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Kollektivität im Haftungsrecht Die

haftungsbegründenden Kategorien
Verhalten und Interesse in der
Erfassung von Kollektivphänomenen
1st Edition Marika Öry
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Studien zum Privatrecht

Band 94
Marika Öry

Kollektivität im Haftungsrecht
Die haftungsbegründenden Kategorien Verhalten und
Interesse in der Erfassung von Kollektivphänomenen

Mohr Siebeck
Marika Öry, geboren 1988; Studium der Rechtswissenschaft in München; 2013 LL.M. (Har­
vard); Rechtsreferendariat am OLG München; 2019 Promotion; seit 2018 Rechtsanwältin in
Frankfurt a. M.

Gedruckt mit Unterstützung des Max-Planck-Instituts für Steuerrecht und Öffentliche Finan­
zen, München
Zugl.: Gießen, Univ., Fachbereich Rechtswissenschaft, Diss., 2019

ISBN 978-3-16-159482-3 / eISBN 978-3-16-159483-0


DOI 10.1628/978-3-16-159483-0
ISSN 1867-4275 / eISSN 2568-728X (Studien zum Privatrecht)
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National­
bibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2020 Mohr Siebeck Tübingen. www.mohrsiebeck.com


Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung
außer­halb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags un­
zulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für die Verbreitung, Vervielfältigung, Übersetzung
und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Das Buch wurde von Gulde Druck in Tübingen aus der Times New Roman gesetzt, auf alte­
rungsbeständiges Werkdruckpapier gedruckt und von der Buchbinderei Spinner in Ottersweier
gebunden.
Printed in Germany.
Vorwort

Diese Arbeit wurde vom Fachbereich Rechtswissenschaft der Justus-Liebig-


Universität Gießen im Wintersemester 2019 als Dissertation angenommen. Sie
entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am
Max-Planck-Institut für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen in München.
Mein ganz besonderer Dank gilt meiner Doktormutter Prof. Dr. Marietta Auer,
die meine juristische Ausbildung und die Entstehung dieser Arbeit sowohl fach­
lich als auch persönlich mit Rat, Impulsen, Ermutigung und stets als Vorbild be­
gleitet und gefördert hat. Herzlich danken möchte ich auch Herrn Prof. Dr.
­Gerhard Wagner für die Erstellung des Zweitgutachtens.
Zu großem Dank verpflichtet bin ich Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Schön
und dem Max-Planck-Institut für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen in Mün­
chen für die hervorragenden Arbeitsbedingungen am Institut und die großzügige
finanzielle Unterstützung bei der Drucklegung. Ich danke außerdem Herrn Prof.
David Rosenberg von der Harvard Law School, der mich mit wertvollen Kom­
mentaren zu meinen ersten Überlegungen zu Kollektivphänomenen zur weiteren
Arbeit an dem Projekt ermutigt hat. Gedankt sei auch dem DAAD für die Förde­
rung eines Forschungsaufenthalts an der Yale Law School, der diese Arbeit maß­
geblich geprägt hat.
Meiner Schwester Aniko Öry danke ich von ganzem Herzen für ihre unermüd­
liche Unterstützung. Ohne den bedingungslosen Rückhalt meiner Eltern schließ­
lich hätte diese Arbeit nie das Licht der Welt erblickt. Ihnen gilt mein größter
Dank. Diese Arbeit ist ihnen gewidmet.

Frankfurt am Main, im September 2020 Marika Öry


Inhaltsverzeichnis

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V

§ 1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

A. Präzisierung der Thematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2


I. Das subjektiv-relative Haftungssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
II. Das Kollektivphänomen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
1. Koordinierung von Individuen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
2. Koordinierungsbedürfnis und Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
III. Argumentationsebenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

B. Untersuchungsbedarf und These . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8


I. Verhältnis zu soziologischen und ökonomischen Untersuchungen . . . . . 8
1. Soziologische Untersuchungen zu sozialer Interdependenz . . . . . . . 8
2. Ökonomische Erkenntnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
II. Der individualistische (privat-)rechtliche Diskurs . . . . . . . . . . . . . 10
III. These . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

C. Methodische Abgrenzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

D. Erkenntnisziel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

E. Gang der Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

§ 2 Kollektives Verhalten im Haftungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . 19

A. Koordinierung im individualistischen Haftungsmodell – Problemstellung 19


I. Das Beschreibungsdilemma des individualistischen Modells . . . . . . . 20
1. Das Ziel der funktionalen Gleichstellung der Rechtssubjekte . . . . . 20
2. Organisation zwischen Individualisierung und Objektivierung . . . . . 21
a) Individualisierung: Delegation als konzeptioneller Ausgangspunkt . 22
aa) Delegationsnormen: Zurechnung einer individuellen Handlung 22
VIII Inhaltsverzeichnis

bb) Individualisierung der Unternehmensorganisation . . . . . . . 26


(1) Pflichtenkreis des Mitarbeiters . . . . . . . . . . . . . . . 27
(2) Pflichtenkreis des Unternehmens . . . . . . . . . . . . . . 28
cc) Fazit: Das Dilemma der Individualisierung . . . . . . . . . . . 31
b) Objektivierung durch beweisrechtliche Abstraktion . . . . . . . . . 31
aa) Objektivierung durch strikte Einstandshaftung . . . . . . . . . 32
(1) § 831 I BGB: Bereichshaftung und „Tod“ des ­
Entlastungsbeweises . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
(2) Respondeat superior als strikte organisatorische ­
Außenhaftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
(3) Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
bb) Objektivierung durch Organisationspflicht . . . . . . . . . . . 39
cc) Kritik der Objektivierungsstrategien . . . . . . . . . . . . . . 42
(1) Dogmatische Lücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
(2) Unklare Bewertungsmaßstäbe der Unternehmenshaftung . 43
(a) Strikte Haftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
(b) Verschuldenshaftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
(3) Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
c) Objektivierung durch verhaltenslose Zustandszurechnung . . . . . 47
3. Das Beschreibungsdilemma und seine Folgen . . . . . . . . . . . . . 52
II. Konkretisierung des Beschreibungsdilemmas an Beispielen . . . . . . . . 55
1. Produkthaftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
a) Die Organisationspflicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
b) Der Produktfehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
c) Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
2. Haftung für vorsätzliche, sittenwidrige Schädigung . . . . . . . . . . 66
a) Der individualistische Ansatz des BGH . . . . . . . . . . . . . . . 66
b) Objektivierung des § 826 BGB zum Organisationsdelikt . . . . . . 68
c) Objektivierung der § 826 BGB iVm § 31 BGB zum
­Organisationsdelikt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
d) Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
3. Diskriminierung/Benachteiligungsverbot . . . . . . . . . . . . . . . . 76
a) Das individualistische Diskriminierungskonzept des AGG . . . . . 78
aa) Diskriminierung als individualistisches, rationales Phänomen . 78
bb) Unmittelbare und mittelbare Diskriminierung . . . . . . . . . 80
cc) § 15 I AGG und § 12 AGG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
dd) Kausalität und Beweisrecht im individualistischen Modell . . . 82
b) Abstraktion vom individuellen Motiv? . . . . . . . . . . . . . . . 83
aa) Rechtsprechungsbeispiel zur unternehmerischen Verantwortung 84
bb) Analyse und Kritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
cc) Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
III. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
Inhaltsverzeichnis IX

B. Koordinierung im kollektiven Haftungsmodell – kollektives Verhalten . . . 96


I. Normative Präzisierung: Verantwortlichkeit für eine Organisation . . . . 98
1. Verhalten als Verantwortungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
2. Kollektives und individuelles Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
3. Kollektives Verhalten und Pflicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
II. Methodische Präzisierung: Koordinierung als Verhalten . . . . . . . . . . 104
1. Koordinierung als Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
a) Der Verhaltensbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
aa) Komponenten des Verhaltensbegriffs . . . . . . . . . . . . . . 105
bb) Verhalten als Bezugspunkt haftungsrechtlicher Bewertung . . . 106
b) Dogmatische Konstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
c) Steuerungsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
2. Haftungsmaßstäbe für kollektives Verhalten . . . . . . . . . . . . . . 109
a) Entpersonalisierung der Haftungsmaßstäbe . . . . . . . . . . . . . 110
aa) Herrschendes Bewertungskonzept: Tatbestand, ­
Rechtswidrigkeit, Schuld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
bb) Handlungsunrecht: Haftung für Pflichtwidrigkeit . . . . . . . . 112
cc) Erfolgsverantwortlichkeit: Objektive Verkehrswidrigkeit . . . . 113
dd) Kritik und Entpersonalisierung nach dem kollektiven Modell . 115
(1) Entpersonalisierung vs. Objektivierung . . . . . . . . . . . 115
(2) Der entpersonalisierte Kern nach dem kollektiven Modell . 117
(a) Gegen die Weite der Risikozuweisung . . . . . . . . . 117
(b) Gegen die Beschränkung auf Schuld bzw. auf
­Verkehrswidrigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
(c) Verhaltensanforderung als prägende Wertung . . . . . 119
(d) Bedeutung für kollektives Verhalten . . . . . . . . . . 121
b) Haftungsmaßstäbe kollektiven Verhaltens: Sorgfaltshaftung und
strikte Haftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122
aa) Sorgfaltshaftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
(1) Fahrlässigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
(2) Vorsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127
bb) Strikte Haftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133
cc) Das Verhältnis der Haftungsregime in der U ­ nternehmenshaftung 136
3. Akteur und Verantwortlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139
a) Akteursqualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
aa) Rechtsfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
bb) Handlungsfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
cc) Haftungsmasse/Vermögen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
b) Verantwortlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
4. Steuerungsebenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144
a) Die Problematik im individuellen Modell . . . . . . . . . . . . . . 144
b) Steuerungsebenen nach dem kollektiven Modell . . . . . . . . . . 147
aa) Wofür haftet das Unternehmen? . . . . . . . . . . . . . . . . . 147
(1) Haftung für eigenes individuelles Verhalten . . . . . . . . 148
(2) Haftung für eigenes kollektives Verhalten . . . . . . . . . 148
X Inhaltsverzeichnis

bb) Wofür haftet das Individuum? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150


