Der Job-Kompass Karrierestart 2024 von LinkedIn: So stehen die Jobchancen für Berufseinsteiger:innen in Deutschland

Der Job-Kompass Karrierestart 2024 von LinkedIn: So stehen die Jobchancen für Berufseinsteiger:innen in Deutschland

Liebe Leser:innen,

ich bin Lisa Srikiow und ich kümmere mich für LinkedIn News DACH um die Themen Arbeit und Karriere. Sich auf dem Arbeitsmarkt und im Joballtag zurechtzufinden, ist aufregend – zuweilen aber auch überwältigend. Ich freue mich daher besonders, heute wieder den Job-Kompass Karrierestart 2024 veröffentlichen zu können, mit dem wir Absolvent:innen und Berufsanfänger:innen in den Fokus nehmen. Der Report bietet einen Überblick darüber, in welchen Jobs junge Beschäftigte nach ihrem Abschluss besonders oft eingestellt werden, welche Bereiche und Branchen stark wachsen und teilen außerdem wertvolle Einschätzungen von Expert:innen und Mitgliedern.

Viel Freude beim Lesen!


Pauline Fuchs war mit ihrem Studium noch gar nicht fertig, da hatte sie ihren ersten Job in der Tasche. Sie war bereits als Werkstudentin in ihrer Agentur beschäftigt, als eine Stelle im Bereich Projektmanagement frei wurde. Für sie war klar, dass sie sich für diese Position bewerben wollte. "Werkstudenten-Jobs sind super, um erste Erfahrungen zu sammeln, aber mit nur 20 Stunden pro Woche stößt man schnell an Grenzen – damit meine ich nicht nur die Zeit, sondern mehr den Verantwortungsbereich. In einer Vollzeitstelle habe ich die Chance, meine Fähigkeiten nicht nur einzubringen, sondern sie wirklich auf die Probe zu stellen", berichtet Pauline über ihren Start ins Berufsleben.

Viele junge Menschen, die nun vor dem Berufsstart stehen wie Pauline vergangenes Jahr, haben bereits viel gemeistert: Sie haben ihre Ausbildung oder ihr Bachelor- bzw. Master-Studium erfolgreich abgeschlossen, sich viel Fachwissen angeeignet und vermutlich auch erste Praxiserfahrungen gesammelt. Das Team des LinkedIn's Economic Graph und die Redaktion von LinkedIn haben ausgewertet, welche Jobs, Bereiche und Branchen derzeit besonders vielversprechend sind, um diesen Berufsanfänger:innen Orientierung zu bieten. So geben die erste bzw. zweite Stelle in den Job-Profilen junger Absolvent:innen sowie die Ausschreibungen der Unternehmen viel Aufschluss darüber, wie sich der Jobmarkt aktuell entwickelt und welche Karriere-Möglichkeiten sich jungen Menschen bieten (mehr dazu findet Ihr auch in unserer Methodik weiter unten). Im Job-Kompass Karrierestart 2024 steht, wo besonders stark eingestellt wird, welche Stellen schnell wachsen und wie flexibel der Arbeitsmarkt ist. Außerdem haben wir passende LinkedIn Learning-Kurse ausgewählt, die unseren Mitgliedern bis zum 30. Juni 2024 kostenlos zur Verfügung stehen.


Der Blick auf die konjunkturelle Lage in Deutschland kann junge Jobsuchende verunsichern. Laut einer Studie des Instituts für deutsche Wirtschaft (IW) aus dem April soll die Arbeitslosigkeit 2024 auf den höchsten Stand seit 2015 steigen. Doch beim IW heißt es auch: Der erwartete Höchststand für dieses Jahr ist immer noch weit entfernt von den hohen Arbeitslosenzahlen aus dem Jahr 2005, als knapp 4,9 Millionen Menschen keinen Job hatten. Die auf LinkedIn-Daten basierende Einstellungsrate ist im Vergleich zum Vorjahr tatsächlich rückläufig, der negative Trend war bereits im Jahr 2023 zu beobachten. Aber die Daten zeigen auch hier: Die Entwicklung ist beispielsweise unter Bachelor-Absolvent:innen weniger dramatisch. So ist die Einstellungsrate in dieser Kohorte um drei Prozentpunkte höher als die allgemeine Einstellungsrate. Die Berufsstarter:innen scheinen der schwächelnden Konjunktur also etwas entgegensetzen zu können. 

