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1.

Sitzung Einführung in die


ÄdL
1. Sitzung
a. Einführung: Das Mittelalter
b. Mittelhochdeutsch
c. Schreibung
d. Aussprache

2
a. Einführung: Das Mittelalter
Eine grundsätzliche Einführung in das mittelalterliche Das Weltbild des Mittelalters ist vor allem christlich Die Sprache der oben genannten Dichter bezeichnen wir
Bildungswesen, christliche Weltbild, Herrschafts-system geprägt. Diese christliche Weltdeutung zeigt sich in heute als Mittelhochdeutsch bzw. klassisches
und die verschiedenen literarischen Gattungen bieten besonderem Maße auch in der Literatur. Neben Mittelhochdeutsch.
Gert Hübner: Ältere deutsche Literatur. Eine verschiedenen lateinischen und auch volkssprachigen
Einführung, Tübingen 2015 und Hilkert Weddige: Heiligenlegenden, die das Leben und Wirken
Einführung in die germanistische Mediävistik, München verschiedener Heiliger beschreiben, Berichten sowie
2017, 9. Aufl. Diese Einführung sollte nach Möglichkeit erzählenden und lyrischen Texten zu den verschiedenen
zu Beginn des Studiums gelesen werden, da sie einen Kreuzzügen, Reiseberichten von Pilgern u.v.m steht die
wichtigen Über- und Einblick in die mittelalterliche christliche Hermeneutik (Bedeutungskunde). Besonders
Kultur gewährt. Im Folgenden wird hier ein kurzer prägend ist für das Mittelalter der sog. ‚Vierfache
scherenschnittartiger Überblick über die zeitliche Schriftsinn‘.
Eingrenzung des Mittelalters, den Literaturbetrieb, das
Feudalsystem und die höfische Literatur gegeben. Politisch ist das Mittelalter geprägt vom Feudal- oder
auch Lehnwesen. Diese für das Mittelalter spezifische
Der Begriff Mittelalter leitet sich von lat. medium aevum Gesellschafts- und Wirtschaftsform basiert auf dem
ab und meint damit die mittlere Epoche, die zwischen Grundunterschied von Herrschaft und Dienst, welcher
der Antik und der Frühen Neuzeit liegt. Die Bezeichnung zugleich auch mit Freiheit und Unfreiheit verbunden ist.
dieser Epoche als ‚Mittelalter‘ kommt indes erst im 15. Die auf diesem System beruhenden Stände der
Jahrhundert in italienischen Humanistenkreisen auf, die Gesellschaft sind rechtlich geschlossene Gruppierungen,
damit eine finstere Welt zwischen Antike und in denen gleichwohl zwischen verschiedenen sozialen
Renaissance beschreiben. Da mit dem Begriff ‚Epoche‘ Klassen unterschieden werden kann (z.B. frei aber arm).
ein strikter Wandel bzw. ein Neubeginn verbunden wird,
werden Anfang und Ende des Mittelalters mit Das historisch bedeutendste und einflussreichste
verschiedenen geschichtlichen Veränderung in Herrschergeschlecht des (Hoch)Mittelalters sind die
Verbindung gebracht. Als Beispiele nennt unter anderem Staufer bzw. Hohenstaufer (1137–1250). Der heute noch
Hilkert Weddige den Einbruch der Hunnen (275 n. Chr.), bekannteste König aus dem Geschlecht der Staufer ist
Kaiser Konstantin (325–337), das Ende des Friedrich I. Barbarossa. Unter der Herrschaft
weströmischen Reiches (476) und die Ausbreitung des Barbarossas und später auch seines Sohnes Heinrich VI.
Islam (8. Jhr.). Das Ende hingegen wird mit dem erreichen die Staufer zunächst den Höhepunkt ihrer
Untergang des oströmisch-byzantinischen Reichs (1453), Bedeutung. In dieser Zeit, das heißt ab der 2. Hälfte des
der Entdeckung Amerikas (1492), Luthers Thesen (1517) 12. Jhr., etabliert sich mit der höfischen Dichtung das
oder auch der Französischen Revolution in Verbindung erste Mal die volkssprachige Literatur adeliger Laien wie
gebracht (1798). Im Vergleich dazu lässt sich der Beginn Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach, Gottfried
der Geschichte der deutschen Literatur des Mittelalters von Straßburg und Walther von der Vogelweide als
vergleichsweise exakt mit dem Einsetzen von deren gleichberechtigt gegenüber der volkssprachigen und
schriftlicher Überlieferung bestimmen. Für die lateinischen Literatur der Kleriker. Diese Form der
Bestimmung des Endes des „literarischen Mittelalters“ Literatur steht nun nicht mehr im Dienste der Kirche,
muss hingegen eine „breite Übergangszone“ (Weddige, sondern stellt eine idealisierte höfische Gesellschaft in
den Vordergrund, ohne jedoch den christlichen Glauben 3
S. 12) zur Frühen Neuzeit angesetzt werden.
anzutasten.
b. Mittelhochdeutsch

