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Althochdeutsch

(770 – 1050):
Räumliche Gliederung,
historisch-sozialer
Hintergrund, phonematische,
morphematische,
syntagmatische und
lexematische Aspekte.

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 1
Kurze Charakteristik
 Zeit: ALT Die älteste schriftlich belegte Stufe
der deutschen Sprache, u. a. gekennzeichnet
durch volle Endsilbenvokale, Formenreichtum und
einen synthetischen Sprachbau.
 Raum: HOCH Das durch die 2. Lautverschiebung
abgegrenzte hochdeutsche Gebiet, im Gegensatz
zum Niederdeutschen.
 Sprache: DEUTSCH Noch keine einheitliche
Sprache, sondern verschiedene Stammesdialekte
mit fließenden Grenzen: Alemannisch, Bairisch,
Fränkisch, (Langobardisch).
D. Koroljow. Geschichte der
deutschen Sprache. 2
 Synthetischer Sprachbau: grammatische Beziehungen
werden durch gebundene Morpheme (meist Endungen)
ausgedrückt, z. B. lat. (synthetisch) apella batur ‒ nhd.
(analytisch) er wurde genannt.
 Analytischer Sprachbau: verwendet selbständige Wörter
(freie Morpheme) statt Endungen, innerer Flexion und
Affixe, um grammatische Beziehungen und
Bedeutungskomplexe auszudrücken, z. B. dt. (analytisch)
ich habe gefragt ‒ lat. (synthetisch) rogavi.
 Ahd. (synthetisch) firnimis? ‒ nhd. (analytisch) Verstehst
du?

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 3
 Hochdeutsch war v. a. in Süddeutschland und
Zentraldeutschland verbreitet. Alle Dialekte, die
die 2. Lautverschiebung mitgemacht haben,
bezeichnet man als hochdeutsch.
 Der niederdeutsche Sprachraum umfasst alle
Dialekte im Norden von Deutschland sowie in den
angrenzenden Regionen und im Osten der
Niederlande, die von der 2. Lautverschiebung
nicht einbezogen wurden. Umgangssprachlich
wird die niederdeutsche Sprache als
Plattdeutsch bezeichnet.

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 4
 Als Grenze zwischen den hochdeutschen
und niederdeutschen Großdialektgruppen
dient die sogenannte Benrather Linie,
(mittlere Linie der Isoglossen, maken-
machen-Linie oder ich-ick-Linie). Diese
gedachte Linie beginnt bei Eupen,
schneidet den Rhein bei Benrath und
verläuft südlich von Düsseldorf weiter in
Richtung Kassel und Magdeburg.

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 5
 Hochdeutsch:
Oberdeutsch (die ahd. Lautverschiebung hat sich ganz ausgewirkt),
-----------------Die Speyrer Linie---------------------
Mitteldeutsch (die ahd. Lautverschiebung hat sich teilweise ausgewirkt);
-----------------Die Benrather Linie-------------------
 Niederdeutsch (die ahd. Lautverschiebung hat sich nicht ausgewirkt)

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 6
Historisch-sozialer Hintergrund
 Untergang des Westlichen römischen Reiches 476.
 Einigung der fränkischen Stämme und Gründung des Fränkischen
Königreiches durch Chlodwig I. 481.
 Aufstieg des Fränkischen Königreiches und Eingliederung der
übrigen germanischen Großstämme (Thüringer, Alemannen,
Bayern, Sachsen).
 Höchste Blüte des Fränkischen Königreiches unter Karl dem
Großen (768 ‒ 814). Krönung Karls des Großen zum Kaiser 800.
Christianisierung des Frankenreiches.
 Entstehung aus den Dorfgemeinschaften freier Bauern und
Handwerker eines Feudalstaates.
 Aufteilung des Frankenreichs durch die Enkel Karls des Großen
843. Herausbildung im Ostreich, das die deutschen Stämme
umfasst, eines „deutschsprachigen“ Staates (10. Jh.).

