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Ende von Tierversuchen gefordert

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Die Botschaft der Demo war klar: Was beim Menschen nicht erlaubt ist, soll bei Tieren auch verboten sein. michael schick
Die Botschaft der Demo war klar: Was beim Menschen nicht erlaubt ist, soll bei Tieren auch verboten sein. michael schick © Michael Schick

Etwa 1100 Menschen demonstrieren in der Frankfurter Innenstadt gegen die umstrittenen Tests an Primaten.

Für Claus Kronaus ist klar: „Dass Tierversuche im 21. Jahrhundert noch notwendig sind, das ist eine Lüge“, so einer der Geschäftsführer des Vereins Ärzte gegen Tierversuche. Damit stellt er sich klar gegen das Statement des neurowissenschaftlichen Ernst-Strüngmann-Instituts (ESI) in Frankfurt, das bei einer Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag bekanntgab, an den umstrittenen Primatenversuchen festhalten zu wollen. Kronaus fährt fort: „Jeder, der in diesem Jahrhundert noch an Tierversuchen festhält, ist für mich kein Wissenschaftler.“

Um ihn herum stehen laut Polizeiangaben etwa 1100 Menschen, die das genauso sehen wie er. Sie alle sind dem Aufruf unterschiedlicher Tierschutzorganisationen gefolgt, an diesem Samstag gegen die Tierversuche beim ESI auf die Straße zu gehen.

Auf dem Opernplatz, wo die Demo starten soll, tummeln sich verschiedenste Menschen, die ihre Positionen kreativ zum Ausdruck bringen. Neben den klassischen Bannern und Plakaten tragen einige T-Shirts mit politischen Slogans. Eine Demo-Teilnehmerin trägt einen selbst gebastelten Hut, auf dem ein kleiner Plüsch-Affe in einem Käfig sitzt.

Die Affen, an denen im ESI Grundlagenforschung betrieben wird, sind nicht aus Plüsch, sondern ganz real. Die Tierschutzorganisationen Peta, Soko Tierschutz und Ärzte gegen Tierversuche, die zu der Demo aufgerufen haben, werfen dem ESI nicht weniger als Tierquälerei vor.

Die Beschäftigten des Instituts würden die Tiere mit Wasser- und Nahrungsentzug zwingen, an Experimenten teilzunehmen und ihnen auf gewaltvolle Weise Forschungs-Apparaturen in die Schädel implementieren. Vor allem aber seien diese Forschungsmethoden nicht mehr notwendig, da es inzwischen tierversuchsfreie Methoden gebe.

Die 26-jährige Anna ist extra aus Berlin angereist. „Hier kommt es auf jeden Einzelnen an“, sagt sie. Neben ihr steht Stefan aus Mainz. „Total viel von dem, was heute als notwendig angesehen wird, ist bloß in der Gewohnheit verankert“, sagt der 37-Jährige.

Das ESI sieht das anders. In einer Pressemitteilung ließ das Institut am Samstagnachmittag verlauten: „Wir sehen uns einer Kampagne ausgesetzt, die auf Missverständnissen und dreisten Fake News basiert.“ Tierversuche seien nach wie vor ein notwendiger Bestandteil der Grundlagenforschung. „Diese Forschung ist unerlässlich, um neue Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten für Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer zu entwickeln“, so das Institut.

Für Claus Kronaus und die Ärzte gegen Tierversuche ist dieses Statement nicht mehr als eine Schutzbehauptung. „Die Erfolgsquote von Tierversuchen in der Grundlagenforschung ist marginal. Die Ergebnisse sind nur bedingt auf Menschen übertragbar.“ Kronaus betont: „Wir wollen nicht nur das Leid der Tiere reduzieren. Wir sind davon überzeugt, dass eine Förderung von tierversuchsfreien Methoden bessere Ergebnisse erzielen würde.“

Kronaus verweist darauf, dass US-Präsident Biden 2023 ein Gesetz unterschrieben hat, mit dem Medikamente in den USA nun auch tierversuchsfrei zugelassen werden dürfen. „Das hat Biden sicherlich nicht aus ethischen Gründen gemacht.“

In Deutschland sind Tierversuche für die Entwicklung und Überprüfung von Medikamenten noch gesetzlich vorgeschrieben. Das soll sich ändern. Unter Rufen wie „Was ihr hier mit Tieren macht, hat nichts zu tun mit Wissenschaft“ zieht die Demonstration zum ESI nach Niederrad zur Abschlusskundgebung.

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