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„Ich bin nicht so der Rampenlicht-Typ“

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Ist aus dem Journalismus auf die andere Seite des Schreibtisches, in die Öffentlichkeitsarbeit, gewechselt: Tobias Rösmann in seinem Büro in der Wiesbadener Staatskanzlei.
Ist aus dem Journalismus auf die andere Seite des Schreibtisches, in die Öffentlichkeitsarbeit, gewechselt: Tobias Rösmann in seinem Büro in der Wiesbadener Staatskanzlei. © babs

Vom Politik-Beobachter in den Politik-Betrieb: Der Hofheimer Tobias Rösmann ist Sprecher der hessischen Landesregierung

Hofheim. Der Hofheimer in der Staatskanzlei - das war lange so etwas wie ein Synonym für Axel Wintermeyer. Tatsächlich hat der frühere Staatsminister und Chef der Hessischen Staatskanzlei aber seinen Schreibtisch im ehemaligen Hotel Rose, in dem die Behörde des Ministerpräsidenten residiert, ja im Januar auf eigenen Wunsch geräumt. Schon seit 2022 hat aber ein weiterer Hofheimer dort eine Schlüsselposition inne. Denn Ministerpräsident Boris Rhein hat Tobias Rösmann mit an seinen Dienstsitz gebracht. Seither ist der frühere Redakteur der FAZ-Rhein-Main-Zeitung Sprecher der Hessischen Landesregierung im Rang eines Staatssekretärs.

In Hofheim ist Rösmann manchem vielleicht als „Wildpark-Retter“ mal begegnet, gehört er doch zu den Gründungsmitgliedern des Vereins und sitzt nach wie vor ehrenamtlich in dessen Vorstand. Die Liebe hat den Westfalen vor vielen Jahren in die Kreisstadt gebracht. Mit der Hofheimerin Florentine Fritzen ist er verheiratet, gelernte Journalistin wie er und aktuell Korrespondentin der Rhein-Main-Zeitung für den Hochtaunuskreis.

Seine „Hochachtung für den Beruf des Journalisten“ habe sich nicht verändert dadurch, dass er auf die andere Seite des Schreibtisches, in die Öffentlichkeitsarbeit, gewechselt sei, sagt Rösmann. Er ertappe sich sogar „noch öfter dabei, wie ein Journalist zu denken und an Themen heranzugehen“, aber das sei ja vielleicht auch gar nicht so verkehrt, meint der Regierungssprecher.

Mit vier Jahren wurde er Bayern-Anhänger

Den Wunsch, nach 15 Jahren bei der FAZ noch einmal Neuland zu betreten, hat er in den stillen Wochen der Corona-Pandemie in sich gespürt. Da passte es, dass der damalige Landtagspräsident Boris Rhein (CDU) just einen neuen Sprecher suchte und vorfühlen ließ, ob Rösmann nicht möglicherweise Interesse hätte. „Gekannt und geschätzt“ habe man sich schon lange, denn Rhein war ja in Frankfurt viele Jahre politisch aktiv und Tobias Rösmann zeitgleich einer der Stadtpolitik-Beobachter.

Der Hofheimer, der in Münster und Brighton Kommunikationswissenschaften und Journalistik, Wirtschaftspolitik und Geschichte studiert hat, wagte den Schritt vom Politik-Beobachter mitten hinein in den Politikbetrieb. Anfang 2021 war das. Als dann Rhein 2022 die Chance nutzen konnte, nach Volker Bouffiers Rückzug das Ministerpräsidentenamt zu übernehmen, ging’s auch für Rösmann die Treppe weiter nach oben.

Dabei ist er nicht der erste Hofheimer auf diesem Posten. Dirk Metz, Sprecher von Ministerpräsident Roland Koch, kam aus Wallau. Doch anders als Metz, der immer wieder auch selbst hat aufhorchen lassen, pflegt Rösmann eher die leisen Töne.

Ein Parteibuch hatte er bis zum Einzug in die Staatskanzlei nicht. Das halte er für einen Journalisten auch für nicht angemessen, sagt der 47-Jährige. Doch an diesem Punkt angelangt, sei für ihn klar gewesen: „Man muss schon das Trikot der Mannschaft tragen, für die man spielt.“ Da spricht der Fußball-Fan Tobias Rösmann, der als junger Mann in der Landesliga für Ahlen gekickt hat und schon als Vierjähriger zum Bayern-Anhänger wurde, weil sein Opa beim gemeinsamen Fußball-Gucken so doll den Gladbachern die Daumen drückte, dass ihm die Männer in Rot einfach leid getan hätten, wie er schmunzelnd erzählt.