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 7
 Niedriger Zivilisationsstand. Lese- und schreibkundig sind
fast ausschließlich die Kleriker, die auch die Beamten des
neuen Staates werden. Als Amts-, Gelehrten- und
Kirchensprache wird das Latein übernommen. Die Klöster
sind fast die einzigen Stätten kultureller Betätigung.
 Das Althochdeutsche lebt bis Mitte des 8. Jh. nur in
gesprochener Form. Das ahd. Schrifttum entsteht in großen
Klöstern und dient vorrangig zur Christianisierung der
Bevölkerung.

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 8
Phonologische Entwicklungen der ahd. Zeit:

1. 2. (Althochdeutsche) Lautverschiebung,
2. Westgermanische
Konsonantengemination,
3. i-Umlaut, Primär- und Sekundärumlaut,
4. Althochdeutsche Monophthongierung,
5. Althochdeutsche Diphthongierung.

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 9
2. Lautverschiebung

1. p  pf im Anlaut, in Verdopplung und nach


Konsonanten:
ahd. pfluoch  as. plōg; schwed. plog;
nl. ploeg;

2. p  ff nach Vokalen, geschrieben ff oder f:

ahd. offan  as. opan; schwed. öppen; nl. open;

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 10
3. t  ts im Anlaut, in Verdopplung und nach
Konsonanten, geschrieben z oder tz:

ahd. zunga  as. tunga; schwed. tunga; nl. tong;

4. t  ss nach Vokalen (im ahd., mhd. ȥ, ȥȥ


geschrieben; nhd. ß, ss oder s):

ahd. eȥȥan  as. etan; schwed. äta; nl. eten;

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 11
5. k  kx im Inlaut, in Verdopplung und nach
Konsonanten:

ahd. starc(h)  as. stark; schwed. stark; nl. stark;

6. k  x nach Vokalen (ahd. h, hh; nhd. ch):

ahd. buoh  as. bōk; schwed. bok; nl. boek.

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 12
Ausnahmen:

Unverändert bleiben p, t, k, wenn schon ein


Frikativlaut vorangeht.

Nach s:
dt. spielen, Fisch, Gast  schwed. spela, fisk, gäst.

In ft, ht, tr:


dt. Luft, acht, treten  schwed. luft, åtta, träda.

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 13
Die Verschiebung von d  t:

ahd. tohter  as. dohtar; schwed. dotter; nl. dochter.

Die Verschiebung von þ  d greift in mhd. Zeit


auch auf den niederdeutschen und
skandinavischen Raum über:

ahd. bruother, bruoder; schwed. broder.

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 14
Konsonantengemination

Einfache Konsonanten werden verdoppelt, wenn


ihnen ein j, seltener w, r oder l folgt:

got. ahd. (as.) nhd.


bidjan biddian bitten
wilja willeo Wille

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 15
i-Umlaut

Im Deutschen ist der i-Umlaut erst in der mhd. Zeit


ganz durchgeführt. Phonetisch gesehen ist es
eine regressive Assimilation.

Ein nachfolgendes i oder j (später zu e


abgeschwächt oder weggefallen) wandelt einen
vorangehenden hinteren Vokal in den
entsprechenden vorderen um:

u  ü fulljan  füllen
e  i (westgermanischer i-Umlaut) rehtjan  richten

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 16
ahd. nhd.
helfan  (er) hilfit helfen  (er) hilft
stern  gistirni Stern  Gestirn
reht  richten Recht  richten

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 17
Primärumlaut
ae

Der Primärumlaut setzte zu Beginn der ahd. Zeit


ein. Er wirkte sich in der Wortbildung, im Präsens
der starken Verben, in der Komparation und
besonders bei der Pluralbildung der Substantive
aus.

ahd. nhd.
sal gisellio Saal Geselle
alt eltira alt älter
gast gesti Gast Gäste
D. Koroljow. Geschichte der
deutschen Sprache. 18
Sekundärumlaut
Der Sekundärumlaut kommt ab 1000 in schriftlichen Quellen
vor. Dabei vollzieht sich vor allem der Wandel von ā  æ,
o  ö, ō  œ, u  ü, ū  iu, ou  öu und uo  üe.