Ähnliche Töne schlägt Arbeitsmarktexperte Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung an. "Wir haben einen Wirtschaftsabschwung, aber trotzdem steht der Arbeitsmarkt gut da. Er bietet Jobsuchenden deutlich bessere Chancen, als das früher der Fall gewesen ist", sagt Weber im Gespräch mit LinkedIn News DACH. Das liege vor allem daran, dass Unternehmen an ihren Beschäftigten festhielten. "Wir haben vielleicht nicht unbedingt überragende Einstellungsquoten, aber die Entlassungsquoten sind gesunken, weil die Betriebe erkennen, wie knapp gutes Personal geworden ist. Sie wissen, dass es nicht mehr so einfach ist, vakante Stellen nachzubesetzen." Doch wie geht man damit um, wenn Unternehmen zögerlicher bei Neueinstellungen geworden sind? Pauline Fuchs sagt, dass Eigeninitiative zentral bei der Jobsuche ist: "Proaktivität ist in meinen Augen dabei der Schlüssel zum Erfolg: Sei es, dass du nach Feedback fragst, selbst Feedback gibst, dich für neue Projekte einsetzt oder klare Erwartungen formulierst. Als Berufseinsteigerin sollte man nie zögern, Initiative zu zeigen und seine Ziele aktiv anzusprechen und zu verfolgen!"


Wo am meisten eingestellt wird

Wo haben die meisten Berufsanfänger:innen im vergangenen Jahr ihre Karriere begonnen? Laut den Linkedin-Daten wurden Bachelor-Absolvent:innen vor allem für freiberufliche Dienstleistungen engagiert und in den Branchen Technologie, Information und Medien sowie Fertigung eingestellt. Aber auch in Sektoren wie Finanzdienstleistungen sowie Transport und Logistik fanden viele von ihnen eine Stelle.

Die Daten zeigen zudem, welche Fähigkeiten in den jeweiligen Stellen besonders gefragt sind. Bei Softwareentwickler:innen sind das beispielsweise die Microsoft-Programmiersprache TypeScript sowie Java. Projektmanager:innen sollten im agilen Projektmanagement fit sein, während B2B-Strategien als wichtige Fähigkeit bei Vertriebsmanager:innen angegeben werden. Diese Anforderungen an Bachelor-Absolvent:innen überschneiden sich mit denen für Berufsstarter:innen mit einem Master. Für den hier höchst gerankten Job "Wissenschaftsbeauftragte:r" sollten Bewerber:innen dagegen die Bereiche Forschung und Lehre beherrschen und Forschungsprojekte koordinieren können. Berufstarter:innen mit einer Ausbildung begannen ihre Karriere vor allem mit freiberuflichen Dienstleistungen, in der Fertigung, der Regierungsverwaltung sowie im Bereich Technologie, Information und Medien.


Welche Jobs und Branchen wachsen besonders stark?

Vielleicht noch interessanter als die Top Jobs mit den meisten Einstellungen sind die Stellen, die laut den LinkedIn Daten stark gewachsen sind und daher als zukunftsfähig gelten könnten. Sie bieten Berufsanfänger:innen besonders viel Orientierung auf dem Arbeitsmarkt. Interessant ist hier, dass zunehmend mehr Bachelor-Absolvent:innen als Wissenschaftsbeauftragte tätig sind, Beschäftigte mit einem Master arbeiten vermehrt als Dozent:innen und ebenfalls als Wissenschaftsbeauftragte.

Wie sich an den stark wachsenden Jobs erkennen lässt, scheint sich der Bereich Bildung besonders gut zu entwickeln. Das bestätigt auch ein Blick auf die wachstumsstarken Bereiche und Branchen. Entweder arbeiten Berufsanfänger:innen im Forschungsbereich ihres jeweiligen Unternehmens oder ihrer Organisation oder sind generell in der Bildungsbranche beschäftigt, so die LinkedIn Daten.

Bei Bachelorabsolventen landet diese Branche auf dem vierten Platz der am stärksten wachsenden Industrien, nach der Versorgungswirtschaft, Regierungsverwaltung und Finanzwesen. Bei den Masterabsolvent:innen sind vor Bildung ebenfalls Versorgungswirtschaft und Regierungsverwaltung am höchsten gerankt. Zudem haben die Datenanalyst:innen ausgewertet, in welche Abteilungen, unabhängig von der Branche, es die Absolvent:innen zieht: Buchhaltung, Finanzen und Ausbildung (Bachelor) sowie Recht, Sozialwesen und Forschung (Master) liegen hier vorne.

Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung macht darauf aufmerksam, dass es zudem in den Bereichen Erziehung, Gesundheit und Pflege einen sehr großen Bedarf gebe. Wenn Industrien schwächeln, müssten Berufsanfänger:innen aber nicht zwingend Abstand davon nehmen. "Das sind keine Einbrüche, sondern Bereiche, in denen die Beschäftigung leicht sinkt. Das bedeutet nicht notwendigerweise, dass dort Land unter ist", so Weber.