Der Großteil Ihres ÄdL-Studiums wird sich auf den breiten Bereich der Bevor Sie jedoch in die Schreibung und Aussprache eingeführt
höfischen Literatur und damit auf die mittelhochdeutsche Sprache werden und die korrekte Aussprache üben, gibt die folgende Folien
beziehen. Entsprechend ist es zunächst unerlässlich, dass Sie lernen, einen Überblick darüber, was ‚Mittelhochdeutsch‘ eigentlich ist.
mit dieser vergangenen Form des Deutschen umzugehen, das heißt
konkret, sie zu übersetzen. Wichtig ist dabei, sich immer vor Augen zu
halten, dass Mittelhochdeutsch keine Fremdsprache ist, sondern eine
alte, uns fremd gewordene Form des heutigen Deutsch.
Einen ersten Schritt zum Verständnis des Mittelhochdeutschen – noch
bevor Sie beginnen zu übersetzen – sind Kenntnisse der
Besonderheiten der Schreibung und der richtigen Aussprache, in die
im Folgenden eingeführt werden soll. Unsere mittelhochdeutschen
Quellen bestehen, wie Sie oben in der kurzen Einführung zum
Mittelalter gelernt haben, aus handschriftlichen Quellen.
Entsprechend haben wir keine gesicherten Erkenntnisse über die
korrekte Aussprache des Mittelhochdeutschen. Jedoch gibt es mit
Blick auf die Sprachgeschichte gut begründbare
Aussprachekonventionen, die Sie erlernen und an die Sie sich
dringend halten müssen.

4
b. Mittelhochdeutsch
Das Wort ‚Mittelhochdeutsch‘ (Mhd.) setzt sich aus drei Teilen
zusammen:

1. Mittel- 2. hoch- 3. deutsch


‚Mittel‘ bezieht sich auf den (relativen) Zeitraum,
in dem Mittelhochdeutsch geschrieben und ‚hoch‘ bezieht sich auf den geographischen „(…) bezeichnet die Sprache des Gebietes, in
gesprochen wurde: Raum, in dem Mittelhochdeutsch gesprochen dem ‚Deutsch‘ als Muttersprache gilt und ist
Althochdeutsch ca. 750-1050 wurde. Die Benrather-Linie (hier rot) trennt zugleich ein sozialer Begriff, der die
Mittelhochdeutsch ca. 1050-1350 den niederdeutschen- vom hochdeutschen Zugehörigkeit zu einer Gruppe markiert, die
 Frühmittelhochdeutsch ca. 1050-1170 Sprachraum sich als ‚Volk‘, ‚Nation‘ u.ä. begreift.“
 Klassisches Mittelhochdeutsch ca. 1170-1250
Das klassische Mittelhochdeutsch bildete sich, (Klaus-Peter Wegera, Simone Schultz-Balluff, Nina
so die Annahme Karl Lachmanns, unter der Bartsch: Mittelhochdeutsch als fremde Sprache. Eine
Einführung für das Studium der germanistischen
Herrschaft der Staufer, in der höfischen Mediävistik, Berlin 2011, S. 24.)
Literatur als überregionale Dichter- und
Literatursprache heraus. Es gilt entsprechend
weithin als die Sprache Hartmanns von Aue,
Wolframs von Eschenbach, Gottfrieds von
Straßburg und Walthers von der Vogelweide.
 Spätmittelhochdeutsch ca. 1250-1350
Frühneuhochdeutsch ca. 1350-1650
Neuhochdeutsch ab ca. 1650

