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Kinder malen die Farben ihrer Seele

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Alle malen gemeinsam, so entsteht eine große Leinwand.
Alle malen gemeinsam, so entsteht eine große Leinwand. © Rolf Oeser

Bei einem Kunstprojekt einer Stiftung kehren Schüler und Schülerinnen der Berkersheimer Grundschule ihr Innerstes nach außen. Beteiligt sind auch Kinder, die eine Fluchtgeschichte hinter sich haben.

Dass an einer Schule gemalt wird, ist erst einmal nichts Besonderes. Das Projekt „Farben der Seele“, das in diesem Schuljahr unter anderem an der Berkersheimer Grundschule läuft, ist aber anders. Sowohl, was die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Kurses angeht als auch den Inhalt und das Ziel.

Einmal pro Woche kommen in Berkersheim die Kinder zusammen, hier sind es sogar zwei Gruppen. Beide bestehen einerseits aus Schülern und Schülerinnen der Regelklassen, die sich für das Projekt melden konnten, und andererseits aus Kinder einer Intensivklasse. Diese haben meist eine Fluchtgeschichte hinter sich. Aktuell kommen besonders viele Kinder aus der Ukraine.

Und das heißt, dass viele von ihnen traumatische Erlebnisse hinter sich haben, geprägt von Krieg und Flucht. Aber auch die Pandemie steckt – sowohl den einen als auch den anderen – noch in den Knochen. Nicole Berkovych ist beeindruckt, wie die Kinder all das verarbeiten.

Sie leitet den Kurs, im Auftrag der Anna-von-Gierke-Stiftung, die die Idee dazu hatte und diese derzeit auch an vier weiteren Schulen in Frankfurt umsetzt. Berkovych stammt selbst aus der Ukraine. Wenn sie sich mit den Schulgruppen trifft, fragt sie einfach direkt: „Was beschäftig euch gerade?“ Und dann wird gemalt.

Projekt und Stiftung

Das Projekt „Farben der Seele – Begegnung und Ausdruck“ findet in diesem Schuljahr an fünf Schulen in Frankfurt statt. Nachdem es in der Bonifatius- und der Franckeschule in Bockenheim, dem Adorno-Gymnasium im Westend und der Albrecht-Dürer-Schule in Sossenheim gestartet war, läuft es seit April auch an der Berkersheimer Grundschule.

Initiiert wurde das Vorhaben von der Anna-von-Gierke-Stiftung. Die hat ihren Sitz in Frankfurt, laut Eigenbeschreibung gilt ihr Engagement Kindern und Jugendlichen.

Mehr Infos zur Stiftung sind unter avg-stiftung.org zu finden. bö

Dabei kommen die unterschiedlichsten Bilder heraus. „Manche Mädchen malen einfach etwas mit Herzchen und Glitzer“, so die Projektleiterin, die auch Künstlerin und Psychologie-Studentin ist. „Andere aber malen zum Beispiel immer wieder Monster und andere Gestalten. Auch Kriegsmotive kommen vor. Damit verarbeiten die Kinder zum Teil Alpträume, die sie immer wieder haben.“

Beim Malen – in diesem Fall auf einer großen Leinwand – bleibt es aber nicht. Denn dadurch, so Berkovych, „tauchen die Jungen und Mädchen ein in eine Welt voller Farben und entdecken, wie diese helfen können, die eigenen Gefühle besser auszudrücken und zu verstehen“. In einer normalen Gesprächsrunde würde das wohl eher nicht passieren, vermutet Christoph von Gierke, erster Vorsitzender des Vorstands der nach seiner Großtante benannten Stiftung.

Stattdessen passiert es, dass sich die Kinder öffnen, anhand der Bilder über ihre Erlebnisse und Erfahrungen sprechen, sowohl mit Nicole Berkovych als auch untereinander. Und nicht nur das: „Manche Kinder haben sich durch den Kurs angefreundet. Andere waren am Anfang total still und in sich gekehrt, jetzt sind sie viel lebhafter.“

Mit dem Schuljahr endet das Projekt vorerst. Die Stiftung ist aber bereits dran, auch nach den Sommerferien weitermachen zu können.

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