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Lexikalische und grammatikalische Übereinstimmungen im Altgriechischen,

Lateinischen, Spanischen und Deutschen (am Beispiel der ablativen Präverbien)


José Juan Batista Rodríguez
Elia Hernández Socas
Héctor Hernández Arocha

1 Problemstellung

Die Studie der lexikalischen Übereinstimmungen stellt ein anregendes


Forschungsbereich dar. Schon seit der Zeit des Komparativismus wurde zwar auf das
Phänomen der grammatikalischen Übereinstimmungen aufmerksam gemacht, aber erst
nach der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – besonders in der Blühezeit der
lexikalischen Semantik – hat sich (¿no faltará irgendwo un es?) auf die inhaltlichen
Implikationen des Phänomens sowie die Entstehungsbedingungen innerhalb einer
historischen Sprache Wert gelegt (Coseriu 1988). Im Deutschen Wörterbuch der
Gebrüder Grimm wird an vielen Stellen darauf hingewiesen, dass Wörter der deutschen
Alltagssprache oft über eine direkte Entsprechung in der lateinischen Sprache verfügen:
Untersagung entspricht zum Beispiel dem lateinischen interdictio, vorsitzen >
praesidere, verbleiben > permanere, ausschließen > excludere, Mitarbeiter >
collaborator. Mit der Frage, inwiefern allgemeine Bezeichnungen verschiedener
Sprachen hinsichtlich ihrer Wortbildungsstrukturen ähnlich sind, hat sich Coseriu
beschäftigt, wenn er folgendes feststellt:

in diesem Fall kann man oft (wie eben bei ἐπιπίπτω – überfallen) genaue oder so gut wie
genaue Entsprechungen im Detail feststellen; cf. z. B. ἐπισκοπῶ – überprüfen, ἐγχῶ,
εἰσχῶ – eingießen, εἰσάγω – einführen, ἐκβαίνω – ausgehen, διαδίδωμι – durchgehen,
ἀναλαμβάνω – aufnehmen, συμπράττω – mitmachen (Coseriu 1988: 190)1.

Auch in der Fachsprache, wie in der Medizin, der Grammatik oder der Philosophie
– um nur einige Fachgebiete zu nennen – zu sehen ist, kommen solche
Übereinstimmungen auffallend häufig vor. Die Herausbildung der Fachtermini hängt
mit der eigenen Entwicklung der Fach- und der Einzelsprache zusammen. Selbst im
Bereich der Philosophie hat Heidegger in seinem Werk Der Ursprung des Kunstwerks
(1935-1936) darauf verwiesen, dass viele Termini der abendländischen Philosophie eine
lateinische Wiedergabe der griechischen Begriffe darstellen. Gemeint sind zum Beispiel
die unmittelbaren Übersetzungen von ὑπόστασις, ὑποκείμενον oder συμβεβηκός,
die traditionell als substantia, subjectum und accidens übersetzt worden sind2.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist nicht die semantische Entwicklung der
Übereinstimmungen in einer konkreten Fachsprache aufzuzeigen, sondern welche
sprachliche Charakteristika die Entstehung einer Übereinstimmung ermöglichen. Dabei
werden wir einen Blick sowohl auf die semantische Präfixstruktur der klassischen und
spanischen Sprachen als auch der deutschen Sprache aus kontrastiver Sicht werfen. Das
Interesse an der Beschreibung solcher interlingualen Übereinstimmungen hat schon
1
Si nosotros hubiéramos escrito esto, habríamos puesto übersehen (por supuesto, no en el sentido de
‘pasar la vista sin reparar en algo’, ‘pasar por alto’, sino de ‘vigilar’) al lado de ἐπισκοπῶ y auskommen
al lado de ἐκβαίνω, etc., como Vds. mismos explican más adelante al hablar de la diferencia entre
equivalencia y correspondencia.
2
Es curioso como este συμβεβηκώς estaría más cercano de un con-currere o algo así, y correspondería
a un con-venire que suele traducir a συμφέρω, mientras que para ‘ocurrir’, ‘suceder’ se emplea e-venire
(evenit, en 3ª persona de singular = accidit), siendo que fr. avenir = porvenir.
Coseriu (1988) – wie oben eingedeutet – hervorgehoben, wenn er sich am Beispiel von
Partikeln, Präfixverben und Nominalkomposita im Altgriechischen, Deutschen und den
romanischen Sprachen für die Notwendigkeit einer funktionellen Analyse geäußert hat.
In seinen eigenen Worten:

Gibt es nun hier eine funktionelle Homogenität der auf der Ebene der Sprachsysteme
gegebenen Verschiedenheit, eine allgemeine Funktion, der die in den Sprachsystemen
verschiedenen Funktionen als Spezifizierungen entsprächen? Mit anderen Worten: Kann
man Partikeln, präfigierte Verben und Nominalkomposition funktionell in einen
„sinnvollen“ Zusammenhang miteinander bringen, sie auf ein einheitliches funktionelles
Prinzip zurückführen? Wir glauben, daß dies ohne weiteres möglich ist. Dafür genügt
allerdings nicht die bloße Feststellung der „Koexistenz“, des empirisch gegebenen
Zusammenhängens dieser Fakten, sondern man muß eben ihre jeweilige Funktion im
Sprachsystem bestimmen und, mehr noch, auch ihr tatsächliches Funktionieren im
Sprechen näher betrachten, was wir hier freilich nicht ausführlich, sondern nur sozusagen
„im Entwurf“ tun können (Coseriu 1988: 190).

