Vorlesung 3. Mittelhochdeutsch (1050 - 1350)

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Mittelhochdeutsch ( 1050 -1350 )

• Plan
1. Die zeitlichen Grenzen der mhd. Periode
2. Die Expansion nach Osten und die Eroberung
slawischer und baltischer Gebiete
3. Gesellschaftliche Verhältnisse in der mhd.
Periode.
4. Die Literatur des Mittelhochdeutschen.
5. Die Mittelhochdeutschen Dialekte.
6. Die Existenzformen der Sprache in der mhd.
Zeit.
• 1. Die Mittelhochdeutsche Periode
umfasst den Zeitraum von 1050 bis um
1350.
Die zeitlichen Grenzen der
mittelhochdeutschen Periode
• Kriterien der Periodenabgrenzung.
• Den Beginn einer neuen Sprachperiode
kennzeichnen
• 1) beträchtliche Wandlungen im
Sprachkörper, die die vorausgehenden
Jahrhunderte vorbereitet haben, und
• 2) Wandlungen im Geltungsbereich und in
den Existenzformen der deutschen
Sprache.
Neuerungen im Sprachkörper.
• Die wichtigsten Neuerungen im Sprachkörper
betreffen das phonologische System und den
grammatischen Bau der deutschen Sprache.
• Das hervorstechende lautliche Kennzeichen des
Mittelhochdeutschen ist die Abschwächung langer und
kurzer Vokalphoneme in unbetonten Silben zu |ǝ).
Außerdem weist das Mittelhochdeutsche mehrere
neue Phoneme auf. Die Abschwächung der Vokale in
unbetonten Silben und die Entwicklung neuer
Phoneme gaben dem Lautbild mittelhochdeutscher
Wörter und Wortformen ein ganz neues Gepräge. Vgl.
ahd. taga 'Tage', gesti ‘Gäste’, dionon ‘dienen’. skoni
‘schön’, kuoni *kühn’ - mhd. tage, geste, dienen,
schiene, kiiene.
• Auch der mittelhochdeutsche Formenbau weist viele Neuerungen
auf Das Mittelhochdeutsche streift viele altgermanische
Charakterzüge ab und nimmt die wesentlichen Kennzeichen des
Formenbaues der deutschen Gegenwartssprache vorweg. Überall
sind Reste alter stammbildender Suffixe sowie anderer
altüberkommener formaler Morpheme im Stamm des Wortes getilgt.
Die Flexion aller flektierbaren Wortarten vereinfacht sich infolge der
Abschwächung der unbetonten Endsilbenvokale und wird im
wesentlichen aut den gegenwärtigen Stand reduziert Vgl. ahd.
tagum ‘Tagen’, gestim ‘Gästen' - mhd. tagen, gesten; ahd.
nemames ‘(wir) nehmen’ - mhd. nemen, ahd. wari ‘(ich. er) ware’ -
wäre. a. m. Das Verb verfügt gleich beim Beginn der
mittelhochdeutschen Zeitperiode analytische Formen.). Es
entwickelt sich der regelmäßige Gebraten des Artikels. dem bereits
in. dieser Sprachperiode ebenso wie in der deutschen
Gegenwartssprache eine Bedeutende strukturelle Royale
zukommt:.
• Die Anzeichen dieser Umwälzungen im Spruchkörper
machen sich schon in der althochdeutschen Zeit, seit
dem Ende des 10. Jh. o.id besonders stark im 11. Jh.
bemerkbar, so dass das gesamte 11. Jh.
einigermaßen als Übergangszeit betrachtet werden
kann. So wie Abschwächung der Vokalphoneme in
unbetonter Stellung. die zum wichtigsten
phonologischen Merkmal des Mittelhochdeutschen
wird, schon seit Ende des 10. Jh. auf. Hand in Hand
mit ihr geht die Vereinfachung der Wortstruktur und
der Flexion. Auch die Entwicklung der analytischen
Formen des Verbs und des Artikels intensivieren sich
bereits seit dem Ende des 10. Jh.>. vgl. o.>.
Wandlungen im Geltungsbereich und in
den Existenzformen der deutschen
Sprache.
