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Reiten – Sport und Therapie

Reiten ist ein Sport, der dem Körper guttut, indem er Muskeln aufbaut, den Rücken stärkt
und das Gleichgewicht trainiert. Reiten hat aber auch eine beruhigende und
entspannende Wirkung. Diese positiven Aspekte werden auch bei therapeutischen
Maßnahmen genutzt.
Pferde sind treue, gutmütige Tiere, die bei Menschen das Gefühl von Geborgenheit und
Sicherheit auslösen können. Sie sind rücksichtsvoll, lassen sich von Menschen führen und sie
geben ihnen das Gefühl, von ihnen verstanden zu werden. Deshalb vertrauen besonders Kinder
den Pferden oft mehr als den Therapeuten.

Wichtig ist bei der Reittherapie, dass man körperliche und psychische Fortschritte erzielen kann.
Die sportliche Leistung dagegen rückt in den Hintergrund. Bei der Reittherapie unterscheidet
man zwischen der Hippotherapie und der heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd. Die
Hippotherapie ist Krankengymnastik auf dem Pferd. Bei der heilpädagogischen Förderung steht
das psychische Wohlbefinden im Vordergrund.

Die Hippotherapie ist Krankengymnastik auf einem ausgebildeten Pferd. Durch das Reiten
werden unter anderem das Gleichgewicht und die Körperhaltung trainiert. Das ist wichtig für
Menschen, die Teile ihres Körpers nicht bewegen können oder denen ein Arm oder Bein fehlt.
Dass sich die Hippotherapie positiv bei Spastiken und Gleichgewichtsproblemen auswirkt, hat
erfreulicherweise eine Studie der Uni Jena gezeigt.

Im Gegensatz zu anderen Trainings geht es bei der heilpädagogischen Förderung nicht nur um
die Bewegung und deren positiven Auswirkungen auf Körper und Psyche. Alles, was mit der
Pflege des Tieres und des Stalls verbunden ist, spielt eine Rolle. „Auf dem Hof ist der intensive
Kontakt zum Tier ganz wichtig. Er löst Ängste und stärkt das Selbstvertrauen“, sagt Verena
Buck, Reittherapeutin für Heilpädagogisches Reiten.

Große Erfolge zeigt sie z.B. bei Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen oder mit
auffälligen Verhaltensweisen. „Wichtig ist zuerst einmal das Vertrauen zwischen Mensch und
Tier“. Nähe zuzulassen sei ein großes Thema, genauso wie das langfristige Arbeiten mit dem
gleichen Tier. „Es ist einfach toll, zu sehen, wie Pferde den Weg zu den eigenen Gefühlen
öffnen“, schwärmt Verena Buck.

Eine Reittherapie ist jedoch nicht nur für Einzelpersonen gedacht, hierher kommen z.B. auch
Familien, wenn es Schwierigkeiten zwischen Eltern und Kindern gibt. Eines zeigt sich im Kontakt
mit den Pferden ganz klar: Während im Alltag jeder seine Rolle hat, sind hier alle gleich stark. Oft
sind die Eltern überrascht, wie mutig ihre Kinder sind. Und das ist äußerst förderlich für die
Eltern-Kind-Beziehung.

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Reittherapie hilft vielen Menschen und die Fortschritte sind oft größer als bei anderen Therapien,
aber in Deutschland wird sie leider noch nicht von den Krankenkassen bezahlt. Es wird
argumentiert, dass es noch nicht genügend wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit gebe.
Deshalb müssen diese Therapien stärker wissenschaftlich begleitet und weitere Ergebnisse aus
diesen Studien veröffentlicht werden.

Während das Pferd sehr entspannt war, haben Mira am Anfang die Knie gezittert.

Ilona war mit ihren Gedanken immer in der Vergangenheit, aber das Pferd war immer nur im
Jetzt.

Im Gegensatz zur Reittherapie hat die normale Physiotherapie bei Ferdinand keine Fortschritte
gebracht.

André fällt es schwer, Nähe zuzulassen. Bei Pferd Nepomuk hingegen hat er mit Nähe und
Berührungen keine Probleme.

Nicht die Übungen auf dem Pferd waren die schönsten Momente für Katja, sondern die intensive
Zeit mit dem Pferd im Stall vor und nach dem Reiten.

