlich schlechtere Ausgangsposition, in der dann zwangsläufig folgen-
den Verhandlung.
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Literatur 35
Dowland was fifteen feet from the door, half running with both hands
on the rope, when something plucked at him. He strained awkwardly
sideways, feet almost lifting from the floor. Abruptly he was released,
went stumbling forward a few steps before the next invisible current
tugged at him, pulling him downward now. It was a very much
stronger pull, and for endless seconds it continued to build up. His
shoulders seemed ready to snap before he suddenly came free
again.
The rest of the way to the platform remained almost undisturbed, but
Dowland was trembling with tensions before he reached it; he could
feel the drag of the AR field on his breathing. The steps to the
platform were a dozen feet to his right—too far from the rope.
Dowland put his weight on the rope, swung forward and up, let the
rope go and came down on the narrow walk between instrument
board and machine section. The panels shone with their own light; at
the far end he saw the flow-control wheel Trelawney had indicated, a
red pointer opposite the numeral "5." Dowland took two steps toward
it, grasped the wheel, and spun it down.
The pointer stopped at "1." He heard it click into position there.
Instantly, something slammed him sideways against the console, sent
him staggering along it, and over the low railing at the end of the
platform. The floor seemed to be shuddering as he struck it, and then
to tilt slowly. Dowland rolled over, came up on hands and knees,
facing back toward the platform. Daylight blazed again in the building
behind him, and the roar of a river that rolled through another time
filled his ears. He got to his feet, plunged back toward the whipping
rope above the platform. The light and the roaring cut off as he
grasped the rope, flashed back into the building, cut off again.
Somewhere somebody had screamed....
Dowland swung about on the rope, went handing himself along it,
back toward the door. His feet flopped about over the floor, unable to
get a stand there for more than an instant. It was a struggle now to
get enough air through the antiradiation field into his lungs. He saw
dust whip past the open door, momentarily obscuring it. The building
bucked with earthquake fury. And where was Trelawney?
He saw the red, wet thing then, lying by the wall just inside the door;
and sickness seized him because Trelawney's body was stretched
out too far to make it seem possible it had ever been that of a man.
Dust blasted in through the door as he reached it, and subsided,
leaving a choking residue trapped within the radiation screen. If he
could only cut off the field....
His gun lay too close to the sodden mess along the wall. Dowland
picked it up, was bending to snatch the climbing harness from the
floor when light flared behind him again. Automatically, he looked
back.
Once more the interior of the building seemed to have split apart.
Wider now. He saw the rushing white current below. To the right,
above the forest on the bank, the sun was a swollen red ball glaring
through layers of mist. And to the left, moving slowly over the river in
the blaze of long-dead daylight, was something both unmistakable
and not to be believed. But, staring at it in the instant before the
scene shivered and vanished again, Dowland suddenly thought he
knew what had happened here.
What he had seen was a spaceship.
He turned, went stumbling hurriedly out the door into the whistling
wind, saw Jill Trelawney standing there, white-faced, eyes huge,
hands to her mouth.
He caught her shoulder. "Come on! We've got to get away from here."
She gasped, "It—tore him apart!"
"We can't help him...." Dust clouds were spinning over the back of the
mesa, concealing the upper slopes. Dowland glanced to the west,
winced at the towering mountain of darkness sweeping toward them
through the sky. He plunged up the slope, hauling her along behind
him. Jill cried out incoherently once, in a choking voice, but he didn't
stop to hear what she was trying to say. He shoved her into the
house, slammed the door shut behind them, hurried her on down the
hall and into the living room. As they came in, he switched off his AR
field and felt air fill his lungs easily again. It was like surfacing out of
deep water. The detector still hissed its thin warning, but it was
almost inaudible. They would have to risk radiation now.
"Out of your suit, quick! Whatever's happening in the lab has whistled
up a dust storm here. When it hits, that radiation field will strangle you
in a minute outdoors."
She stared at him dumbly.
"Get out of your suit!" Dowland shouted, his nerves snapping. "We're
going down the eastern wall. It's our only chance. But we can't get
down alive if we can't breathe...." Then, as she began unbuckling the
suit hurriedly with shaking fingers, he turned to the pile of camping
equipment beside the fireplace and pawed through it.