• Im Mittelhochdeutschen bestehen mündliche
Mundarten, regionale Schreibsprachen
(geschriebene Mundarten)
• Entscheidende Bedeutung für die zeitliche
Abgrenzung des Mittelhochdeutschen haben
die Wandlungen in den Existenzformen der
deutschen Sprache. Es geht in dieser Zeit
eine ununterbrochene Erweiterung des
Geltungsbereiches der deutschen Sprache
als Schriftsprache und die Vermehrung ihrer
funktionalen Gattungen vor sich.
• Obwohl die Territorialdialekte die beherrschende
Existenzform der deutschen Sprache bleiben.
machen sich die Integrationsprozesse bemerkbar,
d. h. die Prozesse der sprachlichen
Vereinheitlichung, der gegenseitigen
Beeinflussung und Annäherung der Großdialekte;
neben den Territorialdialekten als alleinige
Sprachform des Althochdeutschen entwickelt sich
um 1250 zum ersten Mal eine übermundartliche
Literatursprache, die die primären Merkmale der
Territorialdialekte abstreift und sich somit über die
engen Rahmen der Territorialdialekte bin wegsetzt
і das sog. klassische Mittelhochdeutsch
Stände im Mittelalter
• Die Gesellschaft des Mittelalters wurde in 4 Stände
unterteilt. Jeder Mensch gehörte demnach einem der
Stände an:
• 1. Stand
• Adel
• 2. Stand
• Klerus
• 3. Stand
• Bauern und Bürger
• 4. Stand
• Hörige, Bettler, Dirnen, Knechte, Mägde, Tagelöhner
feudale Pyramide
• Sie fällt mit der Epoche des
vollentwickelten Feudalismus in
Deutschland zusammen.
• Es entwickelt sich in dieser Zeit eine neue
weltliche ritterliche Kultur, die ihren
Ausdruck auch in der reichen Entfaltung
der ritterlichen Dichtung findet.
Ritterliche Werte
Während des Hochmittelalters (1170 bis 1250) beinhaltete
der Begriff vor allem in der Literatur das Ideal eines
nichtkodifizierten Ethos des Rittertums, das folgende
Wertvorstellungen umfasste:
1.diemüete: Demut (S) смиренність, покірність
2.êre [eːrə]: ritterliches Ansehen, Würde (P) лицарська
репутація, гідність
3.güete: Freundlichkeit (S) доброзичливість
4.hôher muot [ˈhohər ˈmu.ɔt]: seelische Hochstimmung (P)
емоційний підйом
5.höveschkeit: Höfischkeit, Höflichkeit (S) ввічливість
6.manheit: Tapferkeit (S) доблесть
7. mâze [ˈmaːsə]: maßvolles Leben, Zurückhaltung (P)
помірне життя, стриманість
8. milte: Freigiebigkeit, Großzügigkeit (S) щедрість
9. minne: Dienstbare, hingebungsvolle Liebe (P)
покірна, віддана любов
10. staete: Beständigkeit, Festigkeit (P) опір, сила
11. triuwe [ˈtryvə]: Treue (S) вірність
12. werdekeit: Würde (P) гідність
13. zuht [ˈtsʊxt]: Erziehung nach festen Regeln, Anstand,
Wohlerzogenheit (P) Виховання відповідно до
встановлених правил, порядність, вихованість
• Die ritterlichen Tugenden bestanden aus
persönlichen (P) wie sozialen (S) Normen,
die zum einen das Ansehen des
Rittertums und damit des Adels überhaupt
erhalten und begründen (êre, zuht), aber
auch die Ordnung der sozialen
Beziehungen der Menschen festigen und
garantieren sollten. Sie dienten damit auch
der Legitimation des Adels als des
vornehmsten Standes.
• Diese Epoche ist durch einen
bedeutenden wirtschaftlichen und
kulturellen Aufschwung, durch die
Entwicklung von Geldwirtschaft, Handel
und Gewerbe, durch das Wachstum der
Städte gekennzeichnet.
• Es ist die Blütezeit des deutschen
Rittertums, die Epoche der italienischen
Feldzüge der deutschen Kaiser, die
Epoche der Kreuzzüge nach Palästina,
und die Epoche der deutschen Expansion
nach Osten.
mhd. Literatur
• Die Hauptgattungen der mhd. Literatur
sind: der Heldenepos, der Ritterroman,
der Minnesang ( ritterliche Lyrik ) und
der Spielmansepos.
