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Hessen: Mehr Quereinsteiger dürfen in Kitas arbeiten

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In Zukunft dürfen mehr Fachfremde in hessischen Kitas arbeiten, solange sie sich weiterbilden. Foto: dpa
In Zukunft dürfen mehr Fachfremde in hessischen Kitas arbeiten, solange sie sich weiterbilden. Foto: dpa © Uwe Anspach/dpa

Der hessische Landtag hat einem Kita-Gesetz von CDU und Grünen zugestimmt. Damit wird es leichter, Mitarbeitende ohne pädagogische Ausbildung einzustellen.

Hessische Kitas dürfen ab sofort mehr Quereinsteiger:innen ohne explizite pädagogische Ausbildung beschäftigen. Ein Viertel der Mitarbeitenden in jeder Gruppe können fachfremde Kräfte wie Ergotherapeut:innen oder Logopäd:innen sein. Mit den Stimmen von CDU und Grünen beschloss der hessische Landtag am Donnerstag eine entsprechende Gesetzesänderung. Linksfraktion, FDP und AfD votierten dagegen, die SPD enthielt sich. Die schwarz-grüne Koalition will mit der Reform dem Fachkräftemangel in der Kinderbetreuung entgegenwirken.

„Heute ist ein guter Tag für die hessischen Kindertagesstätten“, sagte Claudia Ravensburg von der CDU. Man ermögliche es den Kommunen, Personal einzustellen, das bisher aus formalen Gründen nicht in Kitas habe arbeiten dürfen. „Wir verbessern damit die Betreuungssicherheit in den Kitas und Krippen“, sagte Ravensburg. Man nehme eine „moderate Öffnung“ der Fachkräfteregelung vor, es gehe nicht um einen „Sparplan, der Fachkräfte ersetzen soll“.

Hessen: Das Gesetz soll nach zwei Jahren evaluiert werden

Sozialminister Kai Klose (Grüne) betonte, die Reform sei eine kurzfristige Reaktion auf den Mangel an ausgebildeten Erzieher:innen. Es gebe klare Regeln für die Einstellung von Quereinsteiger:innen, diese dürften in den Gruppen nur mitarbeiten, diese aber nicht leiten. Die Landesregierung begleite die Reform zudem mit weiteren Beratungs- und Fortbildungsangeboten „sehr, sehr intensiv“. Die Grünen-Abgeordnete Kathrin Anders verwies darauf, dass das Gesetz nach zwei Jahren evaluiert werden soll.

Scharfe Kritik an dem Gesetz kam von FDP und Linken. Der Fraktionschef der Liberalen, René Rock, nannte die Reform einen „Offenbarungseid“. Um dem Lehrkräftemangel an Grundschulen zu begegnen, bezahle die Landesregierung diese bald nach A13, aber es gebe nicht mehr Geld für die Kommunen, damit diese in den Kitas „mehr für gute Fachkräfte bezahlen können“. Damit setzten CDU und Grüne sogar einen Anreiz an ärmere Kommunen, Quereinsteiger:innen einzustellen und diese dann schlechter zu bezahlen.

Das Gesetz

Das achte Gesetz zur Änderung des Hessischen Kinder- und Jugendhilfegesetzbuches soll es hessischen Kitas ermöglichen, leichter neue Mitarbeiter:innen zu gewinnen. Kita-Gruppen sollen ab sofort auch von Menschen ohne Studienabschluss geleitet werden können, sofern diese einschlägige Kompetenzen haben.

Außerdem dürfen in Zukunft nicht mehr nur 15, sondern bis zu 25 Prozent Quereinsteiger:innen wie Logopädinnen oder Ergotherapeuten in Kita-Gruppen arbeiten, solange sie sich parallel zum Job fortbilden. han

Die Linke Petra Heimer kritisierte, CDU und Grüne hätten sich entschieden, „den Weg der Dequalifizierung zu gehen“. Das Gesetz sei ein „massiver Angriff auf die Bildungsqualität in unseren Kitas“, formulierte Heimer. Es sei zu befürchten, dass qualifizierte Erzieher:innen zusätzlich zu allen anderen Aufgaben noch Fachfremde anleiten müssten.

Hessen: Es fehlen 27.000 Kitaplätze

Die SPD-Abgeordnete Lisa Gnadl argumentierte, dass in Hessen aktuell 27 000 Kitaplätze fehlten. Das Vorgehen der Koalition sei nicht optimal, aber FDP und Linke sagten nicht, was sie kurzfristig tun wollten.

Gegen das Gesetz hatte im Vorfeld auch ein „Bündnis für Frühe Bildung“ aus Kita-Fachkräfte-Verband und mehreren Gewerkschaften mobil gemacht. (Hanning Voigts)

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