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Impuls 8 | Süchte

Süchte sind ein vielfältiges und weit verbreitetes Thema mit einer großen gesellschaftlichen
Tragweite. Jede*r ist in einem gewissen Maße davon betroffen oder im eigenen Umfeld damit
in Berührung gekommen.
Sucht hat viele Gesichter. Ob der Konsum von zu viel Alkohol, Essen, Rauchen, Zucker oder
anderer schädlicher Substanzen oder aber übermäßige Social Media-Nutzung, Arbeitssucht,
Pornokonsum oder Kaufexzesse, all dies sind Beispiele für Süchte. Die Wahrscheinlichkeit ist
also relativ hoch, dass dir das Thema bei dir selbst und/oder in deinen Coachings begegnet.

Dabei sind Süchte oft Kompensationsstrategien für tiefer liegende Bedürfnisse und die
momentan beste Lösung, die ein Mensch für deren Erfüllung findet.

Lass uns das Thema untersuchen und ins Licht holen!

Dein

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Süchte im Coaching

Anliegen
Süchte betreffen uns alle, die Grenze zwischen gesundem und missbräuchlichen Verhalten
oder Konsum ist fließend. Unser Anspruch in der LTC Ausbildung ist es, ehrlich mit uns selbst
zu sein. Deshalb nutze diesen Impuls zunächst einmal zur Selbstreflektion.

Selbstreflektion
Reflektiere.
è Was haben wir selbst mit dem Thema Sucht zu tun?
è Wo hindern uns unsere Süchte am Glücklichsein?
è Wo tolerieren wir Süchte in unserer Umgebung?
è Wo schwächen uns unsere Süchte als Coaches?

Wir untersuchen in diesem Impuls die folgenden Fragen.


è Wie können wir Süchte bei unseren Klient*innen erkennen?
è Wie können wir helfen?
è Wo sind unsere Grenzen?
è Was gibt uns die Sucht?
Uns alle kann es erwischen. Sucht ist ein zentrales Thema des menschlichen Daseins.

Was ist Sucht?


è Sucht ist ein destruktives Konsum- bzw. Verhaltensmuster, welches wir (noch) nicht
abstellen können.
è Die Sucht sucht etwas für uns.
Sie erfüllt uns auf eine ungünstige Art ein Bedürfnis, wie z. B. nach Entspannung oder
innerem Frieden, das wir (im Augenblick) noch nicht konstruktiver erfüllt bekommen.
Dafür verdient unsere Sucht Anerkennung! Sie ist ein Kompensationsmechanismus für
etwas, das wichtig für uns ist.

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Was gibt uns die Sucht?
è Angenehme Neurotransmitter
Wenn wir etwas wiederholt tun, ist damit meist die Ausschüttung angenehmer
Neurotransmitter verbunden.

è Flucht vor der unangenehmen Realität und negativen Gefühlen


Süchte erlauben uns für einen kurzen Moment eine Auszeit. Die Welt und das Leben sind
für einen Moment leichter zu ertragen.

è Es gibt einen schmalen Grat zwischen Belohnung und Abhängigkeit, z. B. ein Glas Wein zur
Entspannung von Zeit zu Zeit ist kein Problem, wenn es jedoch zu einer Gewohnheit wird,
von der wir abhängig sind, geht es in den Suchtbereich.

è Eine Sucht ist nichts, wofür man sich schämen muss.


Als Menschen sind wir grundsätzlich anfällig dafür und es kann jede*n treffen.

Ursachen
Die Ursachen für Süchte sind vielfältig.
è Verletzungen in der Kindheit
Süchte helfen für einen Moment, den Schmerz zu vergessen.
è Negatives Selbstbild
Unangenehme Gefühle uns selbst gegenüber können wir durch Süchte zu kompensieren
versuchen.
è Unerfülltes Leben
Ein frustrierender Job oder eine unglückliche Beziehung können begünstigen, sich in
Süchte zu flüchten.
è Stress/Krisen
Dauerstress kann zu höherem Konsum von Süßigkeiten, Alkohol etc. führen.
è Veranlagung
Jede*r hat ein unterschiedliches Suchtpotenzial.
è Verführung
In unserem Alltag werden uns so viele potenzielle Suchtstoffe angeboten, die immer und
überall verfügbar sind.
è Unser Gehirn lebt evolutionär gesehen noch in der Steinzeit und ist auf die Fülle unserer
Zeit nicht vorbereitet.

