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Kinder in Griesheim lernen Respekt durchs Ringen

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Auch mit der D-Jugend trainiert Mischa Mamoyan in der Halle des ASV Griesheim.
Auch mit der D-Jugend trainiert Mischa Mamoyan in der Halle des ASV Griesheim. © Michael Schick

Beim ASV trainieren mehr als 100 Kinder und Jugendliche. Zuletzt gab es auch einen Titel.

Mischa Mamoyan ist mittendrin. Der klein gewachsene Jugendtrainer des ASV Griesheim, schwarzes T-Shirt, der linke Oberarm tätowiert, geht im gelb markierten Kampffeld im Zentrum der Ringermatte auf und ab; um ihn herum stehen zwölf Jungs im Alter zwischen acht und zehn Jahren. Nacheinander weißt er ihnen in Paaren einen Platz auf der Matte zu. „Gebt Euch die Hand“, sagt Mamoyan bestimmt. Dann klatscht er in die Hände und ruft: „Los geht’s!“ Manche der Jungs liegen da schon längst ineinander verkeilt auf der Matte.

Seit fast elf Jahren trainiert Mischa Mamoyan, 27, den Nachwuchs des ASV Griesheim. Die Sportler – und wirklich nur ganz wenige Sportlerinnen – sind nach Alter in drei Gruppen eingeteilt und üben je dreimal pro Woche für eine Stunde. Als Mamoyan, der einst als Geflüchteter aus Russland nach Frankfurt kam, beim ASV begann, stand er mit sieben oder acht Kindern auf der Matte, erinnert er sich. Mittlerweile zählt der Jugendbereich des Vereins etwa 100 Aktive, dazu gehört auch Mamoyans Sohn Alex.

„Seit Mischa hier Trainer ist, ist die Jugend stark gewachsen“, erzählt Rolf Prinz am Rande eines Mittwoch-Trainings Ende Januar. Prinz, 71, ist seit fast 50 Jahren beim ASV aktiv und ein „sogenanntes Griesheimer Urgestein“, wie er sagt. Für Mamoyan findet er nur positive Worte: „Er hat ein System. Die Kinder lieben ihn. Auch die Eltern stehen voll hinter ihm“, sagt Prinz, der zweiter Vorsitzender des gut 300 Mitglieder fassenden Vereins ist und zudem als Jugendleiter fungiert.

Die vielen Trainingsstunden in der Vereinshalle in der Linkstraße machen sich bezahlt. Im November gewann der ASV Griesheim den Titel in der Nachwuchsliga des Hessischen Ringer-Verbandes. Bei dem Turnier in Fulda war auch Mark Schumorek dabei. Der Zehnjährige hat im Alter von vier Jahren mit dem Ringen angefangen. Schnell stellte er damals fest: Ringen macht mehr Spaß als Fußball – so erzählt er es während einer Trainingspause. Vater Michael berichtet, dass sein Sohn früher Schwierigkeiten mit der Motorik gehabt habe – durchs Ringen habe er „riesige Fortschritte“ gemacht. Auch an Selbstvertrauen habe er als eigentlich eher zurückhaltende Person gewonnen.

„Die Kinder lernen beim Ringen Disziplin und wie man verliert“, beschreibt Jugendleiter Prinz. Und Respekt. Der Handschlag zur Begrüßung sowie vor und nach einem Kampf ist obligatorisch. An die 20 Nationalitäten würden beim ASV aufeinandertreffen, sagt Prinz. „Auch der Russe und der Ukrainer sprechen hier ganz normal miteinander.“ Zuletzt hat der Verein drei ukrainische Kinder aufgenommen. Was Prinz dabei ärgert: An den Deutschen Ringer-Bund muss der ASV für die Neuzugänge einen Aufnahmebeitrag und eine Startausweisgebühr von insgesamt jeweils knapp 300 Euro entrichten, obwohl die Sporttreibenden teilweise gerade einmal zehn Jahre alt sind.

Mit Stolz spricht Prinz darüber, dass der ASV der älteste und erfolgreichste noch bestehende Ringerverein in Frankfurt ist. Manche der Mitglieder kommen aus Neu-Isenburg, Kelkheim oder Karben in die Räume des im Jahr 1900 gegründeten Klubs. Die Erste Mannschaft des ASV tritt in der Oberliga an – das ist im deutschen Ligensystem die dritthöchste Ebene.

Um ein guter Ringer oder eine gute Ringerin zu sein, braucht man „eine gute Technik und Kraft in den Armen, man muss schnell und gelenkig sein“, sagt der elfjährige Mehmet Seref. Ihm und all den anderen ist die Begeisterung für den Sport anzumerken. Hüsnu Alparslan Celik etwa referiert mit leuchtenden Augen über Griffe wie den Kopfzug und den Hüftzug. Der neunjährige Eduard Bufteac ergänzt: „Durch das Ringen bin ich zu einem der Stärksten in meiner Klasse geworden.“ Und Linus Atzinger, 13, hat festgestellt: „In der Schule hat jeder vor Ringern Respekt.“

Für dieses Jahr hat Atzinger sich hohe Ziele gesteckt: Bei den Hessenmeisterschaften Ende Februar will er den Titel gewinnen. Beim ASV Griesheim wissen sie, wem sie den Erfolgshunger ihrer Jugend zu verdanken haben: Trainer Mischa Mamoyan wird demnächst das Amt des Jugendleiters von Rolf Prinz übernehmen.

Beim Ringen soll man auch mehr lernen als nur einen Sport.
Beim Ringen soll man auch mehr lernen als nur einen Sport. © Michael Schick

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