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WORTBILDUNG

Wortbildung ist eine Unterdisziplin der Lexikologie, die sich mit dem Lexika befasst.
Die Wortbildungsregeln zeigen, wie im Deutschen neue Wörter gebildet werden. Anhand von
Tabellen, Beispielen und Erklärungen wird ersichtlich, welche Regelmäßigkeiten,
Wortbildungselemente und Besonderheiten bei der Wortbildung vorkommen.
Wortbildung bedeutet Bildung neuer Wörter anhand des vorhandenen / existierenden
Sprachmaterials
Blume|n|topf
Beide Bestandteile können aktiv verwendet werden.
Ursachen der Wortbildung ergeben sich aus den Gründen der Wortschatzerweiterung.
Mehrzahl aller Wörter entsteht durch Wortbildung. Gründe für die Wortentstehung sind
mannigfaltig.
Hauptgrund: Benennungsbedürftnis, d.h. das Erfordernis, Bezeichnungslücken zu
schließen: Beziehung, Produkte, Institutionen. Man kann über die Realität nicht sprechen,
wenn sie sprachlich nicht verbalisiert ist. Das Benennungsbedürfnis besteht ununterbrochen.
Ohne Fachwortschätze ist die Zahl der ausgeschiedenen und neuen Wörter etwa im
Gleichgewicht.
Spezifische Gründe: Bedürfnis, vorhandene Bezeichnungen zu ersetzen und zu
ergänzen.
Pragmatische Gründe: Wandel von Fremdarbeiter – Gastarbeiter; ausländische
Mitbürger; Altersheim – Seniorenheim. Sprachökonomie: Rundtischgespräch. Expressivität
und Ausdrucksstärke: sauber – blitzsauber. Okkasionalismen: sonnensauber, windfrisch.

Sprachliche Mittel der Wortbildung

Wortbildend sind folgende Morphemklassen:

-Stammorpheme oder Grundmorpheme (treten frei auf, sind frei kombinierbar): Frau,
Bett, blau, viel

-Partikelmorpheme (treten frei auf, sind relativ frei kombinierbar): nichts, desto

-Derivationsmorpheme (gebundene Morpheme – Suffixe und Präfixe):


Unverständlichkeit, Unglück, Dummheit

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-Kombination aus Stamm- und Partikelmorphem (möglich sind Kombinationen mit
linksstehenden Partikelmorphemen und rechtsstehenden Grundmorphemen): Vorabdruck,
hinunterlaufen, Jawort

Wortbildungsstrategien

1. Komposition = die Zusammensetzung

Bei der Komposition oder Wortzusammensetzung werden selbständige Wörter miteinander zu


einem neuen Wort, d.h. mindestens zwei freie Stammmorpheme verbunden werden.

Marmor + Tisch = Marmortisch


alt + modisch = altmodisch
Staub + saugen = staubsaugen
treffen + sicher = treffsicher

Wortklasse, Flexionsklasse und bei Nomen das Geschlecht werden vom letzten (rechts
stehenden) Basiswort auf das zusammengesetzte Wort übertragen. Das Grundwort steht am
Ende der Bildung und wird durch das Bestimmungswort determiniert. Die Komposition ist
nach der Wortklasse der zusammengesetzten Wörter eingeteilt:
 Nomenkomposita: Bettwäsche, Tageslicht, Musikfan
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Bei der Komposition von Nomen kann zwischen den Teilen der Zusammensetzung ein
Fugenelement stehen.

Fugenelement Beispiel
e Tagebuch
en Strahlenbündel
ens Schmerzensschrei
er Kindergarten
es Jahresbericht
s Einheitspreis
 Verbkomposita : teilnehmen, staubsaugen, herunterschauen
 Adjektivkomposita: frühreif, wasserdicht, andersfarbig
 Adverbkomposita: nebenbei, hierher, dorthin,…
 Pronomenkomposita: Ich-Erzähler, Selbstbild,
 Zusammensetzung durch Anwendung von Abkürzungen oder Zahlen
EU-Parlament, 3er-Pack

2. Derivation = die Ableitung

Hierbei werden aus freien Morphemen (Grundmorpheme)


und Affixen (lexikalische Morpheme) neue Formen gebildet, die selbst nicht unbedingt
Lexeme sein müssen, es jedoch in den meisten Fällen sind. Als Derivation bezeichnet man
den Prozess ihrer Bildung. Das Ergebnis nennt man Derivat[um], Derivativ[um] oder
deutsch abgeleitetes Wort oder Ableitung.

a) Neubildung durch Verbindung mit Präfixen

Das Präfix (genannt auch Vorsilbe) ist eine Worterweiterung (Affix oder gebundenes
Morphem), die dem Wortstamm vorangestellt wird. Die Präfixe spielen eine semantische
Rolle, indem sie die Bedeutung des abgeleitetes Wortes komplett oder teilweise ändern. Zum
Beispiel:

sozial – antisozial
lesen – vorlesen
finden - stattfinden

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Das Anfügen von Präfixen (Präfigierung) ist Objekt einer Debatte, da die Präfixe keine
eigenständige lexikalische Bedeutung haben dürfen. Im Fall von ent-gehen mit ent als
untrennbarem Präfix stellt dies noch kein Problem dar. Genauso unproblematisch:

 be-, er-, miss-, un-, ver- und zer- und etliche entlehnte Präfixe wie a- (areligiös)

