1. Startseite
  2. Rhein-Main
  3. Offenbach

Offenbacher Rapper Haftbefehl und sein Problem mit „069“

Kommentare

Rapper Haftbefehl aus Offenbach sorgt seit längeren mit chaotischen Auftritten und privaten Skandalen für Aufsehen. Seine Fans sind besorgt.

Offenbach – Am 15. Dezember 2023 war es endlich einmal wieder so weit: Rapper Haftbefehl spielte ein richtiges Konzert. Der gebürtige Offenbacher hatte zum Reinfeiern in seinen 38. Geburtstag in die Frankfurter Jahrhunderthalle eingeladen, inklusive Besuch von Rapperkollegen wie Marteria, Nimo und Farid Bang. Die Show war wie eine wilde Fahrt durch Haftis Leben, notierte unsere Redaktion damals.

Angefangen bei „1999“, das von der düsteren Jugend des Musikers in der Offenbacher Hochhaussiedlung Mainpark handelt, über den Song „Schmeiß den Gasherd an“, in dem Haftbefehl seine Karriere als Drogendealer thematisiert, bis hin zu „Papa war ein Rolling Stone“, das an seinen Sohn gerichtet ist, bildet das Konzert das bewegte Leben von „Baba Haft“ chronologisch ab. Und er hat Spaß an diesem Abend. „Ich spiele heute drei Stunden Show, habt ihr Bock“, schreit Haftbefehl zu Beginn ins Publikum. Zwischendurch spielt der DJ immer wieder Songs von Michael Jackson, Nirvana oder Oasis – der Rapper feiert und tanzt dazu auf der Bühne. Es ist eben seine Geburtstagsparty.

Rapper Haftbefehl.
Rapper Haftbefehl bei einem Auftritt. © Gian Ehrenzeller/dpa

Offenbacher Rapper Haftbefehl sprach sich für Lachgas-Verbot aus

„Papa war ein Rolling Stone“ - Haftbefehl & Marteria

„Nie wieder Depressionen, Richtung Million/
Babo Noah, Papa war ein Rolling Stone/
Bevor du geboren wurdest, war mein Leben‚ ne Illusion/
Mein Herz war erfroren, ich kam mir vor so wie tot, ah“

Das Problem an der Sache: Solche Auftritte hatte der 38-Jährige zuletzt immer seltener. Seinen Legendenstatus in der deutschen Rapszene hat Haftbefehl schon lange sicher. Bei kaum einem kommen Authentizität und künstlerischer Output so zusammen, wie bei dem Sohn türkeistämmiger Eltern aus dem hessischen Ghetto. Der Offenbacher weiß, wovon er redet, wenn er von Drogenverkäufen und harten Zeiten auf der Straße rappt. Sein „Schwarzes Album“ wurde 2021 von Rapfans und Feuilleton gleichermaßen frenetisch gefeiert. Dennoch sorgte Aykut Anhan, wie Haftbefehl eigentlich heißt, in den vergangenen Jahr vor allem außerhalb der Musik für Schlagzeilen.

Mal wurde er mit einer Schussverletzung im Klinikum Darmstadt behandelt, weil er sich selbst in die Wade gefeuert hatte, mal brach er 2022 einen Auftritt in Mannheim offenkundig völlig berauscht ab. Kurz darauf folgte die Absage seiner geplanten Tour. Im Frühjahr 2023 offenbarte er in einem Interview mit dem Privatsender RTL, dass der Grund dafür sein damaliger starker Missbrauch von Lachgas gewesen sei. „Ich habe am Tag 50 Flaschen konsumiert. Das ging drei Monate gut, und danach ging nichts mehr.“

„Ohne Vater bin ich groß geworden/
Deinen Opa haben wir schon früh verloren/
Deine Oma hat uns großgezogen/
Dank ihr hatten wir Brot aufm Tisch, waren nie in Not“

Videos in den sozialen Netzwerken aus dieser Zeit zeigen, wie Hafti auch auf Bühnen mit Lachgas gefüllte Luftballons in der Hand hält. „Übertrieben traurig als Fan das zu sehen“ oder „Der arme sieht ziemlich Hops aus“ kommentierten Nutzer darunter. Später sprach sich der 38-Jährige öffentlich für ein Verbot der Droge aus.