Im Anschluss an Coseriu haben wir uns vorgenommen, tiefer in das Problem der
Übereinstimungen einzudringen, indem wir das System der Verbalpräfixe näher
betrachten. Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen, beschäftigen wir uns mit
den ablativen Präverbien in den oben genannten Sprachen. Dafür werden wir die
Teilergebnisse der von uns bisher durchgeführten Forschungen vorstellen. Ein
allgemeiner Überblick des Phänomens sowie der einzelnen präverbialen
Übereinstimmungen aus etymologischer und funktioneller Sicht ist in unserer 2011
veröffentlichten Arbeit zu finden.
1.1 Abgrenzung des Phänomens

Verbalpräfixe stellen einen der Bereiche der Grammatik dar, wo die interlingualen
Ähnlichkeiten besonders deutlich zu sehen sind. Neben einem Verballexem kann man
immer wieder Ableitungen finden, die eine auf eine aspektuelle Funktion basierte
denotative Bedeutung aufweisen oder Ableitungen, die über dieselbe aspektuelle
Denotation ohne etymologische Verwandtschaft verfügen, wie z. B.:
Derartiger Prozess lässt sich bei anderen Präverben beobachten, z. B.: εἰστίθημι /
apponere / anstellen, ἐντίθημι / imponere / einstellen, ἐκτίθημι / exponere/
ausstellen, περιτίθημι / circumponere / umstellen, πρoτίθημι / proponere /
vorstellen. Dabei handelt es sich um eine grammatische Funktion, bei der nicht nur die
spatiale Grundbedeutung der Präfixe auf dem Niveau des Systems – im Sinne
Hjelmslevs (1974 [1943]) und Coserius (1986 [1977])– eine besondere Rolle spielen,
sondern auch ihre Funktion auf dem Niveau der Norm, d. h. auf dem Niveau, wo neue
(konnotative, aspektuelle, temporale u. a.) Merkmale entstehen. So drücken z. B. die
Präfixe der Entsprechungsreihe ἐντίθημι / imponere / einstellen neben der
systemischen spatialen Bedeutung ‚in einen Bereich herein (¿o hinein?)‘ auch das
aspektuelle Merkmal ‚kausativ‘ aus.
Unsere Arbeit möchte dazu beitragen, die auf verschiedenen Ebenen der Sprachen
entstehenden Entsprechungen zu erfassen und erklären.
1.2 Arbeitsmethodologie

Zur Bestimmung der Übereinstimmungen bedienen wir uns zweisprachiger


Wörterbücher. Diese methodologische Entscheidung beruht auf verschiedene Kriterien:
die Verwendung zweisprachiger Wörterbücher erlaubte uns, eine beschränkte Anzahl
präfigierter Verben herauszuarbeiten. Auch wenn die Zahl der aufgefundenen
Stichwörtern nicht die Gesamheit der schon existierten präverbalen Einheiten vertritt,
hat sich die Zahl als repräsentativ ergeben, um den Einfluss des Phänomens studieren zu
können. Ziel der vorliegenden Arbeit ist ein Überblick der intersprachlichen
Übereinstimmungsarten in den behandelten Sprachen und dafür wird nur ein relevantes
„Budget“ von Einheiten benötigt. //
Die zweite zu treffende methodologische Entscheidung war die Festlegung der
Ausgangsprache der Analyse. Aus kontrastiver Sicht haben einige Teilstudien – wie von
Coseriu (1988) oder Cartagena/Gauger (1989) – im Bereich der Präverben auf wichtige
Aspekte und Unterschiede zwischen klassischen, romanischen und germanischen
Sprachen hingewiesen. Coseriu merkt schon die enorme Ähnlichkeit der
Präverbialsysteme im Deutschen und Altgriechischen an. Diese Ähnlichkeit liegt
hauptsächlich in der höheren Produktivität des Phänomens und in ihrer sprachlichen
Funktion im Sprachsystem. Hingegen haben Latein und in einem höheren Grad die
romanischen Sprachen ein eher starres Präverbialsystem, das andere Funktionen
aufweist. Im Spanischen z. B. sind einige dieser Präverben mit der Verbbasis so
verschmolzen, dass sie nicht mehr vonseiten des Sprechers von der Verbbasis zu
trennen sind. Dies ist besonders der Fall, wenn das Verballexem nur in präverbialer
Form in der heutigen Verwendung existiert (z. B. alle Basisverben mit dem lateinischen
Stamm DUCIR) oder wenn die schon präverbial abgeleiteten Verben redundant präfigiert
werden (z. B. disolver)3. Aus all diesen Gründen haben wir uns entschieden, Deutsch als
Ausgangspunkt bei der Analyse zu nehmen, da sich das deutsche Präverbialsystem als
ein Mittelpunkt zwischen den hier behandelten Sprachen ergeben hat. Im Vergleich zu
Deutsch stellen Latein und noch weniger die romanischen Sprachen ein nicht so stark
gegliedertes Präverbialsystem dar, vor allem in Bezug auf den Ausdruck der Richtung,
Zeit und Aspektualität.
Für das Sprachenpaar Deutsch-Altgriechisch wurden die Wörterbücher von
Schenkl (1897), Menge/Güthling (1927) und Benseler (1931), für Deutsch-Lateinisch
die von DWB (1852), Heinichen (1895), Menge/Güthling (2002[¿qué edición es esta?])
und für Deutsch-Spanisch das von Slabý/Grossmann/Illig (1989). Der erste Schritt
danach war die Auflistung aller mit ab- verbalen Einheiten in den drei verschiedenen
Sprachkombinationen und anschliessend die Analyse der Übereinstimmungsarten. Zur
Überprüfung der vorgeschlagenen Übereinstimmung haben wir eine semantische
Analyse mit Hilfe der Fachliteratur durchgeführt. Dadurch wurde die
Übereinstimmungsart festgestellt ( 1.4.).
1.3 Terminologie