5
c. Schreibung

Auch wenn das Mhd. als überregionale Dichter- und Literatensprache gilt, Moderne Editionen zu mhd. Texten bedienen sich häufig einer
bedeutet dies nicht, dass es einheitlich wie unser heute gesprochenes und normalisierten Form des Mhd. Diese erleichtert modernen Lesern den
geschriebenes Neuhochdeutsch ist. Mhd. war keine Standardsprache in Zugang, indem Anpassungen in der Sprache und Orthographie
modernem Sinne, das heißt, es folgt keiner standardisierten Orthographie vorgenommen werden. Wichtig ist hierbei zu verstehen, dass es sich beim
und umfasst keinen einheitlichen Wortschatz. normalisierten Mhd. verschiedener Editionen um eine Kunstsprache
Besonders das Fehlen einer einheitlichen Orthographie kann am Anfang zu handelt, die so nicht in den entsprechenden mittelalterlichen oder
Schwierigkeiten beim Lesen und Übersetzen von mhd. Literatur und Dichtung frühneuzeitlichen Handschriften vorzufinden ist.
führen. Von daher gilt: Für (die meisten) Editionen gilt:
Lesen Sie genau und lassen Sie sich von Varianzen nicht verunsichern!  Wird ein Vokal langgesprochen, so wird dies durch einen Zirkumflex
Bspw. kann das Wort ‚Frau‘ im Mhd. als frouwe, vrouwe oder vrow gekennzeichnet
realisiert werden.  Grundsätzliche Kleinschreibung. Ausnahmen hiervon bilden Namen von
Figuren, Städten, Ländern und Burgen sowie Kapitelanfänge
Vor allem für Handschriften gilt:  Kürzel und Abkürzungen werden aufgelöst
 Grundsätzliche Kleinschreibung. Ausnahmen hiervon bilden Namen von  Moderne Interpunktion wird eingefügt
Figuren, Städten, Ländern und Burgen sowie Kapitelanfänge  Die Schreibung von <u, v> und <i, j> wird geregelt: <i> und <u> stehen
 Worttrennung und Zusammenschreibung sind nicht geregelt für den Vokal, <v> und <j> für den Konsonanten.
 Keine Unterscheidung zwischen langen und kurzen Vokalen  Langes s <ſ> wird gegen rundes <s> ersetzt
 Es werden Kürzel und Abkürzungen wie Nasalstriche usw. verwendet
 Die Verwendung von <u,f, v, w> und <i, j> als Vokal- oder
Konsonantenzeichen ist vom Kontext abhängig
 Interpunktionszeichen werden kaum oder gar nicht verwendet 6
c. Schreibung – Von der Handschrift zur normalisierten Edition

Ein Beispiel aus Pleiers Meleranz (einzige überlieferte Handschrift Transkription JG (ab der Initiale) Normalisierte Edition nach Karl Bartsch:
aus dem späten 15. Jahrhundert, also frühneuhochdeutsche
Sprache): Artus der edel küng rich Artûs der edel künic rîch
Hett drÿ ſchwesteren min̄ eklich het drî swester minneclîch,
Die ain die hÿeß Seife diu ein diu hiez Seifê,
Die anndrer hÿeß Anthonie diu ander hiez Anthonjê,
Die dritt hyeß Olimpia diu dritt Olimpîâ hiez.
Der rechtn̄ würdekaÿt genieß der rehten wirdekeit geniez
Lag an den drÿen frowen. lac an den drîen frouwen.
(v. 127–133) (Pleier, Meleranz hrsg. v. Karl Bartsch, v.
127–133)

Die Textbsp. zeigen Verschiedenes:


 Namen werden groß geschrieben.
 In der Hs. wird der Versbeginn groß geschrieben.
 Zirkumflexe als Längenzeichen über Vokalen, die der Text
der Handschrift nicht aufweist.
 Der frühneuhochdeutsche Text der Handschrift wurde in
Bartschs Edition in normalisiertes Mhd. überführt, um so –
Eine Einführung in die Editionsphilologie bietet unter anderem Thomas so der Gedanke hinter dieser Art des Edierens – möglichst
Bein: Editionsphilologie. In: Literatur- und Kulturtheorien in der
Germanistischen Mediävistik. Ein Handbuch. Hrsg. von Christiane
nah an den Text und die Sprache des Dichters
Ackermann u. Michael Egerding, Berlin/Boston 2015, S. 35-66. (als Pdf in heranzukommen.
Olat vorhanden)  Langes s wird zu rundem s in Edition
 Moderne Interpunktion in der Edition
 Ÿ wird zu ie aufgelöst