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Formen der Sucht
Grundsätzlich gibt es zwei Formen der Sucht. Die Abhängigkeit von Substanzen oder von
einem bestimmten Verhalten.

Beispiele

Substanzen Verhalten
è Alkohol è Magersucht
è Zucker è SM-Sucht
è Nikotin è Spielsucht
è Koks è Kaufsucht

Abhängigkeit laut WHO


è Es liegt ein unbezwingbares Verlangen zur Einnahme des Mittels bzw. nach einem
Verhalten vor.
è Es zeigt sich eine Tendenz zur Dosissteigerung (Toleranzerhöhung).
è Eine Abhängigkeit liegt vor, wenn es eine psychische und meist auch physische
Abhängigkeit von der Wirkung der Droge gibt.
è Wenn die Sucht zu einer Schädlichkeit für den*die Einzelne*n und/oder die Gesellschaft
wird.

è Achtung!
Starke Süchte brauchen oft echtes Spezialwissen und Therapie. Bitte übernimm dich als
Coach nicht.

Wie dein Coaching helfen kann


è Oft sind Coaches die ersten, die Süchte bei ihren Klient*innen erkennen und dann auch
ansprechen.
è Mit Verständnis und Annahme kann du Erleichterung verschaffen.
è Bei schweren Fällen kann du hilfreich beim Finden einer passenden Suchttherapie sein.
è Du kannst die Suchttherapie ggf. begleitend unterstützen.

Wie wir helfen können


è Denk immer mit daran und halte es für möglich, dass eine Sucht vorliegen könnte.
è Durch integrale Fragen können Süchte aufgedeckt werden.
è Nutze Fragebögen für verschiedene Süchte (googlen).
è Sprich behutsam und mutig deine Beobachtungen zum Suchtverhalten an.

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Besonders anfällig sind
è Menschen mit einer hohen Sensibilität.
è Menschen mit starker Selbstunsicherheit, die leicht kränkbar sind.
è Menschen , die Probleme im Umgang mit ihren Gefühlen haben.
è Menschen , die eine übermäßige emotionale Abhängigkeit zu den Bezugspersonen und
Partner*innen haben.
è Menschen mit großer Sehnsucht nach Entgrenzung und Selbstaufgabe.
è Menschen mit negativ erlebtem oder kaum vorhandenem Körperbezug.
è Menschen, die Unklarheiten bezüglich des Lebenssinns bzw. ihrer Ziele haben.
è Menschen mit Unstrukturiertheit des inneren Zeiterlebens, sowie der Zeitorganisation.

Die sechs häufigsten Symptome einer Sucht


1. Starker Wunsch oder Zwang, eine Substanz zu konsumieren oder etwas immer wieder zu
tun
2. Kontrollverlust
3. Abstinenzunfähigkeit
4. Toleranzbildung
5. Entzugserscheinungen
6. Rückzug aus dem Sozialleben

Typische Verhaltensweisen von Menschen mit starken Süchten


è Interessenverlust/Desinteresse, die Menschen stumpfen ab
è Stimmungsschwankungen
è Gleichgültigkeit
è Beschönigung und Bagatellisierung des Konsums
è Verheimlichungstendenzen

Symptome wahrnehmen
è Konzentrationsstörungen
è Unzufriedenheit
è Nervosität
è Schlafstörungen
è Panikattacken
è Krampfanfälle, Herzrasen
è Schweißausbrüche
è Gereiztheit, Unruhe
è Übelkeit, Appetitmangel
è Gewichtsverlust, -zunahme

Selbstreflektion
Kannst du Symptome oder Verhaltensweisen einer Sucht bei dir wahrnehmen?

