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3,5 Millionen für marode Mauern

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Andreas Herzog und David Plaumann inspizieren und vermessen die marode Mauer an einer der Bastionen.
Andreas Herzog und David Plaumann inspizieren und vermessen die marode Mauer an einer der Bastionen. © Oscar Unger

Sanierung des 1,6 Kilometer langen Bauwerks in der Römerstadt soll im Frühjahr beginnen. Noch fehlt das Okay der Frankfurter Stadtverordneten.

Die Römerstadt gilt unter den zwei Dutzend Siedlungen des Neuen Frankfurt als der große Wurf. Was sie architektonisch so besonders macht, ist die 1,6 Kilometer lange Mauer, die sie an ihrer Süd- und Ostseite zur Nidda hin abgrenzt. Doch die ist in miserablem Zustand. Der Beton bröckelt, Armierungseisen liegen blank. Besonders an den sechs Bastionen klaffen bis zu zehn Zentimeter breite vertikale Spalten. Und das seit Jahrzehnten. Wurde die Siedlung mit den rund 1200 Wohneinheiten doch in der Ära von Ernst May 1927/28 gebaut.

Nun könnten die vielen Versprechen, die Mauer auszubessern, endlich Wirklichkeit werden. Es fehlt nur noch das Votum der Stadtverordneten. Denen hat der Magistrat jetzt den entsprechende Bau- und Finanzierungsantrag vorgelegt. Alles in allem wird die Grundsanierung 3,5 Millionen Euro kosten. 2,2 Millionen beträgt der städtische Anteil. Der Rest kommt aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus – Aufwertungen der Siedlungen des Neuen Frankfurt“. Aber die Zeit drängt. Ursprünglich nur bis 2023 aufgelegt, wurde es jetzt bis zum 31. Dezember 2024 verlängert.

Zunächst sollen aber nur die Bastionen und die Kurtinen genannten, dazwischen liegenden Mauern parallel zur Straße In der Ringmauer nach Denkmalschutzvorgaben saniert werden. Erst in einem weiteren Schritt – und gespeist aus den gemachten Erfahrungen – sind dann Hadrianstraße und Burgfeld an der Reihe. Dort nicht höher als 1,40 Meter, ragt der Beton in der Ringmauer bis zu vier Meter nach oben.

Während die geraden Abschnitte in die Zuständigkeit der ABG Holding fallen, die die dahinter liegenden Gebäude vermietet, unterliegen die Bastionen der Stadt. Für das Gesamtbauwerk sind somit Denkmalbehörde, das Amt für Straßenbau und Erschließung und die Holding zuständig. Die anstehenden Arbeiten werden zusammengefasst und federführend von der ABG geleitet. Was die Sache erschwert: Die Römerstadt steht seit 1972 unter Denkmalschutz.

Nun sollen die Mauern „behutsam und substanzschonend“ ertüchtigt werden, heißt es in der Magistratsvorlage. Denn das Bauwerk habe „als frühes Beispiel historischen Eisenbetons einen bedeutenden technischen Denkmalwert“. Grundlage der Arbeiten sind bereits abgeschlossene Gutachten zweier Architekturbüros und deren Schadensaufnahme.

Zunächst sollen alle Flächen, auf denen der Putz erhalte werden kann, sauber gestrahlt werden. An vielen Stellen haben sich Algen breitgemacht. Lose Beton- und Putzstücke werden entfernt, Bewehrungseisen entrostet. Anschließend bekommen sie einen Korrosionsschutz. Schließlich werden die steinernen Wunden mit Spritzmörtel abgedeckt. Diese Pflaster werden etwa drei Zentimeter hervor ragen. Deshalb wird abschließend Ausgleichsputz aufgetragen, der „in Materialität, Zusammensetzung, Körnung und Farbgebung dem bauzeitlichen Putz nachempfunden ist“.

Auch die Treppen und Handläufe an den mit hohe Linden bewachsenen Bastionen werden überarbeitet, alte Strukturen hervor geholt, neuere Betonschichten abgestemmt. „Nach den aktuellen Planungen werden wir mit den Arbeiten im kommenden Frühjahr beginnen“, sagt Frank Junker, Chef der ABG Frankfurt Holding.

Die einst weiß gestrichene Mauer hat übrigens keine statische Funktion. Noch war sie als Hochwasserschutz gegen Nidda-Überflutungen gedacht. Die wurde auf dem entsprechenden Abschnitt bereits zwischen 1926 und 1931 reguliert. Mauer und Farbgebung sollten vielmehr den Effekt der „Weißen Stadt am Hang“ unterstreichen und sind somit ein rein gestalterisches Element.

Und mit 1,6 Kilometern ist sie gut halb so lang, wie die Stadtmauer des römischen Nida (75 bis 260), auf dessen Überresten die Siedlung entstand. Dessen Mauer ist aber längst Geschichte.

Die Ringmauer ist ein rein gestalterisches Element und hat weder eine statische Funktion noch dient sie dem Hochwasserschutz.
Die Ringmauer ist ein rein gestalterisches Element und hat weder eine statische Funktion noch dient sie dem Hochwasserschutz. © Oscar Unger

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