Heute reicht die Zeit nicht mehr, um noch aktiv zu spielen, allenfalls eine Jogging-Runde um den Kapellenberg ist ab und an noch drin. Sportlich ist Rösmann zudem gern mit Frau und Töchtern auf dem Rad unterwegs. Dass dabei das Smartphone steter Begleiter ist, „das ist Teil des Job-Profils“, meint der Staatssekretär. Genauso wie der Anzug dazu gehört oder der Fahrer, der es möglich macht, dass die Fahrt zur Arbeit bereits für diese genutzt werden kann.

Viele Bälle gleichzeitig in der Luft halten

In Rösmanns Augen die wichtigste Eigenschaft eines Regierungssprechers? „Gelassenheit“, antwortet er nach kurzem Nachdenken. Und die größte Herausforderung? „Gelassenheit“, kommt es nun wie aus der Pistole geschossen, begleitet aber diesmal von einem Lächeln. „Spaß beiseite“, sagt Rösmann dann, die größte Herausforderung sei sicher, „permanent so viele Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten, nach innen wie nach außen“. Übersetzt heißt das wohl, vielen verschiedenen Anforderungen und Anfragen so gerecht zu werden, dass nichts hintenrunter fällt.

„Ich halte Zeitungen für unerlässlich“

Die eigene Rolle sieht Rösmann nicht vor der Kamera, was ihm nicht schwer fällt, weiß er doch von sich: „Ich bin nicht so der Rampenlicht-Typ.“ Der Fokus in der Staatskanzlei, sagt er, „liegt auf einer einzigen Person. Das ist der Ministerpräsident“. Ihn permanent auf dem Laufenden zu halten, ist Rösmanns Ehrgeiz und wichtigste Aufgabe. „Was ich weiß, weiß der Ministerpräsident“, bringt er es auf den Punkt und ergänzt rasch: „Natürlich weiß er noch viel mehr als ich.“

Dass die noch relativ neue schwarz-rote Regierung in Wiesbaden - wie schon ihre schwarz-grüne Vorgängerin - es schafft, recht geräuschlos zu agieren und damit ein so ganz anderes Bild bietet als die Berliner Ampel, daran hat auch ihr Sprecher seinen Anteil. „Man muss schon nach außen hin geschlossen kommunizieren“, nennt er den eigentlich recht einfach klingenden Grundsatz. Dahinter steht viel Arbeit - „aber das ist essenziell wichtig“, sagt Rösmann.

Mit den Kollegen aus den anderen Bundesländern hat er regelmäßig Kontakt. Lange Arbeitstage kennen alle. Die allmorgendliche Schalte um 9 Uhr, in der Rösmann den Austausch des Ministerpräsidenten mit den Fachministerien moderiert, gehört zu den Fixpunkten. Weil Hessen derzeit den Vorsitz in der Ministerpräsidentenkonferenz hat, ist die Arbeit, die über das Bundesland hinaus reicht, aktuell umfangreicher als gewöhnlich. Ein paar Bälle mehr für den Jongleur, der ganz offiziell den Titel „Sprecher der Landesregierung“, kurz „SdL“ trägt.

Dem Zeitungsgeschäft hat Tobias Rösmann übrigens nicht den Rücken gekehrt, weil er um dessen Zukunft fürchtet. „Ich halte Zeitungen für unerlässlich, in welcher Form auch immer sie erscheinen. Ich selbst bin sozialisiert mit einem Print-Produkt“, räumt der Redakteur, der beim Ippen-Blatt Münchner Merkur volontiert hat, ein. „Aber guter Journalismus hängt nicht vom Verbreitungsweg ab.“ Und guten Journalismus, davon ist der Christdemokrat zutiefst überzeugt, brauche die Demokratie - genauso wie eine Politik, „die Menschen verstehen, weil sie nachvollziehbar ist.“

EXTRA: ZUR PERSON

Tobias Rösmann wurde 1977 in Münster (Westfalen) geboren. Nach dem Abitur am St. Michael-Gymnasium in Ahlen, wo er aufgewachsen ist, folgten Wehrdienst und ein Studium in Kommunikationswissenschaften und Journalistik, Geschichte und Wirtschaftspolitik in Münster und Brighton. Nach einem Volontariat beim Münchner Merkur, war Rösmann von 2005 bis 2020 Redakteur der FAZ-Rhein-Main-Zeitung. 2021 wurde er, damals noch parteilos, Sprecher des Hessischen Landtags, 2022 unter dem neuen Ministerpräsidenten Boris Rhein (CDU) Sprecher der Hessischen Landesregierung. Rösmann, seither Christdemokrat, ist verheiratet und Vater von zwei Töchtern.

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