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Wohnen in Hessen: „Leerstand ist nicht das Problem“

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Stehen in Frankfurt zu viele Häuser lange leer? Daran entzündet sich der Streit.
Stehen in Frankfurt zu viele Häuser lange leer? Daran entzündet sich der Streit. © Rolf Oeser

Die Immobilienbranche spricht sich gegen das geplante Landesgesetz aus. Das sei eine „Ablenkungsmanöver“ von SPD-Minister Mansoori.

Stehen in Hessen zu viele Wohnungen grundlos leer? Die Meinungen gehen da auseinander. Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD) sieht Handlungsbedarf und kündigt „entschlossene Maßnahmen gegen den Missstand“ an. Die Immobilienbranche sieht keine Notwendigkeit, spricht von einem „Ablenkungsmanöver“. Im Bundesvergleich liege Hessen mit 1,5 Prozent unter dem Durchschnitt, Frankfurt gehöre mit 0,2 Prozent zu den Städten mit den bundesweit geringsten Leerstandsquoten. „Nur in München sind demnach mit 0,1 Prozent weniger Wohnungen ungenutzt“, sagt Younes Frank Ehrhardt, Geschäftsführer von Haus & Grund Hessen.

122 000 Wohnungen betroffen, sagt der Minister

Demgegenüber steht die Rechnung, die Mansoori am Freitag in Berlin aufgemacht hat. Demnach stehen in Hessen mehr als 122 000 Wohnungen leer. Davon 13 000 in Frankfurt, 5000 in Wiesbaden, in Kassel 4656, in Darmstadt mehr als 3000. „Es bleibt dabei, dass vor allem neue Wohnungen gebaut werden müssen“, betonte der Minister. „Die Zahlen zeigen aber auch, dass der Leerstand ein reales Problem ist.“

Zuhause für Menschen schaffen

Vereinbart ist dazu im schwarz-roten Koalitionsvertrag ein Gesetz gegen grundlosen Leerstand in angespannten Wohnungsmärkten. Ziel ist, eine zeitliche Grenze dafür einzuziehen. „Es kann immer Gründe geben, Wohnungen nicht zu vermieten – etwa bevorstehende Sanierungen oder laufende Gespräche zwischen Erbengemeinschaften“, sagte Mansoori. „Das geplante Gesetz soll den Druck auf dem Wohnungsmarkt reduzieren und Menschen ein Zuhause schaffen.“

Bei Haus & Grund Hessen stößt das geplante Gesetz auf Widerstand. Leerstand sei in Hessen, der Rhein-Main-Region und selbst in den Universitätsstädten kein Problem. „Es würde einen erheblichen Verwaltungsaufwand verursachen und Steuergelder verschwenden – für nichts, wie alle Zahlen belegen“, konstatiert Geschäftsführer Ehrhardt.

„Akzeptable Fluktuationsreserven“

Er stützt sich dabei auf Angaben des Leerstandsindex des Maklerunternehmen CBRE und des Forschungsinstituts Empirica. Demnach liegt der bundesweite Leerstand bei 2,5 Prozent, Hessen mit 1,5 Prozent deutlich darunter. Selbst in der Landeshauptstadt sei das nicht das große Problem. „In Wachstumsregionen, zu denen auch das Rhein-Main-Gebiet und somit die Landeshauptstadt zählen, lag der marktaktive Leerstand durchschnittlich bei 1,4 Prozent“, habe eine Auswertung des städtischen Statistikamts ergeben. „Wiesbaden liegt mit 1,7 Prozent im Jahr 2021 nur leicht über diesem Durchschnittswert.“ Das sei eine „akzeptable Fluktuationsreserve“, die auf einem ausgeglichenen Wohnungsmarkt üblicherweise bei etwa zwei bis drei Prozent angesetzt werde.

Büroräume umwandeln

Der tatsächliche Mangel an preiswertem Wohnraum in der Rhein-Main-Region und den Universitätsstädten hat nach Meinung der Immobilienbranche andere Gründe. „Mehr denn je gilt es, nun endlich das seit Langem brachliegende Potenzial durch Aufstockung von Gebäuden und Dachgeschossausbau zu nutzen und dafür die bürokratischen Hürden zu beseitigen“, sagt Geschäftsführer Ehrhardt. Auch gebe es seit der Pandemie jede Menge ungenutzter Büroräume. „Sie müssen jetzt flexibel in Wohnraum umgewandelt werden.“

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