(1) Der Verantwortungsbereich des Individuums . . . . . . . . 150
(2) Außenhaftung des Individuums . . . . . . . . . . . . . . . 152
III. Leistungsfähigkeit des kollektiven Modells – Beispiele . . . . . . . . . . 154
1. Produkthaftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155
a) Die Sorgfaltspflicht und das haftungsbegründende Verhalten . . . . 155
b) Die Beweislast . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156
c) Haftungsregime . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157
d) Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
2. Haftung für sittenwidrige, vorsätzliche Schädigung . . . . . . . . . . 159
a) Individuelles Fehlverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
b) Kollektives Fehlverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161
3. Diskriminierung/Benachteiligungsverbot . . . . . . . . . . . . . . . . 163
a) Diskriminierung als Organisationsdefizit . . . . . . . . . . . . . . 164
aa) Normative Implikationen eines kollektiven
­Diskriminierungsverständnisses . . . . . . . . . . . . . . . . . 164
bb) Methodische Umsetzung im kollektiven Modell . . . . . . . . 166
b) Der structural approach im US-amerikanischen employment
discrimination law . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
c) Diskriminierungsklagen als class actions . . . . . . . . . . . . . . 171
IV. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172

§ 3 Kollektives Interesse im Haftungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . 175

A. Koordinierung im individualistischen Haftungsmodell – Problemstellung 175


I. Das normative Spannungsverhältnis zwischen Individualschutz
und Marktphänomen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176
1. Der Markt als funktionales Äquivalent der
Informationsverarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176
a) Individuelle Informationsverarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . 177
b) Der Markt als funktionales Äquivalent . . . . . . . . . . . . . . . 177
2. Individualisierung der Marktteilnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . 179
a) Die individualistische Prämisse des BGB: Individualschutz . . . . 179
b) Individualschutz und Informationsverzerrung: Privatautonomie
am Markt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182
aa) Schutz der freien Willensbildung . . . . . . . . . . . . . . . . 182
bb) Ersatzfähigkeit reiner Vermögensschäden . . . . . . . . . . . . 183
3. Das Beschreibungsdilemma des individualistischen Haftungsrechts . . 185
4. Objektivierung des Marktphänomens: Abstraktion vom
­Individualschutzprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188
a) Objektivierung durch Beweisrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189
b) Objektivierung zum Sonderdeliktsrecht . . . . . . . . . . . . . . . 193
aa) Sonderdeliktsrechtliche Haftungsnormen, insbesondere
§§ 97 f. WpHG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193
Inhaltsverzeichnis XI
bb) Kritik der sonderdeliktsrechtlichen Objektivierung . . . . . . . 197
(1) Kritik der funktionalen Subjektivierung als Rechtstechnik . 197
(2) Spaltung zwischen allgemeinem Deliktsrecht und
­Sonderdeliktsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201
(3) Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201
c) Aggregation durch prozessuale Bündelung . . . . . . . . . . . . . 202
II. Konkretisierung des Beschreibungsdilemmas an Beispielen . . . . . . . . 204
1. Kapitalmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204
a) Informationsverarbeitung am Sekundärmarkt . . . . . . . . . . . . 204
b) Die Haftung für Fehlinformation im Kapitalmarktrecht . . . . . . . 207
c) Das Marktphänomen im Kapitalmarktrecht . . . . . . . . . . . . . 208
aa) Das Marktphänomen im Individualschutzkonzept . . . . . . . 209
(1) Transaktionskausalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209
(2) Rückabwicklung der Transaktion . . . . . . . . . . . . . . 211
(3) Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215
bb) Das Marktphänomen im Funktionenschutzkonzept . . . . . . . 216
(1) Preiskausalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216
(2) Kursdifferenzschaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218
(3) Kritik des funktionenschützenden Ansatzes im WpHG . . . 219
(a) Das Problem der funktionalen Subjektivierung . . . . . 219
(aa) Fehlende Haftungsstrukturierung im WpHG . . . 220
(bb) Fehlende Anschlussfähigkeit für § 826 BGB . . . 223
(b) Spaltung des Gesamtsystems zwischen § 826 BGB
und §§ 97 f. WpHG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224
(c) Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225
cc) Aggregation durch Prozessrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . 226
2. Gütermarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229
a) Informationsverarbeitung am unpersönlichen Gütermarkt . . . . . 229
b) Die Haftung für Fehlinformationen nach § 826 BGB . . . . . . . . 231
c) Das individualistische Beschreibungsdilemma und die ­
beweisrechtliche Objektivierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232
d) Aggregation durch Prozessrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236
III. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237

B. Koordinierung im kollektiven Haftungsmodell – kollektives Interesse . . . 240


I. Normative Präzisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241
1. Subjektive Betroffenheit als Haftungsprinzip . . . . . . . . . . . . . . 241
2. Kollektives Interesse und derivative Betroffenheit . . . . . . . . . . . 242
II. Methodische Präzisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245
1. Haftungsbegründende Kausalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245
2. Schadensberechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246
a) Schadensposten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247
b) Hypothetischer Kausalverlauf und Schadenshöhe . . . . . . . . . . 248
3. Die Frage der Steuerungsebenen – insbesondere:
prozessuale Durchsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250
XII Inhaltsverzeichnis

a) Das kollektive Steuerungsmodell: Schutz des Einzelnen in seiner


Marktteilnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251
b) Das US-Modell der class actions . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252
III. Leistungsfähigkeit des kollektiven Modells – Beispiele . . . . . . . . . . 255
1. Kapitalmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256
a) Subjektive, derivative Betroffenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 256
b) Haftungsbegründung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257
c) Schaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257
d) Prozessuale Durchsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258
2. Gütermarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258
a) Subjektive, derivative Betroffenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 259
b) Haftungsbegründung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259
c) Schaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260
d) Prozessuale Durchsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260
IV. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261

§ 4 Schlussbetrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263

A. Problemstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263

B. Allgemeine Entwicklungslinien des privaten Haftungsrechts im Umgang


mit Kollektivphänomenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264
I. Individualisierung des Kollektivphänomens . . . . . . . . . . . . . . . . 264
II. Objektivierungstendenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265
1. Beweisrechtliche Abstraktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266
2. Vollständige Objektivierung der Haftung . . . . . . . . . . . . . . . . 267

C. Das kollektive Beschreibungsmodell als Lösungsvorschlag . . . . . . . . 269


I. Verhalten im kollektiven Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270
II. Interesse im kollektiven Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271

D. Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273
Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285
§ 1 Einführung

Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Erfassung, i. e. Beschreibung und


Bewertung, von Kollektivphänomenen in einer Haftungsnorm. Eine Haftungs­
norm beschreibt und bewertet einen realen Sachverhalt, indem sie diesen in ei­
nem rechtlichen Sachverhalt entscheidbar macht, der zwei eindeutigen Akteuren
Recht und Pflicht zuweist. Wenn der haftungsbegründende Lebenssachverhalt
ein Kollektivphänomen aus sich koordinierenden Individuen beinhaltet – bei­
spielsweise eine arbeitsteilige Unternehmensorganisation oder die Verarbeitung
einer öffentlich verfügbaren Information über einen unpersönlichen Markt –, so
ist das Haftungsrecht vor die Aufgabe gestellt, diesen Sachverhalt über die Wer­
tungskategorien von Recht und Pflicht in Bezug zu den zwei Akteuren zu setzen.
Normativ stellt sich die Frage, wie sich das Kollektivphänomen auf die Bewer­
tung der Haftungssituation auswirken kann. Kann der einzelne Akteur aus einem
Kollektivphänomen ein Recht oder eine Pflicht ableiten? Konkret: Haftet ein
Akteur für eine Unternehmensorganisation und kann ein Akteur einen Haftungs­
anspruch aus einer gestörten Informationsverarbeitung am Markt erlangen? Die­
se normative Frage ist dabei stets im Zusammenhang mit ihrer methodischen
Umsetzung in der konkreten Haftungsnorm zu sehen: Denn wenn der einzelne
Akteur ein Recht bzw. eine Pflicht aus einem Kollektiv koordinierter Individuen
ableiten kann, muss sich dies im rechtlichen Sachverhalt widerspiegeln, d. h. die
Beschreibungskategorien, die Recht und Pflicht vermitteln – das verpflichtende
Verhalten und das berechtigende Interesse – müssen für ebendiese Kollektivphä­
nomene wie Organisation und Markt anknüpfbar sein. Kann sich ein Akteur über
eine Organisation verhalten und kann ein Akteur über einen Markt in einem ei­
genen Interesse verletzt werden? Dies sind die Fragen, die die vorliegende Arbeit
stellt. Das grundlegende Problem liegt dabei in der individualistischen Konzep­
tion des gegenwärtigen Haftungsrechts, die die beiden Ebenen – Haftungsbezie­
hung Recht-Pflicht zwischen zwei Akteuren einerseits und Kollektivphänomen
andererseits – zu unvereinbaren Gegensätzen macht, die sich in der Haftungs-
norm nicht kohärent verbinden lassen. Indem die Zuordnung von Recht oder
Pflicht zu einem Akteur stets individualistisch erfolgt, d. h. über ein individuel­
les, willensbasiertes Verhalten bzw. die Verletzung eines individuellen Interes­
ses, verschließt sich die Haftungsnorm gegen Kollektivphänomene in einer sich
2 § 1 Einführung

zunehmend koordinierenden, sozial interdependenten Realität. Es entsteht ein


Dilemma: Das Haftungsrecht kann entweder Kollektivphänomene dennoch in
der Haftungsnorm berücksichtigen – muss insofern jedoch die Dogmatik des
Haftungsrechts mit seinen systemprägenden und -strukturierenden Kategorien
von Verhalten und Interesse über Bord werfen, da sich das Kollektivphänomen
nicht als „Verhalten“ oder „Interesse“ im individualistischen Sinne beschreiben
und bewerten lässt; oder es bleibt seinem individualistischen System verhaftet –
zum Preis der Effektivität und Realitätsnähe.

A. Präzisierung der Thematik

Zunächst sollen die drei wesentlichen Prämissen, auf denen die Problemdarstel­
lung, -behandlung und Argumentation aufbauen, erläutert werden: Das Haf­
tungsrecht als subjektiv-relatives Haftungssystem (I.), das Kollektivphänomen
als Koordinierung von Individuen (II.) sowie die argumentative Unterscheidung
zwischen normativer und methodischer Fragestellung (III.).

