Affektive Störungen

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Affektive Störungen

ZHDK - 26./27.11.2022
Dipl. Psych. Stefan Schmalbach
Inhalte

 Beschreibung, Definition, Epidemiologie

 Symptomatik

 Störungstheorien/ -modelle

 Vertiefung: Subtypen

 Haltung/Behandlung/Gesprächstechniken

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen
Typische Beschwerden - Depression

 Traurigkeit

 Niedergeschlagenheit

 Verstimmung

 Energielosigkeit

 Antriebsminderung

 Selbstzweifel

 Wertlosigkeit

 Hoffnungslosigkeit

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Typische Beschwerden – Depression
Forts.

 Sinnlosigkeit

 Ängstlichkeit und Unruhe

 Appetitstörungen

 Gewichtsverlust

 Libidoverlust

 Schlafstörungen

 Konzentrationsstörungen

 Suizidideen

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Depression
Hautzinger, 1998

Dauer
„…viele der genannten Gefühlszustände und Intensität
Beschwerden kennen jedoch alle Menschen.
Wann und wodurch die Grenze zwischen
diesen normalen Reaktionen und den als
klinisch auffällig betrachteten Symptomen
überschritten wird, gehört unverändert zu
denn ungelösten Fragen …“

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Klassifikation der Subtypen affektiver Erkrankungen
ICD-10 Schlüssel (Gruppe: F3)
Manische Episode F30
Bipolare Störung F31
hypoman. Episode
manische Episode
mit psychotischen Symptomen
ohne psychotische Symptome

Depressive Episode F32


ohne somatische Symptome
mit somatischen Symptomen
mit psychotischen Symptomen
ohne psychotische Symptome

Rezivierende depr. Störung F33


Anhaltende affektive Störung F34
Anpassungsstörung F43.2 !
Postpartum Depression F53.0 !

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Definition gestörter affektiver Episoden
Manische Episode Depressive Episode
Abnorme, anhaltend gehobene, expansive oder Mindestens 5 der folgenden Symptome,
reizbare Stimmung von mindestens 1 Woche gleichzeitig während eines Zeitraumes von
Dauer (oder Hospitalisierung) sowie 3 der mind. 2 Wochen (depressive Stimmung oder
folgenden Symptome gleichzeitig: Interesseverlust muss darunter sein):

Gesteigertes Selbstwertgefühl Depressive Verstimmung

Grössenideen Deutlich vermindertes Interesse oder


Freude
Vermindertes Schlafbedürfnis Gewichtszunahme/- verlust

Redseliger als gewöhnlich Schlaflosigkeit

Drang, weiterzureden Unruhe, Hemmung, Verlangsamung

Ideenflucht, Gedankenjagen Müdigkeit, Energieverlust

Leichte Ablenkbarkeit Wertlosigkeit, Schuld

Aktivitätssteigerung, Unruhe, Konzentrationsprobleme; Todeswunsch,


Verhaltensexzesse, die unangenehme Suizidideen
Folgen haben (Geld, Sex, Investitionen
etc.)

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Wichtige Aspekte

Psychotische Symptome

Schweregrad
Chronische affektive
Störungen

"Endogene" Depression Depression


Ergänzende
Unterteilungen

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Statistisches

Punktprävalenz 6-Mon-Prävalenz Lebenszeitrisiko

Major Depression 1.5 – 4.9% 2.6 – 9.8% 4.4 – 18.0%

Dystymie 1.2 – 3.9% 2.3 – 4.6% 3.1 – 3.9%

Bipolare Störung 0.1 – 2.3% 1.0 – 1.7% 0.6 – 3.3%

Inzidenzschätzung für Major Depression:


1-2 pro 100 Personen

Lebenszeitrisiko MD: 12% (m); 26% (w)

Ersterkrankungsgipfel: 18.- 25- LJ

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Frau V.

Für eine Patientin, die nach einem Suizidversuch im Rahmen einer Depression
untersucht wurde, ergab sich, dass die depressive Verstimmung, die
Antriebslosigkeit, die vegetativen Beschwerden und die Perspektivlosigkeit auf
dem Hintergrund dysfunktionaler Kognitionen, der Verarmung des sozialen
Umfelds und der Entwurzelung aus dem kulturellen Umfeld verstehbar wurde und
sich beispielhaft auf der horizontalen bzw. vertikalen Ebene darstellen liess.

