BD 56 Aufbau Ablauf Dekon
BD 56 Aufbau Ablauf Dekon
BD 56 Aufbau Ablauf Dekon
Forschung
Schriftenreihe der Schutzkommission beim Bundesminister des Innern
Herausgegben vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophen-
hilfe im Auftrag des Bundesministeriums des Innern
56
Neue Folge Band
ISSN 0343-5164
ZIVILSCHUTZFORSCHUNG
Neue Folge Band 56
Zivilschutz-
Forschung
Schriftenreihe der Schutzkommission beim Bundesminister des Innern
Herausgegben vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophen-
hilfe im Auftrag des Bundesministeriums des Innern
56
Neue Folge Band
ISSN 0343-5164
Herausgeber: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
Deutschherrenstr. 93–95, 53177 Bonn
Telefon: (0 18 88) 5 50-0
Telefax: (0 18 88) 5 50-5 80
Internet: www.bbk.bund.de
Die Arbeit gibt die Meinung der Autoren wieder. Sie stellt keine Äußerung des
Herausgebers dar und ist auch nicht als solche auszulegen.
Schriftführung:
Domres, Bernd; Manger, Andreas; Brockmann, Stefan; Wenke, Rainer
Autorenkollektiv:
Densow, Dirk; Demirdag, Yasar; Hädinger, Thomas; Helms, Eckhard; Kay, Mike;
Klausmann, Christoph; Koch, Michael; Oesten, Klaus; Özeker, Mesut; Rall, Mar-
cus; Rieg, Timo; Schwille, Ulrich.
4
Vorwort und Danksagung
Der vorliegende Bericht über das Forschungsvorhaben gibt die Meinungen der
Auftragnehmer wieder. Diese muss nicht mit der Meinung des Auftraggebers über-
einstimmen. Die Verfasser des vorliegenden Berichtes möchten allen, die das For-
schungsvorhaben möglich gemacht und unterstützt haben für die Zusammenarbeit
besonderen Dank sagen.
6
Abstract
The co-operation and the definition of roles between fire service (deconta-
mination) and Emergency Medical Services (triage and treatment) is necessary.
The concept uses existing decontamination vehicles used for the decontamination
of fire fighters, by expanding it inventory with medical equipment, and extra
technical apparatus. Using a modular approach, the system can be easily added to
by further units to treat multiple numbers of victims. However, demands on all
7
rescue services involved are high, and must be complimented with an equally high
standard of training, especially where rescue services have to learn skills not akin
to their standard duties. An implementation of the system covering all geographical
areas with specialized units is not possible, therefore a risk analysis to optimally
position limited resources has to be conducted. The different structures of disaster
services in the individual states of Germany cannot compromise the implication
and realization of this concept. Legislative bodies must strive to allow for an
uncomplicated integration and disposition of disaster management resources. The
development of this concept showed that there are many similarities between the
management of incidents with biological, nuclear, and chemical contaminants, but
it is important to differentiate between the three, and separate concepts have to be
developed to facilitate optimal preparedness and management of such events.
A critical factor is the response time of rescue services. The problem of providing
adequate oxygen supplies and ventilation for the treatment of multiple patients
with breathing disorders due to intoxication has to be solved. A sufficient method
of measuring contamination of individual victims is still not possible. A further
aspect to be tackled is the hospital management of such incidents, as a majority of
victims will most probably bypass the primary decontamination supplied by rescue
services at the incident scene.
8
Kurzfassung
Ergebnis: Alle bei einem Schadstoffunfall Verletzten sind als potenziell kontami-
niert zu betrachten. Verletzte müssen nach einer entsprechenden Sichtung erst
behandelt werden, bevor sie dekontaminiert werden. Eine Dekontamination vor
Ort ist notwendig, um die Kontaminationsverschleppung zu vermeiden. Die
Prinzipien der Dekontamination von Verletzten bauen auf folgenden Pfeilern auf:
Triage (Sichtung), frühes Entfernen der Kleidung, Kontrolle und Management
von Wertgegenständen (Identifikation), Basic-Life Support, Spot-Dekontamina-
tion und Wundversorgung, Antidotgabe sowie Ganzkörper-Dekontamination
(„Duschen“) für mobile und immobile Patienten.
Eine Risikoanalyse zur Verteilung der limitierten Ressourcen ist daher erforder-
lich. Die unterschiedlichen Strukturen im Katastrophenschutz in den einzelnen
Bundesländern dürfen die Umsetzung nicht behindern. Die gesetzlichen Grundla-
gen müssen das Prinzip eines integrierten Hilfe-Leistungs-Systems anstreben.
Die Ausarbeitung des Konzeptes zeigt auch, dass in einigen Bereichen des
Managements von Gefahrstoffzwischenfällen Gemeinsamkeiten zwischen biolo-
gischen, chemischen und atomaren Fragestellungen bestehen. Dennoch sind
getrennte Konzepte unbedingt erforderlich, nur so kann eine effiziente Hilfelei-
stung sichergestellt werden. Die Dauer bis zur Einsatzbereitschaft der Einsatzkräf-
te ist als ein kritischer Faktor zu sehen. Die Frage der umfangreichen Sauerstoff-
versorgung und Beatmung von Patienten beim Anfall von zahlreichen Verletzten
mit schweren Intoxikationen muss gelöst werden. Ein suffizienter Kontaminations-
nachweis am Patienten ist bisher nicht möglich. Ein generelles Konzept zur
Dekontamination an Krankenhäusern muss unbedingt erarbeitet werden, da ein
Großteil der Patienten unkontrolliert eintreffen kann.
10
Inhaltsverzeichnis Seite
3 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
3.1 Gesetzliche Rahmenbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
3.1.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
3.1.2 Kontroversen bei der Dekontamination und Behandlung
Verletzter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
3.1.3 Gesetzliche Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
3.1.3.1 Grundgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
3.1.3.2 Zivilschutzgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
3.1.3.3 Ländergesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
3.1.4 Analyse der gesetzlichen Rahmenbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . 33
3.2 Chemische Gefahrstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
3.2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
3.2.2 Begriffsbestimmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
3.2.3 Industrielle chemische Gefahrstoffe – Gefahrenquellen . . . . . . . . 39
3.2.4 Weitere Gefahrenquellen für chemische Gefahrstoffe . . . . . . . . . . 40
3.2.5 Chemische Kampfstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
3.2.5.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
3.2.5.2 Charakteristika einzelner chemischer Kampfstoffe nach
Gruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
11
3.2.5.2.1 Blutkampfstoffe (Gifte der Zellatmung und des Zellstoff-
wechsels) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
3.2.5.2.2 Hautkampfstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
3.2.5.2.3 Lungenkampfstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
3.2.5.2.4 Nervenkampfstoffe (Tabun, Sarin, Soman, VX) . . . . . . . . . . . . . . 49
3.2.5.3 Therapeutische Optionen spezifischer Dekontamination
chemischer Kampfstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
3.2.6 Gesundheitliche Auswirkungen von chemischen Gefahrstoffen . . 51
3.2.6.1 Unmittelbare Gefährdungsmöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
3.2.6.2 Wirkungen chemischer Gefahrstoffe und ihre gesundheit-
lichen Folgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
3.3 Analyse von Gefahrstoffunfällen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
3.3.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
3.3.2 Analyse von Gefahrgutdatenbanken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
3.3.3 Schnittstellenanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
3.3.3.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
3.3.3.2 Planungsgrundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
3.3.3.3 Schnittstellenanalysen von Gefahrstoffunfällen nach Szenarien . . 70
3.3.3.4 Konsensuskonferenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
3.4 Strategien und Systeme der Dekontamination . . . . . . . . . . . . . . . . 88
3.4.1 Staatliche Planungen und Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
3.4.1.1 Rahmenbedingungen im Bereich des Zivilschutzes . . . . . . . . . . . 88
3.4.1.2 Systeme zur Dekontamination von Einsatzkräften . . . . . . . . . . . . 88
3.4.1.3 DEKON-P Fahrzeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
3.4.1.4 DEKON-P Aufenthaltszelt und Duschzelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
3.4.1.5 DEKON-P Einpersonenduschkabine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
3.4.1.6 DEKON-P Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
3.4.2 Kommerzielle Systeme zur Dekontamination . . . . . . . . . . . . . . . 95
3.4.2.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
3.4.2.2 Marktanalyse von Dekontaminationssystemen,
-komponenten und -zubehör . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
3.4.2.3 Analyse der Persönlichen Schutzausrüstungen (PSA) . . . . . . . . . 104
3.4.2.3.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
3.4.2.3.2 Augen und Gesichtsschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
3.4.2.3.3 Schutzhandschuhe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
3.4.2.3.4 Körperschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
3.4.2.3.5 Atemschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
3.4.2.4 Die Tübinger Untersuchungen zur Praktikabilität
medizinischer Maßnahmen in Schutzanzügen . . . . . . . . . . . . . . 117
3.4.3 Militärische Planungen und Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
12
3.4.3.1 Bundeswehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
3.4.3.1.1 Einsatzmöglichkeiten der Bundeswehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
3.4.3.1.2 Zuständigkeiten beim Einsatz der Bundeswehr . . . . . . . . . . . . . . 121
3.4.3.1.3 Art und Umfang eines Einsatzes der Bundeswehr . . . . . . . . . . . . 121
3.4.3.1.4 Einsatz der Bundeswehr bei ABC-Zwischenfällen . . . . . . . . . . . . 123
3.4.3.1.5 Vorkehrungen für Einsätze der Bundeswehr bei
C-Zwischenfällen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
3.4.3.1.6 Ausbildungsbedingungen für Einsätze der Bundeswehr
bei C-Zwischenfällen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
3.4.3.1.7 Aspekte der Dekontamination bei Einsätzen der Bundes-
wehr bei C-Zwischenfällen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
3.4.3.1.8 Logistische Infrastruktur der Bundeswehr bei C-Zwischen-
fällen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127
3.4.3.1.9 Strategien der US-Streitkräfte für ABC-Gefahrenlagen . . . . . . . 134
13
4.7 Einordnung der analysierten Dekontaminationssysteme in
Bezug auf die Erkenntnisse der durchgeführten Übung . . . . . . . 212
6 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220
7 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222
8 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233
14
1 Aufgabenstellung
1.2 Notwendigkeit
Die Freisetzung von Chemikalien ist unter Zivilschutzaspekten in verschiedener
Hinsicht bemerkenswert. Neben industriellen Unfällen oder Folgen von Naturka-
tastrophen, welche die chemische Industrie, Lagerstätten oder Transporte betref-
fen können, bekommen nach den Ereignissen von Tokio 1995 (Sarinanschlag in
der U-Bahn) und New York 2001 (Flugzeuganschlag auf das World Trade Center)
auch terroristische Anschläge eine zunehmende Bedeutung. Eine unmittelbare
Bedrohung im Sinne einer militärischen Auseinandersetzung, wie sie vielfach
z. B. im Nahen Osten zu beobachten ist, besteht in Deutschland glücklicherweise
zur Zeit nicht.
Ein Konzept zur Bewältigung der oben aufgeführten Szenarien birgt neben den
prinzipiell hohen Anforderungen an das Rettungs- und Gesundheitswesen zusätz-
lichen Konfliktstoff. Neben den „klassischen Aufgaben des Bergen, Retten und
Löschen“ seitens der Feuerwehr und der technischen Hilfskräfte sowie der notfall-
medizinischen und sekundären Versorgung Erkrankter bzw. Verletzter, stehen
plötzlich weitere schwierige und dazu gefährliche Aufgaben an. Das Arbeiten an
einer Schadensstelle, die potentiell kontaminiert ist, sowie der Umgang mit Patien-
ten oder Bevölkerung, die freigesetzte chemische Stoffe so an sich tragen, dass sie
ein Gefährdungspotential für die jeweilige Person selbst, aber auch für alle Ein-
satzkräfte und andere Kontaktpersonen darstellen. Hauptziel ist die Vermeidung
einer Kontaminationsverschleppung mit der fatalen Auswirkung einer Lahm-
15
legung nachgeordneter Gesundheitssystemstrukturen wie Rettungstransportmittel,
Krankenhäuser, Arztpraxen etc.
Die Dekontamination von Personen und insbesondere von Verletzen stellt deshalb
die größte Herausforderung dar. Entscheidend für eine erfolgreiche Dekontamina-
tion nach Exposition mit jeglichen chemischen Stoffen ist die möglichst rasche
Durchführung. Hierbei unterscheiden sich die Ereignisse in zivilen und militä-
rischen Bereichen entscheidend. Die schnellste Dekontamination ist verständ-
licherweise die Selbst-Dekontamination. Diese ist jedoch in Deutschland (z.B.
im Gegensatz zu Israel) nur im militärischen Bereich erprobt und eingeführt.
Soldaten verfügen über eine eigene persönliche Schutzausrüstung, ein Dekonta-
minationsset und sind speziell geschult. Im zivilen Bereich bestehen in Deutsch-
land hierzu keinerlei Erfahrungen. Daher ist ein schlüssiges Konzept auch für den
zivilen Bereich um so dringlicher. Die aktuellen medizinischen Versorgungsoptio-
nen des Rettungsdienstes sowie des Zivil- und Katastrophenschutzes sind dringend
zu überarbeiten. Werden bei einem Schadensereignis mit Gefahrstofffreisetzung,
z. B. Industriechemikalien, chemische Kampfstoffe etc. Verletzte kontaminiert, so
erfordert dies für das Überleben möglichst vieler Menschen eine zeitnahe notfall-
medizinische Versorgung. Zu dieser Notfallversorgung gehören folgende Maßnah-
men:
19
2 Methodik der Durchführung
7. Nach der Sammlung all dieser Informationen wurde ein neues systematisches
Ablaufschema für die notfallmedizinische Versorgung inklusive der Verletzten-
dekontamination konzipiert. Dadurch sollte die Reihenfolge und Art der erfor-
derlichen Maßnahmen für die beteiligten Einsatzkräfte festgelegt werden.
22
3 Ergebnisse
3.1.1 Einführung
In einem ersten Teil wurde einführend das rechtliche Problem der Dekontamina-
tion Verletzter aus der Sicht der Praktiker skizziert. In einem zweiten Teil sind alle
relevanten Rechtsgrundlagen im Sinne einer gesetzlichen Bestandsaufnahme
erfasst. Damit verbunden sind eine Beschreibung der verfassungsrechtlich vorge-
gebenen Regelungskompetenzen und eine Darstellung der Regelungsunterschie-
de in den einzelnen Bundesländern. Diese rechtlichen Rahmenbedingungen der
einschlägigen Gesetze und die inhaltliche Bewertung wurden unter verwaltungs-
rechtlichen Gesichtspunkten und aus der Sicht von Praktikern auf Durchführbar-
keit und Umsetzung geprüft, um den bisherigen Problembereich der Dekontami-
nation Verletzter näher beleuchten zu können. Im dritten Teil der Untersuchung
soll eine kritische Auseinandersetzung mit den dargestellten Gesetzen unternom-
men und versucht werden, Vorschläge für eine Vereinheitlichung und Zusammen-
fassung des vielfach zersplitterten Regelwerks zu machen.
Bei allen Überlegungen zum rechtlichen Regelwerk sollte immer auch der
Gesichtspunkt Beachtung finden, dass bei einem terroristischen Anschlag mögli-
cherweise der zur Dekontamination von Verletzten führt, ein „Angriff auf die
Bundesrepublik Deutschland“ darstellen könnte. Dies könnte wiederum den „Ver-
teidigungsfall“ auslösen, der alle gesetzlichen Regelungen überlagert und die all-
gemeinen Gesetze außer Kraft setzen könnte. Sollte dieser Fall eintreten, ist im
Interesse der „Öffentlichen Sicherheit und Ordnung“, der „Daseinsvorsorge“ und
„Gefahrenabwehr“ darauf hinzuwirken, die einschlägigen Gesetze nicht außer
Kraft zu setzen, da sie bei Vorliegen eines solchen Katastrophenfalles die Versor-
gung von kontaminierten Verletzten unterstützen. Dies bezieht sich auch auf die
Einbindung der Bundeswehr, insbesondere dem Sanitätswesen und der Logistik
bzw. Gerätschaften der ABC-Abwehr. Zuständigkeits- und Entscheidungsvorbe-
halte zwischen Bundeskanzler, Bundesminister des Innern, Bundesminister für
Gesundheit, Bundesminister für Verteidigung und den verantwortlichen Institutio-
nen auf Landesebene könnten eine medizinische Versorgung kontaminierter Ver-
letzter möglicherweise verzögern bzw. gefährden. Deshalb sollten entsprechende
Vorkehrungen und Regelungskompetenzen im Vorfeld getroffen bzw. Verantwor-
tungsbereiche auf Bundes- und Landesebene geregelt werden.
23
3.1.2 Kontroversen bei der Dekontamination und Behandlung Verletzter
3.1.3.1 Grundgesetz
Artikel 2 Abs. II GG gewährt das Grundrecht auf Leben und körperliche Unver-
sehrtheit und verpflichtet damit indirekt die staatliche Gewalt, im Rahmen Ihrer
Möglichkeiten, entsprechende Vorkehrungen zu treffen, damit der Einzelne dieses
Recht tatsächlich in Anspruch nehmen kann.
Artikel 11 Abs. II und Art. 13 Abs. III GG beschreiben gesetzlich mögliche Ein-
schränkungen der Freizügigkeit und der Unverletzlichkeit der Wohnung, wenn dies
die Abwehr einer drohenden Allgemeingefahr, unter anderem, die Bekämpfung
von Seuchengefahr, Naturkatastrophen oder besonders schweren Unglücksfällen
erfordert.
Artikel 19. Abs. II GG garantiert, dass auch durch den Gesetzgeber in keinem Fall
ein Grundrecht in seinem Wesensgehalt angetastet werden darf. Art. 30 GG über-
trägt den Ländern die Erfüllung der staatlichen Aufgaben – also auch des Katastro-
phenschutzes – , soweit das Grundgesetz keine andere Regelung trifft, so sind gem.
Artikel 73 GG die auswärtigen Angelegenheiten und die Verteidigung einschließ-
lich des Schutzes der Zivilbevölkerung Aufgaben des Bundes.
Außer diesen Normen über Katastrophenhilfe finden sich in der Verfassung die für
unsere Untersuchung mittelbar maßgeblichen Regelungen, die die Gesetzgebungs-
befugnisse von Bund und Ländern bestimmen und somit deutlich machen, inwie-
weit und wo Bundes- und Landesrecht im Bereich der Gefahrenabwehr und des
Katastrophenschutzes miteinander verzahnt sind. Diese Regelungen des Grundge-
setzes zeigen vor allem Grenzen dafür auf, die Dekontamination Verletzter auf der
Grundlage eines (bundes)einheitlichen Hilfeleistungsgesetzes zu bewältigen.
In der Bundesrepublik Deutschland als einem Bundesstaat (Art. 20 Abs. 1 GG) mit
seinem 16 in der Präambel des Grundgesetzes genannten Bundesländern werden
Gesetze auf Bundesebene vom Bundestag und auf Landesebene von den 16 Lan-
desparlamenten erlassen. Diese von den Parlamenten beschlossenen Rechtsnor-
men sind Gesetze im formellen Sinne. Als untergesetzliche Rechtsnormen können
25
Rechtsverordnungen hinzukommen, die nach Maßgabe des Artikel 80 GG von
der Bundesregierung, einem Bundesminister oder einer Landesregierung aufgrund
einer gesetzlichen Ermächtigung erlassen werden. Dabei müssen nach Artikel 80
Abs. 1 S. 2 GG Inhalt, Zweck und Ausmaß der Ermächtigung im Gesetz bestimmt
sein. Andere Regelungen, die die Verwaltung etwa zu ihrer Organisation oder zur
Ausführung von Gesetzen und Rechtsverordnungen trifft (wie z.B. Richtlinien
oder sonstige Verwaltungsvorschriften), sind zwar für die Verwaltungsangehöri-
gen verbindlich, haben aber nicht den Charakter von Rechtsnormen.
3.1.3.2 Zivilschutzgesetz
1. der Selbstschutz,
2. die Warnung der Bevölkerung,
3. der Schutzbau,
26
4. die Aufenthaltsregelung,
5. der Katastrophenschutz,
6. Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit,
7. Maßnahmen zum Schutz von Kulturgut.
3.1.3.3 Ländergesetze
Das Problem der Dekontamination Verletzter muss mithin im Wesentlichen auf der
Grundlage von Landesgesetzen gelöst werden. Denn die Problematik stellt sich als
die typische Situation der Gefahrenabwehr und der Störungsbeseitigung dar, die
dem klassischen Bereich des Polizeirechts zuzuordnen ist, für das den Bundeslän-
dern die Regelungskompetenz zukommt. Nach allgemeinem Polizeirecht ist es
polizeiliche Aufgabe, zum Schutz der Allgemeinheit und des Einzelnen, Maßnah-
men zu treffen, um bevorstehende Gefahren für die öffentliche Sicherheit oder
Ordnung abzuwehren oder Störungen der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung zu
beseitigen. Die Kontamination einer Person und ihre Verletzung, ob nun durch die
Kontamination oder zusätzlich aus einem anderen Grunde, stellen Störungen der
öffentlichen Sicherheit dar oder beschwören entsprechende Gefahren herauf, die
mithin dem Aufgabenbereich der polizeilichen Gefahrenabwehr zuzurechnen sind
und – allgemein gesagt – in den Regelungsbereich von allgemeinen oder speziel-
len Polizeigesetzen fallen. Dabei darf der Begriff „Polizei“ nicht nur in dem en-
geren Sinne der Vollzugspolizei verstanden werden. Polizeibehörden im materiel-
len Sinne sind vielmehr alle Behörden, denen Aufgaben der hoheitlichen Gefah-
renabwehr auferlegt sind. Dazu zählen auch viele sogenannte Ordnungsbehörden,
wie etwa die Behörden der Bau, Straßen- und Wasseraufsicht, die dementspre-
chend früher Baupolizei usw. hießen. Da das Feuerlöschwesen ebenfalls zu den
polizeilichen Aufgaben gehört, sind auch die Feuerwehren Polizeibehörden im
materiellen Sinne. Ihre Tätigkeit ist allerdings sondergesetzlich geregelt, so dass
die Feuerwehren spezielle Vollzugspolizeien sind.
27
Diese Begrifflichkeiten haben Bedeutung für die Anwendbarkeit von Gesetzen in
dem Problemfeld um die Dekontamination Verletzter. Auch wenn die Hilfeleistung
bei Unglücksfällen primär Aufgabe der Feuerwehr ist, sind die Polizeigesetze für
derartige Situationen ebenfalls einschlägig. Denn, wie vielfach geregelt, dürfen
unaufschiebbare Maßnahmen in Fällen der Gefahrenabwehr auch von der Voll-
zugspolizei getroffen werden, die somit für andere Behörden tätig werden darf,
wenn deren Maßnahmen nicht rechtzeitig möglich erscheinen. Im Übrigen ist aner-
kannt, dass die Grundsätze des Polizeirechts gegebenenfalls auch zur Auslegung
der Feuerwehrgesetze herangezogen werden können. Neben den somit für die
Dekontamination Verletzter einschlägigen Polizei- und Feuerwehrgesetzen der
Länder kommen als gesetzliche Grundlagen die Regelungen über den Katastro-
phenschutz in Betracht sowie Gesetze, die die Notfallrettung und den Kranken-
transport regeln.
Daraus folgt, dass für die Lösung des Problems „Dekontamination Verletzter“
grundsätzlich vier Regelungskomplexe des allgemeinen und besonderen Polizei-
rechts der Länder einschlägig sind: 1.) die Polizeigesetze bzw. die Gesetze zum
Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, 2.) die Feuerwehr- bzw.
Brandschutzgesetze, 3.) die Katastrophenschutzgesetze und 4.) die Rettungs-
dienstgesetze.
Eine zentrale Rolle spielen dabei die sogenannten Feuerwehr- bzw. Brand-
schutzgesetze, die jedoch mit dieser Kurzbezeichnung die Aufgaben der Feuer-
wehren nur unzureichend kennzeichnen. Nach den Bestimmungen aller Bundes-
länder beschränken sich die Aufgaben der Feuerwehren nicht auf den Schutz vor
Bränden oder Schadenfeuern. Feuerwehren sind vielmehr diejenigen Polizeibe-
hörden, die nach gesetzlichem Auftrag bei Notständen sowie Unglücksfällen und
dergleichen staatliche Hilfe zu leisten haben. Dementsprechend bezeichnen zahl-
reiche Bundesländer die Aufgaben der Feuerwehren in den einschlägigen Geset-
zen treffender und vollständiger, etwa mit Gesetz über den Brandschutz und die
Hilfeleistung bei Unglücksfällen und öffentlichen Notständen.
Das Land Bremen dagegen hat aus Gründen der Effektivität und der Synergie die
bisherigen Bestimmungen des Brandschutzes, des Rettungsdienstes und des Ka-
tastrophenschutzes aufgehoben (§ 72 Abs. 2 Brem HilfeG) und diese Regelungs-
materien in einem integrierten Hilfeleistungsgesetz vereint und vereinheitlicht.
Dabei sind die bekannten Terminologien „Brandschutz/Technische Hilfe“, „Ret-
tungsdienst“ und „Katastrophenschutz“ als bewährte und allgemein verbreitete
Termini im Hilfeleistungsgesetz beibehalten. Aber neben dem Hilfeleistungsgesetz
gibt es in Bremen außer dem Polizeigesetz keine für das Problem „Dekontamina-
tion Verletzter“ einschlägigen Gesetze mehr.
• Baden-Württemberg:
– Polizeigesetz in der Fassung vom 13. Januar 1992 (GBl. S.1) – PolG.
– Feuerwehrgesetz in der Fassung vom 10. Februar 1987 (GBl. S.105) –
FWG.
– Gesetz über den Katastrophenschutz in der Fassung vom 22. November
1999 (GBl. S 625) Landeskatastrophenschutzgesetz – LkatSG.
– Gesetz über den Rettungsdienst in der Fassung vom 16. Juli 1998 (GBl.
S. 437) Rettungsdienstgesetz – RDG.
• Bayern:
– Gesetz über die Aufgaben und Befugnisse der Bayerischen Staatlichen Poli-
zei in der Fassung vom 14. September 1990 (GVBl. S.397) – Polizeiauf-
gabengesetz – PAG.
29
– Bayerisches Feuerwehrgesetz vom 23. Dezember 1981 (BayRS 215 – 3 –
1 –I) – BayFWG.
– Bayerisches Katastrophenschutzgesetz vom 24. Juli 1996 (GVBl. S.282) –
BayKSG.
– Bayerisches Gesetz zur Regelung von Notfallrettung, Krankentransport und
Rettungsdienst in der Fassung vom 08. Januar 1998 (GVBl. S.9) – Bayeri-
sches Rettungsdienstgesetz – BayRDG.
• Berlin:
– Allgemeines Gesetz zum Schutz der Öffentlichen Sicherheit und Ordnung
in Berlin vom 14. April 1992 (GVBl. S. 119) – Berliner Polizeigesetz –
ASOG.
– Gesetz über den Brandschutz und die Hilfeleistung bei Notlagen in der Fas-
sung vom 3. Mai 1984 (GVBl. S.764) – Feuerwehrgesetz – FwG.
– Gesetz über die Gefahrenabwehr bei Katastrophen vom 11. Februar 1999
(GVBl. S.78) – Katastrophenschutzgesetz – KatSG.
– Gesetz über den Rettungsdienst für das Land Berlin vom 08. Juli 1993
(GVBl. S.313) – Rettungsdienstgesetz – RDG.
• Brandenburg:
– Gesetz über Aufgaben und Befugnisse der Polizei im Land Brandenburg
vom 19. März 1996 (GVBl. S. 74) – Brandenburgisches Polizeigesetz –
BbgPolG.
– Gesetz über den Brandschutz und die Hilfeleistung bei Unglücksfällen und
Öffentlichen Notständen des Landes Brandenburg in der Fassung vom 09.
März 1994 (GVBl. S. 65) – Brandschutzgesetz – BSchG.
– Katastrophenschutzgesetz des Landes Brandenburg vom 11. Oktober 1996
(GVBl. S. 278) – Brandenburgisches Katastrophenschutzgesetz –
BbgKatSG.
– Gesetz über den Rettungsdienst im Land Brandenburg vom 08. Mai 1992
(GVBl. S. 170) – Brandenburgisches Rettungsdienstgesetz – BbgRettG.
• Bremen:
– Bremisches Polizeigesetz in der Fassung vom 06. Dezember 2001
(Brem.GBl. S. 441) – Brem PolG.
– Bremisches Hilfeleistungsgesetz vom 18. Juni 2002 (BremGBl. S. 189) –
BremHilfeG.
• Hamburg:
– Gesetz zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung vom 14. März
1966 (HambGVBl. S.77) – SOG.
– Feuerwehrgesetz vom 23. Juni 1986 (HambGVBl. S. 137).
– Hamburgisches Katastrophenschutzgesetz vom 16. Januar 1978 (HmbGVBl.
S. 31) – HmbKatSG.
– Hamburgisches Rettungsdienstgesetz vom 09. Juni 1992 (HmbGVBl.
S. 117) – HmbRDG.
• Hessen:
– Hessisches Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung in der Fas-
30
sung vom 31. März 1994 (GVBl. I. S. 174) – HSOG.
– Hessisches Gesetz über den Brandschutz, die Allgemeine Hilfe und den
Katastrophenschutz vom 17. Dezember 1998 (GVBl. I. S. 530) – HBKG.
– Gesetz zur Neuordnung des Rettungsdienstes in Hessen vom 24. Novem-
ber 1998 (GVBl. I. S. 499) – Hessisches Rettungsdienstgesetz 1998 –
HRDG.
• Mecklenburg-Vorpommern:
– Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung in Mecklenburg-Vor-
pommern in der Fassung vom 25. März 1998 (GVOBl. S. 335) – Sicher-
heits- und Ordnungsgesetz – SOG M-V.
– Gesetz über den Brandschutz und die Hilfeleistungen der Feuerwehren für
Mecklenburg-Vorpommern vom 14. November 1991 (GVOBl. S.426) –
BrSchG.
– Gesetz über Katastrophenschutz in Mecklenburg-Vorpommern vom 24.
Oktober 2001 (GVOBl. S.393) – Landeskatastrophenschutzgesetz –
LkatSG M-V.
– Gesetz über den Rettungsdienst für das Land Mecklenburg-Vorpommern
vom 1. Juli 1993 (GVOBl. S.623) – Rettungsdienstgesetz – RDG M-V.
• Niedersachsen:
– Niedersächsisches Gefahrenabwehrgesetz in der Fassung vom 20. Februar
1998 (Nds. GVBl. S.101) – NGef.AG.
– Niedersächsisches Gesetz über den Brandschutz und die Hilfeleistungen
der Feuerwehren vom 8. März 1978 (Nds. GVBl. S.233) – Niedersächsi-
sches Brandschutzgesetz – NBrandSchG.
– Niedersächsisches Katastrophenschutzgesetz vom 08. März 1978 (Nds
GVBl. S.243) – NKatSG.
– Niedersächsisches Rettungsdienstgesetz vom 29. Januar 1992 (Nds. GVBl.
S.21) – NRettDG.
• Nordrhein-Westfalen:
– Polizeigesetz des Landes Nordrhein-Westfalen in der Fassung vom 24.
Februar 1990 (GV NRW S.70) – PolG NRW.
– Gesetz über Aufbau und Befugnisse der Ordnungsbehörden in der Fassung
vom 13. Mai 1980 (GV NW S.528) – Ordnungsbehördengesetz – OBG.
– Gesetz über den Feuerschutz und die Hilfeleistung vom 10. Februar 1998
(GVNW S.122) – FSHG.
– Gesetz über den Rettungsdienst sowie die Notfallrettung und den Kranken-
transport durch Unternehmer vom 24. November 1992 (GVNW S.458)
– Rettungsgesetz NRW – RettG NRW.
• Rheinland-Pfalz:
– Polizei- und Ordnungsbehördengesetz in der Fassung vom 10. November
1993 (GVBl. S.595) – POG.
– Landesgesetz über den Brandschutz, die Allgemeine Hilfe und den Kat-
astrophenschutz vom 2. November 1981 (GVBl. S.247) – Brand- und Ka-
tastrophenschutzgesetz – LBKG.
31
– Landesgesetz über den Rettungsdienst sowie den Notfall- und
Krankentransport in der Fassung vom 22. April 1991 (GVBl. DS. 217) –
Rettungsdienstgesetz – RettDG.
• Saarland:
– Saarländisches Polizeigesetz vom 08. November 1989 (AmtsBl. S. 1750) –
SpolG.
– Gesetz über den Brandschutz und die Hilfeleistung im Saarland vom 30.
November 1988 (AmtsBl. S. 1410) – Brandschutzgesetz – BSG.
– Gesetz über den Katastrophenschutz im Saarland vom 31. Januar 1979
(AmtsBl. S. 141) – Landeskatastrophenschutzgesetz – LkatSG – Saarland.
– Saarländisches Rettungsdienstgesetz vom 09. Februar 1994 (AmtsBl.
S. 610) – SRettG.
• Sachsen:
– Polizeigesetz des Freistaates Sachsen in der Fassung vom 13. August 1999
(GVBl. S. 466) – Sächs.PolG.
– Gesetz über den Brandschutz und die Hilfeleistungen der Feuerwehren bei
Unglücksfällen und Notständen im Freistaat Sachsen in der Fassung vom
28. Januar 1998 (GVBl. S. 54) – Sächsisches Brandschutzgesetz – Sächs-
BrandSchG..
– Gesetz über den Katastrophenschutz im Freistaat Sachsen in der Fassung
vom 24. März 1999 (GVBl. S.145) – Sächsisches Katastrophenschutzge-
setz – SächsKatSG.
– Gesetz über Rettungsdienst, Notfallrettung und Krankentransport für den
Freistaat Sachsen vom 7. Januar 1993 (GVBl. S.9) – Sächsisches Rettungs-
dienstgesetz – SächsRettDG.
• Sachsen-Anhalt:
– Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung des Landes Sachsen-
Anhalt in der Fassung vom 16. November 2000 (GVBl. LSA S.593) –
SOGLSA.
– Brandschutz- und Hilfeleistungsgesetz des Landes Sachsen-Anhalt in der
Fassung vom 7. Juni 2001 (GVBl. LSA S. 190) – Brandschutzgesetz –
BrSchG.
– Katastrophenschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt vom 13. Juli 1994
(GVBl. LSA S.816) – KatSG – LSA.
– Rettungsdienstgesetz des Landes Sachsen-Anhalt vom 11. November 1993
(GVBl. LSA S.699) – RettDG – LSA.
• Schleswig-Holstein:
– Allgemeines Verwaltungsgesetz für das Land Schleswig-Holstein in der
Fassung vom 2. Juni 1992 (GVOBl. S. 243) – Landesverwaltungsgesetz –
LVwG.