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Wie wir helfen können
Zunächst ist es wichtig, dass wir den Zustand eines Systems, d. h. des Menschen, einschätzen
können.

Erster Check
è Ist das System für die Erkenntnis bereit?
è Ist das System für Veränderung bereit?

Wenn nicht, lass die Finger davon. Spiel aber auch nicht mit.

Unterstützung
Wenn die Bereitschaft zum Erkennen vorhanden ist, können wir auf unterschiedliche Arten
hilfreich sein.

è Liebevolle*r Zeug*in sein

è Mensch, Freund*in, Begleitung sein

è Süchte sind meistens mit viel Schuld und Scham verbunden. Hier können wir klärend und
erlösend helfen, z. B. mit Erklärungen, dass alle Menschen mit Süchten zu tun haben, dass
Veranlagung ein Faktor für Sucht ist etc.

è Hilf dabei, Selbsthilfegruppen und/oder Therapie zu finden.

è Setze klare Coachingverträge mit sehr klaren Zielen und auch konkreten Konsequenzen
auf.
◆ Was genau ist das Coachingziel?
◆ Was passiert bei Rückfällen?
◆ In welchen Fällen geht deine Begleitung weiter, wann bricht du sie ab?
◆ Wann verweist du ggf. an eine*n Suchttherapeut*in?

è Führe regelmäßige Zwischenchecks durch.


◆ Wird es besser?
◆ Kommt der*die Klient*in mit den Nebeneffekten klar?
◆ Ist es Zeit für eine Suchttherapie?

è Du kannst sehr hilfreich dabei sein, die Sucht zu verstehen und anzunehmen. Aufklärung
ist enorm wichtig! Hast du ausreichend Wissen für diese spezielle Sucht? Eigene es dir
ggf. an. Respektiere deine Grenzen.

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Das heilige Wofür
Besonders wenn du als Coach offen für Spiritualität bist, kannst du deine Klient*innen dabei
unterstützen, ihr heiliges Wofür zu finden.

è Existenzielle Sinn- und Vergebungsarbeit


Kann es sein, dass es in deinem Leben einen tieferen Sinn gibt, den du bis jetzt noch nicht
entdeckt hast?
Du kannst hier dein Wissen aus dem Modul Sinn einfließen lassen.

è Metanoia – Die Umkehr!


Manche Menschen erfahren ihre Sucht als ein Abkommen von rechten Weg und
durchlaufen eine Metanoia, einen transformativen Sinneswandel.

Tipp
Die zwölf Schritte der Anonymen Alkoholiker*innen, für Menschen die dafür offen sind. Siehe
PDF im Kursbereich zu dieser Lektion.

Bedürfnisse/Neurotransmitter
è Dein Wissen über Bedürfnisse und Neurotransmitter kann für deine Klient*innen sehr
hilfreich sein, ihre Sucht zu verstehen.

è Gemeinsam könnt ihr auf dieser Grundlage Alternativen der Erfüllung finden und
aufbauen.

è Deine Klient*innen können die Wiederaneignung von Selbstverantwortung für die


Bedürfnisbefriedigung übernehmen.

◆ Welche Bedürfnisse erfüllt die Sucht für dich?


◆ Welche gesünderen Alternativen gibt es, dieses Bedürfnis zu erfüllen?
◆ Wie können wir diese Wege aufbauen?
◆ Welche Neurotransmitter stimuliert sie?
◆ Welche gesünderen Alternativen gibt es, dieses Bedürfnis zu erfüllen?
◆ Wie können wir diese Wege aufbauen?

Entzug begleiten
Mit Sucht geht oft eine Überstimmulierung einher. Deshalb kann es nötig sein, erst einmal auf
Entzug zu gehen, um sich auf ein normales Level einzupendeln.
è Entzug ist in den meisten Fällen notwendig.
è In nicht so schweren Fällen kannst du diesen mitorganisieren und begleiten.
è Eine Sucht in den Griff zu bekommen geht damit einher, fühlen zu lernen und diese
Gefühle auszuhalten.