Bevor wir zur Auswertung der Ergebnisse kommen, sollte geklärt werden, dass die
Termini Übereinstimmungen und Entsprechungen in dieser Arbeit nicht synonym
verwendet werden. Unter Übereinstimmung verstehen wir die formale Äquivalenz
zwischen zwei Einheiten in Hinblick auf die Präfixbildung. Hingegen wird unter
Entsprechung die Äquivalenz verstanden, die nicht nur auf die Form (Signifikant),
sondern auch auf die Morfosemantik der Einheit beruht. Daraus ergibt sich, dass jede
Entsprechung eine Übereinstimmung impliziert, nicht aber umgekehrt (s. unten
Übereinstimmungsart (d)). Zwei Einheiten können das gleiche etymologische Präverb
teilen, nicht aber deren funktionellen-semantischen Wert. Dies betrifft besonders das
deutsche Präverb ab-, das etymologische Korrelate im Altgriechischen ἀπο-,
Lateinischen ab- und Spanischen ab- hat.
Traditionell wird in der Germanistik zwischen Verbpartikeln und Verbpräfixe
unterschieden (Fleischer/Barz 2012, Duden Grammatik 2006), je nachdem, ob die
Verbaleinheit betonte oder unbetonte, trennbare oder untrennbare Präfixe aufweist. Da
dieser Unterschied nur die deutsche Sprache kennzeichnet und die anderen hier
behandelten Sprachen davon nicht betroffen sind, verwenden wir als Synonyme die
Termini Präfix und Präverb4, unabhängig von ihren syntaktischen Implikationen. Für

3
García Hernández (1980: 191) merkt an, dass das Verb disolver aus dem Verben solvere (< se +
lio) und dem Präfix dis- gebildet wird.
4
Todos los preverbios son prefijos, pero no todos los prefijos son preverbios.
unsere Zwecke ist es besonders relevant, dass alle durch Präverben abgeleiteten
Verbaleinheiten eine semantische Modifikation an sich mit einbeziehen.
1.4 Allgemeine Übereinstimmungsarten

Bei den von uns untersuchten Übereinstimmungen sind vier verschiedene


Entsprechungsarten festzulegen:

a) Entsprechungen, in denen sowohl das Präfix als auch das Lexem etymologisch
verwandt sind: vorsitzen-προσίζειν-praesidere-presidir.
b) Entsprechungen, in denen entweder das Präfix (Subtyp 1) oder das Lexem
(Subtyp 2) etymologisch verwandt ist:
i. Subtyp 1: vorstellen-προτείνειν-praesentare-presentar
ii. Subtyp 2: herkommen-ἐκβαίνω-devenire-devenir
c) Entsprechungen, in denen weder das Präfix noch das Lexem etymologisch
verwandt ist: mitarbeiten-collaborare / mitarbeiten-συνεργάζομαι-colaborar
d) Übereinstimmungen, in denen die Semen, aus denen die gesamte Einheit
besteht, anders verteilt sind, d. h. Übereinstimmungen, in denen die Semen in
der Ausgangssprache zum Präfix gehören, in der anderen Sprache vom Lexem
übernommen werden, z. B.:

Bei diesen Entsprechungen ist anzumerken, dass das Verb βαίνειν ein
allgemeines Verb (,kommen‘) ist, das keine Determinierung der Herbewegung
zum Ausdruck bringt, während das Sem ‚nach oben‘ bei scando und steigen
funktionell determiniert ist. Im Altgriechischen wird die Determinierung ‚nach
unten‘ durch κατά funktionell ausgedrückt, während dieses Sem beim
Deutschen, Lateinischen und Spanischen konnotativ durch die ‚Privation’ bzw.
‘Regression’ von ab- und de- ausgedrückt wird. Die Gesamtbedeutung ist jedoch
bei allen gleich. Diese letzte Übereinstimmungsart kann zu einer falschen
Entsprechung führen, wenn die Semantik der Lexeme völlig unterschiedlich ist,
die Gesamtbedeutung dagegen beibehalten ist. Als Beispiel kann man die
Entsprechung abbleichen-decolorar anführen, wo abbleichen als kausativ zu
betrachten ist (Synonym zu verbleichen) und decolorar als privativ zu verstehen
(‚die Farbe verlieren‘)5.
2 Auswertung der Ergebnisse

Im Folgenden werden wir zeigen, welche Entsprechungen sich am häufigsten aus


unserer Korpusanalyse ergeben haben. Die Ergebnisse werden in einer Tabelle
zusammengestellt, die ausgehend von der deutschen Sprache dem lexikografischen
Korpus entnommen worden sind. Hierbei ist darauf hinzuweisen, dass wir von den 81
verschiedenen Arten von Entsprechungen aus Raumgründen nur diejenige darstellen,
die über vier mal auftreten, d. h. diejenige, die eine repräsentative Häufigkeit
aufweisen6. Insgesamt machen sie 19 Hauptgruppen aus, wie demnächst darzustellen
ist:
5
Cf. lat. ob-livi-sc-or, esp. (em)palidecer, it. sbigottire.
Deutsch Altgriechisch Latein Spanisch Insgesamt
ab- ἀπo- de- – 53
ab- ἀπo- – – 43
ab- – – – 30
ab- ἀπo- ab- – 23
ab- ἀπo- de- de- 19
ab- – – des- 18
ab- ἀπo- ex- – 18
ab- ἀπo- – des- 14
ab- ἀπo- de- des- 13
ab- – de- – 9
ab- ἐκ- – – 9
ab- ἀπό- – de- 8
ab- – ex- – 8
ab- ἀπo- ex- ex- 8
ab- ἀπo- ab- ab- 6
ab- – – ex- 6
ab- ἀπo- dis- – 6
ab- ἀπo- ab- des- 5
ab- ἀπo- de- ex- 4

Wir werden zuerst die morfosemantischen Verhältnisse zwischen den Einzelsprachen


im Vergleich beschreiben, um anschliessend eine gemeinsame Vorstellung des
Phänomens in Hinblick auf ihre Präfixstrukturen aufzuzeigen.