– Polizeiorganisationsgesetz in der Fassung vom 03. März 1994 (GVOBl.
S. 158).
– Gesetz über den Brandschutz und die Hilfeleistungen der Feuerwehren vom
10. Februar 1996 (GVOBl. S.200) – Brandschutzgesetz – BrSchG.
32
– Gesetz über den Katastrophenschutz in Schleswig-Holstein in der Fassung
vom 10. Dezember 2000 (GVOBl. S. 665) – Landeskatastrophenschutzge-
setz – LKatSG.
– Gesetz über die Notfallrettung und den Krankentransport vom 29. Novem-
ber 1991 (GVOBl. S. 579) – Rettungsdienstgesetz – RDG.
• Thüringen:
– Thüringer Gesetz über die Aufgaben und Befugnisse der Polizei vom
4. Juni 1992 (GVBl. S. 199) – Polizeiaufgabengesetz – PAG.
– Gesetz über die Organisation der Polizei des Landes Thüringen in der Fas-
sung vom 6. Januar 1998 (GVBl. S. 1) – Polizeiorganisationsgesetz – PoG.
– Thüringer Gesetz über die Aufgaben und Befugnisse der Ordnungsbehör-
den vom 18. Juni 1993 (GVBl. S.323) – Ordnungsbehördengesetz – OBG.
– Thüringer Gesetz über den Brandschutz, die Allgemeine Hilfe und den Ka-
tastrophenschutz in der Fassung vom 25. März 1999 (GVBl. S.227)
– Thüringer Brand- und Katastrophenschutzgesetz – ThBKG.
– Thüringer Rettungsdienstgesetz vom 22. Dezember 1992 (GVBl. S. 609) –
ThürRettG.
Der Verwaltungspraktiker, der sich bei der Lösung seines Problems an gesetzlichen
Vorgaben zu orientieren hat, wünscht sich natürlich, dass das Problem mit dem
Instrumentarium eines einzigen, in sich geschlossenen Regelwerks gelöst werden
kann. Die vorstehende Darstellung der für die „Dekontamination Verletzter“ ein-
schlägigen gesetzlichen Grundlagen hat aber ergeben, dass das genannte Problem
in den meisten Bundesländern nur auf der Grundlage und unter Beachtung meh-
rerer Landesgesetze zu behandeln ist. Bei Katastrophen, die über die Grenzen eines
Bundeslandes hinausgehen, kommt es überdies in Betracht, dass die Landesgeset-
ze mehrerer Länder einschlägig sind. Und – wie bereits ausgeführt – kann es je
nach der Ursache eines Unglücksfalles oder eines Großschadensereignisses dazu
kommen, dass neben vergleichsweise kompatiblen Landesgesetzen Bundesgeset-
ze Beachtung finden müssen. Diese Vielfalt von einschlägigen Gesetzen kann als
wenig praktikabel, ineffizient, fehleranfällig und finanziell aufwendig empfunden
werden. Es fragt sich daher, ob und in welchem Maße die Regelungsvielfalt mit
dem Ziel einer geschlossenen, einheitlichen gesetzlichen Regelung beseitigt wer-
den kann. Dabei ist eingangs zu betonen, dass die Eignung der vorhandenen Ge-
setze zur Erfüllung der von ihnen jeweils geregelten Aufgaben nicht bezweifelt
werden kann. Es geht vielmehr um die Frage, ob und inwieweit die Vielfalt der
Regelungen unvermeidlich ist.
Nach dem Fall der Mauer und dem Ende des Kalten Krieges war die Bedeutung
des Zivilschutzes in den Hintergrund getreten. Die Terrorangriffe auf die Vereini-
gten Staaten von Amerika haben aber auch zu der Erkenntnis geführt, dass unser
zweigeteiltes nationales Notfallvorsorgesystem auf Vorgaben fußt, die in dieser
Trennschärfe nicht mehr gegeben sind: Auf der einen Seite der drohende militäri-
sche Angriff als Grundlage für die Zivilschutzaufgabe des Bundes, auf der andren
Seite die von Menschen verursachte oder auf natürlicher Ursache beruhende Ka-
tastrophe in der Zuständigkeit der Länder und Gemeinden. Erforderlich, vielfach
angemahnt, aber immer noch nicht umgesetzt sind u. a. ein verändertes strategi-
sches Vorgehen, ein gemeinsames Gefahren-Management von Bund und Ländern
sowie eine stärkere Bündelung der Einsatzpotenziale aller Verwaltungsebenen. Die
Schaffung einer Koordinierungsstelle im Bundesministerium des Innern scheint in
diesem Zusammenhang nicht auszureichen. Die Kräfte für die Innere und Äußere
Sicherheit müssen wegen der neuen Risiken im Rahmen eines neu zu schaffenden
Gesamtverteidigungskonzeptes besser als bisher mit einander verzahnt werden.
Die zivil-militärische Zusammenarbeit ist bis auf die Ebene der Bezirke wieder zu
verstärken. Ziel muss dabei sein, dass die Bundeswehr in besonderen Gefähr-
dungslagen im Rahmen ihrer spezifischen Fähigkeiten ergänzend zu Polizei,
Bundesgrenzschutz, Feuerwehren, THW usw. eingesetzt werden kann. Dabei darf
die Bundeswehr nicht zum bloßen Lückenbüßer für Personal- und Ausrüstungs-
mängel der grundsätzlich zuständigen Kräfte der Inneren Sicherheit werden. Hier-
für sind klare Rechtsgrundlagen und Zuständigkeiten zu schaffen.
Auch dürfte der Bund nicht in dem Bestreben, die Regelungen über Gefahrenab-
wehr bei Unfällen und Notständen in Deutschland zu vereinheitlichen, etwa ein
integriertes Hilfeleistungsgesetz erlassen. Denn für derartige Regelungen über
Gefahrenabwehr fehlt dem Bund die Gesetzgebungszuständigkeit. Als einziger
Weg zur Vereinheitlichung bleibt die landesrechtliche Regelung, die sich auf die
Gegenstände der Gesetzgebungskompetenz der Länder beschränkt. Angesichts des
Befundes, dass die meisten Bundesländer davon jeweils durch den Erlass von vier
Gesetzen Gebrauch gemacht haben, fragt es sich, ob diese Gesetze im Sinne eines
jeweils einheitlichen Hilfeleistungsgesetzes vereinheitlicht werden sollten. Dabei
muss differenziert werden. Einen Komplex von Regelungen bilden die Polizei-
34
und Ordnungsbehördengesetze, einen anderen die Feuerwehr-, Katastrophen-
schutz- und Rettungsdienstgesetze. Diese beiden Komplexe in einer einheitlichen
Regelung zusammenzuführen, ist mit zahlreichen Nachteilen verbunden,
unzweckmäßig und daher abzulehnen. Die Aufgaben der allgemeinen Polizeibe-
hörden, die herkömmlich in Polizeigesetzen geregelt werden, sind nur in ganz
geringem Ausmaß mit denjenigen Aufgaben identisch, die die staatliche Hilfeleis-
tung bei Notfällen und Katastrophen zu erfüllen hat. Insbesondere die Tätigkeit der
Polizei bei der Bekämpfung von Straftaten hat in ihren wesentlichen Bereichen
kaum Berührung mit der staatlichen Hilfeleistung in Notfällen und erfordert eine
Fülle von Regelungen, etwa über Datenerhebung und -verarbeitung, die ein Hil-
feleistungsgesetz unnötig und unangemessen befrachten würden. Eine Integration
der Polizeigesetze in ein einheitliches Gesetz über staatliche Hilfeleistung bei Not-
fällen muss daher schon aus diesem Grunde als unzweckmäßig abgelehnt werden.
Dementsprechend hat das Land Bremen bei der Schaffung seines Hilfeleistungs-
gesetzes vom 18. Juni 2002 – Brem HilfeG – auch nicht den Versuch unternom-
men, das vorhandene Polizeigesetz in diese Regelung einzubeziehen.
Aus diesen Gründen erscheint es sachgerecht, dass nicht nur Bremen, sondern auch
Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen den Katastrophen-
schutz nicht mehr in einem eigenständigen Gesetz geregelt, sondern in das Hilfe-
leistungs- bzw. Feuerschutzgesetz integriert haben. Auch den übrigen elf Bundes-
ländern, in denen neben den Feuerwehrgesetzen noch Katastrophenschutzgesetze
existieren, kann aus Gründen der Verwaltungsvereinfachung und der Transparenz
der einschlägigen Regelwerke nur empfohlen werden, jedenfalls die Katastrophen-
schutzgesetze in die Feuerwehr- und Hilfeleistungsgesetze zu integrieren. Dabei
wird sich ergeben, dass der Rettungsdienst, der schon jetzt verwaltungstechnisch
und nach seinen gesetzlichen Grundlagen vielfach mit den Aufgaben der Feuer-
wehren verzahnt ist, keine eigenständige gesetzliche Regelung mehr erfordert, son-
dern mit den um den Katastrophenschutz erweiterten Hilfeleistungsgesetzen ver-
einigt werden kann. Allerdings wird ein solches Hilfeleistungsgesetz nach seiner
Funktion den Feuerwehren, Rettungsdiensten sowie den in die Gefahrenbekämp-
fung und Hilfeleistung einbezogenen sonstigen Institutionen und Personen immer
35
nur abstrakt-generelle Regelungen zur Verfügung stellen können, die von Fall zu
Fall der Konkretisierung und Verfeinerung durch die bei der Hilfeleistung Tätigen
bedürfen. Ein Beispiel dafür bietet das Bremische Hilfeleistungsgesetz, das in § 1
Abs. 3 S.3 die Aufgaben der beteiligten Stellen und Institutionen ganz allgemein
wie folgt umschreibt: „Die in der Gefahrenabwehr eingesetzten Kräfte haben im
Rahmen der geltenden Gesetze die nach pflichtgemäßem Ermessen erforderlichen
Maßnahmen zur Verhütung von Schäden und zur Schadensbekämpfung zu tref-
fen“. Angesichts dieser Generalklausel wird es die Aufgabe des rechtsanwenden-
den Verwaltungspraktikers sein, nach seinem Ermessen im konkreten Schadens-
fall die Aufgaben der eingesetzten Kräfte unter Berücksichtigung ihrer Ausstattung
sowie ihrer Möglichkeiten zu bestimmen. Das abstrakt-generelle Gesetz nimmt
ihm diese Aufgabe nicht ab, sondern vertraut sie seinem pflichtgemäßen Ermes-
sen an.
Festzuhalten ist, dass die bestehenden gesetzlichen Regelungen zwar eine Grund-
lage für die Bewältigung des hier besprochenen Gefahrenfalles "Dekontamination
Verletzter" darstellen. Soweit noch nicht geschehen, bedarf es innerhalb der ein-
zelnen Bundesländer einer fachspezifischen auf diesen chemischen Gefahrenfall
konkretisierten Ausgestaltung der gesetzlichen Regelungen durch einen Verwal-
tungspraktiker. Zu jedem Zeitpunkt müssen Maßnahmen den Schutz der Bevöl-
kerung vor gesundheitlichen Schäden bewahren. Die Beherrschbarkeit eines
„Großschadensereignis“ hat absolute Priorität, Automatismen (sog. „Schneeball-
effekte“) sind zu vermeiden und führen zu unkalkulierbaren Folgen, die nicht mehr
kontrolliert werden können. Zur Optimierung in der Bewältigung von Großscha-
densereignissen und Zwischenfällen mit chemischen Gefahrstoffen bedarf es einer
Novellierung. Nur ein integriertes Hilfeleistungsgesetz kann den Aufgaben der
verschiedenen beteiligten Organisationen – Feuerwehr, Rettungsdienst, erweiter-
ter Rettungsdienst, Zivischutz, Katastrophenschutz, Bundeswehr – gerecht weden.
3.2.1 Allgemeines
3.2.2 Begriffsbestimmungen
Als „gefährliche Güter“ bezeichnet man Stoffe und Gegenstände, von denen auf
Grund ihrer Natur, ihrer Eigenschaften oder ihres Zustandes im Zusammenhang
mit der Beförderung Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung beste-
hen. Die „Gefahrgüter“ unterliegen beim Transport einer besonderen Kennzeich-
nung sowie genau definierten Verpackungsvorgaben.
Als „Schadstoffe“ werden gefährliche Stoffe bezeichnet, die durch Austritt, Brand
oder chemische Reaktionen freigesetzt werden und das Potential haben Mensch,
bzw. Umwelt zu schädigen.
37
Mehr als 10.000 dieser Gefahrstoffe werden zunehmend in riesigen Mengen pro-
duziert, gehandelt und über weite Entfernungen mit unterschiedlichsten Transport-
mitteln transportiert. Zwischenfälle ereignen sich demzufolge auch immer häufi-
ger und auf unterschiedlichste Arten. Die Schadensszenarien sind vielfältig und
umfassen Kraftfahrzeugunfälle, Zug- bzw. Tankerunglücke, Großbrände sowie
Leckagen in Betriebsanlagen und Pipelines. Eine Besonderheit von Schadstoffen
bildet die Gruppe der Kampfstoffe, die im folgenden Kapitel abgehandelt werden.
Gefahrstoffe, die für die Versorgung von Verletzten von Bedeutung sind, wurden
deshalb in Industriechemikalien (siehe Tabelle 1) und Kampfstoffe (siehe Tabelle
2) unterteilt, welche im folgenden Kapitel kursorisch skizziert werden.
Tabelle 1: Industriechemikalien
Soforttyp Latenztyp
Organische Säuren
38
Reiz-
Psycho-
Augen Atemwege sonstige
Obwohl die Gefährdungen durch den Umgang mit diesen Stoffen hinreichend
bekannt sind, lassen sich aber trotz moderner und umfangreicher Sicherheitsvor-
kehrungen Störfälle bei Gefahrguttransporten oder in Industrieanlagen nicht gänz-
lich verhindern. Als Industriezweige mit erhöhtem Gefährdungspotential lassen
sich folgende Problembereiche identifizieren:
39
• Chemieindustrie
Von 30.000 Chemikalien, die in Europa gehandelt werden, haben etwa 4.600
Stoffe eine größere Bedeutung mit Herstellungsmengen von mehr als zehn
Tonnen pro Jahr. Davon besteht für circa 317 Chemikalien der Verdacht auf
gesundheitsgefährdende Eigenschaften.
• Düngemitteldepots
Düngemittellager, speziell für den landwirtschaftlichen Gebrauch, sind an vie-
len Standorten im ländlichen Bereich. Die Lagerkapazitäten sind jedoch sehr
unterschiedlich. Düngemittel (Ammoniumnitrat) gelten wegen der im Brand-
fall entstehenden giftigen Brandgase als „sensible Substanzen“.
• Lebensmittelindustrie, Kühlhäuser, Sportstätten
In diesen Anlagen wird häufig in großer Menge Ammoniak verwendet und des-
halb gelten diese als potentielle Großunfallverursacher.
• Papier- und Zellstofferzeugung, Spanplatten- und Schaumstofferzeugung
Betriebstypen dieser Art zählen aufgrund der in großen Mengen verwendeten
gefährlichen Substanzen (Schwefeldioxid, Methanol, Formaldehyd) zu den
besonders gefährdeten Industriezweigen.
• Sprengstoff- und Munitionserzeugung
Bei diesen Betrieben ist prinzipiell das Potential vorhanden, Großunfälle zu
verursachen
• Raffinerien und Lagerstätten für brennbare Flüssigkeiten
Auch hier sind große Unterschiede in den Lagerkapazitäten vorhanden. Eine
Gefahr für die Bevölkerung ist nur bei einem Brand vergleichsweise großer
Mengen gegeben.
• Flüssiggashandel und Lagerung
Lagerstätten für Flüssiggas und Erdgas sind in der BRD die größte Gruppe
gefährlicher Stoffe. Bei den oberirdischen Lagerstätten (nur diese sind wirk-
lich von Bedeutung) handelt es sich meistens um Flüssiggas (Propan/Buthan).
Hier gilt sinngemäß das gleiche wie für brennbare Flüssigkeiten.
Gefahrstoffe treten neben der gut kontrollierten Chemieindustrie häufig dort auf,
wo man deren Existenz nicht unbedingt vermuten würde. Ein kurzer Überblick
über mögliche Gefahrenquellen ist im folgenden dargestellt:
• Betriebe
Gefährliche Stoffe werden nicht nur von Betrieben der Chemieindustrie son-
dern auch von zahlreichen anderen Betrieben verwendet, verarbeitet und gela-
gert. Trotz umfangreicher betrieblicher Sicherheitsvorkehrungen kann es zu
Störfällen kommen, bei denen solche Stoffe freigesetzt werden. Diese Stoffe
können sich bei Unfällen bzw. Zwischenfällen auch über die Betriebsgrenzen
40
hinaus ausbreiten und so eine Gefahrenquelle für Mensch und Umwelt in der-
Umgebung des Betriebes darstellen.
• Transporte
Der Transport gefährlicher Güter erfolgt sowohl auf der Straße, Schiene im
See- und Binnenschiffsverkehr und im Luftverkehr. Nach Auskunft des
Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Wohnungswesen werden jährlich
allein in Deutschland über 400 Mio. t gefährlicher Güter transportiert (1997).
Der mit über 60 % größte Teil hiervon wird auf der Straße befördert. Der Rest
verteilt sich zu ungefähr gleichen Teilen auf die sonstigen Verkehrsmittel Bahn,
Binnenschiff und Seeschiff. Der Transport von Gefahrgütern im Luftverkehr
nimmt mit weniger als 0,1 % eine untergeordnete Rolle ein. Gefahrgüter wer-
den einer oder mehrerer der folgenden neun Klassen und ihrer Unterklassen
zugeordnet, die den Typ der ausgehenden Gefahr repräsentieren. In manchen
Fällen sind sie auch einer von drei Verpackungsgruppen zugeordnet, die sich
auf die Gefahr bezieht, die von der Klasse ausgeht.
Gefahrgutklassen
Klasse 1 Explosive Stoffe und Gegenstände mit Explosivstoffen
Klasse 2 Gase
Klasse 3 Entzündbare flüssige Stoffe
Klasse 4.1 Entzündbare feste, selbstzersetzliche oder desensibilisierte explo-
sive Stoffe
Klasse 4.2 Selbstentzündliche Stoffe
Klasse 4.3 Stoffe, die in Berührung mit Wasser entzündbare Gase entwickeln
Klasse 5.1 Entzündend (oxidierend) wirkende Stoffe
Klasse 5.2 Organische Peroxide
Klasse 6.1 Giftige Stoffe
Klasse 6.2 Ansteckungsgefährliche Stoffe
Klasse 7 Radioaktive Stoffe
Klasse 8 Ätzende Stoffe
Klasse 9 Sonstige Gefahrgüter
Verpackungsgruppen
Gruppe I: hohe Gefahr, Kennzeichen X
Gruppe II: mittlere Gefahr, Kennzeichen Y
Gruppe III: niedrige Gefahr, Kennzeichen Z
Bereits 1998 transportierte etwa jeder fünfte Lkw in Deutschland Produkte der
unterschiedlichsten Gefahrgutklassen einschließlich Munition und Spreng-
stof–fe. Eine aktuelle Umfrage des Verbands der Chemischen Industrie (VCI),
Frankfurt/Main, zeigte, dass sich auf der Schiene lediglich 1,287 Unfäl-
le/1.000 t beförderter Chemikalien ereignen, während auf der Straße 5 Unfäl-
le/1.000 t zu verzeichnen sind. Ein sehr wesentlicher Aspekt bei Transportun-
fällen ist, dass kaum vorsorgliche Planungen möglich sind, da alle entschei-
denden Parameter wie Unfallort, Umgebung, Stoffart und freigesetzte Menge
nicht vorhersehbar sind. Dadurch erhöht sich auch das Risiko für die, entlang
solcher Routen wohnende Bevölkerung erheblich.
41
• Hausanlagen
Bei Hausanlagen gehen die Gefahren hauptsächlich von Flüssiggastanks aus,
die mit Propangas bzw. Butangas gefüllt sind. Die meisten Tanks haben Fas-
sungsvermögen von mehr als 1.000 Litern. Sie dienen zur Lagerung von
Brennstoff für Heizanlagen und Warmwasserbereiter. Bei Undichtigkeiten kön-
nen große Mengen dieser brennbaren Gase freigesetzt werden und auch noch
in größerer Entfernung zu Bränden und Explosionen führen. Nicht zu unter-
schätzen sind auch die bereits fast überall verwendeten Kunststoffe, die im
Brandfall zur Freisetzung giftiger Brandgase führen.
• Sport- und Freizeiteinrichtungen
Auch in diesen Bereichen kommen immer größere Mengen an gefährlichen
Stoffen zur Anwendung. Zwei häufige Anwendungsbereiche sind Kälteanlagen
und Chlorierungsanlagen. Die Kälteanlagen dienen zur Eiserzeugung auf
Kunsteislaufplätzen und bei Bobbahnen. Als Kältemittel wird dafür sehr oft
Ammoniak (giftig, ätzend und brennbar) verwendet. Auch Kühlhäuser für
Lebensmittel arbeiten nach diesem Prinzip. Chlorierungsanlagen werden zur
Herstellung von Chlor (giftig und ätzend) in allen Schwimmbädern zur Was-
seraufbereitung verwendet.
• Landwirtschaft
In landwirtschaftlichen Betrieben, insbesondere in Lagerhäusern und bei land-
wirtschaftlichen Genossenschaften, lagern große Mengen an Dünge- und
Pflanzenschutzmitteln. Im Brandfall können Zersetzungsprodukte frei werden,
die sich dann als „Giftgaswolke“ ausbreiten.
• Verkehrsknotenpunkte
In Zeiten terroristischer Bedrohungen müssen Verkehrsknotenpunkte wie
Großbahnhöfe, U-Bahnstationen, Flughäfen, große öffentliche Plätze und
Sportarenen als interessante Ziele gelten, die die Effekte einer mutwilligen
Freisetzung von Chemikalien oder Kampfstoffe (Sarin-Attentat 1995 in Tokio)
begünstigen.
3.2.5.1 Einleitung
Arsenwasserstoff
Die Aufnahme erfolgt über die Atemwege und es kommt zum Auftreten einer star-
ken Hämolyse. Die tödliche Dosis liegt bei 250 mg/m3 Luft bei 30 Minuten lan-
ger Exposition. Nach einer Latenzzeit von etwa 5 Stunden kommt es zu Kältege-
fühl und Parästhesien an den Extremitäten, Übelkeit, Erbrechen, zu abdominellen
Krämpfen und Hämaturie. Es ist kein Antidot vorhanden, deshalb kann nur symp-
tomatisch behandelt werden. Die Prognose ist abhängig vom Grad der Intoxika-
tion. Völlige Ausheilung ist ebenso möglich wie das Auftreten von anhaltenden
Folgeerscheinungen. Schutz gewährt nur eine Atemschutzmaske. Die Dekontami-
nation kann leicht mit Oxidationsmitteln durchgeführt werden. Metallarsenide las-
sen sich als Aerosole einsetzen. Hierzu können Raketen oder Geschosse dienen.
Tabelle 3: Eigenschaften des Blutkampfstoffes Arsenwasserstoff
Eigenschaften Arsenwasserstoff
Siedepunkt in °C – 55
Schmelzpunkt in °C – 114
Zündtemperatur in °C Sehr leicht entzündlich
Dampfdruck bei 20 °C in mmHg 11,36
Flüchtigkeit bei 0 °C in mg/l 30. 900
Hydrolyse Rasch
Hydrolyseprodukte Arsensäure, H3AsO4, u.a.
43
Blausäure und Chlorcyan
Die Aufnahme erfolgt über die Atemwege und es kommt zum Auftreten einer
Blockade der Atmungskette. Leichte Vergiftungen zeigen Kratzen im Hals, Kopf-
schmerzen, Erbrechen, Angst, Atemnot, pectanginöse Beschwer den und Sehstö-
rungen. Schwere Vergiftungen führen innerhalb von Sekunden oder Minuten zu
einem Atemstillstand. Für Blausäure beträgt die LD50 per os 1 mg/kg, und die
LD50 perkutan 100 mg/kg. Für die rasche Bildung von Ferrihämoglobin wird
4-Dimethylaminophenol i.v. verabreicht. Anschließend wird zur endgültigen Ent-
giftung durch Rhodanidbildung Natriumthiosulfat i.v. verabreicht. Die Prognose
ist von der raschen Behandlung mit Antidot abhängig. Schutz gegen die Einatmung
von Blausäure oder Chlorcyan bietet nur eine Schutzmaske mit eingesetztem Fil-
ter, welche mit spezifischen Schutzstoffen imprägniert ist. Die hohe Flüchtigkeit
macht eine Dekontamination unter Feldbedingungen überflüssig. Als Aerosole
sind die Alkalisalze der Blausäure auch als Sabotagegifte verwendbar. Sie können
als Bomben, Raketen und Granaten im Einsatz verwendet werden.
Tabelle 4: Eigenschaften der Blutkampfstoffe Blausäure und Chlorcyan
Blausäure Chlorcyan
Schmelzpunkt in °C – 13,24 –6
Fluorkarbonverbindungen
Die Aufnahme erfolgt über den Magen-Darm-Trakt, in seltenen Fällen auch über
den Respirationstrakt. Im Stoffwechsel wird Fluoressigsäure gebildet, welches in
den Zitratzyklus eingeschleust wird. Folglich entsteht anstatt Acetyl-CoA vermehrt
44
fluoriertes Zitrat, welches den gesamten Intermediärstoffwechsel stört. Die per-
orale LD50 beträgt 2-5 mg/kg Körpergewicht. Nach einer Latenzzeit von 30 Minu-
ten bis 6 Stunden kommt es zu Übelkeit, Erbrechen, Parästhesien, Hör-, Sprach-
und Sehstörungen, unwillkürlicher Harn- und Stuhlabgang, Herzstörungen,
Krämpfe und Atemdepression. Nur symptomatische Therapie möglich. Es existiert
kein Antidot. Ein Therapieversuch mit Glycerinmonoacetat oder Acetamid oder
stark konzentrierter Alkohol oral kann innerhalb von 5-10 Minuten nach Intoxi-
kation durchgeführt werden. Bei schweren Vergiftungen ist die Prognose infaust
und bei leichteren gut. Gegen die Inhalation schützt nur ein entsprechender Atem-
anschluss (Vollmaske) mit entsprechendem Filter. Auf Grund der Beständigkeit
gegen Oxidationsmittel ist die Dekontamination erschwert. Fluorkarbonverbin-
dungen kommen als Flüssigkeiten und Salze zum Einsatz. Denkbar sind sie als
Sabotagemittel zur Kontamination von Nahrungsmitteln und Wasser.
Tabelle 5: Eigenschaften der Blutkampfstoffe Fluorkarbonsäuren
Schmelz- – 43 31 – 32 – –
punkt in °C
3.2.5.2.2 Hautkampfstoffe
Arsenhaltige Verbindungen
Die Aufnahme erfolgt über die Schleimhäute (z.B. Augen), die Haut und den
Resorptionstrakt. Es kommt zur Blockierung von SH-Gruppen durch Arsinverbin-
dungen. Es kommt zu einem sofort einsetzenden schmerzhaften Brennen und
Stechen auf kontaminierter Haut und Auftreten eines Erythems innerhalb von 30
Minuten. Nach zwölf Stunden bilden sich Blasen, die konfluieren und bis zum drit-
ten bis vierten Tag zerfallen. Bei Schädigung tieferer Hautpartien können schmerz-
45
hafte Nekrosen auftreten, die bei komplikationslosem Verlauf abheilen. Schwere
inhalative Vergiftungen können mit einem toxischen Lungenödem einhergehen,
und orale Aufnahme führt zu einer Akutsymptomatik mit hämorrhagischen Nekro-
sen im GI-Trakt.
Tabelle 6: Toxizität der arsenhaltigen Hautkampfstoffe Lewisit, Phenylarsindichlorid, Äthylar-
sindichlorid, Methylarsindichlorid
LC50-Wert: Mittlere letale Konzentration, bei der unter standardisierten Versuchs-
bedingungen (Volumen, Temperatur, Druck) 50 % der Versuchstiere sterben. Das
heißt es handelt sich hier um die verabreichte Konzentration und nicht um die Kon-
zentration im Versuchstier.
46
Tabelle 7: Eigenschaften der arsenhaltigen Hautkampfstoffe Lewisit, Phenylarsindichlorid,
Äthylarsindichlorid, Methylarsindichlorid
LCt50 inhalativ
1.500 1.500 3.000 1.500
in mg*min/m3
LCt50 perkutan
10.000 20.000 – 10.000
in mg*min/m3
47
Das N-Lost löst ähnliche Veränderungen aus. Natriumthiosulfat i.v. ist das Anti-
dot bei systemischer Intoxikation. Ansonsten wird symptomatisch behandelt. Bei
geringgradiger Intoxikation ist mit einer restitutio ad integrum zu rechnen. Bei
systemischer Intoxikation kann es zu jahrelang anhaltenden organischen und psy-
chischen Schäden führen. ABC-Schutzmaske und eine entsprechende Schutzklei-
dung (Schutzplane, Handschuhe, Überschuhe) sind das wirksamste Mittel gegen
die Kontamination. Als Dekontaminationsmittel sind Chloramin T, Chlorkalk und
10 %ige Natriumbikarbonatlösung geeignet. Lost wird als Aerosol oder als Zäh-
lost eingesetzt, der wegen beigefügter Kunstharze an Haut, Kleidung und Materi-
al haften bleibt. Als Einsatzmittel kommen Artilleriegranaten, Mörsergeschosse,
Landminen, Bomben, Raketen, Mehrfachraketenwerfer) und Sprühtanks in Frage.
Tabelle 9: Eigenschaften der Hautkampfstoffe Schwefellost und Stickstoffloste
3.2.5.2.3 Lungenkampfstoffe
Die Aufnahme erfolgt über die Augen und über die Atemwege. Durch die Azety-
lierung freier Aminogruppen von Proteinen entwickelt sich ein toxisches Lungen-
ödem. Die LCt50 und ICt50 von Phosgen und Diphosgen betragen 3.200
mg*min/m3 bzw. 1.600 mg*min/m3; ihre Giftigkeit ist etwa viermal so hoch wie
die von Chlorpikrin. Die klinische Symptomatik wird im Allgemeinen bei Lun-
genkampfstoffen erst nach einer Latenzzeit von 12 – 24 Stunden manifest, welche
48
auch stark konzentrationsabhängig ist. Durch eine Röntgenaufnahme der Lunge
kann man die Diagnose anhand eines „Schneegestöber-Phänomens“ schon inner-
halb acht Stunden nach Exposition stellen. Plötzliches Kratzen im Hals, Beklem-
mung im Brustbereich, Hustenreiz, heftige Kopfschmerzen und Schwindel treten
initial auf. Nach einem syptomfreien Intervall wird die klinische Erscheinung
durch ein toxisches Lungenödem bestimmt. Im Vordergrund steht die Behandlung
des toxischen Lungenödems mit inhalativen Kortikosteroiden und begleitend dazu
intensivmedizinische Maßnahmen. Schwere Vergiftungen enden meistens letal.
Entscheidend ist die frühzeitige Diagnosestellung mit rasch beginnender Therapie.
Nur die ABC-Schutzmaske verhindert die inhalatorische Wirkung. Phosgen,
Diphosgen und Triphosgen werden durch Ammoniak und Alkali zerstört. Chlor-
pikrin wird dagegen optimal durch alkoholische Natriumsulfidlösung zerstört. Die
Stoffe kommen als Gas oder Aerosol zum Einsatz. Hierzu können Sprühtanks,
Geschosse oder Bomben verwendet werden.
Tabelle 10: Eigenschaften der Lungenkampfstoffe Phosgen (CG), Diphosgen (DP), Chlorpikrin (PS)
Schmelzpunkt in °C – 127,0 – 57 – 64
Auf Grund der guten Lipidlöslichkeit werden die Nervenkampfstoffe von Haut und
Schleimhaut sehr gut resorbiert. Es kommt zur Hemmung von Acetylcholineste-
rase und Butyrylcholinesterase. Die LD50 per os liegt für Sarin ca. 100 fach höher
als für Tabun (Sarin 0.04–0.06 mg/kg, Tabun 5mg/kg). Die perkutane LD50 ist
ungefähr gleich einzuschätzen (1–2 mg/kg). Durch die Überaktivität des parasym-
49
patischen Nervensystems überwiegen vegetative Symptome wie Miosis, Rhinor-
rhoe, pectanginöse Beschwerden und Atembeschwerden. Neben symptomatischer
Behandlung haben sich als Antidote Atropinsulfat i.v. und Obidoxim (Toxogonin)
i.v. bewährt. Wenn kurz nach dem Angriff Apnoe, Bewusstlosigkeit und Krämpfe
eingetreten sind ist die Prognose infaust. Leichtere Vergiftungen können ohne Fol-
gen überwunden werden. Sicheren Schutz bieten eine ABC-Atemschutzmaske und
eine Schutzkleidung (Schutzplane, Überschuhe, Handschuhe). Die Augen werden
mit reichlich Wasser gespült. Kontaminierte Haut muss sofort mit Wasser und
Seife gewaschen werden. Kampfstofftropfen werden am besten mit Hautentgif-
tungsmitteln (Entgiftungspuder) entfernt. Kontaminierte Haare müssen mit alka-
lischen Lösungen (2 %ige Lösung von Natriumbikarbonat) gewaschen werden.
Weiteres Dekontaminationsmittel ist Chlorkalk und Natriumhypochlorit. Die Stof-
fe kommen als Flüssigkeiten, Dämpfe oder Aerosol zum Einsatz. Hierzu können
Sprühtanks, Geschosse oder Raketen verwendet werden.
Tabelle 11: Eigenschaften der Nervenkampfstoffe Tabun, Sarin, Soman, VX
Hydrolyse 50 % in 50 % in Vollständig in 50 % in
7 Stunden 7 Stunden 5 Minuten in 10 Stunden
5 %iger NaOH-
Lösung
Gefährdungsart Auswirkungen
52
Zweckmässiges Entgiftungsmittel für: Bemerkungen
Schleimhaut Wunden Haare
53
dem Ausmaß des kontaminierten Gebietes, der Anzahl der exponierten Personen,
der Expositionswege, der Gesundheitsbeeinträchtigungen sowie der medizinischen
Konsequenzen. Die vier Inkorporationswege sind Hautkontakt, Inhalation, Inges-
tion und Augenkontakt.
Gewalteinwirkung
Aufgrund von Bränden oder ungewollter chemischer Reaktionen kann es auch zu
Explosionen kommen. Die dabei auftretenden Druckwellen können Schäden an
Gebäuden (Fensterbruch, Einstürze etc.) aber auch körperliche Schäden (Trom-
melfellriss) zur Folge haben. Grundsätzlich ist dabei mit einem Trümmerflug zu
rechnen, der im ungünstigen Fall mehrere hundert Meter weit reichen kann. Ver-
letzungen aller Art sind möglich.
