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Strahlentherapie und Onkologie (2023) 199:778–780

https://doi.org/10.1007/s00066-023-02109-2

LAUDATIO

Professor Dr. Peter Vaupel zum 80. Geburtstag


Anca-Ligia Grosu1 · Andreas Thomsen1

Angenommen: 12. Juni 2023


© Der/die Autor(en) 2023

Peter Vaupel (Abb. 1) wurde am 21. August 1943 in Lem- Die Ernennung zum C3-Professor und Leiter der Abteilung
berg/Pfalz geboren. Nach dem Besuch des mathematisch- für Angewandte Physiologie am Fachbereich Medizin der
naturwissenschaftlichen Gymnasiums in Pirmasens studier- Universität Mainz erfolgte 1983.
te er von 1963 bis 1968 Medizin an der Johannes Guten- Aufgrund seines hohen wissenschaftlichen Renommees
berg-Universität in Mainz. Bereits 1969 wurde er mit ei- erhielt er 1986 den ehrenvollen Ruf als Full Professor an der
ner Dissertationsschrift aus dem Bereich der medizinischen Harvard University in Boston. Während seiner Zeit als „An-
Biophysik promoviert. drew Werk Cook Professor für Strahlenbiologie, Tumorbio-
Nach der Medizinalassistentenzeit und der Approbation logie und Physiologie“ an dieser amerikanischen Eliteuni-
als Arzt nahm er 1970 das Angebot an, als Wissenschaftli- versität erfolgten Rufe auf C4-Professuren an die Univer-
cher Assistent an das damalige Physiologische Institut der sitäten Münster (abgelehnt) und Mainz. Den Ruf auf den
Mainzer Universität zu wechseln, das von Professor Dr. Dr. Lehrstuhl für Pathophysiologie im Fachbereich Medizin der
G. Thews, einem international hoch angesehenen Atmungs- Johannes Gutenberg-Universität Mainz nahm er 1989 an.
physiologen, geleitet wurde. Die Forschung des Instituts fo- Die Amtszeit als Ordinarius dauerte bis zur Pensionie-
kussierte auf die Sauerstoffversorgung lebenswichtiger Or- rung im September 2008. Peter Vaupel setzte sich mit Kraft
gane. Aufgrund dieser inhaltlichen und methodischen Aus- für eine klinikorientierte Ausbildung der Studierenden im
richtung entschied sich Peter Vaupel, die Oxygenierung ma- Fach Physiologie ein. Seine Vorlesungen, Seminare und
ligner Tumoren in vivo mithilfe zahlreicher, z. T. neu entwi- Praktika, die er mit hohem Engagement und pfälzischem
ckelter Mikrotechniken zu analysieren. Dieses Forschungs- Timbre hielt, fanden großen Anklang. Schwierige Sachver-
gebiet, das für unser Fachgebiet eine kaum zu überschätzen- halte konnte er den angehenden Ärztinnen und Ärzten an-
de Rolle hat, treibt ihn bis heute an. Seine außergewöhnli- schaulich und eindrücklich vermitteln. Als Universitätsleh-
che wissenschaftliche Arbeit umfasst mehr als 600 Publika- rer und Facharzt für Physiologie widmete sich Peter Vaupel
tionen, über 700 Vorträge und Kongressmitteilungen sowie auch der wissenschaftlichen Qualifikation von Studieren-
die (Mit-)Herausgeberschaft von 17 Fachbüchern; er ge- den und jüngeren Kollegen und Kolleginnen. So betreute
hört zu den international meistzitierten Pathophysiologen. er 41 Medizin-Doktoranden, 10 Biologie-Diplomanden und
Peter Vaupel habilitierte im Alter von 30 Jahren mit ei- -Doktoranden sowie 11 Habilitanden, 5 davon im Fach Phy-
ner Schrift zur Sauerstoffversorgung bösartiger Tumoren. siologie, 6 weitere in Chirurgie, Gynäkologie, pädiatrischer
Gleichzeitig wurde er 1974 zum damals jüngsten Profes- Onkologie und Strahlentherapie. Auch hieran zeigt sich,
sor der Medizinischen Fakultät an der Universität Mainz dass der wissenschaftliche Input von Peter Vaupel weit über
ernannt. Fünf Jahre später (1979) nahm er die Einladung die engeren Fachgrenzen reichte bis hinein in verschiede-
auf eine Gastprofessur am Department of Therapeutic Ra- ne Disziplinen der klinischen Medizin. Sein Einsatz für die
diology, Radiation Biology and Physics Division des Hen- Mainzer Fakultät ist durch seine langjährige Mitgliedschaft
ry Ford Hospital in Detroit (USA) an. Er unterstützte dort im Fachbereichsrat Medizin sowie seine 10-jährige Tätig-
nachhaltig den Aufbau einer tumorbiologischen Abteilung. keit als Vorsitzender des Bereichsausschusses Vorklinik wie
auch durch Dienste als Prodekan des Fachbereichs Medi-
zin (1997–1999) belegt. Die vorklinische Lehre war Peter
 Anca-Ligia Grosu Vaupel eine Herzensangelegenheit, bei der er die Verknüp-
[email protected]
fung der Physiologie mit den benachbarten Disziplinen und
1 der Klinik auf bemerkenswerte Weise meisterte. Dies zeigt
Klinik für Strahlenheilkunde, Department für Radiologische
Diagnostik und Therapie, Universitätsklinikum Freiburg, sich auch an seiner Mitherausgeberschaft von zwei Lehrbü-
Freiburg, Deutschland chern in den Bereichen „Vegetative Physiologie“ (zusam-

