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Erinnerungen an Bernhard Dondorf

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Blick in den Speisesaal der Dondorfschen Villa in Königstein um 1898.
Blick in den Speisesaal der Dondorfschen Villa in Königstein um 1898. © Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

Zwei Vereine wollen gemeinsam ein Buch über den Gründer der ehemaligen Dondorf-Druckerei herausgeben. Bislang unveröffentlichte Manuskripte Seiten sollen dort vor allem zu finden sein.

Mit Bernhard Dondorf, dem Gründer der gleichnamigen Druckerei in der Sophienstraße, beschäftigt sich ein Buch, das die Freunde Bockenheims und das „Institut für Selbstorganisation“ (ISO) derzeit realisieren. Auf mehr als 200 Seiten soll das Leben des jüdischen Unternehmers beleuchtet werden. Die Mehrheit im Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) will das Projekt finanziell unterstützen.

Ausgangspunkt für die Idee zu „Lebenserinnerungen Bernhard Dondorf (1809-1902)“ war eine Broschüre der Freunde Bockenheims zur Druckerei, sagt Norbert Saßmannshausen vom ISO-Vorstand. Im Zuge der Auseinandersetzung um den Erhalt des historischen Gebäudes sei die Idee entstanden, das rund 80 Seiten starke Heft wieder aufleben zu lassen. Bei der Sichtung sei aber aufgefallen, dass es eine Reihe von Details gebe, bei denen es sich lohne, näher darauf einzugehen.

So sei Dondorf etwa Freimaurer in der „Loge zur aufgehenden Morgenröthe im Orient zu Frankfurt“ gewesen, sagt Saßmannshausen, der sich selbst als Stadtteilhistoriker bezeichnet. Er habe sich die Frage gestellt, um was für eine Loge es sich handelte, zu deren Gründern der Schriftsteller Ludwig Börne gehörte. Auch sei er Querverweisen nachgegangen, etwa dass Dondorf sich 1875 in Königstein ein Haus gebaut hatte. Saßmannshausen hat sich das kleine Landhaus angeschaut, das noch immer steht. „Die Stadt Königstein hat Dondorf 1901 zum Ehrenbürger ernannt.“

Vor allem werden jedoch die rund 400 handschriftlichen Seiten mit Erinnerungen Dondorfs in das Buch einfließen und dadurch erstmals öffentlich, sagt der Stadtteilhistoriker. In den Manuskripten seien Lebensrückblicke zu finden, die Dondorf kurz vor seinem 90. Geburtstag aufgeschrieben habe. Dabei handele es sich nicht um eine Biografie, „es sind eher einzelne Kapitel, kleine Details“. Und Reflexionen, etwa zu seinem Verhältnis zum Judentum und den christlichen Religionen. Aber auch zu der Frage, was er der Welt, seinen Kindern und Enkeln hinterlasse. Spannend sei ein Text über eine Wanderung mit Freunden als 20-Jähriger durch Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Ortsbeiratssitzung

Der Ortsbeirat 2 tagt am Montag, 1. Juli, 19 Uhr, in der Gemeinde St. Ignatius, Gärtnerweg 60.

Den jährlichen Bericht des Sozialrathauses Bockenheim wird dessen Leiter Bernhard Bernardo vorstellen.

Die Erneuerung der Fuß-/Radwegeanbindung in der Miquelanlage im Fördergebiet Grüne Ypsilon Ginnheim/Dornbusch wird Michael Lennartz vom Grünflächenamt präsentieren und Fragen beantworten. bos

Dabei lieferten die Schriftstücke auch „faszinierende Einblicke in die Gedankenwelt eines alt Gewordenen, der aus einfachsten Verhältnissen kam“, sagt Saßmannshausen. Denn Dondorf wuchs im Frankfurter Ghetto auf und wurde mit seiner Druckerei zum erfolgreichen Unternehmer. Seinen Ruhestand verbrachte er in einer Villa in der Klüberstraße.

Saßmannshausen schätzt den Gesamtfinanzbedarf des Buchs auf rund 10 000 Euro inklusive Erstdruck. Zuschüsse des hessischen Finanzministeriums und des Kulturamts gebe es bereits. Die Fraktionen von Grünen, SPD und FDP im Ortsbeirat wollen das Projekt mit 2000 Euro bezuschussen, da es ein bedeutender Beitrag zur Geschichte Bockenheims und darüber hinaus sei. Doch fehle noch immer Geld, weshalb ISO und Freunde Bockenheims hofften, dass sich etwa die Stadt Königstein beteiligt und der heutige Eigentümer der Villa in der Klüberstraße, eine Immobilienfirma.

Das Buch soll Ende des Jahres oder spätestens im Frühjahr herauskommen, so Saßmannshausen. Unterstützt werden Verein und ISO von Michael Ströder aus Limburg, der sich bereits intensiv mit der Familie Dondorf befasst hat und sich auch um deren Gräber in Frankfurt kümmert.

Blick von der Villa Dondorf in Königstein auf das Schloss und den Feldberg um das Jahr 1898.
Blick von der Villa Dondorf in Königstein auf das Schloss und den Feldberg um das Jahr 1898. © Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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