54
Oberflächliche Verunreinigung von Personen und Sachen (Kontamination)
Diese Art der Wirkung stellt die zeitlich betrachtet längste Belastungsart dar. Die
bei Unfällen mit gefährlichen Stoffen freiwerdenden Substanzen können sich mit
Hilfe der Thermik oder des Windes über größere Entfernungen ausbreiten und an
Personen, die sich zu diesem Zeitpunkt im Freien aufhalten und an allen im Freien
befindlichen Oberflächen ablagern. In weiterer Folge können solche Schadstoffe
über offene Wunden oder in besonderen Fällen auch direkt über die Haut (Resorp-
tion) in den Körper aufgenommen werden und gesundheitliche Schäden hervor-
rufen. Die Gefahr besteht auch noch nach dem Durchzug der Schadstoffwolke.
Solange diese Verunreinigungen von Straßen und Wegen nicht entfernt werden, ist
vor allem auf besondere Reinlichkeit zu achten.
Verätzungen
Verätzungen sind Schädigungen der Haut und Schleimhäute, die nach Kontakt mit
einem Schadstoff, in erster Linie mit Flüssigkeiten (Säuren, Laugen, u.a.) auftre-
ten. Feststoffe und Gase können sich im Feuchtigkeitsfilm der Haut oder in feuch-
ter Bekleidung lösen und ätzende Flüssigkeiten bilden. Während die normale Haut
eine – wenn auch geringe – Widerstandsfähigkeit gegen ätzende Stoffe besitzt, sind
Augen, Schleimhäute und offene Wunden besonders empfindlich. Abhängig von
der Art des Stoffes und dessen Konzentration kann die Schädigung der Haut von
einer leichten Reizung bis zur völligen Zerstörung der Haut und des darunter lie-
genden Gewebes führen. Verätzungen heilen, wenn überhaupt, nur sehr langsam
und hinterlassen hässliche und meist auch schmerzende Narben.
Vergiftungen
Eine Reihe von Substanzen rufen bereits bei der Aufnahme kleinster Mengen che-
mische Veränderungen im Körper hervor, die zu schweren Schäden der Gesund-
heit führen und auch tödlichen Ausgang haben können. Solche Stoffe werden all-
gemein als Gifte bezeichnet. Sie werden wie folgt definiert: „Gifte sind Stoffe, von
denen aus Erfahrung bekannt oder nach tierexperimentellen Untersuchungen anzu-
nehmen ist, dass sie bei der Aufnahme durch die Atemwege, die Verdauungsorga-
ne oder durch die Haut, bei einmaliger oder kurzdauernder Einwirkung in relativ
kleiner Menge zu Gesundheitsschäden oder zum Tod des Menschen führen kön-
nen.“
3.3.1 Einführung
Gefahrstoffunfälle sind häufig Zwischenfälle, bei welchen eine große Anzahl von
Menschen durch potenziell toxische Substanzen gefährdet sein kann. Eingesetzte
Rettungsorganisationen und die nachfolgenden Versorgungseinrichtungen stehen
häufig unter einem hohen Zeitdruck und ungewohnten Situationen. Oft muss ein
55
großes Areal abgesperrt werden, spezielle Ausrüstung und mit ihr vertrautes Per-
sonal schnell verfügbar sein. Das Gefahrenabwehrpersonal muss sich zur selben
Zeit aufwendig in Schutzkleidung begeben, während es gleichzeitig schon drin-
gend erforderlich ist, Menschenrettung im Gefahrenbereich durchzuführen. Diese
Art von Zwischenfällen stellen höchste Anforderungen an Feuerwehr und Ret-
tungsdienst die gleichermaßen unter schwierigsten Bedingungen und gesundheit-
licher Eigengefährdung arbeiten müssen. Die folgenden Beispiele einer Analyse
des Niederösterreichischen Zivilschutzverbandes skizzieren die Auswirkungen
einiger großer Industrieunfälle mit Gefahrstoffen in den letzten 25 Jahren:
50.000 t Cyclohexan – ein leicht entzündbares Gas – entweichen nach einem Rohr-
leitungsbruch und explodieren. Das 24 ha große Werksgelände wird verwüstet, die
Flammen des nachfolgenden Brandes erreichen Höhen bis zu 100 m. 28 Tote und
89 Verletzte sind die Folge. Im Umkreis von 3,5 km werden 90 % der Wohnun-
gen beschädigt. Die unmittelbare Ursache ist der Bruch eines provisorischen Ver-
bindungsrohres, welches ohne vorhergehende Berechnungen als Notbehelfsmaß-
nahme installiert wurde.
Noch viel schlimmer war das Ausmaß der Giftgaskatastrophe in Bhopal. Aus einer
Chemiefabrik entwichen am 3. Dezember 1984 45 Tonnen hochgiftigen Gases
(Methylisocyanat). 2.500 Menschen starben, 3.000 erkrankten schwer und 150.000
mussten medizinisch versorgt werden.
Bei der Produktion von o-Nitroanisol kommt es zu einer Fehlreaktion. Durch Aus-
fall eines Rührwerks steigt der Druck im Reaktor so stark an, dass das vorhande-
ne Sicherheitsventil anspricht und ein Teil des Kesselinhalts in die Atmosphäre
gelangt. Weite Bereiche der angrenzenden Stadtteile von Frankfurt werden mit
einem staubförmigen Niederschlag überzogen, welcher nach ersten Mitteilungen
als „mindergiftig“ (heute „gesundheitsschädlich“) bezeichnet wird, anschließend
aber mit großem Aufwand von Kinderspielplätzen, Balkonen usw. entfernt wer-
den musste.
Ein Güterzug mit 81 Waggons entgleist während der Durchfahrt durch Weyauwe-
ga, Wisconsin, USA. Ursache des Unfalles ist eine defekte Gleisanlage. Der Unfall
bedeutet eine unmittelbare Gefahr für die lokale Bevölkerung. Von den 31 entgleis-
ten Waggons geraten sechs Flüssigpropangaswaggons sofort in Brand. Weitere 8
Waggons mit gleichem Inhalt sind umgestürzt. Insgesamt sind diese 14 Waggons
mit etwa 750 Tonnen Flüssigpropangas gefüllt. Neben den Gleisanlagen befindet
sich eine Käsefabrik, die für ihre Zwecke einen Lagertank mit 7,5 Tonnen Ammo-
niak gefüllt hatte. Dieser Lagertank ist durch die in der Nähe liegenden, beschä-
digten und brennenden Waggons extrem gefährdet. Aufgrund der Explosionsge-
fahr müssen etwa 1.800 Menschen aus der Gefahrenzone (2,5 km Radius) evaku-
iert werden. Die Sanierungsarbeiten dauern 14 Tage.
57
• 1997 • Hochstraß, Österreich
Auf der Wiener Außenringautobahn gerät bei Hochstraß ein Tankwagen durch
einen technischen Defekt in Brand. Der Tankwagen ist mit 21 Tonnen Isobutyral-
dehyd – einem hochexplosiven und giftigen Stoff – gefüllt. Insgesamt werden 26
Feuerwehrfahrzeuge und 136 Mann zur Gefahrenbekämpfung eingesetzt. Die
Autobahn wird gesperrt und die Bewohner angrenzender Ortschaften aufgerufen
ihre Fenster geschlossen zu halten und die Häuser nicht zu verlassen. Erst 19 Stun-
den später kann die Autobahn wieder für den Verkehr freigegeben werden. Der
Unfall brachte den Verkehr in weiten Teilen Wiens zum Erliegen.
Gefahrgutunfall-Datenbank (GUNDI)
Organisation:
GUNDI ist ein Projekt des Gefahrgut-Magazins „Gefährliche Ladung“ des Storck
Verlags Hamburg.
Quellen:
In GUNDI werden Unfälle mit gefährlichen Gütern erfasst, über die deutsche
Tageszeitungen berichtet haben. Quellen sind angeblich rund 600 deutsche Lokal-
und Regionalzeitungen, ergänzt durch eigene Recherchen der Redaktion „Gefähr-
liche Ladung“ bei Polizei, Feuerwehr und örtlichen Behörden.
Inhalt:
Die uns vorliegenden Daten haben ein Erfassungszeitraum von 1991 bis 2002. Das
Projekt wird weitergeführt. Zum Zeitpunkt der Recherche beinhaltete die Daten-
bank 1.698 Gefahrgutunfälle. Verzeichnet und recherchierbar sind:
• Fahrzeug- oder Behälterart
• Ort und Datum des Unfalls
• Bezeichnung des beteiligten Gefahrguts, Gefahrklasse und ausgetretene Menge
• Für einen Teil der Einträge liegen Hergang und Einsatzmaßnahmen im Voll-
text vor
58
Ergebnisse:
Einziges eingeschränkt anwendbares Ergebnis aus der GUNDI Datenbank ist die
Darstellung der Häufigkeit von Substanzen die bei Gefahrgutunfällen beteiligt
waren. Diese Substanzen sind der Tabelle der häufigsten Substanzen zu entneh-
men.
Beurteilung:
Wie im Namen der Datenbank ersichtlich, werden bei GUNDI nur Gefahrgutun-
fälle verzeichnet. Deshalb ist der Inhalt auf das Transportwesen der Industrie
beschränkt und zur Analyse gesamtindustrieller Gefahrstoffereignisse beschränkt
einsetzbar. Ferner sind einige Daten aus dem Ausland in der Datenbank enthalten.
Diese stehen jedoch zu den Daten aus Deutschland im Verhältnis von ca. 1:10 und
sind in ihrer Gesamtheit nicht repräsentativ. Die Daten aus Deutschland jedoch
umfassen alle Bundesländer und scheinen repräsentativ für den Gefahrgutbereich
in Deutschland zu sein. Die Informationen zu Unfallhergang und Einsatzmaßnah-
men konnten nicht datenumfassend analysiert werden, da diese in Volltextformat
und in nicht standardisierter Form den Unfalldaten beigefügt sind. Die Einteilung
der beteiligten Substanzen sind in nicht standardisierter Form und die Bestands-
aufnahme in nicht einheitlicher Form durchgeführt worden.
Quellen:
Die Datenbank wurde aus folgenden Quellen zusammengetragen:
• UN-Behörden
• Nicht staatlichen Organisationen
• Versicherungen
• Forschungsinstituten
• Pressestellen
Inhalt:
Die EM-DAT verzeichnet über 12.500 Katastrophen von 1900 bis 2002. Das Pro-
jekt wird prospektiv geführt. In die Datenbank aufgenommene Ereignisse müssen
eines der folgenden Kriterien erfüllen:
• 10 oder mehr getötete Personen
• 100 oder mehr betroffene Personen
59
• Aufruf zur internationalen Unterstützung
• Notstandserklärung des Staates
Die Datenbank wird in ihrer Gesamtheit in Naturkatastrophen und technische Ka-
tastrophen unterteilt. Ferner bietet die EM-DAT eine Unterteilung der Daten zu
technischen Katastrophen in Industriell-, Transport und verschiedenartige Unfäl-
le. In der weiteren Einteilung ist eine Auflistung in Länder oder Kontinente mög-
lich. Darüber hinaus bietet EM-DAT die Auflistung der 10 größten Ereignisse in
der jeweiligen Rubrik. Die Daten der Datenbank enthalten folgende Informatio-
nen:
• Land, Ort und Zeit des Ereignisses
• Anzahl der Toten, Verletzten und Betroffenen
• Art und Benennung des Ereignisses
• Schadensgröße in US $
Anhänglich sind den Daten Bemerkungen in Textformat beigefügt.
Ergebnisse:
Die EM-DAT Datenbank bietet eine vielfältige, sehr differenzierte Dokumentation
der Ereignisse von 1900 bis heute. Diese Ereignisse lassen sich unter vielen
verschiedenen Kriterien abrufen. Ferner sind Statistiken verfügbar, die
Entwicklungen für Katastrophen aller Art bezüglich getöteten, verletzten und
betroffenen Personen aufzeigen. Ebenfalls sind Landkarten zur Ansicht verfügbar,
die eine Verteilung der Ereignisse auf der Welt und den einzelnen Kontinenten dar-
stellen. Dabei wird eine Unterteilung der Ereignisse in die oben aufgeführten
Bereiche der technischen Katastrophen dargestellt. Die Daten der letzten zwei
Jahre werden in einem gesonderten Kapitel intensiv analysiert und aufgearbeitet.
Folgend sind einzelne Auszüge aus der EM-DAT Datenbank aufgeführt. Zur Beur-
teilung von Entwicklungen in technischen Katastrophen zeigt folgende Grafik eine
Zunahme der Ereignisse, eine Zunahme der getöteten Personen und eine leichte
Abnahme in den letzten Jahrzehnten der betroffenen Personen bei einem techni-
schen Ereignis.
60
Abb. 1: Geographische Verteilung technischer Katastrophen weltweit nach Ursache
61
Abb. 2: Geographische Verteilung technischer Katastrophen in Europa nach Ursache
62
Abb. 3: Technische Katastrophen und Anzahl der Betroffenen bzw. Getöteten von 1900-2000
Beurteilung:
Die EM-DAT Datenbank bietet die umfassendste Information über Katastrophen
weltweit. Die Qualität und Masse an Daten macht es möglich, Darstellungen wie
Verteilungen von Katastrophen über Länder oder Entwicklungen von Katastro-
phenarten abzurufen. Die Einteilung in Ereignisse mit und ohne Gefahrstoffe fehlt.
Die einzelnen Daten sind wenig detailliert. Es fehlen Angaben wie z.B. chemische
Gefahrstoffe, Kontaminationen, Unfallhergang oder Hinweise zu medizinischen
Belangen. Einzelheiten sind dürftig im Volltextformat den Daten beigefügt.
Quellen:
Es war nicht zu eruieren aus welchen Quellen diese Datenbank zusammengestellt
wurden. Die Daten wurden zwischen 1939 bis 1996 zusammengetragen. Es sind
406 Ereignisse verzeichnet.
63
Inhalt:
Besonderes Interesse wird in der EUCLIDE Datenbank auf die chemischen Sub-
stanzen und auf die Szenarien der einzelnen Ereignisse gelegt. Zu den einzelnen
Daten sind aufgeführt:
• Beteiligte Substanzen
• Unfallszenario
• Unmittelbare Folgen
• Konsequenzen
Ergebnisse:
Die häufigsten Substanzen, die laut EUCLIDE Datenbank bei Ereignissen betei-
ligt waren, sind der unten aufgeführten Tabelle zu entnehmen. Die Ereignisse wer-
den ferner in ihren Szenarien dargestellt. Diese werden wie folgt aufgeteilt, defi-
niert, und geben folgende Ergebnisse wieder:
Abb. 4: Beispiel für Unfallszenarien, ihre unmittelbaren Folgen und Konsequenzen
Unfallszenarien
250
203
200
Anzahl der Ereignisse
150 125
100 78
50
0
Feuer Flucht ungewollte
Reaktionen
64
Unmittelbare Folgen
300
255
Anzahl der Ereignisse
250
194
200
133
150
100
50
0
Explosion Austritt Feuer
von Giften
Konsequenzen
350
Anzahl der Ereignisse
300
250
200
150
100
50
0
JA NEIN Unbekannt
geplante Evakuierung
65
Beurteilung:
Da die Daten wie Ort und Datum zu den Ereignissen nicht in der Datenbank auf-
geführt sind, ist die Qualität der Datenbank nicht überprüfbar. Die geringe Anzahl
der verzeichneten Ereignisse erschwert die Verwertbarkeit der Aussagen in dieser
Datenbank. Die Aufzeichnungen zu unmittelbaren Folgen und Konsequenzen
ermöglichen eine Vorstellung der abgelaufenen Szenarien bei den jeweiligen
Ereignissen. Leider sind die Daten nicht mit anderen Datenbanken vergleichbar.
Weiterhin fehlen Angaben zu Einschlusskriterien und Art oder Definition der
Ereignisse.
Quellen:
Die Daten wurden aus folgenden staatlichen Behörden zusammen getragen:
• Das „Risk Management Program Information Database“ (RMP-Info) der
„Environmental Protection Agency“ (EPA) mit Daten von 1994 bis 1999
• Die „Incident Reporting Information System“(IRIS) Datenbank des „National
Response Center“ (NRC)
• Die „Integrated Management Information System“ (IMIS) Datenbank der
„Occupational Safety and Health Administration“ (OSHA)
• Die „Hazardous Materials Incident Reporting Subsystem“ (HMIRS) Daten-
bank des „Department of Transportation“
• Die „National Fire Incident Reporting System“ (NFIRS) Datenbank der „U.S.
Fire Administration“
Inhalt:
Zum Zeitpunkt der Analyse beinhaltete die CIRC Datenbank 1.911 Fälle. Die
Inhalte der Datenbank sind in formatierter Form und nicht in Rohdaten abrufbar.
Neuere Ereignisse sind detailliert beschrieben. Die Suchmaske schränkt die Anga-
bemöglichkeiten zu den Daten ein.
Ergebnisse:
Aus den Daten der CIRC Datenbank können die an Unfällen beteiligten 10 häu-
figsten Substanzen, die Länder mit den meisten Verletzten und den meisten Todes-
fällen, bezogen auf chemische Ereignisse in den letzten 12 Monaten, dargestellt
66
werden. Bezüglich einzelner Fälle sind detaillierte Berichte verfügbar. Die Dar-
stellung der am häufigsten beteiligten Substanzen ist in der Tabelle 14 aufgeführt.
Beurteilung:
Zur globalen Beurteilung ist die Datenbank nur eingeschränkt nutzbar, da die
Suchmaske nur begrenzte Eingabemöglichkeiten bietet. Die statistische Aufarbei-
tung der Daten beinhaltet einen maximalen Zeitraum von 12 Monaten. Die Berich-
te zu einzelnen Ereignissen sind aus verschiedenen Quellen in nicht standardisier-
ter Form zusammengetragen.
Zusammenfassung
Nach der Analyse von Gefahrstoffunfällen der Datenbanken sind die am häufig-
sten beteiligten Substanzen, die bei chemischen Ereignissen beteiligt sind, in der
folgenden Tabelle dargestellt.
Tabelle 14: Beispiele für variierende Ergebnisse von Datenbankabfragen hinsichtlich verur-
sachender Chemikalien bei Gefahrstoffunfällen. Zum Vergleich dazu Daten einer
Publikation von Zilker et al. 2001
Flüssiggas – – 1,1 % 14 %
67
Die Verteilung einer großen Anzahl von registrierten Ereignissen in einzelne Län-
der, die aus der EMDAT Datenbank ersichtlich ist, zeigt die Häufung in Industrie-
nationen, die durch ihre hohe Industriedichte eine zwar relativ niedrige aber abso-
lut hohe Anzahl von Ereignissen verzeichnet. Ebenfalls sind aus den genannten
Daten durch die Differenzierung der Orte, zu erkennen, dass sich Unfälle im Trans-
portwesen wesentlich häufiger ereignen als in Produktionsstätten. Damit fällt die
Gefährdung durch chemische Stoffe bei Unfällen in den meisten Fällen nicht der
Betriebssicherheit zu. Erkenntnisse aus der EUCLIDE Datenbank zeigen sowohl
in den Unfallszenarien als auch in den unmittelbaren Folgen in den verzeichneten
Daten eine hohe Anzahl von Ereignissen bei denen Feuer eine Rolle spielt. Die
Kontamination von Menschen bzw. Umwelt ist nur in wenigen Fällen beschrie-
ben.
Zwischenfälle mit chemischen Gefahrstoffen haben häufig nicht nur lokale Aus-
wirkungen, sondern können ganze Regionen beeinträchtigen.
68
3.3.3 Schnittstellenanalyse
3.3.3.1 Einführung
Generell sind als Szenarien ABC-Unfälle oder sekundäre ABC-Unfälle infolge von
Kollisionen, Flugzeugabstürzen, Flächenbränden, Unwetter, Fluten, oder Erdbe-
ben vorstellbar. Hierbei kann es zum Massenanfall von Betroffenen und Verletz-
ten kommen. Ein normierter Alltagsschutz für die gesamte Bevölkerung für alle
Arten von Schadenereignissen basiert auf einem flächendeckenden Grundschutz.
Dieser ist in Deutschland auf kommunaler Ebene angesiedelt. Der Rettungsdienst
versorgt gemäß den Rettungsdienstgesetzen je nach Region Unfälle mit 1–50
Betroffenen. Ein erhöhter Schutz kann nur regional bzw. für bestimmte Einrich-
tungen gewährleistet werden (z.B. internationaler Flughafen). Sonderschutz kann
notwendig sein, um ganz spezielle Vorsorge für einzelne Gefahrenlagen und Sze-
narien beherrschen zu können (z.B. ABC-Vorsorge). Die Schutz- und Versorgungs-
stufen gemäß Bundesministerium des Innern beinhalten neue Strategien zum
Schutz der Bevölkerung:
Es ist leicht vorstellbar, dass jedes starre Konzept an der Modifikation des Szena-
rios, z.B. durch die Anzahl der Betroffenen, an seine Grenzen gebracht wird. Die
Lage bei Großschadensfällen mit Massenanfall von Verletzten (inklusive konta-
minierter Personen), wie sie bei aktuell in den Brennpunkt geratenen Großun-
fällen und Terroranschlägen entstehen, erfordern neue Konzeptionen für den
Rettungs- und Sanitätsdienst. Um einen Überblick über die Aspekte der Schnitt-
stellenproblematik zu bekommen, wurden verschiedene Unfall- bzw. Großscha-
densfalltypen analysiert. Bei dieser Schnittstellenanalyse wurde auch die Mög-
lichkeit der Informationsgewinnung für Einsatzkräfte bezüglich Eigenschutz,
Besonderheiten der Dekontamination und medizinischer Versorgung von Verletz-
ten untersucht.
3.3.3.2 Planungsgrundlagen
>500
1– 5 5– 10 >10 10– 50 50-500 >500 Betroffene +
Betroffene Betroffene Betroffene Betroffene Betroffene Betroffene zerstörte
Infrastruktur
Regelrettungsdienst Katastrophenschtz
Ablauf
Bei Eintreffen der ersten Kräfte der Feuerwehr Lindau (insgesamt 12 Fahrzeuge
mit 60 Mann) bot sich folgende Lage: Ein LKW stand abseits auf einer asphaltier-
ten Wendeschleife für Dienst- und Betriebsfahrzeuge in Nähe der Autobahnabfahrt
Lindau. Auf Grund einer starken Bremsung des LKW war die Ladung ins Rut-
schen gekommen und ein Behälter Leck geschlagen. Aus der linken vorderen Ecke
des LKW-Aufbaus floss Salzsäure aus. Unter Einsatz von Chemie- und Atem-
schutz konnten sodann die Ladungsbehälter und der leckgeschlagene 60 Liter-
70
Kanister mit 31 %igen Salzsäure entladen und sichergestellt werden. Das Bayeri-
sche Rote Kreuz, zur gleichen Zeit alarmiert, rückte mit 5 Fahrzeugen des BRK
mit 8 Rettungsassistenten und den beiden Notärzten aus. Der auf Grund von Ver-
ätzungen verletzte Fahrer des LKW wurde durch Notarzt und Kräfte des BRK Lin-
dau vor Ort in der BRK Zentrale dekontaminiert, ambulant behandelt und zur sta-
tionären Überwachung ins Krankenhaus Lindau gebracht. Bei der Überprüfung der
Schäden an seiner Fracht inhalierte er dabei austretende Dämpfe und erlitt dabei
Verätzungen der oberen Luftwege (Mund, Rachen). Im weiteren Verlauf musste
ein Feuerwehrmann mit leichten Augenreizungen ambulant versorgt werden. Eine
Gefahr für die Bevölkerung durch die entweichenden Dämpfe bestand aufgrund
der wenig bebauten Umgebung des Unfallortes nicht.
Bewertung
Die außergewöhnlich glückliche Lage des Unfallortes in unmittelbarer Nähe der
BRK Zentrale Lindau hat die reibungslose Bearbeitung dieses Gefahrgutunfalls
sehr begünstigt. Nur dieser glückliche Umstand ermöglichte eine sofortige De-
kontamination direkt vor Ort und eine unmittelbare ambulante Behandlung des
dekontaminierten Fahrers im Gebäude des BRK. Die ebenfalls außergewöhnlich
zufällige Konstellation, dass sich eine Tankstelle mit Waschanlage unmittelbar
gegenüber des Gebäudes befand, ermöglichte eine mühelose Dekontamination der
Einsatzkräfte und der verwendeten Materialien. Dazu wurde mit der DEKON-
P–Ausstattung das kontaminierte Wasser dem Abwasserdrainagesystem der
Waschanlage zugeführt. Dadurch konnte die Salzsäure hoch verdünnt werden und
letztendlich als unbedenklich eingestuft, in die Kanalisation abgelassen werden.
Quellen
www.kfv-lindau.de, Presse, Interviews, Fachliteratur
Ablauf
Die Fahrzeuge fuhren zum Eingang an der Nordseite des Gebäudes. Vorsorglich
wurde die Drehleiter als weiterer Rettungs- und Angriffsweg in Stellung gebracht.
Die Erkundung eines Atemschutz-Trupps erfolgte zu Fuß über den Treppenraum
und brachte folgendes Ergebnis: Mit Explosionswarngerät und Prüfröhrchen
wurde eine Schadstoff-Konzentration für nitrose Gase von lediglich 7 ppm am
71
Fußboden ermittelt. Eine Technische Angestellte (TA) hatte in einem Chemiela-
bor des Fachbereichs Physik mit Zellstofftüchern eine Flüssigkeit aufgewischt. Als
nitrose Gase entstanden, informierte sie die Leitwarte. Die Brandmeldeanlage hatte
dabei nicht ausgelöst. Über Lautsprecher hatte die Leitwarte die Beschäftigten zum
Verlassen der Ebene P10 aufgefordert. Insgesamt 6 Personen – darunter die TA –
hatten sich längere Zeit im Gefahrenbereich aufgehalten, wurden draußen vom
Rettungsdienst versorgt und zur Untersuchung ins Klinikum gebracht. Gegen
14 Uhr konnten sie das Krankenhaus wieder verlassen. Da die TA, als einzige
Auskunft geben konnte, im Freien zur Beobachtung war, musste umständlich
über 2-Meter-Funk geklärt werden, wo der Behälter steht und welches Aussehen
er hatte. So wurde zunächst ein korrekt beschriftetes Fass fälschlicherweise gebor-
gen. Erst als die Technische Angestellte zurückkehrte, teilte sie dem Beauftragten
für Arbeitssicherheit mit, dass sie den defekten Behälter in einen anderen Raum
gebracht hatte. Dieses Fass wies deutliche Verformungen auf und war undicht.
Jedoch befanden sich nur unwesentliche Reste darin. Aus einem dritten Fass stie-
gen, wenn der Deckel gehoben wurde, sichtbar Dämpfe nitroser Gase auf. Das
geborgene Gut wurde ins Abfallager für Chemikalien gebracht. Der Einsatz dau-
erte knapp zwei Stunden. Von der Freiwilligen Feuerwehr waren 7 Fahrzeuge an
der Einsatzstelle.
Bewertung
Die Zusammenarbeit zwischen den Sicherheitsstellen der Universität und der ein-
gesetzten Feuerwehr funktionierte reibungslos, der Gefahrstoffunfall im Physika-
lischen Labor ist innerhalb zwei Stunden bewältigt. Die Erkundung, Absicherung
von außen, Räumung der Geschosse und die Versorgung Betroffener verlief plan-
mäßig. Dagegen fehlte es an korrekten Informationen und deren Übermittlung an
die Feuerwehr. Zumindest der Hinweis, dass ein Fass in einen anderen Raum
gebracht wurde, hätte nicht fehlen dürfen. Als Unfallursache wurde folgender
Ablauf vermutet: In einem Behälter, der für Reste halogenfreier Lösungsmittel
(z. B. Aceton) vorgesehen war, wurde fälschlicherweise Salpetersäure gekippt.
Möglicherweise über Nacht war es im Fass zu einer Reaktion und Temperaturan-
stieg gekommen. Durch die Wärme gab das Plastik nach. Die ausgetretene Flüs-
sigkeit wurde mit Zellstofftüchern aufgenommen, die miteinander abreagierten,
und nun in einem weiteren Behälter Dämpfe nitroser Gase freisetzte.
Quellen
aktuelle Tagespresse, Internet
73
Szenario 4 (MANV Stufe 2): Feuer an der King's Cross U-Bahn Station am
18. November 1987
Hintergrund
Am 18. November 1987 kam es gegen 7:30 Uhr in einer Rolltreppe an der Kings`s
Cross U-Bahn Station in London zu einem Feuer. Die Ursache des Feuers war ver-
mutlich ein in der Rolltreppe heruntergefallenes Streichholz. Es entzündeten sich
brennbare Gase, welche den Raum unter der Rolltreppe ausfüllten. Die Stufen der
Rolltreppe entzündeten sich und das Feuer breitete sich zu den oberen Karten-
hallen und anderen Rolltreppen aus, wobei Rauch und giftige Gase durch die
Materialien der brennenden Decken und Wände entstanden. Insgesamt starben
31 Personen unmittelbar am Unfallort und mehr als 60 wurden verletzt.
Ablauf
Bemerkungen
Ablauf
Die Explosion des Zylinderkopfes eines Kompressors in der Kühlanlage hatte
am Mittwoch den 30. Oktober 2002 um 16:30 Uhr eine ätzende Ammoniakwolke
freigesetzt. Durch das Leck traten etwa 20 Minuten lang 20 bis 30 Liter des Kühl-
mittels Ammoniak aus. Der Feuerwehr gelang es, mit umluftunabhängigem
Atemschutz ausgerüstet, den Sperrschieber der Anlage zu verriegeln und binnen
zwei Stunden die Gaswolke mit Wasserwänden niederzuschlagen. Beim Einsatz
gab es Atembeschwerden bei einem Feuerwehrmann und einem Rettungsassisten-
ten, die in das Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Die Gaswolke breitete
sich rasch in die Innenstadt aus, was zu massiven Beschwerden bei vielen Bürgern
führte. 130 Menschen klagten über Geruchsbelästigung, später über Reizungen der
Atemwege und der Augen. Es wurde ein Sanitätszelt des Roten Kreuzes in
unmittelbarer Nähe zur Brauerei errichtet, die Ambulanzen der beiden Kemptener
Krankenhäuser waren bald überlastet, so dass Patienten in etliche umliegende
Krankenhäuser transportiert wurden. In den meisten Fällen habe sich die ärztliche
Behandlung auf eine Mund- und Augenspülung beschränkt, sagte ein Polizeispre-
cher. Weitere 100 Anrufer meldeten sich bei der spontan eingerichteten Hotline
und klagten über ähnliche Symptome. Die genaue Zahl der Verletzten ließ sich laut
Polizei am Unfallstag nicht beziffern. Einsatzende war gegen 22.45 Uhr.
Bewertung
Auf das Austreten von 10 bis 20 Liter Ammoniak wurde schnell und adäquat rea-
giert. Mit der schnellen Reparatur der Leckage und der Errichtung einer „Wasser-
wand“ wurde der Schaden reduziert. Der Aufbau eines Sanitätszelts für die not-
fallmässige Versorgung haben das „Überlaufen“ der nahen Krankenhäuser zwar
nicht verhindern können, aber doch reduziert. Die Einrichtung einer telephoni-
schen Hotline sowie die Verteilung Verletzter auf umliegende, weiter entfernte
Krankenhäuser haben die unmittelbar betroffenen Hospitäler entlastet, und so
geholfen den Massenanfall zu bewältigen.
Quellen
Regionalzeitung, Interviews, Brandschutz Dez. 02, Nr. 35, (Journal der Freiwilli-
gen Feuerwehr Kempten)
75
Szenario 6 (MANV Stufe 2): Der Flugzeugzusammenstoß und die folgen-
den Flugzeugabstürze bei der Flugschau in
Ramstein am 28. August 1988
Hintergründe
Ein schöner Sommertag am Sonntag, den 28. August 1988; 350.000 Besucher am
Rand der Rollbahn der US-amerikanischen Airbase Ramstein. Die italienische
Militärstaffel „Frecce Tricolori“ flog in 40 m Höhe mit ihren Kampfmaschinen
waghalsige Manöver. Doch plötzlich kollidierte einer der Jäger mit zwei anderen.
Die Flugzeuge trudelten zu Boden, zerschellten in einem riesigen Glutball. Eine
Feuerwalze aus brennendem Kerosin und die Druckwelle der Explosion schossen
auf die Menge der Besuchertribünen zu. 31 Menschen verloren unmittelbar an der
Unglückstelle ihr Leben. Bis zum 21. 11. 1988 starben insgesamt 70 Personen, 450
Personen wurden schwer verletzt. Viele von ihnen sind auch heute noch immer in
Behandlung.
Ablauf
Nach der initialen Panik kehrten Tausende von Schaulustigen zur Unglückstelle
zurück und erschwerten hiermit nachhaltig das Rettungsgeschehen. Die Feuerwehr
kam zur Schadensstelle und konnte das Feuer leicht unter Kontrolle bringen. Nach
wenigen Minuten erreichten Krankenwagen und Hubschrauber den Schadensort.
Vor Ort, in unmittelbarer Nähe, waren vier „Erste Hilfe“ Stationen aufgebaut, die
aber für einen Unfall dieser Größenordnung nur ungenügend ausgerüstet waren.
Da diese nur wenige Patienten adäquat versorgen konnten, wurden viele Verletz-
te unkoordiniert zur Triage und medizinischen Erstversorgung vor dem Transport
zu Krankenhäusern zu drei anderen, weiter entfernten Sanitätsstationen gebracht.
Von dort wurden die Verletzten ebenfalls unkoordiniert zu verschiedenen Kranken-
häusern in der Umgebung verlegt. In Landstuhl, nahe Ramstein, gab es ein gut aus-
gerüstetes amerikanisches Militärkrankenhaus, zu dem deshalb die meisten Patien-
ten gebracht wurden. So hatte sich dort in der Initialphase das Personal um 120
verunfallte Patienten zu kümmern. Wegen der großen Anzahl Verletzter mussten
auch invasive Notfallmaßnahmen wie Tracheotomie und Amputationen in der Not-
aufnahme durchgeführt werden.
