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Popoprint für einen bequemen Sattel

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Beim Publikumstag wurde den Zuschauern und Zuschauerinnen etwas geboten: Akrobatik auf zwei Rädern in der Luft.
Beim Publikumstag wurde den Zuschauern und Zuschauerinnen etwas geboten: Akrobatik auf zwei Rädern in der Luft. © Michael Schick

Die „Eurobike“-Messe verwöhnt Radbegeisterte aller Altersgruppen.

In Halle 8 stößt man mit dem ersten Blick auf ein Cargobike mit Zeltaufbau. So heißt das, wenn ein Lastenrad eine Art luftigen Wohnwagen im Schlepptau hat. Zwei gut gelaunte Damen schauen aus dem aufgeklappten Anhänger, vor sich den Morgen-Espresso, dahinter Grünland an einem Fluss. Abenteuer mit Luxus im Miniatur-Modus. Mit dem Bild von der „Velosafari“ wirbt Knut Späte für das „Youmo“-Projekt (Your Mobility) und seine in der Schweiz schon kultigen eCruiser mit zwei starken E-Motoren. Abnehmer ist der Tourismusverband Thurgau, ab 250 Franken für zwei Personen kann man das Gefährt für eine Nacht buchen, im Preis enthalten ein „idyllischer Stellplatz“, Toilette „in Gehdistanz“, Frühstückskorb und das zweite E-Bike.

Die Eurobike in Frankfurt ist die zentrale Plattform des Bike- und Ecomobility-Universums. Mit diesem Anspruch kommt sie daher, robuste und vielseitige Cargo-E-Bikes mit modularen Systemen für die Aufbauten sind nur eine Sparte. Für die Branche ein Muss, hier dabei zu sein.

„Wir sind sehr zufrieden, viele Kontakte und Interessenten, es bleibt was hängen“, fasst Knut Späte die Messe zusammen. „Das möchte ich auch mal mit dir machen“, sagt eine Frau zu ihrem Begleiter; würde sie den Fahrradcamper jetzt kaufen, wäre sie mit knapp 20 000 Euro dabei. Und am Ende des Tages würde locker eine sechsstellige Summe auf der Rechnung stehen, wenn man sich von all diesen wunderbaren Ideen nur das Lieblingsdutzend nebst Zubehör leisten könnte.

Eine Testfahrt mit allen Varianten ist zum Nulltarif möglich. Wer will, kann den ganzen Besuchertag mit wechselnden Bikes immer wieder Runden über einen abgesteckten Kurs auf dem Messegelände drehen. Auf dicken Reifen oder dünnen, mit Lasten- oder Liegerad, Mountain-, Trail-, Renn-, Gravel-Rad oder sonstwas, E-Antrieb haben sie fast alle. Und für alle ist was dabei, von den Jüngsten, die mit Laufrad durch die „Kids Area“ taumeln, bis zum Senior, der seine erste Erfahrung mit einem E-Bike unter dem Hintern macht.

Esma Pehlivan, Azubi bei Heinzmann Electric Motors aus Schönau im Schwarzwald, bietet das passende Gefährt mit Direct Power an. Eine Kette hat das Rad nicht, mit einer Hand kann man die Anschubdosis regulieren.

„Das hat richtig Spaß gemacht“, so der Mann aus dem Taunus. Nur ein bisschen voll ist es am frühen Nachmittag auf dem Parcours geworden, bremsen statt Strom geben wird zur Devise. Vor allem im Außenbereich ist die Eurobike-Messe ein Volksfest mit Fahrrad-Beilage.

Matthias Hahl verlässt Halle 8 mit Stolz und einer Urkunde. Am Abend zuvor ist er noch bis vier Minuten vor Mitternacht nur mit Muskelkraft geradelt, um seine persönlichen 1000 Kilometer voll zu machen. Jeden Tag fährt er von Offenbach zur Arbeit nach Frankfurt, „die Wege werden langsam besser, die Fahrradfahrer unterstützt“, lobt Hahl. Er ist Teamkapitän der KfW-Radler, die von Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) für vorbildlichen Einsatz bei der Kampagne „Stadtradeln“ ausgezeichnet wurden. Mit 270 Kolleg:innen ist der Banker in drei Wochen zusammen rund 47 000 Kilometer gefahren: Das reicht für die Silbermedaille.

Ein paar Schritte weiter wirbt das Land Hessen für seine Kampagnen zur Nahmobilität. Motto: „Recht auf frischen Wind in den Haaren“. Das Versprechen: Auch die Infrastruktur so auszubauen, dass dies für Menschen auf zwei Rädern keine Zukunftsvision bleibt. Und damit es dabei auch bequem bleibt, hat Clemens Schwöbel aus Kleinblittersdorf sein Projekt „Fingerprint“ entwickelt. „Eigentlich müsste es ja Popoprint heißen“, wird am Rand diskutiert. Denn der Kunde oder die Kundin setzt sich für einen 3D-Druck auf eine Schaumunterlage und bekommt dann einen perfekt geformten Sattel nach seiner anatomischen Anforderung. Auf der Messe zum Sonderpreis von 269 Euro.

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