I. Das subjektiv-relative Haftungssystem


Privatrechtliche Haftung1 versteht sich als ein am Konzept des subjektiven Rechts
gewachsenes subjektiv-relatives System, in dem einem Subjekt das Recht zuge­
wiesen wird, seine subjektive Betroffenheit gegen ein bestimmtes, aufgrund sei­
nes Verhaltens verantwortliches anderes Subjekt geltend zu machen. Die formale
Struktur des subjektiven Rechts prägt das private Haftungsmodell, das sich durch
zwei Strukturmerkmale kennzeichnet: Subjektivität und Relativität.2
1 Haftung meint „die auf außervertraglichen Regeln beruhende Pflicht zur Abnahme eines

Schadens durch den zurechenbaren Verursacher.“ (Deutsch, Allgemeines Haftungsrecht (1996),


Rn. 1, S. 1) Die Zurechnungsgründe sind dabei nicht auf Verschulden beschränkt. Haftung ist
somit streng genommen der Oberbegriff gegenüber der Deliktshaftung als Verschuldenshaf­
tung. In dieser Arbeit wird im Allgemeinen von Haftungsrecht gesprochen. Die §§ 823 ff. BGB
werden als allgemeines Deliktsrecht in Bezug genommen.
2 Weinrib, 2 Theor. Inq. Law 107, 111 (2001) beschreibt die prägenden Elemente des tort

law entsprechend als „personality“ und „correlativity“. Der entscheidende Unterschied zur
Darstellung in dieser Arbeit liegt jedoch darin, dass Weinrib darin nicht nur formale Struktur­
merkmale, sondern auch und vor allen Dingen die normative Legitimation des gesamten Haf­
tungsrechts als am Prinzip der ausgleichenden Gerechtigkeit (corrective justice) ausgerichtetes
System sieht. (Dazu auch ausführlich ders., The Idea of Private Law (1995), S. 56 ff. (Correc­
tive Justice), 84 ff. (Kantian Right), 114 ff. (Correlativity).) Vorliegend geht es hingegen allein
um eine Beschreibung der formalen Struktur des Haftungsrechts – subjektiv und relativ –, ohne
eine über diese Strukturgebung hinausgehende Legitimationskraft zu thematisieren. Dazu auch
unten bei § 1, Fn. 8.
A. Präzisierung der Thematik 3

1) Regelungsmaterie des Haftungsrechts sind empirisch-soziale Ereignisse,


die im Haftungsrecht subjektiviert werden, d. h. das Haftungsrecht denkt in Ak­
teuren, deren Verhalten und deren Schaden. Jede Begebenheit der sozialen Reali­
tät aktualisiert sich haftungsrechtlich nur als Verhalten und Schaden von Akteu­
ren und damit in ihrem Bezug zu Subjekten. Reale Ereignisse werden relevant,
wenn und weil Akteure sich konfliktträchtig verhalten bzw. wenn und weil sie
Akteure betreffen. Die Akteure des privaten Haftungsrechts sind dabei eindeutig
bestimmte rechtliche Einheiten, i. e. Rechtssubjekte. Durch die Subjektivierung
von Ereignissen bekommt die amorphe Realität zwei klar definierte Bezugs­
punkte (Schädiger und Geschädigter) sowie die Ereignisse eine subjektive Prä­
gung als Verhalten und Schaden.
2) Diese Ereignisse bzw. Subjekte werden durch die Haftungsnorm zueinander
in Bezug gesetzt (Relativität), indem der Schaden gerade einem bestimmten Ver­
halten zugerechnet wird. Die Zurechnung des Schadens zum Verhalten, die die
beiden Akteure als Schädiger und Geschädigter aufeinander bezieht, erfolgt in der
Haftungsnorm über die Wertungskategorien von Recht und Pflicht. Die Haftungs­
norm hat somit eine formal in sich abgeschlossene Struktur: Das Recht des Ge­
schädigten existiert nur in Bezug auf eine Pflicht des Schädigers und vice versa.3
3) Subjektivität und Relativität konstituieren somit ein formales Haftungs­modell,
das konfliktträchtige Ereignisse der Realität rechtlich entscheidbar macht, indem es
sie als Konflikt im eindeutig bestimmbaren Zwei-Personen-Verhältnis beschreibt
und verkürzt. Dem Haftungsrecht kommt insofern eine „Entlastungsfunktion“4 zu,
als „vermögensrechtliche Konflikte durch Dezentralisierung lösbar“5 werden. Es
soll hier daher nicht unterschieden werden zwischen „primären Rechten“, die auf
subjektiven Rechten beruhen, und „sekundären Rechten“, die bloße Werkzeuge der
Rechtstechnik sind.6 Prägend für das privatrechtliche Haftungsrecht ist „[d]ie Lös­
barkeit von Konflikten durch Dezentralisation, konkret also die Beschränkung des
gesetzlichen Schuldverhältnisses auf Schädiger und Geschädigten“7 – mithin gera­
de eine bestimmte Rechtstechnik. Für die Beschreibung dieser formalen Struktur
des Haftungsrechts kommt es nicht darauf an, ob das subjektiv-relative System
3 Instruktiv zur formalen Struktur des Rechts Hohfeld, 23 Yale L.J. 16, 30 ff. (1913).
4 Allgemein in Bezug auf privatrechtliche Institutionen Mestmäcker, AcP 168 (1968), 235,
246; ihm folgend H. P. Westermann, AcP 178 (1978), 150, 169.
5 H. P. Westermann, ebd.
6 So aber L. Raiser, JZ 1961, 465, 466; vgl.a. Nörr, Die Leiden des Privatrechts (1994),

S. 116 f., wonach angesichts der Institutionalisierung der Wirtschaftsfreiheit das subjektive
Freiheitsrecht zum objektiven Ordnungselement und somit zu substanzloser Funktion werde.
Die Frage, was Substanz des subjektiven Rechts ist, soll hier aber von seiner stets subjektiv-
rela­tiven Struktur abstrahiert werden.
7 H. P. Westermann, AcP 178 (1978), 150, 186; i. E. ebenso Mestmäcker, AcP 168 (1968),

235, 246.
4 § 1 Einführung

darüber hinaus eine Gerechtigkeitsvorstellung transportiert, wonach private Kon­


flikte ausschließlich nach der Logik ausgleichender Gerechtigkeit zu lösen wären8
bzw. ob es in sonstiger Weise einen bestimmten Rechtsinhalt vorgibt.9 Maßgeblich
ist vielmehr, dass gerade diese subjektiv-relative Struktur das Haftungsrecht cha­
rakterisiert und es von anderen Regelungsmechanismen wie beispielsweise Versi­
cherungsmodellen, staatlichen Kompensationsmodellen, Verhaltenssteuerung ohne
korrespondierende Kompensation, Sozialisierung von Schäden usw. unterscheidet.
Die Kanalisierung realer Konflikte auf subjektiv-relative Sachverhalte ist dabei
nicht zwingend, aber in vielerlei Hinsicht sinnvoll und wird in dieser Arbeit durch
die Materie des Haftungsrechts vorausgesetzt. Sie entlastet nicht nur, indem sie
Konflikte klar und eindeutig fassbar macht und damit auch die zu berücksichtigen­
den Entscheidungskriterien reduziert.10 Dies macht den Konflikt entscheidbar und
das Recht durchsetzbar und vorhersehbar. Die Subjektivierung motiviert die
Rechtsdurchsetzung, stärkt das Vertrauen in die Rechtsordnung durch dieses Teil­
habeelement und macht sich private Ressourcen – finanzieller wie informationeller
Art – zunutze.11 Die Effektivität der gegenwärtigen Privatrechtsordnung hängt so­
mit maßgeblich von der Durchsetzbarkeit von privaten Rechten ab. Die klare Ab­
grenzung von Akteuren und ihnen eindeutig zugewiesenen Rechten und Pflichten
ist dabei ein wesentlicher Bestandteil dieser Ordnung.

II. Das Kollektivphänomen


Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit sind Kollektivphänomene in ihrem Einfluss
auf Haftungssituationen. Doch was genau ist mit einem „Kollektiv“ bzw. einem
„Kollektivphänomen“ gemeint? Das Kollektiv als soziales und haftungsrechtlich re­
levantes Phänomen soll im Folgenden anhand von zwei Aspekten präzisiert werden:
8 So aber Weinrib, 2 Theor. Inq. Law 107, 110 ff. (2001), der die formale Struktur als Aus­

druck der ausgleichenden Gerechtigkeit (corrective justice) und in dieser das Leitprinzip des
Haftungsrechts sieht. Vgl. schon oben § 1, Fn. 2. Eine solche Verknüpfung von formaler Struk­
tur und normativer Vorgabe soll hier gerade nicht erfolgen. Zur Vereinbarkeit einer subjek­
tiv-relativen Haftungsstruktur mit einer auf dem Präventionsgedanken aufbauenden Haftungs­
konzeption vgl. etwa Franck, Marktordnung durch Haftung (2016), S. 94 ff.
9 Substanz und Struktur des subjektiven Rechts sollen hier nicht als untrennbare Einheit (in

Gestalt einer Willensmacht) betrachtet werden, wie dies im Begriff des subjektiven Rechts nach
Savigny und Kant der Fall ist, vgl. Savigny, System des heutigen Römischen Rechts, Band 2
(1840), S. 333; Kant, Die Metaphysik der Sitten, Akademie-Ausgabe Band 6 (1907), S. 230.
10 Daher kann umgekehrt eine Dezentralisierung gerade wegen dieser Reduktion der Ent­

scheidungskriterien in bestimmten Konflikten als zu vereinfachend abzulehnen sein; in diese


Richtung H. P. Westermann, AcP 178 (1978), 150, 186 ff.
11 Vgl. allgemein zu den Vorteilen privater Rechtsdurchsetzung Shavell, Foundations of

Economic Analysis of Law (2004), S. 578 ff., Wagner, AcP 206 (2006), 352, 438 ff., Franck,
Marktordnung durch Haftung (2016), S. 44 ff.
A. Präzisierung der Thematik 5