6
Die Analyse aller Gruppen wird in Hernández Socas (in Vorbereitung) vorgestellt. Ein
Überblick über alle anderen Präfixentsprechungen wird jedoch bei der einzelnen
Sprachenpaaranalyse gegeben.
2.1 Auswertung Deutsch-Altgriechisch

Stw. %
ab-ἀπό 253 62,32
ab-ἐκ 32 7,88
Total (abl.-abl.) 285 70,20
ab-κατά 13 3,20
ab-ἐπί 4 0,99
ab-ἀνά 4 0,99
ab-διά 4 0,99
ab-περί 2 0,49
ab-παρά 2 0,49
ab-συν 1 0,25
ab-ὑπό 1 0,25
Total (abl.-nicht abl.) 31 7,65
ab-Ø 90 22,17
Total (ab-Ø) 90 22,17
406 100
Das Sprachenpaar Deutsch-Altgriechisch weist die sich auf der Tabelle gezeigten
Übereinstimmungen auf. Bei den Ergebnissen liegen drei Übereinstimmungsarten vor:
a) Übereinstimmungen, bei denen die Präfixe in ihrer Herkunftsprache zur ‚ablativen‘
präverbialen Substruktur7 gehören, b) Übereinstimmungen, bei denen eine breite Palette
von Präfixen vorkommt, die nicht der ablativen Substruktur zuzuordnen sind, und c)
Fälle, wo die deutsche Einheit keine Übereinstimmung im Altgriechischen findet. 8 Die
erste Gruppe (a), die aus ἀπό- und ἐκ-Entsprechungen besteht, bucht etwa 70% der
Stichwörtern. Die ab-ἀπό-Übereinstimmungen umfassen sowohl etymologische als auch
funktionelle Entsprechungen, während die ἐκ-Übereinstimmungen nur die letzten
umfassen, wie wir im folgenden Abschnitt analysieren werden. Die Gruppe (b) folgt aus
altgriechischen Verben, die aufgrund der Semantik ihrer Lexeme keine ablative
Präfigierung aufnehmen können, um das Denotat invariabel zu bewahren. Die Anzahl
der Null-Präfigierung hängt – wie schon erwähnt – von der Sprachenauswahl ab (s.
Fußnote 3). Dies beweist einerseits, dass die Funktionalität des Verfahrens in den
beiden Sprachen hoch ist und andererseits, dass beide Sprachen eine höhe Ähnlichkeit
in dem Bereich der Präfigierung aufweisen, was in der Zukunkft einer ausführlicheren
Untersuchung bedürfte.
2.1.1 Semantische Analyse der Ergebnisse

7
Im Gegensatz zu anderen Substrukturen wie der ‚adlativen‘ innerhalb der
Fortbewegungspräverben oder ‚Position oben-unten‘ innerhalb der Substruktur der
Stellungspräverben (vgl. Pottier 1962, López 1970, Humbert 1972, Marcq 1972, 1975, 1981,
García Hernández 1980, Desportes 1984, Morera 1988, López-Campos Bodineau 1997, Lübke
2007, Fleischer/Barz 2012).
8
Diese Subgruppe kann in Abhängigkeit davon variieren, dass man von einer oder anderen Sprache
ausgeht. Geht man bei der Analyse z. B. vom Altgriechischen aus, so würden die Ergebnisse in
Kontrast zu unseren partiell unterschiedlich aussehen, denn die Ausgangssprache bestimmt in der
Regel die Anzahl der Ergebnisse in der verglichenen Sprache. Dies hindert jedoch nicht, den
Funktionalitätsgrad des morfologischen Verfahrens festzustellen, wie diese Studie zeigt.
In der folgenden Tabelle befinden sich die Ergebnisse der semantishcen Untersuchung
der ab-ἀπό- und ab-ἐκ-Entsprechungen:

keine
% Aspektualität
‘privativ’ ‘regressiv’ ‘perfektiv’ ‘intensiv’ ‘kausativ’ (Hervorhebung
der spatialen
Präverb Bedeutung)
ab-ἀπό 13,75 2,50 11,66 34,58 18,33 19,16
ab-ἐκ 0 0 46,15 7,69 38,40 7,69

Unsere Untersuchung hat gezeigt, dass das deutsche Präfix ab- aus semantischer Sicht
vor allem den griechischen Präfixen ἀπό- und ἐκ- entspricht. Beide griechische Präfixe
haben die Fähigkeit, eine spatiale Bedeutung ‚von einem räumlichen Punkt her‘
auszudrücken und neben ihrer eine aspektuelle Darstellung, die aus der Interaktion
deren mit dem Simplex entsteht und die Gesamtbedeutung der Präfixbildung
modifiziert. Diese aspektuellen Merkmale werden bei den respektiven griechischen
Präfixen so verteilt, dass ἀπό- entweder eine Ingression bzw. Eintreten in die
Handlung, die als Intensivierung (z. B.: abbiegen-ἀποκλίνειν9: 34,58% der Fälle),
Kausation (z. B.: abfertigen-ἀποστέλλειν10: 18,33% der Fälle) des Prozesses
konzipiert werden kann, oder eine aktionsartige Egression bzw. Ausgang des Prozesses,
den durch Rückkehr (z. B.: abrechnen-ἀφαιρεῖν11: 2,50% der Fälle), Perfektion (z. B.:
abessen-ἀπεσθίειν12: 11,66% der Fälle) oder Privation (z. B.: abästen-
ἀποκλαδεύειν13:13,75% der Fälle) bestimmt wird. Andereseits drückt die
Entsprechung durch ἐκ-, die im Vergleich zu ἀπό- selten auftritt, neben der reinen
räumlichen Bedeutung eine aspektuelle aus, die dementsprechend entweder eine
Ingression bzw. Eintreten in die Handlung durch Kausation (z. B.: abdämpfen-
ἐξατμίξειν14: 38,40% der Fälle) oder Intensivierung (z. B.: abstehlen-ἐκκλέπτειν15:
7,69% der Fälle) oder Perfektion durch Egression (z. B.: abernten-ἐκθερίζειν16:
11,66% der Fälle) darstellt. Der Auftritt des Präfixes ἐκ- hebt vielfach gegenüber ἀπο-
die Herkunft der Bewegung bzw. Handlungsprozesses hervor.
2.2 Auswertung Deutsch-Latein