Jedoch bereiten die Fälle Probleme, in denen bestimmte Präpositionen präfigiert werden, die
als Partikel selbstständig als Wort vorkommen und dann eine lexikalische Bedeutung besitzen:

 vorbei-gehen, hinunter-reichen, um-'fahren (in der Bedeutung von um-herum)


Deswegen rechnen manche Linguisten letzte Präfigierungen zu den Kompositionen, zumindest
nicht zu den Derivationen.

b) Explizite Ableitung = Suffixbildung

Suffigierung nennt man das Anhängen von Suffixen („Endungen“) an Wortstämme. Viele
Suffixe legen die Wortart (und bei Substantiven auch das Genus) fest. Z.B.:

a) Nominalsuffixe: -heit, -keit, -tät. -ung (Lässigkeit, die; Rivalität, die)


b) Adjektivsuffixe: -bar, -lich. -sam (erlebbar, lieblich, schweigsam)
c) Verbsuffixe: -el-. -ier- (köcheln, ratifizieren). Hingegen ist -en kein Ableitungssuffix
bei Verben, da es das Flexionssuffix des Infinitivs ist.

Die Liste zeigt, dass Ableitungen auf -bar oder -sam immer Adjektive und solche auf -heit, -
keit und -tät immer feminine Substantive ergeben, usw.
In den meisten Fällen haben die Suffixe die Rolle, die morphologische Klasse des
Grundwortes zu ändern, haben aber auch manchmal einen semantischen Wert. Beispiel
Medizin:

-pathie: Angiopathie (= allgemeine Erkrankungen)


- itis: Hepatitis (= akute Entzündung)
- ose: Hepatose (= degenerative Entwicklung)
- om: Karzinom (= Schwellung)

c) Implizite Ableitung

Wortartwechsel eines Stamms ohne Zuhilfenahme eines Affixes, sondern mit einer Änderung
des Stammvokals angesehen. Zum Beispiel:

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gehen – der Gang
fahren - die Fahrt
singen - der Gesang
d) Konversion

= Nullableitung oder Nullderivation bezeichnet einen Wortbildungstyp, bei dem


ein Wortstamm oder auch ein flektiertes Wort ohne Veränderung der Form in eine
neue Wortart übertragen wird. Das Basiswort wird in eine andere Wortklasse überführt, ohne
dass dabei ein Wortbildungselement oder ein anderes Wort beteiligt ist. Zum Beispiel:

Substantiv ↔ Verb Öl – öl{en}


Verb ↔ Substantiv treff{en} – (das) Treffen
Adjektiv ↔ Verb locker – locker{n}
Substantiv ↔ Adjektiv (der) Ernst – ernst
Adjektiv ↔ Substantiv rot – (das) Rot
französisch – (das) Französisch

3. Zusammenbildung

Bezeichnet ein Verfahren, bei dem man sowohl Zusammensetzung und Ableitung als
Wortbildungstypen benutzt. Zum Beispiel:

Holzfäller = Holz + fällen + -er = die Person, die Holz fällt


Blauäugig = blau + Auge +-ig = die Eigenschaft, blaue Augen zu haben

Methoden der Wortbildungsanalyse

1. Paraphrasierung (durch Umschreibung werden die Bedeutungselemente verbalisiert):

Bienenhonig (Honig, den die Bienen erzeugt haben),

grenzenloses Vertrauen (Vertrauen, das nicht begrenzt ist)

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2. Konstituentenanalyse: Identifizierung und Klassifizierung der Morphemarten

Sachlichkeit – Derivation - freies Grundmorphem sach

-Derivationsmorpheme (Gebundenes Morphem): -lich, -keit

Sachlichkeit
Derivation

Grundmorphem Derivationsmorphem

sach lich keit

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Un-zer-brech-lich-keit kann in 5 Morpheme segmentiert werden:

Unzerbrechlichkeit

unzerbrechlich keit

un zerbrechlich

zerbrech lich

zer brech

Alle durch Teilung entstandenen Einheiten werden als Konstituenten bezeichnet:

un- = Negation

zer- =Verbpräfix mit der Bedeutung „auseinander, entzwei“

brech- = Verbstamm

-lich = Adjektivierung

-keit = Substantivierung

4. Wortkürzungen

Die Abkürzung eines Wortes oder eines Syntagmas, die nicht nur geschrieben wird, sondern
auch verkürzt gesprochen. Beispiele sind Lkw, UNO oder Auto. Nicht zu den Kurzwörtern
zählen Siglen wie das kaufmännische Und-Zeichen oder das Paragraphenzeichen und
orthografische Kürzungen wie etc. oder ca. die beim Vorlesen expandiert werden.

 Wortkürzungen
Autobus – Bus
 Zusammenziehungen
Motor+Hotel=Motel;

 Akronyme
LKW, NATO, AIDS

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