1. Startseite
  2. Sport

DEB-Team: Auf Identitätssuche

Kommentare

Wohin des Wegs? Deutschlands Parker Tuomie (li.) im Match gegen Österreich.
Wohin des Wegs? Deutschlands Parker Tuomie (li.) im Match gegen Österreich. © dpa

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft weiß vor der WM nicht mal selbst, was sie von sich erwarten kann

Interview fürs Fernsehen nach dem 4:2 gewonnenen Spiel gegen Österreich – und Bundestrainer Harold Kreis merkte gleich: „Fangfrage.“ Er sollte abschließend noch eine Einschätzung abgeben, was dieses Jahr bei der WM zu erwarten sei: Kommt Deutschland wieder ins Finale – ja oder nein? Er wahrte die Contenance. Das sei ein „weit entferntes Ziel“, über das er jetzt nicht sprechen könne, momentan sei er damit beschäftigt, mit der Nationalmannschaft eine Identität für das am 10. Mai in Tschechien beginnende Weltturnier zu finden – „und das ist ein Prozess“.

Die Vizeweltmeisterschaft von 2023 ragt neben Olympia-Silber von 2018 aus der deutschen Eishockeygeschichte heraus, und man weiß, wie kleine Momente großen Einfluss nehmen können auf den Verlauf einer WM, daher wäre es vermessen, in der externen Kommunikation sehr konkret sehr hoch zu gehen. Es sind fünf von acht Vorbereitungsspielen absolviert, Kreis erwartet noch drei NHL-Spieler (Torwart Philipp Grubauer, die Stürmer JJ Peterka und Nico Sturm), dazu Nachrücker aus der DEL-Finalserie zwischen Bremerhaven und Berlin, eventuell ergibt sich noch was bei dem für Tucson in der American Hockey League verteidigenden Maksymilian Szuber – der Kader wird also schon noch einige Veränderungen erleben in den zwei verbleibenden Wochen. Gerade hat Kreis die Münchner Yasin Ehliz und Maxi Kastner einbauen müssen.

Ehliz lief neben den derzeitigen Paradeangreifern Marc Michaelis und Dominik Kahun, die ihre Eishockeykunst in Schweizer Klubs zeigen, auf; das klappte gut, für Ehliz standen am Ende drei Torvorlagen auf dem Spielberichtsbogen, er selbst korrigierte ehrlich auf zwei. „Es sind enorm gute Spieler“, lobte er die Nebenleute, „ich versuche, meine Geschwindigkeit einfließen zu lassen“, sagt er.

Maxi Kastner begeistert

Seine Saison mit München hatte früher als sonst geendet: „Es war bitter, im Halbfinale auszuscheiden, doch wir hatten keine Chance gegen Bremerhaven.“ Voriges Jahr wurde er Meister mit dem Klub, musste aber last minute wegen einer Verletzung die WM absagen. Nun fühlt er sich „fit und gesund“, und Harold Kreis hält es für vorstellbar, „dass das eine Reihe für die WM wird“. Kahun, Michaelis, Ehliz, alle schnell, technisch stark, eher klein – „aber Größe ist nicht so wichtig“. Der Bundestrainer erhofft sich „noch mehr blindes Verständnis“, das nächste Spiel am Samstag in Zell am See soll weiterhelfen.

Von Maxi Kastner ist er ohnehin begeistert. „Mit seinem Einsatz und defensiv eine Bank“, schwärmt Kreis von dem Stürmer, der in Garmisch-Partenkirchen den „Local hero“ gab. Kastner musste wie Abwehrspieler Markus Weber (Nürnberg) vor die Fankurve, beide entstammen sie dem SC Riessersee, sind halt schon lange weg. Kastner fühlte sich „nach neun Jahren ein bisschen nervös“, für sein Spiel sah er „Luft nach oben“. Er war allerdings etwas gehandicapt, wie sein Vollvisier anzeigte. „Ich hatte am Dienstag einen Trainingsunfall“, erklärte er, „habe einen Schläger hart abbekommen, es sind einige Knochen in der Nase gebrochen“. Der Riecher schaut aber schon weitgehend zurechtgerückt aus, Kastner wird bei der WM dabei sein können.

„Mit dem Kopf sind wir aber noch nicht bei der WM“, meint Kapitän Moritz Müller. Für ihn geht es jetzt erst einmal darum, im Rückspiel gegen Österreich „geradliniger zu spielen“. Das 4:2 am Donnerstag war nur phasenweise zufriedenstellend. Harold Kreis: „Wir wollen Österreich unser Spiel aufzwingen, doch im zweiten Drittel war es umgekehrt.“ Für den Samstag in Zell am See erwartet er einen dominanteren Auftritt und weitere Identitätsfindung: „Mit kurzen Pässen und hartem Forechecking.“ Nach dem Testmatch soll es für ihn ins ZDF-Sportstudio gehen. Wie er mit Fragen nach dem Finale umzugehen hat, weiß er ja.

Auch interessant

Kommentare

Teilen