He found the communicator and was snapping it to the
mountaineering harness when the front door slammed. He wheeled
about, startled. Jill's radiation suit lay on the floor near the entry hall.
She was gone.
He was tearing the door open three seconds later, shouted, and saw
her through the dust forty feet away, running up toward the forest.
He mightn't have caught her if she hadn't stumbled and gone
headlong. Dowland was on top of her before she could get up. She
fought him in savage silence like an animal, tearing and biting, her
eyes bloodshot slits. There was a mechanical fury about it that
appalled him. But at last he got his right arm free, and brought his fist
up solidly to the side of her jaw. Jill's head flew back, and her eyes
closed.
He came padding up to the eastern side of the mesa with her minutes
later. Here, beyond the ranch area, the ground was bare rock, with
occasional clusters of stunted bushes. The dust had become blinding,
though the main storm was still miles away. There was no time to
stop off at the house to look for the quiz-gun, though it would have
been better to try the descent with a dazed and half-paralyzed young
woman than with the twisting lunatic Jill might turn into again when
she recovered from his punch. At least, he'd have her tied up.
Underfoot were grinding and grumbling noises now, the ground
shaking constantly. At moments he had the feeling of plodding
through something yielding, like quicksand. Only the feeling, he told
himself; the rock was solid enough. But....
Abruptly, he was at the mesa's edge. Dowland slid the girl to the
ground, straightened up, panting, to dab at his smarting eyes. The
mesa behind them had almost vanished in swirling dust.
And through the dust Dowland saw something coming over the open
ground he had just traversed.
He stared at it, mouth open, stunned with a sense of unfairness. The
gigantic shape was still only partly visible, but it was obvious that it
was following them. It approached swiftly over the shaking ground.
Dowland took out his gun, with the oddly calm conviction that it would
be entirely useless against their pursuer. But he brought it up slowly
and leveled it, squinting with streaming eyes through the dust.
And then it happened. The pursuer appeared to falter. It moved again
in some manner; something thundered into the ground beside
Dowland. Then, writhing and twisting—slowly at first, then faster—the
dust-veiled shape seemed to be sinking downward through the rock
surface of the mesa.
In another instant, it was gone.
Seconds passed before Dowland gradually lowered the gun again.
Dazedly, he grew aware of something else that was different now. A
miniature human voice appeared to be jabbering irritably at him from
some point not far away. His eyes dropped to the little communicator
attached to his harness.
The voice came from there.
Terra's grid-power had returned to Lion Mesa.
A week later, Lieutenant Frank Dowland was shown into the office of
the chief of the Solar Police Authority. The chief introduced him to the
two other men there, who were left unidentified, and told him to be
seated.
"Lieutenant," he said, "these gentlemen have a few questions to ask
you. You can speak as openly to them as you would to me."
Dowland nodded. He had recognized one of the gentlemen
immediately—Howard Camhorn, the Coordinator of Research.
Reputedly one of the sharpest minds in the Overgovernment's top
echelons. The other one was unfamiliar. He was a few years younger
than Camhorn, around six inches shorter, chunky, with black hair,
brown eyes, an expression of owlish reflectiveness. Probably,
Dowland thought, wearing contact lenses. "Yes, sir," he said to the
chief, and looked back at the visitors.
"We've seen your report on your recent visit to Terra, Lieutenant
Dowland," Camhorn began pleasantly. "An excellent report,
incidentally—factual, detailed. What we should like to hear now are
the things that you, quite properly, omitted from it. That is, your
personal impressions and conclusions."
"For example," the other man took up, as Dowland hesitated, "Miss
Trelawney has informed us her uncles were attempting to employ the
Ym-400 they had acquired to carry out a time-shift to an earlier Earth
period—to the period known as the Pleistocene, to be somewhat
more exact. From what you saw, would you say they had succeeded
in doing it?"
"I don't know, sir," Dowland said. "I've been shown pictures
representing that period during the past few days. The scene I
described in the report probably might have existed at that time." He
smiled briefly. "However, I have the impression that the very large
flying creature I reported encountering that night is regarded as being
... well, er ... ah...."