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tung, Basel (seit 1993), Vorsitzender des Stiftungsrats


der Dr. med. Wulf Vater Stiftung, Mainz (1996–2021),
ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften
und der Literatur zu Mainz (seit 1998), Vorsitzender der
Kommission für Humanforschung an der Akademie der
Wissenschaften und der Literatur zu Mainz (1999–2003),
Berufung als Mitglied der Kommission für Theoretisch-
Medizinische Forschung an der Akademie der Wissen-
schaften und der Literatur zu Mainz (seit 2003), ESHO-
Award (2004), 1st Robert F. Kallman Memorial Lecture
der Stanford University Medical School (2004), Lifetime
Achievement Awards der IAHOM, Indien (2012, 2020),
A. Kovach Memorial Lecture, ISOTT (2012) sowie 2019
die Verleihung der Ehrenprofessur an der Odessa National
Medical University. Weiterhin wurden ihm von der Scien-
tific Association of Swiss Radiation Oncology (SASRO,
2004) und der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie
(DEGRO, 2006) Ehrenmitgliedschaften verliehen [1].
Peter Vaupel steht in direktem Austausch mit Klinikern
und in Kooperation mit Biologinnen und Biologen, um das
große und wichtige Thema „Tumorpathophysiologie, Tu-
morhypoxie und Tumormikromilieu“ intensiv weiter zu be-
arbeiten – nicht nur, um neue wissenschaftliche Erkennt-
nisse zu generieren, vielmehr auch, um klinisch nutzbare
Beiträge zu liefern, die in Zukunft dem Krebskranken von
Abb. 1 Peter Vaupel (privat, mit freundlicher Genehmigung) Vorteil sind. Es ist bekannt, dass Peter Vaupel in jünge-
ren Jahren mit großer Freude praktische Medizin betrieben
hat. Vielleicht ist auch hier eine Triebfeder für seine For-
men mit G. Thews) sowie „Anatomie, Physiologie und Pa- schung zu sehen, die ihn in der klinischen Onkologie und
thophysiologie des Menschen“ (zusammen mit G. Thews Strahlentherapie zu einem weltweit hoch anerkannten Wis-
und E. Mutschler). Beide Bücher gelten als Standardwerke senschaftler und Gelehrten hat werden lassen.
und sind von hoher didaktischer Qualität. 2008–2019 war er als Gastprofessor für Tumorpathophy-
Peter Vaupel engagierte sich in vielfältigen weiteren wis- siologie und Strategieberater an der Klinik für Radioon-
senschaftlichen und berufspolitischen Aufgaben. Er war kologie und Strahlentherapie sowie als Expert Lecturer
und ist langjähriges Mitglied im Editorial Board einer Rei- im Masterstudiengang „Radiation Biology“ am Klinikum
he von renommierten Fachjournalen. Zu diesen gehören rechts der Isar der TU München tätig.
u. a. Cancer Research (über 20 Jahre), International Jour- Seit Oktober 2019 sind wir in der glücklichen Situation,
nal of Radiation Oncology, Biology, Physics (16 Jahre), und dass Peter Vaupel als Gastprofessor an unserer Klinik für
bereits vor 30 Jahren wurde er auch Mitglied des wis- Strahlenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg mitar-
senschaftlichen Beirats unserer Zeitschrift Strahlentherapie beitet.
und Onkologie, in welcher er bis heute als wissenschaft- Ganz besonders sind ihm die folgenden Themen eine
licher Berater dient. Weiterhin war er von 1990 bis 2003 Herzensangelegenheit, die er bis heute unermüdlich bear-
Mitglied der medizinischen Sachverständigenkommission beitet und voranbringt:
des Instituts für Medizinische und Pharmazeutische Prü-
 Die Tumorpathophysiologie und das Tumormikromilieu
fungsfragen (IMPP, Fachgebiet Pathophysiologie).
mit Schwerpunkt auf der Tumorhypoxie
Die breit angelegten Aktivitäten von Peter Vaupel wur-
 Die biophysikalischen, zellulären und molekularen Me-
den durch zahlreiche Ehrungen ausgezeichnet: Boehringer-
chanismen, welche die maligne Progression von hypoxi-
Ingelheim-Forschungspreis (1974), Vorsitzender der Deut-
schen Tumoren sowie deren immunologische und thera-
schen Gesellschaft für Mikrozirkulation (1983, 1991),
peutische Resistenz bewirken
Honorary Master’s Degree (M. A.) der Harvard University
 Die Suche nach Möglichkeiten zur Überwindung der Tu-
(1988), Lund Science Award (1989), Präsident der Inter-
morhypoxie, insbesondere die milde lokale Hyperther-
national Society on Oxygen Transport to Tissue, (ISOTT,
mie als „Partnermodalität“ für ionisierende Strahlen. Die
1991/92), Stiftungsrat der Dr. med. h.c. Erwin Braun Stif-