1. Koordinierung von Individuen


Kollektive werden hier als Phänomene sozialer Interdependenz zwischen Indivi­
duen verstanden, die sich bzw. ihre Handlungen koordinieren. Untersuchungs­
gegenstand ist daher nicht eine statische Gruppe von Individuen, die aufgrund
Gruppenzugehörigkeit oder einer Kategorisierung als Aggregationsprodukt zum
Kollektiv werden, wie etwa die Gruppe der Gesellschafter eines Unternehmens
oder eine bestimmte Einkommensgruppe. Im Fokus steht vielmehr das Verhält-
nis der Individuen zueinander, mithin ihre wechselseitige Abhängigkeit, die
durch ihre Koordinierung entsteht. Koordinierung meint dabei die Art, wie sich
die Individuen mit Blick auf ein bestimmtes Koordinierungsbedürfnis zueinan­
der in Verhältnis setzen und aufgrund derer sie sich in ihrer Gesamtheit als Kol­
lektivphänomen beschreiben lassen. So kann beispielsweise Koordinierung auf
reiner Kooperation beruhen (z. B.: mehrere Individuen schließen sich zusammen,
um gemeinschaftlich mit gleichen Beiträgen und gleichgeordnet ein Projekt zu
verwirklichen) oder auf Zugehörigkeit (z. B.: ein Ehepaar führt gemeinsam ein
Konto, aus dem jeder Partner den nötigen Betrag allein aufgrund seiner Zugehö­
rigkeit zur Ehegemeinschaft entnehmen kann).12 In dieser Arbeit soll die Proble­
matik der haftungsrechtlichen Erfassung von Koordinierung an den praktisch
besonders relevanten Koordinierungsmechanismen von Markt und Organisation
illustriert und analysiert werden. Man nehme beispielsweise die Herstellung ei­
nes Produktes oder die Verwirklichung eines Projektes. Dies kann durch ein ein­
ziges Individuum erfolgen. Wenn allerdings die nötige Expertise auf viele Indi­
viduen verteilt ist, entsteht ein Bedürfnis, diese verschiedenen Beiträge der ein­
zelnen Individuen mit Blick auf das Endprodukt zu koordinieren. Kurzum: Die
einzelnen Individuen setzen sich zueinander in Beziehung. Diese Koordinierung
– bzw. diese Beziehungen – können verschiedene Formen annehmen. R.H. Coase
beschreibt in seinem für das Verständnis von Unternehmen im Marktgeschehen
wegweisenden Aufsatz „The nature of the firm“ anschaulich zwei unterschied­
liche Koordinierungsformen für die unternehmerische Produktion:
„Outside the firm, price movements direct production, which is co-ordinated through a series
of exchange transactions on the market. Within a firm, these market transactions are eliminated
and in place of the complicated market structure with exchange transactions is substituted the
entrepreneur-co-ordinator, who directs production. It is clear that these are alternative methods
of co-ordinating production.“13

Markt und Organisation stehen hier für zwei Arten, wie Individuen sich mit Blick
auf ein Produktionsziel koordinieren können. Innerhalb eines Unternehmens gibt
12Instruktiv zu einer Kategorisierung von Koordinierungsformen Fiske, 99 Psychological
Review 689 (1992).
13 Coase, 4 Economica 386, 387 (1937).
6 § 1 Einführung

es hierarchische Strukturen, Kooperation zwischen Mitarbeitern usw. Am Markt


werden die individuellen Beiträge über Austauschgeschäfte alloziert. Markt und
Organisation beschreiben insofern Kollektivphänomene, die eine soziale Inter­
dependenz zwischen den beteiligten Individuen schaffen. Es geht an dieser Stelle
und in dieser Arbeit nicht darum, soziale Interdependenz zwischen Individuen
erschöpfend zu beschreiben. Wichtig ist vielmehr die Feststellung, dass Indivi­
duen sich mit Blick auf bestimmte Koordinierungsbedürfnisse koordinieren und
dadurch wechselseitige Abhängigkeiten entstehen, so beispielsweise als Markt
oder als Organisation. Die Austauschbeziehungen am Markt sind nicht chao­
tisch, sie lassen sich vielmehr anhand einer Ordnung beschreiben, die sich etwa
aus dem Preismechanismus erklärt und eine Interdependenz der beteiligten Indi­
viduen schafft. Insofern, d. h. mit Blick auf eine koordinierte Ressourcenalloka­
tion, ist der Markt ein Koordinierungs- bzw. ein Kollektivphänomen. Zu beach­
ten ist schließlich, dass Kollektive als objektive Phänomene beschrieben werden.
Es kommt für Koordinierung und Interdependenz somit nicht auf einen darauf
gerichteten Willen der Individuen an. Individuen koordinieren sich am Markt
über den Preismechanismus unabhängig davon, ob sie diese Kollektivität inten­
dieren oder nicht. Das Kollektiv als Phänomen sozialer Interdependenz ist ferner
von einem rechtlich formalisierten Akteur (Rechtssubjekt) zu unterscheiden. Ko­
ordinierung muss nicht einem Rechtssubjekt zugeordnet sein, um als rechtlich
relevantes Phänomen zu bestehen.

2. Koordinierungsbedürfnis und Funktion


Entscheidend für den vorliegenden Untersuchungsgegenstand ist, dass nicht so­
ziale Interdependenz als solche betrachtet oder untersucht werden soll,14 sondern
der Einfluss von Kollektivphänomenen auf eine konkrete rechtliche Konstel­­la­
tion, nämlich das Haftungsverhältnis zwischen zwei Akteuren. Insofern geht es
auch nicht um irgendeinen überindividuellen Kontext des Haftungsszenarios,
sondern um die Haftungsbegründung, d. h. die Frage, wie sich soziale Inter­
dependenz auf die Begründung von Rechten und Pflichten in diesem Verhältnis
auswirkt. Die Verbindung zwischen dem bipolaren Haftungsverhältnis und der
kollektiven Koordinierung liegt in dem Koordinierungsbedürfnis und damit in
der Funktion, die die Koordinierung in einem bestimmten Kontext erfüllt. Man
nehme etwa den Fall, dass aus der Herstellung eines Produktes eine Haftungs­
situation entsteht, im Rahmen derer dem Hersteller eine auf die Produktion bezo­
gene haftungsrechtliche Pflicht auferlegt wird. Wenn diese Produktion nun nicht
von einem Individuum alleine, sondern von mehreren Individuen in arbeitsteili­
ger Organisation vollzogen wird, wirft gerade die funktionale Natur der Koordi­
14 Zur Abgrenzung insbesondere zum Erkenntnisziel der Soziologie unten § 1, B.I.1. und 2.
A. Präzisierung der Thematik 7

nierung die Frage auf, wie sich die Organisation als Kollektivphänomen auf das
Haftungsverhältnis auswirken kann und soll. Was, wenn überhaupt, unterschei­
det eine individuelle von der arbeitsteilig organisierten Herstellung mit Blick auf
die Haftung nach außen? Anknüpfungspunkt für diese Fragestellung ist die
Funktion der Koordinierung, die sich im konkreten Haftungsverhältnis wider­
spiegelt, in diesem Fall die Produktherstellung. Untersuchungsgegenstand sind
somit Kollektivphänomene als soziales Phänomen der Interdependenz zwischen
Individuen, die mit Blick auf eine bestimmte Funktion in einem konkreten bi­
polaren Haftungsbegründungsverhältnis relevant werden.

III. Argumentationsebenen
Die Frage der Erfassung sozialer Interdependenz in der Haftungsnorm wird in
zweierlei Hinsicht gestellt, namentlich als normative und als methodische Frage.
Normativ insofern, als das Kollektivphänomen in seinem Einfluss auf die Haf­
tungskonstellation bewertet werden muss. Es geht also darum, ob es sich auf die
Recht-Pflicht-Beziehung auswirken kann, d. h. ob der einzelne Akteur aus Kol­
lektivphänomenen Rechte und Pflichten ableiten kann. Methodisch insofern, als
der so bewertete Einfluss des Kollektivphänomens in der Haftungsnorm umge-
setzt werden muss, d. h. der rechtliche Sachverhalt der Haftungsnorm muss die­
sen Einfluss im Rahmen der Kategorien Verhalten und Interesse beschreiben
können.15 Ein kohärentes Gesamtsystem erfordert die Kongruenz beider Aspek­
te. Eine Wertung kann nicht kohärent ohne Anknüpfungspunkte im rechtlichen
Sachverhalt umgesetzt werden (beispielsweise eine haftungsrechtliche Pflicht
nicht ohne zugrundeliegendes Verhalten); umgekehrt führen Beschreibungskate­
gorien, die nicht an die normativen Ziele der Norm rückgekoppelt sind, zu einer
sinnentleerten Dogmatik (so etwa, wenn die Norm an einzelne individuelle
Handlungen anknüpft, obwohl sie normativ ein Koordinierungsphänomen erfas­
sen möchte).16 Schließlich muss diese Einheit stets die empirische Realität wi­

15 Diesem Argumentationsraster (normativ – methodisch) liegt die Auffassung zugrunde,

dass eine Rechtsnorm einen Lebenssachverhalt erfasst, indem sie ihn in einen rechtlichen Sach-
verhalt übersetzt, dadurch für rechtliche Wertungen anknüpfbar macht und auf dieser Grund­
lage bewertet. Der rechtliche Sachverhalt ist eine modellhafte Abbildung gelebter Wirklichkeit,
die die Komplexität der empirischen Realität auf rechtliche Kategorien und Begriffe verkürzt
mit dem Zweck, den Konflikt rechtlich entscheidbar zu machen und damit die Wertung der
Norm umzusetzen. Er ist insofern, d. h. normintern, methodischer Natur.
16 Die Unterscheidung zwischen deskriptivem und normativem Aspekt einer Norm ist in

der Normsetzung nicht klar möglich, da eine konkrete Norm durch Hin- und Herschwenken
(nach Art eines hermeneutischen Zirkels) zwischen Beschreibung und Bewertung entsteht:
Welcher Sachverhalt normiert wird, impliziert stets bereits eine Wertung; umgekehrt ist eine
Wertung in der Norm auf einen Sachverhalt bezogen. Für eine gegebene Norm hingegen lassen
8 § 1 Einführung

derspiegeln, d. h. Beschreibung und Bewertung der Norm müssen hinreichend


realitätsnah sein, um effektiv gestalten zu können.

B. Untersuchungsbedarf und These

Bei der Untersuchung der haftungsrechtlichen Relevanz von Kollektivphänome­


nen handelt es sich um eine spezifisch rechtliche Fragestellung, die im gegen­
wärtigen Diskurs nicht als solche – d. h. als einheitliche Problematik der Verein­
barung von Kollektivphänomen und subjektiv-relativer Haftung – formuliert und
vom Blickwinkel einer kollektiven Betrachtung gelöst wird. Genau darin wird
hier ein Untersuchungsbedarf gesehen.

I. Verhältnis zu soziologischen und ökonomischen Untersuchungen


Die Fragestellung dieser Arbeit ist eine rechtliche. Obgleich Kollektivität, Koor­
dinierung und soziale Interdependenz Themen sind, die auch in anderen Diszip­
linen – insbesondere der Soziologie und der Ökonomie – eingehend untersucht
werden, sind deren Erkenntnisse und Befunde für die hier interessierende Pro­
blematik nur bedingt fruchtbar zu machen.

