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Ausstellung in Dresden geplatzt: „Tieftraurig und gedemütigt“

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Albertinum Dresden.
Albertinum Dresden. © IMAGO/Ullrich Gnoth

Die Kuratorin Zoé Samudzi verlässt nach einem Streit mit den Kunstsammlungen Dresden ein Ausstellungsprojekt zum Kolonialismus.

Die Dresdner Ausstellung „Das Jahr 1983“ sollte die ambivalenten Solidaritätsbemühungen der DDR mit der Unabhängigkeitsbewegung in Namibia untersuchen und neue Forschungsergebnisse zum Völkermord in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika durch das Kollektiv Forensis/Forensic Architecture präsentieren. Doch vergangene Woche wurde die Ausstellung, die als eine Kabinettschau in einem Raum des Albertinums geplant war, abgesagt: Die Kuratorin, die amerikanisch-simbabwische Soziologin Zoé Samudzi, verließ das Projekt - offenbar nur Stunden vor der Eröffnung. Sie fühle sich „tieftraurig und gedemütigt“, schreibt sie in einem Statement. Man sei mit ihr umgegangen, als wolle man ein „widerspenstiges Kind“ disziplinieren, ihre wissenschaftliche Arbeit sei als „Meinung“ abgetan worden.

Die Kontroverse war kurz vor der Eröffnung der Ausstellung eskaliert. In einer Stellungnahme der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) wird die Situation so beschrieben: „Als die Kuratorin uns die Inhalte der Ausstellung wenige Tage vor der Eröffnung vorgestellt hat, war die Ausstellung selbst noch nicht installiert. Nachdem die fertige Ausstellung leider erst am Abend vor dem Eröffnungstag besichtigt werden konnte, habe sich die SKD mehrmals mit Zoé Samudzi und weiteren Projektpartnern per FaceTime auszutauschen versucht, da inhaltlich motivierter Gesprächsbedarf vorhanden war. Etwa bezüglich der Opferzahlen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, aber auch in Bezug auf deutliche Differenzen hinsichtlich einer Kennzeichnung der ,gegenwärtigen genozidalen deutschen Außenpolitik‘ als ,eng verbunden mit den Grausamkeiten des faschistischen Imperialismus‘ in einem Instagram-Post der Kuratorin, welcher in direkten Zusammenhang mit der Ausstellung gerückt wurde.“

Samudzi sieht das anders: Es gehe in dem Konflikt mit den SKD „nicht direkt um ihre Position oder ihre Worte zu Palästina“, sondern um die Aussage, „dass Deutschland an der Leugnung des Völkermords an den Ovaherero und Nama festhält“.

Die Forderung der SKD, die „Autorenschaft“ ihrer Ausstellungstexte „noch deutlicher“ zu machen, habe Samudzi als „Diskreditierung ihrer wissenschaftlichen Arbeit“ gewertet. Für die Verantwortlichen bei der SKD sei eine solche Kennzeichnung notwendig: „Wir müssen aber auch darauf bestehen, Positionen und Äußerungen öffentlich kommentieren und ihnen gegebenenfalls entgegentreten zu können, die der demokratischen Grundhaltung der SKD entgegenstehen.“

„Immenser Druck“

Die SKD entschuldigen sich für die „Tonalität unserer Kommunikation, die bei Zoé Samudzi offensichtlich Verletzungen erzeugte“. Das Scheitern der Ausstellung falle in eine Zeit, in der „Kuratorinnen, Künstler und kulturelle Institutionen einem immensen Druck und Instrumentalisierungsversuchen aus unterschiedlichsten Richtungen ausgesetzt sind.“ beri

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