Stw. %
ab-de 132 32,51
ab-ab 49 12,07
ab-ex 55 13,55
Total (abl.-abl.) 236 58,13
ab-dis 20 4,93
ab-sub 1 0,25

9
‚eine andere Richtung einschlagen‘ (DWDS).
10
‚fertig machen‘ (DWDS).
11
‚eine kleinere Summe von einer größeren abziehen‘ (DWDS).
12
‚das Essen beenden‘ (DWDS).
13
‚dem Baum die Äste nehmen‘ (DWB).
14
‚in Dampf aufsteigen machen‘ (DWB).
15
‚jemandem etwas stehlen‘ (DWDS).
16
‚die Ernte vollenden‘ (DWB).
ab-se 1 0,25
Total (ab-nicht ab) 22 5,43
ab-Ø 148 36,45
Total (ab-Ø) 148 36,4517
406 100
Das Sprachenpaar Deutsch-Latein weist folgende Übereinstimmungen auf (s. Tabelle).
Bei den Ergebnissen liegen wie beim letzten Sprachenpaar drei Übereinstimmungsarten
vor: a) Übereinstimmungen, bei denen die Präfixe in ihrer Herkunftssprache zur
‚ablativen‘ präverbialen Substruktur gehören, b) Übereinstimmungen, bei denen andere
nicht ablativen Präfixen vorkommen, die nicht der ablativen Substruktur zuzuordnen
sind, und c) Fälle, wo die deutsche Einheit keine Übereinstimmung im Lateinischen
findet.
Die erste Gruppe (a), die aus de-, ab- und ex- Entsprechungen besteht, macht etwa 60%
der Stichwörtern aus. Die ab-ab-Übereinstimmungen umfassen sowohl etymologische
als auch funktionelle Entsprechungen, während die anderen nur die letzten umfassen,
wie wir im folgenden Abschnitt analysieren werden. Die Gruppe (b) folgt aus Verben,
die aufgrund der Semantik ihrer Lexeme keine ablative Präfigierung aufnehmen
können, um das Denotat invariabel zu bewahren. Die Anzahl der Null-Präfigierung
hängt – wie schon oben erwähnt – von der Sprachenauswahl ab (s. Fußnote 3) und stellt
in diesem Fall einen Mittelpunkt zwischen der griechischen und spanischen Sprache
dar. Hierbei ist es jedoch anzumerken, dass die lateinische Präfixe dis- und se-als
ablative Präfixe zu betrachten wären (Marcq 1981, 1992), da beide im Gegensatz zu de-
oder ab- eine Disgression bwz. Ausgangsbewegung in verschiedene Richtungen (dis-)
oder eine Abseitsbewegung (se-) zum Ausdruck bringen (García Hernández 1981: 151,
199, Mungan 1986: 189, Lüdtke 2007: 375, Fleischer/Barz 2012: 391). Soll das Präfix
unter den ablativen Präfixverben zugeordnet werden, so würden sich beide Systeme
(Deutsch-Latein) in Hinblick auf ihre Funktionalität als ausgeglichen erweisen.
2.2.1 Semantische Analyse der Ergebnisse

In der folgenden Tabelle befinden sich die Ergebnisse der semantischen Untersuchung
der ablativen Entsprechungen:

keine Aspektualität
‘kausativ
% ‘privativ’ ‘regressiv’ ‘perfektiv’ ‘intensiv’ (Hervorhebung der

Präverb spatialen Bedeutung)
ab-de 6,54 3,73 13,08 42,05 17,75 16,82
ab-ab 18,18 0 9,09 18,18 24,24 30,30
ab-ex 2,50 0 7,50 25,00 47,50 17,50

