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Konfrontation auf dem Campus der Goethe-Uni verläuft weitgehend friedlich

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Die zwei Gruppen aiuf dem Campus Westend halten Abstand zueinander.
Die zwei Gruppen auf dem Campus Westend halten Abstand zueinander. © Renate Hoyer

Etwa 100 Menschen demonstrieren auf dem Campus Westend der Goethe-Uni gegen Antisemitismus. Das umstrittene Palästinacamp überzieht die Kundgebung mit lauten Rufen und Gejohle.

Frankfurt – Dann zerstreut sich die Kundgebung wieder. Der Moderator empfiehlt noch, sich in Kleingruppen zu bewegen und nicht provozieren zu lassen. Zuvor haben am Donnerstag etwa 100 Menschen auf dem Campus Westend der Goethe-Uni gegen Antisemitismus demonstriert. Damit beziehen sie sich auf das Palästinacamp, das seit Anfang der Woche unweit des Adorno-Denkmals seine Zelte aufgeschlagen und sich rechtzeitig zur Demo verstärkt hat. Gut 150 Menschen bilden vis-à-vis der Antisemitismus-Kundgebung einen Block und skandieren Parolen.

Die Polizei spricht von einer „herausfordernden Lage“, setzt aber auf Deeskalation. So trennen die beiden Gruppen nicht etwa eine Polizeikette, sondern nur zwei Grünstreifen. Das klappt ganz gut, wenngleich es etwas befremdlich wirkt, dass das Palästinacamp sich auf das Recht der freien Meinungsäußerung beruft, dann aber eine Gegenkundgebung mit lauten Rufen und Gejohle überzieht.

Eingeladen hat das Campus-Bündnis gegen Antisemitismus

Genau darum geht es bei dem Protest jüdischer Studierender und anderer Freund:innen Israels. Ihnen vermitteln Palästinademos und -Camps, vor allem die Parolen, die dort erklingen, das Gefühl, sich nicht mehr frei auf dem Campus bewegen zu können. Namentlich möchte sich an diesem Mittag niemand äußern. „Es ist schlimm genug, dass Leute aus dem Camp umherstreifen und uns filmen“, sagt eine Besucherin der Kundgebung.

Eingeladen hat das Campus-Bündnis gegen Antisemitismus. Bei dem gegenüberliegenden Camp handele es sich keineswegs nur um eine Solidaritätsveranstaltung mit der palästinensischen Zivilbevölkerung, sagt der Redner des Bündnisses.

Vielmehr gehe es den Akteuren um „die Verharmlosung und Legitimierung der islamistisch-faschistischen Hamas“ und darum, das Existenzrecht Israels infrage zu stellen. Die Gruppen und Personen, die das Camp organisieren, hätten aus ihrem Antisemitismus in der Vergangenheit keinen Hehl gemacht. „Solidarität mit der Zivilbevölkerung des Krieges in Gaza ist notwendig“, sagt der Bündnissprecher. Nicht aber, die „antisemitischen und misogynen Gewalttaten der Hamas“ zu verharmlosen und „unverhohlen die Auslöschung des israelischen Staates und seiner Bevölkerung“ zu wünschen.

Unipräsident: „Wir sind froh, dass heute alles friedlich vonstattengegangen ist“

Ähnlich äußert sich der Studierendenausschuss der Goethe-Uni. „Sobald antisemitische Parolen gerufen werden, eine Rechtfertigung von Gräueltaten stattfindet, islamistische oder rechtsradikale Ideologien verbreitet werden, geht es nicht mehr um die Solidarität mit der palästinensischen Zivilbevölkerung, sondern um die Instrumentalisierung derselben für die eigenen ideologischen Zwecke.“ Der Wunsch nach Frieden für die Zivilbevölkerung im Nahen Osten sei nicht mit der Unterstützung der Hamas kompatibel.

„Wir sind froh, dass heute alles friedlich vonstattengegangen ist“, sagt hernach Unipräsident Enrico Schleiff. Der Unicampus könne ein Ort sein, an dem unterschiedliche Meinungen geäußert werden dürften – so sie denn auf dem Boden der Demokratie stünden, also nicht diffamierend oder antisemitisch seien. Darüber zu entscheiden, obliege der Ordnungsbehörde. Wann immer die Uni Kenntnis von antisemitischen Auswüchsen habe, bringe sie diese unweigerlich zur Anzeige. (George Grodensky)

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