Wie flexibel ist der Jobmarkt?

Gerade am Anfang der Berufstätigkeit scheinen Absolvent:innen sämtliche Karrieremöglichkeiten offen zu stehen. Welchen Weg soll man nun also einschlagen? Erstmals haben sich die Datenanalyst:innen von LinkedIn daher auch angesehen, wohin die Berufstarter:innen nach ihrem ersten Job wechselten. Daraus lässt sich ablesen, wie durchlässig und flexibel der Jobmarkt ist.

Auch wenn es Bewegung zwischen den Branchen gibt, ist der Arbeitsmarkt recht ruhig, so die Beobachtung von Enzo Weber. Er führt das darauf zurück, dass es weniger Notwendigkeit gibt, zu wechseln. "Die Leute werden gehalten, das führt dazu, dass es weniger Bewerbungen zwischen Branchen gibt, obwohl wir im Kontext von Gen Z, Transformation Quiet Quitting mehr erwarten würden." Doch auch wenn insgesamt weniger Beschäftigte ihre nächsten Schritte in einer neuen Branche machen, junge Arbeitnehmer:innen scheint es besonders in die Sektoren IT, Technologie sowie Unternehmensberatung zu ziehen.


Der Berufsstart ist für die meisten Absolvent:innen eine große Umstellung. Für Pauline Fuchs war es beispielsweise die 40-Stunden-Woche: "Selbst wenn man seine Arbeitszeiten und Arbeitsorte flexibel gestalten kann und die Arbeit Spaß macht, hat man auf einmal einen vollkommen anderen Ablauf."

Was kann noch bei der Vorbereitung für die Jobsuche bzw. für den Start in den Job helfen? Das Team von LinkedIn Learning hat passende Kurse ausgesucht, die Berufsanfänger:innen hier weiterhelfen. Diese sind noch bis zum 30. Juni 2024 für alle LinkedIn Mitglieder freigeschaltet:

Schließt ihr bald eure Ausbildung ab oder habt bereits mit der Jobsuche begonnen? Wie empfindet ihr den Start ins Berufsleben? Was fällt leichter als gedacht, was gestaltet sich schwierig? Teilt eure Erfahrungen und diskutiert mit. #LinkedInJobTipps


Methodik

Als Grundlage für diesen Bericht dienten den Data Scientists des Economic Graph-Teams von LinkedIn Millionen von Mitgliederprofilen und Stellenanzeigen. In der Analyse werden Mitglieder, deren jüngster Abschluss ein Bachelor-Abschluss ist, als Bachelorabsolvent:innen bezeichnet. Demnach sind Nicht-Bachelorabsolvent:innen Mitglieder, die zuletzt einen Ausbildungs- oder Sekundarschulabschluss gemacht haben. 

LinkedIn Einstellungsrate

Die LinkedIn Hiring Rate (Einstellungsrate) bezeichnet die Anzahl der LinkedIn Mitglieder, die im Monat ihrer Neuanstellung einen neuen Arbeitgeber zu ihrem Profil hinzugefügt haben, geteilt durch die Gesamtzahl der LinkedIn Mitglieder in diesem Land. Da wir nur die aktuellsten Informationen auswerten, können wir Vergleiche auf monatlicher Basis durchführen und mögliche Verzögerungen bei der Aktualisierung von Mitgliederprofilen infolge einer Neuanstellung berücksichtigen.

Informationen werden anhand der folgenden Parameter zusammengefasst:

  • Nach Land: Das Land wurde basierend auf den Informationen im LinkedIn Profil der Mitglieder ermittelt.

  • Nach Land und Bildungsabschluss: Der Bildungsabschluss wurde ausgehend von den Informationen im Mitgliederprofil bestimmt.

  • Nach Land und Unternehmensgröße: Die Unternehmensgröße wurde anhand der Informationen auf der LinkedIn Unternehmensseite des jeweiligen Unternehmens festgelegt.

Gefragte Jobs

Zur Ermittlung der Jobbezeichnungen und Tätigkeitsbereiche untersuchten die Forscher:innen des LinkedIn Economic Graph die erste Position in Vollzeit, die LinkedIn Mitglieder nach ihrem Abschluss innehatten, ausgenommen Praktika, studentische Tätigkeiten und Teilzeitjobs.

Wachstumsstarke Jobs, Tätigkeitsbereiche und Branchen

Jobbezeichnungen/Tätigkeitsbereiche: Für das Ranking der wachstumsstarken Jobbezeichnungen und Tätigkeitsbereiche wurde die erste Position, die Mitglieder nach ihrem Abschluss innehatten, mit dem Anteil der Neueinstellungen für diese Position, bzw. Tätigkeitsbereich und Branche in den Jahren 2023 und 2022 verglichen.

