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Kreative Zwischenlösung: Bällebad statt Ladengeschäft im Hessen-Center

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Nach Ansicht von Center-Managerin Burcu Cekirdek fehlen im Hessen-Center vor allem ein Spielwarenladen und eine Parfümerie.
Nach Ansicht von Center-Managerin Burcu Cekirdek fehlen im Hessen-Center vor allem ein Spielwarenladen und eine Parfümerie. © Renate Hoyer

Das Einkaufszentrum begegnet Leerstand mit kreativer Zwischennutzung. Center-Managerin Cekirdek kann sich auch Entertainment, Fitness oder Co-Working-Räume vorstellen.

Frankfurt - Hinter der Scheibe liegt ein Stoffelefant in einem Bällebad. „Family Lounge“ steht auf einem Schild über dem Rolltor geschrieben. In einer anderen Ecke tut sich eine Unterwasserwelt auf. Ringsherum sind Fische und Quallen zu sehen, vor der Wand stehen kleine Sitzmöbel. Woanders wiederum ist es viel trister. Neben dem Optiker im Obergeschoss sind die Rollläden heruntergelassen.

Die Flächen im Hessen-Center haben eines gemeinsam: Verkauft wird dort momentan nichts. Von 115 Läden in dem Einkaufszentrum an der Borsigallee stehen etwa 15 leer. Und der nächste Abgang ist schon abzusehen: Auf die Schaufensterscheiben des Bekleidungsgeschäfts Hallhuber sind Plakate geklebt, darauf steht: „Wir schließen diese Filiale.“

Hessen-Center in Frankfurt: „Es gab viele Insolvenzen bei uns“

Schon 2019 wurde in der Presse über Leerstand im Hessen-Center, das zur Hamburger ECE-Group gehört, berichtet. Damals war von drei betroffenen Ladenflächen die Rede. Dann kam Corona. Und dann die Inflation. „Es gab viele Insolvenzen bei uns“, berichtet Burcu Cekirdek, die Center-Managerin. Viele Unternehmen hätten ihre Expansion gestoppt – und würden sich zudem bei der Personalsuche schwertun. So sei es „unheimlich schwierig“ geworden, neue Mieter zu finden.

Exemplarisch dafür stehen die ehemaligen Verkaufsflächen von Galeria Karstadt Kaufhof. Die Filiale hatte das Hessen-Center vor fast drei Jahren verlassen; die drei betroffenen Stockwerke wurden getrennt vermarktet. Erst vergangene Woche zog mit dem Discount-Filialisten Woolworth im Obergeschoss der erste Nachmieter ein.

Für leerstehende Flächen gibt es teils kreative Zwischenlösungen. In der „Familiy Lounge“ etwa gibt es ein Bastelangebot für Kinder. Damit auf solchen Flächen bald wieder gekauft werden kann, gebe es strategische Planungen, sagt Cekirdek, ohne diese zeitlich einordnen zu wollen. Was sie sagen kann: Voraussichtlich Ende kommender Woche eröffnet ein Hörakustiker mit dem Namen hear & now. Das passt ins Kalkül, denn Cekirdek will die Gesundheitsbranche ausweiten. Zudem soll demnächst ein Gastronom mit Burger-Konzept einziehen.

Entertainment, Fitness und Co-Working-Räume im Hessen-Center möglich

Um der Krise standzuhalten, will Cekirdek den Fokus weiten: auf Bereiche wie Entertainment, Fitness oder Co-Working-Räume. Konkretes ist noch nicht spruchreif. Aber über den Einzug des Bibliothekszentrums Bergen-Enkheim, der schon länger im Gespräch ist, würde man sich freuen. „Das wäre super für unseren Standort.“

Das Hessen-Center ist seit 2019 Mitglied im Gewerbeverein Bergen-Enkheim. Dadurch können sich Vereine aus dem Stadtteil in dem Einkaufszentrum präsentieren; das Hessen-Center wiederum war etwa beim Triebstraßenfest im Mai vertreten. „Ich bedauere, dass es derzeit so viel Leerstand gibt“, sagt Frank Weil, Vorsitzender des Gewerbevereins. Das Hessen-Center biete im besten Fall eine Ergänzung für Geschäfte, die es im Ort nicht gibt.

Ernsthafte Sorgen um die Zukunft des 1971 eröffneten Ladenzentrums mache sich Weil aber nicht. Schließlich sei dort kürzlich für sehr viel Geld renoviert worden. Für 45 Millionen entstand in den vergangenen Jahren ein neues Parkhaus; auch neue Kundentoiletten und eine Kinderspielfläche gibt es nun. Ungefragt Ratschläge für die Bekämpfung des Leerstandes erteilen will Weil nicht. „Die kriegen das schon auf die Reihe.“ Bei Bedarf werde der Gewerbeverein jedoch helfen.

Center-Managerin Cekirdek meint, dass derzeit vor allem eine Parfümerie und ein Spielwarenladen im Hessen-Center fehlten. Aber sie gibt sich optimistisch. Corona habe gezeigt, dass sich die Menschen außerhalb ihrer vier Wände aufhalten wollen, sagt sie. Für die Zukunft wünscht sie sich einen Ort mit „deutlich mehr Aufenthaltsqualität“, an dem die Leute verweilen wollen – und den sie mit „Vergnügen“ verbinden. (Sebastian Theuner)

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