ahd. mhd.
tāti tæte
oli öle
hōren hœren
ubir über
hūsir hiuser
loufit löuft „er läuft“
guoti güete
D. Koroljow. Geschichte der
deutschen Sprache. 19
Althochdeutsche Monophthongierung

1. Das germanische ai (im Ahd. meist schon ei)


wird zu langem ê monophthongiert, wenn h, r
oder w folgt. Diese Entwicklung ist bereits im 7.
Jh. nachweisbar.

got. maiȥa  as., ahd. mêro “mehr”


got. air  as., ahd. êr “eher, früher”
got. stains  as. stên; ahd. stein “Fels, Stein”

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 20
2. Das germanische au (im Ahd. meist schon ou)
wird vor Dentalen d, t, z, s, n, r, l und
germanischem h zu ô monophthongiert. Dieser
Monophthongierungsvorgang hat sich im Ahd.
besser durchgesetzt als der vorhergenannte.

got. dauþus  ahd. tôd “Tod”


got. stautan  ahd. stôȥan “stoßen”
got. laun  ahd. lôn “Lohn”

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 21
Monophthongierte Formen der starken Verben
(Sg. Prät.):
ahd. gioȥan  gôȥ “gießen, goss”;
ahd. kioȥan  kôȥ “wählen, wählte” ;
ahd. ziohan  zôh “ziehen, zog”.

Monophthongierter Infinitiv der starken Verben:


ahd. stôȥan “stoßen”;
ahd. scrôtan “schneiden, schroten”.

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 22
Althochdeutsche Diphthongierung

1. Im 8. – 9. Jh. wird das germanische ê im Ahd.


zu ia aufgespaltet. Seit der Mitte des 9. Jh. wird
ia zu ie. Diese Form herrscht dann auch in der
mhd. Zeit vor.
got. hêr  ahd. hiar “hier”
lat. tēgula  ahd. ziagal “Ziegel”

2. Im 8. – 9. Jh. zeigt sich in den ahd. Schriften


der Wandel von germ. ô zu uo.
got. brôþar  ahd. bruoder “Bruder”
got. fôr  ahd. fuor “fuhr”

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 23
Althochdeutsche Morphologie und
Syntax
 Wie das Urgermanische bleibt das Ahd. eine
synthetische Sprache. Erst in der spätahd. und
mhd. Zeit zeichnen sich Veränderungen hin zum
analytischen Sprachbau ab.
 Das Substantiv weist die grammatischen
Kategorien des Genus, des Numerus und des
Kasus auf. Es gibt 10 Deklinationstypen der
Substantive. Diese Vielfalt ergibt sich aus der
indogermanischen Stammbildung.

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 24
 Weitere Besonderheiten des Substantivs in der ahd. Zeit
sind die enge Verflechtung von Genus und Stammbildung
sowie der synkretische Ausdruck von Kasus und Numerus
in einem Flexionsmorphem.

a-Deklination
Sg. N. tag Pl. N. tagâ (-a)
G. tages G. tago
D. tage D. tagum
A. tag A. tagâ (-a)
I. tagu (o)

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 25
 Im Ahd. erscheinen auch zum ersten Mal die
Formen des bestimmten und unbestimmten
Artikels, die im Indogermanischen noch fehlen.
Zuerst entwickelt sich der bestimmte Artikel aus
den Demonstrativpronomina ther, thaȥ, thiu; in
der ahd. Zeit ist er erst im Werden. Der
unbestimmte Artikel, der auf das Zahlwort ein
zurückgeht, kommt im Ahd. vereinzelt vor.
Dessen regelmäßiger Gebrauch fällt schon in die
mhd. Zeit.