7
c. Schreibung – Von der Handschrift zur normalisierten Edition

Beispiel: ‚Falkenlied‘ von dem Kürenbergerg aus der


Manessischen Liederhandschrift (14. Jhr.), entnommen aus
Hilkert Weddige: Mittelhochdeutsch. Eine Einführung, Buchstabengetreue Abschrift der Handschrift bei Weddige, Normalisierte Fassung nach: Des Minnesangs Frühling. Unter
Benutzung der Ausgaben von Karl Lachmann und Moritz Haupt,
München 1999, 3. Aufl., S. 12. S. 12:
Friedrich Vogt und Carl von Kraus bearb. Von Hugo Moser und
Helmut Tervooren, 3 Bde., Bd. I: Texte, 38., erneut rev. Auflage
Stuttgart 1988.
„Ich zôch mir einen valken mêre danne ein jâr.
dô ich in gezamete, als ich in wolte hân,
und ich im sîn gevidere mit golde wol bewant,
er huop ich ûf vil hôhe und vlouc in anderiu lant.

Sît sach ich den valken schône vliegen,


er vuorte an sînem vuoze sîdîne riemen,
und was im sîn gevidere alrôt guldîn.
got sende zesamene, die gelieb wellen gerne sîn!“

Cpg 848, fol. 63va Die Textbsp. zeigen verschiedenes:


 Kleinschreibung außer zu Beginn der neuen Strophe
 Zirkumflex als Längenzeichen über Vokalen
 Moderne Interpunktion in der Edition
 Superskripte werden in Edition aufgelöst
 Langes s wird zu rundem s in Edition
 v, f und i,j werden in der Edition angepasst.

8
d. Aussprache
Arbeitsauftrag (Zusammenfassung):
Das normalisierte Textbeispiel des Pleier in der Edition Bartschs zeigt:
Mittelhochdeutsch sieht geschrieben befremdlich aus. Ähnlich verhält
1. Sehen Sie sich das Video von Silvan Wagner genau an. Machen Sie sich Notizen zur
es sich mit der Aussprache des Mhd., die sich von der Aussprache des
Aussprache des Mhd. auf Ihrem Informationsblatt.
Nhd. unterscheidet. Für das Verständnis der während des Semesters
2.1. Lesen Sie das ‚Zinnenlied‘ des Kürenbergers mithilfe Ihres Informationsblattes.
folgenden Einheiten zur Grammatik und besonders für Ihre
2.2. Markieren Sie (gerne direkt in der PPP) die Besonderheiten in der Aussprache, auf
Übersetzungskompetenzen ist es besonders wichtig, dass Sie lernen,
die Wagner aufmerksam gemacht hat.
wie Mhd. ausgesprochen wird.
2.3 Hören Sie sich die Audiodatei zur Aussprache an und vergleichen Sie die Aussprache
mit ihren Markierungen zur Aussprache.
Auch wenn diese alte Form des Deutschen ausgesprochen seltsam
3.1. Markieren Sie (gerne direkt in der PPP) die Besonderheiten in der Aussprache, auf
klingt, üben Sie bitte regelmäßig die ‚laute‘ Aussprache. Lesen sie
die Wagner aufmerksam gemacht hat, mithilfe Ihres Infoblattes im Minnelied ‚Dû bist
nicht ‚leise‘ im Kopf!
mîn, ich bin dîn‘
Auf den folgenden Folien finden Sie: 3.2. Lesen Sie das Lied laut und deutlich auf Mhd. vor. Nehmen Sie sich dabei zur
 Ein Informationsblatt mit Ausspracheregeln des Mhd. (s. auch Pdf in
Kontrolle nach Möglichkeit selbst auf. Hierzu können Sie mit einem Mikrofon oder
Olat)
 Einen Link zum YouTube-Video „Lehrvideo 1: Aussprache“ von Dr. Headset eine Audiospur in PowerPoint anlegen (Einfügen  Audio  Audio
Silvan Wagner der Universität Bayreuth
aufnehmen), sich auf dem Handy aufnehmen o.Ä.
 Den Text zum ‚Zinnenlied‘ des Kürenbergers zusammen mit einer
Audiodatei 3.3. Hören Sie sich ihre Audiodatei an und vergleichen Sie sie genau mit dem Text und
 Den Text zum Minnelied ‚Dû bist mîn, ich bin dîn‘ zusammen mit
Ihren Anmerkungen zur Aussprache. Hören Sie sich anschließend zur Kontrolle die zur
einer Audiodatei
 Weitere Lese-/Ausspracheübungen Verfügung gestellte Audiodatei zum Minnelied (Vers für Vers) an.
3.4 Wiederholen Sie das Lied noch einmal und verbessern Sie dabei mögliche Fehler des
ersten Versuchs.
9
d. Aussprache – Informationsblatt zur Aussprache des Mhd.(s. auch Pdf in Olat)
Graphem Aussprache Beispiel Notiz
â, ê, î, ô, û Der lange Vokal wird im Text durch ein ………...................... markiert.