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Auslöser Organismus Problemverhalten Konsequenzen
S extern: Vegetative Labilität durch R kogn.: "Ich weiss nicht, wie ich C- (kurz): isst nicht und
z.B. sieht ein Paar mangelnden Schlaf und ohne ihn leben soll". "Ich kann schläft nicht
mangelhafte Ernährung niemandem mehr trauen". "Ich kann C- (kurz): Verstärkerverlust
nicht weiterleben" etc. durch soziale Isolation und
Mangel an Aktivitäten

S intern: R phys.: Herzklopfen, Zittern C+ (kurz): Zuwendung


Gedanke: "Wie schön wäre es, mit durch besorgte Ärzte/Pflege-
G…" personal

R emot.: Angst, Verzweiflung, C-/ (kurz): Ablenkung


Traurigkeit Aufmerksamkeit weg von
Trennung zu körperlichem
Zustand

R mot.: raucht eine Zigarette nach C- (lang): Der Verlust wird


der anderen nicht verarbeitet

Horizontale C- (lang): Der Verlust wird


nicht verarbeitet
Verhaltensanalyse
(Verhalten in
Situationen)
C- (lang): Vermeidung
Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen
Ich bin nur lebensfähig in einer harmonischen Familie/einer (symbiotischen) Liebesbeziehung

Ich selbst bin nicht wichtig. Meinen Zurückweisung von anderen bedeutet mein
Wert/Existenzberechtigung bekomme persönliches Versagen (ich habe nicht gut
ich, wenn ich anderen diene genug gedient)

Sei eine gute Repräsentantin Deiner


Familie/Deines Landes Versagen/Schande ist unerträglich

Sei hart mit Dir selbst: löse den Konflikt


Zeige nach aussen keine Schwächen
oder bring Dich um

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen Vertikale Problemanalyse (Plananalyse)


Frau V. - Bedingungshypothesen
 Verstärkerverlust

 Negative automatische Gedanken

 Dysfunktionale Überzeugungen

 Problematisch immer dann, wenn es um enge, intime


Sozialbeziehungen geht

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Frau V. - Therapieziele
 Entlastung und Bewältigung der akuten depressiven
Symptomatik
 Bessere Tagesstrukturierung

 Aufbau positiv verstärkender Aktivitäten

 Bearbeitung der Schuld- und Schandekognitionen

 Erlernen eines positiveren Umgangs mit sich selbst

 Erkennen von Stärken

 Zulassenkönnen von Schwächen und Fehlern

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Frau V. – Therapieziele Forts.
 Stärkung der Selbständigkeit und Unabhängigkeit

 Aufbau von Sozialkontakten

 Gestaltung des Alltags unter den Bedingungen des


Alleinlebens
 Bewältigung der Fragen von Vorgesetzten und Kollegen

 Berarbeitung der interpersonellen Abhängigkeit in engen


Beziehungen
 Erarbeitung alternativer Denk- und Handlungsweisen

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Depression
Störungstheorien und Erklärungsmodelle

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Erklärungsmodelle

Lebensereignisse
Soziale
Einflussfaktoren

Gestörte
Neurotransmission Persönlichkeitsaspekte

Wieso depressiv?
Mangel an
Genetische positiver
Faktoren Verstärkung

Dysfunktionale
Nichtkontrolle und
kognitive
Hilflosigkeit
Schemata

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Lebensereignisse und soziale
Einflussfaktoren
 Im Monat vor Krankheitsausbruch war bei Depressiven, im
Vergleich zu einer Kontrollgruppe, eine um das dreifach
erhöhte Rate negativer Lebensereignisse und
Alltagsbelastungen nachzuweisen.
 Während eines halben Jahres nach einem stressreichen
Ereignis ist das Depressionsrisiko sechsfach erhöht.