Haftbefehl soll in Unfall in Darmstadt verwickelt gewesen sein

Anfang des Jahres soll „Baba Haft“ zudem in einen schweren Unfall in Darmstadt verwickelt gewesen sein, als ein Auto in ein Baklava-Geschäft krachte. Ein Kunde in dem Laden wurde verletzt, der weiße Audi Q8 verfehlte zwei weitere Personen auf dem Bürgersteig nur knapp. Auf einem Überwachungsvideo ist zu sehen, wie sich der Fahrer des Audi humpelnd vom Unfallort entfernt. Später wurde offenbar die DNA des Rappers in dem Wagen festgestellt, wie die FAZ berichtet. Der Vorwurf der Fahrerflucht steht im Raum. Die Polizei ermittelt, zum aktuellen Stand will sie allerdings keine Auskunft geben. Auch das Management des Rappers schweigt auf Nachfrage zu dem Unfall.

Der zerstörte Baklava-Laden in Darmstadt.
Der zerstörte Baklava-Laden in Darmstadt. © Jens Joachim

Hafti selbst hat seine Probleme mit Drogen in den vergangenen Jahren immer wieder offen thematisiert. Während der Show in der Frankfurter Jahrhunderthalle ruft er ins Publikum: „Ich war fünf Monate trocken, heute trinke ich zum ersten Mal wieder. Ich darf das, ich hab‘ doch Geburtstag.“ Das Thema ist präsent.

„Auf vierzig qm haben wir zu viert gewohnt/
Mit deinem Onkel Ayu und C-A-P-O/
Papa hing jede Nacht in Diskos rum/
Rauchte viele Marlboros und trank‚ ne Menge Alkohol“

Die Probleme des Musikers scheinen eng mit seiner Heimat verbunden zu sein. Immer wieder komme er zurück nach Hessen, obwohl seine Familie sich inzwischen mehr in Stuttgart aufhalte, berichtet die FAZ. „Frankfurt ist die Hölle für ihn. Aber er will trotzdem immer wieder nach Frankfurt“, zitiert die Zeitung einen ehemaligen Mitarbeiter des Rappers. Das Leben in „069“ scheint den 38-Jährigen nicht loszulassen.

Haftbefehl gibt erneut Geburtstagskonzert in der Jahrhunderthalle

Wirtschaftlich ist der Offenbacher mit eigenem Eistee, Tabak, Vapes und Shishabars zwar weiter gut im Geschäft, musikalisch machen sich der Drogenmissbrauch und die privaten Probleme aber deutlich bemerkbar. Sein letztes „neues“ Album „Mainpark Baby“ aus dem Jahr 2022 (im April veröffentlichte der 38-Jährige mit „Platinblock“ ein elf Jahre altes Album noch einmal neu) erhielt nur mittelmäßige Kritiken. Zu wenig für den Übervater des deutschen Gangster-Rap.

„Die Kripo hat vor unserer Tür gewohnt/
Papa war ein Satansbraten, hatt‘ die Taschen voller Obst/
Jeder macht Fehler und in jedem steckt Rock ‚n‘ Roll/
Doch man soll aus Fehlern lernen, Babo, nur Gott ist groß“

Im Sommer stehen für den Familienvater mehrere Festivalauftritte an. Dann gibt „Baba Haft“ wieder ein richtiges Konzert. Am 15. Dezember will er in der Jahrhunderthalle in seinen 39. Geburtstag reinfeiern. Seine Fans hoffen, dass Hafti den Rolling Stone irgendwann hinter sich lässt. (nhe)

Auch interessant

Kommentare

Teilen