Die Heldenepen
Die Heldenepen stammen aus dem
bairisch-österreichischen Sprachraum. Sie
knüpfen an die altgermanischen
mythischen und historischen Sagen an.
Ihre Verfasser sind unbekannt. Das sind:
1) das " Nibelungenlied ", eines der
hervorragendsten mittelalterlichen
deutschen Epen, das die altgermanische
mythische Sage von Siegfried und die
historische Sage vom Untergang des
Burgundenreiches vereinigt,
" Gudrun " ( nach der Hauptheldin benannt),
ein Epos aus dem Kreis der
Wikingersagen
die Epen über Dietrich von Bern ( dem
ostgotischen König Theodorich ) aus
dem gotischen Sagenkreis.
Die deutschen Ritterromane
• Die deutschen Ritterromane sind
Nachdichtungen französischer
Ritterromane. Besonders bekannt sind
darunter:
a) " Erek ", und " Iwein " und die Verslegende
"Der arme Heinrich " des schwäbischen
Ritters Hartmann von Aue ( um 1165-1210),
b) b) der Roman " Tristan und Isolde " ) des
Verfassers Gottfried von Straßburg
(gestorben. um 1210 );
c) c) der Versroman "Parzival " des Ritters
Wolfram von Eschenbach aus Nordbayern
( um 1170-1220 ).
Die ritterliche Lyrik
• Die ritterliche Lyrik ist auch im Süden
reich vertreten.
Außer den Liebesliedern
Hartmanns von Aue und
Wolframs von Eschenbach
sind noch die Werke
Rheinmarders Alten und
Rheinmars von Hagenau zu nennen.
• Der größte Lyriker jener Zeit war Walter
von der Vogelweide ( um 1160-1227 ). In
seinen lyrischen Gedichten verherrlicht er
die Schönheit der Natur, die Liebe. ( daher
der Minnesänger, die Liebe - die Minne ).
Namenloses Lied
• Dû bist mîn, ich bin dîn.
• des solt dû gewis sîn.
• dû bist beslozzen
• in mînem herzen,
• verlorn ist das sluzzelîn:
• dû muost ouch immêr darinne sîn.
• Die Spielmannsepen " König Rother "
und "Herzog Ernst "setzen die
Traditionen der alten epischen
Volksdichtung fort. Sie wurden von
fahrenden Spielleuten vorgetragen.
• Die ritterliche Dichtung, die im XII-XIII Jh.
aufblühte, starb bis zum XIV Jh. fast
gänzlich aus.
Die bürgerliche Literatur
• Bürgerliche Literatur verkündet
die wachsende Aktivität des
werdenden Bürgertums. Die
bürgerliche Literatur des XIII
Jh. ist durch folgende
Gattungen vertreten :
• a) Schwänke., d.h. komische
Kurzgeschichten, z.B. " Pfaffe
Amis " des fahrenden Dichters
Stricker - eine Sammlung von
Schwänken über den lustigen
Pfaffen Amis;
• b) didaktische
Dichtung -
gereimte Sprüche mit
belehrendem Inhalt, z.B. das
Lehrgedicht des fahrenden
Dichters Freidank
"Bescheidenheit ";
• c) Versnovellen, z.B. die
Verserzählung "Meier
Helmbrecht "des
österreichischen Dichters
Werners der Gärtner (um
1275)
• gegen 12. Jh. ist Beginn einer
neuen Etappe der feudalen
deutschen Ostexpansion, die
mit einer starken bäuerlichen
und feudal-bürgerlichen
Siedlungsbewegung verbunden
ist
• Die westslawischen Gebiete zwischen
Oder, Havel, Spree, Elbe, Saale und dem
Erzgebirge wurden erobert und kolonisiert,
d.h. in diesen Gebieten wurden Marken
und Herzogtümer gegründet,
Deutsche Ostexpansion
(Ostsiedlung)
• die Mark Lausitz,
• die Mark Meißen (späteres
Obersachsen) - noch im X Jh., im XII
Jh.