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erfolgreiche Etablierung und klinische Anwendung der Funding Open Access funding enabled and organized by Projekt
Oberflächenhyperthermie in unserer Klinik begleitet Pe- DEAL.
ter Vaupel seit 2018. Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Na-
mensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nut-
Als Freund, Mensch und Mitstreiter schätzen wir Pe- zung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in
jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprüng-
ter Vaupels Scharfsinnigkeit und die Begabung, regelmä- lichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link
ßig richtige und wichtige Fragen zu stellen, verbunden mit zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen
seiner pfälzischen Bodenständigkeit, seinem Humor und ei- vorgenommen wurden.
nem besonderen Einfühlungsvermögen. Wir wissen von sei- Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial
ner Geselligkeit, seiner Lust zum Wandern in freier Natur. unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern
Diese Leidenschaft teilt er mit seiner lieben Frau Lieselot- sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das be-
te, die seit 2012 als Erste Vorsitzende der Mainzer Hospiz- treffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz
steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschrif-
Gesellschaft ehrenamtlich tätig ist. Für die Deutsche Ge- ten erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des
sellschaft für Radioonkologie gratulieren wir Peter Vaupel Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen.
zu seinem 80. Geburtstag von ganzem Herzen.
Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation
Wir freuen uns auf weitere spannende Gespräche und auf http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de.
gemütliche abendliche Runden mit ihm und seiner lieben
Frau am Rande wissenschaftlicher Kongresse. Wir wün-
schen ihm den Erhalt seiner unermüdlichen Schaffenskraft, Literatur
daneben aber auch Zeit für die geliebten Reisen und Wande-
rungen, weiterhin lebendige Kontakte mit weltweit verteil- 1. Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. www.
adwmainz.de/mitglieder/profil/prof-dr-med-peter-w-vaupel.html.
ten Freunden, viel Freude an den Früchten seines Erfolgs Zugegriffen: 27.05.2023
und gesundheitlich alles Gute.

Anca-Ligia Grosu und Andreas Thomsen


Klinik für Strahlenheilkunde, Universitätsklinikum Frei-
burg

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