Lukas war vor der Reittherapie sehr unentspannt. Jetzt ist er ziemlich ausgeglichen.
Während Lukas vor der Reittherapie sehr unentspannt war, ist er jetzt ziemlich
ausgeglichen.
Ich weiß nicht genau, was in meinem Körper passiert. Ich weiß, dass Sport gut für mich ist.
Ich weiß nicht genau, was in meinem Körper passiert. Aber ich weiß, dass Sport gut für mich ist.
Manche lösen ihre Probleme in einer Gesprächstherapie. Ich habe mit Sport angefangen.
Manche lösen ihre Probleme in einer Gesprächstherapie. Ich dagegen habe mit Sport
angefangen.
Er kann sich bei einer Meditation sehr gut entspannen. Mich macht es nervös.
Er kann sich bei einer Meditation sehr gut entspannen, während es mich nervös macht.
Wenn es mir schlecht geht, will ich keinen Sport machen. Ich will mich lieber erholen.
Wenn es mir schlecht geht, will ich keinen Sport machen, sondern mich lieber erholen.
Andreas macht gern vor der Arbeit Sport. Toni nicht.
Im Gegensatz zu Toni macht Andreas gern vor der Arbeit Sport.
Herr Luntern, Sie unterrichten die Jungen an Ihrem Gymnasium in Sport. Was denken Sie,
welche Ziele sollte heutzutage der Sportunterricht verfolgen?
Als Sportlehrer sehe ich es als unsere Aufgabe, den Jugendlichen die Freude an Bewegung zu
vermitteln. Das sollte die Priorität beim Schulsport sein. Daran geknüpft ist natürlich der
Gedanke, dass die Jugendlichen die Gemeinschaft im Sport als etwas Positives erleben, und
erfahren, dass sich sportliche Leistung positiv auf ihre körperliche und soziale Entwicklung und
auf ihre Gefühle auswirkt. Das erreicht man im Schulsport am besten, wenn die Schülerinnen
und Schüler Spaß im Unterricht haben.

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Können Sie noch etwas genauer auf den sozialen Aspekt eingehen?
Im Sportunterricht lernen sich die Jugendlichen auf eine ganz andere Art und Weise kennen, als
sie das in anderen Fächern tun. Sie treffen sich in einer Umgebung, die andere Umgangsformen
zulässt und in der oft weniger Druck herrscht als in den anderen Unterrichtsräumen. Während es
bei den anderen Fächern häufig sehr theoretisch zugeht, ist im Sportunterricht fast alles
praktisch. Als Sportlehrerinnen und -lehrer können wir so die soziale Dynamik der Jugendlichen
untereinander ganz anders fördern, indem wir z.B. Übungen zum Teambuilding einbauen.

Gelingt das denn auch in Klassen, die sehr heterogen sind?


Im Sport werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede ja noch mal viel deutlicher als in anderen
Fächern. Das bedeutet, dass die Übungen gut gewählt und angeleitet sein müssen. Wir
versuchen, den Jugendlichen ein großes Angebot zu machen, damit sie für sich vielleicht eine
Lieblingssportart entdecken. Aber auch, damit klar wird, dass nicht alle alles können und auch
nicht können müssen. Wenn man im Schulsport auch mal Frisbee spielt, Skaten oder
Billardspielen integriert, dann können alle mal zeigen, wo ihre Stärken liegen. Auch zur
Gruppeneinteilung machen wir uns viele Gedanken. Das hat sich in den letzten Jahren stark
verändert.

Was genau meinen Sie damit?


Heutzutage werden viel mehr kooperative Spiele im Team in den Unterricht eingebaut. Es geht
also nicht darum, dass einzelne Personen herausstechen, sondern dass die Gruppe als Ganzes
eine gute Leistung erzielt. Wir führen Spiele durch, in denen die Gruppe ein gemeinsames Ziel
verfolgt und zum Erreichen des Ziels unterschiedliche Aufgaben erfüllen muss. Dabei muss die
Gruppe sich beispielsweise auch organisieren und absprechen oder die Jugendlichen müssen
sich gegenseitig Regeln erklären. Das übernehmen dann vielleicht die Schülerinnen und Schüler,
die körperlich nicht so fit sind, so aber trotzdem ihre Fähigkeiten in den Unterricht einbringen
können. Ein unglaublich positiver Effekt für die Gruppendynamik!