Mehr als 40 Patienten konnten nach der Behandlung das militärische Krankenhaus
am gleichen Tag verlassen. 60 deutsche Bürger wurden noch am selben Tag bzw. in
der Nacht vom deutschen Rettungsdienst in andere, nicht militärische Krankenhäu-
ser weiterverlegt. Das Zivilkrankenhaus Landstuhl mit 406 Betten nahm 70 Patien-
ten entgegen, welche teilweise in der Krankenwagenhalle triagiert und erstbehandelt
wurden. Ernsthaft Verletzte wurden von nur einem Anästhesisten und einer Kranken-
schwester versorgt. 50 der insgesamt 70 Patienten mussten stationär im Krankenhaus
bleiben. Von diesen mussten zu einem späteren Zeitpunkt 10 mit schweren Verbren-
nungen zur Spezialklinik nach Ludwigshafen weitertransportiert werden. Dieses
Krankenhaus war für die Notfallbehandlung mit Spezialisierung auf Orthopädie,
Traumatologie, Intensivmedizin, plastische Chirurgie, Brandbehandlung und Reha-
bilitation von paraplegischen Patienten spezialisiert. Insgesamt erhielt dieses Kran-
kenhaus 30 Patienten mit Verbrennungen, von denen 28 bereits innerhalb der ersten
fünf Stunden nach dem Unfall ankamen. Vier Patienten starben innerhalb der ersten
76
Stunde. In Kaiserslautern gab es ein Zivilkrankenhaus mit Spezialeinrichtungen in
Traumatologie und Thoraxchirurgie. Insgesamt wurden 98 verunfallte Patienten zu
diesem Krankenhaus gebracht. Von diesen sind 42 stationär aufgenommen worden.
Weitere Verletzte wurden in Krankenhäuser der umliegenden Städte gebracht. Außer-
dem hatten sich mehrere Verbrennungskliniken in Westdeutschland darauf vorberei-
tet, Patienten von Ramstein aufzunehmen. Weil aber die Patienten vorzugsweise in
Krankenhäuser in der Nähe von Ramstein gebracht wurden, wurden keine Patienten
in die aufnahmebereiten weiter entfernten Verbrennungskliniken innerhalb der ersten
Tage verlegt. Demgegenüber ist bemerkenswert, dass z. B. am 29. August zusätzlich
ein medizinisches Team von San Antonio in Texas nach Ramstein beordert wurde,
um 4 Patienten mit schweren Verbrennungen in das Brooke Armee Medical Centre
in San Antonio zu bringen. Die Zahl der Toten stieg während der folgenden zwei
Monate auf 69. Die Verletzten hatten zu 50 Prozent Brandverletzungen, zu 25 Pro-
zent andere Verletzungen.
Bewertung
Wegen der lautstarken Panik und der Unmenge an Nebengeräuschen wurde der
Funk- und Nachrichtenverkehr extrem erschwert. Die vor Ort aufgebauten vier
„Erste Hilfe“ Stationen waren für einen Unfall dieser Größe kaum ausgerüstet,
denn sie hatten z. B. nur wenige Liter Infusionslösungen. Also mussten Verletzte,
die zunächst hierher gebracht wurden, unkoordiniert zu weiter entfernten Sanitäts-
stationen gebracht werden.
Das eingesetzte US militärische Personal verwendete die ihnen vertraute Strate-
gie des „Scoop- and Run“, eine Grundregel, die Patienten so schnell als möglich
zu evakuieren, mit nur minimaler Basisbehandlung am Unfallort. Auf dem Trans-
port zum Krankenhaus wurde deshalb kaum eine Flüssigkeitssubstitution bzw. eine
medizinische Erstversorgung durchgeführt.
Besondere Probleme bereiteten die verwendeten Sanitätsmaterialien und medizi-
nischen Geräte. Bei Übergabe von erstversorgten Patienten von amerikanischen
Rettungsdiensten an deutsche oder umgekehrt zeigte sich, dass das am Patienten
angebrachte Rettungszubehör nicht kompatibel mit den Systemen des anderen war.
Dies ist eine deutliche Warnung an den deutschen Föderalismus, wenn jedes
Bundesland unkoordiniert seine eigene Ausrüstung ersteht. Bei größeren Gefahr-
lagen, bei deren Bewältigung Einsatzkräfte über die Bundesländergrenzen hinweg
zusammengezogen werden müssen, kann nur erfolgreich gearbeitet werden, wenn
alle Systeme kompatibel zueinander sind.
Die meisten Tätigkeiten wurden improvisiert und niemand hatte einen Überblick
über die tatsächliche aktuelle Situation, die Anzahl Verletzter, der Ausmaß der Ver-
letzungen und die Zielorte des Abtransportes. Durch die nicht geklärten Zustän-
digkeiten zwischen den deutschen und amerikanischen Rettungskräften kam es zu
den oben beschriebenen unkoordinierten Verteilungen auf umliegende Kranken-
häuser und nachfolgend zu den aufgeführten chaotischen Zuständen. Spezialkli-
niken wurden scheinbar willkürlich, ohne Berücksichtigung ihrer besonderen Spe-
zialisierung, mit Patienten beliefert.
Quellen
Presse: aktuelle Tagespresse
Internet: 6 Übersichtsartikel www.spiegel.de, www.focus.de
77
Szenario 7 (MANV Stufe 3): Geiselnahme im Moskauer Musical Theater
am 23. Oktober 2002
Hintergrund
Das Drama um rund 800 Geiseln in der Gewalt tschetschenischer Terroristen in
einem Moskauer Musical-Theater dauerte etwa 58 Stunden. Viele überlebten die
Befreiungsaktion nicht. Genauere Zahlen sind bis heute nicht veröffentlicht. Die
wichtigsten Stationen (lt. dpa, Angaben in Ortszeit):
00.04: Eine Rebellen-Website teilte mit, dass ein Selbstmordkommando mit dem
Anführer Mowsar Barajew das Theater besetzt hatten, um ein Ende des
Krieges in Tschetschenien und einen Abzug der russischen Truppen zu
erzwingen. 15 Kinder wurden freigelassen.
05.20: Die Rebellen teilten mit, dass sie eine Frau als mutmaßliche Geheimagen-
tin erschossen hatten.
12.05: Eine vereinbarte Freilassung der 75 Ausländer unter den Geiseln kam
nicht zustande.
18.38: Zwei Frauen flüchteten aus dem Theater. Die Terroristen schossen mit
Panzerfäusten hinter ihnen her. Eine von ihnen wurde verletzt.
01.37: Der Kinderarzt Leonid Roschal und ein Kamerateam des russischen Sen-
ders NTW durften das Gebäude betreten.
78
07.15: Weitere sechs Geiseln wurden freigelassen. Zuvor hatte ein einzelner
Mann das Theater verlassen dürfen.
12.34: Zwölf Kinder durften das Theatergebäude verlassen.
16.17: Die Terroristen stellten ein Ultimatum bis Samstag 6 Uhr zur Erfüllung
ihrer Forderungen. Ansonsten drohten sie mit der Erschießung von Gei-
seln. Ein angebliches auf 20 Uhr vorgezogenes Ultimatum verstrich ohne
Zwischenfälle.
Samstag, 26. Oktober:
01.30: Aus dem Theater dröhnten Explosionen und Schüsse. Ärzte holten zwei
Schwerverletzte ab.
05.40: Der Krisenstab teilte mit, dass die Rebellen zwei Geiseln erschossen hat-
ten.
06.35: Erste Geiseln flüchteten aus dem Theater. Unsichtbar für die Öffentlich-
keit war der Sturm von Spezialeinheiten des Inlandsgeheimdienstes FSB
unter Einsatz eines „schnell wirksamen Narkosegases“ angelaufen.
07.18: Die Operation wurde für beendet erklärt. Die meisten der 41 Terroristen
waren erschossen worden, darunter ihr Anführer Barajew. Mehr als 700
Geiseln wurden gerettet. 128 Geiseln fanden bei der Operation den Tod,
fünf der Opfer waren Schussverletzungen erlegen.
13.41: Vize-Innenminister Wladimir Wassiljew bestätigte nach anfänglichen
Dementis den Einsatz von Gas: „Bei der Operation zur Befreiung von
Geiseln wurden Spezialmittel eingesetzt.“ Nach Angaben von Ärzten
waren zahlreiche Geiseln möglicherweise an den Folgen des Gaseinsat-
zes gestorben.
17.11: Das Gesundheitsministerium verbot den Ärzten jeden Kontakt zu Journa-
listen.
21.00: Präsident Wladimir Putin entschuldigte sich in einer Ansprache an die
Nation dafür, dass Geiseln bei der Rettungsaktion getötet wurden: „Wir
konnten nicht alle retten. Verzeihen Sie uns."
Freitag, 1. November:
172 ehemalige Geiseln wurden noch im Krankenhaus behandelt, 497 waren bereits
entlassen.
Samstag, 2. November:
Pressegesetz wurde verschärft: Berichte müssen unterbleiben, in denen Terroristen
die Möglichkeit der Selbstdarstellung gegeben wurde, oder das Vorgehen von Ter-
roristen gerechtfertigt wird.
79
Bewertung
Die Vorgänge um die Geiselnahme im Moskauer Musical-Theater „Nord-Ost“
haben in ihrem Verlauf und ihrem Ausmaß alle Vorstellungskraft gesprengt und
dementsprechend weltweit höchste Beachtung unter Sicherheitsorganen, Rettungs-
organisationen und in der wissenschaftlichen Fachwelt gefunden. An dieser Stel-
le werden einige der Themen, die in der Öffentlichkeit zur Debatte standen ledig-
lich aufgeführt, auf ihre enormen Auswirkungen kann aber nicht eingegangen wer-
den. Russland sieht sich im Kampf gegen den Terrorismus und rechtfertigt damit
einen derartigen Einsatz zur Erhaltung der Staatsräson: „Wir haben bewiesen, dass
man Russland nicht in die Knie zwingen kann“ stellte Präsident Putin fest. Ob
Russland der am 29. April 1997 verabschiedeten C-Waffen-Konvention, die einen
Einsatz und die Produktion chemischer Kampfstoffe verbietet, zuwiderhandelt
wurde diskutiert. Der Vorgang hat die innenpolitische Realität in vielen Ländern
beeinflusst.
Über die Belüftungsanlage des Theaters wurde von einer Spezialeinheit „Alpha“
des Geheimdienstes ein Betäubungsmittel in den Theatersaal eingeleitet. In solch
einem großen Raum lässt sich jedoch die Konzentration eines eingesetzten Gases
nicht kontrollieren und so wird unkalkulierbar wie Gesunde, Gestresste oder
Erschöpfte darauf reagieren. Der Einsatz und die Zusammensetzung des Narkose-
gases wurden den anwesenden Rettungsdiensten nicht bekannt gegeben. So waren
die Vorbereitungen wie die Bereitstellung eines Verbandplatzes, von Rettungs-
wagen statt Bussen oder geeigneter Gegenmittel ungenügend. Die Ärzte konnten
lediglich symptomatisch behandeln, nämlich im wesentlichen Atemnot und Kreis-
laufstörungen und sahen sich einer großen Zahl von vital beeinträchtigten Perso-
nen gegenüber, die drohten an ihren erschlafften Zungen oder Erbrochenem zu
sterben bzw. an Kreislaufversagen litten.
Im internationalen Fernsehen war bei der Erstürmung zu erkennen, dass die stür-
mende Truppe keine Atemschutzgeräte trug, was optimistisch gedacht auf ein
schnell an- und abflutendes Gas schließen ließ. Zwei deutsche Geiseln überlebten
und wurden am Tag darauf ins Klinikum Rechts der Isar in München ausgeflogen.
Münchner Toxikologen wiesen im Blut der deutschen Geiseln das Narkosemittel
Halothan nach und vermuteten, das dies also bei der Beendigung der Moskauer
Geiselnahme eingesetzt worden sei.
Wird Halothan als farblose, süßlich riechende Substanz eingeatmet, gelangt sie
sofort ins Blut. Folgen können Übelkeit, Erbrechen, Blutdruckabfall, Atmungsver-
langsamung und Herzrhythmusstörungen sein, die bei Überdosierung zum Herz-
stillstand führen können. Halothan (2-Brom-2-Chlor-Triflurethan) wird seit lan-
gem weltweit in Kliniken als medizinisches Narkosegas eingesetzt. In Deutsch-
land wird das Gas allerdings immer seltener verwendet, da das Mittel
vergleichsweise schlecht steuerbar ist, Leberschäden verursacht und eher langsam
im Körper abgebaut wird. Da kaum Patientendaten verfügbar waren, ist nach wie
vor umstritten, ob es zur bzw. nach der Befreiung oder während eines Klinikauf-
enthalts in Moskau verabreicht wurde.
80
Erst vier Tage nach der Befreiung erklärte der russische Gesundheitsminister Juri
Schewtschenko, dass bei der Befreiung ein schnell wirkendes Opioid auf Fenatyl-
Basis eingesetzt wurde. Nach Einschätzung des Chemie- und Biowaffenexperten
Jan van Aken müssen neben Fentanyl aber noch andere Wirkstoffe eingesetzt wer-
den, um eine derartige Wirkung erzielen zu können. Abschließend bleibt festzu-
stellen, dass durch informelle Einbindung der Rettungskräfte eine bessere Vorbe-
reitung des Rettungseinsatzes und professionellere Erstversorgung zu deutlich
weniger Opfern geführt hätte. Insbesondere eine Dekontamination am Schadens-
ort und eine schnelle notfallmedizinische Basisversorgung hätten ein besseres Out-
come der Patienten ermöglicht.
Quellen
Presse: aktuelle Tagespresse
Internet: 6 Übersichtsartikel www.spiegel.de, www.focus.de
81
Szenario 8 (MANV Stufe 3): Sarinanschlag U-Bahn Tokio am
20. März 1995
Hintergrund
Am 20. März 1995 kam es zur abgestimmten Freisetzung von 30 %iger Sarinlö-
sung aus Behältern in 5 verschiedenen U-Bahn Linien in Tokio. Diese Züge soll-
ten zeitgleich in einer zentralen U-Bahnstation eintreffen. 4 Terroristen trugen je
zwei Behältnisse mit jeweils 0,5 l Sarinlösung, ein fünfter deponierte 3 Behälter
mit jeweils 0,5 l in den Zügen. Die Behälter wurden mit einem spitzen Gegenstand
kurz vor dem Verlassen der Züge durch die Terroristen aufgestochen. Durch die-
sen Anschlag der Aum Shinrikyo Sekte gab es mehr als 5.500 Verletzte, bzw.
Betroffene die sich in Notaufnahmen verschiedener Krankenhäuser vorstellten.
4.500 Patienten zeigten keine gefährlichen Symptome, 980 hatten leichte bis
mittelschwere Symptome, 54 hatten schwere Symptome und 12 Menschen verstar-
ben an den Folgen ihrer Vergiftung.
Ablauf
Zeitlicher Ablauf des Sarinanschlags:
• 7.55 Attacke
• 8.16 Verdacht auf Explosionen in verschiedenen U-Bahn Stationen
• 8.25 1. Patient in St. Luke`s zu Fuß
• 8.40 1. Patient in St. Luke`s mit RTW
• 9.00 500 Patienten in Notaufnahme
• 9.40 Verdacht auf Acetonitril Freisetzung (TMFD)
• 10.00 klinischer Verdacht auf Organophosphatintoxikation
• 10.30 1. Pressekonferenz
• 11.00 Bestätigung Sarinfreisetzung
• 12.00 Besprechung Klinikärzte (St. Luke`s) über Standardisierung von
Triage und Behandlung
• 14.00 Entlassung /Abweisung aller Patienten mit milden Symptomen
• 17.00 kein Krankentransport zwischen Klinken mehr möglich
• 20.00 alle Patienten erfasst
Bei der Bewältigung des Anschlags waren folgende Organisationen beteiligt:
• Feuerwehr
TMFD (Tokyo Metropolitan Fire Department)
• Polizei
TMP (Tokyo Metropolitan Police)
• Rettungsleitstelle
TMACC (Tokyo Metropolitan Ambulance Control Center)
• Public Health
Hygienic Department of the Tokyo Metropolitan Government
• Militär
Japanese Self Defense Force
82
Zentrumsnahe Krankenhäuser berichteten, dass ein Großteil der Patienten zu Fuß
die Krankenhäuser erreichten. Der Anteil der Einsatzfahrzeuge beim Patien-
tentransport lag unter 15%.
Tabelle 16: Exemplarische Aufführung der Art des Patiententransports für St. Luke`s Hospital
Tokio (n = 498 Patienten)
• 35 % (174) zu Fuß
• 24 % (120) mit Taxi
• 14 % (67) per Anhalter
• 13 % (64) Einsatzfahrzeug TMFD
• 7 % (35) Krankenwagen TMFD
• 1,5 % (7) Polizei
Bewertung
Wie aus Fachliteratur zu entnehmen ist, war bei dem Ausmaß dieses Anschlages
kein geordneter Rettungsablauf mehr möglich. Ein weiteres Problem war die
Dekontamination von Beteiligten, d.h. vor allem von unmittelbar symptomatisch
gewordenen Betroffenen. Hauptursache hierfür war das Fehlen eines Dekontami-
nationskonzeptes. So erfolgte eine improvisierte Dekontamination erst durch Ent-
kleiden und Abwaschen mit Wasser vor dem Krankenhaus, Patienten mit milden
Symptomen wurden nicht dekontaminiert. Die anschließende Dekontamination
der U-Bahn Stationen erfolgte durch das Militär.
Gefahrstoffanalyse
Bei der chemischen Analyse erfolgte ebenfalls keine Absprache zwischen Feuer-
wehr und Polizei. Durch überlastete Telefonleitungen waren keine Information und
Beratung der Bevölkerung bzw. Einsatzkräfte über die existierenden Giftnotruf-
zentralen möglich.
• Augen 66 (14%)
• Kopfschmerz 52 (11%)
• Rachenschleimhautreizung 39 (8%)
• Dyspnoe 25 (5%)
• Übelkeit 14 (3%)
• Schwindel 12 (2,5%)
• Nasenschleimhautreizung 9 (2%)
3.3.3.4 Konsensuskonferenz
84
Auf dieser „Konsensuskonferenz“ wurde der Versuch unternommen, die Kompe-
tenzen und Aufgaben zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst bei dem Manage-
ment der Erstversorgung und Dekontamination Verletzter sinnvoll festzulegen, da
sich dies im Rahmen unserer Schnittstellenanalyse als äußerst schwieriges und
größtes Problem erwies. Zur Vereinfachung wurden den Teilnehmern verschiede-
ne, im Nachfolgenden dargestellte Szenarien vorgestellt und im Plenum diskutiert.
Diese Szenarien wurden in gemeinsamer Diskussion beschrieben, geprüft und
fixiert. Das Konzept zum Management eines chemischen Gefahrstoffzwischenfalls
sollte jedoch völlig unabhängig von der Größe, des Ortes und des Zeitpunkts des
Geschehens realisierbar sein.
Szenario 1: 1 Verletzter
RD ohne FW vor Ort,
1a) Gefahrstoff bekannt,
FW rufen, FW kommt bei Gefahr für Sicherheit und/oder Ordnung
Dekontamination P (vor Ort oder im Krankenhaus),
1b) Gefahrstoff unbekannt,
FW rufen, FW kommt bei Gefahr für Sicherheit und/oder Ordnung
Dekontamination P (vor Ort oder im Krankenhaus),
85
Szenario 4: MANV 50–500 Verletzte,
FW und RD vor Ort,
anschließend Polizei, THW, SEG, (Eintreffzeit mind. 30 min)
Triage, Dekontamination vor Ort, angepasste Einsatztaktik
(stehend, liegend, sitzen), doppelter Materialvorrat, paralleler
Einsatzablauf, übergeordnete Führungsstruktur (mehrere RD-
Bezirke), Vorhaltung Antidote, Einrichtung einer Notfallstation
(keine Verletzte berücksichtigt), medizinische Behandlung und
Dekontaminationseinheit vor dem Krankenhaus, Menschenwürde
beachten
Auf der Basis dieser fiktiven Szenarien wurden die verschiedenen Vertreter gebe-
ten, aktuelle Beschlusslagen in ihren Organisationen zu identifizieren und der
Arbeitsgruppe zuzuleiten. Diese Ergebnisse fanden Eingang in unser an späterer
Stelle empfohlenes Konzept zur Dekontamination Verletzter beim Massenanfall
nach Gefahrstoffunfall. Nach Analyse dieser Unterlagen scheint es notwendig, eine
solche Konsensuskonferenz zu wiederholen, um die Grundlage für eine juristische,
bzw. politische Klärung der Aspekte zur Dekontamination von Verletzten zu schaf-
fen.
Fazit
Nach den aktuellen Erkenntnissen unserer Arbeitsgruppe sowie der Mehrheit der
Konferenzteilnehmer empfiehlt es sich, die Kompetenzen folgendermaßen festzu-
legen: Ärzte, Rettungsassistenten und Sanitäter der Feuerwehr bzw. der Feuerwehr
unterstellt, führen im kontaminierten Bereich in Schutzkleidung die notfallmedi-
zinischen Maßnahmen zur Sicherung der Vitalfunktionen wie auch die Triage
durch. Anschließend wird die Dekontamination von geschulten Fachkräften durch-
geführt. Nach der Dekontamination wird der Verletzte von den Ärzten, Rettungs-
assistenten und Sanitätern des Rettungsdienstes weiterbehandelt und nach einer
Re-Triage weiter behandelt und transportfähig gemacht.
87
3.4 Strategien und Systeme der Dekontamination
Nach der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland ist für die Gesetzgebung im
Bereich des Zivilschutzes der Bund zuständig. Der Gesetzesvollzug erfolgt aber
überwiegend durch die Bundesländer in Bundesauftragsverwaltung. Die Aufgaben
des Bundes werden vom Bundesministerium des Inneren (BMI), von anderen
Ministerien im Rahmen ihrer Zuständigkeiten, vom Bundesverwaltungsamt
(BVA) und vom Technischen Hilfswerk (THW) wahrgenommen.
Insgesamt hat der Bund nach dem 11. September 2001 rund 650 Zivilschutzfahr-
zeuge für die Länder beschafft, neben modernen ABC-Erkundern – ein hochmo-
biles System zur Aufspürung, Messung und Erfassung radiologischer, biologischer
und chemischer Kontamination – vor allem Kraftfahrzeugen mit spezifischer Aus-
stattung für den Zivil- und Katastrophenschutz.
Im Rahmen der Nachrüstung, in welcher der Bund den Ländern Fahrzeuge und
Material zur ABC-Abwehr zur Verfügung stellt, gehört eine Vielzahl von Kraft-
fahrzeugen mit spezifischer Ausstattung; so unter anderem Fahrzeuge zur Perso-
nendekontamination (DEKON-P) und ABC-Erkundungsfahrzeuge (ABC-
ErkKW). (Quelle: Kurzinformationen des BVA ZfZ). Alle bisherigen Planungen
sind zur Dekontamination von Einsatzkräften konzipiert worden. Die Aufbauzeit
einer auf dem DEKON-P Fahrzeug vorhandenen kompletten Dekontaminations-
anlage inklusive Zu-, Abwasser- und Stromversorgungssystem beträgt bei einer
Mannschaftsstärke von ca. 15 geschulten Personen ca. 25 Minuten. Der Aufbau
der Einzelteile sollte parallel gestartet werden.
88
Das Konzept des DEKON-P Dekontaminationssystems zur Dekontamination von
Einsatzkräften ist in drei Stationen aufgeteilt:
Einsatzpersonal in Schutzanzug
Ein Personenduschkabine
Auskleiden
Duschzelt
Duschen
Aufenthaltszelt
Bekleiden
Registrierung
Versorgung
89
Einige Feuerwehren haben praxisorientiert die Dekontaminationskonzepte anders
umgesetzt. Beispielhaft sei hier die Weiterentwicklung des Katastrophenschutzes
Landkreis München als Münchner-Schema dargestellt.
eventuell Einhausung
mit Eigenbau-Gestell
mit Planen und Duschgestänge
Achtung!
Bei dieser Variante liegt der Eingang
gegenüber des ursprünglichen, da der
Schmutzwasserablauf immer im „ unrei-
nen Bereich“ liegen muss“ !
Die Anzahl der erhaltenen DEKON-P Systeme eines Bundeslandes errechnete sich
nach folgender Formel:
Beispiel:
54 (Baden-Württemberg) x 1,5 = 85 => Baden-Württemberg erhielt 85
DEKON-P Kraftfahrzeuge.
Bundesländer Schlüsselzahl
Baden-Württemberg 54
Bayern 63
Berlin 19
Brandenburg 14
Bremen 4
Hamburg 9
Hessen 32
Mecklenburg-Vorpommern 11
Niedersachsen 41
Nordrhein-Westfalen 96
Rheinland-Pfalz 21
Saarland 6
Sachsen 26
Sachsen-Anhalt 16
Schleswig-Holstein. 14
Thüringen 14
Gesamt 440
geliefert 371
Die Lücke der fehlenden 69 Ausstattungen wird derzeit durch die bereits in
den Jahren 1974 bis 1980 gelieferten Ausstattungen des Dekontaminations-Mehr-
91
zweckfahrzeuges (DMF) geschlossen. Dekontaminationssysteme unter der
Bezeichnung „DEKON-P“ umfassen Fahrzeuge, Zelte, Duschkabinen, Zu- und
Abwasseranlage, Heizluftanlage und Stromversorgung. Im Folgenden werden ein-
zelne für die Dekontamination wichtige Komponenten skizziert. Das übrige Inven-
tar wird nicht weiter beschrieben.
Neben der Dekon „P“ Komponente ist vom Bund beabsichtigt die Einheiten auch
mit einer Dekon „G“ Komponente (G: für Geräte) im Verhältnis 2:1 auszustatten.
Dies bedeutet, dass neben 440 Dekon „P“ Komponenten auch 220 Dekon „G“
Komponenten aufgestellt werden sollen. Die Dekon „G“ Komponente befindet
sich derzeit noch in der Entwicklung. Ab wann sie den Einheiten zur Verfügung
steht ist derzeit noch nicht abzusehen. Bis zu ihrer Auslieferung werden die bereits
oben erwähnten DMF als sogenannte Platzhalterfahrzeuge weiterverwendet.
Folgendes Inventar wird mit allem Zubehör anhand eines Beladungsplanes in das
DEKON-P Fahrzeug integriert:
– Aufenthaltszelt
– Duschzelt
– Einpersonenduschkabine
– Wasserdurchlauferhitzer
– Warmluftheizgerät
– Stromerzeuger 8 kVA
– Brauchwasserbehälter 2 x 1.000 l
– Trinkwasserbehälter 2 x 1.000 l flexibel
– Abwasserbehälter 1 x 5.000 l flexibel
– Sonstiges Zubehör
92
3.4.1.4 DEKON-P Aufenthaltszelt und Duschzelt
Die luftgestützten Aufenthalts- und Duschzelte sind von der Firma „Deutsche
Schlauchbootfabrik (DSB)“ hergestellt. Das Aufenthaltszelt hat mit 5x5 Metern
eine Nutzfläche von ca. 25 m2. Mit einer Höhe von 2,7 Metern bietet es eine Stand-
höhe von 1,95 Meter. Das Gewicht beträgt 105 Kilogramm. Die Aufrüstzeit beträgt
laut Firma bei einer Bedienungsmannschaft von 2 Personen ca. 10 Minuten. Das
Zelt kann bei Bedarf mit Sturmleinen fixiert werden. Das Duschzelt bietet mit
einer Länge von ebenfalls 5 Metern und einer Breite von 3 Metern eine Nutz-
fläche von ca. 15 m2. Die übrigen Daten entsprechen dem Aufenthaltszelt. Das
Duschzelt ist ferner mit einem Duschgestänge, 4 Handbrausen und einer
Duschwanne ausgestattet. Das Duschgestänge hat 2x3 Duschköpfe. Die beiden
Zelte können aneinander gekoppelt und dadurch wie auch im Konzept zur Dekon-
tamination vorgesehen hintereinander geschaltet werden. Der Durchgang bietet
dann eine Größe von ca. 2 Meter Breite und ca. 1,8 Meter Höhe. Die unten auf-
geführte Skizze verdeutlicht die erwähnten Daten.
Abb. 7: Skizze des Aufenthaltszeltes bzw. Duschzeltes der DEKON-P Ausstattung (BVA 2002).
Die Einpersonenduschkabine ist für den Einsatz im Zusammenhang mit den oben
erwähnten Zelten zum Vorreinigen konzipiert. Das Einsatzpersonal wird dazu
komplett mit dem Chemikalienschutzanzug gewaschen. Hersteller dieser Vorrich-
tung ist die Firma „Odenwald-Werke Rittersbach (OWR)“. Die Duschkabine bie-
tet mit den Maßen 1.300 x 1.300 x 2.700 mm (Länge x Breite x Höhe) Platz für
nur eine Person. Der Aufbau und die Funktionsweise werden in der folgenden
Skizze verdeutlicht:
93
Abb. 8: Aufbauskizze der Duschkanine der DEKON-P Ausstattung (BVA 2002).
Aufbauskizze
Montagephase 1 Montagephase 2
Bund
Montagephase 3 Montagephase 4
3.4.2.1 Einführung
Durch diverse Vorfälle wie der terroristische Sarinanschlag in der U-Bahn von
Tokio 1995 (> 5.500 Betroffene, 12 Tote) und der Geiselnahme in Moskau mit
anschließender verlustreicher Befreiungsaktion (> 800 Betroffene, > 128 Tote)
wurde die schon langjährige Diskussion der Dekontamination um die Frage
erweitert, wie mit kontaminierten Verunfallten oder gar Verletzten zu verfahren sei.
Für die Dekontamination dieser Personenkreise zeigten sich die vorab beschrie-
benen „DEKON-P“-Systeme – insbesondere bei einem Massenanfall – als völlig
unzureichend. Bekräftigt wurde der Mangel durch die Erfahrungen im Gefolge der
o.g. Ereignisse mit sekundären Auswirkungen auf die Versorgungsstruktur der
Rettungsdienste und medizinischen Einrichtungen. Die Abbildung 9 zeigt
exemplarisch den schematischen Aufbau eines solchen kompletten Deko-
ntaminationssystems für Patienten, das allerdings eine Versorgung mit schwerver-
letzt Liegenden noch nicht berücksichtigt. Insbesondere diese Fragestellung wird
in dem später vorgestellten Konzept besonders berücksichtigt.
95
Abb. 9: Aufbauschema eines Dekontaminationsareals (Quelle: Produktkatalog GIAT Industries,
USA)
96
Tabelle 19: Übersicht von Dekontaminationssystemen bzw. -komponenten alphabetisch nach
Hersteller
Dekonzubehör
Duschkabinen
Duschsysteme
Duschzelte
Fahrzeuge
Container
Hersteller
Duschen
Systeme
Zelte
ACD Salvage Techniek, Velp, NL x x x x x
Aireshelta, Longwood, GB x
Autoflug, Rellingen, D x x x
Deconta, Isselburg, D x
Disc-o-bed, Schopfheim, D x x
Filtec, Goldbach, D x x x x x
Frenatus, SW x x
Gabe, Pöttelsdorf x
ISSI, Sandhausen, D x
Heines-Wuppertal, Haan-Gruiten, D x
Kärcher, Winnenden, D x x x x
Odenwaldwerke, Rittersbach, D x x
Swingtec, Isny x
TST, Kinna, SE x
Vetter, Zülpich, D x x x x
97
Im Folgenden sollen Ausrüstungen als „komplette Dekontaminationssysteme“
bezeichnet werden, wenn sie folgende Merkmale aufweisen:
„Durch Zelte, Container oder Absperrungen wird ein Arbeitsraum umgrenzt, inner-
halb dessen folgendes ermöglicht werden kann:
– der Antransport von kontaminierter Personen bzw.Verletzten,
– die Übergabe und Registrierung kontaminierter Personen bzw.Verletzter,
– eine Dekontaminationstriage,
– eine notfallmedizinische Betreuung,
– die Dekontamination kontaminierter Personen bzw.Verletzter,
– die Versorgung
– und schließlich die Übergabe für die weitere medizinische Versorgung im
„Weißbereich“
Ein Beispiel einer Kooperation unter Federführung des Bundesamtes für Zivil-
schutz zeigt die folgende Abbildung 10.
Abb. 10: Aufbauschema eines Dekontaminationsareals
(Quelle: Produktkatalog GIAT Industries, USA)
99
Bei den sechs Systemen der folgenden Tabelle 21 handelt es sich um Lösungen in
Zeltform. Sie erscheinen als geeignet zur Verwendung als Dekontaminations-
zelte, die aber unserer Meinung nach nicht über genügend Raum verfügen, um
weitere begleitende Arbeitsschritte wie oben beschrieben zu ermöglichen. Ein
modulares Vor- und Nachschalten von anderen Schutzzelten als Zusätze könnten
diesen Mangel beheben. Bei einer Beanspruchung durch eine hohe Zahl von z. B.
20 oder 30 kontaminierten Personen erscheinen alle Lösungen zu klein oder verfü-
gen nicht über die oben beschriebene Korridorlösung (Filtec, Autoflug). Lösun-
gen für Schwerverletzte liegende Kontaminierte sind bei diesen Systemen nicht
vorstellbar.
Tabelle 21: Übersicht der Hersteller von Dekontaminationszelten mit Produktbezeichnung
100
Tabelle 22: Übersicht der Hersteller von fahrzeug- bzw. containergestützten Dekontaminations-
systemen mit Produktbezeichnung
In den nachfolgenden Tabellen sind einzelne Produkte aufgelistet, die mehr oder
weniger geeignet erscheinen als Einzelkomponenten in ein Dekontaminations-
system integriert zu werden. In Tabelle 23 ist ein Überblick über Hersteller für
ca. 4–8 qm große Duschsysteme inklusive Auffangwanne für Schmutzwasser auf-
gelistet.
Tabelle 23: Übersicht der Hersteller von Dekontaminationsduschsystemen mit
Produktbezeichnung
101
In Tabelle 24 sind Duschzelte oder Schutzzelte mit eingebauten Fußböden
zusammengefaßt, die ergänzend und modular eingesetzt werden können.
Tabelle 24: Übersicht der Hersteller von Duschzelten
Duschkabinen der Firma „The Safety Showers Company“ aus Tabelle 25 sind
nicht für einen Feldeinsatz konzipiert. Diese eignen sich aber für einen Aufbau
innerhalb eines Betriebes oder bei einem Arbeitseinsatz beim Umgang mit Gefahr-
stoffen, um bei Tätigkeiten Schutz und Sicherheit zu bieten.
Tabelle 25: Übersicht der Hersteller von Dekontaminationsduschkabinen
mit Produktbezeichnung
102
Tabelle 26 zeigt Duschvorrichtungen verschiedener Hersteller. Für einen schnel-
len Einsatz bei kontaminierten Personen, weniger bei Verletzten sind die Dusch-
vorrichtungen der Firmen Filtec und Kärcher geeignet. Ebenso die Duschringe der
Firmen ACD und Gabe, bei denen aus Schlauchgestellen mit Sprühdüsen Dusch-
wasser austritt.