Wie in der Tabelle zu sehen ist, entspricht das deutsche Präfix ab- semantisch – und
ihrer Häufigkeit nach – den lateinischen Präfixen de-, ab- und ex-. Wie bei allen
Strukturen ablativer Präfixe vorherzusehen ist, haben alle die Fähigkeit, eine spatiale
Bedeutung ‚von einem räumlichen Punkt her‘ auszudrücken und neben ihrer eine
aspektuelle Darstellung, die die semantische Basis modifiziert. Diese im deutschen
Präfix ab- enthaltenden aspektuellen Merkmale lassen sich bei den respektiven
lateinischen Präfixen wie folgt verteilen:
1. Weist das deutsche Präfix ab- keine Aspektualität auf, sodass es nur die primäre,
spatiale bedeutung ausdrückt, so kann das ganze lateinische ablative System
(ab-, de-, ex-) auftreten, je nachdem, ob der Herkunftspunkt der Bewegung in
17
Resulta llamativa la falta de equivalencia en este caso y habría que explicarla un poco, pienso.
der Ausgangssprache hervorgehoben wird bzw. in der Zielsprache zu präzisieren
ist (wie bei ab-/ab- und ab-/ex- der Fall ist) oder ob die Hervorhebung bzw.
Präzisierung des Herkunftspunktes keine Rolle spielt (wie es bei ab-/de- ist):
a. ‚Entsprechung mit zu präzisierendem Herkunftspunkt in der Zielsprache‘
i. ‚von der Grenze eines Bereiches weg‘
abgehen-abire
ii. ‚von der inneren Seite eines Bereiches heraus‘
abführen-exportare
b. ‚Entsprechung mit nicht zu präzisierendem Herkunftspunkt in der
Zielsprache‘
abströmen-defluere
1. Weist das deutsche Präfix ab- neben der rein spatialen Bedeutung, die im
Hintergrund steht, auch Aspektualität auf, so kommen
a. beim lateinischen Präfix de- seiner Häufigkeit nach folgende Funtionen
vor:
i. ‚intensiv‘ 42,05% (z. B.: abbilden-deformare18)
ii. ‚kausativ‘ 17,75% (z. B.: abhobeln-deruncinare19)
iii. ,perfektiv‘ 13,08% (z. B.: abschmelzen-deliquare20)
iv. ‚privativ‘ 6,54% (z. B.: abschuppen-desquamare21)
v. ‚regressiv‘ 3,73% (z. B.: abblühen-deflorescere22)
b. beim lateinischen Präfix ab- seiner Häufigkeit nach folgende Funtionen
vor
i. ‚kausativ‘ 24,24% (z. B.: abklauben-abrodere23)
ii. ‚intensiv‘ 18,18% (z. B.: abhacken-abscidere24)
iii. ,privativ‘ 18,18% (z. B.: abtreiben-abigere25)
iv. ‚perfektiv‘ 9, 09% (z. B.: abzehren-absumere26)
c. beim lateinischen Präfix ex- seiner Häufigkeit nach folgende Funtionen
vor
i. ‚kausativ‘ 47,50% (z. B.: abbrennen-exurere27)
ii. ‚intensiv‘ 25,00% (z. B.: abküssen-exosculare28)
iii. ‚perfektiv‘ 7, 50% (z. B.: absterben-emori29)
iv. ,privativ‘ 2,50% (z. B.: abbüßen-expiare30)
2.3 Auswertung Deutsch-Spanisch

Stw. %
ab-des 72 17,73

18
‚etw., jmdn. bildlich darstellen‘ (DWDS).
19
‚etw. mit dem Hobel entfernen‘ (DWDS).
20
‚(von Eis, Metallen) flüssig werden und zerlaufen‘ (Duden).
21
‚Schuppen entfernen‘ (DWDS).
22
‚aufhören zu blühen‘ (DWDS).
23
‚durch Klauben von etwas befreien ‘(DWDS).
24
‚etw. mit dem Beil abtrennen, abhauen‘ (DWDS).
25
‚Person oder Sache, die schwimmt oder fliegt, in eine andere, nicht gewünschte Richtung
treiben‘ (Duden).
26
‚abmagern lassen, allmählich entkräften ‘ (Duden).
27
‚durch Brand zerstören, niederbrennen‘(Duden).
28
‚oft ung heftig küssen‘(DWG).
29
‚(von Teilen des menschlichen, tierischen oder pflanzlichen Organismus) allmählich aufhören
zu leben ‘ (Duden).
30
‚(besonders Religion) büßend wiedergutmachen‘ (Duden).
ab-de 48 11,82
ab-ex 30 7,43
ab-ab 16 3,94
Total (abl.-abl.) 166 40,89
ab-dis 13 3,22
ab-se 1 0,25
ab-ob 1 0,25
Total (abl.-nicht abl.) 15 3,72
ab-Ø 225 55,42
Total (ab-Ø) 225 55,4231
Total 406 100
Das Sprachenpaar Deutsch-Spanisch weist folgende Übereinstimmungen auf (s.
Tabelle). Bei den Ergebnissen liegen wie beim letzten Sprachenpaar drei
Übereinstimmungsarten vor: a) Übereinstimmungen, bei denen die Präfixe in ihrer
Herkunftsprache zur ‚ablativen‘ präverbialen Substruktur gehören, b)
Übereinstimmungen, bei denen eine breite Palette von Präfixen vorkommt, die nicht der
ablativen Substruktur zuzuordnen sind, und c) Fälle, wo die deutsche Einheit keine
Übereinstimmung im Spanischen findet.32
Die erste Gruppe (a), die aus des-, de-, ex-, und ab-Entsprechungen besteht, macht etwa
40% der Stichwörtern aus. Die ab-ab-Übereinstimmungen umfassen sowohl
etymologische als auch funktionelle Entsprechungen, während die anderen nur die
letzten umfassen, wie wir im folgenden Abschnitt analysieren werden. Die Gruppe (b)
folgt aus spanischen Verben lateinischer Herkunft, die aufgrund der Semantik ihrer
Lexeme keine ablative Präfigierung aufnehmen können, um das Denotat invariabel zu
bewahren. Die Anzahl der Null-Präfigierung hängt – wie schon oben erwähnt – von der
Sprachenauswahl ab (s. Fußnote 3), aber ist beim Spanischen überraschend hoch. Dies
beweist einerseits, dass die Funktionalität des Verfahrens im Deutschen deutlich höher
ist als im Spanischen (und dementsprechend niedriger als im Altgriechischen und
Leiteinischen) ist und andererseits, dass in Hinblick auf ihre Sprachentwicklung die
spanische Sprache in dem Bereich der ab-Präfigierung dem Deutschen je
unterschiedlicher ist, desto mehr entfernt sich vom Leteinischen, was bei den anderen
Präfixübereinstimmungen noch festzustellen ist.
2.3.1 Semantische Analyse der Ergebnisse