1. Soziologische Untersuchungen zu sozialer Interdependenz


Soziale Interdependenz ist das zentrale Thema der Soziologie, die auf der „Ein­
sicht [beruht]: der Mensch sei in seinem ganzen Wesen und allen Äußerungen
dadurch bestimmt, daß er in Wechselwirkung mit anderen Menschen lebt“17.
Diese Einsicht ist für jede Sozialwissenschaft und damit auch für die Rechtswis­
senschaft in ihrem Bezug zur gelebten Realität von Bedeutung:
„Die Soziologie also, in ihrer Beziehung zu den bestehenden Wissenschaften, ist eine neue
Methode, ein Hilfsmittel der Forschung, um den Erscheinungen aller jener Gebiete auf einem
neuen Wege beizukommen.“18

So wichtig die Einsicht in die interdependente Natur der Lebenswirklichkeit ist,


so verschieden sind aber auch die Ziele, die Soziologie und Rechtswissenschaf­
ten in ihrem Bezug zu dieser Lebenswirklichkeit verfolgen. Das Erkenntnisziel
der Soziologie lässt sich mit Max Webers Worten prägnant beschreiben:

sich Beschreibung und Bewertung konzeptionell trennen (unabhängig davon, was in der Ent­
stehung logisch vorrangig ist). Es ist somit zwischen Realität, Beschreibung der Realität durch
die Norm und Bewertung der so beschriebenen Realität durch die Norm zu unterscheiden.
17 Simmel, Soziologie (1908), S. 3.
18 Simmel, Soziologie (1908), S. 3.
B. Untersuchungsbedarf und These 9
„Soziologie […] soll heißen: eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen
und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will.“19

Die Soziologie will das Seiende verstehen, während die Rechtswissenschaft das
Seiende stets (auch) am Sollenden spiegelt.20 Für die sich in dieser Arbeit stellen­
de Frage des Einflusses von Kollektivphänomenen auf die Begründung von
Rechten und Pflichten in einer Haftungssituation sind daher die soziologischen
Untersuchungen zu Fragen der Interdependenz und des Verhältnisses von kollek­
tiver Makroebene zur individuellen Mikroebene insofern bedeutsam, als sie den
Blick für den sozialen Einfluss schärfen und das Soziale bzw. Kollektive als
„Form, welche freilich für sich allein nur in der Abstraktion existiert,“21 konzep­
tionell fassbar machen. Die Konzepte der Emergenz und Reduktion, d. h. die
Unterscheidung, ob sich Makrophänomene auf Elemente der Mikroebene redu­
zieren bzw. vollständig aus solchen erklären lassen (Reduktion) oder ob ein Ma­
krophänomen zwar durch Mikroelemente verursacht, aber nicht vollständig aus
ihnen ableitbar ist (Emergenz),22 werfen die auch für das Haftungsrecht wichtige
Frage auf, inwieweit individualistische, „reduktionistische“ Konfliktlösungs­
modelle überindividuelle Phänomene sinnvoll erfassen können. Wenn in der vor­
liegenden Untersuchung Kollektivphänomene wie Markt oder Organisation da­
her von ihrer Form her, d. h. als Makrophänomene koordinierter Individuen,
konzeptualisiert werden, so beruht dies auf einer im Grundsatz soziologischen
Denkweise. Dennoch lassen sich die soziologischen Konzepte nicht direkt in den
rechtlichen Diskurs übertragen, da sie dort explanative Bedeutung haben, wäh­
rend sie in der Haftungsnorm das Kollektivphänomen nicht erklären, sondern im
rechtlichen (!) Sachverhalt beschreiben und für Wertungen anknüpfbar machen
sollen.23 Soziologische Erkenntnisse dienen dieser Arbeit daher als Impuls und
Konzeptualisierungsvorbild; das Erkenntnisziel ist vorliegend jedoch nicht de­
skriptiv-explanativer Natur, sondern auf die dogmatische Umsetzung einer auf
soziale Interdependenz bezogenen rechtlichen Wertung gerichtet.

19 Weber, Wirtschaft und Gesellschaft (1922), S. 1.


20 Vgl. Weber, Wirtschaft und Gesellschaft (1922), S. 6 f.
21 Simmel, Soziologie (1908), S. 12.
22 Vgl. dazu instruktiv als Überblick Heintz, KZfSS 2004, 1, 14 ff. und passim; Alexander/

Giesen, in: The Micro-Macro-Link (1987); schon früh Durkheim, in: Soziologie und Philoso­
phie (1976), S. 45 ff.
23 Vgl. dazu auch Weber, Wirtschaft und Gesellschaft (1922), S. 6: „Für wiederum andere

(z. B. juristische) Erkenntniszwecke oder für praktische Ziele kann es andererseits zweckmäßig
und geradezu unvermeidlich sein: soziale Gebilde (‚Staat‘, ‚Genossenschaft‘, ‚Aktiengesell­
schaft‘, ‚Stiftung‘) genau so zu behandeln, wie Einzelindividuen (z. B. als Träger von Rechten
und Pflichten oder als Täter rechtlich relevanter Handlungen).“ (Hervorhebung im Original).
10 § 1 Einführung

2. Ökonomische Erkenntnisse
Ökonomische Untersuchungen sind eine wichtige Grundlage für die vorliegende
Fragestellung. Dies insbesondere in zweierlei Hinsicht: Zum einen beruht der
rechtswissenschaftliche Diskurs und damit auch diese Arbeit auf vielen Erkennt­
nissen ökonomischer Forschung zu den Wirkweisen der Koordinierung in Markt
und Organisation. So wird beispielsweise die Bedeutung der Informationsverar­
beitung an (Kapital-)Märkten primär in der ökonomischen Literatur erforscht.24
Zum anderen befassen sich Ökonomen auch mit dem Einfluss von Kollektiv­
phänomenen auf individuelle Handlungen. Die Frage der Haftung des Unterneh­
mensträgers für Mitarbeiterhandeln wird etwa vor dem Hintergrund untersucht,
welche Anreize daraus für den Mitarbeiter entstehen.25 Diese Erkenntnisse sind
hier insofern zugrundezulegen, als sie die auf die Koordinierung zurückgehen­
den kausalen Beziehungen sichtbar machen und modellhaft formalisieren. Ge­
rade weil die Ökonomie nicht an die Strukturen, Kategorien und Begriffe der
Rechtsdogmatik gebunden ist, sind diese unvoreingenommenen Betrachtungen
und Analysen der Realität von großem Erkenntniswert. Doch liegt darin auch
eine gewisse Begrenzung der Nutzbarmachung für den Untersuchungsgegen­
stand dieser Arbeit begründet. Denn selbst wenn eine sinnvolle Anreizwirkung
festgestellt ist, so ist damit noch nichts darüber gesagt, wie sich dies kohärent in
einer Haftungsnorm umsetzen lässt. Die Ökonomie muss ihre Erkenntnisse nicht
an rechtlichen Kategorien wie Verhalten, Interesse, Zurechnung, Beweislast, ma­
terielle Voraussetzung, prozessuale Durchsetzung usw. messen. Sie kann bei­
spielsweise die Ineffizienz der Rechtsdurchsetzung feststellen, differenziert inso­
fern aber nicht danach, ob die fehlenden Durchsetzungsanreize im materiellen
oder Prozessrecht begründet sind. Für ein kohärentes, vorhersehbares und sinn­
haft strukturiertes Rechtssystem ist es essentiell, als sinnvoll und wünschenswert
erkannte Wertungen auch in vorhersehbar und logisch strukturierter Weise um­
zusetzen. Dies wird sich in dieser Arbeit als eine entscheidende – und spezifisch
juristische – Herausforderung in der Behandlung von Kollektivphänomenen in
Haftungssituationen herausstellen.

II. Der individualistische (privat-)rechtliche Diskurs


Im rechtlichen Diskurs interessieren für die vorliegenden Zwecke nur die Beiträ­
ge, die Kollektivität im Zusammenhang mit dem Haftungsrecht untersuchen.

24 Vgl. etwa Fama, 38 J. Bus. 34 (1965); ders., 25 J. Fin. 383 (1970) zur Informationseffi­

zienz des Kapitalmarktes (efficient capital market hypothesis), dazu unten § 3, A.II.1.
25 Vgl. etwa Sykes, 101 Harv. L. Rev. 563 (1988); ders., 93 Yale L. J. 1231 (1984) zur vica-

rious liability, dazu unten § 2, B.I.


B. Untersuchungsbedarf und These 11

Daneben wird zwar Koordinierung primär als vertrags- oder gesellschaftsrecht­


liche Materie wahrgenommen. Neben der Formalisierung organisatorischer Zu­
sammenschlüsse im Gesellschaftsrecht sensibilisiert sich das Privatrecht dabei
zunehmend auch für andere Koordinierungsformen. Unter den Schlagworten
„Market vs. Hierarchy vs. Network“ werden der klassische Austauschvertrag
(market), eine hierarchische Organisation bzw. ein Organisationsvertrag (hierar-
chy oder organization oder firm) und eine Kooperationsbeziehung über relationa­
le Langzeitverträge (network) als Grundformen der Koordinierung diskutiert.26
Diese Untersuchungen befassen sich jedoch mit der vertraglichen Formalisie­
rung von Koordinierung bzw. eines Kollektivphänomens und nicht mit dem hier
interessierenden Problem, wie ein Kollektivphänomen – unabhängig von seiner
vertraglichen Ausgestaltung oder Formalisierung – als soziales Interdependenz­
phänomen auf ein haftungsrechtliches Zwei-Personen-Verhältnis wirkt.
Soweit Kollektivphänomene haftungsrechtlich betrachtet werden, geschieht
dies stets auf Grundlage eines individualistischen Haftungsverständnisses, d. h.
das Problem wird individualistisch formuliert und aus dieser Perspektive gelöst.
Unternehmenshaftung ist dann im Ausgangspunkt kein Problem der haftungs­
rechtlichen Erfassung eines Kollektivphänomens, sondern ein Delegationspro­
blem. Die Frage lautet also, wie das Auseinanderfallen von Haftungsadressat
einerseits und handelndem Individuum andererseits im subjektiv-relativen Haf­
tungsverhältnis gegenüber dem Geschädigten in Einklang gebracht werden kann.
Die Informationsverfälschung am Markt kann nicht als Beeinträchtigung der
­individuellen, willensbasierten Informationsverarbeitung (Willensfreiheit) be­
schrieben werden und wird damit zwangsläufig zu einem institutionellen, objek­
tiven Problem der „Marktmanipulation“. Das individualistische Haftungsver­
ständnis setzt Subjektivität mit Individualität gleich, sodass das Kollektiv­phäno­
men zwischen den Alternativen von Individuum (subjektiv) und Institution
(objektiv) eingeordnet werden muss. Die Prämisse ist also nicht ein bloß subjek­
tiv-relatives System, sondern ein individualistisch-relatives System. Haftungs­
rechtliche Subjektivität, d. h. die haftungsbegründenden subjektiven Kategorien
von Verhalten und Interesse bzw. Recht und Pflicht, werden nur individualistisch
gedacht: als individuelles Verhalten und individuelles Interesse. Subjektivität in
einem subjektiv-relativen Modell aus nur zwei Bezugspunkten mit Individualität
gleichzusetzen hat dann zur Folge, dass die Kategorien von Recht und Pflicht nur
über auf ein einziges Individuum bezogene Wertungskategorien (Verhalten, Inte­
resse) begründet werden können. Haftungsbegründendes Verhalten kann nur die
26 Grundlegend Macaulay, Non-Contractual Relations in Business – A Preliminary Study,