• die Markgrafschaft Brandenburg
(1150)
• das Herzogtum Mecklenburg (1170)
• das Herzogtum Pommern ( 1180 ).
• Auf slawischem Boden
entstanden reiche Klöster,
Grundbesitze geistlicher und
weltlicher Feudalherren.
• Aus Sachsen, Hessen, aus
den Niederlanden und aus
Burgundern strömten deutsche
Ansiedler herbei, angelockt
vom fruchtbaren Boden und
von Privilegien.
• Das hatte seine Folgen in der
Entstehung von Kolonialdialekten in
den besetzten und kolonisierten
östlichen Gebieten. Hier entwickelten
sich neue Dialekte der deutschen
Sprache, die sich von den altererbten
Dialekten unterscheiden.
• Die Eigenart der neuen Dialekte
ist dadurch bedingt, dass die
Ansiedler aus verschiedenen
Gegenden des Landes kamen,
das führte zur Integration der
Dialekte ( d.h. Mischung und
Verschmelzung der Dialekte ).
• Auf dem neugewonnenen
Territorium entwickelten sich
neue Dialekte:
Ostniederdeutsch und
Ostmitteldeutsch.
mhd. Territorialdialekte
mhd. Territorialdialekte
• I. Niederdeutsche Dialekte:
• 1. Niederfränkisch
• 2. Niedersächsisch
• 3. Ostniederdeutsch ( Mecklenburgisch,
Brandenburgisch ( Märkisch ),
Pommersch, Preußisch )
• II. Mitteldeutsche Dialekte :
• 1. Rheinfränkisch
• 2. Mittelfränkisch : Moselfränkisch,
Ripuarisch
• 3. Hessisch
• 4. Ostmitteldeutsch : Meißnisch oder
Obersächsisch, Thüringisch, Schlesisch.
• III. Oberdeutsche Dialekte :
• 1. Schwäbisch - Alemannisch
• 2. Bairisch - Österreichisch
• 3. Südfränkisch
• 4. Ostfränkisch
Für die Entwicklung der mhd. Dialekte
sind zwei Tendenzen charakteristisch :
• 1. die
Tendenz zur Integration (
besonders im östlichen
Sprachraum ),
• 2. die Tendenz zur
Differenzierung (besonders im
westlichen Sprachraum ). Die
Differenzierung führte zur
Vertiefung zwischen den
Dialekten.
• Beide Tendenzen sind aufs engste mit den
Besonderheiten der gesellschaftlichen
Entwicklung des hoch - und
spätmittelalterlichen Deutschland
verbunden.
• Obwohl in Deutschland in dieser Zeit eine
rasche Entwicklung der Produktivkräfte
vor sich ging, zahlreiche Städte
entstanden, Handel und Gewerbe
aufblühten, blieb Deutschland doch
wirtschaftlich und politisch zersplittert
( über 300 Herzogtümer, Grafschaften
u.a.m.) und uneinig.
Die Existenzformen der Sprache
in der mhd. Zeit.
• Als eine vorherrschende Existenzform
der deutschen Sprache blieben auch in
der mhd. Zeit die Territorialdialekte.
• Das Kennzeichen der
mittelhochdeutschen Sprachperiode ist
aber, dass sich neben den
Territorialdialekten neue Existenzformen
der deutschen Sprache zu entwickeln
beginnen. Einen bedeutenden Anstoß
dazu gibt das Aufblühen der weltlichen
Dichtung und die Entwicklung
verschiedener Gattungen der Prosa.
• Die Dichter der mhd. Zeit sind bestrebt,
die auffälligsten Dialektismen, die komisch
wirken, zu vermeiden, aber ihre Sprache
weist noch einen großen Einfluss der
heimatlichen Mundart des Verfassers auf.
• Um die Mitte dieser Sprachperiode kommt
auch ein erster Ansatz zu einer
gemeindeutschen Literatursprache auf.
Es ist das so genannte klassische
Mitteldeutsche, das sich Ende des XII Jh.
in Verbindung mit der höfischen Literatur
Süd -und Mitteldeutschlands herausbildet
und bis ins XIV Jh. hinein fortlebt.
Danke für
Ihre Aufmerksamkeit

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