In der folgenden Tabelle befinden sich die Ergebnisse der semantischen Untersuchung
der ablativen Entsprechungen:

% keine Aspektualität
‘kausativ
‘privativ’ ‘regressiv’ ‘perfektiv’ ‘intensiv’ (Hervorhebung der

spatialen Bedeutung)
Präverb
ab-des 67,88 10,71 8,92 7,14 1,78 3,57
ab-de 19,30 0 16,00 61,8 3,20 0
ab-ex 30,70 0 0 0 69,30 0
ab-ab 80 0 0 0 0 20

31
Y esto también habría que explicarlo.
32
↑ Fußnote 3.
Wie in der Tabelle zu sehen ist, entspricht das deutsche Präfix ab- semantisch – und
ihrer Häufigkeit nach – den spanischen Präfixen des-, de-, ex- und ab-. Alle sind aus
dem lateinischen ablativen Präfixsystem direkt oder indirekt abgeleitet, sodass des-
historisch aus der fonetischen Verschmelzung von de- und ex- entstand (Morera 1988,
1998, 2012). Wie bei allen Strukturen ablativer Präfixe vorherzusehen ist, haben alle die
Fähigkeit, eine spatiale Bedeutung ‚von einem räumlichen Punkt her‘ auszudrücken und
neben ihrer eine aspektuelle Darstellung. Diese im deutschen Präfix ab- enthaltenden
aspektuellen Merkmale lassen sich bei den respektiven spanischen Präfixen wie folgt
verteilen:
2. Weist das deutsche Präfix keine Aspektualität auf, sodass es nur die primäre,
spatiale Bedeutung ausdrückt, so treten gelegentlich die spanischen Präfixe des-
und ab- auf, je nach dem, ob es um einen Kultismus handelt (z. B.: abführen-
abducir) oder nicht (z. B.: abgehen-desviar).
3. Weist das deutsche Präfix ab- neben der rein spatialen Bedeutung, die im
Hintergrund steht, auch Aspektualität auf, so kommen
a. beim spanischen Präfix des- seiner Häufigkeit nach folgende Funtionen
vor:
v. ‚privativ‘ 67,88% (z. B.: abwracken-desguazar33)
vi. ‚regressiv‘ 10,71% (z. B.: abblühen-desflorecer34)
vii. ,perfektiv‘ 8,92% (z. B.: abnutzen-desgastar35)
viii. ‚intensiv‘ 7,14% (z. B.: abspalten-desdoblar36)
ix. ‚kausativ‘ 1,78% (z. B.: abbröckeln-desmigajar37)
d. beim spanischen Präfix de- seiner Häufigkeit nach folgende Funtionen
vor
i. ‚intensiv‘ 61,80% (z. B.: abfallen-decaer38)
ii. ‚privativ‘ 19,30% (z. B.: abkehlen-degollar39)
iii. ,perfektiv‘ 16,00% (z. B.: abgeben-depositar40)
iv. ‚kausativ‘ 3,20% (z. B.: abzeichnen-delinear41)
e. beim spanischen Präfix ex- seiner Häufigkeit nach folgende Funtionen
vor
i. ‚kausativ‘ 69,30% (z. B.: abfertigen-expedir42)
ii. ‚privativ‘ 30,70% (z. B.: abflöhen-espulgar43)

f. beim spanischen Präfix ab- fast ohne Zweifel die funktion ‚privativ‘ vor
(z. B.: abschwören-abjurar44, abdanken-abdicar).

An dieser Stelle muss man erklären, dass die spanischen Präfixe ab- und ex- nicht direkt
von der sprachlichen Entwicklung der spanischen Sprache herkommen, sondern in
verschiedenen Epochen in die gehobene Sprache entweder ortographisch nachgebaut
oder durch lateinische Ablehnungen eingeführt worden sind. Dies erklärt die höhe
33
‚ein ausgedientes Fahrzeug verschrotten ‘ (DWDS).
34
‚aufhören zu blühen‘ (DWDS).
35
‚etw., sich durch die Benutzung verbrauchen ‘ (DWDS).
36
‚einen kleineren Teil vom größeren gewaltsam trennen‘ (DWDS).
37
‚sich in Bröckchen, Blättchen ablösen, nach und nach abfallen‘ (DWDS).
38
‚sich senken‘(DWDS).
39
‚die Kehle abschneiden‘ (DWG).
40
‚etw., jmdn. weggeben‘ (DWDS).
41
‚etw., jmdn. genau nach dem Vorbild zeichnen‘ (DWDS).
42
‚fertig machen‘ (DWDS).
43
‚captare pulices‘ (DWB).
44
‚sich durch einen Schwur von jmdm., etw. lossagen‘ (DWDS).
Anzahl von Präfix des-, da es die semantische Funktion der alten lateinischen ab- und
ex- übernahm und sich dadurch verbreitete und etablierte. Y esto está relacionado,
pienso yo, con la historia de la lengua, puesto que ab y ex desaparecieron como
preposiciones y solo quedaron como prefijos en español: sobre todo ab, ya que la a que
tenemos se relaciona, sobre todo, con ad a pesar de casos como alejarse, etc. Por esta
razón quedó de-, simple o extendida en des-.
2.4 Auswertung der aspektuellen Übereinstimmungen