a, e, i, o, u Ohne …………………………………… wird der Vokal kurz gesprochen

ä, ö, ü

ae, oe, iu Zwei ‚verschmolzene‘ Vokale, wie æ, œ, nennt man …………………


æ, œ

iu Wichtige Ausnahme. Dringend verinnerlichen!

ie, ei

ou, uo, üe

alle Konsonanten

s und z

k und c Achtung bei mhd. Schreibung:

v und f Achtung bei mhd. Schreibung:

pf und ph Achtung bei mhd. Schreibung:

ng und nk

10
d. Aussprache – YouTube „Lehrvideo 1: Aussprache“ von Dr. Silvan Wagner

Aufgaben:
 Sehen Sie sich das Video von Silvan Wagner genau an.
 Machen Sie sich Notizen zur Aussprache des Mhd. auf Ihrem Informationsblatt.

https://www.youtube.com/watch?v=BEtQONEvDPU

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d. Aussprache – Der Kürenberger ‚Zinnenlied‘

Aufgabe:
„Ich stuont mir nehtint spâte an einer zinne,
 Lesen Sie das ‚Zinnenlied‘ des Kürenbergers dô hôrte ich einen ritter vil wol singen
mithilfe Ihres Informationsblattes und
markieren Sie (gerne direkt in der PPP) die in kürenbergers wîse al ûz der menigîn.
Besonderheiten in der Aussprache, auf die
Wagner aufmerksam gemacht hat.
er muoz mir diu lant rûmen, alder ich geniete mich sîn“
 Hören Sie sich die Audiodatei zur Aussprache
des ‚Zinnenlieds‘ an und vergleichen Sie die Nu brinc mir her vil balde   mîn ros, mîn îsengewant,
Aussprache mit ihren Markierungen.
wan ich muoz einer frouwe   rûmen diu lant.
diu wil des betwingen,   daz ich ir holt sî.
si muoz der mîner minne   iemer darbenden sîn. 

Übersetzung JG:
„Ich stand spät in der Nacht an einer Zinne, da hörte ich, aus der Menge
heraus, einen Ritter sehr schön auf nach der Art und Weise des
Kürenbergers singen. Er muss das Land verlassen oder ich muss ihn für
mich haben.“

Nun bring mir ganz schnell mein Pferd und meine Rüstung her, denn ich
Cpg 848, fol. 63r muss wegen einer Frau das Land verlassen. Sie will erzwingen, dass ich

Die Lieder des Kürenbergers zählen zur Phase des frühen bzw. ihr zugetan bin.
donauländischen Minnesangs. Seine Schaffensphase wird im 12. Sie muss meine Liebe für immer entbehren.
Jahrhundert vermutet. Eines der wichtigsten & bekanntesten
Minnelieder ist das sog. ‚Falkenlied‘.
Bei dem hier vorliegenden ‚Zinnenlied‘ handelt es sich um einen sog.
Wechsel: Das Lied setzt mit dem Monolog einer Dame ein und wechselt
im Anschluss in die ebenso monologische ‚Antwort‘ des Mannes.
12
d. Aussprache – ‚Dû bist mîn, ich bin dîn‘

Aufgabe:

