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Burgfestspiele Bad Vilbel mit „Tootsie“ – Dieses verdammt harte Geschäft

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Flugs eine Frau werden: Die Burgfestspiele Bad Vilbel präsentieren den 80er-Jahre-Klassiker „Tootsie“.

Michael Dorsey muss den Tatsachen ins Auge sehen. Als Schauspieler wird er in New York nicht mehr engagiert, weil er sich zu oft einmischt und die Arbeit der Regisseure kritisiert. Da kommt ihm die Idee, es als Frau zu probieren. Mit unerwartetem Erfolg, wie sich herausstellen wird.

Die Travestie-Komödie „Tootsie“ war als Film mit Dustin Hoffman in der Hauptrolle Anfang der 1980er Jahre ein großer Hit. Robert Horn hat die Vorlage zu einem vielfach prämierten Musical umgeschrieben, das seine Premiere 2018 in Chicago feierte, David Yazbek lieferte dazu Songtexte und Musik.

Für die Bad Vilbeler Burgfestspiele hat Regisseurin Milena Paulovics das Stück nun für die große Bühne mit Livemusik inszeniert. Das Publikum wird mit dem ersten Bild hineingezogen in die Broadway-Szene, in der ein harter Konkurrenzkampf herrscht, in der Schweiß und Tränen zum Alltag zählen und in der die weniger Glücklichen bei Castings mit steter Ablehnung fertig werden müssen. Neben Michael (Robert David Marx) betrifft das auch dessen gute Bekannte Sandy Lester, die gerne so viel mehr als das für den Kollegen wäre. Verena Mackenberg, man darf das vorwegnehmen, wird an diesem zweieinhalbstündigen Abend in dieser Nebenrolle so etwas wie der heimliche Star werden. Obwohl Sandy die Welt immer nur negativ sieht, sprüht ihre Darstellerin vor Energie und amüsiert und animiert mit Variationen ihres Schwarzseher-Songs ein ums andere Mal das Publikum zum Mitgehen.

Wie man zu Dorothy wird

Perücke, Brille, Kleid und Stöckelschuhe, dazu eine nicht immer überzeugend verstellte Stimme, mehr braucht es nicht, damit sich Michael in Dorothy verwandelt, Produzentin Rita Marshall (Annette Lubosch) begeistert und seine Kollegen für sich einnimmt. Darunter Julia (Veronika Hörmann), der er zur liebsten Freundin wird, und Schönling Max (Michael Berres), der sich vor lauter Leidenschaft sogar ein Porträt der Herzensdame auf die Brust tätowieren lässt. WG-Partner Jeff (Samuel Franco) sieht das alles distanzierter und ahnt und warnt, dass die Geschichte der Verwandlung nicht gut enden wird.

Das trifft auch auf das Stück als solches zu. Nach schwungvollem Beginn mit gelungenen Tanz- und Gesangsstücken, Letztere im Revue-Stil choreografiert von Caroline Lusken, nehmen Klamauk und Albernheiten zu. Statt einer Krankenhaus-Serie wie im Kino wird hier eine Theaterproduktion verulkt: „Romeo und Julia“ bekommt eine Fortsetzung, in der Dorothy als Amme und reife Frau zum Objekt der Begierde werden soll, um Klischees zu durchbrechen. Hört sich nach einem vorbildlichen Plan an, doch die Turbulenzen, die die Umsetzung begleiten, können wenig überzeugen; zudem ergeben sich zu viele Ungereimtheiten.

Lichtreklamen, von Pascale Arndtz entworfen, bilden den passenden Hintergrund für die Story aus der Scheinwelt. Einige lassen sich um 180 Grand drehen. Tische und Stühle deuten dann den Umzug aus dem Theater in das Appartement von Jeff und Michael an. Auch ein romantischer Platz für die letzte Szene lässt sich so schnell finden. Nach einigen Längen zuvor ist die erstaunlich schnell abgehakt.

Burgfestspiele Bad Vilbel: „Tootsie“-Termine bis 8. September. kultur-bad-vilbel.de

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