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Frankfurter Frauen tanzen für Freiheit

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Die Bewegung „Frau Leben Freiheit“ ist auch am Opernplatz aktiv.
Die Bewegung „Frau Leben Freiheit“ ist auch am Opernplatz aktiv. © Monika Müller

Eine Demonstration erinnert an die alltäglichen Grausamkeiten im Iran.

Shahnaz Morattab gibt den Ton vor am Mikrofon. So beharrlich und so intensiv, wie sie das seit ungefähr 16 Monaten immer wieder tut. Meist hier auf dem Platz vor der Alten Oper, auch mal vor dem Generalkonsulat der Islamischen Republik Iran in der Raimundstraße. Oder mit den Mitstreiter:innen aus Rheinhessen in Mainz. Ein ums andere Mal erschallt der Ruf der neuen iranischen Revolution über den Platz zwischen Lucaebrunnen und dem Aufgang zum Opernhaus, das sich „Dem Wahren Schoenen Guten“ verpflichtet sieht. Der Ruf der Revolution „Jin Jian Azadi – Frau Leben Freiheit“ wird auf Farsi, Deutsch, Kurdisch und Englisch skandiert. „Er ist unser Manifest“, sagt Shahnaz Morattab.

„Woman Life Freedom“ steht auf dem ersten von bärtigen Männern aufgestellten großen Banner zwischen den Lautsprecheranlagen. Einige tragen das Manifest in roter Farbe auf ihren Shirts und Pullovern, wollen ein weiteres Zeichen setzen. Hier mischen sich Frauen und Männer, Jüngere und Ältere; wenn Musik erklingt, sind es die Frauen, die zu tanzen beginnen.

Ein Hauch von Frühling

Von irgendwoher kommen immer wieder große Seifenblasen angeschwebt, es liegt fast ein Hauch von Frühling über dem Platz. Die meisten Menschen sind hier in ihrer Welt unterwegs, aber es bleiben auch ein paar stehen, inspiriert von den Schildern und Plakaten, die von den etwa 100 Demonstrant:innen in die Höhe gehalten werden. Von dem Musikmix aus iranischen Klängen und Grönemeyer-Sound, vom Manifest der „Freiheit, Freiheit …“, das Marius Müller-Westernhagen einst verfasst hat.

Dass sie seit 16 Monaten immer wieder kommen, erzählt Shahnaz Morattab später im Gespräch am Rande. Wenn sie bei den Aufrufen für Freiheit und Menschenrechte und gegen politischen Terror über Mikrofon ein „Hoch die internationale Solidarität“ eingefordert hat und dazwischen dann aufmerksam umhergeht. Wenn sie spürt, dass sich jemand für die Geschichten interessiert, über die hier gesprochen wird, dann knüpft sie gerne Kontakte und erzählt mehr davon, warum sie hier immer wieder stehen und erinnern an das Unsägliche, was in ihrer Heimat tagtäglich passiert. Und warum man darüber nicht schweigen darf.

Deswegen verteilt Shahnaz Morattab Flugblätter zur Forderung der „Solidarität mit der iranischen Revolution“. Adressiert an die Landtagspräsidentin Astrid Wallmann. Mit Appell an die Verantwortlichen des Landes Hessen und des Bundes, sich „aktiv dafür einzusetzen, dass die Hinrichtungen im Iran gestoppt werden“. Sie mögen nicht länger schweigen, stattdessen „die Menschen im Iran in ihrem Freiheitskampf unterstützen. Stellen Sie sich auf die richtige Seite der Geschichte!“ Der Ruf nach Freiheit schallt über den großen Platz. Das Echo des Aufschreis, der seit dem September 2022 an vielen Orten erklingt, seit dem Tod der damals gerade 22 Jahre alten Iranerin Jina Mahsa Amini, die nach Ansicht der Sittenpolizei von Teheran ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen hat und kurz nach ihrer Verhaftung in Polizeigewahrsam gestorben war. Jin, Jian, Azadi – Frau, Leben, Freiheit, darum geht es den Demonstrierenden hier.

Und nebenbei auch um eine andere „Baustelle“. Einer hält ein Schild hoch, das die AfD aufs Korn nimmt. „Die AfD ist 2024 keine Alternative für Deutschland. AfD wählen ist so 1933“ steht da geschrieben, die Jahreszahlen in blutroter Farbe.

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