Branchen: Für das Ranking der wachstumsstarken Branchen wurde das Unternehmen, das LinkedIn Mitglieder unter ihrer ersten Position nach ihrem Abschluss aufgeführt haben, betrachtet und der Anteil der Neueinstellungen in dieser Branche in den Jahren 2023 und 2022 miteinander verglichen.

Wechsel von Top-Branche und -Tätigkeitsbereich

Die Forscher:innen des LinkedIn Economic Graph untersuchten den Wechsel von Absolvent:innen zwischen Branchen und Tätigkeitsbereichen. Als Grundlage dafür diente die erste Position in Vollzeit nach dem Abschluss, ausgenommen Praktika, studentische Tätigkeiten und Teilzeitjobs.


Redaktion: Lisa Srikiow  

Daten und Methodik: Yao Huang, Datenanalystin des LinkedIn Economic Graph

Grafik: Kyle Ranson-Walsh und Gowtham B

Magdalena Miedl, geb. Kagerer

Talent Management Expert & Business Partner for modern Talent Acquisition

3mo

Toll, dass sich hier um die jungen Leute gekümmert wird. Ein mir persönlicher wichtiger Aspekt ist, den jungen Menschen Perspektive und ein positives Mindset mit auf den Weg zu geben. Ich stelle es mir schrecklich vor, wenn alle um mich herum nur über schwierige Zeiten und negative Zukunftsaussichten gesprochen hätten, als ich in die Berufswelt eingetreten bin. Klar, es gibt derzeit grosse Umbrüche und Herausforderungen in unserer neuen digitalen Welt. Dennoch macht es doch den entscheidenden Unterschied, ob ich mich nur auf die Angst der Ungewissheit stürze und Panik bei den Nachwuchskräften verbreite oder ob ich mit Hoffnung und Chancenperspektive herangehe. Ich bin nicht naiv aber gnadenlos positiv! Wie setze ich das in der Praxis um? In meiner Firma sage ich den jungen Bewerbern allen persönlich am Telefon ab. Kein junger Mensch kann mit Standardabsagen per Mail etwas anfangen und diese deuten. Das führt schnell zur Desillusionierung und Jobverdruss. Ich erkläre warum er oder sie nicht in Frage kommt und gebe gleichzeitig Hilfestellung bei Bewerbungen. Warum mache ich diesen Aufwand? Weil diese jungen Menschen unsere Zukunft sind und ich fest daran glaube, dass wir eine tolle Zukunft haben werden. #LinkedInJobTipps

Uschi Knieling

" Wie kann ich mein Kind für eine Ausbildung begeistern, in der Pubertät??!"(Sehr schwierige Zeit ich kenne das) Das werde ich oft von Eltern gefragt.

3mo

Ich glaube, dass es wichtiger denn je ist, junge Menschen direkt in der Schule mit Unternehmen für ein Praktikum zu vernetzen. Zuviel der Jugendlichen sind plan- und orientierungslos und trauen sich nichts zu. Online Angebote werden nicht genutzt, im Moment ist die persönliche Ansprache wichtiger denn je. Das sind meine Erfahrungen direkt in meinen Berufsfindungs-Workshops mit den jungen menschen.

Steve Baesel

IT-Technician / 3D-CAD

3mo

Es wird meist ein großes Thema hieraus gemacht. Ganz simple das sein, ab ins Handwerk, punkt.

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Thorsten Hecht

Fachbereichsleiter bei VHS Emden

3mo

Gut gesagt!k) l loop lull k MO l lollipop lm 77 ml km Lin m mm Text und Bilder, die Sie kopieren, werden hier automatisch angezeigt

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Ich will noch einen persönlichen Tipp für Young Professionals und Berufseinsteiger:innen loswerden. Unabhängig von der Branche, vom Unternehmen, vom Job sind meiner Erfahrung nach vor allem ein paar Sachen wichtig: Neugierde und Lösungsorientierung. Wer sich neugierig für sein Umfeld, Prozesse, Kolleg:innen interessiert und nachfragt, kommt weiter. Darüber hinaus halte ich "Lösungsorientiertes Denken" für essenziell. Ich selbst schätze es im Joballtag enorm, wenn Menschen nicht nur ein Problem nennen, sondern auch 2-3 mögliche Lösungsansätze vorschlagen, Argumente dafür und dagegen – und den von ihnen bevorzugten Weg empfehlen. Wenig hilft im Job mehr, als einem Unternehmen bei der Lösung von Problemen zu helfen.

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