"A product of excited nerves?" the short man said, nodding. "Under
such extraordinary circumstances, that would be quite possible, you
know."
"Yes, sir, I know."
The short man smiled. "But you don't think it was that?"
"No, sir," Dowland said. "I think that I have described exactly what I
did hear and see."
"And you feel the Trelawneys established contact with some previous
Earth period—not necessarily the Pleistocene?"
"Yes, I do."
"And you report having seen a spaceship in that prehistorical
period...."
Dowland shook his head. "No, sir. At the moment I was observing it, I
thought it was that. What I reported was having seen something that
looked like a spaceship."
"What do you think it was?"
"A timeship—if there is such a word."
"There is such a word," Camhorn interrupted lazily. "I'm curious to
hear, lieutenant, what brought you to that conclusion."
"It's a guess, sir. But the thing has to fit together somehow. A timeship
would make it fit."
"In what way?"
"I've been informed," Dowland said, "that the Overgovernment's
scientists have been unable to make a practical use of YM because
something has invariably gone wrong when they did try to use it. I
also heard that there was no way of knowing in advance what would
happen to make an experiment fail. But something always would
happen, and frequently a number of people would get killed."
Camhorn nodded. "That is quite true."
"Well, then," Dowland said, "I think there is a race of beings who
aren't quite in our time and space. They have YM and use it, and
don't want anyone else to use it. They can tell when it's activated
here, and use their own YM to interfere with it. Then another
experiment suddenly turns into a failure.
"But they don't know yet who's using it. When the Trelawneys turned
on their machine, these beings spotted the YM stress pattern back
there in time. They went to that point and reinforced the time-blending
effect with their own YM. The Trelawneys hadn't intended a complete
contact with that first test. The aliens almost succeeded in blending
the two periods completely in the area near the laboratory."
"For what purpose?" Camhorn asked.
"I think they're very anxious to get us located."
"With unfriendly intentions?"
"The ones we ran into didn't behave in a friendly manner. May I ask a
question, sir?"
"Of course," Camhorn said.
"When the Trelawneys' machine was examined, was the supply of
YM adequately shielded?"
"Quite adequately," Camhorn said.
"But when I opened the door, the laboratory was hot. And Miguel
Trelawney died of radiation burns...."
Camhorn nodded. "Those are facts that give your theory some
substance, lieutenant. No question about it. And there is the
additional fact that after you shut off the YM flow in the laboratory,
nearly ten minutes passed before the apparent contact between two
time periods was broken. Your report indicates that the phenomena
you described actually became more pronounced immediately after
the shutoff."
"Yes, sir."
"As if the aliens might have been making every effort to retain contact
with our time?"
"Yes, sir," Dowland said. "That was my impression."
"It's quite plausible. Now, the indications are that Paul Trelawney
actually spent considerable time—perhaps twelve to fourteen hours,
at any rate—in that other period. He gave no hint of what he
experienced during those hours?"
"No, sir, except to say that it was night when he appeared there. He
may have told Miss Trelawney more."
"Apparently, he didn't," Camhorn said. "Before you and he went into
the laboratory, he warned her to watch for the approach of a creature
which answers the description of the gigantic things you encountered
twice. But that was all. Now, here again you've given us your
objective observations. What can you add to them—on a perhaps
more speculative basis?"
"Well, sir," Dowland said, "my opinions on that are, as a matter of
fact, highly speculative. But I think that Paul Trelawney was captured
by the aliens as soon as he appeared in the other time period, and
was able to escape from them a number of hours later. Two of the
aliens who were attempting to recapture him eventually followed him
out on Lion Mesa through another opening the YM stresses had
produced between the time periods, not too far away from the first."
Camhorn's stout companion said thoughtfully, "You believe the
birdlike creature you saw arrived by the same route?"
"Yes, sir," Dowland said, turning to him. "I think that was simply an
accident. It may have been some kind of wild animal that blundered
into the contact area and found itself here without knowing what had
occurred."
"And you feel," the other man went on, "that you yourself were
passing near that contact point in the night at the time you seemed to
be smelling a swamp?"