Tabelle 26: Übersicht der Hersteller von Duschenvorrichtungen mit Produktbezeichnung
103
3.4.2.3 Analyse der Persönlichen Schutzausrüstungen (PSA)
3.4.2.3.1 Einleitung
Die persönliche Schutzausrüstung ist einer der zentralen Pfeiler in jedem Konzept
zur Dekontamination von Personen durch Einsatzkräfte. Denn wenn der Selbst-
schutz der Einsatzkräfte nicht gewährleistet ist, kann eine zuverlässige Hilfeleis-
tung auf Dauer nicht erbracht werden. Die „universelle“ Schutzausrüstung, die für
jeden Gefahrstoffeinsatz geeignet ist, gibt es nicht. Daher muss die PSA immer der
Situation angepasst werden. Neben der Gefahr durch den chemischen Stoff ist
auch zu berücksichtigen, dass durch die Schutzkleidung Gefahren für die Helfer
entstehen können. Neben Hitze-Stress treten weitere physische und psychische
Belastungen auf. Einschränkungen der Sicht, Mobilität und Kommunikationsmög-
lichkeiten kommen hinzu. Darüber hinaus ist zu bedenken, dass die Arbeit am
Patienten im Rahmen der Triage, der Notfallbehandlung sowie des Dekontamina-
tionsvorganges an sich durch die Schutzkleidung nicht unmöglich gemacht wer-
den darf. So muss also das angemessene Maß des Schutzes wohl überlegt sein, zu
großer Schutz genauso vermieden werden wie unzureichender. Darüber hinaus soll
darauf hingewiesen werden, dass Einsatzkräfte Schutzausrüstung nie ohne adäqua-
tes Training benutzen sollten. Hierzu wurden an einem Simulator eigene Untersu-
chungen durchgeführt.
• Augenschutz
• Gesichtsschutz
• Handschutz
• Körperschutz
• Atemschutz
104
3.4.2.3.2 Augen und Gesichtsschutz
Beim Umgang mit Gefahrstoffen sind Schädigungen des Auges sehr häufige
Unfallfolgen. Dies gilt sowohl im betrieblichen Arbeitsschutz als auch bei anderen
Zwischenfällen mit Gefahrstoffen. Bereits durch Verwendung einfacher Schutzge-
räte ist weitgehender Schutz möglich. Chemikalien können Augen und Gesicht auf
Grund verschiedener Einflüsse schädigen. Neben mechanischen Schädigungen
(z.B. durch unter Druck stehende Flüssigkeiten und Gase) können thermische
Schädigungen oder chemische Schädigungen durch ätzende oder reizende Stoffe
erfolgen.
Zum Schutz von Augen und Gesicht gegenüber der mechanischen Einwirkungs-
möglichkeiten von Chemikalien werden ganz allgemein Schutzbrillen, Schutz-
schirme oder Schutzhauben verwendet. Bei den Schutzbrillen unterscheidet man
zwischen Gestell- und Korbbrillen. Zur Unterscheidung müssen Schutzbrillen
gekennzeichnet werden (DIN 58211). Durch Vollschutzmasken (siehe Atemschutz)
wird ebenfalls ein Augenschutz erreicht. Auf die Auswahl verschiedener Augen-
und Gesichtsschutzgeräten in Abhängigkeit der Stoffeigenschaften (Gefährlich-
keitsmerkmale und R-Sätze) kann hier verzichtet werden. Atemschutzmasken wer-
den an anderer Stelle abgehandelt.
3.4.2.3.3 Schutzhandschuhe
Schutzhandschuhe sollen die Hände vor Schädigungen durch äußere, wie mecha-
nischer, chemischer oder thermischer, Einwirkung schützen. Beim Umgang mit
Chemikalien interessiert vor allem das Rückhaltevermögen der Handschuhe. Je
nach Tätigkeit (Bergung/Rettung, Erste Hilfe/invasive Maßnahmen) ist die Ein-
schränkung der Bewegungsfähigkeit und der taktilen Fähigkeiten von wesentlicher
Bedeutung. Zur Charakterisierung der Eigenschaften von Schutzhandschuhen sind
folgende Begriffe von Bedeutung:
Vor der Verwendung von Schutzhandschuhen ist eine Prüfung auf sichtbare Schä-
den vorzunehmen. Beschädigte Handschuhe dürfen nicht verwendet werden und
sind zu entsorgen. Beim Arbeiten mit Gefahrstoffen müssen sie vor Erreichen der
Durchbruchszeit gewechselt werden. Die von den Herstellern gelieferten Perme-
ations- und Durchbruchszeiten sind also unbedingt zu beachten. Sofern es sich
nicht um Einweg-Handschuhe handelt, müssen die Handschuhe vor dem Auszie-
hen dekontaminiert werden. Die Qualität von Handschuhen zum Schutz gegen
Chemikalien wird in erster Linie von der Permeation – messbar in der Durch-
bruchszeit – bestimmt. Zur Klassifizierung von Chemikalienschutzhandschuhen
werden sie in Abhängigkeit der Durchbruchszeit gemäß DIN EN 374 in sechs
Schutzklassen unterteilt.
106
Tabelle 28: Schutzklassen in Abhängigkeit der Durchbruchszeit nach DIN EN 374
Durchbruchszeit Schutzindex
3.4.2.3.4 Körperschutz
Typisierung Einsatzbereich
Typ 1 Gasdicht
Typ 3 Flüssigkeitsdicht
Typ 4 Sprühdicht
Typ 5 Partikeldicht
3.4.2.3.5 Atemschutz
Atemschutzgeräte
Isoliergeräte Filtergeräte
Von der Umgebungsatmosphäre Von der Umgebungsatmosphäre
unabhängig abhängig
Maske Schutzwirkung
Partikelfilternde Halbmaske
111
Im allgemeinen Sprachgebrauch werden Partikelfilter häufig als Staubfilter
bezeichnet. Partikelfilter können gegen Aerosole, Fasern, Stäube und Rauche ein-
gesetzt werden. Partikelfilter zum Aufschrauben auf Voll- oder Halbmasken wer-
den mit einem P gekennzeichnet. Nach DIN EN 143 werden die Partikelfilter in
Abhängigkeit des Abscheidevermögens in drei Klassen eingeteilt:
• P 1 geringes Abscheidevermögen
• P 2 mittleres Abscheidevermögen
• P 3 hohes Abscheidevermögen
Auf Grund der deutlich niedrigeren Leckagerate und der höheren Schutzwirkung
unterscheiden sich die maximal zulässigen Partikelkonzentrationen von Vollmas-
ken gegenüber Halb-, und partikelfiltrierenden Halbmasken. Während die Parti-
kelfilter P 1 und FFP 1 nicht zum Schutz gegen Aerosole eingesetzt werden dür-
fen, können die höheren Schutzklassen auch bei Nebel und Tröpfchenaerosolen
verwendet werden. Die Nutzungsdauer von Partikelfiltern wird durch die Druck-
differenz zwischen Einatmung und Ausatmung (Einatemwiderstand, Ausatem-
widerstand) am Filter bestimmt. Beeinflusst wird sie durch die Art und
Konzentration des Schadstoffes, die Verwendungsdauer des Filters, den Luftbedarf
des Trägers (in Abhängigkeit von der Schwere der Arbeit), das Rückhaltevermö-
gen sowie der Feuchtigkeit und Temperatur der Luft.
Bei den üblichen Filtern ergibt sich eine Nutzungsdauer von wenigen Stunden bis
mehreren Tagen bei einem Einatemwiderstand von 2,5 mbar und 20 – 40 L/min
Atemluftbedarf (entspricht mittelschwerer Arbeit). Spezielle Tragezeitbegrenzun-
gen für den Einsatz von Partikelfiltern existieren nicht. Die maximale Benutzungs-
dauer von Partikelfiltern sollte einen Arbeitstag nicht überschreiten. Nach einem
mehrstündigen Einsatz sollten die Filter also keine weitere Verwendung finden.
Durch diese Faktoren nimmt u. a. der Einatemwiderstand deutlich zu. Ein Wech-
sel ist spätestens angezeigt, wenn Geruch, Geschmack oder Reizwirkungen wahr-
nehmbar sind.
Für das Tragen von Partikelfiltern müssen gemäß dem berufsgenossenschaftlichen
Grundsatz G 26 (Atemschutzgeräte) Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt wer-
den. Für alle Filterklassen, sind Eignungsuntersuchungen nach G 26, Teil 1 und
Teil 2, notwendig. Dieser Grundsatz sieht vor erstmaligem Einsatz von Atem-
schutzgeräten und danach in wiederkehrenden Abständen von 3 Jahren bzw. bei
einem Alter über 50 Jahren jährliche arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen
vor.
Gasfilter werden zum Schutz vor gesundheitsgefährdenden Gasen und Dämpfen
eingesetzt. Sie können dampfförmige Schadstoffe sowie Gase durch physikalische
Bindung (Adsorption) oder chemische Umsetzung (Chemisorption oder katalyti-
sche Umwandlung) am Filtermaterial entfernen. Als gängigstes Filtermaterial wird
gekörnte oder imprägnierte Aktivkohle mit großer spezifischer innerer Oberfläche
verwendet, an der die Schadstoffe absorbiert werden. Gasfilter mit Aktivkohle-
filter sind nicht wirksam gegen permanente Gase (z. B. Stickstoff, Wasserstoff,
Kohlenstoffmonoxid). Zum Schutz gegen Kohlenstoffmonoxid sind stattdessen
spezielle CO-Filter zu verwenden. Wasserdampf wird grundsätzlich gut an Aktiv-
112
kohle gebunden und kann außerdem bereits absorbierte organische Stoffe verdrän-
gen. Speziell bei niedrig siedenden organischen Flüssigkeiten wird die Wirksam-
keit von Gasfiltern hierdurch erheblich gemindert. Da dieser Effekt sogar durch
Luftfeuchtigkeit verursacht werden kann, ist die Anwendbarkeit von Gasfiltern bei
niedrig siedenden organischen Stoffen (Siedepunkt > 65 °C, „Niedrigsieder“) ein-
geschränkt. Die gängigen Nervenkampfstoffe haben Siedepunkte, die über diesen
Werten liegen. Gegen Dämpfe von Stoffen mit niedrigeren Siedepunkten dürfen
nur spezielle Filter (AX-Filter) eingesetzt werden. Grundsätzlich besteht immer
die Gefahr der Desorption von Stoffen durch besser adsorbierbare Chemikalien,
deshalb ist der Einsatz von Gasfiltern nur bei ausreichend bekannter Gefahrstoff-
zusammensetzung empfehlenswert. Permanente Gase wie Kohlenstoffmonoxid
lassen sich nicht ausreichend adsorbieren. Das Kohlenstoffmonoxid muss zur
quantitativen Abscheidung an einem Katalysator zu Kohlenstoffdioxid oxidiert
werden. Der für diese Oxidation benötigte Sauerstoff wird der Atemluft entzogen;
auf Grund der Reaktionswärme erhöht sich hierdurch die Temperatur der Einatem-
luft. Werden Halb- und Vollmasken von Bartträgern benutzt, muss im Bereich der
Dichtlinien (Verlauf über Stirn, Wangen und unterhalb des Kinns) mit erhöhter
Leckrate gerechnet werden. Die Schutzwirkung der Atemmasken wird unkalku-
lierbar, der Personenkreis ist somit für das Tragen von Halb- oder Vollmasken
ungeeignet. Diese gilt für den Einsatz von Gasfiltern und isolierenden Atemgerä-
ten. Eine Alternative stellt die Verwendung von Atemschutzhauben dar. Für das
Tragen von Gasfiltern müssen ebenfalls gemäß dem berufsgenossenschaftlichen
Grundsatz G 26, Teil 1 und Teil 2 (Atemschutzgeräte) Vorsorgeuntersuchungen
durchgeführt werden. Dieser Grundsatz sieht einmalige Untersuchungen vor Ein-
satz der Atemschutzgeräte vor. Die Gasfilter werden unterteilt in:
Die Nutzungsdauer der Gasfilter hängt neben den bereits erwähnten Faktoren noch
von dem Luftbedarf des Trägers, der Schwere der Arbeit, der Feuchtigkeit als auch
der Lufttemperatur ab. Da in der Praxis häufig verschiedene Schadgase gleich-
zeitig auftreten, sind Gasfilter mit Schutz gegen mehrere Gefahrstoffe entwickelt
worden. Die Durchbruchszeiten sind für Mehrbereichsfilter meist geringer als für
Eingasfilter. Der am häufigsten verwendete Mehrbereichsfilter ABEK kann
sowohl zum Schutz vor organischen, anorganischen, sauren und basischen Gasen
eingesetzt werden. Kombinationsfilter (ABEK P) können zum Schutz vor Gasen
und Dämpfen und auch Partikeln eingesetzt werden.
Für den Bereich des Dekontaminationsplatzes (siehe unten) ist ein weniger aus-
geprägter Schutz ausreichend, denn der Dekontaminationsplatz befindet sich
abseits des eigentlichen Schadensortes. Die Schutzkleidung dient hier lediglich der
Verhinderung der Kontamination, hier in erster Linie durch die kontaminierten
Personen.
Tabelle 32: Normen zu PSA
Schutzausrüstung Norm
115
Schutzstufe Anzug Atemschutz Handschuhe Schutz Preis
116
Schutzanzug
CE-Typ Ia ET
Gas- +
Flüssigkeitsdichter
Chemikalien-
Unter Anzug schutzanzug
A Im Anzug enthalten ca. 1.500 EUR
Pressluftatmer
Umfassender
Personenschutz
dekontaminierbar
Vollmaske Vollstän-
mit Filter diger
FFP3-SL Schutz vor
Schutzanzug Nitril- Viren +
B CE-Typ 5+6 + Hand- Bakterien Flüssigkeitsdicht ca. 100-250 EUR
schuhe
Maske
dekonta-
minierbar
Halbmaske
mit Filter
FFP3-SL Flüssigkeitsdicht
Nitril-
Begrenzter Schutz
Tabelle 33: Schutzkleidung für Einsätze bei verschiedenen Gefahrenlagen
Studienziel
In dieser Studie zur Praktikabilität von Schutzanzügen (Vollschutz vs. Teilschutz)
bei medizinischen Notfallmaßnahmen an kontaminierten Verletzten wurden medi-
zinische Handlungsabläufe in Schutzanzügen am Patientensimulator evaluiert. Ziel
der Untersuchung war es, Aufschlüsse mittels Videoauswertung und Zeitmessung
darüber zu erlangen, inwiefern die Art der Schutzausrüstung Einfluss auf die Prak-
tikabilität und die zeitkritischen Abläufe hat. Untersuchungsparameter waren die
Durchführbarkeit an sich und die notwendigen Zeitspannen.
Studiendesign
Akteure: jeweils 2 Gruppen mit 5 Teams à 2 Personen (Notarzt + Rettungs-
assistent)
117
Nicht möglich bzw. erschwert ist die taktile Diagnostik, Palpation und Perkussion.
Moderne Techniken wurden hier neuerdings entwickelt in Form mobiler Ultra-
schall Geräte (z.B Fa. Sonosite). Dieses Gerät ermöglicht, Gefäße oder auch Ner-
venplexus genau zu lokalisieren um Injektionen, zentralvenöse Zugänge und Ner-
venblockaden gezielt vornehmen zu können. Duch Ultraschall lässt sich auch ein
Hämatothorax (Blutansammlung im Brustkorb) gezielt punktieren und entlasten.
Von der Verwendung von Filtermasken durch das medizinische Personal ist abzu-
raten, da das Gesichtsfeld eingeschränkt ist, der erhöhte Atemwegswiderstand die
Leistungsfähigkeit einschränkt und eine arbeitsmedizinische Untersuchung nach
G26 notwendig ist.
118
gang, die eine Verwendung unter Realbedingungen eher ausschließen: Beschrän-
kung der Arbeitszeit durch Atemluftvorrat: Zwar konnte der vorgesehene Behand-
lungsalgorithmus von allen Teams innerhalb 20 min abgearbeitet werden, jedoch
war damit auch die max. Arbeitszeit erreicht, so dass ein neues Team die Weiter-
behandlung übernehmen musste (hoher Personalaufwand). Das Tragen und Arbei-
ten unter umluftunabhängigem Atemschutz (Gerätegruppe III), insbesondere unter
CSA erfordert neben einer positiven G26-Untersuchung eine gute körperliche und
mentale Fitness und bedarf regelmäßiger aufwändiger Aus- und Fortbildung. Dies
ist für Notärzte und Rettungsdienstpersonal nur unter großem Aufwand vorhalt-
bar. Auch unter CSA war insbesondere die Kommunikation ein Hauptproblem,
welches technisch heute lösbar sein müsste. Medizinisch war der Tastsinn durch
die Handschuhdicke noch stärker kompromittiert. Auskultation ist ohne elektroni-
sche Lösungen nicht möglich. Die durch das Ausrüstungsgewicht erhöhte körper-
liche Arbeit macht den Wärmestau im Schutzanzug zu einem physisch und psy-
chisch einschränkenden Faktor.
3.4.3.1 Bundeswehr
Der Auftrag der Bundeswehr ist klar definiert: Er umfasst die Landes- und Bünd-
nisverteidigung, Humanitäre Einsätze und Katastrophenhilfe in Notlagen. Kern-
funktion der Bundeswehr ist die kollektive Verteidigung, welche den Umfang und
das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr begründet. Zu unterscheiden ist zwischen der
Landesverteidigung im Bündnisrahmen und der Unterstützung von Bündnispart-
nern. Landesverteidigung im Bündnisrahmen ist die Abwehr eines Angriffs auf das
eigene Land oder das Bündnis als Ganzes. Die Landesverteidigung im Bündnis-
rahmen verlangt den Einsatz der gesamten Bundeswehr und die Nutzung aller ver-
fügbaren Ressourcen. Die Unterstützung von Bündnispartnern ist in die NATO-
Streitkräfte- und Operationsplanung eingebunden. Darüber hinaus hat sich die
Bundeswehr über die Kernaufgabe der kollektiven Verteidigung im Rahmen der
NATO der internationalen Konfliktprävention und Krisenbewältigung sowie
umfassender Kooperation und Partnerschaft zugewandt.
Dabei stehen der Bundeswehr hoheitliche Befugnisse auch polizeilicher Art zu,
soweit sie zur Durchführung der Hilfeleistungen erforderlich sind. Möglichkeiten
der tatsächlichen Hilfeleistung sind:
a) Bei Hilfeleistungen, die nicht unter den obigen Einsatz fallen, sind im Rahmen
der dringenden Nothilfe auf Ersuchen von Behörden (Artikel 35 Abs. 1 GG),
privaten Organisationen oder Einzelpersonen nur tatsächliche und technische
Hilfeleistungen der Bundeswehr möglich. Die Hilfeleistung erstreckt sich auf
den Einsatz von Bundeswehrangehörigen und gegebenenfalls von Fahrzeugen
und Geräten.
b) Bei Hilfeleistungen der Bundeswehr im Rahmen der dringenden Nothilfe im
Ausland sind nur tatsächliche Hilfeleistungen möglich.
Die Bundeswehr leistet nur so lange Hilfe, bis zivile Einrichtungen und Organi-
sationen wie z.B. Polizei, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Arbeiter-Samariter-
Bund, Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter-Unfall-Hilfe und Malteser-Hilfsdienst
zur Durchführung einer ausreichenden Hilfe am Katastrophenort einsatzbereit sind
und die Ablösung erfolgen kann. Im Rahmen der dringenden Nothilfe sind durch
121
den Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr folgende Unterstützungsmöglichkei-
ten denkbar:
– Einsätze zur Rettung von Menschenleben bzw. zur Vermeidung schwerer
gesundheitlicher Schäden, die den Transport eines Arztes zum Unfallort oder
den Transport von Verletzten vom Unfallort zu Sofortmaßnahmen in ein Kran-
kenhaus erfordern
– Einsätze zur Rettung aus Berg- und Seenot, bei denen Personen sanitätsdienst-
lich versorgt und abtransportiert werden
– Zeitlich dringende Krankentransporte sowie Transporte von Arzneimitteln,
Blutkonserven und Transplantaten
– Entlastende Sekundärtransporte
– Hilfeleistungen durch die ärztlichen Einsatzgruppen der Bundeswehr
– Einsatz von Sanitätseinheiten/-teileinheiten.
Den bestmöglichen Schutz vor ABC-Gefahren bietet die Kombination aus politi-
schen, ABC-Abwehr- und medizinischen Maßnahmen. Die ABC-Abwehrfähigkeit
schützt Personal und Material vor ABC-Exposition und die Abwehr selber hat das
Ziel, die Ausfälle an Personal und die Schäden an Material zu verhindern. Kommt
es zur Ausbringung, gilt es, die Einsatzfähigkeit zu erhalten bzw. wiederherzustel-
len. Im zivilen Bereich stellt, durch die erheblichen Kürzungen der Kräfte und Mittel
für den Zivilschutz, die Erfahrung und Logistik der Bundeswehr heute zumeist die
letzte staatliche Ressource dar. Eine spezielle „Noteinsatztruppe“ der Bundeswehr
zur Unterstützung lokaler ziviler Kräfte bei ABC-Gefahrenlagen existiert jedoch
derzeit nicht. Trotzdem kann die ABC-Abwehrtruppe bei Großschadensereignis-
sen Unterstützung in erheblichem Umfang leisten. Als Unterstützungsleistung
kommt dabei die Dekontamination von gesunden Personen, Fahrzeugen und Gerät
sowie von Flächen in Frage. Weiterhin verfügt die ABC-Abwehrtruppe über
Fähigkeiten bei der Aufklärung der Ursache einer entsprechenden Kontamination.
Im Unterschied jedoch zu der innerhalb von Stunden verfügbaren sanitätsdienst-
123
lichen Unterstützung besonders durch die o.a. Notfallbehandlungssätze, ist ein
höherer Zeitansatz für das Eintreffen von entsprechenden ABC-Abwehrkräften
anzunehmen (je nach Ort des Schadensereignisses).
Die Autoinjektoren werden als Prophylaxe im Einsatz zentral mitgeführt und lage-
abhängig an die Soldaten ausgegeben. Bei der Sofortprophylaxe mit Autoinjektor
sind die Nebenwirkungen zu vernachlässigen. Hohe Dosierungen von z. B.
Atropin erfolgen ausschließlich unter intensivmedizinischem Monitoring. Gemäß
NATO-Forderung wird darüber hinaus Pyridostigmin in Tablettenform vorgehal-
ten. Wegen der Besonderheiten einer ggf. erforderlichen prophylaktischen Gabe
ist derzeit eine Zulassung bei der EMEA oder durch BfArM nicht zu erwarten.
Daher steht diese Substanz unter Entscheidungsvorbehalt des Bundesministeriums
der Verteidigung. Pyridostigmin-Tabletten bewirkten im Golfkrieg bei 50% der
Soldaten Nebenwirkungen. Daher soll eine Pyridostigmin-Prophylaxe
(3 x 1 Tablette à 30 mg) auf „Soman-Bedrohung“ beschränkt werden (1% Arzt
konsultiert, 0,1% Absetzen notwendig (Keeler 1991)).
Weiterhin wird für die Cyanid-Vergiftung 4-DMAP, dann Na2S2O3 bei und DMPS
gegen Lewisit bevorratet. Beide stehen allerdings nicht in Darreichungsformen für
die Anwendung im Rahmen der Selbst- und Kameradenhilfe zur Verfügung. Die
entscheidende Prophylaxe für Vergiftungen mit Nervenkampfstoffen wird jedoch
in der rechtzeitigen Anwendung der persönlichen Schutzausstattung gesehen
(ABC-Schutzmaske, ABC-Schutzbekleidung (Overgarment)).
124
3.4.3.1.6 Ausbildungsbedingungen für Einsätze der Bundeswehr bei
C-Zwischenfällen
Die Angehörigen des Sanitätsdienstes können ihre Kenntnisse auf dem Gebiet der
Gefährdungen durch ABC-Kampfstoffe im Rahmen lehrgangsgebundener Ausbil-
dung an der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München und der ABC- und
Selbstschutzschule in Sonthofen vertiefen. Für Sanitätsoffiziere (Ärzte, Zahnärz-
te, Veterinärmediziner und Apotheker) wird der Grundkurs in medizinischem
ABC-Schutz wohl ab dem kommenden Jahr verpflichtend sein. Vom Grundsatz
sind die Lehrgänge auch für nicht Bundeswehrangehörige offen.
Die Bundeswehr hat im C-Waffen Angriffsfall für betroffene Soldaten die Fürsor-
gepflicht und Aufgabe, eine Dekontamination durchzuführen. Für diese Verteidi-
gungssituation sind Szenarien und empirisch verwendete Kampfstoffe bekannt,
außerdem hat die Bundeswehr für ihre Soldaten Schutzanzüge (semipermeabel,
beschichtet mit Aktivkohle), Handschuhe (Isopropylgummi- oder Butylgummi-
handschuhe; Vinylhandschuhe sind unwirksam) und Atemmasken mit Aktivkoh-
le- und Aerosolfiltern. Für Cyanwasserstoff müssen spezielle Filter verwendet
werden, da sie durch Aktivkohle kaum resorbiert wird. Hieraus ergibt sich der Vor-
teil, dass ein gewisser Schutz besteht und die Detektion durch geeignete Nachweis-
verfahren durchgeführt werden kann. Durch Teststreifen und Messgeräte kann die
Kontamination an den Schutzanzügen nachgewiesen werden (Verbesserung könn-
te hier das derzeit erprobte RAID-M bringen). Spürröhrchen und spezielle Mess-
geräte können die Diagnose durch Nachweis des Kampfstoffes in der Umgebung
bestätigen. Die im kontaminierten Bereich tätigen Soldaten bzw. Verwundeten
werden durch die ABC-Abwehrtruppe dekontaminiert und in einem Feldlazarett /
Rettungszentrum primärmedizinisch versorgt. Außerhalb der Schutzzone kann am
so genannten SanE-Platz die medizinische Versorgung fortgeführt werden. Die
Dekontamination erfolgt im Schutzanzug durch eigens dafür eingesetzte Soldaten
als Nassdekontamination, oder als Nassdekontamination in Kombination mit
Trockendekontamination durch Auftragen eines Puders an den Schwachstellen des
Schutzanzuges (Reißverschluss) und schließlich Entfernen der Kleidung. Mittel
der Wahl für die Nassdekontamination ist Wasser, in seltenen Fällen kommt als
Dekontaminationsmittel 0,5%ige Hypochloridlösung zum Einsatz. Für die Wund-
dekontamination besonders geeignet ist eine 1–2%ige Calziumhypochlorit-
Lösung. Die Lösung darf nicht in Körperhöhlen verwendet werden, weil die
Gefahr von Verwachsungen besteht. Für die Augen-Dekontamination eignet sich
eine 2%ige Natriumbicarbonat-Lösung. Auch Fremdkörper können Kampfstoffe
enthalten und sollen chirurgisch entfernt und anschließend in konzentrierter
Calziumhypochlorit-Lösung getaucht werden. Die gängigsten Dekontaminations-
mittel wirken auf 3 verschiedene Arten:
1) sie gehen mit der Substanz eine chemische Reaktion ein (selten langer
Wirkungseintritt),
2) sie absorbieren die Substanz, oder
3) sie verdünnen.
Die Rettungsstrategie der Bundeswehr umfasst den Versuch zuerst alle Verwun-
deten aus dem kontaminierten Bereich zu retten, um sie dann zu dekontaminieren
und medizinisch zu behandeln. Das liegt daran, dass grundsätzlich von Kampf-
handlungen bzw. weiteren Gefahren im Kontaminationsbereich ausgegangen wird.
Die medizinische Versorgung ist in diesem Bereich meistens schwierig bis unmög-
lich. Zum anderen ist aus Untersuchungen bekannt, dass insbesondere bei direk-
ten invasiven Maßnahmen bei kontaminierter Haut, z.B. intravenösen Zugängen
und Applikationen mit einer hohen Letalität zu Rechnen ist.
Grundlage der Out-of-area Einsätze der Bundeswehr ist das Mobile Rettungs- und
Gesundheitssystem „TransHospital“ der Firma EADS Dornier, Friedrichshafen,
das unter anderem der Deutschen Bundeswehr zur Verfügung steht.. Es besteht aus
transportfähigen ISO-Containern, die mit LKW, Anhänger, Bahn, Schiff, Flugzeug
oder Hubschrauber an praktisch jeden beliebigen Einsatzort transportiert werden
können und ermöglicht durch seinen modularen Aufbau die Bewältigung der spe-
ziellen Aufgaben eines voll funktionsfähigen, medizinischen Zentrums unter Rein-
raum-Klimabedingungen und ABC-Schutzbelüftung. Die medizinischen Ausstat-
tungen und die Versorgungssysteme für Energie- und Wasserversorgung, für Nah-
rungsaufbereitung sind ebenso wie Toiletten und Waschräume in den Containern
bereits integriert und machen die mobilen Stationen autark. Die Container sind
unterschiedlich ausgerüstet für verschiedene, medizinische Disziplinen. Eine
gesonderte Ausstattung zur Dekontamination und besonders diejenige von Verletz-
ten in Containerform werden nicht angeboten. Hier empfiehlt der Hersteller den
Einsatz von bereits bestehenden, bewährten Dekontaminationssystemen im
Zusammenschluß mit dem „TransHospital“.
Die mobile Rettungsstation dient der ersten Hilfe von Leicht- und Schwerver-
letzten und bereitet die Verletzten für den Transport ins Rettungszentrum vor. In
jedem Zelt können 10 Betten untergebracht werden. Das mobile Rettungszen-
trum wird eingesetzt für die Diagnostik und medizinische Erstbehandlung, für
chirurgische Einsätze an Leicht- und Schwerverletzten, für chirurgische Wundbe-
127
handlung und für innere Verletzungen. Es ermöglicht eine zwei- bis dreitägige
stationäre Behandlung für bis zu 40 Patienten.
Im mobilen Hospital kann jegliche Art von medizinischer Behandlung durchge-
führt werden. Es ist in seiner Funktionalität ein durch Spezialcontainer vergrößer-
tes Rettungszentrum. Endgültige und spezielle Behandlungen wie z.B. Neurochi-
rurgie, HNO und Urologie sind möglich und ausbaubar durch Container für Rönt-
gen, klinische Chemie und zur Sterilisation. 160 Personen können stationär
behandelt werden und sind autark versorgt.
Abb. 14: Mobile Rettungsstation
128
Abb. 15: Mobiles Rettungszentrum
129
Abb. 16: Mobiles Rettungshospital
Für den Rettungseinsatz bei Marineverbänden wurde von der Firma EADS Dor-
nier das „Marine-Einsatz-Rettungs-Zentrum (MERZ)“ entwickelt. Dabei wird der
Containerverbund auf dem Oberdeck eines Schiffes plaziert.
130
Abb. 17: Das Marine-Einsatz-Zentrum (MERZ) der Firma EADS Dornier
1. OP-Einheit I
2. Entsorgung
3. Sterilgutlager
4. Personalschleuse
5. Administration
6. Zugang B-Deck
7. OP-Einheit II
8. Intensivpflege und Operationsvorbereitung
9. Röntgen
10. Zahnarzt/Oralchirurgie
132
Deck C / Labor-, Technikebene
133
3.4.3.1.9 Strategien der US-Streitkräfte für ABC-Gefahrenlagen
Die Streitkräfte der Vereinigten Staaten haben für ihre Truppen umfassende Vor-
kehrungen für ABC-Gefahrenlagen getroffen. Infrastruktur, Ausrüstung und Aus-
bildung sind so angelegt, dass eine schnelle und überall umsetzbare Bereitschaft
für den Aufenthalt und das Kämpfen in ABC-Umgebungen gewährleistet ist. Die
Vorkehrungen umfassen Schutzausrüstung, Detektion, Beseitigung sowie das
Training von Aufenthalt, Kämpfen sowie die Versorgung von Verwundeten, medi-
zinische Prophylaxe und Therapie von Krankheitserscheinungen, die beim Ein-
satz chemischer bzw. biologischer Waffen erforderlich sind. Das US-Verteidi-
gungsministerium hat hierzu in Technologien investiert, welche nur kleinstmögli-
che schädliche Effekte auf das Personal zulassen. Das militärische Management
der ABC-Gefahren steht im Kontext mit vier operationellen Konzepten:
• chemisch-biologisches Management von Gefahrenlagen
• Kontaminationsvermeidung
• Protektion
• Dekontamination
Kontaminationsvermeidung wird durch die Fähigkeiten und Maßnahmen zur
Detektion, Identifikation und Vermeidung von biologisch-chemischen Gefahrstof-
fen erreicht. Diese Informationen haben unmittelbaren Einfluss auf das Manage-
ment der Bewältigung durch ihre Bedeutung für vorkehrende Schutzmaßnahmen
und taktische Erwägungen. Diese Schutzmaßnahmen bestehen aus persönlichem
Schutz (Ausrüstung, Verhalten), kollektiven Schutzmaßnahmen (Absperrungen
etc.) und medizinischen Versorgungseinrichtungen. Letztendlich bleibt die Dekon-
tamination die kritische Engstelle für das Überleben der Gesunden und Verletzten.
135
Ein solch einfacher ABC-geschützter Raum ist verwendbar als Unterstand für
Kommandostrukturen, für diverse militärische Systeme, als medizinischer Versor-
gungs- oder als Rückzugsraum. Das System besteht aus einem gegen biologische
und chemische Angriffe dampfbeständigen Polyethylen-Einsatzstück, das in einen
vorgegebenen Raum eingebracht und errichtet wird, wobei die schützende Atmos-
phäre durch einen Überdruck aufrechterhalten wird. Der Ein- und Ausgangsbe-
reich besteht aus einem zusammenfaltbaren Schutzeingang. Die Schutzeinheit ver-
fügt zusätzlich über ein hermetisch versiegeltes Filtersystem für gefilterte Luft.
Die Klimatisierung wird durch eine Umweltkontrolleinheit überwacht, die Raum-
temperatur durch Armee-Heizlüfter. Der Ein- und Ausgangsbereich besteht aus
einem zusammenfaltbaren Schutzeingang, der ein Eindringen von Gefahrstoffen
verhindert. Ein produktverbessertes SCPE ermöglicht den chemisch-biologisch
geschützten Eintritt mehrerer Personen zur gleichen Zeit und ist geeignet zum
Schutz von Lazaretten unter Zelten. Das M28 SCPE beherbergt bereits vorhande-
ne TEMPER Zelte mit Verbindungsgängen und chemisch/biologisch geschützten
Unterstandsschleusen. Die Klimatisierung wird durch eine Umweltkontrolleinheit
überwacht, die Raumtemperatur durch Armee-Heizlüfter. Datenblätter mit techni-
schen Eigenschaften wurden angefertigt.