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Hilfreich dafür ist es,
è Achtsamkeit zu kultivieren.
è Umgang mit negativen Gefühlen zu trainieren.
è einen konstruktiver Umgang mit Konflikt- und Enttäuschungssituationen zu erlernen.

Core Diving
è Geh mit deinen Klient*innen gemeinsam an die Stelle, an der die Sucht greift und erforscht
sie.
Beispiel
Nach einem Streit mit dem*der Partner*in geht er*sie an den Kühlschrank und isst, weil
er*sie etwas nicht fühlen möchte.
è Am Boden einer Sucht liegt meist die Unfähigkeit, ein bestimmtes Gefühl auszuhalten.
è Ich schaffe ich das, bin ich frei!

Selbstwert-Arbeit
Sehr hilfreich kann die Arbeit mit dem Selbstwert für deine Klient*innen sein.
è Süchtige Menschen haben oft ein negatives Selbstbild.
è Du kannst mit deiner*m Klient*in schrittweise ein positives Selbstbild aufbauen.
è Sammelt Bestätigungen und mehrt die Erfolge.

Werte & Selbstachtung


Es kann sein, dass wir durch Süchte gegen viele unserer Werte verstoßen. Hier kann eine
gezielte Wertearbeit sehr hilfreich sein.
è Werte erklären, definieren und stärken
◆ Welche sind deine acht wichtigsten Werte?
◆ Warum sind dir diese Werte so wichtig?
◆ Wie kannst du diese Werte stärken?

Selbstverantwortung
Süchtige Menschen fühlen sich oft als Opfer. Ich trinke, weil …
Du kannst deine Klient*innen unterstützen, ihre Selbstverantwortung zu übernehmen.
è Legt die Opferitis Humana trocken.
è Enttarnt die Ausreden.
è Stärke die Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeit in kleinen Schritten.
è Entwickelt einen Plan zur Wiedergutmachung.

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Integrales Sanieren

è Eine Sucht ist meist ein psychosoziales Problem. Das gesamte System, in dem der Mensch
lebt und arbeitet, ist häufig krank und in Abhängigkeiten verstrickt. Stichwort
Coabhängigkeit
è Bezieht das soziale System der*des Klient*in mit ein.
è Wie sind seine*ihre Beziehungen? Gibt es Coabhängigkeiten?
è Wie ist die Arbeitssituation?
è In welcher Kultur ist der Mensch aufgewachsen und/oder lebt er*sie jetzt?
è Wie hoch ist der Stresslevel?
è Wer/was muss mitbetrachtet werden?
è Welche Menschen/Faktoren wirken stärkend?
è Welche Menschen/Faktoren wirken schwächend?

Umfassende Lebensgestaltung
è Umgang mit suchtstärkenden Faktoren ändern und trainieren.
è Was kann eliminiert werden?
è Was muss trainiert werden?
è Suchtschwächende Faktoren etablieren und stärken.

Vier Wundermittel, um von Süchten loszukommen


è Beichte
Du erlaubst deinem eigenen Bewusstsein, voll in der Erkenntnis anzukommen, dass du
süchtig bist. Dieser Schritt macht oft schon den Unterschied.

è Von Tag zu Woche zu Monat …


Statt sich das Ziel zu setzen, für immer mit dem süchtigen Verhalten/der Substanz
aufzuhören, besser das Ziel so zu formulieren, für den nächsten Tag auf die Sucht zu
verzichten.

è Fasten
Fasten ist eine gute Möglichkeit, die Reize zu reduzieren.

è Meditation
Längere Meditationen, ein Retreat oder Kurs können sehr hilfreiche Begleiter sein.

Tipp
Nutze den Fragenbogen im Kursbereich.

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Umsetzung
Selbsterforschung
Nutze die Reflexionsfragen.

Du selbst
Untersuche ehrlich deine eigenen Süchte.
è Ist es an der Zeit, eine davon endlich anzugehen?

Buddy System
è Vertraut ihr euch?
Beichtet euch mindestens eine Sucht.

Im Coaching
è Hast du gerade eine*n Klient*in, bei dem*der du das Thema Süchte ansprechen möchtest?

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