 Markieren Sie (gerne direkt in der PPP) die Dû bist mîn, ich bin dîn.
Besonderheiten in der Aussprache, auf die Wagner
aufmerksam gemacht hat, mithilfe ihres Infoblattes im
des solt dû gewis sîn.
Minnelied ‚Dû bist mîn, ich bin dîn‘
 Lesen Sie das Lied laut und deutlich auf Mhd. vor. Nehmen
Sie sich dabei zur Kontrolle nach Möglichkeit selbst auf. dû bist beslozzen
Hierzu können Sie mit einem Mikrofon oder Headset eine
Audiospur in PowerPoint anlegen (Einfügen  Audio  in mînem herzen,
Audio aufnehmen), sich auf dem Handy aufnehmen o.Ä.
 Hören Sie sich ihre Audiodatei an und vergleichen Sie sie verlorn ist das sluzzelîn:
genau mit dem Text und ihren Anmerkungen zur
Aussprache. Hören Sie sich anschließend zur Kontrolle die dû muost ouch immêr darinne sîn.
zur Verfügung gestellte Audiodatei zum Minnelied an.
 Wiederholen Sie das Lied noch einmal und verbessern Sie
dabei mögliche Fehler des ersten Versuchs.
Übersetzung nach Thomas Bein:
Du bist mein, ich bin dein.
Dessen sollst du gewiss sein.
Du bist eingeschlossen
in meinem Herzen,
verloren ist das Schlüsselchen:
Codex Latinus Monacencis 19411, fol. 44v Du musst auch für immer darin bleiben.

Die hier wiedergegebenen Verse bilden die Schlussverse (Text beginnt in 7.


Zeile der linken Spalte) eines lateinischen Liebesbriefes, der in der Tegernseer
Briefsammlung (Codex latinus Monacencis 19411) überliefert ist. Der Text fasst
den Inhalt eines vor ihm stehenden lateinische Musterbriefes zusammen.
Die Sammlung wurde im 12. Jahrhundert anonym verfasst.
13
d. Aussprache – Weitere Übungen zur Aussprache

„(…) Ein hemde wîz als ein swan


er sprach ze vrouwen Ênîten:
hiute ist der ahte tac Truoc diu gespil der sælden an;
„vrouwe, ich hœre rîten
nach den sunewenden: Daz was von sîden kleine.
Engegen uns ein michel her.
dâ sol daz jarzil enden.  An ietwederm beine
(…)“
(…)“ Zwêne schuohe von borten guot.
(Erec v. 6878-6880)
(Iwein v. 2940–2942 ) (Wigalois v. 10531–10535)

Mit zuht si kunden wider gên, der iuch mit triuwen minne
Swer an rehte güete
Zuo den êrsten vieren stên. An den sult ir iuch lâzen
Wendet sîn gemüete,
An diesen aht frouwen was Und bœses schmipfes mâzen
Dem volget sælde und êre
Röcke grüener denn ein gras, (Wigalois v. 11537–11539)
(Iwein v. 1–3)
(…)

(Parzival v. 234, 1–4) Die hier vorliegenden Verse stammen alle aus
verschiedenen frühen wie späten Artusromanen. Im
Zentrum der Artusromane stehen König Artus und die
Artusritter, die im Verlauf der Erzählungen verschiedene
Bewährungsproben bestehen müssen.

14
Literatur/Lehrvideo
 Hartmann von Aue, Iwein, hrsg. u. übers. v. Thomas Cramer, Berlin/New York 2001, 4. Aufl.
 Wirnt von Grafenberg, Wigalois, hrsg. u. übers. v. Sabine u. Ulrich Seelbach, Berlin/Boston 2014, 2. Aufl.
 Hartmann von Aue, Erec, hrsg. u. übers. v. Volker Mertens, Stuttgart 2008.
 Der Pleier, Meleranz, hrsg. v. Karl Bartsch, Stuttgart 1861.
 Melerantz von Frankreich. Der Meleranz des Pleier, hrsg. v. Markus Steffen, Berlin 2011.

 Gert Hübner: Ältere deutsche Literatur. Eine Einführung, Tübingen 2015.


 Hilkert Weddige: Einführung in die germanistische Mediävistik, München 2017, 9. Aufl.
 Klaus-Peter Wegera, Simone Schultz-Balluff, Nina Bartsch: Mittelhochdeutsch als fremde Sprache. Eine Einführung für das Studium der
germanistischen Mediävistik, Berlin 2011.

 Silvan Wagner: Lehrvideo 1: Aussprache: https://www.youtube.com/watch?v=BEtQONEvDPU, letzter Zugriff 15.04.

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