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Tipps Zur Platinenherstellung
Tipps Zur Platinenherstellung
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INFO&GRUNDLAGEN
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werden kann bei Raumtemperatur. Der Foto- (Dieses Verfahren wird zwar bei des „Platinengurus“ Dietmar Bun-
lack färbt die Lösung blaugrün. der industriellen Massenfertigung gard im Kasten, – Anm. der Red.)
verwendet - ist aber bei Heiman- Für ein Ätzbad für ungefähr fünf
wendungen in puncto Sicherheit Europakarten wird eine Lösung von
Ätzen bedenklich. Bei Arbeiten mit Säu- 340 ml 6-prozentiger Salzsäure mit
Beste Ergebnisse verspricht immer noch das ren und Laugen ist stets eine geeig- 160 ml 15-prozentigem Wasserstoff-
altbewährte Kupferchlorid-Verfahren mit Salz- nete Säureschutzbrille zu tragen. peroxyd (auch Wasserstoffsuperoxyd
säure und Wasserstoffperoxyd. Lesen Sie dazu auch die Meinung genannt) angesetzt. Geätzt wird bei
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schen. und Wasser. Dabei gast Sauerstoff und in
Kleine Chemie Wird die entwickelte Platine in die
Ätzlösung gelegt, färben sich die
geringen Mengen auch Chlor aus. In erster
Linie wird Wasserstoffperoxyd umgesetzt. Das
Die Hauptreaktionen: abzuätzenden Teile sofort deutlich Regenerieren “alter” Ätzlösungen gelingt gut
rot. Auf den Lackflächen bilden sich mit 20-prozentigem Wasserstoffperoxyd (H2O2)
H2O2 kleine Blasen. Die Platine sollte oder 20-prozentiger Salzsäure (HCl). Bei abge-
H2O + O (beschleunigt durch die während der ganzen Ätzdauer in der magerten Chemikalien sind die Erfolge gerin-
Anwesenheit von Cu)
Lösung leicht bewegt werden. Es ger. Konzentrierte Chemikalien sollten nur von
Cu + O darf keine Luft eingeblasen werden, Fachleuten verwendet werden.
CuO da das Wasserstoffperoxyd vorzeitig Ein noch gebrauchsfähiges Bad kann in einer
zerfallen würde. Ein Aufheizen des Flasche gelagert werden, die nicht fest ver-
CuO + 2 HCl Bades ist nicht notwendig und auch schließt (Wasserstoffperoxyd zersetzt sich zu
CuCl2 + H2O nicht förderlich. Die Ätzlösung färbt Wasser und ausgasendem Sauerstoff). Bei
sich leicht blaugrünlich (Kupferchlo- einer Weiterverwendung muss das Bad wie-
Die möglichen rid), bildet aber keinen Schlamm. der mit Wasserstoffperoxyd aktiviert werden.
Nebenreaktionen: Sollte die Ätzleistung nachlassen,
kann mit etwas Wasserstoffperoxyd
2 H2O2
die Lösung wieder aktiviert werden. Entsorgung
2 H2O + O2
2 HCl + H2O2 Verfärben sich die vorher roten Kup- Ein verbrauchtes Ätzbad sollte man einige
2 H2O + Cl2 ferflächen deutlich weißlich, ist mit Tage ausgasen lassen. Wasserstoffperoxyd
H2O2 + Cl2 etwas Salzsäure das Bad für einige zerfällt zu Wasser und Sauerstoff. Es enthält
2 HCl + O2 Zeit noch zu retten. dann nur noch Kupferchlorid, Salzsäure und
Nach dem Ätzen wird die Platine Wasser. Diese Lösung bildet keinen Schlamm
wieder unter fließendem Wasser gut und flockt nicht aus, kann also problemlos in
Zimmertemperatur in etwa 10...15 abgewaschen (wobei das Spülwas- einem Plastikkanister gesammelt werden. Ein
Minuten. Die Salzsäure wird in Apo- ser nicht durch den Gulli gekippt Kupferchlorid-Salzsäuregemisch kann als
theken, Drogerien oder in 10-l-Gebin- werden darf, sondern ebenfalls auf- reine Chemikalie in Sondermüll-Annahme-
den in Baumärkten verkauft (Maurer gefangen und entsorgt werden stellen abgegeben werden. Nicht empfeh-
verwenden sie zum Entfernen von muss) und der restliche Fotolack mit lenswert, weil nicht ungefährlich, ist eine
Kalkresten auf Mauern). Das Was- Essigsäure-Ethylester (Ethylacetat), Neutralisation mit Natronlauge. Dabei ent-
serstoffperoxyd ist ebenfalls in der Universalverdünnung (schnell und stehen Salzwasser, Kupferschlamm und
Apotheke, in Drogerien oder beim billig), Spiritus (etwas langsamer), diverse Gase. Wegen der sehr heftigen Reak-
Friseur zu bekommen. Zwischen Aceton (sehr gründlich) abgewischt tion sollte eine solche Entsorgung gelernten
dem Entwicklerbad und dem Ätzbad oder noch viel einfacher mit einem Chemikern vorbehalten bleiben.
Platine und Kunststoff-Pinzette gut Topfputzling entfernt wird. Die angegebenen Chemikalien werden zwar
unter fließendem Wasser abwa- Beim Ätzen entstehen Kupferchlorid in einer wenig gefährlichen Konzentration
verwendet, doch auch schwache Säuren kön-
nen schaden. Dass niemand diese Lösungen
trinken wird, ist wohl selbstverständlich.
Sicherheitshalber müssen Schutzbrille und
Handschuhe getragen werden. Spritzer auf
der Haut und der Kleidung kann man leicht
abwaschen, Spritzer in die Augen können das
Augenlicht kosten! Bei der Arbeit werden in
geringen Mengen Sauerstoff und auch Chlor
frei. Es sollte selbstverständlich sein, dass
man bei solchen Arbeiten nicht isst, nicht
trinkt und nicht raucht. Für entsprechende
Belüftung, geöffnetes Fenster ist schon hilf-
reich, sollte gesorgt werden.
Beste Ergebnisse lassen sich mit Platinen-
material der Firma Bungard erzielen. Diese
Platinen sind zwar etwas teurer als Noname-
Produkte, aber auch ihren Preis wert. Bei sehr
feinen Strukturen sind sie ein Muss, bei grö-
beren Platinen geht es auch mit anderen
Fabrikaten.
(020099)rg
Literatur:
Ätzen und Umwelt,
Elektor Mai und Juni 1999
Bild 3. Ätzendes Zubehör.
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