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 26
Bestimmter Artikel Unbestimmter Artikel
Sum man « Ein Mann Einan « Ich weiß
habêta hatte zwei kuning uueiȥ einen König,
zuuêne Söhne. Da ih, heiȥsit er heißt
suni. Quad sagte der her Hluduîg. Ludwig».
thô der Jüngere von
iungôro fon ihnen dem
then themo Vater…»
fater…

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 27
 Das Verb besitzt in der ahd. Zeit folgende Kategorien:
Person, Numerus (Singular ‒ Plural ), Tempus (Präsens ‒
Präteritum), Modus (Indikativ ‒ Imperativ ‒ Optativ /
Konjunktiv).
 Das Präsens kann auch die Zukunft ausdrücken und das
Präteritum bezeichnet sowohl Vergangenheit wie
Vorvergangenheit.
 Im Spätahd. beginnen sich neue, analytische Zeitformen zu
entwickeln. Bei diesen Tempusformen werden die
Zeitverhältnisse mit einem Vollverb und einem Hilfsverb
ausgedrückt. In ahd. Texten finden sich schon Beispiele für
Perfekt, Futur, Plusquamperfekt und Passiv.

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 28
Perfekt Futur
«ich habe
ih habên iȥ
es «nun werde
funtan, nu nû uuillu ih
gefunden», ich
ist er scriban
«nun ist er schreiben»
queman
gekommen»
Passiv
iȥ uuas ginoman «es war genommen»

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 29
 Das Ahd. bewahrt die reich entwickelte Flexion der
Pronomina und Adjektive, die für das Indogermanische
und Urgermanische kennzeichnend ist. In der ahd. Zeit
kommen Personalpronomina häufiger im Satz vor.
 Darüber hinaus entwickeln sich im Ahd. auch Possessiv-,
Reflexiv-, Demonstrativ-, Interrogativ-, Relativ-, Indefinit-
und Negativpronomen.
 Wie im Urgermanischen gibt es im Ahd. eine starke und
eine schwache Adjektivflexion.

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 30
 Im Satzbau des Ahd. herrscht der zweigliedrige Satz mit
einer Subjekt-Prädikat-Struktur vor.
 Wie in allen flektierenden Sprachen ist die Wortstellung im
Satz frei.
 Einfache Sätze weisen sowohl gerade als auch invertierte
Wortstellung auf. Nicht selten ist die Anfangsstellung des
Prädikats.
 Kennzeichnend für die ahd. Syntax ist die Entwicklung der
verbalen Klammer.

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 31
Einfacher Satz
Gerade Er flôh in thaȥ «Er floh ins
Wortstellung gibirgi. Gebirge».
In dagon eines «In den Zeiten
Invertierte
kuninges was ein eines Königs lebte
Wortstellung
êwarto. ein Priester».
Anfangsstellung Araugta sih imo «(Es) erschien ihm
des Prädikats gotes engil. ein Engel Gottes».

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 32
Einfacher Satz
Verbale Klammer Her frâgên gistuont «Er begann mit
mit unmittelbarer fôhêm uuortum. wenigen Worten zu
Kontaktstellung fragen».
Vuoltun thô thie «Die Leute wollten
Unvollständige
liuti fâhan nan bi ihn dann gewaltsam
Klammer
noti. festhalten».
Nioman ni mag «Keiner kann zwei
Klammer zuuein herrôn Herren dienen“.
thionôn.

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 33
 Unter Satzverbindungen gibt es konjunktionslose Formen
und Formen mit Konjunktion.

Satzverbindungen

Konjunktionslos «Der Hymnus war


Sang uuas gisungan, gesungen, die
Uuîg uuas bigunnan, Schlacht war
Bluot skein in begonnen, das Blut
uuangon: Spilôdun stieg in die Wangen:
ther Vrankon. die Franken kamen in
Schwung».
Mit Konjunktion Thanân thô Zacharias «Zacharias war
uuard gitruobit thaȥ verwirrt, das sehend,
sehenti, inti forhta und Furcht überfiel
anafiel ubar inan. ihn».