28 Am. Sociol. Rev. 55 ff. (1963); Macneil, 72 Nw. U. L. Rev. 854 ff. (1978); für einen guten
Überblick Powell, 12 Res. Organ. Behav. 295 ff. (1990); zur Rezeption im deutschen Recht
Grundmann, AcP 207 (2007), 718 ff.; ders., 24 ERPL 2016, 409 ff.
12 § 1 Einführung

Handlung eines Individuums sein – nicht aber die Koordinierung vieler Individu­
en. Haftungsbegründende Betroffenheit kann nur in der Verletzung eines indivi­
duellen Interesses des geschädigten Individuums liegen – nicht aber in einer über
viele koordinierte Individuen (etwa am Markt) vermittelten Betroffenheit. Indem
also Subjektivität stets auf ein konkretes Individuum bezogen wird, wird sie stets
willensbasiert und nicht strukturbasiert gedacht.27 Die vorgeschlagenen Lösungs­
ansätze lassen diese individualistische Prämisse unberührt und bewegen sich in
der Folge zwischen den Extremen von Individualisierung und Objektivierung
von Kollektivphänomenen: Entweder das Kollektiv wird in der Haftungsnorm
individualisiert, indem methodisch am einzelnen Individuum (z. B. handelnder
Mitarbeiter oder auf die Information vertrauender Marktteilnehmer) angeknüpft
wird. Oder es wird objektiviert, indem Haftung nicht mehr über Verhalten und
Interesse, sondern über eine objektive Risikozuweisung begründet wird. Das
Kollektivphänomen ist nach dieser Betrachtung kein kollektives Phänomen, son­
dern entweder ein individuelles – z. B. ein handelnder Mitarbeiter oder ein ein­
zelner Marktteilnehmer – oder ein institutionelles/objektives – z. B. Markt als
Institution oder Organisation als objektiver Zurechnungsgrund.
Eine Folge dieser individualistischen Betrachtung ist, dass viele Symptome,
die auf die Diskrepanz zwischen Kollektiv und Haftungsverhältnis zurückgehen,
als Einzelprobleme punktuell behandelt und nicht im größeren Zusammenhang
sozialer Interdependenz gesehen werden. So werden beispielsweise Fragen der
Unternehmenshaftung häufig dort punktuell beantwortet, wo sie sich gerade
symptomatisch stellen: Bei der haftungsbegründenden Kausalität (Kommt es auf
das Verhalten des einzelnen Mitarbeiters oder die gesamte Unternehmensorgani­
sation an?), der Beweislast (Muss der Geschädigte organisatorische Vorgänge im
Unternehmen nachweisen?), den Sorgfaltsstandards (beispielsweise die Fehler­
kategorien im Produkthaftungsrecht).28 Das gleiche Bild zeigt sich im Markt­
kontext, wo Streuschäden als prozessuales Problem und die Preiskausalität einer
Fehlinformation am Kapitalmarkt als Kausalitätsproblem diskutiert werden,
ohne die Problemfelder in Zusammenhang zu setzen.29 Auch werden viele Pro­
blempunkte spezifisch in bestimmten Rechtsmaterien diskutiert. So gibt es bei­
spielsweise umfangreiche, detaillierte Rechtsprechung und Literatur zu Einzel­
fragen der Produkthaftung (Fehlerkategorien, Sorgfaltsstandards, Beweislast)

27 Das bedeutet nicht, dass der Akteur immer ein Individuum sein muss. Es bedeutet viel­

mehr, dass die Haftung nur über individuelles Handeln oder eine Verletzung individueller In­
teressen begründet werden kann. Haftungsgrund bei der Unternehmenshaftung ist dann nicht
die Organisation, sondern die Zurechnung einer individuellen, willensbasierten Mitarbeiter­
handlung zu einem Unternehmensträger.
28 Dazu unten § 2.
29 Dazu unten § 3.
B. Untersuchungsbedarf und These 13

oder dem Kapitalmarktrecht (Kausalitätsfragen, Beweiserleichterungen, Scha­


densberechnung), obwohl sich diese Fragen von der Rechtsmaterie unabhängig
in anderen Konstellationen einer Unternehmensorganisation oder einer Preisbil­
dung am Markt stellen können, dort aber nicht gestellt werden.

III. These
Vor diesem Hintergrund ist der Untersuchungsbedarf, in den sich diese Arbeit
einordnet, darin zu sehen, die Problematik als einheitliche, verschiedene Einzel­
fragen übergreifende Frage zu formulieren und über eine kollektive Betrachtung
zu lösen. Die zu behandelnde Fragestellung lautet, wie ein Kollektivphänomen
sich koordinierender Individuen in die Haftungsbegründung eines subjektiv-rela­
tiven Haftungssystems integriert werden kann. Diese Frage ist letztlich der Kern
vieler Problempunkte, die an symptomatischen Einzelfragen diskutiert und gelöst
werden. Diese können zu einem einheitlichen Themenkomplex zusammengefasst
und als Folge des überindividuellen Einflusses auf ein bipolares Haftungsverhält­
nis erkannt werden. So kann etwa die Frage der Beweislast nicht unabhängig vom
zugrundeliegenden Beweisthema und damit vom Haftungsgrund betrachtet wer­
den. Dieser Haftungsgrund wiederum wird gerade durch das Kollektivphänomen
modifiziert und muss bei konsequenter Betrachtung diese überindividuelle Wer­
tung widerspiegeln. Indem im Einfluss sozialer Interdependenz ein einheitlicher
normativer Ursprung gesehen wird, lassen sich solche und ähnliche methodische
Einzelprobleme einheitlich betrachten und untersuchen. Dies soll nicht die Be­
deutung von Einzelbetrachtungen leugnen, die den Fokus auf ein bestimmtes
Symptom oder eine bestimmte Haftungsnorm legen. Diese Arbeit geht indes ei­
nen anderen Weg, indem sie diese Einzelfragen in einen größeren Zusammenhang
einordnet und gerade daraus Erkenntnisse zu gewinnen sucht.
Es wird die These aufgestellt, dass Kollektivphänomene wie Markt und Orga­
nisation nur dann kohärent in ein subjektiv-relatives Haftungssystem integriert
werden können, wenn diese normativ wie methodisch in der Haftungsnorm bzw.
im haftungsrechtlichen Sachverhalt als Kollektivphänomene – d. h. als Makro­
phänomene – anknüpfbar und beschreibbar sind, sodass über diese Kollektivphä­
nomene subjektive Rechte und Pflichten der Akteure vermittelt werden können.
Kollektivphänomene sollen somit nicht durch Individualisierung oder Objekti­
vierung, sondern durch Subjektivierung als Kollektive in das Haftungsverhältnis
integriert werden. Verhalten und Interesse als Pflichten bzw. Rechte vermittelnde
subjektive Kategorien sind dann nicht nur individualistisch fassbar, sondern auch
als kollektives Verhalten bzw. kollektives Interesse, aus dem ein Akteur ein
Recht oder eine Pflicht ableiten kann. Haftungsrechtliche Subjektivität – und
damit Justiziabilität – entsteht nicht nur aus dem Bezug zu einem einzigen Indi­
14 § 1 Einführung

viduum, sondern auch aus dem Bezug zu einer Koordinierung vieler Individuen.
Verpflichtendes Verhalten kann sowohl die individuelle Handlung (eines einzi­
gen Individuums), als auch das kollektive Verhalten (als Koordinierung vieler
Individuen) sein. Berechtigendes Interesse ist neben dem individuellen Interesse
(als an ein einziges Individuum anknüpfende Rechtsposition wie etwa ein
Rechtsgut) auch das kollektive Interesse (als aus einer Koordinierung vieler In­
dividuen abgeleitete Rechtsposition). Diese kollektive Betrachtung versteht sich
als Erweiterung dessen, was im haftungsrechtlichen System in den Kategorien
Recht und Pflicht subjektivierbar ist.

C. Methodische Abgrenzung

Die kollektive Betrachtungsweise, die sich sowohl normativ auswirkt, indem sie
haftungsrechtliche Wertungen fordert, die über kollektive Strukturen subjektive
Rechte und Pflichten begründen, als auch methodisch umgesetzt wird, indem die
Kategorien von Verhalten und Interesse für ebendiese Wertungen anknüpfbar
werden, muss von zwei Begriffen bzw. Konzepten abgegrenzt werden:
Die These der kollektiven Beschreibung stellt nicht den normativen Individu-
alismus infrage. Der normative Individualismus besagt, dass letzte Rechtferti­
gung einer (rechtlichen) Entscheidung nur Individuen, nicht aber Kollektive
bzw. Kollektivphänomene sein können.30 Ein Kollektiv kann daher, anders als
ein Individuum, keinen Selbstzweck haben. Diesen normativen Individualismus
lässt diese Arbeit unwidersprochen und unberührt. Kollektivphänomene wie
Markt oder Organisation werden nicht als selbstzweckhaft betrachtet, sie werden
vielmehr stets nur mit Blick auf eine bestimmte Funktion bzw. ein Koordinie­
rungsbedürfnis relevant. Dies schließt es aber umgekehrt nicht aus, Kollektiv­
phänomene bei der Bewertung einer Haftungssituation zu berücksichtigen. Ei­
nem Umstand normativ Bedeutung beizumessen ist nicht gleichzusetzen damit,
ihn zum Selbstzweck zu erheben.
Weniger offensichtlich, dabei umso wichtiger ist die Abgrenzung zum metho-
dologischen Individualismus als allgemeinem Konzept der Wissenschaftstheo­
rie. Nach dem methodologischen Individualismus lassen sich Kollektivphäno­
mene auf Individuen reduzieren bzw. aus Individuen heraus erklären.31 Unabhän­