Die vorgestellten Ergebnisse erlauben uns, eine allgemeine semantische Typologie der
Übereinstimmungen in Bezug auf die meist vertretenen aspektuellen Merkmale
vorzuschlagen. Gemäß der Häufigkeitsangaben und der unmittelbaren interlingualen
Übereinstimmungen ist es von folgenden aspektuellen Entsprechungen auszugehen:

aspektuelles Merkmal Deutsch Griechisch Latein Spanisch


ab- ἀπό-/ἐκ- de-/ex-/-ab de-
‚intensiv‘ abfallen decidere decaer
ἀποπίπτειν
ab- ἀπό- ab- des-
‚privativ‘ abtreiben abigo desviar
ἀποκπούειν45
ab- ἐκ-/ἀπό- ex- ex-
‚kausativ‘ abdämpfen evaporare evaporar
ἐξατμίξειν
ab- ἐκ-/ἀπό-46 de- de/des-
‚perfektiv‘ ablegen deponere depositar
ἐκτίθημι
ab- ἀπό- de- de(s)-
‚regressiv‘ abrechnen ἀφαιρεῖν deducere descontar,
detraer
Wie in der Tabelle zu sehen ist, sind alle Präfixe in den verschiedenen Sprachen nicht
nur räumlich vergleichbar, sondern auch aktionsartig. Wir glauben, dass das Phänomen
auch auf dem Niveau der textuellen Verwirklichung, auf dem die semantische räumliche
Einheit der Präfixe zerstreut wird, systematisierbar ist, obwohl die verschiedenen
aspektuellen Merkmale nicht homogen verteilt sind. Selbst wenn ein in allen Sprachen
etymologisch verwandtes Präfix wie ab dieselbe spatiale Richtung ausdrückt, nämlich
‚von einem Punkt her‘, kann seine aspektuelle Verteilung durchaus sprachabhängig
sein, sodass in einer Sprache das Merkmal ‚kausativ‘, während in anderer ‚regressiv‘
vorherrscht.

3 Vorläufige Schlussfolgerung

Zusammengefasst lassen sich die folgenden Schlussfolgerungen ziehen:

1) Die spatiale Bedeutung der Präfixe kann nicht auf demselben Niveau wie seine
Aspektualität analysiert werden. Die Aspektualität stellt eine bestimmte
Metaphorizierung der Räumlichkeit dar.
2) Von daher ist die spatiale Bedeutung als Grundbedeutung zu betrachten. Hierbei
ist anzumerken, dass Grundbedeutung nicht im Sinne von Delbrück oder
45
Es curioso: recuerdo que, en Grecia, hacían la distinción entre ἔκτρωση (ἔκτρωσις) ‘aborto
provocado’ y ἀποβολή ‘pérdida involuntaria del feto’. En este sentido, al menos, Abtreibung equivale a
los abortos griegos y al español.
46
No olvidemos la ἀποθήκη que da nuestra botica (Apotheke) y nuestra bodega ‘almacén’.
Stöcklein als Vertreter der historischen Wortforschung zu verstehen ist, d. h. die
ursprüngliche Bedeutung, sondern im Sinne von Augst (1975: 178) oder Coseriu
(1982[1972]: 72, 2007[1988]: 269) als semantische Invariante auf dem Niveau
des Systems.
3) Der Grad der aspektuellen Metaphorizierung eines Präfixes, der seine
semantischen Varianten verursacht, kann nicht vorhergesehen werden, denn gibt
es für jedes präfigiertes Wort eine breite Palette von Merkmalen, die von der
reinen Räumlichkeit her bis zur absoluten Aspektuälität hinausgehen. Der
Grund, weshalb von der Räumlichkeit her auszugehen ist und diese zum Niveau
des Systems zuzuordnen ist, ist der Tatsache geschuldet, dass jedes Präfix unter
bestimmten Bedingungen auf die Aspektualität verzichten kann (z. B. bei den
Bewegungs- oder Zustandsverben), während es hingegen durchaus unmöglich
ist, auf seine Räumlichkeit ganz zu verzichten.
4) Die Zuordnung zu einer aspektuellen Kategorie hängt in gewisser Masse von der
Interpretation des Sprachwissenschaftlers ab. Als Beispiel dafür kann die
vorherrschende Unstimmigkeit in Bezug auf die semantische Klassifikationen
von Präverben angeführt werden (Kühnhold 1973, s. die geschichtliche Tabelle
von Mungan mit den verschiedenen bisher Klassifikationen und ihr eigene
Vorschlag 1986, Aktas 2005). So kann die Übereinstimmungsreihe abblühen
ἀπανθεῖν, deflorescere, desflorecer je nachdem interpretiert werden, ob die
Handlung blühen bis zum Ende betrachtet wird (‚perfektiv‘), ob der Prozess
aufhört (‚privativ‘) oder ob er absteigend aufhört (‚regressiv‘). Es ist jedoch bei
allen die Möglichkeit gegeben, einen Ausgang der Handlung festzustellen, der
als Metaphorizierung bzw. Abstrahierung einer ‚Bewegung von einem
räumlichen Punkt her‘ zu erläutern ist.
5) Die Ausbreitung des Phänomens stellt einen anregenden Forschungsbereich dar,
den noch zu erforschen ist. Zur Untersuchung des Phänomens sind folgende
Faktoren zu betrachten: die Entwicklung der Präfixsysteme in den behandelten
Sprachen und die verschiedenen Gestaltungen der Wortfelder, die die
Präfigierung übernehmen und die verschiedenen Verfahren bzw. die Interaktion
zwischen Präfix und Verbbasis.
6) Quizá también habría que insistir aquí en la correspondencia y la equivalencia;
7) Y, por último, en que no solo los preverbios de las lenguas ide. suelen tener el
mismo origen, la misma etimología, de manera que resulta fácil ponerlos en
relación, sino también hay que destacar el hecho, al que aludía Heidegger, de
que la tradición grecolatina y su traducción a las distintas lenguas europeas ha
jugado un papel muy importante en la creación de calcos para formar palabras
que hacen todavía más urgente y necesaria su comparación a fin de ampliar los
límites de la traducción y del aprendizaje del vocabulario.
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