Wie sieht es aus mit der Leistungsmessung? Bekommt der/die Klassenbeste immer noch die
beste Note?
Davon versuchen wir eigentlich komplett wegzukommen. In meinem Unterricht erhebe ich die
Leistungen immer individuell. Das bedeutet, dass wir vor einer Trainingseinheit festhalten, was
der Schüler kann. Und nachdem er dann trainiert hat, prüfen wir, wie er sich verbessert hat. Wir
messen also seine eigene Leistungssteigerung und vergleichen die Leistung nicht mit der eines
anderen Schülers.

Noch eine letzte Frage. Sind Sie Sportlehrer geworden, weil Sie vom Sportunterricht in Ihrer
Schulzeit so begeistert waren?
Zu meiner Schulzeit haben wir im Unterricht meistens Fußball gespielt, unser Lehrer hat uns am
Anfang kurz etwas erklärt und uns dann alleine gelassen. Viele von meinen Mitschülern hat das
demotiviert. Mich hat es eher motiviert, das als Sportlehrer besser zu machen. Ich finde die

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Einstellung der Lehrpersonen, die heute unterrichten, schon um einiges besser. Natürlich haben
sich auch die Herausforderungen geändert. Man überlegt z.B. heute, wie man den Jugendlichen,
die ihre Kindheit hauptsächlich im Sitzen verbracht haben, eine motorische Grundausbildung
geben kann. Das brauchte man früher eher weniger.

Herr Luntern, vielen Dank für Ihre Antworten!

Person 1 - Wenn ich an Schulsport denke, fallen mir eigentlich am ehesten die Schulturniere ein.
In meiner Schule war es so üblich, dass am Ende des Schuljahres alle Klassen gegeneinander
gespielt haben. Ich war eigentlich recht gut im Sportunterricht, aber bei so offizielleren
Veranstaltungen fühlte ich mich immer unter Druck gesetzt. Ich wurde unglaublich nervös. Aber
ich kann mich noch erinnern, dass mein Lehrer mich zur Seite genommen hat und mich beruhigt
und mir Mut gemacht hat. Das war für mich sehr wertvoll.

Person 2 - Ich war eigentlich schon immer sportlich und habe in meiner Freizeit Volleyball im
Verein gespielt. Trotzdem gab es auch für mich unangenehme Situationen im Sportunterricht,
z.B. wenn es um die Gruppeneinteilung ging. Ich fand es furchtbar, wenn zwei Schülerinnen sich
ihre Teams aussuchen durften und niemand die schlechten Schülerinnen bei sich im Team
wollte. Das tat mir jedes Mal schrecklich leid. Mein Sohn erzählt mir aber, dass sein Sportlehrer
da nicht mehr so altmodische Methoden verwendet. Zum Glück, denn mit solchen Methoden
kann man jedem den Spaß am Sportunterricht verderben.

Person 3 - Mein Sportunterricht ist ja noch nicht so lange her und ich habe viele gute
Erfahrungen gemacht, obwohl ich sogar relativ unsportlich bin. Das lag vor allem an meinem
Sportlehrer. Wir haben sehr viele unterschiedliche Spiele ausprobiert, in denen jeder mal gut
oder schlecht war. Einmal zum Beispiel hat er die Anleitungen auf Englisch gegeben. Und da ich
Englisch gut kann, hatte ich als erstes verstanden, was wir tun sollten. Ich war in dieser Übung
der Beste. Das hat mich richtig stolz gemacht. So stelle ich mir den perfekten Sportunterricht vor.

Person 4 - Ich hatte einmal eine Sportverletzung. Da habe ich den Basketball direkt ins Gesicht
bekommen. Danach war mir richtig schlecht und außerdem war meine Brille verbogen. Ich kann
mich noch erinnern, dass die anderen alle gelacht haben und dass mich das wirklich gekränkt
hat. Von der Reaktion meiner Sportlehrerin war ich auch ziemlich enttäuscht. Sie hat so getan,
als ob nichts passiert wäre.

Person 5 - Ich mochte Sport eigentlich sehr gerne. Doch beim Schulsport habe ich mich
irgendwie immer unwohl gefühlt. Wir haben leider oft Sportarten gemacht, in denen ich nicht
besonders gut war. Ich konnte zwar schnell laufen, aber im Fangen und Werfen war ich nicht so
gut. Meinem Selbstbewusstsein hat der Sportunterricht jedenfalls nicht gut getan. Auch, weil ich
sowieso schon ziemlich schüchtern war.

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