30 V.d. Pfordten, JZ 2005, 1069, 1069: „Die zentrale These des normativen Individualismus
lautet präzise formuliert: ‚Alle politischen und rechtlichen Entscheidungen finden ihre letzte
Rechtfertigung ausschließlich im Bezug auf alle von der jeweiligen Entscheidung betroffenen
Individuen, d. h. […] aller betroffenen Menschen.‘“ (Hervorhebung im Original); ders., in:
Handbuch Rechtsphilosophie (2017), S. 95, 97 f.
31 Vgl. Arrow, 84 Am. Econ. Rev. 1, 1 (1994): „[…] all explanations must run in terms of
D. Erkenntnisziel 15

gig davon, was genau unter Reduzierbarkeit verstanden wird – geht es nur um
emergente Eigenschaften des Kollektivs oder um die Nicht-Reduzierbarkeit des
Kollektivs auf Individuen?32 –, betrifft dies eine andere Fragestellung als die hier
aufgeworfene. Diese Arbeit stellt nicht die Frage, ob man Kollektivphänomene
wie Organisationen oder Märkte im Allgemeinen, d. h. als soziale Phänomene,
auf Individuen reduzieren kann bzw. aus Individuen heraus erklären kann. Vor­
liegend interessiert allein, ob ein solches Kollektivphänomen in der konkreten
bipolaren Haftungssituation auf ein individuelles Interesse bzw. Verhalten, und
damit in seinem haftungsbegründenden Einfluss auf ein einziges Individuum re­
duziert werden kann. Dreh- und Angelpunkt der Betrachtung ist, dass im gegen­
wärtigen Haftungsmodell beispielsweise die Unternehmensorganisation metho­
disch auf ein Individuum (bzw. eine individuelle Mitarbeiterhandlung) reduziert
wird oder die Preisbildung am unpersönlichen Markt methodisch auf das indivi­
duelle Vertrauen in einer individuellen Anlageentscheidung reduziert wird. Die
hier aufgestellte These der kollektiven Beschreibung richtet sich gegen die indi­
vidualistische Erfassung von Kollektivphänomenen im Haftungsrecht, nicht aber
gegen das Individuum als maßgebliche Beschreibungs- und Erklärungsgröße für
das Verständnis von Koordinierung und Kollektivität im Allgemeinen.

D. Erkenntnisziel

Ziel der Untersuchung ist es, eine kollektive Beschreibung von Kollektivphäno­
menen in einer Haftungsnorm auszuarbeiten, die soziale Interdependenz über
eine Subjektivierung von kollektiven Strukturen – im Gegensatz zu einer Objek­
tivierung oder Individualisierung – erfasst. Das Kollektivphänomen wird dann
über die subjektiven Wertungskategorien des Haftungsrechts – Verhalten und
Interesse – beschrieben und nicht als von den Subjekten des Haftungsverhältnis
losgelöstes objektives Phänomen („Unternehmensorganisation“, „Markt“) oder
als realitätsferne Reduktion auf eine individuelle Handlung (Unternehmensorga­
nisation als Mitarbeiterhandlung) bzw. ein individuelles Interesse (Marktmani­
pulation als Beeinträchtigung der Willensfreiheit). Anliegen ist dabei zum einen,
durch diese Betrachtung verschiedene haftungsrechtliche Einzelprobleme ein­

the actions and reactions of individuals.“; Udehn, 28 Annu. Rev. Sociol. 479, 499 (2002): „So­
cial phenomena should be explained in terms of individuals, their physical and psychic states,
actions, interaction, social situation and physical environment“ (Hervorhebung im Original);
Heintz, KZfSS 2004, 1, 3: „[…] mit ‚Mikro‘ [ist] das Prinzip [gemeint], Strukturmerkmale der
höheren Ebene auf Prozesse der tieferliegenden Ebene zurückzuführen – im Falle des metho­
dologischen Individualismus auf die Ebene der Individuen.“
32 Vgl. dazu Heintz, KZfSS 2004, 1, 4 ff.
16 § 1 Einführung

heitlich und systematisch kohärent zu lösen. Zum anderen soll dadurch die allge­
meine Sensibilität für Kollektivphänomene in ihrem Einfluss auf Haftungssitua­
tionen geschärft werden. Wenn Karsten Schmidt von der „Blindheit des BGB vor
dem Kollektiven, vor dem auch eine individualliberale Zivilrechtsdogmatik die
Augen nicht ohne Schaden verschließen kann“,33 spricht, so sieht diese Arbeit
diese Blindheit vornehmlich darin begründet, dass das subjektiv-relative Haf­
tungssystem des Privatrechts Haftungssituationen zwischen zwei Rechtssubjek­
ten über die Wertungskategorien von Verhalten und Interesse individualistisch,
d. h. willensbasiert, beschreibt und bewertet. Dadurch verschließt es sich a priori
konzeptionell der Berücksichtigung des Einflusses von Koordinierungsphäno­
menen bei der Zuweisung von Recht und Pflicht im Haftungsverhältnis. Ver­
pflichtendes Verhalten und berechtigende Interessen sind das Produkt einer frei­
en Willensbildung, nicht aber das Produkt einer Koordinierung vieler Individuen
in einer Organisation oder an einem Markt. Diese konzeptionelle individualisti­
sche Weichenstellung lässt sich systemimmanent nicht kohärent durch Aggrega­
tion individueller Haftungsverhältnisse oder durch Abstraktion vom individuel­
len Handeln oder Interesse lösen. Die dezentrale Zuweisung von Verantwortung
und Berechtigung im Zwei-Personen-Verhältnis muss vielmehr den kollektiven
Einfluss auf diese individuelle Haftungssituation innerhalb der haftungsrecht­
lichen Wertungskategorien – Verhalten und Interesse – anknüpfbar machen. Dies
ist das Ziel der kollektiven Beschreibung.

E. Gang der Untersuchung

Die Arbeit gliedert sich in zwei große Abschnitte. Diese Aufteilung ergibt sich
aus der subjektiv-relativen Struktur des Haftungsrechts. In einem ersten Teil
(§ 2) wird der Einfluss des Kollektivphänomens auf die Beschreibung und Be­
wertung von Verhalten untersucht. Dabei steht die Frage im Vordergrund, inwie­
weit ein Unternehmensträger als Akteur für das Koordinierungsphänomen der
Unternehmensorganisation verantwortlich gemacht werden kann. Der zweite
Teil (§ 3) befasst sich mit der Betroffenheit bzw. dem verletzten Interesse und
dabei insbesondere mit der Frage, inwieweit ein Akteur aufgrund einer Markt­
manipulation einen haftungsrechtlichen Anspruch erlangt.
Beide Abschnitte folgen einem einheitlichen, wiederum zweiteiligen Analyse­
schema, das zunächst das Problem darstellt und dann den Lösungsvorschlag er­
läutert. Entsprechend wird jeweils die Problematik der Erfassung eines Koordi­
nierungsphänomens über ein individualistisches Verständnis von „Verhalten“

33 K. Schmidt, AcP 206 (2006), 169, 170.


E. Gang der Untersuchung 17

bzw. „Interesse“ im Allgemeinen anhand der gegenwärtigen Rechtslage und Dis­


kussion erläutert und im Anschluss an konkreten Rechtsbeispielen veranschau­
licht. Danach wird der Lösungsvorschlag des kollektiven Beschreibungsmodells
– kollektives Verhalten bzw. kollektives Interesse – theoretisch erläutert und so­
dann seine Leistungsfähigkeit an den genannten Rechtsbeispielen exemplifiziert.
§ 2 Kollektives Verhalten im Haftungsrecht

Auf der Seite des Verhaltens bzw. der haftungsrechtlichen Ursache wird soziale
Interdependenz nach dem hier vertretenen Verständnis1 als Koordinierung rele­
vant, wenn an die Stelle eines einzelnen Individuums aufgrund eines Koordinie­
rungsbedürfnisses mehrere Individuen treten, die die ihrem Sinngehalt nach ver­
gleichbare Tätigkeit in wechselseitiger Koordinierung ausführen: Ein Produkt
wird beispielsweise nicht von einem Individuum alleine, sondern durch mehrere,
arbeitsteilig vorgehende Individuen hergestellt. Diese organisatorische Koordi­
nierung der Arbeitsteilung wird nachfolgend – unabhängig von ihrer konkreten
Ausgestaltung (z. B. hierarchische oder kooperative Struktur) – als Organisation
bezeichnet. Sie soll in dieser Arbeit auf Verhaltensseite nur im Rahmen unterneh­
merischer Tätigkeit untersucht werden, sodass die Unternehmensorganisation als
Beispiel für die haftungsrechtliche Relevanz von sozialer Interdependenz dient.
Die zentrale, in diesem Kapitel zu untersuchende Frage lautet daher, wie sich die
arbeitsteilige Organisation auf die haftungsrechtliche Verantwortung von Unter­
nehmen im subjektiv-relativen System auswirkt, wie also die Haftung von Unter­
nehmensträgern für ihre Unternehmensorganisation zu regeln ist.

A. Koordinierung im individualistischen Haftungsmodell –


Problemstellung
Das grundlegende Problem des individualistischen Haftungsmodells bei der Er­
fassung von Koordinierungsphänomenen liegt in der Beschreibung von Verhal­
ten als individuellerm rationalem Vorgang. Ein subjektiv-relatives System, das
haftungsrechtliche Verantwortlichkeit über die Bewertung von Verhalten zu­
weist, dieses Verhalten aber auf individuelles, rationales Handeln beschränkt,
stößt an konzeptionelle Grenzen, wenn die Verantwortlichkeit für ein Koordinie­
rungsphänomen, etwa eine Unternehmensorganisation, infrage steht. Diese
Grenzen sollen im Folgenden zunächst im Allgemeinen aufgezeigt (I.) und an­
schließend an Beispielen illustriert und vertieft werden (II.).

1 Vgl. zum Verständnis von Kollektivität als Koordinierungsphänomen oben § 1, A.II.


20 § 2 Kollektives Verhalten im Haftungsrecht

I. Das Beschreibungsdilemma des individualistischen Modells


Mit seinem individualistischen Haftungsmodell war das Deliktsrechtssystem des
BGB ursprünglich nur auf eine Haftungsbegründung durch menschliches Ver­
halten angelegt.2 Diese individualistische Prämisse prägt bis heute die Haftungs­
dogmatik: Verhalten als einen Akteur verpflichtende und damit haftungsbe­
gründende Kategorie kann nur individueller Natur sein, d. h. eine individuelle,
mensch­liche Handlung (oder Unterlassung).3 Damit ist eine haftungsbegründen­
de Wertung stets willensbasiert, da sie haftungsrechtliche Verantwortlichkeit an
die Willenssteuerung eines Individuums koppelt. Vor diesem Hintergrund steht
die Unternehmenshaftung beispielhaft für die Herausforderung des Haftungs­
rechts, das Koordinierungsphänomen der Organisation in ein normativ wie me­
thodisch individualistisch geprägtes System zu integrieren.