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Lebensereignisse und soziale Einflussfaktoren II

Vulnerabilitätsfaktoren
Verlust der Mutte
r in eigener
Kindheit

Mehrere kleine K
inder im
Haushalt

Mangel an einer
in
stützenden Sozial timen,
beziehung
plus:
weiblich Ressourcen- und
Fertigkeitendefizite
keine Berufstätigkeit
geringes Selbstwertgefühl

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Persönlichkeitsaspekte

Inter Aut
pers ono
onel mie,
le Leis
Dep tung
ende sstre
nz ben

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Mangel an positiver Verstärkung und negative
Interaktionen
Potentiell
verstärkende
Depression
Ereignisse
(Menge,
verbale,
Intensität)
nonverbale
Verhaltensäusseru
(Art, Funktion)
ng
Niedrige Rate an
Erreichbarkeit von somatische,
positiver
Verstärkung emotionale,
Verstärkung
kognitive,
Trennung, Armut, motivationale
Isolation Symptome

interaktionelle
Instrumentelles
Auffälligkeiten
Verhalten der Person

Soziale, berufliche
Fertigkeiten

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Nichtkontrolle und Hilflosigkeit

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Dysfunktionale Dysfunktionale Grundannahmen
kognitive Rigide Schemata
Schemata
Negative kognitive Stile

Ereignisse Automatische
Gedanken
Externe und interne Depression
Auslöser Absolutistisch
Verallgemeinern
d
Verzerrt
Unlogisch
unangemessen

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Genetische Faktoren
 Längsschnittstudien (Zwillingspaare):

 Einfluss genetischer Faktoren: 41%

 Einfluss persönlicher Umweltbedingungen: 46%

 Lebenszeitrisiko für Angehörige ersten Grades:

Eltern: 34%

Geschwister: 35-39%

Leibliche Kinder: über 50%

 Allgemeinbevölkerung: ca. 14%

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Gemeinsamkeiten wirksamer Psychotherapien
bei Depression

Aktive Therapeuten

Kooperative, direktive Therapeuten

Gestuftes Vorgehen

Verständliches Therapiemodell

Transparenz der Intervention und


Vorbereitung auf Krisen

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Aktive Therapeuten

…formulieren klare Fragen, erarbeiten


realistische Ziele und machen konkrete
Vorschläge zu Veränderungen bzw. Übungen
in der Sitzung und zwischen den
Therapiekontakten

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Kooperative, direktive
Therapeuten

…verwirklichen ein kooperatives


Arbeitsbündnis, fokussieren auf zentrale
Probleme, strukturieren und stellen
Anforderungen

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Gestuftes Vorgehen

…Anforderungen und Übungsschritte sind


gestuft und patientenangemessen, damit
Misserfolge vermieden und Erfolge
ermöglicht werden. Ansatzpunkt sind die
Stärken der Patienten, die Bewältigung und
Lösung von Alltagsproblemen

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Verständliches Therapiemodell

…Therapeuten führen, ausgehend von den


Erfahrungen der Patienten verständliche
Erklärungen und Begründungen, neue
Sichtweisen, veränderungshilfreiche
Reformulierungen und Herangehensweisen
ein

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Transparenz der
Interventionen und
Vorbereitung auf Krisen

…Die Ziele, Veränderungsschritte, das


Vorgehen werden verständlich erklärt und
durchsichtig gemacht. Auf Rückschläge,
Krisen und die Zeit nach der Therapie wird
vorbereitet.

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Elemente einer wirkungsvollen
Depressionsstherapie

Begründung der Erkrankung voranstellen

Plan, Struktur für Behandlung formulieren

Konkrete Zielsetzungen

Fertigkeiten-orientiert

Gestuftes VOrgehen

Anwendung von Besprochenem ausserhalb des


Therapiesettings

Aktive, "direktive" Therapeuten

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen


Prognostisch ungünstige Bedingungen für eine
Psychotherapie
1. Langjährige Depression mit zahlreichen Rezidiven

2. Zahlreiche frühere Behandlungsversuche

3. Starke Orientierung und Favorisierung psychiatrischer Therapie

4. Fehlende/ausbleibende Kooperationsbereitschaft

5. Massive Defizite im Verhaltensrepertoire/kognitive Ressourcen

6. Sehr schwere Depressionen

7. Keine bzw. nur minimale Veränderungen in den ersten 3


Wochen bzw. nach 8 Sitzungen

Basismodul Psychopathologie: Affektive Störungen

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