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Gedenkfeier für Monika Steinkopf

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War auch für jeden Schabernack zu haben: Monika Steinkopf in ihrer Berger Bücherstube. Rainer Rüffer
War auch für jeden Schabernack zu haben: Monika Steinkopf in ihrer Berger Bücherstube. Rainer Rüffer © Rainer Rüffer

Bergen-Enkheim Weggefährtinnen erinnern an die im Herbst gestorbene Buchhändlerin, deren Passion neben der Literatur der Keramik galt.

Monika Steinkopf war eine der bekanntesten und einflussreichsten Buchhändlerinnen der Republik. Am 15. September starb sie im Alter von 85 Jahren. Für Samstag hatten Weggefährtinnen der langjährigen Eigentümerin der Berger Bücherstube zur Gedenkfeier in die Nikolauskapelle eingeladen. Auch frühere Stadtschreiber sprachen.

Ihr Norddeutsch verriet es, ansonsten hätte sich vermuten lassen, dass Steinkopf schon immer in Bergen lebte. Die Frau kam am 8. Juli 1938 aber in Hamburg zur Welt. Hilma Fischer, einst in Offenbach selbst Buchhändlerin, erzählt von Steinkopfs ostfriesischer Art der Teezubereitung, von ihrer Expertise zu Matjeshering, der aus einer bestimmten Region stammen müsse, sonst tauge er nichts.

Steinkopf nahm nach ihrer Ausbildung in der Hansestadt den Weg über die Buchhandlungen Lehmkuhl in München und Albert in Freiburg, ehe sie 1978 die Berger Bücherstube in der Stadthalle eröffnete, die sie bis 2015 führte, bis in ihr 78. Lebensjahr.

Charlotte Brombach, die in Bergen lebende Autorin und Mitorganisatorin der Gedenkfeier, beschreibt Steinkopf als eine Frau, die an einem Abend wie heute ohne die Attitüde „Hoppla, jetzt komm‘ ich!“ hereingekommen wäre, sich nicht in die erste, aber in die vierte Reihe gesetzt hätte, um alles mitzubekommen.

Die Keramik stand neben der Literatur für ein großes Thema Steinkopfs, die ihre Buchhandlung auch der Keramik-Künstlerin Susanne Kallenbach als Ausstellungsraum zur Verfügung stellte. Die Buchhändlerin hatte ihr „Rituale“ von Cees Nooteboom empfohlen. Nach der Lektüre resümierte die Künstlerin, Nooteboom habe „den Geist der Keramik in Literatur gefasst“. Im Insel Verlag gab Monika Steinkopf 2008 ein Buch mit dem Titel „Ton und Krüge“ heraus.

Als die Buchhändlerin 1978 die Bücherstube eröffnete, hatte Bergen-Enkheim mit Peter Härtling seinen vierten Stadtschreiber. Mit der Zeit saß Steinkopf in der Jury, die 2001 schließlich Wolfgang Hilbig für ein Jahr ins Amt wählte. Katja Lange-Müller, Stadtschreiberin von 1989, erzählt die Geschichte, wie sie mit Monika Steinkopf zusammen Hilbig im Stadtschreiberhaus An der Oberpforte besuchte – mit einem Korb gefüllt mit in Rosmarin und Knoblauch gebratenen Schweinefilets, die Steinkopf noch im Kühlschrank hatte.

Unklar war, ob Hilbig überhaupt im Haus war, der Mann, der es generell vorzog, die Läden unten zu lassen. Schließlich standen die beiden Frauen vor dem Haus und Lange-Müller riefen: „Wolfgang, wir sind’s. Rotkäppchen Moni und Jägermeisterin Katja.“ Der Sommerabend des Trios begann im Hof und endete bei Dragi in der Alten Post.

Zwischendurch zitiert die Sprecherin Brigitta Assheuer, begleitet vom Pianisten Alexander Keidel-Euler, lyrische Collagen von Peter Härtling oder Friederike Roth, der Stadtschreiberin von 1984, mit der Monika Steinkopf später ebenso in Kontakt blieb wie mit Marcel Beyer. Der Stadtschreiber von 2012 sagt über sie: „Wenn sie erzählte, war es, als treibe die Welt selbst ihren Schabernack, indem sie Literatur und Wirklichkeit auf unvorhersehbare Weise zusammenführt. Mit ihr konnte man lachen – nie über Menschen, immer über Situationen.“

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