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Griesheim und Nied: Vom Großstadtdschungel in die Wildnis

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Warten auf das Plätschern der vom Schiff erzeugten Wellen.
Warten auf das Plätschern der vom Schiff erzeugten Wellen. © Rolf Oeser

Der FR-Zufallstreffer führt unsere Autorin auf eine Reise entlang des Mainufers von Griesheim bis nach Nied. Ein idyllischer Teil des Mainufers.

Raus aus der Großstadtatmosphäre, rein in die Natur. Hinter rauen Plattenbauten, vorbei an großen Gärten, bis runter an den Main. Hier, im Süden von Griesheim an der Grenze zu Nied, gibt es einiges zu bestaunen.

Das Mainufer liegt friedlich da, grünes Gras und der Schatten der umliegenden Bäume laden zum Picknicken ein, und das Zwitschern der Vögel vervollständigt ein idyllisches Bild, das sich hier abzeichnet. An einem sonnigen Tag macht sich da sofort ein Urlaubsgefühl breit. Die Einheimischen, die man morgens trifft, sind überwiegend Fahrradfahrer:innen, Spaziergänger:innen mit Hunden und Gänse mit ihrer Familie.

Autorin Johanna Stein trifft das Mainufer bei Griesheim und Nied.
Autorin Johanna Stein trifft das Mainufer bei Griesheim und Nied. © Rofl Oeser

Auf dem Main tuckern Schiffe entlang, ein Ruderboot passiert die Wasserstraße, und eine Gänsefamilie planscht gemütlich im Wasser. Anwohner:innen erzählen von den Sonnen- und Schattenseiten, die Griesheim und Nied sonst noch zu bieten haben.

An diesem Teil des Mainufers kann man Natur und Tiere erleben. Eine Spaziergängerin aus Höchst erzählt, warum sie so gerne hier spazieren geht. „Ich finde es hier deutlich schöner als an der großen Promenade“, sagt sie. Ihr gefalle besonders der Teil mit einer kleinen Insel im Wasser, außerdem sei der Baumbewuchs so eindrucksvoll.

Torsten Goy liegt auf einer Picknickdecke am Ufer.
Torsten Goy liegt auf einer Picknickdecke am Ufer. © Rolf Oeser

Weiter Richtung Nied spaziert ein Mann mit einem Fernglas umher. Seine Frau arbeitet, wie die Spaziergängerin eben auch, im Industriepark. Um sie nicht der Ansteckungsgefahr im Zug auszusetzen, fährt er sie einmal im Monat nach Frankfurt, immer dann, wenn sie bei ihrer Arbeit vor Ort sein muss. Die Zwischenzeit vertreibt er sich mit Wanderungen durch die Natur, dabei durchstreift er gerne den Frankfurter Stadtwald oder schlendert wie heute am Ufer des Mains entlang. Sein Fernglas begleitet ihn dabei. „Das ist dazu da, alles zu beobachten, von dem es sich lohnt, es zu beobachten“, meint er.

Zufälliges Ziel

Ganz unvorbereitet gehen FR-Reporter für diese Serie auf Tour. Ihr Ziel ist jeweils ein Ort, der zufällig bestimmt wird, durch einen ungezielten Pfeilwurf auf den Frankfurter Stadtplan.

Wo der Pfeil stecken bleibt, sind Fotograf und Schreiber am selben Tag unterwegs, sehen sich genau um und fragen die Leute, die sie treffen: Was machen Sie denn da?

Die Zufallstreffer, die daraus entstehen, sind Geschichten, die sonst vielleicht nie erzählt worden wären. FR

Hier in der Gegend gebe es viele Wasservögel, Graureiher zum Beispiel, Milane und Falken. Noch ein Stück weiter, an der Wörthspitze, die zwischen dem Main und der Nidda verläuft, sammelt eine Frau gerade Federn vom Boden auf. „Ich wollte wissen, von welchem Tier die sind“, erklärt sie und präsentiert die grün schimmernden, dunklen Federn. Rundherum spazieren Gänse umher, inmitten der Menschen, die sich entspannen oder selbst etwas Auslauf suchen.