Dowland nodded. "Yes, sir, I do. Those smells might have been an
illusion, but they seemed to be very distinct. And, of course, there are
no swamps on the mesa itself."
Camhorn said, "We'll assume it was no illusion. It seems to fit into the
general picture. But, lieutenant, on what are you basing your opinion
that Paul Trelawney was a captive of these beings for some time?"
"There were several things, sir," Dowland said. "One of them is that
when Miss Trelawney regained consciousness in the hospital she
didn't remember having made an attempt to get away from me."
Camhorn nodded. "That was reported."
"She made the attempt," Dowland went on, "immediately after she
had taken off her radiation suit to avoid being choked in the dust
storm on the way down from the mesa. That is one point."
"Go ahead," Camhorn said.
"Another is that when I discovered Paul Trelawney early in the
morning, he was wearing his radiation suit. Judging by his
appearance, he had been in it for hours—and a radiation suit, of
course, is a very inconvenient thing to be in when you're hiking
around in rough country."
"He might," the stout man suggested, "have been afraid of running
into a radioactive area."
Dowland shook his head. "No, sir. He had an instrument which would
have warned him if he was approaching one. It would have made
much more sense to carry the suit, and slip into it again if it became
necessary. I didn't give the matter much thought at the time. But then
the third thing happened. I did not put that in the report because it
was a completely subjective impression. I couldn't prove now that it
actually occurred."
Camhorn leaned forward. "Go ahead."
"It was just before the time periods separated and the creature that
was approaching Miss Trelawney and myself seemed to drop through
the top of the mesa—I suppose it fell back into the other period. I've
described it. It was like a fifty-foot gray slug moving along on its tail ...
and there were those two rows of something like short arms. It wasn't
at all an attractive creature. I was frightened to death. But I was
holding a gun—the same gun with which I had stopped another of
those things when it chased me during the night. And the trouble was
that this time I wasn't going to shoot."
"You weren't going to shoot?" Camhorn repeated.
"No, sir. I had every reason to try to blow it to pieces as soon as I saw
it. The other one didn't follow up its attack on me, so it probably was
pretty badly injured. But while I knew that, I was also simply
convinced that it would be useless to pull the trigger. That's as well as
I can explain what happened....
"I think these aliens can control the minds of other beings, but can't
control them through the interference set up by something like our AR
fields. Paul Trelawney appeared in the other time period almost in
their laps. He had a rifle strapped over his back, but presumably they
caught him before he had a chance to use it. They would have
examined him and the equipment he was carrying, and when they
took off his radiation suit, they would have discovered he belonged to
a race which they could control mentally. After that, there would have
been no reason for them to guard him too closely. He was helpless.
"I think Trelawney realized this, and used a moment when his actions
were not being controlled to slip back into the suit. Then he was free
to act again. When they discovered he had escaped, some of them
were detailed to search for him, and two of those pursuers came out
here in our time on the mesa.
"As for Miss Trelawney—well, obviously she wasn't trying to get away
from me. Apparently, she wasn't even aware of what she was doing.
She was simply obeying physically the orders her mind began to
receive as soon as she stepped out of the radiation suit. They would
have been to come to the thing, wherever it was at the moment—
somewhere up to the north of the ranch area, judging from the
direction in which she headed."
There was silence for some seconds. Then Camhorn's companion
observed, "There's one thing that doesn't quite fit in with your theory,
lieutenant."
"What's that, sir?"
"Your report states that you switched off your AR field at the same
time you advised Miss Trelawney to get out of her suit. You should
have been equally subject to the alien's mental instructions."
"Well," Dowland said, "I can attempt to explain that, sir, though again
there is no way to prove what I think. But it might be that these
creatures can control, only one mind at a time. The alien may not
have realized that I had ... well ... knocked Miss Trelawney
unconscious and that she was unable to obey its orders, until it came
to the spot and saw us. My assumption is that it wasn't till that
moment that it switched its mental attack to me."
The stout man—his name was Laillard White, and he was one of
Research's ace trouble-shooters in areas more or less loosely related
to psychology—appeared morosely reflective as he and Camhorn left
Solar Police Authority Headquarters, and turned toward the adjoining
Overgovernment Bureau.