1. Das Ziel der funktionalen Gleichstellung der Rechtssubjekte


Prägendes Anliegen der Unternehmenshaftung ist der Gedanke, Unternehmen
als Rechtssubjekte nach außen zu selbständigen, Individuen funktional gleich­
gestellten Haftungsadressaten zu machen.4 Der Unternehmensträger ist ein orga­
nisatorischer Zusammenschluss von Individuen, der sich qua Gesellschaftsrecht
zu einem eigenständigen Rechtssubjekt verselbständigt – beispielsweise als ju­
ristische Person oder Personengesellschaft. Diese zu Rechtssubjekten verselb­
ständigten Zusammenschlüsse werden im Folgenden rechtsformunabhängig Un­
ternehmen bzw. Unternehmensträger genannt, wobei konzeptionell wie in der
Realität juristische Personen im Vordergrund stehen. Dieses Rechtssubjekt Un­
ternehmen soll sich einer Haftung nach außen nicht entziehen können, indem es
einer Tätigkeit nicht wie ein einzelnes Individuum, sondern in arbeitsteiliger
Organisation nachgeht. Dabei liegt es auf der Hand, dass Individuum und Unter­
nehmen in unterschiedlicher Weise haftungsrechtlich relevante Ursachen schaf­

2 Insofern fragt Brüggemeier, Haftungsrecht (2006), S. 27 treffend: „Auf welches willens­

gesteuerte Verhalten im deliktsrechtlichen Sinn soll bei Aktiengesellschaften, GmbHs, Anstal­


ten und Körperschaften abgestellt werden – das der Mitarbeiter, Geschäftsführer, Gesellschaf­
ter?“ S.a. ebd., S. 117, wo er von „personalistisch orientierten“ Ansätzen zur Unternehmens­
haftung im BGB von 1896 spricht in Bezug auf § 31 BGB und § 831 BGB.
3 Deutsch, Allgemeines Haftungsrecht (1996), Rn. 84 ff., S. 58 ff.; Esser/Schmidt, Schuld­

recht AT II (1993), § 25 III 1, S. 59; Brüggemeier, Haftungsrecht (2006), S. 23 f.; BGHZ 39,
103, 106: „[…] menschliches Tun, das der Bewußtseinskontrolle und Willenslenkung unter­
liegt und somit beherrschbar ist.“
4 K. Schmidt, Karlsruher Forum 1993, S. 4, 7 f.; Medicus, ZGR 1998, 570, 576 f.; v. Bar, FS

Kitagawa (1992), S. 279, 287; Kleindiek, Deliktshaftung und juristische Person (1997),
S. 240 f.; MüKoBGB/Wagner BGB § 823 Rn. 110.
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gezien?

Dat vraagt
men in Dat vraagt
Scotland heel Londen!
Yard!

Lord Lister genaamd John C. Raffles, de


geniaalste aller dieven

brengt alle gemoederen in beweging, is de schrik van woekeraars en


geldschieters; ontrooft hun door zijn listen hunne bezittingen,
waarmede hij belaagde onschuld beschermt en behoeftigen
ondersteunt.

Man van eer in alle opzichten

spant hij wet en gerecht menigen strik en heeft steeds de


voorvechters van edele levensbeschouwing op zijn hand, nl. allen,
die ervan overtuigd zijn, dat:
Ongestraft veel misstanden, door de wet beschermd,
blijven voortwoekeren.

Men leze, hoe alles in het werk wordt gesteld, Lord Lister, genaamd
John C. Raffles, den geniaalsten aller dieven, te vatten!

[Inhoud]

Vertaling:
WARRANT OF
ARREST. Bevel tot
aanhouding.

Be it known unto all men by these Wij verzoeken de aanhouding van


presents that we hereby charge den man, wiens beschrijving hier
and warrant the apprehension of volgt:
the man described as under:

DESCRIPTION: Beschrijving:

Name: Lord Edward Naam: Lord Edward


Lister, alias John Lister,
C. Raffles. genaamd John
Age: 32 to 35 years. C. Raffles.
Height: 5 feet nine Leeftijd: 32–35 jaar.
inches. Lengte: ongeveer 1,76
Weight: 176 pounds. meter.
Figure: Tall. Gewicht: 80 kilo.
C o m p l e x i o n : Dark. Gestalte: slank.
Hair: Black. G e l a a t s k l e u r : donker.
Beard: A slight Haar: zwart.
moustache. Baardgroei: kleine snor.
Eyes: Black. Oogen: zwart.
Language: English, French, Spreekt Engelsch,
German, Fransch,
Russian, etc. Duitsch,
Russisch enz.
enz.

S p e c i a l n o t e s : The man Bijzondere kenteekenen:


poses as a gentleman of great Het optreden van den man
distinction. Adopts a new role kenmerkt zich door bijzonder
every other day. Wears an goede manieren. Telkens een
eyeglass. Always accompanied by ander uiterlijk. Draagt een
a young man—name unknown. monocle. Is in gezelschap van een
jongeman, wiens naam onbekend.

Charged with robbery. Moet worden aangehouden als


dief. Voor zijn aanhouding betalen
A reward of 1000 pounds sterling wij een prijs van 1000 pond
will be paid for the arrest of this sterling.
man.

Headquarters—Scotland Yard. Het Hoofdbureau van Politie


Scotland-Yard.
L o n d o n , 1st October 1908.
L o n d e n , 1. Oktober 1908.
Police Inspector,
H o r n y. Inspecteur van Politie
(get.) H o r n y .

[Inhoud]

Roman-Boekhandel voorheen A. Eichler


Singel 236—Amsterdam.
Inhoudsopgave

I. INSPECTEUR BAXTER’S HELDENDAAD. 1


II. IN DE SPEELCLUB. 7
III. EEN INHECHTENISNEMNING DIE MISLUKTE. 10
IV. DE REDDER DER ONTERFDEN. 14
V. RAFFLES GEVANGEN? 17
VI. EEN GENIALE STREEK. 25
Colofon
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Metadata

Titel: Lord Lister No.


14: De
verwisselde
detective
Auteur: Theo von Info
Blankensee https://viaf.org/viaf/8133268/
[Pseudoniem van
Mathias Blank
(1881–1928)]
Auteur: Kurt Matull Info
(1872–1930?) https://viaf.org/viaf/56770919/
Aanmaakdatum 2022-06-21
bestand: 19:45:41 UTC
Taal: Nederlands
(Spelling De
Vries-Te Winkel)
Oorspronkelijke [1910]
uitgiftedatum:
Trefwoorden: Detective and
mystery stories --
Periodicals
Dime novels --
Periodicals

Codering

Dit boek is weergegeven in oorspronkelijke schrijfwijze. Afgebroken


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2022-06-21 Begonnen.

Verbeteringen

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1 ” [Verwijderd] 1
Passim. [Niet in
bron] „ 1
5 vier duizend vierduizend 1
5 vijf honderd vijfhonderd 1
5 vijf en vee-
tig vijf-en-veertig 3
5 groot groet 1
5 microphoon microfoon 2
5, 6, 6,
28 telephoon telefoon 2
6 telephoneer telefoneer 2
6 , [Verwijderd] 1
7 geen een 1
7 totnogtoe tot nog toe 2
8 fijn fijnbesneden 1
besneden
9, 9, 9, 9,
9, 9, 9,
16 ”. .” 2
9 Één Eèn 2/0
10 [Niet in DERDE
bron] HOOFDSTUK. 16
10 [Niet in
bron] ” 1
12 Selfar’s Selfars 1
14, 14,
14, 14,
15, 15,
15, 15,
18, 20 Von von 1
19 doktor dokter 1
21 telephonisch telefonisch 2
23 mij zelf mijzelf 1
23 milloen millioen 1
23 practijken praktijken 1
25 man [Verwijderd] 4
25 acten akten 1
29, 29,
30, 32 Newmann Newman 1
32 Mij zelf Mijzelf 1
33 Sinclair Raffles 7
33 [Niet in
bron] . 1
33 Inspekteur Inspecteur 1
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NO. 0014: DE VERWISSELDE DETECTIVE ***

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Section 2. Information about the Mission of


Project Gutenberg™
Project Gutenberg™ is synonymous with the free distribution of
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computers including obsolete, old, middle-aged and new
computers. It exists because of the efforts of hundreds of
volunteers and donations from people in all walks of life.

Volunteers and financial support to provide volunteers with the


assistance they need are critical to reaching Project
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collection will remain freely available for generations to come. In
2001, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation was
created to provide a secure and permanent future for Project
Gutenberg™ and future generations. To learn more about the
Project Gutenberg Literary Archive Foundation and how your
efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 and the
Foundation information page at www.gutenberg.org.

Section 3. Information about the Project


Gutenberg Literary Archive Foundation
The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non-
profit 501(c)(3) educational corporation organized under the
laws of the state of Mississippi and granted tax exempt status by
the Internal Revenue Service. The Foundation’s EIN or federal
tax identification number is 64-6221541. Contributions to the
Project Gutenberg Literary Archive Foundation are tax
deductible to the full extent permitted by U.S. federal laws and
your state’s laws.

The Foundation’s business office is located at 809 North 1500


West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact
links and up to date contact information can be found at the
Foundation’s website and official page at
www.gutenberg.org/contact

Section 4. Information about Donations to


the Project Gutenberg Literary Archive
Foundation
Project Gutenberg™ depends upon and cannot survive without
widespread public support and donations to carry out its mission
of increasing the number of public domain and licensed works
that can be freely distributed in machine-readable form
accessible by the widest array of equipment including outdated
equipment. Many small donations ($1 to $5,000) are particularly
important to maintaining tax exempt status with the IRS.

The Foundation is committed to complying with the laws


regulating charities and charitable donations in all 50 states of
the United States. Compliance requirements are not uniform
and it takes a considerable effort, much paperwork and many
fees to meet and keep up with these requirements. We do not
solicit donations in locations where we have not received written
confirmation of compliance. To SEND DONATIONS or
determine the status of compliance for any particular state visit
www.gutenberg.org/donate.

While we cannot and do not solicit contributions from states


where we have not met the solicitation requirements, we know
of no prohibition against accepting unsolicited donations from
donors in such states who approach us with offers to donate.

International donations are gratefully accepted, but we cannot


make any statements concerning tax treatment of donations
received from outside the United States. U.S. laws alone swamp
our small staff.

Please check the Project Gutenberg web pages for current


donation methods and addresses. Donations are accepted in a
number of other ways including checks, online payments and
credit card donations. To donate, please visit:
www.gutenberg.org/donate.

Section 5. General Information About Project


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Professor Michael S. Hart was the originator of the Project
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be freely shared with anyone. For forty years, he produced and
distributed Project Gutenberg™ eBooks with only a loose
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