Mit diesem System der US- Armee und Luftwaffe sollen den bisherigen Lazarett-
unterständen ein, die Umwelt kontrollierender Vollschutz geboten werden, indem
die oben beschriebenen M 28 SCPE-Zelte in die vorhandenen TEMPER-Zelte und
Verbindungsgänge eingebracht und integriert werden. So sind medizinische Ope-
rationen über eine Zeit von 72 Stunden in einer chemisch kontaminierten Umge-
bung durchführbar sowie die Versorgung von 500 Patienten samt Personal. Diese
136
Systeme werden ausgerüstet mit Klimaanlagen unter Gefahrstoffschutz, Heizstrah-
lern, Wasserversorgung, Toiletten und Alarmsystemen. Damit sollen medizinische
Operationen über eine Zeit von 72 Stunden in einer chemisch kontaminierten
Umgebung durchführbar sein und die Versorgung von 500 Patienten samt Perso-
nal gewährleistet sein.
Die US Navy hat eigene Systeme entwickelt, um auf Schiffen Räume zu schaffen,
die unabhängig einer nuklear, biologisch oder chemisch verseuchten Umgebung
die Anwesenheit von Menschen ermöglichen. Das „Shipboard Collective Protec-
tion System (CPS)“ (siehe Abbildung 24) ist aus Modulen aufgebaut und besteht
aus Filtergehäusen mit entsprechenden Filtern, Hochdruck-Ventilatoren, Druck-
kontroll- und Niederdruckalarm-Systemen und versorgt definierte, zu schützende
137
Zonen an Bord mit gefilteter Luft im Überdruck. Die Zone ist nach außen hin
durch Luftschleusen und einer Personen-Dekontaminationsstation abgeschirmt.
Ebenso arbeitet das „Selected Area Collective Protection System (SACPS)“, um
lediglich einzelne Plätze an Bord bestehender Schiffe, wie z.B. eine Kommando-
zentrale zu schützen (siehe Abbildung 25). Dabei wird auf den Einbau einer
Dekontaminationsstelle verzichtet.
Abb. 24: Das „Shipboard Collective Protection System“
Decontamination
Air Lock Station
138
4 Das neue praktikable Konzept der
Dekontamination Verletzter
4.1 Ausgangssituation
139
– Dekontamination von Einsatzkräften;
sie bezieht sich auf die Dekontamination von nicht verletzten Einsatzkräften
durch andere Einsatzkräfte.
Die Dekontamination von Verletzten ist eine weitaus komplexe Aufgabe. Der Pro-
zess erfordert die Bereitstellung einer großen Anzahl von Einsatzkräften, Materi-
al und erheblichen Zeitaufwand. Auch bei exakter Planung und Übung ergibt sich
für die Dekontamination von Verletzten aus dem notwendigerweise raschen Hand-
lungsbedarf ein nur kleines Zeitfenster. Genaue Zahlen über den Zeitaufwand bis
zur Einsatzfähigkeit von speziell geschultem Personal, dem Aufbau eines Dekon-
taminationsareals und dem exakten Zeitbedarf für die Dekontamination selbst,
liegen bei bisherigen Konzepten noch nicht vor. Bis zur Einsatzbereitschaft der
Hilfskräfte und dem Aufbau eines Dekontaminationsplatzes vergehen möglicher-
weise je nach angenommener Eingreifzeit 60 bis 90 Minuten, bevor ein Patient
dekontaminiert werden kann. Diese gesetzlichen Hilfsfristen veranschaulichen die
folgenden Abbildungen und die Tabelle.
140
Abb. 26: Gesetzliche Hilfsfristen im Rettungswesen
t0–t1: Entdeckungszeit
t1–t2: Meldezeit
t2–t3: Alarmierungszeit
t3–t4: Ausrückezeit
t4–t5: Anmarschzeit
t5–t6: Erkundungszeit
t6–t7: Entwicklungszeit
141
Abb. 27: Zusätzlicher Zeitbedarf bis Spezialkräfte am Unfallort sind
142
Maßnahme Zeitpunkt in min
Freiwillige Freiwillige
Berufsfeuerwehr Berufsfeuerwehr Rettungsdienst Gefahrstoffzug
Feuerwehr Feuerwehr
1. taktische Einheit 2. taktische Einheit 1. taktische 1. taktische
1. taktische Einheit 2. taktische Einheit
(Basic) (Basic support) Einheit Einheit
(Basic) (Basic support)
Schadensereignis 0 0 0 0 0 0
Entdeckung 2 2 2 2 2 2
Gesprächs- bzw.
2 2 1,5 1,5 2 2
Alarmierungszeit
Ausrückezeit 5 5 1 14 1 5
Anmarschzeit 5 10 7 13 14 15
Erkundung/
3 3 3 3 3 10
Entwicklung
1. Gruppe (9 MA) + EL 1. Gruppe Hinweise Rt 1. Gruppe + EL
Rt: Staffel, keine ein- GWG (3 MA)
Hinweise zur zur Leistungs- keine einheiliche
heitliche Definition RTW und NEF GW-Mess (2 MA)
Leistungsfähigkeit einer fähigkeit einer FW Definition über
über Stärke GW-T (2 MA)
FW (LFV Ba-Wü) (LFV Ba-Wü) Stärke
Werkfeuerwehr Werkfeuerwehr
Deko "P" Deko "PV"
1. taktische Einheit 2. taktische Einheit Task force
1. taktische Einheit taktische Einheit
(Basic) (Basic support)
Schadensereignis 0 0 0 0 0
Entdeckung 0 0 2 2 2
Gesprächs- bzw.
0 0 2 2 2
Alarmierungszeit
Ausrückezeit 4 11 15 30 30
Anmarschzeit 4 4 15 15 90
Erkundung/
3 3 30 30 30
Entwicklung
1. Staffel + EL 1. Staffel Hinweise
Hinweise zur Beurtei- zur Beurteilung nur für eigenes
lung Leistungsfähigkeit Leistungsfähigkeit Personal in der Regel
einer WF (AGWF einer WF (AGWF Einsatzkräfte
Ba-Wü, Entwurf) Ba-Wü, Entwurf)
143
Der Zeitaufwand für Triage und Notfallbehandlung dürfte sich nicht wesentlich
von dem anderer Einsätze unterscheiden, ist möglicherweise sogar geringer, da
durch die Schutzkleidung der Einsatzkräfte die Interventionen der Rettungskräfte
limitiert sind. Aus militärischen Konzepten ist bekannt, dass nach erfolgter Tria-
ge und Notfallbehandlung eines Verletzten, der nicht gehfähig ist, bis zu einer voll-
ständigen Dekontamination inklusive des Kontaminationsnachweises und der
Übergabe an den „weißen Bereich“ zwischen 8–20 Minuten vergehen können. Die
Anzahl der dekontaminierbaren Personen ist abhängig von der Größe der Zelte und
den damit zur Verfügung stehenden „Dekontaminationseinheiten“. Für Verletzte,
die auf Tragen dekontaminiert werden müssen, sind zahlreiche Helfer notwendig,
Leicht- oder Unverletzte brauchen naturgemäß hingegen weniger Hilfe.
Als Konsequenz daraus ergibt sich, dass im Rahmen des Selbstschutzes die per-
sönliche Selbstdekontamination gelehrt werden muss. Als Maßnahmen kommen
in Frage:
– Entfernung kontaminierter Kleidungsstücke,
– die mechanische Entfernung von Gefahrstoffen/Kampfstoffen mittels Hilfs-
mittel
– Betroffene müssen wissen, dass dieser Selbstschutz lebensrettend sein kann.
Ferner ist zu diskutieren, ob der Bevölkerung gewisse Schutzausrüstung (hier
z. B. Atemschutz) zur Verfügung gestellt werden soll.
144
• die benötigte Ernennung und Unterstützung von Beauftragten, die sich dem
Themenbereich von ABC-Unfällen annehmen
• die Aus- und Fortbildung eines Personalstamms für den ABC-Bereich
• die Gesundheitsvor- und nachsorge in Zusammenarbeit mit Arbeitsmedizini-
schem Dienst zu treffen. (z. B. Eignung zu Arbeiten im Schutzanzug, Nach-
sorge nach einem ABC Einsatz, Regelungen für Arbeitsunfähigkeiten etc.)
• die Einbindung des ergänzenden Rettungsdienstes (SEGen) in das Konzept
sowie deren Ausbildung
• die vorbereitenden Kontakte zu Krankenhäusern und Regelungen für Dekon-
taminationseinsätze vor den Krankenhäusern
• die ständige Instandhaltung von notwendigem medizinischen Material sowie
der Logistikplanung mit Antidot-Depots oder Klinikapotheken
• die Zusammenarbeit mit Gesundheitsämtern, Landratsämtern, Ärztekammern
• die Zusammenarbeit mit Leitstellen
• die Zusammenarbeit mit benachbarten Rettungsdienstbereichen (insbesondere
in Bezug auf Wirtschaftlichkeitsabstimmungen bei der Bevorratung)
• die Einweisung und Ausbildungen von Tätigen im Rettungsdienstbereich.
Betrachtet man ein Szenario von einem bis fünf Verletzten, sollte mit den überall
vorgehaltenen Mitteln einer Gemeindefeuerwehr sowie der Ausstattung eines
NEF/RTW (DIN) pro Patient eine Primärversorgung verwirklicht werden (verglei-
che Konzept Helms/Wenke „Dekontamination von Verletzten“). Dies lässt sich,
145
abhängig auch vom Schweregrad der Kontamination/Verletzung in der Regel mit
den nachfolgend beschriebenen Massnahmen durchführen und auf die Behandlung
von bis zu 5 „Liegendverletzten“ multiplizieren. Voraussetzung hierfür ist die
Schaffung des Bewusstseins für „Bereichsgrenzen“ des kontaminierten (schwar-
zen) zum nichtkontaminierten (weißen) Bereich und deren Visualisierung.
Im weißen Bereich sollte eine weitere RTW- Besatzung mit einem Notarzt zur Ver-
fügung stehen. Weiterhin sollte ein Verbindungsmann zur Feuerwehr bereit stehen,
der dem Einsatzleiter Rettungsdienst und dem Notarzt die bekannten Gefahrstoff-
merkmale mitteilt und auf dessen Anfrage weitere Informationen aus vorhande-
nen Datensammlungen (Hommel, Keudel, TUIS, Giftnotruf, Meditox etc.) an-
fragt. Während der Versorgung im schwarzen Bereich überwacht der Notarzt die
Vorgehensweise der Mitarbeiter im Schwarzbereich, erteilt Anweisungen und ver-
ordnet Medikamentengaben. Diese Medikamente werden vom Rettungsdienstmit-
arbeiter im Weißbereich vorbereitet und im vorher definierten Übergabebereich
bereitgestellt. Der Patient wird nun wie üblich weiter versorgt und in eine Klinik
verbracht. Wichtig ist, dass nach der Dekontamination vom Patienten und für den
Patienten keine weitere Gefahr durch den äußerlichen Gefahrstoff besteht. Bereits
inkorporierte Gefahrstoffanteile müssen durch Antidotgabe bzw. in der Klinik ggf.
durch chirurgisches Debridement oder Pharmakotherapie neutralisiert werden.
Körperbereiche, die sich der Dekontamination entzogen haben sind abzudecken
und genau zu dokumentieren.
Nach diesem Konzept geschulte Mitarbeiter können beim MANV mit dem oben
angegebenen Material auch eine Sichtung und Anbehandlung sowie eine Struktu-
147
rierung der Verletztenablage durchführen bis Bewältigungsmassnahmen für
größere Schadenslagen arbeitsbereit sind. In diesem Fall erstreckt sich die Tätig-
keit neben der Sichtung insbesondere auf lebensrettende Sofortmaßnahmen. Hier-
zu zählt hier auch das schnelle fachgerechte Entkleiden zur Entfernung großer
Mengen des einwirkenden Gefahrstoffs. Sodann kann mit einer Registrierung
begonnen werden. Besonders dringliche Patienten können nach einer Individual-
dekontamination zur Behandlung auf dem sich bildenden Behandlungsplatz frei-
gegeben werden.
148
Abb. 30: Einsatzabschnitt „Dekontaminationsplatz Verletzter“ und seine verschiedenen
Bereiche schematisch
151
4.4 Funktionsbeschreibung des Einsatzabschnitts DEKON V
(„Dekontaminationsplatz Verletzter“)
4.4.1 Verantwortlichkeiten
4.4.2 Aufbau
In der Aufbauphase garantiert die Feuerwehr die gesamte Infrastruktur, deren Auf-
bau und Inbetriebnahme. Dazu gehören der Aufbau einer Einsatzabschnittsleitung,
152
die Absperrung einzelner Bereiche (Gesamtplatz, Triageraum, Behandlungsraum,
Dekontaminationsbereich, Versorgungsbereich) sowie der chronologische Aufbau
der entsprechenden Bereiche wie in Tabelle 36 dargestellt. Nach Eintreffen des
„DEKON V“ Verbandes an der Einsatzstelle (Verband verbleibt bis auf Abruf im
Bereitstellungsraum) wird primär durch den EAL, ZF FW und ZF RD bei der Ein-
satzleitung die Lage erfragt. Dazu gehören unter anderem:
• Einsatzleitung/Ansprechpartner?
• Klärung des Geschehens (Was ist passiert?)
• Klärung der Verletztenanzahl (Wieviel sind wie verletzt?)
• Klärung des Gefahrstoffes/der Gefahrstoffeigenschaften/Gefahren?
• Klärung der benötigten Schutzausrüstung?
• Klärung der Antidote, Dekontaminantien?
• Besonderheiten?
• Klärung der örtlichen Lage des „DEKON V“Platzes?
• Klärung der Kommunikationsstruktur/Funkkanalzuweisung?
• Klärung der Anbindung (EAL Gefahrenbereich/EAL Behandlungsplatz)?
Der EAL ruft sodann den Verband aus dem Bereitstellungsraum ab und weist die
Fahrzeuge in den „DEKON V“-Bereich ein. Zunächst erfolgt eine Kennzeichnung
des Bereiches (30 m x 40 m) mit Trassenband sowie der Einsatz von Absperrna-
deln, Ständern und Hinweisschildern (Besatzung WLF mit AB „DEKON V“).
Danach erfolgt der Aufbau des „DEKON V“-Bereiches.
153
154
Personal-
Nr Arbeitsschritt Beschreibung Fahrzeug benötigtes Material
stärke
155
156
Personal-
Nr Arbeitsschritt Beschreibung Fahrzeug benötigtes Material
stärke
aus Dekon „P“ LKW:
– Luftgebläse einsatzbereit machen;
– Luftgebläse;
– Duschwanne aufstellen; Duschzelt
– Duschwanne;
bereitlegen dabei auf Gefälle ach-
– Duschzelt;
ten;
– Duschgestänge;
Dekon „ambu- – Montage der Beleuchtung, des Dekon
5 0/1/5 – Wasseranschluss;
lant“ Aufbau Duschgestänges sowie der „P“ LKW
– Stromanschluss;
Wasseranschlüsse;
– Aufenthaltszelt;
– Aufenthaltszelt bereitlegen und auf-
– Bodenmatten aus Kunststoff;
bauen;
aus AB "V":
– Montage der Beleuchtung;
– 3 Trageböcke;
– Stromerzeuger in Stellung bringen;
– mit Lichtmast Dekonabschnitt aus-
leuchten;
– Stromversorgung für Luftgebläse
(2 x 380 V);
– Stromversorgung für Dekonzelte
aus LF16/12 und RW2:
sicherstellen;
– Stativscheinwerfer
– Stativscheinwerfer an allen vier
4 x 1.000 Watt;
Ecken des Dekonabschnittes
– Stativ 5 m Stativscheinwerfer 500
anbringen;
Watt für Stromversorgung/WDE;
– Stativscheinwerfer für
Infrastruktur – Stativscheinwerfer 500 Watt
Stromversorgung /WDE installie- RW2
6. Stromversorgu 0/1/5 Reserve;
ren; LF16/12
ng – 10 Kabeltrommeln a 50 m;
– Stromversorgung in der
– 10 Verteiler (dreifach);
Reihenfolge Triagezelt, Zelt I/II;
– 10 Handscheinwerfer;
Zelt III, Zelt IV und
– 16 Leuchtstofflampen doppelflam-
fb h l i lli
– 16 Leuchtstofflampen, doppelflam-
Aufbahrungszelt installieren;
mig a 58 Watt mit Anschlusskabel;
– (Beginnend vom zentralen
– 4 Wassersauger;
Versorgungseingang /
Versorgungspunkt an dem die
WDEs usw. stehen und von wo aus
der Dekonplatz mit kaltem bzw.
warmem Wasser sowie Strom ver-
sorgt wird.);
aus LF16/12 und AB-V:
– 3 DIN Verteiler;
– 2 B/C-Übergangsstücke für
Verteilereingang;
– 4 C/D- Übergangsstücke;
– 10 C-Schläuche;
– 4 DM-Strahlrohre;
– Aufbau der Wasserversorgung von
– 4 D-Schläuche;
Infrastruktur den Dekon „P“ LKWs zu den ein-
– 10 Wannen 100x60x40;
Wasser/ zelnen Zelten, beginnend bei dem
– 1 Wanne für Schaufeltragendekon;
7. Abwasser/ Triage-Zelt, I/II, III und IV; 0/1/5 LF16/12
– 4 x Papierhandtücher;
kontaminiertes – Schnellstmögliche Einrichtung der
– 4 x Desinfektionsmittel;
Material Zelte mit der fehlenden
– 2 x 5.000 l Auffangbehälter;
Infrastruktur;
– 1 x 1.000 l GFK-Behälter für
Abwasser;
– Wassersauger;
– 12 x 120 l Abfalleimer;
– 1.000 Müllsäcke aus PE;
– Flip Chart;
– 6 große Echtzeituhren;
157
158
Personal-
Nr Arbeitsschritt Beschreibung Fahrzeug benötigtes Material
stärke
aus AB-A:
– 150 St. Einwegschutzbekleidung
(Protech „F“);
– 150 St. Overalls aus Baumwolle für
Einsatzkräfte;
– 150 St. Atemanschlüsse,
250 St. ABEK 2/P3 – Filter;
– 250 St. Einwegmasken für
– Ausgabe der persönlichen
Verletzte, 2.500 St.
Schutzbekleidung;
Schutz- WLF mit Einweghandschuhe;
8 – Ausgabe der notwendigen 0/1/1
bekleidung AB-A – 300 Paar
Kommunikationstechnik;
Chemikalienschutzhandschuhe;
– 150 Paar Gummistiefel,
25 Rollen Klebeband,
12 x Head Set für BOS-Funk;
– 12 x 2 m BOS-Funk (31, 49, 50,
51, 53, 55, 56)
– 12 Kleiderscheren;
– 250 Schwämme;
– 25 l Duschlotion pH-neutral
– Betreuung der Technik im Weiß-
Bereich;
– Lichtmast für Beleuchtung in der
Anfangsphase stellen;
Technik (Weiß- – Infrastruktur im Weiß-Bereich
9 0/1/1 RW2 – 100 l Kraftstoff (Diesel);
Bereich) erstellen und sicherstellen;
– Bedienung von Aggregaten;
– Versorgung des Dekonbereiches
(mit z.B. Strom, warmem und kal-
tem Wasser, usw.)
– 2 x PID;
– 2 x IMS;
– Prüfröhrchen;
– Messtechnik einsatzbereit,
2 AC- – CMS;
10 Messtechnik – Kontaminationsnachweis im 0/2/4
Erkunder – 20 Rollen pH-Papier;
Dekon-Zelt P1 und P2 durchführen
– 5 x 2 l Probennahmeflaschen zur
Entsorgung von gebrauchten
Prüfröhrchen;
– Persönliche Schutzausrüstung am
ELW
AB-A abholen und anlegen; 1/0/1
AW
– Unterstützung der Feuerwehr bei 1/1/1
RTW 1
der Einrichtung der Behandlungs- 1/1/1 – medizinisches Equipment gemäß
RTW 2
11 Rettungsdienst und Triage-Zelte, insbesondere mit 1/1/1 Bedarfsliste
NEF
medizinischem Equipment; 1/0/2 (siehe Anhang)
GW
– Unterstützung der Feuerwehr beim 0/1/5
SAN
Anlegen der Persönlichen 0/1/5
MTW
159
Schutzausrüstung;
Medizinisches Equipment
Die Liste der Medizinprodukte und Verbrauchsartikel für das Triagezelt, die
Behandlungszelte und das Dekonzelt findet sich im Anhang.
Insgesamt werden hier 20 Mitarbeiter der Feuerwehr eingesetzt, die durch die bei-
den Gruppenführer und den Zugführer koordiniert werden. Es werden zwei Trupps
(0/0/3) zum Zeltaufbautrupp gebildet und jeweils eine Staffel, die die Infrastruk-
tur Elektrik (0/1/5) bzw. sonstige Versorgung (0/1/5) sicherstellt. Parallel wird zum
Unterabschnitt Dekon-Triage die Unterabschnitte Dekon „liegend“ und Dekon
„gehend“ durch zwei Staffeln der Feuerwehr (0/1/5) aufgebaut. Das medizinische
Personal des Verbandes rüstet sich am Abrollbehälter Atemschutz (Ausgabe durch
einen Trupp der Feuerwehr) mit der notwendigen persönlichen Schutzausrüstung
aus und unterstützt dann die Einsatzkräfte der Feuerwehr bei der Aufrüstung der
Zelte mit der notwendigen Infrastruktur besonders aus dem medizinischen Bereich
sowie der notwendigen Dekontaminantien.
4.4.4 Ankunft/Sammelpunkt/Registrierung
Der Sammelpunkt stellt den Eingangsbereich für alle sich im Gefahrenbereich auf-
haltenden Personen (Verletze sowie sonstige Betroffene) dar.
160
Tabelle 37
Personal
Nr. Arbeitsschritt Beschreibung Fahrzeug benötigtes Material
stärke
161
162
Personal
Nr. Arbeitsschritt Beschreibung Fahrzeug benötigtes Material
stärke
9 „Zur besonderen – Versorgung mit Materialien aus 0/0/1 LF16/12 – 1 BOS Funkgerät 2m;
Verwendung“ dem Weiß-Bereich; 0/0/1 ELW1 – 1 BOS Head Set;
Trupp – Ausgleich von Personalengpässen;
– Träger;
– Dekon „ambulant“ als Dekon
„liegend“ betreiben
163
Abb. 33: Unterabschnitt „Ankunft/Sammelpunkt/Registrierung“
164
Es muss ein deutlich gekennzeichneter Weg sowohl zum Betreten als auch einen
zum Verlassen dieses Bereichs sichtbar abgesteckt werden. Gehende Patienten
müssen dieselben Zugänge benutzen wie das Rettungspersonal, welches liegende
Patienten auf Tragen begleitet. Aus diesem Bereich erreichen nach Registrierung
gehfähige Patienten den Triagebereich zu Fuß, während nicht gehfähige Patienten
von Rettungspersonal (Feuerwehr in entsprechender Chemikalienschutzbeklei-
dung und umluftunabhängigem Atemschutz) von der Sammelstelle zum Triagebe-
reich gebracht werden.
165
An dieser Stelle kann bereits mit der Entkleidung der Patienten (vorzugsweise lie-
gend) begonnen werden. Der Feuerwehrtrupp unterstützt im Vorzelt den Zugfüh-
rer bei der Registrierung der Patienten, entkleidet nach Vorgabe und nimmt die
Funktion als Träger ins Triage-Zelt war. Er kann auch zur Betreuung von Patien-
ten eingesetzt werden. Die medizinische Hilfsperson betreut die Patienten. Der
Rettungsassistent geht von Patient zu Patient und legt die Dringlichkeit der ankom-
menden Patienten für die Übergabe an die Dekon-Triage fest („sweeping Triage“).
Bei Bedarf kann hier schon eine Gabe von Antidoten erfolgen.
4.4.5 Dekon-Triage
166
Abb. 35: Unterabschnitt „Dekon-Triage“
167
Um eine suffiziente Triage zu gewährleisten, müssen die Betroffenen vollständig
entkleidet werden. Anschließend werden alle Betroffenen einer kurzen Sichtung
durch den triagierenden Notarzt unterzogen. Die Triagierung hat auf der Grundla-
ge der Ergebnisse der zwei Konsensuskonferenzen zur „Sichtung bei Großscha-
densereignissen und Katastrophen“ vom 15. 3. 2002 und 29. Oktober 2002 in der
Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AkNZ) zu
erfolgen und in eine der vier Dringlichkeitskategorien eingeteilt zu werden: (I bis
IV).
Tabelle 38: Kategorien der Dekon-Triage am Dekontaminationsplatzes DEKON-V nach
Deutscher Konsensuskonferenz 2002:
Patienten-
Kategorie Farbe Beschreibung Konsequenz
transport
lebensbedrohlicher Zustand
I rot durch Kontamination und oder Sofortbehandlung liegend
mechanisch/thermisch
Schwere Verletzung durch
aufgeschobene
II gelb Kontamination und oder liegend
Behandlung
mechanisch/thermisch
leichte Verletzung durch
III grün Kontamination und oder spätere Behandlung gehend
mechanisch/thermisch
lebensbedrohlicher Zustand
durch Kontamination und/oder
lebensbedrohliche mechanisch/
IV blau betreuende Behandlung liegend
thermische Einwirkung, die mit
hoher Wahrscheinlichkeit nicht
überlebt wird
† schwarz Tote Kennzeichnung liegend
Nach der Sichtung wird die Triagekategorie auf einer Triagekarte dokumentiert.
Von besonderer Bedeutung ist hierbei, dass im Gegensatz zu herkömmlichen
Unfällen nicht nur der allgemeine Zustand und die unmittelbaren Verletzungen des
Patienten zu berücksichtigen sind, sondern auch eventuelle Kontaminationen mit
chemischen Gefahrstoffen. Die Dokumentation ist folgendermaßen vorzunehmen:
der Patient ist mit einer Identifikationsnummer zu versehen, auf der Dokumenta-
tionskarte ist die Sichtungskategorie in römischen Zahlen (I, II, III, IV) zu notie-
ren und die Sichtungskategorie sichtbar farbkodiert (I= rot, II= gelb, III= grün,
IV= blau) am Patienten anzubringen. Zusätzlich ist eine Kurzdiagnose auf der
Karte festzulegen. Die Dokumentationskarte sollte in einer dekontaminierbaren,
wasserfesten, stabilen, widerstandsfähigen Tasche gesichert sein.
168
Abb. 36: Dokumentation der Triage auf der Dokumentationskarte
169
Abb. 37: Dekon-Triage-Karte
170
Einfluss der chemischen Kontamination auf die Dekon-Triage
Triage-Gruppe I
• Nervengifte:
– ansprechbar, gehunfähig (z.B. Atemnot, Muskelzucken, Übelkeit, Erbrechen)
– moderate Störungen in zwei oder mehr Organsystemen (z.B. respirator., gastro-
intestinal, muskulär), Kreislauf intakt
– bewusstlos, gehunfähig, Kreislauf intakt
– bewusstlos, gehunfähig, Kreislauf nicht intakt (falls Behandlungsmaßnahmen
möglich; falls nicht als Triage-Gruppe IV einzustufen)
• Cyanide: ernsthafte Symptomatik (z.B. Bewusstlosigkeit, krampfend oder postictal,
mit oder ohne Apnoe), Kreislauf intakt
• blasenbildende Gifte: Inhalationstrauma
• Phosgen: ohne Störung der Atmung
Triage-Gruppe II
• Nervengifte: Erholung von schwerer Exposition oder unter Antidottherapie oder bei-
des
• Zyanide: Erholung; Überleben 5 Minuten nach Aerolsol-Inhalation
• blasenbildende Gifte:
– Hautverletzung > 5%, aber < 50% der Körperoberfläche bei Exposition mit Flüs-
sigkeit;
– jede Verletzung der Körperoberfläche bei Dampfexposition
– die meisten Augenverletzungen
– Probleme an Atemwegen > 6h nach Exposition beginnend
Triage-Gruppe III
• Nervengifte: ansprechbar und gehfähig, fähig zur Selbsthilfe; unmittelbar wieder
dienstfähig
• blasenbildende Gifte:
– Hautverletzung < 5% der Körperoberfläche an unkritischen Körperregionen
– kleinere Augenverletzungen
– kleinere Verletzung der oberen Atemwegen
Triage-Gruppe IV
• Nervengifte: bewusstlos, gehunfähig, Kreislaufversagen (wenn erforderliche
Behandlungsmöglichkeiten verfügbar unter Triage-Gruppe I zu klassifizieren)
• Zyanide: Kreislaufversagen
• blasenbildende Gifte:
– Hautverletzung > 50% der Körperoberfläche bei Exposition mit Flüssigkeit;
– Moderate bis ernsthafte Verletzung der Atemwege, insbesondere bei Beginn der
Symptome < 6h nach Exposition
• Phosgen: frühes Auftreten moderater bis ernsthafter respiratorischer Symptomatik
und/oder >50 % der KOF
171
Personal und Tätigkeiten (Dekon-Triage)
Die beiden Truppführer bereiten zusammen mit den Sanitätshelfern die Patienten
auf die Triagierung durch den Notarzt vor. Vor einer kompletten Entkleidung wer-
den die Wertsachen des Patienten gemeinsam mit einem Nummernabriss der Tri-
agekarte in einen Beutel gegeben und verschlossen. Auf dem Beutel wird mit Filz-
stift die Triagenummer des Patienten vermerkt. Alle Einsatzkräfte wechseln die
Einmal-Handschuhe. Dafür werden die Patienten von diesen beiden nach genau-
er Vorgabe im beschriebenen Standard vom kontaminationsfreien zum kontami-
nierten Bereich hin entkleidet. Grundsätzlich werden bei der Triage alle persön-
lichen Gegenstände wie Schmuck, Uhren, Hörgeräte und Brillen als auch Kontakt-
linsen sowie Prothesen und Toupets entfernt. Die Entfernung von Kontaktlinsen
erfolgt nach vorherigem Handschuhwechsel mit einem Kontaktlinsenwechsler. Sie
werden gesammelt und entsorgt. Die Augen und das Gesicht sind gründlich mit
Wasser oder Ringerlactat-Lösung zu spülen!
Die Entkleidung soll immer von zwei Personen (Sanitätshelfer und Feuerwehr-
mann) durchgeführt werden. In der Regel sollte sich der Patient in Rückenlage
befinden, möglich ist der beschriebene Ablauf aber auch in Seiten- bzw. Bauchla-
ge. Das Entkleiden eines stehenden Patienten hat sich in der Praxis nicht bewährt.
Gehfähige Patienten sind entweder in der Lage, sich selbst zu entkleiden (Anlei-
tung wegen Kontaminationsverschleppung notwendig!) oder sie werden liegend
entkleidet. Das Prinzip ist von „Kopf zu Fuß“ und von „sauber zu kontaminiert“.
Nach der Entfernung grober Verschmutzungen wird die obere Kleidungsschicht
aufgeschnitten, beginnend, soweit möglich, an den Armen. Schuhe und Socken
werden entfernt.
172
Abbildung 39: Entkleidung des kontaminierten Patienten bei der „Dekon-Triage“
173
Abb. 40: Sichtung des kontaminierten Patienten bei der „Dekon-Triage“
Nach der Dekon-Triage und vor der eigentlichen Dekontamination wird je nach
Notwendigkeit eine Basisbehandlung der Verletzten in den Unterabschnitten
UA I/II, UA III, UA IV durchgeführt.
174
Abb. 41: Unterabschnitt „Dekon-Behandlungsbereiche“ (UA I/II, UA III, UA IV)
175
In allen „Dekon-Behandlungsbereichen“ sind folgende Maßnahmen nacheinander
durchzuführen: begonnen wird immer mit einer sogenannten „Spot-Dekontami-
nation“ (z.B. von Wunden, offensichtlich kontaminierter Körperstellen sowie
geplanten Punktionsstellen) gefolgt von „lebenserhaltenden Basismaßnahmen
(Basic Life Support), gegebenenfalls Wundversorgung, wasserdichte Abdeckung
von Wunden sowie gegebenenfalls eine Antidotgabe. Diese Basisbehandlung dient
der Stabilisierung der Verletzten, so dass die Verletzten die nachfolgenden Dekon-
taminationseinheiten überhaupt lebend durchlaufen können.
177
Behandlungsphase: Sobald Patienten im Zelt eintreffen, beginnt die Behandlungs-
phase, die sich in die Bereiche Spotdekontamination, Stabilisierung, gegebenenfalls
Antidotgabe, Inhalationsschutz und Wundversorgung (Inkorporationsschutz) glie-
dert. In der sogenannten Punktdekontamination (Spot-Dekontamination) sollte
vor dem eigentlichen Gesamtdekontaminationsprozess eine grobe Dekontamina-
tion von bestimmten, lokal begrenzten Regionen durchgeführt werden. Hierbei soll
eine Inkorporation eines Schadstoffes bei Durchführung bestimmter medizinischer
Maßnahmen oder bei Verletzungen reduziert bzw. vermieden werden.
Die Spot-Dekontamination ist die primäre Aufgabe des Truppmanns der Feuer-
wehr mit den durch die Einsatzleitung angeordneten Dekontaminantien durchge-
führt. Dabei sind die Maßnahmen standardisiert in folgender Reihenfolge durch-
zuführen:
1) Augen (anschließend Aufsetzen einer Schwimmbrille)
2) Nasen-Rachenraum (Aufsetzen eines Nasen-Mundschutzes)
3) Punktionsstellen und wasserdichte Abdeckung mittels Klebefolienverband
4) Wunden und wasserdichte Wundabdeckung mittels Klebefolienverband
5) sichtbar kontaminierte Körperpartien
Nach Entfernung der gesamten Kleidung werden zunächst sichtbare Kontamina-
tionen abgespült und mit einem feucht getränkten Schwamm tupfend, aber nicht
reibend entfernt. Dies sollte ohne Einreiben von Kontaminans in die Haut bzw.
Wunden oder einer Kontaminationsverschleppung durchgeführt werden. Bei Kon-
tamination der Haut mit hydrophoben Substanzen kommt Polyethylenglykol
(PEG) zur Anwendung.
178
Augen, Nasen-Rachenraum und Punktionsstellen werden vor der Punktion mit
Wasser gesäubert. Die Spot-Dekontamination der Augen und Schleimhäute erfolgt
unter der Verwendung von reichlich Wasser bzw. Ringerlösung und einer Augen-
wanne. Bei der Spot-Dekontamination der Punktionsstellen sind wischende Bewe-
gungen erlaubt.
Nach Anlage der Venenverweilkanüle wird diese mit einer selbstklebenden Folie
bedeckt. Bei der Spotdekontamination von Wunden kann durch die Säuberung ver-
hindert werden, dass an der Wundstelle Wirkstoffe absorbiert werden oder Wirk-
stoffe durch medizinische Maßnahmen inkorporiert werden.