Dass der Stadtteil sehr grün ist und dadurch einen hohen Erholungswert hat, ist auch Karin (Bild rechts) bewusst. Sie ist in Nied geboren, hat dann eine lange Zeit im Nordend verbracht und kam nun wieder zurück, ihrer Familie wegen. „Inzwischen gefällt es mir hier gut, es ist grün, man kann spazieren gehen, ich kann meinen Hund ausführen. Um die Ecke gibt es sogar eine Hundewiese“, berichtet sie. Gleichzeitig betont sie aber auch: „Für junge Leute ist hier sehr wenig los.“ Als sie noch jung gewesen sei, habe sie daher auch schnell von hier weggewollt. „Auf den Mainwiesen kommt die Jugend oft zusammen“, sagt sie. Das sei sehr schön, weil der Stadtteil sonst nicht so viele Angebote für die Jugend habe. Ein Problem sieht sie dann aber doch: „Noch schöner wäre es, wenn die jungen Leute ihren Müll wieder mitnehmen würden.“ Wie auch an anderen Stellen am Mainufer seien die Wiesen oft übersät mit Abfall, leeren Flaschen und Ähnlichem.

Karin und ihr Hund genießen das Wetter.
Karin und ihr Hund genießen das Wetter. © Rolf Oeser

Dass es hier ein Müllproblem gibt, bestätigt wenig später ein Müllmann, der gerade den Müllsack neben einer Parkbank wechselt. „Am Wochenende ist hier alles voll“, sagt er. Mit einer Greifzange klaubt er Zigarettenstummel und Verpackungsreste vom Boden auf. „Heute sieht es im Vergleich dazu ja noch gut aus.“

Eine Parkbank weiter klebt ein Aufkleber von Sensi Seeds, einem Produzenten von Cannabissamen. Unter der Bank: ein leeres Tütchen Gras. Der Platz am Ufer scheint also auch bei Konsumierenden durchaus beliebt zu sein.

Was würde die Umgebung noch schöner machen? „Eine Badestelle wäre super“, sagt Torsten Goy (Bild links). Er liegt mit Sonnenbrille und Transistorradio auf einer Picknickdecke am Mainufer und kuriert seinen gebrochenen Fuß aus. „Nachmittags ist es hier immer voll, und es gibt auch einige Leute, die baden gehen“, erzählt. Dabei sei der Main eigentlich nicht dafür geeignet. „Das ist eine Wasserstraße“, klärt Torsten Goy uns auf. Sein Sohn habe sich erst neulich am Fuß verletzt, als er durch den Main geschwommen sei.

Hier ist viel Verkehr.
Hier ist viel Verkehr. © Rolf Oeser

Zum Baden ist der Main vielleicht nicht geeignet, zum Rudern aber schon. Das berichtet Karin, die auf einen Ruderclub einige Meter weiter verweist. „Am Wochenende sind hier immer viele Ruderer unterwegs“, sagt sie. Da sei viel in Bewegung. Auch Goy ist unter der Woche viel in Bewegung, er fährt normalerweise Güterzüge durch die Gegend. Und das gefällt ihm gut. „Ich bin vom alten Schlag“, sagt er. Goy möchte nicht einmal aufhören zu arbeiten, wenn er in einigen Jahren in Pension geht. „Ich brauche immer etwas zu tun“, erklärt er. Seine Freizeit genießt er in seinem Garten. Ihm gehört einer der vielen Gärten, die sich neben dem Main aneinanderreihen. Diese Gärten sind sehr unterschiedlich: In einem leben Hühner, in einem anderen steht ein einzelner Baum, in wieder einem anderen wird Obst und Gemüse angebaut. Goys Garten eigne sich – wie er sagt – sehr gut für „Chill and Grill“.

Planschen im Main.
Planschen im Main. © Rolf Oeser

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