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 34
 Auch Satzgefüge sind im Ahd. ziemlich vielfältig. Unter
Gliedsätzen finden sich u. a. Subjektsatz, Objektsatz,
Relativsatz, Temporalsatz, Lokalsatz, Kausalsatz, Finalsatz,
Bedingungssatz, Vergleichssatz und Konzessivsatz.
 Die Stellung des Prädikats im Gliedsatz ist noch ziemlich
frei. Die Endstellung des Prädikats gilt im Ahd. noch nicht
als Regel. Doch kommt sie in Gliedsätzen schon häufig vor.
 Auch die Teile des zusammengesetzten Prädikats haben
noch keine feste Stellung.

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 35
Satzgefüge
Temporalsatz Sô thaȥ uuard al «Als das alles
ohne gendiôt, korôn beendet war,
Endstellung des uuolda sîn god. wollte Gott ihn
Prädikats prüfen».
Objektsatz mit Thu weist, thaȥ «Du weißt, dass
der Endstellung ih thih minnôn. ich dich liebe».
des Prädikats

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 36
Entwicklungen im Wortschatz

 Keine gemeinsame Schriftsprache im


Frankenreich. Übernahme des römischen
Verwaltungsapparats und des Lateins. Latein
bleibt mehrere Jahrhunderte hindurch Amts-,
Gelehrten- und Kirchensprache.
 Das ahd. Schrifttum im Dienste der
Missionierung. In den Klöstern entwickeln sich
unter Einfluss des Lateins aus der gesprochenen
Volkssprache verschiedene Schreibsprachen.

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 37
 Entwicklung eines ganz neuen Wortschatzes zur
Erklärung der christlichen Gedankenwelt.
Umdeutung germanischer Wörter im Sinne der
christlichen Lehre nach lateinischem Vorbild
(Lehnbedeutung).
lat. infernum „Unterwelt, Hölle“  ahd. hella
„das Verborgene, das Totenreich“  nhd. Hölle;
lat. satisfactio „Genugtuung, Rechtfertigung“  ahd. buoȥa
„Besserung, Strafe“  nhd. Buße
lat. deus, dominus „Herr Gott, dreieinig als Vater, Sohn und
hl. Geist“  germ. got „männl. od. weibl. Gottheit“  nhd.
Gott

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 38
Bildung von Zusammensetzungen und Ableitungen
nach den lateinischen Mustern (Lehnübersetzung,
Lehnübertragung). Besonders viele Neu- und
Lehnbildungen stammen von den Mystikern. Die
jahrhundertelange Arbeit am abstrakten
Wortschatz findet erst mit Luther einen gewissen
Abschluss.
lat. monachus  ahd. einsidelo
lat. communio  ahd. gimeinida „Gemeinschaft“
lat. conscientia  ahd. giwiȥȥeni „Gewissen“
lat. misericors  ahd. armherz „barmherzig“

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 39
 Vielfältige Veränderungen im Wortschatz.
Schwund vieler heidnischer Wörter.

alah „Tempel“
zebar “Opfertier”
bluostar “Opfer, Opferung, Spende”
bigalan “besprechen, beschwören”
itis “Frau”
êwart(o) “(Hoher) Priester”
wîh “Heiligtum, Hain, Tempel”

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 40
 Eindringen des lateinischen Lehnguts in den
deutschen Wortschatz infolge der
Christianisierung (Gottesdienst, kirchliche
Einrichtungen, Klosterwesen, Schule, Verwaltung,
öffentliches Leben, Pflanzenbezeichnungen).

lat. altare  ahd. altâri  nhd. Altar


vulgärlat. clōstrum  ahd. klôstar  nhd. Kloster
lat. scribere  ahd. scrîban  nhd. schreiben
lat. tincta (aqua)  ahd. tincta  nhd. Tinte
lat. scōla  ahd. scuola  nhd. Schule
lat. viola  ahd. fiol  nhd. Veilchen
vulgärlat. butira  ahd. butira (11. Jh.)  nhd. Butter
lat. corōna  ahd. corôna  nhd. Krone

D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 41
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D. Koroljow. Geschichte der


deutschen Sprache. 42

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