179
Penetrierende Fremdkörper werden in den Wunden belassen. Anschließend wird
die Umgebung mit einer sterilen Kompresse getrocknet. Danach wird die Wunde
zunächst mit einer sterilen Kompresse bedeckt und einer selbstklebenden Folie
geschlossen.
Abb. 45: Abkleben von Wunden
Legende zu Abb. 46
180
Der UA I/II gliedert sich wie in folgender Abbildung dargestellt.
Abb. 46: Unterabschnitt „Dekon-Behandlungsbereiche“ UA I/II
181
Im Behandlungszelt stehen mehrere Behandlungsliegen zur Verfügung. Die
Behandlung der Triagegruppe II Patienten kann in der durch den Triagearzt bereits
festgelegten Behandlungsabfolge nach den Verordnungen auf der Patientenkarte
durch den für den Arbeitsplatz zuständigen RA/RS selbständig begonnen werden.
Bei den Kategorie I eingestuften Patienten sollte der eingeteilte Notarzt unmittel-
bar die Behandlungsführung übernehmen. Selbstverständlich vergewissert sich der
Notarzt auch bei den Triagegruppe II Patienten über deren korrekte Behandlung
und gibt ggf. dem Rettungspersonal Hilfestellung. Die Behandlung erfolgt soweit
als möglich nach folgendem standardisiertem Schema:
– Puls und RR-Messung mit Schutzhülle,
– Suche punktierbarer Venen
– Spot-Dekontamination der vorgesehenen Punktionsstelle (FW)
– Spot-Dekontamination des Augen und Mund-Nasenbereichs (FW)
– Spot-Dekontamination der Verletzungen (FW/RD)
– Legen eines venösen Zugangs (RD)
– Gabe angeordneter Medikamente/Infusionen
– Anlegen einer Aerosolschutzmaske/Atemschutzmaske und Schutzbrille
– Wundversorgung und Abkleben der Verletzungen mit OP-Site-Folien
– ggf. Schienung von Frakturen
– Abstöpseln evtl. vorhandenen Infusion und Abkleben des i.v. Zugangs
– Überwachung und psychische Betreuung des Patienten
– Dokumentation der durchgeführten Maßnahmen auf der Patientenkarte
– Übergabe des Patienten an das Dekontaminationszelt
– Handschuhwechsel
Abb. 47: Anlegen einer Atemschutzmaske
182
Patienten bei denen eine (assistierte) Maskenbeatmung notwendig ist, werden von
dem für sie zuständigen Helfer zum Dekontaminationszelt begleitet und dort an
den RD-Mitarbeiter übergeben. Andere Patienten werden von den Trägern der FW
nach Anweisung abgeholt.
Im UA III sind mit zwei Einsatzkräften der Feuerwehr, vier Sanitätern und einem
Notarzt insgesamt sieben Personen tätig. Im UA III Behandlungszelt erfolgt eine
geschlechtliche Trennung der Patienten. Auf jeder Seite stehen drei Sitzplätze und
eine Behandlungsliege zur Verfügung. Die aus der Dekon-Triage ankommenden
Personen werden zunächst durch einen Rettungsassistenten und einem Sanitätshel-
fer empfangen und halten sich bis zur Übernahme in die Behandlung im vorderen
Bereich des Platzes auf. Die Behandlung der Personen wird im hinteren Bereich
des Platzes auf einer Liege durchgeführt. Hier wird durch einen Notarzt, in Unter-
stützung durch jeweils einen RS pro Behandlungsliege, eine körperliche Untersu-
chung durchgeführt. Zur Untersuchung stehen Blutdruckmessgerät sowie Puls-
oximeter zur Verfügung. Anschließend werden die durch den Dekon-Triage Arzt
auf der Triagekarte empfohlenen und die vom verantwortlichen UA III Arzt für
zusätzlich notwendig erachteten Maßnahmen dem RS aufgetragen. Die Behand-
lungen beschränken sich auch hier auf Spot-Dekontamination, Infusionen, Medi-
kamentengabe, Antidotgabe, Wundversorgung und Wundabdeckung. Das zur
Untersuchung und Behandlung benötigte Material wird auf einer zentralen Abla-
ge vorgehalten. Die behandelten Personen werden anschließend an den Unterab-
schnitt Dekontamination „gehend“ weitergeleitet.
183
Der UA III gliedert sich wie in folgender Abbildung dargestellt.
Abb. 48: Unterabschnitt „Dekon-Behandlungsbereiche“ UA III
184
184
Der UA IV gliedert sich wie in folgender Abbildung dargestellt.
Abb. 49: Unterabschnitt „Dekon-Behandlungsbereiche“ UA IV
185
An dem Behandlungsplatz UA IV werden die Patienten mit der Triage-Gruppe IV
behandelt und betreut. Ein Notarzt, zwei Rettungsassistenten und zwei Einsatz-
kräfte der Feuerwehr kümmern sich um die Patienten. Folgende Materialien sind
für die medizinische Versorgung bereitzustellen:
– Puls und RR-Messung mit Schutzhülle
– Suche punktierbarer Venen
– Spot-Dekontamination der vorgesehenen Punktionsstelle (FW)
– Spot-Dekontamination des Augen und Mund-Nasenbereichs (FW)
– Spot-Dekontamination der Verletzungen (FW/RD)
– Legen eines venösen Zugangs (RD)
– Gabe angeordneter Medikamente/Infusionen
– gegebenenfalls Antidotgabe
– Anlegen einer Aerosolschutzmaske/Sauerstoffmaske und Schutzbrille
– Wundversorgung und Abkleben der Verletzungen mit OP-Site-Folien
– gegebenenfalls Schienung von Frakturen
– Abstöpseln evtl. vorhandener Infusion und Abkleben des i.v. Zugangs
– Dokumentation der durchgeführten Maßnahmen auf der Patientenkarte
– Überwachung und seeliche Betreuung des Patienten
186
Abb. 50: Unterabschnitt „Dekon-gehend“ und „Dekon-liegend“
187
Lauffähige Patienten oder die eine spätere medizinische Behandlung, aber keine
Sofortmaßnahmen benötigen, werden stehend im Unterabschnitt Dekontami-
nation „gehend“ dekontaminiert. Durch einen Betreuer wird sichergestellt, dass
die Dekontamination nach dem vorgegebenen Schema durchgeführt wird. Die
Dekontamination von liegenden Patienten im Unterabschnitt Dekontamination
„liegend“ wird standardisiert durchgeführt. Nur so kann eine zuverlässige Dekon-
tamination erreicht werden.
Abb. 51: Dekontamination „Dekon-gehend“
188
Der UA Dekontamination „gehend“ gliedert sich wie in nachfolgender
Abbildung dargestellt.
Abb. 52: Unterabschnitt Dekontamination „gehend“
189
Der UA Dekontamination „liegend“ gliedert sich wie in nachfolgender Abbil-
dung dargestellt.
Abb. 53: Unterabschnitt Dekontamination „liegend“
190
Diejenigen, die sofortige
medizinische Hilfe im „saube-
ren” Behandlungsbereich
brauchen, werden unmittelbar
in den „Dekontaminationsbe-
reich Liegend” gebracht. Ein
Kontaminationsnachweis
Legende zu Abb. 53 auf S. 190
192
Dekontamination „liegend“: Im UA Dekontamination „liegend“ gibt es drei
Bereiche: Am Eingangsbereich befinden sich zwei Einsatzkräfte der Feuerwehr,
die den Patienten von den Trägern mit der Schaufeltrage übernehmen und auf eine
Trage legen. Der Patient wird dann im eigentlichen Dekontaminationsbereich auf
der Schaufeltrage von zwei weiteren Einsatzkräften der Feuerwehr unter Anwe-
senheit eines erfahrenen Rettungsassistenten dekontaminiert.
Abb. 55: Dekontamination „liegend“
193
Nase und Mund sind durch schneuzen bzw. ausspülen mit Wasser zu reinigen.
Die Schwämme werden bei jedem Patienten gewechselt, um eine mögliche
Kontaminationsverschleppung auszuschließen.
5) Nach intensivem Einseifen mit Schwamm ist der Patient 2 min. lang mit
Wasser von allen Seiten abzuspülen. Dabei assistiert der Rettungsdienstmit-
arbeiter.
Der Kontaminationsnachweis erfolgt analog des UA Dekon „gehend“ im Bereich
„Kontaminationsnachweis“.
Abb. 56: Kontaminationsnachweis an den Achseln
Sollte der „liegende“ Patient als auch der „gehende“ Patient in Teilbereichen
weiterhin kontaminiert sein, so ist auch hier ein weiterer Dekontaminationsschritt
erforderlich. Der Patient wird hierzu wieder zurück in den Bereich der Duschzel-
le gerbracht. Je nach Bedarf wird dann eine weitere Teilkörper- oder Ganzkörper
dekontamination durchgeführt. Nach der definitiven Dekontamination wird der
Patient zu einer Wechselstelle gebracht und dort auf eine saubere Liege gelegt,
die von Rettungsdiensteinsatzkräften auf der „sauberen“ Seite der Grenzlinie
bereitgestellt werden muss. Die Maske, sofern vorhanden, wird am Eingang zum
„sauberen” Behandlungsbereich abgenommen. Anschließend erfolgt die Überga-
be in den Weiß-Bereich und an die Mitarbeiter des Behandlungsplatzes. Die saube-
ren Schaufeltragen werden dann wieder zum Triagebereich zurückgebracht. Alle
Einsatzkräfte müssen vor verlassen des DEKON V-Bereiches über die Personen-
schleuse ausgeschleust werden.
194
Abb. 57: Dekontamination der Schaufeltragen
Die Grenzlinie ist eine willkürlich festgelegte Linie, die die Grenze zwischen dem
kontaminierten Bereich und dem nicht-kontaminierten Bereich darstellt. Sobald sie
festgelegt wurde, muss sie deutlich und unübersehbar (mit Signalband oder einer
sonstigen Markierung) gekennzeichnet werden, um zu verhindern, dass potenziell
kontaminierte Personen den „sauberen” Bereich betreten. Dies kann u.U. den Ein-
satz von Ordnungskräften nötig machen. Der einzige Zugang zu den „sauberen”
Behandlungsbereichen darf nur durch den Dekontaminationsplatz erfolgen. Nach
dem Passieren der „Grenzlinie” erreicht der Betroffene den sauberen Versorgungs-
bereich, wo eine weitere Versorgung oder der spätere Abtransport erfolgen kann.
195
4.4.8 Personalbedarf
Nachfolgend ist eine Auflistung des für die erfolgreiche Durchführung des hier
dargestellten Konzeptes benötigten Personalbedarfs.
Tabelle 39: Personalbedarf für das Konzept DEKON V
Einsatzkräfte Rettungsdienst
Einsatzkräfte der Feuerwehr
incl. NA
Dekon-Triage 0/ 1/ 4 Dekon-Triage 2/ 0/ 5
Zelt I/II: 0/ 0/ 3 Zelt I/II: 1/ 1/ 5
Zelt III: 0/ 0/ 2 Zelt III: 1/ 1/ 3
Zelt IV: 0/ 0/ 2 Zelt IV: 1/ 1/ 1
Dekon „liegend“ 0/ 2/ 9 Dekon „liegend“ 0/ 0/ 2
Dekon „ambulant“ 0/ 2/ 5 Dekon „ambulant“ 0/ 0/ 2
Peripherie schwarz: 2/ 1/ 9 Peripherie: 0/ 0/ 0
Peripherie weiß: 0/ 2/ 2
2/8/36/46 5/3/18/26
196
4.5 Kapazitätserweiterung des Einsatzabschnitts DEKON V
bei größeren Massenanfällen
197
Abbildung 58: Einsatzabschnitt „Dekontaminationsplatz Verletzter“ Gesamtüberblick
und Verletztenfluss bei 20-50 Verletzten
198
Unsicherheiten bei diesen Berechnungen bieten die Arbeitszeiten in den Behand-
lungszelten für die Triagegruppen I/II und III, die natürlich abhängen vom Schwe-
regrad der Verletzungen. Notwendige Zeitverluste durch die Umverlagerung und
Transport der Patienten sind einzukalkulieren. Auch ist das „Spektrum an Verletz-
ten“ einer ABC-Katastrophe und damit die Zuteilung zu den jeweiligen Triage-
bzw. Behandlungsgruppen schwer einschätzbar. Gibt es aber einen Stau an einem
der beiden Behandlungszelte, so hat der Leitende Notarzt der Dekontaminations-
stelle in diesem System die Möglichkeit, den Fluss der Patienten umzudirigieren.
Tatsächlich wurden bei der abschließenden Übung am 29. März 2003 in Pfullin-
gen 30 kontaminierte Verletzte in 67 Minuten behandelt. Das „Spektrum der
Betroffenen“ teilte sich dabei auf in
15 Schwerverletzte Triagegruppe I : 5, II : 6, IV : 4,
15 Leichtverletzte Triagegruppe III.
Die Erfahrungen dieser Übung stimmten mit drei durchgeführten Übungen über-
ein. Es ist unwahrscheinlich, dass nach Alarmierung gleich zu Beginn genügend
Personal und alles Material und Ausrüstungsgegenstände zugegen sind, um das
System parallel in allen seinen Teilen aufrichten zu können. Wird beim initialen
Aufbau durch die zuerst eintreffenden Kräfte auf folgende Reihenfolge geachtet,
in der bei der Errichtung zunächst der Zelte für die Dekotriage, zur Behandlung I
und II und zur Dekontamination Liegender forciert wird, so entsteht hier eine
„kleine Version“, die voll funktionstüchtig ist und bereits die Arbeit aufnehmen
kann.
199
Abbildung 59: Einsatzabschnitt „Dekontaminationsplatz Verletzter“ Gesamtüberblick und
Verletztenfluss bei 5-20 Verletzten
Nach den oben angeführten groben Berechnungen ist anzunehemen, dass eine sol-
che „Untereinheit“ 5–20 kontaminierte Verletzte behandeln kann. Eine solche
Unterteilung macht auch Sinn für eine zu diskutierende Logistik. Wird das Dekon-
taminationssystem auf Landesebene vorgehalten, so kann die „kleine Lösung“
auch für große Kommunen oder Gefahrenschwerpunkte zusätzlich realisierbar
sein. Damit kann das vorgeschlagene Dekontaminationssystem modular unter-
200
schiedlichen Anforderungen angepasst werden. Kombiniert man die schnell auf-
gebaute „kleine Version“ mit einer „Vollversion“, bieten sich demnach die Mög-
lichkeit 50–70 kontaminierte Verletzte zu versorgen.
Abbildung 60: Einsatzabschnitt „Dekontaminationsplatz Verletzter“ Gesamtüberblick und
Verletztenfluss bei 50–70 Verletzten
201
202
Und bei entsprechender multiplikativer Anpassung von Personal und Material
kann man zwei „Vollversionen“ miteinander kombinieren und hat demnach die
Möglichkeit 50–100 kontaminierte Verletzte zu versorgen.
Abbildung 61: Einsatzabschnitt „Dekontaminationsplatz Verletzter“ Gesamtüberblick und Ver-
letztenfluss bei 50–100 Verletzten
203
204
4.6 Übung
4.6.1 Hintergründe
Die Erarbeitung eines organisatorischen Konzeptes hinsichtlich Aufbau und
Ablauf einer zeitnahen Dekontamination und Notfallversorgung kontaminierter
Verletzter sollte in Form einer Einsatzübung validiert werden, wobei nachfolgen-
de Eckpfeiler aufgezeigt und darzustellen waren:
• Kontaminierte Schwerverletzte müssen nach einer entsprechenden Sichtung
erst behandelt werden, bevor sie dekontaminiert werden.
• Schnittstellenzusammenarbeit und klare Aufgabenzuteilung zwischen Feuer-
wehr (Dekontamination) und Rettungsdienst (Sichtung und Behandlung).
• Die Dekontamination nutzt das DEKON-P-Fahrzeug, das DEKON-P-Inventar
wurde feuerwehrtechnisch und rettungsdienstlich ergänzt.
• Das Konzept erfordert hohe Anforderungen an das Personal (Feuerwehr, Ret-
tungsdienst, erweiterter Rettungsdienst, Katastrophenschutz) einschließlich der
Schulung und in Übung halten.
Diese Großübung wurde am 29. 3. 2003 mit der Studiengruppe zur „Dekontami-
nation und Notfallversorgung Verletzter“ unter Beteiligung der Arbeitsgruppe Ka-
tastrophenmedizin (AGKM) des Universitätsklinikums Tübingen, der Freiwilligen
Feuerwehr Pfullingen, der Gefahrstoffeinheit der Feuerwehr Reutlingen, der
DEKON-P-Komponente des ABC-Zuges des Alb-Donau-Kreises, der DRK-SEG-
Pfullingen sowie des DRK-KV-Reutlingen auf dem Gelände der Feuerwehr Pful-
lingen veranstaltet. In dieser Übung wurde das erstellte Ablaufschema zur Dekon-
tamination Verletzter simuliert und durch die Projektbegleitende Arbeitsgruppe
ausgewertet. Da nur der Teilaspekt der „Dekontamination von Verletzten“ Gegen-
stand der Validierung sein sollte, wurde auf die Darstellung der anderen Einsatz-
abschnitte und den Aufbau der Einsatzleitung als Bestandteil der Übung verzich-
tet.
4.6.2 Übungsablauf
Als Szenario am 29 .03. 2003 nachfolgende Situation angenommen: Uhrzeit:
06.45 Uhr:
Es ist Ende März. Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt. Seit dem frühen Mor-
gen herrscht starker Nebel. Die Sicht ist sehr schlecht und die Straßen sind stel-
lenweise rutschig.
Die Leitstelle entsendet auf Grund dieser Meldung die Feuerwehr Pfullingen, Feu-
erwehr Lichtenstein, Abt. Unterhausen, den Gefahrstoffzug der Feuerwehr Reut-
lingen, zwei RTW, das NEF, die SEG-DRK-Bereitschaft Pfullingen, Rettungs-
dienstleiter und den KBm zur Einsatzstelle.
206
Gesundheitsgefährdungen:
Das Einatmen der Dämpfe führt zur Reizung der Augen und der Atemwege. Die
Flüssigkeit kann von der Haut aufgenommen werden und führt auf diesem Wege
zur Lähmung des Zentralnervensystems und mit Verzögerung zu Nieren- und
Leberschädigungen. Der Kontakt der Flüssigkeit mit der Haut und den Augen führt
zu schweren Verätzungen, Erblindung möglich. Bei Aufnahme durch den Mund
kommt es zur Verätzung des Verdauungstraktes.
Symptome:
Brennen der Nasen- und Rachenschleimhäute, der Augen und der Haut, weiße Ätz-
schorfe. Hustenreiz, Kopfschmerzen, Erbrechen, Bewusstlosigkeit, Herzversagen,
Zuckungen, Atemstillstand.
Symptome:
Tränen und Schmerzen der Augen, Brennen der Nasen- und Rachenschleimhäute.
Reizhusten. Atemnot, Krämpfe möglich.
Verletzungen:
Um die Übung möglichst realistisch durchführen zu können, wurden 30 Mimen
mit nachfolgenden Verletzungsmustern realistisch geschminkt und mit den darge-
stellten Verletzungen eingespielt.
207
Tabelle 40: Verletzungsarten der Mimen
208
In der Übung sollten folgende Handlungsgrundsätze offeriert werden:
– Festlegung von Behandlungspriorität vor Transportpriorität
– Basisbehandlung der Verletzten vor der Dekontamination
Dabei wird der Ablauf so gestaltet, dass nach Ankunft der Patienten eine Registrie-
rung und Vortriagierung erfolgt. Im Anschluss daran wird eine standardisierte Ent-
kleidung und eine Sichtung durchgeführt. Die nachfolgende Behandlung richtet
sich nach der Schwere der Verletzung und der Vorbereitung für die eigentliche
Dekontamination, die als Notwendigkeit zum Verlassen des Gefahrenbereiches für
Verletzte, Betroffene und Einsatzkräfte gilt.
Die Charakteristika der einzelnen Unterabschnitte ist dadurch gekennzeichnet,
dass jeder Unterabschnitt über eine definierte Personalstärke verfügt, die aus Ein-
satzkräften der Feuerwehr und des Rettungsdienstes besteht. Diese haben eine
genau zugewiesene und definierte Aufgabe, eine gesicherte Kommunikations-
struktur sowie eine auf die Bedürfnisse abgestimmte Infrastruktur. Die Sicherstel-
lung der Versorgung und des Nachschubs sind vorrangige Aufgaben der Einsatz-
kräfte des Infrastrukturbereiches und um den Erfolg der Dekontamination zu rea-
lisieren unerlässlich.
Die einzelnen Ziele in den Unterabschnitten waren im Detail:
Dekon-Triage
– Patienten schnellstmöglich registrieren
– Patient rasch und vollständig entkleiden, nach standardisierten Vorgaben wobei
dies eine der entscheidenden Dekontaminationsmaßnahmen in diesem Konzept
darstellt.
Eigene Untersuchungen (n=80):
Entkleidungsdauer in Abhängigkeit von Verletzung und Kleidungs-
stücken (z.B. Mantel):
Minimum 45 Sekunden
Maximum 190 Sekunden
MW 120 Sekunden
– Sicherung der Wertgegenstände/Identifikation
– Patienten sichten (Triage im schwarzen – kontaminierten – Bereich)
Unterabschnitte Behandlung (UA I/II; UA III, UA IV)
– Patienten am Leben erhalten („Behandlungspriorität“)
– Patient „dekontaminationsfähig“ machen („Transportpriorität“)
– Triagegruppe IV befindet sich in „Betreuung und Wartestellung“
– als Behandlungsmaßnahmen Basic-Life-Support mit Atmung, Kreislauf, Moni-
toring, Infusion, Medikamente)
– Spot-Dekontamination (mit unterschiedlichen Dekontaminantien)
– Gabe von Antidoten
– Wundversorgung (auch im Hinblick auf die Dekontamination, z. B. Abdecken
von Wunden)
209
Unterabschnitte Dekontamination liegend/gehend
4.6.3 Übungsauswertung
Im Nachgang zur Übung wurden von den Übungsbeobachtern und der Projekt-
gruppe einen Analyse der Übung durchgeführt. Dabei wurden vier Fragestellun-
gen in Form von einer Gruppenarbeit erörtert:
1. Schwachstellen/Stärken des Konzeptes
2. Lösungsmöglichkeiten
3. Weiteres Vorgehen
4. Nötige Vorraussetzungen
Folgende Aspekte wurden von den Übungsbeobachtern wahrgenommen und soll-
ten bei einer Realisierung des Konzeptes berücksichtigt werden:
1) Als sehr positiv wurde die Integration des Konzeptes in die interdisziplinäre
Gesamtbewältigung eines solchen Ereignisses gewertet. Auch die leichte Ver-
mittelbarkeit des Konzeptes begünstigt eine schnelle Umsetzung.
2) Offene Fragen sind zu diesem Zeitpunkt noch die der Organisationsform, in der
dieses Konzept realisiert werden soll. Hierzu sind von den betroffenen Stellen
geeignete Organisationsformen festzulegen. Dabei sollten die anstehenden Auf-
gaben bestimmten Zuständigkeitsbereichen zugeordnet werden. Insbesondere
die Aufgabenstellungen für den Bund und die Länder sind näher zu definieren.
3) Als kritischster Punkt scheint die Zeitdauer bis zur Herstellung der Einsatzbe-
reitschaft (Eingreifzeit) der Dekontaminationseinheit zu sein. Deshalb sollte das
Konzept modular umgesetzt werden. Die Art der vorgeschlagenen Schutzaus-
rüstung für Feuerwehr und Rettungsdienst wurde ausführlich bedacht und für
gut befunden.
4) Die komplette Ausstattung muss speziell für den kontaminierten Bereich aus-
gerichtet sein. Dies hat Auswirkungen auf die gesamte Logistik und Versor-
gungsstruktur. Dabei sollte die Ausstattung „multifunktional“ sein.
210
5) Die strikte räumliche Gliederung mit den relativ weiten Wegen zwischen den
Unterabschnitten bedingt einen erheblich größeren Personalaufwand durch
benötigte Träger und verursacht einen Zeitverlust. Der Übungsablauf scheint
durch gutes Wetter begünstigt zu sein. Insbesondere die Rutschgefahr bei
Schlechtwetterlagen kommt als weitere Gefahr für Patienten und Einsatzkräfte
hinzu. Der Folgeablauf der Zelte ist räumlich klarer zu gestalten. Ein Schienen-
system zur Erleichterung des Transportes ist zu erwägen.
9) Die Erkenntnisse dieses Konzeptes sollten nahtlos auch für das dazugehörige
Ausstattungs- und Ausbildungskonzept des Bundes übernommen werden, da
ein solches Konzept nur funktioniert, wenn das geforderte Equipment auch
komplett zur Verfügung gestellt wird und das Personal dementsprechend trai-
niert ist. Das Problem der verschiedenen Strukturen in den Bundesländern soll-
te bei konkreten Umsetzungen dringend berücksichtigt werden.
211
4.7 Einordnung der analysierten Dekontaminationssysteme
in Bezug auf die Erkenntnisse der durchgeführten Übung
Abb. 62: Einsatzabschnitt „Dekontaminationsplatz Verletzter“ und sein Verletztenfluss
212
Das von der Arbeitsgruppe vorgeschlagene Konzept ist in der Abbildung skizziert.
Aufgrund des Platzbedarfs der verschiedenen, an anderer Stelle beschriebenen
Arbeitsfelder: Dekon-Triage, medizinische Erstversorgung sowie der Dekontami-
nation mit Übergabe wurde eine Trennung der Bereiche auf acht Zelte vorgenom-
men. Damit wurde eine Übersichtlichkeit der einzelnen Teilbereiche erwirkt, dabei
sind jedoch Transportwege entstanden, die einen zusätzlichen Bedarf von Trägern
und auch Tragen hervorrufen.
Für das Zelt der Dekon-Triage und die vier der medizinischen Erstversorgung sind
marktgängige Schutzzelte einsetzbar mit einem Platzbedarf von ca. 20 m2 und ein
Dekontaminationssystem vom Konzept „DEKON-P“ ist vorgesehen.
Bei der am 29. März 2003 durchgeführten Übung wurden Zelte der Firma Vetter
eingesetzt und das „DEKON-P-System“ der Freiwilligen Feuerwehr Pfullingen
sowie der Freiwilligen Feuerwehr Ehningen. Freundlicherweise stellten die Firma
Dräger Safety sowie Auer/MSA die persönliche Schutzausrüstung zur Verfügung
(Schutzbekleidung/Filter). Das medizinische Equipment wurde durch die Firma
Weinmann gesponsert.
213
5 Aus- und Fortbildungsaspekte des Konzeptes
5.1 Ausgangslage
Die flächendeckende Grundversorgung für die gesamte Bevölkerung für alle Arten
von Schadensereignissen wird von den Rettungsdiensten gewährleistet. Die Regel-
dienstversorgung ist deshalb mit der Möglichkeit der zusätzlichen Alarmierung
von Schnelleinsatzeinheiten (SEGen) je nach Region in der Lage, Unfälle mit
1–50 Betroffenen zu bewältigen. Kommt es zu einem darüber hinaus gehenden
Massenanfall von Verletzten – insbesondere bei Gefahrstoffunfällen mit konta-
mierten Verletzten – werden die Grenzen dieses Systems deutlich. Die primäre
Situation muss durch den Rettungsdienst bewältigt werden und kann allenfalls
durch die Einheiten des Sanitätsdienstes ergänzt werden. Unter den Aspekten der
dann dringend notwendigen Qualität der medizinischen Versorgung ist das derzei-
tige Konzept des Katastrophenschutzes unzureichend.
RA – Rettungsassistent
Ausbildungsdauer: 2 Jahre (zukünftig 3 Jahre)
RS – Rettungssanitäter
Voraussetzung RH
Ausbildungsdauer: 40 Stunden Theorie, 160 Stunden Praxis (Klinik und
Rettungsdienst)
RH – Rettungshelfer
Ausbildungsdauer: 160 Stunden Theorie, 160 Stunden Praxis (Klinik und
Rettungsdienst)
SAN – Sanitätshelfer
Ausbildungsdauer: 56 Stunden (DRK) Theorie bzw. 144 Stunden (ASB)
Die Ausbildungsinhalte und -dauer können regional erheblich variieren; derzeit ist
nur die Ausbildung zum Rettungsassistenten staatlich geregelt. Wesentliche Unter-
schiede bestehen auch in der praktischen Erfahrung. Während hauptberuflich Täti-
ge ihren Erfahrungsschatz täglich erweitern, sind ehrenamtlich Tätige selten im
Einsatz und haben selten Gelegenheit zur Weiterbildung und regelmäßiger Fort-
bildung. Insbesondere bekommt dies eine Bedeutung, wenn es zu außerordent-
lichen Situationen wie der Versorgung von kontaminierten Patienten kommt. Bei
der Notfallversorgung im Massenanfall kommen Einsatzkräfte häufig in die Situ-
ation, ohne ärztliche Aufsicht arbeiten zu müssen. Ein Rettungsassistent ist durch
seine regelmäßige Erfahrung von Versorgung, Diagnose und Therapie von Notfall-
patienten mit und ohne ärztliche Aufsicht in der Regel sehr effizient. Dies ist in
diesen Situationen von extremer Wichtigkeit, in denen Notärzte nur in begrenz-
214
tem Umfang zur Verfügung stehen. Rechtsgrundlage für ein solches Handeln ist,
dass der Ausführende die Qualifikation für benötigte Massnahmen besitzt, und
dass er die Massnahme beherrscht. Das kann von jemandem, der diese Tätigkeit
nicht ständig durchführt, – ehrenamtliche Helfer – nicht erwartet werden. Bei den
Notärzten liegt ein anderes Problem vor. Bislang gibt es keinen Facharzt für Not-
fallmedizin bzw. Katastrophenmedizin. Die Qualifikation zur „Rettungsmedizin“,
die von der Bundesärztekammer vorgeschrieben wird, umfasst nur 80 Stunden. Die
Ausbildungsinhalte sind vorwiegend notfallmedizinischer Art und umfassen allen-
falls begrenztes Basiswissen von technischer Rettung, Rettungsstrategien und
-Logistik. Die Ausbildung konzentriert sich auf die individualmedizinische Ver-
sorgung und orientiert sich am Klinikalltag. In der Regel weisen nur wenige Not-
ärzte Kenntnisse für solche Situationen auf. Die Gruppe der Leitenden Notärzte
übernehmen in diesen Situationen organisatorische Tätigkeiten, während die medi-
zinische Versorgung der kontaminierten Verletzten den ehrenamtlichen Ärzten in
den Bereitschaften der Hilfsorganisationen bzw. des Sanitätsdienstes obliegt.
215
Abb. 63: Struktur für Ausbildungsplan DEKON V
216
Ziel der ersten beiden Segmente ist es, dass der Lehrgangsteilnehmer nach
Abschluss in die Lage versetzt werden soll, das Konzept zur Dekontamination von
Verletzten so weit zu beherrschen, dass er im Rahmen seiner Kompetenz und
orientiert an seinen Kenntnissen die Dekontamination von Verletzten bewältigt.
Integrierte Kooperation
Teilnehmer der Feuerwehren und des Rettungsdienstes erhalten in diesem Ausbil-
dungsabschnitt die Lehrinhalte gemeinsam vermittelt. In Details sind dies die
rechtlichen Grundlagen, Zuständigkeiten und Organisationsstrukturen, der Um-
gang mit gefährlichen Stoffen und Gütern, das Tragen von Atemschutz und
Schutzkleidung, die sog. Dekon-Triage, das Vorbereiten bis zur Dekontamination
und die Dekontamination sowie das Arbeiten im „schwarzen“ und „weißen
Bereich“. Zusammengefasst wird das Konzept Dekon-„Verletzter“ theoretisch
und praktisch vermittelt. Darin wird außerdem ein Abschnitt Fahrzeug- und Gerä-
217
tekunde integriert. Das Ziel ist es, selbständig am Aufbau und Betrieb einer Dekon-
stelle für Verletzte mitzuwirken.
Lehrninhalt FW RD NA
Zeit in h Zeit in h Zeit in h
Zusatzausbildung DEKON „V“ (Teil 1)
Basic Rettungsdienst 4 0 0
Assistierende rettungsdienstliche Ausbildung 12 0 0
Basic Feuerwehr 0 4 4
Delegierte Kompetenz 0 1 1
Notkompetenz 0 1 1
Atemschutz/Schutzbekleidung 2 6 6
Kommunikation, bzw. Sprechfunk 2 1 1
Rechtliche Grundlagen/Zuständigkeiten/Organisation 1 2 2
Gefahrstoffe 5 8 8
Arbeiten im „Schwarz-Bereich“ 2 2 2
Arbeiten im „Weiß-Bereich“ 1 1 1
Dekon-Triage 2 4 4
Dekon-Behandlung 5 6 6
Dekontamination 4 4 4
Konzept Dekon „Verletzter“ 2 2 2
Fahrzeug und Gerätekunde 6 2 2
Aufbau und Betrieb einer Dekonstelle für Verletzte 10 10 10
Leistungsnachweis 2 2 2
Summe 56 56 56
218
Führungskräfte (Teil 2) FW RD NA
Zeit in h Zeit in h Zeit in h
Rechtliche Grundlagen/Zuständigkeiten/Organisation 2 2 2
Gefährliche Stoffe und Güter 6 6 6
Kommunikation und Koordination 2 2 2
Planübung 6 6 6
Summe 16 16 16
– Gesetzliche Grundlagen
– Arten der chemischen Schad- und Kampfstoffe
– Wirkungsweise der Schad- und Kampfstoffe
– Antidote
– Adjuvante Behandlungsmaßnahmen
– Dekontamination Verletzter im bzw. vor dem Krankenhaus
– Zusammenarbeit mit Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Krankenhaus, Kom-
petenzzentren, Task-Forces, Experten (z. B. Meditox), Kriseninterventions-
teams
– Algorithmen
– Triage
– Dokumentation
219
6 Zusammenfassung
Die Prinzipien der Dekontamination von Verletzten bauen auf folgenden Pfeilern
auf:
• Triage
• Frühes Entfernen der Kleidung
• Kontrolle, Management und Dekontamination von Wertgegenständen
(Identifikation!)
• Basic-Life Support, Spot-Dekontamination, Wundversorgung, Antidot
• Dekontaminationsmöglichkeit für mobile und immobile Patienten
Bei der Erstuntersuchung im Rahmen der Triage ist die Bestimmung der Sauer-
stoffsättigung (Oximterie) unbedingt erforderlich. Daher gehört zur Standardaus-
rüstung des praktikablen Konzeptes die Oximetrie. Eine Auskultation der Lunge
ist in Schutzkleidung nicht möglich. Das Tasten des Pulses mit zwei Handschu-
hen ist erschwert.
Nicht möglich bzw. erschwert ist die taktile Diagnostik, Palpation und Perkussion.
Moderne Techniken wurden hier neuerdings entwickelt in Form mobiler Ultra-
schallgeräte. Diese Geräte ermöglichen, Gefäße oder auch Nervenplexus genau zu
220
lokalisieren um Injektionen, zentralvenöse Zugänge und Nervenblockaden gezielt
vornehmen zu können. Z. B. kann damit ein Hämatothorax gezielt diagnostiziert
und punktiert werden.
Die Dauer bis zur Einsatzbereitschaft ist als ein kritischer Faktor zu sehen. Für den
Massenanfall kontaminierter Verletzter muss von einer Vorlaufzeit von mindestens
60 Minuten ausgegangen werden.
Während dieser Zeitspanne ist mit den entsprechenden Maßnahmen des sog.
Basiskonzeptes (Helms/Wenke) zu beginnen (wie beschrieben). Eine flächende-
ckende Versorgung mit weiterreichenden Möglichkeiten ist sicherlich nicht zu
realisieren. Eine Risikoanalyse zur Verteilung der limitierten Ressourcen scheint
notwendig.
Die Ausarbeitung des Konzeptes zeigt auch, dass in manchen Bereichen durchaus
Gemeinsamkeiten bestehen, aber auf jeden Fall eigene („spezialisierte“) Konzep-
te für atomare, biologische und chemische Gefahrenlagen notwendig sind.
Die gesetzlichen Grundlagen sollten stärker das Prinzip eines integrierten Hilfe-
Leistungs-Systems anstreben entsprechend dem Bremer Hilfe-Leistungs-System
aus dem Jahre 2002. Bei einer geplanten Implementierung des Konzeptes ist es
sinnvoll, zunächst auf der Stufe 4 des ausgewiesenen staatlichen Sonderschutzes
nach der Definition des Bundesinnenministeriums zu beginnen; d. h. ähnlich den
über das Bundesgebiet verteilten sieben Kompetenzzentren für biologische Scha-
densfälle.
Das Konzept beinhaltet, wie bei der Übung demonstriert, dass 72 Hilfskräfte der
Feuerwehr und des Rettungsdienstes im schwarzen (kontaminierten) Bereich in
90 Minuten 50 kontaminierte Verletzte erstversorgen und dekontaminieren kön-
nen. Die dabei notwendigen medizinischen Erstmaßnahmen müssen von dem ret-
tungsdienstlichen Personal auch in Schutzkleidung vorgenommen werden.
Ausbildung und in Übung halten sind außer der materiellen Ausrüstung die wich-
tigsten Vorraussetzungen des Konzeptes.
221
7 Literatur
230
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244
245
Art: Dekosystem Prinzip:
Quelle: www
Pfad D:\Dekon\deko Firmen\ACD Salvage Techniek Tab 3– 13.doc
Internetadresse: www.acd.nl
Abbildungen
Technische Daten
Dekontaminationssystem aufgebaut mit Airshelter IV Zelt als Grundlage
Airshelter IV Ausmaße L x B x H 840 x 570 x 295
tent inflated by BA cylinder or blower in 5 min. by 1 person
Innenzelte Ausmaße L x B x H 140 x 100 x 70
Gewicht: 125 kg
Beschreibung:
fully self supporting decontamination responds system for personnel, tent,
integrated compartments and shower system erected in less than 5 minu-
tes nothing to assemble, integrated 2 shower cabins with 4 high effective
nozzles Decontamination of 50 persons per hour, efficient water con-
sumption only 12 liter (3 gal) per person. Ample room for placing casualty
rescue litter in cabin
246
Art: Dekosystem Prinzip:
Firma: Vetter
Bezeichnung Typ: Pneumatisches Massen-Dekonzelt
Kontaktadresse: Manfred Vetter GmbH, Blatzheimerstraße 10– 12
53909 Zülpich
Nenninhalt: l 2.566
Luftbedarf: l 3.849
Gewicht: kg 152
Beschreibung:
Das Zelt kann wahlweise mit einem Gebläse oder mit Druckluftflaschen
über einen pneumatischen Füllanschluss befüllt werden und ist in ca.
400 Sekunden einsatzbereit.
Das Massen-Dekonzelt besteht aus 4 separaten Duschen mit getrennten
Eingängen und nicht einsehbaren, getrennten Räumen.
Einsatz bei Massenanfall Dekontaminierter bei chemischen Unfällen
247
Art: Dekosystem Prinzip:
Firma: Vetter
Bezeichnung Typ:
Kontaktadresse: Manfred Vetter GmbH, Blatzheimerstraße 10– 12
53909 Zülpich
Abbildungen
Technische Daten
Typ PZ17 DEKON PZ20 DEKON Köln
Art.-Nr. (Satz-Ausrüstung) 1520005900 1520007200
Größe: außen (LxBxH) cm 490x386x248 590x386x248
Größe: innen (LxBxH) cm 490x350x230 590x350x230
Betriebsüberdruck bar 0,5 0,5
Prüfdruck: bar 0,65 0,65
Nenninhalt: l 1.750 1.866
Luftbedarf: l 2.625 2.800
Füllzeit: sec 240 250
Gewicht: kg 93 97
Beschreibung:
Weiterentwicklung der Pneumatischen Universalzelte PZ 17, PZ 20 (siehe
Tabelle für Zubehör) durch Installation von Auffangwanne für Schmutzwasser,
betriebsbereit in weniger als 250 Sekunden mit nur 2 Mann.
Mit patentierten Ballasttanks gegen Windbelastung, im gesamten Dachbe-
reich ist eine patentierte Netzeinrichtung zum Aufhängen von Ausrüstungen.
Pneumatische Dekondusche (s. Tabelle für Zubehör) kann vor dem Zelt auf-
gebaut werden, aber auch innen integriert werden. Das System besteht aus
vier integrieten Abschnitten: Auskleidung, Dusche/Reinigung, Abtropfwanne,
Ankleidung.
248
Art: Dekosystem Prinzip:
Firma: Disc-o-bed
Bezeichnung Typ: MDC50 & Shelter
Kontaktadresse: Disc-o-bed GmbH, Hauptstraße 48,
79650 Schopfheim
Quelle: Kataloge, Ausstellungsbesuche, Firmenkontakt
www.disc-o-bed.com
Autor: KOE 04.10.02 korr: 10.03.03 Blatt: 1 von 1
Abbildungen
Technische Daten:
Im Internet nicht hinterlegt,
vorinstallierte Innenhülle,
Aufbau mit 5 Personen in 7 Minuten, mit 2 Personen in 15 Minuten
Beschreibung:
Ein durch Metallgerippe stabilisiertes Zelt bietet Platz für einen Vorraum zur
Registrierung für zwei parallel geführte Pfade mit innen aufgehängten Ent-
kleidungs- und Duschzellen, die durch Schleusen betreten werden und
einem nachgeschalteten Raum zur Versorgung und Ankleidung.
Eine Variante mit nur einem Pfad ermöglicht die Versorgung liegender Ver-
letzter: Eine Trage als Schlitten auf einem Schienengerüst wird durch die ein-
zelnen Stationen des Zeltes fortbewegt.
Das System wird komplettiert durch zusätzliche Ausrüstung.
249
Art: Dekosystem Prinzip:
Firma: Aireshelta
Bezeichnung Typ:
Kontaktadresse: Aireshelta Ltd, Woodlands, Dale Street, Longwood,
Huddersfield, West Yorkshire, England HD3 4TG
Quelle: www.airshelta.com, Katalog
Abbildungen
Beschreibung:
A modular system, inflatable in around 5 minutes, firmly anchord to the
ground by vehicle standing pads and ground spikes.
Airfilled double skin for isolation from heat or cold. An aerodynamic-shaped
structure with two single end walls, one with rolled up central openig.
Internal dividers can be split one Aireshelta into several rooms and several
airsheltas can be linked together.
250
Art: Dekosystem Prinzip:
Firma: ISSI
Bezeichnung Typ: MFZ III– IV
Kontaktadresse: ISSI GmbH, Bücherstraße 2, 69207 Sandhausen
Quelle: www
Abbildungen
Technische Daten:
Zelttyp MFZ III MFZ IV MFZ V MFZ VI
l x b x h in cm 500x400x265 650x500x300 400x400x265 500x500x300
Eingangshöhe in cm 190 200 190 200
Luftinhalt der Kammern in l 1140 1670 1000 1240
Gesamtgewicht in kg 60 85 55 77
Packmaß l x b x h in cm 130x65x65 170x80x80 105x50x50 140x70x70
Befüllung Druckluft aus Pressluftflasche oder Kompressor
Befülldruck 0,5 bar (Überdruckventil)
Farbe orange oder rot oder außen rot und innen weiß
Beschreibung:
Multifunktionszelt mit Kunststoffplanenmaterial. Tragende Teile bestehen aus Luftröhren
mit Betriebsdruck von nur 0,5 bar. Getrennte, separat gefertigte Luftkammern werden
befüllt aus Pressluftflaschen oder mit verschiedenen Kompressoren für 12/24 Volt oder
230 Volt.
Das MFZ besteht aus insgesamt 5 Hauptbestandteilen:
tragende, luftgefüllte Konstruktion mit weißer Bodenplane, verschiedene Manschetten-
teile mit Klettverschluss als Verbinder der Kammerelemente, Schlauchverbindungen als
luftführende, lastfreie Verbindung der Luftkammern untereinander.
Die Duschzelle DZ, speziell für den Einsatz mit bzw. in Multifunktionszelten der Baurei-
he MFZ entwickelt, kann an der Einsatzstelle nachgerüstet werden. Insgesamt können
bis zu 4 Duschzelte in ein MFZ eingesetzt werden, damit ein entsprechend großer
Durchsatz an Personen. Trotzdem bleibt ausreichend Bewegungsraum für die Betreuer.
251
Art: Dekosystem Prinzip:
Firma: Filtec
Bezeichnung Typ: PORAflex CUPOLA decon 2
Kontaktadresse: FILTEC, Winzerstraße 10 63773 Goldbach
Quelle: www.notduschen-oneline.de, Katalog
Abbildungen
Technische Daten:
Beschreibung:
252
Art: Dekosystem Prinzip:
Abbildungen
Technische Daten:
1- Shelter: 10‘w x 20‘1 x 7‘h sidewalls attached, end walls seperate
2- Four stall (undress, wash, rinse, dry/redress) decontamination suites
1- 10‘6“ x 10‘ Gray water containment berm w/ sump pump & hose
1- set of Raised Gird Flooring 10‘ x 10‘ x 1,75“
2- Shelter endwals w/ two zippered man doors each
1- 12‘ x 22‘ Ground sheet
Delivered system on storage cartis 3‘w x 5‘1 x 4‘ h shipping weight is
approx. 500 1bs.
Beschreibung:
The Decon Center is a compact and mobile decontamination system
designed medical facilities. Able to be instantly deployed by a team of
two people and can be erected in 5 minutes.
The Decon Centre has 2– 4 stall lines (rough decon, shower, rinse,
dry/redress) with privacy curains in each stall, andis capable of deconta-
minating a minimum of 60 ambulatory casualties per hour.
The Decon Centre has been designed to connect to facility water and
power supply and incorporates two ambulatory decontamination lines,
and the option of adding a nonambulatory decontamination kit.
The system provides for gender privacy, contaminant containment, posi-
tive victim flow to eliminate cross contamination, andutilizes existing faci-
lity water & power supply.
253
Art: Dekosystem Prinzip:
Abbildungen
Technische Daten:
Shelter
1 – Nor E Mobility Pallet to store all components until required for depleyment
1 – 10‘ x 20‘ custom Nor E shelter with custom weighted side panels and
end panels with two doors each.
Auxiliary Staging & Triage Nor E shelters can be added to the MEDecon
decontaminaion system
Waste water containment berm with raised color coded floor gird for each
ambulatory line
2 – Nore E Shower Suites (undress, shower/rinse, dry/redress) with Shower
Support Rails
3 piece Shower Nozzle Kit including soap inducation system
Litter
1 – 18‘ Litter Casualty Roller System (divided into 3x 6‘ sections)
1 – 320 degree Rins Wand kit.
1 splash curitain, 2 privacy curtains, waste water pump
Beschreibung:
With Articulating Frame Shelter The MEDecon is the ideal mobile decon-
tamination system for hospitals and medical centers. All the equipment
included in the MEDecon stores on a single mobility pallet. Set-up by a
team of two, the MEDecon system can be fully deployed in an emergen-
cy situation in 10 minutes and is designed to make use of existing power
and water sources from the medical facility. It is capable of decontami-
nating 42 casualties per hour using two ambulatory stalls and one non-
ambulatory roller system. The system is modular allowing various confi-
gurations of ambulatory and non-ambulatory stalls.
254
Art: Dekosystem Prinzip:
Firma: Autoflug
Bezeichnung Typ: Autoflug Dekosystem
Kontaktadresse: Autoflug GmbH, Industriestraße 10,
25462 Rellingen
Quelle: www.autoflug.de
Abbildungen
255
Art: Dekosystem Prinzip:
Firma: Disc-o-bed
Bezeichnung Typ: SDC 15
Kontaktadresse: Disc-o-bed GmbH, Hauptstraße 48,
79650 Schopfheim
Quelle: Kataloge, Ausstellungsbesuch, Firmenkontakt
Abbildungen
Technische Daten:
Beschreibung:
256
Art: Dekosystem Prinzip:
Abbildungen
257
Art: Dekosystem Prinzip: Containergestützt
Firma: Kärcher
Bezeichnung Typ: Decocontain 3000
Kontaktardresse: Alfred Kärcher GmbH, Alfred-Kärcher-Straße 28-40
D-71364 Winnnenden
Quelle: www.karcher-vps.com, Katalog, Firmenvortrag
Abbildungen
Technische Daten:
Außengröße: LxBxH (mm) 6058 x 2438 x 2438
Gewicht: 11.5 t
Personendekontamination bis 120 Personen/h
Temperaturbereich: – 20 bis +50 Grad C
Reinwassertank: 3000 l
Beschreibung:
Containergestütztes Dekontaminationssystem
mit Zweischritt-Pulsationsduschverfahren
(Kapazität: bis zu 120 Personen/h)
oder 1 oder 2 Fünf-Kabinenduschzelt (Kapazität: 60 – 120 Personen/h).
Fahrzeuggestütztes Dekontaminationssystem, das zwei Anwendungen
ermöglicht:
1. Ausrüstung mit Zweischritt-Pulsationsduschverfahren in einem
gewöhnlichen Duschzelt,
Dekontaminationskapazität bis zu 120 Personen/h.
2. Ausrüstung mit 1 oder 2 Fünf-Kabinenduschzelt mit integrierten
Zweischritt-Pulsationsduschen,
Dekontaminationskapazität 60 bis zu 120 Personen/h.
258
Art: Dekosystem Prinzip:
Abbildungen
100 SCT 42 SCT 60T
Technische Daten:
Trailer 100 SCT: (LxBxH) 26‘x 8‘5‘‘x 9‘9‘‘ Gewicht: 9 500 lbs.
Deconfläche: (LxBxH) 20‘7‘‘x 8‘x 7‘1.5‘‘
Duschsystem 42 SCT: (LxBxH) 22‘5‘‘x 8‘x 9‘9‘‘ Gewicht: 8 000 lbs.
2 x 1250 gallons Schmutzwassertanks
Nutzfläche: 190 cubic feet
Containeranlage mit Zelt 60T: Aufbauzeit 20 min., 325 gallons Schmutzwas-
sertank, setzt 2 gallons (7,5 l) /Minute/Person ein,
Beschreibungen:
Nor E 100SCT: Containergestützte Dekontaminationseinheit mit Warmwas-
sererzeugung und allen Ausrüstungen an Bord ist in wenigen Minuten ein-
satzbereit. Für die ambulante Behandlung existieren 5 Waschpfade mit Kam-
mersystem, nichtambulante Personen können auf zwei Rollschienen durch
das System bewegt werden.
Nor E 42 SCT: Containersystem mit Warmwassererzeugung, 2 Duschkorrido-
ren und zeitlich festgelegten Duschintervallen: Spülen, Seife, Spülen im Drei-
Sekundentakt mit einer Kapazität von 30 Personen/h. Ambulante Personen
werden auf einer Rollenschiene durch das System bewegt und von drei Hel-
fern behandelt.
Nor E 60T: Massendekontaminationszelt: Während im Container die Warm-
wassererzeugung stattfindet, werden die Duschplätze als Kammersystem in
einem Begleitzelt eingerichtet. Der zeitliche Ablauf der vierminütigen Dekon-
tamination ist klar definiert und festgelegt durch den Verbrauch von 7,5 l
Wasser pro Minute und Person. Die Kapazität beträgt 60 Personen/h.
Schmutzwasser wird aufgenommen.
259
Art: Dekosystem Prinzip:
Firma: OWR
Bezeichnung Typ: MPD 12
Kontaktardresse: Odenwaldwerke Rittersbach GmbH
74834 Elztal - Rittersbach
Quelle: www.owe.de, Katalog, Industriebesuch
Abbildungen
Technische Daten:
Packmaß: L 1300 x B 1300 x H 400 mm
Deckel: L 1300 x B 1300 x H 160 mm,
aus GFK, Farbe: grau
Wanne: L 1300 x B 1300 x H 2700 mm,
aus GFK, Farbe: grau
Gestänge: Edelstahl, Einzelrohrelemente mit Klemmfitting
montiert
Einlegefußboden: Aluminium AIMg3F22 rutschhemmender Sicher-
heitsrost „ Raute“
Abwasserversorgung: System „ Rotstrich“ DN 50 und DN 70
Gewicht: ca. 70 kg
Beschreibung:
In Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für zivilen Bevölkerungsschutz
(BZS) wurde das Einpersonen-Duschsystem für den mobilen Einsatz vor
Ort konzipiert für den Fall eines chemischen Unfalls oder einer Verseu-
chung zum Vorreinigen und Dekontaminieren des Einsatzpersonals.
Dabei können alle Baugruppen geschlossen in der Wanne gelagert wer-
den und sind somit leicht zu handhaben!
Ein schneller Aufbau vor Ort ist ohne Montagewerkzeug möglich
(manuelle Spannverschlüsse)!
260
Art: Dekosystem Prinzip:
Firma: J.Heines-Wuppertal GmbH Nachf.
Bezeichnung Typ: Abrollbehälter Sondereinsatz / Dekontamination (AB-SE)
Kontaktadresse: J.Heines-Wuppertal GmbH Nachf.,
Pastor-Vömel-Straße 2, 42781 Haan
Quelle: www.BRANDsuschtz, Dt.FW-Zt,638 (2001)
Technische Daten:
Beschreibung:
Abrollbehälter „ Dekontamination“ bietet schnelle Möglichkeit der Erstdekon-
tamination basierend auf der vfdb-Richtlinie 10/04. Mit zwei Einsatzkräften
erfolgt die Einsatzbereitschaft in maximal 10 bis 15 Minuten.
In der „ sauberen“ Zone des AB-Dekon befindet sich der Ausrüstraum mit
drei Chemikalienschutzanzügen und drei Pressluftatmern. Der „ schmutzige“
Bereich dient der Grobreinigung, der CSA-Ablage und beherbergt den
Duschraum.
Zusätzlicher Nutzraum ergibt sich durch eine abklappbare Edelstahlwanne
mit fest eingebauten Sprühdüsen für die Grobdekontamination. Besondere
Ausstattung: Der Abrollbehälter ist ausgerüstet mit Heizung, für das Dusch-
wasser existiert ein Durchlauferhitzer.
An der Front des Abrollcontainers sind notwendige Zusatzgeräte gelagert.
261
Art: Dekosystem Prinzip:
Firma: Bachert GmbH
Bezeichnung Typ: AB-Dekon
Kontaktadresse: Gebr. Bachert GmbH & Co.,
74177 Bad Friedrichshall
Quelle: Kontakt FW HH
Pfad: D:\Decon\decon Firmen\Bachert Tap 3
Internetadresse:
Autor: KOE 06.04.03 korr: 12.04.03 Blatt: 1 von 1
Abbildungen
Technische Daten:
Beschreibung:
Der Abrollbehälter „ Dekontamination“ steht der Feuerwehr Hamburg zur
Verfügung und wird nicht mehr produziert. Er bietet schnelle Möglichkeit
der Erstdekontamination basierend auf der vfdb-Richtlinie 10/04.
262
Art: Dekosystem Prinzip:
Firma: deconta
Typ: deco-roll
Kontaktadresse: deconta, im Geer 20, D-46419, Isselburg
Abbildungen
263
Art: Dekosystem Prinzip:
Firma: FILTEC
Typ: E.R.D.U.
Kontaktadresse: FILTEC, Winzerstraße 10, 63773 Goldbach
Abbildungen
Technische Daten
Beschreibung:
264
Checkliste Material (medizinisch) Triage
265
Gerät Anzahl Bemerkung
Midazolam 5 mg 60
Lysthenon 100 mg 10
Atropin 0,5 mg 10
Suprarenin 1 mg 10
Cortison i.v. 30
Antidot 30
Desinfektionsspray 5 *
Sterile Kompressen 120
Verbandpäckchen 30 *
Brandwundenpäckchen 30 *
Kleines chirurgisches Besteck mit
2
Abdeckung etc.
Thoraxdrainagen 5
Aerosolschutzmasken 30
Sauerstoffbehandlungsmasken mit
30
Reservoir
Sauerstoffflaschen 15 4x vorhanden
Absaugeinheit mit Kathetern 2
Intubationsset 2 *
Wannen für Dekon 2
Opsitefolie div. Größen 100
Dekontaminatien 30
Filzstifte dünn 7
Einmalhandschuhe 200 Paar
Tragelagerböcke 5
266
Medizinische Ausstattung für Zelt IV
Gerät Anzahl Bemerkung
Pulsoxymeter 1
RR-Gerät automatisch 1
Beatmungsbeutel Erw. 2
Venenverweilkanülen 5/10
Ringer-Lactat 20
Infusionssysteme 10
Morphium 10 mg 10 *
Midazolam 5 mg 10
Ketanest 50 mg (25 mg) 10
Trinkwasser
Verbandmaterial
Antidot nach Bedarf
Kat-Schutztragen 5
Einmalhandschuhe 100 Paar
267
268
Zivilschutz-Forschung, Neue Folge
Schriftenreihe der Schutzkommission beim Bundesminister des Innern
Herausgegeben vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
im Auftrag des Bundesministeriums des Innern
ISSN 0343-5164
Band 56 Band 50
Aufbau und Ablauf der Dekontamination R. Zech
und Notfallversorgung Verletzter bei Entgiftung von Organophosphaten durch
Zwischenfällen mit chemischen Gefahrstoffen Phosphorylphosphatasen und Ethanolamin
2005, 272 Seiten, Broschur 2001, 186 Seiten, Broschur
Band 55 Band 49
51. und 52. Jahrestagung der Schutzkommis- G. Matz, A. Schillings, P. Rechenbach
sion beim Bundesminister des Innern Task Force für die Schnellanalytik bei
– Vorträge – großen Chemieunfällen und Bränden
2005, 240 Seiten, Broschur 2003, 268 Seiten, Broschur
Band 54 Band 48
E. Pfenninger, S. Himmelseher, S. König Schutzkommission beim Bundesminister des
Untersuchung zur Einbindung des Öffent- Innern
lichen Gesundheitsdienstes in die kata- „Zweiter Gefahrenbericht “
strophenmedizinische Versorgung in der 2001, 92 Seiten, Broschur
Bundesrepublik Deutschland
2005, 288 Seiten, Broschur Band 47
J. Rasche, A. Schmidt, S. Schneider, S Waldt-
Band 53 mann
L. Clausen Organisation der Ernährungsnotfallvorsorge
Schwachstellenanalyse aus Anlass der 2001, 86 Seiten, Broschur
Havarie der PALLAS
2003, 219 Seiten, Broschur Band 46
F. Gehbauer, S. Hirschberger, M. Markus
Band 52 Methoden der Bergung Verschütteter aus
49. und 50. Jahrestagung der Schutzkommis- zerstörten Gebäuden
sion beim Bundesminister des Innern 2001, 232 Seiten, Broschur
– Vorträge –
2003, 212 Seiten, Broschur Band 45
V. Held
Band 51 Technologische Möglichkeiten einer mög-
W.R. Dombrowsky, J. Horenczuk, W. Streitz lichst frühzeitigen Warnung der Bevölkerung
Erstellung eines Schutzdatenatlasses - Kurzfassung -
2003, 268 Seiten, Broschur Technological Options for an Early Alert of
the Population
- Short Version -
2001, 144 Seiten, Broschur
269
Band 44 Band 35
E. Pfenninger, D. Hauber K Amman, A.-N. Kausch, A. Pasternack, J.
Medizinische Versorgung beim Massenanfall Schlobohm, G. Bresser, P. Eulenburg
Verletzter bei Chemikalienfreisetzung Praxisanforderungen an Atem- und Körper-
2001, 140 Seiten, Broschur schutzausstattung zur Bekämpfung von Che-
mieunfällen
Band 43 2003, 158 Seiten, Broschur
D. Ungerer, U. Morgenroth
Empirisch-psychologische Analyse des Band 34
menschlichen Fehlverhaltens in Gefahren- S. Bulheller, W. Heudorfer
situationen und seine verursachenden und Untersuchung der Wirksamkeit von Selbst-
modifizierenden Bedingungen sowie von schutzausstattung bei Chemieunfällen
Möglichkeiten zur Reduktion des Fehl- 2003, 278 Seiten, Broschur
verhaltens
2001, 300 Seiten, Broschur Band 33
J. Bernhardt, J. Haus, G. Hermann, G. Las-
Band 42 nitschka, G. Mahr, A. Scharmann
45., 46. und 48. Jahrestagung der Schutz- Laserspektrometrischer Nachweis von
kommission beim Bundesminister des Innern Strontiumnukliden
- Vorträge - 1998, 128 Seiten, Broschur
2000, 344 Seiten, Broschur
Band 32
Band 41 G. Müller
W. König, A. Drynda, B. König, R.Arnold, P. Kriterien für Evakuierungsempfehlungen bei
Wachtler, M. Köller Chemikalienfreisetzungen
Einfluss von Zytokinen und Lipidmediatoren 1998, 244 Seiten +Faltkarte, Broschur
auf die Kontrolle und Regulation spezifischer
Infektabwehr bei Brandverletzung Band 31
2001, 76 Seiten, Broschur G. Schallehn und H. Brandis
Beiträge zur Isolierung und Identifizierung
Band 40 von Clostridium sp. und Bacillus sp. sowie
F. Schuppe zum Nachweis deren Toxine
Entwicklung von Dekontaminationsmitteln 1998, 80 Seiten, Broschur
und –verfahren bei Austritt von Industrie-
chemikalien Band 30
2001, 124 Seiten, Broschur G. Matz
Untersuchung der Praxisanforderung an die
Band 39 Analytik bei der Bekämpfung großer
TÜV Energie und Umwelt GmbH Chemieunfälle
Optimierung des Schutzes vor luftgetragenen 1998, 192 Seiten, Broschur
Schadstoffen in Wohngebäuden
2001, 108 Seiten, Broschur Band 29
D. Hesel, H. Kopp und U. Roller
Band 38 Erfahrungen aus Abwehrmaßnahmen bei
W. Kaiser, M. Schindler chemischen Unfällen
Rechnergestütztes Beratungssystem für das 1997, 152 Seiten, Broschur
Krisenmanagement bei chemischen Unfällen
(DISMA®) Band 28
1999, 156 Seiten, Broschur R. Zech
Wirkungen von Organophosphaten
Band 36 1997, 110 Seiten, Broschur
M. Weiss, B. Fischer, U. Plappert, T. M. Flied-
ner Band 27
Biologische Indikatoren für die Beurteilung G. Ruhrmann, M. Kohring
multifaktorieller Beanspruchung Staatliche Risikokommunikation bei
Experimentelle, klinische und systemtechnische Katastrophen
Untersuchung Informationspolitik und Akzeptanz
1998, 104 Seiten, Broschur 1996, 207 Seiten, Broschur
270
Band 26 Band 18
43. und 44. Jahrestagung der Schutzkommis- L. Clausen, W. R. Dombrowsky, R. L. F.
sion beim Bundesminister des Innern Strangmeier
- Vorträge - Deutsche Regelsysteme
1997, 326 Seiten, Broschur Vernetzungen und Integrationsdefizite bei
der Erstellung des öffentlichen Gutes Zivil-
Band 25 und Katastrophenschutz in Europa
K. Buff, H. Greim 1996, 130 Seiten, Broschur
Abschätzung der gesundheitlichen Folgen
von Großbränden Band 17
- Literaturstudie - Teilbereich Toxikologie 41. Jahrestagung der Schutzkommission
1997, 138 Seiten, Broschur beim Bundesminister des Innern
– Vorträge –
Band 24 1996,197 Seiten, Broschur
42. Jahrestagung der Schutzkommission
beim Bundesminister des Innern Band 16
- Vorträge - F.E. Müller, W. König, M. Köller
1996, 205 Seiten, Broschur Einfluß von Lipidmediatoren auf die Patho-
physiologie der Verbrennungskrankheit
Band 23 1993, 42 Seiten, Broschur
K. Haberer, U. Böttcher
Das Verhalten von Umweltchemikalien in Band 15
Boden und Grundwasser Beiträge zur dezentralen Trinkwasserver-
1996, 235 Seiten, Broschur sorgung in Notfällen
Teil II: K. Haberer und M. Drews
Band 22 1. Einfache organische Analysenmethoden
B. Gloebel, C. Graf 2. Einfache Aufbereitungsverfahren
Inkorporationsverminderung für radioaktive 1993, 144 Seiten, Broschur
Stoffe im Katastrophenfall
1996, 206 Seiten, Broschur Band 14
Beiträge zu Strahlenschäden und Strahlen-
Band 21 krankheiten
Arbeiten aus dem Fachausschuß III: I. - H. Schüßler: Strahleninduzierte Veränderun-
Strahlenwirkungen – Diagnostik und Therapie gen an Säugetierzellen als Basis für die somati-
1996, 135 Seiten, Broschur schen Strahlenschäden
II. - K.H. von Wangenheim, H.-P. Peterson,
Band 20 L.E. Feinendegen: Hämopoeseschaden, Thera-
Arbeiten aus dem Fachausschuß V pieeffekte und Erholung
I. - D. Henschler: Langzeitwirkungen phosphor- III. - T.M. Fliedner, W. Nothdurft: Präklinische
organischer Verbindungen Untersuchungen zur Beschleunigung der Erho-
II. - H. Becht: Die zellvermittelte typübergrei- lungsvorgänge in der Blutzellbildung nach
fende Immunantwort nach Infektion mit dem Strahleneinwirkung durch Beeinflussung von
Influenzavirus Regulationsmechanismen
III. - F. Hoffmann, F. Vetterlein, G. Schmidt: IV. - G.B. Gerber: Radionuklid Transfer
Die Bedeutung vasculärer Reaktionen beim 1993, 268 Seiten, Broschur
akuten Nierenversagen nach großen Weichteil-
verletzungen Band 13
(Crush-Niere) H. Mönig, W. Oehlert, M. Oehlert, G. Koner-
1996, 127 Seiten, Broschur mann
Band 19 Modifikation der Strahlenwirkung und ihre
Radioaktive Strahlungen Folgen für die Leber
I. - B. Kromer unter Mitarbeit von K.O. Mün- 1993, 90 Seiten, Broschur
nich, W. Weiss und M. Zähringer:
Nuklidspezifische Kontaminationserfassung
II. - G. Hehn:
Datenaufbereitung für den Notfallschutz
1996, 164 Seiten, Broschur
271
Band 12 Band 4 vergriffen
Biologische Dosimetrie W. R. Dombrowsky
I.- H. Mönig, W. Pohlit, E. L. Sattler: Computereinsatz im Zivil- und Katastro-
Einleitung: Dosisabschätzung mit Hilfe der Bio- phenschutz – Möglichkeiten und Grenzen
logischen Dosimetrie 1991, 94 Seiten, Broschur
II. – H. J. Egner et al.: Ermittlung der Strahlen-
exposition aus Messungen an Retikulozyten Band 3 vergriffen
III. – H. Mönig, G. Konermann: Strahlenbe- B. Lommler, E. Pitt, A. Scharmann, R. Simmer
dingte Änderung der Chemilumineszenz von Der Nachweis schneller Neutronen in der
Granulozyten als biologischer Dosisindikator Katastrophendosimetrie mit Hilfe von Aus-
IV. – P. Bidon et al.: Zellmembranänderungen weisen aus Plastikmaterial
als biologische Dosisindikatoren. Strahlenindu- 1990, 66 Seiten, Broschur
zierte Membranänderung im subletalen Bereich.
Immunbindungsreaktionen an Lymphozyten Band 2 - vergriffen -
1993, 206 Seiten, Broschur G. Hehn
Gammastrahlung aus radioaktivem Nieder-
Band 11 vergriffen schlag – Berechnung von Schutzfaktoren
Beiträge zur Katastrophenmedizin 1990, 66 Seiten, Broschur
1993, 135 Seiten, Broschur
Band 1 - vergriffen -
Band 10 vergriffen L. Clausen und W.R. Dombrowsky
W. R. Dombrowsky Zur Akzeptanz staatlicher Informationspoli-
Bürgerkonzeptionierter Zivil- und Katastro- tik bei technischen Großunfällen und
phenschutz Katastrophen
Das Konzept einer Planungszelle Zivil- und 1990, 115 Seiten, Broschur
Katastrophenschutz
1992, 79 Seiten, Broschur
Band 9 vergriffen
39. und 40. Jahrestagung der Schutzkommis-
sion beim Bundesminister des Innern
– Vorträge –
1993, 264 Seiten, Broschur
Band 8 vergriffen
Beiträge zur dezentralen Trinkwasser-
versorgung in Notfällen
Teil I: K. Haberer und U. Stürzer
1991, 78 Seiten, Broschur
Band 7 vergriffen
E. Pfenninger und F. W. Ahnefeld
Das Schädel-Hirn-Trauma Katastrophenmedizin - Leitfaden für die
1991, 208 Seiten, Broschur ärztliche Versorgung im Katastrophenfall
3. ergänzte Auflage 2003,
Band 6 vergriffen 360 Seiten, Broschur
O. Messerschmidt und A. Bitter
Neutronenschäden
Untersuchungen zur Pathophysiologie,
Diagnostik, Prophylaxe und Therapie
1991, 96 Seiten, Broschur Broschüren und eine komplette Liste aller
bisher erschienenen und bereits vergriffenen
Band 5 vergriffen Bände können kostenlos bezogen werden bei:
R. E. Grillmaier und F. Kettenbaum
Strahlenexposition durch Ingestion von Bundesamt für Bevölkerungsschutz und
radioaktiv kontaminiertem Trinkwasser Katastrophenhilfe
1991, 104 Seiten, Broschur Deutschherrenstraße 93-95
53177 Bonn
272